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Full text of "Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern"

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s  and  Proceedings  of  (be  royal  Society  of  van 
ind,  I  (4851),  p.  235",  zu  erlangen.  Diese 
Über  die  Thätigkeit  und  das  Aussehen  jenes 
nz  befriedigenden  Aufschluss,  so  dass  Dr. 
ch  veranlasst  sah,  eine  Uebersetzung  derselben, 
düng  der  Psylla,  in  Wittstein's  BYierteljahr- 
praktische  Parmacie,  1869"  erscheinen  zu 
seinen  dort  (XVII,  1611  niedergelegten  Auf- 
as  Lerp  zu  vervollständigen. 
Fernerem  legt  Herr  Dr.  Flückiger  der  Ver- 
die  Samen  von  Strychnoa  potatorum  L.  vor, 
)stindien  zur  Klärung  schlammigen  oder  wohl 
odrigen  (muddy)  Wassers  dienen.  Sie  sind 
lut,  wie  die  bekannten  Krähenaugen  (Nuces 
'doch  kleiner,  mehr  gewölbt  oder  gar  kuglig, 
>räunlich.  Während  die  Krähenaugen  oder 
gegen  1  pr.  C.  des  furchtbaren  giftigen  Strych- 
Iten,  und  daher  äusserst  bitter  schmecken, 
Samen  von  Strychnos  potatorum  nur  einen 
imigen  Geschmack  dar.  Man  reibt  die  Trink- 
;efässe  mit  dem  zerkleinerten  und  befeucb- 
n  aus,  worauf  das  unreine  Wasser,  auf  wel- 
nde  in  Indien  oft  angewiesen  sind,  alsbald 
wird.  Nach  mehrfachen  Zeugnissen  vorur- 
Berichterstatter,  sind  die  Dienste,  welche 
in,  z.  B.  den  englischen  Truppen  erwiesen, 
;reich.  —  Pereira  hat  die  Wirkung  jener  Sa- 
s  nahe  liegt,  durch  einen  Gehalt  von  Eiweiss 
.  Flückiger  findet  aber,  dass  ihr  wässriger 
oeswegs  Eiweiss  enthält,  und  zeigt,  dass  in 
i  überhaupt  nur  ungefähr  6  pr.  C.  Protein- 
ommen,  indem  Hr.  Stud.  Trechsel,  unter 
mg,  daraus  nur  0,896  bis  1,073  pr.  C.  Stick- 


III 

Stoff  erhielt.  Ein  verhältnissmässig  so  unbedeutender 
Gehalt  an  Eiweissstoffen ,  und  dazu  noch  in  nicht  lösli- 
cher Form,  erscheint  offenbar  unzureichend  zur  Erklä- 
rung der  reinigenden  Wirkung  der  Samen.  Andererseits 
traf  Dr.  Flückiger  in  denselben  als  Hauptbestandtheil  nur 
eine  sehr  reichliche  Menge  von  Gummi  an.  Ein  Theil 
derselben  wird  durch  kaltes  Wasser  sofort  weggeführt, 
die  Hauptmenge  aber  wird  durch  die  Einwirkung  heissen 
Wassers  auf  das  Zellgewebe  geliefert.  In  der  schleimigen, 
stark  gequollenen  Masse,  erkennt  man  schiesslich  durch 
das  Mikroscop  nur  noch  geringe  Trümmer  der  sehr  ver- 
dickten und  geschichteten  Zellwände.  —  Es  ist  nun  frei- 
lich gar  nicht  einzusehen,  wie  eine  Gummilösung  zur 
Klärung  von  unreinem  Wasser  beitragen  kann,  da  ja 
eine  solche  sich  im  Gegentheil  gerade  dazu  eignet,  Un- 
reinigheiten  im  Niedersinken  zu  verhindern.  —  Den 
Schlüssel  zur  Erklärung  der  in  Rede  stehenden  Erschei- 
nung glaubt  Dr.  Flückiger,  nach  mancherlei  Versuchen, 
in  der  Wahrnehmung  gefunden  zu  haben,  dass  schon 
ein  kalter  wässriger  Auszug  der  Samen  von  Strychnos 
potatorum  in  geringster  Menge  mit  Gerbstoff  einen  reich- 
lichen weissen  Niederschlag  erzeugte.  Vermuthlich  han- 
delt es  sich  in  den  meisten  Fällen  in  Indien  um  Wasser, 
welches  durch  gerbstoffhaltige  Pflanzentheile  verunreinigt 
ist.  Dann  begreift  man  leicht ,  wie  der  erwähnte  Nieder- 
schlag eine  Menge  der  im  Wasser  suspendirten  fremden 
Einmengungen  mitreissen  und  in  der  That  das  Wasser 
zu  klären  und  geniessbar  zu  machen  vermag.  —  Dr. 
Flückiger  bemerkte  in  der  concentrirten  Abkochung  der 
Samen  einen  schwachen,  aber  deutlich  bittern  Geschmack, 
konnte  jedoch  keine  Spur  von  Strychnin  auffinden. 
Strychnos  potatorum  giht  daher  in  diesem  Sinne  nicht 
eben  einen  Beleg  ab  zu  dem  Satze  von  der  chemischen 


.      VT 


Gleichartigkeit  verwandter  Pflanzen.    Es  ist  aber  auch 
_:.u.  — re|feBd,  die  chemische    Vergleichung  hier  auf 

quantitativ  so  untergeordneten  Stoff  wie  Strych- 

ränken  zu  wollen. — 

Professor  Schwarzenbach  vermuthet,  dass  die 
Fliickiger  aufgefundene  Reaction  des  Auszuges 
ihnos  potatorum  vielmehr  auf  einem  leimartigen 
'ruhe.  (*)  — 

ir.  Fliickiger  bespricht  ferner  die  instinctive 
mg  des  Coffeins  im  Haushalte  der  Völker  der 
;en  Continente,  nämlich  des  Thee's  und  Kaffee's 

der  Kola-  oder  Guru-Nuss  in  Afrika,  und  des 
:en  Paraguay-Thee's  in  Süd-Amerika.  —  Die 
jng  zu  diesen  Notizen  hatte  nämlich  eine  schöne 
'eben,  welche  Dr.  Fliickiger  von  dem  in  Bern 
esenden. vormaligen  schweizerischen  Consul  in 

Hrn.  R.  Kissling,  empfangen  hatte.    Auch  das 

Trinkgefäss ,  Mate ,  dessen  man  sich  in  jenem 
-  Herstellung  des  Getränkes  bedient ,  sowie  die 
bliche  Röhre,  Bombilla,  mittelst  welcher  der 
:h!iirft  wird ,  verdankt  Dr.  Fliickiger  Hrn.  Kiss- 

zeigte  sie  der  Gesellschaft  vor.  — 
renigen  Worte»  deutet  Dr.  Fliickiger  die  der 
ie  nach  wohl  bekannte  chemische  Zusammen- 
es  Paraguaya-  oder  Mate- Thee's  an,  and  hebt 
and  einiger  statistischer  Daten  dessen  bedeu- 
te im  Verkehr  Süd  Arne rika's  hervor. 


i  nachträglich  von  Dr.  Fliickiger  angestellter  Versach 
lese  Vermutbang  nicht-,  der  ausgewaschene  Gerbest  off- 
;  entwickelt  beim  Kochen  mit  Aetxlauge  kein  Ammoniak. 
and  mit  Natrium  geschmolzen,  liefert  er  kein  Cyan;  int 
:l  von  Stickstoff. 


577.  Sitzung  vom  23.  Januar  1869. 

(Abends  7  Uhr  bei  Mohren.) 

Vorsitzender:  Der  Präsident  R.  v.  Fellenberg-Rivier.— 
Secretär  Dr.  R.  Henzi.  —  26  anwesende  Mitglieder. 

4)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  vorgelesen 
und  gutgeheissen. 

2)  Die  von  Hrn.  Oberbibliothekar  Koch  für  das  Jahr 
4869  abgelegte  Rechnung  ergab 

an  Einnahmen    Fr.  638.  77 
an  Ausgaben        »    669.  53 

somit  einen  Passivsaldo  von    Fr.    30.  76 

Sie  wurde  auf  die  Empfehlung  der  beiden  Rechnungs- 
examinatoren ,  Herren  Rud.  v.  Fellenberg  und  Deposito- 
cassaverwalter  Güder,  als  eine  richtige  genehmigt  und 
zur  weiteren  Verhandlung  an  das  Centralkomite  der 
Schweizerischen  naturforschenden  Gesellschaft  gewiesen, 
unter  Verdankung  der  gehabten  Mühwaltung  an  den 
Herrn  Rechnungsgeber. 

3)  Legte  Herr  Apotheker  Studer,  als  Cassier  der 
Gesellschaft,  Rechnung  vom  Jahre  4868  ab. 

Die  Summe  der  Einnahmen  betrug       Fr.  942.  99 
die  der  Ausgaben »   236.  20 

der  Rechnungsgeber  bleibt  demnach  heraus 

schuldig Fr.  706.  79 

Dieser  so  bedeutende  Activsaldo  rührt  daher'  dass 
die  Rechnung  für  die  Druckkosten  der  Mittheilungen  des 
Jahres  4868  noch  nicht  eingegangen  ist. 

Verglichen  mit  dem  Vermögensetat  auf  34.  Dec.  4867, 
hat  sich  demnach  d^s  Vermögen  der  Gesellschaft  um 
Fr.  652.  20  vermehrt. 

Auch  diese  Rechnung  wurde  nach  gehöriger  Prüfung 
durch  die  beiden  Herren  Rechnungsexaminatoren  und 


auf  ihre  Empfehlung  bin  unter  Verdankung  an  den 
Rechnungsleger  als  getreue  und  richtige  Verhandlung 
gutgeheissen  und  passirt. 

Stattete  Herr  Prof.  L.  Fischer  Bericht  über  die 
hen  Sammlungen  Berns  ab;  derselbe  soll,  laut 
;s  der  Gesellschaft,  noch  in  den  Mittheilungen  des 
868  im  Druck  erscheinen.  (Siebe  dieselben.) 
Berichtet  Hr.  Dr.  Sidler  über  die  Beobachtung 
len  Sonnenfinsternis!  vom  18.  August  4868.  Für 
,  der  bedeutendsten  der  seit  historischen  Zeiten 
tenen,  waren  von  Norddeutschland,  Oesterreich, 
ich  und  England  wissenschaftliche  Expeditionen 
stet  worden.  —  Die  Zone  des  Centralschaltens 
f  die  Erde  von  Hoch-Abessynien  aus  über  Vorder- 
iterindien  bis  in  die  Nähe  der  Inselgruppe  der 
n  and  die  Totalität  erreichte  im  Maximum  eine 
on  6m.  45s.  Seit  der  letzten  grossen  Finsterniss 
Spanien  beobachteten)  war  von  Kirchhoff  die 
!  der  Spectralanalyse  geschaffen  worden,  und  man 
er  namentlich  auf  die  Ergebnisse  dieser  letzteren 
t,  die  nun  zum  ersten  Haie  bei  diesem  Phänomen 
rendung  kam. 

\den  waren  drei,  in  Indien  vier  grossere  Protu- 
n  sichtbar.  Eine  derselben,  durch  ihre  finger- 
Gestalt  auffallend,  erreichte  eine  scheinbare  Höhe 
i  Bogenminuten,  d.  h.  eine  wirkliche  Höbe  gleich 
ihnfachen  Durchmesser  der  Erde,  oder  aber 
Stunden;  dieselbe  konnte  in  Aden  noch  37  Se- 
nach  dem  Ende  der  Totalität  beobachtet  werden, 
nstimmend  wird  von  allen  Stationen  konstatirt, 
9  Protuberanzen  das  discontinuirliche  Spectrum 
henden  Oase  zeigten.  Beobachtet  wurden:  die 
i  rothe   Linie  D,    die  blaugrüne  Linie  F,   eine 


vn 

Linie  im  Violetten,  in  der  Nähe  von  G.,  welche  3  Linien 
sämmtlich  den  glühenden  Wasserstoff  charakterisiren ; 
endlich  eine  gelbe  Linie  in  der  Nähe  der  Doppellinie  D, 
des  Natriums,  von  dieser  etwas  gegen  die  Seite  des 
Grünen  abweichend,  welche  im  gewöhnlichen  Wasser- 
stoffspectrum  fehlt  und  auch  keiner  dunklen  Linie  im 
Sonnenspectrum  zu  entsprechen  scheint.  —  Das  Licht 
der  Protuberanzen  war  unpolarisirt. 

Die  Corona  trat  in  ähnlicher  Form  auf,  wie  bei 
früheren  Finsternissen ;  ihr  Licht  zeigte  sich  stark  pola- 
risirt  in  einer  durch  das  Centrum  der  Sonne  gehenden 
Ebene,  und  ergab  den  englischen  Beobachtern  Major 
Tennant  und  Lieutenant  Hirschel  ein  continuirliehes  Spec- 
trum ohne  helle  Linien.  —  Die  Corona  sendet  uns  daher 
nicht  eigenes,  sondern  bloss  reflectirtes  Sonnenlicht  zu. 
Sollten  wir  es  mit  einer  blossen  Beugungserscheinung 
zu  thun  haben?  oder  sollen  wir  darin  eine  Bestätigung 
der  Hypothese  von  Faye  suchen,  der  in  der  Corona  die 
Schwärme  der  die  Sonne  umkreisenden  Sternschnuppen 
erblickt  ? 

Das  wichtigste  Resultat  dieser  Untersuchungen  ist 
aber  die  Entdeckung  einer  Methode,  welche  das  Studium 
der  Protuberanzen  zu  jeder  Zeit  gestattet ,  ohne  dass  es 
noth wendig  wäre,  eine  totale  Sonnenfinsterniss  abzu- 
warten. Während  Janssen  zu  Guntoor,  im  Auftrag  des 
Bureau  des  longitudes,  die  Protuberanzen  betrachtete, 
kam  ihm  der  Gedanke,  dieselben  im  Spectralapparate 
auch  nach  der  Finsterniss  aufzusuchen,  und  am  folgen- 
den Tage,  am  19.  August,  ward  der  Versuch  mit  voll- 
ständigem Erfolg  gekrönt.  —  Im  gewöhnlichen  Fernrohr 
werden  die  Protuberanzen  auf  eine  kleine  Zahl  sehr 
glänzender  Linien  beschränkt,  während  das  Licht  der 
Photosphäre  sich  über  das  ganze  Spectralband  ausbreitet 


und  dadurch  abschwächt.  So  kommt  es,  dass  man  die 
beiden  Spectren  übereinander  wahrnehmen  kann,  um 
so  mehr,  als  die  hellen  Linien  des  einen  den  dunkeln 
Linien  im  andern  entsprechen.  Zuweilen  lassen  sich  die 
ranzen  noch  eine  Strecke  weit  gegen  das  Innere 
ne  verfolgen,  indem  sich  die  hellen  Proluberanzen- 
i  die  dunkeln  Linien  des  Sonnenspectrums  hinein- 
—  Zwei  Monate  später,  ehe  der  Bericht  Janssen's 
iropa  gekommen,  gelang  es  auch  dem  Engländer 
■d  Leckyer  (20.  Oktober),  die  Protuberanzen  ohne 
liss  zu  beobachten.  Donnerstags  den  22.  Oktober 
ie  Londoner  Entdeckung  dem  Präsidenten  der 
Akademie  mitgetheilt,  zwei  Tage  nachher  erhielt 
*  aus  Indien  die  Briefe  Janssen's,  so  dass  in  der 
i  Hontagssitzung  der  Akademie  beide  Entdeckungen 
ander  veröffentlicht  werden  konnten.  Es  wurde 
amentlich  auch  Pater  Secchi  in  Rom  zu  selbst- 
in Versuchen  in  dieser  Richtung  veranlasst.  Alle 
>bachter  constatiren,  dass  die  hellen  Wasserstoff- 
lamentlich  C  und  P,  rings  um  die  Sonne  herum 
n,  so  dass  man  auf  das  Dasein  einer  Wasserstoff- 
äre  scbliessen  muss,  welche  die  Sonne  bis  in  eine 
)□  etwa  */«  Bogenminute  oder  circa  2000  Stunden 
,  und  von  welchen  die  Protuberanzen  mächtige 
nhäufungen  sind.  —  Dieselben  sind  der  Sitz  von 
igen,  von  denen  keine  irdische  Erscheinung  eine 
ben  kann:  Gasmassen,  deren  Volumen  mehrere 
Hai  grösser  ist,  als  dasjenige  der  Erde,  veran- 
iweilen  ihren  Ort  und  ihre  Form  im  Zeitraum 
igen  Minuten.  —  Auf  die  Sichtbarkeit  der  Pro- 
sen üben  die  Wolken  einen  beträchtlichen  Ein- 
imentüch  ist  es  der  leichte  Gtrrus,  der  dieselben 
lieh  verhindert.  —  In  neuester  Zeit  glaubt  Janssen, 


IX 

der  seine  Untersuchungen  in  Indien  fortsetzt,  einen  Zu- 
sammenhang zwischen  den  Protuberanzen  und  den  Sonnen- 
ßeeken  constatirt  zu  haben.  Diess  würde  mit  einer  Idee 
von  Prof.  Sporer  übereinstimmen,  der  die  Protuberanzen 
als  Yorläufer  der  Flecken  ansieht.  —  Die  nähere  Aus- 
einandersetzung, Begründung  dieser  Theorien  ist  noch 
nicht  veröffentlicht  worden. 

578.  Sitzung  vom  6.  Februar  1869. 

(Abends  7  Uhr  bei  Mohren.) 

Vorsitzender :  der  Präsident  R.  v.  Fellenberg-Rivier. 
—  Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  --  27  anwesende  Mitglieder. 

4)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
und  gutgeheissen. 

2)  Macht  Herr  Prof.  Dr.  Schwarzenbach  chemische 
Mittheilungen,  namentlich  zeigte  er  die  von  ihm  in  der 
Acido-  und  Alkalometrie  vorgeschlagene  Anwendung  des 
von  Schönbein  entdeckten  und  mit  dem  Namen  Cyanin 
belegten  blauen  Farbstoffes,  welcher  jetzt  unter  dem 
Namen  Chinolinblau  bekannt  ist,  vor.  Ferner  besprach 
er  die  Arbeilen  Drakonofs  über  Protein-Platinverbindun- 
gen, und  erwähnte  drittens,  dass  es  ihm  auch  auf  die 
von  Dünemann  angegebene  Weise  gelungen  sei,  mit 
Natriummetall  aus  Essigsäure-Anhydrid  —  Alkohol  wieder 
herzustellen. 

3)  Zeigt  Herr  Prof.  Dr.  Fischer  einen  Teller  voll 
Bananen  vor,  die  Frucht  der  aus  China  stammenden 
Musa  Cavendischii,  ein  Produkt  des  hiesigen  botanischen 
Gartens,  deren  Geschmack  jedoch  nicht  den  Erwartungen 
der  Gesellschaft  entsprach,  sondern  an  den  faden  Ge- 
schmack überreifer  Birnen  erinnert.  Diese  Früchte  um- 
schlossen keinen  Saamen. 

Bern.  Mittheü.  1869.  •  * 


4)  Machte  der  Secretär  aus  Briefen  des  Herrn  Krähen- 
bühl, Pfarrers  in  Beatenberg,  Mittheilung  über  eine  von 
diesem  gemachte  Beobachtung  eines  hellleuchtenden 
Meteors,  welches  er  am  25.  Januar  laufenden  Jahres 
Abends  9  Uhr  18  h  19  Minuten  gesehen  hatte.  Bei  wolken- 
losem, ganz  klarem  Himmel  erschien  dasselbe  plötzlich 
als  ziemlich  grosser  Stern  in  der  Höhe  westlich  vom 
Niederhorn.  und  erleuchtete  blitzähnlich  die  Gegend 
unterhalb  des  Beobachters.  Rauchenbühl,  Hohlen,  Neu- 
haus und  oberer  See  traten  hell  hervor.  Das  Meteor 
nahm  seinen  Weg  von  W.-N.-W.  nach  O.-S.-O.  in  schiefer 
Richtung  von  der  westlichen  Höhe  des  Niederhornes 
hinunter  nach  der  untern  Wohlen,  Rauchenbühl  und 
nördlich  von  Neuhaus  in  die  Tiefe.  Dort  angekommen, 
erlosch  sein  Glanz,  daher  denn  auch  der  Beobachter 
dort  unten  und  nicht  in  der  Höhe  ob  ihm  den  Lichtglanz 
sah.  —  Leute,  welche  eine  halbe  Stunde  westlich  vom 
Pfarrhause  wohnten,  dagegen  sahen  es  zweimal  hinter- 
einander „scheinen*,  zwar  nicht  oberhalb  ihnen,  sondern 
nahe  in  der  gleichen  Höhe  wie  sie  standen,  etwa  600  Meter 
über  dem  See.  —  Unterhalb  war  die  Atmosphäre  dunstig, 
oberhalb  dagegen  klar  und  hell. 

In  Winterthur,  wo  das  Meteor  ebenfalls  beobachtet 
worden  war,  wurde  eine  andere  Richtung  der  Flugbahn 
angegeben.  Diese  irrthümliche  Angabe  mag  nach  Krähen- 
bühl's  Ansicht  durch  die  bereits  wohl  zu  grosse  Entfer- 
nung der  Beobachtenden  bedingt  worden  sein,  auch 
mochte  die  schiefe  Hinunterfahrt  des  Meteors  leicht  zu 
einer  optischen  Täuschung  Veranlassung  gegeben  haben, 
wodurch  eine  scheinbar  variirende  Richtung  bezeichnet 
wurde. 


XI 


579.  Sitzung  vom  20.  Februar  1869. 

(Abends  7  Uhr  bei  Mohren.) 

Vorsitzender:  der  Präsident  Herr  von  Fellenberg- 
Rivier.  —  Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  —  29  anwesende  Mit- 
glieder. 

4)  Hr.  Nationalrath  Fr.  Seiler  erklärt  seinen  Austritt 
aus  der  Gesellschaft. 

2)  Legt  der  Präsident  ein  Exemplar  der  Schrift  des 
Hrn.  Freiherrn  v.  Bibra  vor,  welches  der  Verfasser  mit 
entsprechendem  Begleitschreiben  der  Gesellschaft  zum 
Geschenk  macht,  betitelt: 

„Die   Bronzen-  und  Kupferlegierungen  der  alten 

und  älteren  Völker,   mit  Rücksichtnahme  auf 

jene  der  Neuzeit.   Erlangen,  1869."    Von  Dr. 

Ernst  Freiherrn  v.  Bibra. 

Die  Verdankung  Namens  der  Gesellschaft  übernimmt 

der  Präsident. 

3)  Legt  Herr  Dr.  Flückiger  der  Gesellschaft  ein 
Manuscript  ihres  Mitgliedes  Dr.  Schär,  Apotheker  in 
Langenthai,  vor,  betitelt :  „Beiträge  zur  Kenntniss  einiger 
Cyanverbindungen",  welches  vom  December  1868  datirt 
und  bereits  auch  schon  in  der  „Wochenschrift  für  Phar- 
macie"  im  Druck  erschienen  ist  (v.  Abhandlung) ;  alsdann 
deponirt  er  für  die  Bibliothek  eine  Biographische  Notiz 
über  Dr.  Schönbein,  welche  von  H.  Scoutetten  am  29.  Ok- 
tober 4868  der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Metz  verlesen  worden  war. 

4)  Spricht  Hr.  Prof.  B.  Studer  über  das  Verdienst 
von  James  Forler  (geb.  d.  20.  April  1809,  gestorben  den 
31.  Dee.  1869)  um  die  Physik  der  Gletscher. 

Nach  Auseinandersetzung  der  Dilatationstheorie  von 


Scheuchzer  und  Rottinger,  der  Gravidationstheorie  von 
Altmann,  Grüner  und  de  Saussure  Und  den  verdienstvollen 
neueren  Arbeiten  von  Ilugi,  Venetz,  von  Charpentier, 
wird  nachgewiesen,  wie  unbestimmt  und  irrig 
Zeit  der  Messungen  von  Forbes  am  Hontanvert, 
1842,  die  Vorstellungen  über  die  Bewegung  der 
r  waren.  Durch  Forbes  zuerst  wurde  bewiesen, 
Gletscher  wie  zähflüssige  Ströme  fortschreiten. 
ndalt  später,  gestützt  auf  seine  schönen  Versuche 
s  von  Faraday  entdeckte  „Btgelation*  des  Eises, 
lichkeit  dieser  Bewegung  klarer  nachwies,  dass 
wahrscheinlichere  Erklärung  des  Ursprunges  der 
Bänder  gab,  kann  diess  Verdienst  nicht  schmä- 
d  Tyndaü  selbst  hat  es,  mit  ihm  zur  Ehre  ge- 
ler Offenheil,  anerkannt  „Je  mehr  die  Arbeiten 
be»,  sagt  er,  (Royal  Inst.,  4.  Juni  1858]  mit  denen 
Beobachter  verglichen  werden,  um  so  hoher 
e  Achtung  vor  seiner  geistigen  Begabung.  Nicht 
taupte  ich,  dass  sein  Buch  (Travels  throug  the 
43)  das  beste  sei,  was  über  diesen  Gegenstand 
ben  worden  ist,  sondern  dass  der  Scharfsinn  und 
ig  physikalische  Schule,  die  dieses  vorzügliche 
»zeichnen,  nach  dem  Unheil  des  Naturforschers 
egen,  als  alle  andern  Werke  über  Gletscher  zu- 
genommen." 

hat  Forbes  entgegengestellt,  dass  seine  „Viscous 
früher  schon  (1840)  von  Mgr.  Rendu  sei  vorge- 
i  worden.  Weit  früher  noch  wurde  sie  (1773)  von 
dem  Mitbürger  und  Zeitgenossen  de  Sausswe's, 
i  eigenen  Kapitel  von  13  Seiten  des  nun  selten 
nen  kleinen  Buches  „Voyages  aux  glaciers  de 
par  Mr.  B."  auseinandergesetzt.  Zu  den  meisten 
jngen  lassen  sich  übrigens  Ansprüche  aus  älterer 


XIII 

Zeit  auffinden.  Die  Palme  gebührt  immerhin  nicht  dem, 
der  einen  vielleicht  flüchtigen  Einfall  zuerst  geäussert 
hat,  sondern  demjenigen,  der  durch  Thatsachen  seine 
Richtigkeit  beweist  und  in  Folgerungen  ihn  durchführt. 
Es  wurde  Forbes  auch  übel  genommen,  dass  er, 
nachdem  Agassiz  ihn  1841  auf  dem  Aargletscher  zu  seinen 
Untersuchungen  beigezogen  hatte,  ihm  im  nächsten  Jahr 
in  Chamounix  Concurrenz  gemacht  habe.  Derselbe  Vor- 
wurf wurde  auch  gegen  Agassiz  in  Beziehung  auf  Char- 
pentier  erhoben.  Beides  mit  Unrecht.  Die  Wissenschaft 
weiss  nichts  von  privilegirten  Jagdrevieren.  Es  stünde 
schlimm  um  die  Optik,  wenn  Fresnel  durch  Zartgefühl 
sich  hätte  abhalten  lassen,  die  von  Dr.  Young  betretene 
Bahn  weiter  zu  verfolgen,  und  Niemand  wird  es  bedauern, 
dass  Ampire  in  demselben  Jahr,  in  dem  sie  bekannt 
wurde,  sich  der  Entdeckung  von  Oersted  bemächtigte. 
Es  steht  in  Frage,  ob  Charpentier,  wenn  er  nicht  durch 
Agassiz  wäre  angeregt  worden,  sich  aus  seiner  Behag- 
lichkeit je  aufgerafft  hätte,  sein  geistreiches  Buch  zu 
schreiben.  Jedenfalls  hätten  die  Probleme  der  Gletscher 
und  der  erratischen  Blöcke  niemals  in  so  hohem  Grade 
das  Interesse  der  ganzen  wissenschaftlichen  Welt  in 
Anspruch  genommen,  wenn  nicht  Agassiz  und  der  weite 
Kreis  seiner  Freunde  ihre  Lösung  mit  jugendlicher  Energie 
und  auf  die  grossartigste  Weise  angegriffen  hätten.  — 
Forbes  glaubt  durch  die  in  seinem  ^Travel**  bekannt  ge- 
machten Thatsachen  den  Gegenstand  keineswegs  erschöpft 
zu  haben.  Um  die  Erscheinungen  zu  vergleichen,  welche 
andere  zähflüssige  Ströme  darbieten,  besuchte  er  1844 
die  Lavaströme  des  Vesuvs.  Um  auch  die  Gletscher  in 
andern  Klimaten  kennen  zu  lernen,  bereiste  er  1851  die 
Scandinavischen  Alpen  (Norway  and  its  glaciers,  1853j, 
und  hier  war  es,  wo  er  die  Krankheit  holte,  der  er  nach 


17  Jahren  eines  siechen  Lehens  in  Cliflon  erlag.  Mehrere 
irher  hatte  er  seine  Stelle  in  Edinbourgh  mit  der 
wsier  in  S.  Andrews  eingenommenen  vertauscht 
z  vor  seinem  Tode  auch  diese  Stelle  aufgegeben, 
uar  1868  starb  auch  Brcwster,  87  Jahre  alt. 
Vorträge  von  Tyndall  in  der  Royal  Institution 
i  Natur  des  Eises  und  über  die  Ergebnisse  seiner 
Alpenreisen  in  den  Jahren  4856  und  4857  hatten 
ind  wieder  neues  Interesse  für  die  Gletscher- 
geregt und  wurden  benutzt,  um  Forbes  Verdienste 
Lösung  dieser  Frage  zu  bestreiten.  Diese  An- 
iranlassten  denselben,  in  dem  „Occasional  papers 
heory  of  glaciers,  1809,"  die  nähere  Geschichte 
wicklung  seiner  Arbeiten  und  Ansichten  meist  in 
an  Jamson  und  einzelnen  Abhandlungen  in  den 
transactions"  enthalten,  zu  veröffentlichen.  Dass 
Forbes  von  anderer  Seite  mehr  Anerkennung 
weiset  folgende  Stelle  aus  dem  National  Review 
9:  „Wir  können  es  weder  billig  noch  grossmüthig 
wenn  versucht  wird,  der  Stirne  eines  grossen 
die  Lorbeeren  zu  entreissen,  die  er  durch  Wochen 
late  lang  ausdauernde  und  gefährliche  Arbeiten 
n  hat;  durch  körperliche  Anstrengungen,  welche 
nslitution  erschüttert  haben,  die  früher  so  fest 
inant  zu  sein  schien;  durch  die  beharrliche  gei- 
lätigkeit ,  die  erforderlich  war,  um  aus  diesen 
i  Folgerungen  zu  ziehen  und  eine  auf  sie,  und 
sie  gestützte  Theorie  zu  entwickeln.  Lasst  uns 
vergessen,  dass,  als  Forbes  seine  Untersuchung 
,  kaum  etwas  über  die  Beschaffenheit  und  die 
ng  der  Gletscher  angenommen  war,  das  er  nicht 
■um  nachwies,  dass  kaum  eine  Behauptung  auf- 
wurde, die  er  nicht  zu  widerlegen  hatte.  Es  war 


^ 


XV 

nicht  zu  erwarten,  es  war  kaum  zu  wünschen,  dass  es 
einem  einzelnen  Manne  gelingen  werde,  über  eine  so 
neue  und  verwickelte  Erscheinung  eine  Theorie  zugleich 
zu  begründen  und  vollständig  abzuschliessen.  Aber  mit 
vollem  Vertrauen  behaupten  wir,  dass  das  Urtheil  der 
Gegenwart  und  der  Nachwelt  darin  übereinstimmen  werde, 
Forbes  könne  mit  Recht  behaupten,  eine  plastische  oder 
viscose  Theorie  der  Gletscher  auf  eine  feste  Grundlage 
gestützt  zu  haben,  ohne  sich  anzumassen,  dass  der 
Gegenstand  so  gänzlich  erschöpft  sei,  dass  spätere  Fort- 
schritte in  der  Naturlehre  nicht  neues  Licht  darüber 
verbreiten  könnten." 

5)  Macht  Herr  Theophil  Studer  herpetologische  Mit- 
theilungen und  beschreibt  eine  neue  Art  der  Ringelnatter. 
(Siehe  die  Abhandlungen.) 

580.*  Sitzung  vom  6.  März  1869. 

(Abends  7  Uhr  bei  Mohren.) 

Vorsitzender:  der  Präsident  R.  von  Fellenberg.  — 
Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  —  26  anwesende  Mitglieder. 

2)  Das  Protokoll  der  zwei  vorhergehenden  Sitzungen 
wird  verlesen  und  gutgeheissen. 

2)  Spricht  Herr  Prof.  Perty  über  den  Parasitismus 
in  der  Natur,  namentlich  im  Thierreiche.  Der  niedere 
Begriff,  den  wir  mit  dem  Worte  Parasit  verbinden,  war 
dem  altern  Athen  ursprünglich  fremd,  wo  die  dem  Tempel- 
dienst zugetheilten  sogenannten  Parasiten  für  die  Herbei- 
schaffung des  heiligen  Getreides  zu  sorgen  hatten,  welches 
zu  den  Opfermahlen  bestimmt  war;  auch  lag  es  ihnen 
ob,  mit  den  Priestern  die  Opfer  darzubringen.  Die  für 
den  Dienst  mehrerer  Götter  bestimmten  Parasiten  wurden 
aus  den  angesehensten  Bürgern  gewählt  und  neben  den 


L._ 


ss    in  Griechenland  weltliche  Parasiten, 

den  hohem  Beamten  beigegeben.  Erst 
den  attischen  Komödie  das  Wort  Parasit 
sdeutung  und  spater  wurde  es  auf  den 
i  Schmarotzer  angewandt,  welcher,  wenn 
lerer  leben  kann,  auch  deren  niedersten 
ent.  —  Die  Fürsten  und  Tyrannen  von 

nnd  Syrien  hielten  sich  Parasiten  als 
gmaclier,  den  spätem  Hofnarren  ver- 
t  dem  Begriff  eines  Parasiten  in  der 
Seilschaft  verbindet  sich  die  Vorstellung 
ng  und  wohl  auch  niedriger  Begabung; 
i  des  Pflanzen-  und  Thierreiches  kann 
vorhanden  sein  oder  nicht.  Es  ist 
ser  Unterschied,   ob  z.  B.  Insecten   in 

vollkommenen  Zustande  schmarotzen. 
He  die  betreffenden  Arten  meist  hoch, 
:drig  organisirt  sind  und  Öfters  rück* 
oiorpbose  haben.  —  Im  ersten  Falle 
n  geschaffen,  um  die  zu  grosse  Ver- 
-  anderer  Thierformen  zu  hindern,  wie 
an,  Chalcidier,  Bombyliden,  Tachinarier 
anfressender  Insekten  schmarotzen  und 
riben  zerstören.  Im  andern  Falle  zeigt 
mus  als  eine  Folge  mangelhafter  Or- 
ie  Parasiten  sind  mehr  nur  zur  Qual 
;  da,  ohne  wirksam  deren  Vermehrung 
:n.    Oft  führt  ungenügende  Ausbildung 

das  Schmarotzerthum  herbei ,   wie   es 

Familie    der   bienenartigen   Hautflügler 

deren  Beine  nicht  zum  Sammeln  des 

ngerichtet   sind   und   die  desshalb  bei 

eii.    Oder   die  ganze  Organisation  ist 


nicht 
safte 
daher 
diese: 
Schw 
selten 
Bei  t 
der  S 
rotzei 
durch 
Erzet 
Band! 
giftig. 

I 
nicht 
ihre 
dieZ 
Proc« 
durct 
und 
welcb 

I 
fange 
man 
mit  I 
Stand 
das  ( 
beste 
griffe 
diese 
Arad 
rotze 


XVIII 

statt  der  Bewegungsorgane  starke  Haftorgane  aus,  wäh- 
rend die  Krallen  des  Raubthieres  zum  Zerreissen  der 
Beute  dienen ,  vermitteln  die  Krallen  und  Hacken  der 
Schmarotzer  das  Festhalten  an  den  Trägern  und  auch 
bei  den  pflanzlichen  Parasiten  bilden  sich  Haftorgane 
aus.  Unrichtig  hat  man  wohl  Pflanzen  und  Thiere 
Schmarotzer  genannt,  welche  bei  andern  nur  Aufenthalt 
oder  eine  Stütze  suchen,  ohne  in  eine  tiefere  Lebens- 
gemeinschaft mit  ihnen  einzutreten,  wie  z.  B.  viele  Moose, 
Flechten,  Farren,  Orchideen.  Pothosgewächse  auf  Bäumen 
wachsen,  oder  die  Muschelwächter  und  manche  Caridina, 
beides  zartgebaute  Krebse,  im  Innern  der  Muschelschalen 
leben,  ohne  das  Muschelthier  zu  beschädigen.  Das  ganz 
einzige  bei  den  Ameisen  bestehende  Verhältniss,  welche 
andere  Insekten  in  ihre  Colonien  schleppen,  um  sie  zu 
verschiedenen  Dienstleistungen  zu  gebrauchen,  bezeich- 
net der  Vortragende  mit  dem  Namen  Rdotismus. 

Wahre  Schmarotzer  im  Pflanzenreiche,  welche  von 
den  Säften  anderer  Pflanzen  leben,  sind  die  Mittel,  die 
Orobancheen,  die  Schuppenwurz,  die  Cytineen,  zu  wel- 
chen auch  jene  wundersamen,  riesigen  Todtenblumen 
einiger  Sundainseln,  die  Bafflerien,  gehören.  Ungemein 
zahlreich  sind  die  parasitischen  Pilze,  von  denen  einige 
bei  grosser  Vermehrung  den  Land-  und  Forstmann,  den 
Winzer  und  Seidenraupenzüchter  manchmal  fast  zur 
Verzweiflung  treiben  können.  Die  Schmarotzerpilze 
nähren  sich  vom  Saft  lebender  Pflanzen  oder  Thiere. 
oder,  wie  die  sogenannten  Saprophyten,  von  in  Gährung 
und  Fäulniss  begriffenen  Substanzen.  Will  man  ja  in 
neuester  Zeit  eine  Anzahl  Kranhkeiten,  denen  man  früher 
ganz  anderen  Ursprung  zugeschrieben  hat,  so  die  Cho- 
lera, Scharlach,  Syphilis,  von  Pilzen  ableiten.  Bei  der 
Seidenraupe,  wo  die  gewöhnliche  Fleckenkrankheit  durch 


XIX 


einen  Pilz  erzeugt  wird,  den  man  früher  Botrytis  Bas- 
siana,  jetzt  Panhistophyton  ovatum  nennt,  hat  sich  noch 
eine  andere  Krankheit  gezeigt,  die  sogenannte  Schlaff- 
sucht,  wo  sich  statt  der  Pilze  immer  eine  ungeheure 
Menge  kleiner  Krystalle  in  den  Baupen  findet  und  dabei 
ein  Fäulnissprocess  mit  zahllosen  Vibrionen,  Leptothrix- 
ketten  und  Fäulnisshefezellen  (Mikrozyma  bombycis  B6- 
champ)  eintritt.  —  Das  sogenannte  Heufieber,  das  manche 
Personen  alljährlich  in  der  Zeit  der  Heuernte  befällt,  ein 
heftiger  Nasenkatarrh,  der  sich  über  Schlund,  Kehlkopf, 
selbst  die  Bronchien  verbreitet  und  namentlich  in  Eng- 
land häufig  ist,  wollen  manche  von  Vibrionen  herleiten. 

Unter  den  thierischen  Parasiten  gibt  es  permanente 
und  temporäre,  welche  letztere  nur  zu  gewissen  Zeilen 
anderen  Thieren  Säfte  entziehen,  wie  manche  Insekten- 
weibcben  zur  Ausbildung  der  Eier,  gewisse  Egel,  wenn 
sie  geschlechtsreif  werden  sollen,  Blut  warmblütiger 
Thiere  bedürfen.  Schon  unter  den  Protozoen  gibt  es 
Schmarotzer,  z.  B.  Plagiostoma,  Opalina  und  eine  kleine 
Vaginicola  tödtete  4862  fast  sämmtl'che  Krebse  in  der 
Lombardie. 

Unter  den  Würmern  gibt  es  temporäre  und  noch 
-viel  mehr  permanente  Schmarotzer;  zu  ersteren  gehören 
2.  B.  die  Mermis,  welche  zuerst  in  Erde  und  Wasser 
leben,  dann  in  Insekten  eindringen,  wo  sie  geschlechts- 
reif werden,  und  wenn  sie  diese,  z.  B.  die  Maikäfer, 
wieder  verlassen,  was  oft  in  ungeheurer  Menge  geschieht, 
den  sogenannten  Wurmregen  veranlassen.  —  Von  eigent- 
lichen Eingeweidewürmern  ist  fast  kein  Thier  frei,  denn 
sogar  in  kleinen  Schmarotzermilben  finden  sich  noch 
Filarien,  und  der  Mensch  wird  von  etwa  30  Arten  Enthel- 
minthen  heimgesucht,  unter  welchen  die  fürchterlichsten 
nicht  die  Bandwürmer,  wie  man  früher  glaubte,  sondern 


die  mikroscopischeii  Trichinen  und  Dochmias  anchylos- 
sind,  welcher  die  ägyptische  Chlorose  erzeugt, 
p  alljährlich  sehr  viele  Menschen  hinsiechen  und 
1.  Temporäre  Schmarotzer  sind  auch  gewisse  Egel, 
rndo  vorax,  der  namentlich  in  Nordafrika  bäuGg 
m  Trinkwasser  in  Menschen  und  Thiere  kommt,  wo 
i  an  Kehlkopf  und  Luftröhre  ansaugt,  und  die 
st  zahlreichen  Bandblutegel  namentlich  Indiens  und 
ilippineu.  eine  der  grossten  Plagen  der  Reisenden. 
:r  Vortragende  gedenkt  dann  der  schmarotzenden 
ceen,  aus  den  Ordnungen  der  Cirripedien,  Isopo- 
nd  Copepoden,  dann  der  schmarotzenden  Arach- 
unter  andern  der  von  Tscbudi  in  Peru  beobach- 
Vntanas,  fast  mikroscopiscber  Milben,  welche  das 
it  der  Menschen  so  entstellen,  dass  es  wie  krebs- 
erfressen  aussiebt;  ferner  der  Zecken,  welche  unter 
lamen  Carabatas,  Yatebu's  etc.  im  tropischen  Süd- 
;a  so  äusserst  lästig  werden, 
der  Familie  der  Reduvinr,  Raubwanzen,  gibt  es 
schlecht  Conorrhinus,  von  welchem  mehrere  Spe- 
mter  dem  Namen  Vineucha,  Binchucca  bekannt,  zu 
-össteu  Menschenquälern  gehören,  deren  Stich  wie 
übeisen  schmerzt. 

sn  den  Bremen  Oestriden  fallt  eine  Species  von 
ibra  in  Südamerika  auch  den  Menschen  an;  die 
iischen  Arten  quälen  die  Pferde,  Rinder,  Schafe, 
ochwild.  Aus  Amazonien  erwähnt  Bates,  nachdem 
d  der  nächtlichen  Plage  der  Moskitos  gesprochen 
ler  Fliege  Motuca  (Hadus  lepidotus  Perty),  deren 
keinen  grossen  Schmerz,  aber  eine  so  grosse  Oeff- 
in  das  Fleisch  macht,  dass  das  Blut  in  kleinen 
en  hervorrieselt.  Die  fürchterlichsten  und  zugleich 
ten   Fliegen,    welche   die   dortigen   Hausthiere    in 


XX! 

Menge  tödten,  bringt  aber  das  intertropische  Ostafrika 
hervor,  nämlich  die  Tsetse,  ferner  am  blauen  Nil,  die 
von  Bakir  erwähnte  Sirut,  dann  um  den  Kilimandscharo 
die  von  Decken  angeführte  Donderoboflxege.  —  Von  Haut- 
flüglern  werden  die  schmarotzenden  Ichneumoniden, 
Chalcidier,  Proctotrupiden,  ferner  die  Strepsiptern  ange- 
führt, und  von  Käfern,  wo  der  Parasitismus  sehr  selten 
vorkömmt,  die  Cautharidinen  oder  Blasenkäfer,  deren 
Metamorphose  so  eigentümlich  ist,  indem  sie  mehrere, 
ganz  verschiedene  Larvenformen  haben.  Gewöhnlich 
gehören  die  Schmarotzer  Klassen  an,  die  niedriger 
stehen  als  ihre  Wirthe ,  aber  auf  den  Karolinen  fanden 
v.  Kittlitz  und  Mertens  zwei  Arten  von  Fischen,  welche 
in  der  Bauchhöhle  grosser  Stachelhäuter  (Holothurien) 
leben.  —  Der  Vortrag  wurde  durch  Vorzeigen  parasiti- 
scher Insekten  und  Crustaceen  und  durch  Abbildungen 
erläutert. 

Anschliessend  an  diesen  Vortrag,  bespricht  Herr  Prof. 
L.  Fischer  die  verschiedenen  Stufen  des  Parasitismus  im 
Pflanzenreiche  und  erläutert  die  in  mehreren  Beziehungen 
abnormen  Verhältnisse  der  Mistel,  namentlich  in  Betreff 
des  merkwürdigen  Baues  der  Blüthe.  Es  hatte  Schieiden 
denselben  ein  nacktes  Ei  zugeschrieben  und  desshalb 
Viscura,  wie  überhaupt  die  Familie  der  Loranthaceen, 
zu  den  Gymnospermen  gestellt.  Neuere  Untersuchungen 
haben  den  Nachweis  geleistet,  dass  ursprünglich  zwei 
Carpellarblätter  vorhanden  sind,  welche  aber  frühzeitig 
unter  sich  und  mit  dem  Ei  zu  einer  compakten  Zellge- 
websraasse  verwachsen.  —  Ein  vorgelegtes  Präparat  gibt 
Aufschluss  über  die  Art  des  Zusammenhanges  der  Mistel 
mit  der  Nährpflanze  durch  die  keilförmig  in  den  Holz- 
körper der  letzteren  eindringenden  Wurzeln  (Senker). 

4)  Schliesslich   sprach    Herr   Betehmann   über   die 


-  * 


1 


;iscue  Karte.    Sein  Vortrag  wird  in  den  Abhand- 
der  Mittheilungen  erscheinen. 


581.  Kitzimg  vom  30.  März  1869. 

uds  7  Uhr  im  physikalischen  Kabiuete  der  Kante  nsschule, 
Zimmer  Nr.  18,  oberster  Hoch  schulgang.) 

>rsitzender:   der  Präsident   Herr  R,  v.  Fellenberg- 
—  Secretär  Dr.  R.  Henzf.  —  38  anwesende  Mit- 


Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
itgeheissen. 

Hielt  Hr.  Dr.  Forster  einen  Experi  mental  Vortrag 
Önende  Flammen,  tonempßndende  Flammen  und 
rslrahlen,  in  welchem  er  die  wesentlichsten  Ver- 
von  Schaffgotsch,  Savart  und  Tyndall  der  Gesell- 
vorführte. 

Herr  Grüner,  Apotheker,  trägt  seine  Beobachtun- 
)er  das  Leuchten  des  faulenden  Holzes  vor.  (Siehe 
■Handlungen.) 

Herr  Dr.  Flückiger  erinnert  an  eine  in  einer 
)n  Sitzung  stattgehabte  Diskussion  über  die  Ur- 
der  schwarzen  Farbe  der  berühmten  Bergkryslalle 
Er  Höhle  am  Tiefengletscher.  Zur  Unterstützung 
ch  von  ihm  getheilten  Ansicht,  dass  die  Färbung 
r  Anwesenheit  eines  organischen  Stoffes  beruhe, 
.  Flückiger  seither  zwei  bezügliche  Versuche  aus- 
l.  Es  dienten  dazu  Stücke  des  dunkelsten  Quarzes, 
i  Herr  Edmund  von  Fellenberg  ausgewählt  hatte. 
)en   wurden   mit   dem   Hammer  zerschlagen  und 

im  eisernen  Mörser  zerkleinert,  hierauf  mit  ver- 
r  Salzsäure  mehrere  Tage  lang  erwärmt,  alsdann 
holt  ausgewaschen ,   indem    zugleich   das   feinste 


Pulver  aufgeschlämmt  und  abgegossen  wurde.  Die  gro- 
bem Stücke,  durchschnittlich  2  bis  4  Millimeter  gross- 
wurden  auf  einem  Glastrichter  ohne  Papier  gesammelt  und 
auf  das  Vollständigste  ausgewaschen.  Dann  verweilten 
sie  mel.rere  Tage  bei  400  bis  440°  C.  und  wurden  noch 
warm  in  eine  getrocknete  und  erwärmte  Verbrennungs- 
röhre eingefüllt,  wie  sie  bei  der  organischen  Elementar- 
analyse gebraucht  werden. —  An  einem  Ende  derselben 
wurde  eine  gewogene  Chlorcalciumröbre  und  ein  eben- 
falls gewogener  Kaliapparat  angebracht.  Von  der  Atmo- 
sphäre waren  diese  beiden  Apparate  durch  ein  vorge- 
legtes, mit  Natronkalk  gefülltes  Rohr,  das  nicht  mitgewogen 
wurde,  abgeschnitten.  Durch  das  vordere,  zur  Spitze 
aasgezogene  Ende  der  Verbrennungsröbre  wurde  alsdann 
langsam  Sauerstoff  zugeleitet,  welcher  zuerst  durch  Kali- 
lauge, dann  durch  zwei  doppelt  gebogene  Röhren  strömte, 
welche  möglichst  dicht  mit  geschmolzenem  Chlorcalcium 
und  Natronkalk  in  ziemlich  feinem  Pulver  gefüllt  waren. 
Beide  letzteren  Substanzen  waren  hierbei  in  vier  unge- 
fähr gleiche,  abwechselnd  aufeinander  folgende  Portionen 
getheilt.  —  Nachdem  angenommen  werden  durfte,  dass 
der  ganze  Apparat  mit  trockenem,  kohlensäurefreiem 
Sauerstoff  gefüllt  sei,  wurden  allmälig  unter  der  eisernen 
Rinne,  worin  die  Verbrennungsröhre  lag,  Gasflammen 
angezündet,  und  gleichzeitig  aus  dem  Gasometer  ziem- 
lich langsam  und  gleichmässig  Sauerstoff  durchgetrieben. 
Bei  einer  Hitze,  welche  bei  Weitem  nicht  so  hoch  ging, 
wie  etwa  bei  einer  Elementaranalyse,  begann  sofort  die 
Entfärbung  der  Quarzsplitter  und  schritt  sehr  rasch  fort, 
so  dass  in  ungefähr  40  bis  45  Minuten  die  ganze  Be- 
schickung der  Röhre  vollkommen  entfärbt  und  durch- 
sichtig wurde.  Dem  ersten  Versuche  waren  74  Gramm, 
dem  zweiten  73,8  unterworfen  worden;  jener  ergab  beim 


Wägen  der  betreffenden  Apparate  eine  Zunahme  von 
0,0063  Gr.  an  Kohlensäure  und  0,0248  an  Wasser;  der 
zweite  Versuch  0,0032  Gr.  an  Kohlensäure  und  0,0148 
an  Wasser.  —  Hiernach  hält  es  Dr.  Flückiger  für  aus- 
gemacht, dass  die  Färbung  in  einem  kohlenstoffhaltigen 
Körper  ihren  Grund  habe.  Die  so  äusserst  geringe  Menge 
der  gefundenen  Verbrennungsprodukte  darf  nicht  be- 
fremden, da  ja  die  Färbung  nur  dann  schwarz  erscheint, 
wenn  ansehnliche  Stücke  betrachtet  werden.  Beim  Zer- 
kleinern derselben  nimmt  die  Farbe  so  sehr  ab,  dass 
z.  B.  das  Pulver  der  schwärzesten  Krystalle  kaum  noch 
merkbar  graulich  aussieht.  In  dem  ungleichen  Ergeb- 
nisse der  beiden  obigen  Versuche  erblickt  Dr.  Flückiger 
jedoch  eine  Aufforderueg,  dieselben  zu  wiederholen  und 
die  Vorsichtsmassregeln  zur  Beseitigung  möglicher  Fehler- 
quellen noch  zu  verschärfen. 

Die  Entfärbung  des  Quarzes  tritt  so  leicht  ein,  dass 
sie  schon  in  einem  gewöhnlichen  Reagensröhrchen  mit 
Hülfe  des  einfachsten  Weingeistlämpchens  gezeigt  werden 
kann.  Man  bemerkt  dabei  ein  sehr  schwaches  Verknistern 
und,  wie  Dr.  Flückiger  meint,  auch  wohl  einen  sehr  ge- 
ringen Geruch.  Merkwürdigerweise  kann  die  Entfärbung 
auch  bei  völligem  Luftabschluss  erfolgen,  so  z.  B.  wenn 
einige  Millimeter  grosse  Splitter  sehr  anhaltend  mit  Pa- 
raffin gekocht  und  nachher  mit  Aether  abgewaschen  werden. 

Erhitzt  man  kleine  Splitter  des  schwarzen  Quarzes 
längere  Zeit  im  Paraffinbade,  so  wird  die  Entfärbung  bei 
250° C.  schon  bemerklich.  Es  ist  aber  nicht  möglich,  für 
die  Zerstörung  des  Farbstoffes  eine  bestimmte  Temperatur 
anzugeben,  weil  sie  für  grössere  oder  kleinere  Splitter 
ungleich  ist.  Wählt  man  die  Splitter  zu  dünn,  so  zeigen 
sie  sich  so  wenig  mehr  gefärbt,  dass  man  über  die 
Wirkung  der  Hitze  im  Zweifel  bleibt. 


Herr  Dr.  Förster  wendet  ein,  dass 
beiden  Versuche  nachgewiesenen  Menger 
and  Wasser  allzu  klein  seien,  um  fieweisk 
sowie  dass  nach  seinen  Versuchen  die  s< 
stalle  durch  Schwefelsäure  und  chromsau 
angegriffen  werden. 

Herr  Prof.  B.  Studer  findet  es  wünsc 
von  Hrn.  Dr.  Flückiger  angestellten  Verst 
farblosen  Krystalten  wiederholt  werden. 

583.  Sitzung  vom  3.  April  IS 

(Abends  T  Uhr  bei  Mohren.) 

Vorsitzender :  Herr  Prof.  R.  v.  F ellenl 
Secretär  Dr.  R.  Henzi.  —  14  anwesende 

1)  Das  Protokoll  der  letzten  Sitzung 
und  gutgeh eissen. 

2)  Herr  W.  R.  Kutter,  Ingenieur  in  ] 
ordentliches  Mitglied  aufgenommen. 

3)  Herr  v.  Fischer-Ooster  hält  einer 
die  Ithätisclien  Schichten  (Stufen)  in  den  S> 
(V.  Abhandinngen.) 

4)  Dr.  Flockiger  [heilt  das  Ergebniss 
suche  mit  dem  schwarzen  Quarze  vom  ' 
mit  Von  der  Wahrnehmung  ausgehend, 
bitzen  desselben  ein  Geruch  auftritt,  hofft« 
muthmasslicben  organischen  Stoff  zur  Ansch 
zu  können,  wenn  der  Quarz  bei  Abschlu 
stoff  erhitzt  würde. 

70  Grammcs  möglichst  dunkler  Splilte 
worden  zu  diesem  Zwecke  in   eine  Verb 
Bern.  Kittheil.  1669. 


in  und  während  einiger  Zeit  Kohlensäure  darüber 
;,  welche  durch  concentrirle  Schwefelsäure  und 
dcium  getrocknet  war.  Der  Quarz  selbst  wurde 
auf  vielleicht  450  bis  ISO '  erhitzt,  so  dass  jede 
nhängender  Feuchtigkeit  beseitigt,  aber  auch  keine 
lung  eingeleitet  wurde.  Nachdem  jetzt  die  beiden 
abgezogenen  Spitzen  der  Rohre  zugeschmolzen 
i,  erhitzte  Dr.  Flückiger  die  letztere  zum  Glühen, 
er  das  eine  lang  ausgezogene  Ende  der  Röhre 
ielt.  Hier  verdichteten  sich  nach  einiger  Zeit 
len  einer  Flüssigkeit,  welche  man  auf  einige  wenige 
imme  schätzen  durfte.  Als  die  Rohre  erkaltet 
id  geöffnet  wurde,  zeigte  sich  ein  ganz  unzwetfel- 
Theergeruch,  wie  er  bei  der  trockenen  Destillation 
ifffreier  organischer  Stoffe  aufzutreten  pflegt.  Die 
iten  Tröpfchen  rötheten  Lakmuspapier  nicht  und 
en  auch  nicht  auf  Eisenchlorid;  an  der  Luft  ver- 
en  sie  nach  einigen  Stunden  ohne  Rückstand.  In 
r  Weise  verfuhr  Dr.  Flückiger  schliesslich  mit 
schönen  farblosen  Bergkrystall,  dessen  Splitter  in 
hre  ebenfalls  bei  derselben  Temperatur  getrocknet 
i,  nie  die  des  schwarzen  Quarzes.  Der  farblose 
bei  einer  nach  dem  Zuschmelzen  der  Rohre  mög- 
loch  getriebenen  Glühhitze  durchaus  kein  Wasser, 
nach  dem  Oeffnen  der  Röhre  machte  ,sich  doch 
in  äusserst  geringer,  aber  unverkennbar  empyreu- 
1er  Geruch  bemerklich. 

enn  nun  auch  wohl  durch  diese  Versuche  die 
mheit  eines  organischen  Stoffes  und  einer  kleinen 
von  Wasser  in  dem  schwarzen  Quarze  dargethan 
macht  das  zuletzt  ausgeführte  Experiment  einiger- 
zweifelhaft, ob  die  Färbung  ausschliesslich  darauf 
geführt  werden  darf. 


'„O 


XXVII 

Herr  Prof.  Perty,  indem  er  hervorhebt,  dass  wenigstens 
bis  jetzt  kein  wägbarer  Stoff  als  Ursache  der  schwarzen 
Färbung  der  Morione  gefunden  werden  konnte,  wirft  die 
Frage  auf,  ob  vielleicht  jene  Färbung  bloäs  optisch  zu 
Stande  komme?  Bekanntlich  erscheinen  die  Ränder  der 
Luftblasen  in  mikroscopischen  Präparaten,  weil  die  an  ihren 
Tangenten  vorübergehenden  Strahlen  durch  Brechung 
abgelenkt  werden  und  daher  nicht  in  das  Auge  gelangen, 
schwarz.  Der  Quarz  und  viele  andere  Mineralien  ent- 
halten mikroscopische  runde  oder  ungleichmässige  Hohl- 
räume, welche  Flüssigkeit  enthalten :  Theile  der  Lösung 
nach  Zickel,  welcher  sie  Wcwserporen  nennt.  Jede  solche 
Pore  schliesst  ein  bewegliches  Bläschen,  wohl  Luftbläs- 
chen, ein.  Es  liesse  sich  wohl  die  Möglichkeit  denken, 
dass  durch  das  Vorhandensein  sehr  zahlreicher  solcher 
„Wasserporen"  mit  Luftbläschen  die  Färbung  der  Morione 
oder  Rauchtopase  bedingt  sei  und  dass  somit  der  Unter- 
schied der  glashellen  und  dunklen  Bergkrystalle  auf 
ihrer  mikroscopischen  Structur  beruhe. 

583.  Sitzung  vom  17.  April  1869. 

(Abends  7  Ohr  bei  Mohren.) 

Vorsitzender:  der  Präsident  Herr  von  Fellenberg- 
Rivier.  —  Secrelär  Dr.  R.  Henzi.  —  26  anwesende  Mit- 
glieder. 

4)  Das  Protokoll  der  vorhergehenden  Sitzung  wird 
verlesen  und  gutgeheissen. 

2)  Hielt  Herr  Ed.  Schär,  Apotheker  in  Langenthai, 
einen  Vortrag  über  neuere  Beobachtungen  über  die 
Fermente,  welcher  in  extenso  in  den  Abhandlungen  er- 
scheint. 


A 


584.  Sitzung  yom  29.  Hai  1869. 

(Abends  7  Uhr  bei  Mohren.) 

irsitzender  in  Abwesenheit  des  Präsidenten  Herr 
gierungsstatthalter  Gottl.  Stnder.  —  Sekretär  funk- 
Herr  Dr.  Ziegler.  —  18  anwesende  Hitglieder. 

Eine  Einladung  der  naturforschenden  Gesellschaft 
i\  auf  die  am  19.  Juni  stattfindende  fünfzigjährige 
msfeier  des  Eintrittes  ihres  Mitgliedes  Herrn  Prof. 
denan,  wird  verlesen.  Herr  Prof.  B.  Studer,  wel- 
jeser  Feier  als  Freund  des  Jubilars  beizuwohnen 
;t,  anerbietet  sich,  unsere  Gesellschaft  bei  der- 
als  Abgeordneter  zu  vertreten.  Dieses  Anerbieten, 
s  natürlich  die  Tbeilnahme  anderer  Hitglieder  un- 
resellschaft  in  keiner  Weise  ausschliesst ,  wird  mit 
ikung  angenommen.  Die  Einladung  soll  sofort  der 
enden  Gesellschaft  gebührend  verdankt  werden 
anzeige  der  getroffenen  Wahl  eines  Delegirten. 

Herr  Albrecht  fienteli  von  Bern,  Lehrer  der 
trie  an  der  Kantonsschule,  welcher  schon  früher 
isellschaft  angehörte, , aber  wegen  Uebersiedlung 
larau  seinen  Austritt  genommen  hatte,  wird  aufs 
einstimmig  zum  Hitglied  angenommen. 

Herr  Dr.  C.  v.  Erlach  erklärt  seinen  Austritt  aus 
isellschaft  in  Betracht  mannigfacher  anderweitiger 
iche  auf  seine  Zeit  und  Kräfte. 

Einladung  der  aargauischen  tia [urforschenden  Ge- 
aft  zu  der  am  6.  oder  43.  Juni  stattfindenden  Feier 
iOO""  Sitzung.    Es  wird  beschlossen,   diese  Ein- 

sofort  zu  verdanken  und  den  Mitgliedern  unserer 

ichaft  davon  durch  das  Intelligenzblatt  Kenntniss  zu 

Zum  Delegirten  wurde  Herr  Bachmann  erwählt. 


?£7.* 


XXIX 

6)  Die  Herren  Prof.  B.  Studer  und  v.  Fellenberg 
geben  der  Gesellschaft  Kenntniss  von  dem  grossartigen 
Geschenke  von  sieben  der  schönsten  M  o  r  i  o  n  e  n  vom 
Tiefengletscher  sammt  schön  geschnitztem  Tisch  undFuss- 
gestell,  mit  welchem  unser  Mitglied,  Herr  Fried.  Bürki, 
das  Museum  der  Naturgeschichte  bedacht  hat.  —  Es  wird 
beschlossen,  auch  von  Seite  unserer  Gesellschaft  diese 
Förderung  ihrer  Zwecke  dem  edlen  Geber  durch  ein  pas- 
sendes Anerkennungsschreiben  aufs  Wärmste  zu  ver- 
danken. 

6)  Herr  Prof.  B.  Studer  rügt  den  durch  Beschluss  der 
Gesellschaft  vom  August  4868  eingeführten  Modus,  dass 
die  Abgabe  der  gedruckten  Mittbeilungen  an  die  Mitglie- 
der erst  auf  Jahresschluss  bandweise  stattfinde.  Er  be- 
antragt Rückkehr  zu  dem  früheren  Modus  der  bogen- 
weisen  möglichst  raschen  Versendung  derselben.  Die 
Behandlung  dieses  Antrages  wird  auf  die  nächste  Sitzung 
verschoben. 

7)  Nach  einigen  orientirenden  Bemerkungen  liest 
Herr  Prof.  B.  Studer  eine  briefliche  Mittheilung  des  Herrn 
Gilli&ron  vor,  betreffend  die  geologische  Altersbestim- 
mung der  bei  Wimmis  zu  Tage  tretenden  Gesteinsschich- 
ten. Diese  Arbeit,  durch  welche  einige  Annahmen  des 
Herrn  v.  Fischer-Oster  und  Herrn  Renevier  widerlegt 
werden,  wird  in  den  Abhandlungen  erscheinen. 

8)  Anschliessend  an  obige  Arbeit,  demonstrirt  Herr 
Theophil  Studer  eine  Serie  mikroskopischer  Foramini- 
feren-Präparate  aus  den  alpinen  Kreiden  von  verschie- 
denen bernischen  Lokalitäten  (siehe  Abhandlungen). 


XXX 

585.  Siteimg  vom  2.  Oktober  1869. 

(Abgehalten  im  physikalischen  Kabinet  der  Kantonsschule,   oberer 

Gang  Kr.  16,  um  7  Uhr  Abends.) 

Versitzender  in  Abwesenheit  des  Herrn  Präsidenten 
Herr  Apotheker  Dr.  Müller.  —  Sekretär  Dr.  Henzi.  — 
42  anwesende  Mitglieder. 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wurde  verlesen 
und  genehmigt. 

2)  Hielt  Herr  Dr.  Forster  einen  Vortrag  über  das 
Absorptionsvermögen  der  Metalle  für  Gase.  Er  besprach 
speciell  die  neuen  Arbeiten  von  Graham  über  das  Absorp- 
tionsvermögen des  Palladiums  für  Wasserstoff,  und  de- 
monstrirte  mit  Hülfe  eines  in  der  Telegraphenwerkstätte 
von  Herrn  Hasler  angefertigten  Apparates  die  Verlänge- 
rung eines  Palladiumdrahtes,  während  er  sich  mit  Wasser- 
stoff sättigt.  Das  Beladen  des  Drahtes  mit  Wasserstoff 
erfolgte  dadurch,  dass  derselbe  als  negative  Electrode 
einer  kräftigen  constanten  Batterie  in  angesäuertes  Wasser 
getaucht  wurde. 

Ferner  zeigte  der  Vortragende  die  schöne  Fluore- 
scenz  des  neuen  Farbstoffes  «Böse  de  Napktaline»  im 
elektrischen  Lichte. 

3)  Demonstrirte  Herr  Direktor  Hasler  einen  neuen 
electromagnetischen  Wasserstandszeiger,  welcher  für  das 
Wasserreservoir  der  Gaselquellen  am  Könizberge  be- 
stimmt ist  (siehe  die  Abhandlungen). 

586.  Sitzung  vom  6.  November  1869 

im  Hotel  Boulevard. 

Vorsitzender :  Der  Präsident  Herr  R.  von  Fellenberg- 
Rivier.  —  Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  —  45  anwesende  Mit- 
glieder. 


1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wi 
und  gutgeheissen. 

2)  Machte  Herr  von  Fiscber-Ooster  geoti 
tbeilungen ,  welche  in  den  «  Mittheilungen » 
erscheinen  werden.    (Siehe  die  Abhandlange 

3)  Zeigte  Herr  Dr.  Ziegler  mikroskopisch 
phien  vor,  welche  aus  New- York  an  den  eidg 
Oberfeldarzt  gelangt  waren,  und  von  diesen 
zeiger  zu  obigem  Bebufe  gefälligst  überlas! 
waren,  —  Diese  prachtvollen  Bilder  zeichnetet: 
bis  dahin  anderwärts  noch  nicht  erreichte 
Vergrösserung  und  Schärfe  der  Zeichnung  ai 
mentlich  durch  nochmalige  Vergrösserung  de 
Platten  erreicht  worden  war. 

4)  Zeigte  Herr  Grossrath  Bürki  einevergold 
medaille  von  ziemlicher  Grösse  vor,  welch 
Brustbild  Joh.  Jacobus  Scheuchzer's  zu  desst 
niss  in  Zürich  im  Jabr  4732  geprägt  worden 

5}  Wurde  zu  einem  ordentlichen  Mitglied: 
men  Herr  Ernst  Duby,  sind.  phil.  von  S 
Bern. 

587.  Sitzung  vom  27.  November  16 

im  Hotel  Boulevard. 

Vorsitzender :     Der  Präsident   K.  von  Fei 
Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  —  24  anwesende  Mit 
4)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wi 
und  gutgeheissen. 

2)  Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  anj 

a.  Herr  Fried.    Güder,  Kaufmann, 

verstorbenen  Depositocassa-Verwa 


b.  Herr  Schönholzer  (von  Mettlen  in  Thur- 
gau) ,  Lehrer  der  Geographie  und  Mathematik 
an  der  Kantonsschale  in  Bern. 

o.  Herr  Rogg  (von  Frauenfeld,  in Thurgau),  Apo- 
theker zum  Zeitglocken  in  Bern. 

d.  Herr  Wyss  (von  Herzogenbnchsee),  Lehrer 
des  Deutschen  und  der  Naturgeschichte  am 
Seminar  in  Münchenbuchsee. 

I  Herr  Bachmann  behandelte  die  jungen  oder 
iren  Bildungen  im  untern  Kandergebiete.  Die  Reihe 
ner  Veränderungen  und  Vorgänge  wäre  folgende: 

a.  Deltabildung  der  Kander  und  der  Simme  in 
den  40—  50  Meter  höhern  Thunersee. 

b.  Periode  der  Schieferkohlenbildung. 

6.  Hit  dem  Vorrücken  der  Aar-  und  Kanderglet- 
scher  verbundene  Grundmoränenbildung. 

d.  Zeit  der  grössten  Gletscherausdehnung. 

e.  Rückzugsperiode  dieser  Gletscher  bis  in  die 
Gegend  von  Spiez  und  Wimmis,  und  damit 
verbundene  Erosion  der  Grundmoränen  von 
Jaberg  bis  gegen  Gesigen. 

/.  Nochmaliges  Vorrücken  der  Gletscher  bis  zum 
Belpberg. 

g.  Langsamer  unterbrochener  Rückzug  der  Glet- 
scher bis  in  ihre  jetzige  Gränze.  Ablagerung 
zahlreicher  Endmoränen.  Durchsägung  undVer- 
schwemmung  ihrer  Hittelstucke  und  Bildung 
des  alten  Kanderbettes  von  17(2. 

h.  Kanderdurchsticb  —  rückwärts  schreitendes 
Einschneiden  der  Kander  —  verbunden  mit 
deutlicher  Terrassenbildung. 


4)  Dr.  Flückiger,  leider  verhindert  durch  Unwohl- 
sein, konnte  seinen  angekündigten  Vortrag  nicht  abhalten. 
Derselbe  wird  auf  nächste  Sitzung  verschoben. 

688.  Sitzung  vom  4.  Beceraber  1869 
im  Hotel  Boulevard. 

Vorsitzender :  Der  Präsident  Herr  R.  v.  Fellenberg- 
Rivier.  —  Sekretär  Dr.  R.  HenzL  —  21  anwesende  Hit- 
glieder. 

4}  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
und  gutgeheissen. 

2)  Herr  Dr.  Flückiger  knüpft  an  seine  Mittheilung 
vom  9.  Januar  1869  *)  an,  um  der  Gesellschaft  die 
Frucht  der  Sterculia  aeuminata  Beauvais  (Cola  acuminata 
Schott  et  Endlicher)  vorzulegen,  welche  im  centralen  und 
westlichen  Afrika  seit  Jahrhunderten  als  Genuss-  und  Heil- 
mittel eine  wichtige  Rolle  spielt.  —  Diese  Gura-  oder 
Kola-Nu  ss,  wie  sie  dort  heisst,  ist  erst  1865  von 
Attfield,  Direktor  der  Laboratorien  der  Pharmaceuti- 
eal Society  of  Orcat  Britain,  untersucht  worden**},  wo- 
bei sich  herausstellte,  dass  sie  2,13  pCt.  Tfae'in  (Coffein) 
enthält.  Ausserdem  wies  Attfield  Stärke ,  Zucker,  Gummi, 
Fett  und  Eiweiss  darin  nach,  so  dass  die  Kola-Nuss  ihre 
wohlberechtigte  Stelle  neben  Thee,  Kaffee,  Guarana  und 
Mate  einnimmt. 

Dr.  Flückiger  hatte  dieselbe  unlängst  auch  in  den 
überaus  reichhaltigen  Sammlungen  des  Mu»4e  de»  pro- 
duits  de»  colonie»  francaiaes  zu  Paris  getroffen.  Er  schil- 
dert überhaupt  in  kurzen  Zügen  die  Bedeutung  dieses 

•)    Sitzungsberichte,  pag.  IV. 
**)    Pharm.  Journ.  and  Tramactions.   VI.  469. 
Bern.  Mlttheil.  1869.  


^r**T 


XXXIV 

schönen  Instituts,  welches  bestimmt  ist,  ein  anschauli- 
ches Bild  der  natürlichen  Hülfsmittel  und  des  wirtschaft- 
lichen Zustandes  der  überseeischen  Besitzungen  Frank- 
reichs zu  gewähren.  Was  den  letztern  an  Ausdehnung 
abgeht,  ist  in  dem  Museum  durch  Vollständigkeit  der 
Produkte,  durch  logische,  äusserst  ansprechende  Auf- 
stellung und  leichte  Zugänglichkeit  derselben  ersetzt,  so 
dass  die  ganze  Sammlung  gewissermassen  mit  der  be- 
treffenden, allerdings  weit  grossartigern  Abtheiluog  des 
Museums  von  Kew  wetteifern  kann.  Auch  die  gesammte 
einschlagende  Literatur  findet  sich  neben  den  Produkten 
selbst  in  Paris  vereinigt.  Der  kenntnissreiche  Direktor, 
Mr  Aubry-Lecomte,  zeigte  sich  ausserdem  in  zuvor- 
kommendster Weise  zu  allen  wünschbaren  Aufschlüssen 
bereit. 

3)  Dr.  Flückiger  gedenkt  ferner  eines  Besuches,  den 
er  in  der  Kestner'scheiv  chemischen  Fabrik  in  Thann 
gemacht  hat,  und  deutet  die  Grundzüge  des  Betriebes 
dieses  grossartigen  Geschäftes  an,  welches  nicht  nur  in 
der  Industrie ,  sondern  auch  in  der  Geschichte  der  che- 
mischen Wissenschaft  eine  Ehrenstelle  einnimmt.  In  den 
Laboratorien  dieser  Fabrik  wurde  zuerst  4822  —  4824 
die  Traubensäure  aufgefunden,  welche  nach  und  nach 
zum  Ausgangspunkt  höchst  wichtiger,  weittragender  Unter- 
suchungen verschiedener  Chemiker,  besonders  Pasteur  s, 
geworden  ist  und  deK  Wissenschaft  neue  Gesichtspunkte 
eröffnet  hat.  Auch  jetzt  noch  zeigt  sich  bisweilen  in 
geringer  Menge  (Jiese  merkwürdige  Säure.  Unter  den 
übrigen  zahlreichen  Erzeugnissen  der  Fabrik  hob  Dr.  Flü- 
ckiger namentlich  noch  das  Naphthalinroth,  Rosonaphthyl- 
amin  oder  Magdalaroth  hervor,  und  erläuterte,  gestützt 
auf  Hofmann's  Forschungen ,  dessen  Bildung.  Die  Gesell- 
schaft ist  durch  Prof.  Forster  bereits  auf  das  interessante 


des  Lycoctonins  veranlasst.  Diese  Base  ist  von 
"  "  :hmann  aus  dem  Wurzelstocke  des  gelb  blü- 
Aeonitum  Lycoctonwm  dargestellt  und  Dr.  Flücki- 
Verfiigung  gestellt  norden.  Der  letztere  zeigt 
ss  das  Lycoctonin  in  der  That  ein  neuer  Körper 
;her  namentlich  weder  mit  dem  Aconitin  noch  mit 
Midaconitin  übereinkommt.  Hübschmann,  der 
er  des  Lycoctonins,  hat  dasselbe  Hrn.  Dr.  Flu 
im  Zustande  offenbarster  Reinheit  geliefert,  so 
■selbe  sich  berechtigt  glaubt,  die  folgenden  von 
tittfilten  Eigentümlichkeiten  des  neuen  AlcaloVdes 
^sachlich  bezeichnend  hervorzuheben. 

krystallisirte  Lycoctonin  schmilzt  wenige  Grade 
}°  C.  zu  einem  klaren,  selbst  nach  einigen  Tagen 
ystallisirenden  Glase.  Sowie  das  letztere  mit  Was- 
r  heissem  Wasserdampf  in  Berührung  gebracht 
■ystallisirt  es.  Weder  die  Schmelzung  des  Lycoc- 
loch  seine  Bekrystallisation  sind  mit  einer  Aen- 
des  Gewichtes  verbunden,'  so  dass  es  sich  hier 
!  auffallende  Holecularbewegung  handelt.  In  nn- 
W»  —  700  Theilen  Wasser  löst  sich  das  Lycocto- 
einer  bittern,  alkalischen  Flüssigkeit,  welche  in 
enswercher  Weise,  and  zwar  noch  bis  zu  weite- 
lünnung  auf  das  20,000  fache ,  schön  krystallisirte 
cblöge  mit  Bromwasser  und  mit  Kaliumjodhydrar- 
ibt.  Einige  andere,  bei  dergleichen  Untersuchun- 
ist  häutig  werthvolle  Reagentien,  wie  Platinchlo- 
itincyaakalium ,  Silbercyankalium  u.  s.  f.,  liefern 
i-  mit  Lycoctonin ,  wenigstens  bei  einiger  Verdün- 
teine  Fällungen. 

;b  in  physiologischer  Hinsicht  stellt  sich,  nach  den 
len,  des  Herrn  Prof.  Klebs,  diese  neue  Base  als. 


^v^ 


XXXVII 

sehr  eigentümlich  heriu9.    Ihre  giftige  Wirkung  ist  un- 
vergleichlich geringer  als  die  des  Aconitins. 

Dr.  Flockiger  wird  im  Organ  des  norddeutschen 
Apotheker -Vereins:  «Archiv  der  Pharmacia,»  näher 
über  das  Lycoctonin  berichten. 

589.  Sitzung  vom  19.  Deeember  1869 

im  physikalischen  Cabinet  der  Hochschule. 

Vorsitzender :  Der  Präsident  Herr  Prof.  von  Fellen- 
berg-Rivier.  —  Secretär  Dr.  R.  Henzi.  —  29  anwesende 
Hitglieder. 

4)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
und  genehmigt 

2)  Herr  Albert  von  Fellenberg-Ziegler  erklärt  seinen 
Austritt  aus  der  Gesellschaft. 

3)  Hält  Herr  Professor  Forster  einen  Vortrag  über 
die  Ausbreitung  der  Wärme  in  festen  Körpern,  in  wel- 
chen er  mit  Hülfe  der  Sänarmont'schen  Methode  die  un- 
gleiche Fortpflanzungsgeschwindigkeit  in  Krystallen  des 
hexagonalen  Systems,  die  senkrecht  und  parallel  der 
Hauptaxe  geschnitten  sind,  demonstrirte.  —  Ebenso  zeigte 
er  diese  Erscheinung  in  nach  verschiedenen  Richtungen 
geschnittenen  Holzplatten.  —  In  den  optisch  einaxigen 
Krystallen  des  quadratischen  und  hexagonalen  Systems 
ist  die  thermische  Fläche  ein  Rotationsellipsoid,  während 
in  den  optisch  zweiaxigen  Krystallen  und  den  meisten 
organischen  Substanzen  die  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit nach  drei  Richtungen  eine  verschiedene  ist. 

Schliesslich  zeigte  der  Vortragende  einige  Versuche 
mit  übersättigten  Lösungen,  und  wies  mit  Hülfe  der 
Thermometersäule  und  eines  Meierstein'schen  Spiegel- 


"je  Säure  das  unter  gewöhnlichen  Umständen 
mittelbar  als  Ozonid  wirkende  Kupferoxyd  zu 
•a  vermöge,  seinen  Sauerstoff  mit  eben  der 
eit  und  in  demselben  Zustande  abzugeben,  wi" 
oder  Bleisuperoxyd.  Diese  Auffassung  wurde 
;  und  überflüssig  gemacht  durch  die  in  dem  ge- 
Aufsatze  enthaltene  Darlegung  SchÖnbein's. 
Bläuung  der  Guajaktinctur  durch  Kupferoxyd 
wart  von  HCy  aus  der  grossen  Neigung  dieses 
ableitete,  mit  Blausäure  ein  Kupfercyanürcanid 
i,  bei  welchem  Vorgang  selbstverständlich  ein 
es  im  Kupferoxyde  enthaltenen  Sauerstoffs  frei 
iuss  nach  der  Gleichung 
+  2  HCy  =  (Cu'Cy.  CuCy)  +  2  HO  +  O 
erhalten  wir  aber  bei  der  Behandlung  von 
yd  mit  Blausäure  keinen  freien  Sauerstoff,  viel- 
es eine  schon  seit  langer  Zeit  bekannte  That- 
iss  Kupferoxyd  und  einzelne  unlösliche  Kupfer- 
i  (wie  z.  B.  das  Carbonat),  mit  Blausäure  au- 
sbracht, unter  Entbindung  von  Cyangas  das 
Cyanürcyanid  bilden.  Daraus  ergibt  sich,  dass 
i  werdende  Sauerstoffatom  in  statu  nascendi 
gleichzeitig  vorhandenen  Cyanwasserstoff  durch 
n  des  H  in  freies  Cyan  überfuhrt.  Anders  vor- 
ich,  wenn  bei  Behandlung  von  CuO  mit  HCy 
sn  gegenwärtig  sind,  die  wie  das  Guajakharz, 
eilige  Säure  u.  a.,  sich  durch  bedeutende  Ver- 
aft  zum  thatigen  Sauerstoff  auszeichnen;  hier 
freies  Cyan  auf,  sondern  es  bildet  sich  im  erstem 
blaue  Guajakverbindung  (Guajakozonid);  bei 
ng  von  SOa  erhalten  wir  statt  des  Cyanürcyanids 
ranür  nach  der  Gleichung  2CuO  +  HCy  +  SO* 
+  HO  +  SO». 


—    5    — 

So  sehr  nun  diese  Erklärung  der  Bläuung  des  Gu 
für  alle  die  Fälle  hinreicht,  wo  wir  durch  Zusarr 
bringen  von  Kupferoxydsalz,  Blausäure  und  Guaja 
die  Reaction  unmittelbar  erzeugen,  so  wenig  kar 
zur  Deutung  des  Factums  genügen ,  dass  auch 
Kirschwasser  (Kirschbranntwein),  in  welchem  sehr  ge 
Mengen  von  HCy  und  Spuren  von  Kupferoxyd  lang 
nebeneinander  vorhanden  waren,  die  Guajaktinctur 
gisch  zu  bläuen  vermag  und  ebenso  ein  lange  a 
wahrtes  Gemenge  sehr  verdünnter  Lösungen  von  I 
kalium  und  Kupferoxydsalz.  Es  lässt  eich  leicht  eins 
dass  hier  nur  zwei  Möglichkeiten  gegeben  sind, 
entweder  findet  in  beiden  angeführten  Fällen  beim  ( 
Zusammentreffen  des  Kupferoxyds  mit  Blausäure 
Cyankalium  die  Bildung  von  Cu*Cy.  CuCy  statt  un 
dürfen  dann  kaum  annehmen,  dass  der  dabei  frei 
dende  thätige  Sauerstoff  längere  Zeit  in  jenen  Fli 
keilen  aufgelöst  bleiben  könnte^  ohne  mit  der  Blau 
Cyan  oder  mit  dem  Alkohol  Essigsäure  zu  bilden, 
aber  es  bleiben  in  verdünnten  Lösungen  Kupferoxyc 
und  Blausäure  oder  Cyankalium  unverändert  und 
gegenseitige  Reaction  nebeneinander  bestehen  und 
Bildung  von  Kupfercyanür-cyanid  tritt  erst  danr 
wenn  Guajakharz  oder  andere  ozonbegierige  Subst 
dazu  gebracht  werden.  Diese  Annahme  erscheint 
dessbalb  unrichtig,  weil  das  Kupfercyanid ,  sowie 
Cyanür-cyanid  unlöslich  sind  und  in  einer  nicht  allz 
verdünnten  CuO-Lösung  durch  ein  Cyanalkali  stei 
Niederschlag  entsteht,  wenn  letzteres  nicht  im  Uebers 
zugesetzt  wird;  wir  müssen  uns  daher  wohl  denken, 
auch  in  einer  Verdünnung,  wo  Cyankupfer  gelöst  t 
die  Bildung  desselben  aus  CuO  und  HCy  dennoci 
folgt,  selbst  in  allen  den  Fällen,  wo  nicht  gebun 


—    6    — 

sondern  freie  Blausäure  zu  verdünnten  Kupferlösungen 
tritt,  in  welchen  das  Kupferoxyd  an  stärkere  Säuren, 
wie  SO8  oder  No5  gebunden  ist.  Hier  mögen  wohl  ähn- 
liche Verhältnisse  obwalten,  wie  bei  den  Bleisalzen,  von 
denen,  wie  längst  bekannt,  das  essigsaure  Blei  in  ver- 
dünnter Lösung  durch  die  schwächere  CO2  zersetzt  wird, 
während  das  kohlensaure  Bleioxyd  sich  in  Essigsäure 
auflöst. 

Eine  durchaus  befriedigende  Erklärung  für  alle  Fälle 
der  Guajakkupferreaction  ist  uns  nun  aber  durch  die 
nachträglichen  Beobachtungen  Schönbein's  geworden. 
Im  weitern  Verlaufe  seiner  Arbeit  über  diesen  Gegen- 
stand fand  er  nämlich,  dass  sowohl  das  Kupfercyanid 
als  das  Cyanürcyanid  an  und  für  sich  die  Bläuung  der 
Guajaktinctur ,  also  die  am  meisten  charakteristische 
Ozonreaction ,  zeigen.  Diese  Thatsache  steht  in  voll- 
kommenstem Einklang  mit  einigen  schon  früher  bekannten 
Eigenschaften  des  Cyankupfers.  Schon  seit  geraumer 
Zeit  weiss  man,  dass  das  gelbbraune  Cyankupfer  eine 
ausserordentlich  unbeständige  Verbindung  ist,  die  in 
feuchtem  oder  trockenem  Zustande  schon  in  massiger 
Wärme  die  Hälfte  Cyan  abgibt  und  zu  weissem  Kupfer- 
cyanür  (Cu2  Cy)  reducirt  wird.  Ebenso  war  bekannt,  dass 
in  einer  Kupferoxydsalzlösung,  wenn  dieselbe  SO2  ent- 
hält, durch  Cyankalium  oder  Blausäure  nicht  Kupfercyanid, 
sondern  sofort  weisses  Kupfercyanür  gefällt  wird.  Diese 
Thatsachen  sind  durch  die  Arbeit  Schönbein's  inso- 
fern wesentlich  ergänzt  worden,  als  er  darin  nachweist, 
dass  das  Cyanid  und  das  Cyanür-cyanid  des  Kupfers 
nicht  nur  die  schweflige  Säure,  sondern  namentlich  auch 
das  Guajakharz  zu  oxydiren  vermögen;  dass  dabei  beide 
Verbindungen  in  Cyanür  übergehen  und  dass  endlich  in 
diesem  Processe  Blausäure  frei  wird,  was  nicht  nur  durch 


\f^ 


—    7    - 

den  Geruch,  sondern  auch  durch  die  Bläuung  eines  mit 
Guajakharz  und  verdünnter  Kupferlösung  imprägnirten 
Papierstreifens  sofort  angezeigt  wird.  Zugleich  hat 
Schönbein  nicht  nur  durch  Behandlung  von  wasser- 
freiem und  hydratirtem  CuO  und  allen  unlöslichen  und 
löslichen  Kupferoxydsalzen  mit  wässeriger  Blausäure, 
sondern  namentlich  auch  durch  Schütteln  des  Cu  Cy  und 
des  Cu*Cy.  Cu  Cy  mit  reinem  Wasser  Flüssigkeiten  er- 
balten, die  das  Guajakbläuende  Vermögen  in  hohem 
Grade  besitzen  und  durch  SO1  in  Folge  der  Ausschei- 
dung von  Cu1  Cy  opalescirend  werden,  wobei  So*  und 
HCy  auftreten. 

Es  ergibt  sich  hieraus,  dass  die  beiden  Verbindungen 
Kupfercyanid  und  Cyanür-cyanid  in  Wasser,  wenn  auch 
sehr  spärlich,  doch  noch  merklich  löslich  sind  und  dass 
wohl  in  allen  Fällen  die  Bläuung  der  Guajaktinctur  durch 
eine  der  erwähnten  beiden  Cyanverbindungen  bewirkt 
wird.  Es  mag  daher  auch  ziemlich  gleichgültig  erscheinen, 
ob  wir  in  einer  Guajak  bläuenden,  kupferhaltigen  Flüssig- 
keit das  Cyanid  oder  das  Cyanür-cyanid  dieses  Metalls 
anzunehmen  haben,  da  die  Einwirkung  auf  Guajak  beiden 
in  demselben  Maasse  zukommt.  Neben  der  grossen 
Neigung  des  Kupfercyanids  und  Cyanürs,  sich  zu  jener 
grünen,  auch  in  crystallinischem  Zustand  bekannten 
Doppelverbindung  Cu1  Cy.  Cu  Cy  5  HO  zu  vereinigen, 
scheinen  noch  andere  Verhältnisse  es  zu  entscheiden, 
ob  beim  Zusammentreffen  von  CuO  und  HCy  entweder 
nur  das  Cyasid  oder  das  Cyanür-cyanid  oder  ein  Ge- 
menge beider  entsteht;  so  namentlich  die  Concentration 
der  Lösungen,  insofern  sich  das  Cyanid  um  so  bestän- 
diger zeigt,  je  grösser  die  Verdünnung,  und  sodann  der 
Umstand,  ob  sich  CuO  und  HCy  in  freiem  oder  im  Salz- 
zustande befinden,  wie  denn  z.  B.  bei  Einwirkung  von 


Blausäure  auf  freies  CuO  stets  das  Cvanür-cyanid 
i  wird,   während  Cyankaliumlösung  die  Bildung 
pfercyanid  bewirkt,  welche  Verbindung  sich  eben- 
irch  energische  Bläuung  des  Guajakharzes  kenn- 
st.   Wird  dagegen  KCy  im  Ueberschusse  zu  CuO 
ht,    so    entsteht   die   Doppel  Verbindung    Kalium- 
lyonid,  welche,  ohne  Zweifel  in  Folge  der  zwischen 
id  Cu  Cy  besiehenden  Verwandtschaft,  sich  gegen 
tinctur  indifferent  verhält, 
die    Auffindung    der    oben    mitgetheilten  Facta 
sich    für   Schönbein    unmittelbar  die   Frage 
welches  die  consequenteste ,  den  Vorgang  am 
erklärende  Formulirung  jener  Reaction  sei.    Wah- 
ie  gewöhnliche  Annahme  der  Formeln  Cu  Cy  und 

für  Kupfercyanid  und  Kupfercyanür  die  bei  der 
inng  des  Cyankupfers  (CuCy)  erfolgende  Ent- 
g  von  Cyan  und  Bildung  von  Cyanür  einfach 
jie  Gleichung  2Cu  Cy  =  CuJ  Cy  +  Cy  erklärt,  ist 
ers.eits  genöthigt,  zur  Deutung  jener  oxydirenden 
gen  des  Cyankupfers  auf  Guajak,  SO1  oder  an- 
sydirbare  Substanzen  die  Wasserzersetzung  zu 
u  nehmen.    Nach  dieser  Ansicht  würde  demnach 

Cy  ein  Antheü  Cyan  frei  werden,  dieses  Cyan 
issers toff  aus  HO  Cyanwasserstoff  bilden,  der 
off  dagegen  in  statu  nascendi  an  das  Guajak  (oder 
wellige  Säure)  übergeführt  werden.  Eine  derar- 
sserzersetzung  und  mittelbare  Oxydation  erschien 

Schönbein  aus  mehreren  Gründen  höchst 
iaft  und  er  spricht  daher  in  seiner  Arbeit  die 
,e  aus,  dass  das  Kupfercyanid  und  KupfercyanÜr- 
ais  eigentliche  -Verbindungen  von  Blausäure  mit 
;vd,  d.  h.  als  cyanwasserstoffsaures  Kupferoxyd 
pferoxydul-oxyd  aufgefasst  werden  müssen.    Die 


Möglichkeit  dieser  Auffassung  wird  schon  durch 
Unistand  gegeben,  dass  weder  die  eine  noch  die  an 
Cyan  Verbindung  in  wasserfreiem  Zustand  bekannt 
sondern  beide  bisher  als  Hydrate  angesehen  we 
mussten;  sodann  aber  erscheint  diese  Ansicht  besor 
desshalb  geboten,  weil  das  Cyankupfer  nicht  nur  d 
So1  unter  Bildung  von  HCy  und  SO3  zu  Cyanür  red 
wird,  sondern  sowohl  den  Jodkaliumstarkekleister  al 
Guajaklösung  energisch  bläut,  somit  gerade  die  für 
ozonisirten  Sauerstoff  bezeichnendsten  Reactionen 
vorbringt.  Nun  ist  daran  zu  erinnern  und  kann  ü 
haupt  nicht  oft  genug  wiederholt  werden,  dass  der  Sa 
stoff  in  statu  nascendi  nie  wie  das  Ozon  wirkt,  ei 
denn  in  Gegenwart  solcher  Substanzen ,  die  wie 
feinvert heilte  Platin  oder  Eisenoxydul  das  Vermögen 
sitzen,  neutralen  Sauerstoff  in  den  activen  Zustand  ü 
zuführen,  denn  in  diesem  Zustande  allein  verbinde 
sich  z.  B.  mit  Guajakharz  zu  jener  charaktenstis 
blauen  Substanz,  die  sich  durch  Schönbein's  ßeob 
tnngen  entschieden  genug  als  organisches  Ozonid  her 
gestellt  hat.  Wir  werden  daher  in  unserer  Reaction 
Wirkung  des  thätigen  Sauerstoffs  wohl  auf  das  Vorhan 
sein  von  Kupferoxyd  zurückzuführen  haben,  und  i 
die  vollkommene  Identität  in  den  oxydirenden,  ozoi 
sehen  Wirkungen  der  Eisenoxydsalze  mit  denen 
Eisenchlorids,  welche  die  gewöhnliche  Annahme  el 
falls  nur  durch  HO-Zersetzung  erklaren  kann,  un 
Schlüssen  über  die  Zusammensetzung  des  Eisenchli 
führt,  die,  weil  naheliegend,  hier  kaum  erörtert  zu 
den  brauchen,  so  ist  gewiss  eine  Wasserzersetzung  d 
Cyan  noch  weniger  unsern  chemischen  Vorstellui 
entsprechend,  als  eine  HO -Zersetzung  durch  Cl 
vielmehr  scheint  die  Thatsache,  dass  Eisenoxydsalze 
Bern.  Mittheil.    1869.  Nr.  685. 


ijakbläuung  und  andere  Ozonreactionen  um  so  leichter 
i  energischer  hervorbringen,  je  schwächer  die  Säure 

entschieden  darauf  hinzudeuten,  dass  ein  ähnliches 
hältniss  auch  bei  den  Kupferoxydsalzen  obwalten 
ine.  Dies  ist  denn  auch  die  Ansicht  Schönbein's, 
iu  ich  seine  Darlegung  nicht  unrichtig  aufgefasst  habe ; 

eine  Stütze  dieser  Annahme  führt  er  die  Thatsache 

dass    die  Kupferoxyd  salze    mit    schwachem  Säuren, 

essigsaures    und    ameisensaures   Knpferoxyd,    die 

ijaktinctur  auch  in  wenig  concentrirter  Lösung  ebenso 

Kupfercyantd  zu  blauen  vermögen.  Da  nun  die  Blau- 
re  als  eine  der  schwächsten  bekannten  Säuren  anzu- 
en  ist,  so  folgt  von  selbst,  dass  Cyankupfer  oder  nach 
ler  Schreibweise  blausaures  Kupferoxyd  auch  in  sehr 
dünnten  Lösungen  jene  oxydirenden  Eigenschaften 
;t.  Schönbein  setzt  daher  für  die  Guajakreaction 
t  der  gewöhnlichen  Gleichung: 
^uCy  +  HO  +  Guajak  =  Cu'Cy  +  HCy  +  (O  Guajak) 

Formel  : 

2(CuO.  HCy)  +  Guajak  =  Cu'Cy  +  HCy  +  HO 
+  (O.  Guajak) 
em  er  annimmt,  dass  Cyankupfer  {blausaures  Kupfer- 
d)  sich  mit  Guajak  in  KupfercyanÜr,  Cyanwasserstoff, 
sser  und  die  blaue  Guajakverbindung  umsetzen.  Soll 
r  die  Formel  —  und  dies  ist  ja  ihre  einzige  Bedeu- 
l  —  ein  möglichst  getreuer  Ausdruck  dnr  Thalsachen 
i,  so  scheint  mir  eine  noch  etwas  genauere  Bezeich- 
g  geboten,  d.  h.  wir  dürfen  auf  Grund  der  Arbeit 
hön'bein's  und  auch  anderweitiger  Facta  das  Kupfer- 
d  als  Ozonid  durch  die  Formel  Cu'O.H  bezeichnen, 
lurch  sieb  für  das  Kupfercyanid  Cu1  OC.SHCy  ergibt; 
ch  sehe  sogar  in  dem  Umstände,  dass  sich  das  Cyanid 


—  11  — 

so  leicht  mit  dem  Cyamir  verbindet,  die  Notbwendig 
noch  einen  Schritt  weiter  als  Schönbein  zu  g< 
und  auch  dem  Kupfercyanür  die  Formet  Cu'  0. 
beizulegen,  and  schreibe  nun  für  mich  die  obige  i 
cbung  in  folgender  Weise :  (5  als  Zeichen  des  os 
sirten  Sauerstoffs) 

(CuH).  ü.  2  HCy  +  Guajak  =  Cu'O.  HCy  +  H  Cj 

+  (tJ .  Guajak). 

In  welcher  Art  diese  Gleichung  modificirt  we 
ums«,  wenn  wir  statt  dem  Cyanid  das  Cyanü'r-cyanid 
Gnajakharz  zusammenbringen,  ergibt  sich  hieraus 
selbst  nnd  ich  muss  es  dem  Urtheile  der  Leser  ü 
lassen,  inwiefern  diese  Formel  im  Einklang  mit 
Vorgange  selbst  steht.  So  viel  zur  nähern  Beleucb 
der  Beobachtungen  meines  hochverehrten  Lehrers, 
schien  mir  nun  nicht  ganz  ohne  Interesse  zu  sein,  ei 
andere  Cyauverbindnngen  in  Bezug  auf  ihr  Verhalte 
Guajak  zu  prüfen  und  zugleich  die  Eisenpräparat 
dieser  Beziehung  mit  den  Verbindungen  des  Kuj 
einigerniassen  zu  vergleichen. 

Im  Folgenden  erianbe  ich  mir.  einige  bis  jetzt 
machte  bezügliche  Beobachtungen  mitzutbeilen. 

Was  vorerst  die  -Wirkungen  der  Kupferoxyds 
betrifft,  so  hat  Schönbein,  nachdem  er  die  Bläi 
der  Guajaklösnng  und  des  JodLaliumkleisters  in  Ge; 
wart  selbst  der  minimsten  Mengen  von  Blausäure 
Kupferoxyd  nachgewiesen ,  auch  wieder  an  die  dam 
Beziehung  stehende,  aber  längst  bekannte  Thals; 
erinnert,  dass  concentrirte  Lösungen  eines  CoO» 
das  Jodkalium  unter  Ausscheidung  von  Jod  und  Bifc 
von  Cu'J  zersetzen,  während  nur  wenig  verdünnte 
sangen  ganz  ohne  Wirkung  sind ,  wie  denn  auch  re 


-    12    - 

lpferoxyd  weder  die  Guajaktinctur  noch  den  KJ-Kleister 
bläuen  vermag.  Ich  habe  als  Ergänzung  hier  beizu- 
gen,  dass  ganz  concentrirte  Lösungen  von  CuO  nicht 
r  den  KJ-Kleister,  sondern  auch  die  Guajaktinctur, 
>nn  auch  schwacher,  verändern,  wenn  sich  die  Kupfer 
jung  im  Ueberflusse  befindet.  In  Bezug  auf  die  In- 
isität  beider  Reaclionen  bei  gleicher  Verdünnung  glaube 
i  in  aufsteigender  Linie  folgende  Reibenfolge  wahrge- 
mmen  zu  haben  :  schwefelsaures,  salpelersaures  Oxyd, 
ilorid,  essigsaures  und  ameisensaures  Oxyd.  Ausser- 
dentlich  energischer  aber,  als  selbst  die  letztgenannten 
Ize  wirken,  wie  hinreichend  erwähnt,  die  beiden  Cyan- 
rbindungen ,  insofern  auch  die  verdünntesten  Salz- 
tungen die  Reactionen  bei  Zusatz  einer  Spur  HCy  so- 
t  eintreten  lassen,  Zugleich  möge  hier  erwähnt  werden, 
ss  ausser  Guajakharz  durch  das  CuO  in  Verbindung 
t  HCy  auch  die  Pyrogallussäure,  das  Anilin,  Hätnatoxylin 
d  Brasilin  verändert,  resp.  braun  und  ruthlich  gefärbt 
rden. 

Verschiedene  theoretische  Grunde  1  Jessen  mich  ver- 
tthen,  dass  neben  den  oben  besprochenen  Cyaniden 
i  Kupfers  auch  diejenigen  Verbindungen  die  Ozonid- 
actionen  des  Kupferoxydes  zeigen  werden,  in  denen 
i  zusammengesetzten  Radicale  Cfy  (Ferrocyan  =  FeCyJ) 
d  Cfdy  (Ferridcyan  =  Fe'Cy*)  enthalten  sind;  diese 
nähme  ist  durch  die  Versuche  bestätigt  worden.  Ich 
je  in  der  That,  dass  das  bekannte  braune  Ferrocyan- 
pfer,  wie  es  durch  Behandlung  von  Ferrocyankaliura 
I  überschüssiger  Kupferlösung  erhalten  wird,  die 
ajaktinctur  ebenso  schnell  und  intensiv  zu  blauen 
mag,  wie  das  Kupfercyanid;  in  gleicher  Weise  ver- 
t  sich  auch  das  Ferridcyan-Kupfer  {erbalten  durch 
lung.  einer  Kupferoxydlösung  mit  Ferridcy  ankalium) ; 


.f**ar*"* 


—     13    — 

welches  Präparat  sich  ausserdem  namentlich  durch  sehr 
energische  Bläuung  des  Jodkaliumkleisters  auszeichnet. 
Aus  diesem  Verhalten  des  Ferro-  und  Ferridcyankupfers 
erklärt  sich  unmittelbar  auch  die  fernere  Beobachtung, 
dass  in  farblosen  Geraengen  sehr  verdünnter  Kupfer- 
lösungen mit  Guajakharztinctur  durch  Zufügen  einer  ver- 
dünnten Lösung  von  Ferrocyankalium  sofort  eine  starke 
Bläuung  eintritt,  gleich  wie  durch  Blausäure  oder  Cyan- 
kalium,  und  dass  umgekehrt  farblose  Gemenge  von 
Guajakharztinctur  und  2K.  Cfy  oder  von  KJ  -Kleister  mit 
3  K.  Cfdy  beim  Zufügen  auch  sehr  verdünnter  Lösungen 
eines  CuO-Salzes  ebenfalls  sich  bläuen.  Diese  Bläuung 
bei  Anwendung  von  Ferridcyankalium  tritt  in  stärkerem 
Masse  und  bei  merklich  grösserer  Verdünnung  noch  ein. 
Da  beide  Kupferverbindungen  durch  Wärme  weit  weni- 
ger zersetzbar  sind,  als  das  Cyankupfer,  was  schon  dar- 
aus erhellt,  dass  auch  scharf  getrocknetes  2  Cu.  Cfy  und 
3Cu.  Cfdy  noch  ebenso  deutlich  wie  in  feuchtem  Zu- 
stande auf  Guajak  und  Jodkalium  -  Kleister  einwirken, 
während  scharf  getrocknetes  Kupfercyanid  keine  Wirkung 
mehr  zeigt,  so  erscheint  hier  die  Erklärung  des  Vor- 
ganges durch  die  gewöhnlichen  Formeln  eher  noch 
weniger  befriedigend,  als  in  dem  besprochenen  Falle 
des  Kupfercyanids.  Betrachten  wir,  wie  sich  dies  aus 
den  Verbindungen  ergibt,  das  Ferrocyan  als  2a tomiges, 
das  Ferridcyan  als  3atomiges  Radical,  die  Ferrocyan- 
wasserstoffsäure  (2  H.  FeCy3)  als  2-basische,  die  Ferrid- 
cyan wasserstoffsäure  (3  H.  Fe2Cy6)  als  3-basische  Säure, 
so  haben  wir,  um  hier  nur  den  Vorgang  bei  Ferrocyan- 
kopfer  und  Guajak  zu  besprechen,  anzunehmen,  dass 
'  von  2  Atomen  des  Körpers  2  Cu.  Cfy  sich  ein  Atom  Cfy 
lostrenne,  um  mit  2  Atom  Wasser  Ferrocyanwasserstoff 
and  freien  Sauerstoff  zu  bilden,  welch*  letzterer  oxydirend 


iuajak  oder  andere  Körper  wirkt;  es  würde  dies 
i  die  Gleichung  ausgedrückt : 
[8  Cu.  CfyJ  +  2  HO  =  4  Cu.  Cfy  +  2  H.  Cfy  +  2  O. 
Da  nun  meines  Wisseos,  wie  das  Kupfercyanid  und 
ür  Cyanid,  so  auch  das  Ferro-  und  Ferridcyankupfer 
;er  enthalten ,  welches  ohne  beginnende  Zersetzung 
ausgetrieben  werden  kann,  so  kann  ich  kaum  An- 

1  nehmen,  auf  die  erwähnten  Facta  gestützt,  diese 
indungen  als  ferrocyanwasserstoffsaures  und  ferrid- 
wasserstoffsaures  Kupferoxyd  zu  betrachten,  was 
o  eher  erlaubt  sein  dürfte,  als  wir  in  andern  Fällen 
:i  andere  Grunde  ebenfalls  genöthigt  werden,  Wasser- 
;äure  als  solche  mit  sauerstoffhaltigen  Basen  sich 
nigen  zu  lassen,  wie  z:  B.  bei  den  O.-haltigen  Al- 
den.  Es  würde  sich  daher  für  das  Ferrocyankupfer 
Formel  Cu!0.  3.  2  HCfy,  für  das  Ferridcyankupfer 
i*  0 8).  2  (3  HCfdy)  ergeben,  indem  wir  dabei  das 
eroxyd  (CuO)  als  Ozonid  in  seiner  Formel  verdop- 

und  selbstverständlich  dem  Körper  Cu1  0  3  den 
lischen  Wirkungswerth  von  2  Atomen  des  alten  CuO 

NaO  oder  HO  beimessen  So  schreiben  wir  dann 
te  Stelle  des  obigen  Schema'»  die  Gleichung ; 

2  (Cu1 0  3  2  H.  Cfy)  +  2  HO  =  2  {Cu1 0)  2  HCfy 

+  2  HCfy  +  23. 
nehmen  an ,  dass  bei  der  ßeactton  auf  Guajak  das 
cyanwasserstoßsaure  Kupferoxyd  unter  Freiwerden 
211.  Cfy  und  Bildung  des  Guajakozonids  zu  ferro- 
wasserstoffsaurem  Kupferoxydul  reducirt  werde.  In 
haus  analoger  Weise  haben  wir  den  Vorgang  bei 
Ferridcyankupfer  aufzufassen;  es  sei  daher  in  Be- 
beider  Kupferverbindungen  nur  noch  erwähnt,  dass 
bis  jetzt  noch  keine  direkten  Versuche   über  ihre 


—     15    — 

Löslichkeitsverhältnisse  bei  Behandlung  mit  Wasser  unter- 
nommen habe;  inwiefern  aber  sich  dasselbe  oder  ähn- 
liches zeigen  würde  wie  bei  den  beiden  Kupfercyaniden, 
scheint  schon  aus  zwei  oben  angeführten  Thatsachen 
hervorzugehen. 

Wenden  wir  uns  von  den  Verbindungen  des  Kupfers 
zu  denjenigen  des  Eisens,  so  tritt  uns  bei  Vergleichung 
des  Eisenoxyduls  und  Oxyds  mit  dem  Kupferoxydul  und 
Oxyd  vor  Allem  die  Thatsache  entgegen,  dass,  während 
die  beiderseitigen  niedrigsten  Oxydationsstufen  (FeO  und 
Cn'O)  sich  gleich,  d.  h.  neutral  gegen  oxydirbare  Körper 
verhalten,  das  Eisenoxyd  in  seinen  Salzen  eine  weit 
deutlicher  sich  betätigende  ozonidische  Natur  besitzt, 
als  Kupferoxyd  t  daher  auch ,  wie  diess  namentlich 
Schönbein  nachgewiesen,  durch  eine  Reihe  oxydir- 
barer  Substanzen  leicht  zu  Oxydul  reducirt  wird,  wo- 
gegen CuO  diese  Eigenschaft  nicht  unter  allen  Umständen 
und  in  weniger  durchgehendem  Masse  zeigt  In  irgend 
einem  sichern  Zusammenhange  mit  diesen  Verhältnissen 
scheint  mir  das  eigentümliche  Factum  zu  stehen,  dass 
das  Eisenoxydul  in  so  hohem  Grade  das  Vermögen  be- 
sitzt, bei  gewöhnlicher  Temperatur  neutralen  Sauerstoff 
in  seine  thätige  Modification  überzuführen  und  sich  damit 
zu  Fe*03  (F*02ü)  zu  vereinigen,  während  Kupferoxydul 
nicht  unter  gleichen  Umständen  in  Oxyd  übergeht,  wenn 
auch  seine  Salze  ähnlich  wie  die  Eisenoxydulsalze  an 
dfer  Luft  sich  in  basische  Oxydsalze  umwandeln. 

So  zeigt  sich  denn  auch  in  Bezug  auf  die  Bläuung 
des  Jodkaliumkleisters  oder  der  Guajakharzlösung  bei 
den  Eisenoxydsalzen  nicht  ein  so  bedeutender  Unter- 
schied wie  bei  den  Kupferoxydsalzen.  Während  von 
letzteren  z.  B.  das  Sulfat  seine  Wirkungen  nicht  oder 
nur  sehr  schwach,  das  Acetat  weit  stärker,  das  Cyanid 


—     16     — 

Brrocyanid  aber  sehr  energisch  hervorbringt,  ver- 
tue Eisenoxydsalze  die  Guajaktinctur  und  den 
eister  auch  in  ziemlicher  Verdiinnung  noch  sehr 
icheinlich  zu  bläuen,  obwohl  auch  hier,  die  in- 
t  der  Reaction  betreffend,  sich  analoge  Verschieden- 
,  wie  bei  den  Kupfersalzen,  zeigen,  insofern  das 

starke  Säure  SO3  gebundene  Eisenoxyd  schwächer 
ken  scheint,  als  das  Acetat,  Chlorid  und  Nitrat, 
sste  sich  nun  darum  handeln,  die  Cyanverbindun- 
bs  Eisens  in  nähere  Beobachtung  zu  ziehen;  da 
weder  das  Eisencyanü'r  noch  das  Eisencyanid  in 
isolirtem  und  reinem  Zustande  hinlänglich  genau' 
it  sind,  so  glaubte  ich  mich  darauf  beschränken 
ssen,  die  dem  Ferro-  und  Ferridcyankupfer  ent- 
enden  Präparate,  d.  h.  das  Ferro-  und  Ferridcyan- 
zu  prüfen ;  doch  will  ich  hier  nicht  unerwähnt 
,  dass  die  in  einem  Gemenge  von  Eisenoxydul- 
Ixvdsalz  durch  Blausäure  in  alkalischer  Lösung 
a  blaue  Verbindung  sich  auch  in  Bezug  auf  die 
i  Frage  kommenden  Verhältnisse  ganz  so  wie  das 
irblau  verhält,  welches  durch  Behandlung  von 
xydlösungen    mit  gelbem   ßlutlaugensalz   entsteht, 

Berlinerblau  oder  Ferrocyaneisen,  welchem  die 
1  4  Fe  -3  Cfy  gegeben  wird ,  vermag  nach  meinen 
hen  die  Guajaktinctur  in  fast  ebenso  energischer 
,  als  das  Ferrocyankupfer  zu  bläuen.  Hier  wird 
mittelbare  Beobachtung,  die  unter  Umständen  durch 
vremmung  des  Berlinerblaus  in  der  Flüssigkeit 
•leitet  werden  könnte,  dadurch  bestätigt,  dass  die 
i,  durchaus  klare  Flüssigkeit  ebenso  deutlich  blau 
int  und  dass  diese  Färbung  durch  alle  jene  redu- 
en  Reagentien,  welche  das  Guajakozonid  zerstören, 
Ils  verschwindet. 


^w 


—     17     — 

Anders  verhalt  sich  das  sog.  Turnbull'sblau  oder 
Ferridcyaneisen  mit  der  Formel  3  Fe.  Cfdy.  Diese  Ver- 
bindung bleibt  Guajak  gegenüber  indifferent,  so  ähnlich 
sie  auch  in  so  manchen  Beziehungen  dem  Berlinerblau 
sein  mag.  Suchen  wir  nun  nach  einer  befriedigenden 
Erklärung  dieses  eigentümlichen  Factums,  so  scheint 
mir  eine  solche  nicht  unmöglich;  wenn  wir,  gestützt  auf 
die  bei  den  Kupferverbindungen  erörterten  Verhältnisse, 
auch  hier  unsere  Ansiebt  über  die  Constitution  dieser 
Cyanverbindungen  einigermassen  modificiren.  Ohne  wie- 
derholt auf  die  Gründe  einzugehen,  welche  in  der  Bläuung 
des  Guajaks  durch  Eisenchlorid  und  Ferrocyaneisen  eine 
Wasserzersetzung  durch  Chlor,  Cyan  oder  Ferrocyan 
für  mich  wenig  wahrscheinlich  machen,  möge  nur  darauf 
hingewiesen  werden,  dass  selbst  die  Ansicht,  welche  das 
Berlinerblau  als  Verbindung  von  Eisencyanür  -  Cyanid 
(3  FeCy  +  2  Fe2Cy*)  betrachtet,  keine  bessere  Deutung 
seines  Verhaltens  zu  geben  vermag;  denn  auch  das 
Ferridcyaneisen  oder  Turnbullsblau  besteht  dann  aus 
Cyanür  und  Cyanid  (3  FeCy  +  Fe2  Cy8)  und  es  müssten 
nach  Analogie  mit  dem  Kupfercyanür-cyanid,  sowohl  das 
eine  als  das  andere  Eisencyanür-cyanid  oxydirend  auf 
Guajak  einwirken. 

Wohl  aber  glaube  ich,  geleitet  durch  die  wohlbe- 
kannte Thatsache,  dass  das  Ferrocyaneisen  (Berlinerblau) 
durch  Ferrocyankalium  in  Eisenoxydsalzen }  das  Ferrid- 
cyaneisen (Turnbullsblau)  dagegen  durch  Ferridcyan- 
kalium  in  Eisenoxydulsalzen  entsteht,  annehmen  zu 
müssen,  dass  wir  in  der  ersten  Verbindung  ein  wirkliches 
Eisenoxydsak ,  in  der  zweiten  aber  ein  Eisenoxydulsalz 
vor  uns  haben.  Nach  dem  gleichen  Schema,  wie  bei 
den  Kupfercyanverbindungen ,  würde  sich  so  für  das 
Ferrocyaneisen  die  Formel  ergeben :  2  Fe2  O3.  3  (2  H  Cfy, 

Bern.  Mittheü.    1869.  Nr.  686. 


i  Fe.  3  Cfy ;  für  das  Ferridcyaneisen  dagegen  3  FeO. 
dv,  statt  3  Fe.  Cfdy.  Auch  hier  möge  wieder  an  die 
oigkeit  des  Ferrocyans  (Cfy)  nnd  an  die  3Atomigkeit 
Ferridcyans  (Cfdy}  erinnert  werden.  Diese  An- 
ungsweise  erklärt  uns  nicht  nur,  dass  das  Eisen- 
.alz  {Berlinerblau},  nicht  aber  das  Oxydulsalz  (Turn- 
>lau}  Guajaktinktur  zu  bläuen  vermag  (wie  diess 
itliche  Ozydsalze,  nie  aber  die  Oxydulsalze  thun}, 
>rn  sie  steht  auch  in  ausserordentlich  einfacher 
hung  zu  dem  Umstände,  dass  das  Berlinerblau, 
es  nach  obiger  Formel  als  Oxydsalz  auf  2  Atome 
die  gesetzmässigen  3  Atome  einer  2basischea  (statt 
me  einer  4  basischen  Saure )  enthält,  durch  Kali 
Natron  in  Ferrocyankalium  oder  -natrium  und 
oxyd  übergeht,  während  anderseits  das  Turnbulls- 
als  Oxydulsatz  durch  die  gleichen  Agentien  Ferro- 
calium  und  Eisenoxydul-oxyd  bildet.  Kaum  dürfte 
itbwendig  sein,  auch  hier  wieder  zu  erwähnen,  dass 
Cyanverbindnngen  ihr  chemisch  gebundenes  Wasser 
ohne  Zersetzung  gänzlich  zu  verlieren  vermögen, 
•  über  die  wirkliche  Verkeilung  des  H  nnd  O  ver- 
dene  Hypothesen  möglich  sind;  wohl  aber  möge 
an  einige  Verbindungen  erinnert  werden,  die  eben  - 
als  Ferrocyaneisen  aufzufassen  sind,  in  denen  das 
theilweise  durch  K  oder  H  ersetzt  ist,  deren  For- 
aber  noch  zur  Stunde  verschieden  gefasst  werden, 
nd  diess  4°.  Fe  K.  Cfy,  entstehend  durch  Einwirkung 
'erdünnter  SO*  auf  Blutlaugensalz.  2°.  3  Fe.  K.  2  Cfy 
2  Fe.  Cfy,  das  sogen,  weisse  Cyaneisen,  entstehend 
i  Vermischung  oxydfreier  FeO-Lösnngen  mit  Ferro- 
;alium,  und  3°.  3  Fe  2  H.  3  Cfy,  d.  h.  die  durch  Be- 
ng  von  Berlinerblau  mit  HS,  SO1,  Zn  und  andern 
irenden  Substanzen  entstehende  Verbindung.  Diese 


—    19    — 

in  ursprünglichem,  reinen  Zustande  weisslich  gefärbten 
Ferrocyanüre  sind  durch  die  Eigenschaft  charakterisirt, 
an  der  Luft  von  selbst,  weit  schneller  jedoch  durch  oxy- 
dirende  Agenden  sich  blau  zu  färben  und  dabei  in  Ber- 
linerblau tiberzugehen,  welches  ehenso,  wie  das  auf  ge- 
wöhnlichem Wege  erhaltene  Ferrocy aneisen ,  oxydirend 
auf  Guajaktinctur  einwirkt.  In's  Besondere  zeichnet  sich 
in  dieser  Beziehung  das  unter  2°  angeführte  sog.  weisse 
Cyaneisen  aus,  welches  sich  bekanntlich  nur  dann  weiss 
erhalten  lässt,  wenn  die  Fällung  mit  ganz  luftfreien  Lö- 
sungen von  Eisenoxydulsalz  und  Blutlaugensalz  vorge- 
nommen und  nach  Luftzutritt  sofort  abgeschlossen  wird. 
Geschieht  diess  nicht,  so  tritt  sehr  rasch  eine  Bläuung 
des  weissen  Niederschlages  ein.  Durch  freies  Ozon  und 
ozonführende  Körper,  namentlich  durch  Blei-  und  Man- 
gansuperoxyd in  Verbindung  mit  verdünnter  SO3,  durch 
Chromsäure  und  rothes  chromsaures  Kali,  durch  Ueber- 
mangansäure  u.  s.  w.  wird  das  weisse  Ferrocyaneisen 
beinahe  augenblicklich  in  die  blaue  Verbindung  umge- 
wandelt. Diess  geschieht  auch,  wie  schon  vor  längerer 
Zeit  Schönbein  nachwies,  durch  Eisenoxydsalze,  welche 
dabei  in  Oxydulsalz  übergehen,  so  dass  eine  gegebene 
Quantität  salpetersaures  Eisenoxyd  mit  der  hinreichenden 
Menge  der  weissen  Verbindung  vermischt,  sofort  und 
gänzlich  in  Eisenoxydulsalz  übergeführt  wird.  Ich  kann 
nicht  umhin,  hier  daraufhinzuweisen,  dass  in  der  Chemie 
kaum  eine  grössere,  deutlichere  Analogie  in  dem  Ver- 
balten zweier  Substanzen  besteht,  als  diejenigen  unsers 
weissen  Cyaneisens  mit  dem  kohlensauren  Eisenoxydul 
oder  dem  Oxydulhydrat,  welche  durch  den  atmosphäri- 
schen Sauerstoff  und  durch  dieselben  Oxydationsmittel 
in  ebenso  eigentümlicher  Weise  verändert,  d.  h.  zu 
Eisenoxyd   oxydirt   werden.    Vereinige  ich  mit  dieser 


—    20    — 

ltung  das  Ergebniss  einer  Anzahl  neuerer  Ver- 
flach welchen  das  feuchte,  frisch  gefüllte  Berliner- 
irch  dieselben  Substanzen  langsamer  oder  schneller 
t  und  reducirt  wird,  welche  die  Eisenoxydealze 
julsalze  umzuwandeln  vermögen  und  wohin  unter 
1  besonders  SO1,  Hs,  feinzertbeiltes  As,  Sb,  Zn, 
),  Fe,  sowie  Phosphor,  H  in  statu  nascendi,  PH* 
Ameisensäure,   Harnsäure,  Carbolsäure,  Morphium 

gehören,  so  kann  ich  mich  kaum  der  Annahme 
agen,  dass  jene  drei  angeführten  weissen  Cyan- 
lungen,  welche  sich  neutral  gegen  Guajak  verhalten, 
i-Safze,  d.h.  als  Verbindungen  derFerrocvanwasser- 
ire  mit  Eisenoxydul  aufzufassen  seien  und  nicht  nur 
oxydirende  Agentien  in  Berlinerblau  (Oxydsalz) 
hen,  sondern  auch  mit  dem  Manganoxydul-  und 
tydulhydrat  das  merkwürdige  Vermögen  theileo, 
lotropische  Veränderung  des  neutralen  Sauerstoffs 
ift,   d.  h.  eine  Verwandlung  von  0  in  7  zu  be- 

und  so  von  selbst  in  Oxyd  überzugehen.  Nach 
Voraussetzung  würde  sich  die  oben  erwähnte 
dlung  des  weissen  Cyaneisens  in  Berlinerblau 
Eisenoxydsalze  dadurch  erklären,  dass  in  der 
i  Cyanverbindung  das  Oxydul   durch  das  Oxyd 

wird,  während  ersteres  sich  mit  der  Säure  des 
ilzes  verbindet,  denn  eine  Oxydation  des  Oxyduls 
las  Oxyd  desselben  Metalls  ist  selbstverständlich 
nnehmbar.  Diess  führt  uns  darauf,  im  Interesse 
rständnisses  der  angedeuteten  Beziehungen  des 
rblaues  zum  Eisenoxyd,  daran  zu  erinnern,  dass, 
rir  auch  in  Verbindungen  thätigen  Sauerstoff  oder 
mzunehmen  berechtigt  sind,  das  Eisenoxyd  notb- 

aJs  Ozonid  mit  der  rationellen  Formel  Fe'O'tf 
len  werden  muss,  was  zum  Theil  schon  durch  die 


—    21     — 

oxydirende  Wirkung  desselben  auf  die  oben  aufgezählten 
Materien,  die  auch  freies  ü  begierig  aufnehmen,  nahe- 
gelegt wird,  namentlich  aber  durch  das  Factum,  dass 
selbst  Kupfer,  Quecksilber  und  Silber,  wenn  auch  lang- 
samer, Eisenoxydsalz  zu  Oxydulsalz  zu  reduciren  ver- 
mögen, eine  Thatsache,  welche  die  Oxydationsverhältnisse 
•dieser  zum  Theil  edlen  Metalle  keineswegs  voraussehen 
lassen,  die  aber  mit  der  oxydirenden  Wirkung  des  freien 
Ozons  auf  Hg  und  Ag  im  Einklänge  steht,  wenn  auch  in 
Fe'O3  thätiger  0  angenommen  wird. 

Was  die  Einwirkung  von  Cyankalium  auf  Eisensalze 
betrifft,  so  sei  noch  bemerkt,  dass  der  in  Oxydullösungen 
durch  KCy  entstehende  gelb-röthliche  Niederschlag  (viel- 
leicht eine  Verbindung  von  Fe  Cy  mit  K  Cy)  Guajaklösung 
unverändert  lässt;  in  Eisenoxydsalz  entsteht  bekannter 
Maassen  durch  KCy  unter  Bildung  von  Blausäure  ein 
Niederschlag  von  Eisenoxydhydrat,  der  schwach  bläuend 
auf  Guajak  wirkt  und  daher  wohl  von  etwas  basischem 
Eisenchlorid  begleitet  wird.  Dass  in  dieser  Reaction  des 
KCy  auf  Fe2 03-Salz  kein  Eisencyanid  niederfällt,  son- 
dern neben  HCy  Oxyd  ausgeschieden  wird,  scheint  mir 
mit  manchen  andern  dieses  Oxyd  betreffenden  Dingen 
nicht  in  grossem  Widerspruche  zu  stehen;  vielmehr  er- 
innert diese  Thatsache  daran,  dass  unter  gewöhnlichen 
Bedingungen  Eisenoxyd  auch  mit  Kohlensäure  sich  nicht 
verbindet,  und  meinerseits  glaube  ich,  dass  aus  ähnlichen, 
obwohl  uns  nicht  bekannten  Gründen,  auch  HCy  als  sehr 
schwache  Säure  sich  mit  Fe203  nicht  zu  vereinigen  ver- 
mag, dass  aber  Eisencyanid,  das  ich  als  Fe2  0*.ü.  3  HCy 
auffassen  müsste,  die  Guajak-bläuende  Eigenschaft  noch 
in  höherem  Grade  als  Cu2OÜ.2HCy  (Kupfercyanid)  be- 
sitzen würde,  wenn  es  in  freiem  Zustande  bekannt  wäre. 

Zum   Schlüsse    dieser   Mittheilungen    über  Kupfer- 


isenoxydsolze  erwähne  ich  noch ,  dass  anter  den 
örbiiid äugen  des  Silbers  ganz  besonders  das  Cyan- 

(Ag  Cy)  «od  Ferridcyansilber  (3  Ag.  Cfdy)  die 
cbarzlösung  sebr  entschieden  bläuen,  während  die 
salze  mit  stärkern  Säuren,  wie  die  entsprechenden 
-oxydsalze,  nur  von  schwacher  Wirkung  sind,  ob- 

verschiedene  Gründe  auch  in  dem  Silberoxyd 
;ii  0  anzunehmen  zwingen.  Was  die  Cyanide  des 
3  und  Platins  betrifft,  so  habe  ich  keinen  Grund, 

zu  zweifeln,  dass  Au  Cy1  und  PtCy1,  wenn  in  iso- 

Zustande  bekannt,  gleichermaassen  bläuend  auf 
c  einwirken  würden,  insofern  die  entsprechenden 

und  Platinsalze  (Chloride)  ebenfalls  sich  als  enor- 

Ozonide  ausweisen.  Endlich  bleibt  mir  zu  be- 
n,  dass  die  aus  den  Salzen  der  nicht  ozonirten 
,  wie  Zinkoxyd,  Cadmiumoxyd,  Bleioxyd,  Mangan- 
I  u.  s.  w.  dargestellten  Cyan-  und  Ferrocyanverbin- 
n  sich  gegen  die  Guajaktinctur,  wie  zu  erwarten 
gänzlich  neutral  verhalten.  So  veranlassen  mich 
die  im  Vorstehenden  besprochenen  Erscheinungen, 
rmuthung  auszusprechen,  dass  wenigstens  bei  den- 
n  Metallen,  die  mit  Sauerstoff  Oxydationsstufen  von 
lischer  und  zugleich  basischer  Natur  bilden,  die 
len  und  zusammengesetzten  Wasserstoffsäuren  des  - 
sich  als  solche  mit  den  Oxyden  zu  wirklichen 
vereinigen;  selbstverständlich  kann  diese  Ansicht 

noch  keineswegs  für  die  übrigen  Cyanide  gelten, 
z.  B.  Cyankalium  durch  Einwirkung  des  Cyangasea 
ilium  erbalten  werden  kann.  Dagegen  glaube  ich 
genthümliche  chemische  Verhalten  jener  Stoffe  um 
ir  besprechen  zu  dürfen,  als  die  Kupfer-,  Silber- 
iisensalze  zu  den  wichtigsten  pbarmaceutischen 
aten   gehören    nnd   ausserdem  die  meisten  Cyan- 


S.J 


—    24    — 

Thlophil  Studer. 

Neue  Spezies  von  Tropidonotus. 

(Vorgetragen  den  20.  Febr.  1869.) 

Mit  einer  Tafel. 


Beim  Ordnen  der  Reptilien  des  hiesigen  Museums 
fand  ich  unter  der  Bezeichnung  Vipera  prester  ohne  nähere 
Angabe  des  Fundortes,  als  Schweiz,  eine  schwarze  Schlange, 
welche  sich  bei  näherer  Untersuchung  als  eine  Art  Tropi- 
donotus herausstellte,  und  zwar  von  einer  Anordnung  des 
Schuppenpanzers,  wie  er  sich  sonst  bei  keiner  Art  dieser 
ziemlich  artenreichen  Gattung  findet. 

Ich  lasse  vorläufig  die  Beschreibung  folgen  und 
werde  nachher  die  Kennzeichen  nach  ihrem  spezifischen 
Werthe,  nach  dem  Material,  das  mir  zu  Gebote  stand, 
kritisch  beleuchten. 

Bekanntlich  wird  von  Baird  und  Girard  das  Genus 
Tropidonotus ,  welches  nach  Jan  35  Spezies  enthält,  nach 
dem  Habitus  in  6  Subgenera  abgetheilt,  wobei  unsere 
einheimischen  Arten  sich  auf  die  Subg.  Entainia  (natrix) 
und  Tropidophorus  (tesselatus)  vertheilen.  Unsere  Schlange 
gehört  danach  in  das  Subg.  Eutainia,  das  sich  haupt- 
sächlich auszeichnet  durch  den  nach  hinten  breiten, 
niedrigen  und  vom  Rumpfe  stark  abgesetzten  Kopf  und 
die  ovalen,  massig  gekielten  Schuppen. 

Unsere  Schlange  ist  charakterisirt : 

Farbe :  Rücken  und  Kopf  einfach  schwarzbraun  mit 
geringem  Metallglanz,  Bauch  blauschwarz,  Kehle  und 
Mentalgegend  weiss,  die  Unterlippenschilder  dagegen 
schwarzbraun  bis  auf  das  6)  und  6);  die  weisse  Farbe 
verschwindet  gegen  den  Bauch  zu  und  löst  sich  noch 


k 


-    25    - 

im  oberu  Drittel  in  verwaschene  weisse  Flecken  auf,  die, 
gegen  die  Mitte  an  Zahl  abnehmend,  endlich  verschwinden. 

Schilder  des  Scheitels  wie  bei  der  Ringelnatter. 
Oberlippenschilder  7,  das  3.  und  4.  berührt  das  Auge; 
Temporale  1,  Postoculare  4,  Praeoculare  1,  F renale  1, 
sehr  klein  und  viereckig,  höher  als  breit-  Schuppen- 
reihen 20. 

Das  Gebisa  weicht,  soweit  ich  es,  ohne  das  Thier  zu 
beschädigen,  untersuchen  konnte,  von  der  Ringelnatter 
nicht  ab,  die  Zahne  des  Ok.  stehen  in  einer  ununter- 
brochenen Reihe  und  nehmen  au  Grösse  allmalig  zu. 

Dimensionen :   Lange  2*  7",   Kopf  '/so    Schwanz  7»' 

Im  Habitus  gleicht  unsere  Schlange,  nach  den  vier 
Entainia-Arten,  welche  unser  Museum  besitzt,  am  meisten 
der  Ringelnatter.  Doch  ist  im  Ganzen  der  Kopf  schmaler, 
höber,  in  der  Ohrgegend  weniger  aufgetrieben,  auch 
scheint  sich  die  Schnauze  rascher  zuzuspitzen,  indem 
die  Gegend  von  den  Augen  zur  Schnauze  kürzer  ist  als 
bei  der  Ringelnatter. 

Was  nun  den  Wertb  der  Merkmale  anbelangt,  so  ist 
erstens  die  Farbe  das  wenigst  wichtige.  Man  kennt  von 
vielen  Schlangen  schwarze  Varietäten,  welche  eine  ganz 
ähnliche  Farbenvertheilung  besitzen.  So  besitzt  unser 
Museum  eine  schwarze  Varietät  von  Elaphis  radiahu, 
ebenfalls  oben  und  unten  schwarz,  mit  weisser  Kehle. 
Die  schwarze  Viper  Vipera  prester  ist  längst  als  Varietät 
der  Vipera  aepis,  nicht  berus,  wie  man  oft  angegeben 
bildet,  anerkannt.  Dumeril  beschreibt  eine  schwarze 
Varietät  der  Eutainia  sawita,  ganz  ähnlich  der  uns- 
rigen.  Eine  schwarze  Varietät  der  Ringelnatter  erhielt 
unser  Museum  erst  kürzlich  aus  der  Umgegend  Berns, 
das  jedoch  die  charakteristischen  Mondflecken  am  Halse 
Bern.  Mittheil.  1869.  Hr.  667. 


—    26    — 

noch  zeigt.  Immerhin  zeigen  diese  schwarzen  Varietäten 
nie  den  Glanz,  den  unser  Exemplar  hat 

Mehr  Gewicht  als  speciGsches  Merkmal  ist  auf  die 
Verkeilung  der  Kopfschilder  zu  legen.  Doch  kommen 
auch  hier  Abweichungen  vor.  So  finde  ich  bei  20  Ringel- 
nattern, die  ich  darauf  untersuchte,  in  einem  Fall  nur  6 
Oberlippenschilder,  in  einem  andern  das  oberste  Post- 
orbitale der  linken  Seite  mit  den  Supraorbitale  ver- 
wachsen, in  zwei  weitern  Fällen  nur  2  Postorb italia,  das 
eine  aber  viel  grösser  als  das  andere,  so  dass  hier  offen- 
bar eine  Verwachsung  zwischen  zwei  Schildern  stattge- 
funden hat.  Doch  sind  diese  Anomalien  sämmtlich  nur 
einseitig. 

Aehnliche  Anomalien  linden  sich  auch  bei  Trop. 
tesselatus  und  bei  Amphies  ma  Ugrinum. 

Eine  grosse  Constanz  finde  ich  dagegen  in  der  Zahl 
der  Schuppenreihen,  und  zwar  bei  allen  Individuen  einer 
Species,  die  ich  darauf  untersuchte.  In  der  Vertheilung 
der  Augenschilder  hat  unsere  Schlange  in  der  ganzen 
Gattung  nur  einen  Vertreter,  nämlich  ■  Trop.  (Eutainia) 
Marciana  B.u.G.,  die  sich  aber  durcb  andere  Merkmale 
genügend  unterscheidet. 

Es  mag  nun  freilich  gewagt  sein,  bei  den  gegen- 
wärtig schwankenden  Begriffen  der  Species  auf  ein  ein- 
ziges Individuum  hin  eine  eigene  Art  gründen  zu  wollen, 
und  ich  möchte  auch  einstweilen  nur  auf  diese  jeden* 
falls  von  den  andern  Arten  sehr  abweichende  Form  auf- 
merksam machen,  indem  es  möglich  wäre,  dass  sich 
dieselbe  noch  in  einem  oder  dem  andern  Museum  als 
Varietät  der  Ringel-  oder  Würfelnatter  fände.  In  letzterem 
Falle  würde  wohl  dieselbe  als  neue  Art  unserer  sonst 
so  armen  Reptilienfauna  hinreichend  berechtigt  sein. 


Heber  das  leuchtende  Holz,  m 

Scheiaholz. 

(Vorgetragen  den  2.  Witt  1869.) 


Das  sog.  „Schein holz"  ist  schon  öfters  ' 
wissenschaftlicher  Forschungen  gewesen;  so 
mentlich  Heinrich,  Deasaignes,  Böckmann  ni 
nebst  Spallami  vom  chemischen  Standpunkt 
metster  und  A.  de  Bary  aber  mehr  vom  I 
Standpunkte  diese  merkwürdige  Erscheinung 
ohne  jedoch  zu  einem  befriedigenden  Nacl 
den  wahren  Grund  derselben  gelangt  zu  sein 

Die  grosse  Schwierigkeit  bei  diesen  Beo 
beruht  in  dem  Umstand,  dass  das  Leuchtei 
lenden  Bolzes  nur  bei  völligem  Lichtabschlo 
nommen  werden  kann.  Auch  findet  dasselbi 
an  der  Oberfläche  des  Holzes  statt,  sondei 
sich  ebenfalls  inwendig  in  der  Holzmasse, 
bis  auf  eine  gewisse  Tiefe,  daher  der  Erfolg  ei 
lieh  in  Contact  gebrachten  Reagens  nicht  sol 
kennen  ist  Das  leuchtende  Holz  ist  ganz  * 
impräguirt ;  dabei  besitzt  es  noch  einen  gew 
von  Festigkeit  und  zeichnet  sich  durch  eine 
Grad  von  Durchscheinigkeit  BUS,  in  Folge  ( 
nur  das  Leuchten  an  seiner  Oberfläche,  sond 
zeitig  auch  die  Lichtentwicklung  aus  den  inn 
schichten  dem  Au^e  sichtbar  wird,  und  ehe 
mittelst  der  Bummirung  der  Lichtausstrahlung 
teaden    Holzmasse    gewinnt    dieselbe    eine 


■nehmung  genügende  Intensität.  Daher  ist  es  auch 
inlich,  ein  feines  Splitterchen  des  Scheinholzes  bei 
abschluss  unter  dem  Mikroskop  beobachten  zu  «ollen. 
olches  Splilterchen  besitzt  gar  keine  wahrnehmbare 
ausstrahlung.  Die  mikroskopische  Beobachtung  am 
suchte  aber  lässt  zwar  wohl  kleine  Pünktchen  (ob 
mren?)  auf  der  durchscheinenden  Zellmembran  er~ 
en,  wobei  es  jedoch  unentschieden  bleibt,  ob  die- 
n  gerade  den  leuchtenden  oder  den  nichtleuchlenden 
in  des  faulenden  Holzes  angehören.  Unter  der  Loupe 
len  erscheint  das  Scheinholz  oberflächlich  gallerl- 
aufgequollen.  Doch  ist  es  uns  nicht  gelungen,  durch 
Mi  oder  irgendwie  eine  leuchtende  Substanz  vom 
aserstoff  abzusondern.  Wird  ein  Stückchen  leucli- 
s  Holz  im  Porcellanmörser  zerrieben,  wozu  schon 
tarker  Druck  gehört,  so  verschwindet,  vermutblich 
Ige  der  durch  die  Reibung  verursachten  Wärme- 
cklung,  das  Leuchten.  Denn,  während  dasselbe  beim 
tauchen  des  Holzes  in  Brunnwasser  bei  der  Zimmer- 
:ratur  fortdauert,  so  schwindet  es  schon  bei  einer 
rmung  des  Wassers  auf  30 — 32°  R.  In  gekochtem 
wieder  abgekühltem  Wasser  verliert  es  bei  Luft- 
iluss  allmalig  auch  das  Leuchlvermögen ,  erhält  es 
h  wieder  an  der  Luft.  Ebenso  hört  beim  freiwilligen 
ocknen  des  Holzes  in  der  Zimmertemperatur  das 
iten  des  Holzes  auf  und  wird  dann  in  der  Feuchtig- 
nicht  wieder  leuchtend  (wenigstens  nicht  in  den 
i  Tagen). 

Vie  bereits  erwähnt,  ist  das  leuchtende  Holz, 
es  bekanntlich  vorzugsweise  an  den  faulenden 
ileitungsröhren  gefunden  wird,  die  aus  Stammen 
logen.  Rothtanne,  Pinna  Äbiea  L.,  gebohrt  sind, 
Vasser  imprägnirt.    In   der  That  verlor  ein  solches 


Stück  Holz,  bei  circa  25°  R.  getrocknet,  82  Proc.  Feu 
tigkeit,  während  frisch  gefälltes  Tannenholz  höchst 
60  %  Feuchtigkeit  enthält  (durchschnittlich  aber  ci 
50  Procent.  *) 

Es  geht  schon  aas  den  hievor  erwähnten  weni 
Beobachtungen  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  her 
dass  dieses  Leuchten  von  einem  durch  die  Anwesenl 
des  Wassers  und  der  Luft  vermittelten,  langsamen  0 
dationsprocess  begleitet  ist,  was  übrigens  noch  du 
folgende  Versuche  zum  Theil  bestätigt  wird.**) 

In  Weingeist,  Aether,  fetten  Oeleo  und  in  Seif 
wasser,  ebenso  in  Kirschlorbeerwasser  und  in  einer  A 
lösung  von  Kupfervitriol  erlischt  das  Leuchten  des  Hol 
sehr  bald  und  tritt  auch  nach  Entfernung  der  benann 
Flüssigkeiten  nicht  wieder  hervor;  dasselbe  tritt,  wiew 
langsamer,  bei  Anwendung  sehr  verdünnter  Schwel 
und  Salpetersäure  ein.  Doch  auch  bei  Anwendung  solo 
wässeriger  Flüssigkeiten,  die  sauerstolFreiche  Salze  a 
gelöst  enthalten  oder  sonst  die  Oxydation  beschleunig 
tritt  ein  allmäliges  Aufhören  des  Leuchtens  ein;  so 
chlorsaurem  Kali,  rascher  noch  mit  übermangansaur 
Kali,  wobei  die  Uebermangansäure  sofort  zersetzt  t 
das  Holz  dunkelbraun  gefärbt  wird.  Aebnlicb  wie  chl 
saures  Kali  verhielt  sich  verdünnte  Chlorkalklösung. 
Lösung  des  chlorsauren  Kali  hat  jedoch  das  Eigenthü 
liehe  an  sich,  dass  das  leuchtende  Holz,  nachdem 
allmälig  darin  erloschen,  an  der  Luft  wieder  zu  leueh 
anfängt.   Die  nämliche  Erscheinung  zeigt  sich  währt 


*)  Hub  Schgbler.    Siehe  Hiupratt'a  Chemie. 

**)  Doch  konnte  in  einem  mit  destillirtem  Wauer  gefüllten,  i 
gekehrten  Reagensglase,  wohin  ein  Stück  Scheinholss  gebracht  wi 
durchaus  keine  Koblcnsäureentwieklung  wahrgenommen  wen] 
wiewohl  da*  Leuchten  mehr  als  12  Stunden  anhielt.  — 


—    30    - 

und  Dach  dem  Eintauchen  des  Scheinholzes  in  Kohlen- 
säuregas, und  zwar  kann  derselbe  Versuch  mit  dem 
Dämlichen  Stuck  Scheinbolz  öfters  wiederholt  werden. 
Dasselbe  gilt  nach  Heinrich's  Beobachtungen  vom  Wasser- 
stoff-, Stickstoff-  und  Phosphorwasserstoffgas.  Im  Am- 
moniakgas hingegen  geht  das  Leuchtvermögen  sofort 
und  bleibend  verloren.  Hiebet  ist  zu  bemerken,  dass 
durch' s  Ammoniak  das  leuchtende  Holz  auch  seine  schwach 
saure  Reaction  verliert,  wodurch  blaues  Lacmuspapier 
gerothet  wird. 

In  Sauerstoffgas,  zumal  wenn  es  vermittelst  Schütteln 
mit  Phosphor  ozonisirt  wird,  behielt  das  Holz  drei  Tage 
lang  seinen  Schein,  immerhin  aber  scheinbar  nicht  stärker 
als  in  atmosphärischer  Luft. 

Da  die  Frage  nahe  lag,  ob  bei  diesem  Leuchtprocess 
das  Ozon  im  Spiel  sein  möchte,  so  stellte  ich  auch  einige 
Versuche  speziell  in  Rücksicht  hierauf  an. 

Bei  der  Berührung  des  Leuchtholzes  mit  einem  Stück 
in  schwache  Guajakharztinctur  getauchtes  Reagenspapier 
wird  dieses  leztere  an  der  berührten  Stelle  allmälig  ge- 
bläut; nicht  so  aber  ein  Stück  mit  Jodkalium-Kleister 
bestrichenes  Reagenspapier.  Besonders  bemerkenswert!) 
scheint  uns  aber  das  Verhalten,  dass  ein  Stück  leuch- 
tendes Holz,  in  schwache  GuajakünCtur  eingetaucht,  die, 
soweit  als  keine  Harzabscheidung  erfolgt,  mit  Wasser 
verdünnt  wird,  —  seine  Leuchtkraft  verliert,  wobei  aber 
die  leuchtenden  Stellen  ungleich  stärker  blau  eich  färben, 
als  die  nicht  leuchtenden  Theile. 

Beim  Eintauchen  in  einen  stark  verdünnten  Jod- 
kalium-Kleister (auf  10  Amylum  1  Theil  Jodkalium)  dauert 
das  Leuchten  noch  ziemlich  lange  an  und  die  Flüssigkeit 
bleibt  weisslich- trübe;  ebenso  zeigt  das  Holz  keine 
dunklere  Färbung.    Wird  aber  der  Kleister  mit  Schwefel- 


-    31    - 

saure  schwach  angesäuert,  so  hört  das  Leuchten  schnei 
auf  und  das  Holz  färbt  sich,  besonders  an  den  leuchti 
den  Stellen,  mehr  oder  minder  violett 

Dieses  Verhalten  des  leuchtenden  Holzes  zum  & 
jakharz  und  zu  Jodwassersloffoäure-Kleister  scheint  i 
zur  Annahme  zu  berechtigen,  dass  das  Ozon  ah  Hat 
Ursache  de»  Leuchten«  dee  faulenden  Holzes  zu  betrach 
sei,  was  meines  Wissens  bisher  nicht  bekannt  gewei 
und  nicht  ausgesprochen  worden  ist. 

Wie  es  aber  kommt,  dass  gewisse  Stellen  des  fi 
lenden  Holzes,  sei  es  unter  Ozonbildung,  sei  es  un 
dem  Einfluas  des  Ozons,  leuchtend  werden,  ob  ein  j 
wisses  Stadium  des  Fäulnissprocesses  hiezu  erfordert 
sein,  und  worin  dieses  Stadium  bestehe,  das  bleibt  fi 
lieh  erst  noch  zu  ermitteln.  Sicher  ist  es,  dass  i 
(aalende  Holz,  so  lange  es  noch  einen  gewissen  G: 
von  Compactheit  besitzt,  nicht  leuchtet;  ebensowe 
aber,  wenn  es  bereits  weich  und  leicht  knetbar,  breiai 
geworden  ist  Das  dazwischenliegende  Stadium,  da 
Cellulose  anfangt  seine  organische  Structar  zu  verlie 
and  eine  Art  fester  Gallerte  zu  bilden,  die  zwischen  d 
festen  Holzfaserstoff  eingebettet  zu  sein  scheint,  die 
Uebergangsstadinm  scheint  dem  Auftreten  des  Lew: 
processes  besonders  günstig  zu  sein.  Ob  die  wärm 
Temperatur  der  Sommernächte  auch  erforderlich  ; 
wahrend  welcher  diese  Versuche  angestellt  wurden,  kön 
ich  nicht  bejahen.  Jedenfalls  bilden  aber  Feachtigl 
and  Luftzutritt  zwei  uiierlassliche  Factoren  beim  Leuch 
des  faulenden  Holzes.  Da  mir  keine  Luftpumpe  zu  ( 
böte  stand,  so  konnte  ich  das  Verhalten  desselben 
luftrerdünnten  Räume  nicht  beobachten. 


C.  von  Fischer  -  Ooator. 

)r  die  Rhätische  Stufe  in  der  Um- 
gegend von  Thun. 

(Vorgetragen  den  3.  April  1B69.J 


Einleitung. 

war,  glaube  icb,  im  Jahr  1850,  dass  die  ersten 
;tcn    aus    der    Rhätischen    Stufe    von    Hrn.    Prof. 

von    der   Linth    auf  Schweizerbodeo   gefunden 

sind,  wie  es  im  XIII.  Bande  der  Neuen  Denk- 
i  {Geologische  Bemerkungen  über  das  nördliche 
irg)  zu  lesen  ist.  Hr.  Prof.  Merian  in  Basel,  der 
timraung  der  Pelrefacten  übernahm,  glaubte  in 
en  Repräsentanten  des  Keupers  zn  sehen  nnd 
lie  Oberes  St.  Cassian.  —  Spater  wurde  der  Name 

Schichten  von  den  österreichischen  Geologen  für 
Schichtencomplex  eingeführt  nach  einer  durch 
ten-Reichthum  berühmten  Localität  in  Tyrol. 

ist  jetzt  11  Jahre  her,  dass  Hr.  Brunner-von 
cyl  zum  ersten  Haie  des  Vorkommens  der  Köss> 
lichten  in  den  Berner-Alpen  Erwähnung  that*) 
ir  mit  Aufzahlung  dreier  charakteristischer  Petre- 
ius  dieser  Zone : 

Plicatula  intusstriata  Em. 
Spirifer  uncinatus  Schafh.  und 
Hemicidaris  florida  Mtr. 

ehe  dessen  Geognostiache  Beschreibung  der  GebirgHmawe 
horns  in  den  .Neuen  Denkschriften  der  Schweiz.  Hatar- 
,  Vol.  XV.  (1857). 


-    33    — 

Seit  dieser  Zeit  ist  eine  umfangreiche  Lilteratur 
den  mit  diesem  Namen  belegten  Scfaichtencomplex 
schienen,  von  der  ich  nur  Stoppani's  „couches  ä  Avi 
contorta"  (G4ologie  et  Paläontologie  en  Lombardie,  Ser 
als  eines  Hauptwerkes,  und  H.  E.  Renevier,  Abhand 
„sur  l'Infralias  des  Alpes  vaudoises"  (Bulletin  de  la 
vaudoüe  <Thist.  not.,  VIII,  p.  39 — 87)  erwähne;  aber  i 
die  Bezeichnung  desselben  hat  vielfache  Modifieatii 
erlitten.  Zu  den  10  Synonymen,  welche  Stoppaui  („cou 
ä  Avicula  contorta",  page  12)  anführt,  müssen  zwei  i 
hinzugefügt  werden,  denn  die  Namen :  Infralias,  Coi 
taschichten,  Bonebed,  Cloake,  Gervilienschicht,  Ob 
St.  Cassian,  Azzarolaschicht  u.  s.  w.  sind  in  neu 
Zeit  durch  die  Benennung :  „Rhätische  Stufe",  zuerst  d 
Gümbet  eingeführt,  verdrängt  worden.  Es  ist  zu  ho 
dass  es  dabei  verbleiben  werde  und  dass  die  letzte 
Hrn.  Pflücker  in  Göttingen  vorgeschlagene  Neuen 
„das  Rftth"  zu  schreiben,  anstatt  Rhätische  Gruppe  < 
Rhätische  Stufe,  nicht  Eingang  finden  werde  bei 
Geologen,  besonders  aus  internationalen  Rüksichte 
denn  was  würden  Engländer  und  Franzosen  mit  die 
Worte  machen?*) 

Der  Schichtencomplex ,  welcher  mit  dem  Na 
„Rhätische  Stufe"  jetzt  allgemein  bezeichnet  wird,  bi 
wie  bekannt,  die  Grenzscheide  zwischen  Trias  und  I 
Die  Frage,  ob  sie  als  das  oberste  Glied  der  erstem  < 
das  unterste  des  letztern  angesehen  werden  sollen,  sei 
mir  nur  ein  locales  Interesse  zu  haben.  Bei  uns 
Kanton  Bern,  wo  die  altern  Formationen,  mit  Inbc 
der  Hauptglieder  der  Trias,  ganz  zu  fehlen  scbeinei 
gar  kein  Grund  vorhanden,  die  in  engster  Verbini 

*}  Tid.  Zeütehrift  der  daUmhen  Geolog.  GaeUtchafl,  XX,  p 
Bern.  Jßttheil.  1869.  Nr.  668. 


—    34    — 

mit  dem  untern  Lias  vorkommenden  Rhätischen  Schichten 
in  die  Trias  zu  versetzen.  Wir  müssen  sie  als  das  un- 
terste Glied  der  Juraformation  betrachten ,  auf  welches 
der  untere  Lias  folgt,  wo  aber  die  Grenzscheide  zwischen 
beiden  oft  schwer  festzustellen  ist,  indem  beide  Forma- 
tionen mehrere  gemeinschaftliche  Petrefacten  aufzuweisen 
scheinen. 

Seit  der  Veröffentlichung  der  Abhandlung  von  Hrn. 
Brunner  ist  nur  von  Hrn.  Stoppani  ein  kurzer  Bericht 
über  das  Vorkommen  der  Schichten  mit  Avicula  contorta 
Porti,  an  der  Stockhornkette  bei  Blumisteinallmend  er- 
schienen *)  mit  Aufzählung  von  6  Petrefacten,  welche  ihm 
durch  Hrn.  Alph.  Favre,  den  berühmten  Geologen  von 
Genf,  zur  Bestimmung  mitgetheilt  worden  waren,  nämlich 

Cardinia  depressa  Ziet. 
Pleurophorus  sp.  Stopp. 
Mytilus  psilonoti  Qu. 
Pecten  Valoniensis  Defr. 
Anomia  Revonii  Stopp. 
Terebratula  gregaria  Süss. 

Alle  diese  Arten  besitzt  unser  Museum  seit  der  Ein- 
verleibung der  reichen  Ooster'schen  Sammlung  mit  dem- 
selben, sowie  eine  Menge  anderer  von  den  Gebrüdern 
Meyrat  am  Langeneckgrat  gesammelter,  mit  deren  Be- 
stimmung ich  diesen  Winter  beschäftigt  war.  Zudem 
wurde  im  Laufe  vorigen  Sommers  von  dem  eifrigen 
Petrefactensammler  G.  Tschan,  von  Merligen,  ein  neuer 
Fundort  für  Rhätische  Petrefacten  entdeckt;  es  ist  die 
Spiezfluh  am  Thunersee  und  der  Rebberg  dahinter.  Auch 
hier  zeigt  sich  die  rhätische  Stufe  in  der  Nachbarschaft 


*)  Des  couches  ä  Avicula  conlorla  en  Lombardier  par  l'abbä  A. 
Stoppani,  p.  192—194. 


m*^ 


.'TW  t- 


-    35    — 

von  Gy  ps-  und  Rauchwacke,  denn  es  ist  diese  letztere  Felsart, 
auf  welcher  Schloss  und  Kirche  von  Spiez  gebaut  sind. 

Es  ist  hier  der  Ort,  darauf  aufmerksam  zu  machen, 
dass  Hr.  Brunner- v.  Watten wyl  wohl  der  Erste  war,  der 
nachgewiesen  hat  (schon  anno  4857),  dass  die  verschie- 
denen Gebirgsketten,  die  durch  ihr  Zusammenschieben 
das  Profil  der  Stockhornkette  bilden,  wie  wir  es  von 
Thun  aus  sehen  —  jeweilen  durch  ein  Hervorbrechen 
von  Oyp8  und  Rauchwacke  von  einander  getrennt  wer- 
den. Da  nun  bei  uns  die  Liasformation  das  tiefste  ist, 
so  hätte  er  eben  so  gut  sagen  können:  Der  Gyps  und 
die  Rauchwacke  zeigen  sich  jeweilen  unter  dem  Lias. 
Allein  dieser  Ausspruch  ward  erst  zwei  Jahre  später  von 
Hrn.  A.  Favre  in  Genf  gethan  *)  und  so  formulirt : 

„La  plupart  des  couches  de  cargneule  et  de  gypse 
„des  Alpes  de  Savoie  appartiennent  au  terrain  des  marnes 
„irisees  et  cet  äge  me  paraft  d6montre  pour  toute  couche 
„de  cargneule  et  de  gypse  qui  se  trouve  assoctäe  au 
„terrain  jurassique  införieur.  — a 

Diese  Ansicht  fand  erst  in  den  letzten  Jahren  eine 
allgemeinere  Anerkennung  und  wird  im  Bulletin  de  la 
Soc.  giol.  de  France,  2.  Ser.,  XXIV,  p.  646  (4867)  von 
Hrn.  Dieulafait  also  resumirt: 

„Tous  les  gypses  des  terrains  secondaires  de  la 
„Provence  fönt  partie  des  marnes  iris6es  ou  du  moins 
„nappartiennent  pas  ä  une  6poque  plus  r6cente,tt  nach- 
dem er  pag.  608  u.  ff.  als  Anhänger  dieser  Ansicht  unter 
den  französischen  Geologen  die  Herren  E.  Dumas,  Four- 
net,  Rouville  und  Reyn&s,  Alph.  Favre,  Hubert  und 
Coquand  genannt  hatte. 


*)  Siehe  dessen  Memoire  sur  les  terrains  liasiques  et  keuperiens 
de  la  Savoie  0859),  p.  38. 


Gestein  schar  akter. 

Bevor  ich  die  einzelnen  Fundorte  von  Petrefacten 
der  Rhälischen  Stufe  in  der  Umgegend  von  Thun  erör- 
tere, wird  es  zweckmässig  sein,  die  verschiedenen  Ge- 
steinsarten zu  betrachten,  in  denen  die  Petrefacten  bei 
uns  vorkommen,  um  daraus  wo  möglich  einen  Scbluss 
ziehen  zu  können  auf  die  Aequivalenz  einzelner  unserer 
Schichten  mit  solchen  der  Nachbarlander;  ich  sage 
wo  möglich,  denn  es  ist  wenig  wahrscheinlich,  dass 
dieselben  Petrefactenarten  auf  grosse  Entfernungen  hin 
sich  immer  in  Schichten  desselben  Gesteins  wiederfinden; 
nicht  nur  das  Gestein  wird  ändern,  sondern  auch  die 
Fauna  in  ihrer  Zusammensetzung.  Petrefacten,  die  an 
einem  Orte  in  derselben  Schicht  bei  einander  sind,  können 
in  grosser  Entfernung  einen  verschiedenen  Horizont  ein- 
nehmen :  — 

1)  Lumachettenkalk.  Die  Steinart,  welche  die  reichste 
Aasbeute  an  rhälischen  Petrefacten  bei  uns  aufweist,  ist 
ein  im  frischen  Bruche  bald  bräunlicher,  bald  mehr 
grauer  Kalk  voll  von  kleinen  Muscheln  und  deren  Frag- 
mente. Die  Verwitterungsfläche  ist  bräunlich  oder  ocher- 
farben  und  ganz  mit  kleinen,  meist  schwer  bestimmbaren 
Bivalven  Überzogen,  wie  solche  Stücke  in  Cappelini's 
Fosiüi  infraliassici  delle  Spezia  auf  tab.  III,  f.  43  und 
tab.  IV,  f.  3  abgebildet  sind.  Es  mögen  ähnliche  Platten 
sein,  die  im  Hannoverschen  von  den  Arbeitern  als 
Gurkenkernplatten  bezeichnet  werden  *).  In  dieser  Stein- 
art sind  die  meisten  Petrefacten,  die  unser  Museum  vom 
Ringgraben,  von  Bärschwand,  von  Blumisteina  Um  end 
(3  Fundorte  des  Langeneckgrates)  besitzt,  sowie  die 
meisten  im  Rebberg  bei  Spiez  gefundenen,  und  die  we- 

•)  Siehe  Dittmar,  fontorlatone,  p-  16. 


