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f /'Ut^- <{Jj
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
€ €
i 5 ^ ^*
Heraiiso;egeben
von
Br. Hermann Hager und Br. Ewald Geissler.
ZZVni. Jahrgang.
(Der Neuen Folge YIII. Jahrgang.)
1887.
iO
Berlin 18S7.
Verleger: Dr. E. Geissler, Dresden.
In ComnilsBion bei Julius Springer. Berlin N., Monbijouplatz 3.
i.-l
Inhal ts-Verzeichniss
des
XXVIII. (Neue Folge VIII.) Jahrganges 1887
der
Pliarmacentischen Oentralhalle für Deutschland,
* bedeutet: mit Abbildniig.
(M. D.) bezeichnot Artikel des Pbarmacentifcben MAnnslt von E. Dieterleh.
(Ph. R.) bcKeichnet Arbeiten der Pbannakopüe-Commission des Dentschen Apothekrr- Vereins.
A.
Abras precatorivft (Jequlritj), 624.
Abschänmen (M. D.), 579.
Acetanilid. Stractanorniel dess.» 159.
— (Antlfebrinvm) (?b. R), 643.
— siehe auch pAntitebriD.*
Acetpheneditiiiy StmctnrfoTTnel, 143, 197.
Aeetonapbtylamid, 177.
Acetotoluid, 177.
AcetometeF) Abänderang am Otto^scben A , 165.
Acetam Dracancali (M. I).), 579.
— Sinapis (M. D.), 580.
Acidum asepticnm pamm, 155.
— carbolicum cradom, Bestimmung des
Phenols in ders., 5.
liqaefactum, Gebaltsprüfung. 7.
— hTdrochlorlcum, Prüfung auf HBr, 149.
— nitricam (Ph. RA 111.
fuinans (Ph. K.), 111.
— phosphoricnm (Ph. R.), 111.
— pjrogaliicuiii (Ph. R.), 111.
— salicylicum (Ph. R.), 212.
— ralforlenm (Ph. R.), 212.
crodam (Ph. R.), 212.
dUntnm (Ph. R.), 212.
~ tannicam (Ph. R.). 212.
— tartaricum (Ph. R.), 427.
Prüfung auf Metall, 198.
Adepg Lanae (Lanolin) (Ph. R.), 643.
— SDillns. Eigenschaften, 198.
(Ph.R.), 427.
flltratus (M. D.), 580.
— yiridls (M. D.), 17.
Aether (Ph. R.). 427.
— zor Prüfung dess., 489.
— aceticns (Ph. R.), 427.
Prüfung auf Fuselöl, 148.
— broniatii»9 Prüfung dess., 272.
Aetliylen, Erstarrungspunkt dcss., 280.
Aethylacetanilld, 177.
Aethyltballln, Structurformel dess., 161.
AfflnitätHbestlmmongren^ chemische, 135.
Agar-Agar, Nfthrsubstanz für Bacterien, 472.
Agrnine, Bestandtheile dess., 474.
Alantifurzel, chemische Untersuchung, 122.
Alantol, 122.
Alantsänre, 122.
Alantol -LebertbraOf 242.
Alann, DarsteUung des porüsen A.. 306.
— Rubidium- Alaun enthaltend, 126.
Aletris farinosa (Unicorn root), 201.
Aleuronat (Pfianzeneiweiss), 519.
Alkalische Tinctoren und Extracte« 76.
Alkaloid - Lösungen durch Kampfer haltbar zu
machen, 144.
Alkohol, sein Einfluss bei der Verdauung, 375.
Alkohole, mehratomige, ihre Einwirkung auf
Mischungen von Borsäure- und
NatriumbicarbonatlOsungcn, 192.
Alligator- und Krokodillöl, 424.
AUium ursinum, Bestandtheile des ätherischen
Oeles, 525.
AUyl • Trimethylamiuhydroxyd, 495.
AloYn- Pillen, Formel dazu, 292.
Alpenkräuterthee, Webers, Vorschrift, 20.
Aluminium, Löthen dess., 'All.
Ammoniakgas, Einfius^ auf den Organismus, 88.
Ammoniaksal/e, Dünge werth ders., 488.
Ammonium bromatum, Prüfung dess., 133.
— picronitrieum , Vorsicht bei Verarbeitung
zu Pillen, 229.
Ampelopliile^ Zusammensetzung dess., 14.
Amygdalin. im Leinsaaroen enthalten, 66, 94.
Amylacetat, Verwendung dess., 447.
— zur HerstelluDg von Firnissen, 635.
Amyleuhydrat, ein neues Hypnotikum, 339, 373.
Amylose, Bedeutung des Wortes, 144.
Aniylpbenol, tertiäres, Darstellung dess., 528.
IV
Analyse 9 nener Gang der organischen Ele-
mentar-A., 410.
Anethol, Eigenschaften, 5ö5.
Angostiirabitter, Vorschrift, 79.
Anlllnfarbstoffe, Nachweis durch die Isonitril-
Beaction, 19.
— LCslichkeitstabelle, 386.
— Verwendung in der HilEroskopie, 446.
AniUnDm camphoricam, 283.
Anis, Vermischung mit Coniumfrflchten, 348.
— gerichtliche Entscheidung, Verkauf von erd-
igem A. betreffend, 217.
Antifebrllla 9 Structurformeln der neueren A.,
[167, 197.
Antifebrin, Structurformel dess., 159.
— Eigenschaften und Anwendung, 176.
— Nachweis dess., 249.
— Nachweis im Harn, 401.
— neue Reactionen dess., 315, 401.
Antlfebrinnm (AcetanUid) (Ph.R.), 643.
AnttAmgin, Bestandtheile dess., 281, 294.
Antipyrin, Structurformel dess., 161, 196.
— und Antifebrin bei nervösen Erscheinungen,
Antithermin, Structurformel dess., 197. [576,
Antimon. Verdampfungspunkt dess., 280.
Antiseptlca, einige neue, 563.
Antrophor, Beschreibung, 65.
Apothekerdeutsch, Vorschläge zur Umwandlung
fremdsprachiger Ausdrücke, 6^.
Apparat, Destillations -A. für jodometrische
Arbeiten, 295*, 416.
— für constante Gasentwickelung, 293.
— für (jasentwickelung nach Nordblad, 514.
— für gasometrische Analyse, 316.
— Gas-Waschgefäss, 303^
— Einfttlltrichter, 337.*
— Kühler mit innerer Kühlung, 337.*
— für volumetrische Bestimmung der Kohlen-
säure in Carbonaten, 394.*
— Luftprfifungs-A., 395.
— zur liilchfettbestimmung, 180.*
— Vacuum-A. nach Christ, 515.
— zur Zuckerbestimmung im Harn. 553,*
Aqaa Amygdalar. amar«, Zusammensetzung
dess., 354, 365.
neue Darstellungsweise mit Benzal-
dehydcyanhydrin, 391.
— Prüfung im Allgemeinen, 368.
Bestimmung der Blausäure, 131, 239,
245, 308, 330.
— quantitative Bestimmung des Benzal-
dehyds, 527.
— Unterscheidung des durch Mischung
hergestellten vom destillirten, 568.
— Ersatz durch Chloralcyanhydrat, 396.
Aqna phosphorica llasterlik, 627.
Aqaae aromatieae (M. J)X bHO, 636.
Arabiu-phospborsanrer Kalk, 337.
ArgInJn, Darstellung und Formel, 104.
Aristolochia reticnlata, 624.
Arnica- Gallerte, Amica- Jelly (M.D.), 581.
ArHen, Trennung von den alkaliscnen Erden, 389.
Artar-Root, Alkaloide der Kinde ders., 313.
Arzneimittel, Einfluss der Form der Verordnung
auf die Wirkung. 565.
— erwärmt darzureichen, 543.
Arzneiröhren, Anwendung ders., 517.
Asarnm enropaenin, Untersuchung des äthe-
rischen Oeles, 525.
Aseptinsl&are, 155.
Asparagin, rechts drehendes, 554.
Asparagine sucr^e, 76.
A8thnia-Cigaretten, 444.
Atherosperma moschata, neue Droge, 519.
Athlophoru8, amerikanische Specialität, 282.
Aner'sches easginhlicht, 90,^ 349.
Anrantlnm amamm, Bestandtheile der Binde
dess., 301.
AngsteUung, Welt-A. in Brüssel, 364, 589.
— der Naturforscher- Versammln ng in Wiesbaden ,
|513.
Bacilli gelatittOBi (M. D.), 601.
cum Alnmine (M. D.), 601.
com Chloralo hydr. (M. D.), 602.
cum Kalio Jodato (M. D.), 602.
Bacterien in Seifen und Verbandmaterialien,
[431.
Balsame, Harze und Gummiharze, Prüfung
nach Kremel, 199, 202.
Balsamnm Peruvlannm , Prüfung auf Benzoe
und Storax, 527.
Baryumcblorid, Unlöslichkeit in gewissen Salz-
lösungen und Säuren, 389.
Barynmhydrat, neue Fabrikationsweise, 303.
Banmwollsamenöl, Erkennung in anderen
Oelen, 629.
Bausteine, Ursachen der Verwitterung ders., 91.
Belladonna -Präparate von bestimmtem Ge-
halte, 348.
Bengalisehe Flammen, 590.
Benzaldebyd, quantitative Bestimmung im
Bittermandel Wasser, 527.
Benzaldebydcyanhydrin, Bereitung dess., 392.
Benzanilid, Structurformel dess., 159, 177.
Benzoesäure, Structurformel ders., 158.
Berberin, Abhandlung über B., 225.
— Darstellung in Krystallen, 494.
Betol, Eigenschaften dess., 280.
Bieniba-Oel, Abstammung dess., 46.
Bier, vergleichende Tabelle über deutsche
Porterbiere, 96.
— Prüfung auf Salicylsäure, 244.
— wann ist das Bier „sauer," 631.
— ist hefetrübes Bier im Verkehr zulässig? 632.
Binden, Gaze- und Gypsbinden (M. D.). 83.
Biskuithonig, Bestandtheile dess., 66.
Bismutum oxyjodatum, 113, 290, 504.
Bismutum subnitricum Natro nitrico präei-
pitatum, 202.
Bittermandelöl, Prüfung dess., 191.
— Zusammensetzung und künstliche Darstellung
dess., 567.
Bittermandel wasser, siehe „Aqua Amygdnl.
amar.**
Blaugefärbte Stoffe, Prüfung ders., 469.
Blausllure, neuer Nachweis ders.. 144.
BleirOhren, Verunreinigung des Wassers durch
B., 387.
Blei- und zinkhaltige Gegenstände, Gesetz-
entwurf, betreffend Verkehr mit
dens., 149.
desgl. Gesetz, 352.
Blumeu, Conservirang frischer B., 317.
Blut. Coagiilation dess. za verhindeni, 182.
— Menge des Gehaltes an Hämoglobin und Blut-
körperchen, 413.
— spectroskopischer Nachweis dess., f>37.
Bluttaiig, Mittel gegen B. (M. D.), 602.
Boldoglnein, 143.
Borneol and Menthol, Darstellung, bOil
BorsSiire, Bestiminung ders., 164.
Botanische Nomenciatur, fehlerhafte, 117.
Bovinine, Znsammensetzung dess., 474.
Branntwein 9 durch einen kautschukartigen
Stoff verunreinigt, 93.
Bromftthyl, Darstellung des?., 124.
— Prüfung dess., 272.
Bromlaagre^ Bereitung ders., 306.
Bromsalze, Prüfung der officinellen B., 133.
Bromwaaser, falsche Bezeichnung, 294.
BromwasserstoflTBl&iire, Nachweis ders. in Salz-
säure, 149.
Brucin, chemische Constitution, 424.
— und StTjclinitt) Ferro- und Ferricyanate
ders., 107.
quantitative Bestimmung ders., 119.
Bromata-Leim (M.D.), 86.
BuddVIie Pillen, Vorschrift» 14.
Ball'g Congrb-Symp, amerikanische Specialität,
BQretten, üher das Reinigen ders., 305. [282.
— für Brom, 306.
Burstyn'sehe SRuregrAde, Bedeutung ders., 10.
Butten chemischer Vorgang heim Kanzigwerden
der B.. 412.
— Ahnahme der flüchtigen Säuren hei Zunahme
der Bancididät, 244.
— üher vorläufige Prüfung ders., 128.
— neue üntersuchungsmethoden, 79.
— Verhesserung der Reichert-Meissl'schen Prüf-
ungsmethode, 584.
— Zusammensetzung des Butterfettes, 412.
— Bestimmung des specifischen Gewichts des
Butterfettes, 77.
~ Mikroskopie des Butterfettes, 79.
*- Nachweis und Bestimmung des Bntterfettes
in Margarine, 320.
— Nachweis künstlicher Farbstoffe, 886.
— Prüfung auf den Farbstoff der gelben Rübe,
[101.
— Unterscheidung von Natur- und Eunstbutter
im Haushalt, 294. ^
— Abhandlung über Milchbvitter und der zu
ihrem Ersätze dienenden Fette, 77.
— Ersatz durch Cocosnussbutter, 281.
— ErsatK durch Danks, 544.
— Gesetz, betreffend Verkauf von Ersatzmitteln
für B., 376.
~ beste Verpackungsweise ders., 460.
— Schwindel mit Preisfragen, 426.
— bromojodirte, 368.
Buttersäure, Nachweis im Magensafte, 582.
c.
(Siehe auch unter K«)
CacaopiÜTer, ISslielieSi neues Herstellungs-
verfahren, 155.
Caeaoaehaleii, Analyse, 447.
Cachott Prinee Albert (M. D.), 602.
Calamin, Darstellung und Eigenschaften, 232.
Calcimetre Sidersky, Apparat zur Kohlensäure-
bestimmung, 394.*
Cali-NUsse^ Herkoromen und Eigenschaften, 113.
Galomelpulver^ Ursache des Geschmacks dess.,
Gamphoröl, leichtes, Eigenschaften, 190. [170.
Canadol ist mit Petroläther identisch, 590.
Cantharidin, chemisches Verhalten dess , 97.
Carbollösnng zum Verband (M. D.), 84.
Carbolstture, Structurformel ders., 157.
— Grund der Färbung ders., 72.
— Nachweis bei gericntlich- chemischen Unter-
suchungen, 40.
— Bestimmung ders. als Tribromphenol, 43.
— Bestimmung des Phenols in der rohen C, 5.
— Bestimmung ders. in Seifen, 103.
Carbonaphtolsäore ist = a-Ozjnaphtocsäure,
Carotin, Bestimmung dess., 599. [610.
Carrageen, als Substitut für Gummi arabicum,
Carvol ist Ketodihydrocymol, 424. [504.
Cascara sagrada, verschiedene Abstammung,
CasefUj als Emulgens, 569. [313.
Cassiaöl, specifiscnes Gewicht dess., 191.
Gastoreum in Tinctur zur Heilung der Morphin-
sucht, 645.
Catgut, Vorzüge als Nähmaterial, 442.
— Tabelle Über die Zerreissungsfestigkeit, 514.
— Carbol-, Juniperus- und Su6limat-C. (M. D.),
Gatha edulis, neue Droge, 544. [83.
Gentrifaglren (M. D.), 602.
Gera flara, Prüfung auf Reinheit, 199.
Gerata (M. D.), 603.
Geresin, Prüfung dess., 200.
Gharta exploratoria (M. D.j, 603.
amjlacea (M. D.), 604.
— — Azolithmlni (M. Ü.), 604.
Gongo (M.D.), 604.
Goreumae (M. D.), 604.
Haematoxylini (M.D.), 613.
Laceae mus. caer. (M. D.), 613.
rubra (M. D.), 614.
Malvae (M. D.), 614.
— nitrata, Verbrennungsproducte, 117.
Chemische Gärten, Herstellung ders., 408.
Chiasamen von Salvia Ghian, 301.
Chimaphila umbellata, 205.
Cbfnaalkaloide sitzen ausschliesslich im Binden-
parenchym, 477.
Gbinaextract in Verbindung mit Borax, 599.
Chinarinden -Asche, Zusammensetzung ders.,
[389.
Cbininsalze, Tabelle über ihre Löslichkeit in
Wasser 304
Ghininam blsnlfurlcun (Pb.K.), 112.
— ferro -citrlcom (PLR.), 112.
— salfuricum, Prüfung durch die Chromat-
und Oxalatprobe, 44, 163.
Uebersicht der Prüfungsmethoden, 369,
GhinoYdinnm (Ph. R.), 212. [377.
Ghinojodin« medicinische Anwendung, 66.
Ghinolin, Structurformel dess., 159.
Ghinotoxin, 515.
Gbloral com Gampbora Br. Ph. C., 560.
Ghloralcyanhydrat, Ersatz der Aqua Amygdal.
amar., 396.
Gbloralhydrat, Werthbestimmung durch Zer-
legung mit Natronlauge, 144.
VI
Chloralnm hydratum (Ph. K), 213.
Chlorgras, Entwickelang mittels des Kipp'sclien
Apparates, 127.
Chlorkalk. Umwandlung in Chlorsäuren Kalk,
Chlorofonnium (Ph.R), 213. [411.
Chloroform, arsenhaltiges, 62.
— Prüfung auf Reinheit speciell^Spiritusgehalt,
— Wirkung des Ammoniaks auf dass., 302.
Chlorophyll« Verhalten dess. zu Koblensfiure,
[413.
— quantitative Bestimmung in Pflanzen, 564.
Chlorzink -Pasten, Bereitung, 229.
ChoUn, Ueberführung in Neurin, 494.
Chrom, quantitative Bestimmung dess., 402.
Chromsesquichlorid, Modificationen dess., 401.
Chrotograph, Uautschreibstift, 372.
Chrysarobinum fPh. R.), 213.
Chrysarobin, Bedeutung des Namens, 294.
Chrysophansfiure im Harn vom Santoninfarbstoff
zu unterscheiden, 19, 486.
Cinehol und Capreol, 106.
Coca-Cigaretten, 215.
CocaTn, Bereitung aus Rohcocaln, 35.
— über amorphes C, 300.
— Spaltungsproducte dess., 516.
— Gegengifte dess., 292.
— ist Antidot von Strychnin, 105.
— Wirkung beim Bergsteigen, 252.
CocaYnnm hydrochlor., Prflfung dess., 394.
CocaYnwolle, 33.
Coccerln. 79.
Cochenille, Werth als Indicator, 316.
Cocosnnss- Butter, als Buttersurrogat, 281.
CodeVnnm (Ph. R.), 427.
Codefn, bei Diabetes angewendet, 105.
CoffeYunm (Ph. R.), 428.
Coffein -Gehalt des Kaffees vermindert durch
Rösten des K., 317.
Cognac, Bestand theile des Cognacsprits, 423.
Colchicln, Chemie des C, 163.
CoUodium (Ph. R.), 428.
— über Bereitung dess., 559.
— Bereitung unter Zusatz von Aethylnitrat, 305.
— cantharidatnni (Ph. R.), 428.
— elasticum (Ph. R.), 428.
— jodoformiatum, 281.
— salicyiatam mit Extr* Caouabis ist an-
geblich gefährlich, 306.
Columbia, Darstellung und Eigenschaften, 128.
Compositen, Anzahl der Strahlenblüthen ei-
niger C, 387.
Conessin und nrlghtin, 114, 516.
Congoroth, Werth als Indicator, 316, 325.
Congoroth- Papier. Eigenschaften, 114, 293.
Bereitung, 604.
Coniferen-Cigaretten, 531.
Conifereugeist, Vorschrift zu C, 206.
Coniferin, neues Reagens auf C, 116.
Conserresalz, lUlger's, 340.
Copairabalsam» Entstehung dess. in der Pflanze,
[476.
Creolln, neues Desinfectionsmittel, 446, 459, 471.
Crotonftl und Crotonolsäare, 246.
Capreol und Cinehol, 106.
Corcama, Werth als Indicator, 316.
— Bereitung des C- Papiers, 604.
Cynoglossl offlc. herba, Mittel gegen Mäuse,
Cytisin und Cytisinnitrat, 114. [ö77.
Cypripediam parviflorom, 561.
D.
Dambose ist Inosit, 544.
Dammarharz, mit Colophonium verfälscht, 459.
Danain, aus Danais frageans, 103.
Danks, Er.«atz ffir Butter, 544.
Denatnrirungsmittel fQr Spiritus, vergleichende
Werthbestimmung ders., 557, 621.
— des Spiritus geruchlos zu machen, 645.
Desinfectionsmittel, Werth der verschiedenen
D., 425.
Destillationen, das Stossen zu verhüten, 501 , 536.
Destillationsapparat für jodometrische Arbeiten,
[295,* 416.
Dextrin aus umgewandelter Glucose, 102.
Dextrin -Kleister, 293.
Dextrin -Leim, 162.
Diastase. Darstellung reiner D., 400.
Digestyltn, Zusammensetzung dess., 474.
Digitalinnni germanicnm, Digitaline IIo-
moUe , Digitaline crystallisee
und Digitoxinnm pnrom, Zu-
sammensetzung ders., 516.
Dihydrocamphin, 362.
Ditaua digitifolia ist ein Schwindel, 612.
Drumin und Lewinin, zwei neue Anästhetika,
18, 242, 292, 447.
Ean de Lys de Lohse, Zusammensetzung, 2ü6.
Eisencyanide, neue Verbindungen, 585.
Eisenmilch, Bereitung, 538.
Eisenoxyd und Thonerde, Bestimmung in Phos-
phaten, 412.
Eisenverbindangen, indifferente nach Dieterich,
581, 618, 625.
— , siehe auch unter „ Ferra m* und „Liquor
Ferri.«
Eiskeller im Kleinen, 351.
Eiweiss, Nachweis dess. mit Salzsäure, 277.
Elaidin-Reaction, ihr Werth bei Untersuchung
fetter Oele. 136.
Elixir Cascara sagrada Br. Ph. C, 560.
— (i;aaranae Br. Ph. C, 560.
— Simplex Br.Ph.C, 560.
Email -Tinten, 14.
Emetin, Bestimmung dess. in der Ipecacuanha-
wurzel, 337.
— chemische Constitution, 423.
Emilian-Gefftsse für pharmaceut. Gebrauch, 515
Emplastmm Hydrargyri sine Terebinthlna,
[354.
— Lithargyri, Untersuchung anf Bestandtheile,
[214.
Emulsionen, einfache Bereitung von Oel-E.,
|280.
— mit Chloroform und Aether, Bereitung ders.,
— mit Ca sein zu bereiten, 569. [447.
Emulsio Olei Jecoris Br. Ph. C, 560.
Entflammnugstemperaturen verschiedener
tiüssiger Handelsartikel, 164.
VII
Erdbeersyrnp, rationelle Bereitung dess., 414.
Eriodyctiou Calirornicnm (Yerba Santa), Prä-
parate aus dems.y 75, 76.
ErnähruDsrs-Klyätiere, ^52.
Eseridin, Unterschied von Ph jsostvgmin , 516.
Essenzen 9 italienische, deren YerfälschunKen,
[191.
EsHi^s&nre, Nachweis im Magensaft, 582.
Ester, ihre chemische Stellang, 218.
Eucalyptus -Honig, 444.
Eucalyptusöl und Eucalyptol, 191.
Eapliorbia Drnmondii enthält das Alkaloid
Drurain, 242.
Erodia pasinifolfa, neue Droge, 519.
Explosive Mischungen^ 253.
Extracte, Bestimmung des Alkaloidgehaltes
der narkotischen £., 21, 29,
134, 200, 257, 505.
- Präfang auf Suhstitutionen, 200.
- Reinigung kupferhaltiger E.. 218.
Extraetum Aconiti, Belladonnae, Conii,
Hyoscyami und Strychni, Be-
stimmung des Alkaloidgehaltes, 29,
134, 257, 506.
- Colombo, Untersuchung und Prüfung, 297.
- Ferri pomatum (Ph. B.), 428.
Bestimmung des Eisengehaltes, 296.
- Filicls aeth. zu Pillen zu verarheiten, 304.
- Grindeliae liq. Br. Ph. C, 561.
- Hamamelidis liq. Br.Ph.C, 561.
~ Hydrastis liq. Br. Ph. C, 661.
- Opii, Prüfung auf Morphingehalt siehe
„Opium."
- Qnasslae (Ph.B.), 112.
- Rhei (Ph.R.), 112.
compositnm (Ph. R.), 112.
- Sabinae (Ph. R.), 112.
- Scillae (Ph.R.). 213.
- Seealis eornuti (Ph. B.), 213.
- Strychni (Ph. R.), 213.
Werthbestimmung dess., 30, 256, 508.
- Taraxaci (Ph.R.), 213.
- Trifoiii flbrini (Ph. R.), 213.
P.
Färbung von aufzubewahrenden Pflanzen zu
verhüten, 66.
F3ulnissprocesse, Freiwerden von gasförmigem
Stickstoff, 290, 312.
Farben, Gesetz betreffend Verwendung gesund-
heitsschädlicher F., 862.
- Teig-F. mit Thonerdehydrat, 97.
Farfarae folia, Untersuchung, 447.
Fehllng'sehe Lösung, Deutlichmachen der End-
reaction, 106.
Beobachtungen bei der volumetrischen
Zuckerbestimmung. 269.
Ferri- und Ferrocyanate des Strychnin und
Brucin, 107.
Fermm ciirbon, saeehar. (Ph.R.), 428.
- Jodatum (Ph. R.), 428.
haltbare Lösung, 304.
- lacticnni (Ph. R.l, 428.
- oiydatum saccnar« solubile, verbesserte
Darstellung, 202, 495, 592, 619.
galaclosacchar« solub., 592, 619.
Ferrum oxydatum mnnnasacchnrat. solnb.,
593, 619, 626.
dextriuat. solub., 593, 620.
inulatum solub., 620.
— rcductum purum, 163.
— sallcylicum, Bereitung, 304.
Fette, medicinischer Werth bei chronischen
Krankheiten, 138.
— und Oele, Methoden zur Prüfung ders., 9,
136, 203, 510.
FettsUuren, Bestimmung der freien F., 10.
Fettsockel, Mischung zu dens.. 118.
Fettstifte zum Schreiben auf Glas, 351.
Feuchtigkeit der Luft, Bestunmung und Be-
rechnung, 646.
Filtrirplftttchen nach Witt, 513.
Filtrirrorrichtung, eine neue, 303.
Fire Proof Faiut, Zusammensetzung, 330.
Firnisse, mit Amylacctat bereitet, 635.
Flaschenverschluss, Sicherheits-Fl., 181.*
Fleisch und Fleischwaaren , Conservirungs-
methoden, 630.
Fliegenleim (M. D.), H6.
Fluor, Darstellung von reinem F., 101.
Fluor Verbindungen als Antiseptica, 563, 645.
Frostbeulen, Mittel gegen F., 398.
Frostwunden, rationelle Behandlung ders., 93.
Fuselöl, Bestimmung dess. nach Traube, 406.
— in Branntweinen, 253.
~ Nachweis in Spirituosen, 98.
Fussbodenlack, Vorschrift, 448.
Futtermehle, Werth verschiedener F., 338, 437,
461,* 521,* 545.*
6.
Galazima, Bereitung, 294.
Galle, die Uafner'sche Reaction, 553.
Gase, Einfluss technisch wichtiger G. auf den
Organismus, 88.
Gas-£ntwickelungs- Apparate, constante, 203.
— — für gasometr. Analysen, 316.
nach Nordblad, 514.
Gas -Wasch -Apparate, 303.^^
Gasgliihlicht, Auer'sches, 90.* 349.
Gaze, als Verbandstoff (M. D.), 52.
Geheimmittel und Kurpfuscherei:
Alliot's Heilung des Krebses, 6:J5.
Berliner Hühneraugen -Extract, 635.
Bödicker & Co. Krankentrost, 217.
Bremicker's Heilmittel, 635.
Chader in Genua, Augenarzt, 217.
Clary's Asthmapulver, 94.
Deutsche Gesundheits • Gomnagnie, 217.
Einsiedler Magentropfen, 635.
Exner*s Mittel gegen Blasenkatarrh, 635.
Falkenberg's Trunksuchtmittel, 425.
Fritsche'sche Heilmittel 426.
Hartzema's Hämaton, 217.
Haugk's Rothlaufschutz, 635.
Hess'sche Lebenstropfen, 205.
Himrod's Cure gegen Asthma. 635.
Jacobi^s Deutscher Kaisertrank, 635.
Indian -Pflaster, 217.
Karrer - Galatti's Trunksuchtmittel, 425.
Lieber's Nervenkraft- Elixir, 217.
Micholson's Ohrtrommeln, 217, 448.
VIII
Geheimmittel und Knrpfiigcherei :
Oidtmann's Purgativ (s. auch unter „0*) 49.
Otto*scher Lebenswecker, 426.
Retzlaffs Trunksuchtmittel, 635.
Bochow's Mittel gegen Genickstarre, 685.
Sanitas - Compagnie in Stuttgart, 49.
Sanjana- Heilmethode^ 4V5.
Schmidt'sche Angenmittel, 426.
Schniidt's (Karoline) Flechtensalbe, 635.
Schöne's Lnftäther, 426.
Seiferts prfiparirte Schafwolle, 94.
Simpson^sche Lotion, 217.
Stein er's Hezenschusspfiaster, 49.
Wamer's Safe Cure, 205.
Weismann's Schlagwasser, 49.
Wildenmann's Flechtenmittel, 635.
Winter'sche Gichtketten, 94.
Zenker's American ("ons. Cure, 205.
Gefaeimmiitel- Analysen, falsche, 73.
— -Sehwindel auf Actien, 566.
Gelssospermin und Pereirin, 114.
i^elatine-Ueberzng der Pillen, Löslichkeit dess.,
ii^elatine Ferri oxjdati, 596. [348.
Gelsemin und Gelseminin, 289.
öerben mittelst Pjrrofuscin, 141.
Üermaninni-Präparate, 515.
Gemclu Physiologie des G., 488.
Getr&nEe, beste Temperatar ders., 570.
ijliesshttbler Brunnen. Eohlensfturegehalt dess.,
iilanz wichse (M. D.), 86. [306, 318.
Glas abzusprengen, 106.
— , Stifte zum Schreiben auf G., 351.
Glaubersalz, arsenikhaltiges, 143.
Gledltsehla triacanthos, angebliche Stamm-
pflanze vom Stenocarpin, 561.
Glncose, Umwandlung in Dextrin, 102.
Glycerin, neue Bestimmungsmethoden, 18.
— Tcrflflchtigt sich nicht mit Wasserdämpfen,
Glyceritum Gelatinae, 339. [302.
Glycosurinsänre. neu aufgefundene Säure im
Glycyphyllin, 143. [Harn, 248.
Grubengas zur Kesselheizung, 541.
Guarana, Werthbestimmung ders., 247.
Gummi Arabicum, Verhalten in Salzlösungen, 74.
Gummiharze, Prüfung nach Eremel, 199.
Gummo- Phosphate de chaux, 337.
Guttapercha -Mull (M. D.), 84.
— neue Art, 32.
Gymnema syiretre hebt die Greschmacks-
empfindung für Süss und Bitter
auf; 314.
Haar, Hygiene des Haares, 442.
Uaaröl, braunf&rbendes Walnuss-H., 340.
Haarwasehwasser, bestes 443.
Habjelia aetliiopica, neue Droge, 519.
Hände, Mittel zur Erhaltung glatter Hände,
155, 340.
Hamburger Thee» Bereitung, 543.
Harn, ei^enthflmliche Eiweissart in dems., 293.
— verschiedenes Vorkommen von Zucker in
dems., 164.
— Isolirung der Glycosurinsänre, 248.
— Unterscheidung von Santoninharn u. Bhenm-
ham, 19, 486.
Harn, Nachweis von Antifebrin, 249.
— Nachweis von Blut, 106.
— spectroskopischer Nachweis von Blnt, 637.
— Nachweis von Riweiss mit Salzsäure, 277.
— desgl. mit Natriumnitroprussid, 402.
— Nachweis der /ff-Oxybuttersäure, 599.
— Nachweis von Pepton, 101.
— vereinfachter Nachweis von Quecksilber, 486.
— Nachweis von Zucker mittelst Perrosulfat und
Aetzkali, 80G.
— Nachweis der verschiedenen Färbung. 144.
— Zuckerbestimmung durch Gährang, 553 *
— ein neues Uroskop, 276.*
Harnsäure-Ausscheidung beeinflosst durch Gly-
cerin, Zucker und Fett, 397.
HarnstoflT, Bestimmung dess., 423.
— Bestimmung nach Squibb, 115.
Harze und Balsame, Prüf ong nach Eremel, 199.
Hautscbreibslift, 372.
Heber, zwei neue, li)3.*
Heftpflaster durch Ueberstreichen mit Aether
besser klebend zu machen, 66.
Hehner'sche Zahl, Bedeutung ders., 10.
Heiner's Wundsalbe, Bestandtheile, 474.
Hektographen, Herstellung scharfer H.- Ab-
züge, 48.
Helenin, 122.
Helfenberger Annalen 188«, 197, 209.
Hensel's Tonieum. Zusammensetzung, 460.
Herbarien, Behanalung der Orchideen, 562.
— desgl. von dickblätterigen Pflanzen, 624.
Heu, Untersuchung eines arsenhaltigen, 243.
Heufleber wird durch Pollenkömer hervorge-
rufen, 566.
Himbeer- u. ErdbeerbranntwMn, Bereitung, 92.
Holzessigsäure, Darstellung. 441.
Holzgeist zum Denaturiren des Spiritus, 557, 621.
Holzstoff, neues Reagens auf U., 116.
Holzwolle, als VerbandstoflF, 81, 155.
Homoopatnischer Kaffee^ 352.
Honig darf nur das von Bienen bereitete Natur-
product genannt werden, 156.
— Untersuchung dess., £09.
— kflnstlicher, 66, 92.
— Eucalyptus - Honig, 444.
HopeTn taucht wieder auf, 143.
Hopfen, antiseptische Wirkung dess., 539.
— Erkennung von geschwefeltem H., 488.
Hnamauripa, 104.
Hflbl'sehe Jodzahl, Bedeutung ders., 11.
Hydrangin, Eigenschaften, 2C'5, 300.
Hydrargyrum (Ph.R.), 112.
— biehloratum (Ph. K), 112.
— bijodatum (Ph. B.), 112,
— carbolicum oxydatuni, 137, 156.
— cliloratum (Ph. R.), 112.
vapore parat. (Ph.R), 112.
— oyanatum (Ph.Rh.j, 213.
— Jodatum (Ph.R.), 213.
— oxydatum (Ph. R.), 213.
via hum. par. (Ph. R.), 213.
— prHcipit. album (Ph. R.), 213.
Hydrastin, chemische Stellung dess., 202.
— Zusammensetzung und Eigenschaften, 494.
Hydrastis, farblose, 447.
Hydrochinon, Structurformel dess., 158.
Hydrocotyles asiatieae herba, 202.
IX
Mfdronaphtol.Un terschic J von Betau aphtol, 30G.
Hjdropliile Watte, 67. •
Hj^ophylla asiattea. nene Droge, 519.
Ifyosein, therapeut. Werth dess., 404.
HjposQlflte, neue Rpaction ders , 193.
J.
Jflcobsol, Zasammensetznng dess-, 49.
JanbuL nene Droge, 519.
Ichthyolsalze, Za^ammensetznng ders., 518.
Jeaniiity, Isolimng des Abrin, 624.
Ifidieatoren , Werth verschiedener I. in der
Titriranaljse, 316.
- Empfindlichkeit der verschiedenen I., 501.
ineio, im Strophantassamen enthalten, 334.
Infti8a (Ph. R), 428.
Inftasum Sennae compos. (Ph. K.), 428.
iD^Iurlii, Hühnerkropfpepsin, 318, 340.
Injeciionen, Sterilisimng subcutaner T., 544.
Injeetionsflasehe mit filtrirten Lösungen , 514.
loosit, Darstellung und Eigenschaften, 279.
Inseetenfressende Pflanzen, 20.
iBseetenstlehe mit Chloroform zu behandeln, 590.
Job*stears (Job's Thränen), Abstammung, 447.
Jod, Beinigung dess. zu analjt. Zwecken, 12.
Jodum (Ph. K.), 429.
Jodadditionsmethode, Veränderlichkeit d. Jod-
lOsung, 146.
— Verbesserung der Methode, 240.
— grosse Brauchbarkeit ders., 510.
Jodaseptol, 515.
JodkallamstärkelSsuDg, haltbare, 349.
Jodl5siiii|^eD, Titerstellung ders., 389.
Jodoform ist als Antisepticum werthlos, 63.
— Zersetzbarkeit in ätherischer L0sung, 163.
— mit Glycerin zu emulgiren, 386.
— Nachweis dess , 117.
— Desoderisirung durch Naph talin, 94.
- desgl. durch Sassafrasöl, 144.
-- desgl. durch Terpentinöl, 387.
— desgl. durch Canadabaham und Eaffeepulver,
- -Boeht, Verbandstoff, 543. [590.
- •tiaze, Bereitung mit durch Sublimat steri-
lisirter Gaze, 504.
~ -LeJmpflaster, 253.
iodofoimlaiii (Ph. R.), 429.
Jodoiwachs, 426.
Jodometrische Arbeiten, Apparate hierzu,
295* 416.
Jodstlrke, Constitution ders., 400.
Jodtriehlorid, Desinflciens u. Antisepticum, 519.
Ipecaeuanba-Idlosyncrasie, 92.
lpeeae«anluiwiirzel, Anal^^se der Asche, 301.
- Bestimmung des Emetins, 337.
Irisin, Eigenschaften, 402.
IrNöl, Darstellung, 191.
Jimreba, Brasilianische Droge, 166, 519.
Jite, als Verbandstoff (M. D.), 71.
K.
(Siehe auch anter ۥ)
Kaffee, geftrbter, 565.
- homöopathischer, 352. [339.
- Werth des gerösteten K. als Antisepticum,
KafTce-Thee, KaHeeblätter, 203.
Katrin und Ka¥rolln, Structurformeln ders., 160.
Kali cansticnm ehem. purum Merck, 114.
Kalinm, Nachweis durch Natrium- Wismutthio-
sulfat. 187, 205.
— bromatnm, Prüfung dess., 133.
— carbonlcam, neue Fabrications weisen, 422.
— chloricnm, Prfifung auf Salpeter, 533, 554.
— manganicom , Darstellung des chemisch
reinen, 320.
— und Natriumbicarbouat , Nachweis von
Monocarbonat, 149.
— und Natrinmmetall, Fabrikation, 416.
Kalmoswiirzel, Bestandtheile ders., 231.
Kamala» Aschengehalt dess., S02.
KapokvfoUe < Pflanzendiinen), 33.
Karlsbader Braasepnlrer, 156.
Kautschak, Ersatz dnroh Eaphorbia-Gummi,
[645.
Kantsckoköl , rohes , zum Denaturiren des
Spiritus, 622.
Kantsehnkiraaren, Aufbewahrung ders., c06,
Kawa-Kawa, Anwendung, 375. [318.
Keimgehalt (Bacterien) von Seifen und Ver-
bandmaterialien, 431.
Kellah (El Kellah) und Kellin, 376.
Kesselsteinbildnng durch Speckstein verhindert,
Kies, als Medicament, 339. [93.
Kieselguhr, medicinische Verwendung, 66.
Kindermehl nach Neawe, 229, 245.
Kitt, für Aquarien. 282.
— für Poriellan, 49.
— Pariser Zahncement, 49.
— Metallkitt, 351.
Klanenöl, fluorescirendes, 97.
Kleister haltbar zu machen, 590.
Klystiere, ernährende, 105, 252.
— Mikroclysmata nach Unger, 529.
Köttsdorfer'sche Verself ungszahl, 11.
Kohle -Bisqnits, 330, 531.
Kohlenoxya, bequeme Darstellungsmethode, 303.
Kohlensäure, volumetr. Bestimmung in Garbo-
naten, 394.*
— Bestimmung der Menge der ausgeathmeten
Kolaehocolade, 519. [K., 401.
Kork gegen Schimmelbildung zu schützen, 66.
Kraftfüttermehle, Werth verschied. E., 338.
— mikroskopische Prüfung, 437. 461.* 52 !.♦ 545.*
Kreosot, innerliche Anwendung dess., 302.
Ktthler (¥ngelktthler) nach Soxhlet, 514.
Ktthlnng, Ersatz für Eisumschlag, 532.
Knnstbatter, s. unter „Butter."
Knpfer, neues Reagens auf K., 600.
— eine Verbindung mit N., 412.
— und Bronze der Alten, 577.
— und Zink dürfen bei Bauarbeiten nicht zu-
sammen verwendet werden, 254.
Kupferne Kessel werden geschwfirzt durch
Ungt. Farafflni, 577.
Knpfersalfat, basisches, 295.
Kwlcda's Vlehpnlrer, 156.
KyanIsireD) eine Art Holzconservirung, 254.
L.
Lae Ferrl, Bereitung, 538.
Lachuanthes tinctorla, neue Droge, 519.
Lacke, Messinglack, 352.
-- 8. auch unter „Firniss."
Lactina, schweizer, Werth ders., 338.
Lactocrit, neuer Apparat zur Milchfetthestinira-
ung, 180*
Lftyalinsäare, Structurformel, 197.
Laniiiiarla, aseptische, 143.
— Nachweis des Jods, 393.
Lamlnarlastifte, Terhindertes Quellen dcrs., 9?.
Lanolin, Eigenschaften dess., 209.
— enthalt L. Pilzkeinie? 92.
Lanoliiiam (Ph. B.). 643.
Lanolimentum autlrhcumaticuni, 35.
Lappa ofüclnalls, 561.
Lathraea sqaamaria, insectenfressendc Pflanze,
Leberthrau, japanesischer, 18. [20.
— Prüfung auf Verfälschung mit Pflanzpnr.len,
Lecithin, Nachweis in fetten Oelen, 102. [628.
Leder, Probe auf gute Gerbung, 206.
— - Appretur (M. D.). 86.
Leim, Deitrin- oder Packleim, 162.
Leinöly Untersuchung dess., 240.
— und Leinölftrniss, Unterscheidung ders., 410.
Leinsamen enthfilt Amygdalin. 6S, 94.
Lencantliernnm vulgare ist giftig, 292, 314.
Leachten faulender Organismen.Ursache dess.,14.
Leuchtgas, rationelle Bereitung. 540.
Lewinln und Drumin, zwei neue Anästhctika, 18.
Limonaden- und medicinisclie Boubons, Be-
reitung, 349.
Lindenkohle - Blsqults, 330, 531.
Linimentum Opii ammoniatum Br. Ph. C, 561.
Llnt, Bor- und Jodoformlint (M. D.), 81.
Liquenr de Laville, Bestandtheile, 488.
Liquor antihydrorrhoicus, 156, 474.
— Ferri albuminati, verbesserte Darstellung,
536, 554. 593, 594, 614, 620, 625.
saccharatus, 595.
hypophosphltis compos. Br. Ph. C, 561.
peptonati, 595.
Kesquichloratl, arsenhaltiger, 214.
— Kalii arsenicosi, Klärung dess., 75.
— Magnesii Bromidi, 49.
— pancreaticus Benger, 105.
Literatur und Kritik, siehe am Schluss des
Inhalts verzeich nisses.
Litliolydium, Bestandtheile dess., 318.
Lobeliae Delesseae radix, Ersatz fQr Senega,
Lösungen zu Injectionen zu8terili8iren,544. [18.
Luft, Apparate zur Prüfung ders., 395.
— Bestimmung und Berechnung der Feuchtig-
keit, 646.
Luftblasen an mikroskopischen Schnitten zu
entfernen, 473.
Luftreinigungsmlttely 170.
M.
Maccassarol, echtes^ 202.
Magensaft, Nachweis der Salzsäure, 144, 145,
156, 581, 645.
— Nachweis der Milch-, Essig- und Bntter-
säure, 582.
Magnesia usta, unverwendbar bei Bestimmung
der Blausäure im Bittermandel-
wasser, 239, 245.
Magnesium, Schmelzpunkt dess., 178, 280.
Mangan, Bestimmung mittels HtO«, 388.
— Trennung von Eisen, 117.
-— borsaures, Untersuchung auf Cl u. H2SO4, 97.
Mangansaures Blei, als Bleichmittel, 472.
Manual Dieterich's, Zusätze und Verbesser-
ungen, 579.
Marcipanmasse, Analyse ders., 16*2.
Harienbader Reductionspillen, 14.
Margarine, Nachweis u. Bestimmung d. Kuh-
butterfettes in M., 320.
— Gesetz, betr. Verkehr mit M., 376.
Marmor, Imitation von M., 340.
Matta, GewflrzYerfälschungsmittel, 205.
Medicamente, erwärmt zu reichen, 543.
Medicinalpflanzen-Cultur, 329.
Meerwasser, zur Chemie dess., 411.
Mehl, alkaloidartige Körper in altem M., 33.
Mißlänge de Gregory (unreines Methylal), 105.
Melonen Wurzel wirkt brechen erregend, 600.
Menschlicher KOrper, chemische Zusammen-
setzung dess.. 33.
Menthol und Borneol, Darstellung, 509.
— in Salbenform, 206.
Mentholeat, Zusammensetzung, 105.
ffcrcurius, Kesselsteinmittcl, 426.
Hercuronitratprobe, Unsicherheit ders., 568.
Metalle, über die Härte ders., 421.
— Trennung in der Analyse durch Oxalsäure 180.
Wetallkitt, 351.
Methylacetanilid, 177.
Methylacetat« Verhalten bei Einwirkung von
verdtLnnten Säuren, 135.
Methylal, neues Hynnoticum, 104.
Xethylalkoliol. Vorkommen im Pflanzenreiche,
Wethylenchlorid, als Narkoticum, 431. [195.
Miesmuscheln, neues Auftreten von giftigen
M., 577.
MigrUne, Kochsalz als Mittel gegen M., 252.
Mikroclysma nach ünger, 529.
Mikromembranfllter, Wirksamkeit ders., 350.
Xilch, Notiz zur Fettbestimmung, 162.
— neuer Apparat zur Fettbestimmung, 180.*
— Fettbestimmung nach Adam, 460.
— unsinnige Conservirung ders.. 435.
-^ Berliner Verordnung, betr. Verkehr mit frischer
M.. 364.
MllchsSnre, Nachweis in patholog. Fällen, 166.
— Nachweis im Magensafte. 582.
Xilchzueker, verschied. Polarisation dess., 19.
— in PflanzenstofFen, 413.
Mistole, Zusammensetzung dess., 519.
Modellirwachs, 156.
Molisch's Zuckerreaction, 227.
Mollin fSapo unguinosus), Eigenschaften, 202,
iWoos, als Verbandstoff, 82. [211.
Morphin, neue Beaction auf M., 190.
— Bestimmung desselben im Opium , nach
Schlickum, 61, 203.
nach Beckurts, 171, 183.
nach Dieterich, 219, 261, 276, 479.
Morphinum hTdrochloricum , Prafnng auf
Codein und Narkotin, 60.
in Verbindung mit Amylnitrit, 599.
— phtalicum. 467.
Morphiusueht, Heilung durch Castoreumtinctur,
Mörteln, Bestandtheile dess., 14. [645.
Motten, Mittel gegen M., 402.
XI
Mneilairo Uammi Arabici (Ph. R.). 11^
— Salep (Ph. R.), 113.
Mnein, neue Arbeiten über M., 293.
HQeken n. Mflekenstiche^ Mittel dagegen, 414.
Mandwasser, antiseptiscbes, 154.
Haskelacbllger, Ersatz der Massage, 292, 448.
Matitia ylciaefolia, gegen Phtisis, 242.'
Matterkorn, Mais-M. und Diss-M., lOG.
Mjrioearpin, Darstellung u. Eigenschaften, 487.
MjrlBÜca offlcinalis« Stammpflanze d. Bicuiba-
Oeles, 46.
Myrrha (Ph. R.), 113.
Myrtolf Eigenschaften, 191.
N.
Xaphtalin, Structorformel dess., 159.
~ als Vermifugura, 205.
— Mittel gegen Bremsen, 390.
— mit Fetroleuni, als Denaturirungsmittel des
Spiritus, 622.
5areeTn, neue Rcaction auf N., 289.
Narkotische Extracte, Bestimmung des Alka-
loidgehaltes, s. „Extracte."
Natrimn aceticum (Ph. R.), 213.
— benzoicam (Ph. R.), 213.
— bicarbonlcam (Ph. R.), 213.
Prüfung auf Ammon and Ursache des
Ammongehaltes, 125.
Prüfung auf Monocarbonat, 149.
desgl. mit Phenolphtaleln, 569, 597, 598.
— bromatum (Ph. R.), 502.
Prüfung dess., 133.
— carbonlcnm (Ph. R.), 502.
erQdum (Ph. R.), 502.
slceum (Ph. R.), 502.
— -HjposiilQtlOsiing, Titerstellung ders., 12.
— snlraricnin, arsenikhaltiges, 143.
~ Hulfobenzoienin, 624.
— - Thiosulfat, als Ersatz des HaS in der Ana-
lyse, 100.
— -mrisiniittmosDlfat, Reagens auf Kalium,
187, 205.
— und Kaliambiearbonat, Nachweis von Mono-
carbonat, 149.
— und Kaliammetall, Fabrikation ders., 416.
NatronJiydrat, ein neues, 424.
Naturforseher - Versammlung in Wiesbaden,
230, 267, 389, 475, 489, 505.
Ausstellung, 513.
Ndllo-Oel, Anwendung, 519.
NeaTe's Kindermehl, 229, 245.
NeroUn, chemische Structur dess.. 35.
Neorin, Entstehung aus Cholin, 494.
Nickel, Schalen und Tiegel aus N., 48.
— ZuläsBigkeit der Nickelküchengeräthe, 583.
NidLelsalxe, physiolog. Wirkung ders., 583.
Nigritine, Znsammensetzung, ^8.
Mob- 9 Tantal-, Titan- und Zlnnslnre, Rc-
actionen ders., 204.
?yimo« Rinde, Untersuchung, 175.
Nomenelator« Missstände und Yerirrungen in
der chemischen N., 94, 287, 415.
— fehlerhafte botanische N., 117.
o.
Oblaten, zur Verabreichung von Flüssigkeiten
229.
— ihr Fassungsvermögen für verschied. Medi-
camente, 432.
Oehsenwein (Fleischwein), 352.
Oele, ätherische 9 Tabelle über den Gehslt an
äther. Oele in Drogen u. Pflanzen-
theilen, 537.
Tabelle der specifischen Gewichte, 192.
— fette, Unterscheidung ders. durch die Elaldin-
Reaction, 136.
Untersuchung nach HöbVs Jodadditions-
methode, 146, 240, 510.
Kritik der Untersuchungsmethoden, 628.
Nachweis von Lecithin, 102.
Oxydation der fetten 0., 20.
— oxydirte (blown oils), 246.
— und Fette, Methoden zur Prüfung ders., 9,
136, 146, 203, 240, 510, 628.
Oidtmann'8 Purgalif. Analyse dess., 73, 275,
285. 330, 341, 531.
Olenm Cacao, Prüfung, 209.
~ cinerenm, Vorschrift 32.
— Hyoscjrami, verbess. Bereitungs weise, 210.
— Nucistae, Prüfung, 209.
— Olivarum, Prüfung, 210.
desgl. auf Cottonöl, 629.
— phosphoratnm, 627.
Opiam und Opiamprftparate, Bestimmung des
Morphins nach Schlickum, 61,203.
nach Beckurts, 171, 183.
nach Dieterich, 219, 261, 276, 479.
Orchideen, Behandlung ders. fflr Herbarien, 562.
Oro, eine eine Art Euphorbiumharz liefernde
Pflanze, 76.
OrseiUefarbstoff, Nachweis neben Fuchsin, 95.
Orthosyphon staminens, gegen Nierenleiden,
242.
Oxalsäure, Bildung ders. in Pflanzen, 412.
— Darstellung der sublimirten 0., 424.
— als Gruppenreagens, 180.
Oxybuttersaare, Nachweis der ß-O. im Harn,
599.
OxynaphtoSsänre (a-Oxyn.), als Desinfections-
mittel, 610.
Ozon, Verflüssigung dess., 280.
P.
Papier. Festigkeitsprüfer, 90.*
— Prüfung auf Leimung, Holzschliff und Chemi-
kalien, 317.
— Ursachen des Vergilbens, 139.
— kupferhaltiges, 254.
— Herstellung von Plakatpapier, 624.
— verbessertes Reispapier, 636.
Papiemormalien, 623.
Paraacetphenetidin, Structurformel, 197.
Paraffin, als Scbaumbrecher bei Destillationen,
[419.
Paraffinnm liquidum, als Vehikel für subcutane
Injectionen, 253.
— molle. 66.
Parafflnfarben, 351.
xn
Partlieniu, aus Partlieuiuiu hysterodhorus,
Pastillenmascbiiie. 207 * [103.
Pastillenmasse, 208.
Pepslnom Byk, Pr&faDg dess., 458.
Pepton, Nachweis im Harn und Blat, 101.
Peptone des Handels, Besprechang der yer-
schiedenen Sorten, 629.
Peptonpräparate nach Brann, 519.
Perelrln und Gelssospermln, 114.
Petrolenm - Naphtalin zum Denaiuriren des
Spiritu?, 622.
Pfeffer, welche Bestandtheile bedingen den
Gebrauchswertb, 644.
— künstlicher, 182.
Pflanzen, Verbreitung und Wanderung der F.,
Pflanzendanen (Kapokwollo), 33. [551.
Pflaster, Gassformen für Pf. in Tafeln, 310.
Pharbitis - Früchte, Untersuchung ders., 270.
Pharmacentische 8ection der Naturforscher-
YersammluDg in Wiesbaden, 475,
489, £05, 521.
Pharinacentischer Kalender 1887, Correctur
eines Druckfehlers, 49.
Pharmacognosle , Studium ders. während der
Lehrzeit, 477.
Pharmacopoea Oenuanica ed. IL, zur Beyision
ders., 111, 212, 417, 502, 643.
Pharmakop<>e - Commisslon des Deutschen
Beichs, 169.
Phenacetin, Structurformel und Eigenschaften,
Phenetidin, Structurformel, 197. [197, 583.
Plienylhydracin, Structurformel, 197.
Phenol, Structurformel dess., 157.
— siehe auch Carbolsäure.
Phenol -Quecksilber, 137, 156.
Phosphor, Maximal 'Dosis dess., 115.
— zu Pillen zu verarbeiten, 645.
Phosphorescirendes Schwefelcaleinm, 138.
PhosphormolybdänsUnre, Benutzung der äthe-
rischen Lösung zu einem Maximum-
Thermometer. 316.
Phosphorsänre, zur Bestimmung ders., 388.
Photograpbisohes Verfahren mit Anilinscbwarz,
Photoxylln, neue Art Collodium, 414. [350.
— Bezugsquellen, 624.
Pikrinsäure und Terpentinöl, Wirkung auf
einander, 302.
Pillen mit ätherischen Oelen und Balsamen,
Bereitung ders., 75.
— mit Chinin, Bereitung durch Anstossen mit
HCl, 75.
— LOslichkeit der verschiedenen Ueberzüge ders.,
[348.
Piiulae aloSticae ferratae, Nachweis von
Soccotrina-Aloö, 31.
Pingnin, Zusammensetzung dess., 35, 242.
Piperonal, als Antiseptikum, 253.
Plakatpapier, Herstellung dess., 624.
Plaster of Paris für Beschlag -Analysen, 624.
Platinschwamm als therapeutisches Mittel, 574.
Plnmbnm cansticam, Zusammensetzung dess.,
?79.
Polirmittel, Werth der verschiedenen P., 181.
Potascfae, neue Fabrikations weisen, 422.
Ptomaln, ein dem Strychnin ähnliches, 644.
Pulpa Tamarlndomm, Gehalt an Weinsäure,
Pulris aerophorus (Ph. K.), 113. [210.
Pulvis aerophorus auglicus (Ph.B.), 113.
laxans (Ph.R.), 113.
— gummosus (Ph. R.), 113.
— Ipecacuanhae opiatus (Ph. B.), 214.
— Liquiritiae compos. (Ph. R.), 214.
— Magnesiae c Rheo (Ph.R.), 214.
— Talci salicylatns (Ph.R.), 214.
Pyrethrin, aus Anacyclus Pyrethrum, 314.
Pyridin, structurformel dess., 159.
Pyridinbasen zum Denaturiren des Spiritus,
— geruchlos zu machen, 645. [557, 621.
Pyrofusein, neues Gerbverfahren mit P., 141.
Queeksilber, Destillation und Reinigung, 178,
[280.
— Nachweis bei toxikologischen Untersuchungen
organischer Substanzen, 4C0.
— Nachweis in Flüssigkeiten, besonders im
Harn, 486.
— Art der Wirkung in der Qu.-Salbe, 645.
— eiche auch Hydrargynim.
Quecksilberchlorid, Verhalten gegen Ammon-
bicarbonat, 247.
Radix Althaeae (Ph. R.), 214.
— Angelicae (Ph. R.), 214.
— Colombo (Ph. R.), 214.
— Gentianae (Ph. R.), 214.
— Ipecacuanhae (Ph.R.), 502.
— Levistici (Ph. R.), 502.
— Liquiritiae (Ph. R.), 502.
mnndata (Ph. R.), 502.
Raps- und RUbsenkuchen, mit Senf verfälscht,
[461.*
Reactionen, Tabelle über Schärfe und Empfind-
lichkeit der R., 449.
ßeagenspapiere, Bereitung ders. (M. D.), 603.
— Empfindlichkeit der diversen R., 200, 498.
Rectalcapseln, 390.
Reichert'sche Zahl, Bedeutung ders., 10.
Reispapier, Verbe^serong dess., 636.
Remy's an ti septische Losung, 532.
Resorcin, Structurformel dess., 158.
Ricinuskuchen , Erkennung in anderen Oel-
kuchen, 521.*
Ricinusöl, in Mixturen, 230.
— auflösbares, 246.
— Prüfung auf Verfälschungen, 204, 294.
Riechsaize, Bereitung, 33.
Robinia Pseudacacia ist giftig, 292, 314.
Rosenöl, deutsches, 3(X), 538.
Rost von Eisen zu entfernen, 590.
Rotoin und 8copolein, 494.
s.
Saecharinnm (Ph. R.^, 648.
— LOslichkeit dess., 203.
— Dosirung dess., 590, 258.
— schmeckt dass. den Thieren bÜss? 361.
— in Verwendung mit Stärkesyrup, 532.
— Nachweis im Weio, 466.
XIII
Saceliarinaiii^ Präparate dess., 516.
- -Tabletten. 645.
Safran, Gewürz oder Färbemittel? 79.
Safransurrograt (Dinitrokresol) , giftig oder
nicht? 565.
Salben. Haltbarkeit ders., 211.
Salbenblfttteheuj neue Salbenform. 82.
Salbenmnl! (M. D.), 87.
Sallcjlanilid, 177.
SallcylsHnre, Stractorformel ders., 158.
- zum Nachweis ders., 193.
- Absorption ders. darch die Hant, 55G.
Salix ni^a, neue Droge, 519.
Salolnm (Ph. R.). 614.
- Stractorformel dess., 158.
- Dosirnnff dess., 376.
Salol-Miindwasger, 14.
Salpeter, Gehalt an Chlorsäuren Salzen, 425.
Salpeterpftpier, Yerbrennnngsprodacte, 117.
Salpetersäure 9 Nachweis in Wässern dnrch
Pikrinsäare, 128.
- bewirkt Eotzündnnff yegetabilischer Stoffe,
- Verpackong ders., 4B0. [305.
Sainfer, neues antiseptisches Präparat 615.
SahlotnDgeD zu Beceptnrzwecken, Vonräthig-
halten ders., 56.
*- das Niedersinken ders., 249.
Salzsiiire, Desarsenirane ders., 509.
- Verwendung der arsenhaltigen S. zur Kohlen-
säure - Erzeugung für Bierdruck-
apparate, 229.
- Nachweis im Magensaft, 144, 145, 156, 581,
- Oxydation ders. im Licht, 425, 577. [645.
Salisänreiriu, Einfluss auf den Organismus, 88.
Samenrelehthom einiger Pflanzen, 398.
Sand, Carbol-, Jodoform- und Sublimatsand
(M. D.), 82.
Saadaandelkleie Vorschrift, 242.
Hapo mnniiiosiis« Bereitung und Verwendung,
[211.
Sanerstoir^ Gewinnung aus der atmosphärischen
Luft, 402.
- wechselnder Gebalt desselben in der atmo-
sphärischen Luft, 503.
- Menge des Verbrauchs bei der Athmung, 401.
- •Mofekttl, Abhandlung über das S., 344, 357.
Sehimnel Sb Go«, Geschäftebericht, 191.
Seklangengifl, Zusammensetzung dess., 397.
Hehmierdl für Yelocipede, 448.
Sehnee, Bestimmung der Schweflig- und Schwe-
felsäure in de ms., 552.
Hchnltrank, sogenannter, in Paris, 600.
Sehwännie, Carbolschwämme (M. D.). 84.
7 antiseptische, 589.
^kwefel, Über den Nachweis dess., 403.
Vhwefelathyle , physiologische Wirkung der
gechlorten Seh., 374.
»^wefelealeiiiin, Darstellung des phosphores-
cirenden, 138.
Sfhwefelstare^ maassanaly tische Bestimmung
in Wässern, 126.
Hckwefelwasserstoff, bequeme Methode zur
DarsteUung, 361.
^ Ersatz durch Natriumthiosulfat in der Analyse,
^l^lia- Wurzel, Bestandtheile, 493. [iOO.
Srtttm, Prüfong, 211.
^^«€ale cenvt«» sine oleo, 87.
SecretbehSIter der Pflanzen, 476.
Seeluft, angeblicher Salzgehalt ders., 48.
Seewasser, Ursprung der Färbungserschein-
ungen, 555.
Seide, Carbol-, Jodoform- und Sublimatseide
(M. D.), 83, 84.
— künstliche Herstellung ders., 339.
Seifen, zur Analyse ders., 485.
— Bestimnnung der Garbolsäure in S., 103.
— Untersuchung d. Dresdner präparirten Wasch-
seife, 873.
— neue medicinische, 106.
Seifengeist, Hebra'seher, 298.
Senega, Ersatz ders. durch Radix Lobeliae
Delesseae. 18.
— neue Verfälschung aers., 101.
Senftaiehl, mit Stärke verfälscht, 460.
Senföl, russisches, 191.
— enthält immer StC, 495.
Sentoapier, quantitatire Bestimmung des Senf-
flls, 211.
Sesamknchen als Futtermittel, 545.*
SicherheltsYerschlass für Narcotica, 181.*
Siedepunkt unter dem Einflüsse des atmo-
sphärischen Druckwechsels, 179.
Siegesbeekia orientalis, neue Droge, 519.
Silbersalze als Antiseptica, 563.
Silk- Protektiv, carbolisirt (M.D.), 84.
Simnlo. neue Droge, 518.
Soda, aie Leblanc sehe S. im Concurrenzkaropfe
mit Ammouiak-S., 541.
Sommersprossensalbe nach Hebra (M. D.), 2.
Sonnenlicht, Einwirkung auf den menschlichen
Körper, 249.
Soz^odol, 515.
Speciflsches Gewicht, Bestimmung dess. nach
einem neuen Princip, 317.
Bestimmung des spec. Gew. leicht lös-
licher Substanzen. 4t$.
Speckstein als Kesselsteinmittel, 93.
Speisen und Getränke, beste Temperatur ders.,
Spiritus, Dcnaturirungsmittel, 557, 620. [570.
— Verdeckung des Geruchs ders., 645.
— Steuer- Controle in den Apotheken, 609.
— Bedeutung der „Literprocente," 610.
Spiritus saponatus, verbesserte Vorschrift, 298.
— Sinapis, AUjlurethan enthaltend, 32.
— Vini Cognac. deutscher, 3B0.
SprengstolTe , Zusammensetzung yerschiedener,
[448.
Staub, Versuche über das Verhalten dos Luft-
staubes, 19.
Steatinnm (tf . D.), 37.
Steine, Ursachen der Verwitterung der Bausteine,
Stenocarpin, neues Anästhetikum, 487. , [91.
— ist ein Schwindel, 635.
Stemanis, Bestandtheile dess., 494.
Stibinm sulftiratum anrant. (Ph. R.), 113.
nigrum (Ph. R.), 118.
StickstofT, Gewinnung aus der'atmosphärischpn
Luft, 402.
— Freiwerden von gasförmigem S. bei Pilulniss-
processen. 290, 312.
— Bestimmung des Gesammt-St. 627.
Stiefelsclimiere (M. D.), 86.
Stiefelwichse (M. D.). 86.
Streichhölzer, explodirende, 97,
XIV
StrophanthlD , Eigenschaften. Wirkung und
Dosirune, B34, 440.
— ist ein Glycosid, 516.
StrophantnssameD. Abstammung, Beschreibung
und Wirkung, 331.
Strychnin^ neue Farbenreaction dess., 424.
— ein dems. ähnliches Leichen-Alkaloid, 644.
— und Brucin, quantitative Bestimmung ders.,
Ferro- und Ferricyanate ders., 107. [119.
Stryehniniini iiltricum (Ph.B.), 113.
Strychnol (Strychiiinhydrat), 116.
Strychnos- Präparate, Wcrthbestimmuns^ ders.«
Styrax liqnidas (Ph.R.), 113. PO, 257, 508.
Sublimat -Kochsalzpastillen, 123.
Snblimat- Lösungen zum Verband (M. D.), 84.
Haltbarkeit ders., 430.
— -Verbandstoffe, Bereitung, 464.
Behandlung ders. mit Weinsäure, 564.
Werthbestimmung ders., 608, 639.
Snceus Jnniperi inspiss., 191.
(Ph. B.). 214.
— Liqniritlae (Ph. R), 214.
depuratas (Ph.R.), 214.
Sttss und Bitter, Aufhebung der Gescbroacks-
emptindung für S. und B. durch
Gymnema sylvestre, 314.
Sulfite, Nachweis neben Thiosnlfat, 425.
SnlfoMnate, verschiedene Bezeichnung den:.,
Sulftirine, Bestandtheile dess., 268. [645.
Sulfnr depuratum (Ph. R), 214.
— prttcipitatuni (Ph. R.), 214.
— sublimatnm (Ph. R.), 214.
Summitates Sabinae (Ph. R.), 214.
Superphosphatic, Bedeutung des Namens, 448.
Suppositorien, Bereituog, 472.
— ernährende, 375.
Suppositorienkapseln, 517.
Syndetikon, Bestandtheile dcss., 218.
Syringin, 114.
Syrupi (Ph.R.), 502.
Syrupos Althaeae (Ph. R.), 502.
— iimygdalanini (Ph. R.), 502.
— Aurantii cort. (Ph. R.). 502.
florum (Ph. R.), 502.
— Apomorphinae Br. Ph. C, 561.
— Cascara sagrada Br. Ph. C. 561.
— Balsnmi Tolut«, beste Bercitungs weise, 349.
— corrigens, aus Herba Eriodyctii bereitet,
— Ferri albumfnatf, 595. [75, 76.
Jodati, grosse Differenzen in der Stärke.
[340:
— — oxydati solub«, verbesserte Darstellung,
[592, 619.
— hypopliosphitnm (Fellow^s), 282.
— Sennac cum Manna, verbesserte Bereitung,
[612.
T.
Tabloid, Bedeutung des Wortes, 518.
Tantal- und Titansttnre, Reactionen der?., 204.
Tapeten, abwaschbare, 515.
Tartarus boraxatus des Handels, 137.
Taxe. Unklarheiten in der sächsischen Arznci-T.,
(556.
Tchucliiakabi« Japan. Heilmittel bei Harnleiden,
Teigfarben mit Thonerdchydrat, 97. [76.
Temperatur der Nacht, Vorausbestimmung, 169.
— unserer Speisen und Getränke, 570.
Terpentin, Herstellung aus Coniferenbarzen,473.
Terpentinöl und Pikrinsäure, Wirkung auf
einander, 302.
Terpinliydrat und Terpinol, Eigenschaften und
Dosirung ders., 441.
Tliallin, Structurformel dess., 161.
Tliallium, Bestimmung dess. neben Blei, 388.
Thee, schlechte Sorten, 206.
Thein, quantitative Bestimmung in Theeblättem,
Tliermometer (Minuten-Tb), 514. [301.
Thomasseliiaeke, Verwendung ders., 34.
Tlionerde und Eisenoxyd, Bestimmung in Phos-
phaten, 412.
Thonwaaren, Fabrikation poröser T., 818.
ThymoL Structurformel dess., 158.
— als Täniafugnm, 398.
Tincturen, Detanniren ders., 13.
— zur Prüfung ders., 125.
— Untersuchung käuflicher T., 604.
Tinetura antiperiodica Warburg, 87.
— Colocynthidis (Ph. R). 118.
— Croci (Ph. R,), 113.
— Digitalis (Ph.R.), 113.
— Ferri acet. aetlier« (Ph. R), 214.
cblorati aetlier. (Ph. R.), 214.
pomata (Ph. R.), 214.
— Ci^allamm (Ph. R.), 214.
— Gentianae (Ph. R.), 214.
— Jodi (Ph. R.), 503.
decolorata mit Resorcin bereitet, 106.
— Ipecaeuanhae (Ph. R.), 503.
— LobeHae (Ph. R.), 503.
— Moschi (Ph. B.), 503.
— Myrrhae (Ph. R.), 503.
— Opii Simplex, verschiedener Ochalt an
Morphin, 215.
Prüfung auf Morphin siehe Opium.
— Stropbanti, Bereitung, 193, 517, 530.
Tokayer Wein, Schwindel damit, 2ä2, 426.
Toliwuth, Heilung durch Impfungmit Schlangen-
gift, 304.
Torfmull, Carbol-, Jodoform- und Sublimat-T.
(M. D ), 82.
Trichter, verbesserte, 407.*
— Schutztrichter nach Meyrr, 513.
Tumbeeki (Nicotfanae persicae folia), 103.
u.
ünguenta (M. D.), 1.
— extensa (M. D.), 37.
Unguentum aere (M. D.), 1.
ad usnm veterin. (M. D.), 2.
— aegyptiacum (M. D.), 2.
-- Aemginis (M. D.), 2.
— anteczematicum Unna (M. D.), 2.
— antephelidicum Bebra (M. 1).). 2.
— arsenicale Hellmund (M. D). 2.
— Belladonnae (M. D.), 2.
— Bismnti (M. D.), 2.
— boraxatom (M. D.), 2.
— boricnm C'red^ (M. D), 2.
Lister (M. I).}, 17.
— cadinnni (M. D.), 3.
XV
üB^entuB earbolisatum (M. D.), 3.
Lisier (M. D), 3.
— emaipliormtiun (M.D.)t 3.
- Chlorofarmii (M. D), 3.
- Chloraüi hrdrati (M. D), 3.
- Chrj 8«rob{iii (M. D.), 3.
~ ad combostiones Stahl (M. D.), 3.
- CoBÜ (M. D.), 3.
— Com! (M. D.). 2.
— di^estiTum (M. D.l 17.
— I%itali8 (M. D.), 3.
— Elemi (M. D.), 3.
— epispastlenm (HD.). 5.
-> Euphorbii (M. D.), 3,
— extensum (M. D.), 37.
— ad foBticiüos (M.D.), 5.
- Hjdrai^jTl biehiorati (M. D.). 3.
bijodati (M. D.), 3.
ciBeremn mite (M.D.), 3.
eitriniuD (M.D.), 4.
Jodati (M. D.), 4.
nitriei (M. D.), 4.
oxydati Pagensteelier (M. D.), 4.
— Hjoscjami (M. D.), 4.
— Jod! Kademacher (M.D.), 4.
— Jodoformii (M. D.), 4.
- Jodoli (M. D.), 4.
- Kalii bromati QU. D.), 4.
— Kreosoti (M. D.), 4.
Balieylatnm (M.D.), 4.
— lanrinam (M. D.)\ 4.
— Linariao (M. D.), 4.
— Majoranao (M. 1).), 5.
— Hexerei (M. D.). 5.
- :9raphtaliBi (M. D), 5.
^ narc^t. balsam. Hellmund (M. D.),
-- ophtalmicum (M. D.K 15.
eompositam (M. I).), 15.
Pagensteclier (M. D.), 4.
St. Yres (M.D.). 15.
— opiatum (M. D.), 15.
— oxygeDatam (M. D.), 15.
- ad perniones Hiifland (M. D), 2.
- PIcb liquidae (M. D.), 16.
- Plnmbi (M.D.). 16.
jodati (M.D.), 16.
- Popiüi (M. D.). 16.
- Pyrogalloli (M.D.), 16.
- Resorcini (M, D.), 16.
— rosatiun (M. D.), 16.
- galicylatum (M. D.), 16.
- fOBtra seabiem (M. D.), 16.
- Stramonii (M. D.), 16.
- Styraeis (M. D.), 17.
- gBlfaratain (M. D.), 17.
eorapositum (M. D.). 17.
UVilkinson-Hebra (M.D.), 17.
— Terebinthina« compos. (M. D.), 17.
— Yaselinl lenlens (M.D.), 17
- Tirlde (M. D.). 17.
~ ralnerarittm Lister (M. D.), 17.
- Zinci galfnratnm (M. D.), 17.
Unna (M. D.), 17.
Wilson (M. I).), 17.
Unfruentnm extensnin (M. D). 37.
BiHmnti (M. D.), ;^8.
borlenm (M. D.), 38.
5.
IJngaentum extensnm carboUsatum (M. D.),
Cemssae (M. D,). 38. [38.
Chrysarobini (M. D.), 38.
diacbylon (M. D.), 38.
balsamicnm (M. D.), 38.
boricum (M. DX 38.
— carboUsatum (M. D.), 38.
piceatnm (M. D.), 38.
HydrarsTri albi fM. !>), 38.
biehiorati (M. D.), 38.
cinerenm (M. D.). 39.
earbolisatnm (M. D.), 39.
rubrum (M. D.), 39.
lehthyoli (M. I).), 39.
Jodoformli (M. D.), 39.
Jodoli (M. D.), 39.
Kalii jodati (M. D.), 39.
Kreosoti saiicjlatnm (M. D.), 39.
MinU rubri (M. D.), 39.
piceatnm (M. D.). 39.
Plumbi (M. D.), 39.
Jodati (M. D.), 39.
Besorcini (M.D.), 39.
salicylatum (M. D.), 40.
sapouatum (M. D.), 40.
Thymoli (iL D.), 40.
Wilkinson (M. D.), 40.
Zinci (M. D.), 40.
carWisatum (M.D.), 40.
iehthyolatum (M. D.), 40.
salicylatum (M. I).), 40.
Urticaceen, Bau der Brennbaare und der giftige
Stoff ders., 104, 305.
Ustilago Maldis (Maismutterkom), 106.
Ulexin, Darstellnng dess., 278.
Urethan, Antidot von Strycbnin, 105.
Uroskop, ein neues, 276.*
Urinal Calces, Zusammensetzung, 488.
V.
Yacuumapparat nach Christ, 515.
Vaginallcapselny antiseptische, 519.
Yalerate, neue zusammengesetzte V., 423.
Vanillin, quantitative Bestimmung in der Vanille,
— Vorkommen im Weingeist, 527. [5*26.
VanillinznclLer (M.D.), 51.
Yaselincoldcream (M. D.), 51.
Vaseiinöl) als Vehikel für subcutane Injcctionen,
Yaselinum benzoinatum (M. I).), 51. |253.
— camphoratum (M. D.), 51.
— Jodatum (M. D.), 51.
— labiale (MD.), 51.
— salicylatum (M. D.), 52.
Verbandbaumwolle (M. D.), 67.
Verbandgaxe (M.D.), 52.
Verbandjute (M.D.), 71.
Verbandmull (M. D.), 52.
Verbandpulver nach Bottini (M. D.). 82.
Verbandsalbe nach Lister (M.D.), 17.
VerbandstofTe, Bacteriengehält ders., 431.
VorbandstofTe (M. D.), 52.
I. Gaze, 20 verschiedene Sorten, 52.
IL Jute, 11 „ „ 71.
IIL Watte, 21 „ „ 67.
XYi
Verbandstoffe (M.D.), 52.
IV. Diverse:
Binden. Gaze -Binden, 83.
— Gyps- Binden, 83.
CarboilSsung, 84.
