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s and Proceedings of (be royal Society of van
ind, I (4851), p. 235", zu erlangen. Diese
Über die Thätigkeit und das Aussehen jenes
nz befriedigenden Aufschluss, so dass Dr.
ch veranlasst sah, eine Uebersetzung derselben,
düng der Psylla, in Wittstein's BYierteljahr-
praktische Parmacie, 1869" erscheinen zu
seinen dort (XVII, 1611 niedergelegten Auf-
as Lerp zu vervollständigen.
Fernerem legt Herr Dr. Flückiger der Ver-
die Samen von Strychnoa potatorum L. vor,
)stindien zur Klärung schlammigen oder wohl
odrigen (muddy) Wassers dienen. Sie sind
lut, wie die bekannten Krähenaugen (Nuces
'doch kleiner, mehr gewölbt oder gar kuglig,
>räunlich. Während die Krähenaugen oder
gegen 1 pr. C. des furchtbaren giftigen Strych-
Iten, und daher äusserst bitter schmecken,
Samen von Strychnos potatorum nur einen
imigen Geschmack dar. Man reibt die Trink-
;efässe mit dem zerkleinerten und befeucb-
n aus, worauf das unreine Wasser, auf wel-
nde in Indien oft angewiesen sind, alsbald
wird. Nach mehrfachen Zeugnissen vorur-
Berichterstatter, sind die Dienste, welche
in, z. B. den englischen Truppen erwiesen,
;reich. — Pereira hat die Wirkung jener Sa-
s nahe liegt, durch einen Gehalt von Eiweiss
. Flückiger findet aber, dass ihr wässriger
oeswegs Eiweiss enthält, und zeigt, dass in
i überhaupt nur ungefähr 6 pr. C. Protein-
ommen, indem Hr. Stud. Trechsel, unter
mg, daraus nur 0,896 bis 1,073 pr. C. Stick-
III
Stoff erhielt. Ein verhältnissmässig so unbedeutender
Gehalt an Eiweissstoffen , und dazu noch in nicht lösli-
cher Form, erscheint offenbar unzureichend zur Erklä-
rung der reinigenden Wirkung der Samen. Andererseits
traf Dr. Flückiger in denselben als Hauptbestandtheil nur
eine sehr reichliche Menge von Gummi an. Ein Theil
derselben wird durch kaltes Wasser sofort weggeführt,
die Hauptmenge aber wird durch die Einwirkung heissen
Wassers auf das Zellgewebe geliefert. In der schleimigen,
stark gequollenen Masse, erkennt man schiesslich durch
das Mikroscop nur noch geringe Trümmer der sehr ver-
dickten und geschichteten Zellwände. — Es ist nun frei-
lich gar nicht einzusehen, wie eine Gummilösung zur
Klärung von unreinem Wasser beitragen kann, da ja
eine solche sich im Gegentheil gerade dazu eignet, Un-
reinigheiten im Niedersinken zu verhindern. — Den
Schlüssel zur Erklärung der in Rede stehenden Erschei-
nung glaubt Dr. Flückiger, nach mancherlei Versuchen,
in der Wahrnehmung gefunden zu haben, dass schon
ein kalter wässriger Auszug der Samen von Strychnos
potatorum in geringster Menge mit Gerbstoff einen reich-
lichen weissen Niederschlag erzeugte. Vermuthlich han-
delt es sich in den meisten Fällen in Indien um Wasser,
welches durch gerbstoffhaltige Pflanzentheile verunreinigt
ist. Dann begreift man leicht , wie der erwähnte Nieder-
schlag eine Menge der im Wasser suspendirten fremden
Einmengungen mitreissen und in der That das Wasser
zu klären und geniessbar zu machen vermag. — Dr.
Flückiger bemerkte in der concentrirten Abkochung der
Samen einen schwachen, aber deutlich bittern Geschmack,
konnte jedoch keine Spur von Strychnin auffinden.
Strychnos potatorum giht daher in diesem Sinne nicht
eben einen Beleg ab zu dem Satze von der chemischen
. VT
Gleichartigkeit verwandter Pflanzen. Es ist aber auch
_:.u. — re|feBd, die chemische Vergleichung hier auf
quantitativ so untergeordneten Stoff wie Strych-
ränken zu wollen. —
Professor Schwarzenbach vermuthet, dass die
Fliickiger aufgefundene Reaction des Auszuges
ihnos potatorum vielmehr auf einem leimartigen
'ruhe. (*) —
ir. Fliickiger bespricht ferner die instinctive
mg des Coffeins im Haushalte der Völker der
;en Continente, nämlich des Thee's und Kaffee's
der Kola- oder Guru-Nuss in Afrika, und des
:en Paraguay-Thee's in Süd-Amerika. — Die
jng zu diesen Notizen hatte nämlich eine schöne
'eben, welche Dr. Fliickiger von dem in Bern
esenden. vormaligen schweizerischen Consul in
Hrn. R. Kissling, empfangen hatte. Auch das
Trinkgefäss , Mate , dessen man sich in jenem
- Herstellung des Getränkes bedient , sowie die
bliche Röhre, Bombilla, mittelst welcher der
:h!iirft wird , verdankt Dr. Fliickiger Hrn. Kiss-
zeigte sie der Gesellschaft vor. —
renigen Worte» deutet Dr. Fliickiger die der
ie nach wohl bekannte chemische Zusammen-
es Paraguaya- oder Mate- Thee's an, and hebt
and einiger statistischer Daten dessen bedeu-
te im Verkehr Süd Arne rika's hervor.
i nachträglich von Dr. Fliickiger angestellter Versach
lese Vermutbang nicht-, der ausgewaschene Gerbest off-
; entwickelt beim Kochen mit Aetxlauge kein Ammoniak.
and mit Natrium geschmolzen, liefert er kein Cyan; int
:l von Stickstoff.
577. Sitzung vom 23. Januar 1869.
(Abends 7 Uhr bei Mohren.)
Vorsitzender: Der Präsident R. v. Fellenberg-Rivier.—
Secretär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende Mitglieder.
4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird vorgelesen
und gutgeheissen.
2) Die von Hrn. Oberbibliothekar Koch für das Jahr
4869 abgelegte Rechnung ergab
an Einnahmen Fr. 638. 77
an Ausgaben » 669. 53
somit einen Passivsaldo von Fr. 30. 76
Sie wurde auf die Empfehlung der beiden Rechnungs-
examinatoren , Herren Rud. v. Fellenberg und Deposito-
cassaverwalter Güder, als eine richtige genehmigt und
zur weiteren Verhandlung an das Centralkomite der
Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft gewiesen,
unter Verdankung der gehabten Mühwaltung an den
Herrn Rechnungsgeber.
3) Legte Herr Apotheker Studer, als Cassier der
Gesellschaft, Rechnung vom Jahre 4868 ab.
Die Summe der Einnahmen betrug Fr. 942. 99
die der Ausgaben » 236. 20
der Rechnungsgeber bleibt demnach heraus
schuldig Fr. 706. 79
Dieser so bedeutende Activsaldo rührt daher' dass
die Rechnung für die Druckkosten der Mittheilungen des
Jahres 4868 noch nicht eingegangen ist.
Verglichen mit dem Vermögensetat auf 34. Dec. 4867,
hat sich demnach d^s Vermögen der Gesellschaft um
Fr. 652. 20 vermehrt.
Auch diese Rechnung wurde nach gehöriger Prüfung
durch die beiden Herren Rechnungsexaminatoren und
auf ihre Empfehlung bin unter Verdankung an den
Rechnungsleger als getreue und richtige Verhandlung
gutgeheissen und passirt.
Stattete Herr Prof. L. Fischer Bericht über die
hen Sammlungen Berns ab; derselbe soll, laut
;s der Gesellschaft, noch in den Mittheilungen des
868 im Druck erscheinen. (Siebe dieselben.)
Berichtet Hr. Dr. Sidler über die Beobachtung
len Sonnenfinsternis! vom 18. August 4868. Für
, der bedeutendsten der seit historischen Zeiten
tenen, waren von Norddeutschland, Oesterreich,
ich und England wissenschaftliche Expeditionen
stet worden. — Die Zone des Centralschaltens
f die Erde von Hoch-Abessynien aus über Vorder-
iterindien bis in die Nähe der Inselgruppe der
n and die Totalität erreichte im Maximum eine
on 6m. 45s. Seit der letzten grossen Finsterniss
Spanien beobachteten) war von Kirchhoff die
! der Spectralanalyse geschaffen worden, und man
er namentlich auf die Ergebnisse dieser letzteren
t, die nun zum ersten Haie bei diesem Phänomen
rendung kam.
\den waren drei, in Indien vier grossere Protu-
n sichtbar. Eine derselben, durch ihre finger-
Gestalt auffallend, erreichte eine scheinbare Höhe
i Bogenminuten, d. h. eine wirkliche Höbe gleich
ihnfachen Durchmesser der Erde, oder aber
Stunden; dieselbe konnte in Aden noch 37 Se-
nach dem Ende der Totalität beobachtet werden,
nstimmend wird von allen Stationen konstatirt,
9 Protuberanzen das discontinuirliche Spectrum
henden Oase zeigten. Beobachtet wurden: die
i rothe Linie D, die blaugrüne Linie F, eine
vn
Linie im Violetten, in der Nähe von G., welche 3 Linien
sämmtlich den glühenden Wasserstoff charakterisiren ;
endlich eine gelbe Linie in der Nähe der Doppellinie D,
des Natriums, von dieser etwas gegen die Seite des
Grünen abweichend, welche im gewöhnlichen Wasser-
stoffspectrum fehlt und auch keiner dunklen Linie im
Sonnenspectrum zu entsprechen scheint. — Das Licht
der Protuberanzen war unpolarisirt.
Die Corona trat in ähnlicher Form auf, wie bei
früheren Finsternissen ; ihr Licht zeigte sich stark pola-
risirt in einer durch das Centrum der Sonne gehenden
Ebene, und ergab den englischen Beobachtern Major
Tennant und Lieutenant Hirschel ein continuirliehes Spec-
trum ohne helle Linien. — Die Corona sendet uns daher
nicht eigenes, sondern bloss reflectirtes Sonnenlicht zu.
Sollten wir es mit einer blossen Beugungserscheinung
zu thun haben? oder sollen wir darin eine Bestätigung
der Hypothese von Faye suchen, der in der Corona die
Schwärme der die Sonne umkreisenden Sternschnuppen
erblickt ?
Das wichtigste Resultat dieser Untersuchungen ist
aber die Entdeckung einer Methode, welche das Studium
der Protuberanzen zu jeder Zeit gestattet , ohne dass es
noth wendig wäre, eine totale Sonnenfinsterniss abzu-
warten. Während Janssen zu Guntoor, im Auftrag des
Bureau des longitudes, die Protuberanzen betrachtete,
kam ihm der Gedanke, dieselben im Spectralapparate
auch nach der Finsterniss aufzusuchen, und am folgen-
den Tage, am 19. August, ward der Versuch mit voll-
ständigem Erfolg gekrönt. — Im gewöhnlichen Fernrohr
werden die Protuberanzen auf eine kleine Zahl sehr
glänzender Linien beschränkt, während das Licht der
Photosphäre sich über das ganze Spectralband ausbreitet
und dadurch abschwächt. So kommt es, dass man die
beiden Spectren übereinander wahrnehmen kann, um
so mehr, als die hellen Linien des einen den dunkeln
Linien im andern entsprechen. Zuweilen lassen sich die
ranzen noch eine Strecke weit gegen das Innere
ne verfolgen, indem sich die hellen Proluberanzen-
i die dunkeln Linien des Sonnenspectrums hinein-
— Zwei Monate später, ehe der Bericht Janssen's
iropa gekommen, gelang es auch dem Engländer
■d Leckyer (20. Oktober), die Protuberanzen ohne
liss zu beobachten. Donnerstags den 22. Oktober
ie Londoner Entdeckung dem Präsidenten der
Akademie mitgetheilt, zwei Tage nachher erhielt
* aus Indien die Briefe Janssen's, so dass in der
i Hontagssitzung der Akademie beide Entdeckungen
ander veröffentlicht werden konnten. Es wurde
amentlich auch Pater Secchi in Rom zu selbst-
in Versuchen in dieser Richtung veranlasst. Alle
>bachter constatiren, dass die hellen Wasserstoff-
lamentlich C und P, rings um die Sonne herum
n, so dass man auf das Dasein einer Wasserstoff-
äre scbliessen muss, welche die Sonne bis in eine
)□ etwa */« Bogenminute oder circa 2000 Stunden
, und von welchen die Protuberanzen mächtige
nhäufungen sind. — Dieselben sind der Sitz von
igen, von denen keine irdische Erscheinung eine
ben kann: Gasmassen, deren Volumen mehrere
Hai grösser ist, als dasjenige der Erde, veran-
iweilen ihren Ort und ihre Form im Zeitraum
igen Minuten. — Auf die Sichtbarkeit der Pro-
sen üben die Wolken einen beträchtlichen Ein-
imentüch ist es der leichte Gtrrus, der dieselben
lieh verhindert. — In neuester Zeit glaubt Janssen,
IX
der seine Untersuchungen in Indien fortsetzt, einen Zu-
sammenhang zwischen den Protuberanzen und den Sonnen-
ßeeken constatirt zu haben. Diess würde mit einer Idee
von Prof. Sporer übereinstimmen, der die Protuberanzen
als Yorläufer der Flecken ansieht. — Die nähere Aus-
einandersetzung, Begründung dieser Theorien ist noch
nicht veröffentlicht worden.
578. Sitzung vom 6. Februar 1869.
(Abends 7 Uhr bei Mohren.)
Vorsitzender : der Präsident R. v. Fellenberg-Rivier.
— Sekretär Dr. R. Henzi. -- 27 anwesende Mitglieder.
4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
und gutgeheissen.
2) Macht Herr Prof. Dr. Schwarzenbach chemische
Mittheilungen, namentlich zeigte er die von ihm in der
Acido- und Alkalometrie vorgeschlagene Anwendung des
von Schönbein entdeckten und mit dem Namen Cyanin
belegten blauen Farbstoffes, welcher jetzt unter dem
Namen Chinolinblau bekannt ist, vor. Ferner besprach
er die Arbeilen Drakonofs über Protein-Platinverbindun-
gen, und erwähnte drittens, dass es ihm auch auf die
von Dünemann angegebene Weise gelungen sei, mit
Natriummetall aus Essigsäure-Anhydrid — Alkohol wieder
herzustellen.
3) Zeigt Herr Prof. Dr. Fischer einen Teller voll
Bananen vor, die Frucht der aus China stammenden
Musa Cavendischii, ein Produkt des hiesigen botanischen
Gartens, deren Geschmack jedoch nicht den Erwartungen
der Gesellschaft entsprach, sondern an den faden Ge-
schmack überreifer Birnen erinnert. Diese Früchte um-
schlossen keinen Saamen.
Bern. Mittheü. 1869. • *
4) Machte der Secretär aus Briefen des Herrn Krähen-
bühl, Pfarrers in Beatenberg, Mittheilung über eine von
diesem gemachte Beobachtung eines hellleuchtenden
Meteors, welches er am 25. Januar laufenden Jahres
Abends 9 Uhr 18 h 19 Minuten gesehen hatte. Bei wolken-
losem, ganz klarem Himmel erschien dasselbe plötzlich
als ziemlich grosser Stern in der Höhe westlich vom
Niederhorn. und erleuchtete blitzähnlich die Gegend
unterhalb des Beobachters. Rauchenbühl, Hohlen, Neu-
haus und oberer See traten hell hervor. Das Meteor
nahm seinen Weg von W.-N.-W. nach O.-S.-O. in schiefer
Richtung von der westlichen Höhe des Niederhornes
hinunter nach der untern Wohlen, Rauchenbühl und
nördlich von Neuhaus in die Tiefe. Dort angekommen,
erlosch sein Glanz, daher denn auch der Beobachter
dort unten und nicht in der Höhe ob ihm den Lichtglanz
sah. — Leute, welche eine halbe Stunde westlich vom
Pfarrhause wohnten, dagegen sahen es zweimal hinter-
einander „scheinen*, zwar nicht oberhalb ihnen, sondern
nahe in der gleichen Höhe wie sie standen, etwa 600 Meter
über dem See. — Unterhalb war die Atmosphäre dunstig,
oberhalb dagegen klar und hell.
In Winterthur, wo das Meteor ebenfalls beobachtet
worden war, wurde eine andere Richtung der Flugbahn
angegeben. Diese irrthümliche Angabe mag nach Krähen-
bühl's Ansicht durch die bereits wohl zu grosse Entfer-
nung der Beobachtenden bedingt worden sein, auch
mochte die schiefe Hinunterfahrt des Meteors leicht zu
einer optischen Täuschung Veranlassung gegeben haben,
wodurch eine scheinbar variirende Richtung bezeichnet
wurde.
XI
579. Sitzung vom 20. Februar 1869.
(Abends 7 Uhr bei Mohren.)
Vorsitzender: der Präsident Herr von Fellenberg-
Rivier. — Sekretär Dr. R. Henzi. — 29 anwesende Mit-
glieder.
4) Hr. Nationalrath Fr. Seiler erklärt seinen Austritt
aus der Gesellschaft.
2) Legt der Präsident ein Exemplar der Schrift des
Hrn. Freiherrn v. Bibra vor, welches der Verfasser mit
entsprechendem Begleitschreiben der Gesellschaft zum
Geschenk macht, betitelt:
„Die Bronzen- und Kupferlegierungen der alten
und älteren Völker, mit Rücksichtnahme auf
jene der Neuzeit. Erlangen, 1869." Von Dr.
Ernst Freiherrn v. Bibra.
Die Verdankung Namens der Gesellschaft übernimmt
der Präsident.
3) Legt Herr Dr. Flückiger der Gesellschaft ein
Manuscript ihres Mitgliedes Dr. Schär, Apotheker in
Langenthai, vor, betitelt : „Beiträge zur Kenntniss einiger
Cyanverbindungen", welches vom December 1868 datirt
und bereits auch schon in der „Wochenschrift für Phar-
macie" im Druck erschienen ist (v. Abhandlung) ; alsdann
deponirt er für die Bibliothek eine Biographische Notiz
über Dr. Schönbein, welche von H. Scoutetten am 29. Ok-
tober 4868 der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
in Metz verlesen worden war.
4) Spricht Hr. Prof. B. Studer über das Verdienst
von James Forler (geb. d. 20. April 1809, gestorben den
31. Dee. 1869) um die Physik der Gletscher.
Nach Auseinandersetzung der Dilatationstheorie von
Scheuchzer und Rottinger, der Gravidationstheorie von
Altmann, Grüner und de Saussure Und den verdienstvollen
neueren Arbeiten von Ilugi, Venetz, von Charpentier,
wird nachgewiesen, wie unbestimmt und irrig
Zeit der Messungen von Forbes am Hontanvert,
1842, die Vorstellungen über die Bewegung der
r waren. Durch Forbes zuerst wurde bewiesen,
Gletscher wie zähflüssige Ströme fortschreiten.
ndalt später, gestützt auf seine schönen Versuche
s von Faraday entdeckte „Btgelation* des Eises,
lichkeit dieser Bewegung klarer nachwies, dass
wahrscheinlichere Erklärung des Ursprunges der
Bänder gab, kann diess Verdienst nicht schmä-
d Tyndaü selbst hat es, mit ihm zur Ehre ge-
ler Offenheil, anerkannt „Je mehr die Arbeiten
be», sagt er, (Royal Inst., 4. Juni 1858] mit denen
Beobachter verglichen werden, um so hoher
e Achtung vor seiner geistigen Begabung. Nicht
taupte ich, dass sein Buch (Travels throug the
43) das beste sei, was über diesen Gegenstand
ben worden ist, sondern dass der Scharfsinn und
ig physikalische Schule, die dieses vorzügliche
»zeichnen, nach dem Unheil des Naturforschers
egen, als alle andern Werke über Gletscher zu-
genommen."
hat Forbes entgegengestellt, dass seine „Viscous
früher schon (1840) von Mgr. Rendu sei vorge-
i worden. Weit früher noch wurde sie (1773) von
dem Mitbürger und Zeitgenossen de Sausswe's,
i eigenen Kapitel von 13 Seiten des nun selten
nen kleinen Buches „Voyages aux glaciers de
par Mr. B." auseinandergesetzt. Zu den meisten
jngen lassen sich übrigens Ansprüche aus älterer
XIII
Zeit auffinden. Die Palme gebührt immerhin nicht dem,
der einen vielleicht flüchtigen Einfall zuerst geäussert
hat, sondern demjenigen, der durch Thatsachen seine
Richtigkeit beweist und in Folgerungen ihn durchführt.
Es wurde Forbes auch übel genommen, dass er,
nachdem Agassiz ihn 1841 auf dem Aargletscher zu seinen
Untersuchungen beigezogen hatte, ihm im nächsten Jahr
in Chamounix Concurrenz gemacht habe. Derselbe Vor-
wurf wurde auch gegen Agassiz in Beziehung auf Char-
pentier erhoben. Beides mit Unrecht. Die Wissenschaft
weiss nichts von privilegirten Jagdrevieren. Es stünde
schlimm um die Optik, wenn Fresnel durch Zartgefühl
sich hätte abhalten lassen, die von Dr. Young betretene
Bahn weiter zu verfolgen, und Niemand wird es bedauern,
dass Ampire in demselben Jahr, in dem sie bekannt
wurde, sich der Entdeckung von Oersted bemächtigte.
Es steht in Frage, ob Charpentier, wenn er nicht durch
Agassiz wäre angeregt worden, sich aus seiner Behag-
lichkeit je aufgerafft hätte, sein geistreiches Buch zu
schreiben. Jedenfalls hätten die Probleme der Gletscher
und der erratischen Blöcke niemals in so hohem Grade
das Interesse der ganzen wissenschaftlichen Welt in
Anspruch genommen, wenn nicht Agassiz und der weite
Kreis seiner Freunde ihre Lösung mit jugendlicher Energie
und auf die grossartigste Weise angegriffen hätten. —
Forbes glaubt durch die in seinem ^Travel** bekannt ge-
machten Thatsachen den Gegenstand keineswegs erschöpft
zu haben. Um die Erscheinungen zu vergleichen, welche
andere zähflüssige Ströme darbieten, besuchte er 1844
die Lavaströme des Vesuvs. Um auch die Gletscher in
andern Klimaten kennen zu lernen, bereiste er 1851 die
Scandinavischen Alpen (Norway and its glaciers, 1853j,
und hier war es, wo er die Krankheit holte, der er nach
17 Jahren eines siechen Lehens in Cliflon erlag. Mehrere
irher hatte er seine Stelle in Edinbourgh mit der
wsier in S. Andrews eingenommenen vertauscht
z vor seinem Tode auch diese Stelle aufgegeben,
uar 1868 starb auch Brcwster, 87 Jahre alt.
Vorträge von Tyndall in der Royal Institution
i Natur des Eises und über die Ergebnisse seiner
Alpenreisen in den Jahren 4856 und 4857 hatten
ind wieder neues Interesse für die Gletscher-
geregt und wurden benutzt, um Forbes Verdienste
Lösung dieser Frage zu bestreiten. Diese An-
iranlassten denselben, in dem „Occasional papers
heory of glaciers, 1809," die nähere Geschichte
wicklung seiner Arbeiten und Ansichten meist in
an Jamson und einzelnen Abhandlungen in den
transactions" enthalten, zu veröffentlichen. Dass
Forbes von anderer Seite mehr Anerkennung
weiset folgende Stelle aus dem National Review
9: „Wir können es weder billig noch grossmüthig
wenn versucht wird, der Stirne eines grossen
die Lorbeeren zu entreissen, die er durch Wochen
late lang ausdauernde und gefährliche Arbeiten
n hat; durch körperliche Anstrengungen, welche
nslitution erschüttert haben, die früher so fest
inant zu sein schien; durch die beharrliche gei-
lätigkeit , die erforderlich war, um aus diesen
i Folgerungen zu ziehen und eine auf sie, und
sie gestützte Theorie zu entwickeln. Lasst uns
vergessen, dass, als Forbes seine Untersuchung
, kaum etwas über die Beschaffenheit und die
ng der Gletscher angenommen war, das er nicht
■um nachwies, dass kaum eine Behauptung auf-
wurde, die er nicht zu widerlegen hatte. Es war
^
XV
nicht zu erwarten, es war kaum zu wünschen, dass es
einem einzelnen Manne gelingen werde, über eine so
neue und verwickelte Erscheinung eine Theorie zugleich
zu begründen und vollständig abzuschliessen. Aber mit
vollem Vertrauen behaupten wir, dass das Urtheil der
Gegenwart und der Nachwelt darin übereinstimmen werde,
Forbes könne mit Recht behaupten, eine plastische oder
viscose Theorie der Gletscher auf eine feste Grundlage
gestützt zu haben, ohne sich anzumassen, dass der
Gegenstand so gänzlich erschöpft sei, dass spätere Fort-
schritte in der Naturlehre nicht neues Licht darüber
verbreiten könnten."
5) Macht Herr Theophil Studer herpetologische Mit-
theilungen und beschreibt eine neue Art der Ringelnatter.
(Siehe die Abhandlungen.)
580.* Sitzung vom 6. März 1869.
(Abends 7 Uhr bei Mohren.)
Vorsitzender: der Präsident R. von Fellenberg. —
Sekretär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende Mitglieder.
2) Das Protokoll der zwei vorhergehenden Sitzungen
wird verlesen und gutgeheissen.
2) Spricht Herr Prof. Perty über den Parasitismus
in der Natur, namentlich im Thierreiche. Der niedere
Begriff, den wir mit dem Worte Parasit verbinden, war
dem altern Athen ursprünglich fremd, wo die dem Tempel-
dienst zugetheilten sogenannten Parasiten für die Herbei-
schaffung des heiligen Getreides zu sorgen hatten, welches
zu den Opfermahlen bestimmt war; auch lag es ihnen
ob, mit den Priestern die Opfer darzubringen. Die für
den Dienst mehrerer Götter bestimmten Parasiten wurden
aus den angesehensten Bürgern gewählt und neben den
L._
ss in Griechenland weltliche Parasiten,
den hohem Beamten beigegeben. Erst
den attischen Komödie das Wort Parasit
sdeutung und spater wurde es auf den
i Schmarotzer angewandt, welcher, wenn
lerer leben kann, auch deren niedersten
ent. — Die Fürsten und Tyrannen von
nnd Syrien hielten sich Parasiten als
gmaclier, den spätem Hofnarren ver-
t dem Begriff eines Parasiten in der
Seilschaft verbindet sich die Vorstellung
ng und wohl auch niedriger Begabung;
i des Pflanzen- und Thierreiches kann
vorhanden sein oder nicht. Es ist
ser Unterschied, ob z. B. Insecten in
vollkommenen Zustande schmarotzen.
He die betreffenden Arten meist hoch,
:drig organisirt sind und Öfters rück*
oiorpbose haben. — Im ersten Falle
n geschaffen, um die zu grosse Ver-
- anderer Thierformen zu hindern, wie
an, Chalcidier, Bombyliden, Tachinarier
anfressender Insekten schmarotzen und
riben zerstören. Im andern Falle zeigt
mus als eine Folge mangelhafter Or-
ie Parasiten sind mehr nur zur Qual
; da, ohne wirksam deren Vermehrung
:n. Oft führt ungenügende Ausbildung
das Schmarotzerthum herbei , wie es
Familie der bienenartigen Hautflügler
deren Beine nicht zum Sammeln des
ngerichtet sind und die desshalb bei
eii. Oder die ganze Organisation ist
nicht
safte
daher
diese:
Schw
selten
Bei t
der S
rotzei
durch
Erzet
Band!
giftig.
I
nicht
ihre
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Proc«
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und
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I
fange
man
mit I
Stand
das (
beste
griffe
diese
Arad
rotze
XVIII
statt der Bewegungsorgane starke Haftorgane aus, wäh-
rend die Krallen des Raubthieres zum Zerreissen der
Beute dienen , vermitteln die Krallen und Hacken der
Schmarotzer das Festhalten an den Trägern und auch
bei den pflanzlichen Parasiten bilden sich Haftorgane
aus. Unrichtig hat man wohl Pflanzen und Thiere
Schmarotzer genannt, welche bei andern nur Aufenthalt
oder eine Stütze suchen, ohne in eine tiefere Lebens-
gemeinschaft mit ihnen einzutreten, wie z. B. viele Moose,
Flechten, Farren, Orchideen. Pothosgewächse auf Bäumen
wachsen, oder die Muschelwächter und manche Caridina,
beides zartgebaute Krebse, im Innern der Muschelschalen
leben, ohne das Muschelthier zu beschädigen. Das ganz
einzige bei den Ameisen bestehende Verhältniss, welche
andere Insekten in ihre Colonien schleppen, um sie zu
verschiedenen Dienstleistungen zu gebrauchen, bezeich-
net der Vortragende mit dem Namen Rdotismus.
Wahre Schmarotzer im Pflanzenreiche, welche von
den Säften anderer Pflanzen leben, sind die Mittel, die
Orobancheen, die Schuppenwurz, die Cytineen, zu wel-
chen auch jene wundersamen, riesigen Todtenblumen
einiger Sundainseln, die Bafflerien, gehören. Ungemein
zahlreich sind die parasitischen Pilze, von denen einige
bei grosser Vermehrung den Land- und Forstmann, den
Winzer und Seidenraupenzüchter manchmal fast zur
Verzweiflung treiben können. Die Schmarotzerpilze
nähren sich vom Saft lebender Pflanzen oder Thiere.
oder, wie die sogenannten Saprophyten, von in Gährung
und Fäulniss begriffenen Substanzen. Will man ja in
neuester Zeit eine Anzahl Kranhkeiten, denen man früher
ganz anderen Ursprung zugeschrieben hat, so die Cho-
lera, Scharlach, Syphilis, von Pilzen ableiten. Bei der
Seidenraupe, wo die gewöhnliche Fleckenkrankheit durch
XIX
einen Pilz erzeugt wird, den man früher Botrytis Bas-
siana, jetzt Panhistophyton ovatum nennt, hat sich noch
eine andere Krankheit gezeigt, die sogenannte Schlaff-
sucht, wo sich statt der Pilze immer eine ungeheure
Menge kleiner Krystalle in den Baupen findet und dabei
ein Fäulnissprocess mit zahllosen Vibrionen, Leptothrix-
ketten und Fäulnisshefezellen (Mikrozyma bombycis B6-
champ) eintritt. — Das sogenannte Heufieber, das manche
Personen alljährlich in der Zeit der Heuernte befällt, ein
heftiger Nasenkatarrh, der sich über Schlund, Kehlkopf,
selbst die Bronchien verbreitet und namentlich in Eng-
land häufig ist, wollen manche von Vibrionen herleiten.
Unter den thierischen Parasiten gibt es permanente
und temporäre, welche letztere nur zu gewissen Zeilen
anderen Thieren Säfte entziehen, wie manche Insekten-
weibcben zur Ausbildung der Eier, gewisse Egel, wenn
sie geschlechtsreif werden sollen, Blut warmblütiger
Thiere bedürfen. Schon unter den Protozoen gibt es
Schmarotzer, z. B. Plagiostoma, Opalina und eine kleine
Vaginicola tödtete 4862 fast sämmtl'che Krebse in der
Lombardie.
Unter den Würmern gibt es temporäre und noch
-viel mehr permanente Schmarotzer; zu ersteren gehören
2. B. die Mermis, welche zuerst in Erde und Wasser
leben, dann in Insekten eindringen, wo sie geschlechts-
reif werden, und wenn sie diese, z. B. die Maikäfer,
wieder verlassen, was oft in ungeheurer Menge geschieht,
den sogenannten Wurmregen veranlassen. — Von eigent-
lichen Eingeweidewürmern ist fast kein Thier frei, denn
sogar in kleinen Schmarotzermilben finden sich noch
Filarien, und der Mensch wird von etwa 30 Arten Enthel-
minthen heimgesucht, unter welchen die fürchterlichsten
nicht die Bandwürmer, wie man früher glaubte, sondern
die mikroscopischeii Trichinen und Dochmias anchylos-
sind, welcher die ägyptische Chlorose erzeugt,
p alljährlich sehr viele Menschen hinsiechen und
1. Temporäre Schmarotzer sind auch gewisse Egel,
rndo vorax, der namentlich in Nordafrika bäuGg
m Trinkwasser in Menschen und Thiere kommt, wo
i an Kehlkopf und Luftröhre ansaugt, und die
st zahlreichen Bandblutegel namentlich Indiens und
ilippineu. eine der grossten Plagen der Reisenden.
:r Vortragende gedenkt dann der schmarotzenden
ceen, aus den Ordnungen der Cirripedien, Isopo-
nd Copepoden, dann der schmarotzenden Arach-
unter andern der von Tscbudi in Peru beobach-
Vntanas, fast mikroscopiscber Milben, welche das
it der Menschen so entstellen, dass es wie krebs-
erfressen aussiebt; ferner der Zecken, welche unter
lamen Carabatas, Yatebu's etc. im tropischen Süd-
;a so äusserst lästig werden,
der Familie der Reduvinr, Raubwanzen, gibt es
schlecht Conorrhinus, von welchem mehrere Spe-
mter dem Namen Vineucha, Binchucca bekannt, zu
-össteu Menschenquälern gehören, deren Stich wie
übeisen schmerzt.
sn den Bremen Oestriden fallt eine Species von
ibra in Südamerika auch den Menschen an; die
iischen Arten quälen die Pferde, Rinder, Schafe,
ochwild. Aus Amazonien erwähnt Bates, nachdem
d der nächtlichen Plage der Moskitos gesprochen
ler Fliege Motuca (Hadus lepidotus Perty), deren
keinen grossen Schmerz, aber eine so grosse Oeff-
in das Fleisch macht, dass das Blut in kleinen
en hervorrieselt. Die fürchterlichsten und zugleich
ten Fliegen, welche die dortigen Hausthiere in
XX!
Menge tödten, bringt aber das intertropische Ostafrika
hervor, nämlich die Tsetse, ferner am blauen Nil, die
von Bakir erwähnte Sirut, dann um den Kilimandscharo
die von Decken angeführte Donderoboflxege. — Von Haut-
flüglern werden die schmarotzenden Ichneumoniden,
Chalcidier, Proctotrupiden, ferner die Strepsiptern ange-
führt, und von Käfern, wo der Parasitismus sehr selten
vorkömmt, die Cautharidinen oder Blasenkäfer, deren
Metamorphose so eigentümlich ist, indem sie mehrere,
ganz verschiedene Larvenformen haben. Gewöhnlich
gehören die Schmarotzer Klassen an, die niedriger
stehen als ihre Wirthe , aber auf den Karolinen fanden
v. Kittlitz und Mertens zwei Arten von Fischen, welche
in der Bauchhöhle grosser Stachelhäuter (Holothurien)
leben. — Der Vortrag wurde durch Vorzeigen parasiti-
scher Insekten und Crustaceen und durch Abbildungen
erläutert.
Anschliessend an diesen Vortrag, bespricht Herr Prof.
L. Fischer die verschiedenen Stufen des Parasitismus im
Pflanzenreiche und erläutert die in mehreren Beziehungen
abnormen Verhältnisse der Mistel, namentlich in Betreff
des merkwürdigen Baues der Blüthe. Es hatte Schieiden
denselben ein nacktes Ei zugeschrieben und desshalb
Viscura, wie überhaupt die Familie der Loranthaceen,
zu den Gymnospermen gestellt. Neuere Untersuchungen
haben den Nachweis geleistet, dass ursprünglich zwei
Carpellarblätter vorhanden sind, welche aber frühzeitig
unter sich und mit dem Ei zu einer compakten Zellge-
websraasse verwachsen. — Ein vorgelegtes Präparat gibt
Aufschluss über die Art des Zusammenhanges der Mistel
mit der Nährpflanze durch die keilförmig in den Holz-
körper der letzteren eindringenden Wurzeln (Senker).
4) Schliesslich sprach Herr Betehmann über die
- *
1
;iscue Karte. Sein Vortrag wird in den Abhand-
der Mittheilungen erscheinen.
581. Kitzimg vom 30. März 1869.
uds 7 Uhr im physikalischen Kabiuete der Kante nsschule,
Zimmer Nr. 18, oberster Hoch schulgang.)
>rsitzender: der Präsident Herr R, v. Fellenberg-
— Secretär Dr. R. Henzf. — 38 anwesende Mit-
Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
itgeheissen.
Hielt Hr. Dr. Forster einen Experi mental Vortrag
Önende Flammen, tonempßndende Flammen und
rslrahlen, in welchem er die wesentlichsten Ver-
von Schaffgotsch, Savart und Tyndall der Gesell-
vorführte.
Herr Grüner, Apotheker, trägt seine Beobachtun-
)er das Leuchten des faulenden Holzes vor. (Siehe
■Handlungen.)
Herr Dr. Flückiger erinnert an eine in einer
)n Sitzung stattgehabte Diskussion über die Ur-
der schwarzen Farbe der berühmten Bergkryslalle
Er Höhle am Tiefengletscher. Zur Unterstützung
ch von ihm getheilten Ansicht, dass die Färbung
r Anwesenheit eines organischen Stoffes beruhe,
. Flückiger seither zwei bezügliche Versuche aus-
l. Es dienten dazu Stücke des dunkelsten Quarzes,
i Herr Edmund von Fellenberg ausgewählt hatte.
)en wurden mit dem Hammer zerschlagen und
im eisernen Mörser zerkleinert, hierauf mit ver-
r Salzsäure mehrere Tage lang erwärmt, alsdann
holt ausgewaschen , indem zugleich das feinste
Pulver aufgeschlämmt und abgegossen wurde. Die gro-
bem Stücke, durchschnittlich 2 bis 4 Millimeter gross-
wurden auf einem Glastrichter ohne Papier gesammelt und
auf das Vollständigste ausgewaschen. Dann verweilten
sie mel.rere Tage bei 400 bis 440° C. und wurden noch
warm in eine getrocknete und erwärmte Verbrennungs-
röhre eingefüllt, wie sie bei der organischen Elementar-
analyse gebraucht werden. — An einem Ende derselben
wurde eine gewogene Chlorcalciumröbre und ein eben-
falls gewogener Kaliapparat angebracht. Von der Atmo-
sphäre waren diese beiden Apparate durch ein vorge-
legtes, mit Natronkalk gefülltes Rohr, das nicht mitgewogen
wurde, abgeschnitten. Durch das vordere, zur Spitze
aasgezogene Ende der Verbrennungsröbre wurde alsdann
langsam Sauerstoff zugeleitet, welcher zuerst durch Kali-
lauge, dann durch zwei doppelt gebogene Röhren strömte,
welche möglichst dicht mit geschmolzenem Chlorcalcium
und Natronkalk in ziemlich feinem Pulver gefüllt waren.
Beide letzteren Substanzen waren hierbei in vier unge-
fähr gleiche, abwechselnd aufeinander folgende Portionen
getheilt. — Nachdem angenommen werden durfte, dass
der ganze Apparat mit trockenem, kohlensäurefreiem
Sauerstoff gefüllt sei, wurden allmälig unter der eisernen
Rinne, worin die Verbrennungsröhre lag, Gasflammen
angezündet, und gleichzeitig aus dem Gasometer ziem-
lich langsam und gleichmässig Sauerstoff durchgetrieben.
Bei einer Hitze, welche bei Weitem nicht so hoch ging,
wie etwa bei einer Elementaranalyse, begann sofort die
Entfärbung der Quarzsplitter und schritt sehr rasch fort,
so dass in ungefähr 40 bis 45 Minuten die ganze Be-
schickung der Röhre vollkommen entfärbt und durch-
sichtig wurde. Dem ersten Versuche waren 74 Gramm,
dem zweiten 73,8 unterworfen worden; jener ergab beim
Wägen der betreffenden Apparate eine Zunahme von
0,0063 Gr. an Kohlensäure und 0,0248 an Wasser; der
zweite Versuch 0,0032 Gr. an Kohlensäure und 0,0148
an Wasser. — Hiernach hält es Dr. Flückiger für aus-
gemacht, dass die Färbung in einem kohlenstoffhaltigen
Körper ihren Grund habe. Die so äusserst geringe Menge
der gefundenen Verbrennungsprodukte darf nicht be-
fremden, da ja die Färbung nur dann schwarz erscheint,
wenn ansehnliche Stücke betrachtet werden. Beim Zer-
kleinern derselben nimmt die Farbe so sehr ab, dass
z. B. das Pulver der schwärzesten Krystalle kaum noch
merkbar graulich aussieht. In dem ungleichen Ergeb-
nisse der beiden obigen Versuche erblickt Dr. Flückiger
jedoch eine Aufforderueg, dieselben zu wiederholen und
die Vorsichtsmassregeln zur Beseitigung möglicher Fehler-
quellen noch zu verschärfen.
Die Entfärbung des Quarzes tritt so leicht ein, dass
sie schon in einem gewöhnlichen Reagensröhrchen mit
Hülfe des einfachsten Weingeistlämpchens gezeigt werden
kann. Man bemerkt dabei ein sehr schwaches Verknistern
und, wie Dr. Flückiger meint, auch wohl einen sehr ge-
ringen Geruch. Merkwürdigerweise kann die Entfärbung
auch bei völligem Luftabschluss erfolgen, so z. B. wenn
einige Millimeter grosse Splitter sehr anhaltend mit Pa-
raffin gekocht und nachher mit Aether abgewaschen werden.
Erhitzt man kleine Splitter des schwarzen Quarzes
längere Zeit im Paraffinbade, so wird die Entfärbung bei
250° C. schon bemerklich. Es ist aber nicht möglich, für
die Zerstörung des Farbstoffes eine bestimmte Temperatur
anzugeben, weil sie für grössere oder kleinere Splitter
ungleich ist. Wählt man die Splitter zu dünn, so zeigen
sie sich so wenig mehr gefärbt, dass man über die
Wirkung der Hitze im Zweifel bleibt.
Herr Dr. Förster wendet ein, dass
beiden Versuche nachgewiesenen Menger
and Wasser allzu klein seien, um fieweisk
sowie dass nach seinen Versuchen die s<
stalle durch Schwefelsäure und chromsau
angegriffen werden.
Herr Prof. B. Studer findet es wünsc
von Hrn. Dr. Flückiger angestellten Verst
farblosen Krystalten wiederholt werden.
583. Sitzung vom 3. April IS
(Abends T Uhr bei Mohren.)
Vorsitzender : Herr Prof. R. v. F ellenl
Secretär Dr. R. Henzi. — 14 anwesende
1) Das Protokoll der letzten Sitzung
und gutgeh eissen.
2) Herr W. R. Kutter, Ingenieur in ]
ordentliches Mitglied aufgenommen.
3) Herr v. Fischer-Ooster hält einer
die Ithätisclien Schichten (Stufen) in den S>
(V. Abhandinngen.)
4) Dr. Flockiger [heilt das Ergebniss
suche mit dem schwarzen Quarze vom '
mit Von der Wahrnehmung ausgehend,
bitzen desselben ein Geruch auftritt, hofft«
muthmasslicben organischen Stoff zur Ansch
zu können, wenn der Quarz bei Abschlu
stoff erhitzt würde.
70 Grammcs möglichst dunkler Splilte
worden zu diesem Zwecke in eine Verb
Bern. Kittheil. 1669.
in und während einiger Zeit Kohlensäure darüber
;, welche durch concentrirle Schwefelsäure und
dcium getrocknet war. Der Quarz selbst wurde
auf vielleicht 450 bis ISO ' erhitzt, so dass jede
nhängender Feuchtigkeit beseitigt, aber auch keine
lung eingeleitet wurde. Nachdem jetzt die beiden
abgezogenen Spitzen der Rohre zugeschmolzen
i, erhitzte Dr. Flückiger die letztere zum Glühen,
er das eine lang ausgezogene Ende der Röhre
ielt. Hier verdichteten sich nach einiger Zeit
len einer Flüssigkeit, welche man auf einige wenige
imme schätzen durfte. Als die Rohre erkaltet
id geöffnet wurde, zeigte sich ein ganz unzwetfel-
Theergeruch, wie er bei der trockenen Destillation
ifffreier organischer Stoffe aufzutreten pflegt. Die
iten Tröpfchen rötheten Lakmuspapier nicht und
en auch nicht auf Eisenchlorid; an der Luft ver-
en sie nach einigen Stunden ohne Rückstand. In
r Weise verfuhr Dr. Flückiger schliesslich mit
schönen farblosen Bergkrystall, dessen Splitter in
hre ebenfalls bei derselben Temperatur getrocknet
i, nie die des schwarzen Quarzes. Der farblose
bei einer nach dem Zuschmelzen der Rohre mög-
loch getriebenen Glühhitze durchaus kein Wasser,
nach dem Oeffnen der Röhre machte ,sich doch
in äusserst geringer, aber unverkennbar empyreu-
1er Geruch bemerklich.
enn nun auch wohl durch diese Versuche die
mheit eines organischen Stoffes und einer kleinen
von Wasser in dem schwarzen Quarze dargethan
macht das zuletzt ausgeführte Experiment einiger-
zweifelhaft, ob die Färbung ausschliesslich darauf
geführt werden darf.
'„O
XXVII
Herr Prof. Perty, indem er hervorhebt, dass wenigstens
bis jetzt kein wägbarer Stoff als Ursache der schwarzen
Färbung der Morione gefunden werden konnte, wirft die
Frage auf, ob vielleicht jene Färbung bloäs optisch zu
Stande komme? Bekanntlich erscheinen die Ränder der
Luftblasen in mikroscopischen Präparaten, weil die an ihren
Tangenten vorübergehenden Strahlen durch Brechung
abgelenkt werden und daher nicht in das Auge gelangen,
schwarz. Der Quarz und viele andere Mineralien ent-
halten mikroscopische runde oder ungleichmässige Hohl-
räume, welche Flüssigkeit enthalten : Theile der Lösung
nach Zickel, welcher sie Wcwserporen nennt. Jede solche
Pore schliesst ein bewegliches Bläschen, wohl Luftbläs-
chen, ein. Es liesse sich wohl die Möglichkeit denken,
dass durch das Vorhandensein sehr zahlreicher solcher
„Wasserporen" mit Luftbläschen die Färbung der Morione
oder Rauchtopase bedingt sei und dass somit der Unter-
schied der glashellen und dunklen Bergkrystalle auf
ihrer mikroscopischen Structur beruhe.
583. Sitzung vom 17. April 1869.
(Abends 7 Ohr bei Mohren.)
Vorsitzender: der Präsident Herr von Fellenberg-
Rivier. — Secrelär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende Mit-
glieder.
4) Das Protokoll der vorhergehenden Sitzung wird
verlesen und gutgeheissen.
2) Hielt Herr Ed. Schär, Apotheker in Langenthai,
einen Vortrag über neuere Beobachtungen über die
Fermente, welcher in extenso in den Abhandlungen er-
scheint.
A
584. Sitzung yom 29. Hai 1869.
(Abends 7 Uhr bei Mohren.)
irsitzender in Abwesenheit des Präsidenten Herr
gierungsstatthalter Gottl. Stnder. — Sekretär funk-
Herr Dr. Ziegler. — 18 anwesende Hitglieder.
Eine Einladung der naturforschenden Gesellschaft
i\ auf die am 19. Juni stattfindende fünfzigjährige
msfeier des Eintrittes ihres Mitgliedes Herrn Prof.
denan, wird verlesen. Herr Prof. B. Studer, wel-
jeser Feier als Freund des Jubilars beizuwohnen
;t, anerbietet sich, unsere Gesellschaft bei der-
als Abgeordneter zu vertreten. Dieses Anerbieten,
s natürlich die Tbeilnahme anderer Hitglieder un-
resellschaft in keiner Weise ausschliesst , wird mit
ikung angenommen. Die Einladung soll sofort der
enden Gesellschaft gebührend verdankt werden
anzeige der getroffenen Wahl eines Delegirten.
Herr Albrecht fienteli von Bern, Lehrer der
trie an der Kantonsschule, welcher schon früher
isellschaft angehörte, , aber wegen Uebersiedlung
larau seinen Austritt genommen hatte, wird aufs
einstimmig zum Hitglied angenommen.
Herr Dr. C. v. Erlach erklärt seinen Austritt aus
isellschaft in Betracht mannigfacher anderweitiger
iche auf seine Zeit und Kräfte.
Einladung der aargauischen tia [urforschenden Ge-
aft zu der am 6. oder 43. Juni stattfindenden Feier
iOO"" Sitzung. Es wird beschlossen, diese Ein-
sofort zu verdanken und den Mitgliedern unserer
ichaft davon durch das Intelligenzblatt Kenntniss zu
Zum Delegirten wurde Herr Bachmann erwählt.
?£7.*
XXIX
6) Die Herren Prof. B. Studer und v. Fellenberg
geben der Gesellschaft Kenntniss von dem grossartigen
Geschenke von sieben der schönsten M o r i o n e n vom
Tiefengletscher sammt schön geschnitztem Tisch undFuss-
gestell, mit welchem unser Mitglied, Herr Fried. Bürki,
das Museum der Naturgeschichte bedacht hat. — Es wird
beschlossen, auch von Seite unserer Gesellschaft diese
Förderung ihrer Zwecke dem edlen Geber durch ein pas-
sendes Anerkennungsschreiben aufs Wärmste zu ver-
danken.
6) Herr Prof. B. Studer rügt den durch Beschluss der
Gesellschaft vom August 4868 eingeführten Modus, dass
die Abgabe der gedruckten Mittbeilungen an die Mitglie-
der erst auf Jahresschluss bandweise stattfinde. Er be-
antragt Rückkehr zu dem früheren Modus der bogen-
weisen möglichst raschen Versendung derselben. Die
Behandlung dieses Antrages wird auf die nächste Sitzung
verschoben.
7) Nach einigen orientirenden Bemerkungen liest
Herr Prof. B. Studer eine briefliche Mittheilung des Herrn
Gilli&ron vor, betreffend die geologische Altersbestim-
mung der bei Wimmis zu Tage tretenden Gesteinsschich-
ten. Diese Arbeit, durch welche einige Annahmen des
Herrn v. Fischer-Oster und Herrn Renevier widerlegt
werden, wird in den Abhandlungen erscheinen.
8) Anschliessend an obige Arbeit, demonstrirt Herr
Theophil Studer eine Serie mikroskopischer Foramini-
feren-Präparate aus den alpinen Kreiden von verschie-
denen bernischen Lokalitäten (siehe Abhandlungen).
XXX
585. Siteimg vom 2. Oktober 1869.
(Abgehalten im physikalischen Kabinet der Kantonsschule, oberer
Gang Kr. 16, um 7 Uhr Abends.)
Versitzender in Abwesenheit des Herrn Präsidenten
Herr Apotheker Dr. Müller. — Sekretär Dr. Henzi. —
42 anwesende Mitglieder.
1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wurde verlesen
und genehmigt.
2) Hielt Herr Dr. Forster einen Vortrag über das
Absorptionsvermögen der Metalle für Gase. Er besprach
speciell die neuen Arbeiten von Graham über das Absorp-
tionsvermögen des Palladiums für Wasserstoff, und de-
monstrirte mit Hülfe eines in der Telegraphenwerkstätte
von Herrn Hasler angefertigten Apparates die Verlänge-
rung eines Palladiumdrahtes, während er sich mit Wasser-
stoff sättigt. Das Beladen des Drahtes mit Wasserstoff
erfolgte dadurch, dass derselbe als negative Electrode
einer kräftigen constanten Batterie in angesäuertes Wasser
getaucht wurde.
Ferner zeigte der Vortragende die schöne Fluore-
scenz des neuen Farbstoffes «Böse de Napktaline» im
elektrischen Lichte.
3) Demonstrirte Herr Direktor Hasler einen neuen
electromagnetischen Wasserstandszeiger, welcher für das
Wasserreservoir der Gaselquellen am Könizberge be-
stimmt ist (siehe die Abhandlungen).
586. Sitzung vom 6. November 1869
im Hotel Boulevard.
Vorsitzender : Der Präsident Herr R. von Fellenberg-
Rivier. — Sekretär Dr. R. Henzi. — 45 anwesende Mit-
glieder.
1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wi
und gutgeheissen.
2) Machte Herr von Fiscber-Ooster geoti
tbeilungen , welche in den « Mittheilungen »
erscheinen werden. (Siehe die Abhandlange
3) Zeigte Herr Dr. Ziegler mikroskopisch
phien vor, welche aus New- York an den eidg
Oberfeldarzt gelangt waren, und von diesen
zeiger zu obigem Bebufe gefälligst überlas!
waren, — Diese prachtvollen Bilder zeichnetet:
bis dahin anderwärts noch nicht erreichte
Vergrösserung und Schärfe der Zeichnung ai
mentlich durch nochmalige Vergrösserung de
Platten erreicht worden war.
4) Zeigte Herr Grossrath Bürki einevergold
medaille von ziemlicher Grösse vor, welch
Brustbild Joh. Jacobus Scheuchzer's zu desst
niss in Zürich im Jabr 4732 geprägt worden
5} Wurde zu einem ordentlichen Mitglied:
men Herr Ernst Duby, sind. phil. von S
Bern.
587. Sitzung vom 27. November 16
im Hotel Boulevard.
Vorsitzender : Der Präsident K. von Fei
Sekretär Dr. R. Henzi. — 24 anwesende Mit
4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wi
und gutgeheissen.
2) Zu ordentlichen Mitgliedern wurden anj
a. Herr Fried. Güder, Kaufmann,
verstorbenen Depositocassa-Verwa
b. Herr Schönholzer (von Mettlen in Thur-
gau) , Lehrer der Geographie und Mathematik
an der Kantonsschale in Bern.
o. Herr Rogg (von Frauenfeld, in Thurgau), Apo-
theker zum Zeitglocken in Bern.
d. Herr Wyss (von Herzogenbnchsee), Lehrer
des Deutschen und der Naturgeschichte am
Seminar in Münchenbuchsee.
I Herr Bachmann behandelte die jungen oder
iren Bildungen im untern Kandergebiete. Die Reihe
ner Veränderungen und Vorgänge wäre folgende:
a. Deltabildung der Kander und der Simme in
den 40— 50 Meter höhern Thunersee.
b. Periode der Schieferkohlenbildung.
6. Hit dem Vorrücken der Aar- und Kanderglet-
scher verbundene Grundmoränenbildung.
d. Zeit der grössten Gletscherausdehnung.
e. Rückzugsperiode dieser Gletscher bis in die
Gegend von Spiez und Wimmis, und damit
verbundene Erosion der Grundmoränen von
Jaberg bis gegen Gesigen.
/. Nochmaliges Vorrücken der Gletscher bis zum
Belpberg.
g. Langsamer unterbrochener Rückzug der Glet-
scher bis in ihre jetzige Gränze. Ablagerung
zahlreicher Endmoränen. Durchsägung undVer-
schwemmung ihrer Hittelstucke und Bildung
des alten Kanderbettes von 17(2.
h. Kanderdurchsticb — rückwärts schreitendes
Einschneiden der Kander — verbunden mit
deutlicher Terrassenbildung.
4) Dr. Flückiger, leider verhindert durch Unwohl-
sein, konnte seinen angekündigten Vortrag nicht abhalten.
Derselbe wird auf nächste Sitzung verschoben.
688. Sitzung vom 4. Beceraber 1869
im Hotel Boulevard.
Vorsitzender : Der Präsident Herr R. v. Fellenberg-
Rivier. — Sekretär Dr. R. HenzL — 21 anwesende Hit-
glieder.
4} Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
und gutgeheissen.
2) Herr Dr. Flückiger knüpft an seine Mittheilung
vom 9. Januar 1869 *) an, um der Gesellschaft die
Frucht der Sterculia aeuminata Beauvais (Cola acuminata
Schott et Endlicher) vorzulegen, welche im centralen und
westlichen Afrika seit Jahrhunderten als Genuss- und Heil-
mittel eine wichtige Rolle spielt. — Diese Gura- oder
Kola-Nu ss, wie sie dort heisst, ist erst 1865 von
Attfield, Direktor der Laboratorien der Pharmaceuti-
eal Society of Orcat Britain, untersucht worden**}, wo-
bei sich herausstellte, dass sie 2,13 pCt. Tfae'in (Coffein)
enthält. Ausserdem wies Attfield Stärke , Zucker, Gummi,
Fett und Eiweiss darin nach, so dass die Kola-Nuss ihre
wohlberechtigte Stelle neben Thee, Kaffee, Guarana und
Mate einnimmt.
Dr. Flückiger hatte dieselbe unlängst auch in den
überaus reichhaltigen Sammlungen des Mu»4e de» pro-
duits de» colonie» francaiaes zu Paris getroffen. Er schil-
dert überhaupt in kurzen Zügen die Bedeutung dieses
•) Sitzungsberichte, pag. IV.
**) Pharm. Journ. and Tramactions. VI. 469.
Bern. Mlttheil. 1869.
^r**T
XXXIV
schönen Instituts, welches bestimmt ist, ein anschauli-
ches Bild der natürlichen Hülfsmittel und des wirtschaft-
lichen Zustandes der überseeischen Besitzungen Frank-
reichs zu gewähren. Was den letztern an Ausdehnung
abgeht, ist in dem Museum durch Vollständigkeit der
Produkte, durch logische, äusserst ansprechende Auf-
stellung und leichte Zugänglichkeit derselben ersetzt, so
dass die ganze Sammlung gewissermassen mit der be-
treffenden, allerdings weit grossartigern Abtheiluog des
Museums von Kew wetteifern kann. Auch die gesammte
einschlagende Literatur findet sich neben den Produkten
selbst in Paris vereinigt. Der kenntnissreiche Direktor,
Mr Aubry-Lecomte, zeigte sich ausserdem in zuvor-
kommendster Weise zu allen wünschbaren Aufschlüssen
bereit.
3) Dr. Flückiger gedenkt ferner eines Besuches, den
er in der Kestner'scheiv chemischen Fabrik in Thann
gemacht hat, und deutet die Grundzüge des Betriebes
dieses grossartigen Geschäftes an, welches nicht nur in
der Industrie , sondern auch in der Geschichte der che-
mischen Wissenschaft eine Ehrenstelle einnimmt. In den
Laboratorien dieser Fabrik wurde zuerst 4822 — 4824
die Traubensäure aufgefunden, welche nach und nach
zum Ausgangspunkt höchst wichtiger, weittragender Unter-
suchungen verschiedener Chemiker, besonders Pasteur s,
geworden ist und deK Wissenschaft neue Gesichtspunkte
eröffnet hat. Auch jetzt noch zeigt sich bisweilen in
geringer Menge (Jiese merkwürdige Säure. Unter den
übrigen zahlreichen Erzeugnissen der Fabrik hob Dr. Flü-
ckiger namentlich noch das Naphthalinroth, Rosonaphthyl-
amin oder Magdalaroth hervor, und erläuterte, gestützt
auf Hofmann's Forschungen , dessen Bildung. Die Gesell-
schaft ist durch Prof. Forster bereits auf das interessante
des Lycoctonins veranlasst. Diese Base ist von
" " :hmann aus dem Wurzelstocke des gelb blü-
Aeonitum Lycoctonwm dargestellt und Dr. Flücki-
Verfiigung gestellt norden. Der letztere zeigt
ss das Lycoctonin in der That ein neuer Körper
;her namentlich weder mit dem Aconitin noch mit
Midaconitin übereinkommt. Hübschmann, der
er des Lycoctonins, hat dasselbe Hrn. Dr. Flu
im Zustande offenbarster Reinheit geliefert, so
■selbe sich berechtigt glaubt, die folgenden von
tittfilten Eigentümlichkeiten des neuen AlcaloVdes
^sachlich bezeichnend hervorzuheben.
krystallisirte Lycoctonin schmilzt wenige Grade
}° C. zu einem klaren, selbst nach einigen Tagen
ystallisirenden Glase. Sowie das letztere mit Was-
r heissem Wasserdampf in Berührung gebracht
■ystallisirt es. Weder die Schmelzung des Lycoc-
loch seine Bekrystallisation sind mit einer Aen-
des Gewichtes verbunden,' so dass es sich hier
! auffallende Holecularbewegung handelt. In nn-
W» — 700 Theilen Wasser löst sich das Lycocto-
einer bittern, alkalischen Flüssigkeit, welche in
enswercher Weise, and zwar noch bis zu weite-
lünnung auf das 20,000 fache , schön krystallisirte
cblöge mit Bromwasser und mit Kaliumjodhydrar-
ibt. Einige andere, bei dergleichen Untersuchun-
ist häutig werthvolle Reagentien, wie Platinchlo-
itincyaakalium , Silbercyankalium u. s. f., liefern
i- mit Lycoctonin , wenigstens bei einiger Verdün-
teine Fällungen.
;b in physiologischer Hinsicht stellt sich, nach den
len, des Herrn Prof. Klebs, diese neue Base als.
^v^
XXXVII
sehr eigentümlich heriu9. Ihre giftige Wirkung ist un-
vergleichlich geringer als die des Aconitins.
Dr. Flockiger wird im Organ des norddeutschen
Apotheker -Vereins: «Archiv der Pharmacia,» näher
über das Lycoctonin berichten.
589. Sitzung vom 19. Deeember 1869
im physikalischen Cabinet der Hochschule.
Vorsitzender : Der Präsident Herr Prof. von Fellen-
berg-Rivier. — Secretär Dr. R. Henzi. — 29 anwesende
Hitglieder.
4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
und genehmigt
2) Herr Albert von Fellenberg-Ziegler erklärt seinen
Austritt aus der Gesellschaft.
3) Hält Herr Professor Forster einen Vortrag über
die Ausbreitung der Wärme in festen Körpern, in wel-
chen er mit Hülfe der Sänarmont'schen Methode die un-
gleiche Fortpflanzungsgeschwindigkeit in Krystallen des
hexagonalen Systems, die senkrecht und parallel der
Hauptaxe geschnitten sind, demonstrirte. — Ebenso zeigte
er diese Erscheinung in nach verschiedenen Richtungen
geschnittenen Holzplatten. — In den optisch einaxigen
Krystallen des quadratischen und hexagonalen Systems
ist die thermische Fläche ein Rotationsellipsoid, während
in den optisch zweiaxigen Krystallen und den meisten
organischen Substanzen die Fortpflanzungsgeschwindig-
keit nach drei Richtungen eine verschiedene ist.
Schliesslich zeigte der Vortragende einige Versuche
mit übersättigten Lösungen, und wies mit Hülfe der
Thermometersäule und eines Meierstein'schen Spiegel-
"je Säure das unter gewöhnlichen Umständen
mittelbar als Ozonid wirkende Kupferoxyd zu
•a vermöge, seinen Sauerstoff mit eben der
eit und in demselben Zustande abzugeben, wi"
oder Bleisuperoxyd. Diese Auffassung wurde
; und überflüssig gemacht durch die in dem ge-
Aufsatze enthaltene Darlegung SchÖnbein's.
Bläuung der Guajaktinctur durch Kupferoxyd
wart von HCy aus der grossen Neigung dieses
ableitete, mit Blausäure ein Kupfercyanürcanid
i, bei welchem Vorgang selbstverständlich ein
es im Kupferoxyde enthaltenen Sauerstoffs frei
iuss nach der Gleichung
+ 2 HCy = (Cu'Cy. CuCy) + 2 HO + O
erhalten wir aber bei der Behandlung von
yd mit Blausäure keinen freien Sauerstoff, viel-
es eine schon seit langer Zeit bekannte That-
iss Kupferoxyd und einzelne unlösliche Kupfer-
i (wie z. B. das Carbonat), mit Blausäure au-
sbracht, unter Entbindung von Cyangas das
Cyanürcyanid bilden. Daraus ergibt sich, dass
i werdende Sauerstoffatom in statu nascendi
gleichzeitig vorhandenen Cyanwasserstoff durch
n des H in freies Cyan überfuhrt. Anders vor-
ich, wenn bei Behandlung von CuO mit HCy
sn gegenwärtig sind, die wie das Guajakharz,
eilige Säure u. a., sich durch bedeutende Ver-
aft zum thatigen Sauerstoff auszeichnen; hier
freies Cyan auf, sondern es bildet sich im erstem
blaue Guajakverbindung (Guajakozonid); bei
ng von SOa erhalten wir statt des Cyanürcyanids
ranür nach der Gleichung 2CuO + HCy + SO*
+ HO + SO».
— 5 —
So sehr nun diese Erklärung der Bläuung des Gu
für alle die Fälle hinreicht, wo wir durch Zusarr
bringen von Kupferoxydsalz, Blausäure und Guaja
die Reaction unmittelbar erzeugen, so wenig kar
zur Deutung des Factums genügen , dass auch
Kirschwasser (Kirschbranntwein), in welchem sehr ge
Mengen von HCy und Spuren von Kupferoxyd lang
nebeneinander vorhanden waren, die Guajaktinctur
gisch zu bläuen vermag und ebenso ein lange a
wahrtes Gemenge sehr verdünnter Lösungen von I
kalium und Kupferoxydsalz. Es lässt eich leicht eins
dass hier nur zwei Möglichkeiten gegeben sind,
entweder findet in beiden angeführten Fällen beim (
Zusammentreffen des Kupferoxyds mit Blausäure
Cyankalium die Bildung von Cu*Cy. CuCy statt un
dürfen dann kaum annehmen, dass der dabei frei
dende thätige Sauerstoff längere Zeit in jenen Fli
keilen aufgelöst bleiben könnte^ ohne mit der Blau
Cyan oder mit dem Alkohol Essigsäure zu bilden,
aber es bleiben in verdünnten Lösungen Kupferoxyc
und Blausäure oder Cyankalium unverändert und
gegenseitige Reaction nebeneinander bestehen und
Bildung von Kupfercyanür-cyanid tritt erst danr
wenn Guajakharz oder andere ozonbegierige Subst
dazu gebracht werden. Diese Annahme erscheint
dessbalb unrichtig, weil das Kupfercyanid , sowie
Cyanür-cyanid unlöslich sind und in einer nicht allz
verdünnten CuO-Lösung durch ein Cyanalkali stei
Niederschlag entsteht, wenn letzteres nicht im Uebers
zugesetzt wird; wir müssen uns daher wohl denken,
auch in einer Verdünnung, wo Cyankupfer gelöst t
die Bildung desselben aus CuO und HCy dennoci
folgt, selbst in allen den Fällen, wo nicht gebun
— 6 —
sondern freie Blausäure zu verdünnten Kupferlösungen
tritt, in welchen das Kupferoxyd an stärkere Säuren,
wie SO8 oder No5 gebunden ist. Hier mögen wohl ähn-
liche Verhältnisse obwalten, wie bei den Bleisalzen, von
denen, wie längst bekannt, das essigsaure Blei in ver-
dünnter Lösung durch die schwächere CO2 zersetzt wird,
während das kohlensaure Bleioxyd sich in Essigsäure
auflöst.
Eine durchaus befriedigende Erklärung für alle Fälle
der Guajakkupferreaction ist uns nun aber durch die
nachträglichen Beobachtungen Schönbein's geworden.
Im weitern Verlaufe seiner Arbeit über diesen Gegen-
stand fand er nämlich, dass sowohl das Kupfercyanid
als das Cyanürcyanid an und für sich die Bläuung der
Guajaktinctur , also die am meisten charakteristische
Ozonreaction , zeigen. Diese Thatsache steht in voll-
kommenstem Einklang mit einigen schon früher bekannten
Eigenschaften des Cyankupfers. Schon seit geraumer
Zeit weiss man, dass das gelbbraune Cyankupfer eine
ausserordentlich unbeständige Verbindung ist, die in
feuchtem oder trockenem Zustande schon in massiger
Wärme die Hälfte Cyan abgibt und zu weissem Kupfer-
cyanür (Cu2 Cy) reducirt wird. Ebenso war bekannt, dass
in einer Kupferoxydsalzlösung, wenn dieselbe SO2 ent-
hält, durch Cyankalium oder Blausäure nicht Kupfercyanid,
sondern sofort weisses Kupfercyanür gefällt wird. Diese
Thatsachen sind durch die Arbeit Schönbein's inso-
fern wesentlich ergänzt worden, als er darin nachweist,
dass das Cyanid und das Cyanür-cyanid des Kupfers
nicht nur die schweflige Säure, sondern namentlich auch
das Guajakharz zu oxydiren vermögen; dass dabei beide
Verbindungen in Cyanür übergehen und dass endlich in
diesem Processe Blausäure frei wird, was nicht nur durch
\f^
— 7 -
den Geruch, sondern auch durch die Bläuung eines mit
Guajakharz und verdünnter Kupferlösung imprägnirten
Papierstreifens sofort angezeigt wird. Zugleich hat
Schönbein nicht nur durch Behandlung von wasser-
freiem und hydratirtem CuO und allen unlöslichen und
löslichen Kupferoxydsalzen mit wässeriger Blausäure,
sondern namentlich auch durch Schütteln des Cu Cy und
des Cu*Cy. Cu Cy mit reinem Wasser Flüssigkeiten er-
balten, die das Guajakbläuende Vermögen in hohem
Grade besitzen und durch SO1 in Folge der Ausschei-
dung von Cu1 Cy opalescirend werden, wobei So* und
HCy auftreten.
Es ergibt sich hieraus, dass die beiden Verbindungen
Kupfercyanid und Cyanür-cyanid in Wasser, wenn auch
sehr spärlich, doch noch merklich löslich sind und dass
wohl in allen Fällen die Bläuung der Guajaktinctur durch
eine der erwähnten beiden Cyanverbindungen bewirkt
wird. Es mag daher auch ziemlich gleichgültig erscheinen,
ob wir in einer Guajak bläuenden, kupferhaltigen Flüssig-
keit das Cyanid oder das Cyanür-cyanid dieses Metalls
anzunehmen haben, da die Einwirkung auf Guajak beiden
in demselben Maasse zukommt. Neben der grossen
Neigung des Kupfercyanids und Cyanürs, sich zu jener
grünen, auch in crystallinischem Zustand bekannten
Doppelverbindung Cu1 Cy. Cu Cy 5 HO zu vereinigen,
scheinen noch andere Verhältnisse es zu entscheiden,
ob beim Zusammentreffen von CuO und HCy entweder
nur das Cyasid oder das Cyanür-cyanid oder ein Ge-
menge beider entsteht; so namentlich die Concentration
der Lösungen, insofern sich das Cyanid um so bestän-
diger zeigt, je grösser die Verdünnung, und sodann der
Umstand, ob sich CuO und HCy in freiem oder im Salz-
zustande befinden, wie denn z. B. bei Einwirkung von
Blausäure auf freies CuO stets das Cvanür-cyanid
i wird, während Cyankaliumlösung die Bildung
pfercyanid bewirkt, welche Verbindung sich eben-
irch energische Bläuung des Guajakharzes kenn-
st. Wird dagegen KCy im Ueberschusse zu CuO
ht, so entsteht die Doppel Verbindung Kalium-
lyonid, welche, ohne Zweifel in Folge der zwischen
id Cu Cy besiehenden Verwandtschaft, sich gegen
tinctur indifferent verhält,
die Auffindung der oben mitgetheilten Facta
sich für Schönbein unmittelbar die Frage
welches die consequenteste , den Vorgang am
erklärende Formulirung jener Reaction sei. Wah-
ie gewöhnliche Annahme der Formeln Cu Cy und
für Kupfercyanid und Kupfercyanür die bei der
inng des Cyankupfers (CuCy) erfolgende Ent-
g von Cyan und Bildung von Cyanür einfach
jie Gleichung 2Cu Cy = CuJ Cy + Cy erklärt, ist
ers.eits genöthigt, zur Deutung jener oxydirenden
gen des Cyankupfers auf Guajak, SO1 oder an-
sydirbare Substanzen die Wasserzersetzung zu
u nehmen. Nach dieser Ansicht würde demnach
Cy ein Antheü Cyan frei werden, dieses Cyan
issers toff aus HO Cyanwasserstoff bilden, der
off dagegen in statu nascendi an das Guajak (oder
wellige Säure) übergeführt werden. Eine derar-
sserzersetzung und mittelbare Oxydation erschien
Schönbein aus mehreren Gründen höchst
iaft und er spricht daher in seiner Arbeit die
,e aus, dass das Kupfercyanid und KupfercyanÜr-
ais eigentliche -Verbindungen von Blausäure mit
;vd, d. h. als cyanwasserstoffsaures Kupferoxyd
pferoxydul-oxyd aufgefasst werden müssen. Die
Möglichkeit dieser Auffassung wird schon durch
Unistand gegeben, dass weder die eine noch die an
Cyan Verbindung in wasserfreiem Zustand bekannt
sondern beide bisher als Hydrate angesehen we
mussten; sodann aber erscheint diese Ansicht besor
desshalb geboten, weil das Cyankupfer nicht nur d
So1 unter Bildung von HCy und SO3 zu Cyanür red
wird, sondern sowohl den Jodkaliumstarkekleister al
Guajaklösung energisch bläut, somit gerade die für
ozonisirten Sauerstoff bezeichnendsten Reactionen
vorbringt. Nun ist daran zu erinnern und kann ü
haupt nicht oft genug wiederholt werden, dass der Sa
stoff in statu nascendi nie wie das Ozon wirkt, ei
denn in Gegenwart solcher Substanzen , die wie
feinvert heilte Platin oder Eisenoxydul das Vermögen
sitzen, neutralen Sauerstoff in den activen Zustand ü
zuführen, denn in diesem Zustande allein verbinde
sich z. B. mit Guajakharz zu jener charaktenstis
blauen Substanz, die sich durch Schönbein's ßeob
tnngen entschieden genug als organisches Ozonid her
gestellt hat. Wir werden daher in unserer Reaction
Wirkung des thätigen Sauerstoffs wohl auf das Vorhan
sein von Kupferoxyd zurückzuführen haben, und i
die vollkommene Identität in den oxydirenden, ozoi
sehen Wirkungen der Eisenoxydsalze mit denen
Eisenchlorids, welche die gewöhnliche Annahme el
falls nur durch HO-Zersetzung erklaren kann, un
Schlüssen über die Zusammensetzung des Eisenchli
führt, die, weil naheliegend, hier kaum erörtert zu
den brauchen, so ist gewiss eine Wasserzersetzung d
Cyan noch weniger unsern chemischen Vorstellui
entsprechend, als eine HO -Zersetzung durch Cl
vielmehr scheint die Thatsache, dass Eisenoxydsalze
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 685.
ijakbläuung und andere Ozonreactionen um so leichter
i energischer hervorbringen, je schwächer die Säure
entschieden darauf hinzudeuten, dass ein ähnliches
hältniss auch bei den Kupferoxydsalzen obwalten
ine. Dies ist denn auch die Ansicht Schönbein's,
iu ich seine Darlegung nicht unrichtig aufgefasst habe ;
eine Stütze dieser Annahme führt er die Thatsache
dass die Kupferoxyd salze mit schwachem Säuren,
essigsaures und ameisensaures Knpferoxyd, die
ijaktinctur auch in wenig concentrirter Lösung ebenso
Kupfercyantd zu blauen vermögen. Da nun die Blau-
re als eine der schwächsten bekannten Säuren anzu-
en ist, so folgt von selbst, dass Cyankupfer oder nach
ler Schreibweise blausaures Kupferoxyd auch in sehr
dünnten Lösungen jene oxydirenden Eigenschaften
;t. Schönbein setzt daher für die Guajakreaction
t der gewöhnlichen Gleichung:
^uCy + HO + Guajak = Cu'Cy + HCy + (O Guajak)
Formel :
2(CuO. HCy) + Guajak = Cu'Cy + HCy + HO
+ (O. Guajak)
em er annimmt, dass Cyankupfer {blausaures Kupfer-
d) sich mit Guajak in KupfercyanÜr, Cyanwasserstoff,
sser und die blaue Guajakverbindung umsetzen. Soll
r die Formel — und dies ist ja ihre einzige Bedeu-
l — ein möglichst getreuer Ausdruck dnr Thalsachen
i, so scheint mir eine noch etwas genauere Bezeich-
g geboten, d. h. wir dürfen auf Grund der Arbeit
hön'bein's und auch anderweitiger Facta das Kupfer-
d als Ozonid durch die Formel Cu'O.H bezeichnen,
lurch sieb für das Kupfercyanid Cu1 OC.SHCy ergibt;
ch sehe sogar in dem Umstände, dass sich das Cyanid
— 11 —
so leicht mit dem Cyamir verbindet, die Notbwendig
noch einen Schritt weiter als Schönbein zu g<
und auch dem Kupfercyanür die Formet Cu' 0.
beizulegen, and schreibe nun für mich die obige i
cbung in folgender Weise : (5 als Zeichen des os
sirten Sauerstoffs)
(CuH). ü. 2 HCy + Guajak = Cu'O. HCy + H Cj
+ (tJ . Guajak).
In welcher Art diese Gleichung modificirt we
ums«, wenn wir statt dem Cyanid das Cyanü'r-cyanid
Gnajakharz zusammenbringen, ergibt sich hieraus
selbst nnd ich muss es dem Urtheile der Leser ü
lassen, inwiefern diese Formel im Einklang mit
Vorgange selbst steht. So viel zur nähern Beleucb
der Beobachtungen meines hochverehrten Lehrers,
schien mir nun nicht ganz ohne Interesse zu sein, ei
andere Cyauverbindnngen in Bezug auf ihr Verhalte
Guajak zu prüfen und zugleich die Eisenpräparat
dieser Beziehung mit den Verbindungen des Kuj
einigerniassen zu vergleichen.
Im Folgenden erianbe ich mir. einige bis jetzt
machte bezügliche Beobachtungen mitzutbeilen.
Was vorerst die -Wirkungen der Kupferoxyds
betrifft, so hat Schönbein, nachdem er die Bläi
der Guajaklösnng und des JodLaliumkleisters in Ge;
wart selbst der minimsten Mengen von Blausäure
Kupferoxyd nachgewiesen , auch wieder an die dam
Beziehung stehende, aber längst bekannte Thals;
erinnert, dass concentrirte Lösungen eines CoO»
das Jodkalium unter Ausscheidung von Jod und Bifc
von Cu'J zersetzen, während nur wenig verdünnte
sangen ganz ohne Wirkung sind , wie denn auch re
- 12 -
lpferoxyd weder die Guajaktinctur noch den KJ-Kleister
bläuen vermag. Ich habe als Ergänzung hier beizu-
gen, dass ganz concentrirte Lösungen von CuO nicht
r den KJ-Kleister, sondern auch die Guajaktinctur,
>nn auch schwacher, verändern, wenn sich die Kupfer
jung im Ueberflusse befindet. In Bezug auf die In-
isität beider Reaclionen bei gleicher Verdünnung glaube
i in aufsteigender Linie folgende Reibenfolge wahrge-
mmen zu haben : schwefelsaures, salpelersaures Oxyd,
ilorid, essigsaures und ameisensaures Oxyd. Ausser-
dentlich energischer aber, als selbst die letztgenannten
Ize wirken, wie hinreichend erwähnt, die beiden Cyan-
rbindungen , insofern auch die verdünntesten Salz-
tungen die Reactionen bei Zusatz einer Spur HCy so-
t eintreten lassen, Zugleich möge hier erwähnt werden,
ss ausser Guajakharz durch das CuO in Verbindung
t HCy auch die Pyrogallussäure, das Anilin, Hätnatoxylin
d Brasilin verändert, resp. braun und ruthlich gefärbt
rden.
Verschiedene theoretische Grunde 1 Jessen mich ver-
tthen, dass neben den oben besprochenen Cyaniden
i Kupfers auch diejenigen Verbindungen die Ozonid-
actionen des Kupferoxydes zeigen werden, in denen
i zusammengesetzten Radicale Cfy (Ferrocyan = FeCyJ)
d Cfdy (Ferridcyan = Fe'Cy*) enthalten sind; diese
nähme ist durch die Versuche bestätigt worden. Ich
je in der That, dass das bekannte braune Ferrocyan-
pfer, wie es durch Behandlung von Ferrocyankaliura
I überschüssiger Kupferlösung erhalten wird, die
ajaktinctur ebenso schnell und intensiv zu blauen
mag, wie das Kupfercyanid; in gleicher Weise ver-
t sich auch das Ferridcyan-Kupfer {erbalten durch
lung. einer Kupferoxydlösung mit Ferridcy ankalium) ;
.f**ar*"*
— 13 —
welches Präparat sich ausserdem namentlich durch sehr
energische Bläuung des Jodkaliumkleisters auszeichnet.
Aus diesem Verhalten des Ferro- und Ferridcyankupfers
erklärt sich unmittelbar auch die fernere Beobachtung,
dass in farblosen Geraengen sehr verdünnter Kupfer-
lösungen mit Guajakharztinctur durch Zufügen einer ver-
dünnten Lösung von Ferrocyankalium sofort eine starke
Bläuung eintritt, gleich wie durch Blausäure oder Cyan-
kalium, und dass umgekehrt farblose Gemenge von
Guajakharztinctur und 2K. Cfy oder von KJ -Kleister mit
3 K. Cfdy beim Zufügen auch sehr verdünnter Lösungen
eines CuO-Salzes ebenfalls sich bläuen. Diese Bläuung
bei Anwendung von Ferridcyankalium tritt in stärkerem
Masse und bei merklich grösserer Verdünnung noch ein.
Da beide Kupferverbindungen durch Wärme weit weni-
ger zersetzbar sind, als das Cyankupfer, was schon dar-
aus erhellt, dass auch scharf getrocknetes 2 Cu. Cfy und
3Cu. Cfdy noch ebenso deutlich wie in feuchtem Zu-
stande auf Guajak und Jodkalium - Kleister einwirken,
während scharf getrocknetes Kupfercyanid keine Wirkung
mehr zeigt, so erscheint hier die Erklärung des Vor-
ganges durch die gewöhnlichen Formeln eher noch
weniger befriedigend, als in dem besprochenen Falle
des Kupfercyanids. Betrachten wir, wie sich dies aus
den Verbindungen ergibt, das Ferrocyan als 2a tomiges,
das Ferridcyan als 3atomiges Radical, die Ferrocyan-
wasserstoffsäure (2 H. FeCy3) als 2-basische, die Ferrid-
cyan wasserstoffsäure (3 H. Fe2Cy6) als 3-basische Säure,
so haben wir, um hier nur den Vorgang bei Ferrocyan-
kopfer und Guajak zu besprechen, anzunehmen, dass
' von 2 Atomen des Körpers 2 Cu. Cfy sich ein Atom Cfy
lostrenne, um mit 2 Atom Wasser Ferrocyanwasserstoff
and freien Sauerstoff zu bilden, welch* letzterer oxydirend
iuajak oder andere Körper wirkt; es würde dies
i die Gleichung ausgedrückt :
[8 Cu. CfyJ + 2 HO = 4 Cu. Cfy + 2 H. Cfy + 2 O.
Da nun meines Wisseos, wie das Kupfercyanid und
ür Cyanid, so auch das Ferro- und Ferridcyankupfer
;er enthalten , welches ohne beginnende Zersetzung
ausgetrieben werden kann, so kann ich kaum An-
1 nehmen, auf die erwähnten Facta gestützt, diese
indungen als ferrocyanwasserstoffsaures und ferrid-
wasserstoffsaures Kupferoxyd zu betrachten, was
o eher erlaubt sein dürfte, als wir in andern Fällen
:i andere Grunde ebenfalls genöthigt werden, Wasser-
;äure als solche mit sauerstoffhaltigen Basen sich
nigen zu lassen, wie z: B. bei den O.-haltigen Al-
den. Es würde sich daher für das Ferrocyankupfer
Formel Cu!0. 3. 2 HCfy, für das Ferridcyankupfer
i* 0 8). 2 (3 HCfdy) ergeben, indem wir dabei das
eroxyd (CuO) als Ozonid in seiner Formel verdop-
und selbstverständlich dem Körper Cu1 0 3 den
lischen Wirkungswerth von 2 Atomen des alten CuO
NaO oder HO beimessen So schreiben wir dann
te Stelle des obigen Schema'» die Gleichung ;
2 (Cu1 0 3 2 H. Cfy) + 2 HO = 2 {Cu1 0) 2 HCfy
+ 2 HCfy + 23.
nehmen an , dass bei der ßeactton auf Guajak das
cyanwasserstoßsaure Kupferoxyd unter Freiwerden
211. Cfy und Bildung des Guajakozonids zu ferro-
wasserstoffsaurem Kupferoxydul reducirt werde. In
haus analoger Weise haben wir den Vorgang bei
Ferridcyankupfer aufzufassen; es sei daher in Be-
beider Kupferverbindungen nur noch erwähnt, dass
bis jetzt noch keine direkten Versuche über ihre
— 15 —
Löslichkeitsverhältnisse bei Behandlung mit Wasser unter-
nommen habe; inwiefern aber sich dasselbe oder ähn-
liches zeigen würde wie bei den beiden Kupfercyaniden,
scheint schon aus zwei oben angeführten Thatsachen
hervorzugehen.
Wenden wir uns von den Verbindungen des Kupfers
zu denjenigen des Eisens, so tritt uns bei Vergleichung
des Eisenoxyduls und Oxyds mit dem Kupferoxydul und
Oxyd vor Allem die Thatsache entgegen, dass, während
die beiderseitigen niedrigsten Oxydationsstufen (FeO und
Cn'O) sich gleich, d. h. neutral gegen oxydirbare Körper
verhalten, das Eisenoxyd in seinen Salzen eine weit
deutlicher sich betätigende ozonidische Natur besitzt,
als Kupferoxyd t daher auch , wie diess namentlich
Schönbein nachgewiesen, durch eine Reihe oxydir-
barer Substanzen leicht zu Oxydul reducirt wird, wo-
gegen CuO diese Eigenschaft nicht unter allen Umständen
und in weniger durchgehendem Masse zeigt In irgend
einem sichern Zusammenhange mit diesen Verhältnissen
scheint mir das eigentümliche Factum zu stehen, dass
das Eisenoxydul in so hohem Grade das Vermögen be-
sitzt, bei gewöhnlicher Temperatur neutralen Sauerstoff
in seine thätige Modification überzuführen und sich damit
zu Fe*03 (F*02ü) zu vereinigen, während Kupferoxydul
nicht unter gleichen Umständen in Oxyd übergeht, wenn
auch seine Salze ähnlich wie die Eisenoxydulsalze an
dfer Luft sich in basische Oxydsalze umwandeln.
So zeigt sich denn auch in Bezug auf die Bläuung
des Jodkaliumkleisters oder der Guajakharzlösung bei
den Eisenoxydsalzen nicht ein so bedeutender Unter-
schied wie bei den Kupferoxydsalzen. Während von
letzteren z. B. das Sulfat seine Wirkungen nicht oder
nur sehr schwach, das Acetat weit stärker, das Cyanid
— 16 —
Brrocyanid aber sehr energisch hervorbringt, ver-
tue Eisenoxydsalze die Guajaktinctur und den
eister auch in ziemlicher Verdiinnung noch sehr
icheinlich zu bläuen, obwohl auch hier, die in-
t der Reaction betreffend, sich analoge Verschieden-
, wie bei den Kupfersalzen, zeigen, insofern das
starke Säure SO3 gebundene Eisenoxyd schwächer
ken scheint, als das Acetat, Chlorid und Nitrat,
sste sich nun darum handeln, die Cyanverbindun-
bs Eisens in nähere Beobachtung zu ziehen; da
weder das Eisencyanü'r noch das Eisencyanid in
isolirtem und reinem Zustande hinlänglich genau'
it sind, so glaubte ich mich darauf beschränken
ssen, die dem Ferro- und Ferridcyankupfer ent-
enden Präparate, d. h. das Ferro- und Ferridcyan-
zu prüfen ; doch will ich hier nicht unerwähnt
, dass die in einem Gemenge von Eisenoxydul-
Ixvdsalz durch Blausäure in alkalischer Lösung
a blaue Verbindung sich auch in Bezug auf die
i Frage kommenden Verhältnisse ganz so wie das
irblau verhält, welches durch Behandlung von
xydlösungen mit gelbem ßlutlaugensalz entsteht,
Berlinerblau oder Ferrocyaneisen, welchem die
1 4 Fe -3 Cfy gegeben wird , vermag nach meinen
hen die Guajaktinctur in fast ebenso energischer
, als das Ferrocyankupfer zu bläuen. Hier wird
mittelbare Beobachtung, die unter Umständen durch
vremmung des Berlinerblaus in der Flüssigkeit
•leitet werden könnte, dadurch bestätigt, dass die
i, durchaus klare Flüssigkeit ebenso deutlich blau
int und dass diese Färbung durch alle jene redu-
en Reagentien, welche das Guajakozonid zerstören,
Ils verschwindet.
^w
— 17 —
Anders verhalt sich das sog. Turnbull'sblau oder
Ferridcyaneisen mit der Formel 3 Fe. Cfdy. Diese Ver-
bindung bleibt Guajak gegenüber indifferent, so ähnlich
sie auch in so manchen Beziehungen dem Berlinerblau
sein mag. Suchen wir nun nach einer befriedigenden
Erklärung dieses eigentümlichen Factums, so scheint
mir eine solche nicht unmöglich; wenn wir, gestützt auf
die bei den Kupferverbindungen erörterten Verhältnisse,
auch hier unsere Ansiebt über die Constitution dieser
Cyanverbindungen einigermassen modificiren. Ohne wie-
derholt auf die Gründe einzugehen, welche in der Bläuung
des Guajaks durch Eisenchlorid und Ferrocyaneisen eine
Wasserzersetzung durch Chlor, Cyan oder Ferrocyan
für mich wenig wahrscheinlich machen, möge nur darauf
hingewiesen werden, dass selbst die Ansicht, welche das
Berlinerblau als Verbindung von Eisencyanür - Cyanid
(3 FeCy + 2 Fe2Cy*) betrachtet, keine bessere Deutung
seines Verhaltens zu geben vermag; denn auch das
Ferridcyaneisen oder Turnbullsblau besteht dann aus
Cyanür und Cyanid (3 FeCy + Fe2 Cy8) und es müssten
nach Analogie mit dem Kupfercyanür-cyanid, sowohl das
eine als das andere Eisencyanür-cyanid oxydirend auf
Guajak einwirken.
Wohl aber glaube ich, geleitet durch die wohlbe-
kannte Thatsache, dass das Ferrocyaneisen (Berlinerblau)
durch Ferrocyankalium in Eisenoxydsalzen } das Ferrid-
cyaneisen (Turnbullsblau) dagegen durch Ferridcyan-
kalium in Eisenoxydulsalzen entsteht, annehmen zu
müssen, dass wir in der ersten Verbindung ein wirkliches
Eisenoxydsak , in der zweiten aber ein Eisenoxydulsalz
vor uns haben. Nach dem gleichen Schema, wie bei
den Kupfercyanverbindungen , würde sich so für das
Ferrocyaneisen die Formel ergeben : 2 Fe2 O3. 3 (2 H Cfy,
Bern. Mittheü. 1869. Nr. 686.
i Fe. 3 Cfy ; für das Ferridcyaneisen dagegen 3 FeO.
dv, statt 3 Fe. Cfdy. Auch hier möge wieder an die
oigkeit des Ferrocyans (Cfy) nnd an die 3Atomigkeit
Ferridcyans (Cfdy} erinnert werden. Diese An-
ungsweise erklärt uns nicht nur, dass das Eisen-
.alz {Berlinerblau}, nicht aber das Oxydulsalz (Turn-
>lau} Guajaktinktur zu bläuen vermag (wie diess
itliche Ozydsalze, nie aber die Oxydulsalze thun},
>rn sie steht auch in ausserordentlich einfacher
hung zu dem Umstände, dass das Berlinerblau,
es nach obiger Formel als Oxydsalz auf 2 Atome
die gesetzmässigen 3 Atome einer 2basischea (statt
me einer 4 basischen Saure ) enthält, durch Kali
Natron in Ferrocyankalium oder -natrium und
oxyd übergeht, während anderseits das Turnbulls-
als Oxydulsatz durch die gleichen Agentien Ferro-
calium und Eisenoxydul-oxyd bildet. Kaum dürfte
itbwendig sein, auch hier wieder zu erwähnen, dass
Cyanverbindnngen ihr chemisch gebundenes Wasser
ohne Zersetzung gänzlich zu verlieren vermögen,
• über die wirkliche Verkeilung des H nnd O ver-
dene Hypothesen möglich sind; wohl aber möge
an einige Verbindungen erinnert werden, die eben -
als Ferrocyaneisen aufzufassen sind, in denen das
theilweise durch K oder H ersetzt ist, deren For-
aber noch zur Stunde verschieden gefasst werden,
nd diess 4°. Fe K. Cfy, entstehend durch Einwirkung
'erdünnter SO* auf Blutlaugensalz. 2°. 3 Fe. K. 2 Cfy
2 Fe. Cfy, das sogen, weisse Cyaneisen, entstehend
i Vermischung oxydfreier FeO-Lösnngen mit Ferro-
;alium, und 3°. 3 Fe 2 H. 3 Cfy, d. h. die durch Be-
ng von Berlinerblau mit HS, SO1, Zn und andern
irenden Substanzen entstehende Verbindung. Diese
— 19 —
in ursprünglichem, reinen Zustande weisslich gefärbten
Ferrocyanüre sind durch die Eigenschaft charakterisirt,
an der Luft von selbst, weit schneller jedoch durch oxy-
dirende Agenden sich blau zu färben und dabei in Ber-
linerblau tiberzugehen, welches ehenso, wie das auf ge-
wöhnlichem Wege erhaltene Ferrocy aneisen , oxydirend
auf Guajaktinctur einwirkt. In's Besondere zeichnet sich
in dieser Beziehung das unter 2° angeführte sog. weisse
Cyaneisen aus, welches sich bekanntlich nur dann weiss
erhalten lässt, wenn die Fällung mit ganz luftfreien Lö-
sungen von Eisenoxydulsalz und Blutlaugensalz vorge-
nommen und nach Luftzutritt sofort abgeschlossen wird.
Geschieht diess nicht, so tritt sehr rasch eine Bläuung
des weissen Niederschlages ein. Durch freies Ozon und
ozonführende Körper, namentlich durch Blei- und Man-
gansuperoxyd in Verbindung mit verdünnter SO3, durch
Chromsäure und rothes chromsaures Kali, durch Ueber-
mangansäure u. s. w. wird das weisse Ferrocyaneisen
beinahe augenblicklich in die blaue Verbindung umge-
wandelt. Diess geschieht auch, wie schon vor längerer
Zeit Schönbein nachwies, durch Eisenoxydsalze, welche
dabei in Oxydulsalz übergehen, so dass eine gegebene
Quantität salpetersaures Eisenoxyd mit der hinreichenden
Menge der weissen Verbindung vermischt, sofort und
gänzlich in Eisenoxydulsalz übergeführt wird. Ich kann
nicht umhin, hier daraufhinzuweisen, dass in der Chemie
kaum eine grössere, deutlichere Analogie in dem Ver-
balten zweier Substanzen besteht, als diejenigen unsers
weissen Cyaneisens mit dem kohlensauren Eisenoxydul
oder dem Oxydulhydrat, welche durch den atmosphäri-
schen Sauerstoff und durch dieselben Oxydationsmittel
in ebenso eigentümlicher Weise verändert, d. h. zu
Eisenoxyd oxydirt werden. Vereinige ich mit dieser
— 20 —
ltung das Ergebniss einer Anzahl neuerer Ver-
flach welchen das feuchte, frisch gefüllte Berliner-
irch dieselben Substanzen langsamer oder schneller
t und reducirt wird, welche die Eisenoxydealze
julsalze umzuwandeln vermögen und wohin unter
1 besonders SO1, Hs, feinzertbeiltes As, Sb, Zn,
), Fe, sowie Phosphor, H in statu nascendi, PH*
Ameisensäure, Harnsäure, Carbolsäure, Morphium
gehören, so kann ich mich kaum der Annahme
agen, dass jene drei angeführten weissen Cyan-
lungen, welche sich neutral gegen Guajak verhalten,
i-Safze, d.h. als Verbindungen derFerrocvanwasser-
ire mit Eisenoxydul aufzufassen seien und nicht nur
oxydirende Agentien in Berlinerblau (Oxydsalz)
hen, sondern auch mit dem Manganoxydul- und
tydulhydrat das merkwürdige Vermögen theileo,
lotropische Veränderung des neutralen Sauerstoffs
ift, d. h. eine Verwandlung von 0 in 7 zu be-
und so von selbst in Oxyd überzugehen. Nach
Voraussetzung würde sich die oben erwähnte
dlung des weissen Cyaneisens in Berlinerblau
Eisenoxydsalze dadurch erklären, dass in der
i Cyanverbindung das Oxydul durch das Oxyd
wird, während ersteres sich mit der Säure des
ilzes verbindet, denn eine Oxydation des Oxyduls
las Oxyd desselben Metalls ist selbstverständlich
nnehmbar. Diess führt uns darauf, im Interesse
rständnisses der angedeuteten Beziehungen des
rblaues zum Eisenoxyd, daran zu erinnern, dass,
rir auch in Verbindungen thätigen Sauerstoff oder
mzunehmen berechtigt sind, das Eisenoxyd notb-
aJs Ozonid mit der rationellen Formel Fe'O'tf
len werden muss, was zum Theil schon durch die
— 21 —
oxydirende Wirkung desselben auf die oben aufgezählten
Materien, die auch freies ü begierig aufnehmen, nahe-
gelegt wird, namentlich aber durch das Factum, dass
selbst Kupfer, Quecksilber und Silber, wenn auch lang-
samer, Eisenoxydsalz zu Oxydulsalz zu reduciren ver-
mögen, eine Thatsache, welche die Oxydationsverhältnisse
•dieser zum Theil edlen Metalle keineswegs voraussehen
lassen, die aber mit der oxydirenden Wirkung des freien
Ozons auf Hg und Ag im Einklänge steht, wenn auch in
Fe'O3 thätiger 0 angenommen wird.
Was die Einwirkung von Cyankalium auf Eisensalze
betrifft, so sei noch bemerkt, dass der in Oxydullösungen
durch KCy entstehende gelb-röthliche Niederschlag (viel-
leicht eine Verbindung von Fe Cy mit K Cy) Guajaklösung
unverändert lässt; in Eisenoxydsalz entsteht bekannter
Maassen durch KCy unter Bildung von Blausäure ein
Niederschlag von Eisenoxydhydrat, der schwach bläuend
auf Guajak wirkt und daher wohl von etwas basischem
Eisenchlorid begleitet wird. Dass in dieser Reaction des
KCy auf Fe2 03-Salz kein Eisencyanid niederfällt, son-
dern neben HCy Oxyd ausgeschieden wird, scheint mir
mit manchen andern dieses Oxyd betreffenden Dingen
nicht in grossem Widerspruche zu stehen; vielmehr er-
innert diese Thatsache daran, dass unter gewöhnlichen
Bedingungen Eisenoxyd auch mit Kohlensäure sich nicht
verbindet, und meinerseits glaube ich, dass aus ähnlichen,
obwohl uns nicht bekannten Gründen, auch HCy als sehr
schwache Säure sich mit Fe203 nicht zu vereinigen ver-
mag, dass aber Eisencyanid, das ich als Fe2 0*.ü. 3 HCy
auffassen müsste, die Guajak-bläuende Eigenschaft noch
in höherem Grade als Cu2OÜ.2HCy (Kupfercyanid) be-
sitzen würde, wenn es in freiem Zustande bekannt wäre.
Zum Schlüsse dieser Mittheilungen über Kupfer-
isenoxydsolze erwähne ich noch , dass anter den
örbiiid äugen des Silbers ganz besonders das Cyan-
(Ag Cy) «od Ferridcyansilber (3 Ag. Cfdy) die
cbarzlösung sebr entschieden bläuen, während die
salze mit stärkern Säuren, wie die entsprechenden
-oxydsalze, nur von schwacher Wirkung sind, ob-
verschiedene Gründe auch in dem Silberoxyd
;ii 0 anzunehmen zwingen. Was die Cyanide des
3 und Platins betrifft, so habe ich keinen Grund,
zu zweifeln, dass Au Cy1 und PtCy1, wenn in iso-
Zustande bekannt, gleichermaassen bläuend auf
c einwirken würden, insofern die entsprechenden
und Platinsalze (Chloride) ebenfalls sich als enor-
Ozonide ausweisen. Endlich bleibt mir zu be-
n, dass die aus den Salzen der nicht ozonirten
, wie Zinkoxyd, Cadmiumoxyd, Bleioxyd, Mangan-
I u. s. w. dargestellten Cyan- und Ferrocyanverbin-
n sich gegen die Guajaktinctur, wie zu erwarten
gänzlich neutral verhalten. So veranlassen mich
die im Vorstehenden besprochenen Erscheinungen,
rmuthung auszusprechen, dass wenigstens bei den-
n Metallen, die mit Sauerstoff Oxydationsstufen von
lischer und zugleich basischer Natur bilden, die
len und zusammengesetzten Wasserstoffsäuren des -
sich als solche mit den Oxyden zu wirklichen
vereinigen; selbstverständlich kann diese Ansicht
noch keineswegs für die übrigen Cyanide gelten,
z. B. Cyankalium durch Einwirkung des Cyangasea
ilium erbalten werden kann. Dagegen glaube ich
genthümliche chemische Verhalten jener Stoffe um
ir besprechen zu dürfen, als die Kupfer-, Silber-
iisensalze zu den wichtigsten pbarmaceutischen
aten gehören nnd ausserdem die meisten Cyan-
S.J
— 24 —
Thlophil Studer.
Neue Spezies von Tropidonotus.
(Vorgetragen den 20. Febr. 1869.)
Mit einer Tafel.
Beim Ordnen der Reptilien des hiesigen Museums
fand ich unter der Bezeichnung Vipera prester ohne nähere
Angabe des Fundortes, als Schweiz, eine schwarze Schlange,
welche sich bei näherer Untersuchung als eine Art Tropi-
donotus herausstellte, und zwar von einer Anordnung des
Schuppenpanzers, wie er sich sonst bei keiner Art dieser
ziemlich artenreichen Gattung findet.
Ich lasse vorläufig die Beschreibung folgen und
werde nachher die Kennzeichen nach ihrem spezifischen
Werthe, nach dem Material, das mir zu Gebote stand,
kritisch beleuchten.
Bekanntlich wird von Baird und Girard das Genus
Tropidonotus , welches nach Jan 35 Spezies enthält, nach
dem Habitus in 6 Subgenera abgetheilt, wobei unsere
einheimischen Arten sich auf die Subg. Entainia (natrix)
und Tropidophorus (tesselatus) vertheilen. Unsere Schlange
gehört danach in das Subg. Eutainia, das sich haupt-
sächlich auszeichnet durch den nach hinten breiten,
niedrigen und vom Rumpfe stark abgesetzten Kopf und
die ovalen, massig gekielten Schuppen.
Unsere Schlange ist charakterisirt :
Farbe : Rücken und Kopf einfach schwarzbraun mit
geringem Metallglanz, Bauch blauschwarz, Kehle und
Mentalgegend weiss, die Unterlippenschilder dagegen
schwarzbraun bis auf das 6) und 6); die weisse Farbe
verschwindet gegen den Bauch zu und löst sich noch
k
- 25 -
im oberu Drittel in verwaschene weisse Flecken auf, die,
gegen die Mitte an Zahl abnehmend, endlich verschwinden.
Schilder des Scheitels wie bei der Ringelnatter.
Oberlippenschilder 7, das 3. und 4. berührt das Auge;
Temporale 1, Postoculare 4, Praeoculare 1, F renale 1,
sehr klein und viereckig, höher als breit- Schuppen-
reihen 20.
Das Gebisa weicht, soweit ich es, ohne das Thier zu
beschädigen, untersuchen konnte, von der Ringelnatter
nicht ab, die Zahne des Ok. stehen in einer ununter-
brochenen Reihe und nehmen au Grösse allmalig zu.
Dimensionen : Lange 2* 7", Kopf '/so Schwanz 7»'
Im Habitus gleicht unsere Schlange, nach den vier
Entainia-Arten, welche unser Museum besitzt, am meisten
der Ringelnatter. Doch ist im Ganzen der Kopf schmaler,
höber, in der Ohrgegend weniger aufgetrieben, auch
scheint sich die Schnauze rascher zuzuspitzen, indem
die Gegend von den Augen zur Schnauze kürzer ist als
bei der Ringelnatter.
Was nun den Wertb der Merkmale anbelangt, so ist
erstens die Farbe das wenigst wichtige. Man kennt von
vielen Schlangen schwarze Varietäten, welche eine ganz
ähnliche Farbenvertheilung besitzen. So besitzt unser
Museum eine schwarze Varietät von Elaphis radiahu,
ebenfalls oben und unten schwarz, mit weisser Kehle.
Die schwarze Viper Vipera prester ist längst als Varietät
der Vipera aepis, nicht berus, wie man oft angegeben
bildet, anerkannt. Dumeril beschreibt eine schwarze
Varietät der Eutainia sawita, ganz ähnlich der uns-
rigen. Eine schwarze Varietät der Ringelnatter erhielt
unser Museum erst kürzlich aus der Umgegend Berns,
das jedoch die charakteristischen Mondflecken am Halse
Bern. Mittheil. 1869. Hr. 667.
— 26 —
noch zeigt. Immerhin zeigen diese schwarzen Varietäten
nie den Glanz, den unser Exemplar hat
Mehr Gewicht als speciGsches Merkmal ist auf die
Verkeilung der Kopfschilder zu legen. Doch kommen
auch hier Abweichungen vor. So finde ich bei 20 Ringel-
nattern, die ich darauf untersuchte, in einem Fall nur 6
Oberlippenschilder, in einem andern das oberste Post-
orbitale der linken Seite mit den Supraorbitale ver-
wachsen, in zwei weitern Fällen nur 2 Postorb italia, das
eine aber viel grösser als das andere, so dass hier offen-
bar eine Verwachsung zwischen zwei Schildern stattge-
funden hat. Doch sind diese Anomalien sämmtlich nur
einseitig.
Aehnliche Anomalien linden sich auch bei Trop.
tesselatus und bei Amphies ma Ugrinum.
Eine grosse Constanz finde ich dagegen in der Zahl
der Schuppenreihen, und zwar bei allen Individuen einer
Species, die ich darauf untersuchte. In der Vertheilung
der Augenschilder hat unsere Schlange in der ganzen
Gattung nur einen Vertreter, nämlich ■ Trop. (Eutainia)
Marciana B.u.G., die sich aber durcb andere Merkmale
genügend unterscheidet.
Es mag nun freilich gewagt sein, bei den gegen-
wärtig schwankenden Begriffen der Species auf ein ein-
ziges Individuum hin eine eigene Art gründen zu wollen,
und ich möchte auch einstweilen nur auf diese jeden*
falls von den andern Arten sehr abweichende Form auf-
merksam machen, indem es möglich wäre, dass sich
dieselbe noch in einem oder dem andern Museum als
Varietät der Ringel- oder Würfelnatter fände. In letzterem
Falle würde wohl dieselbe als neue Art unserer sonst
so armen Reptilienfauna hinreichend berechtigt sein.
Heber das leuchtende Holz, m
Scheiaholz.
(Vorgetragen den 2. Witt 1869.)
Das sog. „Schein holz" ist schon öfters '
wissenschaftlicher Forschungen gewesen; so
mentlich Heinrich, Deasaignes, Böckmann ni
nebst Spallami vom chemischen Standpunkt
metster und A. de Bary aber mehr vom I
Standpunkte diese merkwürdige Erscheinung
ohne jedoch zu einem befriedigenden Nacl
den wahren Grund derselben gelangt zu sein
Die grosse Schwierigkeit bei diesen Beo
beruht in dem Umstand, dass das Leuchtei
lenden Bolzes nur bei völligem Lichtabschlo
nommen werden kann. Auch findet dasselbi
an der Oberfläche des Holzes statt, sondei
sich ebenfalls inwendig in der Holzmasse,
bis auf eine gewisse Tiefe, daher der Erfolg ei
lieh in Contact gebrachten Reagens nicht sol
kennen ist Das leuchtende Holz ist ganz *
impräguirt ; dabei besitzt es noch einen gew
von Festigkeit und zeichnet sich durch eine
Grad von Durchscheinigkeit BUS, in Folge (
nur das Leuchten an seiner Oberfläche, sond
zeitig auch die Lichtentwicklung aus den inn
schichten dem Au^e sichtbar wird, und ehe
mittelst der Bummirung der Lichtausstrahlung
teaden Holzmasse gewinnt dieselbe eine
■nehmung genügende Intensität. Daher ist es auch
inlich, ein feines Splitterchen des Scheinholzes bei
abschluss unter dem Mikroskop beobachten zu «ollen.
olches Splilterchen besitzt gar keine wahrnehmbare
ausstrahlung. Die mikroskopische Beobachtung am
suchte aber lässt zwar wohl kleine Pünktchen (ob
mren?) auf der durchscheinenden Zellmembran er~
en, wobei es jedoch unentschieden bleibt, ob die-
n gerade den leuchtenden oder den nichtleuchlenden
in des faulenden Holzes angehören. Unter der Loupe
len erscheint das Scheinholz oberflächlich gallerl-
aufgequollen. Doch ist es uns nicht gelungen, durch
Mi oder irgendwie eine leuchtende Substanz vom
aserstoff abzusondern. Wird ein Stückchen leucli-
s Holz im Porcellanmörser zerrieben, wozu schon
tarker Druck gehört, so verschwindet, vermutblich
Ige der durch die Reibung verursachten Wärme-
cklung, das Leuchten. Denn, während dasselbe beim
tauchen des Holzes in Brunnwasser bei der Zimmer-
:ratur fortdauert, so schwindet es schon bei einer
rmung des Wassers auf 30 — 32° R. In gekochtem
wieder abgekühltem Wasser verliert es bei Luft-
iluss allmalig auch das Leuchlvermögen , erhält es
h wieder an der Luft. Ebenso hört beim freiwilligen
ocknen des Holzes in der Zimmertemperatur das
iten des Holzes auf und wird dann in der Feuchtig-
nicht wieder leuchtend (wenigstens nicht in den
i Tagen).
Vie bereits erwähnt, ist das leuchtende Holz,
es bekanntlich vorzugsweise an den faulenden
ileitungsröhren gefunden wird, die aus Stammen
logen. Rothtanne, Pinna Äbiea L., gebohrt sind,
Vasser imprägnirt. In der That verlor ein solches
Stück Holz, bei circa 25° R. getrocknet, 82 Proc. Feu
tigkeit, während frisch gefälltes Tannenholz höchst
60 % Feuchtigkeit enthält (durchschnittlich aber ci
50 Procent. *)
Es geht schon aas den hievor erwähnten weni
Beobachtungen mit grosser Wahrscheinlichkeit her
dass dieses Leuchten von einem durch die Anwesenl
des Wassers und der Luft vermittelten, langsamen 0
dationsprocess begleitet ist, was übrigens noch du
folgende Versuche zum Theil bestätigt wird.**)
In Weingeist, Aether, fetten Oeleo und in Seif
wasser, ebenso in Kirschlorbeerwasser und in einer A
lösung von Kupfervitriol erlischt das Leuchten des Hol
sehr bald und tritt auch nach Entfernung der benann
Flüssigkeiten nicht wieder hervor; dasselbe tritt, wiew
langsamer, bei Anwendung sehr verdünnter Schwel
und Salpetersäure ein. Doch auch bei Anwendung solo
wässeriger Flüssigkeiten, die sauerstolFreiche Salze a
gelöst enthalten oder sonst die Oxydation beschleunig
tritt ein allmäliges Aufhören des Leuchtens ein; so
chlorsaurem Kali, rascher noch mit übermangansaur
Kali, wobei die Uebermangansäure sofort zersetzt t
das Holz dunkelbraun gefärbt wird. Aebnlicb wie chl
saures Kali verhielt sich verdünnte Chlorkalklösung.
Lösung des chlorsauren Kali hat jedoch das Eigenthü
liehe an sich, dass das leuchtende Holz, nachdem
allmälig darin erloschen, an der Luft wieder zu leueh
anfängt. Die nämliche Erscheinung zeigt sich währt
*) Hub Schgbler. Siehe Hiupratt'a Chemie.
**) Doch konnte in einem mit destillirtem Wauer gefüllten, i
gekehrten Reagensglase, wohin ein Stück Scheinholss gebracht wi
durchaus keine Koblcnsäureentwieklung wahrgenommen wen]
wiewohl da* Leuchten mehr als 12 Stunden anhielt. —
— 30 -
und Dach dem Eintauchen des Scheinholzes in Kohlen-
säuregas, und zwar kann derselbe Versuch mit dem
Dämlichen Stuck Scheinbolz öfters wiederholt werden.
Dasselbe gilt nach Heinrich's Beobachtungen vom Wasser-
stoff-, Stickstoff- und Phosphorwasserstoffgas. Im Am-
moniakgas hingegen geht das Leuchtvermögen sofort
und bleibend verloren. Hiebet ist zu bemerken, dass
durch' s Ammoniak das leuchtende Holz auch seine schwach
saure Reaction verliert, wodurch blaues Lacmuspapier
gerothet wird.
In Sauerstoffgas, zumal wenn es vermittelst Schütteln
mit Phosphor ozonisirt wird, behielt das Holz drei Tage
lang seinen Schein, immerhin aber scheinbar nicht stärker
als in atmosphärischer Luft.
Da die Frage nahe lag, ob bei diesem Leuchtprocess
das Ozon im Spiel sein möchte, so stellte ich auch einige
Versuche speziell in Rücksicht hierauf an.
Bei der Berührung des Leuchtholzes mit einem Stück
in schwache Guajakharztinctur getauchtes Reagenspapier
wird dieses leztere an der berührten Stelle allmälig ge-
bläut; nicht so aber ein Stück mit Jodkalium-Kleister
bestrichenes Reagenspapier. Besonders bemerkenswert!)
scheint uns aber das Verhalten, dass ein Stück leuch-
tendes Holz, in schwache GuajakünCtur eingetaucht, die,
soweit als keine Harzabscheidung erfolgt, mit Wasser
verdünnt wird, — seine Leuchtkraft verliert, wobei aber
die leuchtenden Stellen ungleich stärker blau eich färben,
als die nicht leuchtenden Theile.
Beim Eintauchen in einen stark verdünnten Jod-
kalium-Kleister (auf 10 Amylum 1 Theil Jodkalium) dauert
das Leuchten noch ziemlich lange an und die Flüssigkeit
bleibt weisslich- trübe; ebenso zeigt das Holz keine
dunklere Färbung. Wird aber der Kleister mit Schwefel-
- 31 -
saure schwach angesäuert, so hört das Leuchten schnei
auf und das Holz färbt sich, besonders an den leuchti
den Stellen, mehr oder minder violett
Dieses Verhalten des leuchtenden Holzes zum &
jakharz und zu Jodwassersloffoäure-Kleister scheint i
zur Annahme zu berechtigen, dass das Ozon ah Hat
Ursache de» Leuchten« dee faulenden Holzes zu betrach
sei, was meines Wissens bisher nicht bekannt gewei
und nicht ausgesprochen worden ist.
Wie es aber kommt, dass gewisse Stellen des fi
lenden Holzes, sei es unter Ozonbildung, sei es un
dem Einfluas des Ozons, leuchtend werden, ob ein j
wisses Stadium des Fäulnissprocesses hiezu erfordert
sein, und worin dieses Stadium bestehe, das bleibt fi
lieh erst noch zu ermitteln. Sicher ist es, dass i
(aalende Holz, so lange es noch einen gewissen G:
von Compactheit besitzt, nicht leuchtet; ebensowe
aber, wenn es bereits weich und leicht knetbar, breiai
geworden ist Das dazwischenliegende Stadium, da
Cellulose anfangt seine organische Structar zu verlie
and eine Art fester Gallerte zu bilden, die zwischen d
festen Holzfaserstoff eingebettet zu sein scheint, die
Uebergangsstadinm scheint dem Auftreten des Lew:
processes besonders günstig zu sein. Ob die wärm
Temperatur der Sommernächte auch erforderlich ;
wahrend welcher diese Versuche angestellt wurden, kön
ich nicht bejahen. Jedenfalls bilden aber Feachtigl
and Luftzutritt zwei uiierlassliche Factoren beim Leuch
des faulenden Holzes. Da mir keine Luftpumpe zu (
böte stand, so konnte ich das Verhalten desselben
luftrerdünnten Räume nicht beobachten.
C. von Fischer - Ooator.
)r die Rhätische Stufe in der Um-
gegend von Thun.
(Vorgetragen den 3. April 1B69.J
Einleitung.
war, glaube icb, im Jahr 1850, dass die ersten
;tcn aus der Rhätischen Stufe von Hrn. Prof.
von der Linth auf Schweizerbodeo gefunden
sind, wie es im XIII. Bande der Neuen Denk-
i {Geologische Bemerkungen über das nördliche
irg) zu lesen ist. Hr. Prof. Merian in Basel, der
timraung der Pelrefacten übernahm, glaubte in
en Repräsentanten des Keupers zn sehen nnd
lie Oberes St. Cassian. — Spater wurde der Name
Schichten von den österreichischen Geologen für
Schichtencomplex eingeführt nach einer durch
ten-Reichthum berühmten Localität in Tyrol.
ist jetzt 11 Jahre her, dass Hr. Brunner-von
cyl zum ersten Haie des Vorkommens der Köss>
lichten in den Berner-Alpen Erwähnung that*)
ir mit Aufzahlung dreier charakteristischer Petre-
ius dieser Zone :
Plicatula intusstriata Em.
Spirifer uncinatus Schafh. und
Hemicidaris florida Mtr.
ehe dessen Geognostiache Beschreibung der GebirgHmawe
horns in den .Neuen Denkschriften der Schweiz. Hatar-
, Vol. XV. (1857).
- 33 —
Seit dieser Zeit ist eine umfangreiche Lilteratur
den mit diesem Namen belegten Scfaichtencomplex
schienen, von der ich nur Stoppani's „couches ä Avi
contorta" (G4ologie et Paläontologie en Lombardie, Ser
als eines Hauptwerkes, und H. E. Renevier, Abhand
„sur l'Infralias des Alpes vaudoises" (Bulletin de la
vaudoüe <Thist. not., VIII, p. 39 — 87) erwähne; aber i
die Bezeichnung desselben hat vielfache Modifieatii
erlitten. Zu den 10 Synonymen, welche Stoppaui („cou
ä Avicula contorta", page 12) anführt, müssen zwei i
hinzugefügt werden, denn die Namen : Infralias, Coi
taschichten, Bonebed, Cloake, Gervilienschicht, Ob
St. Cassian, Azzarolaschicht u. s. w. sind in neu
Zeit durch die Benennung : „Rhätische Stufe", zuerst d
Gümbet eingeführt, verdrängt worden. Es ist zu ho
dass es dabei verbleiben werde und dass die letzte
Hrn. Pflücker in Göttingen vorgeschlagene Neuen
„das Rftth" zu schreiben, anstatt Rhätische Gruppe <
Rhätische Stufe, nicht Eingang finden werde bei
Geologen, besonders aus internationalen Rüksichte
denn was würden Engländer und Franzosen mit die
Worte machen?*)
Der Schichtencomplex , welcher mit dem Na
„Rhätische Stufe" jetzt allgemein bezeichnet wird, bi
wie bekannt, die Grenzscheide zwischen Trias und I
Die Frage, ob sie als das oberste Glied der erstem <
das unterste des letztern angesehen werden sollen, sei
mir nur ein locales Interesse zu haben. Bei uns
Kanton Bern, wo die altern Formationen, mit Inbc
der Hauptglieder der Trias, ganz zu fehlen scbeinei
gar kein Grund vorhanden, die in engster Verbini
*} Tid. Zeütehrift der daUmhen Geolog. GaeUtchafl, XX, p
Bern. Jßttheil. 1869. Nr. 668.
— 34 —
mit dem untern Lias vorkommenden Rhätischen Schichten
in die Trias zu versetzen. Wir müssen sie als das un-
terste Glied der Juraformation betrachten , auf welches
der untere Lias folgt, wo aber die Grenzscheide zwischen
beiden oft schwer festzustellen ist, indem beide Forma-
tionen mehrere gemeinschaftliche Petrefacten aufzuweisen
scheinen.
Seit der Veröffentlichung der Abhandlung von Hrn.
Brunner ist nur von Hrn. Stoppani ein kurzer Bericht
über das Vorkommen der Schichten mit Avicula contorta
Porti, an der Stockhornkette bei Blumisteinallmend er-
schienen *) mit Aufzählung von 6 Petrefacten, welche ihm
durch Hrn. Alph. Favre, den berühmten Geologen von
Genf, zur Bestimmung mitgetheilt worden waren, nämlich
Cardinia depressa Ziet.
Pleurophorus sp. Stopp.
Mytilus psilonoti Qu.
Pecten Valoniensis Defr.
Anomia Revonii Stopp.
Terebratula gregaria Süss.
Alle diese Arten besitzt unser Museum seit der Ein-
verleibung der reichen Ooster'schen Sammlung mit dem-
selben, sowie eine Menge anderer von den Gebrüdern
Meyrat am Langeneckgrat gesammelter, mit deren Be-
stimmung ich diesen Winter beschäftigt war. Zudem
wurde im Laufe vorigen Sommers von dem eifrigen
Petrefactensammler G. Tschan, von Merligen, ein neuer
Fundort für Rhätische Petrefacten entdeckt; es ist die
Spiezfluh am Thunersee und der Rebberg dahinter. Auch
hier zeigt sich die rhätische Stufe in der Nachbarschaft
*) Des couches ä Avicula conlorla en Lombardier par l'abbä A.
Stoppani, p. 192—194.
m*^
.'TW t-
- 35 —
von Gy ps- und Rauchwacke, denn es ist diese letztere Felsart,
auf welcher Schloss und Kirche von Spiez gebaut sind.
Es ist hier der Ort, darauf aufmerksam zu machen,
dass Hr. Brunner- v. Watten wyl wohl der Erste war, der
nachgewiesen hat (schon anno 4857), dass die verschie-
denen Gebirgsketten, die durch ihr Zusammenschieben
das Profil der Stockhornkette bilden, wie wir es von
Thun aus sehen — jeweilen durch ein Hervorbrechen
von Oyp8 und Rauchwacke von einander getrennt wer-
den. Da nun bei uns die Liasformation das tiefste ist,
so hätte er eben so gut sagen können: Der Gyps und
die Rauchwacke zeigen sich jeweilen unter dem Lias.
Allein dieser Ausspruch ward erst zwei Jahre später von
Hrn. A. Favre in Genf gethan *) und so formulirt :
„La plupart des couches de cargneule et de gypse
„des Alpes de Savoie appartiennent au terrain des marnes
„irisees et cet äge me paraft d6montre pour toute couche
„de cargneule et de gypse qui se trouve assoctäe au
„terrain jurassique införieur. — a
Diese Ansicht fand erst in den letzten Jahren eine
allgemeinere Anerkennung und wird im Bulletin de la
Soc. giol. de France, 2. Ser., XXIV, p. 646 (4867) von
Hrn. Dieulafait also resumirt:
„Tous les gypses des terrains secondaires de la
„Provence fönt partie des marnes iris6es ou du moins
„nappartiennent pas ä une 6poque plus r6cente,tt nach-
dem er pag. 608 u. ff. als Anhänger dieser Ansicht unter
den französischen Geologen die Herren E. Dumas, Four-
net, Rouville und Reyn&s, Alph. Favre, Hubert und
Coquand genannt hatte.
*) Siehe dessen Memoire sur les terrains liasiques et keuperiens
de la Savoie 0859), p. 38.
Gestein schar akter.
Bevor ich die einzelnen Fundorte von Petrefacten
der Rhälischen Stufe in der Umgegend von Thun erör-
tere, wird es zweckmässig sein, die verschiedenen Ge-
steinsarten zu betrachten, in denen die Petrefacten bei
uns vorkommen, um daraus wo möglich einen Scbluss
ziehen zu können auf die Aequivalenz einzelner unserer
Schichten mit solchen der Nachbarlander; ich sage
wo möglich, denn es ist wenig wahrscheinlich, dass
dieselben Petrefactenarten auf grosse Entfernungen hin
sich immer in Schichten desselben Gesteins wiederfinden;
nicht nur das Gestein wird ändern, sondern auch die
Fauna in ihrer Zusammensetzung. Petrefacten, die an
einem Orte in derselben Schicht bei einander sind, können
in grosser Entfernung einen verschiedenen Horizont ein-
nehmen : —
1) Lumachettenkalk. Die Steinart, welche die reichste
Aasbeute an rhälischen Petrefacten bei uns aufweist, ist
ein im frischen Bruche bald bräunlicher, bald mehr
grauer Kalk voll von kleinen Muscheln und deren Frag-
mente. Die Verwitterungsfläche ist bräunlich oder ocher-
farben und ganz mit kleinen, meist schwer bestimmbaren
Bivalven Überzogen, wie solche Stücke in Cappelini's
Fosiüi infraliassici delle Spezia auf tab. III, f. 43 und
tab. IV, f. 3 abgebildet sind. Es mögen ähnliche Platten
sein, die im Hannoverschen von den Arbeitern als
Gurkenkernplatten bezeichnet werden *). In dieser Stein-
art sind die meisten Petrefacten, die unser Museum vom
Ringgraben, von Bärschwand, von Blumisteina Um end
(3 Fundorte des Langeneckgrates) besitzt, sowie die
meisten im Rebberg bei Spiez gefundenen, und die we-
•) Siehe Dittmar, fontorlatone, p- 16.