-    37    - 

nigen,  die  wir  vom  Seelibühl  haben.  Einige  der  < 
teristischsten  Petrefacten  der  Rhätischen  Stufe  am 
Muschelbreccie  sind  folgende  Arten: 

Ledu  alpin»  Winkt.  Avicula  coctnrta  Port. 

Schiiodn*  Ewaldi  Korn-  Gervilta  influta  Schaß 

Cardita  austriaca  flau.  „        pnecuraor  Q% 

Cardinia  dcpressa  Ziel.  Pecteo  V&lonieosia  Dt, 

Myophoria  poitera  Qu.  „         Folgen  Ster. 

Cardiom  Philippiaoum  Dunk.  PHcatnla  intuestriata  J 

Mytilaa  min Utas  Goldf.  H  Archiaci  Stof 

FlacDoopilB  Schafbaotli  Winkt. 

2)  Sandiger   Kalk,    der    in   grobkörnigen   80 

übergeht.    In  der  Nähe  des  Wasserfalles,  den  die 

auf  der  Neunenen-Alp,  westlich  von  Oberwirtnerti, 

war,   als  ich  das  erste  Mal  dorthin  kam,   eine  F 

von   nur  wenigen   Fuss  Mächtigkeit   und  geringe 

dehnung   eines   durch    Verwitterung   röthlichen, 

innen   aber   blau-grauen  sandigen  Kalkes   voll   v 

drücken   einer  Lima   und   eines  Pecten.  —  H.  I 

erwähnt  diesen  rothlichen  Kalk  von  Neunenen  I 

handlung  des  Untern  Jura  (siehe  pag.  40  seiner 

Abhandlung)  und  fugt  dann  bei:  „Das  nämliche  ■ 

«mit  denselben  Fossilien  tritt  am  Glütschbade  1 

„Kander  in  Verbindung  mit  Rogens  teiii  und  Ftauc 

„auf.    Nach   der  Lagerung   könnte   dieses  Gestei 

„zum  Lias  gehören,   aber  die  angeführten  orgai 

„Reste  sind  zu  wenig  charakteristisch,  um  sichere  S 

„daraus  zu  ziehen."    Allein  auch  die  Beschreibui 

Hr.  Brunner  auf  der  Seite  9  im  vierten  Alinea  vor 

von   einer  Varietät   des   Untern  Lias  gibt,    pas; 

kommen  auf  die  Fetsart  vom  Neunenen  fall,  und  < 

trefacten,  die  unser  Museum  ans  dieser  Schicht 

lassen  keinen  Zweifel  darüber,  dass  wir  es  hie: 

mit    dem  Untern  Jura,   sondern    mit   dem  Unten 


wenn   nicht    schon    mit   der    Bhätiachen    Stufe   zu    thun 
haben. 

Die  Lima  ist  Lima  Valoniensis  Defr.  (=  L.  punctata 
Stopp.)  und  der  Pecten  ist  G.  Thiollieri  Hart  (Dumortier, 
Infroliaa,  tab.  X,  f.  4—7),  den  ich  übrigens  nicht  für 
verschieden  halte  von  P.  Falgeri  Mer.  — 

Bei  einem  spatern  Besuche  hatte  ich  Mühe,  die  Fels- 
bank mit  dem  rothlichen  Kalke  neben  dem  Wasserfall 
auf  Neunenenalp  wiederzufinden,  indem  die  Herren  Meyrat 
sie  wahrscheinlich  der  enthaltenen  Petrefaclen  wegen 
((teilweise  weggesprengt  hatten.  Sie  war  angelehnt  an 
die  steile  Felswand,  über  welche  die  Gürbe  fällt  und 
welche  dem  Ansehen  nach  aus  einem  hellgrauen  Rogen- 
stein besteht,  der  aber  in  grobkörnigen,  weisslichgelben 
Sandstein  übergehen  muss,  aus  welchem  unser  Museum 
folgende  Petrefacten  besitzt: 

Avicula  contorta  Porti. 

„        Bavarica  Schafk. 
Cardita  austriaca  Sau.  vor. 

„        munita  Stopp. 
Pecten  Valoniensis  Defr. 
Hehlii  d'Orb. 
,        Schafbäutli  Winkl.  t 
Lima  exaitata  Terq.  ? 
Ostrea  irregularis  Ooldf. 
Spiriferina  Nünsteri  Dav. 
Es  scheint   dieser  Sandstein  dem  gris  infralianque 
der  französischen  Geologen  zu  entsprechen  und  bildet 
mit  dem  sandigen  Kalk  bei  uns  das  oberste  Glied  der 
Rhälischen  Stufe. 

Ich  habe  bereits  gesagt,  dass  der  Hügel,  welcher 
den  östlichen  Ausläufer  der  Zwiselberge  bildet  und  dessen 
Schiebten  bloßgelegt  wurden,  um   der  Poststrasse  von 


Thuo   in's  Simmenthal  Platz   zu   macl 
diesem  grobkörnigen  Sandstein  beste 

3)  Dolomit.  Eine  andere  Felsa 
Rhälischen  Stufe  unserer  Gegend  Pet 
geschichteter  Dolomit.  Ich  traf  ihn 
Nordseite  des  Langeneckgrates  an,  wi 
der  Hätten  von  Unterwirtnern  zu  Tag 
den  Fussweg  nach  Blumtstein  hinabstt 
Dolomitbrach  rechter  Hand.  Das  Ge 
schmutzig  graugeib,  von  crystatlinisc 
zelne  Blöcke  davon  sind  voll  von  kl' 
Gasteropoden,  deren  Schalensubstanz 
hohlen  Raum  ersetzt  ist' und  die  dal 
stimmbar  sind.  Unter  denselben  hab 
gende  erkannt: 

Leda  alpina  Wxnkl. 
„     Deflheri  Stopp. 
Schizodus  Ewaldi  Bor, 
Neritopsis  Old«  Stopp 
Etwas  weiter  unten  tritt  Gyps  zu 
scheinlich,   dass   der   Dolomit   mit    c 
bindung  steht. 

4)  Braune  Mergel.  Verfolgt  man 
Unterwirtnern  nach  Blumistein  noch 
gelangt  man,  wenn  man  den  Weg  du 
schlägt,  nach  einiger  Zeit  an  eine 
Tannen  in  allen  Richtungen  durchein 
Folge  von  Rutschungen,  die  häufige  I 
mergligen  Untergrunde  hier  an  den 
gegen  das  Bett  der  Gürbe  zu  verurs. 
Hergel  enthalten  häufig  Corallen  —  ] 
gobardica  Stopp,  und  Nester  von  Tt 
Süss.    Es  sind  diese  Hergel,   welche 


-    40    — 

uppen  aas  dem  Bonebed  enthalten ,  die  unser 
als  im  Belle  der  Gürbe  gefunden,  besitzt.  Es 
il  die  untersten  Schichten  dieser  Gegend;  sie 
in  welchen  Hr.  Brunner  die  ersten  rhätischen 
en  in  der  Nähe  der  Kirche  von  Blumistein  fand, 
weg,  der  von  da   zum  Langeneckgrate   fährt, 

Spiriferina  uncinata  Schafh. 

Plicatula  iotasstriata  Em.  und 

Terebratula  gregaria  Süss. 
lind  dieselben  Mergel,  in  welchen  Hr.  Brunner 
iwege    von    Oberbachalp    auf  den  Wallalpgrat, 
vom  Stockborn,  in  der  Nähe  der  dort  anstehen- 
:hwackefelsen,  folgende  Arten  sammelte: 

Avicula  contorta  Porti. 

Hyophoria  postera  Qu. 

Plicatula  intusstriata  Em. 

Terebratula  gregaria  Süss. 

Spiriferina  uncinata  Schafh. 

Stratigraphische  Erörterungen. 

idem  ich  die  hauptsächlichen  Gesteine  genannt 
;lche  bei  uns  Petrefacten  der  Rhätischen  Stufe 
isen,  will  ich  jetzt  bei  den  einzelnen  Fundorten 
igraphischen  Verhältnisse  erörtern.  Ich  fasse 
r  allgemeinen  Benennung  Langeneckgrat  Alles 
n,  was  ich  von  Unter-Neunenen,  Ober-  und 
;nern,  Ringgraben,  Bärschwand  und  Blumistein- 
lauter  Fundorten  rhätischer  Petrefacten  unseres 
,  zu  sagen  habe. 

Mngeneckgral.  —  Der  Landeneckgrat  ist  ein 
liger  Bergrücken  südlich  vom  Dorfe  Blumistein, 


-  il   - 

dessen  höchster  Punkt  an  seinem  westlichen  Eni 
und  sieb  nach  dem  Dufour'scben  Atlas  4594  Hetei 
das  Heer  erhebt  *).  —  Es  ist  der  Berggrat,  welch' 
Gewässer,  die  zur  Grübe  führen,  von  denen  des 
bachs  trennt,  und  der  im  Dufour'schen  Atlas  mit  Wi 
bezeichnet  ist,  während  der  Name  Langeneck  östlk 
linken  Zuflusses  des  Fallbachs  steht.  Dieses  ist  in 
liebkeit  der  Langeneckachafberg,  während  der  ai 
Karte  mit  Wirtnern  bezeichnete  Bergrücken  der  Li 
tckgrat  ist.  Auf  dem  Kärtchen,  welches  der  Schri) 
Hrn.  Brunner -v.  Wattenwyl  über  die  Stockhornkelti 
gegeben  ist,  steht  der  Name  richtig.  Der  Grat  des 
rückens  streicht  so  ziemlich  von  West  nach  Ost 
Richtung  der  Schichten  parallel.  Die  Stellung  < 
Schichten  aber  ist  fächerförmig  auseinander  gehenc 
man  es  sehr  gut  beobachten  kann,  wenn  man  den 
weg  an  der  linken  Seile  des  Fallbachwasserfalles  i 
Nähe  der  Kirche  von  Blumistein  hinansteigt.  Die  obi 
Schichten,  welche  die  Südseite  des  Langeneckj 
bilden,  stehen  fast  senkrecht,  während  die  folgt 
eine  immer  grössere  Neigung  annehmen.  So  ist  es 
zu  verwundern,  dass  die  untersten,  ältesten  Schi 
ein  viel  grösseres  Areal  einnehmen,  als  die  mittler 
obern,  nnd  dass  man  längs  der  ganzen  Ost-  und  I 
seile  des  Bergrückens  Petrefacten  der  Rhätiscben 
vorfindet,  während  die  Südseite  des  Langeneckg 
wenigstens  am  obern  und  untern  Tbeile  desselben,  Sei 
mit  Petrefacten  des  obern  Lias  aufweist,  sowie  denn  g 
oberhalb    des    Fallbachwasserfalles    ein   hauptsächl 


*)  In  Durheim'"  „Höhen  der  Schwel**,    Bern  1850,  p.  $ 
«er  Berg  irrtbümlicn  nur  in  2070  freu*.  Fat*  angegeben. 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  « 


—    42    — 

Fundort  für  Ammonites  serpentinus,  radians,  Belemnites 
elongatus  Mill.  u.  a.  ist. 

An  dem  mittlem  Theile  des  Langeneckgrates,  an  der 
Südseite,  wo  eine  Hütte  mit  der  Benennung  „im  Kirsch- 
graben11 steht,  scheinen  die  Schichten  des  obern  Lias 
weggeschwemmt  worden  zu  sein  und  der  mittlere  Lias 
zu  Tage  zu  treten.  Allein  von  derselben  Localität  besitzt 
unser  Museum  auch  Aromoniten,  die  offenbar  dem  untern 
Lias  angehören,  wie  A.  Oxynotus,  raricostatus,  Conybecari 
u.  a.  —  Ob  hier  eine  Verwechselung  der  Fundorte  statt- 
gefunden hat,  oder,  ob  die  Herren  Meyrat  bei  ihren 
Nachgrabungen  auf  Petrefacten  hier  wirklich  schon  bis 
auf  den  untern  Lias  gelangt  sind,  oder  ob  die  Petre- 
facten des  mittlem  und  untern  Lias  hier  in  den- 
selben Schichten  vereint  vorkommen,  kann  ich  nicht 
entscheiden.  Möglich  ist,  dass  der  Gypsstock,  der  am 
südwestlichen  Ende  des  Berges,  sowie  an  dem  nord- 
östlichen Abbange  über  Blumisteinallmend  zu  Tage  tritt, 
Verwerfungen  veranlasst  haben  mag,  die  dieses  erklären. 
Soviel  steht  fest,  dass  unter  den  Petrefacten,  die  unser 
Museum  mit  der  Bezeichnung  „Blumisteinallmend"  be- 
sitzt, nur  die  aus  der  Rhätischen  Stufe  durch  ihr  Gestein 
erkennbar  sind,  während  es  unmöglich  ist,  das  Gestein 
der  Unterliaspetrefacten  von  dem  der  Arten  des  mittlem 
Lias  zu  unterscheiden.  Es  scheint  auch  von  der  Rhäti- 
schen Stufe  zum  Unterlias  ein  allmäliger  Uebergang 
stattzufinden,  indem  wir  mehrere  als  acht  rhätisch  all- 
gemein anerkannte  Arten  besitzen,  deren  Steinart  sich 
nicht  von  der  des  Amm.  Oxynotus  Qu.  unterscheiden 
lassen,  so  Pholadomya  lagenalis  Schafb.,  Myoconcha 
psilonoti  Qu.,  Cardinia  depressa  Ziet.  Auf  der  andern 
Seite  zählt  Hr.  Renevier  in  seinem  Aufsatze  über  die 


-    43    - 

Rhätische  Stufe  in  den  Waadtländeralpen  *)  mehrere 
Arten  zu  seinem  Etage  Hettangien  (Schichten  des  Ammo- 
nites  angulatus  des  untern  Lias),  die  bei  uns  in  der  Lu- 
machelle der  eigentlichen  Rhätischen  Stufe  vorkommen, 
so  Pholadomya  prima  Qu.,  Spondylus  liasinus  Terq. 
(=  Plicatula  intusstriata  Em.),  Ostrea  irregularis  Goldf. 

Da  bei  uns  Ammonites  angulatus  gar  nicht  gefunden 
worden  ist,  und  die  meisten  Ammoniten  und  Belemniten 
von  Blumisteinallmend  schon  zur  obern  Zone  des  untern 
Lias  und  zum  Mittellias  gehören,  so  kann  ich  bei  uns 
wenigstens  kein  Etage  Hettangien  erkennen,  sondern 
rechne  alle  Arten,  die  nicht  in  der  Muschelbreccie  vor- 
kommen, einfach  zum  untern  Lias. 

Ueber  den  Fundort  in  der  Nähe  des  Gürbefalles 
auf  Unterneunenen-Alp  und  die  dortigen  stratigraphischen 
Verhältnisse  habe  ich  mich  bereits  auf  Seite  37  und  38 
weitläuGg  ausgelassen.  Ich  will  nur  noch  erwähnen,  dass 
die  Felsen  von  schwarzem  Kalk,  welche  unterhalb  dem 
Weg,  der  von  den  Oberwirtnernhütten  zu  den  Hätten 
von  Unterneunenen  führt,  sich  befinden,  wahrscheinlich 
auch  zur  Rhätischen  Stufe  gehören,  ich  habe  sie  aber 
nicht  untersucht  — 

II.  Oberbachalp.  —  Da  ich  schon  auf  p.  40  das  Wenige 
erwähnt  habe,  was  ich  über  diesen  Fundort  weiss,  so 
will  ich  jetzt  nicht  darauf  zurückkommen. 

III.  Oberhalb  Heutigen,  am  Fusswege  auf  die  Günzenen- 
alp.  —  Auch  von  diesem  Fundort  besitzt  unser  Museum 
eine  einzige  Platte  voll  von  abgeschliffenen  Abdrücken 
einer  Gervilia  oder  wahrscheinlicher  von  Avicula  con- 
torta  Porti.  —  Die  Rauch wacke  daselbst  scheint  in  Ver- 


*)  Siehe  Bulletin  de  la  Soc.  vaudoue  des  scienc:s  mtureUe$f 
yoI.  XIII,  p.  39—97. 


—    u   — 

zu  stehen  mit  den  Gypsstöcken ,  die  weiter 
in  der  Nähe  der  Kander  zu  Tage  treten. 
Die  SpiHZFtGB  am  Thunersee.  —  Es  war  erst  im 
vorigen  Jahres,  dass  G.  Tschan  von  Merfigen 
eine  Anzahl  von  Petrefacten  an  unser  Museum 
die  ich  sogleich  als  der  Rhätischen  Stufe  ange- 
■kannte.  Hehrere  Exemplare  von  Avicula  con- 
>rtl-,  sowie  zahlreiche  Placunopsis  SchafhäuLli 
die  sich  da  vorfanden,  Hessen  darüber  keinen 
—  Was  besonders  aber  bemerkenswert!!  an 
"undorte  sich  zeigt,  ist  eine  Schicht  mit  Fucoiden, 
*t  zwar  von  den  gewöhnlichen  Flyschfucoiden 
ien  ist;  sie  hat  die  meiste  Aehnlichkeit  mit 
Diimorlier  (Infralias,  lab.  XXIX,  f.  15)  abgebil- 
■t,  die  ich  Ckondritea  Dumortieri  benenne.  Das 
worauf  diese  Algen  vorkommen,  ist  ein  sandiger 
von  braunlicher  oder  dunkelgrauer  Farbe,  beim 
en  klingend,  wie  man  solche  beim  Gurnigel- 
i  wohl  antrifft.  — 

Spiezfluh  fallt  steil  in  den  Thunersee,  der  hier 
'e  von  über  500  Fuss  hat,  die  Schiebten  fallen 
lieh.  Der  höhere  Theil  des  Spiezberges  ist  be- 
hinter  dem  östlichen  Ende  desselben,  wo  der 
liger  hoch  ist,  befindet  sich  ein  Rebberg.  Da 
und  Rauchwacke  als  das  Aelteste  betrachten  — 
hwacke  ist  Schloss  und  Kirche  von  Spiez  gebaut 
üssen  die  Schichten  im  Rebberg  älter  sein  als 
ibe  in  den  See  fallen,  und  die  des  Spiezberges, 
ördlichsten,  müssen  junger  sein  als  die  Schichten 
>erges  und  der  kleinen  Flub,  auf  welcher  dieser 
ist.  In  der  That  ist  das  Gestein  der  im  Reb- 
sammelten Petrefacten  eine  dolomitische  Rreccie 
chelfragmente  und  mitunter  deutlicher  Avicula 


—    45    - 

contorta,  die  allmälig  in  eine  Lumachelle  von  grauem 
Kalk  übergeht,  ganz  ähnlich  derjenigen  vom  Ringgraben 
und  Bärschwand  am  Langeneckgrat,  und  worin  Placuno- 
psis  Schaf häudi  das  häufigste  Fossil  ist. 

Auf  diese  Lumachelle  folgt  allmälig  ein  schwarzer 
splittriger  Kalk,  mit  Avicula  conlorta  Porti.,  Terebratula 
gregaria  Süss,  Placunopsis  Schafhäutli  und  Plicatula 
intusstriata  Em.  —  Er  bildet  das  östliche  Ende  der  Fluh 
am  See.  — 

Weiter  nördlich  folgt  ein  flyschartiges,  schiefriges 
Gestein  mit  einzelnen  groben  Fucoidenstengeln  und  Ab- 
drücken von  Plicatula  Hettangiensis  Ren.  *)  und  Pecten 
Valoniensis  Defr.  —  Auf  diese  folgt  die  Schicht  voll 
Fucoi'den,  die  ich  mit  Chondrites  Dumortieri  verglichen 
habe,  und  auf  diese  endlich  ein  ähnliches  Gestein,  worin 
Lima  Valoniensis  Defr.,  Plicatula  Hettangiensis  Ren.  und 
Cardium  Philippianum  Dunk.  vorkommen.  — 

Weiter  nördlich,  wo  der  eigentliche  Spiezberg  be- 
ginnt, fand  Tschan  keine  Petrefacten.  Er  gehört  wahr- 
scheinlich schon  dem  untern  Lias  an.  — 

V.  Die  Felsen  östlich  des  Oliitschbades.  —  Ich  habe 
weiter  oben  (p.  37)  erwähnt,  dass  Hr.  Brunner  v.  Watten- 
wyl  den  sandigen  Kalk  beim  Wasserfalle  von  Unter- 
neuenen  mit  Pecten  Valoniensis,  P.  Thiollieri  und  Lima 
Valoniensis  Defr.  für  nicht  verschieden  hält  von  den 
Kalkschicbten  beim  Glütschbad,  vor  welchen  die  Post- 
strasse von  Tbun  nach  Wimmis  vorbeiführt. 

Die  Schichten  dieses  Hügels,  welche  das  östliche 
Ende  der  Zwieselberge  bilden,  fallen  steil  nördlich.  Von 
Süden  beginnend,  treffen  wir  zuerst  Rauchwacke  an. 
Der  hellgraue  Kalk,  der  auf  diese  folgt  und  den  grössten 

#)  L.  c.  t.  m,  f.  4. 


—    46    — 

Theil  des  Hügels  bildet,  ist  theils  dolomitisch,  theils  ist 
es  ein  Rogenstein,  der  in  weisslichgelben,  grobkörnigen 
Sandstein  übergeht,  ganz  dorn  ähnlich,  den  wir  auf  Unter- 
Neunenen  in  Begleitung  rhatischer  Petrefacten  angetroffen 
haben.  Auch  Hr.  Prof.  B.  Studer  sagt  von  diesen  Schichten : 
ihr  Stein  nähert  sich  dem  Rogenstein  und  enthält  Pecti- 
niten,  die  denjenigen  von  Neunenen  ähnlich  sind*).  Es 
ist  wahrscheinlich  P.  Valoniensis  Defr.  Auf  der  Nordseite 
des  bewaldeten  Hügels,  da,  wo  er  sich  gegen  das  alte 
Kanderbett  abdacht,  das  hier  beginnt,  befindet  sich  in 
dem  Damme,  der  das  alte  Ufer  der  Kander  gebildet  hat 
und  der  hier  5  bis  6  Fuss  hoch  sein  mag,  ein  Lager 
von  einem  sandigen  Schiefer  —  ächter  Gurnigelsandstein 
dem  Gestein  nach  —  worin  ich  einen  kleinen,  winzigen 
Ammonit  aus  der  Sippe  der  Coronaten  gefunden  habe. 
Es  ist  eine  neue  Art  aus  der  Rhätischen  Stufe,  die  ich 
Ammonites  Corontda  benannt  habe. 

VI.  Vorkommen  rhatischer  Petrefacten  am  Seelibühl 
und  in  der  bisher  als  Flysch  bezeichneten  Zone  des  Gur- 
nigel- Sandsteins.  —  Ein  anderer  Fundort,  der  grosses 
Interesse  erregt,  ist  das  Seelibühl  an  der  Gurnigelkette, 
weil  wir  hier  im  Revier  des  auf  der  geologischen  Karte 
als  Eocen  bezeichneten  Flysches  sind. 

Die  Petrefacten  sind  zu  einer  Zeit,  als  noch  nicht 
die  Rede  von  Kössner  Schichten  und  von  Avicula  con- 
torta  war,  von  Hrn.  Ooster  dort  eigenhändig  gesammelt 
worden;  es  kann  mithin  vom  Verwechslung  der  Fundorte 
durch  einen  fremden  Sammler  hier  nicht  die  Rede  sein. 
Hr.  Ooster  hat  alles  von  ihm  Gesammelte  sofort  regel- 
mässig etiketirt  und  catalogisirt. 

Es  finden  sich  in  seiner  Sammlung  unter  dem  Fund- 


0  Siehe  Studer's  „Westliche  Alpen",  p.  412. 


L 


—    47     — 

ort  Seelibühl  einige  Stücke  Lumachellenkalk ,  ähnlich 
dem  vom  Ringgraben  am  Langeneckgrat ,  mit  Plicatula 
Arcbiaci  Stopp.,  Pecten  Valoniensis  Defr.  und  Terebra- 
tala  gregaria  Süss;  da  die  beiden  letztern  Arten  hier 
nur  in  jungen  Exemplaren  vorliegen,  so  lege  ich  weniger 
Gewicht  darauf,  um  so  mehr  aber  auf  die  so  charakte- 
ristische Plicatula  Archiaci  Stopp.,  von  der  unser  Museum 
schon  ein  von  Meyrat  gesammeltes  Stück,  auch  mit  der 
Etiquette  „Seelibühl",  besitzt.  Es  ist  also  kein  Zweifel 
vorhanden,  dass  im  Flysch  des  Seelibührs  Petrefacten 
der  Rhätischen  Stufe  vorkommen. 

Dieses  ist  übrigens  keine  vereinzelte  Thatsache. 
Unser  Museum  besitzt  aus  den  Freiburger-Alpen  in  der 
Nähe  des  Vevaise  gesammelte  rhätische  Petrefacten  von 
mehreren  Fundorten,  die  alle  oder  die  meisten  wenig- 
stens in  dem  Gebiete  des  Gurnigelsandsteines  —  in  der 
geol.  Karte  mit  e2  und  gelber  Farbe  bezeichnet  —  liegen ; 
so  von  Praley:  die  Avicula  contorta  Porti.  und'Tere- 
bratula  gregaria  Süss,  im  Lumachellenkalk;  von  Chrivalet: 
dieselbe  Terebratulabreccie  mit  Cidaris  verticillata  Stopp., 
aber  in  Verbindung  mit  AmmonitesSinemuriensisd'Orb.  und 
Belemnites  acutus  Mill.  —  also  jedenfalls  Unterlias,  wenn 
nicht  Rhätische  Stufe;  von  La  Gagne  bei  Cergne  aux 
Bocles  :  Plicatula  intusstriata  Emm.  und  Mytilus  minutus 
Goldf. ;  von  Oroz  Gendroz  bei  Chätel :  Avicula  contorta 
Porti  und  Placunopsis  Schafhäutli  Win  kl.  Das  interes- 
santeste aber  ist  ein  Steinkern  eines  Megalodon,  ganz 
der  Figur  des  Dracodus  cor.  Schafh.  (Leth.,  t.  73)  ent- 
sprechend, welcher  in  einer  sehr  harten  Varietät  des 
Gurnigelsandsteins  am  Fusse  des  Mont  Corbette  sous 
Supellaz,  am  rechten  Ufer  der  Vevaise,  nicht  weit  von 
Fegi&res,  von  Cardinaux  gefunden  worden  ist.  —  Mit 
diesem  kommen  auch  dieselben  Formen  von  Zoophycos 


-    48    - 

s  ich  am  Zigerhubel  der  Gurnigelkette  gefunden 
;  Taonurus  flabclliformis  und  Brianteus  seiner  Zeit 
det  hatte.  *)  Die  Exemplare  sind  so  vollkommen, 
ch  auch  wohl  Hr.  Ettinghausen  in  Wien  dadurch 
igen  lassen  wird,  das«  es  sich  hier  nicht  um  blosse 
>chläge  handelt.  —  Die  hauptsächlichsten  Formen 
an  sollen  nächstens  in  der  Protozoe  Helvetica 
Jet  werden. 

gemeine  Erörterungen  über  den  Gnrnigel- 


ist  nicht  das  erste  Mal,  dass  der  Flysch  der 
sehen  Karte,  der  den  Gurnigel-Sandstein  in  sich 
,  zu  Zweifeln  Veranlassung  gibt  über  das  tertiär 
llende  Alter  aller  damit  bezeichneten  Gesteine. 
e  die  geologischen  Erörterungen  in  meiner  Schrift 
e  fossilen  Fucoiden  der  Schweizer-Alpen  (Bern, 
Auch  schon  Schafhäutl  zeigt  im  Neuen  Jahrbuch 
logie,  1854,  p.  557—558,  auf  die  Verwandtschaft 
sches  mit  den  rhätischen  Schichten. 
Favre  **}  citirt  den  Flysch  in  nächster  Verbindung 
is  und  Dolomit  als  unteres  Glied  der  Formationen 

Dranse.  Ich  verweise  ferner  auf  die  bereits 
geführte  Ansicht  dieses  ausgezeichneten  Geologen 
is  Alter  des  Gypses  und  der  Rauchwacke. 

Prof.  Escher  von  der  Linth  (Geol.  Bemerkungen 
s  nördliche  Vorarlberg  in  den  Neuen  Denktckrif- 

schweiz.  Naturforscher,  XIII ,  p.  8)  zeigt  die  di- 
jflagerung  flyschartiger  Gesteine  auf  untern  Lias. 

ehe  meine  „Fossilen  Fucoiden  der  Schweiteralpen",  tob.  I 

Memoire  rar  tu  ferrain*  htuique  et  keuperien  de  ta  Savoie, 


YjMrzr^ 


-    49    - 

Da  dud  ein  Gypsstock  vom  Schwefelbergbad  bis 
zum  Wirtnernsattel  hinter  der  Gurnigelkette  sich  hinzieht 
und  auch  im  Seeligraben,  nicht  weit  vom  Gurnigelbad, 
Gyps  zu  Tage  tritt,  und  zwar  an  der  untern  Grenze  des 
Gurnigelsandsteins,  und  nachdem  ich  sowohl  am  nord- 
östlichen Ende  der  Flyschzone  beim  Seelibühl,  als  auch 
am  südwestlichen  Ende  derselben,  in  der  Nähe  der  Ve- 
vaise,  im  Gurnigelsandstein  Petrefacten  der  Rhätischen 
Zone  nachgewiesen  habe  —  ist  da  die  Vermuthung  nicht 
erlaubt,  dass  aller  Gurnigelsandstein  noch  zur  Rhätischen 
Zone  gehört?  und  dass,  wenn  dieses  richtig  ist,  man  an 
der  ganzen  Gurnigelkette  ein  Ueberkippen  der  altern 
Schichten  über  die  Jüngern  annehmen  muss,  weil  der 
Gurnigel-Sandstein  die  obersten  Gipfel  daselbst  einnimmt. 
Dieses  Ueberkippen  wäre  aber  durch  den  Gyps  veran- 
lasst worden. 

Schon  Prof.  B.  Studer*)  fasst  bei  Erörterung  der 
slratigraphischen  Schwierigkeiten  an  der  Gurnigelkette 
die  Möglichkeit  eines  Ueberkippens  der  altern  Forma- 
tionen über  die  Jüngern  ins  Auge.  Er  sagt  (Zeile  16 
von  unten):  „Es  scheint  vielmehr  nur  eine  der  vier  fol- 
genden Annahmen  die  Erscheinung  einiger  Massen  er- 
„klären  zu  können ;  es  sind  nämlich  die  Kalkmassen  ent- 
weder durch  Ueberkippung  auf  die  Jüngern  Bildungen 
«gefallen  und  haben  sie  neben  sich  hinabgedrückt,  oder 
„die  Molasse  ist  irgendwie  unter  den  Kalk  hinabgestossen 
„oder  der  Kalk  ist  von  Mittag  her  über  die  Molasse 
„h eraufgeschoben,  oder  endlich:  Nagelfluh  und  Molasse 
„sind  unter  dem  Kalk  durch  aus  der  Tiefe  hervorge- 
„stossen  worden. 

„Von  diesen  vier  Voraussetzungen  scheinen  die  dritte 


*)  Westliche  Alpen,  p.  998. 
Bern.  Mittheil.  1869.  *  Nr.  690. 


-    50    — 

nd  vierte  allein  sich  mit  den  Thatsaehen  vertragen  zu 
(innen.  Eio  Ueberkippen  des  Chätel-Kalkes  würde 
ine  Umkehrung  der  Lagerungsverhältnisse  für  die 
anze  Gebirgsmasse  voraussetzen,  der  Gurnigel&andstein 
tu  Fucoiden  müsste  das  ursprünglich  tiefste,  der  Ballig- 
jndstein  das  jüngste  sein.  Obgleich  nun  zwar  von  Seite 
ieses  letztern  und  auch  des  Chätel-Kalkes  einer  solchen 
nnahme  nichts  Wesentliches  im  Wege  stände,  ja  sogar 
lehreres  Räthselhafte,  wie  die  Hotasseähnlichkeit  des 
alligsandsteins  und  die  Umkehrung  der  hellen  und 
unkeln  Lager  des  Chätel-Kalkes,  hiedurch  erklärt 
ürde,  so  lehrt  doch  ein  Blick  auf  die  Profile,  dass 
ine  solche  Wendung  von  180°  aller  Lager  der  Bera- 
ebirgsmasse  unmöglich  hätte  vorgehen  können,  ohne 
iass  auch  die  ganze  Gebirgsmasse  der  Slockhornkette 
aran  Tbeil  genommen  hätte"  u.  s.  w.  — 

Diese  letzte  Einwendung  bestreite  ich ,  weit  ich  den 
ibel ,  der  diese  gewaltige  Umwälzung  hervorgebracht 
t,  nicht  hinter  der  Slockhornkette.  sondern  zwischen 
rselben  und  der  Gurnigelkette  suche.  Es  ist  eben  der 
fpsstock,  der  sich  vom  Schwefelbergbad  bis  nach 
aerwirtnern  hinzieht. 

Wenn  wir  uns  erinnern,  wie  vor  noch  nicht  so  langer 
it,  als  ein  Eisenbahntunne!  bei  Heilbronn  durch  einen 
iget  getrieben  wurde,  der  Anhydrit  daselbst,  sowie  er 
it  atmosphärischem  Wasser  in  Verbindung  trat,  im 
ande  war,  Schichten,  die  früher  horizontal  waren,  be- 
utend su  erheben  und  Störungen  hervorzubringen,  die 
st  bemeistert  werden  konnten,  als  man  das  Wasser 
mz  entfernt  hatte  *),  so  kann  man  wohl  auch  annehmen, 


*)  Man  lege  darüber  den  Aufsatz  von  Eiaenbbhndirektor  Binder 
XX.   Jahrgänge    der    tVilrtembergitehen    natitnmsimtchaptichm 
hreihtfte,  p.  164  n.  f. , 


dass  der  Anhydritstock  südlich  der  Gurnig« 
seiner  Umwandlung  in  Gyps,  im  Stande  mi 
sein,  die  bei  der  Erhebung  der  Stockhornt 
einen  von  Süden  her  geübten  Druck  mit  in  d 
Lage  gelangte  Schicht  von  Gurnigel  -  Sand: 
überzuwerfen.  Wenn  Hr.  Prof.  B.  Studer  dam 
hätte,  dass  der  Gurnigel-Sandstein  auch  rhäti 
facten  einschliesst,  so  hätte  er  sich  vielleic 
gegen  diese  Umsturztheorie  gesträubt  und 
Lagerungsverhältnisse  nicht  auf  andere  We 
klären  gesucht 

Ohne  indessen  zu  viel  Gewicht  auf  di< 
der  Umwälzung  legen  zu  wollen,  muss  ich  um  s 
auf  die  Sache  selbst  legen,  auf  den  Umstam 
Gurnigel-Sandstein,  der  die  oberste  Decke  bi 
facten  der  Rhätischen  Stufe  einschliesst,  das; 
wie  die  Fucoi'den  führenden  Sandsteine  über  c 
kalk,  einem  Aequivalent  des  Oxfordkalkes, 
über  dem  Ralligsandstein ,  der  schon  ein 
Molasse  formation  ist,  liegen.  Man  kann  als« 
früher  allgemein  als  Flysch  bezeichneten  Schi 
licher  Weise  mehrere  Formationen  antreffen, 
wenigstens  bei  einer  andern  Gelegenheit  zu  zei 
dass  die  unter  dem  Namen  Flyscbfucoiden  b 
Organismen  verschiedenen  Altersstufen  angel 

Murchison's  Ansicht  Hier  den  Wiener-Sant 
wird  sich  des  Streites  über  das  geologisch 
Wienw-Sandsteine,  die  das  Aequivalent  unsere 
Sandsteine  sind,  noch  erinnern  und  wie  die  I 
dinger  in  Wien  und  unser  leider  zu  früh 
Landsmann  A.  v.  Morlot,  damals  ebenfalls 
stellt,    immer  behauptet  haben,   die  Wiener 


—    52    — 

gehören  zum  Keuper.  —  Diese  Ansicht  wurde  von  Herrn 
Murchison  *)  bekämpft,  der  sich  also  ausspricht : 

„Denn  wenn  alle  die  zwischen  den  secundären  und 
„tertiären  Gebilden  auftretenden  Wiener  Sandsteine  Re- 
präsentanten des  Keupers  wären,  alsdann  müsste  dem 
„Flysch  der  Schweiz,  den  Sandsteinen  an  den  Karpathen- 
„gehängen,  dem  obern  Macigno  der  Italiener  eine  ähn- 
liche Stellung  angewiesen  werden.  Und  wenn  auch 
„wirklich  an  den  erwähnten  Orten  ein  ähnlicher  Keuper- 
„streifen  mit  Pflanzenresten  zu  Tage  geht,  so  ist  es  physi- 
kalisch unmöglich,  dass  die  ganze  grosse  fragliche  Zone, 
„die,  wie  gleich  gezeigt  werden  soll,  in  ansteigender 
„Ordnung  das  letzte  Glied  der  grossen  Alpenkette  aus- 
„macht,  zum  Keuper  gerechnet  werden  könne  —  ein 
„natürliches  System,  das  in  den  östlichen  Alpen  so  deut- 
lich auftritt  und  von  dessen  Petrefacten  bis  jetzt  noch 
„keine  in  der  äussern  Zone  des  Wiener  Sandsteins  ge- 
bunden wurde,  der  auf  allen  frühern  Karten  die  Fort- 
setzung des  schweizerischen  und  baierischen  Flysch 
„bildet. « 

Es  brauchte  also  hauptsächlich,  um  Hrn.  Murchisorf's 
Einwendungen  zu  bekämpfen,  des  Beweises:  4)  dass  der 
Wiener  oder  Gurnigelsandstein  Petrefacten  der  Rhätischen 
Zone  (früher  zum  Keuper  gezählt)  enthält,  und  2)  dass 
längs  einem  grossen  Theile  des  Nordrandes  unserer 
Alpen,  da  wo  sie  in  Contact  mit  der  tertiären  Holasse 
geratheu,  ein  Umsturz  oder  Ueberschieben  älterer  For- 
mationen über  jüngere  stattgefunden  hat,  so  dass,  was 
ursprünglich  das  unterste  war,  sich  jetzt  obenauf  be- 
findet. 


*)  Siehe  dessen  Schrift  über  den  „Gebirgsbau  der  Alpen"  u.8.  w., 
deutsch  bearbeitet  von  G.  Leonhard,  p.  16. 


-    53    - 

Das  erstere,  nämlich  das  Vorhandensein  Rhätischer 
Petrefacten  im  Gurnigel-Sandstein,  habe  ich  vorhin  nach- 
gewiesen (pag.  46  —  48).  Das  andere  will  ich,  in  Er- 
gänzung des  auf  pag.  51  Gesagten,  auch  noch  an  der 
Molesonkette  zu  beweisen  suchen. 

Verhältnisse  an  der  Molesonkette.  Unser  Museum 
besitzt  von  allen  Gipfeln  der  Molesonkette  (Moleson, 
Tremettaz,  Salette,  Dent  de  Lys)  Petrefacten  des  untern 
Jura  *).  Auf  der  andern  Seite  sind  die  nähern  Umge- 
bungen von  Chätel,  die  Gräben  am  Fusse  des  Gebirges 
und  namentlich  Cröt  Moiry  zwischen  Semsales  und 
Chätel  durch  ihre  Petrefacten  der  untern  Kreide  be- 
rühmt. Da  nun  nach  Hrn.  Prof.  B.  Studer**)  auf  der 
Kette  des  Moleson  die  Schichten  beiderseits  steil  gegen 
die  Axe  des  Gebirges  zu  einfallen,  so  muss  nothwendig 
hier  eine  Ueberlagerung  der  altern  Schichten  über  die 
jungem  statt  haben,  weil  die  Gipfel  zum  Untern  Jura, 
der  Puss  des  Gebirges  zur  Untern  Kreide  gehört.  Ich 
besinne  mich  sehr  wohl  noch,  dass  Hr.  A.  Morlot  mir 
einen  Oxford-Ammoniten  dortiger  Gegend  vorwies  — 
aus  der  Gruppe  der  Planulaten  —  auf  dessen  Etikette 
stand,  dass  er  über  den  Neocom-Schichten  gefunden 
wurde. 

Voirons.  Eine  ähnliche  Ueberlagerung  älterer  For- 
mationen über  jüngere  findet  an  den  Voirons  statt***); 


*)  Siehe  in  den  Millheilungen  der  neUurforschenden  Ge$.  in  Bern, 
1866,  p.  141  u.  folgd. 

**)  Siehe*  das  Profil"  im  II.  Theil  der  Geologie  d.  Schweiz,  p.  32, 
und  was  der  Autor  in  seiner  Schrift :  Die  Westlichen  Alpen,  auf  den 
Seiten  349  unten,  379  und  384  darüber  sagt. 

***)  Siehe  „das  Profil"  in  Studer*s  Geologie  d.  Schweiz,  II.,  p.  6, 
und  das,  was  Hr.  Mortillet  in  Pictefs  Paläontologie  tuiste,  II,  p.  7 
a  12,  darüber  sagt. 


—    54    — 

wenn  auch  Hr.  A.  Favre  in  seinem  grossen  Werke  über 
die  Geologie  von  Savoyen  die  Verhältnisse  etwas  anders 
als  Prof.  Studer  und  Hr.  Mortillet  angiebt,  so  bleibt 
immerhin  die  Thatsache,  dass  auch  hier  der  Oxford- 
mergel über  der  untern  Kreide  lagert. 

Morgenberg.  Es  ist  kaum  ein  Jahr  her,  dass  Herr 
Theophil  Studer  ein  ähnliches  Ueberkippen  aller  Schichten 
am  Morgenberghorn,  südlich  vom  Thunersee,  nachgewiesen 
hat*),  und  in  dem  Briefe,  welchen  Prof.  B.  Studer  zur 
Erläuterung  der  neuen  Ausgabe  der  „Geologischen  Karte 
der  Schweiz"  an  den  Präsidenten  der  französischen  geo- 
logischen Gesellschaft  im  Dezember  4867  schrieb  **),  zeigt 
er  auch  an  der  Faulhomkelte,  südlich  vom  Brienzersee, 
wie  der  Eisenstein,  mit  Unterjurassischen  Pelrefacten, 
dem  Neocomieo  aufgelagert  ist. 

Gemmi.  Ein  anderes  Beispiel  einer  vollkommenen 
Umstürzung  aller  Schichten  zeigt  das  Profil,  welches 
Hr  Prof.  B.  Studer  im  2ten  Theile  der  „Geologie  der 
Schweiz",  p.  4,  von  der  Gemmi  und  deren  Umgebung 
gibt.  Hier  liegt  der  Jurakalk  über  dem  Rudistenkalk 
und  dieser  über  den  Nuromuliten. 

Bedenkt  man  nun,  dass  die  Entfernung  von  den 
Voirons  bis  zum  Brienzersee  ungefähr  eben  so  gross  ist, 
als  von  da  bis  zum  Vorarlberg,  so  glaube  ich  nachge- 
wiesen zu  haben,  dass.  für  die  westliche  Hälfte  der  Schweiz 
wenigstens  ein  Ueberschieben  der  altern  Schichten  über 
die  Jüngern  am  äussern  Rande  der  Alpen  Regel  ist  und 
dass  auch  im  Innern  der  Alpen  dieses  keine  seltene 
Erscheinung  ist.   Ich  verweise  hier  auf  das  Profil,  wel- 


*)  Berner  Mütheilungen,  1867,  p.  214,  mit  Profilen. 

**)  Siehe  Bulletin  dieser  Gesellschaft,  2te  Serie,  t.  XXV,  p.  169 
n.  folgende. 


—    55    — 

ches  in  der  vorletzten  Sitzung  der  naturf.  Ges.  Hr.  Prof* 
Bachmann  von  den  Bergen  am  Ausgange  des  Muotta- 
thales  entworfen  hat,  wo  auch  eine  Ueberstürzung  der 
Schichten  statt  hatte. 

Dieses,  einmal  zugestanden,  wirft  ein  neues  Licht 
auf  das  Alter  vieler  bisher  für  tertiär  gehaltener  und 
mit  dem  Namen  Flysch  bezeichneter  Schichtencomplexe. 
So  muss  nothwendig  der  Flysch,  der  den  Gipfel  und 
den  Rücken  der  Voirons  einnimmt,  mit  seinen  Fucoiden 
älter  sein  als  der  Oxfordmergel,  dem  er  aufliegt.  Wenn 
auch  nach  Hrn.  Favre  vereinzelte  Nummuliten  sich  dort 
vorfinden,  so  ist  dies  von  keinem  Belang,  so  lange 
nicht  eine  vollständigere  Eocene  Fauna  damit  vorkömmt, 
denn  am  Seelibühl  und  an  der  Nordseite  des  Langeneck- 
grates  findet  man  auch  Blöcke  mit  Nummuliten,  da  wo 
man  nichts  als  Lias  und  Rhätische  Gesteine  erwarten 
sollte.  Sie  finden  sich  aber  als  Gerolle  an  der  Ober- 
fläche, nirgends  anstehend;  wenigstens  ich  habe  sie 
nicht  anstehend  am  Seelibühl  gefunden,  wie  Hr.  Brunner- 
von  Wattenwyl  dieses  irrthümlich  p.  25  seiner  Schrift 
über  die  Geologie  der  Stockhornkette,  behauptet  hat. 

Ebenso  an  der  Molesonkette  werden  die  Fucoiden 
führenden  Schiefer,  die  jedenfalls  über  der  untern  Kreide 
liegen,  auch  älter  als  diese  sein. 

Es  wird  den  Bestrebungen  der  Jüngern  Männer,  die 
sich  mit  der  Vervollständigung  der  Geologischen  Karte 
der  Schweiz  befassen,  vorbehalten  sein,  diese  verwickel- 
ten Verhältnisse  in  ein  klares  Licht  zu  stellen  und  wo 
möglich  zu  unterscheiden,  welche  Sandsteine  und  Schiefer 
der  Rhätischen  Stufe,  welche  dem  Unterjura  und  welche 
der  Kreideformation  angehören,  wobei  freilich,  fürchte 
ich,  die  Tertiärzeit  zu  kurz  kommen  wird,  denn  bis  jetzt 
hat  man  noch  keine  Nummuliten  in  diesem  Tbeile  der 


—    56    - 

lurger  Alpen  gefunden.  Ihr  Platz  mtlsste  jedenfalls 
er  Basis  des  Gebirges,  zwischen  der  Kreide  und  der 
sse,  zu  suchen  sein. 

Es  sei  hier  die  Bemerkung  emgeflochten ,  dass  es 
schenswerth  wäre,  zur  Vermeidung  aller  Confusion, 
i  nur  diejenigen  Schichtencomplexe  als  Eocen  be- 
met  würden,  welche  wirklich  Nummuliten  enthalten, 
dass  auf  der  Geologischen  Karte  die  gelbe  Farbe 
die  Bezeichnung  e'  nicht  auch  da  angebracht  wer- 

wo  noch  begründete  Zweifel  über  das  Alter  der 
;hten  herrschen. 
Zum  Schlüsse  will  ich  mit  meiner  Umsturzlheorie 

eine  Thatsache  zu  erläutern  suchen,  die  Hr.  Favre 
hnt  *).  Nachdem  er  gesucht  hat  nachzuweisen,  dass 
avoyen  aller  Gyps  und  Rauchwacke  zum  Keuper  ge- 
n,  sagt  er  p.  41  : 

„Je  dois  dire  cependant  qu'il  existe  des  cargneules 
les  gypses  qui  paraissent  plus  recents  que  le  terrain 
sique.  Teile  est  par  exemple  la  bände  formee  par 
roches  entre  Manigod  et  le  Bouchet,  au  sud  de  la 
i  de  Thönos.  Elle  es!  placöe  dans  un  Enorme  massif 
grks  h  fueotdet,  superieur  au  calcaire  nummulitique, 
d'une  maniere  generale  forme  le  contrefort  du  mont 
irvin  et  de  la  Tournette.* 

Da  wir  gesehen  haben,  dass  eine  Ueberlagerung 
er  Gesteine  über  jüngere  in  den  Alpen  nichts  Sel- 
5  ist,  so  vermutbe  ich  sehr,  dass  dieses  auch  hier 
Fall  sein  möge,  und  dass  hier  der  Gyps  und  die 
hwacke  gerade  eben  so  alt  als  anderswo  in  Savoyen 
,  und  dass  bei  genauerer  Untersuchung  auch  der 
;h  als  liasisch  oder  jurassisch  sich  zeigen  wird,  nur 


)  Ttrrains  hütiqup.  et  kmpcricn  dt  la  Savoie,  p.  41. 


—    57    — 

dass  die  jüngsten  Formationen  hier  zu  unterst  liegen  — 
eine  vollkommene  Ueberkippung  des  ganzen  Gebirges, 
wie  bei  Hrn.  Studer's  Profil  der  Gemmi. 

Ob  dieses  Gesetz  der  Ueberlagerung  jüngerer 
Schichten  durch  ältere  in  Folge  des  seitlichen,  vom 
Erhebungscentrum  gegen  die  Peripherie  ausgeübten 
Druckes  sich  auch  in  der  östlichen  Schweiz  nachweisen 
lässt,  will  ich  den  dortigen  Geologen  zu  entscheiden 
überlassen.  Man  kann  aber  a  priori  schon  sagen,  dass 
je  näher  man  sich  dem  Erhebungscentrum  befindet,  desto 
mehr  Wahrscheinlichkeit  ist  vorhanden,  alle  Schichten 
überstürzt  zu  finden. 


Aufzählung  und  Erörterung  der  in  der  Ehätischen 
Stufe  der  Umgegend  von  Thun  vorkommenden 
Organismen. 

Bei  der  Aufzählung  der  Petrefacten  bin  ich  im  All- 
gemeinen der  Anordnung  von  Hrn.  J.  Martin  (Zone  k 
Avicula  contorta  ou  fitage  Rhaetien,  Paris  4865)  gefolgt, 
weil  man  daselbst  die  vollständigste  Uebersicht  der  Or- 
ganismen der  Rhätischen  Zone  sammt  ihren  hauptsäch- 
lichsten Synonymen  vorfindet.  Uro  aber  einem  Jeden 
das  Unheil  über  meine  Bestimmungen  der  Petrefacten 
zu  ermöglichen,  gebe  ich  die  Abbildungen  unserer  ver- 
schiedenen Arten  in  4  Tafeln. 

I.   FISCHRESTE. 

Da  das  eigentliche  Bonebed  bei  uns  noch  nicht  ge- 
funden worden  ist,  so  ist  das  Vorkommen  von  Fischresten 
bei  uns  sehr  vereinzelt;  sie  wurden  theils  in  der  Gürbe, 
in  braunem  Hergel,  theils  in  dem  Lumachellenkalk  vom 
Langeneckgrat  und  von  der  Spiezfluh  gefunden. 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  681. 


—    58    — 

4.  Saurichthys  acnminatus  Ag.  —  Taf.  1,  F.  4. 
Agassiz,  „Poissons  foss.a,  II,  p.  86,  lab.  55  a,  f.  4— 5. 

Ein  kleines,  2l/a  Millimeter  langes  Zähnchen, 
dessen  Krone  etwa  */A  der  Länge,  die  Wurzel  l/i  e*n~ 
nimmt ;  die  Krone  ist  weisslich.  die  Wurzel  bernstein- 
farbig, diese  letzte  ist  unter  der  Loupe  fein  der  Länge 
nach  gerunzelt  und  durch  einen  kleinen  Wulst  von 
der  Krone  getrennt.  Diese  Krone,  von  der  übrigens 
der  Wulst  einen  integrirenden  Theil  ausmacht,  ist  in 
ihrem  untern  Viertel  auf  der  sichtbaren  Seite  mit 
5  Falten  versehen,  nach  oben  glatt  und  abgeplattet, 
mit  einem  scharfen  Rande  ringsum.  —  Obgleich 
unser  Zahn  kleiner  ist  als  die  von  Agassiz  poissons 
fossiles,  vol.  II,  t.  55,  a,  abgebildeten,  so  entspricht 
er  doch  ganz  der  Beschreibung  von  Agassiz. 

In  einer  Breccie  von  crystallinischem  Korne  aus 
der  Gürbe. 

2.  Sargodon  tomicus  Plien.  ?  —  Taf.  I,  F.  2. 

Plieninger  in  den  „Würtemberg.  naturwiss.  Jahres- 
heften, 1847,  p.  466,  tab.  I,  f.  5—10. 

Ein  kleiner  Zahn  mit  rundlicher  Krone  Von 
3  Millim.  Durchmesser;  die  Wurzel  ist  etwa  4  Linie 
unter  der  Krone  abgebrochen.  Unser  Zahn  ent- 
spricht so  ziemlich  der  Figur  in  Quenstedt's  „Jura8, 
tab.  I,  f.  36.  Die  Krone  ist  nicht  ganz  sphärisch, 
sondern  seitlich  etwas  zusammengedrückt,  so  dass 
sich  über  die  Hitte  eine  stumpfe  Kante  hinzieht. 

Im  Lumachellenkalk  der  Spiezfluh. 

3.  Ceratodus  sp.  —  Taf.  1,  F.  3. 

Agassiz,  „Poiss.  foss.*,  III,  tab.  XVIII,  f.  1—10  und 
tab.  XIX,  f.  17—20,  und  tab.  XX. 


\  -  *%      -  " 


—    59    — 

Ein  Zahn,  der  zum  Geschlecht  Ceratodus  Ag. 
gehören  könnte;  die  äussere  Form  ist  schwer  zu 
ermitteln,  da  nur  ein  Querbruch  vorliegt,  der  die 
innere  Structur  des  Zahnes  blosslegt.  Man  sieht  aus 
der  Zeichnung  f.  3,  dass  die  Medullarröhren  an  der 
Basis  breiter  und  veniger  zahlreich  sind ,  als  weiter 
oben.  Die  Länge  des  Querschnittes  beträgt  2  Centi- 
meter,  die  Breite  4  Centira.  Die  Substanz  dieses 
Zahnes  ist  schwarz  glänzend. 

Aus  dem  splittrigen  Kalk  der  Spiezfluh. 

4.  Dapedins  sp.f  --  Taf.  1,  F.  4,  a.  b. 
Agassiz,  „Poiss.  foss.,  II,  tab.  25— 25rf. 

A.  Ein  Paar  kleine,  etwa  eine  Linie  lange  schwarze 
Zähne,  deren  vordere  Seite  cylindrisch,  die  hintere 
mit  einer  Längs-Furche  versehen  ist,  die  sich  bis 
oben  hinzieht  und  die  Krone  höckerig  macht.  Siehe 
Taf.  I,  f.  4a. 

B.  Ein  anderer  flacher  Schneidezahn  (?)  auf 
Taf.  1,  f.  4ft  abgebildet,  scheint  auch  hieher  zu  ge- 
hören. 

Aus  der  Gürbe,  im  Mergel  mit  Mytilus  minutus 
Goldf. 

5.  Dapedins  sp.  ?  —  Taf.  t,  F.  5,  a.  b. 

Ein  Knochenstück  mit  chagrinirter  Oberfläche, 
entsprechend  der  Abbildung,  welche  Agassiz  von 
den  Kopfknochen  von  Dapedins  punctatus,  „Poiss. 
foss.tt,  II,  t  25,  a,  gibt.  Siehe  Taf.  I,  f.  5  b.  —  Die 
Medullarröhren  auf  dem  Querbruche  sichtbar,  sind 
in  f.  5a  gezeichnet. 

Aus  der  Gürbe,  mit  vorigen  Zähnen. 

6.  Dapedins  sp.  {  —  Taf.  I,  F.  6,  a.  b. 

Ganz  glatte  Fischschuppen  von  Trapezform,  so 
wohl  aus  der  Gürbe,  als  auf  Blumisteinallmend  im 


gel  gefunden.  Ein  Theil  der  bernsteinfarbnen 
uppe  existirt  noch,  die  ganze  Form  derselben 
t  sich  aus  der  verschiedenen  Farbe  des  Gesteins 
lehmen  und  ist  in  f.  6,  a  angezeigt. 

II.  CRUSTACEEN. 
«chiras  sp.  I  —  Taf.  I.  F.  7. 

Das  Fragment  stammt  auch  aus  der  Mergei- 
cht und  ist  in  natürlicher  Grosso  in  F.  7,  a  und 
grösser!  in  F.  7,  b  abgebildet.  Fs  ist  wohl  mög- ' 
,   dass  es  von  einem  Kruster  stammt,  vielleicht 

Mecochirus  gnndis  Quenst. 

III.  ANNELIDEN.      , 

pula  flacelda  Goldf.  —  Taf.  I,  F.  8,  a.  b. 

pelini,  „Foss.  infraliasici  della  Spezia",  tab.  VII, 

f.  1-5. 

Unsere  Art  stimmt  mit  allen  diesen  Abbildungen, 

3  verschiedenen  Species  angehören  sollen.    Ich 

i  keinen  Unterschied  darin  finden.    Es  ist  mög- 

i  dass  Gümbels  Serpula  rheetica,  die  Martin  cilirt, 

l  nicht  davon  verschieden  ist.  —  F.  8,  c  gehört 

leicht  zu  S.  circinalis  Goldf. 

Im  Lumachellenkalk  von  Blumisteinallmend. 

puls  OUftx  QuJ  —  Taf.  \.  F.  9. 

nstedt,  Jura,  Taf.  XI,  F.  43. 

Die  kleinen  Höcker  auf  der  Windung  von  Quen- 

t's  Abbildung,  F.  13,  sind  auf  unserer  F.  9,  a 

;deutet;  hingegen   zeigt  F.  9,  b  ganz   deutlich 

Langsstreifung ;  sie  muss  aber  an  der  Innenseite 
Schale   sich  befunden  haben,   denn  sie  ist  nur 
sichtbar,  wo  diese  fehlt. 
Diese  Art  stammt  von  Untern eunenen  und  scheint 

Unterlias  anzugehören. 


6<     - 


IV.  CEPHALOPODEN. 

Wir  besitzen  mehrere  Belemniten  von  Blumistein- 
allmend,  auch  einen,  der  gut  zu  der  Abbildung  von 
Stoppani's  B.  infraliasicus  (Tab.  34,  F.  9)  passt.  Ich  halte 
ihn  übrigens  für  nicht  verschieden  von  B.  acutus  Mill. 
Da  er  in  dem  Gesteine  sich  befindet,  worin  die  meisten 
Unterliaspetrefacten  dort  vorkommen,  so  übergehe  ich 
ihn  mit  Stillschweigen.  Ebenso  halte  ich  alle  Ammoniten 
von  Blumisteiuallmend  als  zum  untern  Lias  gehörig  und 
zwar,  wie  ich  schon  früher  bemerkt,  meistens  der  Zone 
des  Ammonites  oxynotus  Qu.  angehörend.  Die  Cephalo- 
poden  von  Blumisteinallmend  uifcf  Umgegend  sind  in 
Hrn.  A.  Oosters  „P6trifications  reraarquables  des  Alpes 
suisses"  bereits  aufgezählt.  Ich  übergehe  sie  daher  hier 
mit  Stillschweigen,  um  so  mehr,  als  sie  meistens  dem 
untern  und  mittlem  Lias  angehören.  Ich  erwähne  einer 
einzigen  Art,  die  ich  für  neu  und  der  Rhätischen  Stufe 
angehörend  halte,  nämlich: 

40.   Ammonites  Coronula  n.  sp.  —  Taf.  I,  F.  40. 

Er  ist  leider  nur  zur  Hälfte  und  etwas  schiefge- 
drückt vorhanden,  aber  deutlich  genug,  um  zu  zei- 
gen, dass  er  zur  Gruppe  der  Coronaten  gehört.  Der 
Durchmesser  der  ganzen  Schale  beträgt  etwa  4  Centi- 
meter.  Ueber  den  breiten,  gerundeten  Rücken  laufen 
stumpfe  Rippen,  die  durch  gleich  breite  Furchen  von 
einander  getrennt  sind.  Die  Zahl  dieser  Rippen  mag 
auf  der  ganzen  Peripherie  etwa  60  bis  64  betragen 
haben.  3  bis  4  dieser  Rippen  vereinigen  sich  jeweilen 
in  einen  Knoten  auf  der  Nabelseite.  Die  Dicke  dieses 
kleinen  Ammoniten  muss  etwa  7a  Centimeter  be- 
tragen haben.  —   Er  stammt  aus  dem  nördlichen 


de*s  Hügels,  der  den  Östlichen  Ausläufer  der 
*rge  an  der  Thun-Wimrois  Strasse  bildet. 
Nähere  über  den  Fundort  findet  man  p.  46. 

V.  GASTEROPODEN. 

Gasteropoden  der  Rhätiscben  Zone  sind  bei 
in  kaum  bestimmbaren  Steinkernen  vorhao- 
i  erwähne : 
la!  -  Taf.  I,  F.  44. 

der  Lumachelle  des  Ringgrabens. 

la!  —  Taf.  I,  F.  12  und  12,  a. 

■falls  |Vom  Ringgraben,   mit  voriger   und  io 

iaft  von  Plicatula  intusstriata  Em. 

lelania  usta  Bmev.  —  Taf.  1,  F.  13. 

usta  Terquem  Hettang.,  pl.  44,  f.  14 

Gestein  scheint  Lias  zu  sein. 

Ob  er  wirtnern. 

h*ttca  Öümb.  —  Taf.  I,  F.  U. 

a,    Herian  in   Escber's  Vorarlberg,    tab.  V, 

V— 57. 

)ppelil  Moore.  -  Taf.  I,  F.  15. 

It,  Jura,  tab.  I,  f.  18  und  19. 

Dolomitischen  Gestein  im  Rebberg  an  der 

*is  Oldie  Stopp.  —  Taf.  I,  F.  46. 
i  Azzarola,  tab.  II,  f.  6—8. 
Dolomit  von  Unterwirtnem. 
nis  ep.t  —  Taf.  I,  F.  24. 

der  Spiezfluh. 
i  sp.l  —  Taf.  I,  F.  17. 
unbestimmbarer  Steinkern  vom  Neunenenfall. 


-    64    — 

22.  Tellina  Bavariea  Winkt.  -  Taf.  II,  F.  23. 
Winkler,  Oberkeuper,  tab.  S,  f.  4. 

Nucula  Hatani  Stoppani  1.  c,  tab.  XXX,  f.  7. 

Auf  Blumisteinallmend,    Bärschwand    und    im 
Dolomit  des  Laogeneckgrates. 

23.  Leda  percaudatn  Oümb.  —  Taf.  II,  Fig.  19. 
L.  alpina  Wink).  Avic.  Cont.,  t.  I,  f.  8. 

L.  Chaussoni  Renev.  I.  o„  t.  I,  f.  1. 

Im    Ringgruben     im    Lumac hellenkalk    und    an 
der  Spiezfluh. 

24.  Leda  Defftaeri  Opp.  —  Taf.  II,  f.  20. 
Oppel  und  Süss,  Aequivalent.,  lab.  II,  f.  9. 

Als    Form    der   vorigen   bei   Martin,  £tage  Rluelien. 
Wir  haben  sie  im  Dolomit  des  Laogeneckgrates. 

25.  Schizodus  Ewald!  Dittmar.  —  Taf.  II,  F.  21,  a-d. 
Opis  Cloacina  Quenst.  Jur„  t.  I,  f,  '35. 
Tseniodon  Ewaldi  Boraem.  Credner  in  N.  Jahrb.  für 

Geol.,  1860,  p.  369,  fig. 

Im  Luraachellenkalk  des  Ringgrabens  und  der 
Spiezfluh  und  im  Dolomit  bei  Untermrtnem. 

26.  Schizodus  alpinus  Winkl.  —  Taf.  II,  F.  22. 
Winkler,  Conto rtazone,  tab.  II,  f.  1. 

Im  Lumachellenkalk  des  Ringgrabens  und   der 
Spiezfluh. 

27.  Schizodus  isoceles  Dittm.  —  Taf.  II,  F.  25. 
Myophoria  isoceles,  Stopp.  I.  c,  t.  XXX,  f.  1 — 4. 

Im  Lumachellenkalk  der  Spiezfluh. 

28.  Tamiodon  pnecursor  Schlönbach.  -  Taf.  II,  F.  24. 
Schlonbach  im  N.  Jahrb.  d.  Geol.,  1862,  tab.  III,  f.  1. 
Dumortier,  Infralias,  tab.  I,  f.  1—3. 

Nucula  sp.  Stoppani  I.  c,  tab.  30,  f.  H{?). 

Wegen  Abwesenheit   der  Rückenkante  kann  ich 
diese  charakteristische   kleine  Bivalve  nicht   unter 


—    65    - 

Schizodus  einreihen,   wie  Dittmar  und  Martin  nach 
ihm  gethan  haben. 

Mit  feiner  concentrischer  Streifung  findet  sie 
sich  im  Lunrachellenkalk  des  Ringgrabens.  —  Es 
kommen  aber  auch  ganz  glatte  Steinkerne  bei  Ober- 
wirtnern  vor,  die  wohl  auch  dahin  gehören.  —  Fig.  24, 
a  und  b. 

29.  Anodonta  postera  Defner.  —  Taf.  II,  F.  27. 
Schlönbach  im  N.  Jahrb.  d.  Geol.,  4862,  tab.  III,  f.  4. 
Schizodus  posterus  Mart.,  Zone  ä  avicula  cont.  n°247. 
Pholadomya  corbuloides  Levallois,  Bullet,  d.  1.  Soc. 

G6ol.,  2,  s&\,  XXI,  pl.  VI,  f.  2-4. 
Nucula  Oppeliana  Stopp.  I.  c,  t.  XXX,  f.  23,  24. 

Es  ist  diese  Art,  die  im  Hannoverischen  von  den 
Arbeitern  „fossile  Gurkenkerne"  genannt  wird ;  auch 
bei  uns  erfüllt  sie.  in  Gesellschaft  anderer  kleiner 
Bivalven,  ganze  Steinplatten. 

In  der  Lumachelle  des  Ringgrabens  und  von 
Blumisteinallmend. 

30.  Corbula  alpina  Winkl.  —  Taf.  II,  f.  26. 
Winkler,  Contortazone,  tab.  II,  f.  2. 

Im  Lumachellenkalk  von  Blumisteinallmend. 

30 b.  Corbula  Azzarol»  Stopp.  —  Taf.  II,  f.  28  b. 
Stoppani  1.  c,  tab.  IV,  f.  49  5. 

Auf  Blumisteinallmend  und  im  Ringgraben. 
NB.    Fig.  28  a  von  letzterem  Fundort  ist  viel- 
leicht eine  glatte  Placunopsis  Revonii. 

34 .  Agtarte  longirostris  Winkl.  ?  —  Taf.  II,  F.  24. 
Winkl.,  Oberkeuper,  tab.  VII,  f.  42?. 

Steinkern  einer  kleinen  Bivalve  von  der  Form 
der  citirten  Figur,  aber  um  die  Hälfte  kleiner,  mit 
4  erhabenen  coneentrischen  Falten  und  abgebroche- 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  692. 


^rjTs 


—    66    - 

nera  Schnabel.    Gehört  vielleicht  zu  Carduus  multi- 
costatum  Goldf.  (siehe  n°  54  dieser  Aufzahlung). 
Von  Blumisteinallmeod. 

32.  Cardita  multiradtsta  Dittmar.  —  Taf.  II,  F.  35,  c  u.  d. 
Dittmar,  Contortazone,  tab.  III,  f.  6  n.  7. 
Winkler,  Oberkeuper,  t.  VII,  f.  40. 

Die  Fig.  35  £  könnte  Stoppanis  C.  munita  sein, 
wie  sie  Dittmar  beschränkt  hat,  Die  Fig.  35«  hat 
viel  Ähnlichkeit  mit  Cardita  Quenstedti  Stopp.  1.  c, 
tab.  6,  f.  24. 

Auf  Blumisteinallmend  und  bei  Unternetmenen. 

33.  Cardita  austriaca  v.  Bauer.  —  Taf.  II,  F.  36. 
Stoppani  Azzarola,  tab.  VI,  f.  5. 

Winkler,  Oberkeuper,  t.  VII,  f.  9. 

Venericardia  praecursor,  Quenst.  Jur.,  t.  I,  f.  25. 

Dittmar  stellt  die  letzt  citirte  Figur  Quenstedt's 
zu  Cardita  munita  Stopp. ;  —  vergleicht  man  sie  mit 
f.  4,  tab.  II,  von  Winkler's  Contortazone,  die  Dittmar 
gleichfalls  zu  C.  munita  citirt,  so  begreift  man  diese 
Zusammenstellung  nicht.  Ich  kann  keinen  wesent- 
lichen Unterschied  zwischen  Quenstedts  Venericardia 
praecursor  und  unserer  Cardita  austriaca  sehen. 
Stoppani  spricht  zwar  von  28  Rippen;  in  seiner  ci- 
tirten  Fig.  5  finden  sich  aber  auch  nur  20  bis  24, 
wie  bei  unsern  Exemplaren. 

In  der  Lumach  eile  von  Blumisteinallmend  mit 
der  Schale  erhalten;  und  von  Oberwirtnern.  Das 
Exemplar  von  der  Spiezfluh  könnte  vielleicht  zu 
C.  munita  Stopp,  gehören,  es  ist  aber  zu  schlecht 
erhalten,  um  darüber  ausser  Zweifel  zu  lassen. 

34.  Cyprina  Stoppanii  F.  0.  —  Taf.  II,  F.  37. 
Stopp.  1.  c,  tab.  XXIX,  f.  7,  & 


Wir  besitzen  den 
schel ,  die   sehr  gut  z 
Sloppani   als    Cyprina 
Sie  kommt  aus  dem  I 
steinall  mend. 

35.  Cyprina  (?)  Tschani  F. 

Nur  mit  Zweifel  fii 
prina  auf:  sie  hat  einig. 
f.  9,  tab.  XIX,  aber  aucl 
Alberti.  Ceberblick  d. 
dessen  Lucina  Schmidi 
Cyprtna  Marcignyana  H 

Sie  kommt  aus  den 
der  Spiezfluh. 

36.  Cypricardia  Mardgnya 
Martin,  Infralias  d.  I.  C£ 
Pleurophorus  elongatus 

tab.  XV,  f.  i5  (non 
Ich  schliesse  hier 
wegen  des  mehr  gegen 
als  auch  Stoppani's  PI. 
folgen  wird.  Hingegen 
stedt's  Jura,  tab.  I,  hieh 
Auf  Blumisteinallme: 

37.  Cypricardla  Renevieri. 
Martin,  Rhset.,  tab.  I,  f.  : 
Pleurophorus  elongatus  1 

(nee  Sloppani). 

Der  von  Martin  abg 
möglich  zu  Panopaaa  £ 
eindruckes.  Ich  glaube 
zubringen.  —  Er  hat  vi 


iyoconcha  gastrochtena  Aiberti,  Ueberblick  d.  Trias, 
ib.  III,  f.  3. 

In  der  Lumachelle  von  Blumisteinallmend  and 
n  Ringgraben. 

'leurophorus  elöngatus  Stopp.  —  Taf.  II,  F.  40. 
toppani  I.  c.,  tab.  35,  fig.  48  (non  Moore). 

Da  Moores  P  elöngatus  ein  Synonym  von  Cypri- 
irdia  Marcignyana  geworden  ist,  so  ist  kein  Grand 
orhanden,  der  Stoppanischen  Figur  einen  neuen 
amen  zu  geben.  Unsere  Art  unterscheidet  sich 
an  der  Moores  durch  den  mehr  gegen  das  Ende 
erückten  Buckel,  wie  bei  Mytilus  und  Myaconcba, 
nd  durch  die  grössere  Rundung  des  Rückens,  wäh- 
;nd  bei  Moores  Figur  eine  Kante  vom  Buckel  zum 
ande  läuft.  —  Vielleicht  muss  diese  Form  mit  My- 
lus  minutus  Goldf.  vereinigt  werden. 

In  der  Lumachelle  des  Ringgrabens  und  auf 
lumisleinallmend. 

leurophorus  Stoppanii.  —  Taf.  II,  f.  39. 
leurophorus  sp.  Stoppani  I.  c,  tab.  XXXV,  f.  19. 

Da  Stoppani  diese  Abbildung  ohne  Speziesname 
elassen  hat,  so  hielt  ich  es  für  das  Zweckmässigste, 
ir   den  Namen   des  Autors  zu   geben.    Sie   unter- 
:heidet  sieb  von  voriger  durch  die  kürzere ,  mehr 
vale  Form  und  besonders  aber  durch  die  doppelte 
infaltung    an   der   Seite.    Ganz   solche   Exemplare 
aben    wir   von   Blumisteinallmend    und  vom    Ring- 
raben, im  Lumachellenkalk  und  bei  Bärschwand. 
ardinla  Listeri  Agass.  —  Taf.  IV,  f.  1. 
fnio  Listen  Sowerby  Min.  Conen.,  t.  CLIV. 
inio  hybrida  Sow.         »  »  ■ 

halassites  depresaus  Ziel,  in  Quenstedt,  Jura,  t.  III, 

f.  6—13. 


Es  ist  mir  unmöglich, 
vereinigen.  Sie  werden  gewö 
gerechnet.  Bei  uns  kommet 
Rbätische  Stufe  bezeichnend« 
auf  Blumistetnallmend  als  ir 
Bärschwand  vor. 
Cardinla!  Gottingensls  Pflu 
Zeitschrift  d.  deutsch.  Geot.  G 

f.  7. 

Im  Luinachellenkalk  von 
•Hyophoria  postera.  —  Taf. 
Quenstedt,  Jura,  tab.  1.  f.  I- 
Myophoria  inflata  Em.  Stopp. 
Trigonia  postera  Qu.  Renevi 

vaudoises,  t.  I,  f.  4-5. 

Im  Lumachetlenkalk  vor 
nern,  am  Ringgraben,  auf  Bit 
Gürbe  und  auf  Oberbachalp, 
—  Eine  Hauptleitmuschel  die 
.  Hyophoria  Emmerich!  Wir, 
Winkler,  Contort.,  tab.  II,  F. 
Trigonia  sp.  Quenst.  Jura,  ta 
Im/Lumachellenkalk  von  Ob' 
.  Hyophoria  lfasica  Stopp.  — 
Stoppani  1.  c,  tab.  VII,  f.  7. 

Der  Scbtosswinke)  ist  viel 
Art,  und  die  Länge  daher 
was  bei  voriger  Art  eher  unr 

In  der  Lumachelle  von 

.   Lucina  Stoppaniaua  Dittm. 

Lucina  eircularis  Stopp.  I.  c, 

Astarte  Pillee  Cappelini  Spezi 

Auf  Blumisteinallmend. 


—    70    -^ 

idnaf  alpiw  «■  »p-  —  Taf.  II,  P.  2. 

Es  .sind  zerdrückte ,  kreisförmige ,  dünnschalige 
naiven  mit  unregel  massigen  Anwachsstreifen ,  die 
h  auf  der  Verwiltßrungsfliicrie  der  Lwnachellen- 
jccie  von  Blumisteinallmend  und  vom  Ringgraben 
urkenkern  platten)  zeigen;  sie  haben  1-^3  Centi- 
:ter  im  Durchmesser.  Vielleicht  gehören  sie  zu 
cina  Civatensis  Stopp.  1.  c.  lab.  XXVIU,  f.  18, 19. 
■ist  Barnensis  Stopp.  —  Taf.  II,  F.  7, 
ippani  ].  c,  lab.  V,  f.  49—24  ? 

Nur  mit  Zweifel  führe  ich  diese  Figur  für  einen 
■inen  gieiokern  aus  der  SpiezQuh  an.    Die  Grösse 
d  allgemeine  Form  stimmen  gut  überein.  Es  könnte 
ts  vielleicht  eine  Nucula  sein, 
rdium  PhUippianum  Dunk.  —  Taf.  IV,  F.  7. 
mker,  Palieontographica,  vol.  1,  tab,  XVII,  f.  6. 
rque»  Hettange,  t.  XVIII,  f.  16. 

Im  Lumachellenkalk   vom  Ringgraben   und   auf 
imisteinallmend  und  an  der  Spiezfhih. 
rdium  Hhiieticnm  Merian.  —  Taf.  IV,  F.  8. 
ienst.,  Jura,  tab.  I,  f.  38. 

Von  voriger  Art  durch  das  Fehlen  der  Seiten- 
i  te  verschieden.  Wir  haben  sie  nur  von  Barsch  wand. 
rdium  cloaciuum  Quetut.  —  Taf.  IV,  F.  9. 
ienst.,  Jur.,  tab.  I,  f.  37. 

An  der  Spiezflufi    mit  C.  PhUippianum.  —  Uu- 
utlicber  Steinkern. 

rdium  maltieostatum  Ooldf.  —  Taf.  II,  F.  13. 
Mfuss,  Petref.,  tab.  CXLIII,  f.  9. 
cucullatum  Stoppani  I.  c,  tab.  V,  f.  5  und  6,  neu 

Goldfuss. 

Auf  Blumisteinaltmeod.  —  Das  Gestein  scheint 
iterlias  zu  sein. 


—    71 

52.  Cardinm  reticalatum  Dit 
Dittmar,  Contortazone,  tab. 

Nur  mit  Zweifel  stellt 
ein  Cardium  aus  der  Mergi 
mit  ungefähr  *0  Ratlialri] 
und  Grösse  der  citirten  I 
An  wachsstreifen  ist  nichts 

DieFig.<1,Taf.II,  von 
der  Form  naoh  auch  dazu  ; 
Steinkern. 

53.  Taneredia  Shternnrlensls 
Martin,  Cöte-d'Or,  tab.  111, 

Von  Oberwirtnern. 

54.  Nucula  sp.  ?  -  Taf.  II,  F. 

Der  Nucula  Hammeri 
sehr  nabe  stehend. 

Zwei  Steinkerne  aus 
der  Spiezfluh. 

55.  Nuenla  saboralts  Goldf.t 
Stoppani  I.  c,  tab.  VII,  F. 

In  der  Lumachelle  vo 

56.  Nncnla  Hausnianni  Mm. 
Stoppani  I.  c,  tab.  VII,  f. 

In  der  Lumachelle  c 
Bärschwand. 

Es  kommen  auch  in 
vom  Ringgraben  Formen  < 
Stopp.  I.  c,  tab.  VII,  f.  S 
aber  wob!  noch  zu  Anodo 

57.  Area  Azzarole  Stopp.  — 
Stoppani  1.  c,  üb.  VII,  f. 

Nor  ein  Bruchstück,  al 
das    durch    die  Kreuzung 


h  T    '   ^ 


—    72    - 

wachslamellen  entstandene  Maschennetz  deutlich 
hervortritt. 

Vom  Neunenenfall,  in  Lumachellenkalk. 

Eine  Varietät  dieser  Art  scheint  die  auf  unserer 
Fig.  16  abgebildete  Area  zu  sein.  Die  Anwachs- 
lamellen sind  darauf  fast  verwischt,  und  zwischen 
den  Hauptradien  sieht  man  4  oder  2  schwächere, 
undeutlichere.    Sie  kommt  vom  Ringgraben. 

58.  Area  Bararica  Winkl.  t  -  Taf.  II,  F.  45. 
Winkler,  Oberkeuper,  tab.  VII,  f.  2. 

Die  drei  stärkern  Rippen  am  hintern  Flügel- 
fortsatz, von  denen  Winkler  spricht,  sind  bei  unserer 
Art  nicht  deutlich  wahrzunehmen ,  im  Uebrigen 
stimmen  sowohl  Form,  Grösse  und  Zeichnung  mit 
der  citirten  Art. 

Auf  demselben  Stück  ist  auch  ein  Fragment  von 
Myophoria  postera. 

Von  Oberwirtnern. 

59.  Area  rudis  Stopp.  —  Taf.  II,  F.  14. 
Stoppani  1.  c,  tab.  60,  f.  4. 

Hieher  scheint  auch  Cappelini's  Cucullaea  Mur- 
chisoni  (Infralias  von  Spezzia,  t.  IV,  f.  15,  46)  zu 
gehören. 

Von  Blumisteinallmend. 

60.  Pinna  miliaria  Stopp.  —  Taf.  IV,  F.  44. 
Stoppani  1.  c,  tab.  VIII,  f.  3—6. 

Wir  haben  drei  Exemplare  dieser  Art  von 
Blumisteinallmend,  die  gut  zu  Stoppanis  Beschrei- 
bung und  Abbildung  stimmen.  Auf  einem  Exemplar 
sind  die  auf  dessen  F.  4  und  5  gezeichneten  knotigen 
Längsrippen  etwas  sichtbar;  auf  dem  Gestein  der 
andern  ist  eine  undeutliche  Avicula  contorta  zu  sehen. 


—    7*    — 

Rand   undeutlich   und   sie  könnte  möglicher  Weise 

einer Gervillia  prascursor  angehören.  Unsere  Fig.  29,  b. 

hingegen   entspricht  gut  der  Abbildung  von  M.  Ia- 

mellosus  Terq.  —  Sie  hat  das  Gestein  der  Unterlias- 

petrefacten. 

Mytilus  Stoppanii  Dumort.  —  Taf.  II.  F.  30. 

Dumortier,  Infralias,  tab.  V,  f.  4— i, 

Mytilus  psilonoti  Stopp.,  tab.  X,  f.  1-5  —  non  Queost 

Am  Langeneck^rat. 
Äyoconcha  psilonoti  Quenst.f  —  Taf.  II,  Fig.  33. 
Quensledl,  Jura,  tab.  IV.  f.  15. 
Renevier,  Infralias  d.  Alpes  vaud.,  I.  I.  f.  6. 

Ein  zweifelhafter  Steinkern  mit  Spuren  undeut- 
licher Längsfurchen  und  Anwachslamellen  scheint 
bieher  zu  gehören. 

Auf  Blumisteinallmend.  —  Unterlias? 

Hyoconchal  Meyrati  n.  sp.  —  Taf.  Hl,  f.  12. 

Es  ist  mir  unmöglich,  hier  nicht  eines  Fossils 
zu  erwähnen,  welches  zwar  weder  Analogie  noch 
Charakter  mit  Quenstedt's  Myoconcba  psilonoti,  aber 
um  so  grössere  Aehnlichkeit  mit  Sowerby's  Afyo- 
concha  crassa  (siehe  Hineraiconchyl. ,  tab.  467, 
f.  2}  hat.  Wenn  diese  letztere  aus  dem  Lias  oder 
dem  Keuper  stammte,  so  würde  ich  nicht  anstehen, 
sie  als  identisch  mit  unserer  Fig.  12  zu  halten;  da 
sie  aber  aus  dem  Eisen-Oolithe  von  Dundry  kommt, 
so  bin  ich  gezwungen,  nach  der  herrschenden  An- 
sicht der  Paleontologen  ihr  vorläufig  wenigstens 
einen  neuen  Namen  zu  geben. 

Wir  besitzen  6  Exemplare  dieser  Art,  die  sich 
von  der  Sowerby'schen  eben  benannten  nur  durch 
die  etwas  breitere,  flachere  Schale  unterscheiden.  — 


—    75 

Die  kleinen)  unserer  Exen 
lichkeit  mit  lnoceramw  et- 
f.  4;  allein  da  die  citirte  Fig 
scheint,  auch  unser  Fossil 
rakter  eines  Inoceramus  ai 
stehen  zu  dicht  und  zu  u 
die  innere  Structur  der  Sei 
ziehe  ich  vor,  eine  neue 
zuführen,  die  ich  nach  ihn 
nenne. 

Da   das  Gestein  das 
köunte  sie  zum  Untern  Lias 
Stufe  gehören.  —  In  der  U 
über,  habe  ich  die  Gelegen 
wollen,   diese  interessante 

Sic  stammt  von  Blum% 

67.  Lima  Valonlensis  Defr.  - 
Dumortier,  Infralias,  tab.  V 
Lima  punctata  Stopp.  1.  c, 

Beim  Neunenenfall  mit 
und  P.  Thiollieri  Hart.  —  B< 
hratula  gregaria  Süss;  in 
und  an  der  Spieztluh. 

Nach  Dumortier  unter 
Sowerby  durch  das  doppel 
nichts  sagen,  dl  bei  unsern 
noch  zwei  sichtbar  sind.  Ic 
Benennung  angenommen,  c 
Exemplaren  sonst  gut  ents| 

68.  Lima  lineato-pnnctata  Stc 
Stoppani  I.  c,  tab.  XXXI, 

Auf  Blumisteinallmend 
am  Neunenenfall. 


-    76    — 

Diese  Art  unterscheidet  sich  auf  den  ersten  Blick 
durch  die  viel  feinere  Radialstreifung.  Während  bei 
L.  Valoniensis  am  untern  Rande  der  Muschel  auf 
1  Centimeter  10  bis  42  Streifen  gehen,  kann  man 
bei  L.  lineato-punctata  Stopp,  deren  30  bis  40  zählen, 
die  unter  der  Loupe  wie  ein  feines  Flechtwerk  sich 
ausnehmen.  Zudem  hat  der  Apicialwinkel  hier  90°, 
während  L.  punctata  Stoppanis  144°  hat  L.  lineato- 
punctata  scheint  auch  weniger  gross  zu  werden  als 
L.  Valoniensis.  Unter  einem  Dutzend  Exemplare,  die 
unser  Museum  besitzt,  hat  das  grösste  3V2  Centi- 
meter Länge  auf  3  Centim.  Breite.  Ein  Ammonites 
Sinemuriensis  d'Orb.,  der  an  einem  unserer  Stücke 
von  Blumisteinallmend  haftet,  scheint  anzudeuten, 
dass  diese  Art  zum  Untern  Lias  gehört,  wie  es  auch 
das  Gestein  schliessen  lässt. 

69.  Lima  prwcursor  Quenst.  t  —  Taf.  III,  F.  4. 
Quenstedt,  Jura,  tab.  I,  f.  22. 

L.  acuta  Stopp.,  t.  XIII,  f.  9.? 

Wir  haben  ein  Exemplar  aus  dem  schwarzen 
splittrigen  Kalke  der  Spiezfluh,  das  hieher  zu  gehören 
scheint,  die  Streifung  ist  feiner  als  bei  L.  Valoniensis» 
aber  gröber  als  bei  L.  lineato-punctata  Stopp.,  die 
Schale  ist  flacher  als  bei  beiden,  der  Umriss  ist 
aber  nicht  ganz  deutlich. 

70.  Lima  exaltata  Terq.  t    -  Taf.  III,  F.  4 . 
Terquem  Hettange,  tab.  XXII,  f.  2. 

Wenn  Herr  Renevier  diese  Art  nicht  im  Infra- 
lias  der  Waadtländer  Alpen  citirt  hätte,  so  wäre  ich 
stillschweigend  an  einem  Steinkerne  einer  Lima 
vorbeigegangen ,  deren  Umriss  zwar  mit  Terquem's 
Abbildung  übereinstimmt  ,  deren  viel  geringere 
Grösse  aber  Zweifel  lässt.  —  Vom  Neunenenfall. 


—    77    - 

74.  Casslanella  contorta.  —  Taf.  IV.  F 
Pflücker  in  der  Zeitschrift  der  deut 

sell&chafl,  XX.  p.  408  (1868). 
Avicula  contorta  Porti. 
Oppel  und  Süss  l.  c,  tab.  II,  f.  5. 
Kadern  Winkler.  Contort.,  t.  I,  f.  6. 
„       -Stoppani  I.  c,  t.  X.  f.  20,  2' 
„        Renevier  1.  c,  p.  68,  tab.  II 
Gervillia  slriocurva.  Quenst.  Jura,  t. 
Es  kommen  zwei  Formen  dieser 
Leilmuschel  bei    uns  vor,  erstens 
mit  alternirend  niedrigem,  schwache 
and  zweitens  mit  gleichförmiger  Stn 
letztere  spezifisch  verschieden  sei, 
gestellt  sein  lassen. 

Wir  besitzen   C.  contorta  aus 
und  von  Blumisteinailmend  in  der  Lun 
ferner  aus  demselben  Gesteine  von 
nem;   aus  dem  grobkörnigen  Sands 
nenenfalle;    von  Bärschwand   und  C 
Langeneckgrate ;  ferner  von  Oberba( 
her  Reutigen;  endlich  von  der  Spie 
der  dolomitischen  Breccie,  als  aus 
spüttrigen  Kalke. 
73.  Casslanella  speclosa  Mir.1  —  Taf, 
Escher,  Vorarlberg,  tab.  II,  f.  6—13 
Avicula  inaequiradiata  Schafhäutl., 
Hin.,  4853,  t.  III? 
Ich  ziehe  mit  einigem  Zweifel 
den  Mergeln  der  Gürbe  hieher.  da  di 
charakteristische  Ohr  bei  demselben  i 
73.  Avtaüa  Sinenroriensis  SOrb.  —  T 
Dumortier,  Lias  infer.,  t.  XLVIH,  f. 


—    78    - 

Wir  haben  diese  Art  auf  Blumisteinallmend  mit 
Amraonites  oxynotus  Q.  -**  also  im  Unterlias;  sie 
kommt  aber  auch  im  Sandstein  vom  Neunenenfall 
in  Gesellschaft  von  Cassianella  contorta,  Spiriferina 
Münsteri  Süss,  Cardita  multiradiata  Dittm.,  Pecteo 
Hehli  d'Orb.  und  anderer  zur  Rbätischen  Stufe  zäh- 
lender Petrefacten  vor. 

74.  Gervillla  inflata  Schafhäud.  —  taf.  IV,  F.  15. 
Stoppani  1.  c,  lab.  XII,  f.  1—5. 

Gervillia  pree Cursor  Quenst.  Jura,  tab.  I,  f.  8  und  9 

(non  f.  10). 

Wir  besitzen  diese  Leitmuschel  von  Blumistein- 
allmend und  vom  Ringgraben  (ein  Exemplar  dieses 
letztern  Ortes  ist  von  einer  Cassianella  contorta  be- 
gleitet). Wir  besitzen  von  ebendaher  ganz  junge 
Exemplare  derselben  Species,  die  ganz  mit  f.  8  u.  9 
von  Quenstedt's  Jura  übereinstimmen.  Sie  unter-, 
scheiden  sich  von  G.  praecursor,  f.  10  Qu.,  wie 
Stoppani  und  ich  dieselbe  verstehen,  durch  den  ge- 
bogenen Rücken,  während  bei  G.  praecursor  derselbe 
auf  der  Flügelseite  gerade  ist  und  sich  gleichlaufend 
davon  entfernt. 

75.  Gervillia  praecursor  Quenst.  —  Taf.  IV,  F.  16. 
Stoppani  I.  c,  tab.  XXXIV,  f.  13. 

Quenstedt,  Jura,  tab.  I,  f.  10  (exclus.  f.  8  und  9). 

Blumisteinallmend,  Ringgraben  und  Bärschwand. 
—  Siehe  vorige  Art  wegen  Quenstedt's  Citation  von 
tab.  I,  f.  8  und  9  im  Jura,  die  gewöhnlich  hieher 
gezogen  wird. 

76.  Feeten  Valoniensis  Defrance.  —  Taf.  III,  F.  5  und 

Taf.  I,  F.  23. 
Dumortier,  Infralias,  tab.  IX,  f.  1— -6. 


-    79    — 

P.  Lugdunensis  Hieb,  in  Bscher,  Vc 

f.  «2-24. 

Wir  besitzen  diese  Art  aus  den 
körnigen  Sandstein  beim  Neunenenfi 
machelle  von  Ober-  und  Unterwirtnt 
Blumisteinallmend,  Bärschwand  und  e 
an  der  Spiezfluh,  und  ein  junges 
Seelibuhl  an  der  Gurni gelkette. 

77.  Pecten  Falgert  Merian.  —  Taf.  III, 
Escher  von  der  Linth  (Vorarlberg)  i 

schritt,  d.  Schweiz.  Naturf.,  XIII 
Pecten  Thiollieri  Martin,  Dumortier, 

f.  i— 7  optima. 

Ich  halte  beide  für  identisch.  Di* 
Abbildung  zeigt  aber  besser  die  stai 
Schale,  welche  unsere  Exemplare  von 
Ringgraben  und  Blumisteinallmend  s 

78.  Pecten  Winkler  I  Stopp.  —  Tat  III 
Stoppani  I.  c,  lab.  XV,  f.  4. 
Pecten  Simplex  Winkler,  Oberkeupe 

„       I.uani  Renev.,  Infralias  vaud. 

„       Dispanlis  Quenst-,  Jura,  tab. 

Im  Binggraben  und  auf  Blumisb 

Diese  Art  unterscheidet  sich  vo 

plaren  des  Pecten  Valoniensis  Defr. 

zahlreicheren,  feinern  und  regelmässi. 

entfernten  Badialstreifen ;  von  der  fo 

gegen  durch  den  Mangel  vonconceni 

welche  dieselbe  cbarakterisiren. 

79.  Pecten  Secnrls  Dumortier.  —  Taf. 
Dumortier,  Infralias,  tab.  VIII,  f.  9~ 

Aus  der  Lumachelle  von  Blumis 


—    80    - 

Die  ungleich  entfernten  und  ungleich  langen  Radial- 
streifen werden  von  concentrischen  Querstreifen  ge- 
kreuzt, so  dass  die  ganze  Oberfläche  einem  Netze 
mit  ungleichen  viereckigen  Maschen  gleicht,  deren 
Grund  selbst  noch  unter  der  Loupe  eine  sehr  feine 
Langsstreifung  zeigt. 

Pecten  texturatus  Gotdf.t  —  Taf.  III,  F.  9,  a  und  d. 
Goldfuss,  Petref.  Germ.,  tab.  XC,  f.  <  t 

Diese  Art  ist  vielleicht  nur  eine  Varietät  der 
vorigen.  Die  Grösse  und  die  Art  der  Radialslreifung 
ist  dieselbe  wie  bei  jener;  die  Querstreifen  aber 
sind  nur  am  obern  Theile  sichtbar  und  stehen  so 
eng  an  einander,  dass  sie  mit  den  Längsstreifen 
keine  Felder,  sondern  wie  ein  feines  Gewebe  bilden. 

Wir  besitzen  sie  aus  der  Lumacheile  des  Ring- 
grabens. 

Pecten  Hehll  <f  Orb.  —  Taf.  III,  F.  7,  a.  b. 
Dumortier,  Infralias,  tab.  XXIV,  f.  46. 

Ein  der  Dumortier'schen  Abbildung  entsprechen- 
der glatter  Pecten  findet  sich  in  der  Lumachelle  von 
Blumisteinallmend  in  Gesellschaft  von  Pecten  Falgeri 
Merian. 
Pecten  Heidi  tTOrb.  —  Dumort.,  Lias  infer.,  lab.  XII, 

f.  5  und  6. 

Im  grobkörnigen  weissen  Sandstein  von  Unler- 
neunenen. 

Die    Oeflnung    des    Apicial  winkeis    scheint   zu 
variiren.   Daher  wohl  beide  von  Dumortier  gezeich- 
nete Formen  nur  einer  Art  angehören. 
Pecten  Schafhäutli  Winkl.f  —  Taf.  III,  F.  10. 
Winkler,  Contortaschicht,  t.  I,  f.  4. 

Ein  Bruchstuck  eines  Abdruckes,  der  sich  auf 
dem    grobkörnigen    Sandstein    von    Unterneunenen 


neben  Cassianella  contorta  befindet, 
mangelhafte  Abbildung  Winklers. 

83.  Fecten  JBavaricus  Winkler  ?  —  Tat 
Winkler,  Oberkeuper,  lab.  V,  f.  42,  1 

Aach  nur  ein  kleines  Schal  ene 
deutlicher  concentrischer  Streifung,  g 
Figur  Winklers  entsprechend. 

Aus  der  Lumachelle  von  Oberwi 

84.  PHcatnla  intusstriata  Emm.  —  Taf. 
Stoppani  I.  c,  pl.  15,  f.  9—16. 
Ostrea  intusstriata  Emmerich.,  Bayr. 
Ostrea  placunoides  Schafh.,  N.  Jährt 

ßg- 7. 
Spondylus  liasinus  Terquem,  pl.  XXI 
Rem  vier,  Infralias  d.  Alp.  vaud.,  p.  ' 

Diese  Art   ist   für   unsere  Zone 
muschel;  auch  haben  wir  sie  von  a 
des  Langeneckgrates ,  ausgenommen 
brache  bei  Unterwirtnern;  ferner  kon 
Oberbachalp  und  an  der  Spiezfluh. 

85.  PHcatula  Loaceosis  Stopp.  1  —  Taf. 
Stoppani  I.  c,  iah.  XV,  f.  17. 

Nur  mit  einigem  Zweifel  halte 
Fig.  18  abgebildete  Art  für  die  von  S 
Die  Grösse  stimmt  gut  überein,  auch 
Anwachsstreifen  gebildeten  Wulste;  ur 
scheidet  sich  aber  von  der  Stoppani'i 
jeder  einzelne  Wulst  durch  besom 
streifen  wieder  in  3  bis  4  sichtbare 
theilt  ist. 

Von  Blnmisteinallmend. 

86.  Plicatnla  Hettanglensis  Terq.  —  Ta 
Renevier,  Infralias  d.  Alpes  vaudoise. 

Bern.  Mitüicil.  1869. 


—    82    — 

Unsere  Art,  die  vollkommen  mit  Reneviers  Ab- 
bildung übereinstimmt  —  nicht  so  gut  mit  der  von 
Terquem  gegebenen  —  stammt  aus  der  Lumachelle 
von  Blumisteinallmend.  Sie  kommt  auch  im  schwar- 
zen, splillrtgen  Kalke  der  Spiezfluh  vor. 
87.   PUcatulal  Beryx  Oieb.  —  Taf.  IV,  F.  20. 

Anomia    bcryx    Gieb.    (v.   Seebach    in    der   deutsch. 

geol.  Zeitschrift,  1861,  p.  551,  (ab.  XIV,  f.  5. 
Ostrea  graciiis  Winkier,  Contort.,  t.  I,  f.  3? 

Diese  Art  zeichnet  sich  durch  die  halbkugel- 
förmig gewölbte  Schale  und  den  stumpfen,  kaum 
über  den  Rand  vorstehenden  Buckel  aus;  die  An- 
wachsstreifen sind  entfernt,  bilden  aber  keine  Ab- 
sätze ;  die  ganze  Oberflache  ist  mit  mehr  oder 
minder  tiefen  und  mehr  oder  minder  parallelen 
Furchen  durchzogen,  die  mit  der  Mittellinie  (vom 
Buckel  zum  Mantelrande)  einen  bald  spitzigem,  bald 
stumpfern  Winkel  bilden,  wie  die  Abbildung  zeigt  — 
Dass  diese  Furchen  nicht  durch  den  Abdruck  eines 
fremden  Körpers  entstanden  sind ,  das  beweist  der 
Umstand,  dass  sie  erst  nach  der  ersten  Jugendzeit 
der  Muschel  sich  bilden,  indem  das  Feld  um  den 
Buckel  davon  frei  ist. 

Ueber  alle  diese  Furchen  zieht  sich  überdiess 
eine  feine  Radialstreifung,  die  nur  mit  dem  Suchglas 
sichtbar  ist.  wie  bei  Placunopsis. 

Der  einzige  Grund,  warum  ich  diese  Art  in  das 

Geschlecht  Plicatula  versetze,  ist  die  blättrige  Schalen- 

.    structur  und   eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  P.  Het- 

tangiensis.    Auf  der  andern  Seite  scheint  sie  auch 

der  Anomia  Revonii  Stopp,  sehr  nahe  zu  stehen. 

In  der  Lumachelle  von  Blumisteinallmend,  vom 
Ringgraben  und  von  Unter wirtnern. 


■HPW^  ^ijrl^ETl*V,-*J'\'*fw;  ^^wraftKWT1»»*!* -^^Ä1 1 


—    83     - 

88.  Plicatula  Archiaci  Stopp.  —  Taf.  IV,  F.  21 ,   und 

Taf.  I,  F.  20. 
Stoppani  I.  c,  tab.  XXXIII,  f.  \ — 6. 
Anomia  fissistriata  Winkler,  Oberkeup.,  tab.  V,  f.  10. 
Ostrea  hinnites  Stoppan1  I.  c,  tab.  XVII,  f.  9,  10? 

Diese  Art,  die  ganz  die  Form  und  das  Gefüge 
einer  Ausler  hat,  lässt  sich  nur  durch  die  feine 
Radialstreifung  erkennen,  die  immer  theilweise  sicht- 
bar ist  In  Fig.  20,  Taf.  I,  sieht  man  die  innere 
Structur  dieser  Schale,  die  zum  Verwechseln  ähnlich 
ist  mit  Otrea  anomala  Terq.  Hettang.,  tab.  XXV.  f.  3. 

Wir  haben  sie  sehr  schön  von  Blumisteinallmend, 
Ringgraben,  Bärschwand  und  vom  Seelibühl  am 
Gurnigel  —  immer  in  der  Lumachelle. 

89.  Plicatula  spinosa  Soto.  var.  —  Taf.  IV,  f.  22. 
Sowerby  Mineral.  Conch.,  tab.  245. 

Unsere  Fig.  22  zeigt  eine  kleine  flache  Schale 
mit  concentrischen ,  erhabenen  Anwachsstreifen,  die 
obersten  Felder  haben  einige  grobe  Radialstreifen, 
die  bei  der  Kreuzung  der  Anwachslamelle  einen 
kleinen  Höcker  bilden.  Weiter  nach  der  Peripherie 
zu  verschwindet  die  Längsstreifung. 

Aus  der  Lumachelle  des  Ringgrabens. 

Wir  besitzen  eine  andere  Plicatula,  die  die 
grösste  Aehnlichkeil  mit  Plicatula  pectinoides  Sow. 
(Placuna  Lam.  Encyclop.,  tab.  CLXXV,  f.  1—4)  bat. 

Dem  Gestein  nach  stammt  sie  aus  dem  Unterlias 
und  kommt  von  Blumisteinallmend. 

90.  Ostrea  Haidingeriana  Emm.  —  Taf.  I,  F.  22,  a. 
Emmerich,  Geogn.  Beob.,  p.  377. 

O.  Marcignyana,   Martin,   Infralias  de  la  Cöte-d'Or, 

tab.  VI,  f.  24. 
O.  nodosa  Stopp.  I.  c,  tab.  37,  f.  12. 


_    84    - 

In  der  Lumachelle  von  Blumisteinallmend,  Ober- 
•tnern.  Bärschwand. 

Eine  Varietät  davon :  Taf.  I,  F.  22,  b. 
trea  palmetta  Stopp.  I.  c,  t.  XVI,  f.  3—5. 

Auf  Unterwirlncrn  (Lumachelle). 
trea  irregulär!«  Goldfuss.  —  Taf.  I,  f.  21. 
enstedt,  Jura,  tab.  III,  f.  15,  46. 
monier,  Infralias,  tab.  I.  f.  8  (O.  sublamellosa). 

Am  Neunen en fall  im  grobkörnigen  Sandstein, 
der  Giirbe,  Spuren  davon  in  den  Lumachellen 
i  Rioggraben  und  Unterwirlncrn. 

Ostrea  anomal  Terq.  Hettang.,  tab.  XXV.  f.  4 
i  4,  a  wird  von  Marlin  zu  O.  irregularis  gezogen, 
te  solche  Form  besitzen  wir  von  Blumisteinallmend. 
;  scheint  mir  aber  eher  eine  verstümmelte  Gry* 
sea  obliquata  Sow.  zu  sein. 
yphffia  obliquata  Sow.  —  Taf.  I,  f.  19. 
werby,  Uineralconch.,  tab.  CXil,  f.  3. 

Sie  unterscheidet  sich  von  G.  arcuataLam.  durch 
!  breitere,  kürzere  Schale  und  den  nicht  freien 
:1  weniger  entwickelten  Schnabel. 

Von  Blumisteinallmend,  möglicherweise  schon 
ii  Untern  Lias  gehörig. 

Wir  besitzen  die  Gryphtea  arcuata  Lam.  (ineurva 
w.)  auch  von  Blumisteinallmend,  ob  aus  der  nä'm- 
ten  Schicht  mit  G.  obliquata  Sow.,  will  ich  dahin- 
stellt sein  lassen. 

icimopsis  Schafhäntli  Winkl.  —  Taf.  IV,  f.  3. 
nkler-Schichten  von  Avicula  contorta,  lab.  I.  f.  3 

(Anomia). 
nevier,  Infralias  d.  Alpes  vaudoises,  p.  81. 
omia  Schafhäutli  Stoppani  1.  c,  t.  XXXII,  f.  6—9. 
omia  alpina  Winkl.  Conlort.,  tab.  I,  f.  1. 


ber  auch  als  Bild  in  natürl.  Grösse  von 

gelten, 
i  Talegii  Stopp.  —  Tat  IV,  F.  25. 
C,  tab.,  46  (Anomia) 
lerti  Stopp.,  I.  c,  tab.  XXXVI,  f.  15,  16. 
-  Lumaclielle  des  Ringgrabens. 

BBACHIOPODEN. 

ibildung  der  angeführten  Brachiopoden 
in  Oosters  „Petrifactions  remarquables 
suisses".  —  (Synopsis  des  Brachiopodes 
3.) 

IIa  fiircfllata  d'Orb. 
chiopodes,  pl.  XIV.  f.  7-14. 
Lumachelle  von  Blurnisteinallmend. 
la  variabilis   d'Orb.,  die   auch    daselbst 
hat  ein  anderes  Gestein  und  scheint  einer 
•n  Stufe  anzugehören,  worin  bereits  Be- 
r  kommen. 

uncinata  Schaß.  (Spirifer.) 
;rs.  d.  Siidbair.  Alpen,  tab.  XXIV,  f.  33. 
cliiopoden.  pl.  XIII.  f.  1-8. 
sitzen  diese  Leitmuschel  der  Rbä  tischen 
Unterneunenen.  von  der  Nordseite  des 
eis  bei  der  Kirche  von  Blumistein  und 
ich  am  Walalpgrale,  immer  im  Mergel; 
i  in  zweifelhaften  Exemplaren  von  der 
Oberwirtnern,  von  Bärschwand  und  vom 

Münster I  Davidson. 
chiopodes,  pl.  XIII,  f.  9-11. 
Ktoplicata  d'Orbigny. 


ata  Stoppani,  I.  c,  pl.  XIX,  f.  10-17. 

nd  Unterwirtnern  in  der  Lumachelle. 

rnensis.  —  Ooster,  Echinoderraes, 

-14. 

-tnern  in  der  Lumachelle. 

ta  n.  sp.  —  Taf.  I,  f.  25. 

rwitlerungsflache    der    Lumachella 

i. 

juerut,  Jura,  tab.  V,  f.  8—11. 

xmes,  pl.  IU,  f.  15—17. 

be. 

I  Quenst.,  Jura,  tab.  V,  f.  12. 

lique-Iineata  Stoppani  I.  c,  t.  XX, 

and  in  der  Lumachelle. 
artcns  Winkler. 
!rmes,  pl.  II,  f.  1—3. 

gibt  ihn  von  Unlerwirtnern  als 
in. 

erculatus  Agassis. 

rmes,  pl.  II,  f.  4—7. 

gibt  sie  als   zweifelhafte  Art  von 

u  obern  Gürbefall  und  von  Ober- 

irinus  basaltiformis  Agassiz  und 
toramen  an  mehreren  Fundorten 
ates  vor,  und  sind  sehr  schwer 
vorigen  zu  unterscheiden,  wenig- 
mplaren,  wie  sie  gewöhnlich  vor- 


lilippianum  Dunk 48.  IV,    7, 

lreticum  Her 49.  IV,    8. 

oacinum  Quenat SO.  IV,    9. 

UticosUtum  Goldf. 51.  II,  12. 

iculatom  Dittm 52.  II,  10  u.  11? 

siebe  Avicula. 

p.  Ag 3.  I,    3. 

icillata  Stopp 101. 

ikliornensia  Ooat 105. 

»trata  n.  ap 106.  I,  25. 

,13  Quenat 101. 

aiioti  Quenal 108. 

Dumortieri  Fiscb.-Oost.       .    .    .  113. 

.im  Wiokl 3».  H,  26. 

arolffi  Stopp 30.  b.    II,  28. 

Harcignyuna  Hart 36.  II,  38. 

Reoevieri  Hart.  (Panopsea)    .    .  37.  II,  18. 

ppaoii  Fiach. -Clont 34.  II,  37. 

ihani  Fisch.-Ooat 35.  II,     1. 

iaumzahn i  .  I,     4.  a. 

Schneidezahn i  I,    4.  b. 

£opf  knochenstück 5.  I,    5. 

ichappe 6.  I,    6. 

,p 18.  I,  18. 

»OB  HÜQBt.  ? 112.  IV,  26. 

lata  Schafh 74.  IV,  15. 

ecnrsor  QiieiiBt 75.  IV,  16. 

liquata  Sow 92.  I,  19. 

florida  M«r 103. 

le  Flicatula. 

data  Gitrab 23.  II,  19. 

•i,  Opp.  n.  Süb8 24.  II,  20. 

enaie  Defr 67.  III,    2. 

-punctata  Stopp 68.  III,    3. 

sor  Quenst. 69.  III,    4. 

aTerq.?       70.  III,    1. 

paoiana  Dittm 45.  IV,    6. 

a  Fiach.-Ooat 46.  II,    2. 

tp.? 7.  I,    7. 

»siloDoti  Quenat. 65.  II,  33. 

ieyrati  Fiecb.-Ooit 66.  III,  12. 

oatera  Qnenat 42.  IV,    3. 


ipinosa  Sow.  tu. 89.  IV,  22. 

lauiu  uet»  ßenev 13.          I,  13. 

yllio  longobardica  Stopp.      .    .    .  111. 

eil*  fnrcillata  d'Orb 97. 

tomkufl  Plien 2.  1,     2. 

■8  acaminatus  Ag 1.  i,    1. 

Ewaldi  Born 25.  II,  21. 

alpinus  Winkl 16.  11,  22. 

isocelu  Stopp 37.  II,  26. 

iccida  Goldf. 8.         1,8.«. 

rcioülle  Goldf.  V 8,  b.    I,  6.  c 

lifci  Quenst 9.  1,    9. 

.  uncinata  Schafh 96. 

Münnteri  Dav 99. 

prsecursor  Schlönb 28.  II,  24. 

Sinemuriensis  Hart -53.  II,    8. 

varica  Winkl 22.  II,  23. 


I,  17. 
I,  11. 

I,  12. 


piriformis  Süss 101. 

subovoides  Honst 102. 

siehe  Myophoria 


Hauptsächlichste 
itur  über  die  Bhätischen  Schichten. 


.    Fossile  Infraliasiri  dei  dintorni  del  golfo  della  Speila. 
na,  1866-67,  4»,  mit  10  Tafeln. 

Notiz  im  H.  Jahrb.  d.  Hin.  u.  Geolog.,  1660,  p.  308,  c.  flg. 
„    Ire  Molice  enr  le  Rhalien  im  Bulletin  de  la  Soc.  Geot- 
inee,  2de  8er.,  XXIII,  p.  309. 
s  notice,  I.  c,  p.  467. 
ie  notice,  1.  c,  XXIV,  p.  601  (18671. 


—    94    — 

Oppel  (Dr.  Alb.)*    Weitere  Nachweise  der  Kössner  Schichten  in 

Schwaben  und  Luxemburg.    Octoberheft  1857  der  K.  K.  Acad. 

Sitzungsber.,  XXVI,  p.  7. 
Pellet.    Sar  le  Rheetien.    Ballet.  Geol.  de  France.  2de  ser.  XXIII, 

pag.  66. 
L.  Pflücker  (von  Rico  aus  Peru) ,  z.  Z.  in  Göttingen.    Das  Roth 

in  der  Umgegend  von  Göttingen,  mit  1  Taf.    Aus  d.  Zeitschr. 

d.  Deutsch.  Geol.  Ges.,  XX,  2tes  Heft,  p.  397  (1868),  tab.  VIL 
£•  Renevier.    Infralias  et  Zone  a  Avicala  contorta  (Et.  Rhsetien) 

des  Alpes  vaudoises.  Im  Ballet,  de  la  Soc  vaudoise  des  Sciences 

nat.,  VIII,  p.  39-97,  mit  3  Tafeln.    1864. 
Rolle  (Dr.  Fried.).    Ueber  einige  an  der  Grenze  von  Keuper  und 

Lias  in  Schwaben    auftretende  Versteinerungen.     K.  K.  Acad. 

Sitzungsber.,  Oct.  1857,  XXVI,  p.  13.    Mit  1  Tafel. 
Schafhfiatl.    Beschreib,  and  Abbildungen  verschiedener  Petrefacten 

aus  d.  Bairischen  Alpen.  (Beiträge  zur  nahern  Kenntniss  ders.) 
N.  Jahrb.  d.  Min.  u.  Geol.,  1851,  p.  458,  Taf.  VII. 
N.      „  „  „        1852,  p.  283,  Taf.  IÜ. 

N.      „  „         1854,  p.  555,  Taf.  VIII. 

Schlftnbach.    Das  Bonebed  u.  s.  w.  im  Hannoverschen. 

N.  Jahrb.  d.  Min.  u.  Geol. ,  1860,  p.  513  u.  525,  fig. 
Stoppani  (abbe*  Ant.).    Coüches  a  Avicula  contorta  en  Lombardie 

(Paläontologie  Lombard.,  3me  eer.),  4»,  mit  60  Tafeln.  1860—65. 
Stur  (D.).     Die   Kössner   Schichten   im   Nordwestlichen   Ungarn. 

1859,  K.  K.  Acad.  Sitzungsber.,  XXXVIII,  p.  1006. 
Tawney  und  Duncan.    Rhetic  beds  an  Sutton  stones.  Geol.  Quar- 

terly  Journ.,  XXII,  1866,  p.  69,  mit  2  Tafeln. 
tfinkler.    Die  Schichten  der  Avicala  contorta.  München,  1859,  mit 

2  Tafeln. 
Idem.    Der  Oberkeuper  in  den  Bairischen  Alpen,  in  der  Zeitschrift 

der  deutsch.  Geol.  Geaellsch.,  XIII,  p.  459?  1861.  Mit  4  Tafeln. 
Wright.     Lower  Lias   and  bonebed.    Quart.   Journ.   geol. ,   XVI, 

p.  374.  Ohne  Tafeln. 

Ferner  in  consiritiren : 

Quenstedt.    Der  Jura,  p.  25—37,  und  Taf.  I— V. 

Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  and  Paleontologie,  von 

Leonhard. 
Sitzungsberichte  der  K.  K.  Akademie  in  Wien. 
Jahrbuch  der  Geol.  Reicheanstalt  in  Wien. 
Zeitschrift  der  deutschen  Geologischen  Gesellschaft  in  Berlin. 
Bullelins  de  la  Soc.  G6ologique  de  France,  seconde  serie. 


Fl». 

b1  o.  b*  Vergrüeser  der  kleinen 
Höcker. 
6,  au.  b.  Zwei  Schuppen  toi 
pedins  Ag. 

a.  von  Blumiateinallmend 
aus  dem  Mergel. 

b.  aus  der  Garbe. 

T.  MecoebirusJ  (Cruster). 

Aus  den  Mergeln  der  Gilrtie. 

8,  a.  b    Serpnla  flaccida  Goldf 
c.   Serpula  circinalis  Goldf'  ? 

Beide    von    BlumiateinalL 
mend.  —  Liaa  ? 

9,  a.  b.  Serpula  Ollfex  Quenst. 

Vom  Nennen onfall. 

10.  a.  AmmonltesCoronnlan.Bp. 
b.  id.  vergrösaert. 

Beim  Gliitschbad. 

11.  Tnrritella  sp.  —  Vom  Ring- 

graben. 

12.  a.  b.   id.  ap. 

13.  Pseadomelania  rata  {Mela- 

*ta)  Terq. 

Von  Oberwirtnem.  —  Liaa  ? 

14.  Satlca  rh»tlca  GUmb. 
a.  b.  in  nat.  Grösse.  —  Von 

der  Spiezflnh. 
c.  vergrösaert  von  unten. 

15.  a.  b.  Natica  Oppell  Moore 

Spiexfluh. 
a'  b1  dieselbe  vergrösaert. 

16.  Heritopste  Oldie  Stopp. 

a.  vou  der  Seite, 

b.  von  oben  gesehen. 

Ana  demDolomit  von  Unter- 
wirtnern. 

17.  Trochus  ap.  ?  —  Vom  Neu- 

nenenfall.  —  Lias? 

18.  1)1  tremaritt  sp.?  —  Von  Ober- 

wirtnem. 

19.  a.  b.  Gryphte»  obliqnata  Sow. 

Von  Bl  umistein  allm.  —  Liaa  ? 


20.  Pllcatnla  Ircblael  Stopp. 

Innere  Schale.  —  Ans  der 
Lumachelle  von  Oberwirtn. 

21.  a.b.  Ostrealmgalarte  Gold- 

ibss.  —  Aus  dem  weissen, 
grobkörnigen  Sandstein  vom 
Neunen  en  fall 

22.  O-rtrea  Haidlngerlana  Emm. 

a.  aus  der  Lumnchelle  von 
Oberwirtnem. 

b.  aus  derselben  von  Unter- 

23.  Pecten  Valoniensia  Defr. 

Ans  dem  grobkörnig.  Sand- 
stein von  Unterneunenen. 

24.  o.   Berit opsiB  sp.  —  Von  der 

Spieiflub. 
b.  dieselbe  vergrösaert 

25.  Ciitaris  feuetrtrata  n.  sp. 

a.  nat.  Grösse, 

b.  vergrösaert. 

Aus  der  Lnmachelle  voi 
Oberwirtnern. 

Tafel  II. 
1,  a  n.  1,  b.  Cyprlna  Tschad 
Fisch  .-Oost. 

1,  c.  Seitenansicht  von  1,  b. 

Aus  der  Spiezßah. 

2,  Lsclna!  alplna  Fiach.-Oost. 

Von  Blnmiateinallmend. 

3,  a.  b.  c.  Sncnla  sp. 

3,  d.  Durchschnitt  derselben. 

Von  der  S  ieifiuh. 

4,  a.  b.  Nncnla  ap.  —  Spiesflub. 

4.  c.  Durchschnitt  derselben. 

5.  Pholadomja  prima  Quenst. 

Von  Blumiateinallmend. 

6.  Pholttdomjala(renalis  Schaih. 

Von  Blnmiateinallmend. 

7.  Opls'f  Barnensis  Stopp. 

Von  der  Spiezfluh. 


8.  Tancrcdla  Sineranriensis  Mar- 

tin. —  Tod   Oberwirtnern. 

9.  Anntina  rliettea  Gümb. 

Vom  Kinggraben  bei  Bli 
steinall  mend. 

0.  Cardtnm  rette  iilatnm  Dittm. 

Aus  den  Mergeln  de*  Ring- 
grabens. ' 

1.  a   und  b.    Steinkern,    wahr- 

scheinlich von  Cardlnm 

tlculatum  Dittm. 

Von  Blumitteinallmend, 

2.  a.  b.  c.  u.  d.  Cardlnm  multi- 

eostatum  Goldf. 

Vou  Blnmisteinallmend. 

3.  Sucnla  snbovalis  Goldf.  T 

Tom  Rirtggrnbeu. 

4.  Are*  rudls  Stopp. 

Tod  Blnmisteinallmend. 

5.  Area  Bavarica  Winkl.  ? 

a.  natürliche  Grosso, 

b.  a.  c.  Vergrüaserung  von  a. 
Von  Oberwirtnern. 

6.  Area  Azxarola  Stopp,  rar. 

a.  natürl .  Grosse)  Vom  King 

b.  vergrössert.    i     graben. 

7.  a.  Bruchstück  von  ArcaAzza- 

rol»  Stopp. 
b.  Vergrößerung  der  mit 
Radial  st  reifen  sich  krent 
den   Anwachalamellen. 

8.  Cjpricardia  Benerleri  (Pa- 

nopea)  Hart. 
Vom  Ringgraben. 

9.  Leda  percandata  Gümb. 

a.  natürl.  Grösse,  j  Vom  Rmg- 
b  vergrößert.        j     graben. 

0,  a.  b.  Leda  DeBneii  Opp.  n. 

Süss.  —  Ans  dem  Dolomit 
von  Onterwirtuern. 

1.  Schlioüoa  Ewald!  Dittm. 

Bern.  Mittheil.  1869. 


a.  in  nat.  Grosse.  Von  B: 
steine!  Im  end ; 

b.  Vergröaseruiig  von  a 

c.  nat.  Grösse.  V.Ringgra 

d.  id.         T.  d.  Spiei 
22.  SehLEodus  alpinne  Win 

Vom  Ringgraben. 
33.  Teilina  Bararlca  Wink 

a.  von  Blumisteinallir 

b.  von  Barschwand. 
24.TnnlodonprncnraorSch] 

a.  undb.  Zwei  Eiemplari 

Über  wir  tneru  in  nat.  Gr 

mit  d  er  V  ergrösser .  dar  u 

c.  3  Exemplare  in  nat.  Gr 

Vom  Ringgraben  und 

misteinallm  end . 

25.  Scbizodns  isoeeles  Diu 

Von  der  Spieiflnh. 

36.  Cortiula  llplna  Winkl. 

Ton  Blnmisteinallmeni 

27,  an.b.  Anodonta  postera 

ner.  —  Vom  Ringgrabt 

Bl  umisteinallmend. 

36,  b.  Corbnla  Axzarota  Sto 

a.  vom  Ringgrsben ;  —  i 
gehört  vielleicht  zu  P 
nopsis  Revonii. 

b.  von  Blamisteinallmen 
29.  MjüIub  psllonotl  Quem 

a.  von  Blnmiateinallmen< 
Lumachelle. 

b.  ebendaher.  —  Lfaska 
30, a. b.c.  Mytlln* Stoppanli 

mort.  —  V.  Langeneck 

31.  Mjlilns  minntug  Goldf. 

a.  Langeneckgrat,  l  in  de: 

,     b.  v.  Ringgraben. I  mach 

33.  Mytilns  Errensls  Stopp 

Aas  den  Mergeln  von  ( 

wirtnern. 

Hr.  696 


—    98    — 


33.  Myooenehn  paftanoti  Quenst. 

Von  Blumisteinallmend.  — 
Lias? 
84.  lytartelongirostrisWinkL? 

Von  Blumisteinallmend. 

35.  Gardita  multiradiata  Dittm. 

a.  b.  c.  Ton  Blumiateinallm. 
d.  Tom  Neunenenfall. 

36.  Cardita  austriaca  Hauer. 

a.  von  Blun.isteinallmend \ 

b.  Ton  ebendaher. 

37.  Cyprina  Stoppanil  Fisch.-O. 

Von  Blumisteinallmend. 
36,  a.  b.    Cypricardia   Marci- 
gnyana  Hart.  —Von  Blumi- 
steinallmend. 
30.  Plenrophoms  Stoppanii  Fi 
scher-Oost.  —  Von  Blumi- 
steinallmend. 
40.  Plenrophor.elongatns  Stopp, 
non  Moore.  —  Vom  Ring- 
graben. 

Taiai  III.  ♦ 

1.  Lima  exaltata  Terqaem  ? 

Vom  Neunenenfall.     ' 

2.  Lima  Valoniensls  Defrance 

Vom  Neunenenfall. 

3.  Limalineato-punctataStopp. 

Von  Blumisteinallm. —Lias? 

4.  Lima  precnrsor  Quenst. 

Von  d.  Spiezfl  uh  im  schwär- 
*     sen  Schiefer. 

5.  Peeten  Valoniensls  Defr. 

Vom  Neuneneniall. 

6.  Peeten  Falgeri  Merian. 

Von  Blumisteinallmend. 

7.  a.  b.  Peeten  Hehlii  d'Orb. 

Vom  Neunenenfall. 

8.  Peeten  Winkleri  Stopp. 

Vom  Ringgraben. 


»it. 
9.  Peeten  Secnrte  Dunaort 

a.  nat.  Grösse.  —  Von  Blnmi- 
steinallmend. 

b.  Tergrössert; 

c.  noch  stärkere  Vergrösser, 
der  durch  die  Kreuaung  der 
Längs-  und  Querlamellen 
gebildeten  Felder. 

d.  Peeten  textnratna  Goldf.? 
Vergrösserung  des  oben 
Theiles  der  eng  an  einander 
liegenden  Querstreifen.  Die 
nat  Grösse  ist  wie  in  a. 
Vom  Ringgraben. 

10.  Peeten  8ckaihautli  Winkt? 

Heuneoenfall.  —  Fragment 
in  Gesellschaft  von  CasfiawHs 
contorta. 

11.  Peeten  Bayaricus  Winkl. 

Fragment  in  derLumacbelle 
von  Oberwirtnern. 

12.  Hyoeoneha  Meyrati  Fisch.« 

Ooster.  —  Von  Blumisteuv» 
allmend.  —  Unterlias? 

Tafel  IT. 

1.  Cardhüa  Listerl  Sow. 

Von  Blumisteinallmend. 

2.  a.  b.  Cardinia!  Gotüngensb 

Pflück.  —  Von  Barschwafid. 

3.  Myophoria  postera  Quenst 

(Trigonia). 

a.  Von  der  Spieaflun. 

b.  Von  Oberwirtnern. 

c.  EinTheil  desselben  ver- 
grössert. 

d.  Von  der  Gttrbe.  —  Jung« 
Exemplar. 

4.  MyophoriaEmmerichiWißkl. 

Von  Oberwirtnern. 
4,  b.  dieselbe  vergröseert 


5,  a.  Mjopfcorl»  Uulck  Stopp. 
G,  b.   dieselbe  Tergröesert. 

Ton  Blnmisteinallmend. 
4".  I.ncina.  StoppanUn»  Diltm. 

6,  a.  dieselbe  Tergröseert. 

Tod  Blnmiateinsilmend. 

7,  a.    Cardhim   PUHppIamm 

Dank.  -    Tom  Ringgraben. 

7.  b.   Dasselbe  Tergrostert. 

8.  Carfinm  RhaaUcum  Her. 

Tod  BSrechwimd. 

9.  Cardlnm  cloacimun  Quenst. 

Aue  den  ach  warten  Schie- 
fern der  Spieafluh. 

10.  Hanta  Hunuuud  Bflaa.T 

Ton  Barschwand. 

11.  Plann  wllUria  Stopp. 

Ton  BlnmiBteinallmend.  — 
Ana  dem  Llaa  ? 
IS,  a.  b.    CaAsfnnella   eontort» 

Porti.  —  Tom  Ringgraben. 
».  b.  a.  c.  in  not.  Grösse,  — 

c.  vom  Hennenenfall. 
b1   n.   c1  Tergr&saerang  von 

13.  CaariaaellB   Bp*elOTA  Her.? 

Ana  den  Mergeln  derOnrbe. 

14.  ATiCTilaStaeranriensIsd'OTb. 

a.  Ton  Blnnüatelnallmend. 

b.  vom  Heaneneufall. 

15.  ÖerrlllU  lnflata  Schaft. 

15,  b.  Brat  de. selben  Art 

BeidJ   ran  BlomUteinallm. 

16.  Gerrillla  praMnraor  Quenst. 

Ton  der  Spieiflnh. 


17,  a.  b.  Mlcatala  intosstrinta 
E  mroer.  —  Blnmisteinallm. 

18,»,  PUcatnlaLenoenitsStopp. 
Ton  BlnmiBteinallmend. 
b.  die  Anwachsringe  deraelb. 
vergrüssert. 

19.  PlieatnlaHettaiiglenrisTerq. 

Ton  Blnmisteinallmend. 

20.  PllcatnlnT  Berjx  Oieb. 

a  n.  b  von  Blumigteinallm. 

c.  von  Unterwirtnern. 
21, a.b.  PlicatnlttArchJaci  Stopp. 

Ton  BlnmiBteinallmend. 
22,  a.  Plieatnla  spinös»  Sow.rar. 

Tom  Ringgraben. 

22,  b.    Dieselbe  »er  grösser*, 

23, a.b.  Pldcimopsis  SchaJhtntH 
Wipkl.  —  Ton  d.  Spieiflnh. 

23,  c.  TergrÖBsernng  der  Badtal- 

atreiren. 

23,  d.  In  Dat.  Grösse,  stellt  Ano- 

mia  Hortilleti  Stopp,  dar, 

24,  a.  b.    Placunopals  Beronll 

Stopp,  (»ob  Anomia). 
c     die    Bjulialstreifung    Ter- 
grfMsert.  —  T.  Ringgraben. 

25,  a.  b.    Placnnonsis    Talegü 

Stopp.  (AnomnY)- 
Tom  Ringgraben. 

26,  a,  Flngtr»  elegmns  Mflnst.  T 

Naiurl.  Grösse, 
b.  in  hnndertmaliger  Tergrös- 
aening. 


400 


Ed.  Schaer. 

Das  Wasserstoffsuperoxyd  und  seine 
Beziehungen  zu  den  Fermenten, 


Selten  ist  wohl,  mit  Ausnahme  einiger  Verbindungen 
der  organischen  Chemie,  ein  Körper  zu  solch  ungeahnter 
theoretischer  Bedeutung  in  der  Wissenschaft  gelangt,  als 
jenes  von  Thönard  zuerst  aufgefundene  und  in  seinen 
äussern  Merkmalen  fast  unscheinbare  Hyperoxyd  des 
Wasserstoffs.  Zwar  gibt  es  kaum  ein  Lehrbuch  der  Chemie 
älteren  oder  neueren  Datums,  in  welchem  nicht  an  pas- 
sender Stelle  eine  regelrechte  Beschreibung  dieser  Ver- 
bindung sich  vorfände ;  immerhin  aber  beschränken  sich 
die  betreffenden  Angaben  grösstenteils  auf  die  grosse 
Unbeständigkeit  und  die  verschiedenen  eigentümlichen 
Zersetzungen  des  Superoxyds,  und  kaum  möchte  Jemand 
daraus  entnehmen,  welch  hohes  und  allgemeines  Interesse 
diese  merkwürdige  Substanz  zur  Stunde  besitzt.  Bekannter 
ist  vielleicht  andrerseits  die  bedeutende  Stellung,  welche 
dem  Wasserstoffsuperoxyd  lange  Jahre  hindurch  in  den 
Forschungen  des  Mannes  geworden  ist,  der  sich  wohl 
anerkannter  Maassen  die  grössten  Verdienste  um  die  Er- 
kenntniss  der  einzelnen  Zustände  des  Sauerstoffs  erwor- 
ben hat,  selbst  dann,  wenn  nur  die  Anzahl  der  ermitteltqp 
Thatsachen  als  Maasstab  angenommen  werden  sollte. 
Nachdem  Schönbein   zu  wiederholten  Malen  in  dem  so 


^  'H     * 


—    401    — 

charakteristischen  Verhalten  des  W.-Superoxyds  zu  einer 
Reihe  andrer  Materien   wichtige  Stützen    für  seine  An- 
sichten über  den  Sauerstoff  gefunden  hatte  und,  angeregt 
durch  seine  eigenen  Ergebnisse  und  Hypothesen,  in  seiner 
genialen  Weise  zu  immer  neuen  überraschenden  That- 
sachen  geführt  worden  war,   hat  er  in  der   letzten  Zeit 
seines  Lebens  eine  Anzahl  das  Wasserstoffsuperoxyd  be- 
treffender Facta  ermittelt,  die  nicht  nur  als  einzelne  Be- 
obachtungen unsre  Aufmerksamkeit  verdienen,   sondern 
vielmehr  gerade  in  ihrem  Zusammenhange  uns  auf  einmal 
und  in  fast  unvorbereiteter  Weise  einen  tiefen,   vielver- 
heissenden  Blick  in  das  Gebiet  der  Gährung,  diese  räth- 
selhafte  Seite  der  chemischen  Wissenschaft,  eröffnen  und 
daher  als  letztes  Vermächtniss  des  greisen,  unermüdlichen 
Forschers  zweifachen  Werth  besitzen.    So  schien  es  mir 
nicht  ganz  unpassend,  diesen  Gegenstand  auch  hier  zur 
Sprache   zu   bringen,   selbst   auf  die  Gefahr  hin,    diese 
Zeilen   als    den  Zwecken   einer   pharmaceutischen  Zeit- 
schrift fernerstehend  beurtheilen  zu  hören;  ja,  ich  fühle 
mich  dazu  in  gewissem  Sinne   sogar  verpflichtet,   nicht 
nur  durch   meine    persönliche   Ueberzeugung   von   der 
Wichtigkeit  der  hier  auftretenden  Fragen,   sondern  na- 
mentlich durch  die  allzugedrängte  Kürze,  mit  der  in  einer 
frühern  Arbeit  „über  den  thätigen  Sauerstoff  und  seine 
physiologische  Bedeutung.   September  4868."   Wittstein's 
V.-J.-Schrift  für  Pharmacie  XVIII.  4.  dieser  Abschnitt  be- 
handelt werden  musste.    Der  gegenwärtige  Anlass  bietet 
zugleich  Gelegenheit,  eine  Anzahl  längst  ermittelter,  allein 
noch  nicht  allgemein  genug   gewürdigter  Thatsachen  in 
Betreff  des  W.-Superoxyd's  in  Erinnerung  zu  bringen  und 
nächstdem  einzelne  wenige  eigene  Beobachtungen  mit- 
zutheilen,  die  sich  unmittelbar  an  Schönbein  s  letzte  Un- 
tersuchungen anschliessen. 


Vorerst  sei  es  gestattet,  einige  allgemeinere  Bemer- 
kungen über  das  in  Rede  stehende  Oxyd  vorausgehen  zu 
lassen:  Alle  über  das  Wasserstoffsuperoxyd  bisher  be- 
kannt gewordenen  Thatsachen,  von  den  ersten  Beob- 
achtungen seines  Entdeckers  Thenard  bis  zu  den  neuesten 
Schönbein's  und  anderer  mit  diesem  Gegenstand  vertrauter 
Chemiker,  scheinen  mit  grosser  lieber  ei  nstimmung  die 
Ueberzeugung  zu  befestigen,  dass  wir  in  dem  Körper 
HO1  eine  Verbindung  von  eigentümlicher  Constitution 
vor  uns  haben,  in  welcher  jedenfalls  die  beiden  Sauer- 
stoffatome nicht  in  gleicher  Weise  chemisch  gebunden 
sein  können.  Zu  dieser  Ansicht  fuhrt  namentlich  die 
spontane  Zersetzung  des  W.-Superoxyds,  welche  durch 
Licht,  Temperaturerhöhung  und  Gegenwart  von  Alkalien 
wesentlich  beschleunigt,  durch  Säuren  dagegen  verlang- 
samt wird,  sodann  die  leichte  Uebertragbarkeit  des  2ten 
O.-Atom's  auf  eine  Reihe  oxydirbarer  Materien  und  end- 
lich das  Zerfallen  der  Verbindung  in  Wasser-  und  Sauer- 
stoff unter  dem  Einfluss  gewisser  Substanzen,  die  dadurch 
selbst  in  keiner  Weise  verändert  werden  und  daher  nach 
dem  bekannten  Ausdruck  der  Schule  als  B  kataly tisch- 
wirkend"  anzusehen  sind.  Schärfer  und  bestimmter  wurde 
von  chemischer  Seite  die  Auffassung  des  W.-Superoxyds, 
als  die  einlasslichen  und  langjährigen  Studien  über  des 
Sauerstoff  endlich  die  Thalsache  zur  Gewissheit  erhoben 
hatten,  dass  dieses  Element  sowohl  frei,  als  in  seinen 
Verbindungen  in  einem  eigenthumlich  veränderten  Zn- 
stande zu  existiren  vermag,  in  welchem  es  sieb  sowohl 
in  seinen  physikalischen  und  physiologischen  Eigen- 
schaften, als  in  seinem  chemischen  Verhalten  sehr  ent- 
schieden unterscheidet.  Bekannt  ist,  dass  der  neuerkannte, 
veränderte  Sauerstoff  auf  Veranlassung  seines  Entdeckers 
zum  Unterschied  von  dem  gewöhnlichen,  neutralen  O  die 


T»- 


-    403    - 

Bezeichnung  »activer*  oder  „thätiger"  Sauerstoff  erhielt, 
nachdem  demselben,  seines  sehr  merkbaren  Geruches 
halber,  schon  anfangs  der  Name  „Ozon*  geworden  war. 
Die  zahlreichen  Beobachtungen  über  diesen  thätigen 
Sauerstoff  mussten  bald  dazu  führen ,  auch  unser  W.- 
Superoxyd  als  eine  ozonführende  Verbindung  zu  be- 
trachten und  in  der  That  glaubte  Schönbein,  der  sich  mit 
wenigen  Andern  wohl  am  gründlichsten  mit  diesem 
Superoxyd  befasst  hat,  längere  Zeit  hindurch,  dasselbe 
als  eine  Verbindung  von  Wasser  mit  Ozon  ansehen  zu 
müssen  und  bediente  sich  daher  der  rationellen  Formel 
HOü.  Zu  dieser  Auffassungsweise  sah  er  sich  um  so 
mehr  veranlasst,  als  er  selbst  in  den  frühesten  Perioden 
seiner  Sauerstoffuntersuchungen  das  Ozon  als  gasförmiges 
W.-Superoxyd  betrachtet  hatte;  ausserdem  aber  hatte 
sich  ergeben,  dass  HO',  namentlich  in  concentrirter  Lö- 
sung, eine  Reihe  von  Körpern,  so  z.  B.  metallisches 
Bisen,  Aluminium,  Eisenoxydulsalze,  Jodkalium  u.  a.  in 
gleicher  Weise  zu  oxydiren  vermag,  wie  das  freie  Ozon 
oder  wie  Bleisuperoxyd,  salpetrige  Säure,  Chromsäure 
und  andere  Materien,  in  denen  wir  das  Vorhandensein 
thätigen  Sauerstoffs  wohl  unbedingt  voraussetzen  müssen. 
So  schien  denn  in  der  That  eine  gewisse  Anzahl  von 
Thatsachen  die  Einreihung  des  W.-Superoxyds  in  die 
Classe  der  sogenannten  „Ozonide«  zu  unterstützen;  und 
dennoch  konnte  und  sollte  diese  Ansicht,  welche  immer- 
hin einen  namhaften  Theil  der  schon  längst  bekannten 
Eigenschaften  jener  Verbindung  des  gänzlichen  unerklärt 
liess,  nicht  von  sehr  langer  Dauer  sein.  Angeregt  durch 
die  längst  beobachtete  und  eigentümlichste  Reaction  des 
W.-Superoxyds,  nämlich  seine  Zersetzung  durch  die  me- 
tallischen Superoxyde  und  Oxyde  der  edlen  Metalle,  bei 
welchem  Vorgange  bekanntlich  eine  Desoxydation  sowohl 


—    404    — 

des  HO2  als  der  genannten  Oxyde  eintritt,  hatte  Schön- 
bein sein  chemisches  Verhalten  in  dieser  Richtung  weiter 
untersucht  und  die  ebenso  sonderbare  als  wichtige  That- 
sache  gefunden,  dass  das  Superoxyd  des  Wasserstoffe 
sich  mit  sämmtlichen,  von  ihm  als  „Ozonide"  angesehe- 
nen Verbindungen  in  derselben  Weise,  d.  h.  unter  beider- 
seitiger Reduction  und  Entweichen  durchaus  neutralen 
Sauerstoffs  zersetzt.  Hieran  reihten  sich  zahlreiche  Be- 
obachtungen über  das  Auftreten  von  HO2  in  den  mannig- 
faltigsten „langsamen  Oxydationen"  unorganischer  und 
organischer  Substanzen,  sowie  über  die  Einwirkung  der 
Kohlenwasserstoffe  auf  den  Sauerstoff,  mit  dem  dieselben 
eine  dem  W.-Superoxyd  in  fast  allen  Beziehungen  durch- 
aus analoge  Verbindung  zu  bilden  vermögen ;  und  nach- 
dem nun  auch  aus  Baryumhyperoxyd  durch  Schwefel- 
säure ein  mit  besondern  Eigenschaften  versehener  Sauer- 
stoff abgeschieden  worden  war,  der  sich  vom  gewöhnlichen 
O  und  Ozon  entschieden  genug  durch  die  Fähigkeit 
unterschied,  in  Berührung  mit  HO  W.-Superoxyd  zu 
bilden,  vermochte  Schönbein  diese  theoretisch,  so  bedeut- 
samen Facta  nicht  mehr  unberücksichtigt  zu  lassen.  Er 
betrachtete  das  erwähnte,  aus  BaO2  erhaltene  Gas  als 
einen  vom  Ozon  verschiedenen,  chemisch  veränderten 
Sauerstoff,  den  er  „Antozon"  nannte,  nahm  die  Existenz 
zweier  verschiedener  ätiotroper  Sauerstoffzustände  an, 
die  in  eigenthümlichen  polaren  Beziehungen  zu  einander 
stehen  und  begründete  so  seine  Lehre  der  Polarisation 
und  Depolarisation  des  Sauerstoffs,  eine  Theorie,  die  hier 
keineswegs  des  weitern  besprochen  werden  soll,  da  sie 
andern  Orts  wiederholt  erwähnt  wurde  und  als  hinlänglich 
bekannt  vorauszusetzen  ist.  Es  theilen  sich  nach  dieser 
Hypothese  sämmtliche  bis  dahin  unterschiedslos  als  „Oxy- 
dationsmittel" oder  »Verbindungen  mit  locker  gebundenem 


—    405    — 

Sauerstoff"  betrachteten  Materien  in  die  zwei  Grupp 
der  Ozonide  and  Antozonide,  die  sich,  wenn  raiteinand 
in  Berührung  gebracht,  unter  Entbindung  gewöhnlich 
Sauerstoffs  gegenseitig  zu  desoxvdiren  vermögen,  da  unt 
diesen  Umständen  die  beiden  S.-Modificationen  durch  Co 
tacl  sich  zu  neutralem  O  ausgleichen  und  somit  die  Ze 
legung  jener  Verbindungen,  deren  charakteristische  B 
standtbeile  sie  eben  bilden,  zur  notwendigen  Folge  hab 
müssen.  In  die  Classe  der  Antozonide  stellte  Schönbe 
das  Wasserstoffsuperoxyd  und  die  Superoxyde  der  / 
Italien  und  alkalischen  Erden,  weil  nur  durch  Behandlu 
dieser  Körper  mit  Säuren  Wasserst.-Superoxyd  erhalt 
werden  kann  ;  dieses  letztere  aber  betrachtete  er  gewisse 
maassen  als  den  Typus  für  alle  antozonidischen  Verbi 
düngen,  wozu  namentlich  die  wichtige  Thatsache  berec 
tigle,  dass  das  freie  Anlozon  mit  Wasser  direct  zu  H< 
zusammen  zu  treten  vermag  und  andrerseits  HO3  in  B 
rübrung  mit  freiem  Ozon  die  Bildung  von  HO  und  ne 
tralem  0  bewirkt.  Allein  auch  historische  Gründe  sichert 
dem  W.-Superoxyd  eine  nicht  geringe  theoretische  B 
deutnng  in  den  Scbönbein  sehen  Anschauungen  über  d< 
Sauerstoff,  insofern  bei  der  Glectrolyse  des  Wassei 
welche  ja  den  ersten  Anstoss  zur  Entdeckung  des  Ozo 
und  damit  zur  ganzen  Chemie  des  thätigen  Sauersto 
gegeben  hatte,  das  Auftreten  von  HO1  schon  längst  i 
conslante  und  charakteristische  begleitende  Erscheinui 
erkannt  wurde,  die  auch  in  ihren  quantitativen  Verhs 
nissen  mit  der  Bildung  des  ozonisirten  0  durchaus  Hai 
in  Hand  geht  und  daher  sofort  zu  verschiedenen  Schlus 
folgerungen  fuhren  musste,  von  denen  mehrere  im  Lau 
der  Jahre  wesentlich  modißeirt  worden  sind.  So  ist  na* 
der  Schönbein'schen  Annahme  über  die  Polarisation  d 
Sauerstoffs  das  soeben  erwähnte  Factum  lediglich  d 
Bern.  Hitthöl.  1669.  Hr.  697. 


—  m  — 

Resultat  des  polarisirenden  Einflusses  der  strömenden 
Electrizität  auf  den  vom  Wasserstoff  sich  lostrennenden 
Sauerstoff;  aus  dem  neutralen  O  entstehen  zwei  ver- 
schiedene ätiotrope  Modificationen  dieses  Elementes,  von 
denen  die  eine  sich  als  negativ-activer  S.  oder  Ozon  dem 
übrigen  Gase  beimengt,  während  die  zweite  als  Antozon 
mit  HO  zu  HO2  zusammentritt.  Nun  erscheint  es  aber 
für  die  Erkenntniss  des  Sauerstoffs  auf  seinem  ganzen 
weiten  Gebiete  als  eine  der  wichtigsten  Fragen,  ob  ausser 
der  Electrizität,  der  Wärme  und  dem  Lichte  auch  gewisse 
Materien  als  solche  zustandverändernd  sowohl  auf  den 
neutralen  S.  als  auf  seine  thätigen  Formen  einzuwirken 
vermögen.  Schönbein  glaubte  durch  langjährige  Erfah- 
rungen geleitet,  diese  Frage  auf  das  Entschiedenste  be- 
jahen zu  müssen  und  es  ist  jedenfalls  auffallend,  wie  sehr 
eine  solche  Annahme  das  Verständniss  einer  ausseror- 
dentlichen Anzahl  von  Thatsachen  erleichtert.  Namentlich 
gilt  diess  von  den  mannigfachen  Zersetzungen  des  W.- 
Superoxyds,  mit  denen  wir  uns  in  gegenwärtiger  Mit* 
theilung  zu  befassen  gedenken.  Abgesehen  von  der  frei- 
willigen Zersetzung  des  HO3,  welche  jede  Theorie  durch 
die  offenbar  weit  losere  Anlagerung  des  2ten  O.-Atomes 
und  die  in  solchen  Fällen  stets  beschleunigend  wirkende 
Wärme  zu  erklären  haben  wird,  lassen  sich  nach  den 
neuen  Ansichten  ^  über  den  S.-Stoff  die  übrigen  Zer- 
setzungen des  Superoxyds  sämmtlich  in  zwei  Categorien 
fassen ;  entweder  nämlich  gelangt  HO3  in  Berührung  mit 
Ozoniden,  d.  h.  Verbindungen  mit  negativ-activem  S.- 
Stoff, und  in  diesem  Falle  findet  die  sogenannte  Depo- 
arisation  oder  Ausgleichung  des  Ozons  und  des  in  HO2 
enthaltenen  Antozon's  Statt ;  beide  Verbindungen  werden 
reducirt  und  neutraler  Sauerstoff  entweicht.  Hieher  ge- 
hören z.  B.  die  zersetzenden  Wirkungen  der  metallischen 


=TT 


—    407    — 

Soperoxyde  und  Oxyde  der  edlen  Metalle,  der  Ueber- 
mangansäure,  unterchlorigten  Säure ;  die  ebenfalls  hier 
beizuzählende  Einwirkung  der  Chromsaure  auf  HO1,  bei 
welcher  zuerst  eine  eigentümliche  blaue  Verbindung  von 
CrO*  und  HO3  entsteht  und  erst  dann  die  gegenseitige 
Desoxydation  beider  Sauerstoffverbindungen  beginnt,  bil- 
det einen  der  interessantesten  Belege  für  die  stets  mehr 
sich  bewährende  Annahme,  dass  viele  chemische  Reac- 
tionen,  bei  denen  das  wichtigste  Element,  der  Sauerstoff, 
im  Spiele  steht,  in  gewissen  successiven.  leider  aber  un- 
sern  Sinnen  und  Hülfsmitteln  nur  selten  zugänglichen 
Stadien  sich  abwickeln.  Diess  die  eine  Art  der  Zerlegung 
des  W.-Superoxyds ;  in  allen  übrigen  Fällen  dagegen  tritt 
nach  Schönbein's  Ansicht  die  Zersetzung  dadurch  ein» 
dass  die  mit  HO3  zusammengebrachte  Substanz,  sei  die- 
selbe nun  Element  oder  chemische  Verbindung,  „zu- 
standsverändernd«  auf  die  eine  Hälfte  des  in  HO3  ent- 
haltenen O.  wirkt;  das  Antozon  oder  der  positiv-active  O 
wird  in  Ozon  oder  negativ-activen  O  umgewandelt  und 
trennt  sich  in  demselben  Momente  von  dem  Complex  HO. 
Hierbei  entweicht  entweder  der  Sauerstoff  und  die  be- 
treffende kalaly sirende  Materie  bleibt  gänzlich  unverän-  . 
dert,  oder  aber  es  tritt  der  Sauerstoff  von  HO2  auf  den 
damit  im  Contact  stehenden  Körper  über  und  v^r  sehen 
dann  eine  Zersetzung  von  HO2  ohne  irgend  eine  Ent- 
wicklung von  Sauerstoff.  In  ersterer  Weise  wird  z.  B. 
HO2  durch  einige  feinzertheilte  edle  Metalle,  namentlich 
Platin,  zerlegt,  sowie  auch  durch  gepulverte  Kohle  und 
einige  andre  Materien,  während  sich  die  in  2ter  Linie 
angeführte  Erscheinung  auf  alle  diejenigen  Fälle  bezieht, 
wo  HO2  als  Oxydationsmittel  in  gewöhnlichem  Sinne  auf- 
tritt. 1b  dieser  Art  verhält  sich  HO2  unter  Anderen  gegen 
einige  Metalle,  wie  Aluminium,  Eisen,  Zink,   und  gegen 


—    108    — 


■,  arsenige  Säure,   Bleioxyd,  Eisenoxydul   und  Jodkali  am; 

|.  unter  den  so  gebildeten  Oxyden  sind  einzelne,  wie  z.  B. 

fc  das  Eisenoxyd  und  Bleisuperoxyd,  entschiedene  Ozonide 

s  und  deuten  schon  dadurch  auf  eine  mit  dem  O  des  HO2 

&  vorgegangene  Veränderung  irgend  welchen  Grades.    In 

einigen  wenigen  Fällen  endlich  geht  nach  den  Anschau- 
st ungen  Schönbein  s  der  positiv-active  S.  von  HO2  unrait- 
p*'-  telbar  und  unverändert  auf  andre  Oxyde  über;  es  betrifft 
£>                 diess  die  Bildung  von  Baryum-Strontium-  und  Calcium- 

superoxyd  durch  Rehandlung  der  betreffenden  gelösten 
Oxydhydrate  mit  W.-Superoxyd ;  daher  die  Einreihung 
dieser  Peroxyde  in  die  Classe  der  Antozon  führenden 
Verbindungen.  Bekanntlich  wird  aber  in  Betreff  der  Re- 
actionen  des  HO2  von  verschiedenen  Seiten  immer  von 
neuem  eingewendet,  dass  zur  Erklärung  desselben  die 
Annahme  einer  vom  Ozon  abweichenden  2ten  O.-Modifi- 
cation  durchaus  nicht  unbedingt  gefordert  werde,  sondern 
dass  vielmehr  der  ganze  Complex  der  erwähnten  Er- 
scheinungen von  dem  Zustand  sehr  lockerer  Verbindung 
herrühre,  in  welchem  sich  ein  Theil  des  Sauerstoffs  in 
jenem  Superoxyd  befinde,  möge  man  nun  diesen  Sauer- 
stoff als  neutralen  S.  betrachten  und  die  durch  HO2  be- 
wirkten Oxydationen  aus  dem  Status  nascendi  erklären, 
oder  aber  denselben,  wie  in  NO4,  CIO,  CrO3  in  ozoni- 
sirtem  Zustande  annehmen,  wozu  namentlich  die  Ueber- 
führung  von  FeO  und  PbO  in  Fe2«08  und  PbO2  durch 
W.-Superoxyd  zu  berechtigen  scheint.  Dieser  Ansiebt 
gegenüber  möge  hier  nur  auf  zwei  Thatsachen  hinge- 
wiesen werden,  die  mit  einer  solchen  Erklärungsweise  im 
grellsten  Widerspruche  stehen  und  jedenfalls  klar  bewei- 
sen, wie  wenig  dieselbe  zu  einem  wirklichen  Verständniss 
der  Chemie  des  W.-Superoxyd's  zu  führen  vermag. 
Schon  vor  mehreren  Jahren  hatte  nämlich  Schönbeiu  die 


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-    109    - 

Behauptung  aufgestellt,  dass  nach  seinen  zahlreichen 
Erfahrungen  sich  das  W.-Soperoxyd  keineswegs  als  so 
veränderlich  erweise,  wie  man  es  seit  seiner  Entdeckung 
allgemein  zu  betrachten  gewohnt  sei ;  denn  einmal  lasse 
sich  dasselbe  in  verdünnter  wässeriger  Lösung  bei  400° 
mm  Theil  unzersetzl  destilliren  und  an  einem  damit  be- 
netzten Papierstreifen  hafte  selbst  nach  scharfem  Aus- 
trocknen noch  eine  hinreichende  Menge  HO'  fest,  um 
damit  die  charakteristischen  Reactionen  sämmtlich  her- 
vorrufen zu  können;  sodann  aber  unterscheide  sich  HO3 
von  den  meisten  andern  Verbindungen  mit  leicht  über- 
tragbarem Sauerstoff  durch  seine  vollkommene  Indifferenz 
gegen  sehr  oxydirbare  Körper,  wie  Phosphor,  Gerbsäure, 
Pyrogallussäure,  frisches  Albumin,  Kohlenhydrate  u.s.w. 
Diese  merkwürdigen  Beobachtungen  bestätigte  er  auf  das 
Entschiedenste  in  einer  seiner  letzten  Untersuchungen 
über  HO3,  in  welcher  er  nachwies,  dass  wässrige  Lö- 
sungen des  Superoxyd's,  welche  zu  verdünnt  sind,  um 
die  chemischen  Reactionen  auf  HO1  eintreten  zu  lassen, 
durch  längeres  Abdampfen  in  der  Siedhitze  leicht  so 
Concentrin  werden  können,  dass  nun  alle  Reactionen, 
auch  die  wenigst  empfindlichen,  anzustellen  sind.  Im 
fernem  lieferte  er  den  Beweis,  dass  eine  Flüssigkeit,  die 
nur  sehr  kleine  Mengen  von  Superoxyd  enthält,  auch 
nach  mehrstündigem  Contact  mit  pkoaphoriger  Säure  bei 
einer  Temperatur  von  100°  immer  noch  auf  das  deut- 
lichste ihren  Gehalt  an  HO3  verräth,  ja  sogar  die  betref- 
fenden Reactionen  weit  leichter  und  Schürfer,  als  vor  dem 
Beginn  des  Siedens  zeigt.  Angesichts  dieser  so  bemer- 
kenswerthen  Thatsachen,  die  ich  nach  vorgenommener 
eigener  Untersuchung  in  allen  Tbeilen  zu  bestätigen  habe, 
drangt  sich  wohl  von  selbst  die  Frage  auf:  Ist  es  irgend- 
wie denkbar,  wie  ein  Körper  mit  so  locker  gebundenem 


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i. 


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—    <M0    — 

Sauerstoff,  dass  er  in  beträchtlicher  Verdünnung  schon 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  durch  den  Contact  mit  ge- 
wissen feinzertheilten  Metallen  und  Oxyden  lebhaft  zer- 
legt wird,  in  demselben  Concentrationsgrade  durch  Tem- 
peraturerhöhung auf  den  Siedepunkt  des  Wassers  relaÜT 
nur  unbedeutend  beeinflusst  werden  kann,  und  ist  es 
erklärlich,  dass  eine  Sauerstoffverbindung,  wenn  dieselbe 
wirklich  einen  Theil  ihres  0  in  demselben  Zustande  loser 
Vereinigung  und  chemischer  Erregung  enthält,  wie  die 
Chromsäure,  Uebermangans.,  unterchlorige  S.  und  andere 
Oxydationsmittel,  sieb  gegen  eine  Anzahl  der  oxydirber- 
sten  Materien,  selbst  in  höherer  Temperatur  durchs«! 
unthätig  verhält,  während  diese  Körper  durch  die  ge- 
nannten Agentien  sehr  leicht  und  energisch  oxydirt 
werden  ? 