Catgrut. Roli-Cat^ut, 83.
-- Carbol- Catgrut, 83.
— Juniperus -Catinit^ 83.
- Sublimat -Catgrut, 83.
Guttapercha -Mull, 84.
Holzwolle, 81.
— Sublimat -Holzwolle, 81.
Llnt. Bor-Lint, 81.
~ Jodoform -Lint, 81.
Moos. Sublimat -Moos, 82.
Sand. Carbol-Sand, 82.
— Jodoform - Sand, 82.
~ Sublimat -Sand, 82.
Seliwämme« Carbol- Schwämme, 84.
Seide. Carbol -Seide, 83.
— Jodoform -Seide, 84.
— Sublimat -Seide, 84.
Silk-ProtektiT, carbolisirt, 84.
SublimatlSsung, 84.
Torfknall. Carbol -Torfknull, 82.
— Jodoform -Torfmull, 82.
— Sublimat -Torfmull, 82.
VerbandpnWer nach Bottlni, 82.
HVattebUuschchen. Salicyl-lV., 82.
— Snblimat-Wattebänschchen, 82.
Wergr. Jodoform -Wergr, 82.
~ Sublimat -Werg, 82.
Verseif ungszahl, Bedeutung, 11.
Viehpulrer: Thorley's englisches V., Verv-Good,
aromat. V. , englisches Milcn - und
Mastpulver; Werth ders., 338.
Vinum Absinthü (M. D.), 84.
•;- antiscorbuticum (M. D.), 84.
^ aromaticum (M. D.), 84.
— Anrautll (M. D.), 84.
martiatum (M.D.), 84.
— Cardui benedicti (M. D.), 85.
— Chinae (M. D.), 85.
Vorschrift der Ph. Germ, ist mangelhaft,
[62, 239.
neue Vorschrift von Dieterich, 326.
ferratum (M. D), 85.
— Chinini (M, D.), 85.
neue Vorschrift von Dieterich, 326.
~ Condurango (M. D.), 85.
— Gentianae (M. D.), 85.
compositum (M. D.), 85.
— Jodatum (M. D.), 85.
— Ipecacuanhae, detannirter, 65.
— Peptonl (M. D.), 85.
— Seealis cornuti (M. D.), 85.
— Sennae (M. D.), 85.
— Valerianae (M. D.), 85.
Viscum aucuparium (M. D.), 85.
— bmmaticeps (M. D.), 86.
— musearium (M. D.), 86.
Vogelleim (M. D.), 85.
Wachholderbeersaft, als Ncbcnproduct, 101.
WachK, Prüfung dess., 199.
Warburg's Tinctur, Vorschrift, 87.
IVaschmittel für Strohhüte (M. D.), 86.
Vfasser, Reaction auf salpetrige Säure, 448.
— Nachweis von SalpetersÄure, 128, 636.
— maassanalytische Bestimmung von Schwefel-
saure, 126.
— Aufbewahrung der Schmutzwftsserfür die
Analyse, 35.
— Verunreinigung durch BleirOhren, 387.
— Zul&ssigkeit von Bleiröhren, 486.
— für Stärkefabriken taugliches, 474.
— chemische Umsetzung des Trinkwassers durch
Bacterien, 248.
IVasserbad in konischer Form, 513.
IVasserstoff^ bequeme Darstellungsmethode, 303.
WasserstoJIsuperoxyd , Verwendung in dor
Maassanalyse, 407.
Watte, als Verbandstoff (M. D.), 67.
Watteolluschchen. als Verbandstoff (M. D.), 82.
Weber's Alpenkräuterthee, Vorschrift, 20.
Wein, Differenzen bei der Extractbestimmung,
— Nachweis von Saccharin, 466. [102.
— Prüfung auf fremde Farbstoffe, 291.
— Nachweis von Anilinfarbstoffen durch die
Isonitril - Reaction, 19.
— Untersuchung von Ungar -Weinen, 234.
— über Südweine und Medicinalweine, 236.
— Schwindel mit Tokayer Wein. 282, 426.
— Phosphatiren dess. statt des Gypsen, 532.
~ Gesetzentwurf, den Verkehr mit Wein betr.,
Werg, als Verbandstoff (M. D.), 82. [632.
Wichse. Glanz-Wichse (M. D.), 86.
— Stiefel -Wichse (M.D.), 86.
— Wichse -Appretur (M. D.), 86.
Wiesbadener kochbrunnen, Verfahren zur Ab-
dampfung dess., 528.
Witterung für Raubthiere (M. D.), 86.
Whiter's antizymotie Solution, Bestandtheilc
ders., 488.
Wolframsäure, an Stelle von Chromsfturc für
galvanische Apparate, 268.
Wolle, Untersuchung auf fremde Stoffe, 467.
Wrightin und Conessin, 114, 516.
Wnndlaufen, Wundsein etc., Mittel dagegen.
[398.
Y.
Terba Santa, Geschmackscorrigens des Chinins,
Präparate aus ders., 75, 76. [75.
Zahncement, Pariser, 49.
Zahnpulver, -seifen, •tincturen, rationell zu-
sammengesetzte, 154.
Zahnwasser nach Kothe, 206.
Ztthne, prophylaktische Pflege ders., 153.
— Mittel gegen das Losewerden ders., 398.
Zincum acetieum (M.D.), 87.
— chloratum in bacillis (M.D.), 87.
Zink, Moleknlargrösse dess., 103.
— analytische 1 rennung von Eisen, 556.
— und Kupfer dürfen bei Bauarbeiten nicht
zusammen verwendet werden, 254.
Zinn, toxische Wirkungen dess., 544.
ZinnsEure, Reaction neben Niob-, Tantal- und
Titansänrc, 204.
xrn
ZkkMlielrtr an Stelb ¥«i Kalkliebt, 411.
Zucker, Molisch's Reaction aaf ^« TeraalMedenen
Znckerartm, 227.
— dievanchiedenan Zockerartan in den Cerealien^
— baiythaltiger, '254. [413.
— Beatimmting im Harn. IM, 306^ 56&J^
Zoekeveoalenr, arsenhftltiga,. 62.
ZtoltfeT, elektrische, 350.
Zymine (£xtr. FanerestlB), 518.
Uteratur imd Kritik.
ämM, Dr, C, ^oftlttatiTe chemiselie Analyse,
543.
AfmM, Dr. C, Rapetitomm der Gbemie, 57&
Baumgarten, P,, Jahreabericht Aber Bacterio-
lofie, 409.
Beekwrts, Dr. K, Jahresbericbt über Pbanna-
IcogBoaie* Pharmaeie und Toxikelogie, Jahr-
gang 1885. 13. ~- Jahrgang J886, 612.
BedStrts, Dr. H. and Hirsch, Dr. B., Handbuch
der praktischen Pharmacie, 1. bis 7. Lie-
femngfl. Band), 240, 826, 470, 634.
Behrens, W.^ Tabellen fttr mikroskopische Ar-
beiten. 588.
Biechde, Dr. M., StOchiometrie, 445.
BiederwMnn, Dr. B., technisch-chemischeB Jahr-
bncfa, 1885186, 47.
Biedermann, Dr. B., Chemiker- Kalender fflr
1888, 554.
Böckmann, Dr. F., chemisch-technische Unter-
snchnngsmethoden, 587.
BdUger, Dr. H. und Fischer, Dr. B., Pharma-
ceutischer Kalender 1888, 542.
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Bunsen, R., Analyse der Aschen und Mineral-
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Dammer, Dr. 0., Bibliothek der gesaromten
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Danger, L., Unkrfiuter und pflanzliche Schma-
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Detmer, Dr. W,, pflanzenphysiologisches Prak-
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Dieterich, E., Neues Manual, 215.
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.Jjodenburg."
Engier, A. und Prantl. K., die natürlichen
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fortgesetzt von H. Göldschmidt, 328.
Eule^mrg, Dr. A., Bea1-Enc;^cIopädie der ge-
sammten Heilkunde, 8. bis 11. Band, 65,
242, 434, 555.
Ewald, Dr. A., Arzneiverordnungslehre, 11. Auf-
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Fiädher, Dr. B., die neueren Arzneimittel, 47,
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Fischer, E., Pflanzen • Etiketten, 435.
Fischer, Dr. F., Wagner's Jahresberichte über
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Fisdur, Dr. F., Zeitsdirift für die chemische
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Qeissler, Dr. E. und Möüer, Dr. J., Real-Ency-
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des Kaiserlichen G., 241, 542.
Osuther, Dr. A., Beispiele zur ErlernunjK der
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Cfrünhagen, Dr. A., Lehrbuch der Physiologie
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Hagemann, G., 1. W&rme und Volum &nderung
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Heinzerling, Dr. Chr., chemische Technologie,
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Hilger, Dr. A., Bericht über die 6. Versamm-
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„Fischer."
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„Becktirts."
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Kassner, Dr. G., Repetitorinm der roedicinischen
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Köbert, Dr. 2?., praktische Toxikologie, 576.
Ladenburg, Dr. A., Entwickelungsgeschichte der
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Leümann, Dr. E., Organische Synthese, 167.
Levy, Dr. 8., Darstellung organischer Präparate,
Liebreich, Dr. 0. und Langgaard, Dr. A., Com-
pendium der Arznei veiordnnng, 1. bis 3. Ab-
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Lorscheid, Dr. J., Leb rhu cn der anorganischen
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Mayer, Dr. W., kaafroännische Buchführung für
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Merck, E., erläuterndes Verzeichniss sämmtlicher
Präparate und Drogen, 446.
Mierzinski, Dr. S., die Biechstoffe, 588.
Möller, Dr. J., siehe unter „Geissler.**
Der Natundssenschafter, Wochenschrift, redigirt
von Dr. C. Biemann, 471.
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Fharmaceutischer Kalender 1888, 542.
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Babenhorsfs Kryptogamenflora, 65, 554.
Böhmer, Dr, S., Populäre Physiologie, 435, 471.
Beal'Encydopädie der gesammten Heilkunde,
Biehe „Eulenburg."
BecU'Encydf'pädie der gesammten Phaxmacie,
siehe „GeissUr."
Bemsen, Dr. Ira, Einleitung in die Chemie,
deutsch Yon Seubert, 4D9.
Bevue tnternationcde des falsificcUions etc., 587.
Bossmässler's Geschichte der Erde, neu bearheitet
von Dr. Th. Engel, 1. bis 6. Lieferuug, 328,
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Both, Dr. 0., Arzneimittel der heutigen Medicin,
588.
Sehelenz, H. E., Wasserversorgung von Rends-
burg, 470.
Schimper, Dr. A., Syllabus der Vorlesungen über
pflanzliche Pharmakognosie, 446.
Schmidt f Dr. E., Lehrbuch der pharmaceutischen
Chemie, I. Band, 1. und 2. Abtheilung, 141.
586.
Schmidt, Dr. F., Beichsgeseize , Verkehr mit
Eunstbutter etc. betreffend, 576.
Sehrage, F., Ostfriesland, 445.
von Schroeder, Gebr., Wandtafeln fftr Chemie.
3. Lieferung, 445.
SchuUf, Dr. B., officinelie Pflanzen und Pflanzen-
pr¶te, 65.
Stephan, C, Tabelle der officinellen Drogen, 586.
Sydow, P., die Flechten Deutschlands, 446.
Therapeutische Monatshefte, herausgegeben von
JOitbreich, 64.
VtUard, Dr. Ä., Handwörterbuch der Medicin,
1. bis 4. Lieferung, 433, 58^<.
Vogl, Dr. A., Anatomischer Atlas zur Pharma-
kognosie, 167, 327.
Vomäcka, A,, Geschftftsprazis des Apothekers,
168.
Wagner* s Jahresbericht, siehe „JPVscÄtfr.*
von Weinzierl, Dr. Th., mikroskopische Analyse
der Mahlproducte, 471.
Wigandf Dr. A., Lehrbuch der Pharmakognosie,
167.
Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchnng und
Hygiene, 64.
Zeitschrift für Naturwissenschaften, 59. Band,
217.
Ziegeler, Dr. G., Analyse des Wassers, 675.
Zipperer, Dr. F., Cacao und dessen Präparate,
Zwetz, K, Anleitung zur BuchfQhrung für Apo-
theker, 328.
Pharmaceutische Centralhalle
£[ir Deujbschlaiid.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäf^u:JM^ J^ji^ijesis^en
der Pharmacie.
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Dresden, Pillnltzet Strasse 56 adressiren.
Mt
SßrJi», im ß* Januar 1887.
TULMkQMW*
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhal ti CfceBle msi Phanaaele: Renet pb*nnaeeiitl«ohM Manual. — MlttbelliingeB aas dem pharmacetttlsehon
Laboratoriom der teehnlsehen floebtobule io Bmonscbwelg: 28. Bestlmmang des >^J*heii0l8 :1b 4er t^ben »OairtKil-
läare. 29. Ueber die GebaltsprtlÄing ron Acldnm carbollemn llqueCaetmiB. — Die nenei^n Methoden zur Prl^fang
der 0«le und Fette. >- «Detanniren der THndtoren. — LlUmtvr ud IMIlk. — MInMlIe»« MaHenbade<nIUduc>
tionepillen. -^ Salol -Mundwasser. — Amp^lophile. •-- pUtte Cemspoadea^ ^ ^^filf ea*
SHaax
Ohearfc und Pliamiacie,
Neues pharmaoentisches MwuaL
Von Eugm JKe^tw^.
(Fortsetzung.)
Nachdruck untersagt.
»Uagaeata.
Es wird den Salben heute eine höhere Be-
deutung TOP ärzt]i(;her Seite zugemessen, als
noch Tor wenigen Decennien. l^ieEntwickel-
QBg der Dermatologie hatam jnan4hQxn Mittel
und mancher IForm zuk&dLgraiftn ilaasen, die
als veraltet anzusehen man sich bereits. gio-
wöhatJiatte. Ans 4dn.Salhefi sind auch die
in ^einom »waiterep Capitel zu behan/ielpden
ünita'schen Salbenmulle hervorgegapgen.
üeber die Bereitung, die als bekannt
vorausg^setat 4rerden jftarf , möge nur so viel
gesagt jwecdeo, daas anf.die. feine Vertheilung
incoiyyprirt^r Substanzen alle.Sor^^falt ver-
wendet werden muss und dass sich hierzu
die sogenannten Salbenmühlen vortrefflich
eignen. Es ist nicht möglich , das Zinkoxjd
oder j^31ei,weiss bei Herstellung grösserer
Mengen der hetreffenden Sälben in einer
Beibsehale so fein zu prftpariren, wie dies
die erwähnte Mfihle ohne jedwede Anstreng-
ung vollzieht. Da man aber an alle Präpa-
rate , die aus der Apotheke hervorgehen , die
höchsten Anforderungen st^lUn äsat, so halte
ich die maschinelle Herstellupg der vprräthig
gehaltenen Salben f&r i^nifiQeni firebQt|dn und
kann zu deren Gunsten noch anfnljrein , dass
sie bei höherer Leistung noqh eine Zeit-
ersparniss in sich schliesst.' Ausserdem ist
der Preis der Salbenmiahlen ein sehr niederer.
Zum Mischen von Salben in der ßeceptur
bedient man sich heute vielfach uh^j wie ich
mich überzeugte, mit Yortheil der gläseni^n
PrSparirplatten.*}
Als Beibmittel dient ein dünner, messer-
artiger Stahlspatel, mit dem sich das Präpa-
riren von Metallozyden in überras^end kur-
zer Zeit und exacter vollziehen lässt , wie in
der Beibschale.
Ungaentum aere.
Scharfe Salbe. HufiMÜbe.
25,0 Euphorbii subtile pulv.,
125,0 Gantharidum snbtile pulv.
reibt man unter Erwärmen mit
*) Die Firma 8Mag <& Berend in Berlin führt
dieselben.
200,0 TerebinÜiinae
an.
Andererseits schmilzt man im Dampfbad
600,0 Adipis suilli,
50,0 Gerae flavae,
setzt die andere Masse zn nnd digerirt bei
50 bis 60^, nachdem man das Gefäss be-
deckte, zwei bis drei Stunden.
Man lässt nnn fast erstarren nnd rührt
bis znm völligen Erkalten zn einer gleich-
mftssigen, knotenfreien Salbe.
Unguentam aere fortius.
(Ad usum Veterinär.)
8,0 Gantharidini
verreibt man mit einigen Tropfen Terpentinöl
und vermischt mit
800,0 Unguenti basilici,
200,0 „ acris,
die man vorher schmolz.
Man agitirt nan bis zum Erkalten.
Der Zusatz von Ungt. acre hat nur den
Zweck, die Art der Salbe sofort erkennen
zu lassen und einer Verwechselung mit Ungt.
basilicum vorzubeugen.
Unguentam Aeruglnis.
Aegyptische oder Apostelsalbe.
140,0 Gerae flavae,
450,0 Olei Olivarum,
200,0 Emplastri Gerassae,
80,0 Besinae Pini
schmilzt man im Dampfbad.
Andererseits prftparirt man
80,0 Aeruginis
möglichst fein mit
50,0 Olei Olivarum,
setzt die Yerreibung der geschmolzenen
Masse und zuletzt
100,0 Olibani subtile pulv.
zu.
Man agitirt bis zum Erkalten.
Ungaentum anteczematieum Unna.
25,0 Lithargyri
kocht man mit
75,0 Aceti,
bis das Gewidit der Masso
50,0
beträgt.
Man mischt dann
25,0 Olei Olivarum Proviucialis,
25,0 Adipis benzoinaü
hinzu und rührt bis zum Erkalten.
Nach Unna soll dies die beste Salbe gegen
nässende Eczeme sein.
Unguentam antephelidienm Hebra.
Sommersprossensalbe.
5,0 Hjdrargyri praecipitati albi,
5,0 Bismutoi subnitrici,
20,0 Unguenti Glycerini
werden l. a. gemischt.
Man bestreicht mit dieser Salbe Sommer-
sprossen und Leberflecke alle zwei bis drei
Tage. Eine tägliche Anwendung würde zu
stark reizen.
Ungnentnm arsenicale Hellmundi.
unguentam Cosmi.
10,0 Pnlveris arseniealis Gosmj
mischt man sehr genau mit
80,0 Unguenti ^narcotico - balsamici
Hellmundi.
Unguentam Belladonnae.
10,0 Extracti Belladonnae
verreibt man in
5,0 Glycerini
und mischt
85,0 Unguenti cerei
hinzu.
Der Olycerinzusatz trägt wesentlich zur
Conservirung der Salbe bei.
Ungaentum Bismuthi.
20,0 Bismuthi subnitrici,
80,0 Unguenti lenientis
mischt man sehr genau.
Die Salbe dient als Schönheitsmittel bei
aufgerissener, rauher Haut und wird Abends
eingerieben.
Unguentum boraxatunu
ünguentum ad pemiones Hufeland.
20,0 Boracis subtile pulverati,
80,0 Unguenti rosati
werden gemischt.
Unguentum boricum Cred6.
12,5 Aeidi borici subtile pulverati
mischt man mit
87,5 Unguenti cerei.
üngraentnm cadinam.
5,0 Olei Juniperi empyrematiei
miscbt man mit
95,0 Adipis gailli.
Ungaentnm earbollsatam.
5,0 Acidi earboliei
mischt man mit
95,0 Adipis suilli.
Ungaentam carbollsatimi Lister.
5,0 Acidi earboliei,
20,0 Olei Lini
Termischt man mit
q. 8. Cratae praeparatae,
dass eine weiche Salbe darans entsteht.
Ungaentam eamphoratom.
20,0 Gamphorae tritae
Termischt man mit
80,0 Unguenti cerei
nnter Erwfirmen der Masse, die man bis znm
Erkalten agitirt.
Ungaentam Chloroformli.
75,0 Unguenti cerei
vermischt man unter allmftligem Znsetzen
mit
25,0 Ghloroformil.
Ungaentam Chlorali hydrati.
10,0 Gerae flavae,
80,0 Adipis suilli
schmilzt man, setzt
10,0 Ghlorali hydrati triti
zn nnd erwärmt bis znr Lösung des letzteren.
Man agitirt nun bis zum Erkalten.
Ungaentam Chrysarobinl.
10,0 Ghrysarobini,
90,0 Adipis suilli
mischt man got mit einander.
Ungaentam ad eombastioaes Stahl.
Stahl'sche Brandsalbe.
10,0 Gerae flavae
schmilzt man, setzt
20,0 Bntyri recentis non saliti
zn and rührt, bis die Masse gleichmässig
nnd wieder erkaltet ist.
Ungaentam Conü.
10,0 Extracti Gonii,
6,0 Glycerini.
Man löst und mischt
85,0 Adipis suilli
hinzu.
Ungaentam Digitalis.
10,0 Extracti Digitalis
verreibt man in
5,0 Glycerini
nnd mischt "*
85,0 Adipis suilli
hinzu.
Ungnentam Elemi.
Balsamom Arcaei.
25,0 Elemi,
25,0 Terebinthinae laricinae,
25,0 Sebi ovilis.
25,0 Adipis suilli
schmilzt und colirt man.
Ungaentam Eaphorbii.
5,0 Euphorbii subtile pulverati
mischt man mit
95,0 Adipis suilli.
Ungaentam ad fontienlos.
Man dispensire Unguentum Cantharidum
oder Mezerei.
Ungaentam Hydrargyri bichlorati.
1,0 Hydrargyri bichlorati
löst man in
5,0 Spiritus,
5,0 Glycerini
und vermischt die Lösung mit
90,0 Adipis suilli bcnzoinati.
Eine in der Dermatologie viel gebrauchte
Salbe.
Ungaentam Hydrargyri b^odati.
3,0 Hydrargyri bijodati
verreibt und mischt man mit
97,0 Unguenti Hydrargyri cinerei.
Ungaentam Hydrargyri einerenm
mite.
800,0 Unguenti Hydrargyri cinerei,
200,0 Sebi benzoinati,
400,0 Adipis benzoinati
vermischt man La.
Die Verwendung von Benzoöfett bez. -Talg
conservirt diese Salbe ganz ausserordentlich.
Unguentiim Hydrargyri eitrinam.
Ungnentum Hydrargyri nitrici.
5,0 Hydrargyri,
15,0 Acidi nitrici puri
giebt man in ein Handertgramm - EOlbchen
nnd erwärmt Vörsiclitig so lange, als noch
Gasentwickelung stattfindet.
Man giesst nan die Lösnng von dem etwa
nngelOst gebliebenen Beste Qaecicsiibcrr ab,
vermischt mit vorher geschrmofeeWen und
halberkalteten
90,0 Adipis snilli
und giesst in 15 mm dicker Schicht in eine
Papierkapsel ans. Nach dem Erkalten zieht
man das Papier ab, theilt die Tafel mit
scharfem Hornmesser oder einem lanzett-
förmig zugeschnittenen Stückchen harten
Holzes in Quadrate und bewalrt diese in
Porzellangefässen auf.
Um zu vermeiden, dass die Salbe über-
schüssige Säuren enthält, ist die Salpeter-
säuremenge etwas knapp bemessen.
Ungaentnm Hydrargyri jodati.
5,0 Hydrargyri jodati
verreibt und mischt man mit
96,0 Adipis suilli.
Ungnentüm Hydrargyri oxydati
flari Pageasteciier.
Uugumitam ophthalmicum Pdgetiäte«her.
0,15 Hydrargyri oxydati flavi
verreibt und mischt man mit
5,0 Unguenti lenientis.
Ungnentüm Hyoscyanii.
10,0 Extracti Hyoscyami
lost man in
5,0 Glycerini
und vermischt mit
85,0 Adipis suilli.
Ungnentüm Jodi Rademaclier.
5,0 Jodi
verreibt man mit
5,0 Spiritus
und mischt dann
95,0 Adipis suilli
hinzu.
Ungnentüm Jodoformil.
10,0 Jodoformii
verreibt und mischt man mit
90,0 Adipis suilli.
Ungnentüm Jodoli.
10,0 Jodoli
verreibt und mischt man mit
90,0 Adipis suilli.
Ungnen4nm Kalii bromati.
20,0 Kalü bromati
verreibt man zu sehr feinem Pulver und
mischt mit
10,0 Olei Olivarum Provincialis
und
70,0 Unguenti cerei.
Ungnentnm Kreof^otl.
15,0 Ejreosoti,
85,0 Unguenti oerei
werden gemischt.
Ungnentnm Sreosoti salicytatnm.
10,0 Acidi salicylici
verreibt man sehr fein mit
20,0 Kreosoti
und mischt dann
70,0 Unguenti cerei
hinzu.
Diese Salbe entspricht im Gehalt -an Kreo-
sot und Salicylsäure dem CTnna'schen Salben-
stifte.
Ungnentnm lanrinnm.
700,0 Adipis suilli,
150,0 Sebi ovilis
schmilzt man und löst dann in der warmem
Masse
150,0 Olei laurini expressi,
2,0 Chlorophyll Söhütz.
Schliesslich fügt man
3,0 Olei Cajeputi,
3,0 „ Juniperi,
3,0 „ Sabinae,
3,0 „ Terebinthinae
hinzu.
Ungnentnm Linariae.
200,0 Herbae Linariae grosse pülv.
befeuchtet man in einer Steiogutbüchse mit
150,0 Spiritus,
drückt fest ein und verbindet das Gefäss mit
Pergamentpapier.
Nach zwölf Stunden schmilzt man
1000,0 Adipis suilli,
trägt das angefeuchtete Kraut ein , digerirt
unter öfterem Umrühren fünf bis sechs Stun-
den bei einer Temperatur von 50 bis 60 ^
und presst dann aus.
Man fiUrirt non durch deu unter ^Cera^
angegebenen Dampftrichter.
Je graner nnd schöner das Kraut war,
desto hübscher wird die Salbe sein.
Ungnentum Migoranae.
200,0 Herbae Majoranae grosse pulv.,
150,0 Spiritus,
1000,0 Adipis suilli.
Bereitnn^ wie bei Ungnentnm Lioariae.
Auch hier erzielt man eine sohön grüne Salbe
oer durch Verwendung eines entsprechend
schönen Erantes.
Ungaentom Mezerei.
ÜBgQentiun epispaeticnm.
Unguentum ad fonticolos.
10,0 Eztraeti Mezerei
löse man in
5,0 Spiritns
und vermische mit
85,0 üngueBti cerei.
Ilngnefttufli NapbtalinL
20sO Naphtalini
verreibt man sehr fein und mischt mit
70,0 Adipis benzoinati,
10,0 Olei Olirarum Provincialis.
UBgDeiit»m nareoiico-balsamiGiiin
Hellmmidi.
2.0 Plumbi acetici subtilissime triti,
3,0 Extracti Conii
mischt man genau und setzt dann zu
48,0 Unguenti cerei,
6,0 Baisami Peruviani,
1,0 Tincturae Opii erocatae.
Mittheiloiigeii aus dem pharma-
eentischen Labaratorium der
teclmieehea Hochschule in Braun*
schweig.*)
Von Dr. H. Beckuris.
28. Bestimmiing des Fhenols
in der rohen Carbolsäare.
Die Yon der Pharmacopoea German.
ed alt reeipirte Methode der Werthbe-
Stimmung der fohen Garbolsäure besteht
bekannüieh dairia, daaa man ein bekann-
tes Volumen Carbolsäure in einer eali-
biirtea Bohre mit einer verdünnten Na-
tronlauge einige Zeit schüttelt und nach-
her das Volumen der ungelöst bleiben-
den Kohlenwasserstoffe abliest. Bei dieser
ursprünglich von Crookes vorgeschlage-
nen Prüfungsmethode verwandelt sich das
Phenol in das in Wasser lösliche Phenol-
natrium, während die Kohlenwasserstoffe
wenigstens bei Anwendung verdünnter
Natronlauge ungelöst bleiben. In con-
centrirten alkalischen Flüssigkeiten lösen
sich auch die Kohlenwasserstoffe — die
sogenannten neutralen Oele — auf, wo-
von man sich leicht überzeugen kann,
wenn man die durch Schütteln von roher
Carbolsäure mit starker Natronlauge er-
haltene Lösung von Phenolnatrium mit
Wasser verdünnt. Die entstehende Trüb-
ung findet in Folge Abscheidung von
Kohlenwasserstoffen statt. Durch Ablesen
des in Natronlauge unlöslichen Volumens
erfährt man nur den Grad der Beinigung
von den oben erwähnten sogenannten
Neutral- Oelen, nicht aber auch den Ge-
halt an Phenolen, welcher eigentlich
nur den Werth der Carbolsäure bedingt.
Da nämlich die Carbolsäure beträchtliche
Mengen (ca. 33 pCt.) Wasser ohne Trüb-
ung aufzunehmen vermag und diese beim
Schütteln mit Natronlauge gleich dem
Phenol in die alkalische Lösung über-
gehen, so kann die Zunahme des Volu-
mens dieser Flüssigkeit keinen Maassstab
für den Gehalt der rohen Carbolsäure an
Phenolen abgeben. Weiterhin wendet
man gegen diese Methode ein, dass es
oft schwer hält, die Säule der meist
dunkel gefUrbten Kohlenwasserstoffe ge-
nau abzumessen, und dass bisweilen diese
sich nur schwer selbst beim Einstellen
in warmes Wasser von der Phenolnatrium
enthaltenden Lösung trennen.
Aus diesem Grunde wird meist die von
Koppeschaar ausgearbeitete Brommethode
zur Werthbestimmung der rohen Carbol-
säure benutzt. Eine abgewogene Menge
C^bolsäure, deren Grösse sich nach dem
Gehalte der Säure an Phenolen richtet,
wird mit warmem Wasser zu einem Liter
'*') In Nr. 52 vor. Jahrg^. rndflsen die zwei
Formeln auf S. 649, Spalte 2 unten folgender-
maassen lauten:
CeH»OH + Bro = C»H,]fo.OB-haHBr
und
C^HjOH-l-Bre = C,H,Br,0Br + 4HBr
6
verdünnt, nach dem Abkühlen sollen die
braun geförbten theerigen Substanzen an
den Wandungen des Kolbens fest an-
haften, so dass man in den meisten
Fällen nach dem Verdünnen auf genau
1 Liter eine bestimmte Menge der Flüs-
sigkeit klar und farblos, ohne zu filtriren,
abpipettiren kann. In dieser eventuell
filtrirten Flüssigkeit wird auf die ange-
gebene Weise mittelst Bromwasser der
Gehalt an Carbolsäure bestimmt und dar-
aus der Procentgehalt der rohen Carbol-
säure an Phenol berechnet.
Der umstand, dass die rohe Carbol-
säure neben Phenol auch kleine Quanti-
täten Kresole und andere Homologe des
Phenols enthält, welche auch in Wasser
löslich sind und durch Einwirkung von
Brom in Bromsubstitute übergehen , ist
nach Angabe von Koppeschaar und Sa-
lomon^) nicht erheblich genug, um die
Besultate der Methode zu beeinträchti-
gen, weil die Prüfung der rohen Carbol-
säure meistens ausgeführt wird, um den
Werth derselben zum Desinficireu zu er-
mitteln und die verschiedenen Kresole etc.
wahrscheinlich die gleiche Wirkung aus-
üben, wie Phenol, und man den Werth
der Carbolsäure in Procenten Phenol
ausdrückt.
Nach E, Enäemann^) entfernt Wasser
das Phenol nicht vollständig aus den
Oelen, indem sich die Phenole zwischen
Wasser und Oelen im Verhältniss ihrer
Löslichkeit in beiden Lösungsmitteln und
im Verhältniss der relativen Quantität, in
welcher beide vorhanden sind, vertheilen.
Da die Phenole in den Oelen bedeutend
löslicher sind, als in Wasser, so sei selbst
ein sehr grosser Ueberschuss des letzte-
ren nicht im Stande, das Phenol voll-
ständig der Carbolsäure zu entziehen.
Neuerdings machte Julius Toth^)
einige Mittheilungen zu der Anwendung;
der Methode Koj^eschaar'^ bei der Prü^
ung der rohen Carbolsäure. Er fand,
>} Die anantitativen Methoden zur Bestimm-
nng des Pnenols von F. Salomonf Repertor. fdr
analytische Chemie I, 197.
*) Bemerkungen zu Koppesehaar'B Bestimm-
ung des Phenols von K tmdemann, D.-Amer.
Apothekerzeitang 5, 365.
>) Zeitschrift fflr analytische Chemie 1886,
Heft 2.
dass die Trennung des Phenols von den
theerigen Bestandtheilen der Carbolsäure
eine langwierige Arbeit sei, wenn sie
eine vollständige sein solle, und empfahl
deshalb, 20 ccm der rohen Säure mit dem
gleichen Volumen Kalilauge vom speci-
fisehen Gewicht 1,25 bis 1,30 zu versetzen,
das Gemisch eine halbe Stunde stehen
zu lassen und dann mit Wasser auf ^4
Liter zu verdünnen. Dabei scheiden sich
alle theerigen Substanzen aus und wer-
den durch Filtriren getrennt, mit Wasser
sodann ausgewaschen, bis das Wasch-
wasser keine alkalische Beaction mehr
zeigt. Das Piltrat und Waschwasser ward
mit Salzsäure angesäuert und mit Wasser
auf 3 Liter verdünnt. Diese Lösung wird
nach der Methode von Koppeschaar
titrirt.
Da unter den Bestimmungsmethoden
der Carbolsäure die Koppeschaar' sehe
allein auf streng wissenschaftlicher Basis
beruht und, wie früher beschriebene Ver-
suche lehren, genaue Resultate zu sehen
im Stande ist, so wurde die Braucnbar-
keit dieser ftlr den genannten Zweck zu-
nächst geprüft, und gefunden, dass die
Phenole sich von den theerigen Sub-
stanzen wohl durch Wasser vollständig
trennen lassen, dass diese Operation aber,
wie weitere Versuche lehrten, sehr erleich-
tert wird, wenn man nach dem Vorschlage
von Töth die Phenole zunächst in Na-
triumphenylate überführt. Trotz der leicht
ausführbaren Isolirung der Phenole in
reinem Zustande ist die Koppeschaar-
sche Methode aber dennoch völlig
unbrauchbar zur Werthbestimm-
ung der rohen Carbolsäure, und
zwar in Folge des Gehaltes dieser
Säure an oft namhaften Mengen
von Eresolen und anderen Ho-
mologen des Phenols, an welchen
namentlich die hochgradige, von der
Pharmakopoe vorgeschriebene Carbol-
säure des Handels sehr reich zu sein
scheint. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass der sogenannten lOOprocentigen
rohen Carbolsäure des Handels absicht-
lieh Kresole und deren Homologe, für
welche nicht genügend Verwendung
existirt, in grösserer Menge beigemischt
werden.
Das Verhalten der Kresole und seiner
Homologen gegen über dem Brom ist zur
Zeit Doch so gut wie gar nicht studirt.
Die Annahme, dass sieh dem Tribrom-
phenoI analog zusammengesetzte (homo-
loge) bestandige Verbindungen bilden,
ist eine irrige, vielmehr entstehen, so weit
einige von mir ausgeführte vorläufige
Versuche schon einen Schluss zu ziehen
gestatten, aus den drei isomeren Kresolen
neben Tribromkresolbrom, einer sehr unbe-
ständigen Verbindung, in Wasser lösliche,
bromärmere Verbindungen, welche durch
Jodkalium unter Abscheidung von Jod
zersetzt werden und in Folge dessen
auch Jodzinkstärkepapier blau färben.
Die Folge davon ist , dass in Gemengen
von Oarbolsäure und Kresolen der Gehalt
au Phenol bei Anwendung der Koppe-
schaar'scheTi Methode stets viel erheb-
licher, oft um 20 pGt., zu niedrig gefun-
den wird, als das ungleiche Molekular-
gewicht des Phenols und Kresols bedingt,
weil bei der Umwandlung der Brom-
analyse in eine Jodanaljse den gebrom-
ten Kresolen Brom entzogen wird, und
das dadurch eliminirte Jod auf Kosten
überschüssigen, nicht gebundenen Broms
gesetzt wird. Wendet man aber die Brom-
methode in der Modification von Seübert
an; so ist die Methode erst recht un-
brauchbar, weil Jodzinkstärkepapier auch
daun noch gebläut wird, wenn dies Brom
durch die Phenole bereits gebunden ist,
und zwar durch die in Wasser gelösten
Bromkresole. *)
Mithin kann die Koppeschaar'sehe
Methode zarWerthbestimmung der rohen
Carbolsäure nicht verwandt werden. Für
die Verwerthung der rohen Säure wird
es jedoch in den meisten Fällen genügen,
den Gehalt an Phenolen, ohne Bücksicht
auf die Art derselben, kennen zu lernen.
Die Bestimmung dieser geschieht nach
einer grossen Anzahl sorgfältig ausge-
iahrter Versuche am besten durch die
folgende Methode, welche das Verfahren
von Crookea in etwas abändert und alle
gegen dieses geltend gemachten Einwände
beseitigt.
Ein bestimmtes Volumen roher Garbol-
saure wird mit dem gleichen Volumen
*) Weitere Mittheilongen über das Verhalten
der Eresole gegen £rom behalte ich mir für
eine spätere Mittheilnng vor.
Petroleumäther gemischt und mit lOpro-
centiger Natronlauge in einem graduirten
Gylinder geschüttelt. Der Zusatz des
Pelroleumäther bewirbt, dass die Kohlen-
wasserstoffe völlig zurückgehalten werden
und eine besser sichtbare und vollstän-
dige Scheidung der alkalischen Flüssig-
keit von den Kohlenwasserstoffen schon
innerhalb 10 Minuten erzielt wird. Aus
dem in Natronlauge unlöslichen Antheile
erfuhrt man nach Abzug des bekannten
Volumens Petroleumäther den Gehalt der
Säure an Neutralölen und harzigen Sub-
stanzen. Ein Theil der von diesen in
geeigneter Weise getrennten alkalischen
Flüssigkeit wird ebenfalls in einem gra-
duirten Gylinder mit roher Salzsäure
übersättigt und das Volumen der sich
als Oel abscheidenden Phenole gemessen.
Je nach der Menge des vorhandenen
Phenols braucht man hierzu einen mehr
oder minder grossen Antheil der alkali-
schen Flüssigkeit. Um die Abscheidung
der Phenole vollständig zu machen,
dampft man das Volumen der alkalischen
Flüssigkeit vor dem Zusatz der Säure
auf die Hälfte ein oder setzt derselben
bis zur Erzielung einer gesättigten Flüs-
sigkeit Kochsalz zu.
Die sich abscheidenden Phenole sind
vollständig mit Wasser gesättigt, da
schon bei Zusatz eines Tropfens Wasser
Trübung der klaren öUgen Flüssigkeit
eintritt. Da nun Phenol ca. 33 pGt.,
Kresole nach meinen Versuchen nur ca.
15 pGt. Wasser ohne Trübung aufzuneh-
men im Stande sind, so kann man bei
Unkenntniss des Verhältnisses zwischen
Phenol und Kresolen in dem Gemische
der Phenole eine den Wassergehalt der
abgeschiedenen Phenole berücksichti-
gende Gorrection nicht vornehmen. Diese
ist auch um so weniger erforderlich, als
stets auch in der concentrirtesten Salz-
lösung die wasserhaltigen Phenole in ge-
wisser Menge gelöst bleiben, und zwar
ungefähr so viel, als Wasser von den
Phenolen aufgenommen ist.
29. Ueber die Oehaltsprfifnng von
Acldnm carbollcnm liquefaetnm.
Aus den in der Arbeit über die Be-
stimmung der Garbolsäure als Tribrom-
8
phenol erörterten Gründen bedarf die
Ausführung zur Gehaltsbestimmung, wie
dieselbe die Pharmakopoe yorgeschrieben
hat, einer Modification. Zweckmässig
wird der Vorschrift zur Prüfung folgende
FassuDg gegeben:
„In einer Mischung von 50 ccm der
Lösung, welche durch Auflösen von lg
verflüssigter Carbolsäure in 1000 ccm
Wasser bereitet ist, mit je 50 com der
vol. Ealiumbromat«- und vol. Kaiium-
bromidlösong, dürfen nach Zusatz von
5 ccm concentrirter Schwefelsäure und
einem weiteren, nach einer Frist von
10 Minuten erfolgten Zusatz einiger
Krystaiie von Jodkalium, zur Bindung
des freigemachten Jodes 1,5 ccm Vio N.-
Natriumthiosul&tlösung verbraucht wer-
den. Sobald eine grössere Menge Vio ^''
Natriumthiosulfat verbraucht wird, ist die
Carbolsäure zu schwach."
Aus der Menge der Natriumthiosulfat-
lösung kann man leicht die zu voll-
ständiger Ausfällu&g des aus je 50 ccm der
volumetrischen Lösungen freigemachten
Broms erforderlichen Mengen der Garbol-
Säurelösung berechnen.
1 ccm Vio N.-Natriumthiosulfat =
0,008 Br = 0,00156 Phenol.
Je 50 ccm beider Lösungen entwickeln
durch Schwefelsäure soviel Brom als
0,0469 Phenol zu Tribromphenol zu bin-
den vermögen. Zieht man nun von
0.0469 die aus der verbrauchten Menge
Natriumthiosulfat sich berechnende Menge
Carbolsäure ab. so muss sich die Differenz
zu 0,0469 wie die angewandten 50 ccm
Carbolsäurelösung zu der gesuchten über-
haupt erforderlichen verhalten. Daraus
berechnet sich bei dem Verbrauch von
1 ccm Vio N.-Natriumthiosulfatlösung
51,6 ccm Carbolsäurelösung, bei dem Ver-
brauch von 1,5 ccm = 52,6 Carbolsäure-
lösung.
In Folge der Umständlichkeit des
Verfahrens der Pharmakopoe sind von
verschiedenen Seiten einfachere Prüfungs-
vorschriften vorgeschlagen.
So gründet 0. Schlickum i) ein Ver-
fahren auf die Volumzunahme, welche
verflüssigte Carbolsäure bei dem Schütteln
mit dorn gleichen Volum Wasser erfährt,
») Pharm. Zeitung 1884, 797.
und G. Vttlpius'^) ein solches auf das
Verhalten des wasserfr^en und wasser-
haltigen Phenols gegen Schw^fdkohlen-
stoff. Während sich nämlich wasserfreies
Phenol mit Schwefella)bleii6toff klar
mischt, ruft wasserhaltiges darin eine
Trübung hervor, zu deren Aufhebung
um so mehr Säure erforderlich ist, je mehr
diese Wasser enthält. Eine dritte Me-
thode von Vulpius und Baiser^) gründet
sidi endlich darauf, dass eine flüssige
Carbolsäure sich mit einer um so grösseren
Menge Wassers klar mischen läset, je
weniger Wasser sie bereits enthält.
Diese drei Methoden, namentlich aber
die Fw^peWsche Schwefelkohlenstoflfprobe
und die Mischprobe von Vulpius- Salzer,
welche von mir einer eingehenden Prüf-
ung unterzogen wurden, sind zur Ge-
haltsbestimmung der verflüssigten Carbol-
säure recht wohl brauchbar, sobald es
sich in derselben um Gemenge von reiner
Carbolsäure und Wasser handelt.
Dieser Fall dürfte stets vorliegen, so-
bald die verflüssigte Carbolsäure in der
Apotheke aus vorschriftsmässig beschaffe-
ner Carbolsäure selbst bereitet ist, und
nur zur Controle des Personals die Be-
stimmung ausgeführt wird. Nun hat aber
schon Vulpius darauf hingewiesen, dass
in den Preislisten der meisten Drogen-
handluDgen sich Acid. carbol. liquef. ver-
zeichnet findet. In dieser hat man nicht
allein den Gehalt an Wasser zu contro-
liren, sondern muss auch auf einen Ge-
halt an den Homologen des Phenols,
der Kresole etc. Bedacnt nehmen.
Wie verhält sich nun eine Kresol und
andere Homologe des Phenols enthaltende
verflüssigte Carbolsäure gegenüber den
zur Controle des Phenolgehaltes vor-
geschlagenen Methoden?
Wie ich schon bei Gelegenheit der
Werthbestimmung der rohen Carbolsäure
ausgeführt habe, ist die Koppeschaar'^QYi^
Methode zur quantitativen Bestimmung
des Phenols bei Gegenwart von Kreselen
etc. unbrauchbar. Sind erhebliche Men-
gen des letzteren zugegen, so geben sich
diese bei der Gehaltsbestimmung von
Acid. carb. liquef. durch den geringen
») Pharm. Zeitung 1884, 787.
3) Pharm Zeitung 1886, Nr. 1.
9
Verbrauch von Brom m erkennen, kleinere
Yenrareinigungen (lbis2%) sind dagegen
nkht nactiwdsbar.
In einer aas 50g Phenol, absol., 50 g
Kresol nnd 10 g Walser bereiteten Acid.
carb. liquef. ergab die Bestimmung 80 pCt.
Phenol.
In einer ans 90 g Phenol, absol, 5 g
Eresol nnd 10 g Wasser bereiteten Acid.
carb. liquef. ergab die Bestimmung 86,6 pCt.
Phenol.
Was nnn die übrigen Verfahren an-
betrifft, so ergab sich bei Befolgung von
Schlidkum^ Methode, dass das Volum
von 10 ccm Acid. carb. liauef. , die mit
Hülfe eines 50 pCt Kresol enthaltenden
Phenol, absol. bereitet war, sich beim
Umschwenken mit dem gleichen Volumen
Wasser auf 10,5 ccm vermehrte. Das
Volumen von 10 cem Acid. carbol. liquef.
(bereitet mit Hülfe eines 10 pCt. Kresol
enthaltenden Phenol, absol.) vermehrte
sieh beim Umschwenken mit dem gleichen
Volumen Wasser auf 11,4. Das Volumen
von 10 ccm Acid. carbol. liquef (bereitet
mit Hälfe eines SpCt. Kresol enthalten-
den Phenol, absol.) vermehrte sieh beim
Umschütteln mit dem gleichen Volumen
Wasser auf 11,5. Beine verflüssigte Car-
bols&nre verlangt eine Volum Vermehrung
auf 11,85.
Bei Benutzung der Schwefelkohlenstoff-
Methode von Vulpius bedarf es bei 20 ^
zur Wiederaufhellung der anfönglich ent-
standenen Trübung in je 10 ccm Schwefel-
kohlenstoff von
Acid. carb. liquef.
8 cem, bereitet aus 5 pCt.
Q 10
^ n »j >» ^^ «
18 „ „ „ 50 „
Kresol enthaltenden Phenol, während von
einer reinen verflüssigten Carbolsäure
7 ecm erforderlich sind.
Endlich «rgab die Methode von VuU
piuS'Salgery dass 10 g Acid. carb. liquef.,
bereitet aus
Kresol halt. Phenol abs. Wasser
öOpCt. bleib, getrübt wurde durch 1 ,1 ccm
■■y »> >» »» f» I» A" )t
»» I» 11 I» A ^^ it
o
während 10 g reine verflüssigte Carbol-
säure durch 2,4 ccm getrübt wurden.
Wie diese Versuche beweisen, ge-
statten auch diese Methoden alle den
Nachweis grösserer Mengen Kresols,
nicht aber die Erkennung kleinerer
Mengen desselben. Das Besultat der im
Voi*8tehendeD geschilderten Versuche ist
daher dahin zusammenzufassen, dass es
ausser durch die Methode Koppeschaar %
auch durch die empirischen Methoden
von SekUckum, Vulpiu$ und SaUer
möglich ist, zu ermitteln, ob die aus
reinem Phenol dargestellte verflüssigte
Carbolsäure den rieht igen Gehalt an
Carbolsäure besitzt, nicht aber dargethan
werden kann, ob dieselbe aus reinem
oder einem mit Eresolen verunreinigten
Phenol dargestellt ist, da durch das vom
Phenol vorschiedene Verhalten der Ero-
Bole geg^n Brom, Wasser, Schwefelkohlen-
stoff wohl grössere Mengen der letzteren,
nicht aber auch kleinere Mengen sich
zu erkennen geben.
Da 08 auch zur Zeit an anderen Be-
actionen fehlt, in verflüssigter Carbol-
säure Verunreinigungen durch Kresole
zu erkennen, aber wohl nicht ohne
Grund ein sehr grosser Werth auf Ver-
wendung einer möglichst reinen Carbol-
säure gelegt wird, so erseheint der Be-
schlnss d^ Pharmakopöe-Commission des
deutschen Apothekervereins, Acid. carbol.
liquef als besonderesPräparat zu streichen,
durchaus gerechtfertigt.
Die neueren Methoden
zur Prüfung der Oele und Fette.
Die FarbenveränderuBgeii , welche bei der
Mischung der Oele und Fette mit ver-
schiedenen Beagentien entstehen , waren bis
vor nicht langer Zeit die einzigen Prüfongs-
mittel auf die Echtheit und Reinheit dieser
organischen Substanzen. Obgleich nun zwar
nicht bestritten werden soll, dass für einzelne
Fälle jene Farbenveränderungen von Werth
sein können, so fällt doch die ganze Unsicher-
heit fast aller dieser Prüfungsmethoden ins
Auge, sobald man es mit Qemischen zu
thun hat, ausserdem ist bei Beurtheilnng der
Färbung dem subjectiven Empfinden des
Experimentators ein zu weiter Spielraum ge-
lassen, als dass jenen Farbenreactionen der
Name wirklich wissenschaftlicher Methoden
zuerkannt werden könnte.
Die neueren Forschungen haben uns auch
10
auf dem Gebiete der Chemie der Fette und
Oele wesentliche Fortschritte gebracht und
uns mit einer Anzahl von Prufungsmethoden
bereichert, welche verdienen, allgemeiner in
Anwendung gezogen zu werden.
Abgesehen von der Bestimmung des
Schmelzpunktes und Erstarrungspunktes der
Fettsäuren, der Bestimmung der Viscosität,
der spectroskopischen Untersuchung, des
Lichtbrechungsvermögens und des electrischen
Leitungsvermögens, sind es hauptsächlich die
Bestimmung der freien Fettsäuren , der Ycr-
seifungszahl , der ITeftner'schen Zahl, der
HeicherfBchen Zahl, der Jodzahl.
Die meisten dieser Methoden und die Her-
stellung der für Ausführung derselben
nöthigen Lösungen sind schon in der Cen-
tralhalle beschrieben worden, immerhin
dürfte es gerechtfertigt sein, um die allge-
meinere Anwendung in der Praxis zu er-
möglichen, hier kurz die Methoden, sowie die
Vorschriften jener Lösungen niederzulegen
und dieselben mit einigen praktischen Notizen
zu versehen.
Alkoholische Kalilauge zur Bestimm-
ung des Gehaltes an freien
Fettsäuren.
56 g reinen geschmolzenen Aetzkalis wer-
den in 90proc. Alkohol zu einem Liter ge-
löst. Da selbst das Kalium causticum alkohol.
depurat. des Handels häufig noch kohlen-
saures Kali enthält und mit Alkohol Fäll-
ungen oder trübe Lösungen giebt, so muss
man sich entweder selbst reines Aetzkali dar-
stellen oder besser auf folgende Weise ver-
fahren. Man übergiesst die abgewogene
Menge Aetzkali mit etwa 950 ccm Alkohol,
schüttelt bis zur Auflösung und lässt 24 Stun-
den stehen , hierdurch klärt sich die Flüssig-
keit, welche nun in einen Messcylinder filtrirt
wird. Man stellt nun mit Normalozalsäure
die Kalilauge ein, indem man Phenolphtalein
als Indicator anwendet. Will man die Ein-
stellung mit Normal-Salzsäure oder -Schwefel-
säure vornehmen^ so muss man mehr Wasser
hinzufügen, da sich sonst in dem Alkohol-
gemisch die Salze ausscheiden und die Beac-
tion undeutlich machen.
Will man in einem Oele die freien Fett-
säuren bestimmen, so wägt man 2,3 oder
am besten 5 g desselben in ein kleines
Bechergläschen, lost in etwa 20 ccm Aether,
setzt einige Tropfen Phenolphtalei'nlösung
hinzu und lässt aus einer in Zehntelgrade
getheilten Bürette Kalilauge hinzufliessen.
Trübe Fette, auch Butter, müssen vorher filtrirt
werden.
Da eine so starke alkoholische Kalilauge
sich in ihrem Werthe ziemlich schnell ver-
ändert, so hat sich als praktisch die Her-
stellung einer halbnormalen Lauge erwiesen ;
wendet man 5 g Gel zur Titrirung an , so er-
giebt die Anzahl der verbrauchten Cubik-
centimeter Lauge mit 10 multiplicirt die
Anzahl der Burstpn'eohen Säure-
grade. Man bezeichnet also mit
^t^rs^^n'schen Säuregraden die-
jenige Menge Alkali, welche zur
Neutralisation von lOOgOel noth-
wendig ist, dagegen ergiebt die Titrirung
nicht die Menge freier Fettsäuren in dem
betreffenden Oele.
Die Uehner'sche Zahl
giebt an die Menge der unlöslichen
Fettsäuren, welche 100 Th. Fett
oder Ocl liefern. Die Methode ist eine
gewichtsanalytische. 3 bis 4 g Fett werden
mit etwa 1,5 bis 2 g Aetzkali und 50 ccm
Alkohol im Wasserbade verseift, der Alkohol
verjagt, die Seife in etwa 150 ccm heissen
Wassers gelöst und n^it verdünnter Schwefel-
säure angesäuert. Vorher hat man ein bei
100 ^ getrocknetes und gewogenes Filter
zurecht gestellt. Man füllt dieses halb mit
heissem Wasser und giesst jetzt von der sauren
Lösung, welche man bis zum Schmelzen der
Fettsäuren erhitzt hat , nach. Darauf wäscht
man mit heissem Wasser nach, bis das Filtrat
nicht mehr sauer reagirt; es ist die Anwend-
ung eines ziemlich dichten Filtrirpapiers
nöthig , weil sonst ein trübes Filtrat erhalten
wird. Die Hehner'sche Zahl beträgt für die
meisten Oele 95 bis 97 , für Butter dagegen
87,5. Es stützte sich daher längere Zeit hin-
durch der Beweis für die Echtheit einer
Butter auf die Ermittelung der Hehner^ sehen
Zahl, seit jedoch die Sekhert-Meisd'Meihode
zur Bestimmung der flüchtigen Fettsäuren
ausgebildet wurde , ist jene mehr und mehr
verlassen worden.
Die Beichert'sche Zahl.
Die ReicherVsehe Zahl bezeich-
net diejenige Anzahl Cubikcenti-
meterZehntelnormallauge, welche
nöthig sind, um die flüchtigen Fett-
11
jäuren aus 5g Fett oder Oel zu
sättigen.
Man verfahrt jetzt allgemein nach Reichert-
Meissl, 5 g des filtrirten Fettes werden mit
2,5 g Aetzkali und 100 ccm 70proc. Wein-
geist in einer Schale auf dem Wasserbade
Tcrseift, der Weingeist Tollkommen verjagt,
die Seife in Wasser gelöst, in einen Qlas-
kolben gebracht, mit verdünnter Schwefel-
siure zersetzt und nun, nachdem man zur
Vermeidung des Stossens einige erbsengrosse
Bimsteinstückchen in den Kolben gethan
hat, bei Anwendung eines Liel>ig*9chen
Kühlers desttllirt, in einer Stunde ist die
Destillation beendet.
Das Destillat wird filtrirt, nachgewaschen,
mit einigen Tropfen Phenolphtalein versetzt
und mit Zehntelnormallauge titrirt.
Meissl schreibt genau vor, die Seife in
100 ccm Wasser zu lösen, mit 40 ccm
Schwefelsäure (1 -f- 10) zu zersetzen, 110 ccm
abzudestilliren , davon 100 ccm abzufiltriren
und zu der Anzahl der verbrauchten Cubik-
centimeter Zehntelnormallauge ein Zehntel
zu addiren. Man erhält auf dem oben be-
schriebenen Wege dasselbe Resultat.
Da die ReieheffBQhe Zahl von einzelnen
Forschem auf 2,5 g, von anderen auf 5 g
Fett bezogen wird, so dürfte wohl der Vor-
schlag BenedfkVs Beachtung verdienen , der
dahin geht, die Eetcherfsche Zahl stets auf
10 g Fett zu beziehen.
Die Kottntorfer'sche Zahl
oder YerseiftangszahL
Die Kötistorfer'Bche Zahl giebt
die Anzahl der Milligramme Kali-
umhydrat an, welche nothwendig
sind, um lg Fett vollkommen zu
verseifen. Die Bestimmung dieser Zahl
geschieht, indem man 1 bis 2 g des Fettes
in einem weithalsigen Kolben mit 25 ccm
Halbnormalkalilange , deren Bereitung oben
beschrieben ist, übergiesst und vollkommen
durch Erhitzen im Wasserbade verseift und
das überschüssige Aetzkali mit auf die Kali-
lauge eingestellter HalbnormalsalzsSure zu-
rüektttrirt. Die zur Verseifung verbrauchte
Menge Kalinmhjdrat , d. i. die Differenz
zwischen der angewandten und der zurück-
titrirten Anzahl Milligramme Kaliumhjdrat
ei^ebt auf 1 g Fett berechnet, die Köüstorfer-
sehe Zahl. Wendet man statt der halbnor-
malen, Nonaalsalzsftare an, so hat man
natürlich die Anssahl der abzuziehenden
Cubikcentimeter Kalilauge mit 2 zu multi«
pliciren ; es ist jedoch nothwendig, die beiden
Titerflüssigkeiten vor erneutem Gebrauch auf
ihren Werth zu prüfen , da schon durch ge-
ringe Veränderung der Kalilauge nicht
unbedeutende Differenzen erhalten werden
können.
Die Jodzahl.
Die HübVBche Jodzahl giebt die-
jenige Menge Jod an, welche 100 g
eines Fettes bindet.
Durch die Ermittelung dieser Zahl kann
festgestellt werden ^ ob Oele, resp. die aus
denselben isolirten Fettsäuren, der Oelsäurc-
reihe (CnH2n'— 2 0^) oder derLeinöIsäurereilio
(CnHgn — 4 O2) angehören; ausserdem giebt
diese Zahl in vielen Fällen für die Abstamm-
ung eines Oeles und für die Zusammensetzung
von Oelgemischen werthvolle Anhaltspunkte.
Die Ausführung der HübVschen Methode
kann nicht mit der gewöhnlichen Jodlösung
erfolgen, sondern man bedarf dazu einer
alkoholischen Quecksilberchlorid - Jodlösung,
welche auf Natriumhyposulfitlösung ein-
gestellt ist, ferner reinen Chloroforms, Jod-
kaliumlösung und Stärkelösung.
Jodlösung. Man löst 25 g Jod für sieh
in 500 ccm 95proc. Alkohol, ebenso 30 g
Quecksilberchlorid in 500 ccm Alkohol,
mischt beide Flüssigkeiten und stellt einen
Tag bei Seite. Der Titer dieser Lösung än-
dert sich in den ersten Stunden sehr schnell,
später langsam, er rouss also vor jeder neuen
Versuchsreihe neu eingestellt werden.
Natrinmhyposulfitlösu ng. Man
kann hierzu die Zehntelnormallösung, welche
im Liter 24,8 g Natriumhyposulfit enthält,
anwenden , doch darf man nicht vergessen,
dass die alkoholische Jodlösung von etwa
doppelter Stärke ist, wie die gewöhnliche
zehntelnormale.
Die Stellung der Natriumhjposulfitlösung
geschieht nun mit chemisch reinem Jod,
dessen Darstellung weiter unten beschrieben
ist 0,2 g Jod wägt man aus einem kleinen
Wägegläschen in ein Becherglas, welches
etwa 1 g Jodkalium und 10 g Wasser ent-
hält. Nach der Lösung lässt man aus einer
Bürette sofort von der zu stellenden Natrium-
hjposulfitlösung hinzufliessen bis zur
schwachen Gelbfärbung, setzt dann etwas
Stärkelösung hinzu und titrirt weiter bis zur
vollständigen Entfärbung; man nimmt das
12
Mittel aus 2 oder 3 Yersucheii. Mit dieser
Hyposulfitlosang wird nun der Werth der
Jodfösung bestimmt. Man verbraucht auf
lOccm JodlösuQg annähernd 20ccmNatriam-
hyposnlfitl ösun g.
Reines Jod. Da selbst das Jodam
resublimatum des Handels für den oben be-
zeichneten Gebrauch noch zu unrein ist, so
reinigt man dasselbe nochmals durch Subli-
mation. Hierzu kann man sich einer sehr
einfachen Yorrichtnug bedienen. In einen
kleinen Porzellantiegel giebt man einige
Gramm Jod^ setzt den Tiegel in einen Drei-
fuss oder in ein Drahtdreieck und erwärmt
durch eine kleine Flamme sehr gelinde. Das
sich yerfluchtigende Jod lässt man an dem
Boden eines Becherglases , in welches man
etwas kaltes Wasser gegeben hat und welches
man durch eine passende Vorrichtung über
dem Porzellantiegel befestigt, krystallisiren.
Man erhält lauge glänzende Blättchen und
Federchen, welche man abstreicht, in einem
Achatmörser zerreibt, auf einem grösseren
Ubrglas ausbreitet und über Schwefelsäure
trocknet« Da die Joddämpfe den damit in
Berührung kommenden Exslccator stark
bräunen, so bedient man sich praktisch eines
grossen Becherglases, unter welches man drei
kleine Tiegel mit Schwefelsäure aufstellt.
Das getrocknete Jod bringt man nun in ein
kleines mit Glasstöpsel gut yerschliessbares
Wägegläschen und bewahrt dasselbe für den
weiteren Gebrauch trocken auf.
Auch die Volhard'sche Methode
ist zur Titerstellung der Natriumhjposulfit-
lösung vorgeschlagen.
Man verfahrt dabei auf folgende Weise.
In eine Stöpselflasche giebt man 1 g Jod-
kalium, löst in etwas Wasser, versetzt mit
5 ccm Salzsäure und fugt nun aus einer
Bürette 20 ccm Kaliumbichromatlösung
(3,874 g in 1 Liter) hinzu. Jeder Cubikcen-
timeter dieser Lösung macht 0,01 g Jod frei,
und dies*wird also wie oben beschrieben mit
m
der Natriumhjposulfitlösung titrirt. Obgleich
durch diese Methode die Beindarstellung des
Jodes und das jedesmalige Abwägen des-
selben umgangen wird, ziehe ich doch
das letztere Verfahren vor, da ich nach
Volhard nicht so bestimmte Resultate er-
halten^kounte.
Chloroform. Wie weiter unten be-
schrieben'werden' wird,^mu86 die Einwirkung
des Jodes auf die Gele in chietoformiger Lös-
ung stattfinden. Man bedarf daher eines
Chloroforms, welches auf Jod ohne Einwirk-
ung ist. Das in den Apotheken vorhandene
Chloroform ist meistens genügend rein ; man
prüft es , indem man 10 ccm desselben mit
10 ccm Jodlösung mischt, etwa 3 Stunden
stehen lässt und dann titrirt; es darf kein
Verbrauch an Jod stattgefunden haben.
Jodkaliumlösung. Am besten eine
Lösung von 1 Tb. Jodkalium in 10 Th.
Wasser.
Stärkelösung. Man kann sowohl die
offieinelle Jodzinkstärke als anch einen frisch
bereiteten dünnen Kleister, etwa 1 oder 2 Th.
Stärke auf 100 Wasser, benuts^a.
Ausführang der Methode.
Benedikt (Analyse der Fette) giebt zur
Ausführung der Methode folgende Vorschrift,
nach welcher man, wie ich mich überzeugte,
stets gute Resultate erhält. Man bringt von
trocknenden Oelen 0,2 bis 0,3, von nicht
trocknenden 0,3 bis 0,4, von festen Fetten
0,8 bis 1,0 g in eine circa 200 ccm fassende,
mit gut eingeriebenem Glasstöpsel versehene
Flasche, löst in etwa 10 ccm Chloroform und
fügt 20 ccm Jodiösung hinzu. Tritt binnen
kurzer Zeit fast vollständige Entfärbung der
Flüssigkeit ein , so fügt man weitere 10 ccm
Jodlösung hinzu. Nach 2 Stunden ist die
Reactton beendet ; man fügt 10 ccm Jod-
kaliumlösung, darauf 150 ecm Wasser hinzu
und titrirt jetzt mit Hjposulfitlösung zurück.
Ist die Flüssigkeit schwach gelb geworden,
so setzt man einige Tropfen Stärkelösung hin-
zu und titrirt darauf weiter bis zur voll-
ständigen Entfärbung.
Von grosser Wichtigkeit ist der Zusatz
von Jodkaliumlösung, welcher, wie hier be-
schrieben ist, vor dem Wasserzusatz ge-
macht werden muss.
Aus der Menge der verbrauchten Jodiösang
berechnet man nun die Jodzahl.
Diese Methode kann dadurch noch branch-
barer gemacht werden, dass man die Jodzahl
nicht für die Fette selbst, sondern für die
ans denselben isolirten festen Fettsäuren be-
stimmt. Man kann in diesem Falle auch die
Bestimmung des Schmelzpunktes der Fett-
säuren (Pharmac. Centralh. 84 , 159) damit
verbinden.
Es sind in den vorstehenden Mittheilungen
theoretisehe Erörterungen über den Werth
und die Fehler der beschriebenen MetSieden
vermieden, sondern allein die Vorschriften
)3
ZW Aasföhruqg dieser Methoden gegeben
worden \ für das «ähere Studiom dieses Gegen-
standes kann das kleine vorzügliche Budi
.Analyse der Fette und Wachs-
arten'' von Dr. Jtiulolf JBeneäJJct empfohlen
werden. 0. Schweissinger.
JMnmx&n der Tincturea.
Mit „Detaninkea'* bezeidbmt C. E. P.
Meumatm (Pharm ac. Eundschaa, New-
York Dec. 1886) die Entfernung des
6eriMo& «BS den Tin^tttran «dtteM
feüAten Eisenoiydhydrates. Er Mit zu
diesen) Zwecke in gewöhnlicher Weise
a«8 Ei6eQ;iriJiriol das Eisenoxydhydrat,
presst stark ab und setzt eine gewogene
Menge den Tincturen zu. Bei den von
Meumann angezogenen Beispielen wir4
Tinctura Chinae in der Weise „detanjiirt/*
dass man Eisenoxydhydrat mit dem
ßindenpulver und verdünntem Alkohol
6 Tage hindurch macerirt, darauf ab-
filtrirt. Wir erwähnen das oben beschrie-
bene Verfahren aus dem Grunde, weil
es in einzelnen Fällen vielleicht praktische
Dienste leisten kann; eine allgemeinere
Anwendbarkeit, wie dieselbe von Meu-
mann, wie es scheint, vorgeschlagen
werden soll, ist, abgesehen davon, dass
der Begriff der Tinctur eine wesentlidlie
Aenderung daclurch erleiden würde, auch
noch aus mehrfachen praktischeii un4
wissenschaftlichen Gründen ausge-
schlossen.
■^ 08 ^
, ■\y-v'^ s»^s/-'^x
Literatur und Krilik.
Jahresberiehte Aber die Fortsehritte
der Pharmakognosie, l^harmacie
und Toxikologie. Herausgegeben
von Prof. t)r. & BecJcurts in Braun-
schweig. Neue Folge. 20. Jahrgang
(1885). Göttingen 1886. Vanden-
lioek & Üuprednfs Verlag.
Der Jahresbericht über die Fortschritte der
Pharmakognosie, Pharmacie und Toxikologie
ist 'im Wesentlichen ein Bericht über Arbeiten,
welche der Fleiss von Pharmaceuten geschaf-
fen hat. Diese letzteren haben deshalb auch
die meiste Veranlassung, dem Herausgeber
dieses Werkes dankbar zu sein. Die Bedeut-
ung derartiger Jahresberichte ist für die
wiseenschaftliche Disciplin, der sie dienen,
eine sehr grosse. Ohne solche umfassende
Beri<^hte verschirinden sehr viele Einzelbedb-
adhtnngen, besonders wenn dieselben in nicht
sehr verbreiteten oder in solchen Journalen
erscheinen, die die Wissenschaft nur nebenbei
mit betreiben. In solchem Berichte werden
alle Arbeiten vereinigt und hierdurch kann
eist fltersefaen werden^ was auf dem betreffen-
den Gebiete die'Forschung gesehaffen hat, und
ist dies zusammen etwas Ordentliches, so ge*
winnen die Vertreter des Gebietes hierdurch
natürlich an Ansehen. Ein vielseitiger, ge-
lehrter , 'gewiAsenhafter und selbstloser Her-
ausgeber gehört freili<ih dazu, denn seine un-
geheuere'Arbeit wird nur von ^Wenij^n ge-
würdigt, sie glänzt nicht. Unsere Berichte
haben einen solchen Heraui^geber, keine Mit-
theilung scheint seinem Auge zu entgehen,
fuhrt er doch in dem Verzeichniss der be«
nutzten Literatur 4k90 Nummern auf. Sein
Werk sei altgemeiner Beachtung warm em-
pfohlen. Oeisder.
Hager's ÜaterHochtm^n. Zweite um-
gearbeitete Auflage. LB^gd. Leipzig
1887. ErnM Guniher's Verlag.
Es war ohne Zweifel ein guter Gedanke
des Verfassers, die zahlreichen eigenen und
fremden Erfahrungen, welche bei Untersuch-
ung , Prüfung und tVerthbestim.mung aller
möglichen Handelswaaren, ^atur- undEnnst-
erzeugnisse, Gifte, Lebensmittel, Geheim-
mittel etc. gemaciht worden sind, in einem
besonderen Handbu($he niederzulegen. Schon
die Nothwendig'keit der Herauseabe einer
zweiten AMage zeugt davon. Dieselbe ist
von dem Verleger Dr. Edldermann über-
tragen worden und bei demselben in guten
Händen , wie einerseits die durch die Fort-
schritte der Wissenschaft gebotene gründ-
liche Umarbeitung, Andererseits ,^as verhält-
nissmässigrascheFortsehreiten de&Lieferoogs-
werlces lehrt, dessen zweiter abschliessender
Band mit der heute vorliegenden Doppel-
lieferung begonnen ihat.
Man begegnet d^rin unter Anderem einer
Besprechung der Untersuchung der Silikate
und solcher enthaltenden Fabrikate, sowie
der Bodenanalyse, ein Gegenstand, welcher
mit grosser -Soigfolt and so behandelt ist,
dass sich an der Hand der gegebenen Anleit-
ung direct arbeiten lässt. Gleiches gilt von
14
den Kapiteln über Luft, Leuchtgaa und
Was 8 er y welcbe durchweg auf der Höhe
ihrer Aufgabe und der Zeit stehen. Für die
Untersuchung des Essigs auf Mineralsauren
scheint der Verfasser derZinksulfhydratprobe,
welche in neuerer Zeit empfohlen worden ist,
wenig Werth beizulegen.
Wie weit sieb das Werk sein Ziel gesteckt
bat, mag beispielsweise auch daraus ent-
nommen werden, dass Selbst der Nachweis
der Harnsaure und die Untersuchung der
Urate eine Stelle gefunden haben , also wohl
aller im pharm aceutischen Laboratorium
möglichen Untersuchungen , einschliesslich
der physiologisch - chemischen gedacht ist.
Dass die beschriebenen Prüfungs- und
Untersuchungsmetboden nieht allein che-
mische, sondern auch physikalische sind, be-
darf bei dem heutigen Ineinandergreifen der
naturwissenschaftlichen Disciplinen kaum be-
sonderer Erwähnung.
Zur besonderen Empfehlung dürfte es dem
Werke dienen , dass sein Äbschluss und da-
mit das Erscheinen des Hauptregisters mit
Sicherheit noch in diesem Jahre zu erwarten
ist. F—
Bibliothek der gesammtea RatarwisseBsehaften,
unter Mitwirkung hervorragender Fach-
männer herausgegeben von Dr. Otto Dammer,
Mit Farbdracktafeln und Hohschnitten.
Lieferung 2. Preis 1 .^. Stuttgart Verlag
von Otto Weisert.
Mise
Marienbader Beductionspillen.
Nr. 1.
Bp. Kalii bromati,
Natrii bicarbon. ää 10,0,
Pulv. Scillae 35,0,
— Ligni Guajaci,
— Senegae ää 7,0,
Eztr. Taraxaci q. s.
fiant pil. pond. 0,15 consp. Pulv.
Cinnamoni.
Nr. 2,
Rp. Kalii bromati,
Natrii bicarbon. ää 35,0,
Pulv. Scillae 10,0,
— Ligni Quajaci,
— Senegae ää 7,0,
Extr. Ferri pom. q. s.
fiant pil. pond. 0,15 consp. Pulv.
Calami.
Präger Bundachau.
e 1 1 e n.
Said - Mundwasser.
Rp, Saloli 1,0,
Spiritus 100,0,
Tinct. Coccionellae 3,0—5,0,
Olei Rosae gutt. 1,
— Menthae piper. gutt. 2.
M. Einen Theelöffel voll zu einem Grlase
Wasser anzusetzen und diese Mischung zum
Mundausspülen zu benutzen.
Pharm. Zeitung.
Ampölophile.
Unter diesem Namen empfiehlt Laffon
rohes Quecksilberozjdulnitrat als Mittel gegen
Beblaus. Es soll in Wasser gelöst (15 g in
10 Liter Wasser auf einen Stock) und in
Löcher um die Stöcke herum eingegossen
werden. g.
Ärchives de PJiarmacie 1886, 522.
Offene Correspondenz.
Äpoth, M« in E« Das Leuchten, welches
faulende Fische oder Fleischstacke zuweilen
(nicht ganz selten) verbreiten, wird auf niedere
Pilze zurückgefahrt, die aber nur dann Leuchten
Terursachen, wenn reichliche Sauerstofizufuhr
und nicht zu niedere Temperatur denselben
energische Athmung gestatten. Insbesondere
soll es Micrococcus PflAgeri sein, welcher die
Oberfl&che von Fleisch mit einem leuchtenden
Schleim aberzieht. Er wurde zuerst von Pflüger
beobachtet, daher der Name. Auch auf ge-
kochtem Eiweiss und Kartoffeln soll er wachsen.
Wenn er sich in einer Niederlage eingenistet
hat, wird das Leuchten natürlich öfter vor-
kommen. Diese Auskunft entnehme ich dem
sehr empfehlenswerthen Buche von C. Flügge,
die Mikroorganismen.
Apotk. E« «n S« Mörteln ist fein gepulver-
tes, mit Ultramarin schwach gefärbtes Insecten-
pulver.
Apoth. K. in F. Die Vorschrift zu Budd^schen
Pillen lautet: Kreosot 1 g, Mica panis, Mucilago
aa q. s. ut fpü» 40.
£• 8. in If. Emailtinten sind Wasserglas-
lösungen, denen die entsprechende Farbe mecha-
nisch beigemischt ist.
i T«rla|i« a«r BfravcMbiir. VenatwortllohOT BaiMtoar Dr. ■• QHmUh Ib Draad«».
Im Bnohlumd«! dnreh Jnllni Sprlngert BbtUii N, Koab^ouplalB S.
Dniek d«r Könlgl. Hofbaebdniekartl toh O. 0. Melnhold k SOkn« la Dresden.
igi» i c<
LEIPZIG.
Ungar -Wein - Grosshandlung.
Fhannaceuüsche Ausstellung zu Hädelberg 1881.
(Auszug ans dem Central -Anzeiger.)
„Das Haus hat seiner Zeit den Ungarweinen den deutschen Markt erobert"
Herbe und süsse
Tokajer Hegyalja -Weine.
Ungarische Roth- und Weiss -Weine.
Medaillen :
Bordeaux 1882, Boston 1883,
HannoTer 1885.
von PONCET, GiashQtten.Werke,
Berlis SO., P. A. 16, Köpnicker-StrasiMi §i,
eigene (HasMUeaverl!« FrUdncbsbais V--l>-
Emailleschuelzerei nnd
Schriftmalerei
Fabrik und Lager
Blramtlioher
Ctefftsse nnd Utensilien
nm pkarmMenUackra Sebrmnck
«qpfehleB sieb tsr TallflUndigeQ Einrichtaag tod Apotheken, aoirie lor Ergtninng cmiQl)Ui
Aatmratv Awafühna^ bei (fureAatM hUUntn Preisen.
lieipziger Hetallwaarenfabrlk M. Tferner
En gros lielpzig Export
(Dampfbetrieb) empfleblt bitUgst
Blech-Emballagen, weiss n. decorirt (neueste Muster).