- 37 -
nigen, die wir vom Seelibühl haben. Einige der <
teristischsten Petrefacten der Rhätischen Stufe am
Muschelbreccie sind folgende Arten:
Ledu alpin» Winkt. Avicula coctnrta Port.
Schiiodn* Ewaldi Korn- Gervilta influta Schaß
Cardita austriaca flau. „ pnecuraor Q%
Cardinia dcpressa Ziel. Pecteo V&lonieosia Dt,
Myophoria poitera Qu. „ Folgen Ster.
Cardiom Philippiaoum Dunk. PHcatnla intuestriata J
Mytilaa min Utas Goldf. H Archiaci Stof
FlacDoopilB Schafbaotli Winkt.
2) Sandiger Kalk, der in grobkörnigen 80
übergeht. In der Nähe des Wasserfalles, den die
auf der Neunenen-Alp, westlich von Oberwirtnerti,
war, als ich das erste Mal dorthin kam, eine F
von nur wenigen Fuss Mächtigkeit und geringe
dehnung eines durch Verwitterung röthlichen,
innen aber blau-grauen sandigen Kalkes voll v
drücken einer Lima und eines Pecten. — H. I
erwähnt diesen rothlichen Kalk von Neunenen I
handlung des Untern Jura (siehe pag. 40 seiner
Abhandlung) und fugt dann bei: „Das nämliche ■
«mit denselben Fossilien tritt am Glütschbade 1
„Kander in Verbindung mit Rogens teiii und Ftauc
„auf. Nach der Lagerung könnte dieses Gestei
„zum Lias gehören, aber die angeführten orgai
„Reste sind zu wenig charakteristisch, um sichere S
„daraus zu ziehen." Allein auch die Beschreibui
Hr. Brunner auf der Seite 9 im vierten Alinea vor
von einer Varietät des Untern Lias gibt, pas;
kommen auf die Fetsart vom Neunenen fall, und <
trefacten, die unser Museum ans dieser Schicht
lassen keinen Zweifel darüber, dass wir es hie:
mit dem Untern Jura, sondern mit dem Unten
wenn nicht schon mit der Bhätiachen Stufe zu thun
haben.
Die Lima ist Lima Valoniensis Defr. (= L. punctata
Stopp.) und der Pecten ist G. Thiollieri Hart (Dumortier,
Infroliaa, tab. X, f. 4—7), den ich übrigens nicht für
verschieden halte von P. Falgeri Mer. —
Bei einem spatern Besuche hatte ich Mühe, die Fels-
bank mit dem rothlichen Kalke neben dem Wasserfall
auf Neunenenalp wiederzufinden, indem die Herren Meyrat
sie wahrscheinlich der enthaltenen Petrefaclen wegen
((teilweise weggesprengt hatten. Sie war angelehnt an
die steile Felswand, über welche die Gürbe fällt und
welche dem Ansehen nach aus einem hellgrauen Rogen-
stein besteht, der aber in grobkörnigen, weisslichgelben
Sandstein übergehen muss, aus welchem unser Museum
folgende Petrefacten besitzt:
Avicula contorta Porti.
„ Bavarica Schafk.
Cardita austriaca Sau. vor.
„ munita Stopp.
Pecten Valoniensis Defr.
Hehlii d'Orb.
, Schafbäutli Winkl. t
Lima exaitata Terq. ?
Ostrea irregularis Ooldf.
Spiriferina Nünsteri Dav.
Es scheint dieser Sandstein dem gris infralianque
der französischen Geologen zu entsprechen und bildet
mit dem sandigen Kalk bei uns das oberste Glied der
Rhälischen Stufe.
Ich habe bereits gesagt, dass der Hügel, welcher
den östlichen Ausläufer der Zwiselberge bildet und dessen
Schiebten bloßgelegt wurden, um der Poststrasse von
Thuo in's Simmenthal Platz zu macl
diesem grobkörnigen Sandstein beste
3) Dolomit. Eine andere Felsa
Rhälischen Stufe unserer Gegend Pet
geschichteter Dolomit. Ich traf ihn
Nordseite des Langeneckgrates an, wi
der Hätten von Unterwirtnern zu Tag
den Fussweg nach Blumtstein hinabstt
Dolomitbrach rechter Hand. Das Ge
schmutzig graugeib, von crystatlinisc
zelne Blöcke davon sind voll von kl'
Gasteropoden, deren Schalensubstanz
hohlen Raum ersetzt ist' und die dal
stimmbar sind. Unter denselben hab
gende erkannt:
Leda alpina Wxnkl.
„ Deflheri Stopp.
Schizodus Ewaldi Bor,
Neritopsis Old« Stopp
Etwas weiter unten tritt Gyps zu
scheinlich, dass der Dolomit mit c
bindung steht.
4) Braune Mergel. Verfolgt man
Unterwirtnern nach Blumistein noch
gelangt man, wenn man den Weg du
schlägt, nach einiger Zeit an eine
Tannen in allen Richtungen durchein
Folge von Rutschungen, die häufige I
mergligen Untergrunde hier an den
gegen das Bett der Gürbe zu verurs.
Hergel enthalten häufig Corallen — ]
gobardica Stopp, und Nester von Tt
Süss. Es sind diese Hergel, welche
- 40 —
uppen aas dem Bonebed enthalten , die unser
als im Belle der Gürbe gefunden, besitzt. Es
il die untersten Schichten dieser Gegend; sie
in welchen Hr. Brunner die ersten rhätischen
en in der Nähe der Kirche von Blumistein fand,
weg, der von da zum Langeneckgrate fährt,
Spiriferina uncinata Schafh.
Plicatula iotasstriata Em. und
Terebratula gregaria Süss.
lind dieselben Mergel, in welchen Hr. Brunner
iwege von Oberbachalp auf den Wallalpgrat,
vom Stockborn, in der Nähe der dort anstehen-
:hwackefelsen, folgende Arten sammelte:
Avicula contorta Porti.
Hyophoria postera Qu.
Plicatula intusstriata Em.
Terebratula gregaria Süss.
Spiriferina uncinata Schafh.
Stratigraphische Erörterungen.
idem ich die hauptsächlichen Gesteine genannt
;lche bei uns Petrefacten der Rhätischen Stufe
isen, will ich jetzt bei den einzelnen Fundorten
igraphischen Verhältnisse erörtern. Ich fasse
r allgemeinen Benennung Langeneckgrat Alles
n, was ich von Unter-Neunenen, Ober- und
;nern, Ringgraben, Bärschwand und Blumistein-
lauter Fundorten rhätischer Petrefacten unseres
, zu sagen habe.
Mngeneckgral. — Der Landeneckgrat ist ein
liger Bergrücken südlich vom Dorfe Blumistein,
- il -
dessen höchster Punkt an seinem westlichen Eni
und sieb nach dem Dufour'scben Atlas 4594 Hetei
das Heer erhebt *). — Es ist der Berggrat, welch'
Gewässer, die zur Grübe führen, von denen des
bachs trennt, und der im Dufour'schen Atlas mit Wi
bezeichnet ist, während der Name Langeneck östlk
linken Zuflusses des Fallbachs steht. Dieses ist in
liebkeit der Langeneckachafberg, während der ai
Karte mit Wirtnern bezeichnete Bergrücken der Li
tckgrat ist. Auf dem Kärtchen, welches der Schri)
Hrn. Brunner -v. Wattenwyl über die Stockhornkelti
gegeben ist, steht der Name richtig. Der Grat des
rückens streicht so ziemlich von West nach Ost
Richtung der Schichten parallel. Die Stellung <
Schichten aber ist fächerförmig auseinander gehenc
man es sehr gut beobachten kann, wenn man den
weg an der linken Seile des Fallbachwasserfalles i
Nähe der Kirche von Blumistein hinansteigt. Die obi
Schichten, welche die Südseite des Langeneckj
bilden, stehen fast senkrecht, während die folgt
eine immer grössere Neigung annehmen. So ist es
zu verwundern, dass die untersten, ältesten Schi
ein viel grösseres Areal einnehmen, als die mittler
obern, nnd dass man längs der ganzen Ost- und I
seile des Bergrückens Petrefacten der Rhätiscben
vorfindet, während die Südseite des Langeneckg
wenigstens am obern und untern Tbeile desselben, Sei
mit Petrefacten des obern Lias aufweist, sowie denn g
oberhalb des Fallbachwasserfalles ein hauptsächl
*) In Durheim'" „Höhen der Schwel**, Bern 1850, p. $
«er Berg irrtbümlicn nur in 2070 freu*. Fat* angegeben.
Bern. Mittheil. 1869. Nr. «
— 42 —
Fundort für Ammonites serpentinus, radians, Belemnites
elongatus Mill. u. a. ist.
An dem mittlem Theile des Langeneckgrates, an der
Südseite, wo eine Hütte mit der Benennung „im Kirsch-
graben11 steht, scheinen die Schichten des obern Lias
weggeschwemmt worden zu sein und der mittlere Lias
zu Tage zu treten. Allein von derselben Localität besitzt
unser Museum auch Aromoniten, die offenbar dem untern
Lias angehören, wie A. Oxynotus, raricostatus, Conybecari
u. a. — Ob hier eine Verwechselung der Fundorte statt-
gefunden hat, oder, ob die Herren Meyrat bei ihren
Nachgrabungen auf Petrefacten hier wirklich schon bis
auf den untern Lias gelangt sind, oder ob die Petre-
facten des mittlem und untern Lias hier in den-
selben Schichten vereint vorkommen, kann ich nicht
entscheiden. Möglich ist, dass der Gypsstock, der am
südwestlichen Ende des Berges, sowie an dem nord-
östlichen Abbange über Blumisteinallmend zu Tage tritt,
Verwerfungen veranlasst haben mag, die dieses erklären.
Soviel steht fest, dass unter den Petrefacten, die unser
Museum mit der Bezeichnung „Blumisteinallmend" be-
sitzt, nur die aus der Rhätischen Stufe durch ihr Gestein
erkennbar sind, während es unmöglich ist, das Gestein
der Unterliaspetrefacten von dem der Arten des mittlem
Lias zu unterscheiden. Es scheint auch von der Rhäti-
schen Stufe zum Unterlias ein allmäliger Uebergang
stattzufinden, indem wir mehrere als acht rhätisch all-
gemein anerkannte Arten besitzen, deren Steinart sich
nicht von der des Amm. Oxynotus Qu. unterscheiden
lassen, so Pholadomya lagenalis Schafb., Myoconcha
psilonoti Qu., Cardinia depressa Ziet. Auf der andern
Seite zählt Hr. Renevier in seinem Aufsatze über die
- 43 -
Rhätische Stufe in den Waadtländeralpen *) mehrere
Arten zu seinem Etage Hettangien (Schichten des Ammo-
nites angulatus des untern Lias), die bei uns in der Lu-
machelle der eigentlichen Rhätischen Stufe vorkommen,
so Pholadomya prima Qu., Spondylus liasinus Terq.
(= Plicatula intusstriata Em.), Ostrea irregularis Goldf.
Da bei uns Ammonites angulatus gar nicht gefunden
worden ist, und die meisten Ammoniten und Belemniten
von Blumisteinallmend schon zur obern Zone des untern
Lias und zum Mittellias gehören, so kann ich bei uns
wenigstens kein Etage Hettangien erkennen, sondern
rechne alle Arten, die nicht in der Muschelbreccie vor-
kommen, einfach zum untern Lias.
Ueber den Fundort in der Nähe des Gürbefalles
auf Unterneunenen-Alp und die dortigen stratigraphischen
Verhältnisse habe ich mich bereits auf Seite 37 und 38
weitläuGg ausgelassen. Ich will nur noch erwähnen, dass
die Felsen von schwarzem Kalk, welche unterhalb dem
Weg, der von den Oberwirtnernhütten zu den Hätten
von Unterneunenen führt, sich befinden, wahrscheinlich
auch zur Rhätischen Stufe gehören, ich habe sie aber
nicht untersucht —
II. Oberbachalp. — Da ich schon auf p. 40 das Wenige
erwähnt habe, was ich über diesen Fundort weiss, so
will ich jetzt nicht darauf zurückkommen.
III. Oberhalb Heutigen, am Fusswege auf die Günzenen-
alp. — Auch von diesem Fundort besitzt unser Museum
eine einzige Platte voll von abgeschliffenen Abdrücken
einer Gervilia oder wahrscheinlicher von Avicula con-
torta Porti. — Die Rauch wacke daselbst scheint in Ver-
*) Siehe Bulletin de la Soc. vaudoue des scienc:s mtureUe$f
yoI. XIII, p. 39—97.
— u —
zu stehen mit den Gypsstöcken , die weiter
in der Nähe der Kander zu Tage treten.
Die SpiHZFtGB am Thunersee. — Es war erst im
vorigen Jahres, dass G. Tschan von Merfigen
eine Anzahl von Petrefacten an unser Museum
die ich sogleich als der Rhätischen Stufe ange-
■kannte. Hehrere Exemplare von Avicula con-
>rtl-, sowie zahlreiche Placunopsis SchafhäuLli
die sich da vorfanden, Hessen darüber keinen
— Was besonders aber bemerkenswert!! an
"undorte sich zeigt, ist eine Schicht mit Fucoiden,
*t zwar von den gewöhnlichen Flyschfucoiden
ien ist; sie hat die meiste Aehnlichkeit mit
Diimorlier (Infralias, lab. XXIX, f. 15) abgebil-
■t, die ich Ckondritea Dumortieri benenne. Das
worauf diese Algen vorkommen, ist ein sandiger
von braunlicher oder dunkelgrauer Farbe, beim
en klingend, wie man solche beim Gurnigel-
i wohl antrifft. —
Spiezfluh fallt steil in den Thunersee, der hier
'e von über 500 Fuss hat, die Schiebten fallen
lieh. Der höhere Theil des Spiezberges ist be-
hinter dem östlichen Ende desselben, wo der
liger hoch ist, befindet sich ein Rebberg. Da
und Rauchwacke als das Aelteste betrachten —
hwacke ist Schloss und Kirche von Spiez gebaut
üssen die Schichten im Rebberg älter sein als
ibe in den See fallen, und die des Spiezberges,
ördlichsten, müssen junger sein als die Schichten
>erges und der kleinen Flub, auf welcher dieser
ist. In der That ist das Gestein der im Reb-
sammelten Petrefacten eine dolomitische Rreccie
chelfragmente und mitunter deutlicher Avicula
— 45 -
contorta, die allmälig in eine Lumachelle von grauem
Kalk übergeht, ganz ähnlich derjenigen vom Ringgraben
und Bärschwand am Langeneckgrat, und worin Placuno-
psis Schaf häudi das häufigste Fossil ist.
Auf diese Lumachelle folgt allmälig ein schwarzer
splittriger Kalk, mit Avicula conlorta Porti., Terebratula
gregaria Süss, Placunopsis Schafhäutli und Plicatula
intusstriata Em. — Er bildet das östliche Ende der Fluh
am See. —
Weiter nördlich folgt ein flyschartiges, schiefriges
Gestein mit einzelnen groben Fucoidenstengeln und Ab-
drücken von Plicatula Hettangiensis Ren. *) und Pecten
Valoniensis Defr. — Auf diese folgt die Schicht voll
Fucoi'den, die ich mit Chondrites Dumortieri verglichen
habe, und auf diese endlich ein ähnliches Gestein, worin
Lima Valoniensis Defr., Plicatula Hettangiensis Ren. und
Cardium Philippianum Dunk. vorkommen. —
Weiter nördlich, wo der eigentliche Spiezberg be-
ginnt, fand Tschan keine Petrefacten. Er gehört wahr-
scheinlich schon dem untern Lias an. —
V. Die Felsen östlich des Oliitschbades. — Ich habe
weiter oben (p. 37) erwähnt, dass Hr. Brunner v. Watten-
wyl den sandigen Kalk beim Wasserfalle von Unter-
neuenen mit Pecten Valoniensis, P. Thiollieri und Lima
Valoniensis Defr. für nicht verschieden hält von den
Kalkschicbten beim Glütschbad, vor welchen die Post-
strasse von Tbun nach Wimmis vorbeiführt.
Die Schichten dieses Hügels, welche das östliche
Ende der Zwieselberge bilden, fallen steil nördlich. Von
Süden beginnend, treffen wir zuerst Rauchwacke an.
Der hellgraue Kalk, der auf diese folgt und den grössten
#) L. c. t. m, f. 4.
— 46 —
Theil des Hügels bildet, ist theils dolomitisch, theils ist
es ein Rogenstein, der in weisslichgelben, grobkörnigen
Sandstein übergeht, ganz dorn ähnlich, den wir auf Unter-
Neunenen in Begleitung rhatischer Petrefacten angetroffen
haben. Auch Hr. Prof. B. Studer sagt von diesen Schichten :
ihr Stein nähert sich dem Rogenstein und enthält Pecti-
niten, die denjenigen von Neunenen ähnlich sind*). Es
ist wahrscheinlich P. Valoniensis Defr. Auf der Nordseite
des bewaldeten Hügels, da, wo er sich gegen das alte
Kanderbett abdacht, das hier beginnt, befindet sich in
dem Damme, der das alte Ufer der Kander gebildet hat
und der hier 5 bis 6 Fuss hoch sein mag, ein Lager
von einem sandigen Schiefer — ächter Gurnigelsandstein
dem Gestein nach — worin ich einen kleinen, winzigen
Ammonit aus der Sippe der Coronaten gefunden habe.
Es ist eine neue Art aus der Rhätischen Stufe, die ich
Ammonites Corontda benannt habe.
VI. Vorkommen rhatischer Petrefacten am Seelibühl
und in der bisher als Flysch bezeichneten Zone des Gur-
nigel- Sandsteins. — Ein anderer Fundort, der grosses
Interesse erregt, ist das Seelibühl an der Gurnigelkette,
weil wir hier im Revier des auf der geologischen Karte
als Eocen bezeichneten Flysches sind.
Die Petrefacten sind zu einer Zeit, als noch nicht
die Rede von Kössner Schichten und von Avicula con-
torta war, von Hrn. Ooster dort eigenhändig gesammelt
worden; es kann mithin vom Verwechslung der Fundorte
durch einen fremden Sammler hier nicht die Rede sein.
Hr. Ooster hat alles von ihm Gesammelte sofort regel-
mässig etiketirt und catalogisirt.
Es finden sich in seiner Sammlung unter dem Fund-
0 Siehe Studer's „Westliche Alpen", p. 412.
L
— 47 —
ort Seelibühl einige Stücke Lumachellenkalk , ähnlich
dem vom Ringgraben am Langeneckgrat , mit Plicatula
Arcbiaci Stopp., Pecten Valoniensis Defr. und Terebra-
tala gregaria Süss; da die beiden letztern Arten hier
nur in jungen Exemplaren vorliegen, so lege ich weniger
Gewicht darauf, um so mehr aber auf die so charakte-
ristische Plicatula Archiaci Stopp., von der unser Museum
schon ein von Meyrat gesammeltes Stück, auch mit der
Etiquette „Seelibühl", besitzt. Es ist also kein Zweifel
vorhanden, dass im Flysch des Seelibührs Petrefacten
der Rhätischen Stufe vorkommen.
Dieses ist übrigens keine vereinzelte Thatsache.
Unser Museum besitzt aus den Freiburger-Alpen in der
Nähe des Vevaise gesammelte rhätische Petrefacten von
mehreren Fundorten, die alle oder die meisten wenig-
stens in dem Gebiete des Gurnigelsandsteines — in der
geol. Karte mit e2 und gelber Farbe bezeichnet — liegen ;
so von Praley: die Avicula contorta Porti. und'Tere-
bratula gregaria Süss, im Lumachellenkalk; von Chrivalet:
dieselbe Terebratulabreccie mit Cidaris verticillata Stopp.,
aber in Verbindung mit AmmonitesSinemuriensisd'Orb. und
Belemnites acutus Mill. — also jedenfalls Unterlias, wenn
nicht Rhätische Stufe; von La Gagne bei Cergne aux
Bocles : Plicatula intusstriata Emm. und Mytilus minutus
Goldf. ; von Oroz Gendroz bei Chätel : Avicula contorta
Porti und Placunopsis Schafhäutli Win kl. Das interes-
santeste aber ist ein Steinkern eines Megalodon, ganz
der Figur des Dracodus cor. Schafh. (Leth., t. 73) ent-
sprechend, welcher in einer sehr harten Varietät des
Gurnigelsandsteins am Fusse des Mont Corbette sous
Supellaz, am rechten Ufer der Vevaise, nicht weit von
Fegi&res, von Cardinaux gefunden worden ist. — Mit
diesem kommen auch dieselben Formen von Zoophycos
- 48 -
s ich am Zigerhubel der Gurnigelkette gefunden
; Taonurus flabclliformis und Brianteus seiner Zeit
det hatte. *) Die Exemplare sind so vollkommen,
ch auch wohl Hr. Ettinghausen in Wien dadurch
igen lassen wird, das« es sich hier nicht um blosse
>chläge handelt. — Die hauptsächlichsten Formen
an sollen nächstens in der Protozoe Helvetica
Jet werden.
gemeine Erörterungen über den Gnrnigel-
ist nicht das erste Mal, dass der Flysch der
sehen Karte, der den Gurnigel-Sandstein in sich
, zu Zweifeln Veranlassung gibt über das tertiär
llende Alter aller damit bezeichneten Gesteine.
e die geologischen Erörterungen in meiner Schrift
e fossilen Fucoiden der Schweizer-Alpen (Bern,
Auch schon Schafhäutl zeigt im Neuen Jahrbuch
logie, 1854, p. 557—558, auf die Verwandtschaft
sches mit den rhätischen Schichten.
Favre **} citirt den Flysch in nächster Verbindung
is und Dolomit als unteres Glied der Formationen
Dranse. Ich verweise ferner auf die bereits
geführte Ansicht dieses ausgezeichneten Geologen
is Alter des Gypses und der Rauchwacke.
Prof. Escher von der Linth (Geol. Bemerkungen
s nördliche Vorarlberg in den Neuen Denktckrif-
schweiz. Naturforscher, XIII , p. 8) zeigt die di-
jflagerung flyschartiger Gesteine auf untern Lias.
ehe meine „Fossilen Fucoiden der Schweiteralpen", tob. I
Memoire rar tu ferrain* htuique et keuperien de ta Savoie,
YjMrzr^
- 49 -
Da dud ein Gypsstock vom Schwefelbergbad bis
zum Wirtnernsattel hinter der Gurnigelkette sich hinzieht
und auch im Seeligraben, nicht weit vom Gurnigelbad,
Gyps zu Tage tritt, und zwar an der untern Grenze des
Gurnigelsandsteins, und nachdem ich sowohl am nord-
östlichen Ende der Flyschzone beim Seelibühl, als auch
am südwestlichen Ende derselben, in der Nähe der Ve-
vaise, im Gurnigelsandstein Petrefacten der Rhätischen
Zone nachgewiesen habe — ist da die Vermuthung nicht
erlaubt, dass aller Gurnigelsandstein noch zur Rhätischen
Zone gehört? und dass, wenn dieses richtig ist, man an
der ganzen Gurnigelkette ein Ueberkippen der altern
Schichten über die Jüngern annehmen muss, weil der
Gurnigel-Sandstein die obersten Gipfel daselbst einnimmt.
Dieses Ueberkippen wäre aber durch den Gyps veran-
lasst worden.
Schon Prof. B. Studer*) fasst bei Erörterung der
slratigraphischen Schwierigkeiten an der Gurnigelkette
die Möglichkeit eines Ueberkippens der altern Forma-
tionen über die Jüngern ins Auge. Er sagt (Zeile 16
von unten): „Es scheint vielmehr nur eine der vier fol-
genden Annahmen die Erscheinung einiger Massen er-
„klären zu können ; es sind nämlich die Kalkmassen ent-
weder durch Ueberkippung auf die Jüngern Bildungen
«gefallen und haben sie neben sich hinabgedrückt, oder
„die Molasse ist irgendwie unter den Kalk hinabgestossen
„oder der Kalk ist von Mittag her über die Molasse
„h eraufgeschoben, oder endlich: Nagelfluh und Molasse
„sind unter dem Kalk durch aus der Tiefe hervorge-
„stossen worden.
„Von diesen vier Voraussetzungen scheinen die dritte
*) Westliche Alpen, p. 998.
Bern. Mittheil. 1869. * Nr. 690.
- 50 —
nd vierte allein sich mit den Thatsaehen vertragen zu
(innen. Eio Ueberkippen des Chätel-Kalkes würde
ine Umkehrung der Lagerungsverhältnisse für die
anze Gebirgsmasse voraussetzen, der Gurnigel&andstein
tu Fucoiden müsste das ursprünglich tiefste, der Ballig-
jndstein das jüngste sein. Obgleich nun zwar von Seite
ieses letztern und auch des Chätel-Kalkes einer solchen
nnahme nichts Wesentliches im Wege stände, ja sogar
lehreres Räthselhafte, wie die Hotasseähnlichkeit des
alligsandsteins und die Umkehrung der hellen und
unkeln Lager des Chätel-Kalkes, hiedurch erklärt
ürde, so lehrt doch ein Blick auf die Profile, dass
ine solche Wendung von 180° aller Lager der Bera-
ebirgsmasse unmöglich hätte vorgehen können, ohne
iass auch die ganze Gebirgsmasse der Slockhornkette
aran Tbeil genommen hätte" u. s. w. —
Diese letzte Einwendung bestreite ich , weit ich den
ibel , der diese gewaltige Umwälzung hervorgebracht
t, nicht hinter der Slockhornkette. sondern zwischen
rselben und der Gurnigelkette suche. Es ist eben der
fpsstock, der sich vom Schwefelbergbad bis nach
aerwirtnern hinzieht.
Wenn wir uns erinnern, wie vor noch nicht so langer
it, als ein Eisenbahntunne! bei Heilbronn durch einen
iget getrieben wurde, der Anhydrit daselbst, sowie er
it atmosphärischem Wasser in Verbindung trat, im
ande war, Schichten, die früher horizontal waren, be-
utend su erheben und Störungen hervorzubringen, die
st bemeistert werden konnten, als man das Wasser
mz entfernt hatte *), so kann man wohl auch annehmen,
*) Man lege darüber den Aufsatz von Eiaenbbhndirektor Binder
XX. Jahrgänge der tVilrtembergitehen natitnmsimtchaptichm
hreihtfte, p. 164 n. f. ,
dass der Anhydritstock südlich der Gurnig«
seiner Umwandlung in Gyps, im Stande mi
sein, die bei der Erhebung der Stockhornt
einen von Süden her geübten Druck mit in d
Lage gelangte Schicht von Gurnigel - Sand:
überzuwerfen. Wenn Hr. Prof. B. Studer dam
hätte, dass der Gurnigel-Sandstein auch rhäti
facten einschliesst, so hätte er sich vielleic
gegen diese Umsturztheorie gesträubt und
Lagerungsverhältnisse nicht auf andere We
klären gesucht
Ohne indessen zu viel Gewicht auf di<
der Umwälzung legen zu wollen, muss ich um s
auf die Sache selbst legen, auf den Umstam
Gurnigel-Sandstein, der die oberste Decke bi
facten der Rhätischen Stufe einschliesst, das;
wie die Fucoi'den führenden Sandsteine über c
kalk, einem Aequivalent des Oxfordkalkes,
über dem Ralligsandstein , der schon ein
Molasse formation ist, liegen. Man kann als«
früher allgemein als Flysch bezeichneten Schi
licher Weise mehrere Formationen antreffen,
wenigstens bei einer andern Gelegenheit zu zei
dass die unter dem Namen Flyscbfucoiden b
Organismen verschiedenen Altersstufen angel
Murchison's Ansicht Hier den Wiener-Sant
wird sich des Streites über das geologisch
Wienw-Sandsteine, die das Aequivalent unsere
Sandsteine sind, noch erinnern und wie die I
dinger in Wien und unser leider zu früh
Landsmann A. v. Morlot, damals ebenfalls
stellt, immer behauptet haben, die Wiener
— 52 —
gehören zum Keuper. — Diese Ansicht wurde von Herrn
Murchison *) bekämpft, der sich also ausspricht :
„Denn wenn alle die zwischen den secundären und
„tertiären Gebilden auftretenden Wiener Sandsteine Re-
präsentanten des Keupers wären, alsdann müsste dem
„Flysch der Schweiz, den Sandsteinen an den Karpathen-
„gehängen, dem obern Macigno der Italiener eine ähn-
liche Stellung angewiesen werden. Und wenn auch
„wirklich an den erwähnten Orten ein ähnlicher Keuper-
„streifen mit Pflanzenresten zu Tage geht, so ist es physi-
kalisch unmöglich, dass die ganze grosse fragliche Zone,
„die, wie gleich gezeigt werden soll, in ansteigender
„Ordnung das letzte Glied der grossen Alpenkette aus-
„macht, zum Keuper gerechnet werden könne — ein
„natürliches System, das in den östlichen Alpen so deut-
lich auftritt und von dessen Petrefacten bis jetzt noch
„keine in der äussern Zone des Wiener Sandsteins ge-
bunden wurde, der auf allen frühern Karten die Fort-
setzung des schweizerischen und baierischen Flysch
„bildet. «
Es brauchte also hauptsächlich, um Hrn. Murchisorf's
Einwendungen zu bekämpfen, des Beweises: 4) dass der
Wiener oder Gurnigelsandstein Petrefacten der Rhätischen
Zone (früher zum Keuper gezählt) enthält, und 2) dass
längs einem grossen Theile des Nordrandes unserer
Alpen, da wo sie in Contact mit der tertiären Holasse
geratheu, ein Umsturz oder Ueberschieben älterer For-
mationen über jüngere stattgefunden hat, so dass, was
ursprünglich das unterste war, sich jetzt obenauf be-
findet.
*) Siehe dessen Schrift über den „Gebirgsbau der Alpen" u.8. w.,
deutsch bearbeitet von G. Leonhard, p. 16.
- 53 -
Das erstere, nämlich das Vorhandensein Rhätischer
Petrefacten im Gurnigel-Sandstein, habe ich vorhin nach-
gewiesen (pag. 46 — 48). Das andere will ich, in Er-
gänzung des auf pag. 51 Gesagten, auch noch an der
Molesonkette zu beweisen suchen.
Verhältnisse an der Molesonkette. Unser Museum
besitzt von allen Gipfeln der Molesonkette (Moleson,
Tremettaz, Salette, Dent de Lys) Petrefacten des untern
Jura *). Auf der andern Seite sind die nähern Umge-
bungen von Chätel, die Gräben am Fusse des Gebirges
und namentlich Cröt Moiry zwischen Semsales und
Chätel durch ihre Petrefacten der untern Kreide be-
rühmt. Da nun nach Hrn. Prof. B. Studer**) auf der
Kette des Moleson die Schichten beiderseits steil gegen
die Axe des Gebirges zu einfallen, so muss nothwendig
hier eine Ueberlagerung der altern Schichten über die
jungem statt haben, weil die Gipfel zum Untern Jura,
der Puss des Gebirges zur Untern Kreide gehört. Ich
besinne mich sehr wohl noch, dass Hr. A. Morlot mir
einen Oxford-Ammoniten dortiger Gegend vorwies —
aus der Gruppe der Planulaten — auf dessen Etikette
stand, dass er über den Neocom-Schichten gefunden
wurde.
Voirons. Eine ähnliche Ueberlagerung älterer For-
mationen über jüngere findet an den Voirons statt***);
*) Siehe in den Millheilungen der neUurforschenden Ge$. in Bern,
1866, p. 141 u. folgd.
**) Siehe* das Profil" im II. Theil der Geologie d. Schweiz, p. 32,
und was der Autor in seiner Schrift : Die Westlichen Alpen, auf den
Seiten 349 unten, 379 und 384 darüber sagt.
***) Siehe „das Profil" in Studer*s Geologie d. Schweiz, II., p. 6,
und das, was Hr. Mortillet in Pictefs Paläontologie tuiste, II, p. 7
a 12, darüber sagt.
— 54 —
wenn auch Hr. A. Favre in seinem grossen Werke über
die Geologie von Savoyen die Verhältnisse etwas anders
als Prof. Studer und Hr. Mortillet angiebt, so bleibt
immerhin die Thatsache, dass auch hier der Oxford-
mergel über der untern Kreide lagert.
Morgenberg. Es ist kaum ein Jahr her, dass Herr
Theophil Studer ein ähnliches Ueberkippen aller Schichten
am Morgenberghorn, südlich vom Thunersee, nachgewiesen
hat*), und in dem Briefe, welchen Prof. B. Studer zur
Erläuterung der neuen Ausgabe der „Geologischen Karte
der Schweiz" an den Präsidenten der französischen geo-
logischen Gesellschaft im Dezember 4867 schrieb **), zeigt
er auch an der Faulhomkelte, südlich vom Brienzersee,
wie der Eisenstein, mit Unterjurassischen Pelrefacten,
dem Neocomieo aufgelagert ist.
Gemmi. Ein anderes Beispiel einer vollkommenen
Umstürzung aller Schichten zeigt das Profil, welches
Hr Prof. B. Studer im 2ten Theile der „Geologie der
Schweiz", p. 4, von der Gemmi und deren Umgebung
gibt. Hier liegt der Jurakalk über dem Rudistenkalk
und dieser über den Nuromuliten.
Bedenkt man nun, dass die Entfernung von den
Voirons bis zum Brienzersee ungefähr eben so gross ist,
als von da bis zum Vorarlberg, so glaube ich nachge-
wiesen zu haben, dass. für die westliche Hälfte der Schweiz
wenigstens ein Ueberschieben der altern Schichten über
die Jüngern am äussern Rande der Alpen Regel ist und
dass auch im Innern der Alpen dieses keine seltene
Erscheinung ist. Ich verweise hier auf das Profil, wel-
*) Berner Mütheilungen, 1867, p. 214, mit Profilen.
**) Siehe Bulletin dieser Gesellschaft, 2te Serie, t. XXV, p. 169
n. folgende.
— 55 —
ches in der vorletzten Sitzung der naturf. Ges. Hr. Prof*
Bachmann von den Bergen am Ausgange des Muotta-
thales entworfen hat, wo auch eine Ueberstürzung der
Schichten statt hatte.
Dieses, einmal zugestanden, wirft ein neues Licht
auf das Alter vieler bisher für tertiär gehaltener und
mit dem Namen Flysch bezeichneter Schichtencomplexe.
So muss nothwendig der Flysch, der den Gipfel und
den Rücken der Voirons einnimmt, mit seinen Fucoiden
älter sein als der Oxfordmergel, dem er aufliegt. Wenn
auch nach Hrn. Favre vereinzelte Nummuliten sich dort
vorfinden, so ist dies von keinem Belang, so lange
nicht eine vollständigere Eocene Fauna damit vorkömmt,
denn am Seelibühl und an der Nordseite des Langeneck-
grates findet man auch Blöcke mit Nummuliten, da wo
man nichts als Lias und Rhätische Gesteine erwarten
sollte. Sie finden sich aber als Gerolle an der Ober-
fläche, nirgends anstehend; wenigstens ich habe sie
nicht anstehend am Seelibühl gefunden, wie Hr. Brunner-
von Wattenwyl dieses irrthümlich p. 25 seiner Schrift
über die Geologie der Stockhornkette, behauptet hat.
Ebenso an der Molesonkette werden die Fucoiden
führenden Schiefer, die jedenfalls über der untern Kreide
liegen, auch älter als diese sein.
Es wird den Bestrebungen der Jüngern Männer, die
sich mit der Vervollständigung der Geologischen Karte
der Schweiz befassen, vorbehalten sein, diese verwickel-
ten Verhältnisse in ein klares Licht zu stellen und wo
möglich zu unterscheiden, welche Sandsteine und Schiefer
der Rhätischen Stufe, welche dem Unterjura und welche
der Kreideformation angehören, wobei freilich, fürchte
ich, die Tertiärzeit zu kurz kommen wird, denn bis jetzt
hat man noch keine Nummuliten in diesem Tbeile der
— 56 -
lurger Alpen gefunden. Ihr Platz mtlsste jedenfalls
er Basis des Gebirges, zwischen der Kreide und der
sse, zu suchen sein.
Es sei hier die Bemerkung emgeflochten , dass es
schenswerth wäre, zur Vermeidung aller Confusion,
i nur diejenigen Schichtencomplexe als Eocen be-
met würden, welche wirklich Nummuliten enthalten,
dass auf der Geologischen Karte die gelbe Farbe
die Bezeichnung e' nicht auch da angebracht wer-
wo noch begründete Zweifel über das Alter der
;hten herrschen.
Zum Schlüsse will ich mit meiner Umsturzlheorie
eine Thatsache zu erläutern suchen, die Hr. Favre
hnt *). Nachdem er gesucht hat nachzuweisen, dass
avoyen aller Gyps und Rauchwacke zum Keuper ge-
n, sagt er p. 41 :
„Je dois dire cependant qu'il existe des cargneules
les gypses qui paraissent plus recents que le terrain
sique. Teile est par exemple la bände formee par
roches entre Manigod et le Bouchet, au sud de la
i de Thönos. Elle es! placöe dans un Enorme massif
grks h fueotdet, superieur au calcaire nummulitique,
d'une maniere generale forme le contrefort du mont
irvin et de la Tournette.*
Da wir gesehen haben, dass eine Ueberlagerung
er Gesteine über jüngere in den Alpen nichts Sel-
5 ist, so vermutbe ich sehr, dass dieses auch hier
Fall sein möge, und dass hier der Gyps und die
hwacke gerade eben so alt als anderswo in Savoyen
, und dass bei genauerer Untersuchung auch der
;h als liasisch oder jurassisch sich zeigen wird, nur
) Ttrrains hütiqup. et kmpcricn dt la Savoie, p. 41.
— 57 —
dass die jüngsten Formationen hier zu unterst liegen —
eine vollkommene Ueberkippung des ganzen Gebirges,
wie bei Hrn. Studer's Profil der Gemmi.
Ob dieses Gesetz der Ueberlagerung jüngerer
Schichten durch ältere in Folge des seitlichen, vom
Erhebungscentrum gegen die Peripherie ausgeübten
Druckes sich auch in der östlichen Schweiz nachweisen
lässt, will ich den dortigen Geologen zu entscheiden
überlassen. Man kann aber a priori schon sagen, dass
je näher man sich dem Erhebungscentrum befindet, desto
mehr Wahrscheinlichkeit ist vorhanden, alle Schichten
überstürzt zu finden.
Aufzählung und Erörterung der in der Ehätischen
Stufe der Umgegend von Thun vorkommenden
Organismen.
Bei der Aufzählung der Petrefacten bin ich im All-
gemeinen der Anordnung von Hrn. J. Martin (Zone k
Avicula contorta ou fitage Rhaetien, Paris 4865) gefolgt,
weil man daselbst die vollständigste Uebersicht der Or-
ganismen der Rhätischen Zone sammt ihren hauptsäch-
lichsten Synonymen vorfindet. Uro aber einem Jeden
das Unheil über meine Bestimmungen der Petrefacten
zu ermöglichen, gebe ich die Abbildungen unserer ver-
schiedenen Arten in 4 Tafeln.
I. FISCHRESTE.
Da das eigentliche Bonebed bei uns noch nicht ge-
funden worden ist, so ist das Vorkommen von Fischresten
bei uns sehr vereinzelt; sie wurden theils in der Gürbe,
in braunem Hergel, theils in dem Lumachellenkalk vom
Langeneckgrat und von der Spiezfluh gefunden.
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 681.
— 58 —
4. Saurichthys acnminatus Ag. — Taf. 1, F. 4.
Agassiz, „Poissons foss.a, II, p. 86, lab. 55 a, f. 4— 5.
Ein kleines, 2l/a Millimeter langes Zähnchen,
dessen Krone etwa */A der Länge, die Wurzel l/i e*n~
nimmt ; die Krone ist weisslich. die Wurzel bernstein-
farbig, diese letzte ist unter der Loupe fein der Länge
nach gerunzelt und durch einen kleinen Wulst von
der Krone getrennt. Diese Krone, von der übrigens
der Wulst einen integrirenden Theil ausmacht, ist in
ihrem untern Viertel auf der sichtbaren Seite mit
5 Falten versehen, nach oben glatt und abgeplattet,
mit einem scharfen Rande ringsum. — Obgleich
unser Zahn kleiner ist als die von Agassiz poissons
fossiles, vol. II, t. 55, a, abgebildeten, so entspricht
er doch ganz der Beschreibung von Agassiz.
In einer Breccie von crystallinischem Korne aus
der Gürbe.
2. Sargodon tomicus Plien. ? — Taf. I, F. 2.
Plieninger in den „Würtemberg. naturwiss. Jahres-
heften, 1847, p. 466, tab. I, f. 5—10.
Ein kleiner Zahn mit rundlicher Krone Von
3 Millim. Durchmesser; die Wurzel ist etwa 4 Linie
unter der Krone abgebrochen. Unser Zahn ent-
spricht so ziemlich der Figur in Quenstedt's „Jura8,
tab. I, f. 36. Die Krone ist nicht ganz sphärisch,
sondern seitlich etwas zusammengedrückt, so dass
sich über die Hitte eine stumpfe Kante hinzieht.
Im Lumachellenkalk der Spiezfluh.
3. Ceratodus sp. — Taf. 1, F. 3.
Agassiz, „Poiss. foss.*, III, tab. XVIII, f. 1—10 und
tab. XIX, f. 17—20, und tab. XX.
\ - *% - "
— 59 —
Ein Zahn, der zum Geschlecht Ceratodus Ag.
gehören könnte; die äussere Form ist schwer zu
ermitteln, da nur ein Querbruch vorliegt, der die
innere Structur des Zahnes blosslegt. Man sieht aus
der Zeichnung f. 3, dass die Medullarröhren an der
Basis breiter und veniger zahlreich sind , als weiter
oben. Die Länge des Querschnittes beträgt 2 Centi-
meter, die Breite 4 Centira. Die Substanz dieses
Zahnes ist schwarz glänzend.
Aus dem splittrigen Kalk der Spiezfluh.
4. Dapedins sp.f -- Taf. 1, F. 4, a. b.
Agassiz, „Poiss. foss., II, tab. 25— 25rf.
A. Ein Paar kleine, etwa eine Linie lange schwarze
Zähne, deren vordere Seite cylindrisch, die hintere
mit einer Längs-Furche versehen ist, die sich bis
oben hinzieht und die Krone höckerig macht. Siehe
Taf. I, f. 4a.
B. Ein anderer flacher Schneidezahn (?) auf
Taf. 1, f. 4ft abgebildet, scheint auch hieher zu ge-
hören.
Aus der Gürbe, im Mergel mit Mytilus minutus
Goldf.
5. Dapedins sp. ? — Taf. t, F. 5, a. b.
Ein Knochenstück mit chagrinirter Oberfläche,
entsprechend der Abbildung, welche Agassiz von
den Kopfknochen von Dapedins punctatus, „Poiss.
foss.tt, II, t 25, a, gibt. Siehe Taf. I, f. 5 b. — Die
Medullarröhren auf dem Querbruche sichtbar, sind
in f. 5a gezeichnet.
Aus der Gürbe, mit vorigen Zähnen.
6. Dapedins sp. { — Taf. I, F. 6, a. b.
Ganz glatte Fischschuppen von Trapezform, so
wohl aus der Gürbe, als auf Blumisteinallmend im
gel gefunden. Ein Theil der bernsteinfarbnen
uppe existirt noch, die ganze Form derselben
t sich aus der verschiedenen Farbe des Gesteins
lehmen und ist in f. 6, a angezeigt.
II. CRUSTACEEN.
«chiras sp. I — Taf. I. F. 7.
Das Fragment stammt auch aus der Mergei-
cht und ist in natürlicher Grosso in F. 7, a und
grösser! in F. 7, b abgebildet. Fs ist wohl mög- '
, dass es von einem Kruster stammt, vielleicht
Mecochirus gnndis Quenst.
III. ANNELIDEN. ,
pula flacelda Goldf. — Taf. I, F. 8, a. b.
pelini, „Foss. infraliasici della Spezia", tab. VII,
f. 1-5.
Unsere Art stimmt mit allen diesen Abbildungen,
3 verschiedenen Species angehören sollen. Ich
i keinen Unterschied darin finden. Es ist mög-
i dass Gümbels Serpula rheetica, die Martin cilirt,
l nicht davon verschieden ist. — F. 8, c gehört
leicht zu S. circinalis Goldf.
Im Lumachellenkalk von Blumisteinallmend.
puls OUftx QuJ — Taf. \. F. 9.
nstedt, Jura, Taf. XI, F. 43.
Die kleinen Höcker auf der Windung von Quen-
t's Abbildung, F. 13, sind auf unserer F. 9, a
;deutet; hingegen zeigt F. 9, b ganz deutlich
Langsstreifung ; sie muss aber an der Innenseite
Schale sich befunden haben, denn sie ist nur
sichtbar, wo diese fehlt.
Diese Art stammt von Untern eunenen und scheint
Unterlias anzugehören.
6< -
IV. CEPHALOPODEN.
Wir besitzen mehrere Belemniten von Blumistein-
allmend, auch einen, der gut zu der Abbildung von
Stoppani's B. infraliasicus (Tab. 34, F. 9) passt. Ich halte
ihn übrigens für nicht verschieden von B. acutus Mill.
Da er in dem Gesteine sich befindet, worin die meisten
Unterliaspetrefacten dort vorkommen, so übergehe ich
ihn mit Stillschweigen. Ebenso halte ich alle Ammoniten
von Blumisteiuallmend als zum untern Lias gehörig und
zwar, wie ich schon früher bemerkt, meistens der Zone
des Ammonites oxynotus Qu. angehörend. Die Cephalo-
poden von Blumisteinallmend uifcf Umgegend sind in
Hrn. A. Oosters „P6trifications reraarquables des Alpes
suisses" bereits aufgezählt. Ich übergehe sie daher hier
mit Stillschweigen, um so mehr, als sie meistens dem
untern und mittlem Lias angehören. Ich erwähne einer
einzigen Art, die ich für neu und der Rhätischen Stufe
angehörend halte, nämlich:
40. Ammonites Coronula n. sp. — Taf. I, F. 40.
Er ist leider nur zur Hälfte und etwas schiefge-
drückt vorhanden, aber deutlich genug, um zu zei-
gen, dass er zur Gruppe der Coronaten gehört. Der
Durchmesser der ganzen Schale beträgt etwa 4 Centi-
meter. Ueber den breiten, gerundeten Rücken laufen
stumpfe Rippen, die durch gleich breite Furchen von
einander getrennt sind. Die Zahl dieser Rippen mag
auf der ganzen Peripherie etwa 60 bis 64 betragen
haben. 3 bis 4 dieser Rippen vereinigen sich jeweilen
in einen Knoten auf der Nabelseite. Die Dicke dieses
kleinen Ammoniten muss etwa 7a Centimeter be-
tragen haben. — Er stammt aus dem nördlichen
de*s Hügels, der den Östlichen Ausläufer der
*rge an der Thun-Wimrois Strasse bildet.
Nähere über den Fundort findet man p. 46.
V. GASTEROPODEN.
Gasteropoden der Rhätiscben Zone sind bei
in kaum bestimmbaren Steinkernen vorhao-
i erwähne :
la! - Taf. I, F. 44.
der Lumachelle des Ringgrabens.
la! — Taf. I, F. 12 und 12, a.
■falls |Vom Ringgraben, mit voriger und io
iaft von Plicatula intusstriata Em.
lelania usta Bmev. — Taf. 1, F. 13.
usta Terquem Hettang., pl. 44, f. 14
Gestein scheint Lias zu sein.
Ob er wirtnern.
h*ttca Öümb. — Taf. I, F. U.
a, Herian in Escber's Vorarlberg, tab. V,
V— 57.
)ppelil Moore. - Taf. I, F. 15.
It, Jura, tab. I, f. 18 und 19.
Dolomitischen Gestein im Rebberg an der
*is Oldie Stopp. — Taf. I, F. 46.
i Azzarola, tab. II, f. 6—8.
Dolomit von Unterwirtnem.
nis ep.t — Taf. I, F. 24.
der Spiezfluh.
i sp.l — Taf. I, F. 17.
unbestimmbarer Steinkern vom Neunenenfall.
- 64 —
22. Tellina Bavariea Winkt. - Taf. II, F. 23.
Winkler, Oberkeuper, tab. S, f. 4.
Nucula Hatani Stoppani 1. c, tab. XXX, f. 7.
Auf Blumisteinallmend, Bärschwand und im
Dolomit des Laogeneckgrates.
23. Leda percaudatn Oümb. — Taf. II, Fig. 19.
L. alpina Wink). Avic. Cont., t. I, f. 8.
L. Chaussoni Renev. I. o„ t. I, f. 1.
Im Ringgruben im Lumac hellenkalk und an
der Spiezfluh.
24. Leda Defftaeri Opp. — Taf. II, f. 20.
Oppel und Süss, Aequivalent., lab. II, f. 9.
Als Form der vorigen bei Martin, £tage Rluelien.
Wir haben sie im Dolomit des Laogeneckgrates.
25. Schizodus Ewald! Dittmar. — Taf. II, F. 21, a-d.
Opis Cloacina Quenst. Jur„ t. I, f, '35.
Tseniodon Ewaldi Boraem. Credner in N. Jahrb. für
Geol., 1860, p. 369, fig.
Im Luraachellenkalk des Ringgrabens und der
Spiezfluh und im Dolomit bei Untermrtnem.
26. Schizodus alpinus Winkl. — Taf. II, F. 22.
Winkler, Conto rtazone, tab. II, f. 1.
Im Lumachellenkalk des Ringgrabens und der
Spiezfluh.
27. Schizodus isoceles Dittm. — Taf. II, F. 25.
Myophoria isoceles, Stopp. I. c, t. XXX, f. 1 — 4.
Im Lumachellenkalk der Spiezfluh.
28. Tamiodon pnecursor Schlönbach. - Taf. II, F. 24.
Schlonbach im N. Jahrb. d. Geol., 1862, tab. III, f. 1.
Dumortier, Infralias, tab. I, f. 1—3.
Nucula sp. Stoppani I. c, tab. 30, f. H{?).
Wegen Abwesenheit der Rückenkante kann ich
diese charakteristische kleine Bivalve nicht unter
— 65 -
Schizodus einreihen, wie Dittmar und Martin nach
ihm gethan haben.
Mit feiner concentrischer Streifung findet sie
sich im Lunrachellenkalk des Ringgrabens. — Es
kommen aber auch ganz glatte Steinkerne bei Ober-
wirtnern vor, die wohl auch dahin gehören. — Fig. 24,
a und b.
29. Anodonta postera Defner. — Taf. II, F. 27.
Schlönbach im N. Jahrb. d. Geol., 4862, tab. III, f. 4.
Schizodus posterus Mart., Zone ä avicula cont. n°247.
Pholadomya corbuloides Levallois, Bullet, d. 1. Soc.
G6ol., 2, s&\, XXI, pl. VI, f. 2-4.
Nucula Oppeliana Stopp. I. c, t. XXX, f. 23, 24.
Es ist diese Art, die im Hannoverischen von den
Arbeitern „fossile Gurkenkerne" genannt wird ; auch
bei uns erfüllt sie. in Gesellschaft anderer kleiner
Bivalven, ganze Steinplatten.
In der Lumachelle des Ringgrabens und von
Blumisteinallmend.
30. Corbula alpina Winkl. — Taf. II, f. 26.
Winkler, Contortazone, tab. II, f. 2.
Im Lumachellenkalk von Blumisteinallmend.
30 b. Corbula Azzarol» Stopp. — Taf. II, f. 28 b.
Stoppani 1. c, tab. IV, f. 49 5.
Auf Blumisteinallmend und im Ringgraben.
NB. Fig. 28 a von letzterem Fundort ist viel-
leicht eine glatte Placunopsis Revonii.
34 . Agtarte longirostris Winkl. ? — Taf. II, F. 24.
Winkl., Oberkeuper, tab. VII, f. 42?.
Steinkern einer kleinen Bivalve von der Form
der citirten Figur, aber um die Hälfte kleiner, mit
4 erhabenen coneentrischen Falten und abgebroche-
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 692.
^rjTs
— 66 -
nera Schnabel. Gehört vielleicht zu Carduus multi-
costatum Goldf. (siehe n° 54 dieser Aufzahlung).
Von Blumisteinallmeod.
32. Cardita multiradtsta Dittmar. — Taf. II, F. 35, c u. d.
Dittmar, Contortazone, tab. III, f. 6 n. 7.
Winkler, Oberkeuper, t. VII, f. 40.
Die Fig. 35 £ könnte Stoppanis C. munita sein,
wie sie Dittmar beschränkt hat, Die Fig. 35« hat
viel Ähnlichkeit mit Cardita Quenstedti Stopp. 1. c,
tab. 6, f. 24.
Auf Blumisteinallmend und bei Unternetmenen.
33. Cardita austriaca v. Bauer. — Taf. II, F. 36.
Stoppani Azzarola, tab. VI, f. 5.
Winkler, Oberkeuper, t. VII, f. 9.
Venericardia praecursor, Quenst. Jur., t. I, f. 25.
Dittmar stellt die letzt citirte Figur Quenstedt's
zu Cardita munita Stopp. ; — vergleicht man sie mit
f. 4, tab. II, von Winkler's Contortazone, die Dittmar
gleichfalls zu C. munita citirt, so begreift man diese
Zusammenstellung nicht. Ich kann keinen wesent-
lichen Unterschied zwischen Quenstedts Venericardia
praecursor und unserer Cardita austriaca sehen.
Stoppani spricht zwar von 28 Rippen; in seiner ci-
tirten Fig. 5 finden sich aber auch nur 20 bis 24,
wie bei unsern Exemplaren.
In der Lumach eile von Blumisteinallmend mit
der Schale erhalten; und von Oberwirtnern. Das
Exemplar von der Spiezfluh könnte vielleicht zu
C. munita Stopp, gehören, es ist aber zu schlecht
erhalten, um darüber ausser Zweifel zu lassen.
34. Cyprina Stoppanii F. 0. — Taf. II, F. 37.
Stopp. 1. c, tab. XXIX, f. 7, &
Wir besitzen den
schel , die sehr gut z
Sloppani als Cyprina
Sie kommt aus dem I
steinall mend.
35. Cyprina (?) Tschani F.
Nur mit Zweifel fii
prina auf: sie hat einig.
f. 9, tab. XIX, aber aucl
Alberti. Ceberblick d.
dessen Lucina Schmidi
Cyprtna Marcignyana H
Sie kommt aus den
der Spiezfluh.
36. Cypricardia Mardgnya
Martin, Infralias d. I. C£
Pleurophorus elongatus
tab. XV, f. i5 (non
Ich schliesse hier
wegen des mehr gegen
als auch Stoppani's PI.
folgen wird. Hingegen
stedt's Jura, tab. I, hieh
Auf Blumisteinallme:
37. Cypricardla Renevieri.
Martin, Rhset., tab. I, f. :
Pleurophorus elongatus 1
(nee Sloppani).
Der von Martin abg
möglich zu Panopaaa £
eindruckes. Ich glaube
zubringen. — Er hat vi
iyoconcha gastrochtena Aiberti, Ueberblick d. Trias,
ib. III, f. 3.
In der Lumachelle von Blumisteinallmend and
n Ringgraben.
'leurophorus elöngatus Stopp. — Taf. II, F. 40.
toppani I. c., tab. 35, fig. 48 (non Moore).
Da Moores P elöngatus ein Synonym von Cypri-
irdia Marcignyana geworden ist, so ist kein Grand
orhanden, der Stoppanischen Figur einen neuen
amen zu geben. Unsere Art unterscheidet sich
an der Moores durch den mehr gegen das Ende
erückten Buckel, wie bei Mytilus und Myaconcba,
nd durch die grössere Rundung des Rückens, wäh-
;nd bei Moores Figur eine Kante vom Buckel zum
ande läuft. — Vielleicht muss diese Form mit My-
lus minutus Goldf. vereinigt werden.
In der Lumachelle des Ringgrabens und auf
lumisleinallmend.
leurophorus Stoppanii. — Taf. II, f. 39.
leurophorus sp. Stoppani I. c, tab. XXXV, f. 19.
Da Stoppani diese Abbildung ohne Speziesname
elassen hat, so hielt ich es für das Zweckmässigste,
ir den Namen des Autors zu geben. Sie unter-
:heidet sieb von voriger durch die kürzere , mehr
vale Form und besonders aber durch die doppelte
infaltung an der Seite. Ganz solche Exemplare
aben wir von Blumisteinallmend und vom Ring-
raben, im Lumachellenkalk und bei Bärschwand.
ardinla Listeri Agass. — Taf. IV, f. 1.
fnio Listen Sowerby Min. Conen., t. CLIV.
inio hybrida Sow. » » ■
halassites depresaus Ziel, in Quenstedt, Jura, t. III,
f. 6—13.
Es ist mir unmöglich,
vereinigen. Sie werden gewö
gerechnet. Bei uns kommet
Rbätische Stufe bezeichnend«
auf Blumistetnallmend als ir
Bärschwand vor.
Cardinla! Gottingensls Pflu
Zeitschrift d. deutsch. Geot. G
f. 7.
Im Luinachellenkalk von
•Hyophoria postera. — Taf.
Quenstedt, Jura, tab. 1. f. I-
Myophoria inflata Em. Stopp.
Trigonia postera Qu. Renevi
vaudoises, t. I, f. 4-5.
Im Lumachetlenkalk vor
nern, am Ringgraben, auf Bit
Gürbe und auf Oberbachalp,
— Eine Hauptleitmuschel die
. Hyophoria Emmerich! Wir,
Winkler, Contort., tab. II, F.
Trigonia sp. Quenst. Jura, ta
Im/Lumachellenkalk von Ob'
. Hyophoria lfasica Stopp. —
Stoppani 1. c, tab. VII, f. 7.
Der Scbtosswinke) ist viel
Art, und die Länge daher
was bei voriger Art eher unr
In der Lumachelle von
. Lucina Stoppaniaua Dittm.
Lucina eircularis Stopp. I. c,
Astarte Pillee Cappelini Spezi
Auf Blumisteinallmend.
— 70 -^
idnaf alpiw «■ »p- — Taf. II, P. 2.
Es .sind zerdrückte , kreisförmige , dünnschalige
naiven mit unregel massigen Anwachsstreifen , die
h auf der Verwiltßrungsfliicrie der Lwnachellen-
jccie von Blumisteinallmend und vom Ringgraben
urkenkern platten) zeigen; sie haben 1-^3 Centi-
:ter im Durchmesser. Vielleicht gehören sie zu
cina Civatensis Stopp. 1. c. lab. XXVIU, f. 18, 19.
■ist Barnensis Stopp. — Taf. II, F. 7,
ippani ]. c, lab. V, f. 49—24 ?
Nur mit Zweifel führe ich diese Figur für einen
■inen gieiokern aus der SpiezQuh an. Die Grösse
d allgemeine Form stimmen gut überein. Es könnte
ts vielleicht eine Nucula sein,
rdium PhUippianum Dunk. — Taf. IV, F. 7.
mker, Palieontographica, vol. 1, tab, XVII, f. 6.
rque» Hettange, t. XVIII, f. 16.
Im Lumachellenkalk vom Ringgraben und auf
imisteinallmend und an der Spiezfhih.
rdium Hhiieticnm Merian. — Taf. IV, F. 8.
ienst., Jura, tab. I, f. 38.
Von voriger Art durch das Fehlen der Seiten-
i te verschieden. Wir haben sie nur von Barsch wand.
rdium cloaciuum Quetut. — Taf. IV, F. 9.
ienst., Jur., tab. I, f. 37.
An der Spiezflufi mit C. PhUippianum. — Uu-
utlicber Steinkern.
rdium maltieostatum Ooldf. — Taf. II, F. 13.
Mfuss, Petref., tab. CXLIII, f. 9.
cucullatum Stoppani I. c, tab. V, f. 5 und 6, neu
Goldfuss.
Auf Blumisteinaltmeod. — Das Gestein scheint
iterlias zu sein.
— 71
52. Cardinm reticalatum Dit
Dittmar, Contortazone, tab.
Nur mit Zweifel stellt
ein Cardium aus der Mergi
mit ungefähr *0 Ratlialri]
und Grösse der citirten I
An wachsstreifen ist nichts
DieFig.<1,Taf.II, von
der Form naoh auch dazu ;
Steinkern.
53. Taneredia Shternnrlensls
Martin, Cöte-d'Or, tab. 111,
Von Oberwirtnern.
54. Nucula sp. ? - Taf. II, F.
Der Nucula Hammeri
sehr nabe stehend.
Zwei Steinkerne aus
der Spiezfluh.
55. Nuenla saboralts Goldf.t
Stoppani I. c, tab. VII, F.
In der Lumachelle vo
56. Nncnla Hausnianni Mm.
Stoppani I. c, tab. VII, f.
In der Lumachelle c
Bärschwand.
Es kommen auch in
vom Ringgraben Formen <
Stopp. I. c, tab. VII, f. S
aber wob! noch zu Anodo
57. Area Azzarole Stopp. —
Stoppani 1. c, üb. VII, f.
Nor ein Bruchstück, al
das durch die Kreuzung
h T ' ^
— 72 -
wachslamellen entstandene Maschennetz deutlich
hervortritt.
Vom Neunenenfall, in Lumachellenkalk.
Eine Varietät dieser Art scheint die auf unserer
Fig. 16 abgebildete Area zu sein. Die Anwachs-
lamellen sind darauf fast verwischt, und zwischen
den Hauptradien sieht man 4 oder 2 schwächere,
undeutlichere. Sie kommt vom Ringgraben.
58. Area Bararica Winkl. t - Taf. II, F. 45.
Winkler, Oberkeuper, tab. VII, f. 2.
Die drei stärkern Rippen am hintern Flügel-
fortsatz, von denen Winkler spricht, sind bei unserer
Art nicht deutlich wahrzunehmen , im Uebrigen
stimmen sowohl Form, Grösse und Zeichnung mit
der citirten Art.
Auf demselben Stück ist auch ein Fragment von
Myophoria postera.
Von Oberwirtnern.
59. Area rudis Stopp. — Taf. II, F. 14.
Stoppani 1. c, tab. 60, f. 4.
Hieher scheint auch Cappelini's Cucullaea Mur-
chisoni (Infralias von Spezzia, t. IV, f. 15, 46) zu
gehören.
Von Blumisteinallmend.
60. Pinna miliaria Stopp. — Taf. IV, F. 44.
Stoppani 1. c, tab. VIII, f. 3—6.
Wir haben drei Exemplare dieser Art von
Blumisteinallmend, die gut zu Stoppanis Beschrei-
bung und Abbildung stimmen. Auf einem Exemplar
sind die auf dessen F. 4 und 5 gezeichneten knotigen
Längsrippen etwas sichtbar; auf dem Gestein der
andern ist eine undeutliche Avicula contorta zu sehen.
— 7* —
Rand undeutlich und sie könnte möglicher Weise
einer Gervillia prascursor angehören. Unsere Fig. 29, b.
hingegen entspricht gut der Abbildung von M. Ia-
mellosus Terq. — Sie hat das Gestein der Unterlias-
petrefacten.
Mytilus Stoppanii Dumort. — Taf. II. F. 30.
Dumortier, Infralias, tab. V, f. 4— i,
Mytilus psilonoti Stopp., tab. X, f. 1-5 — non Queost
Am Langeneck^rat.
Äyoconcha psilonoti Quenst.f — Taf. II, Fig. 33.
Quensledl, Jura, tab. IV. f. 15.
Renevier, Infralias d. Alpes vaud., I. I. f. 6.
Ein zweifelhafter Steinkern mit Spuren undeut-
licher Längsfurchen und Anwachslamellen scheint
bieher zu gehören.
Auf Blumisteinallmend. — Unterlias?
Hyoconchal Meyrati n. sp. — Taf. Hl, f. 12.
Es ist mir unmöglich, hier nicht eines Fossils
zu erwähnen, welches zwar weder Analogie noch
Charakter mit Quenstedt's Myoconcba psilonoti, aber
um so grössere Aehnlichkeit mit Sowerby's Afyo-
concha crassa (siehe Hineraiconchyl. , tab. 467,
f. 2} hat. Wenn diese letztere aus dem Lias oder
dem Keuper stammte, so würde ich nicht anstehen,
sie als identisch mit unserer Fig. 12 zu halten; da
sie aber aus dem Eisen-Oolithe von Dundry kommt,
so bin ich gezwungen, nach der herrschenden An-
sicht der Paleontologen ihr vorläufig wenigstens
einen neuen Namen zu geben.
Wir besitzen 6 Exemplare dieser Art, die sich
von der Sowerby'schen eben benannten nur durch
die etwas breitere, flachere Schale unterscheiden. —
— 75
Die kleinen) unserer Exen
lichkeit mit lnoceramw et-
f. 4; allein da die citirte Fig
scheint, auch unser Fossil
rakter eines Inoceramus ai
stehen zu dicht und zu u
die innere Structur der Sei
ziehe ich vor, eine neue
zuführen, die ich nach ihn
nenne.
Da das Gestein das
köunte sie zum Untern Lias
Stufe gehören. — In der U
über, habe ich die Gelegen
wollen, diese interessante
Sic stammt von Blum%
67. Lima Valonlensis Defr. -
Dumortier, Infralias, tab. V
Lima punctata Stopp. 1. c,
Beim Neunenenfall mit
und P. Thiollieri Hart. — B<
hratula gregaria Süss; in
und an der Spieztluh.
Nach Dumortier unter
Sowerby durch das doppel
nichts sagen, dl bei unsern
noch zwei sichtbar sind. Ic
Benennung angenommen, c
Exemplaren sonst gut ents|
68. Lima lineato-pnnctata Stc
Stoppani I. c, tab. XXXI,
Auf Blumisteinallmend
am Neunenenfall.
- 76 —
Diese Art unterscheidet sich auf den ersten Blick
durch die viel feinere Radialstreifung. Während bei
L. Valoniensis am untern Rande der Muschel auf
1 Centimeter 10 bis 42 Streifen gehen, kann man
bei L. lineato-punctata Stopp, deren 30 bis 40 zählen,
die unter der Loupe wie ein feines Flechtwerk sich
ausnehmen. Zudem hat der Apicialwinkel hier 90°,
während L. punctata Stoppanis 144° hat L. lineato-
punctata scheint auch weniger gross zu werden als
L. Valoniensis. Unter einem Dutzend Exemplare, die
unser Museum besitzt, hat das grösste 3V2 Centi-
meter Länge auf 3 Centim. Breite. Ein Ammonites
Sinemuriensis d'Orb., der an einem unserer Stücke
von Blumisteinallmend haftet, scheint anzudeuten,
dass diese Art zum Untern Lias gehört, wie es auch
das Gestein schliessen lässt.
69. Lima prwcursor Quenst. t — Taf. III, F. 4.
Quenstedt, Jura, tab. I, f. 22.
L. acuta Stopp., t. XIII, f. 9.?
Wir haben ein Exemplar aus dem schwarzen
splittrigen Kalke der Spiezfluh, das hieher zu gehören
scheint, die Streifung ist feiner als bei L. Valoniensis»
aber gröber als bei L. lineato-punctata Stopp., die
Schale ist flacher als bei beiden, der Umriss ist
aber nicht ganz deutlich.
70. Lima exaltata Terq. t - Taf. III, F. 4 .
Terquem Hettange, tab. XXII, f. 2.
Wenn Herr Renevier diese Art nicht im Infra-
lias der Waadtländer Alpen citirt hätte, so wäre ich
stillschweigend an einem Steinkerne einer Lima
vorbeigegangen , deren Umriss zwar mit Terquem's
Abbildung übereinstimmt , deren viel geringere
Grösse aber Zweifel lässt. — Vom Neunenenfall.
— 77 -
74. Casslanella contorta. — Taf. IV. F
Pflücker in der Zeitschrift der deut
sell&chafl, XX. p. 408 (1868).
Avicula contorta Porti.
Oppel und Süss l. c, tab. II, f. 5.
Kadern Winkler. Contort., t. I, f. 6.
„ -Stoppani I. c, t. X. f. 20, 2'
„ Renevier 1. c, p. 68, tab. II
Gervillia slriocurva. Quenst. Jura, t.
Es kommen zwei Formen dieser
Leilmuschel bei uns vor, erstens
mit alternirend niedrigem, schwache
and zweitens mit gleichförmiger Stn
letztere spezifisch verschieden sei,
gestellt sein lassen.
Wir besitzen C. contorta aus
und von Blumisteinailmend in der Lun
ferner aus demselben Gesteine von
nem; aus dem grobkörnigen Sands
nenenfalle; von Bärschwand und C
Langeneckgrate ; ferner von Oberba(
her Reutigen; endlich von der Spie
der dolomitischen Breccie, als aus
spüttrigen Kalke.
73. Casslanella speclosa Mir.1 — Taf,
Escher, Vorarlberg, tab. II, f. 6—13
Avicula inaequiradiata Schafhäutl.,
Hin., 4853, t. III?
Ich ziehe mit einigem Zweifel
den Mergeln der Gürbe hieher. da di
charakteristische Ohr bei demselben i
73. Avtaüa Sinenroriensis SOrb. — T
Dumortier, Lias infer., t. XLVIH, f.
— 78 -
Wir haben diese Art auf Blumisteinallmend mit
Amraonites oxynotus Q. -** also im Unterlias; sie
kommt aber auch im Sandstein vom Neunenenfall
in Gesellschaft von Cassianella contorta, Spiriferina
Münsteri Süss, Cardita multiradiata Dittm., Pecteo
Hehli d'Orb. und anderer zur Rbätischen Stufe zäh-
lender Petrefacten vor.
74. Gervillla inflata Schafhäud. — taf. IV, F. 15.
Stoppani 1. c, lab. XII, f. 1—5.
Gervillia pree Cursor Quenst. Jura, tab. I, f. 8 und 9
(non f. 10).
Wir besitzen diese Leitmuschel von Blumistein-
allmend und vom Ringgraben (ein Exemplar dieses
letztern Ortes ist von einer Cassianella contorta be-
gleitet). Wir besitzen von ebendaher ganz junge
Exemplare derselben Species, die ganz mit f. 8 u. 9
von Quenstedt's Jura übereinstimmen. Sie unter-,
scheiden sich von G. praecursor, f. 10 Qu., wie
Stoppani und ich dieselbe verstehen, durch den ge-
bogenen Rücken, während bei G. praecursor derselbe
auf der Flügelseite gerade ist und sich gleichlaufend
davon entfernt.
75. Gervillia praecursor Quenst. — Taf. IV, F. 16.
Stoppani I. c, tab. XXXIV, f. 13.
Quenstedt, Jura, tab. I, f. 10 (exclus. f. 8 und 9).
Blumisteinallmend, Ringgraben und Bärschwand.
— Siehe vorige Art wegen Quenstedt's Citation von
tab. I, f. 8 und 9 im Jura, die gewöhnlich hieher
gezogen wird.
76. Feeten Valoniensis Defrance. — Taf. III, F. 5 und
Taf. I, F. 23.
Dumortier, Infralias, tab. IX, f. 1— -6.
- 79 —
P. Lugdunensis Hieb, in Bscher, Vc
f. «2-24.
Wir besitzen diese Art aus den
körnigen Sandstein beim Neunenenfi
machelle von Ober- und Unterwirtnt
Blumisteinallmend, Bärschwand und e
an der Spiezfluh, und ein junges
Seelibuhl an der Gurni gelkette.
77. Pecten Falgert Merian. — Taf. III,
Escher von der Linth (Vorarlberg) i
schritt, d. Schweiz. Naturf., XIII
Pecten Thiollieri Martin, Dumortier,
f. i— 7 optima.
Ich halte beide für identisch. Di*
Abbildung zeigt aber besser die stai
Schale, welche unsere Exemplare von
Ringgraben und Blumisteinallmend s
78. Pecten Winkler I Stopp. — Tat III
Stoppani I. c, lab. XV, f. 4.
Pecten Simplex Winkler, Oberkeupe
„ I.uani Renev., Infralias vaud.
„ Dispanlis Quenst-, Jura, tab.
Im Binggraben und auf Blumisb
Diese Art unterscheidet sich vo
plaren des Pecten Valoniensis Defr.
zahlreicheren, feinern und regelmässi.
entfernten Badialstreifen ; von der fo
gegen durch den Mangel vonconceni
welche dieselbe cbarakterisiren.
79. Pecten Secnrls Dumortier. — Taf.
Dumortier, Infralias, tab. VIII, f. 9~
Aus der Lumachelle von Blumis
— 80 -
Die ungleich entfernten und ungleich langen Radial-
streifen werden von concentrischen Querstreifen ge-
kreuzt, so dass die ganze Oberfläche einem Netze
mit ungleichen viereckigen Maschen gleicht, deren
Grund selbst noch unter der Loupe eine sehr feine
Langsstreifung zeigt.
Pecten texturatus Gotdf.t — Taf. III, F. 9, a und d.
Goldfuss, Petref. Germ., tab. XC, f. < t
Diese Art ist vielleicht nur eine Varietät der
vorigen. Die Grösse und die Art der Radialslreifung
ist dieselbe wie bei jener; die Querstreifen aber
sind nur am obern Theile sichtbar und stehen so
eng an einander, dass sie mit den Längsstreifen
keine Felder, sondern wie ein feines Gewebe bilden.
Wir besitzen sie aus der Lumacheile des Ring-
grabens.
Pecten Hehll <f Orb. — Taf. III, F. 7, a. b.
Dumortier, Infralias, tab. XXIV, f. 46.
Ein der Dumortier'schen Abbildung entsprechen-
der glatter Pecten findet sich in der Lumachelle von
Blumisteinallmend in Gesellschaft von Pecten Falgeri
Merian.
Pecten Heidi tTOrb. — Dumort., Lias infer., lab. XII,
f. 5 und 6.
Im grobkörnigen weissen Sandstein von Unler-
neunenen.
Die Oeflnung des Apicial winkeis scheint zu
variiren. Daher wohl beide von Dumortier gezeich-
nete Formen nur einer Art angehören.
Pecten Schafhäutli Winkl.f — Taf. III, F. 10.
Winkler, Contortaschicht, t. I, f. 4.
Ein Bruchstuck eines Abdruckes, der sich auf
dem grobkörnigen Sandstein von Unterneunenen
neben Cassianella contorta befindet,
mangelhafte Abbildung Winklers.
83. Fecten JBavaricus Winkler ? — Tat
Winkler, Oberkeuper, lab. V, f. 42, 1
Aach nur ein kleines Schal ene
deutlicher concentrischer Streifung, g
Figur Winklers entsprechend.
Aus der Lumachelle von Oberwi
84. PHcatnla intusstriata Emm. — Taf.
Stoppani I. c, pl. 15, f. 9—16.
Ostrea intusstriata Emmerich., Bayr.
Ostrea placunoides Schafh., N. Jährt
ßg- 7.
Spondylus liasinus Terquem, pl. XXI
Rem vier, Infralias d. Alp. vaud., p. '
Diese Art ist für unsere Zone
muschel; auch haben wir sie von a
des Langeneckgrates , ausgenommen
brache bei Unterwirtnern; ferner kon
Oberbachalp und an der Spiezfluh.
85. PHcatula Loaceosis Stopp. 1 — Taf.
Stoppani I. c, iah. XV, f. 17.
Nur mit einigem Zweifel halte
Fig. 18 abgebildete Art für die von S
Die Grösse stimmt gut überein, auch
Anwachsstreifen gebildeten Wulste; ur
scheidet sich aber von der Stoppani'i
jeder einzelne Wulst durch besom
streifen wieder in 3 bis 4 sichtbare
theilt ist.
Von Blnmisteinallmend.
86. Plicatnla Hettanglensis Terq. — Ta
Renevier, Infralias d. Alpes vaudoise.
Bern. Mitüicil. 1869.
— 82 —
Unsere Art, die vollkommen mit Reneviers Ab-
bildung übereinstimmt — nicht so gut mit der von
Terquem gegebenen — stammt aus der Lumachelle
von Blumisteinallmend. Sie kommt auch im schwar-
zen, splillrtgen Kalke der Spiezfluh vor.
87. PUcatulal Beryx Oieb. — Taf. IV, F. 20.
Anomia bcryx Gieb. (v. Seebach in der deutsch.
geol. Zeitschrift, 1861, p. 551, (ab. XIV, f. 5.
Ostrea graciiis Winkier, Contort., t. I, f. 3?
Diese Art zeichnet sich durch die halbkugel-
förmig gewölbte Schale und den stumpfen, kaum
über den Rand vorstehenden Buckel aus; die An-
wachsstreifen sind entfernt, bilden aber keine Ab-
sätze ; die ganze Oberflache ist mit mehr oder
minder tiefen und mehr oder minder parallelen
Furchen durchzogen, die mit der Mittellinie (vom
Buckel zum Mantelrande) einen bald spitzigem, bald
stumpfern Winkel bilden, wie die Abbildung zeigt —
Dass diese Furchen nicht durch den Abdruck eines
fremden Körpers entstanden sind , das beweist der
Umstand, dass sie erst nach der ersten Jugendzeit
der Muschel sich bilden, indem das Feld um den
Buckel davon frei ist.
Ueber alle diese Furchen zieht sich überdiess
eine feine Radialstreifung, die nur mit dem Suchglas
sichtbar ist. wie bei Placunopsis.
Der einzige Grund, warum ich diese Art in das
Geschlecht Plicatula versetze, ist die blättrige Schalen-
. structur und eine gewisse Aehnlichkeit mit P. Het-
tangiensis. Auf der andern Seite scheint sie auch
der Anomia Revonii Stopp, sehr nahe zu stehen.
In der Lumachelle von Blumisteinallmend, vom
Ringgraben und von Unter wirtnern.
■HPW^ ^ijrl^ETl*V,-*J'\'*fw; ^^wraftKWT1»»*!* -^^Ä1 1
— 83 -
88. Plicatula Archiaci Stopp. — Taf. IV, F. 21 , und
Taf. I, F. 20.
Stoppani I. c, tab. XXXIII, f. \ — 6.
Anomia fissistriata Winkler, Oberkeup., tab. V, f. 10.
Ostrea hinnites Stoppan1 I. c, tab. XVII, f. 9, 10?
Diese Art, die ganz die Form und das Gefüge
einer Ausler hat, lässt sich nur durch die feine
Radialstreifung erkennen, die immer theilweise sicht-
bar ist In Fig. 20, Taf. I, sieht man die innere
Structur dieser Schale, die zum Verwechseln ähnlich
ist mit Otrea anomala Terq. Hettang., tab. XXV. f. 3.
Wir haben sie sehr schön von Blumisteinallmend,
Ringgraben, Bärschwand und vom Seelibühl am
Gurnigel — immer in der Lumachelle.
89. Plicatula spinosa Soto. var. — Taf. IV, f. 22.
Sowerby Mineral. Conch., tab. 245.
Unsere Fig. 22 zeigt eine kleine flache Schale
mit concentrischen , erhabenen Anwachsstreifen, die
obersten Felder haben einige grobe Radialstreifen,
die bei der Kreuzung der Anwachslamelle einen
kleinen Höcker bilden. Weiter nach der Peripherie
zu verschwindet die Längsstreifung.
Aus der Lumachelle des Ringgrabens.
Wir besitzen eine andere Plicatula, die die
grösste Aehnlichkeil mit Plicatula pectinoides Sow.
(Placuna Lam. Encyclop., tab. CLXXV, f. 1—4) bat.
Dem Gestein nach stammt sie aus dem Unterlias
und kommt von Blumisteinallmend.
90. Ostrea Haidingeriana Emm. — Taf. I, F. 22, a.
Emmerich, Geogn. Beob., p. 377.
O. Marcignyana, Martin, Infralias de la Cöte-d'Or,
tab. VI, f. 24.
O. nodosa Stopp. I. c, tab. 37, f. 12.
_ 84 -
In der Lumachelle von Blumisteinallmend, Ober-
•tnern. Bärschwand.
Eine Varietät davon : Taf. I, F. 22, b.
trea palmetta Stopp. I. c, t. XVI, f. 3—5.
Auf Unterwirlncrn (Lumachelle).
trea irregulär!« Goldfuss. — Taf. I, f. 21.
enstedt, Jura, tab. III, f. 15, 46.
monier, Infralias, tab. I. f. 8 (O. sublamellosa).
Am Neunen en fall im grobkörnigen Sandstein,
der Giirbe, Spuren davon in den Lumachellen
i Rioggraben und Unterwirlncrn.
Ostrea anomal Terq. Hettang., tab. XXV. f. 4
i 4, a wird von Marlin zu O. irregularis gezogen,
te solche Form besitzen wir von Blumisteinallmend.
; scheint mir aber eher eine verstümmelte Gry*
sea obliquata Sow. zu sein.
yphffia obliquata Sow. — Taf. I, f. 19.
werby, Uineralconch., tab. CXil, f. 3.
Sie unterscheidet sich von G. arcuataLam. durch
! breitere, kürzere Schale und den nicht freien
:1 weniger entwickelten Schnabel.
Von Blumisteinallmend, möglicherweise schon
ii Untern Lias gehörig.
Wir besitzen die Gryphtea arcuata Lam. (ineurva
w.) auch von Blumisteinallmend, ob aus der nä'm-
ten Schicht mit G. obliquata Sow., will ich dahin-
stellt sein lassen.
icimopsis Schafhäntli Winkl. — Taf. IV, f. 3.
nkler-Schichten von Avicula contorta, lab. I. f. 3
(Anomia).
nevier, Infralias d. Alpes vaudoises, p. 81.
omia Schafhäutli Stoppani 1. c, t. XXXII, f. 6—9.
omia alpina Winkl. Conlort., tab. I, f. 1.
ber auch als Bild in natürl. Grösse von
gelten,
i Talegii Stopp. — Tat IV, F. 25.
C, tab., 46 (Anomia)
lerti Stopp., I. c, tab. XXXVI, f. 15, 16.
- Lumaclielle des Ringgrabens.
BBACHIOPODEN.
ibildung der angeführten Brachiopoden
in Oosters „Petrifactions remarquables
suisses". — (Synopsis des Brachiopodes
3.)
IIa fiircfllata d'Orb.
chiopodes, pl. XIV. f. 7-14.
Lumachelle von Blurnisteinallmend.
la variabilis d'Orb., die auch daselbst
hat ein anderes Gestein und scheint einer
•n Stufe anzugehören, worin bereits Be-
r kommen.
uncinata Schaß. (Spirifer.)
;rs. d. Siidbair. Alpen, tab. XXIV, f. 33.
cliiopoden. pl. XIII. f. 1-8.
sitzen diese Leitmuschel der Rbä tischen
Unterneunenen. von der Nordseite des
eis bei der Kirche von Blumistein und
ich am Walalpgrale, immer im Mergel;
i in zweifelhaften Exemplaren von der
Oberwirtnern, von Bärschwand und vom
Münster I Davidson.
chiopodes, pl. XIII, f. 9-11.
Ktoplicata d'Orbigny.
ata Stoppani, I. c, pl. XIX, f. 10-17.
nd Unterwirtnern in der Lumachelle.
rnensis. — Ooster, Echinoderraes,
-14.
-tnern in der Lumachelle.
ta n. sp. — Taf. I, f. 25.
rwitlerungsflache der Lumachella
i.
juerut, Jura, tab. V, f. 8—11.
xmes, pl. IU, f. 15—17.
be.
I Quenst., Jura, tab. V, f. 12.
lique-Iineata Stoppani I. c, t. XX,
and in der Lumachelle.
artcns Winkler.
!rmes, pl. II, f. 1—3.
gibt ihn von Unlerwirtnern als
in.
erculatus Agassis.
rmes, pl. II, f. 4—7.
gibt sie als zweifelhafte Art von
u obern Gürbefall und von Ober-
irinus basaltiformis Agassiz und
toramen an mehreren Fundorten
ates vor, und sind sehr schwer
vorigen zu unterscheiden, wenig-
mplaren, wie sie gewöhnlich vor-
lilippianum Dunk 48. IV, 7,
lreticum Her 49. IV, 8.
oacinum Quenat SO. IV, 9.
UticosUtum Goldf. 51. II, 12.
iculatom Dittm 52. II, 10 u. 11?
siebe Avicula.
p. Ag 3. I, 3.
icillata Stopp 101.
ikliornensia Ooat 105.
»trata n. ap 106. I, 25.
,13 Quenat 101.
aiioti Quenal 108.
Dumortieri Fiscb.-Oost. . . . 113.
.im Wiokl 3». H, 26.
arolffi Stopp 30. b. II, 28.
Harcignyuna Hart 36. II, 38.
Reoevieri Hart. (Panopsea) . . 37. II, 18.
ppaoii Fiach. -Clont 34. II, 37.
ihani Fisch.-Ooat 35. II, 1.
iaumzahn i . I, 4. a.
Schneidezahn i I, 4. b.
£opf knochenstück 5. I, 5.
ichappe 6. I, 6.
,p 18. I, 18.
»OB HÜQBt. ? 112. IV, 26.
lata Schafh 74. IV, 15.
ecnrsor QiieiiBt 75. IV, 16.
liquata Sow 92. I, 19.
florida M«r 103.
le Flicatula.
data Gitrab 23. II, 19.
•i, Opp. n. Süb8 24. II, 20.
enaie Defr 67. III, 2.
-punctata Stopp 68. III, 3.
sor Quenst. 69. III, 4.
aTerq.? 70. III, 1.
paoiana Dittm 45. IV, 6.
a Fiach.-Ooat 46. II, 2.
tp.? 7. I, 7.
»siloDoti Quenat. 65. II, 33.
ieyrati Fiecb.-Ooit 66. III, 12.
oatera Qnenat 42. IV, 3.
ipinosa Sow. tu. 89. IV, 22.
lauiu uet» ßenev 13. I, 13.
yllio longobardica Stopp. . . . 111.
eil* fnrcillata d'Orb 97.
tomkufl Plien 2. 1, 2.
■8 acaminatus Ag 1. i, 1.
Ewaldi Born 25. II, 21.
alpinus Winkl 16. 11, 22.
isocelu Stopp 37. II, 26.
iccida Goldf. 8. 1,8.«.
rcioülle Goldf. V 8, b. I, 6. c
lifci Quenst 9. 1, 9.
. uncinata Schafh 96.
Münnteri Dav 99.
prsecursor Schlönb 28. II, 24.
Sinemuriensis Hart -53. II, 8.
varica Winkl 22. II, 23.
I, 17.
I, 11.
I, 12.
piriformis Süss 101.
subovoides Honst 102.
siehe Myophoria
Hauptsächlichste
itur über die Bhätischen Schichten.
. Fossile Infraliasiri dei dintorni del golfo della Speila.
na, 1866-67, 4», mit 10 Tafeln.
Notiz im H. Jahrb. d. Hin. u. Geolog., 1660, p. 308, c. flg.
„ Ire Molice enr le Rhalien im Bulletin de la Soc. Geot-
inee, 2de 8er., XXIII, p. 309.
s notice, I. c, p. 467.
ie notice, 1. c, XXIV, p. 601 (18671.
— 94 —
Oppel (Dr. Alb.)* Weitere Nachweise der Kössner Schichten in
Schwaben und Luxemburg. Octoberheft 1857 der K. K. Acad.
Sitzungsber., XXVI, p. 7.
Pellet. Sar le Rheetien. Ballet. Geol. de France. 2de ser. XXIII,
pag. 66.
L. Pflücker (von Rico aus Peru) , z. Z. in Göttingen. Das Roth
in der Umgegend von Göttingen, mit 1 Taf. Aus d. Zeitschr.
d. Deutsch. Geol. Ges., XX, 2tes Heft, p. 397 (1868), tab. VIL
£• Renevier. Infralias et Zone a Avicala contorta (Et. Rhsetien)
des Alpes vaudoises. Im Ballet, de la Soc vaudoise des Sciences
nat., VIII, p. 39-97, mit 3 Tafeln. 1864.
Rolle (Dr. Fried.). Ueber einige an der Grenze von Keuper und
Lias in Schwaben auftretende Versteinerungen. K. K. Acad.
Sitzungsber., Oct. 1857, XXVI, p. 13. Mit 1 Tafel.
Schafhfiatl. Beschreib, and Abbildungen verschiedener Petrefacten
aus d. Bairischen Alpen. (Beiträge zur nahern Kenntniss ders.)
N. Jahrb. d. Min. u. Geol., 1851, p. 458, Taf. VII.
N. „ „ „ 1852, p. 283, Taf. IÜ.
N. „ „ 1854, p. 555, Taf. VIII.
Schlftnbach. Das Bonebed u. s. w. im Hannoverschen.
N. Jahrb. d. Min. u. Geol. , 1860, p. 513 u. 525, fig.
Stoppani (abbe* Ant.). Coüches a Avicula contorta en Lombardie
(Paläontologie Lombard., 3me eer.), 4», mit 60 Tafeln. 1860—65.
Stur (D.). Die Kössner Schichten im Nordwestlichen Ungarn.
1859, K. K. Acad. Sitzungsber., XXXVIII, p. 1006.
Tawney und Duncan. Rhetic beds an Sutton stones. Geol. Quar-
terly Journ., XXII, 1866, p. 69, mit 2 Tafeln.
tfinkler. Die Schichten der Avicala contorta. München, 1859, mit
2 Tafeln.
Idem. Der Oberkeuper in den Bairischen Alpen, in der Zeitschrift
der deutsch. Geol. Geaellsch., XIII, p. 459? 1861. Mit 4 Tafeln.
Wright. Lower Lias and bonebed. Quart. Journ. geol. , XVI,
p. 374. Ohne Tafeln.
Ferner in consiritiren :
Quenstedt. Der Jura, p. 25—37, und Taf. I— V.
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie and Paleontologie, von
Leonhard.
Sitzungsberichte der K. K. Akademie in Wien.
Jahrbuch der Geol. Reicheanstalt in Wien.
Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft in Berlin.
Bullelins de la Soc. G6ologique de France, seconde serie.
Fl».
b1 o. b* Vergrüeser der kleinen
Höcker.
6, au. b. Zwei Schuppen toi
pedins Ag.
a. von Blumiateinallmend
aus dem Mergel.
b. aus der Garbe.
T. MecoebirusJ (Cruster).
Aus den Mergeln der Gilrtie.
8, a. b Serpnla flaccida Goldf
c. Serpula circinalis Goldf' ?
Beide von BlumiateinalL
mend. — Liaa ?
9, a. b. Serpula Ollfex Quenst.
Vom Nennen onfall.
10. a. AmmonltesCoronnlan.Bp.
b. id. vergrösaert.
Beim Gliitschbad.
11. Tnrritella sp. — Vom Ring-
graben.
12. a. b. id. ap.
13. Pseadomelania rata {Mela-
*ta) Terq.
Von Oberwirtnem. — Liaa ?
14. Satlca rh»tlca GUmb.
a. b. in nat. Grösse. — Von
der Spiezflnh.
c. vergrösaert von unten.
15. a. b. Natica Oppell Moore
Spiexfluh.
a' b1 dieselbe vergrösaert.
16. Heritopste Oldie Stopp.
a. vou der Seite,
b. von oben gesehen.
Ana demDolomit von Unter-
wirtnern.
17. Trochus ap. ? — Vom Neu-
nenenfall. — Lias?
18. 1)1 tremaritt sp.? — Von Ober-
wirtnem.
19. a. b. Gryphte» obliqnata Sow.
Von Bl umistein allm. — Liaa ?
20. Pllcatnla Ircblael Stopp.
Innere Schale. — Ans der
Lumachelle von Oberwirtn.
21. a.b. Ostrealmgalarte Gold-
ibss. — Aus dem weissen,
grobkörnigen Sandstein vom
Neunen en fall
22. O-rtrea Haidlngerlana Emm.
a. aus der Lumnchelle von
Oberwirtnem.
b. aus derselben von Unter-
23. Pecten Valoniensia Defr.
Ans dem grobkörnig. Sand-
stein von Unterneunenen.
24. o. Berit opsiB sp. — Von der
Spieiflub.
b. dieselbe vergrösaert
25. Ciitaris feuetrtrata n. sp.
a. nat. Grösse,
b. vergrösaert.
Aus der Lnmachelle voi
Oberwirtnern.
Tafel II.
1, a n. 1, b. Cyprlna Tschad
Fisch .-Oost.
1, c. Seitenansicht von 1, b.
Aus der Spiezßah.
2, Lsclna! alplna Fiach.-Oost.
Von Blnmiateinallmend.
3, a. b. c. Sncnla sp.
3, d. Durchschnitt derselben.
Von der S ieifiuh.
4, a. b. Nncnla ap. — Spiesflub.
4. c. Durchschnitt derselben.
5. Pholadomja prima Quenst.
Von Blumiateinallmend.
6. Pholttdomjala(renalis Schaih.
Von Blnmiateinallmend.
7. Opls'f Barnensis Stopp.
Von der Spiezfluh.
8. Tancrcdla Sineranriensis Mar-
tin. — Tod Oberwirtnern.
9. Anntina rliettea Gümb.
Vom Kinggraben bei Bli
steinall mend.
0. Cardtnm rette iilatnm Dittm.
Aus den Mergeln de* Ring-
grabens. '
1. a und b. Steinkern, wahr-
scheinlich von Cardlnm
tlculatum Dittm.
Von Blumitteinallmend,
2. a. b. c. u. d. Cardlnm multi-
eostatum Goldf.
Vou Blnmisteinallmend.
3. Sucnla snbovalis Goldf. T
Tom Rirtggrnbeu.
4. Are* rudls Stopp.
Tod Blnmisteinallmend.
5. Area Bavarica Winkl. ?
a. natürliche Grosso,
b. a. c. Vergrüaserung von a.
Von Oberwirtnern.
6. Area Azxarola Stopp, rar.
a. natürl . Grosse) Vom King
b. vergrössert. i graben.
7. a. Bruchstück von ArcaAzza-
rol» Stopp.
b. Vergrößerung der mit
Radial st reifen sich krent
den Anwachalamellen.
8. Cjpricardia Benerleri (Pa-
nopea) Hart.
Vom Ringgraben.
9. Leda percandata Gümb.
a. natürl. Grösse, j Vom Rmg-
b vergrößert. j graben.
0, a. b. Leda DeBneii Opp. n.
Süss. — Ans dem Dolomit
von Onterwirtuern.
1. Schlioüoa Ewald! Dittm.
Bern. Mittheil. 1869.
a. in nat. Grosse. Von B:
steine! Im end ;
b. Vergröaseruiig von a
c. nat. Grösse. V.Ringgra
d. id. T. d. Spiei
22. SehLEodus alpinne Win
Vom Ringgraben.
33. Teilina Bararlca Wink
a. von Blumisteinallir
b. von Barschwand.
24.TnnlodonprncnraorSch]
a. undb. Zwei Eiemplari
Über wir tneru in nat. Gr
mit d er V ergrösser . dar u
c. 3 Exemplare in nat. Gr
Vom Ringgraben und
misteinallm end .
25. Scbizodns isoeeles Diu
Von der Spieiflnh.
36. Cortiula llplna Winkl.
Ton Blnmisteinallmeni
27, an.b. Anodonta postera
ner. — Vom Ringgrabt
Bl umisteinallmend.
36, b. Corbnla Axzarota Sto
a. vom Ringgrsben ; — i
gehört vielleicht zu P
nopsis Revonii.
b. von Blamisteinallmen
29. MjüIub psllonotl Quem
a. von Blnmiateinallmen<
Lumachelle.
b. ebendaher. — Lfaska
30, a. b.c. Mytlln* Stoppanli
mort. — V. Langeneck
31. Mjlilns minntug Goldf.
a. Langeneckgrat, l in de:
, b. v. Ringgraben. I mach
33. Mytilns Errensls Stopp
Aas den Mergeln von (
wirtnern.
Hr. 696
— 98 —
33. Myooenehn paftanoti Quenst.
Von Blumisteinallmend. —
Lias?
84. lytartelongirostrisWinkL?
Von Blumisteinallmend.
35. Gardita multiradiata Dittm.
a. b. c. Ton Blumiateinallm.
d. Tom Neunenenfall.
36. Cardita austriaca Hauer.
a. von Blun.isteinallmend \
b. Ton ebendaher.
37. Cyprina Stoppanil Fisch.-O.
Von Blumisteinallmend.
36, a. b. Cypricardia Marci-
gnyana Hart. —Von Blumi-
steinallmend.
30. Plenrophoms Stoppanii Fi
scher-Oost. — Von Blumi-
steinallmend.
40. Plenrophor.elongatns Stopp,
non Moore. — Vom Ring-
graben.
Taiai III. ♦
1. Lima exaltata Terqaem ?
Vom Neunenenfall. '
2. Lima Valoniensls Defrance
Vom Neunenenfall.
3. Limalineato-punctataStopp.
Von Blumisteinallm. —Lias?
4. Lima precnrsor Quenst.
Von d. Spiezfl uh im schwär-
* sen Schiefer.
5. Peeten Valoniensls Defr.
Vom Neuneneniall.
6. Peeten Falgeri Merian.
Von Blumisteinallmend.
7. a. b. Peeten Hehlii d'Orb.
Vom Neunenenfall.
8. Peeten Winkleri Stopp.
Vom Ringgraben.
»it.
9. Peeten Secnrte Dunaort
a. nat. Grösse. — Von Blnmi-
steinallmend.
b. Tergrössert;
c. noch stärkere Vergrösser,
der durch die Kreuaung der
Längs- und Querlamellen
gebildeten Felder.
d. Peeten textnratna Goldf.?
Vergrösserung des oben
Theiles der eng an einander
liegenden Querstreifen. Die
nat Grösse ist wie in a.
Vom Ringgraben.
10. Peeten 8ckaihautli Winkt?
Heuneoenfall. — Fragment
in Gesellschaft von CasfiawHs
contorta.
11. Peeten Bayaricus Winkl.
Fragment in derLumacbelle
von Oberwirtnern.
12. Hyoeoneha Meyrati Fisch.«
Ooster. — Von Blumisteuv»
allmend. — Unterlias?
Tafel IT.
1. Cardhüa Listerl Sow.
Von Blumisteinallmend.
2. a. b. Cardinia! Gotüngensb
Pflück. — Von Barschwafid.
3. Myophoria postera Quenst
(Trigonia).
a. Von der Spieaflun.
b. Von Oberwirtnern.
c. EinTheil desselben ver-
grössert.
d. Von der Gttrbe. — Jung«
Exemplar.
4. MyophoriaEmmerichiWißkl.
Von Oberwirtnern.
4, b. dieselbe vergröseert
5, a. Mjopfcorl» Uulck Stopp.
G, b. dieselbe Tergröesert.
Ton Blnmisteinallmend.
4". I.ncina. StoppanUn» Diltm.
6, a. dieselbe Tergröseert.
Tod Blnmiateinsilmend.
7, a. Cardhim PUHppIamm
Dank. - Tom Ringgraben.
7. b. Dasselbe Tergrostert.
8. Carfinm RhaaUcum Her.
Tod BSrechwimd.
9. Cardlnm cloacimun Quenst.
Aue den ach warten Schie-
fern der Spieafluh.
10. Hanta Hunuuud Bflaa.T
Ton Barschwand.
11. Plann wllUria Stopp.
Ton BlnmiBteinallmend. —
Ana dem Llaa ?
IS, a. b. CaAsfnnella eontort»
Porti. — Tom Ringgraben.
». b. a. c. in not. Grösse, —
c. vom Hennenenfall.
b1 n. c1 Tergr&saerang von
13. CaariaaellB Bp*elOTA Her.?
Ana den Mergeln derOnrbe.
14. ATiCTilaStaeranriensIsd'OTb.
a. Ton Blnnüatelnallmend.
b. vom Heaneneufall.
15. ÖerrlllU lnflata Schaft.
15, b. Brat de. selben Art
BeidJ ran BlomUteinallm.
16. Gerrillla praMnraor Quenst.
Ton der Spieiflnh.
17, a. b. Mlcatala intosstrinta
E mroer. — Blnmisteinallm.
18,», PUcatnlaLenoenitsStopp.
Ton BlnmiBteinallmend.
b. die Anwachsringe deraelb.
vergrüssert.
19. PlieatnlaHettaiiglenrisTerq.
Ton Blnmisteinallmend.
20. PllcatnlnT Berjx Oieb.
a n. b von Blumigteinallm.
c. von Unterwirtnern.
21, a.b. PlicatnlttArchJaci Stopp.
Ton BlnmiBteinallmend.
22, a. Plieatnla spinös» Sow.rar.
Tom Ringgraben.
22, b. Dieselbe »er grösser*,
23, a.b. Pldcimopsis SchaJhtntH
Wipkl. — Ton d. Spieiflnh.
23, c. TergrÖBsernng der Badtal-
atreiren.
23, d. In Dat. Grösse, stellt Ano-
mia Hortilleti Stopp, dar,
24, a. b. Placunopals Beronll
Stopp, (»ob Anomia).
c die Bjulialstreifung Ter-
grfMsert. — T. Ringgraben.
25, a. b. Placnnonsis Talegü
Stopp. (AnomnY)-
Tom Ringgraben.
26, a, Flngtr» elegmns Mflnst. T
Naiurl. Grösse,
b. in hnndertmaliger Tergrös-
aening.
400
Ed. Schaer.
Das Wasserstoffsuperoxyd und seine
Beziehungen zu den Fermenten,
Selten ist wohl, mit Ausnahme einiger Verbindungen
der organischen Chemie, ein Körper zu solch ungeahnter
theoretischer Bedeutung in der Wissenschaft gelangt, als
jenes von Thönard zuerst aufgefundene und in seinen
äussern Merkmalen fast unscheinbare Hyperoxyd des
Wasserstoffs. Zwar gibt es kaum ein Lehrbuch der Chemie
älteren oder neueren Datums, in welchem nicht an pas-
sender Stelle eine regelrechte Beschreibung dieser Ver-
bindung sich vorfände ; immerhin aber beschränken sich
die betreffenden Angaben grösstenteils auf die grosse
Unbeständigkeit und die verschiedenen eigentümlichen
Zersetzungen des Superoxyds, und kaum möchte Jemand
daraus entnehmen, welch hohes und allgemeines Interesse
diese merkwürdige Substanz zur Stunde besitzt. Bekannter
ist vielleicht andrerseits die bedeutende Stellung, welche
dem Wasserstoffsuperoxyd lange Jahre hindurch in den
Forschungen des Mannes geworden ist, der sich wohl
anerkannter Maassen die grössten Verdienste um die Er-
kenntniss der einzelnen Zustände des Sauerstoffs erwor-
ben hat, selbst dann, wenn nur die Anzahl der ermitteltqp
Thatsachen als Maasstab angenommen werden sollte.
Nachdem Schönbein zu wiederholten Malen in dem so
^ 'H *
— 401 —
charakteristischen Verhalten des W.-Superoxyds zu einer
Reihe andrer Materien wichtige Stützen für seine An-
sichten über den Sauerstoff gefunden hatte und, angeregt
durch seine eigenen Ergebnisse und Hypothesen, in seiner
genialen Weise zu immer neuen überraschenden That-
sachen geführt worden war, hat er in der letzten Zeit
seines Lebens eine Anzahl das Wasserstoffsuperoxyd be-
treffender Facta ermittelt, die nicht nur als einzelne Be-
obachtungen unsre Aufmerksamkeit verdienen, sondern
vielmehr gerade in ihrem Zusammenhange uns auf einmal
und in fast unvorbereiteter Weise einen tiefen, vielver-
heissenden Blick in das Gebiet der Gährung, diese räth-
selhafte Seite der chemischen Wissenschaft, eröffnen und
daher als letztes Vermächtniss des greisen, unermüdlichen
Forschers zweifachen Werth besitzen. So schien es mir
nicht ganz unpassend, diesen Gegenstand auch hier zur
Sprache zu bringen, selbst auf die Gefahr hin, diese
Zeilen als den Zwecken einer pharmaceutischen Zeit-
schrift fernerstehend beurtheilen zu hören; ja, ich fühle
mich dazu in gewissem Sinne sogar verpflichtet, nicht
nur durch meine persönliche Ueberzeugung von der
Wichtigkeit der hier auftretenden Fragen, sondern na-
mentlich durch die allzugedrängte Kürze, mit der in einer
frühern Arbeit „über den thätigen Sauerstoff und seine
physiologische Bedeutung. September 4868." Wittstein's
V.-J.-Schrift für Pharmacie XVIII. 4. dieser Abschnitt be-
handelt werden musste. Der gegenwärtige Anlass bietet
zugleich Gelegenheit, eine Anzahl längst ermittelter, allein
noch nicht allgemein genug gewürdigter Thatsachen in
Betreff des W.-Superoxyd's in Erinnerung zu bringen und
nächstdem einzelne wenige eigene Beobachtungen mit-
zutheilen, die sich unmittelbar an Schönbein s letzte Un-
tersuchungen anschliessen.
Vorerst sei es gestattet, einige allgemeinere Bemer-
kungen über das in Rede stehende Oxyd vorausgehen zu
lassen: Alle über das Wasserstoffsuperoxyd bisher be-
kannt gewordenen Thatsachen, von den ersten Beob-
achtungen seines Entdeckers Thenard bis zu den neuesten
Schönbein's und anderer mit diesem Gegenstand vertrauter
Chemiker, scheinen mit grosser lieber ei nstimmung die
Ueberzeugung zu befestigen, dass wir in dem Körper
HO1 eine Verbindung von eigentümlicher Constitution
vor uns haben, in welcher jedenfalls die beiden Sauer-
stoffatome nicht in gleicher Weise chemisch gebunden
sein können. Zu dieser Ansicht fuhrt namentlich die
spontane Zersetzung des W.-Superoxyds, welche durch
Licht, Temperaturerhöhung und Gegenwart von Alkalien
wesentlich beschleunigt, durch Säuren dagegen verlang-
samt wird, sodann die leichte Uebertragbarkeit des 2ten
O.-Atom's auf eine Reihe oxydirbarer Materien und end-
lich das Zerfallen der Verbindung in Wasser- und Sauer-
stoff unter dem Einfluss gewisser Substanzen, die dadurch
selbst in keiner Weise verändert werden und daher nach
dem bekannten Ausdruck der Schule als B kataly tisch-
wirkend" anzusehen sind. Schärfer und bestimmter wurde
von chemischer Seite die Auffassung des W.-Superoxyds,
als die einlasslichen und langjährigen Studien über des
Sauerstoff endlich die Thalsache zur Gewissheit erhoben
hatten, dass dieses Element sowohl frei, als in seinen
Verbindungen in einem eigenthumlich veränderten Zn-
stande zu existiren vermag, in welchem es sieb sowohl
in seinen physikalischen und physiologischen Eigen-
schaften, als in seinem chemischen Verhalten sehr ent-
schieden unterscheidet. Bekannt ist, dass der neuerkannte,
veränderte Sauerstoff auf Veranlassung seines Entdeckers
zum Unterschied von dem gewöhnlichen, neutralen O die
T»-
- 403 -
Bezeichnung »activer* oder „thätiger" Sauerstoff erhielt,
nachdem demselben, seines sehr merkbaren Geruches
halber, schon anfangs der Name „Ozon* geworden war.
Die zahlreichen Beobachtungen über diesen thätigen
Sauerstoff mussten bald dazu führen , auch unser W.-
Superoxyd als eine ozonführende Verbindung zu be-
trachten und in der That glaubte Schönbein, der sich mit
wenigen Andern wohl am gründlichsten mit diesem
Superoxyd befasst hat, längere Zeit hindurch, dasselbe
als eine Verbindung von Wasser mit Ozon ansehen zu
müssen und bediente sich daher der rationellen Formel
HOü. Zu dieser Auffassungsweise sah er sich um so
mehr veranlasst, als er selbst in den frühesten Perioden
seiner Sauerstoffuntersuchungen das Ozon als gasförmiges
W.-Superoxyd betrachtet hatte; ausserdem aber hatte
sich ergeben, dass HO', namentlich in concentrirter Lö-
sung, eine Reihe von Körpern, so z. B. metallisches
Bisen, Aluminium, Eisenoxydulsalze, Jodkalium u. a. in
gleicher Weise zu oxydiren vermag, wie das freie Ozon
oder wie Bleisuperoxyd, salpetrige Säure, Chromsäure
und andere Materien, in denen wir das Vorhandensein
thätigen Sauerstoffs wohl unbedingt voraussetzen müssen.
So schien denn in der That eine gewisse Anzahl von
Thatsachen die Einreihung des W.-Superoxyds in die
Classe der sogenannten „Ozonide« zu unterstützen; und
dennoch konnte und sollte diese Ansicht, welche immer-
hin einen namhaften Theil der schon längst bekannten
Eigenschaften jener Verbindung des gänzlichen unerklärt
liess, nicht von sehr langer Dauer sein. Angeregt durch
die längst beobachtete und eigentümlichste Reaction des
W.-Superoxyds, nämlich seine Zersetzung durch die me-
tallischen Superoxyde und Oxyde der edlen Metalle, bei
welchem Vorgange bekanntlich eine Desoxydation sowohl
— 404 —
des HO2 als der genannten Oxyde eintritt, hatte Schön-
bein sein chemisches Verhalten in dieser Richtung weiter
untersucht und die ebenso sonderbare als wichtige That-
sache gefunden, dass das Superoxyd des Wasserstoffe
sich mit sämmtlichen, von ihm als „Ozonide" angesehe-
nen Verbindungen in derselben Weise, d. h. unter beider-
seitiger Reduction und Entweichen durchaus neutralen
Sauerstoffs zersetzt. Hieran reihten sich zahlreiche Be-
obachtungen über das Auftreten von HO2 in den mannig-
faltigsten „langsamen Oxydationen" unorganischer und
organischer Substanzen, sowie über die Einwirkung der
Kohlenwasserstoffe auf den Sauerstoff, mit dem dieselben
eine dem W.-Superoxyd in fast allen Beziehungen durch-
aus analoge Verbindung zu bilden vermögen ; und nach-
dem nun auch aus Baryumhyperoxyd durch Schwefel-
säure ein mit besondern Eigenschaften versehener Sauer-
stoff abgeschieden worden war, der sich vom gewöhnlichen
O und Ozon entschieden genug durch die Fähigkeit
unterschied, in Berührung mit HO W.-Superoxyd zu
bilden, vermochte Schönbein diese theoretisch, so bedeut-
samen Facta nicht mehr unberücksichtigt zu lassen. Er
betrachtete das erwähnte, aus BaO2 erhaltene Gas als
einen vom Ozon verschiedenen, chemisch veränderten
Sauerstoff, den er „Antozon" nannte, nahm die Existenz
zweier verschiedener ätiotroper Sauerstoffzustände an,
die in eigenthümlichen polaren Beziehungen zu einander
stehen und begründete so seine Lehre der Polarisation
und Depolarisation des Sauerstoffs, eine Theorie, die hier
keineswegs des weitern besprochen werden soll, da sie
andern Orts wiederholt erwähnt wurde und als hinlänglich
bekannt vorauszusetzen ist. Es theilen sich nach dieser
Hypothese sämmtliche bis dahin unterschiedslos als „Oxy-
dationsmittel" oder »Verbindungen mit locker gebundenem
— 405 —
Sauerstoff" betrachteten Materien in die zwei Grupp
der Ozonide and Antozonide, die sich, wenn raiteinand
in Berührung gebracht, unter Entbindung gewöhnlich
Sauerstoffs gegenseitig zu desoxvdiren vermögen, da unt
diesen Umständen die beiden S.-Modificationen durch Co
tacl sich zu neutralem O ausgleichen und somit die Ze
legung jener Verbindungen, deren charakteristische B
standtbeile sie eben bilden, zur notwendigen Folge hab
müssen. In die Classe der Antozonide stellte Schönbe
das Wasserstoffsuperoxyd und die Superoxyde der /
Italien und alkalischen Erden, weil nur durch Behandlu
dieser Körper mit Säuren Wasserst.-Superoxyd erhalt
werden kann ; dieses letztere aber betrachtete er gewisse
maassen als den Typus für alle antozonidischen Verbi
düngen, wozu namentlich die wichtige Thatsache berec
tigle, dass das freie Anlozon mit Wasser direct zu H<
zusammen zu treten vermag und andrerseits HO3 in B
rübrung mit freiem Ozon die Bildung von HO und ne
tralem 0 bewirkt. Allein auch historische Gründe sichert
dem W.-Superoxyd eine nicht geringe theoretische B
deutnng in den Scbönbein sehen Anschauungen über d<
Sauerstoff, insofern bei der Glectrolyse des Wassei
welche ja den ersten Anstoss zur Entdeckung des Ozo
und damit zur ganzen Chemie des thätigen Sauersto
gegeben hatte, das Auftreten von HO1 schon längst i
conslante und charakteristische begleitende Erscheinui
erkannt wurde, die auch in ihren quantitativen Verhs
nissen mit der Bildung des ozonisirten 0 durchaus Hai
in Hand geht und daher sofort zu verschiedenen Schlus
folgerungen fuhren musste, von denen mehrere im Lau
der Jahre wesentlich modißeirt worden sind. So ist na*
der Schönbein'schen Annahme über die Polarisation d
Sauerstoffs das soeben erwähnte Factum lediglich d
Bern. Hitthöl. 1669. Hr. 697.
— m —
Resultat des polarisirenden Einflusses der strömenden
Electrizität auf den vom Wasserstoff sich lostrennenden
Sauerstoff; aus dem neutralen O entstehen zwei ver-
schiedene ätiotrope Modificationen dieses Elementes, von
denen die eine sich als negativ-activer S. oder Ozon dem
übrigen Gase beimengt, während die zweite als Antozon
mit HO zu HO2 zusammentritt. Nun erscheint es aber
für die Erkenntniss des Sauerstoffs auf seinem ganzen
weiten Gebiete als eine der wichtigsten Fragen, ob ausser
der Electrizität, der Wärme und dem Lichte auch gewisse
Materien als solche zustandverändernd sowohl auf den
neutralen S. als auf seine thätigen Formen einzuwirken
vermögen. Schönbein glaubte durch langjährige Erfah-
rungen geleitet, diese Frage auf das Entschiedenste be-
jahen zu müssen und es ist jedenfalls auffallend, wie sehr
eine solche Annahme das Verständniss einer ausseror-
dentlichen Anzahl von Thatsachen erleichtert. Namentlich
gilt diess von den mannigfachen Zersetzungen des W.-
Superoxyds, mit denen wir uns in gegenwärtiger Mit*
theilung zu befassen gedenken. Abgesehen von der frei-
willigen Zersetzung des HO3, welche jede Theorie durch
die offenbar weit losere Anlagerung des 2ten O.-Atomes
und die in solchen Fällen stets beschleunigend wirkende
Wärme zu erklären haben wird, lassen sich nach den
neuen Ansichten ^ über den S.-Stoff die übrigen Zer-
setzungen des Superoxyds sämmtlich in zwei Categorien
fassen ; entweder nämlich gelangt HO3 in Berührung mit
Ozoniden, d. h. Verbindungen mit negativ-activem S.-
Stoff, und in diesem Falle findet die sogenannte Depo-
arisation oder Ausgleichung des Ozons und des in HO2
enthaltenen Antozon's Statt ; beide Verbindungen werden
reducirt und neutraler Sauerstoff entweicht. Hieher ge-
hören z. B. die zersetzenden Wirkungen der metallischen
=TT
— 407 —
Soperoxyde und Oxyde der edlen Metalle, der Ueber-
mangansäure, unterchlorigten Säure ; die ebenfalls hier
beizuzählende Einwirkung der Chromsaure auf HO1, bei
welcher zuerst eine eigentümliche blaue Verbindung von
CrO* und HO3 entsteht und erst dann die gegenseitige
Desoxydation beider Sauerstoffverbindungen beginnt, bil-
det einen der interessantesten Belege für die stets mehr
sich bewährende Annahme, dass viele chemische Reac-
tionen, bei denen das wichtigste Element, der Sauerstoff,
im Spiele steht, in gewissen successiven. leider aber un-
sern Sinnen und Hülfsmitteln nur selten zugänglichen
Stadien sich abwickeln. Diess die eine Art der Zerlegung
des W.-Superoxyds ; in allen übrigen Fällen dagegen tritt
nach Schönbein's Ansicht die Zersetzung dadurch ein»
dass die mit HO3 zusammengebrachte Substanz, sei die-
selbe nun Element oder chemische Verbindung, „zu-
standsverändernd« auf die eine Hälfte des in HO3 ent-
haltenen O. wirkt; das Antozon oder der positiv-active O
wird in Ozon oder negativ-activen O umgewandelt und
trennt sich in demselben Momente von dem Complex HO.
Hierbei entweicht entweder der Sauerstoff und die be-
treffende kalaly sirende Materie bleibt gänzlich unverän- .
dert, oder aber es tritt der Sauerstoff von HO2 auf den
damit im Contact stehenden Körper über und v^r sehen
dann eine Zersetzung von HO2 ohne irgend eine Ent-
wicklung von Sauerstoff. In ersterer Weise wird z. B.
HO2 durch einige feinzertheilte edle Metalle, namentlich
Platin, zerlegt, sowie auch durch gepulverte Kohle und
einige andre Materien, während sich die in 2ter Linie
angeführte Erscheinung auf alle diejenigen Fälle bezieht,
wo HO2 als Oxydationsmittel in gewöhnlichem Sinne auf-
tritt. 1b dieser Art verhält sich HO2 unter Anderen gegen
einige Metalle, wie Aluminium, Eisen, Zink, und gegen
— 108 —
■, arsenige Säure, Bleioxyd, Eisenoxydul und Jodkali am;
|. unter den so gebildeten Oxyden sind einzelne, wie z. B.
fc das Eisenoxyd und Bleisuperoxyd, entschiedene Ozonide
s und deuten schon dadurch auf eine mit dem O des HO2
& vorgegangene Veränderung irgend welchen Grades. In
einigen wenigen Fällen endlich geht nach den Anschau-
st ungen Schönbein s der positiv-active S. von HO2 unrait-
p*'- telbar und unverändert auf andre Oxyde über; es betrifft
£> diess die Bildung von Baryum-Strontium- und Calcium-
superoxyd durch Rehandlung der betreffenden gelösten
Oxydhydrate mit W.-Superoxyd ; daher die Einreihung
dieser Peroxyde in die Classe der Antozon führenden
Verbindungen. Bekanntlich wird aber in Betreff der Re-
actionen des HO2 von verschiedenen Seiten immer von
neuem eingewendet, dass zur Erklärung desselben die
Annahme einer vom Ozon abweichenden 2ten O.-Modifi-
cation durchaus nicht unbedingt gefordert werde, sondern
dass vielmehr der ganze Complex der erwähnten Er-
scheinungen von dem Zustand sehr lockerer Verbindung
herrühre, in welchem sich ein Theil des Sauerstoffs in
jenem Superoxyd befinde, möge man nun diesen Sauer-
stoff als neutralen S. betrachten und die durch HO2 be-
wirkten Oxydationen aus dem Status nascendi erklären,
oder aber denselben, wie in NO4, CIO, CrO3 in ozoni-
sirtem Zustande annehmen, wozu namentlich die Ueber-
führung von FeO und PbO in Fe2«08 und PbO2 durch
W.-Superoxyd zu berechtigen scheint. Dieser Ansiebt
gegenüber möge hier nur auf zwei Thatsachen hinge-
wiesen werden, die mit einer solchen Erklärungsweise im
grellsten Widerspruche stehen und jedenfalls klar bewei-
sen, wie wenig dieselbe zu einem wirklichen Verständniss
der Chemie des W.-Superoxyd's zu führen vermag.
Schon vor mehreren Jahren hatte nämlich Schönbeiu die
'tf '
X
•v
c
k
- 109 -
Behauptung aufgestellt, dass nach seinen zahlreichen
Erfahrungen sich das W.-Soperoxyd keineswegs als so
veränderlich erweise, wie man es seit seiner Entdeckung
allgemein zu betrachten gewohnt sei ; denn einmal lasse
sich dasselbe in verdünnter wässeriger Lösung bei 400°
mm Theil unzersetzl destilliren und an einem damit be-
netzten Papierstreifen hafte selbst nach scharfem Aus-
trocknen noch eine hinreichende Menge HO' fest, um
damit die charakteristischen Reactionen sämmtlich her-
vorrufen zu können; sodann aber unterscheide sich HO3
von den meisten andern Verbindungen mit leicht über-
tragbarem Sauerstoff durch seine vollkommene Indifferenz
gegen sehr oxydirbare Körper, wie Phosphor, Gerbsäure,
Pyrogallussäure, frisches Albumin, Kohlenhydrate u.s.w.
Diese merkwürdigen Beobachtungen bestätigte er auf das
Entschiedenste in einer seiner letzten Untersuchungen
über HO3, in welcher er nachwies, dass wässrige Lö-
sungen des Superoxyd's, welche zu verdünnt sind, um
die chemischen Reactionen auf HO1 eintreten zu lassen,
durch längeres Abdampfen in der Siedhitze leicht so
Concentrin werden können, dass nun alle Reactionen,
auch die wenigst empfindlichen, anzustellen sind. Im
fernem lieferte er den Beweis, dass eine Flüssigkeit, die
nur sehr kleine Mengen von Superoxyd enthält, auch
nach mehrstündigem Contact mit pkoaphoriger Säure bei
einer Temperatur von 100° immer noch auf das deut-
lichste ihren Gehalt an HO3 verräth, ja sogar die betref-
fenden Reactionen weit leichter und Schürfer, als vor dem
Beginn des Siedens zeigt. Angesichts dieser so bemer-
kenswerthen Thatsachen, die ich nach vorgenommener
eigener Untersuchung in allen Tbeilen zu bestätigen habe,
drangt sich wohl von selbst die Frage auf: Ist es irgend-
wie denkbar, wie ein Körper mit so locker gebundenem
!>
i.
t
— <M0 —
Sauerstoff, dass er in beträchtlicher Verdünnung schon
bei gewöhnlicher Temperatur durch den Contact mit ge-
wissen feinzertheilten Metallen und Oxyden lebhaft zer-
legt wird, in demselben Concentrationsgrade durch Tem-
peraturerhöhung auf den Siedepunkt des Wassers relaÜT
nur unbedeutend beeinflusst werden kann, und ist es
erklärlich, dass eine Sauerstoffverbindung, wenn dieselbe
wirklich einen Theil ihres 0 in demselben Zustande loser
Vereinigung und chemischer Erregung enthält, wie die
Chromsäure, Uebermangans., unterchlorige S. und andere
Oxydationsmittel, sieb gegen eine Anzahl der oxydirber-
sten Materien, selbst in höherer Temperatur durchs«!
unthätig verhält, während diese Körper durch die ge-
nannten Agentien sehr leicht und energisch oxydirt
werden ?
Die Beantwortung dieser Frage kann nur eine ver-
neinende sein und combiniren wir damit noch den hin-
länglich bekannten Umstand, dass die schnellste and
heftigste Zersetzung des HO3 nicht durch Metalle und
einzelne reducirende Substanzen, sondern durch die mit
Sauerstoff im Maximum gesättigten Verbindungen (wie
Mn3 O7, PbO', CIO7) bewirkt wird, so ist wohl ersichtlich,
dass zum Verständniss der Katalyse des Wasserstoffsu-
peroxyds in all' ihren besondern Erscheinungen die bis-
herigen, gewöhnlichen Annahmen keineswegs genügen
können. Hier möge auch in Betreff der unserem Super-
oxyd zukommenden rationellen Formel die Bemerkung
einfliessen, dass es schwerlich als eine wesentliche För-
derung der Chemie des Sauerstoffs zu betrachten sein
dürfte, wenn die moderne Richtung, in ihrem genialen
und lobenswerthen Bestreben, die Schranken zwischen
unorganischer und organischer Chemie immer mehr zu
entfernen, auch das Wasserstoffsuperoxyd in den neuesten
j
({.WJJU /
— 444 -
Lehrbüchern mit dem Siege) ihrer Anschauungen kenn-
zeichnet; in der That begnügt man sich nicht damit, die
bisherige Schreibweise in H'O' (0 = 46) umzuändern,
sondern betrachtet den Körper gewissermaassen als eine
Verbindung zweier Molecüle „Hydroxyl" (HO) und nimmt
dabei an, es seien 2 Atome des einwerthigen Wasserstoffs
mit 2 Atomen des zweiwerthigen Sauerstoffs in der Weise
verbunden, dass in je einem Atom O eine Atomigkeit
durch 4 Atom H gesättigt werde, während die beiden
andern Atomigkeiten des O sich unter sich selbst aus-
gleichen. So ergibt sich an der Hand dieser Hypothese,
welche beinahe einzig die gegenseitige Anlagerung der
sogenannten Attractionscentren ins Auge fasst und sich
daher genöthigt sieht, die zwischen 2 Sauerstoffatomen
thätige Anziehung und die zwischen Sauerstoff und Was-
serstoff bestehende chemische Verwandtschaft als voll-
kommen gleichartige und gleichwertige Kräfte anzusehen,
ein scheinbar sehr einlaches Bild der Constitution des
Wasserstoffsuperoxyds; es will mir aber scheinen, als ob
man weit besser daran thäte, für den Augenblick von
jeder genauem Formnlirung in dem erwähnten Sinne
abzustehen; denn diese Betrachtungsweise ignorirt die
aus sämmtlichen Beobachtungen unzweifelhaft sich er-
gebende Verschiedenheit der beiden Sauerstoffhälften in
HO2 und verstösst somit gegen eine der ersten Bedin-
gungen einer rationellen chemischen Formel. In dem
Nachfolgenden werde ich mir daher erlauben , die von
Schönbein bis in seine letzten Arbeiten angenommene,
bisherige Schreibweise HO3 ebenfalls einzuhalten und
das W.-Superoxyd als eine Verbindung zu betrachten,
welche einen Theil ihres Sauerstoffs in irgendwie modifi-
zirtem Zustande führt; ja, ich werde sogar diese zweite
Sauerstoffhälfte, ebensowohl aus objectiven Gründen wie
— 112 -
zum Zwecke kürzerer Bezeichnung, nach dem Vorgang
Schönbein's als „Antozon" und HO1 als „Antozonid"
anführen, ohne mich dabei im Geringsten des Geständ-
nisses zu entschlagen, dass die beiden, als Ozon and
Antozon bekannt gewordenen Allotropien des Sauerstoffs
in ihrem eigentlichen Grund und Wesen noch unaufge-
hellt sind, mag nun die fortschreitende Wissenschaft die
Ursachen jener Veränderungen lediglich auf molekulare
Gruppirungen oder anderweitige Verhältnisse zurück-
führen. — Nach diesen im Interesse des Gegenstandes
selbst vorausgeschickten Erörterungen über die chemische
Natur des W.-Superoxyd's möchte es an der Zeit seio,
uns einem spezielleren Gebiete, d. h. den Beziehungen
unsres Körpers zu organischen Materien, zuzuwenden.