Die  Beantwortung  dieser  Frage  kann  nur  eine  ver- 
neinende sein  und  combiniren  wir  damit  noch  den  hin- 
länglich bekannten  Umstand,  dass  die  schnellste  and 
heftigste  Zersetzung  des  HO3  nicht  durch  Metalle  und 
einzelne  reducirende  Substanzen,  sondern  durch  die  mit 
Sauerstoff  im  Maximum  gesättigten  Verbindungen  (wie 
Mn3  O7,  PbO',  CIO7)  bewirkt  wird,  so  ist  wohl  ersichtlich, 
dass  zum  Verständniss  der  Katalyse  des  Wasserstoffsu- 
peroxyds in  all'  ihren  besondern  Erscheinungen  die  bis- 
herigen, gewöhnlichen  Annahmen  keineswegs  genügen 
können.  Hier  möge  auch  in  Betreff  der  unserem  Super- 
oxyd  zukommenden  rationellen  Formel  die  Bemerkung 
einfliessen,  dass  es  schwerlich  als  eine  wesentliche  För- 
derung der  Chemie  des  Sauerstoffs  zu  betrachten  sein 
dürfte,  wenn  die  moderne  Richtung,  in  ihrem  genialen 
und  lobenswerthen  Bestreben,  die  Schranken  zwischen 
unorganischer  und  organischer  Chemie  immer  mehr  zu 
entfernen,  auch  das  Wasserstoffsuperoxyd  in  den  neuesten 


j 


({.WJJU   / 


—    444    - 

Lehrbüchern  mit  dem  Siege)  ihrer  Anschauungen  kenn- 
zeichnet; in  der  That  begnügt  man  sich  nicht  damit,  die 
bisherige  Schreibweise  in  H'O'  (0  =  46)  umzuändern, 
sondern  betrachtet  den  Körper  gewissermaassen  als  eine 
Verbindung  zweier  Molecüle  „Hydroxyl"  (HO)  und  nimmt 
dabei  an,  es  seien  2  Atome  des  einwerthigen  Wasserstoffs 
mit  2  Atomen  des  zweiwerthigen  Sauerstoffs  in  der  Weise 
verbunden,  dass  in  je  einem  Atom  O  eine  Atomigkeit 
durch  4  Atom  H  gesättigt  werde,  während  die  beiden 
andern  Atomigkeiten  des  O  sich  unter  sich  selbst  aus- 
gleichen. So  ergibt  sich  an  der  Hand  dieser  Hypothese, 
welche  beinahe  einzig  die  gegenseitige  Anlagerung  der 
sogenannten  Attractionscentren  ins  Auge  fasst  und  sich 
daher  genöthigt  sieht,  die  zwischen  2  Sauerstoffatomen 
thätige  Anziehung  und  die  zwischen  Sauerstoff  und  Was- 
serstoff bestehende  chemische  Verwandtschaft  als  voll- 
kommen gleichartige  und  gleichwertige  Kräfte  anzusehen, 
ein  scheinbar  sehr  einlaches  Bild  der  Constitution  des 
Wasserstoffsuperoxyds;  es  will  mir  aber  scheinen,  als  ob 
man  weit  besser  daran  thäte,  für  den  Augenblick  von 
jeder  genauem  Formnlirung  in  dem  erwähnten  Sinne 
abzustehen;  denn  diese  Betrachtungsweise  ignorirt  die 
aus  sämmtlichen  Beobachtungen  unzweifelhaft  sich  er- 
gebende Verschiedenheit  der  beiden  Sauerstoffhälften  in 
HO2  und  verstösst  somit  gegen  eine  der  ersten  Bedin- 
gungen einer  rationellen  chemischen  Formel.  In  dem 
Nachfolgenden  werde  ich  mir  daher  erlauben ,  die  von 
Schönbein  bis  in  seine  letzten  Arbeiten  angenommene, 
bisherige  Schreibweise  HO3  ebenfalls  einzuhalten  und 
das  W.-Superoxyd  als  eine  Verbindung  zu  betrachten, 
welche  einen  Theil  ihres  Sauerstoffs  in  irgendwie  modifi- 
zirtem  Zustande  führt;  ja,  ich  werde  sogar  diese  zweite 
Sauerstoffhälfte,  ebensowohl  aus  objectiven  Gründen  wie 


—    112    - 

zum  Zwecke  kürzerer  Bezeichnung,  nach  dem  Vorgang 
Schönbein's  als  „Antozon"  und  HO1  als  „Antozonid" 
anführen,  ohne  mich  dabei  im  Geringsten  des  Geständ- 
nisses zu  entschlagen,  dass  die  beiden,  als  Ozon  and 
Antozon  bekannt  gewordenen  Allotropien  des  Sauerstoffs 
in  ihrem  eigentlichen  Grund  und  Wesen  noch  unaufge- 
hellt  sind,  mag  nun  die  fortschreitende  Wissenschaft  die 
Ursachen  jener  Veränderungen  lediglich  auf  molekulare 
Gruppirungen  oder  anderweitige  Verhältnisse  zurück- 
führen. —  Nach  diesen  im  Interesse  des  Gegenstandes 
selbst  vorausgeschickten  Erörterungen  über  die  chemische 
Natur  des  W.-Superoxyd's  möchte  es  an  der  Zeit  seio, 
uns  einem  spezielleren  Gebiete,  d.  h.  den  Beziehungen 
unsres  Körpers  zu  organischen  Materien,  zuzuwenden. 
Hierbei  drängt  sich  gleich  anfangs  die  Ueberzeugung  au£ 
dass  bei  näherer  Betrachtung  kaum  eine  Einzelnseite  des 
chemischen  Wissens  mit  ihrem  schon  so  sehr  angehäuften 
Material  besser  dazu  geeignet  ist,  den  ganzen  Complex 
der  unorganischen  Stoffe  inniger  mit  der  unabsehbaren 
Reihe  organischer  Substanzen  zu  verknüpfen,  als  die 
neuere,  gründlichere  Erkenntniss  des  Sauerstoffs  und 
seiner  interessantesten  Verbindungen.  Nicht  allein  haben 
zahlreiche  neuere  Beobachtungen  das  sonderbare  Factum 
ausser  Zweifel  gesetzt,  dass  Sauerstoff  in  chemisch  er- 
regtem und  leicht  übertragbarem  Zustande  sich  auch  in 
organischen  Materien  mit  Kohlenstoff  und  Wasserstoff 
haltenden  Atomgruppen  bald  inniger,  bald  nur  sehr  locker 
zu  verbinden  vermag  uud  so  eine  wahrscheinlich  nicht 
unbedeutende  Anzahl  „organischer  Ozonidea  bildet,  son- 
dern es  ist  auch  in  Betreff  jener  bekannten  eigentüm- 
lichen Verbindungen  von  Camphenen  und  andern  äther. 
Oelen  mit  thätigem  0  unlängst  von  Schönbein  nachge- 
wiesen worden,   dass   dieselben  nicht  nur  wegen  ihrer 


—  m  — 

vielfachen  und  deutlichsten  Uebereinstimmung*  mit  W.- 
Superoxyd  als  „organische  Antozonide*  aufzufassen  seien, 
sondern  namentlich  auch  desshalb,  weil  das  Antozon  sich 
unter  geeigneten  Bedingungen  von  jenen  Oelen  direct  auf 
Wasser  übertragen  lässt,  insofern  z.  B.  mit  thätigera  0 
beladenes  Wachholder-  oder  Terpentinöl,  mit  angesäuer- 
tem Wasser  behandelt,  entsprechende  Mengen  von  HO2 
bildet.  Diese  Thatsache  allein  würde  es,  wenigstens  vom 
Standpunkte  typischer  Anschauungsweise  aus,  gestatten, 
jene  losen  O. -Verbindungen  als  „organisches  HO2"  zu 
betrachten,  in  welchem  der  Complex  HO  durch  einen 
Kohlenwasserstoff  ersetzt  ist.  Die  Erwähnung  dieser  sogen, 
„ozonisirten,"  richtiger  „antozonisirten"  Oele  führt  von 
selbst  darauf,  auch  auf  die  merkwürdige  Identität  der 
Erscheinungen  hinzuweisen,  welche  auf  unorganischem 
wie  auf  organischem  Gebiete  den  so  wichtigen  Vorgang 
der  „langsamen  Oxydation'1  begleiten.  Schon  vor  einer 
Reihe  von  Jahren  war  von  Schönbein,  der  sich  während 
seiner  langjährigen  Forschungen  stets  mit  besonderer 
Liebe  dem  Studium  der  langsamen  Oxydation  hingab, 
die  Veränderung  des  Phosphors  an  feuchter  Luft  als 
typischer  Vorgang  hingestellt  und  dabei  die  Ansicht  aus- 
gesprochen worden,  dass  bei  jeder  langsamen  Oxydation 
oder  „Verwesung/*  möge  dieselbe  nun  unorganische  oder 
organische  Materien  betreffen,  dem  eigentlichen  Verbin- 
dungs-  resp.  Oxydationsakte  jene  eigenthümliche  allo- 
tropische Veränderung  des  Sauerstoffe  vorausgehe,  die 
er  selbst  zuerst  als  „chemische  Polarisation14  bezeichnet 
hatte.  In  Folge  dessen  entstehen  da,  wo  die  oxydirbare 
Substanz  mit  dem  atmosphärischen  Sauerstoff  in  Contact 
tritt,  die  beiden  veränderten  Zustände  dieses  Elementes, 
Ozon  und  Antozon.  Ersteres  wirkt  als  das  eigentlich 
oxydirende  Agens ,  tritt  jedoch  zuweilen  auch  in  freiem 

Bern.  Mittheil.    1869.  Nr.  696. 


—    1U    - 

mde  auf,  während  dagegen  das  Antozon  sich  in  der 
■zahl  der  Fälle  mit  gleichzeitig  vorhandenem  HO  za 
vereinigt,  seltener  aber  mit  organischer  Materie  eine 
W.-Snperoxyd  entsprechende  lockere  Verbindung 
;ht,  oder,  nach  Schönbein's  charakteristischem  Aus- 
ic,  sich  „vergesellschaftet."  Immerhin  aber  ist  das 
eten  von  HO1  als  bezeichnendes  Moment  der  (ang- 
in Oxydation  anfzufossen.  Diese  Ansichten  Schön- 
s  haben  im  Laufe  der  Zeit  mannigfache  Bestätigung 
iren ;  nicht  nur  ergaben  sich  aus  zahlreichen  weiten 
ichen  die  Bildung  von  W.-Superoxyd  sowohl  bei 
langsamen  Oxydation  des  Zinks,  Eisens  u.  a.  Metalle 
:b  Berührung  mit  Wasser  und  atmospb.  Sauerstoff] 
uch  bei  denjenigen  vieler  organ.  Materien,  wie  Gerb- 
t,  Pyrogallussäure,  Hämaloxylin,  Indigweiss  n.s.  w., 
ern  es  zeigte  sich  namentlich  die  ebenso  sonderbare, 
leoretisch-wichtige  Thatsache,  dass  in  einer  Reihe 
Fällen,  wie  z.  B.  bei  der  Oxydation  des  Aethers, 
Bittermandelöls  und  mancher  Aldehyde  (namentlich 
■  Mitwirkung  der  Wärme)  das  durch  Polarisation 
indene  Ozon  in  den  ersten  Stadien  des  Oxydations* 
ings  sich  als  solches  und  in  lockerer,  leicht  über- 
arer  Weise  mit  dem  betreffenden  Körper  verbindet, 
iss  dieser  nun  die  bekannten,  dem  thätigen  Sauer- 
zukommenden Reactionen  zeigt  und  dieselben  erst 
einiger  Zeit,  bald  schneller,  bald  langsamer  einbüsst, 
;mselben  Maasse,  als  das  Ozon  sich  nun  enger  mit 
>rganiscben  Substanz  vereinigt  und  dieselbe  in  jene 
3  überführt,  die  wir  in  den  chemischen  Werken  als 
tliclie  Oxydationsprodukte  aufgezählt  finden.  Es 
demnach  nun  wohl  als  gewiss  angenommen  werden, 
die  bei  der  freiwilligen  Oxydation  der  Aldehyde 
standen  Säuren  nur  die  Endresultate  einer  in  roch- 


—    <H5    — 

rereo  successiven  Abschnitten  sieb  vollziehenden  Action 
des  Sauerstoffs  sind  und  dass  die  ausserordentliche  Oxy- 
dirbarkeit  der  genannten  Verbindungen,  gleichwie  bei  den 
Camphenen,  mit  ihrer  Fähigkeit,  den  Sauerstoff  energisch 
zu  ozonisiren  im  engsten  Zusammenhange  steht.  Beides 
geht  wenigstens  in  Bezug  auf  die  Bildung  der  Baldrian- 
säure aus  Valerylaldchyd  (C10  H10  O2)  und  der  Benzoesäure 
aus  ihrem  Aldehyde ,  dem  Bittermandelöl  (Cu  H6  O1) 
sowohl  aus  früheren,  als  aus  neuesten  Versuchen  Schön- 
bein's  unzweifelhaft  hervor  und  es  ist  wohl  anzunehmen, 
dass  diese  Verhältnisse  auf  dem  weiten  Gebiete  chemischer 
Thätigkeit  in  vielen  andern  Fällen  ebenfalls  obwalten. 

An  die  hier  mitgetheilten  Beobachtungen  über  die 
langsame  Oxydation  schliesst  sich  endlich  noch  ein  Factum 
an,  das  ich  um  so  weniger  zu  übergehen  wage,  als  es 
zu  einer  einheitlichen  Auffassung  unsres  Gegenstandes, 
wie  ich  glaube,  nicht  am  wenigsten  beiträgt  Während 
nämlich  bei  der  Oxydation,  welche  manche  Kohlenwasser- 
stoffe, vor  Allen  die  sogen.  Camphene,  sowie  auch  die 
meisten  sauerstoffhaltigen  ätherischen  und  die  verhar- 
zenden fetten  Oele  in  Berührung  mit  atm.  Sauerstoff 
erleiden,  die  eine  der  gebildeten  O.-Modificationen,  die 
oben  als  Antozon  bezeichnet  wurde,  mit  der  betreffenden 
Materie  selbst,  auch  bei  gänzlicher  Abwesenheit  von  HO, 
jene  antozonidische,  dem  HO9  so  sehr  analoge  Verbindung 
eingeht,  musste  es  sich  weiter  fragen,  wie  sich  das  Anto- 
zon da  verhalte,  wo  die  oxydirbare  Substanz  sich  nicht, 
wie  die  Camphene,  unmittelbar  mit  demselben  zu  verei- 
nigen vermag.  In  diese  Categorie  sind  die  Aetherarten, 
die  Alkohole,  sowie  die  schon  erwähnten  Aldehyde,  Aceton 
und  andere  Derivate  zu  zählen,  und  es  haben  Schönbeins 
neuere  Untersuchungen  über  die  langsame  Oxydation 
dieser  Körper  unter  Lichteinwirkung  die  merkwürdige 


-    U6    - 

Th°tsache  ergeben,  dass  in  diesen  Fallen,  selbst  bei  voll- 
digem  Abschlüsse  von  Wasser,  sich  dennoch  Wasser- 
'superoxyd  unter  den  Producten  der  Oxydation  vor- 
et.  Zugleich  aber  zeigte  es  sich,  dass  allerdings 
;enwart  von  HO  die  Oxydation  der  letztgenannten 
erien  wesentlich  erleichtert  und  auch  eine  reichlichere 
ung  von  HO1  bedingt;  weit  mehr  wird  jedoch  der 
mische  Vorgang  noch  durch  die  Anwesenheit  von 
tphenen  (namentlich  Ol.  Juniperr,  Ol.  Terebinth.)  be- 
eunigt,  während  andrerseits  bei  den  aetber.  Oelen 
■■  Beimengung  von  HO  wesentlich  begünstigend  auf 
?n  langsame  Oxydation  einwirkt,  die  unter  solchen 
itänden  nun  ebenfalls  mit  reichlicher  Bildung-  von  HO1 
[ergeht.  Diese  Beobachtung  über  das  Verhalten  was- 
reien  Aelhers  und  Alkohols  ist,  wenigstens  in  meinen 
en,  nicht  ohne  theoretischen  Werth,  denn  sie  liefert 
-n  weitern  positiven  Beitrag  zu  den  schon  vorliegenden 
erimentellen  Beweisen  für  die  Polarisation  oder  Spal- 
;  des  neutralen  0  in  zwei  verschiedene  thätige  Zu- 
ide,  welche  nach  Schönhein's  Ansicht  die  unter  dem 
luss  des  Lichtes  stattfindende  Oxydation  vieler,  wenn 
t  aller  Materien  begleitet.  Die  Bildung  der  eines 
dodification,  des  Ozons  geht  nicht  allein  deutlich  ge- 
aus  der  in  der  ersten  Periode  der  Oxydation  leicht 
izuweisenden  Gegenwart  ozonhaltiger  Verbindungen 
.or  (so  besonders  bei  den  Aldehyden),  sondern  eben- 
er aus  dem  Auftreten  freien  ozonisirten  Sauerstoffs, 
wurde  diess  bekanntlich  zuerst  bei  der  Oxydation  des 
sphors  ermittelt;  im  Laufe  weiterer  Versuche  ergab 
dasselbe  Auftreten  freien  Ozons  bei  der  Oxydation 
aetherischen  Oele,  der  Aldehyde  und  einiger  andrer 
inischer  Materien;  endlich  konnte  durch  Schönbein 
st   ans   der  grossen  Zahl    einschlagender  Facta   der 


"TT 


—    417    — 

allgemeine  Schluss  gezogen  werden,  dass  bei  der  lang- 
samen Oxydation  die  Bildung  freien  Ozons  an  die  leichte 
Verdampfbarkeit  der  fraglichen  Materien  geknüpft  sei,  so 
dass  z.  B.  bei  Einwirkung  von  Wasser  und  atm.  Sauer- 
stoff auf  Zink  u.  a.  Metalle,  auf  Gerbsäure,.  Indigweiss 
u.  a.  Chromogene  zwar  W.-Superoxyd,  dagegen  kein 
freies  Ozon  auftreten  muss.  Diess  ist  in  der  That  der 
Fall  und  kann  wohl  auf  die  bei  der  Nichtflüchtigkeit  eines 
Körpers  erschwerte;  bei  leichter  Verdampfbarkeit  dagegen 
sehr  erleichterte  feine  Zertheilung  der  kleinsten  Theilcben 
zurückgeführt  werden;  um  die  einzelnen  Moleküle  ver- 
dampfenden Phosphors,  verdampfender  Camphene  oder 
Aldehyde  kann  sich  eine  ungleich  grossere  Menge  von 
Sauerstoffmolekülen  anlagern,  von  denen  eine  bald  klei- 
nere, bald  grössere  Anzahl  nach  geschehener  Ozonisirung 
der  engern  Vereinigung  mit  der  oxydirbaren  Substanz 
entgeht  und  als  freier  thätiger  O  auftritt,  während  and- 
rerseits bei  Berührung  von  Sauerstoff  mit  in  Wasser 
suspendirtem  Zink  in  einem  gegebenen  Momente  nur 
kleine  Mengen  0  polarisirt  und  sofort  vom  Metalle  und 
dem  vorhandenen  Wasser  unter  Bildung  von  ZnO  und 
HO2  absorbirt  werden. 

Dass  aber  bei  dem  wichtigen  chemischen  Vorgange, 
den  wir  hier  besprechen,  ein  Theil  des  gewöhnt.  O  in 
einen  vom  Ozon  abweichenden  'Zustand  übergeht,  möge 
man  nun  denselben  ohne  Benennung  belassen  oder  mit 
„Antozon,"  vielleicht  auch  mit  einem  andern  passenderen 
Namen  bezeichnen,  wird  in  erster  Linie  schon  durch  jene 
bei  den  aether.  Oelen  und  Harzen  entstehenden  eigen- 
thümlich-lockeren  0.- Verbindungen  nahegelegt,  welche, 
in  ganz  gleicher  Weise  wie  HO2,  nur  dann  Ozonwirkungen 
zu  äussern  vermögen,  wenn  Platin,  Eisenoxydul,  oder 
mehrere  andere  noch  zu  besprechende  organ.  Substanzen 


-    118    - 

sind.  Noch  entschiedenere  Gründe  für  die  ge- 
Annahme liegen  in  der  schon  oben  erwähnten 
ie,  dass  nicht  nur  bei  der  Oxydation  mit  Wasser 
;er  unorganischer  und  organischer  Substanzen 
Wirkung  des  Lichtes  constant  HO1  auftritt,  sondern 
uperoxyd  auch  dann  sich  bildet,  wenn  durchaus 
eier  Aelher  oder  Alkohol  dem  ahn.  Sauerstoff 
2t  werden.  Nun  scheint  aber  aus  mehreren  dü- 
ngen Schönbein's,  sowie  aus  eigenen  Versuchen 
ger  Gewissheit  hervorzugehen,  dass  z.  B.  bei  der 
ine  erhitzte  Platinspirale  eingeleiteten)  Oxydation 
ers  die  als  Endprodukt  auftretende  Ameisen-  und 
re  aus  der  Umsetzung  der  zuerst  sich  bildenden 
-enden  Materien  hervorgeht;  wollte  man  daher 
„Verwesung"  nur  eine  Art  veränderten,  thätigen 
ich  das  Ozon,  als  mitbeteiligt  ansehen,  so  bleibt 
hzeitigo  Bildung  von  HO1,  welche  ohnebin  auf 
enthümliche  Spaltung  des  Aethermoleküls  hin- 
ine durchaus  unerwartete  Thatsacbe  und  um  so 
irer,  als  das  im  Aether  oder  Alkohol  neben  den 
henden  Säuren  entstandene  W.-Superoxyd  noch 
ige  unverändert  in  der  organischen  Flüssigkeit 
i  bleibt,  wenn  man  in  einem  gewissen  Momente 
bschluss  aller  Lichtstrahlen  die  langsame  Oxy- 
nfhebt  oder  annähernd  gleich  Null  setzt.  Dazu 
loch  der  Umstand,  dass,  wenigstens  meinen  Er- 
n  zufolge,  es  nicht  gelingt,  durch  Behandlung 
eien  Alkohols  oder  Aethers  mit  ozonisirtem  Sauer- 
f  chemischem  Wege  dargestellt)  auch  nur  kleinste 
von  HO1  zu  erzeugen,  ein  Versuch,  der  zur  Ver- 
ler Polarisation  des  gewöhn).  0 ,  der  sich  dem 
sts  noch  in  bedeutendem  Verhältniss  beigemengt 
sbenfalls   bei  gänzlichem   Lichtabschluss  vorzu- 


-    «19    - 

nehmen  isL  Erinnern  wir  uns  schliesslich  an  die 
Möglichkeit,  durch  gegenseitige  Einwirkung  von  Wa: 
and  Ozon  (sei  dieses  aus  gewöhn!.  O  durch  Anwend 
der  Electrizität  oder  des  Phosphors  dargestellt)  überhi 
W.-Snperoxyd  zu  erzeugen,  so  darf  wohl  mit  einij 
Hechte  daran  festgehalten  werden,  dass  in  dem  d 
unvollkommen  aufgehellten  Vorgange  der  „langsai 
Oxydation"  der  neutrale  Sauerstoff,  theilweise  unter  < 
Einfluss  des  Lichtes  und  einer  gewissen  Wärmeme 
in  zwei  deutlich  zu  unterscheidende  Modifikationen 
erhöhter  chemischer  Thatigkeit  übergeführt  wird.  Hie 
leigt  der  sog.  positiv-active  Sauerstoff,  das  „Antozi 
ein  so  ausgesprochenes  Bestreben,  sich  mit  HO  zn  < 
typischen  Autozonide  HO1  zu  verbinden,  dass  zu  die 
Zwecke  in  einzelnen  Fällen  aus  C— ,  H—  und  O—  ■ 
haltenden  Atomcomplexen  die  beiden  letztern  Elemt 
in  Form  von  HO  austreten,  wenn  der  oxydirbaren  Hat 
(Aether,  Alkohol  etc.)  nicht  von  Anfang  an  fertig  gebildi 
Wasser  beigemischt  war. 

So  kann  denn  zwar  die  Gegenwart  des  Wassers  n 
mehr  als  absolut  nothwendige  Bedingung  der  langsai 
Verbrennung  gelten;  sie  wirkt  jedoch  in  allen  Fä 
wesentlich  beschleunigend  und  prädisponirend,  und  ei 
wohl  mehr  als  nur  wahrscheinlich,  dass  die  allbekai 
wichtige  Rolle  des  Wassers  bei  so  vielen  Oxydatio 
(insbesondere  der  eigentl.  Verwesung  organischer  Sic 
meilweise  in  seiner  grossen  Verwandtschaft  zu  jet 
veränderten  Sauerstoff,  dem  Schönbein'schen  Anlo: 
begründet  ist. 

Zu  den  interessantesten  Erscheinungen,  welche 
diesem  Anlass  noch  Erwähnung  verdienten,  gehört  a 
die  Thatsache,  dass  sowohl  Ozon  als  Antozon  sich 
grosser  Leichtigkeit  zwischen  zwei  gleichzeitig  vorband 


O.-be^ierige  Materien  zu  theilen  vermögen.  So  sehen  wir 
Anderem  beim  Zusammenschiitteln  geschmolzenen 
bors  mit  atm.  Luft  und  Indigolösung,    sowohl  den 

zu  PO3  und  POs  oxydiren,  als  auch  das  Indtgblao 

farblose  Isatin  übergehen,  und  in  einem  dem  bfr- 
eten  Sauerstoffe  ausgesetzten  Gemenge  von  Cane 
1  und  HO,  tritt  das  Camphenantozonid  mit  HO1  zu 
er  Zeil  und  in  gleich  reichlichem  Maasse  auf.  Diese 
tnisse  und  wohl  auch  der  auffallend  begünstigende 
(3  der  sog.  Camphene,  mehrerer  Kohlenwasserstoffe 
nancher  Harze  auf  die  Oxydation  von  Weingeist 
ether,    gehören    Iheilweise    noch  in  das  schwierige 

der  Conlactwirkungen  im  engem  Sinne,  welche 
.iebig'scher  Deutung  in  einer  Uebertragung  che- 
;r  Thätrgkeit,  d.  h.  molekularer  Bewegungsphano- 

von   einem  Körper  auf  benachbarte   andere  be- 

)  viel  zur  Beleuchtung  der  Frage  über  die  lang- 
Oxydation.  Wenden  wir  uns  nun  weiter  zu  dem 
Ücben  Gegenstande  dieser  Zeilen,  d.  h.  zu  den 
mngen  des  Wasserstoffsuperoxydes  zu  gewissen 
sehen  Substanzen. 

i  bildet  diess  den  Hauptgegenstand  der  letzten 
e  in  den  Forschungen  SchÖnbein's.  Dieselben  sind 
ndig  in  den  Verhandtungen  der  Basler  Naturfor- 
len  Gesellschaft  niedergelegt,  Iheilweise  aber  auch 
Sitzungsberichten  der  Münchner  Akademie,  in  den 
ger  Nachrichten  der  königl.  Gesellschaft  der  Wis- 
aften,  in  Erdmann's  Journal  f.  prakt.  Chemie  und 
*  biologischen  Zeitschrift.  Eine  genauere  Gitation 
nzelnen  Arbeiten  und  Versuchsreihen  mag  um  so 
unterlassen  bleiben,  als  ich  nur  die  Hauptergebnisse 
sprechen    haben    werde    und    auch   unter   diesen 


—    121    - 

Manches  schon  hinlänglich  bekannt  ist.  Mit  einigen  der 
wesentlichsten  hier  zu  berührenden  Punkte  habe  ich  mich, 
auf  Veranlassuug  Schönbein's,  unabhängig  d.  h.  ohne 
Kenntniss  der  von  ihm  erhaltenen  Resultate,  ebenfalls 
beschäftigt  und  ich  kann,  im  Hinblick  auf  den  allgemein 
eingestandenen  Werth  sogen.  Controlluntersuchungen, 
kaum  anstehen,  die  vollkommene  Uebereinstimmung 
meiner  Beobachtungen  mit  den  betreffenden  Mittheilungen 
des  verstorbenen  Forschers  ausdrücklich  zu  erwähnen. 
Zugleich  möge  mir  gestattet  sein,  vielleicht  neu  erworbene 
Freunde  der  Chemie  des  Sauerstoffs  daran  zu  erinnern, 
dass  die  zum  Theil  ausserordentliche  EmpBndlichkeit  der 
Ozon-  und  Anlozonreaktioneu  öfters  auch  eine  ausnahms- 
weise Sorgfalt  der  Experimentation  erfordert,  wenn  nicht 
wiederholtes  Mi6slingen  gewisser  Versuche  das  Urtheil 
irre  leiten  soll ;  es  zeigt  sich  das  Nichteintreten  einzelner 
Reactionen  zuweilen  von  äusserst  geringfügigen  Bedin- 
gungen abhängig,  welche  erst  durch  eigene  anhaltendere 
Beschäftigung  mit  dem  Gegenstande  selbst,  besonders 
durch  vergleichende  Beobachtung  oft  wiederholter  Ver- 
suche klarer  erkannt  werden.  Leider  ist  der  meiner 
Mittheilung  zugemessene  Raum  allzu  eng,  um  auch  nur 
einiger  Maassen  auf  die  hier  angedeuteten  Verhältnisse 
eingehen  zu  können. 

Erst  geraume  Zeit  nachdem  schon  die  von  Platin 
und  einigen  Oxyden  auf  HO2  ausgeübte  katalysirende 
Wirkung  bekannt  war,  wandte  man  sich  mit  grösserer 
Aufmerksamkeit  dem  Verhalten  dieser  Verbindung  gegen 
organische  Stoffe  zu,  an  einzelne  frühere,  nicht  weiter 
verfolgte  Beobachtungen  anknüpfend,  nach  welchen  unter 
anderm  selbst  atmosphärischer  Staub  das  HO3  unter  Um- 
ständen zersetzen  soll.  Aus  den  ersten  bezüglichen  Un- 
tersuchungen  ergab   sich,   dass  insonderheit  thierische 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  699. 


—    122    — 

izen  mit  der  dem  Platin  (im  Zustande  feiner  Ver- 
;)  zukommenden  katalystischen  Wirksamkeit  eben- 
gabt  sind;  dahin  gehören  gewisse  tbJerisohe  Ge- 
eile  und  ausserdem  in  erster  Linie  das  Blut.  Ge- 
Versuche wiesen  bald  nach,  dass  in  dieser 
den  Flüssigkeit  die  erwähnte  Fähigkeit  der  HO1- 
e  einmal  dem  Blutfaserstoff,  in  weit  höherem  Grade 
in  rothen  Blutkörperchen  zukommt,  die  in  der 
eine  so  entschiedene  theoretische  Bedeutung  in 
rschungen  über  den  thiltigen  Sauerstoff  erhalten 
In  Betreff  nun  der  Beziehungen  der  zahlreichen 
organ.  Substanzen  zn  HO1  geht  ans  den  Unter- 
jen Seh ön bei  11 's,  dem  wir  ohne  Zweifel  die  grössle 
ischlagender  Thatsachen  verdanken,  auf  das  Deut- 
hervor,  dass  das  W.-Snperoxyd,  wie  schon  oben 
unverändert  neben  einer  grossen  Anzahl  organ. 
teslehen  kann,  dass  aber  andrerseits  HO1  durch 
sehnliche  Reihe  organ.  Körper  energisch  zerlegt 
eiche  Körper,  obwohl  noch  höchst  ungenau  be- 
lennoch  in  dem  allen  gemeinsamen  Stickstoffge- 
i  ihrer  sehr  nahen  Verwandtschaft  mit  den  sog, 
törpern  übereinzustimmen  scheinen  und  so  schon 
e  eigentümlich  characterisirte  Klasse  bilden.  In- 
dieselbe  mit  der  Classe  der  „Fermente"  zusam- 
i,  mag  sich  aus  späteren  Betrachtungen  von  selbst 
(eilen.  Vorerst  mögen  die  bei  den  Blutkörperchen, 
interessantesten  Repräsentanten  der  soeben  er- 
i  Gruppe  N.-haltiger  Materien,  erforschten  Ver- 
3  näher  betrachtet  werden,  da  alle  weiter  anzu- 
en  Thatsachen  nur  als  Analogien  oder  Wieder- 
n  der  beim  Blute  ermittelten  Phänomene  erscheinen 
ier  die  Darstellung  derselben  durch  Aufstellung 
ch  gewissermaassen  typisch  verhaltenden  Körpers 


-    423    — 

an  Uebersichtlichkeit  nur  gewinnen  kann.  Die  mannig- 
fachen Gründe,  welche  für  die  Annahme  sprechen,  dass 
die  rothen  Blutkörperchen  in  dem  lebenden  Organismus 
in  eigentümlich  lockerer  Verbindung  mit  ozonisirtem 
Sauerstoff  die  verschiedenen  Organe  durchlaufen  und  so 
als  eigentlichste  Vermittler  der  Sauerstoffwirkungen  im 
Blute  anzusehen  sind,  stehen  in  den  engsten  Beziehungen 
zu  den  hier  zu  erörternden  Fragen;  sie  sind  jedoch  in 
der  oben  erwähnten  Abhandlung  des  Näheren  auseinan- 
dergesetzt; ich  pnterlasse  daher  deren  Wiederholung 
und  fasse  die  über  das  Verhalten  des  Blutes  zu  HO2  von 
Schönbein  gefundenen  Hauptfacta  in  folgende  Sätze  zu- 
sammen: 

4.  Die  Blutkörperchen  besitzen  sowohl  in  frischem, 
als  in  getrocknetem  Zustande,  in  der  Form  des  entfaserten 
Bltttes,  die  Eigenschaft,  HO3  mit  der  Lebhaftigkeit  des 
Platins  und  unter  Entbindung  neutralen  Sauerstoffs  zu 
zerlegen. 

2.  Unter  dem  Einflüsse  der  Blutkörperchen  wirken 
selbst  sehr  verdünnte  Lösungen  von  W.-Superoryd  oder 
antozonhaltigen  Oelen,  die  sich  gegen  Guajakharzlösung, 
Jodkalium  und  eine  Reihe  andrer  oxydirbarer,  d.  h. 
ozonbegieriger  Substanzen  gänzlich  indifferent  verhalten, 
sofort  als  energische  Ozonide.  Guajak  und  KJ.- Kleister 
werden  gebläut,  Indigo  entbläut,  Pyrogallussäure  gebräunt, 
Anilin,  Hämatoxylin  und  Brasilin  stark  geröthet,  weisses 
Ferrocyaneisen  energisch  gebläut  u.  s.  w.  Auch  in  diesen 
Reactionen  6ndet  vollkommene  Uebereinstimmung  mit 
der  Wirkungsweise  pulverförtnigen  Platins  statt. 

3.  Durch  Cyanwasserstoff  wird  die  katalytische  Ein- 
wirkung der  Blutkörperchen  auf  HO3  ausserordentlich  ge- 
schwächt, unter  Umständen  scheinbar  auf  Null  reduzirt  Auf 
das  Platin  übt  dagegen  HCy  keinerlei  derartige  Wirkung  aus. 


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—    424    - 

Endlich  ist,  an  diese  Thatsachen  anschliessend,  zu 
erwähnen,  dass  den  Blutkörperchen  die  Fähigkeit,  Nitrate 
in  Nitrite  und  auch  diese  Salze  noch  weiter  zu  reduziren, 
in  ganz  besonderem  Grade  zukommt  Es  ist  bekannt, 
dass  das  Vermögen  der  Blutkörperchen,  den  in  sogen. 
Antozoniden  enthaltenen  Sauerstoff  in  Form  von  Ozon 
auf  dritte  Körper  überzutragen,  schon  vor  Jahren  von 
Schönbein  zur  Nachweisung  des  HO3  und  des  Antozon- 
gehalts  aether.  Oele  verwerthet  wurde;  in  der  That  bildet 
Guajaktinctur  in  Verbindung  mit  entfasertem  Blute  eines 
der  empfindlichsten  Reagentien  auf  Wasserstoffsuperoxyd 
und  Antozon  überhaupt,  ist  aber  noch  von  Schönbein 
selbst  in  der  letzten  Zeit  seines  Lebens  durch  ein  noch 
empfindlicheres  Mittel  ersetzt  worden,  d<ts  wir  sogleich 
zu  betrachten  haben  werden. 

Charakteristisch  für  das  Wasserstoffsuperoxyd  ist  im 
fernem  die  unter  Mitwirkung  von  Blutkörperchen  verur- 
sachte Bleichung  resp.  Entbläuung  des  Cyanins.  Dieser 
äusserst  merkwürdige  Farbstoff  (ein  aus  Leucolin  oder 
Lepidin  und  Jodarayl  erhaltenes  Derivat  von  der  em- 
pirischen Formel  C66  H33  N2  J)  löst  sich  in  Alcohol  mit 
prachtvoll  anilinblauer  Farbe  und  zeigt  neben  ausser- 
ordentlicher Färbekraft  die  eigenlhüralicbsten  und  inter- 
essantesten Beziehungen  zum  ozonisirten  und  zum  be- 
leuchteten Sauerstoff.  Diese  Verhältnisse  finden  sich  in 
den  Mittheilungen  Schönbeins  aus  den  Jahren  4866  und 
4865  näher  besprochen  und  es  soll  daher  nur  erwähnt 
werden,  dass  dieses  Cyanin  in  seinen  Lösungen  durch 
alle  ozonführenden  Verbindungen  sehr  energisch  entbläut 
wird  und  dass  dabei  eine  lockere  Verbindung  von  Cyanin 
mit  Ozon  sich  bildet,  was  schon  daraus  erhellt,  dass  die 
farblose  Flüssigkeit  durch  ozongierige  Materien,  wie  Gerb- 
säure,  Anilin  u.  s.  w.  ihre  ursprüngliche  Farbe   wieder 


—    125    — 

erhält.  Diese  durch  Ozon  und  Ozonide  bewirkte  Blei- 
chung des  Cyanins  tritt,  wie  erwähnt,  nun  auch  dann  ein, 
wenn  HO3  in  Verbindung  mit  Blutkörperchen  (entfaserlem 
Blute)  einer  Cyaninlösung  beigemengt  wird  und  darf  in- 
sofern ohne  Anstand  als  Erkennungsmittel  für  HO*  (na- 
mentlich in  Verbindung  mit  den  übrigen  Reactionen) 
benutzt  werden,  um  so  mehr  als  sie,  wie  auch  die  Re- 
action  mit  Guajaktinctur  und  Blut  oder  Jodkaliumkleister 
and  Eisenoxydulsalz,  weit  empfindlicher  ist,  als  Chrom- 
säure und  Aether.  Diese  Fähigkeit,  bei  Gegenwart  von 
Blutkörperchen  Cyanin  zu  bleichen  scheint,  wie  ich  aus 
angestellten  Versuchen  schliesse,  nur  dem  W.-Superoxyd, 
nicht  aber  den  Verbindungen  des  Antozons  mit  Camphenen 
and  andern  aether.  Oelen,  eigen  zu  sein ;  ausserdem  hat 
schon  Schönbein  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  sich 
bei  dieser  Reaction  sorgfältig  eingetrocknetes  Blut,  in 
gleicher  Verdünnung  wie  frisches  angewendet,  von  letz- 
terem durch  viel  energischere  Wirkung  unterscheidet. 
Ich  kann  diese  Beobachtung  ebenfalls  bestätigen  und  theile 
mit  Schönbein  die  Ansicht,  dass  dieses  Verhalten  auf  eine 
während  des  Trocknens  mit  den  Blutkörperchen  vorge- 
gangene Veränderung  hindeutet  und  daher  gerade  diese 
Cyanin-Reactionen  für  Physiologen  eines  der  passendsten 
Mittel  sein  dürften,  den  namentlich  in  fieberhaften  Krank- 
heitsformen Platz  greifenden  Veränderungen  im  Blute 
nachzuspüren,  die  wohl  ohne  Zweifel  theilweise  sich  auch 
auf  die  Blutkörperchen  ausdehnen. 

Von  nicht  geringer  Bedeutung  ist  die  Frage  nach 
dem  näheren  Vorgange  bei  der  Katalyse  des  HO2  durch 
Blutkörperchen.  Nach  SchönbeiVs  Ansicht,  welche  mir 
die  annehmbarsten  Gründe  in  sich  zu  vereinigen  scheint, 
liegt  die  Ursache  dieser  Erscheinung  in  der  Fähigkeit 
der  Blutkörperchen,  sowohl  den  neutralen  Sauerstoff,  als 


—    126    — 

Antozon  in  negetiv-activen  S.  oder  Ozod  umznwan- 
.  Dass  dem  Blute  gewöhnlichem  O  gegenüber  eine 
andsverändernde,  ozonisirende  Wirkung  beigemessen 
Jen  muss,  erhellt  ans  den  bei  dem  Alhmungsprocesse 
findenden  Oxydationsvorgängen ,  welche  nothwendig 
eine  sehr  wesentlich  erhöhte  chemische  Thatigkuit 
im  Blut  cursirenden  Sauerstoffs  hindeuten.  Dass  aber 
i  die  als  Antozon  bezeichnete  O.-Modification  durch 
förperchen  in  Ozon  übergeführt  wird,  lässt  sich  in 
■nfalliger  Weise  aus  der  oben  cilirten  Thatsache  ab- 
n,  dass  Wasserstoffsuperoxyd  und  antozonhaltigeOele, 
he  sich  namentlich  gegen  Guajakharz  und  auch  gegen 
e  oxydirbare  Substanzen  durchaus  indifferent  ver- 
m,  in  Gegenwart  entfaserten  Blutes,  mit  dem  besagten 
:e  sofort  das  blaue  Guajakozonid  bilden  und  auf  andre 
ier  ebenfalls  in  gänzlich  ozonartiger  Weise  einwirken. 
lun  bei  Abwesenheit  von  oxydirbaren  Substanzen  wie 
akharz,  Jodkalium  u.  s.  w.,  das  HO1  durch  Blutzellen 
rasser  und  neutralen  Sauerstoff  zerlest  wird,  so  liegt 
Annahme  nahe,  dass  unter  diesen  Umständen  das  in 
enthaltene  zweite  O.-Atora  in  gewöhnlichen  neutralen 
jrstoff  verwandelt  werde  und  dadurch  die  Verbindung 
ille.  Diese  Ansicht  jedoch  ist  nicht  nur  desshalb 
atthaft,  weil  sie  uns  zwingt,  in  zwei  sehr  analogen 
;ängen  eine  durchaus  verschiedene  Wirkungsweise 
Blutkörpereben  anzunehmen,  sondern  sie  erscheint 
gänzlich  überflüssig,  wenn  wir  uns  an  eine  der  aus- 
irochensten  Eigenschaften  des  osonisirten  O  erinnern, 
lieb  an  seine  Fähigkeit,  in  Berührung  mit  HO1  das- 
9  in  HO  und  neutralen  0  zu  zerlegen  und  dabei 
;t  in  neutralen  Sauerstoff  überzugehen.  Wenn  daher 
h  den  Contact  mit  Blutzellen  ein  Theilcben  Wasser- 
soperoxyd  in  Wasser  und  Ozon  zerfallt,  so  tritt  du 


-    «27    — 


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gebildete  Ozon  seinerseits  in  Berührung  mit  weiterem 
benachbartem  HO3;  es  entsteht  durch  gegenseitige  Aus- 
gleichung oder  Depolarisation  von  Ozon  und  Antozon 
neutraler  Sauerstoff,  und  dieser  Vorgang  muss  sich  so 
lange  wiederholen,  bis  in  einer  Lösung  von  HO2  alles 
Superoxyd  in  dieser  Art  in  Wasser  und  Sauerstoff  zer- 
legt ist.  Von  der  Betrachtung  der  Thatsache  ausgebend, 
dass  nur  dem  ozonisirten  Sauerstoff  das  zweifache  Ver- 
mögen zukommt,  die  Guajaktinctur  energisch  zu  bläuen 
und  zugleich  mit  Wasserst.-Superoxyd  sich  in  Wasser 
und  gewöhnt.  O  umzusetzen,  führt  diese  Schönbein'scbe 
Anschauungsweise  die  doppelte  Fähigkeit  der  Blutkör- 
perchen, HO*haUige  Guajaklösung  zu  bläuen  und  das 
W. -Superoxyd  in  HO  und  0  zu  zersetzen  auf  ein  und 
dieselbe  Ursache  (die  Umwandlung  des  Antozons  in  Ozon) 
zurück.  Jeder  Contact  der  Blutkörperchen  mit  HO3  be- 
wirkt die  Ozonisirung  und  Lostrennung  des  2ten  0. -Atom 's; 
sind  keine  andern  Materien  zugegen,  so  tritt  Depolarisation 
der  beiden  O.-Modificationen  ein,  d.  h.  es  wird  je  ein 
Atom  HO2  durch  \  Atom  ozonisirten  Sauerstoffs  in  Wasser 
und  2  Atome  neutralen  0  übergeführt  und  die  Entbindung 
gewöhnlichen  Sauerstoffs  ist  in  diesem  Vorgange  als  eine 
mittelbare  zu  betrachten ;  treten  dagegen  die  rothen  Blut- 
zellen in  Berührung  mit  einem  Gemenge  von  HO3  und 
ozongierigen  Substanzen  wie  Guajakharz,  so  verbinden 
sich  diese  letzteren  unmittelbar  mit  dem  gebildeten  Ozon 
und  wir  beobachten  wohl  eine  tiefe  Bläuung  der  mit 
Guajaktinctur  versetzten  Flüssigkeil,  dagegen  keinerlei 
O.-Entbindung.  Nun  wird  aber  nach  dem  Gesetze  der 
Depolarisation  das  W.-Superoxyd  durch  das  blaue  Gua- 
jakozonid  in  gleicher  Weise  wie  durch  PbOa  oder  Mn*  O7 
in  Wasser  und  0  zerlegt  und  das  Guajakblau  dabei 
ebenfalls  reduzirt,  resp.  entbläut;  es  weist  demnach  die 


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—    428    — 

wache,  dass  wir  bei'm  Vermischen  verdünnter  HO>- 
ungen  mit  hinreichender  Menge  Guajaklösung  und 
aserten  Blutes  keinerlei  Sauerstoff  frei  werden  sehen, 
egen  eine  tiefe  und  erst  nach  geraumer  Zeit  abneb- 
lde  Blauung  der  Flüssigkeit  wahrnehmen,  klar  darauf 
,  dass  in  diesem  Fall  unter  dem  prädisponirenden 
flösse  des  gleichzeitig  gegenwärtigen  sehr  oxydirbaren 
ijakharzes  sämmtliches  Antozon  des  HO*  in  fast  dem- 
>en  Momente  in  Ozon  umgewandelt  und  an  das  Hart 
etreten  wird,  während  diese  Umwandlang  bei  Abwesen- 
,  des  Guajaks  oder  andrer  verwandten  Materien  tang- 
ier und  gleichsam  von  Atom  zu  Atom  vor  sich  geht, 
iurch  allein  ein  Zusammentreffen  von  Ozon  und  HO1 
lögliebt  wird.  Es  steht  diese  Ansicht  im  Einklänge 
der  Beobachtung,  dass  in  einer  Mischung  concentrirter 
'-Lösung  mit  kleinen  Mengen  der  Guajaklösung  beim 
ügen  entfaserten  Blutes  anfangs  eine  sehr  entschiedene 
afärbung  erfolgt,  die  jedoch  in  wenigen  Augenblicken 
der  verschwindet,  weil  hier  das  zuerst  gebilbete  ozon- 
rende  Guajakblau  durch  überflüssiges  W.-Superoxyd 
der  zerlegt,  d.  h.  depolarisirt  und  gebleicht  wird. 
jerdiess  erinnert  diese  Reaction  an  eine  gänzlich  ana- 
3  Erscheinung,  welche  dann  eintritt,  wenn  eine  Mischung 
i  stark  antozonhaltigem  aether.  Oele  und  Guajaklösung 

übermargans.  Kali,  Chlor  u.  a.  ozonidiseben  Oxvda- 
ismitteln  behandelt  wird  (siehe  Schweiz.  Wochenschrift 
harmacie,  4866,  „Chemische  Mittheilungen  über  Ozon 
Antozon"). 

Diese  soeben  betrachtete  Ansicht  über  die  HO'-Ka- 
'se  durch  Blutzellen  erstreckt  sich  nach  Sohönbein's 
isserungen  nicht  allein  auf  sämmtliche  noch  zu  er- 
inenden  organ.  Substanzen,  denen  die  katalysireode 
-kung  zukommt,  sondern  war  schon  früher  in  Betreff 


—    129    — 

der  Einwirkung    des  Platin's  auf  HO2  aufgestellt  worden, 
wie  denn  überhaupt  an   diesem  Metalle   zuerst  die  Be- 
ziehungen des  katalytischen  Vermögens  zu  einem  eigen- 
thumlichen  Verhalten  gegen  den  Sauerstoff  unzweifelhaft 
zu  Tage  traten.    Es  vermag  nämlich  das  Platin  (in  Form 
von  Platinmohr)  nicht  nur  das  Wasserstoffsuperoxyd  ener- 
gisch zu  katalysiren  und  die  mit  HO2  vermengte  Guajak- 
tinctur  zu  bläuen,  sondern  auch  den  atmosph.  Sauerstoff 
unmittelbar  in  die   dem  Ozon  zukommende  chemische 
Thätigkeit  zu  versetzen,  was  daraus  zur  Genüge  erhellt, 
dass  unter  dem  Einflüsse  des  genannten  Metalls  sowohl 
die  Guajakharzlösung  als  der  angesäuerte  Jodkaliumklei- 
ster gebläut  wird,  wenn  die  eine  oder  andre  dieser  Flüs- 
sigkeiten  zugleich  in  Berührung  mit  Sauerstoff  gelangt. 
Lässt  nun  schon  dieses  Factum  einen  gemeinsamen  Grund 
der  erwähnten  verschiedenen  Eigenschaften   des  Platins 
vermutben,  so  wird  diess  immerhin  durch  die  auffallenden 
Analogien  mit  einer  Reihe  organ.  Substanzen  noch  merk- 
lich  näher  gelegt   und   dadurch   weitere  Anregung   zur 
Untersuchung  dieses  merkwürdigen  Metalls    und   seiner 
Beziehungen  zum  Sauerstoff  gegeben.     Dass  durch  die 
neuesten  Arbeilen  Graham's  über  das  Verhalten  de»  Pla- 
tins  und  der   verwandten  Metalle   zum  Wasserstoff  die 
Oxydation  dieses  Gases,  sowie  die  langsame  Verbrennung 
des  Alkohols  und    Aethers,    die  durch  Sauerstoff  unter 
Mitwirkung  schwammförmigen  Platins  so  leicht  vor  sich 
geht,  auf  die  ausserordentliche  Absorptionsfähigkeit  des 
Metalles  für  Wasserstoff  und  gewisse  moleculare  Verän- 
derungen in  dem  aufgenommenen  H  zurückgeführt  wird, 
kann  uns  hier  keineswegs  etwa  irre  machen ;  denn  mögen 
auch  jene  Oxydationsvorgänge,  deren   erste   Kenntniss 
wir  bekanntlich   dem   trefflichen  Döbereiner  verdanken, 
künftighin  ohne  Beiziehung  der  Schönbein'schen  Erfah- 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  700. 


—    130    — 

über  das  Platin  erklärt  werden,  so  wird  diess  mit 
agten  Bläuung  des  Guajakharzes  durch  Platin  und 
uerstoff  um  so  weniger  geschehen  können,  denn 
bleibt  die  Thatsache  bestehen,  dass  das  gebildete 
>lau  nicht  wie  das  Wasser  ein  einfaches,  indiffe- 
3xydationsprodukl,  sondern  ein  wirklich  ozon- 
er Körper  ist  und  sodann  ergibt  sich  aus  den 
'sehen  Untersuchungen  selbst,  dass  der  Sauerstoff 
1  Metallen  der  Platingruppe  in  relativ  nur  sehr 
i  Verhältnissen  aufgenommen  und  verdichtet  wird. 
-i  erscheinen  diese  Forschungen  zumal  von  dem 
inkte  der  Ansichten  Schönbein's  aus  desshalb  in 
Grade  beachtenswertb,  weil  sie,  der  Lehre  vod 
lerstoffpolarisation  analog,  auch  bei  dem  Wasser 
if  eine  Art  eigentümlicher  polarer  Verkeilung 
leküle,  durch  das  Platin  bewirkt,  hinzuweisen 
l  und  so  wenigstens  die  Möglichkeit  dessen  an- 
was  lange  schon  geahnt,  durch  das  Experiment 
ch  niemals  festgestellt  wurde,  dass  nämlich  neben 
lerstoff  auch  andre  sehr  wichtige  Grundstoffe,  wie 
lofl"  und  Stickstoff,  durchaus  ähnliche  Verhältnisse 
itropie  zeigen  mochten,  und  dass  die  Fähigkeil, 
e  ätiotrope  Veränderungen  einzuleiten,  unter  den 
iseben  Materien  besonders  dem  Platin  zukommt, 
gen  wir  nun  weiter  nach  jenen  organischen  Kör- 
s  deren  Typus  sowohl  Blutkörperchen  als  Platin 
let  wurden,  so  treffen  wir  in  erster  Linie  eine 
von  Substanzen,  welche  zwar  zum  grossen  Theile 
;hst  oberflächlich  bekannt,  sehr  wahrscheinlich 
i  nicht  organisirte  stickstoffhaltige  Bestandteile 
nhalts  pflanzlicher  Organismen  zu  betrachten  sind 
Önbein's  sehr  zahlreiche  Untersuchungen  über  die 
ing  des  Sauerstoffs  auf  pflanzliche  Stoffe  hatten 


-    131     - 

schon  vor  Jahren  die  interessante  Thatsache  orge 
dass  in  manchen  Pflanzen  einzelne  Theile  derselbe 
sehr  ausgesprochener  Weise  die  Fähigkeit  zeigen, 
Guajaklösung  und  atm.  Sauerstoff  zusammengebracht, 
energische  Blauung  des  Harzes  zu  veranlassen.  We 
Versuche  bewiesen  ausserdem,  dass  in  allen  den  Fi 
in  welchen  diese  Erscheinung  eintritt,  die  betreffe 
Pflanzentheile,  mit  Wasser  unter  Zutritt  atm.  Sauen 
zerstossen,  eine  Flüssigkeil  liefern,  welche  Ihätigen  Se 
stofT  fuhrt  und  diesen  bald  geringern.  bald  grösserr 
halt  an  Ozon  insbesondere  durch  die  doppelte  Fä'lii 
beurkundet,  die  Guajakharztinctur  und  den  (mit  So9 
gesäuerten  RJ-  Kleister  deutlichst  zu  bläuen,  allein 
im  Uebrigen  die  weiteren  charakteristischen  Reacti 
ozonhaltiger  Verbindungen  zeigt.  Dieses  Verhalten 
zu  jeder  Zeil  Hand  in  Hand  mit  dem  Vermögen, 
Wasserstoffsuperoxyd  in  HO  und  O  zu  zerlegen  un 
Guajaktinctur  in  Gegenwart  von  HO*  zu  bläuen; 
beiden  letzteren  Eigenschaften  zeigen  sich  dann . 
die  betreffenden  Pflanzentheile  unter  Wasser  bei 
Itchstem  Abschlüsse  der  atm.  Luft  zerkleinert  oder 
gezogen  und  die  erhaltenen  Flüssigkeiten  geprüft  we 
allein  auch  durch  einfaches  Einlegen  der  mit  W 
durchtränkten  Pflanzentheile  in  Lösungen  von  HO 
in  den  meisten  Fällen  eine  sehr  merkliche  Katalysi 
daher  Gasentwicklung  ein.  Wir  treffen  solche  c 
thümtich  wirkende  Materien  nach  den  Beobacbti 
Schonbein's  in  Stengel,  Blättern  und  Wurzeln  ma 
phanerorgamischer Gewächse,  unter  denen  sich  nurae 
Taraxacum  off.  und  viele  andere  Arten  derselben  F, 
aaszeichnen,  sodann  in  allen  bis  jetzt  untersuchten 
fähigen  Pflanzensaamen  und  endlich  in  dem  Zellii 
der  niedern  Crvptogamen,  d.  h.  in  vielen  Algen  un 


-    432    - 

o  Zahl  der  Pilze  von  den  Hymenomyceten  bis  zu 
■oskopischen  Schimmelpilzen  herab.  Namentlich 
die  filtrirtcn  Auszüge  der  phanerogam.  Pflanzen-  ■ 
alle  in  höberein  oder  geringerem  Maasse  das 
n.  in  verdünnten  Lösungen  des  HO1  das  Super- 
kurzer Zeit  gänzlich  zu  zersetzen  und  andrer- 
'baitige  Guajaklösung  zu  bläuen;  allein  auch  das 
erven  und  Pilzen  der  verschiedensten  Art  nur 
Zeit  in  Berührung  gestandene  Wasser  vermag 
roxyd  noch  energisch  zu  katalysiren,  wenn  auch 
«er  die  HOJhaltige  G.linctur  zu  verändern.  Von 
er  Bedeutung  ist  aber  die  Thatsache,  dass  sämmt- 
rwähnten  pflanzlichen  Auszügen  die  Fähigkeit 
.  Nitrate  sehr  rasch  in  Nitrite  umzuwandeln 
st  die  so  gebildeten  Nitrite  noch  weiter  zu  re- 
eine Eigenschaft,  die  nicht  nur  einzelnen  Me- 
e  Zn,  Cd  etc.,  sondern  auch  der  ganzen  organ. 
der  sogen.  Kohlenhydrate  eigen  ist,  letzteren 
i  weit  geringerem  Grade,  als  den  in  Bede  ste- 
»flanzenstoffen.  Alle  diese,  mit  der  Wirkungs- 
s  Platins  und  besonders  der  Blutkörpereben  so 
reinstimmenden  Verhältnisse  lassen  es  als  höchst 
inlich  erscheinen,  dass  in  dem  Zellinhalte  be- 
lanzen  und  Pflanzentheile  verschiedene  Materien 
n  sind,  die  in  gewissen  Beziehungen  von  ein- 
weichen, in  manchen  andern  dagegen  durchaus 
Dnimen  und  sämmtlich  mit  dem  Vermögen  be- 
,  den  gewöhnlichen  freien  Sauerstoff,  sowie  auch 
HO3  enthaltenen  O  zu  erhöhter  chemischer 
t  anzuregen ;  nach  dieser  Ansicht  liegt  daher 
dieser  Fähigkeit  dem  Sauerstoff  gegenüber  die 
me  Ursache  sowohl  für  die  Eigenschaft  jener 
;n,  mit  Wasser  und  Luft  Ozonhaltige  Flüssig- 


—    433    — 

keilen  zu  erzeugen,  als  auch  Tür  die  Zerlegung  des 
HO1,  die  Blauung  der  HO1  haltigen  Guajaklösung  und 
die  Reduction  der  Salpeters.  Salze.  Diese  Auffassungs- 
weise  gewinnt  sofort  an  Klarheit,  wenn  wir  zwei  weitere 
Thalsachen  hinzuziehen,  die  durch  die  letzten  Arbeilen 
Scbonbein's  zur  Gewissheit  geworden  sind.  Es  ergibt 
sich  nämlich  aus  diesen  Untersuchungen,  dass  einmal 
durch  Erhitzen  auf  eine  zwischen  90°  und  100°  liegende 
Temperatur  und  sodann  durch  die  Gegenwart  schon  sehr 
bleiner  Mengen  von  Blausäure  bei  allen  jenen  pflanzlichen 
Materien  das  Vermögen,  den  atm.  Sauerstoff  zu  ozoni- 
siren ,  das  W.superoxyd  zu  zerlegen  und  die  Nitrate  in 
Nitrite  zu  reduciren,  in  ausserordentlicher  Weise  ge- 
hemmt, in  vielen  Fällen  beinahe  gänzlich  aufgehoben 
wird,  in  durchaus  gleicher  Weise,  wie  es  in  Betreff  der 
i  Blutkörperchen  schon  oben  erwähnt  wurde.  So  verlieren 
z.  B.  frische  Blätter  und  Wurzeln  von  Taraxacum  durch 
Eintauchen  in  Wasser  von  100°  oder  durch  kurzes  Ver- 
weilen in  einer  ßlausäurehaltigen  Atmosphäre  die  Fähig- 
keit, mit  Wasser  unter  Sauerstoffzutritt  Verstössen,  eine 
Guajak  bläuende  oder  den  angesäuerten  KJ-Kleister  ver- 
ändernde Flüssigkeit  zu  liefern;  Lösungen  von  HO3,,  die 
nur  kleine  Mengen  von  HCy  enthalten,  werden  durch 
zerkleinerte  Pflanzensaamen  nur  unmerklich  zersetzt; 
Conferven  und  verschiedene  Pilzgebilde,  nur  wenige 
Augenblicke  der  Siedetemperatur  des  Wassers  ausge- 
setzt, vermögen  Wasserstoffsuperoxyd  kaum  mehr  za 
katalysiren  und  verbalten  sich  auch  Nitratlösungen  gegen- 
über nicht  mehr  reducirend .  und  durch  die  gleichen 
Substanzen  werden  auch  HO'-Lösungen  und  Nitratlösun- 
gen, denen  etwas  Blausäure  zugesetzt  wurde,  nicht  ver- 
ändert, wenn  durch  Schliessen  der  Gefässe  die  Verdun- 
stung der  flüchtigen  Säure  verhindert  wird.    In  Betreff 


-    134    - 

ei  m  fähigen  Saamen  ist  insbesondere  noch  die  Be- 
ttung hervorzuheben,  dass  deren  Keimung  schon 
i  winzige  Quantitäten  von  HCy  sehr  bedeutend  ver- 
imt,  oft  scheinbar  gänzlich  aufgehoben  wird;  in 
Fällen  jedoch,  wo  durch  Einwirkung  der  Blausäure 
firschiedenen  eigentümlichen  Beziehungen  der  er- 
;f?n  PDanzenmaterien  zum  neutralen  Sauerstoff,  zum 
erst.-Superoxyd  und  zu  den  Nitraten  aufgehoben 
>n,  sehen  wir  sämmtliche  ursprüngliche  Phänomene 
r  ungeschwächt  eintreten,  sobald  durch  Verdunstung 
Blausäure  gänzlich  aus  den  Flüssigkeiten  entfernt 
ie  denn  unter  Anderem  der  in  alkalisch  gahrendem 
■  reichlich  vegetirende  Harnpilz  seine  Fähigkeit, 
zu  katalysiren  und  das  im  Harne  enthaltene  Am- 
tknitrat  in  Nitrit  zu  verwandeln,  durch  Blausäure 
alis  einbüsst;  lasst  man  dagegen  die  Blausäure 
i  Luftzutritt  und  massig  erhöhte  Temperatur  aus 
Harne  verdunsten,  so  hat  sich  auch  das  katalytische 
ögen  wieder  eingestellt  und  es  beginnt  auch  sofort 
sducirende  Wirkung  auf  das  Harnnitrat.  Diese  Tbat- 
n  scheinen  zu  beweisen,  dass  die  Blausäure  ket- 
;  chemische  Veränderung  in  den  fermentartigen 
lensloffen  bedingt,  sondern  dass  ihre  Wirkung  an 
beständigen  Contact  mit  jenen  Materien  gebunden 
id  daher  aufhören  muss,  wenn  durch  Verdunstung 
r  Contact  aufgehoben  wird;  dass  auch  in  dieser 
hung  alle  erwähnten  Substanzen  vegetabilischen 
ungs  von  den  Blutkörperchen  nachgeahmt  werden, 
-f  kaum  besonderer  Besprechung, 
lehr  wichtig  erscheint  dagegen  die  Frage  nach  der 
iseben  Natur  aller  dieser  Pflanzenmaterien ,  die 
theils  ihrer  geringen  Menge  wegen,  theils  wegen 
leichten  Veränderlichkeit  und  der  steten  Begleitung 


-    135    — 

einer  Anzahl  anderweitiger  organischer  Stoffe  der  n 
Untersuchung  hartnäckig  entziehen.  Zwei  Punkte 
für  die  Beurtheilung  der  Frage  nicht  ohne  Gewicht 
mal  der  Umstand,  dass  sich  jene  Materien,  welche 
katalysiren,  auch  in  den  sorgfältigst  tiltrirten  Flüssigl 
vorfinden  und  sodann  die  Erfahrung,  -dass  in  t 
Flüssigkeiten  durch  die  gleiche  Temperaturerbö 
welche  alle  die  besprochenen  Wirkungen  derselben 
hebt  oder  schwächt,  stets  auch  Trübungen  oder  gerk 
artige  Ausscheidungen  erfolgen,  welche  durch  ihre 
lichkeit  in  Essigsäure,  ihre  Gelbfärbung  durch  NO 
anderweitige  Eigenschaften  sich  deutlich  genug  als 
änderte  albuminöse  Materien  ausweisen.  Allern  auc 
allen  übrigen  in  diesem  Gebiete  bis  jetzt  beobact 
Thatsachen  gebt  mit  immer  grösserer  Ueberetnstim 
hervor,  dass  wir  diese  katalysirenden  Substanzen  i 
Wasser  lösliche,  stickstoffhaltige  Verbindungen  au: 
bekannten  Gruppe  der  Proteinkörper  zu  betrachten  h 
deren  Fähigkeit,  unter  Umständen  fermentartige  Wi 
gen  zu  äussern ,  längst  bekannt  und  von  den  vers 
densten  Seiten  beobachtet  ist.  Immerhin  ist  eine  gi 
liebere  Erforschung  dieser  interessanten  Körper  i 
zu  erwarten,  so  lange  in  der  Kenntniss  der  bekannt 
Proteinsubstanzen,  des  Albumins,  Caseins  und  Fi 
tbeilweise  noch  so  merkliche  Unsicherheit  herrscht.  . 
dürfen  unter  den  katalysirenden  Substanzen,  welch 
im  Auge  halten,  wenigstens  zwei,  das  Emulsin  ode 
Svnaptase  und  die  Diastase  als  einigermassen  bei 
hervorgehoben  werden ,  denn  es  kann  wohl  ke 
Zweifel  unterworfen  sein ,  dass  in  dem  Auszuge 
Gerstenmalzes  und  in  der  Emulsion  der  Mandell 
die  Diastase  und  das  Emulsin  es  sind,  welche  d 
beiden  Flüssigkeiten   in   so  entschiedenein  Maasse 


—    136    - 

ögen  verleihen,  HO1  zu  zerlegen,  die  HO*haltige 
klösung  zu  bläuen  und  die  Nitrate  zu  reduciren. 
shl  diess  namentlich  daraus  hervor,  dass  starkes 
:en  dieser  Flüssigkeiten  denselben  nicht  nur  die 
keit  benimmt,  die  soeben  genannten  Beactioneo 
>rzubringen,  sondern  auch  die  fermentartige  Wirkung, 
die  Spaltung  des  Aroygdalins  und  die  Ueberführung 
mylums  in  Zucker  gänzlich  aufhebt,  wie  denn  auch 
ntlich  die  Keimkraft  der  Saamen  ohne  Ausnahme, 
mch  diejenige  der  Mandeln  und  der  Gerste  durch 
idlung  mit  siedendem  Wasser  vernichtet  wird.  Nun 
>er  wohl  das  sicher,  dass  bei  der  Keimung  der 
en  der  Cerealien  die  als  Ferment  zu  betrachtende 
ise  eine  wichtige,  die  Hauptvorgänge  der  Keimung 
*ende  Rolle  spielt  und  es  darf  daher,  da  die  Bil- 
der jungen  Pflanzen  aus  allen  phanerogamischen 
len  annähernd  unter  denselben  Umständen  vor  sich 
und  von  denselben  Bedingungen  abhängig  scheint, 
angenommen  werden,  dass  sich  in  allen  Pflanzen- 
n  entweder  Diastase  oder  der  Diastase  analoge 
ge  Verbindungen  finden,  denen  im  Keimungsprocesse 
hervorragende  Aufgabe  zukommt  und  dass  diese 
r  zugleich  es  sind,  denen  die  Katalyse  des  HO1 
hren  sämmtlichen  weitem  Beziehungen  eigen  ist 
chte  einer  solchen  Auffassung  gewinnt  überhaupt 
i  verbreitete  Vorkommen  fennentartiger,  das  W.- 
oxyd  zerlegender  Materien  im  Pflanzenreiche  eine 
besondere  Bedeutung,  wie  diess  schon  Schönbein 
d  dort  in  seinen  Mittheilungen  andeutet.  Es  gilt 
insbesondere  für  die  Erklärung  gewisser  pflanzen 
»logischer  Vorgänge,  zu  denen  die  nun  schon  er 
i  Keimung  der  Saamen  und  wohl  auch  die  Respi- 
der  Pilze,  als  der  niedrigsten  Pflanzenformen,  ge-' 


-    137    - 

hört.  Es  beruht  nämlich  die  Keimung  anerkannter  Ma 
zunächst  auf  einer  Reihe  von  chemischen  Verändern 
zumal  von  Oxydationsprocessen ,  die  unter  Mitwii 
von  Feuchtigkeit  und  etwas  erhöhter  Warme  vor 
gehen  und  eine  Kohlensäureausscheidung  zur 
haben  ;  es  verhält  sich  daher  die  junge  keimende  PI 
in  gleicherweise  wie  der  chtorophylllose,  ebenfall! 
ausdünstende  Pilz  und  wie  das  athmende  Thier,  un< 
unter  Umständen  ausserordentlich  rasch  verlau 
Keimung,  sowie  die  relativ  reichliche  CO'-Ausschei 
der  keimenden  Saamen  und  der  Pilzgebilde  sind 
Theil  eben  so  rätbselhaft  wie  die  mächtigen  Oxydai 
processe  im  animalischen  Blute,  wenn  in  beiden  I 
nur  neutraler,  gewöhnlicher  Sauerstoff  als  wirken* 
dacht  wird.  Anders  gestalten  sich  dagegen  die  Ve 
nisse.  wenn  auf  Grund  bereits  vorliegender  und 
anzustellender  Untersuchungen  mit  Gewissheit  a 
sprochen  werden  darf,  dass  in  den  Pflanzenzellen 
im  Blute,  eigentümliche  Materien  vorhanden  sind,  w< 
den  Blutkörperchen  analog,  nicht  nur  durch  Einle 
chemischer  Umsetzungen  oder  Spaltungen  als  Pen: 
wirken,  sondern  namentlich  den  Sauerstoff,  den  Pflt 
unter  gewissen  Umständen  aufnehmen ,  zu  ozoni; 
d.  h.  chemisch  zu  erregen  vermögen  und  so  jene 
dationsvorgänge  vermitteln,  auf  denen  die  Keimung 
Athmung  niederer  Pflanzenorganismen  und  sieht 
noch  eine  Reihe  anderer  phytoebemischer  Processe 
grossen  Theil  beruht. 

Ebenso  schwierig  wie  die  Ermittlung  dieser 
dürfte  die  Erledigung  einer  weitem  Frage  sein,  die 
beim  Studium  der  letzten  Schönbein'schen  Arbeitet 
aufdrängt.  Ergibt  sich  aus  den  betreffenden  Versi 
die  Thatsache,  dass  bei  der  Behandlung  mancher  Pflai 
Bern.  Mittheü.  1869.  Nr.  101. 


—    138    - 

mit  HO  und  atm.  Sauerstoff  dieser  letztere  unter 
influss  gewisser  Substanzen  als  tbätiger  O  in  die 
kcit  übertritt  und  als  solcher  während  einiger  Zeit 
en  bleibt,  so  ist  damit  noch  keineswegs  entscbie- 
n  welcher  Form  der  Verbindung  das  gebildete 
in  den  besagten  Pflanzenauszügen  vorhanden  ist. 
rsuche  zeigen,  dass  den  wässerigen  Auszügen  der 
n  Pflanzensaamen  die  Eigenschaft  zukommt,  mil 
irtem  0  geschüttelt,  merkliche  Mengen  Ozons  so 
ehmen,  dass  derselbe  noch  geraume  Zeit  lang  in 
liebem,  übertragbarem  Zustande  in  der  Flüssigkeil 
bt;  allein  sowohl  so  dargestellte  ozonfübrende 
;e,  als  auch  diejenigen,  welche  durch  Zerkleinerung 
lanzen  bei  Gegenwart  von  HO  und  reichlichem 
von  0  erhalten  werden,  verlieren  ihren  beweg- 
thatigen  O  nach  einiger  Zeit  von  selbst,  weit 
er  aber  durch  Erhitzen  auf  80°-100°.  Diese 
ne  Zersetzung  und  das  durch  Wärme  wesentlich 
einigte  Verschwinden  des  beweglicb-lhätigen  0  ist 
;ine  charakteristische  Eigenschaft  aller  Lösungen 
}  jetzt  bekannt  gewordenen  „organischen  Ozonide" 
i  ist  daher  anzunehmen,  dass  die  genannten  pflanz- 
Auszüge  sammtlich  Materien  enthalten,  welche  mit 
irtem  Sauerstoff  äusserst  lockere  Verbindungen 
eben  vermögen,  wie  diess  von  Körpern  wie  das 
harz,  das  Cyanin,  das  Aethylen  u.  a.  schon  lange 
it  ist.  Es  bleibt  nun  aber  zweifelhaft,  ob  diese 
;on  lose  verbundenen  Materien  zugleich  auch  die- 
i  sind,  denen  die  fermentartige  Wirkung,  d.  h.  die 
eil,  den  O  zu  ozonisiren  und  HO1  zu  katalysiren. 
mt,  oder  aber  anderweitige,  vielleicht  nicht  stick- 
Itige  Substanzen,  einfach  dazu  bestimmt,  das  ge- 
Ozon   in    leicht    übertragbarer  Form   in  jenen 


-     139    - 

Flüssigkeiten  festzuhalten.  Nur  äusserst  wenige  und 
kaum  sehr  gewichtige  Anhaltspunkte  sind  mir  in  Bezug 
auf  diese  Frage  bekannt  und  ich  wage  es  nicht,  die  sonst 
so  bedeutsame  Analogie  der  Blutkörperchen,  welche  als 
organisirte  Gebilde  zugleich  Ozonerreger  und  Ozonträger 
sind,  hier  herbeizuziehen;  noch  weniger  aber  kann  uns 
die  Beobachtung  lehren,  dass  die  besprochenen  ozon- 
fährenden  Auszüge  zuweilen  auch  dann  noch  das  HO1 
zu  katalysiren  vermögen,  wenn  ihr  Gehalt  an  ozonisirtem 
0  entweder  bei  gewöhnlicher  oder  erhöhter  Temperatur 
verschwunden  ist;  denn  es  wäre  ja  nicht  unmöglich,  dass 
auch  gewisse  Oxydationsprodukte  jener  fermentartigen 
Stoffe  ebenfalls  noch  in  gleicher  Weise  zu  wirken  ver- 
möchten. 

Bei  diesem  Anlasse  kann  die  auf  den  ersten  Augen- 
blick auffallende  Thatsacbe  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass 
unter  den  Pßanzensaamen,  obwohl  dieselben  insgesammt 
fermentartig  und  katalytisch  wirkende  Stoffe  führen,  nur 
eine  relativ  kleine  Anzahl  sich  findet,  denen,  wie  z.  B. 
den  Saamen  von  Scorzonera  hispanica  und  Cynara  Sco- 
lyimis,  die  Fähigkeit  eigen  ist,  mit  Wasser  und  alm.  0 
zusammengestossen,  Guajak  bläuende  Auszüge  zu  liefern, 
so  dass  es  scheinen  möchte,  als  gienge  den  in  diesen 
Saamen  enthaltenen ,  katalytisch  wirkenden  Materien  die 
ozonisirende  Wirksamkeit  ab,  in  gleicher  Weise,  wie  es 
ebenfalls  unmöglich  ist,  durch  Schütteln  frischer  Blut- 
zellen mit  Guajakiösung  und  Sauerstoff  eine  unmittelbare 
Bläuung  der  Flüssigkeit  erhalten.  Diese  Verschiedenheit 
in  der  Natur  der  einzelnen  Saamen  ist  jedoch  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  nur  als  eine  scheinbare  zu  bezeichnen, 
denn  es  zeigt  sich,  dass  die  unter  Luftzutritt  bereiteten 
Auszüge  zerkleinerter  Saamen  der  beiden  erwähnten 
Synantbereen  schon  durch  winzige  Mengen  ozongieriger 


—    140    — 

jstanzen,  wie  Gerbs.  und  Pyrogallussäure  das  Guajak 
nende  Vermögen  einbüssen  und  dass  ferner  die  näm- 
len  Saamen  keine  Guajak  bläuenden  Auszüge  liefern, 
nn  sie  vor  der  Behandlung  mit  Wasser  und  O  mit 
er  entsprechenden  Menge  solcher  Saamen  gemengt 
rden,  welche  die  Guajakreaction  nicht  hervorbringen, 
ist  daher  anzunehmen,  dass  diese  letzteren  Pflanzeo- 
men neben  fermentartigen  Matenen  auch  solche  ern- 
ten,  welche  den  ozonisirten  O  begieriger,  als  das 
ajak,  aufnehmen  und  so  die  Reaclion  zu  verhindern 
•mögen.  In  welcher  Weise  das  Nichteintreten  der 
ajakreaction  bei  dem  Blute  .zu  erklären  ist,  bleibt  zur 
mde  noch  un ermittelt. 

An  diese  Betrachtungen  über  die  Pflanzen  saamen 
gen  sich  einige  Bemerkungen   über  das  Emulsin  und 

Diastase  anschliessen ,  welche  zum  Theil  von  vor- 
>gendem  Interesse  Tür  analytische  Chemie  sind,  Schön- 
n  fand  nämlich  im  letztverflossenen  Jahre,  dass  sämmi- 
len  Auszügen  der  Pflanzensaamen  die  Fäbigkeitzukommt, 
i  in  HO3  enthaltene  zweite  O.-Atom  in  Form  von  Ozon 
ozonbegierige  Körper  überzuführen,  mit  andern  Wor- 
:  die  HO9  hakige  Guajaktinctur  zu  bläuen.  In  sehr 
^gezeichnetem  Grade  zeigt  jedoch  die  Diastase  dieses 
rmögen,  wenn  dieselbe  in  der  Form  eines  concen- 
ten  wässerigen  Malzauszuges  angewendet  wird,  und 
hat  sich  nach  sorgfältiger  Vergleichung  dieser  Malz- 
izug  in  Verbindung  mit  Guajaktinctur  als  das  empfjnd- 
iste  aller  Reagentien  auf  HO3  herausgestellt.  Nicht 
■  wird  dadurch  die  charakteristische  Beaction  mil 
romsäure  und  Aether  an  Empfindlichkeil  weit  über- 
ffen,  sondern  es  lassen  sich  sogar  äusserst  geringe 
iren  von  HO1,  welche  durch  die  bis  jetzt  als  ausser- 
entlieh  wirksam  geltenden  Mittel  (Mischung  von  Eisen- 


—    AU     - 

oxydsalz  und  Ferridcyankalium ,  KJ-Kleisler  in  Verl 
düng  mit  Eisenvitriol  oder  basischem  Bleisalz,  Guaj 
linctor  und  Blut)  nicht  mehr  zu  erkennen  waren,  du 
das  neue  Reagens  noch  deutlich  nachweisen,  wie  d< 
z.  B.  Wasser  mit  einem  Zehnmillionstel  HO1,  du 
Guajaktinclur  opalescirend  gemacht,  beim  Zufügen  frisci 
Malzauszuges  noch  augenfällig  geblaut  wird.  Ein  weite 
Beweis  für  die  ganz  außergewöhnliche  Empfindlich! 
dieses  Reagens,  welches  der  Blausäurereaction  mit  G 
jak  und  Kupferoxydsalz  an  Feinheit  beinahe  gleictikom 
liegt  in  dem  Umstände,  dass  es  mit  Hülfe  dessell 
Schönbein  noch  in  den  letzten  Monaten  seines  Leb 
gelang,  das  W.-Superoxyd  als  einen  constanten,  w< 
auch  sehr  variirenden  Bestandteil  des  Gewitter-  i 
Regenwassers  überhaupt  nachzuweisen,  eine  Tbatsac 
deren  grosse  Wichtigkeit  für  seine  Ansichten  über 
Einwirkung  der  Electricität  auf  den  atmosph.  Sauers 
hier  nicht  eingehender  erörtert  werden  kann.  In  aus 
zeichnet  scharfer  Weise  lasst  sich  mit  Hülfe  des  M; 
auszugs  die  bei  der  langsamen  Oxydation  gewis 
Metalle  stattfindende  HO'-Bildung  nachweisen ,  insof 
destill.  Wasser,  welches  nur  einmal  durch  einen  Trieb 
mit  einigen  amalgamirten  Zinkspähnen  gelaufen  ist,  sei 
so  viel  Superoxyd  enthält,  um  Guajaktinclur  bei  Geg 
wart  von  Diastase  sehr  augenscheinlich  zu  blauen.  D 
endlich  auch  die  kleinsten  Mengen  dampfförmigen  I 
anf  diese  Weise  zu  erkennen  sind ,  erheilt  aus  d 
Umstände,  dass  mit  Malzauszug  befeuchtete  Guajakslrei 
in  der  Mündung  von  Gefässen  befestigt,  auf  deren  Grt 
tausendfach  verdünntes  HO1  bei  gewöhnlicher  Tempers 
oder  in  der  Siedhitze  verdampft,  deutlich  gebl 
verden,   was  mit  schon  erwähnten  Erfahrungen  wied 


—    142    — 

für  die  merkwürdige  Beständigkeit  stark  verdünnten 
Superoxyds  spricht. 

Die  Diastass  vermag  jedoch  nicht  nur  das  in  HO1 
altene  2te  O.-Atom  auf  Guajak  tiberzutragen,  sondern 
i  das  bei  der  langsamen  Oxydation  mit  den  aether. 
m  sich  verbindende  Antozon,  und  es  «werden  daher 
le  mit  beweglichem  Sauerstoffe  beladene  Oete  Dicht 

unter  Mitwirkung  des  Platins  oder  der  Blutzellen, 
lern  auch  des  Malzauszuges  die  Guajak lüsung  ener- 
1  zu  bläuen  vermögen.  Hierbei  ist  noch  folgender 
tand  von  speziellem  Interesse.  Es  hatte  nämlich 
mbein  schon  vor  einiger  Zeit  ermittelt,  dass  in  den 
beweglichem  0  geschwängerten  Oelen  ein  Theil  des- 
en  sich  unter  Bildung  von  HO1  auf  angesäuertes 
ser  überführen  liisst,  wahrend  der  ändere  Theil,  d.  h. 
dich  genau  die  Hälfte  unter  allen  Umständen  mit  dem 
t  locker  verbunden  bleibt,  dagegen  sich  ebenfalls 
h  entfasertes  Blut  auf  Guajakharz  übertragen  lässt; 
eich  hatte  sich  gezeigt,  dass  der  Sauerstoff,  welchen 
i  die  fetten,  dem  Lichte  und  der  Luft  ausgesetzten 
!  in  Form  von  Antozon  aufnehmen,  in  der  angegebe- 
Art  auf  HO  nicht  übertragbar  ist.  Es  findet  sich  nun 
etreff  der  Malzreaction,  dass  während  die  Bluteellen 
ältliches  von  aetherischen  und  fetten  Oelen  aufge- 
mene  Antozon  auf  Guajak  u.  a.  oxydirbare  Materien 
zuführen  vermögen,  der  Malzauszug  nur  denjenigen 
ieil  des  beweglichen  Sauerstoffes  zur  Bildung  des 
en  Guajakozonides  zu  bestimmen  vermag,  welcher 
r  Bildung  von  W.-Superoxyd  auf  saures  HO  üher- 

so  dass  0. -haltige  Camphene,  so  lange  mit  ange- 
rlem  HO  behandelt,  bis  Guajak  und  Malzauszug  keine 
ung  mehr  bewirken,  nun  mit  Guajak  und  Blut  noch 
chieden  gebläut  werden,  während  fette  Oele,   wenn 


—    143    — 

sie  auch  thätigen  O  rubren,  zwar  mit  Blulkörperct 
nie  aber  mit  Malzauszug  die  Bläuung  der  G.-Tin 
verursachen. 

In  letzter  Zeit  habe  icb  die  den  Malzauszug  bet 
fenden  Verhältnisse  etwas  weiter  verfolgt  und  dabei  eii 
Thalsachen  ermittelt,  die  nicht  ohne  alles  Interesse  i 
dürften.  Vorerst  zeigt  sieb,  dass  die  Diastaselösung 
Verbindung  mit  HO1  nicht  nur  die  Guajaktinctur,  sonc 
auch  den  Jodkaliumkleister  zu  bläuen  vermag.  D 
letztere  Reaction  tritt  zwar  eigentümlicher  Weise  n 
sofort,  nach  einigen  Minuten  aber  sehr  stark  und  ■ 
schieden  ein  und  ist  als  ebenso  empfindlich  zu  bezei 
nen.  wie  KJ.KIeister  mit  Eisenoxydulsalz.  Kaum  w; 
nehmbar  isl  dagegen  eine  Blaufärbung  des  jodirten  K 
sters  durch  Malszauszug  und  O.-baltige  Oele  (nament 
die  Camphene).  was  ohne  Zweifel  theilweise  aus 
chemischen  Einwirkung  dieser  organ.  Körper  auf  fn 
Jod  und  Jodamylum  zu  erklären  ist. 

Im  Uebrigen  treten  einige  bemerkenswerte  Un 
schiede  zu  Tage  zwischen  der  Wirkungsweise  des  M 
auszuges  und  derjenigen  der  Blutkörpereben  und 
Platins  oder  des  durchaus  gleich  wirkenden  Eisenoxyd 
Während  nämlich  diese  letztgenannten  unorganisc 
Substanzen  sowohl  den  HO'haltigen  KJ.KIeister  als 
HO'haltige  Guajaktinctur  energisch  zu  bläuen  vermö 
und  auch  das  Antozon  O.haltiger  Oele  auf  Guajakh 
weit  schwächer  dagegen  auf  Jodkalium  überführen,  z 
der  Malzauszug  nur  die  drei  ersteren  Reactionen  in  d< 
licher  Weise  und  die  Blutkörperchen  endlich  bläuei 
Verbindung  mit  antozonhaltigen  Oelen  oder  HO1  nur 
Guajaklösang,  nicht  aber  den  KJ.KIeister.  Ob  das  ß 
bleiben  dieser  Reaction  auf  einer  stark  jodbinden 
Eigenschaft  gewisser  Bestandteile  des  enlfaserlen  Bli 


-    144    - 

oder  auf  anderweitigen  Ursachen  beruht,  vermag  ich 
gegenwartig  nicht  zu  entscheiden  und  will  daher  nur  noch 
die  Beobachtung  hinzufügen,  dass  auch  in  Bezug  auf  die 
Bleichung  des  schon  erwähnten  Farbstoffes  Cyanin  eine 
Verschiedenheit  im  Verhalten  des  Haizauszuges,  des  Blutes 
und  des  Platins  wahrzunehmen  ist,  insofern  die  Cyan- 
lösung  in  Berührung  mit  Platinmohr  oder  Eisenoxydulsalz 
sowohl  durch  HO2  als  durch  antozonführende  Oele  ener- 
gisch entbläut  wird,  während  entfasertes  Blut  nur  in  Ver- 
bindung mit  HO2  den  Farbstoff  in  Cyaninozonid  überführt, 
Malzauszug  dagegen  weder  mit  der  einen  noch  mit  der 
andern  Materie  eine  Bleichung  des  Cyanins  bewirkt. 

Es  musste  sich  nun  des  weitem  fragen,  ob  die  durch 
Malzauszug  bewirkte  charakteristische  Bläuung  der  HO2- 
haltigen  G.tinctur,  wenn  dieselbe  wirklich  mit  dem  kala- 
lytischen  Vermögen  desselben  in  engster  Beziehung  steht, 
nicht  durch  dieselben  Einflüsse,  welche  diese  letztere 
Eigenschaft  hemmen,  ebenfalls  aufgehoben  werde.  Eine 
Reihe  von  Versuchen  ergab  die  Richtigkeit  dieser  An- 
nahme, die  schon  von  Schönbein  in  Bezug  auf  die  Pflan- 
zensaamen allgemein  ausgesprochen  worden  war.  Nicht 
nur  wird  das  in  Rede  stehende  Verhalten  des  Malzaus- 
zuges durch  einige  Minuten  langes  Erhitzen  auf  90°— 400°, 
sondern  namentlich  auch  durch  sehr  wenig  Blausäure 
aufgehoben.  In  der  That  vermag  ein  Auszug  aus  frisch 
gekeimtem  Malze,  der  nur  kleine  Mengen  HCy  enthält, 
H02haltiges  Wasser  mit  etwas  Guajaktinctur  versetzt,  nicht 
mehr  zu  bläuen,  ebensowenig  aber  eine  mit  Guajak  ver- 
mischte Lösung  eines  antozonhaltigen  Oeles,  zu  welchem 
Versuche  sich  namentlich  Spir.  Juniperi,  Lavendulae,  Cam- 
phorse  etc.  eignen,  nachdem  dieselben  unter  starker  Son- 
nenbeleuchtung nur  einige  Male  durch  ein  Filter  gegangen 
sind.    Ist  die  Blausäure  durch  Verdunstung  oder  massige 


—    145    — 

Erwärmung  aus  den  Flüssigkeiten  entfernt,  so  tritt 
Reacu'on  nun  im  geschwächt  ein.  Auch  hier  unterschei 
sich  der  Malzauszug  wieder  dadurch  wesentlich  von  i 
Blutkörperchen,  dass  diese  letztern,  wenigstens  nach  n 
neu  Erfahrungen,  durch  die  Gegenwart  der  Blausä 
nicht  an  der  Bläuung  der  H03haltigen  Guajaktinctur  1 
hindert  werden,  ohne  dass  ich  jedoch  bierfür  den  wi 
liehen  Grund  anzugeben  wüsste.  Möglicherweise  si 
diese  Erscheinung  in  näherem  oder  entfernterem  Zust 
roenhange  mit  dem  von  Schönbein  ermittelten  Fact 
dass  zwar  blausäurehaltiges  W.-Superoxyd  durch  < 
faserles  Blut  nicht  in  O  und  HO  zerlegt  wird,  dage; 
beim  Vermischen  beider  Flüssigkeilen  eine  sehr  intens 
Farbenveränderung  in  Braun  eintritt. 

Verschiedene  Rücksichten  lassen  vermuthen ,  d 
nicht  alle  fermentartige  Materien,  die  wir  betrachtet,  du 
ein  und  dasselbe  Agens  ihrer  katalytischen  Wirksam! 
und  der  damit  verbundenen  Eigenschaften  beraubt  w 
den,  wie  denn  diess  auch  bereits  von  Schönbein  hinsk 
lieh  der  Einwirkung  des  Schwefelwasserstoff  nachgewie 
wurde.  Die  allgemein  bekannte  Thalsache,  dass  das 
den  bitteren  Mandeln  enthaltene  Amygdalin  unter  d 
Eiofluss  der  Synaptase  (Emulsin)  in  Bittermandelöl,  Zuc 
and  Blausäure  zerfällt,  veranlassten  mich  die  Einwirki 
von  HCy  auf  die  katalytischen  Fähigkeiten  des  Emnh 
nnd  auch  des  Myrosin's  zu  untersuchen.  Als  Lösuni 
dieser  beiden  Substanzen  wurde  die  Err.ulsion  aus  süs 
Handeln  und  der  Auszug  aus  weissen  Senfkörnern  v 
wendet,  in  welchen  beiden  Flüssigkeiten  jedenfalls 
Emulsin  und  Myrosin  anderweitige  ebenfalls  fermenta 
wirkende  Stoffe  an  Quantität  weit  überwiegen.  Be 
Atiszuge  vermögen  HOs  rasch  zu  zersetzen,  die  HO'hall 
G.-Tinctur  deutlich ,  wenn  auch  weit  schwächer  als 
Bern.  Unheil.  1869.  Nr.  702. 


-    446    - 

Diastaee,  zu  bläuen  und  Nitrate  in  Nitrit  überzuführen. 
Ich  finde,  dass  Erhitzen  auf  den  Kochpunkt  des  Wassers 
zwar  das  Ausbleiben  aller  drei  Reaktionen  zur  Folg« 
bat,  dass  jedoch  die  Gegenwart  auch  grösserer  Mengen 
von  Blausäure  das  dreifache  Vermögen  beider  Fermente 
keineswegs  beeinträchtigt,  wie  diess  wenigstens  in  Betreff 
des  Emulsins  dessbalb  zu  erwarten  stand,  weil  bei  seiner 
fermentartigen  Wirkung  auf  das  Glycosid  der  bitten 
Handeln  in  jedem  Augenblicke  Blausäure  in  Freiheit  ge- 
setzt wird  und  mit  Emulsin  in  Contact  gelangt.  Im  fer- 
nem ergab  sich,  dass  durch  Blausäure  die  Einwirkung 
des  Myrosins  auf  myronsaures  Kali  (im  schwarzen  Senf] 
und  Rhodansinapin  (im  weissen  Senf)  ebenfalls  nicht  ge- 
hemmt wird,  so  dass  das  aether.  Senföl  sowie  jener  andere 
scharfe  Stoff  ebenso  rasch  und  auch  wohl  in  demselben 
Verhältniss  auftritt,  wie  bei  Ausschluss  von  HCy.  Analoge 
Beobachtungen  dürften  wobt  noch  in  einer  Reihe  anderer 
Fälle  gleichfalls  gemacht  werden. 

Nachdem  wir  bis  dahin  eine  Anzahl  organischer 
Substanzen  besprochen,  die  als  nicht  organisiite  Fermente 
angesehen  werden  müssen,  bleiben  uns  einige  Andeu- 
tungen über  die  Natur  der  Hefe,  als  des  typischen  Re- 
präsentanten der  sogen,  organisirlen  Fermente  oder  Gäh- 
rungserreger,  und  zwar  beschränken  sich  die  Unter- 
suchungen Schönbein's  auf  eine  einzige  Hefeart,  Honnis- 
cium  Cerevisia;  Bail.,  die  gewöhnl.  Bierhefe  oder  Alkohol- 
hefe. Alle  damit  hinsichtlich  ihrer  Beziehungen  zun 
Sauerstoff  angestellten  Versuche  haben  nichts  anderes 
zu  Tage  gefördert,  als  daas  dieser  pflanzliche  Organismus 
sich  von  den  soeben  eingehender  behandelten  unorgani- 
sirten  fermentartigen  Materien,  ebenso  wie  von  den  Blut- 
zellen und  dem  Platin  nur  in  untergeordneten  Punkten 
unterscheidet,  in  den  Hauptthatsacben  aber  gänzlich  mit 


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—    147    — 

diesen  Körpern  übereinstimmt.  So  wird  Guajakharzlösung 
durch  innige  Berührung  mit  Sauerstoff  und  wirksamer, 
lebensfähiger  Hefe  gebläut,  W.-Superoxydlösungen  sehr 
energisch  katalysirt,   HO'haltige  Guajaktinctur  ebenfalls  '. 

gebläut  und  Nitrat  zu  Nitrit  reduzirt.  Sämmtliche  Er- 
scheinungen bleiben  aber  aus  oder  treten  in  viel  schwä- 
cherem Grade  ein,  wenn  die  Hefezellen  zuvor  der  Tem- 
peratur des  siedenden  Wassers  ausgesetzt  oder  aber  mit 
etwas  Blausäure  (wenn  auch  nur  in  winzigen  Mengen) 
vermengt  wurde,  und  eine  ungleich  wichtigere  Thatsache 
ist  die,  dass  durch  die  Gegenwart  kleiner  Blausäure- 
mengen auch  die  Fermentwirkung  der  Hefe  aufgehoben 
wird  und  daher  in  einer  Zuckerlösung  die  Bildung  von 
Alcohol  und  die  Entwicklung  von  CO3  aufhört.  Unter 
diesen  Umständen  büsst  jedoch  die  Hefe  ihre  Lebenskraft 
und  Fortpflanzungsfähigkeit  keineswegs  ein,  denn  nach 
Entfernung  der  Blausäure  aus  den  bezüglichen  Flüssig- 
keiten beginnt  die  Gährung  ungeschwächt  von  Neuem 
und  es  ist  auch  die  katalytische  und  reducirende  (nitrit- 
bildende) Fähigkeit  der  Hefezellen  wieder  hergestellt, 
während  einmal  auf  400°  erhitzte  Hefe  ihre  Lebensfähig- 
keit und  ihre  weiteren  Eigenschaften  grösstenteils  fflr 
immer  verliert.  Diese  Thatsachen,  mit  den  im  Vorstehen- 
den mitgetheilten  Erfahrungen  zusammengestellt,  scheinen 
mit  Bestimmtheit  darauf  hinzuweisen,  dass  in  dem  proto-  ( 

plasmatischen  Inhalt  der  lebenden  Hefezellen  in  reich- 
lichem Maasse  eine  stickstoffhaltige  Materie  enthalten  ist, 
welche  in  gleicher  Weise,  wie  die  Diastase,  die  Synap- 
tase  und  das  My rosin  specifische  Fermentwirkungen  äus- 
sert, d.  h.  in  gewissen  organ.  Verbindungen  eigentüm- 
liche chemische  Umsetzungen  einzuleiten  vermag,  ausser- 
dem aber  in  ihrem  Verhalten  zu  Wasserstoffsuperoxyd 
und  beweglich-thätigem  0  überhaupt  die  grösstmöglichste 


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*  Uebereinstimmung  mit  der  ganzen  Reihe  der  schon  be- 

sprochenen organ.  Substanzen  aufweist,  so  dass  mit  Recht 
die  Frage  aufgestellt  werden  darf,  ob  nicht  die  gährungs- 
bedingende  und  katalytische  Fähigkeit  des  Hefenzellinhalts 
oder  einzelner  Bestandtheile  desselben  ihrem  eigensten 
Wesen  nach  von  der  organisirten  Structur  und  der  Wei- 
terbildung der  mikroscopishhen  Zellen  des  Hefepilzes 
unabhängig  sei  und  daher  auch  dann  sich  äussern  könnte, 
wenn  es  auf  irgend  eine  Weise  möglich  wäre,  jene  Ma- 
terie aus  dem  organischen  Verbände  zu  entnehmen  und 
ohne  irgend  welche  Veränderung  derselben  chemisch  zu 
isoliren.  Diese  letztere  Frage,  die  auf  directem  Wege 
kaum  je  wird  gelöst  werden  können,  ist  von  Schönbein, 
wenn  auch  nur  andeutungsweise  bejaht  worden  und  einer 
der  Hauptschlüsse,  die  er  aus  seinen  Arbeiten  über  die 
Fermentwirkungen,  mit  denen  er  sich  in  den  letzten 
Zeiten  fast  ausschliesslich  beschäftigte,  ziehen  zu  müssen 
glaubte,  war  wohl  der,  dass  über  kurz  oder  lang  der 
Unterschied  zwischen  sog.  organisirten  und  nicht  organi- 
sirten  Fermenten  nothwendig  fallen  müsse,  dagegen  in 
der  Hefegährung  die  chemische  Wirkung  des  die  Pilz- 
zellen bildenden  Materials,  d.  h.  seine  Fähigkeit  auf  Zucker 
§£  spaltend  und  auf  HO2  kataly tisch  einzuwirken,   und  an 

Ig*1  drerseits  die  Vegetation  der  Hefe  auseinander  zu  halten 

jjv  seien.    Ich  stehe  auch  keineswegs  an,  von  der  Kenntniss    , 

h>  der  Schönbein  sehen  Thatsachen  geleitet,  hier  zu  beken- 

£\  nen,  dass  ich  mir  die  in  der  Alkoholgährung  eintretende 

Spaltung  des  Traubenzuckers  in  die  beiden  Hauptprodukte 
Kohlensäure  und  Alkohol  nicht  durch  moleculare  Bewe- 
£  gungsmittheilung ,   d.  h.  nicht  durch   Uebertragung  der 

den  Lebensprocess  der  Hefe  bedingenden  und  begleiten- 
den chemischen  Thätigkeit  auf  die  Zuckerlösung  erkläre, 
|f.  sondern  vielmehr  durch  den  Contact  des  die  Göhrung 


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—    U9    — 

erleidenden  organischen  Stoffes  mit  der  in  den  Hefezellen 
enthaltenen  N.haltigen   Materie,    die  in  ähnlicher  Weise 
wie  Emulsin  und  Diastase  auf  gewisse  Substanzen  ferment- 
artig, d.  h.  spaltend  wirkt  und  auch  dem  W.-Superoxyd 
gegenüber  gleichartig  sich  verhält.    Allerdings  ist  auch 
diese  Contactwirkung  in  ihrem  eigentlichen  Wesen  noch 
eben  so  dunkel,   als  die  Umsetzung  des  Salicins  durch 
Emulsin  oder  das  Speichelferment;  aber  sie  steht  wenig- 
stens im  Einklänge  mit  den  erwähnten  Beziehungen  der 
Hefe  zum  Sauerstoff  und  in  Folge  dessen  mit  dem,  was 
sich  aus  Schönbein's  Versuchen  über  die  Fermente  als 
Beitrag  zu  einem  charakterisirenden  Bilde  dieser  wich- 
tigen Stoffe  ergibt.    Inwiefern  auch  des  genannten  For- 
sebers   geistreiche   Ansicht    die   richtige   sei,    dass  die 
Contactwirkung  aller  Fermente  in  gewissen  allotropischen 
Veränderungen  besteht,   die  unter  ihrem  Einfluss  nicht 
nur  der  Sauerstoff,   sondern   auch  andere  Grundstoffe, 
insbesondere  die  das  Pflanzen-  und  Tbierreich  bauenden 
Elemente,  zu  erleiden  vermögen,  wird  die  Wissenschaft 
vielleicht  erst   in  späterer  Zukunft  zu  entscheiden  ver- 
mögen    Glücklicherweise  jedoch  steht  wenigstens   die 
Ansicht,   die   ich   soeben   über  die  Natur  der  Gährung 
durch  Hefe  geäussert,  keineswegs  im  Widerspruche  mit 
den  neuesten,  in   gewissen  Hinsichten   endgültigen  Er- 
fahrungen  Pasteurs  u.  a.  Forscher,  nach  welchen  die 
Gäbrung   in   engster  Beziehung  zu  dem  Lebensvorgang 
des  Hefepilzes  steht,  mit  andern  Worten  von  dem  Wachs- 
thura  und  Neub'ldungsprozess  unmittelbar  abhängig  ist, 
so  dass  alle  Einflüsse ,   welche  die  Vegetation  der  Pilz- 
zellen aufheben,  auch  den  Gährungs Vorgang,  resp.  die 
Spaltung  des  Zuckers  einstellen.    Ich  bin  von  der  Rich- 
tigkeit der  letzten  Thatsache,  die  durch  zahlreiche  Ver- 
suche hinlänglich  constatirt  ist,  auf  das  Vollkommenste 


—    iöO    — 

tiberzeugt  and  sehe  in  dem  genauen  Band  in  Handgehen 
des  pflanzenphysiologischen  Processes  in  der  Hefenzelle 
mit  der  Spaltung  des  Traubenzuckers  nur  eine  weitere 
Bestätigung  meiner  Auffassung.  Diese  weicht  nun  aber 
darin  von  der  gewöhnlichen  Ansicht  ab,  dass  ich  mich 
der  sehr  bedeutsamen  Analogie  zwischen  den  bei  der 
Hefe  und  bei  den  Pflanzensaamen  zu  beobachtenden 
Erscheinungen  nicht  entschlagen  kann  und  daher,  den 
Lebensprocess  der  Hefe  mit  der  Keimung  der  Saamen 
vergleichend,  annehmen  muss,  dass  wie  die  Keimung,  so 
auch  die  Entwicklung  und  Weiterbildung  der  Hefe  in  hohem 
Grade  von  der  steten  Gegenwart  einer  Materie  abhängt, 
die  alle  bezeichnenden  Eigenschaften  fermentartiger  Sub- 
stanzen vereinigt  und  nicht  nur  die  Umsetzung  Organ. 
Stoffe,  sondern  auch  namentlich  die  chemische  Erregung 
des  neutralen  0  bewirkt  In  der  That  sind  ja  beide 
Vorgänge,  die  Keimung  und  die  Vegetation  jenes  Pilzes, 
vorwiegend  von  Oxydationsprocessen  begleitet  und  ver- 
gleichende Versuche  zeigen,  dass  solche  fermentartige 
Stoffe  in  phanerogamischen  Organismen  weit  weniger, 
als  in  kryptogamischen  verbreitet,  in  der  grossen  Gasse 
der  Pilze  aber  gewissermaassen  angehäuft  sind.  Wenn 
daher  wirklich  das  Wacbsthum  der  Hefe  von  der  Gegen- 
wart eines  Fermentes  abhängig  ist,  welches  vielleicht 
einen  bedeutenden  Thei)  des  Zellinhaltes  bildet,  so  ist 
klar,  dass  alle  Agentien,  welche  die  gährungs  erregen  de, 
d.  b.  Zucker  spaltende  Eigenschaft  der  Hefe,  sowie  ihre 
katalytische  Wirksamkeit  gegen  HO1  zu  schwachen  oder 
aufzuheben  vermögen,  noth wendig  auch  das  organische 
Leben  beeinträchtigen  oder  vernichten  müssen;  in  allen 
diesen  Fällen  aber  sind  Aufhebung  der  Gährung,  Auf- 
hören der  HO'-Katalyse  und  Einstellung  des  pflanzlichen 
Lebeos  als  gleichzeitige  Phänomene  zu  betrachten,  sämmt- 


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—    154     — 

lieh  unmittelbar  hervorgehend  aus  der  Lähmung  der 
Fermentwirkungen  der  N-haltigen  organ.  Substanz,  wäh- 
rend nach  andern  Gährungstheorien  die  Aufhebung  des 
Lebensprocesses  als  prima  causa,  das  Aufhören  der 
Gäbrung  selbst  aber  als  seeundäre  Erscheinung  ange- 
sehen werden  rauss.  So  mag  z.  B.  die  Thatsache,  dass 
durch  Erhitzung  auf  den  Siedepunkt  des  Wassers  nicht 
nur  die  Weiterentwicklung  der  Hefezellen  gehemmt, 
sondern  auch  die  Fermentwirkung,  das  katalytische  Ver- 
mögen und  die  Reduction  der  Nitrate  aufgehoben  wird, 
sowohl  in  der  einen  als  in  der  andern'  Weise  erklärt 
werden,  denn  in  diesem  Falle  haben  wir  eine  wirkliche 
Vernichtung  der  Lebensfähigkeit  des  pflanzlichen  Or- 
ganismus und  wir  können  die  Aufhebung  der  zerlegenden 
Wirkung  auf  Traubenzucker  sowohl,  als  auf  HO2  als  eine 
Folge  des  sistirten  Wachsthuros  betrachten.  Weit  schwie- 
riger ist  dagegen  für  die  gewöhnliche  Auffassung  der 
Alkoholgahrung  die  Deutung  der  Schönbein'schen  Beob- 
achtungen, dass  schon  durch  kleine  Mengen  von  Blau- 
säure der  Gährungsvorgang  verhindert  wird,  denn  wir 
dürfen  kaum  annehmen,  dass  die  minimen  Blausäure- 
mengen, durch  welche  die  Fermentwirkung  der  Hefe 
gehemmt  wird,  das  Leben  der  Pilzzellen  zu  vernichten 
vermögen;  dass  diess  nicht  geschieht,  geht  aus  dem 
einfachen  Umstände  hervor,  dass  durch  Entfernung  der 
Blausäure  (durch  Verdunstung)  der  Hefe  auch  die  gäh- 
rungserregende  Wirksamkeit  wiedergegeben  wird  und 
mit  der  wieder  eintretenden  Gährung  auch  das  Wachs- 
thum  Hand  in  Hand  geht.  Dieses  so  eigentümliche  Ver- 
halten der  Blausäure  wird  uns  sofort  weit  weniger  räth- 
selhaft,  wenn  wir  die  Gährung  durch  Hefe,  sowie  das 
katalytische  und  reducirende  Vermögen  derselben  auf 
eine  und  dieselbe  Ursache,  d.  h.  auf  die  Gegenwart  eines 


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I  —    152    — 

£  stickstoffhaltigen  Fermentes   zurückführen  und  die  Zer- 

legung des  Zuckers,  des  HO2  und  der  Nitrate  von  dem 

j&  Contact  mit  dieser  Substanz  abhängig  machen;  erwägen 

,sV  wir  dann  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  die  Einwirkung 

der  Blausäure,  so  folgt  aus  den  im  Vorstehenden  mit- 
getheilten  Erfahrungen  von  selbst,  dass  die  hemmende 
Eigenschaft  jener  Säure  in  der  erwähnten  dreifachen 
Beziehung  nur  desshalb  eintritt,  weil  durch  dieses  Agens 
das  eigentümliche  chemische  Verhalten  des  Hefefer- 
mentes vorübergehend,   d.  h.  nur  so  lange  aufgehobeo 

y  wird,   als  der  Contact  dauert.    Aus  dieser  Betrachtung 

würde  sich  jedoch  die  weitere  Thatsache  ergeben,  dass 
durch  den  Einfluss  des  Blausäure  auf  den  Fermentkörper 
der  Hefe,  welcher  nach  meiner  Ansicht  von  wesentlicher 
Bedeutung  für  den  Lebensprocess  derselben  ist,  auch  die 
Wachsthumsvorgänge  der  Hefezellen  so  lange  gehemmt 
oder  wenigstens  merklich  geschwächt  werden,  als  die 
Berührung  der  Pilzorganismen  mit  der  Säure  andauert 
Ueber  diese  Frage  kann  ich  dermalen  keinerlei  Rechen- 
schaft geben;  eine  sorgfältige  Untersuchung  dieser  Ver- 
hältnisse wäre  aber  höchst  wünschenswerth  und  gewiss 
nicht  ohne  theoretische  Wichtigkeit.  Ebenfalls  von  einiger 
Bedeutung  in  diesen  Fragen  über  die  Hefe  ist  der  schon 
erwähnte  Punkt ,  dass  durch  Erhitzung  und  kleine  Blau- 
säuremengen nicht  nur  die  fermentartigen  und  katalyti- 
schen  Wirkungen  der  Hefe,  sondern  auch  die  Reduetion 
der  Nitrate  aufgehoben  wird,  denn  meines  Wissens  wird 
die  Desoxydation  der  genannten  Salze  durch  andere 
organ.  Materien,  wie  z.  B.  gewisse  Kohlenhydrate,  unter 
den  erwähnten  Umständen  nicht  im  Mindesten  beein- 
trächtigt. 

Es  kann  hier  kaum  der  Ort  sein,   die  in  neuester 
Zeit  von  verschiedenen  Pflanzenphysiologen  und  Botani- 


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—    153    — 

kern  vorgenommenen  Untersuchungen  über  die  Stellung 
der  Hefe  im  Pflanzenreich  und  ihr  Verhättniss  zu  ander- 
weitigen Organismen  zu  besprechen.  Es  scheint  sich 
daraus,  wenn  auch  noch  keineswegs  mit  Gewissheit,  zu 
ergeben,  dass  die  Hefepilze  besondere  Entwicklungs- 
stadien gewisser  Pilzsporen  darstellen  oder  wenigstens 
in  sehr  nahen  Beziehungen  zu  mikroskopischen  Pilzarten 
stehen  und  unter  gewissen  Umständen  durch  Weiterent- 
wicklung wieder  in  die  ursprünglichen  Schimmelpilzformen 
übergehen,  wie  diess  in  Betreff  der  als  Leptothrixkörner 
und  Leptothrixfäden  bezeichneten  Bildungen  behauptet 
werden  darf,  wenn  dieselben  wirklich  aus  platzenden 
Hefezellen  hervorgehen.  Angesichts  dieser  Beobachtungen 
möchte  wohl  auch  eine  Anzahl  der  sehr  zahlreichen 
Fälle  sogen,  freiwilliger  Gährung,  wo  durch  Eindringen 
in  der  Luft  schwebender  Pilzsporen  in  organische,  dem 
atmosphärischen  Zutritt  ausgesetzte  Flüssigkeiten  ver- 
schiedene Gährungserscheinungen  verursacht  werden, 
auf  die  Umbildung  der  ursprünglichen  Sporen  in  Hefe- 
zelten zurückzuführen  sei.  Alle  diese  Resultate  jedoch, 
sollten  sie  auch  endgültig  entschieden  sein,  besitzen, 
angeachtet  ihres  hohen  Interesses  in  botanischer  und 
pflanzenanatomischer  Hinsicht,  keine  tiefgreifendere  Be- 
deutung für  die  chemische  Frage  der  Gährung,  dagegen 
bestätigen  sie,  im  Verein  mit  den  Schönbeinschen  Ar- 
beiten, die  Ansicht,  dass  in  vielen  als  Gährung  und  Fäul- 
pias bezeichneten  Vorgängen  niedere  Pflanzenorganismen 
die  Hauptrolle  spielen  und  diese  ihre  Wirksamkeit  der 
Gegenwart  eigentümlicher  Fermente,  d.  h.  N  haltiger, 
albuminöser  Substanzen  verdanken,  wie  denn  überhaupt 
nach  allen  bis  jetzt  vorliegenden  Erfahrungen  das  Vor- 
handensein solcher  Materien  sich  insonderheit  für  die 
Classe  der  niedersten  mehrzelligen  oder  einzelligen  vege- 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  703. 


"1    ■ 


-    «54    — 

tabilischen  Gebilde  bewahrheitet.  Diese  Verbreitung  von 
Fermenten  in  der  ganzen  Natur  verspricht  übrigens  auch 
insofern  einiges  Licht  auf  die  soeben  genannte  Fäulniss 
und  Verwesung  organ.  Stoffe  zu  werfen,  als  die  in  diesen 
Processen  sich  begleitenden  und  abwechselnden  chemi- 
schen Spaltungen  und  langsamen  Oxydationen  möglicher- 
weise auf  ein  und  dieselbe  Ursache  zurückgeleitet  werden 
dürften,  d.  h.  auf  das  gleichzeitige  Vermögen  gewisser 
Materien,  in  verschiedenen  Verbindungen  Spaltungen  oder 
Umsetzungen  einzuleiten  und  andrerseits  den  atmosph. 
Sauerstoff  in  erhöhte  chemische  Thätigkeit  zu  versetzen. 
Ungleich  wichtiger  jedoch  erscheint  mir  dieses  Gebiet, 
das  wir  besprochen,  für  die  Heilkunde  und  zunächst  für 
die  Pathologie,  da  ja  in  diesem  Augenblicke  nicht  nur 
überhaupt  eine  Anzahl  von  Krankheiten  sich  immer  ent- 
schiedener als  Gährungsphänomene  ausweisen,  sondern 
eine  nicht  eben  unbedeutende  Reihe  der  interessantesten 
und  verbreiterten  Krankheitsformen  auf  die  Einfuhrung 
und  schnelle  Verbreitung  niedrigster  Pilzbilduogen  und 
Algen  im  menschlichen  Organismus ,  als  auf  den  ersten 
Grund  zurückgeführt  werden  will.  Mögen  auch  diese 
Dinge  zum  grössern  Theile  noch  weiterer  Forschungen 
und  Begründungen  harren,  so  kann  doch  von  chemischer 
Seite  nicht  genug  darauf  aufmerksam  gemacht  werden, 
dass  wir  zwar  an  der  Fähigkeit  der  einzelnen  Fermente, 
spezifische,  oft  einem  solchen  allein  zukommende  Gäh- 
rungen  zu  erregen,  unbedingt  festzuhalten  haben,  auf  der 
andern  Seite  aber  nun  wissen,  dass  allen  derartigen  or- 
ganischen Materien  (mögen  sie  nun  nach  bisheriger  Bin- 
theilung  als  organisirt  oder  nicht  organisirt  anzusehen 
sein)  gewisse  gemeinsame  Eigenschaften  eigen  sind,  unter 
denen  ich  namentlich  das  Vermögen,  HO2  in  0  und  HO  und 
O  zu  zerlegen  und  die  Nitrate  zu  Nitriten  zu  reduciren, 


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-    455    — 

desshalb  hervorhebe,  weil  gerade  diese  Verhältnisse  zur 
Auffindung  solcher  Fermente  am  geeignetsten  sind.  Es 
gilt  diess  namentlich  von  der  Gegenwart  derartiger  Sub- 
stanzen, besonders  mikroskopischer,  fermentartig  wir- 
kender Gebilde  in  Trinkwasser.  Es  dürfte  nämlich  fortan 
kaum  in  allen  Fällen  genügen,  dasselbe  mit  Hülfe  einiger 
bisher  üblicher  Reagentien  überhaupt  'auf  einen  Gehalt  - 
an  organischen  Substanzen  zu  prüfen,  sondern  wir  wer- 
den das  Augenmerk  auch  auf  das  allfällige  katalytische 
Verhalten  des  Wassers  zu  W.-Superoxyd  zu  richten 
haben,  zu  welchem  Ende  sich  die  Malz-Guajakreaction 
und  die  durch  Blut  und  HO3  bewirkte  Bleichung  des 
Cyanin's  besonders  eignen.  Werthvolle  Anhaltspunkte 
liefert  aber  auch  das  zuweilen  beobachtete  Vorkommen, 
von  Nitriten  im  Trinkwasser,  insofern  diess  mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit  auf  eine  längere  Berührung  des  be- 
treffenden W.  mit  pflanzlichen  Organismen,  unter  Um- 
ständen auch  auf  die  Gegenwart  solcher  Körper  hinweist. 
Hierbei  ist  jedoch  daran  zu  erinnern,  dass  aus  der  Gegen- 
wart solcher  fermentartiger  Stoffe  noch  keineswegs  un- 
bedingte Schlüsse  auf  Schädlichkeit  des  Trinkwassers 
möglich  sind,  da  wir  jedenfalls  eine  Reihe  derartiger 
Materien  in  unsern  Organismus  einführen,  ohne  dass 
dadurch  abnorme  chemisch -physiologische  Vorgänge, 
d.  h.  Krankheiten  veranlasst  werden.  So  bedeutsam  also 
auch  das  Vorkommen  organischer  Körper  im  Wasser 
auch  bleiben  mag,  so  sehr  thut  es  Nolh,  sich  in  diesen 
Dingen  nur  umsichtig  und  mit  einiger  Zurückhaltung  aus- 
zusprechen. 

Es  bleibt  mir  endlich  noch  die  Aufgabe,  einen  Blick 
auf  die  Existenz  von  Fermenten  in  thierischen  Körpern 
zu  werfen,  was  in  aller  Kürze  geschehen  mag.  Im  An- 
schlösse an  die  soeben  erörterten  Facta  habe  ich  zu  er- 


—    456    — 

wähnen ,  dass  Schönbein  auch  das  Verhalten  mikroscopi- 
scher  Thierklassen  untersucht  hat  und  nach  Versuchen 
mit  verschiedenen  an  solchen  Organismen  reichen  Was- 
serproben eine  fermentartige  und  katalytische  Wirkung 
bejahen  zu  müssen  glaubt;  ein  gleiches  scheint  sich  mir 
aus  eigenen  Experimenten  mit  infusorienhaltigem  Wasser 
zu  ergeben;  doch  sind  ohne  Zweifel  diese  Versuche  nur 
preliminärer  Natur  und  schon  ihrer  geringen  Zahl  wegen 
nicht  zu  einem  sicheren  Urtheil  geeignet  Dagegen  haben 
sehr  zahlreiche  Beobachtungen  nicht  nur  das  katalytische 
Vermögen  gewisser  Gewebtheile  des  Menschen  und  hö- 
herer Thiere  ergeben,  sondern  die  ziemlich  allgemeine 
Verbreitung  ferm^ntarliger  Stoffe  insbesondere  in  der 
Classe  der  Insecten  und  Weichthiere  bewiesen. 

Von  speciellerem  Interesse  für  die  medizinische 
Wissenschaft  ist  aber  eine  schon  im  Jahre  1865  veröffent- 
lichte Versuchsreihe.  (Ueber  den  muthmaasslichen  Zu- 
sammenhang des  Vermögens  gewisser  thierischer  Ab- 
sonderungsstoffe, bestimmte  Krankheitserscheinungen  zu 
verursachen  mit  ihrer  Fähigkeit,  HO2  in  Sauerstoffgas 
und  Wasser  umzusetzen.  Basl.  Verhdl.  IV.  401.  Biolog. 
Z.  I.  273).  Zu  dieser  Untersuchung  wurde  Schönbein 
durch  die,  von  Medizinern  ebenfalls  getheilte  Ueberzeu- 
gung  veranlasst,  dass  eine  Reihe  von  ansteckenden  Krank- 
heiten, bei  den^n  die  Krankheitssecrete  auf  gesunde 
Organismen  übertragen,  dieselben  pathologischen  Er- 
scheinungen wieder  zu  erzeugen  vermögen,  jedenfalls  als 
Ferment-  oder  Gährungskrankheiten  aufzufassen  seien. 
In  Folge  dessen  untersuchte  er  den  Kuhpockenstoff,  das 
Exsudat  wahrer  Blattern,  die  Absonderung  mit  Gonorrhoe 
behafteter  Harnröhren  und  syphylitischen  Abscessinhalt 
und  fand  seine  Vermuthungen  durchaus  bestätigt.  Sämmt- 
liche  Secrete  verhielten  sich  HO1  gegenüber  sehr  ener- 


I.'.'JPI 


-    <57    - 


gisch  zersetzend  und  wie  ich  hinzusetzen  will,  ebci 
deutlich  redacirend  gegen  Nitrate.  Das  katalytische  V 
mögen  fand  er  durch  Erhitzen  auf  100*'  ebenfalls  auf: 
hoben  und  bei  dem  Kuhpockengift  auch  die  physiologisc 
Wirksamkeit  (resp.  die  Blatternbildung);  ein  gleiches; 
von  der  Wirkung  auf  Nitrate.  Also  auch  hier  treffen  i 
charakteristischen  Eigenschaften  der  Fermentkörper  e 
doch  fehlen  namentlich  noch  die  sehr  interessanten,  wi 
schenswerthen  Versuche  über  den  Einfluss  verdünn 
Blausäure.  Ebensowenig  ist  noch  das  Fäulnissgift 
dieser  Richtung  untersuch!,  überhaupt  noch  nicht  isoli 
Doch  sprechen  die  bei  den  Versuchen  einer  Concent 
rung  des  Giftes  gemachten  Beobachtungen  durchaus 
die  HO1  zersetzende  Wirkung  (Jahresbericht  der  Fo 
schritte  in  Pharmacie  von  Wiggers  u.  Husermann  pro  IS 
pag.  464).  In  dieses  Gebiet  einschlagend  und  für  < 
Schönbein'scben  Ansichten  von  nicht  geringem  Interes 
sind  die  im  verflossenen  Jahre  von  Prof.  Klebs  (Verbdlg 
d.  Bern.  Naturf.  G.  J868.  pag.  XIII.  -  )  mitgetheilt 
Versuche  über  die  Ozonhaltigkeit  verschiedenen  Bit« 
and  ihre  Beziehung  zu  dem  Stoffwechsel  des  Eiters  seil 
and  zur  Temperaturerhöhung  des  Blutes  durch  äberg 
tretenes  eiteriges  Secret.  Ich  erlaube  mir,  die  Bern« 
kung  beizufügen,  dass  ich  durch  eigne  Versuche  c 
bestimmtesten  von  der  Gegenwart  einer  Fermenlsubsta 
im  Eiter  Überzeugt  bin  und  davon  eben  auch  den  Ozo 
gehalt  des  Eiters  abhängig  glaube.  Die  in  neuester  Z 
mit  so  glücklichem  Erfolge  angewendete  Phenylsäu 
kann  nur  eine  Stütze  für  diese  Annahme  sein.  Es  sei 
mir  in  Betreff  zweier  wichtiger  Secrete  noch  einige  Woi 
gestattet;  ich  verstehe  darunter  den  Speichel  und  t 
Milch.  Schon  seit  langer  Zeit  veranlasste  die  eigenthüi 
liehe  Ueberführung  von  Amylum,  Dextrin  und  Glycog- 


-    458     - 

Traubenzucker  durch  den  Speichel,  in  die- 
(und  zwar  sowohl  im  Parotiden-,  als  im 
ichet)  eine  fermentartig  wirkende  Materie 
welche  mit  Diastaso  am  nächsten  verwandt 
is  gab  dJess  Veranlassung  zur  Darstellung 
sog.  SpcichelstofFe  oder  Ptyaline,  von  denen 
t  Reindarstellung  keiner,  auch  nicht  die 
airc  von  Mialhe,  die  merkwürdige  Fermenl- 
e,    die  sich  übrigens  zum  Unterschied  von 

auch   durch   die  Spaltung  des  Salicins  in 

Zucker  beurkundet, 
i  hatte  an  dem  Speichel  ebenfalls  kataly- 
haften  wahrgenommen,  was  mich  zu  einigen 
chen  erwog.  Was  ich  constatiren  konnte, 
ei  nstiminung  des  Speichel  Ferments  mit  den 
Armenien  in  den  Schönbein'schen  Haupt- 
Abgesehon  von  der  katalytischen  Wirkung 
peichel  ein  Gemenge  von  verdünntem  HO1 
ctur  zwar  nicht  stark,  aber  deutlich  gebläut, 
iltiger  Jodkaliumkleister;  auch  eine  Cyanin- 
urch  Speichel  in  Verbindung  mit  HO1  merk- 

Diese  Wirkungen  werden  ebenfalls  sowohl 
i,  als  durch  Blausäurezusatz  verhindert  und 
ein,  dass  unter  diesen  Umstanden  auch  die 
Wirkung,  die  Ueberführung  der  Stärke  in 
antlich  gehemmt  wird,  so  lange  HCy  sich 
;keit  befindet.  Die  für  mich  sonderbarste, 
licht  bekannte  Thatsache  ist  jedoch  ein 
zahl  der  von  mir  beobachteten  Individuen 
rkommen  merklicher  Mengen  eines  Nitrites. 

durch  starke  Blauung  angesäuerten  KJ.- 
rt  verrath.  Aus  einigen  Versuchen  schliesse 
g  Salz  Ammoniaknitrit   ist.    Dass  aber  die 


—    159    — 

besagte  Bläuung  von  Nitrit  und  nicht  etwa  von  locker 
bundenem  ozonisirtem  O  (unter  Einwirkung  des  Perm 
entstanden)  hervorgebracht  wird ,  geht  aus  folget 
Umständen  hervor:  1,  wird  Gnajaktinctur  nicht  unmi 
bar.  dagegen  nach  Zusatz  einer  kleinen  Menge  Si 
gebläut;  2.  verhindern  Aufkochen  und  Gegenwart  e 
Alkali  weder  die  Guajak-  noch  die  Jodkaliumreact 
3.  wird  HO1,  verdünnte  So*  und  Speichel  in  passen 
Verbältniss  einige  Augenblicke  zusammengelassen , 
enthält  nachher  die  Flüssigkeit  weder  HO1  noch  NO*  m 
i.  wird  dagegen  HO1  ohne  Säure  mit  Speichel  benani 
so  vermag  nach  gleicher  Zeit  die  Flüssigkeit  sowohl 
HO1-  als  die  NO*Keaction  hervorzubringen. 

Welche  Entstehungsweise  und  welche  Beden 
dieses  salpetrigs.  Salz  des  Speichels  besitzt,  ist  für  r 
'  noch  vollkommen  dnnkel.  In  Bezug  auf  das  2.  Sei 
die  Milch  (Kuhmilch),  muss  ich  mich  ebenfalls  für 
Annahme  aussprechen ,  dass  die  frische  Milch  eine 
haltige,  albnminöse,  wie  Fermente  wirkende  Materie 
hält.  Sie  katalysirt  nämlich  HO1  und  bewirkt  sofoi 
Bläuung  des  HO-haltigen  Jodkaliumkleisters,  weit  h 
samer  dagegen  diejenige  der  HO'haltigen  G.tinclur. 
Redoctioo  der  Nitrate  kann  wegen  des  vorhande 
Milchzuckers  nicbt  geprüft  werden. 

Die  angegebene  Fermentwirkung  wird  durch  Koc 
aufgehoben,  durch  Beimengung  kleiner  Blausäuremer 
wesentlich  verlangsamt.  Ein  salpetrigs.  Salz  ist  in 
Milch  nicht  anzufinden.  Der  Untersuchung  werth  schei 
mir  in  Folge  dieser  Beobachtungen  die  beiden  Fre 
zu  sein,  ob  die  neben  Casein  bestehende,  von  versc 
denen  Autoren  nicht  als  Albumin  anerkannte  Prot 
snbstanz  vielleicht  tbeilweise  aus  jenem  fermentarti 
Stoße   besteht   und  ob  nicht  sowohl  die  eigenthöml 


<60    — 

jerstoffabsorption  als  die  nacb- 
g  in  näherer  Beziehung  zu  dem 
iirfte.  So  viel  über  die  Chemie 
:s  und  sein  Verhalten  zu  den  so 
iten.  Ich  hatte  mir  vorgesetzt, 
mehr  Thatsaclien  zur  Sprache 
ier  manche  Gedanken  unberührt 
vorstehenden  Mittheilungen  von 
es  mir  in  diesen  Zeilen  gelungen 
erholung  so  vieler  interessanter 
,  sondern  namentlich  die  (Jeher- 
iss  anf  diesem  weiten  und  wich- 
erlern  Eifer  gearbeitet  werden 
e  zu  nähern ,  welches  Schön 
Wünschen  und  Streben  bildete, 
iss  des  Sauerstoffs  und  seiner 
imten  Körperwelt!'* 


Ieldore  : 

Quelques  remarques 
nevier,  intitulet 
tions  geologiqm 
Suisse  centrale 
walden  et  Berne 
vaudoises." 


Vers  la  fin  de  l'annee 
quelques  observations  g^o 
ä  Lausanne  de  la  Session 
relies,  qui  eut  lieu  ä  Eiosie 
ses  decouvertes  ne  sont 
donnees  de  la  2""  edilion 
Suisse,  dont  la  revision  m' 
les  auteurs  et  l'editeur.  **) 

Bien  que  personne,  < 
soit,  ne  prelende  que  ta  < 
parfai  lernen  t  exacte,  je  m 
präsenter  quelques  observ 
de  M.  Benevier. 


*)  Bolleüa  de  la  Soc.  vai 
Lauaanne  et  Paris,  decembre  181 

**)  Carte  geologiqne  de  la 
la  Linth,  2me  ed.,  revue  et  corri 
thar,  1867. 

Bern.  HitÜieil.    1869. 


-    162 

Que  l'on  considere  od  instant  les  eHOrmes  difßcultes 
de  toule  espece  cootre  lesquelles  les  progres  de  la  geo- 
logie  des  Alpes  ont  a  latter,  et  l'on  compreodra  que  cesx 
meme  qui  n'y  sont  poiot  specialement  imercss^s  n'aimeot 
pas  que  l'on  mette  eu  doute  des  faits  sürement  £tablis 
par  de  norobreuses  observations,  ni  que  l'on  hasarde 
d'autres  manieres  de  voir  saos  tnotifs  süffisante.  C'est 
ponrquoi  je  me  permets  d'examiner  certaines  opinions 
de  M.  Benevier,  quoique  les  points  contestes  se  trouveot, 
la  plupart,  deja  expüqu6s  plus  au  long  dans  la  „Geologie 
de  la  Suisse"  de  M.  Studer. ")  Je  m'en  tiendrai  aux  re- 
gions  a  I'ägard  desquelles  M.  Renevier  n'est  pas  d'accord 
avec  la  carte  geologique. 

Quant  aus  autres  articles,  ce  que  nous  regrettons 
surtout,  c'est  Ie  ton  et  les  meprises  evidentes  qui  regneol 
dans  quelques-  uns.  Un  observateur  impartial  setoonera 
de  la  legerete  avec  laquelle  M.  Renevier  voudrait  juger 
de  points  difßciles,  d'apres  les  quelques  observations  qu'ü 
a  pu  faire  dans  si  peu  de  temps  et  en  des  localites  sc- 
partes.  Personne  n'ignore  que  de  temps  precieux  M.  bischer 
a  passe  sur  les  mootagnes  du  Sihlthal,  ni  la  quantite  de 
fossiles  provenant  de  la ,  qu'il  a  colleciiormes  ä  Zürich. 
Par  exemple,  il  y  a  dejä  longtemps  que  M.  Escber  a 
recoonu  comme  appartenant  a  l'6tage  aptien  les  couches 
de  la  Wannenalp  (art.  iv,  p.  43),  dans  lesquelles  on  trouve 
la  grande  espece  connue  ordinairement  sous  Ie  nom  de 
Terebratula  Moulonrana  (d'Orb.).  II  publiera  certainemenl 
de  son  c6te  la  description  de  Yitat  riel  de  la  Ouggern- 
fluk  (art.  v,  pag.  45—48). 

Toutefois  nous  aurons  volontiers  egard  ä  la  circon- 
stance  que  H.  Renevier  „ne  donne  point  ses  quelques 
observations  comme  Ie  reaultat  d'une  etude  complete.* 
•)  Studer,  Geologie  der  Schweiz,  Bd.  II.    1853. 


—    163    -* 

I.  La  premifere  attaque  sp6cialement  dirig£e  contre 
la  carte  se  trouve  ä  l'article  vi  (note  de  M.  Rene  vier,  p.  48) 
snr  le  chemin  entre  Yberg  et  Schwytz.  Quoiqu'au  fond 
ce  soit  M.  Bscher  de  la  Linth  qui  soit  responsable  pour 
la  partie  Orientale  de  la  carte  *),  je  ne  puis  cependant 
m'emp&cber  de  donner,  de  mon  cöt&,  les  explica- 
tions  qui  me  semblent  näcessaires.  Je  m'appuierai  pour 
cela  snr  des  notices  recueillies,  il  y  a  quelques  ann£es, 
sur  ce  mtane  chemin  d'Yberg  ä  Schwytz,  sous  la  direc- 
tion  de  M.  Escher,  mon  honore  roattre;  ontre  que  plus 
tard  j'eus  l'occasion  de  faire  seul  quelques  observations 
dans  cette  conträe.  **) 

Tandis  que  la  carte  colorie  cet  espace  comme  Flysch 
et  crHaci  et  marque  des  dSpots  de  gypse  de  peu  d'im- 
portance,  M.  Renevier  n'a  vu  pour  sa  part  que  trias  et 
jurassique. 

En  genäral,  l'6tat  gäologique  de  cette  contr6e  est 
assez  simple.  On  se  meut  dans  le  bassin  bien  connu  du 
flysch  (Flyschmulde)  entre  les  chatnes  ext6rieures  et  les 
int6rieures  du  cr6tac6.«  Heureusement,  l'6rosion  atelleroent 
attaqu6  et  d£grad6,  qk  et  lä,  les  roches  6ocfenes,  que  les 
couches  inf&rieures  ä  celles-ci  ont  6t6  mises  ä  nu  et 
pr£sent£es  ä  l'examen  du  g6ologue. 

La  döcouverte  de  trias  par  M.  Rene  vier  se  fonde 
sur  la  rencontre  d'6boulis  de  corgneule  (Rauhwacke)  sur 
le  chemin  et  dans  les  ruisseaux  qui  coulent  du  nord-est 
vers  Yberg.  Or,  on  sait  que  la  corgneule  accompagne 
fr£quemment  le  gypse,  qui  se  trouve  en  effet  en  place, 
an  peu  plus  haut  dans  les  environs.  Mais  personne  n'a 
eucore  r6ussi,  jusqu'ici,  k  trouver,  soit  dans  la  corgneule, 


•)  Stader,  Bull.  Soc.  göol.  de  France,  d6c.  1867. 

•*)  Jahresbericht  d.  Schweiz,  alpw.  Vereins.  1665,  p.  44. 


*-    16*    — 

:e  gypse,  ni  dans  les  couches  voisines,  une 
i  qui  autorise  ä  les  considerer  comme  tria- 
meme  jnrassiques.  On  ne  peut  nier  qu'il  so 
des  depöts  de  gypse  aux  epoques  les  plus 
A  l'endroit  meuie  od  le  gypse  se  tronve 
en  place  avec  les  rocbes  qui  l'accompagnent, 
des  gisemenls  donnn  a  M.  Bscher  l'idee  qne 
/ec  la  corgneule  ne  devait  pas  se  separer  de* 
eenes.  Un  peu  plus  an  nord-est,  sur  l'Aubrig) 
iwerkalk  forme  le  haut  dune  voüte,  le  gypse 
!  egalement  en  rapports  si  intimes  avec  le 
mmulitique  et  le  flysch  que  l'on  ne  peut  avotr 
juaot  a  son  äge  eockne.  M.  Erneste  Favre 
i  trouve  que  les  depöts  de  gypse  dans  les 
Vberg  6taient  de  date  eocene,  *) 
:e  de  ces  reflexions  il  me  seroble  qu'il  n'y  a 
6riger  en  dogmc  la  supposilton  que  partont 
contre  du  gypse  et  de  la  corgneule,  il  doive 
ir  des  terrains  triasiques. 
au  jurassique,  1'opinion  de  M.  Renevier  se 
ir  la  grande  analogie  pStrographique  des  alter- 
;res  et  de  schistes  pres  de  l'Ybergeregg,  avec 
schistes  sans  fossiles  des  Vents  (Diablerets) 
ette  de  Javerne  (Mordes),  lesqnels  par  lear 
vent  appartenir  au  jurassique  inferienr;  2°  sur 
•aolue  des  calcaires  de  la  Rothenfluh  et  da 
*n  au  Chätelkalk  des  sommets  de  Naye,  de 
a  Dent  de  Lys,  du  Moleson  **),  etc. 

geol.  Alp.  de  la  Savoin  et  da 
A  et  flg.  III. 
e  particalierement  le  sommet  da  Mole- 
emarquer  en  passaut  qne  quelques  anuuonites  que  j"y 

,'oct  semble   appartenir   ptutdt  au  neocomien    qua« 
ifordien). 


—    165    —     , 

Examinons  la  chose  de  plus  pres. 
Afin  de  nous  orienter  dune  maniere  generale,  re- 
marquons  que  les  chalnes  calcaires,  d'oü  s'elevent,  en 
eimes  separees  la  Dem  de  Jaman,  le  Moleson,  le  Stock- 
horn,  etc.,  que  M.  Studer  a  comprises  sous  le  nom  de 
massif  du  Stockhorn  et  qui  se  distinguent  par  un  aspect 
particulier  an  point  de  vue  de  la  petrographie  aussi  bien 
qn'ä  celni  de  la  paleontologie.  disparaissent  aux  environs 
da  lac  de  Thoune.  Ce  n'est  qu'au-dela  du  Rhin  que  nous 
voyons  de  nouveau  des  caracteres  comparables  des  ter- 
rains  iriasiques,  jurassiques  et  crelaces.  II  y  a  deja  long* 
temps  que  M.  Studer  a  expliqae  cet  etat  de  choses  dans 
sa  Geologie  des  Alpes  de  la  Suisse  occideotale,  et  depuis 
lors  on  l'a  raaintenu  et  exprime  sur  les  cartes  geologiques, 
parce  que  josqu'ici  Ton  n'a  rien  observe  de  contraire. 
Les  Mythen  ne  sont  que  la  continuation  de  la  Hochfluh, 
du  Pilate,  de  la  Schrattenfluh,  du  Sigriswylgrat,  qui,  de 
lenrcöle,  continuent  dans  les  montagnes  tu  midi  de 
la  chatne  du  Niesen.  Et  jusqu'lci  ces  chatnes  n'ont  point 
encore  fait  voir  la  moindre  trace  de  terrains  jurassiques. 
mais  bien,  a  cöle  de  couebes  eocenes,  les  diflerents  etages 
cretaces,  cä  et  la  riches  en  fossiles. 

De  meine  que  le  bassin  de  flysch  (Flyschmulde),  bien 
connn  a  lous  les  geologues  des  Alpes,  se  couche  entre 
la  Scbrattenflah  et  le  Brienzergrat,  de  meine  aussi,  comme 
on  l'a  deja  indique ,  c'est  le  cas  entre  le  Mythen  d'un 
cote  et  la  chalne  du  Forstberg  de  lautre. 

Par  ce  qui  precede  on  voit  qu'entre  Yberg  et  Scbwytz, 
on  se  trouve  sur  an  terrain  presentant  des  dispositions 
stratigraphiques  assez  simples,  de  sorte  qu'il  est  facile 
de  s'orienler  ä  l'aide  d'observations  constatees. 

Les  alteroances  degres  et  de  schistes,  mentionnees 
plus  haut,  reposent  deeidement  et  regulierement  sur  le 


-    168 

;alk ,  c'est-ä-dire  qo'elles  sont  superieures  am 

crötacees  les   plus  recentes  des  Alpes.    Quand 

m  n'a  pas  encore  trouve  exactement  a  l'Yberger- 

fossiles  caracteristiques  da  flysch  ou  en  general 
ches  eocenes,  il  serait  neaamoins  facile  de  de- 
la  connexion  directe  des  roches  en  question 
s  gisements  fossiliferes  du  voisinage.  Car  il  est 
ment  plus   facile  d'etablir  «ne  companison  da 

d'apres  des  indices  petrographiques  —  appuyees 
itratification  —  sur  una  distance  horizontale  dune 
i  une  Iieue  an  plns,  qtie  lorsqu'il  s'agit  de  dis- 
omme  Celles  separant  l'Ybergeregg  des  Diablerets 
Seewerkalk,   que  M.  Renevier   reconnatt  comme 

les  environs  immediats  d'Yberg,  par  ex.  pres  de 
ipparalt  a  quelques  eadroils  de  dessous  le  Oysch, 
xistence  nous  semble  evidente  par  ce  qui  pre- 
eureusement  que  cela  a  lieu  avec  d'autres  coucbes 
e  fossiliferes,  de  sorte  que  l'on  ne  peut  de  nou- 
oir  de  donte  quant  a  son  age.  M.  Bscher  m'assure 
partie  superieure  de  la  Fallenßuh  est  certainement 
tonten  (Schrattenkalk).  Au-dessus  de  ce  deroier, 
le  j'ai  pu  m'en  convaincre  dans  les  environs 
rrg,  l'on  rencontre  d'abord  an  calcaire  grenn  qui 
ate  ordinairement  dans  ces  contrees  (environs  du 
Quatre-Cantons,  Sihlthal,  Wäggithal)  les  couches 
inferieures  du  gault.  Un  peu  plus  au  nordd'Ober- 
3  gault  lui-meme  apparatt  de  dessous  le  gazon, 
jnt  determine  par  des  fossiles  et  les  caracteres 
lphiques  connns.  Au-dessus  du  gault  (Albien)  se 
snsuite,  ä  l'etat  normal,  le  Seewerkalk  prccite,  qni 
■e  ensaite  poar  former  la  Rothenfluh  et  la  masso 
le  du  Mythen.  Sous  le  pont,  au-dessus  de  Ricken- 
'..  le  prof.  Escher  nout  a  montre  une  limite  bien 


-    167    — 

distincte  entre  Ies  couches  de  gault  et  de  Seewer 
Celles-Ia  abondent  en  Inocerames  (Inoceramus  con 
iricus  el  Idoc.  sulcatus).  A  la  Rotbenfluh  et  ver 
soramet  da  grand  Mythen,  le  Seewerkalk  prend,  a 
taios  endroits,  une  teinte  rougeätre,  comme  cela  a 
dans  le  Chätelkalk  (Oxfordien)  des  chalnes  exterie 
des  Alpes  de  la  Suisse  occidentale  et  dans  maint  t 
giscment  calcaire  des  periodes  et  des  conlrees  les 
diverses. 

La  ressemblance,  je  dirais  presque  la  confor 
petrographique  du  Seeverkalk  et  du  Chätelkalk  des  A 
fribourgeoises,  par  ex.,  est  teile  qu'il  est  facile  d< 
confondre.  ,11  est  aufteile  de  distinguer  ie  SeewerkaL 
calcaire  neocomien  et  du  calcaire  oxfordien  de  la  cb 
du  Stockhom;  il  montre  une  ressemblance  encore 
grande  avec  le  calcaire  oxfordien  des  Alpes  exterie 
que  l'on  a  decrit  comme  Chätelkalk;  les  variatioas  ro 
et  vert-clair  se  dislinguent  a  peine  aussi  des  roches 
caires  de  la  zone  calcaire  meridionale,  connues  sov 
oom  de  Scaglia,  Majolica,  Biancone."  *)  On  sait  qu 
Voirons ,  par  ex. ,  il  se  präsente  une  stratification  p 
cuttere.  Od  y  trouve  le  flysch  en  contact  avec  le  Ch. 
kalk.  Il  y  a  plusieurs  annees,  M.  Escher  me  fit  la 
marque  qu'il  avait  cru  en  effel  se  trouver  en  presi 
du  Seewerkalk.  Hais  bientöt  il  trouva  des  belemi 
tiastati,  des  ammonites  tortisulcatus,  etc.,  fossiles  du  Ch; 
kalk.  Pourquoi  donc  n'a-t-il  pas  immediatement  rec< 
pour  du  Chätelkalk  tout  le  Seewerkalk  des  Alpes  c 
Suisse  centrale  et  de  la  Suisse  Orientale,  et  renvers 
resultat  de  toutes  les  recherches  penibles  faites  jus 
cette  epoque?    C'est  qu'il  connaissait  dans  le  Seewer 


*)  Studer,  ßeol.  der  Seh  weil,  D.   1853;  p.  84. 


—    <68    - 

uoe  s£rie  de  fossiles  caractäristiques  du  cretace  superieur, 
tels  que  :  Ananchytes  ovata,  Micraster  cor  angaiiiuoi,  Ino- 
ceramas  Cuvieri,  et  autres  especes.  II  savait  qae  le 
Seewerkalk  —  meme  celoi  dn  Mythen  —  est  superiear 
aux  couches  normales  du  gault  et  inferieur  aux  coucbes 
iocenes. 

Par  cette  digression  j'ai  voulu  d'abord  pronver  qne 
la  ressemblance  petrographique  du  veritable  Seewerkalk 
et  du  Chätelkalk  peut  facilement  induire  en  erreur. 

En  general,  dans  le  Seewerkalk  des  Alpes  il  se  pre- 
sente  peu  de  fossiles;  il  semble  que  le  meme  cas  ait 
Heu  surtout  pour  le  Mythen.  Oulre  quelques  resles  d'Ino- 
cerames,  il  paralt  qu'on  n'y  a  encore  rien  trouv6.  Mais 
depuis  que  nolre  collegue,  M.  Kaufmann  de  Lucerne, 
s'est  occupe,  avec  le  brillant  succes  que  l'on  connalt,  de 
l'exameu  geologique  des  environs  du  lac  des  Quatre- 
Cantons,  1a  geologie  a  appris  a  connaltre  dans  les  ter- 
rains  cretaces  de  nombreux  organismes  que  Ton  n'avait 
pas  observes  auparavant.  Je  veux  parier  des  foramüü- 
föres.  Mon  jeune  ami,  M.  Theophile  Studer,  qui  a  une 
pratique  considerable  dans  l'examen  microscopique  des 
rocbes,  a  eu  la  complaisance  de  chercher  des  foramini- 
fferes  dans  des  echantillons  du  Seewerkalk  du  Mythen. 
Ceux-ci  sont  remplis  des  meines  fonnes  que  l'on  trouve 
dans  le  Seewerkalk  positivement  etabli  (du  Morgenberg 
an  lac  de  Thoune,  de  Seewen  meme,  de  l'Aubrig,  du 
Klönthal)  et  que  Kaufmann  a  egalement  reconnues.  *) 
M.  Studer  me  cite : 

Lagena  sphterica  Kfm. 

„        ovalis  „ 

Oligostegina  laevigata  Kfm, 


*)  Kaufmann,  in  Heer,  Urwelt  der  Schweiz,  p.  194. 


n 


—    469     - 

Textillaria  globuiosa  Ehrbg. 
Nonionina  Eschen  Kfm. 
ootre  nombre  d'autres  formes  qu'il  n'est  pas  facile  de 
d6terminer  plus  exactement,  mais  qui  sont  trfes-caracteris- 
tiques  da  Seewerkalk.  Je  n'ai  pas  besoin  d'ajouter  que, 
pour  comparer,  on  a  aussi  examin6  de  vrai  Ch&telkalk. 
On  n'y  d£couvre  point  de  foraminif&res,  ou  bien,  s'il  y 
en  a,  elles  se  präsentem  sous  des  formes  qui  ne  per- 
mettent  pas  de  les  confondre  avec  Celles  du  Seewerkalk. 

En  dernier  Heu  je  ferai  encore  remarquer  qu'entre 
le  grand  et  le  petit  Mythen  Ton  voit  m6me  apparattre 
da  neocomien,  et  que,  sur  le  versant  nord,  du  cöte  du 
Hackenpass,  Ton  rencontre,  diss£min£s,  de  norobreux  blocs 
6boules  d'Urgonien,  de  sorta  que  Ton  peut  dire  que  tous 
les  6tages  cr6tac£s  sont  repr^sentes  sur  les  deux  Mythen. 

Ce  que  nous  avons  dit  jusqu'ici  des  caractferes  strati- 
graphiques  et  paI6ontologiques  du  Seewerkalk  (craie  su- 
p6rieure)  de  la  Rothenfluh  et  des  Mythen  suffira  sans 
doute  pour  faire  distinguer  ce  dernier  du  Chätelkalk 
(Oxfordien). 

Quant  aux  Ammonites  jurassiques  que  M.  Renevier 
a  vues  parmi  les  fossiles  du  Petrefactensaroroler  Reich- 
math, et  qu'il  cite  comme  preuve  que  le  Seewerkalk  du 
Mythen  est  du  Ch&telkalk,  il  y  en  a  depuis  longtemps 
dans  les  collections  de  Zürich  et  de  Berne  *).  On  les  a 
de  tout  teraps  consid£r6es  comme  oxfordiennes ,  et  Ton 
a  trouv6  la  röche  conforme  au  Chätelkalk.  Elles  pro- 
viennent  tonte«  en  effet  dun  bloc,  voire  möme  d'un  bloc 
unique.  Mais  ce  n  est  pas  un  bloc  erratique ,  transporte 
sur  la  glace  d'oü  Ton  voudra  —  d'apres  M.  Renevier  il 


*)  Branner,  geognost.  Beschreibung  der  Gebirgsmasse  des  Stock- 
born«.  1856,  p.  15. 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  705. 


-    170    - 

ne  peut  venir  que  du  Mythen  ou  de  la  Rothenfluh  — 
raais  bien  ce  que  Ton  appelle  un  bloc  exotique.  Cest 
ainsi  que,  il  y  a  d6jä  bien  des  ann£es,  M.  le  prof.  Studer 
appelait  les  blocs  de  granit  du  Habkerentbal  envelopp& 
dans  le  flysch,  blocs  sur  l'origine  et  la  provenance  des- 
quels  on  ne  sait  rien.  H.  Rütimeyer  a  employ6  plus  tard 
cette  möme  d6nomination ,  et  je  Tai  dono6e  aussi  ä  ce 
bloc  de  Chätelkalk  et  k  quelques  autres  roches  juras- 
siques  qui  se  präsentent,  remaniees  par  une  force  quel- 
conque  dans  le  flysch  du  Sihlthal.  *)  On  s'imaginera  sans 
peine  que  M.  Escher,  qui-a  tr&s-fr£quemment  s6journ6 
dans  le  Sihlthal,  et  auquel  je  dois  tous  les  details  g6o- 
logiques  pour  le  travail  que  je  viens  de  citer,  a  du  con- 
stamment  tenir  un  ceil  vigilant  sur  des  Strangers  comme 
le  sont  ces  blocs  exotiques.  Hais  malgr£  ses  peines, 
malgre  les  efforts  de  Reichmuth  dans  le  but  de  d6cou- 
vrir  d'autres  blocs  fossilifferes  de  ce  genre,  il  ne  s'en  est 
point  trouv6  jusqu'ici.  Suppos6  que  Ton  püt  6tablir  un 
rapport  soutenable  quelconque  entre  le  bloc  en  question 
et  le  Seewerkalk  de  la  Rothenfluh  et  du  Mythen,  coroment 
pourrait-on  simaginer  qu'il  n'y  eüt  qu'un  bloc  unique 
provenant  de  ces  deux  cimes  isotäes,  tout  entour6es  de 
masses  colossales  de  debris? 

Par  ce  qui  precfede,  je  crois  avoir  invalid^  la  seule 
preuve  paleontologique  que  M.  Renevier  a  su  citer  de 
I  äge  oxfordien  du  Seewerkalk  du  Mythen. 

IL  Tout  en  regrettant  son  passage  rapide  par  le 
Brünig  (art.  vm),  M.  Renevier  „a  cependant  constat6  des 
couches  schisto-calcaires  depuis  le  lac  de  Samen  jusqu  au- 


*)  Bachmann,  über  petrefactenreiche  exot.  Blöcke  im  Flysch  des 
Sihlthals  und  des  Toggenbnrgs.  (Vierteljahresscbrift  d.  xürch.  nat. 
Ges.«  1863.) 


—    171    — 

deli  du  lac  de  Lungern.  La  carte  Bachmann  colorie  cet 
espace  comme  crätac£,  sans  däsignation  d  etage.a  De  mon 
cötä,  je  me  vois  amene  k  constater  que  l'exemplaire  qui 
m'a  et6  envoy£  de  Winterthur  porte,  pr6cisement  au 
nord  du  lac  de  Lungern,  un  c3  (gault,  albien),  inscrit  par 
moi  sur  la  carte  m.  s.  Je  ne  fais  qu'ajouter  ceci  tout  en 
passant,  parce  que,  dans  une  course  au  Brünig,  j*ai  trouv6 
des  fossiles  de  gault  au  Kaiserstubl,  et  que  M.  Escher 
ma  fait  savoir  qu'il  en  avait  de  son  cöt6  trouv6  de 
pareils.  II  est  vrai  que  je  n  ai  pu  indiquer  l'6tendue  de 
ces  couches  du  gault.  —  A  un  endroit,  au  bord  de  la 
route,  on  yoit  apparattre  aussi  le  väritable  Seewerkalk, 
Les  roches  du  haut  du  passage  paraissent  a  M.  Re- 
nevier plutöt  näocomiennes  que  jurassiques.  A  cet  6gard, 
les  avis  peuvent  ötre  partag£s ;  car  jusqu'ici  Ton  ne  con- 
natt  point  encore  de  fossiles  du  Brünig  lui-m6rae.  Mais 
le  calcaire  du  Brünig  präsente  une  connexion  petrogra- 
phique  parfaite  avec  ce  que  Ton  appelle  le  calcaire  ox- 
fordien  (Hochgebirgskalk)  des  Alpes  interieures,  dans  la 
partie  inf&rieure  duquel  on  a  heureusement  trouve,  un 
peu  plus  a  Test,  au-dqssus  de  Meyringen,  de  nombreux 
fossiles  de  l'Oxfordien  propreroent  dit  (Ammonites  torti- 
sulcatus,  A.  Eugenii,  A.  plicatilis,  A.  Maris,  A.  Lamberti, 
A.  canaliculatus ,  etc.).  En  outre,  M.  le  prof.  Studer  ma 
monträ  l'Aptychus  lamellosus  Park,  et  l'Ammonites  plica- 
tilis Sow.,  trouves  au  Battenberg,  prfes  de  Brienz,  lequel 
est  forme  de  la  continuation  des  couches  du  haut  du 
Brünig.  —  La  mörae  coloriation  se  trouve  dejä  sur  la 
Ire  edition  de  la  carte.  Depuis  l'Oltschenalp  ou  le  Faul- 
hon), situ£s  en  face  du  Brünig,  il  est  facile  de  se  con- 
vaincre  que  les  couches  du  Brünig  forment  la  continuation 
de  terrains  evidemment  jurassiques,  au-dessus  de  Hey- 


—    472    — 

t  s enfoncent  sous  le  neocomion  de  la  chalne  du 
jrat.    C'est  ce  que  m'assure  M.  Studer. 

M.  Renevier  consaere  im  plus  long  article  ä  la 
levenue  celebre  da  pont  de  Wimmis,  ä  l'entree 
enthal.  II  y  traite  du  aoi-disant  Kimmeridgien. 
ien  et  du  catcaire  schisteax  rouge,  et  il  en  de- 
a  stratification  et  Tage.  Je  me  permeis,  ä  mon 
faire  observer  que  toutes  ces  recherches  ne  sont 
re  en  etat  d'ötre  jugees.  Cependant  je  suis  cora- 
t  sur  que  les  couchet  rougea,  aussi  bien  Celles  de 
;nflub  que  Celles  ao-dessns  de  Lalterbach,  re- 

le  corallicn  et  ne  lur  sont  pas  inferieures,  comme 
id  M.  Renevier.  M.  le  prof.  Hubert,  qui  visila  la 
I'ete  dernter  avec  M.  Studer,  a  declare  egalement 
.es  ronges  superieures  au  corallien.*)  Par  contre, 
ier  est  d'opinion  que  ces  coucbes  rouges  appar- 
de  nouveau  au  Cbätelkalk.  Hais  la  simple  stra- 
prouverait  dejä  qu'il  ne  peut  6tre  question  de  cela. 

passe ,  le  Petrefactensammler  Tscbao  a  trouve 

couches  des  Inocerames,  la  plupart  en  fragments 
anserve's,  et  quelques  echinides;  raalbeureuse- 

ne  sont  pas  d'un  grand  secours  pour  une  de- 
nn certaine.  **)  Cependant  tout  Vkobüus  de  la 
ine  est  celui  da  Seewerkalk  (craie  superienre). 
-t  et  H.  Merian  m'ont  tous  deux  exprime  cette 
Je  ne  veux  pas  non  plus  negliger  d'indiquer  que 
funner,  dans  son  travail  sur  la  chalne  du  Stock- 

orae  M.  Renovier  croit  que  H.  le  prof.  Hebert  s'eat  trompe, 
n'äUit  ehraiä  qu'en  habitent  de  la  plaine,  il  &nt  bien 
i  que,  pour  mei  courjei  (1861],  j'ölaie  toujoon  clmusaä 

puls  loi's ,  1'eBpfece  &  it6  decrlto  et  dceeiote  comme  Ino- 
runnen  Ooiter  (Protoioe  helvetica,  1). 


—    173    — 

hörn,  a  declar£  reconnaitre  ces  cou 
cretace  et  meme  il  a  prie  ponr  de 
gris  qui  depuis  a  ete  reconnu  comr 

Nous  n'avons  naturellement  pas 
cette  röche  ä  l'examen  microscopit 
Stnder.  A  cette  occasion,  j'ai  vu  che 
polis  des  conches  grises  alternant  t 
schistes,  comme  aussi  les  schistes  r 
lesquels  se  trouvent  les  Inocerames, 
eii  foraminiferes  caract6ristiqucs  du 
orbicolaris  et  ovatis  Kfm.,  Oligostegii 
nina,  etc.).**) 

IV.  La  stratification  des  roches  i 
thal  concorde  a  celle  de  ces  schit 
M.  Renevier  (art  xi,  p.  58)  observe  h 
„En  effet,  je  o'y  ai  guere  rencontre 
fossiles  qui  peuvent  tout  aussi  bien 
qu'ä  uo  autre  terra  in."  La  partie  infe: 
est  tres-riche  en  foraminiferes,  qui  in 
pas  encore  ete  examinees  de  pres,  i 
des  Nodosaires  se  remarquent  facile 
oulre  on  connatt  dans  differentes  I 
thal  des  facoides  caracteristiques  d 
formes,  enigmatiques,  il  est  vrai,  tr 
qu'ici  trouvees  que  daos  le  flysch.  1 
sod  Urwelt,  cite  egaleraeut  Weissei 
ment  de  fossiles  de  flysch.  Le  must 
riebe  en  echantilloos  des  diverses 


*)   Brnnner,  1.  C,  p.  20. 

**)  .''fti  d£ja  eiprimö  cette  meine  conv 
oieret  »Dances  de  l'annee  paes^e.  Toyez  Mi 
p.  189. 


-    474 

ctions  de  Bundeiberg  et  de  Weissenbourg,  poiir  oe 
iier  que  les  localites  les  plus  rapprocbe'es,  j'ai  trouve 
i  autres :    ' 

Caalerpites  tenuis  F.-O. 
Chondrites  eeqaalis  Brgt, 
„  arbascula  F.-O. 

„  longipes        „ 

„  inclinatus       „ 

Helmmthoida  labyrinthica  Hr. 
„  crassa  Hr. 

Toutes  ces  especes  sont  des  fossiles  bien  connus  ei 
Iteristiques  de  la  formation  du  flysch. 


Teiles  sont  les  quelques  observations  que  j'ai  pense 
ir  präsenter  contre  des  assertions  de  M.  Renevier, 
lesqaelles  je  ne  suis  point  d'accord. 


Lettre  de  M.  Gillleron 

au  Prof.  B.  Studer. 

II  a  paru  cet  hiver  sur  les  couches  de  Wimmis  dem 
iux  de  MM.  Renevier  et  Fischer,  qui  cherchent  ä 
quer ,  dune  maniere  peu  satisfaisante ,  selon  moi, 
;me  que  präsente  cette  localile.  Ces  messicurs  as- 
;nt  en  eilet  des  massifs  rouges  qui  appartiennent  a 
niveaux  geologiques  tout-ä-fait  differents. 
J'ai  vu  les  differenles  assises  de  Wimmis,  et,  comme 
le  savez,  j'en  ai  etudie  en  detail  la  continualion 
;te  entre  l'Aebithal  et  Ablentschen;  la  les  calcaires 
es  sont  dans  la  meiue  position  avec  le  flysch  des- 
3t  le  corallien  kymmeridien  dessous. 


—    475    - 

Dun  autre  cöt6,  dans  toute  la  chatne  calcaire,  depuis 
le  Krumm el weg,  au  sud  de  Blumenstein,  jusqu'au  Mole- 
son  et  plus  loin,  on  a  en  montant  la  serie  suivante: 

4)  Calcaire  de  Chätel,  assez  souvent  rouge  ä  la  base. 

2)  N6ocomien  alpin. 

3)  Calcaire  et  schistes  rouges  et  verts. 

Or,  MM.  Renevier  et  Fischer  r£unissent  le  calcaire 
rouge  de  Wimmis  au  n°  4  ci-dessus,  tandis  que,  depuis 
que  j'6tudie  cette  r6gion,  je  Tai  associe  au  n°  3.  Voici 
pour  quelles  raisons: 

Si  on  le  compare  avec  le  n°4,  on  trouve  unediffe- 
rence  pitrograpkique  teile  qu'on  aurait  de  la  peine  ä 
recueillir  des  6chantillons  semblables  dans  les  deux  di- 
visions,  et  que  la  distinction  en  est  facile  sur  place,  dös 
qu'on  a  un  affleurement  de  quelques  m£tres  carr6s  de 
surface ;  cela  vient  de  ce  que  le  calcaire  de  Chätel  rouge 
est  toujours  concr6tionn6,  tandis  que  l'autre  ne  Test  pas. 
Pattontohgiquement  la  diff&rence  n'est  pas  moins  grande : 
la  partie  rouge  du  calcaire  de  Chätel  est  partout  fossili- 
ftre ;  le  calcaire  rouge  de  Wimmis  Test  si  peu  qu'il  faut 
y  chercher  des  journ^es  entiferes  pour  y  rencontrer  un 
mauvais  fossile,  et  parmi  ceux  que  j'ai  trouv6s  il  n'y  en 
a  pas  un  seul  qui  se  rapporte  ä  la  faune  du  calcaire  de 
Chätel. 