AnefQhning iiaob Master etc.
Cotilloii
. ^— ^ JameB
empfiehlt die Fabrik ron
«lelbke & Benedtctn«, Bresden.
Dlnatr. deutsche nnd frmz. Preisbflckei Saison 87 gratis nndfranco
Cocain, muriatic. puriss. cryst. oder amorph,
efectlT bestes Pr¶t, Klle Proben haltend. HHIlOj DMlSj OU1,80. Netto con)^t
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Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M2. Beriin, den 13. Januar 1887. Äil ÄS^.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: Cfeeale mm4 Fkaimacle: Nea«« pliarinaeeotliiehM Manoal. — Drumin und Lewinin, sw«l neu« Anae-
stb«tiea. — EnatB fUr Sanas». — JapanUcb«r Laberthian. — Nene Glycerinbestlnimungsmethode in vergohrenen
FIBMigkelten. — Polarisation dei Milohsacker«. — Zum Nacliweis mit Anilinfarben gefärbter Weine und Frucht»
aifte. — Zar Unterteheldung der ChryMophau säure von dem Santöntsfarbstoff im Harn. — Vorlesungsversucbe
&b«r da« Verhalten dea Luftatanbea. — Ueber dio Oxydation der Oele. — Ijatbraea aquamaria, eine insekten-
freaaende Pflanze. — Weber'« Alpenkrkuterthee. — Anselgem»
Chemie und Pharmacie.
Heuea pharmaeeutisehes ManuaL
Von Eugen JHHerkh,
(Fortsetiung.)
Nachdruck untersagt
Ungueotun ophthalmicum.
60,0 Olei Amjgdalarum,
38,0 üerae flavae filtratae
schmilzt man nnd lässt nahezu erkalten.
Man verrührt dann zn einer gloicbmässigeu
Mass« nnd mischt 1. a. hinzu
2,0 Hydrargyri oxydati rubri.
Unguentam ophthalmicum
compositan.
Caguentum ophthalmicum ISt Yves.
70,0 Adipis suilli,
12,0 Gerae flavae filtratae
schmilzt man , lasset erkalten nnd präparirt
und mischt damit
7,5 Hydrargyri oiydati rubri,
3,0 Zinci oxydati.
Maa f> dann noch
2,5 Camphorae,
gelöst in
5,0 Olei Amygdalarum .
hinzu.
Unguentom opiatum.
5,0 Eitracti Opii,
gelöst in
5,0 Glycerini,
vermischt man mit
90,0 üngaenti cerei.
Ungaentum oxygenatam.
100,0 Adipis suilli,
in einer Porzellanschale geschmolzen, ver-
setzt man mit
6,0 Acidi üitrici
und erhitzt bei einer Temperatur, welche 45 ^
nicht übersteigt, unter fortwährendem Kuhren
mit einem Glasstabe so lange, bis eine ent-
nommene Probe blaues Lackmuspapier nicht
mehr röthet. Man gicsst nun in 15 mm
dicker Schicht in Papierkapseln aus, zer-
schneidet die erkaltete Tafel mit einem Horn-
niesser oder einem lanzettförmig geschnitte-
nen Stückchen harten Holzes in Quadrate
und bewahrt diese in Porzellanbüchsen auf.
16
p
Ungnentam Picis liquidae.
60^0 Picis liquidae,
20,0 Cerae flavae,
20,0 Sebi ovilis
werden durch Schmelzen gemischt.
Die geschmolzene Mischung ist bis zum
Erkalten zu rühren.
Ungnentam Flumbi,
a) 92,0 üngaenti cerei,
8,0 Liquoris Plumbi subacetici.
b) 92,0 Adipis benzoinati,
8,0 Liquoris Plumbi subacetici.
c) 84,0 Adipis suilli,
8,0 Glyeerini,
8,0 Liquoris Plumbi subacetici.
Alle drei Vorschriften igeben Bleisalben,
welche ihre Farbe nicht verändern, nichts-
destoweniger zersetzen sie sich unter Frei-
werden von Essigsäure.
TJngnentnm Plnmbl jodati.
10,0 Plumbi jodati,
90,0 Adipis suilli
werden 1. a. gemischt.
TJngnentnm Popnli.
250,0 Gemmarum Populi siccarum
zerstösst man zu gröblichem Pulver, feuchtet
dieses in einer gläsernen Weithalsbüchse mit
200,0 Spiritus aetherei,
druckt, nachdem die Mischung vollzogen ist,
fest ein und verkorkt die Büchse.
Nach 24 stündigem Stehen schmilzt man
50,0 Gerae flavae,
600,0 Adipis suilli
mit einander, trägt den Inhalt der Glasbüchse
ein und digerirt unter zeitweiligem Rühren
bei einer 70 ^ nicht übersteigenden Tempe-
ratur vier bis fünf Stunden lang.
Man presst dann in einer erwärmten Presse
aus, digerirt den Pressrückstand nochmals
vier Stunden mit
400,0 Adipis suilli
und presst wieder aus.
Die vereinigten Auszüge erhitzt man im
Dampfbad unter Rühren so lange , als noch
Aethergeruch wahrzunehmen ist, und filtrirt
dann durch den unter „Gera'' angegebenen
Dampfirichter.
Eine auf diese Weise bereitete Pappelsalbe
ist schon apfelgrfin und von kräftige^n Ge-
ruch. Künstliche Färbemittel sind hier nicht
nothwendig.
Ungnentnm Pyrogalloli.
10,0 Acidi pyrogallici
verreibt man möglichst fein und vermischt
mit
90,0 Unguenti cerei.
Die Salbe ist vor Tageslicht zu schützen
und in dicht verschlC^ssener Buchse aufzu-
bewahren.
Ungnentnm Besorcini.
10,0 Besorcini resublimati
verreibt man zu sehr feinem Pulver und ver-
mischt mit
90,0 Adipis benzöinati. " ,
Ungnentnm rosatnm.
15,0 Gerae albae,
75,0 Adipis suilli
schmilzt man und vermischt mit der balb-
erkalteten Masse
10,0 Aquae Bosae.
Ungnentnm saiieylatnm.
a) 10,0 Aoidi salicylici
löst man in
5,0 Spiritus,
5,0 Glyeerini
und vermischt mit
80,0 Unguenti cerei.
b) 10,0 Acidi salicylici
verreibt und mischt man mit
90,0 Adipis benzoinati. i
Ungnentnm contra scabiem.
a) 10,0 Ealii sulfurati
löst man in
10,0 Aquae
und vermischt mit
90,0 Adipis suilli.
b) 20,0 Styracis depurati,
10,0 Olei Bicini
mischt man und setzt
70,0 Adipis suilli
zu.
Ungnentnm Stramonii.
10,0 Extracti Stramonii
verreibt man in
5,0 Glyeerini
und vermischt mit . . • .
85,0 Unguenti cerei. . .
17
Ungnentom Styracis.
^ . . Ungneiitiuii Styri^cis compositum.
20,0 Styraeis liquidi depnraii,
30,0 ünguenti Elemi,
50,0 „ basilici
Verden gemischt.
Unguentam salfaratanu
a) 10,0 Solfiiris depurati,
20,0 Adipis suillL
b) . 30,0 Sttifuris praeeipitati,
1 0,0 Olei Olivarum Provineialis,
60,0 Adipia benzoinaii.
Man mischt.
IJiigpentam salfaratum compositum.
Üngtfentnm Ziocisidfaratam.
10,0 Sulfuris depurati,
10,0 Zinci snlfiinci pulverati,
, ^ 80,0 Adipis saUU
werden pr&parirt und gemischt.
Ungtieiitöm sulfnratiim
Wilklnson- Bebra.
16,0 Salfuris sublimati,
15,0 Olei Basci cradi,
30,0 Saponis domestici pulverati,
30,0 Adipis suilli,
10,0 Cretae laevigatae.
Die Kreide wurde nach meinen Erfahr-
ungen besser wegbleiben , da sie beim Er-
wärmen und bei längerem Lagern mit der
Seife Ei^lkolei^t bildet und die Zersetzung der
äalbe herbeifthrt.
tTngaentom Terebinfhiiiae
compositum.
Ünguentum digestivurn.
- 70,0 Terebinthinae laricinae,
- 8^0 Vitelli ovomm
euHilgirt man gut und mischt dann hinzu
.2,0 Hyrrhae puk^atae,
2,0 A!o^ pulveratae»
18,0 Olei OUyar^m Provineialis.
Vnguentnm Tasellni leniens*
Vaseline * Cold <- Cream.
a) 160,0 Unguenli Paraffini,
5,0 Saponis medicaü pulverati
näsoht man/ seiet: nach Ufid nach
10,0 Olycerini,
40,0 Aquae destiliätae
• T
und schliesslich
gtt. 2 Olei Bosae,
„ 2 „ Neroli,
„ 2 ., Bergamottae
zu.
b) 100,0 ünguenti Paraffini,
50,0 Lanolini,
3,0 Saponis medicati pulverati
mischt inan, setzt nach und nach
50,0 Aquae destillatae
und zuletzt
gtt 2 Olei Bosae,
„ 2 „ Neroli,
„ 2 „ Bergamottae
zu.
Ünguentum viride.
Adeps viridis.
1000,0 Adipis suilli,
2,0 Chlorophyll Schütz.
Man lOst letzteres im geschmolzeuen iFctt.
Ünguentum vulnerarium Lister.
Unguentam horicum Lister.
Lister's Yerhandsalbe.
10,0 Aeidi borici subtilissime pul-
verati
präparirt man sehr fein mit
10,0 Olei Amygdalarum.
Andererseits schmilzt man
10,0 Olei Amy^dalarum,
10,0 Cerae albae,
20,0 Paraffini solidi
mit einander, setzt die Terreibung zu und
agitirt bis zum Erkalten.
ünguentum Zinci reflrigerans Unna.
10,0 Zinci oxydati albi
präparirt und mischt man mit
90,0 ünguenti rosat|.
ünguentum Zinci Wilson.
20,0 Zinci oxydati albi
präparirt man mit
70,0 Adipis benzoinati
und setzt schliesslich
10,0 Aquae destillatae
zu. . .
Wie bei der vorigen Salbe hält auch hier
Dr. Unna den Wasserzusatz für noth^eudfg.
18
Drumin und Lewinin, zwei neue
Anaesthetica.
Unter dem Namen D r a m i n besdireibt
Dr. John JReid ein Alkaloid, welches er ans
einer australischen Euphorbiacee, Euphorbia
Drummondii Boiss. , isolirt hat. Der neue
Körper soll atiaesthe tische Eigenschaften be-
sitzen, welche denjenigen des Cocains fast
gleich kommen. In Süd - Australien ist die
Pflanze bei den Farmern bekannt und ge-
fürchtet, weil öftere Vergiftungen des Viehes
mit derselben vorkommen.
Meid erhielt den Drumin genannten Körper,
indem er die Pflanze mit Alkohol auszog,
den Alkohol verdunstete, mit Ammoniak im
Ueberschuss behandelte, filtrirte, den Rück-
stand in verdünnter Salzsäure löste, durch
Thierkohle filtrirte und eindampfte. Das
Hydrochlorat ist von strahlig krystallinischem
Gefdge, unlöslich in Aether, leicht löslich
in Chloroform und Wasser. Eine 4proc.
Lösung des Körpers soll auf der Zunge eine
ausgesprochene Anaesthesie hervorbringen.
(Austr. Med. 6az. October 1886.) Jedenfalls
ist der von Iteid Drumin genannte Körper
nach der angegebenen Parstellungsmethode
nicht rein and dürften wohl weitere Unter-
suchungen abzuwarten sein. (Ref.)
Das zweite der genannten Anaesthetica,
Lewini n, ist ein Bestandtheil des Kava-
harzes und wurde von Lewin (Brit. Journ.
Dental. Sc. Dec. 1886) in verschiedenen Fällen
angewendet. Höchst geringe Dosen einer
Lösung dieses Stoffes (die Höhe der Dosis ist
nicht genau angegeben; Ref.) bringen eine
langandauernde Gefühllosigkeit hervor. Wenn
eine Spur des Harzes auf die Zungenspitze
gebracht wird , erscheint selbst die bitterste
Arznei geschmacklos. — os —
Pharm, Jouni, Transact, Dec. 1886.
Ersatz für Senega.
Ausser der von Köbert als Eraatz der
Senega empfohlenen Quillajarinde (Pharm.
Centralh. 26, 473) empfiehlt Qairckb die
Wurzel von Lobe Ha Delessea, welche
in Mexiko heimisch ist und seit 20 Jahren
daselbst medicinische Verwendung findet.
Die Wurzel schmeckt anfangs etwas süss,
hierauf scharf, wenig bitter und kratzend;
der Staub erregt Niesen und das concentrirte
Decoct bewirkt Erbrechen, Schweiss und
manchmal Diarrhöe. Die wässrige Abkoch-
ung wird mit etwas Syrapus baisam icus ver-
setzt. Löffelweis gegen Husten gereicht, s.
Jonnuil de Pharm, et de Chemie 1886, 362.
Japanischer Leberthran.
Wie ,Nature (Dec. 16, 158, 1886)« be-
richtet, hat die japanesische Regierung einen
Vertreter nach Norwegen geschickt, welcher
die Gewinnung des Leberthrans genau
stndiren soll. An den Nordkusten von Japan
erscheinen alljährlich grosse Massen von
Kabliau's, welche schon jetzt für die Ge-
winnung von Leberthran ausgenütst werden.
Dieser Thran kommt auf den Londoner
Markt, und es steht zu erwarten, dass Japan
ein starker Concurrent auf dem Leberthran*
Markte werden wird.*) — os—
^ Phww. Joum. Tramad. Dec. 1886.
Neue
Olycermbestimmungsmetliode
in vergohrenen FlftVBigkeiten.
L. Legier empfiehlt, um die Verluste bei
dem Ausziehen des Rohglycerins mit Aether-
Alkohol zu verhüten , die nach seinen Be-
obachtungen bis 30 pCt. betragen können,
eine Methode, welche auf der Eigenschaft
des Glycerins beruht , mit Kalinmdichromat
und Schwefelsäure Kohlensäure zu entwickeln.
Die Zersetzung Srerläuft nach folgender
Gleichung
SCgHgOg + TKgCrjOy -f 28H2SO4
= 7 K2SO4 + 7 Crj{S04)3 + 9 CO2 + 40 H^O.
Zur Gljcerinbestimmung aus dem
Wein veii&hrt man in folgender Weise:
Das Bohglyoerin , welches ans 100 ccm
Wein nach dem Eindampfen desselben mit
3 ccm Kalkmilch (200 g CaH^O^ in 500 ccm)
und 2 g Quarzsand nach Extraotion mit
96procent. Alkohol reraltirte, wurde nach
vorläufiger roher Wägung auf ein bestimmtea
Volumen gebracht und entsprechende An-
theile davon fOr die Ozjdation und Aschen-
bestimmung verwendet. Diese vorläufige
Wägung diente nur zur Bemessung des an-
zuwendenden Volumens für die Oxydation.
Ein Weisswein (Forster -Traminer) mit
8,54 pCt. Alkohol und 2,07 pCt. Extract
ergab auf 100 ccm 1,40 g vorläufig gewogene«
Gljcorin mit 0,1278 Asche.
25 ccm des auf 50 cem TerdQnnten Qlj-
♦) Vergl. auch Ph. C. ?«, SOL
19
ceWns lieferten 0,725 g CO2 , entsprechend
einem Qehalt von 1,01 pCt. Qljcerin, ein
zweiter in derselben Weise angestellter Ver-
•uch ergab 1,47 Rohglycerin mit 0,1360
Asche, ferner 0,710 g CO^ entsprechend
0,99 pCt. Gljcerin. Das Mittel beider Ver-
iQche sonach 1,00 pOt. and das Verhältniss
von Alkohol und Glycerin = 100 : 11,7.
Die Bestimmungen wurden von Legier im
WÜVieken Kohlens&urebestimmungsapparat
suagefÜhrt, man kann jedoch wohl jeden
DJeht zu schweren Apparat verwenden.
Kalinmdichromat und Schwefelsäure werden
im Ueberschnss angewendet und die Ein-
wiiknng durch schwaches Erwärmen unter-
•tützt. lUpert. anal. Ch. — os—
Polarisation des Milchzuokers.
P. Tieth bestätigt die schon früher von
Schmoeger und auch von Erdmann gemachte
Beobachtvag', dass Milchzucker in ver-
Bchiedenen optiaehen Modificationen vor-
komme.
1. Starke Doppeldrehung, krystallisirter
Nilchsneker.
2. Starke Doppeldrehung, anhydrischer
Milchzucker, erhalten durch Entwässern bei
130 0 C.
B. Sehwache Doppeldrehung, anhydrischer
Milchzucker, erhalten durch rasches Ab-
dampfen von Lösungen des Milchzuckers,
QDter Zasats von indifferenten Stoffen,
welche die Oberfläche vergrössern.
4. Halbe Drehung., anhydrischer Milch-
zucker, ebenso erhalten wie bei 3, jedoch
ohne Zusatz von anderen Körpern.
5. Normale Drehung. Alle oben be-
ichriebenen Arten in wässriger Lösung ent-
weder durch Erhitzen bis zum Kochen oder
dareh kaltes Stehenlassen von 4 bis 24 Stun-
den erhalten. —os—
Analyst. 1886, S. 141.
Zum Nachweis mit
Seftrbter Weine und Fruchtsäfte.
Ch, O. Ct4rtman benutzt dte^o/fntann*scho
Isonitril-Beaction zum Nachweis von Chloro-
fonn in umgekehrter Weise zur Entdeckung
der Anilinfubstoffe. 4 cem Wein werden
mit 2 Tropfen Chloroform und 4 ccm Kali-
lauge etwa eine Minute massig erwärmt und
dun zur Austreibung des Chloroforms auf-
gekocht. Der entatehende durchdringende
Geruch des Isonitrile zeigt die Anwesenheit
der geringsten Spur eines Anilinderivats.
Mit Fuchsin ist die Reaction sehr scharf,
weniger mit Rosanilinsulfosäure, es muss hier
erst einige Zeit mit Kali lange digerirt werden.
Methylviolett und Chrysanilinsalze er-
fordern vor dem Zusatz von Chloroform und
Kalilauge eine Behandlung mit Säure.
—OS—
Neuf' Yorker RnndscJiau, Decemher 1886.
Zur Unterscheidung der Chryso-
phans&ure von dem Santoninfarb-
stoff im Harn.
Wird nach Hoppe -Seyler ein Santonin-
färbst off enthaltender Harn mit Natron-
lauge versetzt und das Gemisch mit Amyl-
alkohol ausgeschüttelt, so nimmt der letztere
den rothen Farbstoff vollständig auf.
Die Chrysoph ansäure wird dagegen
nur aus saurem Rheum- oder Senna-Harn von
Amylalkohol ausgezogen. Beim Schütteln
der gelben, amylalkoholtschen Losung mit
ammoniakalischem Wasser geht dann der
rothe Farbstoff in dieses über. .9.
Med.-cJiirurg, Ewidschau 1886, 807.
Vorlesungsversuche über das
Verhalten des Lnftstaubes.
Von Eenk.
Die feinsten, nicht mehr im Sonnenstrahle
sichtbaren Stäubchen lassen sich noch nach-
weisen , durch YergrÖsserung und intensive
Beleuchtung, man kann sie vergrössern durch
Ueberziehen mit einem Wassermantel, indem
man mit Wasserdampf gesättigte Luft ab-
kühlt, wobei sich das Wasser nur auf festen
Körpern (Staub) niederschlägt. Fehlt der
Staub in der Luft, so entsteht kein Nebel
(in filtrirter Luft), ist Staub vorhanden, so
erscheint ein deutlicher Nebel, in welchem
bei guter Beleuchtting (Lichibüschel im
finsteren Zimmer) sich jedes einzelne Stäub-
chen noch erkennen lässt. Besonders inter-
essant ist ein Versuch, welcher das Verhalten
des Staubes in den Respirationsorganen zeigt.
Inspirirt man staubfreie Luft , so erhält man
auch staubfreie Exspirationsluft. Bei Inha-
lation staubh altiger Luft werden auch die
letzten Portionen aus der Lunge noch staub-
haltig gefunden. Im geschlossenen Zimmer
werden auch nach 1/2 Jahre noch die un-
26
sichtbaren Stänbchen gefanden und auch
noch entwickelungsföhige Pilze , jedoch viel
weniger als bei Beginn des Versuches. Die
Sonnenstänbchen fehlen fast vollkommen.
Chem. Centr,-Bl XVII, 45.
üeber die Oxydation der Oele.
Von Ach, Livaehe,
Der Verfasser hat schon früher gezeigt,
dass die Trocknüngsffihigkeit der trocknen-
den Oele dnrch die Anwesenheit gewisser
Metalle, unter denen Blei und Mangan den
ersten Rang einnehmen, auf ihr Maximum
gebracht wird , und dass dieselbe anf einer
sehr beschleunigten Aufnahme von Sauerstoff
beruht. Die Methode zur Darstellung eines
trocknenden Oeles, welche ihm die besten
Ergebnisse geliefert hat, besteht darin, das-
selbe mit einem Gemenge von Mangannitrat
und fein yertheiltem Blei (erhalten durch
Fällung einer Bleilösung mittels Zink oder
Eisen) zu schütteln und nach dem Decantiren
den üeberschuss des gelösten Mangannitrats
durch Schütteln mit Bleioxyd zu entfernen.
Ein so behandeltes Leinöl trocknet in 24
Stunden. Der Verf. hat nun in der gleichen
Weise zehn sowohl trocknende wie nicht
trocknende Oele behandelt und ihr nachträg-
liches Verhalten beobachtet. Er bestimmte
die Qewichtsznnahme derselben nach einem
Jahr und nach zwei Jahren und nach der
gleichen Zeit auch die Menge der in Wasser
löslichen und unlöslichen Fettsäuren. Es
ergab sich hierbei, dass die trocknenden Oele
nach einem Jahre ihr Gewicht um 6 — 10 pCt.
vermehren und hierbei fest und elastisch
werden, dagegen im zweiten Jahre wieder an
Gewicht verlieren und etwas klebrig werden.
Die nicht trocknenden Oele dagegen nehmen
weit länger an Gewicht zu nnd liefern in
manchen Fällen ebenfalls eine feste, nur
wenig klebrige Masse. Hierbei nimmt in
beiden Fällen die Menge der in Wasser lös-
lichen Fettsäuren auf Kosten der unlöslichen
zu und es zeigen die nicht trocknenden Oele
nach zwei Jahren ein ähnliches Aussehen
und eine ähnliche Zusammensetzung wie die
trocknenden nach einem Jahre. Es scheint
daher in beiden Fällen der Vorgang in
gleicher Weise und nur mit verschiedener
Schnelligkeit vor sich zu gehen. Der Verf.
konnte auch in diesbezüglichen (nicht be-
schriebenen) Versuchen aus nicht trocknen-
den Oelen feste Körper erhalten.
Chem, Centralbl. -
Lathraea squamaria,
eine insektenfressende Fflans^e.-
Den insektenfressenden Pflanzen, deren
unsere einheimische Flora Ja mehrere besitzt,
ist jüngst eine nene hinzugefügt worden in
der Lathraea squ^ämaria, der ziemlieii
allgemein verbreiteten ^ auf den Würzein des
Haselstranchs schmarotzenden Schuppen -
würz. A. Kerner nnd JT. W^i^em haben
die Bemerkung gemacht^ dass diese Pflanze,
deren unterirdische Achse mit eigenartig ge-
bildeten Schuppen bedeckt ist, in diesen
Schuppen kleinere Thiere — Infusorien,
Amöben, Wurzelfüssler, kleine Milben, Blfitt-
läuse — zurückhält nnd aussaugt. Dies ge-
schieht nicht wie bei anderen insektenfressend
den Pflanzen durch Absonderung .eines ver«^
dauenden Saftes , sondern dadurch , dass diQ
Schuppen im Innern Drüsenbildungen und
in Form eines Kugelsegmentes hervorragend^
Zellen haben, welche an ihrer Anssenwand
in regelmässiger Weise durchbohrt sind und
aus deren Durchbohrungen durch die verur.-
sachte Beizung Plasmafaden ' ausstrahlen.
Diese Plasmaföden versehen hier den -Dienet
wie die Pseudopodien der Wurzelfüsslef|
niederer thierischer Meeresbewohner.. — os-^
Weber's Alpenkr&uterthee. '
Der Verfertiger veröffentlicht in der Pharm.
Zeitung die Originalvorschrift, nach der sein
Qesundheitsthee zusammengesetzt sein soll:
Bp. Fol. Sennae Alexandr. parv. ;20, ,
Flor. Acaciae,
— Calendulae,
— ^ C^rthaipi,
— Sambuci ää 1,
. Herb. Matrisylv, •
— Miliefolii,
Fol. Menthae pip., ■' %
— Farfarae, ^ ^ O \ >
Ligni Sassafras ää 2, '
— Guajaci 3, :: ' -. •. t
Bad. Althaeüe, . \
-^ Liquiritlae Bblsrää £. :.
M. f. species. 80g «50^4* ^^ *
iP"**Wi
Im VarlAfr« dar H«r«asf«b«r. Vanuktirortllohar ttedaeteur Or. K« tteltsier In Dnideliu
Im Baeliluadal dnMh JallniSpriafsr, B^rnn'N, Moa^youiitota Si > ^ J
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Zeitung fiir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Dr. Herntjitiii Ha?er
lleran'if^e^ehen von
und
Dr. Kwald GeisNier.
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Dresden, Pilin itzer Strasse 56 adressiren.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
^3.
Berlin, den 20. Januar 1887.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt; «-ieMi^ um4 Pharmacia: Der Alkaloidgehalt der narkotischen Rxtracte. — U^bcr die ZiifiainmsnBotanng
der Pllnla« aloütieae ferratae (Pilnlae Italtcae nigrae). — Brobachtang an Spiritus Slnapl*, — MlHceUea: Gutta*
perchamnll. — Oleum cinrreum. — Salbenbl&ttchen. — Cocainvrolle. — lltpclisaiis — AlKiilolde in altem Mehl. —
CfaemUehe ZmAmmeosetzung dea Menschen. — Uober die Bedeutung der Fftanxendunen. — Die ThomasscIUaeka.
— Offene CorreipoBdens« — Anzeigen.
Cbeinie und Pharmacie.
Der Alkaloidgehalt
der narkotischen Eztracte.
(Mitthellang der Papier- nnd chemischen Fabrik.
Eugen Dieterich, in Helfenberg bei Dresden.)
I.
Das Bedürfniss, alle Extracte auf ihren
Werth prüfen zu können, tritt bei den
narkotischen £xtracten besonders in den
Vordergrund, und ist hier sicherer zu
befriedigen, weil wir zumeist mit dem
(}ehalt an bestimmten und bekannten
chemischen Stoffen, den Alkaloiden,
rechnen können. Wenn wir einfach das
Alkaloid in seiner Menge feststellen, so
soll damit nicht gesagt sein, dass mög-
licherweise neben demselben nicht noch
andere wirksame Stoffe vorhanden seien;
wir halten uns vielmehr, wie man dies
auch bei der Benrtheilung des Opium
thut, nur an den einen Bestandtheil des-
halb, weil er bekannt und abscheidbar
ist, nnd lassen die Frage, inwieweit ihm
der Löwenantheil der Wirkung zuge-
schrieben werden mässe, unberührt. Auf
diese Weise kommen wir zu dem Scbluss,
dass ein narkotisches Extract, wenn es
normal sein soll, eine gewisse Men^e des
oder der ihm eigenen Alkaloide enthalten
und dass ein zu geringer Gehalt daran,
sei er durch irrationelle Bereitung oder
Fälschung herbeigeführt , beanstandet
werden müsse.
Die Anforderungen, wie sie unsere
jetzige Pharmakopoe mit problematischer
Beschreibung der Farbe und dem „lim-
pide" oder ,.turbide solubile" stellt, sind
offenbar nicht mehr zeitgemäss und .er-
heischen bei so wichtigen Arzneimitteln,
wie wir sie in den narkotischen Extracten
besitzen, eine durchgreifende Verbesser-
ung, mindestens aber eine schärfere Prä-
cisirung.
Viel Anregung für derartige Arbeiten
gaben Veröffentlichungen von Kunz und
Schweissinger, die von denselben Gesichts-»
punkten, wie wir, ausgingen, während
Leuken einfach Identitätsreaetionen fest-
stellte.
Mit der Absicht umgehend, die Unter-
suchung der narkotischen Kxtracte gleich-
falls zum Gegenstand des Studiunis zu
machen, hielten wir es nach den schon
Öfter in der Centralhalle betönten Qe-
22
siehtspunkten, besonders aber im Interesse
einer vergleichenden Kritik für noth-
wendig, für alle unsere Arbeiten Zahlen-
belege zu erbringen; vorerst aber unter-
zogen wir alle uns bekannt gewordenen
Untersuchungsmethoden, selbst die uns
nicht berührenden Identitätsreactionen
von Leuken y einer Prüfung, um uns
durch Autopsie ein ürtheil zu bilden
und dann auf den dabei gewonnenen
Erfahrungen weiterbauen zu können.
Ehe vnr zur Mittheilhng der selbst-
ständigen Arbeiten übergehen, wollen wir
daher berichten, welche Resultate wir
nach dem Vorgänge Anderer erzielten,
und mit den LeuÄ;en'schen Identitäts-
reactionen^) beginnen.
Das Verfahren als bekannt voraus-
setzend, unterlassen wir die Beschreibung
desselben. Wir operirten mit Extraclum
Aconiti, Belladonnae, Digitalis und
Hjoscyami und erhielten im Allgemeinen
die von Leuken angegebenen Beactionen ;
aber die Farbenunterschiede zwischen
violett und himbeerroth, die Differenzen
zwischen stärkerer und schwächerer Fäll-
ung und Färbung (Unterschied zwischen
Extr. Belladonnae und Hjoscyami) sind
doch nicht so gross, dass der Minder-
geübte mit Sicherheit Schlüsse ziehen
könnte. Wir wenigstens würden uns
nicht getrauen, die Identität eines der
vier Extracte nach der £eu2;en'schen
Methode positiv festzustellen, wollen aber,
da wir die Proben nur einige Male
machten, den Stab nicht darüber brechen
und gern zugeben, dass das Urtheil mit
der längeren Uebung sicherer wird.
Schfceissinger's Behauptung ^) , dass
ein unverfälschter Extr. Belladonnae die
FeKUng'sche Lösung nicht reduciren
dürfe, hat sich nicht bestätigt und ist
inzwischen von ihm zurückgezogen
worden.
Wie wir früher bereits berichteten 3),
hatte sich dagegen das Schweissinger' sehe
Verfahren*), das Alkaloid in Extr. Aconiti,
Belladonnae , Hjoscyami und Str jchni
gewichtsanaljtisch zu bestimmen, bei uns
bewährt und unsere Zahlen stimmten mit
1) Phum. Zeit. 1886, Nr. 13.
s) PhAnn. Zeit. 1886, Nr. 12 und 21.
') Helfenberger Geschäftsbericht. April 1886.
«) Phann. Zeit. 1885, Nr. 64.
denen von Schtveissinger gut überein, so
dass man von einem „guten Anfang'^
sprechen durfte.
Während damals das fragliche Extract
mit verdünnter Schwefelsäure behandelt,
mit Ammoniak schwach alkalisch gemacht
und mit Chloroform ausgeschüttelt wurde,
änderte Kun^ die Methode dahin ab^),
das Extract mehrmals mit Weingeist aus-
zuziehen, den Auszug einzudampfen, al-
kalisch zu machen und mit Aether und
schliesslich mit Chloroform zu behandeln.
Durch Verdunsten der Aether- und Chloro-
formlösungen wurde das Alkaloid ge-
wonnen und nun nochmals einer Beinigung
unterworfen. Es ist nicht zu verkennen,
dass durch diese drei Vorgänge ein reines
Alkaloid erzielt wurde, aber man muss
dabei berücksichtigen, dass Kune 50 g
Extract in Arbeit nahm und sich bei einer
solchen Quantität wohl erlauben durfte,
Umwege zu machen.
Schtveissinger ^) , der gleich uns von
der Ansicht ausgeht, dass eine Prüfungs-
methode, welche leicht ausführbar sein
soll, sich vor Allem mit Meinen Quan-
titäten begnügen müsse, adoptirte vom
Kunjs'schen Verfahren die Wein^eist-
behandlung des Extractes und erreichte
damit, dass das Chloroform beim Aus-
schütteln sich nicht so leicht mit der
alkalischen Extractlösung emulgirte. Er
ging ferner noch einen Schritt weiter,
sofern er das Alkaloid nicht blos ge-
wichtsanaljtisch, sondern auch volu-
metrisch bestimmte.
Wir folgten hier ebenfalls den Schtoeis-
^m^er'schen Vorschlägen, zogen die be-
treffenden Extracte vor Allem' mit Wein-
geist aus, dampften die Auszüge ab und
schüttelten sie, nachdem sie mit Ammo-
niak alkalisch gemacht worden waren,
mit Chloroform aus. Das aus der Chloro-
formlösung resultirende Alkaloid hatte
das früher schon von uns gefondene und
von Schufeissinger angegebene Gewicht.
Merkwürdigerweise stimmten aber, wenn
wir dasselbe Alkaloid durch Titration
controlirten, die gefundenen Zahlen mit
den gewichtsanaljtischen nicht überein.
») Archiv d. Pharm. 1885, Sept., S. 701.
*) Vortrag auf d. Natarf.-Vers. Berlin und
Pharm. Centralh. 1880, Nr. 40.
23
So erhielten wir zwischen „Gewogen" und
,,Titrirt^' folgende Unterschiede:
bei Extractum Belladonnae
Gewogen Titrirt
m
1,060 pCL
0,070 pGt. Alkaloid,
2)
1,020 „
0,116 .,
3)
1,320 „
0,335 „
4)
1,480 „
0,188 „
5)
1,446 „
0,046 „
6)
1,318 „
0,470 „
bei Extractam Hyoscyami.
7) 0,572 pCt. 0,058 pCt. Alkaloid.
8) 0,710 „ 0,116 „
Wenn auch selbstredend die durch
Titration gewonnene Zahl hinter der beim
Wiegen sich ergebenden zartickbleiben
mnss und im letzteren Fall das Plus in
der unreinen Beschaffenheit des Alkaloids
gesucht, werden darf, so waren doch die
Unterschiede zu ungleich und gross, um
hierin allein ihre Erklärung zu finden.
Gewissheit hierüber erhielten wir durch
Titration Ton reinem Atropin ; 0,04 davon
verbranchte 13,6 ccm Hundertstel - Nor-
malsäore und berechnete sich hieraus
0,0393 Atropin, ein Besultat,. welches be-
friedigen durfte.
Wir wurden in der Vermuthung, dass
irgend eine Zersetzung vor sich gehen
mfisse, bestärkt durch die Beobachtung,
dass sich beim Verdunsten der Chloro-
formlösung auf dem Wasserbad im La-
boratorium ein stechender Geruch und
weisse Nebel bemerklich machten, und
erinnerten uns, dass Chloroformdampf in
der Glühhitze in Kohle, Chlor und Chlor-
wasserstoff zerlegt wird. Die Vermuthung,
dass eine solche Zersetzung durch die
in der Nähe des Wasserbades befindlichen
Flammen herbeigefQhrt werde und dass
wir in dem Alkaloidrückstand theilweise
die Chlorverbindung erhielten, fand ihre
Bestätigung durch folgende Experimente:
Wir hielten ein Stückchen gefeuchtetes
blaues Lackmuspapier über eine der
Flammen, während die Chloroform -Ver-
dunstung im Gange war, und konnten
sebr bald die Bötnung desselben wahr-
nehmen. Ferner Hessen wir in einem
ireschlossenen Glaskasten, in welchem ein
^} Ln Interesse der Uebersichtlichkeit werden
wir die Yersnehe nameriren.
flaches Schälchen mit Ammoniak auf-
I gestellt war, Chloroform in flacher Schale
verdunsten. Sobald wir eine brennende
Weingeistlampe dazu brachten, entstan-
den die weissen Nebel des Chlorammo-
nium und schon nach kurzer Zeit erhielten
wir in dem mit Salpetersäure sauer ge-
machten Ammoniak mittels Silbemitrat
eine starke Chlorreaction. Es war nun
nicht mehr zweifelhaft, dass das durch
Verdunsten der Chloroformlösung zurück-
bleibende Alkaloid zum Theil durch Chlor-
wasserstoffsäure gebunden wurde und da-
durch für die Titration verloren ging.
Selbstverständlich war, ehe wir das
beschriebene Experiment ausftlhrten, das
verwendete Chloroform geprüft und als
rein befunden worden.
Da eine Controle der Gewichtsanalyse
durch Titration im vorliegenden Fall
wünschenswerth erschien, mussten wir
danach trachten, das Chloroform durch
ein anderes Lösungsmittel zu ersetzen. Wir
fanden dasselbe im Aether und erhielten
damit befriedigende Besultate, soweit es
sich um Uebereinstimmung der durch
Gewicht und Titration gefundenen Zahlen
handelte ; kleine Schwankungen der Alka-
loid-Ausbeuten unter sich, trotzdem die
oben besprochene Uebereinstimmung vor-
handen war, machten sich dagegen wieder-
holt bemerklich und betrugen z. B. bei
Extr. Belladonnae 0,144 pCt. = den 8. Theil
des ganzen Alkaloidgenaltes. Wie sich
beim längeren Arbeiten herausstellte, war
ein ungenügendes Ausschütteln die Ur-
sache besagter Differenz und überhaupt
zu bezweifeln, ob durch Ausschütteln
alles Alkaloid gewonnen werden könne.
Wir sehen davon ab, -die ganze Beihe
der diesbezüglichen Versuche hier ziffer-
mässig zu belegen, um die Arbeit nicht
unnöthig zu verlängern, wir fuhren da-
gegen diese Thatsache an, weil sie die
Ursache, einen anderen Weg zur Alkaloid-
bestimmung einzuschlagen, für uns war.
Nach unseren Erfahrungen dürfen wir
mit Bestimmtheit annehmen, dass man
mit Ausschüttelungen eben so wenig, wie
mit Präcipitation im Stande ist, einer
Flüssigkeit eine darin gelöste organische
Substanz vollkommen zu entziehen.
Andererseits erzielt man in dieser Be-
ziehung radikale Erfolge mit verhältniss-
24
massiger Leichtigkeit durch Extrahiren
mit Bückflasskuhlang. Um dies zu er-
möglichen, mussten wir das Extract mit
einem Alkali aufschliessen, ihm eine poröse
Beschaffenheit geben und nun die Ex-
traction mit Aether vornehmen.
Als Aufschliessungsmittel schien uns
nach dem Vorgang Anderer der gebrannte
Kalk, Aetzbaryt und das Ammoniak ge-
eignet, als poröse Zwischenlagerung im
ersten Fall der Kalk selbst und dann ge-
pulverter, gewaschener Bimstein.
Nachdem in Bezug auf den Aetzkalk,
den wir in Form gebrannten Marmors
anwandten, festgestellt worden war, dass
er auf Atropin, Hyoscyamin, Strychnin,
Brucin etc. keine zersetzende Wirkung
ausübte, war wohl das anzuwendende
Mehr oder Weniger keine brennende
Frage, aber es blieb zu entscheiden, wie
viel Wasser zum Lösen des Extractes und
wie viel Ealk, beziehentlich Bimstein zur
üeberftthrung der Lösung in ein trocknes
extrahirbares Pulver nothwendig sei.
Wir verfuhren nun derart, dass wir die
in den folgenden Versuchen angegebene
Menge Extract im gleichfalls notirten
Wasser lösten und mit dem feingeriebenen
Aetzkalk und eventuell mit Bimstein
mischten. Das wenig feuchte Pulver
extrahirten wir in dem mit dem Drei-
röhrensystem versehenen Extractions-
apparat^) eine halbe Stunde lang mit
Aether, ein Wasserbad als Wärmequelle
. benutzend, verdunsteten die Aetberlösung
bis auf ungefähr 1 ccm, nahmen den Bück-
stand mit einigen Tropfen Weingeist und
10 ccm Wasser auf und titrirten unter
Benützung der Bosolsäure als Indicator
mit Hundertstel - Normalsäure.
So erhielten wir durch Titration fol-
gende Alkaloid - Ausbeuten :
pCt.
0,665.
0) 1,0 Belladonna -P]xtract, j
1,0 Wasser, f
2.5 Aetzkalk, i '
10,0 Bimstein, '
10) 2,0 Belladonna-Extract, i
2,0 Wasser. ( ^
5,0 Aetzkalk, ( = ^'^•^^•
10,0 Bimstein, I
») Phann. Centralh. 1886, S. 273.
I
== 0,925.
= 0,982.
1,040.
= 1,040.
= 1,128.
- 1,069.
= 1,180.
11) 2,0 Belladonna-Extract,.
1,0 Wasser, (
5,0 Aetzkalk,
10,0 Bimstein,
12) 1,0 Belladonna-Extract,
'2,0 Wasser,
5,0 Aetzkalk,
5,0 Bimstein,
13) 2,0 Belladonna-Extract i
2,0 Wasser, (
5,0 Aetzkalk,
5,0 Bimstein,
14) 2,0 Belladonna-Extract,]
2,0 Wasser, '
5,0 Aetzkalk, i
10,0 Bimstein, '
15) 2,0 Belladonna-Extract,)
3,0 Wasser, (
10,0 Aetzkalk, i
5,0 Bimstein, !
16) 2,0 Belladonna-Extract, i
2,0 Wasser,
10,0 Aetzkalk, I
17) 2,0 Belladonna-Extract, .
3,0 Wasser,
10,0 Aetzkalk, !
In obiger Reihenfolge kamen wir zu
den geeignetsten Verhältnissen, wie sie
der Versuch 17 kennzeichnet Ein üeber-
schuss von Ealk legte also das Alkaloid
am Besten für die Aufnahme in Aether
blos. Wohl war damit die Methode fest-
gestellt, aber es musste von Interesse sein,
nun auch mit Ammoniak und Baryt das
Glück zu versuchen. Wir verfuhren
genau wie bei der Kalkmethode und er-
hielten durch Titriren folgende Zahlen:
Alkaloid.
18) 2,0 Belladonna-Extract,!
2,0 Ammoniak,
15,0 Bimstein, '
19) 2.0 Belladonna- Extracf,
2,0 Wasser,
1,0 Aetzbaryt,
15,0 Bimstein,
Beim Ammoniak -Verfahren tritt der
üebelstand auf, dass der Aether neben
dem Alkaloid Farbstoffe aufnimmt und
dass hierdurch das Titriren erseiwert
wird. Aehnlich, wenn auch etwas gün-
stiger, liegen die Verhältnisse bei der
Barytmethode. Vor beiden Verfahren
hat die Kalkmethode den Vorzug, dass
der Kalk eine Menge von färbenden
pCt.
= 1,156.
= 1,127.
25
Stoffen bindet und dadurch unlöslich
macht, vielleicht auch gerade hierdurch
das Alkaloid Ton einhüllenden Stoffen
befreit und für die Aether -Einwirkung
vorbereitet.
Ehe wir zur positiven Aufstellung einer
Methode schritten, machten wir noch
Proben über a) die Zersetzlichkeit des
Alkaloids und b) über die Extractions-
fahigkeii des mit Ealk aufgeschlossenen
Extractes.
a) Wir lösten
10,0 Belladonna-Exlract
in
15,0 Wasser,
versetzten mit
50,0 Ealk,
extrahirten eine halbe Stunde mit
q. s. Aether
und erhielten
100 ccm aether. Alkaloid -Lösung.
Letztere theilten wir in fünf Partien
von je 20 ccm und verfuhren folgender-
inaassen:
20j 20 ccm an freier Luft verdunstet,
bei 40 0 getrocknet, gaben
gewogen l,322pCt. Alkaloid,
titrirt 1,165 „ „
21) 20 ccm auf dem Wasserbad vor-
sichtig verdunstet bis auf etwa
1 ccm Bückstand, diesen mit ei-
nigen Tropfen Weingeist und
Wasser aufgenommen, gaben
gewogen l,315pCt. Alkaloid,
titrirt 1,159 „
22) 20 ccm auf dem Wasserbad ver-
dunstet, trockneten wir den BQck-
stÄnd 15 Minuten bei 60 ^C,
wogen und titrirten dann; sie
gaben
gewogen 1,222 pCt. Alkaloid,
titrirt 1,045 „ „
23) 20 ccm auf dem Wasserbad ver-
dunstet, trockneten wir den Bück-
sUluA 10 Minuten bei 100^, wogen
und titrirten dann; sie gaben
gewogen 1,117 pCt. Alkaloid,
titrirt 0,627 „
24) 20 ccm auf dem Wasserbad ver-
dunstet, trockneten wir den Bück-
stand 15 Minuten bei 100^ und
erhielten
gewogen 1,110 pCt. Alkaloid,
ritrirt 0,569
?^
j»
Die Versuche 20 und 21 können als
normal gelten, während von 22 bis 24
je nach der Höhe der Temperatur und
der Länge des Trocknens ein Bückgang
in der durch Titration gefundenen Zahl
bemerklich ist.
Es entstand nun die Frage, ob durch
das Trocknen des Alkaloides eine Zer-
setzung stattfinde oder ob das getrocknete
Alkaloid gegen die Lösung in Säure nur
widerstandsföhiger geworden sei. Dies zu
entscheiden, Hessen wir die titrirten Lös-
ungen der Versuche 23 und 24 einen Tag
lang stehen und untei7;ogen sie dann
nocnmals einer Prüfung. Sie waren, wie
am Tage vorher, vollkommen neutral,
hätten aber, wenn es sich nur um Schwer-
löslichkeit handelte, alkalisch reagiren
und weitere Mengen Säure beanspruchen
müssen. Wir durften daher eine Zer-
setzung annehmen.
Für die aufzustellende Methode war
somit in Bezug auf vorsichtige Behandlung
des Alkaloides eine Directive und durch
die Versuche 20 und 21 das Verhältniss
desrohen gewogenen zum reinen titrir-
ten Alkaloid, 100:88, gewonnen.
b) Um zu erfahren, ob der Aether bei
der Extraction das Alkaloid leicht oder
schwierig aufnehme, lösten wir
25) 2,0 Belladonna -Extract
in
3,0 Wasser
und mischten
10,0 Aetzkalk
hinzu.
Wir brachten das Pulver in den Ex-
tracteur und gössen fünf Partien Aether
auf, den Ablauf eines jeden Aufgusses
separat auf den Alkaloidgehalt unter-
suchend.
Wir erhielten auf diese Weise folgende
Ausbeuten :
I. Auszug = 0,968 pCt. Alkaloid,
II. „ = 0,072
III. „ == 0,072
IV. „ = 0,057
V. „ =a Spuren
Sa. = 1,169 pCt. Alkaloid,
und durften durch die Uebereinstimmung
der Summe mit den Werthen der Versuche
20 und 21 die Sicherheit gewinnen, dass
das Alkaloid leicht löslich und die Aether-
»j
)i
j»
»
»
1»
26
ExtraeUon wohl geeignet sei, das ge-
sammte Alkaloid zur quantitativen Be-
stimmang zu bringen.
Eine Oontrole dieser Annahme flihrten
wir noch dadurch aus, dass wir
26) 2,0 Belladonna-Extraet
in
3,0 Wasser
lösten,
0,040 Atropin. pur.
fein damit verrieben und schliesslich
10,0 Aetzkalk
zumischten.
Wir extrahirten, wie bereits beschrieben
wurde, eine halbe Stunde mit Aether,
dunsteten den Auszug vorsichtig bis auf
1 com ab, nahmen in einigen Tropfen
Weingeist und lOccm Wasser auf und
titrirten.
Wir verbrauchten
21,7 ccm Hundertstel -Normalsäure,
zogen 18,6 ccm für 0,040 Atropin ab (der
Yerbrauch dieser Menge wurde durch
besonderen Yersuch festgestellt) und be-
rechneten somit aus dem Best von 8,1 ccm
= 1,170 pCt Alkaloid.
Auch dieses Besultat musste zufrieden-
stellend genannt werden und wiederholte
ausserdem die schon früher gemachte
Erfahrung, dass sich der Aetzkalk in-
different gegen das Alkaloid verhielt.
Es erübrigte schliesslich nur noch , den
Extractionsversuch mit reinem Atropin
zu machen.
27) Wir verrieben
0,024 Atropin. pur.
mit
3 com Wasser,
mischten
10,0 gepulverten Aetzkalk
zu, extrahirten mit Aether, verdampften
und titrirten, nachdem wir den Bückstand
in einigen Tropfen Weingeist und
10 ccm Wasser
aufgenommen hatten. Wir verbrauchten
8,1 ccm Hundertstel- Nor malsiiure,
woraus sich
0,0234 Atropin
berechnet.
Der entstandene Verlust ist also so
gering, dass die Extraetion vor der Aus-
sehüttelung unbedingt den Vorzug ver-
dient.
Wir hatten bis jetzt fast nur mit Bella-
donna-Extract operirt und damit gute
Besultate erzielt; es fragte sich aber
weiter, ob und wie sich die Extractions-
Methode auch auf andere narkotische
Extracte anwenden lasse.
Der besseren Beurtheilung wegen
wandten wir
1. die gewöhnUche Ealkmethode,
2. die Kalkmethode mit fractionirtem
Deplaciren,
3. die Ammoniak -Methode,
und zwar auf Extr. Aconiti, Gonii und
Hyosciami an und erhielten hierbei fol-
gende Alkaloid -Ausbeuten:
Methode 1. 2. 3.
Extr. pCt. pCt. pCt
28—30) Aconiti 1,279, 1,299, 1,305,
31-33) Gonii 0,685, 0,618, 0,647,
34—36) Hyoscyami 0,837, 0,837, 0,803.
Während die Extraetion von Extr.
Aconiti und Extr. Hyoscyami leicht in
einer halben Stunde beendet war, ging
sie bei Extr. Conii schwieriger von Statten,
insofern wir bis zur vollständigen Er-
schöpfung IV2 bis 2 Stunden bedurften.
Wir sehen dies auch durch die niedrigere
Zahl der fractionirten Deplacirung be-
stätigt. Mit den erhaltenen Zahlen schien
uns der Beweis für die Anwendbarkeit
des neuen Verfahrens auf die genannten
drei Extracte erbracht.
Nach den bisherigen Erfolgen war es
kaum mehr zweifelhaft, dass auch Ex-
traetum Strychni in derselben Weise auf
den Alkaloid-Gehalt geprüft werden könne :
es blieb nur zu entscheiden, ob Aether
als Lösungsmittel geeignet sei, nachdem
nach verschiedenen Lehrbüchern Strychnin
in 1250 Theilen Aether löslich, Brucin
dagegen unlöslich sein sollte.
Um auch diese Frage zu beantworten,
wurde
37) 0,1 Strychnini puri,
0,1 Brucini „
mit
3 ccm Wasser
fein verrieben mit
10,0 Aetzkalkpulver
gemischt und in den Extractions- Apparat
gebracht.
Nach Istündiger Extraetion mit Aether
wurde der Auszug abgedampft, mit eini-
27
gen Tropfen Weingeist und
10 ccm Wasser
aafgenommen und titrirt.
Wir verbrauchten 7,5 ccm Hundertstel-
Normalsäure, was 0,1365 Alkalold ent-
spricht.
In der Zwischenzeit setzten wir die
Eitraction noch eine Stunde lang fort,
Terfohren wie vorher und verbrauchten
jetzt zum Titriren 3,1 ccm Hundertstel-
Xormalsäure » 0,0564 Alkaloid, so dass
die Gesammtausbeut-e 0,1929 betrug.
Es war demnach Brucin durchaus nicht
unlöslich in Aether und konnte es in
amorphem Zustände, in welchem es sich
in dem durch Alkalien aufgeschlossenen
Extraete befinden würde, noch weniger
sein.
Die naue Untersuchungsmethode musste
für die Anwendung auf Extr. Strychni
insofern eine Modification erfahren, als
mit Beibehaltung der bisher benützten
Wassermenge in Anbetracht des hohen
Alkaloidgehaltes weniger Extract genom-
men werden durfte und die Extraction
auf die Dauer einer Stunde auszudehnen
war. Die Bosolsäure behielten wir als
Indicator bei, verwendeten aber nicht
Hundertstel-, sondern Zwanzigstel - N or-
malsäure, für die Berechnung das Vor-
handensein gleicher Mengen (Wittstein)
Brucin und Strychnin annehmend, so
dass 1 ccm Zwanzigstel-Normalschwefel-
säure gleich war 0,0182 g Alkaloid.
Aehnlieh wie bei Extr. Belladonnae
benützten wir in den hier folgenden Ver-
suchen ausser Kalk auch das Ammoniak
als Auf schliessungsmittel, deplacirten frac-
tionirt und setzten ferner eine bestimmte
Menge Strychnin und Brucin zu.
Wir gewannen so folgende Werthe:
= 18,92 und 18,74 pCt. Alkaloid.
38/39) 1,0 Extr. Strychni,
3,0 Wasser,
10,0 Aetzkalk,
40) 1,0 Extr. Strychni, ] 1. Auszug 15,10 pCk.
3,0 Walser, 2. „ 2,36
10,0 Aetzkalk [ 3. „ 0,36
wurden 3 mal mit kaltem Aether deplacirt 1 4. „ 0,92 _
und schliesslich im Apparat extranirt. ) Alkaloid: 18,74 pCt.
j>
»>
'»
41)
42)
1,0 Extr. Strychni,
1,0 Wasser,
2,0 Ammoniak,
15,0 Bimstein.
1,0 Extr. Strychni,
04 Strychnini puri,
0,1 Brucini „
3,0 Wasser,
gtt. 5 Acidi sulfurici diluti
wurden verrieben und mit
10,0 Aetzkalk
gemischt.
Ad 42 wurde durch besonderen Ver-
such festgestellt, dass 0,1 Brucin und 0,1
Strychnin 10,8 ccm Zwanzigstel-Normal-
schwefelsäure verbrauchen. Da zur Ti-
tration des Aether - Auszuges 21,1 ccm
genannter Säure nothwendig waren und
die durch den Brucin- und Strychnin-
Zusatz bedingte Zahl in Abzug gebracht
werden musste, so verblieb ein Säurerest
von 10,3 ecm == 18,74 Alkaloid.
Die Versuche 38 bis 42 lieferten uns
die Beweise, daas sowohl die Kalk- wie
Nach 1 stündigem Extrahiren
Nach einer weiteren Viertelstunde
18,38 pCt.
0,18 „
Alkaloid: 18,56 pCt.
« 18,74 pGt. Alkaloid nach Abzug des
zugesetzten Brucin und Strychnin.
die Ammoniak-Methode unter den voraus-
geschickten Modificationen bei Extract.
Strychni anwendbar seien. Beobachtet
wurde nur, dass bei der Titration die
Endreaction weniger scharf eintrat , wie
bei den anderen !&tracten, und dass sich
das Tüpfeln auf empfindlichem Beagens-
S»apier als Controle nebenher bewwrte;
iBmer dass sich während der Extraction
Alkaloidkrystalle in i&c AetherlOsung
ausschieden und dass diese, nm sie schliess-
lich alle zu gewinnen, in Weingeist ge-
28
löst werden musaten. Wie schon früher,
hatte auch hier die Kalk -Methode vor
dem Ammoniak -Verfahren den Vorzug,
durch reinere Alkaloidlösungen die £nd-
reaction beim Titriren leichter erkennen
zu lassen.
Die vorstehenden Erfolge bere(5htigten
zu dem Schlüsse, dass der eingeschlagene
Weg wohl geeignet sei, den Alkaloid-
gehalt in den narkotischen Extracten
ziemlich genau zu bestimmen; sie setzten
aber auch ein sehr exactes Arbeiten, vor
Allem ein vollständiges Aufschliessen des
Extractes voraus. Da durch ein zu rasches
Hinzumischen des Kalkes zur Extract-
lösung nnd die dadurch herbeigeführte
zu schnelle Wasserentziehung ein Theil
43) 2,0 Aconit-Extract, |
2 ccm Normal -Ammoniak, i
10,0 Aetzkalkpulver, '
44) 2,0 Belladonna -Extract, 1
2 ccm Normal-Ammoniak, j
10,0 Aetzkalkpulver, '
45) 2,0 Hyoscyamus- Extract, j
2 ccm Normal -Ammoniak, j
10,0 Aetzkalkpulver, )
46) 1,0 Strychnos- Extract,
2 ccm Normal-Ammoniak,
10,0 Aetzkalkpulver,
Wie der Vergleich zeigt, erhielten wir
dieselben Werthe wie vordem, so dass
wir annehmen durften, dass die Anwend-
ung von Ammoniak oder Kalk, oder
beide gemeinsam sämmtliches Alkaloid
zur Extraction geeignet machen. Die
kleine Differenz bei Extractum Hyos-
cjami erklärt sich daraus, dass, als wir
nach mehreren Monaten diese die Vor-
arbeiten abschliessenden Versuche vor-
nahmen, nicht mehr das früher von uns
benützte Präparat am Lager war. Wir
hatten leider übersehen, für unsere Unter-
suehungszwecke eine Probe zurückzu-
behalten.
Der ganze Entwickelungsgang der im
nächsten Kapitel aufzustellenden Methode
zur Alkaloidbestimmung in den narkoti-
schen Extracten spielte sich natürlich
nicht so glatt ab, wie wir ihn in Vor-
stehendem schilderten. Um aber nicht
zu viel Baum in Anspruch zu nehmen
und den Leser nicht zu ermüden, be-
schränkten wir uns auf das zum Verständ-
Alkaloid hätte unaufgeschlossen und da-
mit unextrahirbar bleiben können, klaub-
ten wir, trotzdem die Besultate des Kalk-
und Ammoniak- Verfahrens übereinstimm-
ten, auch diese Frage noch durch be-
sondere Beweise beantworten zu sollen.
Wir lösten zu diesem Zwecke das be-
treffende Extract in Normal -Ammoniak
und vermischten dann mit Kalk, so dass
die Alkaloidsalze durch das Ammoniak
aufgeschlossen wurden und dem Kalk
nur die Mission zufiel, Wasser und Farb-
stoff aufzunehmen und das aufgeschlossene
Alkaloid durch feine Vertheilung extrac-
tionsf&hig zu machen.
Die folgenden Versuche zeigen, was
wir damit erreichten:
= 1,279 pCt. Alkaloid.
Vergl. Versuche: 28-80. ,
= 1,156 pCt. Alkaloid.
Vergl. Versuche: 17, 18, 20, 21, 25.
= 0,766 pCt. Alkaloid.
Vergl. Versuche : 34—36.
= 18,74 pCt. Alkaloid.
Vergl Versuche: 38—42.
nisse Notwendige. Wir glauben darin
eher zu Viel, wie zu Wenig gethan zu
haben, und werden uns daher gestatten,
die Methode in ihrer praktischen An-
wendung so kurz wie nur möglich im
folgenden Absatz zu behandeln.
II.
Der sich aus vorstehendem Kapitel er-
gebende Untersuchungsgang kann in vier
Perioden eiogetheilt werden und zwar:
1. Aufschliessen des Alkaloides,
2. Extrahiren mit Aether,
3. Abdampfen der ätherischen Lös-
ung,
4. Titriren.
Von den vier Nummern verlangt die
dritte die grösste Aufmerksamkeit und
demnächst die erste. Wir werden nicht
verfehlen, bei der nun folgenden Methode
das Verfahren genau zu beschreiben, und
glauben, dass zum Gelingen dann nur
noch das gewissenhafte Einhalten des
29
von uns vorgezeichneten Weges noth-
wendig ist.
Da das Extraetum Stryehni eine etwas
andere Behandlung erfordert, muss hier-
für ein besonderer Untersuchungsgang
normirt werden.
a) Untersuchung von Extraetum Aco-
nit! ^ Belladonnae, ConiL Hyoseyami
auf den Alkaloid-Uehalt
0,2 Galcariae eausticae e marmore
verreibt man mit
3,0 Aquae destillatae,
löst darin
2,0 Extraet
und vermischt damit recht sorgfältig
10,0 Galcariae eausticae e marmore,
die man vorher zu Pulver rieb.
Man bringt die Mischung in einen unten
mit Watte verschlossenen Extractions-
Apparat ^), setzt ein Drei r Öhrensystem auf
und fügt in eine Eochflasche ein, welche
ungefähr
30,0 Aether
enthält.
Man klemmt nun die Eochflasche des
Apparates in einen Halter ein , bringt
sie über ein nicht zu heisses Wasserbad
und regulirt den Gang der Extraction
dadurch, dass man die Entfernung zwi-
schen dem Wasserbade und der den
Aether enthaltenden Eochflasche vermin-
dert oder vermehrt.
Bei Extraetum Aconiti, Belladonnae
und Hyoseyami extrahirt man 30, höch-
stens 45 Minuten, während Gonium- Ex-
traet mindestens 2 Stunden bea^prucht.
Der Vorsicht wegen extrahirt man mit
Aether stets ein zweites Mal, falls durch
die erste Extraction auch bei Einhaltung
der vorgeschriebenen Zeit nicht alles
Alkaloid gewonnen worden wäre. Diese
zweite Lösung dampft man für sich ab
und controlirt auf diese Weise den Er-
folg der ersten Extraction.
Die ätherische Alkaloidlösung giesst
man in ein nicht zu kleines tarirtes
Porzellanschälchen, die Eochflasche 2 bis
3mal mit etwas Aether nachspülend, setzt
1 com Aquae destillatae
zu und verdunstet vorsichtig über dem
zur Extraction benützten Wasserbade
») Pharm. Centralli. 1886, S. 273.
bei höchstens 30 ö, wobei zu vermeiden
ist, dass in der Nähe mit Ghlorwasser-
stoS*-, Salpeter- oder Essigsäure, überhaupt
einer flüchtigen Säure gearbeitet wird.
Man unterstützt die Aether Verdunstung
durch Blasen mit dem Mund, dampft
bis zu einem Gewicht von
1,5
ab, setzt, um das Alkaloid zu lösen
0,5 ccm Spiritus diluti
zu und verdünnt mit
10 ccm Aquae destillatae.
Nach Hinzufügung von
gtt. 1—2 Bosolsäurelösung (1:100
Spir. dil.)
titrirt man mit
q. s. Hundertstel - Normalschwefel-
säure
und berechnet aus dem Verbrauche die
Alkaloidmenge nach folgenden Gleich-
ungen :
1 nnrr. i 0,00289 Atropiu,
Hundertetel- ^'^^^^^ Hyoscyamin,
Mundertsiei- <. o,00533 Aconitin,
Normalsaure « ( o;o0127 Goniin,
Wie sich schon aus den Mittheilungen
des vorigen Eapitels ergiebt, könnte die
Methode dahin abgeändert werden,
1,0 Extraet
in
2,0 Normal -Ammoniak
zu lösen,
10,0 Galcariae eausticae e marmore
pulv.
unterzumischen und die Mischung wie oben
zu behandeln.
Die erstere Methode praktisch angewandt
lieferte folgende Besultate
bei Extraetum Belladonnae:
47)
1,170 pCt.
Alkaloid,
48)
1,184
J»
»
49)
1,163
»»
j»
50)
1,170
»»
1?
51)
1,156
J>
»»
52)
1,142
)9
»»
63)
1,156
V
?»
54)
1,142
»)
j>
55)
1,156
V
»j
56)
1,170
>»
»»
57)
1,184
n
j»
58)
1,170
»
»
59)
1,170
n
>j
30
bei Extractum Aconiti:
60) 1,305 pCt Alkaloid,
1,252
61)
62)
63)
64)
65)
1,279
1,252
1,279
1,279
n
n
11
11
II
«
I»
1»
11
11
bei Extractum Hyoscyami:
66) 0,780 pCt. Alkaloid,
0,766
67)
68)
69)
70)
71)
0,766
0,751
0,751
0,766
>»
»
»»
1»
11
1?
»»
>l
II
1«
bei Extractum Conii:
72) 0,609 pCt. Alkaloid,
0,597
0,622
0,622
0,597
0,589
«
»
»
j>
73)
74)
75)
76)
77)
Die an der Spitze dieses Kapitels
stehende Methode hätte damit ihre Feuer-
probe bestanden ; sehen wir nun, was sie
in ihrer Modification beim Nachweis von
Brucin und Stryehnin leistet.
b) UntersachuHg ron Extractum
Strychni auf den Alkaloid -Gehalt.
0,2 Galcariae causticae e marmore,
1,0 Extracti Strychni
verreibt man möglichst fein mit einander,
setzt
3,0 Aquae destillatae
zu und miscnt schliesslich recht gleich-
massig
10,0 Galcariae causticae e marmore
pulv.
unter.
Genau wie bei der Methode a extra-
hirt man die Mischung mit
30,0 Aether
IV2 bis 13/4 Stunde lang, controlirt durch
eine zweite Extraction den Erfolg der
ersten, bringt die ätherische Alkaloid-
lösung in ein nicht zu kleines tarirtes
Porzellanschälchen, spült die Kochflasche,
um das ausgeschiedene Alkaloid zu lösen,
2mal mit Weingeist und schliesslich noch-
mals mit Aether nach, fügt
1 ccm Aquae destillatae
hinzu und verdunstet vorsichtig bei einer
Temperatur von höchstens 30^ and unter
den bei a angegebenen Gautelen bis zu
einem Gewicht von
1,5.
Man setzt nun
0,5 ccm Spiritus diluti
zu, verdünnt mit
10 ccm Aquae destillatae
und titrirt nach Hinzufügung von
gtt. 2 Bosolsäurelösung (1 : 100 Spir.
dil.)
mit
q. s. Zwanzigstel - Normalschwefel-
säure.
Wie schon früher erwähnt, tupft man,
da die Endreaction nicht sehr scharf
eintritt, zur Gontrole derselben etwas
der Flüssigkeit mittels Platindrahtes auf
empfindliches blaues Lackmuspapier und
fährt mit dem Säarezusatz so lange fort,
bis hier Böthung wahrgenommen wird.
Man kann hierdurch den Neutralisations-
punkt sehr genau einstellen.
1 ccm Zwanzigstel -Normalsäure ent-
spricht, was hier wiederholt sein möge,
0,0182 g Alkaloid.
Ganz wie bei den anderen Extracten
könnte die Methode dahin abgeändert
werden, dass man
1,0 Extracti Strychni
mit
3 ccm Normal -Ammoniak
anrührte, dann
10,0 Galcariae causticae e marmore
pulv.
zumischte und im Uebrigen wie oben
verfiihre.
Die Anwendung der ersteren Methode
lieferte folgende Kesultate:
Alkaloid
78) 10,3 ccm H2SO4 ^^^ - 18 74 pCt.
79) 10,4 „ „ „ =18,92
80) 10,3 „ „ „ =18,74
81) 10,2 „ „ „ =18,56
82) 10,25 „ „ „ = 18,65
Die beim Strychnos-Extract gefundenen
Werthe sind gleichmässiger, wie wir sie
bei den anderen Extracten erzielten; aber
wir hatten, was wohl zu berücksichtigen
ist, die zehnfache Menge Alkaloid vor uns.
Im grossen Ganzen dürfen wir, ohne
unbescheiden zu sein, sagen, dass die
von uns ausgearbeitete Untersuchungs*
methode ihrem Zwecke entspricht und
die Mittel an die Hand liefert, die nar-
n
»»
n
»>
31
kotisehen Extracte aaf ihren Werth zu
prüfen.
Sie lässt «dabei, wie dies nicht anders
sein kann, unberührt, ob der Minder-
gehalt an Alkaloid von einer ungenügen-
den Bereitungsweise oder von einer Fälsch-
ung herrührt, und kommt erst zur Gelt-
ung, sobald wir von den in Frage stehen-
den Präparaten, ähnlich wie beim Opium,
einen bestimmten Gehalt an Alkaloid
beanspruchen.
Man wird der Methode vorwerfen kön-
nen, dass sie umständlich und nicht von
Jedermann ausjführbar ist. Wir können
dem allerdings nicht widersprechen und
gesteben zu, dass derartige Arbeiten nur
von geübten Analytikern ausgeführt wer-
den und nicht bei. jeder Apotheken-Re-
vision zur Anwendung kommen können.
Wenn wir uns aber erinnern, dass die
Verhältnisse bei Opium ganz ebenso liegen
und dass man andererseits Chemikalien,
welche in ihrer therapeutischen Bedeut-
ung sehr oft hinter den Extracten zurück-
stehen, mit grosser Peinlichkeit prüft,
so wird nur die Sicherheit der Methode
in Betracht kommen können.
Nar reine Chemikalien zuzulassen, ist
gewiss ein hübsches Ziel, welches sich
unsere Pharmakopoen stecken; als un-
genügend muss es dagegen bezeichnet
werden, wenn sie sich bei den Extracten
mit dem Freisein von Kupfer begnügen
und alles Andere als selbstverständlich
voraussetzen. Die Wissenschaft giebt
sicherlich die Mittel an die Hand, die
pharmaceutischen Präparate ähnlich wie
die chemischen auf die hauptsächlichsten
Bestandtheile zu untersuchen, wenn auch
solche Prüfungen mühevoller sind und
mehr Geschicklichkeit erfordern.
In unserem Bestreben, die pharma-
ceutischen Präparate in Bezug auf Con-
trole auf eine ähnliche Stufe wie die
Chemikalien zu bringen, reebnen wir auf
die Unterstützung und Zustimmung aller
Apotheker.
üeber die Zusammensetzung
der Pilulae aloöticae ferratae
(Pilulae Italicae nigrae).
.Italienische Pillen, entnommen aus
einem Leipziger pharmaceutischen Ge-
schäfte, wurden mir eingehändigt, ihre
Zusammensetzung zu prüfen, da ihre
Wirkung von derjenigen der nach Vor-
schrift der Pharmacopoea Germanica be-
reiteten Pillen anfallend abweiche. Von
letzteren genügten seit Jahren z. B.
einem Manne 2, höchstens 3 Pillen, um
einen normalen starken Stuhlgang zu er-
zeugen, während die Leipziger Pillen
selbst bei doppelter Anzahl, sogar auf
einmal genommen, ohne Wirkung blieben.
Diesen Umstand konnte ich auf dem
physiologischen Wege nur constatiren,
auch die chemische Untersuchung ergab
ebenfalls eine auffallende Differenz und
liess die Wahrnehmung machen, dass in
den Leipziger Pillen nicht die officinelle
Capaloe, sondern eine Art gewöhnlicher
Sucotrina-Aloe vertreten sei. Letztere
liess sich theils an grösserer Auflöslieh-
keit in Wasser und an dem Gehalt eines
höchst dunkelrothen Farbstoffes erkennen.
Auch das Verhalten sowohl gegen abso-
luten Weingeist, wie gegen Wasser bei
einer Wärme von 60 bis 70 o C. erwies
sich als auffallend entgegengesetzt dem
entsprechenden Verhalten der officinellen
Pillen.
Mit dieser Mittheilung erlaube ich mir
daran zu erinnern, nur die officinelle
Cap-Aloe, Aloe lucida, zu den ita-
lienischen Pillen zu verwenden, diese
am besten mit eigener Hand darzustellen
oder aus einer sicheren (!) Hand zu
entnehmen.
Der Uebersender der Pillen, ein Apo-
theker, hatte in Folge Abgabe dieser
Leipziger Pillen mehrere unangenehme
Auftritte mit seinen Kunden durchzu-
machen. Wahrscheinlich hatte der eine
Kunde den anderen auf den Wirkungs-
mangel dieser Pillen aufmerksam ge-
macht, doch glaubte der Apotheker im
Rechte zu sein, nur gute Pillen abge-
geben zu haben, da er dieselben aus
sehr guter Hand bezogen zu haben
glaubte.
Es liegt auch die Wahrscheinlichkeit
vor, dass der Anfertiger der Pillen die
Absicht hatte, eine sehr gute Aloe zu
denselben zu verwenden, er sich jedoch
in der Aloe -Art irrte. ^ ^^^^^
32
Beobachtung an Spiritus Sinapis.
Von Dr. E. Mylius.
Bei Gelegenheit der NeufuIIuDg einer
kleinen Hausapotheke fiel mir der nur
schwach senfartige, mehr stinkend lauch*
artige Geruch eines noch vorhandenen
Bückstandes von Spiritus Sinapis auf.
Da ich mich erinnerte, an älteren Senf-
spiritusproben schon ähnlichen Geruch
wahrgenommen zu haben, schien mir der
Umstand fiir die Praxis insofern interes-
sant, als er auf Veränderungen im Senf-
spiritus schliessen und dessen unbegrenzte
Haltbarkeit zweifelhaft scheinen liess. In
der That gab dieser Best Spiritus Sina-
pis beim Abdampfen unter der Luft-
pumpe neben Schwefelsäure einen öligen
Bückstand, der, bis zur Verflüchtigung
noch vorhandenen Senföls schwach er-
wärmt, einen laucharti^en Geruch und
etwas lauchartig scharen, dabei anis-
artigen Geschmack besass, nicht erstarrte
und bei stärkerem Erhitzen sich rauchend
verflüchtigte. Es war seinen Eigen-
schaften nach halbgeschwefeltes
Allylurethan CS j^^^Hs-H ^^Iches
demnach sich nicht nur beim Erhitzen
von Alkohol mit Senföl auf 110®, son-
dern schon bei gewöhnlicher Tempera-
tur im Laufe der Zeit bildet. Für die
Praxis dürfte sich daraus der Schluss
ergeben, dass man vom Spiritus Sinapis
nicht überflüssig grosse Vorräthe halten
sollte.
Outtaperchamull.
Herr Apotheker Hellwig in Berlin sendet
nns als Nenheit eine Probe seines Gatt apercba-
muUs, ein- und zweiseitig gestrichen. Nach
von anderer Seite uns zugegangenen Mit-
theilungen ist dieser Guttaperchamull von
Beiersdorf zuerst hergestellt worden. Ist
also das vorliegende Fabrikat auch nicht als
ganz neu anzusehen , so ist es doch jeden-
\ falls werth , in weiteren Kreisen bekannt
zu werden. Es repräsentirt ein auf hydro-
philen VerbandstofiF aufgewalztes Guttapercha-
papier und dürfte vielfach mit Freuden he-
grüsst werden, da es dauerhafter und schmieg-
samer ist als das Guttaperchapapier selber,
also die Yortheile desselben besitzt, ohne
dessen bekannte Nachtheile zu haben. Ins-
besondere die leichte Auf bewahrbarkeit und
die Billigkeit dürften diesem neuen Verband-
mittel bald manche Freunde erwerben.
—di,
Oleum cinereum.
Dieses in neuerer Zeit in Form hjpoderma-
tischer Einspritzungen gegen Syphilis mit
Erfolg angewandte Oel ist , wie leicht zu er-
klären, eine Quecksilber-Extinction. Zu dem
Zwecke werden gleiche Theile Fett und
Quecksilber verrieben bis zur vollständigen
Eztinction; dann wird sehr allmälig fettes
Oel, und zwar so lange zugesetzt, bis das
dickflüssige Gemisch einen Gehalt von 20pCr.
]IIi§cellen.
oder, wenn man lieher will, von lOpCt. hat.
— Nach Prof. Dr. Lang soll dieses Oleum
cinereum (Hydrargyri), in Dosen von 0,1 bis
0,2 ccm täglich oder zwei täglich subcutan
injicirt, ein ziemlich rasches Verschwinden
syphilitischer Symptone bewirken, wesentlich
rascher als nach anderen Behandlungs-
methoden. Diese Injection soll sehr g^t von
dem Patienten vertragen werden; sie soll
indessen an solchen Stellen, die früher jodirt
waren , möglichst nicht applicirt werden , um
die Bildung von Jodquecksilber auszu-
schliessen. Deutsch. Med, Zeit.
Salbenbl&ttchen.
In England wird jetzt eine neue Salben -
form benutzt, deren feste Basis aus einem
Gemenge von Cacaobutter, Wachs und Oel
oder Lanolin besteht und welche in Gestalt
kleiner runder Plättchen direct auf diejenigen
Körperstellen , woselbst die Einwirkung des
in den Scheibchen enthaltenen medicamen-
tösen Stoffes nöthig ist, gelegt werden. Wird
über eine solche Stelle Heftpflaster gelegt^ so
haben wir damit ein Mittel in der Hand, um
bei gewissen Krankheiten der Haut das Medi-
cament längere Zeit wirken lassen zu können,
da die Blatt chen nur sehr langsam schmelzen.