Hierbei drängt sich gleich anfangs die Ueberzeugung au£
dass bei näherer Betrachtung kaum eine Einzelnseite des
chemischen Wissens mit ihrem schon so sehr angehäuften
Material besser dazu geeignet ist, den ganzen Complex
der unorganischen Stoffe inniger mit der unabsehbaren
Reihe organischer Substanzen zu verknüpfen, als die
neuere, gründlichere Erkenntniss des Sauerstoffs und
seiner interessantesten Verbindungen. Nicht allein haben
zahlreiche neuere Beobachtungen das sonderbare Factum
ausser Zweifel gesetzt, dass Sauerstoff in chemisch er-
regtem und leicht übertragbarem Zustande sich auch in
organischen Materien mit Kohlenstoff und Wasserstoff
haltenden Atomgruppen bald inniger, bald nur sehr locker
zu verbinden vermag uud so eine wahrscheinlich nicht
unbedeutende Anzahl „organischer Ozonidea bildet, son-
dern es ist auch in Betreff jener bekannten eigentüm-
lichen Verbindungen von Camphenen und andern äther.
Oelen mit thätigem 0 unlängst von Schönbein nachge-
wiesen worden, dass dieselben nicht nur wegen ihrer
— m —
vielfachen und deutlichsten Uebereinstimmung* mit W.-
Superoxyd als „organische Antozonide* aufzufassen seien,
sondern namentlich auch desshalb, weil das Antozon sich
unter geeigneten Bedingungen von jenen Oelen direct auf
Wasser übertragen lässt, insofern z. B. mit thätigera 0
beladenes Wachholder- oder Terpentinöl, mit angesäuer-
tem Wasser behandelt, entsprechende Mengen von HO2
bildet. Diese Thatsache allein würde es, wenigstens vom
Standpunkte typischer Anschauungsweise aus, gestatten,
jene losen O. -Verbindungen als „organisches HO2" zu
betrachten, in welchem der Complex HO durch einen
Kohlenwasserstoff ersetzt ist. Die Erwähnung dieser sogen,
„ozonisirten," richtiger „antozonisirten" Oele führt von
selbst darauf, auch auf die merkwürdige Identität der
Erscheinungen hinzuweisen, welche auf unorganischem
wie auf organischem Gebiete den so wichtigen Vorgang
der „langsamen Oxydation'1 begleiten. Schon vor einer
Reihe von Jahren war von Schönbein, der sich während
seiner langjährigen Forschungen stets mit besonderer
Liebe dem Studium der langsamen Oxydation hingab,
die Veränderung des Phosphors an feuchter Luft als
typischer Vorgang hingestellt und dabei die Ansicht aus-
gesprochen worden, dass bei jeder langsamen Oxydation
oder „Verwesung/* möge dieselbe nun unorganische oder
organische Materien betreffen, dem eigentlichen Verbin-
dungs- resp. Oxydationsakte jene eigenthümliche allo-
tropische Veränderung des Sauerstoffe vorausgehe, die
er selbst zuerst als „chemische Polarisation14 bezeichnet
hatte. In Folge dessen entstehen da, wo die oxydirbare
Substanz mit dem atmosphärischen Sauerstoff in Contact
tritt, die beiden veränderten Zustände dieses Elementes,
Ozon und Antozon. Ersteres wirkt als das eigentlich
oxydirende Agens , tritt jedoch zuweilen auch in freiem
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 696.
— 1U -
mde auf, während dagegen das Antozon sich in der
■zahl der Fälle mit gleichzeitig vorhandenem HO za
vereinigt, seltener aber mit organischer Materie eine
W.-Snperoxyd entsprechende lockere Verbindung
;ht, oder, nach Schönbein's charakteristischem Aus-
ic, sich „vergesellschaftet." Immerhin aber ist das
eten von HO1 als bezeichnendes Moment der (ang-
in Oxydation anfzufossen. Diese Ansichten Schön-
s haben im Laufe der Zeit mannigfache Bestätigung
iren ; nicht nur ergaben sich aus zahlreichen weiten
ichen die Bildung von W.-Superoxyd sowohl bei
langsamen Oxydation des Zinks, Eisens u. a. Metalle
:b Berührung mit Wasser und atmospb. Sauerstoff]
uch bei denjenigen vieler organ. Materien, wie Gerb-
t, Pyrogallussäure, Hämaloxylin, Indigweiss n.s. w.,
ern es zeigte sich namentlich die ebenso sonderbare,
leoretisch-wichtige Thatsache, dass in einer Reihe
Fällen, wie z. B. bei der Oxydation des Aethers,
Bittermandelöls und mancher Aldehyde (namentlich
■ Mitwirkung der Wärme) das durch Polarisation
indene Ozon in den ersten Stadien des Oxydations*
ings sich als solches und in lockerer, leicht über-
arer Weise mit dem betreffenden Körper verbindet,
iss dieser nun die bekannten, dem thätigen Sauer-
zukommenden Reactionen zeigt und dieselben erst
einiger Zeit, bald schneller, bald langsamer einbüsst,
;mselben Maasse, als das Ozon sich nun enger mit
>rganiscben Substanz vereinigt und dieselbe in jene
3 überführt, die wir in den chemischen Werken als
tliclie Oxydationsprodukte aufgezählt finden. Es
demnach nun wohl als gewiss angenommen werden,
die bei der freiwilligen Oxydation der Aldehyde
standen Säuren nur die Endresultate einer in roch-
— <H5 —
rereo successiven Abschnitten sieb vollziehenden Action
des Sauerstoffs sind und dass die ausserordentliche Oxy-
dirbarkeit der genannten Verbindungen, gleichwie bei den
Camphenen, mit ihrer Fähigkeit, den Sauerstoff energisch
zu ozonisiren im engsten Zusammenhange steht. Beides
geht wenigstens in Bezug auf die Bildung der Baldrian-
säure aus Valerylaldchyd (C10 H10 O2) und der Benzoesäure
aus ihrem Aldehyde , dem Bittermandelöl (Cu H6 O1)
sowohl aus früheren, als aus neuesten Versuchen Schön-
bein's unzweifelhaft hervor und es ist wohl anzunehmen,
dass diese Verhältnisse auf dem weiten Gebiete chemischer
Thätigkeit in vielen andern Fällen ebenfalls obwalten.
An die hier mitgetheilten Beobachtungen über die
langsame Oxydation schliesst sich endlich noch ein Factum
an, das ich um so weniger zu übergehen wage, als es
zu einer einheitlichen Auffassung unsres Gegenstandes,
wie ich glaube, nicht am wenigsten beiträgt Während
nämlich bei der Oxydation, welche manche Kohlenwasser-
stoffe, vor Allen die sogen. Camphene, sowie auch die
meisten sauerstoffhaltigen ätherischen und die verhar-
zenden fetten Oele in Berührung mit atm. Sauerstoff
erleiden, die eine der gebildeten O.-Modificationen, die
oben als Antozon bezeichnet wurde, mit der betreffenden
Materie selbst, auch bei gänzlicher Abwesenheit von HO,
jene antozonidische, dem HO9 so sehr analoge Verbindung
eingeht, musste es sich weiter fragen, wie sich das Anto-
zon da verhalte, wo die oxydirbare Substanz sich nicht,
wie die Camphene, unmittelbar mit demselben zu verei-
nigen vermag. In diese Categorie sind die Aetherarten,
die Alkohole, sowie die schon erwähnten Aldehyde, Aceton
und andere Derivate zu zählen, und es haben Schönbeins
neuere Untersuchungen über die langsame Oxydation
dieser Körper unter Lichteinwirkung die merkwürdige
- U6 -
Th°tsache ergeben, dass in diesen Fallen, selbst bei voll-
digem Abschlüsse von Wasser, sich dennoch Wasser-
'superoxyd unter den Producten der Oxydation vor-
et. Zugleich aber zeigte es sich, dass allerdings
;enwart von HO die Oxydation der letztgenannten
erien wesentlich erleichtert und auch eine reichlichere
ung von HO1 bedingt; weit mehr wird jedoch der
mische Vorgang noch durch die Anwesenheit von
tphenen (namentlich Ol. Juniperr, Ol. Terebinth.) be-
eunigt, während andrerseits bei den aetber. Oelen
■■ Beimengung von HO wesentlich begünstigend auf
?n langsame Oxydation einwirkt, die unter solchen
itänden nun ebenfalls mit reichlicher Bildung- von HO1
[ergeht. Diese Beobachtung über das Verhalten was-
reien Aelhers und Alkohols ist, wenigstens in meinen
en, nicht ohne theoretischen Werth, denn sie liefert
-n weitern positiven Beitrag zu den schon vorliegenden
erimentellen Beweisen für die Polarisation oder Spal-
; des neutralen 0 in zwei verschiedene thätige Zu-
ide, welche nach Schönhein's Ansicht die unter dem
luss des Lichtes stattfindende Oxydation vieler, wenn
t aller Materien begleitet. Die Bildung der eines
dodification, des Ozons geht nicht allein deutlich ge-
aus der in der ersten Periode der Oxydation leicht
izuweisenden Gegenwart ozonhaltiger Verbindungen
.or (so besonders bei den Aldehyden), sondern eben-
er aus dem Auftreten freien ozonisirten Sauerstoffs,
wurde diess bekanntlich zuerst bei der Oxydation des
sphors ermittelt; im Laufe weiterer Versuche ergab
dasselbe Auftreten freien Ozons bei der Oxydation
aetherischen Oele, der Aldehyde und einiger andrer
inischer Materien; endlich konnte durch Schönbein
st ans der grossen Zahl einschlagender Facta der
"TT
— 417 —
allgemeine Schluss gezogen werden, dass bei der lang-
samen Oxydation die Bildung freien Ozons an die leichte
Verdampfbarkeit der fraglichen Materien geknüpft sei, so
dass z. B. bei Einwirkung von Wasser und atm. Sauer-
stoff auf Zink u. a. Metalle, auf Gerbsäure,. Indigweiss
u. a. Chromogene zwar W.-Superoxyd, dagegen kein
freies Ozon auftreten muss. Diess ist in der That der
Fall und kann wohl auf die bei der Nichtflüchtigkeit eines
Körpers erschwerte; bei leichter Verdampfbarkeit dagegen
sehr erleichterte feine Zertheilung der kleinsten Theilcben
zurückgeführt werden; um die einzelnen Moleküle ver-
dampfenden Phosphors, verdampfender Camphene oder
Aldehyde kann sich eine ungleich grossere Menge von
Sauerstoffmolekülen anlagern, von denen eine bald klei-
nere, bald grössere Anzahl nach geschehener Ozonisirung
der engern Vereinigung mit der oxydirbaren Substanz
entgeht und als freier thätiger O auftritt, während and-
rerseits bei Berührung von Sauerstoff mit in Wasser
suspendirtem Zink in einem gegebenen Momente nur
kleine Mengen 0 polarisirt und sofort vom Metalle und
dem vorhandenen Wasser unter Bildung von ZnO und
HO2 absorbirt werden.
Dass aber bei dem wichtigen chemischen Vorgange,
den wir hier besprechen, ein Theil des gewöhnt. O in
einen vom Ozon abweichenden 'Zustand übergeht, möge
man nun denselben ohne Benennung belassen oder mit
„Antozon," vielleicht auch mit einem andern passenderen
Namen bezeichnen, wird in erster Linie schon durch jene
bei den aether. Oelen und Harzen entstehenden eigen-
thümlich-lockeren 0.- Verbindungen nahegelegt, welche,
in ganz gleicher Weise wie HO2, nur dann Ozonwirkungen
zu äussern vermögen, wenn Platin, Eisenoxydul, oder
mehrere andere noch zu besprechende organ. Substanzen
- 118 -
sind. Noch entschiedenere Gründe für die ge-
Annahme liegen in der schon oben erwähnten
ie, dass nicht nur bei der Oxydation mit Wasser
;er unorganischer und organischer Substanzen
Wirkung des Lichtes constant HO1 auftritt, sondern
uperoxyd auch dann sich bildet, wenn durchaus
eier Aelher oder Alkohol dem ahn. Sauerstoff
2t werden. Nun scheint aber aus mehreren dü-
ngen Schönbein's, sowie aus eigenen Versuchen
ger Gewissheit hervorzugehen, dass z. B. bei der
ine erhitzte Platinspirale eingeleiteten) Oxydation
ers die als Endprodukt auftretende Ameisen- und
re aus der Umsetzung der zuerst sich bildenden
-enden Materien hervorgeht; wollte man daher
„Verwesung" nur eine Art veränderten, thätigen
ich das Ozon, als mitbeteiligt ansehen, so bleibt
hzeitigo Bildung von HO1, welche ohnebin auf
enthümliche Spaltung des Aethermoleküls hin-
ine durchaus unerwartete Thatsacbe und um so
irer, als das im Aether oder Alkohol neben den
henden Säuren entstandene W.-Superoxyd noch
ige unverändert in der organischen Flüssigkeit
i bleibt, wenn man in einem gewissen Momente
bschluss aller Lichtstrahlen die langsame Oxy-
nfhebt oder annähernd gleich Null setzt. Dazu
loch der Umstand, dass, wenigstens meinen Er-
n zufolge, es nicht gelingt, durch Behandlung
eien Alkohols oder Aethers mit ozonisirtem Sauer-
f chemischem Wege dargestellt) auch nur kleinste
von HO1 zu erzeugen, ein Versuch, der zur Ver-
ler Polarisation des gewöhn). 0 , der sich dem
sts noch in bedeutendem Verhältniss beigemengt
sbenfalls bei gänzlichem Lichtabschluss vorzu-
- «19 -
nehmen isL Erinnern wir uns schliesslich an die
Möglichkeit, durch gegenseitige Einwirkung von Wa:
and Ozon (sei dieses aus gewöhn!. O durch Anwend
der Electrizität oder des Phosphors dargestellt) überhi
W.-Snperoxyd zu erzeugen, so darf wohl mit einij
Hechte daran festgehalten werden, dass in dem d
unvollkommen aufgehellten Vorgange der „langsai
Oxydation" der neutrale Sauerstoff, theilweise unter <
Einfluss des Lichtes und einer gewissen Wärmeme
in zwei deutlich zu unterscheidende Modifikationen
erhöhter chemischer Thatigkeit übergeführt wird. Hie
leigt der sog. positiv-active Sauerstoff, das „Antozi
ein so ausgesprochenes Bestreben, sich mit HO zn <
typischen Autozonide HO1 zu verbinden, dass zu die
Zwecke in einzelnen Fällen aus C— , H— und O— ■
haltenden Atomcomplexen die beiden letztern Elemt
in Form von HO austreten, wenn der oxydirbaren Hat
(Aether, Alkohol etc.) nicht von Anfang an fertig gebildi
Wasser beigemischt war.
So kann denn zwar die Gegenwart des Wassers n
mehr als absolut nothwendige Bedingung der langsai
Verbrennung gelten; sie wirkt jedoch in allen Fä
wesentlich beschleunigend und prädisponirend, und ei
wohl mehr als nur wahrscheinlich, dass die allbekai
wichtige Rolle des Wassers bei so vielen Oxydatio
(insbesondere der eigentl. Verwesung organischer Sic
meilweise in seiner grossen Verwandtschaft zu jet
veränderten Sauerstoff, dem Schönbein'schen Anlo:
begründet ist.
Zu den interessantesten Erscheinungen, welche
diesem Anlass noch Erwähnung verdienten, gehört a
die Thatsache, dass sowohl Ozon als Antozon sich
grosser Leichtigkeit zwischen zwei gleichzeitig vorband
O.-be^ierige Materien zu theilen vermögen. So sehen wir
Anderem beim Zusammenschiitteln geschmolzenen
bors mit atm. Luft und Indigolösung, sowohl den
zu PO3 und POs oxydiren, als auch das Indtgblao
farblose Isatin übergehen, und in einem dem bfr-
eten Sauerstoffe ausgesetzten Gemenge von Cane
1 und HO, tritt das Camphenantozonid mit HO1 zu
er Zeil und in gleich reichlichem Maasse auf. Diese
tnisse und wohl auch der auffallend begünstigende
(3 der sog. Camphene, mehrerer Kohlenwasserstoffe
nancher Harze auf die Oxydation von Weingeist
ether, gehören Iheilweise noch in das schwierige
der Conlactwirkungen im engem Sinne, welche
.iebig'scher Deutung in einer Uebertragung che-
;r Thätrgkeit, d. h. molekularer Bewegungsphano-
von einem Körper auf benachbarte andere be-
) viel zur Beleuchtung der Frage über die lang-
Oxydation. Wenden wir uns nun weiter zu dem
Ücben Gegenstande dieser Zeilen, d. h. zu den
mngen des Wasserstoffsuperoxydes zu gewissen
sehen Substanzen.
i bildet diess den Hauptgegenstand der letzten
e in den Forschungen SchÖnbein's. Dieselben sind
ndig in den Verhandtungen der Basler Naturfor-
len Gesellschaft niedergelegt, Iheilweise aber auch
Sitzungsberichten der Münchner Akademie, in den
ger Nachrichten der königl. Gesellschaft der Wis-
aften, in Erdmann's Journal f. prakt. Chemie und
* biologischen Zeitschrift. Eine genauere Gitation
nzelnen Arbeiten und Versuchsreihen mag um so
unterlassen bleiben, als ich nur die Hauptergebnisse
sprechen haben werde und auch unter diesen
— 121 -
Manches schon hinlänglich bekannt ist. Mit einigen der
wesentlichsten hier zu berührenden Punkte habe ich mich,
auf Veranlassuug Schönbein's, unabhängig d. h. ohne
Kenntniss der von ihm erhaltenen Resultate, ebenfalls
beschäftigt und ich kann, im Hinblick auf den allgemein
eingestandenen Werth sogen. Controlluntersuchungen,
kaum anstehen, die vollkommene Uebereinstimmung
meiner Beobachtungen mit den betreffenden Mittheilungen
des verstorbenen Forschers ausdrücklich zu erwähnen.
Zugleich möge mir gestattet sein, vielleicht neu erworbene
Freunde der Chemie des Sauerstoffs daran zu erinnern,
dass die zum Theil ausserordentliche EmpBndlichkeit der
Ozon- und Anlozonreaktioneu öfters auch eine ausnahms-
weise Sorgfalt der Experimentation erfordert, wenn nicht
wiederholtes Mi6slingen gewisser Versuche das Urtheil
irre leiten soll ; es zeigt sich das Nichteintreten einzelner
Reactionen zuweilen von äusserst geringfügigen Bedin-
gungen abhängig, welche erst durch eigene anhaltendere
Beschäftigung mit dem Gegenstande selbst, besonders
durch vergleichende Beobachtung oft wiederholter Ver-
suche klarer erkannt werden. Leider ist der meiner
Mittheilung zugemessene Raum allzu eng, um auch nur
einiger Maassen auf die hier angedeuteten Verhältnisse
eingehen zu können.
Erst geraume Zeit nachdem schon die von Platin
und einigen Oxyden auf HO2 ausgeübte katalysirende
Wirkung bekannt war, wandte man sich mit grösserer
Aufmerksamkeit dem Verhalten dieser Verbindung gegen
organische Stoffe zu, an einzelne frühere, nicht weiter
verfolgte Beobachtungen anknüpfend, nach welchen unter
anderm selbst atmosphärischer Staub das HO3 unter Um-
ständen zersetzen soll. Aus den ersten bezüglichen Un-
tersuchungen ergab sich, dass insonderheit thierische
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 699.
— 122 —
izen mit der dem Platin (im Zustande feiner Ver-
;) zukommenden katalystischen Wirksamkeit eben-
gabt sind; dahin gehören gewisse tbJerisohe Ge-
eile und ausserdem in erster Linie das Blut. Ge-
Versuche wiesen bald nach, dass in dieser
den Flüssigkeit die erwähnte Fähigkeit der HO1-
e einmal dem Blutfaserstoff, in weit höherem Grade
in rothen Blutkörperchen zukommt, die in der
eine so entschiedene theoretische Bedeutung in
rschungen über den thiltigen Sauerstoff erhalten
In Betreff nun der Beziehungen der zahlreichen
organ. Substanzen zn HO1 geht ans den Unter-
jen Seh ön bei 11 's, dem wir ohne Zweifel die grössle
ischlagender Thatsachen verdanken, auf das Deut-
hervor, dass das W.-Snperoxyd, wie schon oben
unverändert neben einer grossen Anzahl organ.
teslehen kann, dass aber andrerseits HO1 durch
sehnliche Reihe organ. Körper energisch zerlegt
eiche Körper, obwohl noch höchst ungenau be-
lennoch in dem allen gemeinsamen Stickstoffge-
i ihrer sehr nahen Verwandtschaft mit den sog,
törpern übereinzustimmen scheinen und so schon
e eigentümlich characterisirte Klasse bilden. In-
dieselbe mit der Classe der „Fermente" zusam-
i, mag sich aus späteren Betrachtungen von selbst
(eilen. Vorerst mögen die bei den Blutkörperchen,
interessantesten Repräsentanten der soeben er-
i Gruppe N.-haltiger Materien, erforschten Ver-
3 näher betrachtet werden, da alle weiter anzu-
en Thatsachen nur als Analogien oder Wieder-
n der beim Blute ermittelten Phänomene erscheinen
ier die Darstellung derselben durch Aufstellung
ch gewissermaassen typisch verhaltenden Körpers
- 423 —
an Uebersichtlichkeit nur gewinnen kann. Die mannig-
fachen Gründe, welche für die Annahme sprechen, dass
die rothen Blutkörperchen in dem lebenden Organismus
in eigentümlich lockerer Verbindung mit ozonisirtem
Sauerstoff die verschiedenen Organe durchlaufen und so
als eigentlichste Vermittler der Sauerstoffwirkungen im
Blute anzusehen sind, stehen in den engsten Beziehungen
zu den hier zu erörternden Fragen; sie sind jedoch in
der oben erwähnten Abhandlung des Näheren auseinan-
dergesetzt; ich pnterlasse daher deren Wiederholung
und fasse die über das Verhalten des Blutes zu HO2 von
Schönbein gefundenen Hauptfacta in folgende Sätze zu-
sammen:
4. Die Blutkörperchen besitzen sowohl in frischem,
als in getrocknetem Zustande, in der Form des entfaserten
Bltttes, die Eigenschaft, HO3 mit der Lebhaftigkeit des
Platins und unter Entbindung neutralen Sauerstoffs zu
zerlegen.
2. Unter dem Einflüsse der Blutkörperchen wirken
selbst sehr verdünnte Lösungen von W.-Superoryd oder
antozonhaltigen Oelen, die sich gegen Guajakharzlösung,
Jodkalium und eine Reihe andrer oxydirbarer, d. h.
ozonbegieriger Substanzen gänzlich indifferent verhalten,
sofort als energische Ozonide. Guajak und KJ.- Kleister
werden gebläut, Indigo entbläut, Pyrogallussäure gebräunt,
Anilin, Hämatoxylin und Brasilin stark geröthet, weisses
Ferrocyaneisen energisch gebläut u. s. w. Auch in diesen
Reactionen 6ndet vollkommene Uebereinstimmung mit
der Wirkungsweise pulverförtnigen Platins statt.
3. Durch Cyanwasserstoff wird die katalytische Ein-
wirkung der Blutkörperchen auf HO3 ausserordentlich ge-
schwächt, unter Umständen scheinbar auf Null reduzirt Auf
das Platin übt dagegen HCy keinerlei derartige Wirkung aus.
■ ^Vl
— 424 -
Endlich ist, an diese Thatsachen anschliessend, zu
erwähnen, dass den Blutkörperchen die Fähigkeit, Nitrate
in Nitrite und auch diese Salze noch weiter zu reduziren,
in ganz besonderem Grade zukommt Es ist bekannt,
dass das Vermögen der Blutkörperchen, den in sogen.
Antozoniden enthaltenen Sauerstoff in Form von Ozon
auf dritte Körper überzutragen, schon vor Jahren von
Schönbein zur Nachweisung des HO3 und des Antozon-
gehalts aether. Oele verwerthet wurde; in der That bildet
Guajaktinctur in Verbindung mit entfasertem Blute eines
der empfindlichsten Reagentien auf Wasserstoffsuperoxyd
und Antozon überhaupt, ist aber noch von Schönbein
selbst in der letzten Zeit seines Lebens durch ein noch
empfindlicheres Mittel ersetzt worden, d<ts wir sogleich
zu betrachten haben werden.
Charakteristisch für das Wasserstoffsuperoxyd ist im
fernem die unter Mitwirkung von Blutkörperchen verur-
sachte Bleichung resp. Entbläuung des Cyanins. Dieser
äusserst merkwürdige Farbstoff (ein aus Leucolin oder
Lepidin und Jodarayl erhaltenes Derivat von der em-
pirischen Formel C66 H33 N2 J) löst sich in Alcohol mit
prachtvoll anilinblauer Farbe und zeigt neben ausser-
ordentlicher Färbekraft die eigenlhüralicbsten und inter-
essantesten Beziehungen zum ozonisirten und zum be-
leuchteten Sauerstoff. Diese Verhältnisse finden sich in
den Mittheilungen Schönbeins aus den Jahren 4866 und
4865 näher besprochen und es soll daher nur erwähnt
werden, dass dieses Cyanin in seinen Lösungen durch
alle ozonführenden Verbindungen sehr energisch entbläut
wird und dass dabei eine lockere Verbindung von Cyanin
mit Ozon sich bildet, was schon daraus erhellt, dass die
farblose Flüssigkeit durch ozongierige Materien, wie Gerb-
säure, Anilin u. s. w. ihre ursprüngliche Farbe wieder
— 125 —
erhält. Diese durch Ozon und Ozonide bewirkte Blei-
chung des Cyanins tritt, wie erwähnt, nun auch dann ein,
wenn HO3 in Verbindung mit Blutkörperchen (entfaserlem
Blute) einer Cyaninlösung beigemengt wird und darf in-
sofern ohne Anstand als Erkennungsmittel für HO* (na-
mentlich in Verbindung mit den übrigen Reactionen)
benutzt werden, um so mehr als sie, wie auch die Re-
action mit Guajaktinctur und Blut oder Jodkaliumkleister
and Eisenoxydulsalz, weit empfindlicher ist, als Chrom-
säure und Aether. Diese Fähigkeit, bei Gegenwart von
Blutkörperchen Cyanin zu bleichen scheint, wie ich aus
angestellten Versuchen schliesse, nur dem W.-Superoxyd,
nicht aber den Verbindungen des Antozons mit Camphenen
and andern aether. Oelen, eigen zu sein ; ausserdem hat
schon Schönbein darauf aufmerksam gemacht, dass sich
bei dieser Reaction sorgfältig eingetrocknetes Blut, in
gleicher Verdünnung wie frisches angewendet, von letz-
terem durch viel energischere Wirkung unterscheidet.
Ich kann diese Beobachtung ebenfalls bestätigen und theile
mit Schönbein die Ansicht, dass dieses Verhalten auf eine
während des Trocknens mit den Blutkörperchen vorge-
gangene Veränderung hindeutet und daher gerade diese
Cyanin-Reactionen für Physiologen eines der passendsten
Mittel sein dürften, den namentlich in fieberhaften Krank-
heitsformen Platz greifenden Veränderungen im Blute
nachzuspüren, die wohl ohne Zweifel theilweise sich auch
auf die Blutkörperchen ausdehnen.
Von nicht geringer Bedeutung ist die Frage nach
dem näheren Vorgange bei der Katalyse des HO2 durch
Blutkörperchen. Nach SchönbeiVs Ansicht, welche mir
die annehmbarsten Gründe in sich zu vereinigen scheint,
liegt die Ursache dieser Erscheinung in der Fähigkeit
der Blutkörperchen, sowohl den neutralen Sauerstoff, als
— 126 —
Antozon in negetiv-activen S. oder Ozod umznwan-
. Dass dem Blute gewöhnlichem O gegenüber eine
andsverändernde, ozonisirende Wirkung beigemessen
Jen muss, erhellt ans den bei dem Alhmungsprocesse
findenden Oxydationsvorgängen , welche nothwendig
eine sehr wesentlich erhöhte chemische Thatigkuit
im Blut cursirenden Sauerstoffs hindeuten. Dass aber
i die als Antozon bezeichnete O.-Modification durch
förperchen in Ozon übergeführt wird, lässt sich in
■nfalliger Weise aus der oben cilirten Thatsache ab-
n, dass Wasserstoffsuperoxyd und antozonhaltigeOele,
he sich namentlich gegen Guajakharz und auch gegen
e oxydirbare Substanzen durchaus indifferent ver-
m, in Gegenwart entfaserten Blutes, mit dem besagten
:e sofort das blaue Guajakozonid bilden und auf andre
ier ebenfalls in gänzlich ozonartiger Weise einwirken.
lun bei Abwesenheit von oxydirbaren Substanzen wie
akharz, Jodkalium u. s. w., das HO1 durch Blutzellen
rasser und neutralen Sauerstoff zerlest wird, so liegt
Annahme nahe, dass unter diesen Umständen das in
enthaltene zweite O.-Atora in gewöhnlichen neutralen
jrstoff verwandelt werde und dadurch die Verbindung
ille. Diese Ansicht jedoch ist nicht nur desshalb
atthaft, weil sie uns zwingt, in zwei sehr analogen
;ängen eine durchaus verschiedene Wirkungsweise
Blutkörpereben anzunehmen, sondern sie erscheint
gänzlich überflüssig, wenn wir uns an eine der aus-
irochensten Eigenschaften des osonisirten O erinnern,
lieb an seine Fähigkeit, in Berührung mit HO1 das-
9 in HO und neutralen 0 zu zerlegen und dabei
;t in neutralen Sauerstoff überzugehen. Wenn daher
h den Contact mit Blutzellen ein Theilcben Wasser-
soperoxyd in Wasser und Ozon zerfallt, so tritt du
- «27 —
**s
gebildete Ozon seinerseits in Berührung mit weiterem
benachbartem HO3; es entsteht durch gegenseitige Aus-
gleichung oder Depolarisation von Ozon und Antozon
neutraler Sauerstoff, und dieser Vorgang muss sich so
lange wiederholen, bis in einer Lösung von HO2 alles
Superoxyd in dieser Art in Wasser und Sauerstoff zer-
legt ist. Von der Betrachtung der Thatsache ausgebend,
dass nur dem ozonisirten Sauerstoff das zweifache Ver-
mögen zukommt, die Guajaktinctur energisch zu bläuen
und zugleich mit Wasserst.-Superoxyd sich in Wasser
und gewöhnt. O umzusetzen, führt diese Schönbein'scbe
Anschauungsweise die doppelte Fähigkeit der Blutkör-
perchen, HO*haUige Guajaklösung zu bläuen und das
W. -Superoxyd in HO und 0 zu zersetzen auf ein und
dieselbe Ursache (die Umwandlung des Antozons in Ozon)
zurück. Jeder Contact der Blutkörperchen mit HO3 be-
wirkt die Ozonisirung und Lostrennung des 2ten 0. -Atom 's;
sind keine andern Materien zugegen, so tritt Depolarisation
der beiden O.-Modificationen ein, d. h. es wird je ein
Atom HO2 durch \ Atom ozonisirten Sauerstoffs in Wasser
und 2 Atome neutralen 0 übergeführt und die Entbindung
gewöhnlichen Sauerstoffs ist in diesem Vorgange als eine
mittelbare zu betrachten ; treten dagegen die rothen Blut-
zellen in Berührung mit einem Gemenge von HO3 und
ozongierigen Substanzen wie Guajakharz, so verbinden
sich diese letzteren unmittelbar mit dem gebildeten Ozon
und wir beobachten wohl eine tiefe Bläuung der mit
Guajaktinctur versetzten Flüssigkeil, dagegen keinerlei
O.-Entbindung. Nun wird aber nach dem Gesetze der
Depolarisation das W.-Superoxyd durch das blaue Gua-
jakozonid in gleicher Weise wie durch PbOa oder Mn* O7
in Wasser und 0 zerlegt und das Guajakblau dabei
ebenfalls reduzirt, resp. entbläut; es weist demnach die
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— 428 —
wache, dass wir bei'm Vermischen verdünnter HO>-
ungen mit hinreichender Menge Guajaklösung und
aserten Blutes keinerlei Sauerstoff frei werden sehen,
egen eine tiefe und erst nach geraumer Zeit abneb-
lde Blauung der Flüssigkeit wahrnehmen, klar darauf
, dass in diesem Fall unter dem prädisponirenden
flösse des gleichzeitig gegenwärtigen sehr oxydirbaren
ijakharzes sämmtliches Antozon des HO* in fast dem-
>en Momente in Ozon umgewandelt und an das Hart
etreten wird, während diese Umwandlang bei Abwesen-
, des Guajaks oder andrer verwandten Materien tang-
ier und gleichsam von Atom zu Atom vor sich geht,
iurch allein ein Zusammentreffen von Ozon und HO1
lögliebt wird. Es steht diese Ansicht im Einklänge
der Beobachtung, dass in einer Mischung concentrirter
'-Lösung mit kleinen Mengen der Guajaklösung beim
ügen entfaserten Blutes anfangs eine sehr entschiedene
afärbung erfolgt, die jedoch in wenigen Augenblicken
der verschwindet, weil hier das zuerst gebilbete ozon-
rende Guajakblau durch überflüssiges W.-Superoxyd
der zerlegt, d. h. depolarisirt und gebleicht wird.
jerdiess erinnert diese Reaction an eine gänzlich ana-
3 Erscheinung, welche dann eintritt, wenn eine Mischung
i stark antozonhaltigem aether. Oele und Guajaklösung
übermargans. Kali, Chlor u. a. ozonidiseben Oxvda-
ismitteln behandelt wird (siehe Schweiz. Wochenschrift
harmacie, 4866, „Chemische Mittheilungen über Ozon
Antozon").
Diese soeben betrachtete Ansicht über die HO'-Ka-
'se durch Blutzellen erstreckt sich nach Sohönbein's
isserungen nicht allein auf sämmtliche noch zu er-
inenden organ. Substanzen, denen die katalysireode
-kung zukommt, sondern war schon früher in Betreff
— 129 —
der Einwirkung des Platin's auf HO2 aufgestellt worden,
wie denn überhaupt an diesem Metalle zuerst die Be-
ziehungen des katalytischen Vermögens zu einem eigen-
thumlichen Verhalten gegen den Sauerstoff unzweifelhaft
zu Tage traten. Es vermag nämlich das Platin (in Form
von Platinmohr) nicht nur das Wasserstoffsuperoxyd ener-
gisch zu katalysiren und die mit HO2 vermengte Guajak-
tinctur zu bläuen, sondern auch den atmosph. Sauerstoff
unmittelbar in die dem Ozon zukommende chemische
Thätigkeit zu versetzen, was daraus zur Genüge erhellt,
dass unter dem Einflüsse des genannten Metalls sowohl
die Guajakharzlösung als der angesäuerte Jodkaliumklei-
ster gebläut wird, wenn die eine oder andre dieser Flüs-
sigkeiten zugleich in Berührung mit Sauerstoff gelangt.
Lässt nun schon dieses Factum einen gemeinsamen Grund
der erwähnten verschiedenen Eigenschaften des Platins
vermutben, so wird diess immerhin durch die auffallenden
Analogien mit einer Reihe organ. Substanzen noch merk-
lich näher gelegt und dadurch weitere Anregung zur
Untersuchung dieses merkwürdigen Metalls und seiner
Beziehungen zum Sauerstoff gegeben. Dass durch die
neuesten Arbeilen Graham's über das Verhalten de» Pla-
tins und der verwandten Metalle zum Wasserstoff die
Oxydation dieses Gases, sowie die langsame Verbrennung
des Alkohols und Aethers, die durch Sauerstoff unter
Mitwirkung schwammförmigen Platins so leicht vor sich
geht, auf die ausserordentliche Absorptionsfähigkeit des
Metalles für Wasserstoff und gewisse moleculare Verän-
derungen in dem aufgenommenen H zurückgeführt wird,
kann uns hier keineswegs etwa irre machen ; denn mögen
auch jene Oxydationsvorgänge, deren erste Kenntniss
wir bekanntlich dem trefflichen Döbereiner verdanken,
künftighin ohne Beiziehung der Schönbein'schen Erfah-
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 700.
— 130 —
über das Platin erklärt werden, so wird diess mit
agten Bläuung des Guajakharzes durch Platin und
uerstoff um so weniger geschehen können, denn
bleibt die Thatsache bestehen, dass das gebildete
>lau nicht wie das Wasser ein einfaches, indiffe-
3xydationsprodukl, sondern ein wirklich ozon-
er Körper ist und sodann ergibt sich aus den
'sehen Untersuchungen selbst, dass der Sauerstoff
1 Metallen der Platingruppe in relativ nur sehr
i Verhältnissen aufgenommen und verdichtet wird.
-i erscheinen diese Forschungen zumal von dem
inkte der Ansichten Schönbein's aus desshalb in
Grade beachtenswertb, weil sie, der Lehre vod
lerstoffpolarisation analog, auch bei dem Wasser
if eine Art eigentümlicher polarer Verkeilung
leküle, durch das Platin bewirkt, hinzuweisen
l und so wenigstens die Möglichkeit dessen an-
was lange schon geahnt, durch das Experiment
ch niemals festgestellt wurde, dass nämlich neben
lerstoff auch andre sehr wichtige Grundstoffe, wie
lofl" und Stickstoff, durchaus ähnliche Verhältnisse
itropie zeigen mochten, und dass die Fähigkeil,
e ätiotrope Veränderungen einzuleiten, unter den
iseben Materien besonders dem Platin zukommt,
gen wir nun weiter nach jenen organischen Kör-
s deren Typus sowohl Blutkörperchen als Platin
let wurden, so treffen wir in erster Linie eine
von Substanzen, welche zwar zum grossen Theile
;hst oberflächlich bekannt, sehr wahrscheinlich
i nicht organisirte stickstoffhaltige Bestandteile
nhalts pflanzlicher Organismen zu betrachten sind
Önbein's sehr zahlreiche Untersuchungen über die
ing des Sauerstoffs auf pflanzliche Stoffe hatten
- 131 -
schon vor Jahren die interessante Thatsache orge
dass in manchen Pflanzen einzelne Theile derselbe
sehr ausgesprochener Weise die Fähigkeit zeigen,
Guajaklösung und atm. Sauerstoff zusammengebracht,
energische Blauung des Harzes zu veranlassen. We
Versuche bewiesen ausserdem, dass in allen den Fi
in welchen diese Erscheinung eintritt, die betreffe
Pflanzentheile, mit Wasser unter Zutritt atm. Sauen
zerstossen, eine Flüssigkeil liefern, welche Ihätigen Se
stofT fuhrt und diesen bald geringern. bald grösserr
halt an Ozon insbesondere durch die doppelte Fä'lii
beurkundet, die Guajakharztinctur und den (mit So9
gesäuerten RJ- Kleister deutlichst zu bläuen, allein
im Uebrigen die weiteren charakteristischen Reacti
ozonhaltiger Verbindungen zeigt. Dieses Verhalten
zu jeder Zeil Hand in Hand mit dem Vermögen,
Wasserstoffsuperoxyd in HO und O zu zerlegen un
Guajaktinctur in Gegenwart von HO* zu bläuen;
beiden letzteren Eigenschaften zeigen sich dann .
die betreffenden Pflanzentheile unter Wasser bei
Itchstem Abschlüsse der atm. Luft zerkleinert oder
gezogen und die erhaltenen Flüssigkeiten geprüft we
allein auch durch einfaches Einlegen der mit W
durchtränkten Pflanzentheile in Lösungen von HO
in den meisten Fällen eine sehr merkliche Katalysi
daher Gasentwicklung ein. Wir treffen solche c
thümtich wirkende Materien nach den Beobacbti
Schonbein's in Stengel, Blättern und Wurzeln ma
phanerorgamischer Gewächse, unter denen sich nurae
Taraxacum off. und viele andere Arten derselben F,
aaszeichnen, sodann in allen bis jetzt untersuchten
fähigen Pflanzensaamen und endlich in dem Zellii
der niedern Crvptogamen, d. h. in vielen Algen un
- 432 -
o Zahl der Pilze von den Hymenomyceten bis zu
■oskopischen Schimmelpilzen herab. Namentlich
die filtrirtcn Auszüge der phanerogam. Pflanzen- ■
alle in höberein oder geringerem Maasse das
n. in verdünnten Lösungen des HO1 das Super-
kurzer Zeit gänzlich zu zersetzen und andrer-
'baitige Guajaklösung zu bläuen; allein auch das
erven und Pilzen der verschiedensten Art nur
Zeit in Berührung gestandene Wasser vermag
roxyd noch energisch zu katalysiren, wenn auch
«er die HOJhaltige G.linctur zu verändern. Von
er Bedeutung ist aber die Thatsache, dass sämmt-
rwähnten pflanzlichen Auszügen die Fähigkeit
. Nitrate sehr rasch in Nitrite umzuwandeln
st die so gebildeten Nitrite noch weiter zu re-
eine Eigenschaft, die nicht nur einzelnen Me-
e Zn, Cd etc., sondern auch der ganzen organ.
der sogen. Kohlenhydrate eigen ist, letzteren
i weit geringerem Grade, als den in Bede ste-
»flanzenstoffen. Alle diese, mit der Wirkungs-
s Platins und besonders der Blutkörpereben so
reinstimmenden Verhältnisse lassen es als höchst
inlich erscheinen, dass in dem Zellinhalte be-
lanzen und Pflanzentheile verschiedene Materien
n sind, die in gewissen Beziehungen von ein-
weichen, in manchen andern dagegen durchaus
Dnimen und sämmtlich mit dem Vermögen be-
, den gewöhnlichen freien Sauerstoff, sowie auch
HO3 enthaltenen O zu erhöhter chemischer
t anzuregen ; nach dieser Ansicht liegt daher
dieser Fähigkeit dem Sauerstoff gegenüber die
me Ursache sowohl für die Eigenschaft jener
;n, mit Wasser und Luft Ozonhaltige Flüssig-
— 433 —
keilen zu erzeugen, als auch Tür die Zerlegung des
HO1, die Blauung der HO1 haltigen Guajaklösung und
die Reduction der Salpeters. Salze. Diese Auffassungs-
weise gewinnt sofort an Klarheit, wenn wir zwei weitere
Thalsachen hinzuziehen, die durch die letzten Arbeilen
Scbonbein's zur Gewissheit geworden sind. Es ergibt
sich nämlich aus diesen Untersuchungen, dass einmal
durch Erhitzen auf eine zwischen 90° und 100° liegende
Temperatur und sodann durch die Gegenwart schon sehr
bleiner Mengen von Blausäure bei allen jenen pflanzlichen
Materien das Vermögen, den atm. Sauerstoff zu ozoni-
siren , das W.superoxyd zu zerlegen und die Nitrate in
Nitrite zu reduciren, in ausserordentlicher Weise ge-
hemmt, in vielen Fällen beinahe gänzlich aufgehoben
wird, in durchaus gleicher Weise, wie es in Betreff der
i Blutkörperchen schon oben erwähnt wurde. So verlieren
z. B. frische Blätter und Wurzeln von Taraxacum durch
Eintauchen in Wasser von 100° oder durch kurzes Ver-
weilen in einer ßlausäurehaltigen Atmosphäre die Fähig-
keit, mit Wasser unter Sauerstoffzutritt Verstössen, eine
Guajak bläuende oder den angesäuerten KJ-Kleister ver-
ändernde Flüssigkeit zu liefern; Lösungen von HO3,, die
nur kleine Mengen von HCy enthalten, werden durch
zerkleinerte Pflanzensaamen nur unmerklich zersetzt;
Conferven und verschiedene Pilzgebilde, nur wenige
Augenblicke der Siedetemperatur des Wassers ausge-
setzt, vermögen Wasserstoffsuperoxyd kaum mehr za
katalysiren und verbalten sich auch Nitratlösungen gegen-
über nicht mehr reducirend . und durch die gleichen
Substanzen werden auch HO'-Lösungen und Nitratlösun-
gen, denen etwas Blausäure zugesetzt wurde, nicht ver-
ändert, wenn durch Schliessen der Gefässe die Verdun-
stung der flüchtigen Säure verhindert wird. In Betreff
- 134 -
ei m fähigen Saamen ist insbesondere noch die Be-
ttung hervorzuheben, dass deren Keimung schon
i winzige Quantitäten von HCy sehr bedeutend ver-
imt, oft scheinbar gänzlich aufgehoben wird; in
Fällen jedoch, wo durch Einwirkung der Blausäure
firschiedenen eigentümlichen Beziehungen der er-
;f?n PDanzenmaterien zum neutralen Sauerstoff, zum
erst.-Superoxyd und zu den Nitraten aufgehoben
>n, sehen wir sämmtliche ursprüngliche Phänomene
r ungeschwächt eintreten, sobald durch Verdunstung
Blausäure gänzlich aus den Flüssigkeiten entfernt
ie denn unter Anderem der in alkalisch gahrendem
■ reichlich vegetirende Harnpilz seine Fähigkeit,
zu katalysiren und das im Harne enthaltene Am-
tknitrat in Nitrit zu verwandeln, durch Blausäure
alis einbüsst; lasst man dagegen die Blausäure
i Luftzutritt und massig erhöhte Temperatur aus
Harne verdunsten, so hat sich auch das katalytische
ögen wieder eingestellt und es beginnt auch sofort
sducirende Wirkung auf das Harnnitrat. Diese Tbat-
n scheinen zu beweisen, dass die Blausäure ket-
; chemische Veränderung in den fermentartigen
lensloffen bedingt, sondern dass ihre Wirkung an
beständigen Contact mit jenen Materien gebunden
id daher aufhören muss, wenn durch Verdunstung
r Contact aufgehoben wird; dass auch in dieser
hung alle erwähnten Substanzen vegetabilischen
ungs von den Blutkörperchen nachgeahmt werden,
-f kaum besonderer Besprechung,
lehr wichtig erscheint dagegen die Frage nach der
iseben Natur aller dieser Pflanzenmaterien , die
theils ihrer geringen Menge wegen, theils wegen
leichten Veränderlichkeit und der steten Begleitung
- 135 —
einer Anzahl anderweitiger organischer Stoffe der n
Untersuchung hartnäckig entziehen. Zwei Punkte
für die Beurtheilung der Frage nicht ohne Gewicht
mal der Umstand, dass sich jene Materien, welche
katalysiren, auch in den sorgfältigst tiltrirten Flüssigl
vorfinden und sodann die Erfahrung, -dass in t
Flüssigkeiten durch die gleiche Temperaturerbö
welche alle die besprochenen Wirkungen derselben
hebt oder schwächt, stets auch Trübungen oder gerk
artige Ausscheidungen erfolgen, welche durch ihre
lichkeit in Essigsäure, ihre Gelbfärbung durch NO
anderweitige Eigenschaften sich deutlich genug als
änderte albuminöse Materien ausweisen. Allern auc
allen übrigen in diesem Gebiete bis jetzt beobact
Thatsachen gebt mit immer grösserer Ueberetnstim
hervor, dass wir diese katalysirenden Substanzen i
Wasser lösliche, stickstoffhaltige Verbindungen au:
bekannten Gruppe der Proteinkörper zu betrachten h
deren Fähigkeit, unter Umständen fermentartige Wi
gen zu äussern , längst bekannt und von den vers
densten Seiten beobachtet ist. Immerhin ist eine gi
liebere Erforschung dieser interessanten Körper i
zu erwarten, so lange in der Kenntniss der bekannt
Proteinsubstanzen, des Albumins, Caseins und Fi
tbeilweise noch so merkliche Unsicherheit herrscht. .
dürfen unter den katalysirenden Substanzen, welch
im Auge halten, wenigstens zwei, das Emulsin ode
Svnaptase und die Diastase als einigermassen bei
hervorgehoben werden , denn es kann wohl ke
Zweifel unterworfen sein , dass in dem Auszuge
Gerstenmalzes und in der Emulsion der Mandell
die Diastase und das Emulsin es sind, welche d
beiden Flüssigkeiten in so entschiedenein Maasse
— 136 -
ögen verleihen, HO1 zu zerlegen, die HO*haltige
klösung zu bläuen und die Nitrate zu reduciren.
shl diess namentlich daraus hervor, dass starkes
:en dieser Flüssigkeiten denselben nicht nur die
keit benimmt, die soeben genannten Beactioneo
>rzubringen, sondern auch die fermentartige Wirkung,
die Spaltung des Aroygdalins und die Ueberführung
mylums in Zucker gänzlich aufhebt, wie denn auch
ntlich die Keimkraft der Saamen ohne Ausnahme,
mch diejenige der Mandeln und der Gerste durch
idlung mit siedendem Wasser vernichtet wird. Nun
>er wohl das sicher, dass bei der Keimung der
en der Cerealien die als Ferment zu betrachtende
ise eine wichtige, die Hauptvorgänge der Keimung
*ende Rolle spielt und es darf daher, da die Bil-
der jungen Pflanzen aus allen phanerogamischen
len annähernd unter denselben Umständen vor sich
und von denselben Bedingungen abhängig scheint,
angenommen werden, dass sich in allen Pflanzen-
n entweder Diastase oder der Diastase analoge
ge Verbindungen finden, denen im Keimungsprocesse
hervorragende Aufgabe zukommt und dass diese
r zugleich es sind, denen die Katalyse des HO1
hren sämmtlichen weitem Beziehungen eigen ist
chte einer solchen Auffassung gewinnt überhaupt
i verbreitete Vorkommen fennentartiger, das W.-
oxyd zerlegender Materien im Pflanzenreiche eine
besondere Bedeutung, wie diess schon Schönbein
d dort in seinen Mittheilungen andeutet. Es gilt
insbesondere für die Erklärung gewisser pflanzen
»logischer Vorgänge, zu denen die nun schon er
i Keimung der Saamen und wohl auch die Respi-
der Pilze, als der niedrigsten Pflanzenformen, ge-'
- 137 -
hört. Es beruht nämlich die Keimung anerkannter Ma
zunächst auf einer Reihe von chemischen Verändern
zumal von Oxydationsprocessen , die unter Mitwii
von Feuchtigkeit und etwas erhöhter Warme vor
gehen und eine Kohlensäureausscheidung zur
haben ; es verhält sich daher die junge keimende PI
in gleicherweise wie der chtorophylllose, ebenfall!
ausdünstende Pilz und wie das athmende Thier, un<
unter Umständen ausserordentlich rasch verlau
Keimung, sowie die relativ reichliche CO'-Ausschei
der keimenden Saamen und der Pilzgebilde sind
Theil eben so rätbselhaft wie die mächtigen Oxydai
processe im animalischen Blute, wenn in beiden I
nur neutraler, gewöhnlicher Sauerstoff als wirken*
dacht wird. Anders gestalten sich dagegen die Ve
nisse. wenn auf Grund bereits vorliegender und
anzustellender Untersuchungen mit Gewissheit a
sprochen werden darf, dass in den Pflanzenzellen
im Blute, eigentümliche Materien vorhanden sind, w<
den Blutkörperchen analog, nicht nur durch Einle
chemischer Umsetzungen oder Spaltungen als Pen:
wirken, sondern namentlich den Sauerstoff, den Pflt
unter gewissen Umständen aufnehmen , zu ozoni;
d. h. chemisch zu erregen vermögen und so jene
dationsvorgänge vermitteln, auf denen die Keimung
Athmung niederer Pflanzenorganismen und sieht
noch eine Reihe anderer phytoebemischer Processe
grossen Theil beruht.
Ebenso schwierig wie die Ermittlung dieser
dürfte die Erledigung einer weitem Frage sein, die
beim Studium der letzten Schönbein'schen Arbeitet
aufdrängt. Ergibt sich aus den betreffenden Versi
die Thatsache, dass bei der Behandlung mancher Pflai
Bern. Mittheü. 1869. Nr. 101.
— 138 -
mit HO und atm. Sauerstoff dieser letztere unter
influss gewisser Substanzen als tbätiger O in die
kcit übertritt und als solcher während einiger Zeit
en bleibt, so ist damit noch keineswegs entscbie-
n welcher Form der Verbindung das gebildete
in den besagten Pflanzenauszügen vorhanden ist.
rsuche zeigen, dass den wässerigen Auszügen der
n Pflanzensaamen die Eigenschaft zukommt, mil
irtem 0 geschüttelt, merkliche Mengen Ozons so
ehmen, dass derselbe noch geraume Zeit lang in
liebem, übertragbarem Zustande in der Flüssigkeil
bt; allein sowohl so dargestellte ozonfübrende
;e, als auch diejenigen, welche durch Zerkleinerung
lanzen bei Gegenwart von HO und reichlichem
von 0 erhalten werden, verlieren ihren beweg-
thatigen O nach einiger Zeit von selbst, weit
er aber durch Erhitzen auf 80°-100°. Diese
ne Zersetzung und das durch Wärme wesentlich
einigte Verschwinden des beweglicb-lhätigen 0 ist
;ine charakteristische Eigenschaft aller Lösungen
} jetzt bekannt gewordenen „organischen Ozonide"
i ist daher anzunehmen, dass die genannten pflanz-
Auszüge sammtlich Materien enthalten, welche mit
irtem Sauerstoff äusserst lockere Verbindungen
eben vermögen, wie diess von Körpern wie das
harz, das Cyanin, das Aethylen u. a. schon lange
it ist. Es bleibt nun aber zweifelhaft, ob diese
;on lose verbundenen Materien zugleich auch die-
i sind, denen die fermentartige Wirkung, d. h. die
eil, den O zu ozonisiren und HO1 zu katalysiren.
mt, oder aber anderweitige, vielleicht nicht stick-
Itige Substanzen, einfach dazu bestimmt, das ge-
Ozon in leicht übertragbarer Form in jenen
- 139 -
Flüssigkeiten festzuhalten. Nur äusserst wenige und
kaum sehr gewichtige Anhaltspunkte sind mir in Bezug
auf diese Frage bekannt und ich wage es nicht, die sonst
so bedeutsame Analogie der Blutkörperchen, welche als
organisirte Gebilde zugleich Ozonerreger und Ozonträger
sind, hier herbeizuziehen; noch weniger aber kann uns
die Beobachtung lehren, dass die besprochenen ozon-
fährenden Auszüge zuweilen auch dann noch das HO1
zu katalysiren vermögen, wenn ihr Gehalt an ozonisirtem
0 entweder bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur
verschwunden ist; denn es wäre ja nicht unmöglich, dass
auch gewisse Oxydationsprodukte jener fermentartigen
Stoffe ebenfalls noch in gleicher Weise zu wirken ver-
möchten.
Bei diesem Anlasse kann die auf den ersten Augen-
blick auffallende Thatsacbe nicht unerwähnt bleiben, dass
unter den Pßanzensaamen, obwohl dieselben insgesammt
fermentartig und katalytisch wirkende Stoffe führen, nur
eine relativ kleine Anzahl sich findet, denen, wie z. B.
den Saamen von Scorzonera hispanica und Cynara Sco-
lyimis, die Fähigkeit eigen ist, mit Wasser und alm. 0
zusammengestossen, Guajak bläuende Auszüge zu liefern,
so dass es scheinen möchte, als gienge den in diesen
Saamen enthaltenen , katalytisch wirkenden Materien die
ozonisirende Wirksamkeit ab, in gleicher Weise, wie es
ebenfalls unmöglich ist, durch Schütteln frischer Blut-
zellen mit Guajakiösung und Sauerstoff eine unmittelbare
Bläuung der Flüssigkeit erhalten. Diese Verschiedenheit
in der Natur der einzelnen Saamen ist jedoch mit grosser
Wahrscheinlichkeit nur als eine scheinbare zu bezeichnen,
denn es zeigt sich, dass die unter Luftzutritt bereiteten
Auszüge zerkleinerter Saamen der beiden erwähnten
Synantbereen schon durch winzige Mengen ozongieriger
— 140 —
jstanzen, wie Gerbs. und Pyrogallussäure das Guajak
nende Vermögen einbüssen und dass ferner die näm-
len Saamen keine Guajak bläuenden Auszüge liefern,
nn sie vor der Behandlung mit Wasser und O mit
er entsprechenden Menge solcher Saamen gemengt
rden, welche die Guajakreaction nicht hervorbringen,
ist daher anzunehmen, dass diese letzteren Pflanzeo-
men neben fermentartigen Matenen auch solche ern-
ten, welche den ozonisirten O begieriger, als das
ajak, aufnehmen und so die Reaclion zu verhindern
•mögen. In welcher Weise das Nichteintreten der
ajakreaction bei dem Blute .zu erklären ist, bleibt zur
mde noch un ermittelt.
An diese Betrachtungen über die Pflanzen saamen
gen sich einige Bemerkungen über das Emulsin und
Diastase anschliessen , welche zum Theil von vor-
>gendem Interesse Tür analytische Chemie sind, Schön-
n fand nämlich im letztverflossenen Jahre, dass sämmi-
len Auszügen der Pflanzensaamen die Fäbigkeitzukommt,
i in HO3 enthaltene zweite O.-Atom in Form von Ozon
ozonbegierige Körper überzuführen, mit andern Wor-
: die HO9 hakige Guajaktinctur zu bläuen. In sehr
^gezeichnetem Grade zeigt jedoch die Diastase dieses
rmögen, wenn dieselbe in der Form eines concen-
ten wässerigen Malzauszuges angewendet wird, und
hat sich nach sorgfältiger Vergleichung dieser Malz-
izug in Verbindung mit Guajaktinctur als das empfjnd-
iste aller Reagentien auf HO3 herausgestellt. Nicht
■ wird dadurch die charakteristische Beaction mil
romsäure und Aether an Empfindlichkeil weit über-
ffen, sondern es lassen sich sogar äusserst geringe
iren von HO1, welche durch die bis jetzt als ausser-
entlieh wirksam geltenden Mittel (Mischung von Eisen-
— AU -
oxydsalz und Ferridcyankalium , KJ-Kleisler in Verl
düng mit Eisenvitriol oder basischem Bleisalz, Guaj
linctor und Blut) nicht mehr zu erkennen waren, du
das neue Reagens noch deutlich nachweisen, wie d<
z. B. Wasser mit einem Zehnmillionstel HO1, du
Guajaktinclur opalescirend gemacht, beim Zufügen frisci
Malzauszuges noch augenfällig geblaut wird. Ein weite
Beweis für die ganz außergewöhnliche Empfindlich!
dieses Reagens, welches der Blausäurereaction mit G
jak und Kupferoxydsalz an Feinheit beinahe gleictikom
liegt in dem Umstände, dass es mit Hülfe dessell
Schönbein noch in den letzten Monaten seines Leb
gelang, das W.-Superoxyd als einen constanten, w<
auch sehr variirenden Bestandteil des Gewitter- i
Regenwassers überhaupt nachzuweisen, eine Tbatsac
deren grosse Wichtigkeit für seine Ansichten über
Einwirkung der Electricität auf den atmosph. Sauers
hier nicht eingehender erörtert werden kann. In aus
zeichnet scharfer Weise lasst sich mit Hülfe des M;
auszugs die bei der langsamen Oxydation gewis
Metalle stattfindende HO'-Bildung nachweisen , insof
destill. Wasser, welches nur einmal durch einen Trieb
mit einigen amalgamirten Zinkspähnen gelaufen ist, sei
so viel Superoxyd enthält, um Guajaktinclur bei Geg
wart von Diastase sehr augenscheinlich zu blauen. D
endlich auch die kleinsten Mengen dampfförmigen I
anf diese Weise zu erkennen sind , erheilt aus d
Umstände, dass mit Malzauszug befeuchtete Guajakslrei
in der Mündung von Gefässen befestigt, auf deren Grt
tausendfach verdünntes HO1 bei gewöhnlicher Tempers
oder in der Siedhitze verdampft, deutlich gebl
verden, was mit schon erwähnten Erfahrungen wied
— 142 —
für die merkwürdige Beständigkeit stark verdünnten
Superoxyds spricht.
Die Diastass vermag jedoch nicht nur das in HO1
altene 2te O.-Atom auf Guajak tiberzutragen, sondern
i das bei der langsamen Oxydation mit den aether.
m sich verbindende Antozon, und es «werden daher
le mit beweglichem Sauerstoffe beladene Oete Dicht
unter Mitwirkung des Platins oder der Blutzellen,
lern auch des Malzauszuges die Guajak lüsung ener-
1 zu bläuen vermögen. Hierbei ist noch folgender
tand von speziellem Interesse. Es hatte nämlich
mbein schon vor einiger Zeit ermittelt, dass in den
beweglichem 0 geschwängerten Oelen ein Theil des-
en sich unter Bildung von HO1 auf angesäuertes
ser überführen liisst, wahrend der ändere Theil, d. h.
dich genau die Hälfte unter allen Umständen mit dem
t locker verbunden bleibt, dagegen sich ebenfalls
h entfasertes Blut auf Guajakharz übertragen lässt;
eich hatte sich gezeigt, dass der Sauerstoff, welchen
i die fetten, dem Lichte und der Luft ausgesetzten
! in Form von Antozon aufnehmen, in der angegebe-
Art auf HO nicht übertragbar ist. Es findet sich nun
etreff der Malzreaction, dass während die Bluteellen
ältliches von aetherischen und fetten Oelen aufge-
mene Antozon auf Guajak u. a. oxydirbare Materien
zuführen vermögen, der Malzauszug nur denjenigen
ieil des beweglichen Sauerstoffes zur Bildung des
en Guajakozonides zu bestimmen vermag, welcher
r Bildung von W.-Superoxyd auf saures HO üher-
so dass 0. -haltige Camphene, so lange mit ange-
rlem HO behandelt, bis Guajak und Malzauszug keine
ung mehr bewirken, nun mit Guajak und Blut noch
chieden gebläut werden, während fette Oele, wenn
— 143 —
sie auch thätigen O rubren, zwar mit Blulkörperct
nie aber mit Malzauszug die Bläuung der G.-Tin
verursachen.
In letzter Zeit habe icb die den Malzauszug bet
fenden Verhältnisse etwas weiter verfolgt und dabei eii
Thalsachen ermittelt, die nicht ohne alles Interesse i
dürften. Vorerst zeigt sieb, dass die Diastaselösung
Verbindung mit HO1 nicht nur die Guajaktinctur, sonc
auch den Jodkaliumkleister zu bläuen vermag. D
letztere Reaction tritt zwar eigentümlicher Weise n
sofort, nach einigen Minuten aber sehr stark und ■
schieden ein und ist als ebenso empfindlich zu bezei
nen. wie KJ.KIeister mit Eisenoxydulsalz. Kaum w;
nehmbar isl dagegen eine Blaufärbung des jodirten K
sters durch Malszauszug und O.-baltige Oele (nament
die Camphene). was ohne Zweifel theilweise aus
chemischen Einwirkung dieser organ. Körper auf fn
Jod und Jodamylum zu erklären ist.
Im Uebrigen treten einige bemerkenswerte Un
schiede zu Tage zwischen der Wirkungsweise des M
auszuges und derjenigen der Blutkörpereben und
Platins oder des durchaus gleich wirkenden Eisenoxyd
Während nämlich diese letztgenannten unorganisc
Substanzen sowohl den HO'haltigen KJ.KIeister als
HO'haltige Guajaktinctur energisch zu bläuen vermö
und auch das Antozon O.haltiger Oele auf Guajakh
weit schwächer dagegen auf Jodkalium überführen, z
der Malzauszug nur die drei ersteren Reactionen in d<
licher Weise und die Blutkörperchen endlich bläuei
Verbindung mit antozonhaltigen Oelen oder HO1 nur
Guajaklösang, nicht aber den KJ.KIeister. Ob das ß
bleiben dieser Reaction auf einer stark jodbinden
Eigenschaft gewisser Bestandteile des enlfaserlen Bli
- 144 -
oder auf anderweitigen Ursachen beruht, vermag ich
gegenwartig nicht zu entscheiden und will daher nur noch
die Beobachtung hinzufügen, dass auch in Bezug auf die
Bleichung des schon erwähnten Farbstoffes Cyanin eine
Verschiedenheit im Verhalten des Haizauszuges, des Blutes
und des Platins wahrzunehmen ist, insofern die Cyan-
lösung in Berührung mit Platinmohr oder Eisenoxydulsalz
sowohl durch HO2 als durch antozonführende Oele ener-
gisch entbläut wird, während entfasertes Blut nur in Ver-
bindung mit HO2 den Farbstoff in Cyaninozonid überführt,
Malzauszug dagegen weder mit der einen noch mit der
andern Materie eine Bleichung des Cyanins bewirkt.
Es musste sich nun des weitem fragen, ob die durch
Malzauszug bewirkte charakteristische Bläuung der HO2-
haltigen G.tinctur, wenn dieselbe wirklich mit dem kala-
lytischen Vermögen desselben in engster Beziehung steht,
nicht durch dieselben Einflüsse, welche diese letztere
Eigenschaft hemmen, ebenfalls aufgehoben werde. Eine
Reihe von Versuchen ergab die Richtigkeit dieser An-
nahme, die schon von Schönbein in Bezug auf die Pflan-
zensaamen allgemein ausgesprochen worden war. Nicht
nur wird das in Rede stehende Verhalten des Malzaus-
zuges durch einige Minuten langes Erhitzen auf 90°— 400°,
sondern namentlich auch durch sehr wenig Blausäure
aufgehoben. In der That vermag ein Auszug aus frisch
gekeimtem Malze, der nur kleine Mengen HCy enthält,
H02haltiges Wasser mit etwas Guajaktinctur versetzt, nicht
mehr zu bläuen, ebensowenig aber eine mit Guajak ver-
mischte Lösung eines antozonhaltigen Oeles, zu welchem
Versuche sich namentlich Spir. Juniperi, Lavendulae, Cam-
phorse etc. eignen, nachdem dieselben unter starker Son-
nenbeleuchtung nur einige Male durch ein Filter gegangen
sind. Ist die Blausäure durch Verdunstung oder massige
— 145 —
Erwärmung aus den Flüssigkeiten entfernt, so tritt
Reacu'on nun im geschwächt ein. Auch hier unterschei
sich der Malzauszug wieder dadurch wesentlich von i
Blutkörperchen, dass diese letztern, wenigstens nach n
neu Erfahrungen, durch die Gegenwart der Blausä
nicht an der Bläuung der H03haltigen Guajaktinctur 1
hindert werden, ohne dass ich jedoch bierfür den wi
liehen Grund anzugeben wüsste. Möglicherweise si
diese Erscheinung in näherem oder entfernterem Zust
roenhange mit dem von Schönbein ermittelten Fact
dass zwar blausäurehaltiges W.-Superoxyd durch <
faserles Blut nicht in O und HO zerlegt wird, dage;
beim Vermischen beider Flüssigkeilen eine sehr intens
Farbenveränderung in Braun eintritt.
Verschiedene Rücksichten lassen vermuthen , d
nicht alle fermentartige Materien, die wir betrachtet, du
ein und dasselbe Agens ihrer katalytischen Wirksam!
und der damit verbundenen Eigenschaften beraubt w
den, wie denn diess auch bereits von Schönbein hinsk
lieh der Einwirkung des Schwefelwasserstoff nachgewie
wurde. Die allgemein bekannte Thalsache, dass das
den bitteren Mandeln enthaltene Amygdalin unter d
Eiofluss der Synaptase (Emulsin) in Bittermandelöl, Zuc
and Blausäure zerfällt, veranlassten mich die Einwirki
von HCy auf die katalytischen Fähigkeiten des Emnh
nnd auch des Myrosin's zu untersuchen. Als Lösuni
dieser beiden Substanzen wurde die Err.ulsion aus süs
Handeln und der Auszug aus weissen Senfkörnern v
wendet, in welchen beiden Flüssigkeiten jedenfalls
Emulsin und Myrosin anderweitige ebenfalls fermenta
wirkende Stoffe an Quantität weit überwiegen. Be
Atiszuge vermögen HOs rasch zu zersetzen, die HO'hall
G.-Tinctur deutlich , wenn auch weit schwächer als
Bern. Unheil. 1869. Nr. 702.
- 446 -
Diastaee, zu bläuen und Nitrate in Nitrit überzuführen.
Ich finde, dass Erhitzen auf den Kochpunkt des Wassers
zwar das Ausbleiben aller drei Reaktionen zur Folg«
bat, dass jedoch die Gegenwart auch grösserer Mengen
von Blausäure das dreifache Vermögen beider Fermente
keineswegs beeinträchtigt, wie diess wenigstens in Betreff
des Emulsins dessbalb zu erwarten stand, weil bei seiner
fermentartigen Wirkung auf das Glycosid der bitten
Handeln in jedem Augenblicke Blausäure in Freiheit ge-
setzt wird und mit Emulsin in Contact gelangt. Im fer-
nem ergab sich, dass durch Blausäure die Einwirkung
des Myrosins auf myronsaures Kali (im schwarzen Senf]
und Rhodansinapin (im weissen Senf) ebenfalls nicht ge-
hemmt wird, so dass das aether. Senföl sowie jener andere
scharfe Stoff ebenso rasch und auch wohl in demselben
Verhältniss auftritt, wie bei Ausschluss von HCy. Analoge
Beobachtungen dürften wobt noch in einer Reihe anderer
Fälle gleichfalls gemacht werden.
Nachdem wir bis dahin eine Anzahl organischer
Substanzen besprochen, die als nicht organisiite Fermente
angesehen werden müssen, bleiben uns einige Andeu-
tungen über die Natur der Hefe, als des typischen Re-
präsentanten der sogen, organisirlen Fermente oder Gäh-
rungserreger, und zwar beschränken sich die Unter-
suchungen Schönbein's auf eine einzige Hefeart, Honnis-
cium Cerevisia; Bail., die gewöhnl. Bierhefe oder Alkohol-
hefe. Alle damit hinsichtlich ihrer Beziehungen zun
Sauerstoff angestellten Versuche haben nichts anderes
zu Tage gefördert, als daas dieser pflanzliche Organismus
sich von den soeben eingehender behandelten unorgani-
sirten fermentartigen Materien, ebenso wie von den Blut-
zellen und dem Platin nur in untergeordneten Punkten
unterscheidet, in den Hauptthatsacben aber gänzlich mit
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— 147 —
diesen Körpern übereinstimmt. So wird Guajakharzlösung
durch innige Berührung mit Sauerstoff und wirksamer,
lebensfähiger Hefe gebläut, W.-Superoxydlösungen sehr
energisch katalysirt, HO'haltige Guajaktinctur ebenfalls '.
gebläut und Nitrat zu Nitrit reduzirt. Sämmtliche Er-
scheinungen bleiben aber aus oder treten in viel schwä-
cherem Grade ein, wenn die Hefezellen zuvor der Tem-
peratur des siedenden Wassers ausgesetzt oder aber mit
etwas Blausäure (wenn auch nur in winzigen Mengen)
vermengt wurde, und eine ungleich wichtigere Thatsache
ist die, dass durch die Gegenwart kleiner Blausäure-
mengen auch die Fermentwirkung der Hefe aufgehoben
wird und daher in einer Zuckerlösung die Bildung von
Alcohol und die Entwicklung von CO3 aufhört. Unter
diesen Umständen büsst jedoch die Hefe ihre Lebenskraft
und Fortpflanzungsfähigkeit keineswegs ein, denn nach
Entfernung der Blausäure aus den bezüglichen Flüssig-
keiten beginnt die Gährung ungeschwächt von Neuem
und es ist auch die katalytische und reducirende (nitrit-
bildende) Fähigkeit der Hefezellen wieder hergestellt,
während einmal auf 400° erhitzte Hefe ihre Lebensfähig-
keit und ihre weiteren Eigenschaften grösstenteils fflr
immer verliert. Diese Thatsachen, mit den im Vorstehen-
den mitgetheilten Erfahrungen zusammengestellt, scheinen
mit Bestimmtheit darauf hinzuweisen, dass in dem proto- (
plasmatischen Inhalt der lebenden Hefezellen in reich-
lichem Maasse eine stickstoffhaltige Materie enthalten ist,
welche in gleicher Weise, wie die Diastase, die Synap-
tase und das My rosin specifische Fermentwirkungen äus-
sert, d. h. in gewissen organ. Verbindungen eigentüm-
liche chemische Umsetzungen einzuleiten vermag, ausser-
dem aber in ihrem Verhalten zu Wasserstoffsuperoxyd
und beweglich-thätigem 0 überhaupt die grösstmöglichste
1
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— «8 -
£
* Uebereinstimmung mit der ganzen Reihe der schon be-
sprochenen organ. Substanzen aufweist, so dass mit Recht
die Frage aufgestellt werden darf, ob nicht die gährungs-
bedingende und katalytische Fähigkeit des Hefenzellinhalts
oder einzelner Bestandtheile desselben ihrem eigensten
Wesen nach von der organisirten Structur und der Wei-
terbildung der mikroscopishhen Zellen des Hefepilzes
unabhängig sei und daher auch dann sich äussern könnte,
wenn es auf irgend eine Weise möglich wäre, jene Ma-
terie aus dem organischen Verbände zu entnehmen und
ohne irgend welche Veränderung derselben chemisch zu
isoliren. Diese letztere Frage, die auf directem Wege
kaum je wird gelöst werden können, ist von Schönbein,
wenn auch nur andeutungsweise bejaht worden und einer
der Hauptschlüsse, die er aus seinen Arbeiten über die
Fermentwirkungen, mit denen er sich in den letzten
Zeiten fast ausschliesslich beschäftigte, ziehen zu müssen
glaubte, war wohl der, dass über kurz oder lang der
Unterschied zwischen sog. organisirten und nicht organi-
sirten Fermenten nothwendig fallen müsse, dagegen in
der Hefegährung die chemische Wirkung des die Pilz-
zellen bildenden Materials, d. h. seine Fähigkeit auf Zucker
§£ spaltend und auf HO2 kataly tisch einzuwirken, und an
Ig*1 drerseits die Vegetation der Hefe auseinander zu halten
jjv seien. Ich stehe auch keineswegs an, von der Kenntniss ,
h> der Schönbein sehen Thatsachen geleitet, hier zu beken-
£\ nen, dass ich mir die in der Alkoholgährung eintretende
Spaltung des Traubenzuckers in die beiden Hauptprodukte
Kohlensäure und Alkohol nicht durch moleculare Bewe-
£ gungsmittheilung , d. h. nicht durch Uebertragung der
den Lebensprocess der Hefe bedingenden und begleiten-
den chemischen Thätigkeit auf die Zuckerlösung erkläre,
|f. sondern vielmehr durch den Contact des die Göhrung
k
— U9 —
erleidenden organischen Stoffes mit der in den Hefezellen
enthaltenen N.haltigen Materie, die in ähnlicher Weise
wie Emulsin und Diastase auf gewisse Substanzen ferment-
artig, d. h. spaltend wirkt und auch dem W.-Superoxyd
gegenüber gleichartig sich verhält. Allerdings ist auch
diese Contactwirkung in ihrem eigentlichen Wesen noch
eben so dunkel, als die Umsetzung des Salicins durch
Emulsin oder das Speichelferment; aber sie steht wenig-
stens im Einklänge mit den erwähnten Beziehungen der
Hefe zum Sauerstoff und in Folge dessen mit dem, was
sich aus Schönbein's Versuchen über die Fermente als
Beitrag zu einem charakterisirenden Bilde dieser wich-
tigen Stoffe ergibt. Inwiefern auch des genannten For-
sebers geistreiche Ansicht die richtige sei, dass die
Contactwirkung aller Fermente in gewissen allotropischen
Veränderungen besteht, die unter ihrem Einfluss nicht
nur der Sauerstoff, sondern auch andere Grundstoffe,
insbesondere die das Pflanzen- und Tbierreich bauenden
Elemente, zu erleiden vermögen, wird die Wissenschaft
vielleicht erst in späterer Zukunft zu entscheiden ver-
mögen Glücklicherweise jedoch steht wenigstens die
Ansicht, die ich soeben über die Natur der Gährung
durch Hefe geäussert, keineswegs im Widerspruche mit
den neuesten, in gewissen Hinsichten endgültigen Er-
fahrungen Pasteurs u. a. Forscher, nach welchen die
Gäbrung in engster Beziehung zu dem Lebensvorgang
des Hefepilzes steht, mit andern Worten von dem Wachs-
thura und Neub'ldungsprozess unmittelbar abhängig ist,
so dass alle Einflüsse , welche die Vegetation der Pilz-
zellen aufheben, auch den Gährungs Vorgang, resp. die
Spaltung des Zuckers einstellen. Ich bin von der Rich-
tigkeit der letzten Thatsache, die durch zahlreiche Ver-
suche hinlänglich constatirt ist, auf das Vollkommenste
— iöO —
tiberzeugt and sehe in dem genauen Band in Handgehen
des pflanzenphysiologischen Processes in der Hefenzelle
mit der Spaltung des Traubenzuckers nur eine weitere
Bestätigung meiner Auffassung. Diese weicht nun aber
darin von der gewöhnlichen Ansicht ab, dass ich mich
der sehr bedeutsamen Analogie zwischen den bei der
Hefe und bei den Pflanzensaamen zu beobachtenden
Erscheinungen nicht entschlagen kann und daher, den
Lebensprocess der Hefe mit der Keimung der Saamen
vergleichend, annehmen muss, dass wie die Keimung, so
auch die Entwicklung und Weiterbildung der Hefe in hohem
Grade von der steten Gegenwart einer Materie abhängt,
die alle bezeichnenden Eigenschaften fermentartiger Sub-
stanzen vereinigt und nicht nur die Umsetzung Organ.
Stoffe, sondern auch namentlich die chemische Erregung
des neutralen 0 bewirkt In der That sind ja beide
Vorgänge, die Keimung und die Vegetation jenes Pilzes,
vorwiegend von Oxydationsprocessen begleitet und ver-
gleichende Versuche zeigen, dass solche fermentartige
Stoffe in phanerogamischen Organismen weit weniger,
als in kryptogamischen verbreitet, in der grossen Gasse
der Pilze aber gewissermaassen angehäuft sind. Wenn
daher wirklich das Wacbsthum der Hefe von der Gegen-
wart eines Fermentes abhängig ist, welches vielleicht
einen bedeutenden Thei) des Zellinhaltes bildet, so ist
klar, dass alle Agentien, welche die gährungs erregen de,
d. b. Zucker spaltende Eigenschaft der Hefe, sowie ihre
katalytische Wirksamkeit gegen HO1 zu schwachen oder
aufzuheben vermögen, noth wendig auch das organische
Leben beeinträchtigen oder vernichten müssen; in allen
diesen Fällen aber sind Aufhebung der Gährung, Auf-
hören der HO'-Katalyse und Einstellung des pflanzlichen
Lebeos als gleichzeitige Phänomene zu betrachten, sämmt-
?r ^FTv> '"*
»^
— 154 —
lieh unmittelbar hervorgehend aus der Lähmung der
Fermentwirkungen der N-haltigen organ. Substanz, wäh-
rend nach andern Gährungstheorien die Aufhebung des
Lebensprocesses als prima causa, das Aufhören der
Gäbrung selbst aber als seeundäre Erscheinung ange-
sehen werden rauss. So mag z. B. die Thatsache, dass
durch Erhitzung auf den Siedepunkt des Wassers nicht
nur die Weiterentwicklung der Hefezellen gehemmt,
sondern auch die Fermentwirkung, das katalytische Ver-
mögen und die Reduction der Nitrate aufgehoben wird,
sowohl in der einen als in der andern' Weise erklärt
werden, denn in diesem Falle haben wir eine wirkliche
Vernichtung der Lebensfähigkeit des pflanzlichen Or-
ganismus und wir können die Aufhebung der zerlegenden
Wirkung auf Traubenzucker sowohl, als auf HO2 als eine
Folge des sistirten Wachsthuros betrachten. Weit schwie-
riger ist dagegen für die gewöhnliche Auffassung der
Alkoholgahrung die Deutung der Schönbein'schen Beob-
achtungen, dass schon durch kleine Mengen von Blau-
säure der Gährungsvorgang verhindert wird, denn wir
dürfen kaum annehmen, dass die minimen Blausäure-
mengen, durch welche die Fermentwirkung der Hefe
gehemmt wird, das Leben der Pilzzellen zu vernichten
vermögen; dass diess nicht geschieht, geht aus dem
einfachen Umstände hervor, dass durch Entfernung der
Blausäure (durch Verdunstung) der Hefe auch die gäh-
rungserregende Wirksamkeit wiedergegeben wird und
mit der wieder eintretenden Gährung auch das Wachs-
thum Hand in Hand geht. Dieses so eigentümliche Ver-
halten der Blausäure wird uns sofort weit weniger räth-
selhaft, wenn wir die Gährung durch Hefe, sowie das
katalytische und reducirende Vermögen derselben auf
eine und dieselbe Ursache, d. h. auf die Gegenwart eines
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I — 152 —
£ stickstoffhaltigen Fermentes zurückführen und die Zer-
legung des Zuckers, des HO2 und der Nitrate von dem
j& Contact mit dieser Substanz abhängig machen; erwägen
,sV wir dann von diesem Gesichtspunkte aus die Einwirkung
der Blausäure, so folgt aus den im Vorstehenden mit-
getheilten Erfahrungen von selbst, dass die hemmende
Eigenschaft jener Säure in der erwähnten dreifachen
Beziehung nur desshalb eintritt, weil durch dieses Agens
das eigentümliche chemische Verhalten des Hefefer-
mentes vorübergehend, d. h. nur so lange aufgehobeo
y wird, als der Contact dauert. Aus dieser Betrachtung
würde sich jedoch die weitere Thatsache ergeben, dass
durch den Einfluss des Blausäure auf den Fermentkörper
der Hefe, welcher nach meiner Ansicht von wesentlicher
Bedeutung für den Lebensprocess derselben ist, auch die
Wachsthumsvorgänge der Hefezellen so lange gehemmt
oder wenigstens merklich geschwächt werden, als die
Berührung der Pilzorganismen mit der Säure andauert
Ueber diese Frage kann ich dermalen keinerlei Rechen-
schaft geben; eine sorgfältige Untersuchung dieser Ver-
hältnisse wäre aber höchst wünschenswerth und gewiss
nicht ohne theoretische Wichtigkeit. Ebenfalls von einiger
Bedeutung in diesen Fragen über die Hefe ist der schon
erwähnte Punkt , dass durch Erhitzung und kleine Blau-
säuremengen nicht nur die fermentartigen und katalyti-
schen Wirkungen der Hefe, sondern auch die Reduetion
der Nitrate aufgehoben wird, denn meines Wissens wird
die Desoxydation der genannten Salze durch andere
organ. Materien, wie z. B. gewisse Kohlenhydrate, unter
den erwähnten Umständen nicht im Mindesten beein-
trächtigt.
Es kann hier kaum der Ort sein, die in neuester
Zeit von verschiedenen Pflanzenphysiologen und Botani-
,»
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' 'S*
L
— 153 —
kern vorgenommenen Untersuchungen über die Stellung
der Hefe im Pflanzenreich und ihr Verhättniss zu ander-
weitigen Organismen zu besprechen. Es scheint sich
daraus, wenn auch noch keineswegs mit Gewissheit, zu
ergeben, dass die Hefepilze besondere Entwicklungs-
stadien gewisser Pilzsporen darstellen oder wenigstens
in sehr nahen Beziehungen zu mikroskopischen Pilzarten
stehen und unter gewissen Umständen durch Weiterent-
wicklung wieder in die ursprünglichen Schimmelpilzformen
übergehen, wie diess in Betreff der als Leptothrixkörner
und Leptothrixfäden bezeichneten Bildungen behauptet
werden darf, wenn dieselben wirklich aus platzenden
Hefezellen hervorgehen. Angesichts dieser Beobachtungen
möchte wohl auch eine Anzahl der sehr zahlreichen
Fälle sogen, freiwilliger Gährung, wo durch Eindringen
in der Luft schwebender Pilzsporen in organische, dem
atmosphärischen Zutritt ausgesetzte Flüssigkeiten ver-
schiedene Gährungserscheinungen verursacht werden,
auf die Umbildung der ursprünglichen Sporen in Hefe-
zelten zurückzuführen sei. Alle diese Resultate jedoch,
sollten sie auch endgültig entschieden sein, besitzen,
angeachtet ihres hohen Interesses in botanischer und
pflanzenanatomischer Hinsicht, keine tiefgreifendere Be-
deutung für die chemische Frage der Gährung, dagegen
bestätigen sie, im Verein mit den Schönbeinschen Ar-
beiten, die Ansicht, dass in vielen als Gährung und Fäul-
pias bezeichneten Vorgängen niedere Pflanzenorganismen
die Hauptrolle spielen und diese ihre Wirksamkeit der
Gegenwart eigentümlicher Fermente, d. h. N haltiger,
albuminöser Substanzen verdanken, wie denn überhaupt
nach allen bis jetzt vorliegenden Erfahrungen das Vor-
handensein solcher Materien sich insonderheit für die
Classe der niedersten mehrzelligen oder einzelligen vege-
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 703.
"1 ■
- «54 —
tabilischen Gebilde bewahrheitet. Diese Verbreitung von
Fermenten in der ganzen Natur verspricht übrigens auch
insofern einiges Licht auf die soeben genannte Fäulniss
und Verwesung organ. Stoffe zu werfen, als die in diesen
Processen sich begleitenden und abwechselnden chemi-
schen Spaltungen und langsamen Oxydationen möglicher-
weise auf ein und dieselbe Ursache zurückgeleitet werden
dürften, d. h. auf das gleichzeitige Vermögen gewisser
Materien, in verschiedenen Verbindungen Spaltungen oder
Umsetzungen einzuleiten und andrerseits den atmosph.
Sauerstoff in erhöhte chemische Thätigkeit zu versetzen.
Ungleich wichtiger jedoch erscheint mir dieses Gebiet,
das wir besprochen, für die Heilkunde und zunächst für
die Pathologie, da ja in diesem Augenblicke nicht nur
überhaupt eine Anzahl von Krankheiten sich immer ent-
schiedener als Gährungsphänomene ausweisen, sondern
eine nicht eben unbedeutende Reihe der interessantesten
und verbreiterten Krankheitsformen auf die Einfuhrung
und schnelle Verbreitung niedrigster Pilzbilduogen und
Algen im menschlichen Organismus , als auf den ersten
Grund zurückgeführt werden will. Mögen auch diese
Dinge zum grössern Theile noch weiterer Forschungen
und Begründungen harren, so kann doch von chemischer
Seite nicht genug darauf aufmerksam gemacht werden,
dass wir zwar an der Fähigkeit der einzelnen Fermente,
spezifische, oft einem solchen allein zukommende Gäh-
rungen zu erregen, unbedingt festzuhalten haben, auf der
andern Seite aber nun wissen, dass allen derartigen or-
ganischen Materien (mögen sie nun nach bisheriger Bin-
theilung als organisirt oder nicht organisirt anzusehen
sein) gewisse gemeinsame Eigenschaften eigen sind, unter
denen ich namentlich das Vermögen, HO2 in 0 und HO und
O zu zerlegen und die Nitrate zu Nitriten zu reduciren,
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TF"
- 455 —
desshalb hervorhebe, weil gerade diese Verhältnisse zur
Auffindung solcher Fermente am geeignetsten sind. Es
gilt diess namentlich von der Gegenwart derartiger Sub-
stanzen, besonders mikroskopischer, fermentartig wir-
kender Gebilde in Trinkwasser. Es dürfte nämlich fortan
kaum in allen Fällen genügen, dasselbe mit Hülfe einiger
bisher üblicher Reagentien überhaupt 'auf einen Gehalt -
an organischen Substanzen zu prüfen, sondern wir wer-
den das Augenmerk auch auf das allfällige katalytische
Verhalten des Wassers zu W.-Superoxyd zu richten
haben, zu welchem Ende sich die Malz-Guajakreaction
und die durch Blut und HO3 bewirkte Bleichung des
Cyanin's besonders eignen. Werthvolle Anhaltspunkte
liefert aber auch das zuweilen beobachtete Vorkommen,
von Nitriten im Trinkwasser, insofern diess mit einiger
Wahrscheinlichkeit auf eine längere Berührung des be-
treffenden W. mit pflanzlichen Organismen, unter Um-
ständen auch auf die Gegenwart solcher Körper hinweist.
Hierbei ist jedoch daran zu erinnern, dass aus der Gegen-
wart solcher fermentartiger Stoffe noch keineswegs un-
bedingte Schlüsse auf Schädlichkeit des Trinkwassers
möglich sind, da wir jedenfalls eine Reihe derartiger
Materien in unsern Organismus einführen, ohne dass
dadurch abnorme chemisch -physiologische Vorgänge,
d. h. Krankheiten veranlasst werden. So bedeutsam also
auch das Vorkommen organischer Körper im Wasser
auch bleiben mag, so sehr thut es Nolh, sich in diesen
Dingen nur umsichtig und mit einiger Zurückhaltung aus-
zusprechen.
Es bleibt mir endlich noch die Aufgabe, einen Blick
auf die Existenz von Fermenten in thierischen Körpern
zu werfen, was in aller Kürze geschehen mag. Im An-
schlösse an die soeben erörterten Facta habe ich zu er-
— 456 —
wähnen , dass Schönbein auch das Verhalten mikroscopi-
scher Thierklassen untersucht hat und nach Versuchen
mit verschiedenen an solchen Organismen reichen Was-
serproben eine fermentartige und katalytische Wirkung
bejahen zu müssen glaubt; ein gleiches scheint sich mir
aus eigenen Experimenten mit infusorienhaltigem Wasser
zu ergeben; doch sind ohne Zweifel diese Versuche nur
preliminärer Natur und schon ihrer geringen Zahl wegen
nicht zu einem sicheren Urtheil geeignet Dagegen haben
sehr zahlreiche Beobachtungen nicht nur das katalytische
Vermögen gewisser Gewebtheile des Menschen und hö-
herer Thiere ergeben, sondern die ziemlich allgemeine
Verbreitung ferm^ntarliger Stoffe insbesondere in der
Classe der Insecten und Weichthiere bewiesen.
Von speciellerem Interesse für die medizinische
Wissenschaft ist aber eine schon im Jahre 1865 veröffent-
lichte Versuchsreihe. (Ueber den muthmaasslichen Zu-
sammenhang des Vermögens gewisser thierischer Ab-
sonderungsstoffe, bestimmte Krankheitserscheinungen zu
verursachen mit ihrer Fähigkeit, HO2 in Sauerstoffgas
und Wasser umzusetzen. Basl. Verhdl. IV. 401. Biolog.
Z. I. 273). Zu dieser Untersuchung wurde Schönbein
durch die, von Medizinern ebenfalls getheilte Ueberzeu-
gung veranlasst, dass eine Reihe von ansteckenden Krank-
heiten, bei den^n die Krankheitssecrete auf gesunde
Organismen übertragen, dieselben pathologischen Er-
scheinungen wieder zu erzeugen vermögen, jedenfalls als
Ferment- oder Gährungskrankheiten aufzufassen seien.
In Folge dessen untersuchte er den Kuhpockenstoff, das
Exsudat wahrer Blattern, die Absonderung mit Gonorrhoe
behafteter Harnröhren und syphylitischen Abscessinhalt
und fand seine Vermuthungen durchaus bestätigt. Sämmt-
liche Secrete verhielten sich HO1 gegenüber sehr ener-
I.'.'JPI
- <57 -
gisch zersetzend und wie ich hinzusetzen will, ebci
deutlich redacirend gegen Nitrate. Das katalytische V
mögen fand er durch Erhitzen auf 100*' ebenfalls auf:
hoben und bei dem Kuhpockengift auch die physiologisc
Wirksamkeit (resp. die Blatternbildung); ein gleiches;
von der Wirkung auf Nitrate. Also auch hier treffen i
charakteristischen Eigenschaften der Fermentkörper e
doch fehlen namentlich noch die sehr interessanten, wi
schenswerthen Versuche über den Einfluss verdünn
Blausäure. Ebensowenig ist noch das Fäulnissgift
dieser Richtung untersuch!, überhaupt noch nicht isoli
Doch sprechen die bei den Versuchen einer Concent
rung des Giftes gemachten Beobachtungen durchaus
die HO1 zersetzende Wirkung (Jahresbericht der Fo
schritte in Pharmacie von Wiggers u. Husermann pro IS
pag. 464). In dieses Gebiet einschlagend und für <
Schönbein'scben Ansichten von nicht geringem Interes
sind die im verflossenen Jahre von Prof. Klebs (Verbdlg
d. Bern. Naturf. G. J868. pag. XIII. - ) mitgetheilt
Versuche über die Ozonhaltigkeit verschiedenen Bit«
and ihre Beziehung zu dem Stoffwechsel des Eiters seil
and zur Temperaturerhöhung des Blutes durch äberg
tretenes eiteriges Secret. Ich erlaube mir, die Bern«
kung beizufügen, dass ich durch eigne Versuche c
bestimmtesten von der Gegenwart einer Fermenlsubsta
im Eiter Überzeugt bin und davon eben auch den Ozo
gehalt des Eiters abhängig glaube. Die in neuester Z
mit so glücklichem Erfolge angewendete Phenylsäu
kann nur eine Stütze für diese Annahme sein. Es sei
mir in Betreff zweier wichtiger Secrete noch einige Woi
gestattet; ich verstehe darunter den Speichel und t
Milch. Schon seit langer Zeit veranlasste die eigenthüi
liehe Ueberführung von Amylum, Dextrin und Glycog-
- 458 -
Traubenzucker durch den Speichel, in die-
(und zwar sowohl im Parotiden-, als im
ichet) eine fermentartig wirkende Materie
welche mit Diastaso am nächsten verwandt
is gab dJess Veranlassung zur Darstellung
sog. SpcichelstofFe oder Ptyaline, von denen
t Reindarstellung keiner, auch nicht die
airc von Mialhe, die merkwürdige Fermenl-
e, die sich übrigens zum Unterschied von
auch durch die Spaltung des Salicins in
Zucker beurkundet,
i hatte an dem Speichel ebenfalls kataly-
haften wahrgenommen, was mich zu einigen
chen erwog. Was ich constatiren konnte,
ei nstiminung des Speichel Ferments mit den
Armenien in den Schönbein'schen Haupt-
Abgesehon von der katalytischen Wirkung
peichel ein Gemenge von verdünntem HO1
ctur zwar nicht stark, aber deutlich gebläut,
iltiger Jodkaliumkleister; auch eine Cyanin-
urch Speichel in Verbindung mit HO1 merk-
Diese Wirkungen werden ebenfalls sowohl
i, als durch Blausäurezusatz verhindert und
ein, dass unter diesen Umstanden auch die
Wirkung, die Ueberführung der Stärke in
antlich gehemmt wird, so lange HCy sich
;keit befindet. Die für mich sonderbarste,
licht bekannte Thatsache ist jedoch ein
zahl der von mir beobachteten Individuen
rkommen merklicher Mengen eines Nitrites.
durch starke Blauung angesäuerten KJ.-
rt verrath. Aus einigen Versuchen schliesse
g Salz Ammoniaknitrit ist. Dass aber die
— 159 —
besagte Bläuung von Nitrit und nicht etwa von locker
bundenem ozonisirtem O (unter Einwirkung des Perm
entstanden) hervorgebracht wird , geht aus folget
Umständen hervor: 1, wird Gnajaktinctur nicht unmi
bar. dagegen nach Zusatz einer kleinen Menge Si
gebläut; 2. verhindern Aufkochen und Gegenwart e
Alkali weder die Guajak- noch die Jodkaliumreact
3. wird HO1, verdünnte So* und Speichel in passen
Verbältniss einige Augenblicke zusammengelassen ,
enthält nachher die Flüssigkeit weder HO1 noch NO* m
i. wird dagegen HO1 ohne Säure mit Speichel benani
so vermag nach gleicher Zeit die Flüssigkeit sowohl
HO1- als die NO*Keaction hervorzubringen.
Welche Entstehungsweise und welche Beden
dieses salpetrigs. Salz des Speichels besitzt, ist für r
' noch vollkommen dnnkel. In Bezug auf das 2. Sei
die Milch (Kuhmilch), muss ich mich ebenfalls für
Annahme aussprechen , dass die frische Milch eine
haltige, albnminöse, wie Fermente wirkende Materie
hält. Sie katalysirt nämlich HO1 und bewirkt sofoi
Bläuung des HO-haltigen Jodkaliumkleisters, weit h
samer dagegen diejenige der HO'haltigen G.tinclur.
Redoctioo der Nitrate kann wegen des vorhande
Milchzuckers nicbt geprüft werden.
Die angegebene Fermentwirkung wird durch Koc
aufgehoben, durch Beimengung kleiner Blausäuremer
wesentlich verlangsamt. Ein salpetrigs. Salz ist in
Milch nicht anzufinden. Der Untersuchung werth schei
mir in Folge dieser Beobachtungen die beiden Fre
zu sein, ob die neben Casein bestehende, von versc
denen Autoren nicht als Albumin anerkannte Prot
snbstanz vielleicht tbeilweise aus jenem fermentarti
Stoße besteht und ob nicht sowohl die eigenthöml
<60 —
jerstoffabsorption als die nacb-
g in näherer Beziehung zu dem
iirfte. So viel über die Chemie
:s und sein Verhalten zu den so
iten. Ich hatte mir vorgesetzt,
mehr Thatsaclien zur Sprache
ier manche Gedanken unberührt
vorstehenden Mittheilungen von
es mir in diesen Zeilen gelungen
erholung so vieler interessanter
, sondern namentlich die (Jeher-
iss anf diesem weiten und wich-
erlern Eifer gearbeitet werden
e zu nähern , welches Schön
Wünschen und Streben bildete,
iss des Sauerstoffs und seiner
imten Körperwelt!'*
Ieldore :
Quelques remarques
nevier, intitulet
tions geologiqm
Suisse centrale
walden et Berne
vaudoises."
Vers la fin de l'annee
quelques observations g^o
ä Lausanne de la Session
relies, qui eut lieu ä Eiosie
ses decouvertes ne sont
donnees de la 2"" edilion
Suisse, dont la revision m'
les auteurs et l'editeur. **)
Bien que personne, <
soit, ne prelende que ta <
parfai lernen t exacte, je m
präsenter quelques observ
de M. Benevier.
*) Bolleüa de la Soc. vai
Lauaanne et Paris, decembre 181
**) Carte geologiqne de la
la Linth, 2me ed., revue et corri
thar, 1867.
Bern. HitÜieil. 1869.
- 162
Que l'on considere od instant les eHOrmes difßcultes
de toule espece cootre lesquelles les progres de la geo-
logie des Alpes ont a latter, et l'on compreodra que cesx
meme qui n'y sont poiot specialement imercss^s n'aimeot
pas que l'on mette eu doute des faits sürement £tablis
par de norobreuses observations, ni que l'on hasarde
d'autres manieres de voir saos tnotifs süffisante. C'est
ponrquoi je me permets d'examiner certaines opinions
de M. Benevier, quoique les points contestes se trouveot,
la plupart, deja expüqu6s plus au long dans la „Geologie
de la Suisse" de M. Studer. ") Je m'en tiendrai aux re-
gions a I'ägard desquelles M. Renevier n'est pas d'accord
avec la carte geologique.
Quant aus autres articles, ce que nous regrettons
surtout, c'est Ie ton et les meprises evidentes qui regneol
dans quelques- uns. Un observateur impartial setoonera
de la legerete avec laquelle M. Renevier voudrait juger
de points difßciles, d'apres les quelques observations qu'ü
a pu faire dans si peu de temps et en des localites sc-
partes. Personne n'ignore que de temps precieux M. bischer
a passe sur les mootagnes du Sihlthal, ni la quantite de
fossiles provenant de la , qu'il a colleciiormes ä Zürich.
Par exemple, il y a dejä longtemps que M. Escber a
recoonu comme appartenant a l'6tage aptien les couches
de la Wannenalp (art. iv, p. 43), dans lesquelles on trouve
la grande espece connue ordinairement sous Ie nom de
Terebratula Moulonrana (d'Orb.). II publiera certainemenl
de son c6te la description de Yitat riel de la Ouggern-
fluk (art. v, pag. 45—48).
Toutefois nous aurons volontiers egard ä la circon-
stance que H. Renevier „ne donne point ses quelques
observations comme Ie reaultat d'une etude complete.*
•) Studer, Geologie der Schweiz, Bd. II. 1853.
— 163 -*
I. La premifere attaque sp6cialement dirig£e contre
la carte se trouve ä l'article vi (note de M. Rene vier, p. 48)
snr le chemin entre Yberg et Schwytz. Quoiqu'au fond
ce soit M. Bscher de la Linth qui soit responsable pour
la partie Orientale de la carte *), je ne puis cependant
m'emp&cber de donner, de mon cöt&, les explica-
tions qui me semblent näcessaires. Je m'appuierai pour
cela snr des notices recueillies, il y a quelques ann£es,
sur ce mtane chemin d'Yberg ä Schwytz, sous la direc-
tion de M. Escher, mon honore roattre; ontre que plus
tard j'eus l'occasion de faire seul quelques observations
dans cette conträe. **)
Tandis que la carte colorie cet espace comme Flysch
et crHaci et marque des dSpots de gypse de peu d'im-
portance, M. Renevier n'a vu pour sa part que trias et
jurassique.
En genäral, l'6tat gäologique de cette contr6e est
assez simple. On se meut dans le bassin bien connu du
flysch (Flyschmulde) entre les chatnes ext6rieures et les
int6rieures du cr6tac6.« Heureusement, l'6rosion atelleroent
attaqu6 et d£grad6, qk et lä, les roches 6ocfenes, que les
couches inf&rieures ä celles-ci ont 6t6 mises ä nu et
pr£sent£es ä l'examen du g6ologue.
La döcouverte de trias par M. Rene vier se fonde
sur la rencontre d'6boulis de corgneule (Rauhwacke) sur
le chemin et dans les ruisseaux qui coulent du nord-est
vers Yberg. Or, on sait que la corgneule accompagne
fr£quemment le gypse, qui se trouve en effet en place,
an peu plus haut dans les environs. Mais personne n'a
eucore r6ussi, jusqu'ici, k trouver, soit dans la corgneule,
•) Stader, Bull. Soc. göol. de France, d6c. 1867.
•*) Jahresbericht d. Schweiz, alpw. Vereins. 1665, p. 44.
*- 16* —
:e gypse, ni dans les couches voisines, une
i qui autorise ä les considerer comme tria-
meme jnrassiques. On ne peut nier qu'il so
des depöts de gypse aux epoques les plus
A l'endroit meuie od le gypse se tronve
en place avec les rocbes qui l'accompagnent,
des gisemenls donnn a M. Bscher l'idee qne
/ec la corgneule ne devait pas se separer de*
eenes. Un peu plus an nord-est, sur l'Aubrig)
iwerkalk forme le haut dune voüte, le gypse
! egalement en rapports si intimes avec le
mmulitique et le flysch que l'on ne peut avotr
juaot a son äge eockne. M. Erneste Favre
i trouve que les depöts de gypse dans les
Vberg 6taient de date eocene, *)
:e de ces reflexions il me seroble qu'il n'y a
6riger en dogmc la supposilton que partont
contre du gypse et de la corgneule, il doive
ir des terrains triasiques.
au jurassique, 1'opinion de M. Renevier se
ir la grande analogie pStrographique des alter-
;res et de schistes pres de l'Ybergeregg, avec
schistes sans fossiles des Vents (Diablerets)
ette de Javerne (Mordes), lesqnels par lear
vent appartenir au jurassique inferienr; 2° sur
•aolue des calcaires de la Rothenfluh et da
*n au Chätelkalk des sommets de Naye, de
a Dent de Lys, du Moleson **), etc.
geol. Alp. de la Savoin et da
A et flg. III.
e particalierement le sommet da Mole-
emarquer en passaut qne quelques anuuonites que j"y
,'oct semble appartenir ptutdt au neocomien qua«
ifordien).
— 165 — ,
Examinons la chose de plus pres.
Afin de nous orienter dune maniere generale, re-
marquons que les chalnes calcaires, d'oü s'elevent, en
eimes separees la Dem de Jaman, le Moleson, le Stock-
horn, etc., que M. Studer a comprises sous le nom de
massif du Stockhorn et qui se distinguent par un aspect
particulier an point de vue de la petrographie aussi bien
qn'ä celni de la paleontologie. disparaissent aux environs
da lac de Thoune. Ce n'est qu'au-dela du Rhin que nous
voyons de nouveau des caracteres comparables des ter-
rains iriasiques, jurassiques et crelaces. II y a deja long*
temps que M. Studer a expliqae cet etat de choses dans
sa Geologie des Alpes de la Suisse occideotale, et depuis
lors on l'a raaintenu et exprime sur les cartes geologiques,
parce que josqu'ici Ton n'a rien observe de contraire.
Les Mythen ne sont que la continuation de la Hochfluh,
du Pilate, de la Schrattenfluh, du Sigriswylgrat, qui, de
lenrcöle, continuent dans les montagnes tu midi de
la chatne du Niesen. Et jusqu'lci ces chatnes n'ont point
encore fait voir la moindre trace de terrains jurassiques.
mais bien, a cöle de couebes eocenes, les diflerents etages
cretaces, cä et la riches en fossiles.
De meine que le bassin de flysch (Flyschmulde), bien
connn a lous les geologues des Alpes, se couche entre
la Scbrattenflah et le Brienzergrat, de meine aussi, comme
on l'a deja indique , c'est le cas entre le Mythen d'un
cote et la chalne du Forstberg de lautre.
Par ce qui precede on voit qu'entre Yberg et Scbwytz,
on se trouve sur an terrain presentant des dispositions
stratigraphiques assez simples, de sorte qu'il est facile
de s'orienler ä l'aide d'observations constatees.
Les alteroances degres et de schistes, mentionnees
plus haut, reposent deeidement et regulierement sur le
- 168
;alk , c'est-ä-dire qo'elles sont superieures am
crötacees les plus recentes des Alpes. Quand
m n'a pas encore trouve exactement a l'Yberger-
fossiles caracteristiques da flysch ou en general
ches eocenes, il serait neaamoins facile de de-
la connexion directe des roches en question
s gisements fossiliferes du voisinage. Car il est
ment plus facile d'etablir «ne companison da
d'apres des indices petrographiques — appuyees
itratification — sur una distance horizontale dune
i une Iieue an plns, qtie lorsqu'il s'agit de dis-
omme Celles separant l'Ybergeregg des Diablerets
Seewerkalk, que M. Renevier reconnatt comme
les environs immediats d'Yberg, par ex. pres de
ipparalt a quelques eadroils de dessous le Oysch,
xistence nous semble evidente par ce qui pre-
eureusement que cela a lieu avec d'autres coucbes
e fossiliferes, de sorte que l'on ne peut de nou-
oir de donte quant a son age. M. Bscher m'assure
partie superieure de la Fallenßuh est certainement
tonten (Schrattenkalk). Au-dessus de ce deroier,
le j'ai pu m'en convaincre dans les environs
rrg, l'on rencontre d'abord an calcaire grenn qui
ate ordinairement dans ces contrees (environs du
Quatre-Cantons, Sihlthal, Wäggithal) les couches
inferieures du gault. Un peu plus au nordd'Ober-
3 gault lui-meme apparatt de dessous le gazon,
jnt determine par des fossiles et les caracteres
lphiques connns. Au-dessus du gault (Albien) se
snsuite, ä l'etat normal, le Seewerkalk prccite, qni
■e ensaite poar former la Rothenfluh et la masso
le du Mythen. Sous le pont, au-dessus de Ricken-
'.. le prof. Escher nout a montre une limite bien
- 167 —
distincte entre Ies couches de gault et de Seewer
Celles-Ia abondent en Inocerames (Inoceramus con
iricus el Idoc. sulcatus). A la Rotbenfluh et ver
soramet da grand Mythen, le Seewerkalk prend, a
taios endroits, une teinte rougeätre, comme cela a
dans le Chätelkalk (Oxfordien) des chalnes exterie
des Alpes de la Suisse occidentale et dans maint t
giscment calcaire des periodes et des conlrees les
diverses.
La ressemblance, je dirais presque la confor
petrographique du Seeverkalk et du Chätelkalk des A
fribourgeoises, par ex., est teile qu'il est facile d<
confondre. ,11 est aufteile de distinguer ie SeewerkaL
calcaire neocomien et du calcaire oxfordien de la cb
du Stockhom; il montre une ressemblance encore
grande avec le calcaire oxfordien des Alpes exterie
que l'on a decrit comme Chätelkalk; les variatioas ro
et vert-clair se dislinguent a peine aussi des roches
caires de la zone calcaire meridionale, connues sov
oom de Scaglia, Majolica, Biancone." *) On sait qu
Voirons , par ex. , il se präsente une stratification p
cuttere. Od y trouve le flysch en contact avec le Ch.
kalk. Il y a plusieurs annees, M. Escher me fit la
marque qu'il avait cru en effel se trouver en presi
du Seewerkalk. Hais bientöt il trouva des belemi
tiastati, des ammonites tortisulcatus, etc., fossiles du Ch;
kalk. Pourquoi donc n'a-t-il pas immediatement rec<
pour du Chätelkalk tout le Seewerkalk des Alpes c
Suisse centrale et de la Suisse Orientale, et renvers
resultat de toutes les recherches penibles faites jus
cette epoque? C'est qu'il connaissait dans le Seewer
*) Studer, ßeol. der Seh weil, D. 1853; p. 84.
— <68 -
uoe s£rie de fossiles caractäristiques du cretace superieur,
tels que : Ananchytes ovata, Micraster cor angaiiiuoi, Ino-
ceramas Cuvieri, et autres especes. II savait qae le
Seewerkalk — meme celoi dn Mythen — est superiear
aux couches normales du gault et inferieur aux coucbes
iocenes.
Par cette digression j'ai voulu d'abord pronver qne
la ressemblance petrographique du veritable Seewerkalk
et du Chätelkalk peut facilement induire en erreur.
En general, dans le Seewerkalk des Alpes il se pre-
sente peu de fossiles; il semble que le meme cas ait
Heu surtout pour le Mythen. Oulre quelques resles d'Ino-
cerames, il paralt qu'on n'y a encore rien trouv6. Mais
depuis que nolre collegue, M. Kaufmann de Lucerne,
s'est occupe, avec le brillant succes que l'on connalt, de
l'exameu geologique des environs du lac des Quatre-
Cantons, 1a geologie a appris a connaltre dans les ter-
rains cretaces de nombreux organismes que Ton n'avait
pas observes auparavant. Je veux parier des foramüü-
föres. Mon jeune ami, M. Theophile Studer, qui a une
pratique considerable dans l'examen microscopique des
rocbes, a eu la complaisance de chercher des foramini-
fferes dans des echantillons du Seewerkalk du Mythen.
Ceux-ci sont remplis des meines fonnes que l'on trouve
dans le Seewerkalk positivement etabli (du Morgenberg
an lac de Thoune, de Seewen meme, de l'Aubrig, du
Klönthal) et que Kaufmann a egalement reconnues. *)
M. Studer me cite :
Lagena sphterica Kfm.
„ ovalis „
Oligostegina laevigata Kfm,
*) Kaufmann, in Heer, Urwelt der Schweiz, p. 194.
n
— 469 -
Textillaria globuiosa Ehrbg.
Nonionina Eschen Kfm.
ootre nombre d'autres formes qu'il n'est pas facile de
d6terminer plus exactement, mais qui sont trfes-caracteris-
tiques da Seewerkalk. Je n'ai pas besoin d'ajouter que,
pour comparer, on a aussi examin6 de vrai Ch&telkalk.
On n'y d£couvre point de foraminif&res, ou bien, s'il y
en a, elles se präsentem sous des formes qui ne per-
mettent pas de les confondre avec Celles du Seewerkalk.
En dernier Heu je ferai encore remarquer qu'entre
le grand et le petit Mythen Ton voit m6me apparattre
da neocomien, et que, sur le versant nord, du cöte du
Hackenpass, Ton rencontre, diss£min£s, de norobreux blocs
6boules d'Urgonien, de sorta que Ton peut dire que tous
les 6tages cr6tac£s sont repr^sentes sur les deux Mythen.
Ce que nous avons dit jusqu'ici des caractferes strati-
graphiques et paI6ontologiques du Seewerkalk (craie su-
p6rieure) de la Rothenfluh et des Mythen suffira sans
doute pour faire distinguer ce dernier du Chätelkalk
(Oxfordien).
Quant aux Ammonites jurassiques que M. Renevier
a vues parmi les fossiles du Petrefactensaroroler Reich-
math, et qu'il cite comme preuve que le Seewerkalk du
Mythen est du Ch&telkalk, il y en a depuis longtemps
dans les collections de Zürich et de Berne *). On les a
de tout teraps consid£r6es comme oxfordiennes , et Ton
a trouv6 la röche conforme au Chätelkalk. Elles pro-
viennent tonte« en effet dun bloc, voire möme d'un bloc
unique. Mais ce n est pas un bloc erratique , transporte
sur la glace d'oü Ton voudra — d'apres M. Renevier il
*) Branner, geognost. Beschreibung der Gebirgsmasse des Stock-
born«. 1856, p. 15.
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 705.
- 170 -
ne peut venir que du Mythen ou de la Rothenfluh —
raais bien ce que Ton appelle un bloc exotique. Cest
ainsi que, il y a d6jä bien des ann£es, M. le prof. Studer
appelait les blocs de granit du Habkerentbal envelopp&
dans le flysch, blocs sur l'origine et la provenance des-
quels on ne sait rien. H. Rütimeyer a employ6 plus tard
cette möme d6nomination , et je Tai dono6e aussi ä ce
bloc de Chätelkalk et k quelques autres roches juras-
siques qui se präsentent, remaniees par une force quel-
conque dans le flysch du Sihlthal. *) On s'imaginera sans
peine que M. Escher, qui-a tr&s-fr£quemment s6journ6
dans le Sihlthal, et auquel je dois tous les details g6o-
logiques pour le travail que je viens de citer, a du con-
stamment tenir un ceil vigilant sur des Strangers comme
le sont ces blocs exotiques. Hais malgr£ ses peines,
malgre les efforts de Reichmuth dans le but de d6cou-
vrir d'autres blocs fossilifferes de ce genre, il ne s'en est
point trouv6 jusqu'ici. Suppos6 que Ton püt 6tablir un
rapport soutenable quelconque entre le bloc en question
et le Seewerkalk de la Rothenfluh et du Mythen, coroment
pourrait-on simaginer qu'il n'y eüt qu'un bloc unique
provenant de ces deux cimes isotäes, tout entour6es de
masses colossales de debris?
Par ce qui precfede, je crois avoir invalid^ la seule
preuve paleontologique que M. Renevier a su citer de
I äge oxfordien du Seewerkalk du Mythen.
IL Tout en regrettant son passage rapide par le
Brünig (art. vm), M. Renevier „a cependant constat6 des
couches schisto-calcaires depuis le lac de Samen jusqu au-
*) Bachmann, über petrefactenreiche exot. Blöcke im Flysch des
Sihlthals und des Toggenbnrgs. (Vierteljahresscbrift d. xürch. nat.
Ges.« 1863.)
— 171 —
deli du lac de Lungern. La carte Bachmann colorie cet
espace comme crätac£, sans däsignation d etage.a De mon
cötä, je me vois amene k constater que l'exemplaire qui
m'a et6 envoy£ de Winterthur porte, pr6cisement au
nord du lac de Lungern, un c3 (gault, albien), inscrit par
moi sur la carte m. s. Je ne fais qu'ajouter ceci tout en
passant, parce que, dans une course au Brünig, j*ai trouv6
des fossiles de gault au Kaiserstubl, et que M. Escher
ma fait savoir qu'il en avait de son cöt6 trouv6 de
pareils. II est vrai que je n ai pu indiquer l'6tendue de
ces couches du gault. — A un endroit, au bord de la
route, on yoit apparattre aussi le väritable Seewerkalk,
Les roches du haut du passage paraissent a M. Re-
nevier plutöt näocomiennes que jurassiques. A cet 6gard,
les avis peuvent ötre partag£s ; car jusqu'ici Ton ne con-
natt point encore de fossiles du Brünig lui-m6rae. Mais
le calcaire du Brünig präsente une connexion petrogra-
phique parfaite avec ce que Ton appelle le calcaire ox-
fordien (Hochgebirgskalk) des Alpes interieures, dans la
partie inf&rieure duquel on a heureusement trouve, un
peu plus a Test, au-dqssus de Meyringen, de nombreux
fossiles de l'Oxfordien propreroent dit (Ammonites torti-
sulcatus, A. Eugenii, A. plicatilis, A. Maris, A. Lamberti,
A. canaliculatus , etc.). En outre, M. le prof. Studer ma
monträ l'Aptychus lamellosus Park, et l'Ammonites plica-
tilis Sow., trouves au Battenberg, prfes de Brienz, lequel
est forme de la continuation des couches du haut du
Brünig. — La mörae coloriation se trouve dejä sur la
Ire edition de la carte. Depuis l'Oltschenalp ou le Faul-
hon), situ£s en face du Brünig, il est facile de se con-
vaincre que les couches du Brünig forment la continuation
de terrains evidemment jurassiques, au-dessus de Hey-
— 472 —
t s enfoncent sous le neocomion de la chalne du
jrat. C'est ce que m'assure M. Studer.
M. Renevier consaere im plus long article ä la
levenue celebre da pont de Wimmis, ä l'entree
enthal. II y traite du aoi-disant Kimmeridgien.
ien et du catcaire schisteax rouge, et il en de-
a stratification et Tage. Je me permeis, ä mon
faire observer que toutes ces recherches ne sont
re en etat d'ötre jugees. Cependant je suis cora-
t sur que les couchet rougea, aussi bien Celles de
;nflub que Celles ao-dessns de Lalterbach, re-
le corallicn et ne lur sont pas inferieures, comme
id M. Renevier. M. le prof. Hubert, qui visila la
I'ete dernter avec M. Studer, a declare egalement
.es ronges superieures au corallien.*) Par contre,
ier est d'opinion que ces coucbes rouges appar-
de nouveau au Cbätelkalk. Hais la simple stra-
prouverait dejä qu'il ne peut 6tre question de cela.
passe , le Petrefactensammler Tscbao a trouve
couches des Inocerames, la plupart en fragments
anserve's, et quelques echinides; raalbeureuse-
ne sont pas d'un grand secours pour une de-
nn certaine. **) Cependant tout Vkobüus de la
ine est celui da Seewerkalk (craie superienre).
-t et H. Merian m'ont tous deux exprime cette
Je ne veux pas non plus negliger d'indiquer que
funner, dans son travail sur la chalne du Stock-
orae M. Renovier croit que H. le prof. Hebert s'eat trompe,
n'äUit ehraiä qu'en habitent de la plaine, il &nt bien
i que, pour mei courjei (1861], j'ölaie toujoon clmusaä
puls loi's , 1'eBpfece & it6 decrlto et dceeiote comme Ino-
runnen Ooiter (Protoioe helvetica, 1).
— 173 —
hörn, a declar£ reconnaitre ces cou
cretace et meme il a prie ponr de
gris qui depuis a ete reconnu comr
Nous n'avons naturellement pas
cette röche ä l'examen microscopit
Stnder. A cette occasion, j'ai vu che
polis des conches grises alternant t
schistes, comme aussi les schistes r
lesquels se trouvent les Inocerames,
eii foraminiferes caract6ristiqucs du
orbicolaris et ovatis Kfm., Oligostegii
nina, etc.).**)
IV. La stratification des roches i
thal concorde a celle de ces schit
M. Renevier (art xi, p. 58) observe h
„En effet, je o'y ai guere rencontre
fossiles qui peuvent tout aussi bien
qu'ä uo autre terra in." La partie infe:
est tres-riche en foraminiferes, qui in
pas encore ete examinees de pres, i
des Nodosaires se remarquent facile
oulre on connatt dans differentes I
thal des facoides caracteristiques d
formes, enigmatiques, il est vrai, tr
qu'ici trouvees que daos le flysch. 1
sod Urwelt, cite egaleraeut Weissei
ment de fossiles de flysch. Le must
riebe en echantilloos des diverses
*) Brnnner, 1. C, p. 20.
**) .''fti d£ja eiprimö cette meine conv
oieret »Dances de l'annee paes^e. Toyez Mi
p. 189.
- 474
ctions de Bundeiberg et de Weissenbourg, poiir oe
iier que les localites les plus rapprocbe'es, j'ai trouve
i autres : '
Caalerpites tenuis F.-O.
Chondrites eeqaalis Brgt,
„ arbascula F.-O.
„ longipes „
„ inclinatus „
Helmmthoida labyrinthica Hr.
„ crassa Hr.
Toutes ces especes sont des fossiles bien connus ei
Iteristiques de la formation du flysch.
Teiles sont les quelques observations que j'ai pense
ir präsenter contre des assertions de M. Renevier,
lesqaelles je ne suis point d'accord.
Lettre de M. Gillleron
au Prof. B. Studer.
II a paru cet hiver sur les couches de Wimmis dem
iux de MM. Renevier et Fischer, qui cherchent ä
quer , dune maniere peu satisfaisante , selon moi,
;me que präsente cette localile. Ces messicurs as-
;nt en eilet des massifs rouges qui appartiennent a
niveaux geologiques tout-ä-fait differents.
J'ai vu les differenles assises de Wimmis, et, comme
le savez, j'en ai etudie en detail la continualion
;te entre l'Aebithal et Ablentschen; la les calcaires
es sont dans la meiue position avec le flysch des-
3t le corallien kymmeridien dessous.
— 475 -
Dun autre cöt6, dans toute la chatne calcaire, depuis
le Krumm el weg, au sud de Blumenstein, jusqu'au Mole-
son et plus loin, on a en montant la serie suivante:
4) Calcaire de Chätel, assez souvent rouge ä la base.
2) N6ocomien alpin.
3) Calcaire et schistes rouges et verts.
Or, MM. Renevier et Fischer r£unissent le calcaire
rouge de Wimmis au n° 4 ci-dessus, tandis que, depuis
que j'6tudie cette r6gion, je Tai associe au n° 3. Voici
pour quelles raisons:
Si on le compare avec le n°4, on trouve unediffe-
rence pitrograpkique teile qu'on aurait de la peine ä
recueillir des 6chantillons semblables dans les deux di-
visions, et que la distinction en est facile sur place, dös
qu'on a un affleurement de quelques m£tres carr6s de
surface ; cela vient de ce que le calcaire de Chätel rouge
est toujours concr6tionn6, tandis que l'autre ne Test pas.
Pattontohgiquement la diff&rence n'est pas moins grande :
la partie rouge du calcaire de Chätel est partout fossili-
ftre ; le calcaire rouge de Wimmis Test si peu qu'il faut
y chercher des journ^es entiferes pour y rencontrer un
mauvais fossile, et parmi ceux que j'ai trouv6s il n'y en
a pas un seul qui se rapporte ä la faune du calcaire de
Chätel.
La comparaison avec le n° 3 donne des räsultats
tout diff&rents. P&rographiquement, les roches sont
identiques; elles varient £galement dans la distribution
des teintes vertes et rouges, dans la nature plus ou
moins schisteuse, plus ou moins compacte de la röche.
Paliontologiquement) Fanalogie est aussi complöte, on y
trouve les m6mes fragments d'Inoc6rames et les m&nes
dents de poissons.