La  comparaison  avec  le  n°  3  donne  des  räsultats 
tout  diff&rents.  P&rographiquement,  les  roches  sont 
identiques;  elles  varient  £galement  dans  la  distribution 
des  teintes  vertes  et  rouges,  dans  la  nature  plus  ou 
moins  schisteuse,  plus  ou  moins  compacte  de  la  röche. 
Paliontologiquement)  Fanalogie  est  aussi  complöte,  on  y 
trouve  les  m6mes  fragments  d'Inoc6rames  et  les  m&nes 
dents  de  poissons. 

Par  suite  du  gisement  du  n°  3,  qui  est  parfaitement 


—    177 

ici,  je  serais  assez  etonne  que 
irouvät  pas  aussi  a  la  Dent  d'i 
les  montagnes  voisines. 


Theoplül  S 

Ueber  Foraminiferen 
Kreide] 

(Vorgetragen  den  29. 


Angeregt  durch  die  mikr.  U 
Prof.  Kaufmann,  durch  welche  d< 
minifferen-  Fauna  in  dem  Seewei 
habe  ich  versucht,  dieselben  an 
unserer  Berneralpen  und,  auf  1 
Bachmann,  vom  Mythen,  welche 
Seewerkalk  übereinstimmen,  zi 
mochte  mir  nun  erlauben,  einig 
zuzeigen.  Die  Gesteine,  welche 
sind  ein  hellgrauer,  thoniger  Kall 
vom  Mythen,  der  graue  und  rot 
am  Eingang  des  Simmenthals  a 
durch  die  Sirnmen-  und  Saan 
rother  Kalkschiefer  von  Chateau 
vom  Gevignoztbale,  grauer  Kalks 
alp  am  Thurnen,  der  graue  Kalks 
berghorn  zwischen  dem  Gault  i 
Sandstein  ansteht.  Die  Steine  wo 
von  Hrn.  Prof.  Kaufmann  erst  g 
Rothglnth  erhitzt  und,  mit  Glyce: 

Bern.  MUtheil,  1669. 


—    (78    — 

Mikroscop  gebracht.  Das  vorher  scheinbar  leere  Gestern 
erscheint  nun  ganz  durchsetzt  von  weissen  Linien  und 
Kreisen,  welche  sich  als  Durchschnitte  von  Foramini- 
ferenpanzern  ergeben.  Das  Bild  ist  dasselbe  wie  das  der 
Schliffe  von  Seewerkalk,  welche  in  Heer's  „Urwelt"  ab- 
gebildet sind.  Man  sieht  einfache  weisse  Ringe ,  die  oft, 
wenn  der  Schliff  die  Mitte  der  Schale  getroffen  hat,  an 
einer  Stelle  durchbrochen  sind.  Kaufmann,  dem  es  ge- 
lungen ist,  die  ganze  Schale  freizumachen,  ideotiücirt  sie 
mit  Lagena  sphserica  Ehrenb.,  aus  der  Rügener-Kreide, 
ovale  Figuren  entsprechen  der  Lagena  ovalis.  Sehr 
zahlreich  sind  dann  auch  spiralig  aufgerollte  Kammern 
von  bald  kngliger,  bald  mehr  gestreckter  Gestalt,  mit 
einer  kugligen  Embryonalkammer  im  Centrum.  Kauf- 
mann bestimmt  ähnliche  Formen  im  Seewerkalk  als 
Nonionina.  Ausser  diesen  finden  sich  selten  in  geraden 
Linien  an  einander  gereihte  Kammern,  welcbe  wohl  Sticho- 
stegiern entsprechen,  und  unregelmässig  zusammenge- 
häufte  mit  grossen  Poren,  welche  wir  als  Globigerineo 
deuten  dürfen.  Im  Ganzen  aber  herrschen  weitaus  die 
Lagene»  und  Noniouinen  vor. 

Ich  glaube  daher  behaupten  zu  dürfen ,  dass  alle 
diese  von  mir  untersuchten  Gesteine,  sowohl  durch  ihren 
übereinstimmenden  petrographischen  Charakter,  als  auch 
durch  die  darin  enthaltene  Fauna  der  gleichen  geolog. 
Epoche,  und  zwar  dem  Seewerkalk  angeboren. 

Dass  wir  es  bier  nicht  mit  Jura  zu  thun  haben,  be- 
weist das  zahlreiche  Auftreten  von  Monostegiern,  welche 
nach  Reuss  erst  in  der  Kreide  zum  ersten  Male  erschei- 
nen, und  der  Umstand,  dass  es  trotz  wiederholter  Nach- 
suchungen noch  nicht  gelungen  ist,  im  Jurakalke  unsrer 
Alpen,  namentlich  in  dem  petrograpbisch  am  nächsten 
stehenden  Chätelkalke,  Foraminiferen  aufzufinden. 


-    179    — 

Ferner,  das  Auftreten  der  Foraminiferen  f 
Schiefer  im  Morgenbcrghorn  zwischen  Gault  unt 
eocenem  Quarzsandstein,  bei  sonst  ganz  con 
Lagerung  der  Schichten. 


G.  Hasler. 

Telegraphißcher  Wasserstandsanz 

Vor  zwei  Jahren  babe  ich  der  verehrliche 
schaft  ein  Pegelinstrument  vorgezeigt,  bei  wel< 
Wasserstand  vermittelst  eines  Schwimmers  und 
von  Stunde  zu  Stunde  auf  einer  Papierwalze  a 
oet  wird.  Solche  Limnigraphen  sind  seither  an 
am  Rhein,  am  Bodensee  etc.  aufgestellt  wor 
haben  sich  überall  gut  bewährt.  Ein  wesentlich 
schied  zwischen  jenem  Instrument  und  demjen 
ich  heute  erklären  will,  besteht  darin,  dass  be 
sten  Instrument  der  Schwimmer  direkt  auf  de 
apparat  einwirkt,  also  das  komplete  Instrumen 
einer  Station  befindet,  während  bei  dem  voi 
Instrument  der  Schwimmer  fast  eine  Stunde  vo 
werk  entfernt  ist,  und  also  beide  Apparate  c 
telegraphische  Leitung  verbunden  werden  raus 

Das  Instrument  soll  den  jeweiligen  Wassei 
Wasserreservoirs  auf  dem  Konizberg  kontin 
Comptoir  des  Direktors  der  Gasanstalt  in  Bern 
indem  von  hier  aus  die  neue  Quellwasserleil 
wacht  werden  muss. 

Eine  allgemeine  Uebersicht  übei 
biudung  der  Apparate  unter  sich  und  mit  dt 
sehen  Batterie   erhält  man   aus  dem  in  Fig.  I 


—  1 

neten  Schema.  Das  bei  de: 
taktwerk  ist  durch  den  un 
Wechselhebel  W  und  die  z\ 
Cn   dargestellt.    Wenn  der 

ein  Contakt  des  Wechsels  W  mit  der  Schraube  Ct ,  und 
wenn  er  lallt,  ein  Contakt  mit  der  Schraube  C„  her- 
gestellt werden.  Das  in  der  Gasanstalt  befindliche  Zeiger- 
werk hat  zwei  Electromagnete ;  je  nachdem  der  Strom 
der  ebendaselbst  aufgestellten  Batterie  durch  den  einen 
oder  den  andern  Electromagneten  geleitet  wird,  soll  ein 
zwischen  beiden  sich  befindlicher  Zeiger  nach  links  oder 
nach  rechts  springen.  Ein  Pol  der  Batterie  ist  mit  der 
Erde,  oder  hier  mit  den  eisernen  Wasserleitungsröbren 
in  Verbindung,  und  fährt  beim  Reservoir  zu  der  Achse 
des  Contakthebels  W ;  der  andere  Pol  der  Batterie  fuhrt 
gemeinschaftlich  zu  den  Enddrähten  der  beiden  Electro- 
magnete E,  und  E„ ,  .während  deren  Anfangsdrähte  je  zu 
einer  der  Schrauben  Cj  und  Ca  des  Contaktwerkes  ge- 
leitet werden. 

Das  Contakt  werk,  Fig.  II ,  wird  durch  den 
Schwimmer  in  Bewegung  gesetzt.  Auf  einer  Stahlachse 
sitzt  hinter  dem  eigentlichen  Apparat  eine  Holzrolle ,  auf 
der  sich  eine  Messingkelte  auf-  und  abwinden  kann ;  an 
der  Kette  hängt  der  aus  Kupferblech  bestehende  Schwim- 
mer. Die  Rolle  hat  genau  einen  Umfang  von  \  Fnss , 
so  dass  eine  Bewegung  des  Schwimmers  von  1  Fuss 
einen  Umgang  der  Stablachse  bewirkt.  Beim  Steigen 
des  Schwimmers  wird  die  Bewegung  der  Achse  durch 
ein  Gegengewicht  verursacht.  Auf  der  nämlichen  Stahl- 
achse sitzt  eine  Scheibe  mit  10  Stiften.  Ein  Hebel  von 
Eisen  H  mit  einem  zahnartigen  Vorsprung  wird  durch 
diese  Stifte  bei  der  Drehung  der  Scheibe  S  gehoben  ,  also 
jedesmal,  wenn  sich  der  Wasserstand  um  4  Zoll  veran- 


—  m  - 

dert  bat.  So  oft  der  Hebel  H  in  die  Höhe  gehoben 
wird ,  so  findet  behufs  Schliessung  der  Batterie  ein  Con- 
takt  bei  C  statt.  Vor  dem  Stiftenrad  sitzt  auf  der  Stabl- 
achse ferner  eine  Hülse  mit  einem  nach  unten  vorste- 
henden Arm  W.  Die  Hülse  dreht  sich  vermöge  der  Frik- 
tion mit  der  Achse ,  bis  der  Arm  eine  der  isolirten  Schrau- 
ben Ct  oder  Cu  berührt;  dadurch  wird  der  Arm  arre- 
tirt,  während  die  Achse  sich  ungehindert  fortbewegen 
kann.  Gleichzeitig  mit  dem  obern  gemeinschaftlichen  Con- 
takte  findet  ein  Contakt  des  Armes  W  mit  einer  der  bei« 
den  Schrauben  Cx  oder  Cn  statt.  Im  ersten  Falle  wird 
der  Strom  der  Batterie  zum  Electromagnet  Et  geleitet 
and  zeigt  das  Steigen  des  Wassers  um  4  Zoll  an;  im 
zweiten  Falle  geht  der  Strom  durch  den  Elektromagnet 
En  und  zeigt  umgekehrt  das  Fallen  des  Wassers  um 
4  Zoll  an. 

Diese  Einrichtung  genügt  jedoch  noch  nicht  für  den 
sichern  Gang  des  Instruments.  Wenn  z.  B.  das  Wasser 
um  4  Zoll  sinkt ,  so  wird  der  Hebel  H  gehoben ,  bis  bei 
C  ein  Contact  entsteht,  zugleich  wird  der  Wechsel  W 
die  Contaktschraube  Cn  berühren,  und  der  Zeiger  des 
Indikators  um  4  Grad  rückwärts  springen.  Steigt  nun 
das  Wasser  nach  erfolgtem  Contakt  bei  C  wieder,  so 
dreht  sich  die  Scheibe  mit  den  Stiften  rückwärts,  und 
der  obere  Contakt  wird  aufgehoben,  bevor  der  Wech- 
sel W  die  entgegengesetzte  Contaktschraube  Cx  erreicht 
hat.  Der  Zeiger  des  Indikators  ist  um  4  Grad  rückwärts 
gesprungen,  während  die  Scheibe  mit  den  Stiften  ihre 
frühere  Stellung  wieder  eingenommen  und  sich  also  der 
Wasserstand  nicht  verändert  hat.  Damit  der  Zeiger  ganz 
genau  die  Schwankungen  des  Wassers  anzeige,  muss  die 
Einrichtung  getroffen  werden,  dass  der  Contakt  bei  C 
so  lange   andauert,   bis  der  Wecbselhebel  W  von   der 


n  Cn  und  umgekehrt  iibergespran 

eines  solchen  verlängerten 
n  folgender  höchst  einfachen  Weise 
n  eisernen  Hebel  H  ist  ein  zwischen 
er  Hagnetstab  angebracht,  dessen 
vas  schwerer  ist  als  der  linke,  so 
der  Ruhelage  an  der  über  denasel- 
tirschraube  anliegt.  Wird  nun  "der 
n  Stift  gehoben ,  und  dadurch  der 
teilt ,  so  wird  bei  rückgängiger  Be- 
S  der  Magnet  M  vermöge  der  An- 
n  Eisenhebel  folgen,  und  der  Con- 
rn,  dass  der  Wechsel  die  entgegeo- 
jbe  berühren,  und  folglich  der  7,eiJ 

diejenige  Lage  zurückgehen  kann, 
;tem  Contakte  bei  C  eingenommen 

rk,  Fig.  III,  besteht  aus  zwei  Elec- 
'Oi  zugehörenden  Ankerbebeln  und 

wie  sie  von  Siemens  und  Balske 
-reichischen  Telegrapbenzeitschrifl, 
trieben  ist.  Wenn  der  galvanische 
gnet  Eu  durebkreist,  so  wird  der 
ezogen  ;  der  Schalthaken  am  obern 
1s  legt  sich  in  die  nächstfolgende 
ades  R,  und  sobald  der  Strom  anf- 

Zabnrad  sammt  dem  Zeiger  durch 
wirkende  Spiralfeder  um  einen  Zahn 
>ite  Electromagnet  E  L  sammt  Anker 
ntgegengesetzle  Bewegung  des  Zei- 
i.  Da  die  beiden  Ankerhebel  mit 
ilthaken  in  entgegengesetzter  Rieb- 


—    184    - 
.  Fischer  -Ooster. 

geologische  Mittheilangen, 

igen  den  6.  November  1669. 

ehielu  Ritei  lind  Einwirft,  fit  mir  geperiietarMiti 
gnickt  wirf» 


commen  einer  Liaszone  tauchen  der 
ileson   und  dem  Niremont  im  Kanim 

Winter  das  Vorkommen  von  Rhäii- 
an  mehreren  Punkten  im  ober« 
wies  und  die  Vermuthung  aussprach, 
uf  der  geologischen  Karte  angezeigte 
tern  Formation  anzugehören  scheine*)) 
,  die  Bestätigung  dieser  Ansicht  so 
Unser  Museum  wurde  nämlich  vor 
rch  den  Sammler  Jos.  Cardinaux  von 
:h  Serien  von  Petrefaklen  von  42  ver- 
ten  westlich  der  Molesonkette  uud 
ier  Flyschzone  gelegen,  bereichert. 
H ,  C a i  1 1  e t a z  und  Sons  lesEr- 
ichen  Abbange  des  Niremont ;  sie  In- 
zwischen Cr^-moiry  östlich  von  Chä- 
I  le  Sauvage  nordöstlich  von  Sem- 
le  ausgezeichnete  Neocom petrefakten. 

bei  Chitel  St-Denya,  aa  den  Voirona,  »in 
dem  Flyech  auch  ältere  Formationen  vor- 
er  das  Alter  des  Flysches  entscheiden.* 


tya  decorata  Ziet.    t.  LXVI ,  f.  3  T 
midus  Ziet.    t.  LH,  f.  4? 

ss  tintinnabulum  Quenst.   Jur.  t.  41, 
f.  51. 

;d  derselben  Alpweiden  fand  Car- 
es,  sehr  hartes  Gestein  von  kiese- 
i  mikroskopischen  Schnecken  voo 
hnkornes ,  worin  auch  einige  Am- 
von  der  Grösse  und  Form  von 
,  f.  5 — 7  (A.  Oxynotus  pinguii). 
obern  Region  des  Untern  Lias.  — 
findet  sich  östlich  von  den  Weiden 
?usse  des  Tremettaz  bei  Pueys,  von 
der  Ooster'schen  Sammlung  bereits 
stakten  vorhanden  sind, 
des  Sattels,  welcher  den  Niremont 
verbindet,  längs  einem  Bache  Ra- 
n  die  Trßme  ergiesst,  fand  Cardi- 
Inter-Liaspetrefakten ;  zwei  schlecht 
von  der  Form  und  Grösse  von  A. 
lab.  8,  f.  5  ;  einige  Bruchstücke  von 
zu  ß.  paxiüoBu»  Schlotth.  zu  gehö- 
einige  Brachiopoden ,  wahrschein- 
ssima  Quenst.  Jur.  t.  12,  f.  13,  uud 
Quenst.  Jur.  1. 13,  f.  22.  Alle  diese, 
uchwacke  und  Dolomit, 
an  den  Ufern  der  Treme,  oberhalb 
^ardinaux  ein  Lager  ausgezeichneter 
-)  Petrefakten : 


rT^"-1- 


-     487    — 

Ammonites  tripartitus  äOrb. 
»  -       Viator  cFOrb. 
»  coronatws  Brug. 

and  andere  noch  nicht  bestimmte. 

Vom  linken  Ufer  der  Tröme  bei  la  Tine  brachten 
Hr.  Ooster  und  ich  einige  Fossilien  des  Untern  braunen 
Jura,  in  Verbindung  mit  Zoophycos  Scoparius  Beer  und 
Bdemnites  canaliculatus  Schi.,  diesen  Herbst  nach  Bern. 

Was  nun  die  genauem  Lagerungsverhältnisse  aller 
dieser  Funde  anbetrifft ,  so  kann  ich  nichts  darüber  sagen, 
da  das  plötzlich  eingetretene  schlechte  Wetter  uns  ver- 
hindert hat,  dieselben  zu  untersuchen.  Da  es  aber  aus 
den  Schriften  von  Hrn.  Prof.  Studer  erhellt,  dass  die 
Schichten  am  Niremont  südlich  gegen  die  Molesonkette 
zu  einfallen,  so  muss,  da  am  westlichen  Abhänge  des 
Niremont  Neocomschichten  sich  zeigen,  und  die  altern 
Unter-  und  Ober-Liasschichten  am  Fusse  des  Moleson, 
also  darüber  liegen ,  nothwendig  hier  eine  Ueberkippung 
stattgefunden  haben,  wie  ich  es  schon  voriges  Jahr  in 
meiner  Abhandlung  über  die  Rhätische  Stufe  der  Gegend 
von  Thun  behauptete,  was  aber  durch  Autopsie  noch 
ausser  Zweifel  zu  stellen  ist. 

Die  Ilu  Mittheilung  betrifft  die  schmale  Flyschzone, 
von  der  Hr.  Prof.  B.  Studer  im  II.  Theile  der  Geologie 
der  Schweiz,  p.  121 ,  spricht,  und  welche  er  als  die  zweite 
bezeichnet;  sie  zieht  sich  vom  Hongrin  längs  den  Gast- 
losen gegen  Jaun  hin ,  und  in  ihr  liegt  der  Berg  Tabüsset 
(siehe  die  Karte,  welche  Studer 's  Westliche  Alpen  be- 
gleitet, und  worin  er  am  rechten  Ufer  des  Hongrin  süd- 
lich von  Rossinifere  angezeigt  ist).  Von  diesem  Fundorte 
herstammend,  fand  ich  in  der  Ooster'schen  Sammlung 
eine  Reihe  den  Obern  Lias  bezeichnender  Petrefakten 


einem  sandigen  Mergelschiefer ,  der  ganz  wie  Flysch 
siebt;  darunter  sind: 

Ammonites  Tatricua  Pusck. 
n  MurcAisonoe  9mt>. 

n  Humphriesianu*  8ov>. 

Inoceramns  Folgert  Mer. 
Lima  Hausmanni  Ooldf.  f 
Belemnites  tripartitus  Schlotth. 
Spirifer  ap.1 
Auf  diesen  Schichten  liegt  ein  sehr  festes  Conglo- 
rat  von  Feuersteinen  und  Kalksstücken  von  der  Grösse 
er  Haselnuss  und  etwas  darüber,  das  am  Stahl  Fun- 
i  giebt,  und  welches  reich  an  Versteinerungen  ist,  die 
!i  aber  nur  auf  der  Verwitterungsfläche  erkennen  las- 
i.     Das  häufigste  Fossil  ist  Belemnites  kastatus  Blaitu. 
isselbe  Conglomerat  mit  denselben  Petrefakten  findet 
i  bei  Hugonanche  und  auf  den  Alpweiden  von  Chere- 
etlaz  im  obern  Vevaysegebtet  an  der  Kette  der  Ver- 
ix  und  an  mehreren  Punkten  der  Stockhornkette,  and 
Jet  einen  guten  Horizont.) 

Ganz  ähnliche  Schiefer,  wie  die  von  Tdbüsset.  mit 
erlias-Petrefakten  fand  Cardinaux  an  der  Nordseite  des 
leson  oberhalb  Pringy ;  die  Petrefakten  sind  meist  die- 
ber» {lnoueramus  Folgert  Mer.  und  Ammonites  Tatriau 
ach.),  nur  ist  noch  Ammonites  ßmbriatus  Sow.  dabei. 
Tiefer  im  Tbale  bei  Montbarry  ist  ein  besuchtes 
lwefelwasser  und  in  der  Nähe  ist  ein  Gypsbruch.  Nach 
*dinaux  soll  ein  anderer  Gypsstock  ein  paar  Stunden 
iter  oben  am  Berge  sich  finden;  den  genauem  Fund- 
hat  er  nicht  angegeben. 


Die  Linie,  wo  man  Rhä'tische  Petrefakten  beobach- 
hat ,  zieht  sich  von  Montreux  über  die  Basis  des  Hont 


-    489    — 

Cubli,  zeigt  sich  am  rechten  Ufer  der  Vevayse  bei  La 
Cagne,  Cloz  Gendroz  und  Praley  westlich  der  Dent  de 
Lys,  überschreitet  bei  Rachevys  den  Sattel  der  die  Mo- 
lesonkette  mit  dem  Niremont  verbindet,  und  zieht  sich 
von  da  längs  der  Basis  des  Moleson  gegen  Greyerz,  wo 
bei  den  Schwefelbädern  von  Montbarry  Gyps  gegraben 
wird.  Die  nordöstliche  Fortsetzung  dieser  Linie  wurde 
bereits  von  Hrn.  Gilleron  zwischen  Charmey  und  Val- 
sainte  nachgewiesen ,  und  ist  auf  der  geologischen  Karte 
aogezeigt;  sie  bildet  die  Verbindung  mit  den  längst  be- 
bekannten Gypsbrüchen  am  Schwarzsee,  am  Zusammen- 
flüsse der  kalten  und  warmen  Sense,  und  weiter  östlich 
mit  der  Gypslinie  vom  Schwefelberg  und  bei  Oberwirt- 
nern  und  Blumistein-Allmend;  beim  Glütschbade  über- 
schreitet sie  die  Kander  und  endet  an  der  Spiezfluh  am 
Thunersee. 

Erwägt  man,  dass  auf  der  andern  Seite  sich  eine 
Linie  von  Gypsstöcken  von  Krattigen  am  Thunersee  längs 
der  Ostseite  der  Niesenkette  über  die  Haanenmööser,  die 
Reulissen  bis  nach  Bex  sich  verfolgen  lässt,  so  bietet 
sich  unwillkürlich  das  Bild  einer  grossen  Gypsmulde  dar, 
auf  welcher  die  ganzen  Gebirgssysteme  der  Niesen-  und 
der  Stockhornkette  sowie  der  Freiburger-  und  Waadt- 
länder-Alpen  ruhen. 

Wie  dem  auch  sei,  der  Gyps  zeigt  sich  auch  an 
der  Nordseite  des  Thunersee's,  etwas  östlich  von  Sigris- 
wyl ,  nicht  weit  von  den  Felsen  mit  Tavigliana-Sandstein, 
die  am  Fusswege  von  Sigriswyl  in  das  Justusthal  an- 
stehen und  die  Dallenfluh  bilden. 

Dieses  führt  mich  zu  meiner  dritten  Mittheilung: 

III.  Ueber  das  geologische  Alter  des  sog.  Tavigliana- 
Bandsieines. 

Es  gibt  wohl  wenig  Lokalitäten  am  Fusse  der  Alpen, 


deren  strati graphische  Verhältnisse  so  gründlich  erforscht 
worden  sind,  wie  die  Gegend  zwischen  Sigriswyt  und 
Herligen  nördlich  vom  Thunersee.  Prof.  B.  Studer  be- 
schreibt sie  bereits  in  der  Monographie  der  Molasse, 
p.  37  —  54  ,  —  die  Dallenfluh  speciell ,  p.  i5  -  -  47  eben- 
daselbst ;  ferner  in  der  Geologie  der  westlichen  Schweizer- 
Alpen,  p.454;  (p.  146 — 455  ist  der  Tavigliana- Sand  stein 
weitläufig  erörtert);  ebendaselbst,  p.  413  und  444,  ist 
das  Verhalten  des  Tavigliana- Sandsleins  zum  Gurnigel- 
Sandstein  besprochen. 

In  der  Geologie  der  Schweiz  findet  man  im  zweiten 
Theil,  p.  443  und  414,  die  stratigraphischen  Verhältnisse 
des  Tavigliana-Sandsteines  und  dessen  geologisches  Al- 
ter festgestellt.  —  Prof.  B.  Studer  sagt  hier  p.  414:  „Die 
»Stellung  der  Steinart  in  der  eocenen  Lagerfolge  ist  kei- 
neswegs coostant  die  nämliche.  In  Savoyen  sieht  man 
»sie  wohl  immer  über  dem  Nummulitenkalk  als  eine  Ab- 
Ȋnderung  des  Flyschsandsteins.  In  Uri  und  Glarus  scheint 
»sie  mit  den  höheren  Massen  des  Nummulitensandsteins 
»in  enger  Verbindung  zu  stehen.  Bei  Kalligen  tritt  aller 
»dings  der  Tavigliana  aus  der  Grundlage  des  Spatangen- 
»kalks  hervor,  aber  mit  ihm  auch  der  Flyschsandstein, 
»der  durch  Uebergänge  mit  ihm  verbunden  ist;  die  Lage- 
»rung  ist  offenbar  eine  durch  Ueberschiebung  oder,  wie 
»die  der  Voirons,  durch  Quetschung  eines  Gewölbes  ge- 
»störte.  In  den  westlichen  Berner-Alpen  lässt  sich  kaum 
»bezweifeln,  dass  unsere  Steinart  dem  tiefern  Theile  der 
»Nummulitenbildung  angehöre,  n  u.  s.  w.  —  Die  neuern 
Ansichten  Hrn.  Prof.  B.  Studer's  über  diese  Bildungen 
findet  man  in  den  Archive»  de  ta  Sibl.  umWwWe,  t.  XV, 
Dec.  4862.  worauf  ich  verweise. 

Im  Jahrgang  von  4850  der  Neuen  Denkschriften  der 
atlg.  Schweiz.  Ges.  für  die  Naturwissenschaften  (Bd.  XI) 


-    191     - 

ist  eine  längere  Abhandlung  von  Prof.  L.  Rütimeye 
das  schweizerische  Nummulitenterrain  mit  beso. 
Berücksichtigung  des  Gebirges  zwischen  dem  Thu 
und  der  Erame.  —  Auch  hier  sind  die  Lagerungsv 
nisse  des  Tavigliana-Sandsteins  an  der  Dallenfluh 
halb  Sigriswyl  des  Gründlichsten  erörtert  und  mit  gc 
Gebirgsprofilen  erläutert. 

Es  ist  hier  der  Ort  einen  Irrthum  zu  erwähne 
im  3.  Theile  der  fossilen  Flora  der  Schweiz  voi 
0.  Heer  sich  eingeschlichen  hat.  Es  heisst  dort 
sechste  Linie  von  unten :  » Lagerungsverhältnisi 
aFlora  zeigen,  dass  die  Mergel  von  Katligen  (Ra 
■Sandstein  Stnder's)  zur  ältesten  Molasse  der  S 
»gehören.  Es  geht  aus  den  Untersuchungen  von 
»und  Rütimeyer  hervor,  dass  der  Rallig-Sandstein 
■falls  jünger  sei  als  der  Nummulitenkalk  und  der  I 
»aber  alter  als  die  bunte  Nagelfluh  jener  Gegend, 
■derselbe  in  den  Ralligstöcken  steil  nach  Süden  < 
■  wie  der  darunter  liegende  Flysch 
»Nummulitenkalk,  während  die  Nagelfiub 
»rizontaler  Lagerung  an  ihn  anstösst.«  DerNnmm 
kalk  liegt  niemals  unter  dem  Rallig-Sandstein,  < 
niemals  vorkommt  da  wo  Rallig-Sandstein  sich 
wie  bei  Ralligen,  bei  Sroc  im  Kanton  Freiburg  i 
der  Vevayse  bei  Chätel  St-Denis ;  auf  den  Ralligs 
bildet  er  die  obersten  Schichten  des  Berges ,  dessei 
aas  steil  südlich  einfallendem  Neocom  besteht,  « 
selbst  auf  Tavigliana-Sandstein  und  dem  in  Tavi 
Sandstein  übergehenden  und  denselben  einschüesi 
Flysch  und  Rallig-Sandstein  aufliegt.  Auch  dies 
lern  Schichten  haben  ein  steil  südliches  Fallen,  wi 
die  daran  stossende  Nagelfluh  horizontal  gelagi 
Nummulitenschichten  finden  sich  hier  unten  keine  \ 


—  II 

o   hieraus,   da 
urchaus    keine 

Rallig-Sandst 
machen, 

Prof.  B.  Stud 

organische  U< a 

restl.  Schweizer-Alpen,  p.  148.)  Hr.  Prof. 
le  citirte  Abhandlung  p.  46)  hingegen  sagt 
mg  des  Tavigliana-Sandsteins :  «Mitten  in 
charakteristischen  Sandsteine  treten  feine, 
ehr  quarzreiche  Sandsteine  auf  mit  erdig- 
uch,  durchaus  ohne  erkennbare  Körner, 
rrün,  als  ob  nur  die  grobem  Körner  der 
taten  weggeblieben  wären  ;  die  Ablösungen 
en  Glimmer,  und  sind  mit  seltenen  koh- 
i  r  r  e  s  t  e  n  bedeckt.«  . .  .  Weiterhin  p.  17 ; 
Lagern  liegen  sogar  deutliche  Braunkohle 
!,  sehr  kenntlich  erhaltene  Pflanzen- 
leben  den  grünen  Flecken  und  selbst  neben 
len  Kluftflächen  mit  schönen  Laumoniten. 
lie  genannten  merkwürdigen  Varietäten  mit 
esten  eingeschlossen  zwischen  unverkenn- 
teristischem  Tavigliana-Sandstein ,  u.  s.  w.i 

auch  sei,   so  viel  steht  fest,   dass  bisher 

Pflanzenreste  versucht  hat  zu  bestimmen, 
hlüsse  auf  das  geologische  Alter  des  Ta- 
.cines  zu  ziehen.  —  Aber  worauf  gründet 
Litersbestimmung  dieser  Felsart?  wird  man 
nnen  nicht  nur  stratigraphische  Rücksich- 
Urn.  Prof.  B.  Studer  bewogen  baben,  den 
dstein  in  die  Eocenzeit  zu  versetzen  "); 

3b  Bind  allerdings  nur  Htratigraphische  Rücksichten, 
d    hergenommen ,    welche   einfache    und   deutliche 


*  77^  i 


-    193    — 

denn  die  Schichten  der  Dallenfluh  bei  Sigriswyl  lassen 
sich  bis  ans  Seeufer  bei  Merligen  verfolgen  und  auf 
ihnen  ruht  der  ganze  Gebirgsrücken  der  Ralligstöcke, 
d.  h.  die  regelmässige  Schichtenfolge  vom  untern  Neo- 
com  bis  und  mit  den  Nummulitengesteinen ,  die  den  Gipfel 
-der  Ralligstöcke  bilden,  und  wobei  die  Schichten  des  auf 
dem  Tavigliana-Sandstein  ruhenden  Neocoms  concordant 
mit  denjenigen  der  Unterlage  sind,  d.  h.  sie  schiessen 
alle  mit  südlichem  Fallen  in  das  Gebirge,  so  dass  hier 
gar  kein  Grund  vorhanden  ist,  eine  Unterschiebung  an- 
zunehmen. Diese  Lagerungsverhältnisse  hätten  im  Gegen- 
tbeil  die  Geologen  veranlassen  sollen,  dem  Tavigliana- 
Sandstein  ein  grösseres  Alter  zuzuschreiben,  besonders 
wenn  man  noch  in  Betracht  zieht,  dass  in  nächster  Nähe 
der  Dallenfluh  Gyps  zu  Tage  tritt. 

Der  Hauptgrund  der  Annahme  des  eocenen  Alters 
für  den  Tavigliana-Sandstein  liegt,  so  viel  ich  aus  den 
Schriften  von  Hrn.  Prof.  Studer  ersehen  konnte,  erstens 
in  den  Lagerungsverhältnissen  derselben  in  den  Savoyer- 
Alpen,  und  dann  hauptsächlich  in  dem  Zusammenvorkom- 
raen  des  Tavigliana-Sandsteins  mit  dem  Flysch*),  in  dem 
Uebergang  des  einen  in  den  andern  ,  und  in  der  Schwie- 
rigkeit, diese  Gebilde  von  einander  zu  trennen.  Da  nun 
aus  anderweitigen  Erwägungen  der  Flysch  in  die  Eocenbil- 
dungen  gesetzt  worden  ist,  so  musste  consequenter  Weise 
der  Tavigliana-Sandstein  das  nämliche  Schicksal  erleiden 
und  wurde  eocen  erklärt. 


JLagerungsverhaltnisse  zeigen,  welchem  auch  Necker,  Favre,  Lory 
retc.  gefolgt  sind." 

*)  G.  A.  „Gurnigel-Sandstein  kommt  bei  Ralligen  nicht  vor, 
rond  von  den  Verhältnissen  an  dieser  Stelle  oder  im  Kienthale, 
„Kanderthale  etc.  kann  man  nicht  auf  das  Alter  des  Gurnigel-Sand- 
»Bteins  0chliessen.a 

Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  708. 


Es  folgt  aber  daraus  dass,  wenn  man  aus  paläonto- 
logischen oder  aus  irgend  andern  Gründen  beweisen 
kann,  dass  der  Tavigliana-Sandsteio  einen  viel  alten 
Ursprung  hat  als  die  Eocenzeit,  diese  selben  Gründe  sich 
auch  auf  das  Alter  des  Flysch  anwenden  lassen ,  weil  nach 
den  übereinstimmenden  Erklärungen  von  Hrn.  Prof.  Studef 
sowohl  als  von  Prof.  Rütimeyer  die  Gebilde  des  Flysch  und 
des  Ta  vi  gl  Jana-Sandsteines  in  einander  übergehen  und  sich 
nicht  in  verschiedene  Altersstufen  trennen  lassen. 

Das  Vorkommen  des  Tavigliana-Sandsteins  an  der 
Dallenfluh  ist  übrigens  nicht  die  einzige  Thatsache,  welche 
für  ein  höheres  Alter  desselben  spricht.  Auch  in  den 
Waadtländer-Alpen  lagert  derselbe  gewöhnlich  unter  den 
Neocom,  und  wird,  wo  jurassische  Bildungen  vorkom- 
men, auch  von  diesen  überlagert  (siehe  Renevier's  mas- 
sif  de  l'Oldenhorn  im  VIII.  Theile  des  »Bulletin  de  U 
Soc.  vaudoise  des  Sciences  nat.,  pag.  287«).  —  Eine  ähn- 
liche Bewandtniss  hat  es  im  Kandertliale .  wo  der  Tavi- 
gliana-Sandslein  am  Fusse  des  Mittaghornes  mächtige 
Felsen  bildet  (vom  Hittaghorn  besitzt  unser  Museum 
sowohl  Neocom-  als  Eocenpetrefakten),  siehe  Studer: 
West!.  Alp.  pag.  151;  ebenso  im  Oeschenenthale ,  im 
Kienthale  findet  er  sich  meist  an  der  Basis  der  Gebirgs- 
züge (I.  c.  p.  453),  deren  Gipfel  neben  Nummuliten  auch 
untere  Kreideschichte  aufweisen.  —  ich  verweise  ferner 
auf  die  Lagerung  des  Tavigliana-Sandsteins  im  Sernfthal. 
Kanton  Glarus,  wo  er  in  der  Nachbarschaft  der  ältesten 
schweizerischen  Formationen  mächtige  Felsen  bildet  (siebe 
Heer  Urwelt  d.  Schweiz,  p.  239,  und  Studer:  Geologie 
d.  Schweiz,  II,  p.  132.  Entscheidend  aber  ist  die  Tbat- 
sache,  wenn  sie  wahr  ist,  die  ich  in  einem  Referate  *) 

*)  Siebe  Sonntagsblatt  des  „Bund"  vom  26.  September  1869. 
pag.  2,  unten  in  der  3.  Colonne. 


—    195    — 

über  die  letzte  Sitzung  der  allg.  Ges.  d.  Schweiz.  Naturf. 
in  Solothurn  gelesen  habe:  nämlich  »dass  Herr  Pfarrer 
Chavannes  in  Aigle  Stücke  von  Tavigliana  -  Sandstein  in 
Rauchwacke  eingeschlossen  gefunden  habe  «  *).  Dieses 
wurde  den  Tavigliana-Sandstein  mindestens  bis  in  die 
Trias  hinunter  setzen,  und  wäre  eine  Bestätigung  des 
Vorkommens  von  Petrefakten  der  Rhätischen  Stufe  im 
Gurnigel-Sandstein,  die  ich  voriges  Jahr  nachgewiesen 
habe ;  denn  dass  dieses  letztere  zum  Flysch  gehört  und 
dieser  und  der  Tavigliana-Sandstein  von  gleichem  Alter 
sind,  behaupten  sowohl  Hr.  Prof.  Studer  als  Prof.  Rüti- 
meyer,  wie  ich  vorhin  gezeigt  habe. 

Die  neueste  Thatsache,  welche  für  diese  Ansicht  zeugt, 
datirt  vom  letzten  Sommer. 

Bei  einer  Excursion,  die  Hr.  Ooster  nach  Sigriswyl 
und  Umgegend  vornahm ,  gelangte  er  auch  an  die  Dallen- 
fluh,  und  da  er  in  den  Schutthalden  derselben  deutliche 
Spuren  von  Pflanzenresten  entdeckte,  so  gaben  wir  un- 
serm  Sammler,  G.  Tschann  von  Merligen,  den  Auftrag, 
dort  neue  Nachforschungen  nach  organischen  Resten  zu 
machen.  Dieser  hat  sich  seines  Auftrags  entledigt,  und  hat 
die  Dallenfluh  Schicht  für  Schicht  durchsucht.  Nebst  vie- 
len undeutlichen  Pflanzenresten  brachte  er  auch  einige 
sehr  erkennbare  Stengelstücke  eines  Equisetums,  die  nicht 
verschieden  scheinen  von  denen,  die  im  Keupersandstein 
vorkommen ;  ferner  einen  Fischzahn  aus  einem  vom 
Gurnigel-Sandstein  nicht  zu  unterscheidenden  harten 
Sandstein,  auf  dessen  anderer  Fläche  Laumonit-Krystalle 
sich  befinden;  endlich  aus  einem  grobkörnigen,  grün- 
lichen Sandsteine ,  ähnlich  dem  sog.  Rallig-Sandstein  von 
Prof.  Studer,  der  mit  dem  vorigen  ebenfalls  in  der  Dallen- 


*)    G.  A.    Diese  Thatsache  kann  mit  gleichem  Recht  als  Be- 
weis eines  Jüngern  Alters  der  Ranhwacke  geltend  gemacht  werden. 


A.  Byte. 

Pfarrer  in  Wimmia. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  erratischen 
Bildungen  im  Kanderthale. 

(Amioj  tu  einen  Briefe  in  Bern  hidor  Biehaiii) 
Vorgetrogen  den  10.  I'eceiuber  1869. 


Mündlich  und  schriftlich  ersuchten  Sie  mich  um  Mil- 
Iheilung  der  von  mir  im  Kanderthal  gemachten  Wahr- 
nehmungen und  Beobachtungen  über  die  dortigen  erra- 
tischen Bildungen.  Obgleich  ich  der  Ueberzeugung  bin. 
dass  was  mir  aufgefallen,  schon  Andere  gesehen,  so  will 
ich  nichtsdestoweniger  Ihrem  Wunsche  nachkommen  und 
Ihnen  in  kurzen  Zügen  aufzeichnen,  was  mir  noch  in 
Erinnerung  ist.  Zu  dem  Ende  bitte  ich  Sie,  mit  mir  im 
Geiste  eine  kleine  Wanderung  von  Wimmis  nach  Kander- 
steg  anzutreten. 

Ich  stelle  mir  vor,  Sie  seien  mit  der  Post  beim  Brod- 
hüsi  angekommen  und  von  mir  in  Empfang  genommen 
worden.  Bevor  ich  an  Ihnen  Gastfreundschaft  übe,  müs- 
sen Sie  mich  vom  Wirthshause  im  Brodhüsi  noch  einige 
Schritte  lhalauswärts  begleiten,  wo  wir  neben  der  Zünd- 
holzfabrike  rechts  in  den  kleinen  Boden  hinunter  gehen, 
um  einen  ziemlich  grossen  erratischen  Block  von  meta 
morpbischem  Kalkschiefer  in  Augenschein  zu  nehmen, 
genau  von  derselben  Gesteinart,  wie  wir  sie  spater  ein- 
wärts Fruligen  im  Kandergrund  in  Hasse  treffen  werden. 
Dieser  Stein  zeigt  deutliche  Spuren  von  Gletscherschliff. 
Verfolgen  wir  die  Terrasse,  auf  der  wir  uns  befinden  — 
offenbar  das  alle,  erst  1742  liefergelegte  Bett  der  Simme 
—  noch  weiter,  so  stossen  wir  Schritt  für  Schritt  auf 


—    199    — 

erratische  Blöcke  und  Blöcklein,  theils  von  jenem  Kalk* 
stein ,  theils  aber  auch  von  verschiedenen  Granitabände- 
rungen ,  wie  wir  sie  letzten  Herbst  zusammen  um  Wimmts 
gefunden.  Vor  Allem  nimmt  aber  ein  mittelgrosser  Block 
unsere  Aufmerksamkeit  in  Anspruch.  Derselbe  liegt  näm- 
lich auf  einer  Kante  des  hier  überall  zu  Tage  tretenden 
Kalkfelsens  der  Simmenfluh;  zwischen  dem  Blocke  und 
der  Felsenkante  ist  aber  ein  kleiner  Stein  von  etwa  Kopf- 
grösse  so  eigentümlich  eingeklemmt,  dass  diess  nur 
durch  Ueberschiebung  bei  Bewegung  des  Gletschers  ge- 
schehen sein  kann. 

Doch  wir  wollen  uns  um  Wimmis  nicht  länger  auf- 
halten. Ich  erinnere  Sie  nur  noch  an  einen  prächtigen 
42  Fuss  hohen,  10  Fuss  breiten  und  wohl  20  Fuss  langen 
Granitblock  am  südlichen  Fusse  des  Pintel.  Höchst  wahr- 
scheinlich wird  dieser  Bursche  der  Nachwelt  erhalten  blei- 
ben; er  gehört  unserm  Gemeindepräsident  J.  Regez. 

Wir  wollen  nun  thaleinwärts  wandern,  dem  Niesen 
entlang,  ins  schöne,  mir  so  liebe  Kanderthal,  aber  ohne 
rothes  Buch ,  nur  mit  offenen  Augen.  Auf  der  linken  Thal- 
seite, am  Fuss  des  Niesen,  treffen  wir  nur  wenige  erra- 
tische Spuren ,  so  zwischen  R  e  u  d  1  e  n  und  W  e  n  g  i , 
wo  in  der  Nähe  einer  kleinen  Brücke  eine  Bachschalen- 
einfassung aus  charakteristischem  Gasterengranit  herge- 
stellt wurde.  Die  Blöcke  lagen  wohl  in  der  Nähe  und 
wurden  wahrscheinlich  vom  Bache  heruntergeschwemmL 

Ueberhaupt  spielen  die  tief  eingeschnittenen  Bäche 
längs  der  ganzen  Kette  eine  grosse  Rolle.  Ihnen  und  der 
Hasse  ihres  Schuttes  haben  wir  es  wohl  zu  danken,  dass 
wir  hier  so  wenig  erratisches  Material  finden.  Diese  tiefen 
Ronsen  legen  dazu  kein  schönes  Zeugniss  von  der  Forst- 
wirtschaft der  Frutiger  ab ;  denn  alte  Männer  erzählen 
zur  Genüge,  wie  am  Ende  des  vorigen  und  zu  Anfang 


—    201     - 

faeit  des  Landvogtes  Elsinger  erinnern  lassen,  den  das 
Brausen  im  Schlafe  störte  und  der  desshalb  die  Blöcke 
wegzuräumen  befahl ,  von  seinem  Befehl  aber  wohlweis- 
lich zurückkam,  als  ihm  die  Arbeiter  erklärten,  die  Steine 
seien  verjährt,  —  haben  wir  also  die  Kander  überschrit- 
ten, so  zeigt  sich  uns  in  den  einzelnen  grossen  Blöcken, 
sehr  oft  von  demselben  gestreiften  metamorphischen  Kalk- 
stein, wie  beim  Brodhüsi,  und  in  den  grossen  auf  den 
Aeckern  zusammengetragenen  Steinhaufen ,  eine  wahre 
petrographische  Musterkarte ,  ebenso  auch  in  den  erst  in 
den  letzten  Jahren  ausgeführten  Strassenmauern  ;  wir  sind 
auf  ehemaligem  Gletscherterrain,  obgleich  Spuren  von 
Gandecken  fast  gänzlich  fehlen.  Als  die  erste  Moraine 
erscheint  mir  die  Erhöhung,  welche  den  sogenannten 
Bifigstutz  bei  derBifigen-  (offenbar  Bivium)  Zündholz- 
fabrike  bildet  (bei  dem  A[chern]  der  Dufourkarte.  Sol- 
che Gandecken  folgen  sich  nun  in  grössern  und  kleinern 
Zwischenräumen,  ziemlich  deutlich  zu  unterscheiden ,  bis 
an  den  Fuss  des  Bühl,  hieher  Kandersteg.  Bei  meinem 
letzten  Besuche  im  Thal  am  8.  Nov.  4869  zählte  ich  von 
Bifigen  an  54  einzelne  deutlich  zu  unterscheidende  Mo- 
rainen,  sämmllich  von  der  Kander  oft  vielfach  durch- 
brochen und  öfters  zu  isolirten  konischen  Hügeln  aus- 
gewaschen, ganz  ähnlich,  wie  sie  sich  bei  Ems  in  der 
Nähe  von  Chur  finden.  —  Aus  dem  Umstände,  dass  sich 
von  Bifigen  bis  Mühlenen  so  wenig  von  Horainen  wahr- 
nehmen lässt,  möchte  ich  fast  schliessen,  dass  der  Glet- 
scher hier  beim  Abschmelzen  einen  See  gebildet  habe, 
in  dem  die  Schuttmassen  zerfahren  sind.  Dasselbe  scheint 
mir  wieder  der  Fall  bei  Wimmis.  Merkwürdig  erschien 
mir  bisher  immer ,  dass  von  Frutigen  an  der  Granit  nur 
an  der  rechten  Thalseite  gefunden  wird,  mit  Ausnahme 
der  Bäuert  R  e  i  n  i  s  c  h  an  dem  Gässchen,  das  von  Adel- 
Bern.  Mittheil.  1869.  Nr.  709. 


—    202    — 

ilbodenstrasse  fuhrt.  Es  thürmt  sich  in- 
liche  Thalwand  an  einzelnen  Stellen  3000 
ehr  steil  auf,  so  dass  Lawinen  und  an- 
vom  Gletscher  heraustransportirten  Steine 
berdeckt  haben.  Diess  findet  an  der  öst- 
Thalseite  nicht  statt.  Granitblöcke  finden 
F'a  in  die  Höhe  des  Buchstabens  e  im 
(Bl.  XVII).  —  Ein  offenbarer  erratischer 
iem  vordersten  Felskegel ,  über  welchem 
Ruine  der  (1409  zerstörten)  Felseoburg 
n  oben  konnte  er  unmöglich  herabgerollt 
liefen  Fläche  liegen 'geblieben  sein, 
ilaue  Seelein  wollen  wir  nicht  bei 
>sen  alten  Ueberrest  und  offenbaren  Ver- 
len  Zeit  oder  der  unmittelbar  darauf  fol- 
;n  zwei  prächtige  Gandecken  eingeklemmt, 
ee  uns  mit  seinem  zur  Sommerszeit  bei 
jm  Himmel  gleich  intensivem,  eigenthüm- 
ts  gewiss  nicht  nur  in  der  krystailb  eilen 
ssers,  sondern  wohl  auch  in  dem  Kalk- 
und  hat.  Denn  man  kann  einen  doppet- 
g  des  Seeleins  wahrnehmen :  einen  or- 
i  den  Bestimmungen  meines  Freundes 
st  aus  Diatomeen  bestehend,  und  einen 
aus  simplem  Kalk-  und  Mergelschlamm. 
bekommt  das  Wasser  auf  seinem  Wege 
cken.  Seit  der  Wirth  Reichen  in  Hunder- 
te sogenannte  Trinkhalle  —  Lusthaus  ge- 
erliebste  kleine  Halbinsel  und  damit  den 
jämmerlich  verunstaltet,  mögen  wir  aber 
lange  hier  verweilen.  Wir  wenden  uns 
ärts,  dem  Fusswege  folgend,  der  südlich 
Höhe  der  nächsten  Moraine  führt,  steigen 


'*&&. 


-    203    — 

wieder  hinab  und  durchschreiten  den  folgenden  Boden, 
am  durch  einen  weitern  Block  wall  zu  dringen.  Dieser 
Durchpass  gehört  zu  den  romantischesten  Stellen  des 
ganzen  Thaies.  Der  Pfad  führt  zwischen  gewaltigen  Blö- 
cken durch  den  Wald;  in  einem  der  Blöcke  entdeckte 
Freund  Ziegler  Belemniten;  der  andere  wohl  20  Fuss 
hohe ,  etwa  80  Fuss  lange  und  30  Fuss  breite  Block  zeigt 
auf  das  Anschaulichste,  dass  er  vorwärts  geschoben  wurde. 
Er  ist  völlig  wie  express  zur  Illustration  einer  Vorlesung 
über  die  Gletscherzeit  gemacht  und  verdiente  photogra- 
phirt  zu  werden.  Kleinere  Steine  sind  zwischen  den  Block 
und  dessen  Unterlage  eingeklemmt ,  und  der  Druck  zer- 
spaltete die  Spitze  der  Unterlage.  Er  ist  keiner  Gefahr 
der  Zerstörung  ausgesetzt. 

Bei  Mitholz  gewinnen  wir  wieder  die  Strasse.  Da  wo 
vonGiessenen  herunter  der  Stegenbach  die  Strasse  kreuzt, 
lassen  Sie  sich  auf  die  gewaltige  Schuttmasse  aufmerksam 
machen ,  welche  da  oben  den  Bachruns  zu  beiden  Seiten 
einfasst  und  offenbar  glacial  ist.  Wäre  sie  nicht  so  fest 
verkittet  (wie  etwa  der  Gletscherschutt  am  Strattlighügel), 
so  hätte  der  oft  sehr  bösartige  Bach  sie  längst  hinunter- 
gespült. Besieht  man  die  Masse  in  der  Nähe,  so  zeigen 
sich  viele  gletschertischähnliche  Bildungen  (Erdpyramiden). 
Hier  kömmt  auch,  wie  mir  wenigstens  scheint  anstehend, 
jenes  eigenthümliche  Conglomerat  vor,  das  bei  Mühlenen 
in  Verbindung  mit  erratischem  Terrain  auftritt.  Gewaltige 
Blöcke  davon  hat  der  Stegenbach  4868  an  die  Strasse 
heruntergewälzt.  Oben  an  der  Fluh,  nicht  weit  unter 
dem  F  des  Wortes  Fluh  (Bl.  XVII),  zeigt  der  Fels  tiefe, 
runde,  glatte  Auswaschungen  —  ob  vom  Stegenbach  oder 
vom  Gletscher  herrührend?  —  Von  erratischen  Blöcken 
nennen  wir  wegen  ihrer  Grösse  nur  noch  drei.  Den  einen, 
wie  ein  Obelisk  aufrecht  stehend,  kann  man  in  der  sogen. 


'73F. 


—    20*    — 

Schlossweid,  am  Fuss  des  Bühl,  nicht  übersehen. 
Ueber  den  andern  führt  die  Strasse  gleich  vor  der  ersten 
(untersten)  Windung ,  so  dass  nur  ein  Viertel  davon  siebt- 
bar wird ,  das  übrige  wurde  weggesprengt.  Vom  dritten, 
einer  gewaltigen  Platte  von  metamorphischem  Kalkschiefer, 
ist  gar  nichts  mehr  zu  sehen.  Gleich  hieher  des  kleinen 
Wäldchens,  unterhalb  den  einzelnen  Lärchenbäumen,  ward 
sie  gefunden  und  stückweise  gleich  als  Coulissendeckel 
verwendet.  Sie  hatte  so  ziemlich  eine  Länge  von  20  Fuss 
bei  45  F.  Breite  und  6  F.  Dicke,  und  überdeckt  jetzt  die 
Coulisse  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  allein.  —  Diese  erra- 
tischen Ablagerungen,  welche  das  prächtigste  Strassen- 
material  gerade  am  Platze  finden  Hessen,  ermöglichten 
es  auch,  an  der  auf  65,000  Fr.  devisirten,  im  Jahre  4865 
gebauten  Bühlstrasse  einige  Tausend  Franken  zu  ersparen. 

Zu  Kandersteg  angelangt,  braucht  wohl  kaum  auf  die 
gewaltige  Moraine  am  Westabhang  des  Thaies  hingewie- 
sen zu  werden,  da  sie  sogar  Nichtgeologen  auffällt.  Sie 
rührt  offenbar  vom  Blümiisalpgletscher  her.  Die  Reste 
zwischen  diesem  Morainenstück  und  demjenigen  an  der 
östlichen  Thalwand  sind  wohl  durch  die  Kander  weg- 
gefegt. Sagt  uns  diese  Formation  etwa ,  das  der  Blüm- 
Iisalpgletscher  den  Boden  von  Kandersteg  ausgefüllt,  nach- 
dem der  Kandergletscher  sich  schon  weiter  zurückge- 
zogen ? 

Innerhalb  des  grössten  Häusercomplexes  von  Kander- 
steg treffen  wir  dann  wieder  Gandecken,  deren  grösste 
«die  Buhle»  heisst.  Dort  aber  finden  wir  nichts  mehr 
von  dem  mehrmals  genannten  gestreiften  metamorphi- 
schen  Kalkstein  und  Schiefer,  woraus  ich  schliessen  muss, 
er  müsse  am  Doldenhorn  und  an  der  Blümlisalp  anstehen, 
was  auch  Freund  Fellenberg  bestätigt.  —  Bei  der  Cor- 
rektion  des  sogen.  Sagestutzes  in  Kandersteg,  wo  es 


-    209    - 

seins  von  mir  gelödtet  und  sorgfaltig  entfernt  worden 
waren,  der  Krankheit  Einhalt  zu  thuu. 

In  dem  Zeiträume  vom  25.  —  30.  Juli  erhielt  ich  als- 
dann fernere  32  Stuck  gesunder  Cocong. 

In  dem  Zeiträume  vom  7.  — 14.  August  wurden  fer- 
nere 63  Stück  erzielt. 

Im  Zeilraum  vom  25.  August  bis  27.  Oktober  gewann 
ich  alsdann  noch  270Cocons,  welche  aus  Würmern  hervor- 
gingen, die  von  keinem  Krankheitssymptome  befallen  wor- 
den waren,  und  somit  auch  schöne,  ziemlich  seiden- 
reiche und  ganz  gesunde  Cocons  lieferten. 

Somit  realisirte  ich  in  diesem  Sommer  die  schone 
Zahl  von  503  Schweizer-Cocons  aus  Eiern,  welche  aus 
den  importirten  indischen  Cocons  herstammten. 

Bereits  Ende  August  zeigte  sich  die  zweite  Gene- 
ration der  in  der  Schweiz  gezogenen  Cocons.  —  Es 
verwandelten  sich  nämlich  die  zuerst  erhaltenen  138  Co- 
cons in  Schmetterlinge,  was  während  eines  längeren  Zeit- 
raumes in  12  — 14  Tagen  vor  sich  ging;  aus  diesen  re- 
sultirten  acht  Copulationen,  welche  viele  befruchtete  Eier 
lieferten,  denen  von  neuem  Raupen  entschlüpften.  In 
der  Mehrzahl  der  Fälle  aber  konnte  die  Zucht  derselben 
nicht  vollendet  werden,  weil  die  meisten  Thiere  aus  Han- 
gel an  Futter  wegen  der  vorgerückteren  Jahreszeit  nicht 
bis  zum  Einspinnen  gelangte.  Jedoch  erhielt  ich  von 
ihnen  5  Stück  Cocons  der  zweiten  Schweizer-Generation  ' 
des  Jahres  1869. 

Noch  später  entschlüpften  aus  den  Anfangs  Augusts 
erhaltenen  Cocons  eigentliche  Schweizer-Schmetterlinge, 
wurden  aber  nicht  zur  Copulation  zugelassen,  weil  vor- 
aussichtlich die  aus  ihnen  resultirenden  Eier  wegen  der 
vorgerückten  Jahreszeit  aus  Mangel  an  Futter  doch  nicht 
bis  zur  Coconsbildung  hätten  gelangen  können.  Der 
Bern.  Mittheil.    1869.  Hr.  710. 


dieses  Jahres  entschlüpfte  am  24.  Ok- 
ben  Cocon,  die  übrigen  Cocons  ver- 
eingetretenen Kälte  wegen  in  diesem 
den    aller  Voraussicht  nach   über- 

liebenen  indischen   Cocons  sind  alle 

wovon  ich  mich  dadurch  überzeugte, 

elben  durch  einen  Querschnitt  öffnete 

arsuchle,  die  bei  der  Berührung  sich 

wegte. 

1  Monat  December  4869  befinden  »ich 

noch  lebende  Cocons : 

Sucht. 

ersten  Generation  oder  direkte      Stick. 

inge  der  importirten  Indier       .       221 

weiten  Generation     ...  5 

:h  nicht  ausgeschlüpften  impor- 

n  jedoch  noch  .        .        .      f08 

sind  und   laut  früheren    Erfahrungen 

uern,  und  möglicher  Weise  nächstes 

terzucht  benutzt  werden  können.    — 

hielt  zwar  letztes  Jahr  kein  günstiges 

ie  Copulation.) 

;  Zuchten.     An  auswärtige  Züch- 

rsendet,  pnd  zwar: 

i  f  an  Hrn.  Albert  Pictet  von  Landecy 

400  Stück. 
66  schöne  Cocons  und  überliess  sie 
es  zum  Ueberwintern. 
sänne  an  Hrn.  Professor  Chavannet 

120  Stück, 
ücktich  in  seiner  Zucht  und  erhielt 
tete  aber  keine  Cocons. 


—    2H     — 

3)  Nach  Herzogenbuchsee  an  Hm.  Emil  Hoser 

60  Stücke. 
Derselbe  übersandte  mir  7  schone  Cocons,  die  er  aus 
ihnen  gezogen  hatte,  zum  Ueberwintern  und  zur  Verei- 
nigung mit  den  meinigen,  um  im  nächsten  Frühjahr  eine 
desto  grössere  Zahl  gleich  alter  Cocons  beisammen 
zu  haben,  wodurch  natürlich  die  Chance  zur  Erreichung 
von  befruchtenden  Copulationen  vermehrt  wird. 

4)  Nach  Lenzburg  an  Hm.  Wnllschlegel, 

erste  Lieferung 100  Stück, 

welche  laut  seinem  Bericht  taub  waren ; 

zweite  Lieferung 400  Stück, 

welche  alle  lebende  Raupen  hervorbrachten,  die  schön 
heranwuchsen,  die  3.  und  4.  Häutung  durchmachten,  als- 
dann aber  alle  hinstarben  und  keine  Cocons  gaben. 

5)  Im  botanischen  Garten  in  Bern  an  Frau  Severin 

50  Stück, 
davon  resultirten  46  Cocons,  die  überwinterten. 

6)  Herrn  Jenner  in  Bern  .  50  Stück, 
kein  günstiges  Endresultat. 

7)  An  die  Akklimatisations-Gesellschaft 
in  Berlin 220  Stück. 

Diese  Eier  wurden  dem  Hrn.  Holgärtner  A.  Fintel- 
maun  auf  der  Pfaueninsel  bei  Potsdam  zur  Fortzucht  über- 
geben. Derselbe  berichtete,  dass  am  19.  Juli  Morgens 
die  ersten,  am  20.  bereits  über  400  ausgekommen  waren. 
Im  Ganzen  sind  alle  220  erschienen;  dieselben  liefen  in 
den  ersten  Stunden  unruhig  umher,  sassen  aber  andern 
Tages  fest  und  frassen.  Am  25.  Juli  begann  eine  Diar- 
rhoe, der  alle  bis  zum  4.  August  erlagen. 

8)  Nach  Bielitz  in  Schlesien  (Oesterreich)  an 
Hrn.  Seminarlehrer  Zlik        ....     220  Stück. 


i 


—    212    - 

Derselbe  war  so  glücklich,  106  Cocons  zu  erhalten, 
welche  überwintern  werden. 

Es  wurden  somit  durch  Zucht  in  Europa  im  Som- 
mer des  Jahres  1869  an  Cocons  der  Saturnia  Myliüa 
erhalten : 

Cocons  erster  Generation  ...  .503 
»  zweiter  »  ....  5 
»        die  überwintern 446 

Davon  befinden  sich  in  meinen  Händen  theils  von 
eigener  Zucht  herrührend,  theils  von  fremder: 

Cocons  Schweizerzucht 244 

»  importirt  aus  Indien  im  Jahre  1869  .  408 
die  möglicherweise  im  nächsten  Frühjahr  ausschlüpfen. 

Das  erhaltene  Resultat  der  diesjährigen  Züchtung 
ist  somit  ein  befriedigendes  und  giebt  zu  schönen  and 
gegründeten  Hoffnungen  der  Weiterzucht  im  künftigen 
Frühling  Aussicht. 

Obige  Thatsachen  und  meine  anderweitigen  Beob- 
achtungen bei  der  Züchtung  beweisen,  dass  die  Raupen 
der  Saturnia  Mylitta  mit  den  Blättern  der  einhei- 
mischen Eichen  arten  nicht  bloss  in  Europa  über- 
haupt, sondern  eben  so  gut  an  verschiedenen  Orten  der 
Schweiz  mit  Erfolg  gezüchtet  werden  können.  Dass  dem- 
nach die  Möglichkeit  einer  definitiven  Akklimatisa- 
tion dieser  Thiere  in  der  Schweiz  nicht  nur  nicht 
bestritten  werden  kann,  sondern  sogar  höchst  wahrschein- 
lich ist.  —  Ferner  geht  aus  meinen  Beobachtungen  her- 
vor, dass  es  sehr  wesentlich,  ja  sogar  zum  günstigen 
Erfolge  höchst  nothwendig  ist,  mit  grösseren  Men- 
gen von  Cocons  zugleich  zu  operiren. 

Es  geht  aus  ihnen  hervor ,  dass  in  einem  Sommer 
wenigstens  zwei  sich  folgende  Generationen  erzielt,  ja 
sogar  während  des  ganzen  Sommers  zu  jeder  beinahe 


-    213    — 

beliebigen  Zeit  neue  Zuchten  gewonnen  werden  kör 
Bei  industriellen  permanent  und  in  jedem  Monate  e 
genden  Zuchten  liegt  es  demnach  in  der  Macht  der  Z 
(er,  den  ganzen  Sommer  hindurch  Seide  zu  erzeu 
Wir  haben  ferner  erfahren,  dass  es  Coconsarteu  g 
welche  einen  Sommer  und  wahrscheinlich  den  daraul 
genden  Winter  überdauern.  —  Ob  diese  letztern  dai 
unserem  Klima  lange  genug  mit  dem  Ausschlüpfen 
dem  Eierlegen  zuwarten  werden ,  bis  im  folgenden  F 
ling  sich  genügend  Futter  findet,  ist  noch  unentschie 
—  Endlich  haben  wir  gesehen ,  dass  vorläufig  keine  Z 
len  im  Freien  mit  günstigem  Erfolg  gekrönt  waren, 
dem  dass  dieselben  unter  dem  Schutze  geschloss 
Räume  vor  sich  gehen  müssen.  —  Dieser  Satz  ist 
läufig  für  die  importirten  indischen  Cocons  gültig, 
nach  einmal  erfolgter  Akklimatisation  sich  dieses  Verl 
nicht  ändern  wird,  kann  bloss  die  Zukunft  lehren,  sc! 
aber  wahrscheinlich  zu  sein. 

Das  Verfahren,  welches  ich  anwandte,  um  die 
gattungen  dieser  Thiere  zu  erzielen,  war  ein  doppe 
Anfänglich  sperrte  ich  je  zwei  gleich  alte  Schroetter! 
verschiedenen  Geschlechtes  in  cytindrischen  Gasze 
teln  ein,  deren  Wandungen  durch  ein  Drahtgeripp 
der  Weise  auseinander  gebalten  wurden,  dass  ein  hc 
Raum  von  beiläufig  2  Cubikfuss  Volumen  entstand, 
hing  sie  in  dem  Züchtungslokale  frei  auf.  Die  Schme 
linge  verweilten  den  Tag  über  ganz  ruhig,  an  den  V 
den  des  Beutels  hangend,  in  demselben.  Sobald 
Abenddämmerung  hereinbrach,  wurden  sie  aber  unr 
und  flatterten  stark  umher,  und  die  Begattung  erf< 
gewöhnlich  erst  in  der  zweiten  Nacht,  nachdem  das  W 
chen  vorher  schon  eine  Menge  unbefruchteter  Eier  g< 
hatte,   gegen  die  Morgenstunden,   und  dauerte  a!s< 


_    245    - 

Zukunft  verhältn issmassig  die  grbssten  Erfolge  realisiren 
werde.  —  Hierbei  beobachtete  ich  noch  folgende  gün- 
stigen Umstände :  Die  aus  diesen  letzteren  Paarungen  her 
vorgegangenen  befruchteten  Weibchen  waren  alle  noch 
sehr  frisch,  and  ihre  Flügel  sowohl  als  auch  diejenigen 
der  Mannchen  fast  ganz  intakt,  was  bei  den  in  den  klei- 
nen Gazebehältern  erzielten  Copulationeo  gewöhnlich 
nicht  der  Fall  war.  Zudem  hatten  die  aus  den  letzten 
September  -  Copulationen  hervorgehenden  befruchteten 
Weibchen  vor  dem  Begattungsakte  noch  keine  unbe- 
fruchteten Eier  abgelegt,  wie  dieses  von  den  in  den  Gaze- 
behältern verwahrten  fast  immer  und  in  nicht  unbedeu- 
tender Menge  der  Fall  war,  und  lieferte  jedes  demnach 
meistenteils  nahe  an  200  Stück  befruchteter  schöner  und 
guter  Bier. 

Diese  wurden  mit  Gummi  arabicum  auf  steife  Karten 
in  gleic  hm  aasigen  Distanzen  aufgeklebt,  tbeils  und  haupt- 
sächlich, um  sie  wieder  in  die  gleichen  Verhältnisse  zu 
versetzen ,  wie  sie  vom  Bier  legenden  Weibchen  in  der 
Natur  herbeigeführt  werden,  theils  um  sie  mit  Bequem- 
lichkeit in  grösserer  Zahl  (mittelst  einer  Stecknadel)  an 
frische  zarte  Aeste  der  Quercus  pedunculata ,  welche  in 
mit  frischem  Wasser  gefüllte  Flaschen  tauchten,  anhef- 
ten zu  können.  Auf  diese  Weise  ist  es  dem  ausschlü- 
pfenden Häupchen  ermöglicht,  mit  Leichtigkeit  die  fest- 
sitzenden Eierschalen  zu  verlassen,  und  sich  selbststän- 
dig, ohne  dass  eine  Berührung  derselben  nothwendig 
würde,  auf  das  Futter  zu  begeben.  Meine  Erfahrungen 
weisen  des  Bestimmtesten  nach,  dass  mittelbare  oder 
anmittelbare  Berührung  der  kleinen  Bäupchen  sowohl 
als  auch  selbst  solcher,  die  schon  eine  stärkere  Ausbil- 
dung erlangt  haben ,  immer  nachtheilig  ist  —  Müssen  die 
Thiere   dislocirt   werden,   so   darf  dieses   bloss   in   der 


218    — 


Verzeichnis*  der  Mitglieder 

der 

Bernischen  natnrforschenden  Gesellschaft. 

(Am  Schluss  des  Jahres  1869.) 


Herr  Dr.  R.  v.  Fellenberg-Rivier,  Präsident  für 4869. 
„    Dr.  R.  Henzi,  Sekretär  seit  1860. 
„    B.  Studer,  Apotheker,  Kassier  seit  4865. 
„    J.  Koch,  Oberbibliothekar  und  Correspondent  seit 

4865. 
„    Dr,  Cherbuliez,  Unterbibliothekar  seit  4863. 


Jakrfa 

*  Eintritt«. 

1.  Herr  Aebi,  Dr.  und  Prof.  der  Anatomie  in  Bern    (1863) 

2.  „    Bach  mann,  I.,  Naturgesch.,  Cantonssch.       (1863) 
S.    „    Benteli,  Notar (1858) 

4.  „  Benteli,  A.,  Lehrer  d.  Geometr., Kanton ssch.  (1869) 

5.  9  v.  Bonstetten,  Aug.,  Dr.  Phil.  .        .        (1859) 

6.  „  Brunner,  Alb.,  Apotheker    .        .        .        (1866) 
1.  „  Brunner,  Telegraphendirektor  in  Wien       (1846) 

8.  „    Bürki,  Grossrath         ....        (1856) 

9.  „    Cherbuliez,  Dr.,  Mathematik,  Kantonssch.    (1861) 

10.  „  Christener,  Lehrer  an  der  Kantonsschule  fl846 

11.  „  Christener,  Dr.,  Arzt  in  Bern  .        .        (1867 

12.  „  Cr  am  er,  Gottl.,  Arzt  in  Nidau     .        .        £1854 
IS.  „  Demme,  R„  Dr.,  Arzt  am  Kinderspital         (1863) 
14*  „  Dor,  Dr.  u.  Prof.  d.  Augenheilkunde  in  Bem  (1868) 

15.  „    Duby,  Ernst,  stud.  phil.,  von  Schupfen  .        (1869) 

16.  „    Dutoit,  Dr.,  Arzt  in  Bern    .        .        \        (1861) 


17.  „  Escher,  eidgen.  Münzdirektor 

18.  „  v.  Fellenberg-Rivier,  R.  Dr. 

19.  „  v.  Fellenberg",  Ed.,  Geolog 

20.  „  Finkbeiner,  Dr.  Med.  in  Neuenstadt 

21.  „  v.  Fischer-Ooster,  Karl  . 

22.  „  Fischer,  L.,  Dr.,  Prof.  der  Botanik 


(1859) 
(18») 
(1861) 
(1856) 
(1826) 
(185J) 


-.'7- 


—    220    — 


66.  Herr  Neu  haus,  Carl,  Med.  Dr.  in  Biel    .  (1854) 

67.  „  Otth,  Gustav,  Hauptmann    .                .  (1853) 

68.  9  Peyer,  Dr.  phil.,  Zahnarzt.                 .  (1865) 

69.  „  Perty,  Dr.  u.  Prof.  d.  Naturwissenschaften  (1848) 

70.  „  Pillichody,  Gustav,  Chemiker  .        .  (1862) 
11.  „  Pulver,  A.,  Apotheker       .                .  (1862) 

72.  „  Quiquerez,  A.,   Ingenieur  in  Deleraont  (1853) 

73.  „  v.  Rappard,  Gutsbesitzer  .        .  (1853) 

74.  „  R  i  b  i,  Lehrer  der  Math,  an  der  Realschule  (1859) 

75.  „  Ris,  Lehrer  d.  Math,  an  der  Gewerbeschule  (1863) 

76.  „  Rogg,  Apotheker  in  Bern  .        .  (1869) 

77.  „  Schädler,  E.,  Med.  Dr.    .        .        .  (1863) 

78.  „  Schär,  Ed.,  Apotheker       .                 .  (1867) 

79.  „  Schärer,  Rud.,  Direktor  der  Waldau  (1867) 

80.  „  Schmalz,  Geometer  in  Oberdiessbach  (1865) 

81.  „  Schumacher,  Zahnarzt  (1849) 

82.  „  Schwarzenb ach,  Dr.,ord.  Prof.  d.  Chemie  (1862) 
88.  „  S chönholzer,  Lehr.  d.  Geogr.  Kantonssch.  (1869) 

84.  „  S  h  utile  wort  h,  R.f  Esqr.           .        .  (1835) 

85.  „  Sidler,  Dr.,  Lehr. d. Math.  a.  d.  Kantonssch.  (1856) 

86.  „  Stanz,  Dr.  Med.  in  Bern    .  (1863) 

87.  v  Steinegger,  gew.  Lehrer  in  Basel  .  (1851) 

88.  „  Stucki,  Optiker         ....  (1854) 

89.  „  Studer,B.,Dr.,Prof.d.  Naturwissenschaft  (1819) 

90.  „  Studer,  Bernhard,  Apotheker     .  (1844) 

91.  „  Studer,  Gottlieb,  gew.  Regierungsstatth  (1850) 

92.  „  Studer,  Theophil,  Stud.  Med.     .        .  (1868) 

93.  „  Tiöche,  Ed.,  Lehrer  an  der  Lerberschule  (1868) 

94.  „  Thiessing,  Dr.,  Prof.  in  Pruntrut      .  (1867) 

95.  „  Trächsel,  Dr.,  Rathsschreiber  .        .  (1857) 

96.  „  Trechsel,  Walth.,  Chemiker     .        .  (1868) 

97.  „  v.  Tscharne rt  Beat.,  Med.  Dr.         .  ?1851) 

98.  „  Uhlmann,  Arzt  in  Münchenbuchsee    .  (1868) 

99.  „  Valentin,  Dr.  und  Prof.  der  Physiologie  (1837) 

100.  „  Vogt,  Adolf,  Dr.  Med.                       .  (1856) 

101.  v  Wäber,  A.,  Lehrer  d.  Naturg.  a.  d.  Realsch.  (1864) 

102.  „  Wand  er,  Dr.  phil.,  Chemiker     .        .  (1865) 

103.  ,,  Wanze nried,  Lehrer  in  Zäziwyl      .  (1867) 

104.  „  v.  Wattenwyl,  Fr.,  vom  Murifeld      .  (1845) 

105.  „  v.  Wattenwyl-Fischer  .        .        .  (1848) 

106.  „  Wild,  Karl,  Med.  Dr.         ...  (1828) 

107.  „  Wi  1  d  bo  1  z ,  Alex.,  Apotheker  in  Bern  (1863) 

108.  „  Wolf,  R..  Dr,  und  Prof.  in  Zürich     .  (1889) 


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Beriidr  Mittkeilungen  Jalirg.  1869. 


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Inhalt. 


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Saite 

Backmann,  Isidor,  Dr. 

1)  Die  wichtigsten  erhaltenen  oder  erhaltungswür- 
digen Fttndlinge  im  Kanton  Bern  (mit  3  Tafeln)    .      32 

2)  Bemerkungen  über  den  Taviglianazsandstein  bei 
Merligen 222 

3)  Kleinere  Mittheilungen  über  die  Quartärbildungen 

des  Kantons  Bern  .  , 227 

Berichtigung  260 

Cherbuliei,  Dr. 

Geschichtliche  Uebersicht  der  Untersuchungen  Über 
Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit  in  der  Luft     .    151 

Emmerl,  Emil,  Dr. 

Ueber  ExOphthalmometer  nebst  Beschreibung  eines 
eigenen  (mit  einer  Tafel) 208 

t.  PeUenberg,  C,  R. 

1)  Analyse  zweier  Nephrite  und  eines  Steinkeiles  von 
Saussurit 138 

2)  Aufschliessungsmethode  der  durch  Säuren  unzer- 
setzbaren alkalihaltenden  Silicate  durch  Baryterde- 
hydrat und  Chlorcalcium 145 

Fi*cher,  Prof.,  Dr. 

1)  Bericht  über  die  Resultate  neuer  Forschungen  im 
Gebiet  der  physiologischen  Botanik,  namentlich  der 
niedern  Pilze ilv 

2)  Ueber  die  an  erratischen  Blöcken  im  Kanton  Bern 
vorkommenden  Pflanzen 85 

v.  Fischer-Ooster. 

Verschiedene  geologische  Mittheilnngen    .        .        .    192 

Flückiger,  Prof.,  Dr. 

1)  Ueber  das  Wasserglas xi 

2)  Ueber  Chloralhydrat xvi 

3)  Ueber  den  Blitzschlag  vom  3.  Sept.  1870  .      xxxvii! 

Förster,  A.,  Prof.,  Dr. 

1)  Ueber  die  Holtz'sche  Influenzmaschine  und  den 
versuch  von  Wüllner,  die  Erzeugung  eines  künst 
liehen  Spectrums  mit  einer  Frauenhoferschen  Linie      xi 

2)  Neue  Methode,  die  Erscheinungen  am  Goldblatt- 
electroscop  objeetiv  darzustellen       .        .        .        xxxiu 

3)  Ueber  Schichtung  des  electrischen  Lichtes  in  ver- 
dünnten Gasen -  xxxiv 

4)  Ueber  den  Einfluss  der  Temperatur  auf  die 
Spectralreactionen XL 


51  Versuch  über  Regelation 

6)  Neuer  Apparat  Ton  Bocber  xnr  Umkebrnng  der 
Natrium  flu  mrae LIT 

7)  Objecüve  Darstell,  der  Lichtbrechung  im  Kalksptth  LT 
(ielpke,  0.,  Ingenieur. 

Bestimmung  der  St.  Uottbard-Tunnelaxe  .       .       -     3 
Henri,  «.,  Dr. 

1)  Bericht  über  ZucbtTersucbe  neuer  ausländischer 
Seidenspinner;  der  Saturnia  Yama  mayu  aus  Japan 
und  der  Sulurnia  Mylitta  ans  Indien         ...      Ol 

2)  Ueber  Podura  oimilat»  (Schwarzer  Schnee)        .   zra 
Hermann,   Fr. 

Ueber  die  neuen  metrischen  Probemaasse  .    313 

Kalter,  Ingenieur. 

Von  den  mathematischen  Gesetzen  .welche  sieh  beim 
Wachsthum  der  Waldblume  und  Waldbeetande  fin- 
den lassen  (mit  einer  Tafel) 116 

Otth,  G. 

Siebenter  Kachtrag  in  dem  in  den  Mitteilungen 
vom  Jahr  1844  enthaltenen  Verzeichnisse  schweize- 
rischer Pilze  und  Fortsetzung  der  Nachtrage  Tom 
Jahr  1846,  1850,  1857,  1863,  1665  und  1866     .         .      » 

Perty,  Prof.,  Dr. 

1)  Ueber  Spongien  m 

2l  Ueber  Saturn  uebedecknng rw 

3)  Ueber  Oscinis  liueata iijt 

4)  Ueber  neu  entdeckte  lebende  Wesen  der  einfach- 
sten Art i 

Patt,  Prof.,  Dr. 

Ueber  die  Fortpflanzung  im  Thierreiche  .        *xvw 

Schwarzenbaeh,  Prof.,  Dr. 

1)  Ueber  seine  Reise  in  den  Orient  xirrt 

2)  Ueber  Analysen  des  Wassers  vom  Todten  Meere     xl« 

3)  Ueber  die  modernen  chemischen  Theorien .         xltiii 

SioHer,  Prof.,  Dr. 

Astronomische«  Referat ilb 

Verzeichnis«  der  Mitglieder SB 

VeraeicbniB9   dee  Preises    der   verschiedenen  Jahrgänge   der 

Mittheilungen 29) 

WytUtr,  H.,  Dr. 

Kleinere  Beiträge  zur  Kenntnis«  einheimischer  Ge- 
wächse        SM 


II 

6)  zeigt  Herr  Buchdrucker  Haller  der  Gesellschaft 
durch  Schreiben  vom  21.  Dec.  1869  an,  dass  er  in  Folge 
der  verlangten  Gehaltserhöhung  seiner  Setzer  genöthiget 
sei ,  den  Tarif  für  die  Druckkosten  der  Mittheilungen  zu 
erhöhen  und  zwar  per  Druckbogen  um  3  Fr.  75  Ct,  so 
dass  in  Zukunft  die  Kosten  eines  Druckbogens  für  ordi- 
nären Druck  auf  33  Fr.  75  Ct.  zu  stehen  kommen  würden. 
—  Diese  Angelegenheit  wird  der  Commission  zur  Vor- 
berathung  und  Antragstellung  in  der  nächstfolgenden 
Sitzung  übermittelt. 

7)  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Müller,  Apotheker,  einen  Vor- 
trag über  die  Thermen  in  Niederbaden,  und  erwähnt 
namentlich  seiner  neuern  Analysen  dieser  Mineralwasser. 


591.  Sitzung  vom  22.  Januar  1809. 

(Abends  7  Uhr  bei  Webern.) 

Vorsitzender:  Der  Präsident  Herr  Prof.  Dr.  Forster. 

—  Sekretär  Dr.  R.  Henzi.    —  31   anwesende  Mitglieder. 

—  5  Gäste. 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
und  genehmigt. 

2)  Zu  Rechnungsexaminatoren  werden  erwählt  die 
Herren  A.  Grüner,  Apotheker,  und  Friedr.  Güder, 
Handelsmanb. 

3)  macht  Herr  Prof.  Perty  der  Gesellschaft  2  seiner 
kürzlich  im  Druck  erschienenen  Werke  zum  Geschenk, 
nämlich:  1)  Die  Natur  im  Lichte  philosophischer  An- 
schauung. Leipzig  und  Heidelberg  1869.  2)  üeber  den 
Parasitismus  in  der  organischen  Natur.  Berlin  1869.  Aus 
der  Sammlung  gemeinverständlicher  wissenschaftlicher 
Vorträge  herausgegeben  von  Rud.  Virchow  und  Fr. 
v.  Holzendorff. 


4)  referirte  der  Präsident  über  den  Antra 
mission  bezüglich  der  Druckangelegenheit  > 
lungen,  und  theüle  mit,  dass  Herr  Haller,  bev 
die  wachgerufene  Concurren?,  anderer  Dru 
frühere  Preiserhöhung  von  Fr.  3.  75  per  1 
auf  Fr.  2.  50  reduciren  wolle;  worauf  die 
in  Folge  Antrags  der  Commission  beschlost 
bisherigen  Drucker  der  Mittheilungen  zu  ve 
Die  Kosten  eines  Druckbogens  kommen  son 
nüren  Druck  in  Zukunft  auf  Fr.  32.  50  zu  st 

5)  hielt  Herr  Otto  Gelpke  einen  Vorlra 
Bestimmung  der  St.  Gotthard-Tunnelaxe  (s, 
lungen  J. 

6)  berichtete  Dr.  Henzi  über  seine  mit  am 
lieh  günstigen  Erfolgen  gekrönten  Zuchlversu 
it  im  vorletzten  und  namentlich  im  Jahre  1 
Acclimalisation  der  neuen,  von  Eichen  blättern  : 
den  Seidenspinner  Satumia  Yama  mai/u  au: 
Saturnia  Mylitta  aus  Indien  gemacht  hatte.  - 
er  der  PSbrine  oder  Gattine  der  Franzoser 
krankheit.der  Seidenraupe,  dieser  Geissei  a 
Züchter,  erwähnt  hatte,  wies  er  nach,  nie  dies 
und  1846  beginnende  und  mit  ungewöhnlit 
auftretende  Seuche,  welche  in  den  darauf  folg 
zehnden  eine  nie  geahnte  Ausdehnung  nahm 
alle  seidenzüchtenden  Lander  aller  Continente 
und  hob  hervor,  dass  diese  Krankheit  die  hau[ 
Veranlassung  zu  den  grossartigen  Bestrel 
französischen  Regierung  und  der  schweizei 
Genossenschaft  war,  welche  in  den  letzten 
Hebung  der  in  ihrer  Existenz  gefährdeten 
in  Europa  gemacht  worden  sind.  —  Er  ei 
bedeutenden   Anstrengungen  jener  Länder, 


IV 

Zweck  zu  erreichen,  einerseits  und  hauptsächlich  durch 
E;nführung  relativ  gesunder  Ra^en  von  Bombix  mori  aus 
Japan,  andererseits  durch  Prüfung  anderer  Spinner  anf 
den  Seidenwerth  ihrer  Cocons,  und  Anstellung  von  Aceli- 
matisationsversuchen  derselben  in  Europa.  —  Nachdem 
er  unter  den  vielen  bis  dahin  bekannten  mehr  als  60  Arten 
umfassenden  und  allen  Welttheilen  augehörenden  Seiden- 
spinnern besonders  die  bis  dahin  nach  Europa  gelangten 
und  theilweise  daselbst  schon  acclimatisirten  oder  doch 
zu  den  gerechtesten  Hoffnungen  auf  glücklichen  Erfolg 
Anspruch  habenden  Arten  namentlich  aufgezählt  hatte,  als 
da  sind:  der  Ricinusspinner  Saturnia  Arindia  aus  Indien, 
der  Ailanthusspinner  Saturnia  Cynihia  aus  dem  gemässig- 
ten China,  die  eichenblätterfressenden  Arten  Saturnia 
Pernyi  aus  China,  die  indochinesische  Suturnia  Atlas,  die 
grünspinnende  Saturnia  Yama  mayu  aus  Japan  und  die 
indische  Saturnia  Mylxüa,  —  von  allen  einige  Exemplare 
sammt  Cocons,  Eiern  etc.,  sowie  einige  Abbildungen 
ihres  Raupenzustandes  vorgewiesen  hatte,  —  ging  der 
Vortragende  zu  einem  erschöpfenden  geschichtlichen 
Ueberblick  des  Ganges  der  Acclimatisationversache  der 
Saturnia  Yama  mayu  und  der  Saturnia  Mylitta  in  Europa 
und  der  Schweiz  über ;  er  erwähnte  hierbei  der  grossen 
Verdienste,  die  im  Allgemeinen  Guerin  Meneville,  Director 
der  vergleichenden  Seidenzucht  auf  der  kaiserlichen 
Farm  zu  Vincennes  in  Frankreich,  Dr.  Chavannes,  Pro- 
fessor in  Lausanne  in  der  Schweiz,  und  Oberpostmeister 
Baumann  (respective  seine  Frau)  in  Bamberg  in  Deutsch- 
land sich  erworben  haben  —  er  erwähnt  der  ersten  Ein- 
sendungen der  Saturnia  Yama  mayu,  die  überhaupt  je 
nach  Europa  (im  Jahr  1861)  gelangt  waren,  und  der 
zweiten  vom  Jahr  1863,  die  Frankreich  erhielt  —  geht 
speziell  dann  auf  die  darauffolgenden  Bemühungen ,  die 


zur  Einführung  der  Saturnia  Yama  mayu  vom  eid{ 
sehen  Handels-  und  Zolldepartemente,  an  dessei 
damals  ein  Mitglied  unserer  Gesellscraft,  Herr  Bur 
Frey-Herose,  stand,  vorgenommen  worden  wäre: 
—  Dr.  Henzi  erwähnte  demnach  der  im  Jahre  1 
Jokohama  in  die  Schweiz  eingeführten  12  Pfund  I 
der  im  Winter  1867  erhaltenen  13'/,  Unzen,  die  j 
darauffolgenden  Jahren  von  verschiedenen  Z 
worunter  namentlich  Prof.  Chavannes  in  Lausan: 
nold  Grossmann  in  Aarburg  und  Lehrer  Wullsch 
Lenzhurg  Erwähnung  gethan  werden  mussle,  g1 
wurden.  Ohsclion  diese  höchst  verdankenswert 
mühungen  momentan  zu  glänzenden  Hoffnungen 
ligt  hatten,  so  waren  doch  nicht  bloss  in  der  5 
sondern  im  ganzen  übrigen  Europa  keine  Abköi 
der  im  Jahre  1861  und  18C3  in  Frankreich  und 
Jahre  1865  und  1867  in  die  Schweiz  cingeführ 
mehr  im  Jahre  1868  zu  finden.  —  Bloss  Eier,  wel 
einer  andern  Seite  1865  durch  Herrn  Dr.  Hoffr 
Leiden  direct  aus  Japan  bezogen  und  mit  Erf 
Herrn  Oberpostmeister  Baumann  in  Bamberg, 
der  Gartenbaugesellschaft  daselbst,  während  vie 
gezüchtet  worden  waren,  prosperirten  und  dran 
hier  ans  in  die  Schweiz,  wo  der  Vortragende 
dahin  einzigen  nachhaltigen  günstigen  Zucht -E 
erzielend ,  sie  bereits  während  zwei  Jahren  auf 
zur  Fortpflanzung  brachte.  —  Er  erwähnt  nun  di 
sultate  und  seines  speziellen  Verfahrens  bei  d< 
und  meldet  als  günstiges  Endresultat  die  Gewinnu 
grössern  Anzahl  von  nunmehr  in  der  Schweiz  ai 
Strien  befruchteten  Eiern  dieses  werthvollen  Sei 
ners,  die  sich  auf  beinahe  61/»  Tausend  belauft. 
Dr.  K.  Henzi    ging    nun    auf  die    vie!    kürzi 


'f 


VI 

führungsgeschichte  der  indischen  Saturnia  Mylitta  —  der 
mit  derselben  in  Europa  gemachten  Acclimatisations- 
versuche  und  seiner  im  verflossenen  Jahre  mit  den  zu 
den  gegründetsten  Hoffnungen  auf  bleibendes  günstiges 
Resultat  gemachten  Züchtung  dieser  sehr  grosse  und 
seidenreiche  Cocons  führenden  Art  über.  —  Er  erwähnt, 
dass  bereits  im  Jahre  1829  die  ersten  Cocons  dieser  Art 
nach  Europa  gebracht  worden  seien,  dass  es  aber  den- 
noch, trotz  wiederholter  Sendung  solcher,  die  seit  4856 
der  Waadtländer  Perottet,  Director  des  botanischen  Gar- 
tens in  Pondicherry,  der  Acclimatisationsgesellschaft  in 
Paris  gemacht  hatte,  und  trotz  verschiedener  Zuchten  es 
erst  neuerdings  Herrn  Prof.  Chavanncs  gelungen  seiT 
befruchtete  Eier  zu  erzielen.  Er  erwähnte  dabei  des 
von  Dr.  Chavannes  im  Jahre  1855  gemachten  ersten 
Zuchtversuches  in  der  Schweiz,  worüber  derselbe  der 
waadtländischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  einer 
Sitzung  vom  5.  Dec.  1855  Bericht  erstattete,  und  der  mit 
Eiern  unternommen  worden  war,  die  derselbe  von  einer 
40  Cocons  betragenden  Sendung  des  Herrn  Guerin  Me- 
neville  erhalten  hatte.  Dieser  erste  Zuchtversuch  war 
mit  einem  dreijährigen  günstigen  Resultate  gekrönt, 
schliesslich  aber  raffte  ein  ungünstiger  Zufall  die  einzigen 
Exemplare,  die  jemals  in  Europa  gelebt  hatten,  hinweg. 
—  Der  Vortragende  berichtete  ferner  dann*  über  die  erst 
noch  10  Jahre  später  im  Jahr  1867  in  der  Schweiz  ge- 
machten Zuchtversuche,  welche  mit  einer  aus  187  Cocons 
bestehenden  Sendung  von  Dr.  Chavannes  vorgenommen 
worden  waren.  Das  eidgenössische  Handels-  und  Zoll- 
departement hatte  nämlich  auf  seine  Kosten  von  Herrn 
Director  Perottet  aus  Pondicherry  eine  Sendung  lebender 
Larven  der  Saturnia  Mylitta  verschrieben  und  sie  Herrn 
Prof.  Chavannes  zur  Zucht  übergeben.    Schon  im  glei- 


cheii  Jahre  am  10.  September  1867  stattete  hierüber 
Letztere  der  naturforschenden  Gesellschaft  in  Rheinfc 
in  der  zoologischen  Section  Bericht  ab  (siehe  die 
handlangen  der  schweizerischen  naturforschenden  Ge 
Schaft.  Jahresbericht  1867,  pag.  86).  Er  erzielte  abe 
spät  im  Jahre,  erst  gegen  Ende  August  und  Aul 
September,  befruchtete  Eier.  Die  daraus  von  vors« 
denen  Züchtern  erhaltenen  Raupen  gingen  daher  alle 
Mangel  an  Futler  noch  im  gleichen  Jahre  zu  Grunde 
die  damals  früh  eintretenden  Herbslfröste  die  Eicbbl 
vor  der  Zeit  zerstört  hatten.  —  Bloss  ein  Herr  Maurr 
in  Nimes  konnte  ungefähr  20  Cocons  erzielen,  welche 
Winter  1867  auf  1868  passirten,  im  Juni  1868  Schmc 
linge  gaben,  aus  welchen  zwar  nur  eine  Copulation 
stand,  woraus  aber  befruchtete  Eier  hervorgingen, 
im  Jahre  1868  einige  Cocons  brachten;  im  Novei 
1868  existirten  in  ganz  Europa  von  dieser  Sendung 
noch  32  Cocons,  über  deren  Schicksal  dem  Vortrage: 
bis  dabin  noch  keine  weitere  Kennlniss  vorliegt.  — 

Dr.  Henzi  kommt  nun  schliesslich  auf  seine  eig 
lelztjährigen  Zuchten  zu  sprechen,  deren  Resultate 
befriedigend  sind;  jedenfalls  wurden  keine  bis  dab 
Europa  vorgenommenen  Zuchten  mit  ähnlichen  Erf< 
gekrönt,  keine  hatten  die  Anwartschaft  auf  so  schöne 
gegründete  Hoffnungen  der  Weilerzucht  im  nächstfol 
den  Frühling. 

Am  31.  Dec.  1868  wurde  nämlich  vom  eidgenössis 
Handels-  und  Zolldepartement  eine  zweite  Sendunt 
Herrn  Perottet  in  Pondicherry  bestellt.  Dieselbe  1; 
am  10.  April  und  8.  Mai  1860  mit  einem  Gesammtin 
von  254  Stück  lebender  Cocons  in  Bern  an  und  wu 
dem  Berichterstatter  zur  Zucht  übergeben.  —  Bis 
24.  October  1869  entschlüpften  135  Stück  Schroetter! 


VIII 

wovon  männliche  67  und  weibliche  68,  aus  welchen  29 
Copulationen  hervorgingen,  von  denen  mehr  denn  3000 
befruchtete  Eier  erzielt  wurden.  —  1020  Stück  derselben 
wurden  nach  Herzogenbuchsee ,  Genf,  Lausanne,  Lenz- 
burg, Bern,  Berlin  und  Bielitz  in  Oesterreich  vertheilt 
über  deren  Resultate  siehe  das  Nähere  in  den  Berner 
Mittheilungen,  Jahrgang  1869,  pag.  210  u.  flg.  —  Die 
übrigen  Eier  wurden  vom  Vortragenden  selbst  gezüchtet 
—  Die  Resultate  waren  503  Schweizercocons  erster  Ge- 
neration, 5  Cocons  zweiter  Generation,  mehr  als  1500 
Raupen  erlagen  der  Fleckenkrankheit,  welche  vom  25.  Juni 
bis  13.  August  1869  unter  dieser  Zucht  herrschte,  aber 
durch  energisches  Absondern,  Tödten  und  Fortschaffen 
der  befallenen  Thiere  in  der  Weise  zum  Stillstand  ge- 
bracht wurde,  dass  die  überlebenden  vollkommen  gesund 
zur  Fortsetzung  der  Zucht  blieben,  so  dass  am  Ende  de* 
Jahres  1869  (31.Dec.)  in  den  Händen  des  Berichterstat- 
ters zum  Ueberwintern  zurückblieben  244  Stück  lebende 
Cocons  Schweizerzucht  und  108  Stück  noch  lebende 
Larven  der  direct  aus  Indien  importirten  Cocons,  welche 
noch  nicht  ausgeschlüpft  sind.  —  Gestützt  auf  diese 
Resultate  durfte  daher  am  Schlüsse  Dr.  Henzi  mit  eini- 
gem Rechte  die  vor  zwei  Jahren  von  Dr.  Chavannes  ge- 
hegte, aber  im  Verlaufe  der  Zeit  nicht  vollständig  erfüllte 
Hoffnung,  diese  interessante  Species  für  Europa  accli- 
matisirt  zu  sehen,  von  neuem  aussprechen  und  ein  blei- 
bendes günstiges  Resultat  seiner  Bemühungen  für  die 
Acclimatisation  dieser  werthvollen  Thiere  in  Europa  be- 
anspruchen. (Siehe  Berner  Mittheilungen  Jahrgang,  1869, 
pag.  206.) 


r 


592.  Sitzimg  vom  5.  Fei 
(Abends  7  Uhr  bei  We 

Vorsitzender :   Der  Präsident  H 

—  Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  —  25  a 

—  2  Gäste. 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  S 
und  gutgeheissen. 

2)  Zum  ordentlichen  Mitglied 
Herr  Dr.  Christeller,  Arzt  in  Be 

3)  legt  Herr  Apotheker  Sluder 
Seilschaft  die  Rechnung  vom  Jahre 
Die  Summe  der  Einnahmen  betr 

n  »  t,     A  usgab  en  „ 

Es  ergibt  sich  somit  ein  Activsaldo 
Auf  31.  Dec.  1868  betrug  das  Vern 
Es  hat  sielt  demnach  im  Jahre  1869 

grösserer  Druckkosten  verminder 

Diese  Rechnung  wurde  nach  get 
die  beiden  Rechnungsexaminatore 
Apotheker,  und  Friedr.  Güder,  Kat 
Empfehlung  hin  unter  bester  Verde 
Recbnungsgeber  als  getreue  und 
gutgeheissen  und  passirt. 

4)  Die   von  Herrn  Oberbibliot 
Jahr  1869  abgelegte  Rechnung  erga 
an  Einnahmen 
an  Ausgaben 

der  Rechnungsgeber  bleibt  somit 
herausschuldig    . 

Bern.  MiltheLl.  1870. 


Auch  sie  wurde  auf  die  Empfehlung  der  beiden  Herren 
Rechnungsexaminaloren  als  eine  richtige  genehmiget  und 
zur  weiteren  Verhandlung  an  das  Cenlralcomtte  der 
schweizerischen  naturforschenden  Gesellschaft  gewiesen, 
unter  Verdankung  der  gehabten  Mühwaltung  an  den  Herrn 
Rechnungsgeber. 

5)  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Schwarzenbach  einenVorlrag 
über  die  Leistungen  in  der  unorganischen  Chemie  im 
Jahre  1869. 

7}  Im  zweiten  Akte  demonstrirte  Herr  Burri ,  stui 
ehem.,  die  Plateau'schen  Gleichgewichtsb'guren  und  zeigte 
der  Gesellschaft  einige  Versuche  über  freie  Axen. 

593.  Sitzung  vom  19.  Febmar  1869. 

(Im   physikalischen   Cabiiict   Nr.   14   der   Hochschule. 
2ter  Akt  bei  Webern.) 

Vorsitzender:  Der  Präsident  Prof.  Dr.  Forster.  — 
Secretär  Dr.  R.  Henzi.  —  34  anwesende  Mitglieder.  — 
3  Gäste. 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
und  gutgeheissen. 

2)  hielt  Herr  Prof.  Förster  einen  Vortrag  über  die 
Holtz'sche  Influenzmaschine  und  mit  derselben  anzu- 
stellende Versuche. 

Der  Vortragende  entwickelte  zuerst  die  Theorie  der 
Electricitätserregung  durch  die  Influenzmaschine  und 
demonstn'rte  dann  an  einem  Instrument  von  Ruhmkorf 
in  Paris  die  grosse  Ueberlegenheit  dieser  Maschine  über 
die  gewöhnlichen  Electrisirmaschinen.  —  Um  den  nach- 
theiligen Einfluss  der  Feuchtigkeit  möglichst  zu  beschrän- 
ken, war  die  Maschine  auf  einem  Tische  mit  durchbro- 
chener Platte ,   unter  welchem   sich  ein  Becken  mit  glü- 


henden  Holzkohlen  befand,  aufgestellt, 
waren  so  beständig  von  einem  warmen 
spühlt,  welcher  sich  in  derlhat  so  wirkt 
die  Fun ken länge  nach  einer  Stunde,  v 
37  Personen  in  dem  Zimmer  geathmet  hi 
ringen  erschien.  Die  Quantität  der  gelieret 
menge  wurde  durch  Laden  einer  Hatte 
Oberfläche  nachgewiesen. 

Zum  Schlüsse  zeigte  der  Vortragen 
Versuch  von  Wüllner,  die  Erzeugung  < 
Spectrum's  mit  einer  Frauenhofer'schen 

Durch  eine  Geissier'sche  Röhre,  v< 
gas  enthaltend,  liess  man  die  Entladunj 
Hasche,  bei  sehr  geringer  Schlagweite, 

—  Vor  dem  mittleren  capülaren  Theile 
Hoffmann'sclies  Spectroscop ,  mit  wel 
Spectrum  des  Chlors  beobachtete.  —  Als 
vergrössert  wurde,  trat  zum  Chlorspectru 
gelbe  Natriumlinie  und  ein  sehr  schönes  C 

—  Eine  weitere  Vergrösserung  der  Schi; 
Folge,  dass  die  Lichtlinie  im  capülaren  Th 
ordentliche  Intensität  gewann  und  im  Sp< 
continuirüches  Spectrum  mit  der  dun 
liofer'schen  Linie  D  zeigte. 

Die  Entstehung  derselben  erklärt  \\ 
Wenn  die  Schlagweite  eine  gewisse 
hat,  so  bewirken  die  heftigen  Entladunge 
von  kleinen  GEassplitterchen  im  capillare: 
res.  —  In  der  Thal  erscheint  dieser  1 
Reihe  von  Entladungen  ganz  matt.  Di 
welche  jeder  Entladungsschlag  losreisst 
denselben  zum  Weissglühen  erhitzt  und 
ein  continuirüches  Spectrum.    Enthält  di 


Rohres  nur  Natrium  Verbindungen,  wie  dieses  wohl  immer 
der  Fall  ist,  so  glühen  die  besprochenen  festen  Theile 
in  einer  Nairiumalmosphäre,  in  welcher,  ganz  analos 
wie  in  der  Sonneoatmosphäre,  durch  Absorption  die  helle 
gelbe  Natriumlinie  in  die  dunkle  Frauen hofer'sche  Linie  D 
verwandelt  wird. 

Dieser  schöne  Versuch  ist  ein  neuer  Beweis  für  die 
Richtigkeit  der  geistreichen  Theorie  Kirchhoff's  über 
die  Entstehung  der  Frauen hofer'schen  Linien  und  die 
Constitution  der  Sonne. 

3)  Dr.  Flückiger  berichtet  über  eine  Reihe  von 
Versuchen,  welche  er  ausgeführt  hat,  um  sich  über  die 
Bedingungen  aufzuklaren,  unter  denen  die  Wasserglas- 
lösung,  zunächst  das  Natriumsilicat,  durch  neutrale  oder 
alkalische  Substanzen  zersetzt  wird.  —  Es  ergibt  sich, 
dass  die  am  reichlichsten  in  Wasser  löslichen  Salze  der 
Alkalien  in  gesättigter  Lösung  ganz  atigemein  das  Ver- 
mögen besitzen,  Kieselerde  aus  einer  Siükallösung  von 
1,392  Spec.  Gewicht  abzuscheiden.  Salze  des  Ammo- 
niums, Natriums,  Lithiums,  Kaliums  zeigen  durchweg  diese 
Eigenschaft,  sofern  sie  bei  mittlerer  Temperatur  nicht 
über  drei  Theile  zur  Losung  beanspruchen.  Am  aller- 
empfindlichsten  scheint  wohl  Chlorammonium  zu  sein. 
welches  noch  Kieselerde  aus  einer  Auflösung  abzuschei- 
den vermag,  welche  nur  noch  ungefähr  2  p.  Ct.  Natrium- 
siükal  enthält.  Salzsaures  Methylamin  und  Aethylamio 
wirken  bei  so  grosser  Verdünnung  nicht  mehr.  —  Merk- 
würdige Verhältnisse  bot  das  Natriumnttrat  dar,  wenn  es 
mit  käuflicher  Wasserglaslösung  [sie  war  keineswegs  frei 
von  Chlorüren  und  Sulfaten]  von  angegebener  Concen- 
tration  (entsprechend  62.8%  Natriumsilicat)  gemischt  wird. 
Löst  man  z.  B.  den  Natronsalpeter  in  2  Theilen  Wasser 
und  setzt  zu  dieser  Auflösung  gleichviel  Wasserglastösung. 


^J 


su  erfolgt  bei  mittlerer  Temperatur  keine  Abschei 
von  Kieselsäure,  wohl  aber  wenn  das  Gemisch  in  W; 
von  nur  54°  C.  eingetaucht  wird.  Bei  der  Abkill 
löst  sich  jedoch  die  Kieselerde  alsbald  wieder  au 
Dieses  Verbalten  ist  so  höchst  auffallend,  dass  es 
sehr  wohl  zu  einem  instruktiven  Vorlesungsvers 
eignet.  —  Weinsaures  Calcium  in  Kalilauge  gelöst, 
bekanntlich  ein  ähnliches  Verbalten. 

Unter  die  Salze,  welche  Kieselerde  abscheiden. 
hört  auch  das  Chlornatrium.  Es  liegt  daher  nahe 
fragen,  ob  nicht  vielleicht  ein  Theil  der  in  der  l 
vorkommenden  Kieselerde  dem  Zusammentreffen 
Silicatauflösungen  mit  Chlornatrium  oder  Clorammo: 
ihre  Abscheidung  zu  verdanken  habe.  Indem  Dr.  Flücl 
derartige  Möglichkeiten  vergleicht  mit  den  Bedingur 
unter  denen  sich  die  beschriebenen  Beactioncn  im 
boralorium  hervorrufen  lassen,  findet  er  in  der  Tha 
Annahme  von  ähnlichen  Vorgängen  in  der  Natur 
ungerechtfertigt.  Freilich  ist  die  im  Laboratorium 
nassem  Wege  abgeschiedene  Kieselsäure  immer  am« 
und  anzunehmen,  dass  höherer  Druck  und  intensive  1 
bei  sehr  langer  Einwirkung  eine  Kristallisation  der  Ki 
süure  in  früheren  geologischen  Perioden  zu  Stande 
bracht,  führt  auf  das  unsichere  Gebiet  von  Hypoth< 

Wenn  übrigens  der  Versuch  mit  Natronsalpeter 
geringere  I.ösliehkeit  der  Kieselsäure  (oder  wenn 
will  basischer  Silicate)  in  der  Hitze  andeutet,  so  t 
hei  Anwendung  von  Ammoniak  merkwürdiger  Weise 
Umgekehrte  statt,  wie  Dr.  Flückiger  der  Gesellschaft  ? 
Setzt  man  \0  Theilen  der  erwähnten  Wasserglaslo 
2  Tlieile  Ammoniak  von  0,921  Spec.  Gewicht  zu,  so 
der  grösste  Theil  der  Kieselsäure  heraus,  löst  sich 
wieder,   wenn  die  wohl  verstopfte  Flasche  auf  ung< 


90°  C.   erwärmt    wir 

mit  6  bis  8  Theilen 

bis  die  anfangs  ausg 

löst,  so  trennt  sich  r 

in  zwei  Schichten  vi 

schwimmt  der  dünnfl 

Silicat  enthalt  und  < 

aufgenommen  hat,  u 

men   farblosen  syrupdicken   Schicht  gegen   40%  Silicat 

finden.     Das  Ammoniak  hat  also  eine  höchst  merkwürdige 

Diffusion  der  verschiedenen  Bestandteile  des  Gemenge? 

veranlasst,    Namentlich  erweiset  sich  die  untere  Flü'ssig- 

koits schiebt   ganz   oder   beinahe   frei    von  Chlorur  und 

Sulfat. 

Die  Abscheidung  der  Kieselerde  durch  wasserbegie- 
rige Salze  möchte  dafür  sprechen,  dass  es  sich  um  eine 
Wasserentziehung  handle.  Aber  schon  die  Wirkung  des 
Ammoniaks  Eässt  sich  nicht  hierauf  zurückführen,  und 
noch  weniger  diejenige  einiger  indifferenter  organischer 
Substanzen,  welche  ebenfalls  Kieselerde  aus  Wasserglas 
zu  füllen  vermögen,  wie  z.  B.  Gummi,  Phenol,  Kreosot, 
während  gerade  umgekehrt  Zucker  und  Glycerin,  welche 
sich  so  sehr  leicht  in  Wasser  lösen,  diese  Fähigkeit  nicht 
besitzen. 

5)  macht  Herr  Jenzer,  Director  der  Sternwarte  ia 
Bern,  einen  Bericht  über  die  meteorologischen  und  forst- 
lichen Stationen  im  Kanton  Bern.    (Siehe  Abhandlungen.) 

594.  .Sitzung  vom  5.  März  1869. 

(Abends  7  Uhr  bei  Webe*.) 
Vorsitzender:    Der   Präsident   Prof.    Dr.  Forster.  —     | 
Secrelär  Dr.  B.  Henzi.    —  38  anwesende  Mitglieder.  —     | 
2  Gaste. 


XV 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
und  gutgeheissen. 

2)  Zu  ordentlichen  Mitgliedern  werden  angenommen: 

a)  Herr  Albert  Rytz  allie  Fueter,  Pfarrer  in 
Wimmis. 

b)  Herr  Moritz  David  von  Lausanne,  Secretär 
beim  eidgenössischen  Handels-  und  Zolldepar- 
tement. 

c)  Herr  J.  J.  Schneider  von  Altstetten,  Kanton 
St.  Gallen,    Lehrer   der  Pädagogik  und  Natur- 

* 

Wissenschaft  an  der  Bächtelen-Anstalt. 

d)  Herr  J.  Friedr.  Schär,  Seminarlehrer  in 
Münchenbuchsee. 

3)  Herr  Isidor  Bach  mann  hält  einen  Vortrag  über 
die  bisher  im  Kanton  Bern  conservirten  erratischen  Blöcke, 
welcher  in  extenso  in  den  Abhandlungen  erscheinen  wird; 
zugleich  macht  er  die  Gesellschaft  mit  unten  wörtlich 
folgendem  Abtretungsvertrag  der  Gemeinde  Attiswyl  be- 
kannt, in  Folge  dessen  die  bernische  naturforschende 
Gesellschaft  in  Zukunft  alleinige  Besitzerin  eines  grossen 
im  Burchwald  liegenden  Fündlings  geworden  ist.  —  Dieser 
lautet : 

Abtretungsvertrag. 

Die  Burgergemeinde  von  Attiswyl,  Kantons  Bern, 
erklärt  hiermit,  dass  sie  durch  Gemeindsbeschluss  vom 
5.  Juni  1869  der  naturforschenden  Gesellschaft  von  Bern 
verkauft  und  zum  Eigenthum  abgetreten  habe  einen 
grossen  Granitfindling,  in  dem  ihr  angehörenden 
Burchwald  im  Gemeindsbezirk  Attiswyl  liegend.  — 

Beide  Partheien  verpflichten  sich,  diesen  Granit- 
fündling  nicht  zu  zerstören,  sondern  ihn  von  nun  an  auf 
Ort  und  Stelle  zu  belassen  in  seinem  jetzigen  und  bis- 
herigen Zustand.  — 


XV! 

Der  Kaufpreis  wurde  festgestellt  auf  sechs  zig 
Franken,  welche  auf  heute  baar  bezahlt  wurden  und 
wofür  hiermit  bestens  quittirt  wird. 

Der  Stein  wird  auf  Kosten  der  naturforschenden  Ge- 
sellschaft mit  einer  Inschrift  (NG.  BERN.)  bezeichnet 
werden. 

Also  geschehen  und  in  zwei  gleichlautenden  Doppel 
ausgeführt  in  Attiswyl,  den  49.  Juni  4869. 

Namens  der  heroischen  natur-      Hamens  der  Burgergemeindt 
forschenden  Gesellschaft:  von  Attiswyl: 

Friedr.  Bürki,  altGrossrath.  Der  Präsident 

Isidor  Bachmann.  Joh.  Ryff. 

Edmund  von  Fellenberg,  Der  Secretär 

Geolog.  Friedrich  Zurlinden. 

Auf  Antrag  des  Herrn  Prof.  B.  Studer  votirt  hier- 
auf die  Gesellschaft  dem  Triumvirate  Bürki,  Bachmann 
und  Fellenberg  für  die  vielfach  gehabten  Mühwaltungen 
in  Sachen  der  Conservirung  der  erratischen  Blöcke  ihren 
Dank,  und  beschliesst  ferner,  die  vollen  Kosten  für  An- 
fertigung dreier  Abbildungen,  welche  zu  obigem  Vortrage 
gehören,  durch  die  Gesellschaftskasse  decken  zu  wollen. 

Das  Orginal  des  Abtretungsvertrages  wird  im  Ge- 
sellschaftsarchiv deponirt. 

4)  zeigt  Dr.  Flückiger,  Staatsapotheker,  dass  auch 
das  Chi  oral  zu  den  Körpern  gezählt  werden  muss, 
welche  das  Wasserglas  in  der  früher  von  ihm  angege- 
benen Weise  zu  zersetzen  vermögen.  Indem  er  nun 
jenen  Körper,  d.h.  das  krystallisirte  C  hloralhydrat, 
der  Gesellschaft  vorlegt,  bespricht  er  dessen  Darstellung 
und  chemische  Constitution,  sowie  seine  wichtigsten 
physikalischen  Eigenschaften.  Den  Schmelzpunkt  des 
Hydrates   fand   Dr.  Flückiger   bei  49°  C. ,    wenn  kleine 


Mengen  in  einem  engen  Röhrchen  geprüft  werc 
sehnlichere  Stücke  von  Chloraihydrat  verüüssi 
aber  erst  bei  ungefähr  55°.  Ueber  <00°  lässt  es 
zersetzt  sublimiren. 

Der  Vortragende  deutet  ferner  im  Hinblicke 
Bildung  und  die  Formel  des  Chloials  einige  de 
mentalsätze  der  modernen  Chemie  an,  die  sich  i 
aus  der  Substitutionslehre  von  Dumas  heran: 
haben  und  jetzt  das  gesammte  Lehrgebäude  dei 
durchdringen.  Endlich  führt  Dr.  Flückiger  die  Ze 
des  Chlorals  in  Ameisensaure-  und  Chloroform  d 
kalien  vor,  worauf  Liebreich  in  neuester  Zeit  d 
cinische  Anwendung  des  interessanten  Körpers  g< 
hat.  Bringt  man  Wasserglas  mit  Chloral  in  Auflb 
sammen ,  so  ruft  das  freie  Alkali  des  ersteren 
treten  von  Ameisensäure-Salz  hervor,  auf  dessei 
wart  alsdann  auch  die  Ausscheidung  von  Kiesel: 
rückzuführen  ist. 

5)  macht  Herr  Dr.  Henzi  die  Gesellschaft 
während  dieses  Winters  aussergewöbnlich  mas 
Auftreten  der  Podura  simüata (Nicolet)  aufmerksan 
Thierspezies  gegenwärtig  zwischen  Uliigen  un( 
dorf  in  fabelhaft  grossen  Mengen  kolonienweise  im 
zenden  Schnee  beobachtet  werden  kann.  I 
Thierchen ,  obschon  dem  unbewaffneten  Auge 
kaum  sichtbar,  eine  blauschwarze  Körperfarbe  I 
so  färben  sie  Stellen  des  Schnees ,  wo  sie  in 
Mengen  bei  einander  auftreten,  schwarz  und  la 
wie  mit  Russ  bedeckt  erscheinen,  welcher  Um: 
der  fälschlichen  Benennung  des  „schwarzen  Si 
Veranlassung  gegeben  hat.  So  war  besonders  i 
der  Landstrasse  längs  eines  Waldsaumes  zwiset 
gen  und  Kirchdorf  beim  sogenannten  „Tav  elli* 

Bern.  Mittheil.  1870.  *  * 


XVIII 

ganzen  Breite  und  in  einer  Längenausdehnung  von  bei- 
läufig 400  Schritten  dem  Anscheine  nach  wie  mit  einer 
dicken  Lage  von  Russ  überschüttet,  die  an  einzelnen 
Stellen  5  bis  6  Linien  hoch  lag.  Wo  der  schmelzende 
Schnee  irgend  eine  kleine  Lache  gebildet  hatte,  zeigten 
sich  diese  russähnlichen  Massen  in  grösserer  Dicke  auf 
dem  Wasser  schwimmend,  Boden  und  Schnee  verdeckend. 
Mit  Leichtigkeit  hätte  man  mit  einem  geeigneten  schau- 
feiartigen  Instrumente  in  kurzer  Zeit  ein  „Mass"  voll 
derselben  aufsammeln  und  manches  Glas  damit  anfüllen 
können.  Eine  Viertelstunde  mehr  gegen  Kirchdorf  be- 
fand sich  eine  andere  Stelle,  woselbst  dasselbe  Phänomen. 
In  ganz  gleicher  Massenhaftigkeit  traten  auch  hier  wieder 
Milliarden  und  Milliarden  dieser  kleinen  schwarzen  sprin- 
genden Thierchen  auf  und  wimmelten  in-,  auf-  und  durch- 
einander. Ebenso,  mehr  gegen  Uttigen,  ähnliche  schwarze 
Flecke  im  schmelzenden  Schnee  und  Kolonien  derselben 
Thiere.  Das  erste  Auftreten  derselben  wurde  am  48.  Fe- 
bruar bei  eintretendem  Thauwetter  beobachtet;  durch 
frischgefallenen  Schnee  momentan  bedeckt,  verschwan- 
den sie,  um  bei  wieder  eingetretenem  Thauwetter  von 
Neuem  in  scheinbar  vermehrter  Menge  aufzutreten. 

Der  Vortragende  zeigte  einige  von  ihm  nach  der 
Natur  unter  dem  Microscop  angefertigte  Abbildungen  dieser 
Thiere  vor  und  verglich  sie  mit  dem  Gletscherfloh  (Desoria 
saltans),  welcher  der  gleichen  Thierfamilie  angehört  und 
auf  unsern  Gletschern  ebenfalls  oft  in  grossen  Mengen 
auftritt.  Er  gab  auch  hiervon  eine  Abbildung  herum,  und 
demonstrirte  schliesslich  im  zweiten  Akte  lebende  Thiere 
unter  dem  Microscope. 

6)  Der  von  Herrn  A.  Grüner  über  Farben- 
mischungen angekündigte  Vortrag  wird  auf  seinen 
Wunsch  hin  auf  eine  spätere  Sitzung  verschoben. 


7)  Im  2.  Akte  demonstrirte  Herr  Prof.  Dr.  F  o 
den  schönen  Melde'schen  Versuch  über  Schwingung. 
Saiten. 

595.  Sitzung  vom  19.   Mftrz  1870. 

Abends  7  Uhr  bei  Webern. 

Vorsitzender:  Der  Präsident  Prof.  Dr.  Forst 
Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  —  26  anwesende  Hitglied 
1  Gast. 

1)  Auf  Antrag  des  Herrn  Bürki  bescbüesst  di 
sellscbaft,  den  von  der  Bnrgergemeinde  Attiswyl 
kauften  Findling  (siehe  Protokoll  der  594.  Sitzung 
naturliistorischen  Museum  der  Stadt  Bern  abzu 
Dieser  Beschluss  wird  auf  dem  Abtretungsvertrag! 
merkt,  durch  Unterschrift  des  Präsidenten  und  Sei 
der  Gesellschaft  bescheinigt  und  das  Dokument 
Bürki  zur  weitern  Verfügung  übergeben. 

2)  beschliesst  die  Gesellschaft,  dem  akadem 
Leseverein  der  k.  k.  Universität  und  der  steiermärki 
landwirtschaftlichen  technischen  Hochschule  in  Gr 
sein  Ansuchen  hin  ihre  Mittheilungen  von  nun  an 
zu  übersenden. 

3)  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Fischer  über  die  an  < 
sehen  Blöcken  vorkommenden  Pflanzen  einen  V 
(s.  Abhandlungen). 

4)  sprach  Herr  Prof.  Dr.  Perty  über  die  Klas 
Schwämme  oder  Spongien  und  zeigt  hiebet  lebend 
fossile  Arten,  unter  ersteren  die  schone  Euplecteüa , 
gillum  (Owen)  von  den  Philippinen  vor,  nebst  miki 
pischen  Präparaten  von  Kieset-  und  Kalkgebilde 
wie  von  Eiern   der  Spongien.    Der  eminente  Geii 


XX 

Aristoteles  hat  bereits  die  Schwämme  als  thierische  Wesen 
erkannt  und  er  sagt  im  5.  Buch,  4.  Cap.  seiner  Thier- 
geschichte  von  ihnen:  »Wie  man  versichert,  so  haben 
sie  auch  Empfindung;  wenn  sie  nämlich  merken,  dass 
sie  abgerissen  werden  sollen,  so  ziehen  sie  sich  zusam- 
men und  sind  schwerer  loszureissen.  Dasselbe  thun  sie 
auch  bei  starkem  Wind  und  Wellenschlag,  um  nicht  ab- 
zufallen. Einige  zweifeln  freilich  daran,  z.  B.  die  Ein- 
wohner von  Torone.«  Unter  den  Neuern  spricht  Cavolini 
davon,  dass  die  Spongien  auf  Reize  reagiren,  ihre  Oeff- 
nungen  zusammenziehen  und  schliesscn,  später  sie  wieder 
öffnen.  Sie  können  die  Wasserströme  willkürlich  aus- 
stossen  oder  sistiren ;  dabei  müssen  nothwendig  die  ein- 
zelnen belebten  Zellen  zusammenwirken.  —  In  Martios 
Lehrbuch  der  pharmac.  Chemie,  Stuttgart  1838,  steht 
S.150:  »In  Japan  und  Brasilien  trennen  die  Fischer  und 
Taucher  die  Meerschwämme  nur  mit  der  blossen  Hand, 
wobei  sie  einen  krampfhaften  Schmerz  erzeugen,  gleich- 
sam als  wenn  sie  sich  gegen  die  trennende  Hand  zur 
Wehre  setzen  wollten.«  —  Auch  der  Altmeister  Linne  hat 
die  Schwämme  in's  Thierreich  gestellt,  während  viele 
Neuere,  darunter  Oken  und  Burmeister,  sie  dem  Pflanzen- 
reiche zuweisen;  jetzt  ist  die  thierische  Natur  vollständig 
erwiesen  und  sie  nehmen  unter  den  Protozoen  sogar  die 
höchste  Stelle  ein  und  nähern  sich  den  Coelenteraten. 
Nachdem  der  Vortragende  die  Reihe  der  Forscher  an- 
geführt hatte,  welche  sich  in  neuerer  Zeit  mit  den  leben- 
den und  fossilen  Schwäramen  beschäftigt  haben,  bemerkt 
er,  dass  schon  Lamarck  130  Spezies,  Lamouroux  200 
aufzählte ;  dass  Oscar  Schmidt  allein  im  adriatischen 
Meere  115  Arten  auffand,  worunter  95  neue,  und  dass  die 
Zahl  der  jetzt  lebenden  Species  wohl  1000  betragen  möge, 
wovon  eine  sehr  grosse  Zahl  dem  stillen  Ocean  angehört 


~p:  '^ 


XXI 


Alle  Schwämme  sind  auf  einer  Unterlage  angewachsen ; 
manche  überziehen  als  Krusten  Algen;  Conchylien,  Steine, 
andere  stellen  sphäroidische   oder  amorphe  Massen  dar, 
wieder  andere  erheben  sich  als  Säulen,  Trichter  oder  in 
verzweigter  Form;   ihre  Grösse  wechselt  von  der  eines 
Stecknadelknopfes  bis  zu  drei  und  mehr  Fuss  Höhe.    Die 
Farben  sind  gelblich,  röthlich,  bräunlich  bis  dunkelbraun. 
Hie   Halisarcina,    Fleischschwämme,    haben   weder   ein 
Hörn-,  noch  ein  Kiesel-  oder  Kalkskelet  und  bestehen 
bloss  aus  den  amöboiden  Schwammzellen;  sie  sind  weich 
und  ganz  unregelmässig  von  Form.  Bei  den  Ceratospongia, 
Hornschwämmen,  ist  das  Gerüst  nur  von  Hornfäden  ge- 
bildet; hieher  gehören  die  gewöhnlichen  Waschschwämme, 
Euspongia  officindlis  aus  dem  Mitteimer   und  Euspongia 
usüatissima   von  den   amerikanischen  Küsten.     Bei  den 
Gumminea,  Kautschoukschw  ämmen,  besteht  das  Parenchym 
aus  sehr  feinen  Fasern  und  enthält  nur  manchmal  Kiesel- 
nadeln,  während   bei   den  Halichondrina ,    den  Kiesel- 
schwämmen,  das  Gerüst  aus  Hornfäden  und  Kieselnadeln 
oder  nur  aus  letztern  besteht.    Dieses  ist  die  zahlreichste 
Ordnung.    Bei  einigen,  die  man  unter  dem  Namen  Cor- 
ticata  absondern   wollte,    entwickelt   sich    ein  faseriges 
Rindengewebe.    Die  Calcispongia,  Kalkschwämme,  haben 
ein  aus  Kalknadeln  gebildetes  Skelet.  Was  die  Hornfäden 
betrifft,  welche  durch  vielfache  Verwebung  ein  von  un- 
zähligen Poren  durchbrochenes  Netz  formiren,    so  be- 
stehen sie  aus  Fibroin,  einer  mit  dem  Fibrin  und  zugleich 
mit  den  leimgebenden  Verbindungen  verwandten  Substanz. 
Die  Kiesel-  und  Kalkkörperchen,  welche  in  unzählbarer 
Menge  da  sind,  entwickeln,  namentlich  erstere,  eine  grosse 
Verschiedenheit   der  Formen,    sind  nadeiförmig,   steck  - 
nadelförmig,  krückenförmig,  armleuchterförmig,  sternför- 
mig, elliptisch,  kugelig  etc.     Die  weichstachligen  Hörn- 


schwämme  ohne  Nadeln 
bekanntlich  zum  Wasche 
gen  ihres,  obschon  seh 
zu  Heilzwecken  gebrauc 
Der  Vortragende  gib 
des  Baues  und  der  Fui 
Zwischen  den  Maschen 
vorhanden  ist)  belinden  s 
amöboider  Art,  Fortsatz 
ziehend,  den  Organismus 
pirungen  und  Modih'calio 

und    geschlechtlichen    F__.r c_  _  B___ 

Automatisch  bewegte  Wimperzellen,  in  besondere  kuglige 
Wimperschläuche  gesammelt,  unterstütze»  durch  ihre 
Bewegung  die  Cirkulation  des  Wassers,  das  durch  zahl- 
lose Poren  in  innere  Kanäle  eindringt  und  durch  eine 
oder  wenige  grosse  Oeßhungen  wieder  ausfliesst.  Durcb 
die  Wasserströmungen  gelangen  auch  die  Nahrungstoffe 
in  das  Innere  des  Schwammes  und  werden  durch  die 
Zellen  assimiÜrt,  wobei  kleine  Thiere  rasch  getödtet  wer- 
den; jeder  fremde  Körper  wird  von  jenen  Zellen  um- 
flössen  und  eingehüllt.  In  zu  lange  nicht  erneuertem 
Wasser  verschliessen  die  Spongien  ihre  Oeffnungen  und 
zuletzt  sterben  sie.  Manchmal  zieht  sich  (bei  SpongüU) 
der  ganze  Körper  langsam  zusammen  oder  trennt  sich 
in  mehrere  Theile.  welche  sich  wieder  nähern  und  zu 
einem  einzigen  Körper  verschmelzen  können.  Auch  junge 
Individuen  verschmelzen  oft  mit  einander,  Stücke  zer- 
schnittener Seeschwämme  vereinigen  sich  wieder,  ja 
selbst  verschiedene  Individuen  von  Seeschwämmen,  je- 
doch derselben  Art,  wenn  man  sie  dicht  an  einander 
drängt,  verwachsen  zu  einem  einzigen.  Die  Spermatozoidtn 
erzeugen  sich  in  Multerzellen;  der  aus  den  befruchteten 


Eiern  hervorgehende  bewimperte,  nach  Infusorienart 
herumschwimmende,  dann  sich  festsetzende  und  in  e 
Schwammkörper  umwandelnde  Embryo  soll  sich  ma 
mal  theileo.  Bei  der  ungeschlechtlichen  Fortpflan: 
tritt  eine  Gruppe  von  amöboiden  Zellen  zusammen, 
cystirt  sich  bei  SpongiUa  in  einer  Kieselkapsel  mit  roh 
förmigem  Fortsatz,  kriecht  im  Frühjahr  aus  demse 
hervor  und  gestaltet  sich  ebenfalls  zu  einem  Schwa 
Die  Sippen  Viva  und  Thooaa  sind  algenartig  verä 
und  durchbohren  Felsen ,  Korallenstöcke  und  an 
harte  Körper  auf  eine  noch  unerklärte  Weise,  jeden 
nicht  durch  ausgeschiedene  Säuren,  sondern  viellt 
durch  Reiben  mit  ibrer  rauhen  Kieselrinde.  Die  grt 
Lebensthätigkeit  entwickeln  die  Schwämme  im  Früfc 
und  Sommer,  im  Herbst  und  Winter  tritt  ein  Ruhestac 
ein.  Ihre  Lebensdauer  scheint  nach  den  Arten  sehr 
schieden  zu  sein.  Ausser  SpongiUa,  welche  zu 
Kieselscbwämmen  gehört,  lebt  nur  noch  die  wenig 
kannte,  zu  den  Hornschwämmen  zählende  Somattspa 
im  Süsswasser  und  zwar  in  England,  —  alle  and 
Schwämme  sind  Meerbewohner.  Fossile  Arten  kennt 
über  500,  wovon  31  den  ältesten  Perioden,  49  der  T 
85  dem  Jura,  208  der'  Kreide,  69  der  Tertiärzeit  ai 
hören;  manche  fossile  Schwämme  wurden  wegen  ii 
sternförmigen  Kanalöffnungen  für  Anthozoen  gehalte 
Die  Individualitätsfrage  ist  bei  den  Schwämmen, 
bei  maochen  anderen  Organismen  des  niedern  Thierreic 
nicht  so  leicht  zu  entscheiden.  Der  frühem  Ansicht,  < 
sie  polymorphe  Tbierslöcke  seien  und  die  einzelnen  i 
Bau  und  Funktion  verschiedenen  Zellen  die  Individi 
ist  eine  andere  entgegengetreten,  nach  welcher  sie 
heitliche  Organismen  und  die  Zellen  eben  ihre  Elemec 
tbeile  sind.    Dabei   ist  man  aber  wieder  geneigt. 


ongien,  welche  mehrere  grosse  Ausgangsöffnutigen 
)en,  für  aus  mehreren  Individuen  zusammengesetzte 
cke  zu  betrachten  und  die  mit  einer  Ausgangsüffnong 
einheitliche  Individuen. 

Der  Vortragende  macht  auf  ein  Gesetz  aufmerksam, 
möge  welchem  in  jeder  grösseren  Gruppe  von  Orga- 
men sich  eine  Mannigfaltigkeit  der  Formen  und  Bil- 
igen  reaüsirt,  so  weit  es  eben  die  Natur  jeder  Gruppe 
•tattet.  Demzufolge  nimmt  man  auch  bei  den  Spongiec 
e  überraschende  Verschiedenheit  der  Formen,  des 
aes  und  der  Lebensweise  wahr.  Ein  anderes  Gesetz 
dieses,  dass  irgend  ein  Organ,  ein  Charakter,  eine 
schaffenheit,  welche  für  eine  bestimmte  Gruppe  cba- 
teristisuh  sind,  von  leiser  Andeutung  bis  zu  über- 
ssiger  Grösse  und  Ausdehnung  vorkommen  kann.  Für 

meisten  Spongien  sind  Kieselbildungen  cliarakteri- 
ch;  sie  wechseln  von  fast  unsichtbarer  Kleinheit  bi< 
der  kolossalen  Grösse  der  (mit  einem  inneren  Kanal 
■sehenen)  Nadein,  wie  sie  die  Sippen  Hyalonema  um: 
plectella  zeigen,  wo  Büschel  mehrere  Zoll,  ja  bis  einen 
äs  langer  Kieselnadeln  vorkommen.  Hyalontma,  zu* 
;t  nur  von  Japan  bekannt,  findet  sich  auch  an  der 
rtugiesischen  Küste,  im  mexikanischen  Golf  und  in  de: 
rdsee;  Loven  unterscheidet  #.  Sieboldi  Gray  aus  dein 
anesischen  Meere,  lunitanicum  de  Docage  im  atlanti 
ien  Ocean  und  boreale  aus  der  Nordsee,  also  3  Arten. 
>aner  tragen  manchmal  die  Nadelbündel  von  B.  Siebotöi 

Kopfputz.  Jede  Nadel,  jedes  Kicselkörperchen  über- 
jpt  soll  sich  in  einer  besonderen  Zelle  bilden;  —  wir 
issen  demnac!:  bei  den  Hyalonemeen  Zellen  von  riesi- 
'  Grösse,  etwa  wie  bei  der  Algensippe  Caulerpa  an- 
amen.  Bei  der  Bildung  der  Kiesel-  und  Kalkkörper 
I  sich  organische  Substanz  betheiligen ,   so  dass  ud- 


organische  und  organische  Schichte»  ir 
sein,  während  nach  einer  wohl  ric 
Kieselsäure  und  organische  Substanz  sie 
in  der  Pflanzenzellwand)  zu  einer  ho 
durchdringen.  Dieses  Verhällniss  so  wie  ( 
geschiente  der  sämmtlichen  Seeschwam 
weiteren  Forschung  vorbehalten  und  d 
Spongien  sieht  erst  im  Beginn  ihrer  Au 
die  wunderbare  Euplectella  Aspergiüu: 
wo  das  Kieselskelet  schönem  Spitzenge 
scheint  sie  bis  jetzt  nur  in  der  Gruppe 
aufgefunden  zu  sein.  Hyalonema  Biebol 
nach  Reger  auf  der  heiligen  Insel  Ino 
ger;  es  wird  aber  25  Meilen  davon  geh' 
wird  von  einem  parasitischen  Polypen, 
Potythoa  fatua  nennt,  röhrenförmig  übei 
richtigen  Begriff  von  dieser  Spongie  sein 
Veranlassung  wurde,  dass  man  auch  die  \ 
Schwammkörpers  noch  immer  nicht  gena 
5)  Im  zweiten  Akte  demonstrirte  Herr 
mit  einem  sehr  grossen  RuhmkorfTschen 

596.  Sitzung  vom  2.  April 

Abends  7  Uhr  bei  Webern. 

Vorsitzender :  Der  Präsident  Herr  P 
—  Secretär  Dr.  R.  Henzi.  —  26  arrwesec 
3  Gäste. 

i)  Das  Protokoll  der  2  vorhergeh 
wird  verlesen  und  genehmigt. 

2)  Herr  Prof.  Fischer  schenkt  der 
Exemplar  seiner  dritten  umgearbeiteten 
Auflage  der  Flora  von  Bern. 


3}  hielt  Herr  Director  Hermann  einen  Vortrag  Übet 
die  neuen  metrischen  Probemaasse  (siehe  die  Abhand- 
lungen). 

4)  machte  Prof.  Dr.  Fischer  ein  Referat  über  die 
neueren  Forschungen  und  Fortschritte  im  Gebiete  der 
physiologischen  Botanik  und  besprach  speziell  die  Be- 
deutung des  Chlorophylles  Tür  den  Ernäbrungsvorgang 
der  Pflanzen. 

5)  Im  zweiten  Akte  machte  Herr  Prof.  Dr.  Forster 
Demonstrationen  bezüglich  der  Nachweisung  von  Kohlen- 
oxydgas  im  Blute  von  im  Kohlendampf  erstickten  Thieren, 
durch  den  Spectralapparat. 


5ft7.  Sitzung  Tora  16.  April  1870. 
Abende  7  Uhr  bei  Webern, 

Vorsitzender:  Der  Präsident  Herr  Prof.  Dr.  Forster. 

—  Secretar   Dr.  R.  Henzr.  —  19  anwesende  Hitglieder. 

—  3  Gäste. 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verlesen 
und  gulgeiieissen. 

2)  Zu    ordentlichen    Mitgliedern    wurden    folgende 
Herren  aufgenommen : 

a.  Herr  Franz  Lindt,  Ingenieur,  von  Bern. 

b.  Herr  Dr.  Hermann  Pütz ,  geb.  zu  Oberpleis  bei 
Bonn  in  Rhempreussen ,  Professor  an  der  Thier- 
arzneiscbule  in  Bern. 

c.  Herr  Karl  Stampft  allie  Studer,  Buchdrucker,  von 
und  in  Bern. 

3)  berichtet  Herr  Burri,  stud.  phil.  Über  die  Resultate 
einer  Untersuchung  des  neuen  Wild'schen  Zucker-Pola- 


ristrobometer  (siehe  Abhandlung)  und  demonstrirte  den- 
selben im  zweiten  Akt. 

4)  hielt  Herr  Grüner  einen  Vortrag  über  Mischfar 
5]  Herr  Hauptmann  Otth  legt  der  Gesellschaft  se 
siebenten  Nachtrag  zu  dem  in  den  Mittheilungen 
Jahr  1844  enthaltenen  Verzeichnisse  schweizerischer  I 
vor,  sammt  Fortsetzung  der  Nachträge  von  den  Jal 
4846,  4850,  4857,  1863,  4865  und  186S.  Die  Gesellst 
beschliesst  den  Druck  derselben  in  den  Hittbeilui 
(siehe  Abhandlungen). 

6)  demonstrirte   Herr  Prof.    Forster    einige   ne 
akustische  Versuche. 

7)  Herr  A.  Grüner  erklärt  seinen  Austritt  aus 
Gesellschaft. 


598.  Sitzung  vom  30.  April  1870. 

Abends  7  Uhr  bei  Webern. 

Vorsitzender:  Der  Präsident  Herr  Prof.  Dr.  For 

—  Secretär:  Dr.  R.  Henzi.  —  28  anwesende  Hitglic 

—  2  Gäste. 

4)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verl 
und  gutgeheissen. 

2)  Zu  ordentlichen  Mitgliedern  meldeten  sich 
worden  angenommen  : 

a.  Herr  Dr.  K.  Leonbardt,  Professor   an  der   Tt 
arzneischule  in  Bern,  aus  Frankfurt  a.  M. 

b.  Herr  Karl  v.  Steiger  allie  v.  Steiger  von  Bern, 
zirksingenieur, 

c.  Herr  Wurstemberger  allie  v.  Watlenwyl,  Stadtft 
meister  von  Bern. 


3)  hielt  Herr  Ingenieur  Kuller  einen  Vortrag  über 
die  mathematischen  Gesetze,  welche  sich  beim  Wachs- 
ihum  der  Waldbaume  und  Waldbestande  finden  lassen 
(siehe  Abhandlungen). 

4)  bemerkte  Herr  Prof.  Dr.  Pütz  Einiges  über  die 
Portpflanzung  im  Thierreiche.  Der  Vortragende  sagt: 
Die  Frage,  ob  ausser  der  generatio  ex  ovo,  d.  i.  der  Ab- 
stammung neuer  Thier  Individuen  von  Eltern  durch  eint 
generatio  sponlanca  seu  sequi  voca,  d.  h.  eine  Entstehung 
thierischer  Organismen  ohne  Eltern  exislire,  solle  w 
diesen  Abend  nicht  sonderlich  beschäftigen  ,  insofern  er 
sich  die  Aufgabe  gestellt  habe,  nur  die  bisher  im  Thier- 
reiche thatsächlich  beobachteten  und  zum  Theil  näher 
gekannten  Entstehungsweisen  resp.  Entwicklungsfornea 
in  Kürze  neben  einander  zu  stellen.  —  Da  die  Ent- 
stehung eines  thierischen  Organismus  auf  dem  Wege  der 
generatio  aequivoca  bis  jetzt  von  Niemandem  beobachtet 
norden  sei,  so  wolle  er  mit  der  einfachen  Hcmerkwie. 
duss  die  Urzeugung  des  ^tatsächlichen  Beweises  enl- 
behre  und  mit  der  fortschreitenden  Erkenntniss  der  Em- 
wicklungsvorgänge  immer  mehr  an  Wahrscheinlichkeit 
abgenommen,  insofern  sie  viele  Stützen  nach  einander 
verloren  habe ,  zu  den  bekannten  Fortpflanzungsartei 
übergehen. 

Die  generatio  ex  ovo  theile  sich  zunächst  in  eis* 
u  n  geschlechtliche  und  in  eine  geschlechtliche. 
Erstere  werde  vorzugsweise  in  den  untersten  Thierreich» 
angetroffen  und  komme  entweder  durch  einfache  Tbei- 
lung  des  mütterlichen  Organismus  oder  durch  Knospen- 
bildung  an  demselben  zu  Stande.  —  Die  durch  letzteren 
Vorgang  entstehenden  neuen  Individuen  lösen  sich  ent- 
weder von  der'Multer  ab,  oder  sie  bleiben  mit  derselbeo 
verbunden  (Thiercolonie).  —   Die   Fortpflanzung  durch 


müssen,  welche  dann  sich  gegenseitig  begatten,  retp 
befruchten.  —  Entgegengesetzt  dem  wahren  Hermaphro- 
ditismus  treffen  wir  die  Getrenntgeschlechtlichkeit  oder 
den  Diclinismus  in  den  höhern  Thierreicben  als  aus- 
nahmslose Regel.  Was  man  hier  als  Zwitterbildung  be- 
zeichne, sei  niemals  ein  wahrer,  sondern  stets  nur  «i 
falscher  Hermaphroditismus ,  der  in  einer  Bildungsbem- 
inung  der  Genitalien  seinen  Grund  habe.  —  Ein  nonnl 
entwickeltes  Individuum  aller  Species  und  Gattungen  der 
hohem  Thierreihen  sei  demnach  entweder  männlich« 
oder  weiblichen  Geschlechts,  niemals  aber  werden  beide 
Geschlechtsapparate  in  einem  Individuum  der  höheren 
Thierreihen  zugleich  vollkommen  entwickelt  angetroffen. 
Da  indess  beim  Embryo  beide  Geschlechtsapparate  d 
der  Anlage  auftreten  und  in  den  spätem  Entwicklnngf- 
phasen  der  Regel  nach  der  eine  Apparat  sich  vollkommen 
entwickele,  während  der  andere  verkümmere,  so  könnet 
durch  Hemmung  in  dieser  Entwicklung  die  verschieden- 
artigsten  Missbildungen  im  Bereiche  der  Geschlecbb- 
werkzeuge  auftreten.  Es  kann  in  Folge  dessen  unter 
Umständen  Schwierigkeiten  verursachen,  das  betreffende 
Individuum  geschlechtlich  zu  klassifiziren;  in  den  meisto 
Fällen  aber  werde  früher  oder  später  mit  Leichtiglei 
festgestellt  werden  können ,  welchem  der  beiden  Ge- 
schlechter ein  solcher  falscher  Zwitter  angehöre. 

Merkwürdig  sei  noch  die  Thatsache,  dass  man  bei 
gewissen  Thieren,  welche  geschlechtlich  differenzirt  sind, 
neben  der  geschlechtlichen  Fortpflanzung  auch  die  Mög- 
lichkeit einer  ungeschlechtlichen  beobachtet  hat.  Man 
habe  dieselbe  mit  dem  Namen  der  Parthenogenese 
(a«pSi  vos  Jungfrau  ,  yivtois  Erzeugung)  belegt.  Sie  be- 
stehe darin,  dass  die  Weibchen,  auch  ohne  befruchtet  m 
sein,   oder  besser  gesagt:   ohne  Mitwirkung   des  mann- 


XXX! 

lieben  Keimstoffes ,  sich  fortzupflanzen  vermögen.  Die 
auf  dem  Wege  der  Parthenogenese  entstandenen  Indivi- 
duen gehören  indess  sämmtlich  einem  bestimmten  Ge- 
schlechte an,  so  z.  B.  bei  den  Bienen  ausschliesslich  dem 
männlichen  Geschlechte.  Nur  wenn  die  Bienenkönigin 
befruchtet  sei.  sei  dieselbe  im  Stande,  auch  solche  Eier 
zu  legen ,  aus  welchen  wirkliche  Bienen  hervorgehen. 
Hierdurch  wird  das  sogenannte  „Drohnenbrütigwerden" 
älterer  Bienenköniginnen  leicht  erklärlich.  —  Prof.  Thury 
in  Genf  hatte  auf  die  Parthenogenese  eine  Theorie  ge- 
gründet, nach  welcher  der  Thierzüchter  die  Erzeugung 
der  Geschlechter  in  der  Hand  haben  sollte.  Derselbe 
nahm  an ,  dass  dem  Ei  einer  jeden  Thierspecies  eine 
bestimmte  Geschlechtsrichtung  innewohne  und  dass  diese 
bei  unsern  Hausthieren  nur  durch  eine  frühzeitige  Be- 
fruchtung abgeändert  werden  könne.  So  z.  B.  nahm  er 
an ,  dass  dem  Ei  unseres  Hausrindes  ursprünglich  die 
männliche  Geschlechtsrichtung  innewohne,  und  dass  diese 
nur  dann  durch  die  Befruchtung  abgeändert  werden 
könne ,  wenn  das  weibliche  Rind  gleich  in  der  ersten 
Zeit  der  Brunst  vom  Stiere  gedeckt  werde  ;  dass  dagegen 
eine  gewisse  Zeit  nach  dem  Eintritte  der  Brunst  die  Be- 
fruchtung zwar  die  Entwicklung  des  Eichens  zur  Frucht 
noch  sichere,  aber  nicht  mehr  die  Geschlechtsrichtung 
abändern  könne.  Es  sollten  demnach  beim  Rinde,  wel- 
ches frühzeitig  (in  Bezug  auf  den  Eintritt  der  jedes- 
maligen Brunst)  befruchtet  wird,  meist  „weibliche*,  in 
andern  Fällen  dagegen  „männliche"  Nachkommen  ent- 
stehen. Dem  Thierzüchter  könnte  es  nur  willkommen 
sein,  wenn  diese  Theorie  durch  die  Praxis  bestätigt  wor- 
den wäre ,  was  jedoch  nicht  der  Fall  sei ,  trotz  der  be- 
stätigenden Mittheilungen;  welche  ein  Waadtländer  Land- 
wirth,  Namens  Cornaz,  vordem  gemacht  hatte.    Von  den 


praktischen  Landwirthe 

meistens  schon   aus   d< 

weil  in  den  Fällen,  wo 

den  weiblichen  Rindern 

brünstige  Rind  möglich! 

noch  die  Beobachtung  nicht  gemacht  worden  war,  das.- 

mehr   weibliche  Rinder    unter  diesen  Verhältnissen  vi« 

bei  reiner  Stallzuclit  geboren  wurden. 

In  Bezug  auf  die  Entwicklungsvorgänge  nach  der 
Geburt  thierischer  Individuen  bemerke  man  ebenfalls 
mannigfache  interessante  Verschiedenheilen.  Es  kommen 
hier  namentlich  die  Erscheinungen  des  Generations- 
wechsels, der  Metamorphosen,  die  unreifen 
Geburten  der  Marsupial  ia  und  endlich  die  reifen 
Geburten  der  meisten  höhern  Thiergaltungen  in  Be- 
tracht. Beim  Generationswechsel  nehmen  die  di- 
rekten Nachkommen  nie  die  Gestalt  der  Eltern  an;  erst 
die  Enkel ,  Urenkel  oder  noch  spätere  Generationen 
kehren  zum  ursprünglichen  Typus  zurück.  Bei  der  Me- 
tamorphose schlüpfen  die  Nachkommen,  den  Eltern  zwar 
unähnlich  aus  dem  Ei,  nehmen  indess  in  Folge  verschie- 
dener, mehr  oder  weniger  bedeutender  Gestaltverwand- 
lungen schliesslich  doch  die  Form  der  Ellern  an  (voll- 
kommene oder  unvollkommene  Metamorphose,  Metabolie; 
zu  ersterer  gehört  z.  11.  die  Metamorphose  der  Raupen. 
Engerlinge ,  Kaulquappen  etc.  etc.  zu  Schmetterlingen, 
Käfern,  Fröschen  etc.  etc.  —  zu  letzleren  die  Verwand- 
lung der  Muskeltrichine  zur  Darmtrichine  etc.).  Der  fort- 
schreitenden Metamorphose  entgegengesetzt  sei  die  rü  ck- 
schreitende,  in  Folge  deren  nicht  selten  in  frühern 
Lebenstadien  vollkommen  selbstständige  Thierc  so  in 
ihrer  Organisation  zurückgehen  ,  dass  sie  nur  noch  als 
Schmarotzer  ihr  Dasein  zu  fristen  vermögen.  —   In  Be- 


2)  sprach  Herr 
Verhältnisse  der  Gel 
See  (siehe  die  Abh 

3)  macht  Herr 
teorologische  Centr 

4)  hielt  Herr  P 
Vortrag  „über  di 
Lichtes  in    verc 

Der  Vortragend 
der  neuen  Ünlersu 
welchem  bei  elecl 
Gasen  das  Gas  zun 
gedehnt  wird.  Es 
vom  negativen  Pol  : 
des  Gas  abwechseli 
dünnte,  dunkle  Zon 
dichteter  und  vert 
dass  der  Leilungsv 
gross  ist ,  und  es 
weisen,  dass  ders 
geringer  ist,  als  in 
der  Widerstand  in 
müssen  dieselben  i 
dene  Erwärmung 
schiedener  Temper; 
in  der  Nähe  des  Pol 
Differenz  zeigten.  1 
Gases  abhängig  um 
für 


Aus  den  Versuchen  De  la  Riv 
das  wichtige  Resultat,  dass  eine  Ga 

geringer  al»  j^Jjj,  Grn>m.    I«. 

leuchtend  und  erwärmend  wirken 

Schliesslich  zeigte  der  Vortri 
construirte  Röhre  vor  und  demoi 
digen  Einfluss,  welchen  Erwärmen 
Schiclitenbildung  äussert.  Bei  A 
düngen  eines  kleinen  RuhmfcorfTscIn 
zeigte  die  Röhre  bei  gewöhnliche 
Kammern  Schichtungen ;  als  die 
einer  Weingeislflamme  erwärmt  w 
dieser  die  Schichten  und  erschie 
begränzt,  während  gleichzeitig  die 
dern  Kammern  verschwanden,  um  i 
nebligen  Lichte  Platz  zu  machen. 

5)  Bezüglich  der  Feier  der  6( 
schlössen,  dieselbe  durch  ein  gern 
essen  im  gewohnten  Versammlung! 

6)  Im  zweiten  Akte  demonstrii 
neue  Form  des  Phosphoroskops. 

600.  Sitzung  vom  38. 

Abends  7  Uhr  bei  W 

Vorsitzender:  Der  Präsident  r 
—  (In  Abwesenheit  des  Secretärs 
bibliothekar  Hr.  Koch.)  —  38  anw 

\)  Der  Präsident  zeigt  an,  das 
narlehrer  in  Münchenbuchsee ,  eii 
Naturgeschichte  für  Volks: 
schaft  als  Geschenk  zugewandt  hal 


2}  referirte  Herr  Prof. 
im  Frühling  laufenden  Ja 
Aegypten  und  zeigte  versi 
neralien.  unter  andern  bei 

Mokattamgebirges  bei  Kairo ,  aus  welchem  der  untere 
Theil  der  Pyramiden  construirt  ist.  —  Hierauf  folgte  eine 
kurze  Beschreibung  der  Reise  von  Jerusalem  nach  dem 
Todlen  Meere  und  eine  einlässlichere  Abhandlung  über 
diesen  merkwürdigsten  aller  bekannten  Binnenseen.  Nach 
der  Schilderung  der  den  Salzsee  umgebenden  Wüste, 
welche  vom  Oelberge  an  bis  Jericho  aus  mit  Feuerstein 
durchsetztem  Kalkfelsen  besteht,  erörterte  Referent  die 
ganz  ausnahmsweise  Lage  desselben  und  besprach  dann 
vorzüglich  die  Beschaffenheit  und  Zusammensetzung  des 
Wassers,  welches  ebenfalls  ganz  isolirl  dastehende  Ver- 
hältnisse darbietet.  Schon  aus  dem  äusserst  scharf- 
salzigen und  zuletzt  intensiv  bittern  Geschmacke  des 
herumgebotenen  Wassers  konnten  die  Mitglieder  einen 
Schluss  auf  dessen  enormen  Gehalt  an  mineralisches 
Bestandteilen  ziehen ,  welches  auch  durch  die  bereits 
erhaltenen  Resultate  der  eben  im  Gang  begriffener*  Ana- 
lyse bestätigt  wurde.  Zwar  ist  das  Wasser  des  Todten 
Meeres  schon  zu  wiederholten  Malen  und  sogar  quanti- 
tativ untersucht  worden,  es  liegen  der  Analysen  in  der 
Litteratur  zwölf  vor;  allein  dieselben  stimmen  in  ihren 
Ergebnissen  aus  mehreren  Gründen  so  wenig  übe  rein. 
obschon  sie  alle  eine  erstaunliche  Menge  von  Chlormagne- 
sium  und  Chlorcalcium  neben  Kochsalz  und  Brommag- 
nesium  aufweisen,  dass  es  immer  wieder  Interesse  haben 
wird ,  diese  merkwürdige  Salzlösung  vergleichend  zu 
studieren.  —  Die  Gründe,  warum  die  von  den  verschie- 
denen Autoren  gefundenen  Zahlenverhältnisse  für  die 
einzelnen    Bestandteile    so    bedeutende    Abweichungen 


von  einander  zeigen,  liegen  zum  Theil  i 
Schwierigkeiten,  welche  die  Analyse  iii  »,. 
gaben  (vergl.  die  Abhandlung  Jahrgang  i" 
Umstand,  dass  der  für  den  Wasserverlu 
dampfung  angewiesene  See  zu  verschiei 
je  nach  der  Grösse  der  durch  den  Jordai 
sermassen  eine  Niveaudifferenz   bis  zu 
wodurch   wesentliche  Unterschiede  in 
der  Salzlösung   bedingt   werden.     Die 
die  Analyse  siehe  die  Abhandlungen, 
fährt  fort  mit  der  Beschreibung -der  hei 
sich   am   westlichen  Ufer   des  Sees 
von  denen  die  eine  schon  im  Altertln 
benutzt  wurde,  die  andere  dagegen 
beben   vom  4.  Januar  4830  hervorgeb 
nie  analysirt  worden  ist.  —  lieber  die  t 
nicht  referirl  werden,  da  sie  noch  nichjk 
geschritten  ist.  —  Zum  Schlüsse  wurde] 
See  Tiberias  vorgezeigt,  welche  retchÜ 
erfüllten  Hohlräumen  durchsetzt  sind. 

Schluss   des   Vortrages   um  8  Uhr 
gemeinschaftlichen  Nachtessens    zur    1'^ 
Sitzung. 


601.  Sitzung-  vom  3.  Septem) 

Abends  7  Öhr  bei  Weben 

Vorsitzender;  Der  Präsident  Prof 
In  Abwesenheit  des  Sekretärs  funkti 
bibliothekar  Koch.  — 

Wegen  Abwesenheit  des  Sekretär 
tokoll  der  vorigen  Sitzung  nicht  verle; 


Zu  ordentlichem  Mitglieds  wird  angenommen  : 
Herr  Probst,  Mechaniker  bei  den  Herren  G.  Oll 
u.  Comp. 

Herr  Isidor  Bachmann   unterhält  die  Gesellschaft 

schierienen  geologischen  Notizen  und  Mitteilungen. 

in  den  Abhandlungen    erscheinen  werden.  —  An 

skussion  über  seinen  Vortrag  betheiligten  sich  die 

Prof.  Fischer.  Dr.  Ziegler  und  Prof.  Studer. 

Prof.  Dr.  Flockiger  berichtet  über  den  Blitz ,  der 
September  Nachmittags  1 ',',  Uhr  in  das  Gebäude 
aatsapotheke    eingeschlagen    hat.     Die   First    des- 

überragt  die  benachbarten  Gebäude  und  trägt  an 
beiden  Bndpunkten  Blitzableiter,  von  welchen 
.fingen  bis  in  die  Nähe  der  blechernen  Dachrinnen 

jedoch  in  einer  Entfernung  von  1  l/i  und  3  Fuss 
nselben  abbrechen.  Der  Blitz  scheint  den  östlichen 
leiter  getroffen  zu  haben,  da  dessen  Spitze  sich 
hmulzim  zeigt.  Von  da  verfolgte  der  Blitz  haopt- 
h  den  blechernen  Besatz  der  First  und  die  vor- 
Eisenstange,  von  deren  Ende  er  in  die  Dachrinne 
rang,  welche  in  der  Nordostecke  des  Hauses  in 
>f  hinabsteigt.  Hier  nähert  sich  das  Bohr  einem 
arten  Fenster,  an  dessen  einem  Stabe  Spuren  von 
Izung  sichtbar  waren.  Mehrere  runde  Löcher  von 
hr    1    (Zentimeter    Durchmesser    Messen    sich    an 

Ende  des  Rohres  auffinden  und  waren  zwischen 
lit  blanken  Metall  tropfen  eingefasst.  Derartige 
'  wurden  am  obersten  Theite  der  Dachrinnen  durch 
rnrohr  wahrgenommen,  auch  an  den  schräg  ab- 
en    Kanten    des    Daches    zeigte    der   Blechbesatz 

und  Bisse  mit  blanken  Metalltropfen.  —  Ltess  sich 
ser  Weise  die  Hauptrichtung  des  Blitzes  sicher 
en ,    so   muss   doch,   nach   mehrfachen    überein- 


stimmenden  Angaben  die  Entladung  [heilweise  auch  n 
Osten  und  Süden,  in  die  Inselgasse  und  in  das  In 
gässchen  erfolgt  sein,  d.  h.,  es  muss  eine  Vsrtheil 
auf  dem  Dache  selbst  stattgefunden  haben. 

Im  Hofe  standen  vor  dem  erwähnten  Gitterfei 
einige  Krüge  und  Flaschen,  welche  zerschmettert  wun 
—  Am  Auffälligsten  aber  wurde  ein  kleiner  eisci 
Mörser  gezeichnet,  indem  an  mehreren  Stellen  das 
lall  zu  Tropfen  geschmolzen  war.  —  Ein  eiserner  Sp 
der  im  Mörser  stand,  zeigte  ebenfalls  geschmol: 
Stellen,  nicht  aber  die  Mörserkeule  selbst.  —  Eine 
neben  stehende  Pappschachtel  und  ein  Besenstiel  fai: 
sich  leicht  verse  ngl.  Von  diesen  Gegenständen 
«eiche  Herr  Dr.  Flockiger  der  Gesellschaft  vorlegt,  sc 
der  lihtz  in  den  Boden,  wo  aber  seine  Bahn  nicht  w< 
bezeichnet  war.  Merkwürdiger  Weise  berührte  er  ■ 
in  unmittelbarer  Nahe  angebrachte  eiserne  Presse  ni 
so  dass  ein  dicht  daneben  stehender  Arbeiter  mit  < 
Schrecken  davon  kam.  An  der  Nordost  ecke  des  Hai 
geht  ebenfalls  ein  Wasserrohr  herunter,  welches 
untern  Ende  mit  einem  Eisenslab  verbunden  die  eig 
liehe  Blitzableitung  darstellt.  —  Hier  Hessen  sich  k 
Wirkungen  des  Blitzes  nachweisen.  Da  sich  auf  ■ 
Dache  in  der  Verbindung  mit  der  vergoldeten  Sp 
eine  Lücke  von  3  Fuss  vorfindet,  so  darf  wohl  bi 
der  Grund  angenommen  werden,  wesshalb  der  I 
nicht   den  ihm  vorgezeichneten  Weg  eingeschlagen 

4}  In  Anscliluss  an  obige  Mittheilung  erwähnt  r 
Forster,  dass  in  Freiburg  im  Br.  der  Draht  eines  B 
ableilers  von  einem  Blitzschlag  in  Stücke  zerrissen  w 
den  sei.  Die  Untersuchung  dieser  Stücke  habe  dann 
geben ,  dass  man  Tür  den  Draht  stau  Kupfer  ein  j 
vanoplastisch  verkupfertes  Messing  verwendet  hatte. 