Insbesondere bei Verwendung von Chrysarobin
wird diese Salbenform sehr empfohlen.
Tktreh Zeüsckr, d, Oest, ApoiJi, - Ver,
33
Cocainwolle.
K. Edler empfiehlt in Folge der so viel*
seitigen Änveiidiing des Cocains, dieses zur
bequemeren Dosirung in Charpiebanmwolle
absorbirt zu verabreicben. Er scblSgt folgende
Znbereitangen vor, za denen eine 3proc.
Cocainlosang zn verwenden ist.
Ein&che Cocainwolle. 1 Tbeil Cbarpie-
banmwollo wird mit 1 Tbeil einer 3proc.
Cocainlosang getränkt und getrocknet.
Cocainwolle mit Morphin (gegen Zahn-
schmerz and Ohrenreissen). 30 g Charpie-
banmwoUe werden getrankt mit 30 g einer
3proc. Cocainsolntion, in welcher 0,7 g Mor-
phinanlfat gelöst wurden.
Borsaare Cocajfiiwolle (gegen Brandwunden).
30 g 2proc. Cocainwolle, 1,9 g Borsäure, 4 g
Gljcerin, 1,2 g Carbolsäure, 30 g Charpie-
baumwoUe. Die Borsäure wird in Glycerin
und in der Cocainsolntion gelöst, die Carbol-
säure zngefttgt und die Wolle nun getränkt.
Durch Zeitschr. d. Gest. Apoih.- Ver.
BiecliBalz.
Biechsalz kann leicht ex tempore dargestellt
werden, wenn man 2 Tb. grob gepulvertes
Ammon. hjdrocblorat. mit 1 Th. Kalium
carbon. pur. mengt, das Biechfläschchen da-
mit nahezu fallt und die Oberfläche mit Watte
fest bedeckt. Auf diese tröpfelt man ein he*
liebiges Parfüm, am besten eine alkoholische
Lösung Ton Heliotropin und schliesst dann
das Flaschchen mit gutem Glasstöpsel.
Amerik. Pharm. Rundechau,
Alkaloidd in altem Mehl.
Bäüaud hat aus altem Mehl (Termuthlich
als Zersetsungsproduet« des Klebers) alkaloid-
artige Körper extrahirt durch Extraction der
nicht getrockneten Mehle mit kochendem
Aether, und Behandeln des Aetherextractions-
rnckstandos mit etwas saarem Wasser. Diese
Flfissigkeit giebt Alkaloidreactionen. Schon
bei 1 Jahr altem Mehl sind diese Reactionen
zu erhalten, mit 2 bis 3 Jahr altem Mehl
sehr deutlich. s.
Arehiv€8 de Pharmacie 1886, 254.
far Eisenindustrie „Iron*' unter anderem
Folgendes : Der Mensch besteht aas 13 Grund-
stoffen, Yon denen 5 gasformig und 8 fest sind.
Der Hauptbestandtheil ist Sauerstoff. Ein
Normalmensch ron 70 kg Gewicht enthält
44 kg Sauerstoff, welche unter gewöhnlichen
Verhältnissen einen Raum Ton 28 cbm ein-
nehmen wärden. Femer birgt besagter
Mensch 6 kg Wasserstoff, welche in freiem
Zustande einen Raum yon 80 cbm fällen
würden. Die drei übrigen Gase sind Stick-
stoff (1,72 kg), Chlor (0,8 kg) und Fluor
(0,1 kg). An festen Stoffen enthält der Nor-
malmensch 12 kg Kohlenstoff, 800 g Phos-
phor, 100 g Schwefel, 1750 g Calcium, 80 g
Kalium, 70 g Natrium, 50 g Magnesium und
45 g Eisen. Edelmetalle birgt der mensch-
liche Körper nicht.
Ihtrch med.'ühir. Bundschau,
Chemische Zusammeiuietzung
des Menschen.
lieber die chemische Zusammensetzung
des Menaehen bringt das englische Journal
üeber die Bedeutong der
Pflanzendnnen.
Yon Professor Dr. Fram wm Höhnd in Wien.
Eine Handelswaare yon steigender Bedeut-
ung , welche als Polstermaterial und aur An-
fertigung von Putzgegenständen in den Tro*
penländern schon längst angewendet wird,
sind die Pfianzendunen, welche im Verkehre
unter den verschiedensten Namen vorkom-
men. Sehr gebräuchlich sind die Ausdrucke:
Kapok, Simool, Bandoe, Bandoekapok, femer
deutsch :Ceibawolle,WoUbaumwolle, Bombaz-
wolle ; französisch : idridon vegetaHe, duvel,
caton soyeuXy ouatte vegiiale; englisch: atSk-
coUcn, simool cotton, vegetable wool, tree-
cotton, ratßCoUon. Die Kapokwolle ist ent-
schieden das beste pflanzliche Stopf- oder
Polstermaterial und stehen die besseren Sor-
ten den echten Dunen an Elasticität und
Leichtigkeit nicht viel nach, wovon ich mich
durch einige Versuche iiberzeugte. Der
Werth der Kapokfaser ist aber auch schon in
einigen aussertropischen Ländern zu voller
Würdigung gelangt , so namentlieh in Hol-
land und Südaustralien.
Die KapokwoUe besteht aus 0,5 bis 2 cm
langen, seidenartig glänzenden Fasern von
gelblich weisser bis brauner Farbe. Vermöge
ihres Qlanzes, ihrer Kurze und Färbung
unterscheidet sie sich leicht von der Baum-
wolle. Die sichere Unterscheidung beider ist
deshalb von Wichtigkeit, weil nicht nur ver-
suchsweise Kapok zusammen mit Baumwolle
versponnen wurde, sondern auch umgekehrt
34
Banmwollabfdlle schon als VerfaUchuDg Ton
Kapok vorkommen. Allein während sich die
Eapokfaser (wegen ihrer Steifheit und Kürze)
kanm zum Verspinnen eignet, ist auch die
Baumwolle als Polstermatenal nicht verwend-
bar. Es geht- dies schon daraus hervor, dass
letztere bei gleicher Pressung ein mehr als
dreimal so grosses Volumengewicht hat als
die Kapokfaser ; sie ist eben zu wenig steif
und elastisch.
Dass die Kapokfaser bedeutend billiger zu
stehen kommt, als die thierischen Polster-
materialien, ist naturlich. Der Preis wechselt
je nach Güte und Reinheit für das Kilogramm
etwa von 1/2 bis 2 Jf.
' Die Kapokwolle kommt hauptsächlich aus
Java, Indien und Ceylon. In Java ist die
Kapokerzeugung schon in eine Art System
gebracht und wird gegenwärtig aus Java nur
gereinigte Waare, und zwar in 3 Nummern,
versendet. Nr. 1 ist die ,, extra reine, '^ Nr. 2
die n best gereinigte,* Nr. 3 die „gereinigte^
Waare. Nr. 1 ist ganz reine, samenfreie Faser
utid wird mittels Maschinenarbeit gewonnen ;
Nr. 2 wird durch Handarbeit gewonnen und
enthält nur einzelne Samen, während Nr. 3
reicher an solchen ist und auch noch Knoten
und Fruchtschaltheile enthält. Die maschi-
nelle Reinigung geschieht in den sogenannten
Kapokmühlen, deren es auch in Australien
schon giebt.
Die Pflanzendunen stammen von den
Früchten einiger Wollbäume oder Bomba-
oeen , und zwar von den vier Gattungen :
Bombax, Eriodendron, Ochrama und Chori»
sia. Ein ähnliches Produet liefert auch
Coehlospermum Qossypium in Indien, eine
Pflanze zweifelhafter Stellung, welche bald
zu den Bombaceon, bald zu den Bizaceen
oder Temströmiaceen gerechnet wird.
Die wichtigste Stammart ist Eriodendron
anfractuosum 2>. C, ein Baum, welcher in
verschiedenen Varietäten fast in der ganzen
Tropen weit theils wild , theils. als Zierbaum
gepflanzt vorkommt. . Bombax Ceiba und
Ji^dphyllüm sind amerikanische Kapok-
bäume. In Westindien liefert Ochroma La-
gapus Sto. . ein ähnliches Produet. Bambckc
guinense und malabaricufn sind afirikantsche
Vertreter; letztere Art kommt auch in Ost-
indien vor.
Die Angaben in der Literatur über die
Natur der Kapokwolle sind nicht richtig;
denn das in Rede stehende Produet ist nicht,
wie die Baumwolle, das Samenhaar und auch
nicht ausschliesslich das Fruchthaar der
Wollbäume.
Mikroskopisch lassen sich die Kapokfasem
nicht nur leicht von den übrigen Fasern,
namentlich der Baumwolle und den Pflanzen -
seiden , unterscheiden , sondern auch theil-
weise unter einander.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass die
Wollbäume überhaupt zu den technisch
interessantesten Gewächsen der Tropen ge-
hören. Der Bast dient in den Tropen statt
Hanf. Die Samen, welche bei der Reinigung
der Wolle abfallen , haben einen ähnlichen
Werth zur Oelfabrikation, wie die Baumwoll-
samen, das leichte Holz wird als Korkholz
ausgenützt, und es ist immerhin möglich,
dass die Kapokwolle auch als Textilfaser
späterhin Anwendung finden könnte.
Dingl. pölyl, Joum.
ie Thamasschlacke.
In einem zu Celle gehaltenen Vortrag be-
schreibt der Gommerzienrath Meyer, Director der
Ilseder Hütte, den Entphosphorungsprozess wie
folgt: ^^Das zu entphosphomde ^heisen wird
zuerst sehr heiss eingeschmolzen, dann in ein
sich um seine Axe drehendes Geföss, den Con-
vertor, geleitet, welches mit einer basischen
feuerfesten Masse ausgefüttert ist. Der Converter
hat einen ei^enthümiich durchlöcherten Boden,
welcher durch eine Rohrleitung niit einer kräf-
tigen Gebläsemaschine in Verbindung steht. Für
den Prozess wird in den Convertor zunächst
ganz frisch gebrannter Kalk gegeben, dessen Ge-
wichts verhä^tniss sich nach dem Phosphorgehalt
des Roheisens richtet, in der Re^el 16 bis m
Pfund auf 1 Centner Roheisen, dann wird der
Convertor gedreht, so dass die obere Mündung
und der Boden in einer Horizontale liegen, das
flüssige Roheisen hineingeleitet, dann die Ge-
blfisemaschine in Betrieb gebracht und nunmehr
dem Convertor eine vertikale Stellung gegeben.
Der Luftdruck, den die Gebläsemaschine ausübt,
muss stark genug sein, um das Eintreten des
sehr dünnflüssigen Eisens in die Lücher des
Bodens zu verhindern und um den Widerstand
der schweren flüssigen Masse gegen das Durch-
strömen der Luft übenvinden zu können. Bei
der hohen Temperatur des Eisenbades verbrennt
die durchströmende Luft nun zunächst die iin
Eisen befindlichen anderen fremden KOrper, na-
mentlich den Kohlenstoff, und erst, nachdem
dieser verbrannt ist, den Phosphor, und zwar
mit solcher Vehemenz, dass die Temperatur der
Schmelzmassen um 600 bis iXlO^. erhöht wird,
so dass auch der zugegebene Kalk in Fluss ge-
räth und sich mit dem Verbrennungsprodukt
des Phosphors, der Phosphors&ure, zu phosphor-
saurem Kalk verbindet, welcher als Schlacke
obenauf schwimmt. Durch diesen Prozess wird
35
der Phosphor fast ganz beseitigt, so dass z. B.
in der Peiner Hfltte, welche ein Roheisen mit
3 pCt. Phosphor verarbeitet, im fertigen Pro-
dukt nicht mehr als 0,04 bis 0,06 Phosphor ent-
halten ist, so dass also ca. 98 pCt. des Phosphors
entfernt werden. Nach Beendigane des Prozesses
wird die obenanfschwimmende Schlacke, welche
den phosphorsanren Kalk enthält» in einen
Wagen ^gössen nnd nach dessen Entfernung
das flüssige gereinip;te Eisen in eine Giesspfanne
gegeben und in eme besondere GiesshaUe ge-
bracht. Die Blasezeit, d. h. der eigentliche
Prozess, währt ca. 15 Minuten, und die Dauer
aller Manipulationen einer Charge 45 bis 50 Mi-
nuten, so dass in der Schicht bei guten Be-
triebsemrichtongen 14 bis 15 Chargen Terblasen
werden kennen. In Peine besteht Jede Charge
aus ca. 190 Centner Eisen, und der Kalkzuschlag
beträgt pro Charge ea. 36 Centner. Die Schlacke,
welche nach dem Erkalten eine feste Masse
bildet, zerfiült nach einiger Zeit an der Luft
und Usst sich dann leichter zerkleinern, 'als in
frischem Zustande." — Es werden in Deutsch-
land jetzt monatlich ca. 1 Million Centner Boh-k
eisen nach obigem Verfahren veredelt. Dies
Eisen dürfte einen durchschnittlichen Phosphor-
gehalt von 2i/i pCt. haben, demnach kann man
Ö>. den Gewinn an abfallendem Phosphor pro
onat auf 20000 Centner oder ca. 45000 Centner
Phosphorsäure schätzen. Da die Thomasschlacke
mit ca. 18 bis 21 pCt., durchnittlich 20 pCt.,
Phosphorsäure eewonnen wird, entspricht dies
einer JahresproCmktion von 2 Millionen 700000
Centner Schlacke. — Rechnen wir den Durch-
schnittsgehalt einer Eömeremte pro Morgen auf
10 Phosphorsäure (hoch angenonunen), so reicht
die Thomasschlacke zum Ersatz der Phosphor-
säure auf 5Vi Millionen Morgen Halmfrüchte.
Es wird jedoch erst Vs ^^^ zur Entphosphorung
geeigneten Roheisens Deutschlands entphosphort
— so dass nach allgemeiner Einführung des
Verfahrens 16 Vi Millionen Morgen Halmfrüchte
versorgt werden können.
Zeitschr. d, landw. Centr.- F. 1886, 12,
r- r* '^ '•*
r ^ ^\.r . t
Offene CorrespoBdesB.
G» tu B« Als Bestandtheile des Pinguin,
spedfisches Heilmittel gegen Tuberkulose von
Cr. Marpmanny werden m einer Zeitungsreclame
angegeben: Leberthran, Peptone, Pancreaspro-
ducte, Alantol, Alantsäure, Clsaurer Kalk, phos-
phorsaurer Kalk, Taurocholsäure, Salze etc. Preis
pro Flasche IJf 60^. (Taxwerth). Sie sehen
hieraus, dass es gar nicht leicht ist, ein Heil-
mittel gegen Tuberkulose zu construiren; wer
weiss, was noch hinter dem etc. sich verbirgt
ond wieviel etc. in dem Pinguin enthalten ist.
Nach Angabe der Annonce ist das Pinguin zum
Patent angemeldet. Abgesehen davon, dass
Hedicaxnente bekuintlich nicht patentfähig sind,
sondern nur das Verfahren ihrer Darstellung,
ist aufrichtig zu hoffen, dass das Verfahren zur
Darstellung des Pinguins nicht patentirt werden
mOge. Neu ist übngens ein derartiges mixtuni
compositum keineswegs. Vergleichen sie ge-
fälligst Pharm. Centrsüh. äS» Sd2, woselbst sie
dieselben Medicamente als Bestandtheile für
einige amerikanische Geheimmittel ebenfalls an-
g^eben finden. Ob der Erfinder des Pinguin
mit dem Autor der Schriften: Allgemeine Be-
trachtungen über Spaltpilz-Infectionskrankheiten,
SpedeUe Vntersucnungen über Tuberkulose
und deren Heilung, sowie: Die S^alt^ilze
von Marpnumn identisch ist, wissen wir nicht,
möchten es aber kaum glauben.
ifagfui. F. J. in T. (Rumänien). Für Ihre
Zwecke dürften sich empfehlen: mediew, An-
leitung zur qualitativen und quantitativen Ana-
lyse; Behrens, Hülfsbuch für mikroskopische
Untersuchungen ; Flüekiger und Tsehirch, Grund-
riss der Pharmakognosie.
W» B. in W« Die Beantwortung Ihrer An-
fragen beb'eflend die Prüfung des Cocains mit
^hwefelsänre nnd mit Kaliumpermanganat
finden Sie im vor. Jahrg. unsr. Bl. S. 140flg.
L, S* in T. Mit Roncocain wird ein Hau-
delsproduct des Grossbandeis bezeichnet, welches
UT Beindarstellang des Cocains nach Europa
importirt wird. Wie zu erwarten war, ist die
Darstellung des Cocains in dem Heimathlande
der Coca m die Hand genommen und werden
also in Zukunft ein grosser Theil der Fracht-
spesen für dieses Präparat gespart werden. Die
Einfahr nach Hamburg an Cocablftttem betrug
übrigens, wie wir erfahren, im Jahre 1886 noch
88,000 Kilo. Es sollen dagegen von mehreren
deutschen Finnen Abschlüsse erfolgt sein, dem-
zufolge dieselben in Zukunft nur noch das peru-
vianische Rohcocain in Verwendung nehmen
wollen. Der Preis für Rohcocain in Hamburg
betrug zuletzt etwa 80 Pf. per Gramm.
Apoth. H« in B. Um Schmutzwässer längere
Zeit so aufzubewahren, dass dieselben analysirt
werden können, also ihr Gehalt an Ammoniak,
Salpetersäure, organischer Substanz u. s. w. sich
nicht verändert nat , empfiehlt sich Chloro-
form. Dasselbe hebt die Selbstreinigung
der Wässer vollständig auf. Die ebengenannto
Selbstreinigung geschieht nach j^mt^'s Ver-
suchen ausschfiesslich durch die Thätigkeit von
Mikroorganismen und wird durch Einwirkung
von Luftsauerstoff durchaus nicht begünstigt.
Es scheint aber doch gar nicht unmöglich, dass
das Chloroform sich hierbei zersetzt und die
Menge der durch Silber fällbaren Chlorverbind-
ungen vermehrt.
Apoth, Dr, K« in A. Vergl. Sie über Ne-
rolin gef. Ph. C. 26, 509, nach neueren An-
gaben ist dasselbe der Methyläther des Naphtols.
Apoth. N. in F. (Finnland). Ein Lanolimen-
tum antirheumaticum werden Sie leicht com-
poniren können, wenn Sie in einer der Vor-
schriften^ die für ünguenta zu dem gedachten
Zwecke ja reichlich vorhanden sind, das Fett
durch Lanolin ersetzen, entsprechend den Ph.
C. 26, 596 hierüber aufgestellten Grundsätzen.
Fragen:
Was ist Diamant- oder Grillenpuder?
Wer liefert Maschinen zur Herstellung von
Medicinaloblaten ?
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M'L
Berlin, den 27. Januar 1887. Äil j1^
■ ■ ■ . ■ ■ - . .^ — I , , ... ■ ■ :
Der ganzen Folge XXVIIL Jaihrgang.
Inhalt: CMMile bb4 PlumB«ele: NeaM pbamiAeeatlscbM AUnnal. -^ Mlttbailnnffen ans dem phAnB«6«nU«ob6a
Laboratoriam der technitohen Hoohsehule In BrsQiieohweig: 30. Ueber den Nachweis der Carbelslnre. 31. Nonnal-
losangen für die Bestimmtinc der Carbolsinre al« Trlbrompbenol. — Die Löavng der Cbininprttfüngifhiffe. —
Myristica offlcinalis. — Llterfttsr ud Kritik« — Mlseelleai Berstellnng soharfer Hektographen -AbsOffe. — Be-
fümmnng des speciflicben OewIehU leicht löslicher Snbstansen. — Tiegel and Schalen ans nSckel. — Salzgehalt
der Seelnft — Geheimmittel. — Offene CorrcspOBdeas* — Imself ea«
.Ur~^j= II II aaaaga ■■ '" erssssass •• — •• ■ i, ■ ■»*■ "---aciss^j s — r-;--7T r r n.
Cbemle nnd Ptaarmaclee
Ifenes pharmacentischeB MannaL
Von Eugen JDieterich.
(Fortsetzung.)
Nachdruck untersagt.
Unguentmii extensam.
Steatinmn. Salbenmull.
Der «Salbenmnll^y d.h. ein unappre-
tirter, mit Salbenmasse gefüllter Mull, ent-
stand Tor ungefähr zehn Jahren , indem der
bekannte Dermatologe Unna in Gemeinschaft
mit dem Apotheker Dr. Mielck in Hamburg
die Idee 9 Salben, ähnlich wie Pflaster, auf
Stoffe zu streichen, ausführte.
Die Anwendung besteht darin , dass der
Mull aufgelegt, mit Ceresin - Seidenpapier
isolirt und mit Binden oder sonstwie be-
festigt wird. Die Besorption der Salbe geht
auf diese Weise ganz von selbst und gleich-
massiger yon statten, als dies durch Ein-
reiben erzielt werden kann.
Um Salbenmnlle schön gleichmässig zu
fabriciren, sind grössere maschinelle Ein-
richtungen nothwendig; kleinere Quantitäten
lassen sich aber auch in folgender Weise gut
kerstellen :
Man nässt ein entsprechend grosses Stfick
Pergamentpapier, legt dasselbe auf eine
gleichmässig glatte Tischfläche , streicht mit
einem Tuche glatt und trocknet hierbei alles
überflässige Wasser ab.
Man befestigt nun das zn füllende Stuck
Mull mit Copirzwecken auf dem Pergament-
papier und streicht die Salbenmasse, die
halb erkaltet sein muss , mit einem minde-
stens 75 mm breiten Borstenpinsel so gleich-
mässig, als dies möglich ist, auf.
Wenn alle Masse aufgetragen ist, glättet
man mit zwei elastischen Pflasterspateln,
die man durch Eintauchen in heisses Wasser
erhitzt und, um keine Zeit zu verlieren,
wechselt. Natürlich muss das anhängende
Wasser vor dem Glätten abgewischt werden.
Sobald man eine glatte Fläche erzielt zu
haben glaubt, entfernt man die Copirzwecken,
wickelt das eine Mull -Ende um ein gerades
Stück Holz oder Lineal und zieht den Salben-
mull vom Pergamentpapier ab. Man hängt
nun in kühlem Baum über eine Schnur, be-
legt mit Geresin- Seidenpapier und rollt auf.
Bei einiger Geschicklichkeit erzielt man
auf diese Weise eben so schöne Salbenmulle,
wie man seiner Zeit Sparadrape von grosser
38
Gleichmtoigkeii mit der Hand zu «treichen
im Stande war.
Da die Herstellung der Terscbiedenen
Massen sehr einfach ist, werde ich bei den
Vorschriften nur die Ingredienzen aufführen.
Ung^entam Bismathi exteHSam«
10 pCt.
Wismat - SalbenmoU.
70,0 Sebi benzoinati,
S0,0 Adipis n
10,0 Biamuti snbnitrici.
ÜDgaentain boricam extensnm.
10 pCt.
Bor-Salbenmall.
70,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis ^
10,0 Aeidi borici pulv.
Ungnentaiii earbolisatam extensom«
10 pGt
Carbol - SalbenmaU.
90,0 Sebi benzoinati,
10,0 Acidi carbolici.
Itagnentiini Ceniasae extensun.
30 pGt.
Bleiweiss - SalbenmnlL
60,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis „
S0,0 Cerussae.
Ungnentam Chrysarobini extensam«
10 pa
Chxysarobin - ßalbenmnll .
70,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis n
10,0 Chrysarobini.
Ungnentum dlaehylon exteusam.
Hebra's Salbenmoll. Bleipflaster -Salbenmnll.
50,0 Emplastri Lithargyri,
30,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis .
Ungaentum dlachylon bHlttmlciiin
extensnm«
10 pa.
Balsamischer Bleipflsster-SalbenmolL
60,0 Emplastri Litbi
80^ Sebi benzoimUi,
10,0 Adipis benzoiaati,
10,0 Baisami Pera?iani.
IJQgiieAtiiai diachyloB borieam
extensnm.
lOpGt
Bor-Bleipflaster -SalbenmaU.
60,0 Emplastri Lithargyri,
20,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis »
10,0 Acidi borici pulv.
Ungnentam diachylon earboÜMtnm
extensnnL
10 pOt.
Carbol • Bleipflaster - Salbenmoll.
60,0 Emplastri Lithargyri,
80,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis ,
10,0 Acidi carbolici.
Ungnentam diachylon pieeatnm
extensnm«
10 pCt.
Theer - Bleipflaster - Salbenmnll.
60,0 Emplastri Lithargyri,
80,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis »
10,0 Picis liqoidae.
Ungaentnm Hydrargyri praeclpitati
albi extensnm.
10 pOt
Weisser Pracipitat-SalhenmalL
70,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis »
10,0 Hydrargyri praecipitati albi.
Ungnentnm Hydrargyri blchloratt
extensnm.
0,2 pOt
Sublimat- Salbenmnll. 0,2 pCt
90,0 Sebi benzoinati,
6,0 Adipis «
0,2 Hydrargyri bichlorati,
6,0 Spiritos.
Ungnentnm Hydrargyri blchtorati
extensnm.
1 pCt
Snblunat - Salbenmnll. 1 pCt.
86,0 Sebi benzoinati, *
6,0 Adipis p
dd
1,0 Hydrarjjyri biclilorati,
9,0 Spiritus.
Viiguentiiiii Hyärargyri elnerenm
extensam,
20 pCt.
Grauer Qaeckrilber-Salbennnll.
60,0 Ungoenti Hydrargyri dnerei,
40,0 Sebi benzoinati.
UDguentam Hydrargyri einerenni
earbolisatam extensam.
20 : 5 pCt-
Carbol • Quecksilber- SalbenmiilL
60,0 Un^aenti Hydrargyri cinerei,
35,0 Sebi benzoinati,
5,0 Acidi carbolici.
Ungoentain Hydrargyri mbrum
extenrain«
io pCt.
Rother Prftcipitat-SalbeniDnll.
80,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis „
10,0 Hydrargyri oxydali rubri.
Uoguentam lehthyoli extensom.
10 pCt
Ichthyol -Sftlbenmiill.
80,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis n
10,0 Ammonii sulfo -ichthyolici.
Uagnentam Jodoformii extensani.
5 pCt
Jodofonn - Salbenmiill. 5 pCi
85,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis ^
5,0 Jodoformii.
Ungaentaiii Jodoformii extensnn«
10 pCt
Jodoform • Salbenmiill. 10 pGi
75,0 Sebi benzoinati,
15,0 Adipis 9
10,0 Jodoformii.
Ungaentam Jodoll extenram«
10 pGL
Jodol-Salbemirall.
76,0 SeU benzoinati,
15,0 Adipfis „
10,0 Jodali.
ViigiieiifQin KalM JödatL
10 pCt.
Jodkaliöm • SalbenmuU.
70,0 Sebi benzoinati,
5,0 Adipis „
10,0 Kam jodati,
1,0 Natrii subsolfarosi,
5,0 Aqoae destillatae^
9,0 Glycerini.
Ungaentiim Kreosoti saUcylatnm.
20 : 10 pGt
Kreo9ot - Sallcjl - Salbenmall.
65,0 Sebi benzoina^,
5,0 Gerae flavae,
10,0 Acidi salicylici,
20,0 Kreosoti.
Ungaentam Kinii rubri eirtenanm.
25 pCt
Rother Mennig -'SalbenmalL
64,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis «
1,0 Can^pborae^
25,0 Minii praepairati.
Ungaontaiii pleeatam exttii«««.
10 pCt
Theer - Salbenmoll.
85,0 Sebi benzoinati,
10,0 Picis liqaidae(OI. Bosci, cadin.),
5,0 Gerae flavae.
Ungaentam PlomM extenaam.
Blei • Salbenmull.
80,0 Sebi benzoinati,
4,0 Adipis 4
8,0 Glycerini,
8,0 Liquoris Plumbi subacetici.
Ungaentam Plambl jodati extensam«
10 pGt
Jodblei - Salbenmull.
70,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis „
10,0 Plumbi jodati.
Ungaontam Resoreiäi extenaam,
10 pGt
R^sorcin -Salbenmnll.
70,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis ,
10,0 Besorcitti.
40
Ungiientaiii Mlieylatam extensam.
10 pCt
Salicyl-Salbenmiill. 10 pCt
80,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis „
10,0 Acidi salicylici.
Ungaentum salieylatam extensam«
20pCt.
SaUcyl-Salbenmall. 20pGt,
65,0 Sebi benzoinati,
15,0 Adipis ,1
20,0 Acidi salicyliei.
Ungnentam saponatam extensnm.
10 pCt.
Kaliseife - Salbcnmall.
80,0 Sebi benzoinati,
20,0 Saponis kalini.
Ungaentam Thymoli extensnm.
5 pCt
Thymol - Salbenmall.
85,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis ri
5,0 Thymoli.
Ungnentnm Wilklnsonli extensnm.
Wilkinson - Salbenmnll.
12,5 Salfuris sublimati,
7,5 Gretae praeparatae,
15,0 Olei Busci,
30,0 Sebi benzoinati,
5,0 Cerae flavae,
80,0 Saponis kalini.
Ungnentnm Zinci extensnm.
10 pCt.
Zlnk-Salbemnull.
70,0 Sebi benzoinati,
20,0 Adipis „
10,0 Zinci oxydati.
Ungnentnm Zinci earbollsatnm
extensnm.
:10:5 pCt.
Carbol - Zink - Salbenmall.
70,0 Sebi benzoinati,
15,0 Adipis ri
5,0 Acidi carbolici,
10,0 Zinci oxydati.
Ungnentnm Zinci lehthyolatnm
extensnm.
ää 10 pCt.
Icbthyol - Zink - Salbenmall.
70,0 Sebi benzoinati,
10,0 Adipis „
10,0 Ichthyoli,
10,0 Zinci oxydati.
Ungnentnm Zinci salicylatnm
extensnm.
10:5 pCt.
Salicyl - Zink - Salbenmall.
70,0 Sebi benzoinati,
15,0 Adipis n
5,0 Acidi salicylici,
10,0 Zinci oxydati.
Mittheilnngen aus dem pharma-
centischen Laboratorium der
technischen Hochschule in Braun-
schweig.
Von H. Beckurts,
30.. Ueber den Nachweis der Carbol-
sänre bei gerichtlich - chemischen
Untersnchnngen.
Es ist bekannt, dass ftkr vieley nament-
lich organische Gifte die Methoden zum
qualitativen Nachweis bei gerichtlich-
chemischen Untersuchungen noch ver-
besserungsbedürftig sind, in noch weit
höherem Grade ist dieses bei den Me-
thoden, welche zur quantitativen Ab-
scheidung des qualitativ erkannten Giftes
dienen, der Fall.
Gelegentlich der Anstellung der in der
Nummer 52 dieser Zeitschrift vom Jahre
1886 beschriebenen Versuche über die
quantitative Bestimmung der Carbolsäure
habe ich mich auch mit dem Nachweis
derselben bei toxikologischen Untersuch-
ungen beschäftigt.
Seitdem Carbolsäure zu therapeutischen
und hygienischen Zwecken vielfach An-
wendung findet, sind Vergiftungen durch
die Säure sowohl nach äusserlicher vv^ie
innerlicher Anwendung sehr häufig be^^
obachtet worden. In Folge dessen hat
der Nachweis derselben f&r den mit
gerichtlich -chemischen . Untersuchungen
41
sich beschäftigenden Chemiker ein nicht
geringes Interesse. Da Phenol aber,
wie wir schon lange wissen, in geringer
Menge*) im menschlichen Harn vor-
kommt und wie neuere Arbeiten von
Baumann und Brieger**) gelehrt haben,
Phenol nebst seinen Homologen in weit
f'össerer Menge bei der Fäulniss von
iweisskörpern sich bildet, so dürfte es
bei der Untersuchung faulender Organe
in den seltensten Fällen genügen, einfach
qualitativ die Anwesenheit von Phenol
darznthun, vielmehr erforderlich sein, die
Menge des vorhandenen Phenols quan-
titativ zu bestimmen. In allen Fällen
wo solches nicht möglich ist, wird es
nieht gestattet sein, aus einer Anzahl
qualitativer Beaetionen einen Schluss
auf eine Carbolsäurevergiftung zu ziehen.
Zur Isolirung des Phenols bei gericht-
lich - chemischen Untersuchungen sind
mehrere Wege bekannt geworden.
Nach Jacqitemtn soll man die Organe
mit schwefelsäurehaltigem Wasser mehr-
mals extrahiren, die durch Eindunsten
der wässrigen Auszüge erhaltenen Ex-
tracte mit dem gleichen Volum 90proc.
Alkohols behandeln, filtriren, die Säure
mit Natriumcarbonat abstumpfen, ein-
dunsten und mit Aether ausschütteln,
welcher letztere beim Verdunsten das
Phenol hinterlassen soll. Diese Methode
wird von Dragendorff neben einer
Destillationsmethode empfohlen. Nach
letzterer sollen die Organe nach dem Zusatz
von Schwefelsäure oder Phosphorsäare
der Destillation unterworfen und aus dem
Destillat durch Ausschütteln mit Aether
oder Petroleumäther f) das Phenol isolirt
werden. Der Verdunstungsrückstand
bildet eine farblose bis bräunliche dick-
liche Flüssigkeit, welche in Wasser auf-
genommen und nach Beseitigung sich
etwa nicht lösender Antheile durch die
*) Die von eiDem Menschen bei gemischter
Nahrung tSglich abgesonderte Phenolmenge
^oU 0,015 g betragen.
**) Baumann erhielt aus 100 g Pankreas und
1^ g nassem Fibrin bei sechs Tage anhaltender
Fäulniss 0,0208 bis 0,022g Phenol; BHeger
erhielt ans einer Leber von 2000 g Gewicht
0,72 g Phenol bei sechstägiger Fäulniss mit
Panbeas nnd Schlammferment.
t) IHe LOslichkeit des Phenols in Petrolenm-
ither ist nur eine sehr geringe.
für Phenol charakteristischen Beaetionen
als solches erkannt werden kann. Wie
schon C. Bischoff bemerkt hat, eignen
sich beide Methoden nicht zur quantita-
tiven Bestimmung des Phenols, weil bei
der Methode von Jacquemin sich beim
Eindampfen der wässrigen oder alkoho-
lischen Lösungen merklich Phenol ver-
flüchtigt und bei dem späteren Aus-
schütteln mit Aether sowohl bei dieser
Methode, wie der von Dragendorff vor-
geschlagenen es nicht gelingt, sämmt-
liches Pnenol der wässrigen Lösung durch
Aether zu entziehen.
Neuerdings wird von Dragendorff
das Ausschüttelungsverfahren namentlich
zum Nachweise sehr kleiner Mengen
Phenol in folgender Form wieder em-
pfohlen.
Die betreffenden Organe, Speisemisch-
ungen etc. werden mit 96 procent. Alkohol
gemischt und mit verdünnter Schwefel-
säure versetzt. Nach 24stüDdiger Macera-
tion wird filtrirt, der Alkohol bei mög-
lichst niederer Temperatur und Luft-
verdünnung (circa 400 bis 500 mm
Manometerstand) abdestillirt, der wäss-
rige Bückstand nochmals filtrirt, einmal
mit wenig Petroleumäther zur Beseitig-
ung von Fett ausgeschüttelt, dann nach
der Abscheidung des Petroleuraäthers
mehrmals mit Benzin behandelt und die
völlig klaren wasserfreien Benzinauszüge
verdunstet. Es gelang ihm, aus 100 ecm
Mischung von Blut und Speisebrei,
welche nur 0.001 g Phenol enthielten,
Phenol noch in solcher Menge zu iso-
liren, dass die wichtigeren Beaetionen
gelangen.
Eine quantitative Abseheidung des
Phenols ist nach dieser Methode, meinen
Versuchen zu Folge, abgesehen von den
schon angeführten Umständen, schon aus
dem Grunde nicht möglich, weil es nicht
gelingt, aus Organen durch Extraction
mit angesäuertem Alkohol sämmtliches
Phenol zu gewinnen. In einem Ver-
buche , bei welchem 200 g zerkleinerte
Leber mit 1 g Phenol innig gemischt
wurden, konnte aus dem Bückstande von
der Extraction noch 0,2068 g Phenol,
also 20,6 pCt. der ursprünglich vor-
handenen Menge nach der gleich zu be-
schreibenden Destillationsmethode isolirt
42
werden. Deshalb wird sie bei foren-
sischen Untersuchungen Anwendung
nicht finden können.
Der empfehlenswerthe Weg zur Isolir-
ung der Oarbolsäure besteht in der von
LandoU zuerst angegebenen Destillation
der Üntersuchungs-Objeete mit Wasser-
dämpfen und der Fällung des Phenols
aus dem Destillate in Form von Tri-
bromphenol. Die zerkleinerten , mit
Wasser verdünnten und mit Schwefel-
säure oder Weinsäure angesäuerten
übjecte werden mittelst Durchleitens
eines Wasserdampfstromes der Destillation
unterworfen. Der Wasserdampfstrom
wird nach C, Bischoff zweckmässig durch
das zum Sieden erhitzte Gemisch der
Organe mit den gleichen Gewichtsmengen
einer 2proc. Schwefelsäure geleitet und
die Destillation so lange fortgesetzt, bis
in den übergehenden Antheilen Brom-
wasser keinen Niederschlag mehr er-
zeugt. Die quantitative Bestimmung des
Phenols im Destillate darf nicht durch
Zusatz von überschüssigem Bromwasser
und Wägen des abgeschiedenen Nieder-
schlages geschehen, weil dieser neben
Tribromphenol stets Tribromphenolbrom
enthält. Sie muss vielmehr in der von
mir in der Arbeit über die Bestimmung
der Oarbolsäure als Tribromphenol ein-
gehend beschriebenen Weise mittelst
Vioo N. - Kaliumbromat- und V»oo N.-
Kaliumbromid -Lösung und Umwandlung
der Bromanalyse in eine Jodanalyse aus-
geführt werden. Da aber zweckmässig
nur solche Lösungen, welche 0,3 bis
1 g Phenol im Liter enthalten , nach
dieser Methode titrirt werden, so muss
mit dem Destillate, welches, falls es un-
gelöstes Phenol enthält, sofort bis zur
Lösung desselben mit Wasser zu ver-
dünnen ist, erst eine vorläufige Bestimm-
ung ausgeführt werden, von deren Aus-
fall es abhängt, ob das Destillat vor der
eigentlichen Bestimmung mit Wasser
verdünnt werden muss. Solches muss
geschehen , wenn zur Bindung des aus
je öOccm der V>"o N. - Kaliumbromat-
und Vi«» N. - Kaliumbromidlösung frei
gemachten Broms weniger als 46,9 ccm
verbraucht werden. (Von einer Carbol-
Säurelösung 1 : 1000 werden genau 46,9
ccm zur Bindung des Broms verbraucht.)
Durch die folgenden Versuche wurde
die mich interessirende Frage entschieden,
wie viel Procent des ursprünglich vor-
handenen Phenols sich aus Organen und
Speisegemischen auf dem angegebenen
Wege isoliren Hessen.
In diesen Versuchen wurden Speisen,
Fleisch, Organe, Blut mit bestimmten
Mengen Phenol vermischt und die Phenol
haltigen Massen sodann der Destillation
unterworfen. Diese wurde solange fort-
gesetzt, bis eine Probe des Destillates
durch Bromwasser nicht mehr getrübt
wurde.
L 100 g Bier wurden nach dem An-
säuern mit Schwefelsäure mit 0,2 g Phenol
gemischt und im Dampfstrom destillirt.
Nachdem 250 ccm abdestillirt, trübten
sich die weiteren Antheile des Destillates
durch Bromwasser nicht mehr.
Gefunden wurde im Destillate 0,171 g=
85,5 pCt. des zugefügten Phenols.
IL 120 g Milch wurden mit 0,2 Phenol
vermischt, mit Schwefelsäure angesäuert
und im Dampfstrom destillirt. Nachdem
250 ccm abdestillirt waren , enthielt der
Nachlauf kein Phenol mehr.
Gefunden wurde im Destillate 0,1702
= 85,1 pCt. des zugefügten Phenols.
III. 100 g eines Gemisches von Bier
und saurer Milch wurden mit 1 g Phenol
und Schwefelsäure gemischt und destillirt.
Nachdem 500 ccm abdestillirt waren, ent-
hielt der Nachlauf kein Phenol mehr.
Gefunden wurden 0,9 g = 90 pCt. des
zugefügten Phenols.
IV. 100 g Fleisch wurden nach dem
Ansäuern mit Schwefelsäure mit 0,2 g
Phenol gemischt und im Dampfbade
destillirt. Abdestillirt mussten 250 com
werden.
Gefunden wurden 0,1922 g = 96 pCt.
des zugefügten Phenols.
V. 100 g Brod, welche 0,3 g Phenol
enthielten, wurden mit der gleichen
Menge 2 proc. Schwefelsäure gemischt
und im Dampfstrome destillirt. Nach-
dem 250 ccm abdestillirt waren, ent-
hielten die übergehenden Antheile kein
Phenol mehr.
Gefunden wurden 0,2726 g = 90,8 pCt.
des zugefügten Phenols.
VI. 200 g saure Milch und Brod wur-
den mit 0,18 g Phenol versetzt, mit der
43
gleichen Menge 2proc. Schwefelsäure
vermischt und im Dampfstrome destillirt.
Nachdem 400 ccm abdestiliirt waren,
enthielten die folgenden Antheile des
Destillates kein Phenol mehr.
Gefunden wurden 0,1656 g = 92 pCt.
des zugefügten Phenols.
VII. 100 g Milz wurden fein zer-
schnitten mit 0,5 g Phenol vermischt und
nach dem Vermischen mit 2proc. Schwefel-
säure im Dampfstrome destillirt. Nach-
dem 600 ccm abdestiliirt waren , ent-
hielten die übergehenden Antheile kein
Phenol mehr.
Gefunden wurden 0,4658 g=93,16pCt.
des zugefügten Phenols.
VIII. 100 g Blut wurden mit 0,5 g
Phenol vermischt, das gleiche Volumen
2proc. Schwefelsäure zugefügt und im
Dampfstrome destillirt.
Abdestiliirt mussten 700 ccm werden,
in welchen gefunden wurden 0.4625 g
= 92,5 pCt, des zugefügten Phenols.
Die Versuche, welchen ich noch eine
Anzahl anderer anreihen könnte, er-
geben , dass 85 bis 96 pGt. des Speise-
gemisehen, Fleisch, Blut beigemischten
Phenols sich durch die Destillations-
methode wieder gewinnen lassen, wenn
die organischen Gemische bald nach
dem Zusatz des Phenols, jedenfalls vor
eingetretener Fäulniss, der Untersuchung
unterworfen werden. Wie grosse An-
theile des Phenols sich aus Organen
nach letal verlaufener Vergiftung auf
diesem Wege isoliren lassen, müssen
Mitiheilungen aus der Praxis ergeben.
Zur Zeit liegen über die Quantitäten des
aus Organen isplirten Phenols und über
die Vertheilung desselben in den einzelnen
Organen nach einer Vergiftung nur Mit-
theilungen von Fleck und Bischoff vor,
^ber nur in zwei von den angeführten
Fällen ist die den Tod veranlasste Dosis
Carbolsäure bekannt. Die Mittheilung
solcher Untersuchungen ist ebenso werth-
Toü, vne die Anstauung von Versuchen
über die bei der Fäulniss entstehenden
Phenolmengen. Da nach den Angaben
von Baumann die Menge des sich bei
4er Fäulniss bildenden Phenols bei fort-
schreitender Fäulniss wieder abnimmt,
so ist, worauf schon Bischoff aufmerk-
sam gemacht hat, nicht ausgeschlossen,
dass das aus einer Vergiftung stammende,
dem Körper einverleibte Phenol ganz
oder theilweise verschwinden kann,
üeber diesbezügliche Versuche werde
ich demnächst berichten.
Literatur. J<icqmmin, Joutb. de pharm,
et de chim. T. 19, S. 105; G. Dragendorff, Ge-
richtlisch-chemische Ermittelang von Giften, 1.
und 2. Auflage; Beiträge zur gerichtlichen
Chemie, Pharm. Zeitschnft far Rassland 1886,
Nr. 21, S. 324; C. Bisehoff, Vertheilung der
Carholsfture im Organismus hei akuter Vergift-
ung, B. d. d. ehem. Gesellschaft, XXI, S. 1339;
Baumann, Zeitschrift f. phys. Chemie, I, 61;
L, Brieger, Zeitschrift f. phys. Chemie, III,
139; Fkck, Repert. d. anal Chemie, I, 295.
31. Normallosangen für die Bestimm-
ung der Carbolsänre als Tribrom-
phenol.
Zur Bereitung der von Seubert vor-
geschlagenen V> ^ N. - Kaliumbromat-
lösung und V^oo N.-EaIiumbromidi<^sung
müssen vollkommen reine Salze benutzt
werden, wenn die Lösungen ohne Prüf-
ung als richtig angesehen werden sollen.
Die im Handel befindlichen Präparate
besitzen nicht immer die dazu erforder-
liche Beinheit<. Beine Salze sind aber
auch zur Bestimmung der Carbolsäure
durchaus nicht erforderlich, Geissler^),
Vidpius^), Koster^), A. Schock*), Jassoy^)
u. A. haben sich über die zweckmässigste
Bereitung dieser Lösungen mehr oder
minder ausführlich geäussert. In ein-
fachster Weise habe ich stets mit aus
unreinen Salzen bereiteten Lösungen
richtige Bestimmungen ausführen können, .
wenn nach der Vorschrift Geissler's der
Wirkungswerth beider Bromsalzlösungen
zuvor ermittelt wurde. Man mischt
gleiche Baumtheile beider Lösungen,
lässt das durch Schwefelsäure aus dieser
Mischung frei gemachte Brom auf Jod-
kalium einwirken und misst die Menge
des sich ausscheidenden Jods mittelst
Vio N. - Natriumthiosulfat.
') Grundriss der pharm aceu tischen Maass-
analyse.
«) Archiv der Pharmacie (3) XXI, S. 186.
3) Pharm. Zeitung 1883, Nr. 45. S. 366.
*) Pharm. Zeitung 1883, Nr. 86.
») Archiv der Pharmacie (3) XXII, S. 613.
44
1 ccm V»o N.-Natriumthiosulfat ist =
0,0127 g Jod= 0,0080 Brom = 0,0015666
Phenol.
Man erfuhrt mithin durch Multipli-
cation der zur Bindung des Jods ge-
brauchten Anzahl Cubikcentimeter V^o
N.-Natriumthiosulfat mit 0,0015666 die
Menge des Phenols, welche von dem
aus den angewandten Quantitäten Brom-
salzlösungen durch Schwefelsäure frei
gemachten Brom zu Tribromphenol ge-
bunden werden, d. i. der Wirkungswerth
der Bromsalzlösungen.
Die Lösung der Chininprüfangs-
frage.
Von Dr. G. Vulpius,
Seit zum letzten Male in diesen Blättern
über die in stets neuem Gewände auf-
tauchenden Vorschläge zur Prüfung des
Handelschininsulfates berichtet wurde, sind
neben einer Beihe weniger wichtiger
Beiträge zu dieser Sache wieder vier
bedeutendere Publicationen erfolgt, von
denen die jüngste in den nächsten Wochen
erst zur Ausgabe gelangt, durch gütige
briefliche Mittheilung des Herrn Ver-
fassers mir aber schon seit einiger Zeit
ihrem Inhalte nach bekannt war, so dass
Versuche danach gemacht werden konnten.
Doch verfahren wir chronologisch!
Noch im December des vorigen Jahres
veröflFentlichte Hesse im „Pharmaceutical
Journal" einen auch als Separatabdruck
versandten Artikel über den „Cincho-
nidingehalt im Ghininsulfat des Handels/
Diese auf einem reichen Versuchsmaterial
basirende Erörterung der brennenden
Frage hat in der Hauptsache einen pole-
mischen und negativen Charakter. Sie
weist einerseits auf die sowohl der opti-
schen, wie auch der Bisulfat- und Chromat-
proben anhaftenden, übrigens längst ein-
geräumten Schwächen hin und betont,
dass speciell de Vrij eigentlich kaum
das Eecht zusteht, gegen jede Verun-
reinigung des Chinins so schneidig vor-
zugehen, da er selbst ja früher ein Ge-
misch der Chinaalkaloide unter dein Namen
„Quinetum" angelegentlich als billigen
Eisatz des Chinins für therapeutische
Zwecke empfohlen habe. Hesse übersieht
dabei in der Hitze des Gefechts, dass
jenes Quinetum als das empfohlen wurde,
was es war, als Rohalkaloid, während
man allerdings von einem Präparate,
welches als Chininsulfat in die Welt
geht, wenigstens verlangen darf, dass
Nebenalkaloide nur in bescheidenem Um-
fange sich darin vorfinden.
Um so interessanter ist die Angabe
von Hesse, dass die bei der Ziemer'schen,
jEK^^e'schen , wie Bisulfatprobe des
Chinins erhaltenen kritischen Ausscheir
düngen keineswegs, wie man bisher an-
nahm, reines Cinchonidin seien, sondern
dass vielmehr diese Ervstalle eine nach
der Formel C20H24N2O2. 2C19H22N2 O
zusammengesetzte Verbindung darstellen,
also aus 2 Mol. oder 64,5 Procent Cin-
chonidin und 1 Mol. oder 35,5 Procent
Chinin bestehen. Sind diese Angaben
richtig, wofür der Name des Autors doch
jede Garantie bietet, so mussten selbst-
redend die seitherigen quantitativen Schätz-
ungen der Verunreinigung des Chinins
mit Cinchonidin um ein Drittel zu hoch
ausgefallen sein, und auch bei der Bi-
chromatprobe würde dieser Umstand nicht
ohne Einfluss auf die Bechnung geblieben
sein. So kann es denn nicht befremden,
dass Hesse auf Grund des beschriebenen
Umstandes den neuen Literaturangaben
über die beobachtete Höhe des Cincho-
nidingehaltes im Handelschininsulfat
Werth und Geltung bestreitet. Uebrigens
tritt er gleichwohl für Gestattung eines
Cinchonidingehaltes bis zu 4 Procent aus
ökonomischen Erwägungen warm ein,
ein Standpunkt, welchen natürlich weder
Pharmakopoe noch Apotheker zu den.
ihrigen machen dürfen, und zwar um so
weniger, als eine Reihe deutscher Fabri«
kanten die Forderung höherer Beinheit
als leicht und ohne s^hr erheblichen
Preisaufschlag erfüllbar erklärt, wie de
Vrij in einer Sitzung der Pariser Aca-
demie de Mödecine zur Ehre der deut-
schen chemischen Industrie öffentlich,
constatirte.
Seine Chromatprobe nahm de Vrij
in der „Nieuw Tijdschrift voor de Phar-
macie" unter Nr. 54 seiner chinologischen
Studien gegen einzelne, ungenügend be-
gründete Vorwürfe nachdrücklich in Schutz
und gleichzeitig brachte er an derselben
laut brieflicher Mittheilung die Aender-
45
ung an, dass zur Verhütung einer Ver-
wechslung der beim Erkalten der ein-
geengten Mutterlauge von Ghininehromat
Cinchonin unbedingt, zu dem von Cin-
chonidin dann empfiehlt, wenn man eine
Gegenprobe mit chemisch reinem Chinin-
sich mitunter ausscheidenden kleinen sulfat anstellt und vergleicht, wo dann
Mengen von Ghininhydrat mit Ginchoni- bei sorgfältiger Beobachtung in richtiger
din ein Einengen überhaupt nicht mehr | Beleuchtung die eingetretene leichte
stattfinden, sondern jene Mutterlauge nach flockige Trübung sicher wahrgenommen
Zusatz des Tropfens Natronlauge einfach ' werden kann.
in einem Kolben im Wasserbade erwärmt ' Auch de Vrij selbst hat eine ähnliche
werden soll. Enthält das Ghininsulfat Modification seiner Ghromatprobe erson-
über 4 Procent Ginchonidin , so findet nen und versucht. Er zerreibt % g des
schon bei 40^, wenn 2 Procent vorhanden, j zu prüfenden Ghininsulfats in der Beib-
bei 25^ Trübung der Lauge statt, während < schale unter alUnäligem Zusatz von 200 g
die Flüssigkeit auch bei Siedetemperatur Wasser, fügt der in ein Glas gebrachten
klar beibt, wenn sie frei von Ginchoni- Mischung eine Lösung von 0,5 g reinem
din ist.
gelben Ealiumchromat in 20 g Wasser
Schlickum gebührt das Verdienst, die hinzu, schüttelt während i^f Minuten
Ghromatprobe von de Vrij in einer Weise , tüchtig durch , wirft den Inhalt auf ein
ausgestaltet zu haben, welche dieselbe ; Filter und erhitzt das Filtrat, selbstr
eventuell auch für Apothekenrevisionen ' redend nach vorherigem Zusatz von eini-
brauchbar machen würde, da sein Vor- gen Tropfen Natronlauge, zum Kochen
schlag die Zeitdauer sehr verkürzt und i und lässt erkalten, wobei reines Ghinin
die Manipulation vereinfacht Derselbe stets eine klare, mit Nebenalkaloiden ver-
lautet nach der schliesslich angenommenen | unreinigtes dagegen eine durch Aus-
Fassung in Nr. 3 der Pharm. Zeitung ' Scheidungen getrübte Flüssigkeit liefern
dahin, dass man im Beagensglas 0,5g {soll. Mischungen von Ghininsulfat mit
Ghininsulfat mit JOg Wasser zum Sieden 2 pGt. Nebenalkaloidsulfat gaben mir bei
erhitzt, alsdann 0,15 g geriebenes Kalium- genauer Beobachtung obiger Vorschrift
Chromat zusetzt, unter öfterem Schütteln und obgleich ich auf 0^ erkalten liess,
4 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur nur bei Ginohoningehalt ein vorzügliches,
stehen lässt, nltrirt und dem Filtrat dagegen für Ginchonidin und Ghinidin
einen Tropfen Natronlauge hinzufügt.
Hierdurch soll weder sofort, noch im
Verlauf einer Stunde eine Ausscheidung
zweifelhafl;e Resultate, so dass die erzielte
Vereinfachung und Abkürzung der Arbeit
zu thener erkauft scheint.
erfolgen, welche nach Schlickum eintreten Trotz alledem wäre ich aber doch ge-
würde, wenn mehr als V2 Procent Gin- neigt, der von Schäfer ausgearbeiteten,
chonin und mehr als 1 Procent Ghinidin- , auf ähnlichem Principe fussendenOxal at-
oder Ginchonidinsulfat zugegen ist. probe den Vorzug einzuräumen*). Schon
Beim Untersuchen von Ghininmisch- 1 Shimoyama hat bei seinen Arbeiten über
ungen mit 1 Procent der Sulfate von die quantitative Bestimmung der Ghina-
Ginchonidin, Ginchonin und Ghinidin er- j alkaloide sich für seine Zwecke der ver-
hielt ich genau nach jener Methode schiedenen Löslichkeit ihrer Oxalate in
arbeitend bei Ghinidin durch den Natron- ! Wasser bedient und auf Grund der von
Zusatz sofort eine sehr starke Trübung, ' Hesse angegebenen Zahlen seine Methode
bei Ginchonin nach einigen Minuten eine construirt. Da hiernach das Oxalat des
namhafte Ausscheidung von Krystall- Chinins 1030 Theile, des Ginchonidins
flittern, bei Ginchonidin dagegen erst im '''"' "^^ -^ ^ -r.u--_-.j-_- -1-^ mu.-i.
Verlauf einer Stunde kleine und nur
wenig in*s Auge fallende Flocken, welche
allerdings etwas deutlicher wahrnehmbar
waren, wenn man den Ginchonidingehalt
auf 2 Procent erhöhte. Die Ausführung
dieser Prüfung ist so bequem, dass sie
fiich zum Nachweis von Ghinidin und
250 Theile, des Ghinidins 150 Theile,
des Ginchonins 100 Theile Wasser von
gewöhnlicher Temperatur» zur Lösung
verlangen, so ist es unter Berücksichtigung
*) Herr Dr. Schäfer hat, da sich der Druck
seiner Abhandlung im Archiv verzögert, zu
dieser vorläufigen Mittheilung über seine Me-
thode seine Zustimmung gegeben.
46
der Lösliehkeitsverhältnisse der betreffen-
den reinen Älkaloide einleuchtend, dass
zwar schon ungesättigte Lösungen der
drei letztgenannten Oxalate leicht, da-
gegen selbst gesättigte Lösungen von
Ghininoxalat nicht durch Alkalien gef&Ut
werden. Daraus folgt, das eine Lösung
von Chininsulfat nach dem Fällen mit
einem Al&alioxalat ein Filtrat Uefert,
welches nur dann durch Alkali getrübt
wird, wenn jenes Sulfat eine bestimmte
Menge von Nebenalkaloiden enthielt.
Man kocht nach Schäfer 2 g des zu
untersuchenden Chininsulfats mit 55 g
Wasser im tarirten Kölbchen einige
Minuten lang, setzt dann eine Lösung
von 0,5 g neutralem krystallisirten Ealium-
oxalat in 5 g Wasser zu, bringt mit Wasser
das Gesammtgewicht auf 62,5 g, lässt
unter zeitweiligem Umschütteln in einem
Wasserbade von 20^ eine halbe Stunde
lang stehen, bringt auf ein Filter und ver-
setzt 10 g des Filtrats mit 1 Tropfen
Natronlauge, wodurch weder Trübung
noch sonst irgend welche Ausscheidung
erfolgen soll
In der That blieb bei den Versuchen,
welche ich nach diesem Verfahren mit
chemisch reinem Chinin ausführte, die
Flüssigkeit absolut klar, trübte sich da-
gegen nach dem Zusatz des Alkali sofort
stark, wenn auch nur ein Procent irgend
eines der drei Nebenalkaloide dem Chinin
beigemischt worden war.
Einen geringeren Gehalt an Neben-
alkaloiden wird man wohl in der pharma-
ceutischen Praxis nie nachweisen wollen.
Auf der anderen Seite hat man es ganz
in der Hand, die Probe durch Verminder-
ung der Sulfat- oder Erhöhung der
Wassermenge weniger scharf zu gestalten.
Der Hauptvortheil dieser Methode liegt
in dem Umstände, dass sie sämmtliche
Nebenalkaloide annähernd gleich scharf,
alle aber schon in sehr kleinen Mengen
anzeigt. Ihr Nachtheil besteht in der
Nothwendigkeit, mit Uhr und Thermo-
meter in der Hand zu arbeiten und ein
neues Beagens, das Ealiumoxalat, ein-
führen zu müssen. Beide Methoden sind
auch für Chininhjdrochlorat direct brauch-
bar. Für Diejenigen, welche nach der
Oxalatmelhode arbeiten wollen, sei be-
merkt, dass man nach der Fällung mit
Kaliumoxalat am besten den Inhalt des
Kölbchens selbst durch einen über letz-
teres geleiteten Wasserstrahl auf 20^ ab-
kühlt und dann erst in das Wasserbad
von 20^ stellt, da sonst leicht die Tempe-
ratur im Kölbchen sich höher hält, was
mir einige Male falsche Besultate gab.
Die früher ausgesprochene Erwartung,
dass, nachdem de Vrij die Chininfrage
in Fluss gebracht, befriedigende Methoden
zur Prüfung gefunden würden, hat sich
also bewahrheitet. Man wird die Frage
der Prüfung der Chininsalze des Handels
als gelöst betrachten dürfen, und so mögen
denn diese heutigen Zeilen den Schluss
der Beferate über diese wichtige Ange-
legenheit bilden.
Myristica officinalis.
In den Urwäldern Brasiliens wächst
eine Myristicee, genannt Myristica offiei-
nalis, deren Fett, welches aus dem Samen
gepresst wird, für pharmaceutische Zwecke
in grosser Menge m Brasilien Verwendung
findet statt des bei uns gebräuchlichen,
bekanntlich von einer anderen Myristica-
Art herstammenden Ol. Nucistae.
Neulich erhielt ich aus der Provinz
St. Catharina von einem dortigen deut-
schen Oelfabrikanten das Oel, Samen und
die Presskuchen von Myristica officinalis
Übersand t und gestatte ich mir folgendes
darüber mitzutheilen. Der Samenkem
ist von einer braunen, holzigen, sehr
spröden Schale umgeben, welche durch
Zerdrücken in der Hand oder mittelst
Schälmaschinen sich sehr leicht von dem
Kern trennen lässt Die Samen sind
durchschnittlich 2g schwer und enthalten
100 g Samen ungefähr 16 g Schalen und
84 g der ölhaltigen Samenkerne. Letz-
tere haben im Querschnitt ein marmor-
irtes Ansehen, sind sehr fett, in einer
Beibschale leicht zerreiblich und besitzen
einen scharf aromatischen Geschmack,
der indess nicht so stark ist wie bei den
von den Molucken zu uns kommenden
Myristica -Samen. Das ausgepresste, bei
Lufttemperatur völlig starre Oel wird von
den Brasilianern Bicuiba-Oel genannt.
Die Analyse der enthülsten Muskat-
nüsse ergab folgendes:
47
w
»
Fett und aetherisches Oel 72,20 pGt.
Proteinstoffe 9,45 „
Stickstofffreie organische Be-
standtheile (Kohlehydrate,
GeUolose) 12,19
Wasser 3,90
Mineralstoffe 2,26 „
100,00.
Der Gebalt an aromatischem Fett ist
ein aasserordentlich hoher und dürfte es
der Mühe werth sein, einige Versuche
über die Anwendbarkeit desselben zu
machen, zumal dasselbe in Brasilien seit
langer Zeit Verwendung findet. In älte^
ren pharmakognostischen Handbüchern
findet sich die Angabe, dass das brasitia-
nische Bicuiba-OeT eine schmutzig -roth-
braune Masse sei, welches in röhrenartigen
Schäften einer Gannacee versandt werde.
Dies trifft heute nicht mehr zu, seitdem
die fieissigen deutschen Golonisten in den
Provinzen Parana und St. Gatharina die
Herstellung des Oeles in rationeller Weise
betreiben und dasselbe in zugelötheten
Blechbüchsen versenden.
Bonn
Dr. SiuUer.
\./^ -_'' y ^».^w V
liiteratar und Kritik.
Die neueren Arzneimittel. Für Apo-
theker, Aerzte und Drogisten bear-
beitet von Dr. Bemh. Fischer, Assistent
am Pharmakologischen Institut der
Universität Berlin. Mit in den Text
gedruckten Holzschnitten. Berlin, Ver-
lag von Julius Springer. 1887. Preis
(gebunden in Leinwand) 5 Jf.
Das Yorliegende Werkchen ist eine Erwei-
terung der vom Verfasser im diesjährigen
Phannaceutischen Kalender gegebenen „Zn-
sammenitellung der haoptsächlichsten neue-
ren Heilmittel'* und wird, wie diese, von den
Fachgenossen gewiss äusserst dankbar aufge-
nommen werden, denn es hilft, indem es die
Unmasse Ton Notizen, welche über die vielen
„neueren Arzneimittel'' in Fachzeitungen,
Broschüren, Handelsberichten u. s. w. zerstreut
sind, in ausgezeichnet klarer Weise zu einem
einheitlichen, übersichtlichen Ganzen ver-
einigt, in der That einem wirklichen Bedürf-
nisse ab. Die Behandlung der in Frage kom-
menden Stoffe ist eine sehr anschauliche ; bei
jedem einzelnen Artikel wird über dessen
Herkunft, Darstellung, Eigenschaften, Prüf-
ung, Aufbewahrung und Anwendung das zur
Zeit Bekannte , bezw. Wissenswertheste mit-
getheili. Die Anordnung der einzelnen Ab-
handlungen ist keine alphabetische, sie lehnt
sieh vielmehr an das zur Zeit gültige chemi-
sche Sjttem an; wo es die Interpretation
chemischer Vorgänge wünschenswerth macht,
werden Strukturformeln gegeben, und da
die einzelnen in Beaction tretenden Substan-
zen durch verschiedenartige Typen gekenn-
zeichnet sind, so erhält man auch von den
complicirteren Verbindungen ein sehr in-
Btractives Bild.
Das .Werk beginnt mit „Allgemeinen Be*
merkungen" (Bestimmung des Schmels* und
des Siedepunktes) , dann folgen IfetaUe und
Metalloide (Osmiumsäure, die neuen Wisaat-
und Quecksilberpräparate), organisefae Ver-
bindungen , und zwar a) Methan • Derivate
(Paraldehjd, Urethane, Nitroglycerin, Lano-
lin etc.) , b) Benzol - Derivate (Aatifebrin,
Salol, Hjpnon ete.), weiter dtganiscb« Basen
(Chinolin, Kairin, Thallin, Pyridin etc.)» Ter-
pene und Campherarten, Substanzen unbe-
stimmter Zusammensetzung (Arbutin und
Agaricin) und schliesslich ein „Anhang," in
welchem Eisenalbuminat, Keratin- und loh-
thyolpräparate , Kefir etc. abgehandelt wer-
den;
Verfasser hat sich mit seinem neuen Buohe,
dessen Anschaffung jedem Apotheker aufs
Wärmste zu empfehlen ist, ein grosses Ver-
dienst erworben.
Die Ausstattung des Werkes ist eine ganz
vortreffliche. g,
Teeli]ii8ch*€lieini8elies Jahrbuch 1885
bis 1886. Ein Bericht über die Fort-
schritte auf dem Gebiete der chemi-
schen Technologie vom Juli 1885 bis
April 1886. Herausgegeben von Dr.
Budolf Biedermann, Achter Jahr-
gang. Mit 263 in den Text gedmck«
ten Illustrationen. Berlin, Ckirl Hey-
manns Verlag.
Ueber den Inhalt dieses Jahrbuchs ein
Referat abzugeben, ist wohl nicht nOthig;
das Werk an sich ist mit Fleiss zusammen-
gestellt und erfreut sich als solches eines
guten Rufes.
48
Iscellen;
Herstellung scharfer Hekto-
graphen - Abzüge.
Bekanntlich bildet die Undeatlichkeit
der Abzüge einen Hauptöbelstand bei
Benutzung des Hektographen. Man er-
höht nun bei Verwendung der gewöhn-
liehen, mit alkohollöslichen Anilinfarben
hergestellten Hektographen - Tinten die
Schärfe der Abzüge wesentlich, wenn
man das Papier, auf welches letztere
gedruckt werden sollen, vorher mittelst
eines Schwämmchens mit Alkohol be-
feuchtet. Nach der Befeuchtung lässt
man das Papier eine Minute lang hegen,
drückt dasselbe dann auf Fliesspapier,
um den überschüssigen Alkohol zu ent-
fernen, und zieht darauf die Copie wie
gewöhnlich ab.
Ist die Hektographen - Masse, wie oft,
etwas klebrig, so empfiehlt sich die Ver-
wendung recht starken Alkohols (von 96
Volumprocenten). — Die Mehrausgabe
stellt sich bei diesem Verfahren unbe-
trächtlich; ebenso kommt der durch das
Anfeuchten entstehende Zeitaufwand, wel-
cher bei einiger Erfahrung übrigens recht
gering wird, gegenüber der ergiebigeren
Ausnutzung des rf egativs und der besseren
Verwerthbarkeit der Abzüge kaum in
Eechnung. H—g.
Bestimmang des specifischen
Gewichts leicht löslicher
Substanzen.
Für leicht lösliche Substanzen schlägt
Zehnter vor, in folgender Weise bei der Be^
Stimmung des spec. Gew. zu verfahren. Man
bringt den zu bestimmenden gewogenen
Körper in ein Pyknometer, taucht dieses in !
Wasser ein , öffnet es in umgekehrter Stell-
ung unter Wasser, so dass der Körper
aus dem Pyknometer fällt, die Luft aber
zurückbleibt. Man lässt also das vom Körper
verdrängte Volumen durch Wasser ersetzen
und wägt hierauf wieder« Aus den durch
Wägung ermittelten Zahlen (Gewicht des
Körpers, Volumen des Körpers, resp. Ge-
wicht des gleichen Volumens Wasser) be-
rechnet sich leicht das spec. Gew. g.
Naturumenschaftl. Rundschau iSS7, 2.
Tiegel und Schalen
ans NickeL
Nach WanJcUyn sind Tiegel von reinem
Nickel für viele Zwecke ebenso gut verwend-
bar, wie Platintiegel, die etwa zehnmal theu-
rer sind als etstere. Nickeltiegel widerstehen
der Einwirkung von Alkalien sehr gut , man
kann Aetzkali in ihnen schmelzen, ohne dass
sie eine Gewichtsveränderung erleiden. Ver-
dünnte oder concentrirte Schwefelsäure und
Salzsäure sind ohne Wirkung, von concen-
trirter Salpetersäure aber werden sie ange-
griffen. Nickelschalen dürften sich besonders
bei der Analyse von Wasser und Milch, zum
Eindampfen dieser Flüssigkeiten als ebenso
brauchbar wie Platinschalen erweisen, g.
Durch Chemiker-Zeit.
Salzgehalt der Seeluft.
Es ist eine unter Laien ziemlich verbreitete
Ansicht^ dass die „Seeluft** salzhaltig sei ; es
giebt aber auch nicht wenige Aerzte, welche
in ihren Empfehlungen und Berichten über
dieses oder jene Seebad den reichen Salz-
gehalt der Luft als etwas ganz Besonderes
rühmen, ja es giebt solche, welche noch eine
Meile vom Strande den Salzgeschmäck spüren.
Durch Versuche und Nachweise unterstützt
wurden freilich derartige Behauptungen noch
niemals.
Schelenz benutzte einen Aufenthalt in St.
Peter, einem Nordseebade mit ziemlich kräf-
tigem Wellenschlage, dazu, der Sache auf den
Grund zu gehen. Er Hess je 1000 Liter Luft
in verschiedener Entfernung vom Strande und
in verschiedener Höhe über dem Niveau der
Ebbe, wie dem der Fiuth, durch Höllenstein-
lösung streichen und überzeugte sich bald,
dass in der „Seeluft" nicht eine Spur von
Kochsalz vorhanden war.
Dagegen fand Schelenjs die Luft fast abso-
lut frei von organischen Stoffen (die Unter-
suchung von je 5 Liter Luft auf ihren Gehalt
an Mikroorganismen ergab bei Landwind 14
Keime, bei Seewind nur einen) und auf Grund
der Messungen mit Rudeck's Ozonometer sehr
ozonreich. Die anerkannte Heilkraft der See-
luft dürfte somit nur dem Umstände zuzu-
schreiben sein, dass sie sehr rein von organi-
schen Stoffen ist und verhältnissmässig viel
49
Ozon enthält ; Kochsalz ist jedenfalls nicht
darin. g,
Archiv der Pharm,
OeheüuinitteL
Unter der Firma „Sanitas Stattgart*'
betreibt ein gewisser Josef Heiden in Gemein-
schaft mit seiner Frau Panny und zeitweise
mit seinem Sohne Max in Stuttgart ein 6e-
heimnuttelgesch&ft und preist besonders ein
„unfehlbares** Mittel ffir'^rust- und Lungen-
kranke und Schwindsuchtleidende an. Wer sich
an die Firma wendet, erhält ein hektographirtes
Schieiben mit dem Ersuchen, 6 JK einzuschicken,
worauf die Zusendung der betr. Mittel erfolgen
werde. . Die Mittel, Thee und Brustgel^e,
welche wiederum Ton einem sehr markt-
schreierischen, hektographirten Schreiben be-
gleitet sind, bestehen in mit Zucker versetzten,
unreinlichen Pflanzenabkochungen — es fanden
sich verkochte Mücken darin — und sind gegen
die genannten Sjrankheiten wirkungslos; der
Preis von 6«# ist ein übermässiger.
Nach Bekanntmachungen des Ortseesundheits-
raths zu Karlsruhe; nach demselben besteht
femer:
das Schlagwasser des früheren Militär-
arztes Boman Weissmann zu Vilshofen, welches
durch das berüchtigte Gehcimmittel^eschäft des
JtUias Kirehhöfer in Triest vertrieben wird,
lediglich aus rothgef&rbter Amicatinctur. Dem
Kirchhöfer mussten für 60 g in einem Falle 5 uff
bezahlt werden;
Dr. Oidtmann's Purgatif aus einer durch
Essigäther und KamillenOl aromatisirten wässe-
rigen Lösung von Oelnatron seife mit viel Gly-
cerio;
das H e X e n 8 c h u ssp fl ast er von -4(JoZ/'5*e«ner
in Hamburg, welches Apotheker H. SehoUnus in
Flensburg bereitet, aus gestrichenem Mutter-
pflaster, das noch überdies sehr mangelhatt prä-
parirt ist.
Offene Correspondenz.
An die Besiteer des Pha/rmaceutischen Ka-
lenders von 1887* E. Schulze macht (in der
Phannac. Zeitung) auf einen Druckfehler auf-
merksam, der, wie er selbst sagt, seinen Cha-
rakter an der Stirn trägt; den ich aber doch
nicht uncorrigirt lassen wül. Auf Seite 60 des
l Tbeiles des Kalenders heisst es nämlich bei
B. Prädsionswaagen in 4. Reihe
Vwoo = 0,2
»»
für jedes Kilo etc.
and in 5. Reihe
Vioooo = 0.1 „ für jedes Kilo etc.
Hier muss an Stelle des Wiederholungsstriches
für Milligramm „Gramm"' stehen.
Geisder.
4potA. M« tnZ. Liquor Magnesii Bromidi
wird erhalten durch Sättigen von flüssiger
BromwasserstofTsäure mit Magnesiumcarbonat.
Was Über die Dosis und Wirkung dieses Liquors
Totf Amerika aus berichtet wira, bezieht sich
immer auf Acidum hydrobromicum Ph. U. St.,
was Sie beachten müssen.
ApoOi, 0. in R. Die „Industrie - Blätter«
Keben über die Bereitung des St. JacobsOles
folgendes an : 2 Th. Capsicumpulver werden mit
32 Th. Chloroform ausgezogen, in der filtrirten
Tinctur werden 32 Th. Kampfer gelöst, dann
32 Th. Sassafrasöl, 32 Th. Olivenöl und 192 Th.
Terpentinöl gelöst. — Was wir vor 7 Jahren als
St JaeobsOl in .den Händen ffehabt haben (di-
rect aus Baltimore anher gelangt), entsprach
dagegen der in der Pharm. Centralhalle 21,42
angegebenen Zusammensetzung.
, il|)o(Ä. M. »n T. Zu Kitt, für die ver-
Bcbiedensten Gegenstände, enthalten die früheren
Jahrgänge der Centralhalle eine Menge Vor-
schrSten; für Porzellan haben wir eine ein-
fache Mischnng von 1 Th. Gummi arabicum-
Pulverund2Th. geschlemm ter Kreide mit Walser
zu einem Brei angerührt, als das Beste befunden.
Die Bruchflächen werden mit dem Brei be-
strichen und recht fest aneinander gedrückt,
dann lässt man an der Luft völlig trocken werden.
Pariser Zahncement ist ein Kitt aus Zink-
oxychlorid: 1 Th. feinstes Glaspulver wird mit
3 Th. frisch ausgeglühtem Zinkoxyd vermischt
und in einer Flasche aufbewahrt; anderseits
löst man 1 Th. Borax in möglichst wenig Wasser
und vermischt mit gleichviel einer Zinkchlorid-
lösung von 1,5 bis 1,6 spec. Gewicht. Zum Ge-
brauche versetzt man eine kleine Menge des
Pulvers mit so viel von der Flüssigkeit, um
einen Brei zu bilden, welcher sehr schnell fest
und hart wie Marmor wird.
Apoth. D. in F. ad 1.) Andere .Vorschriften
zu Hektographentinte als die in Nr. 52
vorigen Jahrganges enthaltenen vermögen wir
Ihnen nicht zu geben. ad 2.) Gressler in
Halle a. S.
Apoth. F. Groth in Moskau, Brief an Sie
kam als unbestellbar zurück.
Anfragen.
Ist Jemand die Zusammensetzung von T. Mea-
sures Ornamental Hair Workcr West Ken-
sington London bekannt?
Existirt in Preussen eine Verordnung, dass
der Spirit. caeraleus bei den Sachen der Tab. C
aufbewahrt werden soll, oder ist dies dem Er-
messen des Revisors anheim gegeben ?