Par suite du gisement du n° 3, qui est parfaitement
— 177
ici, je serais assez etonne que
irouvät pas aussi a la Dent d'i
les montagnes voisines.
Theoplül S
Ueber Foraminiferen
Kreide]
(Vorgetragen den 29.
Angeregt durch die mikr. U
Prof. Kaufmann, durch welche d<
minifferen- Fauna in dem Seewei
habe ich versucht, dieselben an
unserer Berneralpen und, auf 1
Bachmann, vom Mythen, welche
Seewerkalk übereinstimmen, zi
mochte mir nun erlauben, einig
zuzeigen. Die Gesteine, welche
sind ein hellgrauer, thoniger Kall
vom Mythen, der graue und rot
am Eingang des Simmenthals a
durch die Sirnmen- und Saan
rother Kalkschiefer von Chateau
vom Gevignoztbale, grauer Kalks
alp am Thurnen, der graue Kalks
berghorn zwischen dem Gault i
Sandstein ansteht. Die Steine wo
von Hrn. Prof. Kaufmann erst g
Rothglnth erhitzt und, mit Glyce:
Bern. MUtheil, 1669.
— (78 —
Mikroscop gebracht. Das vorher scheinbar leere Gestern
erscheint nun ganz durchsetzt von weissen Linien und
Kreisen, welche sich als Durchschnitte von Foramini-
ferenpanzern ergeben. Das Bild ist dasselbe wie das der
Schliffe von Seewerkalk, welche in Heer's „Urwelt" ab-
gebildet sind. Man sieht einfache weisse Ringe , die oft,
wenn der Schliff die Mitte der Schale getroffen hat, an
einer Stelle durchbrochen sind. Kaufmann, dem es ge-
lungen ist, die ganze Schale freizumachen, ideotiücirt sie
mit Lagena sphserica Ehrenb., aus der Rügener-Kreide,
ovale Figuren entsprechen der Lagena ovalis. Sehr
zahlreich sind dann auch spiralig aufgerollte Kammern
von bald kngliger, bald mehr gestreckter Gestalt, mit
einer kugligen Embryonalkammer im Centrum. Kauf-
mann bestimmt ähnliche Formen im Seewerkalk als
Nonionina. Ausser diesen finden sich selten in geraden
Linien an einander gereihte Kammern, welcbe wohl Sticho-
stegiern entsprechen, und unregelmässig zusammenge-
häufte mit grossen Poren, welche wir als Globigerineo
deuten dürfen. Im Ganzen aber herrschen weitaus die
Lagene» und Noniouinen vor.
Ich glaube daher behaupten zu dürfen , dass alle
diese von mir untersuchten Gesteine, sowohl durch ihren
übereinstimmenden petrographischen Charakter, als auch
durch die darin enthaltene Fauna der gleichen geolog.
Epoche, und zwar dem Seewerkalk angeboren.
Dass wir es bier nicht mit Jura zu thun haben, be-
weist das zahlreiche Auftreten von Monostegiern, welche
nach Reuss erst in der Kreide zum ersten Male erschei-
nen, und der Umstand, dass es trotz wiederholter Nach-
suchungen noch nicht gelungen ist, im Jurakalke unsrer
Alpen, namentlich in dem petrograpbisch am nächsten
stehenden Chätelkalke, Foraminiferen aufzufinden.
- 179 —
Ferner, das Auftreten der Foraminiferen f
Schiefer im Morgenbcrghorn zwischen Gault unt
eocenem Quarzsandstein, bei sonst ganz con
Lagerung der Schichten.
G. Hasler.
Telegraphißcher Wasserstandsanz
Vor zwei Jahren babe ich der verehrliche
schaft ein Pegelinstrument vorgezeigt, bei wel<
Wasserstand vermittelst eines Schwimmers und
von Stunde zu Stunde auf einer Papierwalze a
oet wird. Solche Limnigraphen sind seither an
am Rhein, am Bodensee etc. aufgestellt wor
haben sich überall gut bewährt. Ein wesentlich
schied zwischen jenem Instrument und demjen
ich heute erklären will, besteht darin, dass be
sten Instrument der Schwimmer direkt auf de
apparat einwirkt, also das komplete Instrumen
einer Station befindet, während bei dem voi
Instrument der Schwimmer fast eine Stunde vo
werk entfernt ist, und also beide Apparate c
telegraphische Leitung verbunden werden raus
Das Instrument soll den jeweiligen Wassei
Wasserreservoirs auf dem Konizberg kontin
Comptoir des Direktors der Gasanstalt in Bern
indem von hier aus die neue Quellwasserleil
wacht werden muss.
Eine allgemeine Uebersicht übei
biudung der Apparate unter sich und mit dt
sehen Batterie erhält man aus dem in Fig. I
— 1
neten Schema. Das bei de:
taktwerk ist durch den un
Wechselhebel W und die z\
Cn dargestellt. Wenn der
ein Contakt des Wechsels W mit der Schraube Ct , und
wenn er lallt, ein Contakt mit der Schraube C„ her-
gestellt werden. Das in der Gasanstalt befindliche Zeiger-
werk hat zwei Electromagnete ; je nachdem der Strom
der ebendaselbst aufgestellten Batterie durch den einen
oder den andern Electromagneten geleitet wird, soll ein
zwischen beiden sich befindlicher Zeiger nach links oder
nach rechts springen. Ein Pol der Batterie ist mit der
Erde, oder hier mit den eisernen Wasserleitungsröbren
in Verbindung, und fährt beim Reservoir zu der Achse
des Contakthebels W ; der andere Pol der Batterie fuhrt
gemeinschaftlich zu den Enddrähten der beiden Electro-
magnete E, und E„ , .während deren Anfangsdrähte je zu
einer der Schrauben Cj und Ca des Contaktwerkes ge-
leitet werden.
Das Contakt werk, Fig. II , wird durch den
Schwimmer in Bewegung gesetzt. Auf einer Stahlachse
sitzt hinter dem eigentlichen Apparat eine Holzrolle , auf
der sich eine Messingkelte auf- und abwinden kann ; an
der Kette hängt der aus Kupferblech bestehende Schwim-
mer. Die Rolle hat genau einen Umfang von \ Fnss ,
so dass eine Bewegung des Schwimmers von 1 Fuss
einen Umgang der Stablachse bewirkt. Beim Steigen
des Schwimmers wird die Bewegung der Achse durch
ein Gegengewicht verursacht. Auf der nämlichen Stahl-
achse sitzt eine Scheibe mit 10 Stiften. Ein Hebel von
Eisen H mit einem zahnartigen Vorsprung wird durch
diese Stifte bei der Drehung der Scheibe S gehoben , also
jedesmal, wenn sich der Wasserstand um 4 Zoll veran-
— m -
dert bat. So oft der Hebel H in die Höhe gehoben
wird , so findet behufs Schliessung der Batterie ein Con-
takt bei C statt. Vor dem Stiftenrad sitzt auf der Stabl-
achse ferner eine Hülse mit einem nach unten vorste-
henden Arm W. Die Hülse dreht sich vermöge der Frik-
tion mit der Achse , bis der Arm eine der isolirten Schrau-
ben Ct oder Cu berührt; dadurch wird der Arm arre-
tirt, während die Achse sich ungehindert fortbewegen
kann. Gleichzeitig mit dem obern gemeinschaftlichen Con-
takte findet ein Contakt des Armes W mit einer der bei«
den Schrauben Cx oder Cn statt. Im ersten Falle wird
der Strom der Batterie zum Electromagnet Et geleitet
and zeigt das Steigen des Wassers um 4 Zoll an; im
zweiten Falle geht der Strom durch den Elektromagnet
En und zeigt umgekehrt das Fallen des Wassers um
4 Zoll an.
Diese Einrichtung genügt jedoch noch nicht für den
sichern Gang des Instruments. Wenn z. B. das Wasser
um 4 Zoll sinkt , so wird der Hebel H gehoben , bis bei
C ein Contact entsteht, zugleich wird der Wechsel W
die Contaktschraube Cn berühren, und der Zeiger des
Indikators um 4 Grad rückwärts springen. Steigt nun
das Wasser nach erfolgtem Contakt bei C wieder, so
dreht sich die Scheibe mit den Stiften rückwärts, und
der obere Contakt wird aufgehoben, bevor der Wech-
sel W die entgegengesetzte Contaktschraube Cx erreicht
hat. Der Zeiger des Indikators ist um 4 Grad rückwärts
gesprungen, während die Scheibe mit den Stiften ihre
frühere Stellung wieder eingenommen und sich also der
Wasserstand nicht verändert hat. Damit der Zeiger ganz
genau die Schwankungen des Wassers anzeige, muss die
Einrichtung getroffen werden, dass der Contakt bei C
so lange andauert, bis der Wecbselhebel W von der
n Cn und umgekehrt iibergespran
eines solchen verlängerten
n folgender höchst einfachen Weise
n eisernen Hebel H ist ein zwischen
er Hagnetstab angebracht, dessen
vas schwerer ist als der linke, so
der Ruhelage an der über denasel-
tirschraube anliegt. Wird nun "der
n Stift gehoben , und dadurch der
teilt , so wird bei rückgängiger Be-
S der Magnet M vermöge der An-
n Eisenhebel folgen, und der Con-
rn, dass der Wechsel die entgegeo-
jbe berühren, und folglich der 7,eiJ
diejenige Lage zurückgehen kann,
;tem Contakte bei C eingenommen
rk, Fig. III, besteht aus zwei Elec-
'Oi zugehörenden Ankerbebeln und
wie sie von Siemens und Balske
-reichischen Telegrapbenzeitschrifl,
trieben ist. Wenn der galvanische
gnet Eu durebkreist, so wird der
ezogen ; der Schalthaken am obern
1s legt sich in die nächstfolgende
ades R, und sobald der Strom anf-
Zabnrad sammt dem Zeiger durch
wirkende Spiralfeder um einen Zahn
>ite Electromagnet E L sammt Anker
ntgegengesetzle Bewegung des Zei-
i. Da die beiden Ankerhebel mit
ilthaken in entgegengesetzter Rieb-
— 184 -
. Fischer -Ooster.
geologische Mittheilangen,
igen den 6. November 1669.
ehielu Ritei lind Einwirft, fit mir geperiietarMiti
gnickt wirf»
commen einer Liaszone tauchen der
ileson und dem Niremont im Kanim
Winter das Vorkommen von Rhäii-
an mehreren Punkten im ober«
wies und die Vermuthung aussprach,
uf der geologischen Karte angezeigte
tern Formation anzugehören scheine*))
, die Bestätigung dieser Ansicht so
Unser Museum wurde nämlich vor
rch den Sammler Jos. Cardinaux von
:h Serien von Petrefaklen von 42 ver-
ten westlich der Molesonkette uud
ier Flyschzone gelegen, bereichert.
H , C a i 1 1 e t a z und Sons lesEr-
ichen Abbange des Niremont ; sie In-
zwischen Cr^-moiry östlich von Chä-
I le Sauvage nordöstlich von Sem-
le ausgezeichnete Neocom petrefakten.
bei Chitel St-Denya, aa den Voirona, »in
dem Flyech auch ältere Formationen vor-
er das Alter des Flysches entscheiden.*
tya decorata Ziet. t. LXVI , f. 3 T
midus Ziet. t. LH, f. 4?
ss tintinnabulum Quenst. Jur. t. 41,
f. 51.
;d derselben Alpweiden fand Car-
es, sehr hartes Gestein von kiese-
i mikroskopischen Schnecken voo
hnkornes , worin auch einige Am-
von der Grösse und Form von
, f. 5 — 7 (A. Oxynotus pinguii).
obern Region des Untern Lias. —
findet sich östlich von den Weiden
?usse des Tremettaz bei Pueys, von
der Ooster'schen Sammlung bereits
stakten vorhanden sind,
des Sattels, welcher den Niremont
verbindet, längs einem Bache Ra-
n die Trßme ergiesst, fand Cardi-
Inter-Liaspetrefakten ; zwei schlecht
von der Form und Grösse von A.
lab. 8, f. 5 ; einige Bruchstücke von
zu ß. paxiüoBu» Schlotth. zu gehö-
einige Brachiopoden , wahrschein-
ssima Quenst. Jur. t. 12, f. 13, uud
Quenst. Jur. 1. 13, f. 22. Alle diese,
uchwacke und Dolomit,
an den Ufern der Treme, oberhalb
^ardinaux ein Lager ausgezeichneter
-) Petrefakten :
rT^"-1-
- 487 —
Ammonites tripartitus äOrb.
» - Viator cFOrb.
» coronatws Brug.
and andere noch nicht bestimmte.
Vom linken Ufer der Tröme bei la Tine brachten
Hr. Ooster und ich einige Fossilien des Untern braunen
Jura, in Verbindung mit Zoophycos Scoparius Beer und
Bdemnites canaliculatus Schi., diesen Herbst nach Bern.
Was nun die genauem Lagerungsverhältnisse aller
dieser Funde anbetrifft , so kann ich nichts darüber sagen,
da das plötzlich eingetretene schlechte Wetter uns ver-
hindert hat, dieselben zu untersuchen. Da es aber aus
den Schriften von Hrn. Prof. Studer erhellt, dass die
Schichten am Niremont südlich gegen die Molesonkette
zu einfallen, so muss, da am westlichen Abhänge des
Niremont Neocomschichten sich zeigen, und die altern
Unter- und Ober-Liasschichten am Fusse des Moleson,
also darüber liegen , nothwendig hier eine Ueberkippung
stattgefunden haben, wie ich es schon voriges Jahr in
meiner Abhandlung über die Rhätische Stufe der Gegend
von Thun behauptete, was aber durch Autopsie noch
ausser Zweifel zu stellen ist.
Die Ilu Mittheilung betrifft die schmale Flyschzone,
von der Hr. Prof. B. Studer im II. Theile der Geologie
der Schweiz, p. 121 , spricht, und welche er als die zweite
bezeichnet; sie zieht sich vom Hongrin längs den Gast-
losen gegen Jaun hin , und in ihr liegt der Berg Tabüsset
(siehe die Karte, welche Studer 's Westliche Alpen be-
gleitet, und worin er am rechten Ufer des Hongrin süd-
lich von Rossinifere angezeigt ist). Von diesem Fundorte
herstammend, fand ich in der Ooster'schen Sammlung
eine Reihe den Obern Lias bezeichnender Petrefakten
einem sandigen Mergelschiefer , der ganz wie Flysch
siebt; darunter sind:
Ammonites Tatricua Pusck.
n MurcAisonoe 9mt>.
n Humphriesianu* 8ov>.
Inoceramns Folgert Mer.
Lima Hausmanni Ooldf. f
Belemnites tripartitus Schlotth.
Spirifer ap.1
Auf diesen Schichten liegt ein sehr festes Conglo-
rat von Feuersteinen und Kalksstücken von der Grösse
er Haselnuss und etwas darüber, das am Stahl Fun-
i giebt, und welches reich an Versteinerungen ist, die
!i aber nur auf der Verwitterungsfläche erkennen las-
i. Das häufigste Fossil ist Belemnites kastatus Blaitu.
isselbe Conglomerat mit denselben Petrefakten findet
i bei Hugonanche und auf den Alpweiden von Chere-
etlaz im obern Vevaysegebtet an der Kette der Ver-
ix und an mehreren Punkten der Stockhornkette, and
Jet einen guten Horizont.)
Ganz ähnliche Schiefer, wie die von Tdbüsset. mit
erlias-Petrefakten fand Cardinaux an der Nordseite des
leson oberhalb Pringy ; die Petrefakten sind meist die-
ber» {lnoueramus Folgert Mer. und Ammonites Tatriau
ach.), nur ist noch Ammonites ßmbriatus Sow. dabei.
Tiefer im Tbale bei Montbarry ist ein besuchtes
lwefelwasser und in der Nähe ist ein Gypsbruch. Nach
*dinaux soll ein anderer Gypsstock ein paar Stunden
iter oben am Berge sich finden; den genauem Fund-
hat er nicht angegeben.
Die Linie, wo man Rhä'tische Petrefakten beobach-
hat , zieht sich von Montreux über die Basis des Hont
- 489 —
Cubli, zeigt sich am rechten Ufer der Vevayse bei La
Cagne, Cloz Gendroz und Praley westlich der Dent de
Lys, überschreitet bei Rachevys den Sattel der die Mo-
lesonkette mit dem Niremont verbindet, und zieht sich
von da längs der Basis des Moleson gegen Greyerz, wo
bei den Schwefelbädern von Montbarry Gyps gegraben
wird. Die nordöstliche Fortsetzung dieser Linie wurde
bereits von Hrn. Gilleron zwischen Charmey und Val-
sainte nachgewiesen , und ist auf der geologischen Karte
aogezeigt; sie bildet die Verbindung mit den längst be-
bekannten Gypsbrüchen am Schwarzsee, am Zusammen-
flüsse der kalten und warmen Sense, und weiter östlich
mit der Gypslinie vom Schwefelberg und bei Oberwirt-
nern und Blumistein-Allmend; beim Glütschbade über-
schreitet sie die Kander und endet an der Spiezfluh am
Thunersee.
Erwägt man, dass auf der andern Seite sich eine
Linie von Gypsstöcken von Krattigen am Thunersee längs
der Ostseite der Niesenkette über die Haanenmööser, die
Reulissen bis nach Bex sich verfolgen lässt, so bietet
sich unwillkürlich das Bild einer grossen Gypsmulde dar,
auf welcher die ganzen Gebirgssysteme der Niesen- und
der Stockhornkette sowie der Freiburger- und Waadt-
länder-Alpen ruhen.
Wie dem auch sei, der Gyps zeigt sich auch an
der Nordseite des Thunersee's, etwas östlich von Sigris-
wyl , nicht weit von den Felsen mit Tavigliana-Sandstein,
die am Fusswege von Sigriswyl in das Justusthal an-
stehen und die Dallenfluh bilden.
Dieses führt mich zu meiner dritten Mittheilung:
III. Ueber das geologische Alter des sog. Tavigliana-
Bandsieines.
Es gibt wohl wenig Lokalitäten am Fusse der Alpen,
deren strati graphische Verhältnisse so gründlich erforscht
worden sind, wie die Gegend zwischen Sigriswyt und
Herligen nördlich vom Thunersee. Prof. B. Studer be-
schreibt sie bereits in der Monographie der Molasse,
p. 37 — 54 , — die Dallenfluh speciell , p. i5 - - 47 eben-
daselbst ; ferner in der Geologie der westlichen Schweizer-
Alpen, p.454; (p. 146 — 455 ist der Tavigliana- Sand stein
weitläufig erörtert); ebendaselbst, p. 413 und 444, ist
das Verhalten des Tavigliana- Sandsleins zum Gurnigel-
Sandstein besprochen.
In der Geologie der Schweiz findet man im zweiten
Theil, p. 443 und 414, die stratigraphischen Verhältnisse
des Tavigliana-Sandsteines und dessen geologisches Al-
ter festgestellt. — Prof. B. Studer sagt hier p. 414: „Die
»Stellung der Steinart in der eocenen Lagerfolge ist kei-
neswegs coostant die nämliche. In Savoyen sieht man
»sie wohl immer über dem Nummulitenkalk als eine Ab-
Ȋnderung des Flyschsandsteins. In Uri und Glarus scheint
»sie mit den höheren Massen des Nummulitensandsteins
»in enger Verbindung zu stehen. Bei Kalligen tritt aller
»dings der Tavigliana aus der Grundlage des Spatangen-
»kalks hervor, aber mit ihm auch der Flyschsandstein,
»der durch Uebergänge mit ihm verbunden ist; die Lage-
»rung ist offenbar eine durch Ueberschiebung oder, wie
»die der Voirons, durch Quetschung eines Gewölbes ge-
»störte. In den westlichen Berner-Alpen lässt sich kaum
»bezweifeln, dass unsere Steinart dem tiefern Theile der
»Nummulitenbildung angehöre, n u. s. w. — Die neuern
Ansichten Hrn. Prof. B. Studer's über diese Bildungen
findet man in den Archive» de ta Sibl. umWwWe, t. XV,
Dec. 4862. worauf ich verweise.
Im Jahrgang von 4850 der Neuen Denkschriften der
atlg. Schweiz. Ges. für die Naturwissenschaften (Bd. XI)
- 191 -
ist eine längere Abhandlung von Prof. L. Rütimeye
das schweizerische Nummulitenterrain mit beso.
Berücksichtigung des Gebirges zwischen dem Thu
und der Erame. — Auch hier sind die Lagerungsv
nisse des Tavigliana-Sandsteins an der Dallenfluh
halb Sigriswyl des Gründlichsten erörtert und mit gc
Gebirgsprofilen erläutert.
Es ist hier der Ort einen Irrthum zu erwähne
im 3. Theile der fossilen Flora der Schweiz voi
0. Heer sich eingeschlichen hat. Es heisst dort
sechste Linie von unten : » Lagerungsverhältnisi
aFlora zeigen, dass die Mergel von Katligen (Ra
■Sandstein Stnder's) zur ältesten Molasse der S
»gehören. Es geht aus den Untersuchungen von
»und Rütimeyer hervor, dass der Rallig-Sandstein
■falls jünger sei als der Nummulitenkalk und der I
»aber alter als die bunte Nagelfluh jener Gegend,
■derselbe in den Ralligstöcken steil nach Süden <
■ wie der darunter liegende Flysch
»Nummulitenkalk, während die Nagelfiub
»rizontaler Lagerung an ihn anstösst.« DerNnmm
kalk liegt niemals unter dem Rallig-Sandstein, <
niemals vorkommt da wo Rallig-Sandstein sich
wie bei Ralligen, bei Sroc im Kanton Freiburg i
der Vevayse bei Chätel St-Denis ; auf den Ralligs
bildet er die obersten Schichten des Berges , dessei
aas steil südlich einfallendem Neocom besteht, «
selbst auf Tavigliana-Sandstein und dem in Tavi
Sandstein übergehenden und denselben einschüesi
Flysch und Rallig-Sandstein aufliegt. Auch dies
lern Schichten haben ein steil südliches Fallen, wi
die daran stossende Nagelfluh horizontal gelagi
Nummulitenschichten finden sich hier unten keine \
— II
o hieraus, da
urchaus keine
Rallig-Sandst
machen,
Prof. B. Stud
organische U< a
restl. Schweizer-Alpen, p. 148.) Hr. Prof.
le citirte Abhandlung p. 46) hingegen sagt
mg des Tavigliana-Sandsteins : «Mitten in
charakteristischen Sandsteine treten feine,
ehr quarzreiche Sandsteine auf mit erdig-
uch, durchaus ohne erkennbare Körner,
rrün, als ob nur die grobem Körner der
taten weggeblieben wären ; die Ablösungen
en Glimmer, und sind mit seltenen koh-
i r r e s t e n bedeckt.« . . . Weiterhin p. 17 ;
Lagern liegen sogar deutliche Braunkohle
!, sehr kenntlich erhaltene Pflanzen-
leben den grünen Flecken und selbst neben
len Kluftflächen mit schönen Laumoniten.
lie genannten merkwürdigen Varietäten mit
esten eingeschlossen zwischen unverkenn-
teristischem Tavigliana-Sandstein , u. s. w.i
auch sei, so viel steht fest, dass bisher
Pflanzenreste versucht hat zu bestimmen,
hlüsse auf das geologische Alter des Ta-
.cines zu ziehen. — Aber worauf gründet
Litersbestimmung dieser Felsart? wird man
nnen nicht nur stratigraphische Rücksich-
Urn. Prof. B. Studer bewogen baben, den
dstein in die Eocenzeit zu versetzen ");
3b Bind allerdings nur Htratigraphische Rücksichten,
d hergenommen , welche einfache und deutliche
* 77^ i
- 193 —
denn die Schichten der Dallenfluh bei Sigriswyl lassen
sich bis ans Seeufer bei Merligen verfolgen und auf
ihnen ruht der ganze Gebirgsrücken der Ralligstöcke,
d. h. die regelmässige Schichtenfolge vom untern Neo-
com bis und mit den Nummulitengesteinen , die den Gipfel
-der Ralligstöcke bilden, und wobei die Schichten des auf
dem Tavigliana-Sandstein ruhenden Neocoms concordant
mit denjenigen der Unterlage sind, d. h. sie schiessen
alle mit südlichem Fallen in das Gebirge, so dass hier
gar kein Grund vorhanden ist, eine Unterschiebung an-
zunehmen. Diese Lagerungsverhältnisse hätten im Gegen-
tbeil die Geologen veranlassen sollen, dem Tavigliana-
Sandstein ein grösseres Alter zuzuschreiben, besonders
wenn man noch in Betracht zieht, dass in nächster Nähe
der Dallenfluh Gyps zu Tage tritt.
Der Hauptgrund der Annahme des eocenen Alters
für den Tavigliana-Sandstein liegt, so viel ich aus den
Schriften von Hrn. Prof. Studer ersehen konnte, erstens
in den Lagerungsverhältnissen derselben in den Savoyer-
Alpen, und dann hauptsächlich in dem Zusammenvorkom-
raen des Tavigliana-Sandsteins mit dem Flysch*), in dem
Uebergang des einen in den andern , und in der Schwie-
rigkeit, diese Gebilde von einander zu trennen. Da nun
aus anderweitigen Erwägungen der Flysch in die Eocenbil-
dungen gesetzt worden ist, so musste consequenter Weise
der Tavigliana-Sandstein das nämliche Schicksal erleiden
und wurde eocen erklärt.
JLagerungsverhaltnisse zeigen, welchem auch Necker, Favre, Lory
retc. gefolgt sind."
*) G. A. „Gurnigel-Sandstein kommt bei Ralligen nicht vor,
rond von den Verhältnissen an dieser Stelle oder im Kienthale,
„Kanderthale etc. kann man nicht auf das Alter des Gurnigel-Sand-
»Bteins 0chliessen.a
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 708.
Es folgt aber daraus dass, wenn man aus paläonto-
logischen oder aus irgend andern Gründen beweisen
kann, dass der Tavigliana-Sandsteio einen viel alten
Ursprung hat als die Eocenzeit, diese selben Gründe sich
auch auf das Alter des Flysch anwenden lassen , weil nach
den übereinstimmenden Erklärungen von Hrn. Prof. Studef
sowohl als von Prof. Rütimeyer die Gebilde des Flysch und
des Ta vi gl Jana-Sandsteines in einander übergehen und sich
nicht in verschiedene Altersstufen trennen lassen.
Das Vorkommen des Tavigliana-Sandsteins an der
Dallenfluh ist übrigens nicht die einzige Thatsache, welche
für ein höheres Alter desselben spricht. Auch in den
Waadtländer-Alpen lagert derselbe gewöhnlich unter den
Neocom, und wird, wo jurassische Bildungen vorkom-
men, auch von diesen überlagert (siehe Renevier's mas-
sif de l'Oldenhorn im VIII. Theile des »Bulletin de U
Soc. vaudoise des Sciences nat., pag. 287«). — Eine ähn-
liche Bewandtniss hat es im Kandertliale . wo der Tavi-
gliana-Sandslein am Fusse des Mittaghornes mächtige
Felsen bildet (vom Hittaghorn besitzt unser Museum
sowohl Neocom- als Eocenpetrefakten), siehe Studer:
West!. Alp. pag. 151; ebenso im Oeschenenthale , im
Kienthale findet er sich meist an der Basis der Gebirgs-
züge (I. c. p. 453), deren Gipfel neben Nummuliten auch
untere Kreideschichte aufweisen. — ich verweise ferner
auf die Lagerung des Tavigliana-Sandsteins im Sernfthal.
Kanton Glarus, wo er in der Nachbarschaft der ältesten
schweizerischen Formationen mächtige Felsen bildet (siebe
Heer Urwelt d. Schweiz, p. 239, und Studer: Geologie
d. Schweiz, II, p. 132. Entscheidend aber ist die Tbat-
sache, wenn sie wahr ist, die ich in einem Referate *)
*) Siebe Sonntagsblatt des „Bund" vom 26. September 1869.
pag. 2, unten in der 3. Colonne.
— 195 —
über die letzte Sitzung der allg. Ges. d. Schweiz. Naturf.
in Solothurn gelesen habe: nämlich »dass Herr Pfarrer
Chavannes in Aigle Stücke von Tavigliana - Sandstein in
Rauchwacke eingeschlossen gefunden habe « *). Dieses
wurde den Tavigliana-Sandstein mindestens bis in die
Trias hinunter setzen, und wäre eine Bestätigung des
Vorkommens von Petrefakten der Rhätischen Stufe im
Gurnigel-Sandstein, die ich voriges Jahr nachgewiesen
habe ; denn dass dieses letztere zum Flysch gehört und
dieser und der Tavigliana-Sandstein von gleichem Alter
sind, behaupten sowohl Hr. Prof. Studer als Prof. Rüti-
meyer, wie ich vorhin gezeigt habe.
Die neueste Thatsache, welche für diese Ansicht zeugt,
datirt vom letzten Sommer.
Bei einer Excursion, die Hr. Ooster nach Sigriswyl
und Umgegend vornahm , gelangte er auch an die Dallen-
fluh, und da er in den Schutthalden derselben deutliche
Spuren von Pflanzenresten entdeckte, so gaben wir un-
serm Sammler, G. Tschann von Merligen, den Auftrag,
dort neue Nachforschungen nach organischen Resten zu
machen. Dieser hat sich seines Auftrags entledigt, und hat
die Dallenfluh Schicht für Schicht durchsucht. Nebst vie-
len undeutlichen Pflanzenresten brachte er auch einige
sehr erkennbare Stengelstücke eines Equisetums, die nicht
verschieden scheinen von denen, die im Keupersandstein
vorkommen ; ferner einen Fischzahn aus einem vom
Gurnigel-Sandstein nicht zu unterscheidenden harten
Sandstein, auf dessen anderer Fläche Laumonit-Krystalle
sich befinden; endlich aus einem grobkörnigen, grün-
lichen Sandsteine , ähnlich dem sog. Rallig-Sandstein von
Prof. Studer, der mit dem vorigen ebenfalls in der Dallen-
*) G. A. Diese Thatsache kann mit gleichem Recht als Be-
weis eines Jüngern Alters der Ranhwacke geltend gemacht werden.
A. Byte.
Pfarrer in Wimmia.
Beiträge zur Kenntniss der erratischen
Bildungen im Kanderthale.
(Amioj tu einen Briefe in Bern hidor Biehaiii)
Vorgetrogen den 10. I'eceiuber 1869.
Mündlich und schriftlich ersuchten Sie mich um Mil-
Iheilung der von mir im Kanderthal gemachten Wahr-
nehmungen und Beobachtungen über die dortigen erra-
tischen Bildungen. Obgleich ich der Ueberzeugung bin.
dass was mir aufgefallen, schon Andere gesehen, so will
ich nichtsdestoweniger Ihrem Wunsche nachkommen und
Ihnen in kurzen Zügen aufzeichnen, was mir noch in
Erinnerung ist. Zu dem Ende bitte ich Sie, mit mir im
Geiste eine kleine Wanderung von Wimmis nach Kander-
steg anzutreten.
Ich stelle mir vor, Sie seien mit der Post beim Brod-
hüsi angekommen und von mir in Empfang genommen
worden. Bevor ich an Ihnen Gastfreundschaft übe, müs-
sen Sie mich vom Wirthshause im Brodhüsi noch einige
Schritte lhalauswärts begleiten, wo wir neben der Zünd-
holzfabrike rechts in den kleinen Boden hinunter gehen,
um einen ziemlich grossen erratischen Block von meta
morpbischem Kalkschiefer in Augenschein zu nehmen,
genau von derselben Gesteinart, wie wir sie spater ein-
wärts Fruligen im Kandergrund in Hasse treffen werden.
Dieser Stein zeigt deutliche Spuren von Gletscherschliff.
Verfolgen wir die Terrasse, auf der wir uns befinden —
offenbar das alle, erst 1742 liefergelegte Bett der Simme
— noch weiter, so stossen wir Schritt für Schritt auf
— 199 —
erratische Blöcke und Blöcklein, theils von jenem Kalk*
stein , theils aber auch von verschiedenen Granitabände-
rungen , wie wir sie letzten Herbst zusammen um Wimmts
gefunden. Vor Allem nimmt aber ein mittelgrosser Block
unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Derselbe liegt näm-
lich auf einer Kante des hier überall zu Tage tretenden
Kalkfelsens der Simmenfluh; zwischen dem Blocke und
der Felsenkante ist aber ein kleiner Stein von etwa Kopf-
grösse so eigentümlich eingeklemmt, dass diess nur
durch Ueberschiebung bei Bewegung des Gletschers ge-
schehen sein kann.
Doch wir wollen uns um Wimmis nicht länger auf-
halten. Ich erinnere Sie nur noch an einen prächtigen
42 Fuss hohen, 10 Fuss breiten und wohl 20 Fuss langen
Granitblock am südlichen Fusse des Pintel. Höchst wahr-
scheinlich wird dieser Bursche der Nachwelt erhalten blei-
ben; er gehört unserm Gemeindepräsident J. Regez.
Wir wollen nun thaleinwärts wandern, dem Niesen
entlang, ins schöne, mir so liebe Kanderthal, aber ohne
rothes Buch , nur mit offenen Augen. Auf der linken Thal-
seite, am Fuss des Niesen, treffen wir nur wenige erra-
tische Spuren , so zwischen R e u d 1 e n und W e n g i ,
wo in der Nähe einer kleinen Brücke eine Bachschalen-
einfassung aus charakteristischem Gasterengranit herge-
stellt wurde. Die Blöcke lagen wohl in der Nähe und
wurden wahrscheinlich vom Bache heruntergeschwemmL
Ueberhaupt spielen die tief eingeschnittenen Bäche
längs der ganzen Kette eine grosse Rolle. Ihnen und der
Hasse ihres Schuttes haben wir es wohl zu danken, dass
wir hier so wenig erratisches Material finden. Diese tiefen
Ronsen legen dazu kein schönes Zeugniss von der Forst-
wirtschaft der Frutiger ab ; denn alte Männer erzählen
zur Genüge, wie am Ende des vorigen und zu Anfang
— 201 -
faeit des Landvogtes Elsinger erinnern lassen, den das
Brausen im Schlafe störte und der desshalb die Blöcke
wegzuräumen befahl , von seinem Befehl aber wohlweis-
lich zurückkam, als ihm die Arbeiter erklärten, die Steine
seien verjährt, — haben wir also die Kander überschrit-
ten, so zeigt sich uns in den einzelnen grossen Blöcken,
sehr oft von demselben gestreiften metamorphischen Kalk-
stein, wie beim Brodhüsi, und in den grossen auf den
Aeckern zusammengetragenen Steinhaufen , eine wahre
petrographische Musterkarte , ebenso auch in den erst in
den letzten Jahren ausgeführten Strassenmauern ; wir sind
auf ehemaligem Gletscherterrain, obgleich Spuren von
Gandecken fast gänzlich fehlen. Als die erste Moraine
erscheint mir die Erhöhung, welche den sogenannten
Bifigstutz bei derBifigen- (offenbar Bivium) Zündholz-
fabrike bildet (bei dem A[chern] der Dufourkarte. Sol-
che Gandecken folgen sich nun in grössern und kleinern
Zwischenräumen, ziemlich deutlich zu unterscheiden , bis
an den Fuss des Bühl, hieher Kandersteg. Bei meinem
letzten Besuche im Thal am 8. Nov. 4869 zählte ich von
Bifigen an 54 einzelne deutlich zu unterscheidende Mo-
rainen, sämmllich von der Kander oft vielfach durch-
brochen und öfters zu isolirten konischen Hügeln aus-
gewaschen, ganz ähnlich, wie sie sich bei Ems in der
Nähe von Chur finden. — Aus dem Umstände, dass sich
von Bifigen bis Mühlenen so wenig von Horainen wahr-
nehmen lässt, möchte ich fast schliessen, dass der Glet-
scher hier beim Abschmelzen einen See gebildet habe,
in dem die Schuttmassen zerfahren sind. Dasselbe scheint
mir wieder der Fall bei Wimmis. Merkwürdig erschien
mir bisher immer , dass von Frutigen an der Granit nur
an der rechten Thalseite gefunden wird, mit Ausnahme
der Bäuert R e i n i s c h an dem Gässchen, das von Adel-
Bern. Mittheil. 1869. Nr. 709.
— 202 —
ilbodenstrasse fuhrt. Es thürmt sich in-
liche Thalwand an einzelnen Stellen 3000
ehr steil auf, so dass Lawinen und an-
vom Gletscher heraustransportirten Steine
berdeckt haben. Diess findet an der öst-
Thalseite nicht statt. Granitblöcke finden
F'a in die Höhe des Buchstabens e im
(Bl. XVII). — Ein offenbarer erratischer
iem vordersten Felskegel , über welchem
Ruine der (1409 zerstörten) Felseoburg
n oben konnte er unmöglich herabgerollt
liefen Fläche liegen 'geblieben sein,
ilaue Seelein wollen wir nicht bei
>sen alten Ueberrest und offenbaren Ver-
len Zeit oder der unmittelbar darauf fol-
;n zwei prächtige Gandecken eingeklemmt,
ee uns mit seinem zur Sommerszeit bei
jm Himmel gleich intensivem, eigenthüm-
ts gewiss nicht nur in der krystailb eilen
ssers, sondern wohl auch in dem Kalk-
und hat. Denn man kann einen doppet-
g des Seeleins wahrnehmen : einen or-
i den Bestimmungen meines Freundes
st aus Diatomeen bestehend, und einen
aus simplem Kalk- und Mergelschlamm.
bekommt das Wasser auf seinem Wege
cken. Seit der Wirth Reichen in Hunder-
te sogenannte Trinkhalle — Lusthaus ge-
erliebste kleine Halbinsel und damit den
jämmerlich verunstaltet, mögen wir aber
lange hier verweilen. Wir wenden uns
ärts, dem Fusswege folgend, der südlich
Höhe der nächsten Moraine führt, steigen
'*&&.
- 203 —
wieder hinab und durchschreiten den folgenden Boden,
am durch einen weitern Block wall zu dringen. Dieser
Durchpass gehört zu den romantischesten Stellen des
ganzen Thaies. Der Pfad führt zwischen gewaltigen Blö-
cken durch den Wald; in einem der Blöcke entdeckte
Freund Ziegler Belemniten; der andere wohl 20 Fuss
hohe , etwa 80 Fuss lange und 30 Fuss breite Block zeigt
auf das Anschaulichste, dass er vorwärts geschoben wurde.
Er ist völlig wie express zur Illustration einer Vorlesung
über die Gletscherzeit gemacht und verdiente photogra-
phirt zu werden. Kleinere Steine sind zwischen den Block
und dessen Unterlage eingeklemmt , und der Druck zer-
spaltete die Spitze der Unterlage. Er ist keiner Gefahr
der Zerstörung ausgesetzt.
Bei Mitholz gewinnen wir wieder die Strasse. Da wo
vonGiessenen herunter der Stegenbach die Strasse kreuzt,
lassen Sie sich auf die gewaltige Schuttmasse aufmerksam
machen , welche da oben den Bachruns zu beiden Seiten
einfasst und offenbar glacial ist. Wäre sie nicht so fest
verkittet (wie etwa der Gletscherschutt am Strattlighügel),
so hätte der oft sehr bösartige Bach sie längst hinunter-
gespült. Besieht man die Masse in der Nähe, so zeigen
sich viele gletschertischähnliche Bildungen (Erdpyramiden).
Hier kömmt auch, wie mir wenigstens scheint anstehend,
jenes eigenthümliche Conglomerat vor, das bei Mühlenen
in Verbindung mit erratischem Terrain auftritt. Gewaltige
Blöcke davon hat der Stegenbach 4868 an die Strasse
heruntergewälzt. Oben an der Fluh, nicht weit unter
dem F des Wortes Fluh (Bl. XVII), zeigt der Fels tiefe,
runde, glatte Auswaschungen — ob vom Stegenbach oder
vom Gletscher herrührend? — Von erratischen Blöcken
nennen wir wegen ihrer Grösse nur noch drei. Den einen,
wie ein Obelisk aufrecht stehend, kann man in der sogen.
'73F.
— 20* —
Schlossweid, am Fuss des Bühl, nicht übersehen.
Ueber den andern führt die Strasse gleich vor der ersten
(untersten) Windung , so dass nur ein Viertel davon siebt-
bar wird , das übrige wurde weggesprengt. Vom dritten,
einer gewaltigen Platte von metamorphischem Kalkschiefer,
ist gar nichts mehr zu sehen. Gleich hieher des kleinen
Wäldchens, unterhalb den einzelnen Lärchenbäumen, ward
sie gefunden und stückweise gleich als Coulissendeckel
verwendet. Sie hatte so ziemlich eine Länge von 20 Fuss
bei 45 F. Breite und 6 F. Dicke, und überdeckt jetzt die
Coulisse in ihrer ganzen Ausdehnung allein. — Diese erra-
tischen Ablagerungen, welche das prächtigste Strassen-
material gerade am Platze finden Hessen, ermöglichten
es auch, an der auf 65,000 Fr. devisirten, im Jahre 4865
gebauten Bühlstrasse einige Tausend Franken zu ersparen.
Zu Kandersteg angelangt, braucht wohl kaum auf die
gewaltige Moraine am Westabhang des Thaies hingewie-
sen zu werden, da sie sogar Nichtgeologen auffällt. Sie
rührt offenbar vom Blümiisalpgletscher her. Die Reste
zwischen diesem Morainenstück und demjenigen an der
östlichen Thalwand sind wohl durch die Kander weg-
gefegt. Sagt uns diese Formation etwa , das der Blüm-
Iisalpgletscher den Boden von Kandersteg ausgefüllt, nach-
dem der Kandergletscher sich schon weiter zurückge-
zogen ?
Innerhalb des grössten Häusercomplexes von Kander-
steg treffen wir dann wieder Gandecken, deren grösste
«die Buhle» heisst. Dort aber finden wir nichts mehr
von dem mehrmals genannten gestreiften metamorphi-
schen Kalkstein und Schiefer, woraus ich schliessen muss,
er müsse am Doldenhorn und an der Blümlisalp anstehen,
was auch Freund Fellenberg bestätigt. — Bei der Cor-
rektion des sogen. Sagestutzes in Kandersteg, wo es
- 209 -
seins von mir gelödtet und sorgfaltig entfernt worden
waren, der Krankheit Einhalt zu thuu.
In dem Zeiträume vom 25. — 30. Juli erhielt ich als-
dann fernere 32 Stuck gesunder Cocong.
In dem Zeiträume vom 7. — 14. August wurden fer-
nere 63 Stück erzielt.
Im Zeilraum vom 25. August bis 27. Oktober gewann
ich alsdann noch 270Cocons, welche aus Würmern hervor-
gingen, die von keinem Krankheitssymptome befallen wor-
den waren, und somit auch schöne, ziemlich seiden-
reiche und ganz gesunde Cocons lieferten.
Somit realisirte ich in diesem Sommer die schone
Zahl von 503 Schweizer-Cocons aus Eiern, welche aus
den importirten indischen Cocons herstammten.
Bereits Ende August zeigte sich die zweite Gene-
ration der in der Schweiz gezogenen Cocons. — Es
verwandelten sich nämlich die zuerst erhaltenen 138 Co-
cons in Schmetterlinge, was während eines längeren Zeit-
raumes in 12 — 14 Tagen vor sich ging; aus diesen re-
sultirten acht Copulationen, welche viele befruchtete Eier
lieferten, denen von neuem Raupen entschlüpften. In
der Mehrzahl der Fälle aber konnte die Zucht derselben
nicht vollendet werden, weil die meisten Thiere aus Han-
gel an Futter wegen der vorgerückteren Jahreszeit nicht
bis zum Einspinnen gelangte. Jedoch erhielt ich von
ihnen 5 Stück Cocons der zweiten Schweizer-Generation '
des Jahres 1869.
Noch später entschlüpften aus den Anfangs Augusts
erhaltenen Cocons eigentliche Schweizer-Schmetterlinge,
wurden aber nicht zur Copulation zugelassen, weil vor-
aussichtlich die aus ihnen resultirenden Eier wegen der
vorgerückten Jahreszeit aus Mangel an Futter doch nicht
bis zur Coconsbildung hätten gelangen können. Der
Bern. Mittheil. 1869. Hr. 710.
dieses Jahres entschlüpfte am 24. Ok-
ben Cocon, die übrigen Cocons ver-
eingetretenen Kälte wegen in diesem
den aller Voraussicht nach über-
liebenen indischen Cocons sind alle
wovon ich mich dadurch überzeugte,
elben durch einen Querschnitt öffnete
arsuchle, die bei der Berührung sich
wegte.
1 Monat December 4869 befinden »ich
noch lebende Cocons :
Sucht.
ersten Generation oder direkte Stick.
inge der importirten Indier . 221
weiten Generation ... 5
:h nicht ausgeschlüpften impor-
n jedoch noch . . . f08
sind und laut früheren Erfahrungen
uern, und möglicher Weise nächstes
terzucht benutzt werden können. —
hielt zwar letztes Jahr kein günstiges
ie Copulation.)
; Zuchten. An auswärtige Züch-
rsendet, pnd zwar:
i f an Hrn. Albert Pictet von Landecy
400 Stück.
66 schöne Cocons und überliess sie
es zum Ueberwintern.
sänne an Hrn. Professor Chavannet
120 Stück,
ücktich in seiner Zucht und erhielt
tete aber keine Cocons.
— 2H —
3) Nach Herzogenbuchsee an Hm. Emil Hoser
60 Stücke.
Derselbe übersandte mir 7 schone Cocons, die er aus
ihnen gezogen hatte, zum Ueberwintern und zur Verei-
nigung mit den meinigen, um im nächsten Frühjahr eine
desto grössere Zahl gleich alter Cocons beisammen
zu haben, wodurch natürlich die Chance zur Erreichung
von befruchtenden Copulationen vermehrt wird.
4) Nach Lenzburg an Hm. Wnllschlegel,
erste Lieferung 100 Stück,
welche laut seinem Bericht taub waren ;
zweite Lieferung 400 Stück,
welche alle lebende Raupen hervorbrachten, die schön
heranwuchsen, die 3. und 4. Häutung durchmachten, als-
dann aber alle hinstarben und keine Cocons gaben.
5) Im botanischen Garten in Bern an Frau Severin
50 Stück,
davon resultirten 46 Cocons, die überwinterten.
6) Herrn Jenner in Bern . 50 Stück,
kein günstiges Endresultat.
7) An die Akklimatisations-Gesellschaft
in Berlin 220 Stück.
Diese Eier wurden dem Hrn. Holgärtner A. Fintel-
maun auf der Pfaueninsel bei Potsdam zur Fortzucht über-
geben. Derselbe berichtete, dass am 19. Juli Morgens
die ersten, am 20. bereits über 400 ausgekommen waren.
Im Ganzen sind alle 220 erschienen; dieselben liefen in
den ersten Stunden unruhig umher, sassen aber andern
Tages fest und frassen. Am 25. Juli begann eine Diar-
rhoe, der alle bis zum 4. August erlagen.
8) Nach Bielitz in Schlesien (Oesterreich) an
Hrn. Seminarlehrer Zlik .... 220 Stück.
i
— 212 -
Derselbe war so glücklich, 106 Cocons zu erhalten,
welche überwintern werden.
Es wurden somit durch Zucht in Europa im Som-
mer des Jahres 1869 an Cocons der Saturnia Myliüa
erhalten :
Cocons erster Generation ... .503
» zweiter » .... 5
» die überwintern 446
Davon befinden sich in meinen Händen theils von
eigener Zucht herrührend, theils von fremder:
Cocons Schweizerzucht 244
» importirt aus Indien im Jahre 1869 . 408
die möglicherweise im nächsten Frühjahr ausschlüpfen.
Das erhaltene Resultat der diesjährigen Züchtung
ist somit ein befriedigendes und giebt zu schönen and
gegründeten Hoffnungen der Weiterzucht im künftigen
Frühling Aussicht.
Obige Thatsachen und meine anderweitigen Beob-
achtungen bei der Züchtung beweisen, dass die Raupen
der Saturnia Mylitta mit den Blättern der einhei-
mischen Eichen arten nicht bloss in Europa über-
haupt, sondern eben so gut an verschiedenen Orten der
Schweiz mit Erfolg gezüchtet werden können. Dass dem-
nach die Möglichkeit einer definitiven Akklimatisa-
tion dieser Thiere in der Schweiz nicht nur nicht
bestritten werden kann, sondern sogar höchst wahrschein-
lich ist. — Ferner geht aus meinen Beobachtungen her-
vor, dass es sehr wesentlich, ja sogar zum günstigen
Erfolge höchst nothwendig ist, mit grösseren Men-
gen von Cocons zugleich zu operiren.
Es geht aus ihnen hervor , dass in einem Sommer
wenigstens zwei sich folgende Generationen erzielt, ja
sogar während des ganzen Sommers zu jeder beinahe
- 213 —
beliebigen Zeit neue Zuchten gewonnen werden kör
Bei industriellen permanent und in jedem Monate e
genden Zuchten liegt es demnach in der Macht der Z
(er, den ganzen Sommer hindurch Seide zu erzeu
Wir haben ferner erfahren, dass es Coconsarteu g
welche einen Sommer und wahrscheinlich den daraul
genden Winter überdauern. — Ob diese letztern dai
unserem Klima lange genug mit dem Ausschlüpfen
dem Eierlegen zuwarten werden , bis im folgenden F
ling sich genügend Futter findet, ist noch unentschie
— Endlich haben wir gesehen , dass vorläufig keine Z
len im Freien mit günstigem Erfolg gekrönt waren,
dem dass dieselben unter dem Schutze geschloss
Räume vor sich gehen müssen. — Dieser Satz ist
läufig für die importirten indischen Cocons gültig,
nach einmal erfolgter Akklimatisation sich dieses Verl
nicht ändern wird, kann bloss die Zukunft lehren, sc!
aber wahrscheinlich zu sein.
Das Verfahren, welches ich anwandte, um die
gattungen dieser Thiere zu erzielen, war ein doppe
Anfänglich sperrte ich je zwei gleich alte Schroetter!
verschiedenen Geschlechtes in cytindrischen Gasze
teln ein, deren Wandungen durch ein Drahtgeripp
der Weise auseinander gebalten wurden, dass ein hc
Raum von beiläufig 2 Cubikfuss Volumen entstand,
hing sie in dem Züchtungslokale frei auf. Die Schme
linge verweilten den Tag über ganz ruhig, an den V
den des Beutels hangend, in demselben. Sobald
Abenddämmerung hereinbrach, wurden sie aber unr
und flatterten stark umher, und die Begattung erf<
gewöhnlich erst in der zweiten Nacht, nachdem das W
chen vorher schon eine Menge unbefruchteter Eier g<
hatte, gegen die Morgenstunden, und dauerte a!s<
_ 245 -
Zukunft verhältn issmassig die grbssten Erfolge realisiren
werde. — Hierbei beobachtete ich noch folgende gün-
stigen Umstände : Die aus diesen letzteren Paarungen her
vorgegangenen befruchteten Weibchen waren alle noch
sehr frisch, and ihre Flügel sowohl als auch diejenigen
der Mannchen fast ganz intakt, was bei den in den klei-
nen Gazebehältern erzielten Copulationeo gewöhnlich
nicht der Fall war. Zudem hatten die aus den letzten
September - Copulationen hervorgehenden befruchteten
Weibchen vor dem Begattungsakte noch keine unbe-
fruchteten Eier abgelegt, wie dieses von den in den Gaze-
behältern verwahrten fast immer und in nicht unbedeu-
tender Menge der Fall war, und lieferte jedes demnach
meistenteils nahe an 200 Stück befruchteter schöner und
guter Bier.
Diese wurden mit Gummi arabicum auf steife Karten
in gleic hm aasigen Distanzen aufgeklebt, tbeils und haupt-
sächlich, um sie wieder in die gleichen Verhältnisse zu
versetzen , wie sie vom Bier legenden Weibchen in der
Natur herbeigeführt werden, theils um sie mit Bequem-
lichkeit in grösserer Zahl (mittelst einer Stecknadel) an
frische zarte Aeste der Quercus pedunculata , welche in
mit frischem Wasser gefüllte Flaschen tauchten, anhef-
ten zu können. Auf diese Weise ist es dem ausschlü-
pfenden Häupchen ermöglicht, mit Leichtigkeit die fest-
sitzenden Eierschalen zu verlassen, und sich selbststän-
dig, ohne dass eine Berührung derselben nothwendig
würde, auf das Futter zu begeben. Meine Erfahrungen
weisen des Bestimmtesten nach, dass mittelbare oder
anmittelbare Berührung der kleinen Bäupchen sowohl
als auch selbst solcher, die schon eine stärkere Ausbil-
dung erlangt haben , immer nachtheilig ist — Müssen die
Thiere dislocirt werden, so darf dieses bloss in der
218 —
Verzeichnis* der Mitglieder
der
Bernischen natnrforschenden Gesellschaft.
(Am Schluss des Jahres 1869.)
Herr Dr. R. v. Fellenberg-Rivier, Präsident für 4869.
„ Dr. R. Henzi, Sekretär seit 1860.
„ B. Studer, Apotheker, Kassier seit 4865.
„ J. Koch, Oberbibliothekar und Correspondent seit
4865.
„ Dr, Cherbuliez, Unterbibliothekar seit 4863.
Jakrfa
* Eintritt«.
1. Herr Aebi, Dr. und Prof. der Anatomie in Bern (1863)
2. „ Bach mann, I., Naturgesch., Cantonssch. (1863)
S. „ Benteli, Notar (1858)
4. „ Benteli, A., Lehrer d. Geometr., Kanton ssch. (1869)
5. 9 v. Bonstetten, Aug., Dr. Phil. . . (1859)
6. „ Brunner, Alb., Apotheker . . . (1866)
1. „ Brunner, Telegraphendirektor in Wien (1846)
8. „ Bürki, Grossrath .... (1856)
9. „ Cherbuliez, Dr., Mathematik, Kantonssch. (1861)
10. „ Christener, Lehrer an der Kantonsschule fl846
11. „ Christener, Dr., Arzt in Bern . . (1867
12. „ Cr am er, Gottl., Arzt in Nidau . . £1854
IS. „ Demme, R„ Dr., Arzt am Kinderspital (1863)
14* „ Dor, Dr. u. Prof. d. Augenheilkunde in Bem (1868)
15. „ Duby, Ernst, stud. phil., von Schupfen . (1869)
16. „ Dutoit, Dr., Arzt in Bern . . \ (1861)
17. „ Escher, eidgen. Münzdirektor
18. „ v. Fellenberg-Rivier, R. Dr.
19. „ v. Fellenberg", Ed., Geolog
20. „ Finkbeiner, Dr. Med. in Neuenstadt
21. „ v. Fischer-Ooster, Karl .
22. „ Fischer, L., Dr., Prof. der Botanik
(1859)
(18»)
(1861)
(1856)
(1826)
(185J)
-.'7-
— 220 —
66. Herr Neu haus, Carl, Med. Dr. in Biel . (1854)
67. „ Otth, Gustav, Hauptmann . . (1853)
68. 9 Peyer, Dr. phil., Zahnarzt. . (1865)
69. „ Perty, Dr. u. Prof. d. Naturwissenschaften (1848)
70. „ Pillichody, Gustav, Chemiker . . (1862)
11. „ Pulver, A., Apotheker . . (1862)
72. „ Quiquerez, A., Ingenieur in Deleraont (1853)
73. „ v. Rappard, Gutsbesitzer . . (1853)
74. „ R i b i, Lehrer der Math, an der Realschule (1859)
75. „ Ris, Lehrer d. Math, an der Gewerbeschule (1863)
76. „ Rogg, Apotheker in Bern . . (1869)
77. „ Schädler, E., Med. Dr. . . . (1863)
78. „ Schär, Ed., Apotheker . . (1867)
79. „ Schärer, Rud., Direktor der Waldau (1867)
80. „ Schmalz, Geometer in Oberdiessbach (1865)
81. „ Schumacher, Zahnarzt (1849)
82. „ Schwarzenb ach, Dr.,ord. Prof. d. Chemie (1862)
88. „ S chönholzer, Lehr. d. Geogr. Kantonssch. (1869)
84. „ S h utile wort h, R.f Esqr. . . (1835)
85. „ Sidler, Dr., Lehr. d. Math. a. d. Kantonssch. (1856)
86. „ Stanz, Dr. Med. in Bern . (1863)
87. v Steinegger, gew. Lehrer in Basel . (1851)
88. „ Stucki, Optiker .... (1854)
89. „ Studer,B.,Dr.,Prof.d. Naturwissenschaft (1819)
90. „ Studer, Bernhard, Apotheker . (1844)
91. „ Studer, Gottlieb, gew. Regierungsstatth (1850)
92. „ Studer, Theophil, Stud. Med. . . (1868)
93. „ Tiöche, Ed., Lehrer an der Lerberschule (1868)
94. „ Thiessing, Dr., Prof. in Pruntrut . (1867)
95. „ Trächsel, Dr., Rathsschreiber . . (1857)
96. „ Trechsel, Walth., Chemiker . . (1868)
97. „ v. Tscharne rt Beat., Med. Dr. . ?1851)
98. „ Uhlmann, Arzt in Münchenbuchsee . (1868)
99. „ Valentin, Dr. und Prof. der Physiologie (1837)
100. „ Vogt, Adolf, Dr. Med. . (1856)
101. v Wäber, A., Lehrer d. Naturg. a. d. Realsch. (1864)
102. „ Wand er, Dr. phil., Chemiker . . (1865)
103. ,, Wanze nried, Lehrer in Zäziwyl . (1867)
104. „ v. Wattenwyl, Fr., vom Murifeld . (1845)
105. „ v. Wattenwyl-Fischer . . . (1848)
106. „ Wild, Karl, Med. Dr. ... (1828)
107. „ Wi 1 d bo 1 z , Alex., Apotheker in Bern (1863)
108. „ Wolf, R.. Dr, und Prof. in Zürich . (1889)
1 [Ol ^ «O
,":,. i? C)
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her-Qoattr dttilHh
Beriidr Mittkeilungen Jalirg. 1869.
Ij<?.4z
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L
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V
K
4-
h
CD
W«V\\l\ll
J
Inhalt.
i*i
Saite
Backmann, Isidor, Dr.
1) Die wichtigsten erhaltenen oder erhaltungswür-
digen Fttndlinge im Kanton Bern (mit 3 Tafeln) . 32
2) Bemerkungen über den Taviglianazsandstein bei
Merligen 222
3) Kleinere Mittheilungen über die Quartärbildungen
des Kantons Bern . , 227
Berichtigung 260
Cherbuliei, Dr.
Geschichtliche Uebersicht der Untersuchungen Über
Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft . 151
Emmerl, Emil, Dr.
Ueber ExOphthalmometer nebst Beschreibung eines
eigenen (mit einer Tafel) 208
t. PeUenberg, C, R.
1) Analyse zweier Nephrite und eines Steinkeiles von
Saussurit 138
2) Aufschliessungsmethode der durch Säuren unzer-
setzbaren alkalihaltenden Silicate durch Baryterde-
hydrat und Chlorcalcium 145
Fi*cher, Prof., Dr.
1) Bericht über die Resultate neuer Forschungen im
Gebiet der physiologischen Botanik, namentlich der
niedern Pilze ilv
2) Ueber die an erratischen Blöcken im Kanton Bern
vorkommenden Pflanzen 85
v. Fischer-Ooster.
Verschiedene geologische Mittheilnngen . . . 192
Flückiger, Prof., Dr.
1) Ueber das Wasserglas xi
2) Ueber Chloralhydrat xvi
3) Ueber den Blitzschlag vom 3. Sept. 1870 . xxxvii!
Förster, A., Prof., Dr.
1) Ueber die Holtz'sche Influenzmaschine und den
versuch von Wüllner, die Erzeugung eines künst
liehen Spectrums mit einer Frauenhoferschen Linie xi
2) Neue Methode, die Erscheinungen am Goldblatt-
electroscop objeetiv darzustellen . . . xxxiu
3) Ueber Schichtung des electrischen Lichtes in ver-
dünnten Gasen - xxxiv
4) Ueber den Einfluss der Temperatur auf die
Spectralreactionen XL
51 Versuch über Regelation
6) Neuer Apparat Ton Bocber xnr Umkebrnng der
Natrium flu mrae LIT
7) Objecüve Darstell, der Lichtbrechung im Kalksptth LT
(ielpke, 0., Ingenieur.
Bestimmung der St. Uottbard-Tunnelaxe . . - 3
Henri, «., Dr.
1) Bericht über ZucbtTersucbe neuer ausländischer
Seidenspinner; der Saturnia Yama mayu aus Japan
und der Sulurnia Mylitta ans Indien ... Ol
2) Ueber Podura oimilat» (Schwarzer Schnee) . zra
Hermann, Fr.
Ueber die neuen metrischen Probemaasse . 313
Kalter, Ingenieur.
Von den mathematischen Gesetzen .welche sieh beim
Wachsthum der Waldblume und Waldbeetande fin-
den lassen (mit einer Tafel) 116
Otth, G.
Siebenter Kachtrag in dem in den Mitteilungen
vom Jahr 1844 enthaltenen Verzeichnisse schweize-
rischer Pilze und Fortsetzung der Nachtrage Tom
Jahr 1846, 1850, 1857, 1863, 1665 und 1866 . . »
Perty, Prof., Dr.
1) Ueber Spongien m
2l Ueber Saturn uebedecknng rw
3) Ueber Oscinis liueata iijt
4) Ueber neu entdeckte lebende Wesen der einfach-
sten Art i
Patt, Prof., Dr.
Ueber die Fortpflanzung im Thierreiche . *xvw
Schwarzenbaeh, Prof., Dr.
1) Ueber seine Reise in den Orient xirrt
2) Ueber Analysen des Wassers vom Todten Meere xl«
3) Ueber die modernen chemischen Theorien . xltiii
SioHer, Prof., Dr.
Astronomische« Referat ilb
Verzeichnis« der Mitglieder SB
VeraeicbniB9 dee Preises der verschiedenen Jahrgänge der
Mittheilungen 29)
WytUtr, H., Dr.
Kleinere Beiträge zur Kenntnis« einheimischer Ge-
wächse SM
II
6) zeigt Herr Buchdrucker Haller der Gesellschaft
durch Schreiben vom 21. Dec. 1869 an, dass er in Folge
der verlangten Gehaltserhöhung seiner Setzer genöthiget
sei , den Tarif für die Druckkosten der Mittheilungen zu
erhöhen und zwar per Druckbogen um 3 Fr. 75 Ct, so
dass in Zukunft die Kosten eines Druckbogens für ordi-
nären Druck auf 33 Fr. 75 Ct. zu stehen kommen würden.
— Diese Angelegenheit wird der Commission zur Vor-
berathung und Antragstellung in der nächstfolgenden
Sitzung übermittelt.
7) hielt Herr Prof. Dr. Müller, Apotheker, einen Vor-
trag über die Thermen in Niederbaden, und erwähnt
namentlich seiner neuern Analysen dieser Mineralwasser.
591. Sitzung vom 22. Januar 1809.
(Abends 7 Uhr bei Webern.)
Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster.
— Sekretär Dr. R. Henzi. — 31 anwesende Mitglieder.
— 5 Gäste.
1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
und genehmigt.
2) Zu Rechnungsexaminatoren werden erwählt die
Herren A. Grüner, Apotheker, und Friedr. Güder,
Handelsmanb.
3) macht Herr Prof. Perty der Gesellschaft 2 seiner
kürzlich im Druck erschienenen Werke zum Geschenk,
nämlich: 1) Die Natur im Lichte philosophischer An-
schauung. Leipzig und Heidelberg 1869. 2) üeber den
Parasitismus in der organischen Natur. Berlin 1869. Aus
der Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher
Vorträge herausgegeben von Rud. Virchow und Fr.
v. Holzendorff.
4) referirte der Präsident über den Antra
mission bezüglich der Druckangelegenheit >
lungen, und theüle mit, dass Herr Haller, bev
die wachgerufene Concurren?, anderer Dru
frühere Preiserhöhung von Fr. 3. 75 per 1
auf Fr. 2. 50 reduciren wolle; worauf die
in Folge Antrags der Commission beschlost
bisherigen Drucker der Mittheilungen zu ve
Die Kosten eines Druckbogens kommen son
nüren Druck in Zukunft auf Fr. 32. 50 zu st
5) hielt Herr Otto Gelpke einen Vorlra
Bestimmung der St. Gotthard-Tunnelaxe (s,
lungen J.
6) berichtete Dr. Henzi über seine mit am
lieh günstigen Erfolgen gekrönten Zuchlversu
it im vorletzten und namentlich im Jahre 1
Acclimalisation der neuen, von Eichen blättern :
den Seidenspinner Satumia Yama mai/u au:
Saturnia Mylitta aus Indien gemacht hatte. -
er der PSbrine oder Gattine der Franzoser
krankheit.der Seidenraupe, dieser Geissei a
Züchter, erwähnt hatte, wies er nach, nie dies
und 1846 beginnende und mit ungewöhnlit
auftretende Seuche, welche in den darauf folg
zehnden eine nie geahnte Ausdehnung nahm
alle seidenzüchtenden Lander aller Continente
und hob hervor, dass diese Krankheit die hau[
Veranlassung zu den grossartigen Bestrel
französischen Regierung und der schweizei
Genossenschaft war, welche in den letzten
Hebung der in ihrer Existenz gefährdeten
in Europa gemacht worden sind. — Er ei
bedeutenden Anstrengungen jener Länder,
IV
Zweck zu erreichen, einerseits und hauptsächlich durch
E;nführung relativ gesunder Ra^en von Bombix mori aus
Japan, andererseits durch Prüfung anderer Spinner anf
den Seidenwerth ihrer Cocons, und Anstellung von Aceli-
matisationsversuchen derselben in Europa. — Nachdem
er unter den vielen bis dahin bekannten mehr als 60 Arten
umfassenden und allen Welttheilen augehörenden Seiden-
spinnern besonders die bis dahin nach Europa gelangten
und theilweise daselbst schon acclimatisirten oder doch
zu den gerechtesten Hoffnungen auf glücklichen Erfolg
Anspruch habenden Arten namentlich aufgezählt hatte, als
da sind: der Ricinusspinner Saturnia Arindia aus Indien,
der Ailanthusspinner Saturnia Cynihia aus dem gemässig-
ten China, die eichenblätterfressenden Arten Saturnia
Pernyi aus China, die indochinesische Suturnia Atlas, die
grünspinnende Saturnia Yama mayu aus Japan und die
indische Saturnia Mylxüa, — von allen einige Exemplare
sammt Cocons, Eiern etc., sowie einige Abbildungen
ihres Raupenzustandes vorgewiesen hatte, — ging der
Vortragende zu einem erschöpfenden geschichtlichen
Ueberblick des Ganges der Acclimatisationversache der
Saturnia Yama mayu und der Saturnia Mylitta in Europa
und der Schweiz über ; er erwähnte hierbei der grossen
Verdienste, die im Allgemeinen Guerin Meneville, Director
der vergleichenden Seidenzucht auf der kaiserlichen
Farm zu Vincennes in Frankreich, Dr. Chavannes, Pro-
fessor in Lausanne in der Schweiz, und Oberpostmeister
Baumann (respective seine Frau) in Bamberg in Deutsch-
land sich erworben haben — er erwähnt der ersten Ein-
sendungen der Saturnia Yama mayu, die überhaupt je
nach Europa (im Jahr 1861) gelangt waren, und der
zweiten vom Jahr 1863, die Frankreich erhielt — geht
speziell dann auf die darauffolgenden Bemühungen , die
zur Einführung der Saturnia Yama mayu vom eid{
sehen Handels- und Zolldepartemente, an dessei
damals ein Mitglied unserer Gesellscraft, Herr Bur
Frey-Herose, stand, vorgenommen worden wäre:
— Dr. Henzi erwähnte demnach der im Jahre 1
Jokohama in die Schweiz eingeführten 12 Pfund I
der im Winter 1867 erhaltenen 13'/, Unzen, die j
darauffolgenden Jahren von verschiedenen Z
worunter namentlich Prof. Chavannes in Lausan:
nold Grossmann in Aarburg und Lehrer Wullsch
Lenzhurg Erwähnung gethan werden mussle, g1
wurden. Ohsclion diese höchst verdankenswert
mühungen momentan zu glänzenden Hoffnungen
ligt hatten, so waren doch nicht bloss in der 5
sondern im ganzen übrigen Europa keine Abköi
der im Jahre 1861 und 18C3 in Frankreich und
Jahre 1865 und 1867 in die Schweiz cingeführ
mehr im Jahre 1868 zu finden. — Bloss Eier, wel
einer andern Seite 1865 durch Herrn Dr. Hoffr
Leiden direct aus Japan bezogen und mit Erf
Herrn Oberpostmeister Baumann in Bamberg,
der Gartenbaugesellschaft daselbst, während vie
gezüchtet worden waren, prosperirten und dran
hier ans in die Schweiz, wo der Vortragende
dahin einzigen nachhaltigen günstigen Zucht -E
erzielend , sie bereits während zwei Jahren auf
zur Fortpflanzung brachte. — Er erwähnt nun di
sultate und seines speziellen Verfahrens bei d<
und meldet als günstiges Endresultat die Gewinnu
grössern Anzahl von nunmehr in der Schweiz ai
Strien befruchteten Eiern dieses werthvollen Sei
ners, die sich auf beinahe 61/» Tausend belauft.
Dr. K. Henzi ging nun auf die vie! kürzi
'f
VI
führungsgeschichte der indischen Saturnia Mylitta — der
mit derselben in Europa gemachten Acclimatisations-
versuche und seiner im verflossenen Jahre mit den zu
den gegründetsten Hoffnungen auf bleibendes günstiges
Resultat gemachten Züchtung dieser sehr grosse und
seidenreiche Cocons führenden Art über. — Er erwähnt,
dass bereits im Jahre 1829 die ersten Cocons dieser Art
nach Europa gebracht worden seien, dass es aber den-
noch, trotz wiederholter Sendung solcher, die seit 4856
der Waadtländer Perottet, Director des botanischen Gar-
tens in Pondicherry, der Acclimatisationsgesellschaft in
Paris gemacht hatte, und trotz verschiedener Zuchten es
erst neuerdings Herrn Prof. Chavanncs gelungen seiT
befruchtete Eier zu erzielen. Er erwähnte dabei des
von Dr. Chavannes im Jahre 1855 gemachten ersten
Zuchtversuches in der Schweiz, worüber derselbe der
waadtländischen naturforschenden Gesellschaft in einer
Sitzung vom 5. Dec. 1855 Bericht erstattete, und der mit
Eiern unternommen worden war, die derselbe von einer
40 Cocons betragenden Sendung des Herrn Guerin Me-
neville erhalten hatte. Dieser erste Zuchtversuch war
mit einem dreijährigen günstigen Resultate gekrönt,
schliesslich aber raffte ein ungünstiger Zufall die einzigen
Exemplare, die jemals in Europa gelebt hatten, hinweg.
— Der Vortragende berichtete ferner dann* über die erst
noch 10 Jahre später im Jahr 1867 in der Schweiz ge-
machten Zuchtversuche, welche mit einer aus 187 Cocons
bestehenden Sendung von Dr. Chavannes vorgenommen
worden waren. Das eidgenössische Handels- und Zoll-
departement hatte nämlich auf seine Kosten von Herrn
Director Perottet aus Pondicherry eine Sendung lebender
Larven der Saturnia Mylitta verschrieben und sie Herrn
Prof. Chavannes zur Zucht übergeben. Schon im glei-
cheii Jahre am 10. September 1867 stattete hierüber
Letztere der naturforschenden Gesellschaft in Rheinfc
in der zoologischen Section Bericht ab (siehe die
handlangen der schweizerischen naturforschenden Ge
Schaft. Jahresbericht 1867, pag. 86). Er erzielte abe
spät im Jahre, erst gegen Ende August und Aul
September, befruchtete Eier. Die daraus von vors«
denen Züchtern erhaltenen Raupen gingen daher alle
Mangel an Futler noch im gleichen Jahre zu Grunde
die damals früh eintretenden Herbslfröste die Eicbbl
vor der Zeit zerstört hatten. — Bloss ein Herr Maurr
in Nimes konnte ungefähr 20 Cocons erzielen, welche
Winter 1867 auf 1868 passirten, im Juni 1868 Schmc
linge gaben, aus welchen zwar nur eine Copulation
stand, woraus aber befruchtete Eier hervorgingen,
im Jahre 1868 einige Cocons brachten; im Novei
1868 existirten in ganz Europa von dieser Sendung
noch 32 Cocons, über deren Schicksal dem Vortrage:
bis dabin noch keine weitere Kennlniss vorliegt. —
Dr. Henzi kommt nun schliesslich auf seine eig
lelztjährigen Zuchten zu sprechen, deren Resultate
befriedigend sind; jedenfalls wurden keine bis dab
Europa vorgenommenen Zuchten mit ähnlichen Erf<
gekrönt, keine hatten die Anwartschaft auf so schöne
gegründete Hoffnungen der Weilerzucht im nächstfol
den Frühling.
Am 31. Dec. 1868 wurde nämlich vom eidgenössis
Handels- und Zolldepartement eine zweite Sendunt
Herrn Perottet in Pondicherry bestellt. Dieselbe 1;
am 10. April und 8. Mai 1860 mit einem Gesammtin
von 254 Stück lebender Cocons in Bern an und wu
dem Berichterstatter zur Zucht übergeben. — Bis
24. October 1869 entschlüpften 135 Stück Schroetter!
VIII
wovon männliche 67 und weibliche 68, aus welchen 29
Copulationen hervorgingen, von denen mehr denn 3000
befruchtete Eier erzielt wurden. — 1020 Stück derselben
wurden nach Herzogenbuchsee , Genf, Lausanne, Lenz-
burg, Bern, Berlin und Bielitz in Oesterreich vertheilt
über deren Resultate siehe das Nähere in den Berner
Mittheilungen, Jahrgang 1869, pag. 210 u. flg. — Die
übrigen Eier wurden vom Vortragenden selbst gezüchtet
— Die Resultate waren 503 Schweizercocons erster Ge-
neration, 5 Cocons zweiter Generation, mehr als 1500
Raupen erlagen der Fleckenkrankheit, welche vom 25. Juni
bis 13. August 1869 unter dieser Zucht herrschte, aber
durch energisches Absondern, Tödten und Fortschaffen
der befallenen Thiere in der Weise zum Stillstand ge-
bracht wurde, dass die überlebenden vollkommen gesund
zur Fortsetzung der Zucht blieben, so dass am Ende de*
Jahres 1869 (31.Dec.) in den Händen des Berichterstat-
ters zum Ueberwintern zurückblieben 244 Stück lebende
Cocons Schweizerzucht und 108 Stück noch lebende
Larven der direct aus Indien importirten Cocons, welche
noch nicht ausgeschlüpft sind. — Gestützt auf diese
Resultate durfte daher am Schlüsse Dr. Henzi mit eini-
gem Rechte die vor zwei Jahren von Dr. Chavannes ge-
hegte, aber im Verlaufe der Zeit nicht vollständig erfüllte
Hoffnung, diese interessante Species für Europa accli-
matisirt zu sehen, von neuem aussprechen und ein blei-
bendes günstiges Resultat seiner Bemühungen für die
Acclimatisation dieser werthvollen Thiere in Europa be-
anspruchen. (Siehe Berner Mittheilungen Jahrgang, 1869,
pag. 206.)
r
592. Sitzimg vom 5. Fei
(Abends 7 Uhr bei We
Vorsitzender : Der Präsident H
— Sekretär Dr. R. Henzi. — 25 a
— 2 Gäste.
1) Das Protokoll der vorigen S
und gutgeheissen.
2) Zum ordentlichen Mitglied
Herr Dr. Christeller, Arzt in Be
3) legt Herr Apotheker Sluder
Seilschaft die Rechnung vom Jahre
Die Summe der Einnahmen betr
n » t, A usgab en „
Es ergibt sich somit ein Activsaldo
Auf 31. Dec. 1868 betrug das Vern
Es hat sielt demnach im Jahre 1869
grösserer Druckkosten verminder
Diese Rechnung wurde nach get
die beiden Rechnungsexaminatore
Apotheker, und Friedr. Güder, Kat
Empfehlung hin unter bester Verde
Recbnungsgeber als getreue und
gutgeheissen und passirt.
4) Die von Herrn Oberbibliot
Jahr 1869 abgelegte Rechnung erga
an Einnahmen
an Ausgaben
der Rechnungsgeber bleibt somit
herausschuldig .
Bern. MiltheLl. 1870.
Auch sie wurde auf die Empfehlung der beiden Herren
Rechnungsexaminaloren als eine richtige genehmiget und
zur weiteren Verhandlung an das Cenlralcomtte der
schweizerischen naturforschenden Gesellschaft gewiesen,
unter Verdankung der gehabten Mühwaltung an den Herrn
Rechnungsgeber.
5) hielt Herr Prof. Dr. Schwarzenbach einenVorlrag
über die Leistungen in der unorganischen Chemie im
Jahre 1869.
7} Im zweiten Akte demonstrirte Herr Burri , stui
ehem., die Plateau'schen Gleichgewichtsb'guren und zeigte
der Gesellschaft einige Versuche über freie Axen.
593. Sitzung vom 19. Febmar 1869.
(Im physikalischen Cabiiict Nr. 14 der Hochschule.
2ter Akt bei Webern.)
Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. —
Secretär Dr. R. Henzi. — 34 anwesende Mitglieder. —
3 Gäste.
1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
und gutgeheissen.
2) hielt Herr Prof. Förster einen Vortrag über die
Holtz'sche Influenzmaschine und mit derselben anzu-
stellende Versuche.
Der Vortragende entwickelte zuerst die Theorie der
Electricitätserregung durch die Influenzmaschine und
demonstn'rte dann an einem Instrument von Ruhmkorf
in Paris die grosse Ueberlegenheit dieser Maschine über
die gewöhnlichen Electrisirmaschinen. — Um den nach-
theiligen Einfluss der Feuchtigkeit möglichst zu beschrän-
ken, war die Maschine auf einem Tische mit durchbro-
chener Platte , unter welchem sich ein Becken mit glü-
henden Holzkohlen befand, aufgestellt,
waren so beständig von einem warmen
spühlt, welcher sich in derlhat so wirkt
die Fun ken länge nach einer Stunde, v
37 Personen in dem Zimmer geathmet hi
ringen erschien. Die Quantität der gelieret
menge wurde durch Laden einer Hatte
Oberfläche nachgewiesen.
Zum Schlüsse zeigte der Vortragen
Versuch von Wüllner, die Erzeugung <
Spectrum's mit einer Frauenhofer'schen
Durch eine Geissier'sche Röhre, v<
gas enthaltend, liess man die Entladunj
Hasche, bei sehr geringer Schlagweite,
— Vor dem mittleren capülaren Theile
Hoffmann'sclies Spectroscop , mit wel
Spectrum des Chlors beobachtete. — Als
vergrössert wurde, trat zum Chlorspectru
gelbe Natriumlinie und ein sehr schönes C
— Eine weitere Vergrösserung der Schi;
Folge, dass die Lichtlinie im capülaren Th
ordentliche Intensität gewann und im Sp<
continuirüches Spectrum mit der dun
liofer'schen Linie D zeigte.
Die Entstehung derselben erklärt \\
Wenn die Schlagweite eine gewisse
hat, so bewirken die heftigen Entladunge
von kleinen GEassplitterchen im capillare:
res. — In der Thal erscheint dieser 1
Reihe von Entladungen ganz matt. Di
welche jeder Entladungsschlag losreisst
denselben zum Weissglühen erhitzt und
ein continuirüches Spectrum. Enthält di
Rohres nur Natrium Verbindungen, wie dieses wohl immer
der Fall ist, so glühen die besprochenen festen Theile
in einer Nairiumalmosphäre, in welcher, ganz analos
wie in der Sonneoatmosphäre, durch Absorption die helle
gelbe Natriumlinie in die dunkle Frauen hofer'sche Linie D
verwandelt wird.
Dieser schöne Versuch ist ein neuer Beweis für die
Richtigkeit der geistreichen Theorie Kirchhoff's über
die Entstehung der Frauen hofer'schen Linien und die
Constitution der Sonne.
3) Dr. Flückiger berichtet über eine Reihe von
Versuchen, welche er ausgeführt hat, um sich über die
Bedingungen aufzuklaren, unter denen die Wasserglas-
lösung, zunächst das Natriumsilicat, durch neutrale oder
alkalische Substanzen zersetzt wird. — Es ergibt sich,
dass die am reichlichsten in Wasser löslichen Salze der
Alkalien in gesättigter Lösung ganz atigemein das Ver-
mögen besitzen, Kieselerde aus einer Siükallösung von
1,392 Spec. Gewicht abzuscheiden. Salze des Ammo-
niums, Natriums, Lithiums, Kaliums zeigen durchweg diese
Eigenschaft, sofern sie bei mittlerer Temperatur nicht
über drei Theile zur Losung beanspruchen. Am aller-
empfindlichsten scheint wohl Chlorammonium zu sein.
welches noch Kieselerde aus einer Auflösung abzuschei-
den vermag, welche nur noch ungefähr 2 p. Ct. Natrium-
siükal enthält. Salzsaures Methylamin und Aethylamio
wirken bei so grosser Verdünnung nicht mehr. — Merk-
würdige Verhältnisse bot das Natriumnttrat dar, wenn es
mit käuflicher Wasserglaslösung [sie war keineswegs frei
von Chlorüren und Sulfaten] von angegebener Concen-
tration (entsprechend 62.8% Natriumsilicat) gemischt wird.
Löst man z. B. den Natronsalpeter in 2 Theilen Wasser
und setzt zu dieser Auflösung gleichviel Wasserglastösung.
^J
su erfolgt bei mittlerer Temperatur keine Abschei
von Kieselsäure, wohl aber wenn das Gemisch in W;
von nur 54° C. eingetaucht wird. Bei der Abkill
löst sich jedoch die Kieselerde alsbald wieder au
Dieses Verbalten ist so höchst auffallend, dass es
sehr wohl zu einem instruktiven Vorlesungsvers
eignet. — Weinsaures Calcium in Kalilauge gelöst,
bekanntlich ein ähnliches Verbalten.
Unter die Salze, welche Kieselerde abscheiden.
hört auch das Chlornatrium. Es liegt daher nahe
fragen, ob nicht vielleicht ein Theil der in der l
vorkommenden Kieselerde dem Zusammentreffen
Silicatauflösungen mit Chlornatrium oder Clorammo:
ihre Abscheidung zu verdanken habe. Indem Dr. Flücl
derartige Möglichkeiten vergleicht mit den Bedingur
unter denen sich die beschriebenen Beactioncn im
boralorium hervorrufen lassen, findet er in der Tha
Annahme von ähnlichen Vorgängen in der Natur
ungerechtfertigt. Freilich ist die im Laboratorium
nassem Wege abgeschiedene Kieselsäure immer am«
und anzunehmen, dass höherer Druck und intensive 1
bei sehr langer Einwirkung eine Kristallisation der Ki
süure in früheren geologischen Perioden zu Stande
bracht, führt auf das unsichere Gebiet von Hypoth<
Wenn übrigens der Versuch mit Natronsalpeter
geringere I.ösliehkeit der Kieselsäure (oder wenn
will basischer Silicate) in der Hitze andeutet, so t
hei Anwendung von Ammoniak merkwürdiger Weise
Umgekehrte statt, wie Dr. Flückiger der Gesellschaft ?
Setzt man \0 Theilen der erwähnten Wasserglaslo
2 Tlieile Ammoniak von 0,921 Spec. Gewicht zu, so
der grösste Theil der Kieselsäure heraus, löst sich
wieder, wenn die wohl verstopfte Flasche auf ung<
90° C. erwärmt wir
mit 6 bis 8 Theilen
bis die anfangs ausg
löst, so trennt sich r
in zwei Schichten vi
schwimmt der dünnfl
Silicat enthalt und <
aufgenommen hat, u
men farblosen syrupdicken Schicht gegen 40% Silicat
finden. Das Ammoniak hat also eine höchst merkwürdige
Diffusion der verschiedenen Bestandteile des Gemenge?
veranlasst, Namentlich erweiset sich die untere Flü'ssig-
koits schiebt ganz oder beinahe frei von Chlorur und
Sulfat.
Die Abscheidung der Kieselerde durch wasserbegie-
rige Salze möchte dafür sprechen, dass es sich um eine
Wasserentziehung handle. Aber schon die Wirkung des
Ammoniaks Eässt sich nicht hierauf zurückführen, und
noch weniger diejenige einiger indifferenter organischer
Substanzen, welche ebenfalls Kieselerde aus Wasserglas
zu füllen vermögen, wie z. B. Gummi, Phenol, Kreosot,
während gerade umgekehrt Zucker und Glycerin, welche
sich so sehr leicht in Wasser lösen, diese Fähigkeit nicht
besitzen.
5) macht Herr Jenzer, Director der Sternwarte ia
Bern, einen Bericht über die meteorologischen und forst-
lichen Stationen im Kanton Bern. (Siehe Abhandlungen.)
594. .Sitzung vom 5. März 1869.
(Abends 7 Uhr bei Webe*.)
Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. — |
Secrelär Dr. B. Henzi. — 38 anwesende Mitglieder. — |
2 Gaste.
XV
1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
und gutgeheissen.
2) Zu ordentlichen Mitgliedern werden angenommen:
a) Herr Albert Rytz allie Fueter, Pfarrer in
Wimmis.
b) Herr Moritz David von Lausanne, Secretär
beim eidgenössischen Handels- und Zolldepar-
tement.
c) Herr J. J. Schneider von Altstetten, Kanton
St. Gallen, Lehrer der Pädagogik und Natur-
*
Wissenschaft an der Bächtelen-Anstalt.
d) Herr J. Friedr. Schär, Seminarlehrer in
Münchenbuchsee.
3) Herr Isidor Bach mann hält einen Vortrag über
die bisher im Kanton Bern conservirten erratischen Blöcke,
welcher in extenso in den Abhandlungen erscheinen wird;
zugleich macht er die Gesellschaft mit unten wörtlich
folgendem Abtretungsvertrag der Gemeinde Attiswyl be-
kannt, in Folge dessen die bernische naturforschende
Gesellschaft in Zukunft alleinige Besitzerin eines grossen
im Burchwald liegenden Fündlings geworden ist. — Dieser
lautet :
Abtretungsvertrag.
Die Burgergemeinde von Attiswyl, Kantons Bern,
erklärt hiermit, dass sie durch Gemeindsbeschluss vom
5. Juni 1869 der naturforschenden Gesellschaft von Bern
verkauft und zum Eigenthum abgetreten habe einen
grossen Granitfindling, in dem ihr angehörenden
Burchwald im Gemeindsbezirk Attiswyl liegend. —
Beide Partheien verpflichten sich, diesen Granit-
fündling nicht zu zerstören, sondern ihn von nun an auf
Ort und Stelle zu belassen in seinem jetzigen und bis-
herigen Zustand. —
XV!
Der Kaufpreis wurde festgestellt auf sechs zig
Franken, welche auf heute baar bezahlt wurden und
wofür hiermit bestens quittirt wird.
Der Stein wird auf Kosten der naturforschenden Ge-
sellschaft mit einer Inschrift (NG. BERN.) bezeichnet
werden.
Also geschehen und in zwei gleichlautenden Doppel
ausgeführt in Attiswyl, den 49. Juni 4869.
Namens der heroischen natur- Hamens der Burgergemeindt
forschenden Gesellschaft: von Attiswyl:
Friedr. Bürki, altGrossrath. Der Präsident
Isidor Bachmann. Joh. Ryff.
Edmund von Fellenberg, Der Secretär
Geolog. Friedrich Zurlinden.
Auf Antrag des Herrn Prof. B. Studer votirt hier-
auf die Gesellschaft dem Triumvirate Bürki, Bachmann
und Fellenberg für die vielfach gehabten Mühwaltungen
in Sachen der Conservirung der erratischen Blöcke ihren
Dank, und beschliesst ferner, die vollen Kosten für An-
fertigung dreier Abbildungen, welche zu obigem Vortrage
gehören, durch die Gesellschaftskasse decken zu wollen.
Das Orginal des Abtretungsvertrages wird im Ge-
sellschaftsarchiv deponirt.
4) zeigt Dr. Flückiger, Staatsapotheker, dass auch
das Chi oral zu den Körpern gezählt werden muss,
welche das Wasserglas in der früher von ihm angege-
benen Weise zu zersetzen vermögen. Indem er nun
jenen Körper, d.h. das krystallisirte C hloralhydrat,
der Gesellschaft vorlegt, bespricht er dessen Darstellung
und chemische Constitution, sowie seine wichtigsten
physikalischen Eigenschaften. Den Schmelzpunkt des
Hydrates fand Dr. Flückiger bei 49° C. , wenn kleine
Mengen in einem engen Röhrchen geprüft werc
sehnlichere Stücke von Chloraihydrat verüüssi
aber erst bei ungefähr 55°. Ueber <00° lässt es
zersetzt sublimiren.
Der Vortragende deutet ferner im Hinblicke
Bildung und die Formel des Chloials einige de
mentalsätze der modernen Chemie an, die sich i
aus der Substitutionslehre von Dumas heran:
haben und jetzt das gesammte Lehrgebäude dei
durchdringen. Endlich führt Dr. Flückiger die Ze
des Chlorals in Ameisensaure- und Chloroform d
kalien vor, worauf Liebreich in neuester Zeit d
cinische Anwendung des interessanten Körpers g<
hat. Bringt man Wasserglas mit Chloral in Auflb
sammen , so ruft das freie Alkali des ersteren
treten von Ameisensäure-Salz hervor, auf dessei
wart alsdann auch die Ausscheidung von Kiesel:
rückzuführen ist.
5) macht Herr Dr. Henzi die Gesellschaft
während dieses Winters aussergewöbnlich mas
Auftreten der Podura simüata (Nicolet) aufmerksan
Thierspezies gegenwärtig zwischen Uliigen un(
dorf in fabelhaft grossen Mengen kolonienweise im
zenden Schnee beobachtet werden kann. I
Thierchen , obschon dem unbewaffneten Auge
kaum sichtbar, eine blauschwarze Körperfarbe I
so färben sie Stellen des Schnees , wo sie in
Mengen bei einander auftreten, schwarz und la
wie mit Russ bedeckt erscheinen, welcher Um:
der fälschlichen Benennung des „schwarzen Si
Veranlassung gegeben hat. So war besonders i
der Landstrasse längs eines Waldsaumes zwiset
gen und Kirchdorf beim sogenannten „Tav elli*
Bern. Mittheil. 1870. * *
XVIII
ganzen Breite und in einer Längenausdehnung von bei-
läufig 400 Schritten dem Anscheine nach wie mit einer
dicken Lage von Russ überschüttet, die an einzelnen
Stellen 5 bis 6 Linien hoch lag. Wo der schmelzende
Schnee irgend eine kleine Lache gebildet hatte, zeigten
sich diese russähnlichen Massen in grösserer Dicke auf
dem Wasser schwimmend, Boden und Schnee verdeckend.
Mit Leichtigkeit hätte man mit einem geeigneten schau-
feiartigen Instrumente in kurzer Zeit ein „Mass" voll
derselben aufsammeln und manches Glas damit anfüllen
können. Eine Viertelstunde mehr gegen Kirchdorf be-
fand sich eine andere Stelle, woselbst dasselbe Phänomen.
In ganz gleicher Massenhaftigkeit traten auch hier wieder
Milliarden und Milliarden dieser kleinen schwarzen sprin-
genden Thierchen auf und wimmelten in-, auf- und durch-
einander. Ebenso, mehr gegen Uttigen, ähnliche schwarze
Flecke im schmelzenden Schnee und Kolonien derselben
Thiere. Das erste Auftreten derselben wurde am 48. Fe-
bruar bei eintretendem Thauwetter beobachtet; durch
frischgefallenen Schnee momentan bedeckt, verschwan-
den sie, um bei wieder eingetretenem Thauwetter von
Neuem in scheinbar vermehrter Menge aufzutreten.
Der Vortragende zeigte einige von ihm nach der
Natur unter dem Microscop angefertigte Abbildungen dieser
Thiere vor und verglich sie mit dem Gletscherfloh (Desoria
saltans), welcher der gleichen Thierfamilie angehört und
auf unsern Gletschern ebenfalls oft in grossen Mengen
auftritt. Er gab auch hiervon eine Abbildung herum, und
demonstrirte schliesslich im zweiten Akte lebende Thiere
unter dem Microscope.
6) Der von Herrn A. Grüner über Farben-
mischungen angekündigte Vortrag wird auf seinen
Wunsch hin auf eine spätere Sitzung verschoben.
7) Im 2. Akte demonstrirte Herr Prof. Dr. F o
den schönen Melde'schen Versuch über Schwingung.
Saiten.
595. Sitzung vom 19. Mftrz 1870.
Abends 7 Uhr bei Webern.
Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forst
Sekretär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende Hitglied
1 Gast.
1) Auf Antrag des Herrn Bürki bescbüesst di
sellscbaft, den von der Bnrgergemeinde Attiswyl
kauften Findling (siehe Protokoll der 594. Sitzung
naturliistorischen Museum der Stadt Bern abzu
Dieser Beschluss wird auf dem Abtretungsvertrag!
merkt, durch Unterschrift des Präsidenten und Sei
der Gesellschaft bescheinigt und das Dokument
Bürki zur weitern Verfügung übergeben.
2) beschliesst die Gesellschaft, dem akadem
Leseverein der k. k. Universität und der steiermärki
landwirtschaftlichen technischen Hochschule in Gr
sein Ansuchen hin ihre Mittheilungen von nun an
zu übersenden.
3) hielt Herr Prof. Dr. Fischer über die an <
sehen Blöcken vorkommenden Pflanzen einen V
(s. Abhandlungen).
4) sprach Herr Prof. Dr. Perty über die Klas
Schwämme oder Spongien und zeigt hiebet lebend
fossile Arten, unter ersteren die schone Euplecteüa ,
gillum (Owen) von den Philippinen vor, nebst miki
pischen Präparaten von Kieset- und Kalkgebilde
wie von Eiern der Spongien. Der eminente Geii
XX
Aristoteles hat bereits die Schwämme als thierische Wesen
erkannt und er sagt im 5. Buch, 4. Cap. seiner Thier-
geschichte von ihnen: »Wie man versichert, so haben
sie auch Empfindung; wenn sie nämlich merken, dass
sie abgerissen werden sollen, so ziehen sie sich zusam-
men und sind schwerer loszureissen. Dasselbe thun sie
auch bei starkem Wind und Wellenschlag, um nicht ab-
zufallen. Einige zweifeln freilich daran, z. B. die Ein-
wohner von Torone.« Unter den Neuern spricht Cavolini
davon, dass die Spongien auf Reize reagiren, ihre Oeff-
nungen zusammenziehen und schliesscn, später sie wieder
öffnen. Sie können die Wasserströme willkürlich aus-
stossen oder sistiren ; dabei müssen nothwendig die ein-
zelnen belebten Zellen zusammenwirken. — In Martios
Lehrbuch der pharmac. Chemie, Stuttgart 1838, steht
S.150: »In Japan und Brasilien trennen die Fischer und
Taucher die Meerschwämme nur mit der blossen Hand,
wobei sie einen krampfhaften Schmerz erzeugen, gleich-
sam als wenn sie sich gegen die trennende Hand zur
Wehre setzen wollten.« — Auch der Altmeister Linne hat
die Schwämme in's Thierreich gestellt, während viele
Neuere, darunter Oken und Burmeister, sie dem Pflanzen-
reiche zuweisen; jetzt ist die thierische Natur vollständig
erwiesen und sie nehmen unter den Protozoen sogar die
höchste Stelle ein und nähern sich den Coelenteraten.
Nachdem der Vortragende die Reihe der Forscher an-
geführt hatte, welche sich in neuerer Zeit mit den leben-
den und fossilen Schwäramen beschäftigt haben, bemerkt
er, dass schon Lamarck 130 Spezies, Lamouroux 200
aufzählte ; dass Oscar Schmidt allein im adriatischen
Meere 115 Arten auffand, worunter 95 neue, und dass die
Zahl der jetzt lebenden Species wohl 1000 betragen möge,
wovon eine sehr grosse Zahl dem stillen Ocean angehört
~p: '^
XXI
Alle Schwämme sind auf einer Unterlage angewachsen ;
manche überziehen als Krusten Algen; Conchylien, Steine,
andere stellen sphäroidische oder amorphe Massen dar,
wieder andere erheben sich als Säulen, Trichter oder in
verzweigter Form; ihre Grösse wechselt von der eines
Stecknadelknopfes bis zu drei und mehr Fuss Höhe. Die
Farben sind gelblich, röthlich, bräunlich bis dunkelbraun.
Hie Halisarcina, Fleischschwämme, haben weder ein
Hörn-, noch ein Kiesel- oder Kalkskelet und bestehen
bloss aus den amöboiden Schwammzellen; sie sind weich
und ganz unregelmässig von Form. Bei den Ceratospongia,
Hornschwämmen, ist das Gerüst nur von Hornfäden ge-
bildet; hieher gehören die gewöhnlichen Waschschwämme,
Euspongia officindlis aus dem Mitteimer und Euspongia
usüatissima von den amerikanischen Küsten. Bei den
Gumminea, Kautschoukschw ämmen, besteht das Parenchym
aus sehr feinen Fasern und enthält nur manchmal Kiesel-
nadeln, während bei den Halichondrina , den Kiesel-
schwämmen, das Gerüst aus Hornfäden und Kieselnadeln
oder nur aus letztern besteht. Dieses ist die zahlreichste
Ordnung. Bei einigen, die man unter dem Namen Cor-
ticata absondern wollte, entwickelt sich ein faseriges
Rindengewebe. Die Calcispongia, Kalkschwämme, haben
ein aus Kalknadeln gebildetes Skelet. Was die Hornfäden
betrifft, welche durch vielfache Verwebung ein von un-
zähligen Poren durchbrochenes Netz formiren, so be-
stehen sie aus Fibroin, einer mit dem Fibrin und zugleich
mit den leimgebenden Verbindungen verwandten Substanz.
Die Kiesel- und Kalkkörperchen, welche in unzählbarer
Menge da sind, entwickeln, namentlich erstere, eine grosse
Verschiedenheit der Formen, sind nadeiförmig, steck -
nadelförmig, krückenförmig, armleuchterförmig, sternför-
mig, elliptisch, kugelig etc. Die weichstachligen Hörn-
schwämme ohne Nadeln
bekanntlich zum Wasche
gen ihres, obschon seh
zu Heilzwecken gebrauc
Der Vortragende gib
des Baues und der Fui
Zwischen den Maschen
vorhanden ist) belinden s
amöboider Art, Fortsatz
ziehend, den Organismus
pirungen und Modih'calio
und geschlechtlichen F__.r c_ _ B___
Automatisch bewegte Wimperzellen, in besondere kuglige
Wimperschläuche gesammelt, unterstütze» durch ihre
Bewegung die Cirkulation des Wassers, das durch zahl-
lose Poren in innere Kanäle eindringt und durch eine
oder wenige grosse Oeßhungen wieder ausfliesst. Durcb
die Wasserströmungen gelangen auch die Nahrungstoffe
in das Innere des Schwammes und werden durch die
Zellen assimiÜrt, wobei kleine Thiere rasch getödtet wer-
den; jeder fremde Körper wird von jenen Zellen um-
flössen und eingehüllt. In zu lange nicht erneuertem
Wasser verschliessen die Spongien ihre Oeffnungen und
zuletzt sterben sie. Manchmal zieht sich (bei SpongüU)
der ganze Körper langsam zusammen oder trennt sich
in mehrere Theile. welche sich wieder nähern und zu
einem einzigen Körper verschmelzen können. Auch junge
Individuen verschmelzen oft mit einander, Stücke zer-
schnittener Seeschwämme vereinigen sich wieder, ja
selbst verschiedene Individuen von Seeschwämmen, je-
doch derselben Art, wenn man sie dicht an einander
drängt, verwachsen zu einem einzigen. Die Spermatozoidtn
erzeugen sich in Multerzellen; der aus den befruchteten
Eiern hervorgehende bewimperte, nach Infusorienart
herumschwimmende, dann sich festsetzende und in e
Schwammkörper umwandelnde Embryo soll sich ma
mal theileo. Bei der ungeschlechtlichen Fortpflan:
tritt eine Gruppe von amöboiden Zellen zusammen,
cystirt sich bei SpongiUa in einer Kieselkapsel mit roh
förmigem Fortsatz, kriecht im Frühjahr aus demse
hervor und gestaltet sich ebenfalls zu einem Schwa
Die Sippen Viva und Thooaa sind algenartig verä
und durchbohren Felsen , Korallenstöcke und an
harte Körper auf eine noch unerklärte Weise, jeden
nicht durch ausgeschiedene Säuren, sondern viellt
durch Reiben mit ibrer rauhen Kieselrinde. Die grt
Lebensthätigkeit entwickeln die Schwämme im Früfc
und Sommer, im Herbst und Winter tritt ein Ruhestac
ein. Ihre Lebensdauer scheint nach den Arten sehr
schieden zu sein. Ausser SpongiUa, welche zu
Kieselscbwämmen gehört, lebt nur noch die wenig
kannte, zu den Hornschwämmen zählende Somattspa
im Süsswasser und zwar in England, — alle and
Schwämme sind Meerbewohner. Fossile Arten kennt
über 500, wovon 31 den ältesten Perioden, 49 der T
85 dem Jura, 208 der' Kreide, 69 der Tertiärzeit ai
hören; manche fossile Schwämme wurden wegen ii
sternförmigen Kanalöffnungen für Anthozoen gehalte
Die Individualitätsfrage ist bei den Schwämmen,
bei maochen anderen Organismen des niedern Thierreic
nicht so leicht zu entscheiden. Der frühem Ansicht, <
sie polymorphe Tbierslöcke seien und die einzelnen i
Bau und Funktion verschiedenen Zellen die Individi
ist eine andere entgegengetreten, nach welcher sie
heitliche Organismen und die Zellen eben ihre Elemec
tbeile sind. Dabei ist man aber wieder geneigt.
ongien, welche mehrere grosse Ausgangsöffnutigen
)en, für aus mehreren Individuen zusammengesetzte
cke zu betrachten und die mit einer Ausgangsüffnong
einheitliche Individuen.
Der Vortragende macht auf ein Gesetz aufmerksam,
möge welchem in jeder grösseren Gruppe von Orga-
men sich eine Mannigfaltigkeit der Formen und Bil-
igen reaüsirt, so weit es eben die Natur jeder Gruppe
•tattet. Demzufolge nimmt man auch bei den Spongiec
e überraschende Verschiedenheit der Formen, des
aes und der Lebensweise wahr. Ein anderes Gesetz
dieses, dass irgend ein Organ, ein Charakter, eine
schaffenheit, welche für eine bestimmte Gruppe cba-
teristisuh sind, von leiser Andeutung bis zu über-
ssiger Grösse und Ausdehnung vorkommen kann. Für
meisten Spongien sind Kieselbildungen cliarakteri-
ch; sie wechseln von fast unsichtbarer Kleinheit bi<
der kolossalen Grösse der (mit einem inneren Kanal
■sehenen) Nadein, wie sie die Sippen Hyalonema um:
plectella zeigen, wo Büschel mehrere Zoll, ja bis einen
äs langer Kieselnadeln vorkommen. Hyalontma, zu*
;t nur von Japan bekannt, findet sich auch an der
rtugiesischen Küste, im mexikanischen Golf und in de:
rdsee; Loven unterscheidet #. Sieboldi Gray aus dein
anesischen Meere, lunitanicum de Docage im atlanti
ien Ocean und boreale aus der Nordsee, also 3 Arten.
>aner tragen manchmal die Nadelbündel von B. Siebotöi
Kopfputz. Jede Nadel, jedes Kicselkörperchen über-
jpt soll sich in einer besonderen Zelle bilden; — wir
issen demnac!: bei den Hyalonemeen Zellen von riesi-
' Grösse, etwa wie bei der Algensippe Caulerpa an-
amen. Bei der Bildung der Kiesel- und Kalkkörper
I sich organische Substanz betheiligen , so dass ud-
organische und organische Schichte» ir
sein, während nach einer wohl ric
Kieselsäure und organische Substanz sie
in der Pflanzenzellwand) zu einer ho
durchdringen. Dieses Verhällniss so wie (
geschiente der sämmtlichen Seeschwam
weiteren Forschung vorbehalten und d
Spongien sieht erst im Beginn ihrer Au
die wunderbare Euplectella Aspergiüu:
wo das Kieselskelet schönem Spitzenge
scheint sie bis jetzt nur in der Gruppe
aufgefunden zu sein. Hyalonema Biebol
nach Reger auf der heiligen Insel Ino
ger; es wird aber 25 Meilen davon geh'
wird von einem parasitischen Polypen,
Potythoa fatua nennt, röhrenförmig übei
richtigen Begriff von dieser Spongie sein
Veranlassung wurde, dass man auch die \
Schwammkörpers noch immer nicht gena
5) Im zweiten Akte demonstrirte Herr
mit einem sehr grossen RuhmkorfTschen
596. Sitzung vom 2. April
Abends 7 Uhr bei Webern.
Vorsitzender : Der Präsident Herr P
— Secretär Dr. R. Henzi. — 26 arrwesec
3 Gäste.
i) Das Protokoll der 2 vorhergeh
wird verlesen und genehmigt.
2) Herr Prof. Fischer schenkt der
Exemplar seiner dritten umgearbeiteten
Auflage der Flora von Bern.
3} hielt Herr Director Hermann einen Vortrag Übet
die neuen metrischen Probemaasse (siehe die Abhand-
lungen).
4) machte Prof. Dr. Fischer ein Referat über die
neueren Forschungen und Fortschritte im Gebiete der
physiologischen Botanik und besprach speziell die Be-
deutung des Chlorophylles Tür den Ernäbrungsvorgang
der Pflanzen.
5) Im zweiten Akte machte Herr Prof. Dr. Forster
Demonstrationen bezüglich der Nachweisung von Kohlen-
oxydgas im Blute von im Kohlendampf erstickten Thieren,
durch den Spectralapparat.
5ft7. Sitzung Tora 16. April 1870.
Abende 7 Uhr bei Webern,
Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. Forster.
— Secretar Dr. R. Henzr. — 19 anwesende Hitglieder.
— 3 Gäste.
1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen
und gulgeiieissen.
2) Zu ordentlichen Mitgliedern wurden folgende
Herren aufgenommen :
a. Herr Franz Lindt, Ingenieur, von Bern.
b. Herr Dr. Hermann Pütz , geb. zu Oberpleis bei
Bonn in Rhempreussen , Professor an der Thier-
arzneiscbule in Bern.
c. Herr Karl Stampft allie Studer, Buchdrucker, von
und in Bern.
3) berichtet Herr Burri, stud. phil. Über die Resultate
einer Untersuchung des neuen Wild'schen Zucker-Pola-
ristrobometer (siehe Abhandlung) und demonstrirte den-
selben im zweiten Akt.
4) hielt Herr Grüner einen Vortrag über Mischfar
5] Herr Hauptmann Otth legt der Gesellschaft se
siebenten Nachtrag zu dem in den Mittheilungen
Jahr 1844 enthaltenen Verzeichnisse schweizerischer I
vor, sammt Fortsetzung der Nachträge von den Jal
4846, 4850, 4857, 1863, 4865 und 186S. Die Gesellst
beschliesst den Druck derselben in den Hittbeilui
(siehe Abhandlungen).
6) demonstrirte Herr Prof. Forster einige ne
akustische Versuche.
7) Herr A. Grüner erklärt seinen Austritt aus
Gesellschaft.
598. Sitzung vom 30. April 1870.
Abends 7 Uhr bei Webern.
Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Dr. For
— Secretär: Dr. R. Henzi. — 28 anwesende Hitglic
— 2 Gäste.
4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verl
und gutgeheissen.
2) Zu ordentlichen Mitgliedern meldeten sich
worden angenommen :
a. Herr Dr. K. Leonbardt, Professor an der Tt
arzneischule in Bern, aus Frankfurt a. M.
b. Herr Karl v. Steiger allie v. Steiger von Bern,
zirksingenieur,
c. Herr Wurstemberger allie v. Watlenwyl, Stadtft
meister von Bern.
3) hielt Herr Ingenieur Kuller einen Vortrag über
die mathematischen Gesetze, welche sich beim Wachs-
ihum der Waldbaume und Waldbestande finden lassen
(siehe Abhandlungen).
4) bemerkte Herr Prof. Dr. Pütz Einiges über die
Portpflanzung im Thierreiche. Der Vortragende sagt:
Die Frage, ob ausser der generatio ex ovo, d. i. der Ab-
stammung neuer Thier Individuen von Eltern durch eint
generatio sponlanca seu sequi voca, d. h. eine Entstehung
thierischer Organismen ohne Eltern exislire, solle w
diesen Abend nicht sonderlich beschäftigen , insofern er
sich die Aufgabe gestellt habe, nur die bisher im Thier-
reiche thatsächlich beobachteten und zum Theil näher
gekannten Entstehungsweisen resp. Entwicklungsfornea
in Kürze neben einander zu stellen. — Da die Ent-
stehung eines thierischen Organismus auf dem Wege der
generatio aequivoca bis jetzt von Niemandem beobachtet
norden sei, so wolle er mit der einfachen Hcmerkwie.
duss die Urzeugung des ^tatsächlichen Beweises enl-
behre und mit der fortschreitenden Erkenntniss der Em-
wicklungsvorgänge immer mehr an Wahrscheinlichkeit
abgenommen, insofern sie viele Stützen nach einander
verloren habe , zu den bekannten Fortpflanzungsartei
übergehen.
Die generatio ex ovo theile sich zunächst in eis*
u n geschlechtliche und in eine geschlechtliche.
Erstere werde vorzugsweise in den untersten Thierreich»
angetroffen und komme entweder durch einfache Tbei-
lung des mütterlichen Organismus oder durch Knospen-
bildung an demselben zu Stande. — Die durch letzteren
Vorgang entstehenden neuen Individuen lösen sich ent-
weder von der'Multer ab, oder sie bleiben mit derselbeo
verbunden (Thiercolonie). — Die Fortpflanzung durch
müssen, welche dann sich gegenseitig begatten, retp
befruchten. — Entgegengesetzt dem wahren Hermaphro-
ditismus treffen wir die Getrenntgeschlechtlichkeit oder
den Diclinismus in den höhern Thierreicben als aus-
nahmslose Regel. Was man hier als Zwitterbildung be-
zeichne, sei niemals ein wahrer, sondern stets nur «i
falscher Hermaphroditismus , der in einer Bildungsbem-
inung der Genitalien seinen Grund habe. — Ein nonnl
entwickeltes Individuum aller Species und Gattungen der
hohem Thierreihen sei demnach entweder männlich«
oder weiblichen Geschlechts, niemals aber werden beide
Geschlechtsapparate in einem Individuum der höheren
Thierreihen zugleich vollkommen entwickelt angetroffen.
Da indess beim Embryo beide Geschlechtsapparate d
der Anlage auftreten und in den spätem Entwicklnngf-
phasen der Regel nach der eine Apparat sich vollkommen
entwickele, während der andere verkümmere, so könnet
durch Hemmung in dieser Entwicklung die verschieden-
artigsten Missbildungen im Bereiche der Geschlecbb-
werkzeuge auftreten. Es kann in Folge dessen unter
Umständen Schwierigkeiten verursachen, das betreffende
Individuum geschlechtlich zu klassifiziren; in den meisto
Fällen aber werde früher oder später mit Leichtiglei
festgestellt werden können , welchem der beiden Ge-
schlechter ein solcher falscher Zwitter angehöre.
Merkwürdig sei noch die Thatsache, dass man bei
gewissen Thieren, welche geschlechtlich differenzirt sind,
neben der geschlechtlichen Fortpflanzung auch die Mög-
lichkeit einer ungeschlechtlichen beobachtet hat. Man
habe dieselbe mit dem Namen der Parthenogenese
(a«pSi vos Jungfrau , yivtois Erzeugung) belegt. Sie be-
stehe darin, dass die Weibchen, auch ohne befruchtet m
sein, oder besser gesagt: ohne Mitwirkung des mann-
XXX!
lieben Keimstoffes , sich fortzupflanzen vermögen. Die
auf dem Wege der Parthenogenese entstandenen Indivi-
duen gehören indess sämmtlich einem bestimmten Ge-
schlechte an, so z. B. bei den Bienen ausschliesslich dem
männlichen Geschlechte. Nur wenn die Bienenkönigin
befruchtet sei. sei dieselbe im Stande, auch solche Eier
zu legen , aus welchen wirkliche Bienen hervorgehen.
Hierdurch wird das sogenannte „Drohnenbrütigwerden"
älterer Bienenköniginnen leicht erklärlich. — Prof. Thury
in Genf hatte auf die Parthenogenese eine Theorie ge-
gründet, nach welcher der Thierzüchter die Erzeugung
der Geschlechter in der Hand haben sollte. Derselbe
nahm an , dass dem Ei einer jeden Thierspecies eine
bestimmte Geschlechtsrichtung innewohne und dass diese
bei unsern Hausthieren nur durch eine frühzeitige Be-
fruchtung abgeändert werden könne. So z. B. nahm er
an , dass dem Ei unseres Hausrindes ursprünglich die
männliche Geschlechtsrichtung innewohne, und dass diese
nur dann durch die Befruchtung abgeändert werden
könne , wenn das weibliche Rind gleich in der ersten
Zeit der Brunst vom Stiere gedeckt werde ; dass dagegen
eine gewisse Zeit nach dem Eintritte der Brunst die Be-
fruchtung zwar die Entwicklung des Eichens zur Frucht
noch sichere, aber nicht mehr die Geschlechtsrichtung
abändern könne. Es sollten demnach beim Rinde, wel-
ches frühzeitig (in Bezug auf den Eintritt der jedes-
maligen Brunst) befruchtet wird, meist „weibliche*, in
andern Fällen dagegen „männliche" Nachkommen ent-
stehen. Dem Thierzüchter könnte es nur willkommen
sein, wenn diese Theorie durch die Praxis bestätigt wor-
den wäre , was jedoch nicht der Fall sei , trotz der be-
stätigenden Mittheilungen; welche ein Waadtländer Land-
wirth, Namens Cornaz, vordem gemacht hatte. Von den
praktischen Landwirthe
meistens schon aus d<
weil in den Fällen, wo
den weiblichen Rindern
brünstige Rind möglich!
noch die Beobachtung nicht gemacht worden war, das.-
mehr weibliche Rinder unter diesen Verhältnissen vi«
bei reiner Stallzuclit geboren wurden.
In Bezug auf die Entwicklungsvorgänge nach der
Geburt thierischer Individuen bemerke man ebenfalls
mannigfache interessante Verschiedenheilen. Es kommen
hier namentlich die Erscheinungen des Generations-
wechsels, der Metamorphosen, die unreifen
Geburten der Marsupial ia und endlich die reifen
Geburten der meisten höhern Thiergaltungen in Be-
tracht. Beim Generationswechsel nehmen die di-
rekten Nachkommen nie die Gestalt der Eltern an; erst
die Enkel , Urenkel oder noch spätere Generationen
kehren zum ursprünglichen Typus zurück. Bei der Me-
tamorphose schlüpfen die Nachkommen, den Eltern zwar
unähnlich aus dem Ei, nehmen indess in Folge verschie-
dener, mehr oder weniger bedeutender Gestaltverwand-
lungen schliesslich doch die Form der Ellern an (voll-
kommene oder unvollkommene Metamorphose, Metabolie;
zu ersterer gehört z. 11. die Metamorphose der Raupen.
Engerlinge , Kaulquappen etc. etc. zu Schmetterlingen,
Käfern, Fröschen etc. etc. — zu letzleren die Verwand-
lung der Muskeltrichine zur Darmtrichine etc.). Der fort-
schreitenden Metamorphose entgegengesetzt sei die rü ck-
schreitende, in Folge deren nicht selten in frühern
Lebenstadien vollkommen selbstständige Thierc so in
ihrer Organisation zurückgehen , dass sie nur noch als
Schmarotzer ihr Dasein zu fristen vermögen. — In Be-
2) sprach Herr
Verhältnisse der Gel
See (siehe die Abh
3) macht Herr
teorologische Centr
4) hielt Herr P
Vortrag „über di
Lichtes in verc
Der Vortragend
der neuen Ünlersu
welchem bei elecl
Gasen das Gas zun
gedehnt wird. Es
vom negativen Pol :
des Gas abwechseli
dünnte, dunkle Zon
dichteter und vert
dass der Leilungsv
gross ist , und es
weisen, dass ders
geringer ist, als in
der Widerstand in
müssen dieselben i
dene Erwärmung
schiedener Temper;
in der Nähe des Pol
Differenz zeigten. 1
Gases abhängig um
für
Aus den Versuchen De la Riv
das wichtige Resultat, dass eine Ga
geringer al» j^Jjj, Grn>m. I«.
leuchtend und erwärmend wirken
Schliesslich zeigte der Vortri
construirte Röhre vor und demoi
digen Einfluss, welchen Erwärmen
Schiclitenbildung äussert. Bei A
düngen eines kleinen RuhmfcorfTscIn
zeigte die Röhre bei gewöhnliche
Kammern Schichtungen ; als die
einer Weingeislflamme erwärmt w
dieser die Schichten und erschie
begränzt, während gleichzeitig die
dern Kammern verschwanden, um i
nebligen Lichte Platz zu machen.
5) Bezüglich der Feier der 6(
schlössen, dieselbe durch ein gern
essen im gewohnten Versammlung!
6) Im zweiten Akte demonstrii
neue Form des Phosphoroskops.
600. Sitzung vom 38.
Abends 7 Uhr bei W
Vorsitzender: Der Präsident r
— (In Abwesenheit des Secretärs
bibliothekar Hr. Koch.) — 38 anw
\) Der Präsident zeigt an, das
narlehrer in Münchenbuchsee , eii
Naturgeschichte für Volks:
schaft als Geschenk zugewandt hal
2} referirte Herr Prof.
im Frühling laufenden Ja
Aegypten und zeigte versi
neralien. unter andern bei
Mokattamgebirges bei Kairo , aus welchem der untere
Theil der Pyramiden construirt ist. — Hierauf folgte eine
kurze Beschreibung der Reise von Jerusalem nach dem
Todlen Meere und eine einlässlichere Abhandlung über
diesen merkwürdigsten aller bekannten Binnenseen. Nach
der Schilderung der den Salzsee umgebenden Wüste,
welche vom Oelberge an bis Jericho aus mit Feuerstein
durchsetztem Kalkfelsen besteht, erörterte Referent die
ganz ausnahmsweise Lage desselben und besprach dann
vorzüglich die Beschaffenheit und Zusammensetzung des
Wassers, welches ebenfalls ganz isolirl dastehende Ver-
hältnisse darbietet. Schon aus dem äusserst scharf-
salzigen und zuletzt intensiv bittern Geschmacke des
herumgebotenen Wassers konnten die Mitglieder einen
Schluss auf dessen enormen Gehalt an mineralisches
Bestandteilen ziehen , welches auch durch die bereits
erhaltenen Resultate der eben im Gang begriffener* Ana-
lyse bestätigt wurde. Zwar ist das Wasser des Todten
Meeres schon zu wiederholten Malen und sogar quanti-
tativ untersucht worden, es liegen der Analysen in der
Litteratur zwölf vor; allein dieselben stimmen in ihren
Ergebnissen aus mehreren Gründen so wenig übe rein.
obschon sie alle eine erstaunliche Menge von Chlormagne-
sium und Chlorcalcium neben Kochsalz und Brommag-
nesium aufweisen, dass es immer wieder Interesse haben
wird , diese merkwürdige Salzlösung vergleichend zu
studieren. — Die Gründe, warum die von den verschie-
denen Autoren gefundenen Zahlenverhältnisse für die
einzelnen Bestandteile so bedeutende Abweichungen
von einander zeigen, liegen zum Theil i
Schwierigkeiten, welche die Analyse iii »,.
gaben (vergl. die Abhandlung Jahrgang i"
Umstand, dass der für den Wasserverlu
dampfung angewiesene See zu verschiei
je nach der Grösse der durch den Jordai
sermassen eine Niveaudifferenz bis zu
wodurch wesentliche Unterschiede in
der Salzlösung bedingt werden. Die
die Analyse siehe die Abhandlungen,
fährt fort mit der Beschreibung -der hei
sich am westlichen Ufer des Sees
von denen die eine schon im Altertln
benutzt wurde, die andere dagegen
beben vom 4. Januar 4830 hervorgeb
nie analysirt worden ist. — lieber die t
nicht referirl werden, da sie noch nichjk
geschritten ist. — Zum Schlüsse wurde]
See Tiberias vorgezeigt, welche retchÜ
erfüllten Hohlräumen durchsetzt sind.
Schluss des Vortrages um 8 Uhr
gemeinschaftlichen Nachtessens zur 1'^
Sitzung.
601. Sitzung- vom 3. Septem)
Abends 7 Öhr bei Weben
Vorsitzender; Der Präsident Prof
In Abwesenheit des Sekretärs funkti
bibliothekar Koch. —
Wegen Abwesenheit des Sekretär
tokoll der vorigen Sitzung nicht verle;
Zu ordentlichem Mitglieds wird angenommen :
Herr Probst, Mechaniker bei den Herren G. Oll
u. Comp.
Herr Isidor Bachmann unterhält die Gesellschaft
schierienen geologischen Notizen und Mitteilungen.
in den Abhandlungen erscheinen werden. — An
skussion über seinen Vortrag betheiligten sich die
Prof. Fischer. Dr. Ziegler und Prof. Studer.
Prof. Dr. Flockiger berichtet über den Blitz , der
September Nachmittags 1 ',', Uhr in das Gebäude
aatsapotheke eingeschlagen hat. Die First des-
überragt die benachbarten Gebäude und trägt an
beiden Bndpunkten Blitzableiter, von welchen
.fingen bis in die Nähe der blechernen Dachrinnen
jedoch in einer Entfernung von 1 l/i und 3 Fuss
nselben abbrechen. Der Blitz scheint den östlichen
leiter getroffen zu haben, da dessen Spitze sich
hmulzim zeigt. Von da verfolgte der Blitz haopt-
h den blechernen Besatz der First und die vor-
Eisenstange, von deren Ende er in die Dachrinne
rang, welche in der Nordostecke des Hauses in
>f hinabsteigt. Hier nähert sich das Bohr einem
arten Fenster, an dessen einem Stabe Spuren von
Izung sichtbar waren. Mehrere runde Löcher von
hr 1 (Zentimeter Durchmesser Messen sich an
Ende des Rohres auffinden und waren zwischen
lit blanken Metall tropfen eingefasst. Derartige
' wurden am obersten Theite der Dachrinnen durch
rnrohr wahrgenommen, auch an den schräg ab-
en Kanten des Daches zeigte der Blechbesatz
und Bisse mit blanken Metalltropfen. — Ltess sich
ser Weise die Hauptrichtung des Blitzes sicher
en , so muss doch, nach mehrfachen überein-
stimmenden Angaben die Entladung [heilweise auch n
Osten und Süden, in die Inselgasse und in das In
gässchen erfolgt sein, d. h., es muss eine Vsrtheil
auf dem Dache selbst stattgefunden haben.
Im Hofe standen vor dem erwähnten Gitterfei
einige Krüge und Flaschen, welche zerschmettert wun
— Am Auffälligsten aber wurde ein kleiner eisci
Mörser gezeichnet, indem an mehreren Stellen das
lall zu Tropfen geschmolzen war. — Ein eiserner Sp
der im Mörser stand, zeigte ebenfalls geschmol:
Stellen, nicht aber die Mörserkeule selbst. — Eine
neben stehende Pappschachtel und ein Besenstiel fai:
sich leicht verse ngl. Von diesen Gegenständen
«eiche Herr Dr. Flockiger der Gesellschaft vorlegt, sc
der lihtz in den Boden, wo aber seine Bahn nicht w<
bezeichnet war. Merkwürdiger Weise berührte er ■
in unmittelbarer Nahe angebrachte eiserne Presse ni
so dass ein dicht daneben stehender Arbeiter mit <
Schrecken davon kam. An der Nordost ecke des Hai
geht ebenfalls ein Wasserrohr herunter, welches
untern Ende mit einem Eisenslab verbunden die eig
liehe Blitzableitung darstellt. — Hier Hessen sich k
Wirkungen des Blitzes nachweisen. Da sich auf ■
Dache in der Verbindung mit der vergoldeten Sp
eine Lücke von 3 Fuss vorfindet, so darf wohl bi
der Grund angenommen werden, wesshalb der I
nicht den ihm vorgezeichneten Weg eingeschlagen
4} In Anscliluss an obige Mittheilung erwähnt r
Forster, dass in Freiburg im Br. der Draht eines B
ableilers von einem Blitzschlag in Stücke zerrissen w
den sei. Die Untersuchung dieser Stücke habe dann
geben , dass man Tür den Draht stau Kupfer ein j
vanoplastisch verkupfertes Messing verwendet hatte.