Prof.  Forster  spricht  ferner  über  die  nähere  Kenni- 
t    Phosphorescenzerscheinungen    (siehe    die  Ab- 

diesen  Vortrag  knüpfen  sich  einige  Bemerkungen 
rren  Prof.  Fischer  und  v.  Fellenberg  an. 
Der  Präsident  fragt  die  Gesellschaft  an,  ob  man 
gelmässigen  Wintersitzungen  schon  von  dieser 
oder  erst  vom  45.  Oktober  an  eröffnen  «olle. 
?schliesst  den  3.  .Samstag  des  Monates  Oktober 
;elmässigen  14tägtgen  Turnus  der  Winlersitzungen 
innen  ;  im  Uebrigen  die  Festsetzung  von  Eitra- 
jn  wie  hisdahin  dem  Ermessen  des  Präsidenbai 
Hassen. 

m  zweiten  Akte  zeigte  Herr  Forster  einige  Versuche 
i  Einßusa  der  Temperatur  auf  die  Spectralreactionen. 
tanntlich  ist  die  Lage  der  Linien  von  der  Tera- 
unabhängig,  während  die  Zahl  der  Linien  mit 
ender  Temperatur  sich  vermehrt, 
r  Vortragende  verflüchtigte  in  der  Flamme  eines 
liehen  Bunsen'schen  Brenners  Chlorlithium  und 
das  Spectrum ,  welches  aus  der  rothen  «  Lide 
er  schwachen  Andeutung  einer  orangen  Linie  be- 
nit  Hülfe  eines  Ilunsen'schen  und  eines  Hoff- 
:hen  Spectroscopes.  Nun  wurde  der  Bunsen- 
*  durch  eine  Knallgassflamme  ersetzt,  in  deren 
as  Chlorlilhium  verdampft  wurde.  Sofort  änderte 
s  Spectrum.  Nicht  nur  trat  die  orangefarbene 
isserordenllicb  glänzend  hervor,  sondern  es  zeigte 
ch  eine  schon  blaue  Linie  von  grosser  Intensität 
h  verhält  sich  Chlornatrium ,  welches  bei  der 
atur  eines  gewöhnlichen  Gasbrenners  nur  eine 
u  Gelb  zeigt,  während  bei  Steigerung  der  Tem- 
in der  Knallgasflamme   noch  eine  ganze  Anzahl 


XL1 

Linien  hinzutreten,  so  dass  sich  das  discontinuirliche 
Spectrum  der  Continuität  nähert.  In  der  höchsten  Tem- 
peratur des  Dobray'schen  Apparates  ist  die  Flamme  weiss 
und  gibt  ein  continuirliches  Spectrum, 

Sehr  schön  Hess  sich  der  Einfluss  der  Temperatur 
auch  am  StickstofFspectrum  zeigen.  Als  durch  eine,  mit 
sehr  verdünntem  Stickstoff  gefüllte,  Geisslersche  Röhre 
die  Entladungen  eines  schwachen  Ruhmkorff-Apparates 
geleitet  wurden,  zeigte  das  Licht  der  Röhre  das  bekannte 
schöne  Bandenspvctrum  des  Stickstoffes.  Vertauschte 
man  jedoch  den  schwachen  Inductionsapparat  mit  einem 
grossen  RuhmkorfFschen  Funkeninductor,  in  dessen  se- 
kundäre Spirale  eine  grosse  Leydenerflasche  einge- 
schaltet war,  so  änderte  das  Spectrum  seinen  Habitus 
vollkommen  und  erschien  nun  als  scharfes  Linienspectrum. 

«02.  Sitzung  vom  22.  Oktober  1870 

Abends  7  Ubr  bei  Webern. 

Vorsitzender :  Der  Präsident  Herr  Prof.  Forster.  — 
Sekretär :  Dr.  R.  Henzi.  —  31  anwesende  Mitglieder.  — 
2  Gäste. 

4)  Die  Protokolle  der  Sitzungen  599,  600  und  604 
werden  verlesen  und  gutgeheissen. 

2)  Zum  ordentlichen  Mitglied  wird  angenommen : 
Herr  Friedrich  Thormann  alli6  v.  Graffenried,  In- 
genieur des  mines,  von  Bern. 

3)  Herr  Professor  v.  Fellenberg-Rivier  referirt  über 
eine  neue  Aufschliessungsmethode  alkalihaltiger  Silikate 
and  theilt  die  Analysen  zweier  Nephrite  und  eines  Stein- 
keiles von  Saussürit  mit  (siehe  die  Abhandlungen;. 


4)  Herr  Prof.  Sidler  gibt  den  ersten  Theil  sein« 
onomischen  Referates 

\)  Planeten-  und  Kometenentdeckungen  in  den  letzten 
ihren.  —  Das  letzlbekannte  Glied  dw  Asteroiden- 
)pe  ist  N"  110.  Die  Lydia,  entdeckt  am  49.  April 
t  von  Borelli  in  Marseille.  Das  Jahr  1868  brachte 
die  Wiederkehr  des  Brorsen' sehet,  und  des  Enekt- 
n  Kometen ;  das  Jahr  1869  einen  solchen  des  Ko- 
m  Pons-Wtnecke. 

2)  Die  « Astronomische  Gesellschaft.»  —  Auf  der 
-sehen  Naturforscherversammlung  zu  Bonn  1857  gab 
Anwesenheit  mehrerer  Astronomen  .  die  an  der  Be- 
mung  der  kleinen  Planeten  Theil  nehmen,  Gelegen- 
zu  einer  Vereinigung  zum  Zwecke  der  Coordinaten- 
chnung  der  Hauptplaneten  und  hierauf  entwickelte 
im  Laufe  der  Zeit  der  Gedanke  einer  astronomische» 
■llschaß,  die  1863  zu  Heidelberg  gegründet  ward. 
Zwecke  der  Organisation  der  astronomischen  Kräfte, 
;em einsamen  Arbeiten  und  der  Herausgabe  astro- 
ischer  llo'lfs  werke.  Als  Organ  der  Gesellschaft  dient 
literarischen  Besprechungen  gewidmete  nViertd- 
tsekrift» .  von  der  gegenwärtig  der  fünfte  Jahrgang 
Erscheinen  begriffen  ist.  —  Das  Hauptunternebmen, 
die  Gesellschaft  blsanhin  angebahnt  hat,  ist  die  ge- 
i  Positionsbestimmung  an  Meridianinstrumenten  saromt- 
r  Sterne  bis  inclusive  der  9,5.  Grössenklasse  zwi- 
n  den  im  2°.  und  dem  -t-  80.  Deklinationskreise  mit 
undelegting  der  ^Bonner-Durchmusterung*.  Das  Pc- 
■biet  nördlich  von  dieser  Grenze  ist  von  Carrington 
ebenso  von  der  Sternwarte  zu  Hasan  schon  mit 
jer  Vollständigkeit  und  Genauigkeit  aufgenommen 
len,  so  dass  eine  Wiederholung  der  Arbeil  unnöthig 
lien.   Die  Beobachtungen  sollen  Differenzialbeobacb- 


tätigen  sein,  die  sich  an  539  über  das  Beoba 
gebiet  möglichst  gleichförmig  vertheilte  Fund; 
Sterne  anschliessen ,  deren  mittlere  Oerter  in 
auf  das  Genaueste  fixirt  werden.  —  Zwölf  eun 
und  amerikanische  Sternwarten  haben  sich  in  d 
getheilt,  die  nach  einem  gemeinsamen,  von  dei 
schaft  aufgestellten  Programm  ausgeführt  wird. 
3)  Ueber  den  Venusdurchgang  am  8.  Dezemt 
Eines  der  wichtigsten  numerischen  Elemente 
Sonnensystems  ist  das  Verhältnis»  der  mittleren 
der  Sonne  von  der  Erde  zum  Aequatorradius  der 
Die  Phänomene ,  die  zur  Bestimmung  dieses  El 
am  geeignetsten  sind ,  sind  die  Uebergänge  dt 
vor  der  Sonnenscheibe.  Für  zwei  Beobachter 
verschiedenen  Stationen  der  Erde  wird  sich  di 
in  etwas  verschiedener  Richtung  auf  die  Sonne  pr 
und  daher  die  vom  Planeten  durchlaufene  Seh 
etwas  andere  sein.  Diese  wird  namentlich  di< 
des  Ueberganges  inßuenziren.  Dieser  Untersch 
um  so  grösser  sein,  je  näher  uns  der  Planet  i 
der  beobachteten  Grösse  dieses  Unterschiedes 
wir  daher  die  Entfernung  der  Venus  und  hiei 
Entfernung  der  Sonne  ableiten.  —  Die  letzten 
gange  fanden  in  den  Jahren  1764  und  4769  stc 
den  damaligen  Beobachtungen  berechnete  Encke 
mittlere  Horizontalparallaxe  der  Sonne  die  Zal 
und  dieses  war  der  allgemein  angenommene  Wert 
Elementes ,  bis  sich  in  neuerer  Zeit  Zweifel  gegi 
Zahl  erhoben ,  indem  der  störende  Einfluss  de 
auf  die  Mondbewegung,  sowie  der  Vergleich 
terrestrischen  Versuchen  gefolgerten  Geschwindig 
Lichtes  mit  der  Zeit,  die  das  Licht  braucht,  dei 
mit  der  Erdbahn   zurückzulegen,    eine   Erhöhur 


I  um  ■/(„  Bogensekunden  zu  erheischen  schienen.  — 
sind  daher  gespannt  auf  das  Resultat  der  zwei 
listen  Uebergänge,  die  am  8.  Dezember  1874  und 
6.  Dezember  1882  staltfinden  werden.  Es  wurde  non 
Gang  der  Erscheinung  vom  8.  Dezember  1874  in 
en  Hauptzügen  erörtert  und  namentlich  auf  die  bei- 
Punkte  hingewiesen,  für  welche  der  Unterschied  in 
Dauer  der  Erscheinung  ein  Maximum  sein  wird.  — 
sind  dieses  die  Punkte,  wo  sowohl  der  Eintritt  ab 
Austritt  des  Planeten  am  Horizonte  statt  hat,  nämlich: 

a)  ein  Punkt  in  Sibirien  in  der  Nähe  von  Jakutsk 
jer  Lena.  Dort  beginnt  die  Erscheinung  mit  Sonnen- 
;ang  und  endet  mit  Sonnenunlergang.  Ihre  Dauer 
sehen  den  beiden  innern  Berührungen  beträgt  3l  58"; 

b)  ein  Punkt  auf  dem  antarktischen  Continente,  süd- 
am  Kap  Hörn.     Dort  tritt  der  Planet   bei    Sonnen- 

srgang  ein,  durchzieht  die  Sonne  während  der  kur- 
Nacht  und  tritt  am  folgenden  Tag  bei  Sonnenaufgang 

Hier  dauert  die  Erscheinung  31"  22™. 
Im  Punkte  h  isl  also  der  Uebergang  um  36  Minuten 
zer  als  im  Punkte  a.  Je  näher  die  Beobachtungs- 
ionen bei  diesen  beiden  Punkten  gewählt  werden, 
so  günstiger  sind  dieselben  für  den  beabsichtigtes 
■ck. 

4)  spricht  Herr  Prof.  Perty  über  die  Saturnusbe- 
kung  vom  30.  September  1870,  die  er  in  Bern 
bachlet  hat 

5)  Ferner  bemerkt  er,  dass  die  1866  in  einigen 
alitäten  Berns  und  der  Umgegend  sehr  zahlreich 
bachtete  Oscinis  (Musa)  lineaia  habe  sich  im  November 
;es  Jahres  auf  einem  Gute  in  Brunnadern,  dem  Ver- 
men  nach  auch  wieder  im  Lindenhof  sehr  häufig  ein- 
inden  (Vergl.  Berner  Mittheilungen  1866  pag.  233.) 


TT* 


XLV 

6)  Im  zweiten  Akte  demonsirirte  Herr  Bauder  aus 
Paris  sein  antidiluvianisches  Klavier  und  executierte  mit 
vollkommener  Meisterschaft  verschiedene  Musikstücke 
auf  demselben.  Dasselbe  bestand  aus  einer  grösseren 
Zahl  von  Feuersteinknauern ,  welche  aus  den  tertiären 
Kreideformationen  des  Beckens  von  Paris  stammten  und 
welche  an  Bindläden  über  hölzernen  Resonanzboden 
aufgehängt,  durch  Anschlagen  mit  einem  Steine  zum 
Tönen  gebracht  wurden. 


603.  Sitxung  vom  5.  November  1870. 

Abends  7  Uhr  bei  Webern. 

Vorsitzender:  Der  Präsident  Herr  Prof.  Forster.  — 
Sekretär  Dr.  R.  Henzi.  —  Anwesend  38  Mitglieder.  — 
4  Gäste. 

1)  Das  Protokoll  wird  verlesen  und  gutgeheissen. 

2)  Zu  ordentlichen  Mitgliedern  wurden  aufgenommen: 
<)  Herr  Prof.  C.  Emmert,  Professor  der  gericht- 
lichen Medicin  an  der  Hochschule  und  derzeit 
Rector  derselben. 

2)  Herr  Dr.  Emil  Emmert,  Arzt  in  Bern,  Sohn 
des  Obigen. 

3)  Herr  Isaak  Friedli  von  Lützelflüh,  Lehrer  der 
Mathematik  und  Physik  an  der  Lerberschule. 

4)  Herr  Heinrich  Kesselring  von  Müllheim,  im 
Kant.  Thurgau,  Lehrer  an  der  Gewerbeschule 
in  Bern. 

3)  Herr  Dr.  Beat  von  Tscharner  erklärt  seinen  Austritt. 

4)  macht  Herr  Prof.  Fischer  einen  Bericht  über 
die  Resultate  neuer  Forschungen  im  Gebiet  der  phy- 
siologischen Botanik ,  namentlich  der  niedern  Pilze ,  deren 


Konntniss  in  den  Ip 
tungen  wesentlich« 
Zunächst  wird  durc 
vielbesprochenen  Fi 
dahin  beantwortet, 
als  Cryplococcus  o 
selbständige    Pilze 

aber  wieder  ausser  Gebrauch  gekommene  Gattungsname 
Saccharomyces  wieder  eingerührt  wird.  Die  Angaben 
von  Bail,  Hoffmann  ,  Ilaliier  u.  A.  über  den  genetisches 
Zusammenhang  der  Hefenzellen  mit  andern  Pilzen  wer- 
den von  Reess  auf  ungenaue  Beobachtungen  und  Ver- 
wechselungen zurückgeführt.  Dagegen  wird  eine  zweite 
Art  der  Fortpflanzung  der  Hefenzellen  durch  freie  Zellen- 
bildung nachgewiesen.  Es  erfolgt  dieselbe  bei  der  Kultur 
der  Saccharomyccs-Zellen  ausserhalb  der  gährendeo 
Flüssigkeit,  bei  geeigneter  Temperatur  und  massiger 
Feuchtigkeit.  Die  gebildeten  Sporen  vermehren  sich  in 
gahrungsfahigen  Medien  durch  die  bekannten  Sprossungeu. 
Von  der  Galtung  Saccharomyces  hat  Reess  7  Spectes 
beschrieben ,  von  welchen  eine  den  HauptbestandtbeS 
der  Bierhefen  bildet,  mehrere  durch  Form  und  Grösse 
der  Zellen  abweichende  Species  die  Gährung  des  Weine» 
veranlassen.  Eine  Art,  Saccharomyces  Mycodama  bildet 
die  sogenannte  Blume  auf  verderbenden  Wein  oder  Bier: 
die  Vegetation  derselben  bewirkt  nicht  die  Gahrung. 
sondern  die  Faulniss  der  betreffenden  Medien  —  Es 
wird  ferner  das  Verhalten  einer  Reihe  von  Schimmel- 
pilzen in  gährenden  Flüssigkeiten  besprochen.  Das  alt- 
gemein  verbreitete  Penicülium  glaueum  steht  zur  Hefe 
in  keiner  Beziehung ;  seine  Sporen  wirken  iu  zucker- 
haltigen Flüssigkeiten  niemals  gährungserregend  ,  wolii 
aber     wird    dadurch     Tanninlösung     in    eigenlhü  ml  icher 


XLVII 

Weise  unter  Bildung  von  Gallussäure  und  Zucker  zerlegt. 
—  Penicillium ,  dessen  Zusammenhang  mit  höheren  Pilzen 
oft  behauptet  worden,  muss  nach  den  gegenwärtig  vor* 
liegenden  Thatsachen  als  eine  selbständige  Pflanze  an- 
gesehen werden.  Dagegen  hat  De  Bary  den  auf  ein- 
gemachten Früchten  häufig  vorkommenden  Aspergillus 
glaucus  als  eine  Conidienform  der  Galtung  Eurotium 
erkannt.  —  Zu  der  Alkoholgährung  zeigen  von  den  unter- 
suchten Schimmelpilzen  nur  die  Mucor-Arten  eine  be* 
stimmte  Beziehung,  indem  die  Sporen  ebenso  wirken 
wie  die  Saccharomyces-Arten  und  sich  dabei  in  ähn- 
licher Weise  durch  Sprossung  vermehren.  Diese  so- 
genannte Kugelhefe  oder  Mucor-Hefe  ist  durch  Form 
und  Grosse  der  Zellen  von  den  ächten  Hefen  leicht  zu 
unterscheiden.  — 

Schliesslich  werden  vom  Vortragenden  noch  einige 
andere  Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der  niedern  Pilze 
kurz  besprochen,  namentlich  hervorgehoben,  dass  ver- 
schiedene Angaben  von  Hallier  besonders  über  den  so- 
genannten Micrococcus  ,  welchem  die  verschiedensten 
Beziehungen  zu  Gährungs-Fäulniss  und  Krankheitsvorgän- 
gen zugeschrieben  wurdeu.  von  keiner  Seite  bestätigt 
und  zum  Theil  direkt  widerlegt  worden  sind.  — 

An  der  Diskussion  betheiligten  sich  die  Herren  Dr. 
Flückiger  und  Ed.  Schär. 

5)  Herr  Prof.  Dr.  Scliwarzenbach  referirt  zunächst 
über  die  nun  beendigten  Analysen  des  Wassers  vom 
Todten  Meere,  indem  er  die  eigentümlichen  Schwierig- 
keiten hervorhebt,  von  welchen  diese  Arbeiten  umgeben 
sind.  Diese  beruhen  in  dem  ganz  ausnahmsweis  grossen 
Gehalte  des  Wassers  an  Chlormagnesiuro ,  welches  ein 
völliges  Eindampfen  des  Wassers  und  Erhitzen  des  Rück- 
standes bis   zu  konstantem  Gewichte  unmöglich  macht, 


durch  eine  wert!) 
i  verloren  geht, 
rhaltnisse  «ird  ai 
egende  Abhandln 

Derselbe  geht 
jng  moderner  che 
lachst  die  Schwi 
;net,  welcher  die 

ligen  Existenz  und  allgemeinen  Verbreitung  Ter- 
liedencr  Theorien  öffentlich  zu  lehren  hat,  da  ihn 
selbe  in  Gefahr  setzt,  entweder  als  veraltet  zu  gelten 
?r  bei  ausschlicslichem  Festhalten  an  den  neuesten 
ffassungsweiscn  den  Zuhörern  schwer  verständlich  zu 
n  Es  wird  an  einer  Anzahl  von  Beispielen  die  Er- 
rung  chemischer  Vorgänge  nach  bisheriger  und  neuester 
vergleichsweise  durchgerührt,  um  die  Komplikationen. 
che  die  neue  Schreibart  oft  mit  sich  fuhrt,  zu  zeigen 
1  auf  die  Nachtheile  hingewiesen ,  welche  die  Er- 
benden durch  gleichzeitige  Handhabung  verschiedener 
iorien  erfahren.  Schliesslich  wird  der  Entschluss  aov 
iprochen ,  in  hiesigem  Laboratorium  nach  bisheriger 
:ise  zu  formulieren  nnd  besondere  Vortrag«  über  die 
len  Auffassungs-  und  Schreibweisen  zu  halten.  An 
-  Diskussion  über  diesen  Vortrag  betheiligten  sieb 
Buri  und  Prof.  Dr.  Plückiger. 

6)  Im  zweiten  Akte  zeigt  Herr  Prof.  Förster  ver- 
iedene  Nova  aus  dem  Gebiete  der  elektrischen  Lichi- 
cheinungen.  Die  vorgezeigten  Apparate  waren  neue 
;cugnisse  des  bekannten  Glaskünstters  Dr.  Geissler  in 


604.  Sitzung  vom  IV.  Nov> 

Abends  7  Uhr  bei  Webe 

Vorsitzender :  Der  Präsident  Hei 
—  Secretär  Dr.  R.  Henzi.  —  33  anw< 
4  Gäste. 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Si 
and  genehmigt. 

2)  Zu  ordentlichen  Hitgliedern 
wurden  angenommen : 

0  Herr  Dr.  Metzdorf  von  G 
Professor  an  der  Thierarzi 

2)  Herr  Samuel  Rudolf  Stec 
und  in  Bern. 

3)  Herr  Dr.  Otz  von  Vechigen 
Assistenzarzt  an  der  chir 
Bern. 

3)  sprach  Herr  Direktor  Chris 
Pflanzen  formen. 

4)  gab  Herr  Dr.  Cherbuliez 
Uebersicht  der  Untersuchungen  über 
geschwindigkeit  des  Schalles  in  der 
gerückter  Zeit  wurde  der  Schluss  de 
nächste  Sitzung  verschoben.  Derse 
in  den  Abhandlungen  erscheinen. 

5)  Im  zweiten  Akte  machte  Herr  P 
über  Regelation.  In  eine  cylindrisc 
eisen  wurden  Eisstücke  zerstampft;  < 
die  zersplitterten  Eismassen  mit  Hülfi 
starken  Druck  wirken.  Die  Regelat 
vollkommen  statt,  dass  die  Eisstück 
massiven,  harten  und  klaren  Eiscylir 
Ebenso  presste  der  Vortragende  au: 

Bern.  MitLbeü.  1870. 


ri-f- 


mit  Anwendung  einer  passenden  Hohlform  aas  Messing, 
feste ,  klare  Biskugeln ,  welche  mit  ziemlicher  Kraft  auf 
den  Boden  geworfen  werden  konnten,  ohne  zu  zer- 
brechen. — 

Ferners  wies  Herr  Isidor  Bachmann  eine  Serie 
schöner  gedrehter  Quarze  vor  und  macht  besonders  auf 
den  Umstand  aufmerksam,  dass  mit  der  Basis  aufge- 
wachsene Quarz-Krystalle  keine  Abnormität  zeigen,  wäh- 
rend mit  einer  Prismenfläche  oder  seitlich  aufsitzende, 
sobald  sie  zugleich  reihenweise  gruppirt  erscheinen,  die 
merkwürdige  Drehung  zeigen.  Einige  schöne  Vorkomm- 
nisse von  der  Göschenenalp,  Uri,  mit  beiderlei  Kry stallen, 
dienten  zur  Veranschaulichung. 

605.  Sitzung  vom  3.  Dezember  1870. 

Abends  7  Uhr  bei  Webern. 

Vorsitzender:  Der  Präsident  Prof.  Dr.  Forster.  — 
Sekretär:  Dr.  R.  Henzi.  —  34  anwesende  Mitglieder. 

4)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird  verleseo 
und  genehmigt. 

2)  las  Herr  Dr.  Cherbuliez  eine  Fortsetzung  seiner 
Arbeit  über  die  geschichtliche  Uebersicht  der  Unter- 
suchungen der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Schalles 
in  der  Luft  (siehe  Abhandlungen). 

3)  Herr  Prof.  Perty  spricht  über  eine  Reihe  in  den 
letzten  Jahren  entdeckter  lebender  Wesen  der  einfachste» 
Art  und  erläutert  den  Vortrag  durch  Abbildungen  von 
Auerbach,  De  Bary,  Kühne,  Greef,  Hacke!.  Auerbach 
hatte  bereits  früher  die  Amceben  untersucht  und  sich 
für  die  Einzelligkeit  derselben  entschieden,  im  Wider- 
spruch mit  dem  Vortragenden  aber  für  sie  eine  Dm- 


^?r- 


LI 

hüllungsmembran  behauptet,  die  nach  neuern  Beobach- 
tungen nicht  existirt,  —  doch  lässt  sich  manchmal  neben 
der  Centralsubstanz  eine  etwas  derbere  Rindensubstanz 
unterscheiden.  Der  Vortragende  macht  darauf  aufmerk- 
sam, dass  keineswegs  alle  Amceben  selbständige  Or- 
ganismen sind ,  sondern  viele  blosse  Zustände  und  Durch- 
gangsformen anderer  Organismen.  Amceboide  Wesen 
und  ebenso  Schwärmer  mit  einem  oder  mehreren  Be- 
wegungsfäden findet  man  bei  entschiedenen  Algen,  bei 
den  Protococcaceen .  den  Myxomyceten ,  bei  Acanth- 
ocystis,  welche  Greef  für  ein  Radiolar  des  Süsswassers 
erklärt,  bei  Häckel's  Magosphsera,  welche  Charaktere 
der  Infusorien  mit  solchen  der  Volvocinen  vereinigt,  bei 
Protomyxa ,  bei  Protomonas.  Oft  wandeln  sich  solche 
Schwärmer  in  amoeboide  Formen  um  ,  welche  letzteren 
zugleich  sehr  allgemein  in  den  höheren  Thieren  als 
Formbestandtheile  vorkommen.  Weisse  Blutkörperchen 
nehmen  Amoebengestalt  an,  strecken  Fortsätze  vor  und 
ziehen  sie  ein,  kriechen  herum;  Bindegewebs-Hornhaut- 
und  Nervenzellen  haben  sehr  häufig  die  Gestalt  der 
Amceben,  bestehen  wie  sie  aus  strukturlosem  Plasma 
mit  Kern.  Man  hat  übrigens  in  den  letzten  Jahren  le- 
bende Wesen  entdeckt,  die  nicht  nur  ohne  Umhüllungs- 
haut, sondern  auch  ohne  nucleus  und  Vacuolen  sind  und 
bloss  aus  einem  Klümpchen  jener  Substanz  bestehen, 
die  man  Sarcode  und  Protoplasma  genannt  hat.  Diese 
eiweissartige  Substanz  vermag  zu  athmen ,  zu  assimiliren, 
sich  zu  bewegen,  auf  Reize  zu  reagiren  und  in  ihr  sind 
wesentlich  die  Lebenserscheinungen  begründet ,  während 
die  Zellen,  wie  der  Vortragende  seit  Jahren  gelehrt  hat, 
bereits  eine  sekundäre  Entwicklungsstufe  darstellen.  Der- 
selbe sieht  auch  mit  Genugthuung  seine  schon  vor  vielen 
Jahren  ausgesprochene  Ansicht  immer  mehr  durch  die 


LH 

empirische  Forschung  bestätigt,  dass  Thier-  und  Pflan- 
zenreich aus  einer  gemeinschaftlichen  Basis  hervorgegan- 
gen sind  und  sich  nach  divergirenden  Richtungen  immer 
weiter  und  höher  entwickelt  haben,  und  dass  viele  der 
niedersten  Lebsnsformen  ebenso  gut  dem  einen  wie  dem 
andern  Reiche  zugetheilt  .werden  können,  je  nachdem 
sie  in  diesen  oder  jenen  Zuständen  betrachtet  werden. 
Oreef  in  Bonn  hat  eine  Anzahl  interessanter  mikro- 
skopischer Geschöpfe,  meist  des  Südwassers,  entdeckt 
die  er  zum  Theil  den  Radiolarien  zutheilt,  welche  sonst 
dem  Meere  angehören,  z.  B.  Acanthocystis ,  Astrodiscolns, 
Hyalolampe;  die  Keimkörner  von  Acanthocystis  können 
Pseudopodien  vorstrecken.  Sehr  hübsch  ist  Clathralutt 
ein  Süsswasser-Radiolar  mit  kieseüger  Gitterschtle.  In 
Meer  bei  Ostende  fand  Greef  ein  Hydroid,  welches  er 
Protohydra  Leuckarti  nennt,  einen  Armpolypen  ohne 
Arme ,  welchen  er  als  eine  Stammform  der  Coelenteratea 
ansieht  und  bei  dem  er  Fortpflanzung  durch  Theilnog 
beobachtet  hat ;  er  besitzt  Nesselorgane  und  der  ZeUea- 
inhalt  nimmt  amoeboide  Form  an.  Häckel  in  Jena  hat 
ausser  der  schon  genannten  Magosphsra  eine  Anzahl 
anderer  Lebensformen  beobachtet ,  bei  welchen  zum  Theil 
Membran,  nucleus  und  Vacuolen  fehlen,  und  die  nur 
aus  nacktem  Protoplasma  bestehen ,  wie  VampyreUt 
(schon  von  Cienkowski  entdeckt),  Protomonas,  Prota- 
mceba ,  Protomyxa.  Die  bei  der  Kanarieninsel  Lanzarote 
auf  Schalen  der  dort  angetriebenen  Spirula  Peronü  vor- 
kommende Protomyxa  aurantiaca  gleicht  im  encystirte* 
Zustand  einer  rothen  Kugel  mit  hyaliner  Zone ;  der  In- 
halt zerfallt  in  Kügelchen,  welche  zu  Schwärmern  mit 
Bewegungsfaden  werdend,  die  Cysten  durchbrechen  und 
sich  dann  in  Amoeben  umwandeln,  die  zu  Plasmodien 
verschmelzen  —  Vorgänge ,  die  auffallend  denen  bei  den 


LIII 

Myxomyceten  gleichen.  Die  Plasmodien  von  Protomyxa 
nehmen  zur  Nal.rung  Diatomeen  in  sich  auf  und  ency- 
stiren  sich  nach  einiger  Zeit.  Die  Schwärmer  der  Myxo- 
myceten kommen  aus  Sporen  hervor,  haben  einen  Be- 
wegungsfaden, nehmen  dann  amceboide  Formen  an  und 
die  Amoeben  erwachsen  oder  es  vereinigen  sich  mehrere 
za  Plasmodien,  welche  manchmal  Sporen  verschlucken 
und  sich  ency stiren,  wo  dann  das  Protoplasma  in  der  Cyste 
rotirende  Bewegungen  macht.  Bei  Myxastrum  radians, 
einem  zierlichen  Protozoon  im  Meerschlamm  zwischen 
Algen  bei  Lanzarote,  entwickelt  sich  das  Protoplasma  zu 
spindelförmigen,  kieselschaligen  Keimen,  und  bei  Myxo- 
dictyum  sociale  im  Meerwasser  bei  Algesiras  in  Spanien 
sind  die  Individuen  in  Gruppen  oder  Kolonieen  vereinigt. 
Myxobrachia  ist  ein  Radiolar  (Rhizopod)  von  Lanzarote 
mit  gelben,  reichliches  Amylon  enthaltenden  Zellen  und 
was  sehr  auffallend  ist,  an  den  Enden  seiner  Arme  fin- 
den sich  coccolithen-  und  coccosphärenähnliche  Körper, 
welche  denen  bei  Bathybius  ausserordentlich  gleichen. 
Prof.  Perty  spricht  ferner  von  den  Messungen  enormer 
Meerestiefen  in  neuerer  Zeit,  namentlich  auch  von  denen 
im  atlantischen  Ocean,  behufs  der  Legung  der  elek- 
trischen Kabel.  Das  thierische  Leben  reicht  viel  tiefer, 
als  man  früher  glaubte ,  während  die  Pflanzen  schon  in 
4000  Fuss  Tiefe  sehr  sparsam  werden  und  in  2000  Fuss 
Tiefe  ganz  verschwunden  sind.  Aufsehen  hat  Professor 
Huxlet/s  Entdeckung  eines  höchst  einfachen  Organismus 
gemacht,  der  bloss  aus  Protoplasma  mit  eingelagerten 
Körnchen  und  Kalkkörperchen  besteht,  welche  letzteren 
unter  den  Namen  Diccolithen,  Cyatholithen ,  Coccosphären 
beschrieben  werden ,  und  welches  Wesen  Huxley  Bathy- 
bius Hffikelü  (Tiefenbewohner)  genannt  hat  und  das  auch 
nach  einer  Probe  von  den  Faroer-Inseln  von  Häckel  un- 


r  t  ■  -r 


LIV 

(ersucht  wurde.  Ungeheure  schleimartige,  Plasmodien 
ähnliche  Massen  des  Bathybius  bedecken  von  5000  Foss 
abwärts  den  tiefsten  Meeresgrund  bis  zu  20,000  Fess 
und  noch  darunter.  Die  genannten  Kalkkörperchen  be- 
stehen nicht  bloss  aus  kohlensaurem  Kalk ,  sondern  auch 
aus  organischer  Substanz  und  sind  identisch  mit  jenen, 
die  man  häufig  in  der  Kreide  findet.  Sie  scheinen  durch 
Absonderung  der  Plasmamasse  zu  entstehen ,  ähnlich  wie 
die  Kieselnadeln  der  Spongien  und  die  Kalkkörperchen 
der  Blumenthiere  und  Stachelhäuter.  Der  Vortragende 
bemerkt,  dass  aber  der  Entwicklungskreis  des  wunder- 
samen Bathybius  ungeachtet  der  Untersuchungen  Huxleys 
und  Hackers  offenbar  noch  unbekannt  ist.  —  Greef  in 
Bonn  hat  im  Süsswasser  einen  mikroskopischen  Organis- 
mus entdeckt ,  welcher  einigermaassen  daselbst  die  Rolle 
des  Bathybius  spielt  und  den  Rand  von  Weihern  und 
Teichen  das  ganze  Jahr  in  Klumpen  bedeckt  Er  nennt 
ihn  Pelobius  (Schlammbewohner)  und  stellt  ihn  zu  den 
Rhizopoden,  behauptet  jedoch ,  dass  die  Entwicklung  m 
mancher  Hinsicht  an  die  der  Myxomyceten  erinnert 
Greefs  Abhandlung  über  Pelobius  soll  nächstens  in  Schultzes 
Archiv  für  mikroskopische  Anatomie  erscheinen. 

4)  Im  2.  Akte  zeigte  Herr  Prof.  Dr.  Forster  einen 
neuen  Apparat  von  Bucher  zur  Umkehrung 
der  Natrium  flamme.  Der  sehr  kompendiöse  Apparat 
gestattet  vor  einer  breiten  sehr  intensiven  Natriumflamroe 
eine  kleine  Natriumflamme  so  zu  erzeugen,  dass  das 
Licht  der  heisseren  grossen  Flamme  zum  Theil  durch 
die  kleine  Flamme  hindurchgehen  muss  und  dabei  eine 
so  grosse  Absorption  erleidet,  dass  die  kleine  Flamme 
durch  Contrast  mit  der  grossen,  auf  welche  sie  projidrt 
erscheint,  das  Ansehen  von  schwarzem  Rauch  gewinnt. 
Der  Apparat  ist  sehr  geeignet,  einer  grösseren  Versamm- 


lang  das  wichtige  Princip  der  Umkehrung  hellt 
im  Dunkeln  (Frauenhofer'sche)  zu  erklären.  — 
findet  sich  abgebildet  in  Schellen,  Spektralanalyse 
und  wird  von  Desaga,  Universilälsmechaniker  ir 
berg,  zu  dem  Preise  von  15  Fr.  verfertigt, 
schaffen  dieses  Apparates  kann  höhern  Schul 
genug  empfohlen  werden. 

Ferner  zeigt  der  Vortragende  mit  Hülfe  eii 
von  R.  König  in  Paris  gefertigter  Reformator 
den  dazu  gehörigen  Stimmgabeln  einige  derHelmhc 
Versuche  über  Vokalbildung. 

606.  Sitzung  vom  17.  Deceniber  I83( 

Abends  ?  Uhr  bei  Webern. 
Vorsitzender :  Der  Präsident  Herr  Prof.  Dr. 

—  Secretär  Dr.  R.  Henzi.  —  26  anwesende  M 

-  2  Gäste. 

1)  Das  Protokoll  der  vorigen  Sitzung  wird 
und  gutgeheissen. 

2)  Zu  einem  ordentlichen  Mitglied  wurde  ; 
men  Herr  J.  Glauser  von  Muri,  Ingenieur. 

3)  Den  Austritt  aus  der  Gesellschaft  erklärt 

a)  Herr  Prof.  Hebler. 

b)  „    Ingenieur  Pillichody. 

i)  Demonstrirt  Herr  Dr.  Emil  Emrnert  seine 
thalmometer.    (Siehe  die  Abhandlung.) 

5)  Sprach  Herr  F.  v.  Fischer-Oster  über  d 
gischen  Verbältnisse  am  Bodmi  und  auf  der  1 
(Siebe  das  Ausführliche  in  den  Abhandlungen.) 

6)  Im  zweiten  Akte  demonstirte  Herr  Pro 
«ine  objective  Darstellung  der  Lichtbi 
im  Kalkspath,  senkrecht  und  parallel  z 
scheu  Axe. 


O.  Gelpke,   Ingenieur. 

Bestimmimg  der  St  Gotthard- Tunnel 

(Vorgetragen  den  22.  Januar  1870.) 


Von  verschiedenen  Seiten  aufgefordert ,  übe: 
mir  gewordene  Arbeit,  nämlich:  »die  Bestimmuni 
St.  Golthard- Tannelaxe «  und  über  die  Art  and  Weise 
ich  dieselbe  gelöst  habe,  hier  vor  der  werthen  Vera 
hing  einige  Mittheilungen  zu  machen,  bin  ich  gerne 
bereit  und  will  nur  hoffen,  dass  die  Herren,  obscho 
Mehrzahl  nicht  Fachgenossen,  trotzdem  einiges  Inte 
daran  finden  mögen. 

Ich  übergehe  die  verschiedenen  Einleihingen 
Präliminarien,  nur  das  Eine  erwähne  ich,  dass  ic 
Grösse  der  mir  gewordenen  Aufgabe  und  somit  auc 
Grösse  der  mit  ihrer  Uebernahme  auf  mir  laste 
Verantwortung  wohl  fühlte,  desshalb  lange  zaudert 
ich  mich  zu  ihrer  bestimmten  Annahme  entschloss; 
die  Aufmunterung  und  das  Zureden  unserer  ersten  I 
leute ,  ohne  die  liebenswürdige  Gewährung  von 
Monaten  Urlaub  von  Seilen  des  Herrn  Oberst  Sieg 
bei  dem  ich  meine  Stelle  in  keiner  Weise  gefä 
sehen  wollte,  hätte  ich  mich  jedenfalls  wohl  in  abs 
gigem  Sinne  entschieden. 

Mein  Erstes  nach  gegebener  Zusage  war,  mich  a 
Tit  Golthard -ComibS  zu  wenden,  um  die  nöthigen 
Schlüsse  über  alle  bisherigen  technischen  Vorarbeit 
erlangen,  und  fernerhin  die  Pizirung  der  Tunneleinf 
mir  zu  erbitten.  Zu  letzterem  Zwecke  wurden  mir  i 
Herren  Landammann  Müller  von  Uri,  der  leider  seithe 


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Zeitliche  gesegnet  hat,  und  Ingenieur  Koller  von  Basel  zwei 
Begleiter  beigeordnet,  um  die  Tunneteingänge  im  Verein 
mit  mir  zu  bestimmen  und  mir  die  erforderliche  Auskunft 
über  das  bisher  Geleistete  und  schon  Vorhandene  zo 
geben.  Hiebei  stellte  sich  denn  an  Ort  und  Stelle  her- 
aus, dass  diese  Fixirung  der  Tunnelmundlöcher,  die 
hauptsächlich  von  der  Niveaudifferenz  abhängig  ist,  nur 
sehr  unbestimmt  und  vag  geschehen  konnte«  da  wohl 
schon  Nivellements  existirten,  aber  unter  sich  sehr  diffe- 
rirten.  In  einem  mündlichen  Rapport  theilte  ich  das 
Resultat  unserer  Untersuchung  Hrn.  Schultheiss  Zingg, 
dem  Vertreter  des  Tit.  Gotthard  -  Comitö  f  mit  und  wies 
darauf  hin,  dass  schon  seit  mehreren  Jahren  unter  Leitung 
der  geodätischen  Commission  für  Gradmessungssachen  und 
specieller  Beaufsichtigung  der  Herren  Professoren  Hirsch 
und  Plantamour  ein  directes  Nivellement .  das  sogenannte 
Nivellement  de  prlcision  oder  Nivellement  föderal,  in  ver- 
schiedenen Theilen  der  Schweiz  ausgeführt  werde  und  dass, 
wenn  ich  mich  nicht  sehr  irre,  auch  der  Gottbardpass  io 
dem  projektirten  Netz  enthalten  sei,  dass  sich  demzufolge 
die  geodätische  Commission  vielleicht  geneigt  finden  Hesse, 
das  Nivellement  über  den  St.  Gotthard  im  Interesse  eines 
so  grossartigen  Werkes  wie  die  Alpenüberschienung  schon 
dieses  laufende  Jahr  ausführen  zu  lassen,  besonders  wenn 
bei  dem  etwas  stark  belasteten  Budget  der  Gradmessungs- 
commission  auch  ein  pecuniäres  Opfer  von  Seiten  der 
Herren  gebracht  werde.  Dieser  meiner  Andeutung  wurde 
Folge  geleistet  und  Herr  Prof.  Hirsch  und  Plantamour 
officiell  angefragt  mit  dem  günstigen  und  verdankens- 
werthen  Resultat,  dass  Herr  Ingenieur  Benz,  der  schon 
seit  einiger  Zeit  in  dieser  besondern  Branche  arbeitete, 
nach  dem  Gotthard  beordert  wurde,  um  zwischen  Am- 
steg  und  Giornico  das  gewünschte  Nivellement  mit  den 


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—    5    — 

besten  Instrumenten  and  nach  der  bekannten  u: 
scharfen  and  genauen  Methode  auszuführen. 

Diess  einmal  besorgt ,  konnte  ich  an  mein« 
Aufgabe  mit  mehr  Masse  denken.  Diese  besU 
«ar  in  der  Bestimmung  der  Tunnelaxe,  d.  h.  in 
gäbe  des  Richtungswinkels  auf  beiden  Seiten  des 
nach  welchem  die  Gesteinsarbeiten  zu  treibet 
um  in  der  Mitte  des  Berges  im  Streichen  zus 
zustossen.  Solches  wurde  erreicht  durch  Bildui 
Dreiecknetzes  zwischen  Anfangs-  und  Bndpunkt  < 
nels,  in  welchem  Netze  bei  der  Wichtigkeit  de 
alle  Winkel  zu  messen  waren,  während  die  Berechi 
einer  willkürlichen  Länge  und  einem  beliebigem 
durchgeführt  werden  konnte ,  weil  ja  dadurch  die  I 
Punkte  zu  einander,  von  der  der  Richhingswinkc 
and  allein  abhängig  ist,  nicht  im  mindesten  beeim 
wurde.  Je  länger  ich  mir  aber  Alles  überlegte, 
mehr  kam  ich  zu  der  Ueberzeugung ,  dass  icl 
Aufgabe  von  mir  aus  erweitern  müsse,  wenn  icl 
im  Sinne  des  Tit.  Gottbard-Comite's,  das  bis  I 
4870  alle  Vorarbeiten  so  weit  gefördert  sehen  wo 
unmittelbar  mit  den  Gesteinsarbeiten  beginnen  zu 
bandeln  wollte.  Ich  musste  noch  in  diese  meim 
die  Bestimmung  richtiger  Längen,  richtige  Ori 
des  zwischen  Anfangs-  und  Endpunkt  des  Tan 
bildenden  Dreiecksnetzes  nnd  Ausführung  eines  n 
genauen  trigonometrischen  Nivellements  aufnehr 

Die  Bestimmung  richtiger  Längen  war  vor  a 
geboten,  um  die  ganze  Länge  des  Tunnels  genau 
so  lernen.  Diese  hatte  man,  abgesehen  von  der  i 
Uebersicbt  bei  Veraccordirung  des  Tnnoelanshai 
Angabe  desSteigens  undFallens  der  Tunnelsohle, 
gebniss  aus  der  durch  das  Nivellement  erhaltenen 


—    6    — 

differenz  und  der  richtigen  Länge,  absolut  vonnötheo; 
ferner  war,  wie  ich  erst  nachher  bei  meinen  Erkundigun- 
gen erfuhr,  ein  Schacht  bei  Andermatt  in  Aussicht  ge- 
nommen. Nun  konnte  dieser  allerdings,  wenn  eine  ober- 
irdische Absteckung  der  Tunnelrichtung  über  die  zwisehen- 
liegenden  fünf  Gebirgsketten  im  Bereich  der  Möglichkeit 
lag,  von  derselben  nämlich  von  der  abgesteckten  Tuonel- 
richtung  aus  angegeben  werden.  Aber  diese  ganze  ober- 
irdische Absteckung  ist  und  zwar  zur  Stunde  noch  proble- 
matisch und  das  Risico  durfte  ich  unmöglich  laufen,  dass 
nach  verfehltem  Versuch  einer  solchen  die  Angabe  des 
Schachtpunktes,  nach  der  Natur  der  Sache  eine  der 
ersten  Angriffspunkte  <Jes  ganzen  Unternehmens,  in  Frage 
gestellt  war.  Um  daher  auf  alle  Fälle  vorbereitet  and 
gewappnet  zu  sein,  musste  ich  hier  wiederum  richtige 
und  genaue  Längen  haben,  um  die  Schachtbestimmimg 
anderweitig  ausführen  zu  können,  ferner  bedurfte  ick 
derselben,  um  das  in  Aussicht  genommene  trigonometrische 
Nivellement  verwerthen,  resp.  berechnen  zu  können.  Eine 
seitliche  Absteckung  der  Tunnelrichtung  von  etliches 
Signalen  aus,  in  deren  Nähe  sie  vorbeiführte,  war  eben- 
falls auf  richtige  Längenmaasse  unmittelbar  angewiesen. 
Das  trigonometrische  Nivellement  hingegen,  das  ohne 
grossen  Zeitverlust  bei  den  Beobachtungen  nebenbei 
laufen  konnte,  glaubte  ich  durchführen  zu  müssen,  am 
das  directe  Nivellement,  von  dem  ich  wusste,  dass  es 
nur  einmal  und  zwar  ohne  Controlle  durch  Anschluss 
(wenigstens  in  den  ersten  Jahren)  ausgeführt  werde,  roh 
zu  controlliren.  Ich  war  weit  davon  entfernt,  anzunehmen, 
dass  Hr.  Benz,  der  grosse  Uebung  im  directen  Nivelliren 
hatte,  kleine  Fehler  sich  zu  Schulden  werde  kommen 
lassen,  aber  ein  gröberer  Fehler,  nur  durch  Verschreiben 
einer  Zahl   z.   B. ,    der    durch    mein  -  trigonometrisches 


Nivellement  dann  aufgedeckt  worden  wäre,  lag  u 
bei  keiner  Arbeit,  der  die  Controlle  fehlt,  ausser  d 
reich  der  Möglichkeit;  dann  konnte  ein  solches  trig< 
Irisches  Nivellement  gerade  auf  der  Masse  des  St.  & 
wenn  es  mit  möglichster  Schärfe  ausgeführt  wart 
Vergleich  mit  dem  directen  Nivellement  zur  Lösur 
schwebender  wissenschaftlicher  Fragen,  wie  die  < 
lenkung  des  Bleüolhes  durch  die  Gebirgsmasst 
beitragen,  auch  bei  gegenseitigen  Beobachtung 
Ermittelung  eines  richtigem  mittlem Refracttonscoe 
teil,  als  der  bisher  gebrauchte,  für  diese  Höhen 
Jedenfalls  aber  auch  für  den  Dufour-Atlas  neue 
zahlen  liefern ,  ältere  schon  vorhandene  coolroltir 
mit  dem  directen  Nivellement  in  Verbindung  h 
wodurch  einer  spätem  durchgreifenden  Correctic 
Hötienzahlen  des  Atlasses,  basirt  auf  das  Ergebt! 
schon  oft  genannten  Nivellement  de  precision,  in 
Gegend  schon  vorgearbeitet  war. 

Ich  erlaube  mir,  an  dieser  Stelle  einige  Notiz« 
die  Genauigkeit  und  Richtigkeit  solcher  trigonomel 
Nivellements  aus  eigener  Erfahrung  anzuführen.  1 
nämlich  beauftragt,  für  Blatt  VII  und  II  des  Dufou 
also  den  ganzen  Berner-Jura,  die  Höhen  aller  Gipf< 
vorstechender  Bäume,  Kirchthürme  etc.  zu  bestimn 
war  zu  diesem  Behufe  vom  Cbasserat,  als  dem  Au: 
punkte  des  directen  Nivellements,  ebenfalls  ausgej 
hatte  mich  von  da  an  nach  allen  Richtungen  nac 
und  Süd  ausgebreitet,  war  in  dieser  Breite  bis  an  di 
thuroer  Grenze  vorgedrungen  und  von  da  wieder  b 
mont  zurückgekehrt,  und  hatte  da  an  einen  zweit 
günstig  gelegenen  Fizpuncl  des  directen  Nivellemi 
der  Differenz  von  ('/,  Decimeter  im  Mittel  ange&cl 
eine  Differenz,   die   ich   mit  Ausschluss  der  entf 


—    8    - 

und  desshalb  von  dem  Fehler  in  der  Refraction  schon 
beeinflossten  Beobachtungen  gleicht  auf  Null  hätte  redn* 
ciren  können  und  die  ihren  Grund  ausserdem  hauptsäch- 
lich in  ungenauer  Messung  der  Signalhöhen  zu  suchen  hat 

Die  HH.  Prof.  Plantamour  und  Hirsch  geben  nach  ab- 
gestellten Versuchen  bei  Distanzen  von  5000  Metern  die 
Fehlergrenze  bis  auf  Vi  Meter  an.  In  Eschmanns  Ergeb- 
nissen dagegen  ist  sie  auf  Entfernungen  unter  25,000  Meter 
nur  auf  3  Decimeier  bestimmt;  das  sind  aber  Extreme, 
aus  denen  einfach  die  Regel  zu  ziehen  ist,  da,  wo  nicht 
gleichzeitig  die  gegenseitigen  Zenithdistanzen  gemessen 
werden  können,  nur  die  Mittagsstunden,  wo  die  Schwan- 
kungen in  der  Refraction  am  unbedeutensten  sind,  zur 
Beobachtung  zu  benutzen;  die  Distanzen  ferner  nicht  zi 
gross  zu  wählen,  da  die  etwaigen  Fehler,  aus  der  Re- 
fraction hervorgehend,  im  Quadrat  der  Entfernung  steigen. 
Weitere  Vorsichtsmassregeln,  die  ich  besonders  beim 
Gotthard  in  Anwendung  brachte,  sind :  die  Zeitdistanzen, 
wenn  auch  nicht  gleichzeitig  zu  messen,  was  zwei  Be- 
obachter und  zwei  Instrumente  verlangt  hätte,  doch 
jedenfalls  gegenseitig  zu  messen,  möglichst  zu  derselben 
Tagesstunde  und  möglichst  unter  ähnlichen  Luftverhält- 
nissen, ferner  die  gesuchte  Station  durch  Elevations-  und 
Depressionswinkel  aus  verschiedenen  Himmelsrichtungen 
her  zu  bestimmen.  So  habe  ich  denn  mit  einer  gewissen 
Vorliebe  und  schönen  Hoffnungen  auf  einen  brauchbaren 
Erfolg  unter  Beobachtung  dieser  Regeln  am  Gotthard  die 
trigonometrische  Höhenbestimmung  vorgenommen. 

Nachdem  ich  einmal  im  Klaren  war  über  die  zu 
effectuirende  Arbeit,  konnte  ich  an  die  Ausführung  der- 
selben schreiten.  Ein  erstes  war,  das  Terrain  zu  begehen 
und  mich  über  die  topographischen  Verhältnisse  durch 
den  Augenschein  zu  Orientiren.   Die  Bildung  eines  scbö- 


nen  Dreiecksnetzes,  aus  dem  der  Richtungswinke"  " 
gehen  sollte,  hing  davon  ab.  Es  war  im  Monat 
Wetter  war  ausserge wohnlich  heiss  und  schwül, 
wahrer  Höhenrauch  über  Gipfel  und  Gräte  aus; 
mit  grössler  Hübe  konnte  ich  daher  die  geg 
Sichtbarkeit  der  auszuwählenden  Eckpuncte  des 
nutzes  feststellen,  von  der  Bestimmung  des  Hintc 
dieser  Puncte  und  dem  davon  abhängigen  An« 
daselbst  zu  erstellenden  Signale  musste  bei  d 
gemeinen  Dimme  der  Luft  gänzlich  abstrahirt 
zumal  ausserdem  noch  der  erst  jetzt  mächtig  scb 
Schnee  in  kurzer  Zeit  ein  völlig  verändertes  Bilc 
konnte.  Nichtsdestoweniger  wurde  ich  mit  die; 
in  verhältnissmässig  sehr  kurzer  Zeit  fertig  un 
wirklich  sagen ,  dass  mir  die  Bildung  eine: 
gelungen  war,  das  meine  eigenen  Erwartungen 
Dabei  ergab  sich  zur  Bestimmung  der  Tunne 
beim  Eingang  zu  Göscheoen  eine  beinahe  300 
Orientirungslinie  nach  dem  Rienzerstockgrat  u 
Eingang  zu  Airolo  eine  circa  5000m  lange  Orienb'i 
nach  Pianalto.  Es  waren  diess  vorzügliche  Bed 
die  eine  glückliche  Lösung  versprachen.  Die  I 
Dreiecke  Hess  im  Hinblick  auf  das  so  aussen 
schwierige  Terrain  nichts  zn  wünschen  übrig. 

Ein  Weiteres  war  die  Erstellung  der  Sif 
diesen  ausgewählten  Puncten.  Ich  Hess  mir  z 
Zwecke  Maurer  und  Steinbaner  aus  Gioraico 
Die  Puncte  waren  hoch,  an  einigen  Orten  durc 
gen  von  Felsen  erst  für  eine  Signalerstellung  voi 
und  mehr  als  45  Tage  konnte  ich  unmöglich 
Hülfsarbeit,  von  deren  Genauigkeit  allerdings  v 
die  Schärfe  der  Beobachtungen  abhing,  verwend 
Bern.  Kitthal.    1810.  Kr.  1 


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halb  wählte  ich  Tessiner,  die  bei  ihrer  Gewinnlose,  ihrer 
Ausdauer  und  ihrer  Genügsamkeit  in  allen  Lebensbedurf- 
nissen sich  ganz  besonders  zu  dieser  strapaziösen  und 
beschleunigten  Arbeit  eigneten  (43  Signale  in  45  Tagen). 
Die  Grundsätze  für  Erstellung  derselben  waren :  richtigt 
Dimensionen,  damit  sie  bei  den  gegebenen  Distanz» 
auch  bei  trüber  Luftbeschaffenheit  noch  sichtbar  waren, 
bei  sehr  heller  Beleuchtung  dagegen  nicht  durch  zu  grosse 
*  Masse  die  scharfe  Einstellung  der  Mitte  in's  Fadenkreuz 
des  Fernrohres  erschwerten,  scharf  begränzt,  solid  und 
unveränderlich,  so  dass  während  des  Betriebs  der  Tunnel- 
arbeiten  ein  Nachmessen  der  Winkel  immer  möglich 
war,  völlig  senkrecht  und  sich  gleichmässig  nach  oben 
verjüngend,  runde  Form,  zum  centrischen  Beobachten  ein- 
gerichtet, wesshalb  sie  mit  einer  Plattform  umgeben 
wurden  und  sich  die  oberste  Platte  musste  abnehmen 
lassen.  Bei  den  Signalen  am  Ende  des  Netzes,  den  so- 
genannten Orientirungspfeilern ,  auf  denen  ich  die  Rich- 
tung des  Tunnels  anzugeben  hatte,  wählte  ich  die  qua- 
dratische Form  und  liess  sie  theils  aus  einem  Granit- 
block  hauen  (Göschenen) ,  theils  aus  drei  Granitquadern 
aufführen,  wie  bei  Airolo.  Gute  Fundamentirung,  Prell- 
steine mussten  ausserdem  noch  ihre  Solidität  und  Intact- 
heit  garantiren.  Diese  Orientirungspfeiler  lagen  in  der 
verlängerten  wahrscheinlichen  Tunnelaxe,  im  Niveau  der 
Tunnelsohle  und  soweit  zurück  vom  wirklichen  Tunnel- 
eingang, dass  sie  vor  und  während  des  Betriebs  der  Arbei- 
ten vor  Verletzungen  und  Verrückungen  gesichert  erschie- 
nen. Um  die  zum  Einschneiden  ungünstige  quadratische 
Form  zu  paralysiren,  liess  ich  auf  diese  Endsignale  und 
ihre  correspondirenden  Metalikugeln  aufsetzen,  die  dem 
Beobachter  ein  schärferes,  begränzteres  Object  zum  An- 
visiren  boten.    Hand   in  Hand   mit   der  Erstellung  der 


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-  II  - 

Signale    ging   auch   ihr   Anstrich,    weiss    bei 
schwarz  bei  hellem  Hintergründe  und  gegen  d< 

Da  ich  hier  davon  gesprochen,  dass  die  S 
ceotralischen  Beobachten  eingerichtet  wurden 
ich  erwähnen,  dass  ich  an  und  für  sich  in  vielen 
excentralische  Beobachtnngsweise  vorziehe  un 
folgenden  Gründen :  Sind  in  einem  Dreieck  e 
Winkel  schon  gemessen  und  ausgerechnet,  so  i 
der  dritte  bekannt,  er  ist  gleich  \  80°  minus  der  £ 
ser  zwei  Winkel.  Beobachtet  man  nun  auch  die 
Winkel,  so  wird  man  unwillkürlich  nach  einiger  Zi 
ob  das  erhaltene  Resultat  mit  dem  erwartete 
stimmt  Ist  dem  nicht  so,  so  wird  man,  ohne  di 
Absicht  zu  läuschen,  sieb  doch  diesem  gewünscb 
zu  nähern  suchen ,  man  wird  kleine  Concessio 
Theilung  des  anvistrten  Signals  machen  in 
Ueberzeugnng,  diese  sei  die  richtige,  die  ers 
irrthümliche  gewesen,  durch  Phase  oder  sonst 
vocirt,  mit  einem  Wort,  die  Beobachtung  d 
Winkels  in  einem  Dreieck  ist  in  diesem  Falle 
und  abhängig  und  dadurch  die  Scharre  und 
der  Gesammtbeobachtungen  wesentlich  beeint 

Ein  Anderes  und  vorzüglich  bei  unsern  ! 
Verhältnissen  nicht  zu  übersehen,  ist  die  Set 
auf  höhern  Berggipfeln  grössere  nnd  doch  vi 
massige  und  symmetrische  Signale  zu  errichten 
wo  diess  nöthig  wurde,  waren  meist  sehr  wie 
grossartiger  Natur,  wie  die  eidgenössische  Tr 
nnd  die  Gradmessung,  und  desshalb  schon  in 
der  erfahrensten  Fachleute  niedergelegt.  Di. 
schon  älter,  konnten  unmöglich  die  Erstello 
Signale  selbst  überwachen,  auch  richtige  M 
Steinhauer  brachte  man  niebt  auf  die  höhern  Gi: 


—  tä.  — 

Besteigung  schwierig,    mitunter  sogar  gefährlich  wurde. 

ni~  'rbeit  musste  also  Führern  und  Jägern  überlassen 
n.  Wer  nun  schon  selbst  viel  auf  den  Spitiea 
;r  hehren  Alpenwelt  gewesen,  der  kennt  ja  aus  Er- 
ig,  wie  leicht  uns  da  oben  nach  einem  mühseligen 
gen  unter  dem  Einfluss  der  feinem  Luft  Apathie 
chwäche  beschleicht,  wie  die  grösste  Geisteselasb- 
Willenskraft  und  Energie  uns  da  oben  verlässL 
oll  noch  nach  dem  Aufsteigen,  das  an  und  für  sieh 
trbeit  ist,  die  Arbeit  erst  beginnen,  ein  Signal  tob 
tren  Metern  Umfang  und  2'/2 — 3  Metern  Höhe  er- 
t,  die  Steine  dazu  erst  gebrochen  werden,  dieZeä 
schränkt,  Nebel  erregen  Befürchtungen  wegen  der 
ichen  Umkehr.  Alle  diese  Factoren  werden  xa 
er  Eile,  zu  einer  Vollendung  des  Signales  a,  tont 
•eiben  ;  dass  dabei  die  Genauigkeit  und  Regelmässig- 
er ganzen  Signalform  leiden  muss,  liegt  auf  der 
Wenn  das  Ganze  noch  senkrecht  steht,  so  moss 
loch  sehr  zufrieden  sein,  ob  auch  eine  Seite  steil 
,  während  die  andere  sich  allmälig  verflacht  Ich 
>ei  meinen  Beobachtungen  für  die  europäische  Grad- 
ng  im  Hochgebirg  der  Schweiz  und  Savoyen  mir 
uals  grosse  Schwierigkeiten  aus  diesen  ungenaues 
formen  hervorgehen  sehen.  In  der  Nähe  des 
tthard  ist  es  z.  B.  das  Signal  des  Sixmadun,  noch 
der  niedrigsten  Gipfel  im  Gradmessungs-Dreiecks- 
dessen  unregelmässige  Form  von  Andermatt  und 
beralpstrasse  aus  schon  mit  freiem  Auge  bemerk- 
et. Beobachte  ich  nun  in  einem  solchen  Falle  ei- 
sen, so  werde  ich  vom  Instrument  aus  mit  einem 
geprüften  Messband  (Stahlband)  horizontal  bis  zum 
und  an  dieser  Stelle  den  Umfang  desselben  messen, 
erde  diese  ganze  Operation  bei  einiger  Gewissen- 


—    13    - 

baftigkeit  in  verschiedenen  Höhen  vornehmen  und  da- 
durch verschiedene  Werthe  für  die  Distanz  ad  Centrum 
erhalten,  deren  Mittelwerth  dem  wahren  Centrum  der 
Signalmasse  sich  am  meisten  nähert.  Von  einer  andern 
entfernten  Station  aus  werde  ich  die  Unregelmässigkeit 
des  anvisirten  Signales  nicht  mehr  unterscheiden  können, 
ich  werde  das  Ganze  als  eine  symmetrische  Masse  sehen, 
und  deren  Centrum  anvisiren,  also  dasselbe  Centrum,  auf 
das  ich  meinen  excentrisch  gemessenen  Winkel  transpor- 
tirt  habe.  Bei  einer  centralischen  Beobachtungsweise  ist  es 
dagegen  sehr  schwer,  schnell  an  Ort  und  Stelle  das  wirk- 
liche Centrum  des  Signales  zu  bestimmen ,  man  ist  darauf 
angewiesen,  die  Mitte  der  obersten  Schicht  als  solches  an- 
zunehmen und  diese  kann  eben  um  mehrere  Centimeter , 
fast  bis  4  Decimeter  vom  wirklichen  und  anderwärts  her 
anvisirten  Cehtrum  abweichen,  somit  zu  wirklichen  Irr- 
thümern  fuhren.  —  In  meinem  speciellen  Falle,  wo  die 
Signale  kleinere  Dimensionen  hatten,  ich  die  sorgfältige 
und  genaue  Erstellung  derselben  selbst  überwachte ,  zog 
ich  die  centralische  Beobachtungsweise  vor,  zumal  ich  bei 
meiner  gedrängten  Zeit  gar  nicht  daran  denken  konnte, 
nur  einen  einzigen  Winkel  im  Felde  auszurechnen,  ich 
also  von  keinem  erwarteten  Resultat  beeinflusst  war 
and  dadurch  auf  den  Stationen  selbst  die  ganze  Zeit  für 
die  Centrirung  und  Errichtung  eines  kleinen  Beobach- 
tungspfeilers geradezu  gewann.  Oft  bin  ich  bei  den 
gleich  zu  besprechenden  Beobachtungen  ganz  knapp  mit 
dem  Verschwinden  des  letzten  Signales  auch  mit  meinen 
Operationen  fertig  geworden.  Hätte  ich  noch  die  Arbeit 
der  Centrirung  gehabt,  also  Messen  des  Centrumswinkels 
und  der  Distanzen,  die  mindestens  eine  Viertelstunde 
absorbirten,  so  wäre  ich  mehrmals  gezwungen  worden, 
rein  nur  desshalb  wiederzukommen  und  hätte  dann  meine 


—    H    — 

iit  unmöglich  in  der  mir  gegebenen  kurzen  Frist  he- 
gen können,  ausserdem  wurden  durch  die  centrati-, 
!  Beobachtungsweise  die  spätem  Rechnungen  nnge- 
i  vereinfacht  und  mögliche  Fehlerquellen  beim  Cea- 
id  davon  fern  gehalten. 

Nach  dieser  kleinen  Abschweifung  kann  ich  zu  des 
Pachtungen  selbst  übergehen,   auf  die  ich  zwar  bei 

Resultaten  ganz  besonders  zurückkommen  moss. 

Hiefür  setzte  ich  mich  mit  den  Telegraphenbeamtee 
meiden  Seiten  des  St.  Gotthard  in  Verbindung,  um  jeder- 

von  dem  Stand  der  Witterung  genau  unterrichtet  zs 
,  denn  oft  regierten  Nebet  und  Regen  auf  der  einen 
e,  während  der  schönste  Himmel  auf  der  andern 
elto.  Die  Reihenfolge  meiner  Stationen,  die  bntt 
ineinander  gewürfelt  zu  sein  scheint,  beweist  das  zur 
üge.  War  Tür  den  folgenden  Tag  die  Besteigung  eines 
eis  festgesetzt,  so  wurden  noch  am  Abend  vorher, 
st  wenn  ich  eben  ermüdet  von  einer  andern  Besto- 
;  zurückkehrte,  alle  nöthigen  Vorbereitungen  zu  einem 
en  Aufbruch  für  den  folgenden  Morgen  getroffen, 
selbst  hatte  mir  von  jedem  Gipfel  eine  Scizze  eol- 
'en,  auf  der  ich  seine  Lage  zu  der  der  anzuvisiren- 

andern  Puncto  sorgfältig  verzeichnet,  den  Stand  der 
ne  und  die  Beleuchtung  dieser  Puncto  für  die  ver- 
edenen  Tagesstunden  notirt  hatte  und  mir  darnach 
Verzeichnis»  und  genaue  Reihenfolge  der  vorzuneb- 
den  Arbeiten  für  jeden  Gipfel  entworfen.  (Morgens 
izontalwinkel  vor  der  Sonne,  Mittags  Höhenwinkel  im 
:ea  Umkreis,  Nachmittags  wieder  Horizontal  winke! 
ntgegengesetzter  Richtung,  daher  wiederum  vor  der 
ne.)  Natürlich  haben  die  besondern  Verhältnisse,  vor 
n  die  berüchtigten  Goltbardnebel,  manche  Aenderang 
neinem   anfänglichen  Programm  bedingt.    Ich   hatte 


—    45    - 

bei  meinen  Beobachtungen  auf  Hangendgletscherhorn, 
Titlis,  Basodine  etc.,  wo  die  tagtäglich  wiederkehrenden 
Besteigungen  den  Körper  wahrhaft  aufrieben,  nicht  ver- 
gebens die  Lehre  gezogen ,  Alles ,  was  sich  nur  einiger- 
massen  vorher  beim  Glase  Wein,  selbst  nur  bei  Polenta  und 
Milch  abthun  Hess,  ja  nicht  zu  unterlassen,  um,  einmal  auf 
dem  Gipfel  angelangt,  ohne  Unterbrechung,  ohne  Zweifel 
und  Wahl  seiner  Arbeit  obliegen  zu  können.  Eine  ver- 
säumte Minute  konnte  ja  eine  neue  mühselige  Besteigung 
bedingen.  Nie  habe  ich  auf  diesen  Gipfeln  eher  etwas  zu 
mir  genommen,  als  bis  die  Arbeit  beendigt  war  oder  wir 
im  dichten  Nebel  sassen  und  nun  hinlänglich  Müsse  hatten, 
an  das  eigene  Ich  zu  denken.  Auch  für  die  Wahl  des  Weges 
zum  Aufsteigen  war  eine  genaue  Kenntniss  des  Sonnen- 
standes recht  praktisch,  um  möglichst  lange  den  er- 
frischenden Schatten  zu  gemessen. 

Die  Beobachtungen  gingen,  trotz  der  trostlosen  Wit- 
terung während  des  Augusts  und  Septembers,  ziemlich 
rasch  und  glücklich  von  statten.  Vom  5.  August  bis 
6.  September,  also  innert  32  Tagen,  habe  ich  auf  den 
43  Signalen  des  Hauptnetzes  27  Stationen  gemacht;  vom 
6.  bis  47.  September,  also  in  44  Tagen,  für  das  Anschluss- 
netz der  Basis  die  Signale  errichtet,  5  Statationen  be- 
wältigt und  die  Basis  geroessen.  An  den  Enden  des 
Netzes  waren  es  die  ungeheuren  Niveaudifferenzen  der 
Schenkel  ein  und  desselben  Winkels,  die  die  peinlichste 
Sorgfalt  beim  Beobachten  verlangten  und  die  Arbeit  sehr 
erschwerten.  Mehr  als  die  Hälfte  der  Gesammtfehler  in 
den  Dreiecksschlüssen  fallen  diesen  Enddreiecken  zu. 
Auf  Winterhorn,  Gütsch,  Kastelhom,  Piscium  hatte  ich  es 
mit  empfindlich  kaltem  Wind  und  auf  den  drei  erstge- 
nannten mit  den  frühzeitig  anrückenden  Gotthardsnebeln 
zu  tliun.    Bätzberg  und  Pianalto,   obwohl  schwere   und 


—    16    _ 

hohe  Stationen,  waren  mir  sehr  gewogen.  Auf  der  Grenz- 
scheide des  St.  Gotthard  mehrten  sich  die  Schwierigkeiten 
und  damit  auch  die  Besteigungen  ganz  ungemein.  Ich 
meine  ausser  Sasso  di  Gottardo  besonders  Crasso  di 
Dentro  und  La  Fibia,  ein  wahres  Glück  für  mich,  dass 
sie  die  leicht  erreichbarsten  in  meinem  Netze  waren,  dem 
auf  ersteren  musste  ich  einzig  und  allein  behufs  der 
Beobachtungen  sechsmal.  Vom  Gebrauch  des  Schirmes 
war  hier  und  auch  mehrmals  auf  andern  Stationen  wegen 
des  heftigen  Sturmwindes  nicht  die  Rede,  daher  die  Be- 
obachtungen bei  den  fortwährenden  Correctionen  des 
Niveaus  nur  langsam  fortschreiten  konnten,  in  ihrer  Güte 
zu  wünschen  übrig  Hessen.  Hätte  ich  nur  Beobachtungen 
nach  einer  Seite  zu  machen  gehabt,  so  wäre  ich  fast  an 
einem  Tag  fertig  geworden.  So  aber  bildeten  diese  Puncte 
gerade  die  Verbindung  zwischen  Urner-  und  Tessiner- 
Seite  und  selten  herrschte  eine  gleichmässige  Witterung 
auf  beiden  Abhängen.  Sie  bildeten  vielmehr  die  ächte 
Wetterscheide  des  ganzen  Gebirges,  auf  der  einen  Seite 
Sonne,  auf  der  andern  Sturm  und  Schneegestöber,  die 
eine  Hand  erwärmt  in  italienischem  Sonnenbrand,  die 
andere  erstarrt  in  nordischem  Winter.  Solchen  Kampf 
der  Winde,  solche  scharfe  Abgrenzung  der  Witterung 
hatte  ich  noch  nie  gesehen.  Bis  zum  scharfen  Grate 
stürmten  die  Nebel  von  Norden  an,  darüber  hinaus  konn- 
ten sie  nicht  gelangen.  Wie  eine  Mauer  stauten  sie  sich 
empor,  so  dass  wahrlich  ohne  Uebertreibung  eine  Hand 
in  dieser  dunkeln  Wand  verschwand,  während  die  andere 
noch  von  der  Sonne  erwärmt  wurde.  Hier  wäre  ein 
meteorologisches  Observatorium,  zumal  bei  der  Nähe 
des  wohnlichen  Hospizes,  wohl  ausführbar,  an  reicher 
Belehrung  und  wichtigen  Aufschlüssen  könnte  es  ihm 
nicht  mangeln.    Selbst  die   HH.  Prof.  Wild   und  Dove 


-    47    — 

würden  hier  am  Ende  zu  denselben  Schlüssen  und  zu 
einem  Compromiss  über  die  Natur  des  ächten  Föhns  ge- 
langen. 

Noch  einer  etwas  unbehaglichen  Episode  auf  Monte 
Prosa  will  ich  hier  gedenken,  ehe  ich  zu  den  Resultaten 
übergehe.    Es  war  an  einem  Donnerstag,  den  5.  August, 
als  ich  dort  meine  erste  Station  machte.   Ich  war  schon 
ziemlich  mit  meinen  Arbeiten  vorgerückt  und  hatte  höch- 
stens noch  auf  eine  halbe  Stunde  zu  thun,  als  vom  Finster- 
aarhorn  her  ein  furchtbares  Gewitter  aufstieg.  Ich  hoffte 
noch  bis   zu  seinem  Herannahen  fertig  zu  werden  und 
beschleunigte  demzufolge  meine  Beobachtungen  möglichst, 
selbst  den  einen  schreibkundigen  Gehülfen  Hess  ich  an- 
statt meiner   unter  Dictat  schreiben.    Wie  ich  so  ganz 
in  meiner  Arbeit  vertieft  bin,  höre  ich  ein  leises  Knistern 
and  Schwirren,  wie  wenn  sich  ein  Insekt  oder  eine  Fliege 
in  den  zahlreichen  feinen  Schräubchen  meines Theodolithen 
verfangen  hätte  und  sich  loszumachen  strebe.    Ich  sah 
nach,  konnte  aber  nichts  entdecken,  zugleich  hatte  ich 
das  Gefühl,  als  ob  ein  Käfer  mir  die  Haare  hinauf  kröche. 
Ich  rief  desshalb  meinem  Oberländer  Gehülfen  zu :  »Näht 
mir  doch  de  Käfer  fürt,«  erhielt  aber  zur  Antwort :  »Herr 
Ingenör,    i    gseh'   nüt,    ihr  heit  nüt  da  hinden.«    Ich 
arbeite  immer  noch  fort,   wie  ich  aber  wiederum  mit 
beiden  Händen  die  Kreise  anfasse,  um  sie  zu  drehen, 
höre  ich  ein  lautes  Zischen  und  fühle  dabei  einen  merk- 
lichen Schlag  in  meinem  Körper,  zugleich  sträubten  sich 
meine  ganzen  Haare  unter  der  seidenen  Beobachtungs- 
mütze straff  in  die  Höhe,  während  das  ganze  Instrument 
wahrhaft  zu  singen  anfing.    Wie  ich  aufblicke,  ist  das 
schwarze  Gewölk  schon  über  uns  und  berührte  fast  den 
Gipfel.    Jetzt  ward  mir  Alles  klar,  die  schon   oft  vom 
Katheder  herab  angehörte  Ausströmung  der  Electricität 

Bern.  Mittheil.  1870.  Nr.  714. 


—    18    — 

aus  Spitzen  empfanden  wir  im  höchsten  Grade  an  am 
selber,  wir  waren  in  einem  furchtbaren  Gewitter  auf 
einem  isolirten  Gipfel,  50  Pfund  Metall  in  der  Hand. 
So  schnell  habe  ich  trotz  aller  complicirten  Einrichtung 
wohl  noch  nie  mein  Instrument  in  sein  Gehäuse  wieder 
eingepackt,  wohl  keine  halbe  Minute  verging  darüber. 
Die  Metallplatten,  auf  die  ich  dasselbe  zur  Schonung 
der  Fussschrauben  stelle,  wurden  vergessen.  Die  Berg- 
stöcke trugen ,  da  es  unterdess  ganz  finster  wurde, 
wahre  Lichtbündel  auf  dem  nach  oben  gekehrten  Ende. 
Etwas  vom  Gipfel  herab  hörte  das  Phänomen  auf,  am  an 
einer  zweiten  Stelle  noch  einmal  in  geschwächtem  Masse 
wiederzukehren.  Ich  wäre  vielleicht  nicht  so  auf  des 
Tod  erschrocken,  als  ich  unsere  Situation  erkannte,  hätte 
ich  nicht  im  Frühjahr  im  Jura  Herrn  Oberst  Buchwalder 
gesprochen,  dessen  trauriges  Schicksal  auf  dem  Säntis 
vielfach  bekannt  ist.  Mit  jugendlichem  Feuer  und  sicht- 
licher Erreguug  hatte  mir  der  jetzt  silberhaarige  Greis 
davon  erzählt,  wie  unter  ähnlichen  Verhältnissen  sein 
Gehülfe  Gobat  todt  neben  ihm  geblieben,  er  selbst  zeit- 
lebens auf  der  einen  Seite  gelähmt  worden  und  unter 
beständiger  Todesangst,  auf  allen  Vieren  kriechend  und 
sich  fortrollend,  zur  nächsten  stundenweit  entfernten 
menschlichen  Wohnung  sich  habe  fortschleppen  müssen. 
Kaum  hatten  wir  den  Gipfel  etwa  zwei  Minuten  lang  ver- 
lassen, entlud  sich  unter  heftigen  Schlägen  ein  furcht- 
bares Hagelwetter  über  unsern  Häuptern.  Die  Schlössen 
hatten  durchweg  Welschnussgrösse ,  blaue  und  grüne 
Flecken  auf  den  ausgesetzten  Körpertheilen  konnten  davon 
erzählen,  abgesehen  von  den  corpora  delicti  selbst,  die  wir 
mit  nach  dem  Hospiz  brachten.  Erst  längere  Zeit  nachher 
las  ich  in  alten  Zeitungen,  dass  denselben  Tag  ein  furcht- 
bares Hagelwetter  die  Westschweiz  heimgesucht,  in  Basel 


-    19    - 

fast  alle  Scheiben   zertrümmern  habe.     Tag  und 
coincidirten. 

Die  Beobachtungen  auf  den  Stationen  des  Hau| 
umfassten,  da  ich,  wie  schon  gesagt,  meine  Aufgal 
auffassen  musste ,  nicht  nur  die  Winkelbeobachtu 
das  Hauptnetz  und  alle  möglichen  und  zulässigen  7. 
Verbindungen  zur  Controlle  der  spätem  Recl 
sondern  auch  die  Höhenbeobachtungen  aller  si< 
Signale  im  Umkreise,  auch  der  entferntesten, 
scbluss  von  fünf  Punkten  der  Eidgenössischen 
lation  und  eines  Gradmessungspunktes.  Aus  die 
lern  Daten  konnte  ich  eine  richtige  Längeund 
stes  richtiges  Azimutb  ableiten,  doch  durfte  i 
damit  nicht  begnügen,  da  in  den  Dreiecken,  at 
diese  fünf  Eidgenössischen  Punkte  bestimmt  warer 
weg  der  dritte  Winkel  geschlossen  war,  wie 
den  Originalrechnungen  auf  dem  Eidgen.  Stal 
ersehen  konnte  und  wie  es  mir  der  Augenschei 
und  Stelle,  nämlich  unzugängliche  oder  durch  Ste 
völlig  ausgefüllte  Gipfel,  noch  erhärtete,  da  fe 
Triangulation  auf  Urner-  und  Tessiner-Seite  in  \ 
denen  Jahren  von  verschiedenen  Beobachtern  ai 
worden,  somit  kein  einheitliches  Ganzes  bildet 
e  i  n  Guss  war.  Dessbalb  entschloss  ich  mich 
letzter  Stunde  zur  Controlle,  selbst  eine  Basis  zu 
wozu  die  Hochgebirgsebene  zwischen  Andern 
Hospenthal,  unverkennbar  der  ausgefüllte  Bod 
frühem  Gebirgssees ,  sich  trefflich  eignete ,  wod 
auch  noch  in  unmittelbarster  Nähe  des  Schacht 
trigonometrischen  Fixpunkt  erhielt 

Diese  Messung  geschah  mit  einem  20°  langi 
itpnd  von  Kern  in  Aarau,  bei  einer  Mittel temper 
4  5  °  R. ,  dasselbe  wurde  nach  einer  Nivellirlatte  glei< 


und  horizontal  gesp 
jedesmal  richtig  eing 
Art  Messung  keine  I 
aber  die  kürzeste  un 
ich  dieselbe  noch  rol 
durch  Hrn.  Geomete 
des  Tunneleingangs  b 
tes  bei  Andermatt  aufi 
selben  Hessband  nac 
Diese  Basis  schli 
dreiecke ,  die  die  starl 
den  Gipfeln  allmatig 
Gülsch-Bätzberg  an  i 

Winkelmessungen  ver ..__  ...     ...  _ 

dolith  von  Starke  in  Wien  mit  durchschlagbarem  Fernrohr 
(dem  Bidg.  Stabsbüreau  angehörend).  Die  Zahl  der  Itepe- 
titionen  eines  jeden  Winkels  im  Haupt-  und  Anschlussneu 
der  Basis  schwankt  zwischen  20  und  34,  meist  aber  2t,  io 
Serien  von  4 — 8  Beobachtungen,  zu  verschiedenen  Tages- 
zeiten, also  bei  verschiedener  Beleuchtung,  meist  auch  an 
verschiedenen  Tagen  ausgeführt,  wodurch  die  Fehler  aas 
Phase  und  irrthümlicher  subjektiver Theilung  des  anvisirteo 
Signals  in  zwei  für  den  Beobachter  scheinbar  gleiche,  in 
Wirklichkeit  aber  doch  ungleiche  Hälften  so  ziemlich  auf- 
gehoben werden  mussteu,  und  in  beiden  Lagen  des  Fem- 
rohrs, wodurch  eine  kleine  Differenz  in  der  Stellung  der 
Fernrobrträger,  also  ein  nicht  völlig  senkrechtes  Kippen 
des  Fernrohrs  oder  eine  etwaige  excentr.  Stellung  des- 
selben sieb  corrigiren  musste.  Alle  andern  weniger  zeit- 
raubenden Untersuchungen  und  Justirungen  des  Instru- 
mentes, wie  horizontale  Bewegung  der  Kreise  (Correction 
des  Niveaus),  senkrechte  Stellung  der  Fäden,  Zusammen- 
fallen des  Schnittpunctes   der  Fäden  mit  der  optischen 


-  %\   - 

Axe  (Correction  der  Faden)  etc.,  fanden  jedesmal  vor 
Beginn  der  Beobachtungen  statt.  Die  Zwischenverbin- 
dungen wurden  mit  16- fachen  Beobachtungen  bewerk- 
stelligt, ebenso  der  Anschluss  des  Sixmadun.  Das  Anbinden 
der  5  Eidgen.  Ftxpuncte  geschah  mit  8-facben  Winkeln. 
Die  Höhe  eines  jeden  Punctes  wurde  mindestens  durch 
drei  andere  vor  und  rückwärts  bestimmt,  den  Anfangs- 
pnoct,  der  nur  von  zwei  Signalen  aus  siebtbar  ist,  natür- 
lich ausgenommen. 

Hit  diesem  Material  konnte  also  4)  die  Streichricbtung 
des  Tunnels,  für  nns  also  der  Winkel  auf  dem  Orienürungs- 
pfeiler  zwischen  einem  der  sichtbaren  Signale  und  der 
gesuchten  Tunnelaxe,  2)  die  richtige  Länge  der  Dreiecks- 
seiten und  des  Tunnels  gerechnet  werden.  Hilden  richtigen 
Längen  und  den  gemachten  Höhenbeobachtungen  können 
3)  die  Höhen  der  Signale  und  Tunneleingänge  über  Heer 
bestimmt  und  mit  dem  directen  Nivellement  verglichen 
werden;  ferner  4)  von  der  Basis  aus  der  Ansatzpunct  des 
Lichtschachtes  bei  Andermatt  angegeben,  sowie  5}  für 
einen  etwaigen  Versuch  der  oberirdischen  Tunnel- 
absteckung über  die  zwischenliegenden  fünf  Gebirgsketten 
von  zwei  so  ziemlich  in  der  wahrscheinlichen  Axe  lie- 
genden Signalen  der  seitliche  Abstand  der  Tunnelaxe 
ermittelt  werden. 

Alle  diese  Arbeiten  incl.  Correspondenz,  Bestellungen, 
Engagements  und  Abrechnungen,  mehreren  Reisen  nach 
Zürich,  Basel,  Bern  und  Luzern,  Bestimmung  des  Rayons 
für  die  Aufnahmen  an  den  Tunnelmundlöchern  und  beim 
Lichtschacbt ,  Einführung  der  betreffenden  Herren  Geo- 
meter  in  diese  Arbeit  etc.  mussten  trotz  so  mancher 
Unterbrechungen  durch  die  Ungunst  der  Witterung  bei 
einer  durchschnittlichen  Höhe  der  Signalpuncte  von 
3500 — 2800,n  über  Heer  in  nicht  ganz  drei  Monaten  aus- 
geführt werden. 


J  *  1 


—    22    — 

Manches  hätte  ich  wohl  genauer  gewünscht,  beson- 
ders die  Basismessung  gerne  nach  einer  andern  bessern, 
aber  mehr  Zeit  beanspruchenden  Methode  ausgeführt, 
wenn  es  eben  meine  kurz  zugemessene  Zeit  erlaubt  hätte. 
Meiner  Hauptaufgabe  aber,  sowie  der  trigonometrisch«! 
Höhenbestimmung  bin  ich  völlig  gerecht  geworden,  wie 
es  die  Resultate  meiner  eben  beendigten  Zusammenstel- 
lung der  Dreiecke  und  die  Höhenrechnungen  erweisen. 
Ich  kann  demnach  sagen,  meine  Aufgabe  ist  beendigt 
und  zu  einem  Abschluss  in  dieser  Zeit  gediehen,  der  den 
Beginn  der  Arbeiten  zu  jedem  beliebigen  Zeitpuoct  er- 
möglicht. Wünschenswerth  bleibt  es  aber  und  ist  im 
Laufe  der  folgenden  Jahre  ohne  Beeinträchtigung  der 
Arbeiten  gelegentlich  noch  auszuführen,  dass  meine  Basis 
nachgemessen  würde  und  noch  eine  zweite  vielleicht  in 
der  Gegend  des  Hospizes  oder  auf  der  Poststrasse  zwi- 
schen Brugnasco  und  Ambri  sie  controllirte ,  und  zwar 
besonders  dann,  wenn  die  Längen,  aus  meiner  Basis  ab- 
geleitet, allzu  sehr  mit  denen,  die  aus  den  angeschlosse- 
nen Eidgen.  Puncten  resultiren,  differiren  sollten,  natür- 
lich nachdem  die  letzlern  vom  Meeresspiegel,  auf  den 
sie  sich  beziehen,  auf  das  Niveau  von  Andermatt,  wo  ich 
meine  Basis  gemessen,  reducirt  worden,  eine  Reductioo, 
die  auf  ca.  4000m  Länge  schon  1  Meter  beträgt.  Seitdem 
habe  ich  diesen  Vergleich  meiner  eigenen  Messung  mit 
den  Eidgen.  Angaben  gemacht  und  gefunden,  dass  meine 
Längenwerthe  in  der  Mitte  stehen  zwischen  diesen  unter 
sich  sehr  differirenden  Bestimmungen,  die  also,  wie  ich 
anfangs  schon  beim  Nachschlagen  der  Rechnungen  ver- 
muthete,  für  ein  Werk  von  so  grosser  Schärfe  und  Ge- 
nauigkeit, wie  der  Gotthard-Tunnel  es  sein  muss,  keine 
genügend  brauchbaren  Ausgangsdaten  liefern  können. 
Die  directe  Messung  zweier  Basislinien  nach  einer  ge- 
nauen guten  Methode  wäre  demnach  nach  meiner  Ansicht 


-    23    - 

eine  bessere,  aber  zeitraubendere  Procedur  zur  Erlangung 
richtiger  Längen,  als  der  von  mir  eingeschlagene  Weg 
(Messung  nur  einer  Basis  und  Anschluss  einiger  Eidgen. 
Puncte),  dessenungeachtet  kann  ich  mit  Sicherheit  aus 
diesen  Vergleichen  entnehmen,  dass  im  schlimmsten  Falle 
meine  ganze  Tunnellänge  von  über  15000*  nur  um  6  Deci- 
meter  zu  kurz  oder  zu  lang  ist,  während  sie  aber  auch 
ebenso  gut  fast  richtig  sein  kann. 

Der  allerrationellste  und  empfehlenswertheste  Weg 
zur  Erlangung  absolut  richtiger  Längen,  zur  genauen 
Orientirung  des  Tunnels  gegen  die  Berner  Sternwarte 
wäre  die  Verlängerung  der  Triangulation,  wenn  auch  nur 
im  wenigen  grössern  Dreiecken  beiderseits  vom  St.  Gott- 
bard  thalabwärts,  auf  Urner-Seile  bis  zum  Hundstock  (B) 
bei  Altorf,  auf  Tessiner-Seite  bis  zum  Cramosino  bei 
Giornico.  Es  sind  diess,  wie  der  bereits  angeschlossene 
Sixmadun,  ebenfalls  Signalpuncte  aus  der  europäischen 
Gradmessung,  aus  der  Gradmessung,  die  bei  grösserem 
Aufwand  von  Zeit  und  Mitteln,  vielleicht  die  schärfsten 
Resultate  zu  erzielen  im  Stande  war  und  von  der  man 
desshalb  mit  der  grössten  Sicherheit  Ausgangs-  und  Controll- 
daten  entnehmen  dürfte.  Die  Seite  Sixmadun-Hundstock 
gäbe  eine  genaue  Ausgangslänge  und  ein  erstes  richtiges 
Azimuth,  (zumal  erst  neuerdings  die  Meridiane  der  einzel- 
nen Sternwarten  und  auf  Rigi  die  astronomische  Lage 
etlicher  Dreiecksseiten  durch  Hrn.  Professor  Plantamour 
zu  Gradmessungszwecken  bestimmt  wurde,  um  nämlich 
zuzusehen,  ob  die  Differenzen  zwischen  den  geodätischen 
und  astronomischen  Bestimmungen  mit  der  für  die  be- 
kannte Entfernung  beider  Puncte  berechneten  Convergenz 
der  Meridiane  stimme  und  um  so  rückwärts  bei  gefundenen 
Unterschieden  auf  locale  Abweichungen  in  der  bisher 
angenommenen  Erdgestalt  folgern  zu  können).  Die  Seite 
Sixmadun-  Cramosino  hingegen  wäre  die  Controlle  für 


—    24    — 

Richtigkeit  aller  zwischenliegenden  Arbeiten  and 
etwaige  immerhin  mögliche  Rechnungsfehler.  Hie- 
ist nicht  zu  vergessen,    dass   dieser   allerdings  mit 

Aufwand  von  Zeit  und  Geld  zu  erstellende  An- 
uss  eine  Reihe  genauester  Zwiscbenpuncte  liefen 
i,  die  für  das  Trace  thaiauf  und  thalab  und  die  hiefur 
ti  notbigen  Vorarbeiten  von  der  grössten  Wichtigkeit 
I,  leb  werde  daher  die  Ausführung  dieser  Arbeil 
i  Tit.  Gotthard-Comite  als  gründlichste  Prüfung  warm 
■fehlen.  Es  ist  diess  auch  schon  mündlich  gegenüber 
,  Dr.  Alfred  Bscher  geschehen,  wobei  ich  seine  volle 
timmung  dafür  erhielt.  Eine  Besprechung  mit  Herrn 
ktor  Denzler  oder  Prof.  Wild  in  Zürich  und  Ein- 
n  ihres  Gutachtens  ist  ausserdem  noch  hiefiir  von 
in  Aassicht  genommen. 

Dadurch  wäre  dann  auch  diese  locale  Arbeit  an  du 
einsame  Schweizernetz  angeschlossen  und  es  kam« 
i  auch  in  der  Triangulation,  wie  es  durch  Ausführung 
Nivellements  de  precision  allmälig  in  der  ungeheuren 
fusion  der  zahlreichen  von  einander  unabhängigen 
:elnivellements  Liebt  zu  werden  anfängt,  ebenfalls» 
r  grössern  Einheit,  die  ihren  Gebrauch  auch  für  an- 
t  Zwecke,  besonders  topographische,  gestatten  würde. 
Eine  letzte  bereits  von  mir  dem  Tit.  Gotthard- 
lite  mit  Kostenvoranschlag  zur  Erwägung  einge- 
ckte  Arbeit  ist  der  Versuch,  die  Tunnellinie  ober- 
ich  über  die  Gebirgsketten  abzustecken.  leb  hielt 
Ausführung  anfangs  für  absolut  unmöglich,  glaubte, 
Linie  würde  an  mehreren  Stellen  in  unzugängliche 
[rechte  Wände  fallen.  Diese  meine  Ansicht  hat  sieb 
-aufe  der  Arbeiten  an  Ort  und  Stelle  bei  einer  nn- 
hren  Schätzung  des  Durchgangs  der  Tunnellinie  et- 

modificirt,  indem  ich  sah,  dass  von  höhern  Puncten 
diese  schwereren  Stellen  bei  der  Absteckung  über- 


—    25    - 

sprangen  werden  können,  nur  das  Kastelhorn  über  dem 
St.  Anna- Gletscher  2977m,  der  höchste  Punct  in  der 
Tonnellinie,  könnte  die  Arbeit  unmöglich  machen.  Bevor 
die  Tunnellinie  aber  fixirt  ist,  lässt  sich  natürlich  darüber 
nichts  Bestimmtes  sagen.  Der  Versuch,  der  an  und  für 
sich  nicht  viel  kosten  kann,  zu  welchem  auch  die  nöthi- 
gen  zusammenschraubbaren  Eisenstangen  schon  an  Ort 
und  Stelle  sind,  ist  jedenfalls  indicirt,  da  er  das  über- 
zeugendste Argumentum  ad  oculos  gerade  bei  den  Un- 
gläubigsten für  die  Richtigkeit  der  gefundenen  Tunnelaxe 
bildet,  mich  selbst  einer  grossen  noch  Jahre  lang  dauern- 
den Verantwortlichkeit  auf  einmal  überheben  würde,  mich 
sicher  stellen  müsste  gegenüber  einer  ungenauen  Ver- 
folgung der  angegebenen  Richtung  oder  einer  mangel- 
haften Con trolle  derselben  bei  den  wirklichen  Gesteins- 
arbeiten, da  er  schliesslich  auch  eine  Controlle  für  den 
Ansatzpunct  des  projectirten  Lichtschachtes  bei  Ander- 
matt bildet  und  der  Controllen  bei  einem  so  kostspieligen 
Werke,  wie  dieser  Tunnel,  nie  zuviel  sein  können.  Ich 
habe  also  diesen  Versuch  einer  oberirdischen  Absteckung 
dem  Tit.  Gotthard-Comit6  dringend  empfohlen  und  seine 
Genehmigung  bereits  zugesichert  erhalten. 

Von  den  Resultaten  der  Rechnungen  kann  ich  Fol- 
gendes angeben.  Im  Hauptdreiecksnetz,  bestehend  aus 
44  Dreiecken*  mit  33  Winkeln,  ist  die  Summe  aller  Feh- 
ler +  9.6  und  —  6  Secunden ,  also  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit nur  4-  3.6  Secunden.  Das  von  mir  ge- 
brauchte Instrument  von  9"  Durchmesser  gestattet  noch 
40"  See.  abzulesen  und  kann  ich  demnach  das  Streichen 
des  Tunnels  nur  auf  40"  Secunden  genau  angeben  oder 
bei  Gebrauch  aller  4  Nonien,  die  bis  25  See.  unter  sich 
dtfferiren,  auf  6  See.  genau,  wobei  der  Theilungs-  und 
Ablesungsfebler,  aber  noch  nicht  der  Beobachtungsfehler 

Bern.  Mittheil.  1870.  Mr.  715. 


berücksichtigt  ist. 
Sireichwinkel  des 
Unvol  Ikommenheit 
erlaubt  und  natiirl 
Petitionen.  Für  i 
Zusammensetzung 
verschiedenen  Be 
Winkels  nach  ga: 
gezogen,  dass  ich 
Winkels  den  Mim 
der  Zahl  der  Repel 
obsehr  deutlich,  dt 
wind,  dimm.,  s.  d 
stimmte  Gewichte 
der  kleinen  Differ 
dreiecke  meist  nur 
Gesetzen  der  Wa 
habe  sie  gleichtue 
nur   da,   wo   die 

verschiedene  waren,  um  sie  durchweg  als  gleichberech- 
tigte anzuerkennen,  bin  ich  davon  abgewichen  und  ia 
der  Verkeilung  der  minimen  Differenzen  scheinbar  will- 
kürlich genesen,  doch  mit  vollem  Bewusstsein,  in  der 
UeberzeugUng,  dass  der  Beobachter,  dem  die  erhaltenen 
Eindrücke  noch  Frisch  vor  der  Seele  ständen,  zu  einer 
solchen  Abweichung,  resp.  zu  einem  eigenmächtigen  Ge- 
setz berechtigt  sei. 

Nachdem  die  Winkel  so  ausgeglichen  waren,  wurde 
das  Netz  mit  der  Länge  meiner  gemessenen  Basis  durch- 
gerechnet. Mit  den  erhaltenen  Dreiecksseilen  und  einem 
ersten  willkürlichen  Azirouth,  das  nach  der  schon  früher 
erwähnten  Vergleichung  mit  den  Eidgen.  Angaben  um 
circa  51°  20'  52"  zu  corrigiren  (zu  vergrößern)  wäre,  am 
sich  auf  die  Sternwarte   von  Bern  zu  beziehen,  wurden 


^7? 


—    27    — 

die  Coordinaten,  d.  b.  die  Abscissen  und  Ordinaten  aller 
Signalpuncte  gegen  ein  und  denselben  Nullpunct,  bei  mir 
Basis  Nordende,  bestimmt.  Aus  den  Coordinatendifferen- 
zen  lassen  sich  nun  die  Distanzen  zwischen  zwei  beliebigen 
Poncten  im  Dreiecksnetz,  sowie  ihr  Winkel  mit  den  durch 
den  Nullpunct  gelegten  rechtwinkeligen  Axen  leicht  rech- 
nen, also  auch  Länge  und  Winkel  Göschenen- Airolo  oder 
vice  versa  angeben.  Dieselbe  Operation  wurde  auch  mit 
den  Zwischendreiecken  vorgenommen  und  daraus  wieder- 
um die  Coordinaten  der  Puncte  gerechnet  und  aus  den 
Coordinaten  der  Signale  Göschenen  und  Airolo  ihre 
Entfernung  und  ihr  gegenseitiges  Azimuth  bestimmt. 

Der  so  erhaltene  Winkel  für  die  Tunnelaxe  war  völlig 
übereinstimmend  bis  auf  die  Bruchtheile  der  Secunden 
303°— 9* — 48".  2  oder  approximativ  nach  dem  Berner- 
meridian  orientirt  354°  -  30' — 40"  auf  Göschenen;  die 
ganze  Länge  von  Orientirungsstein  zu  Orientirungstein 
wurde  erhalten  mit  45568m.646  aus  den  Hauptdreiecken 
und  45568m.563  aus  den  Zwischenverbindungen,  also  mit 
einer  Differenz  von  5  Centimeter. 

Wie  ich  schon  oben  gesagt,  stehen  diese  meine 
Längen  zwar  in  der  Mitte  der  unter  sich  differirenden 
Eidgen.  Angaben  und  könnten  demnach  völlig  richtig  sein, 
dessenungeachtet  will  ich  diess,  was  ein  blosser  Zufall 
wäre,  nicht  annehmen,  mich  aber  damit  trösten,  dass  sie 
im  schlimmsten  Falle  auf  die  ganze  Länge  von  15568m.6 
nur  6  Decimeter  irren  kann ,  was  bei  der  Angabe  des 
Steigens  und  Fallens  der  Sohle  bei  dem  wahrscheinlichen 
geringen  Gefälle  des  ganzen  Tunnels  nicht  in  Betracht 
kommt  und  ruhig  zuwarten,  bis  die  von  mir  vorgeschla- 
genen Wege  zu  einer  noch  schärfern  Bestimmung  der 
Länge  geführt  haben. 

Die  Niveaudifferenz  zwischen  Signalstein  Göschenen 
und  Signalstein  Airolo  ist  laut  der  Angabe  des  Hrn.  Prof. 


Ä 


h  18m.986.  um  welches  Airolo  höher  liegt  als  Gö- 
ien,  eine  Höhenzahl,  die  der  Hr.  Professor  mir  aber 
u  eigenem  Gebrauche  mitgetheilt  hat,  da  sie  nock 

Vergleichuog  der  Nivellirlatten  und  einiger  Rech- 
idifferenzen  eine  Aenderang  von  2  Millimeter  er- 
1  kann. 

ch  selbst  kann  nach  Berechnung  meines  trigonome- 
en  Nivellements,  wobei  ich  alle  Beobachtungen  bis 
ine  einzige  berücksichtigt  habe,  eine  Differenz  von 
,  also  nicht  ganz  1  Decimeter,  mit  dem  Ergebuiss 
Irn.  Prof.  Hirsch  constatiren,  ein  neuer  Beweis  für 
ichtigkeit  meiner  Längen,  deren  geringstes  Abwet- 
von  der  Wirklichkeit  bei  den  grossen  Depresstons- 
Hevationswinkeln  bis  zu  28°  merkliche  Differenzen 
i  erzeugen  müssen.  Diese  schöne  Uebereinstimmung 
:wei  völlig  getrennten  und  nach  ganz  verschiedenen 
iden  ausgeführten  Arbeiten  spricht  Für  die  Güte  des 

die  Gradmessungscommission  besorgten  directen 
emenls  und  schliesst  alle  Befürchtungen  in  dieser 
:ht  aus;  für  eine  Ablenkung  des  Bleilothes  durch 
ebirgsmassen  und  für  den  Grad  dieser  Ablenkung 
sich  aus  diesem  Resultate  nichts  folgern,  überhaupt 
h  seitdem  zur  Einsicht  gelangt,  dass  die  Anziehung 
inzelnen  Gipfel  auf  den  Seiten  des  Passes  zu  un- 
itend  sein  müssen  gegenüber  der  Anziehung  der 
n  Gebirgsmasse,  die  auf  beide  Nivellements  im  glei-- 
Sinne,  also  senkrecht  wirken  musste.    Solche  Ver- 

mit  Hoffnung  auf  Resultate  wären  am  Fusse  der 
kette  anzustellen.  Hingegen  habe  ich  bei  der  Gegen- 
teit  aller  meiner  Beobachtungen  gefunden,  dass 
lisherige,  d.  h.  der  für  Berechnung  der  Eidgen. 
i  gebrauchte  Refractionscoefßcient  Tür  diese  Mittel- 
von  2600'"  bedeutend  zu  hoch  gegriffen  ist  and 
daher  in  dieser  Beziehung  mein  trigonometrisches 


-    29    — 

Nivellement  nicht  zwecklos  gewesen.  Auch  die  seh 
Jura  gepachte  Erfahrung,  dass  Höhenbeobachtung' 
Ausbruch  eines  Gewitters  auffallende  Divergenzen  z 
so  zu  sagen  werthlos  sind,  hat  sich  auch  hier  \ 
vollständig  bestätigt,  indem  allein  die  Hohenbeubai 
gen  auf  Honte  Prosa  zur,  Bestimmung  dieses  Gipfel 
des  Fibiasignales  Sprünge  und  Abweichungen  zeige; 
unerklärlich  wären,  wenn  eben  nicht  das  oben  ge 
derte  schreckliche  Gewitter  bald  darauf  losgebr 
wäre.  Die  Abweichungan  sind  in  einem  Sinni 
Gottbardspitze  und  Fibia  zu  hoch,  daher  auch  meir 
rcsultat  in  diesem  Sinne  beeinträchtigt  sein  mussti 
wirklich  ist  meine  Differenz  mit  dem  directen  Nivelt 
von  1  Decimeter  wiederum  in  diesem  Sinne  ausge 
Bei  den  Berechnungen  konnte  ich  diese  Beobacbt 
aber  nicht  eliminiren,  da  meine  Bestimmungen  dan 
einseitige,  nicht  gegenseitige  gewesen,  die  bei  den 
mir  angewandten  Refractionsccoflicienten  noch  gri 
Fehler  zur  Folge  gehabt  hätten. 

Um  nicht  nur  die  Höhendifferenz  zwischen  An 
und  Endpunct  des  Tunnels  zu  haben,  sondern  am 
annähernd  richtigen  Höhen  über  Meer,  habe  ich  fü 
Göschener  Signalstein  die  auf  das  Wetlische  d 
Nivellement  bezogenen  Ausgangsquote  von  1128".33l 
Meer  angenommen  und  bin  beim  Kastelhorn  bis  zu  ! 
angestiegen  und  bis  Airolo  wieder  auf  1  t47".i14  ge 
Diese  Ausgangsquote  steht  mit  der  trigonometri 
Höhe  des  Sixmadun  ganz  im  Einklang,  hatte  also 
den  verschiedenen  vorhandenen  Nivellements  den  { 
ten  Anspruch  auf  Richtigkeit.  Die  übrigen  Eidgen.  P 
zweiter  und  dritter  Ordnung  differiren  bald  in  dem  < 
bald  in  dem  andern  Sinne,  können  aber,  da  sie  nur 
seitig  beobachtet  wurden,  erst  definitiv  berechnet 
den,  wenn  ich  ans  meinen  gegenseitigen  Beobachli 


einen  richtigen  mittleren  Refractionscce  (Hei  enteil  abgelei- 
tet haben  werde.  » 

Um  zum  Schluss  zu  eilen,  nur  noch  wenige  Worte 
über  den  Schacht  bei  Andermatt.  Derselbe  ist  bisher 
nur  in  Theorie  festgesetzt,  Näheres  und  Bestimmteres 
über  seinen  Ansatzpunct  ist  mir  zur  Zeit  nicht  bekannt. 
Der  Rayon  für  die  Detail  aufnähme  bei  Andermatt  wnrdc 
daher  von  mir  ziemlich  gross  genommen,  um  grossem 
Spielraum  für  seine  Auswahl  zu  haben.  Jedenfalls  scheint 
es  mir,  dass  die  geologischen  Experten  hier  ein  Macht- 
wort zu  sprechen  hätten.  Meines  Brachtens  nach  wäre 
derselbe,  um  an  Länge  zu  gewinnen,  soweit  rückwärts 
vom  Tunneleingange  bei  Gesehenen  zu  nehmen  als  mir 
immer  möglich  und  desshalb  noch  in  den  Nordabfall  der 
Wannelen  (auf  der  Dufour-Karte  Gurscbeo-Alp)  zu  ver- 
legen. Man  käme  dann,  anstatt  in  aufgefüllten  alten  See- 
boden, unmittelbar  in  anstehendes,  festes  Gestein,  dessen 
Schichten  allerdings  senkrecht  fallen  und  desshalb  schwer 
zu  bearbeiten  und  zu  sprengen  sind,  aber  auch  grossere 
Sicherheit  bieten  und  bedeutendere  Wasserzuflüsse  ab- 
halten werden.  Man  gewänne  zugleich  auf  die  leichteste  Art 
ein  bequemes  Aufschüttungsterrain  und  für  die  gehobenes 
Grundwasser  einen  natürlichen  Abfiuss.  Diese  kleine 
Erhöhung  würde  auch  ein  Benutzen  des  einen  oder  an- 
dern Zuflusses  der  Reuss  als  bewegende  Kraft  nicht  ira 
Geringsten  ausschliessen,  da  die  Uebertragung  durch 
Gestänge  schon  ganz  andere  Schwierigkeiten  zu  besiegen 
hatte.  Dieser  Punct  würde  auch  noch  des  Schutzes  gegen 
Lawinen  durch  den  Schutzwald  oberhalb  Andermatt  theil- 
haftig. 

Um  nun  meinerseits  vorbereitet  zu  sein,  habe  ich  den 
Schnittpunct  der  Tunnelaxe  mit  meiner  zwischen  Ander- 
matt und  Hospenthal  abgesteckten  Basis  gesucht  und  bei 
202,474  Meter  vom  Nordende  der  Basis   aus  gefunden. 


-    34     - 

Da  ich  nun  von  diesem  Schnittpunct  aus  die  Azimuthe 
aller  sichtbaren  Signale  und  auch  das  Azimuth  Airolo, 
das  hier  dasselbe  wie  bei  Göschenen  sein  musste,  wenn 
der  oberirdische  Schnittpunct  wirklich  in  der  Tunnellinie 
lag,  leicht  berechnen  konnte,  so  werde  ich  mit  dem 
Theodolith,  auf  diesem  Schnittpunct  aufgestellt,  nach  dem 
einen  oder  dem  andern  der  sichtbaren  Signale  unmittel- 
bar die  Tunnelrichtung  nach  Göschenen  und  Airolo  zu 
angeben  und  die  Auswahl  des  Schachtpunctes  in  dieser 
Linie  durch  die  ganze  Thalsohle  und  die  Gehänge  hinauf 
frei  stellen  können.  Für  den  Betrieb  selbst  werde  ich  aber 
ein  Abteufen  des  Schachtes  seitwärts  von  der  Tunnellinie 
und  erst  ein  unterirdisches  Anfahren  derselben 
energisch  befürworten.  Ein  Hissgriff  hierin  hat  sich  am 
Hauenstein  so  bitter  gerächt;  selbst  die  geringe  Mehr- 
arbeit, die  aber  für  den  Betrieb  unbezahlbare  Vortheile 
bringt,  ist  nicht  verloren ,  da  man  im  Schachtgesenk  an 
und  für  sich  grössere  Ausdehnung  für  die  markscbeider- 
schen  Operationen  bedarf,  wenn  ein  solcher  Raum  nicht 
vorhanden  wäre,  erst  derselbe  geschafft  werden  müsste. 
Die  approximative  Tiefe  des  Schachtes  wird  zwischen  300 
und  344,2  Meter  schwanken,  je  nach  der  Wahl  des  Ansatz- 
punctes  und  je  nach  der  Steigung,  die  der  Tunnel  von 
Göschenen  aus  erhalten  soll.  Die  Distanz  zwischen  Ein- 
gang des  Tunnels  und  Schacht  wird  jedenfalls  4000 m  nicht 
reichen,  da  von  Göschenen  bis  Schnittpunct  söhlig  ge- 
messen nur  3546.m  1  sind. 

Hiemit  ist  der  vom  Tit.  Gotthard  -  Comit6  mir  gewor- 
dene Auftrag  und  die  mir  selbst  gestellte  Aufgabe  gelöst; 
der  Gegenstand  meines  heutigen  Vortrags  erschöpft. 


einen  richtigen  n**"*^ 

Kl  haben  »•  ^**«"' 

Um  *  „«iriialteiieiiodereriialtirogs- 

~*  rfp™^  im  Kanton  Bern 

über/  V^         KUdr.iT.fela. 

per'  (Vorgetragen  den  5.  Hftrt  1870.) 

.,/;<r  unserer  frühern  Sitzungen  wurde  Ihnen 
"/Icrren,  von  Hrn.  Prof.  B.  Studer  ein  Aufm! 
"""'legt,  ausgehend  von  den  HH.  Favre  und  Sorei 
1  föof.  die  unter  der  Aegide  der  allgemeinen  schwei- 
J^hen  naturforschenden  Gesellschaft  Mitarbeiter  zor 
tYhaltung  und  Aufzeichnung  der  wich  tigern 
'irndlinge  oder  erratischen  Blocke  warben.  Darca 
nlgegennahme  dieses  Aufrufs  haben  Sie  den  Gegenstand 
i  Ihrem  eigenen  gemacht,  wie  er  überhaupt  vor  Allen 
den  Thatigkeitskreis  einer  naturforschenden  Geseil- 
haft gehört.  Ich  erlaube  mir  darum  uro  so  eher.  Ihnen 
nen  zusammenfassenden  Bericht  über  die  bisherigen 
>rgänge  in  dieser  Angelegenheit  zu  unterbreiten,  wenn 
ich  Manches  in  unserm  Kreise  schon  bekannt  sein  rnuss. 
<  geschieht  dies  im  Anfange  der  Jahrzeit,  wo  man 
eder  an  Ausflüge  nnd  Nachforschungen  denken  kann, 
i  mir  bekannt  geworden,  dass  in  verschiedenen  Tbeilen 
's  Kantons  Lehrer  und  Geistliche  Lust  zeigen,  sich  der 
.che  anzunehmen.  Für  diese  Herren  kann  es  auch  wir 
wünscht  sein,  zu  erfahren,  was  in  Betreff  der  Erhaltung 
n  Fündlingcn  bereits  geschehen  ist.  Diese  oder  jen« 
smeinde  oder  Bürgerschaft  dürfte  sich  ferner  durch 
mntnissnahme  von  Beschlüssen  anderer  Ortschaften, 
e  ausgezeichnete  Fündlinge  sicherten,  wohl  zu  einem 
nlichen  Vorgehen  anregen  lassen.  Manche  von  Ihnen. 
.  II.,  haben  sich  zudem  bei  jener  von  Herrn  Friedrich 


!»TI 


-    33    — 

Bürki,  unserm  Mitgliede,  eröffneten  Subscription  be- 
theiligt, die  zunächst  zur  Erhaltung  des  merkwürdigsten 
in  der  Schweiz  vorhandenen  Blockes  invs  Werk  gesetzt 
wurde;  nämlich  zur  Sicherung  des  hochberühmten,  400,000 
Kubikfuss  haltenden  rothen  Granits  auf  dem  Luegi- 
boden,  gerade  gegenüber  Habkern.*)  Ein  Ueber- 
schuss  des  Ergebnisses  jener  freiwilligen  Beiträge  ,  die 
um  so  anerkennenswerther  sind,  als  es  sich  um  einen 
rein  wissenschaftlichen  Zweck  handelte,  wurde  aber  un- 
ter der  gewandten  Leitung  des  Hrn.  Bürki  auch  zur 
Erhaltung  eigentlicher  Fündlinge  verwendet.  Mannig- 
fache Gründe  machen  nach  diesen  unvollständigen  An- 
deutungen schon  einen  Bericht  über  den  Stand  der  vor- 
liegenden Angelegenheit  wünschenswerte 

Auf  die  Bemühungen  des  Herrn  Professor  B.  S  tu  der 
fasste  der  Regierun gsrath  des  Kantons  Bern  zu- 
nächst unterm  U.Mai  4868  den  Beschluss,  dass  alle  auf 
Staatsdomänen  liegenden  Fündlinge  geschützt, 
die  wichtigsten  bezeichnet  und  als  unantastbar 
erklärt  werden  sollen.  Sämmtliche  Herren  Förster, 
Ingenieure  und  Geometer  erhielten  einschlägige  Wei  sun- 
gen.  Es  war  diess  ein  bedeutungsvoller  Schritt,  indem 
namentlich  die  Staatsforste  bekanntlich  ziemlich  ausge- 
dehnt sind  und  in  verschiedenen  Kantonstheilen  liegen. 
Hiedurch  fallen  für  die  in  Frage  kommenden  Blöcke  alle 
die  weitläufigen,  zeitraubenden  und  manchmal  doch  re- 
sultatlosen Unterhandlungen  mit  Privaten  weg. 

*)  Zum  Unterschiede  von  den  eigentlichen  Fündlingen  oder 
erratischen  Blöcken,  deren  Stammorte  wir  in  den  Alpen  ken- 
nen und  deren  Herkunft  auf  die  jetzige  Lagerstätte  durch  Eistransport 
ausser  Zweifel  ist,  hat  man  die  rothen  Granite  von  Habkern  und 
anderer  Gegenden  als  exotische  Blöcke  abzutrennen,  da  weder 
Stammort  noch  Art  des  Transportes  bekannt  sind.  Erste re  sind 
immer  kantig  und  eckig,  letztere  ganz  abgerundet. 

Bern,  lüttheil.  1870.  Nr.  716. 


!W 


•  4  :. 


1 


V  / 


* 


—    34    - 


Die  seit  den  angeführten  Vorgängen  verflossene  Zeit 
wurde  vielfach  zu  Begehungen  verwendet,  bereits  bekannte 
Fündlinge  besucht  und  andere  aufgefunden,  näher  ange- 
sehen und  wo  möglich  nach  ihrer  Herkunft  bestimmt. 
Man  hat  da  ein  viel  weitläufigeres  Beobachtungsfeld  vor 
sich,  als  man  sich  gewöhnlich  vorstellt.  Der  an  sich 
schon  ausgedehnte  Kanton  Bern  spielt  zudem  für  die  Bil- 
dungen der  Eiszeit  eine  wichtige  Rolle,  weil  seine  Hügel 
und  Thäler  einerseits  von  Ablagerungen  des  Aar- und 
anderseits,  der  viel  grössere  Theil  sogar,  von  solchen 
des  Rhonegletschers  bedeckt  werden.  Es  haben 
diese  Bildungen  eine  unendliche  Bedeutung  für  die  Land- 
wirtschaft, für  Wasser-  und  Quellenverhältnisse,  für  den 
W:  Strassentechnj^er  und  die  Ingenieure.    Sie  bedingen  die 

|;.  reichliche   Fruchtbarkeit    unseres   Landes,    indem  eben 

I j  durch  die  zahllosen,  aus  den  Alpen  heraus  transportirtea 

jj-  Gesteinsarten   eine    sehr    mannigfaltige   und   ausgiebige 

£-f  Bodenmischung  zu  Stande  gebracht  wurde. 

|"  Von  grössern  Blöcken  oder  eigentlichen  Fündlingen 

lf  ist  allerdings  die  grösste  Zahl  schon  lange  gesprengt  und 

*•  zu  Bauzwecken  verwendet   oder  auch  einfach  versenkt 

worden,  um  den  Pflug  nicht  mehr  abzulenken.  Schon 
in  Herrn  Studers  Monographie  der  Molasse  (1825)  linden 
sich  Klagen  über  das  Verschwinden  der  Irrblöcke,  ja 
noch  viel  früher  in  den  Schriften  von  Gessner,  Lang, 
de  Saussure  u.  s.  f.  Wie  viele  seither  durch  die  Bauten 
der  Neuzeit,  durch  Strassen  und  Eisenbahnlinien  der 
Zerstörung  anheimfielen,  kann  man  sich  leicht  denken 
So  nahe  die  Versuchung  läge,  nach  den  einlässlichen 
vorhandenen  Beobachtungen  und  Notizen  ein  umfassen- 
des Verzeichniss  der  bekannten,  zerstörten  und  noch 
existirenden  Blöcke  zu  geben,  so  habe  ich  mir  doch  nur 
die  Aufgabe  gestellt,  Ihnen  Bericht  zu  erstatten  über  die 


fc* 


_    35    — 

bisher  conservirten  und  einige  allfallig  noch  zu  cc 
virende  Fündlinge.  Es  handelt  sich  also  nur  ur 
ausgezeichnetsten  und  wichtigsten  Vorkommnisse 
Blöcke,  die  durch  Gesteinsart,  Grösse,  Lag 
Entfernung  vom  Stammgebiet  interessanter 
Ziehungen  zu  den  sie  transportirenden  grossen  Eism 
zeigen.  Im  Grunde  ist  allerdings  eigentlich  jeden 
die  Alpengletscher  in  ein  fremdes  Gebiet  gelangte 
steinsfragment  ein  Fiindling  und  gerade  der  Um 
dass  alle  diese  Fels-  und  Schuttmassen  nur  imZusan 
hang  mit  vielen  andern  Erscheinungen  gehörig  ve 
den  werden  können,  nöthigt  mich  zu  der  angedei 
Beschränkung,  um  nicht  zu  weitläufig  zu  werden, 
grossen  Blöcke  sind  es  übrigens  auch,  die  vor  Alk 
allgemeineres  Interesse  in  Anspruch  nehmen.  Es  i 
dess  kaum  möglich,  sich  nur  auf  die  bereits  als  »i 
tastba  r«  erklärten  oder  zu  erklärenden  zu  beschri 
Man  wird  mir  darum  wohl  gestatten,  beiläufig  am 
wichtigere  zerstörte  Blöcke  Rücksicht  zu  nehmen 
unzweifelhaft  für  das  allgemeine  Verständnis*  der 
finge  überhaupt  nur  von  Vortheil  sein  muss. 

Zunächst  habe  ich  einige  Bemerkungen  übt 
fast  ganz  kantonale  und  heimische  Gebiet  des 
gletschers  zu  machen.  In  zweiter  Linie  wen 
von  dem  viel  ausgedehntem  und  interessantem  G 
des  Rhonegletschers  sprechen. 

A.  Gebiet  des  Aargletschers. 

Obschon  im  Vergleich  zu  einigen  der  übrigen 
tären  grossen  Gletscher  der  Schweiz,  namentlicl 
Rhone-  und  Rheingletscher,  nur  ein  kleines  Gebi 
deckend,  zeigt  unser  Aargletscher  doch  manche 


(hümlichkeiten,  die  d 
Erscheinungen  imme 
gletscber,  wie  wir 
nennen,  die  zu  einer 
Hasle  bei  Burgdorf 
Anzahl  mächtiger  Gle 
der  Aare,  aus  den  T 
Simrae  hervorquoller 
Mannigfaltigkeit  von 
transportirte,  so  fini 
steinen,  welche  für  e 
auch  bei  dem  späte 
Stromes  getrennt  un 
Stammgebiete  geord 
dass  wir  auf  der  re 
scbers  vorherrschend 
Gadmen.  auf  der  linl 
neu  und  dem  Kandei 

Das  Vorrücken  de .._. ö_ 

Neubildungen  verbunden,  die  indessen  meistens  ourloca) 
sind.  Beim  allmaligen  Hückzug  und  während  des  Ab- 
schmelzens  wurde  dagegen  fast  das  ganze  Gebiet  mit 
mächtigen  Schuttmassen,  die  meist  als  eigentliche  Morai 
nen  erscheinen,  oder  doch  mit  zerstreuten  Blöcken  be- 
deckt. Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  man  vor- 
herrschend die  Blöcke  der  Ränder  der  einstmalige» 
grössten  Ausdehnung  des  Gletschers,  als  die  eigentlichen 
Grenzsteine  jeuer  colossalen  Eisdecke ,  in 's  Auge  zu 
fassen  hat. 

Ohne  auf  die  einzelnen  Phasen  des  Ruckzugs  ein- 
gehen zu  wollen,  halte  ich  es  doch  für  nützlich,  meine 
Angaben  in  der  Reihenfolge  anzuordnen ,  dass  ich  all- 
mälig  von  Norden  her  gegen  das  Innere  der  Berneralpen 


^ 


—    37    — 

vornicke.  Selbstverständlich  ist  nicht  nur  die  jeweilige 
horizontale,  sondern  auch  die  vertikale  Ausdehnung  der 
als  Transportmittel  dienenden  Eismassen  zu  berücksich- 
tigen. Es  ist  einleuchtend,  dass  wir  für  -verschiedene 
durch  Horainen  oder  Blockwälle  angedeutete  Ruhepunkte 
des  Gletscherendes  auch  in  verschiedenen  Höhen  die 
damit  zusammenhängenden  Seitenmorainen  aufzusuchen 
haben.  Es  würde  indess  hiedurch  die  Darstellung  viel 
zu  complicirt  und  weitschweifig  für  eine  kleine  Notiz  und 
ich  begnüge  mich  mit  blosser  Hinweisung  auf  diesen 
nicht  unwichtigen  Punkt. 

Ueberflüssig  erscheint  es  mir  auch,  zuerst  einige 
allgemeine  Bemerkungen  über  die  das  Aaregebiet  cha- 
rakterisirenden  Pelsarten  zu  machen,  da  sich  bei  Betrach- 
tung einzelner  Fündlinge   dies  von  selbst  ergeben  wird. 

Um  die  vorhin  angedeutete  Vertheilung  der  Felsarten 
nachzuweisen,  will  ich  zuerst  die  Blöcke  der  rechten 
Seite  des  Aargletschers  ins  Auge  fassen,  worauf 
ich  die  linke  folgen  lasse,  die  auch  weniger  ausgiebig  ist. 

I.  Rechte  Seite  des  ehemaligen  Aargletschers. 

Nördlich  von  Bern  verschmolz  der  Aargletscher 
unzweifelhaft  innig  mit  dem  von  Südwesten  hereinbre- 
chenden Rhonegletscher  oder  wurde  von  demselben 
überschoben  und  bei  Seite  gedrängt.  Die  Untersuchung 
dieser  Frage  ist  eine  sehr  delicate  und  verschiedener 
Auffassungen  fähig.  Es  scheint  mir  indessen,  dass  der 
Aargletscher  sich  wenigstens  schon  bis  südlich  von  Bern 
zurückgezogen  hatte,  als  der  Rhonegletscher  noch  in  der 
Gegend  sich  ausbreitete. 

4.  Blöcke  im  Sedelbachwald  am  Grauholz. 
Zu    der   eben   ausgesprochenen  Ansicht  wurde  ich 
geführt  durch  die  Beobachtungen,  die  ich  auf  einer  sehr 


"'"/•V 


If. - 

1    * 


—    38    — 

lehrreichen  Excursion  mit  den  HH.  B.  Studer  und  Bürku 
sowie  dem  bürgerlichen  Forstamte  unter  der  charmanten 
Führung  des  zu  früh  verstorbenen  Forstmeister  H.  von 
Greyerz  in  den  Sedel bachwald  am  Grauholz 
zu  machen  Gelegenheit  hatte.  Während  nämlich  das 
ehemalige  Gebiet  des  Aargletschers  zwischen  Haste  bei 
Burgdorf  und  dem  Grauholz  nur  wenige  erratische  Bil- 
dungen, namentlich  keine  bekannten  grössern  Fündlinge. 
aufzuweisen  hat,  findet  sich  in  besagtem  Sedelbacb 
eine  mächtige  Ansammlung  von  Blöcken,  die  zu  mehrern 
nicht  unbedeutenden  Morainen  angeordnet  sind  oder  solche 
krönen.  Diese  Schuttwälle  haben  eine  von  Osten  nach 
Westen  verlaufende  Richtung.  *) 

Es  handelte  sich  bei  jener  Begehung  um  Aaswahl 
der  zur  Erhaltung  sich  eignenden  Blöcke,  auf  die  Herr 
von  Greyerz  zuerst  aufmerksam  gemacht  hatte.  Es 
wurden  sechs  bedeutendere  bestimmt,  deren  Grösse 
zwischen  400  und  4000  Kubikfuss  schwankt.  Das  bürger- 
liche Forstamt  Hess  dieselben  soviel  möglich  blosslegen 
und  bezeichnen.  Wie  man  anderwärts  Blöcke  nach  ver- 
ehrten Männern  benannte,  so  geschah  es  auch  hier,  indem 
das  Andenken  an  frühere  Forstmeister  und  Oberförster 
der  Stadt  Bern  auf  diese  Art  gefeiert  wurde.  Die  Blöcke 
sind  folgende: 

a.  Block  des  Forstmeisters  vonTavel  auf  der 
Moraine  nördlich  vom  Wald  hü  Uli. 

b.  Block  des  Oberförsters  Gaudard,  ebenda- 
selbst. Beides  sind  glimmerreiche  feinkörnige  grau- 
braune Gneisse  (vom  Susten). 

*)  Am  Nordabhang  des  Grauholzes  kommen  bereits  charakteri- 
stische Gesteine  des  Rhonegebiets  (Augengneiss  ans  Oberwallis,  grftne 
Schiefer,  sogar  Arkesine,  Verrucaao  und  kleine  Eaphotidegeschiebe) 
Tor. 


I 


T» 


—    39    — 

c.  Block  des  Oberförsters  Marcuard  am  Wege 
von  der  Lutzeren  zum  Hüttchen. 

d.  Block  des  Forstmeisters  von  Graffenried 
am  Dachshohlen  weg,  ein  schöner  Granit  von 
3000  Kubikfuss,  grobkörnig,  reich  an  schwarzem 
Glimmer.  Er  kann  sowohl  von  der  Grimsel,  als 
aus  dem  Triftgebiet  (vom  Rhonestock)  herrühren. 

e.  Block  des  Forstmeisters  Gruber  im  nord- 
östlichen Bezirk. 

f.  Block  des  Forstmeisters  von  Greyerz  an 
der  Bergkante  gegen  Urtenen  auf  der  nördlichen 
Grenze.  Es  ist  dies  ebenfalls  ein  feinkörniger  grau- 
brauner Goeiss,  dessen  Grösse  auf  4000  Kubikfuss 
geschätzt  wurde. 

Alle  die  genannten  Gneissblöcke,  wie  überhaupt  die 
Hauptmasse  des  hier  auftretenden  erratischen  Materials, 
stammen  unzweifelhaft  aus  dem  Gadmenthal  oder  doch, 
um  nicht  zu  viel  zu  sagen,  aus  jener  Gneisszone,  die 
nördlich  von  den  granitischen  Massen  der  Grimsel,  vom 
Sustenpass  an  weiter  nach  Westen  zieht,  wie  wir  in 
Herrn  Studer's  Geologie  der  Schweiz  auseinander  ge- 
setzt finden.  Bei  einem  spätem  Marsche  durch  das 
Gadmenthal  und  über  den  Susten  war  ich  ganz  verwun- 
dert über  die  vollständige  Uebereinstimmung  der  Gesteins- 
art und  Blockbildung.  Granite  finden  sich  nur  wenige, 
während  sie  als  typische  Grimselgranite  früher  in  mäch- 
tigen Blöcken  bei  der  Stockeren,  um  Flugbrunnen  und 
Bantigen  lagen. 

Unterlassen  wir  es  nicht,  dem  bürgerlichen  Forst- 
amte der  Stadt  Bern  für  diese  Erhaltung  der  genannten 
Fündlinge  die  gebührende  Anerkennung  zu  zollen. 

Da  nun  am  Nord-  und  Westabhang  des  Grauholzes, 
auf  seiner  Höhe  sogar  (823  M.)  unter  und  dicht  neben 


Gesteinen  des  Gel 

Rhonegebiet  vork ,  — »™  . — 0 D ™  „.- 

kanntlich  noch  viel  weiter  gegen  Norden  und  Osten  aus- 
breiten ,  so  mag  sich  schon  hieraus  ergeben ,  das»  der 
Rhonegletscher  viel  länger  in  der  Gegend  blieb.  Der 
Hauptgrund  für  diese  Annahme  scheint  mir  aber  in  den 
Umstände  zu  liegen,  dass  auch  an  der  Südabdachung  des 
Grauholzes,  ob  Habstetten,  und  noch  südlicher,  ganz 
in  der  Tiefe  bei  Bolligen  bis  gegen  die  Wegmühle, 
mächtige  Schuttmassen  des  Bhonegletschers,  ausgezeich- 
net durch  Serpentine  und  Ruphotide  aus  Saas,  Chloni- 
schiefer  und  andere  Gesteine,  vorkommen.  Man  rauss 
wohl  annehmen,  dass  erst  nach  einer  bedeutenden  Ab- 
schmelzung  und  damit  zusammenhängendem  Rückzogt 
des  Aargletschers  —  bis  etwa  zur  Bildung  der  bedeuten 
den  Endmorainen  der  Schosshalden  —  die  Flanken 
des  Bhonegletschers  noch  südlich  in  das  Thal  derWorbleo 
hinein  sich  ausgedehnt  haben. 

2.  Blöcke  auf  der  Hohe  zwischen  Ferenberg 
und   Sinneringen. 

Ungefähr  demselben  Stande  des  Aargletschers,  bei 
dem  das  Ausstossen  der  Blöcke  im  Sedelbach  Statt  bade, 
mögen  die  in  südöstlicher  Bichtung  bei  Ferenberg. 
sudlich  vom  Bantiger,  und  auf  der  Höbe  gegen  Sinnerin- 
gen auftretenden  Block-  und  Schuttmassen  ihre  Ablagen»; 
verdanken.  DieGneisse  des  Gadmenthals  sind  hier  ebenso 
häufig;  die  Granite  treten  auch  hier  zurück.  An  der 
Südabdachung  des  Bantiger  zeigte  uns  ein  abgeholzter 
Wald  ein  wahres  Blockmeer.  Manche  dieser  Fiindlinge 
stecken  mit  der  Spitze  senkrecht  nach  unten  im  Boden, 
andere  stehen  auf  der  schmalen  Kante.  Selbstverständlich 
war  früher  alles  jetzt 'bekannte  Land  ebenso  übersäet. 


-    41     - 

Auf  die  einzelnen  Horainen  will  ich  nicht  eii 
dem  nur  an  zwei  Blöcke  erinnern,  von  dei 
erhalten  zu  werden  verdiente,  was  bei  den 
viel  als  sicher  gestellt  ist. 

Der  erste  liegt  nahe  dem  Gipfel  der  bewi 
(783  M.)  nördlich  ob  Sinneringen  unc 
mächtige  Platte  von  eigentümlichem  Nu 
kalk  dar,  wie  er  an  der  Gadmenflub  vorl 
Gestein  ist  eigentlich  ein  Kieselkalk,  in  < 
Schichten  mit  mergeligen  leichter  verwitterbar 
Die  Platte  hat  21  Fuss  Länge.  18  Fuss  Breite 
Dicke. 

Der  zweite  ist  ein  Granit li  lock  von  1 4 
messer,  der  am  steilen  Abbange  im  Wal< 
Wittwe  von  Bonstetten  gerade  ob  dem  Schi 
ringen  in  dem  Boden  eingebettet  liegt.  Hc 
vonFellenberg  gedenkt  denselben  abdeck 
um  seine  Dimensionen  besser  taxiren  zu  k 
jeden  Eall  ist  dieser  Block  vorlaufig  sicher  . 
am  so  wichtiger  ist,  als  er  einer  der  gros 
Gegend  noch  vorhandenen  Granitfündlinge  i 

3.  Gneissblock  auf  dem  Amslen 
Erst  von  einer  spätem  eine  Zeit  lang 
Ausdehnung  des  Aargletschers  rühren  mehret 
morainen  aufzufassende  Blockwälle  her,  di 
nördlich  ob  Gümligen  gerade  unter  dem  An 
gute  vorkommen.  Hier  liegt  der  grösstc 
Mähe  noch  vorhandene  Block,  der  wenigste 
unberührt  bleiben  soll.  Nahe  dem  Wa 
der  südlichen  Grenze  des  Amslenbergs,  zwi 
stein  111  und  112,  lehnt  er  sich  auf  Grund  un 
Herrn  vonStürler  im  Schlosse  zu  G  ü  m  1  i  j 
Bern.  lüttheil.    1870.  N 


_    43    - 

verwendet.  Derselbe  lag  10  Fuss  unter  der  Ob' 
des  hier  ganz  ebenen  Thalbodens  und  bestand  aus  1 
Grimselgranit,  war  scharfkantig  und  eckig  und 
wohl  dreissig  bis  40  Fuss  Durchmesser,  wie  Ihnei 
Herr  Prof.  B.  S  t  u  d  e  r  *)  schon  mittheilte.  E 
spricht  auch  von  einem  Granitblock,  der  zum  Ba 
ganzen  Hauses  in  dem  Elfenaugute  ausreicht 

4.  Weitere  (zerstörte)  Blöcke  auf  dem  rechts. 
Rande  des  ehemaligen  Aargletscbe 
Den  rechtseiligen  Rand  des  ehemaligen  Aargl 
weiter  nach  Süden  verfolgend ,  will  ich  nur  erin 
die  früher  zwischen  U t z  i g  e  n  und  Ve c h  i  g  ( 
Gross  hochstellen  u.s.  f.  so  massenhaft  vorhi 
mächtigen  Blöcke  von  Grimselgranit,  die  alle  g< 
und  in  den  verschiedensten  Gegenden  verwendet 
Die  gewaltigen  Löcher  oder  Nester,  in  denen  sie 
geben  uns  Zeugniss  von  ihrer  einstigen  Lage.  In 
Form  blieben  sie  immerhin  erhallen;  die  Trepp« 
der  Heiligengeistkirche,  der  Denkstein  am  Aarga 
den,  die  Bachschaalen  der  Kramgasse  stammen  au 
Gegend.**)  Ich  kann  weiter  noch  bemerken,  < 
auf  dem  Weggisen,  nahe  bei  der  Höhe  (965  M. 
kleinen  Block  fand,  der  nach  seiner  Gesteinsart  £ 
dem  Granit  des  Rhonestocks  übereinstimmt,  dess 
Flache  aber  prachtvoll  eben  polirt  und  para 
schrammt  erschien. 

•)  Studer,  Mittheil.  der  bern.  naturf.  Ges.  1853,  p.  28: 
")  Aus  dem  Stempbach  bei  Boll  brachte  Herr  E 
Fellenberg  einen  Marmorblock  von  etwa  lOKubikfuss  n. 
wo  er  vor  dem  Museum  der  Naturgeschichte  aufgestellt  wii 
ein  sogenannter  Schieferkalk,  prächtiger  weisser  und ro 
Marmor,  vermischt  mit  Thonschieferschmitzen ,  der  ans  d 
Zwischenbildungen  (Studer)  in  Gadmen,  von  Rosenlaui  etatnn 


-    44    - 

ras  östlich  von  der  Höbe  des  Hügels  (908  M.) 
!D  Walkriagen  und  Biglen  lag  wohl  der  i b 
;anteste  Block  im  ganzen  Gebiet  desAar- 
:  h  e  r  s.  Leider  kam  ich  vor  5  Jahren  gerade  dato, 
esprengt  worden  war,  um  als  Baumaterial  zu  einem 
Hause  in  Biglen  zu  dienen.  Er  bestand  ans 
Di  Serpentin;  einzelne  Schichten  sind  durch- 
nit  einem  eigentümlichen  glimroerähnlichen  Mi- 
las  noch  nicht  näher  bestimmt  ist,  dem  Stein  aber 
beutende  Zähigkeit  verleiht.  Der  Blök  besass  die 
eines  Schweinestalls,  wie  man  mir  sagte,  und 
wohl  10  bis  12,000  Kubikfuss  halten.  Das  Trift- 
t  im  Gadmenlhal  ist  die  einzige  Cegend  in  den 
ilpen,  wo  Serpentin  vorkommt,  und  es  ist  kein 
zu  Zweifel  vorhanden,  dass  dieser  höchst  roert- 
s  Block  von  dort  stamme,  wenn  man  auch  diese 
Ümliche  Varietät  daselbst  noch  nicht  aufgefunden 
eben  diesem  Fündlinge  kamen  grössere  Blöde 
imselgranit  vor. 

iiter  zieht  sich  dann  nach  vorhandenen  Blocken 
grenze  des  Aargletschers  an  den  Hundschüpren 
über  Bowyl,  übersetzt  den  Kurzenberg,  um 
lappeoförmigen  Fortsatz  gegen  Bö  the  n  baca 
u  senden  und  erhebt  sich  wieder  auf  die  Höbe 
cholterberg  und  der  Ae schien aip  über  der 
nfluh.  In  allen  diesen  Gegenden,  die  für  Fund- 
in klassischer  Boden  waren,  begegnet  man  onr 
unseligen  Trümmern,  entstanden  beim  Zersprengen 
merkwürdigen  Felsmassen.  Wie  viel  mehr  roass 
ttzt  der  Fall  sein,  da  schon  vor  45  Jahren  Herr 
r  in  seiner  Monographie  der  Holasse  sich  bitter 
e  ruchlose  Zerstörung  beklagen  musste.  Auf  der 
nfluh   lagen   nahe  bei  1000  M.  drei   mächtige 


—    45    — 

Blöcke  von  je  6000  Kubikfuss  über  einander 
Der  Raum  unter  dem  einen  war  geräumig  gen 
einer  Feldschmiede  eingerichtet  werden  z 
Wahrlich,  es  wäre  dicss  eine  Gruppe  genese 
zu  ewiger  Erhaltung. 

Wir  wollen  uns  wegwenden  von  diesen  St 
riger  Zerstörung,  um  ebenso  rasch  an  den  Geb 
Tbuner-  und  Brienzersee's  vorbei  zu  eilen, 
gehen  die  merkwürdigen  Verhältnisse  der  < 
Bildungen  bei  Schwarzenegg,  über  Sigri 
die  Blöcke  auf  dem  Beatenberg,  wo  auch  ei 
granitblock  gesichert  zu  werden  verspricht,  c 
uns  ob  Brienz  und  Heyringen  nur  erinc 
die  Granite  zum  Geländer  der  Nideckbrücl 
bereits  von  dort  herunter  geholt  werden  musste 
auch  die  Blöcke,  aus  denen  die  Bären  auf  dem  1 
hergestellt  wurden,  vom  Kirchet  stammen. 

Die  hohe  Lage  der  Blöcke  über  der  Falk 
den  tlaslibergen,  die  Höhe,  bis  zu  der  die  be 
wordenen  Bromberghörneram  heutigen  A; 
polirtund  gerundet (moutonnirt)  wurden,  belehre 
die  colossale  Mächtigkeit  der  Eismassen  des 
Aarglelschers.  Dies  macht  uns  auch  begreif 
derselbe  eine  so  merkwürdige  Gabelung  oder  j 
erleiden  konnte  und  nachgewiesener  Maassen 
über  die  Einsattelung  des  Brünig  (1004  M.)  nach 
sandle,  wie  es  in  ähnlicher  Weise  noch  der  Bhei 
bei  Sargans  zeigt,  wo  der  mächtigere  Theil  d< 
thal  folgte,  eine  Abzweigung  dagegen  sich  di 
des  Walensee  bewegte.  Auf  dem  Brünig  f 
nach  Osten  gerichtete  Ritzen  auf  den  wohl  pol. 
steinflächen  und  Blöcke  von  Grimselgranit  sollt 
Ranft,  am  Eingang  io's  Melchthal  vorkommen 


-     46    — 

Guyot  zuerst  nachwies.  Da  wäre  es  auch  am  Platze, 
dass  noch  irgend  ein  vorhandener  oder  mehrere  Blöcke 
als  unantastbar  erklärt  würden. 

Die  Fündlinge  weiter  durch's  Haslithal  aufwärts  zu 
verfolgen,  scheint  mir  im  Augenblick  überflüssig. 

II.  Linke  Seite  des  ehemaligen  Aargletschers. 

Die  linksseitigen  Ablagerungen  des  Aargletschers 
werden  uns  viel  weniger  in  Anspruch  nehmen,  als  die- 
jenigen der  rechten  Flanken.  Sie  sind  zwar  viel  bedeu- 
tender und  namentlich  durch  zahlreiche  Morainen  aus- 
gezeichnet. In  Bezug  auf  grössere  Blöcke,  die  uns  ge- 
rade beschäftigen  müssen ,  sieht  es  dagegen  in  unsern 
Tagen  sehr  armselig  aus.  Wir  haben  wohl  Kunde  von 
manchen,  deren  Todtengesang  noch  nie  angestimmt  wurde, 
während  andere  auch  in  wissenschaftlicher  Literatur  schon 
genannt  worden  sind. 

Die  grossartige  Endmoraine,  die  vom  Schänzli, 
über  die  grosse  Schanze,  den  Galgenhubel,  Eng- 
länderhubel  bei  Holligen,  den  Pasteten h übel  und 
über  das  Weissensteinhölzli  an  den  Nord  westabhang 
des  Gurten  sich  anlehnt,  war  gewiss  einmal  mit  Blöcken 
übersäet,  die  aber  der  Cultur  wohl  schon  seit  Jahrhun- 
derten weichen  mussten.  Aber  auch  im  Innern  der  Mo- 
raine  liegen  noch  manche.  Auf  dem  Rosenbühl,  dem 
Landsitz  des  Herrn  Professor  v.  Felle  nberg-Rivi  er, 
blieb  man  bei  der  Grabung  eines  Ziehbrunnens  von  80Foss 
Tiefe  fortwährend  in  erratischem  oder  Gletscherschutt 
und  hatte  bedeutende  Blockmassen ,  unter  Andern  na- 
mentlich von  Eisenstein  (aus  Lauterbrunnen)  zu  spren- 
gen oder  bei  den  vorgenommenen  Gartenanlagen  weg- 
zuschaffen. 


Teufelsbürde  ob  Wabern. 

Ein  berühmter  Block  war  die.Teufelsburdi 
Abhänge  des  Gurlen  über  dem  Steinbruch  von  Wab 
Er  hielt  mindestens  12,000  Kubikfuss  und  bestand 
einem  dem  Gneiss  aus  dem  Gadmenthal  ähnlichen 
stein,  das  aber  durchzogen  war  von  zahlreichen  Ami; 
ädern,  die  Quarzstreiren  begleiten.  Es  wurde  darum  c 
Felsroasse  viel  von  Mineralogen  besucht  und  angesi 
gen.*)  Gerade  diese  petrographischenEigenthümlichki 
gestatten  uns  aber  auch,  den  Stammort  dieses  Fremd 
zu  bestimmen ;  er  trug  seinen  Heimatschein  auf 
Er  kam  nämlich  von  der  Rothlaui  bei  Guttan 
her.  Die  Sage  zwar  glaubt,  es  sei  ein  Stein  vom  l 
hard  gewesen,  den  der  Teufel  hergeschleudert,  da 
hei  den  damaligen  Erklärungsversuchen  einer  auffa 
den  Erscheinung  gern  die  Macht  der  Unterwelt  zu  I 
nahm.  Ich  habe  immerhin  vollen  Respekt  vor  sol 
Meinungen,  da  sie  doch  den  natürlichen  Zusammen 
nicht  zerreissen,  wie  jene  allerdings  ziemlich  hin 
gedruckte  Behauptung,  dass  die  Fündlinge  vom  M 
stammen,  da  sie  im  lockern  Boden  der  Erdoberfl 
stecken,  wie  Citronat  in  einem  Pfefferkuchen.  Seiei 
froh,  dass  bei  uns  ein  solches  Gebäck  weniger  bei 
ist.—  Auch  die  Teufelsbürde,  m.H.,  ist  versch 
den;  sie  diente  zur  Ausfüllung  der  alten  Schanzengr 
der  Stadt  und  ruht,  wie  ich  höre,  arg  zertrümmert,  i 
dem  Zuchthause.  Glücki:cherweise  besitzen  wir 
von  den  IUI.  Prof.  B.  Studer  und  A.  Morlot  H 
stücke  des  Blockes.  —  Auf  demselben  kam,  wie  mir 
Prof.  Fischer  mittheilte,  Asplentum  septentriimale 


*)  Studer,  B. ,  Monogr,  d.  Hol.    Studer,  G. ,  Panorama  v< 


—    48    — 

Blöcke  der  Bächtelen  und  im  Walde  der 

Anstalt  Victoria. 

Dem  verständigen  Interesse  der  Vorsteher  and  An- 
gestellten der  Rettungsanstalten  in  der  Bächtelen  und 
Victoria  bei  Wabern  haben  wir  die  Erhaltung  einiger 
Blöcke  zu  verdanken,  die  in  Zukunft  wohl  manchen  Spa- 
zierenden und  Nachbarn  auf  die  Wichtigkeit  der  Erschei- 
nungen der  Eiszeit  aufmerksam  machen  dürften.  Die  Ab- 
hänge des  Gurten  in  dieser  Gegend  sind  in  mehrfacher  Be- 
ziehung interessant.  Zunächst  breitet  sich  gegen  die  Aare 
eine  ausgedehnte  Flussterrasse  aus,  deren  Unterlage  aus 
verschwemmtem  Gletscherschutt  in  Form  von  Kies  oder 
auch  Lehmlagern  besteht.  Am  Fusse  des  Abhanges  zieht 
eine  entschiedene  Moraine  hin,  die  gewaltige  Blöcke  von 
Eisenstein  umschliesst,  von  denen  einzelne  ausgegra- 
bene zu  Grundmauern  ganzer  Gebäude  ausreichten.  Et- 
was höher,  wo  sich  unterbrochene  Wälder  hinziehen, 
liegen  abermals  mindestens  zwei  deutliche  Seitenmorainen 
hinter  einander.  Sie  sind  gegenseitig  und  namentlich 
gegen  den  höhern  Theil  des  Gurten  selbst  durch  wahre 
Thälchen  getrennt;  es  ist  dieses  Gebiet  für  das  Studium 
der  Morainen  eines  der  interessantesten  und  würde  einem 
Anhänger  der  unter  Herrn  Sartorius  von  Waltershausen 
wieder  aufgetauchten  Hypothese,  dass  der  Morainenschutt 
durch  schwimmende  Eisschollen  hergeführt  worden  sei 
bedeutende  Schwierigkeiten  bereiten.  Wie  wäre  anzu- 
nehmen, dass  diese  schuttbeladenen  Eismassen  dicht  neben 
einander,  alle  in  gleichem  Abstand  von  dem  Ufer  des 
See's,  auf  dem  sie  herum  vagirten,  Halt  gemacht  und 
geschmolzen  seien? 

Die  in  der  Bächtelen  gesicherten  Blöcke  sind  mei- 
stens nur  klein,  aber  von  verschiedener  Gesteinsart;  sie 


I     ■•)*    ■ 


—    49    — 

stellen  gewissermassen  eine  Sammlung  en  gros  dar  und 
and  sollen,  einen  ausgenommen,  auch  in  entsprechender 
Art  in  der  Nähe  des  Hauptgebäudes  aufgestellt  und  be- 
zeichnet werden.    Es  sind  folgende: 

4.  Quarzsandstein,  ein  Block  von  wohl  300 
Kubikfuss,  in  den  Abhang  südöstlich  von  den  Gebäuden 
eingebettet.  Er  gehört  den  e  o  c  ä  n  e  n  Bildungen  an  und 
wird  wohl  aus  dem  Kanderthal  herzuleiten  sein.  Als 
besondere  Bezeichnung  desselben  wurde  das  Wort: 
Conservirt  gewählt. 

Die  5  folgenden  gedenkt  man,  wie  bereits  angedeutet, 
zu  einer  Gruppe  zu  vereinigen. 

2.  Granit,  scheint  aus  der  Umgebung  der  Handeck 
zu  stammen  und  ist  ein  abgerundeter  Block  von  etwa 
8  Kubikfuss.  Er  wird  mit  dem  Namen  Zettweger  bezeich- 
net, zu  Ehren  dieses  thatkräftigen  Mitgliedes  der  schwei- 
zerischen gemeinnützigen  Gesellschaft,  das  als  Gründer 
der  Rettungsanstalt  zu  betrachten  ist. 

3.  Gasterengranit,  feinkörnig,  mit  graulichem 
und  schwarzem  Glimmer,  etwa  2  Kubikfuss,  erhält  die 
Aufschrift:  Oasteren. 

4.  G  n  e  i  s  s ,  ein  pyramidales  Stück  von  4  Kubikfuss, 
enthält  grünliche  Talk-  und  Chloritbeimengungen  und 
stimmt  ganz  mit  Fündlingen  in  der  Umgebung  von  Wim- 
mis  überein ,  die  nur  aus  dem  Gasterenthal  stammen 
können,  besonders  aus  der  Gegend  im  Aufsteigen  gegen  den 
Lötscbenpass.  Er  wird  mit  dem  Worte  Eiszeit  bezeichnet. 

5)  Eisenstein,  typische  Felsart  der  untern  und 
mittlem  Jurabildungen  in  den  innern  Berneralpen,  be- 
sonders entwickelt  in  den  Thälern  der  beiden  Lütschinen 
und  der  Kien.  Inhalt  12  Kubikf.  Bezeichnung:  Aargletscher. 
Bern.  Mittheil.  1870.  Nro.  718. 


A 


6.  Taveyanazsandstein  aus  den  eocänen  Bil- 
dungen im  Kanderthal  und  am  Eingang  in's  EinntbaL 
Aufschrift:  Kanderthal. 

Wie  man  sieht,  lässt  sich  aus  diesen  Blöcken  ein 
lehrreicher  Haufe  bilden,  der  selbstverständlich  immer 
noch  vcrgrössert  werden  kann.  Den  Herren  Vorsteher 
Kuratli,  Schneider  und  Lehrer  Alder  in  der  Bäch- 
telen  für  ihre  geneigte  Mitwirkung  in  dieser  Blockange- 
legenheit  meinen  besondern  Dank  ausdrucken  zu  können, 
gewährt  mir  lebhaftes  Vergnügen. 

Herr  Rohner,  Vorsteher  der  Anstalt  Victor  i  a,  hat 
mit  derselben  anerkennenswerthen  Zuvorkommenheit  in 
dem  Walde  südöstlich  oberhalb  der  Bächtelen  (Victarii- 
wald)  einen  Block  dem  naturhistorischenMnsenn 
der  Stadt  Bern  als  Eigenlhum  abgetreten.  (Arf 
einer  seiner  Flächen  soll  die  Inschrift:  NAT.  MUSEUM, 
BERN,  4870  angebracht  werden.)  Derselbe  hält  etwa  300 
Knbikfuss  und  ist  ein  feinkörniger,  braungrauer,  glimmer- 
reicher Gneiss  von  mehr  plattiger  Gestalt,  der  aas  der 
mehrfach  genannten  GneisBzone  auf  der  Nord  flanke 
der  Centralmasse  des  Finsteraarhorns  herzu- 
leiten ist  — .  ob  aus  dem  Thal  von  Grindelwald,  Ammer- 
ten  oder  Gasteren ,  wäre  wohl  schwer  zu  entscheide» 
Er  krönt  eine  der  hier  auftretenden  Norainen  und  seine 
Erhaltung  hat  auch  insofern  ein  besonderes  Interesse,  als 
er  noch  einer  der  grössten  am  Abhänge  des  Gurtens  vor- 
handenen Blöcke  ist,  die  mit  der  Zeit  wohl  alle  ver- 
schwinden werden.  Sichergestellt  ist  er  vollständig,  da 
der  Grund  und  Boden  der  Victoria  -  Anstalt  »in  todter 
Hand«  liegt,  wie  man  sich  auszudrücken  pflegt.  Die  Er 
haltung  des  Blockes,  wie  auch  derjenigen  in  der  Bach- 
-^tclen,  wird  als  Servitut  in  die  Manuale  der  Anstalten 
eingetragen.   Der  freundlichen  Beistimmung  zn  den  Ent- 


Schliessungen   des  Herrn   Robner    durch   die    Ai 
kommission  dürfen  wir  wohl  zum  Voraus  versieh 

Blockmassen  auf  dem  Belpberg  und  La 
berg  und  in  einigen  südlichem  Gegen 

Von  dem  Gurten  weg  wüsste  ich  weiter  gegei 
keinen  grössern  und  nichtigem  Block  zu  citiren, 
los  auch  kleinere  Massen  von  Granit,  Gneiss 
stallinischen  Schiefern,  Kalk-  und  I 
steinen  auf  dem  Belpberg  und  Längenberg,  < 
Bütschelegg  bis  Burgistein,  sowie  siidli. 
Belpberg  zwischen  dem  Aare-  und  Gürbethal  no 
und  waren.  Bei  Uetendorf  lag  im  Schulhölz 
die  beträchtlichste  Hasse.  Ein  mächtiger  Block  v 
sterengranil,  einem  wohl  charakterisirten.  ge 
den  Heimritzhütten  anstehenden  Gestein,  wurde 
Höhe  zwischen  Rütti  und  Plötsch  bei  Riggi 
gesprengt,  wo  auch  noch  ein  beträchtlicher  Bl< 
Kieselkalk  aus  den  untern  Kreidebildungen  de 
liegt.  Ob  die  dort  vorkommenden  rothen  exotisch 
nite  an  dieser  Stelle  unter  die  Fündlinge,  d.  h.  ii 
Linie  durch  Eis  transportirten  Brocke  zu  rechn 
möchten,  will  ich  hier  nicht  entscheiden*).  Gasi 
granite  liegen  noch  über  dem  Fallbach  ob  Bl 
stein,  zwischen  1400  und  4200  M.,  sowie  in  de 
sohle  zwischen  Pohleren  nnd  Oberstocken. 

In  der  Fortsetzung  der  gewaltigen  Mittelmor; 
der  Aar-  und  Kandergletscber  von  Allmentlin. 
Strätllingen  und  zum  Binigenwald  auswarf,  lieg« 

*]  Bei  RUeggiaberg  kommen  lisch  B.  Studer  un 
ob  dem  Längeneybad,  westlich  Tom  Gnrnigel,  dann  bt 
zweifelhaft  nd  dem  Dnterwalli»  stammende  Blöcke  von  Ver 
vor,  in'»  Gebiet  des  RhonegletscherB  gehörig. 


lagen  vielmehr  eine  Unzahl  von  Blocken.  Begehl  man 
mit  einem  ortskundigen  Steinsprenger  jene  Bezirke,  so 
vernimmt  man  fast  alle  zehn  Schritte  von  einem  Geiss- 
berg e  r  (Granit),  der  verarbeitet  wurde,  oder  wird  auf 
einen  Bock b er g er  (Gneiss)  hingewiesen,  auf  deD  das 
lüsterne  Auge  des  Spekulanten  ebenfalls  gerichtet  in 
Nähere  Angaben  will  ich  in  einer  besondern  Arbeit  über 
die  quartaren  Bildungen  des  Kandergebiets  niederlegen. 

Ein  gewaltiger  Gneissblock,  der  aus  dem  Aare- 
oder Gasterenthal  stammen  kann,  liegt  am  rechten  Kander- 
nfer  im  Schachenwald,  gerade  beim  Eingang  des 
Fusswegs,  der  die  grosse  Slrassenschlinge  zwischen  Spiea- 
wyler  und  der  Kanderbrücke  abkürzt.  Ein  anderer  dunkler 
Gneissblock  ist  ganz  in  der  Nähe  am  Bord  der  Fro- 
tigstrasse  ummauert.  Man  darf  diesen  wohl ,  für  langt 
Zeit  wenigstens,  als  conservirt  betrachten. 

Berühmt  wegen  immensen  Blockreichthums  ist  die 
Gegend  der  Stygmatt  undStegweid  am  Westabbanj 
des  Hondrichbergs,  wo  Hunderte  von  bedeutenden  Grt 
nitmassen  verarbeitet  wurden ;  eben  so  häufig  ist  Eisenstein. 