Mir ist nämlich in meiner Praxis der Fall
vorgekommen, dass der eine Revisor monirte,
dass es in der Tab. C stünde, der andere da-
sresren denselben darin haben wollte.
^ * Apoth. Dr. S,
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Wiederholungen Babatt.
Anfragen, AnfMge, Manuscripte etc. wolle man an den Redacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
J^ 5.
Berlin, den 3. Februar 1887.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt; Cfeenl« ■■< Phsnueie: Neoo« pharmaeeatlsebos Masoal. — Dflifen Salslösmigeii in Beceptanweeken
In den Apotheken rorrftthlg sein? — Zar Prttfang de« Morphlnbydrochlorid«. — Znr llorpblnbestimmnng im
Opinau — Anenbaltlgea Ohloroform. — Anenhftltige Znekereoulear. — Chlnaweio. — Dm Jodoform als Anti-
Mptienm. — JLlteratar wnA Kritik« — MUeellen: Antropbor. — Detannlrter Ipecacuanbawein. — Sogenannter
Biaknithonig. — Die Brannfllrbang der SchmarotserpflanEen. — Verfabren, Kork gegen Schimmelbildnng
an sehatsen. — Offeae Correipondens« — ABselgeB.
Chemie und
Nenea pharmaeentiBchen Manual
Von Eugen DieUrkh,
(Fortsetzung.)
Nachdrack untersagt.
YanlUin-Zncker.
Elaeomechamm seu Sacchamm Yanillini.
2,0 Vanillini ^
verreibt nnd mischt man sorgfältig mit
98,0 Sacchari albi subt. pulv.,
nnd bowahrt die Hischnng in gnt verschlos-
senen Glasbücbsen anf.
Diese Mischnng hat ungefähr die Stärke
der Vanille und wird an deren Stelle ge-
braucht; sie verhält sich daher wie 1 : 10
Elaeosaccbari Vanillae.
Yaselinnm benzolnatum.
60,0 Paraffini liquidi,
40,0 „ soiidi
schmilzt man, lOst darin
2,0 Acidi benzoici
nnd parfnmirt mit
gtt. 1 Baisami Peruviani.
Man giesst in Stangen , welche in Dosen
Pharmacie.
mit verschiebbarem Boden dispensirt wer*
den.
Vasellnnm camphoratam.
60,0 Paraffini liquidi,
40,0 „ soiidi
schmilzt man, löst darin
5,0 Gamphorae
und giesst in Stangen, welche in Metalldosen
mit verschiebbarem Boden dispensirt werden
können.
Vasellnnm jodatum.
60,0 Paraffini liquidi,
40,0 „ soiidi
schmilzt man, löst darin
5,0 Jodi
und giesst in Stangen, welche man in Wachs-
oder Guttapercha -Papier einwickelt.
Vasellnnm labiale.
60,0 Paraffini liquidi,
40,0 „ soiidi
schmilzt man, löst darin
1,0 Acldi benzoici,
0,2 Alcannini,
setzt
52
gtt. 2 Ol BergainotUie,
. 2 „ Citri
ZQ, giesst Id dünne Stangen ans und schlägt
diese in Stanniol ein.
Yaselinum salieylatam.
60,0 Paraffini liquidl,
40,0 „ solidi
schmilzt man, mischt
2,0 Acidi salicylici,
die mau mit einigen Tropfen der geschmol-
zenen Masse im erwärmten Mörser fein ver-
rieh, hinzu nnd parfömirt mit
gtt. 2 Olei Citri,
„ 2 „ Bergamottae,
„ 1 „ Wintergreen.
Man giesst in dicke Stangen and dispen-
sirt diese in Metalldosen mit verschiehharem
Boden.
Die Salicjlsänre löst sich nur zu geringem
Theil in Kohlenwasserstoffen, weshalh sie,
fein verrieben, darin snspendirt wird.
Verba n d Stoffe.
Seit Einführung der Antisepsis gehören
besondere Verbandstoffe zu den unentbehr-
lichen Hilfsmitteln der Chirurgie und bilden
einen stehenden Handelsartikel der Apothe-
ken. Die Herstellang der zu verarbeitenden
Rohstoffe setzt bedeutende maschinelle Ein-
richtungen voraus, während dasimprägniren
derselben mit Yortheil in kleinem Maassstab
ausgefahrt werden kann. An dieser Stelle
kommen daher nur die imprägnirten Ver-
bandstoffe in Betracht, und zwar mit beson-
derer Berücksichtigung der gebräuchlichen
Formen, Packungen etc.
Der Uebersichtlichkeit wegen theile ich
das ganze Material in folgende 4 Gruppen:
I. Gaze,
II. Watte,
III. Jute,
IV. Diverse,
und werde ich, um die Vorschriften mög-
lichst kurz fassen zu können, zu Eingang
einer jeden Abtheilang die in Bezug auf Her-
stellung etc. nothwendigen allgemeinen An-
gaben machen. Ausserdem füge ich noch,
soweit ich dies im Stande bin , die Bezugs-
quellen für die fiohmaterialien bei.
Dass sämmtliche Arbeiten mit grosser
Accuratesse und Sauberkeit ausgeführt wer-
den müssen, ist selbstverständlich.
Wie mir von verschiedenen Seiten be-
stimmt versichert wird, machen es sich
einige Winkelfabrikanten, die ja auch in
dieser Branche nicht fehlen, insofern bequem,
als sie ihre Stoffe nicht durch Eintauchen
und Auspressen bis zu einem bestimmten
Gewicht, sondern einfach durch Vertheilen
der Flüssigkeit mittels Verstäubers impräg-
niren. Dass damit eine gloichmässige Ver-
theilang der Flüssigkeit nicht erzielt werden
and ein solches Verfahren hier keinen Platz
finden kann, ist selbstverständlich.
Erwähnung verdient noch, dass Verband-
stoffe, welche durch Lagern an Qualität ver-
jlieren, nicht in zu grossen Mengen ange-
fertigt werden dürfen, und dass der Verpack-
ung alle Aufmerksamkeit zugewendet werden
muss.
I. Gaze.*)
Yerbandmull.
Man benutzt am besten gebleichte und
durch Laugenbehandlung entfettete Gaze,
welche aus 15x15 Fäden pro 1 qcm besteht,
1 m breit ist und pro 1 laufenden Meter
(== 1 qm) 40 bis 45 g wiegt, so dass 22 bis
25 m 1 kg entsprechen.
Um die Gaze zu tränken , stellt man vor
Allem ihr Gewicht fest, bereitet diesem ent-
sprechend die nöthige Menge Präparirflüssig-
keit, knetet die Gaze in dieser 15 bis 20
Minuten und presst sie dann bis zu einem
bestimmten Gewicht und so weit aus, dass
der verlangte procentische Gehalt an Medi-
kament in der Gaze zurückbleibt.
In der Kegel hält eine gute hydrophile
Gaze trotz Auspressen noch die IV« fache
Menge Flüssigkeit von ihrem Eigengewicht
zurück, so dass z. B. 1000,0 Gaze, welche in
eine wässerig - weingeistige SalicjIsäurelDs-
ung getaucht wurde, nach dem Pressen
2250,0 wiegen muss. Es wird Sache der
einzelnen Vorschriften sein, hierfür die
nOthigcn Anleitungen zu geben.
Für grössere Mengen läset man sich zum
Tränken Becken von emaillirtem Eisenblech
machen und benutzt, wo diese nicht statthaft
sind, wie z. B. bei Salioylsäure , Ghamotte-
Gefässe, bez. Tröge. Bei kleinen Quantitäten
behilft man sich mit der gewöhnlichen Ab-
dampfschale.
*) Bezugsquellen für hydrophile Gaze:
1. F. A. Böhler tS; Sohn, Plauen i. V.
2. StoQk (^ Schröder, ebenda.
53
Als Wärmequelle steht das Dampfbad zur
YerAgnng und das Auspressen bewirkt man
bei grösseren Quantitäten in einer beliebigen
Presse, hat aber im Interesse der gleich-
massigen Tertheilung der Masse im Stoffe
darauf zu achten, dass derselbe eine gleich-
förmige Lage bildet. Verfugt man nicht fiber
eine Presse mit Holzschalen oder will auch
diese nicht mit Jodoform oder sonst stark
riechenden Stoffen in Berührung bringen, so
legt man die Pressschalen mit Pergament-
papier aus.
Will man eine bestimmte Menge Gaze
tränken, ohne einen Uoberschuss Imprägnir-
ungsfiussigkeit abzupressen, so legt man
den Stoff in diese, knetet 10 bis 15 Minuten
und beschwert ihn mit Oewichten. Nach
mehrfachem Drehen und Wenden sind, even-
tuell bei Anwendung einer Wärme von 50
bis 60 ^, nur wenige Stunden nothwendig,
um die Imprägnirungsflussigkeit gleich-
massig im Stoffe zu vertheilen. Der Vorsicht
wegen kann man schliesslich den Stoff noch
in eine Presse unter Anwendung von nur so
viel Druck , dass keine Flüssigkeit abläuft,
einpressen.
Dasselbe Verfahren wendet man bei Tränk-
ungen an, bei welchen Lösungsmittel fehlen,
wie bei der Lister'schen Eucalyptus- und
Carbol - Gaze.
Um einzelne Meter stets frisch zu berei-
ten, stellt man sich eine grössere Menge der
betreffenden Flüssigkeit her, tränkt die Gaze
darin, legt sie auf Pergamentpapier in läng-
licher Form zusammen, umhüllt mit dem-
selben Papier und dreht durch eine Wring-
maschine. Man übt damit ungefähr den
Druck ans, der bei Gaze nothwendig ist, um
ihr das 1 y^fache des eigenen Gewichts an
Flüssigkeit zu erhalten.
Das Trocknen kann bei weingeistigen und
wässerigen Lösungen auf Schnüren oder
Holzstäben erfolgen , bei fettigen oder äthe-
rischen dagegen haspelt man den aus der
Presse kommenden Mull auf einen Haspel
?on entsprechender Breite, belässt ihn hier
ungefähr 24 Stunden und schneidet nun
nach Wunsch ab.
Alle Verbandgazen kommen in Längen
Ton 1,5 und 10 m in den Handel Je nach-
dem das incorporirte Medikament flüchtig
oder nicht flüchtig ist, benutzt man als
Emballage Glasbüchsen, Pergamentpapier,
Ceresiapaifier und Std^nniol. Besondere An-
gaben hierfür zu machen , halte ich dagegen
nicht für nothwendig , da die Preislisten der
Verbandstofffabriken hierüber jedweden Auf-
schluss geben.
BenzoS - Gaze naeh Brans jan.
a) 5 pCt.
60,0 Acidi benzoici,
86,0 OW Eioini -g» g*gk
1415,0 Spiritus (94 pCt).
Man tr&nkt mit dieser Lösang
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 26 m)
and presst dieselbe bis zn einem Gewicht Ton
2250,0
ans.
b) 10 pCt.
120,0 Acidi benzoici,
60,0 01.1 Eictai- j II ätS'-
1330,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man trinkt und presst bis zu einem Ge-
wicht Yon
2250,0
ab.
Beide Nummern trocknet man auf dem
Haspel.
Borsäure • Gaze.
10 pCt.
120,0 Acidi borici,
1380,0 Aquae fervidae,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man trfinkt heiss, presst bis zu einem Ge-
wicht Yon
1520,0
ab und trocknet auf Uolzstäben oder
Schnüren.
Carbol -Gaze nach Bruns jun.
10 pCt
480,0 Colofonii,
50,0 OleiEicini (oder 100,0 Stearini),
120,0 Aoidi carbolici,
850,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man tränkt warm, presst aus bis zu einem
Gewicht von
2250,0
und trocknet 24 Stunden auf dem ^spel.
54
Carbol-Gaze nach Lister.
a) 5 pCt.
50,0 Acidi carbolici,
500,0 Colofonii,
700,0 Paraffini,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man tränkt 2 Stunden dorch Beschweren
mit Gewichten bei einer Temperatur von 50
bis 60^, wie in der Einleitung angegeben
ist, presst zwischen erwärmten Pressplatten
ein, verpackt dann sofort.
b) 10 pCt.
100,0 Acidi carbolici,
500,0 Colofonii,
700,0 Paraffini,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Bereitung wie bei a.
Essigsaare Thonerde • Oase
nach Burow.
a) 5 pCfc.
750,0 Liquoris Alaminii acetici,
750,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man trfinkt und presst bis zu einem Ge-
wicht von
2250,0
ab«
b) 10 pCt.
1500,0 Liquoris Aluminii acetici.
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man tränkt und presst bis zu einem Ge-
wicht von
2250,0
ans.
Beide Gazen werden auf Schnuren oder
Uolzst&ben getrocknet.
Eucalyptus - Gaze nach Lister.
4 pCt.
120,0 Olei Eucalypti,
240,0 Besinae Dammar,
360,0 Paraffini,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25m).
Bereitung wie bei derLister'schenCarbol-
Gaze.
Jodoform - Gase nach y, Mosetig«
a) 10 pCt.
100,0 Jodoform,
700,0 Aetheris,
700,0 Spiritus,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
b) 20 pOt.
200,0 Jodoform,
1200,0 Aetheris,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man trftnkt in beiden Fällen die Gaze mit
der Lösung, schlägt in Pergamentpapier ein,
beschwert so einige Stunden mit Gkwicbteu
und trocknet dann auf dem Haspel.
Um höhere Procentsätze zu gewinnen,
zieht man die einmal präparirte und ge-
trocknete Gaze zweimal oder öfter durch die
Jodoformlösung.
Jodoform - Gaze nach ?. Blllroth«
20 pCt.
200,0 Jodoform, feinst pr&parirt,
streut man mittels Streubüchse in
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m)
ein und verreibt tfocken damit. Auf eine
gleichmässige Yertheilung ist besonders zn
achten.
Jodoform • Gaze^ klebend^
nach y. BlUroth«
50 pCt.
300,a Colofonii,
900,0 Spiritus,
100,0 Aetheris.
Man löst, setzt
150,0 Glyeerini
zu und tränkt mit der Lösung durch Kneten
und 2- bis 3 ständiges Belasten
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25m).
Man streut dann in die feuchte Gaze mit-
tels Streubüchse möglichst gleichmässig
500,0 Jodoformii praeparati
ein, haspelt auf und lässt auf dem Haspel
24 Stunden trocknen.
Zur Bereitung ex tempore reibt man das
Jodoform in Garbol-Gaze, und zwar 20 g anf
1 Meter ein.
Jodoform - Gaze nach Wolfer«
20 pCt.
250,0 Colofonii-
löst man in
1000,0 Spiritus,
setzt der Lösung
200,0 Glyeerini
zu und tränkt damit
1000,0 hydrophiler Gaze (22 hU 25 m>
55
durch längeres Kneten nnd 2- bis 3 stfindi-
ges Belasten.
Die feuchte Gaze bestreut man recht gleich-
massig mittels Streubuchse mit
200,0 Jodoformü praeparati,
haspelt auf und Iftsst 24 Stunden auf dem
Haspel trocknen.
Auch hier dürfte es in pressanten Fällen
gestattet sein, die Carbol-Oaze als Grundstoff
zn nehmen und 8,0 Jodoform pro 1 Meter
einzustreuen und zu yerreiben.
Naphtalln - Gaze.
20 pCt.
200,0 Naphtalini,
100,0 Colofonii
I6st man durch Erhitzen in
1200,0 Spiritus,
trankt damit durch Kneten in erwärmtem
Becken
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25m),
beschwert mit Gewichten und haspelt nach
3 Stunden auf, um nach 24 Stunden zu ver-
packen.
Ein Auspressen aus Ökonomischen Grün-
den ist nicht statthaft , weil mit Emiedrig-
BTig der Temperatur sich sofort die Naphta-
linkrystalle aus der Lösung ausscheiden.
Besorein-Gaze«
10 pCt
120,0 Besorcini
lost man in
120,0 Glycerini,
800,0 Aquae destillatae,
460,0 Spiritus,
tränkt mit dieser LOsung
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 ra),
presst bis zu einem Gewicht Ton
2250,0
ans und trocknet durch Aufhängen.
8alieyi-Gase naeh Thiergch.
a) 4 pGt
48,0 Acidi salicylici
lOst man in
450,0 Spiritus,
1000,0 Aquae ealidae,
tränkt mit dieser Lösung
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m),
presst dieselbe bis zu einem Gewicht von
2250,0
ab und trocknet durch Hängen auf Schnüre
oder Holzstäbe.
b) 10 pOt.
120,0 Acidi salicylici,
680,0 Spiritus,
700,0 Aquae caJidae,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man presst bis zu einem Gewichte von
2250,0
ab und verfährt wie bei a.
Salieyl - Gaze^ flxirt,
naeh v. Brans Jan.
a) 5 pCt.
60,0 Acidi salicylici,
S6,0Ol..Bl.ini-|j|f«fWg.,,
1415,0 Spiritus (94 pCt),
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
b) 10 pCt.
120,0 Acidi salicylici,
50,0 Ol« Ei«i-||;» gi« Kf-
1330,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 ra).
Man presst a und b bis zu einem Gewicht
Yon
2250,0
ab und verfährt im üebrigen wie bei der
Benzo§-Gaze.
Sero • Sublimat - Gaze nach Lister.
6,0 Hydrargyri bichlorati
verreibt man fein und löst es durch Reiben in
600,0 Pferdeblut -Serum.
Man verdünnt mit
900,0 Aquae destillatae,
colirt und tränkt damit
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Nachdem man bis auf ein Gewicht von
2250,0
abgepresst hat, hängt man die getränkte
Gaze zum Trocknen auf Schnüre oder Holz-
stäbe, vermeidet aber hierbei die Einwirkung
des Tages- oder gar Sonnenlichtes.
Da Pferdeblnt - Serum nicht überall zur
Verfügung steht , möchte ich zum aushilfs-
weisen Gebrauche das früher von mir be-
schriebene „Hydrargyrum albuminatum so-
lutum'^ empfehlen. Die Vorschrift for obige
Gaze würde dann lauten :
56
6,0 Hydrargyri bichloraö,
6,0 Natrii cnlorati
168t man durch Verreiben in
30,0 Hühnereiweiss,
welches vorher zn Schnee geschlagen worden
war nnd sich wieder Terflfissigt hat^ yerdfinnt
die Losung mit
1460,0 Aqnae destillatae,
colirt durch ein dichtes Leinentnch nnd
trankt damit
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man presst bis zu eiAem Gewichte von
2250,0
ab und yerfUirt wie oben.
Sublimat -Oaase naeh Bergnumn.
V» pct.
4,0 Hydrargyri bichlorati
löst man in
150,0 Glycerini,
150,0 Spiritus,
1200,0 Aquae destillatae,
trftnkt damit
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m)
und presst bis zu einem Gewichte von
2250,0
ab. Man trocknet durch Hängen auf Schnüre
oder Holzstäbe unter Vermeidung von Tages-
licht.
«
Sablimat-Gaae naeh Haas«
a) V* pCt.
2,5 Hydrargyri bichlorati,
500,0 Natrii chlorati,
200,0 Glycerini,
1200,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
b) V« pOt-
5,0 Hydrargyri bichlorati,
500,0 Natrii chlorati,
200,0 Glycerini,
1200,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m).
Man knetet bei beiden Nummern die Gaze
in der betreffenden Flfissigkeit, beschwert
sie dann einige Stunden mit Gewichten und
trocknet schliesslich durch Hängen auf
Schnfire oder Holzstäbe unter Vermeidung
Ton Tageslicht
Sablimat - Gaze naeh der Deutschen
Kriegs - Sanitätsordnung.
50,0 Hydrargyri bichlorati,
5000,0 Spiritus,
7500,0 Aquae destillatae,
2500,0 Glycerini,
0,5 Fuchsin.
Mit dieser Lösung werden ungefähr 400
Meter Gaze getränkt und durch eine Wring-
maschine gezogen. Das Trocknen geschieht
wie bei den vorhergehenden Nummern. Die
Färbung hat nur den Zweck, die impräg-
nirte Gaze von der unimprägnirten zu kenn-
zeichnen.
Thymol-Gaze nach Ranke.
1,6 pCL
16,0 Thymol,
50,0 Colofonii,
500,0 CetÄcei,
1500,0 Spiritus.
Man I6st, ^änkt in der warmen Masse
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m),
belastet sie einige Stunden unter Erwärmen,
bringt dann auf den Haspel und lässt hier
2d Stunden trocknen.
Zlnksnlfophenylat-Gaze naeh Bottini.
10 pCt.
100,0 Zinci sulfo - carbolici
Ust man in
1500,0 Aquae calidae,
tränkt darin
1000,0 hydrophiler Gaze (22 bis 25 m),
belastet sie einige Stunden durch Gewichte
und trocknet durch Hängen auf Schnüre oder
Holzstäbe.
Dürfen Salzlösungen sn Reeeptur-
swecken in den Apotheken
Yorräthig sein?*)
Im Laufe des verflosBenen Jahres ist bei
den Apothekenrevisionen in unserem Magde-
burger Regierungsbezirk zum ersten Male
gegen das Vorräthighalten Ton Salz-
lösungen zu Recepturswecken in der
Apotheke amtlich Stellung genommen worden.
Die vorgefundenen Salzlösungen wurden znm
Gegenstand eines Monitums im Revisions-
*) Von der „Magdeburger Apothekcr-
Conferenz" gef&lligst eingesandt.
57
Protokoll gemacht. Id den betreffenden
Revisions - Bescheiden heisstes, im Wesent-
lichen gleichlautend: «
„Die in der Offizin vorräthig gefundenen
Salzlösungen haben Sie zu beseitigen, da
dies gesetzlich nicht zulässig ist. ^
Auf eine einschlagende Gesetzes- oder
Verordnungsstelle ist dabei nicht Bezug ge-
nommen.
Salzlösungen — so gut wie Extractlösungen
— zu Recepturzwecken sind wohl von jeher
und allenthalben, zumal in geschäftsreicheren
Apotheken , je nach Bedarf in grösserer oder
kleinerer Zahl, meist in regelrechten mit An-
gabe des Lösungsverhältnisses vorschrifts-
massig signirten StandgefEssen vorräthig ge-
wesen und zwar nicht nur zur Bequemlichkeit
des Keceptars , sondern meistens als unent-
behrliches Hilfsmittel, um die sich oft in
wenige Tagesstunden zusammendrängende
Recepturarbeit möglichst schnell zu er-
ledigen, wie es das Interesse der Arznei-
empfluiger fordert.
Aus diesem ehren werthen Streben nach
möglichst schneller Befriedigung des Arznei-
bedürftigen auch bei gehäuften Anforderungen
sind in den Apotheken von jeher nach Be-
darf allerlei Hilfsarzneiformen und -Misch-
ungen hervorgegangen. Und man sollte
meinen, dass die Aufsichtsbehörde dies
Streben nur billigen könnte, sofern nur
dreierlei dabei streng ausgeschlossen bleibt,
nämlich:
1. Veränderlichkeit des Arzneimittels in
der Hilfsform;
2. leichtere Möglichkeit einer Verwechsel-
ung mit anderen ;
3. mindere Genauigkeit in der Dispensa-
tion.
Nur diejenigen Hilfsformen und Misch-
ungen, welche gegen einen dieser drei Grund-
sätze Verstössen , sind als blosse Bequemlich-
keits-Präparate zu betrachten und zu
bekämpfen. Zu ihnen gehören aber die vor-
räthigen filtrirten Lösungen häufig verord-
neter Salze sicherlich nicht.
Und so hat wohl kein Apotheker gemeint,
sich einer Ungesetzlichkeit oder Gewissen-
losigkeit schuldig zu machen , wenn er bei
der Einrichtung seiner Apotheke eine Reihe
von Standflaschen für Salzlösungen mit-
bestellte und in Reih* und Glied einordnete,
obwohl er eine gesetzliche Vorschrift zu ihrer
Bereitung und Aufbewahrung in der Pharma-
kopoe nicht fand, sondern nur aus den^
Mangel eines Verbots die Zulässigkeit her-
leiten durfte.
Muss doch der Apotheker nur zu oft bei
Artikeln oder Arzneiformen, welche die Phar-
makopoe nicht aufgenommen hat, nach Ana-
logie selbstthätig handeln; ja dies verlangt
sogar die Behörde von ihm, wie z. B. erst
jüngst wieder in Bezug auf die Zurechnung
von Arzneimitteln zu Tab. B und C durch
die Min.-Verf. vom 11. Januar 1884 (Pharm,
Zeitung 1884, Nr. 17).
So durfte er nach Analogie der Salzlös-
ungen,^ zu welchen die Pharm. German. (wie
alle anderen und früheren Pharmakopoen)
I Vorschriften giebt, und deren Vorräthig»
. haltung sie geradezu fordert (wie Liq. Kalii
I acetici , Liq. Kalii arsenicosi , Liq. Kalii car-
, bonici), wohl schliessen, dass gegen eine vor-
räthigc Solutio Natrii sulfurici, Natrii carbo-
nici, Magnesiae sulfuricae u. A. gesetzlich
auch nichts werde zu sagen sein; ja sogar
weniger als gegen jene, da deren ünver-
änderlichkeit zum Theil erheblich . weniger
sicher ist, als diejenige der letzteren.
£r durfte in neuerer Zeit diese Analogie
noch weiter ziehen im Hinblick auf die jetzt
vorgeschriebene lange Reihe von Liquores
volumetrici von genauestem Gehalt, deren
nicht wenige sich gleichfalls erheblich ge-
ringerer Unveränderlichkeit erfreuen; so
z. B. Liquor Jodi und Liquor Kalii per-
mangan. volumetricus.
Und ein Verbot des Vorräthig-
haitens anderweiter Salzlösungen
ist weder im Gesetzes- noch im
Verordnungswege jemals erfolgt.
Demgemäss hatte sich auch, im Laufe der
Zeit zwischen den Aufsichtsbehörden und
den Apotheken ein langjähriger „modus
vivendi^' herausgebildet, auf Grund der still-
schweigenden Duldung der gesetzlich weder
ge- noch verbotenen, aber als nützlich er-
kannten und zugegebenen Einrichtung.
Woher nun diese plötzliche, veränderte,
abweisende Stellungnahme der Aufsichts-
behörde? Dieselbe säumte auf vertrauliche
Anfrage der betroffenen Apotheker nicht,,
auf eine ihr höheren Orts zugegangene
Weisung hinzudeuten. Die Aenderung war
um so auffallender und befremdlicher, als sie
erfolgte zur Zeit der Geltung der Pharm.
Germ. Ed. II; denn diese hatte zum ersten
Male die narkotischen Extractlösungen —
58
welche ebenso lange , ebenso verbreitet und
aus eben den Gründen in den Apotheken
vorräthig gehalten worden sind, wie die
Salzlösungen — nicht nur ausdrücklich zu-
gelassen , sondern sogar eine genaue Bereit-
ungsvorschrift dazu gegeben. Es ist nicht zu
verkennen, dass dem Apotheker hiermit eine
neue, noch schlagendere Analogie geboten
war , um nun erst recht an der Zulässigkeit
der wieder erheblich minder der Veränderung
ausgesetzten Salzlösungen nich t zu zweifeln.
Eine Rückfrage an gut orientirter Stelle
in Berlin ergab nun die überraschende Ant-
wort, „man erkläre maassgebenden Orts das
Yorräthigh alten und die Verwendung von
Salzlösungen zu Recepturzwecken deshalb
für unerlaubt, weil die Arzneitaxe keine
„Solutionen" kenne , sondern für jeden ein-
zelnen Recepturfall einen besonderen Arbeits-
preis für Auflösen und Filtriren von Salzen
vorgesehen habe , der seitens des Apothekers
auch jedesmal in Rechnung gestellt werde,
Der Apotheker mache sich daher bei Ver-
wendung vorräthiger Salzlösungen und
Berechnung des besonderen Arbeitspreises
sogar eines Betruges (!) schuldig/'
Das klingt doch gar zu unglaublich. Da-
nach wäre es auch ein „Betrug," wenn z. B.
ein Apotheker, wie es öfter vorkommt, drei
gleichzeitig eingehende und gleichlautende
Ordinationen eines Arztes für verschiedene
Empfänger (z. B. Pilulae Blaudii Nr. 30)
gemeinschaftlich anfertigt, dann auf die
Einzelnen vertheilt, und nun bei der Taxation
jedem den vorschriftsmässigen ganzen Arbeits-
preis (für 30 Pillen) , nicht aber den dritten
Theil des Gesammtarbeitspreises (für 90
Pillen) verrechnet, was ein total unbrauch-
bares Princip sein würde, da sich dann der
Arbeits- und damit der Gesammttaxpreis
jedesmal änderte, je nachdem das Recept
einzeln, oder zu zweien oder mehreren gleich-
zeitig bereitet worden ist.
Eines gleichen „ Betruges ** würde sich der
schuldig machen, der eine ärztlich verordnete
„Sol. Kali acetici 10 : 100 durch Vermisch-
ung von 30 Liq. Kalii acetici mit 70 Aqua
destillata bereitet, die Auflösung aber lege
artis taxirt, wie er auch verpflichtet ist.
Noch mehr: jede Verwendung einer der
eben erst durch die Pharmacopöe sanctio-
nirten, vorräthigen Extractlösungen, für
welche in der Arzneitaxe auch kein Preis
ausgeworfen ist, so dass eben auch der
Arbeitspreis ,, Auflösen" für den Einzelfall
in Ansatz kommen muss, würde denselben
Vorwurf des „Betruges" verdienen.
Die Arbeitspreise der Arzneitaxe sollen
dem Apotheker ein Aequivalent bieten für
seine Geschäftsunkosten, deren bedeutendster
Theil die Lohnung und Erhaltung seines
Hilfspersonals darstellt. Dieses wird , zumal
in grösseren Städten und in Krankenkassen -
districten, wo viele verordnete Aerzte gleich-
zeitige Sprechstunden haben , zu manchen
Stunden des Tages mit gehäufter R^ceptur-
arbeit vollauf beschäftigt , während sonst die
Hälfte der Kräfte entbehrlich wäre. Um den
gehäuften Anforderungen möglichst schnell
gerecht zu werden, schafft sich der Apotheker
gewisse Arbeitserleichterungen und Verein-
fachungen , deren er in jenen Drangstunden
ohne namhaften Zeitverlust für den Arznei-
empfönger gar nicht entbehren kann. Und
dann soll es ihm als Unredlichkeit ausgelegt
werden, wenn er unter Anderem die zeit-
raubende Lösung und Filtration von diesem
und jenem Salz für so und so viel Mixtureiv
im Voraus bereitet , während er sie für den
Einzelfall berechnet? Ist es nicht Sache
seiner Gewissenhaftigkeit ganz allein, wie
er die Anordnungen des Arztes ausführt»
wenn dies nur vorschriftsmässig, gut und
möglichst schnell geschieht?
Wird es etwa dem Arzte, dem Notar oder
sonst einem Beamten als „Betrugt ange-
rechnet, wenn er zu mehreren auswärtigen
Consultationen oder Terminen an demselben
Orte sich eines und desselben Beförderung-s-
mittels bedient, in jedem Einzelfalle aber die
ihm /.ukommende Reisekostenentschädigung^
voll liquidirt?
Nein, diese Motivirung für die veränderte
Stellungnahme der Behörde zu demVorräthig-
halten der Salzlösungen ist unmöglich
ernsthaft zu nehmen.
Glaublicher erscheint noch die Annahme^
dass man, während bisher bei der stillschweig-
enden Duldung immer die Salz- und Extract-
lösungen ganz gleichartig behandelt worden
sind, nunmehr aus der Aufnahme einer
besonderen generellen Vorschrift für E x-
tract-Lösungen in die Pharmakopoe,
bei gleichzeitiger Hinweglassung einer
entsprechenden Vorschrift für S a IzlÖsungen
den Rückschluss gezogen hat, fortan sollte
nur von den ersteren ein Vorrath zulässig
sein, von den letzteren aber nicht. Aber
59
dieser Rü^kschluss ist docb weder richtig
noeh zweckmässig; vielmehr ist es der vor-
wärts gerichtete Schlnss und Entschluss,
der gesetzlichen Regelung des einen Theils
die des andern ungesäumt folgen zu lassen.
Wohl würde sich diese gesetzliche Regelung
des Vorräthighaltens von Salzlösungen nicht
ebenso durch eine einzige kurze generelle
für alle gleichmässige Bereit ungsvorschrifl
bewirken lassen ; das verböte sich schon um
der so verschiedenen Löslichkeitsverhältnisse
der Salze willen. Es bedarf aber auch gar
keiner „Vorschrift". Wenn nur in der Pharma-
kopoe durch einen besonderen Artikel „8olu-
tiones Salium'* bestimmt würde :
„Von Salzen, welche im aufgelösten Zu-
stande auch nach längerer Zeit eine Zer-
setzung oder Veränderung nicht erleiden,
dürfen filtrirte wässrige Lösungen vorräthig
gebalten werden. Die Standgefässe dafür
müssen genau und unter Berücksichtigung
etwaiger Zugehörigkeit des Salzes zu Tab. B
oder C vorschrifbsmässig signirt sein. Auf
dem Schilde muss das Verhältniss zwischen
Salz und Lösungsmittel genau angegeben
sein.**
Und wenn dann ausserdem die Pharma-
kopoe bei denjenigen Salzen, deren Lösungen
die erforderliche Unveränderlichkeit nicht
zeigen, oder bei denen irgend ein anderes
technisches Bedenken dagegen spricht, der
Beschreibung den Zusatz hinzufügte „darf im
aufgelösten Zustande für Recepturzwecke nicht
▼orräthig gehalten werden**; dann sollte man
doch meinen, das« allen Vorsicht smaassregeln
billig Rechnung getragen wäre. Denn diö
drei am Eingang aufgeführten Grundbeding-
ungen sind erfüllt:
1. Alle in Lösung veränderlichen
Salze sind von der Zulassung alsdann gesetz-
lich auBgeachlossen.
2. Die Möglichkeit der Verwechslung
zweier wasserheller Salzlösungen, bei sonst
genauer Signatur, ist nicht grösser, als
die von zweien der sonstigen zahlreichen
wasserhellen flüssigen Arzneistoffe, oder auch
als die zweier weisser Salze in Pulverform.
3. Die Genauigkeit schneller Dispen-
sation von Salzen ist in Lösung nicht nur
nicht geringer, sondern zweifellos
einegrössere als bei ihrer Verwendung in
Substanz.
Ausser diesem letzten Punkte, der schon
als wesentlicher Vorzug zur Empfehlung der
gesetzlichen Sanctionirung auch der Salz-
lösungen dient, kommt aber zu gleichem
Zwecke noch viel mehr die Zeitersparniss
bei der Receptur in Betracht. Durch
eine Reihe von vergleichenden Versuchen in
den Apotheken der drei Unterzeichneten ist
Folgendes festgestellt: Ein gewandter Recep-
tar gebraucht an Zeit zu einer Mixtur, vom
Ergreifen des Glases bis zum Anbinden der
geschriebenen Signatur gerechnet, im Durch-
schnitt:
Zeitdauer bei
Verwendung von
■1
•s
il
— •
a s
51
a *
Darin sind
aufgelöst und
filtrirt enthalten
IS2
-St ^
M a
■ •
9 'S
o —
O
9*
m
'S
s
Hinnt.
Hinttt.
Hinnt.
600
1 g Aeid. salicjlic.
9-10
2—3
7
200
5 „ Kai. chloricura
6-7
2-3
4
ICO
50., Magn. sulfuric.
9
2-3
6-7
100
38 „ do.
8-9
2-3
6
2C0
5 „ Natr. nitricum
6-7
2-3
4
im Durchschnitt
7 8
2 3
5
Das will sagen: wenn zur Zeit der ge-
häuften Arbeit nur vier Mixturen
mit Salzlösungen gleichzeitig ein-
geliefert werden, so empfängt der
Letztgekommene seine Arznei, bei
Verwendung der Salze in Substanz,
schon 20 Minuten später, als wenn
vorräthige Solutionen zurVerfügung
stehen.
Die von dem betr. Revisions- Monitum be-
troffenen Apotheker des Regbz. Magdeburg
haben in der Beantwortung des Revisions-
Bescheids ungefähr gleichlautend Folgendes
erwidert :
,,In Gemässbeit etc. beehre ich mich zu
berichten, dass ich, der hohen Verfügung
entsprechend, die seit meiner Geschäftsüber-
nahme bisher unbeanstandet in der Officin
vorräthig gehaltenen Salzlösungen nunmehr
aus derselben beseitigt habe.
In Bezug auf diese Maassregel bemerke ich
gehorsamst, dass deren Befolgung kaum ohne
erhebliche Störungen und Verlangsam un gen
der Receptuir - Arbeiten wird durchgeführt
werden können, und dass ich daher ungesäumt
versuchen werde, geeigneten Orts auf die Zu-
lassung der Salzlösungen auch für Receptur-
60
zwecke hinzuwirken, nachdem die Pharma-
copoea Germanica einerseits dergleichen Salz-
lösungen, darunter viel leichter dem Verderben
ausgesetzte, Ton genau bestimmtem Gehalt
zu Unter Buchungsz wecken vorräthig zu halten
vorschreibt, und andererseits das Vorräthig-
halten von gleichfalls leichter verderblichen
Extractlösungen zu Recepturzwecken zulässt
und durch eigne Vorschriften regelt/'
Die Magdeburger Apotheker-Con-
ferenz hat auf den Vortrag der Betroffenen
die Angelegenheit aufgenommen und be-
schlossen, zunächst durch Darlegung des Sach-
verhalts in der pharm aceutischen Tagespresse
das Interesse der Herren Collegen in weiteren
Kreisen und etwa weitere Aeusserungen
zur Sache bezw. Zustimmungs-Er-
klärungen wachzurufen. Die Conferenz
hat die drei Unterzeichneten mit diesem Auf-
trage betraut, dessen sich dieselben hiermit
erledigen in der Hoffnung, auch auf diese in-
directe Weise einigen Einfluss darauf auszu-
üben, dass diese lange im Ungewissen schwe-
bende und doch sicher nicht unwichtige An-
gelegenheit ihre endliche und zwar gesetz-
liche Regelung finde.
Magdeburg, im Januar 1887.
C. Blell. H. Danckwortt.
Dr. G. Hartmann.
Zur Prüfung des Morphin*
hydrochlorids.
Von H. Hager.
In irgend einem pharm. Blatte fand
ich eine Mittheilung über die Prüfung
des Morphinhydrochlorids auf einen Ge-
halt von Codein, Narkotin etc. Man
soll eine concentrirte (?) Lösung des
Morphinsalzes mit Aetzammon fällen, den
Niederschlag in Natronlauge lösen und
die Lösung mit Aether ausschütteln. Beim
Verdunsten des Aethers darf kein merk-
licher Bückstand verbleiben.
Abgesehen davon, dass das gefällte
und in Natronlauge gelöste Morphin beim
Ausschütteln mit Aether allerdings nur
in geringen Mengen in diesen übergeht,
so erscheint das erwähnte Verfahren als
ein umständliches und Material und Zeit
in Anspruch nehmendes, ohne ein sicheres
Besultat zu gewähren.
Der Umstand, dass das leichte Mor-
phinhydrochlorid sich in seiner Wirkung
stets schwächer erwies als die schwere
Waare und, von der Wahrscheinlichkeit
ausgehend, dass in der leichten Waare
ein Gode'ingehalt vorliegen könne, babe
ich bereits einige Male eine Prüfung des
Morphinsalzes vorgenommen, und zwar
auf dem einfachen Wege der 6uttalar-
methode, welche ich in Nr. 22 der pharm.
Centralhalle 1884 näher besprochen habe.
Man wäge 0,1 g des Morphinhydro-
chlorids ab, übergiesse es in einem kleinen
kurzen Beagirgläschen mit 2,0 g oder
2 ccm dest. Wasser und erwärme sanft
bis zur Lösung. Von dieser noch war-
men Sprocentigen Lösung giebt man
etwa 3 Tropfen auf ein grosses Object-
glas mit Hülfe eines Glasstabes und
breitet diese 3 Tropfen zur Grösse eines
Markstückes aus, so dass die Flüssigkeit
eine Scheibe mit etwas erhabenem
Bande bildet. In das Gentrum dieser
Scheibe giebt man nun einen Tropfen
Aetznatronlauge (1,160 spec. Gew.). Je
nach dem Maasse der Verunreinigung ent-
steht sofort eine weisse Scheiben- oder ring-
förmige Trübung oder erst nach 1—2 bis
3-5 Secunden. Sind die Flüssigkeiten
von verschiedener Temperatur oder hatte
man das Glas unter Abreiben gereinigt,
so tritt auch wohl eine Diffusion der
Natronlauge ein und am Bande der Flüs-
sigkeitsscheibe bildet sich allmählich ein
weisser Beif, welcher einige weissliehe
Arme nach dem Centrum sendet. Um
von dem Objectglase etwa anhaftende
Electricität zu beseitigen, streiche man
es ein- oder zweimal mit dem etwas
feuchten Ballen der Hand aufdrückend
der Länge nach. Nur auf electricitäts-
freiem Glase lassen sich die Tropfen der
Morphinlösung zu einer Scheibe mit
glattem Bande ausbreiten.
Um mit aller Sicherheit eine nur
schwache Trübung zu erkennen, muss
das Objectglas gegen einen finsteren oder
dunklen Luftraum betrachtet werden.
Steht ein solcher Baum nicht zur Dis-
position, so stellt man unterhalb des
Fensterbrettes einen etwa 0,5 m hohen
offenen Kasten mit dem Boden gegen
das Fenster, so dass der Innenraum nach
dem Zimmer ausmündet, oder man be-
trachtet die Beaction gegen eine matt-
schwarze Fläche, welche beschattet ist.
61
Am eiBfaehsten ist es, die Beaciion auf
dunkelblauem Glase, Eobaltglas*), vorzu-
nehmen und im schräg auffallenden Lichte
zu betrachten.
Diese oder jene Vornahme und Be-
trachtungsweise ist übrigens nur dann
nothwendig, wenn die Trübung eine sehr
schwache ist, wenn also z. B. nur eine
sehr geringe Verunreinigung mit Gode'in
vorliegt.
Bei Sporen anwesenden Godeins schwin-
det die Trübung in einigen Minuten
völlig, nicht aber bei Gegenwart des
Narkotins.
Eine sehr schwache und erst nach 3 bis
5 Secunden eintretende Trübung dürfte
die Waare nicht verwerflich machen,
denn ein von Godeln freies, total reines
Morphinhydrochlorid darzustellen, ist mit
vielen Schvnerigkeiten verknüpft.
Die Beaction beruht auf der schein-
baren Indifferenz der Morphinsalzlösung
gegen Natronlauge. Versetzt man die
anf dem Glase befindliche Scheibe der
Lösung eines reinen Morphinsalzes mit
Natroäauge, so erfolgt keine Trübung.
Die gegenseitigen Berührungspunkte bei-
der Flüssigkeiten bleiben ungetrübt. Bei
einer Verunreinigung mit Narkotin tritt
stets kräftige Trübung ein, selbst wenn
dasselbe in nur unbedeutenden Spuren
vertreten ist.
Diese Beaction lässt am deutlichsten
den eminenten Werth der Guttular-
methode fQr die Analyse erkennen. Giebt
man die Lösung des schwach code'in-
haltigen Morphinsalzes in ein Beagirglas
und versetzt sie mit Aetznatronlauge, so
bleibt die Mischung klar. Eine Trübung
ist nicht wahrnehmbar, während sie auf
dem Wege der Guttularmethode sicher
za erkennen ist. Dann tritt dazu der
Verbrauch eines sehr geringen Maasses
Material und die Verwendung weniger
ADgenblicke Zeit.
Für denselben Zweck schlug ich auch
den mikroskopischen Weg ein, konnte
aber keinen sicheren Erfolg erlangen.
Zur Erkennung des Narkotins kann
*) Um sehr unbedeutende weissliche Trüb-
ungen auf dem Wege der Gattularmethode zu
erkeniieD, empfiehlt sieb besonders die Ad-
wendnng des annkelblaiien Eobaltglases in der
Form grosser ObjectgUser»
man ebenfalls die Guttularmethode be-
folgen. Auf das Objectglas giebt man
3 Tropfen der 5procentigen Morphin-
hydrochloridlösung, dazu 5 bis 6 Tropfen
Aetznatronlauge und mischt durch Um-
rühren mit dem Glasstabc. Liegt als
Verunreinigunff nur Codein vor, so wird
die Mischung Klar und durchsichtig, bei
Gegenwart von Narkotin tritt sofort
weisse Trübung ein, welche nicht schwin-
det, und während man mit dem Glas-
stabe im Kreise rührt, zeichnet dieses
weisse Kreislinien auf der Glasfläche. Der
weisse Niederschlag besteht aus minu-
tiösen stumpfen tetragonalen Prismen
und nadeiförmigen Krystallen.
Die Beantwortung der Frage, welche
Umstände den Grund des leichten und
schweren Morphinhydrochlorids reprä-
sentiren, wird hoffentlich später erfolgen.
Möglicher Weise steht ein Oodeingehalt
damit in irgend einer Beziehung, denn
in der leichten Waare traf ich immer
etwas Godein an.
Zur Morphinbestimmung
im Opium.
O.Schlickum helejichiei in einem längeren
Artikel (Archiv d. Pharm. 1887, S. 13) die
neueren Methoden zur Morphinbestimmung
im Opium und in dessen Präparaten und
kommt zu dem Besnltate, dass die Helfen-
berger Methode (Ph. C. 27, 529 und 540)
die beste sei, jedoch auch noch den Uebel-
stand zeige, dass sie änsserste Sorgfalt bei
der Neutralisation mit Ammoniak erfordere,
da bei nicht genügender Sättigung Narkotin
in Losung bleibe , bei — auch geringem —
UeberschuBs an Ammoniak aber Morphin sich
vorzeitig ausscheide und dadurch der Bestim-
mung sich entziehe. Schlickum fand nun,
dass eine Morpbinsalzlösnng, im Falle sie
nicht zu concentrirt ist, also etwa in der
Stärke sich befindet, wie in den Opiumaus-
zugen und Tincturen, beim Versetzen mit
einem kleinen Ueberschuss von Ammoniak
(bis :^r schwach alkalischen Beaction) das
Morphin zwar nach kurzer Zeit auszuscheiden
beginnt, dies aber nicht mehr tbut und
dauernd klar bleibt, wenn man die
schwach ammoniakalische Mischung mit der
Hälfte ihres Gewichts Weingeist versetzt und
darauf denselben durch Abkochen wieder
62
entfernt. Die weingeisthaltige Fldssigkeit
lässt in der Hitze kein Morphin anskrystal-
lisiren, umgekehrt bewirkt sie Wiederanf-
lösnng von etwa zuvor ansgeschiedenem
Morphin. Zugleich mit den Weingeist-
dämpfen yerflüchtigt sich der Ueber-
schuss des Ammoniaks, so dass eine
vollständig neutrale Flüssigkeit
restirt, wenn man das Abkochen bis znr
Hälfte der Mischung fortsetzt. Dann bleibt
die auf ihr ursprüngliches Gewicht mit Was-
ser ergänzte Probe klar und trübt sich weder
bei tagelanger Aufbewahrung, noch lässt sie
Morphin anskrystallisiren.
SMickum weist nach, dass sich diese
Thatsachen auch bei der Prüfung des Opiums
verwenden lassen und gründet hierauf Vor-
schläge zur Morphinbestimmung im Opium,
Opiumextract und -tinctur.
Auf die Einzelheiten dieser Verfahren soll
hierum desswillen nicht speciell eingegangen
werden, weil mir (dem Bedacteur der Phar-
macentischen Centralhalle) für die nächste
Zeit noch weitere experimentelle Studien zur
Opiumprüfting zugesagt sind, welche sich
jedenfalls auch mit dem SchUckunC&cYieü Ver-
fahren beschäftigen werden. Kur den Hin-
weis möchte ich mir gestatten, dass auch
SMickum wieder genöthigt ist eine Cor-
recturzahl anzubringen, weil etwas Morphin
gelöst bleibt (was natürlich auch bei dem
Helfenberger Verfahren zutrifft). Es ist mir
dies Beweis dafQr, dass die Ansicht richtig
ist, welche ich bereits Pharm. Centralh. 24,
216 bei der ersten Besprechung der neuen
Pharmakopoe äusserte, die Ansicht,
dass man Morphin kaum je wird genau
bestimmen können dadurch, dass man
es aus einem wässerigen oder Spirituosen
Opiumauszug direct auszufällen versucht,
da in diesem immer etwas gelöst bleibt.
Ich bin der festen üeberzeugung, dass nur
nach dem Verfahren, wie es in Nr. 3 dieses
Jahrgangs unseres Blattes, Seite 24, einge-
schlagen worden ist, oder einem ähnlichen,
sichere Resultate zu erlangen sind. ^ . ,
Arsenhaltiges Chloroform.
Dr. 2/. SchoUnen weist darauf hin, dass er
wiederholt bei der Untersachnng von Chloro-
form eine deutliche Reaction mit SüberlÖs-
ung erhielt. Die ursprünglich auf Chlor oder
irgend einen organischen Körper bezogene
Trübung, welche in dem mit Chloroform ge-
schüttelten Wasser auftrat, stellte sich schliess-
lich als Arsen heraus; dasselbe wurde aus
einem Kilo Chloroform in etwas grösserer
Menge hergestellt und konnten alle Reactio-
nen damit angestellt werden. Die Destillation
des arsenhaltigen Chloroforms lieferte ein
Destillat, in dem Arsen nicht mehr nachzu-
weisen war, während sich der Rückstand als
stark arsenhaltig erwies.
Als Urheber der Verunreinigung könnte
sowohl der Chlorkalk, als auch die Schwefel-
säure angesehen werden. Scholvien will
übrigens hierüber weitere Versuche und dem-
nächst Mittheilnng machen. — os —
Apoth.'Ztg. 1887, Nr. 3.
Arsenhaltige Zuckercouleur.
In Anknüpfung an die obige Mittheilung
möchte ich daraufhinweisen, dass die Zucker-
couleur des Handels ebenfalls häufig arsen-
haltig ist, und dass sich hier Arsen schon in
relativ kleinen Mengen der Zuckercouleur
nachweisen lässt. Eine Zucker^Eurbe für
Conditoreizwecke wurde von einem Abnehmer
als arsenhaltig zurückgewiesen, und es erwies
sich , dass aus der Asche , welche von 30 g
der Zuckercouleur zurückblieb, ein deut-
licher Arsen Spiegel erhalten werden konnte ;
in einem anderen Falle gelang dasselbe schon
aus 20 g.
Wie nothwendig die Aufstellung von einem
Grenzwerth für den Arsenikgehalt solcher
Zuckerfarben ist, ergiebt sich aus dieser Be-
obachtung von Neuem. Wahrscheinlich ent-
stammte im vorliegenden Falle das Arsen
der zum Verzuckern benutzten Schwefelsäure.
Wenn man viel Material, 1 kg und mehr,
wie oben beim Chloroform, zur Untersuchung
nimmt, wird man wohl noch in sehr vielen
Präparaten Arsen nachweisen können.
0. Schtoeissinger.
Chinawein.
Liebreich wendet sich neuerdings gegen
die von Pharm. Germ. II recipirte Vorschrift
zu Vinum Chinas, bei welchem er den
Zusatz von Gljcerin verwirft. Er findet^ dass
die neue Vorschrift nur die Aufnahme der
China- Alkaloide im Auge hat, beziehentlich
eine später erfolgende Abscheidung derselben
verhüten will, die Aufnahme der wirksamen
Chinagerbsäure jedoch gar nicht berück*
63
sichtigt. Der Chinawein wird als touisirendes
Amamm benatzt , nicht aber als temperatur-
erniedrigendes Mittel, für welchen letzt*
genannten Zweck die Chinasalze Verwendung
finden. Der Zusatz von Qlycerin zu den
Lösungen verdauender Fermente (Pepsinwein)
ist ganz zweckmässig; ein Zusatz von
Gljcerin zum Chinawein jedoch hebt dessen
tonisirende Wirkung auf. Der Arzt ist ge«
nöthigty ein Medicament, welches plötzlich
eine derartig veränderte Zusammensetzung
besitzt, wie der Gljcerin- China wein
(Yinum Chinae gljcerinatum), neuer-
dings ausprobiren zu müssen.
Zum Schluss sagt Liebreich, das« dem
Arzt, Apotheker und Kranken besser gedient
sei, wenn nur die von Aerzten als bewährt
erprobten Formeln in die Pharmakopoe auf-
genommen würden und man sich nicht ledig-
lich durch rein pharmaceutisch - chemische
Gesichtspunkte leiten lasse. 8.
Therapeuiische Monatshefte 1687, S. 18.
Das Jodoform als Antisepticnm,
untergucht von Chr. Heyn und ThorUld Botsing
in Kopenhagen.
Verf. haben es unternommen, eines der bis-
her als unfehlbar betrachteten Antlseptica,
das Jodoform, mit Hilfe der modernen bacteri-
ologischen Untersuchungsmethoden einer
strengen Kritik zu nnterwerfen. Seit Jahren
galt dasselbe den Chirurgen als ein unent-
behrliches antiseptisches Verbandmittel und
wenn es dem Sublimat auch gelang, sich
neben dem Jodoform als ein Desinficieus
ersten Banges einen Platz zu erobern, so
blieb letzteres doch das fast universelle Ver-
bandmittel der meisten chirurgischen Kli-
niken. Mit Ausnah me der von Miculicz 1881,
Rummo und Meyer im Jahre 1883 ange-
stellten, zu keinen entscheidenden Resultaten
fahrenden Versuchen lagen bisher keine exak-
ten Untersuchungen über den antiseptischen
Werth de« Jodoforms vor.
£a ist daher dankenswerth , dass sich die
Verf. diesen Versuchen unterzogen, freilich
gelangten sie hierbei zu sehr überraschenden
Hesaitaten.
Die erste Versuchsreihe wurde in der
Weise angestellt, dass auf Gelatineplatten in
SIsicbform Beincultnren von Bacillus subtilis,
StaphylococcuB aureus und ein weissgrauer
Schimmelpilz eingesät wurden (4 Platten),
dieselben wurden theils ''sofort , theils erst
nachdem sie sich am dritten Tage normal
entwickelt hatten , mit einer 2 mm dicken
Jodoformschicht bedeckt, diese war aber
nicht im Stande das Wachsthum der ein-
gesäten Mikroorganismen zu hemmen, ge-
schweige denn zu verhindern. Theils wuchsen
die Colonien unter den Jodoform wällen her-
vor, theils konnte man ihre ungeschwächte
Lebensfähigkeit dadurch beweisen, dass
kleine Mengen der unter der Jodoformdecke
gewachsenen Colonien in verflüssigte sterile
Nährgelatine übertragen, sich ganz normal
entwickelten.
2. In vollständig sterile Aufschwemmungen
vom Jodoform mit Nährgelatine oder Agar-
Agar, die in üblicherweise inBeagensgläsem
enthalten waren und sich bei Stägiger Beob-
achtung als völlig keimfrei erwiesen hatten,
wurden Stichculturen von Pneumococcen,
Staphjlococcus aureus, Bacillus subtilus und
ein Mikrococcus aus Batteneiter angelegt.
Schon wenige Tage nachher entwickelten
sich in allen stark Jodoform enthaltenden
Nährböden die charakteristischen Pilz-
colonien.
3. Ebenso wuchsen die gedachten Mikro-
organismen in einem Gemisch aus gleichen
Mengen 4proc. Jodoformöl und Kalbsblut-
serum vollständig ungeschwächt nach Verlauf
von zwei Tagen bei Körperwärme.
4. Ebensowenig vermochte in einer vierten
Versuchsreihe eine Lösung von Jodoform in
sterilisirtem Kalbsblutserum die Entwickel-
ung der hierin durch Stich ausgesäten
Staphylococcus aureus, Bacillus subtilus und
eines weissgrauen Schimmelpilzes auch nur
im Geringsten zu hemmen.
5. In zwei sterilisirte Beagensgläser
wurden ungefähr 5 g trocknes Jodoform-
pulver gebracht, in eines der Gläser eine
Platinöse einer Cultur von Staphjl. aureus,
in das andere eine gleiche Menge das Mikroc*
aus Batteneiter gebracht. Beide Beinculturen
wurden mit dem Jodoformpulver vermischt
und ruhig stehen gelassen. Nach Wochen,
ja selbst nach 2 Monaten der Jodoform-
bacterienmischung entnommene Proben wur-
den mit verflüssigter Gelatine vermischt, in
welcher sich die eingeimpften Pilzkeime
normal entwickelten. Selbst ein zweimonat-
liches Aufbewahren in Jodoformpulver hatte
ihre Infectiosität nicht vernichtet, woraus
lesultirt, dass die in chirurgischen
64
Infectionsk rankheiten häufigste
pathogene Bacterienform der
Stapbylococcns aureus pjogenes
sich wenigstens einen Monat lang
in trockenem J o d o f o r m p u 1 v e r
lebensfähig zu erhalten vermag.
6. In weiterer Ausführung dieses Ver-
suches wurde mit einem auf einem chirur-
gischen Hospital benutzten liegenden Jodo-
formspray nach der Operation (mit je 20 Zu-
sammenpressungen) Jodoform in zwei grosse
Kolben mit sterilisirter Gelatine geblasen,
deren Oberfläche hierdurch mit einer feinen
Jodoformschicht bedeckt wurde. In den mit
sterilisirter Watte verschlossenen Kolben
entwickelten sich bis zum vierten Tage nicht
nur zahlreiche Schiromelcolonien , sondern
auch (circa 10 in jedem Kolben) kleine weisse
Bacteriencolonien , welche eine Verflüssigung
der Gelatine bedingten.
9. Zu ähnlichen Resultaten ist nach der
Mittheilung der Verf. auch 0. Johan- Olsen
bei seinen Versuchen mit der Osteomyelitis-
bacterie gekommen. Auch er konnte con-
statiren , dass ein auf eine mit einer Milli-
meter - Jodoform^chicht bedeckten Kartoffel-
scheibe geimpfte Cultur dieses Pilzes sowohl
ober- als unterhalb der Jodoform schiebt
munter gewachsen sei (^sie wuchs , dass es
eine Frisude war es anzusehen, sowohl ober-
halb, als unterhalb der Jodoformschicht**).
Verf. ziehen nun aus ihren anscheinend
mit bacteriologischer Gründlichkeit an-
gestellten Versuchen den Schluss:
Dass das Jodoform nicht nur trotz seiner
sonstigen vorzüglichen Eigenschaften als
Antisepticum werthlos sei , sondern dass es
sogar als ein gefährliches Mittel deshalb be-
trachtet werden müsse, weil es selbst pathogene
Mikroorganismen enthalten könne, auch nicht
im Stande sei , die bei der üblichen Appli-
cationsmethode aus der Luft oder mit un-
reinen Pinseln und Jodoformzerstäubem in
die Wunden gebrachten pathogenen Keime
zu zerstören.
Die Verf. stimmen vollständig dem Ent-
schluss McLX Sckede'B in Hamburg zu, welcher
das Jodoform vollständig aus seiner Klinik
verbannt hat, nachdem er trotz der sorg-
fältigsten Antiseptis in derselben innerhalb
5 Monaten 23 Fälle von Erysipelas und
Pyämie mit 9 Todesfällen beobachtete und
deshalb zum Sublimat übergegangen war.
Diese Mittheilungen dürften einen neuen
Markstein in der Geschichte der Wund-
behandlung bilden und dem Sublimat einen
Concurrenten um die Priorität in derselben
aus dem Wege schaffen.
liiteratnr nnd Kritik.
Therapentlselie Monatehefte. Heraus-
gegeben von Dr. Oscar Liebreich unter
Eedaction von Dr. A. Langgaard und
Dr. S. Eabow. Erster Jahrgang. Ja-
nuar 1887. Heft 1. Preis pro Jahr-
gang 12 Mark. Verlag von Julius
Springer in Berlin N.
„Die grosse Fülle neuer Heilmethoden und
Mittel, welche die beiden letzten Decennien
zu Tage gefördert haben, und das voraus-
sichtlich in Zukunft noch schneller anwach-
sende Material verlangen eine sorgfältige
Sichtung, da einerseits bei den phjsiologisch-
pharmakodynamischen Untersuchungen man-
cher Arzneimittel der wünschenswerthe Zu-
sammenhang mit der Therapie nicht immer
genügend gewahrt werde, andererseits es auch
an Beispielen nicht fehlt, dass neue Arznei-
mittel und Heilmethoden in die Praxis, ohne
die erforderliche Vorprüfung oft nicht zum
y ortheil, eintraten.''
• Daa ist der Grund, weshalb die „Thera-
peutischen Monatshefte'' ins Leben gerufen
worden sind. Dieselben sollen nicht nur refe-
riren, sondern auch kritisiren, gewiss ein nur
lobenswerthes, wenn auch zum Theil müh-
seliges Unternehmen. Wie sehr Kritik bei
der Fülle neuer Arzneimittel und Arznei-
formen noth thut, das lehrt ja recht drastisch
das Referat über Jodoform, welches wir auf
Seite 63 heutiger Nummer bringen. Da nun
dib Apotheker an den neuen Arzneimitteln
vielfach ebenso grosses Interesse haben als die
Aerzte, denn die letzteren brauchen das, was
ihnen nicht scheint, nicht anzuwenden > so
werden auch die Apotheker aus den Therapeut.
Monatsheften Nutsen ziehen können und wir
verfehlen deshalb nicht, auch an dieser Stelle
auf das neue Unternehmen aufmerksam su
machen. Ueber einen Artikel des vorliegen-
den 1. Heftes referiren wir Seite 62 heutiger
Nummer. e.
65
Zeitschrift fflr Nahrungsniittelunter-
sachuBg und Hygiene« Eine
Monatsschrift ftir ehemische und
mikroskopische Untersuchung von
Nahruugs- und Genussmitteln, Ge-
brauchsgegenständen und fflr Hygiene.
(Beiblatt der Wochenschrift „Phar-
maceutische Post'')- Herausgegeben
und redigirt von Dr. Hans Heger.
I. Jahrgang, Heft 1. Wien 1887.
Diese neue Zeit8i*.hrift erscheint als Bei-
blatt zar „Pharm. Poet," kann aber auch fär
sich allein anm Preise von 6 Jl bezogen
werden. Die Zahl der Mitarbeiter ist eine
stattliche und unifasat viele anerkannte Fach-
leute. Das vorliegende erste Heft enthält
allerdings fast nor Referate, doch ist besonders
darauf hingewiesen , dass die nächsten Num-
znem reichhaltiger sein werden. In Oesterreicb
erschien bisher kein Specialblatt für Nahr-
ungsmittelanalyse , es ist deshalb sicher an-
zunehmen, dass das vorliegende Journal dorl
ein weites Feld fiir seine Thätigkeit finden
wird, snmal unter der tüchtigen Redaction
Dr. IUeger'u.
e.
Die offleinellen Pflanzen nnd Pflanzen-
präparate. Zum Gebrauch für
Studirende und Aerzte übersichtlieh
zusammengestellt von Dr. Hugo Schula,
0. ö. Professor der Arzneimittellehre
an der Universität Greifswald. Mit
vienindzwanzig Illustrationen. Wies-
baden 1885. Verlag von J. F. Berg-
mann.
Das kleine Werk behandelt in alphabetisch
nach den Namen der Stammpflanzen geord-
neten kurzen Artikeln, welche mit zahlrekbcn
guten Abbildungen versehen sind, Her-
kommen und Beschaffenheit der offleinellen
Pflanzen und Pflanzenpräparate in der Aus-
dehnung oder vielmehr Beschränkung, welche
den bescheidenen Ansprüchen, die in dieser
Richtung an die Mediciner gestellt werden,
genügt. Als Repetitorium wird das Buch
aber auch von Pharmaceuten , welche vor
dem ersten Examen stehen, gewiss gut be-
nutzt werden können. e.
Real • Fncjdop&dle der geiaiimtea leOkiade.
Medicmiscn - Chirurg. Handwörterbuch für
Eraktische Aente. Heraosgegeben von Prof.
^r. Albert EuUnhurg in Berlin. Zweite um-
Searbeitete und vermehrte Auflage. Achter
iand (Heft 71-80). Lex. 8«. TW Seiten.
Erscheint in Bänden von ie 45— &0 Druck*
bop^en l>mfang. Mit zahlreichen IllustrationeD.
Wien und Leipzig lb87. L>5afi dt Sdiwar^
zenberg.
Dr. L. Rabmberft's Krjptogmti • Fleri fei
DeatsoUaid, Oefterreiek ud der Schweb.
Vierter Band: Die Laubmoose von K. Gustav
LitnpricJU, 6. Lieferan|^: Brvineae: Steso-
carpae (Acroearpae). Mit zahlreichen in den
Text gedruckten Abbildungen. Preis pro
Lieferung: 2 ur 40^ Leipag 1887. Verlag
von Eduard Kummer,
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Anbange, enthaltend: 1. die Handverkaufs-
Preise; 2. Anleitung zur Kosten- Erspamiss
beim Verordnen von Arzneien. Ausgabe fflr
1887. Berlin 1887. K GaeHner'B Verkgs-
buchhandlung (Hermann Heyfelder), SchOne-
bergerstrasse 26.
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Tvorm. £. Schering). Chemische Präparate
iflr Pbarmacie, Photographie und Technik.
Berlin M., Fennstrasse 11 und 19, Januar
1887.
^y-^xJ-^ ^/~\.'y^
Iscellen.
Antrophor.
Dor Antrophor ist ein Instrument, welches
daza bestimmt ist, in Wunden, Fisteln oder
Höhlangen des Körpers etc. Medicamente
einzofuhren, er ähnelt also den Bougies. Der
Antrophor besteht aus einer vernickelten,
sehr elaatischen Drahtspirale, welche mit dem
in eine Qelatinemasse eingeschlossenen
Hedieament umhüllt ist. Aussen ist die
GelAtinemaiae mit Talkpulver bestreut oder
eingerieben. Apotheker iS^^Aan in Treuen
fabricirt den Antrophor.
In der Klinik der Königlichen Thierarznei-
Bchole in Dreeden werden in geeigneten Fällen
ähnliche Stäbehen benutzt, die Seele der-
selben ist aber keine Drahtspirale} sondern
gezwirnter Bindfaden.
Detannirter Ipecaonaiüiaweiii.
Zur Entfernung der Gerbsäure aus dem
Ipecacuanhawein empfiehlt Jlfa&cn, den Gerb«
Stoff durch Gelatine auszufiillen , damit nicht
beim Aufbewahren ein Theil des Emetio«
als Taunat sich ausscheiden könne. Vergl.
Ph. Oentralh. XXVIII, 13. s.
Drugg. Curcular 1866, ^
66
Sogenannter Baskuithonig.
Die ßonigfabrikation scheint in ein ganz
neaes Stadium getreten. Prof. Finkener
(Mitth. d. Kgl. techn. Versuchsanstalten,
Berlin 1886, 142) hat ein von Holland
aus unter dem Namen „Bischuithonig" in
den Handel gebrachtes Kunstproduct unter-
sucht, das sich als ein Gemenge von Rohr-
zuckersjrup mit Oleomargarin herausstellte.
Die Analyse ergab in 100 : 30 Oleomargarin,
29 Rohrzucker, 4 Traubenzucker, 7 Dextrin,
0,5 Sand und Holztheilchen , 29 Wasser,
0,5 kohlensaures Natron. — os—
Braunfärbung der
Schmarotzerpflanzen,
besonders von Orobanche und Mono-
tropa, welche diese Pflanzen beim Auf-
bewahren in Spiritus annehmen , . yerhütct
man nach Dr. H. de VrieSy indem man dem
Spiritus 2 pCt. Salzsäure hinzufügt. Es
können hierdurch, besonders wenn der
Spiritus öfter erneuert wird , farblose Präpa-
parate erhalten werden; ganz alte Präparate
lassen sich auf diese Weise nicht mehr ent-
färben , sondern verlaUgen einen Zusatz von
etwas Schwefelsäure und chlorsaurem Kali.
Pflanzen mit lederartigen Blättern entfärben
sich häufig erst beim Behandeln mit heissem
Alkohol. Pharm, Joum. Transact, Bec. 1886.
Vielleicht Hesse sieh durch Eintauchen in
sauren Alkohol auch das Braunwerden der
genannten Pflanzen beim Trocknen verhüten.
'-OS—
Verfahren^ Kork gegen Schimmel-
bildung zu schützen.
Um Korkpfropfen für Weinflaschen u. dgl.
zu reinigen und gegen Auftiahme von Pilz-
sporen zu schützen, bringt man sie nach dem
Vorschlage von E» Bousquet in Bordeaux
(D. R. P. Kl. 64, Nr. 36433 vom 20. Decem-
ber 1885) zunächst in ein Dampf- oder
Wasserbad von etwa 110 o und lässt sie so
lange in demselben, bis die vorhandenen
Pilzsporen getödtet sind ; dann legt man die
Korke noch heiss in eine wässerige Albumin-
lösnng (500 g trockenes Albumin auf 100 1
Wasser) und darauf in eine Lösung von Gerb*
säure und Salicjlsäure (500 g Gerbsäure,
250 g Salicylsäure auf 100 1 Wasser). An
Stelle des Albumins kann auch Fischleim an-
gewendet werden; dazu löst man 1000 g
Fischleim und eben soviel Salicjlsäure in
100 1 kochendem Wasser und behandelt die
Korke mit dieser Lösung; vor dem Erkalten
taucht man sie hierauf in eine Gerbsäure-
lösung (200 g Gerbsäure auf 100 1 Wasser)
und trocknet sie bei massiger Wärme. Das
letztere Verfahren eignet sich besonders für
Korkplatten.
•v^.^s./^ f^.r^ '^ ^^f
Offene Correspondense.
A. tn ])• Paraffinum molle Br. P. ist
ufaser Unguentum Paraffin! 3= Vaseline.
Die Bezeichnung P. molle ist gegenüber den
von Ph. G. II acceptirten Namen Paraffinum
liquidum und Boliaum gut verständlich und
richtig.
S» »n D« Das Ueberstreichen des Heftpflasters
mit einem mit Aether befeuchteten Schwamm
soll zur Fol^e. haben, dass das Heftpflaster rasch
und gut klebt. ^Versuchen Sie es einmal auf
diese Weise. Jedenfalls ist es aber bequemer
ein Pflaster zu haben, welches auch ohne diese
Manipulation klebt. Es Riebt im Handel sehr
gute Sorten gestrichenen Heftpflasters.
C« tn N* Vermögen wir doch zu beant-
worten. Ob die Leinsamen Amygdalin ent-
halten, ist noch nicht sicher festgestellt, bis-
lang wohl nur vcrmuthet, Thatsache aber ist,
dass sich ans mit Wasser angerührtem Lein-
samenmehlbrei ein Cyanwasserstoff enthalten
Geruch wahrnehmen. Es ist darum zu ver*
wnndem, dass die Blausänrebildung in diesem
Falle nicht schon länger bekannt ist. Meyer
und Meier sind die Entdecker (vor IV9 bis
2 Jahren); in Ht^emann- Hilger die Pflanzen-
Stoffe ist noch nichts darüber erwähnt.'
Apoth, M« m T, Das Ghinojodin wurde
vor Jahresfrist als Antisenticnm empfohlen, es
ähnelt im Geruch den Cninolin, im Aussehen
dem Jodoform. Das Ghinojodin, ein Chlor- and
Jodaddition sproduct des Chinolin soll die
Formel CsHrNJCl besitzen. Es ist unlöslich
in Wasser, schwer lOslich in Alkohol und Aether.
Fflr die medicinische Anmeldung wurde es in
Mischung mit Talcum, als Salbe mit Vaselin,
als Polver mit CoUodium angeschüttelt, aber
als Paste mit Wasser angerührt empfohlen.
Man hat sehr lange nichts mehr davon gehört.
Apoth, T* tn P» Kiesclguhr wird anch
Hier und da medicinisch angewendet und zwa
de6 DefitiUat gewinnen lässt. Beim Anrühren P''' ''"" lAr "v" r°^ RURewenuei, una zwar
von Leinmehl mit Wasser kann m^n bei sorg- "). l^Ä^,^^^^^^^ *^^ Streupulver reap.
fEltigem Riechen bereits den blausSoreartigln *" ^*^"^ ^^" ^^^^^ *^***-
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Im V9T\tLgB d«r H«imiit(«ber. V«nuitwortUeb«r Badaetour Dr. E« Gelsiler In t>r«Md^n.
Druck der KSnifl. Hofbnehdroekerei tob 0. O. MetnholdA S9bm6 tn Dresden.
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Dresden, Pilin itzer Strasse 56 adressiren.
Mi^.
Berlin, den 10. Februar 1887. ^}rjj[;;!>g^.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inbaltt vatHile mB4 Pkarmaeie: Nenat pbArmaoeotUehM Man aal. — Notls inr Färbang der CarboUftnre. —
Kotls nb«r fitliebe Oebeimmlttclanalyien. — SaUlösniifeii mit Gamml arablenm. — Liquor Kalil arseniooal. —
Ein gute« Exelplens fttr Plllenmaasen. — Cblnlnplllen. — Yerba Santa als Qetcbmaokseorrigens dei Ohlnlm. —
AlkjUUebe Tlnetiireii and Extraete. — Tinctnra Cbinae et ErlodyctU. — Neuere Drogen nnd Pflansenstolfe. —
Beitrige snr Xenntalaa der Hilebbntter nnd der an Ibrem Ertata in Anwendung gebrachten anderen Fette. —
Offese CorretpOHdeu« — ABielgem«
Chemie nnd Pliarmacle.
Heues phannaoentiBchee MannaL
Von Eugen Dieteridt,
(Fortsetzung.)
Nachdruck untersagt.
n. Watte-*)
Hydrophile Watte. Verband -Baumwolle.
Das Entfetten der Rohbaumwolle geschieht
durch wiederholte Laugenbehandlung und
nicht, wie man Terschiedentlich angegeben
findet, durch Extraction mit Benzin oder
dergl. Der Laugenbehandlung folgt das
Bleichen, dann das Trocknen und den Schluss
macht das Krempeln, um der Watte die durch
die Terschiedenen Wäschen verloren ge-
gangene lockere Beschaffenheit wieder zu
geben. Diese Arbeiten sind nur im Grossen
durehfBhrbar, so dass es sich ffir unseren
Fall gebietet, die hydrophile Watte zu be-
ziehen und nur die Imprägnation vorzu*
nehmen.
Yerbandwatte besitzt ein grosses Aufsauge-
*) Besu|8quellen ffir hydrophile Watte : Ma-
schinenfabrik Germania und Max Arnold in
Chemnitz.
vermögen und hält , in Wasser getaucht und
ausgepresst, davon das Doppelte des eigenen
Gewichtes zurück.
Das Imprägniren, ähnlich wie bei der
Gaze, besteht darin, die hydrophile Watte in
der Flüssigkeit zu kneten und sie je nach
Vorschrift entweder bis zu einem bestimmten
Gewicht auszupressen oder mit Gewichten zu
belasten und einige Stunden ruhig sich selbst
zu überlassen. Die Pigmentzusätze haben
den gleichen Zweck wie bei der Gaze.
Das Trocknen geschieht auf Hürden in
Trockenschränken oder in Zimmertemperatur.
Die getrocknete Watte wird durch Aus-
einanderzupfen gelockert und in Packete zu
25, 50, 100 und 250 g Inhalt gepackt.
Als Einhüllungsmaterial dient, je nachdem
es sich um flüchtige oder nicht flüchtige
Stoffe handelt, Glas, Stanniol, Pergament- und
Ceresin -Papier.
Arniea- Watte.
800,0 Tincturae Amicae,
200,0 Glycerin
verdünnt man mit
2500,0 Spiritus diluti,
tränkt damit
68
1000,0 hydrophiler Watte
nnd presst bis zu einem Gewicht von
3000,0
aas.
»
Man trocknet vorsichtig und verpackt in
Glas.
Die Watte enthält 20 pCt. Arnicatinctur.
Benzoe- Watte nach t. Bruns jun.
a) 3, 4, 5 pCt.
45,0 (60,0 oder 75,0) Acidi benzoici,
30,0 Olei Bicini,
2925,0 Spiritus (94pCt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 10 pCt.