Prof. Forster spricht ferner über die nähere Kenni-
t Phosphorescenzerscheinungen (siehe die Ab-
diesen Vortrag knüpfen sich einige Bemerkungen
rren Prof. Fischer und v. Fellenberg an.
Der Präsident fragt die Gesellschaft an, ob man
gelmässigen Wintersitzungen schon von dieser
oder erst vom 45. Oktober an eröffnen «olle.
?schliesst den 3. .Samstag des Monates Oktober
;elmässigen 14tägtgen Turnus der Winlersitzungen
innen ; im Uebrigen die Festsetzung von Eitra-
jn wie hisdahin dem Ermessen des Präsidenbai
Hassen.
m zweiten Akte zeigte Herr Forster einige Versuche
i Einßusa der Temperatur auf die Spectralreactionen.
tanntlich ist die Lage der Linien von der Tera-
unabhängig, während die Zahl der Linien mit
ender Temperatur sich vermehrt,
r Vortragende verflüchtigte in der Flamme eines
liehen Bunsen'schen Brenners Chlorlithium und
das Spectrum , welches aus der rothen « Lide
er schwachen Andeutung einer orangen Linie be-
nit Hülfe eines Ilunsen'schen und eines Hoff-
:hen Spectroscopes. Nun wurde der Bunsen-
* durch eine Knallgassflamme ersetzt, in deren
as Chlorlilhium verdampft wurde. Sofort änderte
s Spectrum. Nicht nur trat die orangefarbene
isserordenllicb glänzend hervor, sondern es zeigte
ch eine schon blaue Linie von grosser Intensität
h verhält sich Chlornatrium , welches bei der
atur eines gewöhnlichen Gasbrenners nur eine
u Gelb zeigt, während bei Steigerung der Tem-
in der Knallgasflamme noch eine ganze Anzahl
XL1
Linien hinzutreten, so dass sich das discontinuirliche
Spectrum der Continuität nähert. In der höchsten Tem-
peratur des Dobray'schen Apparates ist die Flamme weiss
und gibt ein continuirliches Spectrum,
Sehr schön Hess sich der Einfluss der Temperatur
auch am StickstofFspectrum zeigen. Als durch eine, mit
sehr verdünntem Stickstoff gefüllte, Geisslersche Röhre
die Entladungen eines schwachen Ruhmkorff-Apparates
geleitet wurden, zeigte das Licht der Röhre das bekannte
schöne Bandenspvctrum des Stickstoffes. Vertauschte
man jedoch den schwachen Inductionsapparat mit einem
grossen RuhmkorfFschen Funkeninductor, in dessen se-
kundäre Spirale eine grosse Leydenerflasche einge-
schaltet war, so änderte das Spectrum seinen Habitus
vollkommen und erschien nun als scharfes Linienspectrum.
«02. Sitzung vom 22. Oktober 1870
Abends 7 Ubr bei Webern.
Vorsitzender : Der Präsident Herr Prof. Forster. —
Sekretär : Dr. R. Henzi. — 31 anwesende Mitglieder. —
2 Gäste.
4) Die Protokolle der Sitzungen 599, 600 und 604
werden verlesen und gutgeheissen.
2) Zum ordentlichen Mitglied wird angenommen :
Herr Friedrich Thormann alli6 v. Graffenried, In-
genieur des mines, von Bern.
3) Herr Professor v. Fellenberg-Rivier referirt über
eine neue Aufschliessungsmethode alkalihaltiger Silikate
and theilt die Analysen zweier Nephrite und eines Stein-
keiles von Saussürit mit (siehe die Abhandlungen;.
4) Herr Prof. Sidler gibt den ersten Theil sein«
onomischen Referates
\) Planeten- und Kometenentdeckungen in den letzten
ihren. — Das letzlbekannte Glied dw Asteroiden-
)pe ist N" 110. Die Lydia, entdeckt am 49. April
t von Borelli in Marseille. Das Jahr 1868 brachte
die Wiederkehr des Brorsen' sehet, und des Enekt-
n Kometen ; das Jahr 1869 einen solchen des Ko-
m Pons-Wtnecke.
2) Die « Astronomische Gesellschaft.» — Auf der
-sehen Naturforscherversammlung zu Bonn 1857 gab
Anwesenheit mehrerer Astronomen . die an der Be-
mung der kleinen Planeten Theil nehmen, Gelegen-
zu einer Vereinigung zum Zwecke der Coordinaten-
chnung der Hauptplaneten und hierauf entwickelte
im Laufe der Zeit der Gedanke einer astronomische»
■llschaß, die 1863 zu Heidelberg gegründet ward.
Zwecke der Organisation der astronomischen Kräfte,
;em einsamen Arbeiten und der Herausgabe astro-
ischer llo'lfs werke. Als Organ der Gesellschaft dient
literarischen Besprechungen gewidmete nViertd-
tsekrift» . von der gegenwärtig der fünfte Jahrgang
Erscheinen begriffen ist. — Das Hauptunternebmen,
die Gesellschaft blsanhin angebahnt hat, ist die ge-
i Positionsbestimmung an Meridianinstrumenten saromt-
r Sterne bis inclusive der 9,5. Grössenklasse zwi-
n den im 2°. und dem -t- 80. Deklinationskreise mit
undelegting der ^Bonner-Durchmusterung*. Das Pc-
■biet nördlich von dieser Grenze ist von Carrington
ebenso von der Sternwarte zu Hasan schon mit
jer Vollständigkeit und Genauigkeit aufgenommen
len, so dass eine Wiederholung der Arbeil unnöthig
lien. Die Beobachtungen sollen Differenzialbeobacb-
tätigen sein, die sich an 539 über das Beoba
gebiet möglichst gleichförmig vertheilte Fund;
Sterne anschliessen , deren mittlere Oerter in
auf das Genaueste fixirt werden. — Zwölf eun
und amerikanische Sternwarten haben sich in d
getheilt, die nach einem gemeinsamen, von dei
schaft aufgestellten Programm ausgeführt wird.
3) Ueber den Venusdurchgang am 8. Dezemt
Eines der wichtigsten numerischen Elemente
Sonnensystems ist das Verhältnis» der mittleren
der Sonne von der Erde zum Aequatorradius der
Die Phänomene , die zur Bestimmung dieses El
am geeignetsten sind , sind die Uebergänge dt
vor der Sonnenscheibe. Für zwei Beobachter
verschiedenen Stationen der Erde wird sich di
in etwas verschiedener Richtung auf die Sonne pr
und daher die vom Planeten durchlaufene Seh
etwas andere sein. Diese wird namentlich di<
des Ueberganges inßuenziren. Dieser Untersch
um so grösser sein, je näher uns der Planet i
der beobachteten Grösse dieses Unterschiedes
wir daher die Entfernung der Venus und hiei
Entfernung der Sonne ableiten. — Die letzten
gange fanden in den Jahren 1764 und 4769 stc
den damaligen Beobachtungen berechnete Encke
mittlere Horizontalparallaxe der Sonne die Zal
und dieses war der allgemein angenommene Wert
Elementes , bis sich in neuerer Zeit Zweifel gegi
Zahl erhoben , indem der störende Einfluss de
auf die Mondbewegung, sowie der Vergleich
terrestrischen Versuchen gefolgerten Geschwindig
Lichtes mit der Zeit, die das Licht braucht, dei
mit der Erdbahn zurückzulegen, eine Erhöhur
I um ■/(„ Bogensekunden zu erheischen schienen. —
sind daher gespannt auf das Resultat der zwei
listen Uebergänge, die am 8. Dezember 1874 und
6. Dezember 1882 staltfinden werden. Es wurde non
Gang der Erscheinung vom 8. Dezember 1874 in
en Hauptzügen erörtert und namentlich auf die bei-
Punkte hingewiesen, für welche der Unterschied in
Dauer der Erscheinung ein Maximum sein wird. —
sind dieses die Punkte, wo sowohl der Eintritt ab
Austritt des Planeten am Horizonte statt hat, nämlich:
a) ein Punkt in Sibirien in der Nähe von Jakutsk
jer Lena. Dort beginnt die Erscheinung mit Sonnen-
;ang und endet mit Sonnenunlergang. Ihre Dauer
sehen den beiden innern Berührungen beträgt 3l 58";
b) ein Punkt auf dem antarktischen Continente, süd-
am Kap Hörn. Dort tritt der Planet bei Sonnen-
srgang ein, durchzieht die Sonne während der kur-
Nacht und tritt am folgenden Tag bei Sonnenaufgang
Hier dauert die Erscheinung 31" 22™.
Im Punkte h isl also der Uebergang um 36 Minuten
zer als im Punkte a. Je näher die Beobachtungs-
ionen bei diesen beiden Punkten gewählt werden,
so günstiger sind dieselben für den beabsichtigtes
■ck.
4) spricht Herr Prof. Perty über die Saturnusbe-
kung vom 30. September 1870, die er in Bern
bachlet hat
5) Ferner bemerkt er, dass die 1866 in einigen
alitäten Berns und der Umgegend sehr zahlreich
bachtete Oscinis (Musa) lineaia habe sich im November
;es Jahres auf einem Gute in Brunnadern, dem Ver-
men nach auch wieder im Lindenhof sehr häufig ein-
inden (Vergl. Berner Mittheilungen 1866 pag. 233.)
TT*
XLV
6) Im zweiten Akte demonsirirte Herr Bauder aus
Paris sein antidiluvianisches Klavier und executierte mit
vollkommener Meisterschaft verschiedene Musikstücke
auf demselben. Dasselbe bestand aus einer grösseren
Zahl von Feuersteinknauern , welche aus den tertiären
Kreideformationen des Beckens von Paris stammten und
welche an Bindläden über hölzernen Resonanzboden
aufgehängt, durch Anschlagen mit einem Steine zum
Tönen gebracht wurden.
603. Sitxung vom 5. November 1870.
Abends 7 Uhr bei Webern.
Vorsitzender: Der Präsident Herr Prof. Forster. —
Sekretär Dr. R. Henzi. — Anwesend 38 Mitglieder. —
4 Gäste.
1) Das Protokoll wird verlesen und gutgeheissen.
2) Zu ordentlichen Mitgliedern wurden aufgenommen:
<) Herr Prof. C. Emmert, Professor der gericht-
lichen Medicin an der Hochschule und derzeit
Rector derselben.
2) Herr Dr. Emil Emmert, Arzt in Bern, Sohn
des Obigen.
3) Herr Isaak Friedli von Lützelflüh, Lehrer der
Mathematik und Physik an der Lerberschule.
4) Herr Heinrich Kesselring von Müllheim, im
Kant. Thurgau, Lehrer an der Gewerbeschule
in Bern.
3) Herr Dr. Beat von Tscharner erklärt seinen Austritt.
4) macht Herr Prof. Fischer einen Bericht über
die Resultate neuer Forschungen im Gebiet der phy-
siologischen Botanik , namentlich der niedern Pilze , deren
Konntniss in den Ip
tungen wesentlich«
Zunächst wird durc
vielbesprochenen Fi
dahin beantwortet,
als Cryplococcus o
selbständige Pilze
aber wieder ausser Gebrauch gekommene Gattungsname
Saccharomyces wieder eingerührt wird. Die Angaben
von Bail, Hoffmann , Ilaliier u. A. über den genetisches
Zusammenhang der Hefenzellen mit andern Pilzen wer-
den von Reess auf ungenaue Beobachtungen und Ver-
wechselungen zurückgeführt. Dagegen wird eine zweite
Art der Fortpflanzung der Hefenzellen durch freie Zellen-
bildung nachgewiesen. Es erfolgt dieselbe bei der Kultur
der Saccharomyccs-Zellen ausserhalb der gährendeo
Flüssigkeit, bei geeigneter Temperatur und massiger
Feuchtigkeit. Die gebildeten Sporen vermehren sich in
gahrungsfahigen Medien durch die bekannten Sprossungeu.
Von der Galtung Saccharomyces hat Reess 7 Spectes
beschrieben , von welchen eine den HauptbestandtbeS
der Bierhefen bildet, mehrere durch Form und Grösse
der Zellen abweichende Species die Gährung des Weine»
veranlassen. Eine Art, Saccharomyces Mycodama bildet
die sogenannte Blume auf verderbenden Wein oder Bier:
die Vegetation derselben bewirkt nicht die Gahrung.
sondern die Faulniss der betreffenden Medien — Es
wird ferner das Verhalten einer Reihe von Schimmel-
pilzen in gährenden Flüssigkeiten besprochen. Das alt-
gemein verbreitete Penicülium glaueum steht zur Hefe
in keiner Beziehung ; seine Sporen wirken iu zucker-
haltigen Flüssigkeiten niemals gährungserregend , wolii
aber wird dadurch Tanninlösung in eigenlhü ml icher
XLVII
Weise unter Bildung von Gallussäure und Zucker zerlegt.
— Penicillium , dessen Zusammenhang mit höheren Pilzen
oft behauptet worden, muss nach den gegenwärtig vor*
liegenden Thatsachen als eine selbständige Pflanze an-
gesehen werden. Dagegen hat De Bary den auf ein-
gemachten Früchten häufig vorkommenden Aspergillus
glaucus als eine Conidienform der Galtung Eurotium
erkannt. — Zu der Alkoholgährung zeigen von den unter-
suchten Schimmelpilzen nur die Mucor-Arten eine be*
stimmte Beziehung, indem die Sporen ebenso wirken
wie die Saccharomyces-Arten und sich dabei in ähn-
licher Weise durch Sprossung vermehren. Diese so-
genannte Kugelhefe oder Mucor-Hefe ist durch Form
und Grosse der Zellen von den ächten Hefen leicht zu
unterscheiden. —
Schliesslich werden vom Vortragenden noch einige
andere Gegenstände aus dem Gebiete der niedern Pilze
kurz besprochen, namentlich hervorgehoben, dass ver-
schiedene Angaben von Hallier besonders über den so-
genannten Micrococcus , welchem die verschiedensten
Beziehungen zu Gährungs-Fäulniss und Krankheitsvorgän-
gen zugeschrieben wurdeu. von keiner Seite bestätigt
und zum Theil direkt widerlegt worden sind. —
An der Diskussion betheiligten sich die Herren Dr.
Flückiger und Ed. Schär.
5) Herr Prof. Dr. Scliwarzenbach referirt zunächst
über die nun beendigten Analysen des Wassers vom
Todten Meere, indem er die eigentümlichen Schwierig-
keiten hervorhebt, von welchen diese Arbeiten umgeben
sind. Diese beruhen in dem ganz ausnahmsweis grossen
Gehalte des Wassers an Chlormagnesiuro , welches ein
völliges Eindampfen des Wassers und Erhitzen des Rück-
standes bis zu konstantem Gewichte unmöglich macht,
durch eine wert!)
i verloren geht,
rhaltnisse «ird ai
egende Abhandln
Derselbe geht
jng moderner che
lachst die Schwi
;net, welcher die
ligen Existenz und allgemeinen Verbreitung Ter-
liedencr Theorien öffentlich zu lehren hat, da ihn
selbe in Gefahr setzt, entweder als veraltet zu gelten
?r bei ausschlicslichem Festhalten an den neuesten
ffassungsweiscn den Zuhörern schwer verständlich zu
n Es wird an einer Anzahl von Beispielen die Er-
rung chemischer Vorgänge nach bisheriger und neuester
vergleichsweise durchgerührt, um die Komplikationen.
che die neue Schreibart oft mit sich fuhrt, zu zeigen
1 auf die Nachtheile hingewiesen , welche die Er-
benden durch gleichzeitige Handhabung verschiedener
iorien erfahren. Schliesslich wird der Entschluss aov
iprochen , in hiesigem Laboratorium nach bisheriger
:ise zu formulieren nnd besondere Vortrag« über die
len Auffassungs- und Schreibweisen zu halten. An
- Diskussion über diesen Vortrag betheiligten sieb
Buri und Prof. Dr. Plückiger.
6) Im zweiten Akte zeigt Herr Prof. Förster ver-
iedene Nova aus dem Gebiete der elektrischen Lichi-
cheinungen. Die vorgezeigten Apparate waren neue
;cugnisse des bekannten Glaskünstters Dr. Geissler in
604. Sitzung vom IV. Nov>
Abends 7 Uhr bei Webe
Vorsitzender : Der Präsident Hei
— Secretär Dr. R. Henzi. — 33 anw<
4 Gäste.
1) Das Protokoll der vorigen Si
and genehmigt.
2) Zu ordentlichen Hitgliedern
wurden angenommen :
0 Herr Dr. Metzdorf von G
Professor an der Thierarzi
2) Herr Samuel Rudolf Stec
und in Bern.
3) Herr Dr. Otz von Vechigen
Assistenzarzt an der chir
Bern.
3) sprach Herr Direktor Chris
Pflanzen formen.
4) gab Herr Dr. Cherbuliez
Uebersicht der Untersuchungen über
geschwindigkeit des Schalles in der
gerückter Zeit wurde der Schluss de
nächste Sitzung verschoben. Derse
in den Abhandlungen erscheinen.
5) Im zweiten Akte machte Herr P
über Regelation. In eine cylindrisc
eisen wurden Eisstücke zerstampft; <
die zersplitterten Eismassen mit Hülfi
starken Druck wirken. Die Regelat
vollkommen statt, dass die Eisstück
massiven, harten und klaren Eiscylir
Ebenso presste der Vortragende au:
Bern. MitLbeü. 1870.
ri-f-
mit Anwendung einer passenden Hohlform aas Messing,
feste , klare Biskugeln , welche mit ziemlicher Kraft auf
den Boden geworfen werden konnten, ohne zu zer-
brechen. —
Ferners wies Herr Isidor Bachmann eine Serie
schöner gedrehter Quarze vor und macht besonders auf
den Umstand aufmerksam, dass mit der Basis aufge-
wachsene Quarz-Krystalle keine Abnormität zeigen, wäh-
rend mit einer Prismenfläche oder seitlich aufsitzende,
sobald sie zugleich reihenweise gruppirt erscheinen, die
merkwürdige Drehung zeigen. Einige schöne Vorkomm-
nisse von der Göschenenalp, Uri, mit beiderlei Kry stallen,
dienten zur Veranschaulichung.
605. Sitzung vom 3. Dezember 1870.
Abends 7 Uhr bei Webern.
Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. Forster. —
Sekretär: Dr. R. Henzi. — 34 anwesende Mitglieder.
4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verleseo
und genehmigt.
2) las Herr Dr. Cherbuliez eine Fortsetzung seiner
Arbeit über die geschichtliche Uebersicht der Unter-
suchungen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles
in der Luft (siehe Abhandlungen).
3) Herr Prof. Perty spricht über eine Reihe in den
letzten Jahren entdeckter lebender Wesen der einfachste»
Art und erläutert den Vortrag durch Abbildungen von
Auerbach, De Bary, Kühne, Greef, Hacke!. Auerbach
hatte bereits früher die Amceben untersucht und sich
für die Einzelligkeit derselben entschieden, im Wider-
spruch mit dem Vortragenden aber für sie eine Dm-
^?r-
LI
hüllungsmembran behauptet, die nach neuern Beobach-
tungen nicht existirt, — doch lässt sich manchmal neben
der Centralsubstanz eine etwas derbere Rindensubstanz
unterscheiden. Der Vortragende macht darauf aufmerk-
sam, dass keineswegs alle Amceben selbständige Or-
ganismen sind , sondern viele blosse Zustände und Durch-
gangsformen anderer Organismen. Amceboide Wesen
und ebenso Schwärmer mit einem oder mehreren Be-
wegungsfäden findet man bei entschiedenen Algen, bei
den Protococcaceen . den Myxomyceten , bei Acanth-
ocystis, welche Greef für ein Radiolar des Süsswassers
erklärt, bei Häckel's Magosphsera, welche Charaktere
der Infusorien mit solchen der Volvocinen vereinigt, bei
Protomyxa , bei Protomonas. Oft wandeln sich solche
Schwärmer in amoeboide Formen um , welche letzteren
zugleich sehr allgemein in den höheren Thieren als
Formbestandtheile vorkommen. Weisse Blutkörperchen
nehmen Amoebengestalt an, strecken Fortsätze vor und
ziehen sie ein, kriechen herum; Bindegewebs-Hornhaut-
und Nervenzellen haben sehr häufig die Gestalt der
Amceben, bestehen wie sie aus strukturlosem Plasma
mit Kern. Man hat übrigens in den letzten Jahren le-
bende Wesen entdeckt, die nicht nur ohne Umhüllungs-
haut, sondern auch ohne nucleus und Vacuolen sind und
bloss aus einem Klümpchen jener Substanz bestehen,
die man Sarcode und Protoplasma genannt hat. Diese
eiweissartige Substanz vermag zu athmen , zu assimiliren,
sich zu bewegen, auf Reize zu reagiren und in ihr sind
wesentlich die Lebenserscheinungen begründet , während
die Zellen, wie der Vortragende seit Jahren gelehrt hat,
bereits eine sekundäre Entwicklungsstufe darstellen. Der-
selbe sieht auch mit Genugthuung seine schon vor vielen
Jahren ausgesprochene Ansicht immer mehr durch die
LH
empirische Forschung bestätigt, dass Thier- und Pflan-
zenreich aus einer gemeinschaftlichen Basis hervorgegan-
gen sind und sich nach divergirenden Richtungen immer
weiter und höher entwickelt haben, und dass viele der
niedersten Lebsnsformen ebenso gut dem einen wie dem
andern Reiche zugetheilt .werden können, je nachdem
sie in diesen oder jenen Zuständen betrachtet werden.
Oreef in Bonn hat eine Anzahl interessanter mikro-
skopischer Geschöpfe, meist des Südwassers, entdeckt
die er zum Theil den Radiolarien zutheilt, welche sonst
dem Meere angehören, z. B. Acanthocystis , Astrodiscolns,
Hyalolampe; die Keimkörner von Acanthocystis können
Pseudopodien vorstrecken. Sehr hübsch ist Clathralutt
ein Süsswasser-Radiolar mit kieseüger Gitterschtle. In
Meer bei Ostende fand Greef ein Hydroid, welches er
Protohydra Leuckarti nennt, einen Armpolypen ohne
Arme , welchen er als eine Stammform der Coelenteratea
ansieht und bei dem er Fortpflanzung durch Theilnog
beobachtet hat ; er besitzt Nesselorgane und der ZeUea-
inhalt nimmt amoeboide Form an. Häckel in Jena hat
ausser der schon genannten Magosphsra eine Anzahl
anderer Lebensformen beobachtet , bei welchen zum Theil
Membran, nucleus und Vacuolen fehlen, und die nur
aus nacktem Protoplasma bestehen , wie VampyreUt
(schon von Cienkowski entdeckt), Protomonas, Prota-
mceba , Protomyxa. Die bei der Kanarieninsel Lanzarote
auf Schalen der dort angetriebenen Spirula Peronü vor-
kommende Protomyxa aurantiaca gleicht im encystirte*
Zustand einer rothen Kugel mit hyaliner Zone ; der In-
halt zerfallt in Kügelchen, welche zu Schwärmern mit
Bewegungsfaden werdend, die Cysten durchbrechen und
sich dann in Amoeben umwandeln, die zu Plasmodien
verschmelzen — Vorgänge , die auffallend denen bei den
LIII
Myxomyceten gleichen. Die Plasmodien von Protomyxa
nehmen zur Nal.rung Diatomeen in sich auf und ency-
stiren sich nach einiger Zeit. Die Schwärmer der Myxo-
myceten kommen aus Sporen hervor, haben einen Be-
wegungsfaden, nehmen dann amceboide Formen an und
die Amoeben erwachsen oder es vereinigen sich mehrere
za Plasmodien, welche manchmal Sporen verschlucken
und sich ency stiren, wo dann das Protoplasma in der Cyste
rotirende Bewegungen macht. Bei Myxastrum radians,
einem zierlichen Protozoon im Meerschlamm zwischen
Algen bei Lanzarote, entwickelt sich das Protoplasma zu
spindelförmigen, kieselschaligen Keimen, und bei Myxo-
dictyum sociale im Meerwasser bei Algesiras in Spanien
sind die Individuen in Gruppen oder Kolonieen vereinigt.
Myxobrachia ist ein Radiolar (Rhizopod) von Lanzarote
mit gelben, reichliches Amylon enthaltenden Zellen und
was sehr auffallend ist, an den Enden seiner Arme fin-
den sich coccolithen- und coccosphärenähnliche Körper,
welche denen bei Bathybius ausserordentlich gleichen.
Prof. Perty spricht ferner von den Messungen enormer
Meerestiefen in neuerer Zeit, namentlich auch von denen
im atlantischen Ocean, behufs der Legung der elek-
trischen Kabel. Das thierische Leben reicht viel tiefer,
als man früher glaubte , während die Pflanzen schon in
4000 Fuss Tiefe sehr sparsam werden und in 2000 Fuss
Tiefe ganz verschwunden sind. Aufsehen hat Professor
Huxlet/s Entdeckung eines höchst einfachen Organismus
gemacht, der bloss aus Protoplasma mit eingelagerten
Körnchen und Kalkkörperchen besteht, welche letzteren
unter den Namen Diccolithen, Cyatholithen , Coccosphären
beschrieben werden , und welches Wesen Huxley Bathy-
bius Hffikelü (Tiefenbewohner) genannt hat und das auch
nach einer Probe von den Faroer-Inseln von Häckel un-
r t ■ -r
LIV
(ersucht wurde. Ungeheure schleimartige, Plasmodien
ähnliche Massen des Bathybius bedecken von 5000 Foss
abwärts den tiefsten Meeresgrund bis zu 20,000 Fess
und noch darunter. Die genannten Kalkkörperchen be-
stehen nicht bloss aus kohlensaurem Kalk , sondern auch
aus organischer Substanz und sind identisch mit jenen,
die man häufig in der Kreide findet. Sie scheinen durch
Absonderung der Plasmamasse zu entstehen , ähnlich wie
die Kieselnadeln der Spongien und die Kalkkörperchen
der Blumenthiere und Stachelhäuter. Der Vortragende
bemerkt, dass aber der Entwicklungskreis des wunder-
samen Bathybius ungeachtet der Untersuchungen Huxleys
und Hackers offenbar noch unbekannt ist. — Greef in
Bonn hat im Süsswasser einen mikroskopischen Organis-
mus entdeckt , welcher einigermaassen daselbst die Rolle
des Bathybius spielt und den Rand von Weihern und
Teichen das ganze Jahr in Klumpen bedeckt Er nennt
ihn Pelobius (Schlammbewohner) und stellt ihn zu den
Rhizopoden, behauptet jedoch , dass die Entwicklung m
mancher Hinsicht an die der Myxomyceten erinnert
Greefs Abhandlung über Pelobius soll nächstens in Schultzes
Archiv für mikroskopische Anatomie erscheinen.
4) Im 2. Akte zeigte Herr Prof. Dr. Forster einen
neuen Apparat von Bucher zur Umkehrung
der Natrium flamme. Der sehr kompendiöse Apparat
gestattet vor einer breiten sehr intensiven Natriumflamroe
eine kleine Natriumflamme so zu erzeugen, dass das
Licht der heisseren grossen Flamme zum Theil durch
die kleine Flamme hindurchgehen muss und dabei eine
so grosse Absorption erleidet, dass die kleine Flamme
durch Contrast mit der grossen, auf welche sie projidrt
erscheint, das Ansehen von schwarzem Rauch gewinnt.
Der Apparat ist sehr geeignet, einer grösseren Versamm-
lang das wichtige Princip der Umkehrung hellt
im Dunkeln (Frauenhofer'sche) zu erklären. —
findet sich abgebildet in Schellen, Spektralanalyse
und wird von Desaga, Universilälsmechaniker ir
berg, zu dem Preise von 15 Fr. verfertigt,
schaffen dieses Apparates kann höhern Schul
genug empfohlen werden.
Ferner zeigt der Vortragende mit Hülfe eii
von R. König in Paris gefertigter Reformator
den dazu gehörigen Stimmgabeln einige derHelmhc
Versuche über Vokalbildung.
606. Sitzung vom 17. Deceniber I83(
Abends ? Uhr bei Webern.
Vorsitzender : Der Präsident Herr Prof. Dr.
— Secretär Dr. R. Henzi. — 26 anwesende M
- 2 Gäste.
1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird
und gutgeheissen.
2) Zu einem ordentlichen Mitglied wurde ;
men Herr J. Glauser von Muri, Ingenieur.
3) Den Austritt aus der Gesellschaft erklärt
a) Herr Prof. Hebler.
b) „ Ingenieur Pillichody.
i) Demonstrirt Herr Dr. Emil Emrnert seine
thalmometer. (Siehe die Abhandlung.)
5) Sprach Herr F. v. Fischer-Oster über d
gischen Verbältnisse am Bodmi und auf der 1
(Siebe das Ausführliche in den Abhandlungen.)
6) Im zweiten Akte demonstirte Herr Pro
«ine objective Darstellung der Lichtbi
im Kalkspath, senkrecht und parallel z
scheu Axe.
O. Gelpke, Ingenieur.
Bestimmimg der St Gotthard- Tunnel
(Vorgetragen den 22. Januar 1870.)
Von verschiedenen Seiten aufgefordert , übe:
mir gewordene Arbeit, nämlich: »die Bestimmuni
St. Golthard- Tannelaxe « und über die Art and Weise
ich dieselbe gelöst habe, hier vor der werthen Vera
hing einige Mittheilungen zu machen, bin ich gerne
bereit und will nur hoffen, dass die Herren, obscho
Mehrzahl nicht Fachgenossen, trotzdem einiges Inte
daran finden mögen.
Ich übergehe die verschiedenen Einleihingen
Präliminarien, nur das Eine erwähne ich, dass ic
Grösse der mir gewordenen Aufgabe und somit auc
Grösse der mit ihrer Uebernahme auf mir laste
Verantwortung wohl fühlte, desshalb lange zaudert
ich mich zu ihrer bestimmten Annahme entschloss;
die Aufmunterung und das Zureden unserer ersten I
leute , ohne die liebenswürdige Gewährung von
Monaten Urlaub von Seilen des Herrn Oberst Sieg
bei dem ich meine Stelle in keiner Weise gefä
sehen wollte, hätte ich mich jedenfalls wohl in abs
gigem Sinne entschieden.
Mein Erstes nach gegebener Zusage war, mich a
Tit Golthard -ComibS zu wenden, um die nöthigen
Schlüsse über alle bisherigen technischen Vorarbeit
erlangen, und fernerhin die Pizirung der Tunneleinf
mir zu erbitten. Zu letzterem Zwecke wurden mir i
Herren Landammann Müller von Uri, der leider seithe
V'
r<-
•j"
i?^
^
*
&
V
— 4 —
Zeitliche gesegnet hat, und Ingenieur Koller von Basel zwei
Begleiter beigeordnet, um die Tunneteingänge im Verein
mit mir zu bestimmen und mir die erforderliche Auskunft
über das bisher Geleistete und schon Vorhandene zo
geben. Hiebei stellte sich denn an Ort und Stelle her-
aus, dass diese Fixirung der Tunnelmundlöcher, die
hauptsächlich von der Niveaudifferenz abhängig ist, nur
sehr unbestimmt und vag geschehen konnte« da wohl
schon Nivellements existirten, aber unter sich sehr diffe-
rirten. In einem mündlichen Rapport theilte ich das
Resultat unserer Untersuchung Hrn. Schultheiss Zingg,
dem Vertreter des Tit. Gotthard - Comitö f mit und wies
darauf hin, dass schon seit mehreren Jahren unter Leitung
der geodätischen Commission für Gradmessungssachen und
specieller Beaufsichtigung der Herren Professoren Hirsch
und Plantamour ein directes Nivellement . das sogenannte
Nivellement de prlcision oder Nivellement föderal, in ver-
schiedenen Theilen der Schweiz ausgeführt werde und dass,
wenn ich mich nicht sehr irre, auch der Gottbardpass io
dem projektirten Netz enthalten sei, dass sich demzufolge
die geodätische Commission vielleicht geneigt finden Hesse,
das Nivellement über den St. Gotthard im Interesse eines
so grossartigen Werkes wie die Alpenüberschienung schon
dieses laufende Jahr ausführen zu lassen, besonders wenn
bei dem etwas stark belasteten Budget der Gradmessungs-
commission auch ein pecuniäres Opfer von Seiten der
Herren gebracht werde. Dieser meiner Andeutung wurde
Folge geleistet und Herr Prof. Hirsch und Plantamour
officiell angefragt mit dem günstigen und verdankens-
werthen Resultat, dass Herr Ingenieur Benz, der schon
seit einiger Zeit in dieser besondern Branche arbeitete,
nach dem Gotthard beordert wurde, um zwischen Am-
steg und Giornico das gewünschte Nivellement mit den
k
— 5 —
besten Instrumenten and nach der bekannten u:
scharfen and genauen Methode auszuführen.
Diess einmal besorgt , konnte ich an mein«
Aufgabe mit mehr Masse denken. Diese besU
«ar in der Bestimmung der Tunnelaxe, d. h. in
gäbe des Richtungswinkels auf beiden Seiten des
nach welchem die Gesteinsarbeiten zu treibet
um in der Mitte des Berges im Streichen zus
zustossen. Solches wurde erreicht durch Bildui
Dreiecknetzes zwischen Anfangs- und Bndpunkt <
nels, in welchem Netze bei der Wichtigkeit de
alle Winkel zu messen waren, während die Berechi
einer willkürlichen Länge und einem beliebigem
durchgeführt werden konnte , weil ja dadurch die I
Punkte zu einander, von der der Richhingswinkc
and allein abhängig ist, nicht im mindesten beeim
wurde. Je länger ich mir aber Alles überlegte,
mehr kam ich zu der Ueberzeugung , dass icl
Aufgabe von mir aus erweitern müsse, wenn icl
im Sinne des Tit. Gottbard-Comite's, das bis I
4870 alle Vorarbeiten so weit gefördert sehen wo
unmittelbar mit den Gesteinsarbeiten beginnen zu
bandeln wollte. Ich musste noch in diese meim
die Bestimmung richtiger Längen, richtige Ori
des zwischen Anfangs- und Endpunkt des Tan
bildenden Dreiecksnetzes nnd Ausführung eines n
genauen trigonometrischen Nivellements aufnehr
Die Bestimmung richtiger Längen war vor a
geboten, um die ganze Länge des Tunnels genau
so lernen. Diese hatte man, abgesehen von der i
Uebersicbt bei Veraccordirung des Tnnoelanshai
Angabe desSteigens undFallens der Tunnelsohle,
gebniss aus der durch das Nivellement erhaltenen
— 6 —
differenz und der richtigen Länge, absolut vonnötheo;
ferner war, wie ich erst nachher bei meinen Erkundigun-
gen erfuhr, ein Schacht bei Andermatt in Aussicht ge-
nommen. Nun konnte dieser allerdings, wenn eine ober-
irdische Absteckung der Tunnelrichtung über die zwisehen-
liegenden fünf Gebirgsketten im Bereich der Möglichkeit
lag, von derselben nämlich von der abgesteckten Tuonel-
richtung aus angegeben werden. Aber diese ganze ober-
irdische Absteckung ist und zwar zur Stunde noch proble-
matisch und das Risico durfte ich unmöglich laufen, dass
nach verfehltem Versuch einer solchen die Angabe des
Schachtpunktes, nach der Natur der Sache eine der
ersten Angriffspunkte <Jes ganzen Unternehmens, in Frage
gestellt war. Um daher auf alle Fälle vorbereitet and
gewappnet zu sein, musste ich hier wiederum richtige
und genaue Längen haben, um die Schachtbestimmimg
anderweitig ausführen zu können, ferner bedurfte ick
derselben, um das in Aussicht genommene trigonometrische
Nivellement verwerthen, resp. berechnen zu können. Eine
seitliche Absteckung der Tunnelrichtung von etliches
Signalen aus, in deren Nähe sie vorbeiführte, war eben-
falls auf richtige Längenmaasse unmittelbar angewiesen.
Das trigonometrische Nivellement hingegen, das ohne
grossen Zeitverlust bei den Beobachtungen nebenbei
laufen konnte, glaubte ich durchführen zu müssen, am
das directe Nivellement, von dem ich wusste, dass es
nur einmal und zwar ohne Controlle durch Anschluss
(wenigstens in den ersten Jahren) ausgeführt werde, roh
zu controlliren. Ich war weit davon entfernt, anzunehmen,
dass Hr. Benz, der grosse Uebung im directen Nivelliren
hatte, kleine Fehler sich zu Schulden werde kommen
lassen, aber ein gröberer Fehler, nur durch Verschreiben
einer Zahl z. B. , der durch mein - trigonometrisches
Nivellement dann aufgedeckt worden wäre, lag u
bei keiner Arbeit, der die Controlle fehlt, ausser d
reich der Möglichkeit; dann konnte ein solches trig<
Irisches Nivellement gerade auf der Masse des St. &
wenn es mit möglichster Schärfe ausgeführt wart
Vergleich mit dem directen Nivellement zur Lösur
schwebender wissenschaftlicher Fragen, wie die <
lenkung des Bleüolhes durch die Gebirgsmasst
beitragen, auch bei gegenseitigen Beobachtung
Ermittelung eines richtigem mittlem Refracttonscoe
teil, als der bisher gebrauchte, für diese Höhen
Jedenfalls aber auch für den Dufour-Atlas neue
zahlen liefern , ältere schon vorhandene coolroltir
mit dem directen Nivellement in Verbindung h
wodurch einer spätem durchgreifenden Correctic
Hötienzahlen des Atlasses, basirt auf das Ergebt!
schon oft genannten Nivellement de precision, in
Gegend schon vorgearbeitet war.
Ich erlaube mir, an dieser Stelle einige Notiz«
die Genauigkeit und Richtigkeit solcher trigonomel
Nivellements aus eigener Erfahrung anzuführen. 1
nämlich beauftragt, für Blatt VII und II des Dufou
also den ganzen Berner-Jura, die Höhen aller Gipf<
vorstechender Bäume, Kirchthürme etc. zu bestimn
war zu diesem Behufe vom Cbasserat, als dem Au:
punkte des directen Nivellements, ebenfalls ausgej
hatte mich von da an nach allen Richtungen nac
und Süd ausgebreitet, war in dieser Breite bis an di
thuroer Grenze vorgedrungen und von da wieder b
mont zurückgekehrt, und hatte da an einen zweit
günstig gelegenen Fizpuncl des directen Nivellemi
der Differenz von ('/, Decimeter im Mittel ange&cl
eine Differenz, die ich mit Ausschluss der entf
— 8 -
und desshalb von dem Fehler in der Refraction schon
beeinflossten Beobachtungen gleicht auf Null hätte redn*
ciren können und die ihren Grund ausserdem hauptsäch-
lich in ungenauer Messung der Signalhöhen zu suchen hat
Die HH. Prof. Plantamour und Hirsch geben nach ab-
gestellten Versuchen bei Distanzen von 5000 Metern die
Fehlergrenze bis auf Vi Meter an. In Eschmanns Ergeb-
nissen dagegen ist sie auf Entfernungen unter 25,000 Meter
nur auf 3 Decimeier bestimmt; das sind aber Extreme,
aus denen einfach die Regel zu ziehen ist, da, wo nicht
gleichzeitig die gegenseitigen Zenithdistanzen gemessen
werden können, nur die Mittagsstunden, wo die Schwan-
kungen in der Refraction am unbedeutensten sind, zur
Beobachtung zu benutzen; die Distanzen ferner nicht zi
gross zu wählen, da die etwaigen Fehler, aus der Re-
fraction hervorgehend, im Quadrat der Entfernung steigen.
Weitere Vorsichtsmassregeln, die ich besonders beim
Gotthard in Anwendung brachte, sind : die Zeitdistanzen,
wenn auch nicht gleichzeitig zu messen, was zwei Be-
obachter und zwei Instrumente verlangt hätte, doch
jedenfalls gegenseitig zu messen, möglichst zu derselben
Tagesstunde und möglichst unter ähnlichen Luftverhält-
nissen, ferner die gesuchte Station durch Elevations- und
Depressionswinkel aus verschiedenen Himmelsrichtungen
her zu bestimmen. So habe ich denn mit einer gewissen
Vorliebe und schönen Hoffnungen auf einen brauchbaren
Erfolg unter Beobachtung dieser Regeln am Gotthard die
trigonometrische Höhenbestimmung vorgenommen.
Nachdem ich einmal im Klaren war über die zu
effectuirende Arbeit, konnte ich an die Ausführung der-
selben schreiten. Ein erstes war, das Terrain zu begehen
und mich über die topographischen Verhältnisse durch
den Augenschein zu Orientiren. Die Bildung eines scbö-
nen Dreiecksnetzes, aus dem der Richtungswinke" "
gehen sollte, hing davon ab. Es war im Monat
Wetter war ausserge wohnlich heiss und schwül,
wahrer Höhenrauch über Gipfel und Gräte aus;
mit grössler Hübe konnte ich daher die geg
Sichtbarkeit der auszuwählenden Eckpuncte des
nutzes feststellen, von der Bestimmung des Hintc
dieser Puncte und dem davon abhängigen An«
daselbst zu erstellenden Signale musste bei d
gemeinen Dimme der Luft gänzlich abstrahirt
zumal ausserdem noch der erst jetzt mächtig scb
Schnee in kurzer Zeit ein völlig verändertes Bilc
konnte. Nichtsdestoweniger wurde ich mit die;
in verhältnissmässig sehr kurzer Zeit fertig un
wirklich sagen , dass mir die Bildung eine:
gelungen war, das meine eigenen Erwartungen
Dabei ergab sich zur Bestimmung der Tunne
beim Eingang zu Göscheoen eine beinahe 300
Orientirungslinie nach dem Rienzerstockgrat u
Eingang zu Airolo eine circa 5000m lange Orienb'i
nach Pianalto. Es waren diess vorzügliche Bed
die eine glückliche Lösung versprachen. Die I
Dreiecke Hess im Hinblick auf das so aussen
schwierige Terrain nichts zn wünschen übrig.
Ein Weiteres war die Erstellung der Sif
diesen ausgewählten Puncten. Ich Hess mir z
Zwecke Maurer und Steinbaner aus Gioraico
Die Puncte waren hoch, an einigen Orten durc
gen von Felsen erst für eine Signalerstellung voi
und mehr als 45 Tage konnte ich unmöglich
Hülfsarbeit, von deren Genauigkeit allerdings v
die Schärfe der Beobachtungen abhing, verwend
Bern. Kitthal. 1810. Kr. 1
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halb wählte ich Tessiner, die bei ihrer Gewinnlose, ihrer
Ausdauer und ihrer Genügsamkeit in allen Lebensbedurf-
nissen sich ganz besonders zu dieser strapaziösen und
beschleunigten Arbeit eigneten (43 Signale in 45 Tagen).
Die Grundsätze für Erstellung derselben waren : richtigt
Dimensionen, damit sie bei den gegebenen Distanz»
auch bei trüber Luftbeschaffenheit noch sichtbar waren,
bei sehr heller Beleuchtung dagegen nicht durch zu grosse
* Masse die scharfe Einstellung der Mitte in's Fadenkreuz
des Fernrohres erschwerten, scharf begränzt, solid und
unveränderlich, so dass während des Betriebs der Tunnel-
arbeiten ein Nachmessen der Winkel immer möglich
war, völlig senkrecht und sich gleichmässig nach oben
verjüngend, runde Form, zum centrischen Beobachten ein-
gerichtet, wesshalb sie mit einer Plattform umgeben
wurden und sich die oberste Platte musste abnehmen
lassen. Bei den Signalen am Ende des Netzes, den so-
genannten Orientirungspfeilern , auf denen ich die Rich-
tung des Tunnels anzugeben hatte, wählte ich die qua-
dratische Form und liess sie theils aus einem Granit-
block hauen (Göschenen) , theils aus drei Granitquadern
aufführen, wie bei Airolo. Gute Fundamentirung, Prell-
steine mussten ausserdem noch ihre Solidität und Intact-
heit garantiren. Diese Orientirungspfeiler lagen in der
verlängerten wahrscheinlichen Tunnelaxe, im Niveau der
Tunnelsohle und soweit zurück vom wirklichen Tunnel-
eingang, dass sie vor und während des Betriebs der Arbei-
ten vor Verletzungen und Verrückungen gesichert erschie-
nen. Um die zum Einschneiden ungünstige quadratische
Form zu paralysiren, liess ich auf diese Endsignale und
ihre correspondirenden Metalikugeln aufsetzen, die dem
Beobachter ein schärferes, begränzteres Object zum An-
visiren boten. Hand in Hand mit der Erstellung der
L
- II -
Signale ging auch ihr Anstrich, weiss bei
schwarz bei hellem Hintergründe und gegen d<
Da ich hier davon gesprochen, dass die S
ceotralischen Beobachten eingerichtet wurden
ich erwähnen, dass ich an und für sich in vielen
excentralische Beobachtnngsweise vorziehe un
folgenden Gründen : Sind in einem Dreieck e
Winkel schon gemessen und ausgerechnet, so i
der dritte bekannt, er ist gleich \ 80° minus der £
ser zwei Winkel. Beobachtet man nun auch die
Winkel, so wird man unwillkürlich nach einiger Zi
ob das erhaltene Resultat mit dem erwartete
stimmt Ist dem nicht so, so wird man, ohne di
Absicht zu läuschen, sieb doch diesem gewünscb
zu nähern suchen , man wird kleine Concessio
Theilung des anvistrten Signals machen in
Ueberzeugnng, diese sei die richtige, die ers
irrthümliche gewesen, durch Phase oder sonst
vocirt, mit einem Wort, die Beobachtung d
Winkels in einem Dreieck ist in diesem Falle
und abhängig und dadurch die Scharre und
der Gesammtbeobachtungen wesentlich beeint
Ein Anderes und vorzüglich bei unsern !
Verhältnissen nicht zu übersehen, ist die Set
auf höhern Berggipfeln grössere nnd doch vi
massige und symmetrische Signale zu errichten
wo diess nöthig wurde, waren meist sehr wie
grossartiger Natur, wie die eidgenössische Tr
nnd die Gradmessung, und desshalb schon in
der erfahrensten Fachleute niedergelegt. Di.
schon älter, konnten unmöglich die Erstello
Signale selbst überwachen, auch richtige M
Steinhauer brachte man niebt auf die höhern Gi:
— tä. —
Besteigung schwierig, mitunter sogar gefährlich wurde.
ni~ 'rbeit musste also Führern und Jägern überlassen
n. Wer nun schon selbst viel auf den Spitiea
;r hehren Alpenwelt gewesen, der kennt ja aus Er-
ig, wie leicht uns da oben nach einem mühseligen
gen unter dem Einfluss der feinem Luft Apathie
chwäche beschleicht, wie die grösste Geisteselasb-
Willenskraft und Energie uns da oben verlässL
oll noch nach dem Aufsteigen, das an und für sieh
trbeit ist, die Arbeit erst beginnen, ein Signal tob
tren Metern Umfang und 2'/2 — 3 Metern Höhe er-
t, die Steine dazu erst gebrochen werden, dieZeä
schränkt, Nebel erregen Befürchtungen wegen der
ichen Umkehr. Alle diese Factoren werden xa
er Eile, zu einer Vollendung des Signales a, tont
•eiben ; dass dabei die Genauigkeit und Regelmässig-
er ganzen Signalform leiden muss, liegt auf der
Wenn das Ganze noch senkrecht steht, so moss
loch sehr zufrieden sein, ob auch eine Seite steil
, während die andere sich allmälig verflacht Ich
>ei meinen Beobachtungen für die europäische Grad-
ng im Hochgebirg der Schweiz und Savoyen mir
uals grosse Schwierigkeiten aus diesen ungenaues
formen hervorgehen sehen. In der Nähe des
tthard ist es z. B. das Signal des Sixmadun, noch
der niedrigsten Gipfel im Gradmessungs-Dreiecks-
dessen unregelmässige Form von Andermatt und
beralpstrasse aus schon mit freiem Auge bemerk-
et. Beobachte ich nun in einem solchen Falle ei-
sen, so werde ich vom Instrument aus mit einem
geprüften Messband (Stahlband) horizontal bis zum
und an dieser Stelle den Umfang desselben messen,
erde diese ganze Operation bei einiger Gewissen-
— 13 -
baftigkeit in verschiedenen Höhen vornehmen und da-
durch verschiedene Werthe für die Distanz ad Centrum
erhalten, deren Mittelwerth dem wahren Centrum der
Signalmasse sich am meisten nähert. Von einer andern
entfernten Station aus werde ich die Unregelmässigkeit
des anvisirten Signales nicht mehr unterscheiden können,
ich werde das Ganze als eine symmetrische Masse sehen,
und deren Centrum anvisiren, also dasselbe Centrum, auf
das ich meinen excentrisch gemessenen Winkel transpor-
tirt habe. Bei einer centralischen Beobachtungsweise ist es
dagegen sehr schwer, schnell an Ort und Stelle das wirk-
liche Centrum des Signales zu bestimmen , man ist darauf
angewiesen, die Mitte der obersten Schicht als solches an-
zunehmen und diese kann eben um mehrere Centimeter ,
fast bis 4 Decimeter vom wirklichen und anderwärts her
anvisirten Cehtrum abweichen, somit zu wirklichen Irr-
thümern fuhren. — In meinem speciellen Falle, wo die
Signale kleinere Dimensionen hatten, ich die sorgfältige
und genaue Erstellung derselben selbst überwachte , zog
ich die centralische Beobachtungsweise vor, zumal ich bei
meiner gedrängten Zeit gar nicht daran denken konnte,
nur einen einzigen Winkel im Felde auszurechnen, ich
also von keinem erwarteten Resultat beeinflusst war
and dadurch auf den Stationen selbst die ganze Zeit für
die Centrirung und Errichtung eines kleinen Beobach-
tungspfeilers geradezu gewann. Oft bin ich bei den
gleich zu besprechenden Beobachtungen ganz knapp mit
dem Verschwinden des letzten Signales auch mit meinen
Operationen fertig geworden. Hätte ich noch die Arbeit
der Centrirung gehabt, also Messen des Centrumswinkels
und der Distanzen, die mindestens eine Viertelstunde
absorbirten, so wäre ich mehrmals gezwungen worden,
rein nur desshalb wiederzukommen und hätte dann meine
— H —
iit unmöglich in der mir gegebenen kurzen Frist he-
gen können, ausserdem wurden durch die centrati-,
! Beobachtungsweise die spätem Rechnungen nnge-
i vereinfacht und mögliche Fehlerquellen beim Cea-
id davon fern gehalten.
Nach dieser kleinen Abschweifung kann ich zu des
Pachtungen selbst übergehen, auf die ich zwar bei
Resultaten ganz besonders zurückkommen moss.
Hiefür setzte ich mich mit den Telegraphenbeamtee
meiden Seiten des St. Gotthard in Verbindung, um jeder-
von dem Stand der Witterung genau unterrichtet zs
, denn oft regierten Nebet und Regen auf der einen
e, während der schönste Himmel auf der andern
elto. Die Reihenfolge meiner Stationen, die bntt
ineinander gewürfelt zu sein scheint, beweist das zur
üge. War Tür den folgenden Tag die Besteigung eines
eis festgesetzt, so wurden noch am Abend vorher,
st wenn ich eben ermüdet von einer andern Besto-
; zurückkehrte, alle nöthigen Vorbereitungen zu einem
en Aufbruch für den folgenden Morgen getroffen,
selbst hatte mir von jedem Gipfel eine Scizze eol-
'en, auf der ich seine Lage zu der der anzuvisiren-
andern Puncto sorgfältig verzeichnet, den Stand der
ne und die Beleuchtung dieser Puncto für die ver-
edenen Tagesstunden notirt hatte und mir darnach
Verzeichnis» und genaue Reihenfolge der vorzuneb-
den Arbeiten für jeden Gipfel entworfen. (Morgens
izontalwinkel vor der Sonne, Mittags Höhenwinkel im
:ea Umkreis, Nachmittags wieder Horizontal winke!
ntgegengesetzter Richtung, daher wiederum vor der
ne.) Natürlich haben die besondern Verhältnisse, vor
n die berüchtigten Goltbardnebel, manche Aenderang
neinem anfänglichen Programm bedingt. Ich hatte
— 45 -
bei meinen Beobachtungen auf Hangendgletscherhorn,
Titlis, Basodine etc., wo die tagtäglich wiederkehrenden
Besteigungen den Körper wahrhaft aufrieben, nicht ver-
gebens die Lehre gezogen , Alles , was sich nur einiger-
massen vorher beim Glase Wein, selbst nur bei Polenta und
Milch abthun Hess, ja nicht zu unterlassen, um, einmal auf
dem Gipfel angelangt, ohne Unterbrechung, ohne Zweifel
und Wahl seiner Arbeit obliegen zu können. Eine ver-
säumte Minute konnte ja eine neue mühselige Besteigung
bedingen. Nie habe ich auf diesen Gipfeln eher etwas zu
mir genommen, als bis die Arbeit beendigt war oder wir
im dichten Nebel sassen und nun hinlänglich Müsse hatten,
an das eigene Ich zu denken. Auch für die Wahl des Weges
zum Aufsteigen war eine genaue Kenntniss des Sonnen-
standes recht praktisch, um möglichst lange den er-
frischenden Schatten zu gemessen.
Die Beobachtungen gingen, trotz der trostlosen Wit-
terung während des Augusts und Septembers, ziemlich
rasch und glücklich von statten. Vom 5. August bis
6. September, also innert 32 Tagen, habe ich auf den
43 Signalen des Hauptnetzes 27 Stationen gemacht; vom
6. bis 47. September, also in 44 Tagen, für das Anschluss-
netz der Basis die Signale errichtet, 5 Statationen be-
wältigt und die Basis geroessen. An den Enden des
Netzes waren es die ungeheuren Niveaudifferenzen der
Schenkel ein und desselben Winkels, die die peinlichste
Sorgfalt beim Beobachten verlangten und die Arbeit sehr
erschwerten. Mehr als die Hälfte der Gesammtfehler in
den Dreiecksschlüssen fallen diesen Enddreiecken zu.
Auf Winterhorn, Gütsch, Kastelhom, Piscium hatte ich es
mit empfindlich kaltem Wind und auf den drei erstge-
nannten mit den frühzeitig anrückenden Gotthardsnebeln
zu tliun. Bätzberg und Pianalto, obwohl schwere und
— 16 _
hohe Stationen, waren mir sehr gewogen. Auf der Grenz-
scheide des St. Gotthard mehrten sich die Schwierigkeiten
und damit auch die Besteigungen ganz ungemein. Ich
meine ausser Sasso di Gottardo besonders Crasso di
Dentro und La Fibia, ein wahres Glück für mich, dass
sie die leicht erreichbarsten in meinem Netze waren, dem
auf ersteren musste ich einzig und allein behufs der
Beobachtungen sechsmal. Vom Gebrauch des Schirmes
war hier und auch mehrmals auf andern Stationen wegen
des heftigen Sturmwindes nicht die Rede, daher die Be-
obachtungen bei den fortwährenden Correctionen des
Niveaus nur langsam fortschreiten konnten, in ihrer Güte
zu wünschen übrig Hessen. Hätte ich nur Beobachtungen
nach einer Seite zu machen gehabt, so wäre ich fast an
einem Tag fertig geworden. So aber bildeten diese Puncte
gerade die Verbindung zwischen Urner- und Tessiner-
Seite und selten herrschte eine gleichmässige Witterung
auf beiden Abhängen. Sie bildeten vielmehr die ächte
Wetterscheide des ganzen Gebirges, auf der einen Seite
Sonne, auf der andern Sturm und Schneegestöber, die
eine Hand erwärmt in italienischem Sonnenbrand, die
andere erstarrt in nordischem Winter. Solchen Kampf
der Winde, solche scharfe Abgrenzung der Witterung
hatte ich noch nie gesehen. Bis zum scharfen Grate
stürmten die Nebel von Norden an, darüber hinaus konn-
ten sie nicht gelangen. Wie eine Mauer stauten sie sich
empor, so dass wahrlich ohne Uebertreibung eine Hand
in dieser dunkeln Wand verschwand, während die andere
noch von der Sonne erwärmt wurde. Hier wäre ein
meteorologisches Observatorium, zumal bei der Nähe
des wohnlichen Hospizes, wohl ausführbar, an reicher
Belehrung und wichtigen Aufschlüssen könnte es ihm
nicht mangeln. Selbst die HH. Prof. Wild und Dove
- 47 —
würden hier am Ende zu denselben Schlüssen und zu
einem Compromiss über die Natur des ächten Föhns ge-
langen.
Noch einer etwas unbehaglichen Episode auf Monte
Prosa will ich hier gedenken, ehe ich zu den Resultaten
übergehe. Es war an einem Donnerstag, den 5. August,
als ich dort meine erste Station machte. Ich war schon
ziemlich mit meinen Arbeiten vorgerückt und hatte höch-
stens noch auf eine halbe Stunde zu thun, als vom Finster-
aarhorn her ein furchtbares Gewitter aufstieg. Ich hoffte
noch bis zu seinem Herannahen fertig zu werden und
beschleunigte demzufolge meine Beobachtungen möglichst,
selbst den einen schreibkundigen Gehülfen Hess ich an-
statt meiner unter Dictat schreiben. Wie ich so ganz
in meiner Arbeit vertieft bin, höre ich ein leises Knistern
and Schwirren, wie wenn sich ein Insekt oder eine Fliege
in den zahlreichen feinen Schräubchen meines Theodolithen
verfangen hätte und sich loszumachen strebe. Ich sah
nach, konnte aber nichts entdecken, zugleich hatte ich
das Gefühl, als ob ein Käfer mir die Haare hinauf kröche.
Ich rief desshalb meinem Oberländer Gehülfen zu : »Näht
mir doch de Käfer fürt,« erhielt aber zur Antwort : »Herr
Ingenör, i gseh' nüt, ihr heit nüt da hinden.« Ich
arbeite immer noch fort, wie ich aber wiederum mit
beiden Händen die Kreise anfasse, um sie zu drehen,
höre ich ein lautes Zischen und fühle dabei einen merk-
lichen Schlag in meinem Körper, zugleich sträubten sich
meine ganzen Haare unter der seidenen Beobachtungs-
mütze straff in die Höhe, während das ganze Instrument
wahrhaft zu singen anfing. Wie ich aufblicke, ist das
schwarze Gewölk schon über uns und berührte fast den
Gipfel. Jetzt ward mir Alles klar, die schon oft vom
Katheder herab angehörte Ausströmung der Electricität
Bern. Mittheil. 1870. Nr. 714.
— 18 —
aus Spitzen empfanden wir im höchsten Grade an am
selber, wir waren in einem furchtbaren Gewitter auf
einem isolirten Gipfel, 50 Pfund Metall in der Hand.
So schnell habe ich trotz aller complicirten Einrichtung
wohl noch nie mein Instrument in sein Gehäuse wieder
eingepackt, wohl keine halbe Minute verging darüber.
Die Metallplatten, auf die ich dasselbe zur Schonung
der Fussschrauben stelle, wurden vergessen. Die Berg-
stöcke trugen , da es unterdess ganz finster wurde,
wahre Lichtbündel auf dem nach oben gekehrten Ende.
Etwas vom Gipfel herab hörte das Phänomen auf, am an
einer zweiten Stelle noch einmal in geschwächtem Masse
wiederzukehren. Ich wäre vielleicht nicht so auf des
Tod erschrocken, als ich unsere Situation erkannte, hätte
ich nicht im Frühjahr im Jura Herrn Oberst Buchwalder
gesprochen, dessen trauriges Schicksal auf dem Säntis
vielfach bekannt ist. Mit jugendlichem Feuer und sicht-
licher Erreguug hatte mir der jetzt silberhaarige Greis
davon erzählt, wie unter ähnlichen Verhältnissen sein
Gehülfe Gobat todt neben ihm geblieben, er selbst zeit-
lebens auf der einen Seite gelähmt worden und unter
beständiger Todesangst, auf allen Vieren kriechend und
sich fortrollend, zur nächsten stundenweit entfernten
menschlichen Wohnung sich habe fortschleppen müssen.
Kaum hatten wir den Gipfel etwa zwei Minuten lang ver-
lassen, entlud sich unter heftigen Schlägen ein furcht-
bares Hagelwetter über unsern Häuptern. Die Schlössen
hatten durchweg Welschnussgrösse , blaue und grüne
Flecken auf den ausgesetzten Körpertheilen konnten davon
erzählen, abgesehen von den corpora delicti selbst, die wir
mit nach dem Hospiz brachten. Erst längere Zeit nachher
las ich in alten Zeitungen, dass denselben Tag ein furcht-
bares Hagelwetter die Westschweiz heimgesucht, in Basel
- 19 -
fast alle Scheiben zertrümmern habe. Tag und
coincidirten.
Die Beobachtungen auf den Stationen des Hau|
umfassten, da ich, wie schon gesagt, meine Aufgal
auffassen musste , nicht nur die Winkelbeobachtu
das Hauptnetz und alle möglichen und zulässigen 7.
Verbindungen zur Controlle der spätem Recl
sondern auch die Höhenbeobachtungen aller si<
Signale im Umkreise, auch der entferntesten,
scbluss von fünf Punkten der Eidgenössischen
lation und eines Gradmessungspunktes. Aus die
lern Daten konnte ich eine richtige Längeund
stes richtiges Azimutb ableiten, doch durfte i
damit nicht begnügen, da in den Dreiecken, at
diese fünf Eidgenössischen Punkte bestimmt warer
weg der dritte Winkel geschlossen war, wie
den Originalrechnungen auf dem Eidgen. Stal
ersehen konnte und wie es mir der Augenschei
und Stelle, nämlich unzugängliche oder durch Ste
völlig ausgefüllte Gipfel, noch erhärtete, da fe
Triangulation auf Urner- und Tessiner-Seite in \
denen Jahren von verschiedenen Beobachtern ai
worden, somit kein einheitliches Ganzes bildet
e i n Guss war. Dessbalb entschloss ich mich
letzter Stunde zur Controlle, selbst eine Basis zu
wozu die Hochgebirgsebene zwischen Andern
Hospenthal, unverkennbar der ausgefüllte Bod
frühem Gebirgssees , sich trefflich eignete , wod
auch noch in unmittelbarster Nähe des Schacht
trigonometrischen Fixpunkt erhielt
Diese Messung geschah mit einem 20° langi
itpnd von Kern in Aarau, bei einer Mittel temper
4 5 ° R. , dasselbe wurde nach einer Nivellirlatte glei<
und horizontal gesp
jedesmal richtig eing
Art Messung keine I
aber die kürzeste un
ich dieselbe noch rol
durch Hrn. Geomete
des Tunneleingangs b
tes bei Andermatt aufi
selben Hessband nac
Diese Basis schli
dreiecke , die die starl
den Gipfeln allmatig
Gülsch-Bätzberg an i
Winkelmessungen ver ..__ ... ... _
dolith von Starke in Wien mit durchschlagbarem Fernrohr
(dem Bidg. Stabsbüreau angehörend). Die Zahl der Itepe-
titionen eines jeden Winkels im Haupt- und Anschlussneu
der Basis schwankt zwischen 20 und 34, meist aber 2t, io
Serien von 4 — 8 Beobachtungen, zu verschiedenen Tages-
zeiten, also bei verschiedener Beleuchtung, meist auch an
verschiedenen Tagen ausgeführt, wodurch die Fehler aas
Phase und irrthümlicher subjektiver Theilung des anvisirteo
Signals in zwei für den Beobachter scheinbar gleiche, in
Wirklichkeit aber doch ungleiche Hälften so ziemlich auf-
gehoben werden mussteu, und in beiden Lagen des Fem-
rohrs, wodurch eine kleine Differenz in der Stellung der
Fernrobrträger, also ein nicht völlig senkrechtes Kippen
des Fernrohrs oder eine etwaige excentr. Stellung des-
selben sieb corrigiren musste. Alle andern weniger zeit-
raubenden Untersuchungen und Justirungen des Instru-
mentes, wie horizontale Bewegung der Kreise (Correction
des Niveaus), senkrechte Stellung der Fäden, Zusammen-
fallen des Schnittpunctes der Fäden mit der optischen
- %\ -
Axe (Correction der Faden) etc., fanden jedesmal vor
Beginn der Beobachtungen statt. Die Zwischenverbin-
dungen wurden mit 16- fachen Beobachtungen bewerk-
stelligt, ebenso der Anschluss des Sixmadun. Das Anbinden
der 5 Eidgen. Ftxpuncte geschah mit 8-facben Winkeln.
Die Höhe eines jeden Punctes wurde mindestens durch
drei andere vor und rückwärts bestimmt, den Anfangs-
pnoct, der nur von zwei Signalen aus siebtbar ist, natür-
lich ausgenommen.
Hit diesem Material konnte also 4) die Streichricbtung
des Tunnels, für nns also der Winkel auf dem Orienürungs-
pfeiler zwischen einem der sichtbaren Signale und der
gesuchten Tunnelaxe, 2) die richtige Länge der Dreiecks-
seiten und des Tunnels gerechnet werden. Hilden richtigen
Längen und den gemachten Höhenbeobachtungen können
3) die Höhen der Signale und Tunneleingänge über Heer
bestimmt und mit dem directen Nivellement verglichen
werden; ferner 4) von der Basis aus der Ansatzpunct des
Lichtschachtes bei Andermatt angegeben, sowie 5} für
einen etwaigen Versuch der oberirdischen Tunnel-
absteckung über die zwischenliegenden fünf Gebirgsketten
von zwei so ziemlich in der wahrscheinlichen Axe lie-
genden Signalen der seitliche Abstand der Tunnelaxe
ermittelt werden.
Alle diese Arbeiten incl. Correspondenz, Bestellungen,
Engagements und Abrechnungen, mehreren Reisen nach
Zürich, Basel, Bern und Luzern, Bestimmung des Rayons
für die Aufnahmen an den Tunnelmundlöchern und beim
Lichtschacbt , Einführung der betreffenden Herren Geo-
meter in diese Arbeit etc. mussten trotz so mancher
Unterbrechungen durch die Ungunst der Witterung bei
einer durchschnittlichen Höhe der Signalpuncte von
3500 — 2800,n über Heer in nicht ganz drei Monaten aus-
geführt werden.
J * 1
— 22 —
Manches hätte ich wohl genauer gewünscht, beson-
ders die Basismessung gerne nach einer andern bessern,
aber mehr Zeit beanspruchenden Methode ausgeführt,
wenn es eben meine kurz zugemessene Zeit erlaubt hätte.
Meiner Hauptaufgabe aber, sowie der trigonometrisch«!
Höhenbestimmung bin ich völlig gerecht geworden, wie
es die Resultate meiner eben beendigten Zusammenstel-
lung der Dreiecke und die Höhenrechnungen erweisen.
Ich kann demnach sagen, meine Aufgabe ist beendigt
und zu einem Abschluss in dieser Zeit gediehen, der den
Beginn der Arbeiten zu jedem beliebigen Zeitpuoct er-
möglicht. Wünschenswerth bleibt es aber und ist im
Laufe der folgenden Jahre ohne Beeinträchtigung der
Arbeiten gelegentlich noch auszuführen, dass meine Basis
nachgemessen würde und noch eine zweite vielleicht in
der Gegend des Hospizes oder auf der Poststrasse zwi-
schen Brugnasco und Ambri sie controllirte , und zwar
besonders dann, wenn die Längen, aus meiner Basis ab-
geleitet, allzu sehr mit denen, die aus den angeschlosse-
nen Eidgen. Puncten resultiren, differiren sollten, natür-
lich nachdem die letzlern vom Meeresspiegel, auf den
sie sich beziehen, auf das Niveau von Andermatt, wo ich
meine Basis gemessen, reducirt worden, eine Reductioo,
die auf ca. 4000m Länge schon 1 Meter beträgt. Seitdem
habe ich diesen Vergleich meiner eigenen Messung mit
den Eidgen. Angaben gemacht und gefunden, dass meine
Längenwerthe in der Mitte stehen zwischen diesen unter
sich sehr differirenden Bestimmungen, die also, wie ich
anfangs schon beim Nachschlagen der Rechnungen ver-
muthete, für ein Werk von so grosser Schärfe und Ge-
nauigkeit, wie der Gotthard-Tunnel es sein muss, keine
genügend brauchbaren Ausgangsdaten liefern können.
Die directe Messung zweier Basislinien nach einer ge-
nauen guten Methode wäre demnach nach meiner Ansicht
- 23 -
eine bessere, aber zeitraubendere Procedur zur Erlangung
richtiger Längen, als der von mir eingeschlagene Weg
(Messung nur einer Basis und Anschluss einiger Eidgen.
Puncte), dessenungeachtet kann ich mit Sicherheit aus
diesen Vergleichen entnehmen, dass im schlimmsten Falle
meine ganze Tunnellänge von über 15000* nur um 6 Deci-
meter zu kurz oder zu lang ist, während sie aber auch
ebenso gut fast richtig sein kann.
Der allerrationellste und empfehlenswertheste Weg
zur Erlangung absolut richtiger Längen, zur genauen
Orientirung des Tunnels gegen die Berner Sternwarte
wäre die Verlängerung der Triangulation, wenn auch nur
im wenigen grössern Dreiecken beiderseits vom St. Gott-
bard thalabwärts, auf Urner-Seile bis zum Hundstock (B)
bei Altorf, auf Tessiner-Seite bis zum Cramosino bei
Giornico. Es sind diess, wie der bereits angeschlossene
Sixmadun, ebenfalls Signalpuncte aus der europäischen
Gradmessung, aus der Gradmessung, die bei grösserem
Aufwand von Zeit und Mitteln, vielleicht die schärfsten
Resultate zu erzielen im Stande war und von der man
desshalb mit der grössten Sicherheit Ausgangs- und Controll-
daten entnehmen dürfte. Die Seite Sixmadun-Hundstock
gäbe eine genaue Ausgangslänge und ein erstes richtiges
Azimuth, (zumal erst neuerdings die Meridiane der einzel-
nen Sternwarten und auf Rigi die astronomische Lage
etlicher Dreiecksseiten durch Hrn. Professor Plantamour
zu Gradmessungszwecken bestimmt wurde, um nämlich
zuzusehen, ob die Differenzen zwischen den geodätischen
und astronomischen Bestimmungen mit der für die be-
kannte Entfernung beider Puncte berechneten Convergenz
der Meridiane stimme und um so rückwärts bei gefundenen
Unterschieden auf locale Abweichungen in der bisher
angenommenen Erdgestalt folgern zu können). Die Seite
Sixmadun- Cramosino hingegen wäre die Controlle für
— 24 —
Richtigkeit aller zwischenliegenden Arbeiten and
etwaige immerhin mögliche Rechnungsfehler. Hie-
ist nicht zu vergessen, dass dieser allerdings mit
Aufwand von Zeit und Geld zu erstellende An-
uss eine Reihe genauester Zwiscbenpuncte liefen
i, die für das Trace thaiauf und thalab und die hiefur
ti notbigen Vorarbeiten von der grössten Wichtigkeit
I, leb werde daher die Ausführung dieser Arbeil
i Tit. Gotthard-Comite als gründlichste Prüfung warm
■fehlen. Es ist diess auch schon mündlich gegenüber
, Dr. Alfred Bscher geschehen, wobei ich seine volle
timmung dafür erhielt. Eine Besprechung mit Herrn
ktor Denzler oder Prof. Wild in Zürich und Ein-
n ihres Gutachtens ist ausserdem noch hiefiir von
in Aassicht genommen.
Dadurch wäre dann auch diese locale Arbeit an du
einsame Schweizernetz angeschlossen und es kam«
i auch in der Triangulation, wie es durch Ausführung
Nivellements de precision allmälig in der ungeheuren
fusion der zahlreichen von einander unabhängigen
:elnivellements Liebt zu werden anfängt, ebenfalls»
r grössern Einheit, die ihren Gebrauch auch für an-
t Zwecke, besonders topographische, gestatten würde.
Eine letzte bereits von mir dem Tit. Gotthard-
lite mit Kostenvoranschlag zur Erwägung einge-
ckte Arbeit ist der Versuch, die Tunnellinie ober-
ich über die Gebirgsketten abzustecken. leb hielt
Ausführung anfangs für absolut unmöglich, glaubte,
Linie würde an mehreren Stellen in unzugängliche
[rechte Wände fallen. Diese meine Ansicht hat sieb
-aufe der Arbeiten an Ort und Stelle bei einer nn-
hren Schätzung des Durchgangs der Tunnellinie et-
modificirt, indem ich sah, dass von höhern Puncten
diese schwereren Stellen bei der Absteckung über-
— 25 -
sprangen werden können, nur das Kastelhorn über dem
St. Anna- Gletscher 2977m, der höchste Punct in der
Tonnellinie, könnte die Arbeit unmöglich machen. Bevor
die Tunnellinie aber fixirt ist, lässt sich natürlich darüber
nichts Bestimmtes sagen. Der Versuch, der an und für
sich nicht viel kosten kann, zu welchem auch die nöthi-
gen zusammenschraubbaren Eisenstangen schon an Ort
und Stelle sind, ist jedenfalls indicirt, da er das über-
zeugendste Argumentum ad oculos gerade bei den Un-
gläubigsten für die Richtigkeit der gefundenen Tunnelaxe
bildet, mich selbst einer grossen noch Jahre lang dauern-
den Verantwortlichkeit auf einmal überheben würde, mich
sicher stellen müsste gegenüber einer ungenauen Ver-
folgung der angegebenen Richtung oder einer mangel-
haften Con trolle derselben bei den wirklichen Gesteins-
arbeiten, da er schliesslich auch eine Controlle für den
Ansatzpunct des projectirten Lichtschachtes bei Ander-
matt bildet und der Controllen bei einem so kostspieligen
Werke, wie dieser Tunnel, nie zuviel sein können. Ich
habe also diesen Versuch einer oberirdischen Absteckung
dem Tit. Gotthard-Comit6 dringend empfohlen und seine
Genehmigung bereits zugesichert erhalten.
Von den Resultaten der Rechnungen kann ich Fol-
gendes angeben. Im Hauptdreiecksnetz, bestehend aus
44 Dreiecken* mit 33 Winkeln, ist die Summe aller Feh-
ler + 9.6 und — 6 Secunden , also mit einiger Wahr-
scheinlichkeit nur 4- 3.6 Secunden. Das von mir ge-
brauchte Instrument von 9" Durchmesser gestattet noch
40" See. abzulesen und kann ich demnach das Streichen
des Tunnels nur auf 40" Secunden genau angeben oder
bei Gebrauch aller 4 Nonien, die bis 25 See. unter sich
dtfferiren, auf 6 See. genau, wobei der Theilungs- und
Ablesungsfebler, aber noch nicht der Beobachtungsfehler
Bern. Mittheil. 1870. Mr. 715.
berücksichtigt ist.
Sireichwinkel des
Unvol Ikommenheit
erlaubt und natiirl
Petitionen. Für i
Zusammensetzung
verschiedenen Be
Winkels nach ga:
gezogen, dass ich
Winkels den Mim
der Zahl der Repel
obsehr deutlich, dt
wind, dimm., s. d
stimmte Gewichte
der kleinen Differ
dreiecke meist nur
Gesetzen der Wa
habe sie gleichtue
nur da, wo die
verschiedene waren, um sie durchweg als gleichberech-
tigte anzuerkennen, bin ich davon abgewichen und ia
der Verkeilung der minimen Differenzen scheinbar will-
kürlich genesen, doch mit vollem Bewusstsein, in der
UeberzeugUng, dass der Beobachter, dem die erhaltenen
Eindrücke noch Frisch vor der Seele ständen, zu einer
solchen Abweichung, resp. zu einem eigenmächtigen Ge-
setz berechtigt sei.
Nachdem die Winkel so ausgeglichen waren, wurde
das Netz mit der Länge meiner gemessenen Basis durch-
gerechnet. Mit den erhaltenen Dreiecksseilen und einem
ersten willkürlichen Azirouth, das nach der schon früher
erwähnten Vergleichung mit den Eidgen. Angaben um
circa 51° 20' 52" zu corrigiren (zu vergrößern) wäre, am
sich auf die Sternwarte von Bern zu beziehen, wurden
^7?
— 27 —
die Coordinaten, d. b. die Abscissen und Ordinaten aller
Signalpuncte gegen ein und denselben Nullpunct, bei mir
Basis Nordende, bestimmt. Aus den Coordinatendifferen-
zen lassen sich nun die Distanzen zwischen zwei beliebigen
Poncten im Dreiecksnetz, sowie ihr Winkel mit den durch
den Nullpunct gelegten rechtwinkeligen Axen leicht rech-
nen, also auch Länge und Winkel Göschenen- Airolo oder
vice versa angeben. Dieselbe Operation wurde auch mit
den Zwischendreiecken vorgenommen und daraus wieder-
um die Coordinaten der Puncte gerechnet und aus den
Coordinaten der Signale Göschenen und Airolo ihre
Entfernung und ihr gegenseitiges Azimuth bestimmt.
Der so erhaltene Winkel für die Tunnelaxe war völlig
übereinstimmend bis auf die Bruchtheile der Secunden
303°— 9* — 48". 2 oder approximativ nach dem Berner-
meridian orientirt 354° - 30' — 40" auf Göschenen; die
ganze Länge von Orientirungsstein zu Orientirungstein
wurde erhalten mit 45568m.646 aus den Hauptdreiecken
und 45568m.563 aus den Zwischenverbindungen, also mit
einer Differenz von 5 Centimeter.
Wie ich schon oben gesagt, stehen diese meine
Längen zwar in der Mitte der unter sich differirenden
Eidgen. Angaben und könnten demnach völlig richtig sein,
dessenungeachtet will ich diess, was ein blosser Zufall
wäre, nicht annehmen, mich aber damit trösten, dass sie
im schlimmsten Falle auf die ganze Länge von 15568m.6
nur 6 Decimeter irren kann , was bei der Angabe des
Steigens und Fallens der Sohle bei dem wahrscheinlichen
geringen Gefälle des ganzen Tunnels nicht in Betracht
kommt und ruhig zuwarten, bis die von mir vorgeschla-
genen Wege zu einer noch schärfern Bestimmung der
Länge geführt haben.
Die Niveaudifferenz zwischen Signalstein Göschenen
und Signalstein Airolo ist laut der Angabe des Hrn. Prof.
Ä
h 18m.986. um welches Airolo höher liegt als Gö-
ien, eine Höhenzahl, die der Hr. Professor mir aber
u eigenem Gebrauche mitgetheilt hat, da sie nock
Vergleichuog der Nivellirlatten und einiger Rech-
idifferenzen eine Aenderang von 2 Millimeter er-
1 kann.
ch selbst kann nach Berechnung meines trigonome-
en Nivellements, wobei ich alle Beobachtungen bis
ine einzige berücksichtigt habe, eine Differenz von
, also nicht ganz 1 Decimeter, mit dem Ergebuiss
Irn. Prof. Hirsch constatiren, ein neuer Beweis für
ichtigkeit meiner Längen, deren geringstes Abwet-
von der Wirklichkeit bei den grossen Depresstons-
Hevationswinkeln bis zu 28° merkliche Differenzen
i erzeugen müssen. Diese schöne Uebereinstimmung
:wei völlig getrennten und nach ganz verschiedenen
iden ausgeführten Arbeiten spricht Für die Güte des
die Gradmessungscommission besorgten directen
emenls und schliesst alle Befürchtungen in dieser
:ht aus; für eine Ablenkung des Bleilothes durch
ebirgsmassen und für den Grad dieser Ablenkung
sich aus diesem Resultate nichts folgern, überhaupt
h seitdem zur Einsicht gelangt, dass die Anziehung
inzelnen Gipfel auf den Seiten des Passes zu un-
itend sein müssen gegenüber der Anziehung der
n Gebirgsmasse, die auf beide Nivellements im glei--
Sinne, also senkrecht wirken musste. Solche Ver-
mit Hoffnung auf Resultate wären am Fusse der
kette anzustellen. Hingegen habe ich bei der Gegen-
teit aller meiner Beobachtungen gefunden, dass
lisherige, d. h. der für Berechnung der Eidgen.
i gebrauchte Refractionscoefßcient Tür diese Mittel-
von 2600'" bedeutend zu hoch gegriffen ist and
daher in dieser Beziehung mein trigonometrisches
- 29 —
Nivellement nicht zwecklos gewesen. Auch die seh
Jura gepachte Erfahrung, dass Höhenbeobachtung'
Ausbruch eines Gewitters auffallende Divergenzen z
so zu sagen werthlos sind, hat sich auch hier \
vollständig bestätigt, indem allein die Hohenbeubai
gen auf Honte Prosa zur, Bestimmung dieses Gipfel
des Fibiasignales Sprünge und Abweichungen zeige;
unerklärlich wären, wenn eben nicht das oben ge
derte schreckliche Gewitter bald darauf losgebr
wäre. Die Abweichungan sind in einem Sinni
Gottbardspitze und Fibia zu hoch, daher auch meir
rcsultat in diesem Sinne beeinträchtigt sein mussti
wirklich ist meine Differenz mit dem directen Nivelt
von 1 Decimeter wiederum in diesem Sinne ausge
Bei den Berechnungen konnte ich diese Beobacbt
aber nicht eliminiren, da meine Bestimmungen dan
einseitige, nicht gegenseitige gewesen, die bei den
mir angewandten Refractionsccoflicienten noch gri
Fehler zur Folge gehabt hätten.
Um nicht nur die Höhendifferenz zwischen An
und Endpunct des Tunnels zu haben, sondern am
annähernd richtigen Höhen über Meer, habe ich fü
Göschener Signalstein die auf das Wetlische d
Nivellement bezogenen Ausgangsquote von 1128".33l
Meer angenommen und bin beim Kastelhorn bis zu !
angestiegen und bis Airolo wieder auf 1 t47".i14 ge
Diese Ausgangsquote steht mit der trigonometri
Höhe des Sixmadun ganz im Einklang, hatte also
den verschiedenen vorhandenen Nivellements den {
ten Anspruch auf Richtigkeit. Die übrigen Eidgen. P
zweiter und dritter Ordnung differiren bald in dem <
bald in dem andern Sinne, können aber, da sie nur
seitig beobachtet wurden, erst definitiv berechnet
den, wenn ich ans meinen gegenseitigen Beobachli
einen richtigen mittleren Refractionscce (Hei enteil abgelei-
tet haben werde. »
Um zum Schluss zu eilen, nur noch wenige Worte
über den Schacht bei Andermatt. Derselbe ist bisher
nur in Theorie festgesetzt, Näheres und Bestimmteres
über seinen Ansatzpunct ist mir zur Zeit nicht bekannt.
Der Rayon für die Detail aufnähme bei Andermatt wnrdc
daher von mir ziemlich gross genommen, um grossem
Spielraum für seine Auswahl zu haben. Jedenfalls scheint
es mir, dass die geologischen Experten hier ein Macht-
wort zu sprechen hätten. Meines Brachtens nach wäre
derselbe, um an Länge zu gewinnen, soweit rückwärts
vom Tunneleingange bei Gesehenen zu nehmen als mir
immer möglich und desshalb noch in den Nordabfall der
Wannelen (auf der Dufour-Karte Gurscbeo-Alp) zu ver-
legen. Man käme dann, anstatt in aufgefüllten alten See-
boden, unmittelbar in anstehendes, festes Gestein, dessen
Schichten allerdings senkrecht fallen und desshalb schwer
zu bearbeiten und zu sprengen sind, aber auch grossere
Sicherheit bieten und bedeutendere Wasserzuflüsse ab-
halten werden. Man gewänne zugleich auf die leichteste Art
ein bequemes Aufschüttungsterrain und für die gehobenes
Grundwasser einen natürlichen Abfiuss. Diese kleine
Erhöhung würde auch ein Benutzen des einen oder an-
dern Zuflusses der Reuss als bewegende Kraft nicht ira
Geringsten ausschliessen, da die Uebertragung durch
Gestänge schon ganz andere Schwierigkeiten zu besiegen
hatte. Dieser Punct würde auch noch des Schutzes gegen
Lawinen durch den Schutzwald oberhalb Andermatt theil-
haftig.
Um nun meinerseits vorbereitet zu sein, habe ich den
Schnittpunct der Tunnelaxe mit meiner zwischen Ander-
matt und Hospenthal abgesteckten Basis gesucht und bei
202,474 Meter vom Nordende der Basis aus gefunden.
- 34 -
Da ich nun von diesem Schnittpunct aus die Azimuthe
aller sichtbaren Signale und auch das Azimuth Airolo,
das hier dasselbe wie bei Göschenen sein musste, wenn
der oberirdische Schnittpunct wirklich in der Tunnellinie
lag, leicht berechnen konnte, so werde ich mit dem
Theodolith, auf diesem Schnittpunct aufgestellt, nach dem
einen oder dem andern der sichtbaren Signale unmittel-
bar die Tunnelrichtung nach Göschenen und Airolo zu
angeben und die Auswahl des Schachtpunctes in dieser
Linie durch die ganze Thalsohle und die Gehänge hinauf
frei stellen können. Für den Betrieb selbst werde ich aber
ein Abteufen des Schachtes seitwärts von der Tunnellinie
und erst ein unterirdisches Anfahren derselben
energisch befürworten. Ein Hissgriff hierin hat sich am
Hauenstein so bitter gerächt; selbst die geringe Mehr-
arbeit, die aber für den Betrieb unbezahlbare Vortheile
bringt, ist nicht verloren , da man im Schachtgesenk an
und für sich grössere Ausdehnung für die markscbeider-
schen Operationen bedarf, wenn ein solcher Raum nicht
vorhanden wäre, erst derselbe geschafft werden müsste.
Die approximative Tiefe des Schachtes wird zwischen 300
und 344,2 Meter schwanken, je nach der Wahl des Ansatz-
punctes und je nach der Steigung, die der Tunnel von
Göschenen aus erhalten soll. Die Distanz zwischen Ein-
gang des Tunnels und Schacht wird jedenfalls 4000 m nicht
reichen, da von Göschenen bis Schnittpunct söhlig ge-
messen nur 3546.m 1 sind.
Hiemit ist der vom Tit. Gotthard - Comit6 mir gewor-
dene Auftrag und die mir selbst gestellte Aufgabe gelöst;
der Gegenstand meines heutigen Vortrags erschöpft.
einen richtigen n**"*^
Kl haben »• ^**«"'
Um * „«iriialteiieiiodereriialtirogs-
~* rfp™^ im Kanton Bern
über/ V^ KUdr.iT.fela.
per' (Vorgetragen den 5. Hftrt 1870.)
.,/;<r unserer frühern Sitzungen wurde Ihnen
"/Icrren, von Hrn. Prof. B. Studer ein Aufm!
"""'legt, ausgehend von den HH. Favre und Sorei
1 föof. die unter der Aegide der allgemeinen schwei-
J^hen naturforschenden Gesellschaft Mitarbeiter zor
tYhaltung und Aufzeichnung der wich tigern
'irndlinge oder erratischen Blocke warben. Darca
nlgegennahme dieses Aufrufs haben Sie den Gegenstand
i Ihrem eigenen gemacht, wie er überhaupt vor Allen
den Thatigkeitskreis einer naturforschenden Geseil-
haft gehört. Ich erlaube mir darum uro so eher. Ihnen
nen zusammenfassenden Bericht über die bisherigen
>rgänge in dieser Angelegenheit zu unterbreiten, wenn
ich Manches in unserm Kreise schon bekannt sein rnuss.
< geschieht dies im Anfange der Jahrzeit, wo man
eder an Ausflüge nnd Nachforschungen denken kann,
i mir bekannt geworden, dass in verschiedenen Tbeilen
's Kantons Lehrer und Geistliche Lust zeigen, sich der
.che anzunehmen. Für diese Herren kann es auch wir
wünscht sein, zu erfahren, was in Betreff der Erhaltung
n Fündlingcn bereits geschehen ist. Diese oder jen«
smeinde oder Bürgerschaft dürfte sich ferner durch
mntnissnahme von Beschlüssen anderer Ortschaften,
e ausgezeichnete Fündlinge sicherten, wohl zu einem
nlichen Vorgehen anregen lassen. Manche von Ihnen.
. II., haben sich zudem bei jener von Herrn Friedrich
!»TI
- 33 —
Bürki, unserm Mitgliede, eröffneten Subscription be-
theiligt, die zunächst zur Erhaltung des merkwürdigsten
in der Schweiz vorhandenen Blockes invs Werk gesetzt
wurde; nämlich zur Sicherung des hochberühmten, 400,000
Kubikfuss haltenden rothen Granits auf dem Luegi-
boden, gerade gegenüber Habkern.*) Ein Ueber-
schuss des Ergebnisses jener freiwilligen Beiträge , die
um so anerkennenswerther sind, als es sich um einen
rein wissenschaftlichen Zweck handelte, wurde aber un-
ter der gewandten Leitung des Hrn. Bürki auch zur
Erhaltung eigentlicher Fündlinge verwendet. Mannig-
fache Gründe machen nach diesen unvollständigen An-
deutungen schon einen Bericht über den Stand der vor-
liegenden Angelegenheit wünschenswerte
Auf die Bemühungen des Herrn Professor B. S tu der
fasste der Regierun gsrath des Kantons Bern zu-
nächst unterm U.Mai 4868 den Beschluss, dass alle auf
Staatsdomänen liegenden Fündlinge geschützt,
die wichtigsten bezeichnet und als unantastbar
erklärt werden sollen. Sämmtliche Herren Förster,
Ingenieure und Geometer erhielten einschlägige Wei sun-
gen. Es war diess ein bedeutungsvoller Schritt, indem
namentlich die Staatsforste bekanntlich ziemlich ausge-
dehnt sind und in verschiedenen Kantonstheilen liegen.
Hiedurch fallen für die in Frage kommenden Blöcke alle
die weitläufigen, zeitraubenden und manchmal doch re-
sultatlosen Unterhandlungen mit Privaten weg.
*) Zum Unterschiede von den eigentlichen Fündlingen oder
erratischen Blöcken, deren Stammorte wir in den Alpen ken-
nen und deren Herkunft auf die jetzige Lagerstätte durch Eistransport
ausser Zweifel ist, hat man die rothen Granite von Habkern und
anderer Gegenden als exotische Blöcke abzutrennen, da weder
Stammort noch Art des Transportes bekannt sind. Erste re sind
immer kantig und eckig, letztere ganz abgerundet.
Bern, lüttheil. 1870. Nr. 716.
!W
• 4 :.
1
V /
*
— 34 -
Die seit den angeführten Vorgängen verflossene Zeit
wurde vielfach zu Begehungen verwendet, bereits bekannte
Fündlinge besucht und andere aufgefunden, näher ange-
sehen und wo möglich nach ihrer Herkunft bestimmt.
Man hat da ein viel weitläufigeres Beobachtungsfeld vor
sich, als man sich gewöhnlich vorstellt. Der an sich
schon ausgedehnte Kanton Bern spielt zudem für die Bil-
dungen der Eiszeit eine wichtige Rolle, weil seine Hügel
und Thäler einerseits von Ablagerungen des Aar- und
anderseits, der viel grössere Theil sogar, von solchen
des Rhonegletschers bedeckt werden. Es haben
diese Bildungen eine unendliche Bedeutung für die Land-
wirtschaft, für Wasser- und Quellenverhältnisse, für den
W: Strassentechnj^er und die Ingenieure. Sie bedingen die
|;. reichliche Fruchtbarkeit unseres Landes, indem eben
I j durch die zahllosen, aus den Alpen heraus transportirtea
jj- Gesteinsarten eine sehr mannigfaltige und ausgiebige
£-f Bodenmischung zu Stande gebracht wurde.
|" Von grössern Blöcken oder eigentlichen Fündlingen
lf ist allerdings die grösste Zahl schon lange gesprengt und
*• zu Bauzwecken verwendet oder auch einfach versenkt
worden, um den Pflug nicht mehr abzulenken. Schon
in Herrn Studers Monographie der Molasse (1825) linden
sich Klagen über das Verschwinden der Irrblöcke, ja
noch viel früher in den Schriften von Gessner, Lang,
de Saussure u. s. f. Wie viele seither durch die Bauten
der Neuzeit, durch Strassen und Eisenbahnlinien der
Zerstörung anheimfielen, kann man sich leicht denken
So nahe die Versuchung läge, nach den einlässlichen
vorhandenen Beobachtungen und Notizen ein umfassen-
des Verzeichniss der bekannten, zerstörten und noch
existirenden Blöcke zu geben, so habe ich mir doch nur
die Aufgabe gestellt, Ihnen Bericht zu erstatten über die
fc*
_ 35 —
bisher conservirten und einige allfallig noch zu cc
virende Fündlinge. Es handelt sich also nur ur
ausgezeichnetsten und wichtigsten Vorkommnisse
Blöcke, die durch Gesteinsart, Grösse, Lag
Entfernung vom Stammgebiet interessanter
Ziehungen zu den sie transportirenden grossen Eism
zeigen. Im Grunde ist allerdings eigentlich jeden
die Alpengletscher in ein fremdes Gebiet gelangte
steinsfragment ein Fiindling und gerade der Um
dass alle diese Fels- und Schuttmassen nur imZusan
hang mit vielen andern Erscheinungen gehörig ve
den werden können, nöthigt mich zu der angedei
Beschränkung, um nicht zu weitläufig zu werden,
grossen Blöcke sind es übrigens auch, die vor Alk
allgemeineres Interesse in Anspruch nehmen. Es i
dess kaum möglich, sich nur auf die bereits als »i
tastba r« erklärten oder zu erklärenden zu beschri
Man wird mir darum wohl gestatten, beiläufig am
wichtigere zerstörte Blöcke Rücksicht zu nehmen
unzweifelhaft für das allgemeine Verständnis* der
finge überhaupt nur von Vortheil sein muss.
Zunächst habe ich einige Bemerkungen übt
fast ganz kantonale und heimische Gebiet des
gletschers zu machen. In zweiter Linie wen
von dem viel ausgedehntem und interessantem G
des Rhonegletschers sprechen.
A. Gebiet des Aargletschers.
Obschon im Vergleich zu einigen der übrigen
tären grossen Gletscher der Schweiz, namentlicl
Rhone- und Rheingletscher, nur ein kleines Gebi
deckend, zeigt unser Aargletscher doch manche
(hümlichkeiten, die d
Erscheinungen imme
gletscber, wie wir
nennen, die zu einer
Hasle bei Burgdorf
Anzahl mächtiger Gle
der Aare, aus den T
Simrae hervorquoller
Mannigfaltigkeit von
transportirte, so fini
steinen, welche für e
auch bei dem späte
Stromes getrennt un
Stammgebiete geord
dass wir auf der re
scbers vorherrschend
Gadmen. auf der linl
neu und dem Kandei
Das Vorrücken de .._. ö_
Neubildungen verbunden, die indessen meistens ourloca)
sind. Beim allmaligen Hückzug und während des Ab-
schmelzens wurde dagegen fast das ganze Gebiet mit
mächtigen Schuttmassen, die meist als eigentliche Morai
nen erscheinen, oder doch mit zerstreuten Blöcken be-
deckt. Es liegt in der Natur der Sache, dass man vor-
herrschend die Blöcke der Ränder der einstmalige»
grössten Ausdehnung des Gletschers, als die eigentlichen
Grenzsteine jeuer colossalen Eisdecke , in 's Auge zu
fassen hat.
Ohne auf die einzelnen Phasen des Ruckzugs ein-
gehen zu wollen, halte ich es doch für nützlich, meine
Angaben in der Reihenfolge anzuordnen , dass ich all-
mälig von Norden her gegen das Innere der Berneralpen
^
— 37 —
vornicke. Selbstverständlich ist nicht nur die jeweilige
horizontale, sondern auch die vertikale Ausdehnung der
als Transportmittel dienenden Eismassen zu berücksich-
tigen. Es ist einleuchtend, dass wir für -verschiedene
durch Horainen oder Blockwälle angedeutete Ruhepunkte
des Gletscherendes auch in verschiedenen Höhen die
damit zusammenhängenden Seitenmorainen aufzusuchen
haben. Es würde indess hiedurch die Darstellung viel
zu complicirt und weitschweifig für eine kleine Notiz und
ich begnüge mich mit blosser Hinweisung auf diesen
nicht unwichtigen Punkt.
Ueberflüssig erscheint es mir auch, zuerst einige
allgemeine Bemerkungen über die das Aaregebiet cha-
rakterisirenden Pelsarten zu machen, da sich bei Betrach-
tung einzelner Fündlinge dies von selbst ergeben wird.
Um die vorhin angedeutete Vertheilung der Felsarten
nachzuweisen, will ich zuerst die Blöcke der rechten
Seite des Aargletschers ins Auge fassen, worauf
ich die linke folgen lasse, die auch weniger ausgiebig ist.
I. Rechte Seite des ehemaligen Aargletschers.
Nördlich von Bern verschmolz der Aargletscher
unzweifelhaft innig mit dem von Südwesten hereinbre-
chenden Rhonegletscher oder wurde von demselben
überschoben und bei Seite gedrängt. Die Untersuchung
dieser Frage ist eine sehr delicate und verschiedener
Auffassungen fähig. Es scheint mir indessen, dass der
Aargletscher sich wenigstens schon bis südlich von Bern
zurückgezogen hatte, als der Rhonegletscher noch in der
Gegend sich ausbreitete.
4. Blöcke im Sedelbachwald am Grauholz.
Zu der eben ausgesprochenen Ansicht wurde ich
geführt durch die Beobachtungen, die ich auf einer sehr
"'"/•V
If. -
1 *
— 38 —
lehrreichen Excursion mit den HH. B. Studer und Bürku
sowie dem bürgerlichen Forstamte unter der charmanten
Führung des zu früh verstorbenen Forstmeister H. von
Greyerz in den Sedel bachwald am Grauholz
zu machen Gelegenheit hatte. Während nämlich das
ehemalige Gebiet des Aargletschers zwischen Haste bei
Burgdorf und dem Grauholz nur wenige erratische Bil-
dungen, namentlich keine bekannten grössern Fündlinge.
aufzuweisen hat, findet sich in besagtem Sedelbacb
eine mächtige Ansammlung von Blöcken, die zu mehrern
nicht unbedeutenden Morainen angeordnet sind oder solche
krönen. Diese Schuttwälle haben eine von Osten nach
Westen verlaufende Richtung. *)
Es handelte sich bei jener Begehung um Aaswahl
der zur Erhaltung sich eignenden Blöcke, auf die Herr
von Greyerz zuerst aufmerksam gemacht hatte. Es
wurden sechs bedeutendere bestimmt, deren Grösse
zwischen 400 und 4000 Kubikfuss schwankt. Das bürger-
liche Forstamt Hess dieselben soviel möglich blosslegen
und bezeichnen. Wie man anderwärts Blöcke nach ver-
ehrten Männern benannte, so geschah es auch hier, indem
das Andenken an frühere Forstmeister und Oberförster
der Stadt Bern auf diese Art gefeiert wurde. Die Blöcke
sind folgende:
a. Block des Forstmeisters vonTavel auf der
Moraine nördlich vom Wald hü Uli.
b. Block des Oberförsters Gaudard, ebenda-
selbst. Beides sind glimmerreiche feinkörnige grau-
braune Gneisse (vom Susten).
*) Am Nordabhang des Grauholzes kommen bereits charakteri-
stische Gesteine des Rhonegebiets (Augengneiss ans Oberwallis, grftne
Schiefer, sogar Arkesine, Verrucaao und kleine Eaphotidegeschiebe)
Tor.
I
T»
— 39 —
c. Block des Oberförsters Marcuard am Wege
von der Lutzeren zum Hüttchen.
d. Block des Forstmeisters von Graffenried
am Dachshohlen weg, ein schöner Granit von
3000 Kubikfuss, grobkörnig, reich an schwarzem
Glimmer. Er kann sowohl von der Grimsel, als
aus dem Triftgebiet (vom Rhonestock) herrühren.
e. Block des Forstmeisters Gruber im nord-
östlichen Bezirk.
f. Block des Forstmeisters von Greyerz an
der Bergkante gegen Urtenen auf der nördlichen
Grenze. Es ist dies ebenfalls ein feinkörniger grau-
brauner Goeiss, dessen Grösse auf 4000 Kubikfuss
geschätzt wurde.
Alle die genannten Gneissblöcke, wie überhaupt die
Hauptmasse des hier auftretenden erratischen Materials,
stammen unzweifelhaft aus dem Gadmenthal oder doch,
um nicht zu viel zu sagen, aus jener Gneisszone, die
nördlich von den granitischen Massen der Grimsel, vom
Sustenpass an weiter nach Westen zieht, wie wir in
Herrn Studer's Geologie der Schweiz auseinander ge-
setzt finden. Bei einem spätem Marsche durch das
Gadmenthal und über den Susten war ich ganz verwun-
dert über die vollständige Uebereinstimmung der Gesteins-
art und Blockbildung. Granite finden sich nur wenige,
während sie als typische Grimselgranite früher in mäch-
tigen Blöcken bei der Stockeren, um Flugbrunnen und
Bantigen lagen.
Unterlassen wir es nicht, dem bürgerlichen Forst-
amte der Stadt Bern für diese Erhaltung der genannten
Fündlinge die gebührende Anerkennung zu zollen.
Da nun am Nord- und Westabhang des Grauholzes,
auf seiner Höhe sogar (823 M.) unter und dicht neben
Gesteinen des Gel
Rhonegebiet vork , — »™ . — 0 D ™ „.-
kanntlich noch viel weiter gegen Norden und Osten aus-
breiten , so mag sich schon hieraus ergeben , das» der
Rhonegletscher viel länger in der Gegend blieb. Der
Hauptgrund für diese Annahme scheint mir aber in den
Umstände zu liegen, dass auch an der Südabdachung des
Grauholzes, ob Habstetten, und noch südlicher, ganz
in der Tiefe bei Bolligen bis gegen die Wegmühle,
mächtige Schuttmassen des Bhonegletschers, ausgezeich-
net durch Serpentine und Ruphotide aus Saas, Chloni-
schiefer und andere Gesteine, vorkommen. Man rauss
wohl annehmen, dass erst nach einer bedeutenden Ab-
schmelzung und damit zusammenhängendem Rückzogt
des Aargletschers — bis etwa zur Bildung der bedeuten
den Endmorainen der Schosshalden — die Flanken
des Bhonegletschers noch südlich in das Thal derWorbleo
hinein sich ausgedehnt haben.
2. Blöcke auf der Hohe zwischen Ferenberg
und Sinneringen.
Ungefähr demselben Stande des Aargletschers, bei
dem das Ausstossen der Blöcke im Sedelbach Statt bade,
mögen die in südöstlicher Bichtung bei Ferenberg.
sudlich vom Bantiger, und auf der Höbe gegen Sinnerin-
gen auftretenden Block- und Schuttmassen ihre Ablagen»;
verdanken. DieGneisse des Gadmenthals sind hier ebenso
häufig; die Granite treten auch hier zurück. An der
Südabdachung des Bantiger zeigte uns ein abgeholzter
Wald ein wahres Blockmeer. Manche dieser Fiindlinge
stecken mit der Spitze senkrecht nach unten im Boden,
andere stehen auf der schmalen Kante. Selbstverständlich
war früher alles jetzt 'bekannte Land ebenso übersäet.
- 41 -
Auf die einzelnen Horainen will ich nicht eii
dem nur an zwei Blöcke erinnern, von dei
erhalten zu werden verdiente, was bei den
viel als sicher gestellt ist.
Der erste liegt nahe dem Gipfel der bewi
(783 M.) nördlich ob Sinneringen unc
mächtige Platte von eigentümlichem Nu
kalk dar, wie er an der Gadmenflub vorl
Gestein ist eigentlich ein Kieselkalk, in <
Schichten mit mergeligen leichter verwitterbar
Die Platte hat 21 Fuss Länge. 18 Fuss Breite
Dicke.
Der zweite ist ein Granit li lock von 1 4
messer, der am steilen Abbange im Wal<
Wittwe von Bonstetten gerade ob dem Schi
ringen in dem Boden eingebettet liegt. Hc
vonFellenberg gedenkt denselben abdeck
um seine Dimensionen besser taxiren zu k
jeden Eall ist dieser Block vorlaufig sicher .
am so wichtiger ist, als er einer der gros
Gegend noch vorhandenen Granitfündlinge i
3. Gneissblock auf dem Amslen
Erst von einer spätem eine Zeit lang
Ausdehnung des Aargletschers rühren mehret
morainen aufzufassende Blockwälle her, di
nördlich ob Gümligen gerade unter dem An
gute vorkommen. Hier liegt der grösstc
Mähe noch vorhandene Block, der wenigste
unberührt bleiben soll. Nahe dem Wa
der südlichen Grenze des Amslenbergs, zwi
stein 111 und 112, lehnt er sich auf Grund un
Herrn vonStürler im Schlosse zu G ü m 1 i j
Bern. lüttheil. 1870. N
_ 43 -
verwendet. Derselbe lag 10 Fuss unter der Ob'
des hier ganz ebenen Thalbodens und bestand aus 1
Grimselgranit, war scharfkantig und eckig und
wohl dreissig bis 40 Fuss Durchmesser, wie Ihnei
Herr Prof. B. S t u d e r *) schon mittheilte. E
spricht auch von einem Granitblock, der zum Ba
ganzen Hauses in dem Elfenaugute ausreicht
4. Weitere (zerstörte) Blöcke auf dem rechts.
Rande des ehemaligen Aargletscbe
Den rechtseiligen Rand des ehemaligen Aargl
weiter nach Süden verfolgend , will ich nur erin
die früher zwischen U t z i g e n und Ve c h i g (
Gross hochstellen u.s. f. so massenhaft vorhi
mächtigen Blöcke von Grimselgranit, die alle g<
und in den verschiedensten Gegenden verwendet
Die gewaltigen Löcher oder Nester, in denen sie
geben uns Zeugniss von ihrer einstigen Lage. In
Form blieben sie immerhin erhallen; die Trepp«
der Heiligengeistkirche, der Denkstein am Aarga
den, die Bachschaalen der Kramgasse stammen au
Gegend.**) Ich kann weiter noch bemerken, <
auf dem Weggisen, nahe bei der Höhe (965 M.
kleinen Block fand, der nach seiner Gesteinsart £
dem Granit des Rhonestocks übereinstimmt, dess
Flache aber prachtvoll eben polirt und para
schrammt erschien.
•) Studer, Mittheil. der bern. naturf. Ges. 1853, p. 28:
") Aus dem Stempbach bei Boll brachte Herr E
Fellenberg einen Marmorblock von etwa lOKubikfuss n.
wo er vor dem Museum der Naturgeschichte aufgestellt wii
ein sogenannter Schieferkalk, prächtiger weisser und ro
Marmor, vermischt mit Thonschieferschmitzen , der ans d
Zwischenbildungen (Studer) in Gadmen, von Rosenlaui etatnn
- 44 -
ras östlich von der Höbe des Hügels (908 M.)
!D Walkriagen und Biglen lag wohl der i b
;anteste Block im ganzen Gebiet desAar-
: h e r s. Leider kam ich vor 5 Jahren gerade dato,
esprengt worden war, um als Baumaterial zu einem
Hause in Biglen zu dienen. Er bestand ans
Di Serpentin; einzelne Schichten sind durch-
nit einem eigentümlichen glimroerähnlichen Mi-
las noch nicht näher bestimmt ist, dem Stein aber
beutende Zähigkeit verleiht. Der Blök besass die
eines Schweinestalls, wie man mir sagte, und
wohl 10 bis 12,000 Kubikfuss halten. Das Trift-
t im Gadmenlhal ist die einzige Cegend in den
ilpen, wo Serpentin vorkommt, und es ist kein
zu Zweifel vorhanden, dass dieser höchst roert-
s Block von dort stamme, wenn man auch diese
Ümliche Varietät daselbst noch nicht aufgefunden
eben diesem Fündlinge kamen grössere Blöde
imselgranit vor.
iiter zieht sich dann nach vorhandenen Blocken
grenze des Aargletschers an den Hundschüpren
über Bowyl, übersetzt den Kurzenberg, um
lappeoförmigen Fortsatz gegen Bö the n baca
u senden und erhebt sich wieder auf die Höbe
cholterberg und der Ae schien aip über der
nfluh. In allen diesen Gegenden, die für Fund-
in klassischer Boden waren, begegnet man onr
unseligen Trümmern, entstanden beim Zersprengen
merkwürdigen Felsmassen. Wie viel mehr roass
ttzt der Fall sein, da schon vor 45 Jahren Herr
r in seiner Monographie der Holasse sich bitter
e ruchlose Zerstörung beklagen musste. Auf der
nfluh lagen nahe bei 1000 M. drei mächtige
— 45 —
Blöcke von je 6000 Kubikfuss über einander
Der Raum unter dem einen war geräumig gen
einer Feldschmiede eingerichtet werden z
Wahrlich, es wäre dicss eine Gruppe genese
zu ewiger Erhaltung.
Wir wollen uns wegwenden von diesen St
riger Zerstörung, um ebenso rasch an den Geb
Tbuner- und Brienzersee's vorbei zu eilen,
gehen die merkwürdigen Verhältnisse der <
Bildungen bei Schwarzenegg, über Sigri
die Blöcke auf dem Beatenberg, wo auch ei
granitblock gesichert zu werden verspricht, c
uns ob Brienz und Heyringen nur erinc
die Granite zum Geländer der Nideckbrücl
bereits von dort herunter geholt werden musste
auch die Blöcke, aus denen die Bären auf dem 1
hergestellt wurden, vom Kirchet stammen.
Die hohe Lage der Blöcke über der Falk
den tlaslibergen, die Höhe, bis zu der die be
wordenen Bromberghörneram heutigen A;
polirtund gerundet (moutonnirt) wurden, belehre
die colossale Mächtigkeit der Eismassen des
Aarglelschers. Dies macht uns auch begreif
derselbe eine so merkwürdige Gabelung oder j
erleiden konnte und nachgewiesener Maassen
über die Einsattelung des Brünig (1004 M.) nach
sandle, wie es in ähnlicher Weise noch der Bhei
bei Sargans zeigt, wo der mächtigere Theil d<
thal folgte, eine Abzweigung dagegen sich di
des Walensee bewegte. Auf dem Brünig f
nach Osten gerichtete Ritzen auf den wohl pol.
steinflächen und Blöcke von Grimselgranit sollt
Ranft, am Eingang io's Melchthal vorkommen
- 46 —
Guyot zuerst nachwies. Da wäre es auch am Platze,
dass noch irgend ein vorhandener oder mehrere Blöcke
als unantastbar erklärt würden.
Die Fündlinge weiter durch's Haslithal aufwärts zu
verfolgen, scheint mir im Augenblick überflüssig.
II. Linke Seite des ehemaligen Aargletschers.
Die linksseitigen Ablagerungen des Aargletschers
werden uns viel weniger in Anspruch nehmen, als die-
jenigen der rechten Flanken. Sie sind zwar viel bedeu-
tender und namentlich durch zahlreiche Morainen aus-
gezeichnet. In Bezug auf grössere Blöcke, die uns ge-
rade beschäftigen müssen , sieht es dagegen in unsern
Tagen sehr armselig aus. Wir haben wohl Kunde von
manchen, deren Todtengesang noch nie angestimmt wurde,
während andere auch in wissenschaftlicher Literatur schon
genannt worden sind.
Die grossartige Endmoraine, die vom Schänzli,
über die grosse Schanze, den Galgenhubel, Eng-
länderhubel bei Holligen, den Pasteten h übel und
über das Weissensteinhölzli an den Nord westabhang
des Gurten sich anlehnt, war gewiss einmal mit Blöcken
übersäet, die aber der Cultur wohl schon seit Jahrhun-
derten weichen mussten. Aber auch im Innern der Mo-
raine liegen noch manche. Auf dem Rosenbühl, dem
Landsitz des Herrn Professor v. Felle nberg-Rivi er,
blieb man bei der Grabung eines Ziehbrunnens von 80Foss
Tiefe fortwährend in erratischem oder Gletscherschutt
und hatte bedeutende Blockmassen , unter Andern na-
mentlich von Eisenstein (aus Lauterbrunnen) zu spren-
gen oder bei den vorgenommenen Gartenanlagen weg-
zuschaffen.
Teufelsbürde ob Wabern.
Ein berühmter Block war die.Teufelsburdi
Abhänge des Gurlen über dem Steinbruch von Wab
Er hielt mindestens 12,000 Kubikfuss und bestand
einem dem Gneiss aus dem Gadmenthal ähnlichen
stein, das aber durchzogen war von zahlreichen Ami;
ädern, die Quarzstreiren begleiten. Es wurde darum c
Felsroasse viel von Mineralogen besucht und angesi
gen.*) Gerade diese petrographischenEigenthümlichki
gestatten uns aber auch, den Stammort dieses Fremd
zu bestimmen ; er trug seinen Heimatschein auf
Er kam nämlich von der Rothlaui bei Guttan
her. Die Sage zwar glaubt, es sei ein Stein vom l
hard gewesen, den der Teufel hergeschleudert, da
hei den damaligen Erklärungsversuchen einer auffa
den Erscheinung gern die Macht der Unterwelt zu I
nahm. Ich habe immerhin vollen Respekt vor sol
Meinungen, da sie doch den natürlichen Zusammen
nicht zerreissen, wie jene allerdings ziemlich hin
gedruckte Behauptung, dass die Fündlinge vom M
stammen, da sie im lockern Boden der Erdoberfl
stecken, wie Citronat in einem Pfefferkuchen. Seiei
froh, dass bei uns ein solches Gebäck weniger bei
ist.— Auch die Teufelsbürde, m.H., ist versch
den; sie diente zur Ausfüllung der alten Schanzengr
der Stadt und ruht, wie ich höre, arg zertrümmert, i
dem Zuchthause. Glücki:cherweise besitzen wir
von den IUI. Prof. B. Studer und A. Morlot H
stücke des Blockes. — Auf demselben kam, wie mir
Prof. Fischer mittheilte, Asplentum septentriimale
*) Studer, B. , Monogr, d. Hol. Studer, G. , Panorama v<
— 48 —
Blöcke der Bächtelen und im Walde der
Anstalt Victoria.
Dem verständigen Interesse der Vorsteher and An-
gestellten der Rettungsanstalten in der Bächtelen und
Victoria bei Wabern haben wir die Erhaltung einiger
Blöcke zu verdanken, die in Zukunft wohl manchen Spa-
zierenden und Nachbarn auf die Wichtigkeit der Erschei-
nungen der Eiszeit aufmerksam machen dürften. Die Ab-
hänge des Gurten in dieser Gegend sind in mehrfacher Be-
ziehung interessant. Zunächst breitet sich gegen die Aare
eine ausgedehnte Flussterrasse aus, deren Unterlage aus
verschwemmtem Gletscherschutt in Form von Kies oder
auch Lehmlagern besteht. Am Fusse des Abhanges zieht
eine entschiedene Moraine hin, die gewaltige Blöcke von
Eisenstein umschliesst, von denen einzelne ausgegra-
bene zu Grundmauern ganzer Gebäude ausreichten. Et-
was höher, wo sich unterbrochene Wälder hinziehen,
liegen abermals mindestens zwei deutliche Seitenmorainen
hinter einander. Sie sind gegenseitig und namentlich
gegen den höhern Theil des Gurten selbst durch wahre
Thälchen getrennt; es ist dieses Gebiet für das Studium
der Morainen eines der interessantesten und würde einem
Anhänger der unter Herrn Sartorius von Waltershausen
wieder aufgetauchten Hypothese, dass der Morainenschutt
durch schwimmende Eisschollen hergeführt worden sei
bedeutende Schwierigkeiten bereiten. Wie wäre anzu-
nehmen, dass diese schuttbeladenen Eismassen dicht neben
einander, alle in gleichem Abstand von dem Ufer des
See's, auf dem sie herum vagirten, Halt gemacht und
geschmolzen seien?
Die in der Bächtelen gesicherten Blöcke sind mei-
stens nur klein, aber von verschiedener Gesteinsart; sie
I ■•)* ■
— 49 —
stellen gewissermassen eine Sammlung en gros dar und
and sollen, einen ausgenommen, auch in entsprechender
Art in der Nähe des Hauptgebäudes aufgestellt und be-
zeichnet werden. Es sind folgende:
4. Quarzsandstein, ein Block von wohl 300
Kubikfuss, in den Abhang südöstlich von den Gebäuden
eingebettet. Er gehört den e o c ä n e n Bildungen an und
wird wohl aus dem Kanderthal herzuleiten sein. Als
besondere Bezeichnung desselben wurde das Wort:
Conservirt gewählt.
Die 5 folgenden gedenkt man, wie bereits angedeutet,
zu einer Gruppe zu vereinigen.
2. Granit, scheint aus der Umgebung der Handeck
zu stammen und ist ein abgerundeter Block von etwa
8 Kubikfuss. Er wird mit dem Namen Zettweger bezeich-
net, zu Ehren dieses thatkräftigen Mitgliedes der schwei-
zerischen gemeinnützigen Gesellschaft, das als Gründer
der Rettungsanstalt zu betrachten ist.
3. Gasterengranit, feinkörnig, mit graulichem
und schwarzem Glimmer, etwa 2 Kubikfuss, erhält die
Aufschrift: Oasteren.
4. G n e i s s , ein pyramidales Stück von 4 Kubikfuss,
enthält grünliche Talk- und Chloritbeimengungen und
stimmt ganz mit Fündlingen in der Umgebung von Wim-
mis überein , die nur aus dem Gasterenthal stammen
können, besonders aus der Gegend im Aufsteigen gegen den
Lötscbenpass. Er wird mit dem Worte Eiszeit bezeichnet.
5) Eisenstein, typische Felsart der untern und
mittlem Jurabildungen in den innern Berneralpen, be-
sonders entwickelt in den Thälern der beiden Lütschinen
und der Kien. Inhalt 12 Kubikf. Bezeichnung: Aargletscher.
Bern. Mittheil. 1870. Nro. 718.
A
6. Taveyanazsandstein aus den eocänen Bil-
dungen im Kanderthal und am Eingang in's EinntbaL
Aufschrift: Kanderthal.
Wie man sieht, lässt sich aus diesen Blöcken ein
lehrreicher Haufe bilden, der selbstverständlich immer
noch vcrgrössert werden kann. Den Herren Vorsteher
Kuratli, Schneider und Lehrer Alder in der Bäch-
telen für ihre geneigte Mitwirkung in dieser Blockange-
legenheit meinen besondern Dank ausdrucken zu können,
gewährt mir lebhaftes Vergnügen.
Herr Rohner, Vorsteher der Anstalt Victor i a, hat
mit derselben anerkennenswerthen Zuvorkommenheit in
dem Walde südöstlich oberhalb der Bächtelen (Victarii-
wald) einen Block dem naturhistorischenMnsenn
der Stadt Bern als Eigenlhum abgetreten. (Arf
einer seiner Flächen soll die Inschrift: NAT. MUSEUM,
BERN, 4870 angebracht werden.) Derselbe hält etwa 300
Knbikfuss und ist ein feinkörniger, braungrauer, glimmer-
reicher Gneiss von mehr plattiger Gestalt, der aas der
mehrfach genannten GneisBzone auf der Nord flanke
der Centralmasse des Finsteraarhorns herzu-
leiten ist — . ob aus dem Thal von Grindelwald, Ammer-
ten oder Gasteren , wäre wohl schwer zu entscheide»
Er krönt eine der hier auftretenden Norainen und seine
Erhaltung hat auch insofern ein besonderes Interesse, als
er noch einer der grössten am Abhänge des Gurtens vor-
handenen Blöcke ist, die mit der Zeit wohl alle ver-
schwinden werden. Sichergestellt ist er vollständig, da
der Grund und Boden der Victoria - Anstalt »in todter
Hand« liegt, wie man sich auszudrücken pflegt. Die Er
haltung des Blockes, wie auch derjenigen in der Bach-
-^tclen, wird als Servitut in die Manuale der Anstalten
eingetragen. Der freundlichen Beistimmung zn den Ent-
Schliessungen des Herrn Robner durch die Ai
kommission dürfen wir wohl zum Voraus versieh
Blockmassen auf dem Belpberg und La
berg und in einigen südlichem Gegen
Von dem Gurten weg wüsste ich weiter gegei
keinen grössern und nichtigem Block zu citiren,
los auch kleinere Massen von Granit, Gneiss
stallinischen Schiefern, Kalk- und I
steinen auf dem Belpberg und Längenberg, <
Bütschelegg bis Burgistein, sowie siidli.
Belpberg zwischen dem Aare- und Gürbethal no
und waren. Bei Uetendorf lag im Schulhölz
die beträchtlichste Hasse. Ein mächtiger Block v
sterengranil, einem wohl charakterisirten. ge
den Heimritzhütten anstehenden Gestein, wurde
Höhe zwischen Rütti und Plötsch bei Riggi
gesprengt, wo auch noch ein beträchtlicher Bl<
Kieselkalk aus den untern Kreidebildungen de
liegt. Ob die dort vorkommenden rothen exotisch
nite an dieser Stelle unter die Fündlinge, d. h. ii
Linie durch Eis transportirten Brocke zu rechn
möchten, will ich hier nicht entscheiden*). Gasi
granite liegen noch über dem Fallbach ob Bl
stein, zwischen 1400 und 4200 M., sowie in de
sohle zwischen Pohleren nnd Oberstocken.
In der Fortsetzung der gewaltigen Mittelmor;
der Aar- und Kandergletscber von Allmentlin.
Strätllingen und zum Binigenwald auswarf, lieg«
*] Bei RUeggiaberg kommen lisch B. Studer un
ob dem Längeneybad, westlich Tom Gnrnigel, dann bt
zweifelhaft nd dem Dnterwalli» stammende Blöcke von Ver
vor, in'» Gebiet des RhonegletscherB gehörig.
lagen vielmehr eine Unzahl von Blocken. Begehl man
mit einem ortskundigen Steinsprenger jene Bezirke, so
vernimmt man fast alle zehn Schritte von einem Geiss-
berg e r (Granit), der verarbeitet wurde, oder wird auf
einen Bock b er g er (Gneiss) hingewiesen, auf deD das
lüsterne Auge des Spekulanten ebenfalls gerichtet in
Nähere Angaben will ich in einer besondern Arbeit über
die quartaren Bildungen des Kandergebiets niederlegen.
Ein gewaltiger Gneissblock, der aus dem Aare-
oder Gasterenthal stammen kann, liegt am rechten Kander-
nfer im Schachenwald, gerade beim Eingang des
Fusswegs, der die grosse Slrassenschlinge zwischen Spiea-
wyler und der Kanderbrücke abkürzt. Ein anderer dunkler
Gneissblock ist ganz in der Nähe am Bord der Fro-
tigstrasse ummauert. Man darf diesen wohl , für langt
Zeit wenigstens, als conservirt betrachten.
Berühmt wegen immensen Blockreichthums ist die
Gegend der Stygmatt undStegweid am Westabbanj
des Hondrichbergs, wo Hunderte von bedeutenden Grt
nitmassen verarbeitet wurden ; eben so häufig ist Eisenstein.
Granitblock auf dem H ondricbberg.
Auf der Hohe des Hondrichbergs selbst, bei
85i M., liegt ganz nahe der obern Kante der hier nacb
Norden abstürzenden Fluh ein Granit block von min-
destens 700 Kubikfuss. Derselbe ist ziemlich grobköreij
und enthält auffallend viel schwarzen Glimmer. Ob er
von der Grimsel oder aus dem Hintergrunde des G>-
sterenthals stamme , möchte ich nicht zu entscheiden
wagen. Ich hoffe, dass die Bemühungen der Herren Pfr.
G e r w e r in Spiez und Arzt Germann in Aescbi, welche
sich anerboten, für dessen Erhaltung zu sorgen, bei den
Burgern von Hondrich nicht ohne Erfolg sein werden-
— 53 —
Die Sicherung dieses Fündlings wäre namentlich wegen
seiner Lage , Grösse und Gesteinsart sehr wünschens-
werth. Der Gewinn, der durch allfälliges Sprengen und
den Transport von diesem weglosen , bewaldeten Kalk-
rucken herunter der Gemeinde erwüchse, wäre in gar
keinem Verhältnisse schon zu der Zerstörung von Holz
und jungem Waldwuchs. Dafür wäre aber der Nach-
welt einer der grössten und merkwürdigsten Blöcke der
Gegend erhalten. '
* Auf dem linken Ufer des Thunersees und weiter dem
linken Rande des Aargletschers entlang und in dem Gebiete
der Lütschinengletscher wären wohl noch manche bedeu-
tende Fündlinge namhaft zu machen; von keinem aber ist
bis anhin eine spezielle Erhaltung in Aussicht genommen.
Was den wichtigen Zufluss aus dem Kanderthal betrifft,
so trennte sich derselbe schon ungefähr von Strättlingen
an von dem Hauptgletscher und zog für sich allein in
sein Quellengebiet sich zurück.
Granitblock am Südabhang des Bintel
bei W i m m i s.
Auch auf der linken Seite des Kanderthals, bei Wim-
mis, am Südabhang des Bintel, wird für einen
Granitblock von 21 Fuss Länge, 15 Fuss Dicke und
42 Fuss Höhe von Herrn Pfarrer Rytz Sicherung in
Aussicht gestellt. Dieser muss unzweifelhaft aus dem
Gasterenthal hergekommen sein.