Granitblock  auf  dem  H  ondricbberg. 
Auf  der  Hohe  des  Hondrichbergs  selbst,  bei 
85i  M.,  liegt  ganz  nahe  der  obern  Kante  der  hier  nacb 
Norden  abstürzenden  Fluh  ein  Granit  block  von  min- 
destens 700  Kubikfuss.  Derselbe  ist  ziemlich  grobköreij 
und  enthält  auffallend  viel  schwarzen  Glimmer.  Ob  er 
von  der  Grimsel  oder  aus  dem  Hintergrunde  des  G>- 
sterenthals  stamme ,  möchte  ich  nicht  zu  entscheiden 
wagen.  Ich  hoffe,  dass  die  Bemühungen  der  Herren  Pfr. 
G  e  r  w  e  r  in  Spiez  und  Arzt  Germann  in  Aescbi,  welche 
sich  anerboten,  für  dessen  Erhaltung  zu  sorgen,  bei  den 
Burgern  von  Hondrich  nicht  ohne  Erfolg  sein  werden- 


—    53    — 

Die  Sicherung  dieses  Fündlings  wäre  namentlich  wegen 
seiner  Lage ,  Grösse  und  Gesteinsart  sehr  wünschens- 
werth.  Der  Gewinn,  der  durch  allfälliges  Sprengen  und 
den  Transport  von  diesem  weglosen ,  bewaldeten  Kalk- 
rucken herunter  der  Gemeinde  erwüchse,  wäre  in  gar 
keinem  Verhältnisse  schon  zu  der  Zerstörung  von  Holz 
und  jungem  Waldwuchs.  Dafür  wäre  aber  der  Nach- 
welt einer  der  grössten  und  merkwürdigsten  Blöcke  der 
Gegend  erhalten.         ' 

*  Auf  dem  linken  Ufer  des  Thunersees  und  weiter  dem 
linken  Rande  des  Aargletschers  entlang  und  in  dem  Gebiete 
der  Lütschinengletscher  wären  wohl  noch  manche  bedeu- 
tende Fündlinge  namhaft  zu  machen;  von  keinem  aber  ist 
bis  anhin  eine  spezielle  Erhaltung  in  Aussicht  genommen. 
Was  den  wichtigen  Zufluss  aus  dem  Kanderthal  betrifft, 
so  trennte  sich  derselbe  schon  ungefähr  von  Strättlingen 
an  von  dem  Hauptgletscher  und  zog  für  sich  allein  in 
sein  Quellengebiet  sich  zurück. 

Granitblock  am  Südabhang  des  Bintel 

bei  W  i  m  m  i  s. 

Auch  auf  der  linken  Seite  des  Kanderthals,  bei  Wim- 
mis,  am  Südabhang  des  Bintel,  wird  für  einen 
Granitblock  von  21  Fuss  Länge,  15  Fuss  Dicke  und 
42  Fuss  Höhe  von  Herrn  Pfarrer  Rytz  Sicherung  in 
Aussicht  gestellt.  Dieser  muss  unzweifelhaft  aus  dem 
Gasterenthal  hergekommen  sein. 

So  viele  interessante  Fündlinge  im  Kanderthal ,  be- 
sonders einwärts  Frutigen,  auch  zu  nennen  wären,  so 
will  ich  nach  den  uns  zugekommenen  Angaben  des  Hrn. 
Rytz  doch  nur  einer 


—    54    — 

Gruppe  von  Kalkblöcken 
erwähnen,  die  gerade  südlich  vom  blauen  Seeleini© 
dem  Steinmeer  der  dortigen  Morainen  jedem  Besucher 
auffallen  muss.  Ein  Block  namentlich  ist  völlig  wie  zu 
Illustration  einer  Vorlesung  über  die  Gletscherzeit  ge- 
macht und  verdiente  photographirt  zu  werden ,  wie  mir 
Herr  Pfarrer  Rytz  in  Wimmis  mittheilte.  20  Fuss  hoch. 
60  bis  80  F.  lang  und  etwa  30  F.  breit  wurde  er  über 
kleinere  Steine  hinweg  geschoben,  die  zwischen  den  Block 
und  die  Unterlage  eingeklemmt,  letztere  durch  langsames 
Vorrücken  zerquetscht  und  gespalten  haben.  Gefahr  der 
Zerstörung  sei  er  nicht  ausgesetzt. 

Aehnlich  wie  wir  erkannten,  dass  die  Blöcke  ans 
Gadmen  sich  auf  der  rechten  Seite  des  Aargletscbers 
halten ,  so  ziehen  sich  auch  im  Gebiete  des  Kander- 
gletschers  die  metamorphischen  Kalksteine  von  der  Blüm- 
lisalp  her  und  besonders  die  Granite  aus  Gasteren  der 
rechten  Thalseite  entlang,  worauf  Hr.  Rytz  zuerst  hin- 
wies. Auf  diese  Seite  mussten  eben  die  betreffenden,  ab 
Schubmittel  dienenden  Eismassen  durch  die  Gletscher- 
zuflüsse von  der  Gemmi  herunter  und  aus  dem  Ueschinen- 
thal  gedrängt  werden. 

Ich  glaube  mit  den  bisherigen  Angaben  die  wichtig- 
sten mir  im  Gebiete  des  Aargletschers  bekannt  gewor- 
denen Fündlinge  notirt  zu  haben  und  muss  nur  mein 
Bedauern  ausdrücken,  dass  namentlich  in  den  nördlichem 
Gegenden  nicht  bei  einer  grössern  Anzahl  das  Beiwort 
„conservirt"  oder  „als  unantastbar  erklärt a  gebraucht 
werden  konnte.  Es  müssten  aber  ganz  unvorhergesehene 
Ereignisse  eintreten,  die  unsere  gewaltigen  Morainen» 
die  doch  eben  so  sprechende  Zeugen  der  Eiszeit  sind, 
gerade  um  Bern ,   zu  zerstören  vermöchten.     Oder  es 


—    55    — 

müsste  eine  sehr  undankbare  und  kurzsiel: 
folgen,  die  im  Stande  wäre,  die  wirkliche  I 
dungsart  des  fruchtbarsten  Bodens  des  gl 
des  Kantons,  wie  der  Schweiz  überhaupt, 
oder  ausser  Acht  zu  lassen.  Wo  70  bis  20 
tiger  Gletscherschutt  den  Untergrund  bilc 
Bauer  getrost  sagen :  „Unter  meinem  Ack 
ein  zweiter." 

B.   Gebiet  des  Rhoneglets 

Im  Vergleich  zu  dem  Areal,  das  von 
des  Aargletschers  bedeckt  wird,  im  Verg 
Gebiete  der  meisten  andern  grossen  quarta 
der  Schweiz  überhaupt  nimmt  der  Rboi 
als  Ganzes  eine  immense  Flache  ein.  Uebe 
den  Geniersee,  das  Waadtland  und  den  Kai 
von  Genf  bis  zum  Zusammen  fluss  der  Aar 
ja  bis  nahe  au  den  Rhein,  vom  Nordabha 
son  bis  in  die  Nähe  des  Gurnigels,  von  c 
Burgdorf  bis  nach  Affoltern  und  Sumiswalc 
tbal,  bis  Huttwyl,  Melchnau,  Pfaffnau  und  d 
gan  hindurch  bis  zu  obgenannten  Punkten 
seine  Eismassen  aus.  Langgestreckte  Eiszt 
ausserdem  weit  in  die  Jurathäler  hinein  i 
mals  schon  vorhandenen  Clusen  und  übe 
sattelungen  und  schoben  Blöcke  aus  dem 
bis  über  die  westliche  Schweizergrenze  hin 
nach  Uorteau.  Fassen  wir  erst  die  Felsari 
so  eröffnet  sich  dem  Gesteinskundigen  ei 
dorado  von  Mannigfaltigkeit  und  Schönheit. 
den  von  Begehungen  findet  man  immer 
Formen  and   Varietäten ,   die  hinweisen  a 


—    56    - 

haften  Reichthum  der  Gesteinsnoanceo,  der  den  Alpea- 
upnlogen  in  den  Walliser  Gebirgen  wohl  bekannt  and 
Lokalforscfaung  gewiss  manche  Schwierigkeiten  n 
iten  im  Stande  ist.  Die  grobkörnigen  Montblaoe- 
nite,  die  Arkesinegranite  aus  dem  Bagnethal, 
Serpenline  aus  dem  Nicolai-  und  Saasthal,  die 
>hotide  und  Eklogite  aus  letzter»,  die  chlori- 
ben  oder  Arollagneisse  vom  grossen  Weissborn, 
Crete  de  Mition,  dem  Arollagletscher ,  die  mannig- 
;en  Gneisse,  krys tallinischen,  grünen  uu<i 
aen  Schiefer,  dioritiscbe  und  syenitische 
teine,  wie  Amphibolite  undQuarzite  aus  den 
ichen  Wallisthalern  überhaupt,  die  Augengneisse 
lern  Oberwallis,  die  Feldsteine  von  der  Pissevache, 
kquarzite  aus  dem  Turtmannthal  und  Umgebung. 
rothen  und  grauen  Conglomerate  des  Verrucano 
'  der  Anthrazitbildungen  aus  dem  Unterwallis,  —  die» 
einige  der  wichtigsten  Gesteine,  welche  uns  dasweit- 
ge  Operationsfeld  der  Eiskolonnen  und  Schwadronen 
Rhonegletschers  kennzeichnen  und  begrenzen  helfen, 
st  in  unserm  Kanton ,  wo  doch  der  Gletscher  die 
e  Breite  zwischen  Alpen  und  Jura  einnahm ,  zeigen 
2  Gesteine,  namentlich  die  grössern  Blöcke  oder 
ntlichen  Fündlinge,  eine  im  Allgemeinen  höchst  ge- 
hässige und  nur  durch  wirklichen  Gletschertransport 
licht  etwa  durch  flottirende  Eisschollen  —  erklärliche 
■dniing  und  Vertheilung.  Dieser  Nachweis  kann  aber 
Gegenstand  einer  weitläufigem  Darstellung  sein.  Ich 
bränke  mich  auch  hier  nur  auf  die  Anführung  der- 
;en  Blöcke,  deren  Erhaltung  bereits  gesichert,  in  Aus- 
t  gestellt  oder  sehr  wünschenswerth  ist.  Einige  bei- 
ge Bemerkungen  über  benachbarte  oder   sich  an- 


—    57    - 

schliessende  Verhältnisse  werden  Sie,  meine  Herren,  mir 
wohl  auch  gestatten. 

Es  kommen  hiebei  besonders  folgende  Felsarten  zur 
Behandlang : 

a.  Montblancgranit; 

b.  Arkesine; 

c.  Gneiss  aus  dem  südlichen  Wallis; 

d.  Talkquarzit  des  Verrucano ; 

e.  Valorsine-Conglomerat. 

a.   Montblancgranit. 

Als  Montblancgranit  kurzweg  bezeichnet  man 
gewöhnlich  jene  von  den  nördlichem  Ausläufern  dieser 
Gebirgsmasse,  namentlich  von  der  Cröte  d'Orny  und  der 
Westseite  des  Col  de  Ferret  stammenden,  ziemlich  grob- 
körnigen Granite.  Manche  scheinen  auch  aus  den  Quell- 
gebieten des  Trientgletschers  und  namentlich  desjenigen 
von  Argentiere  über  den  Col  de  Balme  gekommen  zu 
sein.  Sie  sind  gleichmässig  aus  Quarz,  manchmal  bis 
zollgrossen,  deutlich  spaltbaren  Fei dspathkry stallen  und 
dunkelm  Glimmer  gemengt.  Hie  und  da  zeigen  sie  einen 
ziemlichen  Talkgehalt  und  werden  dann  wohl  auch  als 
Protogine  erklärt.  Sie  sind  enorm  häufig  bei  Monthey. 
gegenüber  Bex.  An  den  Abhängen  des  Jura  gegen  das 
schweizerische  Hügelland  stellen  sie  eine  ununterbrocheue 
Zone  dar  von  Genf  bis  Wiedlisbach.  Sie  dringen  nur 
wenig  tief  in  die  Thäler  des  Jura  ein,  wie  sie  auch  nur 
auf  einem  schmalen  Streif  des  angrenzenden  Molasse- 
landes vorkommen.  Glücklicherweise  konnten  bis  dato 
zwei  der  interessantesten  noch  vorhandenen  Blöcke  dieses 
Gesteins  definitiv  gesichert  werden;  von  einigen  andern 
darf  diess  wohl  vorausgesehen  werden. 

Bern.  Mittheil.  1870.  Nr.  719. 


—    58    — 

1.  Block  im  ßurchwald  ob  Attiswyl. 

Ich  habe  schon  angedeutet,  dass  die  Montblancgra- 
nite nur  bis  in  die  Gegend  von  Wiedlisbach  und 
B  i  p  p  sich  ausbreiten.  Es  war  darum  von  Anfang  an 
wünschenswert^  einen  der  am  weitesten  nach  Nordosten 
vorgedrungenen  Blöcke  als  beredten  Zeugen  für  jenes 
gewaltige  Phänomen  der  Eiszeit  erhalten  zu  sehen.  Die 
Sache  hatte  in  diesen  Gegenden  ihre  Schwierigkeiten, 
weil  namentlich  auch  hier  schon  seit  Jahrzehnten  alle 
irgendwie  brauchbaren  Blöcke  gesprengt  worden  sind 
Die  Granite  sind  bekanntlich  allen  andern  vorgezogen. 
Schon  die  alten  keltischen  Völkerstämme  benutzten  sie 
ja;  denn  der  sogenannte  Freistein  des  Herrn  Arzt 
Gugelmann  im  Felde  von  Attiswyl  ist  eine  12  Fuss 
hohe  Säule  von  Montblancgranit,  die  auf  6  Fuss  Tiefe 
senkrecht  in  den  Boden  eingesetzt  ist.  Nach  den  örtlichen 
Verhältnissen  scheint  es  unzweifelhaft,  dass  er  wenigtens 
eine  Strecke  weit  hergeführt  worden  sein  musste.  Nach 
Morlot  diente  er  als  Freistein,  d.  h.  wenn  ein  Ver- 
folgter auf  der  Flucht  sich  zu  diesem  Block  zu  schleppen 
vermochte,  so  musste  er  verschont  werden. 

Bei  meinen  geologischen  Untersuchungen  der  Gegend 
fand  ich  nordwestlich  ob  Attiswyl  in  einer  Höhe  von 
etwa  500  M.  im  Burchwald,  zunächst  unter  dem  Beuler- 
hof, den  grössten  der  noch  in  diesen  Bezirken  e&istiren- 
den  Blöcke  von  Montblancgranit.  Es  ist  eine  paral- 
lelipipedische  Masse  von  annähernd  8000  Kubikfuss,  von 
Quarzadern  durchzogen  und  zerklüftet,  die  bei  einem 
allfälligen  Sprengversuch  nur  unregelmässigen  Zerfall  be- 
wirkt hätten.  Diesem  (Jmstande  und  der  wohl  zu  berück- 
sichtigenden höhern  Lage  ist  es  besonders  zu  verdanken, 
dass  der  Block  noch  nicht  in  Angriff  genommen  worden 
war.    In  der  Nähe  liegen  noch  andere  kleinere  Stucke 


P-*  r-  «*--, 


r 


—    59    — 


desselben  Gesteins ,  sowie  in  der  Umgebung  eine  Anzahl 
von  charakteristischen  Felsarten  aus  den  südlichen  Wallis- 
thälern  vorkommen.  Ich  wendete  mich  damals  an  den 
Arzt  des  Dorfes,  Herrn  Gugelmann,  und  legte  ihm  den 
Block  an  s  Herz.  Da  derselbe  aber  im  Burgerwald  liegt, 
so  musste  ich  mich  mit  dem  Präsidenten  des  Burger- 
raths  in  Verkehr  setzen,  was  schriftlich  geschah.  Ich  er- 
hielt nie  einen  Bescheid.  Zufällig  kam  mir  dann  währen* 
des  folgenden  Winters  unter  Makulatur  eine  weniger  ver- 
breitete kleinere  Zeitung  in  die  Hände,  in  der  ich  die 
damals  schon  alte,  mir  aber  unbekannte  Trauerbotschaft 
las,  dass  im  Jänner  der  Burgerpräsident  von  Attiswyl  beim 
Holzführen  unter  den  Wagen  gekommen  und  gestorben 
sei.  Ich  übersandte  nun  zu  Händen  des  neugewählten 
Präsidenten  abermals  den  allgemeinen  schweizerischen 
Aufruf  und  den  Beschluss  des  bernischen  Regierungsraths 
an  Herrn  Gugelmann.  mit  der  Bitte,  der  Sache  seine 
volle  Aufmerksamkeit  zu  schenken.  Es  folgten  noch  wei- 
tere Korrespondenzen  und  mündliche  Unterhandlungen, 
deren  Resultat  aber  am  Ende  ein  Beschluss  der  unterm 
5.  Juni  4869  versammelten  Burgergemeinde  von 
Attiswyl  war,  den  Stein  der  naturforschenden 
Gesellschaft  in  Bern  käuflich  abzutreten.  Da  damals 
in  den  Zeitungen  gerade  der  Krystallfund  am  Tiefen- 
gletscher ventilirt  wurde  und  bekanntlich  von  übertrie- 
benen Preisen  die  Rede  war,  so  dürfen  wir  wohl  die  im 
Schoosse  dieser  Versammlung  gefallene  Bemerkung:  „ja 
die  Herren  von  Bern  wollen  den  Stein  verkaufen  und  um 
45  Fr.  per  Pfund  in  Handel  bringen,"  begreifen  und  ver- 
geben. Um  so  mehr  sind  darum  die  belehrenden  Bemer- 
kungen und  Bemühungen  des  Herrn  Gugelmann,  sowie 
der  gute  Wille  des  Burgerpräsidenten,  Herrn  Ryf- K an - 
zig,  anzuerkennen. 


—    60    — 

Den  49.  Juni  hatte  ich  das  Vergnügen,  die  Herren 
Fr.  Bürki  und  Edmund  von  Fellenberg  nach  Attis- 
wyl  zu  begleiten ,  wo  beifolgender  Kaufvertrag  abge- 
schlossen wurde,  der  in's  Protokoll  unserer  Gesellschaft 
wörtlich  aufzunehmen  und  in  deren  Archiv  aufzube- 
wahren ist. 
Copie.  Abtretungsvertrag. 

Die  Burgergemeinde  von  Attiswyl,  Kanton  Bern,  er- 
klärt hiemit,  dass  sie  durch  Gemeindsbeschluss  vom 
5.  Juni  4869  der  Naturforschend.  Gesellschaft  von  Bern 
verkauft  und  zum  Eigenthum  abgetreten  habe :  Einen 
grossen  Granit fündling,  in  dem  ihr  angehörenden 
Burchwald  im  Gemeindsbezirk  Attiswyl  liegend. 

Beide  Partien  verpflichten  sich,  diesen  Granitfiindling 
nicht  zu  zerstören,  sondern  ihn  von  nun  an  auf  Ort  und 
Stelle  zu  belassen  in  seinem  jetzigen  und  bisherigen  Zustand. 

Der  Kaufpreis  wurde  festgestellt  auf  Sechszig  Fran- 
ken ,  welche  auf  heute  baar  bezahlt  wurden ,  und  wofür 
hiermit  bestens  quittirt  wird. 

Der  Stein  wird  auf  Kosten  der  Naturforsch.  Gesellschaft 
mit  einer  Inschrift  (N.  G.  BERN)  bezeichnet  werden*). 

Also  geschehen  und  in  zwei  gleichlautende  Doppel 
ausgefertigt 

in  Attiswyl  den  49.  Juni  4869. 
Namens  der  bemischen       Namens  der  Burgergemeinde 


Naturforschenden 
Gesellschaft: 
Fried.  Bürki)  alt-Grossrath. 

Isidor  Bachmann. 
Edmund  von  Fettenberg, 
Geolog. 


von  Attiswyl : 
Der  Präsident: 

Joh.  Ryf. 

Der  Sekretär: 

Friedrich  Zurlinden. 


*)  Seither  geschehen. 


-     61     — 

Mögen  bei  diesem  Handel  auch  seltene  Zufall 
mitgespielt  haben ,  so  habe  ich  es  doch  nicht  ft 
flüssig  angesehen,  auf  die  Einzeln  heilen  einzugel 
an  einem  Beispiele  nachzuweisen,  mit  welchen  (J 
lichkeiten  die  Erhaltung  eines  einfachen  Steins  vo 
sein  könne,  wo  man  sonst  zu  erwarten  versui 
möchte,  dass  ein  dahin  zielender  Beschluss  die 
verständliche  Aeusserung  der  Theilnahme  und  d 
resses  der  betreffenden  Menschen  an  der  Geschii 
heimatlichen  Bodens  sein  müsse. 

Während  dieser  nun  als  „unantastbar" 
Block  an  der  Ostgrenze  unseres  Kantons  liegt,  fin 
ein  anderer,  der  ebenfalls  definitiv  gesichert  ist,  n 
westlichen  Grenze  gegen  Neuenburg.  Auf  dem  1 
diesem  erlauben  Sie  mir  woht  einen  Seitenblick 
dere  Kameraden. 

Da  treffen  wir  zunächst  auf  eine  mächtige  I 
Sammlung  in  den  Stadtwaldungen  von  Solothu 
Riedholz,  um  die  Hartinsftuh  und  Einsi 
(namentlich  im  Franzoseneinschlag).  Im  Riedhc 
eine  mächtige  würfelige  Masse  auf  zwei  kleinern 
von  verschiedener  Grösse  aufgesetzt ,  dass  m 
Hauptblock  hinunter  stossen  zu  können  glaubt.  E 
schon  verschiedentlich  publizirt,  dass  die  Stadt  S 
den  so  ehrenvollen  Beschluss  gefasst,  für  die  Ei 
aller  dieser  zahlreichen  Blöcke  zu  sorgen.  D 
berühmt  gewordenen  Umsicht  des  dortigen  Obei 
sind  bekanntlich  sämmtliche  Waldungen  im  mustc 
slen  Zustande.  Wenn  dieser  gewandle  Forstm 
Blöcke  auch  des  Waldes  selbst,  namentlich  des 
Nachwuchses  wegen  zum  Schutze  zu  empfehlen 
fand,  so  dürfte  diess  wohl  in  andern  Fällen  and 
dem  Orten  ebenfalls  Berücksichtigung  verdienen 


—    62    — 

iele  Montblancgranite  lagen  bei  Oberdorf  und 
i  Umgebung. 

1  Grenchen  ist  der  Denkstein  des  Herrn  Prof. 
,  der  um  die  Erforschung  der  Alpengletscher  sieb 
unwichtige  Verdiensie  erworben,  vor  dem  Schül- 
ern Montblancgranit. 

wischen  Lengnau  und  Pieterlen  lag  nahe  über 
auptstrasse  ein  gewaltiger  Granitrundling,  der  tot 
m  gesprengt  wurde  und  beim  Bau  der  Elisa- 
enkirche  in  Basel  Verwendung  fand, 
in  hausgrosser  Block  krönte  früher  die  Höbe  des 
enbergs  beim  Barthlemebof  gerade  nördlich 
ifneren. 

Itberühmt  sind  die  Abhänge  des  Jura  nördlich  ob 
ngen  wegen  ihres  enormen  Blockreichthums.  Gri- 
nden sich  auch,  wie  ich  von  Herrn  Jakob  in  Biel 
bis  auf  die  Höhe  der  ersten  Kette.  Es  wäre  zu 
e,  wenn  die  Gemeinde  Bözingen  nicht  einige  der 
würdigsten  auf  ewige  Zeiten  schützen  würde.  Einet 
let  sich  durch  seine  eigentümliche  Lage  ans.  An 
:hief  abfallenden  kahlen  Flache  von  Jurakalk*)  klebt 
er  den  Reben  eigentlich  bloss.  Ein  anderer,  wenn 
bedeutend  kleiner,  ist  eigentlich  rathselbaft,  indem 
sine  parallele  Spalte  wie  ein  Sägeschnitt  durch  den- 
i  zieht.  Geben  wir  uns  der  Hoffnung  hin,  dassBö- 
i  nicht  hinter  dem  Beispiel  anderer  Gemeindet 
Icbleibe. 

2.    Der  graue  Stein  bei  Biel. 
en  meisten  von  Ihnen ,  meine  Herren ,  wird  der 
e  Stein  ob  Biel  bekannt  «ein,  der  wohl  zum  Vor- 

„Auf  den  Stuhlen." 


—    63     — 

aas  als  geschützt  zu  betrachten  ist*).  Er  besteht  eben- 
falls aus  Montblancgranit,  bat  eine  mehr  eiförmige  Ge- 
stalt von  etwa  15  Fuss  grösserm  Durchmesser  und  9  bis 
10  Fuss  Höhe.  Auf  demselben  kommt  die  schön  gelbe 
Leddea  geographica  vor,  die  sich  sonst  selten  auf  Fünd- 
Iingen  findet,  weil  diese  in  den  meisten  Fällen  beschattet 
und  nicht,  wie  der  graue  Stein,  dem  nöthigen  freien 
Sonnenlichte  ausgesetzt  sind. 

Dem  Bielersee  entlang  wären  noch  mehrere  zu  nen- 
nen, aber  wir  wollen  uns  beeilen,  um  zu  dem  in  seiner  Art 
so  merkwürdigen  hohlen  Stein  zu  gelangen,  mit  dem 
die  Burgerschaft  von  Iwann  die  Wissenschaft  beschenkte. 

3.  Der  hoble  Stein  in  den  Burgerwaldungen 
von  Twann,  nürdlich  ob  Weingreis. 

Tafel  I. 

Herr  Edmund  von  Fellenberg,  durch  Herrn 
Irlet  in  Twann  aufmerksam  gemacht,  besuchte  von  un- 


*)  In  einer  Antwort  dos  Burgerraths  der  Stadt  Biel ,  datirt 
Tom  19.  Man  1870,  auf  meine  Zuschrift  in  Betreff  dieses  Blockes 
an  den  Präsidenten,  Herrn  Dr.  Neuhaus,  wird  mir  mitgetlieilt,  dass 
es  sieb  vor  etwa  2  Jahren  darum  bandelte,  den  grauen  Stein  um 
eine  Offert«  von  Fr.  200  zu  Bauzwecken  sn  veräusscrn  ,  die  Forat- 
kommisaion  das  Gesuch  aber  mit  Recht  abschlägig  beschieden  habe. 
Ein  eigener  Beschluss  für  Erhaltung  des  grauen  Steins  ciiatirte 
bis  jetzt  noch  nicht ;  es  hat  aber  der  Rath  auf  mein  Schreiben  hin 
beschlossen,  diese  Angelegenheit  vor  die  Gemeindeversammlung  in 
bringen ,  damit  ein  für  alle  Zukunft  bindender  Beschluss  ge&sst 
werde.  Dem  freundlichen  Schreiben  entnehme  icb  ferner,  dass  noch 
ein  anderes  Prachtexemplar  eines  erratischen  Blocks  gerade  ob  dem 
Gottesacker  bei  der  Besitzung  des  Herrn  Pflieger  liege ,  dass  na- 
mentlich im  suhlen waagwald  der  Burgergemeinde  Biet  zahlreiche 
kleinere  Blecke  anzutreffen  seien.  —  Der  graue  Stein  spielt  bei  der 
Bieter  Jagend  als  Eindlistein  eine  wichtige  Rolle. 


^  ■.  * 


—    64    — 

serer  Seite  zuerst  den  imposanten  Fündling  ob  Twann, 
welcher  unter  dem  Namen  hohler  Stein  bekannt  ist 
Im  Juni  4869  wurde  derselbe  von  dem  eben  Genannten, 
den  Herren  Prof.  Bernhard  Studer,  ßürki  und  ihrem  Be- 
richterstatter in  Augenschein  genommen.  Er  stellt  eine 
gewaltige  Platte  von  charakteristischem  Montblanc- 
granit dar,  die  durch  ihre  Grösse  imponirt  und  durch 
ihre  eigentümliche  Lage  überrascht.  Der  Block  bat  eine 
Länge  von  30  Fuss ,  eine  Breite  von  25  Fuss  und  eine 
mittlere  Dicke  von  40  Fuss  oder  nach  der  originellen 
Art  der  Messung  durch  Freund  Fellenberg  auf  Grand- 
lage natürlichen  Körpermasses  eine  Länge  von  6  und 
eine  Breite  von  5l/2  Fellenberglängen.  Man  wird  sich  bei 
einer  Annahme  von  7500  Kubikfuss  Inhalt  nicht  stark 
irren.  Diese  Platte  ist  nun  in  der  Art  auf  ein  niederes, 
hier  auftretendes  Kalkriff  aufgesetzt,  dass  ein  grosser 
Theil  bergwärts  über  die  Unterlage  hinwegragt.  Durch 
die  Wucht  des  Druckes  wurde  der  Kalkstein  ordentlich 
zermalmt  und  zerbröckelt  Zwischen  besagtem  Kalkgräl- 
chen  und  dem  Boden,  auf  den  sich  der  aufsitzende  Theil 
des  Blockes  stützt,  ist  ein  kleiner  Zwischenraum  vor- 
handen,  gerade  weit  genug,  um  mit  einiger  Anstrengung 
Fellenberg's  Rumpf  einen  Durchpass  zu  gestatten. 

Auf  eine  einfache  Vorstellung  an  den  Präsidenten 
der  Burgergemeinde  von  Twann,  Herrn  Grossrath  Engel 
wurde  in  der  Folge  von  der  am  2.  Januar  4870  ver- 
sammelten Burgergemeinde  von  Twann  der  ein- 
stimmige Beschluss  gefasst,  den  hohlen  Stein 
dem  Museum  der  Naturgeschichte  der  Stadt 
Bern  zu  schenken,  wie  diess  Ihnen  von  Herrn  Fr. 
Bürki  bereits  mitgetheilt  und  zuerst  durch  den  „Handels- 
kourriertt  öffentlich  bekannt  gemacht  wurde. 


-    65    — 

Wir  dürfen  nicht  zweifeln,  dass  für  das  hier  etwas 
beweglichere  Volk  der  hohle  Stein  in  Zukunft  noch  mehr 
ein  Zielpunkt  von  Spaziergängen  sein  wird  und  an  all- 
gemeinem Interesse  gewonnen  haben  muss.  Der  Platz, 
den  er  einnimmt,  besitzt  zudem  eine, wundervolle  Lage. 
Auf  der  ersten  bewaldeten  Bergkante  aufgesetzt,  ist  seine 
Fläche  hoch  genug,  um  zwischen  den  Tannen  hindurch 
den  Blick  über  den  freundlichen  See  mit  seiner  Insel, 
über  die  weitläufigen  Hügel  des  Bernergebiets  bis  zu  den 
Freiburgerbergen  schweifen  zu  lassen ,  welcher  ganze 
Raum  einmal  ein  einziges  wunderbares  Gletscherfeld  dar- 
gestellt haben  muss. 

In  der  Umgebung  des  hohlen  Steins  liegt  noch  man- 
cher schöne  Block,  eine  prächtige  Gruppe  wenig  östlich. 
Auch  zahlreiche  andere  Wallisergesteine  begegnen  in 
ziemlicher  Mannigfaltigkeit,  von  denen  wir  mit  Vergnügen 
sammelten.  „Aber  was  hören  wir,"  so  hiess  es  damals, 
„aus  der  Ferne  für  ein  Gehämmer  und  Gepicke?"  „Es 
sind  Italiener,  die  eben  unter  Gaicht  einen  präch- 
tigen Granit  verarbeiten."  Dasselbe  Schicksal  wird  die 
meisten  ereilen.  Drücken  wir  darum  nochmals  den  wackern 
Bürgern  von  Twann  unsere  volle  Achtung  und  Aner- 
kennung aus. 

Erinnern  wir  uns  weiter  westlich  an  den  Denk- 
stein des  wohlthätigen  Montagu  über  Neuenstadt, 
dessen  goldene  Inschrift  weithin  über  das  Land  erglänzt. 
Es  ist  ein  Block  von  Montblancgranit. 

Die  Bemühungen  des  Club  jurassien  haben  im  Ge- 
biete des  Kantons  Neuenburg  bereits  manchem  Mont- 
blancgranit das  „Inviotable"  eingegraben.  Die  Krone 
aber  wird  der  „Pierre-k-Bot"  (45,000  Kubikfuss)  am 
Abhänge  des  Chaumont  ob  Neuenburg  gehören. 

Bern.  Mittheil.  1870.  Nro.  720. 


-    66    — 

So  sehen  wir,  dass  von  Wiedlisbach  gegen  Westeo, 
dem  ganzen  Jura  entlang,  Monumente  bleiben,  die  auch 
unserer  Nachwelt  Zeugniss  von  einer  der  merkwürdigsten 
Erscheinungen  der  Eiszeit  geben  werden.  Hoffen  vir, 
dass  die  Gemeinde  Bözingen  und  auch  Biel  die  recht- 
zeitigen Vorkehrungen  treffen  und  dem  rühmlichen  Bei- 
spiel ihrer  Nachbarn  im  Osten  und  Westen  folgen,  Uk 
diess  nicht  bereits  geschehen. 

Es  knüpfen  sich  an  die  Montblancgranite  noch  manche 
Erwägungen  von  grosser  Bedeutung.  Warum  breiten  sieb 
dieselben  nicht  weiter  nach  Osten  und  Nordosten  ans, 
während  doch  Gesteine  aus  den  penninischen  Alpen  bis 
nahe  an  die  nördliche  Grenze  der  Schweiz  vorkommen? 
Warum  dringen  dieselben  nicht  so  tief  in  die  Jurathäler 
ein,  wie  es  mit  andern  Fündlingen  des  Rhonegletschers 
der  Fall  ist?  Die  Beantwortung  dieser  Frage  hat  schon 
Herr  Guyot,  früher  Professor  in  Neuenburg,  jetzt  w 
Princeton,  New-Yersey,  versucht.  Er  nimmt  an,  dass  erst 
während  der  grössten  Ausdehnung  der  Eismassen  des 
gesam raten  Rhonegletschers  die  Eisströme  des  Nordendes 
des  Montblanc,  zum  Theil  vielleicht  sogar  über  den  Col 
de  Balme,  in's  Rhonegebiet  eingebrochen  seien.  Zu  dieser 
Zeit  breiteten  sich  aber  die  aus  den  Thälern  des  Ober- 
wallis und  von  den  penninischen  Alpen  her  vereinigten 
Gletscher  schon  durch  die  ganze  Schweiz  und  bis  in  deo 
Jura  hinein  aus.  Der  Gang  der  ganzen  Erscheinung  muss 
dann  ein  derartiger  gewesen  sein,  dass  der  erwähnte 
Zuzug  vom  Montblanc  her  nur  bis  in  die  oben  ange- 
deuteten Gegenden  vorzurücken  vermochte.  Beim  darauf 
folgenden  Zerfliessen  der  Eismassen  setzten  sich  natür- 
lich die  Blöcke  ab  und  lehren  uns  diejenigen  Bezirke 
kennen,  die  einst  von  Eisströmen  aus  einem  Revier  be- 
deckt wurden,  das  nach  den  gegenwärtigen  (und  vorher- 


( ,-t  r  *♦- 


—    67    — 

gehenden)  Verhältnissen  zum  Theil  in's  Wassergebiet  der 
Arve  gehört.  Dass  Montblancgranite  nur  auf  der  linken 
Seite  des  damaligen  Rhonegletschers  vorkommen,  wird 
uns  hieraus  sofort  leicht  begreiflich. 

b.    Arkesine. 

Der  Arkesine  ist  ein  Gestein  aus  der  Granitfamilie, 
welches  meist  gneissähnlich  dünn-  oder  dickbaukig  ge- 
schichtet, manchmal  auch  massig  erscheint  Er  ist  ein 
Gemenge  von  Quarz,  Feldspath,  Hornblende  und  einem 
talkähnlichen  Mineral,  und  meist  von  vorherrschend  grau- 
lichgrüner Farbe.  Nickt  selten  findet  man  als  Ueber- 
gemengtheil  mehrere  Linien  lange,  schön  gelbbraune 
Sphenkryställchcn.  Es  kommen  in  demselben  lagerartig 
Ausscheidungen  von  hellerm  granitischem  Gestein,  ferner 
mit  Chlorit  und  Albitfeldspath  austapezierte  Klüfte  und 
Späten  vor.  Manchmal  stellen  einzelne  Partien  ein  grob- 
körniges Gemenge  von  zollgrossen  Hornblendemassen 
mit  zuckerkörnigen  Feldspathbrocken  dar. 

Dieses  ziemlich  variable  Gestein  ist  nach  Herrn  Prof. 
S tu  der  anstehend  im  Hintergrunde  des  Bagnethals  und 
bildet  ein  Hauptglied  im  Gefüge  der  höchsten  Kämme 
der  penninischen  Alpen.  Unter  den  Fündlingen  des  Rhone- 
gletschers findet  es  sich  enorm  häufig  in  gewissen  Strichen 
und  wird  dem  Stammorte  ganz  entsprechend  begleitet 
namentlich  von  Arollagneiss,  Chloritschiefer,  grünen  und 
grauen  Schiefern,  sowie  Serpentin.  Herr  Guyot  nannte 
diese  Gesellschaft  die  Gesteinsgruppe  der  penninischen 
Alpen.  Aus  Arkesine  bestehen  die  grossartigsten  noch 
vorhandenen  Blockgruppen  und  wir  sind  so  glücklich, 
drei  derselben  als  „conservirf  anzuführen. 


—    68    - 

1.  Arkesineblockeaufdem  Steinhof  zwischen 
Herz  ogenbuchsee  und  Seeberg. 
Tafel  II. 
Seit  aller  Zeit  ist  der  Steinhof,  eine  solothurnische 
Enclave  in  Bernergebiet ,  berühmt  wegen  seines  Block- 
reichthums.  Er  trägt  seinen  Namen  nicht  umsonst.  Die 
Oberfläche  und  Abhänge  des  Hügels  sind  von  Tausenden 
von  Fündlingen  und  zwar  meist  von  Arkesine  bedetil 
gewesen,  als  hätten  wir  hier,  fern  von  der  eigentlich« 
Heimat,  eine  Ablagerung  eines  kolossalen  Bergsturz« 
vor  uns.  Es  müssen  diese  Blocke  eine  Reise  von  min- 
destens 65  Standen  gemacht  haben.  In  den  Wäldern  und 
besonders  auf  dem  urbaren  Boden  wurde  namenllicn 
während  des  Baues  der  Centralbahn  eine  schwunghafte 
Ausbeutung  betrieben.  Man  findet  indessen  immer  noci 
wahrhaft  erstaunliche  Mengen  von  Blöcken.  Besonder! 
verschont  wurde  eine  Gruppe ,  indem  sie  glücklicher- 
weise gerade  auf  der  Grenze  zwischen  Gemeinde-  und 
Privatbesitz  liegt  und  ihre  Eigentumsverhältnisse  etwas 
anfechtbar  schienen.  Sie  besteht  aus  drei  mächtigen 
Blöcken,  die  auf  60,000,  3250  und  4875  Kuhikf.  geschätzt 
werden.  Um  bei  der  immer  fortschreitenden  Zerstörung 
der  Blöcke  den  wichtigsten  vorläufig  wenigstens  für  eint 
Zeit  lang  zu  sichern,  liess  Herr  Oberingenieur  Demier 
ein  Signal  für  die  topographischen  Aufnahmen  dann! 
errichten.  Auf  Veranlassung  der  schweizerischen  und  solo- 
thu mischen  naturforschenden  Gesellschaft  setzte  dann  in 
vorletzten  Jahre  die  Regierung  vonSolothurn  einen  Ter- 
min fest,  bis  zu  dem  Jedermann,  der  Ansprüche  auf  den 
Block,  die  „Fluh"  genannt,  machen  zu  können  glaubte, 
dieselben  geltend  machen  möge.  Es  zeigte  sich  Nieraal)'1 
und  hiemit  war  der  Block  vorläufig  als  Eigenthum  der 
Gemeinde  Steinhof  erklärt.  Die  rühmliche  Thätigkeil  des 


Herrn  Professor  Lang  i 
Präsidenten  der  Versamm 
forschenden  Gesellschaft 
Gemeinde  Steinhof  einet 
meinen  schweizerischen 
Abschiuss,  welche  gegei 
das  Schulgut  der  Verkä 
Blockgruppe  geworden. 
und  Solothorn  betheiligte 
kasse  zur  Hälfte  bei  de 
Verpflichtungen.  Die  Opfi 
sehen,  auch  einen  Theil  a 
Bigenthum  der  schweizei 
forscher.  Ich  erlaubte  m: 
aof  dem  Steinhof  in  den 
ziehen ,  obsebon  sie  zufä 
nischen  Gebiets  liegt.  Ki 
wird  solchen  Vorgängen 
nähme  versagen  können. 

Herr  Allgrossrath  Fi 
photographische  Aufnahm) 
die  an  Privaten  und  Sam 
beigegebene  Ansicht  (Ta 
Photographie  entworfen  i 
den  her  dar.  Der  Haupt! 
links  scheinen  von  Anfan 
Ganz  links  sind  bloss 
grösstenteils  zersprengt« 

In  der  Umgebung  de 
Hasse  von  Fündlingen ,  i 
vor.  Der  Steinberg,  ei 
Riedtwyl,  ist  noch  ganz 
zu  betrachtenden  Block  i 


—    70    — 

noch  besonders  aufmerksam  machen.  Wie  schon  ange- 
deutet, breiten  sich  die  Arkesineblöcke  auch  noch  vetler 
gegen  Nordosten  aus.  Bin  bedeutender,  wohl  2200  Kubi- 
fuss  haltender  Block  liegt  namentlich  südlich  von  Rogg- 
liswyl  im  Kanton  Luzern,  dessen  Erhaltung  die  luzer- 
nische Sectios  des  S.  A.  C.  wohl  bereits  betrieben  haben 
dürfte.  Der  Block  ist  25' lang,  41'  breit  und  8'  hochuad 
heisst  der  grosse  Stein.  Er  gehört  gewiss  zu  den  n- 
teressantesten  Fündlingen  der  ganzen  Schweiz.  Die  Haupt- 
masse besteht  aus  dem  vorhin  als  Varietät  aufgeführte! 
Gemenge  von  Hornblende  und  Feldspath  und  ist  eigent- 
lich ein  prächtiger  Syenit.  Unmittelbar  dabei  lagen  neck 
kleinere  Blöcke  von  Arkesine  und  Hornblendegesteioes, 
achtem  Serpentin  aus  Zerraati  u.  s.  w.,  wie  auf  dem  Stein- 
hof.  Auffallend  ist  ein  gerundeter  Block  von  Muschel- 
sandstein, der  unter  dem  Hauptfündling  liegt  und  durch 
denselben  gespalten  und  zerdrückt  wurde. 

2.   Arkesineblock  in  der  Wallachern. 

Ein  etwa  30'  hoher,  42  bis  15'  breiter  Block  von 
Arkesine  liegt  nördlich  von  Wynigen  in  der  Wal  lächern, 
dem  frühern  Gute  des  Herrn  Regierungsrath  Weber. 
Er  kann,  wenigstens  so  lange  die  gegenwärtigen  Ver- 
hältnisse dauern ,  als  geschützt  betrachtet  werden ,  da 
er  die  Grenze  zwischen  den  Aemtern  Burgdorf  und  Wan- 
gen bezeichnet. 

3.  Gruppe  von  Arkesineblöcken  auf  dem 
Jolimont,  Teufelsbürde  genannt. 

Tafel  in. 

Eine  imposante,  wahrhaft  malerische  Gruppe,  ebenfalls 
von  Arkesine,  liegt  im  Staatswalde  auf  dem  Joli- 
mont, wenig  östlich  von  dem  höchsten  Punkte  (604  M.J. 


-    74    - 

Verfolgt  man  die  prächtige  Strasse  von  Erlach  zom  Pour- 
ulesgut,  so  hat  man  von  diesem  aus  den  Verbindungs- 
weg  zwischen    Tschugg   und    St-  Johannsen    zu    ül 
schreiten  und  elwa  7  Hinuten  tief  westlich  in  den  V 
einzudringen  und   steht   in   angenehmem    Schatten 
Bachen  und  Tannen  vor  der  überraschenden  Felsma 
Die  Gruppe  besteht  aus  drei  Hauptblöcken.  Der  eine 
der  Westseile  liegende  ist  sehr  breitrückig,  mit  Moos 
Dammerde,  zum  Theil  mit  Gestrüpp  bewachsen  und  i 
bei  20,000  Kubikfuss  halten*}.  In  der  Mitte  liegt  ein 
waltiges  dreiseitiges  Prisma,  von  dem  ein  kleineres  p; 
Kiidak-s  Stück  gegen  Norden  abgefallen  ist  und  gle 
sam  als  Staffage  vor  den  Hauptblöcken  liegt.  Zusami 
mag  die  Hasse  8000  Kubikf.  Inhalt  baben.  Der  dritte  ßl 
ist  ein  bedeutend  kleinerer  von  5000  Kubikf.  etwa. 

*)  Dach  Jahn  (Kanton  Bern,  antiquarisch  -topographisch 
uchrieben.  Bern  1859)  betagt  dieser  grösste  FUndling  auch  Heid 
«lein.  „In  dem  freien  Räume,  der  zwischen  diesem  und  dem  S 
barblock  in  einer  Lange  von  10  Schritten  and  in  einer  Breite 
3—4  Schritten  durchläuft,  entdeckte  man  1846  beim  Nachgrabei 
mächtiges ,  äusseret  compactes  Steinbett  aas  Brach-  und  Ei 
steinet) ;  unter  und  zwischen  diesen  fand  man  Reste  der  rohe 
keltischen  Töpferwaare ,  etwas  Ziegelwaare ,  keltisches  Steinl 
Scbnitiwora  ,  ein  Steinbeil  und  ein  ehernes  stiletartiges  Gero- 
Alles  war  mit  Kohlen  untermengt ;  selbst  in  der  Tiefe  von  15 1 
zeigten  sich  noch  schön  erhaltene  erstiebte  Kohlen  in  Hasse,  i 
liest  anf  einen  Opferplatz  schliefen,  in  welchem  der  grosse,  < 
Bache  Stein  eine  Art  natürlichen  Altars  darstellte.  ....  Ein  dr 
aufrecht  stehender  Block  zeigt  an  einem  stark  hervorragenden 
sprang  Spuren  von  Bearbeitung  zu  einem  riesigen  Profilbild  e 
Gtttaen.  Wir  haben  hier  also  eine  keltische  Kephaloide ,  das  h< 
einen  Felsen  mit  künstlicher  kopftbnlicher  Bildung,  wie  solche 
Denkmäler  des  druidisch-keltiscben  Steinkults  in  Frankreich  ba 
vorkommen."  1.  1.  p.  16.  Es  schien  mir  interessant  genug ,  dt 
Anführung  obiger  Stelle  aus  Jahne  Werk  auch  anf  die  arcl 


—    72    — 

Von  andern  Felsarten  liegen  in  der  Nähe,  meist  zwar 
nur  in  kleinen  Stücken,  Serpentin,  Arollagneiss,  Chlorit- 
schiefer,  Quarzite  des  Verrucano  aus  dem  Turtmannthal, 
Valorsine-Conglomerat  u.  s.  w. 

Mich  auf  den  früher  erwähnten  Beschluss  des  tit 
Regierungsrathes  beziehend,  wendete  ich  mich  an  Herrn 
Schluep,  Oberförster  des  Seelandes,  sowie  an  die 
Direction  der  Forsten  und  Domainen,  und  erhielt  selbst- 
verständlich alle  nöthigen  Zusicherungen,  welche  die  Con- 
servirung  der  Blöcke  ausser  Zweifel  setzen.  Als  Bezeich- 
nung soll  der  Name  Teufelsbürde  eingehauen  werden. 

Das  Auffinden  so  kolossaler  Blöcke  von  Arkesine 
in  unmittelbarer  Nähe  des  Jura  hatte  Cur  mich  etwas 
Ueberraschendes ,  da  sich  sonst  die  Verbreitungszooe 
dieser  Felsart  südlicher  hält.  Durch  Herrn  Schleich, 
Geometer ,  der  mit  topographischen  Aufnahmen  im  Jura 
betraut  ist,  erhielt  ich  indess  Handstücke  von  zwei  be- 
deutenden Blöcken  von  Arkesine ,  die  rechts  und  links 
von  der  Suze,  zwischen  Courtelary  und  Corti- 
b  e  r  t ,  im  St.  Immerthal  liegen.  Derselbe  war  so  freund- 
lich, mir  auch  die  Maasse  mitzutheilen.  Derjenige  auf  der 
rechten  Thalseite  hat  5,5m  Länge,  3m  Breite  und  4m  Dicke, 
derjenige  links  der  Suze  3m Länge, 2m  Breite  und  4, 5™  Dicke 

Es  ist  mir  leider  nicht  bekannt,  auf  wessen  Grand 
und  Boden  diese  Blöcke  liegen ;  wenigstens  der  eine 
davon   verdiente   erhalten   zu   werden,    da    diess  wohl 


logische  Bedeutung  der  Blockgruppe  hinzuweisen.  Die  Angabe  über 
das  Götzenprofil  setzte  ich  namentlich  bei,  um  allfällige  sp&tere  Be- 
sucher der  „Teufelsburdi"  darauf  aufmerksam  zu  machen ,  -wie  feb 
es  auch  für  mich  ad  notam  nehme ;  denn  bei  meinen  zwei  bisheri- 
gen Besuchen  ist  mir  nichts  Derartiges  aufgefallen,  falls  der  betreu 
fende  Block  überhaupt  noch  vorhanden.  Ich  dachte  übrigens  aftei 
gar  nicht  an  solche  Dinge. 


noch  von  den  grössten  Fündlingen  sein  werden,  die  im 
St.  Immertha)  liegen. 

c.  Gneiss  aas  den  südlichen  WalllsthAlern. 

Wer  je  schon  Gesteinskunde  getrieben,  wird  gut  g« 
wissen,  welch'  endlose  Mannigfaltigkeit  die  verschiede 
Gneissabänderungen  darstellen,  wie  viele  allmälige  Ue 
gänge  in  verwandte  krystallinische  oder  unvollkom 
krystatlinische  Gesteine  innerhalb  des  elastischen  I 
mens  des  vulgaren  Schulbegriffs  von  Gneiss  Statt  hal 
Das  krystallinisch  schiefrige  Gestein,  das  ich  hier 
Auge  habe,  ist  feinkörnig,  auf  dem  frischen  Bruche 
graulichweisser  Farbe  und  besteht  aus  graulichen,  g 
glänzenden  Quarzkörnern,  die  vorherrschen,  aus  feil 
die  Zwischenräume  eingeflochtenem  zuckerkörnigem  F 
spath  und  weissen,  stark  glänzenden  Glimmerschüppc 
manchmal  mit  Talk  untermengt.  Charakteristisch  für 
Reihe  von  Blöcken  dieser  Felsart  scheinen  bräunl 
Ockerflecken  oder  krümtnlige  erdige  Massen  eines  r 
braun  verwitternden  Minerals.  Bei  erratischen  BlÖ( 
begnügt  man  sich  zur  Vollendung  der  Charakteristik  gl 
schliesslich  mit  einem  Hinweis  auf  den  Stammort. 
vorliegenden  ist  dieser  Nachweis  bisher  noch  nicht 
reichend  gelungen.  Weder  in  Sammlungen  noch  in 
Erinnerung  der. competenlen  Geologen  derAlpengeb 
die  hier  als  Stammort  in  Frage  kommen  können ,  n 
lieh  der  südlichen  Wallisthaler,  konnte  ich  bisher  el 
Ueb ereinsttmmen des  finden.  Und  doch  scheint  gei 
dieser  Gneiss  für  die  Gesteine  des  Rhonegletschers 
besondere  Bedeutung  zu  besitzen.  Ich  fand  Blöcke 
von  in  einem  zusammenhängenden  Strich  von  Ins  i 
den  Jolimont,  dem  rechten  Bielerseeufer  entlang  über 
Kräyenberg  zwischen  Mett  und  BrÜgg ,  wie  weiter 
Bern.  Mittbeil.  1870.  Hr.  721. 


—    74    — 

abwärts  auf  dem  Bucheckberg  bei  Lüterswyl  und  Hessig- 
kofen  in  solothurnischem  Territorium.  Nach  den  überall 
damit  vergesellschafteten  Gesteinsarten,  wenn  immer  diese 
auch  nicht  so  massenhaft  auftreten,  muss  unser  eigen- 
thümlicher  Gneiss  aus  den  südlichen  Wallisthälern  her- 
zuleiten sein. 

4.  Der  grosse  und  kleine  Heidenstein,  der 

Dachsenstein  und  alte  Opfersteine  im 

obern  Längholzwalde  bei  Madretsch. 

Den  Anwohnern,  Förstern  und  Archäologen  ist  eine 
Ansammlung  von  Blöcken  auf  dem  niedrigen,  breiten,  be- 
waldeten Hügel  zwischen  Madretsch,  Hett  und  Brügg,  in 
der  Nähe  von  Biel,  schon  lange  bekannt.  Es  herrschet 
dortvor  Allem  eben  beschriebene  Gneiss  Varietäten.  Dieses 
weichere  Gestein  wurde  von  alten  Völkerstämmen,  die 
dem  Druidendienst  ergeben  waren,  vornehmlich  zu  Opfer-, 
Blut-  oder  Schalensteinen  benützt.  Doch  sprechen  wir 
zuerst  von  den  bedeutendem  Fündlingen. 

Durch  imposante  Grösse  zeichnet  sich  im  Läng- 
holz, einem  Staatswald,  zunächst  der  grosse  Heide d- 
stein  aus.  Es  ist  ein  in  Tannwuchs  versteckter,  mit 
Moos  bedeckter  kubischer  Block  von  circa  20,000  Kubik- 
fuss.  Nicht  unbedeutende  Massen  sind  schon  von  dem- 
selben  abgesprengt   worden*).    In  geringer  Entfernung 


*)  „An  den  Heidenstein  knüpft  sieb  die  superstitiöse  Vorstel- 
lung, ab  hausten  dort  „kleine  grüne  Männchen.*  Diese  ist  aua 
offenbar  ein  Rest  des  altkeltischen  Glaubens  an  untergeordnete  Gott- 
heiten oder  an  Genien,  wie  sie  im  altkeltischen  Irland  in  der  Vor- 
stellung des  gemeinen  Mannes   als   die  „grünen ,  guten  Leuteben3 

noch  existiren Koblenspuren,  die  man  bei  Umgrabung  des 

Heidensteins  fand ,  dürften  von  Opfern  herrühren ,   die  eben  jenen 
grünen  Leutchen  galten. u    Jahn,  Kanton  Bern,  p.  89. 


—    75    — 

liavon  liegt  ein  zweiter,  der  kleine  Heidenstein 
Bannt,  den  wir  etwa  auf  10,000  Kubikfuss  schätzten, 
dritter,  bedeutend  kleinerer  führt  bei  Jägern  and  . 
stern  den  Namen  Dachsenstein. 

Wenn  uns  die  beiden  genannten  durch  ihre  Gr 
und  eigen thümliche  Gesteinsart  fesseln,  so  geschieht  < 
aas  einer  weitern  Veranlassung  bei  einer  Zahl  ben 
barter  Blöcke,  die  indessen  meist  nur  60  bis  höchs 
300  Kubikfuss  halten  mögen.  Es  sind  diese  auf  ihrer  0 
fläche  mit  einer  Zahl  von  schalen-  oder  lassen-,  ; 
kurz  rinnenförraigen  Verliefungen  ausgehöhlt.  Verw 
niDgserscheinungen  sind  diess  durchaus  nicht  etwa,  s 
mössten  sie  auf  dem  grossen  Heidenstein  z.  B.  ehe 
gut  vorkommen.  Vielmehr  sind  es  entschieden  Lüns 
ausgearbeitete  Vertiefungen.  Die  Allerthumsforscher  i 
man  an,  dass  solche  Blöcke  als  Altäre  dienten.  Leb« 
Opfer  wurden  auf  diese  kalte  Bank  gefesselt  und 
schlachtet,  so  dass  die  Blutströme  sich  in  den  vor 
denen  Vertiefungen  sammeln  mussten.  Es  sind  diese  0| 
steine,  von  denen  Hr.  Fellenberg  und  ich,  unterstutzt 
Bannwart  Gutmann  von  Meli,  an  den  ich  Interesse 
zunächst  weise,  in  kurzer  Zeit  mehrere  zählten,  i 
beschränkt  auf  den  Längholzwald ,  sondern  sie  fii 
sich  fast  noch  zahlreicher  im  nahen  Luterbölzli, 
rade  südlich  ob  Mett,  einem  Wäldchen  der  Bürgerst 
von  Nidau.  Auch  Blöcke  von  Montblancgranit  Mi 
ebenda,  was  nebenbei  bemerkt  werden  mag.  Es 
dienten  gewiss  einige  dieser  Opfersteine  in  grossem  Sa: 
langen  aufbewahrt  zu  werden.  Freilich  würde  dort 
düstere  Wald  fehlen  und  namentlich  die  Umgebung, 
wir  sie  etwa  zur  Zeit  jenes  blutigen  Opferdienstes 
vorstellen  können.  Wie  leicht  wäre  es  möglich,  dass 
Bielersee  zu  damaliger  Zeit  noch  über  Bözingen  gt 


-    76    — 

Meinisberg  abfloss,  während  statt  der  jetzigen  Rinnen  der 
Zihl  und  Aare  öde  mit  Gestrüpp  und  Röhricht  bewach- 
sene Dschungeln  oder  Ueberschweromungsgebiete  vor- 
handen waren,  so  dass  unser  Kräyenberg  mit  seiner  Fort- 
setzung, dem  Büttenberg,  als  isolirter  bewaldeter  Hügel, 
damals  vielleicht  mit  breitkronigen  Eichen  beschattet  in- 
mitten einer  Wildniss  sich  über  die  umgebende  Niede- 
rung erhob.  Denken  wir  uns  dazu  die  waldigen  Abhänge 
des  Jura  und  den  Spiegel  des  Bielersees,  die  Höhen  des 
Frienisberg,  des  Büren-  und  Bucheckbergs  und  weit  im 
Süden  die  unnahbaren  Eisgebirge,  —  wahrlich,  wir  hätten 
einen  Platz  für  düstern  Götzendienst. 

Ueberlassen  wir  aber  diese  Phantasien  über  eine 
frühere  Zeit,  ihre  Gebräuche  und  Sitten  andern  Leuteo 
und  kehren  zu  unsern  Hauptfündlingen  zurück.  Wir  dürfen 
es  ein  Glück  nennen,  dass  das  Längholz  Staatswaidaog 
ist.  Ich  wandte  mich  auch  in  Betreff  dieser  Blöcke  an  die 
Direction  der  Forsten  und  Domainen  und  erhielt  unterm 
25.  Februar  1870  durch  an  mich  gerichtetes  Schreiben 
die  beruhigendste  Zusicherung,  dass  diesen  Blöcken,  wie 
der  Teufelsbürde  auf  dem  Jolimont,  stets  sorgsame  Auf- 
merksamkeit geschenkt  worden  sei.  Auch  diesen  Stein- 
blöcken sollen  ihre  Namen  durch  Einhauen  in  die  Steine 
seihst  auf  haltbare  Art  beigesetzt  werden ,  wozu  dem 
Oberförster  in  Nidau  Weisung  ertheilt  sei. 

2.  Der  graue  Stein  hei  Lüterswyl  auf  dem 
Bucheckberg,   Solothutn. 

Es  wurde  bereits  angedeutet,  dass  der  uns  beschäf- 
tigende Gneiss,  wie  andere  Wallisergesteine,  eine  strich- 
förmige  Vertheilung  zeige,  die  sich  bis  auf  den  Bucheck- 
berg erstrecke.  Ja  es  findet  sich  dort,  in  viel  bedeuten- 
derer Entfernung  von  dem  supponirten  Stammort,  sogar 


-    77     - 

noch  ein  viel  beträchtlicherer  Block.  Im  Burger 
südlich  ob  Lüterswyl  glaubte  Herr  Professor  St 
seiner  Zeit  zuerst  einen  Felskopf  auftauchen  zu 
und  fand  dann,  dass  es  ein  kolossaler  Fündling  se 
beisst  grauer  Stein.  Ich  war  auch  bei  demselbe 
schätze  ihn  auf  24,000  Kubikfuss.  An  dieser  Stelle 
ich  ihn  namentlich,  um  die  Uebereinstimmung  de 
Steins  mit  dem  Heidenstein  bei  Madretscb  nachzuw 
Das  Vorkommen  eines  so  ungeheuren  Fündlings  in  > 
Gegend  gehört  noch  um  so  mehr  zu  den  merkwi 
sten  Erscheinungen,  als  im  Allgemeinen  erratische  E 
auf  den  höchsten  Flächen  des  Bucheckbergs  nur 
und  sporadisch  auftreten.  Von  bedeutendem  fand  i< 
auch  nach  eingezogenen  Erkundigungen,  nur  noch  ! 
von  derselben  Gesleinsart  wie  der  graue  Stein,  na 
den  sogenannten  Geissenslein  in  der  Nahe  des 
von  Ltiterswyl  und  dann  im  Walde  zwischen  Hes 
kofen  und  GossHwvl  den  Fu  chsenstei  n. 

Grösse,  hohe  Lage  und  Gesteinsart  des  gr 
Steins  machen  eine  Erhaltung  desselben  als  eine 
sprechendsten  Zeugen  für  die  Eisperiode  unauspre 
wünschen swerlh.  Er  liegt  glücklicherweise  in  Bt 
Waldungen.  Herr  Zimmermann,  ein  gebildeter  I 
und  zugleich  Badbesilzer,  sowie  der  bürgerlich« 
meinderath  gaben  mir  alle  Zusicherungen.  Gerne 
lasse  ich  es  aber  meinem  verehrten  Collegen,  Hrn. 
Lang  in  Solothurn,  der  ja  in  der  Conservirung  < 
scherBlocke  bisher  so  glänzende  Resultate  erzielte  ( 
hof,  Solothurn).  sich  mit  seinen  Mitbürgern  von  L 
wyl  endgültig  und  haftbar  ins  Einvernehmen  zu  s 
Ich  bin  überzeugt,  dass  in  Zukunft  vor  Allem  die  g 
sam  isolirt  auftretenden  Fündünge,  die  schon  Charj 
und  Agassiz  als  terrain  glaciaire  4parpiU4  untersch 


—    78    — 

als  Ausgangspunkt  specieller  Untersuchungen  dienen  dürf- 
ten. Bemühe  man  sich  darum,  solche  in  mehr  ab  einer 
Beziehung  interessante  Blöcke  zu  erhalten  —  der  Wissen- 
schaft, dem  denkenden  Geschlecht,  dem  Volke ! 

d.  Talkquanite  des  Verrucane  auf  dem  Büren- 

(Stftdtli-)  Berg. 

Bereits  wurde  darauf  hingewiesen ,  dass  neben  den 
bisher  ausgezeichneten  erratischen  Felsarten  des  Rhooe- 
gletschers  noch  eine  Zahl  von  andern  Wallisergesteinen 
vorkommen.  Wir  finden  darunter  nicht  selten  eigentüm- 
liche ,Quarzite ,  die  dem  Verrucano  des  Turtmann-  and 
Annivierthales  etc.  entstammen.  Zu  einem  grossem  Block 
von  Quarzit,  der  ziemlich  reich  an  grünlichen  Talk- 
Schüppchen,  wurde  ich  von  Hrn.  Secundarlehrer  Pf  ister 
in  Büren  geführt.  Dieser  Fündling  mag  etwa  600  Rubik- 
fuss  halten,  nachdem  schon  viel  davon  abgesprengt  wor- 
den, und  liegt  etwas  westlich  von  dem  Gipfel  des  Büren- 
bergs  über  Dotzigen,  in  den  Burgerwaldungen  dieses 
Dorfes.  Ich  erhielt  von  benanntem  freundlichem  Herrn 
seiner  Zeit  Zusicherungen,  dass  für  die  Erhaltung  dieses 
Blockes  gesorgt  werden  solle.  Leider  ist  mir  bis  zu  diesen 
Augenblicke  noch  kein  bestimmter  Beschluss  angezeigt 
worden.  Die  Felsart  stimmt  ganz  vollständig  überein  mit 
Gesteinen,  wie  sie  am  Wasserfall  über  Turtmann  und  in 
dem  dort  durchziehenden  Strich  von  Verrucano  vorkom- 
men. Einen  zersprengten  Block  dieser  Art  fand  ich  auch 
zwischen  Lüsslingen  und  Leuzigen.  Die  höhere  Lage, 
welche  den  Block  so  wichtig  macht,  der  Stammort  des- 
selben, der  minime  Nutzen,  der  bei  allfälligem  Sprengen 
entstände,  namentlich  im  Vergleich  zu  dem  Schaden,  den 
solche  Arbeiten  im  Walde  immer  anrichten,  und  endlich 
das  Beispiel  von  andern  Gemeinden ,  welche  durch  Er- 


—    79    — 

baftungsbeschlüsse  von  Blöcken  sich  bisher  auszeic 
—  alles  dtess  läset  mich  nicht  daran  zweirein,  d 
den  Block  auf  dein  Burenberg  bald  werden  als  g< 
betrachten  dürfen  *). 

e.   BlOeke  von  Valorsine-Conglomerat  zn  Äff« 
im  Emmenthal. 

Bishin  bewegten  wir  uns,  meine  Herren,  im 
der  Nahe  des  Jura,  wo  am  Ende  das  Vorhandens 
Walliserblöcken  weniger  auffallend  erscheinen  mag 
dem  man  sich  einmal  mit  der  gewaltigen  facherfc 
Ausbreitung*  des  Rhonegletschers  von  dem  Becli 
Genfersees  aus  einerseits  bis  zum  Fort  d'Edus 
anderseits  nordöstlich  bis  tief  in  den  Aargau  hin« 
traut  gemacht  hat.  Aber  auch  nach  Südosten  bis 
Fuss  der  Voralpen  sendete  jener  ausserordentlich 
täre  Rhonegletscher,  den  jetzigen  Flussläufen  en 
seine   Eiszungen.     Blöcke  aus  den   penn  mischen 


•)  Nachdem  Herr  Pfiater,  dem  wir  «u  tesonderm  Da 
pflichtet  sind,  meine  nochmalige  Anfrage  dem  Bürgern 
Ddt/. igen  vorgelegt,  wurde  in  der  Versammlung  der 
gemeinde  vom  36.  kurz  1870  der  Antrag  gestellt,  die  Erhal 
FOndlings  in  beichüesaen  ,  und  dieser  Antrag  «um  Beacl 
hoben  mit  folgenden  nttbero  Bestimmungen  :  a)  Ana  dieser  Bi 
nähme  soll  keinerlei  Schm&lernng  der  Rechte  der  Oem< 
wachsen;  b)  der  Wald  soll  durch  anfällige  Torrichtungen 
bei  dem  Steine  nicht  beschädigt  werden ;  u)  falls  der  Fund 
schMignngen  erleiden  sollte,  welche  von  der  Gemeinde  n 
hütet  werden  können  ,  so  Übernimmt  sie  keine  daberige 
wortlichkeit.  Diese  Angaben  sind  einem  mir  zugestellten  P 
auazug  entnommen  nnd  mit  reiner  Freude  können  wir  som 
gen  auch  unter  den  Ortschaften  auffahren,  die  durch  den  rill 
BeschluBs  ihr  Interesse  an  einer  der  merkwürdigsten  ni 
artigsten  Hatorerscheinungen  der  Voneit  an  den  Tag  geleg 


—    80    — 

liegen  bei  Melchnau  und  Huttwyl.  Herr  Mühlbergtand 
bei  Sumiswald  Geschiebe,  die  er  für  Enstatitgabbro  aus 
dem  Wallis  erklärt.  Zwischen  Burgdorf  und  Affoltero  kann 
man  über  Heimiswyl ,  Kaltacker,  Heiligland  u.  s.  £  eine 
ziemlich  mannigfaltige  Sammlung  von  Gesteinen  des 
Wallis  anlegen.  Wir  finden  Eklogite  aus  dem  Saasdul 
eigenthümliche  chloritische  Gneisse  aus  der  Umgebung 
des  Zinalgletschers  und  Blöcke  von  Valorsineconglomerat. 
Als  Valorsineconglomerat  bezeichnet  man 
ein  bald  nagelfluh-,  bald  sandsteinartiges  Trümmergestein, 
das  meist  graulich,  manchmal  röthlich  erscheint  und  nicht 
selten  kohlige  Partieen  enthält.  Herr  Charpentierfand 
in  solchen  Blöcken  bei  Bex  Stammstücke  von  Sigülom 
Dournaisii,  A.  Brgt. ,  die  in  Lausanne  aufbewahrt  wer- 
den. Die  Sigillarien  existirten  bekanntlich  besonders  wäh- 
rend der  Steinkohlenperiode.  Anstehend  finden  vir  diese 
Gesteine  im  Val  Orsine,  westlich  vom  Montblanc,  woher 
der  Name  entlehnt  wurde,  und  dann  im  Unterwallis.  Wir 
können  im  Allgemeinen  leicht  von  Lausanne  an  den  Al- 
pen entlang  bis  an  die  Sense,  von  da  nach  Norden  über 
Könitz  und  Burgdorf  und  weiter  in 's  Emmenthal  hinein 
einen  zusammenhängenden  Strich  der  hauptsächliche 
Vertheilung  von  Blöcken  dieses  Gesteins  erkennen.  Sie 
halten  sich,  wie  man  sieht,  entsprechend  dem  Stamm* 
gebiet;  vorherrschend  am  rechten  Rand  der  grossen  Aus- 
breitung des  Rhonegletschers  über  das  westschweizerische 
Hügelland.  Ich  sage  vorherrschend,  weil  auch  gegen  den 
Jura  zu  ,  aber  bei  Weitem  nicht  in  so  grossen  Massen, 
solche  Blöcke  vorkommen.  Schon  das  angedeutete  Ver- 
hält niss  weist  darauf  hin,  dass  wir  den  Stammort  der  hier 
in  Frage  kommenden  Blöcke  auf  der  rechten  Thalseite 
des  Wallis  zu  suchen  haben.  Es  finden  sich  wirklich 
Lager  dieser  Gebirgsart,  wie  wir  von  Herrn  S tader 


7^ 


-    8i     - 

erfahren,  am  Südabhang  der  Dent  de  Morcle  über  Outre* 
rhdne,  auf  Foullyalp  u.  s.  f. 

Bei  Affoltern  im  Emraenthal  fand  ich  einen  gerun- 
deten Block  von  etwa  8  Kubikfuss  an  der  Halten,  dessen 
Erhaltung  ich  anfänglich  zu  bezwecken  beabsichtigte. 
Weitere  Nachforschungen  durch  Herrn  Oberlehrer  Ger- 
ber daselbst,  an  den  ich  mich  in  dieser  Angelegenheil 
gewendet,  stellten  dann  heraus,  dass  in  Tobein  und  auf 
Höhen  der  Umgebung  von  Affoltern  noch  mehrere  solche 
Blöcke  vorkommen,  auch  in  der  Richtung  gegen  Sumis- 
wald.  Namentlich  fiel  ihm  ein  bedeutendes  Stück  auf, 
dessen  Maasse  sich  aber  nicht  gut  angeben  lassen,  welches 
als  Eckstein  des  Thurms  der  Kirche  von  Affoltern  ver- 
wendet wurde.  Da  dieser  Block,  wenigstens  so  leicht  nicht 
zerstört  wird  und  möglicherweise  noch  weiter  gehende 
schützende  Anstalten  getroffen  werden  können,  so  dürfen 
wir  denselben  auch  unter  die  conservirten  rechnen.  Er 
gehört  wegen  seiner  ganz  unerwarteten  Lage  wohl  zu 
den  merkwürdigsten  Findlingen,  die  überhaupt  bekannt 
geworden. 

Die  Herren  Professor  S  tu  der  und  I  seh  er  entdeckten 
Blöcke  von  rothem  Valorsineconglomerat  (Anthra- 
zitsandstein) auch  bei  Rüeggisberg,  welche,  falls  sie 
noch  existiren,  was  mir  nicht  näher  bekannt,  ebenfalls 
erhalten  zu  werden  verdienten,  wie  die  bereits  früher 
erwähnten,  allerdings  nur  kleinen  Blöcke  westlich  ob 
dem  Längeneybad. 

f.  Gruppe  von  fündllngen  vor  dem  Berner 

* 

StadtumseniD. 

Bevor  ich  zum  Schlüsse  eile,  muss  ich  noch  einer 
Reihe  von  Fündlingen  erwähnen,  die  durch  die  aufopfern- 
den Bemühungen  des  Herrn  Edmund  von  Fellenberg 

Bern.  Mittheil.  1870.  Kr.  722. 


—    82    — 

gesichert  wurden.  Ich  meine  nämlich  erratische  Blöde, 
allerdings  von  kleinern  Dimensionen,  aber  immerhin 
Blöcke,  deren  Transport  zum  Theil  mit  Schwierigkeiten 
verbunden  war,  die  genanntes  Mitglied  der  Museumskom- 
mission  von  verschiedenen  Seiten  hertransportireo  und  im 
alten  botanischen  Garten  vor  den  mineralogisch-geologi- 
schen Sammlungen  aufstellen  liess.  Ich  führe  nur  die 
grössernExemplare  an  aus  dem  Gebiete  desRhonegletscbers. 

I.Euphotide,  (Smaragditgabbro),  das  den  Rhone- 
gletscher am  meisten  auszeichnende  Gestein,  vom  Saasgrat 
über  dem  Allalingletscher,  aus  dem  Erratischen  von  Egel- 
see bei  Zollikofen,  aus  der  Gegend  vonSeewyl  gegen- 
über Schwanden  und  Jttigen  bei  Bolligen. 

2.  Eklogit,  genauer  Strahlsteinschiefer  mit  einge- 
sprengtem Granat,  aus  dem  Hintergründe  von  Saas,  eben- 
falls von  Egelsee. 

3.  Augengneiss  aus  dem  Oberwallis,  von  Egelsee. 

4.  Gneissglimmerschiefer  mit  Granat  aus  den 
südlichen  Wallisthälern  von  Egelsee. 

5.  Quarzit  (des  Verrucano)  aus  den  südlichen 
Wallisthälern  vonAllenlüften,  östlich  ob  Gümmenen. 

6.  Verrucano,  von  Outrerhöne,  Unterwallis, 
Conglomerat  von  Egelsee,  Sandstein  von  Wangen. 

Ausser  diesen  finden  sich  noch  eine  Zahl  von  köpf- 
grossen  Stücken  von  Gabbro,  Serpentin,  Hornblendegneiss 
u.  s.  f.  von  verschiedenen  Lokalitäten;  dass  eine  fernere 
Erweiterung  der  jetzt  schon  interessanten  und  belehren- 
den Suite  beabsichtigt  ist,  namentlich  auch  in  Bezug  auf 
den  Aargletscher,  braucht  nicht  erst  bemerkt  zu  werden. 
Durch  freundliche  Vermittlung  des  Herrn  Stabshauptmann 
Franz  Sehne  1,1  in  Burgdorf  erhielt  das  Museum  ferner 
für  diese  Blocksammlung  typischen  schiefrigen  Serpentin 


vom  Riffelberg  im  Nicolaithal,  aus  der  Finkgrube  Jbei 
Burgdorr,  einen  prachtvoll  polirlen  and  geritzten  Ser- 
pentin, durchsetzt  von  einem  Diallaggang,  einen  Granit- 
block vom  Montblanc  mit  fingerlangen  Feldspa  thkrystallen, 
sowie  graues  Vatorsineconglomerat  aus  dem  Unterwal- 
lis, alle  von  Itamsi  beim  Meyenmoos.  —  Bringen  wir  nun 
noch  entsprechende  Huster  von  Arkesine  und  dem  schönen 
Arollagneiss  herbei,  so  ist  die  Sammlung  von  Felsarten, 
die  für  das  Gebiet  des  Rhonegletschers  als  charakteri- 
stisch zu  betrachten  sind,  so  viel  als  vollständig. 

In  übersichtlicher  Zusammenstellung  wären  also  nach 
den  bisherigen  Auseinandersetzungen  folgende  Fündünge 
in  tmserm  Kantonstheüe  als  conservirt  zu  betrachten: 

Ä.  Im  Gebiet  des  Aargletschers. 

1.  Granitblock  von  3000  Kubikfuss  (Grimsel  oder 
Triftgebiet)  im  Sädelbachwald.  (p.  39). 

2.  5  Gneissblöcke  von  300  bis  5000  Kubikfuss  (aus 
dem  Gadmcnlhal),  ebendaselbst. 

3.  Granitblock  von  14'  Durchmesser  im  Walde  ob 
Sinneringen,  (p.  41). 

4.  Gneissblock,  (aus  Gadmen)  im  Walde  des  Herrn 
von  Stürler  zu  Gümügeo  unter  dem  Amslenberggut.  5000 
Kubikfuss  (p.  41). 

5.  Marmorblock  {aus  Gadmen  oder  Rosenlani),  12  Ku- 
bikfuss, im  Stempbach  bei  Boll,  nun  vor  dem  Berner 
Stadimuseum,  (p.  43). 

6.  Quarzsandstein  (eocä'n ,  aus  dem  Kanderthal), 
300  Kubikfuss,  in  der  Bächtelen.  (p.  49). 

7.  Grimselgranit,  Gasterengranit,  Gneiss,  Eisenstein 
and  Taveyanazsandstein  ebenda,  (p.  49). 


—    84    - 

8.  Gneissblock  im  Victoriawald  am  Ostabhang  de» 
Gurten,  (p.  50). 

In  Aussicht  steht  oder  besonders  wünschenswert!)  ist 
die  Erhaltung  folgender  Blöcke: 

a.  Nummulitenkalk ,  Höhe  zwischen.  Ferenberg  und 

Sinneringen,  (p.  41). 
I.  Grimselgranit  auf  Beatenberg.  (p.  45). 

c.  Granitblock  auf  dem  Hondrich.  (p.  52). 

d.  Granitblock  am  Bintel  bei  Wimmis.  (p.  53). 

B.  Im  Gebiet  des  Bhonegletschers. 

1.  Montblancgranitblock    im    Burchwald    ob    Attis- 
wyl.  (p.  58). 

2.  Hontblancgranitblock  ob  Twann.  (p.  63). 

3.  Montblancgranitblock  (grauer  Stein)  bei  Biel.  (p.62)» 

4.  Arkesineblock  (Grenzstein)  in  derWallachern.(p.70). 

5.  Teufelsburde  im  Staatswald  auf  dem  Jolimont.(p.  70). 

6.  Heidensteine   und   Opfersteine   im  Längholz  bei 
Madrestch.  (p.  74). 

7.  Valorsineconglomerat    in    der   Kirchenmauer  zu 
Affoltern,  Emmenthal.  (p.  81). 

8.  Talkquarzit  im  Burgerwald  von  Dotzigen  auf  dem 
Bürenberg.  (p.  79). 

In  Aussicht  gestellt  oder  wü'nschenswerth  ist  die  Er- 
haltung für  folgende: 

a.  Montblancgranit  ob  Bözingen  bei  Biet.  (p.  62). 

b.  Anthrazitsandstein  bei  Büeggisberg.  (p.  84). 
Wie  man  sieht,   konnten  bis   zur  Stunde   innerhalb 

des  Gebiets  des  Kantons  Bern  eine  Anzahl  von  ganz 
sehenswerthen  und  merkwürdigen  Fündlingen  gesichert 
werden.  Wenn  diess  nicht  in  ausgedehnterm  Maass  der 
Fall  sein  konnte,  so  muss  die  Schuld  vor  Allem  in  der 
schon  seit  vielen  Jahrzehnten   betriebenen  Verarbeitung 


^TT 


—    86    — 

der  Blöcke  gesucht  werden.  Die  mannigfaltigen  Arbeitet, 
die  man  aus  diesen  Materialien  ausgeführt,  sowie  die 
zahlreichen  Handstücke,  die  zu  Hunderten  in  unserm 
Museum  aufgespeichert  sind,  geben  immerhin  auch  ein 
2eugniss  früherer  Häufigkeit  eigentlicher  Fündlinge  und 
werden  wohl  auch  in  Zukunft  zum  Nachdenken  anregen. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Taf.  I.  Der  hohle  Stein  ob  Twann,  von  der  West- 
seite gesehen.  Nach  einer  freundlichst  mitgetheilten  Zeich- 
nung des  Hrn.  Forrer-Robert,  gewesener  Hauptmann  in  Bern. 

Taf.  II.  Der  Stein  auf  dem  Steinhof  (Solothurn). 
Mach  einer  von  Hrn.  Bürki  besorgten  Photographie. 

Taf.  III.  Die  Teufe lsburde  im  Staatswald  auf  dem 
J  o  1  i  m  o  n  t ,  "Nordansicht. 


Herrn  Professor  Fischer  verdanke  ich  folgende 
werthvolle  Notiz  über  die  auf  Fündlingen  vorkommen- 
den Pflanzen: 

Heber  die  an  erratischen  Blocken  im  Canton  Bern 

vorkommenden  Pflanzen 

von  L.  Fischer. 

Die  erratischen  Blöcke  beherbergen  eine  ziemlich 
mannigfaltige ,  meist  aus  Kryptogamen  bestehende  Vege- 
tation, welche  hinsichtlich  ihres  Ursprungs  in  2  wesent- 
lich verschiedene  Kategorien  zerfällt. 

Die  meisten  an  und  auf  den  Blöcken  vorkommenden 
Pflanzen  sind  mit  denen  der  Umgebung  identisch  und 
haben  sich  offenbar  von  hier  aus  auf  den  Blöcken  ange- 
siedelt. Diess  ist  namentlich  bei  den  in  Wäldern  liegen- 
den Steinen  der  Fall.  Durch  Schatten  und  Feuchtigkeit 
begünstigt  gelangen  die  Sporen  der  Moose  und  Flechten 
leicht  zur  Entwicklung,  wobei  indessen  die  ersteren  das 


—    86    — 

Ueb ergewicht  erlangen  und  bald  als  zusammenhängende 
Ueberzüge  erscheinen.  In  den  Wäldern  uro  Bern  sind 
es  sehr  verschiedenartige,  meist  gemeine  Moose,  wie 
Hypnum  cupressiforme  L. ,  moUuscum  L. ,  Brachythecivm 
Rutabulum  Br.  Sek.,  Isothecium  myurum  Brid. ,  welche 
die  Blöcke  mehr  oder  weniger  vollständig  überziehen. 
Die  verwitternde  Moosdecke  gewährt  später  auch  de* 
grössern  Flechten,  den  Farren  und  manchen  Phaoeroga- 
men  eine  günstige  Unterlage.  An  freistehenden,  oder  in 
trockener,  lichter  Waldung  befindlichen  Blöcken  treten 
die  Flechten  in  den  Vordergrund.  Physcia  parietinaßl 
Kbr.,  Imbricaria  olivacea  (LJ)  Kbr.,  conspersa  (Ekrk) 
Kbr.y  Placodium  saxicolum  (Pott.)  Kbr.  u.  s.  w. 

Diese,  aus  der  nächsten  Umgebung  stammenden 
Pflanzen  bieten  uns  insofern  Interesse  dar,  als  sie  fär 
die  grössere  oder  geringere  Fähigkeit  der  betreffenden 
Arten,  auf  verschiedenartigen  Substanzen  fortzukommen, 
Belege  darbieten,  wobei  indessen  zu  beachten  ist,  ob 
die  Pflanze  unmittelbar  auf  dem  Gestein ,  oder  erst  auf 
dem  Verwitterungsprodukte  oder  einer  den  Block  über- 
ziehenden Erdschicht  ihren  Sitz  hat. 

Eine  zweite  Kategorie  von  Pflanzen  ist  dagegen  der 
Umgebung  fremd,  die  betreffenden  Arten  sind,  wie  die 
Blöcke  selbst,  als  erratische  zu  bezeichnen.  Ob  dieselben 
mit  den  Blöcken  an  ihre  jetzigen  Standorte  gelangten, 
oder  ob  erst  eine  spätere  Ansiedlung  durch  vom  Winde 
transportirte  Sporen  stattgefunden,  dürfte  für  die  Mehr- 
zahl  der  Fälle  schwer  zu  entscheiden  sein. 

Von  erratischen  Pflanzen  kommen  an  den  Findlingen 
zwischen  Jura  und  Alpen  folgende  Arten  vor:  fkoVm- 
sporum  holomelaenum  Flk.  Kbr.,  bei  Amsoldingen,  Belp 
(Schaer.),  aus  den  Alpen  bisher  nicht  bekannt. — Rhizocarpc* 
geographicum  (L.)  Kbr.,  an  einem  grossen  Granitblock  io 


^ir 


—    87    — 

der  Nähe  des  Pavillons  bei  Biel.  Von  Schärer  (Spicil.) 
auch  bei  Muri  angegeben,  scheint  jedoch  daselbst,  wie 
überhaupt  im  Hügelland  zwischen  Bern  und  Thun  nicht 
mehr  vorzukommen.  —  Rhizocarpon  Montagnei  (Frs.)  Kbr*, 
mit  der  vorigen  Spec.  bei  Biel.  —  Lecideüa  immersa  (Web.) 
Kbr.  var.  calcivora,  an  Kalkblöcken  am  Gurten  oberhalb 
Kehrsatz.  —  Lecideüa  goniophila  (Flk.)  Kbr.,  häufig  an 
Granitblöcken  am  Gurten  ob  Wabern  und  am  Amselberg» 
Lecideaalbocoerule8cens[  Wulff) Kbr. ,  amOstermundigerberg 
und  Amselberg,  (kommt  nach  Schaer.  En.  auf  der  Grimsel 
vor.)  —  Patellaria  (CatHlariaKb.Jcinereo-virens  Müll.  Arg. 
spec.  nov.  (Flora  68  pag.  49.J,  an  einem  behauenen  Granit- 
stein im  Gurtenthal  bei  Köniz.  —  Biatorapolytropa  (Ehrh.) 
Kbr. ,  Granitblöcke  am  Amselberg,  in  dürftigen  Exem- 
plaren, ohne  Thallus;  im  Hochgebirge  häufig  und  weit 
über  die  Schneegrenze  emporsteigend.  —  Aspicilia  cinerea 
(L.)  Kbr.,  an  den  grösseren  Fündlingen  des  Amselberges 
und  Gurtens,  stellenweise  ganze  Flächen  überziehend; 
in  den  Alpen  sehr  verbreitet.  —  Callopüma  vitettineüum 
Madd.  (sec.  Müller  Arg.),  an  Kalkblöcken  am  Gurten  ob 
Wabern ;  aus  den  Alpen  nicht  bekannt.  —Amphiloma  elegant 
Link  (Kbr.),  am  Gurten,  jedoch  selten  und  in  dürftigen 
Exemplaren.  —  Orthotrichumrupestre  Schi.,  bei  Amsoldin- 
gen.  —  Orimmia  ovata.  Web.  et  Mohr,  am  Bantiger.  —  Grim- 
mia  commutata  Hüben.,  bei  Spiez  und  Oberhofen.  —  Hed- 
wigia  ciliata  Eedw.,  häufig  an  den  Granitblöcken  am 
Amselberg,  auch  am  Gurten ;  eine  durch  ganz  Furopa  ver- 
breitete Art.  —  Asplenium  septentrionale  L.f  an  einer  Mauer 
(zwischen  Granitsteinen)  bei  Aeschi,  fand  sich  nach  Haller 
(Hist.  Stirp.  Helv.)  auf  einem  grossen,  jetzt  zerstörten 
Granitblock  am  Gurten. — Von  Phanerogamen  sind  mir  noch 
keine  eigentümlichen  Arten  an  den  erratischen  Blöcken 
vorgekommen.   Die  im  Hügelland  vereinzelt  auftretenden 


^ 


Uebergewicht  erlangen  und  bald  als  zusamr',.  -amt. 

Ueberzüge  erscheinen.    In  den  WälderA-  f       '  alpine 
es  sehr  verschiedenartige ,   meist  9?.;?  "m  od*r 

Bt/pnum  cuprtaaifortM  L.,  moltuf -; l  '.  jginenm  L, 

Rutabrdum  Br.  Seh.,  Itotheciur }f''  »•) 

die  Blöcke  mehr  oder  wen:;  .'.  <  /  .tischen  Blöcke, 
Die  verwitternde  Moosde;,'/  '  ■'  ■■denen  Arten  omt 
grössern  Flechten ,  den  '  , ,'  ■'.  '  'fb"'  berneksfdnijl 
men  eine  günstige  IW  ".'.•  '  '  *  Untersnchoi«  dersel- 
Irockener.  lichter  V  ■'  -h  an  dieses  vereinzelte  .InA 
die  Flechten  in  de  .  '  •de™  °"  ,eil  «■*»■*■  G^» 
Kir.,  Anomal*/  -•■malh  finden,  ein  hervorragendes 
Kbrl  Placodn  '  "'S  auf  allgemeine  Fragen  der  Pflanzen- 
Diese     ?       Pflanzengeschicbte. 

Pflanzen  bi  -  — ' 

die  gross-  q    Otth. 

ilT'ejttoT  Nachtrag  zn  dem  in  den  Mit 

die'-amgen  vom  Jahr  1844   enthaltene! 

de  ^zeichnisse  schweizerischer  Pilze,  nid 

-tsetzung  der  Nachträge  vom  Jahr  1846, 

1850,  1857,  1863,  1865  und  1868. 

Dieser  Nachtrag  enthält  82  Arten,  wovon  mehr  ab 
la'lfte  wohl  wirkliche  Species  novae  sein  dürften,  und 
r  auch  als  solche  hier  behandelt  sind,  für  die  unter 
5  angeführte  Species  fand  ich  mich  überdiess  noct 
llasst,  einen  neuen  Gattungsnamen  zu  schaden.  Die 
scheinlicheNeuheit  der  meisten  hier  genannten  Hyme- 
fceten  wurde  mir  schon  seiner  Zeit  von  Herrn  Trog 
welcher  vorzugsweise  dieser  Pilzfamilie  seine  Auf- 
samkeit  zuwandte,  bestätigt.    Betreffs  der  Pyreno- 


Iie  in  Nitschfce's  Pyrenomycetes  ger- 

lernatik,  so  weit  bis  jetzt  thunlicb, 

idbe  im  Allgemeinen  als  eine  er- 

Ausführung  der  übrigens  nach 

Tulasne'schen  Systematik 

il  aber  bal  eine  nur  pro- 

m  Tioch  beibehalten  wer- 


Bno  myc  e  t  es. 
Toto)  exannulatua  Otth.  —  Pileus  leniter 
r*obtusus,  siccus,  levis  et  glaber,  albidus,  in 
f-iTavicans,  a  disco  crasso  ad  marginem  sensün 
>ffinuatus.   et  in    ipso  margine  valde    extenuatus. 

s "  Lameila;  albffi,  subconfertze,  posticelatiores,  rotundato- 
liberal,  nee  remote,  sed  stipitis  insertionem  exacle 
attingentes.  Stipes  leres,  faretus,  albus,  squamulis 
membranaeeis  umbrinis,  adpressis,  sursum  rarioribus 
quasi  fjbrosis,  et  fine  inferiore  subliberis,  obsitus, 
sub  apice  nndus;  basi  obtusissima,  subineurva  vix 
incrassata.  Annuli  proprii  nullum  vestigium.  Caro 
alba.  Pilei  latitudo  circiter  43,  lamellarum  5  millim. 
Stipes  longus  50,  crassus  8  millim.  Odor  solitus  Le- 
piotarum. 

Bei  Bern,  aar  Grasplatzen  in  den  Enge-Anlagen. 
Im  Juli. 

2.  Ag.  (Clitocybt)  umbrimu  Otth.  —  Pileus  carnoso- 
attenuatus,  expansus,  siccus,  levis,  nrabrinus,  disco 
late  gibbo  obscuriore;  margine  subtiliter  tomentoso. 
Lame II ae  lacteoe,  conferta;,  nonnulle  poslice  furcatffi, 
adnato-decurrentes  et  in  stipitis  apice  strieformi- 
produete.  Stipes  solidns,  sobcartilagineo-corticatus 
e  basi  bulbosa  attenualus,  leres,  umbrinos,  apice  dila- 
Bern.  HitlheU.    1810.  Hr.  723. 


—    90    — 

latus  in  pileum  transiens,  a  medio  sursum 
tomentoso-granulosis ,  obscurioribas  dense  obsitos, 
et  sub  apice  abrupte  denudatus.  Pilei  et  stipitis  sob- 
stantia  intus  pallidior;  bulbus  vero  extus  intusque 
albidus.  Pileus  6  centim.  latus,  lamell®  vix  ultra 
3  millim. ;  stipes  circiter  7  centim.  longus,  sursam  6 
et  in  bulbo  45  millim.  crassus. 

In  sandigem  Boden  bei  der  Sulgbrücke  an  der 
Thunstrasse. 

3.  Ag.  (Pleurotus)  Fraxini  Otth.  —  Pileus  valde  exceo- 
tricus,  elongatus,  convexus,  albidus,  villo  brunneolo, 
discum  depressum  versus  densiore  et  crispulo,  vesti- 
tus.  Caro  alba  mollis,  a  disco  sat  crasso  ad  margroem 
sensim  attenuata.  Lamellae  albidae,  latae,  baud  cos- 
fertae,  in  antica  stipitis  parte  nonnihil  decurrentes. 
Stipes  compactus,  brevis,  glaber,  brunneolus  fere 
horizontalis.  Pileus  hinc  872,  illinc  4l/i  centim. 
metiens;  lamellae  circiter  40  millim.  latse;  stipes 
circiter  2  centim.  longus.   diametro   parura  longior. 

Bei  Bern  an  einem  alten  Eschenstamme. 

4.  Ag.  TilicB  Ottb.  —  Pileus  albus  tenerrimus  membraoa- 
ceus,  laevis,  glaber,  convexus,  marginello  involoto, 
omnino  sessilis,  vertice  adnatus,  centralis,  pl.  m. 
excentricus  aut  lateralis,  hinc  nunc  in  ambilu  circo- 
laris,  nunc  reniformis.  Hymenium  inferum.  Lamelle 
pallidae,  leniter  ventricosae,  posticeque  latiores,  inier- 
mixtis  brevioribus,  subconfertae,  e  loco  pl.  vel  min. 
centrali  aut  laterali,  radiantes.  Pileus  haud  ultra 
44  millim.  at  saepius  minus  latus,  lamellaeque  2 
millim.  latae. 

Bern,  in  der  Höhlung  eines  alten  angefaulten  Lin- 
denstammes.   Im  Spätherbst 


—    M     — 

5.  Ag.  (Pholiota.)  subconicus  Otth.  —  Pileus  carnosulusr 
semiexpansus ,  subconicus,  disco  obtusato,  margine 
primum  involuto,  dein  patente,  argillaceus,  udus, 
laevis  et  glaber.  Caro  alba,  licet  sub  cute  et  sub 
hymenio  hygrophana  et  fuscidula.  Lameilse  albidse, 
subconfertae,  postice  latiores,  absque  emarginatione 
dilatato-adnatae etstriaeformi-decurrentes.  Stipes  argil- 
laceo-albidus,  teres,  flexuosus,  striatus,  fistulosus,  basi 
obtusissima  et  infuscata.  Annulus  latus,  membrana- 
ceus  albus.  Pileus  ad  51/»  centim.  circiter  expan- 
sus,  stipes  circiter  9  centim.  longus,  7  millim.  crassus, 
lamellaeque  5  millim.  latae. 

Wegen  den  weisslichen  Lamellen  ist  dieser  Pilz 
äusserlich  einer  Armillaria  ähnlich;  die  Sporen 
sind  aber  umbrabraun,  und  ohne  Zweifel  bei  vorge- 
rückterem Alter  auch  die  Laraellen,  und  es  kann  daher 
hier  nur  von  einer  Pholiota  die  Rede  sein. 

Bei  Steffisburg  an  einem  spärlich  begrasten 
Strassenrande. 

6.  Ag.  (Hebeloma.)  horticola  Otth.  —  Pileus  e  disco  car- 
noso  attenuatus,  expansus,  umbonatus,  margine  primum 
subinvoluto  araneoso-fibrosovelato,  dein  inflexo  aut 
nonnihil  introflexo,  laevis,  siccus,  spadiceus  aut  badius, 
marginem  versus  pallescens  et  veli  vestigia  fibrillosa 
vulgo  diutius  retinens.  Lamellae  sordide  carneae,  dein 
cinnamomeae,  vix  confertae,  postice  rotundato  adnexae, 
interdumcum  denticulo  minutissimo,  acie  pl.m.distincte 
serrulata  et  primitus  albicante.  Stipes  teres  sub- 
flexuosus,  basi  obtusa  non  aut  parum  incrassata,  fib- 
roso-subtenax,  extus  fibrillis  laxis  parce  obsitus,  sur- 
sum  albicans  pruinosus,  deorsum  infuscatus,  tubulosus 
cum  appendicula  subulata  carnosa  e  pilei  substaotia 
in  tubulum  descendenti.    Pilei  caro  albida,  sub  cute 


—    92    — 

bru&nescetts ;  Stipes  extus  intusque  concolor.  Piletis 
vsque  ad  6  centim.  dilalatus,  lamellse  circiter  6  rnülio. 
lata;  stipes  6-7  centim.  longus,  6-7  raillim.  crassos. 

Der  in  die  Röhre  des  Strunkes  frei  hineinhangende 
Hutfleischlappen  wird  von  Rabenhorst  als  ein  Kenn- 
zeichen des  Ag.  fastibilis  angeführt,  gleichwohl 
dürfte  mein  Pilz  von  dieser  Species  verschieden  sein 

Bei  Bern,  im  ehemaligen  Spitalgarten ;  im  Spätherbst 

7.  Ag.  (Hypholoma)  velutinus.  Pers. 

Bei  Bern  und  bei  Steffisburg ,  auf  gut  gedüngten 
Wiesengrund. 

8.  Coprinus  (Veltformes)  ephemerus.  (Bull). 

Bei  Bern  und  bei  Heimberg. 

9*  Bolbitius  cdbipes.  Otth.  —  Pileus,  disco  excepto,  mem- 
branaceus,  e  conicocampanulato  semiexpansos  con- 
vexus,  siccus,  glaber,  laete  fla vidoochraceus  f  usqne 
ad  discum  sulcato-striatus,  passimque  fissus.  Lamdte 
albidae,  vel  parum  et  sordide  flavescentes,  postiee 
latiores,  rotundato-sublibera,  confert»,  sie  dictis  an- 
theridiis  lacteis,  per  totam  superliciem  sparsis.jam 
oculo  nudo  conspieuis,  obsitae.  Stipes  tenuis,  rectos, 
albus,  glaber,  fistulosus.  Pileus  parum  ultra  31;, 
centim.  expansus,  lamellae  4  millim.  latae,  stipes 
40  centim.  longus,  apice  vix  3,  basique  circiter 
5  millim.  crassus. 

Der  Pilz  lässt  sich  schwerlich  trocknen,  sondern 
zerfliesst  seht*  bald,  besonders  der  Hut  und  die  La- 
mellen, zu  einer  gelblichen  durchsichtigen  Jaocbe. 

Bei  Bern,  auf  einem  Basenplatz  in  den  Enge-An- 
lagen.   Im  Juli. 

40.  Trameies  (Apus,  cont.  fulvo.)  trabea.  Otth.  —  Wen* 
suberoso-coriaceus ,  e  basi  parum  dilatata  refexos, 


siilcalo- -zona tu 9,  villosulo-tomentosus,  fulvidus,  ui 
brinus  aut  rufescenti-brunneus,  intus  fulvo-ferniginei 
margine  vulgo  sabtus  tumidiusculo  et  steril».  Pt 
pileo  concolores,  leniter  pruinosi,  rotandi,  oblor 
aut  lineares,  in  series  a  basi  ad  margmem  excorreoi 
digesti.  passimve  pro  parle  inordinali.  Pileus  nu 
pororum  strato  crassior,  nunc  vice  versa.  Fung 
in  statu  vegeto  fragrans. 

Bei  Bern  und  Sleffisburg,  an  tannenen  Balken  u 
Brettern,  an  liegenden  berindeten  Eichenstämmt 
an  Buchenholz,  und  an  den  zu  Schwellen  und  Ufa 
dämmen  an  der  Sulg  verwendeten  Schwarzpappt 
stammen.  Am  stärksten  fand  ich  den  Geruch  d 
Eichen  bewohnenden  Exemplare,  während  die  s 
den  andern  Substraten  gewachsenen  keinen  oder  n 
viel  schwachem  aromatischen  Geruch  hatten. 

Merkwürdig  war  an  einem  tannenen  Batken  b 
Schinznach  eine  langgestreckte  Gruppe  von  zat 
reichen  Pilzen,  wovon  die  eine  Hälfte  aus  obig 
Irametes  bestand,  und  die  andere  anstossem 
Hälfte  aus  Lenzites  Thunbergii,  die  sich  vi 
der  Trametes,  innen  und  aussen,  absolut  dun 
nichts  unterschied,  als  durch  das  vollkommen  ui 
rein  lamellöse  Hymenium. 

.  TV.  Fagi.  Otlh.  —  Pileus  fulvus,  triqueter;  superfie 
in  fibras  sericens  soluta;  margine  subaculo.  Pc 
minuli  insequales,  vix  ultra  2  milltm.  longi.  pili 
concolores,  licet  paululum  paltidiores,  aliquantulu 
decurrentes.  Contextus  sat  durus.  parum  elastict 
fulvus,  zonatus.  Pileus  cirCiter  2  centim.  latus,  < 
circiter  45  millim.  crassus. 

Bei  Sleffisburg,  an  geflösslero  Buchenholz. 


-    94    - 

42.  ZV.  (Apus;  cont.  albo.)  nivea.  Otth.  —  Pilens  albus 
crassus,  suberoso-elasticus,  submollis  at  tenax,  iriqoe- 
ter ,  scruposo-inaequabilis ,  gibboso-adnatus  et  non- 
nihil  attenuato-decurens ;  margine  acotioscalo  et 
conteitu  albo  obsolete  zonato.  Port  loagi,  haud  ad- 
raodum  minuti,  subirregulares.  Totius  fungi  color 
albus  iramutabilis.  Pileus  in  transversum  9-40  cen- 
tim.  latus,  circiterque  diraidio  minus  prostans;  pori 
40-42  millim.  longi. 

Im  Wylerholz  bei  Bern,  an  einem  faulenden  Roth- 
lannenstock. 

43.  Ciavaria  (Ramaria.  Ochrosp.)  gracilü.  Pers. 

Im  Eggholz  bei  Heimberg;  im  Herbst. 

Discomycetes. 

44.  Peziza  {Lachnea.  Dasysc.)  rufoolivacea.  A.  Schw. 

Bei  Steffisburg,  an  feuchtliegendem  abgestorbenem 
Rubus  fruticosus. 

45.  Leptopeza  fuscobadia.  Otth.  —  (Novi  generis  specics 
mihi.)  Disciformis,  integra,  dein  biloba,  duobus  locts 
oppositis  profunde  incisa,  tenuis,  nullo  subiculo  inter- 
posito,  malrici  arcte  applicata,  margine  homogeneo. 
Discus  ascigerus  impolitus,  crustula  tenerriraa  gramosi 
obductus  fuscobadius,  intus  dilutior,  aquoso-mollis  et 
fragilis.  Excipulum  nullum.  Asci  magni.  cylindrici, 
basi  breviuscule  attenuati,  apice  rolundato-obtusi,  iß 
parte  superiori  sporas  foventes  octonas,  vel  passim 
pauciores  uniseriatas,  deorsum  vacui.  Sporae  globoss, 
decolores,  circiter  13  raicromm.  latae ;  episporio  cras- 
siusculo  et  verruculis  fere  echiniformibus  stipatissimis 
exasperato.  Parapljyses  rarae,  teretes,  apice  clavatae, 
ascos  vix  superantes. 

Der  Pilz  wird  kaum  über  12  Millimeter  breit,  and 
weniger  als  1  Millimeter  dick,  und  schmiegt  sich  völlig 


den  etwa  vorhandenen  Unebenheiten  des  Mutterbodens 
an.  Beim  Vertrocknen  schrumpft  er  ziemlich  zusam- 
men, und  der  Rand  wird  dann  etwas  aufgeworfen. 
An  den  grössern,  ausgebildeten  Exemplaren  befindet 
sich  an  zweien  entgegengesetzten  Stellen  des  Randes 
ein  tiefer  Einschnitt,  dessen  Ränder,  beim  frischen 
Pilze,  dicht  aneinander  gedrängt,  und  dadnrch  ein 
wenig  aufgestülpt  sind,  der  aber  beim  Vertrocknen 
sich  zu  einer  offenen  Bucht  erweitert.  Von  der 
Pilopeza  Bork,  ist  mir  leider  nichts  anderes  be- 
kannt, als  das  Wenige  was  in  Fr.  Summa  Veg.  Scand. 
pag.  356  darüber  angedeutet  ist.  Dass  aber  das  Vor- 
bandensein oder  Fehlen  des  daselbst  erwähnten  Subi- 
culums  zur  Unterscheidung  der  Gattung  von  andern 
ihr  sonst  nahe  stehenden  Gattungen  als  ein  wichtiges  . 
Merkmal  gelten  könne,  muss  bezweifelt  werden,  wie 
denn  dies  z.  B.  bei  den  Pezizen  auch  nicht  angenom- 
men wird.  Es  dürfte  daher  eist  eine  noch  anzu- 
stellende Vergleichung,  namentlich  der  beiderseitigen 
Schläuche  und  Sporen  zum  Entscheide  beitragen,  ob 
hier  eine  bleibende  Trennung,  oder  aber  eine  Ver- 
einigung der  Leptopeza  und  der  Pilopeza  besser 
an  ihrem  Platze  sei. 

Bei  Radelfingen,  auf  sandigem  Ackerboden;  im 
October,  von  Herrn  Professor  Fischer  gefunden  und 
mitgetheilt. 

Pyrenomycetes. 

46.  Nummulär ia  discreta  Tu!.     Schön    und    vollkommen 

ausgebildet  auf  dem  für  diese  Species  neuen  Substrate. 

Bei  Bern  an  stärkeren  Zweigen  von  Sorbus  aucuparia. 

(7.  Quatemariaaimplea:.(Ouh.)iike. — Sparsavelgregaria. 

Perithecia  majuscula  subglobosa,  tenuia,  singulanunc 


-    96    — 

fere  totalster,  nunc  saltemsuperne,  crnsta  slbidafitm- 
ceute  obducta,  et  cum  ea  cortici  immersa,  apice 
crustato  subprominulo;  ostiolo  brevi  truncatnlo,  peri-. 
dermii  superh'ciem  haud  excedente.  Nuclens  gelaüncwn. 
nigricans.  Asci  cylindrici,  deorsum  breviter  attenirti, 
octospori.  Sporas  uniseriales,  ellipsoidex,  oblosc, 
oniloculares ,  brunnen,  guttulam  solitariam  oleosa^ 
vel  pltires  in  äquales  foventes,  demum  nigrofascc, 
longa;  26—30,  crasse  circiter  14  micromm.  singu- 
Ueque  Strato  gela  tinoso  hyal  ino,  haud  admodum 
tarnen  dislinctissimo,  obv'oluLE.  Paraphyses  Iod»t, 
lineares,  crassiusculae,  gultulis  irregularibus  relerta 
Inlerdum  sporae  expulsse  ramulos  atroinquinantrs. 
In  Bern  und  bei  StefBsburg  an  abgestorben* 
Lindenzweigen.     Im  Herbst. 

18.  Caloapkaria  occulta.  Otth.  —  Pertthecia  subsolilaril 
inter  corlicis  slrata  inüma  lalentia.  vel  ipses  stratu 
leviler  immersa,  at  praeter  basin  adhasrentem  a  mal 
libera,  difibrmia,  valde  depressa.  circiter  bimilli 
trumlata,  alra,  sublilitertuberculosa.  Ostiolum obsolet! 
papillatum  deorsum  specialis,  corticis  stratoligoopro- 
piori  adversum.  Nuclens  cinereus.  Asci  oblongi  vd 
obovati,  sub  apice  late  obtuso  ssepius  leniter  angusuii 
deorsum  in  pedicellum  longum,  filiformem  prodoctw 
myriospori.  Sporse  hyalin«  exiguissimee , 
dricaa.   incurvte. 

Bern,  an  der  Stammrinde  von  Weisstannen,  näm- 
lich an  einem  von  gespaltenem  Brennholze  abge- 
sprungenen Rindenstücke  durch  einen  glückliche 
Zufall  entdeckt. 

9.  Valsa  [Eutypa)  scabrosa.  (Bull.)  Nke. 

Im   Bremgartenwald,   an   einem   entrindeten 
Buchenstock. 


-    97    - 

SO.  V,  {EutypeUa)  Bota.  Otth.  —  Laiegregaria.  Perithe 
in  orbem  congesla,  in  slroraate  parco  albido,  par 
distincte  nigrolirnitato,  ad  lignum  demersa,  subgloho 
collfs  tenuibus  fascicolatis,  sursum  snbincrassatis;  ost 
lis  nigris  nitidulis  in  discum  erumpentem,  leniler  pi 
ruirmlum  stipatis.  Asci  pusilli  clavati,  octospori.  Spc 
exiguse  spermatioraorphie,  hyalines,  longa;  circiter 
crassae  2  micromm. 
Bei  Ihun,  an  abgestorbenen  Zweigen  von  Rosa  cani 

2<.   V.  {Euvalsa)  centsia.  DNot 

Am  Hardlisberg  bei  Steffisburg,  an  abgestorber 
Zweigen  von  Juniperus  communis. 

22.  V.  Milanodtscus.  Otth.  —  Pustula;  pulvinatas,  in  a 
bitu aliquantulum colliculosEe.  Stroma  minutumfulvi 
e  corticis  Strato  supremo  formatum.  Perithecia  cc 
gregata,  membranacea ,  globosa-subdepressa;  co 
convergentibus;  ostiolisindisco  exsertoplacenlifori 
dilatato,  nigrofusco,  sparsis.  Asci  subfusiformi-clav 
octospori.  Spora?  hyalin«,  cylradricaj,  curvul«,  Ion 
8 — 11,  crassa;  circiter  I1  a  micromm. 

Bei  Steffisburg,  auf  Alnus  incana. 

23.  V.  Platanoidie.  Otth.  (non  Pers.)  —  Gregaria,  leni 
puslulata.  Perithecia  corticis  Strato  supremo  immer 
inordinata,  saepe  pauca,  imo  solitaria;  collis  exilit 
convergentibus;  ostiolis  incrassalis  in  disco  einer 
prominulis,  vel  ssepius  eum  totaliter  obliteranlib 
Asci  subfusiformes,  basi  breviter  rostrali,  eximie  d 
phani,  octospori.  Sporae  hyalin*,  conglomeralae,  cyli 
dricas  obtusissimae,  leniter  curvulse  aut  reetae,  loiij 
16-22,  crassae  4-6  micromm. 

Bei  Bern,  an  Zweigen  von  Acer  Platanoides,  z 
gleich  mit  der  entsprechenden  Cytispora, 
Bern.  Mittbeil.  1810.  Nro.  724. 


■^■- n 


—    98    — 

24.  V.  sordida.  Nke.  (Pyrenom.  gerrn.  I.  203.) 

Bei  Steffisburg,  auf  Populas  nigra. 

25.  V.  acericola.  Otth.  —  Gregaria.  Pustulae  pulvioata,  vel 
circa  discum  nonnihil  depressse,  in  ambilu  leniter 
colliculosae.  Peritbecia  in  stromate  corticali  immersa, 
leviter  tecta,  circinantia  et  subdecumbentia;  coltis 
convergentibus;  ostiolis  incrassatis  prominentibos 
arcte  congestis  et  discum  totaliter  obliterantibus.  Asä 
elongato-ellipsoidei  aut  subfusiformes ,  octospori. 
Sporae  biseriatae.  Continus,  elongato-ellipsoideae,  ob- 
tusae,  curvulae,  dilutissime  flavescentes,  roagnitudine 
variabiles,  longae  16-26,  crassae  3-4  micromm. 

Bei  Bern,  an  Zweigen  von  Acer  Pseudoplatanus, 
zugleich  mit  der  entsprechenden  Cytispora. 

Unterscheidet  sich  von  V.  Platanoidis  durch  die 
dünneren  und  längeren  Sporen. 

26.  V.  aurea.  Fuck.  (Nke.  Pyrenom.  germ.  I.  220.) 

Bei  Thun,  an  Zweigen  von  Carpinus  Betulus.  Vor 
längerer  Zeit  von  Herrn  Trog  gesammelt. 

27.  V.  (Leucostoma)  duriuscula.  Otth.  —  (Nke.  Pyrenom. 
germ.  I.  234.) 

Bei  Heimberg,  an  dicker  Buchenrinde. 

28.  Diaporihe  (Euporthe)  fasciculata.  Nke.  (Pyrenom. 
germ.  I.  247.) 

Bern,  an  Zweigen  von  Robinia  Pseudacacia. 

29.  D.  [Tetrastagon)  rostellata.  (Fr.)  Nke.  (Pyrenom. 
germ.  I.  298.)  —  Ich  fand  nur  die  von  Nke.  nicht 
erwähnte  viersporige  Form. 

Am  Saume  des  Bremgartenwaldes,  auf  abgestorbe- 
nem Rubus  fruticosus. 

30.  Z>.  resecans.  Nke.  (Pyrenom.  germ.  I.  344.) 

Bern,  an  Zweigen  und  Wurzeltrieben  von  Syringa 
vulgaris. 


—    99    — 

34.  D.  (circumscripta  Fr.)  enteroleuca.  (Fr.) 

Bern,  an  Zweigen  von  Robinia  Pseudacacia. 

32.  D.  Cratcegi.  (Curr.)  Nke. 

Bei  Bern,  an  Zweigen  von  Crataegus  öxyacantha. 

33.  D.  sr/ngenesia.  (Fr.)  Nke. 

Bei  Stefiisburg,  auf  Rhamnus  Frangula. 

34.  D.  (obvallatce.  Fr.)  pycnostoma.  Otth.  —  Perithecia 
45-20.  in  stroraate  mere  cortioali  pustulato,  haud  nigro- 
limitato,  demersa,  subtus  strato  tenui  corticali  a  ligno 
discreta,  in  orbem  congesta,  in  ambitu  subdecum- 
bentia ;  collis  convergentibus ;  ostiolis  sat  minutis,  in 
discum  convexum  erurapentecn  arctissime  congestis. 
Asci  elongato-subellipsoidei,  eximie  diaphani,  octo- 
spori.  Sporse  hyalin®,  ellipsoideae,  obtusae,  in  medio 
subconstrictae  at  vix  conspicue  septalse,  guttulas  4 
oleosas   gerentes,  longae  circiter  46,    crassseque  6 

micromm. 

Unterscheidet  sich  von  D.  detrusa  (Valsa  Fr.) 
durch  das  gänzliche  Fehlen  eines  Conceptaculum, 
durch  die  nicht  bis  zum  Holz  eingesenkten  Perithe- 
cien,  und  durch  die  viel  kleineren,  dicht  gedräng- 
ten ostiola. 

Bei  Bern,  auf  Berberis  vulgaris. 
35.  D.  Padi.  Otth.  —  Laxe  gregaria.  Perithecia  globoso- 
depressa,  pauca  subcircinantia,  invicem  haud  contigua, 
passira  subsolitaria ,  sub  corticis  pustula  ad  lignum 
demersa,  vel  etiam  ei  leniter  basi  insculpta;  collis 
exilibus  convergentibus;  ostiolis  in  disco  nigro  niti- 
dulo,  nunc  convexuio,  nunc  concavo,  inordinatim  plus 
vel  minus  distincte  prorainulis.  Ascfc  subfusiformes, 
basi  breviter  rostrati,  eximie  diaphani,  octospori. 
Sporae  imbricatae  aut  inordinatae,  hyalin®,  ellipsoideae 
aut  fere  fusiformes,  septo  vulgo  parum  conspicuo 


—    400    — 

biloculares,  leniter  constrictae,  in  utroque  loculameato 
guttulam  oleosam  vel  binas  foventes,  longa  4i~(6. 
crassae  circiter  5  micromm. 

Bei  Bern,     an    einem   abgefallenen   Zweige  von 
Prunus  Padus. 

36.  D.  appendiculata.  Otth.  —  Perithecia  pauca  subcoo- 
ferta,  depressa,  in  stromate  corticali,  pustulato  immersa; 
collis  erecto-conniventibus;  ostiolis  crassiusculis  io 
disco  eruropenti,  nigrofusco,  subprominulis.  Nocleus 
gelatinosus  nigrofuscus.  Asci  oblongato-ellipsoidei, 
basi  brevissime  rostrati,  octospori.  Sporae  sat  magna, 
umbrinae,  ellipsoideae,  biloculares,  vel  rarius  trilocola- 
res,  interdum  nonnihil  constrictae,  utrinque  appendicola 
heterogenea  hyalina,  crassiuscula ,  brevi  et  obtasi 
instructae,  longae  circiter  38,  crassaeque  46  micromm 

Bei  Bern,  an  Zweigen  von  Acer  Platanoides. 

37.  Thyridium  Robinice.  Otth.  —  Stroma  cortici  immer- 
sum,  globoso-depressum,  albidum,  contextu  tenacello, 
basi  vulgo  ligno,  superneque  peridermio  pustulato  ad* 
natum,  perithecia  fovens  orbiculatim  digesta,  sursum 
in  Collum  producta;  collis  convergentibus ;  ostiolis 
in  discum  parvulum,  nigrum,  peridermii  poro  reve 
latum,  nee  erumpentura,  congestis.  Nucleus  gelati- 
nosus fuscus.  Asci  cylindrici,  deorsum  breviter 
attenuati,  octospori.  Sporae  monostichae.  oblique, 
saepe  disjunetae,  fusco-fuligineae,  ellipsoideie,  obtusis- 
siraae,  septis  plerumque  7  transversis,  nonnullisqoe 
longitudinalibus  multicellulosae,  longae  22-28,  crassae 
41-43  micromm.  Paraphyses  crassiusculae,  grumolb 
refertae,  asces  haud  excedentes. 

Bei  Bern,  an  Robinia-Zweigen, 

38.  Melogramma  olivascens.  Otth.  —  Stroma  intus  nigro- 
fuscum,  parcum,  a  peritheeiis  connatis  vix  distinetum, 


-  m  — 

verrucaeforme,  cortici  adnatum,  erumpens,  peridermio 
lacerato  cinctum.  Peritbecia  deorsum  invicem  et  cum 
stromateconnata,  sursum  libera,  furfure  flavido-olivas- 
ceute  obducta;  ostiolo  conico,  brevi,  nigro,  punctifor- 
miprominulo.  Asci  longo  clavati,  deorsum  saepius  su- 
bulato  aitenuati,  octospori.  Sporse  nunc  monosticho 
ordine  imbricatae,  nunc  sursum  distichae,  e  pallido 
brunnescentes,  fusiformes.  rectae  aut  leniter  incurvae, 
in  medio,  demum  distinctius  septifero,  subconstrictse, 
guttulas  4  oleosas  foventes,  longae  38-42,  crassae  circiter 
9  micromillim.  Paraphyses  filiformes. 
Im  Bremgartenwald,  an  abgefallenen  Buchenzweigen. 

39.  M.  cesculinum.  Otth.  —  Erumpens,  cortici  adnatum, 
peridermio  lacerato  cinctum,  subdisciforme,  nigro- 
fuscum,  e  peritheciis  arcte  connatis,  a  stromate  vix 
distinguendis  factum,  in  superfice  leniter  tuberculosum, 
ex  ostiolis  minutissimis  papiliatis  punctulalum.  Asci 
clavati,  octospori.  Sporse  vulgo  deorsum  uniseriatae, 
sursumque  imbricatae  vel  conglomeratae,  olivascenti- 
brunneolae,  oblongo-ellipsoideae,  obtusae,  4  loculares 
et  torulosae,  longae  circiter  48,  et  crassae  6  micromm. 
Paraphyses  filiformes  ascos  haud  superantes. 

Bern,  an  Zweigen  von  jEscuIus  Hippocastanum. 

40.  Phceosperma  Aüanthi.  (Ottb.)  Nke.  —  Stroma  corticale 
vix  pustulatura,  Strato  nigricante  late  ambeunte  et  pro- 
fondius  in  lignum  descendente  limitatura.  Peritbecia 
nigra  stipata,  subglobosa  vel  e  mutua  pressione  dif— 
formia ,  in  corpus  subglobosum  quasi  connata ,  ad 
medium  corticem  dernersa ;  coliisfasciculatis;  ostiolis 
incrassatis  in  discum  nigrum  erumpentem  et  tuber- 
culatum  constipatis.  Asci  cylindrici,  deorsum  breviter 
attenuati,  octospori.  Sporse  uniseriales,  fumosae,  ellip- 


—    402    — 

soideae,  hinc  42—44,  illinc  paruro  ultra  4  micromm. 
metientes.  -Paraphyses  tenerae. 
Bei  Steffisburg,  an  Zweigen  von  Ailanthus  glandnlosa. 

kh.Doihidea  irregularis.  Otth.  —  Gregaria  vel  sparst, 
erumpens,  protuberans,  miilimetrum  rarius  aequaas, 
saepeque  etiam  semimillimetro  minor.  Stroma  eito 
intusque  nigrum,  tuberculiforrae  aut  passim  subdisti* 
formi-depressum,  sub  lente  subtiliter  scabratum. 
Cellulae  ascigerae  minutissimae,  in  Stratum  peripheri- 
cum  cinerascens  digestae.  Asci  clavati  octosporL 
Sporae  hyalinse,  oblong»,  biloculares,  constrictae;  ar- 
ticulo  superiore  multo  majore,  sursum  attenoato, 
saepeque  conico-subacutato.  Sporae  longae  49-22, 
crassae  circiter  8  micromm.  Paraphyses  ut  vide- 
tur  nullae. 
Bern ,  im  botanischen  Garten ,  auf  Ribes  floridom. 

42.  D.  forniculata.  Otth.  —  Dense  gregaria.  Stroma 
erumpens,  perrdermii  rupti  lobis  erectis  cinctum, 
primum  disciforme,  millimetro  parum  latius,  ssepeve 
minus,  nigrum,  irapolitum,  sub  lente  nonnihil  scabri- 
dum,  maturitate  demum  extenuatum,  convexum,  subtos 
concavum,  intusque  plene  e  Strato  cellulifero  constaos. 
Cellulae  ascigerae  succen  tu  riatae,  nucleo  cinereo  referta, 
minutissimae,  parietibus  tenuibus  mere  a  stromate 
formatis  disseptae;  ostiolis  nullis  conspicuis.  Asci 
breviter  clavati,  octospori.  Sporae  in  asco  inclos* 
flavidae,  liberatae  vero  singulae  hyalinae  apparentes, 
oblongae,  obovoideae,  biloculares,  anisomerae  et  sob- 
constrictae,  longae  circiter  49,  crassae  pene  6  micromm. 
Paraphyses  nullae. 

Ist  nicht  zu  verwechseln  mit  Doth.  sycophüa, 
var.  Hori,  Dur.  und  Mont.  welche  keine  Doth idea, 


—    103    — 

sondern  identisch  mit  Botryos  phaeria  moricola 
D.  Not.  ist 

Bern,  im  botanischen  Garten  an  Zweigen  von  Morus 
alba  und  multicaulis,  und  wie  es  scheint,  von  Ersterem 
auch  auf  einen  in  dessen  Schatten  stehenden  Cytisus 
sessilifolius  übergetragen  und  verpflanzt 

43.  Nectria  kermesina.  Otth.  —  Stroma  erumpens  car- 
noso-compactura,  pulvinatum  ve)  subglobosum.  Pen- 
thecia  caespitosa,  stromatis  ambitum  saepe  potius, 
quam  verticem  obsidentia,  saturate  rubra,  membra- 
nacea,  globosa,  laevia,  ostiolo  primum  inconspicuo, 
dein  umbilicato,  pertusa,  demum  collapsa.  Asci  clavati 
octospori.  Sporae  hyalinae  ellipsoideo-subcylindricae, 
2-,  vel  passim  4-loculares,  longae  circiter  U-18,  crassae- 
que  5V2-6l/2  micromm.  Paraphyses  vix  ullae  distinctae. 

Stroma,  s.  Tubercularia,  erumpens,  globulare, 
indus  albidum.  extus  rubescens,  demum  Strato  coni- 
difero  nigrofusco  obductum.  Conidia  singula  hyalina, 
exiguissima  cylindrica. 

Bern,  an  Lindenzweigen. 

44.  Botryosphwria  moricola.   Ces.  et   DNot.  Sfer.   It?1 
pag.  83. 

Bern,  auf  Morus  multicaulis. 

45.  Cucurbitaria  subcaespitosa.  Otth.  —  Erumpens.  Pen- 
thecia  solitaria,  vel  saepius  pauca  caespitose  concres- 
centia ,  subglobosa  vel  e  mutua  pressione  difformia, 
nigra,  impolita;  ostiolo  papillato,  subacutato.  Asci 
cylindrici,  basi  breviter  attenuati,  octospori.  Sporae 
monostichse,  obliquae,  fusco-fuligine»,  subovatae,  ob- 
tusissimae,  ad  septum  primarium,  in  medio,  constrictae, 
dein  septis  aliis  adventitiis  4-6  transversis,  nonnullis- 
que  verticalibus  cellulosae,  longae  circiter  22,  crassaeque 
8  micromm.    Paraphyses  tenerae  subcoalitae. 


\  . 

f 


—    404    — 

Bei  Bern,  an  Zweigen  von  Sorbos  Aria. 

46.  Epiphegia  Alni.  (Otth.)  Nke.  —  Perithecia  csespitose 
erumpentia,  vel  locis  peridermio  privis  aggregaU, 
stromate  parco,  sive  cortici  nigrefacto,  leniter  in- 
sculpta,  carbonacea,  subglobosa,  conico-ostiolata.  Noc- 
leus  cinereus  Asci  clavati  octospori.  Sporae  fasi- 
formes,  byalinae,  guttulas  4  oleosas  gerentes,  et  inter 
eas  saepius  nonnibil  constrictae,  absque  septis  conspi- 
cuis.  Sporae  longse  22-24,  crassae  circiter  vel  parum 
ultra  5  micromm.  Paraphyses  filiformes,  ascos  band 
superantes. 

Bei  Steffisburg,  an  Zweigen  von  Alnus  glutinosi 

Der  Prototyp  dieser  neuen  Gattung  ist  die  S  pharia 

macrospora  Desm.  oder  Massaria  epipliegea 

Riess.,  nach  welch*  letzterem  Species-Namen  dann  die 

Gattung  den  Ihrigen  erhalten  hat. 

47.  Xylosphceria  anserina.  (Fr.) 

Bei  Bern,  an  alten  Zaunlatten  von  Tannenholz. 

48.  X  as8erculorum.  Otth.  —  Perithecia  gregaria,  im- 
mersa,  globoso-subdepressa,  saepe  in  ligni  fibrtrum 
directione  nonnihil  oblongata,  collo  brevi,  ostJoloqoe 
promin ulo,  demum  poro  dilatato  pervio,  munita.  Asci 
magni  clavati,  passimve  subcylindrici  basi  breviter 
attenuati,  octospori.  Sporae  imbricatae  aut  inordioat* 
magnae,  e  flavido  fuscobrunnescentes ,  ventricoso- 
fusiformes,  obtusiusculae ,  inaequilaterales ,  in  medio 
ad  septum  primarium  quandoque  nonnihil  constricte, 
inde  septis  nonnullis  secundariis  transversis  distinc- 
tioribus,  et  longitudinalibus  minus  distinctis  adventkiis, 
tandemque  numerosissimis ,  in  cellulas  innumeras 
divisae,  longa,  44-48,  crassae  46-49  micromm.  Para- 
physes tenerae  filiformes. 

Bei  Bern,  an  alten  Zaunlatten  von  Tannenholz. 


—    405    — 

49.  Cladosphceria  fSect.  Gigaspora.)berberidicola.  Otth. — 
Gregaria.  Perithecia  juniora  in  cortice  immersa,  vertice 
vix  paululum  prominulo,  dein  crescendo  emergentia, 
ultra  dimidium  libere  prominentia,  basi  tantum  cortici 
insculpta  remanentia,  globoso  subdepressa,  millimetro 
minora;  ostiolo  cinereo,  vix  papillato,  sub  peridermio 
pustulato,  poro  pervio,  latente.  Nucleus  gelatinosus 
griseo-brunnescens.  Asci  magni  clavati  plus  vel  minus 
ventricosi,  octospori.  Sporae  irregulariter  dispositae, 
brunneae,  oblongae,  obtusae,  4-loculares,  ad  septa, 
praecipue  ad  medium,  constrictae,  in  quovis  locula- 
mento  guttulam  oleosam  foventes,  longae  34-38,  crassae 
42-14  micromm.,  singulae  Strato  gelatinoso  hyalino 
obvolulae,  ad  latera  cito  valde  extenuato,  at  in  utroque 
fine  saepe  diutius  persistente,  et  quasi  Verrucae  täte 
rotundatae  formam  assumente,  demum  vero  totaliter 
evanido.  Paraphyses  filiformes,  ascos  vix  superantes. 
Bei  Thun  und  bei  Bern,  an  Zweigen  von  Berberis 
communis. 

50.  CL  {Erumpentes.)  Hippopha'es.  (Solltn.)  Nke. 

Bei  Steffisburg,  auf  Hippophae  Rhamnoides. 

51.  Cl.  Ligustri.  Ottb.  —  Perithecia  laxe  gregaria,  basi 
leviter  cortici  insculpta,  per  peridermium  subpustu- 
latum  erumpentia,  ostiolo  papillato  parvulo  munita. 
Asci  sub ventricoso-clavati,  octospori.  Sporae  hyalinae, 
fusiformes,  guttuias  4  oleosas  gerentes,  subtorulosae, 
absque  septis  conspicuis,  longae  49-22,  crassae  5aut 
fere  6  micromm.  Paraphyses  lineares,  ascos  supe- 
rantes. Asci  et  paraphyses  in  perithecii  fundo  aftixi, 
erecti,  in  ambitu  arcuati  ostiolura  petentes. 

Bei  Steffisburg,  an  Zweigen  von  Ligustrum  commune. 

52.  CL  Lilacis.  Otth.  —  Perithecia  in  greges  longe  effusos 
congesta,  minuta,  globosa,  cortici  insculpta,  perider- 

Bern.  Mittheil.  1870.  Nro.  725. 


—    106    — 

mio  tuberculato  demum  fatiscente  subrevelata,  ostiolo 
vix  distincte  papillato  rounita.  Nucleus  albido-cineras- 
cens.  Asci  subcylindrici,  deorsum  breviter  atteooati, 
aut  clavati,  octospori.  Spore  monostichae  subimbri- 
catae,  vel  sursum  inordinatae,  brunneae,  oblong«,  ob- 
tusae,  biloculares,  longae  48-23,  lataeque  circiter  II 
micromra.  Paraphyses  coalitae. 
Bern,  an  Zweigen  von  Syringa  vulgaris. 

53.  Cl.  rimicola.  Otth.  —  Perithecia  cortici  leniter  in- 
scripta,  ejusque  atorais  primum  conspersa,  subglobosa, 
nunc  sub  lenticellis  in  acervulos  minutos  rotundos 
congesta,  ostiolis  papillaris  convergentibus  in  discolom 
parvumr  pene  ad  superficiem  erumpentem,  collecto; 
nunc  vero  perithecia  secundum  peridermii  rimas  tn 
caespites  transversim  elongatos  digesta  et  magis  reve- 
lata  Asci  clavato-subcylindrici  octospori.  Spor* 
monostichae,  saeptus  plus  vel  minus  imbricatae  fumoso- 
brunneae,  oblonges,  obtusae,  vel  passira  fere  conicoa- 
cutatae,  4-loculares,  subtorulosae,  in  medio  saepe  magis 
constrictae,  longae  19-22,  crassae  5-7micromm.  hra- 
physes  filiformes,  ascos  aequantes. 

Im  Bremgartenwald,  an  abgefallenen  Zweigen  voi 
Prunus  Avium. 

54.  CL  (ImmerscB)  lantanicola.  Otth.  —  Perithecia  grfr 
garia,  cortici  immersa,  globoso  subdepressa,  circiter 
semimillimetrum  lata,  ostiolo  parum  distincte  papillato 
sub  peridermio ,  poro  pervio ,  latente.  Nucleus  ge- 
latinosus  griseus.  Asci  cylindrici,  deorsum  breviter 
attenuati,  octospori.  Spore  monostichae,  oblonge 
obtusissimae,  biloculares,  non  aut  parum  constricte, 
praeter  plasma  hyalinum  parcum,  utroque  loculamento 
guttula  oleosa  flavida  fere  toto  repleto.   Spore  long« 


/ 


—    «07    — 

48-23,  lat»  circiter  9  micromm.   Paraphyses,  quasi 
gelatinös»  apparenti»,  haud  discret». 
Bei  Weissenburg,  auf  Viburnum  Lantana. 

55.  CL  bufonia.  Berk.  et  Br. 

Im  Bremgartenwald  und  bei  Steftisburg,  an  Eichen- 
zweigen. 

56.  Cl.  Berkeleyi.  (Auersw.)  Nke. 

Im  Bremgartenwald,  an  Zweigen  von  Prunus  Avium, 
und  bei  Thun  auf  Prunus  spinosa. 

57.  CL  chondrospora.  (Ces.)  Nke. 

Bei  Bern,  an  dünnen  Lindenzweigen. 

58.  CL  Rosce.  Otth.  —  Gregaria.  Perithecia  lentiformi 
aut  fere  orbicularidepressa,  cortici  iunata,  ejusque 
Strato  supremo  tenuissimo  tecta;  ostiolo  papillato 
minuto  in  peridermii  rimula  longitudinali  vix  promi- 
nulo  punctiformi.  Asci  cylindrici  vel  rarius  subclavati, 
octospori.  Spor»  monostich»,  nuno  minus,  nunc 
magis  obliqo»  vel  imbricat»,  brunneol»,  oblong», 
obtus»,  biloculares,  long»  18-20,  crass»  6-7  micromm. 
Paraphyses  tenerrim»  parum  distinct». 

Am  Hardlisberg  bei  Steffisburg ,  an  Rosenzweigen. 

59.  Cl.  fraxinicola.  Otth.  —  Gregaria.  Perithecia  globosa, 
cortici  immersa  et  cum  ejus  Strato  supremo  emergentia; 
ostiolo  conicoperperidermium  subpustulatum  vixerum- 
pent$.  Asci  cylindrici  octospori.  Spor»  monostich», 
hyalin»,  oblong»,  cylindric»,  rotundato  obtusae,  septis 
saepe  inconspicuis  triloculares,  tritorulos»,  et  trigut- 
tat»,  long»  17-20,  crass»  circiter  6  micromm.  Para- 
physes long»,  filiformes. 

Bei  Bern,  an  Eschenzweigen. 

60.  CH.  Comu  Otth.  —  Sparsa  vel  irregulariter  gregaria. 
Perithecia  globoso  depressa,  cortici  immersa,  basique 
ligao  insculpta,  vertice  peridermium  attingentia,  quod 


—    108    — 

ostiolo  minuto  perforant.  Nucleus  nigrofoscus.  taä 
subcylindrici  octospori.  Sporae  monosttch»,  braooes, 
oblongae,  obtusissimse ,  guttulas  4  oleosas,  seriatas, 
contiguas,  lentifermi  depressas  gereutes,  at  septis 
veris,  ut  videtur,  carentes,  longae  25-28,  crasss  cir- 
citer  40  micromm.  Paraphyses  lineares  eiimie 
pellucidae. 
Bei  Bern,  an  Zweigen  von  Cornus  mas. 

61 .  Cl.  Sambuci  racemosce.  Otth.  —  Gregaria.  Perilheöi 
cortici  immersa,  dein  plus  vel  minus  emergentia,  glo- 
bosa ;  ostiolo  subsimplici,  sub  peridermio  leniter tober- 
culato,  poroque  pervio,  latente.  Nucleus  sordide  cioe- 
rascens.  Asci  subcylindrici  vel  sursum  noanibil 
incrassati,  octospori.  Sporae  monostichae  oblique 
aut  sursum  distichae,  fuscidulae,  oblongae  utrioqoe 
attenuatae,  obtusae,  quadriloculares,  torulosse,  long« 
circiter  18,  crassaeque  5  micromm.,  aut  noonihil 
in  plus  vel  in  minus  variantes.  Paraphyses  teoers 
filiformes. 

Bei  Bern,  an  Zweigen  von  Sambucus  racemosa. 

62.  CL  subpustulosa.  Otth,  —  Gregaria.  Perithecia  corticis 
strato  supremo  immersa,  eoque  leviter  tecta,  ort»- 
culari  depressa,  ostiolo  subpapillato  sub  peridermio 
pustulato,  poroque  pervio,  latente.  Nucleus  gelati- 
nosus  fuscogriseus,  Asci  subcylindrici,  octospori. 
Sporae  monostichae,  obliquae,  laete  umbrinae,  oblong«, 
cylindricae,  rotundato  obtusissimse,  quadrilocuUres, 
longae  20-25,  crass  aecirciter  9  micromm.  Paraphyses 
tenerae,  lineares. 

Im  Bremgartenwald  an  abgefallenen  Buchenzweigeo. 

63.  Cl.  demersa.  Otth.  —  Sparsa.  Perithecia  majuscuk 
subglobosa ,  in  cortice  saepius  usque  ad  lignum  de- 
mersa, imo  basi  ei  insculpta,  singula  corticis  pustulis 


_    409    — 

nigricantibus  tecta,  ostiolo  atro  subconico,  truncatulo, 
breviter  exserto,  apice  per  tu  so,  munita.  Asci  clavati, 
octospori.  Sporae  fusiformes,  haud  acutatae,  leniter 
curvulae,  brunneae,  utroque  fine  albido,  guttulas  6 
oieosas  foventes,  demum,  guttulis  evanidis,  septis 
transversis  sexloculares,  loculamentis  extremis  albidis, 
caeteris  plasmate  brunneo  refertis,  longae  circiter  45, 
crassseque  II  micromm.  Paraphyses  longae  et  tenerae. 

Bei  Weissenburg  an  einem  Zweige  von  Lonicera 
Xylosteum. 
64.  CL  allospora.  Otth.  —  Sparsa  vel  laxe  gregaria.  Peri- 
ihecia  tenuissima,  globoso  subdepressa,  millimetro 
semper  minora,  immersa,  singuia  stromate  corticali 
Jigno  concolore  recepta  ,  innata,  nee  solubilia;  ostiolo 
vix  distinete  effigurato,  sub  peridermio  poro  pervio 
latente.  Asci  cylindrici  octospori.  Sporae  monostichae, 
obiongae,  utrinque  late  rotundatae,  longae  20-23,  crassae 
41-12  micromm.  ipsae  vix  coloratae,  vulgo  unilocu- 
lares,  absque  sepli  ullo  rudimento  neque  indicio,  at 
sporidiola  4  foventes  flavidobrunnea,  lenticularia,  in 
rautuo  contactu  immediate  sibi  superstrata,  vertica- 
liter  septata  demum  pl.  v.  min.  deformata  et  torulosa. 
Passim,  at  rarius,  in  perfecto  maturitatis  statu  sporae 
ipsae  septo  transverso  manifesto  biloculares,  subcon- 
strictse,  ac  in  utroque  loculamento  sporidiola  bina 
contigua  foventes.  Paraphyses  filiformes,  ascos  haud 
superantes.  Sporae  demum  cum  nuclei  mucilagine 
expulsae,  verrueulas  minutas  nigras  sistentes. 

Bei  Bern,  an  einem  abgefallenen  Eschenzweige. 

Obige  vielleicht  paradox  scheinende  Beschreibung 
der  Sporen  entspricht  gleichwohl  nicht  nur  genau 
dem  bei  der  wiederholten  microscopischen  Unter- 
suchung empfangenen  Eindrucke,  sondern  wird  noch 


TT 


—    HO    — 

bestätigt  durch  die  Beobachtung,  dass  durch  Zer- 
re issen  oder  Zerquetschen  einer  reifen  Spore  sich 
die  braunen  Sporidiolen  aus  der  farblosen  Sporen- 
haut befreien  und  isoliren  lassen;  dieselben  sind  dann 
nicht  mehr  linsenförmig,  sondern  bestehen  aus  34 
zu  einer  stumpfrandigen  torulösen  Scheibe  verbun- 
denen Zellen. 

65.  GL  Eunomioidtt.  (Otth )  Nke.  —  Gregaria.  Perithecu 
nigra  tenuia,  globosa  vel  parum  depressa,  cortici 
turgescenti  immersa;  ostiolis  brevissime,  iroovix  pa- 
pillaris, in  peridermii  pustulis,  poro  perviis  vix  poncti- 
formi-conspicuis.  Nucleus  gelatinosus  nigrofascos. 
Asci  sursum  elliptico-clavati,  deorsum  in  pediceHam 
longum  producti,  octospori.  Sporae  subdistichae  cy- 
lindricae  obtusissimae,  curvulse,  priraum  hyalin»,  gut- 
tulas  duas  valde  distantes  gerentes,  maturiores  oliva- 
ceee,  in  utroque  extremo  fine  pallidae,  septis  traos- 
versis  successive2-4-loculares,  tanderaque,  licet  minus 
distincte,  8-loculares,  variae  magnitudinis,  long»  22-28, 
crassse  5-6  micromm.    Paraphyses   tenerae  lineares. 

Im  Bremgartenwald,  an  abgefallenen  Eschenzweigeo. 

66.  Bphaerdla  myriadea.  (DC.)  Fr. 

Im  Bremgartenwald,  an  dürren  Eichenblättero. 

67.  Sph.  depazecBformü.  (Auersw.)  DNot. 

Im  Bremgartenwald,   an  den   Blättern   von  Oxalis 
acetosella. 

68.  Sph.  8yring<Bcola.  Otth.  —  Epiphylla.  Perithecia  minuta. 
nigra,  pauca  sparsa  in  macula  exarida  cinerea,  mar- 
gine  tumidiusculo  cincta,  epidermide  leviter  tecia; 
ostiolo  demum  revelato,  umbilicato  et  poro  pervio. 
Asci  clavati  octospori.  Sporae  hyalin» ,  oblonge 
biloculares,  anisomera,  leniter  constrictae,  obtus& 


.j 


—  m  — 

diametro  duplo  longiores,  longae  circiter  13  micromm. 
Paraphyses  nullae  distinctae. 

Die  dieser  Species  angehörende  Py cnis  ist  D  e  p  a  z  e a 
syringsecola  Lasch,  und  äusserlich  kaum  davon 
verschieden. 

Bei  Steffisburg  auf  lebenden  Blättern  von  Syringa 
vulgaris. 

Gymnomycetes. 

69.  Phragmotrichum  Platanoidis.  Otth.  —  Tubercula 
subgregaria  fusconigra,  erumpentia,  minuta,  milli- 
metro  minora.  Stroma  planum,  tenue,  carnosum, 
brunneolum.  conidiorum  catenuiis  haud  stipitatis  den- 
sissime  obsitum.  Conidia,  in  statu  quo  observatav 
pauca,  vix  ultra  6-7  in  singulis  catenualis,  absque 
isthmis  invicem  contigua;  infimum  sessile,  adhuc  im- 
maturum,  hyalinum,  minus  et  uniloculare,  sursum  gra- 
datim  maturiora  majora,  colorata  et  septata,  tandem 
flavidobrunnea,  ellipsoidea,,  septis  vulgo  4-5  trans- 
versis,  nonnullisque  verticalibus  vel  irregulariter  ob- 
liquis  cellulosa  et  torulosa,  longa  46-23,  crassa  8-40 
micromm.,  terminalia  vero  longitudine  saepe  32  mi- 
cromm. excedentia,  septorumque  numero  tunc  pro- 
portionaler aucto. 

Bei  Bern,  an  dünnen  Zweigen  von  Acer  Platanoides, 
im  Frühling. 

Ist  durch  die  unmittelbar  an  einander  gereihten 
Conidien  von  Phr.  acerinum  Fr.  verschieden. 

L  Epicoccum  Negundinis.  Otth.  —  Gregarium,  nigrum, 
maculse  canescenti  insidens.  Stromata  minuta,  glo- 
boso  subdepressa,  intus  brunneola,  conidiis  umbrinis 
globosis  scabriusculis  sessilibus  obsita. 

Bern,   an  trockenen  Zweigen  von  Acer  Negundo. 


112 


71 .  E.  neglectum.  Desmaz. 

Bern,  im  botanischen  Garten,  an  dörren  Blättern 
von  Arundo  Donax. 

Haplomycete  s. 

72.  VertidUinm  effusum.  Otth.  —  Hypophyllum.   Flocci 
steriles  repentes  intertexti,  fertites  erecti  in  macnbi 

ffusas  albidofulvescentes  congesli,  longi,  crassi  et 
■rsecipue  deorsum  dilute  fulvescentes  et  subtiliter 
cabrali,  remote  septatt  et  parce  ramificati;  ramili 
Itimi  conidiferi  brevissimi,  lageniformes,  floccoram 
picem  versus  in  verticillos  3-4  dispositi ;  conidii 
iingnlalim  acrogena,  minuta.  globosa  hyalina  3",  mi- 
;romm„  vel  parum  ultra,  lata. 

Bei  Bern,  an  noch  lebenden  Blättern  von  Centaum 
acea,  im  Sommer. 
'eronospora  afßnia.   Rossm. 
Bei  Bern,  auf  Fumaria  officinalis. 
'stlcmia  Plata.ni.   Otth.  —  Caespites  hypophylli  mi- 
uliformes   floccosi ,   griseonigricantes  ,   sparsi,i-3 
■nillim.  lati.    Flocci  erecti,  rigidi.  fragiles,  fuscohnio- 
■iei,  continui,  simplices,  punctato  scabri,  snrsnra  iiob- 
lihil  attenuati  et  circinato  incurvi.     Conidia  in  fmufc  ' 
"oacervata  copiosissima,    hyalina  eseptata,   linear«. 
.onga  10-13,  lata  parum  ultra  I  micromm. 

Bern,  an  abgefallenen  Pia  tan  us  blättern,  im  Herbst, 
ipeira  coh&rens.  Preuss.  (in  Linntea  XXVI.  707.) 
Im  Bremgartenwald,  an  Eichen-  und  Buchcnzweigcii, 
id  bei  Steffisburg  an  alter  Rinde  von  Caprifolm 
Puccinia  conglomerata.  Schm.  et  Kze. 

Am  Gurnigel,  auf  Tussilago  alpina. 
P.  Asari.  Lk. 
Bei  SchaSöausen  auf  Asarum  europsenm.  (Scbweii. 
;ryptog   Nr.  612.) 


—    143    — 

78.  P.  Behenis.  Otth. 

a.  Trichobasis.  Bifrons.  Sori  rotundi.  sparsi,  gre- 
garii,  vel  centralem  circumstantes,  ssepeque  annu- 
lariconfloentes,  rufi.  Spori  diasubglobosa  rufoum- 
brina,  exiliter  spinulosa;  sterigraatibus  hyalinis 
breviusculis. 

b.  Puccinia  propria.  Bifrons,  at  magis  bypophylla.  j 
Caespitoli  rotundi,  per  totaro  folii  paginam  dispersi, 
fuscobadii.  Sporangia  laete  brunnea,  diametro 
sesqui  aut  duplo  longiora,  utrinque  late  rotundata, 
in  medio  septifero  non  aut  parum  constricta;  arti- 
culis  normaliter  aequalibus,  vel  haud  raro  superiore 
nonnihil  crassiore;  apiculo  rudimentario  aut  plane 
nullo;  stipite  hyalino  sporangium  aequante. 

Bern,  auf  Silene  inflata,  Ende  August. 

79.  P.  sessilis.  Körnicke. 

a.  Trichobasis  ejus.  Bifrons,  at  magis  epiphylla. 
Sori  erumpentes  elliptici  fulvi.  Sporidia  globosa 
subtilissime  spinuloso-exasperata ,  plasmata  gru- 
moso  flavido-aurantiaco  referta;  sterigmatibus 
hyalinis  breviusculis. 

b.  Puccinia  propria.  Bifrons.  C&spituli  minuti  ob- 
longi  vel  lineares,  nigri,  corapacti,  epidermide  diu 
tecti.  Sporangia  fulvidobrunea,  plasmate  grumoso 
referta,  oblonga,  subcylindrica,  recta  aut  curvula, 
mterdum  sursum  subincrassata,  ad  septum  in  medio 
vulgo  parum  aut  non  constricta ;  episporio  laevi,  in 
vertice  parum  incrassato  et  rarius  apiculato;  stipi- 
tibus  brevissimis,  s&peve  vix  Ullis. 

Bei  Bern  an  den  Blättern  von  Triticum  repens 
,  ind  Arrbenatherum  elatins. 

10.  P.  Poa  mmoraÜs.  Tul. 

a.  Epitea  ejus.  Bifrons.  Sori  minutissim}  elliptici, 
fulvi.    Sporidia  globosa  valde  subtiliter  aspA-ula, 

Bern.  Hittheil.  1870.  Nr.  726. 


i 


stricta,  recta  vel  incurva ;  episporio  in  vertice  in- 
crassato,  obscuriore,  late  conico,  rotundato  ssepere 
truocato;  slipite  brevissimo,  fere  hyalino.  Qunn- 
doquesporangiautrinquepariterrotundato-abiusa, 
sursum  vix  aut  non  iocrassata.  septoque  nullo 
couspicuo. 

Diese  Puccinia  wird  von  Tu!,  in  Ann.  Sc.  NaL 
4"  Sei*.  Tom.  II.  pag.  184  nur  einfach  erwähn!. 
ohne  sie  naher  zu  charaklerisiren. 

Im  Bremgartenwald,  auf  Poa  nemoralis.  Im  Juli. 
.  P.  heterockroa.  Hob.  in  Ann.  Sc.  nat.  2"  Ser.  Tom.  XIV 
pag.  408. 

Bern,  auf  Galiura  cruciatum.    Im  Herbst. 
!.P.  Hordei.  Otlh. 

a.  Trichobasis  ejus.  Bil'rons.  Sori  minutissimi,  elliplici 
fulvido-  auraotiaci,  per  epidermides  rimulam  longi- 
tudinalem  imperfecle  erumpentes.  Sportdia  snb- 
globosa,  plasmate  grumoso  flavo  referla,  a  sterig- 
matibus  hyalinis  breviusculis  facile  decidua. 

b.  Puccinia.  Bifrons.  Casspituli  minuti,  immu  sa?pe 
fere  punctiformes,  nigri,  epidermide  tecti.  Spo- 
rangia  in  quovis  ctespitulo  biformia,  scilicet: 

1.  Sporangia  perfecta  vulgo  pauca  in  casspitnli 
quadam  parle  coogesta,  oblonga.  biloculaha. 
consirictn,  fulridohrunnea ,    plasmale  grumoso 


-    M5    - 

referta;    articulo  superiore    vulgo    crassiore, 
in  vertice  rotundato ,   conico ,    aut  truncato ; 
episporio  in  vertice  plus  vel  minus  incrassato, 
saepiusque  apiculato;  articulo  inferiore  subpyri- 
forrai;  stipite  brevi,  hyalino. 
2.    Sporangia  septo  abortivo  unilocularia,  caespituli 
communis  longe  maximam  partem  constituentia. 
propter  septi  defectum  minime  constricta,  so- 
laque  hac  nota  a  sporangiis  perfectis  diversa. 
Es  ist  also   hier  nicht  das  sonst  wohl  ganz 
vereinzelt  beobachtete  Fehlschlagen  des  einen 
Gliedes,  mit  entsprechender  Verkürzung  des 
Sporangiums,  sondern  ein  in  jedem  Raschen 
weit  überwiegendes  Fehlschlagen  der  Quer- 
wand, ohne  Verkürzung  des  Sporangiums.  eine 
merkwürdige  Eigentümlichkeit  dieser  Speciee. 
Bern,  im  botanischen  Garten,  an  dürren  Blät- 
tern von  Hordeum  vulgare.  Juli. 
83.  Uromyces  Erythronii.  (DC.) 

Bei  Genf,  auf  Blättern  und  Blattstielen  von  Ery- 
Ihronium  Dens  Canis,  im  Frühling.  (Wartm.  und 
Schenk,  Schweiz.  Crypt.  Nr.  603.) 


Errata. 

Seite  88,  Zeile    9  von  unten :  83,  statt  82. 
„    96,     T     17  lies  ipsis  statt  ipses. 


—    «7    — 

Unter  der  Normalität  einer  Waldung  versteht  man 
denjenigen  Zustand,  welcher  die  Grundbedingung  der 
Production  des  maximalen  Ertrages  in  ununterbrochener 
Gleichmässigkeit  erfüllt.  In  einem  normalen  Waldbestande 
ist  keine  Lücke  und  berühren  sich  überall  die  Aeste  der 
Bäume,  so  dass  nur  wenig,  oder  kein  Sonnenlicht  bis  auf 
den  Boden  dringen  kann.  Nur  so  weit  Licht  und  Luft 
auf  die  Bäume  einwirken  können,  also  in  den  Gipfeln, 
giebt  es  Aeste  und  Zweige;  wo  diese  Einwirkung  auf- 
hört, da  giebt  es  auch  keine  Aeste  mehr.  Desto  voll- 
kommener entwickelt  sich  aber  der  Wachsthum  des  Stam- 
mes, welcher  unter  diesen  Umständen  bedeutend  mehr 
Länge  erbält,  als  wenn  er  freisteht  und  viele  Aeste  trei- 
ben kann. 

In  einer  normalen  Waldung  müssen  aber  von  allen 
Altern,  vom  jüngsten  bis  zum  Haubarkeitsaller,  in  welchem 
sich  der  höchste  Ertrag  ergiebt,  solche  normale  Bestände 
vorhanden  sein,  so  dass  immer  gleich  altes  Holz  im  be- 
stimmten, richtigen,  Haubarkeitsaller  zum  Hiebe  kommt. 
Damit  dieses  in  ganz  vollständiger  Weise  geschehen  kann, 
müssen  Waldabtheilungen,  welche  geringere  Productions- 
fähigkeit  besitzen,  als  andere,  desto  mehr  Ausdehnung 
erhalten,  als  diese.  Die  Eintheilung  muss  überhaupt  so 
disponirt  sein,  dass,  wie  oben  bemerkt,  der  Ertrag  all- 
jährlich der  gleiche  ist. 

A.  Form  der  Waldbäume. 

In  den  normalen  Waldbeständen  erhalten  die  Wald- 
baume ihre  normale  Form.  Sie  bilden  nicht  Kegel, 
wie  man  vor  30  a  40  Jahren  noch  allgemein  angenommen 
hatte,  sondern  in  der  Regel  parabolische  Kegel. 
deren  Kubikinhalt  bekanntlich  gleich  ist  der  Hälfte  der 
Kreisfläche  der  Basis,  multiplicirt  mit  der  Höhe,  während 


-    1!8    - 

nhalt  des  Kegels  gleich  ist  einem  Drittheil  der  Kreis- 
9  der  Basis,  multiplizirt  mit  der  Höhe.  Dem  para- 
ten  Kegel  beinahe  gleich ,  doch  etwas  geringer, 

der  Kubikinhalt  gefunden,  wenn  die  Kreisfläche  vod 
ler  Basis  mit  der  Höhe  multipltctrt  wird.  Da  es  aber 
vollholzige  Waldbäume  mit  mittleren  Durchmessern 
a  0,8  der  Basis  (oder  des  Durchmessers  auf  Brust 
)  gietit,  sowie  auch  abholzige  mit  0,6  und  freiste- 
e,  kegelförmige,  mit  0,5  der  Basis,  so  halten  wir  uns 
r  Zeit  zum  Behuf  unserer  forstlichen  Aufgaben  und 
Itaxationen  für  diese  vier  Formen  eingerichtet  und 

nur  für  diese,  da  man  selten,  oder  wohl  nie  fie- 
le antrifft,  welche  in  ausgesprochener  Weise  einer 
chenstufe  angehörten.  Beinahe  in  allen  Fällen  wird 
•'ormzahl  0,7  als  mittlerer  Durchmesser  angetroffen 
nur  im  Berner  Oherlande  sind  wir  in  den  Fall  ge- 
nen,  die  Kubiktafel  für  die  Formzahl  0,6  anzuwenden. 
ormalen  Waldbeständen  wird  der  Stamm  bis  zum 
ersten  Gipfel  gerechnet,  mit  Inbegriff  der  wenigen 
en  Aeste  und  Zweige  der  Krone,  welche  man  sich 
lipfel  zusammengebunden  denken  kann.  In  gescblos- 
n,  (beinahe  normalen)  Buchen-  und  Eichen- Bestanden 
m  wir  bei  der  Untersuchung  die  Formzahl  0,7  über- 
orherrscliend ,  ebensowohl  wie  bei  Fichten-,  Weiss- 
)«-  und  Kiefer-Beständen, 

Wir  können  also  sagen,  dass  in  der  Form  der  Wald- 
le,  resp.  ihrer  Stämme,  der  parabolische  Kegel 
errscht, 

B.  Inhalt  der  WaMbäome,  Kubiktafeln. 
Wenn  für  die  Berechnung  des  Volumens  der  Wald- 
le  die  Kubiktafel  nach  der  Formzahl  0,7  in  den  aller- 

;eo  Fallen  gut  passt,   so  giebt  es  doch  Fälle. 


-     119     - 

andere  Formzahlen  vorkomme!)  and  also  andere  Kl 
tafeln  gebraucht  werden  müssen.  In  solchen  Fallen  w 
man  sich  jedoch  irren,  wenn  man  annehmen  wollte, 
Kubikinhalt  werde  gerunden,  wenn  die  Kreisflache 
z.  B.  0,6  I)  (D  Durchmesser  auf  Brusthohe)  mit  der  Li 
multiplizirt  wird ,  wie  dieses  bei  0,7  D  geschieht. 
Gegentheit,  er  würde  bei  0,8  D  zu  gross  und  bei  0 
und  0,5  D  zu  klein  ausfallen.  Wir  hatten  daher  füi 
D  und  0,6  D  besondere  parabolische  Kegel  consti 
Theile  derselben  von  3  zu  3  Meter  Länge  mit  den 
sprechenden  mittlem  Durchmessern  als  Cylinder  k 
und  hierausdie  richtigen  mittleren  Kreisflächen  bereel 
welche  mit  den  Längen  bis  zum  Gipfel  multiplizirt, 
richtigen  Kubikinhalte  geben. 

Wenn  man  die,  einem  gewissen  Durchmesser 
kommende,  mittlere,  oder  maassgebende,  Kreisflächt 
verschiedenen  Längen  multipticirt  und  die  so  erhalte 
Kubikinhalte  der  Waldbäume  auf  eine  Coordlnaten-f 
aufträgt,  deren  Abscissen  die  Stammlängen  und  d 
Ordinalen  die  Kubikinkalte  sind,  so  entsteht  eine,  in 
Ursprünge  der  Coordinatenachsen  beginnende,  ge 
Linie  und  wenn  man  für  alle  vorkommende  Durchnit 
solche  gerade  Linien  zieht,  so  entsteht  ein  Stral 
bü'schel,  welcher  eine  graphische  Kubiktafel  vorstellt 
auf  welchem  alle  vorkommende  Kubikinhalte  der  vf 
bäume  direct  abgelesen  werden  können. 

Die  Reihen  der  mittleren  oder  maassgebenden  K 
flächen ,  deren  Multiplikation  mit  den  Stammiängen 
und  mit  dem  äussersten  Gipfel  die  Kubikinhalte  der  W 
bäume  giebt,  sind  Fig.  1  graphisch  aufgetragen.  Diese 
geben  parabolische  Curven,  deren  gemeinsame  A 
mit  der  Ordinatenachse  zusammenfällt,  welche  die  K 


—     120    — 

flächen  giebt.    Die  Parabelordinaten,  oder  die  Abscissen, 
sind  die  Durchmesser  der  Waldbäume  auf  Brusthöhe. 
Die  Formeln  sind  folgende : 

1.  FürO,8D.        y*  — 0^747  x. 

2.  „    0,7  D.       y>  =  0,3846  x. 

3.  &    0.6D.        y1  — 0,3482  x. 

4.  »    0.5  D.        y' =0,261 9  x. 

x  sind  die  Kreisflächen,  y  die  Durchmesser  auf  Brusthöhe. 

Werden  die  Parameter  dieser  Parabeln    graphisch 

aufgetragen,  so  bilden  sie  ebenfalls  eine  parabolische 

Curve  von  ähnlicher  Lage,  wie  die  vier  Kreisflächen -Curven. 