150,0 Acidi benzoici,
60,0 Olei Bicini,
2790,0 Spiritus (94 pCt.),
0,2 spirituslösl. Anilinblau,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man tränkt und presst beide bis zu einem
Gewicht von 3000,0 ab. Die übrige Behand-
lung findet sich in der Einleitung angegeben.
Borsäure «Watte.
a) 5 pCt.
75,0 Acidi borici,
2925,0 Aquae fervidae,
1000,0 hydrophiler Watte,
b) 10 pCt.
150,0 Acidi borici,
2850,0 Aquae fervidae,
1000,0 hydrophiler Watte.
c) 20 pCt.
300,0 Acidi borici,
2700,0 Aquae fervidae,
0,2 Fuchsin,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man presst bei den 3 Nummern die Flüs-
sigkeit sofort nach dem Tränken bis auf ein
Gesammtgewicht von 3000,0 ab und ver-
fährt im Uebrigen laut Einleitung.
Carbol - Watte naeh v, Bruns jun.
a) 5 pCt.
75,0 Acidi carboUei,
30,0 Olei Bicini,
300,0 Colofonii,
2600,0 Spiritus (94 pCt),
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 10 pCt.
150,0 Acidi carbolici,
60,0 Olei Bicini,
450,0 Colofonii,
2340.0 Spiritus (94 pCt.).
1000,0 hydrophiler Watte.
Man verfährt laut Einleitung und presst
beide bis auf ein Gewicht von 3000,0 ans.
Chlorzink- Watte nach Bardeleben.
10 pCt.
150,0 Zinci chlorati,
2850,0 Aquae fervidae,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man verfährt laut Einleitung und presst
noch heiss bis zu einem Gewicht von 3000,0
aus.
Cocain - Watte.
3 pCt.
3,0 Cocaini hydrochlorici,
100,0 Aquae destillatae,
50,0 Spiritus,
100,0 hydrophiler Watte.
Man tränkt laut Einleitung und trocknet
bei 300.
Cocai* n - Bor - Watte.
2,0 Cocaini hydrochlorici,
5,0 Acidi borici,
3,0 „ carbolici,
10,0 Glycerini,
50,0 Spiritus,
80,0 Aquae destillatae,
100,0 hydrophiler Watte.
Man tränkt laut Einleitung nnd trocknet
durch Ausbreiten an der Luft.
Die Cocain -Bor -Watte soll ein gutes
Mittel gegen Brandwunden sein.
Cocain - Morphium - Watte.
3,0 Cocaini hydrochlorici,
1,5 Morphii
75,0 Spiritus,
75,0 Aquae destillatae,
100,0 hydrophiler Watte.
Man tränkt laut Einleitung und trocknet
bei 300.
Die Cocain -Morphium -Watte wird als
schmerzstillendes Mittel zum Tamponiren
hohler Zähne benfitzt.
Eisenchlorid - Watte.
750,0 Liquoris Fern sesquichlorati
75,0 Glycerini, '
n
69
1175,0 Aqnae dest.,
1000,0 Spiritus (90 pCt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
Man tr&nkt, pr«sst bis auf ein Gewicht von
3000,0
ans, trocknet nnter Abhaltung des Tages-
lichtes nnd bewahrt in brannen Gläsern auf.
Essigsanre Thonerde - Watte
nach Borow.
a) 5 pCt
1000,0 Liqooris Aluminii acetiei,
2000,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 10 pCt.
2000,0 Liquoris Aluminii acetiei,
1000,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man tränkt, presst beide je bis zu einem
Gewicht vom 3000,0 ans und verfährt im
üebrigen nach Angabe der Einleitung.
Ichthyol -Watte.
a) 20 pCt.
300,0 Amraonii sulfo-ichthyolici,
700,0 Spiritus,
2000,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 750,0 Ammonii sulfo-ichthyolici,
750,0 Spiritus,
1500,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man tränkt, presst beide je bis zu einem
Gewicht von 3000,0 aus und trocknet in
einer Temperatur, welche 25^ nicht über-
steigt.
Jod -Watte.
10 pCt.
10,0 Jodi
breitet man auf dem Boden einer Weithals-
glasbüchse aus, schichtet
100,0 hydrophiler Watte
darüber , verbindet die Buchse mit glyceri-
nirtem Pergamentpapier und erhitzt nun die
Glasbnchse in einem Wasserbad von 50 — 60^
80 lange , bis sich alles Jod verflächtigt und
die Baumwolle gleichmässig durchzogen hat.
Man dispeosirt in gut verkorkten Glas-
büchseD.
Jodororm- Watte nach y. Mosetig.
a) 4 und 5 pGt.
60,0 resp. 75,0 Jodoformii,
600,0 resp. 750,0 Aetheris,
2340,0 resp. 2175,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 10 pCt.
150,0 Jodoformii,
50,0 Olei Bicini,
50,0 Colofonii,
1250,0 Aetheris,
1500,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
c) 20 pCt.
300,0 Jodoformii,
100,0 Olei Ricini,
100,0 Colofonii,
2000,0 Aetheris,
500,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
Bei Herstellung der vier Procentsätze muss
man sich einer gewissen Schnelligkeit be-
fleissigen.
Man schlägt jede Nummer nach dem
Tränken in dünnes Pergamentpapier , sticht
am Kand eine Reihe von Löchern ein und
presst jede Partie bis zu einem Oewicht von
3000,0 aus.
Das Trocknen geschieht durch Ausbreiten
an der Luft.
Naphtalln -Watte.
10 pCt.
150,0 Naphtalini,
30,0 Colofonii,
20,0 Olei Bicini,
2800,0 Spiritus (90 pCt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
Man löst durch Erhitzen, tränkt die Watte
in der heissen Lösung und presst rasch bis
zu einem Gewicht von 3000,0 aus.
Man trocknet durch Ausbreiten an der
Luft.
Resorein -Watte.
a) 3 pCt.
45,0 Besorcini purissimi,
55,0 Glycerini,
900,0 Spiritus (90 pCt.),
2000,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
70
b) 5 pOt.
75,0 Sesorcini purissimi,
75,0 Glycerini,
850,0 Spiritus (90 pCt),
2000,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man verfährt nach der Einleitung und
presst jede Partie bis zu einem Gewicht von
8000,0 aus. Die zum Trocknen geeignetste
Temperatur liegt zwischen 25 und 30 o.
Salicyl- Watte nach y. Brnns jun.
a) 5 pGt.
75,0 Acidi salieylici,
50,0 Olei Bicini,
2875,0 Spiritus (94 pOt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 10 pCt.
150,0 Acidi salieylici,
100,0 Olei Bicini,
2750,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 hydrophiler Watte.
Man verfahrt nach Angabe der Einleitung
und presst jede Partie bis zu einem Gewicht
von 3000,0 aus.
Man trocknet in einer Temperatur von 25
bis 300.
Salicyl- Watte nach Thiersch.
a) 4 pCt.
60,0 Acidi salieylici,
10,0 Glyeerini,
4C0,0 Spiritus (90 pCt.),
2500,0 Aquae fervidae,
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 10 pCt.
150,0 Acidi salieylici,
25,0 Glyeerini,
825,0 Spiritus (90 pCl.),
2000,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man verfährt laut Einleitung, presst jede
Partie bis auf ein Gewicht von 3000,0 aus
und trocknet bei einer Temperatur von 25
bis 300.
Sero -Sublimat -Watte nach Lister.*)
Va pCt.
7,5 Hydrargyri bichlorati
löst man durch Verreiben in
750,0 Pferdeblut - Serum,
*) Vergl. anch Ph. C. 26, 52 u. 267.
verdnnnt mit
2250,0 Aquae destillatae
tr&nkt
1000,0 hydrophiler Watte
und presst bis zu einem Gewicht von
3000,0
aus.
In Ermangelung von Pferdeblut benützt
man das von mir beschriebene „Hydrargyrum
albuminatum solutum'^ Die Vorschrift lautet
dann:
7,5 Hydrargyri bichlorati,
7,5 Natrii chlorati
lOst man durch Verreiben in
40,0 Hühnereiweiss,
verdünnt mit
2950,0 Aquae destillatae,
tränkt damit
1000,0 hydrophiler Watte
und presst bis auf
3000,0
aus.
Man trocknet die nach beiden Vorscfariiten
hergestellte Watte bei 25 bis 30 o.
Die Einwirkung von Tageslicht ist zu ver-
meiden.
Sublimat -Watte nach Schede.
1/4 und Va pCt.
3,7 resp. 7,5 Hydrargyri bichlo-
rati,
300,0 Glyeerini,
700,0 Spiritus,
2000,0 Aquae destillatae,
1000,0 hydrophiler Watte.
Man verfahrt laut Einleitung, presst bis
auf ein Gewicht von <
3000,0
ab und trocknet unter Abhaltung des Tages- i
lichtes bei 25 bis 30^.
Tannin - Carbol - Watte.
10:8 pCt
150,0 Acidi tanniei,
120,0 „ carbolici,
230,0 Olei Bicini,
2500,0 Spiritus (94 pCt),
1000,0 hydrophiler Watte.
Man verfährt lautEinleitung, presst bis zu
einem Gewicht von
3000,0
ab und trocknet durch Ausbreiten aii der
Luft
71
Thymol- Watte nach Ranke.
a) 2 pCt ^
30,0 Thymoli,
60,0 Oolofonii,
410,0 Cetacei,
2500,0 Spiritus (90 pCt),
1000,0 hydrophiler Watte.
b) 5 pCt.
75,0 Thymoli,
150,0 Colofonii,
475,0 Cetacei,
2300,0 Spiritus (90 pCt),
1000,0 hydrophiler Watte.
Bei beiden löst und tränkt man unter An-
wendung von Wärme , presst je bis auf ein
Gewicht von 3000,0 aus und trocknet durch
Ausbreiten an der Luft.
HL Jute.*)
Man verwendet eine ungebleichte, sog.
Roh -Jute und eine gebleichte Jute. Da sich
die letztere besser zum Imprfigniren eignet,
wie die erstere, so wird in den folgenden
Vorschriften nur die bessere Waare Berück-
sichtigung finden. Im Allgemeinen besitzt
Jute kein so grosses Aufsaugevermögen, wie
Baumwolle ; dafür ist sie aber durchlässiger
und bäckt nicht so leicht zusammen.
Ganz wie bei der Oaze und der Watte
knetet man die Jute in der Imprägnirungs- 1
flussigkeit und presst sie eventuell unter den
in der Einleitung zu Gaze angegebenen Mo*
dalitsten bis zu einem bestimmten Gewicht
ab.
Das ganze Verfahren, ebenso die Verpack-
ung, ist das bei der Watte gebräuchliche.
Benzoe-Jnte.
a) 5 pCt.
75,0 Acidi benzoici,
30,0 Olei Bicini,
1400,0 Spiritus (94 pCt.),
1000,0 gebleichter Jute.
b) 10 pCt.
150,0 Acidi benzoici,
50,0 Olei Ricini,
1300,0 Spiritus,
1000,0 gebleichter Jute.
Man presst a und b bis auf ein Gewicht
*) Bezuf^gqucUe: Braunschweiger A eilen ge-
<«ellschaft ffir Jutefabrikation, Braunschweig.
von 20()0,0 ab ; im üebrigen ist die Behand-
lung wie bei Benzoe -Watte.
Carbol-Jute^ anflxirt»
a) 5 pCL
75,0 Acidi carbolici,
1000,0 Spiritus (90 pCg,
425,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
b) 10 pOt.
150,0 Acidi carbolici,
1000,0 Spiritus (90 pCt.),
350,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
Man presst bei a und b bis auf 2000,0 ab
und trocknet an der Luft.
Carbol-Jute, iBxirt nach Mannlch.
8pCt.
80,0 Acidi carbolici,
200,0 Colofonii,
100,0 Cetacei,
1250,0 Spiritus (94 pCt),
1000,0 gebleichter Jute.
Man tr&nkt in warmer Lösung, ohne ab-
zupressen, beschwert unter Erwärmen einige
Stunden mit Gewichten und trocknet an der
Luft.
Carbol- Spiritus - Jute.
10 pCt.
100,0 Acidi carbolici,
600,0 Spiritus.
Man begiesst mit dieser Lösung
1000,0 Pressstücke von Jute
von allen Seiten möglichst gleichmässig,
schlägt sie dann in Pergamentpapier ein und
bewahrt sie so auf.
Chlorzink -Jute nach Bardeleben.
10 pCt.
100,0 Zinci chlorati,
1250,0 Aquae fervidae,
1000,0 gebleichter Jute.
Man tränkt durch Kneten und trocknet bei
25 bis 300.
Essigs. Tlionerde-Jnte nacli Bnrow.
a) 5 pCt.
650,0 Liquoris Aluminii acetici,
850,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
72
b) 10 pCt.
1300,0 Liquoris Aluminii acetici,
200,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
Man tränkt bei a und b durch Kneten und
trocknet, ohne auszupressen, bei 25 bis 30^.
Jodoform- Jute.
10 pCt.
100,0 Jodoformii,
30,0 Colofonii,
30,0 Olei Bicini,
700,0 Aetheris,
500.0 Spiritus,
1000,0 gebleichter Jute.
Man tränkt und trocknet, ohne auszu-
pressen, an der Luft.
Resorcin-Jnte.
5pCt.
50,0 Resorcini purissimi,
50,0 Glycerini,
400,0 Spiritus,
1000,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
Man knetet und trocknet, ohne vorher aus-
zupressen, bei 25 bis 30^.
8alieyl-Jate.
a) 4 pCt.
60,0 Acidi salicylici,
30,0 Olei Bicini,
1400,0 Spiritus (90 pCt),
1000,0 gebleichter Jute.
b) 10 pCt.
100,0 Acidi salicylici,
60,0 Olei Bicini,
1340,0 Spiritus (90 pCt.),
1000,0 gebleichter Jute.
a und b, gut getränkt, presst man bis auf
ein Gewicht von 2000,0 aus und trocknet bei
25 bis 30«.
Sero- Sublimat- Jnte.
a) 1/4 pCt.
2,5 Hydrargyri bichlorati,
250,0 Pferdeblut -Serum,
1250,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
b) Va pCt.
5,0 Hydrargyri bichlorati,
500,0 Pferdeblut -Serum,
1000,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
aundb, gut getränkt, trocknet man, ohne
sie vorher auszupressen, bei 25 bis 30^.
In Ermangelung von Pferdeblutserum be-
nützt man das von mir beschriebene „Hydrar-
gyrum albuminatum solutum.*' Die Yor-
schrift lautet dann:
2,5 resp. 5,0 Hydrargyri bichlorati,
2,5 „ 5,0 Natrii chlorati,
10,0 „ 25,0 Hühnereiweiss,
1500,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
Herstellung wie oben.
Sublimat -Chlornatriam • Jote.
V2 pCt.
5,0 Hydrargyri bichlorati,
200,0 Natrii chlorati,
100,0 Glycerini,
1200,0 Aquae destillatae,
1000,0 gebleichter Jute.
Man tränkt und trocknet bei 25 bis 30^,
ohne vorher auszupressen.
Notiz zur Färbung derCarbolsäure.
Von Dr. E. Mylius.
Für die leidige Rothfarbung des Phenols
sind bereits die allerverschiedenartigsten
Ursachen verantwortlich gemacht worden,
ohne dass man dadurch zu einer völligen
Klarheit gekommen ist. Auch meine
heutige Beobachtung bringt dieselbe
nicht, scheint mir aber für manche der-
artige Fälle eine Erklärung zu bringen.
Man kann beobachten, dass dieselbe
Oarbolsäure anfangs weiss, nach der
Verflüssigung durch Wasser in ver-
schiedenen Flaschen sich verschieden
verhält, indem sie in der einen Flasche
roth wird, in der anderen weiss bleibt.
Nun habe ich den Versuch gemacht,
zwei Flaschen, in deren einer sich die
Oarbolsäure roth gefärbt hatte, während
sie in der anderen weiss geblieben war,
aufs Neue mit farbloser Säure zu füllen.
Letztere färbte sieh wiederum in der
einen, während sie in der anderen farb-
los blieb, wenn auch der Unterschied
73
das zweite 31 al weniger bedeutend war.
Der Sebluss lag nahe, dass der Unter-
schied der Lösliehkeit der Flaschen-
substanz hier das verschiedene Yerhalten
der Carbolsäure verursachte. Berück-
sichtigt man andere hierher gehörige
Erscheinungen : Ausfällen von Morphin
und Anlimonoxyd aus Morphin- und
Brechweinsteinlösungen, das Grtünwerden
der Apomorphinlösungen, wenn diese
keinen Säureüberscbuss enthalten, die
Thatsacbe, dass alle Phenole bei Gegen-
wart von Alkali sich an der Luft unter
Färbung oiydiren, so ist die Wahrschein-
lichkeit naheliegend, dass auch die
Carbolsäure beim Aufbewahren in Glas-
flaschen in der fragliehen Weise beein-
flusst werden kann, wenn die Flaschen
aus einer leicht zersetzlichen Glasmasse
herorestellt sind.
Um für obige Ansicht, dass in einem
Theil der Fälle von Rothwerden der
Carbolsäure nicht diese selbst, sondern
die Glasge fasse verantwortlich zu
machen sind, weil diese Alkali abgeben,
einen weiteren Anhaltpunkt zu gewinnen,
habe ich folgenden Versuch gemacht
Je 100 g eines Acid. carbolic. lique-
factuna. welches sich der Begel nach
als farblos bleibend gezeigt hatte, that
ich in grüne Flaschen . welche hinsicht-
lich der Löslichkeit ihrer Bestandtheile
noch keinen Anlass zur Klage gegeben
hatten, und zwar: 1. ohne Zusatz, 2. mit
1 Tropfen Liquor Ammon. causlici,
3. mit 1 Tropfen Liquor Kali carbonici,
4. mit 0,1 g Zinkoxyd, 5. mit 0,1 g
Ferrum hydricum. Ferner wurde 6. in
eine Flasche, in welcher die Carbolsäure
zweimal rolh geworden war, wiederum
von derselben Carbolsäure gethan und
gleichzeitig Salzsäure bis zur sauren
Reaetion auf Lackmus zugefügt. Die
Flaschen stehen jetzt seit 6 Wochen in
einem ziemlich dunklen Baume. Kei 1
ist der Inhalt farblos, bei 2 rosa mit
Hwas bläulichem Stich , bei 3 röthlich-
braun , bei 4 und 5 farblos , desgleichen
bei 6. Dies beweist folgendos: Bei
tif'genwart von Spuren Alkali, selbst
kohlensaurer Salze, färbt sich die Carbol-
Näare roth; Gegenwart von Eisenhydroxyd
und Zinkoxyd (die man auch schon
verantwortlich gemacht hat) veranlasst
die Bothfärbung nicht; Salzsäuregegen-
wart verhindert das Rothwerden in einer
Flasche, in welcher die Carbolsäure vor-
her roth geworden ist. Hier hat sich
Kali carbonicum und Liq. Ammon.
caustic. gleich wirksam erwiesen. Allein
ich betone, dass die Fiirbung der mit
Ammoniak versetzten Probe anders
war, als man sonst bei rothgefärbter
Carbolsäure wahr nimmt. Es hatte
offenbar die Bildung eines wirklichen,
lebhaft gefärbten Farbstoffes stattgefunden.
Ich glaube daher nicht, dass die frei-
willig sieh roth färbende Carbolsäure
dem Ammoniak die Bothfärbung ver-
dankt, wie dies Hagere Ansicht ist. Ich
glaube aber auch nicht, dass ich für alle
Fälle eine zutreffende Erklärung gegeben
habe, vielmehr nur für die Fälle, in
denen eine und dieselbe Carbolsäure in
der einen Flasche roth wird, in der
anderen nicht. Für diejenigen Carbol-
säuren, welche unter allen Umständen
roth werden, passt die obige Erklärung
nicht.
Notiz über falsche Geheimmittel-
an alysen.
Von Dr. E. Mylius.
An einem Beispiel, welches mir zu-
fallig in die Hände gelaufen war. habe
ich dargethan, dass man 30 Jahre lang
falschen Analysen glauben und werth-
lose Nachahmungen darnach herstellen
kann. Ob nun letzteres eine Arzneifälsch-
ung zu nennen ist, kann ja einmal von
anderen , ebenso vorurtheilsfreien Ver-
fassern, wie ich einer bin, besprochen
werden, bevor es zu Parteizwecken auf-
gegriffen und verwerthet wird.
Ausser dem erwähnten Beispiel einer
falschen Geheimmittolanalyse aus alter
Zeit (Liqueur de Laville) erlaube ich
mir ein solches nicht minder drastisches
aus der allerneuesten Zeit vorzulegen.
Es hat seiner Neuheit wegen den Vor-
zug, dass der Analytiker nicht einwenden
kann: Der Fabrikant hat inzwischen die
Zusammensetzung geändert. Der ,,Orts-
gesundheitsrath zu Karlsruhe'* veröffent-
licht Folgendes:
Dr. Oidlnfanns Purgatif, ein gegen
Hiimorrhoiden , Leberleiden, chronische
74
Darmkatarrhe etc. angepriesenes Mittel,
besteht aus einer durch Essigäther
und K am i 11 en ö 1 a r 0 m a t isirten
wässrigen Lösung von Oelnatron-
seife mit viel Glycerin. Das Pur-
gatif ist ein unschädliches Abflihrmittel,
entbehrt aber der ihm angerühmten Wirk-
samkeit und ist viel zu theuer.
Karlsruhe, den 10. Januar 1887.
Der Ortsgesundheitsrath.
Ich kümmere mich um den übrigen
Inhalt dieser Bekanntmachung nicht,
weil er mich nichts angeht; die an-
gegebene Zusammensetzung des Mittels
aber, zu welcher der Vorsitzende des
Ortsgesund hei tsrathes seine Unterschrift
giebt, die ist falsch.
Mein Beweis, dass dies der Fall ist,
liegt in Folgendem:
Da OicUmanfi's Purgatif als Miniatur-
klystier, als welches es empfohlen wird,
gewisse Vorzüge hat, so wünschte ich
seine Zusammensetzung kennen zu lernen.
Ich habe daher eine Analyse damit an-
gestellt, bin aber bisher zu einer Kennt-
niss der wirksamen Bestandtheile nicht
gelangt. Es verhielt sich folgender-
maassen: Schwach alkalisch enthält es
geringe Mengen Kohlensäure und etwa
2 pCt. Asche, aus Natriumcarbonat be-
stehend. Auf Zusatz von Schwefelsäure
sondert es etwa 8 Volumprocent eines
braunen Oeles ab. Dieses wurde mit
Aether ausgeschüttelt, in welchen es
schwer, nur nach Anwendung grosser
Mengen desselben überging. Der Aether
hinterliess beim Abdampfen einen oran-
gerothbraunen wasserlöslichen Fir-
niss von Geruch nach Capronsäure und
deren nahen Verwandten, der aber nach
längerem Erwärmen verschwand; von
saurem und zusammenziehendem, sowie
coloquinthenartig bitterem Geschmack.
Diese Säure löst sieh in Wasser leicht und
giebt, wie auch das Purgatif vor und nach
dem Ansäuren mit Salzsäure, einen
Niederschlag mit Eisenoxydsalzen. Diese
Säure, oder ihr Natronsalz mit Glycerin
gemischt, in den Mastdarm in kleinen
Giengen eingespritzt, bewirkt den Drang
zur Kothentleerung, welchen auch
Oidimann'^ Purgatif hervorruft. Der
Bückstand der Aetherausschüttelung, mit
Soda neutralisirt, war dagegen wirkungs-
los. Demnach tbeilt die aus dem an-
gesäuerten Purgatif mit Aether aus-
geschüttelte saure Masse dem Purgatif
die fragliche Wirkung mit. Die Natur
dieser Masse ist mir bis jetzt noch unbe-
kannt. Ihre angeführten Eigenschaften
zeigen, dass sie mit der Oelsäure nichts
gemein hat. Schon die Unlöslichkeit
der Oelsäure in Wasser würde bewirken,
dass auf Zusatz von Säure zu dem mit
Wasser verdünnten Purgatif Trübung in
Folge Ausscheidung von Oelsäure ein-
träte. Dies geschieht aber nicht, folg-
lich ist meine Behauptung richtig, dass
die Analyse des Ortsgesundheitsrathes
von Karlsruhe falsch ist, insofeni anzu-
nehmen ist, dass es sich um dieselbe
Flüssigkeit in jenem, wie in meinem
Falle handelt.
Nebensächlich erwähne ich, dass ich
auch Essigäther und Kamillenöl im Pur-
gatif nicht gefunden habe, den Beweis
der Abwesenheit aber nicht führen
kann.
Endlich bemerke ich ebenso neben-
sächlich , dass auch alle anderen bis-
herigen Mittheilungen über die Zu-
sammensetzung, beziehungsweise die
wirksamen Bestandtheile von Oidtmanns
Purgatif, welche bisher der Oeffentlich-
keit übergeben worden sind, offenbar
falsch sind. Weder Frangula noch Ni-
cotiana hat damit etwas zu schaflfen.
Auch die von Dr. Oidtmann angeführte
Zusammensetzung, wonach Fluidextraete
von Allium, Frangula etc. die Haupt-
bestandtheile sein sollen, ist unrichtig.
Salzlösungen
mit Gummi arabicum.
L. Levin macht in der Berliner kl in.
Wochensehr. darauf aufmerksam, dass in
dem bekannten Eecept: Plumbum acet.,
Zincum sulf., Gummi arabicum und Aqua
das sich bildende schwefelsaure Blei den
wesentlichsten Theil des ßeceptes dar-
stelle. Die Umsetzung des Zinksulfats
und des Bleiaeetats gehe jedoch gar
nicht oder nur sehr langsam von Statten,
wenn die Gummilösung erst mit einer
der Salzlösungen gemischt und dann die
andere Salzlösung zugefügt werde. Es
75
sei nothwendig, die beiden Salzlösungen
zuerst zu einander zu mischen, dann
Gummi arabicum zuzusetzen, oder, wenn
man es anders macht, die niederschlag-
lose Flüssigkeit zu erhitzen, es bilde sich
beim Erhitzen sehr rasch der Nieder-
schlag.
Liquor Ealii arsenicosi.
Zur Bereitung des Liquor Kali arsenicos.
Ph. G. II wird uns mitgetheilt, dass durch
einen kleinen Zusatz von ehem. reinen
Kaolin, etwa 0,5 auf 200,0 Liquor derselbe
in einigen Tagen sich vollständig absetzt,
und ganz klar abfiltrirt werden kann. Etwaige
Veränderungen des Liquor wurden bei
wiederholter Prüfung desselben nicht wahr-
genommen. Da der Liquor auch bei längerer
Aufbewahrung stets klar bleibt, so dürfte das
Klären mit Kaolin wohl das einfachste Mittel
sein , um einen der Pharmac. G. II ent-
sprechenden klaren Liquor zu erhalten. In
chemischen Fabriken und in der Technik
wird Kaolin schon längst zum Klären ver<
wendet, so dass es nahe lag, auch in diesem
Falle davon Gebrauch zu machen. Es em-
pfiehlt sich vor dem Filfriren gut umzu-
schutteln, dass der Kaolin mit auf das Filter
kommt. Vergl. Ph. C. 26, 202. Ein Theil
des ätherischen Oeles wird wohl bei beiden
Methoden entfernt werden.
Ein gutes Excipiens fAr Pillen-
massen
mit äthe rischen Gelen oder Balsamen
bildet pnlverisirtes gelbes Wachs. Man er-
hält dasselbe durch Verreiben von Wachs mit
der gleichen Menge harten Zuckers unter Zu-
satz von einigen Tropfen Alkohol. Zwei Theile
dieser Mischung geben mit einem Theile des
Balsams oder ätherischen Oeles und etwas
Amjlam oder dergl. eine gute, nicht zu volu-
minöse Masse. g.
Durch Pharm. Zeit
Chininpillen.
Zur Bereitung derselben empfiehlt Waage
Anstossen des Chininhydrochlorats mit Salz-
säure, obne jeden weiteren Zusatz. Auf 5 g
Chininbydrochlorat sind etwa 6 Tropfen
(wechselnd nach der Grosse der Tropfen)
Salzsäure nöthig. Der Zusatz der Säure hat
vorsichtig zu geschehen , da ein Tropfen zu-
viel die Pillenmasse schmierig macht. Mit
der richtigen Menge Säure erhält man eine
vorzügliche Pillenmasse, die sich leicht ver-
arbeiten lässt und Pillen giebt, die schön
weiss aussehen, bald hart werden, ohne ihre
leichte Löslichkeit einzubüssen und auch an
feuchter Luft nicht weich werden oder sonst-
wie verderben. g.
Pharm, Zeit. f. Bussland.
Terba Santa als Geschmacks-
corrigens des Chinins.
Die Blätter von Criodyction Cali-
fornicum Benth., in ihrer Heimath Yerba
Santa genannt (Pharm. Centralh. 24, 217),
sind schon länger in Form von Geheimmitteln
als Geschmackscorrigens für Chinin im Ge-
brauch gewesen.
Hartjs giebt (Deutsch - Amerikan. Apoth.-
Zeitung 1886, 746) eine Vorschrift zu einem
von ihm Syrupus corrigens genannten
Präparat. £r bereitet aus 75 Theilen ge-
pulverter Yerba Santa mittels eines Gemisches
von 1 Volumen Alkohol mit 2 Volumen
Wasser ein Fluidextract (75 Theile) und fil-
trirt dasselbe von dem ausgeschiedenen Harz
ab. Andererseits bereitet er einen aroma-
tischen Syrup, indem er 1,5 Theil Oleum
Aurantiorum dulcium mit 10 Theilen Cal-
ciumphosphat fein verreibt, das Pulver mit
7,5 Th. Alkohol, 1,5 Th. Chloroform und
250 Th. Wasser versetzt und in einer Flasche
eine halbe Stunde lang schüttelt. Nachdem
er die wässerige Flüssigkeit filtrirt hat, löst
er darin 420 Zucker, vermischt mit obigen
75 Th. Fluidextract von Yerba Santa und
bringt das Ganze durch Zusatz von Wasser
auf 780 Th. 4,0 g dieses Syrupus corrigens
sollen genügen, um den bittem Geschmack
von 0,1 g Chinin derart zu verdecken, dass
nur eine geringe Bitterkeit kurze Zeit nach
dem Verschlucken verspürt wird.
Bother behandelt (Drugg. Circular und
Chemical Gazete 1886, 3) ein ähnliches
Thema, indem er aber als wesentlich vor-
schreibt, zum Extrahiren alkalischer Flüssig-
keiten zu verwenden. (Ueber einige weitere
alkalische Tincturen s. nächste Artikel).
Eriodyction soll eine harzartige Säure —
Eriodyctionsäure — enthalten, welche
76
sich mit Chinin zu einem unlöslichen und
geschmacklosen Salz verbindet. Die Erio-
dyctionsäure ist unlöslich in Wasser und in
der Pflanze frei enthalten, zu ihrer Eztraction
ist deshalb der Zusatz einer Base nöthig, mit
der sie ein lösliches Salz zu bilden vermag.
Ammoniak eignet sich gut zu diesem Zweck,
die Präparate dunkeln jedoch allmälig nach,
Bother zieht deshalb zu jenem Zwecke das
Magnesiumoxyd vor. Zur Darstellung von
Syrupus Eriodyctii giebt Rother fol-
gende Vorschrift : 1 25,0 Yerba Santa (Pulver
Nr. 20), 15,0 Magnesia usta werden mit einer
genügenden Menge verdünnten Alkohols (Al-
kohol 1 Volumen, Wasser 7 Volumen) ge-
mischt, in einen Percolator gebracht und
nach 128tündiger Maceration mit Alkohol-
mischung von derselben Starke percolirt, so
dass 475,0 erhalten werden, die mit 8,0 Mag-
nesia usta vermischt 12 Stunden lang der
Einwirkung der Luft ausgesetzt werden. In
dem Filträt wird unter Anwendung gelinder
Wärme 800,0 Zucker gelöst. (Die in Troy-
ounces und Pints angegebenen Mengen sind
hier umgerechnet und abgerundet worden.)
schliessende doppelte Scheiben von Filtrir-
papier. Siehe ausserdem oben die Vorschrift
zu Syrupus Eriodyctii unter l^erba Santa.
Drugg, Circular J886, 4,
8.
Alkalische
Tincturen und Extracte.
Bother giebt Vorschriften zu mehreren
der in der Ueberschrift genannten Präparate,
denen er nachrühmt, dass sie sich auf Zusatz
von Wasser nicht trüben sollen.
Tinctura Capsici alkalina: I25,0g
ganze Capsicumfrüchte mit 4,5 1 Spiritus
dilutus und 7,5 g Aetzkali zur Tinctur zu
bereiten.
Tinctura Cantharidum alkalina:
30,0 Cantharides mit ,300,0 g Spiritus, 600,0 g
Wasser und 2,0 g Aetzkali zur Tinctur zu
bereiten, diese nach dem Filtriren mit 8;0 g
Magnesia usta öfter schütteln und nochmals
filtriren.
Extractum fluidum Ipecacuanhae
alkalinum. 500,0 g grobes Pulver von
Ipecacuanha mit 30,0 g Magnesia usta und I
genügend Spiritus zu (500,0) Fluidextract zu j
verarbeiten. Bother findet feinstes Pulver
weniger geeignet und empfiehlt ausserdem
noch speciell für Ipecaeuanhaextraction eine
besondere Vorrichtunp, er legt im Percolator
zwischen die zu extrahirende Masse in Zwi-
schenräumpii einige querüber völlig ab-
Tinctura Chinae et Eriodyctii
bereitet Bother in folgender Weise :
180,0 Cortcx Chinae (Pulver Nr. 24), 45,0
Yerba Santa (Pulver Nr. 20 j genügend Spiri-
tus dilutus werden in bekannter Weise per-
colirt (Pharm. Centralh. 25, 299 flg.), so
dass 850,0- Tinctur erhalten werden.
Ein Zusatz eines Alkalis ist hierbei ausge-
schlossen , da die Verbindung der Eriodyc-
tionsäure mit dem Chinin in Alkohol von der
angewendeten Stärke löslich ist. Auf Zusatz
von Wasser scheidet sich aus der Tinctur ein
reichlicher weisser Niederschlag jener Ver-
bindung ab; hierin liegt der Vorzug obiger
Tinctur' da diese Chininverbindung, wie
schon gesagt, in Wasser unlöslich und daher
geschmacklos ist.
Der Niederschlag ist l-öslich in Ammoniak
und ebenfalls wieder in Alkohol verschiedener
Stärken, wenn nicht zu sehr verdünnt; Säuren
zersetzen ihn unter Abscheidung der Eriodyc-
tionsäure und Lösung der Chinabasen. s.
Neuere Drogen und Fflanzenstoffe.
Die Fruchtkapseln einer japanischen Or-
chidee bilden unter dem Namen „Tchucfa ia-
k ab i*' ein Heilmittel bei Erkrankungen der
Harnwege und Blase. Als Bestandtheile
werden ein Harz, eine Säure und ein
Glucosid, dem die Hauptwirkung zukommen
soll, genannt. Der Geschmack ist sauer und
bitter und als Medikament soll sich das
wässerige Extract der Droge eignen.
Therap. Gazette 1886, 212.
Eine nicht näher gekannte Eupborbiaeae
,,0ro" soll eine besondere Art von Euphor-
biumharz liefern. Die Oro - Pflanze ist in
Sierra Leone heimisch.
Pharm. Joum. JSS6, 879.
Aus den Mutterlaugen des gewöhnlichen
Asparagins hat Piufti eine Modiflcation dcs>
selben dargestellt. Das neue Asparagin
lenkt den polarisirten Lichtstrahl eben so
weit nach rechts ab, wie das gewöhnliche
nach links. Es besitzt einen süssen Oe-
77
Bchmack , weshalb PhUti e» „A s p a r a g i n e
saer^e'* nennt; die chemischen Eigen-
schaften beider Asparagine «sind dieselben.
Aus 6500 Kilo gekeimter Erbsen wurden
20Kilo Asparagin (0,31 pCt.) und 100 Gramm
des neuen Asparagins (0,0015 pCt.) erhalten.
Archivea de Tharmacie 1886, 442,
Beiträge ssur Kenntniss der Milch-
butter und der zu ihrem Ersatz
in Anwendung gebrachten an-
deren Fette.
Von Regierungsrath Dr. SeU*
In der unter Yorstehendem Titel veröffent-
lichten Abhandlung (Arbeiten aus dem Kaiserl.
Gesundheits-Amt Bd. 1, 529) liefert der Verf.
insofern eine Ergänzung des in Nr. 35 bis 39
der Pharm. Centralh. vom vorigen Jahre im
Auszüge wiedergegebenen Aufsatzes über
Kunstbutter, als hierdurch das dort nur kurz
gefasste Urtheil des Gesundheits-Amtes über
den Werth der betreffenden Verehren ein-
gehender begründet wird.
I. Ueber die Bestimmung des speci-
fischen Gewichtes des Butterfettes
bei 100 ^'C. nach Koenigs vAb Grund-
lage für die Controle des Markt-
verkehra.
Eine Reihe von Versuchen ergab zunächst
in Uebereinstimmung mit den sonst vorhan-
denen Angaben, dass das Butterfett in seinem
specififlchen Gewichte bei 100 ^ zwischen
0,866 und 0,868 schwankt ; die Zahl 0,865
konnte bei keiner Untersuchung beobachtet
werden. Die auf Binderfett und Schweine«
schmalz bezüglichen Zahlen stimmen im
Wesentlichen ebenfalls mit den von anderer
Seite gemachten Erfahrungen überein. Be-
treffs der verschiedenen Proben von direet
aus der Presse kommendem Oleomargarin,
über dessen specifisches Gewicht bei 100 ^
in der Literatur Angaben nicht gefunden
werden konnten, ist bemerken s werth , dass
dasselbe in dieser Beziehung keine Abweich-
ung vom Binderfett aufzuweisen hat.
Es wurden dann aus Butter und deutscher,
aus Oleomargarin, Milch und ErdnussÖl her-
gestellter Kunstbutter , sowie aus Butter und
Rinderfett bezw. Schweinefett Gemische von
bekannter Zusammensetzung bereitet und
nach Koenigs geprüft.
Es zeigte
Butter . . .
Kunstbutter .
Rinderfett . .
Schweineschmalz
hei 100 0 ein Vol.-Gew.
. 0,867—0,868,
0,861,
0,859,
0,860.
Die Mischungen ergaben die in Tabelle I
beobachteten specifischen Gewichte, aus wel-
chen es hervorgeht, dass, bei der nahen
Uebereinstimmung des Vol. - Gewichtes der
Kunstbutter bei 100 ^ mit demjenigen des
Rinderfettes und des Schweineschmalzes und
dem Abstände von demjenigen der Milch-
butter unter gleichen Verhältnissen, der Ver-
such, Kunstbutter ohne Weiteres als Milch-
butter fälschlicher Weise in den Verkehr zu
bringen, mit Hilfe des in Rede stehenden
Verfahrens ohne besondere Schwierigkeit ver-
eitelt werden kann«
Tabelle I.
1. 90pCt. reine Butter, 10 pCt. Kunstbutter
2. 75 „
3. 66,6,,
4. 50
5. 25
6. 10
7. 72
8. 90
9. 80
10. 70
11
11
1»
>f
11
II
)1
n
j>
1)
26 „
t>*J,tJ ,,
50
75
90
28
10
20
30
9)
Schweinefett
Rinderfett
ToL-Gew.
.' 0,865-
.' 0,865,
.• 0,864-
.• 0,863-
. 0,862-
. 0,860-
. 0,865,
. 0,866,
. 0;865-
. 0,861-
bei 100 0
-0,866,
-0,866,
-0,864,
-0,863,
0,861,
0,864,
0,865.
CompHeirter wird die Sachlage, wenn es
sieh um die Feststellung der Beschaffenheit
einer Mischbutter handelt. Hierbei wird man
in erster Linie zu fragen haben, welche
unterste Grenze man bei^inem Untersuch-
nngsobjccte für dessen Inanspruchnahme als
Milchbutter praktisch zulassen will. Als
solche dürfte sich auf Grund vorliegender
Daten die Zahl 0,866 mit der Toleranz em-
pfehlen, dass die zwischen 0,866 und 0,865
78
liegenden Ablesungen der Aräometerskala
der ersteren Zahl gleich geachtet würden,
w&hrend bei einer scharfen Ablesung von
0,865 wenigstens der Verdacht einer yor-
gekommenen FlUschung berechtigt erscheint.
Unter dieser Voraussetzung würde man in
gewiss nicht wenigen Fällen bei einem Zu-
sätze von einem Viertheil fremden Fetten
eine stattgehabte Fälschung zum Mindesten
für wahrscheinlich erklären müssen. Will
man aber , im Hinblick auf die Schwierigkeit
einer genauen Ablesung, nicht so rigoros
sein y so wird man jedenfalls alle eine Aräo-
meteranzeige von weniger als 0,865 ergeben-
den Untersuchungsobjecte beanstanden, bezw.
der eingehenden chemischen Untersuchung
überweisen müssen. Im letzteren Falle hat
man es alsq in der Hand, einer Verfälschung
der Butter mit einem Dritttheil fremden
Fetten wirksam entgegentreten zu können,
und das ist bei einer Methode, die nichts
mehr als eine Orientirungsmethode zu sein
beansprucht, immerhin ein beachtenswerthes
Ergebniss , zumal nicht zu leugnen ist , dass
selbst die als die beste anerkannte chemische
Methode von Beichert ' Meissl geringe Ver-
fäkchungen der Butter mit fremden Fetten
auch nicht immer mit Sicherheit aufdeckt.
Ein Vergleich der beiden Verfahren führte
zu nachstehenden Ergebnissen.
Es verbrauchten von den oben erwähnten
Fetten und Fettgemischen
com Vio N.-Alkali nach
Beichert- Meissl
Beine Butter •
29,7,
Kunstbutter .
1,98,
Binderfett . .
0,70.
Schweinefett .
0,90,
Qemisch
. 1 .
27,52,
2 .
23,10,
3 .
21,78,
4 .
17,93,
5 .
8,91,
6 .
4,45,
7 .
22,70,
8 .
27,2,
* A*
9 .
23,72,
10 .
22,42.
Nimmt man die Zahl 26 ccm N.-Alkali als
die unterste Grenze für reine Butter an , so
wird man ohne Weiteres die Kunstbutter, das
Kinder- und Schweinefett, femer die Gemische
mit 20 pCt. und mehr fremdem Fett heraus-
greifen, dagegen die Gemenge 1 und 8,
welche lOpCt, fremde Fette enthalten, als
solche nicht erkennen. Ein Vergleich obiger
Zahlen mit denen in Tabelle I lässt dann
ohne Weiteres die Uebereinstimmung der
einzelnen zusammengehörigen Zahlen ausser
Zweifel erscheinen.
Die Untersuchung von fünf Proben Handels-
buiter ergab in vier Fällen das spec. Gew.
0,866 bis 0,867 und 26,8 bis 28,5 ccm N.-
Alkali, in einem Falle das spec. Gew. 0,865
und 24,8 bis 25 ccm N.-Alkali.
Eine Anzahl von Buttersorten, Proben von
Oleomargarin und Kunstbutter amerika-
nischen Ursprungs, welche im Gesundheits-
Amt untersucht wurden, ergab folgende
Zahlen :
bei 100 0 22€fVÄere
1. St. Louis-Butter A . 0,865, 12,7,
2. „ „ >i B . 0,867, 13,7,
3* „ „ „ C • 0.868, 13, 7y
4. „ „ „ D . 0,866, 13,0,
5. Kunstbutter I k 20
Cents .... 0,865, 11,5,
6. Kunstbutter 11 & 16
Cents . ^ . . 0,863, ll,9,
7. Oleomargarinbutter 0,862, 1,3,
8. Prima Oleomarga-
rine .... 0,862, 0,35.
Das bei der Vorprobe bei der St. Louis-
Butter A erhaltene spec. Gew. 0,865 erregt
den Verdacht, dass man eine gefälschte Waare
vor sich habe; derselbe wird durch die che-
mische Untersuchung gerechtfertigt (12,5 com
ist die Grenze nach Reichert).
Diese Versuche lassen es als wünschens-
werth erscheinen, dass die Methode von
Koenigs^ wenn es sich darum handelt, Grund-
lagen für die Controle des Marktverkehrs
festzustellen, nicht ausser Acht gelassen
werden. Allerdings setzt ihre Ausführung
einen geeigneten Ort zur Aufstellung des
Apparates voraus. — Trotz alledem muss
man sich aber keiner Täuschung hingeben,
dass noch manche Punkte au^Euklären sind,
ehe dem Verfahren von maassgebender Seite
eine entscheidende Stellung beigemessen
wird , z. B. würden hierher gehören der Ein-
fluss des Barometerstandes und im Zusammen-
hange damit der wechselnden Siedetemperatur
des Wassers auf die Aräometerangabe, wie
auch die Frage bezüglich der wirklichen
Temperatur der geschmolzenen Fette, die
79
thatsächiich nur selten auf 100 <* erw&rmt
werden. Es gehört ferner dabin die Erwignng,
an Stelle des Aräometers eine entsprechend
constmirte ilfoAr - TTtfs^p/koI'sche Wage zn
setsen , trotadem für den die Controle aus-
übenden Beamten ersteres ans praktischen
Grfinden manebe Vortbeile bietet.
II. Beiträge snr Mikroskopie der
Fette und Prüfung der Methode von
Dr. Thomas Taylor zur Unterscheid-
nng Ton Butter und Fetten.
Verf. prüfte diese Methode (Ph. C. 27, 474)
sehr eingebend und äussert sich über den
Wertb derselben wie folgt: Als Besultat
ergiebt sich, dass ein specifischer Unterschied
zwischen den Krystallen der Butter, denjenigen
des Rinderfettes und des Schweinefettes in
Bezug auf die optischen Verhältnisse unter
dem gewohnliehen und unter dem polarisiren-
den Mikroskop nicht besteht , da es möglich
ist , Bedingungen herbeizuführen , unter wel-
chen die yerschiedenen Fettarten oder deren
Bestandtbeile in gleichen Formen erscheinen.
— Wenngleich der Arbeit Taiflor'B ein
wissenschaffclicbes Interesse nicht abge-
sprochen werden kann, ist die praktische
Aufgabe, Milchbutter Yon Kunstbutter, bezw.
Mischbutter zu unterscheiden, durch dieselbe
ihrer Losung nicht naher gebracht. Die
Yersuchsergebnisse müssen daher daron ab-
mahnen, die Beobachtungen des genannten
Verf. zur Entscheidung da herbeizuziehen,
wo es sich z. B. um die Ehre und das Ver-
mögen eines Angeschuldigten oder sonst eine
andere Frage Yon Bedeutung handelt.
Ueber die von PratesBOT Ä.Ma$fer in
Wageningen in Vorschlag gebrachte
einfache Methode, rerfälschte Butter
zu erkennen.
Die Prüfung der Methode (Pharm. Centralh.
18S6, 190, wo es übrigens statt Wagner
Mayer heisseu muss) führte zu folgendem
Resultate: Es lässt sich nicht yerkennen,
dass eine häufige Wiederholung der Versuche
dem Experimentator einen gewissen Blick
für die Unterschiede zwischen Butter einer-
seits und den anderen Fetten andererseits
insbesondere dann yerschafft, wenn er weiss^
was er Tor sich hat. Diese sind aber nicht so
prägnant, dass sie im Ernstfälle, z.B. bei
Beschlagnahme einer Marktwaare oder dergl.,
als ausschlaggebend angesehen werden
können. Demzufolge war auch die Beur*
theilung der Proben seitens der in dem Ver-
fahren geübten, mit der Natur der Fette nicht
bekannt gemachten Chemiker eine unsichere*
Es würde nun yoreilig und ungerecht sein,
wenn man auf Grund der zuletzt erwähnten
Versuche ohne Weiteres den Stab über die
Methode tou ä, Itayer brechen wollte , die
im Princip Vieles für sich hat, wenn auch die
Einzelheiten ihrer Ausführung bezüglich der
Sicherheit ihrer Angaben zu wünschen übrig
lassen. P.
Offene GorrespondeiiB.
S« K. tu K. (Norwegen). Zu Angostura*
bitter finden wir zwei Vorschriften, eine mit,
die andere ohne f!) Angostnra. 1. IVO Angostura-
rinde, SO Kamülen, 9 Gardamomen, 9 Zimmt,
iSO Orangen schalen und 450 Th. Rosinen werden
mit 12(ra0 Alkohol einen Monat lang differirt,
dann ausgepresst und filtrirt. — 2. Je 8 Caryo-
phjrlli, Sad. Angelicae und Bad. Zingiberis, je
15 Rad. Ghdangae, — Gentianae und — - Zedo-
ariae, je 20 Catdamomen und Cori Cinnamomi,
^ Cort. Aurantü amar., je 80 Fabae Tonco und
Santali rubri, lOO Cort Chinae fusc.
erden mit 5000 Spiritus ((90 pCt) 15 Tage di-
rerirt, dann ausgepresst; oie Colatur wird mit
Sog Malagawein yersetzt, mit Saccharum tostum
nach Be&rf gefärbt, dum absetzen lassen und
filtrirt. — Zu Caracasbitter kennen wir
keine Vorschrift.
L« 3L in K. Die Frage, ob Safhm ein Ge-
würz ist oder nicht, wurae kürzlich wieder Tor
dem KgL Landgericht Wünburg erörtert. Das
Geriebt entschied, dass der Safran kein Gewün,
Bondem ein Färbemittel sei und schloss sich
der Ansicht ^vt Drogisten an, welche zugleich
erklärten, dass :„feinst gem. Safran*' auf den
Etiquetten beisse „feinst ff emischter Safran.'*
J. aern fBep. der anal. Chemie) spricht sich in
scharfer Weise gegen die Auffassung der Dro«
gisten und des Gerichts aus. Eine Substanz,
welche so wesentlich auf den Geschmack ein-
wirkt, welche so stark wirkende Stoffe enthält,
dass bereits Vergiftungen damit vorgekommen
Bind, muss unbedintt als Gewürs aufgefasst
werden, wenn dieselBe auch zuweilen nur als
Färbemittel dient.
A. in 8« Unter dem Namen Gerhardts
Plumbum cansticum ist, soviel uns bekannt,
eine Mischung von Bleioxyd mit Kalium«
carbonat versanden, die zur Entfernung von
Feigwarxen Verwendung finden soll.
Apoth. H. in Seh« Den weissen silber-
glänzenden Ueberzus der Cochenille hat Lieber-
mann als ans einer besonderen, in Benzol leicht
loslichen Wachsart, Coccerin bestehend ge-
fanden.
-^N>*
80
E.:Merok in Darmstadi
Caselil- (Hlleli-) Pepton»
nach dem Yerfahren des Dr. Th. Weyl in Berlin mit Benutzanir des D. R.P. Nr. 29714
ans Mileh dargestellt. GelMleh welaseB Pnlve^ leicht 159lich im Wasser. Knt-
liillt HS pCt. Pepton. Bei Weitem das gehaltreichste and wohlschmeckendste aller
Pepton • PrSparate.
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IV. Diverse.
Holzwolle.*)
Eine leichte, Toluminöse Masse, welche
grosse Mengen Flüssigkeit in sich aufzu-
nehmen Termag, und sich dabei durch Billig-
keit auszeichnet. Sie findet sowohl in rohem
Zustand, als auch mit Sublimat getränkt
Anwendung, wird aber jetzt yielfach durch
gesiebte Sägespäne ersetzt.
Sabllmat- Holzwolle.
»/lo und
V2 pct.
3,0 resp. 5,0 Hydrargyri bichlorati,
50,0 Qlycerini,
500,0 Spiritus,
1500,0 Aquae destillatae,
1000,0 Holzwolle.
2 Bezugsquelle: Holzstoff- und Pappenfabrik
egenrflck in Thttringen.
Pliariiiaclee
Man mischt gut und trocknet bei 25 bis
300.
Bor-LInt.**)
5 pCt.
50,0 Acidi borici,
1000,0 Aquae fervidae;
man löst, setzt
500,0 Spiritus (90 pCt),
zu, tränkt damit
1000,0 Lint
und trocknet durch Hängen auf Schnüre oder
Holzleisten.
Jodoform-Lint.
10 pCt.
100,0 Jodoformii,
700,0 Aetheris.
Man begiesst mit dieser Lösung
1000,0 Lint,
beschwert mit Gewichten nnd hängt nach 3
*^) BezugsqueUe fflr Lint:
1. The Liverpool Lint Co., N. Liverpool,
Mark-Street Mills, Netherfleld Road.
2. Robinson & Sons, Cotton-Spinners, Wheat*
bridge Mills, near Chesterfleld.
3. Lottis Eüe, Hamburg.
82
bis 4 Stundea zum Trocknen auf Scbnnre
und Stftbe.
Carbol-TorfinuU*) naeh Nenber.
3, 5 und 10 pCt.
20,0 (resp. 50,0 und 100,0) Acidi
carbolici,
40,0 Colofonii,
20,0 Olei Bicini,
1000,0 Spiritus (90 pCt),
1000,0 gereinigten Torfmulls.
Lösung und Torf misolit man möglichst
gleicbmftssig und trocknet in gewöhnlicher
Zimmertemperatur.
Jodoform -Torfmull nach Nenber.
2, 5 und 10 pOt.
10,0 Colofonii,
2,5 Glyeerini,
1000,0 Spiritus (90 pCt),
1000,0 gereinigten TorfniuUs.
Man yertheilt die Lösung möglichst gleich-
massig im Mull und mischt dann sofort durch
Einstreuen mittels Streubüchse
20,0 (resp. 50,0 und 100,0) Jodo-
formii praeparati
unter.
Zum Trocknen genügt Ausbreiten au der
Luft.
Sublimat-Torfmoll nach v. Bruns jun.
Va pCt.
5,0 Hydrargyri bichlorati,
50,0 Glyeerini,
1000,0 Spiritus
löst man.
Andrerseits nässt man
1000,0 gereinigten Torfmulls
mit
5000,0 Aquae,
presst aus und begiesst den Presskuchen mit
der Sublimatlösung.
Man zerreibt und mischt gut und trocknet
bei 25 bis 30 o.
NB. Das Beinigen des Boh - Torfmulles
geschieht durch öfteres Auswässern.
Jodoform - Werg.
Wird wie Jodoform -Jute bereitet.
Sublimat - Werg.
Wie Sublimat- Jute zu bereiten.
Sublimat -Moos."^)
1/2 pCt.
Wird wie Sublimat-Torfmull bereitet.
NB. Das Moos muss vor der Imprägnation
gut ausgewässert werden.
Salicyl - Wattebäuschehen.
Zehnprocentige Salicyl -Watte wird in
2,0 schwere („grössere"),
1,0 ,. („kleinere'^
Bäuschchen abgetheilt und verpackt.
♦) Roh-Torfmull liefert G. Neuber, üetersen
in Bfolstein.
Sublimat - Wattebäusehchen.
Herstellung aus Sablimatwatte wie Sa-
licyl-Wattebäuschchen.
Yerbandpulver nach Bottini.
90,0 Magnesiumoxyd oder Zucker-
pulver,
10,0 Zinci sulfo-carbolici
werden gemischt.
Carbol-Sand naeh Juri^.
5 und 10 pOt.
50,0 resp. 100,0 Acidi carbolici,
100,0 resp. 200,0 Colofonii,
200,0 Aetheris,
1000,0 geglühten Sandes.
Man mischt gut und trocknet bei gewöhn-
licher Zimmertemperatur.
Jodoform -Sand naeh Sehede.
10 pCt.
50,0 Colofonii,
50,0 Olei Eicini,
100,0 Aetheris,
1000,0 geglühten Sandes.
Man mischt gut, streut
100,0 Jodoformii
ein und wiederholt das Mischen.
Sublimat -Sand nach Sehede»
2/10 und */io pCt.
2,0 resp. 4,0 Hydrargyri bichlorati
20,0 resp. 40,0 Glyeerini,
*) Besngsqnelle fOr Verband-Moos: Apotheker
BecJcstrÖm in Neustrelitz.
sa
100,0 Spiritus,
1000,0 geglühten Sandes.
Man mischt nnd trocknet bei gewöhnlicher
Zimmertemperatur.
Gaze -Binden.
Carbol - Gaze,
Jodoform - Gaze,
Salicyl-
Sublimat-
5 m Yon jedem legt man 0,5 m breit und
mdglicfast gleichmSssig zusammen, schneidet
mit einer Papierschneidemaschine oder, in
Ermangelung einer solchen , mit Lineal und
Messer 5,8 oder 10 cm breite Streifen und
wickelt diese mit dem Bindenwickler*) auf.
«
»♦
6yp8- Binden.
10 m appretirter Gaze, 6, 8 oder
10 cna breit,
wickelt man mit dem Bindenwickler auf und
streut währenddem möglichst reichlich
q. 8. Verbandgyps
ein, 80 dass die Maseben von letzterem ge-
füllt sind.
Die fertigen Bollen setzt man in Blech-
büchsen, deren Deckel gut scbliessen, ein
und umklebt den Deckelrand mit einem Pa-
pierstreifen, der die Bezeicbnung trägt.
Besorbirbares Boh - Catgnt **)
Dasselbe wird in der Weise hergestellt,
dass der „grüne** (dem Thier frisch entnom-
mene) Hammcldarm, nachdem er gut gereinigt
ist, in Streifen geschnitten und sofort zu
Saiten gedreht und getrocknet wird.
Das Glätten geschieht auf maschinellem auf:
Wege.
Carbol • Catgnt nach Lister.
9,0 Acidi carbolici,
1,0 Aqaae destiUatae,
50,0 Olei Olivarum Provineialis
giebt man in eine Weithalsglasbüchse und
ßgt
q. s. Boh-Gatgats
hinzu, dass letzteres Ton der Flüssigkeit voll-
ständig bedeckt wird.
Unter zeitweiligem Umschüttoln mnss das
Catgut 80 lange in der trüben Flüssigkeit
bleiben , bis sieh letztere ToUstfindlg geklärt
hat. Damit ist das Catgut, welches die Car-
bolsäure und das Wasser in sich aufgenom-
men hat, geschmeidig und weich (»reif ^ lautet
der Terminus technicus) geworden, wird nun
auf Glasrollen aufgewickelt und in einer
Mischung von
20,0 Acidi carbolici crystallisati,
80,0 Olei Olivarum Provincialis
(ohne Wasserzusatz 1)
aufbewahrt.
Jnniperns- Catgut nach Kocher.
Eoh- Catgut
legt man 24 Stunden in
Oleum Juniperi aethereum e ligno,
wickelt es dann auf Bollen auf und bewahrt
es dann entweder in Ol. Juniperi aeth. e ligno»
oder in folgender Lösung auf: •'•
0,5 Hydrargyri biehlorati,
100,0 Glycerini,
900,0 Spiritus. •
Sublimat- Catgut
nach Schede -Kümmell, modiflcirt
Yon Dronke»
ßoh- Catgut
legt man in eine Lösung von
1,0 Hydrargyri biehlorati
in
100,0 Aquae destillatae,
und zwar die dünneren Sorten 8, die mittleren
10 und die dicken 12 Stunden.
Man wickelt dann das Catgut fest auf
Glasrollen und bewahrt in folgender Lösung
0,5 Hydrargyri biehlorati,
100,0 Glycerini,
900,0 Spiritus.
*) Bindenwickler liefert Apotb. Just, Füehne.
**i Bezugsquelle : Dr. F. Dronke, Berlin W,
WicnmiiiiiLstr. 15.
Carbol -Seide nacli Lister.
üngef&rbte starke Nähseide
legt man in eine warme Mischung von
1,0 Cerae albae,
10,0 Acidi carbolici crystallisati
und belässt bis zum Erkalten darin.
Man befreit die Seide durch Abreiben mit
einem Tuche vom Uebersebuss und bewahrt
sie dann in folgender Mischung auf:
5,0 Acidi carbolici,
45,0 Glycerini,
50,0 Spiritus.
84
Jodoform- Seide nach Partseh. '
Man wiokelt
ungefärbte, kräftige Nähseide
aaf ObjecttrSger, legt 8io in dieser Form
2 Tage in eine Lösung von
10,0 Jodoformii
in
90,0 Aetheris,
lässt dann einige Augenblicke trocknen und
bewahrt in gut verschlossenen GlasbSchsen
auf.
Sublimat -Seide.
Ungefärbte starke Nähseide
legt man 24 Stunden in eine Lösung von
1,0 Hydrargyri bichlorati
in
100,0 Aquae destillatae
und bewahrt dann in nachstehender Lösung
auf:
0,6 Hydrargyri bichlorati,
100,0 Glycerini,
900,0 Spiritus.
Carbolisirtes Silk- Protektiv.
Silk.Protekti?!)
bestreicht man auf einer Seite mittels breiten
Fischhaarpinsels mit folgender Lösung:
5,0 Deztrini,
10,0 Amyli,
80,0 Aquae
erhitzt man bis zur Verkleisterung der Stärke
und setzt nach dem Erkalten
5,0 Acidi carboliei
zu.
Guttapercha- Mnli. 3)
P. Beierdorf in Hamburg verwendete
diesen Stoff zuerst zu seinen Outtapercha-
PflastermuUen. Neuerdings wird er an Stelle
des Silk - Protektiv und des Outtapercha-
papieres bentitzt und kann hierfar empfohlen
werden.
Carbol • Schwämme,
Gebleichte Schwämme^
legt man 24 Stunden in folgende Lösung :
60,0 Addi carboliei,
200,0 Spiritus,
750,0 Aquae destillatae
und bewahrt in derselben Lösung auf, nach-
M Beragsqnelle: Ltmia Säg, Hamburff.
*) BezngBonelle: A, Baumert, Berlin S,
Landsberger Str. 71.
*) S.im Manual: „Bleichen von Schwämmen/'
dem man sie mit dem gleichen Volumen
Wasser verdünnt hat.
Carbol -Losang
zum Einlegen von Drainröhren, Instro-
menten, Schwämmen, Seide etc.
25,0 Acidi carboliei,
975,0 Spiritus.
Sublimat- Losung
für denselben Zweck.
1,0 Hydrargyri bichlorati,
100,0 Glycerini,
900,0 Spiritus.
Tinum Absinthii.
40,0 Herbae Absinthii,
1000,0 Vini albi.
Man macerirt 8 Tage, presst aus und
filtrirt.
Yinnm antiscorbntienm.
5,0 Natrii chlorati,
10,0 Extracti Trifolii fibrini
löst man in
900,0 Vini albi
und mischt
25,0 Spiritus Sinapis,
55,0 Spiritus Cochleariae
hinzu.
Nach mehrt&gigem Stehen filtrirt man.
Yiiinm aromaticnm.
100,0 Specierum aromaticarum,
200,0 Aquae vulnerariae spirituosae,
800,0 Vini rubri.
Man macerirt 8 Tage , presst dann ans
und filtrirt die Colatur nach mehrt&gig'em
Stehen.
Yinnm Anrantll eortlels.
50,0 Plavedinis Aurantii cortieis
1000,0 Vini Xerensis.
Man macerirt 8 Tage, presst dann ans
und filtrirt nach mehrt&gigem Stehen.
Yinnm Anrantii martiatnnu
1,0 Extracti Ferri pomati,
löst man in
100,0 Vini Aurantii cortieis
und filtrirt nach mehrtflgigem Stehen.
85
Tinnm Cardut benedieti.
50^0 Herbae Oardui benisdicti,
1000,0 Vini Xerensis.
Man macerirt 8 Tage, preBst ans nnd
filtrirt die Colatnr nach mehrtägigem Stehen.
Tinnm Chinae.
40,0 Corticis Ghinae gr. ra. pulv.,
150,0 Sacchari albi,
100,0 !Melli8 depurati,
10,0 Tincturae Aurantii corticis,
40,0 Spiritus Vini Cognac,
700,0 Vini albi generosi.
Man macerirt 8 Tage, presst aus, lässt
die Colatnr noch 8 Tage knhl stehen nnd
filtrirt schliesslich.
Der nach dieser Vorschrift bereitete Wein
hält sich ToUkommen klar, sobald man einen
wirklich gnten Weisswein verwendet. Aus-
geschlossen sind gerbstoffhaltige Weine,
also anch sog. Schieler oder Schiller, welche
gleichzeitig ans weissen nnd rothen Tranben
gewonnen Bind; desgleichen darf der Honig
nicht mit Tannin gereinigt sein.
Wird ein Wein von Malaga- Farbe verlangt,
so setzt man die entsprechende Menge Tinct.
Sacchari zn.
Vinnm Chinae ferratnm.
1,0 Extracti Perri pomati,
99,0 Vini Chinae.
Man löst, lässt 8 Tage in kaltem Ranm
stehen nnd filtrirt dann.
Vinnm Chinini.
1,0 Chinini hydrochlorici,
lost man in
20,0 Aqnae destillatae,
gtt. 10 Acidi hydrochlorici
nnd setzt
100,0 Mellis depurati,
150,0 Sacchari albi,
50,0 Spiritus Vini Cognac,
700,0 Vini albi generosi
zn. Nach achttägigem Stehen filtrirt man.
Es gilt hier das bei Vin. Chinae Gesagte.
Vinnm Condnrango.
100,0 Corticis Condurango
pnWert man gröblich, macerirt mit
1000,0 Vini Xerensis
8 Tage lang, presst ans nnd filtrirt die Co-
latnr nach mehrtägigem Stehen.
ViiHim Oentianae.
50,0 Badicis Gentianae,
1000,0 Vini Xerensis.
Man macerirt 8 Tage, presst ans nnd fil-
trirt die Colatnr nach mehrtägigem Stehen.
Vinnm Gentianae compositum.
50,0 Tincturae Aurantii corticis,
25,0 ,, aromaticae,
925,0 Vini Gentianae
mischt man nnd filtrirt nach mehrtägigem
Stehen.
Vinnm jodatum.
5,0 Tincturae Jodi,
1000,0 Vini albi generosi
werden gemischt.
Gerbstofifhaltige Weine sind zn vormeiden.
Vinnm Peptoni.
5,0 Peptoni
löst man ohne Anwendung von Wärme in
95,0 Vini Malaga.
Nach mehrtägigem Stehen filtrirt man.
Vinnm Seealis cornnti Balardlnl.
25,0 Seealis cornnti gr. ni. pulv.,
1000,0 Vini albi generosi.
Man macerirt 8 Tage und filtrirt dann.
Vinnm Sennae.
50,0 Foliorum Sennae Alexandrinae
deresinat.,
850,0 Vini Xerensis.
Man macerirt 8 Tage, presst ans nnd ver-
setzt die Colatnr mit
30,0 Tincturae Aurantii corticis,
15,0 „ Zingiberis,
5,0 „ aromaticae,
100,0 Mellis depurati.
Nach achttägigem Stehen filtrirt man.
Vinnm Valerianae.
50,0 Eadicis Valerianae conlus.,
1000,0 Vini Xerensis.
Man macerirt 8 Tage , presst ans nnd fil-
trirt die Colatnr nach mehrtägigem Stehen.
Viscnm anenparinm.
Vogel -Leim.
700,0 Besinae Pini,
300,0 Olei Lini
schmilzt man mit einander.
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a) 550,0 Eesinae Pini,
450,0 Olei Lini,
15,0 Paraffini solidi.
b) 900,0 Picis liquidae,
100,0 ßesinae.
Man schmilzt und rührt bis zum Erkalten.
Yisemii oiascariam.
650,0 Besinae Pini,
340,0 Otei Lini,
10,0 Gerae Japonicae.
Man schmilzt und rührt bis znm Erkalten.
Colofon kann bei den drei Yorsteheadea
Vorschriften keine Verwendung finden, weil
die damit bereiteten Leime abtropfen würden.
Waschmittel fftr Strohhflte.
I. 10,0 Natrii subsulfarosi,
5,0 Glycerini,
10,0 Spiritus,
75,0 Aquae destillatae.
Man löst und filtrirt
IL 2,0 Acidi citrici,
10,0 Spiritus,
90,0 Aquae destillatae.
Man löst und filtrirt.
Beide Flüssigkeiten werden mit foljg^ender
Gebrauchsanweisung ans Publikum abge-
geben :
„Den Inhalt der Flasche I streicht man
mit einem Schwämmchen auf den zu
waschenden Strohhut, so dass jede Stelle
getrcifen ist, und legt den Hut 24 Stunden
in den Keller.
Man streicht nun die Flüssigkeit n
darüber, legt nochmals 24 Stunden in den
Kt^er und plättet dann mit einer reinen,
nicht zu heissen Plättglocke/*
Wasserdichte Stiefelschmlere.
Jagdstiefel -Schmiere.
700,0 ffelben Vaselinöles,
50,0 Olei Olivamm communis,
250,0 gelben Ceresins,
1,0 Alcannini,
gtt 10 Essentiae Mirbanae,
„ 5 Olei Gitronellae.
Man giesst die geschmolzene Masse in
Blechdosen von 200,0 Inhalt aus.
Wiehse.
Stiefelwichse. Olantwicfase.
300,0 Beinschwart,
160,0 Dextrin,
20,0 Alaun
mischt man oberflfichlich^ rührt dann
240,0 Melasse,
100,0 Holzessig,
30,0 Wasser
und, wenn die Masse gleicfamtssig ist,
65,0 ordin&res Baumöl
darunter.
Zuletzt mischt man noch
85,0 Englischer Schwefelsäure
hinzu und giesst sofort in Blechdosen aus.
Diese Wichse zeichnet sich durch sehr
hohen Glanz aus.
Wlehse • Appretar.
Französische Leder -Appretur.
125,0 Laceae in tabulis,
40,0 Boracis gr. m. puk.,
815,0 Aquae
bringt man in eine tarirte Schale, erhitzt im
Dampfbad unter öfterem umrühren so lange,
bis sich Alles gelöst hat, trägt dann
20,0 Nigrosin,
welches man mit etwas Wasser anrührte, ein
und ergänzt den durch das Erhitzen ent-
standenen Gewichtsverlust durch Zusatz von
Wasser.
Die Gebrauchs - Anweisung lautet:
„Kutsch-Geschirre und -Wagen, Stiefel
und sonstiges Lederzeug reinigt man gut
durch Waschen mit Seifenwasser, lässt
trocknen und überstreicht dann mit der
Appretur, wozu man sich eines Pinseis
oder Schwämmchens bedient.'^
Witterung Ar Banbthi^re.
0,3 Moschi Tonquinensis,
0,2 Zibethi veri.,
3,0 Castorei Oanadensis,
gtt. 5 Olei Gascarillae,
„ 5 ,, Valerianae,
„ 5 „ Angelicae,
„ 5 „ Patchouly,
100,0 Parinae Tritici.
Man mischt gut, bringt in eineGlasbüchae
und yerschliesst dieselbe fest.
Bei der Herstellung sowohl, wie beim Dts-*
pensiren ist jede Berührung mit den Händen
87
za TarmeideOy da eine solehe von den zu
ködernden Thieren unfehlbar gewittert würde,
Zinenm aceticam.
100,0 Zinci oxydati,
100,0 Aqaae destitlatae
giebt man in eine Kochflascha, Mast 24 Stali-
den stehen, filgt
500,0 Aeidi aeetici diluti,
10,0 Zinci metallici raspati
hinzn, erhitzt 5 bis 6 Stünden im Wasserbad,
filtrirt noch heiss nnd stelK das FiHrat zur
Krysiallisation znrdck.
Nach mehrtägigem Stehen giesst man die
Hntterlange von den Krystallen, welche man
auf Löschpapier bei gewöhnlicher Temperatur
trocknet, ab, dampft auch nngefihr die
Hälfte des Yohimen ein und Iftsst nochmals
krystalüsiren.
Die Ansbente wird gegen
800,0
betragen.
Die längere Berührung des Zinkoxydes
mit Wasser, bevor die Sftnre zugesetzt wird,
erhöht die Löslichkeit.
ZiBfVBi chlontnm inbaeillisKoebner.
80,0 Zinci chlorati,
20,0 Ealii nitrici
zerreibt man mit einander, schmilzt in einem
Porzellanschälchen über einer Flamme unter
Vermeidung 7on Ueberhitznng (Entwickelang
▼on Untersalpetersänredämpfen] und giesst
in 5 mm weite Glasröhren , welche man vor-
her mit etwas Cacaoöl ausgewischt und mit
einem Baumwollepfropfen nachgewischt hatte,
aus.
Die auf beiden Seiten verkorkten Glas-
röhren lässt man 12 bis 24 Stunden in
kühlem Baum liegen , stösst dann die Stifte
ans, taucht sie in geschmolzenes Cacaoöl,
hüllt sie nach dem Erkalten in Zinnfolie und
bewahrt sie unter sorgfältigem Abscbluss der
Luft in Glasbüchsen auf.
Zwei Jahre lang hat der Verfasser des
Manuals viel Mühe und Arbeit im La-
boratorium wie am Schreibtisch gehabt,
viele Hunderte von Versuchen hat er an-
gestellt, um aus der zahllosen Menge von
Vorschriften, welche sich in der Literatur
herumtreiben, die besten heraus zu finden
oder neue aufzustellen. Seine Artikel
haben daher auch des Nützlichen und
Anregenden viel geboten und ihm sicher
auch als besten Lohn fllr sein Streben
die Anerkennung der Fachgenossen ein-
getragen. Geisder.
WarburgpB Tinetnr.
(TixLctara antiperiodica.)
Zu dieser auch ia Deutschland manchmal
verlangten Tinetur giebt die „New -Yorker
Pharm. Buadeehan'* folgende Vovschrilt:
Rhabarber, Angelikafrucht je 56 Gran ; Alant-
Wurzel , Safran , Fenchelfruoht , Opium je 98
Gran; Eniian, Zedoaria, Cubeben, Myrrhe,
Lärchenseliwamm, Kampfer je 14 Gran. Die
theiU c<mtundiTten , tbeils grob gepulverten
Ingrediensien werden mit 14 Volum -Unaen
verdünnten Spiritus (spec. Gew. 0,92) 12
Stunden digerirt. Dann wird ausgepretst und
in derColatar werden unter gelinder Erwärm-
nng 160 Gran Chininaulfat und 28 Gran
AloS-Extraot gelöst. Wenn erkaltet, werden
28 Gran präcipitirte Kreide sur Flüssigkeit
gesehfittelt nnd dann filtrirt; der Rückstand
auf dem Filter wird mit soviel Terdünntem
Spiritus nachgespült, dass das Filtrat 16 Vo-
lum-Unzen betr>. — Da Warbnrg'a Tinetur
Buweilen ohne Alo8 verordnet wird, so hält
man einen kleinen Vorrath von Tinetur ohne
den Zusats von Aloe-Eztract. g.
Hit obigen Vorschriften schliesst das
Manual f&r jetzt ab. Die Zusätze und
Verbesserungen, welche durch die Fort-
sdiritte der Wissenschaft und Praxis
sieh f&r einzelne Vorschriften nöthig
machen werden, sollen geeigneter Zeit
im Zusammenhaxige an dieser Stelle wie-
der veröffentlicht werden.
Seeale eemutam sine oleo.
Nach Eöldermann geschieht die Prüfung
des Mutterkompulvers auf einen etwaigen
Qehalt an fettem Oel am einfachsten in der
Weise, dass man einige Gramm des Pulvers
in Gestalt eines Kegels auf einem Stück
weissen Papiers aufhäuft, die Spitze des Kegels
mit einem Löffelchen eindrückt und in die so
gewonnene Vertiefung so viel Aether giesst,
dass das gesammtePulyer davon angefeuchtet
wird. Der Aether breitet sich auf dem Papier
aus und wird bei einem völlig damit er-
88
schöpften Pulver beim freiwilligen Verdunsten
keine Spnren hinterlassen , während sich ein
noch anhaftender Oelgehalt durch gefärbte
und durchscheinend gewordene Ringe um den
Kegel herum zu erkennen giebt.