So viele interessante Fündlinge im Kanderthal , be-
sonders einwärts Frutigen, auch zu nennen wären, so
will ich nach den uns zugekommenen Angaben des Hrn.
Rytz doch nur einer
— 54 —
Gruppe von Kalkblöcken
erwähnen, die gerade südlich vom blauen Seeleini©
dem Steinmeer der dortigen Morainen jedem Besucher
auffallen muss. Ein Block namentlich ist völlig wie zu
Illustration einer Vorlesung über die Gletscherzeit ge-
macht und verdiente photographirt zu werden , wie mir
Herr Pfarrer Rytz in Wimmis mittheilte. 20 Fuss hoch.
60 bis 80 F. lang und etwa 30 F. breit wurde er über
kleinere Steine hinweg geschoben, die zwischen den Block
und die Unterlage eingeklemmt, letztere durch langsames
Vorrücken zerquetscht und gespalten haben. Gefahr der
Zerstörung sei er nicht ausgesetzt.
Aehnlich wie wir erkannten, dass die Blöcke ans
Gadmen sich auf der rechten Seite des Aargletscbers
halten , so ziehen sich auch im Gebiete des Kander-
gletschers die metamorphischen Kalksteine von der Blüm-
lisalp her und besonders die Granite aus Gasteren der
rechten Thalseite entlang, worauf Hr. Rytz zuerst hin-
wies. Auf diese Seite mussten eben die betreffenden, ab
Schubmittel dienenden Eismassen durch die Gletscher-
zuflüsse von der Gemmi herunter und aus dem Ueschinen-
thal gedrängt werden.
Ich glaube mit den bisherigen Angaben die wichtig-
sten mir im Gebiete des Aargletschers bekannt gewor-
denen Fündlinge notirt zu haben und muss nur mein
Bedauern ausdrücken, dass namentlich in den nördlichem
Gegenden nicht bei einer grössern Anzahl das Beiwort
„conservirt" oder „als unantastbar erklärt a gebraucht
werden konnte. Es müssten aber ganz unvorhergesehene
Ereignisse eintreten, die unsere gewaltigen Morainen»
die doch eben so sprechende Zeugen der Eiszeit sind,
gerade um Bern , zu zerstören vermöchten. Oder es
— 55 —
müsste eine sehr undankbare und kurzsiel:
folgen, die im Stande wäre, die wirkliche I
dungsart des fruchtbarsten Bodens des gl
des Kantons, wie der Schweiz überhaupt,
oder ausser Acht zu lassen. Wo 70 bis 20
tiger Gletscherschutt den Untergrund bilc
Bauer getrost sagen : „Unter meinem Ack
ein zweiter."
B. Gebiet des Rhoneglets
Im Vergleich zu dem Areal, das von
des Aargletschers bedeckt wird, im Verg
Gebiete der meisten andern grossen quarta
der Schweiz überhaupt nimmt der Rboi
als Ganzes eine immense Flache ein. Uebe
den Geniersee, das Waadtland und den Kai
von Genf bis zum Zusammen fluss der Aar
ja bis nahe au den Rhein, vom Nordabha
son bis in die Nähe des Gurnigels, von c
Burgdorf bis nach Affoltern und Sumiswalc
tbal, bis Huttwyl, Melchnau, Pfaffnau und d
gan hindurch bis zu obgenannten Punkten
seine Eismassen aus. Langgestreckte Eiszt
ausserdem weit in die Jurathäler hinein i
mals schon vorhandenen Clusen und übe
sattelungen und schoben Blöcke aus dem
bis über die westliche Schweizergrenze hin
nach Uorteau. Fassen wir erst die Felsari
so eröffnet sich dem Gesteinskundigen ei
dorado von Mannigfaltigkeit und Schönheit.
den von Begehungen findet man immer
Formen and Varietäten , die hinweisen a
— 56 -
haften Reichthum der Gesteinsnoanceo, der den Alpea-
upnlogen in den Walliser Gebirgen wohl bekannt and
Lokalforscfaung gewiss manche Schwierigkeiten n
iten im Stande ist. Die grobkörnigen Montblaoe-
nite, die Arkesinegranite aus dem Bagnethal,
Serpenline aus dem Nicolai- und Saasthal, die
>hotide und Eklogite aus letzter», die chlori-
ben oder Arollagneisse vom grossen Weissborn,
Crete de Mition, dem Arollagletscher , die mannig-
;en Gneisse, krys tallinischen, grünen uu<i
aen Schiefer, dioritiscbe und syenitische
teine, wie Amphibolite undQuarzite aus den
ichen Wallisthalern überhaupt, die Augengneisse
lern Oberwallis, die Feldsteine von der Pissevache,
kquarzite aus dem Turtmannthal und Umgebung.
rothen und grauen Conglomerate des Verrucano
' der Anthrazitbildungen aus dem Unterwallis, — die»
einige der wichtigsten Gesteine, welche uns dasweit-
ge Operationsfeld der Eiskolonnen und Schwadronen
Rhonegletschers kennzeichnen und begrenzen helfen,
st in unserm Kanton , wo doch der Gletscher die
e Breite zwischen Alpen und Jura einnahm , zeigen
2 Gesteine, namentlich die grössern Blöcke oder
ntlichen Fündlinge, eine im Allgemeinen höchst ge-
hässige und nur durch wirklichen Gletschertransport
licht etwa durch flottirende Eisschollen — erklärliche
■dniing und Vertheilung. Dieser Nachweis kann aber
Gegenstand einer weitläufigem Darstellung sein. Ich
bränke mich auch hier nur auf die Anführung der-
;en Blöcke, deren Erhaltung bereits gesichert, in Aus-
t gestellt oder sehr wünschenswerth ist. Einige bei-
ge Bemerkungen über benachbarte oder sich an-
— 57 -
schliessende Verhältnisse werden Sie, meine Herren, mir
wohl auch gestatten.
Es kommen hiebei besonders folgende Felsarten zur
Behandlang :
a. Montblancgranit;
b. Arkesine;
c. Gneiss aus dem südlichen Wallis;
d. Talkquarzit des Verrucano ;
e. Valorsine-Conglomerat.
a. Montblancgranit.
Als Montblancgranit kurzweg bezeichnet man
gewöhnlich jene von den nördlichem Ausläufern dieser
Gebirgsmasse, namentlich von der Cröte d'Orny und der
Westseite des Col de Ferret stammenden, ziemlich grob-
körnigen Granite. Manche scheinen auch aus den Quell-
gebieten des Trientgletschers und namentlich desjenigen
von Argentiere über den Col de Balme gekommen zu
sein. Sie sind gleichmässig aus Quarz, manchmal bis
zollgrossen, deutlich spaltbaren Fei dspathkry stallen und
dunkelm Glimmer gemengt. Hie und da zeigen sie einen
ziemlichen Talkgehalt und werden dann wohl auch als
Protogine erklärt. Sie sind enorm häufig bei Monthey.
gegenüber Bex. An den Abhängen des Jura gegen das
schweizerische Hügelland stellen sie eine ununterbrocheue
Zone dar von Genf bis Wiedlisbach. Sie dringen nur
wenig tief in die Thäler des Jura ein, wie sie auch nur
auf einem schmalen Streif des angrenzenden Molasse-
landes vorkommen. Glücklicherweise konnten bis dato
zwei der interessantesten noch vorhandenen Blöcke dieses
Gesteins definitiv gesichert werden; von einigen andern
darf diess wohl vorausgesehen werden.
Bern. Mittheil. 1870. Nr. 719.
— 58 —
1. Block im ßurchwald ob Attiswyl.
Ich habe schon angedeutet, dass die Montblancgra-
nite nur bis in die Gegend von Wiedlisbach und
B i p p sich ausbreiten. Es war darum von Anfang an
wünschenswert^ einen der am weitesten nach Nordosten
vorgedrungenen Blöcke als beredten Zeugen für jenes
gewaltige Phänomen der Eiszeit erhalten zu sehen. Die
Sache hatte in diesen Gegenden ihre Schwierigkeiten,
weil namentlich auch hier schon seit Jahrzehnten alle
irgendwie brauchbaren Blöcke gesprengt worden sind
Die Granite sind bekanntlich allen andern vorgezogen.
Schon die alten keltischen Völkerstämme benutzten sie
ja; denn der sogenannte Freistein des Herrn Arzt
Gugelmann im Felde von Attiswyl ist eine 12 Fuss
hohe Säule von Montblancgranit, die auf 6 Fuss Tiefe
senkrecht in den Boden eingesetzt ist. Nach den örtlichen
Verhältnissen scheint es unzweifelhaft, dass er wenigtens
eine Strecke weit hergeführt worden sein musste. Nach
Morlot diente er als Freistein, d. h. wenn ein Ver-
folgter auf der Flucht sich zu diesem Block zu schleppen
vermochte, so musste er verschont werden.
Bei meinen geologischen Untersuchungen der Gegend
fand ich nordwestlich ob Attiswyl in einer Höhe von
etwa 500 M. im Burchwald, zunächst unter dem Beuler-
hof, den grössten der noch in diesen Bezirken e&istiren-
den Blöcke von Montblancgranit. Es ist eine paral-
lelipipedische Masse von annähernd 8000 Kubikfuss, von
Quarzadern durchzogen und zerklüftet, die bei einem
allfälligen Sprengversuch nur unregelmässigen Zerfall be-
wirkt hätten. Diesem (Jmstande und der wohl zu berück-
sichtigenden höhern Lage ist es besonders zu verdanken,
dass der Block noch nicht in Angriff genommen worden
war. In der Nähe liegen noch andere kleinere Stucke
P-* r- «*--,
r
— 59 —
desselben Gesteins , sowie in der Umgebung eine Anzahl
von charakteristischen Felsarten aus den südlichen Wallis-
thälern vorkommen. Ich wendete mich damals an den
Arzt des Dorfes, Herrn Gugelmann, und legte ihm den
Block an s Herz. Da derselbe aber im Burgerwald liegt,
so musste ich mich mit dem Präsidenten des Burger-
raths in Verkehr setzen, was schriftlich geschah. Ich er-
hielt nie einen Bescheid. Zufällig kam mir dann währen*
des folgenden Winters unter Makulatur eine weniger ver-
breitete kleinere Zeitung in die Hände, in der ich die
damals schon alte, mir aber unbekannte Trauerbotschaft
las, dass im Jänner der Burgerpräsident von Attiswyl beim
Holzführen unter den Wagen gekommen und gestorben
sei. Ich übersandte nun zu Händen des neugewählten
Präsidenten abermals den allgemeinen schweizerischen
Aufruf und den Beschluss des bernischen Regierungsraths
an Herrn Gugelmann. mit der Bitte, der Sache seine
volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es folgten noch wei-
tere Korrespondenzen und mündliche Unterhandlungen,
deren Resultat aber am Ende ein Beschluss der unterm
5. Juni 4869 versammelten Burgergemeinde von
Attiswyl war, den Stein der naturforschenden
Gesellschaft in Bern käuflich abzutreten. Da damals
in den Zeitungen gerade der Krystallfund am Tiefen-
gletscher ventilirt wurde und bekanntlich von übertrie-
benen Preisen die Rede war, so dürfen wir wohl die im
Schoosse dieser Versammlung gefallene Bemerkung: „ja
die Herren von Bern wollen den Stein verkaufen und um
45 Fr. per Pfund in Handel bringen," begreifen und ver-
geben. Um so mehr sind darum die belehrenden Bemer-
kungen und Bemühungen des Herrn Gugelmann, sowie
der gute Wille des Burgerpräsidenten, Herrn Ryf- K an -
zig, anzuerkennen.
— 60 —
Den 49. Juni hatte ich das Vergnügen, die Herren
Fr. Bürki und Edmund von Fellenberg nach Attis-
wyl zu begleiten , wo beifolgender Kaufvertrag abge-
schlossen wurde, der in's Protokoll unserer Gesellschaft
wörtlich aufzunehmen und in deren Archiv aufzube-
wahren ist.
Copie. Abtretungsvertrag.
Die Burgergemeinde von Attiswyl, Kanton Bern, er-
klärt hiemit, dass sie durch Gemeindsbeschluss vom
5. Juni 4869 der Naturforschend. Gesellschaft von Bern
verkauft und zum Eigenthum abgetreten habe : Einen
grossen Granit fündling, in dem ihr angehörenden
Burchwald im Gemeindsbezirk Attiswyl liegend.
Beide Partien verpflichten sich, diesen Granitfiindling
nicht zu zerstören, sondern ihn von nun an auf Ort und
Stelle zu belassen in seinem jetzigen und bisherigen Zustand.
Der Kaufpreis wurde festgestellt auf Sechszig Fran-
ken , welche auf heute baar bezahlt wurden , und wofür
hiermit bestens quittirt wird.
Der Stein wird auf Kosten der Naturforsch. Gesellschaft
mit einer Inschrift (N. G. BERN) bezeichnet werden*).
Also geschehen und in zwei gleichlautende Doppel
ausgefertigt
in Attiswyl den 49. Juni 4869.
Namens der bemischen Namens der Burgergemeinde
Naturforschenden
Gesellschaft:
Fried. Bürki) alt-Grossrath.
Isidor Bachmann.
Edmund von Fettenberg,
Geolog.
von Attiswyl :
Der Präsident:
Joh. Ryf.
Der Sekretär:
Friedrich Zurlinden.
*) Seither geschehen.
- 61 —
Mögen bei diesem Handel auch seltene Zufall
mitgespielt haben , so habe ich es doch nicht ft
flüssig angesehen, auf die Einzeln heilen einzugel
an einem Beispiele nachzuweisen, mit welchen (J
lichkeiten die Erhaltung eines einfachen Steins vo
sein könne, wo man sonst zu erwarten versui
möchte, dass ein dahin zielender Beschluss die
verständliche Aeusserung der Theilnahme und d
resses der betreffenden Menschen an der Geschii
heimatlichen Bodens sein müsse.
Während dieser nun als „unantastbar"
Block an der Ostgrenze unseres Kantons liegt, fin
ein anderer, der ebenfalls definitiv gesichert ist, n
westlichen Grenze gegen Neuenburg. Auf dem 1
diesem erlauben Sie mir woht einen Seitenblick
dere Kameraden.
Da treffen wir zunächst auf eine mächtige I
Sammlung in den Stadtwaldungen von Solothu
Riedholz, um die Hartinsftuh und Einsi
(namentlich im Franzoseneinschlag). Im Riedhc
eine mächtige würfelige Masse auf zwei kleinern
von verschiedener Grösse aufgesetzt , dass m
Hauptblock hinunter stossen zu können glaubt. E
schon verschiedentlich publizirt, dass die Stadt S
den so ehrenvollen Beschluss gefasst, für die Ei
aller dieser zahlreichen Blöcke zu sorgen. D
berühmt gewordenen Umsicht des dortigen Obei
sind bekanntlich sämmtliche Waldungen im mustc
slen Zustande. Wenn dieser gewandle Forstm
Blöcke auch des Waldes selbst, namentlich des
Nachwuchses wegen zum Schutze zu empfehlen
fand, so dürfte diess wohl in andern Fällen and
dem Orten ebenfalls Berücksichtigung verdienen
— 62 —
iele Montblancgranite lagen bei Oberdorf und
i Umgebung.
1 Grenchen ist der Denkstein des Herrn Prof.
, der um die Erforschung der Alpengletscher sieb
unwichtige Verdiensie erworben, vor dem Schül-
ern Montblancgranit.
wischen Lengnau und Pieterlen lag nahe über
auptstrasse ein gewaltiger Granitrundling, der tot
m gesprengt wurde und beim Bau der Elisa-
enkirche in Basel Verwendung fand,
in hausgrosser Block krönte früher die Höbe des
enbergs beim Barthlemebof gerade nördlich
ifneren.
Itberühmt sind die Abhänge des Jura nördlich ob
ngen wegen ihres enormen Blockreichthums. Gri-
nden sich auch, wie ich von Herrn Jakob in Biel
bis auf die Höhe der ersten Kette. Es wäre zu
e, wenn die Gemeinde Bözingen nicht einige der
würdigsten auf ewige Zeiten schützen würde. Einet
let sich durch seine eigentümliche Lage ans. An
:hief abfallenden kahlen Flache von Jurakalk*) klebt
er den Reben eigentlich bloss. Ein anderer, wenn
bedeutend kleiner, ist eigentlich rathselbaft, indem
sine parallele Spalte wie ein Sägeschnitt durch den-
i zieht. Geben wir uns der Hoffnung hin, dassBö-
i nicht hinter dem Beispiel anderer Gemeindet
Icbleibe.
2. Der graue Stein bei Biel.
en meisten von Ihnen , meine Herren , wird der
e Stein ob Biel bekannt «ein, der wohl zum Vor-
„Auf den Stuhlen."
— 63 —
aas als geschützt zu betrachten ist*). Er besteht eben-
falls aus Montblancgranit, bat eine mehr eiförmige Ge-
stalt von etwa 15 Fuss grösserm Durchmesser und 9 bis
10 Fuss Höhe. Auf demselben kommt die schön gelbe
Leddea geographica vor, die sich sonst selten auf Fünd-
Iingen findet, weil diese in den meisten Fällen beschattet
und nicht, wie der graue Stein, dem nöthigen freien
Sonnenlichte ausgesetzt sind.
Dem Bielersee entlang wären noch mehrere zu nen-
nen, aber wir wollen uns beeilen, um zu dem in seiner Art
so merkwürdigen hohlen Stein zu gelangen, mit dem
die Burgerschaft von Iwann die Wissenschaft beschenkte.
3. Der hoble Stein in den Burgerwaldungen
von Twann, nürdlich ob Weingreis.
Tafel I.
Herr Edmund von Fellenberg, durch Herrn
Irlet in Twann aufmerksam gemacht, besuchte von un-
*) In einer Antwort dos Burgerraths der Stadt Biel , datirt
Tom 19. Man 1870, auf meine Zuschrift in Betreff dieses Blockes
an den Präsidenten, Herrn Dr. Neuhaus, wird mir mitgetlieilt, dass
es sieb vor etwa 2 Jahren darum bandelte, den grauen Stein um
eine Offert« von Fr. 200 zu Bauzwecken sn veräusscrn , die Forat-
kommisaion das Gesuch aber mit Recht abschlägig beschieden habe.
Ein eigener Beschluss für Erhaltung des grauen Steins ciiatirte
bis jetzt noch nicht ; es hat aber der Rath auf mein Schreiben hin
beschlossen, diese Angelegenheit vor die Gemeindeversammlung in
bringen , damit ein für alle Zukunft bindender Beschluss ge&sst
werde. Dem freundlichen Schreiben entnehme icb ferner, dass noch
ein anderes Prachtexemplar eines erratischen Blocks gerade ob dem
Gottesacker bei der Besitzung des Herrn Pflieger liege , dass na-
mentlich im suhlen waagwald der Burgergemeinde Biet zahlreiche
kleinere Blecke anzutreffen seien. — Der graue Stein spielt bei der
Bieter Jagend als Eindlistein eine wichtige Rolle.
^ ■. *
— 64 —
serer Seite zuerst den imposanten Fündling ob Twann,
welcher unter dem Namen hohler Stein bekannt ist
Im Juni 4869 wurde derselbe von dem eben Genannten,
den Herren Prof. Bernhard Studer, ßürki und ihrem Be-
richterstatter in Augenschein genommen. Er stellt eine
gewaltige Platte von charakteristischem Montblanc-
granit dar, die durch ihre Grösse imponirt und durch
ihre eigentümliche Lage überrascht. Der Block bat eine
Länge von 30 Fuss , eine Breite von 25 Fuss und eine
mittlere Dicke von 40 Fuss oder nach der originellen
Art der Messung durch Freund Fellenberg auf Grand-
lage natürlichen Körpermasses eine Länge von 6 und
eine Breite von 5l/2 Fellenberglängen. Man wird sich bei
einer Annahme von 7500 Kubikfuss Inhalt nicht stark
irren. Diese Platte ist nun in der Art auf ein niederes,
hier auftretendes Kalkriff aufgesetzt, dass ein grosser
Theil bergwärts über die Unterlage hinwegragt. Durch
die Wucht des Druckes wurde der Kalkstein ordentlich
zermalmt und zerbröckelt Zwischen besagtem Kalkgräl-
chen und dem Boden, auf den sich der aufsitzende Theil
des Blockes stützt, ist ein kleiner Zwischenraum vor-
handen, gerade weit genug, um mit einiger Anstrengung
Fellenberg's Rumpf einen Durchpass zu gestatten.
Auf eine einfache Vorstellung an den Präsidenten
der Burgergemeinde von Twann, Herrn Grossrath Engel
wurde in der Folge von der am 2. Januar 4870 ver-
sammelten Burgergemeinde von Twann der ein-
stimmige Beschluss gefasst, den hohlen Stein
dem Museum der Naturgeschichte der Stadt
Bern zu schenken, wie diess Ihnen von Herrn Fr.
Bürki bereits mitgetheilt und zuerst durch den „Handels-
kourriertt öffentlich bekannt gemacht wurde.
- 65 —
Wir dürfen nicht zweifeln, dass für das hier etwas
beweglichere Volk der hohle Stein in Zukunft noch mehr
ein Zielpunkt von Spaziergängen sein wird und an all-
gemeinem Interesse gewonnen haben muss. Der Platz,
den er einnimmt, besitzt zudem eine, wundervolle Lage.
Auf der ersten bewaldeten Bergkante aufgesetzt, ist seine
Fläche hoch genug, um zwischen den Tannen hindurch
den Blick über den freundlichen See mit seiner Insel,
über die weitläufigen Hügel des Bernergebiets bis zu den
Freiburgerbergen schweifen zu lassen , welcher ganze
Raum einmal ein einziges wunderbares Gletscherfeld dar-
gestellt haben muss.
In der Umgebung des hohlen Steins liegt noch man-
cher schöne Block, eine prächtige Gruppe wenig östlich.
Auch zahlreiche andere Wallisergesteine begegnen in
ziemlicher Mannigfaltigkeit, von denen wir mit Vergnügen
sammelten. „Aber was hören wir," so hiess es damals,
„aus der Ferne für ein Gehämmer und Gepicke?" „Es
sind Italiener, die eben unter Gaicht einen präch-
tigen Granit verarbeiten." Dasselbe Schicksal wird die
meisten ereilen. Drücken wir darum nochmals den wackern
Bürgern von Twann unsere volle Achtung und Aner-
kennung aus.
Erinnern wir uns weiter westlich an den Denk-
stein des wohlthätigen Montagu über Neuenstadt,
dessen goldene Inschrift weithin über das Land erglänzt.
Es ist ein Block von Montblancgranit.
Die Bemühungen des Club jurassien haben im Ge-
biete des Kantons Neuenburg bereits manchem Mont-
blancgranit das „Inviotable" eingegraben. Die Krone
aber wird der „Pierre-k-Bot" (45,000 Kubikfuss) am
Abhänge des Chaumont ob Neuenburg gehören.
Bern. Mittheil. 1870. Nro. 720.
- 66 —
So sehen wir, dass von Wiedlisbach gegen Westeo,
dem ganzen Jura entlang, Monumente bleiben, die auch
unserer Nachwelt Zeugniss von einer der merkwürdigsten
Erscheinungen der Eiszeit geben werden. Hoffen vir,
dass die Gemeinde Bözingen und auch Biel die recht-
zeitigen Vorkehrungen treffen und dem rühmlichen Bei-
spiel ihrer Nachbarn im Osten und Westen folgen, Uk
diess nicht bereits geschehen.
Es knüpfen sich an die Montblancgranite noch manche
Erwägungen von grosser Bedeutung. Warum breiten sieb
dieselben nicht weiter nach Osten und Nordosten ans,
während doch Gesteine aus den penninischen Alpen bis
nahe an die nördliche Grenze der Schweiz vorkommen?
Warum dringen dieselben nicht so tief in die Jurathäler
ein, wie es mit andern Fündlingen des Rhonegletschers
der Fall ist? Die Beantwortung dieser Frage hat schon
Herr Guyot, früher Professor in Neuenburg, jetzt w
Princeton, New-Yersey, versucht. Er nimmt an, dass erst
während der grössten Ausdehnung der Eismassen des
gesam raten Rhonegletschers die Eisströme des Nordendes
des Montblanc, zum Theil vielleicht sogar über den Col
de Balme, in's Rhonegebiet eingebrochen seien. Zu dieser
Zeit breiteten sich aber die aus den Thälern des Ober-
wallis und von den penninischen Alpen her vereinigten
Gletscher schon durch die ganze Schweiz und bis in deo
Jura hinein aus. Der Gang der ganzen Erscheinung muss
dann ein derartiger gewesen sein, dass der erwähnte
Zuzug vom Montblanc her nur bis in die oben ange-
deuteten Gegenden vorzurücken vermochte. Beim darauf
folgenden Zerfliessen der Eismassen setzten sich natür-
lich die Blöcke ab und lehren uns diejenigen Bezirke
kennen, die einst von Eisströmen aus einem Revier be-
deckt wurden, das nach den gegenwärtigen (und vorher-
( ,-t r *♦-
— 67 —
gehenden) Verhältnissen zum Theil in's Wassergebiet der
Arve gehört. Dass Montblancgranite nur auf der linken
Seite des damaligen Rhonegletschers vorkommen, wird
uns hieraus sofort leicht begreiflich.
b. Arkesine.
Der Arkesine ist ein Gestein aus der Granitfamilie,
welches meist gneissähnlich dünn- oder dickbaukig ge-
schichtet, manchmal auch massig erscheint Er ist ein
Gemenge von Quarz, Feldspath, Hornblende und einem
talkähnlichen Mineral, und meist von vorherrschend grau-
lichgrüner Farbe. Nickt selten findet man als Ueber-
gemengtheil mehrere Linien lange, schön gelbbraune
Sphenkryställchcn. Es kommen in demselben lagerartig
Ausscheidungen von hellerm granitischem Gestein, ferner
mit Chlorit und Albitfeldspath austapezierte Klüfte und
Späten vor. Manchmal stellen einzelne Partien ein grob-
körniges Gemenge von zollgrossen Hornblendemassen
mit zuckerkörnigen Feldspathbrocken dar.
Dieses ziemlich variable Gestein ist nach Herrn Prof.
S tu der anstehend im Hintergrunde des Bagnethals und
bildet ein Hauptglied im Gefüge der höchsten Kämme
der penninischen Alpen. Unter den Fündlingen des Rhone-
gletschers findet es sich enorm häufig in gewissen Strichen
und wird dem Stammorte ganz entsprechend begleitet
namentlich von Arollagneiss, Chloritschiefer, grünen und
grauen Schiefern, sowie Serpentin. Herr Guyot nannte
diese Gesellschaft die Gesteinsgruppe der penninischen
Alpen. Aus Arkesine bestehen die grossartigsten noch
vorhandenen Blockgruppen und wir sind so glücklich,
drei derselben als „conservirf anzuführen.
— 68 -
1. Arkesineblockeaufdem Steinhof zwischen
Herz ogenbuchsee und Seeberg.
Tafel II.
Seit aller Zeit ist der Steinhof, eine solothurnische
Enclave in Bernergebiet , berühmt wegen seines Block-
reichthums. Er trägt seinen Namen nicht umsonst. Die
Oberfläche und Abhänge des Hügels sind von Tausenden
von Fündlingen und zwar meist von Arkesine bedetil
gewesen, als hätten wir hier, fern von der eigentlich«
Heimat, eine Ablagerung eines kolossalen Bergsturz«
vor uns. Es müssen diese Blocke eine Reise von min-
destens 65 Standen gemacht haben. In den Wäldern und
besonders auf dem urbaren Boden wurde namenllicn
während des Baues der Centralbahn eine schwunghafte
Ausbeutung betrieben. Man findet indessen immer noci
wahrhaft erstaunliche Mengen von Blöcken. Besonder!
verschont wurde eine Gruppe , indem sie glücklicher-
weise gerade auf der Grenze zwischen Gemeinde- und
Privatbesitz liegt und ihre Eigentumsverhältnisse etwas
anfechtbar schienen. Sie besteht aus drei mächtigen
Blöcken, die auf 60,000, 3250 und 4875 Kuhikf. geschätzt
werden. Um bei der immer fortschreitenden Zerstörung
der Blöcke den wichtigsten vorläufig wenigstens für eint
Zeit lang zu sichern, liess Herr Oberingenieur Demier
ein Signal für die topographischen Aufnahmen dann!
errichten. Auf Veranlassung der schweizerischen und solo-
thu mischen naturforschenden Gesellschaft setzte dann in
vorletzten Jahre die Regierung vonSolothurn einen Ter-
min fest, bis zu dem Jedermann, der Ansprüche auf den
Block, die „Fluh" genannt, machen zu können glaubte,
dieselben geltend machen möge. Es zeigte sich Nieraal)'1
und hiemit war der Block vorläufig als Eigenthum der
Gemeinde Steinhof erklärt. Die rühmliche Thätigkeil des
Herrn Professor Lang i
Präsidenten der Versamm
forschenden Gesellschaft
Gemeinde Steinhof einet
meinen schweizerischen
Abschiuss, welche gegei
das Schulgut der Verkä
Blockgruppe geworden.
und Solothorn betheiligte
kasse zur Hälfte bei de
Verpflichtungen. Die Opfi
sehen, auch einen Theil a
Bigenthum der schweizei
forscher. Ich erlaubte m:
aof dem Steinhof in den
ziehen , obsebon sie zufä
nischen Gebiets liegt. Ki
wird solchen Vorgängen
nähme versagen können.
Herr Allgrossrath Fi
photographische Aufnahm)
die an Privaten und Sam
beigegebene Ansicht (Ta
Photographie entworfen i
den her dar. Der Haupt!
links scheinen von Anfan
Ganz links sind bloss
grösstenteils zersprengt«
In der Umgebung de
Hasse von Fündlingen , i
vor. Der Steinberg, ei
Riedtwyl, ist noch ganz
zu betrachtenden Block i
— 70 —
noch besonders aufmerksam machen. Wie schon ange-
deutet, breiten sich die Arkesineblöcke auch noch vetler
gegen Nordosten aus. Bin bedeutender, wohl 2200 Kubi-
fuss haltender Block liegt namentlich südlich von Rogg-
liswyl im Kanton Luzern, dessen Erhaltung die luzer-
nische Sectios des S. A. C. wohl bereits betrieben haben
dürfte. Der Block ist 25' lang, 41' breit und 8' hochuad
heisst der grosse Stein. Er gehört gewiss zu den n-
teressantesten Fündlingen der ganzen Schweiz. Die Haupt-
masse besteht aus dem vorhin als Varietät aufgeführte!
Gemenge von Hornblende und Feldspath und ist eigent-
lich ein prächtiger Syenit. Unmittelbar dabei lagen neck
kleinere Blöcke von Arkesine und Hornblendegesteioes,
achtem Serpentin aus Zerraati u. s. w., wie auf dem Stein-
hof. Auffallend ist ein gerundeter Block von Muschel-
sandstein, der unter dem Hauptfündling liegt und durch
denselben gespalten und zerdrückt wurde.
2. Arkesineblock in der Wallachern.
Ein etwa 30' hoher, 42 bis 15' breiter Block von
Arkesine liegt nördlich von Wynigen in der Wal lächern,
dem frühern Gute des Herrn Regierungsrath Weber.
Er kann, wenigstens so lange die gegenwärtigen Ver-
hältnisse dauern , als geschützt betrachtet werden , da
er die Grenze zwischen den Aemtern Burgdorf und Wan-
gen bezeichnet.
3. Gruppe von Arkesineblöcken auf dem
Jolimont, Teufelsbürde genannt.
Tafel in.
Eine imposante, wahrhaft malerische Gruppe, ebenfalls
von Arkesine, liegt im Staatswalde auf dem Joli-
mont, wenig östlich von dem höchsten Punkte (604 M.J.
- 74 -
Verfolgt man die prächtige Strasse von Erlach zom Pour-
ulesgut, so hat man von diesem aus den Verbindungs-
weg zwischen Tschugg und St- Johannsen zu ül
schreiten und elwa 7 Hinuten tief westlich in den V
einzudringen und steht in angenehmem Schatten
Bachen und Tannen vor der überraschenden Felsma
Die Gruppe besteht aus drei Hauptblöcken. Der eine
der Westseile liegende ist sehr breitrückig, mit Moos
Dammerde, zum Theil mit Gestrüpp bewachsen und i
bei 20,000 Kubikfuss halten*}. In der Mitte liegt ein
waltiges dreiseitiges Prisma, von dem ein kleineres p;
Kiidak-s Stück gegen Norden abgefallen ist und gle
sam als Staffage vor den Hauptblöcken liegt. Zusami
mag die Hasse 8000 Kubikf. Inhalt baben. Der dritte ßl
ist ein bedeutend kleinerer von 5000 Kubikf. etwa.
*) Dach Jahn (Kanton Bern, antiquarisch -topographisch
uchrieben. Bern 1859) betagt dieser grösste FUndling auch Heid
«lein. „In dem freien Räume, der zwischen diesem und dem S
barblock in einer Lange von 10 Schritten and in einer Breite
3—4 Schritten durchläuft, entdeckte man 1846 beim Nachgrabei
mächtiges , äusseret compactes Steinbett aas Brach- und Ei
steinet) ; unter und zwischen diesen fand man Reste der rohe
keltischen Töpferwaare , etwas Ziegelwaare , keltisches Steinl
Scbnitiwora , ein Steinbeil und ein ehernes stiletartiges Gero-
Alles war mit Kohlen untermengt ; selbst in der Tiefe von 15 1
zeigten sich noch schön erhaltene erstiebte Kohlen in Hasse, i
liest anf einen Opferplatz schliefen, in welchem der grosse, <
Bache Stein eine Art natürlichen Altars darstellte. .... Ein dr
aufrecht stehender Block zeigt an einem stark hervorragenden
sprang Spuren von Bearbeitung zu einem riesigen Profilbild e
Gtttaen. Wir haben hier also eine keltische Kephaloide , das h<
einen Felsen mit künstlicher kopftbnlicher Bildung, wie solche
Denkmäler des druidisch-keltiscben Steinkults in Frankreich ba
vorkommen." 1. 1. p. 16. Es schien mir interessant genug , dt
Anführung obiger Stelle aus Jahne Werk auch anf die arcl
— 72 —
Von andern Felsarten liegen in der Nähe, meist zwar
nur in kleinen Stücken, Serpentin, Arollagneiss, Chlorit-
schiefer, Quarzite des Verrucano aus dem Turtmannthal,
Valorsine-Conglomerat u. s. w.
Mich auf den früher erwähnten Beschluss des tit
Regierungsrathes beziehend, wendete ich mich an Herrn
Schluep, Oberförster des Seelandes, sowie an die
Direction der Forsten und Domainen, und erhielt selbst-
verständlich alle nöthigen Zusicherungen, welche die Con-
servirung der Blöcke ausser Zweifel setzen. Als Bezeich-
nung soll der Name Teufelsbürde eingehauen werden.
Das Auffinden so kolossaler Blöcke von Arkesine
in unmittelbarer Nähe des Jura hatte Cur mich etwas
Ueberraschendes , da sich sonst die Verbreitungszooe
dieser Felsart südlicher hält. Durch Herrn Schleich,
Geometer , der mit topographischen Aufnahmen im Jura
betraut ist, erhielt ich indess Handstücke von zwei be-
deutenden Blöcken von Arkesine , die rechts und links
von der Suze, zwischen Courtelary und Corti-
b e r t , im St. Immerthal liegen. Derselbe war so freund-
lich, mir auch die Maasse mitzutheilen. Derjenige auf der
rechten Thalseite hat 5,5m Länge, 3m Breite und 4m Dicke,
derjenige links der Suze 3m Länge, 2m Breite und 4, 5™ Dicke
Es ist mir leider nicht bekannt, auf wessen Grand
und Boden diese Blöcke liegen ; wenigstens der eine
davon verdiente erhalten zu werden, da diess wohl
logische Bedeutung der Blockgruppe hinzuweisen. Die Angabe über
das Götzenprofil setzte ich namentlich bei, um allfällige sp&tere Be-
sucher der „Teufelsburdi" darauf aufmerksam zu machen , -wie feb
es auch für mich ad notam nehme ; denn bei meinen zwei bisheri-
gen Besuchen ist mir nichts Derartiges aufgefallen, falls der betreu
fende Block überhaupt noch vorhanden. Ich dachte übrigens aftei
gar nicht an solche Dinge.
noch von den grössten Fündlingen sein werden, die im
St. Immertha) liegen.
c. Gneiss aas den südlichen WalllsthAlern.
Wer je schon Gesteinskunde getrieben, wird gut g«
wissen, welch' endlose Mannigfaltigkeit die verschiede
Gneissabänderungen darstellen, wie viele allmälige Ue
gänge in verwandte krystallinische oder unvollkom
krystatlinische Gesteine innerhalb des elastischen I
mens des vulgaren Schulbegriffs von Gneiss Statt hal
Das krystallinisch schiefrige Gestein, das ich hier
Auge habe, ist feinkörnig, auf dem frischen Bruche
graulichweisser Farbe und besteht aus graulichen, g
glänzenden Quarzkörnern, die vorherrschen, aus feil
die Zwischenräume eingeflochtenem zuckerkörnigem F
spath und weissen, stark glänzenden Glimmerschüppc
manchmal mit Talk untermengt. Charakteristisch für
Reihe von Blöcken dieser Felsart scheinen bräunl
Ockerflecken oder krümtnlige erdige Massen eines r
braun verwitternden Minerals. Bei erratischen BlÖ(
begnügt man sich zur Vollendung der Charakteristik gl
schliesslich mit einem Hinweis auf den Stammort.
vorliegenden ist dieser Nachweis bisher noch nicht
reichend gelungen. Weder in Sammlungen noch in
Erinnerung der. competenlen Geologen derAlpengeb
die hier als Stammort in Frage kommen können , n
lieh der südlichen Wallisthaler, konnte ich bisher el
Ueb ereinsttmmen des finden. Und doch scheint gei
dieser Gneiss für die Gesteine des Rhonegletschers
besondere Bedeutung zu besitzen. Ich fand Blöcke
von in einem zusammenhängenden Strich von Ins i
den Jolimont, dem rechten Bielerseeufer entlang über
Kräyenberg zwischen Mett und BrÜgg , wie weiter
Bern. Mittbeil. 1870. Hr. 721.
— 74 —
abwärts auf dem Bucheckberg bei Lüterswyl und Hessig-
kofen in solothurnischem Territorium. Nach den überall
damit vergesellschafteten Gesteinsarten, wenn immer diese
auch nicht so massenhaft auftreten, muss unser eigen-
thümlicher Gneiss aus den südlichen Wallisthälern her-
zuleiten sein.
4. Der grosse und kleine Heidenstein, der
Dachsenstein und alte Opfersteine im
obern Längholzwalde bei Madretsch.
Den Anwohnern, Förstern und Archäologen ist eine
Ansammlung von Blöcken auf dem niedrigen, breiten, be-
waldeten Hügel zwischen Madretsch, Hett und Brügg, in
der Nähe von Biel, schon lange bekannt. Es herrschet
dortvor Allem eben beschriebene Gneiss Varietäten. Dieses
weichere Gestein wurde von alten Völkerstämmen, die
dem Druidendienst ergeben waren, vornehmlich zu Opfer-,
Blut- oder Schalensteinen benützt. Doch sprechen wir
zuerst von den bedeutendem Fündlingen.
Durch imposante Grösse zeichnet sich im Läng-
holz, einem Staatswald, zunächst der grosse Heide d-
stein aus. Es ist ein in Tannwuchs versteckter, mit
Moos bedeckter kubischer Block von circa 20,000 Kubik-
fuss. Nicht unbedeutende Massen sind schon von dem-
selben abgesprengt worden*). In geringer Entfernung
*) „An den Heidenstein knüpft sieb die superstitiöse Vorstel-
lung, ab hausten dort „kleine grüne Männchen.* Diese ist aua
offenbar ein Rest des altkeltischen Glaubens an untergeordnete Gott-
heiten oder an Genien, wie sie im altkeltischen Irland in der Vor-
stellung des gemeinen Mannes als die „grünen , guten Leuteben3
noch existiren Koblenspuren, die man bei Umgrabung des
Heidensteins fand , dürften von Opfern herrühren , die eben jenen
grünen Leutchen galten. u Jahn, Kanton Bern, p. 89.
— 75 —
liavon liegt ein zweiter, der kleine Heidenstein
Bannt, den wir etwa auf 10,000 Kubikfuss schätzten,
dritter, bedeutend kleinerer führt bei Jägern and .
stern den Namen Dachsenstein.
Wenn uns die beiden genannten durch ihre Gr
und eigen thümliche Gesteinsart fesseln, so geschieht <
aas einer weitern Veranlassung bei einer Zahl ben
barter Blöcke, die indessen meist nur 60 bis höchs
300 Kubikfuss halten mögen. Es sind diese auf ihrer 0
fläche mit einer Zahl von schalen- oder lassen-, ;
kurz rinnenförraigen Verliefungen ausgehöhlt. Verw
niDgserscheinungen sind diess durchaus nicht etwa, s
mössten sie auf dem grossen Heidenstein z. B. ehe
gut vorkommen. Vielmehr sind es entschieden Lüns
ausgearbeitete Vertiefungen. Die Allerthumsforscher i
man an, dass solche Blöcke als Altäre dienten. Leb«
Opfer wurden auf diese kalte Bank gefesselt und
schlachtet, so dass die Blutströme sich in den vor
denen Vertiefungen sammeln mussten. Es sind diese 0|
steine, von denen Hr. Fellenberg und ich, unterstutzt
Bannwart Gutmann von Meli, an den ich Interesse
zunächst weise, in kurzer Zeit mehrere zählten, i
beschränkt auf den Längholzwald , sondern sie fii
sich fast noch zahlreicher im nahen Luterbölzli,
rade südlich ob Mett, einem Wäldchen der Bürgerst
von Nidau. Auch Blöcke von Montblancgranit Mi
ebenda, was nebenbei bemerkt werden mag. Es
dienten gewiss einige dieser Opfersteine in grossem Sa:
langen aufbewahrt zu werden. Freilich würde dort
düstere Wald fehlen und namentlich die Umgebung,
wir sie etwa zur Zeit jenes blutigen Opferdienstes
vorstellen können. Wie leicht wäre es möglich, dass
Bielersee zu damaliger Zeit noch über Bözingen gt
- 76 —
Meinisberg abfloss, während statt der jetzigen Rinnen der
Zihl und Aare öde mit Gestrüpp und Röhricht bewach-
sene Dschungeln oder Ueberschweromungsgebiete vor-
handen waren, so dass unser Kräyenberg mit seiner Fort-
setzung, dem Büttenberg, als isolirter bewaldeter Hügel,
damals vielleicht mit breitkronigen Eichen beschattet in-
mitten einer Wildniss sich über die umgebende Niede-
rung erhob. Denken wir uns dazu die waldigen Abhänge
des Jura und den Spiegel des Bielersees, die Höhen des
Frienisberg, des Büren- und Bucheckbergs und weit im
Süden die unnahbaren Eisgebirge, — wahrlich, wir hätten
einen Platz für düstern Götzendienst.
Ueberlassen wir aber diese Phantasien über eine
frühere Zeit, ihre Gebräuche und Sitten andern Leuteo
und kehren zu unsern Hauptfündlingen zurück. Wir dürfen
es ein Glück nennen, dass das Längholz Staatswaidaog
ist. Ich wandte mich auch in Betreff dieser Blöcke an die
Direction der Forsten und Domainen und erhielt unterm
25. Februar 1870 durch an mich gerichtetes Schreiben
die beruhigendste Zusicherung, dass diesen Blöcken, wie
der Teufelsbürde auf dem Jolimont, stets sorgsame Auf-
merksamkeit geschenkt worden sei. Auch diesen Stein-
blöcken sollen ihre Namen durch Einhauen in die Steine
seihst auf haltbare Art beigesetzt werden , wozu dem
Oberförster in Nidau Weisung ertheilt sei.
2. Der graue Stein hei Lüterswyl auf dem
Bucheckberg, Solothutn.
Es wurde bereits angedeutet, dass der uns beschäf-
tigende Gneiss, wie andere Wallisergesteine, eine strich-
förmige Vertheilung zeige, die sich bis auf den Bucheck-
berg erstrecke. Ja es findet sich dort, in viel bedeuten-
derer Entfernung von dem supponirten Stammort, sogar
- 77 -
noch ein viel beträchtlicherer Block. Im Burger
südlich ob Lüterswyl glaubte Herr Professor St
seiner Zeit zuerst einen Felskopf auftauchen zu
und fand dann, dass es ein kolossaler Fündling se
beisst grauer Stein. Ich war auch bei demselbe
schätze ihn auf 24,000 Kubikfuss. An dieser Stelle
ich ihn namentlich, um die Uebereinstimmung de
Steins mit dem Heidenstein bei Madretscb nachzuw
Das Vorkommen eines so ungeheuren Fündlings in >
Gegend gehört noch um so mehr zu den merkwi
sten Erscheinungen, als im Allgemeinen erratische E
auf den höchsten Flächen des Bucheckbergs nur
und sporadisch auftreten. Von bedeutendem fand i<
auch nach eingezogenen Erkundigungen, nur noch !
von derselben Gesleinsart wie der graue Stein, na
den sogenannten Geissenslein in der Nahe des
von Ltiterswyl und dann im Walde zwischen Hes
kofen und GossHwvl den Fu chsenstei n.
Grösse, hohe Lage und Gesteinsart des gr
Steins machen eine Erhaltung desselben als eine
sprechendsten Zeugen für die Eisperiode unauspre
wünschen swerlh. Er liegt glücklicherweise in Bt
Waldungen. Herr Zimmermann, ein gebildeter I
und zugleich Badbesilzer, sowie der bürgerlich«
meinderath gaben mir alle Zusicherungen. Gerne
lasse ich es aber meinem verehrten Collegen, Hrn.
Lang in Solothurn, der ja in der Conservirung <
scherBlocke bisher so glänzende Resultate erzielte (
hof, Solothurn). sich mit seinen Mitbürgern von L
wyl endgültig und haftbar ins Einvernehmen zu s
Ich bin überzeugt, dass in Zukunft vor Allem die g
sam isolirt auftretenden Fündünge, die schon Charj
und Agassiz als terrain glaciaire 4parpiU4 untersch
— 78 —
als Ausgangspunkt specieller Untersuchungen dienen dürf-
ten. Bemühe man sich darum, solche in mehr ab einer
Beziehung interessante Blöcke zu erhalten — der Wissen-
schaft, dem denkenden Geschlecht, dem Volke !
d. Talkquanite des Verrucane auf dem Büren-
(Stftdtli-) Berg.
Bereits wurde darauf hingewiesen , dass neben den
bisher ausgezeichneten erratischen Felsarten des Rhooe-
gletschers noch eine Zahl von andern Wallisergesteinen
vorkommen. Wir finden darunter nicht selten eigentüm-
liche ,Quarzite , die dem Verrucano des Turtmann- and
Annivierthales etc. entstammen. Zu einem grossem Block
von Quarzit, der ziemlich reich an grünlichen Talk-
Schüppchen, wurde ich von Hrn. Secundarlehrer Pf ister
in Büren geführt. Dieser Fündling mag etwa 600 Rubik-
fuss halten, nachdem schon viel davon abgesprengt wor-
den, und liegt etwas westlich von dem Gipfel des Büren-
bergs über Dotzigen, in den Burgerwaldungen dieses
Dorfes. Ich erhielt von benanntem freundlichem Herrn
seiner Zeit Zusicherungen, dass für die Erhaltung dieses
Blockes gesorgt werden solle. Leider ist mir bis zu diesen
Augenblicke noch kein bestimmter Beschluss angezeigt
worden. Die Felsart stimmt ganz vollständig überein mit
Gesteinen, wie sie am Wasserfall über Turtmann und in
dem dort durchziehenden Strich von Verrucano vorkom-
men. Einen zersprengten Block dieser Art fand ich auch
zwischen Lüsslingen und Leuzigen. Die höhere Lage,
welche den Block so wichtig macht, der Stammort des-
selben, der minime Nutzen, der bei allfälligem Sprengen
entstände, namentlich im Vergleich zu dem Schaden, den
solche Arbeiten im Walde immer anrichten, und endlich
das Beispiel von andern Gemeinden , welche durch Er-
— 79 —
baftungsbeschlüsse von Blöcken sich bisher auszeic
— alles dtess läset mich nicht daran zweirein, d
den Block auf dein Burenberg bald werden als g<
betrachten dürfen *).
e. BlOeke von Valorsine-Conglomerat zn Äff«
im Emmenthal.
Bishin bewegten wir uns, meine Herren, im
der Nahe des Jura, wo am Ende das Vorhandens
Walliserblöcken weniger auffallend erscheinen mag
dem man sich einmal mit der gewaltigen facherfc
Ausbreitung* des Rhonegletschers von dem Becli
Genfersees aus einerseits bis zum Fort d'Edus
anderseits nordöstlich bis tief in den Aargau hin«
traut gemacht hat. Aber auch nach Südosten bis
Fuss der Voralpen sendete jener ausserordentlich
täre Rhonegletscher, den jetzigen Flussläufen en
seine Eiszungen. Blöcke aus den penn mischen
•) Nachdem Herr Pfiater, dem wir «u tesonderm Da
pflichtet sind, meine nochmalige Anfrage dem Bürgern
Ddt/. igen vorgelegt, wurde in der Versammlung der
gemeinde vom 36. kurz 1870 der Antrag gestellt, die Erhal
FOndlings in beichüesaen , und dieser Antrag «um Beacl
hoben mit folgenden nttbero Bestimmungen : a) Ana dieser Bi
nähme soll keinerlei Schm&lernng der Rechte der Oem<
wachsen; b) der Wald soll durch anfällige Torrichtungen
bei dem Steine nicht beschädigt werden ; u) falls der Fund
schMignngen erleiden sollte, welche von der Gemeinde n
hütet werden können , so Übernimmt sie keine daberige
wortlichkeit. Diese Angaben sind einem mir zugestellten P
auazug entnommen nnd mit reiner Freude können wir som
gen auch unter den Ortschaften auffahren, die durch den rill
BeschluBs ihr Interesse an einer der merkwürdigsten ni
artigsten Hatorerscheinungen der Voneit an den Tag geleg
— 80 —
liegen bei Melchnau und Huttwyl. Herr Mühlbergtand
bei Sumiswald Geschiebe, die er für Enstatitgabbro aus
dem Wallis erklärt. Zwischen Burgdorf und Affoltero kann
man über Heimiswyl , Kaltacker, Heiligland u. s. £ eine
ziemlich mannigfaltige Sammlung von Gesteinen des
Wallis anlegen. Wir finden Eklogite aus dem Saasdul
eigenthümliche chloritische Gneisse aus der Umgebung
des Zinalgletschers und Blöcke von Valorsineconglomerat.
Als Valorsineconglomerat bezeichnet man
ein bald nagelfluh-, bald sandsteinartiges Trümmergestein,
das meist graulich, manchmal röthlich erscheint und nicht
selten kohlige Partieen enthält. Herr Charpentierfand
in solchen Blöcken bei Bex Stammstücke von Sigülom
Dournaisii, A. Brgt. , die in Lausanne aufbewahrt wer-
den. Die Sigillarien existirten bekanntlich besonders wäh-
rend der Steinkohlenperiode. Anstehend finden vir diese
Gesteine im Val Orsine, westlich vom Montblanc, woher
der Name entlehnt wurde, und dann im Unterwallis. Wir
können im Allgemeinen leicht von Lausanne an den Al-
pen entlang bis an die Sense, von da nach Norden über
Könitz und Burgdorf und weiter in 's Emmenthal hinein
einen zusammenhängenden Strich der hauptsächliche
Vertheilung von Blöcken dieses Gesteins erkennen. Sie
halten sich, wie man sieht, entsprechend dem Stamm*
gebiet; vorherrschend am rechten Rand der grossen Aus-
breitung des Rhonegletschers über das westschweizerische
Hügelland. Ich sage vorherrschend, weil auch gegen den
Jura zu , aber bei Weitem nicht in so grossen Massen,
solche Blöcke vorkommen. Schon das angedeutete Ver-
hält niss weist darauf hin, dass wir den Stammort der hier
in Frage kommenden Blöcke auf der rechten Thalseite
des Wallis zu suchen haben. Es finden sich wirklich
Lager dieser Gebirgsart, wie wir von Herrn S tader
7^
- 8i -
erfahren, am Südabhang der Dent de Morcle über Outre*
rhdne, auf Foullyalp u. s. f.
Bei Affoltern im Emraenthal fand ich einen gerun-
deten Block von etwa 8 Kubikfuss an der Halten, dessen
Erhaltung ich anfänglich zu bezwecken beabsichtigte.
Weitere Nachforschungen durch Herrn Oberlehrer Ger-
ber daselbst, an den ich mich in dieser Angelegenheil
gewendet, stellten dann heraus, dass in Tobein und auf
Höhen der Umgebung von Affoltern noch mehrere solche
Blöcke vorkommen, auch in der Richtung gegen Sumis-
wald. Namentlich fiel ihm ein bedeutendes Stück auf,
dessen Maasse sich aber nicht gut angeben lassen, welches
als Eckstein des Thurms der Kirche von Affoltern ver-
wendet wurde. Da dieser Block, wenigstens so leicht nicht
zerstört wird und möglicherweise noch weiter gehende
schützende Anstalten getroffen werden können, so dürfen
wir denselben auch unter die conservirten rechnen. Er
gehört wegen seiner ganz unerwarteten Lage wohl zu
den merkwürdigsten Findlingen, die überhaupt bekannt
geworden.
Die Herren Professor S tu der und I seh er entdeckten
Blöcke von rothem Valorsineconglomerat (Anthra-
zitsandstein) auch bei Rüeggisberg, welche, falls sie
noch existiren, was mir nicht näher bekannt, ebenfalls
erhalten zu werden verdienten, wie die bereits früher
erwähnten, allerdings nur kleinen Blöcke westlich ob
dem Längeneybad.
f. Gruppe von fündllngen vor dem Berner
*
StadtumseniD.
Bevor ich zum Schlüsse eile, muss ich noch einer
Reihe von Fündlingen erwähnen, die durch die aufopfern-
den Bemühungen des Herrn Edmund von Fellenberg
Bern. Mittheil. 1870. Kr. 722.
— 82 —
gesichert wurden. Ich meine nämlich erratische Blöde,
allerdings von kleinern Dimensionen, aber immerhin
Blöcke, deren Transport zum Theil mit Schwierigkeiten
verbunden war, die genanntes Mitglied der Museumskom-
mission von verschiedenen Seiten hertransportireo und im
alten botanischen Garten vor den mineralogisch-geologi-
schen Sammlungen aufstellen liess. Ich führe nur die
grössernExemplare an aus dem Gebiete desRhonegletscbers.
I.Euphotide, (Smaragditgabbro), das den Rhone-
gletscher am meisten auszeichnende Gestein, vom Saasgrat
über dem Allalingletscher, aus dem Erratischen von Egel-
see bei Zollikofen, aus der Gegend vonSeewyl gegen-
über Schwanden und Jttigen bei Bolligen.
2. Eklogit, genauer Strahlsteinschiefer mit einge-
sprengtem Granat, aus dem Hintergründe von Saas, eben-
falls von Egelsee.
3. Augengneiss aus dem Oberwallis, von Egelsee.
4. Gneissglimmerschiefer mit Granat aus den
südlichen Wallisthälern von Egelsee.
5. Quarzit (des Verrucano) aus den südlichen
Wallisthälern vonAllenlüften, östlich ob Gümmenen.
6. Verrucano, von Outrerhöne, Unterwallis,
Conglomerat von Egelsee, Sandstein von Wangen.
Ausser diesen finden sich noch eine Zahl von köpf-
grossen Stücken von Gabbro, Serpentin, Hornblendegneiss
u. s. f. von verschiedenen Lokalitäten; dass eine fernere
Erweiterung der jetzt schon interessanten und belehren-
den Suite beabsichtigt ist, namentlich auch in Bezug auf
den Aargletscher, braucht nicht erst bemerkt zu werden.
Durch freundliche Vermittlung des Herrn Stabshauptmann
Franz Sehne 1,1 in Burgdorf erhielt das Museum ferner
für diese Blocksammlung typischen schiefrigen Serpentin
vom Riffelberg im Nicolaithal, aus der Finkgrube Jbei
Burgdorr, einen prachtvoll polirlen and geritzten Ser-
pentin, durchsetzt von einem Diallaggang, einen Granit-
block vom Montblanc mit fingerlangen Feldspa thkrystallen,
sowie graues Vatorsineconglomerat aus dem Unterwal-
lis, alle von Itamsi beim Meyenmoos. — Bringen wir nun
noch entsprechende Huster von Arkesine und dem schönen
Arollagneiss herbei, so ist die Sammlung von Felsarten,
die für das Gebiet des Rhonegletschers als charakteri-
stisch zu betrachten sind, so viel als vollständig.
In übersichtlicher Zusammenstellung wären also nach
den bisherigen Auseinandersetzungen folgende Fündünge
in tmserm Kantonstheüe als conservirt zu betrachten:
Ä. Im Gebiet des Aargletschers.
1. Granitblock von 3000 Kubikfuss (Grimsel oder
Triftgebiet) im Sädelbachwald. (p. 39).
2. 5 Gneissblöcke von 300 bis 5000 Kubikfuss (aus
dem Gadmcnlhal), ebendaselbst.
3. Granitblock von 14' Durchmesser im Walde ob
Sinneringen, (p. 41).
4. Gneissblock, (aus Gadmen) im Walde des Herrn
von Stürler zu Gümügeo unter dem Amslenberggut. 5000
Kubikfuss (p. 41).
5. Marmorblock {aus Gadmen oder Rosenlani), 12 Ku-
bikfuss, im Stempbach bei Boll, nun vor dem Berner
Stadimuseum, (p. 43).
6. Quarzsandstein (eocä'n , aus dem Kanderthal),
300 Kubikfuss, in der Bächtelen. (p. 49).
7. Grimselgranit, Gasterengranit, Gneiss, Eisenstein
and Taveyanazsandstein ebenda, (p. 49).
— 84 -
8. Gneissblock im Victoriawald am Ostabhang de»
Gurten, (p. 50).
In Aussicht steht oder besonders wünschenswert!) ist
die Erhaltung folgender Blöcke:
a. Nummulitenkalk , Höhe zwischen. Ferenberg und
Sinneringen, (p. 41).
I. Grimselgranit auf Beatenberg. (p. 45).
c. Granitblock auf dem Hondrich. (p. 52).
d. Granitblock am Bintel bei Wimmis. (p. 53).
B. Im Gebiet des Bhonegletschers.
1. Montblancgranitblock im Burchwald ob Attis-
wyl. (p. 58).
2. Hontblancgranitblock ob Twann. (p. 63).
3. Montblancgranitblock (grauer Stein) bei Biel. (p.62)»
4. Arkesineblock (Grenzstein) in derWallachern.(p.70).
5. Teufelsburde im Staatswald auf dem Jolimont.(p. 70).
6. Heidensteine und Opfersteine im Längholz bei
Madrestch. (p. 74).
7. Valorsineconglomerat in der Kirchenmauer zu
Affoltern, Emmenthal. (p. 81).
8. Talkquarzit im Burgerwald von Dotzigen auf dem
Bürenberg. (p. 79).
In Aussicht gestellt oder wü'nschenswerth ist die Er-
haltung für folgende:
a. Montblancgranit ob Bözingen bei Biet. (p. 62).
b. Anthrazitsandstein bei Büeggisberg. (p. 84).
Wie man sieht, konnten bis zur Stunde innerhalb
des Gebiets des Kantons Bern eine Anzahl von ganz
sehenswerthen und merkwürdigen Fündlingen gesichert
werden. Wenn diess nicht in ausgedehnterm Maass der
Fall sein konnte, so muss die Schuld vor Allem in der
schon seit vielen Jahrzehnten betriebenen Verarbeitung
^TT
— 86 —
der Blöcke gesucht werden. Die mannigfaltigen Arbeitet,
die man aus diesen Materialien ausgeführt, sowie die
zahlreichen Handstücke, die zu Hunderten in unserm
Museum aufgespeichert sind, geben immerhin auch ein
2eugniss früherer Häufigkeit eigentlicher Fündlinge und
werden wohl auch in Zukunft zum Nachdenken anregen.
Erklärung der Abbildungen.
Taf. I. Der hohle Stein ob Twann, von der West-
seite gesehen. Nach einer freundlichst mitgetheilten Zeich-
nung des Hrn. Forrer-Robert, gewesener Hauptmann in Bern.
Taf. II. Der Stein auf dem Steinhof (Solothurn).
Mach einer von Hrn. Bürki besorgten Photographie.
Taf. III. Die Teufe lsburde im Staatswald auf dem
J o 1 i m o n t , "Nordansicht.
Herrn Professor Fischer verdanke ich folgende
werthvolle Notiz über die auf Fündlingen vorkommen-
den Pflanzen:
Heber die an erratischen Blocken im Canton Bern
vorkommenden Pflanzen
von L. Fischer.
Die erratischen Blöcke beherbergen eine ziemlich
mannigfaltige , meist aus Kryptogamen bestehende Vege-
tation, welche hinsichtlich ihres Ursprungs in 2 wesent-
lich verschiedene Kategorien zerfällt.
Die meisten an und auf den Blöcken vorkommenden
Pflanzen sind mit denen der Umgebung identisch und
haben sich offenbar von hier aus auf den Blöcken ange-
siedelt. Diess ist namentlich bei den in Wäldern liegen-
den Steinen der Fall. Durch Schatten und Feuchtigkeit
begünstigt gelangen die Sporen der Moose und Flechten
leicht zur Entwicklung, wobei indessen die ersteren das
— 86 —
Ueb ergewicht erlangen und bald als zusammenhängende
Ueberzüge erscheinen. In den Wäldern uro Bern sind
es sehr verschiedenartige, meist gemeine Moose, wie
Hypnum cupressiforme L. , moUuscum L. , Brachythecivm
Rutabulum Br. Sek., Isothecium myurum Brid. , welche
die Blöcke mehr oder weniger vollständig überziehen.
Die verwitternde Moosdecke gewährt später auch de*
grössern Flechten, den Farren und manchen Phaoeroga-
men eine günstige Unterlage. An freistehenden, oder in
trockener, lichter Waldung befindlichen Blöcken treten
die Flechten in den Vordergrund. Physcia parietinaßl
Kbr., Imbricaria olivacea (LJ) Kbr., conspersa (Ekrk)
Kbr.y Placodium saxicolum (Pott.) Kbr. u. s. w.
Diese, aus der nächsten Umgebung stammenden
Pflanzen bieten uns insofern Interesse dar, als sie fär
die grössere oder geringere Fähigkeit der betreffenden
Arten, auf verschiedenartigen Substanzen fortzukommen,
Belege darbieten, wobei indessen zu beachten ist, ob
die Pflanze unmittelbar auf dem Gestein , oder erst auf
dem Verwitterungsprodukte oder einer den Block über-
ziehenden Erdschicht ihren Sitz hat.
Eine zweite Kategorie von Pflanzen ist dagegen der
Umgebung fremd, die betreffenden Arten sind, wie die
Blöcke selbst, als erratische zu bezeichnen. Ob dieselben
mit den Blöcken an ihre jetzigen Standorte gelangten,
oder ob erst eine spätere Ansiedlung durch vom Winde
transportirte Sporen stattgefunden, dürfte für die Mehr-
zahl der Fälle schwer zu entscheiden sein.
Von erratischen Pflanzen kommen an den Findlingen
zwischen Jura und Alpen folgende Arten vor: fkoVm-
sporum holomelaenum Flk. Kbr., bei Amsoldingen, Belp
(Schaer.), aus den Alpen bisher nicht bekannt. — Rhizocarpc*
geographicum (L.) Kbr., an einem grossen Granitblock io
^ir
— 87 —
der Nähe des Pavillons bei Biel. Von Schärer (Spicil.)
auch bei Muri angegeben, scheint jedoch daselbst, wie
überhaupt im Hügelland zwischen Bern und Thun nicht
mehr vorzukommen. — Rhizocarpon Montagnei (Frs.) Kbr*,
mit der vorigen Spec. bei Biel. — Lecideüa immersa (Web.)
Kbr. var. calcivora, an Kalkblöcken am Gurten oberhalb
Kehrsatz. — Lecideüa goniophila (Flk.) Kbr., häufig an
Granitblöcken am Gurten ob Wabern und am Amselberg»
Lecideaalbocoerule8cens[ Wulff) Kbr. , amOstermundigerberg
und Amselberg, (kommt nach Schaer. En. auf der Grimsel
vor.) — Patellaria (CatHlariaKb.Jcinereo-virens Müll. Arg.
spec. nov. (Flora 68 pag. 49.J, an einem behauenen Granit-
stein im Gurtenthal bei Köniz. — Biatorapolytropa (Ehrh.)
Kbr. , Granitblöcke am Amselberg, in dürftigen Exem-
plaren, ohne Thallus; im Hochgebirge häufig und weit
über die Schneegrenze emporsteigend. — Aspicilia cinerea
(L.) Kbr., an den grösseren Fündlingen des Amselberges
und Gurtens, stellenweise ganze Flächen überziehend;
in den Alpen sehr verbreitet. — Callopüma vitettineüum
Madd. (sec. Müller Arg.), an Kalkblöcken am Gurten ob
Wabern ; aus den Alpen nicht bekannt. —Amphiloma elegant
Link (Kbr.), am Gurten, jedoch selten und in dürftigen
Exemplaren. — Orthotrichumrupestre Schi., bei Amsoldin-
gen. — Orimmia ovata. Web. et Mohr, am Bantiger. — Grim-
mia commutata Hüben., bei Spiez und Oberhofen. — Hed-
wigia ciliata Eedw., häufig an den Granitblöcken am
Amselberg, auch am Gurten ; eine durch ganz Furopa ver-
breitete Art. — Asplenium septentrionale L.f an einer Mauer
(zwischen Granitsteinen) bei Aeschi, fand sich nach Haller
(Hist. Stirp. Helv.) auf einem grossen, jetzt zerstörten
Granitblock am Gurten. — Von Phanerogamen sind mir noch
keine eigentümlichen Arten an den erratischen Blöcken
vorgekommen. Die im Hügelland vereinzelt auftretenden
^
Uebergewicht erlangen und bald als zusamr',. -amt.
Ueberzüge erscheinen. In den WälderA- f ' alpine
es sehr verschiedenartige , meist 9?.;? "m od*r
Bt/pnum cuprtaaifortM L., moltuf -; l '. jginenm L,
Rutabrdum Br. Seh., Itotheciur }f'' »•)
die Blöcke mehr oder wen:; .'. < / .tischen Blöcke,
Die verwitternde Moosde;,'/ ' ■' ■■denen Arten omt
grössern Flechten , den ' , ,' ■'. ' 'fb"' berneksfdnijl
men eine günstige IW ".'.• ' ' * Untersnchoi« dersel-
Irockener. lichter V ■' -h an dieses vereinzelte .InA
die Flechten in de . ' •de™ °" ,eil «■*»■*■ G^»
Kir., Anomal*/ -•■malh finden, ein hervorragendes
Kbrl Placodn ' "'S auf allgemeine Fragen der Pflanzen-
Diese ? Pflanzengeschicbte.
Pflanzen bi - — '
die gross- q Otth.
ilT'ejttoT Nachtrag zn dem in den Mit
die'-amgen vom Jahr 1844 enthaltene!
de ^zeichnisse schweizerischer Pilze, nid
-tsetzung der Nachträge vom Jahr 1846,
1850, 1857, 1863, 1865 und 1868.
Dieser Nachtrag enthält 82 Arten, wovon mehr ab
la'lfte wohl wirkliche Species novae sein dürften, und
r auch als solche hier behandelt sind, für die unter
5 angeführte Species fand ich mich überdiess noct
llasst, einen neuen Gattungsnamen zu schaden. Die
scheinlicheNeuheit der meisten hier genannten Hyme-
fceten wurde mir schon seiner Zeit von Herrn Trog
welcher vorzugsweise dieser Pilzfamilie seine Auf-
samkeit zuwandte, bestätigt. Betreffs der Pyreno-
Iie in Nitschfce's Pyrenomycetes ger-
lernatik, so weit bis jetzt thunlicb,
idbe im Allgemeinen als eine er-
Ausführung der übrigens nach
Tulasne'schen Systematik
il aber bal eine nur pro-
m Tioch beibehalten wer-
Bno myc e t es.
Toto) exannulatua Otth. — Pileus leniter
r*obtusus, siccus, levis et glaber, albidus, in
f-iTavicans, a disco crasso ad marginem sensün
>ffinuatus. et in ipso margine valde extenuatus.
s " Lameila; albffi, subconfertze, posticelatiores, rotundato-
liberal, nee remote, sed stipitis insertionem exacle
attingentes. Stipes leres, faretus, albus, squamulis
membranaeeis umbrinis, adpressis, sursum rarioribus
quasi fjbrosis, et fine inferiore subliberis, obsitus,
sub apice nndus; basi obtusissima, subineurva vix
incrassata. Annuli proprii nullum vestigium. Caro
alba. Pilei latitudo circiter 43, lamellarum 5 millim.
Stipes longus 50, crassus 8 millim. Odor solitus Le-
piotarum.
Bei Bern, aar Grasplatzen in den Enge-Anlagen.
Im Juli.
2. Ag. (Clitocybt) umbrimu Otth. — Pileus carnoso-
attenuatus, expansus, siccus, levis, nrabrinus, disco
late gibbo obscuriore; margine subtiliter tomentoso.
Lame II ae lacteoe, conferta;, nonnulle poslice furcatffi,
adnato-decurrentes et in stipitis apice strieformi-
produete. Stipes solidns, sobcartilagineo-corticatus
e basi bulbosa attenualus, leres, umbrinos, apice dila-
Bern. HitlheU. 1810. Hr. 723.
— 90 —
latus in pileum transiens, a medio sursum
tomentoso-granulosis , obscurioribas dense obsitos,
et sub apice abrupte denudatus. Pilei et stipitis sob-
stantia intus pallidior; bulbus vero extus intusque
albidus. Pileus 6 centim. latus, lamell® vix ultra
3 millim. ; stipes circiter 7 centim. longus, sursam 6
et in bulbo 45 millim. crassus.
In sandigem Boden bei der Sulgbrücke an der
Thunstrasse.
3. Ag. (Pleurotus) Fraxini Otth. — Pileus valde exceo-
tricus, elongatus, convexus, albidus, villo brunneolo,
discum depressum versus densiore et crispulo, vesti-
tus. Caro alba mollis, a disco sat crasso ad margroem
sensim attenuata. Lamellae albidae, latae, baud cos-
fertae, in antica stipitis parte nonnihil decurrentes.
Stipes compactus, brevis, glaber, brunneolus fere
horizontalis. Pileus hinc 872, illinc 4l/i centim.
metiens; lamellae circiter 40 millim. latse; stipes
circiter 2 centim. longus. diametro parura longior.
Bei Bern an einem alten Eschenstamme.
4. Ag. TilicB Ottb. — Pileus albus tenerrimus membraoa-
ceus, laevis, glaber, convexus, marginello involoto,
omnino sessilis, vertice adnatus, centralis, pl. m.
excentricus aut lateralis, hinc nunc in ambilu circo-
laris, nunc reniformis. Hymenium inferum. Lamelle
pallidae, leniter ventricosae, posticeque latiores, inier-
mixtis brevioribus, subconfertae, e loco pl. vel min.
centrali aut laterali, radiantes. Pileus haud ultra
44 millim. at saepius minus latus, lamellaeque 2
millim. latae.
Bern, in der Höhlung eines alten angefaulten Lin-
denstammes. Im Spätherbst
— M —
5. Ag. (Pholiota.) subconicus Otth. — Pileus carnosulusr
semiexpansus , subconicus, disco obtusato, margine
primum involuto, dein patente, argillaceus, udus,
laevis et glaber. Caro alba, licet sub cute et sub
hymenio hygrophana et fuscidula. Lameilse albidse,
subconfertae, postice latiores, absque emarginatione
dilatato-adnatae etstriaeformi-decurrentes. Stipes argil-
laceo-albidus, teres, flexuosus, striatus, fistulosus, basi
obtusissima et infuscata. Annulus latus, membrana-
ceus albus. Pileus ad 51/» centim. circiter expan-
sus, stipes circiter 9 centim. longus, 7 millim. crassus,
lamellaeque 5 millim. latae.
Wegen den weisslichen Lamellen ist dieser Pilz
äusserlich einer Armillaria ähnlich; die Sporen
sind aber umbrabraun, und ohne Zweifel bei vorge-
rückterem Alter auch die Laraellen, und es kann daher
hier nur von einer Pholiota die Rede sein.
Bei Steffisburg an einem spärlich begrasten
Strassenrande.
6. Ag. (Hebeloma.) horticola Otth. — Pileus e disco car-
noso attenuatus, expansus, umbonatus, margine primum
subinvoluto araneoso-fibrosovelato, dein inflexo aut
nonnihil introflexo, laevis, siccus, spadiceus aut badius,
marginem versus pallescens et veli vestigia fibrillosa
vulgo diutius retinens. Lamellae sordide carneae, dein
cinnamomeae, vix confertae, postice rotundato adnexae,
interdumcum denticulo minutissimo, acie pl.m.distincte
serrulata et primitus albicante. Stipes teres sub-
flexuosus, basi obtusa non aut parum incrassata, fib-
roso-subtenax, extus fibrillis laxis parce obsitus, sur-
sum albicans pruinosus, deorsum infuscatus, tubulosus
cum appendicula subulata carnosa e pilei substaotia
in tubulum descendenti. Pilei caro albida, sub cute
— 92 —
bru&nescetts ; Stipes extus intusque concolor. Piletis
vsque ad 6 centim. dilalatus, lamellse circiter 6 rnülio.
lata; stipes 6-7 centim. longus, 6-7 raillim. crassos.
Der in die Röhre des Strunkes frei hineinhangende
Hutfleischlappen wird von Rabenhorst als ein Kenn-
zeichen des Ag. fastibilis angeführt, gleichwohl
dürfte mein Pilz von dieser Species verschieden sein
Bei Bern, im ehemaligen Spitalgarten ; im Spätherbst
7. Ag. (Hypholoma) velutinus. Pers.
Bei Bern und bei Steffisburg , auf gut gedüngten
Wiesengrund.
8. Coprinus (Veltformes) ephemerus. (Bull).
Bei Bern und bei Heimberg.
9* Bolbitius cdbipes. Otth. — Pileus, disco excepto, mem-
branaceus, e conicocampanulato semiexpansos con-
vexus, siccus, glaber, laete fla vidoochraceus f usqne
ad discum sulcato-striatus, passimque fissus. Lamdte
albidae, vel parum et sordide flavescentes, postiee
latiores, rotundato-sublibera, confert», sie dictis an-
theridiis lacteis, per totam superliciem sparsis.jam
oculo nudo conspieuis, obsitae. Stipes tenuis, rectos,
albus, glaber, fistulosus. Pileus parum ultra 31;,
centim. expansus, lamellae 4 millim. latae, stipes
40 centim. longus, apice vix 3, basique circiter
5 millim. crassus.
Der Pilz lässt sich schwerlich trocknen, sondern
zerfliesst seht* bald, besonders der Hut und die La-
mellen, zu einer gelblichen durchsichtigen Jaocbe.
Bei Bern, auf einem Basenplatz in den Enge-An-
lagen. Im Juli.
40. Trameies (Apus, cont. fulvo.) trabea. Otth. — Wen*
suberoso-coriaceus , e basi parum dilatata refexos,
siilcalo- -zona tu 9, villosulo-tomentosus, fulvidus, ui
brinus aut rufescenti-brunneus, intus fulvo-ferniginei
margine vulgo sabtus tumidiusculo et steril». Pt
pileo concolores, leniter pruinosi, rotandi, oblor
aut lineares, in series a basi ad margmem excorreoi
digesti. passimve pro parle inordinali. Pileus nu
pororum strato crassior, nunc vice versa. Fung
in statu vegeto fragrans.
Bei Bern und Sleffisburg, an tannenen Balken u
Brettern, an liegenden berindeten Eichenstämmt
an Buchenholz, und an den zu Schwellen und Ufa
dämmen an der Sulg verwendeten Schwarzpappt
stammen. Am stärksten fand ich den Geruch d
Eichen bewohnenden Exemplare, während die s
den andern Substraten gewachsenen keinen oder n
viel schwachem aromatischen Geruch hatten.
Merkwürdig war an einem tannenen Batken b
Schinznach eine langgestreckte Gruppe von zat
reichen Pilzen, wovon die eine Hälfte aus obig
Irametes bestand, und die andere anstossem
Hälfte aus Lenzites Thunbergii, die sich vi
der Trametes, innen und aussen, absolut dun
nichts unterschied, als durch das vollkommen ui
rein lamellöse Hymenium.
. TV. Fagi. Otlh. — Pileus fulvus, triqueter; superfie
in fibras sericens soluta; margine subaculo. Pc
minuli insequales, vix ultra 2 milltm. longi. pili
concolores, licet paululum paltidiores, aliquantulu
decurrentes. Contextus sat durus. parum elastict
fulvus, zonatus. Pileus cirCiter 2 centim. latus, <
circiter 45 millim. crassus.
Bei Sleffisburg, an geflösslero Buchenholz.
- 94 -
42. ZV. (Apus; cont. albo.) nivea. Otth. — Pilens albus
crassus, suberoso-elasticus, submollis at tenax, iriqoe-
ter , scruposo-inaequabilis , gibboso-adnatus et non-
nihil attenuato-decurens ; margine acotioscalo et
conteitu albo obsolete zonato. Port loagi, haud ad-
raodum minuti, subirregulares. Totius fungi color
albus iramutabilis. Pileus in transversum 9-40 cen-
tim. latus, circiterque diraidio minus prostans; pori
40-42 millim. longi.
Im Wylerholz bei Bern, an einem faulenden Roth-
lannenstock.
43. Ciavaria (Ramaria. Ochrosp.) gracilü. Pers.
Im Eggholz bei Heimberg; im Herbst.
Discomycetes.
44. Peziza {Lachnea. Dasysc.) rufoolivacea. A. Schw.
Bei Steffisburg, an feuchtliegendem abgestorbenem
Rubus fruticosus.
45. Leptopeza fuscobadia. Otth. — (Novi generis specics
mihi.) Disciformis, integra, dein biloba, duobus locts
oppositis profunde incisa, tenuis, nullo subiculo inter-
posito, malrici arcte applicata, margine homogeneo.
Discus ascigerus impolitus, crustula tenerriraa gramosi
obductus fuscobadius, intus dilutior, aquoso-mollis et
fragilis. Excipulum nullum. Asci magni. cylindrici,
basi breviuscule attenuati, apice rolundato-obtusi, iß
parte superiori sporas foventes octonas, vel passim
pauciores uniseriatas, deorsum vacui. Sporae globoss,
decolores, circiter 13 raicromm. latae ; episporio cras-
siusculo et verruculis fere echiniformibus stipatissimis
exasperato. Parapljyses rarae, teretes, apice clavatae,
ascos vix superantes.
Der Pilz wird kaum über 12 Millimeter breit, and
weniger als 1 Millimeter dick, und schmiegt sich völlig
den etwa vorhandenen Unebenheiten des Mutterbodens
an. Beim Vertrocknen schrumpft er ziemlich zusam-
men, und der Rand wird dann etwas aufgeworfen.
An den grössern, ausgebildeten Exemplaren befindet
sich an zweien entgegengesetzten Stellen des Randes
ein tiefer Einschnitt, dessen Ränder, beim frischen
Pilze, dicht aneinander gedrängt, und dadnrch ein
wenig aufgestülpt sind, der aber beim Vertrocknen
sich zu einer offenen Bucht erweitert. Von der
Pilopeza Bork, ist mir leider nichts anderes be-
kannt, als das Wenige was in Fr. Summa Veg. Scand.
pag. 356 darüber angedeutet ist. Dass aber das Vor-
bandensein oder Fehlen des daselbst erwähnten Subi-
culums zur Unterscheidung der Gattung von andern
ihr sonst nahe stehenden Gattungen als ein wichtiges .
Merkmal gelten könne, muss bezweifelt werden, wie
denn dies z. B. bei den Pezizen auch nicht angenom-
men wird. Es dürfte daher eist eine noch anzu-
stellende Vergleichung, namentlich der beiderseitigen
Schläuche und Sporen zum Entscheide beitragen, ob
hier eine bleibende Trennung, oder aber eine Ver-
einigung der Leptopeza und der Pilopeza besser
an ihrem Platze sei.
Bei Radelfingen, auf sandigem Ackerboden; im
October, von Herrn Professor Fischer gefunden und
mitgetheilt.
Pyrenomycetes.
46. Nummulär ia discreta Tu!. Schön und vollkommen
ausgebildet auf dem für diese Species neuen Substrate.
Bei Bern an stärkeren Zweigen von Sorbus aucuparia.
(7. Quatemariaaimplea:.(Ouh.)iike. — Sparsavelgregaria.
Perithecia majuscula subglobosa, tenuia, singulanunc
- 96 —
fere totalster, nunc saltemsuperne, crnsta slbidafitm-
ceute obducta, et cum ea cortici immersa, apice
crustato subprominulo; ostiolo brevi truncatnlo, peri-.
dermii superh'ciem haud excedente. Nuclens gelaüncwn.
nigricans. Asci cylindrici, deorsum breviter attenirti,
octospori. Sporas uniseriales, ellipsoidex, oblosc,
oniloculares , brunnen, guttulam solitariam oleosa^
vel pltires in äquales foventes, demum nigrofascc,
longa; 26—30, crasse circiter 14 micromm. singu-
Ueque Strato gela tinoso hyal ino, haud admodum
tarnen dislinctissimo, obv'oluLE. Paraphyses Iod»t,
lineares, crassiusculae, gultulis irregularibus relerta
Inlerdum sporae expulsse ramulos atroinquinantrs.
In Bern und bei StefBsburg an abgestorben*
Lindenzweigen. Im Herbst.
18. Caloapkaria occulta. Otth. — Pertthecia subsolilaril
inter corlicis slrata inüma lalentia. vel ipses stratu
leviler immersa, at praeter basin adhasrentem a mal
libera, difibrmia, valde depressa. circiter bimilli
trumlata, alra, sublilitertuberculosa. Ostiolum obsolet!
papillatum deorsum specialis, corticis stratoligoopro-
piori adversum. Nuclens cinereus. Asci oblongi vd
obovati, sub apice late obtuso ssepius leniter angusuii
deorsum in pedicellum longum, filiformem prodoctw
myriospori. Sporse hyalin« exiguissimee ,
dricaa. incurvte.
Bern, an der Stammrinde von Weisstannen, näm-
lich an einem von gespaltenem Brennholze abge-
sprungenen Rindenstücke durch einen glückliche
Zufall entdeckt.
9. Valsa [Eutypa) scabrosa. (Bull.) Nke.
Im Bremgartenwald, an einem entrindeten
Buchenstock.
- 97 -
SO. V, {EutypeUa) Bota. Otth. — Laiegregaria. Perithe
in orbem congesla, in slroraate parco albido, par
distincte nigrolirnitato, ad lignum demersa, subgloho
collfs tenuibus fascicolatis, sursum snbincrassatis; ost
lis nigris nitidulis in discum erumpentem, leniler pi
ruirmlum stipatis. Asci pusilli clavati, octospori. Spc
exiguse spermatioraorphie, hyalines, longa; circiter
crassae 2 micromm.
Bei Ihun, an abgestorbenen Zweigen von Rosa cani
2<. V. {Euvalsa) centsia. DNot
Am Hardlisberg bei Steffisburg, an abgestorber
Zweigen von Juniperus communis.
22. V. Milanodtscus. Otth. — Pustula; pulvinatas, in a
bitu aliquantulum colliculosEe. Stroma minutumfulvi
e corticis Strato supremo formatum. Perithecia cc
gregata, membranacea , globosa-subdepressa; co
convergentibus; ostiolisindisco exsertoplacenlifori
dilatato, nigrofusco, sparsis. Asci subfusiformi-clav
octospori. Spora? hyalin«, cylradricaj, curvul«, Ion
8 — 11, crassa; circiter I1 a micromm.
Bei Steffisburg, auf Alnus incana.
23. V. Platanoidie. Otth. (non Pers.) — Gregaria, leni
puslulata. Perithecia corticis Strato supremo immer
inordinata, saepe pauca, imo solitaria; collis exilit
convergentibus; ostiolis incrassalis in disco einer
prominulis, vel ssepius eum totaliter obliteranlib
Asci subfusiformes, basi breviter rostrali, eximie d
phani, octospori. Sporae hyalin*, conglomeralae, cyli
dricas obtusissimae, leniter curvulse aut reetae, loiij
16-22, crassae 4-6 micromm.
Bei Bern, an Zweigen von Acer Platanoides, z
gleich mit der entsprechenden Cytispora,
Bern. Mittbeil. 1810. Nro. 724.
■^■- n
— 98 —
24. V. sordida. Nke. (Pyrenom. gerrn. I. 203.)
Bei Steffisburg, auf Populas nigra.
25. V. acericola. Otth. — Gregaria. Pustulae pulvioata, vel
circa discum nonnihil depressse, in ambilu leniter
colliculosae. Peritbecia in stromate corticali immersa,
leviter tecta, circinantia et subdecumbentia; coltis
convergentibus; ostiolis incrassatis prominentibos
arcte congestis et discum totaliter obliterantibus. Asä
elongato-ellipsoidei aut subfusiformes , octospori.
Sporae biseriatae. Continus, elongato-ellipsoideae, ob-
tusae, curvulae, dilutissime flavescentes, roagnitudine
variabiles, longae 16-26, crassae 3-4 micromm.
Bei Bern, an Zweigen von Acer Pseudoplatanus,
zugleich mit der entsprechenden Cytispora.
Unterscheidet sich von V. Platanoidis durch die
dünneren und längeren Sporen.
26. V. aurea. Fuck. (Nke. Pyrenom. germ. I. 220.)
Bei Thun, an Zweigen von Carpinus Betulus. Vor
längerer Zeit von Herrn Trog gesammelt.
27. V. (Leucostoma) duriuscula. Otth. — (Nke. Pyrenom.
germ. I. 234.)
Bei Heimberg, an dicker Buchenrinde.
28. Diaporihe (Euporthe) fasciculata. Nke. (Pyrenom.
germ. I. 247.)
Bern, an Zweigen von Robinia Pseudacacia.
29. D. [Tetrastagon) rostellata. (Fr.) Nke. (Pyrenom.
germ. I. 298.) — Ich fand nur die von Nke. nicht
erwähnte viersporige Form.
Am Saume des Bremgartenwaldes, auf abgestorbe-
nem Rubus fruticosus.
30. Z>. resecans. Nke. (Pyrenom. germ. I. 344.)
Bern, an Zweigen und Wurzeltrieben von Syringa
vulgaris.
— 99 —
34. D. (circumscripta Fr.) enteroleuca. (Fr.)
Bern, an Zweigen von Robinia Pseudacacia.
32. D. Cratcegi. (Curr.) Nke.
Bei Bern, an Zweigen von Crataegus öxyacantha.
33. D. sr/ngenesia. (Fr.) Nke.
Bei Stefiisburg, auf Rhamnus Frangula.
34. D. (obvallatce. Fr.) pycnostoma. Otth. — Perithecia
45-20. in stroraate mere cortioali pustulato, haud nigro-
limitato, demersa, subtus strato tenui corticali a ligno
discreta, in orbem congesta, in ambitu subdecum-
bentia ; collis convergentibus ; ostiolis sat minutis, in
discum convexum erurapentecn arctissime congestis.
Asci elongato-subellipsoidei, eximie diaphani, octo-
spori. Sporse hyalin®, ellipsoideae, obtusae, in medio
subconstrictae at vix conspicue septalse, guttulas 4
oleosas gerentes, longae circiter 46, crassseque 6
micromm.
Unterscheidet sich von D. detrusa (Valsa Fr.)
durch das gänzliche Fehlen eines Conceptaculum,
durch die nicht bis zum Holz eingesenkten Perithe-
cien, und durch die viel kleineren, dicht gedräng-
ten ostiola.
Bei Bern, auf Berberis vulgaris.
35. D. Padi. Otth. — Laxe gregaria. Perithecia globoso-
depressa, pauca subcircinantia, invicem haud contigua,
passira subsolitaria , sub corticis pustula ad lignum
demersa, vel etiam ei leniter basi insculpta; collis
exilibus convergentibus; ostiolis in disco nigro niti-
dulo, nunc convexuio, nunc concavo, inordinatim plus
vel minus distincte prorainulis. Ascfc subfusiformes,
basi breviter rostrati, eximie diaphani, octospori.
Sporae imbricatae aut inordinatae, hyalin®, ellipsoideae
aut fere fusiformes, septo vulgo parum conspicuo
— 400 —
biloculares, leniter constrictae, in utroque loculameato
guttulam oleosam vel binas foventes, longa 4i~(6.
crassae circiter 5 micromm.
Bei Bern, an einem abgefallenen Zweige von
Prunus Padus.
36. D. appendiculata. Otth. — Perithecia pauca subcoo-
ferta, depressa, in stromate corticali, pustulato immersa;
collis erecto-conniventibus; ostiolis crassiusculis io
disco eruropenti, nigrofusco, subprominulis. Nocleus
gelatinosus nigrofuscus. Asci oblongato-ellipsoidei,
basi brevissime rostrati, octospori. Sporae sat magna,
umbrinae, ellipsoideae, biloculares, vel rarius trilocola-
res, interdum nonnihil constrictae, utrinque appendicola
heterogenea hyalina, crassiuscula , brevi et obtasi
instructae, longae circiter 38, crassaeque 46 micromm
Bei Bern, an Zweigen von Acer Platanoides.
37. Thyridium Robinice. Otth. — Stroma cortici immer-
sum, globoso-depressum, albidum, contextu tenacello,
basi vulgo ligno, superneque peridermio pustulato ad*
natum, perithecia fovens orbiculatim digesta, sursum
in Collum producta; collis convergentibus ; ostiolis
in discum parvulum, nigrum, peridermii poro reve
latum, nee erumpentura, congestis. Nucleus gelati-
nosus fuscus. Asci cylindrici, deorsum breviter
attenuati, octospori. Sporae monostichae. oblique,
saepe disjunetae, fusco-fuligineae, ellipsoideie, obtusis-
siraae, septis plerumque 7 transversis, nonnullisqoe
longitudinalibus multicellulosae, longae 22-28, crassae
41-43 micromm. Paraphyses crassiusculae, grumolb
refertae, asces haud excedentes.
Bei Bern, an Robinia-Zweigen,
38. Melogramma olivascens. Otth. — Stroma intus nigro-
fuscum, parcum, a peritheeiis connatis vix distinetum,
- m —
verrucaeforme, cortici adnatum, erumpens, peridermio
lacerato cinctum. Peritbecia deorsum invicem et cum
stromateconnata, sursum libera, furfure flavido-olivas-
ceute obducta; ostiolo conico, brevi, nigro, punctifor-
miprominulo. Asci longo clavati, deorsum saepius su-
bulato aitenuati, octospori. Sporse nunc monosticho
ordine imbricatae, nunc sursum distichae, e pallido
brunnescentes, fusiformes. rectae aut leniter incurvae,
in medio, demum distinctius septifero, subconstrictse,
guttulas 4 oleosas foventes, longae 38-42, crassae circiter
9 micromillim. Paraphyses filiformes.
Im Bremgartenwald, an abgefallenen Buchenzweigen.
39. M. cesculinum. Otth. — Erumpens, cortici adnatum,
peridermio lacerato cinctum, subdisciforme, nigro-
fuscum, e peritheciis arcte connatis, a stromate vix
distinguendis factum, in superfice leniter tuberculosum,
ex ostiolis minutissimis papiliatis punctulalum. Asci
clavati, octospori. Sporse vulgo deorsum uniseriatae,
sursumque imbricatae vel conglomeratae, olivascenti-
brunneolae, oblongo-ellipsoideae, obtusae, 4 loculares
et torulosae, longae circiter 48, et crassae 6 micromm.
Paraphyses filiformes ascos haud superantes.
Bern, an Zweigen von jEscuIus Hippocastanum.
40. Phceosperma Aüanthi. (Ottb.) Nke. — Stroma corticale
vix pustulatura, Strato nigricante late ambeunte et pro-
fondius in lignum descendente limitatura. Peritbecia
nigra stipata, subglobosa vel e mutua pressione dif—
formia , in corpus subglobosum quasi connata , ad
medium corticem dernersa ; coliisfasciculatis; ostiolis
incrassatis in discum nigrum erumpentem et tuber-
culatum constipatis. Asci cylindrici, deorsum breviter
attenuati, octospori. Sporse uniseriales, fumosae, ellip-
— 402 —
soideae, hinc 42—44, illinc paruro ultra 4 micromm.
metientes. -Paraphyses tenerae.
Bei Steffisburg, an Zweigen von Ailanthus glandnlosa.
kh.Doihidea irregularis. Otth. — Gregaria vel sparst,
erumpens, protuberans, miilimetrum rarius aequaas,
saepeque etiam semimillimetro minor. Stroma eito
intusque nigrum, tuberculiforrae aut passim subdisti*
formi-depressum, sub lente subtiliter scabratum.
Cellulae ascigerae minutissimae, in Stratum peripheri-
cum cinerascens digestae. Asci clavati octosporL
Sporae hyalinse, oblong», biloculares, constrictae; ar-
ticulo superiore multo majore, sursum attenoato,
saepeque conico-subacutato. Sporae longae 49-22,
crassae circiter 8 micromm. Paraphyses ut vide-
tur nullae.
Bern , im botanischen Garten , auf Ribes floridom.
42. D. forniculata. Otth. — Dense gregaria. Stroma
erumpens, perrdermii rupti lobis erectis cinctum,
primum disciforme, millimetro parum latius, ssepeve
minus, nigrum, irapolitum, sub lente nonnihil scabri-
dum, maturitate demum extenuatum, convexum, subtos
concavum, intusque plene e Strato cellulifero constaos.
Cellulae ascigerae succen tu riatae, nucleo cinereo referta,
minutissimae, parietibus tenuibus mere a stromate
formatis disseptae; ostiolis nullis conspicuis. Asci
breviter clavati, octospori. Sporae in asco inclos*
flavidae, liberatae vero singulae hyalinae apparentes,
oblongae, obovoideae, biloculares, anisomerae et sob-
constrictae, longae circiter 49, crassae pene 6 micromm.
Paraphyses nullae.
Ist nicht zu verwechseln mit Doth. sycophüa,
var. Hori, Dur. und Mont. welche keine Doth idea,
— 103 —
sondern identisch mit Botryos phaeria moricola
D. Not. ist
Bern, im botanischen Garten an Zweigen von Morus
alba und multicaulis, und wie es scheint, von Ersterem
auch auf einen in dessen Schatten stehenden Cytisus
sessilifolius übergetragen und verpflanzt
43. Nectria kermesina. Otth. — Stroma erumpens car-
noso-compactura, pulvinatum ve) subglobosum. Pen-
thecia caespitosa, stromatis ambitum saepe potius,
quam verticem obsidentia, saturate rubra, membra-
nacea, globosa, laevia, ostiolo primum inconspicuo,
dein umbilicato, pertusa, demum collapsa. Asci clavati
octospori. Sporae hyalinae ellipsoideo-subcylindricae,
2-, vel passim 4-loculares, longae circiter U-18, crassae-
que 5V2-6l/2 micromm. Paraphyses vix ullae distinctae.
Stroma, s. Tubercularia, erumpens, globulare,
indus albidum. extus rubescens, demum Strato coni-
difero nigrofusco obductum. Conidia singula hyalina,
exiguissima cylindrica.
Bern, an Lindenzweigen.
44. Botryosphwria moricola. Ces. et DNot. Sfer. It?1
pag. 83.
Bern, auf Morus multicaulis.
45. Cucurbitaria subcaespitosa. Otth. — Erumpens. Pen-
thecia solitaria, vel saepius pauca caespitose concres-
centia , subglobosa vel e mutua pressione difformia,
nigra, impolita; ostiolo papillato, subacutato. Asci
cylindrici, basi breviter attenuati, octospori. Sporae
monostichse, obliquae, fusco-fuligine», subovatae, ob-
tusissimae, ad septum primarium, in medio, constrictae,
dein septis aliis adventitiis 4-6 transversis, nonnullis-
que verticalibus cellulosae, longae circiter 22, crassaeque
8 micromm. Paraphyses tenerae subcoalitae.
\ .
f
— 404 —
Bei Bern, an Zweigen von Sorbos Aria.
46. Epiphegia Alni. (Otth.) Nke. — Perithecia csespitose
erumpentia, vel locis peridermio privis aggregaU,
stromate parco, sive cortici nigrefacto, leniter in-
sculpta, carbonacea, subglobosa, conico-ostiolata. Noc-
leus cinereus Asci clavati octospori. Sporae fasi-
formes, byalinae, guttulas 4 oleosas gerentes, et inter
eas saepius nonnibil constrictae, absque septis conspi-
cuis. Sporae longse 22-24, crassae circiter vel parum
ultra 5 micromm. Paraphyses filiformes, ascos band
superantes.
Bei Steffisburg, an Zweigen von Alnus glutinosi
Der Prototyp dieser neuen Gattung ist die S pharia
macrospora Desm. oder Massaria epipliegea
Riess., nach welch* letzterem Species-Namen dann die
Gattung den Ihrigen erhalten hat.
47. Xylosphceria anserina. (Fr.)
Bei Bern, an alten Zaunlatten von Tannenholz.
48. X as8erculorum. Otth. — Perithecia gregaria, im-
mersa, globoso-subdepressa, saepe in ligni fibrtrum
directione nonnihil oblongata, collo brevi, ostJoloqoe
promin ulo, demum poro dilatato pervio, munita. Asci
magni clavati, passimve subcylindrici basi breviter
attenuati, octospori. Sporae imbricatae aut inordioat*
magnae, e flavido fuscobrunnescentes , ventricoso-
fusiformes, obtusiusculae , inaequilaterales , in medio
ad septum primarium quandoque nonnihil constricte,
inde septis nonnullis secundariis transversis distinc-
tioribus, et longitudinalibus minus distinctis adventkiis,
tandemque numerosissimis , in cellulas innumeras
divisae, longa, 44-48, crassae 46-49 micromm. Para-
physes tenerae filiformes.
Bei Bern, an alten Zaunlatten von Tannenholz.
— 405 —
49. Cladosphceria fSect. Gigaspora.)berberidicola. Otth. —
Gregaria. Perithecia juniora in cortice immersa, vertice
vix paululum prominulo, dein crescendo emergentia,
ultra dimidium libere prominentia, basi tantum cortici
insculpta remanentia, globoso subdepressa, millimetro
minora; ostiolo cinereo, vix papillato, sub peridermio
pustulato, poro pervio, latente. Nucleus gelatinosus
griseo-brunnescens. Asci magni clavati plus vel minus
ventricosi, octospori. Sporae irregulariter dispositae,
brunneae, oblongae, obtusae, 4-loculares, ad septa,
praecipue ad medium, constrictae, in quovis locula-
mento guttulam oleosam foventes, longae 34-38, crassae
42-14 micromm., singulae Strato gelatinoso hyalino
obvolulae, ad latera cito valde extenuato, at in utroque
fine saepe diutius persistente, et quasi Verrucae täte
rotundatae formam assumente, demum vero totaliter
evanido. Paraphyses filiformes, ascos vix superantes.
Bei Thun und bei Bern, an Zweigen von Berberis
communis.
50. CL {Erumpentes.) Hippopha'es. (Solltn.) Nke.
Bei Steffisburg, auf Hippophae Rhamnoides.
51. Cl. Ligustri. Ottb. — Perithecia laxe gregaria, basi
leviter cortici insculpta, per peridermium subpustu-
latum erumpentia, ostiolo papillato parvulo munita.
Asci sub ventricoso-clavati, octospori. Sporae hyalinae,
fusiformes, guttuias 4 oleosas gerentes, subtorulosae,
absque septis conspicuis, longae 49-22, crassae 5aut
fere 6 micromm. Paraphyses lineares, ascos supe-
rantes. Asci et paraphyses in perithecii fundo aftixi,
erecti, in ambitu arcuati ostiolura petentes.
Bei Steffisburg, an Zweigen von Ligustrum commune.
52. CL Lilacis. Otth. — Perithecia in greges longe effusos
congesta, minuta, globosa, cortici insculpta, perider-
Bern. Mittheil. 1870. Nro. 725.
— 106 —
mio tuberculato demum fatiscente subrevelata, ostiolo
vix distincte papillato rounita. Nucleus albido-cineras-
cens. Asci subcylindrici, deorsum breviter atteooati,
aut clavati, octospori. Spore monostichae subimbri-
catae, vel sursum inordinatae, brunneae, oblong«, ob-
tusae, biloculares, longae 48-23, lataeque circiter II
micromra. Paraphyses coalitae.
Bern, an Zweigen von Syringa vulgaris.
53. Cl. rimicola. Otth. — Perithecia cortici leniter in-
scripta, ejusque atorais primum conspersa, subglobosa,
nunc sub lenticellis in acervulos minutos rotundos
congesta, ostiolis papillaris convergentibus in discolom
parvumr pene ad superficiem erumpentem, collecto;
nunc vero perithecia secundum peridermii rimas tn
caespites transversim elongatos digesta et magis reve-
lata Asci clavato-subcylindrici octospori. Spor*
monostichae, saeptus plus vel minus imbricatae fumoso-
brunneae, oblonges, obtusae, vel passira fere conicoa-
cutatae, 4-loculares, subtorulosae, in medio saepe magis
constrictae, longae 19-22, crassae 5-7micromm. hra-
physes filiformes, ascos aequantes.
Im Bremgartenwald, an abgefallenen Zweigen voi
Prunus Avium.
54. CL (ImmerscB) lantanicola. Otth. — Perithecia grfr
garia, cortici immersa, globoso subdepressa, circiter
semimillimetrum lata, ostiolo parum distincte papillato
sub peridermio , poro pervio , latente. Nucleus ge-
latinosus griseus. Asci cylindrici, deorsum breviter
attenuati, octospori. Spore monostichae, oblonge
obtusissimae, biloculares, non aut parum constricte,
praeter plasma hyalinum parcum, utroque loculamento
guttula oleosa flavida fere toto repleto. Spore long«
/
— «07 —
48-23, lat» circiter 9 micromm. Paraphyses, quasi
gelatinös» apparenti», haud discret».
Bei Weissenburg, auf Viburnum Lantana.
55. CL bufonia. Berk. et Br.
Im Bremgartenwald und bei Steftisburg, an Eichen-
zweigen.
56. Cl. Berkeleyi. (Auersw.) Nke.
Im Bremgartenwald, an Zweigen von Prunus Avium,
und bei Thun auf Prunus spinosa.
57. CL chondrospora. (Ces.) Nke.
Bei Bern, an dünnen Lindenzweigen.
58. CL Rosce. Otth. — Gregaria. Perithecia lentiformi
aut fere orbicularidepressa, cortici iunata, ejusque
Strato supremo tenuissimo tecta; ostiolo papillato
minuto in peridermii rimula longitudinali vix promi-
nulo punctiformi. Asci cylindrici vel rarius subclavati,
octospori. Spor» monostich», nuno minus, nunc
magis obliqo» vel imbricat», brunneol», oblong»,
obtus», biloculares, long» 18-20, crass» 6-7 micromm.
Paraphyses tenerrim» parum distinct».
Am Hardlisberg bei Steffisburg , an Rosenzweigen.
59. Cl. fraxinicola. Otth. — Gregaria. Perithecia globosa,
cortici immersa et cum ejus Strato supremo emergentia;
ostiolo conicoperperidermium subpustulatum vixerum-
pent$. Asci cylindrici octospori. Spor» monostich»,
hyalin», oblong», cylindric», rotundato obtusae, septis
saepe inconspicuis triloculares, tritorulos», et trigut-
tat», long» 17-20, crass» circiter 6 micromm. Para-
physes long», filiformes.
Bei Bern, an Eschenzweigen.
60. CH. Comu Otth. — Sparsa vel irregulariter gregaria.
Perithecia globoso depressa, cortici immersa, basique
ligao insculpta, vertice peridermium attingentia, quod
— 108 —
ostiolo minuto perforant. Nucleus nigrofoscus. taä
subcylindrici octospori. Sporae monosttch», braooes,
oblongae, obtusissimse , guttulas 4 oleosas, seriatas,
contiguas, lentifermi depressas gereutes, at septis
veris, ut videtur, carentes, longae 25-28, crasss cir-
citer 40 micromm. Paraphyses lineares eiimie
pellucidae.
Bei Bern, an Zweigen von Cornus mas.
61 . Cl. Sambuci racemosce. Otth. — Gregaria. Perilheöi
cortici immersa, dein plus vel minus emergentia, glo-
bosa ; ostiolo subsimplici, sub peridermio leniter tober-
culato, poroque pervio, latente. Nucleus sordide cioe-
rascens. Asci subcylindrici vel sursum noanibil
incrassati, octospori. Sporae monostichae oblique
aut sursum distichae, fuscidulae, oblongae utrioqoe
attenuatae, obtusae, quadriloculares, torulosse, long«
circiter 18, crassaeque 5 micromm., aut noonihil
in plus vel in minus variantes. Paraphyses teoers
filiformes.
Bei Bern, an Zweigen von Sambucus racemosa.
62. CL subpustulosa. Otth, — Gregaria. Perithecia corticis
strato supremo immersa, eoque leviter tecta, ort»-
culari depressa, ostiolo subpapillato sub peridermio
pustulato, poroque pervio, latente. Nucleus gelati-
nosus fuscogriseus, Asci subcylindrici, octospori.
Sporae monostichae, obliquae, laete umbrinae, oblong«,
cylindricae, rotundato obtusissimse, quadrilocuUres,
longae 20-25, crass aecirciter 9 micromm. Paraphyses
tenerae, lineares.
Im Bremgartenwald an abgefallenen Buchenzweigeo.
63. Cl. demersa. Otth. — Sparsa. Perithecia majuscuk
subglobosa , in cortice saepius usque ad lignum de-
mersa, imo basi ei insculpta, singula corticis pustulis
_ 409 —
nigricantibus tecta, ostiolo atro subconico, truncatulo,
breviter exserto, apice per tu so, munita. Asci clavati,
octospori. Sporae fusiformes, haud acutatae, leniter
curvulae, brunneae, utroque fine albido, guttulas 6
oieosas foventes, demum, guttulis evanidis, septis
transversis sexloculares, loculamentis extremis albidis,
caeteris plasmate brunneo refertis, longae circiter 45,
crassseque II micromm. Paraphyses longae et tenerae.
Bei Weissenburg an einem Zweige von Lonicera
Xylosteum.
64. CL allospora. Otth. — Sparsa vel laxe gregaria. Peri-
ihecia tenuissima, globoso subdepressa, millimetro
semper minora, immersa, singuia stromate corticali
Jigno concolore recepta , innata, nee solubilia; ostiolo
vix distinete effigurato, sub peridermio poro pervio
latente. Asci cylindrici octospori. Sporae monostichae,
obiongae, utrinque late rotundatae, longae 20-23, crassae
41-12 micromm. ipsae vix coloratae, vulgo unilocu-
lares, absque sepli ullo rudimento neque indicio, at
sporidiola 4 foventes flavidobrunnea, lenticularia, in
rautuo contactu immediate sibi superstrata, vertica-
liter septata demum pl. v. min. deformata et torulosa.
Passim, at rarius, in perfecto maturitatis statu sporae
ipsae septo transverso manifesto biloculares, subcon-
strictse, ac in utroque loculamento sporidiola bina
contigua foventes. Paraphyses filiformes, ascos haud
superantes. Sporae demum cum nuclei mucilagine
expulsae, verrueulas minutas nigras sistentes.
Bei Bern, an einem abgefallenen Eschenzweige.
Obige vielleicht paradox scheinende Beschreibung
der Sporen entspricht gleichwohl nicht nur genau
dem bei der wiederholten microscopischen Unter-
suchung empfangenen Eindrucke, sondern wird noch
TT
— HO —
bestätigt durch die Beobachtung, dass durch Zer-
re issen oder Zerquetschen einer reifen Spore sich
die braunen Sporidiolen aus der farblosen Sporen-
haut befreien und isoliren lassen; dieselben sind dann
nicht mehr linsenförmig, sondern bestehen aus 34
zu einer stumpfrandigen torulösen Scheibe verbun-
denen Zellen.
65. GL Eunomioidtt. (Otth ) Nke. — Gregaria. Perithecu
nigra tenuia, globosa vel parum depressa, cortici
turgescenti immersa; ostiolis brevissime, iroovix pa-
pillaris, in peridermii pustulis, poro perviis vix poncti-
formi-conspicuis. Nucleus gelatinosus nigrofascos.
Asci sursum elliptico-clavati, deorsum in pediceHam
longum producti, octospori. Sporae subdistichae cy-
lindricae obtusissimae, curvulse, priraum hyalin», gut-
tulas duas valde distantes gerentes, maturiores oliva-
ceee, in utroque extremo fine pallidae, septis traos-
versis successive2-4-loculares, tanderaque, licet minus
distincte, 8-loculares, variae magnitudinis, long» 22-28,
crassse 5-6 micromm. Paraphyses tenerae lineares.
Im Bremgartenwald, an abgefallenen Eschenzweigeo.
66. Bphaerdla myriadea. (DC.) Fr.
Im Bremgartenwald, an dürren Eichenblättero.
67. Sph. depazecBformü. (Auersw.) DNot.
Im Bremgartenwald, an den Blättern von Oxalis
acetosella.
68. Sph. 8yring<Bcola. Otth. — Epiphylla. Perithecia minuta.
nigra, pauca sparsa in macula exarida cinerea, mar-
gine tumidiusculo cincta, epidermide leviter tecia;
ostiolo demum revelato, umbilicato et poro pervio.
Asci clavati octospori. Sporae hyalin» , oblonge
biloculares, anisomera, leniter constrictae, obtus&
.j
— m —
diametro duplo longiores, longae circiter 13 micromm.
Paraphyses nullae distinctae.
Die dieser Species angehörende Py cnis ist D e p a z e a
syringsecola Lasch, und äusserlich kaum davon
verschieden.
Bei Steffisburg auf lebenden Blättern von Syringa
vulgaris.
Gymnomycetes.
69. Phragmotrichum Platanoidis. Otth. — Tubercula
subgregaria fusconigra, erumpentia, minuta, milli-
metro minora. Stroma planum, tenue, carnosum,
brunneolum. conidiorum catenuiis haud stipitatis den-
sissime obsitum. Conidia, in statu quo observatav
pauca, vix ultra 6-7 in singulis catenualis, absque
isthmis invicem contigua; infimum sessile, adhuc im-
maturum, hyalinum, minus et uniloculare, sursum gra-
datim maturiora majora, colorata et septata, tandem
flavidobrunnea, ellipsoidea,, septis vulgo 4-5 trans-
versis, nonnullisque verticalibus vel irregulariter ob-
liquis cellulosa et torulosa, longa 46-23, crassa 8-40
micromm., terminalia vero longitudine saepe 32 mi-
cromm. excedentia, septorumque numero tunc pro-
portionaler aucto.
Bei Bern, an dünnen Zweigen von Acer Platanoides,
im Frühling.
Ist durch die unmittelbar an einander gereihten
Conidien von Phr. acerinum Fr. verschieden.
L Epicoccum Negundinis. Otth. — Gregarium, nigrum,
maculse canescenti insidens. Stromata minuta, glo-
boso subdepressa, intus brunneola, conidiis umbrinis
globosis scabriusculis sessilibus obsita.
Bern, an trockenen Zweigen von Acer Negundo.
112
71 . E. neglectum. Desmaz.
Bern, im botanischen Garten, an dörren Blättern
von Arundo Donax.
Haplomycete s.
72. VertidUinm effusum. Otth. — Hypophyllum. Flocci
steriles repentes intertexti, fertites erecti in macnbi
ffusas albidofulvescentes congesli, longi, crassi et
■rsecipue deorsum dilute fulvescentes et subtiliter
cabrali, remote septatt et parce ramificati; ramili
Itimi conidiferi brevissimi, lageniformes, floccoram
picem versus in verticillos 3-4 dispositi ; conidii
iingnlalim acrogena, minuta. globosa hyalina 3", mi-
;romm„ vel parum ultra, lata.
Bei Bern, an noch lebenden Blättern von Centaum
acea, im Sommer.
'eronospora afßnia. Rossm.
Bei Bern, auf Fumaria officinalis.
'stlcmia Plata.ni. Otth. — Caespites hypophylli mi-
uliformes floccosi , griseonigricantes , sparsi,i-3
■nillim. lati. Flocci erecti, rigidi. fragiles, fuscohnio-
■iei, continui, simplices, punctato scabri, snrsnra iiob-
lihil attenuati et circinato incurvi. Conidia in fmufc '
"oacervata copiosissima, hyalina eseptata, linear«.
.onga 10-13, lata parum ultra I micromm.
Bern, an abgefallenen Pia tan us blättern, im Herbst,
ipeira coh&rens. Preuss. (in Linntea XXVI. 707.)
Im Bremgartenwald, an Eichen- und Buchcnzweigcii,
id bei Steffisburg an alter Rinde von Caprifolm
Puccinia conglomerata. Schm. et Kze.
Am Gurnigel, auf Tussilago alpina.
P. Asari. Lk.
Bei SchaSöausen auf Asarum europsenm. (Scbweii.
;ryptog Nr. 612.)
— 143 —
78. P. Behenis. Otth.
a. Trichobasis. Bifrons. Sori rotundi. sparsi, gre-
garii, vel centralem circumstantes, ssepeque annu-
lariconfloentes, rufi. Spori diasubglobosa rufoum-
brina, exiliter spinulosa; sterigraatibus hyalinis
breviusculis.
b. Puccinia propria. Bifrons, at magis bypophylla. j
Caespitoli rotundi, per totaro folii paginam dispersi,
fuscobadii. Sporangia laete brunnea, diametro
sesqui aut duplo longiora, utrinque late rotundata,
in medio septifero non aut parum constricta; arti-
culis normaliter aequalibus, vel haud raro superiore
nonnihil crassiore; apiculo rudimentario aut plane
nullo; stipite hyalino sporangium aequante.
Bern, auf Silene inflata, Ende August.
79. P. sessilis. Körnicke.
a. Trichobasis ejus. Bifrons, at magis epiphylla.
Sori erumpentes elliptici fulvi. Sporidia globosa
subtilissime spinuloso-exasperata , plasmata gru-
moso flavido-aurantiaco referta; sterigmatibus
hyalinis breviusculis.
b. Puccinia propria. Bifrons. C&spituli minuti ob-
longi vel lineares, nigri, corapacti, epidermide diu
tecti. Sporangia fulvidobrunea, plasmate grumoso
referta, oblonga, subcylindrica, recta aut curvula,
mterdum sursum subincrassata, ad septum in medio
vulgo parum aut non constricta ; episporio laevi, in
vertice parum incrassato et rarius apiculato; stipi-
tibus brevissimis, s&peve vix Ullis.
Bei Bern an den Blättern von Triticum repens
, ind Arrbenatherum elatins.
10. P. Poa mmoraÜs. Tul.
a. Epitea ejus. Bifrons. Sori minutissim} elliptici,
fulvi. Sporidia globosa valde subtiliter aspA-ula,
Bern. Hittheil. 1870. Nr. 726.
i
stricta, recta vel incurva ; episporio in vertice in-
crassato, obscuriore, late conico, rotundato ssepere
truocato; slipite brevissimo, fere hyalino. Qunn-
doquesporangiautrinquepariterrotundato-abiusa,
sursum vix aut non iocrassata. septoque nullo
couspicuo.
Diese Puccinia wird von Tu!, in Ann. Sc. NaL
4" Sei*. Tom. II. pag. 184 nur einfach erwähn!.
ohne sie naher zu charaklerisiren.
Im Bremgartenwald, auf Poa nemoralis. Im Juli.
. P. heterockroa. Hob. in Ann. Sc. nat. 2" Ser. Tom. XIV
pag. 408.
Bern, auf Galiura cruciatum. Im Herbst.
!.P. Hordei. Otlh.
a. Trichobasis ejus. Bil'rons. Sori minutissimi, elliplici
fulvido- auraotiaci, per epidermides rimulam longi-
tudinalem imperfecle erumpentes. Sportdia snb-
globosa, plasmate grumoso flavo referla, a sterig-
matibus hyalinis breviusculis facile decidua.
b. Puccinia. Bifrons. Casspituli minuti, immu sa?pe
fere punctiformes, nigri, epidermide tecti. Spo-
rangia in quovis ctespitulo biformia, scilicet:
1. Sporangia perfecta vulgo pauca in casspitnli
quadam parle coogesta, oblonga. biloculaha.
consirictn, fulridohrunnea , plasmale grumoso
- M5 -
referta; articulo superiore vulgo crassiore,
in vertice rotundato , conico , aut truncato ;
episporio in vertice plus vel minus incrassato,
saepiusque apiculato; articulo inferiore subpyri-
forrai; stipite brevi, hyalino.
2. Sporangia septo abortivo unilocularia, caespituli
communis longe maximam partem constituentia.
propter septi defectum minime constricta, so-
laque hac nota a sporangiis perfectis diversa.
Es ist also hier nicht das sonst wohl ganz
vereinzelt beobachtete Fehlschlagen des einen
Gliedes, mit entsprechender Verkürzung des
Sporangiums, sondern ein in jedem Raschen
weit überwiegendes Fehlschlagen der Quer-
wand, ohne Verkürzung des Sporangiums. eine
merkwürdige Eigentümlichkeit dieser Speciee.
Bern, im botanischen Garten, an dürren Blät-
tern von Hordeum vulgare. Juli.
83. Uromyces Erythronii. (DC.)
Bei Genf, auf Blättern und Blattstielen von Ery-
Ihronium Dens Canis, im Frühling. (Wartm. und
Schenk, Schweiz. Crypt. Nr. 603.)
Errata.
Seite 88, Zeile 9 von unten : 83, statt 82.
„ 96, T 17 lies ipsis statt ipses.
— «7 —
Unter der Normalität einer Waldung versteht man
denjenigen Zustand, welcher die Grundbedingung der
Production des maximalen Ertrages in ununterbrochener
Gleichmässigkeit erfüllt. In einem normalen Waldbestande
ist keine Lücke und berühren sich überall die Aeste der
Bäume, so dass nur wenig, oder kein Sonnenlicht bis auf
den Boden dringen kann. Nur so weit Licht und Luft
auf die Bäume einwirken können, also in den Gipfeln,
giebt es Aeste und Zweige; wo diese Einwirkung auf-
hört, da giebt es auch keine Aeste mehr. Desto voll-
kommener entwickelt sich aber der Wachsthum des Stam-
mes, welcher unter diesen Umständen bedeutend mehr
Länge erbält, als wenn er freisteht und viele Aeste trei-
ben kann.
In einer normalen Waldung müssen aber von allen
Altern, vom jüngsten bis zum Haubarkeitsaller, in welchem
sich der höchste Ertrag ergiebt, solche normale Bestände
vorhanden sein, so dass immer gleich altes Holz im be-
stimmten, richtigen, Haubarkeitsaller zum Hiebe kommt.
Damit dieses in ganz vollständiger Weise geschehen kann,
müssen Waldabtheilungen, welche geringere Productions-
fähigkeit besitzen, als andere, desto mehr Ausdehnung
erhalten, als diese. Die Eintheilung muss überhaupt so
disponirt sein, dass, wie oben bemerkt, der Ertrag all-
jährlich der gleiche ist.
A. Form der Waldbäume.
In den normalen Waldbeständen erhalten die Wald-
baume ihre normale Form. Sie bilden nicht Kegel,
wie man vor 30 a 40 Jahren noch allgemein angenommen
hatte, sondern in der Regel parabolische Kegel.
deren Kubikinhalt bekanntlich gleich ist der Hälfte der
Kreisfläche der Basis, multiplicirt mit der Höhe, während
- 1!8 -
nhalt des Kegels gleich ist einem Drittheil der Kreis-
9 der Basis, multiplizirt mit der Höhe. Dem para-
ten Kegel beinahe gleich , doch etwas geringer,
der Kubikinhalt gefunden, wenn die Kreisfläche vod
ler Basis mit der Höhe multipltctrt wird. Da es aber
vollholzige Waldbäume mit mittleren Durchmessern
a 0,8 der Basis (oder des Durchmessers auf Brust
) gietit, sowie auch abholzige mit 0,6 und freiste-
e, kegelförmige, mit 0,5 der Basis, so halten wir uns
r Zeit zum Behuf unserer forstlichen Aufgaben und
Itaxationen für diese vier Formen eingerichtet und
nur für diese, da man selten, oder wohl nie fie-
le antrifft, welche in ausgesprochener Weise einer
chenstufe angehörten. Beinahe in allen Fällen wird
•'ormzahl 0,7 als mittlerer Durchmesser angetroffen
nur im Berner Oherlande sind wir in den Fall ge-
nen, die Kubiktafel für die Formzahl 0,6 anzuwenden.
ormalen Waldbeständen wird der Stamm bis zum
ersten Gipfel gerechnet, mit Inbegriff der wenigen
en Aeste und Zweige der Krone, welche man sich
lipfel zusammengebunden denken kann. In gescblos-
n, (beinahe normalen) Buchen- und Eichen- Bestanden
m wir bei der Untersuchung die Formzahl 0,7 über-
orherrscliend , ebensowohl wie bei Fichten-, Weiss-
)«- und Kiefer-Beständen,
Wir können also sagen, dass in der Form der Wald-
le, resp. ihrer Stämme, der parabolische Kegel
errscht,
B. Inhalt der WaMbäome, Kubiktafeln.
Wenn für die Berechnung des Volumens der Wald-
le die Kubiktafel nach der Formzahl 0,7 in den aller-
;eo Fallen gut passt, so giebt es doch Fälle.
- 119 -
andere Formzahlen vorkomme!) and also andere Kl
tafeln gebraucht werden müssen. In solchen Fallen w
man sich jedoch irren, wenn man annehmen wollte,
Kubikinhalt werde gerunden, wenn die Kreisflache
z. B. 0,6 I) (D Durchmesser auf Brusthohe) mit der Li
multiplizirt wird , wie dieses bei 0,7 D geschieht.
Gegentheit, er würde bei 0,8 D zu gross und bei 0
und 0,5 D zu klein ausfallen. Wir hatten daher füi
D und 0,6 D besondere parabolische Kegel consti
Theile derselben von 3 zu 3 Meter Länge mit den
sprechenden mittlem Durchmessern als Cylinder k
und hierausdie richtigen mittleren Kreisflächen bereel
welche mit den Längen bis zum Gipfel multiplizirt,
richtigen Kubikinhalte geben.
Wenn man die, einem gewissen Durchmesser
kommende, mittlere, oder maassgebende, Kreisflächt
verschiedenen Längen multipticirt und die so erhalte
Kubikinhalte der Waldbäume auf eine Coordlnaten-f
aufträgt, deren Abscissen die Stammlängen und d
Ordinalen die Kubikinkalte sind, so entsteht eine, in
Ursprünge der Coordinatenachsen beginnende, ge
Linie und wenn man für alle vorkommende Durchnit
solche gerade Linien zieht, so entsteht ein Stral
bü'schel, welcher eine graphische Kubiktafel vorstellt
auf welchem alle vorkommende Kubikinhalte der vf
bäume direct abgelesen werden können.
Die Reihen der mittleren oder maassgebenden K
flächen , deren Multiplikation mit den Stammiängen
und mit dem äussersten Gipfel die Kubikinhalte der W
bäume giebt, sind Fig. 1 graphisch aufgetragen. Diese
geben parabolische Curven, deren gemeinsame A
mit der Ordinatenachse zusammenfällt, welche die K
— 120 —
flächen giebt. Die Parabelordinaten, oder die Abscissen,
sind die Durchmesser der Waldbäume auf Brusthöhe.
Die Formeln sind folgende :
1. FürO,8D. y* — 0^747 x.
2. „ 0,7 D. y> = 0,3846 x.
3. & 0.6D. y1 — 0,3482 x.
4. » 0.5 D. y' =0,261 9 x.
x sind die Kreisflächen, y die Durchmesser auf Brusthöhe.
Werden die Parameter dieser Parabeln graphisch
aufgetragen, so bilden sie ebenfalls eine parabolische
Curve von ähnlicher Lage, wie die vier Kreisflächen -Curven.
C. Anzahl Stumme per Hectare.
Wir haben oben von der Beschaffenheit uod dem
Schlüsse (Dichtigkeit) der normalen Waldbestände ge-
sprochen. Dabei entsteht die Frage, wie viel Stamme
in jedem Alter per Hectare im Normalzuslande durch-
schnittlich gezählt werden können?