C.  Anzahl  Stumme  per  Hectare. 

Wir  haben  oben  von  der  Beschaffenheit  uod  dem 
Schlüsse  (Dichtigkeit)  der  normalen  Waldbestände  ge- 
sprochen. Dabei  entsteht  die  Frage,  wie  viel  Stamme 
in  jedem  Alter  per  Hectare  im  Normalzuslande  durch- 
schnittlich gezählt  werden  können? 

Nach  den  badischen  Auszählungsresultaten  von  4836 
bis  1839,  und  nach  den,  von  uns  selbst  ausgeführten, 
zahlreichen,  Waldtaxalionen  in  den  Kantonen  Bern  uod 
Solothurn  von  1840  bis  1852  und  seither,  ergeben  sich 
für  die  fünf  Holzarten  Fichte,  Weisstanne,  Kiefer,  Eiche 
und  Buche  sehr  verschiedene  Reihen,  bezüglich  welcher 
wir  von  vorneherein  zn  bemerken  haben,  dass  keine  der- 
artige Reihen  Anspruch  auf  grosse,  überalt  maassgebende, 
Genauigkeit  machen  können,  sondern  dass  sie  hauptsäch- 
lich nur  als  mittlere,  durchschnittliche,  Werlhe  zu  be- 
trachten sind.  Werden  diese  Reihen  graphisch  aufge- 
tragen, (Fig.  2).  so  entstehen  annähernd  gleichseitige 
Hyperbeln,  deren  Asymptoten  in  der  Nähe  der  Coordi- 
naten  liegen  und  mit  diesen  parallel  sind. 


—  m   - 

Die  Formeln,  in  welchen  y,  als  Ordinate,  die 
Stamme  and  x,  als  Abscisse,  die  Anzahl  Jahre  des 
bezeichnen,  sind  folgende: 

1.  Fichte 

2.  Weisstannen 


5.  Buche  y  =     _         +  3» 

D.  Variation  der  Stammläugen. 

Eine  fernere  Frage  entsteht  bezuglich  der  St 
länge  n  in  geschlossenen,  oder  normalen,  Waldbest 
nach  welchem  Gesetze  nimmt  die  Stammlänge  n 
Dicke  des  Baumes,  resp.  mit  dem  Durchmesser  auf  1 
hohe  zu? 

Hier  kann  es  sich  selbstverständlich  ebenfal 
um  durchschnittliche  Werthe  handeln ,  wie  sie 
Reget  vorkommen.  Tragen  wir  die,  aus  unsern  z; 
chen  Messungsresultaten  erhaltenen  mittleren  Reih 
eine  Coordinaten-Scala  (Fig.  3.),  so  entstehen  anni 
parabolische  Curven,  deren  Achsen  ungleich  we 
der  Ordinatenachse  und  deren  Ordtnatenachsen  ur 
weit  von  der  Abscissenachse  entfernt  sind.  Die  \ 
y  sind  die  Durchmesser  auf  Brusthöhe,  die  Werthe 
Stammlängen. 

Formeln: 
I.  Fichte  (0,60  — y)'  =  0,0092  x  89  - 

X-  Ja  0.0092 

Bern.  Mitthcil.  1870.  Hr.  727. 


2.  Weisstanoe    (0,60  —  y)*  =  0.0105  x3i,5-x; 

*-34,5  0,0105 

3.  Kiefer  (0,39  -  y)1  =  0,0050  x  30  -  x; 

0.0050 
*.  Eiche  (0,50  -  y)'  =  0.0083  x  30  - 1; 

-  oq        (0.50  ~  Yf 
"        3a  0,0083 

5.  Buche  (0,55  —  y)>  —  0.0092  x  33  -  i; 

-  _  o3       (0-55  -  y? 
*  -**  0,0092 

Bei  der  Taxation  des,  der  Stadt  Bern  angehörend« 
Kuhlewylwaldes,  bei  Zimmerwald,  wo  beinahe  abnors 
Wachsthums  Verhältnisse  vorkommen,  wie  z.  B.  Darä- 
messer  auf  Brusthöhe  bis  auf  1,5  Meter  und  Stammte 
bis  auf  50  Meter  (bei  Weisstannen  im  Aller  von  180- S; 
Jahren),  fanden  sich  Durchschnitts  Verhältnisse  derStanii 
längen,  welche  eine  ganz  andere  Reihe  und  Curvegebi 
als  die  gewöhnlichen,  nämlich  eine  gleichseitige  HypwW 
deren  wagrechte  Asymptote  61,  8  Meter  über  der  Ab- 
dssenachse  und  deren  senkrechte  Asymptote  0,3  üei- 
ausserhalb  der  Ordinatenachse  liegt  Die  Poiem  da 
Hyperbel  ist  49,6. 

Formel : 

Fasst  man  cl  i  e  Stammlängen  ganz  all  gemein  it< 
Auge,  ohne  die  Holzart,  Bodenbeschaffenheit  u.  s.  *.  • 
Betracht  zu  ziehen,  sondern  nur  von  der  Normalitat  ds 
Waldbestände  ausgehend,  so  lassen  sich  zwischen  du 
minimalen  und  maximalen  Maxima  der  Stammlängen  jci« 
20  bis  40  Meter  im  allgemeinen  Durchschnitt)  regelm.*- 


_    123    — 

sige  Gassen  eintheilen,  so   dass  man  eine  betreffende 
Stammlängenreihe  sofort  kennt,  wenn  man  die  maximale 
Stammlänge  eines  Waldbestandes  ausgemittelt  hat.   Wir 
geben  beispielsweise  hier  nur  für  die  maximalen  Stamm- 
längen zwischen  40  und  20  Meter,  von  5  zu  5  Meter  die 
Formeln,  während  die  Curven  von  Meter  zu  Meter  maxi» 
male  Stammlänge  aufgetragen  werden  könnten.  (Fig.  4.) 
Formeln. 
4.  Für  40  Meter  maximale  Stammlänge. 
(0,60  —  y)»  =  0,00900  x  40  -  x; 

x  =  4o-(°'60-yy 

0,00900 

2.  Für  35  Meter. 

(0,55  -  y)»  =  0,00864  x  35  -  x; 

,  _  o.         (0>55  -  y)' 

0,00864 

3.  Für  30  Meter. 

(0,50  —  y)»  =  0,00833  x  30  -  x; 

x  =  30-Ä^ 


0,00833 

4.  Für  25  Meter. 

(0,45  -  y)'  =  0.00810  x  25  —  x; 

*~Ä  0,00840 

5.  Für  20  Meter. 

(0,40  -  y)2  =  0,00800  x  20  —  x; 

x  =  20  -    (^-Y)8 

0,00800 

Verschiedene  Waldbäume  von  gleicher 
Länge  können  sehr  verschiedene  Durchmesser 
haben,  im  Gegensatze  zu  gleichen  Durchmessern  mit  un- 
gleichen Längen,  welchen  Fall  wir  soeben  behandelt  ha- 
ben.   Berechnen  wir  die  Kubikinhalte  einer  Anzahl  Wald- 


-    124    — 

bäume  z.  B.  von  30  Meter  Länge,  aber  mit  verschiedenes 
Durchmessern  auf  Brusthöhe,  nach  der  Formzahl  0,7  D, 
so  erhalten  wir  eine  Reihe,  welche,  graphisch  aufgetragei. 
wieder  eine  parabolische  Curve  giebt,  and  zwar  ei» 
solche,  deren  Achse  mit  der  Ordinatenachse  zusammen 
fällt,  welche  die  Kubikinhalte  angiebt,  und  deren  ParaM- 
ordinaten  die  Durchmesser  auf  Brusthöhe  sind.  (Fig.  5 
Die  Formel,  worin  I  die  Länge  =  30  Meter  ausdnkt 
ist  folgende: 

r  _   »  0.7'  Y2 
4 


y2  —  \  x  0,7>    )  X; 

4 

-  =  0,08666 


n  0,7 


_      y2 

X         0,08666 


In  Obigem  ist  nun  ungefähr  dasjenige  enthalten,  vis 
wir  von  mathematischen  Gesetzen  beim  Wachs- 
thum  der  Waldbäume  wahrnehmen  konnten,  wöbe 
es  sich  von  selbst  versteht,  dass  der  Nachweis  und  die 
Ableitung  um  gar  viel  umständlicher  abgehandelt  werde* 
könnten,  als  es  hier  geschehen  ist  und  dass  noch  mehrere 
solcher  Gesetze  vorhanden  sein  werden,  ohne  dass  vf 
sie  wahrgenommen  haben,  wie  es  denn  auch  z.  B.  fa 
die  Ermittlung  des  Holzvorrathes  der  Bestände  auch  noci 
andere  Methoden  giebt,  als  die  von  uns  angewandte. 

£.  Etwas  über  die  Waldbestande. 

Bevor  wir  zu  den  mathematischen  Gesetzes 
übergeben,  welche  beim  Wachsthum  der  Waldbe- 
stände sich  finden  lassen,  müssen  wir  noch  einmal  eines 
Blick  auf  den  Normalzustand  einer  Waldung  werfen.  Die 
Normalität  bedingt  also  den  maximalen  Ertrag  in  voll- 


—    125    — 

ommener  Gleichmässigkeit  and  dieser  maximale  Ertrag, 
uantitativ  genommen,  findet  im  normalen,  oder  richtigen, 
laubarkeitsalter  statt.  Dieses  Haubarkeitsalter,  resp.  das 
lter,  in  welchem  der  maximale  Durchschnittszuwachs, 
er  Normalbetrag,  sich  ergiebt,  abgesehen  von  Abweichun- 
en  aus  andern  Rücksichten,  als  denjenigen  des  quanti- 
ttiven  Ertrags,  muss  also  genau  ausgemittelt  werden 
önnen  und  dieses  geschieht  durch  reihenweise  Berech- 
ong  des  Durchschnittszuwachses  per  Hectare  von  Alter 
i  Alter.  Zu  diesem  Zwecke  ist  aber  ferner  noch  er- 
rderlich,  dass  die  vorhanden  sein  sollende  Holzmasse 
3r  Hectare  von  Alter  zu  Alter  bekannt  sei,  in  welche 
it  dem  Alter  dividirt  wird,  um  den  Durchschnittszuwachs 
i  erhalten.  Es  ist  also  notbwendig,  eine  hinlängliche 
enge  zuverlässiger  Taxationsresultate  von  möglichst  nor- 
alen  Waldbeständen  und  in  möglichst  verschiedenen 
tersabstufungen  zu  besitzen,  um  daraus  Taxations- 
beilen für  normale  Waldungen  und  zwar  vorerst  mit 
inen,  nicht  gemischten,  Holzbeständen,  aufstellen  zu 
nnen,  welche  gleichsam  das  Bild  eines  normalen  Waldes 
Zahlen  darstellen  und  alles  dasjenige  enthalten,  was  dem 
»rstmanne  in  dieser  Hinsicht  zugleich  wichtig  und  in- 
•essant  ist  Eine  normale  Waldung  kann  man  sich  am 
ifacbsten  und  besten  vor  Augen  führen,  wenn  man  sich 
rstellt,  eine  Waldfläche  von  überall  gleicher  Boden- 
scbaffenheit  und  Productionsfähigkeit,  sei  in  so  viele 
iche  Theile  gelheilt,  als  das  Haubarkeitsalter  Jahre 
ik  und  es  sei  ein  Theil  mit  einjährigem  Holz  bestan- 
i,  ein  Theil  mit  zweijährigem ,  ein  Theil  mit  dreijähri- 
11  u.  s.  f.  so  dass  der  letzte  Theil  das  Haubarkeitsalter 
ritzt,  der  vorletzte  Theil  ein  Jahr  später,  der  vorvor- 
:te  Theil  zwei  Jahre  später,  etc.  ins  Haubarkeitsalter 
rückt,  in  welchem  Falle  alle  Jahre  gleich  altes  Holz, 
ichviel  und  das  maximale  Quantum  zum  Hiebe  kommt* 


u 


.- 1* 


•A. 


—    126    — 

F.  Taxationstabellen. 

Eine  Taxationstabelle  soll  also  das  getreue  Bild  einer 
solchen  Waldung  darstellen,  wobei  es  aber  genügt,  Alters- 
klassen von  10  zu  40  Jahren  anzunehmen,  die  Rechnung 
jedoch  gleichwohl  nach  obigem  Principe  zu  fuhren,  so 
dass  die  Summe  aller  Holzmassen   in  einem  gewiss« 
Alter  die  Summe  aller  einzelnen  Holzmassen  per  Heetare 
und,  vom  einjährigen  Holze  hinweg,  bis  zum  angenom- 
menen Alter,  von  Jahr  zu  Jahr  ausmacht.  .Die  Taxations- 
tabelle enthält  daher  für  je  eine  Holzart,  nebst  allgemein 
Angaben  über  Boden,  Lage  etc.  1)  die  Alter  von  (On 
40  Jahren,  2)  die  Stamm  zahlen,  Anzahl  Stämme  per 
Heetare,  3)dieHolzmasse  per  Hektare,  4)  d  i  e  Sumse 
aller  Holzmassen,  von  eben  so  viel  Hectaren,  als  de 
betreffende  Alter  Jahre  zählt,  5)  den  Durchschnitts- 
Zuwachs    per  Heetare,    6)  die  Durchsch  nittszc- 
wachsprocente,  7)  den  wirklichen  jährlichen 
Zuwachs,   8)  die  Procente  des  wirklichen  Zi- 
wachses,  9)  die  Nutzungsprocente  nach  der  söge 
nannten  rationellen  Methode  von  Hundeshagen  und  40) die 
Normalvorrathsfactoren,  zur  einfachen  Berechne 
der  Summe  aller  Holzmaasse   (fundus  instruetos  bei  der 
österreichischen  Kameraltaxation).  Wir  haben  aas  da 
Resultaten  unserer,  während  30  Jahren  von  Zeit  zu  Zeft 
ausgeführten,  Forsttaxationen  fünf  Taxationstabellen  §f 
normale  Fichten-,  Weisstannen-,  Kiefern-,  Eichen-  vi 
Buchenwaldungen  auf  bestem  Boden  und  in  bester  Lagt 
(Westschweiz)  aufgestellt,  welche  als  durchschnittliche  Er- 
fahrungsergebnisse von  einigem  Werthe  sein  mögen  ud 
fügen  dieselben  hier  bei. 

D.  Z.  bedeutet  Durchschnittszuwachs, 

W.  Z.  wirklicher,  jährlicher,  Zuwachs. 

N.  V.  Normalvorrathsfactoren. 


777 


-     -  -      " 

f  • 

- 

OOOOOOOOOOOOOOOOOOOO 

i 
Sa 'S 

lis 
s?'i 
1" 

|i 

19700 

6400 

3700 

2500 

1900 

1500 

1200 

1000 

850 

750 

600 

550 

470 

400 

360 

320 

280 

250 

210 

175 

f  1 

22,5 

60,0 
120,0 
195,0 
277,5 
375,0 
472,5 
555,0 
622,5 
675,0 
727,5 
765,0 
802,5 
632,5 
862,5 
885,0 
908,5 
932,0 
945,0  ■ 
958,0 

i  l 

112 
525 
1387 
2025 
5287 
8550 
12787 
17025 
23812 
30300 
37312 
44775 
52612 
60787 
69262 
78000 
86962 
96150 
105385 
115050 

2,25 
3,00 
4,05 
4,87 

o',25 
6,75 
6,84 
6,92 
6,75 
6,60 
6,37 
6,15 
5,02 
5,70 
5,55 
5,32 
5,17 
4,05 
4,80 

'S 

l 
1 

| 

o 

i 

er 

I 

10,00 
5,00 
3,33 
2,50 
2,00 
1,66 
1,43 
1,25 
1,11 
1,00 
0,01 
0,83 
0,77 
0,71 
0,66 
0,62 
0,59 
0,55 
0,52 
0,50 

[> 

2,62 
4,50 
6,00 
7,50 
8,77 
9,75 
9,75 
8,25 
6,75 
5,77 
4,72 
4,12 
3,38 
3,15 
2,77 
2,47 
2,25 
2,02 
1,80 
1,65 

1 

P"F 

I 

11,66 
7,50 
5,33 
3,84 
3,17 
2,60 
2,06 
1,49 
1,00 
0,85 
0,65 
0,54 
0,44 
0,38 
0,32 
0,28 
0,24 
0,21 
0,19 
0,17 

i* 

20,00 
11,94 
8,24 
6,72 
5,27 
4,40 
3,70 
3,10 
2,62 
2,23 
1,95 
1,71 
1,52 
1,37 
1,24 
1,13 
1,05 
0,97 
0,80 
0,83 

S 1 
M 

\' 

0.  Die  Holzmasaen  per  Hectare. 

Wir  behandeln  nunmehr  die  mathematischen  Ge- 
setze, welche  bei  Waidbesländen  sich  ergeben  und 
betrachten  vorerst  die  Rotzmassen  per  Hectare. 

Werden  dieselben  auf  eine  Coordinatenscala  anfge- 
getragen,  deren  Abscissen  die  Altersjahre  und  deren  Or- 
dinalen die  Hotzmassen  per  Hectare  sind,  (Fig.  6.),  so 
entstehen  vermittelnde  sog.  S  Curven,  für  die  vir  jedoch 
keine  Formeln  aufzustellen  im  Stande  waren. 
H.  Die  Summe  aller  Holnnassen. 

Nehmen  wir  die  Summen  aller  Holzmassen 
für  so  viele  Hectaren,  als  das  angenommene  Alter  Jahre 
zählt,  und  tragen  diese  auf  die  Coordinatenscala  (Fig. 7.), 
so  erhalten  wir  für  alle  Holzarten  Parabeln,  deren  ge- 
meinschaftliche Achse  mit  der  Ordinatenachse  zusammen- 
fällt, welche  die  Kubikmassen  angiebt,  während  die  Pan- 
belordinaten  die  Anzahl  Jahre  des  Alters  und  die  Anzahl 
Hectare  sind.  Die  Summen  aller  Holzmassen  sind  von 
10  zu  10  Jahr  berechnet  worden,  nach  der  Formel 
<0m,  10(m  +  m')^  fO(m'  +  m")  10  (tn*  +m*> 

~2~+         2  +  2  +  '  ■  5 

worin  m  die  Holzmasse  per  Hectare  bezeichnet. 

Zu  den  erhaltenen  fünf  Reihen  passen  ungefähr  fol- 
gende Ausdrücke: 

1.  Fichte 


4.3 
=      *,3  y* 


2.  Weisstanne        ys  = 


2.7 
87  y'.» 


1  3,0     ' 

x  =      3,0  y1 


o.  Ducoe  y- ^= ; 

x    =       2,7  y> 

1.  Die  Normalvorrathsfaetoren. 

Bei  diesem  Anlasse  wollen  wir  zugleich  die 
malvorrathsfactoren  näher  in's  Auge  fassen,  v 
zwar  die  letzte  Columne  der  Taxationstabellen  t 
Diese  Factoren  dienen  dazu,  um  durch  einfache  Mi 
calion  der  Holzmasse  per  Hectare  im  Haltbarkeit 
oder  des  Normalertrags,  die  vorhanden  sein  so 
Summe  aller  Holzmassen  ('den  fundus  inslructusj 
zu  berechnen,  was  z.  B.  bei  der  Vergleich  uüg  des  g 
wärligen  Waldzustand  es  mit  dem  normalen,  also  b 
Iriebsreguliruogen,  Servitutablösungen,  Waldabtret 
u.  s.  w.  von  Wichtigkeit  ist. 

Schon  bei  den  Reihen  der  Holzmassen  per  He 
nach  den  Altersabstufungen,  dann  bei  den  Reihe 
Summen  aller  Holzmassen  und  auch  hier  bei  den  F 
der  Normal vorratbsfactoren  finden  wir  eine  aulTa 
Abweichung  der  Reihe  der  Kiefer  von  den  Reihe 
übrigen  Holzarten.  Die  Kiefer  wächst  in  ihrer  J 
verhällnissmässig  viel  stärker,  und  viel  mehr  zi 
andere  Waldbäume,  während  sie  im  höhern  Alter  i 
wachse  zurückbleibt.  Die  Reihe  der  Normalvorrat 
toren  der  Kiefer  weist  bedeutend  höhere  Werthe  ai 
diejenigen  der  übrigen  Holzarten,  welche  wenigsten: 
nahezu  in  eine  und  dieselbe  Reihe  zusammenfallen  (\ 

Beide  Curven  sind  Parabeln,  deren  gemeii 
Achse  70  (Anzahl  Jahre)  rückwärts  der  Ordinale«: 
liegt,  welche  die  Normalvorralhsfactoren  siebt.  Die 


-    134    — 

naten  y,  deren  Anfangspunkt  um  10  Einheiten  der  Nor- 
malvorrathsfactoreri  ausserhalb  des  Ursprunges  der  Abs- 
cissenachse  liegt,  sind  die  Altersjahre. 

Die  Fonpeln  für  diese    parabolischen  Curven  sind 
folgende  : 

1.  Kiefer  (y  +  70/  =  X  ~!°; 

VI  J         0.00224* 

x  =  0,00224  (y  +  70)2  —  «0. 

2.  Uebrige  Holzarten     (y  +  70)a  =   *  *  1?; 

b  VJ  J  0,00490' 

x  =  0,00190  (y  +  70j*  -  10. 

K.  Der  Durchschnittezuwachs. 

Der  Durchschnittszuwachs  wird  berechnet 
durch  Division  des  Alters  in  die  vorhandene  Holzmasse 
per  Hectare.  Der  Durchschnittszuwachs  im  Haubarkeits- 
alter,  multiplicirt  mit  der  Anzahl  Hectare,  ist  der  Normal* 
ertrag  der  ganzen  Waldung,  wenn  normale  Waldzustände 
vorausgesetzt  werden.  Die  Durchschnitte  des  Durch- 
schnittszuwachses, wie  sie  annähernd  aus  uosern  Taxa- 
tionen von  ziemlich  normalen  Waldbeständen  hervorgingen, 
bilden,  auf  eine  Coordinatenscala  aufgetragen,  Curven, 
welche  offenbar  einem  mathematischen  Gesetze  folgen, 
welches  wir  aber  nicht  zu  entdecken  vermochten  und 
welches  jedenfalls  einen  höchst  complicirten  Ausdruck 
erhalten  muss.  Auch  hier  geht  die  Kiefer  ihren  ab- 
weichenden eigenen  Gang.  Jedenfalls  nimmt  man  mit 
Leichtigkeit  wahr,  in  welchen  Altersperioden  das  quanti- 
tative Maximum  des  Durchschnittszuwachses,  oder  des 
Normalertrages,  fällt,  was  von  grosser  Wichtigkeit  ist. 
wenn  es  sich  um  die  Bestimmung  des  Haubarkeitsalters 
(der  sog.  Umtriebszeit)  handelt.  (Fig.  9.) 

Wenn  wir  die  Durchschn i ttszu  wachsprocente 
nehmen,  so  entstehen  natürlich  die  Quotienten  von  400, 


—    135    — 

dividirt  durch  die  Aller  und  diese  bilden,  graphisch  auf- 
getragen ,   eine  gleichseitige,  auf  ihre  Asymptoten  be- 
zogene, Hyperbel,  deren  Abscissen  die  Altersjahi 
deren  Ordinalen  die  Procente  sind,  welche  sich  a 
Holzmassen  per  Hectare  bezieben.  (Fig.  40.) 
Die  Formel  ist  einfach  folgende : 
100 

y  =—- 

_    (00. 

y  ' 

L.  Der  wirkliche,  jährliche  Zuwachs. 
Wir  gelangen  nun  zu  den  Reihen  des  wirklit 
von  Jahr  zu  Jahr  stattfindenden,  Zuwachses  (Vi. 
und  slossen  hier  auf  wunderliche  Erscheinungen,  v 
indess.  graphisch  dargestellt,  dem  Auge  doch  eil 
facties  Bild  von  den  Verhältnissen  der  Zunahme, 
Cultninationspunktes  und  der  Abnahme  des  Zuwe 
gewahren,  wobei  man  aber  nicht  annehmen  darf, 
die  Altersperiode,  in  welcher  der  grösste,  wirkliche, 
liehe  Zuwachs  vorkommt,  das  richtige  Haubarkei' 
sei ;  dieses  kann  nur  bei  den  Reihen  des  Durchsei 
Zuwachses  in  Betracht  gezogen  werden.  Welchen 
thematischen  Gesetze  diese,  in  gewissen  Punkten  plt 
abgebrochenen,  Curven  angehören  mögen,  ist  um 
möglich  zu  bestimmen,  wir  müssen  dieses  den  Gelt 
überlassen  und  bemerken  nur  noch,  dass  auch  hi< 
Reihe  der  Kiefer  ihre  sehr  ausnahmsweise  St< 
einnimmt. 

Die  Procente  des  wirklichen  Zuwachse 
sen  sich  ziemlich  gut  in  regelmässige  Curven  bri 
Sie  stellen  den  wirklichen  jährlichen  Zuwachs  von  _ 
Kubikmeter  der  vorhandenen  Holzmasse  per  Heclar 
und  ihre  Reihen  bilden  annähernd  gleichseitige 


p  erb  ein,  deren  Asymptoten  von  den  Coordinatenachsen 
etwas  abstehen.  Die  Kiefer  geht  natürlich  auch  hier  ihren 
besondern  Weg,  während  die  Reihen  der  übrigen  Holz- 
arten ao  ziemlich  zusammenfallen,  resp.  durch  nur  eine 
Curve  rspräsentirt  werden  können.  (Fig.  12.) 
Die  Formeln  sind  folgende: 

i.  Kiefer  y    =       -       ~  0.4 


M.  Die  Nntzungsprocente. 

Wenn  wir  endlich  noch  die  Beiben  der  Nutzung»- 
procente  in's  Auge  fassen,  welche  durch  Division  der 
Summe  aller  Holzmassen  in  die  Hundertfachen  der  Höh 
massen  per  Hectare  berechnet  werden  und  nach  der 
Hundeshagcn'schen,  sogenannten  rationellen  Methode  der 
Betriebsregulirung  dazu  dienen,  den  jährlichen  Abgabe- 
satz einer  Waldung  zu  bestimmen,  welche  dem  Normal- 
zustande entgegengeführt  werden  soll ,  so  wäre  es  wohl 
zweckmässig,  über  die  Anwendung  des  Nutzungsprocente: 
überhaupt  und  über  die  dabei  vorzunehmenden  Modifi 
cationen  etwas  naher  einzutreten ;  allein  wir  beschäftigen 
uns  hier  nicht  mit  den  verschiedenen  Taxations-  oder 
Betriebsregulirungsmethoden,  sondern  nur  mit  unserer 
Aufgabe. 

Die  Nutzungsprocente,  wie  sie  sich  ans  den  Taxalions- 
tabellen  ergeben,  bilden  Reiben,  welche  der  Form  nacb 
gleichseitigen  Hyperbeln  ähnlich  sind,  jedoch  nicht 
ganz  mit  solchen  zusammen  fallen.  Diejenigen  gleich- 
seitigen Hyperbeln,  welche  den  Reihen  am  nächsten  kom- 
men und  an  den  Anfangs-  und  Endpunkten  mit  denselben 
genau  zusammenfallen,  haben  wir  (Fig.  13)  graphisch  auf- 
getragen und  geben  hier  noch  die  daherigen  Formeln. 


—    V37    - 

Die  horizontalen  Asymptoten  liegen  nicht  ganz  um  ein 
Nutzungsprocent  tiefer,  als  die  Abscissenachse,  welche  die 
Altersjahre  giebt  und  die  senkrechten  Asymptoten  liegen 
etwas  ausserhalb  der  Ordinatenachse,  welche  die  Nutzungs- 
procente  enthält 

1.  Kiefer  y    =   J22-  -  0,7« 

J  x  +  5 

248 

2.  Uebrige  Holzarten  y    =  fi  —  0,87 

N.  Schlussbemerkung. 

Aus  dieser  gedrängten  Uebersicht  über  die,  bei'm 
Wachsthum  derWaldbäume  und  der  normalen 
Waldbestände  vor  komm  enden  mathematischen 
Gesetze  ergiebt  sich,  dass  diese  Gesetze  bei  den  sehr 
wichtigen  Reihen  der  Holzmassen,  des  Durchschnittszu- 
wachses und  des  wirklichen  jährlichen  Zuwachses  per 
Hectare,  wenigstens  uns  noch  unbekannt  sind  und  dass 
es  in  dieser  Beziehung  für  uns  noch  zu  lernen  gibt. 
Welche  mathematischen  Gesetze  aber  bei  den  nicht  nor- 
malen Waldbeständen,  wie  wir  sie  überall  antreffen,  vor- 
kommen mögen,  könnten  wir  zwar  untersuchen,  allein 
eine  solche  Untersuchung  würde  sehr  weit  führen;  jeden- 
falls ist  hier  die  Variation  gross,  wenn  nicht  unendlich. 
Das  Verfahren  zur  Bestimmung  der  mathematischen  Ge- 
setze bei  gemischten  und  unregelmässigen  Waldbeständen 
wäre  übrigens  ganz  dasselbe,  wie  bei  bei  den  normalen  ; 
nur  könnte  ein  bezügliches  Resultat  schwerlich  von  gros- 
sem, praktischem,  Werthe  sein.  Aus  den  Ergebnissen 
der  Untersuchung  normaler  Waldverhältnisse  geht  indess 
hervor,  dass  die  meisten  Reihen  der  Grundform  und 
Hauptsache  nach  den  Parabeln,  oder  den  Hyperbeln 
angehören. 

Bern.  Mittheil.  1869.  Kr.  7  29. 


—    438    - 

L.  R.  v.  Fellenberg -Rivier. 

Analyse  zweier  Nephrite  und  eines  Stein- 

keiles  von  Saussurit. 

(Vorgetragen  in  der  ausserordentlichen  Vereinigung  schweizerische 
Naturforscher  in  Interiaken,  den  12.  Oktober  1870.) 


Im  Anschluss  an  früher  von  mir  untersuchte  Nephrite 
sind  mir  auch  diejenigen,  über  welche  ich  heute  zu  be- 
richten gedenke,  von  Zürich  aus  zur  Analyse  zugesendet 
worden,  einer  aus  der  mineralogischen  Sammlung  des 
Polytechnikums  und  zwei  aus  dem  antiquarischen  Museum 
im  Helmhause.  Der  erste  war  eine  Zierrath  oder  eis 
Griffbelege  eines  Säbels  aus  dem  Oriente ;  von  den  bei- 
den andern  war  der  eine  ein  rundlicher  Gletscherschliff 
zeigender  Rollstein  von  Irkutsk  in  Sibirien,  der  andere 
ein  kleines  Steinmeisseichen  aus  einer  Pfahlbaustatioi 
(Oefeli-Plätze)  am  südlichen  Ufer  des  Bielersee's.  *) 

Vollständige  Analysen  wären,  um  die  Natur  dieser 
Mineralien  festzustellen,  nicht  nöthig  gewesen,  da  deren 
mineralogische  Charakteristik,  mit  Einschluss  des  Ver- 
haltens vor  dem  Löthrohre,  dazu  vollkommen  ausgereicht 
haben  würde. 

Auch  haben  sich  die  beiden  ersten  als  richtige 
Nephrite,  das  dritte  als  ein  natronhaltiger  Saussurit  aus- 
gewiesen. Dass  letzteres  Mineral  bald  kali-,  bald  auch 
natronhaltig  ist,  ist  schon  durch  mehrere  Analysen  von 
Damour  nachgewiesen  worden,   mir  aber  war  vor  dem 


*)  In  der  letzten  Arbeit  über  Nephrite  nnd  Jad&te,  in  den 
Verhandlungen  der  Schweiz,  naturf.  Gesellschaft  in  Solothurn  1669, 
ist  pag.  100  der  Steinkeil  aus  dem  Bielersee  als  vom  Möhrigeostein- 
berge  stammend  angegeben,  was  falsch  ist,  er  wurde  eben  an  dieser 
Oefeli-Plätze-Station  gefunden. 


—    139    — 

letztanalysirten  noch  kein  Natronsaussuril  vorgekommen,, 
dessen  Charakteristik  nur  in  sofern  von  derjenigen  des 
Kalisaussürites  abweicht,  als  er  auf  Platindraht  vor  dem 
Löthrohre  erhitzt  die  äussere  Flamme  intensiv  gelb  färbt. 
Die  Analysen  dieser  drei  Mineralien  wurden  genau 
so  ausgeführt,  wie  es  bei  den  frühem  ausführlich  mit- 
getheilt  worden  war,  so  dass  darüber  nicht  weiter  zu 
berichten  nothwendig  sein  dürfte. 

1.  Nephrit  des  Säbelgriffs. 

Derselbe  ist  von  Farbe  grünlich-weiss,  stark  durch- 
scheinend ,  von  splitterigem  schwach  schimmerndem 
Bruche;  seine  Härte  zwischen  derjenigen  des  Quarzes 
and  des  Feldspathes.  Das  spez.  Gewicht  ist  bei  45°  R. 
=  2,978.  Das  Lölhrohrverbalten  ist  das  in  den  frühern 
Nephrit-Analysen  angezeigte.  Die  Analyse  ergab  folgende 
Zusammensetzung : 


Säuerst.      Atome. 

Kieselsäqre 

58,00  % 

-  30,11  -  12.55  J        . 

Tbonerde 

1,30  « 

—    0,61  —    0,25  \ 

Eisenoxydul 

4,89  « 

—    0,42  —    0,52 

Manganoxydul 

0,28  « 

—    0,06  —    0,08 

Kalkerde 

43,24  « 

—    3,76  —    4,71     —    4 

Magnesia 

24,48  « 

—    9,66  -  12,08    —  10 

Wasser 

4,20  « 

—    1,06  —    1,33 

400,09% 
Vertheilen  wir  nach  früherer  Uebung  die  Thonerde 

zur  Kieselsäure,  und  die  Monoxyde  und  das  Wasser  unter 

die  Magnesia  und  die  Kalkerde,  so  erhalten  wir  folgende 

Zahlen  :  Kieselsäure    59,58  % 

Magnesia        25,74  » 

Kalkerde        44,68  « 

400,00  0/, 


-    141     - 

eine  weite  Gletscherwanderung  zu  machen  h 
bei  Irkutsk  landete. 

Die  Farbe  dieses  Nephrites  ist  dunkelgriii 
tirten,  dagegen  lebhaft  grasgrün  im  durchgehe: 
betrachtet ,  welche  Färbung  einem  Chronic 
zuzuschreiben  ist,  welcher  diesen  Nephrit  t 
Härte,  Dnrcbscbeinenheit,  Festigkeit  wie  bei 
gleichnamigen  Steinen.  Das  bei  9°  R.  bestii 
Gewicht  wurde  =  3,019  gefunden.  Die  Am 
folgende  Resultate : 

Säuerst.         AtOD 


Kieselsäure 

B7.H  7.  —  29.65  - 

42,3 

Thonerde 

0,96  »  —    0,45  - 

0,1 

Chromoxyd 

0,33  »  —    0,40  — 

o,c 

Bisenoxydul 

4,86  »  —    (,08  — 

4.S 

Manganoxydul 

0,28  »  —    0,06  — 

0,C 

Kalkerde 

(3.64  »  —    3,88  — 

4,s 

Magnesia 

22,22  »  —    8.88  — 

«,l 

Wasser 

1,60  »  -    1,42  — 

M 

101,00% 

Bei  der  Vereinigung  der  Sesquioxyde  mit 
säure  und  der  Monoxyde  mit  der  Magnesia  i 
nach  ausgeführler  Berechnung  folgende  Zusam 
für  den  Nephrit: 

Kieselsäure    59.44 
Magnesia        25,93 
Kalkerde         »,63 
Wenn  wir  nach  der  Proportion  :  Si :  Mg :  ( 
die   theoretische  Zusammensetzung   des  Mim 
rechnen,  so  erbalten  wir  folgende  Zahlen : 
Kieselsäure    59,04 
Magnesia        25,57 
Kalkerde        15,39 


—     142    — 

welche  mit  obigen  ura  weniger  als  1  %  übereinstimmen, 
und  die  Formel 

7  Mgj  ?  g. 

3  Caj 
hinlänglich  rechtfertigen   mögen.    Diese  gleiche  Formel 
hatten  wir  schon  früher  für  den  neuseeländischen  Nephrit 
(Punamu)  gefunden ,   trotzdeai  die  Zusammensetzung  üb 
Uebrigen  ziemlich  differirte. 

Auch  diese  beiden  Nephritanalysen  haben  uns  io 
unserer  früheren  Anschauung  bestärkt,  dieses  Mineral 
-als  ein  Kalkerde-Magnesia-Silikat,  mit  in  engen  Grenze» 
variirenden  Verhältnissen  der  Bestandteile,  zu  betrach- 
ten, in  welchen  geringe  Beträge  der  beiden  Basen  durch 
vicariirende,  meist  färbende  Monoxyde  vertreten  sind. 

Dieser  Ansicht  gemäss  müssen  wir  die  Gegenwart 
der  Thonerde  in  den  Nephriten  als  eine  Anzeige  be- 
trachten, dass  dem  reinen  Minerale  fremde  Thonerde- 
silikate  beigemengt  sind,  deren  Elemente  von  denjenigen 
der  Analyse  in  Abzug  zu  bringen  wären,  um  die  reine 
Nephritsubstanz  zu  erhalten.  Welches  aber  diese  Thoo- 
erdesilikate  sein  könnten,  ob  sie  kalkerde-  oder  magnesia- 
haltig  wären  oder  nicht,  ist  kaum  zu  vermuthen,  beson- 
ders so  lange  die  Muttergesteine  der  Nephrite  durchaus 
unbekannt  sind,  und  auch  nicht  zu  den  leisesten  Schlusses 
die  Veranlassung  vorliegt.  Unter  den  obwaltenden  Um- 
ständen scheint  es  mir  klar  zu  sein,  dass  durch  vermehrt? 
Nephrit-Analysen  nichts  wesentlich  Neues  wird  über  die 
Constitution  dieses  Minerales  gewonnen  werden  können. 
als  immer  neue  Variationen  über  das  gleiche  Thema, 
während,  wie  mir  scheint,  es  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung an  Dünnschliffen  sollte  vorbehalten  sein,  über 
die  Einfachheit  oder  Gemengtheit  des  Minerales  ein  meh- 
reres  Licht  zu   verbreiten,    und   wozu   ich   die   solcher 


—    443    - 

Arbeiten  kundigen  Forscher  möchte  aufgefor 
Mit  dieser  Andeutung  möge  daher  die  Bespr 
Nephrite  beschlossen  sein. 

3.  Snussaritkeil  aas  dem  Bielersc 

Ein  kleines  scharf  und  spitz  geschliffene 
dien,  in  Form  eines  winzigen  Meisselchem 
neuen  Pfahl  baustation  des  Bielersee's  gefunc 
platz  zwischen  Hageneck  und  Gerlafingen), 
Analyse  ganz  aufgewendet  werden.  Herr 
welcher  unschlüssig  war,  ob  derselbe  ausNept 
hatte  denselben  mir  zukommen  lassen.  D< 
Ansehen,  der  Härte,  Durchscheinenheit  und 
zu  urlheilen,  konnte  das  Mineral  für  Nephrit 
werden,  und  auch  ich  war  eine  Zeit  lang 
Natur  in  Zweifel ;  doch  die  Bestimmung  des  i 
Gewichtes,  und  sein  Verbalten  vor  dem  Löthrol 
mich  das  Gestein  für  einen  sehr  schwer  sc 
Jadeit  halten,  bis  die  Analyse  ihn  als  ein 
Saussurit  darstellte.  Die  Härte  war  =  6,5; 
Gewicht,  bei  2°  R.  bestimmt,  war  =3,407  gef 
den,  also  höher  als  es  gewöhnlich  bei  Saus; 
kommt.  Die  Farbe  war  licht-meergrün,  Dur 
heit  etwas  geringer  als  gewöhnlich  bei  Nephri 
keit  wenig  wahrnehmbar,  Bruch  splitterig.  Die 
setzung    wurde   aus  zwei   Analysen    und  eint 


")  Der  schön  grüne,  456  Kilogr.  schwere  Nep 
rassuchen  Abtheilung  der  Pariser  Weltausstellung  vi 
vom  Berge  Bstougol  (5*  20'  ti.  Br.  und  9;°  30'  ö.  1 
ohngefiihr  5  Lungen  grade  westlich  von  Irku'sk,  und 
ein  abgerundeter  Findling;  ob  von  diesem  Steine  ein 
macht  worden  ist,  ist  mir  nicht  bekannt. 


bestimn 
säure  a 


ableiten 

Thonerde   und  den   monoxydischen  Basen    zu    gleichet 

Mengen  vertheilt  ist. 

Hiermit  habe  ich  meine  lange  Reihe  von  Analysen 
von  Nephriten  oder  von  denselben  öfters  beigesellten 
Mineralien,  den  Jadeiten  und  Saussuriten,  beendet,  und 
kann  nur  meinen  frühern  Ausspruch  wiederholen,  dass 
[mit  Ausnahme  des  Saussurites,  welcher  in  der  Schweiz 
sowohl  anstehend  im  Gebirge  als  in  zahlreichen  errati- 
schen Blocken]  in  von  Menschenhand  unberührtem  Zu- 
stande angetroffen  wird,  von  denselben  so  lange  der 
fremde  Ursprung,  und  Importation  aus  dem  Oriente  be- 
hauptet werden  kann,  bis  von  denselben  von  Menschen- 
hand unberührte,  und  nicht  verarbeitete  Exemplare  auf- 
gefunden worden  sind. 


l>.  R.  v;  Feüenberg-Rlvler. 

Anfschliessnngsmethode  der  durch  Säuri 

nnzersetzbaren  alkali-  haltenden  Silika 

durch  Baryterdehydrat  und 

Chlorcalcium. 

(Vorgetragen  in  der  Sitzung  der  Bern,  n&tarf-  Gesellschaft 
den  23.  Okiober  1670.) 

Vor  einigen  Jahren  habe  ich  in  dieser  Gesellscb 
eine  Mittheilung  gemacht  über  die  zersetzende  Wirkt 
von  Chlorcalcium,  unter  Beihülfe  von  Kalkerde,  auf  Si 
kate  zum  Zwecke,  einer  leichten  Isolirung,  Abscheide 
und  Gewichtsbestimmung  der  in  denselben  vorhanden 
Alkalien.  Das  günstige  Resultat  meiner  ersten  Versuc 
hatte  ich  mit  sogenannten  sauern,  nämlich  kieselsäui 
und  thonerde-reichen  Gesteinen,  speziell  Graniten,  Gn 
sen,  dann  später  mit  Feldspaten  und  ähnlichen  Mineral 
erhalten. 

Sowohl  spätere  eigene  Arbeilen,  als  auch  die  Res 
täte  anderer  Chemiker  hatten  aber  herausgestellt,  d; 
bei  basischeren,  besonders  magnesiareichen  Silikaten  < 
Aufschliessung  derselben  durch  Chlorcalcium  und  Ka 
erde  eine  sehr  unvollkommene  ist,  so  dass  in  dies 
Falle  die  Zersetzung  des  Minerales  zur  Bestimmung  < 
Alkalien  wiederum  mit  Fluorwasserstoffsäure  ausgefü 
werden  muss.  Nun  sind  aber  allen  denen,  welche  si 
öfters  der  Zersetzung  durch  Flusssäure  bedient  hab 
die  Unbequemlichkeiten,  und  wenn  das  Silikat  viel  Ka 
erde  enthält,  Unsicherheiten  bekannt,  ob  auch  das  Mine 
wirklich  zersetzt  sei  oder  nicht,  was  bei  Bildung  grosse: 
Mengen  von  schwefelsaurer  Kalkerde,  welche  das  nc 
Bern.  Mittheil.  1870.  Hr.  730. 


un/.ersetzte  Mineral  verdeckt,  unmöglich  mit  Sicherbeil 
bestimmt  werden  kann.  Es  treten  Fälle  ein,  wo  bei 
fein  geschlämmten  Mineralien,  selbst  nach  zwei-  bis  drei- 
tägiger Digestion  derselben  mit  einem  sehr  bedeutende! 
Ueberschusse  von  starker  Fluorwasserstoffsäure,  dasseli* 
nach  Evaporalion  zur  Trockenheit  und  Behandlang  der 
trockenen  Salzmasse  mit  Wasser,  noch  ein  mehrere  Pro- 
cente  betragender  Rückstand ,  sei  es  unzersetzten  oder 
nur  zum  Theile  zersetzten  Mirerales  zurückblieb,  mit 
welchem  die  gleiche  Procedur  wiederholt  werden  mussie 
Dass  unter  solchen  Verhältnissen  auf  eine  genaue  Be- 
stimmung der  Alkalien  kaum  zu  rechnen  ist,  liegt  in,' 
der  Hand. 

Ein  anderer  misslicher  Umstand  bei  der  Anwendung 
der  Fluorwasserstoffsäure  ist  der,  dass  bei  gelungener 
Zersetzung  und  klarer  Auflösung  aller  Bestand  theile  des 
Minerales,  das  zu  trennende  und  zu  bestimmende  Alkali 
neben  allen  andern  Basen  in  Auflösung  sich  befindet, 
uud  erst  nach  der  successiven  oder  summarischen  Ab- 
scheidung derselben  zur  Bestimmung  gelangt,  so  das* 
alle  Fehler  oder  Ungenauigkeiten  im  Verfolge  der  Analyse 
sich  bei  der  Alkalibestimmung  summlreu.  Hiermit  will 
ich  nicht  sagen,  dass  bei  dieser  Methode  keine  genaues 
Resultate  erzielt  werden  können;  aber  es  sind  weit  mehr 
Chancen  zu  Verlusten  vorhanden,  als  bei  einer  Methode, 
bei  welcher  von  Anfang  an  der  Analyse  die  Alkalien  toi 
den  andern  Basen  getrennt  erhalten  werden.  In  diesen 
Sinne  war  die  Zersetzung  der  Silikate  durch  Schmelzung 
mit  Chlorcalciura  und  Kalkerde  eine  Vereinfachung  der 
Abscheipung  der  Alkalien,  aber  sie  war,  wie  oben  rait- 
getheüt  wurde,  nicht  von  allgemeiner  Anwendbarkeit, 
wozu  auch  der  Umstand  beitragen  mochte,  dass  die  Kalk- 
erde als  unschmelzbares  Pulver  im  geschmolzenen  Chlor- 


-    147    - 

calcium  nur  suspendirt,  in  demselben  nicht  aufgelöst  w 
und  daher  die  Zersetzung  des  Silikates  nur  eine  unvo 
ständige  bleiben  konnte.  Dieser  Gesichtspunkt  führte  mi 
darauf,  auf  eine  schmelzbare  alkalische  Basis  zu  sinn« 
welche,  energischer  als  Kalkerde  wirkend,  dieselbe 
obigem  Gemenge  ersetzen  könnte,  ohne  gleichwohl  1 
guter  Rothglühhitze    das  Platin  anzugreifen. 

Das  Barylerdehydrat  ist  bei  anfangender  Glühhil 
schmelzbar,  greift  aber  die  Platintiegel  so  stark  an,  dt 
in  solchen  Gefässen  die  Schmelzung  nicht  vorgenomm 
werden  darf,  daher  bei  Anwendung  dieses  Reagens  n 
Silbertiegel  zulässig  sind.  Nach  Berzeüus'  Vorschrift  s 
ein  Silikat  im  Silbertiegel  mit  dem  5-  bis  6-fachen  G 
wichte  Baryterdehydrat  bei  Rothglühhilze  geschmolz 
werden,  wobei  immer  die  Gefahr  der  Schmelzung  d 
Tiegels  vorhanden  ist,  oder  die  eben  so  grosse  d 
Krystallinischwerdens  des  Silbers,  bei  welchem  ( 
Schmelze  durch  den  Tiegel  zu  sickern  beginnt,  undTiej 
sowohl  als  Versuch  verloren  sind.  Da  nun  das  schmi 
zende  Baryterdehydrat,  allein  angewendet,  das  Platin 
stark  angreift,  so  suchte  ich  nach  einem  Verdünnung 
mittel  desselben  und  verfiel  auf  das  Chlorcalcium. 
wurden  3  Gramm  Chlorcalcium  in  einem  Platintiegel  ei 
geschmolzen  und  unter  dem  Erkalten  das  geschmolze 
Salz  im  Tiegel  he  mm  geschwenkt,  so  dass  es  unter  d« 
Erstarren  eine  concave  Oberfläche  annahm  und  bis 
halber  Höhe  die  innere  Tiegelwand  bedeckte.  Hien 
wurde  circa  1  Gramm  Baryterdehydrat  auf  das  erkalt« 
Chlorcalcium  gebracht,  mit  der  Vorsicht,  dass  von  ilei 
saiben  Nichts  die  Tiegelwände  berühre.  Beim  gelind 
Erhitzen  des  Tiegels  schmolz  das  Baryterdehydrat  u 
mit  demselben  auch  das  Chlorcalcium  zu  einem  durc 
sichtigen,  wasserhellen,  ruhig  fliessenden  Liquidum  z 


—    U8    — 

sammen,  welches  bei  einem  weit  geringeren  Hitzegrad 
flüssig  blieb,  als  welcher  zur  Schmelzung  des  Chlor- 
Calciums  allein  nöthig  war.  Die  erstarrte  Schmelze  bil- 
dete eine  halbdurchsichtige  krystallinische  Masse.  Dk 
innere  Tiegelwand  war  durchaus  blank  und  ungefleckt 
und  zeigte  nur  an  einer  Stelle  der  Niveaulinie  der  ge- 
schmolzenen Masse  einen  Strich  von  angegriffenem  Platra. 
Um  die  zersetzende  Wirkung  der  Schmelze  zu  prü- 
fen, wurden  0,34  Gramm  Jadeitpulvers  in  den  Tiegel  aei 
dieselbe  gebracht  und  erhitzt;  sowie  die  Hasse  zu  schmel- 
zen anfing,  begann  die  Zersetzung  mit  Schäumen,  so  dass 
die  Hitze  gemässigt  werden  musste,  bis  das  Schaumes 
nachliess  und  zuletzt  Alles  bei  schwach  glühendem  Russe 
ruhig  floss.  Nach  dem  Erkalten  löste  sich  die  Masse 
leicht  vom  Tiegel  ab,  welcher  mit  Ausnahme  der  obes 
berührten  gelblichen  Linie  vollkommen  blank  war.  Bei 
weiterer  Behandlung  der  Schmelze  fand  es  sich,  dass  die 
Zersetzung  eine  ganz  vollständige  gewesen  war  und  dass 
ein  viertelstündiges  Schmelzen  zur  vollständigen  Zer- 
setzung des  Silikates  genüge.  Bei  mehrfacher  Modifica- 
tion  des  Verfahrens,  zum  Zwecke  der  Ausmittelung  der 
Minimalmengen  von  Baryterdehydrat  und  Chlorcalcinm, 
welche  noch  eine  vollständige  Aufschliessung  der  Silikat* 
erlaube  und  dennoch  den  Platintiegel  vollkommen  gege* 
den  Angriff  des  Baryterdehydrates  schütze,  fand  sich  fol- 
gendes Verhältniss  als  das  beste  :  Auf  4  Theil  Silikat; 
1  Theil  Baryterdehydrat  und  4  bis  5  Theile  Chlor« 
calcium.  Erst  wird  dieses  eingeschmolzen  und  unter 
dem  Erstarren  im  Tiegel  umgeschwenkt;  dann  das  Baryt 
erdehydrat  auf  das  Chlorcalcium  gelegt  und  eingeschmol- 
zen. Nach  dem  Erkalten  wird  das  Silikat  im  feinge* 
schlemmten  Zustande  auf  das  Reagens  gebracht,  s 
fältig  bei  sehr  gemässigter  Hitze  zum  Schmelzen  er! 


-    149    - 

und  die  Glulh  erst  vermehrt,  wenn  ganz  und  gs 
Bewegung  und  Gasentwicklung  im  Tiegel  mehr  I 
ist,  was  als  ein  Zeichen  der  beendeten  Aufsch 
gelten  kann. 

Die  erkaltete  geschmolzene  Hasse  wird  mit 
aufgeweicht,  filtrit  und  der  Rückstand  ausgewascl 
das  Waschwasser  nicht  mehr  auf  Chlor  reagi: 
alkalische  Filirat  enthält  neben  Baryt-  und  Kalke 
das  Alkali  des  Silikates.  Nach  Abscheidung  der 
sehen  Erden  durch  Schwefelsäure  und  kohle 
Ammoniak  und  Filtration  erhält  man  die  Alkalien 
durch  Evaporation  und  Verjagung  der  Ammoni 
als  Chlorverbindungen. 

Durch  Zersetzung  des  Rückstandes  durch  Si 
und  weitere  analytische  Behandlung  lassen  sich  i 
Kieselsäure,  Thonerde,  die  Metalloxyde  und  die  Ü 
des  Silikates,  zur  Kontrolle  anderweitig  erhalte 
Stimmungen,  abscheiden  und  wägen. 

Es  braucht  wohl  kaum  angedeutet  zu  werde 
die  zu  hier  beschriebener  Aufschliessungsmetho 
nenden  Reagentien,  das  Baryterdehydrat  und  da; 
calcium,  rein,  nämlich  frei  von  Alkalien  sein  i 
Ein  geringer  Gehalt  von  Carbonat  im  Baryterd« 
dessen  Gegenwart  kaum  zu  vermeiden  ist,  schadi 
dagegen  muss  Sulfat  (aus  Baryterdehyposulfit  euU 
sorgfältig  vermieden  werden.  Diese  Methode, 
mehrfach  geprüft  wurde,  lässt  sich  auch  als 
chemische  Prüfung  von  Silikaten  auf  Alkalien  an 
indem  im  kleinen  Platinlöffel  erst  Chlorcalcium  um 
erdehydrat  zusammengeschmolzen,  dann  das  Silik 
zugefügt  und  wieder  eingeschmolzen  werden.  W 
der  Löffel  mit  seinem  Inhalte  in  einer  Probirrc 
Wasser  ausgekocht,  die  trübe  Flüssigkeit  ohne  voi 


—    150    — 

Filtration  mit  kohlensaurem  Ammoniak  versetzt,  das  Klare 
•abfiltrirt  und  in  einem  Platinschälchen  evaporirt  und  zur 
Verjagung  der  Amraoniaksalze  erhitzt,  so  bleibt  das  Alkali 
als  Chlorverbindung  zurück  und  kann,  sei's  vor  dem 
Löthrohre,  sei's  durch  Reagentien,  erkannt  werden.  Abs 
weniger  als  1  Centigramm  Feldspath  habe  ich  noch  durch 
Platinchlorid  das  charakteristische  Kalium-Platin-Doppel- 
salz erhalten.  Ich  halle  mich  daher  für  berechtigt,  die 
Anwendung  des  Baryterdehydrates  in  Verbindung  mit 
Chlorcalcium  zur  Aufschliessung  solcher  alkalihaltiger 
Silikate,  welche  nicht  direkt  durch  Säuren  zersetzt  wer- 
den, als  eine  äusserst  energische  und  schnell  zum  Ziele 
führende  empfehlen  zu  dürfen.  Dass  in  diesem  Falle  die 
in  solchen  Silikaten  vorkommende  Kalk-  (oder  Baryt-) 
erde  durch  eine  besondere  Analyse,  in  welcher  ausser 
den  Alkalien  alle  anderen  Bestandtheile  des  Minerale* 
erhalten  werden,  abgeschieden  und  bestimmt  werden 
müssen,  versteht  sich  von  selbst,  und  ist  auch  immer  so 
geübt  worden,  auch  wenn  das  Silikat  durch  Baryterde- 
hydrat- oder  Carbonat  aufgeschlossen  werden  musste. 
Der  Platintiegel  leidet  bei  den  angegebenen  Verhältnisses 
zwischen  Baryterdehydrat  und  Chlorcalcium  nicht  im 
Geringsten,  wenn  das  Erstere  nicht  allein  und  direkt  mit 
dem  glühenden  Platin  in  Berührung  kommt. 

Mein  Wunsch  ist,  dass  diese  Methode  sich  Eingang 
verschaffen  und  zur  Vereinfachung  der  Silikatanalysen 
beitragen  möchte. 


Dr.  Cfaerbnlles. 

Geschichtliche  Uebersicht  der  Unto 
Buchungen  über  die  Schallfortpflanzu 
geschwindigkeit  in  der  Luft. 

(Vorgetragen  in  der  Sitzung  vom  19.  November  1670 
und  in  der  folgenden.) 


1)  Die  Fortschritte  derjenigen  Wissenschaft 
Disciplinen,  welche  unter  dem  allgemeinen  Namen  I 
bezeichnet  werden,  sind  seit  dem  Beginn  des  19. 
hundert»  so  gross,  so  rasch  und  so  unaufhöriic 
wesert,  dass  den  Männern,  welche  sich  mit  Forsch 
auf  diesem  Gebiete  abgeben,  kaum  Lust  und  noc 
weniger  Zeit  übrig  bleibt,  den  Verlauf  und  die  Eni 
lung  dieser  Wissenschaft  vom  geschichtlichen  Stand} 
aus  zu  betrachten.  Auch  muss  man  zugeben,  da: 
Resultate  früherer  Forschungen  vor  der  Genauigke 
modernen  Beobachtungs  -  und  Experimentirkunst 
ihre  wissenschaftliche  Bedeutung  und  Geltung  ver 
dass  viele  der  Theorien,  die  in  den  dem  gegenwä 
vorangegangenen  Jahrhunderten  über  die  physikali 
Erscheinungen  aufgestellt  wurden,  höchstens  nocl 
Wertb  scharfsinniger  und  geistreicher  Spekulatione 
sitzen.  Die  Aufgabe  des  Physikers  besteht  daber 
Regel  darin,  dass  er  sich  zuerst  in  den  Besitz  der 
Gegenwart  geltenden  Summe  von  Erkenntnissen 
welche  heute  seine  Wissenschaft   bilden,    und  die: 


Ausgangspunkt  nehmend,  durch  eigenes  Forschen  weiter 
zu  bauen  sucht. 

Indessen  bilden  die  Errungenschaften  auf  dem  Ge- 
biete der  Physik  ein  wichtiges  Moment  für  die  allgemeine 
Kultur;  zu  jeder  Zeit  stand  die  Entwicklung  dieser 
Wissenschaft  in  engen  Beziehungen  zum  geistigen  und 
materiellen  Zustand  der  Nationen,  wirkte  mächtig  auf 
denselben  und  wurde  von  ihm  beeinflusst.  Staatsformen, 
kirchliche  Einrichtungen,  philosophische  Anschauungen 
bald  begünstigten,  bald  hemmten  den  Fortschritt,  und 
Niemand,  der,  wenn  auch  nur  oberflächlich,  die  allgemeine 
Geschichte  der  letzten  drei  Jahrhunderte  kennt,  wird 
läugnen,  dass  die  Ergebnisse  physikalischer  Forschung 
zu  einem  grossen  Theile  zur  allmäligen  Hebung  der  Ci- 
vilisation  beitrugen. 

Die  geschichtliche  Betrachtung  der  Entstehung  und 
der  Ausbildung  der  physikalischen  Disciplinen  bildet  da- 
her einen  ebenso  wichtigen  als  vernachlässigten  Abschnitt 
der  Kulturgeschichte  der  Menschheit;  auch  vom  physi- 
kalischen Standpunkte  aus,  ist  es  nicht  ohne  Nutzen  und 
gewiss  nicht  ohne  Interesse  zu  wissen,  wie  aus  zuerst  rohen 
Beobachtungen  und  fast  kindischen  Theorien,  durch  stete 
Verfeinerung  der  technischen  Hülfsmittel  und  Verschär- 
fung des  theoretischen  Wissens  und  seiner  mächtigsten 
Waffe,  der  mathematischen  Analysis,  das  grossartige  Ge- 
bäude der  modernen  Physik  emporgewachsen  ist;  denn 
die  Bahn  des  Fortschrittes  ist  eine  stelige,  und  die  Kennt- 
niss  des  schon  zurückgelegten  Wegs  ist  wohl  geeignet 
dem  Wanderer  für  die  künftige  Fahrt  ein  lehrreiches 
Licht  zu  verschaffen. 

Im  Folgenden  soll  an  einem  der  einfachsten  Beispiele, 
an  der  Frage  der  Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit  in 
der  Luft,   ein  bescheidener  Versuch  geschichtlicher  Be- 


-    453    - 

handlung  physikalischer  Gegenstände  gemacht  werden, 
ein  Versuch,  dem  die  vorigen  Bemerkungen  als  Einleitung 
und  Berechtigung  dienen  mögen.  *) 

1.  Uebersicht  der  Untersuchungen  zur  Bestimmung 
der  Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit  in  der  Luft 

bis  Newton's  Zeit. 

2)  Ein  Spaziergänger  sieht  in  einer  gewissen  Ent- 
fernung einem  Schmiede  zu  und  bemerkt,  dass  der  Schall 
des  den  Ambos  treffenden  Hammers  sein  Ohr  erst  einige 
Zeit  nachdem  sein  Auge  den  Schlag  gesehen,  trifft; 
Aehnliches  begegnete,  so  erzählt  man,  dem  Pythagoras 
(580-500  v.  Chr.  Geb.),  der  bei  dieser  Gelegenheit  auf 
die  Grundlagen  der  Harmonik  gekommen  sein  soll.  Man 
darf  wohl  annehmen,  dass  der  scharfsinnige  Philosoph 
die  eben  erwähnte  Erscheinung  wahrgenommen,  und 
jedenfalls  wird  man  ohne  Mühe  zugeben,  dass  diese  und 
ähnliche  Thatsachen  in  den  ältesten  Zeilen  haben  be- 
merkt werden  und  früh  auf  den  Schluss  führen  müssen, 
dass  das,  was  man  Schall  nennt,  eine  gewisse  Zeit  braucht, 
um  sich  in  der  Luft  auf  eine  gewisse  Entfernung  fortzu- 


')  Die  biographischen  Data  (namentlich  Geburts-  und  Todesjahr) 
sind  in  dieser  Arbeit  stets  aus  dem  vortrefflichen  „  B  i  o  g  r.  - 1  i  t.  Hand- 
wörterbuch zur  Geschichte  der  exacten  Wissenschaften" 
von  Poggendorf,  Leipzig,  1863,  8°,  eutnommen  worden. 

Ausser  den  im  Folgenden  angeführten  Original -Werken  und 
Abhandlungen ,  worden  benutzt : 

Gehler' s  Physikalisches  Wörterbuch.  Bd.VM,S.389— 469. 
Leipzig,  1836.  8<>. 

Fischer,  Geschichte  derPhysik.  Bd.  1,471.  Bd. II, 492-497. 
Bd.  IV,  259—264.    Bd.  VI,  624-627.    Göttingen,  1801-1805.    8». 

Whewell,  History  of  the  inductive  Sciences  etc., 
deutsch  von  Littrow.    Stuttgart,  1840.    8\ 

Bern.  Mittheil.  1870.  Nr.  731. 


A 


-    iU    - 

zen.  Sicher  ist,  dass  sich  Aristoteles  (384 — 32!  v. 
jeb.)  von  dieser  Fortpflanzung  eine  gewisse  Vor- 
ing  machte:  dieselbe  schrieb  er  einer  nicht  näher 
irten  Bewegung  der  Luft  zu.  Doch  kam  man  seit 
oteles  und  bis  Anfang  des  47.  Jahrhundert» 
i  Chr.  Geb.)  in  der  Frage  der  Schallfortpflanzung 
:r  Luft  nicht  über  diese  ersten  Wahrnehmungen  und 
meistens  inhaltlose  Spekulationen  über  das  Wesen 
betreffenden  Erscheinung  hinaus.  Wir  haben  hier 
der  vielen  Beispiele  der  Armuth  dieses  langen  Zelt- 
es an  wahrer  Naturforschung;  in  derThat,  hatte  die 
ckführung  der  Erscheinung,  wenigstens  in  einer  er- 
groben Annäherung,  auf  bestimmte  Maasse,  die  Be- 
itungshülfsmittel  nicht  überstiegen:  handelte  es  sich 
q  Grunde  genommen,  bloss  um  Messung  einer  Länge 
einer  Zeit.  '}  Aber  die  Griechen  liebten  das  Experi- 
nlverfahren  nicht,  und  warfen  sich  sonst,  in  der  Akustik. 

Es  bezeichne  V  die  Geschwindigkeit  einer  gleichförmigen  Be- 
ig,  D  deu  wahrend  der  Zeit  T  in  dieser  Bewegung  anruck- 
en Raum;    man  hat:   V  =  -=- ;   daraus  ergibt  sich: 

tj-  —  -=■;   diese  letitc  Gleichung  gibt  den  Genauigkeitsgrad, 

nan    bei   der   Berechnung   von   V   erreicht,    wenn    man   diese 

e  experimentell  durch  Beobachtung  von  D  und  T  ermitteln  wilL 

renn  diese  Elemente  mit  den  Genauigkeitsgraden  -r-  und  ■=- 
seu  worden  sind.  Zar  möglichst  genauen  Bestimmung  tob 
säen  also  .-  und  -~  gleiche  Zeichen  haben,  möglichst  klein, 
vor  allem,    möglichst   wenig   von   einander  verschieden  fein, 

dD       dT  .  .  dV       .       ,.  ,        , 

wenn  -y  —  -=- ,  so  ist  -y  —  0.     Also  muss    man  darnach 

n,  die  Entfernung  D  und  die  Zeit  T  mit  demselben  Genauigkeits- 
zu    messen;    aber,   bei   der  Schal Ifortpflaniuog  in  der  Luft, 


—    155    — . 

mehr  auf  Ausbildung  der  eigentlichen  Musik ;  die  Römer 
lagen  andern  Geschäften  ob,  und,  als  später  das  Abend- 
land sich  dem  christlichen  Glauben  unterwarf,  wurden, 
ausser  der  allgemeinen  Verfinsterung,  welche  die  Bildungs- 
prozesse der  mittelalterlichen  Gesellschaft  begleitete,  der 
Hysticismus  und  der  Dogmatismus  der  mönchischen 
Wissenschaft  ein  mächtiges  Hinderniss  für  eine  lebendige 
rationelle  Naturforschung ;  die  Araber  endlich  entwickel- 
ten ihre  Thätigkeit,  welche  übrigens  mehr  konservativer 
als  erfindender  Art  war,  vorzüglich  in  andern  Fächern, 
als  in  der  Akustik. 

3)  Erst  bei  Baco  von  Verulam  (4561-1626)  finden 
wir  die  Frage  der  Schallfortpflanzung  in  der  Luft  neuer- 
dings angeregt,  und  die  erste  Angabe  eines  Beobachtungs- 
verfahrens, welches  in  seinen  wesentlichen  Zügen  bis  in ' 
das  zweite  Drittel  des  49.  Jahrhunderts  unverändert  bei- 
behalten worden  ist. 

In  einem  4605  erschienenen  Werke  Baco's  finden 
sich  folgende  Stellen *) :  »Es  ist  gewiss,  dass  der  Schall 
»der  Kanone,  was  die  Meisten  verwundert,  auf  dem  Lande 
»auf  eine  Fntfernung  von  wenigstens  20  Meilen,  und  auf 


wenn,   bei  der  Temperatur  0*>  nnd   dem   Barometerstand  0",760, 

dD       1  1" 

D  =  332»,  so  ist  T  =  1"  und  wenn  -^  =  r^ ,  so  muss  dT  =  j^ ; 

es  ist  aber  viel  leichter,  D  bis  auf  ^  zu  messen,  als  die  Zeit  bis  auf 

=y-  einer  Sekunde  zu  erhalten.    Je  weniger  scharf  also  die  Zeitmesser 

sind,   über  die  man  verfügt,  um  so  grösser  muss  man  die  Entfer- 
nung D  nehmen. 

2)  On  the  Advancement  of  learning.  London,  1605.  —  La- 
teinisch unter  dem  Titel:  Sylva  sylvarnm.  London,  1621.  4°. 
(Centuria  III,  No.  208  u.  209.) 


—    J56    — 

»der  See  auf  eine  viel  grössere,  fortgetragen  werden  kann; 
»er  trifft  das  Ohr  nicht  im  Augenblicke  selbst  der  Explo- 
»sion,  sondern  nach  einer  Stunde  oder  noch  viel  später. 
»Dieses  ist  notwendiger  Weise  eine  Fortsetzung  des 
»ursprünglichen  Tones,  da  keine  Erschütterung,  wodurch 
»er  erneuert  werden  könnte,  wahrgenommen  wird,  und 
»die  Berührung  der  Kanone  den  Ton  nicht  schneller  aus- 
»löscht,  so  dass  die  Fortsetzung  (d.  h.  Fortpflanzung) 
»stärkerer  Töne  mehr  als  augenblicklich  ist  (d.  h.  nicht 
»in  einem  Augenblicke  stattfindet). 

»Um  nun  die  Zeit  genau  zu  beobachten,  fährt  Baco 
»weiter  fort,  welche  der  Schall  zur  Fortpflanzung  braucht, 
»besteige  Jemand  eine  Pyramide  oder  einen  Leuchtthurm 
»und  versehe  sich  mit  einem  Lichte,  welchem  ein  Schirm 
»vorgehalten  wird ;  eine  zweite  Person  stelle  sich  in  einer 
»Entfernung  von  einer  Meile.  Schlage  nun  der  erste 
»Beobachter  auf  eine  Glocke  und  entferne,  im  Augenblicke 
»selbst  des  Schlags ,  den  Schirm.  Der  andere ,  auf  der 
»Ebene  bleibend,  bestimme,  durch  Zählung  seiner  Pals- 
»schläge,  den  Zeitraum  zwischen  der  Wahrnehmung  des 
»Lichtes  und  derjenigen  des  Schalles;  denn  es  ist  ge- 
»wiss,  dass  das  Licht  sich  augenblicklich  fortpflanze.  , 
»Der  gleiche  Versuch  kann  auf  eine  grössere  Entfernung, 
»bei  einer  verhältnissmässigen  Grösse  des  Lichtes  und 
»des  Schalles,  ausgeführt  werden.« 

So  weit  Baco ;  man  sieht,  welche  falsche  Vorstellung 
er  sich  von  der  Grösse  der  Schnelligkeit  der  Fortpflanzung 
des  Schalles  machte :  da  er  überhaupt  über  die  Bewegungs- 
lehre die  verworrensten  Ansichten  hatte,  konnte  er  den 
wissenschaftlichen  Begriff  der  gleichförmigen  Bewegung 
nicht  verwerthen.  Indessen,  und  wenn  er  auch  keine 
Versuche  machte,  war  das  von  ihm  angegebene  Verfahren 


—    457    — 

fast  für  die  ganze  Reihe  der  nun  kommenden  Versuche 
raaassgebend. 

4)  Bevor  wir  zu  der  Betrachtung  dieser  Versuche 
tibergehen,  erwähnen  wir  eines  Umstandes,  welcher  die 
Ausführung  derselben  in  einer  wissenschaftlichen  Form 
ermöglichte,  wir  meinen  nämlich  die  Festsetzung  der 
Grundsätze  der  Bewegungslehre  durch  Galiläi  (1564 — 1642) 
und  seine  Entdeckung  der  Gesetze  der  Pendelbewegung; 
durch  diese  Arbeiten,  welche  erst  1638  veröffentlicht, 
aber  doch  durch  Vorlesungen,  Correspondenzen  und 
mündliche  Mittheilungen  früher  bekannt  wurden,  denn 
Galiläi  hatte  schon  1602  einen  ziemlichen  Theil  dieser 
mechanischen  Lehren  fortgesetzt,  war  es  möglich  ge- 
worden, aus  Versuchen  die  Natur  der  Fortpflanzungs- 
bewegung kennen  zu  lernen :  ebenso  gab  der,  von  Galiläi 
herrührende  Gedanke  der  \prwendung  der  Schwingungen 
eines  Pendels  zur  Zeitmessung,  ein  Mittel,  gleich  bei  den 
ersten  Versuchen,  die  Zeit  mit  verhältnissmässiger  Ge- 
nauigkeit zu  beobachten. 

5)  Wenn  man  nun  nach  dem  Namen  der  ersten  Be- 
obachter der  Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit  in  der 
Luft  fragt,  so  weichen  die  physikalischen  Lehrbücher  und 
Geschichtswerke  in  ihren  Angaben  von  einander  ab;  die 
Meisten,  so  Whewell,  Fischer  und  Andere,  schreiben  die 
ersten  Versuche  dem  Gassendi  (1592— 1655)  zu;  man  be- 
schreibt sogar  das  von  ihm,  nach  der  Angabe  Bacos, 
angewendete  Verfahren  und  gibt  die  mit  Hülfe  desselben 
ermittelte  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  auf  1473  P.  F. 
=  478a,49  l)  an ;    andererseits  behauptet  z.  B.  Muncke 


*)  Grösserer  Bequemlichkeit  halber  sind  in  dieser  Arbeit  alle 
Längen  auf  Metermaass  reducirt- worden,  und  zwar,  nach  den  An* 


i 


—    458    — 

in  dem  bez.  Artikel  des  Gebler'schen  physikalischen 
Wörtflrbuchs'),  dass  Gassendi  keine  Versuche  anstellte, 
etztere  Ansicht  ist  ohne  Zweifel  die  richtige;  in 
at  findet  man  in  der  Arbeit  Gassendi's  a)  durchaas 
Irwäbnung  eigener  Versuche  über  die  Bestimmung 
lallfortpflanzungsgeschwindiglteit',  derselbe  erzählt 
wie  er,  durch  Abfeuern  von  Gewehren  verschie- 
Kaliber,  nicht  diese  Geschwindigkeit,  sondern  die 
ingigkeit  der  Fortpflanzungsbewegung  von  der  In- 
des Schalls  untersucht  und  nachgewiesen  habe; 
it  maass  der  Beobachter  bei  diesen  Versuchen 
Zählung  seiner  Pulsschläge;  diese  Versuche  sollen 
40er  Jahren  des  47.  Jahrhunderts  stattgefunden 
—  Am  Schlüsse  des  bezüglichen  Abschnittes  Fugt 
■assendi  folgende  Bemerkung  hinzu :  »An  dieser 
,  sagt  er,  wollen  wir  die  Beobachtung  unseres 
nne  nicht  stillschweigend  übergehen,  welcher  die 
windigkeit  des  Schalles  fleissig  maass,  und  ent- 
i,  dass  derselbe  in  einer  Sekunde  eine  Stunde, 
ar.  Toisen  =  4380  P.  Fuss  [442  Meter)  zurücklegt.! 
i  weiteres  Argument,  welches  übrigens  wohl  über- 
sein dürfte,  gegen  die  Ausführung  von  solchen 
hen  durch  Gassendi,  ist,  dass  die  unmittelbar  fol- 


i  Karaten'«  Encyclopadie  der  Physik,  Bd.  1,  Seite 
".,  Leipzig  18G9,  8°,  hat  man  angenommen  : 

ngliscfae  Heile  =  1609,306. 
ngüaciier  Faai  =       0,3047928. 
raus.  Toise       =       1,949031. 
iriger  Fua»        =        0,3248394. 
iehler'e  Phya.  Wörterbuch.     Bd.  VIII,  391. 
IperaOmnia.    Lugd.  1658.   4°.    Bd.  1.     -  Pkysica  Sectio  I, 
Cap.  X.    De  Sono,  Seil«  410. 


—    459    - 

genden  Beobachter,  welche  diejenigen  Mersenne's  an- 
führen, nichts  Aehnliches  von  Gassendi  berichten.  Es 
scheint  uns  daher  festzustehen,  dass  die  Ehre  der  ersten 
Beobachtungen  dem  Pater  Mersenne  (1588—1648)  zuzu- 
schreiben ist. 

6)  Die  Versuche  Mersenne's  wurden  4636  veröffentlicht 
und  sind  daher  wahrscheinlich  am  Anfange  der  30er  Jahre 
ausgeführt  worden.  Ich  konnte  mir  das  bezügliche  Werk1) 
leider  nicht  verschaffen  und  muss  mich  auf  einige  An- 
gaben beschränken,  welche  in  den  Berichten  des  spätem 
englischen  Beobachters ,  Walker ') ,  niedergelegt  sind. 
Nach  diesem  Engländer  hätte  Mersenne  aus  vielen  Be- 
obachtungen, bei  welchen  er  wahrscheinlich  die  Schwin- 
gungen eines  Pendels  zur  Zeitmessung  verwendete,  eine 
Geschwindigkeit  von  4474 Engl.  F.  (4383  Par.  F. =443 Meter) 
gefunden;  eine  zweite  Zahl  von  2050  Engl.  F.  =  624  Meter 
führt  ebenfalls,  nach  demselben  Berichte,  Mersenne  an; 
jedoch  rührt  dieselbe  nicht  von  eigenen  Versuchen  her, 
sondern  aus  der  ihm  gemachten  Angabe,  dass  der  Schall 
einer  grossen  Kanone  bei  Nacht  4  Minute  nach  dem  Ab- 
feuern gehört  wurde;  aus  der  im  Berichte  nicht  ange- 
führten Entfernung  schliesst  Mersenne  auf  die  eben  er- 
wähnte Zahl. 

7)  Mersenne's  Versuche  blieben  ungefähr  20  Jahre 
noch  die  einzig  vorhandenen ;  dass  dem  so  gewesen  sei, 
ist  ziemlich  erklärlich.  Die  allgemeine  Verwirrung,  welche 
der  dreissigjährige  Krieg  verursachte  (1647 — 4648)  war 
der  Ausführung  solcher  grossen  und  ziemlich  kostspieli- 
gen Versuche  wenig  günstig ;  die  regierenden  Fürsten 
in  Europa  hatten  meist  ganz  andere  Geschäfte,  als  die 


*)  Mersenne,  Harmonicornm.    Lib.  XII.    Paris,  1636.    4°. 
2)  Philosophical  Transactions.    December  1698.  Kr.  247. 
Walker,  Some  Experiments  and  Observation  concerning  sounds. 


4 


T^c- 


—    460    — 

ruhige  Pflege  der  Wissenschaften  zu  begünstigen.  Es 
nahte  aber  eine  für  die  Entwicklung  der  gesammtea 
Naturforschung  höchst  bedeutungsvolle  Zeit,  diejenige  der 
Gründung  der  Akademien.  Da  diese  Gesellschaften  bei 
der  Bestimmung  der  Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit 
eine  hervorragende  Rolle  gespielt  haben,  scheint  es  nicht 
unzweckmässig,  der  Errichtung  der  ersten  derselben  hier 
in  kurzen  Worten  zu  gedenken. 

Während  des  16.  Jahrhunderts  waren  in  Italien  zahl- 
reiche Privatgesellschaften  zu  wissenschaftlichen,  künst- 
lerischen und  literarischen  Zwecken,  einige  derselben 
auch  der  Naturforschung  speziell  gewidmet,  gegründet 
worden ;  indessen  waren  ihre  Leistungen  meist  unbedeu- 
tend, und  als  die  erste  physikalische  Akademie  darf  man 
mit  Recht  die  am  49.  Juli  4657  in  Florenz  gegründete 
Academie  del  Cimento  (Akademie  des  Versuchs)  be- 
trachten ;  sie  wurde  durch  den  Herzog  Ferdinand  von 
Toscana,  den  Gönner  Galiläi's,  in's  Leben  gerufen  und 
verblieb,  während  ihrer  leider  kurzen  Lebensdauer,  unter 
dem  Präsidium  seines  Bruders,  des  Fürsten  Leopold  von 
Medici  (4617-4675).  Aus  bloss  9  Mitgliedern  bestehend, 
hatte  diese  Gesellschaft  nur  die  Aufgabe  des  Experimen- 
tirens,  und  sie  löste  dieselbe  mit  bewunderungswerthem 
Geschick.  Sie  hatte  auch  kaum  auf  günstigerem  Boden 
entstehen  können.  In  der  That  hatte  Galiläi  die  letzten 
Jahre  seines  Lebens  in  der  Nähe  von  Florenz  verlebt1)«  und 
sein  Geist,  seine  Lehren,  seine  Methode  beseelten  die  Män- 
ner, welche  berufen  wurden,  die  Academie  del  Cimento  zu 
bilden;  zwei  von  ihnen  sogar  waren  seine  Schüler  ge- 
wesen. Leider,  wahrscheinlich  eben  weil  sie  die  Tragens 
der  Galiläi'schen  Traditionen  war,  wurde  bald  die  Aca- 
demie del  Cimento  dem  römischen  Hofe  verdächtig  und 

i)  Von  1633  bis  zu  seinem  Tode  1642  bewohnte  Galil&i  die  der 
Familie  Martellini  gehörende  Villa  Giojello  bei  Arcetri. 


—    464    — 

als  ihr  Präsident  sich  um  einen  Cardinalshut  bewarb, 
erhielt  er  denselben  unter  der  Bedingung  der  Auflösung 
der  Gesellschaft,  welche  auch  4667  stattfand. 

8)  Die  Versuche  über  die  Schallfortpflanzungs- 
geschwindigkeit in  der  Luft,  welche  die  Florentiner  Aka- 
demiker, wahrscheinlich  beim  Beginn  des  Bestehens  ihrer 
Geseilschaft,  veranstalteten,  sind  in  der  4667  herausgege- 
benen Sammlung ')  der  Arbeiten  derselben  beschrieben ; 
sie  sind  die  ersten ,  welche  in  ächtwissenschaftlicher  Form 
auf  diesem  Gebiet  ausgeführt  wurden,  wesshalb  wir  sie  hier 
etwas  vollständig  mittheilen  wollen.  Drei  Versuche  wur- 
den nämlich  zur  Prüfung  ebensovieler  Sätze3)  gemacht 

Erster  Satz.  Der  Schall  der  Explosion  verschie- 
dener Geschütze  legt  den  gleichen  Raum  in  einer  und 
derselben  Zeit  zurück. 

Dieses  zu  beweisen,  wurde  auf  die  gleiche  Entfernung 
mit  drei  verschiedenen  Geschützarten  (Spingarda,  Sme- 
riglio,  Canon  dimidiatus)  gefeuert  und  je  durch  Beobach- 
tung der  Schwingungen  eines  Pendels,  die  Zeit  zwischen 
der  Wahrnehmung  des  Abfeuerns  und  derjenigen  des 
Schalles  gemessen.  Die  verschiedenen  Versuche  ergaben 
stets  die  gleiche  Zeit 

Zweiter  Satz.  Der  Wind,  möge  er  günstig  oder 
ungünstig  sein,  weder  beschleunigt  die  Fortpflanzung 
noch  verzögert  dieselbe;  ungünstiger  Wind  vermindert 
bloss  die  Intensität  des  Schalls. 

Es  wurden  bei  Westwind,  östlich  und  westlich  vom 
Beobachtungspunkte  und  in  gleichen  Entfernungen  von 


0  Saggi  di  naturali  Eeperienze  fatte  nell*  Academia dei 
Cimento.  Firense,  1667,  8°.  —  Von  Musschenbroeck  1731,  unter  dem 
Titel:  Tentamina  experimentorum  natnralium  captorum 
in  Academia  del  Cimento,  Leyden,  1731, 4>,  in's  Lateinische  ttbersetst» 

*)  Tentamina  exper.    P.  II,  Seite  106  n.  ff. 

Bern.  Mittheil.  1870.  Nr.  732. 


—    162    — 

.selben,  Geschütze  aufgestellt;  von  beiden  Stellen  aas 
den  eine  Anzahl  Schusse  abgefeuert,  wahrend  im  Be- 
;htungsort  der  Zeitraum  zwischen  der  Wahrnehmung 

Flamme  der  Explosion  und  derjenigen  des  Schalles 
;h  die  Anzahl  derSchwingungen  eines  Pendels  gemessen 
de.  Bei  allen  Versuchen  ergab  sich  die  gleiche  Zeit. 

Dritter  Satz.  Die  Bewegung  des  Schalles,  d.  h.  die 
ipflanzungsbewegung desselben,  ist  gleichförmig;  hier 

der  Bericht,  dass  ein  Mitglied  der  Akademie  auf 
en  Gedanken  der  gleichförmigen  Fortpflanzung^ 
egung  gekommen  sei  und  denselben  in  folgender 
se  geprüft  habe : 

In    einer  Entfernung    von    einer   italienischen   Meile 

5925  Par.  Fuss  =  1935  Meter)  wurden  ein  grösseres 
ngarda)  und  ein  kleineres  Geschütz  (Mastio)  aufgestellt 

aus  jedem  derselben  sechs  Schüsse  abgefeuert;  bei 
i  Versuchen  wurden,  zwischen  dem  Augenblick  der 
losion  und  der  Wahrnehmung  des  Schalls,  je  10 
wtngungen  eines  Pendels  gezählt,  welches  die  halbe 
unde  schlug;  dann  wurden  die  gleichen  Geschütze 
»iner  Entfernung  von  einer  halben  Meile  vom  Be- 
;htungsorte  aufgestellt  und  wiederum  aus  jedem  der- 
en sechs  Schüsse  gefeuert ;  bei  jedem  Schusse  fand 

für  die  Zeit  der  Forlpflanzung  5  Schwingungen  des 
ler  gebrauchten  Pendels,  wodurch  der  dritte  Satz 
ätigt  und  zugleich  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit 

Schalls  in  der  Luft  auf  1183  Par.  F.  =  385  Meter 
gesetzt  war. 

Der  Bericht  schliesst  mit  einigen  Vorschlägen  zur 
endung  der  Ergebnisse  des  dritten  Versuchs  aufBe- 
mung  von  Entfernungen,  z.  B.  zur  Messung  der  Ent- 
ung  zweier  einander  unsichtbaren  Stationen,  und  zu 
ilichen    topographischen   Aufnahmen    durch   Winkel- 


messungen  von  einer  Centralstation  aus  und  Abf 
von  Geschützen  an  den  aufzunehmenden  Punkten. 
9)  Diese  Versuche  (ragen  einen  unverkenn 
Charakter  wissenschaftlicher  Nüchternheit  und  ihr 
Schreibung  ist  durch  keine  unklare  und  konfuse  Ai 
andersetzung  leerer  theoretischer  Spekulationen  v 
staltet,  wie  sie  so  häutig  in  den  Werken  dieser  Zeil 
kommen.  Man  kann  sich  freilich  Tragen,  ob  dies 
mit  allen  rlülfsmitteln  ausgeführt  wurden,  welche 
Florentiner  Akademikern  zur  Verfügung  standen, 
besassen  nämlich  schon  Thermometer.  Barometei 
Hygrometer").  Die  Thermometer  waren  Weingeisttb« 
meter,  die  eine  Theilong  in  50°  am  Glase  angel 
trugen;  der  50.  Grad  entsprach  der  grössten  in  Fl 
bekannten  Sonnenhitze  (circa  44°  R.J ;  der  16. 
17.  Grad  war  der  Punkt  grössler,  in  Florenz  beobaci 
Kälte;  nach  Vergleichungen  solcher  |"l829aufgefund 
Thermometer  mit  der  Reaumur'schen  Scala  ergibt 
dass  50°  Flor.  =  44°  R.  j  also1°Flor.=  1°,18  Re 
0°      „     =—15«  „   1  =1°,475C. 

Das  Hygrometer  war  ein  noch  sehr  rudimer 
Instrument,  das  jedenfalls  zu  den  Beobachtungen,  di 
beschäftigen,  nicht  hätte  verwendet  werden  könnet 

Das  Barometer  war  noch  ein  unvollständiges  Gi 
barometer  mit  willkürlicher  Scala,  welches  mehi 
Wiederholung  des  Toricellischen  Versuchs  und  zu  l 
suchungen  über  das  Verbalten  der  Körper  im  luTtl 
Räume,  als  zu  Beobachtungen  des  Luftdrucks  be 
vorigen  Versuchen  dienlich  sein  konnte. 


')  Tentamiiift  experiment.    P.  I,  Cap.  Id.1I. 


—    464    — 

Die  Florentiner  Akademiker  hätten  daher  wohl 
Thermometer-»  aber  keine  Hygrometer-  and  Barometer- 
Beobachtungen  bei  ihren  Versuchen  anstellen  können; 
da  sie  aber,  und  das  ist  gerade ,  was  man  an  dieser  Lei- 
stung am  meisten  aussetzen  kann,  auf  zu  kleine  Ent- 
fernungen beobachteten  und  keine  Reihe  von  Versuchen 
veranstalteten,  so  hätten  solche  Thermometer-Aufzeich- 
nungen wenig  genützt.  Auch  wäre  es  unbillig,  für  eine 
Zeit,  wo  die  wissenschaftliche  Experimental-Physik  eigent- 
lich erst  begann,  eine  Berücksichtigung  von  Faktoren  zu 
verlangen,  deren  Vorhandensein  kaum  geahnt  werden 
konnte.  Es  scheint  uns  daher,  dass  die  Florentiner  Ver- 
suche vollkommen  auf  der  Höhe^  die,  damals  und  in 
dieser  Frage,  erreichbar  war,  stehen. 

10)  An  dieser  Stelle  wären  noch  die  Versuche  zu 
erwähnen,  die  Kircher  (1601  —1680),  ungefähr  1670 
anstellte;  dieselben  sind  in  einem  1672  herausgege- 
benen Werke  *)  dieses  Gelehrten  besprochen.  Bei 
diesen  Versuchen  bediente  sich  Kircher  der  Methode 
des  Echos,  das  heisst,  er  stellte  sich  in  einer  gewisses 
Entfernung  von  einer  Mauer  und  beobachtete  die  Zeit, 
welche  zwischen  dem  Aussprechen  eines  Lautes  (z.  B. 
einer  Sylbe)  und  der  Wahrnehmung  des  Echos  desselben 
verfloss;  da  die  Entfernungen,  welche  er  wählte,  sehr 
klein  waren,  und  dadurch  die  ohnehin  geringe  Schärfe 
seiner  Zeitbestimmungen  (Pendelschwingungen)  voll- 
kommen annulirt  wurde,  haben  diese  Versuche  eigentlich 
keinen  Werth.  Mit  dem  Pendel  scheint  Kircher  nicht 
recht  umzugehen  gewusst  zu  haben;  wenigstens  sagt  er, 
dass  er  sich  zur  Zeitmessung  eines  Pendels,  aber  stets 


')  Pater  Kircher,  Phonurgia  Nova  etc.  Campidonae,  1673,4*. 
Liber  I,  Gap.  I,  Praluaio  3,  §  2. 


—    165    — 

mit  geringem  Erfolge  bedient  habe,  und  er  kommt  zu 
dem  Schlüsse,  dass  es  besser  sei,  auf  den  Gebrauch 
dieses  Instrumentes  zur  Zeitbestimmung  zu  verzichten. 

Aus  den  Ergebnissen  seiner  Untersuchungen  schöpfte 
Kircher  den  Glauben,  dass  die  Fortpflanzungsbewegung 
eine  verzögerte,  und  zu  verschiedenen  Tageszeiten  eine 
verschiedene  sei ;  daher  gibt  er  auch  für  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit keinen  bestimmten  Werth  an.  Im  Ganzen 
stehen  diese  Versuche  nicht  auf  der  wissenschaftlichen 
Höhe  der  Zeit,  zu  welcher  sie  gemacht  wurden. 

44)  Nach  den  Florentiner  Versuchen,  verfloss 
wiederum  eine  ziemlich  lange  Zeit,  bis  solche  Bestim- 
mungen wieder  in  ernster  Weise  aufgenommen  wurden. 
Der  jungen,  1666  gegründeten  Pariser  Akademie  der 
Wissenschaften,  war  es  vorbehalten,  diese  Frage  neuer- 
dings anzuregen.  Die  Versuche,  welche  von  dieser 
^Gesellschaft  am  23.  Juni  4677  veranstaltet  wurden1)  sind 
besonders  durch  den  wissenschaftlichen  Werth  der  Männer, 
von  denen  sie  ausgingen,  und  weil  dieselben  drei  ver- 
schiedenen Nationalitäten  angehörten,  merkwürdig.  In 
der  That,  der  Italiener  Domenico  Cassini  I.  (4625-4743), 
der  dänische  Astronom  Römer  (4644—1740),  der  Entdecker 
der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Lichts,  der  fran- 
zösische Astronom  und  Geodät  Picard  (4620—4682),  der 
Leiter  der  ersten  wissenschaftlichen  Gradmessung,  welche 
die  neue  Bestimmung  der  Schallfortpflanzungsgeschwin- 
digkeit in  der  Luft  vornahmen,  vereinigten  eine  Summe 
von  Specialkenntnissen,  wie  sie  kaum  zu  dieser  Zeit 
hätte  grösser  getroffen  werden  können,  und  bildeten 
eine  wissenschaftliche  Autorität,  die  die  ganze  damalige 


*)  Duhamel,  Regi»  ecientiarum  Academin  historia.  Paris,  1698, 4°. 
Üb.  II,  Sect.  3,  Cap.  2. 


—    166    — 

naturforschende  Welt  anerkannte.  Leider,  und  dieses 
zeigt  welche  kleine  Rolle  unsere  Frage,  die,  später  und 
bis  auf  die  heutige  Zeit,  so  viele  Gelehrte  beschäftigen 
sollte,  damals  noch  spielte,  enthalten  die  Memoiren  der 
Pariser  Akademie  keine  Spur  dieser  Arbeit,  deren  Resultate 
nur  in  der,  vom  Sekretär  der  Akademie,  Duhamel,  4696 
herausgegebenen  Geschichte  derselben  mitgetheilt  werden 
Man  fand,  durch  ein,  demjenigen  der  Florentiner  ähn- 
liches Verfahren,  eine  Geschwindigkeit  von  1097  Par.  F. 
=  356  Meter;  die  Entfernung,  auf  welche  beobachtet  wurde, 
betrug  1280  Toisen  =  2495  Meter. 

12)  Mit  diesen  Versuchen  schliesst  sich,  was  ich  die 
erste  Periode  der  Untersuchungen  über  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit des  Schalles  in  der  Luft  nennen  möchte; 
was  sie  von  der  folgenden  unterscheidet  ist  einerseits, 
dass  bei  allen  die  Entfernungen  auf  welche  verfahren 
wurde,  zu  klein  und  die  Zeitmessung  nicht  genau  genugf 
so  dass  die  Fehlerquellen  bedeutend  waren,  andererseits 
der  Mangel  theoretischer  Untersuchungen  über  den  Pro- 
cess  der  Fortpflanzung  des  Schalles  in  der  Luft;  aa 
Muthmassungen,  an  Vorstellungsweisen  über  diesen  Pro- 
cess  fehlte  es  zwar  nicht;  allein  sie  sind  kaum  der 
Erwähnung  wertb;  darüber  hatte  schon  mehr  als  4600 
Jahre  früher  der  Römer  Vitruv  das  Beste  gesagt1):  »Der 
»Ton  ist  ein  fliegender  Hauch,  der  die  Luft  erschüttert 
»und  sich  dadurch  unserem  Ohre  kund  gibt.  Dabei 
»bewegt  sich  die  Luft  in  zahllosen  concentrischen  Kreisen, 
»gleich  den  Wellen  des  Wassers,  in  welches  ein  Stein 
»geworfen  wird,  die  aus  unzähligen  Kreisen  bestehen,  die 
»immer  grösser  werden,  je  weiter  sie  sich  von  ihrem 
»Mittelpunkte  entfernen,  und  die  so  lange  auswärts 
»schreiten,   bis   sie  von  einer  Begränzung  des  Raumes 

1)  Whewell,  History  ofthe  io  duetive  Sciences.  Bd»II, 
Bach  VIII,  cap.  I. 


—    167    — 

»oder  sonst  einem  Hindernisse  in  ihrer  Bewegung  auf- 
»gehalten  werden.  Ganz  ebenso  schreitet  auch  der 
»Schall  in  Kreisen  durch-  die  Luft  fort.  Allein  im  W 
»geben  diese  Kreise  bloss  in  der  Breite  und  in  hoi 
»taler  Richtung  fort,  während  der  Schall  in  der  Luft 
»nur  in  der  Breite,  sondern  auch  in  der  Tiere  all 
nimmer  weiter  schreitet.« 

Die  folgende  Periode  beginnt  eben  mit  der  t 
mathematischen  Behandlung   unserer  Frage    und 
eins  der  merkwürdigsten  Beispiele  der  Bemühungei 
wissenschaftliche  Theorje  mit  der  experimenteller 
kenntniss  der  Naturerscheinungen  in  Einklang  zu  bri 

11.  Uebersicht  der  Untersuchungen  zur  Bestimi 
der  Schallgeschwindigkeit  In  der  Luft  von  der 
Stellung  der  Newton'schen  Theorie  bis  zurLaplace'« 
Correction. 

A.  Newton's  Theorie. 
13)  Wie  in  mehreren  andern  Gebieten  der  P 
und  der  Mathematik,  bezeichnet  für  unsere  Frag« 
Eingreifen  Newtons  (1643— 1727)  in  die  Wissenschaft 
epochemachenden  Fortschritt.  Während  ihm  aber  in  ai 
Fragen  seine  Vorgänger  und  seine  Zeitgenossen  eii 
deutendes  Material  an  wichtigen  Vorarbeiten  über! 
hatten,  fand  Newton  die  Frage  der  Fortpflanzung 
Bewegung  in  elastischen  Flüssigkeiten  beinahe  unbei 
Seine  Theorie  war  daber  wirklich  neu,  und  wen 
durch  die  Arbeiten  seiner  Nachfolger  überflügelt  w< 
ist,  so  gebührt  ihm  das  Verdienst,  die  ersten  Be 
scharf  festgesetzt  und  dieselben  einer  mathemati; 
Behandlungsweise  unterworfen  zu  haben,  welche 
in  unseren  Tagen,  wenn  auch  in  verändertem  Gew 


-    168    — 

ihre  Geltung  hat.    Diese  Theorie  bildet  die  VIII.  Sectios 
des  2.  Buches  der  4687  herausgegebenen  Principia  phi- 
losophier Naturalis;  das  Buch  war  aber  froher  ver- 
fasst  worden l),  und  es  ist  sicher,  dass  der  Hauptabschnitt 
desselben,  welcher  uns  beschäftigt,  im  Sommer  4685  fertig 
ausgearbeitet  wurde.    Versuchen  wir  die  Hauptsätze  der 
Newton  sehen  Fortpflanzungstheorie  in  aller  Kürze  anzu- 
führen;  dieselben  sind  in  den  folgenden  Propositionen 
enthalten  3). 
4.  Der  Druck  pflanzt  sich  in  Flüssigkeiten  nicht  nach 
geraden  Linien  fort,  ausgenommen  an  den  Stellen,  wo 
die  Flüssigkeitstheilchen  in  gerader  Linie  liegen.  (Satz 
der  Fortpflanzung  des  Drucks  nach  allen  Richtungen.) 

2.  Jede  durch  eine  Flüssigkeit  fortgepflanzte  Bewegung 
weicht  vom  geraden  Weg  ab  und  in  die  noch  un- 
bewegten Theile  derselben. 

3.  Jeder  in  einem  elastischen  Medium  schwingende 
Körper  wird  die  schwingende  Bewegung  nach  allen 
Seiten  in  geraden  Linien  fortpflanzen,  während  der- 
selbe, in  einem  nicht  elastischen  Medium,  eine  kreis- 
förmige (eigentlich  eine  Wirbel-)  Bewegung  erzeugen 
wird. 

4.  Die  Schwingungen  einer  Flüssigkeit  in  communid- 
renden  Röhren  haben,  wenn  man  dabei  von  der 
Reibung  absieht,  eine  Dauer,  welche  derjenigen  der 
Schwingungen  eines  Pendels  gleich  ist,  dessen  Länge 
die  halbe  Länge  der  Flüssigkeitssäule  in  den  Röh- 
ren ist. 


0  David  Brewster,  The  Life  of  Sir  Itaac  Mewton.  London, 
1833,  80.    Chap.  X,  pag.  157. 

*)  Newton,  Philoäophi»  naturalis  principia  matha- 
matica.  2.  Bd.  Cambridge,  1713,  4°.  Lib.  II,  Sect  VBI, 
Proposit.  41—50. 


—    469    — 

5.  Eine  Flüssigkeitswelle  schreitet  am  ihre  eigene  Länge 
in  einer  Zeit  fort,  welche  der  Schwingungszeit  eines 
Pendels  gleich  ist,  dessen  Länge  die  Wellenlänge 
beträgt;  Wellenlänge  nennt  Newton  die  Entfernung 
zweier  auf  einander  folgenden  Wellenbäuche  oder 
Wellenthäler.  Diesen  Satz  gibt  Newton  bloss  als 
eine  Annäherung  an. 

6.  Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  zweier  Wellen 
ist  der  Quadratwurzel  ihrer  Längen  proportional. 
Diese  letzte  Proposition  folgt  unmittelbar  aus  der 
vorhergehenden. 

7.  Wenn  Schwingungen  sich  in  einem  Fluidum  fort- 
pflanzen, die  einzelnen  Flüssigkeitstheilchen,  in 
einer  sehr  kleinen  hin-  und  hergehenden  Bewegung 
begriffen,  werden  stets  nach  dem  Gesetze  eines 
schwingenden  Pendels  beschleunigt  und  verzögert. 

8.  Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  von  Wellen, 
welche  in  einem  elastischen  Medium  fortschreiten, 
verhalten  sich,  unter  der  Voraussetzung,  dass  die 
elastische  Kraft  des  Fiuidums  dem  Drucke  desselben 
proportional  ist,  direkt  wie  die  Quadratwurzel  der 
elastischen  Kraft,  und  umgekehrt  wie  die  Quadrat- 
wurzel der  Dichtigkeit. 

9.  In  dieser  Proposition  wird  die  Aufgabe  der  Bestim- 
mung der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Wellen 
in  einem  elastischen  Medium  von  der  bei  8.  voraus- 
gesetzten Beschaffenheit,  bei  gegebener  elastischer 
Kraft  und  Dichtigkeit  des  Mediums  gelöst. 

Newton  denkt  sich,  dass  das  Fluidum,  in  analoger 
Weise  wie  die  Atmosphäre,  einem  Drucke  ausgesetzt  wird, 
den  er  für  die  elastische  Kraft  nimmt,  und  durch  die  Höhe 
A  einer  Säule  eines  homogenen  Fiuidums  von  der  glei- 

Bern.  Ifittheil.    18p.  Nr.  733. 


—    HO    — 

Dichtigkeit  wie  das  Medium,  ausdrückt;  dur»;h  eine 
wahrhaft  scharfsinniger  Betrachtungen  zeigt  er,  das* 
man,  mit  dieser  Höhe  A  als  Radius,  einen  Kreh 
reibt,  ein  Punkt,  der  sich  auf  die  Peripherie  dcs- 
i  mit  der  gesuchten  Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
förmig  bewegen  würde,  diese  Peripherie  in  eben 
,eit  zurücklegen,  während  welcher  ein  Pendel  \ea 
änge  A  eine  Doppelschwingung  ausführen  würde, 
[an  denke  sich,  zum  Beispiel,  atmosphärische  Luft, 
dem  Barometer-Druck  B;  es  sei  t  das  speci6sctie 
■ht  des  Quecksilbers,  und  5  dasjenige  der  Luft;  die 
iule  vom  specilischen  Gewichte  «J,  deren  Druck  dem 
>elerdruck  B  gleich  wäre,  hat  eine  Höhe  A,  welche 
die  Gleichung 

A  .  S  =  B .  i  oder  A  =  B .  -J- 
unit  wird. 

lie  Peripherie  des  Kreises  vom  Radius  A  ist :  P  =  iil 
'ie  Dauer  T  einer  Doppelschwingung  des  PenJeL, 
ler  Länge  A  ist:    T  =  2* \~ 

ier  Punkt,  der  den  Weg  P  in  der  Zeit  T  gleicb- 
j  zurücklegt,  hat  daher  die  Geschwindigkeit: 


*        T 


fei/* 

'    e 


liese  Geschwindigkeit  ist  aber,  nach  Newtons  Beweis, 
die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  von  Wellen  u 
uft.  Setzt  man  in  obige  Formel  den  vorhin  gefun- 
i  Werth  von  A  ein,  so  ergibt  sich: 


-V* 


Ist  aber  M  die  Masse  eines  Volumens  \V  von  Lu 
s  pect  tischen  Gewichte  6,  so  hat  man:  ¥y— rü-  — 

—  ist  also  die  Dichtigkeit  dieser  Luft,   und   die 

pflanzungsgeschwindtgkeit  ist  daher  gleich  der  Qi 
wurzel  des  Quotienten  der  elastischen  Kraft,  dur 
Dichtigkeit  des  fortpflanzenden  Mediums. 

Der  Ausdruck  V  =  V^XTg  =  yi . ~ . g  gibt  I 
zu  der  Bemerkung  Veranlassung,  dass  die  Fortpflan 
geschwind igkeit  der  Weltenbewegung  in  einem  elas 
Medium,  derjenigen  gleich  ist,  welche  ein  von  de 

A 
-3-  frei  fallender  Körper  erlangen  würde. 

40.  Diese  Proposition  gibt  das  Mittel  an,  die  V 
länge  zu  berechnen;  sie  ist  nichts  anders 
Aufstellung  der  Formel  l  =  V.T,  wobei 
Wellenlänge,  V  die  Fortpflan  zu  ngsgeschwini 
und  T  die  Schwingungsdauer  der  schwinj 
Theilchen  bezeichnet. 

Das  Interessanteste  aber  in  dieser  Proposit 
ein  Zusatz,  welcher  wörtlich  in  folgender  Weise  b 
»Diese  ganz  neuen  Sätze  betreffen  auch  die  Bet 
des  Lichtes  und  des  Schalles.  In  der  That,  da  da 
eine  geradlinige  Fortpflanzung  hat,  so  kann  es  (nach' 
in  einer  blossen  Wirkung  (d.  h.  etwa  Druck  oder  Bew 
nicht  bestehen.  Die  Tone  aber,  da  sie  durch  schwii 
Körper  erzeugt  werden,  sind  nichts  anders  als  fortgej 
Wellen  der  Luft.«—  Dann  geht  Newton  zu  der  B 
nung  der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  in  der  Lui 
der  vorher  angegebenen  Formel  über;  er  nimmt: 


—    472    — 

B  =  30  Engl.  Zoll.    |- „J». 

woraus  A  =  B.-|-  =  30.44890  =  356700    Engl.  ZoB. 

A  =  29725  Engl.  F.  Die  Peripherie  2*A  =  485768  Engl.  F.; 
ferner  ist  die  Schwingungsdauer  T  eines  Pendels  toi 
29725  Engl.  Fuss,  T  =  190,75  Zeitsecunden,  und  folgUcfc 

V  =  ^^  =  979  Engl.  F.  =  948,58  Par.  F.  =  298,09  Met 

44)  Neben  den  grossartigen  Leistungen  Newtons  auf 
dem  Gebiete  der  physischen  Astronomie  und  der  rebei 
Mathematik,  so  wie  neben  seinen  merkwürdigen  optisch« 
Entdeckungen  und  Untersuchungen,  musste  ganz  natür- 
lich seine  Theorie  der  Wellenbewegung,  und  deren  An- 
wendung auf  die  Bestimmung  der  Schallfortpflanzongs- 
geschwindigkeit  in  der  Luft,  ziemlich  unbemerkt  bleiben, 
um  so  mehr,  als  diese  letztere  Grösse,  beim  damalige! 
Stand  der  Physik,  eigentlich  ohne  grosse  Wichtigkeit  war, 
und  in  der  That  verfloss  ein  halbes  Jahrhundert,  bis  diese 
Theorie  Gegenstand  weitererund  eingehenderer Discussio- 
nen  wurde.  Dieses  indessen  soll  uns  nicht  bindern,  des 
Reichthum  an  Folgerungen  zu  bewundern,  den  die» 
wenigen,  oben  angeführten  Sätze  enthalten.  Freilich  ge- 
hört eine  ziemlich  ausdauernde  Arbeit  dazu,  aus  der 
eigentümlichen,  vorzüglich  geometrischen  Art  der 
Newton  sehen  Beweisführung,  welche  ausserdem  von  Wh 
gemeiner  Kürze  ist,  den  wahren  und  ganzen  Inhalt  her 
auszußnden;  wenn  man  aber  sich  die  Mühe  gibt,  des- 
selben in  die  Sprache  der  modernen  Analysis  zu  über- 
setzen, so  wird  man  finden,  dass  diese  Sätze  wirkhell 
den  Keim  zu  einer  grossen  Anzahl  der  Entwicklungen  un- 
serer heutigen  Wellenlehre  enthalten;  besonders  inter- 
essant ist  die  geniale  Zurückfuhrung  aller  Untersuchungen 


—    173     — 

auf  Pendelbewegungen.    Freilich  kann  man  sagen ,  dass 
in  Beziehung  auf  Pendellehre  Newton   in  den  Arbeiten 
Huyghens  ein  schon  ausgezeichnet  bearbeitetes  Material 
vorfand;  ja  man  kann  sogar  Huyghens  in  Beziehung  auf 
Wellenlehre  vielleicht  die  Priorität  zu  geben  geneigt  sein. 
In  der  That  hatte  dieser  grosse  Mann  4678  der  Pariser 
Akademie  seine  Lichtlehre  vorgelegt,   die  jedoch  erst 
4690  herausgegeben  wurde;  indessen,  abgesehen  davon, 
dass  um  diese  Zeit,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach,  Newton 
seine  »Principia«  schon  zum  grössten  Theil  ausgearbeitet 
hatte,  muss  man  sagen,  dass  Huyghens  von  der  Wellen- 
lehre gerade  den  Theil  ausgebildet,   den  Newton  nicht 
berührte  und  umgekehrt;   Huyghens  hat  sich  besonders 
mit  der  Wellenfläche  beschäftigt,  während  Newton  die 
schwingende   Bewegung   der  Theilchen    und   die   Fort- 
pflanzung derselben  untersuchte ;  Huyghens  war  der  voll- 
kommen selbstständige  Erfinder  der  Undulationstheorie 
des  Lichts,  Newton  wurde  in  ebenso  selbstständiger  Weise 
der  Schöpfer  der   ersten  Theorie   der   Portpflanzungs- 
geschwindigkeit der  Wellenbewegung.   Nach  diesen  Be- 
merkungen,  welche  uns  über  die  engen  Grenzen,   die 
sich  gegenwärtige  Arbeit  gesteckt  hat,  hinausgeführt  ha- 
ben, kehren  wir  zu  dem  von  Newton  als  Ergebniss  theo- 
retischer Betrachtungen  gefundenen  Resultat  zurück. 

45)  Diese  Zahl  von  298m  war  bedeutend  kleiner  als 
diejenige  Mersenne's  (444m),  der  französischen  Akade- 
miker (356ro)  und  der  Florentiner  (385m),  welche  wahr- 
scheinlich alle  Newton  bekannt  waren;  der  Unterschied 
zwischen  dem  Resultat  der  Theorie  und  denjenigen  der 
Versuche  war  zu  gross,  um  blossen  Beobachtungsfehlern 
in  den  letztern  zugeschrieben  werden  zu  können,  be- 
sonders da  die  Pariser  und  Florentiner  Zahlen  ziemlich 
sorgfaltig  ermittelt  worden  waren;    andererseits  Hessen 


&r 


Tai 


—    474 


tv  ,-  •  '. 


tf» 


•    V 

-  J. 


1-f 


&. 


rj. 


'/ 


?y- 


sich  die  Grundsätze  der  Theorie  nicht  bestreiten,  und 
der  aus  ihnen  durch  eine  Reihe  logischer  Betrachtungen 
gezogene  Schluss  konnte  nicht  aufgegeben  werden.  Dies« 
Zwiespalt  zwischen  Theorie  und  Experiment  beschäftigte 
von  Anfang  an  Newton,  und  er  kam  auf  den  vollkomm« 
richtigen  Gedanken,  dass,  bei  der  Aufstellung  der  Theorie, 
einige  Faktoren  nicht  berücksichtigt  worden  waren;  er 
versuchte  nun  dieselben  aufzufinden,  und  glaubte  io  fol- 
gender Weise  verfahren  zu  können.  Er  stellte  sick 
nämlich  die  Luft  vor,  als  zum  Theil  aus  festen  Partikel- 
chen bestehend,  welche  in  gleichen  Zwischenräumen  Re- 
gen und  ungefähr  die  Dichtigkeit  des  Wassers  haben: 
nun,  sagte  er,  pflanze  sich  durch  ein  solches  festes  Thefl- 
chen  der  Schall  augenblicklich  fort,  und  folglich  müsse 
die  gefundene  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  von  979* 
nur  für  die  mit  der  eigentlichen  elastischen  Flüssigkeit 
ausgefüllten  Zwischenräume  zwischen  diesen  festen  Theü- 
clien   gelten;    das  Dichtigkeitsverhältniss   der   Luft  zmn 

Wasser  sei  ungefähr^-;   drücke  man  also  Luft,  unter 

dem  gewöhnlichen  atmosphärischen  Druck,  auf  ein  870  Mal 
kleineres  Volumen  zusammen,  so  würde  sie  die  Dichtig- 
keit des  Wassers  erhalten,  und  folglich  müssten  die 
Zwischenräume  auf  0  reducirt  werden;  bei  einer  Volomen- 

Verminderung  auf  ^=-,  werden  aber  die  linearen  Dirnen- 

i  1 


sionen  auf 


J/870 


also  auf  beinahe  7^  reducirt  werden: 

10 


die  Zwischenräume  zwischen  den  Mittelpunkten  der  festen 
Theilchen  müssen  daher  10  Mal  ihrem  Durchmesser  gleich 
sein,  und  also  sei  der  leere  Zwischenraum  zwischen  zwei 
Theilchen  gleich  9  solchen  Durchmessern;  oder  auf  ein* 


k 


Länge  L,  sei  -jj-L  durch  die  festen  Theilchen  eing 
men,  und  pflanze  sich  durch  dreses-^-L  der  Schall  ; 

blicklic.ii  fort;  die  Lange,  welche    der  Schall  in 
Secunde  zurücklege,  sei  demnach: 

9W  +  Üj^I  ^  979  +  *08,8  —  circa  1088'  =  331,t 

Mit  Hülfe  dieser  Korrektion  hatte  Newton  seit 
derjenigen  der  französischen  Akademiker  um  ein  I 
tendes  naher  gebracht,  und  sich  zufällig  der  in  n 
Zeit  ermittelten  merkwürdig  genähert.  Hingegei 
man  wohl  zugeben,  dass  diese  Erklärung,  soweit  n 
überhaupt  auffassen  kann,  werthlos  und  zum  Thei 
im  Widerspruche  mit  dem  Begriffe  selbst  der  V 
fortpflanzung  stand. 

Eine  zweite  Korrektion  suchte  Newton  dun 
rücksichtigung  der  in  der  Luft  vorhandenen  Dämf 
zubringen-  »Diese  Dampfe,  sagte  er,  da  sie  eil 
»dere  Elasticilät  besitzen,  nehmen  an  derBewegu 
»wirklichen  Luft,  durch  welche  der  Schall  fortge 
»wird,  keinen  oder  fast  keinen  Antheil;  da  sie  i 
»Ruhe  sind,  so  wird  die  Bewegung  durch  die  wi 
»Luft  allein,  schneller  fortgepflanzt  werden,  un< 
»im  Verhältnis»  zur  Quadratwurzel  der  geringen 
»Sind  auf  11  Theilc.  10  Theile  Luft  und  1  Theil  : 
»so  wird  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  V  mi 

i/TT 

»Faktor  y  j~  noch  zu  multipticiren  sein.« 

i/I 

In  der  That,  bei  reiner  Luft  ist  V;=F  M^  aber, 


gemachten  Voraussetzung,  ist  die  Hasse  der  wir! 
Luft  nur  jr  M  ;  also  muss  man  haben : 


TV 


—    476    — 


I  W 


▼i 


oder,  weil  \j^  beinahe  §*  ist ; 

Vl«=^V=2j.1088EDgl.F.  =  1U2EDglF.=348Met 

Wenn  auch  diese  Korrektion ,  ihrem  Wesen  nach, 
berechtigter  als  die  vorige  war ,  so  muss  man  gestehen, 
dass  ihre  numerische  Grösse  rein  durch  das  Bedürfnis 
der  Uebereinstimmung  zwischen  Theorie  and  Versuch 
bedingt  wurde. 

B.  Uebersicht  der  Versuche  seit  Newton's  Zeit 
bis  zur  2.  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts. 

16)  In  den  ersten  Jahren  nach  der  Veröffentlichung 
der  Newton'schen  Theorie,  d.  h.  bis  zum  Schlosse  des 
XVII.  Jahrhunderts,  finden  wir  nur  eine  namhafte  oete 
experimentelle  Bestimmung  der  Schallfortpflanzungi- 
geschwindigkeit  in  der  Luft ;  freilich  werden  Boyle 
(1627—4691)  und  Roberts,  von  Muncke1)  als  Veranstalter 
von  Versuchen  angegeben ;  Boyle  s  Bestimmung  soll  468S1) 
veröffentlicht  worden  sein ;  ich  konnte  mir  das  betreffende 
Werk  nicht  verschaffen,  glaube  aber,  aus  einer  Citation 
in  der  spätem  englischen  Abhandlung  von  Walker  schliessen 
zu  dürfen ,  dass  Boyle  am  betreffenden  Orte  bloss  sagt: 
er  habe  mehr  als  einmal  sorgfältig  beobachtet,  dass  der 
Schall  in  einer  Secunde  mehr  als  1200  Engl.  F.  =360 Meter 
zurücklege.  Eine  ausführliche  Hittheilung  des  Beobach- 
tungs-Verfahrens scheint  kaum  stattgefunden  zu  haben. 


*)  Gehler's  Physik.  Wörterbuch.    Bd.  VIII)  Seite  390. 
*)  Boyle,  Essay  on  languid  Motion.  1685. 


—    177    — 

Was  den  Englander  Roberts  anbelangt,  so  befind 
in  der  von  Muncke  citirten  Arbeit  *)  vom  Jährt 
bloss  die  beiläufige  Angabe,  dass  man  annimn 
Schall  lege  in  einer  Secunde  1300  Engl.  F.  =39( 
zurück.  Die  vorbin  erwähnte  Versuchsreihe  wu 
Jahre  1698  von  einem  Engländer  Walker  anges 
sie  hat,  auch  für  ihre  Zeit,  kernen  wirklichen 
verdient  aber,  weil  zum  ersten  Male  bei  derselb 
Einfluss  des  Windes  bemerkt  wurde,  und  desBeobaci 
Verfahrens  wegen,  angeführt  zu  werden.  Dieses  I 
war,  in  zweckmässigem  Weise,  dasjenige,  welches  I 
schon  angewendet  hatte:  mit  einem  sorgfältig  ausg 
ten  Pendel,  das  die  halbe  Secunde  gab,  stellte  sich' 
vor  einer  Wand  auf,  und  schlug  zwei  Holzbrettcheo 
einander,  wobei  er  die  Zeit  bis  zur  Ankunft  des 
bestimmte  ;  er  verrückte  seinen  Standpunkt  meisl 
lange,  bis  diese  Zeit  eine  genaue  Anzahl  von  See 
oder  eine  gerade  Anzahl  von  Pendelschwingungen  I 
war  dann  die  Entfernung  d  seines  Standortes  1 
Wand  gemessen,  und  2n  die  Anzahl  der  Pendels 
gungen,  so  ergab  sich  die  Fortpflanzungsgeschwind 
y  =  2d 
n 
Walker  führte  11  verschiedene  Versuchsreihe 
bei  welchen  die  Windesrichtungen  beobachtet  « 
und  die  ihm  folgende  sehr  verschiedene  Werlhe 
ergaben : 


•)  PhiloBOphic&l  TranB&ctioos  for  1691.  So.  309. 
niog  tlie  Dietance  of  the  liied  Stara,  by  Tr.  Roberts,  Esq. 

i)  Philosophie»!  Transactinns.  Ho.  247,  Decemb 
Some  Experiment«  and  Observation  concerniug  Sonnt 
Walker. 

Bern.  Hittheil.    1870.  Nr.  7» 


m  - 


htar. 

Ca||  fmm. 

M*t*. 

393 

9)  4278  . 

.  389 

420 

10)  4290  . 

.  392 

393 

41)  4200  . 

.  366 

361 

Eogl.  Fom,        M«tor.  Engl   Fun. 

1)  1256  .  .  382        5)  1292  . 

2)  1507  .  .  461        6)  1378  . 

3)  1526  .  .  465        7)  1292  . 

4)  1150  .  .  350        8)  1185  . 
Nimmt  man,  bei  Auslassung  der  Zahlen  2),  3)  und  6) 

den  Durchschnitt  dieser  Bestimmu  ngen,   so    ergibt  sie, 
eine  mittlere  Zahl 

V  =  378  Meter. 

Am  Schlüsse  seiner  Abhandlung  sagt  Walker,  diss 
er  die  Fortpflanzungsbewegung  für  schneller  am  Anfang 
derselben  als  später  zu  halten  geneigt  sei,  »wie  es, 
»meint  er,  bei  einer  heftigen  Bewegung  der  Fall  sei«;  aas 
diesem  letzten  Satze  geht  hervor,  dass  Walker  über  die 
Art  dieser  Bewegung  gar  keine  klare  Vorstellung  haue, 
und  die  Newton'sche  Theorie,  die  er  mit  keinem  Worte 
berührte,  nicht  annahm;  über  den  Einfluss  des  Windes, 
spricht  er  sich  dahin  aus,  dass  durch  den  Wind,  wem 
er  entgegengesetzt  gerichtet,  die  Fortpflanzungsbeweguog 
etwas  verzögert  zu  sein  scheine. 

17)  Die  ersten  Beobachtungen  am  Anfange  des 
18.  Jahrhunderts  ,  verdankt  man  den  englischen  Astro- 
nomen Flamstead  (1646—1719)  und  Halley  (1656—1724), 
über  ihre  Versuche  enthalten  die  Philosophical  Trans- 
actions  eben  nur  eine  Notiz  des  bald  zu  erwähnenden 
Derham's;  dieselben  fallen,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach, 
in  das  Jahr  1703,  und  ergaben,  durch  die  Methode  des 
Abfeuerns  von  Geschützen,  und  bei  Anwendung  e*ner 
Entfernung  von  4700  Meter,  welche  der  Schall  in  1ä",5 
zurücklegte,  eine  Geschwindigkeit  von  1142  Engl.  F. 
=  348  Meter.  Beobachtungsort  war  die  Greenwichfr 
Sternwarte,  die  damals  unter  der  Leitung  Flamstead'* 
stand. 


_    |7fl    _ 

18)  Alle  Versuche,  welche  wir  bis  jetzt  betrachte 
waren  mehr  oder  weniger  unvollständig;  wir  kom 
jetzt  zu  der  ersten  allseitigen  Untersuchung  über 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Schalles  in  der  1 
welche  von  einem  englischen  Geistlichen,  Derl 
(4657—4735)  in  Üpminster,  Grafschaft  Essex,  in  den  Jal 
1704 — 1706  angestellt  wurde.  Die  Ergebnisse  dieser 
obachtungen  sind  in  einer  Abhandlung  niedergelegt, 
ren  Inhalt,  in  seinen  wichtigsten  Zügen,  folgender  h 

Derhara  beginnt  mit  einer  Zusammenstellung 
bisher  für  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  ermittt 
Zahlen,  betont  die  bedeutenden  Abweichungen  derse 
von  einander,  und  findet  die  Ursache  dieser  Verschie« 
beit  in  den  mangelhaften  Beobachtungen,  bei  weh 
er  drei  Hauptfehlerquellen  nachweist:  1.  Eine  ungei 
Zeitmessung,  besonders  durch  den  Gebrauch  etnfiu 
Pendeln  veranlasst;  t.  die  zu  geringen  Entfernungen, 
welche  beobachtet  wurde;  3.  die  Nichtberücksichtig 
des  Einflusses  des  Windes.  Diese  Fehlerquellen,  weh 
er  noch  die  zu  geringe  Anzahl  der  Beobachtungen  I 
hinzufügen  können,  zu  beseitigen,  machte  Derham  s 
Versuche,  wobei  er  die  Methode  des  Abfeuerns  von 
schützen  anwendete,  auf  Entfernungen  von  1 — 13  He 
(4,6  bis  21  Kilom.),  bediente  sich  zur  Zeitmessung  e 
ausgezeichneten  portativen  Pendeluhr,  welche  die  h 
Sekunde  schlug,  und  berücksichtigte  jedesmal  die  Win 
richtung;  überdies»  beobachtete  er  auch  den  Baromc 
stand.  Bevor  er  an  die  Arbeit  ging,  entwarf  er  ein 
gramm,  das  in  den  folgenden  Fragen  bestand : 


<)Philoaophical  Traniaction«.   1706.    Hr.  313.    Ei 
ata  et  Observation?»  da  eoni  motu,  factae  a  Rererendo.  W. 

n,  EcclfiBi«  UpminsterienBis  rectore. 


*,•-* 


—    480    — 

1 .  Welchen  Weg  legt  der  Schall  in  einer  Sekunde  oder 
in  jeder  andern  Zeit  zurück? 

2.  Erreicht  der  Schall  den  Beobachter  in  derselben 
Zeit,  wenn  die  Hündung  des  Geschützes  gegen  den- 
selben gerichtet  ist,  als  wenn  sie  die  entgegengesetzt* 
Richtung  hat? 

3.  Legt  der  Schall  in  derselben  Zeit  denselben  Raum» 
welcher  auch  der  Stand  der  Atmosphäre  und  des 
Barometers  sei,  zurück? 

4.  Pflanzt  sich  der  Schall  mit  gleicher  Geschwindigkeit 
am  Tage  und  während  der  Nacht  fort? 

5.  Haben  die  Winde  auf  die  Schallfortpflanzung  Ero- 
fluss,  und  wie? 

6.  Hat  der  Schall  eine  andere  Bewegung  im  Sommer 
und  im  Winter,  bei  einem  schneedrohenden  und  bei 
trockenem,  klarem  Himmel? 

7.  Haben  schwache  und  starke  Töne  die  gleiche  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit? 

%  Erreicht  der  Schall  das  Ohr  des  Beobachters  stets 
in  der  gleichen  Zeit,  wenn  die  Elevation  des  Ge- 
schützes 0°,  10°,  20°,  90°  beträgt? 

9.  Hat  der  Schall,  welcher  auch  sein  Ursprung  sein 
mag,  die  gleiche  Fortpflanzungsbewegung? 

10.  Aendert  die  verschiedene  Explosionskraft  des  Schiess- 
pulvers die  Fortpflanzungsbewegung  des  Schalles? 

11.  Ist  die  Fortpflanzungsbewegung  des  Schalles  die- 
selbe in  den  höheren  Theilen  der  Atmosphäre  als  io 
den  tieferen? 

12.  Bewegt  sich  der  Schall  in  gleicher  Weise  von  oben 
nach  unten,  als  von  unten  nach  oben? 

13.  Ist  die  Fortpflanzungsbewegung  eine  gleichförmige? 

14.  Ist  die  Fortpflanzungsbewegung  die  gleiche  in  allen 


—    484     - 

Gegenden,  in  England  und  in  Frankreich,  in  Italien 

und  in  Deutschland  etc.  ? 
45.  Pflanzt  sich  der  Schall  in  gerader  Linie  fort,  oder 

schmiegt  er  sich  an  die  Bodenfläche  an? 
Dieses  Programm  ist  reichhaltig;  Derham  suchte  das- 
selbe, soweit  es  ihm  seine  Hülfsmittel  erlaubten,  zu  er- 
füllen;   und  wir  dürfen  sagen,  dass  es  ihm  in  befriedi- 
gendem Maasse  gelang. 

Zur  Prüfung  der  Frage  über  die  Natur  der  Fort- 
pflanzungsbewegung, nahm  er  an,  sie  sei  gleichförmig, 
und  aus  einer  Reihe  von  Versuchen,  welche  am  43.  Fe- 
bruar 4704,  von  6  Uhr  Abends  bis  Mitternacht,  alle  Halb- 
stunden stattfanden,  ermittelte  er,  dass  der  Schall,  zur 
Zurücklegung  einer  Entfernung  von  20,116  Kil.,  445  bis 
447  halbe  Sekunden  brauchte;  eine  kleine  Unsicherheit 
in  der  Zeitmessung  verursachte  der  Umstand,  dass  man 
den  Schall  jedesmal  zweifach  hörte,  was  Derham  der 
Reflexion  desselben  an  Wänden,  die  den  Aufstellungsplatz 
der  Geschütze  umgaben,  zuschrieb.  Bei  den  Versuchen 
herrschte,  in  einer  der  Fortpflanzung  entgegengesetzten 
Richtung,  ein  schwacher  Wind.  Aus  diesen  Beobachtun- 
gen bestimmte  Derham  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
des  Schalles  zu  4442  Engl.  F.  =  348  Meter. 

Dann,  an  44  Stationen,  deren  Entfernungen  von 
4  bis  42  Meilen  von  seinem  Beobachtungsstand  in  Up- 
minster  mit  grösster  Sorgfalt  trigonometrisch  bestimmt 
worden  waren,  liess  er  Geschütze  abfeuern,  und  bestimmte 
jedesmal  die  Zeiten  zwischen  der  Explosion  und  der 
Schall  Wahrnehmung:  diese  Zeiten  in  Sekunden  mit  der 
vorher  bestimmten  Zahl  von  1142  Engl.  F.  multiplizirend, 
erhielt  er  die  Entfernungen,  welche  mit  den  trigonome- 
trisch bestimmten  verglichen  wurden.  Diese  Beobach- 
tungen sind  in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt, 
die  erste,  welche  bei  solchen  Untersuchungen  vorkommt : 


/  . 


-    182    — 


Locus  quo  displosio 
facta  fuit. 


FteJiti 

ribntioiim 

Rniem. 


Distantia  Locorum 


Trigoioaetim 


P#r 


Ventonua 
Tenderäa. 


Hornchurch  Ecclesia 
Okendon  Bor.  Ecclesia 

Mola  UprainsterienaitJ 

Warley  parva  Eccles. 
Rainbam  Eccles. 
Mola  Alveleientis 
Dagenham  Eccles. 
Weal  Austrin  Eccles. 
Tbomdon  Orient  Eccles 
Barkink  Eccles. 
Tonnen  ta  Blackheath 


Militari« 

Militär  im. 

9 

0,9875 

18,5 

2,004 

2,0 

N22,5 
)23 

1    M 

(  2,48 

27,5 

3 

2,97 

33,25 

3,58 

3,59 

33 

3,58 

3,57 

35 

3,85 

3,78 

45 

4,59 

4,86 

46,5 

5,09 

5,03 

70,5 

7,7 

7,62 

116 

12,5 

lhgLltü« 
=5281  bgLP. 

12,55 

tranarerso 

traaavexso 

favente 

oire.  trans*. 

forte  faveate 

transrerso 

transversa 

farenta 

transTerso 

paulö  &t. 

favente 

transrerso 


Wie  aus  der  Tabelle  ersichtlich  ist,  stimmte  das  Er- 
gebniss  der  akustischen  mit  den  Angaben  der  trigono- 
metrischen Bestimmung  der  Entfernungen  in  befriedigen- 
der Weise  überein,  wodurch  die  Voraussetzung  Derham» 
bestätigt  wurde. 

Durch  zahlreiche  andere  Versuche  wies  Derham 
nach,  dass  diese  Fortpflanzungsgeschwindigkeit,  unter 
allen  Umständen,  bei  Anwendung  verschiedener  Geschütz- 
arten, bei  verschiedenen  Lagen  und  Richtungen  der  Ge- 
schütze, bei  verschiedenen  Barometerständen,  zu  ver- 
schiedenen Tages- und  Jahreszeilen,  den  gleichen  Werth 
behalte.  Der  Zustand  der  Atmosphäre  (Nebel  etc.) 
schien  ihm  bloss  auf  die  Intensität  des  Schalles  Einfioss 
zu  haben ;  seine  Beobachtungen  aber  zeigten  ihm  einen 
Einfluss  des  Windes,  den  er  in  einer  grösseren,  sich  auf 
drei  Jahre  erstreikenden,  und  zu  15  verschiedenen  Malet 
angestellten  Versuchsreihe  weiter  untersuchte. 


—     183    — 

Er  stellte  diese  Beobachtungen,  welche  auf  ein 

feroung  von  20  Kilom.  116  gemacht  wurden,  in  folg 

wirklich  praktisch  eingerichteter  Tabelle,  zusammf 

Tahslla  ionornm  Bombardarom  in  agro  Blackhe&th ,  pro  T« 

Tirlunque  qoibu  agitantur,  mietet«. 


Febr.    13.  J 

med.  noct. 

<122 

N.E.b.E.  1 

,       11- 

11'.  .mane 

119 

B.  2 

1705 

i  Mar.     30. 

10  mane 

113 

S-W.  7 

Apr.      2. 

B'/i  p.  M. 

114,5 

S.b.W.  1 

1     „         3 

10  mane 

116,5 

8.4.    j 

»          5. 

1  p.  H. 

111 

S.W.b.W.  7 

13- 

8'/j  mane 

120 

H.  b. E.  2 

„       24. 

5  p.  M. 

116 

S.W.b.W.  0 

i  Sept.    11.  J 

6'/,  p.  M. 

115 

W.  2 

7  p.  M. 

115,5 

W.b.H.  2 

29. 

10 '.'j  mane 

112 

S.  S.  W.  6 

Octob.   6. 

10  mane 

117 

E.S.E.let2 

Kov.     30. 

meridie 

1» 

S.  S.  W.  4 

Febr.    15- 

11  mane 

116 

S.b.W.  1 

1706 

Hov.     29. ' 

11 '/i  mane 

116 

S.W.  0 

meridie 

118 

S.W.b.5. 1 

Febr.     7. 

meridie 

113 

S.W.  b.W.  4 

Inferior  S. 
Super.  W.b.: 
.  W.  b.  W 


W.b.  W.  J 
S.  S.  W. 


S.  8.  W. 

s.  w. 


')  Diese  beiden  Namen  sind  die  englischen  Benennungen 
Arten  von  grosseren  Geachiltzen ,  mit  welchen  an  diesem  T 
Vers  ach  gemacht  wurde. 


—    184    — 

Bei  direkt  entgegengesetztem,  schwachem  Winde 
wurde  die  angegebene  Entfernung  in  120—122  halben  Se- 
kunden zurückgelegt,  bei  günstigem,  mehr  oder  weniger 
heftigem  Winde,  fiel  die  Zeit  der  Fortpflanzung  auf  111, 
113,  116  halbe  Sekunden  herab;  aus  diesen  Beobachtun- 
gen zog  Derharo  den  Schluss,  dass  der  Wind,  im  Ver- 
hält niss  seiner  Stärke,  wenn  er  die  Fortpflanzungsrichtung 
oder  die  entgegengesetzte  hat,  eine  schnellere  oder  eine 
langsamere  Bewegung  des  Schalles  bedingt,  so  dass  die 
Geschwindigkeit  derselben,  welche  für  mittlere  Zustände 
348  Meter  beträgt,  bei  günstigem  Winde  368  Meter  über- 
schreiten, und  bei  ungünstigem  Winde  unter  341  Meter 
heruntergehen  kann. 

Ueber  die  Frage  der  Schallfortpflanzungsgeschwin- 
digkeit in  gerader  Linie  von  einem  Ort  zum  andern,  und 
von  oben  nach  unten  und  umgekehrt,  wagt  es  Derhan 
nicht,  aus  seinen  Versuchen  einen  Schluss  zu  ziehen,  weil 
die  Verhältnisse  des  Bodens,  auf  welchem  er  arbeitete,  ihm 
grössere  Niveaudifferenzen  und  Unebenheiten  nicht  dar- 
boten. »Es  wäre  zu  wünschen,  sagt  er,  dass  bezügliche 
Versuche  in  den  Alpen  ausgeführt  werden  konnten,«  ein 
Wunsch,  der  140  Jahre  später,  wie  wir  sehen  werden, 
in  Erfüllung  ging.  Auffallend  mag  im  ersten  Augenblicke 
scheinen,  dass  in  der  ganzen  Arbeit  Derhams,  welcher 
doch,  wie  Newton,  Mitglied  der  königlichen  Gesellschaft 
war,  nicht  die  geringste  Bezugnahme  auf  dieses  letzteres 
Arbeiten  gefunden  wird :  die  ^ewtonsche  Zahl  führt  zwar 
Derham  mit  der  Quellenangabe  an,  aber  ohne  nur  an- 
zugeben, dass  sie  das  Resultat  rein  theoretischer  Unter- 
suchungen war. 

Allein,  einerseits,  wenn  auch  die  Geometer,  die  Astro- 
nomen und  die  Physiker  viel  über  Newton's  Naturphilo- 
sophie stritten ,  so  waren  bis  in  die  zwanziger  Jahre  des 


—    485    — 

18.  Jahrhunderts  seine  Ansichten  weit  entfernt  sich 
gemein  Eingang  verschafft  zu  haben,  und,  andererseits, 
Derham  eio  Mann,  der,  wie  auch  zu  unserer  Zeit  mehr 
Landgeistliche,  ohne  sich  mit  theoretischen  Spekulatio 
viel  abzugeben,  gerne  Thatsachen  sammelte ;  galt  ja  st 
Hauptthatigkeit  in  der  Physik  meteorologischen  Beoba 
lungeo.  Seine  Versuche  waren  gewissenhaft  und  t 
um  so  zuverlässiger,  als  er  nicht  in  die  Versuchung  k 
dieselben  mit  den  Ergebnissen  der  Theorie  übereinsl 
men  lassen  zu  wollen. 

19)  Zwanzig  Jahre  vergingen,  bis  die  Schallfi 
pfianzungsgeschwindigkeit  in  der  Luft  von  neuem  ex 
rimentell  bestimmt  wurde:  diese  neuen  Versuche  wurt 
mit  Unterstützung  der  französischen  Regierung,  von 
Hitgliedern  der  Akademie,  Cassini  de  Thury  (1714 — 17 
Enkel  des  vorher  erwähnten  Domenico  Cassini,  Mar 
(1709-1788)  und  La-Caille  (1713—1762),  im  Frühj 
1738  ausgeführt;  ihre  Veranlassung  war  nicht  etwa 
Newton'sche  Theorie  und  die  die  Differenz  zwischen 
theoretisch  gefundenen  Zahl  und  den  bisher  ermitte 
Erfahrungsresul taten  (Cassini  führt  Newton'»  Arbeit 
einer  Weise  an,  welche  zeigt,  dass  er  seine  The« 
gänzlich  ignoriren  wollte),  sondern  hauptsächlich 
Nichtübereinstimmung  zwischen  den  Zahlen,  welche 
Florentiner  (385  Meter),  die  ersten  französischen  Aka 
miker  (356  Meter)  und  Derham  (348  Meter)  gefuit 
hatten. 

Die  Hauptzüge  des  Beobachtungsverfahrens ')  ; 
dieselben  wie  früher,  nur  wurden  grössere  Entfernun; 
gewählt,  die  Zeiten  mit  Hülfe  von  sorgfältig  ausgefüht 


<)  Möiuoircs  de  l'ELcadämi 

G    ciKB    E 

,ciflnc< 

is  de  Paris. 

Pag.  128  q.  ff 

Bei».  Mittheil.     1870. 

Nr.  735. 

'L 


-      186    - 


Sekundenohren,  und  zwar  an  jeder  Station  durch  zwei 
verschiedene  Beobachter,  gemessen,  die  Fortpflanzung 
auf  jeder  Strecke  in  zwei  entgegengesetzten  Richtungen 
beobachtet ;  bei  allen  Versuchen  fanden  Barometer-  und 
Wind-,  bei  einigen  auch,  zum  ersten  Male,  aber  leider 
ohne  Consequenz,  Thermometer -Beobachtungen  stau. 
Die  Akademiker  wählten  eine  beinahe  gerade  Linie ,  ge- 
bildet durch  den  Hügel  Montmartre,  die  Pariser  Sternwarte, 
das  Schloss  Lay  und  den  Thurm  de  Mont-Lehry,  bei 
Paris ;  die  Entfernungen  dieser  einzelnen  Stationen  waren, 
bei  den  geodätischen  Operationen  der  vorigen  Jahre, 
trigonometrisch  sehr  genau  ermittelt  worden,  und  be- 
trugen : 

ToMen  Veter 

Mont-Lehry  —  Sternwarte  .  .11756  =  22912,88 
Sternwarte  —  Montmartre  .  .  2931  =  5712,63 
Mont-Lehry  —  Lay  ....  8304  =  16184,80 
Lay  —  Sternwarte       ....    3460  =    6743,67 


MonULebry. 

X 

A 


-X- 
B 


Stern  warte. 

— X 

c 


■X 
D 


Auf  jeder  Station  befanden  sich  zwei,  mit  Sekunden- 
uhren  versehene  Beobachter.  Abends  9  Uhr  20'  wurde 
als  Signal  auf  der  Sternwarte  ein  Kanonenschuss  gefeuert; 
dann  in  Montmartre  wurde,  um  9  Uhr  30  und  um  9  Uhr  50, 
je  ein  Schuss  gefeuert,  und  in  den  3  übrigen  Stationen 
die  Zeit  der  Fortpflanzung  beobachtet;  endlich  um  40 Uhr 
und  40  Uhr  20'  wurde  von  Mont-Lehry  aus  je  ein  Schuss 
gefeuert  und  an  den  übrigen  Stationen  die  Fortpflanzungs- 
zeit bestimmt;  auf  diese  Art  halte  man  in  einer  Nacht, 
zur  Bestimmung  der  gesuchten  Geschwindigkeit,  42  di- 
rekte und  42  indirekte  Beobachtungen;  es  wurden,  bei 
verschiedener  Witterung  und  unter  verschiedenen  Wind- 


—    «87    - 

Verhältnissen,  viermal  Nachts  und  einmal  am  Tage,  solche 
Versuchsreihen  angestellt,  welche  60  direkte  und  60  in- 
direkte, im  Ganzen  also  120  Beobachtungen  zur  Bestim- 
mung der  Geschwindigkeit  hätten  liefern  sollen;  diese 
Anzahl  wurde  aber  in  der  Wirklichkeit  etwas  geringer, 
weil  ein  paar  Mal,  bald  von  der  einen,  bald  von  der 
andern  Station,  in  Folge  des  heftigen  Windes,  die  Ex- 
plosionen der  Geschütze  nicht  gehört  werden  konnten. 
Endlich  führte  man  noch,  zwischen  den  um  46079  Toisen 
=  34338,57  Meter  von  einander  entfernten,  nur  durch 
Flachland  getrennten  Stationen  Montmartre  und  Damraartin, 
eine  sechste  Versuchsreihe  aus,  welche,  da  man  von  jeder 
Station  aus  3  Schüsse  abfeuerte,  6  Bestimmungen  lieferte. 
Der  Durchschnittswert!!,  den  alle  diese  Beobachtungen  für 
die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Schalles  ergaben, 
war  47  Toisen  =  337,48  Meter. 

Der  Einfluss  des  Windes  zeigte  sich  z.  B.  bei  fol- 
genden Beobachtungen  : 

Am  24.  März  1738  brauchte  der  Schall,  bei  ungün- 
stigem, d.  h.  entgegengesetztem  Winde,  zur  Zurücklegung 
der  Entfernung  von  31338,57  Meter  eine  Zeit  von  94  Se- 
kunden, was  einer  Geschwindigkeit  von  333,39  Meter 
entspricht;  am  20.  März  war,  bei  günstigem,  d.  h.  direkt 
gerichtetem  Winde,  die  Fortpflanzungszeit  auf  eine  Ent- 
fernung von  22912,88  Meter,  66  Sekunden  gewesen,  wor- 
aus sich  eine  Geschwindigkeit  von  347,62  Meter  ergibt. 

Der  Bericht  Cassinis  über  diese  Versuche  schliessl 
mit  folgenden  Sätzen : 

1.  Die  Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit  in  der  Luft 
beträgt  173  Toisen  =  1038  Par.  F.  =  337,18  Meter. 

2.  Diese  Geschwindigkeit  ist  unabhängig  von  der  In- 
tensität des  Schalls. 


—    *88    - 

}.   Sie  ist   von   den  Witterungsverhältnissen  und  von 

der  Tageszeit  unabhängig. 
i.    Die  Fortpflanzungsbewegung  ist  gleichförmig. 
>,   Die  Geschwindigkeit  ist  von  der  Richtung  des  ab- 
gefeuerten Geschützes  unabhängig. 
S.  Sie  ist  von  der  Windsrichtung  abhängig. 
1.  Sie  ist  von  der  BodenbeschafFenheit  unabhängig. 
i.    Sie  ist  vom  Barometerdruck  unabhängig. 
Wie  die  Florentiner  und  Derham,  gibt  auch  Cassini, 
:r  anderen  Anwendungen  dieser  Bestimmungen,  die 
sung  von  Entfernungen  an.     Neu,   und  desshalb  er- 
menswerth,  scheint  mir  sein  Vorschlag  zur  Bestimmung 
Entfernung  zweier  einander  nicht  sichtbaren  Stationen 
id  B,  aus  einem  dritten,  den  beiden  ersten  sichtbares 
idorte  C.    In  A  wird  ein  Schuss  gefeuert   und  in  B, 
ald  derselbe  dort  gehört  wird,  ein  Feuer,  z.  B.  einfach 
/er,  angezündet;    von  C  aus  wird  die  Zeit  zwischen 
i  Erscheinen  des  Lichtes  in  A  und  B  gemessen;  diese 
,    in  Sekunden  ausgedrückt  und  mit  V  muUiplicirt, 
die  Entfernung  AB. 

20)  Unmittelbar  nach  diesen  Versuchen  wiederholte 
iini  dieselben  in  Süd  -  Frankreich ,  am  Heeresufer, 
i  Fanal  de  Celles  bei  Aigues-Mortes,  nach  Tours  de 
Hans,  auf  einer  trigonometrisch  bestimmten  Entfer- 
g  von  22572  Toisen  =  43993,66  Meter,  sowie  auf 
gen  andern  Strecken  ').  Die  Beobachtungen  wurden 
ihnlicher  Weise,  wie  zu  Paris,  mehrere  Tage  hinter- 
inder  angestellt;  man  fand,  dass  die  oben  angegebene 
ernung  von  43993,66  Meter  in  einer  Zeit  von  430  Se- 
ien zurückgelegt  wurde,  woraus  sich  eine  Geschwin- 
;eit  von  338,41  Meter  ergibt.  Dieser  Werth  ist  etwas 
>ser  als  der  in  Paris  ermittelte.  Im  Ganzen  aber  be- 
i)  Memoiren  de  l'academie  de  Paris.  1739.  Seite  ]:«. 


—    189    — 

statigten  diese  neuen  Versuche  die  Ergebnisse,  welche 
schon  in  Paris  gewonnen  worden  waren,  vollkommen. 

Die  Versuche  der  Pariser  Akademiker  übertrafen 
offenbar  alle  vorhergehenden ,  namentlich  in  Beziehung 
auf  die  Zeitmessung,  an  Sorgfältigkeit  in  ihrer  Ausfuhrung 
und  daher  an  Zuverlässigkeit  in  ihren  Ergebnissen.  Sie 
blieben  auch  lange  Zeil  maassgebend,  und  hätten's  noch 
mehr  sein  können,  wenn  die  Akademiker  die  Temperatur- 
beobachtungen sorgfältig  und  systematisch  ausgeführt 
hätten,  was  sie  nicht  thaten ;  namentlich  werden  die  Ver- 
suche in  Süd -Frankreich  ohne  Temperaturangabe  mit- 
getheilt. 

21)  Der  gleiche  Vorwurf  lässt  sich  den,  ebenfalls 
im  Auftrage  der  französischen  Regierung,  in  Quito  und 
Cayenne,  von  La-Condamine  (1701—1774)  geleiteten,  in 
den  Jahren  1740(?)  und  1744  ausgeführten  Versuchen 
machen.  Ueber  die  Versuche  in  Quito  habe  ich  mir 
keine  andere  Quelle  verschaffen  können,  als  die  Mitthei- 
lung, welche  La-Condamine  selbst  in  seinem  Berichte 
über  seine  Reise  am  Amazonenfluss  *)  macht,  und  wo  er 
bloss  die  in  Quito  ermittelte  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit zu  341,08  Meter,  ohne  auf  ihre  Bestimmung  näher 
einzutreten,  angibt.  Was  die  Versuche  in  Cayenne  an- 
belangt, so  wurden  sie,  nach  dem  gleichen  Berichte,  am 
1.  und  2.  April  1744  in  einer  grossen  Ebene  veranstaltet; 
in  derselben  wurde  eine  Strecke  von  20230  Toisen  = 
39429,02  Meter  trigonometrisch  vermessen,  und  zu  5  ver- 
schiedenen Malen  ergab  sich,  bei  demselben  Verfahren, 
welches  in  Paris  angewendet  worden  war,  dass  die  Schall- 
fortpflanzungszeit auf  diese  Strecke,  bei  geringem  Winde, 
110"  betrug;  von  diesen  fünf  Zeitmessungen  stimmten  vier 
bis  auf  eine  halbe  Sekunde  überein.   Demnach  berechnete 

*)  Memoires  de  l'acadämie  de  Paris.  1745.   Pag.  488. 


M 


—    190    - 

La  -  Condamine  die  Schallfortpflanzungsgeschwindigkeit 
auf  183,9  Toisen  =  358,44  Meter.  Diese  Versuche  sind 
so  viel  wir  wissen,  die  ersten,  welche  ausser  Europa 
stattfanden,  und  verdienen  daher,  abgesehen  von  der 
wissenschaftlichen  Befähigung  der  Männer,  die  sie  aus- 
führten, erwähnt  zu  werden. 

22)  Während  La-Condamine  in  Cayenne,  durch  Ver- 
nachlässigung von  Temperaturbeobachtungen,  seine  Be- 
stimmungen eines  guten  Theils  ihres  wissenschaftlichen 
Werthes  beraubte,  stellte  sich  1740  ein  junger  Italiener, 
Bianconi,  (1717—1781)  die  Aufgabe  zu  untersuchen,  ob 
die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Schalles  in  der  Lrft 
dieselbe  im  Winter  und  im  Sommer  sei.  Zu  diesen 
Zwecke  *)  benutzte  er  eine  Strecke  von  13000  Schritte«, 
ungefähr  25600  Meter,  in  der  Nähe  von  Urbana,  an  deren 
einem  Endpunkte  eine  Kanone  abgefeuert  wurde;  die 
Zeit  wurde  mit  Hülfe  einer  Pendeluhr  gemessen.  Biancooi 
stellte  drei  Versuche  an : 

4.  am  19.  August  1740,  Nachts,  bei  Windstille, 
einem  Barometerstand  von  28" ,1  und  einer  Tem- 
peratur von  +  20°  R.  ergab  sich ,  bei  viermaliger 
Wiederholung  des  Versuchs,  eine  Fortpflanzungs- 
zeit von  76  Sekunden ; 

2.  am  7.  Februar  1741,  Nachts,  bei  starkem,  günsti- 
gem Ostwind,  einem  Barometerstand  von  27*,6 
und  einer  Temperatur  von  — 1°,2R.,  fand  man 
wiederum  bei  einem  viermal  wiederholten  Versuche, 
eine  Fortpflanzungszeit  von  78",5  bis  79*  Sekunden. 

3.  am  18.  Februar  1741,  Nachts,  bei  Windstille,  einem 
Barometerstand  von  28", 4  und  einer  Temperatur 
von  0°R.,  wurde  die  Beobachtung  wiederholt;  da 

*)  Comment.  Bonon.  II,  Seite  365,  und  Hamburger  Ma- 
gazin, XVI,  Seite  476. 


-    M     — 

aber  starker  Nebel  die  Wahrnehmung  des  Lieh1 

der  Explosion  verhinderte,   wurde   das  Verfahr 

des  Schiessens  an  beiden  Endpunkten  der  Bec 

achtnngslinie  angewendet ;  der  Beobachter  am  ersl 

Endpunkt  vernahm  die  Explosion  am  andern  Er 

punkte    157  Sekunden,    nachdem   er  zuerst  g 

schössen  hatte ;  durch  Zählung  seiner  Pulsschlä 

schätzte   Bianconi  den  Zeitverlust  beim  Abfeu« 

des  zweiten  Schusses  auf  3  Sekunden ;  es  bleib 

somit   für  die  Fortpflanzungszeit  auf  circa   515 

Meter,  157  —  3=154";    für  die  einfache  Strec 

erhält  man  daher  eine  Zeit  von  77". 

Aus  diesen  Versuchen  ergibt  sich  freilich  ein  Einfli 

der  Temperatur  auf  die   Fortpflanzungsgeschwindigk 

des  Schalles  in  der  Luft,  und  zwar  in  dem  Sinne,  d 

die  Theorie  verlangt;  indessen  waren  diese  Beobachte 

gen  zu  wenig  zahlreich,  und  andererseits,  namentlich 

Beziehung  auf  Zeitmessung,  zu  wenig  genau,    um  m« 

als  die  Festsetzung   der  Thatsache  zu  gestatten.    Au 

suchte  Bianconi  nicht,  diese  Erscheinung  weiter  zu  t 

forschen;  die  Geschwindigkeit  der  Fortpflanzung  seil 

suchte   er   nicht  aus  seinen   Versuchen,    wahrscheinli 

weil  die  Strecke,  auf  welche  verfahren  wurde,  nicht  £ 

nau  gemessen  war,  zu  bestimmen. 

Während,  seit  dem  Beginn  des  18.  Jabrhundei 
alle  die  im  Vorigen  erwähnten  Beobachter  die  theoi 
tische  Seite  der  Frage  vollkommen  ausser  Acht  liessi 
hatte  sich,  seit  den  dreissiger  Jahren,  eine  ganz  aniit 
Kategorie  von  Forschern,  nämlich  diejenige  der  Matt 
matiker,  mit  derselben  zu  beschäftigen  begonnen.  Ihr 
zahlreichen,  zum  Theile  sehr  beachtenswerthen  Arbeil 
wollen  wir  nun  unsere  Aufmerksamkeit  zuwenden. 

ISrblu!,    r..l|il    Im    nr.c!utru    J.hrj.»(  ) 


Verschie 

[Vorgetrag' 


1.  Ueber  die 
an  der  N. 


Nachden 

Quellengebie 
mich  in  der 
Naturf.  Ges. 
wie  von  den 
eine  Linie  vo 

den  Petrefakten  sieb  am  Hont  Lubly  vorbei  längs  der 
Westseite  der  Molesonkette  gegen  Charmey,  die  Val- 
sainte  bis  zu  den  Ufern  des  Scbwarzsee's  und  von  da 
weiter  über  den  Schwefelberg,  die  Nordseite  des 
Langeneckgrates  bei  Biumenstein,  und  die  Gegend  vom 
Glütscbbad  bis  nach  Spiez  am  Thunersee  verfolgen  läs-t, 
kann  ich  jetzt,  in  Folge  der  im  Laufe  dieses  Sommeri 
von  Gottt.  Tschan  von  Herligen  an  das  Berner  Museum 
gelieferten  Petrefakten  und  Felsarten,  die  Rhätische  Zone 
auch  an  der  Nordostseite  des  Thunersee's  nachweisen. 

Die  von  G.  Tschan  zu  Anfang  dieses  Sommers  ge- 
machten Entdeckungen  im  Bodmi  oberhalb  der  Sigriswyl- 
allmend  sind  eine  direkte  Folge  der  Erörterungen,  welche 
meine  Notiz  über  das  Alter  des  Taviglianazsandsteines  m 
den  Mittbeilungen  vom  6.  November  4869  hervorgerufen 
hatte. 


-    193    — 

Als  daher  Hr.  Oosler  in  dem  2.  Hefte  des  2.  Br~ 
des  der  Protozoe  Helvetica  die  Ergebnisse  seiner  Unt 
sochungen  Über  die,  wenn  auch  schlecht  erhaltenen  Re 
der  Fauna  und  Flora  dieser  Sandsteinschichten  < 
Oeffenllichkeit  übergab,  und  daraus  einen  Schluss 
das  Alter  derselben  zog,  glaubte  ich  es  zeilgemäss,  w( 
ich  zur  Bekräftigung  dieses  Schlusses  noch  in  demsell 
Hefte  der  Protozoe  eine  kurze  Aufzählung  der  am  Bot 
in  unmittelbarer  Nahe  eines  Riffes  von  Taviglianazsai 
stein  von  Tschan  gefundenen  Petrefakten  folgen  liess 

Was  die  Lagerungs Verhältnisse  anbetrifft,  so  ist  ■ 
kurze  Thalbestand  folgender : 

Auf  Bodmialp,  oberhalb  der  Srgriswylallmend ,  b 
läufig  4000  Fuss  über  dem  Meer,  ragt  aus  einem  Hü 
ein  Riff  von  echtem  Taviglianazsandstein ,  ähnlich  d 
der  Dallenfluh  bei  Sigriswyl.  hervor.  Dieses  Vorkomn 
wurde  schon  von  Prof.  Rülimeyer  in  der  seine  Abhai 
hing  über  die  Nummulitenformation  dieser  Gebirge  I 
gleitenden  Karte,  sowie  im  Texte  erwähnt. ")  Die  Schi 
Ceti  des  Tavtglianazsandsteins  fallen  steil  südlich  ge{ 
die  Ralligslöcke  ein,  concordant  mit  den  sie  Überlage 
den  Spatangenkalken  (Neocom),  welche  die  Basis  i 
Ralligslöcke  über  der  Allmend  bilden. 

Den  Hügel  unterhalb  der  Taviglianazschich 
durchzieht  ein  theilweise  zerstörtes  Riff  eines  krysts 
nischen,  meist  hellen  Kalkes  voll  von  Petrefakten, 
sich  aber  schwer  daraus  herausschlagen  lassen ;  — 
meisten  Petrefakten  fand  Tschan  zerstreut  im  Hügel, 
Durchwühlung  desselben,  im  Ganzen  434  Stück.  Die  j 
wesenheil  einiger  unverkennbarer  Spiriferen,  sowie 

*)  Siehe  Neue  Denkschriften  der  Schweizer.  Naturforac 
Band  XI  (I85D),  Karte  und  im  Text  p.  19  u.  30. 

Bern.  Mitthei).  1870.  Nr.  736. 


—    494    - 

Koro  und  Farbe  des  Gesteins,  zeigten  mir,  dass  wir  es 
hier  mit  derselben  Felsart  zu  thun  haben,  welche  auf 
Ober-Neunenen  theils  liasische,  theils  acht  rhätische  Pe 
trefakten  einschliesst  und  welche  ich  in  meiner  Abhand- 
lung der  Rhätischen  Stufe  der  Umgegend  von  Thun,  ab 
zu  derselben  gehörend,  beschrieben  habe  (siehe  I.  c. 
p.  7  u.  8).  —  Neben  bei  lagen  noch  einige  Handstöcke 
von  acht  rhätischem  Charakter,  so  dass  ich  nicht  anstand, 
alle  diese  Sachen  als  zur  obern  Abtheilung  der  Rhätischen 
Stufe  gehörend  zu  halten. 

Bei  dem  Interesse,  welches  dieser  Fund  bei  unsem 
Geologen  erregte,  ist  es  nicht  zu  verwundern,  wenn 
Hr.  Prof.  B.  Studer  in  Begleitung  von  Hrn.  Prof.  Escher 
von  der  Linth  sich  alsbald  auf  den  Weg  machten,  un 
den  Thatbestand  auf  Ort  und  Stelle  zu  venficiren.  — 
Unter  dem  23.  Juni  schreibt  mir  G.  Tschan  Folgendes: 

»Ich  zeige  Ihnen  hiermit  an,  dass  ich  gestern  mit 
»den  HH.  Studer  und  Escher  in  die  Bodmialp  gestiegen 
»bin  und  denselben  Allefc ,  was  ich  bis  dahin  entdeckte, 
»vorgewiesen  habe.  Die  Schichten  mit  den  Rhätischen 
»und  Unterliasischen  Pe  trefakten  waren  ihnen  sehr  io- 
»teressant,  besonders  noch  als  ich  denselben  die  Grund- 
lage des  Rhätischen  Kalksteines  vorwies,  welche  ich 
»erst  letztverflossenen  Montag  entdeckt  habe,  und  welche 
» die  Herren  bei  dem  ersten  Anblicke  sogleich  für  ächte 
»wahre  Rauhwacke  erkannt  haben.  Hierauf  zeigte  ich 
»ihnen  den  Taviglianazsandstein  u.  s.  w.« 

Seither  hat  G.  Tschan  seine  Untersuchungen  im  Bodtni 
vervollständigt ;  er  hat  die  Zahl  der  Petrefakten  aus  dem 
hellen  krystallinischen  Kalk  vermehrt  und  daneben  noch 
eine  Reihe  anderer  aus  einem  dunkeln  schiefrigen  Kalk 
in  demselben  Hügel  zerstreut  gefunden  (meistens  Ammo- 
niten  des  untern  unrd  mittlem  Lias)  und  auch  in  einer 


etwas   tiefern  Lage  ein   Riff  ächten  rhä  tischen  Ges'~ 
anstehend  gefunden  (an  der  obern  Malte}. 