Das fette Oel , das bei der Exti'action des
Mutterkornpulvers mittelst Aether zu etwa |
33 bis 35 pCt. gewonnen wird, giebt einen;
Anhaltspunkt zur annähernden Beurtheilung
des Alters der zum Pulver verwendeten
Waare. Ein möglichst bald nach der Ernte
gepulvertes und sofort nachher mit Aether be-
handeltes Mutterkorn liefert ein ziemlich hell
gefärbtes, Anfangs flüssiges Oel, aus dem sich
erst nach längerem Stehen krystallisirte Par-
tien von hellerer Färbung ausscheiden. Das
Oel aus altem Mutterkorn , noch mehr aber
aus einem daraus hergestellten Pulver^ das
vor der Eztraction einige Zeit gelegen hat,
ist viel dunkler gefärbt und wird nach Be-
seitigung des Aethers rasch durch die ganze
Masse butterartig fest.
Noch sei auf einen Punkt aufmerksam ge-
macht, der nicht immer die nöthige Berück-
sichtigung erfährt und zum nachträglichen
Verderben eines mit aller Sorgfalt durch
Aether erschöpften Mutterkornpulvers Ver-
anlassung geben kann. Wenn man nämlich,
wie dies wohl stets geschehen wird, den
Aether aus dem entölten Pulver wieder ge-
winnt, so erhält man ein anscheinend staubig
trockenes Pulver, das aber noch den Wasser-
gehalt des Aethers zurückhält, was beim
Aufbewahren im verschlossenen Gefasse zur
Folge hat, dass das Pulver gern „muchlig"
wird, ja sich ganz mitPenicillium-Mycelfäden
durchsetzt. Es ist deshalb erforderlich , das
mit Aether vollkommen erschöpfte Pulver
noch scharf nachzntrocknen , nachdem der
Aethergeruch längst verschwunden ist.
Bei der grossen Wichtigkeit, die das Mut-
terkorn als Arzneimittel beanspruchen kann,
dürfte es sich empfehlen, von dem nur in
entöltem Zustande vorräthig zu haltenden
Pulver auch zu verlangen, dass es eininfusum
von der charakteristischen Färbung des Mut-
terkorn - Infuses geben soll , da man hierin
wieder ein Merkmal besitzt, um ein aus ver-
legenem Mutterkorn bereitetes Präparat von
einem mit Sorgfalt aus frischer Waare be-
reiteten zu unterscheiden. Dem Jufusum des
ersteren geht der eigenthümlich violette Far-
benton gänzlich ab, durch welchen man schon
seit den längsten Zeiten die gute BescliafFcn-
hcit des Mutterkorns in der Praxis geprüft
hat. g.
Süddeutsche Apoth.-Zeü.
Experimentelle Stadien über den
Einfluss teohniaoh und hygienisch
wichtiger Oase und Dämpfe
auf den Organismus.
Von K. P. Lehmann.
Als obere Grenze der Schädlichkeit von
Salzsäuregas glauht Verf. 1 bis 1 i/a Zehntel
pro mille festsetzen zu dürfen. 0,1 bis 0,14
wurden von Katzen und Kaninchen aber noch
mit geringen Reactionserscheinungen • und
ohne Nachwehen ertragen, 0,3 pro mille
zeigte schon eine leichte Wirkung auf die
Cornea von Kaninchen und Meerschweinchen
bei längerer Einwirkung und erzeugte auch
Katarrhe. Verf. glaubt, dass bei 1 pro mille
der Aufenthalt wenigstens für kurze Zeit
(einige Minuten) ohne Gefahr riskirt werden
kann — wenn die beim Menschen viel leb*
hafter functionirenden reflectori sehen Glottis-
schlieseer bei einer solchen Concentration
noch eine Respiration gestatten. Abgehärtetere
Personen , bei denen noch eine gewisse Ge-
wöhnung hinzukommt, werden wohl auch
noch etwas stärkere Dosen ohne allzu grosse
Belästigung zu ertragen im Stande sein; 0,1,
höchstens 0,2 pro mille dürften aber auch
für diese die Grenze für einen längeren Auf-
enthalt darstellen.
Nach den Thierversuchen macht i/s pro
mille Am moniak geh alt schwache, 1 pro
mille schon starke Reizsymptome; bei 2 pro
mille beginnen schon Zustände durch das
Ammoniak erzeugt zu werden , die einen
längeren Aufenthalt in dem Räume nicht un-
bedenklich, wenn nicht unmöglich erscheinen
lassen. Eine Katze zeigte nach SVotündigeui
Aufenthalte bei 2^2 pro mille schon Bcbr
ernste Schädigungen , Hamorrhazien in die
Stimmbänder, eiterige Trachei'tis, Coxguncti-
vitis u. B. f. Dosen über 4 bis 5 pro mille
wurden häufig rasch lebensgefährlich oder
veranlassten doch wenigstens fast stets Pneu-
monien, die sich in den Tagen nach dem
Versuche entwickeln. Von 2 pCt. an fftn^t
Ammoniak rasch an unter schweren Er-
scheinungen tödtlich zu wirken, die Dosen
um 1 pCt. herum waren einmal rasch tÖdtlicb,
andere Male schienen sie wenig zu schaden.
89
Verf. hielt bei drei SelbstversQehen 0)20|
0,33 and 0,33 pro mille je 30 Minuten aus
und 2wei weitere VersaehsperBonen verweilten
20 Hinnten ebenfiills bei 0,3 pro mille.
0,3 bis 0|5 pro Mille dürften bei einiger
Gewöhnung längere Zeit ohne wesentKehen
Sehaden ertragen werden und sind wohl selbst
1 bis 2 pro mille bei kurzem Aufenthalte
ohne Gefahr. Jedenfalls sind aber
Mengen über 0,5 pro mille Ammo-
niak in Räumen für längeren Auf-
enthalt als entsehieden unzu-
lässig zu bezeiohnen«
Was nun die Maassregeln zur Ver-
hütung von Sehädiguagen der Ar-
beiter durch ätzende Gase und schädliche
Luftbeimengungen überhaupt anbetrifft, so
kann ala allgemein anerkanntes Princip an-
gesehen werden, dass die wirksamsten Schutz-
nrittel ^egen alle GasTcrgiftungen zweick-
mässige Construetion, dichtes
Schliessen der verwendeten Appa-
rate und daneben Einrichtung
einer wirksamen Ventilation sind.
Nur auf diesem Wege, nicht durch Masken
oder andere persönliche SchutzTorrichtungen,
lässt sich der ständige Aufenthalt in einem
Räume , in dem mit Gasen und Dämpfen ge-
arbeitet wird, ungefährlich gestalten. Mit
Hilfe von Dampfinjectoren , von Hochdruck-
wasserventilatoren, von energisch wirkenden
Schraubenventilatoren wird es bei gutem
Willen immer gelingen , die zum bleibenden
Aufenthalte der Arbeiter dienenden Räume
mit einer guten Luft zu versehen. Wir dürfen
uns dabei daran erinnern, dass vielfach diese
geBlhrlicben Betriebe nur einzelne Zweige
von Grossindustrien sind , die grosse Mengen
Wasser- oder Dampfkraft consumiren und
fast stets so viel davon überflüssig haben, als
•ine rationelle Ventilation erfordert. Zum
Veniiliren kleiner Loeale , einzelner Arbeits-
plätze, wo giftiger Dampf oder Staub sich
entwickelt, durften die kleinen Turbinen
(Grösse eines Fünfmarkstückes), welche, mit
Hochdruckwasserleitung verbunden ^ sehr be-
deutende Luftmengen absangen , empfehlens-
wertbe Apparate darstellen. Dieselben werden
in Winterthur (Preis 60 bis 70 frcs.) gefertigt
und sind in der Schweiz schon mehrfach mit
Erfolg in Gebranch«
Zahlreiche Opfer werden dann gefordert,
wenn durch Unglücksfälle plötzlich giftige
Dämpfe austreten, z. B. bei Eismaschinen
das plötzliche Ausströmen von grossen Mengen
von Ammoniak durch Leckwerden der Appa-
rate. Handelt es sich darum, das Leck zu
schliessen, so empfiehlt sich ein vom Ingenieur
Päifner angegebener Apparat. Derselbe be-
steht aus einem Helme oder einer Kapuze
aus weichem Gummistoff und umschliesst
locker Kopf und Hals ; für die Augen sind
zwei grosse runde Glasfenster eingesetzt. In
der Gegend des Mundes setzt sich an die
Maske ein weiter, starkwandiger Schlauch an,
der in*s Freie führt und mit einem kräftigen
Blasebalge in Verbindung steht. Während
sich der Arbeiter im Räume befindet, wird
fortwährend ein starker Strom frischer Aussen -
luft gegen seinen Mund geblasen, der zwischen
Hals und Maske, wo dieselbe locker anliegt,
entweicht und verhindert, dass in entgegen-
gesetzter Richtung giftige Gase eindringen.
Nach angestellten Versuchen ist Verf. geneigt,
in der Maske ein höchst einfaches und des-
wegen empfehlenswerthes Hilfsmittel zu sehen,
um Arbeitern das vorübergehende Betreten
von Räumen zu gestatten, in denen sich
giftige und ätzende Dämpfe entwickeln und
für die keine Ventilation eingerichtet ist.
Vielleicht könnten sich auch Chemiker des-
selben manchmal bedienen. (In Räumen, die
von einem die Augen nicht besonders stören-
den Staube [z. B. Bleiweiss] erfüllt sind , ge-
nügt bei kurzem Aufenthalte ein Watte-
respirator.) P,
Arch. f, HygUinc d, 1—126.
'V- j ■^ ^-
Technische srotlzen«
Zar genaueren Erläuterung des schon
mehrfach in diesem Blatte (Nr. 18 u. 30 v. J.)
besprochenen Gktsglfihlichtes bringen wir hier
eine Beschreibung des dem Herrn AfMr von
We^hach pisttenürten Brenners.* * -
Die beiden Haupttheile des Apparates sind
der den unteren Theil bildende , etwas modi-
ficirte Bunsen'sche Brenner m und das über
demselben befindliche Gewebe G, Das Ge-
webe ist mit verschiedenen chemischen Sub-
stanzen getränkt , welche der Erfinder einst-
weilen geheim hält, welche jedoch wahr
92
gri£Pe aaeh nur für kurze Zeit zu widerstehen.
Die genauere Untersuchung des in grossen
Städten erzeugton Staubes hat ergeben, dass
er aus einer Anzahl verschiedener Stoffe be-
steht, namentlich scharfem Quarzsand, einem
merkbaren Betrage von Eisen und anderen
Bestandtheilen, die zwar an sich weniger hart,
aber doch scharf genug sind , um die Ober*
fläche der Quader abzuschleifen. Auf vielen
Kirchhöfen wurde diese Thatsache dadurch
festgestellt, dass da, wo auf den Denkmälern
eingemeiselte Inschriften der herrschenden
Windrichtung ausgesetzt stehen, der Stein
soweit weggeschliffen war, dass die Buch-
staben kaum noch erkennbar sind.
Endlich findet Eglesiofiy dass an den Bau-
werken früherer Jiüirhunderte eine grossere
Sorgfalt in der Auswahl gleichartiger und
durch ihre Bindemittel eine lange Dauer ver-
bürgender Steine erkennbar iat, als an den
Denkmälern unserer Zeit, und dass unsere
Architekten bei der Bildung derGresimseund
Wasserschläge es oft an der nötibigen Vor-
sorge fehlen lassen , dass aufschlagende und
abtropfende Niederschlagwasser unschädlich
zu machen. Inäustriebl
r\'^ ^V/>. r-\,/N>^ f-K/
Isc^illen.
Qlnelleii der Laminariastifte.
In Brunnenwasser quellen Laminariastifte
weit weniger als in destillirtem Wasser,
macht man dem letzteren kleine Zusätze von
Kalksalzen (Calciumchlorid 1 : 5000, Caldum-
phosphat, so viel sich löst), so wird die Quell-
ung ebenfalls vermindert. Der Kalk scheint
eine Verbindung mit der quellbaren Substanz
einzugehen, denn ist letztere einmal in kalk»
haltigem Wasser gequollen und dann ge-
trocknet, so quillt sie nun auch in destillirtem
Wasser weniger, als frische Substanz, während
wiederholtes Quellen und Trocknen im destil-
lirten Wasser die Quellbarkeit nicht herab-
«etzt. Wird mit dem Kalk Kochsalz in ge-
ringer Menge dem Wasser zugesezt, so wird
die quellungswirdrige Wirkung des Kalkes
compensirt. Kochsalz oder Chlorammonium
fär sich verzögern , aber verringern nicht die
Quellung.
Ceniraibl. f. d. med. Wis$. 2Ö, 63.
reine Lanolin, erwiesen sich dagegen stets
vollständig keimfrei,
Cewh'Mi f. Bakteriologie I, 129.
Ipecacnanha - Idiosyncrasie,
Als Mittel gegen die manchen Personen
sehr lästigen Einwirkungen eiageathmeten
Staubes von Ipecacuanha wird Fluidextract
von Quebracho empfohlen. a.
Phann. Jaum. 1880, 840,
EHnstlipher Honig.
Wie wir den Pharm. „Joum. Transact.
1S86 Nr. 850*' entnehmen, ist der Process
einer künstlichen Honigbereitung durch
Mischung von Dextrose, Laevulose und Bohr-
zucker, in dem Verhaltuiss wie dieselben im
Honig vorkommen , der Gegenstand eines
neuen englischen Patentes. Man nimmt
35 Th. Dextrose, 40 Th. Laevulose und so-
viel Rohrzucker, dass eine lOproc. Lösung
eine Drehung von 1 o im Soleil- Venteke'schen
Polariseop zeigt. Der eigenthümliche Geruch
und Geschmack soll durch gewisse Essenzen
Enth< Lanolin Filzkeüne?
Lanolin wird aus den Wollhaaren der
Schafe gewonnen und es ist bekannt, dass | hervorgebracht werden. Wir können nur
durch diese der Milzbrand nicht selten weitere wünschen , dass die Nachricht von diesem
Verbreitung findet. Es lag deshalb nahe, das I patentirten Fälschungsmittel sich nicht be-
Lanolin darauf, ob es entwickelungsfi&hige I stätigt. _oa
Keime enthielte, au prfifen. Es wurde sowohl
rohes Wollfett, als Proben aus den ver- Ueber Himbeer- und Erdbeer-
schiedenen Zwischenstationen der Lanolin- « .
bereitung in üblicher Weise mit Nährgelatine DranMWeine,
sEOsammengebracht. Nur das rohe Wollfett V®» ^Ö>ä. KomnUer,
wurde hierbei einige Male (6 Prüfungen wnr- Nach den Beobachtungen von LeBd gahrt
den angestellt) schwach keimhaltig befunden, der Himbeersaft nur langsam und uutoII.
die übrigen Präparate und insbesondere das ständig, weil die Beere unter der Haut ein
93
eigenthümliehes Ferment besitzt, welehes
Dicht fUhig ist, den Zocker rollst&ndig in Al-
kohol amsnwandeln. Der Uimbeerwein ent-
hält deshalb anch nur 2 bis 2,5 pCt Alkohol,
anstatt 5 pCt., welche er enthalten müsste,
wenn die Gihrang regelmiisig anr Vollend-
ung k&me. Um lu untersuchen, ob dieser
Mangel an ActiTität der Hefe in einer ge*
ringeren Energie derselben liege, oder ob
ihre Wirkung durch gewisse, in der Beere
enthaltene Stoffe paralysirt werde, hat der
Verfiwser ansgepressten Himbeersaft mit
ellipsoidischer Weinhefe versetzt und ge-
fanden, dass hierdurch nicht nur der im Saft
enthaltene Zucker, sondern noch weitere
Mengen, die man hinzusetzte, Tollst&ndig zur
ZerstoroDg gebraeht werden konnten.
Der Himbeerbranntwein besitzt einen sehr
angenehmen Geruch, der zugleich an Him-
beeren und GeneTor erinnert«
Um Erdbeerweine, bez. Branntweine zu er-
halten, muss man dem ausgepressten Saft
ebenfalls ellipsoidische Weinhefe zusetzen
und kann dann noch einen Zusatz von Zucker
geben. Der Wein ist weniger sauer als
Himbeerwein, angenehmer zu trinken und
gut aufisubewahren, wenn er so bereitet ist,
dass er ungefähr 16 pCt. Alkohol enthält.
Der Branntwein besitzt den angenehmen Ge-
rach der Erdbeeren. Der aus englischen
Erdbeeren dargestellte ist , selbst wenn man
ihm zweimal soriel Zucker zugesetzt hat, als
in den Fruchten enthalten ist, immer noch
ao stark aromatisch, dass er kaum zu trinken
ist ; giesst man aber eine kleine Menge davon
in Wasser oder Thee, so tritt der ananasartige
Geruch in seiner ganzen Beinheit auf.
Chm. Centr.'Bl 1887, 5.
Kantsohiikartige Stoffe
im Branntwein.
In einem Branntwein wurde ein Bestand-
theil gefunden, der jedenfalls nicht zur Ver-
beaaemng des Geschmacks desselben beitrug
und Tielleicht häufiger vorkommt, als man
meint. Ein zu untersuchender Branntwein
worde eingedampft und der Bfickstand ge-
glüht. Dabei zeigte sich ein so deutlicher
und starker Geruch nach verbrennendem Kaut-
schoky dass sich kaum bezweifeln lässt, dass
der Tzo^enrfickstand theilweise aus Gummi
bestand. Derselbe stammt JedenfsUs aus
Gummidichtungen am Brennapparat. Ob-
gleich die Menge Gummi im Branntwein nur
eine ganz minimale gewesen sein kann, so
scheint es doch nicht ausgeschlossen, dass
auch noch so geringe Mengen den Geschmack
ungunstig beeinflussen. Man muss daher
Gummidichtungen auf das sorgfältigste über-
all da vermeiden, wo sie mit Alkohol in Be-
rührung kommen.
Bepert. d. Anal. Chemie 188T, 2.
Behandlang von Frostwunden.
Für offene oder durch falsche Behandlung
mit Fettsalben etc. in Eiterung gekommene
Frostbeulen und -Wunden empfiehlt sich zu-
nächst Beinlichkeit durch ein- oder zweimal
ttgliches Auswaschen mit sommerwarmem
Wasser; nach vorsichtigem Trocknen wird
die Wunde jedesmal mit fein gepulverter
Borsäure bestreut und gegen Zutritt von
Staub verbunden. Wenn sich sogenanntes
wildes Fleisch zeigen sollte, so kann anstatt
Borsäure ein- oder zweimal Jodoform für
Vs bis 1 Stunde aufgestreut werden. Die
erfrorenen Theile sind gegen Temperatur-
Extreme zu schützen, also weder warm zu
verbinden oder zu waschen, noch am Ofen
oder unter Federbetten zu überhitzen. So
behandelt und bei Vermeidung jeden Ge-
brauchs von Fettsalben wird Besserung der
Wunden sehr schnell und Heilung in kurzer
Zeit erfolgen. g.
Fr, K in New-YorJcer Pharm, Eundscfiau.
Speckstein als
P. Viffier theilt mit, dass der gepulverte
Speckstein ein ausgezeichnetes Mittel sei,
um das Ansetzen von Kesselstein -^ falls
wesentlich Carbonate gegenwärtig sind — zu
verhindern. Der Gedanke ist durchaus plau-
sibel , da das Specksteinpulver — etwa wie
Lycopodium •— in siedenden Flüssigkeiten
eine lebhafte Bewegung annimmt und so me-
chanisch das Ablagern von Calciumcarbonat
in dichten Massen verhindert, eine That-
sache, welcher die Chemiker sich schon lange
beim Destilliren »stossender*' Flüssigkeiten
bedient haben. Durch eine Reihe von Ver-
suchen hat Tigier festgestellt, dass es genügt,
dem betreffenden Wasser den sehnten Theil
seines Abdampfrückstandes an Speekstein
zuzusetoen , um der Kesselsteinbildung wirk-
94
satti entgegen eu treten. Das gleiche Mittel
empfielik Vigier sünci Laboratoriamgebr&ttch
für Waaserbäder etc.
PJiarm: Handelsblatt
Oeheimmittel.
Der OrtsgfsnDclheitsrath in EarlHrabe erlfisst
folgende warnende Bekanntmachungen:
1. Pulver geeen Asthma Von H. Clery in
Marseille, dorcn Einathmen des bei der Ver-
brennung ^icb eDtwickelnden Dampfes auch in
den schwersten Fällen der Schwindsuebt heil-
sam, ist Lobeliakraut mit Salpeter imprägnirt.
Preis 3 fcs. 50 cts., Werth- 50^
2. ö. Seiferts „eigenartig prSparirte Schaf-
wolle," zu Watte und Decken verarbeitet, ein
augenblicklich wirkendes Mittel gegen Gicht,
ist bereits in der Centralhalle 27, 244 be-
sprochen worden.
3. A. Winter^Bche Gichtketten, ein alter
Schwindel, tlber den schon in der Centralhalle
28, 195 und 24, 56 berichtet wurde.
^./Ny V"^/' N-^N.' Vv w"
Offene Correspondenz.
E^rm D* in E« Die englische Nonenclatur
ist bemflht, möglichst correct zu verfahren,
indem sie streng darauf achtet, dass die einer
Klasse angehOrigen KCrper sich von denen an-
derer Klassen durch die Endsilben unterscheiden
aolleo. Den Alkoholen soll allein die Endung
•ol zukommen, z. B. die Bezeichnung Besorcinol
für Resorcin. Die Endung -in hingegen ist le-
diglich für Glucoside und ähnliche Stoffe reser-
virt, w&hrend die Endungen 'ine oder -ia allein
den Alkaloiden zukommen. Es ist hierbei zu
beachten, dass in Folee der englischen Aus-
sprache -in und -ine allerdings bedeutend ver-
schieden sind. Neuerdings ist für die AJkaloide
speciell wieder eine Unterscheidung aufgetaucht,
indem, conform mit den Bezeichnungen ammcnia
(Ammoniak, NE^) und ammonium (Ammonium,
KHi) — z. B. in Verbindungen: ammonium
Chloride — , die Endung -ia nur der freien Base,
die Endung -mm» oder 'ine und auch -enium
den Salzen derselben zukommt: z. B. Morpkia
= Morphin und Morphium Chloride, Morphine
Chlorid oder Morphonxum Chloride für die Chlor-
wasserstoffverbindung; Cocaia = Cocain und
Cocaine chlorid, Coconium Chloride für die
Salze.
Die in Deutschland von Hager angeregte
Frage über die Bezeichnung der chlorwasser-
stoffsauren Alkaloidsalze als Bydrochlorat, Hj-
drochlorid, Chlorid (in entsprechender Ang-
lisirung jener Nameo) steht damit in Zusam-
menhang und wird lebhaft ventilirt.
Auch der Vorschlag ist aufgetaucht, dem
Alkaloidnamen die Silbe Hydro- vorangehen zn
lassen, wenn es als Salz auftritt, z. B. Hydro-
Cocaine cMorid,
Yeraleichen Sie übrigens das (Ph. C. 25, 282
und 26, 64) über die Bezeichnung der chlor-
wasserstofisanren Alkaloidsalze Gesagte.
Die lateinische Nomenclatur der Pharma-
kopoe und die entsprechende deutsche sind
zwar für den erfahrenen Praktiker nicht
schwierig, immerhin bieten dem Anfänger die
Bezeichnungen Kalium eMoratum = Kalium-
chlorid oder Chlorkalinm, nowie Kalium cMori-
cum = Kaliumchlorat, chlorsaures Kalium;
ferner Ferrum stUfuricum = Eisenozydnlsulfat
schwefeUaures Eisenoxydul und Ferrum sul-
furatum b Eisensulfüi« Schwefeleisen, sicherlich
manche Schwierigkeiten.
Die Österreichische Pharmakopoe benennt die
Drogen in der Weise, dass sie die Worte dem
Modus der deutschen Pharmakopoe entgegen-
gesetzt (zusammenstellt, nämlich Chinae cortex
ffir Cortex Chinae, Altheae radix etc. Analog
dieser Bezeichnungsweise werden in Oesterreicn
Stimmen laut, die Bezeichnung der Chemikidien
in gleicher Weise zu construiren (Pharm. Post
1887, 70), z. B.:
Kdlii Chloras = Kaliumchlorat. ECIO«.
Kala CMoridum = Kaliumchlorid. KCl.
Kala Jodidum =a Kaliumjodid.
Kala Bromidum = Kaliumbromid.
Kala Sulfidum = Kalium sulfid.
Kala Sulfas = Kalium sulfat.
Cäleii Phospkidum vs Calciumpfao&phid.
Calcii Fhosphas = Calciumphosphat
Kala Hydroxydum = KaUumhjdroxjd.
Zinci Oxydum = Zinkoxyd.
C. in K. Herr Dr. Gfosschopff in Rostock
theilt uns mit, dass die Herren Meier und
Meyer (vor. Nr. uns. BL) keineswegs die Ent-
decker der Blausfiurebildung im Lein-
samen bei Wasserzusatz sind (ihre Veröffent-
lichung datirt vom 15. October 1885), sondern
dass schon TT. 0. Senior am 8. September 1885
in der British pharm. Conference zu Aberdeen
hierüber sprach und dass bereits 1873 in einer
Versammlung der Apotheker Berlins als auf eine
von ihm gemachte Entdeckung hierauf hinge-
wiesen wurde, was aber aus den Sitzungsberich-
ten in weiteren Kreisen nicht bekannt geworden
zu sein scheint
H. K. in 0. Besten Dank für Ihre Mittheil-
ung, dass der Geruch des Jodoforms durch
Naph talin verdeckt wird. Wir haben Ihre Be-
obachtung bestätigt gefunden, nur blieb es uns
zweifelhaft, welcher Geruch, der des Jodoforms
oder der des Naphtalins, der weniger ange-
nehme ist.
Anfrage: In Süddeutschlaad nnd der Schweiz
wird jetzt als Düngemittel „Schwarzsalz** an-
geboten. Ist Jemand die Zusammenaetzung
dieses Präparats, von dem vermuthet wird, dass
es rohes Ammoniumsulfat enthalte, bekannt?
in V«rlM» der B«r»nM;«b«r. V*r»ntwortilohM Bo<laet«ar .Dr. K* tteUiler In DrMdsau
Im Bnebbaadel dnrdi Jnliiis 8prifts«r, BerllaH, MoBb^oupUts S.
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Emheint jeden Donnerstag. — Abonnementapreia durch die Poat oder den Buchhandel
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2d Ft. Inserate: die einmal gespidtene Petit-Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt
Anfragen, Aufträge, Manusciipte etc. wolle man an den Redacteur Prof Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M, 8.
Berlin, den 24. Februar 1887. ÄirjahÄ'
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inbslt: CMeaile mm4. PharmMle: Mlttheilongen aui dem Sffenüleheii obemlgchen Laboratorinm von Dr. Otto
SehwolMlnger su Dretden. — Ueber das Gantharldin. — Zum N«chwols de. Fn.elöla in Spirltnoien. — Ueber dio
Aawendang des NAtriamthloanlfat. an Stolle des Bcbwefelwatsentoffirefle.. — Darstollnng von Fluor. — Eine
Prfifanff «nf die Farbe ron gelben Rflben bi der Butter. — Naehweli Ton Peptonen im Harn und Blnt — Ex-
tractbeetimmnsg im Wein. — Nachweis Ton' Lecithin in fetten Oelen. — Umwandlung von Qlncose in Dextrin.
— MoleknlargrOsse des Zinks. — Bestimmung der Carbolslure in Seifen. — Aus französischen und englischen
Journalen. — Tkerspemtlsehe HotlieB: Methylal. — Kleinere Motiaen. — Ernährende Klystiere nach Berrj. —
MfMelleB: SIehere Methode aum Absprengen von Olas, etc. — Offene Correti^OBdeBi« — ABielges*
Chemie und Pharmacie.
Mittheilnngen aus dem öffentlichen
chemischen Laboratorium von
Dr. Otto Schweissinger zu Dresden.
Die unter dem yorstehenden Titel za-
sammengefassten und zwanglos unter ein-
ander gestellten IMittheilungen verschie-
denen Inhaltes sind die Resultate ge-
legentlieh ausgeführter Untersuchungen.
Obgleich dieselben den Anspruch auf ab-
geschlossene wissenschaftliche Arbeiten
nicht erheben, so dürfte ihr Inhalt doch
in manchen Fällen wissenswerth sein, be-
sonders da das Gebiet der chemischen
Analyse der Nsdirungsmittel und der
technischen Handelsobjecte in vieler Hin-
sicht ein noch wenig durcharbeitetes ist.
1. Ueber die Trennimg des Fuchsins
Ten dem OrseUlefarbstoff.
Ueber das Verhalten des Orseillefarb-
stoffes zu Bleiessig finden sich in den
Lehrbüchern noch immer falsche oder
wenigstens nur zum Theil richtige An-
gaben.
Oraeillefarbstoff ist durch Bleiessig in
aenfrider oder schwach alkalischer Lösung
zum Theil sofort, nach einiger Zeit voll-
ständig fällbar.
0,25 g reinen Orseillefarbsto£fes mit
Spiritus ausgezogen, verdunstet, der Bück-
stand in 50 ccm Wasser aufgenommen
und mit 10 ccm Bleiessig versetzt, giebt,
sofort filtrirt, ein gefärbtes Filtrat,
dessen Farbstoff in Amylalkohol übergeht,
lässt man dagegen eine halbe bis eine
ganze Stunde stehen, so ist der Farbstoff
vollständig ausgefällt. Es gelang auf diese
Weise, das Fuchsin vom OrseiUefarbstoff
zu trennen und noch kleine Mengen von
Fuchsin neben Orseille nachzuweisen.
Während 0,25 g Orseille nach einsttlndigem
Stehen in der oben beschriebenen Weise
behandelt, im Filtrat keinen Farbstoff
mehr enthielt, war in einer Mischung von
0,01 ft Fuchsin und 0,25 g Orseille, welche
in gleicher Weise behandelt war, das
Fuchsin noch mit grosser Schärfe im
Filtrat nachweisbar.
Ich füge hier nur noch an, dass sich
die vorstehende Notiz auf die im Handel
befindlichen rohen Farbstoffe, nicht aber
auf den Nachweis und die Trennung im
Wein bezieht
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3. T^riflArtiKe Ftfkem mU, TJioneakle-
Als Conditorfarben kamen während des
letzten Jahres zn yerschiedenen Malen
teigariige Farben zur TJntersnehung , zu
denen als Gonstitoens Thonerdehydrat
genommen war. JMese Farben waren
meist aus
lOpGt eines Anitinfarbstoffes,
10 „ Thonefde,
80 „ Wasser
zusammenges^tet. Die Thonerde war
dnr<^ Senweüalsftare, Alüun oder Soda
nicht venmreiniigt, so dass angenommen
werden musste, dieselbe sei Yorhar gefällt
und »o^ewaachen worden. Als Farbe
ftr Oelb war Naphtolgelb 8, ft)r Oran
ein gelbstichiges BriU^nl^rün angewendet.
Die Bereitung dieser Farben, welche dicke
breifftrinige Massen d.ar8tellen, scheint iui
der Weise geschehen zu sein, das 10 Th.
des heiss gelösten Farbstoffes mit dem
feuchten 'nionerdehydrat auf 100 Th.
gebracht wurden.
4. Unreines borsanres Mangan.
Das borsaure Man^^an, welqhes in der
Pirnissfabakatjon jetzt nelfach Verwend-
ung findet, wurde mehrere Male imter-
sucnL Die proben s^igten in einem Falle
e^ien Gehalt von 1^ pOt. Chlor, in einem
anderen von 8pGt Ghlor, in einem weiteren
Ton 7pCt Schwefelsäure.
6.. Cx^Iodirende Streichhölzer.
Obgleich die meisten Zündmassen der
sehweclischen Streichhölzer chlorsaures
Kali enthalten, so explodiren dieselben
doeh nicht; es wurde jedoch kürzlich
eine Sorte sogenannter ,Paraffinzündhölzer
ohne Sehwefi^r* aus der Fabrik zu Zanow
untersnefat, welche mit heftigem Knall und
Spritzen explodirtQn> «obaid ein Schlag
mit einem hart^ Gegenstand auf die-
aeiben aus^ef^t wurde. Die Streioh-
hoker enthielten chlorsaures Kali in reich-
licher Menge. Die Brandpolizei war
aof diese Streichhölzer aufinerksam ge-
worden, weil ein Schulknabe eine Schachtel
derselben aof das Pferdebahngeleise aus^-
geefcreut hatte. Zum Schrecken d^ In-
aaesou eines .dAhinroU^nden Wagens gab
fartwährende kleine Detonationen.
6. Kbmeiiol mit Ftacngeenz.
Zu verschiedenen Malm wurde Klauenöl
wegen einer bläuliehen Fluoreseenz und
darauf gegründeten Verdachtes auf Gehalt
an Mineralöl beanstandet und anr Unter-
suchung gegeben ; es erwies sich jedoch
in drei Fällen, dass die betreffenden Gele
▼oDkommen frei tos Mineralöl waren und
dass daher der bläuliche Schimmer auf
andere Ursachen, aus der Fabrikation
herrührend, Burückgefbhrt werdm muss.
TTeber das Caatharidin.
Zu den ttteren bekannten Arbeiten über
das Cüntharidin tind in den leisten Jahi^en
drei Arbeiten ron Biocard (Beriehjt d. deutsch,
ebem. Gesellschaft 187«. X, lAM.XI, 2121.
X2I, 677X EMi (Pharm. CentralbalU 1885,
401), Dieterich (Zeitsobr. d. jdlgem. deutsch.
Apotheker -Vesralns 30, 489) und HomolJca
(Ber. d. deutsah. ebem. iSeseUflch. 1886, 1082)
binzagekommen, deven Eesnltale» soveit sie
für die Pbamaeie tou Interesse simd, im Fol-
genden zasammengestellt werden sollen.
Wm zunftchst die Formel betrifft, die von
firübetenJorBcbem {Dragendorff, Masing etc.)
C^H^Of afigegebea wer, so wie« Piccard
4«veb 3«stiinmuiig der Dampidiebte nach,
dass die Formel auf CJjQHjgO^ verdoppelt
werden müsse. Das Cantharidin ist eine gegen
alle gebräuchUehen chemischen Beagentien
ausserordentlich widerstandsflihige Substanz.
Beim Erbitaen mit concentrirter Schwefel-
sAure unter Zusata von Kaliumcbvomat giebt
es eine prliobUg gfüne Färbung, die nach
einigen Stunden trüb blattgrün wird. Zu
seiner Kachweiflung eignet sich nsLchJMeterich
ausser der phyaiolegisoben Wujkang nament-
lich die firscbeiaung, welehe das foste Cantha-
ridin im polarisirten Liebte aeigt utid die be-
sonders schön berYortritt, wenn man einen
Tropfen der Lösung in Chloroform verdunsten
lässt und den Rückstand unter dem Polari-
sations-Mikroskope betrachtet. Die Lösungen
des Cantharidins Üben keine Wirkung auf das
polarisirte Licht aus.
Das Cantharidin löst sich nach Dieterich
in 30000 Theilen kaltem, und 15000 Theilen
heissem Wasser; schwefolsäurehaltiges Wasser,
oder solches, das so viel ätherisches Gel ent-
hält ^ als es aufzunehmen vermag, haben ein
noch grösseres Lösangsvermögen. So sind
von Waseer, welches 1 pOt. Sofawefelsäure-Hy-
98
C8Hl2 0
drat enthält , auf 1 Theil Cantharidin 8000
Theile erforderlich. — Alkohol, Aether,
Essigäther, Chloroform, Terpentinöl, lösen
das Cantharidin sehr gut^ noch leichter wird
es von fetten Oelen, Fetten, Wachs und Harzen
aufgenommen. — Essigsäurehjdrat und con-
centrirte Schwefelsänre lösen das Cantharidin
eben&lls, durch Wasserznsatz wird es wieder
gefäUt
In chemischer Hinsicht zeigt es sich als
eine schwache Säure, die mit den Alkalien
salzartige, sehr unbeständige Verbindungen
bildet, die sich schon durch Anziehen der
Kohlensäure aus der Luft, oder bei der Ammon-
Verbindung durch Verflüchtigung dasselbe
unter Ausscheidung desCantharidins zersetzen.
In Alkalien löst sich Cantharidin bei an-
haltendem Erhitzen auf; die Lösung enthält
das entsprechende Alkalisalz der Cantharidin-
säure von der Zusammensetzung
( COOMe
) COOMe
die Cantharidinsäure entsteht demnach aus
dem Cantharidin durch Aufnahme von 1 Mole-
kül Wasser
CioHi204 + H«0===C8HiaOJ^Q^]^
und figurirt als zweibasische Säure , während
die unbeständige Verbindung desCantharidins
event. als saure Salze der Formel
(COOH
\ COOMe
zu betrachten sind.
Die aus ihrem Salze durch Mincralsäuren
in Freiheit gesetzte Cantharidinsäure soll
nach Dragendorff und Masing sofort in
Wasser und Cantharidin (Cantharidinsäure -
Anhydrit) zerfallen. Piccard erhielt durch
Einwirkung von Jodwasserstoff auf das Can-
tharidin eine mit diesem isomer einbasische
Säure, die Cantharsäure Co Hu 0-2 COOH,
und durch Destillation dieser mit Kalk das
Cantharin, Cs H12. Homolka hat neuerdings
den Dimethyläther der Cantharidinsäure dar-
gestellt nach der Formel
(OCH3
\ OCH3,
farblose, just glänzende, flache Prismen, leicht
löslich in Alkohol und Holzgeist, in kochendem
Aether , wenig in kaltem , ziemlich leicht in
heissem Wasser. Von der Cantharsäure hat
Homolka das Silbersalz von der Formel Cio
Hu O4 Ag, als schweren weissen Niederschlag;
weiter der Cantharsäuremonometbjläther
Cs Hia 0
C10H12O8
Ci 0 Hl 1 04.CH8 als farblose, schwach ange-
nehm riechende Flüssigkeit, die bei 210
bis 220« C. siedet.
Die weiteren Untersuchungs - Resultate
Hoynolkä'ß haben ein synthetisches Interesse.
dt
Zum Nachweis des Fuselöls
in Spirituosen.
Von Uffelffumn.
Zur Nach Weisung des Fuselöls in Spiri-
tuosen ist zuerst die Abscheidung desselben
durch reinen Aether oder Chloroform erforder-
lich. Nach dem anhaltenden Schütteln damit
fügt man so viel Wasser zu , dass sich die-
selben abscheiden, trennt die Schicht und
lässt bei gewöhnlicher Temperatur verdunsten.
Bleibt nur Fuselöl zurück , so ist dasselbe
sicher am Gerüche zu erkennen. Bei gleich-
zeitiger Anwesenheit von PfefferminzÖl und
dergleichen wird diese Probe aber unsicher.
Auf gewöhnlichem weissen Papier giebt Fusel-
öl einen allmälig wieder verschwindenden Fett-
fleck; ätherische Oele zeigen allerdings das
gleiche Verhalten.
Fügt man zu dem Rückstande des Aether-
oder Chloroformauszuges ein wenig reines,
unzersetztes Diamidobenzol und stellt
dann ins Dunkle, so entsteht , falls Fuselöl,
namentlich Kartoffelfnselöl , zugegen war,
sehr rasch eine deutliche Gelbfärbung, wie
sie durch massige Mengen Salpetrigsäure er-
zeugt wird. Diese Reaction tritt selbst dann
ein, wenn der Rückstand nur 12pCt. Fuselöl,
im übrigen Aethylalkohol oder ätherisches
Oel enthält. Freilich rührt jene Reaction
keineswegs vom Amylalkohol her, da reiner
Amylalkohol mit Diamidobenzol keine Spar
von Gelbfärbung giebt. Den Hauptantheil
an der Diamidobenzolreaction hat zweifellos
das mit dem Fuselöle ausgezogene Furfdrol.
Bringt man eine sehr schwache Lösung von
Fttrfurol in Wasser oder in reinstem Amy^l-
alkohol mit Diamidobenzolpulver zusammen,
so wird sie zuerst gelb, dann gelbroth, dann
roth, fast fuchsinroth, darauf braun, schlieas-
lieh schwarz. Trocknet die Mischung ein
und giesst man dann Wasser auf, so nimmt,
letzteres eine rubinrothe Farbe an und lässt
im Spectrum eine dunkle Absorption von P
bis E^D erkennen. Farbe und Absorption
verschwinden auf Zusatz von NatronUnpe.
Ganz vollständig deckt sich aber doch die
99
reine Furfuroldiamidobenzolreaction nicht
mit derFaselÖldiamidobenzoIreaction, so dass
man die Mitwirkung der einen oder anderen
in das Faselöl mit übergebenden Substanz
nicht wird ausschliessen können. Im Uebrigen
ist diese Reaction von sehr grosser Schärfe.
Ein treffliches Mittel, das Fuselöl im Rück-
Stande nachzuweisen, ist eine durch Salzsäure
grün gefärbte, irisch bereitete Methylviolett-
lösung. Man verwendet dazu 1 Th. Methyl-
violett, 100 Th. Wasser und so viel einer
2 proc. Salzsäure, dass die Lösung entschieden
grün wird. Von dieser lässt man dann zu
dem in einer Porzellanschale befindlichen
Rückstände etwa das drei- oder vierfache Vo-
lumen desselben hinzulaufen. Besteht der
Ruckstand ganz oder auch nur zu einem
Theile aus Fuselöl, so werden augenblicklich
röthlichblau gefärbte Tröpfchen erschei-
nen und auf der noch grünlichen und grün-
lich bleibenden Flüssigkeit schwimmen. Es
hat nämlich Fuselöl die Fähigkeit, aus noch
hinreichend frischen , durch Säuren grün ge-
färbten Lösungen von Methylviolett letzteres
in seiner natürlichen Farbe, d. h. röthlichblau
auszuziehen und hartnäckig festzuhalten. Die
ätherischen Gele, namentlich Kümmel-, Anis-
und Pfefferminzöl, vermögen erst bei starkem
Schütteln aus solchen grünen Lösungen ein
wenig Farbstoff an sich zu ziehen. Aber der-
selbe ist dann ganz mattblau, nicht röth-
lichblau, und erscheint niemals beim blossen
Zulaufenlassen der grünen Lösung , wie dies
regelmässig der Fall ist, wenn Fuselöl im
Rückstande sich findet. Die Methylviolett-
probe ist daher sehr werthvoll, da kein anderer
aus den Spirituosen ausgezogener Stoff eine
ähnliche Wirkung auf das Methylviolett aus-
übt.
Reiner Amylalkohol und Fuselöl haben die
Fähigkeit, Bromdämpfe aufzunehmen und
lange festzuhalten , wie man an der Gelb-
färbung erkennt. Ein Furfurolgehalt des
Fuselöls ändert daran nichts. Aethylalkohol
wird zwar auch durch Brom dämpfe gelb, giebt
sie aber rasch wieder ab. Von den ätherischen
Gelen färbt sich Pfefferminzöl durch
Bromdämpfe schön wein- bis orseiUe-
r o t b , während Anis- und Kümmelöl
ihre Farbe nicht verändern. Zum Nachweise
von Fuselöl zersetzt man den Rückstand des
ätb erischen Auszuges mit ein oder zwei Tropfen
Wasser und fährt unmittelbar darauf mit einem
in Brom getauchten Olasstabe über die Flüs-
sigkeit langsam hin. War Fuselöl vorhanden,
so färben sich die nunmehr isolirten und auf
dem Wasser schwimmenden Tropfen desselben
alsbald tief gelb, das Wasser selbst nur ganz
mattgelb. Jene gelben Tropfen können aber
nur Fuselöl sein ; denn Tropfen der ätherischen
Gele würden nicht gelb werden. Die Probe
genügt, wenn in dem Rückstande sich nur
1 mg Fuselöl findet.
Setzt man zu einem Tropfen reinem
Amylalkohol 1 ccm concentrirte reine Schwe-
felsäure und erwärmt dann, so stellt sich schon
bei 60 bis 70 <^ Gelbfärbung ein. Erhitzt
man weiter, so wird die Flüssigkeit goldgelb,
dann gelbroth, roth, schliesslich rothbraun
und tief dunkelbraun. Untersucht man die
Flüssigkeit, so lange sie gelb aussieht, mittelst
des Spektroskops , so findet man ein dunkles
Band zwischen F und G^ welches etwa den
dritten Theil dieses Feldes einnimmt. Ver-
dünnt man die durch Erhitzung tief gelb ge-
wordene Flüssigkeit mit Wasser, bis sie kaum
noch etwas gelb gefärbt ist, so erkennt man
noch immer das eben bezeichnete Band, und
kocht man nunmehr, so nimmt dasselbe sehr
bald an Breite, namentlich aber an Dunkel-
heit zu. Es ist dies ungemein charakteristisch.
Verwendet man nicht reinen Amylalkohol,
sondern Fuselöl, so tritt auf Zusatz von
concentrirter Schwefelsäure meist sofort
Schmutziggelbfarbung auf. Erwärmt man
hierauf, so verwandelt sich das Schmutziggelb
in Rothgelb , in Roth , in Weinroth , dann in
Schwarzbraun. Untersucht man die gelb ge-
wordene Flüssigkeit mittelst des Spektroskops,
so findet man zunächst wiederum das vorhin
beschriebene Band zwischen F und 6r, ausser-
dem aber noch ein anderes zwischen F und h.
Wird die tief gelb oder roth gewordene Flüs-
sigkeit mk Wasser verdünnt, bis sie mattgelb
erscheint, so erkennt man wiederum beide
Absorptionen. Kocht man dann aber, so
verdunkelt sich nur diejenige zwischen F
und G^ während die andere schwächer wird
und nur noch scharf auf der Linie h zu Tage
tritt. Diese zweite Absorption gehört, wie es
scheint, dem Furfurol an ; sie findet sich nie-
mals bei Verwendung reinen , wasserhellen
Amylalkohols.
Von den hier in Frage kommenden Stoffen
geben ausser Fuselöl nur ätherische Gele mit
concentrirter Schwefelsäure gelbe, gelbrothe
oder rothe Farbe und dann ein ähnliches
Spektrum. Versetzt man einen Tropfen
100
Pfefferminz öl mit 1 ccm reiner concen-
trirter Schwefelsäure, so stellt sich, allerdings
ohne dass besondere Erwärmung nöthig wäre,
eigelbe oder rothgelbe Färbung ein. Die be-
treffende Flüssigkeit erzeugt dann ein dunkles
Band von F bis h und selbst bis E. Erhitzt
man aber zum Sieden, so verschwindet dieses
Band , indem die Farbe der Flüssigkeit tief-
roth, dann braunroth, dann dunkel wird.
A n i s ö 1 giebt mit reiner concentrirter Schwe-
felsäure eine alsbald gelblich • röthliche , un-
mittelbar darauf fast rubinrothe Flüssigkeit,
welche im Spektrum ein dunkles Band zwi-
schen J^ und 6, selbst bis nach E hin erzeugt.
Erhitzt man, so wird die Färbung immer
dunkler roth. Verdünnt man nun mit lang-
sam zufliessendem Wasser, so wird die Flüs-
sigkeit weinroth und zeigt dann neben dem
schwächer werdenden Bande von F bis h ein
dunkleres, von h bis über jE? hinaus. Wird
die Lösung erhitzt, so tritt die röthliche
Farbe stärker hervor, ohne dass eine Ab-
sorption zwischen G und J^ erscheint. Aehn-
lich verhält sich K ü m m e 1 ö 1.
Die spektroskopische Prüfung ist da-
her nur dann sicher, wenn ätherische Gele
in dem betreffenden Branntwein nicht vor-
handen sind.
Führt man alle diese Versuche aus, so
kann man noch 0,05 , ja selbst 0,03 pCt.
Fuselöl nachweisen.
Die Methylviolettprobe lässt sich auch für
eine annähernd richtige quantitative
Bestimmung des Fuselöls, wenigstens im
Branntwein verwerthen. Man bringt zu
diesem Zwecke 250 ccm der zu untersuchen-
den Flüssigkeit in eine etwa 750 ccm fiassende
Flasche, giesst 100 ccm Aether auf, schliesst
die Flasche und schüttelt sehr stark zu wieder-
holten Malen. Dann fügt man die zur Ab-
scheidung des Aethers nöthige Menge Wasser
hinzu, hebt die Aetherschicht ab, schüttelt
noch einmal mit anderen 100 ccm Aether,
vereinigt die beiden ätherischen Auszüge,
verflüchtigt den Aether, lässt noch 5 Minuten
stehen , setzt aufs Neue etwa 40 ccm Aether,
darauf einige Cnbikcentimeter frisch bereitete
grüne Methyl violettlösung hinzu, schüttelt
und stellt in einem eingetheilten, etwa 25 mm
weiten Glasrohre hin. Der Aether verdunstet
nach und nach ; sobald man darin eine bläu-
liche Färbung wahrnimmt und mittelst des
Spektroskops die erste Andeutung der Methyl-
violett- Absorption bei D erkennt, liest man
ab , wie viel Aether noch vorhanden ist. In
je 10 ccm desselben befinden sich jetzt
0,2 ccm Amylalkohol. Reiner Aether
nimmt nämlich kein Methylviolett auf, wohl
aber, wenn er Amylalkohol enthält; dabei
erkennt man eben die Blaufärbung in 25 mm
tiefer Schicht, ebenso auch die Methylviolett-
Absorption in gleich tiefer Schicht, wenn er
2 pCt. Amylalkohol in sich fuhrt. Allerdings
wird der Aether auch dann jenen Farbstoff
aufnehmen, wenn er statt Amylalkohol Aethyl-
alkohol enthält. Doch erkennt man in solchem
Falle die Blaufärbung in 25 mm tiefer Schicht
erst dann, wenn der Aethylalkoholgehalt
12pCt. beträgt. Selbst wenn daher in dem
Rückstande etwas Aethylalkohol verblieben
sein sollte, so würde dieser einen grossen
Fehler schwerlich bewirken, zumal man ja
doch durch eine Vorprobe das Vorhandensein
von Fuselöl überhaupt festzuhalten hat.
Nach einem anderen Verfahren werden
250 ccm der zu untersuchenden Flüssigkeit
in der angegebenen Weise mit Aether 2- oder
3 mal ausgezogen , die ätherischen Auszüge
vereinigt und in einem Glasgefösse verdunstet.
Zu dem Rückstande lässt man die dreifache
Menge Wasser oder grüner Methylviolett-
lösung hinzulaufen und bringt die Mischung,
falls Fuselöl tropfen erscheinen, rasch in eine
enge, auf 0,1 ccm getheilte Glasröhre. Man
hat dann in der Höhe der oberen Schicht
einen Anhalt für die Mengen des in 250 ccm
enthaltenen Amylalkohols, da die aufschwim-
menden Tropfen lediglich Fuselöl sind.
Bemerkenswerth ist, dass Kartoffelfuselöl
mehr Furfurol enthält als Kornfuselöl.
Rei)ert. d. anal. Chem. VI, 44.
üeber die Anwendung des
Natriumthiosulfats an Stelle des
Schwefelwasserstoffgases im
(}ange der qualitativen chemi-
schen Analyse.
Vortmann hat das Verhalten der Metall -
salze zu Natriumthiosulfat einer erneuten
Untersuchung unterzogen und einen syste-
matischen Gang der qualitativen Analyse
ausgearbeitet; nach demselben sind folgende
Gruppen zu unterscheiden :
I. durch Salzsäure fällbare Metalle,
IL durch Schwefelsäure fällbare Metalle
101
IlL durch Natriumthiosulfat auB saurer
Lösung fällbare Metalle,
IV. durch Schwefelammonium fallbare Me-
Ulle,
V. Fällung des Calciums mit Ammonium-
Oxalat,
VI. Fällung des Magnesiums mit Natrium-
phosphat,
VII. Prüfung auf Kalium, Natrium, Ammo-
nium.
In der Gruppe III befinden sich alle durch
Schwefelwasserstoff aus saurer Lösung fäll-
baren Metalle, mit Ausnahme des Cadmiums,
welches in der Gruppe IV bei Kobalt und
Nickel gefunden wird.
Auf die mit der Gruppe III möglicherweise
mitfallenden Metalle der Schwefelammonium-
Gruppe wurde gehörige Rucksicht genommen,
ebenso auf etwaige Unregelmässigkeiten im
Gange, welche von unvollständiger Ausfällung
der Metalle oder geringer Löslich keit der
Niederschläge herrühren.
Pharmac, Post 1886, Nr. 44,
Darstellong von Fluor.
Moissau ist es gelungen , die Fluorwasser-
stoffsäure durch den electrischen Strom zu
xersetaen und das Fluor zu isoliren. Die
dnrch Erhitzen von möglichst entwässertem
Fluorwasserstofffluorkalium gewonnene Fluor-
wasserstofibäure wird in einem U- förmigen
Platinrohr durch Abkühlung mittelst Aethyl-
chlorid zur Flüssigkeit oondensirt und diese
durch einen electrischen Strom zersetzt. An-
fangs wird etwas Ozon gebildet , herrührend
▼on geringen Mengen anhängenden Wassers ;
plötzlich zeigt das eingeschaltete Ampöro-
meter einen grossen Widerstand in der zu
zersetzenden Flüssigkeit und es wird am
— Pol Wasserstoff, am + Pol Fluor ent-
wickelt. Das Fluor ist farblos, sehr unan-
genehm und stark riechend (chlorähnlich),
die Schleimhäute heftig reizend. Schwefel,
Phosphor , Jod , Silicium , Arsenik und Anti-
mon als feine Pulver verbinden sich sofort
niit dem Fluor unter Feuererscheinung.
Waseer wird unter Bildung von Ozon und
Flaorwasserstoff zersetzt. Kaliumchlorid wird
nnter Chlorentwickelung zersetzt, Kohlenstoff
seheint nicht angegriffen zu werden. Metalle
werden weniger energisch angegriffen als die
Metalloide, vermuthlich weil die sofort ge-
bildete Schicht der Fluoride vor weiterer
Einwirkung schützt; Quecksilber absorbirt
Fluor sofort unter Bildung von hellgelbem
Fluorür. Alkohol, Aether, Benzin, Terpentin-
öl werden sofort entflammt. g,
Journ, de Pharm, et de Chimie 18S6, 165.
Eine Prüfdng auf die Farbe
von gelben Rüben in der Butter.
Von R. W. Moore,
Bei der Prüfung von Butter auf künstliche
Färbung wurde als das gebräuchlichste Farb-
stoffmaterial bisher Orlean verwandt. Dieser
Farbstoff lässt sich leicht dadurch erkennen,
dass man die Butter mit einer verdünnten
Kalilauge behandelt, wodurch Orlean leicht
daraus ausgezogen werden kann. Neuerdings
kommen jedoch Fälle vor, in welchen Butter
durch den Farbstoff gelb gemacht worden ist,
welcher aus der gewöhnlichen gelben Rübe
(Carotte) erhalten wird. Dieser Farbstoff wird
dnrch Kalilauge nicht gelöst, löst man jedoch
das Fett in Schwefelkohlenstoff, fugt Alkohol
hinzu, schüttelt stark, lässt absetzen, so trennt
sich der Inhalt in zwei Schichten. Die eine
besteht aus Schwefelkohlenstoff, welcher das
Fett gelöst enthält und tief dunkel gefärbt ist.
Die andere besteht aus dem farblos geblie-
benen Alkohol. Lässt man die Lösung auch
längere Zeit stehen, so nimmt man keine Ver«
änderung wahr. Setzt man jedoch einen
Tropfen verdünnte Eisenchloridlösung hinzu
und schüttelt, so bemerkt man, wie der Farb-
stoff allmälig in die alkoholische Schicht
übergeht, während der Schwefelkohlenstoff
farblos wird. Natürliche, ungefärbte Butter
wird bei diesem Verfahren nicht entfärbt.
Repert, d, otioZ. Chem. VI, 44.
Nachweis von Peptonen im Harn
und Blut.
Auf Grund der Beobachtung von Tanret,
dass der mit dessen Reagens (Kaliumqueck-
silberjodid) und Pepton entstehende Nieder-
schlag sich völlig in Essigsäure beim Kochen
auflöst, während der in gleicher Weise mit
Eiweiss entstehende Niederschlag in Essig-
säure unlöslich ist, empfiehlt Gearges folgen-
den Weg zum Nachweis von Peptonen. Durch
Kochen wird zunächst sämmtliches Eiweiss
coagulirt und das mit Essigsäure angesäuerte
Filtrat mit Kaliumquecksilberjodid gefällt.
Der mit essigsaurem Wasser, von gleicher
102
Stärke wie der angesaaerte Harn, ausge-
waschene Niederschlag wird mit essigsaurem
Wasser von gleicher Stärke hierauf gekocht
und filtrirt. Aus dem Filtrat scheidet sich
beim Erkalten die in Lösung gewesene Pepton*
Verbindung wieder aus , mit der nunmehr die
Bürettprobe zur Identificirungausgefuhrt wird .
8.
Journ, de Pharm, et de Chimie 1886, 353.
Extractbestimmung im
Bouükon constatirt die bekannte That-
sache , dass , je nach der Menge des zu ver-
dampfenden Weines, der Gestalt der Gefasse,
sowi^ der davon abhängigen Grösse der ver-
dampfenden Fläche, die Ausbeute an Eztract
eine sehr variirende ist. Bekanntlich sind aus
diesen Gründen für die Menge und die Gestalt
der Schalen Vereinbarungen getroffen worden.
Bouükon ezperimentirte unter der Luftpumpe,
indem er je 10 ccm bei 20 bis 25 ^ 8 Tage
lang in verschieden grossen Gefässen , zum
Theil mit einer 5 mm dicken Schicht Sand,
im Vacuum verdampfen liess. Er erhielt hier-
bei folgende interessante Zahlen (Gramme
Eztract auf 1 1 Wein) :
OeOsB
mit
Bor-
de»nx
Veln Ton
Gers 1 ^^^^'
"®"- ' sillon
1
Ver-
schnitt-
Wein
25,6
Wasser mit
lOo/oAlcohol
u.Glycerln-
Zusatx
88 qcm.
Oberfläche
1
22,4 30,8
34,2
34,8
70 qcm.
Oberfläche
22,0
30,8
33,0
25,1
33,2
70 qcm.
Oberfläche
u. 8&nd
21,2
29,1
80,4
!
23,8
31,7
Jowm, de Pharm^ et de Chimie 1886, 359.
Nachweis von Lecithin
in fetten Oelen.
Zum Nachweis von Lecithin in Pflan-
zen geben Hechel und Schlagdenhauffen
folgende Methode au. Das Material wird
mittelst Aether, Benzin, Chloroform eztrahirt,
das Lösungsmittel abdestillirt und der
Destillationsrückstand unter Zusatz von Kali-
salpeter verascht. Der Rückstand wird mit
Wasser aufgenommen, mit einem Ueberschuss
Salpetersäure zur Trockene verdunstet und
auf 140 ^ erhitzt, hierauf wieder mit Wasser
aufgenommen , angesäuert und mit Ammoni-
um molybdänat geprüft. Die Phosphorsäure
ist gleichfalls nachweisbar, wenn man die
mit Aether extrahirten Fette mit Aetzbarjt
verseift; die von der unlöslichen Barjtseife
getrennte Flüssigkeit giebt bei geeigneter
Behandlung Phosphorsäurereaction. Die
Verfasser hoffen das dritte Zersetzungsprodu et
des Lecithin (neben Phosphorsäure und
Gljcerin) das Cholin, welches nachzuweisen
bis jetzt noch nicht gelang, bei Bearbeitung
grösserer Mengen ebenfalls aufzufinden. Die
quantitative Bestimmung der Phosphor-
säure wurde in obiger Weise unter Anwend-
ung der Uranmethode vorgenommen und
lieferte für einige bekanntere Drogen folgende
Zahlen : Fettes Oel von Jequirity 0,050 ;
Arachis 0,005; Foenum graecum 0,266;
Sinapis nigra 0,040; Sinapis alba 0,035 pCt.
Phosphorsäureanhydrid. Aus dem fetten Oel
von Linum , Ricinis, Oliva, Sesam, Lauras,
Lupinus konnte keine Phosphorsäure er-
halten werden. «.
Journcä de Pharm, et de Chimie 1886, 213.
Umwandlung von Olucose
in Dextrin.
Grimaut und Lefevre haben ein Dextrin
auf folgendem Wege hergestellt. Glucose
wurde im Achtfachen seines Gewichts Salz-
säure (spec. Gew. 1,026) gelöst und im Va-
cuum auf dem Wasserbade destillirt ; der
syrupartige, gelbbraune Destillationsrück-
stand wurde im gleichen Gewicht Wasser ge-
löst und mit 90 <* Alkohol ausgefällt. Der
gummiartige , am Glasstab klebende Nieder-
schlag wurde wiederum in Wasser gelöst und
mit Alkohol gefällt. Nachdem die Lösung
und Fällung 5 bis 6 Mal wiederholt war,
wurde der Niederschlag in Wasser gelöst, mit
Thierkohle entfärbt, im Vacuum eingedampft
und schliesslich im Vacuum bei gewöhnlicher
Temperatur getrocknet. Der langsam trock-
nende Rückstand wurde schliesslich gepulvert.
Das erhaltene Pulver, dem gewöhnlichen
Dextrin sehr ähnlich , wurde zur Entfernung
der letzten Spuren gährungsfähigen Zuckers
mit Hefe behandelt. Das so gereinigte Pro-
dnct zeigte ein Reductionsvermögen von 17,8
gegenüber Glucose = 100 und eine Rotation
von [a]j = + 97«, 48.
Die Elementaranalyse führte zur Formel :
3(C6HioOö) -f H2O.
Das neue Dextrin wird durch Jod nicht ge-
färbt, Malzaufguss ist ohne Einwirkung, beim
103
Kochen mit Terdunnter Schwefelsäure wird es
sehr langsam verznckert (nacb 24 ständigem
Kochen waren erst 78 pCt. verzuckert). Die
znnickgebildete Glucose unterliegt leicht der
alkoholischen Gährung. 8.
Jaurn. de Pharm, et de Chimie 1886, 383.
Moleknlargrösse des Zinks.
Die Molekulargrösse des Zinks ist
von Victor Meiner bestimmt und zu Zn ^ ge-
fanden worden; es besteht also das Ifolekül
des Zinks nur aus einem einzigen Atom,
ebenso wie die des Cadmiums und Queck-
silbers. Die durch Dampfdichtebestimmung
bis jetzt direct ermittelten Molekulargrössen
der Elemente sind folgende: Sauerstoff =
O2, Wasserstoff =» H^, Stickstoff =s Ng,
Schwefel = Sg , Selen = Scg , Tellur =s Tcg,
Chlor s= Clgy Brom =3 Brg, Jod = J^, Phos-
phor ^sP^, Arsen ssAs^, Quecksilber es
Hgj, Cadmium s Cdj, Zink »Zuj. g.
NaturmasemchafÜ. Ewndschau 1887, 1,
Bestimmung der Oarbolsäure
in Seifen.
Bei einer grösseren yergleichenden Unter-
suchung über die Carbolseifen des Handels
befolgte Ä.H, Allen folgenden Process. 5 g
der Probe wurden in warmem Wasser gelöst
unter Zusatz Ton 20 bis 30 com einer lOpro-
centigen Lösung von Aetzkali, je nach der
Menge der Carbolsäure, die man vermuthet.
Die erkaltete Lösung wird mit Aether ge-
schüttelt, dieser abgehoben und bei niederer
Temperatur yerdunstet. Man erhält im Bück-
stande Kohlenwasserstoffe (Steinkohlentheer-
öle), welcbe sich durch ihren Geruch zu er-
kennen geben. Die alkalische Flüssigkeit
wird darauf in einem grossen Scheidetrichter
mit conoentrirter Kochsalzlösung gefUlt,
stark durchgeschüttelt und die Flüssigkeit
durch ein Filter gegossen. In Fällen, wo die
Seife nicht coaguliren will, setzt man eine
kleine Menge in Wasser gelöster Talg- oder
Pälmölaeife hinzu. Die niedergeschlagene
Seife wird zweimal mit starker Kochsalz-
lösung gewaschen, diese zum ersten Filtrat
gebracht und mit Wasser auf ein Liter ver-
dünni 100 ccm dieser Lösung (» 0,5 g der
angewendeten Seife) werden in einer gut yer-
sehliessbaren Flasche jetzt mit yerdünnter
Schwefelsäure bis zum Klarwerden, darauf so
lange mit Bromwasser versetzt, bis die Gelb-
färbung einen geringen Ueberschuss er-
kennen läset. Das Bromwasser, welches man
unter Vorsicht aus einer leicht bedeckten
Bürette ausfliessen lässt, hat man kurz zuvor
auf reines Phenol eingestellt, und zwar in
der Weise, dass man 0,5 g Phenol mit 5 g
Seife mischt, weiter wie oben behandelt und
die Menge der Bromlösung, welche 100 ccm
des angesäuerten Filtrates verbrauchen, be-
stimmt. AUen hält diese Methode far ge-
nügend genau. Er bestimmte nach derselben
20 Carbolseifen des Handels , .welche sich
ausserordentlich verschieden verhielten ; zum
Theil nicht der angegebenen Menge der
Garbolsäure entsprachen, zum Theil mit un-
reiner Säure bereitet waren. — -os—
Analyst. 1886, Seite 103, vol. XI. No. 122.
Aus französischen
und englischen Journalen.
Ein regelmässiger Handelsartikel in Per-
sien und der Türkei sind die Blätter von Ni-
cotiana persica, „T u m b e k i** genannt. Sie
werden geraucht und Eastes und Ice fanden
in den verschiedenen Sorten folgende Mengen
Nicotin : Ispahan 5,5 pOt., Hidjaz 2,0 pCt.,
Kechan 2,9 pCt., Shiraz 5,8 pCt. (abgerundet).
Pharm. Jown. 1886, 682.
Aus einer auf Cuba und den Antillen
heimischen Composite, Parthenium hystero-
dhorus, hat Egas$e ein Alkaloid Partbenin
dargestellt. Die Pflanze dient den Einge-
borenen auf Cuba als Febrifugum und ent-
hält neben dem Parthenin nocb 4 weitere
unwirksame Alkaloide und Parthensäure
(Acide parth^nique). Das Parthenin schmeckt
bitter, wirkt in Dosen von 1 bis 20 Centi-
gramm als Tonicum und zu 2,5 Gramm setzt
es die Körpertemperatur etwas herab; auf
die Hamseoretion wirkt es nicht.
AreMves de Pharmade 1886, 455.
Aus der Wurzel von Danais frageans, einer
in Madagascar j einheimischen Bubiacee iso-
lirten Hechle und Schlagdenhauffen ein roth-
braunes Glucosid „Danain" (CasHi Oi 0),
löslicb in Alkohol und Wasser. Das früher
von Bauron gefundene Alkaloid D an a i d i n
konnten HeMl und Schtagdenhauffen nicht
wieder erhalten. s.
Druggiit Circular 1886, 8.
104
Häberiandt bat gelanden, dafs d^ AI»-
brechen derBrennbaareder Urtioaee«B
nnd fgider^r Brennbaare besitzender Pflanoen-
Arten dadnrcb erleichtert wird, doM die
Wandangen des Haares dicht unterhalb des
Köpfchens sehr dünn «ind« Aosserdem sind
die Köpfeben «eist schief gestellt, so dass
durch Abbrechen eine schiefe Spitae entst^t,
welche sehr leicht in die Hant einoodringen
▼ezmag. Pie <Sprödigkeü dar Membran der
Brennbaare äb^riiaapt wird bei den Urtica-
eeen darch Verkieaelnng, bei den Lootaoeen
durch reichliche Einlagerung ven Caldum-
carbonat, bei Jatropha durch starke Yw-
bolzung bedingt.
Bisher wurde Ameisensäure ab der-
jenige Stoff angesehen, der bei Breannessel-
stichen in die Stichwunde gelangend, die be-
kannte Reizerscheinung hervorruft. Haber-
landtf welcher frische Brennnesselhaare mit
einer Nadel zerdrückte, den an der Nadel
haftenden Inhalt des Brennhaares eintrocknen
Hess «ad dadurdi die Ameisenjdlnre entfernte,
fand, dass die mit der solchergestalt pripa^
r^ten Nadel gemachten Einstige in die Haut
dieselben Folgen zeigten, wie die Stiche friadier
Brennnesselhaare. £r sficht deshalb das Gift
der Brennnessel in einer nichtflnehtigen Sfib«
stanz und zwar vermuthet-er ein unge^f orm-
tes Ferment, da in siedendes Wasser ge-
tauchte Brennhaare ohne Wirkung sind. Das
Ferment soll durch Alkohol fällbar und in
Wasser wieder lösHch sein« Zum Schluss wird
noch auf die bisher ebenfalls der Ameisen-
stoie zugeschriebenen Wirkung der Stiche
yersekiedener Insekten hingewiesen. e.
Säzwngsber, d. Kais. AJcaä. d. Wissenschaft
z, Wien du/rek Natumo. Bimtdsotum iiSdS, 996.
itirgiaiin wwrde vo» JS. SoM^.Wd £•
SMffer ans dfa Cot^rledonen etioliairt^r Lu-
pinen - Keimlinge dargfft^; die Alübaute
ans 2 bis dwöchentliohen KeimU^geu betriigt
3 bis 4 pCt. des Rohmaterials an salpeter-
8aui:«m Salz-
Dieses Salz krystallisirt sehr gut und
besitzt die Formel C0H^4N4O9 . HNO3
-f- ^/2H20. Das Salzsäure Salz: C^H^^N^
Of.HCt. s.
BirVner Ber. i8S6, tffT; dupvft Fhfm. Zeihmg
JM9, «TB.
Ueber Suamanripa, e;ne Sjnantbere,
welche in deii AndQp ia 4 bis 5000 m Höhe
wächst und den boti^isehen Namen Chypto-
chaetes andkölß trägt, berichtet Btgnau. Die
Pflanze iat sehr aromatisch und harzreioh und
wird als Infus 25,0 g a^f 1 1 g^en Eikrank-
ungMi der Luftwege angewendet. $.
Ifommmx Bemhdes dntwfc ArMt^ea de
Fharm. 188$, 80$.
üeber eine Yerfälschung der Senega-
Wurzel mit den Nebenwurzeln von Buscus
acuhains ^nkU-hom, hommm)^ eiaar in
einigen Glegenden Frankreichs häufigen Aspa-
raginee, berichtet PatrouiUard und giebt iiir
die Erkennung folgende Merkmale an. Die
Nebenwurzaln von Ruscus aculeatiis sind in
ihrer ganzen Länge fiskst cyllndrisch und die
Längsstreifen sind von einem Ende bis zum
anderen zu yerfolgen ; die Farbe ist heller und
auch auf dem Querschnitt ist kaum ein Far-
benunterschied zwischen Holzkörper und
Rindenschicht zu bemerken. a.
Ärchives de JPharmacie 1886, 164,
Thewa^euUfiehe lirotizeii.
Als Hypnoticum wird neuerdings auf
Grund von Versuchen , die PononaU damit
anstellte, das schon langer bekannte IC e t h 7 -
lal, Methylendimethyläther,
OCH
C3Hg02 = CHjj :^ IZ * empfohlen. Zur
Darstellung werden 8 Tb. Braunstein mnd
2 Th. Holzgeist mit einem G^misoh van
3 Th. Schwefelsäure und 3 Th. Wasser
destillirt, das Destillat fractionirt und der
unter 60 ^ siedende Antbeil mit Aetzkali be-
handelt und dostiUiri. pie S^hanAluag mit
Aetakali beziweckt die Sersetaoag des ayU
Nebeaprodiiet aufbcetanden Anw^sansitoiTe«
Meihylesteis. Das llethyU besitzt das apee.
Gew. .0,8651 bei 17 0 und .siedet bei A20;
es ist in 3 Voluman Wasser löslich, CeiOMr
auch in Alkohol, Fettap und ilhariseken
Gelen , nicht br^nba^ j ^^^ »biennanden,
aromatisahen GeschauMsk und äkuaek ias €^
inieh eine» GemiaQh toa OUocvform mmä
Essig&lher.
Dm MethyW wird aogewandei äaeaevUeh
in Linimenten und Salben, innerUeh in
106
Mixturen bu 1,0 g aaf 150,0 g and hypoder-
matiflch aU ansgezeichnetes Hypnoticwa,
von Iniiaar WidLi«^, De^gkicban soll et
hjpoimm^Mu/k ein Antidot de« Strydinin«
aein.
D«s i^Un fac^ibnte rohe Uetb/lal , vor der
Fraetionimng und Behandlung mit Aetzkali,
ist wie schon erwihnt, ein Gemisch von
IMfcylal, i4MiMMBDieafethjl«ter und jia-
feriMü«»« MeO^lalkoiiol. Diese« ««-
misch war früher in Frankreich anter dem
Hamen: Melange de Gregory oder
Formet.hylal (nadi /Hnnos) bekannt.
«.
Uret^an als Antidot von 8t.rfch-
niny&esorcin und Pik rotoxin wird von
Amtp -empfehlen tind ist Ton demselben
expci'imentell gefpitH. Die Dosis, nm die
IntoxicBtion m antetbredien , soll 8 bis S
Dnu^knen seni«
Codein beiDinbetesgiehtDr« AXeiuZon
(Aostnl. Med. Gaz.) in Dosen von 0,015 bis
0,02 g 3 Mal tSglich und allmäUg «ich
steigernd bis 0,3 g pro die. Die Erfolge
bis jetzt keine besonders günstigen,
aber >iiaoh Lmdon weter atadirt
211. werden«
Meotholeat, ei|ie (^siing Ton Henthol
in Ol^mtf«ve, «oll naefa JRm£ lUnmffton äMB
beete Mittel cor äuesewn Anweadang des
Menthols sein und beeondefs #ie üebektSnde
▼ermeiden, welche in dem leichten Yerdansten
aaderer T,iosnwgsmittel bestehen.
31^$rap. Qü9. Jm^ l&Sf.
CooaXn ids Gegenmitiel desStrych-
nins. 4>r. Vii§mm thoilt not, 4asi mi^
seinen Yersnchen Honde , ureMe ^/^so €hn»
Stiyehnin aaf ein Pfand Körpergewicht er-
lügen bitten, durch ^ypoderinatifche I^jec-
tionen tob Coqaüi sicdier gerettet werden
2>. Tiber, ffoff. Ja»i.
EmBhrende Klyiraere xiaeli Bezvy,
deag<?n eigener Conibination sie zam grössten
Theile angahöMn. Er verwendete sie , als er
Hanschirarg im St. Bartholomäns- Hospital
In 8t. Petersbarg war.
Nr. 1.
Milch .... 0,28 Liter
Fi€|isch-£sseiiz . . 0,28 „
£ier 3 Stuck
Soda hicarb. • • 3|60 Gramm
fli mieehen, genügend aii sieden qpd dann
d«rch ein feiaeB Haasst^b ^n paAHren. 60 g
dieser Mieehnog, Yenetat mit % g Brnffer-
sehen Uqnov pancveatioas, 8 g Branmtwein
und Tittt Of^ii, kommen pfir Anwendoag.
Nr. 2.
Milch .... 0,28 Liter
Fleisch • Essenz . 0,28 „
Eier 3 Stück
Soda bicarb. . . 3,60 Gramm
Liquor pancreat. . 24,0 „
Gut za misoheii und bei einer Temperatur
unter 60 <> C. za digeriren, bis die Mischung
hiU<^ zu schmecken beginnt (was gewöhnlich
eine halbe Stande beansprucht), dann ein
oder «wei Minuten lang sieden lassen, um ein
weiteres Digeriren einzustellen. Branntwein
uu4 Yiuct. Opii wenn nöthig apäter beizu-
setzen.
Nr. 3 (am leichtesten herzustellen).
Milch .... 35,0 Gramm
Fleisch - Essenz 35,0
Soda bicarb. . . 0,30
Liq. pancreaL • . 2,00 „ ^
Serry sagt in «einem Commentar zu
diesen drei Mitteln, dass die Hauptschwierig-
keit beiHerstaUung deserstenin d^m Passiren
dinrofa da« Haarsieb liege, es ist aber noth-
wendig, damit die Mischung duroh das Bohr
einer gewöhnlichen Klystierroritze darch-
gehen könne. Bei Nr. 2 muss-Soi^e getragen
werden , damit das Djgeriien nicht m weit
liehe, weil 4ie Oomposition sonst Texdorben
wird. A«* diesem Gbrande ist dieses Mittel
auQh am schwierigsten von ^llen dreien zuzu«
.beieilea. Es ist aber, wenn es entsprechend
hesgeeteUt mtde, aaÄ da« wiiksamste.
ZeH§d^r. f. Ther. IV, fü.