Nach den badischen Auszählungsresultaten von 4836
bis 1839, und nach den, von uns selbst ausgeführten,
zahlreichen, Waldtaxalionen in den Kantonen Bern uod
Solothurn von 1840 bis 1852 und seither, ergeben sich
für die fünf Holzarten Fichte, Weisstanne, Kiefer, Eiche
und Buche sehr verschiedene Reihen, bezüglich welcher
wir von vorneherein zn bemerken haben, dass keine der-
artige Reihen Anspruch auf grosse, überalt maassgebende,
Genauigkeit machen können, sondern dass sie hauptsäch-
lich nur als mittlere, durchschnittliche, Werlhe zu be-
trachten sind. Werden diese Reihen graphisch aufge-
tragen, (Fig. 2). so entstehen annähernd gleichseitige
Hyperbeln, deren Asymptoten in der Nähe der Coordi-
naten liegen und mit diesen parallel sind.
— m -
Die Formeln, in welchen y, als Ordinate, die
Stamme and x, als Abscisse, die Anzahl Jahre des
bezeichnen, sind folgende:
1. Fichte
2. Weisstannen
5. Buche y = _ + 3»
D. Variation der Stammläugen.
Eine fernere Frage entsteht bezuglich der St
länge n in geschlossenen, oder normalen, Waldbest
nach welchem Gesetze nimmt die Stammlänge n
Dicke des Baumes, resp. mit dem Durchmesser auf 1
hohe zu?
Hier kann es sich selbstverständlich ebenfal
um durchschnittliche Werthe handeln , wie sie
Reget vorkommen. Tragen wir die, aus unsern z;
chen Messungsresultaten erhaltenen mittleren Reih
eine Coordinaten-Scala (Fig. 3.), so entstehen anni
parabolische Curven, deren Achsen ungleich we
der Ordinatenachse und deren Ordtnatenachsen ur
weit von der Abscissenachse entfernt sind. Die \
y sind die Durchmesser auf Brusthöhe, die Werthe
Stammlängen.
Formeln:
I. Fichte (0,60 — y)' = 0,0092 x 89 -
X- Ja 0.0092
Bern. Mitthcil. 1870. Hr. 727.
2. Weisstanoe (0,60 — y)* = 0.0105 x3i,5-x;
*-34,5 0,0105
3. Kiefer (0,39 - y)1 = 0,0050 x 30 - x;
0.0050
*. Eiche (0,50 - y)' = 0.0083 x 30 - 1;
- oq (0.50 ~ Yf
" 3a 0,0083
5. Buche (0,55 — y)> — 0.0092 x 33 - i;
- _ o3 (0-55 - y?
* -** 0,0092
Bei der Taxation des, der Stadt Bern angehörend«
Kuhlewylwaldes, bei Zimmerwald, wo beinahe abnors
Wachsthums Verhältnisse vorkommen, wie z. B. Darä-
messer auf Brusthöhe bis auf 1,5 Meter und Stammte
bis auf 50 Meter (bei Weisstannen im Aller von 180- S;
Jahren), fanden sich Durchschnitts Verhältnisse derStanii
längen, welche eine ganz andere Reihe und Curvegebi
als die gewöhnlichen, nämlich eine gleichseitige HypwW
deren wagrechte Asymptote 61, 8 Meter über der Ab-
dssenachse und deren senkrechte Asymptote 0,3 üei-
ausserhalb der Ordinatenachse liegt Die Poiem da
Hyperbel ist 49,6.
Formel :
Fasst man cl i e Stammlängen ganz all gemein it<
Auge, ohne die Holzart, Bodenbeschaffenheit u. s. *. •
Betracht zu ziehen, sondern nur von der Normalitat ds
Waldbestände ausgehend, so lassen sich zwischen du
minimalen und maximalen Maxima der Stammlängen jci«
20 bis 40 Meter im allgemeinen Durchschnitt) regelm.*-
_ 123 —
sige Gassen eintheilen, so dass man eine betreffende
Stammlängenreihe sofort kennt, wenn man die maximale
Stammlänge eines Waldbestandes ausgemittelt hat. Wir
geben beispielsweise hier nur für die maximalen Stamm-
längen zwischen 40 und 20 Meter, von 5 zu 5 Meter die
Formeln, während die Curven von Meter zu Meter maxi»
male Stammlänge aufgetragen werden könnten. (Fig. 4.)
Formeln.
4. Für 40 Meter maximale Stammlänge.
(0,60 — y)» = 0,00900 x 40 - x;
x = 4o-(°'60-yy
0,00900
2. Für 35 Meter.
(0,55 - y)» = 0,00864 x 35 - x;
, _ o. (0>55 - y)'
0,00864
3. Für 30 Meter.
(0,50 — y)» = 0,00833 x 30 - x;
x = 30-Ä^
0,00833
4. Für 25 Meter.
(0,45 - y)' = 0.00810 x 25 — x;
*~Ä 0,00840
5. Für 20 Meter.
(0,40 - y)2 = 0,00800 x 20 — x;
x = 20 - (^-Y)8
0,00800
Verschiedene Waldbäume von gleicher
Länge können sehr verschiedene Durchmesser
haben, im Gegensatze zu gleichen Durchmessern mit un-
gleichen Längen, welchen Fall wir soeben behandelt ha-
ben. Berechnen wir die Kubikinhalte einer Anzahl Wald-
- 124 —
bäume z. B. von 30 Meter Länge, aber mit verschiedenes
Durchmessern auf Brusthöhe, nach der Formzahl 0,7 D,
so erhalten wir eine Reihe, welche, graphisch aufgetragei.
wieder eine parabolische Curve giebt, and zwar ei»
solche, deren Achse mit der Ordinatenachse zusammen
fällt, welche die Kubikinhalte angiebt, und deren ParaM-
ordinaten die Durchmesser auf Brusthöhe sind. (Fig. 5
Die Formel, worin I die Länge = 30 Meter ausdnkt
ist folgende:
r _ » 0.7' Y2
4
y2 — \ x 0,7> ) X;
4
- = 0,08666
n 0,7
_ y2
X 0,08666
In Obigem ist nun ungefähr dasjenige enthalten, vis
wir von mathematischen Gesetzen beim Wachs-
thum der Waldbäume wahrnehmen konnten, wöbe
es sich von selbst versteht, dass der Nachweis und die
Ableitung um gar viel umständlicher abgehandelt werde*
könnten, als es hier geschehen ist und dass noch mehrere
solcher Gesetze vorhanden sein werden, ohne dass vf
sie wahrgenommen haben, wie es denn auch z. B. fa
die Ermittlung des Holzvorrathes der Bestände auch noci
andere Methoden giebt, als die von uns angewandte.
£. Etwas über die Waldbestande.
Bevor wir zu den mathematischen Gesetzes
übergeben, welche beim Wachsthum der Waldbe-
stände sich finden lassen, müssen wir noch einmal eines
Blick auf den Normalzustand einer Waldung werfen. Die
Normalität bedingt also den maximalen Ertrag in voll-
— 125 —
ommener Gleichmässigkeit and dieser maximale Ertrag,
uantitativ genommen, findet im normalen, oder richtigen,
laubarkeitsalter statt. Dieses Haubarkeitsalter, resp. das
lter, in welchem der maximale Durchschnittszuwachs,
er Normalbetrag, sich ergiebt, abgesehen von Abweichun-
en aus andern Rücksichten, als denjenigen des quanti-
ttiven Ertrags, muss also genau ausgemittelt werden
önnen und dieses geschieht durch reihenweise Berech-
ong des Durchschnittszuwachses per Hectare von Alter
i Alter. Zu diesem Zwecke ist aber ferner noch er-
rderlich, dass die vorhanden sein sollende Holzmasse
3r Hectare von Alter zu Alter bekannt sei, in welche
it dem Alter dividirt wird, um den Durchschnittszuwachs
i erhalten. Es ist also notbwendig, eine hinlängliche
enge zuverlässiger Taxationsresultate von möglichst nor-
alen Waldbeständen und in möglichst verschiedenen
tersabstufungen zu besitzen, um daraus Taxations-
beilen für normale Waldungen und zwar vorerst mit
inen, nicht gemischten, Holzbeständen, aufstellen zu
nnen, welche gleichsam das Bild eines normalen Waldes
Zahlen darstellen und alles dasjenige enthalten, was dem
»rstmanne in dieser Hinsicht zugleich wichtig und in-
•essant ist Eine normale Waldung kann man sich am
ifacbsten und besten vor Augen führen, wenn man sich
rstellt, eine Waldfläche von überall gleicher Boden-
scbaffenheit und Productionsfähigkeit, sei in so viele
iche Theile gelheilt, als das Haubarkeitsalter Jahre
ik und es sei ein Theil mit einjährigem Holz bestan-
i, ein Theil mit zweijährigem , ein Theil mit dreijähri-
11 u. s. f. so dass der letzte Theil das Haubarkeitsalter
ritzt, der vorletzte Theil ein Jahr später, der vorvor-
:te Theil zwei Jahre später, etc. ins Haubarkeitsalter
rückt, in welchem Falle alle Jahre gleich altes Holz,
ichviel und das maximale Quantum zum Hiebe kommt*
u
.- 1*
•A.
— 126 —
F. Taxationstabellen.
Eine Taxationstabelle soll also das getreue Bild einer
solchen Waldung darstellen, wobei es aber genügt, Alters-
klassen von 10 zu 40 Jahren anzunehmen, die Rechnung
jedoch gleichwohl nach obigem Principe zu fuhren, so
dass die Summe aller Holzmassen in einem gewiss«
Alter die Summe aller einzelnen Holzmassen per Heetare
und, vom einjährigen Holze hinweg, bis zum angenom-
menen Alter, von Jahr zu Jahr ausmacht. .Die Taxations-
tabelle enthält daher für je eine Holzart, nebst allgemein
Angaben über Boden, Lage etc. 1) die Alter von (On
40 Jahren, 2) die Stamm zahlen, Anzahl Stämme per
Heetare, 3)dieHolzmasse per Hektare, 4) d i e Sumse
aller Holzmassen, von eben so viel Hectaren, als de
betreffende Alter Jahre zählt, 5) den Durchschnitts-
Zuwachs per Heetare, 6) die Durchsch nittszc-
wachsprocente, 7) den wirklichen jährlichen
Zuwachs, 8) die Procente des wirklichen Zi-
wachses, 9) die Nutzungsprocente nach der söge
nannten rationellen Methode von Hundeshagen und 40) die
Normalvorrathsfactoren, zur einfachen Berechne
der Summe aller Holzmaasse (fundus instruetos bei der
österreichischen Kameraltaxation). Wir haben aas da
Resultaten unserer, während 30 Jahren von Zeit zu Zeft
ausgeführten, Forsttaxationen fünf Taxationstabellen §f
normale Fichten-, Weisstannen-, Kiefern-, Eichen- vi
Buchenwaldungen auf bestem Boden und in bester Lagt
(Westschweiz) aufgestellt, welche als durchschnittliche Er-
fahrungsergebnisse von einigem Werthe sein mögen ud
fügen dieselben hier bei.
D. Z. bedeutet Durchschnittszuwachs,
W. Z. wirklicher, jährlicher, Zuwachs.
N. V. Normalvorrathsfactoren.
777
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22,5
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375,0
472,5
555,0
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727,5
765,0
802,5
632,5
862,5
885,0
908,5
932,0
945,0 ■
958,0
i l
112
525
1387
2025
5287
8550
12787
17025
23812
30300
37312
44775
52612
60787
69262
78000
86962
96150
105385
115050
2,25
3,00
4,05
4,87
o',25
6,75
6,84
6,92
6,75
6,60
6,37
6,15
5,02
5,70
5,55
5,32
5,17
4,05
4,80
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i
er
I
10,00
5,00
3,33
2,50
2,00
1,66
1,43
1,25
1,11
1,00
0,01
0,83
0,77
0,71
0,66
0,62
0,59
0,55
0,52
0,50
[>
2,62
4,50
6,00
7,50
8,77
9,75
9,75
8,25
6,75
5,77
4,72
4,12
3,38
3,15
2,77
2,47
2,25
2,02
1,80
1,65
1
P"F
I
11,66
7,50
5,33
3,84
3,17
2,60
2,06
1,49
1,00
0,85
0,65
0,54
0,44
0,38
0,32
0,28
0,24
0,21
0,19
0,17
i*
20,00
11,94
8,24
6,72
5,27
4,40
3,70
3,10
2,62
2,23
1,95
1,71
1,52
1,37
1,24
1,13
1,05
0,97
0,80
0,83
S 1
M
\'
0. Die Holzmasaen per Hectare.
Wir behandeln nunmehr die mathematischen Ge-
setze, welche bei Waidbesländen sich ergeben und
betrachten vorerst die Rotzmassen per Hectare.
Werden dieselben auf eine Coordinatenscala anfge-
getragen, deren Abscissen die Altersjahre und deren Or-
dinalen die Hotzmassen per Hectare sind, (Fig. 6.), so
entstehen vermittelnde sog. S Curven, für die vir jedoch
keine Formeln aufzustellen im Stande waren.
H. Die Summe aller Holnnassen.
Nehmen wir die Summen aller Holzmassen
für so viele Hectaren, als das angenommene Alter Jahre
zählt, und tragen diese auf die Coordinatenscala (Fig. 7.),
so erhalten wir für alle Holzarten Parabeln, deren ge-
meinschaftliche Achse mit der Ordinatenachse zusammen-
fällt, welche die Kubikmassen angiebt, während die Pan-
belordinaten die Anzahl Jahre des Alters und die Anzahl
Hectare sind. Die Summen aller Holzmassen sind von
10 zu 10 Jahr berechnet worden, nach der Formel
<0m, 10(m + m')^ fO(m' + m") 10 (tn* +m*>
~2~+ 2 + 2 + ' ■ 5
worin m die Holzmasse per Hectare bezeichnet.
Zu den erhaltenen fünf Reihen passen ungefähr fol-
gende Ausdrücke:
1. Fichte
4.3
= *,3 y*
2. Weisstanne ys =
2.7
87 y'.»
1 3,0 '
x = 3,0 y1
o. Ducoe y- ^= ;
x = 2,7 y>
1. Die Normalvorrathsfaetoren.
Bei diesem Anlasse wollen wir zugleich die
malvorrathsfactoren näher in's Auge fassen, v
zwar die letzte Columne der Taxationstabellen t
Diese Factoren dienen dazu, um durch einfache Mi
calion der Holzmasse per Hectare im Haltbarkeit
oder des Normalertrags, die vorhanden sein so
Summe aller Holzmassen ('den fundus inslructusj
zu berechnen, was z. B. bei der Vergleich uüg des g
wärligen Waldzustand es mit dem normalen, also b
Iriebsreguliruogen, Servitutablösungen, Waldabtret
u. s. w. von Wichtigkeit ist.
Schon bei den Reihen der Holzmassen per He
nach den Altersabstufungen, dann bei den Reihe
Summen aller Holzmassen und auch hier bei den F
der Normal vorratbsfactoren finden wir eine aulTa
Abweichung der Reihe der Kiefer von den Reihe
übrigen Holzarten. Die Kiefer wächst in ihrer J
verhällnissmässig viel stärker, und viel mehr zi
andere Waldbäume, während sie im höhern Alter i
wachse zurückbleibt. Die Reihe der Normalvorrat
toren der Kiefer weist bedeutend höhere Werthe ai
diejenigen der übrigen Holzarten, welche wenigsten:
nahezu in eine und dieselbe Reihe zusammenfallen (\
Beide Curven sind Parabeln, deren gemeii
Achse 70 (Anzahl Jahre) rückwärts der Ordinale«:
liegt, welche die Normalvorralhsfactoren siebt. Die
- 134 —
naten y, deren Anfangspunkt um 10 Einheiten der Nor-
malvorrathsfactoreri ausserhalb des Ursprunges der Abs-
cissenachse liegt, sind die Altersjahre.
Die Fonpeln für diese parabolischen Curven sind
folgende :
1. Kiefer (y + 70/ = X ~!°;
VI J 0.00224*
x = 0,00224 (y + 70)2 — «0.
2. Uebrige Holzarten (y + 70)a = * * 1?;
b VJ J 0,00490'
x = 0,00190 (y + 70j* - 10.
K. Der Durchschnittezuwachs.
Der Durchschnittszuwachs wird berechnet
durch Division des Alters in die vorhandene Holzmasse
per Hectare. Der Durchschnittszuwachs im Haubarkeits-
alter, multiplicirt mit der Anzahl Hectare, ist der Normal*
ertrag der ganzen Waldung, wenn normale Waldzustände
vorausgesetzt werden. Die Durchschnitte des Durch-
schnittszuwachses, wie sie annähernd aus uosern Taxa-
tionen von ziemlich normalen Waldbeständen hervorgingen,
bilden, auf eine Coordinatenscala aufgetragen, Curven,
welche offenbar einem mathematischen Gesetze folgen,
welches wir aber nicht zu entdecken vermochten und
welches jedenfalls einen höchst complicirten Ausdruck
erhalten muss. Auch hier geht die Kiefer ihren ab-
weichenden eigenen Gang. Jedenfalls nimmt man mit
Leichtigkeit wahr, in welchen Altersperioden das quanti-
tative Maximum des Durchschnittszuwachses, oder des
Normalertrages, fällt, was von grosser Wichtigkeit ist.
wenn es sich um die Bestimmung des Haubarkeitsalters
(der sog. Umtriebszeit) handelt. (Fig. 9.)
Wenn wir die Durchschn i ttszu wachsprocente
nehmen, so entstehen natürlich die Quotienten von 400,
— 135 —
dividirt durch die Aller und diese bilden, graphisch auf-
getragen , eine gleichseitige, auf ihre Asymptoten be-
zogene, Hyperbel, deren Abscissen die Altersjahi
deren Ordinalen die Procente sind, welche sich a
Holzmassen per Hectare bezieben. (Fig. 40.)
Die Formel ist einfach folgende :
100
y =—-
_ (00.
y '
L. Der wirkliche, jährliche Zuwachs.
Wir gelangen nun zu den Reihen des wirklit
von Jahr zu Jahr stattfindenden, Zuwachses (Vi.
und slossen hier auf wunderliche Erscheinungen, v
indess. graphisch dargestellt, dem Auge doch eil
facties Bild von den Verhältnissen der Zunahme,
Cultninationspunktes und der Abnahme des Zuwe
gewahren, wobei man aber nicht annehmen darf,
die Altersperiode, in welcher der grösste, wirkliche,
liehe Zuwachs vorkommt, das richtige Haubarkei'
sei ; dieses kann nur bei den Reihen des Durchsei
Zuwachses in Betracht gezogen werden. Welchen
thematischen Gesetze diese, in gewissen Punkten plt
abgebrochenen, Curven angehören mögen, ist um
möglich zu bestimmen, wir müssen dieses den Gelt
überlassen und bemerken nur noch, dass auch hi<
Reihe der Kiefer ihre sehr ausnahmsweise St<
einnimmt.
Die Procente des wirklichen Zuwachse
sen sich ziemlich gut in regelmässige Curven bri
Sie stellen den wirklichen jährlichen Zuwachs von _
Kubikmeter der vorhandenen Holzmasse per Heclar
und ihre Reihen bilden annähernd gleichseitige
p erb ein, deren Asymptoten von den Coordinatenachsen
etwas abstehen. Die Kiefer geht natürlich auch hier ihren
besondern Weg, während die Reihen der übrigen Holz-
arten ao ziemlich zusammenfallen, resp. durch nur eine
Curve rspräsentirt werden können. (Fig. 12.)
Die Formeln sind folgende:
i. Kiefer y = - ~ 0.4
M. Die Nntzungsprocente.
Wenn wir endlich noch die Beiben der Nutzung»-
procente in's Auge fassen, welche durch Division der
Summe aller Holzmassen in die Hundertfachen der Höh
massen per Hectare berechnet werden und nach der
Hundeshagcn'schen, sogenannten rationellen Methode der
Betriebsregulirung dazu dienen, den jährlichen Abgabe-
satz einer Waldung zu bestimmen, welche dem Normal-
zustande entgegengeführt werden soll , so wäre es wohl
zweckmässig, über die Anwendung des Nutzungsprocente:
überhaupt und über die dabei vorzunehmenden Modifi
cationen etwas naher einzutreten ; allein wir beschäftigen
uns hier nicht mit den verschiedenen Taxations- oder
Betriebsregulirungsmethoden, sondern nur mit unserer
Aufgabe.
Die Nutzungsprocente, wie sie sich ans den Taxalions-
tabellen ergeben, bilden Reiben, welche der Form nacb
gleichseitigen Hyperbeln ähnlich sind, jedoch nicht
ganz mit solchen zusammen fallen. Diejenigen gleich-
seitigen Hyperbeln, welche den Reihen am nächsten kom-
men und an den Anfangs- und Endpunkten mit denselben
genau zusammenfallen, haben wir (Fig. 13) graphisch auf-
getragen und geben hier noch die daherigen Formeln.
— V37 -
Die horizontalen Asymptoten liegen nicht ganz um ein
Nutzungsprocent tiefer, als die Abscissenachse, welche die
Altersjahre giebt und die senkrechten Asymptoten liegen
etwas ausserhalb der Ordinatenachse, welche die Nutzungs-
procente enthält
1. Kiefer y = J22- - 0,7«
J x + 5
248
2. Uebrige Holzarten y = fi — 0,87
N. Schlussbemerkung.
Aus dieser gedrängten Uebersicht über die, bei'm
Wachsthum derWaldbäume und der normalen
Waldbestände vor komm enden mathematischen
Gesetze ergiebt sich, dass diese Gesetze bei den sehr
wichtigen Reihen der Holzmassen, des Durchschnittszu-
wachses und des wirklichen jährlichen Zuwachses per
Hectare, wenigstens uns noch unbekannt sind und dass
es in dieser Beziehung für uns noch zu lernen gibt.
Welche mathematischen Gesetze aber bei den nicht nor-
malen Waldbeständen, wie wir sie überall antreffen, vor-
kommen mögen, könnten wir zwar untersuchen, allein
eine solche Untersuchung würde sehr weit führen; jeden-
falls ist hier die Variation gross, wenn nicht unendlich.
Das Verfahren zur Bestimmung der mathematischen Ge-
setze bei gemischten und unregelmässigen Waldbeständen
wäre übrigens ganz dasselbe, wie bei bei den normalen ;
nur könnte ein bezügliches Resultat schwerlich von gros-
sem, praktischem, Werthe sein. Aus den Ergebnissen
der Untersuchung normaler Waldverhältnisse geht indess
hervor, dass die meisten Reihen der Grundform und
Hauptsache nach den Parabeln, oder den Hyperbeln
angehören.
Bern. Mittheil. 1869. Kr. 7 29.
— 438 -
L. R. v. Fellenberg -Rivier.
Analyse zweier Nephrite und eines Stein-
keiles von Saussurit.
(Vorgetragen in der ausserordentlichen Vereinigung schweizerische
Naturforscher in Interiaken, den 12. Oktober 1870.)
Im Anschluss an früher von mir untersuchte Nephrite
sind mir auch diejenigen, über welche ich heute zu be-
richten gedenke, von Zürich aus zur Analyse zugesendet
worden, einer aus der mineralogischen Sammlung des
Polytechnikums und zwei aus dem antiquarischen Museum
im Helmhause. Der erste war eine Zierrath oder eis
Griffbelege eines Säbels aus dem Oriente ; von den bei-
den andern war der eine ein rundlicher Gletscherschliff
zeigender Rollstein von Irkutsk in Sibirien, der andere
ein kleines Steinmeisseichen aus einer Pfahlbaustatioi
(Oefeli-Plätze) am südlichen Ufer des Bielersee's. *)
Vollständige Analysen wären, um die Natur dieser
Mineralien festzustellen, nicht nöthig gewesen, da deren
mineralogische Charakteristik, mit Einschluss des Ver-
haltens vor dem Löthrohre, dazu vollkommen ausgereicht
haben würde.
Auch haben sich die beiden ersten als richtige
Nephrite, das dritte als ein natronhaltiger Saussurit aus-
gewiesen. Dass letzteres Mineral bald kali-, bald auch
natronhaltig ist, ist schon durch mehrere Analysen von
Damour nachgewiesen worden, mir aber war vor dem
*) In der letzten Arbeit über Nephrite nnd Jad&te, in den
Verhandlungen der Schweiz, naturf. Gesellschaft in Solothurn 1669,
ist pag. 100 der Steinkeil aus dem Bielersee als vom Möhrigeostein-
berge stammend angegeben, was falsch ist, er wurde eben an dieser
Oefeli-Plätze-Station gefunden.
— 139 —
letztanalysirten noch kein Natronsaussuril vorgekommen,,
dessen Charakteristik nur in sofern von derjenigen des
Kalisaussürites abweicht, als er auf Platindraht vor dem
Löthrohre erhitzt die äussere Flamme intensiv gelb färbt.
Die Analysen dieser drei Mineralien wurden genau
so ausgeführt, wie es bei den frühem ausführlich mit-
getheilt worden war, so dass darüber nicht weiter zu
berichten nothwendig sein dürfte.
1. Nephrit des Säbelgriffs.
Derselbe ist von Farbe grünlich-weiss, stark durch-
scheinend , von splitterigem schwach schimmerndem
Bruche; seine Härte zwischen derjenigen des Quarzes
and des Feldspathes. Das spez. Gewicht ist bei 45° R.
= 2,978. Das Lölhrohrverbalten ist das in den frühern
Nephrit-Analysen angezeigte. Die Analyse ergab folgende
Zusammensetzung :
Säuerst. Atome.
Kieselsäqre
58,00 %
- 30,11 - 12.55 J .
Tbonerde
1,30 «
— 0,61 — 0,25 \
Eisenoxydul
4,89 «
— 0,42 — 0,52
Manganoxydul
0,28 «
— 0,06 — 0,08
Kalkerde
43,24 «
— 3,76 — 4,71 — 4
Magnesia
24,48 «
— 9,66 - 12,08 — 10
Wasser
4,20 «
— 1,06 — 1,33
400,09%
Vertheilen wir nach früherer Uebung die Thonerde
zur Kieselsäure, und die Monoxyde und das Wasser unter
die Magnesia und die Kalkerde, so erhalten wir folgende
Zahlen : Kieselsäure 59,58 %
Magnesia 25,74 »
Kalkerde 44,68 «
400,00 0/,
- 141 -
eine weite Gletscherwanderung zu machen h
bei Irkutsk landete.
Die Farbe dieses Nephrites ist dunkelgriii
tirten, dagegen lebhaft grasgrün im durchgehe:
betrachtet , welche Färbung einem Chronic
zuzuschreiben ist, welcher diesen Nephrit t
Härte, Dnrcbscbeinenheit, Festigkeit wie bei
gleichnamigen Steinen. Das bei 9° R. bestii
Gewicht wurde = 3,019 gefunden. Die Am
folgende Resultate :
Säuerst. AtOD
Kieselsäure
B7.H 7. — 29.65 -
42,3
Thonerde
0,96 » — 0,45 -
0,1
Chromoxyd
0,33 » — 0,40 —
o,c
Bisenoxydul
4,86 » — (,08 —
4.S
Manganoxydul
0,28 » — 0,06 —
0,C
Kalkerde
(3.64 » — 3,88 —
4,s
Magnesia
22,22 » — 8.88 —
«,l
Wasser
1,60 » - 1,42 —
M
101,00%
Bei der Vereinigung der Sesquioxyde mit
säure und der Monoxyde mit der Magnesia i
nach ausgeführler Berechnung folgende Zusam
für den Nephrit:
Kieselsäure 59.44
Magnesia 25,93
Kalkerde »,63
Wenn wir nach der Proportion : Si : Mg : (
die theoretische Zusammensetzung des Mim
rechnen, so erbalten wir folgende Zahlen :
Kieselsäure 59,04
Magnesia 25,57
Kalkerde 15,39
— 142 —
welche mit obigen ura weniger als 1 % übereinstimmen,
und die Formel
7 Mgj ? g.
3 Caj
hinlänglich rechtfertigen mögen. Diese gleiche Formel
hatten wir schon früher für den neuseeländischen Nephrit
(Punamu) gefunden , trotzdeai die Zusammensetzung üb
Uebrigen ziemlich differirte.
Auch diese beiden Nephritanalysen haben uns io
unserer früheren Anschauung bestärkt, dieses Mineral
-als ein Kalkerde-Magnesia-Silikat, mit in engen Grenze»
variirenden Verhältnissen der Bestandteile, zu betrach-
ten, in welchen geringe Beträge der beiden Basen durch
vicariirende, meist färbende Monoxyde vertreten sind.
Dieser Ansicht gemäss müssen wir die Gegenwart
der Thonerde in den Nephriten als eine Anzeige be-
trachten, dass dem reinen Minerale fremde Thonerde-
silikate beigemengt sind, deren Elemente von denjenigen
der Analyse in Abzug zu bringen wären, um die reine
Nephritsubstanz zu erhalten. Welches aber diese Thoo-
erdesilikate sein könnten, ob sie kalkerde- oder magnesia-
haltig wären oder nicht, ist kaum zu vermuthen, beson-
ders so lange die Muttergesteine der Nephrite durchaus
unbekannt sind, und auch nicht zu den leisesten Schlusses
die Veranlassung vorliegt. Unter den obwaltenden Um-
ständen scheint es mir klar zu sein, dass durch vermehrt?
Nephrit-Analysen nichts wesentlich Neues wird über die
Constitution dieses Minerales gewonnen werden können.
als immer neue Variationen über das gleiche Thema,
während, wie mir scheint, es der mikroskopischen Unter-
suchung an Dünnschliffen sollte vorbehalten sein, über
die Einfachheit oder Gemengtheit des Minerales ein meh-
reres Licht zu verbreiten, und wozu ich die solcher
— 443 -
Arbeiten kundigen Forscher möchte aufgefor
Mit dieser Andeutung möge daher die Bespr
Nephrite beschlossen sein.
3. Snussaritkeil aas dem Bielersc
Ein kleines scharf und spitz geschliffene
dien, in Form eines winzigen Meisselchem
neuen Pfahl baustation des Bielersee's gefunc
platz zwischen Hageneck und Gerlafingen),
Analyse ganz aufgewendet werden. Herr
welcher unschlüssig war, ob derselbe ausNept
hatte denselben mir zukommen lassen. D<
Ansehen, der Härte, Durchscheinenheit und
zu urlheilen, konnte das Mineral für Nephrit
werden, und auch ich war eine Zeit lang
Natur in Zweifel ; doch die Bestimmung des i
Gewichtes, und sein Verbalten vor dem Löthrol
mich das Gestein für einen sehr schwer sc
Jadeit halten, bis die Analyse ihn als ein
Saussurit darstellte. Die Härte war = 6,5;
Gewicht, bei 2° R. bestimmt, war =3,407 gef
den, also höher als es gewöhnlich bei Saus;
kommt. Die Farbe war licht-meergrün, Dur
heit etwas geringer als gewöhnlich bei Nephri
keit wenig wahrnehmbar, Bruch splitterig. Die
setzung wurde aus zwei Analysen und eint
") Der schön grüne, 456 Kilogr. schwere Nep
rassuchen Abtheilung der Pariser Weltausstellung vi
vom Berge Bstougol (5* 20' ti. Br. und 9;° 30' ö. 1
ohngefiihr 5 Lungen grade westlich von Irku'sk, und
ein abgerundeter Findling; ob von diesem Steine ein
macht worden ist, ist mir nicht bekannt.
bestimn
säure a
ableiten
Thonerde und den monoxydischen Basen zu gleichet
Mengen vertheilt ist.
Hiermit habe ich meine lange Reihe von Analysen
von Nephriten oder von denselben öfters beigesellten
Mineralien, den Jadeiten und Saussuriten, beendet, und
kann nur meinen frühern Ausspruch wiederholen, dass
[mit Ausnahme des Saussurites, welcher in der Schweiz
sowohl anstehend im Gebirge als in zahlreichen errati-
schen Blocken] in von Menschenhand unberührtem Zu-
stande angetroffen wird, von denselben so lange der
fremde Ursprung, und Importation aus dem Oriente be-
hauptet werden kann, bis von denselben von Menschen-
hand unberührte, und nicht verarbeitete Exemplare auf-
gefunden worden sind.
l>. R. v; Feüenberg-Rlvler.
Anfschliessnngsmethode der durch Säuri
nnzersetzbaren alkali- haltenden Silika
durch Baryterdehydrat und
Chlorcalcium.
(Vorgetragen in der Sitzung der Bern, n&tarf- Gesellschaft
den 23. Okiober 1670.)
Vor einigen Jahren habe ich in dieser Gesellscb
eine Mittheilung gemacht über die zersetzende Wirkt
von Chlorcalcium, unter Beihülfe von Kalkerde, auf Si
kate zum Zwecke, einer leichten Isolirung, Abscheide
und Gewichtsbestimmung der in denselben vorhanden
Alkalien. Das günstige Resultat meiner ersten Versuc
hatte ich mit sogenannten sauern, nämlich kieselsäui
und thonerde-reichen Gesteinen, speziell Graniten, Gn
sen, dann später mit Feldspaten und ähnlichen Mineral
erhalten.
Sowohl spätere eigene Arbeilen, als auch die Res
täte anderer Chemiker hatten aber herausgestellt, d;
bei basischeren, besonders magnesiareichen Silikaten <
Aufschliessung derselben durch Chlorcalcium und Ka
erde eine sehr unvollkommene ist, so dass in dies
Falle die Zersetzung des Minerales zur Bestimmung <
Alkalien wiederum mit Fluorwasserstoffsäure ausgefü
werden muss. Nun sind aber allen denen, welche si
öfters der Zersetzung durch Flusssäure bedient hab
die Unbequemlichkeiten, und wenn das Silikat viel Ka
erde enthält, Unsicherheiten bekannt, ob auch das Mine
wirklich zersetzt sei oder nicht, was bei Bildung grosse:
Mengen von schwefelsaurer Kalkerde, welche das nc
Bern. Mittheil. 1870. Hr. 730.
un/.ersetzte Mineral verdeckt, unmöglich mit Sicherbeil
bestimmt werden kann. Es treten Fälle ein, wo bei
fein geschlämmten Mineralien, selbst nach zwei- bis drei-
tägiger Digestion derselben mit einem sehr bedeutende!
Ueberschusse von starker Fluorwasserstoffsäure, dasseli*
nach Evaporalion zur Trockenheit und Behandlang der
trockenen Salzmasse mit Wasser, noch ein mehrere Pro-
cente betragender Rückstand , sei es unzersetzten oder
nur zum Theile zersetzten Mirerales zurückblieb, mit
welchem die gleiche Procedur wiederholt werden mussie
Dass unter solchen Verhältnissen auf eine genaue Be-
stimmung der Alkalien kaum zu rechnen ist, liegt in,'
der Hand.
Ein anderer misslicher Umstand bei der Anwendung
der Fluorwasserstoffsäure ist der, dass bei gelungener
Zersetzung und klarer Auflösung aller Bestand theile des
Minerales, das zu trennende und zu bestimmende Alkali
neben allen andern Basen in Auflösung sich befindet,
uud erst nach der successiven oder summarischen Ab-
scheidung derselben zur Bestimmung gelangt, so das*
alle Fehler oder Ungenauigkeiten im Verfolge der Analyse
sich bei der Alkalibestimmung summlreu. Hiermit will
ich nicht sagen, dass bei dieser Methode keine genaues
Resultate erzielt werden können; aber es sind weit mehr
Chancen zu Verlusten vorhanden, als bei einer Methode,
bei welcher von Anfang an der Analyse die Alkalien toi
den andern Basen getrennt erhalten werden. In diesen
Sinne war die Zersetzung der Silikate durch Schmelzung
mit Chlorcalciura und Kalkerde eine Vereinfachung der
Abscheipung der Alkalien, aber sie war, wie oben rait-
getheüt wurde, nicht von allgemeiner Anwendbarkeit,
wozu auch der Umstand beitragen mochte, dass die Kalk-
erde als unschmelzbares Pulver im geschmolzenen Chlor-
- 147 -
calcium nur suspendirt, in demselben nicht aufgelöst w
und daher die Zersetzung des Silikates nur eine unvo
ständige bleiben konnte. Dieser Gesichtspunkt führte mi
darauf, auf eine schmelzbare alkalische Basis zu sinn«
welche, energischer als Kalkerde wirkend, dieselbe
obigem Gemenge ersetzen könnte, ohne gleichwohl 1
guter Rothglühhitze das Platin anzugreifen.
Das Barylerdehydrat ist bei anfangender Glühhil
schmelzbar, greift aber die Platintiegel so stark an, dt
in solchen Gefässen die Schmelzung nicht vorgenomm
werden darf, daher bei Anwendung dieses Reagens n
Silbertiegel zulässig sind. Nach Berzeüus' Vorschrift s
ein Silikat im Silbertiegel mit dem 5- bis 6-fachen G
wichte Baryterdehydrat bei Rothglühhilze geschmolz
werden, wobei immer die Gefahr der Schmelzung d
Tiegels vorhanden ist, oder die eben so grosse d
Krystallinischwerdens des Silbers, bei welchem (
Schmelze durch den Tiegel zu sickern beginnt, undTiej
sowohl als Versuch verloren sind. Da nun das schmi
zende Baryterdehydrat, allein angewendet, das Platin
stark angreift, so suchte ich nach einem Verdünnung
mittel desselben und verfiel auf das Chlorcalcium.
wurden 3 Gramm Chlorcalcium in einem Platintiegel ei
geschmolzen und unter dem Erkalten das geschmolze
Salz im Tiegel he mm geschwenkt, so dass es unter d«
Erstarren eine concave Oberfläche annahm und bis
halber Höhe die innere Tiegelwand bedeckte. Hien
wurde circa 1 Gramm Baryterdehydrat auf das erkalt«
Chlorcalcium gebracht, mit der Vorsicht, dass von ilei
saiben Nichts die Tiegelwände berühre. Beim gelind
Erhitzen des Tiegels schmolz das Baryterdehydrat u
mit demselben auch das Chlorcalcium zu einem durc
sichtigen, wasserhellen, ruhig fliessenden Liquidum z
— U8 —
sammen, welches bei einem weit geringeren Hitzegrad
flüssig blieb, als welcher zur Schmelzung des Chlor-
Calciums allein nöthig war. Die erstarrte Schmelze bil-
dete eine halbdurchsichtige krystallinische Masse. Dk
innere Tiegelwand war durchaus blank und ungefleckt
und zeigte nur an einer Stelle der Niveaulinie der ge-
schmolzenen Masse einen Strich von angegriffenem Platra.
Um die zersetzende Wirkung der Schmelze zu prü-
fen, wurden 0,34 Gramm Jadeitpulvers in den Tiegel aei
dieselbe gebracht und erhitzt; sowie die Hasse zu schmel-
zen anfing, begann die Zersetzung mit Schäumen, so dass
die Hitze gemässigt werden musste, bis das Schaumes
nachliess und zuletzt Alles bei schwach glühendem Russe
ruhig floss. Nach dem Erkalten löste sich die Masse
leicht vom Tiegel ab, welcher mit Ausnahme der obes
berührten gelblichen Linie vollkommen blank war. Bei
weiterer Behandlung der Schmelze fand es sich, dass die
Zersetzung eine ganz vollständige gewesen war und dass
ein viertelstündiges Schmelzen zur vollständigen Zer-
setzung des Silikates genüge. Bei mehrfacher Modifica-
tion des Verfahrens, zum Zwecke der Ausmittelung der
Minimalmengen von Baryterdehydrat und Chlorcalcinm,
welche noch eine vollständige Aufschliessung der Silikat*
erlaube und dennoch den Platintiegel vollkommen gege*
den Angriff des Baryterdehydrates schütze, fand sich fol-
gendes Verhältniss als das beste : Auf 4 Theil Silikat;
1 Theil Baryterdehydrat und 4 bis 5 Theile Chlor«
calcium. Erst wird dieses eingeschmolzen und unter
dem Erstarren im Tiegel umgeschwenkt; dann das Baryt
erdehydrat auf das Chlorcalcium gelegt und eingeschmol-
zen. Nach dem Erkalten wird das Silikat im feinge*
schlemmten Zustande auf das Reagens gebracht, s
fältig bei sehr gemässigter Hitze zum Schmelzen er!
- 149 -
und die Glulh erst vermehrt, wenn ganz und gs
Bewegung und Gasentwicklung im Tiegel mehr I
ist, was als ein Zeichen der beendeten Aufsch
gelten kann.
Die erkaltete geschmolzene Hasse wird mit
aufgeweicht, filtrit und der Rückstand ausgewascl
das Waschwasser nicht mehr auf Chlor reagi:
alkalische Filirat enthält neben Baryt- und Kalke
das Alkali des Silikates. Nach Abscheidung der
sehen Erden durch Schwefelsäure und kohle
Ammoniak und Filtration erhält man die Alkalien
durch Evaporation und Verjagung der Ammoni
als Chlorverbindungen.
Durch Zersetzung des Rückstandes durch Si
und weitere analytische Behandlung lassen sich i
Kieselsäure, Thonerde, die Metalloxyde und die Ü
des Silikates, zur Kontrolle anderweitig erhalte
Stimmungen, abscheiden und wägen.
Es braucht wohl kaum angedeutet zu werde
die zu hier beschriebener Aufschliessungsmetho
nenden Reagentien, das Baryterdehydrat und da;
calcium, rein, nämlich frei von Alkalien sein i
Ein geringer Gehalt von Carbonat im Baryterd«
dessen Gegenwart kaum zu vermeiden ist, schadi
dagegen muss Sulfat (aus Baryterdehyposulfit euU
sorgfältig vermieden werden. Diese Methode,
mehrfach geprüft wurde, lässt sich auch als
chemische Prüfung von Silikaten auf Alkalien an
indem im kleinen Platinlöffel erst Chlorcalcium um
erdehydrat zusammengeschmolzen, dann das Silik
zugefügt und wieder eingeschmolzen werden. W
der Löffel mit seinem Inhalte in einer Probirrc
Wasser ausgekocht, die trübe Flüssigkeit ohne voi
— 150 —
Filtration mit kohlensaurem Ammoniak versetzt, das Klare
•abfiltrirt und in einem Platinschälchen evaporirt und zur
Verjagung der Amraoniaksalze erhitzt, so bleibt das Alkali
als Chlorverbindung zurück und kann, sei's vor dem
Löthrohre, sei's durch Reagentien, erkannt werden. Abs
weniger als 1 Centigramm Feldspath habe ich noch durch
Platinchlorid das charakteristische Kalium-Platin-Doppel-
salz erhalten. Ich halle mich daher für berechtigt, die
Anwendung des Baryterdehydrates in Verbindung mit
Chlorcalcium zur Aufschliessung solcher alkalihaltiger
Silikate, welche nicht direkt durch Säuren zersetzt wer-
den, als eine äusserst energische und schnell zum Ziele
führende empfehlen zu dürfen. Dass in diesem Falle die
in solchen Silikaten vorkommende Kalk- (oder Baryt-)
erde durch eine besondere Analyse, in welcher ausser
den Alkalien alle anderen Bestandtheile des Minerale*
erhalten werden, abgeschieden und bestimmt werden
müssen, versteht sich von selbst, und ist auch immer so
geübt worden, auch wenn das Silikat durch Baryterde-
hydrat- oder Carbonat aufgeschlossen werden musste.
Der Platintiegel leidet bei den angegebenen Verhältnisses
zwischen Baryterdehydrat und Chlorcalcium nicht im
Geringsten, wenn das Erstere nicht allein und direkt mit
dem glühenden Platin in Berührung kommt.
Mein Wunsch ist, dass diese Methode sich Eingang
verschaffen und zur Vereinfachung der Silikatanalysen
beitragen möchte.
Dr. Cfaerbnlles.
Geschichtliche Uebersicht der Unto
Buchungen über die Schallfortpflanzu
geschwindigkeit in der Luft.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 19. November 1670
und in der folgenden.)
1) Die Fortschritte derjenigen Wissenschaft
Disciplinen, welche unter dem allgemeinen Namen I
bezeichnet werden, sind seit dem Beginn des 19.
hundert» so gross, so rasch und so unaufhöriic
wesert, dass den Männern, welche sich mit Forsch
auf diesem Gebiete abgeben, kaum Lust und noc
weniger Zeit übrig bleibt, den Verlauf und die Eni
lung dieser Wissenschaft vom geschichtlichen Stand}
aus zu betrachten. Auch muss man zugeben, da:
Resultate früherer Forschungen vor der Genauigke
modernen Beobachtungs - und Experimentirkunst
ihre wissenschaftliche Bedeutung und Geltung ver
dass viele der Theorien, die in den dem gegenwä
vorangegangenen Jahrhunderten über die physikali
Erscheinungen aufgestellt wurden, höchstens nocl
Wertb scharfsinniger und geistreicher Spekulatione
sitzen. Die Aufgabe des Physikers besteht daber
Regel darin, dass er sich zuerst in den Besitz der
Gegenwart geltenden Summe von Erkenntnissen
welche heute seine Wissenschaft bilden, und die:
Ausgangspunkt nehmend, durch eigenes Forschen weiter
zu bauen sucht.
Indessen bilden die Errungenschaften auf dem Ge-
biete der Physik ein wichtiges Moment für die allgemeine
Kultur; zu jeder Zeit stand die Entwicklung dieser
Wissenschaft in engen Beziehungen zum geistigen und
materiellen Zustand der Nationen, wirkte mächtig auf
denselben und wurde von ihm beeinflusst. Staatsformen,
kirchliche Einrichtungen, philosophische Anschauungen
bald begünstigten, bald hemmten den Fortschritt, und
Niemand, der, wenn auch nur oberflächlich, die allgemeine
Geschichte der letzten drei Jahrhunderte kennt, wird
läugnen, dass die Ergebnisse physikalischer Forschung
zu einem grossen Theile zur allmäligen Hebung der Ci-
vilisation beitrugen.
Die geschichtliche Betrachtung der Entstehung und
der Ausbildung der physikalischen Disciplinen bildet da-
her einen ebenso wichtigen als vernachlässigten Abschnitt
der Kulturgeschichte der Menschheit; auch vom physi-
kalischen Standpunkte aus, ist es nicht ohne Nutzen und
gewiss nicht ohne Interesse zu wissen, wie aus zuerst rohen
Beobachtungen und fast kindischen Theorien, durch stete
Verfeinerung der technischen Hülfsmittel und Verschär-
fung des theoretischen Wissens und seiner mächtigsten
Waffe, der mathematischen Analysis, das grossartige Ge-
bäude der modernen Physik emporgewachsen ist; denn
die Bahn des Fortschrittes ist eine stelige, und die Kennt-
niss des schon zurückgelegten Wegs ist wohl geeignet
dem Wanderer für die künftige Fahrt ein lehrreiches
Licht zu verschaffen.
Im Folgenden soll an einem der einfachsten Beispiele,
an der Frage der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in
der Luft, ein bescheidener Versuch geschichtlicher Be-
- 453 -
handlung physikalischer Gegenstände gemacht werden,
ein Versuch, dem die vorigen Bemerkungen als Einleitung
und Berechtigung dienen mögen. *)
1. Uebersicht der Untersuchungen zur Bestimmung
der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft
bis Newton's Zeit.
2) Ein Spaziergänger sieht in einer gewissen Ent-
fernung einem Schmiede zu und bemerkt, dass der Schall
des den Ambos treffenden Hammers sein Ohr erst einige
Zeit nachdem sein Auge den Schlag gesehen, trifft;
Aehnliches begegnete, so erzählt man, dem Pythagoras
(580-500 v. Chr. Geb.), der bei dieser Gelegenheit auf
die Grundlagen der Harmonik gekommen sein soll. Man
darf wohl annehmen, dass der scharfsinnige Philosoph
die eben erwähnte Erscheinung wahrgenommen, und
jedenfalls wird man ohne Mühe zugeben, dass diese und
ähnliche Thatsachen in den ältesten Zeilen haben be-
merkt werden und früh auf den Schluss führen müssen,
dass das, was man Schall nennt, eine gewisse Zeit braucht,
um sich in der Luft auf eine gewisse Entfernung fortzu-
') Die biographischen Data (namentlich Geburts- und Todesjahr)
sind in dieser Arbeit stets aus dem vortrefflichen „ B i o g r. - 1 i t. Hand-
wörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften"
von Poggendorf, Leipzig, 1863, 8°, eutnommen worden.
Ausser den im Folgenden angeführten Original -Werken und
Abhandlungen , worden benutzt :
Gehler' s Physikalisches Wörterbuch. Bd.VM,S.389— 469.
Leipzig, 1836. 8<>.
Fischer, Geschichte derPhysik. Bd. 1,471. Bd. II, 492-497.
Bd. IV, 259—264. Bd. VI, 624-627. Göttingen, 1801-1805. 8».
Whewell, History of the inductive Sciences etc.,
deutsch von Littrow. Stuttgart, 1840. 8\
Bern. Mittheil. 1870. Nr. 731.
A
- iU -
zen. Sicher ist, dass sich Aristoteles (384 — 32! v.
jeb.) von dieser Fortpflanzung eine gewisse Vor-
ing machte: dieselbe schrieb er einer nicht näher
irten Bewegung der Luft zu. Doch kam man seit
oteles und bis Anfang des 47. Jahrhundert»
i Chr. Geb.) in der Frage der Schallfortpflanzung
:r Luft nicht über diese ersten Wahrnehmungen und
meistens inhaltlose Spekulationen über das Wesen
betreffenden Erscheinung hinaus. Wir haben hier
der vielen Beispiele der Armuth dieses langen Zelt-
es an wahrer Naturforschung; in derThat, hatte die
ckführung der Erscheinung, wenigstens in einer er-
groben Annäherung, auf bestimmte Maasse, die Be-
itungshülfsmittel nicht überstiegen: handelte es sich
q Grunde genommen, bloss um Messung einer Länge
einer Zeit. '} Aber die Griechen liebten das Experi-
nlverfahren nicht, und warfen sich sonst, in der Akustik.
Es bezeichne V die Geschwindigkeit einer gleichförmigen Be-
ig, D deu wahrend der Zeit T in dieser Bewegung anruck-
en Raum; man hat: V = -=- ; daraus ergibt sich:
tj- — -=■; diese letitc Gleichung gibt den Genauigkeitsgrad,
nan bei der Berechnung von V erreicht, wenn man diese
e experimentell durch Beobachtung von D und T ermitteln wilL
renn diese Elemente mit den Genauigkeitsgraden -r- und ■=-
seu worden sind. Zar möglichst genauen Bestimmung tob
säen also .- und -~ gleiche Zeichen haben, möglichst klein,
vor allem, möglichst wenig von einander verschieden fein,
dD dT . . dV . ,. , ,
wenn -y — -=- , so ist -y — 0. Also muss man darnach
n, die Entfernung D und die Zeit T mit demselben Genauigkeits-
zu messen; aber, bei der Schal Ifortpflaniuog in der Luft,
— 155 — .
mehr auf Ausbildung der eigentlichen Musik ; die Römer
lagen andern Geschäften ob, und, als später das Abend-
land sich dem christlichen Glauben unterwarf, wurden,
ausser der allgemeinen Verfinsterung, welche die Bildungs-
prozesse der mittelalterlichen Gesellschaft begleitete, der
Hysticismus und der Dogmatismus der mönchischen
Wissenschaft ein mächtiges Hinderniss für eine lebendige
rationelle Naturforschung ; die Araber endlich entwickel-
ten ihre Thätigkeit, welche übrigens mehr konservativer
als erfindender Art war, vorzüglich in andern Fächern,
als in der Akustik.
3) Erst bei Baco von Verulam (4561-1626) finden
wir die Frage der Schallfortpflanzung in der Luft neuer-
dings angeregt, und die erste Angabe eines Beobachtungs-
verfahrens, welches in seinen wesentlichen Zügen bis in '
das zweite Drittel des 49. Jahrhunderts unverändert bei-
behalten worden ist.
In einem 4605 erschienenen Werke Baco's finden
sich folgende Stellen *) : »Es ist gewiss, dass der Schall
»der Kanone, was die Meisten verwundert, auf dem Lande
»auf eine Fntfernung von wenigstens 20 Meilen, und auf
wenn, bei der Temperatur 0*> nnd dem Barometerstand 0",760,
dD 1 1"
D = 332», so ist T = 1" und wenn -^ = r^ , so muss dT = j^ ;
es ist aber viel leichter, D bis auf ^ zu messen, als die Zeit bis auf
=y- einer Sekunde zu erhalten. Je weniger scharf also die Zeitmesser
sind, über die man verfügt, um so grösser muss man die Entfer-
nung D nehmen.
2) On the Advancement of learning. London, 1605. — La-
teinisch unter dem Titel: Sylva sylvarnm. London, 1621. 4°.
(Centuria III, No. 208 u. 209.)
— J56 —
»der See auf eine viel grössere, fortgetragen werden kann;
»er trifft das Ohr nicht im Augenblicke selbst der Explo-
»sion, sondern nach einer Stunde oder noch viel später.
»Dieses ist notwendiger Weise eine Fortsetzung des
»ursprünglichen Tones, da keine Erschütterung, wodurch
»er erneuert werden könnte, wahrgenommen wird, und
»die Berührung der Kanone den Ton nicht schneller aus-
»löscht, so dass die Fortsetzung (d. h. Fortpflanzung)
»stärkerer Töne mehr als augenblicklich ist (d. h. nicht
»in einem Augenblicke stattfindet).
»Um nun die Zeit genau zu beobachten, fährt Baco
»weiter fort, welche der Schall zur Fortpflanzung braucht,
»besteige Jemand eine Pyramide oder einen Leuchtthurm
»und versehe sich mit einem Lichte, welchem ein Schirm
»vorgehalten wird ; eine zweite Person stelle sich in einer
»Entfernung von einer Meile. Schlage nun der erste
»Beobachter auf eine Glocke und entferne, im Augenblicke
»selbst des Schlags , den Schirm. Der andere , auf der
»Ebene bleibend, bestimme, durch Zählung seiner Pals-
»schläge, den Zeitraum zwischen der Wahrnehmung des
»Lichtes und derjenigen des Schalles; denn es ist ge-
»wiss, dass das Licht sich augenblicklich fortpflanze. ,
»Der gleiche Versuch kann auf eine grössere Entfernung,
»bei einer verhältnissmässigen Grösse des Lichtes und
»des Schalles, ausgeführt werden.«
So weit Baco ; man sieht, welche falsche Vorstellung
er sich von der Grösse der Schnelligkeit der Fortpflanzung
des Schalles machte : da er überhaupt über die Bewegungs-
lehre die verworrensten Ansichten hatte, konnte er den
wissenschaftlichen Begriff der gleichförmigen Bewegung
nicht verwerthen. Indessen, und wenn er auch keine
Versuche machte, war das von ihm angegebene Verfahren
— 457 —
fast für die ganze Reihe der nun kommenden Versuche
raaassgebend.
4) Bevor wir zu der Betrachtung dieser Versuche
tibergehen, erwähnen wir eines Umstandes, welcher die
Ausführung derselben in einer wissenschaftlichen Form
ermöglichte, wir meinen nämlich die Festsetzung der
Grundsätze der Bewegungslehre durch Galiläi (1564 — 1642)
und seine Entdeckung der Gesetze der Pendelbewegung;
durch diese Arbeiten, welche erst 1638 veröffentlicht,
aber doch durch Vorlesungen, Correspondenzen und
mündliche Mittheilungen früher bekannt wurden, denn
Galiläi hatte schon 1602 einen ziemlichen Theil dieser
mechanischen Lehren fortgesetzt, war es möglich ge-
worden, aus Versuchen die Natur der Fortpflanzungs-
bewegung kennen zu lernen : ebenso gab der, von Galiläi
herrührende Gedanke der \prwendung der Schwingungen
eines Pendels zur Zeitmessung, ein Mittel, gleich bei den
ersten Versuchen, die Zeit mit verhältnissmässiger Ge-
nauigkeit zu beobachten.
5) Wenn man nun nach dem Namen der ersten Be-
obachter der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der
Luft fragt, so weichen die physikalischen Lehrbücher und
Geschichtswerke in ihren Angaben von einander ab; die
Meisten, so Whewell, Fischer und Andere, schreiben die
ersten Versuche dem Gassendi (1592— 1655) zu; man be-
schreibt sogar das von ihm, nach der Angabe Bacos,
angewendete Verfahren und gibt die mit Hülfe desselben
ermittelte Fortpflanzungsgeschwindigkeit auf 1473 P. F.
= 478a,49 l) an ; andererseits behauptet z. B. Muncke
*) Grösserer Bequemlichkeit halber sind in dieser Arbeit alle
Längen auf Metermaass reducirt- worden, und zwar, nach den An*
i
— 458 —
in dem bez. Artikel des Gebler'schen physikalischen
Wörtflrbuchs'), dass Gassendi keine Versuche anstellte,
etztere Ansicht ist ohne Zweifel die richtige; in
at findet man in der Arbeit Gassendi's a) durchaas
Irwäbnung eigener Versuche über die Bestimmung
lallfortpflanzungsgeschwindiglteit', derselbe erzählt
wie er, durch Abfeuern von Gewehren verschie-
Kaliber, nicht diese Geschwindigkeit, sondern die
ingigkeit der Fortpflanzungsbewegung von der In-
des Schalls untersucht und nachgewiesen habe;
it maass der Beobachter bei diesen Versuchen
Zählung seiner Pulsschläge; diese Versuche sollen
40er Jahren des 47. Jahrhunderts stattgefunden
— Am Schlüsse des bezüglichen Abschnittes Fugt
■assendi folgende Bemerkung hinzu : »An dieser
, sagt er, wollen wir die Beobachtung unseres
nne nicht stillschweigend übergehen, welcher die
windigkeit des Schalles fleissig maass, und ent-
i, dass derselbe in einer Sekunde eine Stunde,
ar. Toisen = 4380 P. Fuss [442 Meter) zurücklegt.!
i weiteres Argument, welches übrigens wohl über-
sein dürfte, gegen die Ausführung von solchen
hen durch Gassendi, ist, dass die unmittelbar fol-
i Karaten'« Encyclopadie der Physik, Bd. 1, Seite
"., Leipzig 18G9, 8°, hat man angenommen :
ngliscfae Heile = 1609,306.
ngüaciier Faai = 0,3047928.
raus. Toise = 1,949031.
iriger Fua» = 0,3248394.
iehler'e Phya. Wörterbuch. Bd. VIII, 391.
IperaOmnia. Lugd. 1658. 4°. Bd. 1. - Pkysica Sectio I,
Cap. X. De Sono, Seil« 410.
— 459 -
genden Beobachter, welche diejenigen Mersenne's an-
führen, nichts Aehnliches von Gassendi berichten. Es
scheint uns daher festzustehen, dass die Ehre der ersten
Beobachtungen dem Pater Mersenne (1588—1648) zuzu-
schreiben ist.
6) Die Versuche Mersenne's wurden 4636 veröffentlicht
und sind daher wahrscheinlich am Anfange der 30er Jahre
ausgeführt worden. Ich konnte mir das bezügliche Werk1)
leider nicht verschaffen und muss mich auf einige An-
gaben beschränken, welche in den Berichten des spätem
englischen Beobachters , Walker ') , niedergelegt sind.
Nach diesem Engländer hätte Mersenne aus vielen Be-
obachtungen, bei welchen er wahrscheinlich die Schwin-
gungen eines Pendels zur Zeitmessung verwendete, eine
Geschwindigkeit von 4474 Engl. F. (4383 Par. F. =443 Meter)
gefunden; eine zweite Zahl von 2050 Engl. F. = 624 Meter
führt ebenfalls, nach demselben Berichte, Mersenne an;
jedoch rührt dieselbe nicht von eigenen Versuchen her,
sondern aus der ihm gemachten Angabe, dass der Schall
einer grossen Kanone bei Nacht 4 Minute nach dem Ab-
feuern gehört wurde; aus der im Berichte nicht ange-
führten Entfernung schliesst Mersenne auf die eben er-
wähnte Zahl.
7) Mersenne's Versuche blieben ungefähr 20 Jahre
noch die einzig vorhandenen ; dass dem so gewesen sei,
ist ziemlich erklärlich. Die allgemeine Verwirrung, welche
der dreissigjährige Krieg verursachte (1647 — 4648) war
der Ausführung solcher grossen und ziemlich kostspieli-
gen Versuche wenig günstig ; die regierenden Fürsten
in Europa hatten meist ganz andere Geschäfte, als die
*) Mersenne, Harmonicornm. Lib. XII. Paris, 1636. 4°.
2) Philosophical Transactions. December 1698. Kr. 247.
Walker, Some Experiments and Observation concerning sounds.
4
T^c-
— 460 —
ruhige Pflege der Wissenschaften zu begünstigen. Es
nahte aber eine für die Entwicklung der gesammtea
Naturforschung höchst bedeutungsvolle Zeit, diejenige der
Gründung der Akademien. Da diese Gesellschaften bei
der Bestimmung der Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit
eine hervorragende Rolle gespielt haben, scheint es nicht
unzweckmässig, der Errichtung der ersten derselben hier
in kurzen Worten zu gedenken.
Während des 16. Jahrhunderts waren in Italien zahl-
reiche Privatgesellschaften zu wissenschaftlichen, künst-
lerischen und literarischen Zwecken, einige derselben
auch der Naturforschung speziell gewidmet, gegründet
worden ; indessen waren ihre Leistungen meist unbedeu-
tend, und als die erste physikalische Akademie darf man
mit Recht die am 49. Juli 4657 in Florenz gegründete
Academie del Cimento (Akademie des Versuchs) be-
trachten ; sie wurde durch den Herzog Ferdinand von
Toscana, den Gönner Galiläi's, in's Leben gerufen und
verblieb, während ihrer leider kurzen Lebensdauer, unter
dem Präsidium seines Bruders, des Fürsten Leopold von
Medici (4617-4675). Aus bloss 9 Mitgliedern bestehend,
hatte diese Gesellschaft nur die Aufgabe des Experimen-
tirens, und sie löste dieselbe mit bewunderungswerthem
Geschick. Sie hatte auch kaum auf günstigerem Boden
entstehen können. In der That hatte Galiläi die letzten
Jahre seines Lebens in der Nähe von Florenz verlebt1)« und
sein Geist, seine Lehren, seine Methode beseelten die Män-
ner, welche berufen wurden, die Academie del Cimento zu
bilden; zwei von ihnen sogar waren seine Schüler ge-
wesen. Leider, wahrscheinlich eben weil sie die Tragens
der Galiläi'schen Traditionen war, wurde bald die Aca-
demie del Cimento dem römischen Hofe verdächtig und
i) Von 1633 bis zu seinem Tode 1642 bewohnte Galil&i die der
Familie Martellini gehörende Villa Giojello bei Arcetri.
— 464 —
als ihr Präsident sich um einen Cardinalshut bewarb,
erhielt er denselben unter der Bedingung der Auflösung
der Gesellschaft, welche auch 4667 stattfand.
8) Die Versuche über die Schallfortpflanzungs-
geschwindigkeit in der Luft, welche die Florentiner Aka-
demiker, wahrscheinlich beim Beginn des Bestehens ihrer
Geseilschaft, veranstalteten, sind in der 4667 herausgege-
benen Sammlung ') der Arbeiten derselben beschrieben ;
sie sind die ersten , welche in ächtwissenschaftlicher Form
auf diesem Gebiet ausgeführt wurden, wesshalb wir sie hier
etwas vollständig mittheilen wollen. Drei Versuche wur-
den nämlich zur Prüfung ebensovieler Sätze3) gemacht
Erster Satz. Der Schall der Explosion verschie-
dener Geschütze legt den gleichen Raum in einer und
derselben Zeit zurück.
Dieses zu beweisen, wurde auf die gleiche Entfernung
mit drei verschiedenen Geschützarten (Spingarda, Sme-
riglio, Canon dimidiatus) gefeuert und je durch Beobach-
tung der Schwingungen eines Pendels, die Zeit zwischen
der Wahrnehmung des Abfeuerns und derjenigen des
Schalles gemessen. Die verschiedenen Versuche ergaben
stets die gleiche Zeit
Zweiter Satz. Der Wind, möge er günstig oder
ungünstig sein, weder beschleunigt die Fortpflanzung
noch verzögert dieselbe; ungünstiger Wind vermindert
bloss die Intensität des Schalls.
Es wurden bei Westwind, östlich und westlich vom
Beobachtungspunkte und in gleichen Entfernungen von
0 Saggi di naturali Eeperienze fatte nell* Academia dei
Cimento. Firense, 1667, 8°. — Von Musschenbroeck 1731, unter dem
Titel: Tentamina experimentorum natnralium captorum
in Academia del Cimento, Leyden, 1731, 4>, in's Lateinische ttbersetst»
*) Tentamina exper. P. II, Seite 106 n. ff.
Bern. Mittheil. 1870. Nr. 732.
— 162 —
.selben, Geschütze aufgestellt; von beiden Stellen aas
den eine Anzahl Schusse abgefeuert, wahrend im Be-
;htungsort der Zeitraum zwischen der Wahrnehmung
Flamme der Explosion und derjenigen des Schalles
;h die Anzahl derSchwingungen eines Pendels gemessen
de. Bei allen Versuchen ergab sich die gleiche Zeit.
Dritter Satz. Die Bewegung des Schalles, d. h. die
ipflanzungsbewegung desselben, ist gleichförmig; hier
der Bericht, dass ein Mitglied der Akademie auf
en Gedanken der gleichförmigen Fortpflanzung^
egung gekommen sei und denselben in folgender
se geprüft habe :
In einer Entfernung von einer italienischen Meile
5925 Par. Fuss = 1935 Meter) wurden ein grösseres
ngarda) und ein kleineres Geschütz (Mastio) aufgestellt
aus jedem derselben sechs Schüsse abgefeuert; bei
i Versuchen wurden, zwischen dem Augenblick der
losion und der Wahrnehmung des Schalls, je 10
wtngungen eines Pendels gezählt, welches die halbe
unde schlug; dann wurden die gleichen Geschütze
»iner Entfernung von einer halben Meile vom Be-
;htungsorte aufgestellt und wiederum aus jedem der-
en sechs Schüsse gefeuert ; bei jedem Schusse fand
für die Zeit der Forlpflanzung 5 Schwingungen des
ler gebrauchten Pendels, wodurch der dritte Satz
ätigt und zugleich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
Schalls in der Luft auf 1183 Par. F. = 385 Meter
gesetzt war.
Der Bericht schliesst mit einigen Vorschlägen zur
endung der Ergebnisse des dritten Versuchs aufBe-
mung von Entfernungen, z. B. zur Messung der Ent-
ung zweier einander unsichtbaren Stationen, und zu
ilichen topographischen Aufnahmen durch Winkel-
messungen von einer Centralstation aus und Abf
von Geschützen an den aufzunehmenden Punkten.
9) Diese Versuche (ragen einen unverkenn
Charakter wissenschaftlicher Nüchternheit und ihr
Schreibung ist durch keine unklare und konfuse Ai
andersetzung leerer theoretischer Spekulationen v
staltet, wie sie so häutig in den Werken dieser Zeil
kommen. Man kann sich freilich Tragen, ob dies
mit allen rlülfsmitteln ausgeführt wurden, welche
Florentiner Akademikern zur Verfügung standen,
besassen nämlich schon Thermometer. Barometei
Hygrometer"). Die Thermometer waren Weingeisttb«
meter, die eine Theilong in 50° am Glase angel
trugen; der 50. Grad entsprach der grössten in Fl
bekannten Sonnenhitze (circa 44° R.J ; der 16.
17. Grad war der Punkt grössler, in Florenz beobaci
Kälte; nach Vergleichungen solcher |"l829aufgefund
Thermometer mit der Reaumur'schen Scala ergibt
dass 50° Flor. = 44° R. j also1°Flor.= 1°,18 Re
0° „ =—15« „ 1 =1°,475C.
Das Hygrometer war ein noch sehr rudimer
Instrument, das jedenfalls zu den Beobachtungen, di
beschäftigen, nicht hätte verwendet werden könnet
Das Barometer war noch ein unvollständiges Gi
barometer mit willkürlicher Scala, welches mehi
Wiederholung des Toricellischen Versuchs und zu l
suchungen über das Verbalten der Körper im luTtl
Räume, als zu Beobachtungen des Luftdrucks be
vorigen Versuchen dienlich sein konnte.
') Tentamiiift experiment. P. I, Cap. Id.1I.
— 464 —
Die Florentiner Akademiker hätten daher wohl
Thermometer-» aber keine Hygrometer- and Barometer-
Beobachtungen bei ihren Versuchen anstellen können;
da sie aber, und das ist gerade , was man an dieser Lei-
stung am meisten aussetzen kann, auf zu kleine Ent-
fernungen beobachteten und keine Reihe von Versuchen
veranstalteten, so hätten solche Thermometer-Aufzeich-
nungen wenig genützt. Auch wäre es unbillig, für eine
Zeit, wo die wissenschaftliche Experimental-Physik eigent-
lich erst begann, eine Berücksichtigung von Faktoren zu
verlangen, deren Vorhandensein kaum geahnt werden
konnte. Es scheint uns daher, dass die Florentiner Ver-
suche vollkommen auf der Höhe^ die, damals und in
dieser Frage, erreichbar war, stehen.
10) An dieser Stelle wären noch die Versuche zu
erwähnen, die Kircher (1601 —1680), ungefähr 1670
anstellte; dieselben sind in einem 1672 herausgege-
benen Werke *) dieses Gelehrten besprochen. Bei
diesen Versuchen bediente sich Kircher der Methode
des Echos, das heisst, er stellte sich in einer gewisses
Entfernung von einer Mauer und beobachtete die Zeit,
welche zwischen dem Aussprechen eines Lautes (z. B.
einer Sylbe) und der Wahrnehmung des Echos desselben
verfloss; da die Entfernungen, welche er wählte, sehr
klein waren, und dadurch die ohnehin geringe Schärfe
seiner Zeitbestimmungen (Pendelschwingungen) voll-
kommen annulirt wurde, haben diese Versuche eigentlich
keinen Werth. Mit dem Pendel scheint Kircher nicht
recht umzugehen gewusst zu haben; wenigstens sagt er,
dass er sich zur Zeitmessung eines Pendels, aber stets
') Pater Kircher, Phonurgia Nova etc. Campidonae, 1673,4*.
Liber I, Gap. I, Praluaio 3, § 2.
— 165 —
mit geringem Erfolge bedient habe, und er kommt zu
dem Schlüsse, dass es besser sei, auf den Gebrauch
dieses Instrumentes zur Zeitbestimmung zu verzichten.
Aus den Ergebnissen seiner Untersuchungen schöpfte
Kircher den Glauben, dass die Fortpflanzungsbewegung
eine verzögerte, und zu verschiedenen Tageszeiten eine
verschiedene sei ; daher gibt er auch für die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit keinen bestimmten Werth an. Im Ganzen
stehen diese Versuche nicht auf der wissenschaftlichen
Höhe der Zeit, zu welcher sie gemacht wurden.
44) Nach den Florentiner Versuchen, verfloss
wiederum eine ziemlich lange Zeit, bis solche Bestim-
mungen wieder in ernster Weise aufgenommen wurden.
Der jungen, 1666 gegründeten Pariser Akademie der
Wissenschaften, war es vorbehalten, diese Frage neuer-
dings anzuregen. Die Versuche, welche von dieser
^Gesellschaft am 23. Juni 4677 veranstaltet wurden1) sind
besonders durch den wissenschaftlichen Werth der Männer,
von denen sie ausgingen, und weil dieselben drei ver-
schiedenen Nationalitäten angehörten, merkwürdig. In
der That, der Italiener Domenico Cassini I. (4625-4743),
der dänische Astronom Römer (4644—1740), der Entdecker
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts, der fran-
zösische Astronom und Geodät Picard (4620—4682), der
Leiter der ersten wissenschaftlichen Gradmessung, welche
die neue Bestimmung der Schallfortpflanzungsgeschwin-
digkeit in der Luft vornahmen, vereinigten eine Summe
von Specialkenntnissen, wie sie kaum zu dieser Zeit
hätte grösser getroffen werden können, und bildeten
eine wissenschaftliche Autorität, die die ganze damalige
*) Duhamel, Regi» ecientiarum Academin historia. Paris, 1698, 4°.
Üb. II, Sect. 3, Cap. 2.
— 166 —
naturforschende Welt anerkannte. Leider, und dieses
zeigt welche kleine Rolle unsere Frage, die, später und
bis auf die heutige Zeit, so viele Gelehrte beschäftigen
sollte, damals noch spielte, enthalten die Memoiren der
Pariser Akademie keine Spur dieser Arbeit, deren Resultate
nur in der, vom Sekretär der Akademie, Duhamel, 4696
herausgegebenen Geschichte derselben mitgetheilt werden
Man fand, durch ein, demjenigen der Florentiner ähn-
liches Verfahren, eine Geschwindigkeit von 1097 Par. F.
= 356 Meter; die Entfernung, auf welche beobachtet wurde,
betrug 1280 Toisen = 2495 Meter.
12) Mit diesen Versuchen schliesst sich, was ich die
erste Periode der Untersuchungen über die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit des Schalles in der Luft nennen möchte;
was sie von der folgenden unterscheidet ist einerseits,
dass bei allen die Entfernungen auf welche verfahren
wurde, zu klein und die Zeitmessung nicht genau genugf
so dass die Fehlerquellen bedeutend waren, andererseits
der Mangel theoretischer Untersuchungen über den Pro-
cess der Fortpflanzung des Schalles in der Luft; aa
Muthmassungen, an Vorstellungsweisen über diesen Pro-
cess fehlte es zwar nicht; allein sie sind kaum der
Erwähnung wertb; darüber hatte schon mehr als 4600
Jahre früher der Römer Vitruv das Beste gesagt1): »Der
»Ton ist ein fliegender Hauch, der die Luft erschüttert
»und sich dadurch unserem Ohre kund gibt. Dabei
»bewegt sich die Luft in zahllosen concentrischen Kreisen,
»gleich den Wellen des Wassers, in welches ein Stein
»geworfen wird, die aus unzähligen Kreisen bestehen, die
»immer grösser werden, je weiter sie sich von ihrem
»Mittelpunkte entfernen, und die so lange auswärts
»schreiten, bis sie von einer Begränzung des Raumes
1) Whewell, History ofthe io duetive Sciences. Bd»II,
Bach VIII, cap. I.
— 167 —
»oder sonst einem Hindernisse in ihrer Bewegung auf-
»gehalten werden. Ganz ebenso schreitet auch der
»Schall in Kreisen durch- die Luft fort. Allein im W
»geben diese Kreise bloss in der Breite und in hoi
»taler Richtung fort, während der Schall in der Luft
»nur in der Breite, sondern auch in der Tiere all
nimmer weiter schreitet.«
Die folgende Periode beginnt eben mit der t
mathematischen Behandlung unserer Frage und
eins der merkwürdigsten Beispiele der Bemühungei
wissenschaftliche Theorje mit der experimenteller
kenntniss der Naturerscheinungen in Einklang zu bri
11. Uebersicht der Untersuchungen zur Bestimi
der Schallgeschwindigkeit In der Luft von der
Stellung der Newton'schen Theorie bis zurLaplace'«
Correction.
A. Newton's Theorie.
13) Wie in mehreren andern Gebieten der P
und der Mathematik, bezeichnet für unsere Frag«
Eingreifen Newtons (1643— 1727) in die Wissenschaft
epochemachenden Fortschritt. Während ihm aber in ai
Fragen seine Vorgänger und seine Zeitgenossen eii
deutendes Material an wichtigen Vorarbeiten über!
hatten, fand Newton die Frage der Fortpflanzung
Bewegung in elastischen Flüssigkeiten beinahe unbei
Seine Theorie war daber wirklich neu, und wen
durch die Arbeiten seiner Nachfolger überflügelt w<
ist, so gebührt ihm das Verdienst, die ersten Be
scharf festgesetzt und dieselben einer mathemati;
Behandlungsweise unterworfen zu haben, welche
in unseren Tagen, wenn auch in verändertem Gew
- 168 —
ihre Geltung hat. Diese Theorie bildet die VIII. Sectios
des 2. Buches der 4687 herausgegebenen Principia phi-
losophier Naturalis; das Buch war aber froher ver-
fasst worden l), und es ist sicher, dass der Hauptabschnitt
desselben, welcher uns beschäftigt, im Sommer 4685 fertig
ausgearbeitet wurde. Versuchen wir die Hauptsätze der
Newton sehen Fortpflanzungstheorie in aller Kürze anzu-
führen; dieselben sind in den folgenden Propositionen
enthalten 3).
4. Der Druck pflanzt sich in Flüssigkeiten nicht nach
geraden Linien fort, ausgenommen an den Stellen, wo
die Flüssigkeitstheilchen in gerader Linie liegen. (Satz
der Fortpflanzung des Drucks nach allen Richtungen.)
2. Jede durch eine Flüssigkeit fortgepflanzte Bewegung
weicht vom geraden Weg ab und in die noch un-
bewegten Theile derselben.
3. Jeder in einem elastischen Medium schwingende
Körper wird die schwingende Bewegung nach allen
Seiten in geraden Linien fortpflanzen, während der-
selbe, in einem nicht elastischen Medium, eine kreis-
förmige (eigentlich eine Wirbel-) Bewegung erzeugen
wird.
4. Die Schwingungen einer Flüssigkeit in communid-
renden Röhren haben, wenn man dabei von der
Reibung absieht, eine Dauer, welche derjenigen der
Schwingungen eines Pendels gleich ist, dessen Länge
die halbe Länge der Flüssigkeitssäule in den Röh-
ren ist.
0 David Brewster, The Life of Sir Itaac Mewton. London,
1833, 80. Chap. X, pag. 157.
*) Newton, Philoäophi» naturalis principia matha-
matica. 2. Bd. Cambridge, 1713, 4°. Lib. II, Sect VBI,
Proposit. 41—50.
— 469 —
5. Eine Flüssigkeitswelle schreitet am ihre eigene Länge
in einer Zeit fort, welche der Schwingungszeit eines
Pendels gleich ist, dessen Länge die Wellenlänge
beträgt; Wellenlänge nennt Newton die Entfernung
zweier auf einander folgenden Wellenbäuche oder
Wellenthäler. Diesen Satz gibt Newton bloss als
eine Annäherung an.
6. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit zweier Wellen
ist der Quadratwurzel ihrer Längen proportional.
Diese letzte Proposition folgt unmittelbar aus der
vorhergehenden.
7. Wenn Schwingungen sich in einem Fluidum fort-
pflanzen, die einzelnen Flüssigkeitstheilchen, in
einer sehr kleinen hin- und hergehenden Bewegung
begriffen, werden stets nach dem Gesetze eines
schwingenden Pendels beschleunigt und verzögert.
8. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten von Wellen,
welche in einem elastischen Medium fortschreiten,
verhalten sich, unter der Voraussetzung, dass die
elastische Kraft des Fiuidums dem Drucke desselben
proportional ist, direkt wie die Quadratwurzel der
elastischen Kraft, und umgekehrt wie die Quadrat-
wurzel der Dichtigkeit.
9. In dieser Proposition wird die Aufgabe der Bestim-
mung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wellen
in einem elastischen Medium von der bei 8. voraus-
gesetzten Beschaffenheit, bei gegebener elastischer
Kraft und Dichtigkeit des Mediums gelöst.
Newton denkt sich, dass das Fluidum, in analoger
Weise wie die Atmosphäre, einem Drucke ausgesetzt wird,
den er für die elastische Kraft nimmt, und durch die Höhe
A einer Säule eines homogenen Fiuidums von der glei-
Bern. Ifittheil. 18p. Nr. 733.
— HO —
Dichtigkeit wie das Medium, ausdrückt; dur»;h eine
wahrhaft scharfsinniger Betrachtungen zeigt er, das*
man, mit dieser Höhe A als Radius, einen Kreh
reibt, ein Punkt, der sich auf die Peripherie dcs-
i mit der gesuchten Fortpflanzungsgeschwindigkeit
förmig bewegen würde, diese Peripherie in eben
,eit zurücklegen, während welcher ein Pendel \ea
änge A eine Doppelschwingung ausführen würde,
[an denke sich, zum Beispiel, atmosphärische Luft,
dem Barometer-Druck B; es sei t das speci6sctie
■ht des Quecksilbers, und 5 dasjenige der Luft; die
iule vom specilischen Gewichte «J, deren Druck dem
>elerdruck B gleich wäre, hat eine Höhe A, welche
die Gleichung
A . S = B . i oder A = B . -J-
unit wird.
lie Peripherie des Kreises vom Radius A ist : P = iil
'ie Dauer T einer Doppelschwingung des PenJeL,
ler Länge A ist: T = 2* \~
ier Punkt, der den Weg P in der Zeit T gleicb-
j zurücklegt, hat daher die Geschwindigkeit:
* T
fei/*
' e
liese Geschwindigkeit ist aber, nach Newtons Beweis,
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Wellen u
uft. Setzt man in obige Formel den vorhin gefun-
i Werth von A ein, so ergibt sich:
-V*
Ist aber M die Masse eines Volumens \V von Lu
s pect tischen Gewichte 6, so hat man: ¥y— rü- —
— ist also die Dichtigkeit dieser Luft, und die
pflanzungsgeschwindtgkeit ist daher gleich der Qi
wurzel des Quotienten der elastischen Kraft, dur
Dichtigkeit des fortpflanzenden Mediums.
Der Ausdruck V = V^XTg = yi . ~ . g gibt I
zu der Bemerkung Veranlassung, dass die Fortpflan
geschwind igkeit der Weltenbewegung in einem elas
Medium, derjenigen gleich ist, welche ein von de
A
-3- frei fallender Körper erlangen würde.
40. Diese Proposition gibt das Mittel an, die V
länge zu berechnen; sie ist nichts anders
Aufstellung der Formel l = V.T, wobei
Wellenlänge, V die Fortpflan zu ngsgeschwini
und T die Schwingungsdauer der schwinj
Theilchen bezeichnet.
Das Interessanteste aber in dieser Proposit
ein Zusatz, welcher wörtlich in folgender Weise b
»Diese ganz neuen Sätze betreffen auch die Bet
des Lichtes und des Schalles. In der That, da da
eine geradlinige Fortpflanzung hat, so kann es (nach'
in einer blossen Wirkung (d. h. etwa Druck oder Bew
nicht bestehen. Die Tone aber, da sie durch schwii
Körper erzeugt werden, sind nichts anders als fortgej
Wellen der Luft.«— Dann geht Newton zu der B
nung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit in der Lui
der vorher angegebenen Formel über; er nimmt:
— 472 —
B = 30 Engl. Zoll. |- „J».
woraus A = B.-|- = 30.44890 = 356700 Engl. ZoB.
A = 29725 Engl. F. Die Peripherie 2*A = 485768 Engl. F.;
ferner ist die Schwingungsdauer T eines Pendels toi
29725 Engl. Fuss, T = 190,75 Zeitsecunden, und folgUcfc
V = ^^ = 979 Engl. F. = 948,58 Par. F. = 298,09 Met
44) Neben den grossartigen Leistungen Newtons auf
dem Gebiete der physischen Astronomie und der rebei
Mathematik, so wie neben seinen merkwürdigen optisch«
Entdeckungen und Untersuchungen, musste ganz natür-
lich seine Theorie der Wellenbewegung, und deren An-
wendung auf die Bestimmung der Schallfortpflanzongs-
geschwindigkeit in der Luft, ziemlich unbemerkt bleiben,
um so mehr, als diese letztere Grösse, beim damalige!
Stand der Physik, eigentlich ohne grosse Wichtigkeit war,
und in der That verfloss ein halbes Jahrhundert, bis diese
Theorie Gegenstand weitererund eingehenderer Discussio-
nen wurde. Dieses indessen soll uns nicht bindern, des
Reichthum an Folgerungen zu bewundern, den die»
wenigen, oben angeführten Sätze enthalten. Freilich ge-
hört eine ziemlich ausdauernde Arbeit dazu, aus der
eigentümlichen, vorzüglich geometrischen Art der
Newton sehen Beweisführung, welche ausserdem von Wh
gemeiner Kürze ist, den wahren und ganzen Inhalt her
auszußnden; wenn man aber sich die Mühe gibt, des-
selben in die Sprache der modernen Analysis zu über-
setzen, so wird man finden, dass diese Sätze wirkhell
den Keim zu einer grossen Anzahl der Entwicklungen un-
serer heutigen Wellenlehre enthalten; besonders inter-
essant ist die geniale Zurückfuhrung aller Untersuchungen
— 173 —
auf Pendelbewegungen. Freilich kann man sagen , dass
in Beziehung auf Pendellehre Newton in den Arbeiten
Huyghens ein schon ausgezeichnet bearbeitetes Material
vorfand; ja man kann sogar Huyghens in Beziehung auf
Wellenlehre vielleicht die Priorität zu geben geneigt sein.
In der That hatte dieser grosse Mann 4678 der Pariser
Akademie seine Lichtlehre vorgelegt, die jedoch erst
4690 herausgegeben wurde; indessen, abgesehen davon,
dass um diese Zeit, aller Wahrscheinlichkeit nach, Newton
seine »Principia« schon zum grössten Theil ausgearbeitet
hatte, muss man sagen, dass Huyghens von der Wellen-
lehre gerade den Theil ausgebildet, den Newton nicht
berührte und umgekehrt; Huyghens hat sich besonders
mit der Wellenfläche beschäftigt, während Newton die
schwingende Bewegung der Theilchen und die Fort-
pflanzung derselben untersuchte ; Huyghens war der voll-
kommen selbstständige Erfinder der Undulationstheorie
des Lichts, Newton wurde in ebenso selbstständiger Weise
der Schöpfer der ersten Theorie der Portpflanzungs-
geschwindigkeit der Wellenbewegung. Nach diesen Be-
merkungen, welche uns über die engen Grenzen, die
sich gegenwärtige Arbeit gesteckt hat, hinausgeführt ha-
ben, kehren wir zu dem von Newton als Ergebniss theo-
retischer Betrachtungen gefundenen Resultat zurück.
45) Diese Zahl von 298m war bedeutend kleiner als
diejenige Mersenne's (444m), der französischen Akade-
miker (356ro) und der Florentiner (385m), welche wahr-
scheinlich alle Newton bekannt waren; der Unterschied
zwischen dem Resultat der Theorie und denjenigen der
Versuche war zu gross, um blossen Beobachtungsfehlern
in den letztern zugeschrieben werden zu können, be-
sonders da die Pariser und Florentiner Zahlen ziemlich
sorgfaltig ermittelt worden waren; andererseits Hessen
&r
Tai
— 474
tv ,- • '.
tf»
• V
- J.
1-f
&.
rj.
'/
?y-
sich die Grundsätze der Theorie nicht bestreiten, und
der aus ihnen durch eine Reihe logischer Betrachtungen
gezogene Schluss konnte nicht aufgegeben werden. Dies«
Zwiespalt zwischen Theorie und Experiment beschäftigte
von Anfang an Newton, und er kam auf den vollkomm«
richtigen Gedanken, dass, bei der Aufstellung der Theorie,
einige Faktoren nicht berücksichtigt worden waren; er
versuchte nun dieselben aufzufinden, und glaubte io fol-
gender Weise verfahren zu können. Er stellte sick
nämlich die Luft vor, als zum Theil aus festen Partikel-
chen bestehend, welche in gleichen Zwischenräumen Re-
gen und ungefähr die Dichtigkeit des Wassers haben:
nun, sagte er, pflanze sich durch ein solches festes Thefl-
chen der Schall augenblicklich fort, und folglich müsse
die gefundene Fortpflanzungsgeschwindigkeit von 979*
nur für die mit der eigentlichen elastischen Flüssigkeit
ausgefüllten Zwischenräume zwischen diesen festen Theü-
clien gelten; das Dichtigkeitsverhältniss der Luft zmn
Wasser sei ungefähr^-; drücke man also Luft, unter
dem gewöhnlichen atmosphärischen Druck, auf ein 870 Mal
kleineres Volumen zusammen, so würde sie die Dichtig-
keit des Wassers erhalten, und folglich müssten die
Zwischenräume auf 0 reducirt werden; bei einer Volomen-
Verminderung auf ^=-, werden aber die linearen Dirnen-
i 1
sionen auf
J/870
also auf beinahe 7^ reducirt werden:
10
die Zwischenräume zwischen den Mittelpunkten der festen
Theilchen müssen daher 10 Mal ihrem Durchmesser gleich
sein, und also sei der leere Zwischenraum zwischen zwei
Theilchen gleich 9 solchen Durchmessern; oder auf ein*
k
Länge L, sei -jj-L durch die festen Theilchen eing
men, und pflanze sich durch dreses-^-L der Schall ;
blicklic.ii fort; die Lange, welche der Schall in
Secunde zurücklege, sei demnach:
9W + Üj^I ^ 979 + *08,8 — circa 1088' = 331,t
Mit Hülfe dieser Korrektion hatte Newton seit
derjenigen der französischen Akademiker um ein I
tendes naher gebracht, und sich zufällig der in n
Zeit ermittelten merkwürdig genähert. Hingegei
man wohl zugeben, dass diese Erklärung, soweit n
überhaupt auffassen kann, werthlos und zum Thei
im Widerspruche mit dem Begriffe selbst der V
fortpflanzung stand.
Eine zweite Korrektion suchte Newton dun
rücksichtigung der in der Luft vorhandenen Dämf
zubringen- »Diese Dampfe, sagte er, da sie eil
»dere Elasticilät besitzen, nehmen an derBewegu
»wirklichen Luft, durch welche der Schall fortge
»wird, keinen oder fast keinen Antheil; da sie i
»Ruhe sind, so wird die Bewegung durch die wi
»Luft allein, schneller fortgepflanzt werden, un<
»im Verhältnis» zur Quadratwurzel der geringen
»Sind auf 11 Theilc. 10 Theile Luft und 1 Theil :
»so wird die Fortpflanzungsgeschwindigkeit V mi
i/TT
»Faktor y j~ noch zu multipticiren sein.«
i/I
In der That, bei reiner Luft ist V;=F M^ aber,
gemachten Voraussetzung, ist die Hasse der wir!
Luft nur jr M ; also muss man haben :
TV
— 476 —
I W
▼i
oder, weil \j^ beinahe §* ist ;
Vl«=^V=2j.1088EDgl.F. = 1U2EDglF.=348Met
Wenn auch diese Korrektion , ihrem Wesen nach,
berechtigter als die vorige war , so muss man gestehen,
dass ihre numerische Grösse rein durch das Bedürfnis
der Uebereinstimmung zwischen Theorie and Versuch
bedingt wurde.
B. Uebersicht der Versuche seit Newton's Zeit
bis zur 2. Hälfte des XVIII. Jahrhunderts.
16) In den ersten Jahren nach der Veröffentlichung
der Newton'schen Theorie, d. h. bis zum Schlosse des
XVII. Jahrhunderts, finden wir nur eine namhafte oete
experimentelle Bestimmung der Schallfortpflanzungi-
geschwindigkeit in der Luft ; freilich werden Boyle
(1627—4691) und Roberts, von Muncke1) als Veranstalter
von Versuchen angegeben ; Boyle s Bestimmung soll 468S1)
veröffentlicht worden sein ; ich konnte mir das betreffende
Werk nicht verschaffen, glaube aber, aus einer Citation
in der spätem englischen Abhandlung von Walker schliessen
zu dürfen , dass Boyle am betreffenden Orte bloss sagt:
er habe mehr als einmal sorgfältig beobachtet, dass der
Schall in einer Secunde mehr als 1200 Engl. F. =360 Meter
zurücklege. Eine ausführliche Hittheilung des Beobach-
tungs-Verfahrens scheint kaum stattgefunden zu haben.
*) Gehler's Physik. Wörterbuch. Bd. VIII) Seite 390.
*) Boyle, Essay on languid Motion. 1685.
— 177 —
Was den Englander Roberts anbelangt, so befind
in der von Muncke citirten Arbeit *) vom Jährt
bloss die beiläufige Angabe, dass man annimn
Schall lege in einer Secunde 1300 Engl. F. =39(
zurück. Die vorbin erwähnte Versuchsreihe wu
Jahre 1698 von einem Engländer Walker anges
sie hat, auch für ihre Zeit, kernen wirklichen
verdient aber, weil zum ersten Male bei derselb
Einfluss des Windes bemerkt wurde, und desBeobaci
Verfahrens wegen, angeführt zu werden. Dieses I
war, in zweckmässigem Weise, dasjenige, welches I
schon angewendet hatte: mit einem sorgfältig ausg
ten Pendel, das die halbe Secunde gab, stellte sich'
vor einer Wand auf, und schlug zwei Holzbrettcheo
einander, wobei er die Zeit bis zur Ankunft des
bestimmte ; er verrückte seinen Standpunkt meisl
lange, bis diese Zeit eine genaue Anzahl von See
oder eine gerade Anzahl von Pendelschwingungen I
war dann die Entfernung d seines Standortes 1
Wand gemessen, und 2n die Anzahl der Pendels
gungen, so ergab sich die Fortpflanzungsgeschwind
y = 2d
n
Walker führte 11 verschiedene Versuchsreihe
bei welchen die Windesrichtungen beobachtet «
und die ihm folgende sehr verschiedene Werlhe
ergaben :
•) PhiloBOphic&l TranB&ctioos for 1691. So. 309.
niog tlie Dietance of the liied Stara, by Tr. Roberts, Esq.
i) Philosophie»! Transactinns. Ho. 247, Decemb
Some Experiment« and Observation concerniug Sonnt
Walker.
Bern. Hittheil. 1870. Nr. 7»
m -
htar.
Ca|| fmm.
M*t*.
393
9) 4278 .
. 389
420
10) 4290 .
. 392
393
41) 4200 .
. 366
361
Eogl. Fom, M«tor. Engl Fun.
1) 1256 . . 382 5) 1292 .
2) 1507 . . 461 6) 1378 .
3) 1526 . . 465 7) 1292 .
4) 1150 . . 350 8) 1185 .
Nimmt man, bei Auslassung der Zahlen 2), 3) und 6)
den Durchschnitt dieser Bestimmu ngen, so ergibt sie,
eine mittlere Zahl
V = 378 Meter.
Am Schlüsse seiner Abhandlung sagt Walker, diss
er die Fortpflanzungsbewegung für schneller am Anfang
derselben als später zu halten geneigt sei, »wie es,
»meint er, bei einer heftigen Bewegung der Fall sei«; aas
diesem letzten Satze geht hervor, dass Walker über die
Art dieser Bewegung gar keine klare Vorstellung haue,
und die Newton'sche Theorie, die er mit keinem Worte
berührte, nicht annahm; über den Einfluss des Windes,
spricht er sich dahin aus, dass durch den Wind, wem
er entgegengesetzt gerichtet, die Fortpflanzungsbeweguog
etwas verzögert zu sein scheine.
17) Die ersten Beobachtungen am Anfange des
18. Jahrhunderts , verdankt man den englischen Astro-
nomen Flamstead (1646—1719) und Halley (1656—1724),
über ihre Versuche enthalten die Philosophical Trans-
actions eben nur eine Notiz des bald zu erwähnenden
Derham's; dieselben fallen, aller Wahrscheinlichkeit nach,
in das Jahr 1703, und ergaben, durch die Methode des
Abfeuerns von Geschützen, und bei Anwendung e*ner
Entfernung von 4700 Meter, welche der Schall in 1ä",5
zurücklegte, eine Geschwindigkeit von 1142 Engl. F.
= 348 Meter. Beobachtungsort war die Greenwichfr
Sternwarte, die damals unter der Leitung Flamstead'*
stand.
_ |7fl _
18) Alle Versuche, welche wir bis jetzt betrachte
waren mehr oder weniger unvollständig; wir kom
jetzt zu der ersten allseitigen Untersuchung über
Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der 1
welche von einem englischen Geistlichen, Derl
(4657—4735) in Üpminster, Grafschaft Essex, in den Jal
1704 — 1706 angestellt wurde. Die Ergebnisse dieser
obachtungen sind in einer Abhandlung niedergelegt,
ren Inhalt, in seinen wichtigsten Zügen, folgender h
Derhara beginnt mit einer Zusammenstellung
bisher für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ermittt
Zahlen, betont die bedeutenden Abweichungen derse
von einander, und findet die Ursache dieser Verschie«
beit in den mangelhaften Beobachtungen, bei weh
er drei Hauptfehlerquellen nachweist: 1. Eine ungei
Zeitmessung, besonders durch den Gebrauch etnfiu
Pendeln veranlasst; t. die zu geringen Entfernungen,
welche beobachtet wurde; 3. die Nichtberücksichtig
des Einflusses des Windes. Diese Fehlerquellen, weh
er noch die zu geringe Anzahl der Beobachtungen I
hinzufügen können, zu beseitigen, machte Derham s
Versuche, wobei er die Methode des Abfeuerns von
schützen anwendete, auf Entfernungen von 1 — 13 He
(4,6 bis 21 Kilom.), bediente sich zur Zeitmessung e
ausgezeichneten portativen Pendeluhr, welche die h
Sekunde schlug, und berücksichtigte jedesmal die Win
richtung; überdies» beobachtete er auch den Baromc
stand. Bevor er an die Arbeit ging, entwarf er ein
gramm, das in den folgenden Fragen bestand :
<)Philoaophical Traniaction«. 1706. Hr. 313. Ei
ata et Observation?» da eoni motu, factae a Rererendo. W.
n, EcclfiBi« UpminsterienBis rectore.
*,•-*
— 480 —
1 . Welchen Weg legt der Schall in einer Sekunde oder
in jeder andern Zeit zurück?
2. Erreicht der Schall den Beobachter in derselben
Zeit, wenn die Hündung des Geschützes gegen den-
selben gerichtet ist, als wenn sie die entgegengesetzt*
Richtung hat?
3. Legt der Schall in derselben Zeit denselben Raum»
welcher auch der Stand der Atmosphäre und des
Barometers sei, zurück?
4. Pflanzt sich der Schall mit gleicher Geschwindigkeit
am Tage und während der Nacht fort?
5. Haben die Winde auf die Schallfortpflanzung Ero-
fluss, und wie?
6. Hat der Schall eine andere Bewegung im Sommer
und im Winter, bei einem schneedrohenden und bei
trockenem, klarem Himmel?
7. Haben schwache und starke Töne die gleiche Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit?
% Erreicht der Schall das Ohr des Beobachters stets
in der gleichen Zeit, wenn die Elevation des Ge-
schützes 0°, 10°, 20°, 90° beträgt?
9. Hat der Schall, welcher auch sein Ursprung sein
mag, die gleiche Fortpflanzungsbewegung?
10. Aendert die verschiedene Explosionskraft des Schiess-
pulvers die Fortpflanzungsbewegung des Schalles?
11. Ist die Fortpflanzungsbewegung des Schalles die-
selbe in den höheren Theilen der Atmosphäre als io
den tieferen?
12. Bewegt sich der Schall in gleicher Weise von oben
nach unten, als von unten nach oben?
13. Ist die Fortpflanzungsbewegung eine gleichförmige?
14. Ist die Fortpflanzungsbewegung die gleiche in allen
— 484 -
Gegenden, in England und in Frankreich, in Italien
und in Deutschland etc. ?
45. Pflanzt sich der Schall in gerader Linie fort, oder
schmiegt er sich an die Bodenfläche an?
Dieses Programm ist reichhaltig; Derham suchte das-
selbe, soweit es ihm seine Hülfsmittel erlaubten, zu er-
füllen; und wir dürfen sagen, dass es ihm in befriedi-
gendem Maasse gelang.
Zur Prüfung der Frage über die Natur der Fort-
pflanzungsbewegung, nahm er an, sie sei gleichförmig,
und aus einer Reihe von Versuchen, welche am 43. Fe-
bruar 4704, von 6 Uhr Abends bis Mitternacht, alle Halb-
stunden stattfanden, ermittelte er, dass der Schall, zur
Zurücklegung einer Entfernung von 20,116 Kil., 445 bis
447 halbe Sekunden brauchte; eine kleine Unsicherheit
in der Zeitmessung verursachte der Umstand, dass man
den Schall jedesmal zweifach hörte, was Derham der
Reflexion desselben an Wänden, die den Aufstellungsplatz
der Geschütze umgaben, zuschrieb. Bei den Versuchen
herrschte, in einer der Fortpflanzung entgegengesetzten
Richtung, ein schwacher Wind. Aus diesen Beobachtun-
gen bestimmte Derham die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
des Schalles zu 4442 Engl. F. = 348 Meter.
Dann, an 44 Stationen, deren Entfernungen von
4 bis 42 Meilen von seinem Beobachtungsstand in Up-
minster mit grösster Sorgfalt trigonometrisch bestimmt
worden waren, liess er Geschütze abfeuern, und bestimmte
jedesmal die Zeiten zwischen der Explosion und der
Schall Wahrnehmung: diese Zeiten in Sekunden mit der
vorher bestimmten Zahl von 1142 Engl. F. multiplizirend,
erhielt er die Entfernungen, welche mit den trigonome-
trisch bestimmten verglichen wurden. Diese Beobach-
tungen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt,
die erste, welche bei solchen Untersuchungen vorkommt :
/ .
- 182 —
Locus quo displosio
facta fuit.
FteJiti
ribntioiim
Rniem.
Distantia Locorum
Trigoioaetim
P#r
Ventonua
Tenderäa.
Hornchurch Ecclesia
Okendon Bor. Ecclesia
Mola UprainsterienaitJ
Warley parva Eccles.
Rainbam Eccles.
Mola Alveleientis
Dagenham Eccles.
Weal Austrin Eccles.
Tbomdon Orient Eccles
Barkink Eccles.
Tonnen ta Blackheath
Militari«
Militär im.
9
0,9875
18,5
2,004
2,0
N22,5
)23
1 M
( 2,48
27,5
3
2,97
33,25
3,58
3,59
33
3,58
3,57
35
3,85
3,78
45
4,59
4,86
46,5
5,09
5,03
70,5
7,7
7,62
116
12,5
lhgLltü«
=5281 bgLP.
12,55
tranarerso
traaavexso
favente
oire. trans*.
forte faveate
transrerso
transversa
farenta
transTerso
paulö &t.
favente
transrerso
Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, stimmte das Er-
gebniss der akustischen mit den Angaben der trigono-
metrischen Bestimmung der Entfernungen in befriedigen-
der Weise überein, wodurch die Voraussetzung Derham»
bestätigt wurde.
Durch zahlreiche andere Versuche wies Derham
nach, dass diese Fortpflanzungsgeschwindigkeit, unter
allen Umständen, bei Anwendung verschiedener Geschütz-
arten, bei verschiedenen Lagen und Richtungen der Ge-
schütze, bei verschiedenen Barometerständen, zu ver-
schiedenen Tages- und Jahreszeilen, den gleichen Werth
behalte. Der Zustand der Atmosphäre (Nebel etc.)
schien ihm bloss auf die Intensität des Schalles Einfioss
zu haben ; seine Beobachtungen aber zeigten ihm einen
Einfluss des Windes, den er in einer grösseren, sich auf
drei Jahre erstreikenden, und zu 15 verschiedenen Malet
angestellten Versuchsreihe weiter untersuchte.
— 183 —
Er stellte diese Beobachtungen, welche auf ein
feroung von 20 Kilom. 116 gemacht wurden, in folg
wirklich praktisch eingerichteter Tabelle, zusammf
Tahslla ionornm Bombardarom in agro Blackhe&th , pro T«
Tirlunque qoibu agitantur, mietet«.
Febr. 13. J
med. noct.
<122
N.E.b.E. 1
, 11-
11'. .mane
119
B. 2
1705
i Mar. 30.
10 mane
113
S-W. 7
Apr. 2.
B'/i p. M.
114,5
S.b.W. 1
1 „ 3
10 mane
116,5
8.4. j
» 5.
1 p. H.
111
S.W.b.W. 7
13-
8'/j mane
120
H. b. E. 2
„ 24.
5 p. M.
116
S.W.b.W. 0
i Sept. 11. J
6'/, p. M.
115
W. 2
7 p. M.
115,5
W.b.H. 2
29.
10 '.'j mane
112
S. S. W. 6
Octob. 6.
10 mane
117
E.S.E.let2
Kov. 30.
meridie
1»
S. S. W. 4
Febr. 15-
11 mane
116
S.b.W. 1
1706
Hov. 29. '
11 '/i mane
116
S.W. 0
meridie
118
S.W.b.5. 1
Febr. 7.
meridie
113
S.W. b.W. 4
Inferior S.
Super. W.b.:
. W. b. W
W.b. W. J
S. S. W.
S. 8. W.
s. w.
') Diese beiden Namen sind die englischen Benennungen
Arten von grosseren Geachiltzen , mit welchen an diesem T
Vers ach gemacht wurde.
— 184 —
Bei direkt entgegengesetztem, schwachem Winde
wurde die angegebene Entfernung in 120—122 halben Se-
kunden zurückgelegt, bei günstigem, mehr oder weniger
heftigem Winde, fiel die Zeit der Fortpflanzung auf 111,
113, 116 halbe Sekunden herab; aus diesen Beobachtun-
gen zog Derharo den Schluss, dass der Wind, im Ver-
hält niss seiner Stärke, wenn er die Fortpflanzungsrichtung
oder die entgegengesetzte hat, eine schnellere oder eine
langsamere Bewegung des Schalles bedingt, so dass die
Geschwindigkeit derselben, welche für mittlere Zustände
348 Meter beträgt, bei günstigem Winde 368 Meter über-
schreiten, und bei ungünstigem Winde unter 341 Meter
heruntergehen kann.
Ueber die Frage der Schallfortpflanzungsgeschwin-
digkeit in gerader Linie von einem Ort zum andern, und
von oben nach unten und umgekehrt, wagt es Derhan
nicht, aus seinen Versuchen einen Schluss zu ziehen, weil
die Verhältnisse des Bodens, auf welchem er arbeitete, ihm
grössere Niveaudifferenzen und Unebenheiten nicht dar-
boten. »Es wäre zu wünschen, sagt er, dass bezügliche
Versuche in den Alpen ausgeführt werden konnten,« ein
Wunsch, der 140 Jahre später, wie wir sehen werden,
in Erfüllung ging. Auffallend mag im ersten Augenblicke
scheinen, dass in der ganzen Arbeit Derhams, welcher
doch, wie Newton, Mitglied der königlichen Gesellschaft
war, nicht die geringste Bezugnahme auf dieses letzteres
Arbeiten gefunden wird : die ^ewtonsche Zahl führt zwar
Derham mit der Quellenangabe an, aber ohne nur an-
zugeben, dass sie das Resultat rein theoretischer Unter-
suchungen war.
Allein, einerseits, wenn auch die Geometer, die Astro-
nomen und die Physiker viel über Newton's Naturphilo-
sophie stritten , so waren bis in die zwanziger Jahre des
— 485 —
18. Jahrhunderts seine Ansichten weit entfernt sich
gemein Eingang verschafft zu haben, und, andererseits,
Derham eio Mann, der, wie auch zu unserer Zeit mehr
Landgeistliche, ohne sich mit theoretischen Spekulatio
viel abzugeben, gerne Thatsachen sammelte ; galt ja st
Hauptthatigkeit in der Physik meteorologischen Beoba
lungeo. Seine Versuche waren gewissenhaft und t
um so zuverlässiger, als er nicht in die Versuchung k
dieselben mit den Ergebnissen der Theorie übereinsl
men lassen zu wollen.
19) Zwanzig Jahre vergingen, bis die Schallfi
pfianzungsgeschwindigkeit in der Luft von neuem ex
rimentell bestimmt wurde: diese neuen Versuche wurt
mit Unterstützung der französischen Regierung, von
Hitgliedern der Akademie, Cassini de Thury (1714 — 17
Enkel des vorher erwähnten Domenico Cassini, Mar
(1709-1788) und La-Caille (1713—1762), im Frühj
1738 ausgeführt; ihre Veranlassung war nicht etwa
Newton'sche Theorie und die die Differenz zwischen
theoretisch gefundenen Zahl und den bisher ermitte
Erfahrungsresul taten (Cassini führt Newton'» Arbeit
einer Weise an, welche zeigt, dass er seine The«
gänzlich ignoriren wollte), sondern hauptsächlich
Nichtübereinstimmung zwischen den Zahlen, welche
Florentiner (385 Meter), die ersten französischen Aka
miker (356 Meter) und Derham (348 Meter) gefuit
hatten.
Die Hauptzüge des Beobachtungsverfahrens ') ;
dieselben wie früher, nur wurden grössere Entfernun;
gewählt, die Zeiten mit Hülfe von sorgfältig ausgefüht
<) Möiuoircs de l'ELcadämi
G ciKB E
,ciflnc<
is de Paris.
Pag. 128 q. ff
Bei». Mittheil. 1870.
Nr. 735.
'L
- 186 -
Sekundenohren, und zwar an jeder Station durch zwei
verschiedene Beobachter, gemessen, die Fortpflanzung
auf jeder Strecke in zwei entgegengesetzten Richtungen
beobachtet ; bei allen Versuchen fanden Barometer- und
Wind-, bei einigen auch, zum ersten Male, aber leider
ohne Consequenz, Thermometer -Beobachtungen stau.
Die Akademiker wählten eine beinahe gerade Linie , ge-
bildet durch den Hügel Montmartre, die Pariser Sternwarte,
das Schloss Lay und den Thurm de Mont-Lehry, bei
Paris ; die Entfernungen dieser einzelnen Stationen waren,
bei den geodätischen Operationen der vorigen Jahre,
trigonometrisch sehr genau ermittelt worden, und be-
trugen :
ToMen Veter
Mont-Lehry — Sternwarte . .11756 = 22912,88
Sternwarte — Montmartre . . 2931 = 5712,63
Mont-Lehry — Lay .... 8304 = 16184,80
Lay — Sternwarte .... 3460 = 6743,67
MonULebry.
X
A
-X-
B
Stern warte.
— X
c
■X
D
Auf jeder Station befanden sich zwei, mit Sekunden-
uhren versehene Beobachter. Abends 9 Uhr 20' wurde
als Signal auf der Sternwarte ein Kanonenschuss gefeuert;
dann in Montmartre wurde, um 9 Uhr 30 und um 9 Uhr 50,
je ein Schuss gefeuert, und in den 3 übrigen Stationen
die Zeit der Fortpflanzung beobachtet; endlich um 40 Uhr
und 40 Uhr 20' wurde von Mont-Lehry aus je ein Schuss
gefeuert und an den übrigen Stationen die Fortpflanzungs-
zeit bestimmt; auf diese Art halte man in einer Nacht,
zur Bestimmung der gesuchten Geschwindigkeit, 42 di-
rekte und 42 indirekte Beobachtungen; es wurden, bei
verschiedener Witterung und unter verschiedenen Wind-
— «87 -
Verhältnissen, viermal Nachts und einmal am Tage, solche
Versuchsreihen angestellt, welche 60 direkte und 60 in-
direkte, im Ganzen also 120 Beobachtungen zur Bestim-
mung der Geschwindigkeit hätten liefern sollen; diese
Anzahl wurde aber in der Wirklichkeit etwas geringer,
weil ein paar Mal, bald von der einen, bald von der
andern Station, in Folge des heftigen Windes, die Ex-
plosionen der Geschütze nicht gehört werden konnten.
Endlich führte man noch, zwischen den um 46079 Toisen
= 34338,57 Meter von einander entfernten, nur durch
Flachland getrennten Stationen Montmartre und Damraartin,
eine sechste Versuchsreihe aus, welche, da man von jeder
Station aus 3 Schüsse abfeuerte, 6 Bestimmungen lieferte.
Der Durchschnittswert!!, den alle diese Beobachtungen für
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles ergaben,
war 47 Toisen = 337,48 Meter.
Der Einfluss des Windes zeigte sich z. B. bei fol-
genden Beobachtungen :
Am 24. März 1738 brauchte der Schall, bei ungün-
stigem, d. h. entgegengesetztem Winde, zur Zurücklegung
der Entfernung von 31338,57 Meter eine Zeit von 94 Se-
kunden, was einer Geschwindigkeit von 333,39 Meter
entspricht; am 20. März war, bei günstigem, d. h. direkt
gerichtetem Winde, die Fortpflanzungszeit auf eine Ent-
fernung von 22912,88 Meter, 66 Sekunden gewesen, wor-
aus sich eine Geschwindigkeit von 347,62 Meter ergibt.
Der Bericht Cassinis über diese Versuche schliessl
mit folgenden Sätzen :
1. Die Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit in der Luft
beträgt 173 Toisen = 1038 Par. F. = 337,18 Meter.
2. Diese Geschwindigkeit ist unabhängig von der In-
tensität des Schalls.
— *88 -
}. Sie ist von den Witterungsverhältnissen und von
der Tageszeit unabhängig.
i. Die Fortpflanzungsbewegung ist gleichförmig.
>, Die Geschwindigkeit ist von der Richtung des ab-
gefeuerten Geschützes unabhängig.
S. Sie ist von der Windsrichtung abhängig.
1. Sie ist von der BodenbeschafFenheit unabhängig.
i. Sie ist vom Barometerdruck unabhängig.
Wie die Florentiner und Derham, gibt auch Cassini,
:r anderen Anwendungen dieser Bestimmungen, die
sung von Entfernungen an. Neu, und desshalb er-
menswerth, scheint mir sein Vorschlag zur Bestimmung
Entfernung zweier einander nicht sichtbaren Stationen
id B, aus einem dritten, den beiden ersten sichtbares
idorte C. In A wird ein Schuss gefeuert und in B,
ald derselbe dort gehört wird, ein Feuer, z. B. einfach
/er, angezündet; von C aus wird die Zeit zwischen
i Erscheinen des Lichtes in A und B gemessen; diese
, in Sekunden ausgedrückt und mit V muUiplicirt,
die Entfernung AB.
20) Unmittelbar nach diesen Versuchen wiederholte
iini dieselben in Süd - Frankreich , am Heeresufer,
i Fanal de Celles bei Aigues-Mortes, nach Tours de
Hans, auf einer trigonometrisch bestimmten Entfer-
g von 22572 Toisen = 43993,66 Meter, sowie auf
gen andern Strecken '). Die Beobachtungen wurden
ihnlicher Weise, wie zu Paris, mehrere Tage hinter-
inder angestellt; man fand, dass die oben angegebene
ernung von 43993,66 Meter in einer Zeit von 430 Se-
ien zurückgelegt wurde, woraus sich eine Geschwin-
;eit von 338,41 Meter ergibt. Dieser Werth ist etwas
>ser als der in Paris ermittelte. Im Ganzen aber be-
i) Memoiren de l'academie de Paris. 1739. Seite ]:«.
— 189 —
statigten diese neuen Versuche die Ergebnisse, welche
schon in Paris gewonnen worden waren, vollkommen.
Die Versuche der Pariser Akademiker übertrafen
offenbar alle vorhergehenden , namentlich in Beziehung
auf die Zeitmessung, an Sorgfältigkeit in ihrer Ausfuhrung
und daher an Zuverlässigkeit in ihren Ergebnissen. Sie
blieben auch lange Zeil maassgebend, und hätten's noch
mehr sein können, wenn die Akademiker die Temperatur-
beobachtungen sorgfältig und systematisch ausgeführt
hätten, was sie nicht thaten ; namentlich werden die Ver-
suche in Süd -Frankreich ohne Temperaturangabe mit-
getheilt.
21) Der gleiche Vorwurf lässt sich den, ebenfalls
im Auftrage der französischen Regierung, in Quito und
Cayenne, von La-Condamine (1701—1774) geleiteten, in
den Jahren 1740(?) und 1744 ausgeführten Versuchen
machen. Ueber die Versuche in Quito habe ich mir
keine andere Quelle verschaffen können, als die Mitthei-
lung, welche La-Condamine selbst in seinem Berichte
über seine Reise am Amazonenfluss *) macht, und wo er
bloss die in Quito ermittelte Fortpflanzungsgeschwindig-
keit zu 341,08 Meter, ohne auf ihre Bestimmung näher
einzutreten, angibt. Was die Versuche in Cayenne an-
belangt, so wurden sie, nach dem gleichen Berichte, am
1. und 2. April 1744 in einer grossen Ebene veranstaltet;
in derselben wurde eine Strecke von 20230 Toisen =
39429,02 Meter trigonometrisch vermessen, und zu 5 ver-
schiedenen Malen ergab sich, bei demselben Verfahren,
welches in Paris angewendet worden war, dass die Schall-
fortpflanzungszeit auf diese Strecke, bei geringem Winde,
110" betrug; von diesen fünf Zeitmessungen stimmten vier
bis auf eine halbe Sekunde überein. Demnach berechnete
*) Memoires de l'acadämie de Paris. 1745. Pag. 488.
M
— 190 -
La - Condamine die Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit
auf 183,9 Toisen = 358,44 Meter. Diese Versuche sind
so viel wir wissen, die ersten, welche ausser Europa
stattfanden, und verdienen daher, abgesehen von der
wissenschaftlichen Befähigung der Männer, die sie aus-
führten, erwähnt zu werden.
22) Während La-Condamine in Cayenne, durch Ver-
nachlässigung von Temperaturbeobachtungen, seine Be-
stimmungen eines guten Theils ihres wissenschaftlichen
Werthes beraubte, stellte sich 1740 ein junger Italiener,
Bianconi, (1717—1781) die Aufgabe zu untersuchen, ob
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in der Lrft
dieselbe im Winter und im Sommer sei. Zu diesen
Zwecke *) benutzte er eine Strecke von 13000 Schritte«,
ungefähr 25600 Meter, in der Nähe von Urbana, an deren
einem Endpunkte eine Kanone abgefeuert wurde; die
Zeit wurde mit Hülfe einer Pendeluhr gemessen. Biancooi
stellte drei Versuche an :
4. am 19. August 1740, Nachts, bei Windstille,
einem Barometerstand von 28" ,1 und einer Tem-
peratur von + 20° R. ergab sich , bei viermaliger
Wiederholung des Versuchs, eine Fortpflanzungs-
zeit von 76 Sekunden ;
2. am 7. Februar 1741, Nachts, bei starkem, günsti-
gem Ostwind, einem Barometerstand von 27*,6
und einer Temperatur von — 1°,2R., fand man
wiederum bei einem viermal wiederholten Versuche,
eine Fortpflanzungszeit von 78",5 bis 79* Sekunden.
3. am 18. Februar 1741, Nachts, bei Windstille, einem
Barometerstand von 28", 4 und einer Temperatur
von 0°R., wurde die Beobachtung wiederholt; da
*) Comment. Bonon. II, Seite 365, und Hamburger Ma-
gazin, XVI, Seite 476.
- M —
aber starker Nebel die Wahrnehmung des Lieh1
der Explosion verhinderte, wurde das Verfahr
des Schiessens an beiden Endpunkten der Bec
achtnngslinie angewendet ; der Beobachter am ersl
Endpunkt vernahm die Explosion am andern Er
punkte 157 Sekunden, nachdem er zuerst g
schössen hatte ; durch Zählung seiner Pulsschlä
schätzte Bianconi den Zeitverlust beim Abfeu«
des zweiten Schusses auf 3 Sekunden ; es bleib
somit für die Fortpflanzungszeit auf circa 515
Meter, 157 — 3=154"; für die einfache Strec
erhält man daher eine Zeit von 77".
Aus diesen Versuchen ergibt sich freilich ein Einfli
der Temperatur auf die Fortpflanzungsgeschwindigk
des Schalles in der Luft, und zwar in dem Sinne, d
die Theorie verlangt; indessen waren diese Beobachte
gen zu wenig zahlreich, und andererseits, namentlich
Beziehung auf Zeitmessung, zu wenig genau, um m«
als die Festsetzung der Thatsache zu gestatten. Au
suchte Bianconi nicht, diese Erscheinung weiter zu t
forschen; die Geschwindigkeit der Fortpflanzung seil
suchte er nicht aus seinen Versuchen, wahrscheinli
weil die Strecke, auf welche verfahren wurde, nicht £
nau gemessen war, zu bestimmen.
Während, seit dem Beginn des 18. Jabrhundei
alle die im Vorigen erwähnten Beobachter die theoi
tische Seite der Frage vollkommen ausser Acht liessi
hatte sich, seit den dreissiger Jahren, eine ganz aniit
Kategorie von Forschern, nämlich diejenige der Matt
matiker, mit derselben zu beschäftigen begonnen. Ihr
zahlreichen, zum Theile sehr beachtenswerthen Arbeil
wollen wir nun unsere Aufmerksamkeit zuwenden.
ISrblu!, r..l|il Im nr.c!utru J.hrj.»( )
Verschie
[Vorgetrag'
1. Ueber die
an der N.
Nachden
Quellengebie
mich in der
Naturf. Ges.
wie von den
eine Linie vo
den Petrefakten sieb am Hont Lubly vorbei längs der
Westseite der Molesonkette gegen Charmey, die Val-
sainte bis zu den Ufern des Scbwarzsee's und von da
weiter über den Schwefelberg, die Nordseite des
Langeneckgrates bei Biumenstein, und die Gegend vom
Glütscbbad bis nach Spiez am Thunersee verfolgen läs-t,
kann ich jetzt, in Folge der im Laufe dieses Sommeri
von Gottt. Tschan von Herligen an das Berner Museum
gelieferten Petrefakten und Felsarten, die Rhätische Zone
auch an der Nordostseite des Thunersee's nachweisen.
Die von G. Tschan zu Anfang dieses Sommers ge-
machten Entdeckungen im Bodmi oberhalb der Sigriswyl-
allmend sind eine direkte Folge der Erörterungen, welche
meine Notiz über das Alter des Taviglianazsandsteines m
den Mittbeilungen vom 6. November 4869 hervorgerufen
hatte.
- 193 —
Als daher Hr. Oosler in dem 2. Hefte des 2. Br~
des der Protozoe Helvetica die Ergebnisse seiner Unt
sochungen Über die, wenn auch schlecht erhaltenen Re
der Fauna und Flora dieser Sandsteinschichten <
Oeffenllichkeit übergab, und daraus einen Schluss
das Alter derselben zog, glaubte ich es zeilgemäss, w(
ich zur Bekräftigung dieses Schlusses noch in demsell
Hefte der Protozoe eine kurze Aufzählung der am Bot
in unmittelbarer Nahe eines Riffes von Taviglianazsai
stein von Tschan gefundenen Petrefakten folgen liess
Was die Lagerungs Verhältnisse anbetrifft, so ist ■
kurze Thalbestand folgender :
Auf Bodmialp, oberhalb der Srgriswylallmend , b
läufig 4000 Fuss über dem Meer, ragt aus einem Hü
ein Riff von echtem Taviglianazsandstein , ähnlich d
der Dallenfluh bei Sigriswyl. hervor. Dieses Vorkomn
wurde schon von Prof. Rülimeyer in der seine Abhai
hing über die Nummulitenformation dieser Gebirge I
gleitenden Karte, sowie im Texte erwähnt. ") Die Schi
Ceti des Tavtglianazsandsteins fallen steil südlich ge{
die Ralligslöcke ein, concordant mit den sie Überlage
den Spatangenkalken (Neocom), welche die Basis i
Ralligslöcke über der Allmend bilden.
Den Hügel unterhalb der Taviglianazschich
durchzieht ein theilweise zerstörtes Riff eines krysts
nischen, meist hellen Kalkes voll von Petrefakten,
sich aber schwer daraus herausschlagen lassen ; —
meisten Petrefakten fand Tschan zerstreut im Hügel,
Durchwühlung desselben, im Ganzen 434 Stück. Die j
wesenheil einiger unverkennbarer Spiriferen, sowie
*) Siehe Neue Denkschriften der Schweizer. Naturforac
Band XI (I85D), Karte und im Text p. 19 u. 30.
Bern. Mitthei). 1870. Nr. 736.
— 494 -
Koro und Farbe des Gesteins, zeigten mir, dass wir es
hier mit derselben Felsart zu thun haben, welche auf
Ober-Neunenen theils liasische, theils acht rhätische Pe
trefakten einschliesst und welche ich in meiner Abhand-
lung der Rhätischen Stufe der Umgegend von Thun, ab
zu derselben gehörend, beschrieben habe (siehe I. c.
p. 7 u. 8). — Neben bei lagen noch einige Handstöcke
von acht rhätischem Charakter, so dass ich nicht anstand,
alle diese Sachen als zur obern Abtheilung der Rhätischen
Stufe gehörend zu halten.
Bei dem Interesse, welches dieser Fund bei unsem
Geologen erregte, ist es nicht zu verwundern, wenn
Hr. Prof. B. Studer in Begleitung von Hrn. Prof. Escher
von der Linth sich alsbald auf den Weg machten, un
den Thatbestand auf Ort und Stelle zu venficiren. —
Unter dem 23. Juni schreibt mir G. Tschan Folgendes:
»Ich zeige Ihnen hiermit an, dass ich gestern mit
»den HH. Studer und Escher in die Bodmialp gestiegen
»bin und denselben Allefc , was ich bis dahin entdeckte,
»vorgewiesen habe. Die Schichten mit den Rhätischen
»und Unterliasischen Pe trefakten waren ihnen sehr io-
»teressant, besonders noch als ich denselben die Grund-
lage des Rhätischen Kalksteines vorwies, welche ich
»erst letztverflossenen Montag entdeckt habe, und welche
» die Herren bei dem ersten Anblicke sogleich für ächte
»wahre Rauhwacke erkannt haben. Hierauf zeigte ich
»ihnen den Taviglianazsandstein u. s. w.«
Seither hat G. Tschan seine Untersuchungen im Bodtni
vervollständigt ; er hat die Zahl der Petrefakten aus dem
hellen krystallinischen Kalk vermehrt und daneben noch
eine Reihe anderer aus einem dunkeln schiefrigen Kalk
in demselben Hügel zerstreut gefunden (meistens Ammo-
niten des untern unrd mittlem Lias) und auch in einer
etwas tiefern Lage ein Riff ächten rhä tischen Ges'~
anstehend gefunden (an der obern Malte}.