Seine  Untersuchungen  am  Fuss  der  Kailigstöcke 
Norden  verfolgend,  fand  er  auf  Ober  und  UnterzetK 
abermals  den  Taviglianazsandstein  in  Begleitung  des  h 
krystallinischen  Kalkes  und  unterliasiscber  und  rhülis 
Gesteine  und  Petrefakten. 

Alle  diese  Sachen  —  Petrefakten  und  Handsl 
der  anstehenden  Felsarten  —  sind  in  unserm  Mu! 
vereinigt  und  geben  ein  Bild  der  geologischen  Ver 
nisse  jenes  Streifen  Landes,  der  zwischen  der  terti 
Nagelfluh  und  der  untern  Kreideformation  der  Ralligst 
eingekeilt  ist  und  bisher  aus  Mangel  an  Petrefakten 
unsern  Geologen  als  eocener  Plysch  in  Büchern  um 
den  geologischen  Karlen  behandelt  worden  ist. 

Ich  hin  von  Hrn.  Paul  in  einem  Referat*)  über  n 
Rhätische  Stufe  der  Umgegend  von  Thun  getadelt  wo 
dass  ich  bei  der  Aufzählung  meiner  Rhalischen  Peir 
ten  auch  einzelne  Arten  mitlaufen  liess,  die  ich  i 
Gesteine  nach  für  basisch  halten  musste.  Ich  hat! 
geflissentlich  gethan,  um  zu  zeigen,  dass  dieselben  vi 
die  in  einer  Gegend  in  der  rbätiscben  Formation 
kommen,  in  einer  weit  davon  entfernten  sich  gar 
im  Lias  vorfinden  können.  —  Hätte  ich  nur  di 
Lumachellen  kalke  —  dem  ächten  rhätischen  Gesteil 
befindlichen  Arten  erwähnen  wollen,  so  hatte  ich 
Anzahl  der  bei  uns  vorkommenden,  die  Hr.  Stoppt 
seinem  klassischen  Werke  aufführt,  unerwähnt  Ij 
müssen,  und  umgekehrt  kommen  in  unserm  acht  rhatis 
Gesteine  Arten  vor,  die  anderswo  als  zum  Unterlias 


*)  K.  Paul,  in  Vertu  mit  hingen  der  K.  K.  Geologischen   I 
•nstalt,  Wien  1869,  iraf  Seite  379—280. 


hörig  citirt  werden, 
Aehnlich  verhall  es 
machten  Funden. 

Nach  Untersuch) 
Oberer  Matte ,  Ober 
dessen  genöthigl,  m 
chene  Ansicht  über 
stallmischen  Kalke, 
herstammen,  etwas  ; 

Ich  hatte  bei  Ui 
der  Anwesenheit  ein 
der  Arten  geglaubt, 
der  Rhätischen  Stu 
wegen  der  Aelmlichl 
wirtnern,  und  weil 
wohnlich  als  dunklet 
auftritt,  nicht  aber  ii 

sieht  auf  die  Pelrefaiaen,  aie  sie  etnsennesst,  am  aen 
ersten  Blick  eher  als  zur  Kreide  gehörig  halten  möchte. 
—  Seil  ich  aber  erkannt  habe,  dass  eine  gute  Parthie  der 
Petre  takten  dieses  hellen  krystallinischen  Kalkes  sich  in 
mittlem  Lias  Frankreichs  und  Deutschlands  beschrieben 
und  abgebildet  finden  ;  während  eine  Reihe  andrer  Petre- 
fakten, meist  Ammoniten,  in  einem  derben,  dunklen  Kalk 
auftreten  und  theilweisc  zum  untern  Lias  gehören,  st» 
muss  ich  der  Vermuthung  Raum  geben,  dass  in  den  oben 
genannten  Fundorten  die  hellen  krystallinischen  Kalke 
den  mittlem  Lias,  die  dunkeln  sebiefrigen  den  untern  Lias 
repräsentiren ,  dass  aber  beide  Formationen  nur  eine 
geringe  Mächtigkeit  haben  und  aufs  engste  mit  der  Rhä- 
tischen Stufe  verbunden  sind,  in  die  sie  alimälig  über- 
zugehen scheinen. 

Dieses  ist  besonders  der  Fall  mit  dem  krystaUini- 


m® 


—    197    - 

-sehen  Gesteine,  das  nach  und  nach  dunkler  wird  und  dann 
acht  rhä tische  Petrefakten  einseht  iesst,  so  dass  man  den 
Schluss  ziehen  möchte,  die  krystallinischen  Kalke 
seien  eine  Riffbildung,  die  von  der  Zeit  der  rhätischen 
Ablagerungen  bis  in  die  des  Mittelliases  andauerte,  wäh- 
rend die  als  Unterlias  auftretenden,  Ammoniten  führenden 
splittrigen  Kalke  vielleicht  von  einer  gleichzeitigen  Ab- 
lagerung in  einer  tiefern  Meeresbucht  herstammen.  -- 
Diese  Annahme  scheint  mir  um  so  gerechtfertigter,  als 
sie  erlaubt,  in  dem  unteren  Theile  der  Riffbildung  die 
Rhätische  Stufe ,  weiter  oben  Unterlias  und  za  obärst 
Mittellias  zu  erkennen,  während  es  dieselbe  Rewandtniss 
in  der  Ablagerung  in  der  tiefern  Meeresbucht  haben  mag. 

Man  wird  in  der  That  in  der  nachfolgenden  Aufzeich- 
nung der  Petrefakten  sowohl  in  dem  hellen  krystallinischen 
Gesteine  als  in  dem  splittrigen  dunklen  Kalke  ein  Ge- 
misch von  Arten  aus  dem  mittlem  Lias  und  aus  dein 
Unterlias  vorfinden,  das  sich  kaum  anders  erklären  lässt. 
Es  ist  leider  bei  den  geologischen  Untersuchungen  in 
unsern  Alpen  meistens  eine  Unmöglichkeit,  die  verschie- 
denen Ablagerungen  Schicht  für  Schicht  auf  Petrefakten 
zu  untersuchen  und  so  ihr  relatives  Alter  herzustellen; 
man  muss  sich  in  den  meisten  Fällen  begnügen,  die  Er- 
gebnisse aus  gleichartigen  Gesteinen,  sie  mögen  eine  noch 
so  grosse  Mächtigkeit  haben ,  zusammen  zu  stellen  und 
aus  dem  Gesammtcharakter  dieser  Fauna  auf  ihr  unge- 
fähres Alter  zu  schliessen ;  man  wird  nur  selten  im  Falle 
sein,  die  Petrefakten  aus  höhern  Schichten  von  denen 
tieferer  zu  unterscheiden,  wenn  kein  Unterschied  im  Ge- 
stein sich  zeigt. 

Dieses  ist  auch  der  Fall  mit  den  Untersuchungen 
G.  Tschan's  beim  Bodmi.  Ich  habe  bei  der  nachfolgen- 
den Aufzählung  bei  einer  Anzahl  Arten  andre  Benennun- 


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gen  angewendet  i 
-  die  Synonymi 
suliiedenen  Fund 
sich  in  der  Colt 
Buden. 

1  bedeutet  I! 
*        .         i 

3  „  ( 

4  „  bnierzeiienaip. 

A.  Petrefakten  aus  dem  hellen  krystallinischei 

Kalke  vom  Bod  mi  (■■!},  der  Oberen  Hatte  (2),  voi 

Oberzettenalp(3)  und  Unterzettenalp  (4J  —  an 

der  N.-W.-Seite  der  Ralligslöcke  oberhalb 

Sigri  s w y I. 
HB.  Diese  Kiilke  entsprechen  dem  Lins  rooyeo  von  Damortier. 

O)    1.  ßelemnites  e  longa  tue,  Dumort.  iias  moy., 

T.  3,  F.  1-3,  (1) 

2.  Aminonites  angutalus  Schloth.  ??  ein 
schlechter  Abdruck,  der  als  solcher  ge- 
deutet «erden  könnte.  (1} 

3.  Spiriferina  rostratu  Dav.  -  Ooster,  Bra- 
chiop.,  T.  13,  F.  18.  (1. 1  3) 

4.  Sph'ifei'ina  verrucosa.  Oppel,  Mittelüas 
Schwabens.  T.  4,  F.  5  u.  6.  (1.  3.  4) 

=  S.  rostrata  var. ,    Oosler,  Brachiop. 
T.  13,  F.  17. 
(b)   5.  Rhynchonella(TerebratulaJOxynoti,QuensI. 

Jura,  p.  107,  T.  13.  F.  22.  (1J 


(u)  =  Belemnitee  mfraliasicua,  Protozoe  helT.  D,  p.86,  Ko.l. 
(b)  z=  Rbynchonella  varisbilia  d'Orb.  rar. ,  Prototoe  lieiv.  II. 
p.  PI,  No.  18. 


-     199    - 

(c)  6.  Rhynchonella  tetraedra,  Dumort.  lias 

p.  330,  T.  42.  F.  10—13. 

(d)  7.?  Terebratula  numiemalis,  Quenst.,  J 

p.  142.  T.  17,  F.  37—46. 
8.  Pholadomya  fortunata,  Dumort.  lias  i 

p.  47,  T.  9,  F.  4 
10.?  Cardin ia  crassiuscula  Sow.,  Damort 
iöfer. ,  p.  55.  T.  17,  F.  6. 

11.  Pleuromya  strialula  Agass.,  Dumort.  i 

lias,  p.  24. 

—  Dum.  lias  inf.,  p.  49,  T.  10,  F.  1- 

—  n     lias  moy.,  p.  117. 

12.  Gresslya  striata  Agass.,  Dumort.  lias  t 
p.  119,  T.  18,  F.  13—15. 

13.?Myoconclia  psilonoli,  Quenst.,  Iura,  ] 

T.  4,  F.  15.    (Lias  a.) 
14.?  Liihodomus  Meneghini  Capellini    ii 

d.  Spezzia,  T.  4.  F.  24. 

(e)  15.  Mylilus    numismalis  Opp.,    Dumort. 

moy.,  p.  126.  T.  19,  F.  8. 
(0  16.?Gervilleia  oxynoti,  Quenst.,  Jura.  p. 

T.  13,  F.  33. 
17.  Avicula  cygnlpes  Phill ,  Dumort.  lias  i 

T.  35.  F.  6—9. 
(g)  18.?  Avicula   fortunata.    Dumort.  lias   n 

p.  131,  T.  21,  F.  3u.  4. 


(c)  —  Rhynchonella  sp -,  ProtOlM  heU.  II,  p.  t 

(d)  —  Terebratala  ptjilunoti,  Qaeoet. ,  Protow» 
).  17. 

(e)  =  Mytiluü  miniito»,  Qoldf.,  Pratotoe  helv.  1 

(f)  =  Gervilleb  prscuraor  Qu.,  Proto/.oe  hulv. 

(g)  —  CudiUmoltir«diaU,F.-0.,  Protosoa  bei. 


-     200    - 

9.?  Lima  punctata  Sow.,   Stoppani   Azzarol. 

p.  73,  T.  13,  F.  1.    Dumort.  lias  inf.,  p.  63 

und  213;  lias  moy..  p.  128  u.  287.  (1) 

!0.  Lima  gigantea  Sow.?  M.  C.  p    119,  T.77. 

mit  ganz  glatter  Schale.  (I) 

!1.  Limea  Juliana,  Dumort.  lias  moy.,  T.  34, 

P.Tu.8.  (1,3) 

>2.  Limea  Koninckana,  Chap.  et  Dev,,  foss  du 

Luxembourg,  p.  192,  T.  26.  F.  9.    Dumort. 

lias  moy.,  p.  127,  T.  19,  F.  10  und  11.  (I) 

!3.  Pecten  sequi valvis  Sow.,  Dumort.  lias  moy.., 

T.  42,  Fig,  17.  (1) 

!4.?  Pecten  lextorius  Schloth.,  Quenst.,  Jura, 

p.  147,  T.  18,  F.  17.     Dumort.  lias  moy., 

T.  39.  F.  1  u.2.  U.  4) 

!5.  Pecten   Huraberli.    Dumortier  lias  moy., 

p.  308,  T.  40,  F.  2.  (1.  4) 

!6.  Pecten  Hehli  d'Orb. ,    Dumort.  lias  inf.. 

T.  12.  F.  5— 6.     Dum.  lias  moy.,  p.  135.    (1.2,3,4) 
17.  Pecten  strionatis,   Quenst.,  Jura.   p.  183, 

T.  23,  F.  2.     Damort.  lias  moy.,   p.  304, 

T.  38,  F.  2.  '  (1.4) 

28.  Pecten  contrarius,  Quenst..  Jura.  p.  258, 
T.36,  F.  15-17.  (1) 

29.  Perna  sp.  —  vielleicht  zu  P.  Pellati.  Dumort. 

lias  inf.,  T.  18,  F.  2,  gehöreud.  (1) 

[h)  =  Lira»  VnlODieiiBis  Delr  ,  Protozoe  helv.  II,  p.  87,  Mo.  10. 
'O  t-  Lima  sub  dupia,   Protozoe  lielv.  II,  p.  S7,  Ko.  7. 
[k)  =  CiM-ilita  muoitu,  Prctoaoe  helr.  II,  p.  87,  Ha.  13. 
[1)  =  Pecten  Falgeri,  Protozoe  helv.  II,  p.  S7,  Nr.  4. 
[m)=  Pecten  Valouiensis,  Protozoe  Iiclv.  11.  p.  87,  Mo.  3. 
>]        Cassi&aella  grypbacut»,  Proton  ic  lielv.  II,   p.87,  No.9, 
delendk  est. 


-     201     - 

30-  Ostrea  lamellosa,  Dumort.  infralias,  p.  79, 

T.  1,  F.  8—12  und  T.  7.  F.  13.  (I] 

31.  Plicatula  pectinoides  Lam.,  Dumort.  lias 
moy-,  p.  310,  Taf.  40.  F.  7  (Harpax).  (1,  2, 

32.  Plicatula  oxynoti?  Quenst.,  Jura,  p.  109, 

T.  13.  F.  24.  (1,  i 

33.  Plicatula  intusslriata  Gm.?  Dumort.  infral. 

T.  1,  F.  (i; 

34.?Cidaris  amalthei,  Quenst.,  Jura,  p.  198, 

T.  24,  F.  44.    Nur  eine  Assel.  (1] 

35.?  Trochus  bilineatus,  Queost.,  Jura,  p  195, 

T.  24,  F.  17  u.  18.  (IJ 

36.  Bin  unbestimmbarer  Haifischzahn  —  viel- 
leicht eine  Hybodus-Art.  (1) 

B.  Petre  fak  ten    aus  dem  seh  warzgrauen  spli 

terigen  Kalke  vom  Itodmi  (1),  der  obern  Matte (' 

von  Oberzettenal  p(3)  und  Untcrzettenalp(41 

Diese  Schicht  acheint  den  (Jnterli&a  iu  repr&aeutireu. 

1.  Belemnites  sp.  —  Unbestimmbar.  (2) 

2.  Ammonites  oxynotus,  Quenst-,  Jura,  p.  102, 

T.  13,  F.  8.  (2' 

3.  Ammonites  raricostatus  Ziel ,  Quenst. cephalop. 
T.4,  F.  3.    Jura,  T.  13,  F.  16  u.  17.  {% 

4.  Ammonites  resurgens,  Dumort.  lias  iuf.,  T.  23, 

F.  3-6.  (i; 

5.  Ammonites  Pauli;    Dumort.  lias  inf  ,    T.  29, 

F.  5  b.  6.  (1] 

6.  Ammonites   Hartmaiini    Opp.  ?    miseiabiüs 
Quenst.,  Jura,  T.  8,  F.  7(?).  (I] 

7.  Ammonites    globosus    Ziel.,    Quenst.,    Jura, 

p.  103,  T.  13.  F.  3.  —  p.  135,  T.  16,  F.  15.  (i; 

Bern.  Xlttheil.  1370.  Nr.  737. 


-    203    - 

23.  Limeaacuticosla.  Quenst.,  Jura,  p.  148, 

F.  23.    Lias  /. 
24-  Plicalula    spinosa    Sow.    var.    Hin.   Cc 

Taf.  245, 

C.  Der  Rhätischen  Stufe  angeliö 
gende  Petrefakten  aus  einem  krystaiüntscl 
dunkler  gefärbt  ist  als  der  Mitteltias.  Er  I 
stehend  in  einer  tierern  Lage  als  der  vori 

1 .  Terebratula  grossulus  Suess.  Brach,  d.  i 
Seh.  in  Wiener  Denkschr.  VII,  p.  12, 
F.  9  a— c. 

2.  Terebratula  Grestenensis  Suess.  Kössn . ) 
1.  c,  T.  2.  F.  11  u.  12? 

3.?Cardium    reliculatum   Diitni. .   Contort 

p.  177,  T.  3,  F.  5? 
4.  Astarte  psilonoli ,  Quenst.,  Jura,  p.  45, 

F.  14? 
5.?Pecten  Securis,  Dumortier  infralias, 

F.  9-11. 

6.  PlacunopsisSchafhäutliReoev.,  Fischer-i 
Rbät,  p.  54,  T.  4,  F.  23. 

7.  Placunopsis  Morlilleti,  (Anomin)  Stopp 
T.  32,  F.  10—11 

8.  Saurichthys-Zahn  ? 
9.?CassianeIla  contorta  Pflück  (Avicula  I 

10.  Evioospougia  nummulitica  Stoppani  ? 

11.  Notiz  ober  Neoco  in -Petrefakten  ders 

lieber  demTaviglianazsandsteine  dieser 
Fundorte  finden  sich  braune  sebiefrige  K 
trefakte».     Höher  hinauf  wird   der   Kalk 


theils  oölitisch  und  enthalt  ausgezeichnete  Petrefakln 
der  untern  Kreide,  so  namentlich  auf  Oherzettenalp  und 
weniger  zahlreich  am  Bodmi. 

Von  ersterem  Fundort  besitzt  unser  Musetim : 
Belemnttes  pisciformis  Blainv. 

scmicanalicutatus  Blainv. 
dilatatus  Blainv. 
bipartitus  d'Orb. 
conicus  Blainv. 
Nautilus  Neocomiensis  d'Orb. 
Ammonites  Grasianus  d'Orb. 
difficilis  d'Orb.? 
clypeiformis  d'Orb. 
Astierianus  d'Orb. 
subßmbrialus  d'Orb.  ? 
Baculites  Neocomiensis  d'Orb. 
Ancyloceras  Einerlei  d'Orb.  Oostcr.  Cephalop.  T.  46. 
=  Crioceras  Duvalli  Levcille  (d'Orb.) 
Villersianum  Ast    (Crioceras  d'Orb.) 
Aplychus  Didaei  Coq. 
und  einige  unbestimmte. 

Es  ist  ferner  wahrscheinlich,  dass  der  Fundort  Hinter- 
zeitenalp,  der  mehrere  Mal   in  der  Aufzählung  der  *>- 
phalopoden    von  W.  A.  Ooster  erwähnt   wird,    und  vm 
den  Gebrüdern  Meyrat  stammt,  hierher  gehört.    In  die- 
sem Falle  mussten  zu  den  oben  angeführten  Arten   noeb 
folgende  hinzugefügt  werden  : 
Nautilus  bifurcatus  Ooster. 
Ammonites  cryptoceras  d'Orb. 
Parandieri  d'Orb.? 
Vom  Bodmi  besitzt  unser  Museum  aus  den  Neocom- 
schichten : 


—    205     — 

Belemnrles  pistilliformis  Blainv. 
Ammonites  Cassida  d'Orb. 

Cornuetianus  d'Orb. 
subfimbriatus  d'Orb. 
Ptychoceras  Morloti  Oosler 
und  einige  unbestimmte  Arten. 

III.  Notiz  Ober  einen  neuen  Fandort  ron  Petrefakt 
ans  der  Oberen  Kreide. 

Die  Untersuchung  der  von  G.  Tschan  im  vorigi 
Winter  in  der  Umgebung  der  Dallenlluh  und  im  Opete 
graben  oberhalb  fertigen  in  einem  sandigen  Schiel 
entdeckten  Petrefakten  zeigten,  dass  sie  zum  grösst« 
Theile  zum  sogenannten  Seewerkalke  oder  der  Oben 
Kreide  gehören.  —  Hr.  Bachmann  hatte  bereits  Gesten 
derselben  Formation  beim  Küblisbad  unweit  Neuhaus  a 
Thunersee  nachgewiesen.  Die  Lagerungsverhältnisse  bei 
Opetengraben  sind  keineswegs  klar,  indem  am  südlich' 
Ende  der  Ralü::stöcke  alle  Schichten,  die  oben  am  Berj 
regelmässig  horizontal  gelagert  sind,  sich  hier  plötzli< 
dem  Thunersee  zuneigen  und  starke  Auseinanderreissu: 
gen  und  mannigfaltige  Zerstörungen  erlitten  haben.  Auss 
Zweifel  ist  die  enge  Verbindung  dieser  obcrn  Kreid 
schichten  mit  dem  sogenannten  Ralligmarmor,  der  i 
Kailigholz  bei  Merligen  in  grossen  vom  Berg  hcral 
gestürzten  Blöcken  liegt  und  zu  Pflastersteinen  bearbeil 
wird.  ■-  Dieser  Ralligmarmor  passirte  bisher  als  eocei 
Felsart.  Nach  der  Behauptung  G.  Tschan's,  der  seit 
Lagerstätten  oben  am  Berg  aufsuchte,  wird  er  daselh 
in  der  Nähe  der  spitzen  Fluh  von  jenen  Schiebten  d< 
obcrn  Kreide  noch  überlagert;  wenn  dieses  richtig  i 
—    was    aber   durch    nochmalige    genaue    Untersucht» 


ausser  Zweifel  zu  stellen  wäre  —  so  müssle  man  auch 
den  Ralligmarmor  noch  zur  obern  Kreide  rechnen. 

Ich  erwähne  dieses  Alles  nur  beiläufig,  da  die  n 
den  obern  Kreideschichlen  des  Opetengrabens  enthalte- 
nen hauptsächlichsten  Petrefaklen  bereits  von  Bro. 
W.  A.  Ooster  im  zweiten  Bande  der  Protozoe  helvetira 
pag.  43—72  aufgezählt  und  auf  Taf.  9—44  abgebildet 
worden  sind,  worauf  ich  verweise,  da  die  Bibliothek  un- 
serer Naturforsch.  Gesellschaft  sowie  die  der  Allgemeine! 
Schweizerischen  dieses  Werk  besitzen. 

In  eben  diesem  Bande  sind  auf  Taf.  8  zwei  NantiUts- 
arten,  die  aus  dem  Ralligmarmor  stammen,  abgebildet. 

IT.  Notiz  über  das  Auftreten  der  Bhfitlschen  Zone 
im  Ober-SImmenth&I. 

Unser  Museum  erhielt  im  Laufe  dieses  Sommers  n» 
Hrn.  Pfarrer  Ischer  —  früher  an  der  Lenk,  jetzt  in  Ben 
bei  Biel  —  eine  kleine  Zusendung  von  Petrefaklen.  die 
vom    Oberlaubhorn    stammen ,    Velches    das    westliche 
iftigerthal  vom  Ilauptthale  der  Lenk  scheidet.     Es  sind 
alles  charakteristische  Arten  aus  der  Rhätiscben  Zone 
das  Gestein    ist   theils   die    bekannte   Lumachelle  —  eis 
dichtes  kalkiges  Conglomerat,  meist  aus  kleinen  Bivalve« 
gebildet  —  theils  besteht  es  aus  demselben  dunkeln  kri- 
stallinischen Kalke,  wie  er  bei  den  Rhätischen  Petrefaklen 
am  Bodmi  sich  zeigte.  —  Nach  den  Angaben  von  Hn 
Pfarrer  Ischer  ruhen   diese  Schichten  auf  Rauchwacke 
und  sind  überlagert  von  Unterlias  {Arietenkalk}. 
Die  Petrefakten  sind : 
\.   Plicatula  intusstriala  Emmer.  —  die  häufigste  Art  hier. 

2.  Mytilus  minulus  Goldf. 

3.  Cardita  austriaca  Hauer. 


-    207    - 

4.  Pecten  Valoniensis  Leym.? 

5.  Cardiutn  rcliculatum  Diltni? 

6.  Placunopsis  Schafhäntli  Renev. 

7.  Talegü  (Anomia)  Stoppani. 

8.  Belemnites  sp. 

Nach  den  Mittheilungen  von  Hrn.  Pfarrer  Ischer  z< 
gen  sich  Rhätische  Schichten  noch  an  mehreren  Punkt 
der  Lenker  Gegend,  und  stehen  wahrscheinlich  in  Vt 
bindung  mit  dem  Vorkommen  derselben  in  der  Goge 
von  Aelen  und  in  den  Ormonds. 

V.  Notiz  über  das  In  der  Liasf ormation  bei  Teysaelia 

an  der  Westseite  der  Holesonkette  tod  J.  Cardin* 

entdeckte  Ichthyosaurus  tennirostris. 

Da  auch  dieses  bereits  im  zweiten  Bande  derProtoz 
Helvetica  abgebildet  und  beschrieben  worden  ist  (sie 
Taf.  13  und  14  und  pag.  73  bis  84),  so  wird  hier  n 
kurz  erwähnt,  dass  das  etwa  8  Fuss  lange  Skelett  in  dt 
selben  Lage,  die  es  in  der  Liasschicht  der  Freiburg« 
Alpen  einnahm,  eingerahmt  und  dem  Publikum  zurAnsi« 
im  obern  Gange  zwischen  dem  Museum  und  dem  Antik« 
saale  der  Bibliothek  aurgestellt  worden  ist  —  Es  ist  c 
erste  Thier  dieser  Art,  welches  in  den  Alpen  gefund 
worden  ist,  und  wurde  in  den  untern  Schichten  des  Obc 
Lias  von  Teysachaux,  Alpweiden  am  Fusse  des  Tremett 
von  J.  Cardinaux  von  Chatel  St  Denis  im  Februar  1i 
entdeckt. 


—    208    — 

Dr.  Emil  Emmert. 

Ueber  ExOphthalmometer, 

nebst 

Beschreibung  eines  eigenen. 

(Vorgetragen  in  der  Sitzung  vom  17.  Dezember  1870.) 

Mit  einer  Tafel. 


Es  gibt  eine  Reihe  von  krankhaften  Zuständen  der 
das  Auge  umgebenden  Theile,  d.  h.  der  Augenhöhle  und 
ihrer  Contenta,  in  Folge  deren  der  Augapfel  zur  Augen- 
höhle herausgetrieben  wird.  Solche  Lageveränderuogen 
des  Augapfels  können  hervorgerufen  werden  durch  ge- 
waltsame Einwirkungen,  Neubildungen,  Aneurysmen,  Ha- 
morrhagien,  wässrige  und  blutige  Ansammlungen,  A bscesse 
u.  s.  w.  Bei  einer  eigentümlichen  Krankheitsform,  der 
Basedow  sehen  Krankheit,  ist  neben  starkem  Herzklopfen 
und  Anschwellung  der  Halsdrüse,  eines  der  Hauptsymptome 
eine  mehr  oder  minder  bedeutende  ein-  oder  beidseitige 
Hervortreibung  s.  Protrusion  des  Augapfels.  Ebenso 
wie  bei  diesen  Erkrankungen  kann  es  bei  krankhaften 
Zuständen  der  Hornhaut,  wie  bei  Keratoconus  und 
bei  Keratoglobus,  einer  Hervorwölbung  der  durchsich- 
tigen Hornhaut,  oder  bei  Staphyloma  corneae,  einer  Her- 
vorwölbung der  getrübten  Hornhaut,  von  Wichtigkeä 
sein  zu  erfahren,  ob  wirklich  eine  krankhafte  Hervortrei- 
bung des  Augapfels  oder  abnorme  Hervorwölbung  der 
Hornhaut  besteht  oder  nicht,  und  wenn,  ob  dieselbe  fort- 
schreitet, stationär  bleibt  oder  zurückgeht. 

Um  solches  mit  Genauigkeit  herauszufinden,  kam 
man  auf  den  Gedanken,  Instrumente  zu  erfinden,  sog. 
Exophthalmometer,  welche  den  Zweck  haben,  den  Exoph- 
thalmus zu  messen,   d.  h.  nachzuweisen,   wie  weit  der 


Hornhaulgipfel  über  einen  bestimmten  Punkt  der  Aiig 
hohle  hervorrage. 

Dieser  bestimmte  Punkt  muss  an  irgend  ei 
Stelle  des  die  Augenhöhle  begrenzenden  knöcben 
Augenhöblenrandes  liegen,  ein  anderer  Theil  dersell 
ist  uns  nicht  zugänglich.  Ein  Jeder  kann  sich  an  s 
selbst  davon  überzeugen,  dass  die  Augenhöhle  nach  ob 
aussen  und  unten  von  einem  deutlich  durch  die  H 
fühlbaren  Knochenrande  umschrieben  wird.  Wir  köni 
nun  irgend  einen  Punkt  an  einem  dieser  Ränder  als  V 
gleichspunkt  wählen  und  sagen,  das  Auge,  resp. 
Hornhautgipfel  ragt  um  so  oder  so  viel  über  diesen  Pu 
nervor.  Wie  zu  erwarten  war,  stellte  sich  bald  hert 
welcher  der  verschiedenen  Wahlstellen  der  Vorzug 
geben  sei. 

Das  erste  Instrument,  welches  zum  Behufe  solc 
Messungen  erfunden  wurde,  datirt  vom  Jahre  1867 
von  Dr.  H.  Cohn  in  Breslau,  der  den  Supraorbitalrand 
Vergleichspunkt  wählte  und  seinem  Instrumente  den  '. 
men  ExOphthalmometer  gab.  Eine  Abbildung  dessell 
findet  sich  auf  Taf.  I,  Fig.  1 . 

Abgesehen  davon,  dass  es  in  seiner  Zusammensetzt 
zu  complicirt  ist,  wird  seine  Application  dadurch 
schwert ,  dass  es  vollkommen  perpendicular  gehal 
werden  rauss;  ferner  ist  die  Wahlstelle  nicht  passe 
weil  der  Supraorbitalrand  in  der  grossen  Hehrzahl  ■ 
Fälle  von  einem  Fettpolster  bedeckt  ist,  welches  in  kra 
haften  Zuständen  z%-  oder  abnehmen  und  auf  diese  Wt 
zu  irrigen  Resultaten  fuhren  kann;  ferner  ist  die  Vi: 
linie,  von  welcher  aus  auf  den  Hornhautgipfel  visirt  wi 

*)  Compie  rendii  des  seinces  da  Congrea  international  de  '. 
k  Paris.    Art.  „Do  rExopbtbalmometrie." 

Rem.  Hftthtril.  1*70.  Kr.  738. 


-    210    - 

z  und  za  unbestimmt,  als  dass  die  Richtigkeit  der 
ite  dadurch  nicht  beeinträchtigt  werden  sollte: 
1  erhält  man  letztere  nicht  direkt,  sondern  indirekt 
ssen  sich  z.  B.  in  liegender  Stellung  keine  Messun- 
it  dem  Instrumente  vornehmen. 
ichdem  ich  selbst  eine  grössere  Anzahl  von  Hessun- 
it  dem  eben  besprochenen  Exophthalmometer  von 
ausgeführt  und  dabei  eine  Reihe  von  Schattenseiten 
nselben  erkannt  hatte,  wurde  ich  durch  einen  Fall 
traorbitaltumor  dazu  veranlasst,  selbst  den  Versuch 
chen  mit  der  Construktion  eines  Instrumentes,  bei 
m  ich  wenigstens  einen  Theil  der  Unvollkommen- 

des  soeben  besprochenen  zu  vermeiden  glaubte. 
ne  kurze  Beschreibung  des  Instrumentes,  bei  wel- 
;b  mich  auf  beiliegende  Zeichnung  (Taf.  I,  Fig.  2) 
e,  die  dasselbe  in  seiner  natürlichen  Grösse  wieder- 
nag einen  Regriff  von  der  Zusammensetzung  des- 

geben. 
.  besteht  aus  einer  Messingplatte  a,  die  auf  beiden 

gleich  ist  und  eine  Länge  hat  von  45u,  ein  Höbe 
}""°  und  eine  Dicke  von  3™;  in  diese  Messing- 
a  ist  eine,  um  das  Gewicht  zu  vermindern,  hoble, 
Messingstange  bc  so  in  die  Mitte  einer  der  Höben- 
eingeschraubt,  dass  sie  bei  einem  Dickendurch- 

von  &•"•  die  Flächen  der  Platte  auf  beiden  Seiten 
■"•"•  überragt.  Diese  Stange  hat  eine  Länge  von 
und  trägt  auf  der  einen  ihrer  in  der  Fortsetzung 
nge  der  Platte  liegenden  Seiten  ^ine  zu  der  Platte 
inklige  Uillimetertbeilung. 

i  dieser  Metallstange  bc  lässt  sich  eine  Metallhülse 
i™  Länge  sowohl  in  der  Längenrichtung  der  Stange 
ieben,  als  um  die  Längenachse  derselben  drehen 
i  jeder  beliebigen   Stellung  durch  die  Fixations- 


-    211     - 

schraube  h,  auf  deren  Knopf  die  Länge  der  Hülse 
verzeichnet  ist,  feststellen.  Auf  dieser  Hülse  d  isi 
zu  Stange  bc  rechtwinklige  Metallhülse  e  befestig 
13™  Länge  und  4™  Durchmesser,  in  welcher  eine  mi 
Messingstange  fg  von  60""  Länge  und  3""  Durchn 
vor-  und  rückwärts  geschoben  werden  kann. 

Zwischen  Ende  c  der  Stange  bc  und  Hülse  d  is 
zweite  Hülse  i  angebracht,  mit  welcher  dieselben  1 
gungen  auszuführen  sind,  wie  mit  Hülse  i;  auch  sie 
in  der  Längenachse  der  Stange  bc  verschoben  und  e 
um  dieselbe  gedreht  und  durch  eine  Stellschrai 
auf  deren  Knopf  die  Länge  der  Hülse  t  (12"™)  mark 
in  jeder  beliebigen  Stellung  fixirl  werden.  Auf  H 
ist  ein  Schlitten  k  in  rechtem  Winkel  zu  Stange  b 
festigt,  dessen  Länge  gleich  Hülse  e  13"°,  dessen 
aber  9™  beträgt;  in  diesem  Schlitten  liegt  ein  Line 
welches  mit  Stange  fg  parallel,  wie  diese  vor-  und 
wärts  geschoben  werden  kann  und  gleichfalls  eine  ! 
von  60"""  besitzt-,  seine  untere  Fläche  bat  eine  Breit 
5""  und  seine  Höhe  misst  1,5*"".  In  der  Mittellini 
Lineals,  ungefähr  2""°  von  jedem  Ende  desselben  en 
sind  2  Stahlspitzen  eingeschraubt,  welche  sich  unj 
2*"*  über  seine  Fläche  erheben.  Eine  durch  ihre  t 
Spitzen  gelegte  senkrechte  Ebene  würde  also  I] 
in  2  gleiche  Hälften  von  je  6""  theilen. 

Ueber  die  Anwendungsweise  dieses  sehr  einl 
Instrumentes  mag  Folgendes  gesagt  sein  : 

Zur  Vornahme  fon  Messungen  fixirtderUntersuc 
vor  Allem  Stange  fg  an  einer  bestimmten,  nachher 
zu  beschreibenden  Stelle  der  Stange  bc  mittelst  H 
durch  Schraube  h,  nachdem  er  sie  so  verschöbe 
dass  auf  beiden  Seiten  der  Stange  bc  ein  ungefähr 
grosses  Stück  der  Stange  fg  vorsteht  und  sie  eine 


—    212    - 

horizontale,  zur  senkrechten  Platte  a  rechtwinklige 
g  einnimmt.  Dann  legt  er  das  Instrument  so  an, 
er  vorderste  Theil  eines  Endes  der  Stange  fg  mit 
der  Platte  a  zusehenden  Cy linderfläche  an  den 
i  knöchernen  Orbitalrand,  welchen  ich  als  Punctum 
ind  Vergleich ungspuukt  wähle,  anstösst  und  Platte 
das  Ohr  des  zu  Untersuchenden,  also  auf  die  hin- 
chbeingegend  zu  liegen  kommt.  Dabei  tnuss  das 
Instrument  möglichst  horizontal  gehalten  werden 
rd  es  also  in  einem  gegebenen  Falle  lediglich  vom 
oder  tiefer  Stehen  des  äussern  Orbitalrandes  ab- 
,  ob  auch  Platte  a  höher  oder  tiefer  vor  dem  Ohre 
wird.  *)  Nachdem  der  Untersuchende  dem  Instru- 
die  erwähnte  Stellung  gegeben,  erfasst  er,  wäb- 
r  mit  der  einen  Hand  die  Platte  fixirt  hall,  mit 
dem  die  Schraube  n,  lüftet  diese  und  verschiebt 
■  Lineal  Im  tragende  Hülse  i  so  lange,  bis  die 
Stahlspitzen,  mittelst  welcher  man  auf  den  llorn- 
fel  des  geradeaus  in  die  Ferne  blickenden  Auges 
mit  letztcrem  in  eine  gerade  Linie  fallen,  wobei 
eal  so  weit  wie  thunlich  vorgeschoben  wird,  da- 
i  drei  Punkte  möglichst  schnell  und  gleichzeitig 
m  beobachtenden  Auge  übersehen  werden  können. 
Augenblicke,  wo  die  drei  Punkte  in  einer  Linie 
schraubt  der  Untersuchende  die  Schraube  n  fest 

anfangs  hatte  ich  versucht,  durch  eine  auf  dem  hiutern 
rade  von  unten  nach  oben  und  Muten  oder  eine  auf  dem 
mde  von  vorn  nach  hinten  laufende  Feder,  die  wie  bei  einer 
»er  das  Ohr  gehangt  werden  sollte,  das  Instrument  noch 
tu  flxiren ,  musate  mich  jedoch  bald  davon  (lberteugen, 
der  ausserordentlichen  Form-  und  Stellunge  Verschiedenheit 
ern  Ohres,  die  übrige  Stellung  des  Instrumentes  dadurch 
ihtigt  wurde  nnd  liess  sie  desshalb  weg. 


—    213    — 

und  das  Instrument  kann  entfernt  werden.  Es  ha 
sich  nur  noch  darum,  zu  wissen,  wie  gross  die 
Orbitalrand  relative  Prominenz  des  Auges  sei. 

Wir  erhalten  das  Resultat  direkt: 

Da  Hülse  d  5™  lang  ist  und  Stange  fg,  die  auf 
Mitte  liegt,  3™  im  Durchmesser  hat,  so  stehen  auf 
den  Seiten  der  Stange  je  1"  der  Hülse  vor  und  es 
ben  von  der  dem  Orbitalrand  anliegenden  CylinderfJ 
der  Stange  fg  bis  zu  dem,  dem  freien  Ende  der  Si 
bc  zusehenden  Rande  der  Hülse  d  imm  und  ebenso 
der  von  den  Stahlspitzen  auf  Lineal  Im  gebildeten  H 
linie  bis  zu  dem  der  Hülse  zusehenden  Rande  der  Hi 
6""";  4™  und  6™  sind  also  constante  Grössen,  di< 
bei  jeder  Messung  haben  müssen,  das  Einzige  var 
ist  die  zwischen  beiden  Hülsen  bleibende  Anzahl 
meter;  es  ist  nun  sehr  leicht  zu  der  constanten  Za 
diese  Millimeter  zu  addiren.  Liegen  also  beispiels- 
zwischen  beiden  Hülsen  5™,  so  haben  wir  eine  Pr 
oenz  von  10™  +  5—  =  15™,  stossen  sie  ganz  aneinai 
eine  solche  von  10™. 

Nachdem  ich  mein  Instrument  einige  Male  in 
wendung  gebracht,  hatte  ich  zur  Messung  eines  A 
nicht  mehr  als  0,25  Minute  nothwendig  und  erhiel 
wiederholten  Control versuchen  entweder  stets  dies« 
oder  höchstens  um  0,5™,  in  seltenen  Fällen  auch 
1™  schwankende  Resultate. 

Man  könnte  mir ,  nach  dem  bisher  Gesagten , 
Einwurf  machen,  ich  wolle  mich  also  nie  darauf  einla 
Prominenzen  unter  10™  zu  messen  —  ein  entschied 
Nachtheil  des  Instrumentes,  würde  ich  mir  nicht  au 
derm  Wege  zu  helfen  wissen.  Habe  ich  eine  gerir 
Prominenz  als  10™,  so  entferne  ich  Stange  fg,  ir 
ich  sie  entweder  nur  so  weit  zurückziehe,   bis   sie 


—    214    — 

Gesicht  nicht  mehr  berührt,  oder  sie  ganz  herausziehe 
und  dann  Hülse  d  so  weit  gegen  Platte  a  verschiebe, 
bis  sie  mir  nicht  mehr  im  Wege  steht ;  sollte  diess  aber 
dennoch  der  Fall  sein,  so  entferne  ich  sie  ganz,  indem 
ich  sie  über  Stange  bc  herausziehe.  Dann  verschiebe 
ich  Hülse  i,  bis  das  Lineal,  welches  ich  desshalb  auch 
den  Vorschlag  mache,  an  seinen  beiden  Längenseiten 
cylindrisch  abzurunden,  an  den  äussern  Orbitalrand  stosst, 
merke  mir  die  Millimeterzahl,  bei  welcher  diess  der  Fall 
gewesen,  halte  mein  Instrument  möglichst  ruhig,  ver- 
schiebe Hülse  i  wieder,  bis  die  Stahlspitzen  mit  dem 
Hornhautgipfel  in  eine  Linie  fallen  und  lese  die  Anzahl 
Millimeter  ab  auf  Stange  bc,  die  zwischen  meinem  erst 
gefundenen  Punkte  und  dem  demselben  zusehenden 
Rande  der  Hülse  i  sich  befinden  +  6""°.  Auf  diese  Weise 
kann  ich  natürlich  auch  Prominenzen  von  0mm  nachweisen. 

Ueber  die  Stellung  von  Hülse  d  sei  noch  bemerkt, 
dass  ich  sie  bei  Untersuchungen  an  Erwachsenen  immer 
so  einstelle,  dass  ihr  gegen  das  freie  Ende  der  Stange 
bc  sehender  Rand  auf  20  der  Millimetertheilung  fallt,  da 
ich  gefunden  habe,  dass  bei  dieser  Einstellung,  wenn  die 
gegen  die  Platte  gerichtete  Cylinderfläche  der  Stange  fg 
gegen  den  Orbitalrand  drückt,  der  hintere  Plattenrand 
beinahe  immer  noch  vor  das  Ohr  fällt.  Nur  in  den- 
jenigen Fällen,  wo  diess  nicht  der  Fall  ist,  wo  die  Distanz 
zu  gering,  wie  hie  und  da  bei  Erwachsenen  und  beinahe 
immer  bei  Kindern,  stelle  ich  den  Rand  auf  <5""\  40™ 
oder  noch  weniger  ein ;  in  den  verhältnissmässig  seltenen 
Fällen,  wo  sie  zu  gross  wäre,  auf  eine  Millimeterzahl 
über  20. 

Was  Hülse  i  anbelangt,  so  könnte  sie  bedeutend 
schmäler  gemacht  werden,  so  dass  sie  näher  an  Hülse  d 
herangebracht  werden  könnte  und  wir,  ohne  Stange  fg 


—    215    - 

oder  Hülse  d  entfernen  zn  müssen,  auch  kleinere  Pro- 
minenzen als  von  10mm  noch  messen  könnten;  allein  auf 
diese  Weise  würden  wir  die  bequeme  Zahl  10  verlieren, 
ein  Vortheil,  der  bei  den  verhältnissmassig  selten  unter 
I0"m  vorkommenden  Prominenzen  nicht  zu  verkennen  ist. 
Aus  der  Beschreibung  des  Instrumentes  und  seiner 
Anwendungsweise  mag  auch  klar  geworden  sein,  dass 
es,  da  es  auf  seinen  befden  Seiten  vollkommen  gleich 
ist,  auf  beiden  Kopfseiten  *  auch  in  derselben  Weise  zu 
gebrauchen  ist  und  wir  sofort,  wenn  ein  Auge  gemessen, 
die  Messung  am  andern  vornehmen  können. 

Um  mit  meinem  Instrumente  zu  mathemathisch  ge- 
nauen Resultaten  zu  gelangen,  sollten  Platte  a  und  Stange 
bc  selbstverständlich  vollkommen  parallel  stehen  zu  der 
Medianebene  des  Kopfes.    Da  es  aber  bis  jetzt  unmöglich 
ist,  die  mathematische  Medianebene  jedes  Kopfes  zu  fin- 
den, so  ist  es  auch  unmöglich,  das  Instrument  ihr  ma- 
thematisch parallel  zu  stellen.    Wir  müssen   uns  daher 
mit  einem  approximativen  Parallelismus  zufrieden  geben, 
v  der  theils  durch  das  Augenmass  bei  einiger  Uebung  und 
namentlich  bei  wiederholten  Untersuchungen  an  demsel- 
ben Individuum  —  wie   diess  ja   ohnehin   in  praxi   am 
Häutigsten  der  Fall  sein  wird  —  theils,  wie  ich  bei  den 
meisten  Individuen  gefunden  habe,  ziemlich  leicht  dadurch 
herzustellen  ist,  dass  man  den  hintern  Theil  der  Platte 
etwas  fest  andrückt,  indem  die  unmittelbar  vor  dem  Ohre 
gelegene  Partie  der  Medianebene  des  Kopfes  am  meisten 
parallel  zu  laufen  scheint   Convergirt  oder  divergirt  das 
Instrument  zu  sehr  zur  Medianebene,  so   erhalten   wir 
zo  grosse  oder  zu  kleine  Resultate. 

Das  beschriebene  Instrument  dient  also  dazu,  uns 
darüber  aufzuklären,  wie  weit  ein  Auge  im  Verhältniss 
zum  äussern  Orbitalrand  seiner  Seite  vorsteht  Ich  wählte 


—    2*6    — 

diese  Stelle,  weil  sie,  wie  auch  Colin  gefunden,  selbst 
bei  den  korpulentesten  Individuen  ganz  oder  wenigste« 
beinahe  fettlos  ist,  in  verschiedenen  Lebensperioden  also 
durch  Schwund  oder  Zunahme  des  übrigen  panniculas 
adipesus  keine  Differenzen  erfahren  wird ;  ferner,  weil 
dieser  Punkt  bei  jedem  Individuum  schnell  und  leicht 
gefunden  werden  kann  und  wir  es  dabei  nicht  mit  posi- 
tiven und  negativen  Grössen  fcu  thun  haben. 

Das  ungleiche  Vorstehen 'beider  äussern  Orbitalränder 
im  Verhältniss  zu  einer  durch  die  beiden  Processus  ma- 
stoidei  von  oben  nach  unten  gelegten  senkrechten  Ebene 
kann  kein  Grund  sein  für  die  Nichtwahl  dieses  im  Uebri- 
gen  so  zweckmässigen  Punctum  fixum,  da  wir  wohl  nicht 
weniger  Schädel  finden  würden,  bei  welchen  zwei  gleiche 
Punkte  der  Supraorbitalränder  von  einer  so  gelegten 
Ebene  auf  beiden  Kopfseiten  mathematisch  nicht  gleich 
weit  abstehen  würden.  Ausserdem  kommt  es  ja,  wenig- 
stens bei  Untersuchungen  in  praxi,  nicht  sowohl  darauf 
an,  wie  viel  die  relative  Prominenz  bei  einer  ein- 
maligen Messung  betrug,  sondern  lediglich  darauf,  wie 
viel  die  Prominenz  bei  pathologischen  Zustanden  a» 
demselben  Individuum  in  Beziehung  auf  die  vorhergehende 
Messung  zu-  oder  abgenommen  hat;  es  kann  uns  dabei 
also  ganz  gleichgültg  sein,  um  wie  viel  der  eine  Orbital- 
rand vor  dem  andern  vor-  oder  zurückstehe. 

Es  bleibt  mir  noch  übrig,  von  den  Resultaten  zi 
sprechen,  zu  welchen  ich  durch  eine  Reihe  von  Messungen 
mit  meinem  Instrumente  gelangt  bin. 

Zuvor  sei  bemerkt,  dass  wir  es  bei  diesen  Messun- 
gen nur  mit  positiven  Prominenzen  und  Protrusionen 
zu  thun  haben  von  O"""  bis  +  xmm;  negative  können  mit 
dem  Instrumente  nicht  gemessen  werden  und  würde» 
jedenfalls  nur  phthisischen  Bulbis   angehören,   da  wohl 


-    217     - 

kein  gesundes  Auge,  geschweige  denn  ein  krankhart  \ 
getriebenes,  noch  hinter  dem  äussern  Orhitalrand  liegi 
gefunden  «erden  dürfte. 

In  Betreff  der  Resultate  selbst,  zu  denen  ich  gcki 
raen  bin  durch  Messungen  an  circa  200  Individuen,  i 
400  Augen,  die  ich  aber  als  lange  nicht  genügende  1 
betrachten  möchte,  um  allgemein  gültige  Schlüsse  dar 
ziehen  zu  dürfen,  muss  ich  sagen,  dass  sie  nicht 
differiren  von  denjenigen  von  Cohn,  der  sie  auf  427 
dividuen  stützt.  Männer,  Frauen  und  Kinder  jeden  AI 
Gesunde  und  Kranke,  Emmetropen,  Myopen,  Hy[ 
melropen  ohne  Unterschied  wurden  dazu  benützt,  8 
genommen  Morbus  Easedowi  und  Tumoren  des  Augap 
oder  der  Augenhöhle. 

Als  Grenzwerthe  meiner  Messungen  ergaben  i 
mir  +  9""  und  +  20™.  Die  bedeuteren  Prominen 
fanden  sich,  wie  auch  Cohn  angibt,  im  Allgemeinen 
Myopie,  ohne  dass  andere  Refractionszustände  da 
ausgeschlossen  gewesen  wären.  Der  Spielraum  zwisc 
beiden  Grenz werthen,  innerhalb  welchem  sich  keine 
ihologischen  Prominenzen  vorfanden,  würde  wohl  < 
höhere  Zahl  als  10—  erreicht  haben,  hätten  mir 
meinen  Messungen  nicht  gerade  Individuen  mit  sehr 
liegenden  und  stark  glotzenden  Augen  gefehlt. 

Weitaus  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  schwankte 
Prominenz  P  zwischen  12—  und  14—;  denn  unter 
Augen  fand  ich  51  mit  P  14™.  3*  mit  13— .  30mit<2 
und  28  mit  13,5-™;  von  10—  bis  12--  fanden  sich 
Verhältniss  ungefähr  gleich  viele  wie  von  14—  bis  1 
Prominenzen  unter  10™"  und  über  19™  waren  seh» 
vertreten.  In  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  scbwai 
P  beider  Augen  am  selben  Kopfe  zwischen  0—  und 

Bern.  Mittheil.     1670.  Hr.  739. 


■  V 

I  • 


—    218    — 

2,75""°  bis  +  3mB,  doch  fand  ich  auch  Differenzen  bis 
zu  6ßmm. 

Auffallend  ist,  wie  selten  P  beider  Augen  gleici 
gross  ist;  Cohn  fand  bei  seinen  Untersuchungen  47,33*/* 
ich  nur  6,5%. 

Eine  Reihe  von  Messungen,  welche  ich  in  verschie- 
denen Ländern  vorzunehmen  Gelegenheit  hatte,  ergäbet 
mir  auffallend  übereinstimmende  Resultate  mit  denjenigen 
welche  ich  in  Bern  vorgenommen  hatte,  doch  schaut 
das  Procentverhältniss ,  wo  P  beider  Augen  gleich  gross 
ist,  in  England  höher  zu  stehen,  als  bei  uns.  Dennoch 
rauss  ich  beifügen,  dass  es  meine  Ueberzeugong  ist,  dass, 
je  genauere  Messungen  wir  mit  einem  Instrumente  aas- 
zuführen im  Stande  sind,  wir  um  so  seltener  eine  voll- 
ständige Gleichheit  der  Prominenz  der  Augen  beider 
Kopfseiten  finden  werden. 

Kurz  nachdem  ich  mein  Instrument  erfunden  und 
die  ersten  paar  hundert  Messungen  mit  demselben  ge- 
macht hatte,  erschien  schon  wieder  ein  neues,  von  Prot 
v*  Hasner  in  Prag,  das  er  Orthometer  nannte  und  mit 
welchem  er  nicht  nur  die  Prominenz  der  Augen  be- 
ziehungsweise zum  äussern  Orbitalrand,  sondert 
auch  andere,  angeborene  oder  erworbene  Lage-  und 
Richtungsveränderungen  des  Auges  sowohl  als  des  mensch- 
lichen Schädels  messen  will.  *) 

Eine  Abbildung  dieses  Instrumentes  findet  sich  auf 
Taf.  I,  Fig.  3. 

Nachdem  der  äussere  Orbitalrand  in  die  Verlänge- 
rung einer  durch  2  senkrechte  Fäden  in  den  beiden 
Rechtecken  gedachten  Geraden  gehracht  ist,  geschieht 
dasselbe  mit  dem  Hornhautgipfel.    Die  Anzahl  der  zwi- 


*)  v.  Hasner.   Die  Statopathien  des  Auges.   Prag  1868. 


-    210    - 

sehen  der  ersten  und  zweiten  Geraden  gelegenen  1 
meter  ergibt  die  Prominenz.  Eine  Reihe  von  Hessin 
mit  diesem  Instrumente  [Jessen  dasselbe  als  ein 
branchbares  erkennen  und  wurden  bei  Controlversuc 
so  zu  sagen  dieselben  Resultate  damit  erzielt,  wie 
dem  meinigen.  Nur  ist  es  allerdings  weniger  Irans 
tabel,  verirrt  man  sich  leicht  in  den  Fäden  und 
die  Fadenintervalle  von  8™  zu  gross,  um  dazwisc 
liegende  Grössen  mit  Genauigkeit  bestimmen  zu  kön 

Noch  ein  neues  Exophthalmo  meter  veröffentlich 
zugleich  mit  mir  Prof.  Zehender  in  Rostock,  wie  es 
Tafel  I,  Fig.  4  abgebildet  ist.  Es  besteht  aus  einet 
Millimeter  eingeteilten  Haassstabe  M  und  einer  auf  d 
selben  verschiebbaren  Hülse,  welche  einen  temporal? 
und  einen  medianwärts  gerichteten  Arm  trägt.  An  ei 
rem  befindet  sich  ein  Visirzeicben  V,  welches  siel 
einem  an  letzterem  angebrachten  Spiegelchen  S  spie 
Visirzeicben  V  und  Spiegelbild  B  bilden  also  eine  Ger 
mit  welcher  der  Scheitelpunkt  H  der  Hornhaut  lang 
muss.  Der  Maassstab  wird  mit  dem  Ende  A  an 
Schläfe  gelegt  und  dient  der  äussere  Orbitalrand 
Vergleichspunkt.  Zur  genauem  Bestimmung  ist  auf 
Hülse  noch  ein  Nonius  N  angebracht. 

Leider  befinde  ich  mich  noch  nicht  im  Besitze  di 
Instrumentes,  um  Controlmessungen  mit  dem  mein 
vornehmen  zu  können.  Jedoch  reichen  mir  die  Angi 
des  Autors  hin,  um  es  als  ein  sehr  zweckenlsprechei 
betrachten  zu  müssen.  Doch  will  ich  die  Einwi 
welche  ich  demselben  machen  zu  müssen  glaube,  i 
verhehlen. 


a)  Klinische  MunaUblÄtter  f.  Angenheilk.   p.  42.    1870. 


"»  '*" 


—    220    — 

Vorerst  ist  mir  aus  der  Beschreibung  des  Autor* 
nicht  begreiflich  geworden,  wie  er  sein  ExOphthalmometer 
auf  beiden  Kopfseiten  anwendet.  Wie  es  seine  Zeichmmg 
wiedergibt,  dient  es  nur  für  die  linke.  Ferner  wird  es, 
da  die  Hülse  um  die  Längenaxe  des  Haassstabes  nidrt 
drehbar  ist,  nicht  möglich  sein,  bei  pathologischen  Yer- 
rückungen  des  Augapfels  nach  oben  oder  unten,  Messra- 
gen über  die  relative  Prominenz  des  HornhautgipMs 
vornehmen  zu  können.  Und  endlich  sehe  ich  nicht  em, 
worin  die  Vorzüge  seines  Instrumentes  vor  dem  mena- 
gen  bestehen  sollen,  indem  ich  durchaus  nicht  glaube, 
dass  es  möglich  sein  wird ,  genauere  Resultate  mit  des 
seinigen  zu  erzielen,   als  mit  dem  von  mir  erfundene». 

Die  Veröffentlichung  eines  fünften  Exophthaltao- 
meters*),  welches  jedoch  schon  seit  längerer  Zeit  er- 
funden gewesen,  Hess  nicht  lange  auf  sich  warten.  Ob- 
schon  Dr.  P.  Keyser  in  Philadelphia  nur  von  dem  Cohn- 
schen  Instrumente  Kenntniss  gehabt  zu  haben  schein, 
wählte  er  doch  auch,  wie  Hasner,  Zehender  and  ich, 
den  äussern  Orbitalrand  als  Vergleichspunkt  und  es  zeigt 
sein  Instrument  viele  Aehnlichkeit  mit  dem  meinigen. 

Auf  Taf.  I,  Fig.  5  ist  eine  Abbildung  desselben  ge- 
geben. 

Auf  einem  45  Cent,  langen,  6mm  breiten  und  3"* 
dicken  Stabe,  der  mit  seinem  einen  Ende  auf  die  vordere 
Schläfengegend  zu  liegen  kommt,  ist  ein  auf  einer  steifet 
Feder  arbeitender  und  mit  einer  vorspringenden  Zunge 
versehener  Schieber  B  in  der  Längsrichtung  des  Stabe* 
verschiebbar.  Die  Zunge  wird  an  den  äussern  Orbital* 
rand  gestemmt  und  Schieber  C  hierauf  so  lange  bin-  und 


*)  Knapp'e  Arch.  f.  Augen-  and  Ohrenheilk.    1.  Bd.    2.  Abth. 
p.  183.    1870. 


-  tti  — 

hergenickt,  bis  die  an  demselben  befindliche  und  zu  beid 
Seiten  vorspringende  Metalllamelle,  von  welcher  aus  > 
den  Scheitelpunkt  der  Hornhaut  visirt  wird,  mit  letzten 
in  eine  gerade  Linie  fallt.  Die  Entfernung  zwischen  bi 
den  Schiebern  gibt  die  Prominenz.  Wenn  ich  nun  au 
die  Flache,  mit  welcher  das  Instrument  der  vorde 
Schläfen  flache  für  zu  klein  linke,  um  dadurch  ein 
sichern  Stutzpunkt  zu  gewinnen,  ferner  die  durch  c 
Metalllamelle  gegebene  Visirlinie  für  zu  kurz  eracr 
und  dem  Instrumente  derselbe  Vorwurf  gemacht  werd 
kann  wie  dem  Zehender'schen,  dass  nämlich  die  Schieb 
nicht  auch  um  die  Längsaxe  des  Haassstabes  gedre 
und  so,  bei  pathologischen  Abweichungen  des  Augapfi 
nach  oben  oder  unten,  die  Prominenz  desselben  nie 
gemessen  werden  kann,  so  scheint  doch  Keyser  na 
vielen  hunderte^  von  Messungen  zu  nahezu  denselh 
Ergebnissen  gelangt  zu  sein,  wie  ich.  Er  fand  als  Gren 
werthe  der  Prominenz  der  Augen  9 — \8'"',  ich  9—20" 
ferner  als  Durchschnittsprominenz  im  gesunden  Zustan< 
li""",  ebenfalls  wie  ich.  Dagegen  sagt  er:  »Es  w 
selten,  dass  eine  wesentliche  Verschiedenheit  der  Augi 
bestand,  die  grösste,  welche  ich  Tand,  war  2""°«,  währei 
ich  zu  folgendem  Schlüsse  kam :  In  der  grossen  Meh 
zahl  der  Falle  schwankte  P  (Prominenz}  beider  Aug 
am  selben  Kopfe  zwischen  0°"°  und  +  2,75  bis  3™ ;  doi 
fand  ich  auch  Differenzen  bis  zu  6,5""".  Während  Keys 
sagt:  »Es  war  selten,  dass  eine  wesentliche  Verschiede 
hett  beider  Augen  bestand«,  fand  ich  bei  nur  6,5%  d 
Prominenz  beider  Augen  gleich. 

Diese  abweichenden  Resultate  bezüglich  der  Pron 
nenz  beider  Augen  haben  wir  ohne  Zweifel  in  national 
Verschiedenheiten  in  der  Kopfbildung  zu  suchen,   u: 


—    222    — 

fand   ich   gerade  in   der  Keyser'schen  Mittheilung  ein« 
Unterstützung  meiner  Beobachtungen  in  England. 

Bei  den  fünf  im  Vorigen  besprochenen  Exophthalmo- 
melern  ist  es  bis  jetzt  geblieben ;  jedoch  steht  zu  er- 
warten, dass  noch  andere  Erfindungen  mit  verbessernde! 
Modifikationen  nachfolgen  werden.  Mit  Ausnahme  von 
Cohn,  des  ersten  Erfinders  eines  Ex  Ophthalmometers, 
haben  alle  den  äussern  Orbitalrand  als  Vergleichspunkt 
gewählt,  der  ohne  Zweifel  die  korrektesten  Messungen 
zulässt ,  und  liegt  allen  bis  jetzt  das  Prinzip  zu  Grunde, 
den  Scheitelpunkt  der  Hornhaut  mit  einer  Geraden  tan- 
giren  zu  lassen. 


Dr.  Isidor  Baehmann« 

Bemerkungen  über  den  Taviglianaz« 
Sandstein  bei  Merligen. 

Vorgetragen  in  der  Sitzung  vom  14.  Mai  1870. 


In  einer  frühern  Sitzung*)  theilte  uns  Herr  von 
Fisch er-Ooster  seine  Untersuchungen  über  des 
Taviglianazsandstein  derDallenfluh  ob  Ralligen, 
sowie  mit  demselben  vereinigter  Bildungen  mit  und  über- 
raschte namentlich  mit  dem  Resultate,  dass  in  dem  zu- 
erst genannten,  bisher  versteinerungslosen  Gebilde  eine 
Anzahl  von  Petrefakten  gefunden  worden  sei,  welche  ein 
höheres  Alter  der  Ablagerung  wahrscheinlich  machen. 
Herr  von  Fischer-Ooster  wäre  geneigt,  den  Taviglianax- 
sandstein  für  triasisch  zu  erklären,   weil   sich   darin  — 


•)  6.  November  1869. 


—    223    — 

allerdings  in  einem  wenig  Zutrauen  einflössenden 
haltungszustande  erscheinende  —  Equiselaceenreste 
Tundeo  haben.  Ausserdem  lieferte  Petrefaktensamn 
Tschan  in  Herligen  dem  Berner  Stadtmuseum  kleine  et 
falls  bedenklich  erhaltene  Schnecken,  sowie  viele  Stü 
mit  kohligen  Resten. 

Der  Taviglianaz-  oder  Taveyanaz- Sandstein  ist 
nach  seinen  Lagerungsverhältnissen  in  allen  übri 
Gegenden  seines  Vorkommens  eine  eocäne  Ablagen 
wie  sich  diess  aus  allen  Beobachtungen  von  Neck 
Lory,  Studer,  Favre,  Escher  von  der  Lin 
Rfitimeyer,  Renevier  und  vielen  Andern  org 
Bei  dem  allgemeinen  Interesse,  das  demnach  eine  n 
verschiedene  Auffassung  einer  an  sich  allerdings  ti 
der  vorhandenen  Altersbestimmung  immer  noch  in  vif 
Beziehungen  rätbselvollen  Ablagerung  erregt,  schloss 
mich  sehr  gerne  einer  kurzen  Begehung  des  fraglic 
Gebiets  den  Herren  Professor  Studer  und  Escher 
der  Linth  an. 

Die  geologischen  Verhaltnisse  der  Kette  der  Sigrisv 
gräte,  an  deren  Westende  die  fragliche  Stelle  liegt,  t 
schon  frühe  von  Professor  Studer  und  spater 
Rütimeyer  untersucht  worden  und  dürfen  bei 
grossen  Bedeutung  dieses  Profils  für  die  Alpengeolc 
als  bekannt  voraus  gesetzt  werden.  Der  Nordabh 
dieser  Kalkkette  wird  im  Allgemeinen  wohl  mit  Rc 
als  ein  nach  Norden  überkipptes  und  abrasirtes  Gewöl 
als  ein  C,  dessen  Concavität  den  innern  Alpen  zugew 
det  ist,  aufgefasst.  In  der  Einsattelung  der  Berglike 
finden  wir  eine  kleine  Mulde,  während  das  Justiti 
ein  südlicheres  antiklinates  Thal  mit  ganz  jurassisch  i 
fächern  Typus  darstellt.  Die  grossen  Hassen  von  Gebii 
schutt   auf    dem   Nordabhang    der    Stgriswylgräte, 


—    224    — 

Bedeckung  durch  Vegetation  und  weiter  ein  wahrschein- 
lich abnormes  Auftreten  von  Gyps  beim  Rotbenbüel  ob 
Balligen,  da  für  dessen  Alter  wenigstens  keine  entschei- 
dende Thatsache  aufgeführt  werden  kann,  sowie  das 
Vorkommen  von  Schiefern  unbestimmten  AHers  und  offen- 
bares Fehlen  einzelner  Formationsglieder  —  alle  diese 
Verhältnisse  legen  einer  genauen  Untersuchung  der 
Lagerungsfolge  wohl  fast  unüberwindliche  Hindernisse 
entgegen.  Denn  immer  knüpft  sich  an  diesen  Bezirk 
noch  manches  Räthsel.  Jedermann,  der  nur  eine  Ahnung 
hat  von  den  gerade  in  diesen  äussern  Kalkketten  so 
häufig  vorkommenden  Ueberschiebungen,  wird  leicht  ein- 
sehen, dass  der  Zweck  unserer  kurzen  Begebung  auch 
nicht  darin  bestand,  die  verwickelten  strati graphischen 
Verhältnisse  des  Gebirgs  ob  Balligen  und  Herligen  zn 
lösen.  Es  handelte  sich  vielmehr  zunächst  nur  am  einen 
Augenschein  der  Lokalitäten,  an  welchen  der  von  Herrn 
von  Fischer-Ooster  beauftragte  Sammler  Tschan  die  neuen 
Vorkommnisse  im  Taviglianazsandsteine  etc.  entdeckt 
hatte.  Die  Beobachtungen,  die  nebenbei  gemacht  wor- 
den, beziehen  sich  zum  grossen  Theil  auf  Thatsachen, 
die  schon  von  Studer  und  Bütimeyer  bekannt  sind.  Ich 
will  nur  anführen,  dass  südlich  über  der  Dallenflah, 
die  selbst  aus  Taviglianazsandstein  besteht,  zu- 
nächst eine  Masse  von  nicht  näher  bestimmbaren  Schie- 
fern folgt,  die  keine  organischen  Beste  auffinden  Hessen, 
bloss  stellenweise  kohlige  Trümmer  zeigen.  Darauf  liegt 
eine  von  Kalkspathadern  durchzogene  und  zerrüttete  Masse 
von  kieseligem  Kalkstein,  welcher  südlich  von  und  ge- 
rade ob  Merligen  Versteinerungen  des  obern  Neocomien 
führt.  Das  Riff  trägt  den  bezeichnenden  Namen  Lahm- 
fluh.  Zwischen  dieser  Lahmfluh  und  einer  höher  lie- 
genden übereinstimmenden  Masse,    die  selbst  von  Ur- 


—    225    — 

gonien  überlagert  ist,  zieht  sich  in  fast  senkrechter 
Stellung  der  Schichten  eine  Zone  von  kalkigen  Schiefern 
durch,  welche  Belemnites  pisciformis  Rasp.,  Pecten  und 
nicht  näher  bestimmbare  Terebratein  enthalten,  übrigens 
mit  den  Schiefern  des  untern  Neocomien  im  Justithal 
und  über  Merligen  übereinstimmen.  Zur  Construktion 
des  Gebirgsprofils  würde  ich  in  diesen  Schiefern  den 
Kern  des  vorhin  erwähnten  nordwärts  gerichteten  Ge- 
wölbes suchen. 

Nun  zum  Taviglianazsandstein  zurückkehrend, 
richteten  wir  unser  Augenmerk  auf  jenen  Sandslein,  der 
nach  Herrn  von  Fischer-Ooster  dem  Ralligsandstein  ähn- 
lich sein  und  auch  das  Alter  dieser  abnorm  an  horizon- 
tale Nagelfluh  anstossenden  Mergelmolasse  in  Frage  zie- 
hen soll  —  nach  Prof.  Heer  ist  die  Molasse  von  Ralligen 
aquitanisch  —  sowie  auf  den  mit  dem  Gurnigelsandstein 
übereinstimmenden  Sandstein.  *)  Wenn  nun  auch  der 
Taviglianazsandstein  —  dieser  Name  ist  bekanntlich  zu- 
nächst einfach  ein  Lokalname  —  durch  unverkennbare 
Eigentümlichkeiten  charakterisirt  ist,  so  dass  die  Be- 
zeichnung nicht  einmal  als  eine  der  schlechtem  petro- 
graphischen  Benennungen  von  alpinen  Gesteinen  gelten 
darf,  so  ist  anderseits  gewiss  Jedem,  der  sich  schon  mit 
der  genauem  Untersuchung  eines  bedeutenden  Sandstein- 
massivs abgegeben  hat,  einleuchtend  genug,  dass  man 
auch  im  Taviglianazsandstein  Abänderungen  finden  könne, 
die  sich  mit  andern  unter  Umständen  ganz  fremdartigen 
vergleichen  lassen.  Die  Schichten,  in  welchen  nun  die 
Versteinerungen  gefunden  wurden,  weichen  allerdings  et- 
was von  dem  gewöhnlichen  Habitus  der  fraglichen  Fels- 
art ab,  sind  aber  —  bei  einer  Mächtigkeit  von  einigen 


*)  Vergl.  von  Fiacher's  Aufsatz :  Mittheil.  1869,  p.  193  u.  f. 
Bern.  Mittheil.    1870.  Nr.  740. 


-    "r« 


—    226    — 


i 


Zollen  bloss  —  schlechterdings  nicht  von  der  Hauptmasse 
zu  trennen  und  auch  nicht  zu  beliebigen  Spekulationen 
zu  verwenden.  Auch  Herr  von  Fischer  verfahrt  gani 
richtig  in  der  Weise,  dass  er  von  den  in  untergeordnete» 
Lagern  vorkommenden  Resten  auf  die  Bildungszeit  der 
ganzen  Masse  des  Taviglianazsandsteins  schliesst.  Ihm 
ist  es  aber  dennoch  nicht  gleichgültig,  was  für  Variatio- 
nen das  Gestein  zeigt;  denn  liess  sich  —  nach  seiner 
Auffassung  —  das  rhätische  Alter  des  Gurnigelsandsteins 
und  mancher  Flyschsandsteine  anderer  Gegenden  nach- 
weisen, so  liefern  ähnliche  petrographiscbe  Abänderungen 
im  Taviglianazsandstein  auch  einen  Beweis  für  das  nicht 
eocäne,  sondern  eher  triasische  Alter  desselben.  Diess 
ist,  wenn  ich  anders  zu  folgen  im  Stande  war,  das  Rai- 
sonnement  des  mehrfach  angeführten  Vortrags. 

Der  Taviglianazsandstein  zieht  sich  bis  an  den  See 
gegen  Merligen-Ausserdorf  hinunter.  Im  Opeten graben 
ob  Merligen  folgt  über  demselben  in  concordanter  La- 
gerung ein  schiefriger  Kalkstein  mit  einer  Menge  kleiner 
Versteinerungen.  Ich  hatte  das  Vergnügen,  diese  neuen 
interessanten  Vorkommnisse  bei  Herrn  Ooster  zu  sehen, 
welcher  sie  gewiss  mit  vollem  Rechte  als  den  oberstes 
Kreideschichten  angehörend  betrachtet.  Die  genauem 
Verhältnisse  der  Auflagerung  konnten  wir  an  dieser  Stelle 
nicht  ermitteln;  unzweifelhaft  schiessen  aber  auch  diese 
obercretacischen  Schichten,  wie  der  Taviglianazsandstein 
unter  das  Neocomien  von  Merligen,  im  Grünbach,  ein. 

Wenn  nun  Herr  v.  Fischer-Ooster  aus  dem  Umstände, 
dass  der  Taviglianazsandstein  unter  das  Neocomien  ein- 
fällt, den  Schluss  zieht,  dass  er  wenigstens  älter  sei,  als 
die  altern  Kreideablagerungen,  so  mag  ich  ihm  nicht 
beipflichten.  Denn  wäre  der  angeführte  stratigraphische 
Grund  ein  triftiger  und  zuverlässiger,   so  ergäbe  sich 


227     - 

natürlich  mit  Notwendigkeit  daraus,  dass  auch  die  jun- 
gern Kreideschichten  am  Opetengraben  älter  sein  müss- 
ten  als  das  Neocomien! 

Es  lässt  hienach  der  stratigraphische  Beweis,  dass 
derTaviglianazsandstein  einer  altern  Formation  angehöre, 
noch  zu  wünschen  übrig  und  ich  erkläre  mich  immer 
noch  lieber  als  Anhänger  der  allgemeinen  Auflassung. 
Die  für  das  eocäne  Alter  aufgeführten  Gründe  sind  aller- 
dings auch  nur  stratigraphische,  beziehen  sich  aber  auf 
Gegenden,  wo  die  Verhältnisse  weniger  verwickelt  sind 
und  Täuschungen  nicht  so  leicht  unterlaufen  konnten.  In 
Betreff  der  palaeontologischen  Begründung  der  von  Hrn. 
von  Fischer- Ooster  aufgestellten  Vermuthung,  es  dürfte 
der  vielgenannte  Sandstein  triasisch  sein,  kann  ich  nicht 
umhin ,  meine  aufrichtigen  Bedenken  über  eine  nur 
einigermassen  zuverlässige  Bestimmbarkeit  der  vorliegen- 
den Versteinerungen  nochmals  auszusprechen. 


* 


Isidor  Bachmann. 

Kleinere  Mittheilungen  über  die  Quartär- 
bildnngen  des  Kantons  Bern. 

Vorgetragen  in  der  Sitzung  vom  3.  September  IS 70. 

a.  üeber  zerquetschte  und  mit  Eindrücken  versehene 
Geschiebe  in  quartären  Ablagerungen. 

Eigentümlich  zerquetschte ,  mit  Rissen  und  Ein- 
drücken versehene  Geschiebe  oder  Gerolle  sind  allen 
Geologen  schon  lange  bekannt  aus  den  tertiären  Nagelfluh- 
felsen besonders  jener  Gegenden,  in  welchen  Lagerungs- 
störungen eingetreten  sind,  also  im  Gebiete  der  gehobenen 


^*^ 


—    228    - 

Molasse  der  subalpinen  Zone.  Analoge  Erscheinugsu 
wurden  auch  verzeichnet  aus  jungem  diluvialen  oderj 
quartären  Congloraeraten  im  bayerischen  Hochlande  « 
an  der  Donau.  Da  nun  in  unsern  Quartärbildungen,  ge-j 
rade  der  Umgebung  von  Bern,  nagelfluhartig  feste  Kies- 
raassen  eine  nicht  unbedeutende  Rolle  spielen,  so  lag  4* 
Vermuthung  nahe,  auch  in  diesen  die  angeführten  in- 
teressanten Vorkommnisse  auffinden  zu  können.  Es  er- 
schien diese  Vermuthung  noch  begründeter,  nachde* 
man  sich  von  der  Entstehungsart  dieser  Conglomertkj 
während  des  Vorrückens  der  grossen  quartären  Gletscbor 
eine  Vorstellung  geschaffen  hatte  und  auch  aus  andern 
Erscheinungen  sich  von  dem  gewaltigen  Drucke  über-r 
zeugen  konnte,  welchen  diese  Ablagerungen  durch  Am 
über  sie  hinweg  gehendenSchub  vonEis-undSchultmasstd 
wohl  aushalten  mussten.  Es  erscheinen  nämlich  dieser 
festern  Kiesmassen  vielfach  als  Ausfüllungen  von  Ver-i 
tiefungen  oder  Einsenkungen  der  allgemeinen  Oberflicbai 
durch  die  Schuttmasse,  welche  der  vorrückende  Gletscher* 
vor  sich  herschob  oder  welche  von  den  Stirnmorane« 
desselben  herabstürzten,  wie  ich  diess  spezieller  in  meM 
ner  Monographie  der  Quartärbildungen  des  Kander*J 
gebietes*)  darzustellen  versucht  habe.  I 

Trotz  häufiger  Nachforschungen  fahndete  ich  aber 
immer  umsonst  auf  zerquetschte  und  zerstossene  Gesteins-' 
fragmente  in  diesen  meist  durch  Kalksinter  fest  verkitte-» 
ten  Ablagerungen.  Da  hatten  wir  schon  vor  längerer; 
Zeit  das  besondere  Vergnügen,  Herrn  Prof.  A.  Favre 
der  sich  so  eifrig  und  aufopfernd  um  die  erratisch«. 
Bildungen  der  Schweiz  bemüht,  an  einzelne  für  die  qnar-" 
tären  Ablagerungen  der  Umgebung  vor  Bern  wichtigere' 


*)  Bacbmann ,  die  Kander.   1870.   Bern ,  Dalp'sche  BuchbdL 


r 


-    229    - 

Stellen  zu  begleiten.  So  wurde  auch  die  für  Terrassen- 
bildung, Jüngern  (Terrassen-)  Kies,  Gletscherschutt  und 
ältere  feste  Kiesmassen  so  typische  Tiefen  au,  nördlich 
von  der  Stadt,  besucht.  Herr  Favre  entdeckte  sehr  bald 
in  den  zuletzt  genannten  Conglomeraten  einer  verlasse- 
nen Kiesgrube  im  sogenannten  Schärloch  solche  zer- 
quetschte Geschiebe.  Die  ganze  dortige  Ablagerung  liegt 
auf  Molasse  und  unter  achtem  unverändertem  Gletscher- 
schutt, welcher  durch  den  ehemaligen  Aarlauf  im  Niveau 
des  jetzigen  Tiefenaufeldes  oberflächlich  abrasirt  erscheint. 
Grössere  eckige  und  kantige  Blöcke  bis  zu  feinem  Grus 
und  Sand  liegen  unregelmässig  durcheinander;  keine 
bestimmte  Schichtung  nimmt  man  wahr,  es  erscheinen 
im  Gegentheil  die  mehr  sandigen  und  lockeren  Partbien 
in  stock-  und  nesterartigen  Massen  zwischen  den  harten 
durch  Kalkstein  verkitteten  Conglomeraten.  Diese  konnten 
nur  mit  Pulver  gesprengt  werden  und  man  hat  darum 
die  Kiesgewinnung  aufgegeben,  nachdem  in  stollenartigen 
Löchern  vorerwähnte  lockere  Sandmassen  ausgebeutet 
waren.  Einzelne  streifenförmige  oder  schmitzenartige 
kurze  Linsen,  bald  schief,  bald  horizontal,  bald  gebogen, 
zeigen  Andeutungen  stattgehabter  Abschwemmung,  indem 
alles  feinere  Material  fehlt  und  nur  locker  auf  einander 
liegende  kleinere  Gerolle  von  höchstens  Faust-,  meist 
Eigrösse  zurück  blieben.  Diese  Parthien  sind  es,  in 
welchen  die  gequetschten  und  mit  Eindrücken  versehenen 
Geschiebe  vorkommen,  welche  uns  beschäftigen. 

Die  Erscheinung  stellt  sich  einfach  folgender  Maassen 
dar.  Die  meisten  Geschiebe  sind  zerrissen  und  zer- 
quetscht; die  Risse  zeigen  einen  radialen  Verlauf,  indem 
sie  von  dem  Punkte  ausgehen,  welcher  den  stärksten 
Druck  auszuhalten  hatte.  An  dieser  Stelle  beobachtet 
man  mehr  oder  minder  deutlich  einen  Eindruck,  welcher 


^i 


durch  das  benachbarte  Gerolle  entstand,  das  selbst» 
diese  Vertierung  hinein  passt-  Es  liegt  in  der  Natur  der 
Sache,  dass  auch  mehrere  solche  Eindrücke  und  Aib- 
gangsstellen  für  die  Bisse  vorkommen  können.  Io  Folgt 
dieser  vieirachen  Zertrümmerung  entsteht  ein  loses  Baal1  I 
werk  von  Gesteinsplittern.  —  Andere  Gerolle  zeigen b!»  : 
Eindrücke  und  keine  Zerreissungsspalten.  Man  nro-i 
hieraus  schliessen,  dass  die  Entstehung  der  Eindriick 
der  Zerquetscbung  vorausgehe.  Wenigstens  gilt  dies  Hu 
Kalksteine,  sowohl  reine  als  verunreinigte,  auf  dorn 
aHein  blos  Eindrücke  beobachtet  wurden.  Da  nändici 
auch  granitische  Gerolle  ganz  zerstossen  erscheinet 
während  man  frischere  unverändert  findet,  so  kann« 
wohl  Zerquetsch ungen  auch  ohne  vorherige  Bildung  im 
Eindrücken  vorkommen, 

Die  Berücksichtigung  aller  dieser  Umstände  ist  noih- 
wondig  für  einen  Erklärungsversuch  der  merkwürdig« 
Erscheinung.  Man  kann  sich  leicht  Überzeugen,  dass  die 
Sickerwasser,  deren  Aktion  durch  vorhandenen  Kalksüi» 
schon  genügend  bewiesen  wird,  hier  eine  wichtige  M* 
spielen.  In  Folge  der  Adhäsion  werden  Wasserlropbi 
an  den  Berührungsstellen  zweier  Geschiebe  länger  haJw 
bleiben.  Das  kohlensäurehaltige  Wasser  muss  diese  Steuer. 
am  meisten  angreifen,  das  Gefüge  lockern  —  und  * 
pressen  sich  in  Folge  des  Druckes  die  betreffenden  Ge- 
rolle  in  einander  und  konnten  sogar  zerrissen  und  zer- 
quetscht werden.  Es  unterliegt  hiernach  keinem  Zweifel 
dass  sowohl  chemische  als  mechanische  Agentien  «t 
zur  Bildung  der  beschriebenen  Erscheinung  vereinigt" 

Herr  Favre  kam  zu  diesen  Auffassungen  auch  bei  iv 
Untersuchung  derselben  Erscheinung  in  den  Conglom- 
raten  der  sogenannten  Älluvion  anäenne  der  Umgebonj 
von  Genf.    Es  tritt  diese  Erscheinung  in  übereinstimmen- 


—    231     - 

der  Weise  und  unter  gani  ähnlichen  Verhältnissen  auc 
den  nagelfluharligen  Conglomeraten  am  Thungschn< 
herwärts  Thun,  auf. 

Wie  wir  zusammen  in  eifriger  Untersuchung  begri 
waren  und  der  gelehrte  und  vielgewandte  Geologe 
seine  Expirationen  machte,  mussten  wir  noch  ein  Afc 
teuer  erleben,  dessen  Andeutung  mir  hier  gestattet  i 
möge.  Wir  bemerkten  ein  fremdartiges  schwirrendes 
zischendes  Geräusch  über  nnsern  Köpfen;  im  bent 
harten  Gestrüppe  wurden  die  laublosen  und  zähen  Zwi 
in  eine  schwirrende  Bewegung  versetzt  und  am  na 
Waldrande  Aeste  geknickt.  —  Es  waren  die  schlecht 
zielten  Kugeln  der  Rekruten  auf  dem  Schiessplatze 
Wylerfeldes,  die  uns  für  einen  Augenblick  mitten  in 
serm  so  ruhigen  und  friedlichen  Geschäfte  in  Aufreg 
versetzten.  Was  blieb  uns  Wehrlosen  übrig,  als  ül 
legter  Rückzug  und  der  Vorsatz,  die  merkwürdige  K 
grübe  des  Schär  I  ochs  nur  zu  besuchen,  wenn  auf« 
Wylerfelde  nicht  geschossen  wird.  Immerbin  ist  d 
Erfahrung  eine  neue  Bestätigung  der  längst  bestehen 
Ueberzeugung,  dass  der  Kugelfang  auf  dem  Wylerf 
nicht  genügend  sei  zur  Sicherung  der  Leute,  welche 
auf  dem  linken  Aarufer  befinden.  So  wurde  uns  ' 
sichert,  dass  am  Tage  vor  unserer  Anwesenheit  ei: 
Landarbeiter  ein  Streifschuss  durch  den  Hemdärmel 
gangen  sei.  — 

b.  Eine  merkwürdige  Ueberkrustung  des  Gletscl 
schatte»  In  einer  Kiesgrube  bei  Bern. 

An  den  meisten  Stellen  der  nähern  Umgebung 
Bern  ist  der  gewöhnliche  ungeschichtete  Gletschersc 
oder  die  achte  erratische  Bildung  von  mehr  oder  mii 


—    232    — 

deutlich  stratificirten  Kiesmassen  bedeckt.  Diese  Kies- 
lager, welche  in  den  zahlreichen  Gruben  als  vorzügliches 
Strassenraaterial  ausgebeutet  werden ,  sind  in  der  Regel 
verschwemmter  Gletscherschutt  und  aus  geringer  Ent- 
fernung herzuleiten.  Sie  sind  als  Produkt  der  Thätigkek 
der  nivellirenden  fliessenden  Gewässer  nach  dem  Ab- 
schmelzen der  grossen  Gletscher,  welche  einmal  die  ganze 
Schweiz  bedeckten,  zu  betrachten.  D esshalb  finden  wir  sie 
nur  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  über  der  jetzigen  ThalsoUe; 
darüber,  wie  z.  B.  an  den  Abhängen  des  Gurten  über 
Wabern,  blieb  der  Gletscherschutt  so  viel  als  unangetastet 
Es  wurden  durch  diese  Verschwemmungen  die  Uneben* 
heiten  der  ursprünglichen  Oberfläche  des  Gletscherschottes 
zunächst  ausgeglichen  und  man  wird  in  weitaus  den 
meisten  Fällen,  wo  man  die  angedeutete  Auflagerung  di- 
rect  beobachten  kann,  zwar  wohl  eine  scharfe  Grenze 
zwischen  dem  lehmreichen,  nicht  geschlemmten  Gletscher- 
schutt und  dem  Kies  erkennen,  allein  zugleich  aucb  den 
Eindruck  mitnehmen,  dass  die  zwei  an  sich  verschiedenen 
Vorgänge,  nämlich  die  Absetzung  des  Gletscherschotts 
und  die  Abrasirung  und  Verschwemmung  desselben,  zeit- 
lich nicht  weit  von  einander  zu  trennen  seien. 

Um  so  auffallender  und  lehrreicher  ist  in  Bezug  mrf 
diesen  Punkt  eine  eigenthümliche  Beschaffenheit  der 
Oberfläche  des  Gletscherlehmes  —  oder  wenn  man  wiD, 
der  Sohle  des  auflagernden  Kieses  in  der  ausgedehnten 
Grube  bei  der  Lorraine  bei  Bern.  Ich  wurde  auf  die 
Stelle  von  Herrn  Dr.  Jahn  aufmerksam  gemacht,  was 
ich  anzuführen  nicht  unterlassen  will. 

Die  bedeutenden  Kiesablagerungen  daselbst,  am  süd- 
lichen Rande  des  Wylerfeldes,  liegen,  wie  schon  ange- 
deutet, auf  lehmreichem  Gletscherschutt,  welcher  selbst 
von  Molasse  unterteuft  wird.    Die  Oberfläche  der  erra- 


—    233    — 

tischen  Bildung  ist  aber  ziemlich  uneben,  so  dass  Kies- 
massen stellenweise  6  bis  10  Fuss  tiefer,  als  der  allge- 
meinen Sohle  des  Kieses  entspricht,  ausgebeutet  werden 
können.  Man  beschränkt  nämlich  die  Gewinnung  des 
Strassenmaterials  nur  auf  die  Kieslager,  weil  der  Morainen- 
schutt  unserer  Gegenden  meist  zu  lehmreich  wäre  und 
wenig  feste,  wie  leicht  kothende  Wege  liefern  würde. 
Die  vorliegenden  Erfahrungen  ergeben,  dass  die  Ober- 
fläche des  Gletscherlehms  also  stellenweise  EinSenkungen 
zeigt;  an  andern  Stellen  kommen  buckelartige  Anschwel- 
lungen vor.  An  solchen  geneigtflächigen  Stellen  nun  sind 
die  erratischen  Ablagerungen  mit  einer  ganz  interessanten 
festen  Kruste  von  wechselnder  Dicke  überzogen.  Diese 
besteht  bald  aus  sandsteinartigem,  baldconglomeratartigem 
Material,  indem  bald  feinere,  bald  gröbere  Gesteins- 
trümmer durch  Kalksinter  cämentirt  erscheinen.  Bei  mehr 
ebenflächiger  Ausbreitung  finden  wir  einfach  plattige  Ge- 
stalten. Ueberziehen  dagegen  diese  durch  Cämentation 
entstandenen  Krusten  geneigte  Stellen,  so  zeigen  sich  sehr 
unreine  stalaktitische  Bildungen  oder  rinnenartige  Gestalten, 
deren  Deutung  der  Phantasie  des  Ungeübten  wohl  Nah- 
rung geben  kann.  Man  erkennt  indessen  ganz  leicht, 
dass  kleine  Schlamm-  oder  Sandströmehen  nach  Ver- 
dunstung des  kalkreichen  bewegenden  Wassers  gleichsam 
erstarrt  sind  oder  man  findet  die  ehemaligen  kleinen 
einfachen  oder  verzweigten  Wasserfurchen  mit  dem  seit- 
lich aufgeworfenen  Schlamm  oder  Sand  auf  dieselbe  Art 
durch  Kalkleim  consolidirl.  Es  scheinen  sogar  solche 
einmal  fest  gewordene  Neubildungen  bisweilen  abermals 
überschüttet  worden  zu  sein.  Diese  später  aufgelagerten 
Massen  formten  die  frühere  rinnenformige  Oberfläche  ab 
als  Ausguss  und  zeigten  selbst  wieder  ähnliche  Gestal- 
tungen,  die  durch  denselben  Vorgang  der  Cämentation 

Bern.  Mittheil.  1870.  Nr.  741. 


—    234    - 

durch  kohlensauren  Kalk  erhärteten.  Diese  Umstände, 
wie  die  obengenannten  stalaktitischen  Bildungen,  gebe» 
Veranlassung  zur  Entstehung  manchmal  fremdartiger  For- 
men, welche  an  längsgespaltene  Knochen»  Gelenkknorren, 
rohe  Holzsplitter  u.  dgl.  erinnern  mögen. 

Erst  über  dieser  krustenartigen  Decke  folgt  dann 
der  gemeine  lockere  Kies.  Im  Hinblick  auf  die  eingangs 
dieser  Notiz  gemachte  Bemerkung  ist  es  wohl  berück- 
sichtigungswerth,  dass  gewiss  eine  längere  Zeit  notwen- 
dig war  zum  Absatz  der  Massen  von  kohlensaurem  Kalk, 
der  hier  als  Bindemittel  erscheint  und  somit  zwischen 
der  Ablagerung  des  Gletscherschutts  und  der  Kiesbilduog 
eine  zeitliche  Unterbrechung  anzunehmen  ist. 

Auch  abgesehen  von  diesem  allerdings  nicht  gerade 
sehr  bedeutungsvollen  Resultate  lernten  wir  hiemit  ia 
der  Kiesgrube  der  Lorraine  eine  immerhin  auffallende 
Modalität  des  Auftretens  quartärer  Kiesbildungen  kennen. 
Aehnliche  Verhältnisse  mögen  wohl  auch  anderwärts  za 
beobachten  sein.  So  wurde  ich  von  Hrn.  Prof.  Fischer 
auf  die  Kiesgrube  bei  der  Neu  brück  aufmerksam  ge- 
macht, wo,  wie  ich  seither  gesehen,  wirklich  eine  ganz 
analoge  Erscheinung  sich  zeigt. 

c.   Bemerkungen  über  einige  Fflndlinge. 

In  meinem  früher  vorgetragenen  Berichte  über  die 
merkwürdigsten  Fündlinge  des  Kantons  Bern  suchte  ich 
auch  nach  den  vorhandenen  Beobachtungen  die  Grenzen 
der  ausgedehnten  Eismassen  des  Aar-  und  Rhonegletschers 
zu  skizziren.  Ich  glaubte  aussprechen  zu  dürfen,  dass 
der  Rhonegletscher  von  Burgdorf  aus  neben  der  durch 
die  Terrainverhältnisse  bedingten  nördlichen  Ausdehnung 
auch  eine  beträchtliche  östliche  und  südöstliche  bis  in 


—    235    — 


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die  Gegend  von  Affoltern  und  Suraiswald*)  im  Emmenthal 
besessen  haben  müsse.  Es  liess  sich  in  diesem  Bezirk 
sein  rechtseitiger  Rand  von  Dieterswald  ob  Krauchthal 
über  Heim  iswyl  und  Kaltacker  gegen  Affol  tern  im 
Emmenthal  und  weiter  bis  Hu ttwyl  nach  aufgefundenen 
Blöcken  und  Ablagerungen  verfolgen. 

leb  war  darum  nicht  wenig  verwundert,  auf  einer 
Excursion  in  die  Gegend  von  Sign  au  am  rechten  Emmen- 
ufer  bei  der  Hohfurren  an  der  alten  Luzernstrasse 
einen  Block  von  typischem  Valorsineconglom erat 
aufzußnden,  das  bekanntlich  als  charakteristisch  für  das 
Gebiet  des  Rhonegletschers  betrachtet  wird.  Der  Block 
gehört  der  graulichschwarzen  mehr  sandsteinartigen  Va- 
rietät an  und  Iässt  sich  von  unzweifelhaften  erratischen 
Vorkommnissen  derselben  Art  aus  der  Gegend  von  Lau- 
sanne, Freiburg,  Zollikofen  bei  Bern,  sowie  vonOriginal- 


Vm 


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*)  Sogar  noch  bei  Wasen  am  Hornbach  findeu  sich  Blöcke 
aus  dem  Wallis,  wie  wir  von  Herrn  Mahlberg  (Die  errat.  Bildungen 
im  Aargau,  p.  62)  vernommen  haben.  Er  entdeckte  daselbst  zwei 
Blöcke  von  mindestens  4  Kubikfuss  ans  zwei  Varietäten  von  Sma- 
ragditgabbro  (Euphotide)  bestehend  und  einen  graubraunen  glän- 
zenden Sandstein  mit  kleinen  hellen  Glimmerb lättchen  (vielleicht 
feinkörniges  Valorsineconglomerat"),  welchen  er  noch  an  vielen  andern 
Orten,  aber  immer  nur  im  Gebiete  de»  Rhonegletschers  gefunden 
habe.  Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  auf  eine  durch  Verwech- 
selung entstandene  ungenaue  Angabe  aufmerksam  zu  machen ,  die 
sich  in  meinem  Berichte  über  die  erhaltenen  Fündlinge  im  Kanton 
Bern  eingeschlichen  hat.  Die  dort  stehende  Notiz ,  dass  Herr  Mühl-  ' 
berg  bei  Sumiswald  Enstatitgabbro  aus  dem  Wallis  gefunden  habe, 
ist  nämlich  mit  den  vorhin  gemachten  Beobachtungen  bei  Wasen 
zu  vertauschen.  Der  von  Mühlberg  gesammelte  sog.  Enstatitgabbro 
stammt  von  Walliswyl  und  Herzogenbuchsee  und  ist,  nach  seitheri- 
gen freundlichen  Mittheilungen  an  mich,  genauer  als  Diallaggabbro 
zu  bezeichnen. 


ii 


r* 


r  - 


-    236    — 

stücken  aus  dem  Unterwallis  nicht  unterscheiden. 
Auch  die  Herren  Professoren  B.  Studer  und  Escher  von 
der  Linth,  gewiss  die  besten  Kenner  alpiner  Gesteine, 
pflichteten  meiner  Bestimmung  bei.  Die  petrographiscben 
Eigenthümlichkeiten  des  kollektiv  sogenannten  Valorsine- 
conglomerats  sind  so  charakteristische,  dass  vorderhand 
an  eine  Verwechselung  mit  einem  andern,  etwa  den 
eocänen  Ablagerungen  des  Aaregebiets  angehörigen  Ge- 
steine, nicht  gedacht  werden  kann.  Hag  auch  der  Block 
nur  in  einer  Strassenmauer  stecken,  so  ist  doch  nicht 
als  wahrscheinlich  anzunehmen,  dass  er  aus  grösserer 
Ferne,  z.  B.  aus  der  Gegend  von  Burgdorf,  auf  der  Achse 
hieher  transportirt  worden  sei;  es  müssten  sonst  woM 
auch  andere  von  ähnlicher  Herkunft  sich  auflinden  lassen. 
Man  muss  bei  Beurtheilung  dieses  Blockes  wohl  berück- 
sichtigen, dass  nach  den  häufig  herumliegenden  Blöcken 
von  Hoganlsandsteinen  und  mit  vorkommenden  Kreide- 
gesteinen die  Gegend  von  Signau,  Langnau,  Eggiwyl  etc. 
ins  Gebiet  des  Aaregletschers  oder  genauer  des  Eoamen- 
gebiets  gehört.  Westlich  von  Signau  kommen  bei  Zäzi- 
wyl  und  Grosshöchstetten  mächtige  Ablagerungen  des 
eigentlichen  Aaregletschers  vor  und  nördlich  erheben  sich 
die  zu  oberst  von  jeglichem  Gletscherschutt  frei  erscheinen- 
den Höhen  des  Blasen  und  Hundschüpfen  (1415  H.)v  an  deren 
Nordabdachung  um  Biglen  der  Aargletscher  wieder  be- 
trächtliche Lehmmassen  anlehnte.  Von  den  Schattmassen 
des  vorhin  genannten  Emmengletschers  muss  man  wohl 
annehmen,  dass  sie  zum  Theil  gegen  Zäziwyl  dem  Aar- 
gletscher, sowie  auch,  dem  Laufe  der  Emme  folgend, 
gegen  Burgdorf  dem  Rhonegletscher  zugeschoben  worden 
seien.  Statt  dessen  finden  wir  nun  bei  Signau  Blöcke 
aus  dem  Gebiet  des  Rhonegletschers  —  eine  Beobachtung, 
die  auf  Bewegungen  schliessen  lässt,  welche  den  jetzigen 


—    237    - 

Gefällsverhältnissen  zuwider  laufend  erscheinen.  Alle 
diese  Umstände  stempeln  den  fraglichen  Blook  von 
Valorsineconglomerat  zu  den  interessantesten  erratischen 
Vorkommnissen,  die  mir  bekannt  geworden  sind. 

Wie  ich  diese  Zeilen  schreibe,  bringt  mir  Hr.  Slud. 
Fankhauser,  der,  in  der  Gegend  wohl  zu  Hause,  mich 
damals  begleitet  hatte,  von  Ober  matt,  auf  dem  rechten 
Ufer  der  Ilfis,  wenig  über  dem  Einfluss  derselben  in  die 
Emroe,  also  aus  geringer  Entfernung  von  unserm  Valorsine- 
block,  ein  Handstück  von  unzweifelhaftem  Euphotide 
vom  Saasgrat,  welcher  wo  möglich  noch  charakteristischer 
für  das  Gebiet  des  Rhonegletschers  ist.  Das  Stück  stammt 
von  einem  circa  4  Kub.-F.  haltenden  ziemlich  eckigen 
und  kantigen  Block,  dessen  Gestalt  ihn  schon  wesentlich 
unterscheidet  von  den  mit  herumliegenden  grössern  und 
gerundeten  Rollsteinen  der  dasigen  Nagelfluh,  ganz  ab- 
gesehen von  der  Gesteinsnatur.  Denn  bishin  hat  man 
unter  den  ungezählten  Varietäten  krystallinischer  Nagelfluh- 
gesteine noch  keinen  Euphotide  oder  Smaragdit  führen- 
den Gabbro  beobachtet.  An  Transport  durch  Menschen- 
hand ist  in  diesem  bewaldeten  Tobel  auch  nicht  etwa  zu 
denken. 

Wenn  dieses  unvermuthete  Vorkommen  einerseits 
als  eine  Bestätigung  unserer  Bestimmung  des  Valorsine- 
conglomerats  aufgefasst  werden  muss,  da  man  bisher 
ausser  dem  Hinlergrund  des  Saasthales  noch  keinen  an- 
dern Stammort  des  Euphotides  im  Gebiete  der  Schweizer- 
alpen kennt,  so  erhöht  es  anderseits  das  Interesse  der 
in  Frage  stehenden  bisher  als  eisfrei  oder  als  Dependenz- 
gebiet  des  Aaregletschers  betrachteten  Gegenden  für  die 
Untersuchung  der  erratischen  Bildungen  bedeutend. 

Eine  weitere  kurze  Bemerkung  will  ich  in  Betreff  der 
Herkunft  des  leider  zersprengten  riesigen  Serpentin- 


-    238    — 

block s  auf  der  Höhe  zwischen  Walkringen  und 
Biglen  anfügen.  Wir  betrachteten  denselben  nach  fro- 
heren Beobachtungen  des  Hrn.  Prof.  Studer  als  aus  dem 
Triftgebiete  stammend.  Eine  kleine  Alpenreise  führte 
mich  auch  diesen  Sommer  wieder  ins  Gadmentbal.  Da 
fand  ich  unterhalb  der  Ausmündung  der  Schlucht,  durch 
welche  der  Triftenbach  in  das  Gadmenwasser  sich 
ergiesst,  nahe  bei  Mühlestalden,  einen  Block  von  Ser- 
pentin, der  ebenfalls  das  eigentümliche  bronzitartige 
blättrige  Mineral  einschliessl,  wie  einzelne  Lagen  der 
Serpentinmasse  ob  Biglen.  Durch  Hrn.  Bürki  erhielt  unser 
Museum  ferner  Handstücke  von  achtem  edelm  Serpentin, 
welche  Bergführer  Weissenfluh  von  losen  Blöcken  auf 
dem  Triftgletscher  losgeschlagen  hatte.  Es  mögen  diese 
beiden  Thatsachen  zur  Bestätigung  der  angenommenen 
Abstammung  des  Serpentinblockes  bei  Biglen  dienen. 

d.  lieber  ein  postglaciales  Torflager  bei  Bera. 

Während  des  letzten  Winters  machte  eine  bei  der 
Fundamentirung  zu  der  neuen  Privatreitanstalt  des  Herrn 
Bürki- Marcuard  an  der  neuen  Belpstrasse  beim 
Mattenhof  unter  Dammerde  und  Kies  angetroffene  Torf- 
masse mit  einem  eingeschlossenen  Baumstamm  viel  von 
sich  zu  reden.  Es  war  dieses  Vorkommen  allen  Bau- 
leuten und  mit  der  Oertlichkeit  Bekannten  ganz  uner- 
wartet. Niemand  wusste  etwas  von  einer  ähnlichen  Be- 
obachtung beim  Bau  des  ganz  nahen  und  noch  liefer 
liegenden  Mädchenwaisenhauses.  Beim  Mattenhof  und 
der  Umgebung  besteht  der  Baugrund,  wie  man  in  den 
letzten  Jahren  häufig  sehen  konnte,  aus  ordinärem,  viel- 
fach mit  untergeordneten  Kiesstreifen  durchzogenem 
Gletscherschutt.  Dieser  Kies  und  Sand  bilden  die  Wasser- 
züge, aus  denen  sich  die  im  betreffenden  Quartier  vor- 
handenen Sodbrunnen  ernähren,  soweit  dies  nicht  darch 


—    239    — 

eigentliches  Grundwasser  vom  Sulgenbach  her  der  Fall 
ist,  was  wohl  an  den  liefern  Stellen  häufiger  sein  wird. 
Indessen  lässt  sich  schwer  eine  allgemeine  Regel  auf- 
stellen, indem  das  Erosionsthälchen  des  Sulgenbachs  rein 
in  erratischen  Schutt  eingeschnitten  ist,  ohne  dass  es  bei 
der  Bildung  desselben  zu  ausgedehntem  Kiesablagerungen 
kam.  Wir  können  also  sagen,  dass  der  allgemeine  Unter- 
grund in  diesem  Bezirk  einfach  Gletscherschutt  ist,  wie 
diess  sich  übrigens  zum  Voraus  erwarten  lässt  für  ein 
Bassin,  das  auf  der  concaven  Seite  der  einen  gewalligen 
Halbmond  darstellenden  Endmoraine  der  grossen  Schanze 
und  Fortsetzung  bis  an  den  Galgenhubel,  des  Engländer- 
und Tscharnerhubels  etc.  liegt. 

Spätere  durch  Degradirung  der  noch  kahlen  Horainen- 
hügel  entstandene  Kiesmassen  legen  sich  mehr  an  den 
unmittelbaren  Fuss  der  betreffenden  Höhenzüge  an,  wie 
diess  sehr  gut  in  der  neu  eröffneten  Kiesgrube  beim 
Weissenstein  gegen  Konitz  ersichtlich  ist.  Dass  der 
nächste  Untergrund  am  Fuss  der  grossen  Schanze,  im 
Sommerleist  und  in  der  Villette,  ebenfalls  aus  Kies  be- 
steht, ergibt  sich  aus  dem  Bestände  sog.  Versenkgruben 
für  Abwasser  u.  s.  f.  unter  den  neuen  Häusern  des 
Quartiers.  Von  menschenfreundlichem  Standpunkte  darf 
man  wohl  über  die  Zweckmässigkeit  solcher  Anstalten 
gegentbeiliger  Ansicht  sein. 

Vom  Sommerleist  und  Maulbeerbaum  zieht  sich  unter 
Inselscheuer  und  Salzbüchsli  eine  breite  abgeflacht  wall- 
artige Erhebung  bis  zur  mechanischen  Sägerei  bei  der 
Irwingianerkapelle.  Diese  Anschwellung  fallt  gegen  den 
Monbijou,  den  Sulgenbach  und  westlich  gegen  die  Belp- 
strasse  ab,  gerade  gegen  jene  Einsenkung,  in  welcher  das 
eingangs  erwähnte  Torflager  gefunden  wurde.  Der  Um- 
stand, dass  man  bei  Fundamentirungen  in  der  Nähe  des 
Maulbeerbaums  bedeutende  Blöcke,  die  im  Boden  lagen, 


J 


—    240    — 

zu  bewältigen  hatte,  sowie  die  ganze  Terraingestaltong 
fähren  zu  der  Annahme ,  dass  der  angedeutete  Wall  ein 
zweites  inneres  spornartiges  Morainenstück  sei,  welches 
einem  Stationärbleiben  des  Endes  des  Aargletschers  ent- 
spricht, nachdem  sich  dasselbe  bereite  von  der  oben 
erwähnten  Hauptendmoraine  zurück  gezogen  hatte. 

Wir  dürfen  ganz  füglich  annehmen,  dass  sich  dieses 
jetzt  nur  noch  angedeutete  Endmoraineostück  vor  der 
Auswaschung  des  Sulgenbachthälchens  weiter  bis  gegen 
Weissenbühl  ausgebreitet  habe.  Denken  wir  uns  diesen 
Verschluss,  so  werden  natürlich  die  Wassermassen  des 
Sulgenbachs ,  falls  sie  wenigstens  schon  damals  diesen 
Weg  einnahmen,  aufgestaut  und  zwischen  dieser  Moraioe 
und  dem  Hanptkranz  älterer  Schutthügel  kann  ein  seichler 
See  entstehen.  Die  ganze  Bodengestaltung  weist  auch 
entschieden  darauf  hin. 

Ich  habe  es  gerade  wegen  des  lokalen  Interesses 
vorgezogen,  diese  weitläuGgern  Auseinandersetzungen  zu 
machen ,  bevor  ich  zu  einer  kurzen  Beschreibung  der 
Torfmasse  überging.  Wir  haben  auf  diese  Art  dasiur 
Torfbildung  nothwendige  stagnirende  Wasser,  einen  See 
mit  seichten  Rändern  auf  lehmigem  Boden  erhalten.  Zu- 
gleich wurde  bewiesen,  dass  das  Torflager  ein  postgla- 
ciales,  nach  der  Eiszeit  entstandenes  sei.  Vegetatioo 
siedelte  sich  an  in  unmittelbarer  Nähe  der  damaligen 
Eismassen  des  Aargletschers,  die  von  dazumal  lebenden 
Menschen  vielleicht  auch  als  »ewige«  bezeichnet  worden 
wären.  Die  Morainenhügel  bewaldeten  sich  und  an  ihrem 
Fusse  breitete  sich  ein  feuchter  Teppich  von  Moosen 
aus  und  gab  zu  der  Torfbildung  Veranlassung,  indem 
auf  der  unten  absterbenden  Vegetation  immer  neue  fort- 
wuchsen. 

Das  vorhandene  Torflager  zeigt  eine  Mächtigkeit  von 
4  Fuss,  besteht  in  der  That  fast  ausschliesslich  aus  Moos- 


-    2*1    — 

lorf,  und  ist  darum  im  Ganzen  ziemlich  lock 
schwammig.  Denn  die  Moose,  die  hier  offenb 
Hauptrolle  spielten,  waren  Sphagnumarten ,  den 
kohlungsprozess  offenbar  bei  Weitem  nicht  so 
vor  sich  geht,  wie  bei  andern  Torrpflanzen.  Man 
noch  ganz  gut  die  Blättchen  und  Stängelchen,  di< 
eine  glänzend  gelbbraune  Farbe  sich  auszeichne 
fein  eingesprengte  und  in  einzelnen  Lagern  vorherrs 
eigentliche  Torfsubstanz  ist  ganz  bröcklig  und  t 
und  lasst  mit  blossem  Auge  keine  organische  i 
mehr  erkennen. 

Dass  die  Torfbildung  nicht  fort  und  fort  s< 
verlief,  sondern  dass  auch  damals  Stürme  dui 
Land  brausten,  beweisen  die  Reste  eines  Bäumst 
der  nahe  in  der  Mitte  lag.  Wie  die  Torfmasse, 
auch  dieses  Holz  stark  durchfeuchtet,  weich  und  51 
lieh  gefärbt;  es  zog  sich  bei  dem  Eintrocknen  w 
die  Hälfte  des  Volumens  zusammen.  Es  stam 
einer  Eiche,  indem  man  das  Sommerholz  mit 
weiten  Gefässröhren  ganz  leicht  erkennen  kann, 
ganze  Stück  Hess  unser  Mitglied,  Herr  Friedr. 
ausgraben  und  es  blieb  auf  diese  Art  fast  vollstäi 
halten. 

Dass  dieses  auffallende  Torflager  nur  eine 
Ausdehnung  besitzen  kann,  ergibt  sich  aus  schon 
gemachten  Angaben,  sowie  aus  dem  Umstände, 
unmittelbarer  Nähe  für  den  Bau  eine  Kiesgrube 
werden  konnte.  Diese  zeigt  angedeutete  Slratif 
die  Schichten  fallen  gegen  das  Torflager  zu  und 
in  ihrer  Fortsetzung  dasselbe  unterteufen.  Es  ist  e 
der  aus  späterer  Verschwemmung  des  ebenfall 
beschriebenen  Morainenwalls  hervorging.  Man 
ferner  zur  Ableitung  des  aus  und  unter  dem  T 

Bern.  Hittheil.  1870.  Nr.  7 


—    242    — 

sammelnden  Wassers  Versenklöcher  anlegen,  was  aber 
gerade  unter  dem  Torf  gar  nicht  gelang,  indem  man  bei 
25'  das  unterteufende  Lehmlager  noch  nicht  durchsein 
hatte.  Es  wurde  darum  in  einiger  Entfernung  ein  Bohr- 
versuch gemacht,  in  der  Richtung  gegen  den  Mattenhot 
wo  sich  das  Terrain  etwas  senkt.  Schon  in  dieser  Di- 
stanz von  60  Schritten  traf  man  nicht  mehr  auf  Torf, 
sondern  auf  Wasser  genügend  durchlassendes  Material 
—  wiederum  ein  Beweis,  wie  wechselnd  die  Struktur  in 
einem  aus  erratischen  Bildungen  entstandenen  Boden  ist 

Nach  Beendigung  der  Torfbildung,  wie  wahrschein- 
lich schon  während  derselben,  wurden  lose  Schuttmassen 
von  der  Umgebung  losgerissen  und  lagerten  sich  über 
den  Torf  ab.  Der  Einfluss  der  Pflanzenwurzeln  auf  diesen 
Kies  war  aber  im  Laufe  der  Zeit  so  beträchtlich,  dass 
man  fast  durch  die  ganze  Dicke  von  7  Fuss  Spuren  er- 
kannte. Die  ganze  Masse  zeigte  eben  zwischen  den  ein- 
zelnen Steinchen  rothbraune  Erde. 

Es  wurde  hiemit  ein  unter  eigentümlichen  Verhält- 
nissen beobachteter  Fall  eines  Torfvorkommens  beschrie- 
ben, der  vor  Allem  ein  lokales  Interesse  bietet.  Denn 
im  Grunde  sind  wohl  die  meisten  Torflager  unserer  Ge- 
gend eigentlich  auch  postglaciale  und  gerade  das  Auf- 
treten von  Wasser  nicht  durchlassendem  Gletscherlehm 
bedingt.  Meistens  dauert  aber  die  Torfbildung  noch  ge- 
genwärtig fort,  wo  nicht  durch  Entwässerung  und  Cana- 
lisationen  die  ursprünglichen  Verhältnisse  durch  den  Men- 
schen gestört  wurden.  Hier  dagegen  trat  diess  offenbar 
viel  früher  ein.  Es  ist  eine  auffallende  Thatsache,  dass 
von  dem  über  dem  Torf  liegenden  Kiese  kein  einziger 
Stein  in  die  Torfmasse  selbst  eindrang ;  dieselbe  ist  scharf 
abgegrenzt  und  musste  schon  eine  beträchtliche  Festigkeit 
erhalten  haben,  als  die  Ueberschüttung  Statt  fand. 


Fr.  Hermann. 

Ueber  die  neuen  metrischen  Probemaast 

(Vorgetragen  in  der  Sitzung  vom  2.  April  1810.) 

Da  in  kurzer  Zeit  die  vorliegenden  Proberaaa 
an  die  Tit.  Kanlonsregierungen  versandt  werden  müss 
so  dürfte  es  vielleicht  interessant  sein,  zu  vernehm 
welches  Verfahren  angewendet  worden  ist,  um  in  v 
faällniss massig  kurzer  Zeit  die  Controllirung  und  Justin 
von  circa  100  Exemplaren  metr.  Längenmasse,  Flüssigkei 
maassc  und  Gewichtssätze  zu  bewerkstelligen. 

Die  Genauigkeitsbedingungen  sind  laut  Reglement  * 
eidgen.  Eichstätte  1/UM  fur  die  Längenmaasse,  '/uwoo 
die  Hohlmaasse  und  Vmkk»  f"r  diu  Gewichte. 

Es  wurden  controllirt  und  theilweise  justirt : 

A.  Das  neue  metrische  Längen-Pro bemaass,  welcl 
nach  amerikanischem  Vorbild  festgestellt  wurde.  Es  l 
steht  aus  einem  messingenen  eiu  Meter  langen  Sta 
welcher  in  der  Mitte  eine  Einlheilung  in  Millimeter  tri 
An  beiden  Enden  ragen  zwei  rechtwinklige  Verlängern^ 
hervor,  welche  als  Matrize  dienen  und  einen  Meter  Disfc 
von  einander  haben.  Dieser  Stab  ist  in  einem  Etui  n 
telst  dreier  Schrauben  dergestalt  befestigt,  dass  er  s 
frei  ausdehnen  kann,  ist  aber  doch  so  festgehalten,  d 
er  vom  Etui  nur  schwer  zu  trennen  ist  (diess  gesch 
um  den  Eichmeistern  das  Wegnehmen  des  Stabes 
dem  Etui  zu  erschweren,  damit  das  Probemaass  gesch 
werde). 

Gleichzeitig  befindet  sich  am  Etui  eine  Vorrichti 
welche  gestattet,  mit  Hülfe  eines  beigegebenen  Aule 
winkeis  ohne  Vermietung  des  Zirkels  beliebige  gen 


-    244    — 

Copien  der  Einlheilung  vorzunehmen.  Es  schien  diese 
wünschenswert,  umsomehr  als  in  den  Vereinigten  Staatet 
von  Nordamerika  diese  Einrichtung  empfohlen  wurde. 
Zu  bequemer  Copienahme  sind  jedem  Etui  verschiedene 
Klemm-  und  Hebekeile  (für  Meterstäbe  verschiedener 
Dimensionen)  und  Vorreissnadeln  beigegeben. 

Die  Prüfung  dieser  Meterstäbe,  welche  in  der  eidgen. 
Eichstätte  mit  Hülfe  der  Coroparators  vorgenommen  wurde, 
erstreckte  sich  hauptsächlich  neben  der  Prüfung  des  Ma- 
terials auf  die  laut  Pflichtenheft  seitens  der  Unternehmer 
eingegangene  Genauigkeit  der  Theilung  und  die  richtige 
Distanz  der  Matrizenflächen  bei  O-Grad.  Zuerst  wurden 
mit  Hülfe  eines  fein  eingeteilten  Hülfsraeters  die  Dect- 
raeter,  Centimeter  und  Millimeter  durch  Aufeinanderlegen 
mittelst  der  Loupe  geprüft.  Hierauf  kam  jeder  Stab  in 
den  Längencomparator  (Beschreibung  desselben  findet 
sich  im  Bericht  über  die  Reform  der  schweizerischen 
Urmaasse  von  Dr.  H.  Wild  im  Jahre  4868),  um  zu  er- 
mitteln, ob  die  Striche  0  und  100  Clm.  und  die  Matrizen- 
flächen mit  dem  neuen  schweizerischen  Normalmeter 
übereinstimmten.  Bei  dieser  Operation  musste  die  Tem- 
peratur der  Stäbe  berücksichtigt  werden,  welcher  Um- 
stand die  Sache  etwas  in  die  Länge  zog,  doch  wurden 
bereits  sämmtliche  Meterstäbe  seitens  der  Unternehmer 
(Societ6  genevoise  pour  la  Construction  d'Instruments 
de  Physique)  so  genau  nach  Pflichtenheft  ausgeführt 
dass  das  Resultat  dieser  Untersuchungen  vollkommen  be- 
friedigend ausfiel. 

B.  Die  metrischen  Flüssigkeitsmaasse,  bestehend  in 
1  Liter,  l/%  Liter  und  Vio  Liter,  sämmtlich  uach  Art  der 
bisherigen  Probemaasse  construirt  von  Messing,  mit  einem 
Durchmesser  gleich  der  halben  Höhe.  Sie  erhielten  ein 
Etui   und   drei   Glasplatten.      Bevor   diese    sämmtlicheo 


-     245 

Gefässe  verglichen  wurden,  musste  zu  mehrerer  Sicher- 
heit vorerst  ein  Normall  itergefässsystem  \  L.,  7a  L.,  Vio^. 
aus  den  in  Paris  verglichenen  Normalgrammgewichten 
abgeleitet  werden,  wobei  Temperatur,  Barometerstand 
und  Feuchtigkeit  in  Berechnung  kamen.  Hiebet  musste 
berücksichtigt  werden,  dass  die  Temperatur  des  Wassers 
im  Zustand  seiner  grössten  Dichtigkeit  bei  4°  Cels.,  das 
Volumen  des  Gefösses  jedoch  für  eine  Temperatur  von 
O-Grad  der  Gefäss Wandungen  Bedingung  war  (zufolge 
älterer  Verordnungen).  Da  wir  nun  die  Vergleichung  bei 
4°  vornahmen,  so  betrug  die  Volumenzunahme  des  Messing- 
gefässes.  dessen  Ausdehnungscoefficient  bestimmt  wurde, 
für  diese  4°  im  Durchschnitt  224  Cubicmillimeter  oder 
Milligramm,  welche  in  Rechnung  zu  bringen  waren. 

Hierauf  verfuhr  man  mit  allen  übrigen  Gefässen 
folgendermassen : 

Man  tarirte  zuerst  auf  einer  hiefür  eigens  construir- 
ten  Waage  das  leere  Litergefäss  mit  Glasplatte  unter 
Beisetzen  von  4  Kilogramm.  Hierauf  wurde  das  Kilo- 
gramm entfernt,  das  Gefäss  mit  destillirtem  gekochtem 
Wasser  sorgfältigst  gefüllt  und  die  Temperatur  (welche 
zumeist  in  der  Nähe  von  8°  war)  bestimmt.  Zum  Schluss 
wurde  die  erste  Wägung  wiederholt  und  die  Differenz 

4+3 
der  Wägung  2  mit  — ~ —  ermittelt. 

Dabei  musste  man  die  Lokaltemperatur  derjenigen 
des  Wassers  möglichst  gleich  zu  halten  suchen,  damit 
die  Gefässe  sich  nieht  beschlagen  und  letztere  nur  mit 
eigens  hiefür  construirten  Zangen  anfassen.  Das  Resultat 
der  Wägungen  unter  der  jeweiligen  Berücksichtigung 
der  Temperatur  des  Wassers  wurde  dann  mit  Hülfe  einer 
zwischen  der  eidg.  Eichstätte  und  dem  Lieferanten  Herrn 
Amsler-Laffon  in  Schaffhausen  vereinbarten  Formel  be- 


jA 


—    246    — 

stimmt  und  allfällige  Differenzen  durch  Aus-  oder  Ab- 
schleifen an  den  Maassen  ausgeglichen. 

Es  zeigte  sich  dabei  der  sonderbare  Umstand,  dass 
zwischen  Schaffhausen  und  Bern,  resp.  zwischen  dem 
Lieferanten  und  der  eidg.  Eichstätte  ein  ziemlich  coo- 
stanter  Fehler  von  30  bis  50  Milligramm  stattfand,  welcher 
dem  Umstand  zugeschrieben  werden  musste  (nachdem 
verschiedene  Versuche  angestellt  waren),  dass  das  ver- 
wendete Wasser  an  beiden  Orten  nicht  gleiche  Eigen- 
schaften hatte.  Da  jedoch  diese  Abweichung  innerhalb 
der  Fehlergrenze  sich  befand,  so  wurde  sie  nicht  weiter 
berücksichtigt. 

Ueberhaupt  hat  der  Verfertiger  zufolge  seiner  ge- 
troffenen guten  Einrichtungen  und  infolge  des  wissen- 
schaftlichen Interesses ,  welches  er  an  der  Sache  nahm, 
eine  Uebereinstimmung  in  der  Justirung  erreicht,  welche 
nur  an  wenigen  Gelassen  eine  eigentliche  NachjustiruDg 
nothwendig  machte. 

C.  Die  Grammgewichte  bestehen  in  4  Kilogramm  in 
Etui  und  den  Unterabtheilungen  bis  zu  \  Milligramm, 
ebenfalls  in  Etui.  Die  Methode,  welche  bei  der  Nach- 
justirung  so  vieler  Gewichte  angewendet  wurde,  war  die 
gewöhnliche  Tarirmethode ,  wobei  jedoch  jedes  Gewicht 
besonders  vorgenommen  werden  musste.  Man  begann 
bei  den  Milligrammen  und  stieg  langsam  zu  den  grossem 
auf.  Dabei  zeigte  es  sich,  dass  die  Justirung  meistens 
gerade  auf  der  laut  Pflichtenheft  gestellten  Grenze  stand, 
so  dass  wir  keine  Rücksendungen  an  die  Lieferanten  (mit 
Ausnahme  die  ganz  kleinen  betreffend)  eintreten  lassen 
konnten.  Die  eidg.  Eichstätte  durfte  jedoch  diese  Un- 
gleichartigkeit  der  Justirung  nicht  gehen  lassen  und  sah 
sich  desshalb  genöthigt,  einen  grossem  Theil  dieser  Ge- 
wichte kurz  vor  der  Ablieferung  nochmals   zu  justiren. 


_     247     - 

Ebenso  musste  ein  grosser  Theil  der  Etuis  nachgear 
werden. 

Bei  dieser  Gewichtsjustirung  machten  wir  wiedi 
die  Beobachtung,  dass  das  Metall  des  Hessings  ii 
seiner  leichten  Oxydirbarkeit  für  Probegewichte  keir 
empfehlenswerthes  Material  ist,  indem  nach  langerei 
auch  wenn  die  Gewichte  nur  wenig  gebraucht  waren, 
Oxydirung  eintrat,  welche,  sowie  sie  entfernt,  ein  Lei< 
werden  der  Gewichte  zur  Folge  hatte. 

Es  ist  diesem  Uebelstande  nur  dadurch  zu  bege 
dass  man  einmal  angelaufene  Gewichte  in  diesen 
stände  lässt.  Leider  sind  andere  edlere  Metalle 
theuer,  und  würde  eine  Vergoldung  der  Hessinggei 
(ein  Verfahren,  welches  man  bei  Präcisioosgewichten  I 
anwendet)  ein  absolut  dichtes  Material  des  Messings 
ausgesetzt  haben.  Betreff  dieses  letzlern  Punktes  t 
wir  in  frühem  Jahren  die  fatale  Beobachtung  gemacht 
galvanischvergoldete  Messinggewi chtstücke  sich  mi 
Vergoldungsflüssigkeit  füllten,  beinahe  wie  ein  Schw. 
dass  sie  in  der  Folge  durch  Ausschwitzen  diese  Fl' 
keit  verloren  und  dadurch  beträchtlich  leichter  gew< 
waren. 

Zu  dieser  ganzen  Arbeit  der  Controllirung  un 
stirung  incl.  Verpackung  waren  circa  6  Monate  erfo 
lieh  und  schätzten  wir  uns  glücklich,  als  endlich  di 
lieferung  erfolgte,  da  die  Bewältigung  so  vielen  Mal 
unsere  Kräfte,  worunter  namentlich  die  Geduld,  zie 
erschöpft  hatte. 


—    248    — 


Dr.  H.  Wydler. 

Kleinere  Beiträge  zur  Kenntniss 
einheimischer  Gewächse. 


Alnus.  Die  cT  Blüthen  ein  drittes  —  die  ?  Blülhen 
(wegen  mangelnder  Mittelblüthe  d.  Dichas.)  ein  viertes 
Axensystem  beschliessend,  nach  folgender  Formel : 

4.)  L  .  .  .  L  . 

2)  LH... 

3)  hZcT 

2')  L  H 

SO       h  (mit  fehlschl.  Mittelblüthe) 

40      Z  ? 

(So  verhält  sich  auch  Corylus.) 

Die  Sprosse  von  A.  glutin.  et  incana  ohne  Niederblätter, 
welche  durch  die  derben  grossen  aussenständigen  Neben- 
blätter ersetzt  werden.  Die  Deckung  der  Nebenblätter 
in  der  Knospe  nur  schwach  in  der  Richtung  des  langen 
Weges  (2/i)  der  Blattstellung.  Dass  äussere  Nebenblatt 
durch  seine  grössere  Derbheit  und  dunklere  Farbe  meist 
leicht  erkennbar.  Die  Zweige  dreikantig,  die  altern  steh 
abrundend.  Blätter  kantenständig.  Zweiganfang  mit  dem 
ersten  Blatt  median  nach  hinten. 

A.  glutinosa,  Oärtn.  Nicht  selten  mit  einer  accessor. 
unterständigen  Knospe,  die  Tragblätter  der  ?  seiten- 
ständigen Kätzchen  oft  dreizackig,  noch  das  Mittelblatt 
mit  seinen  Stip.  darstellend,  als  Uebergangsbilduug  zu 
den  Hochblättern,  die  Hochblätter  der  cT  und  ¥  Kätzchen 


-    249    - 

meist  nach  13/s)>  seltener  nach  B/,3  gestellt*).  Eid  Laub- 
zweig zeigte  einmal  D/s  St. ,  welche  sogleich  mit 
ersten  median  nach  hinten  liegenden  Blatt  ihren  A 
nahm.  Dieser  Pal)  ist  mir  hingegen  häufig  an  culti 
von  A.  cordifolia,  Lodd.  vorgekommen. 
*  A.  incana ,  De.  Verhalt  sich ,  was  die  Blattstt 
der  <f  and  ?  Kätzchen  betrifft,  wie  vorige  Art. 

A.  viridis,  Da.  Blattstellung  an  den  relativen  H 
axen  %;  und  dann  nicht  selten  in  l/g  übergehend;  a 
Zweigen  quer  distich.  Die  beiden  aus  den  diel 
Blättern  hervorgehenden  Sprossreihen  antidrom. 
Zneiganfänge  finde  ich  von  zweierlei  Art:  entwede 
gewöhnliche  mit  dem  ersten  Blatt  median  nach  h 
dem  zweiten  und  dritten  nach  vorn,  nach  3/t;  oder 
es  folgt  auf  das  nach  der  Axe  bin  stehende  Blatt  ■ 

In  b 

Fällen  erscheint  das  nach  der  Axe  hin  befindliche 
als  grosses  schalenförmiges,  die  folgenden  Blatte 
Knospenzeit  völlig  einhüllendes  Niederblatt;  (wo< 
unter  anderm  diese  Art  sich  von  den  andern  einh 
sehen  Arten  unterscheidet}.  An  den  Zweigen  folgt  m; 
mal  auf  die  distiche  Stellung:  */a  mit  einem  Ueberg 
schritt  von  ■/«■  —  Die  ^  und  ?  Kätzchen  boten  mi 
gende  Blattstellungen :  dreigliedrige  wechselnde  \ 
(am  häufigsten),  viergliedrige  wechselnde  Wirtel  (st 
Vi«  */n  (mehrmals),  */si  */«»  ls/ai  (diese  Spiralstellt 
seltener) ,  auch  b/b  «"d  */«  St-  vereint  an  einem  J  Kätz 
—  In  einem  Fall  schloss  sich  die  dreigliedrige  W 


*)  Bei  A.  cordifolia,  Lodd.  fand  ich  an  deo  J  and  J  Kü 
meist  yl3  St. .  einmal  wechselnde  viergliedrige  Wirtel  und  I 
Stellung  vereint. 

Bern.  Uitthei).  1870.  Hr.  743. 


-    250    — 

Stellung  eines  terminalen  cT  Kätzchen  an  die  vorausgehende 
distiche  Stellung  so  an,  dass  das  letzte  distiche  BlaU  zu- 
gleich das  erste  Blatt  der  Wirtelstellung  war.  Ein  ^axilläres 
Kätzchen  zeigte  folgendes  Verhalten.  Auf  einen  ersten  2/j 
Cyklus  (mit  rückenständigem  Niederblatt  und  zwei  nach 
vorn  liegenden  Hochblättern)  folgten  vier  rechtwinklig 
gestellte,  aufgelöste  Hochblattpaare.  Das  erste  Hochblatt 
des  untersten  Paares  fiel  median  nach  hinten  vor  das 
Niederblatt  des  2/a  Cyklus.  Mit  dem  achten  (d.  b.  mit 
dem  letzten)  Blatt  der  paarigen  Stellung  begann  nun  eine 
durch  das  ganze  übrige  Kätzchen  fortsetzende  dreiglie- 
drige wechselnde  Wirtelstellung.  —  Die  cf  Mittelblüthe 
der  Dichasien  ist  nicht  selten  5  merisch,  wie  schon  Doli 
(Fl.  Bad.)  bemerkte.  Ich  fand  alsdann  ihre  Kelchdeckung 
deutlich  nach  z/b,  den  zweiten  Kelchtheil  median  nach 
hinten  gestellt. 

Betula  alba.  Die  wesentliche  Sprossfolge  verhält 
sich  wie  bei  Alnus;  aber  die  Gipfelknospe  schlägt  wie 
bei  Corylus  meist  fehl,  in  welchem  Fall  dann  die  oberste 
Seitenknospe  zu  einem  sympodialen  Zweig  auswächst 
Die  vorjährigen  Zweige  enden  nach  Bildung  von  3—5 
Knospen  häutig  in  2 — 3  <T  Kätzchen,  einemstärkern  gipfel- 
ständigen, und  dicht  darunter,  t — 2  etwas  schwachem 
seitenständigen.  Alle  sind  schon  im  Herbst  sichtbar.  Zweige 
mit  ¥  Inflor.  fehlen  oft  ganz.  Wo  sie  mit  dem  <?  Kätzcb.  zu- 
gleich auftreten,  stehen  sie  stets  unterhalb  dieser.  Sie  ent- 
sprechen auf  ihrer  Stufe  den  seitenständigen  cT  Kätzchen. 
Jeder  in  eine  ?  Infi,  endende  Zweig  trägt  ausser  dem  auf  die 
2  Stipulae  reducirten  rückensändigen  Vorblatte  2  quer- 
distiche  Laubblätter;  auf  sie  folgen  1  —  2  auf  die  linealen 
häutigen  Stip.  reducirte  sterile  Hochblätter,  und  darauf 
durch  ein  entwickeltes  Internodium  getrennt,  die  fertileu 
grünen,  sparrigen  Hochblattschüppchen.  —  Die  rücken- 


_    251     - 

ständige  Knospe  fand  ich  sehr  oft  gut  ausgebild 
mit  2  entwickelten  Laubblättern,  selbst  ihr  Vorbla 
bisweilen  eine  kleine  Spreite.  Viele  Sprossen 
nur  Laubknospen,  welche  ich,  obgleich  distich 
nicht  selten  sämmtlich  unter  sich  homodrom  fan 
aussenständigen  Stipulse  der  Laubknospen  deck 
desshalb  meist  in  gleichem  Sinn,  obwohl  mir  au< 
trope  Deckungen  derselben  vorkamen.  Die  J 
Kätzchen  zeigen  ihre  Hochblätter  am  häufigsten  i 
und  'Vai  gestellt.  —  Bei  Bet.  pubescens  beobach 
androgyne  Kätzchen,  au  denen  die  <?  Blütlien  de 
Theil,  die  2  den  untern  Theil  einnahmen.  Diel 
Stellung  wie  bei  voriger. 

B.  nana.  Laubblätter  nach  3/s  und  */,  gest« 
den  Zweigen  folgen  auf  das  nur  durch  die  Stipi 
gezeigte  rückenständige  Vorblatt  2  bis 3  querdistich  j 
Laubblätter.  Bei  den  2  ersten  zeigen  die  ausse 
gen  Stipulse  unter  sich  gleiche  Deckung,  bisweil' 
an  allen  dreien.  An  die  distiche  Stellung  schlie 
meist  ■/«  St.  ohne  Pros.  an.  Auch  bei  dieser 
finde  ich  die  Stipulee  in  gleicher  Richtung  decke 
Hochblätter  zeigen  ebenfalls  */§  St.  Den  endst 
S  Kätzchen  gehen  meist  5  Laubblätter  voraus,  2  ■ 
3  eine  in  die  Kätzchen  fortsetzende  spiralig  § 
deren  oberstes  oft  schon  eine  Blüthe  in  der  Ach 

Salicinea. 
Salix.  Ueber  die  Morphologie  der  Gattung  ve 
vorzüglich :  Kerner,  in  den  Verhandlungen  di 
botan.  Vereins  in  Wien,  10.  Band;  über  die  Blati 
der  Kätzchen:  A.  Braun,  Nov.  Acta  Leop.,  1 
Die  wesentliche  Sprossfolge  ist  dreigliedrig  na 
Schema : 


—    252    - 

1)  N  (=Vorblätter)  L  .  .  .  . 

2)  .  N  1   H  .  .  .  (aus  L.) 

3/  .  Z  cf  oder  ?  (aus  H.) 

Die  Gipfelknospe  der  vegetativen  Sprosse  bei  sämmt- 
lichen  Weiden  fehlschlagend,  worauf  wohl  zuerst  Ohl ert 
(Linnaea,  XI.  Bd.)  aufmerksam  gemacht.  Jeder  Spross 
trägt  mithin  nur  Seiten-  (Achsel-)  Knospen.  Die  oberste 
Seitenknospe  wird  zu  einem  sich  senkrecht  aufrichtenden, 
eine  Sympodien-Bildung  einleitenden  Sprosse.  Die  Wen- 
dung der  sympodialen  Sprosse  ist  gemischt,  wenn  auch 
nicht  selten  mehrere  gleichlaufende  aufeinander  folgen. 
Die  Knospe  beginnt  bei  allen  Weiden  mit  zwei  unter  sich 
schaalenartig  verwachsenen  niederblattartigen,  rechts  und 
links  gestellten  Vorblättern,  welche  sich  bei  der  Entfal- 
tung der  Knospe  bald  als  ein  Stück  ablösen,  bald  sich 
mehr  oder  weniger  in  zwei  Stücke  spalten.  Diese  schein- 
bar einfache,  die  Knospe  anfangs  ganz  einhüllende  Schoppe 
ist  bereits  von  Henry  (Nov.  Act.  Leop.  Vol.  22)  und  Doli 
richtig  als  aus  verschmolzenen  Vorblättern  gebildet  gedeutet 
worden.  Dass  es  wirklich  Blätter  seien,  geht  theils  aas 
ihrer  kielartigen  Mittelrippe  hervor,  theils  und  hauptsäch- 
lich aus  den  in  ihren  Achseln  befindlichen  Knospen, 
welche  unter  andern  L  i  n  d  1  e  y  (Introd.  to  Bot  3  ed.  p.  1 W) 
irrthümlich  für  Stipularknospen  hielt.  Wimmer  (Salice» 
europ.)  und  Andersson  (DC.  prodr.  XVI)  halten  die 
Vorblätter  noch  für  eine  einfache  Schuppe.  Die  Sprosse 
aus  den  Vorblattachseln  sind  meist  antidr. ,  die  auf  die 
Vorblätter  folgende  Blattstellung  zeigt  selbst  bei  ein  und 
derselben  Art  eine  ziemliche  Mannigfaltigkeit.  Ich  über- 
gehe sie  hier  und  gedenke  sie  anderswo  durch  Abbil- 
dungen zu  erläutern.  Die  Laubblätter  2eigen  am  häufig- 
sten ö/s  Uf|d  V*  St.,  seltener  8/is  (bei  S.  viminalis).  Auch 
paarige  Stellung,   häufig   mit  Auflösung  der  Paare   und 


—    253    - 

Uebergang   in    Spiralstellung,    ist   nicht    ausgesci 
(S.  purpurea,  viminal.  daphnoides). 

8.  pmtandra,  L.  Die  ?  Kätzchen  (Hochbläue 
ten  mir  t/g  St.  5glied.  wechselnde  Wirte!,  ßglied. 
(am  häufigsten},  ferner  9/u  »nd  *,n  St. 

8.  fragilis,  L.     Stämme  links  gedreht. 

8.  amygdalina ,  L.  Kätzchen  mit  */»>  -/u 
5glied.    wechselnde  Wirtel.     Verstäubung  der   A 

von  der  Axe  nach  dem  Tragblatt  hin :  n  a 

S.albv,  L.  ?  Kätzchen  mitöglicd.  wechselnden1 
ebenso  mit  6glied„  ferner  Vis-  -~  Auch  an  ein  un 
selben  Kätzchen  ijb,  darauf  5glied.  wechselnde  W 
—  ferner  6/s ,  darauf  ßglied.  und  am  Gipfel  3glied 
selnde  Wirte).  Laubbl.  einmal  mit  oppon.  decu 
gelösten  Blattpaaren  beobachtet. 

8.  purpurea,  L  Die  Mattstellung  häufig  0| 
rechtwinklig  decussirt;  nicht  selten  sind  aber  di< 
aufgelöst,  wobei  ich  sowohl  die  von  C.  Schimpf 
Schreibung  d.  Symphyt.  Zeyheri  p.  88)  als  den  vor 
(I.  c.  p.  333  von  ihm  für  den  häufigsten  gehaltenen] 
beobachtete.  Ausserdem  kommen  aber  auch  noch 
anomale  Stellungen  mit  Aullösung  der  Paare  vor, 
eine  Henry  I.  c.  angibt,  die  ich  aber  als  auf  Met 
beruhend  betrachten  möchte. 

Einzelne  Sprosse  zeigten  mir  auf  paarige  aul 
St.  folgend  auch  3/s  und  i/i  Sp.  An  den  ?  Kätzchen  f 
Sgl.  wechs.  Wirtel;  ebenso  6gl.  und  7g].,  ferner  ',< 
'  ls,  seilen  ■/,,. 

8.  viminalia,  L.  Stellung  der  Laubbl.  s/s>  * 
hautig  auch  Vi  (*/,)  wendeltreppenartig  aufsteig 
f  Kätzchen  mit  •/„,  */»  St. 

S.  cinerea,  L.  Laubblätter  am  häufigsten  mit 
welcher  */j  vorausgeht.     Kätzchen  mit  %,  *ju,  */ 


-    254    — 

7i7»  Via  Stellung;  ferner  mit  8gliedrigen  wechselnden 
Wirtein. 

8.  nigricans,  Fries.    ?  Kätzchen  mit  l8/n  and  8/w  St. 

8.  arbuscula,  L.  cT  Kätzchen  mit  7 gl.  wechs.  Wirtein. 

8.  retusa,  L.    ?  Kätzchen  mit  5/a  und  8/i»  St. 

Populus.  Die  wesentliche  Sprossfolge  verhält  sich 
wie  bei  Salix ;  die  Sprosse  durch  eine  Gipfelknospe 
abgeschlossen,  welche  die  vorausgehende  Blattstellung 
fortsetzt:  die  vegetativen  Sprosse  bewegen  sich  mithin 
zwischen  NL..NL..N..  —  Der  Zweiganfang  ver- 
hält sich,  was  die  Vorblätter  betrifft,  wie  bei  den  Weiden. 
Auf  dieselben  folgt  hingegen  eine  Anzahl  (9—40)  median 

gestellter     (durch        ~         eingesetzter)     Niederblatter 

(Knospenschuppen);  die  erste  nach  hinten,  an  welche  St 
sich  denn  8/5  St.  der  Laubbl.  anschliesst,  und  zwar  durch 


Pros. 


3  +  V 


2 


5     " 

P.  Tremtda.  Blattstellung  auch  %.  Bei  jener  und 
bei  P.  nigra  zeigen  die  Hochblätter  der  Kätzchen  meist 
8/i3  St.    An  den  ¥  Kätzchen  der  erstem  auch  w/tl. 

P.  grandidentata,  Michx.  Den  ?  Inflor.  gehen  ausser 
den  2  zu  einer  zweikieligen  Schuppe  verwachsenen  seitL 
Vorblättern  2  median  gestellten  Niederblätter  voraus, 
von  denen  das  erste  nach  hinten  steht;  an  das  vordere 
schliessen  sich  dann  die  Hochblattschuppen  nach  */s  an, 
welche  Stellung  an  den  reichblüthigen  Kätzchen  sich  noch 
oftmals  wiederholt. 


Verzeichnis»  der  M 


Bernischen  natorforschendi 

(Am  Schluss  des  Jahres 


Herr  Dr.  A.Forst  er,  Prof.  d.  f>riysi 
„  Dr.  R.  Henzi,  Sekretär  seit  ' 
„  B.  Studer,  Apotheker,  Kassie 
„    J.  Koch,  Oberbibliothekar  ur 

1865. 
„    Dr.  Cherbuliez,  Unterbiblk 


1.  HerrAebi,  Dr.  und  Prof.  der  An 

2.  „  Bachmann,  L,  Naturgesch., 
S.  „  Benteli,  Notar    . 

4.  „  Benteli,  A.,  Lehrer  d.  Geomi 

5.  „  v.  Bonsletten,  Aug.,  Dr. 

6.  „  Brunner,  Alb.,  Apotheker 
1.  „  Brunner,  TelegTaphendirek 

8.  n  BUrki,  Grossrath 

9.  „  Buri,  Eug.,  Dr.  phil.  von  B 

10.  „  Cherbuliez,  Dr.,  Mathemat 

11.  „  Christeller,  Dr.  med.,  Ai 

12.  „  Christener,  Lehrer  an  dei 
18.  „  Christener,  Dr.  med.,  Ar: 

14.  „  Crainer,  Gott!.,  Arzt  in  Ni( 

15.  „  David,  Secretair  d.  eidg.  Har 

16.  „  Demme,  R„  Dr.,  Arzt  am  ! 
11.  „  Do  r,  Dr.  u.  Prof.  d.  Augenhi 

18.  „  Duby,  Ernst,  stud.  phil,  vor 

19.  „  Dutoit,  Dr.  med..  Arzt  in 

20.  „  Emmert,  E.,  Dr.  med.,  Arzi 

21.  „  Emmert,  C,  Dr.  o.  Prof.  d. . 


—    256    — 

22.  Herr  Es  eher,  eidgen.  Münzdirektor      .         .  (1859) 

23.  „  v.  Fellenberg-Rivier,  R.  Dr.  (18351 

24.  „  v  Fellenberg,  Ed.,  Geolog       .         .  (1861) 

25.  „  Finkbein  er,  Dr.  Med.  in  Neuenstadt  .  (1856] 

26.  „  v.  Fischer-Ooster,  Karl  .         .         .  (18*) 

27.  „  Fischer,  L.,  Dr.,  Prof.  der  Botanik     .  ilSal) 

28.  „  F lückiger,  Dr.,  Staats-Apotheker         .  (1853) 

29.  „  F orst er,  Dr.,  Prof. d.  Physik d Hochschule  (1866) 

30.  „  Friedli,  Ed.,  Math.  u.  Physik,  Lerberschule  (1810) 

31.  „  Frey,  gewesener  Bundesrath        .         .  (1849) 

32.  „  Frotä,  E.,  Ingenieur  in  St.  Immer        .  (1856) 

33.  „  Ganguillet,  Oberingeniur    .         .         -  (186G) 

34.  w  Gelpke,  Otto,  Ingenieur       .         .  (186"  1 
H5.  3  Gerber,  Prof.  der  Thierarzneikunde  (1831) 

36.  „  Gibolet,  Victor,  in  Neuenstadt  .         .  (1844) 

37.  „  Glau8er,  J.,  Ingenieur  in  Bern     .         .  (1870) 

38.  „  Gösset,  Philipp,  Ingenieur    .  .  (1865) 

39.  „  Güder,  Friedr.,  Kaufmann    .  .  (1868) 

40.  „  Guthnick,  gew.  Apotheker  .         .  (1857) 

41.  „  Ha  Her,  Friedr,  Med.  Dr.     .        .         .  (1821) 

42.  „  Hamberger,  Joh.,  in  Brienz        .         .  (1845) 

43.  „  Hasler,  G.,  Direkt,  d.  eidg.  Tel.-Werkst.  (1861) 

44.  „  Henzi,  Friedr.,  Ingenieur  des  mines       .  (1851) 

45.  3  Henzi,  R.,  Med.  Dr.,  Spitalarzt    .         .  (1859) 

46.  „  Hermann,  F..  Mechaniker    .        .         .  (1861) 

47.  „  Hipp,  Direkt,  d.  neuenb.  Telegr.  Werkst.  (185!) 

48.  3  Hopf,  J.  G.,  Arzt        ....  (1864) 

49.  „  Jäggi,  Friedr.,  Notar.  .  (1864) 

50.  3  Jen ner,  F.,  Entomologe,  Stadtbiblioth. Bern  (1870) 

51.  Ä  Jenzer,  E.,  Observator  auf  der  Sternw.  (18(&) 

52.  „  Jonquifere,  Dr.  und  Prof.  der  Medicin  (1853) 

53.  „  Kernen,  Rud.,  von  Hochstellen    .         .  (1853) 

54.  „  Kessel  ring,  H.,  Lehrer  a.  d.  Gewerbeschule  (1870) 

55.  „  Koch,  Lehrer  d.  Math,  an  d.  Realschule 

56.  „  Klebs,  Prof.  d.  pathol.  Anatomie  . 

57.  „  Krähenbühl,  Pfarrer  in  Beatenberg 

58.  „  Krieger,  K.,  Med.  Dr. 

59.  3  Kuhn,  Fr.,  Pfarrer  in  Affoltern    . 

60.  „  Kupfer,  Lehrer  im  Pensionat  Hofwyl 

61.  3  Kupfer,  Fr.,  Med.  Dr. 

62.  ^  Kutter,  Ingenieur  in  Bern  . 

63.  3  Lanz,  Med.  Dr.,  in  Biel 

64.  3  Lauterburg,  R.,  Ingenieur  . 


—    257    - 

65.  Herr  Lauterbure,  Gottl.,  Arzt  in  Kirchdorf 

66.  B  Leonhard,  Dr.,  Prof.  a.  d.  Thierarzneischule 

67.  „  Limit,  Franz,  Ingenieur  von  und  in  Bern 

68.  „  Limit.  R.,  Apotheker   .... 

69.  „  Lindl,  Willi.,  Med.  Dr. 

70.  „  Lücke,  Dr.,  Prof.  d.  chir.  Klinik  d.  Höllisch. 

71.  „  v.  Mutach,  Alfr.,  in  Riedburg 

72.  „  Hui I er,  Dr.,  Apotheker 

73.  „  MOllhaupt,  Kupferst.  am  eidg.  top.  Bureau 

74.  „  Neuhaus,  Carl,  Med.  Dr.  in  Biel 

75.  „  Niehans,  Sohn,  Dr.  med.,  Arzt  in  Bern 

76.  „  Otlh,  Gustav,  Hauptmann 

77.  „  Otz,  Dr.,  Assistent  chir.,  Klinik  Bern    . 

78.  „  Peyer,  Dr.  phil-,  Zahnarzt  . 

79.  „  Perly,  Dr.  u.  Prof.  d.  Naturwissenschaften 

80.  „  Probst,  Mechaniker     .... 

81.  „  Pulver,  A„  Apotheker 

82.  „  Putz,  Dr.,   Prof.  an  d.  Thierarzneischule 

83.  „  Quiquerez,  A.,   Ingenieur  in  Delemont 

84.  „  Bibi,  Lehrer  der  Math,  an  der  Realschule 

85.  „  R  i  s,  Lehrer  d.  Math,  an  der  Gewerbeschule 

86.  „  Rojrjj,  Apotheker  in  Bern 

87.  „  Bitz,  Alb.,  von  Bern,  Pfarrer  in  Wiinmis 
88-  „  Scbfidler,  E.,  Med.  Dr.      . 

89.  „  Schflr,  Ed.,  Apolbeker 

90.  „  Schär,  Friedr..  Seminarl.  in  München  buchsee 

91.  n  Scharer,  Bud,  Direktor  der  Waldau 

92.  „  Schmalz,  Geometer  in  Oburdiessbach 
91.  „  Schneider,  J.  J.,  Lehrer  an  d.  Buchteten 

94.  „  Schumacher,  Zahnarzt 

95.  „  Schwnrzenbach,  Dr.,ord.  Prof.  d.  Chemie 

96.  „  Schon  holz  er,  Lehr.  d.  Geogr.  Kantonsach. 

97.  „  Shuttleworth,  R„  Eaqr. 

98.  „  Schuppli,  Lehrer  d.  Naturg.,  Gewerbeschule 

99.  „  Sidler,  Dr.,  Lehr. d. Math.  a.  d.  Kantonssch. 

100.  „  Stanz,  Dr.  Med.  in  Bern 

101.  „  Slümpfli.K.,  Buchdrucker,  von  u.  in  Bern 

102.  „  Steck,  R.,  Apotheker,  von  und  in  Bern 

103.  „  v.  Steiger,  K..  Bezirksingenieur,  v.u.  inliern 

104.  „  Steinegger,  gew.  Lehrer,  in  Basel 

105.  „  Slucki.  Optiker  .... 

106.  „  Stud  er,  B.,  Dr.,  Prof.  d.  Naturwissenschaft 

107.  „  Studer,  Bernhard,  Apotheker 

Bern.  Mittheil.    1870.  Kr.  744 


108.  Herr  Studer,  Gottlieb,  gew.  RegierungMtatlb,     (18501 

109.  „  Studer,  Theophil,  Stud.  Med.     .        .        (1868) 

110.  „  Tieche,  Ed.,  Lehrer  an  der  Lerberscbule   (1S68) 

111.  »  Thiessing,  Dr.,  Prof.  in  Pruntrut      .        (1867) 

112.  „  Thor  mann,  Fr.,  Ina;,  des  mines,  v.u.  in  Bern  (1810) 

113.  „  TYächsel,  Dr.,  Rathssch reiber   .  (ISST) 

114.  .  Trechsel,  Wallh.,  Chemiker     .  (1S68| 

115.  „  Uhlmann,  Arzt  in  Munchenbuchaee    .        (1868) 

116.  „  Valentin,  Dr.  und  Prof.  der  Physiologie    (1837) 

117.  „  Vogt.  Adolf,  Dr.  Med.       .  (18») 

118.  „  Waber,  A.,  Lehrer  d.  Nalurg.  a.d.  Realsch.      (1864) 
11».  „  Wander,  Dr.  phil.,  Chemiker     .        .        (1869) 

120.  „  Wanzenried,  Lehrer  in  ZSziwyl  (1867) 

121.  „  v.  Wattenwyl,  Fr.,  vom  Murifeld  (1845) 

122.  n  v.  Wattenwyl-  Fischer  .  (1848) 

123.  „  Wild,  Karl,  Med.  Dr.  ...         (1828) 

124.  „  Wildbolz,  Alex.,  Apotheker  in  Bern        (1863) 

125.  „  Wolf,  R.,  Dr.  und  Prof.  in  Zürich     .  (1839) 

126.  „  Wurstern  berger,  Artillerieoberst  (1852) 
121.  „  Wur8leinberger,Stadtfonstm.,v.u.  inBern  (1870) 

128.  „  Wydler,  B.,  Dr.  Med.,  Prof.  d.  Botanik     (1830) 

129.  n  Wyss,  Lehrer  im  Seminar  Milnchenbuchsee  (1869) 
ISO.  „  Ziegler,  A.,  Dr.  med.,  Spitaiarzt                  (1859) 

181.  „  Zgraggen,  Dr.,  Arzt  in  Konto  (1868) 

182.  „  Zwicky,  Lehrer  an  der  Kantoiuachule         (1856) 


Correspondirende  Mitglieder. 

I.Herr  Beetz,  Prof.  der  Physik  in  Erlangen  (1856) 

2.  „  B  i  e  r  m  e  r,  Dr.,  Prof.  d.  spec.  Path.  in  Zürich  (1865) 

S.  „  Boue,  Ami,  Med.  Dr.,  aus  Burgdorf,  in  Wien  (1821) 

4.  „  Bouterweck,  Dr.,  Direktor  in  Elberfeld  (1844) 

5.  „  Buss,  Ed.,  Maschinen-Ingen,  in  Stuttgart  (1869) 

6.  „  Buss,  W.  A.,  Ingenieur  in  Stuttgart    .  (1869) 

7.  „  Custer,  Dr.,  in  Aarau  .        .  (1850) 

8.  „  Denzler,  Heinr.,  Ingenieur  in  Solotbnrn  (1861) 

9.  ,  v.  Fellenberg,  Wilhelm    .         .        .  (1851) 

10.  „  v.  Kellenberg.  Stud.  ehem.         .         .  (1869) 

11.  „  Gingins,  Dr.,  Phil.,  im  Waadlland      .  (1823) 

12.  „  Graf,  Lehrer  in  St.  Gallen   .        .  (1858) 


13.  Herr  Gru  nor,  E.,  Ingen,  des  min 

14.  „  Krebs,  Gymnasiallehrer  in 

15.  „  Lindt,  Otto,  Dr.,  Chemiker 

16.  „  May,  in  Karlsruhe 

IT  B  Meissner,  K.  L,  Prof.  der  1 

18.  „  Mohl,  Dr.  u.  Prof.  derBotan 

19.  „  Mousson,  Dr,,Prof.  der  Ph 

20.  „  Ott,  Adolf,  Chemiker,  Amei 

21.  „  Ruttimeyer,  L.,  Dr.  u.  P 

22.  ,  Schiff,  H.,  Dr.  u.  Prof.  in 
28.  „  Simler,  Dr.,  in  Huri  im  A 

24.  „  Stauffer,  Bernh.,  Hechanil 

25.  „  Theile,  Prof.  der  Medicin 

26.  ,  Wild.  Dr.  Phil,  in  Petersbu 


Jahrgang 

1850  (Nr 

167- 

-194)  zu  4  Fr. 

„ 

1851  (Nr 

195 

-223)  zu  4  Fr. 

1852  (Nr 

224 

-264)  zu  6  Fr. 

1853  (Nr 

265- 

-309)  zu  6  Fr. 

1854  (Nr 

310- 

-330)  zu  3  Fr. 

n 

1855  (Nr 

331 

-359)  zu  4  Fr. 

» 

1856  (Nr 

369- 

-384)  zu  4  Fr. 

„ 

1857  (Nr 

385- 

407)  zu  3  Fr. 

1S2S  (Nr 

408 

-523)  zu  2  Fr. 

1859  (Nr 

424 

-  439)  za  2  Fr. 

a 

1860  (Nr 

440- 

-468)  zu  4  Fr. 

„ 

1861  (Nr 

469 

-496)  zu  4  Fr. 

„ 

1862  (Nr 

497- 

-530)  zu  6  Fr. 

„ 

1863  (Nr 

531 

-552)  zu  3  Fr. 

„ 

1864  (Nr 

553- 

-579)  zu  4  Fr. 

„ 

1865  (Nr 

580 

-602)  zu  3  Fr. 

„ 

1866  (Nr 

603- 

-618)  zu  3  Fr. 

„ 

1867  (Nr 

019 

-653)  zu  3  Fr. 

„ 

1868  (Nr 

654- 

-683)  zu  4  Fr. 

„ 

1869  (Nr 

684- 

-711)  zu  5  Fr. 

a 

1870  (Nr. 

712- 

-744)  zu  6  Fr. 

ie  Jahrgänge  von  1843—1 
inge  1850 — 1861  zusammen 
von  32  Fr.  erhältlich. 


849  Bind  vergriffen, 
sind  zu  dem  ermäst 


Berichtigung. 

i  den  Sitzungsberichten  ist  nachzutragen,  dass  im  Jai 
zu  ordentlichen  Mitgliedern  folgende  Herren  in  die 
laft  Aufgenommen  wurden : 

;rr  J.  Niehans,  Sohn,  Dr.  med.  und  Arzt  in  Bern. 
„    Jenner,  Abwart  auf  der  Sladlbihliothek,  Enioi 
„     Schuppli,  a.  d.  Thurgau,  Lehrer  derNaturgei 
an  der  Gewerbeschule  in  Bern. 

erner  ist  die  Jahreszahl  aufpag.  II.  IX,  X,  XIV  in  aar 
scbrift  der  Sitzungen  fälschlich  mit  1869  statt  18V 
eben. 


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