Seine Untersuchungen am Fuss der Kailigstöcke
Norden verfolgend, fand er auf Ober und UnterzetK
abermals den Taviglianazsandstein in Begleitung des h
krystallinischen Kalkes und unterliasiscber und rhülis
Gesteine und Petrefakten.
Alle diese Sachen — Petrefakten und Handsl
der anstehenden Felsarten — sind in unserm Mu!
vereinigt und geben ein Bild der geologischen Ver
nisse jenes Streifen Landes, der zwischen der terti
Nagelfluh und der untern Kreideformation der Ralligst
eingekeilt ist und bisher aus Mangel an Petrefakten
unsern Geologen als eocener Plysch in Büchern um
den geologischen Karlen behandelt worden ist.
Ich hin von Hrn. Paul in einem Referat*) über n
Rhätische Stufe der Umgegend von Thun getadelt wo
dass ich bei der Aufzählung meiner Rhalischen Peir
ten auch einzelne Arten mitlaufen liess, die ich i
Gesteine nach für basisch halten musste. Ich hat!
geflissentlich gethan, um zu zeigen, dass dieselben vi
die in einer Gegend in der rbätiscben Formation
kommen, in einer weit davon entfernten sich gar
im Lias vorfinden können. — Hätte ich nur di
Lumachellen kalke — dem ächten rhätischen Gesteil
befindlichen Arten erwähnen wollen, so hatte ich
Anzahl der bei uns vorkommenden, die Hr. Stoppt
seinem klassischen Werke aufführt, unerwähnt Ij
müssen, und umgekehrt kommen in unserm acht rhatis
Gesteine Arten vor, die anderswo als zum Unterlias
*) K. Paul, in Vertu mit hingen der K. K. Geologischen I
•nstalt, Wien 1869, iraf Seite 379—280.
hörig citirt werden,
Aehnlich verhall es
machten Funden.
Nach Untersuch)
Oberer Matte , Ober
dessen genöthigl, m
chene Ansicht über
stallmischen Kalke,
herstammen, etwas ;
Ich hatte bei Ui
der Anwesenheit ein
der Arten geglaubt,
der Rhätischen Stu
wegen der Aelmlichl
wirtnern, und weil
wohnlich als dunklet
auftritt, nicht aber ii
sieht auf die Pelrefaiaen, aie sie etnsennesst, am aen
ersten Blick eher als zur Kreide gehörig halten möchte.
— Seil ich aber erkannt habe, dass eine gute Parthie der
Petre takten dieses hellen krystallinischen Kalkes sich in
mittlem Lias Frankreichs und Deutschlands beschrieben
und abgebildet finden ; während eine Reihe andrer Petre-
fakten, meist Ammoniten, in einem derben, dunklen Kalk
auftreten und theilweisc zum untern Lias gehören, st»
muss ich der Vermuthung Raum geben, dass in den oben
genannten Fundorten die hellen krystallinischen Kalke
den mittlem Lias, die dunkeln sebiefrigen den untern Lias
repräsentiren , dass aber beide Formationen nur eine
geringe Mächtigkeit haben und aufs engste mit der Rhä-
tischen Stufe verbunden sind, in die sie alimälig über-
zugehen scheinen.
Dieses ist besonders der Fall mit dem krystaUini-
m®
— 197 -
-sehen Gesteine, das nach und nach dunkler wird und dann
acht rhä tische Petrefakten einseht iesst, so dass man den
Schluss ziehen möchte, die krystallinischen Kalke
seien eine Riffbildung, die von der Zeit der rhätischen
Ablagerungen bis in die des Mittelliases andauerte, wäh-
rend die als Unterlias auftretenden, Ammoniten führenden
splittrigen Kalke vielleicht von einer gleichzeitigen Ab-
lagerung in einer tiefern Meeresbucht herstammen. --
Diese Annahme scheint mir um so gerechtfertigter, als
sie erlaubt, in dem unteren Theile der Riffbildung die
Rhätische Stufe , weiter oben Unterlias und za obärst
Mittellias zu erkennen, während es dieselbe Rewandtniss
in der Ablagerung in der tiefern Meeresbucht haben mag.
Man wird in der That in der nachfolgenden Aufzeich-
nung der Petrefakten sowohl in dem hellen krystallinischen
Gesteine als in dem splittrigen dunklen Kalke ein Ge-
misch von Arten aus dem mittlem Lias und aus dein
Unterlias vorfinden, das sich kaum anders erklären lässt.
Es ist leider bei den geologischen Untersuchungen in
unsern Alpen meistens eine Unmöglichkeit, die verschie-
denen Ablagerungen Schicht für Schicht auf Petrefakten
zu untersuchen und so ihr relatives Alter herzustellen;
man muss sich in den meisten Fällen begnügen, die Er-
gebnisse aus gleichartigen Gesteinen, sie mögen eine noch
so grosse Mächtigkeit haben , zusammen zu stellen und
aus dem Gesammtcharakter dieser Fauna auf ihr unge-
fähres Alter zu schliessen ; man wird nur selten im Falle
sein, die Petrefakten aus höhern Schichten von denen
tieferer zu unterscheiden, wenn kein Unterschied im Ge-
stein sich zeigt.
Dieses ist auch der Fall mit den Untersuchungen
G. Tschan's beim Bodmi. Ich habe bei der nachfolgen-
den Aufzählung bei einer Anzahl Arten andre Benennun-
■ t\
A]
i
^ *
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■.:•*
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gen angewendet i
- die Synonymi
suliiedenen Fund
sich in der Colt
Buden.
1 bedeutet I!
* . i
3 „ (
4 „ bnierzeiienaip.
A. Petrefakten aus dem hellen krystallinischei
Kalke vom Bod mi (■■!}, der Oberen Hatte (2), voi
Oberzettenalp(3) und Unterzettenalp (4J — an
der N.-W.-Seite der Ralligslöcke oberhalb
Sigri s w y I.
HB. Diese Kiilke entsprechen dem Lins rooyeo von Damortier.
O) 1. ßelemnites e longa tue, Dumort. iias moy.,
T. 3, F. 1-3, (1)
2. Aminonites angutalus Schloth. ?? ein
schlechter Abdruck, der als solcher ge-
deutet «erden könnte. (1}
3. Spiriferina rostratu Dav. - Ooster, Bra-
chiop., T. 13, F. 18. (1. 1 3)
4. Sph'ifei'ina verrucosa. Oppel, Mittelüas
Schwabens. T. 4, F. 5 u. 6. (1. 3. 4)
= S. rostrata var. , Oosler, Brachiop.
T. 13, F. 17.
(b) 5. Rhynchonella(TerebratulaJOxynoti,QuensI.
Jura, p. 107, T. 13. F. 22. (1J
(u) = Belemnitee mfraliasicua, Protozoe helT. D, p.86, Ko.l.
(b) z= Rbynchonella varisbilia d'Orb. rar. , Prototoe lieiv. II.
p. PI, No. 18.
- 199 -
(c) 6. Rhynchonella tetraedra, Dumort. lias
p. 330, T. 42. F. 10—13.
(d) 7.? Terebratula numiemalis, Quenst., J
p. 142. T. 17, F. 37—46.
8. Pholadomya fortunata, Dumort. lias i
p. 47, T. 9, F. 4
10.? Cardin ia crassiuscula Sow., Damort
iöfer. , p. 55. T. 17, F. 6.
11. Pleuromya strialula Agass., Dumort. i
lias, p. 24.
— Dum. lias inf., p. 49, T. 10, F. 1-
— n lias moy., p. 117.
12. Gresslya striata Agass., Dumort. lias t
p. 119, T. 18, F. 13—15.
13.?Myoconclia psilonoli, Quenst., Iura, ]
T. 4, F. 15. (Lias a.)
14.? Liihodomus Meneghini Capellini ii
d. Spezzia, T. 4. F. 24.
(e) 15. Mylilus numismalis Opp., Dumort.
moy., p. 126. T. 19, F. 8.
(0 16.?Gervilleia oxynoti, Quenst., Jura. p.
T. 13, F. 33.
17. Avicula cygnlpes Phill , Dumort. lias i
T. 35. F. 6—9.
(g) 18.? Avicula fortunata. Dumort. lias n
p. 131, T. 21, F. 3u. 4.
(c) — Rhynchonella sp -, ProtOlM heU. II, p. t
(d) — Terebratala ptjilunoti, Qaeoet. , Protow»
). 17.
(e) = Mytiluü miniito», Qoldf., Pratotoe helv. 1
(f) = Gervilleb prscuraor Qu., Proto/.oe hulv.
(g) — CudiUmoltir«diaU,F.-0., Protosoa bei.
- 200 -
9.? Lima punctata Sow., Stoppani Azzarol.
p. 73, T. 13, F. 1. Dumort. lias inf., p. 63
und 213; lias moy.. p. 128 u. 287. (1)
!0. Lima gigantea Sow.? M. C. p 119, T.77.
mit ganz glatter Schale. (I)
!1. Limea Juliana, Dumort. lias moy., T. 34,
P.Tu.8. (1,3)
>2. Limea Koninckana, Chap. et Dev,, foss du
Luxembourg, p. 192, T. 26. F. 9. Dumort.
lias moy., p. 127, T. 19, F. 10 und 11. (I)
!3. Pecten sequi valvis Sow., Dumort. lias moy..,
T. 42, Fig, 17. (1)
!4.? Pecten lextorius Schloth., Quenst., Jura,
p. 147, T. 18, F. 17. Dumort. lias moy.,
T. 39. F. 1 u.2. U. 4)
!5. Pecten Huraberli. Dumortier lias moy.,
p. 308, T. 40, F. 2. (1. 4)
!6. Pecten Hehli d'Orb. , Dumort. lias inf..
T. 12. F. 5— 6. Dum. lias moy., p. 135. (1.2,3,4)
17. Pecten strionatis, Quenst., Jura. p. 183,
T. 23, F. 2. Damort. lias moy., p. 304,
T. 38, F. 2. ' (1.4)
28. Pecten contrarius, Quenst.. Jura. p. 258,
T.36, F. 15-17. (1)
29. Perna sp. — vielleicht zu P. Pellati. Dumort.
lias inf., T. 18, F. 2, gehöreud. (1)
[h) = Lira» VnlODieiiBis Delr , Protozoe helv. II, p. 87, Mo. 10.
'O t- Lima sub dupia, Protozoe lielv. II, p. S7, Ko. 7.
[k) = CiM-ilita muoitu, Prctoaoe helr. II, p. 87, Ha. 13.
[1) = Pecten Falgeri, Protozoe helv. II, p. S7, Nr. 4.
[m)= Pecten Valouiensis, Protozoe Iiclv. 11. p. 87, Mo. 3.
>] Cassi&aella grypbacut», Proton ic lielv. II, p.87, No.9,
delendk est.
- 201 -
30- Ostrea lamellosa, Dumort. infralias, p. 79,
T. 1, F. 8—12 und T. 7. F. 13. (I]
31. Plicatula pectinoides Lam., Dumort. lias
moy-, p. 310, Taf. 40. F. 7 (Harpax). (1, 2,
32. Plicatula oxynoti? Quenst., Jura, p. 109,
T. 13. F. 24. (1, i
33. Plicatula intusslriata Gm.? Dumort. infral.
T. 1, F. (i;
34.?Cidaris amalthei, Quenst., Jura, p. 198,
T. 24, F. 44. Nur eine Assel. (1]
35.? Trochus bilineatus, Queost., Jura, p 195,
T. 24, F. 17 u. 18. (IJ
36. Bin unbestimmbarer Haifischzahn — viel-
leicht eine Hybodus-Art. (1)
B. Petre fak ten aus dem seh warzgrauen spli
terigen Kalke vom Itodmi (1), der obern Matte ('
von Oberzettenal p(3) und Untcrzettenalp(41
Diese Schicht acheint den (Jnterli&a iu repr&aeutireu.
1. Belemnites sp. — Unbestimmbar. (2)
2. Ammonites oxynotus, Quenst-, Jura, p. 102,
T. 13, F. 8. (2'
3. Ammonites raricostatus Ziel , Quenst. cephalop.
T.4, F. 3. Jura, T. 13, F. 16 u. 17. {%
4. Ammonites resurgens, Dumort. lias iuf., T. 23,
F. 3-6. (i;
5. Ammonites Pauli; Dumort. lias inf , T. 29,
F. 5 b. 6. (1]
6. Ammonites Hartmaiini Opp. ? miseiabiüs
Quenst., Jura, T. 8, F. 7(?). (I]
7. Ammonites globosus Ziel., Quenst., Jura,
p. 103, T. 13. F. 3. — p. 135, T. 16, F. 15. (i;
Bern. Xlttheil. 1370. Nr. 737.
- 203 -
23. Limeaacuticosla. Quenst., Jura, p. 148,
F. 23. Lias /.
24- Plicalula spinosa Sow. var. Hin. Cc
Taf. 245,
C. Der Rhätischen Stufe angeliö
gende Petrefakten aus einem krystaiüntscl
dunkler gefärbt ist als der Mitteltias. Er I
stehend in einer tierern Lage als der vori
1 . Terebratula grossulus Suess. Brach, d. i
Seh. in Wiener Denkschr. VII, p. 12,
F. 9 a— c.
2. Terebratula Grestenensis Suess. Kössn . )
1. c, T. 2. F. 11 u. 12?
3.?Cardium reliculatum Diitni. . Contort
p. 177, T. 3, F. 5?
4. Astarte psilonoli , Quenst., Jura, p. 45,
F. 14?
5.?Pecten Securis, Dumortier infralias,
F. 9-11.
6. PlacunopsisSchafhäutliReoev., Fischer-i
Rbät, p. 54, T. 4, F. 23.
7. Placunopsis Morlilleti, (Anomin) Stopp
T. 32, F. 10—11
8. Saurichthys-Zahn ?
9.?CassianeIla contorta Pflück (Avicula I
10. Evioospougia nummulitica Stoppani ?
11. Notiz ober Neoco in -Petrefakten ders
lieber demTaviglianazsandsteine dieser
Fundorte finden sich braune sebiefrige K
trefakte». Höher hinauf wird der Kalk
theils oölitisch und enthalt ausgezeichnete Petrefakln
der untern Kreide, so namentlich auf Oherzettenalp und
weniger zahlreich am Bodmi.
Von ersterem Fundort besitzt unser Musetim :
Belemnttes pisciformis Blainv.
scmicanalicutatus Blainv.
dilatatus Blainv.
bipartitus d'Orb.
conicus Blainv.
Nautilus Neocomiensis d'Orb.
Ammonites Grasianus d'Orb.
difficilis d'Orb.?
clypeiformis d'Orb.
Astierianus d'Orb.
subßmbrialus d'Orb. ?
Baculites Neocomiensis d'Orb.
Ancyloceras Einerlei d'Orb. Oostcr. Cephalop. T. 46.
= Crioceras Duvalli Levcille (d'Orb.)
Villersianum Ast (Crioceras d'Orb.)
Aplychus Didaei Coq.
und einige unbestimmte.
Es ist ferner wahrscheinlich, dass der Fundort Hinter-
zeitenalp, der mehrere Mal in der Aufzählung der *>-
phalopoden von W. A. Ooster erwähnt wird, und vm
den Gebrüdern Meyrat stammt, hierher gehört. In die-
sem Falle mussten zu den oben angeführten Arten noeb
folgende hinzugefügt werden :
Nautilus bifurcatus Ooster.
Ammonites cryptoceras d'Orb.
Parandieri d'Orb.?
Vom Bodmi besitzt unser Museum aus den Neocom-
schichten :
— 205 —
Belemnrles pistilliformis Blainv.
Ammonites Cassida d'Orb.
Cornuetianus d'Orb.
subfimbriatus d'Orb.
Ptychoceras Morloti Oosler
und einige unbestimmte Arten.
III. Notiz Ober einen neuen Fandort ron Petrefakt
ans der Oberen Kreide.
Die Untersuchung der von G. Tschan im vorigi
Winter in der Umgebung der Dallenlluh und im Opete
graben oberhalb fertigen in einem sandigen Schiel
entdeckten Petrefakten zeigten, dass sie zum grösst«
Theile zum sogenannten Seewerkalke oder der Oben
Kreide gehören. — Hr. Bachmann hatte bereits Gesten
derselben Formation beim Küblisbad unweit Neuhaus a
Thunersee nachgewiesen. Die Lagerungsverhältnisse bei
Opetengraben sind keineswegs klar, indem am südlich'
Ende der Ralü::stöcke alle Schichten, die oben am Berj
regelmässig horizontal gelagert sind, sich hier plötzli<
dem Thunersee zuneigen und starke Auseinanderreissu:
gen und mannigfaltige Zerstörungen erlitten haben. Auss
Zweifel ist die enge Verbindung dieser obcrn Kreid
schichten mit dem sogenannten Ralligmarmor, der i
Kailigholz bei Merligen in grossen vom Berg hcral
gestürzten Blöcken liegt und zu Pflastersteinen bearbeil
wird. ■- Dieser Ralligmarmor passirte bisher als eocei
Felsart. Nach der Behauptung G. Tschan's, der seit
Lagerstätten oben am Berg aufsuchte, wird er daselh
in der Nähe der spitzen Fluh von jenen Schiebten d<
obcrn Kreide noch überlagert; wenn dieses richtig i
— was aber durch nochmalige genaue Untersucht»
ausser Zweifel zu stellen wäre — so müssle man auch
den Ralligmarmor noch zur obern Kreide rechnen.
Ich erwähne dieses Alles nur beiläufig, da die n
den obern Kreideschichlen des Opetengrabens enthalte-
nen hauptsächlichsten Petrefaklen bereits von Bro.
W. A. Ooster im zweiten Bande der Protozoe helvetira
pag. 43—72 aufgezählt und auf Taf. 9—44 abgebildet
worden sind, worauf ich verweise, da die Bibliothek un-
serer Naturforsch. Gesellschaft sowie die der Allgemeine!
Schweizerischen dieses Werk besitzen.
In eben diesem Bande sind auf Taf. 8 zwei NantiUts-
arten, die aus dem Ralligmarmor stammen, abgebildet.
IT. Notiz über das Auftreten der Bhfitlschen Zone
im Ober-SImmenth&I.
Unser Museum erhielt im Laufe dieses Sommers n»
Hrn. Pfarrer Ischer — früher an der Lenk, jetzt in Ben
bei Biel — eine kleine Zusendung von Petrefaklen. die
vom Oberlaubhorn stammen , Velches das westliche
iftigerthal vom Ilauptthale der Lenk scheidet. Es sind
alles charakteristische Arten aus der Rhätiscben Zone
das Gestein ist theils die bekannte Lumachelle — eis
dichtes kalkiges Conglomerat, meist aus kleinen Bivalve«
gebildet — theils besteht es aus demselben dunkeln kri-
stallinischen Kalke, wie er bei den Rhätischen Petrefaklen
am Bodmi sich zeigte. — Nach den Angaben von Hn
Pfarrer Ischer ruhen diese Schichten auf Rauchwacke
und sind überlagert von Unterlias {Arietenkalk}.
Die Petrefakten sind :
\. Plicatula intusstriala Emmer. — die häufigste Art hier.
2. Mytilus minulus Goldf.
3. Cardita austriaca Hauer.
- 207 -
4. Pecten Valoniensis Leym.?
5. Cardiutn rcliculatum Diltni?
6. Placunopsis Schafhäntli Renev.
7. Talegü (Anomia) Stoppani.
8. Belemnites sp.
Nach den Mittheilungen von Hrn. Pfarrer Ischer z<
gen sich Rhätische Schichten noch an mehreren Punkt
der Lenker Gegend, und stehen wahrscheinlich in Vt
bindung mit dem Vorkommen derselben in der Goge
von Aelen und in den Ormonds.
V. Notiz über das In der Liasf ormation bei Teysaelia
an der Westseite der Holesonkette tod J. Cardin*
entdeckte Ichthyosaurus tennirostris.
Da auch dieses bereits im zweiten Bande derProtoz
Helvetica abgebildet und beschrieben worden ist (sie
Taf. 13 und 14 und pag. 73 bis 84), so wird hier n
kurz erwähnt, dass das etwa 8 Fuss lange Skelett in dt
selben Lage, die es in der Liasschicht der Freiburg«
Alpen einnahm, eingerahmt und dem Publikum zurAnsi«
im obern Gange zwischen dem Museum und dem Antik«
saale der Bibliothek aurgestellt worden ist — Es ist c
erste Thier dieser Art, welches in den Alpen gefund
worden ist, und wurde in den untern Schichten des Obc
Lias von Teysachaux, Alpweiden am Fusse des Tremett
von J. Cardinaux von Chatel St Denis im Februar 1i
entdeckt.
— 208 —
Dr. Emil Emmert.
Ueber ExOphthalmometer,
nebst
Beschreibung eines eigenen.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 17. Dezember 1870.)
Mit einer Tafel.
Es gibt eine Reihe von krankhaften Zuständen der
das Auge umgebenden Theile, d. h. der Augenhöhle und
ihrer Contenta, in Folge deren der Augapfel zur Augen-
höhle herausgetrieben wird. Solche Lageveränderuogen
des Augapfels können hervorgerufen werden durch ge-
waltsame Einwirkungen, Neubildungen, Aneurysmen, Ha-
morrhagien, wässrige und blutige Ansammlungen, A bscesse
u. s. w. Bei einer eigentümlichen Krankheitsform, der
Basedow sehen Krankheit, ist neben starkem Herzklopfen
und Anschwellung der Halsdrüse, eines der Hauptsymptome
eine mehr oder minder bedeutende ein- oder beidseitige
Hervortreibung s. Protrusion des Augapfels. Ebenso
wie bei diesen Erkrankungen kann es bei krankhaften
Zuständen der Hornhaut, wie bei Keratoconus und
bei Keratoglobus, einer Hervorwölbung der durchsich-
tigen Hornhaut, oder bei Staphyloma corneae, einer Her-
vorwölbung der getrübten Hornhaut, von Wichtigkeä
sein zu erfahren, ob wirklich eine krankhafte Hervortrei-
bung des Augapfels oder abnorme Hervorwölbung der
Hornhaut besteht oder nicht, und wenn, ob dieselbe fort-
schreitet, stationär bleibt oder zurückgeht.
Um solches mit Genauigkeit herauszufinden, kam
man auf den Gedanken, Instrumente zu erfinden, sog.
Exophthalmometer, welche den Zweck haben, den Exoph-
thalmus zu messen, d. h. nachzuweisen, wie weit der
Hornhaulgipfel über einen bestimmten Punkt der Aiig
hohle hervorrage.
Dieser bestimmte Punkt muss an irgend ei
Stelle des die Augenhöhle begrenzenden knöcben
Augenhöblenrandes liegen, ein anderer Theil dersell
ist uns nicht zugänglich. Ein Jeder kann sich an s
selbst davon überzeugen, dass die Augenhöhle nach ob
aussen und unten von einem deutlich durch die H
fühlbaren Knochenrande umschrieben wird. Wir köni
nun irgend einen Punkt an einem dieser Ränder als V
gleichspunkt wählen und sagen, das Auge, resp.
Hornhautgipfel ragt um so oder so viel über diesen Pu
nervor. Wie zu erwarten war, stellte sich bald hert
welcher der verschiedenen Wahlstellen der Vorzug
geben sei.
Das erste Instrument, welches zum Behufe solc
Messungen erfunden wurde, datirt vom Jahre 1867
von Dr. H. Cohn in Breslau, der den Supraorbitalrand
Vergleichspunkt wählte und seinem Instrumente den '.
men ExOphthalmometer gab. Eine Abbildung dessell
findet sich auf Taf. I, Fig. 1 .
Abgesehen davon, dass es in seiner Zusammensetzt
zu complicirt ist, wird seine Application dadurch
schwert , dass es vollkommen perpendicular gehal
werden rauss; ferner ist die Wahlstelle nicht passe
weil der Supraorbitalrand in der grossen Hehrzahl ■
Fälle von einem Fettpolster bedeckt ist, welches in kra
haften Zuständen z%- oder abnehmen und auf diese Wt
zu irrigen Resultaten fuhren kann; ferner ist die Vi:
linie, von welcher aus auf den Hornhautgipfel visirt wi
*) Compie rendii des seinces da Congrea international de '.
k Paris. Art. „Do rExopbtbalmometrie."
Rem. Hftthtril. 1*70. Kr. 738.
- 210 -
z und za unbestimmt, als dass die Richtigkeit der
ite dadurch nicht beeinträchtigt werden sollte:
1 erhält man letztere nicht direkt, sondern indirekt
ssen sich z. B. in liegender Stellung keine Messun-
it dem Instrumente vornehmen.
ichdem ich selbst eine grössere Anzahl von Hessun-
it dem eben besprochenen Exophthalmometer von
ausgeführt und dabei eine Reihe von Schattenseiten
nselben erkannt hatte, wurde ich durch einen Fall
traorbitaltumor dazu veranlasst, selbst den Versuch
chen mit der Construktion eines Instrumentes, bei
m ich wenigstens einen Theil der Unvollkommen-
des soeben besprochenen zu vermeiden glaubte.
ne kurze Beschreibung des Instrumentes, bei wel-
;b mich auf beiliegende Zeichnung (Taf. I, Fig. 2)
e, die dasselbe in seiner natürlichen Grösse wieder-
nag einen Regriff von der Zusammensetzung des-
geben.
. besteht aus einer Messingplatte a, die auf beiden
gleich ist und eine Länge hat von 45u, ein Höbe
}""° und eine Dicke von 3™; in diese Messing-
a ist eine, um das Gewicht zu vermindern, hoble,
Messingstange bc so in die Mitte einer der Höben-
eingeschraubt, dass sie bei einem Dickendurch-
von &•"• die Flächen der Platte auf beiden Seiten
■"•"• überragt. Diese Stange hat eine Länge von
und trägt auf der einen ihrer in der Fortsetzung
nge der Platte liegenden Seiten ^ine zu der Platte
inklige Uillimetertbeilung.
i dieser Metallstange bc lässt sich eine Metallhülse
i™ Länge sowohl in der Längenrichtung der Stange
ieben, als um die Längenachse derselben drehen
i jeder beliebigen Stellung durch die Fixations-
- 211 -
schraube h, auf deren Knopf die Länge der Hülse
verzeichnet ist, feststellen. Auf dieser Hülse d isi
zu Stange bc rechtwinklige Metallhülse e befestig
13™ Länge und 4™ Durchmesser, in welcher eine mi
Messingstange fg von 60"" Länge und 3"" Durchn
vor- und rückwärts geschoben werden kann.
Zwischen Ende c der Stange bc und Hülse d is
zweite Hülse i angebracht, mit welcher dieselben 1
gungen auszuführen sind, wie mit Hülse i; auch sie
in der Längenachse der Stange bc verschoben und e
um dieselbe gedreht und durch eine Stellschrai
auf deren Knopf die Länge der Hülse t (12"™) mark
in jeder beliebigen Stellung fixirl werden. Auf H
ist ein Schlitten k in rechtem Winkel zu Stange b
festigt, dessen Länge gleich Hülse e 13"°, dessen
aber 9™ beträgt; in diesem Schlitten liegt ein Line
welches mit Stange fg parallel, wie diese vor- und
wärts geschoben werden kann und gleichfalls eine !
von 60""" besitzt-, seine untere Fläche bat eine Breit
5"" und seine Höhe misst 1,5*"". In der Mittellini
Lineals, ungefähr 2""° von jedem Ende desselben en
sind 2 Stahlspitzen eingeschraubt, welche sich unj
2*"* über seine Fläche erheben. Eine durch ihre t
Spitzen gelegte senkrechte Ebene würde also I]
in 2 gleiche Hälften von je 6"" theilen.
Ueber die Anwendungsweise dieses sehr einl
Instrumentes mag Folgendes gesagt sein :
Zur Vornahme fon Messungen fixirtderUntersuc
vor Allem Stange fg an einer bestimmten, nachher
zu beschreibenden Stelle der Stange bc mittelst H
durch Schraube h, nachdem er sie so verschöbe
dass auf beiden Seiten der Stange bc ein ungefähr
grosses Stück der Stange fg vorsteht und sie eine
— 212 -
horizontale, zur senkrechten Platte a rechtwinklige
g einnimmt. Dann legt er das Instrument so an,
er vorderste Theil eines Endes der Stange fg mit
der Platte a zusehenden Cy linderfläche an den
i knöchernen Orbitalrand, welchen ich als Punctum
ind Vergleich ungspuukt wähle, anstösst und Platte
das Ohr des zu Untersuchenden, also auf die hin-
chbeingegend zu liegen kommt. Dabei tnuss das
Instrument möglichst horizontal gehalten werden
rd es also in einem gegebenen Falle lediglich vom
oder tiefer Stehen des äussern Orbitalrandes ab-
, ob auch Platte a höher oder tiefer vor dem Ohre
wird. *) Nachdem der Untersuchende dem Instru-
die erwähnte Stellung gegeben, erfasst er, wäb-
r mit der einen Hand die Platte fixirt hall, mit
dem die Schraube n, lüftet diese und verschiebt
■ Lineal Im tragende Hülse i so lange, bis die
Stahlspitzen, mittelst welcher man auf den llorn-
fel des geradeaus in die Ferne blickenden Auges
mit letztcrem in eine gerade Linie fallen, wobei
eal so weit wie thunlich vorgeschoben wird, da-
i drei Punkte möglichst schnell und gleichzeitig
m beobachtenden Auge übersehen werden können.
Augenblicke, wo die drei Punkte in einer Linie
schraubt der Untersuchende die Schraube n fest
anfangs hatte ich versucht, durch eine auf dem hiutern
rade von unten nach oben und Muten oder eine auf dem
mde von vorn nach hinten laufende Feder, die wie bei einer
»er das Ohr gehangt werden sollte, das Instrument noch
tu flxiren , musate mich jedoch bald davon (lberteugen,
der ausserordentlichen Form- und Stellunge Verschiedenheit
ern Ohres, die übrige Stellung des Instrumentes dadurch
ihtigt wurde nnd liess sie desshalb weg.
— 213 —
und das Instrument kann entfernt werden. Es ha
sich nur noch darum, zu wissen, wie gross die
Orbitalrand relative Prominenz des Auges sei.
Wir erhalten das Resultat direkt:
Da Hülse d 5™ lang ist und Stange fg, die auf
Mitte liegt, 3™ im Durchmesser hat, so stehen auf
den Seiten der Stange je 1" der Hülse vor und es
ben von der dem Orbitalrand anliegenden CylinderfJ
der Stange fg bis zu dem, dem freien Ende der Si
bc zusehenden Rande der Hülse d imm und ebenso
der von den Stahlspitzen auf Lineal Im gebildeten H
linie bis zu dem der Hülse zusehenden Rande der Hi
6"""; 4™ und 6™ sind also constante Grössen, di<
bei jeder Messung haben müssen, das Einzige var
ist die zwischen beiden Hülsen bleibende Anzahl
meter; es ist nun sehr leicht zu der constanten Za
diese Millimeter zu addiren. Liegen also beispiels-
zwischen beiden Hülsen 5™, so haben wir eine Pr
oenz von 10™ + 5— = 15™, stossen sie ganz aneinai
eine solche von 10™.
Nachdem ich mein Instrument einige Male in
wendung gebracht, hatte ich zur Messung eines A
nicht mehr als 0,25 Minute nothwendig und erhiel
wiederholten Control versuchen entweder stets dies«
oder höchstens um 0,5™, in seltenen Fällen auch
1™ schwankende Resultate.
Man könnte mir , nach dem bisher Gesagten ,
Einwurf machen, ich wolle mich also nie darauf einla
Prominenzen unter 10™ zu messen — ein entschied
Nachtheil des Instrumentes, würde ich mir nicht au
derm Wege zu helfen wissen. Habe ich eine gerir
Prominenz als 10™, so entferne ich Stange fg, ir
ich sie entweder nur so weit zurückziehe, bis sie
— 214 —
Gesicht nicht mehr berührt, oder sie ganz herausziehe
und dann Hülse d so weit gegen Platte a verschiebe,
bis sie mir nicht mehr im Wege steht ; sollte diess aber
dennoch der Fall sein, so entferne ich sie ganz, indem
ich sie über Stange bc herausziehe. Dann verschiebe
ich Hülse i, bis das Lineal, welches ich desshalb auch
den Vorschlag mache, an seinen beiden Längenseiten
cylindrisch abzurunden, an den äussern Orbitalrand stosst,
merke mir die Millimeterzahl, bei welcher diess der Fall
gewesen, halte mein Instrument möglichst ruhig, ver-
schiebe Hülse i wieder, bis die Stahlspitzen mit dem
Hornhautgipfel in eine Linie fallen und lese die Anzahl
Millimeter ab auf Stange bc, die zwischen meinem erst
gefundenen Punkte und dem demselben zusehenden
Rande der Hülse i sich befinden + 6""°. Auf diese Weise
kann ich natürlich auch Prominenzen von 0mm nachweisen.
Ueber die Stellung von Hülse d sei noch bemerkt,
dass ich sie bei Untersuchungen an Erwachsenen immer
so einstelle, dass ihr gegen das freie Ende der Stange
bc sehender Rand auf 20 der Millimetertheilung fallt, da
ich gefunden habe, dass bei dieser Einstellung, wenn die
gegen die Platte gerichtete Cylinderfläche der Stange fg
gegen den Orbitalrand drückt, der hintere Plattenrand
beinahe immer noch vor das Ohr fällt. Nur in den-
jenigen Fällen, wo diess nicht der Fall ist, wo die Distanz
zu gering, wie hie und da bei Erwachsenen und beinahe
immer bei Kindern, stelle ich den Rand auf <5""\ 40™
oder noch weniger ein ; in den verhältnissmässig seltenen
Fällen, wo sie zu gross wäre, auf eine Millimeterzahl
über 20.
Was Hülse i anbelangt, so könnte sie bedeutend
schmäler gemacht werden, so dass sie näher an Hülse d
herangebracht werden könnte und wir, ohne Stange fg
— 215 -
oder Hülse d entfernen zn müssen, auch kleinere Pro-
minenzen als von 10mm noch messen könnten; allein auf
diese Weise würden wir die bequeme Zahl 10 verlieren,
ein Vortheil, der bei den verhältnissmassig selten unter
I0"m vorkommenden Prominenzen nicht zu verkennen ist.
Aus der Beschreibung des Instrumentes und seiner
Anwendungsweise mag auch klar geworden sein, dass
es, da es auf seinen befden Seiten vollkommen gleich
ist, auf beiden Kopfseiten * auch in derselben Weise zu
gebrauchen ist und wir sofort, wenn ein Auge gemessen,
die Messung am andern vornehmen können.
Um mit meinem Instrumente zu mathemathisch ge-
nauen Resultaten zu gelangen, sollten Platte a und Stange
bc selbstverständlich vollkommen parallel stehen zu der
Medianebene des Kopfes. Da es aber bis jetzt unmöglich
ist, die mathematische Medianebene jedes Kopfes zu fin-
den, so ist es auch unmöglich, das Instrument ihr ma-
thematisch parallel zu stellen. Wir müssen uns daher
mit einem approximativen Parallelismus zufrieden geben,
v der theils durch das Augenmass bei einiger Uebung und
namentlich bei wiederholten Untersuchungen an demsel-
ben Individuum — wie diess ja ohnehin in praxi am
Häutigsten der Fall sein wird — theils, wie ich bei den
meisten Individuen gefunden habe, ziemlich leicht dadurch
herzustellen ist, dass man den hintern Theil der Platte
etwas fest andrückt, indem die unmittelbar vor dem Ohre
gelegene Partie der Medianebene des Kopfes am meisten
parallel zu laufen scheint Convergirt oder divergirt das
Instrument zu sehr zur Medianebene, so erhalten wir
zo grosse oder zu kleine Resultate.
Das beschriebene Instrument dient also dazu, uns
darüber aufzuklären, wie weit ein Auge im Verhältniss
zum äussern Orbitalrand seiner Seite vorsteht Ich wählte
— 2*6 —
diese Stelle, weil sie, wie auch Colin gefunden, selbst
bei den korpulentesten Individuen ganz oder wenigste«
beinahe fettlos ist, in verschiedenen Lebensperioden also
durch Schwund oder Zunahme des übrigen panniculas
adipesus keine Differenzen erfahren wird ; ferner, weil
dieser Punkt bei jedem Individuum schnell und leicht
gefunden werden kann und wir es dabei nicht mit posi-
tiven und negativen Grössen fcu thun haben.
Das ungleiche Vorstehen 'beider äussern Orbitalränder
im Verhältniss zu einer durch die beiden Processus ma-
stoidei von oben nach unten gelegten senkrechten Ebene
kann kein Grund sein für die Nichtwahl dieses im Uebri-
gen so zweckmässigen Punctum fixum, da wir wohl nicht
weniger Schädel finden würden, bei welchen zwei gleiche
Punkte der Supraorbitalränder von einer so gelegten
Ebene auf beiden Kopfseiten mathematisch nicht gleich
weit abstehen würden. Ausserdem kommt es ja, wenig-
stens bei Untersuchungen in praxi, nicht sowohl darauf
an, wie viel die relative Prominenz bei einer ein-
maligen Messung betrug, sondern lediglich darauf, wie
viel die Prominenz bei pathologischen Zustanden a»
demselben Individuum in Beziehung auf die vorhergehende
Messung zu- oder abgenommen hat; es kann uns dabei
also ganz gleichgültg sein, um wie viel der eine Orbital-
rand vor dem andern vor- oder zurückstehe.
Es bleibt mir noch übrig, von den Resultaten zi
sprechen, zu welchen ich durch eine Reihe von Messungen
mit meinem Instrumente gelangt bin.
Zuvor sei bemerkt, dass wir es bei diesen Messun-
gen nur mit positiven Prominenzen und Protrusionen
zu thun haben von O""" bis + xmm; negative können mit
dem Instrumente nicht gemessen werden und würde»
jedenfalls nur phthisischen Bulbis angehören, da wohl
- 217 -
kein gesundes Auge, geschweige denn ein krankhart \
getriebenes, noch hinter dem äussern Orhitalrand liegi
gefunden «erden dürfte.
In Betreff der Resultate selbst, zu denen ich gcki
raen bin durch Messungen an circa 200 Individuen, i
400 Augen, die ich aber als lange nicht genügende 1
betrachten möchte, um allgemein gültige Schlüsse dar
ziehen zu dürfen, muss ich sagen, dass sie nicht
differiren von denjenigen von Cohn, der sie auf 427
dividuen stützt. Männer, Frauen und Kinder jeden AI
Gesunde und Kranke, Emmetropen, Myopen, Hy[
melropen ohne Unterschied wurden dazu benützt, 8
genommen Morbus Easedowi und Tumoren des Augap
oder der Augenhöhle.
Als Grenzwerthe meiner Messungen ergaben i
mir + 9"" und + 20™. Die bedeuteren Prominen
fanden sich, wie auch Cohn angibt, im Allgemeinen
Myopie, ohne dass andere Refractionszustände da
ausgeschlossen gewesen wären. Der Spielraum zwisc
beiden Grenz werthen, innerhalb welchem sich keine
ihologischen Prominenzen vorfanden, würde wohl <
höhere Zahl als 10— erreicht haben, hätten mir
meinen Messungen nicht gerade Individuen mit sehr
liegenden und stark glotzenden Augen gefehlt.
Weitaus in der Mehrzahl der Fälle schwankte
Prominenz P zwischen 12— und 14—; denn unter
Augen fand ich 51 mit P 14™. 3* mit 13— . 30mit<2
und 28 mit 13,5-™; von 10— bis 12-- fanden sich
Verhältniss ungefähr gleich viele wie von 14— bis 1
Prominenzen unter 10™" und über 19™ waren seh»
vertreten. In der grossen Mehrzahl der Fälle scbwai
P beider Augen am selben Kopfe zwischen 0— und
Bern. Mittheil. 1670. Hr. 739.
■ V
I •
— 218 —
2,75""° bis + 3mB, doch fand ich auch Differenzen bis
zu 6ßmm.
Auffallend ist, wie selten P beider Augen gleici
gross ist; Cohn fand bei seinen Untersuchungen 47,33*/*
ich nur 6,5%.
Eine Reihe von Messungen, welche ich in verschie-
denen Ländern vorzunehmen Gelegenheit hatte, ergäbet
mir auffallend übereinstimmende Resultate mit denjenigen
welche ich in Bern vorgenommen hatte, doch schaut
das Procentverhältniss , wo P beider Augen gleich gross
ist, in England höher zu stehen, als bei uns. Dennoch
rauss ich beifügen, dass es meine Ueberzeugong ist, dass,
je genauere Messungen wir mit einem Instrumente aas-
zuführen im Stande sind, wir um so seltener eine voll-
ständige Gleichheit der Prominenz der Augen beider
Kopfseiten finden werden.
Kurz nachdem ich mein Instrument erfunden und
die ersten paar hundert Messungen mit demselben ge-
macht hatte, erschien schon wieder ein neues, von Prot
v* Hasner in Prag, das er Orthometer nannte und mit
welchem er nicht nur die Prominenz der Augen be-
ziehungsweise zum äussern Orbitalrand, sondert
auch andere, angeborene oder erworbene Lage- und
Richtungsveränderungen des Auges sowohl als des mensch-
lichen Schädels messen will. *)
Eine Abbildung dieses Instrumentes findet sich auf
Taf. I, Fig. 3.
Nachdem der äussere Orbitalrand in die Verlänge-
rung einer durch 2 senkrechte Fäden in den beiden
Rechtecken gedachten Geraden gehracht ist, geschieht
dasselbe mit dem Hornhautgipfel. Die Anzahl der zwi-
*) v. Hasner. Die Statopathien des Auges. Prag 1868.
- 210 -
sehen der ersten und zweiten Geraden gelegenen 1
meter ergibt die Prominenz. Eine Reihe von Hessin
mit diesem Instrumente [Jessen dasselbe als ein
branchbares erkennen und wurden bei Controlversuc
so zu sagen dieselben Resultate damit erzielt, wie
dem meinigen. Nur ist es allerdings weniger Irans
tabel, verirrt man sich leicht in den Fäden und
die Fadenintervalle von 8™ zu gross, um dazwisc
liegende Grössen mit Genauigkeit bestimmen zu kön
Noch ein neues Exophthalmo meter veröffentlich
zugleich mit mir Prof. Zehender in Rostock, wie es
Tafel I, Fig. 4 abgebildet ist. Es besteht aus einet
Millimeter eingeteilten Haassstabe M und einer auf d
selben verschiebbaren Hülse, welche einen temporal?
und einen medianwärts gerichteten Arm trägt. An ei
rem befindet sich ein Visirzeicben V, welches siel
einem an letzterem angebrachten Spiegelchen S spie
Visirzeicben V und Spiegelbild B bilden also eine Ger
mit welcher der Scheitelpunkt H der Hornhaut lang
muss. Der Maassstab wird mit dem Ende A an
Schläfe gelegt und dient der äussere Orbitalrand
Vergleichspunkt. Zur genauem Bestimmung ist auf
Hülse noch ein Nonius N angebracht.
Leider befinde ich mich noch nicht im Besitze di
Instrumentes, um Controlmessungen mit dem mein
vornehmen zu können. Jedoch reichen mir die Angi
des Autors hin, um es als ein sehr zweckenlsprechei
betrachten zu müssen. Doch will ich die Einwi
welche ich demselben machen zu müssen glaube, i
verhehlen.
a) Klinische MunaUblÄtter f. Angenheilk. p. 42. 1870.
"» '*"
— 220 —
Vorerst ist mir aus der Beschreibung des Autor*
nicht begreiflich geworden, wie er sein ExOphthalmometer
auf beiden Kopfseiten anwendet. Wie es seine Zeichmmg
wiedergibt, dient es nur für die linke. Ferner wird es,
da die Hülse um die Längenaxe des Haassstabes nidrt
drehbar ist, nicht möglich sein, bei pathologischen Yer-
rückungen des Augapfels nach oben oder unten, Messra-
gen über die relative Prominenz des HornhautgipMs
vornehmen zu können. Und endlich sehe ich nicht em,
worin die Vorzüge seines Instrumentes vor dem mena-
gen bestehen sollen, indem ich durchaus nicht glaube,
dass es möglich sein wird , genauere Resultate mit des
seinigen zu erzielen, als mit dem von mir erfundene».
Die Veröffentlichung eines fünften Exophthaltao-
meters*), welches jedoch schon seit längerer Zeit er-
funden gewesen, Hess nicht lange auf sich warten. Ob-
schon Dr. P. Keyser in Philadelphia nur von dem Cohn-
schen Instrumente Kenntniss gehabt zu haben schein,
wählte er doch auch, wie Hasner, Zehender and ich,
den äussern Orbitalrand als Vergleichspunkt und es zeigt
sein Instrument viele Aehnlichkeit mit dem meinigen.
Auf Taf. I, Fig. 5 ist eine Abbildung desselben ge-
geben.
Auf einem 45 Cent, langen, 6mm breiten und 3"*
dicken Stabe, der mit seinem einen Ende auf die vordere
Schläfengegend zu liegen kommt, ist ein auf einer steifet
Feder arbeitender und mit einer vorspringenden Zunge
versehener Schieber B in der Längsrichtung des Stabe*
verschiebbar. Die Zunge wird an den äussern Orbital*
rand gestemmt und Schieber C hierauf so lange bin- und
*) Knapp'e Arch. f. Augen- and Ohrenheilk. 1. Bd. 2. Abth.
p. 183. 1870.
- tti —
hergenickt, bis die an demselben befindliche und zu beid
Seiten vorspringende Metalllamelle, von welcher aus >
den Scheitelpunkt der Hornhaut visirt wird, mit letzten
in eine gerade Linie fallt. Die Entfernung zwischen bi
den Schiebern gibt die Prominenz. Wenn ich nun au
die Flache, mit welcher das Instrument der vorde
Schläfen flache für zu klein linke, um dadurch ein
sichern Stutzpunkt zu gewinnen, ferner die durch c
Metalllamelle gegebene Visirlinie für zu kurz eracr
und dem Instrumente derselbe Vorwurf gemacht werd
kann wie dem Zehender'schen, dass nämlich die Schieb
nicht auch um die Längsaxe des Haassstabes gedre
und so, bei pathologischen Abweichungen des Augapfi
nach oben oder unten, die Prominenz desselben nie
gemessen werden kann, so scheint doch Keyser na
vielen hunderte^ von Messungen zu nahezu denselh
Ergebnissen gelangt zu sein, wie ich. Er fand als Gren
werthe der Prominenz der Augen 9 — \8'"', ich 9—20"
ferner als Durchschnittsprominenz im gesunden Zustan<
li""", ebenfalls wie ich. Dagegen sagt er: »Es w
selten, dass eine wesentliche Verschiedenheit der Augi
bestand, die grösste, welche ich Tand, war 2""°«, währei
ich zu folgendem Schlüsse kam : In der grossen Meh
zahl der Falle schwankte P (Prominenz} beider Aug
am selben Kopfe zwischen 0°"° und + 2,75 bis 3™ ; doi
fand ich auch Differenzen bis zu 6,5""". Während Keys
sagt: »Es war selten, dass eine wesentliche Verschiede
hett beider Augen bestand«, fand ich bei nur 6,5% d
Prominenz beider Augen gleich.
Diese abweichenden Resultate bezüglich der Pron
nenz beider Augen haben wir ohne Zweifel in national
Verschiedenheiten in der Kopfbildung zu suchen, u:
— 222 —
fand ich gerade in der Keyser'schen Mittheilung ein«
Unterstützung meiner Beobachtungen in England.
Bei den fünf im Vorigen besprochenen Exophthalmo-
melern ist es bis jetzt geblieben ; jedoch steht zu er-
warten, dass noch andere Erfindungen mit verbessernde!
Modifikationen nachfolgen werden. Mit Ausnahme von
Cohn, des ersten Erfinders eines Ex Ophthalmometers,
haben alle den äussern Orbitalrand als Vergleichspunkt
gewählt, der ohne Zweifel die korrektesten Messungen
zulässt , und liegt allen bis jetzt das Prinzip zu Grunde,
den Scheitelpunkt der Hornhaut mit einer Geraden tan-
giren zu lassen.
Dr. Isidor Baehmann«
Bemerkungen über den Taviglianaz«
Sandstein bei Merligen.
Vorgetragen in der Sitzung vom 14. Mai 1870.
In einer frühern Sitzung*) theilte uns Herr von
Fisch er-Ooster seine Untersuchungen über des
Taviglianazsandstein derDallenfluh ob Ralligen,
sowie mit demselben vereinigter Bildungen mit und über-
raschte namentlich mit dem Resultate, dass in dem zu-
erst genannten, bisher versteinerungslosen Gebilde eine
Anzahl von Petrefakten gefunden worden sei, welche ein
höheres Alter der Ablagerung wahrscheinlich machen.
Herr von Fischer-Ooster wäre geneigt, den Taviglianax-
sandstein für triasisch zu erklären, weil sich darin —
•) 6. November 1869.
— 223 —
allerdings in einem wenig Zutrauen einflössenden
haltungszustande erscheinende — Equiselaceenreste
Tundeo haben. Ausserdem lieferte Petrefaktensamn
Tschan in Herligen dem Berner Stadtmuseum kleine et
falls bedenklich erhaltene Schnecken, sowie viele Stü
mit kohligen Resten.
Der Taviglianaz- oder Taveyanaz- Sandstein ist
nach seinen Lagerungsverhältnissen in allen übri
Gegenden seines Vorkommens eine eocäne Ablagen
wie sich diess aus allen Beobachtungen von Neck
Lory, Studer, Favre, Escher von der Lin
Rfitimeyer, Renevier und vielen Andern org
Bei dem allgemeinen Interesse, das demnach eine n
verschiedene Auffassung einer an sich allerdings ti
der vorhandenen Altersbestimmung immer noch in vif
Beziehungen rätbselvollen Ablagerung erregt, schloss
mich sehr gerne einer kurzen Begehung des fraglic
Gebiets den Herren Professor Studer und Escher
der Linth an.
Die geologischen Verhaltnisse der Kette der Sigrisv
gräte, an deren Westende die fragliche Stelle liegt, t
schon frühe von Professor Studer und spater
Rütimeyer untersucht worden und dürfen bei
grossen Bedeutung dieses Profils für die Alpengeolc
als bekannt voraus gesetzt werden. Der Nordabh
dieser Kalkkette wird im Allgemeinen wohl mit Rc
als ein nach Norden überkipptes und abrasirtes Gewöl
als ein C, dessen Concavität den innern Alpen zugew
det ist, aufgefasst. In der Einsattelung der Berglike
finden wir eine kleine Mulde, während das Justiti
ein südlicheres antiklinates Thal mit ganz jurassisch i
fächern Typus darstellt. Die grossen Hassen von Gebii
schutt auf dem Nordabhang der Stgriswylgräte,
— 224 —
Bedeckung durch Vegetation und weiter ein wahrschein-
lich abnormes Auftreten von Gyps beim Rotbenbüel ob
Balligen, da für dessen Alter wenigstens keine entschei-
dende Thatsache aufgeführt werden kann, sowie das
Vorkommen von Schiefern unbestimmten AHers und offen-
bares Fehlen einzelner Formationsglieder — alle diese
Verhältnisse legen einer genauen Untersuchung der
Lagerungsfolge wohl fast unüberwindliche Hindernisse
entgegen. Denn immer knüpft sich an diesen Bezirk
noch manches Räthsel. Jedermann, der nur eine Ahnung
hat von den gerade in diesen äussern Kalkketten so
häufig vorkommenden Ueberschiebungen, wird leicht ein-
sehen, dass der Zweck unserer kurzen Begebung auch
nicht darin bestand, die verwickelten strati graphischen
Verhältnisse des Gebirgs ob Balligen und Herligen zn
lösen. Es handelte sich vielmehr zunächst nur am einen
Augenschein der Lokalitäten, an welchen der von Herrn
von Fischer-Ooster beauftragte Sammler Tschan die neuen
Vorkommnisse im Taviglianazsandsteine etc. entdeckt
hatte. Die Beobachtungen, die nebenbei gemacht wor-
den, beziehen sich zum grossen Theil auf Thatsachen,
die schon von Studer und Bütimeyer bekannt sind. Ich
will nur anführen, dass südlich über der Dallenflah,
die selbst aus Taviglianazsandstein besteht, zu-
nächst eine Masse von nicht näher bestimmbaren Schie-
fern folgt, die keine organischen Beste auffinden Hessen,
bloss stellenweise kohlige Trümmer zeigen. Darauf liegt
eine von Kalkspathadern durchzogene und zerrüttete Masse
von kieseligem Kalkstein, welcher südlich von und ge-
rade ob Merligen Versteinerungen des obern Neocomien
führt. Das Riff trägt den bezeichnenden Namen Lahm-
fluh. Zwischen dieser Lahmfluh und einer höher lie-
genden übereinstimmenden Masse, die selbst von Ur-
— 225 —
gonien überlagert ist, zieht sich in fast senkrechter
Stellung der Schichten eine Zone von kalkigen Schiefern
durch, welche Belemnites pisciformis Rasp., Pecten und
nicht näher bestimmbare Terebratein enthalten, übrigens
mit den Schiefern des untern Neocomien im Justithal
und über Merligen übereinstimmen. Zur Construktion
des Gebirgsprofils würde ich in diesen Schiefern den
Kern des vorhin erwähnten nordwärts gerichteten Ge-
wölbes suchen.
Nun zum Taviglianazsandstein zurückkehrend,
richteten wir unser Augenmerk auf jenen Sandslein, der
nach Herrn von Fischer-Ooster dem Ralligsandstein ähn-
lich sein und auch das Alter dieser abnorm an horizon-
tale Nagelfluh anstossenden Mergelmolasse in Frage zie-
hen soll — nach Prof. Heer ist die Molasse von Ralligen
aquitanisch — sowie auf den mit dem Gurnigelsandstein
übereinstimmenden Sandstein. *) Wenn nun auch der
Taviglianazsandstein — dieser Name ist bekanntlich zu-
nächst einfach ein Lokalname — durch unverkennbare
Eigentümlichkeiten charakterisirt ist, so dass die Be-
zeichnung nicht einmal als eine der schlechtem petro-
graphischen Benennungen von alpinen Gesteinen gelten
darf, so ist anderseits gewiss Jedem, der sich schon mit
der genauem Untersuchung eines bedeutenden Sandstein-
massivs abgegeben hat, einleuchtend genug, dass man
auch im Taviglianazsandstein Abänderungen finden könne,
die sich mit andern unter Umständen ganz fremdartigen
vergleichen lassen. Die Schichten, in welchen nun die
Versteinerungen gefunden wurden, weichen allerdings et-
was von dem gewöhnlichen Habitus der fraglichen Fels-
art ab, sind aber — bei einer Mächtigkeit von einigen
*) Vergl. von Fiacher's Aufsatz : Mittheil. 1869, p. 193 u. f.
Bern. Mittheil. 1870. Nr. 740.
- "r«
— 226 —
i
Zollen bloss — schlechterdings nicht von der Hauptmasse
zu trennen und auch nicht zu beliebigen Spekulationen
zu verwenden. Auch Herr von Fischer verfahrt gani
richtig in der Weise, dass er von den in untergeordnete»
Lagern vorkommenden Resten auf die Bildungszeit der
ganzen Masse des Taviglianazsandsteins schliesst. Ihm
ist es aber dennoch nicht gleichgültig, was für Variatio-
nen das Gestein zeigt; denn liess sich — nach seiner
Auffassung — das rhätische Alter des Gurnigelsandsteins
und mancher Flyschsandsteine anderer Gegenden nach-
weisen, so liefern ähnliche petrographiscbe Abänderungen
im Taviglianazsandstein auch einen Beweis für das nicht
eocäne, sondern eher triasische Alter desselben. Diess
ist, wenn ich anders zu folgen im Stande war, das Rai-
sonnement des mehrfach angeführten Vortrags.
Der Taviglianazsandstein zieht sich bis an den See
gegen Merligen-Ausserdorf hinunter. Im Opeten graben
ob Merligen folgt über demselben in concordanter La-
gerung ein schiefriger Kalkstein mit einer Menge kleiner
Versteinerungen. Ich hatte das Vergnügen, diese neuen
interessanten Vorkommnisse bei Herrn Ooster zu sehen,
welcher sie gewiss mit vollem Rechte als den oberstes
Kreideschichten angehörend betrachtet. Die genauem
Verhältnisse der Auflagerung konnten wir an dieser Stelle
nicht ermitteln; unzweifelhaft schiessen aber auch diese
obercretacischen Schichten, wie der Taviglianazsandstein
unter das Neocomien von Merligen, im Grünbach, ein.
Wenn nun Herr v. Fischer-Ooster aus dem Umstände,
dass der Taviglianazsandstein unter das Neocomien ein-
fällt, den Schluss zieht, dass er wenigstens älter sei, als
die altern Kreideablagerungen, so mag ich ihm nicht
beipflichten. Denn wäre der angeführte stratigraphische
Grund ein triftiger und zuverlässiger, so ergäbe sich
227 -
natürlich mit Notwendigkeit daraus, dass auch die jun-
gern Kreideschichten am Opetengraben älter sein müss-
ten als das Neocomien!
Es lässt hienach der stratigraphische Beweis, dass
derTaviglianazsandstein einer altern Formation angehöre,
noch zu wünschen übrig und ich erkläre mich immer
noch lieber als Anhänger der allgemeinen Auflassung.
Die für das eocäne Alter aufgeführten Gründe sind aller-
dings auch nur stratigraphische, beziehen sich aber auf
Gegenden, wo die Verhältnisse weniger verwickelt sind
und Täuschungen nicht so leicht unterlaufen konnten. In
Betreff der palaeontologischen Begründung der von Hrn.
von Fischer- Ooster aufgestellten Vermuthung, es dürfte
der vielgenannte Sandstein triasisch sein, kann ich nicht
umhin , meine aufrichtigen Bedenken über eine nur
einigermassen zuverlässige Bestimmbarkeit der vorliegen-
den Versteinerungen nochmals auszusprechen.
*
Isidor Bachmann.
Kleinere Mittheilungen über die Quartär-
bildnngen des Kantons Bern.
Vorgetragen in der Sitzung vom 3. September IS 70.
a. üeber zerquetschte und mit Eindrücken versehene
Geschiebe in quartären Ablagerungen.
Eigentümlich zerquetschte , mit Rissen und Ein-
drücken versehene Geschiebe oder Gerolle sind allen
Geologen schon lange bekannt aus den tertiären Nagelfluh-
felsen besonders jener Gegenden, in welchen Lagerungs-
störungen eingetreten sind, also im Gebiete der gehobenen
^*^
— 228 -
Molasse der subalpinen Zone. Analoge Erscheinugsu
wurden auch verzeichnet aus jungem diluvialen oderj
quartären Congloraeraten im bayerischen Hochlande «
an der Donau. Da nun in unsern Quartärbildungen, ge-j
rade der Umgebung von Bern, nagelfluhartig feste Kies-
raassen eine nicht unbedeutende Rolle spielen, so lag 4*
Vermuthung nahe, auch in diesen die angeführten in-
teressanten Vorkommnisse auffinden zu können. Es er-
schien diese Vermuthung noch begründeter, nachde*
man sich von der Entstehungsart dieser Conglomertkj
während des Vorrückens der grossen quartären Gletscbor
eine Vorstellung geschaffen hatte und auch aus andern
Erscheinungen sich von dem gewaltigen Drucke über-r
zeugen konnte, welchen diese Ablagerungen durch Am
über sie hinweg gehendenSchub vonEis-undSchultmasstd
wohl aushalten mussten. Es erscheinen nämlich dieser
festern Kiesmassen vielfach als Ausfüllungen von Ver-i
tiefungen oder Einsenkungen der allgemeinen Oberflicbai
durch die Schuttmasse, welche der vorrückende Gletscher*
vor sich herschob oder welche von den Stirnmorane«
desselben herabstürzten, wie ich diess spezieller in meM
ner Monographie der Quartärbildungen des Kander*J
gebietes*) darzustellen versucht habe. I
Trotz häufiger Nachforschungen fahndete ich aber
immer umsonst auf zerquetschte und zerstossene Gesteins-'
fragmente in diesen meist durch Kalksinter fest verkitte-»
ten Ablagerungen. Da hatten wir schon vor längerer;
Zeit das besondere Vergnügen, Herrn Prof. A. Favre
der sich so eifrig und aufopfernd um die erratisch«.
Bildungen der Schweiz bemüht, an einzelne für die qnar-"
tären Ablagerungen der Umgebung vor Bern wichtigere'
*) Bacbmann , die Kander. 1870. Bern , Dalp'sche BuchbdL
r
- 229 -
Stellen zu begleiten. So wurde auch die für Terrassen-
bildung, Jüngern (Terrassen-) Kies, Gletscherschutt und
ältere feste Kiesmassen so typische Tiefen au, nördlich
von der Stadt, besucht. Herr Favre entdeckte sehr bald
in den zuletzt genannten Conglomeraten einer verlasse-
nen Kiesgrube im sogenannten Schärloch solche zer-
quetschte Geschiebe. Die ganze dortige Ablagerung liegt
auf Molasse und unter achtem unverändertem Gletscher-
schutt, welcher durch den ehemaligen Aarlauf im Niveau
des jetzigen Tiefenaufeldes oberflächlich abrasirt erscheint.
Grössere eckige und kantige Blöcke bis zu feinem Grus
und Sand liegen unregelmässig durcheinander; keine
bestimmte Schichtung nimmt man wahr, es erscheinen
im Gegentheil die mehr sandigen und lockeren Partbien
in stock- und nesterartigen Massen zwischen den harten
durch Kalkstein verkitteten Conglomeraten. Diese konnten
nur mit Pulver gesprengt werden und man hat darum
die Kiesgewinnung aufgegeben, nachdem in stollenartigen
Löchern vorerwähnte lockere Sandmassen ausgebeutet
waren. Einzelne streifenförmige oder schmitzenartige
kurze Linsen, bald schief, bald horizontal, bald gebogen,
zeigen Andeutungen stattgehabter Abschwemmung, indem
alles feinere Material fehlt und nur locker auf einander
liegende kleinere Gerolle von höchstens Faust-, meist
Eigrösse zurück blieben. Diese Parthien sind es, in
welchen die gequetschten und mit Eindrücken versehenen
Geschiebe vorkommen, welche uns beschäftigen.
Die Erscheinung stellt sich einfach folgender Maassen
dar. Die meisten Geschiebe sind zerrissen und zer-
quetscht; die Risse zeigen einen radialen Verlauf, indem
sie von dem Punkte ausgehen, welcher den stärksten
Druck auszuhalten hatte. An dieser Stelle beobachtet
man mehr oder minder deutlich einen Eindruck, welcher
^i
durch das benachbarte Gerolle entstand, das selbst»
diese Vertierung hinein passt- Es liegt in der Natur der
Sache, dass auch mehrere solche Eindrücke und Aib-
gangsstellen für die Bisse vorkommen können. Io Folgt
dieser vieirachen Zertrümmerung entsteht ein loses Baal1 I
werk von Gesteinsplittern. — Andere Gerolle zeigen b!» :
Eindrücke und keine Zerreissungsspalten. Man nro-i
hieraus schliessen, dass die Entstehung der Eindriick
der Zerquetscbung vorausgehe. Wenigstens gilt dies Hu
Kalksteine, sowohl reine als verunreinigte, auf dorn
aHein blos Eindrücke beobachtet wurden. Da nändici
auch granitische Gerolle ganz zerstossen erscheinet
während man frischere unverändert findet, so kann«
wohl Zerquetsch ungen auch ohne vorherige Bildung im
Eindrücken vorkommen,
Die Berücksichtigung aller dieser Umstände ist noih-
wondig für einen Erklärungsversuch der merkwürdig«
Erscheinung. Man kann sich leicht Überzeugen, dass die
Sickerwasser, deren Aktion durch vorhandenen Kalksüi»
schon genügend bewiesen wird, hier eine wichtige M*
spielen. In Folge der Adhäsion werden Wasserlropbi
an den Berührungsstellen zweier Geschiebe länger haJw
bleiben. Das kohlensäurehaltige Wasser muss diese Steuer.
am meisten angreifen, das Gefüge lockern — und *
pressen sich in Folge des Druckes die betreffenden Ge-
rolle in einander und konnten sogar zerrissen und zer-
quetscht werden. Es unterliegt hiernach keinem Zweifel
dass sowohl chemische als mechanische Agentien «t
zur Bildung der beschriebenen Erscheinung vereinigt"
Herr Favre kam zu diesen Auffassungen auch bei iv
Untersuchung derselben Erscheinung in den Conglom-
raten der sogenannten Älluvion anäenne der Umgebonj
von Genf. Es tritt diese Erscheinung in übereinstimmen-
— 231 -
der Weise und unter gani ähnlichen Verhältnissen auc
den nagelfluharligen Conglomeraten am Thungschn<
herwärts Thun, auf.
Wie wir zusammen in eifriger Untersuchung begri
waren und der gelehrte und vielgewandte Geologe
seine Expirationen machte, mussten wir noch ein Afc
teuer erleben, dessen Andeutung mir hier gestattet i
möge. Wir bemerkten ein fremdartiges schwirrendes
zischendes Geräusch über nnsern Köpfen; im bent
harten Gestrüppe wurden die laublosen und zähen Zwi
in eine schwirrende Bewegung versetzt und am na
Waldrande Aeste geknickt. — Es waren die schlecht
zielten Kugeln der Rekruten auf dem Schiessplatze
Wylerfeldes, die uns für einen Augenblick mitten in
serm so ruhigen und friedlichen Geschäfte in Aufreg
versetzten. Was blieb uns Wehrlosen übrig, als ül
legter Rückzug und der Vorsatz, die merkwürdige K
grübe des Schär I ochs nur zu besuchen, wenn auf«
Wylerfelde nicht geschossen wird. Immerbin ist d
Erfahrung eine neue Bestätigung der längst bestehen
Ueberzeugung, dass der Kugelfang auf dem Wylerf
nicht genügend sei zur Sicherung der Leute, welche
auf dem linken Aarufer befinden. So wurde uns '
sichert, dass am Tage vor unserer Anwesenheit ei:
Landarbeiter ein Streifschuss durch den Hemdärmel
gangen sei. —
b. Eine merkwürdige Ueberkrustung des Gletscl
schatte» In einer Kiesgrube bei Bern.
An den meisten Stellen der nähern Umgebung
Bern ist der gewöhnliche ungeschichtete Gletschersc
oder die achte erratische Bildung von mehr oder mii
— 232 —
deutlich stratificirten Kiesmassen bedeckt. Diese Kies-
lager, welche in den zahlreichen Gruben als vorzügliches
Strassenraaterial ausgebeutet werden , sind in der Regel
verschwemmter Gletscherschutt und aus geringer Ent-
fernung herzuleiten. Sie sind als Produkt der Thätigkek
der nivellirenden fliessenden Gewässer nach dem Ab-
schmelzen der grossen Gletscher, welche einmal die ganze
Schweiz bedeckten, zu betrachten. D esshalb finden wir sie
nur bis zu einer gewissen Höhe über der jetzigen ThalsoUe;
darüber, wie z. B. an den Abhängen des Gurten über
Wabern, blieb der Gletscherschutt so viel als unangetastet
Es wurden durch diese Verschwemmungen die Uneben*
heiten der ursprünglichen Oberfläche des Gletscherschottes
zunächst ausgeglichen und man wird in weitaus den
meisten Fällen, wo man die angedeutete Auflagerung di-
rect beobachten kann, zwar wohl eine scharfe Grenze
zwischen dem lehmreichen, nicht geschlemmten Gletscher-
schutt und dem Kies erkennen, allein zugleich aucb den
Eindruck mitnehmen, dass die zwei an sich verschiedenen
Vorgänge, nämlich die Absetzung des Gletscherschotts
und die Abrasirung und Verschwemmung desselben, zeit-
lich nicht weit von einander zu trennen seien.
Um so auffallender und lehrreicher ist in Bezug mrf
diesen Punkt eine eigenthümliche Beschaffenheit der
Oberfläche des Gletscherlehmes — oder wenn man wiD,
der Sohle des auflagernden Kieses in der ausgedehnten
Grube bei der Lorraine bei Bern. Ich wurde auf die
Stelle von Herrn Dr. Jahn aufmerksam gemacht, was
ich anzuführen nicht unterlassen will.
Die bedeutenden Kiesablagerungen daselbst, am süd-
lichen Rande des Wylerfeldes, liegen, wie schon ange-
deutet, auf lehmreichem Gletscherschutt, welcher selbst
von Molasse unterteuft wird. Die Oberfläche der erra-
— 233 —
tischen Bildung ist aber ziemlich uneben, so dass Kies-
massen stellenweise 6 bis 10 Fuss tiefer, als der allge-
meinen Sohle des Kieses entspricht, ausgebeutet werden
können. Man beschränkt nämlich die Gewinnung des
Strassenmaterials nur auf die Kieslager, weil der Morainen-
schutt unserer Gegenden meist zu lehmreich wäre und
wenig feste, wie leicht kothende Wege liefern würde.
Die vorliegenden Erfahrungen ergeben, dass die Ober-
fläche des Gletscherlehms also stellenweise EinSenkungen
zeigt; an andern Stellen kommen buckelartige Anschwel-
lungen vor. An solchen geneigtflächigen Stellen nun sind
die erratischen Ablagerungen mit einer ganz interessanten
festen Kruste von wechselnder Dicke überzogen. Diese
besteht bald aus sandsteinartigem, baldconglomeratartigem
Material, indem bald feinere, bald gröbere Gesteins-
trümmer durch Kalksinter cämentirt erscheinen. Bei mehr
ebenflächiger Ausbreitung finden wir einfach plattige Ge-
stalten. Ueberziehen dagegen diese durch Cämentation
entstandenen Krusten geneigte Stellen, so zeigen sich sehr
unreine stalaktitische Bildungen oder rinnenartige Gestalten,
deren Deutung der Phantasie des Ungeübten wohl Nah-
rung geben kann. Man erkennt indessen ganz leicht,
dass kleine Schlamm- oder Sandströmehen nach Ver-
dunstung des kalkreichen bewegenden Wassers gleichsam
erstarrt sind oder man findet die ehemaligen kleinen
einfachen oder verzweigten Wasserfurchen mit dem seit-
lich aufgeworfenen Schlamm oder Sand auf dieselbe Art
durch Kalkleim consolidirl. Es scheinen sogar solche
einmal fest gewordene Neubildungen bisweilen abermals
überschüttet worden zu sein. Diese später aufgelagerten
Massen formten die frühere rinnenformige Oberfläche ab
als Ausguss und zeigten selbst wieder ähnliche Gestal-
tungen, die durch denselben Vorgang der Cämentation
Bern. Mittheil. 1870. Nr. 741.
— 234 -
durch kohlensauren Kalk erhärteten. Diese Umstände,
wie die obengenannten stalaktitischen Bildungen, gebe»
Veranlassung zur Entstehung manchmal fremdartiger For-
men, welche an längsgespaltene Knochen» Gelenkknorren,
rohe Holzsplitter u. dgl. erinnern mögen.
Erst über dieser krustenartigen Decke folgt dann
der gemeine lockere Kies. Im Hinblick auf die eingangs
dieser Notiz gemachte Bemerkung ist es wohl berück-
sichtigungswerth, dass gewiss eine längere Zeit notwen-
dig war zum Absatz der Massen von kohlensaurem Kalk,
der hier als Bindemittel erscheint und somit zwischen
der Ablagerung des Gletscherschutts und der Kiesbilduog
eine zeitliche Unterbrechung anzunehmen ist.
Auch abgesehen von diesem allerdings nicht gerade
sehr bedeutungsvollen Resultate lernten wir hiemit ia
der Kiesgrube der Lorraine eine immerhin auffallende
Modalität des Auftretens quartärer Kiesbildungen kennen.
Aehnliche Verhältnisse mögen wohl auch anderwärts za
beobachten sein. So wurde ich von Hrn. Prof. Fischer
auf die Kiesgrube bei der Neu brück aufmerksam ge-
macht, wo, wie ich seither gesehen, wirklich eine ganz
analoge Erscheinung sich zeigt.
c. Bemerkungen über einige Fflndlinge.
In meinem früher vorgetragenen Berichte über die
merkwürdigsten Fündlinge des Kantons Bern suchte ich
auch nach den vorhandenen Beobachtungen die Grenzen
der ausgedehnten Eismassen des Aar- und Rhonegletschers
zu skizziren. Ich glaubte aussprechen zu dürfen, dass
der Rhonegletscher von Burgdorf aus neben der durch
die Terrainverhältnisse bedingten nördlichen Ausdehnung
auch eine beträchtliche östliche und südöstliche bis in
— 235 —
-^v<:<
'*'<
die Gegend von Affoltern und Suraiswald*) im Emmenthal
besessen haben müsse. Es liess sich in diesem Bezirk
sein rechtseitiger Rand von Dieterswald ob Krauchthal
über Heim iswyl und Kaltacker gegen Affol tern im
Emmenthal und weiter bis Hu ttwyl nach aufgefundenen
Blöcken und Ablagerungen verfolgen.
leb war darum nicht wenig verwundert, auf einer
Excursion in die Gegend von Sign au am rechten Emmen-
ufer bei der Hohfurren an der alten Luzernstrasse
einen Block von typischem Valorsineconglom erat
aufzußnden, das bekanntlich als charakteristisch für das
Gebiet des Rhonegletschers betrachtet wird. Der Block
gehört der graulichschwarzen mehr sandsteinartigen Va-
rietät an und Iässt sich von unzweifelhaften erratischen
Vorkommnissen derselben Art aus der Gegend von Lau-
sanne, Freiburg, Zollikofen bei Bern, sowie vonOriginal-
Vm
1 'i
-•}
*) Sogar noch bei Wasen am Hornbach findeu sich Blöcke
aus dem Wallis, wie wir von Herrn Mahlberg (Die errat. Bildungen
im Aargau, p. 62) vernommen haben. Er entdeckte daselbst zwei
Blöcke von mindestens 4 Kubikfuss ans zwei Varietäten von Sma-
ragditgabbro (Euphotide) bestehend und einen graubraunen glän-
zenden Sandstein mit kleinen hellen Glimmerb lättchen (vielleicht
feinkörniges Valorsineconglomerat"), welchen er noch an vielen andern
Orten, aber immer nur im Gebiete de» Rhonegletschers gefunden
habe. Ich benutze diese Gelegenheit, um auf eine durch Verwech-
selung entstandene ungenaue Angabe aufmerksam zu machen , die
sich in meinem Berichte über die erhaltenen Fündlinge im Kanton
Bern eingeschlichen hat. Die dort stehende Notiz , dass Herr Mühl- '
berg bei Sumiswald Enstatitgabbro aus dem Wallis gefunden habe,
ist nämlich mit den vorhin gemachten Beobachtungen bei Wasen
zu vertauschen. Der von Mühlberg gesammelte sog. Enstatitgabbro
stammt von Walliswyl und Herzogenbuchsee und ist, nach seitheri-
gen freundlichen Mittheilungen an mich, genauer als Diallaggabbro
zu bezeichnen.
ii
r*
r -
- 236 —
stücken aus dem Unterwallis nicht unterscheiden.
Auch die Herren Professoren B. Studer und Escher von
der Linth, gewiss die besten Kenner alpiner Gesteine,
pflichteten meiner Bestimmung bei. Die petrographiscben
Eigenthümlichkeiten des kollektiv sogenannten Valorsine-
conglomerats sind so charakteristische, dass vorderhand
an eine Verwechselung mit einem andern, etwa den
eocänen Ablagerungen des Aaregebiets angehörigen Ge-
steine, nicht gedacht werden kann. Hag auch der Block
nur in einer Strassenmauer stecken, so ist doch nicht
als wahrscheinlich anzunehmen, dass er aus grösserer
Ferne, z. B. aus der Gegend von Burgdorf, auf der Achse
hieher transportirt worden sei; es müssten sonst woM
auch andere von ähnlicher Herkunft sich auflinden lassen.
Man muss bei Beurtheilung dieses Blockes wohl berück-
sichtigen, dass nach den häufig herumliegenden Blöcken
von Hoganlsandsteinen und mit vorkommenden Kreide-
gesteinen die Gegend von Signau, Langnau, Eggiwyl etc.
ins Gebiet des Aaregletschers oder genauer des Eoamen-
gebiets gehört. Westlich von Signau kommen bei Zäzi-
wyl und Grosshöchstetten mächtige Ablagerungen des
eigentlichen Aaregletschers vor und nördlich erheben sich
die zu oberst von jeglichem Gletscherschutt frei erscheinen-
den Höhen des Blasen und Hundschüpfen (1415 H.)v an deren
Nordabdachung um Biglen der Aargletscher wieder be-
trächtliche Lehmmassen anlehnte. Von den Schattmassen
des vorhin genannten Emmengletschers muss man wohl
annehmen, dass sie zum Theil gegen Zäziwyl dem Aar-
gletscher, sowie auch, dem Laufe der Emme folgend,
gegen Burgdorf dem Rhonegletscher zugeschoben worden
seien. Statt dessen finden wir nun bei Signau Blöcke
aus dem Gebiet des Rhonegletschers — eine Beobachtung,
die auf Bewegungen schliessen lässt, welche den jetzigen
— 237 -
Gefällsverhältnissen zuwider laufend erscheinen. Alle
diese Umstände stempeln den fraglichen Blook von
Valorsineconglomerat zu den interessantesten erratischen
Vorkommnissen, die mir bekannt geworden sind.
Wie ich diese Zeilen schreibe, bringt mir Hr. Slud.
Fankhauser, der, in der Gegend wohl zu Hause, mich
damals begleitet hatte, von Ober matt, auf dem rechten
Ufer der Ilfis, wenig über dem Einfluss derselben in die
Emroe, also aus geringer Entfernung von unserm Valorsine-
block, ein Handstück von unzweifelhaftem Euphotide
vom Saasgrat, welcher wo möglich noch charakteristischer
für das Gebiet des Rhonegletschers ist. Das Stück stammt
von einem circa 4 Kub.-F. haltenden ziemlich eckigen
und kantigen Block, dessen Gestalt ihn schon wesentlich
unterscheidet von den mit herumliegenden grössern und
gerundeten Rollsteinen der dasigen Nagelfluh, ganz ab-
gesehen von der Gesteinsnatur. Denn bishin hat man
unter den ungezählten Varietäten krystallinischer Nagelfluh-
gesteine noch keinen Euphotide oder Smaragdit führen-
den Gabbro beobachtet. An Transport durch Menschen-
hand ist in diesem bewaldeten Tobel auch nicht etwa zu
denken.
Wenn dieses unvermuthete Vorkommen einerseits
als eine Bestätigung unserer Bestimmung des Valorsine-
conglomerats aufgefasst werden muss, da man bisher
ausser dem Hinlergrund des Saasthales noch keinen an-
dern Stammort des Euphotides im Gebiete der Schweizer-
alpen kennt, so erhöht es anderseits das Interesse der
in Frage stehenden bisher als eisfrei oder als Dependenz-
gebiet des Aaregletschers betrachteten Gegenden für die
Untersuchung der erratischen Bildungen bedeutend.
Eine weitere kurze Bemerkung will ich in Betreff der
Herkunft des leider zersprengten riesigen Serpentin-
- 238 —
block s auf der Höhe zwischen Walkringen und
Biglen anfügen. Wir betrachteten denselben nach fro-
heren Beobachtungen des Hrn. Prof. Studer als aus dem
Triftgebiete stammend. Eine kleine Alpenreise führte
mich auch diesen Sommer wieder ins Gadmentbal. Da
fand ich unterhalb der Ausmündung der Schlucht, durch
welche der Triftenbach in das Gadmenwasser sich
ergiesst, nahe bei Mühlestalden, einen Block von Ser-
pentin, der ebenfalls das eigentümliche bronzitartige
blättrige Mineral einschliessl, wie einzelne Lagen der
Serpentinmasse ob Biglen. Durch Hrn. Bürki erhielt unser
Museum ferner Handstücke von achtem edelm Serpentin,
welche Bergführer Weissenfluh von losen Blöcken auf
dem Triftgletscher losgeschlagen hatte. Es mögen diese
beiden Thatsachen zur Bestätigung der angenommenen
Abstammung des Serpentinblockes bei Biglen dienen.
d. lieber ein postglaciales Torflager bei Bera.
Während des letzten Winters machte eine bei der
Fundamentirung zu der neuen Privatreitanstalt des Herrn
Bürki- Marcuard an der neuen Belpstrasse beim
Mattenhof unter Dammerde und Kies angetroffene Torf-
masse mit einem eingeschlossenen Baumstamm viel von
sich zu reden. Es war dieses Vorkommen allen Bau-
leuten und mit der Oertlichkeit Bekannten ganz uner-
wartet. Niemand wusste etwas von einer ähnlichen Be-
obachtung beim Bau des ganz nahen und noch liefer
liegenden Mädchenwaisenhauses. Beim Mattenhof und
der Umgebung besteht der Baugrund, wie man in den
letzten Jahren häufig sehen konnte, aus ordinärem, viel-
fach mit untergeordneten Kiesstreifen durchzogenem
Gletscherschutt. Dieser Kies und Sand bilden die Wasser-
züge, aus denen sich die im betreffenden Quartier vor-
handenen Sodbrunnen ernähren, soweit dies nicht darch
— 239 —
eigentliches Grundwasser vom Sulgenbach her der Fall
ist, was wohl an den liefern Stellen häufiger sein wird.
Indessen lässt sich schwer eine allgemeine Regel auf-
stellen, indem das Erosionsthälchen des Sulgenbachs rein
in erratischen Schutt eingeschnitten ist, ohne dass es bei
der Bildung desselben zu ausgedehntem Kiesablagerungen
kam. Wir können also sagen, dass der allgemeine Unter-
grund in diesem Bezirk einfach Gletscherschutt ist, wie
diess sich übrigens zum Voraus erwarten lässt für ein
Bassin, das auf der concaven Seite der einen gewalligen
Halbmond darstellenden Endmoraine der grossen Schanze
und Fortsetzung bis an den Galgenhubel, des Engländer-
und Tscharnerhubels etc. liegt.
Spätere durch Degradirung der noch kahlen Horainen-
hügel entstandene Kiesmassen legen sich mehr an den
unmittelbaren Fuss der betreffenden Höhenzüge an, wie
diess sehr gut in der neu eröffneten Kiesgrube beim
Weissenstein gegen Konitz ersichtlich ist. Dass der
nächste Untergrund am Fuss der grossen Schanze, im
Sommerleist und in der Villette, ebenfalls aus Kies be-
steht, ergibt sich aus dem Bestände sog. Versenkgruben
für Abwasser u. s. f. unter den neuen Häusern des
Quartiers. Von menschenfreundlichem Standpunkte darf
man wohl über die Zweckmässigkeit solcher Anstalten
gegentbeiliger Ansicht sein.
Vom Sommerleist und Maulbeerbaum zieht sich unter
Inselscheuer und Salzbüchsli eine breite abgeflacht wall-
artige Erhebung bis zur mechanischen Sägerei bei der
Irwingianerkapelle. Diese Anschwellung fallt gegen den
Monbijou, den Sulgenbach und westlich gegen die Belp-
strasse ab, gerade gegen jene Einsenkung, in welcher das
eingangs erwähnte Torflager gefunden wurde. Der Um-
stand, dass man bei Fundamentirungen in der Nähe des
Maulbeerbaums bedeutende Blöcke, die im Boden lagen,
J
— 240 —
zu bewältigen hatte, sowie die ganze Terraingestaltong
fähren zu der Annahme , dass der angedeutete Wall ein
zweites inneres spornartiges Morainenstück sei, welches
einem Stationärbleiben des Endes des Aargletschers ent-
spricht, nachdem sich dasselbe bereite von der oben
erwähnten Hauptendmoraine zurück gezogen hatte.
Wir dürfen ganz füglich annehmen, dass sich dieses
jetzt nur noch angedeutete Endmoraineostück vor der
Auswaschung des Sulgenbachthälchens weiter bis gegen
Weissenbühl ausgebreitet habe. Denken wir uns diesen
Verschluss, so werden natürlich die Wassermassen des
Sulgenbachs , falls sie wenigstens schon damals diesen
Weg einnahmen, aufgestaut und zwischen dieser Moraioe
und dem Hanptkranz älterer Schutthügel kann ein seichler
See entstehen. Die ganze Bodengestaltung weist auch
entschieden darauf hin.
Ich habe es gerade wegen des lokalen Interesses
vorgezogen, diese weitläuGgern Auseinandersetzungen zu
machen , bevor ich zu einer kurzen Beschreibung der
Torfmasse überging. Wir haben auf diese Art dasiur
Torfbildung nothwendige stagnirende Wasser, einen See
mit seichten Rändern auf lehmigem Boden erhalten. Zu-
gleich wurde bewiesen, dass das Torflager ein postgla-
ciales, nach der Eiszeit entstandenes sei. Vegetatioo
siedelte sich an in unmittelbarer Nähe der damaligen
Eismassen des Aargletschers, die von dazumal lebenden
Menschen vielleicht auch als »ewige« bezeichnet worden
wären. Die Morainenhügel bewaldeten sich und an ihrem
Fusse breitete sich ein feuchter Teppich von Moosen
aus und gab zu der Torfbildung Veranlassung, indem
auf der unten absterbenden Vegetation immer neue fort-
wuchsen.
Das vorhandene Torflager zeigt eine Mächtigkeit von
4 Fuss, besteht in der That fast ausschliesslich aus Moos-
- 2*1 —
lorf, und ist darum im Ganzen ziemlich lock
schwammig. Denn die Moose, die hier offenb
Hauptrolle spielten, waren Sphagnumarten , den
kohlungsprozess offenbar bei Weitem nicht so
vor sich geht, wie bei andern Torrpflanzen. Man
noch ganz gut die Blättchen und Stängelchen, di<
eine glänzend gelbbraune Farbe sich auszeichne
fein eingesprengte und in einzelnen Lagern vorherrs
eigentliche Torfsubstanz ist ganz bröcklig und t
und lasst mit blossem Auge keine organische i
mehr erkennen.
Dass die Torfbildung nicht fort und fort s<
verlief, sondern dass auch damals Stürme dui
Land brausten, beweisen die Reste eines Bäumst
der nahe in der Mitte lag. Wie die Torfmasse,
auch dieses Holz stark durchfeuchtet, weich und 51
lieh gefärbt; es zog sich bei dem Eintrocknen w
die Hälfte des Volumens zusammen. Es stam
einer Eiche, indem man das Sommerholz mit
weiten Gefässröhren ganz leicht erkennen kann,
ganze Stück Hess unser Mitglied, Herr Friedr.
ausgraben und es blieb auf diese Art fast vollstäi
halten.
Dass dieses auffallende Torflager nur eine
Ausdehnung besitzen kann, ergibt sich aus schon
gemachten Angaben, sowie aus dem Umstände,
unmittelbarer Nähe für den Bau eine Kiesgrube
werden konnte. Diese zeigt angedeutete Slratif
die Schichten fallen gegen das Torflager zu und
in ihrer Fortsetzung dasselbe unterteufen. Es ist e
der aus späterer Verschwemmung des ebenfall
beschriebenen Morainenwalls hervorging. Man
ferner zur Ableitung des aus und unter dem T
Bern. Hittheil. 1870. Nr. 7
— 242 —
sammelnden Wassers Versenklöcher anlegen, was aber
gerade unter dem Torf gar nicht gelang, indem man bei
25' das unterteufende Lehmlager noch nicht durchsein
hatte. Es wurde darum in einiger Entfernung ein Bohr-
versuch gemacht, in der Richtung gegen den Mattenhot
wo sich das Terrain etwas senkt. Schon in dieser Di-
stanz von 60 Schritten traf man nicht mehr auf Torf,
sondern auf Wasser genügend durchlassendes Material
— wiederum ein Beweis, wie wechselnd die Struktur in
einem aus erratischen Bildungen entstandenen Boden ist
Nach Beendigung der Torfbildung, wie wahrschein-
lich schon während derselben, wurden lose Schuttmassen
von der Umgebung losgerissen und lagerten sich über
den Torf ab. Der Einfluss der Pflanzenwurzeln auf diesen
Kies war aber im Laufe der Zeit so beträchtlich, dass
man fast durch die ganze Dicke von 7 Fuss Spuren er-
kannte. Die ganze Masse zeigte eben zwischen den ein-
zelnen Steinchen rothbraune Erde.
Es wurde hiemit ein unter eigentümlichen Verhält-
nissen beobachteter Fall eines Torfvorkommens beschrie-
ben, der vor Allem ein lokales Interesse bietet. Denn
im Grunde sind wohl die meisten Torflager unserer Ge-
gend eigentlich auch postglaciale und gerade das Auf-
treten von Wasser nicht durchlassendem Gletscherlehm
bedingt. Meistens dauert aber die Torfbildung noch ge-
genwärtig fort, wo nicht durch Entwässerung und Cana-
lisationen die ursprünglichen Verhältnisse durch den Men-
schen gestört wurden. Hier dagegen trat diess offenbar
viel früher ein. Es ist eine auffallende Thatsache, dass
von dem über dem Torf liegenden Kiese kein einziger
Stein in die Torfmasse selbst eindrang ; dieselbe ist scharf
abgegrenzt und musste schon eine beträchtliche Festigkeit
erhalten haben, als die Ueberschüttung Statt fand.
Fr. Hermann.
Ueber die neuen metrischen Probemaast
(Vorgetragen in der Sitzung vom 2. April 1810.)
Da in kurzer Zeit die vorliegenden Proberaaa
an die Tit. Kanlonsregierungen versandt werden müss
so dürfte es vielleicht interessant sein, zu vernehm
welches Verfahren angewendet worden ist, um in v
faällniss massig kurzer Zeit die Controllirung und Justin
von circa 100 Exemplaren metr. Längenmasse, Flüssigkei
maassc und Gewichtssätze zu bewerkstelligen.
Die Genauigkeitsbedingungen sind laut Reglement *
eidgen. Eichstätte 1/UM fur die Längenmaasse, '/uwoo
die Hohlmaasse und Vmkk» f"r diu Gewichte.
Es wurden controllirt und theilweise justirt :
A. Das neue metrische Längen-Pro bemaass, welcl
nach amerikanischem Vorbild festgestellt wurde. Es l
steht aus einem messingenen eiu Meter langen Sta
welcher in der Mitte eine Einlheilung in Millimeter tri
An beiden Enden ragen zwei rechtwinklige Verlängern^
hervor, welche als Matrize dienen und einen Meter Disfc
von einander haben. Dieser Stab ist in einem Etui n
telst dreier Schrauben dergestalt befestigt, dass er s
frei ausdehnen kann, ist aber doch so festgehalten, d
er vom Etui nur schwer zu trennen ist (diess gesch
um den Eichmeistern das Wegnehmen des Stabes
dem Etui zu erschweren, damit das Probemaass gesch
werde).
Gleichzeitig befindet sich am Etui eine Vorrichti
welche gestattet, mit Hülfe eines beigegebenen Aule
winkeis ohne Vermietung des Zirkels beliebige gen
- 244 —
Copien der Einlheilung vorzunehmen. Es schien diese
wünschenswert, umsomehr als in den Vereinigten Staatet
von Nordamerika diese Einrichtung empfohlen wurde.
Zu bequemer Copienahme sind jedem Etui verschiedene
Klemm- und Hebekeile (für Meterstäbe verschiedener
Dimensionen) und Vorreissnadeln beigegeben.
Die Prüfung dieser Meterstäbe, welche in der eidgen.
Eichstätte mit Hülfe der Coroparators vorgenommen wurde,
erstreckte sich hauptsächlich neben der Prüfung des Ma-
terials auf die laut Pflichtenheft seitens der Unternehmer
eingegangene Genauigkeit der Theilung und die richtige
Distanz der Matrizenflächen bei O-Grad. Zuerst wurden
mit Hülfe eines fein eingeteilten Hülfsraeters die Dect-
raeter, Centimeter und Millimeter durch Aufeinanderlegen
mittelst der Loupe geprüft. Hierauf kam jeder Stab in
den Längencomparator (Beschreibung desselben findet
sich im Bericht über die Reform der schweizerischen
Urmaasse von Dr. H. Wild im Jahre 4868), um zu er-
mitteln, ob die Striche 0 und 100 Clm. und die Matrizen-
flächen mit dem neuen schweizerischen Normalmeter
übereinstimmten. Bei dieser Operation musste die Tem-
peratur der Stäbe berücksichtigt werden, welcher Um-
stand die Sache etwas in die Länge zog, doch wurden
bereits sämmtliche Meterstäbe seitens der Unternehmer
(Societ6 genevoise pour la Construction d'Instruments
de Physique) so genau nach Pflichtenheft ausgeführt
dass das Resultat dieser Untersuchungen vollkommen be-
friedigend ausfiel.
B. Die metrischen Flüssigkeitsmaasse, bestehend in
1 Liter, l/% Liter und Vio Liter, sämmtlich uach Art der
bisherigen Probemaasse construirt von Messing, mit einem
Durchmesser gleich der halben Höhe. Sie erhielten ein
Etui und drei Glasplatten. Bevor diese sämmtlicheo
- 245
Gefässe verglichen wurden, musste zu mehrerer Sicher-
heit vorerst ein Normall itergefässsystem \ L., 7a L., Vio^.
aus den in Paris verglichenen Normalgrammgewichten
abgeleitet werden, wobei Temperatur, Barometerstand
und Feuchtigkeit in Berechnung kamen. Hiebet musste
berücksichtigt werden, dass die Temperatur des Wassers
im Zustand seiner grössten Dichtigkeit bei 4° Cels., das
Volumen des Gefösses jedoch für eine Temperatur von
O-Grad der Gefäss Wandungen Bedingung war (zufolge
älterer Verordnungen). Da wir nun die Vergleichung bei
4° vornahmen, so betrug die Volumenzunahme des Messing-
gefässes. dessen Ausdehnungscoefficient bestimmt wurde,
für diese 4° im Durchschnitt 224 Cubicmillimeter oder
Milligramm, welche in Rechnung zu bringen waren.
Hierauf verfuhr man mit allen übrigen Gefässen
folgendermassen :
Man tarirte zuerst auf einer hiefür eigens construir-
ten Waage das leere Litergefäss mit Glasplatte unter
Beisetzen von 4 Kilogramm. Hierauf wurde das Kilo-
gramm entfernt, das Gefäss mit destillirtem gekochtem
Wasser sorgfältigst gefüllt und die Temperatur (welche
zumeist in der Nähe von 8° war) bestimmt. Zum Schluss
wurde die erste Wägung wiederholt und die Differenz
4+3
der Wägung 2 mit — ~ — ermittelt.
Dabei musste man die Lokaltemperatur derjenigen
des Wassers möglichst gleich zu halten suchen, damit
die Gefässe sich nieht beschlagen und letztere nur mit
eigens hiefür construirten Zangen anfassen. Das Resultat
der Wägungen unter der jeweiligen Berücksichtigung
der Temperatur des Wassers wurde dann mit Hülfe einer
zwischen der eidg. Eichstätte und dem Lieferanten Herrn
Amsler-Laffon in Schaffhausen vereinbarten Formel be-
jA
— 246 —
stimmt und allfällige Differenzen durch Aus- oder Ab-
schleifen an den Maassen ausgeglichen.
Es zeigte sich dabei der sonderbare Umstand, dass
zwischen Schaffhausen und Bern, resp. zwischen dem
Lieferanten und der eidg. Eichstätte ein ziemlich coo-
stanter Fehler von 30 bis 50 Milligramm stattfand, welcher
dem Umstand zugeschrieben werden musste (nachdem
verschiedene Versuche angestellt waren), dass das ver-
wendete Wasser an beiden Orten nicht gleiche Eigen-
schaften hatte. Da jedoch diese Abweichung innerhalb
der Fehlergrenze sich befand, so wurde sie nicht weiter
berücksichtigt.
Ueberhaupt hat der Verfertiger zufolge seiner ge-
troffenen guten Einrichtungen und infolge des wissen-
schaftlichen Interesses , welches er an der Sache nahm,
eine Uebereinstimmung in der Justirung erreicht, welche
nur an wenigen Gelassen eine eigentliche NachjustiruDg
nothwendig machte.
C. Die Grammgewichte bestehen in 4 Kilogramm in
Etui und den Unterabtheilungen bis zu \ Milligramm,
ebenfalls in Etui. Die Methode, welche bei der Nach-
justirung so vieler Gewichte angewendet wurde, war die
gewöhnliche Tarirmethode , wobei jedoch jedes Gewicht
besonders vorgenommen werden musste. Man begann
bei den Milligrammen und stieg langsam zu den grossem
auf. Dabei zeigte es sich, dass die Justirung meistens
gerade auf der laut Pflichtenheft gestellten Grenze stand,
so dass wir keine Rücksendungen an die Lieferanten (mit
Ausnahme die ganz kleinen betreffend) eintreten lassen
konnten. Die eidg. Eichstätte durfte jedoch diese Un-
gleichartigkeit der Justirung nicht gehen lassen und sah
sich desshalb genöthigt, einen grossem Theil dieser Ge-
wichte kurz vor der Ablieferung nochmals zu justiren.
_ 247 -
Ebenso musste ein grosser Theil der Etuis nachgear
werden.
Bei dieser Gewichtsjustirung machten wir wiedi
die Beobachtung, dass das Metall des Hessings ii
seiner leichten Oxydirbarkeit für Probegewichte keir
empfehlenswerthes Material ist, indem nach langerei
auch wenn die Gewichte nur wenig gebraucht waren,
Oxydirung eintrat, welche, sowie sie entfernt, ein Lei<
werden der Gewichte zur Folge hatte.
Es ist diesem Uebelstande nur dadurch zu bege
dass man einmal angelaufene Gewichte in diesen
stände lässt. Leider sind andere edlere Metalle
theuer, und würde eine Vergoldung der Hessinggei
(ein Verfahren, welches man bei Präcisioosgewichten I
anwendet) ein absolut dichtes Material des Messings
ausgesetzt haben. Betreff dieses letzlern Punktes t
wir in frühem Jahren die fatale Beobachtung gemacht
galvanischvergoldete Messinggewi chtstücke sich mi
Vergoldungsflüssigkeit füllten, beinahe wie ein Schw.
dass sie in der Folge durch Ausschwitzen diese Fl'
keit verloren und dadurch beträchtlich leichter gew<
waren.
Zu dieser ganzen Arbeit der Controllirung un
stirung incl. Verpackung waren circa 6 Monate erfo
lieh und schätzten wir uns glücklich, als endlich di
lieferung erfolgte, da die Bewältigung so vielen Mal
unsere Kräfte, worunter namentlich die Geduld, zie
erschöpft hatte.
— 248 —
Dr. H. Wydler.
Kleinere Beiträge zur Kenntniss
einheimischer Gewächse.
Alnus. Die cT Blüthen ein drittes — die ? Blülhen
(wegen mangelnder Mittelblüthe d. Dichas.) ein viertes
Axensystem beschliessend, nach folgender Formel :
4.) L . . . L .
2) LH...
3) hZcT
2') L H
SO h (mit fehlschl. Mittelblüthe)
40 Z ?
(So verhält sich auch Corylus.)
Die Sprosse von A. glutin. et incana ohne Niederblätter,
welche durch die derben grossen aussenständigen Neben-
blätter ersetzt werden. Die Deckung der Nebenblätter
in der Knospe nur schwach in der Richtung des langen
Weges (2/i) der Blattstellung. Dass äussere Nebenblatt
durch seine grössere Derbheit und dunklere Farbe meist
leicht erkennbar. Die Zweige dreikantig, die altern steh
abrundend. Blätter kantenständig. Zweiganfang mit dem
ersten Blatt median nach hinten.
A. glutinosa, Oärtn. Nicht selten mit einer accessor.
unterständigen Knospe, die Tragblätter der ? seiten-
ständigen Kätzchen oft dreizackig, noch das Mittelblatt
mit seinen Stip. darstellend, als Uebergangsbilduug zu
den Hochblättern, die Hochblätter der cT und ¥ Kätzchen
- 249 -
meist nach 13/s)> seltener nach B/,3 gestellt*). Eid Laub-
zweig zeigte einmal D/s St. , welche sogleich mit
ersten median nach hinten liegenden Blatt ihren A
nahm. Dieser Pal) ist mir hingegen häufig an culti
von A. cordifolia, Lodd. vorgekommen.
* A. incana , De. Verhalt sich , was die Blattstt
der <f and ? Kätzchen betrifft, wie vorige Art.
A. viridis, Da. Blattstellung an den relativen H
axen %; und dann nicht selten in l/g übergehend; a
Zweigen quer distich. Die beiden aus den diel
Blättern hervorgehenden Sprossreihen antidrom.
Zneiganfänge finde ich von zweierlei Art: entwede
gewöhnliche mit dem ersten Blatt median nach h
dem zweiten und dritten nach vorn, nach 3/t; oder
es folgt auf das nach der Axe bin stehende Blatt ■
In b
Fällen erscheint das nach der Axe hin befindliche
als grosses schalenförmiges, die folgenden Blatte
Knospenzeit völlig einhüllendes Niederblatt; (wo<
unter anderm diese Art sich von den andern einh
sehen Arten unterscheidet}. An den Zweigen folgt m;
mal auf die distiche Stellung: */a mit einem Ueberg
schritt von ■/«■ — Die ^ und ? Kätzchen boten mi
gende Blattstellungen : dreigliedrige wechselnde \
(am häufigsten), viergliedrige wechselnde Wirtel (st
Vi« */n (mehrmals), */si */«» ls/ai (diese Spiralstellt
seltener) , auch b/b «"d */« St- vereint an einem J Kätz
— In einem Fall schloss sich die dreigliedrige W
*) Bei A. cordifolia, Lodd. fand ich an deo J and J Kü
meist yl3 St. . einmal wechselnde viergliedrige Wirtel und I
Stellung vereint.
Bern. Uitthei). 1870. Hr. 743.
- 250 —
Stellung eines terminalen cT Kätzchen an die vorausgehende
distiche Stellung so an, dass das letzte distiche BlaU zu-
gleich das erste Blatt der Wirtelstellung war. Ein ^axilläres
Kätzchen zeigte folgendes Verhalten. Auf einen ersten 2/j
Cyklus (mit rückenständigem Niederblatt und zwei nach
vorn liegenden Hochblättern) folgten vier rechtwinklig
gestellte, aufgelöste Hochblattpaare. Das erste Hochblatt
des untersten Paares fiel median nach hinten vor das
Niederblatt des 2/a Cyklus. Mit dem achten (d. b. mit
dem letzten) Blatt der paarigen Stellung begann nun eine
durch das ganze übrige Kätzchen fortsetzende dreiglie-
drige wechselnde Wirtelstellung. — Die cf Mittelblüthe
der Dichasien ist nicht selten 5 merisch, wie schon Doli
(Fl. Bad.) bemerkte. Ich fand alsdann ihre Kelchdeckung
deutlich nach z/b, den zweiten Kelchtheil median nach
hinten gestellt.
Betula alba. Die wesentliche Sprossfolge verhält
sich wie bei Alnus; aber die Gipfelknospe schlägt wie
bei Corylus meist fehl, in welchem Fall dann die oberste
Seitenknospe zu einem sympodialen Zweig auswächst
Die vorjährigen Zweige enden nach Bildung von 3—5
Knospen häutig in 2 — 3 <T Kätzchen, einemstärkern gipfel-
ständigen, und dicht darunter, t — 2 etwas schwachem
seitenständigen. Alle sind schon im Herbst sichtbar. Zweige
mit ¥ Inflor. fehlen oft ganz. Wo sie mit dem <? Kätzcb. zu-
gleich auftreten, stehen sie stets unterhalb dieser. Sie ent-
sprechen auf ihrer Stufe den seitenständigen cT Kätzchen.
Jeder in eine ? Infi, endende Zweig trägt ausser dem auf die
2 Stipulae reducirten rückensändigen Vorblatte 2 quer-
distiche Laubblätter; auf sie folgen 1 — 2 auf die linealen
häutigen Stip. reducirte sterile Hochblätter, und darauf
durch ein entwickeltes Internodium getrennt, die fertileu
grünen, sparrigen Hochblattschüppchen. — Die rücken-
_ 251 -
ständige Knospe fand ich sehr oft gut ausgebild
mit 2 entwickelten Laubblättern, selbst ihr Vorbla
bisweilen eine kleine Spreite. Viele Sprossen
nur Laubknospen, welche ich, obgleich distich
nicht selten sämmtlich unter sich homodrom fan
aussenständigen Stipulse der Laubknospen deck
desshalb meist in gleichem Sinn, obwohl mir au<
trope Deckungen derselben vorkamen. Die J
Kätzchen zeigen ihre Hochblätter am häufigsten i
und 'Vai gestellt. — Bei Bet. pubescens beobach
androgyne Kätzchen, au denen die <? Blütlien de
Theil, die 2 den untern Theil einnahmen. Diel
Stellung wie bei voriger.
B. nana. Laubblätter nach 3/s und */, gest«
den Zweigen folgen auf das nur durch die Stipi
gezeigte rückenständige Vorblatt 2 bis 3 querdistich j
Laubblätter. Bei den 2 ersten zeigen die ausse
gen Stipulse unter sich gleiche Deckung, bisweil'
an allen dreien. An die distiche Stellung schlie
meist ■/« St. ohne Pros. an. Auch bei dieser
finde ich die Stipulee in gleicher Richtung decke
Hochblätter zeigen ebenfalls */§ St. Den endst
S Kätzchen gehen meist 5 Laubblätter voraus, 2 ■
3 eine in die Kätzchen fortsetzende spiralig §
deren oberstes oft schon eine Blüthe in der Ach
Salicinea.
Salix. Ueber die Morphologie der Gattung ve
vorzüglich : Kerner, in den Verhandlungen di
botan. Vereins in Wien, 10. Band; über die Blati
der Kätzchen: A. Braun, Nov. Acta Leop., 1
Die wesentliche Sprossfolge ist dreigliedrig na
Schema :
— 252 -
1) N (=Vorblätter) L . . . .
2) . N 1 H . . . (aus L.)
3/ . Z cf oder ? (aus H.)
Die Gipfelknospe der vegetativen Sprosse bei sämmt-
lichen Weiden fehlschlagend, worauf wohl zuerst Ohl ert
(Linnaea, XI. Bd.) aufmerksam gemacht. Jeder Spross
trägt mithin nur Seiten- (Achsel-) Knospen. Die oberste
Seitenknospe wird zu einem sich senkrecht aufrichtenden,
eine Sympodien-Bildung einleitenden Sprosse. Die Wen-
dung der sympodialen Sprosse ist gemischt, wenn auch
nicht selten mehrere gleichlaufende aufeinander folgen.
Die Knospe beginnt bei allen Weiden mit zwei unter sich
schaalenartig verwachsenen niederblattartigen, rechts und
links gestellten Vorblättern, welche sich bei der Entfal-
tung der Knospe bald als ein Stück ablösen, bald sich
mehr oder weniger in zwei Stücke spalten. Diese schein-
bar einfache, die Knospe anfangs ganz einhüllende Schoppe
ist bereits von Henry (Nov. Act. Leop. Vol. 22) und Doli
richtig als aus verschmolzenen Vorblättern gebildet gedeutet
worden. Dass es wirklich Blätter seien, geht theils aas
ihrer kielartigen Mittelrippe hervor, theils und hauptsäch-
lich aus den in ihren Achseln befindlichen Knospen,
welche unter andern L i n d 1 e y (Introd. to Bot 3 ed. p. 1 W)
irrthümlich für Stipularknospen hielt. Wimmer (Salice»
europ.) und Andersson (DC. prodr. XVI) halten die
Vorblätter noch für eine einfache Schuppe. Die Sprosse
aus den Vorblattachseln sind meist antidr. , die auf die
Vorblätter folgende Blattstellung zeigt selbst bei ein und
derselben Art eine ziemliche Mannigfaltigkeit. Ich über-
gehe sie hier und gedenke sie anderswo durch Abbil-
dungen zu erläutern. Die Laubblätter 2eigen am häufig-
sten ö/s Uf|d V* St., seltener 8/is (bei S. viminalis). Auch
paarige Stellung, häufig mit Auflösung der Paare und
— 253 -
Uebergang in Spiralstellung, ist nicht ausgesci
(S. purpurea, viminal. daphnoides).
8. pmtandra, L. Die ? Kätzchen (Hochbläue
ten mir t/g St. 5glied. wechselnde Wirte!, ßglied.
(am häufigsten}, ferner 9/u »nd *,n St.
8. fragilis, L. Stämme links gedreht.
8. amygdalina , L. Kätzchen mit */»> -/u
5glied. wechselnde Wirtel. Verstäubung der A
von der Axe nach dem Tragblatt hin : n a
S.albv, L. ? Kätzchen mitöglicd. wechselnden1
ebenso mit 6glied„ ferner Vis- -~ Auch an ein un
selben Kätzchen ijb, darauf 5glied. wechselnde W
— ferner 6/s , darauf ßglied. und am Gipfel 3glied
selnde Wirte). Laubbl. einmal mit oppon. decu
gelösten Blattpaaren beobachtet.
8. purpurea, L Die Mattstellung häufig 0|
rechtwinklig decussirt; nicht selten sind aber di<
aufgelöst, wobei ich sowohl die von C. Schimpf
Schreibung d. Symphyt. Zeyheri p. 88) als den vor
(I. c. p. 333 von ihm für den häufigsten gehaltenen]
beobachtete. Ausserdem kommen aber auch noch
anomale Stellungen mit Aullösung der Paare vor,
eine Henry I. c. angibt, die ich aber als auf Met
beruhend betrachten möchte.
Einzelne Sprosse zeigten mir auf paarige aul
St. folgend auch 3/s und i/i Sp. An den ? Kätzchen f
Sgl. wechs. Wirtel; ebenso 6gl. und 7g]., ferner ',<
' ls, seilen ■/,,.
8. viminalia, L. Stellung der Laubbl. s/s> *
hautig auch Vi (*/,) wendeltreppenartig aufsteig
f Kätzchen mit •/„, */» St.
S. cinerea, L. Laubblätter am häufigsten mit
welcher */j vorausgeht. Kätzchen mit %, *ju, */
- 254 —
7i7» Via Stellung; ferner mit 8gliedrigen wechselnden
Wirtein.
8. nigricans, Fries. ? Kätzchen mit l8/n and 8/w St.
8. arbuscula, L. cT Kätzchen mit 7 gl. wechs. Wirtein.
8. retusa, L. ? Kätzchen mit 5/a und 8/i» St.
Populus. Die wesentliche Sprossfolge verhält sich
wie bei Salix ; die Sprosse durch eine Gipfelknospe
abgeschlossen, welche die vorausgehende Blattstellung
fortsetzt: die vegetativen Sprosse bewegen sich mithin
zwischen NL..NL..N.. — Der Zweiganfang ver-
hält sich, was die Vorblätter betrifft, wie bei den Weiden.
Auf dieselben folgt hingegen eine Anzahl (9—40) median
gestellter (durch ~ eingesetzter) Niederblatter
(Knospenschuppen); die erste nach hinten, an welche St
sich denn 8/5 St. der Laubbl. anschliesst, und zwar durch
Pros.
3 + V
2
5 "
P. Tremtda. Blattstellung auch %. Bei jener und
bei P. nigra zeigen die Hochblätter der Kätzchen meist
8/i3 St. An den ¥ Kätzchen der erstem auch w/tl.
P. grandidentata, Michx. Den ? Inflor. gehen ausser
den 2 zu einer zweikieligen Schuppe verwachsenen seitL
Vorblättern 2 median gestellten Niederblätter voraus,
von denen das erste nach hinten steht; an das vordere
schliessen sich dann die Hochblattschuppen nach */s an,
welche Stellung an den reichblüthigen Kätzchen sich noch
oftmals wiederholt.
Verzeichnis» der M
Bernischen natorforschendi
(Am Schluss des Jahres
Herr Dr. A.Forst er, Prof. d. f>riysi
„ Dr. R. Henzi, Sekretär seit '
„ B. Studer, Apotheker, Kassie
„ J. Koch, Oberbibliothekar ur
1865.
„ Dr. Cherbuliez, Unterbiblk
1. HerrAebi, Dr. und Prof. der An
2. „ Bachmann, L, Naturgesch.,
S. „ Benteli, Notar .
4. „ Benteli, A., Lehrer d. Geomi
5. „ v. Bonsletten, Aug., Dr.
6. „ Brunner, Alb., Apotheker
1. „ Brunner, TelegTaphendirek
8. n BUrki, Grossrath
9. „ Buri, Eug., Dr. phil. von B
10. „ Cherbuliez, Dr., Mathemat
11. „ Christeller, Dr. med., Ai
12. „ Christener, Lehrer an dei
18. „ Christener, Dr. med., Ar:
14. „ Crainer, Gott!., Arzt in Ni(
15. „ David, Secretair d. eidg. Har
16. „ Demme, R„ Dr., Arzt am !
11. „ Do r, Dr. u. Prof. d. Augenhi
18. „ Duby, Ernst, stud. phil, vor
19. „ Dutoit, Dr. med.. Arzt in
20. „ Emmert, E., Dr. med., Arzi
21. „ Emmert, C, Dr. o. Prof. d. .
— 256 —
22. Herr Es eher, eidgen. Münzdirektor . . (1859)
23. „ v. Fellenberg-Rivier, R. Dr. (18351
24. „ v Fellenberg, Ed., Geolog . . (1861)
25. „ Finkbein er, Dr. Med. in Neuenstadt . (1856]
26. „ v. Fischer-Ooster, Karl . . . (18*)
27. „ Fischer, L., Dr., Prof. der Botanik . ilSal)
28. „ F lückiger, Dr., Staats-Apotheker . (1853)
29. „ F orst er, Dr., Prof. d. Physik d Hochschule (1866)
30. „ Friedli, Ed., Math. u. Physik, Lerberschule (1810)
31. „ Frey, gewesener Bundesrath . . (1849)
32. „ Frotä, E., Ingenieur in St. Immer . (1856)
33. „ Ganguillet, Oberingeniur . . - (186G)
34. w Gelpke, Otto, Ingenieur . . (186" 1
H5. 3 Gerber, Prof. der Thierarzneikunde (1831)
36. „ Gibolet, Victor, in Neuenstadt . . (1844)
37. „ Glau8er, J., Ingenieur in Bern . . (1870)
38. „ Gösset, Philipp, Ingenieur . . (1865)
39. „ Güder, Friedr., Kaufmann . . (1868)
40. „ Guthnick, gew. Apotheker . . (1857)
41. „ Ha Her, Friedr, Med. Dr. . . . (1821)
42. „ Hamberger, Joh., in Brienz . . (1845)
43. „ Hasler, G., Direkt, d. eidg. Tel.-Werkst. (1861)
44. „ Henzi, Friedr., Ingenieur des mines . (1851)
45. 3 Henzi, R., Med. Dr., Spitalarzt . . (1859)
46. „ Hermann, F.. Mechaniker . . . (1861)
47. „ Hipp, Direkt, d. neuenb. Telegr. Werkst. (185!)
48. 3 Hopf, J. G., Arzt .... (1864)
49. „ Jäggi, Friedr., Notar. . (1864)
50. 3 Jen ner, F., Entomologe, Stadtbiblioth. Bern (1870)
51. Ä Jenzer, E., Observator auf der Sternw. (18(&)
52. „ Jonquifere, Dr. und Prof. der Medicin (1853)
53. „ Kernen, Rud., von Hochstellen . . (1853)
54. „ Kessel ring, H., Lehrer a. d. Gewerbeschule (1870)
55. „ Koch, Lehrer d. Math, an d. Realschule
56. „ Klebs, Prof. d. pathol. Anatomie .
57. „ Krähenbühl, Pfarrer in Beatenberg
58. „ Krieger, K., Med. Dr.
59. 3 Kuhn, Fr., Pfarrer in Affoltern .
60. „ Kupfer, Lehrer im Pensionat Hofwyl
61. 3 Kupfer, Fr., Med. Dr.
62. ^ Kutter, Ingenieur in Bern .
63. 3 Lanz, Med. Dr., in Biel
64. 3 Lauterburg, R., Ingenieur .
— 257 -
65. Herr Lauterbure, Gottl., Arzt in Kirchdorf
66. B Leonhard, Dr., Prof. a. d. Thierarzneischule
67. „ Limit, Franz, Ingenieur von und in Bern
68. „ Limit. R., Apotheker ....
69. „ Lindl, Willi., Med. Dr.
70. „ Lücke, Dr., Prof. d. chir. Klinik d. Höllisch.
71. „ v. Mutach, Alfr., in Riedburg
72. „ Hui I er, Dr., Apotheker
73. „ MOllhaupt, Kupferst. am eidg. top. Bureau
74. „ Neuhaus, Carl, Med. Dr. in Biel
75. „ Niehans, Sohn, Dr. med., Arzt in Bern
76. „ Otlh, Gustav, Hauptmann
77. „ Otz, Dr., Assistent chir., Klinik Bern .
78. „ Peyer, Dr. phil-, Zahnarzt .
79. „ Perly, Dr. u. Prof. d. Naturwissenschaften
80. „ Probst, Mechaniker ....
81. „ Pulver, A„ Apotheker
82. „ Putz, Dr., Prof. an d. Thierarzneischule
83. „ Quiquerez, A., Ingenieur in Delemont
84. „ Bibi, Lehrer der Math, an der Realschule
85. „ R i s, Lehrer d. Math, an der Gewerbeschule
86. „ Rojrjj, Apotheker in Bern
87. „ Bitz, Alb., von Bern, Pfarrer in Wiinmis
88- „ Scbfidler, E., Med. Dr. .
89. „ Schflr, Ed., Apolbeker
90. „ Schär, Friedr.. Seminarl. in München buchsee
91. n Scharer, Bud, Direktor der Waldau
92. „ Schmalz, Geometer in Oburdiessbach
91. „ Schneider, J. J., Lehrer an d. Buchteten
94. „ Schumacher, Zahnarzt
95. „ Schwnrzenbach, Dr.,ord. Prof. d. Chemie
96. „ Schon holz er, Lehr. d. Geogr. Kantonsach.
97. „ Shuttleworth, R„ Eaqr.
98. „ Schuppli, Lehrer d. Naturg., Gewerbeschule
99. „ Sidler, Dr., Lehr. d. Math. a. d. Kantonssch.
100. „ Stanz, Dr. Med. in Bern
101. „ Slümpfli.K., Buchdrucker, von u. in Bern
102. „ Steck, R., Apotheker, von und in Bern
103. „ v. Steiger, K.. Bezirksingenieur, v.u. inliern
104. „ Steinegger, gew. Lehrer, in Basel
105. „ Slucki. Optiker ....
106. „ Stud er, B., Dr., Prof. d. Naturwissenschaft
107. „ Studer, Bernhard, Apotheker
Bern. Mittheil. 1870. Kr. 744
108. Herr Studer, Gottlieb, gew. RegierungMtatlb, (18501
109. „ Studer, Theophil, Stud. Med. . . (1868)
110. „ Tieche, Ed., Lehrer an der Lerberscbule (1S68)
111. » Thiessing, Dr., Prof. in Pruntrut . (1867)
112. „ Thor mann, Fr., Ina;, des mines, v.u. in Bern (1810)
113. „ TYächsel, Dr., Rathssch reiber . (ISST)
114. . Trechsel, Wallh., Chemiker . (1S68|
115. „ Uhlmann, Arzt in Munchenbuchaee . (1868)
116. „ Valentin, Dr. und Prof. der Physiologie (1837)
117. „ Vogt. Adolf, Dr. Med. . (18»)
118. „ Waber, A., Lehrer d. Nalurg. a.d. Realsch. (1864)
11». „ Wander, Dr. phil., Chemiker . . (1869)
120. „ Wanzenried, Lehrer in ZSziwyl (1867)
121. „ v. Wattenwyl, Fr., vom Murifeld (1845)
122. n v. Wattenwyl- Fischer . (1848)
123. „ Wild, Karl, Med. Dr. ... (1828)
124. „ Wildbolz, Alex., Apotheker in Bern (1863)
125. „ Wolf, R., Dr. und Prof. in Zürich . (1839)
126. „ Wurstern berger, Artillerieoberst (1852)
121. „ Wur8leinberger,Stadtfonstm.,v.u. inBern (1870)
128. „ Wydler, B., Dr. Med., Prof. d. Botanik (1830)
129. n Wyss, Lehrer im Seminar Milnchenbuchsee (1869)
ISO. „ Ziegler, A., Dr. med., Spitaiarzt (1859)
181. „ Zgraggen, Dr., Arzt in Konto (1868)
182. „ Zwicky, Lehrer an der Kantoiuachule (1856)
Correspondirende Mitglieder.
I.Herr Beetz, Prof. der Physik in Erlangen (1856)
2. „ B i e r m e r, Dr., Prof. d. spec. Path. in Zürich (1865)
S. „ Boue, Ami, Med. Dr., aus Burgdorf, in Wien (1821)
4. „ Bouterweck, Dr., Direktor in Elberfeld (1844)
5. „ Buss, Ed., Maschinen-Ingen, in Stuttgart (1869)
6. „ Buss, W. A., Ingenieur in Stuttgart . (1869)
7. „ Custer, Dr., in Aarau . . (1850)
8. „ Denzler, Heinr., Ingenieur in Solotbnrn (1861)
9. , v. Fellenberg, Wilhelm . . . (1851)
10. „ v. Kellenberg. Stud. ehem. . . (1869)
11. „ Gingins, Dr., Phil., im Waadlland . (1823)
12. „ Graf, Lehrer in St. Gallen . . (1858)
13. Herr Gru nor, E., Ingen, des min
14. „ Krebs, Gymnasiallehrer in
15. „ Lindt, Otto, Dr., Chemiker
16. „ May, in Karlsruhe
IT B Meissner, K. L, Prof. der 1
18. „ Mohl, Dr. u. Prof. derBotan
19. „ Mousson, Dr,,Prof. der Ph
20. „ Ott, Adolf, Chemiker, Amei
21. „ Ruttimeyer, L., Dr. u. P
22. , Schiff, H., Dr. u. Prof. in
28. „ Simler, Dr., in Huri im A
24. „ Stauffer, Bernh., Hechanil
25. „ Theile, Prof. der Medicin
26. , Wild. Dr. Phil, in Petersbu
Jahrgang
1850 (Nr
167-
-194) zu 4 Fr.
„
1851 (Nr
195
-223) zu 4 Fr.
1852 (Nr
224
-264) zu 6 Fr.
1853 (Nr
265-
-309) zu 6 Fr.
1854 (Nr
310-
-330) zu 3 Fr.
n
1855 (Nr
331
-359) zu 4 Fr.
»
1856 (Nr
369-
-384) zu 4 Fr.
„
1857 (Nr
385-
407) zu 3 Fr.
1S2S (Nr
408
-523) zu 2 Fr.
1859 (Nr
424
- 439) za 2 Fr.
a
1860 (Nr
440-
-468) zu 4 Fr.
„
1861 (Nr
469
-496) zu 4 Fr.
„
1862 (Nr
497-
-530) zu 6 Fr.
„
1863 (Nr
531
-552) zu 3 Fr.
„
1864 (Nr
553-
-579) zu 4 Fr.
„
1865 (Nr
580
-602) zu 3 Fr.
„
1866 (Nr
603-
-618) zu 3 Fr.
„
1867 (Nr
019
-653) zu 3 Fr.
„
1868 (Nr
654-
-683) zu 4 Fr.
„
1869 (Nr
684-
-711) zu 5 Fr.
a
1870 (Nr.
712-
-744) zu 6 Fr.
ie Jahrgänge von 1843—1
inge 1850 — 1861 zusammen
von 32 Fr. erhältlich.
849 Bind vergriffen,
sind zu dem ermäst
Berichtigung.
i den Sitzungsberichten ist nachzutragen, dass im Jai
zu ordentlichen Mitgliedern folgende Herren in die
laft Aufgenommen wurden :
;rr J. Niehans, Sohn, Dr. med. und Arzt in Bern.
„ Jenner, Abwart auf der Sladlbihliothek, Enioi
„ Schuppli, a. d. Thurgau, Lehrer derNaturgei
an der Gewerbeschule in Bern.
erner ist die Jahreszahl aufpag. II. IX, X, XIV in aar
scbrift der Sitzungen fälschlich mit 1869 statt 18V
eben.
r ,