Der JSsM^er'sehe Liqaor pancreatieus wiipd in
eng Uscbea Joamalen viel anBaoncürt, seipe Be»
reitanf ist nicht bdcannt. Denelbe ist jeden-
fisUs airch lludiche PankreafiflAssigkeiten zn
ersetzen.
>}
19
**^ V. ^^ ^s^v^^^^^*'
106
Miscelleii.
Sichere Methode zum Absprengen
von Olas.
Nach E.Beckmann yerflELhrt mas in folgen-
der Weise. Man macht an einer Stelle .der
Sprengzone einen kürzen Feilstrich. Zn beiden
Seiten desselben wird nun die Röhre mit
Wülsten von fenchtem Filtrirpapier nm-
geben, derart, dass zn beiden Seiten des
Feilstriches Bahnen von 1 bis 2 mm frei
bleiben. Erhitzt man diesen Zwischenraum,
w&hrend die Bohre nm ihre Axe gedreht
wird , über dem Bnnsen'schen Brenner oder
besser über der Stichflamme eines Gas-
gebl&ses, so entst-eht, ohne dass Wasser
anfgetropft wird, Tom Feilstrich ausgehend,
ein glatter Sprangring, welcher genau die
Mitte zwischen den Papierwülsten einhält.
Die Papierwülste müssen etwa 1 bis 2 mm
dick, 2 bis 4 cm breit, sehr gut geglättet
und beiderseits eng an den Tbeilstrich an*
gelegt sein.
Diese Methode sollyon grosser Zuverlässig-
keit sein, und es können sowohl die dünn-
wandigsten Beagensgläser, wie auch die dick-
wandigsten Einschmelzröhren, ferner Becher-
gläser, Flaschen und Glasglocken damit ab-
gesprengt werden. --os'-
Zeitschr. f, ancdyt, Chem. 1886, 530.
Endreaction auf FUesspapier beim
mit Fehling'scher Lösimg.
Die unsichere Endreaction beim Titriren
mit Fehling'scher Lösung kann nach E.Beck-
mann in der Weise beseitigt werden , dass
man einen oder mehrere Tropfen der zu prü-
fenden Lösung auf Fliesspapier bringt und
auf der Bückseite, wenn die Flüssigkeit durch-
gezogen ist, mit Schwefelammonium oder
Ferrocyankalium in essigsaurer Lösung be-
tupft.
Ob dies Verfahren auch beiZuckerbestim-
mungen im Harn anwendbar ist, scheint des-
halb zweifelhafb, weil hier häufig kleine Men-
gen Kupfer in Lösung gehalten werden und
die Endreaction mit Ferrocyankalium über-
haupt undeutlich ist. -h)8—
Zeüschr. f. analst, Chem. 1886, 530.
Offene Correspondenz.
Herrn 6. tn D« Die Zahl der medicinischen
Seifen ist neuerlich durch Shoemaker noch
um einige neue vermehrt worden : Sapo Chamo-
millae, Sapo Anthemidis mit 10 pCt. Extr.
Chamomillae bei Seborrhöe Hyperhidrosis; Sapo
Sambuci (flomm) mit 10 pCt. Extr. Sambuci
rflor.) bei Intertrigo; Sapo Seealis comuti,
Sapo Ergosae mit 10 pCt. Extr. Seealis cor-
nuti bei Eczem, Acne; Sapo Gaoltheriae mit
3 pCt Oleum Gaultheriae (Wintergreei^ bei
Eczem, Psoriasis; Sapo Hamamelis mit lOpCt
Extr. Hamamelis beiEczero, stinkendem Schweiss,
Ausfallen der Haare; Sapo Kino mit 10 pCt.
Extr. Eine bei Eczem gebraacht.
W* tn B* Cupreol nennt Hesse eine wachs-
artige, ans der Cupreazinde isolirte Substanz, die
in yerschiedener Hinsicht vom Cinchol, einem
wachsartigen Stoff aus Cinchonarinde abweicht.
Cupreol schmilzt bei 140 <^, ist leicht löslich in
Aether, Chloroform, heissem Alkohol, aus dem
es in farblosen Schuppen loTstallisirt. Es ist
in kaltem Alkohol und retrol&ther wenig löslich.
Herrn B. H. in P. Mit Com smut oder
Üstilago Maidis bezeichnet man in Amerika
den durch Pilzvegetation hervorgerufenen
krankhaft yeränderten Zustand des Maiskornes,
analog unserem Seeale cormutam, daher auch
der Name: Maismutter körn. Man Yer-
arbeitet dasselbe zu Tinctur, die Wirkung soll
unserem Mutterkorn analog sein. Das in
gleicher Weise verwandele Dissmutterkorn,
Er^ot of Diss, findet sich auf dem in Al-
gerien, Corsica, Sicüien heimiscben Dissgras-
Ampelodesmos tenaz Link, Amndo ampelodes-
mos.
Herrn L. tn L* Der Nachweis tou Blut im
Harn nach Lechini wird in folgender Weise
ausgefahrt. 10 ccm des Harn werden mit einem
Tropfen Essigsäure angesäuert und mit 8 ccm
Chloroform ausgeschüttelt Das Chloroform be-
sitzt nach dem Absitzen eine rothe Färbung,
wenn Blutfarbstoff gegenwärtig war.
Herrn Apoth. St. in L. Als Mittel zur Her-
stellung einer farblosen Jodtinctur ist auch ein-
mal Besordn empfohlen worden. Die mit Na-
triumthiosulfat bereitete TincturaJodi de-
colorata enthält natflrlich kein Jod mehr,
sondern Natriumjodid. Dem gegenüber soll die
Verbindung vcfn Besorcin mit Jod viel prak-
tischer sein, da sie, sich langsam zersetzend, das
Jod an die Haat abgiebt.
Im T«rlMt der H«««SMb«r. TwaattwoHUäbm Bedait— r Dr. ■• iMisltr in DfMäMi.
Im BMhhtad«! danb J«lUi Bprlac«r, B«rlia B, MoaM^oapUM S.
DfMk dOT SBBigL BoftMhdmaMH tob OO. ICdUkold ft Bekn« im OrMdM
.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
«
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald deissler.
Erscheint jeden Donnerstag. — Abonnementspreis durch die Post oder den Buchhandel
Tierteljfthrlich 2 Mark. Bei Zusendang anter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
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Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Aufträge, Manuscripte etc. wolle man an den Redacteur Prof Dr. E. G eis s 1er,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
Md.
Berlin, den 3. März 1887.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: CkeMle «■< Pharmaele: MlUbeilnngen ans dem pbarmaeaatitoben Laboratorlam der teebniscben Hoota-
t«haie In BranntfDhwelf : 32. Zar Kenntoita der Ferro* und Ferrloyaoat« des Strycbnlns und Bmelns. — Zar Ro-
riiion der Pharmacopoea Germanica edit. II. — Ana den Hittbeilnngen von E. Merck in Darmttadt. — Die Maxi-
maldotis dee Pboaphora. — Harnttoffbettimmnng nach Squibb. — Stryehnol. — Ein nenes Coniferinreagens. —
Ketix fiber die Verbrennaagiprodaete von Salpeterpapier. — Directe Trennang des Mangana von Eisen. ■— Zum
Jodoformnaebweia. — Barbariamen in der botaniaohen Nomenclatur. — Offuie COrrefpOBdeBi« —
ABielges*
Clieiiiie und Pliarmaeie.
Mittheilimgen aus dem pharma-
centischen Laboratorium der
techi&ischen HoGhschule in Braon-
Bchweig.
Von K BeckurtB.
32. Zur Kenntniss der Ferro- und
Ferrleyanate des HtryehniDS
und Brnelns.
Von Q. Botst und K Beekurts,
Vor längerer Zeit ^) hat der eine von
ans Aber die Darstellung nnd die Eigen-
schaften des Ferrocyanstrychnins berichtet.
Das ans wässerigen L5sangen von Strych-
ninsalzen durch Ferrocyankalium gefällte
Ferrocyanstrychnin wurde als ein weisses
ans nadelförmi^en Erystallen bestehendes
Pulver beschrieben, welches sich beim
Verweilen an der Luft von der Oberfläche
aas unter Bildung von Ferricyanstrych-
nin gelblich färbt Bei längerer Berühr-
ung mit der Luft sollte die Intensität
der Gelbfärbung von Tage zu Tage zu-
nehmeu, bis nach einigen Monaten das
1) Piese Zeiticlirift 1888, Nr. 28, p. 325.
ursprüngliche Ferrocyanstrychnin voll-
ständig in Ferricyanstrychnin umgewan-
delt war. Die damals geäusserte Annahme,
dass die Zersetzung gemäss der Gleichung :
2 [(02iHo2N202)4H4FeCN6] + 0« =
(CgiHjaNaOa)« HeFeeCNia + HgO +
2 (O21H22N2O3)
unter Bildung eines Oxystrychnins ver-
laufe, hat sich nicht bestätigt. Wie schon
an anderer Stelle^) mitgetheilt ist, zer-
setzt sich das lufttrockene Ferrocyan-
strychnin bei Zutritt der Luft nach der
Gleichung :
2 [(02iH.2N202)4H4FeCN6] -h 0 =
(02iH22Na02)6H6F^0Ni2 + HgO +
2 (C21H22N2O2)
in Ferricyanstrychnin, Wasser und
Strychnin.
Inzwischen haben Dunstan nnd Short ^)
auf die Schwerlöslichkeit des Ferrocyan-
strychnins und die leichtere Löslichkeit
des Ferrocyanbrucins eine Methode zur
Bestimmung von Brucin neben Strychnin
<) Berichte d. deutsch, chero. Gesellsch. 1885,
p. 1235.
•) Pharm. Jonm. Transact UI, Nr. 694, p. 200.
108
gegründet, unä hat 0. ScHweissinger ^)
mit derselben "keine befriedigende Besnl-
tate erhalten können.
Diese Umstände waren Veranlassung
zu einem nochmaligen Studium der Ferro-
und Ferricyanate der Strychnosalkaloide,
deren Ergebnisse der Mittheilung werth
seheinen.
Je nachdem die Umsetzung der Strvch-
nin- oder Brucinsalze mit Ferrocyankali-
um in neutraler oder saurer wässeriger
Lösung erfolgt, entstehen saure oder
neutrale Ferrocyanate des Strychnins
und Brucins.
Ausser dem sauren Eisenferrocyanid,
welches beim Kochen der freien Ferro-
cyanwasserstoffsäure mit Wasser neben
Blausäure entsteht, sind saure Metall-
salze der Ferro- und Ferricyanwasser-
stoffsäure nicht bekannt. Dagegen sind
einige saure Salze diesser Säuren mit orga-
nischen Basen dargestellt worden. Sie
wurden erhalten durch Fällung der stark
sauren Lösungen organischer Basen mit
Ferro- und Ferrieyankalium oder durch
Vermischen weingeistiger Lösungen der
Basen und von Ferrocyanwasserstoffsäure.
Emil Fischer 5) machte zuerst darauf
aufmerksam, dass die tertiären Amide
sowie die Ammoniumbasen mit Ferro-
cyanwasserstoff schwer lösliche saure
Salze bilden. C. Wurster und L. Böser ^
stellten sodann eine grössere Anzahl
saurer und neutraler Ferro- und Ferri-
eyanverbindungen tertiärer oi^ganischer
Basen dar, desgleichen berichtet Louis
Jtdius Eisenberg '^) über saure und neu-
trale Verbindungen der Ferrocyanwasser-
stoffsäure. Verbindungen der Ferrocyan-
wasserstoffsäure und Ferricyanwasserstoff-
säure mit Alkaloiden sind Gegenstand
eingehender Untersuchungen nicht ge-
wesen.
Hentrales Farrdoyanitrychmn.
(C,iH28N202)4H4FeCN6 + 4 HgO.
Das aus einer neutralen Strychnin-
salzlösung durch Ferrocyankalium gefällte
*) Archiv. Phann. XXHI, p. 609.
*) Annalen der Chemie 190, p. 184.
«) Berichte der deutsch, ehem. Ges. 1879.
p. 1828.
^) Annalen der Chemie 205, p. 2ö5.
*
Strychninferrocyanat bildet eiifi . W^Ssses,
einen schwachen Stich \n.% Gelbliche
zeigende krystallinisches Pulver, welches
sicn in kalteiu Wasser schwer, in heissem
Wasser leichter und unzersetzt löst und
beim Erkalten in wohl ausgebildeten
prismatischen Erystallen abscheidet.
Das gefällte Salz zeigt unter dem
Mikroskope meist grössere, gut ausgebil-
dete Erystalle. Ammoniakflüssigkeit und
Alkalien zersetzen das Salz unter Ab-
scheidung von Strychnin.
Analyse.
1,371 g wurden mit Ammoniakflüssig-
keit behandelt, die Lösung des Ferro-
cyanammoniums wurde von dem ausge-
schiedenen StiTchnin abfiltrirt und das
Filtrat auf 200 cem . verdünnt. 20 ccm
dieser Lösung (= 0,1371 g Salz) ver-
brauchten nach dem Uebersättigen mit
Schwefelsäure 8,4 ccm einer Ealiumper-
manganatlösung (1 ccm = 0,000309 K-
Mn04) zur Uebermhrung der Ferrocyan-
wasserstoffsäure in Ferricyanwasserstoff.
Diese entsprechen 0,01718 H4FeCNe
8,4 ccm = 0,0025956 KMuOa
31,6 KMn04 = 216 H^FeCNg
216 . 0,0025956
31,6
= 0,01718
0,1371 g eines Salzes der Formel
(C2iH2aN202)4H4FeCN6 + 4 HgO
müsste 0,0182 g H4FeCNe enthalten.
Die Differenz zwischen der berechneten
und der gefundenen Meng^ erklärt sieh
leicht, wenn man berffcksichtigt, dass der
Niederschlag des Ferrocyanstrychnins,
ohne sich theilweise zu zersetzen, nicht
völlig getrocknet werden kann.
An der Luft verwandelt sich das Salz
allmälig vollständig unter Abscheidung
von Strychnin in Ferricyanstrychnin.
Saures Ferrooywstrychnin.
(C2iH22N202)H4PeCN6.
Wird Strychnin in stark Salzsäure r
Lösung mit einer Lösung von bekanntem
Gehalt an Ferrocyankalium zusammen-
gebracht, so zeigt sich, da^ bis zu dem
Punkte, wo sich überschüssiges Ferro«
cy^ankaUum durch die Blaufärbung einen
mit verdünnter Eisenchloridlösung be-
netzten Papieres zu erkennen giebt, auf
109
ein Molekül Strychnin genau ein Mole-
käl Ferrocyankalium gebraacht wird.
lOecm einer Lösung von Strychnin
(= 0,05g Strychnin) verbrauchten 12 1 ccm
einer Kaliumferrocyanatlösung , deren
Titer = 0,0051 843 K4PeCN6 + 3 H jO fest-
gestellt war.
12,1 ccm = 0,06273 KAFeCNg -I- 3 HgO,
welche von 0,05 g Strychnin gebunden
worden; 334g Strychnin würden also
419 g K4FeCN6 + 3 HgO verbrauchen.
Zur Bildung der Verbindung
CjiHaaNgOj . HAFeCNg
sind 334 g Strychnin und 422 g Ferro-
cyankalium erforderlich.
Diese Zahlen machen die Bildung eines
sauren Strychninferrocyanats beim Zu-
sammentreffen von Strychnin und Ferro-
cyankalium wahrscheinlich.
Die Bildung eines Doppelsalzes
(C2iH22N20j)4H4FeCN6 + 3 K4FeCN6,
welches dieselbe Menge Ferrocyankalium
beansprucht, ist ausgeschlossen, da eine
wiederholte Prüfung des Niederschlages
auf Kalium negative Besultate gab.
Die Zersetzung der Strychninsalzlös-
ungen erfolgt mithin in stark salzsauren
Lfosungen gemäss der Gleichung:
CgiHj^NjOg . HCl + K4FeCN6 + 3HC1 =
C21H22N2O2 . H4FeCN6 + 4 KCl.
Der entstandene Niederschlag bildet
nach dem Abfiltriren und Trocknen ein
weisses Pulver mit einem Stich in s Bläu-
liche, ist in kaltem Wasser und in Wein-
geist unlöslich und löst sich in heissem
Wasser unter Abscheidung von Ferro-
cy anwasserstoff , welche sich ihrerseits
unter Blaufärbung und Entwickelung von
Blausäure zersetzt. Die mikroskopische
Betrachtung zeigt kleine undeutliche
Krystalle. Das Salz besitzt stark saure
Beaction, zersetzt kohlensaure Salze und
wird durch Ammoniakflüssigkeit und Al-
kalien unter Abscheidnng von Strychnin
zerlegt.
0,6 g wurden mit Ammoniakflüssigkeit
behandelt, vom abgeschiedenen Strychnin
ward abfiltrirt, und das Filtrat auf 200
ccm verdünnt.
20 cem des Filtrats (» 0,05 g Salz)
wurden mit Schwefelsäure übersättigt
und bis zur vollsMmdigen Umwandlung
des Ferrocyan Wasserstoffs in Ferricyan-
wasserstoff mit Kaliumpermanganatlösung
versetzt Es wurden 8 ccm Kaliumper-
manganatlösung (1 ccm = 0,000329 K-
Mn04) verbraucht.
Diese entsprechen 0,01956 H4 Fe CNg
denn
8 ccm = 0,0028623 KMn04
31,6 KMn04 = 216 H4FeCNe
216.0,0028623
31,6
- 0,01956
0,05 g eines Salzes der Formel C^iBL^s-
NgOa . H4FeCN6 sollen 0,01964 enthalten.
Mit diesem Salze ist vielleicht eine
Verbindung identisch, welche Dietrich
Brandis ^) durch Vermischen alkoholischer
Lösungen von Strychnin und Ferrocyan-
wasserstoff erhalten hat.
Neutrales Ferroeyanbrucin.
(C23H2eN,04)4H4Fe0N6 -h 4 HgO.
Eine neutrale concentrirte Lösung des
salzsauren Brucins wurde mit einer con-
centrirten Lösung von Kaliumferrocyanat
versetzt.
Zunächst fand keine Abscheidung statt.
Erst nach zwölfstündigem Stehen hatte
sich eine reichliche Menge gut ausgebil-
deter prismatischer , zu quastenartigen
Bündeln vereinigter gelber Krystalle ge-
bildet, welche in Wasser und Alkohol
zu gelben Flüssigkeiten löslich sind.
An der Luft aufbewahrt, verwandelt
es sich allmälig unter Abspaltung von
Brucin in grüngelbes Ferricyanbrucin.
Ammoniak und Alkalien zerlegen es
in Brucin und Ammonium- resp. Alkali-
ferrocyanat.
In Wasser ist dasselbe weit leichter
löslich , als die entsprechende Brucin-
verbindung.
L) 1,152 g wurden mit Ammoniak-
flüssigkeit zersetzt; das Filtrat ward von
dem noch gelösten Brucin durch zwei-
maliges Ausschütteln mit Chloroform
befreit und sodann mit Wasser auf
150 ccm verdünnt.
15 ccm (= 0,1152 Brucinferrocyanat)
verbrauchten zur Oxydation der Ferro-
cyanwasserstoffs&ure 5,4 ccm Kaliumper-
1) Ann. d. Chemie 66, p. 363.
110
manganatlösung (1 ecm = 0,000855 K-
Mn04).
Diese entsprechen 0,0131 H4PeCN6
5,4 ecm = 0,001917 KMhOa
31,6 KMn04 = 216 HAPeCNß
216 . 0,001917 ^^,„1
3i;6 =^'^1^1
0,1152 g (C.3H2eN204)4H4FeCN6 + 4H2O
sollen 0,01335 H4PeCN6 enthalten.
II.) Das ans 1,152 g Brueinferrocyanat
erhaltene Bruein wurde in 50 ecm Vio
N.-Salzsäure gelöst und die Lösung auf
200 ecm verdünnt.
20 ecm der Lösung (enthaltend das
Bruein aus 0,1152 g Salz) verbrauchten
zur Neutralisation der überschüssigen
Säure 25,5 ecm Vi 00 N.-Natronlauge.
Zur Sättigung des in 0,1152 g Brucin-
ferrocjanats enthaltenen Brucins sind
gebraucht: 5 ecm Vio N.-Salzsäure —
21,55 ecm Vioo N.-Natronlauge = 2,45 Vio
oder 24,5 Vj^q N.-Salzsäure.
1 ecm Vioo^-'S&lzsäure = 0,00394 Bruein
24,5 Vioo N.-Salzsäure « 0,0965 Bruein
0,1152g Brueinferrocyanat obiger Formel
sollen enthalten 0,0974 Bruein.
Saures Ferroeyanbmein.
(C23H2eNa04)H4FeCN6.
Das aus einer sehr concentrirten
stark salzsauren Lösung von Bruein
durch Ferrocyankalium gefällte Salz bil-
det ein v^eisses, an der Luft bald blau
werdendes Pulver, welches unter dem
Mikroskope wohl ausgebildete prismatische
Krystalle erkennen lässt. In nicht sehr
concentrirten salzsauren Lösungen des
Brucins ruft Ferrocyankalium zunächst
keine Veränderung hervor, erst nach
längerem, 12 bis 24 stündigem Stehen
scheiden sich schöne grosse weisse Pris-
men ab. Beide Salze besitzen dieselbe
Zusammensetzung. Das saure Bruein-
ferrocyanat zersetzt sich beim Erhitzen
mit Wasser unter Abscheidung von Ferro-
cyanwasserstoflbäure, welche sich sogleich
unter Blauf&rbung weiter verändert.
Ammoniakflüssigkeit und Alkalien zer-
legen das Salz, welches stark saure Be-
action besitzt, kohlensaure Salze zersetzt,
aber meist leichter als die entsprechende
Strychninverbindung in Wasser löslich ist.
Die Zersetzung saurer Brucinsalzlös-
ungen mit Ferrocyankalium verläuft ana-
log der der Strychninsalzlösungen nach
der Gleichung:
C23H86N2O4 . HCl + K4FeCN6 + 3 HCl =
O28H26N2O4 . H4PeCNe + 4 KCl.
Analyse.
I.) 0,5573 g wurden mit Animoniak-
flüssigkeit zersetzt, vom abgeschiedenen
Bruein wurde filtrirt, und das Filtrat zur
völligen Entfernung des Alkaloids zwei-
mal mit Chloroform ausgeschüttelt, so-
dann auf 100 com verdünnt.
10 ecm dieser Lösung ( =0,05573 g Salz)
wurden mit Schwefelsäure angesäuert und
mit Kaliumpermanganat titrirt. Im Durch-
schnitt wurden 9,15 ecm Vioo KMn04 ver-
braucht.
1 ecm Vioo KMn04 = 0,00216 H4PeCNe
9,15 ecm „ „ «0,01976
0,01976 g H^PeCNß sind in 0,05573g des
Salzes enthalten.
100 g Salz enthalten 35,45 HAPeCNß.
IL) 1,0670 g wurden, wie eben be-
schrieben, mit Ammoniakflüssigkeit und
Chloroform behandelt und die von Bruein
befreite Lösung des Ferrocyanammoniums
auf 200 ecm verdünnt.
20 ecm derselben (= 0,1067 g Salz)
verbrauchten zur Oxydation der Ferro-
cyanwasserstoffsäure im Durchschnitte
15,3 com Kaliumpermanganatlösung, ent«
sprechend 0,0871 g HAPeCNg.
100 g Salz enthalten demnach 34,7 H4.-
PeCNß.
O23H26N2O4 . H4FeCNe soll enthalten =
35,42 pCt. H4PeCN6.
III.} Das aus 0,5573 g Brueinferro-
cyanat durch Ammoniak und Chloroform
isolirte Bruein wurde in 25 ecm Vio N.-
Salzsäure gelöst, und die Lösung auf
100 ecm verdünnt.
10 ecm dieser Lösung verbrauchten zur
Neutralisation im Durchschnitt 16,1 ecm
Vioo N.-Natronlauge.
Zur Sättigung des in 0,05573 g Salz
enthaltenen Brucins wurden also ge-
braucht 8,9 ecm Vioo N.-Salzsäure.
1 ecm Vioo N.-Salzsäure = 0,00394 Bruein
8,9 ecm «0,0351
0,05573 g eines Salzes der Formel
111
mOssten 0,0860 Bruein entbalteB.
IV.) Das aus 1,067 g Brucinferrocyanat
wie oben isolirte Bracin wurde in 50 ccm
Vio N -Salzsäure gelöst, die Lösung auf
250 ecm verdünnt. 25 ccm dieser Lös-
ung (= 0,1067 g Salz) verbrauchten zur
Bindung der überschüssigen Säure 32,7 ccm
^100 N.-Natronlauge. Mithin waren zur
Sättigung des in 0,1067 enthaltenen Bru-
eins 17,3 Vioo N.- Salzsäure verbraucht.
Diese entsprechen 0,0681 g Bruein.
0,1067 g des Salzes
Ca.H^eNoO^ • H4FeCNß
müssten 0,0689 Bruein enthalten.
Ein von dem Ferrocyankalium ab-
weichendes Verhalten zeigt das Ferri-
e>ankalinm gegenüber wässerigen neu-
tralen und sauren Lösungen von Brucin-
und Strjchninsalzen. Es entstehen nur
neutrale Ferricyanate.
Femeyanstryolmin.
(C.|H.oNi0j6H6Fe.jCN,9 4- 12 H^O.
Das aus neutralen und sauren Strych-
njnsalzlösungen gefällte Salz bildet gold-
gelbe flache Prismen, welche in Wasser
ziemlich schwer, aber leichter als die
entsprechende Ferrocjanverbindung, mit
gelber Farbe löslich sind.
0,424 g lieferten nach Zersetzung durch
Ammoniakflüssigkeit und Ausschütteln
mit Chloroform 0,320 g = 75,5 pCt.
Strychnin.
Die Formel (CaiHgaNgOäJftHßFeaCNi j+
12 HjO verlangt 75,5 pCt. Strychnin.
Ferricyanbmcin.
(C,8H,eN804)6H«Fe,CNia + 12 HgO.
Das aus neutralen und sauren Brucin-
salzlCsungen geßLllte Ferricyanid bildet
grüngelbe glänzende Blättchen, in Wasser
ziemlich schwer mit gelber Farbe lös-
lich.
0,556 g lieferten nach Zersetzung mit
Ammoniak und Ausschütteln mit Chloro-
form 0,439 g « 78,9 pCt. Bruein.
0,351 g lieferten unter denselben Be-
dingangen 0,275 g » 78,4 pCt. Bruein.
Die Formel (C23H36N204)6H6Fe2CNi2+
12 HgO verlangt 78,5 pCt, Bruein.
Das Verhalten der Lösungen anderer
Alkaloide gegen Ferro- und Ferricyan-
kalium ist noch Gegenstand des Studiums.
Es steht zu erwarten, dass von demselben
bei der quantitativen Bestimmung der
Alkaloide und zur Abseheidung derselben
aus organischen Massen in medicolegalen
Fällen mit Vortheil Gebrauch gemacht
werden kann.
Zur Revision der Pharmacopoea
Germanica edit. IL*)
8. Fortsetzung; vergl. Jahrg. 27, S. 621.
Aeidnm nitricnm. In dem Abschnitte, der
von der Prüfang der Salpetersäure auf Jod-
säare handelt, ist der Schlusssatz „auch nicht
nach Znsatz von etwas Zinnfeile und schwachem
Erwärmen" abgeändert worden in ,,anch nicht
nach Zusatz eines in die Säureschicht hinein*
ragenden Stückchen Zinks", weil bei Verwen-
dung von Zink die Reaction dem Auge besser
wahrnehmbar und auch ohne Erwärmen vor
sich geht. — Zur Titrirnng sollen 6,3 g der
Säure (Vi'» Aequivalent HNOa) verwendet
werden, weil dann die Zahl der verbrauchten
Cabikcentimeter (im vorliegenden Falle
30 ccm) der Normalkalilösnng direct den
Procentgehalt der Säure angiebt.
Aeidnm nitricum fümans. „Klare, roth-
braune, in der Wärme flüchtige Fitissigkeit . . ^
— Die Prüfung mit Baryumnitrat und Silber-
nitrat ist in der Weise verschärft worden, dass
die Säure „nach 5 Minuten nur opcUisirend
getrübt werden darf.'^
Acidum phosphoricum. Bei der Prüfung
der Säure ist das Wort „trüben*^ durch „ver-
ändern'' ersetzt worden, weil thatsächlich
nicht eine Trübung, sondern eine Farbenver-
änderung der Flüssigkeit eintritt. — Der letzte
Absatz des Textes ist abgeändert in : „5 ccm
Phosphorsäurei mit 5 ccm verdünnter Schwefel-
säure und Zink versetzt, dürfen unter den bei
Acidum hydrochloricum erwähnten Beding-
ungen dem mit der concentrirten Silberlösung
(1 SS 2) befeuchteten Papier weder sogleich
noch bei viertelstündiger Gasentwickelung em^
gelbe, heim Anfeuchten mit Wasser sich so-
fort schwärzende, noch eine von der Peripherie
aus in Braun bis Schwarz übergehende Färb-
ung ertheilen.*' Die Weglassung der Jodlösung
und die durch cursive Schrift markirten Ab-
"**) Nach Archiv der Pfaarmacie.
112
änderungen erklären sich durch die Yielen in
den letzten zwei Jahren attsgefiihrten Arbeiten
über die „Prüfung auf Arsen", die den Lesern
dieses Blattes hinlänglich bekannt sind.
Aeidum pyrogaUicnm. Die Angaben über
die Löslichkeit der Säure haben eine Correctui
erfahren : „sie löst sich in i,7Thei]en Wasser
zu einer klaren , farblosen und neutralen , an
der Luft äUmälig braune Färhtmg und sauere
Beaction annehmenden Flüssigkeit, sowie in
1 TheOe Weingeist und auch leicht in Aether.
— Die Pyrogallussäure ist „vor Licht ge-
schütßt aufetibewahren."
Ghininum bisnlfdriiuii. Dem ersten Ab-
schnitte des Textes ist folgender Zusatz ge-
macht worden : f,In höherer Hüze verbrennt
das Salg ßwr Kohlen welche bei fartgesetstem
Glühen langsam, aber ohne Bückstand ver-
sckwindet,"
Ghininiim ferro-oitricnm. Indem die Vor-
schrift zur Darstellung des Präparats correcter
ge&sst, femer eine Identitätsreaction (das
deutsche Präparat unterscheidet sich dadurch
von dem aller anderen Länder, dass es ein
Ozjdulozydsalz des Eisens ist) aufgenommen
und drittens das Verfüiren zum quantitativen
Nachweise des Chinins modificirt worden ist,
hat der Artikel ziemlich bedeutende Abänder-
ungen erfahren; er lautet jetzt; „6 Theile
Citronensänre werden in 6<)0 Theilen Wasser
gelöst und 3 Theile gepulverten Eisens zu-
gefügt. Nachdem die Mischung unter öfterem
Bewegen 48 Stunden im Wasserbade digerirt
worden, wird fiitrirt, zur dünnen Sjrupdicke
abgedampft und nach dem Erkalten das aus
der mittelst Schwefelsäure bewirkten wüsser-
igen Lösung vanl^ji Theü Chininsulfat durch
die genügende Menge Natronlauge frisch ge-
fäMe und ausgewaschene Chinin noch feucht
hinzugefügt. Nachdem dieses TolUtändig ge-
löst, wird die Flüssigkeit auf Glas- oder Por-
zellanplatten ausgebreitet und getrocknet. —
Glänzende, durchscheinende, dunkeiroth-
braune Blättchen von eisenartigem und bit-
terem Geschmacke, in Wasser langsam aber
in jedem Verhältnisse löslich, wenig löslich in
Weingeist. Die mit Salzsäure angesäuerte
wässerige Lösung giebt sowohl mit Kalium^
ferrocyanid, wie mü Kaliumferricyanid tief-
blaue Fällung und noch in sehr grosser Ver-
dünnung (1 : 60 000) blaue Färbung; durch
Zusatz volumetrischer Jodlösung trübt sie sich
braunroth und noch in grosser Verdünnung
(1 : 10 000) opcUisirend. — lg Eisenchinin-
citrat, in 4 com Wasser gelöst, mit Natron»
lauge bis zur alkalischen Reaction versetzt
und zweimal mit je 5 g {7 ccm) Aether ge-
schüttelt, liefern nach dem Verdampfen d^s
abgehobenen Aethers mindestens 0,09 g
Chinin.<<
Extractom QuaMiae. Nichts verändert.
Extractum Bhei. Nichts verändert.
Extractnm Rhei eompodtain. Die In-
gredienzen sollen, jedes für sich, fein zerrieben
und dann (ohne Zusatz von verdünntem Wein-
geist) gemischt werden.
Extraotom Sabinae. Nichts verändert.
Hydrargyrom. „Flüssiges, beim Erhitzen
ohne Rückstand flüchtiges Metall. Specif.
Gewicht 1S,57. Es zeige stets eine glänzende
Oberfläche.^ Mit dieser veränderten, aber
immerhin noch ziemlich kurzen Fassung soll
zweifellos ausgedrückt werden, dass unter
„Hydrargyrum" das gereinigte Quecksilber
zu verstehen sei.
Hydrargyrum biehloratom. Die zur Prüf-
ung mit Schwefelwasserstoff zu verwendende
wässerige Lösung soll erwärmt werden. Der
letzte Satz im Prüfungsabsehnitt hat folgende
Fassung erhalten: „Wird das so erhaltene
Schwefelquecksilber mit verdünntem Am-
moniak geschüttelt, so nehme das Filtrat nach
dem Ansäuern mit Salzsäure keine gelbe
Färbumg an.
Hydrargyrum biijodatnm. Die Vorschrift
zur Bereitung hat insofern eine Aenderung
erfahren, als die klaren Lösungen von Queck-
silberchlorid und Kaliumjodid nicht unter
Umrühren vermischt, sondern gleichzeitig in
dünnem Strahle und unter Umrühren in
100 Theile Wasser eingegossen^ werden
sollen. Das Quecksilberjodid fällt schöner
und feiner vertheilt ans, lässt sich auch besser
auswaschen ; der Niederschlag ist „beigelinder
Wärme, vor Licht geschützt^* zu trocknen. —
In Anbetracht, dass das Jodid spurenweise
vom Wasser gelöst wird, sind die Anforder-
ungen bei der Prüfung mit Schwefelwasserstoff
etwas ermässigt worden: „Mit Quecksilber-
jodid geschütteltes Wasser darf durch Schwefel-
wasserstoffwasser nur sehr schwach gefärbt
und durch Silbemitrat nur schwach opdUsirend
getrübt werden.
Hydrargymm chloratnm und
Hydrargyrum ohloratom vapore para-
tum. Das präparirte Quecksilberchlorür so-
wohl wie das durch Dampf bereitete werden
als „gelblichweisses" Pulver bezeichnet.
113
][iieilag0 Omnmi
Kndlago flalep,
Myrrbfty
Pnl^t aerophoms,
PiÜTis aerophonit angliont»
Pulvis aerophonia laxans und
Pulvii pimmotns
haben keine Yer&ndening er&hren.
Stibimn tnlfiiratitm aarantiaeniB. Die
Prüfling des Goldtchwefels anf Säure, freien
Sehwefel und Arsen ist prftciser gefasst wor-
den : „i g Goldschwefel, mit 20 cem Wasser ge-
Bchattelt, gebe ein Filtrat, welches dnreh
wenige Tropfen Silbemi tratlösnng nurachwcuih
opdlisirend getrübt, aber innerhalb einer Mi-
nute nicht gebräunt werden darf. OJ. g Oold-
Schwefel, fein Berrieben und mit 20 g Am-
momöJb in einem versehloe^enen Glase gelinde
enoärmtj löse sich ohne erbeblichen Bück-
fitaod. 3 cem Schwefelammonium nehmen
0,2g Ooldschwefel leicht auf; der aus dieser
Lösung durch Ansäuern mit Salzsäure erhal-
tene, mehrfach mit Wasser gewaschene Nieder-
schlag werde noch feucht mit einer Lösung
Ton 0,^5^ Ammoniumcarbonat f» 5ccm Wasser
geschüttelt und sofort filtrirt. Das Filtrat
darf nach dem Ansäuern mit Salzsäure nicht
gelb gefärbt sein.''
Stibinm tnlforatiiin nignim. Als Identi-
titsreaction wird verlangt, dass der Spiess-
glanz beim JErtoärmenmü8cdB8äure Schwefel-
wasserstoff entwickele. — Die Prüfung hat
eine präeisere Fassung erhalten; „2g fein-
gepulverter Spiessglanz mit 20 cem Siüzsäure
digerirt und dann gekocht, müssen sich bis
anf einen nicht mehr als 0,01 g betragenden
Räckatand lösen/*
Strychninnm nitricnm. ZurAusfällungdes
Strjehninnitrats soll statt Kali umchromat das
bierzn besser geeignete Kaliumbichromat be*
nutzt werden.
Styrax liquidns. Bezüglich der Reinigung
des Storax heisst es : „Zum Gebrauche werde
der Storaz, nachdem er durch Erwärmen im
Bampfbade von dem grössten Theile des an-
hängenden Wassers befreit ist, durch Auflösen
m seinem gleichen Gewicht Weingeist, Fil-
tration und Wiedereindampfen der erhaltenen
Losnng gereinigt. '* Alsdann stellt derselbe
eine braune, in dünner Schicht durchsichtige,
halbflnesige Masse dar, welche sich Mar in
Weingeist, und bis auf einige Flocken in
Aether, Schwefelkohlenstoff und Benzol auf-
löst; Petroleumbenzin nimmt davon nur
wenig auf.
TinoturaColocynthidis. Nichts verändert
Specif. Gewicht 0,835 — 0,845.
TinctiiraGroci. Nichts verändert. Specif.
Gewicht 0,910—0,915.
Tinetura Digitalis. „Eine Tinctnr von
dunkelgrüner, später brauner Farbe . . .'^
Specif. Gewicht 0,910—0,915. g.
Aus den „Mittheilangen'' von
E. Merck in Dannstadt
Bismathiim ox^jodatam. (BiOJ oder
BiOJ . HO.) WismutozTJodid, auch Subjodid
genannt. Dasselbe stellt ein bräunlichrothes,
amorphes, höchst sartes Pulver dar, ohne Ge-
ruch und Geschmack. Es besitzt neutrale
Reaction und löst sich weder in Wasser noch
in Alkohol oder Aether. Das Prftparat soll
nach den Untersuchungen hervorragender
Kliniker die Wirkungen der Jod- und Wis-
mut-Präparate in sich vereinigen und ins-
besondere bei eiternden Wunden, Ulcerationen
etc. vortreffliche Dienste leisten.
Cali-Hüue (Nuces Call). Unter dieser
Bezeichnung kommen seit Kurzem im Handel
Samen vor, welche in ihrem Habitus eine
grosse Aehnlichkeit mit den Samen von Ph jso-
Stigma venenosum zeigen und daher richtiger
als Call -Bohnen anzusprechen wären. Das
Aussehen, sowie der anatomische Bau der
Bohne lassen keinen Zweifel darüber zu, dass
dieselbe einer Papilionacee, aus der Abtheilung
der Phaseoleen angehört, doch war seither
über die eigentliche Stammpflanze Näheres
leider nicht zu erfahren. Sie gelangt, gleich
wie die Calabarbohne von der westafrikanischen
Küste aus in den Handel. Der einzige in die
Augen springende Unterschied zwischen den
Calabarbohnen und den in Rede stehenden
Cali-Nüssen besteht in ihren DimensionsTcr-
hältnissen, welche bei ersteren stets länger
als breit, b ei letzteren dagegen mehr rundlich
erscheinen. Alle übrigen charakteristischen
Merkmale der Calabarbohne, — die schwarz-
braune, matte, oft auch glänzende Schale, mit
dem an der Schmalseite erhöhten, abgerun-
deten Randwulst, in dessen Mitte sich die
Raphe als feine Linie hinzieht, sowie femer
noch die lufthaltige Höhlung in der Mitte
der durch einen Querschnitt halbirten Bohne,
welche die beiden, gelblich weissen Keimlappen
114
von einander trennt, — *- finden sieb auch an
den Call- Nüssen. Diese Bohnen enthalten
nach den angestellten Untersuchungen ein
Alkaloid, welches sich sowohl in chemischer,
als in physiologischer Hinsicht wie Physo-
stigmin verhält; auch eine Elementaranalyse
ergab die dem letzteren ssukommende Zusam-
mensetzung.
ConesBinnm (CisH^oN). Aus der Rinde
und den Samen von Holarrhena africana D. C.
und H. antidysenterica stellten Schirmer und
Polsiarff ein Alkaloid dar, für welches sie den
von Haines der Base aus Wrigthia antidysen-
terica beigelegten Namen Conessin gleichfalls
beibehielten. Die von den genannten drei
Autoren ausgesprochene Vermuthung der
Identität beider, aus verschiedenen Pflanzen
dargestellten Alkaloide, wird jedoch von
Warneckehestritten ^ welcher dem aus W. anti-
dysenterica dargestellten Wrightin die
Formel CiiHisN zuerkennt. Hiernach wür-
den Wrightin und Conessin homologe Basen
sein. (Vergl. Ph. C. 27, 195.)
E, Merdc^s Conessin ist aus Holarrhena
antidysenterica gewonnen und bildet zarte,
weisse, verfilzte Kry statin adeln von constantem
Schmelzpunkte (121^). Es ist schwer löslich
in Wasser, leicht löslich dagegen in Alkohol,
Aether, Chloroform etc. Eine minimale Quan-
tität Conessin mit mehreren Tropfen concen-
trirter Schwefelsäure angerieben, färbt sich
auf Zusatz einer Spur Salpetersäure goldgelb
und schliesslich orangegelb. Das Alkaloid
findet Anwendung als ein specifisches Mittel
gegen Dysenterien und Diarrhöen; weniger
zuverlässig und sogar zweifelhaft ist seine
Wirkung als Febrifugum . Ueber die Dosirung
fehlen bis jetzt noch nähere Angaben.
Gongo- Papier. (Vergl. Ph. C. 26, 384.)
Die Eigenschaft des Congoroths, durch Säuren
gebläut zu werden, — und zwar stärker durch
anorganische als durch organische, — bat zur
medicinischen Anwendung desselben in der
Form von „Congopapier*' geführt. Das Congo-
papier besitzt die Eigenschaft, wie der Farb-
stoff selbst, von freier Säure des Magens sehr
schön blau gefärbt zu werden, während saure
Salxe keine Farbenveränderung hervorrufen.
Je höher der Salzsäuregehalt des Magensaftes
ist, desto intensiver wird die Bläuung des
Congopapiers, bei fehlender oder unzureichen-
der Menge von Salzsäure, auch trotz gleich-
zeitiger Anwesenheit von organischen Säuren,
tritt niemals deutliche Bläuung auf. In Folge
dessen empfiehlt sich das Congopapier als
diagnostisches und therapeutisches Kriterium
bei der Behandlung von Magenkrankheiten.
CytiBinam (CsoHsrNsO) und Cytisinum
nitricum (C20H27N1O . 2NHO3 -f 2H«0).
Neuere Untersuchungen haben die Giftigkeit
der meisten Cytisus-Arten dargethan; diese
Eigenschaft verdanken sie ihrem Gehalte an
einem krystallini sehen, in Wasser und Wein-
geist leicht löslichen Alkaloid, dem Cytisin.
Das Cytisinnitrat stellt ein in schönen
monoclinischen Prismen krystallisirendes Salz
dar, von schwach gelblicher Farbe und saurer
Reaction; es ist nach Kohert ein Gift von
prominenter Wirkung.
Kalium oxydatnm hydricnm pnmsim.
Merck ist nicht nur im Allgemeinen reiner
als alle bisherigen Handelspräparate, sondern
auch speeiell absolut frei von Kieselsäure und
Thonerde und deshalb besonders chemisch-
analytischen Laboratorien zu empfehlen.
Pereirinnm ist neben OeiBSospennin in
der Pao-Pereira -Wurzelrinde (von Geisso-
spermum lacve s. Velozii, Familie der Apo-
cyncen) enthalten. Beide Alkaloide haben in
der Wirkung einige Aehnlicbkeit mit dem
Gelseminin, die specifische Wirkung des
Pereirins aber beruht in seiner antifebrilen
Eigenschaft. Besonders das Hydrochlorat soll,
gegen Snmpffieber angewendet, dem Chinin
sowohl, wie dem Arsenik überlegen sein.
Syringin (CioHssOni + H-^O). Das in der
Rinde von Syringa vulgaris L. und von Lig^u-
strum vulgare L. enthaltene Glycosid wurde
von Meillet und von Bemays ans der Syringen -
Rinde dargestellt und von Ersterem Lilacin,
von Letzterem Syringin genannt. In reinem
Zustande bildet das Syringin weisse Krystall-
nadeln, leicht löslich in heissem Wasser und
in Alkohol, unlöslich in Aether. Die wässrige
oder weingeistige Lösung nimmt beim Ver-
mischen mit dem gleichen Volumen Schwefel-
säure eine schöne dunkelblaue Färbung an.
Salpetersäure löst das Syringin mit blutrotfaer
Farbe. Mit verdünnten Säuren spaltet sich
das Syringin beim Erhitzen in Syringenin
und Glycose. Das Syringin wird angewendet
als antifebriles Mittel bei Malaria, doch fehlt
es hinsichtlich der Dosirung an zuverlässigen
Angaben. Toxische Wirkungen scheint das
Glycosid nicht zu haben. g^
Die MazimaldoaiB des Fhosphors.
AngestchtB der kürzlich in Sacheen vor-
g«konimeDeii PhoiphoT- Vergiftung durch
Wiederholung einer vom Arzte verordneten
Arznei und in Anbetracht des UroBtaudcB,
du« jetzt öfter Phoaphor zum innerlichen
Gebrauch gegen Rbachitis verordnet wird,
macht G. B. in der Pharm. Zeit, auf den an-
gehenren Unterecbied aufmerksam , «reicher
zwiichen den letzten beiden Ansgaben der
Pharmakopoe in Bezug auf die MaximaldoaiB
beiteht. WKbrendnSnlich die Pharm. Germ. I.
als Haximaldoaii 1 5 mg angiefat, hat die gegen-
wärtig geltende PharinakopÖe nur ein Milli-
gramm aDgegebeo. BesoRdera gross wird die
Qehbr ftir den Apotheker, eine zu grosse
Dosis Phosphor (ohne Ansrnfaugsseichen des
Arztes) abzugeben dann, wenn, wie in dem
erwUinten Falle, Oleum phosphoratDm ver-
ordnet ist. Eine Vorschrift zu Oleum phoi-
phcratnm findet sich nBmlicb nur In der ersten
Ausgabe der Reichspharmakopöe, wfihrend
die gegenwfirtig geltende dieses Priparat nicht
aufgenommen hat. Findet man nun eine Vor-
schriften Oleum phosphoratuminEd. II nicht,
und consoltirt infolge dessen Ed. I, so ist es
seil r naheliegend, dass man sich, da Uaiimal-
dosen im Allgemeinen ja nicht bosonclers zu
variiren pflegen, «ach fiber die Maiimaldosis
tDs Ed. I zu informiren sucht, die« ist aber
höchst gefilhrlicb für den Apotheker; denn
lind z, B. 0,8g Phospboröl pro doti verord-
net, so würde dies nach der alten Pharma-
kopoe nur ^f» der Haxlmaldosis für Phoaphor
^0,0010 g) entaprechen, während nach der
jetxigen dieselbe zehnfach überschritten iat.
HamstoffbeBtimmung nachSqtübb.
Der von Squibb angegebene Apparat zur
annähernden. Beatimmang des
H a r n s t o f f a wird von Paba aeiner leichten
Herstellung wegen empfohlen. Die Zeiaetz-
nng dea Harnstoffs bewirkt Pabsl vermittelst
nnterbromigBaoren Natrons nach Kjtops An-
gabe (10,0 Aetznatron werden in 2.'>0 ccm
Waaser gtUost und der abgekühlten Lösung
unter Vermeidung jeglicher Erwärmung
25 ccm Brom zugefügt).
Zur Erläuterung des Apparates dienen
folgende Angaben.
Die Flasche A enthält eine genügende
Hange der Bromlange , das kleine Oläacfaen
darin eine gemeaaene Menge (ca.4ccm} Harn.
Die Flasche B ist aur Bälfts mit Wasser ge-
füllt und es iat darauf zu achten, da*a das
Abflaaarohr F bis zur Spitze S mit Waaser
gefüllt ist; ein Quetaehbahn am Gummi-
sohlanch Q verhindert das Zufliesscn des
Waaaers. Nachdem die Flasche A mit Brom-
lauge und durch voraichtiges Einsetzen mit-
telst einer Pincette mit dem den Kam ent-
haltenden Böhrchen beschickt ist, wird durch
die beiden Stöpsel und Böbreoansätze ver-
mittelst eines Gummiachlauchea die Ver-
bindung von A und B hergestellt. Der
Quetschhahn wird von G entfernt, worauf so
viel Wasser ans 3 abfliessen wird, bis der
durch Aufsetzen dea Stopfens erzeugte
grössere Druck sich mit dem atmosphärischen
Druck aoageglicfaen hat. Hierauf wird der
bis zu einet bestimmten Harke mit Wasser
gefüllte Uasssojlinder H unter die Spitae
S gesetzt, jedoch mit der Vorsiebt, dass die-
selbe in das Waaser eintaucht. Dnrcb
Schwenken der Flaacba A wird nunmehr das
116
Zusammenflieuen tod Harn und Bromlauge
bewirkt. Der entwickelte Stickstoff treibt
die entsprechende Menge Wasser aus der
Flasche B in den Maasseylinder M. Hierauf
wird gewartet, bis der Inhalt der Flasche A
sich wieder auf die herrschende Temperatur
abgekühlt*) hat, wobei eine entsprechende
Menge Wasser wieder nach B Euröckgesogen
wird.
Es ist also deshalb wichtig, dass die Spitze
8 in das Wasser eintaucht, da sonst Luft
nach B gesogen würde. Ist der Temperatur-
ausgleich erfolgt, was daran zu erkennen ist,
dass das Niveau des Wassers in M constant
bleibt, so wird das Gkfäss M entfernt, und
der jetzige Stand der Flüssigkeit abgelesen.
Das Volumen des aus B ausgeflossenen Was-
sers entspricht direct dem entwickelten Stick-
stoff (1 ccm Stickstoff bei 760 mm und Qo s=:
0,0027 g Harnstoff).
Die Fehler, welche dieser Methode an
sich anhaften (Absorption yon Stickstoff
durch die Lauge, störender Einfluss von
Zucker, Acetessigester , Vermehrung der
Stickstoffmenge durch Gegenwart von Krea-
tinin, Harnsäure, Ammonsalzen), sind natür-
lich auch bei Squibb'B Apparat zu verzeich-
nen. 8.
Pharm. Zeitung 1887, 29.
*) Die Temperaturerhöhung betrftgt bei der
Beaction von 4 ccm einer Sprocentlgen Ham-
stofflOsung 6<>CelB.
StrychnoL
Mit diesem Namen bezeichnen Loebisch
und Schoop das Strychninhydrat; sie gewinnen
dasselbe durch Kochen von Strjchnin mit
Natrium hydrozyd in absolutem Alkohol. Beim
Abdampfen bleibt ein braunes Gel zurück,
welches nach einiger Zeit erstarrt. Löst man
es in Wasser und leitet einen Strom Kohlen-
säure hindurch, so bekommt man dasStrych-
nol als gelblichen Niederschlag, welcher weiter
gereinigt werden kann. Zu bemerken ist, dass
dieser Körper die Strychninreaction mit
Kaliumchromat und Schwefelsäure nicht
giebt, dagegen eine intensiv carminrothe
Färbung mit Schwefelsäure und Salpetersäure.
Durch Kochen mit verdünnten Säuren wird
das Strychnol in Stiychnin und Wasser zer-
setzt. Als Formel istCaiHaaNaO + 2H2O an-
gegeben. —OS —
Monatshefte f, Chemie.
Ein neaes ConiferinreageiiB.
Zum Nachweise des Coniferins im Gewebe
der Pflanze bediente man sich bisher aus-
schliesslich des Phenols bei gleichzeitigem
Zusatz Ton concentrirter Salzsäure. Werden
coniferinhaltige Pflanzenschnitte (z. B. Fich-
tenholzschnitte) mit den beiden genannten
Stoffen befeuchtet, so förbt sich das Gewebe
namentlich im directen Sonnenlichte alsbald
blaugrün oder himmelblau.
Molisch hat im Thymol ein viel besseres
und schärferes Mittel gefunden, um Coniferin
nachzuweisen; er verfährt auf folgende Weise :
Eine 20 proc. Thymoliösung in absolutem
Alkohol wird so lange mit Wasser verdünnt,
als die Flüssigkeit, vollkommen klar bleibt,
das heisst kein Thymol herausfallt. Hierauf
setzt man festes Kaliumchlorat im Ueberschuss
hinzu, lässt mehrere Stunden stehen und fil-
trirt. Das chlorsaure Kali hat (wahrscheinlich
in Folge seines grossen Ozydationsvermögens)
die Eigenschaft, die l^action in hohem Grade
zu verstärken, ist jedoch für das Gelingen der
Beaction nicht unbedingt nöthig. Reines
Coniferin, mit einem Tropfen alkoholischer
Thymoliösung und zwei Tropfen concentrirter
Salzsäure zusammengebracht, f&rbt sich im
directen Sonnenlichte beim Verdampfen der
Flüssigkeit wunderschön blau. Dieselbe Re*
action tritt ein, nur viel rascher und schöner,
wenn man sich nicht der einfachen Thymoliös-
ung, sondern des oben angegebenen Gemisches
von Thymol und Kaliumchlorat bedient.
Wird mit diesem Gemenge Holzstoffpapier
oder irgend ein Holzquerschnitt ein wenig
befeuchtet und sodann ein Tröpfchen concen-
trirter Salzsäure hinzugesetzt, so färben sich
die genannten Objecto selbst in tiefster Finster -
niss schon nach ganz kurzer Zeit schön blau.
Nach der herrschenden Ansicht bt Coniferin
ein constanter Begleiter der sogenannten Holz-
substanz und es ist daher im höchsten Grade
wahrscheinlich, dass die mit Thymol und Salz-
säure hervorgerufene Blaufärbung verholzter
Zellwände von dem in den letzteren steckenden
Coniferin herrührt. Da nur verholzte ZelU
wände Coniferin enthalten und nur diese mit
dem neuen Reagens Blaufärbung geben, so
kann Thymol auch als Holzstoffireagens be-
trachtet und als solches bei mikrochemischen
Untersuchungen von Pflanzenschnitten, Pa-
pieren etc. mit grossem Nutzen verwendet
werden. g,
Oesterr, ZeiU f. Tha^nm.
117
ITotiz fiber die Terbrennnngs-
prodncte von Salpeterpapier«
Ton K N, Ijubavin.
GIfmmendes salpetergetränktet Papier
wird seit lange als Mittel gegen Astbma ver-
wendet. Be6 glanbt, die Wirkung renchie-
d^nttr RSucheningsmittel der Anwesenheit
▼on Pjnridin Im Bauche zuschreiben zn müssen,
was den Ver^ser y^ranlasste, im Bauche des
Salpeterpapiers nach Pyridin zu fahnden, doch
gelang ihm nicht, solches zn constatiren.
Zwar enthält der Bauch neben Ammoniak,
Ton welchem gegen 1 pCt. des Salpeterpapiers
erhalten wiirde, theerartigen Producten und
einem Kalisalze (wahrscheinlich KsCOa) auch
Spuren einer organischen Base, doch sind
diese zn gering, als dass sie die heilsame
Wirkung erklären könnten.
Durch Chem. Centr.-Bl 1887, Nr. &
-.
Directe Trexmnng des Mangans
von EfiBen.
X. Blum benutzt zur directen Trennung
des Mailgans von Eisen die Thatsache, dass
'Ferrocjankalium in einer mit Weinsäure ver-
setzten ammonfakalfschen Lösung eines Eisen-
ozjdsalzes keinen Niederschlag hervorbringt,
dass dagegen Mangan als Manganferrocyanür
gefällt wird. Main verfährt in folgender Weise.
Eine 'salzsaure Losung, welche Eiseuchlorid
und tfanganchlortir enthält, versetzt man mit
soviel Weinstefnsäure, dass auf Zusatz von
Ammoniak bis 'zur stark alkalischen Beaction
kein Nieders^hfag entsteht. Die "kläre, Am-
moniak ibk V^titmhxiBB entbaltende Lösung i
wird nun mitFerrocyankalium gefallt, wodurch -
alles Mangan als Ferrocyannr abgeschieden
wird. Nickel, Kobalt und Zink fallen e\>en-
falls.
Für die quantitative Trennung hat sich die
Methode bis jetzt nicht bewährt, dagegen hält
'Blum #ie fQr cfie qualitative Prüfung geeignet,
wenn kleine Mengen Maugsln neben grossen
Mengen Eisen vorhanden sind.
Zeitsit^r. f. analyt, Ch, 188G, 519.
Zoin Jodoforinnächweis.
Poncet hat die Beobachtung gem'acht, dase
beiia Zusamnienkommen von Jod oform mit
metaäischem Silber, z. 3. einer Münze, sich
ein anangenehmer Knoblauchgeruch bemerk-
bar maeht; ebenso schmecken den mit Jodo-
form behandelten Personen die Speisen von
silbernen Löffeln nach Knoblauch. Er em-
pfiehlt deshalb, um sich zu überzeugen, ob
die Patienten unter der Einwirkung des Jodo-
forms stehen , eine Silbermünze mit dem
Speichel derselben zu befeuchten tind mit
einem Stück Leinwand zu reiben. Zeigt sich
hierbei der charakteristische Geruch, so ist
dieses ein Beweis von der Absorption des
Jodoforms. s.
ArchiveB de Pharmacie 1886, 454.
Bä^bariBme^
in der botanischen Nomenclatnr.
Von Prof. Dr. SteiU.
Man hat endlich einmal einen An&ng ge-
macht, die botanische Nomenclatur, die, wie
überhaupt die naturwissenschaftliche, „von
den abscheulichsten Schnitzern wimm'elf^,
etwas zu säubern. Aber man hat zum Theil
das Allerärgste stehen lassen, zum Theil auch
falsch verbessert.
Vor Allem Galium Cruciäta, Selinum Calrvi-
fblia ! Solche Dinge hätten denn doc^ nicht
vorkommen dürfen ! Beide Pflanzen trugen
ursprünglich andere Gattungsnamen : Väläntia
cruciäta, Angel icacarvifolia. Diejeiiigeh müs-
sen crasse Ignoranten gewesen sein, die nicht
wussten, dass mit dem Hauptwort sich die
Geschlechtsendung des Eigen seh aftswoites zu
ändern hatte. Man scheint cruciäta und carvi-
folia für Hauptwörter gehalten zu haben und
schrieb sie nach bekannter Sitte der N(/men-
clatar mitgrossen AnfkDgfA)nchstaben. (Neben-
bei bemerkt bedeutet cimciätnm auch Viicht
kreuzfortoig, ist Überhai^t kein 'Atfjectiv, son-
dern ein Particip; doch dies hat weniger zu
sagen.)
Nach diesem ist der ärgste Barbarismus der
so häufig in Pflanzenuamen vorkommende Ge-
brauch des ae als Bindcvocal, wo der erste
Theil eines zusammengesetzten Artnamens ein
Substantiv der ersten Declination auf a ist.
Wer nur ein wenig Latein verstände, tbüsste
doch über musaefolia u. dergl. erschrecken.
DaiB Lateinische kennt, mit verschwindenden
Ausnahmen, die für naturwissenschaftliche
Namen nicht in Betr&cht kommen, 'keinen an-
deren Bindevöcal als i. Also hastifolia, brizi-
formis, auch aquilisgiifolia — das i des ersten
Theiles macht dem Bindevöcal keine Schwie-
rigkeit. In manchen Nkmeh hatte maln richtig
gebildet, aber ohne wirkliche Kenntniss.
Nicht so arg sind die Fehler am Ende man-
118
eher Artnamen. Trinervis muss es beissen,
nicht Arinervia; distaehys, nicht distacbja.
Schwer ist allein die Behandlung von ödes
und oides. Beide Endungen bedeuten im
Griechischen das Gleiche, wie sich bei einem
anzuführenden Beispiel zeigen wird. Von
ildog Gestalt abgeleitet ist ihr Sinn : gestaltig,
ähnlich, artig. Die Regel ist diese: Griechische
und nach deren Analogie auch lateinische Sub-
stantive der ersten und zweiten Declination
erhalten die Endung oeiöi^^, oides. Also ist
richtig brizoides von briza, ranuncoloides von
rannnculus und falsch brizodes. Substantive
der dritten Declination haben derBegel nach
die Ableitungsendung <iö(g : (Jtv^ mjodes. Nun
giebt es aber einige Ausnahmen ; t^gk, Haar
bildet sowohl i^ixtadr^g als tqixoiiSi}^. Also ist
Potamogeton trichoides nicht falsch, trichodes
aber besser. Die Bedeutung beider Formen
ist die gleiche: haarähnlich, haarformig, haar-
artig, doch geht t^i/c^jjc mehr in die Bedeut-
ung haarig über. Und auf der. anderen Seite
bildet Tioa Gras nur noddri^f poodes, nicht wie
es sollte pooides. Aber poaeoides ist entsetz-
lich. Und eine Endung ideus giebt es nicht.
Diese Unterscheidung zweier griechischen
Endungen ist die einzige schwierige. Von
lateinischen Endungen hat die der Adjective
dreier Endungen in der dritten Declination
auf er, is, e grössere Aufmerksamkeit gefun-
den, als jene argen Fehler. Banunculus aeris
ist durchaus falsch (archaistisches Latein
kommt nicht in Betracht), aber Anthriscus
silvestris war ganz gut und Sonchns palustris
sogar besser als Sonchus paluster. Weitere
Masculin-Eigenschaftswörter dieser Classe als
die angeführten werden für Pflanzeanamen
schwerlich gebraucht worden sein. Bei ein-
zelnen Wörtern ist auch gefehlt worden. Atri-
plex ist kein lateinisches Wort, obgleich es
eine häufig vorkommende lateinische Endung
hat, sondern ein barbarisches, also Neutrum,
und es ist richtig Atriplex roseum. nicht rosea.
Senecio sollte nach einer bekannten Regel
Femininum sein, doch es gehört unter die
Ausnahmen und dieses Wort ist wirklich im-
mer mit masculinischen Adjectiven versehen
worden : Senecio viscosus. Bei einigen Namen
von Gattungen, die eigentlich mythologische
Personen bezeichnen, ist das diesen zukom-
mende Geschlecht auch für den Pflanzennamen
vorzuziehen : Adonis flammeus, Paris quadri-
folius, wie jetzt auch meist geschrieben wird.
Damit wird erschöpft sein, was sich an bo-
tanischen Namen leicht bessern lässt and zum
Theil gebessert werden muss. Tiefer einzu-
schneiden ist nicht rathsam. Nemophila, zu-
sammengesetzt aus einem lateinischen und
einem griechischen Wort, müsste heissen Ne-
moriphila, wie nemorivagus. Und Galanthus
wäre richtig gebildet Galactanthos ; griechische
Neutra auf os können diese Endung im La-
teinischen nicht in us verwandeln, wie die
sogar in unsere Sprache vorgedrungenen
Wörter Epos, Ethos, Pathos zeigen. An sol-
chen Namen ist nichts zu ändern. Und eine
ganz gute Neuerung ist die Zusammensetzung
der verneinenden griechischen Vorsilbe a (»
privativum) mit lateinischen Wörtern, wie
acaulis, wo eigentlich das lateinische gleich-
bedeutende in zu gebrauchen wäre.
Durch Süddeutscke ApoHh^-Z.
Offene Correspondens.
Apoih. H. in IL Lesen Sie über die Prüfung
des Pepsins in Nr. 1 u. 2 von 1885 unsres Blattes
nach. Sie finden dort die Methode der Pharma-
kopoe besprochen: auch die Anforderung des
Lösens in 6 Stunden auf Seite 17 speciell er-
wähnt.
Äpoth. M* in L. Die gleiche Frage scheint
an die ,,Indn8trie- Blätter fferichtet worden zu
sein; nach denselben bestehen die bei Parade-
stflcken der Kochkunst verwendeten Fettsockel
aus einer Mischung von 1000 Th. Schweinefett,
500 Th. Wachs, 250 Th. Stearin, 260 Th. Pa-
raffin und 250 Th. Walrat
Dr. M. in L. „Fette Verbindonfi;'' ist freilich
ein ganz schauderhafter Ausdruck, man wird
sich aber trotzdem an denselben gewöhnen
mflssen, da er bereits das akademische Bürger-
recht erworben zu haben scheint. Im Yor-
lesunffskatalog einer süddeutschen Universität
kündigt der Professor ord. fQr den Sommer 1887
ein fOnfstündiges CoUeg über „Chemie der fetten
Verbindungen" an.
Ein Ah(mnent in RussUmd. Zur Herstellung
von Gipsbinden finden Sie in Nr. 7, Seite 83 ds.
Jahrg. eine Yorschrift.
Anfrage. Es wird um Yorschrift einer
guten ButterÜArbe, welche dieselbe Farbkraft
wie die der dänischen besitzt, gebeten. Die
Yorschrift fQr Butt6rfart)e im Dieterich'schen
Manual von 1886 f&tbt nicht stark genug, auch
sind die Ingredienzien zu theuer.
Im V«rUg» 4m HMMUMiMr. y«nMitwoifU«b«r mtdaemor Dr. I. CMsSltr ia Diwiaa.
Im BttdüMAdci dttrch Jnlivt Bpriag er, BotUb K, MoaMlottvlati a
Drask Ut XSBifL HofbiMadniokcrtl von a a ICeiAkoU * BShso Ia DiM4«a
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der Pharmacie.
H«nii8geg'0ben von
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Wiederholungen Babatt
Anfragen, AnftrSge, Mannscripte etc. wolle man an den Redacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pilin itzer Strasse 56 adressiren.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
MIO.
Berlin, den 10. März 1887,
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
iBhftlt; CkMila ■■€ PhftimMle: Ifitlbeilnngen an» dem pbarmaceotUcben Laboratorinm der technischen Hoch-
lefaale in Bnranachweir: 33. Zar qnantttAUven BMUminnBr des Stryohnlns and Brncln». ~ VorUnflge Mltthell-
vBgeii aber die wirksamen Bettandtbelle der Alantwortel. — Sublimat- KocbsalapastiUen. — Daratellnng von
Brftmatlijl. — S«r Pfüfavg von Tlnctarea. — lieber Natrinm bicarbonioam. — Notia an Alamen oradum. — Znr
maeeeanalytiechen Beetlmmnng der Schwefelftttnre in Wftaaern. — Bequeme Metbode cur Entwicklung Ton Chlor-
gaa ana Chlorkalk unter Anwendung dee Kipp*sohen Apparate«. — Naohweia von Salpetersäure. — Zur Butter-
prttfaag. — Oolumbln. — AaielfMi»
Chemie und Pharmacie
Kittheflangen ana dem pharma-
ceutiaehen Laboratorium der
teohniaehen Hochaehule in Brann-
achweig.
Von H. Beckurts,
33. Zar qnaatltatlYen Bestimmuag
des StryelmiBS und Braeins.
Von G. HoUt nnd K BecburU.
Die Einzelbestimmung des Strychnins
nnd Brncins in Gemischen beider
Baeen ist mit völlig befriedigendem Er-
folg bislang nicht aos^efbhrt worden.
Dragendarff hat in seiner chemischen
Werthbestimmang stark wirkender Dro-
gen ete. (Petersburg, 1874) p. 65, ver-
schiedene Methoden aaf ihre Brauchbar-
keit nntersuchli. Eine Methode, welche
auf der sofortigen und vollständigen Aus-
fällbarkeit des Strychnins aus seinen
Sabdösnngen durch Ammoniak und der
erst allm&lig uu(d unvollst&ndig stattfin-
denden Ausscheidung des Brucins unter
denselben Bedingungen beruht, hat wenig
befiriedigenda Resultate geliefert. Die
gröfieere Löslichkeit des Brucins in Ben-
zin und die Thatsache, dass es mit die-
sem übersättigte Lösungen giebt, ist auch
zur Trennung vom Btrychnin und Brucin
benutzt worden. Dragendorff kann das
Verfahren aber nicht als ein ezactes be-
zeichnen. Die von Wittstein^) befftr-
wortete Trennung des Strychnins und
Brucins auf Grundlage der u^leichen
Löslichkeit ihrer Oxalate in Weingeist
eignet sich nach Dragendorff nicht f&r
analytische Zwecke. Dagegen kann man
mit absolutem Alkohol, welcher Strych-
nin nicht, Brucin leicht löst, eine Trenn-
ung nach Dragendorff ausführen, wenn
man beide Alkaloide durch Ammoniak
geftllt hat, dann nach längerem Stehen,
nachdem der Ammoniakttberschuss gröss-
tentheils abgedunstet worden, filtrir^ und
den getrockneten Niederschlag mit abso-
lutem Alkohol behandelt. Das im Fil-
trate vom Ammoniakniederschlage etwa
zurückgebliebene Brucin wird durch Ben-
zin oder Chloroform ausgeschüttelt. Aus
einer Mischung von 0,8 g Strychnin und
0,8 g Brucin wurden in dieser Weise
1) Yiertelj. f. prskji. Pharm. B. YIU, p. 409.
120
0,271 g Strychnin (90,3 pCt.) und 0,293 g
Bmein (97,6 pGt.) wiedererhalten. Ein
anderes YonDra^r^dor/f angegebenes Ver-
fahren ist ein indirectes, indem ans der
Menge des zur Fällung verbrauchten Ea-
liumqnecksilberjodids und aus dem Ge-
samrotgewicht der Alkaloide sowohl
Strychnin und Brucin berechnet werden.
Auch 0. Schtoeissinger ^) giebt ein solches
indirectesYerfahren an, nach welchem man
die Summe der getrockneten Alkaloide
wägt und darauf mit Vioo N.- Salzsäure
titrirt. Eine directe Bestimmungsmethode
haben Dunstan und Short ^) auf das Ver-
halten der Ferrocyanate gegründet.
Strychninsulfat wird in verdünnter wäs-
seriger Lösung durch Ferrocyankalium
vollständig gef&Ut, nicht aber Brucin-
Sulfat. Eine unter 0,2 g betragende Menge
der gemischten Alkaloide wird in 10 ccm
5 procentiger verdünnter Schwefelsäure
gelöst, die Lösung mit Wasser auf 175 ccm
verdünnt und dann mit 5 procentiger
Ferrocyankaliumlösung das Volumen auf
200 ccm ergänzt. Nach mehrmaligem Um-
schütteln und sechsstündigem Stehenlassen
wird der entstandene Niederschlag auf
einem Filter gesammelt und mit ViP^o-
centiffer Schwefelsäure gewaschen, bis das
Waschwasser nicht mehr bitter schmeckt,
worauf der Niederschlag auf dem Filter
mit concentrirtem Anunoniak zersetzt und
das Filter noch mit Ammoniak, schliess-
lich mit Chloroform gewaschen wird.
Durch Ausschütteln mit Chloroform wird
den vereinten ammoniakalischen Flüssig-
keiten das Strychnin entzogen und hin-
terbleibt wasserfrei bei der Verdunstung
des Chloroforms, es kann direct gewogen
werden. Das Waschwasser von dem
durch Ferrocyankalium erzeugten Nieder-
schlage wird mit Ammoniak übersättigt
und mit Chloroform ausgezogen, bei des-
sen Verdunstung das Brucin erhalten wird.
Nach Dunstan und Short beträgt der
Fehler im Durchschnitt nicht über 0,006 g
(auf wie viel ? Ä), während 0. Schweis-
Singer ^)^ welcher die Methode kürzlich
einer eingehenden Prüfung unterwarf,
befriedigende Sesultate mit dem Ver-
•) Arch. Phann. 1885, p. 620.
•) Pharm. Joum. and Transact. III, Nr. 694,
p. 290.
«) Arch. Pharm. 1886» p. 609.
fahren nicht erhielt. Die Besultate fallen
nach ihm fQr das Strychnin stets zu
hoch, für das Brucin stets zu niedrig
aus, und sind ausserordentlich abhängig
von der Concentration der Flüssigkeit
und der Fällungsdauer. Solches hat sei-
nen Grund darin, dass das Brucinferro-
cyanat aus sauren Flüssigkeiten sich auch
abscheidet und zwar bald nach der Aus-
scheidung des Ferrocyanstrychnins und
um so mehr, je concentrirter die Lösung
und je längere Zeit mit dem Abfiltriren
des Ferrocyanstrychnins gewartet wird,
und dass das sicn bildende saure Ferro-
cyanstrychnin ein der Veränderung aus-
gesetzter Körper ist.
Wir haben die exacten Versuche
Schweissinger'& nicht wiederholt, bei
dem Studium der Ferrocyanate des
Strychnins und Brucins aber Gelegenheit
gehabt, manche Beobachtungen dieses
Forschers zu bestätigen. Gleicher Zeit
wurde aber auch gefunden, dass Ferro-
cyankalium dennoch zur Bestimmung des
Strychnins neben Brucin brauchbar ist.
Die von uns ausgearbeitete Methode ist
eine volumetrische und zeichnet sich
neben grosser Genauigkeit dadurch vor
derjenigen von Dunstan und Short aus.
Versetzt man eine stark salzsaure, nicht
zu verdünnte (etwa 0,5- bis Iprocentige)
Lösung beider Alkaloide so lange mit
einer Lösung von Ferrocyankalium, bis
eine filtrirte Probe der Flüssigkeit auf
mit verdünntem Eisenchlorid getränktes
Papier gebracht, Blaufärbung hervormfl,
so ist das gesanmite Strychnin als saares
Ferrocyanstrychnin
(C21H22N2O2 . H^FeONe)
abgeschieden, wüirend das Brucin sich
ebenfalls vollständig in Lösung befindet
Das unter diesen Bedingungen gef&llte
Strychninferrocyanat ist vöUig frei von
Brucin. Es wnrde mit Ammoniak zerlegt,
das Ammoniak ward verdunstet und das
Alkaloid abfiltrirt, ausgewaschen und ge-
trocknet Es löste sicn in concentrirter
Salpetersäure völlig farblos auf, war also
frei von Brucin. Auch die aus dem Fil-
trat vom Ammoniakniederschlage mit
Chloroform ausgezogene Base erwies sich
von Brucin frei, wäirend das aus einer
sauren Lösung der Strychnosalkaloide mit
121
überschQssigem Ferrocyankaliam gefällte
saure Ferrocyanstryehnin stets Brucin
enthält.
Hat man eine Lösung von bekanntem
Gehalt an Ferrocjankalium, so kann aus
dem verbrauchten Volumen derselben die
Menge des yorhandenen Strychnins be-
stimmt werden.
Naeh der Formel:
Cj,H«|NaOi+4HCl+(K4FeCNe+3 H^O)
= CiiHMNaO^H^FeCNß + 4KC1 + 3 HgO
vermögen 244 Gewichtstheile Ferrocyan-
kalimn 334 Gewichtstheile Strychnin als
saures Ferrocyanstryehnin zu fällen.
Nothwendig ist, dass die Lösung der
Alkaloide ziemlich concentrirt, etwa 0,5 bis
Iprocentig ist, weil sonst die Einwirkung
des Ferrocyankaliums auf das Strychnin
zu träge ist und die Ausscheidung des
Stryehninferrocyanats nicht sofort erfolgt,
wenn auch verdünntere Lösungen des
Strychnins noch vollständig durch das
Ferrocyankalium zersetzt werden. Das
zu verwendende mit Eisenchlorid ge-
tränkte Papier darf nicht völlig getrock-
net werden, weil es sonst leicht zu hart
wird und das Eindringen der Flüssigkeit
ersehwert. Da Ferrocyanstryehnin, frisch
gef&IIt, mit Eisenchlorid getränktes Pa-
pier bläut, so legt man auf dieses ein
gleich grosses Stück Filtrirpapier und
bringt aarauf mittelst eines Glasstabes
die zu prüfende Flüssigkeit. Da ferner
die Empfindlichkeit der zwischen Eisen-
chlorid und Ferrocyankalium stattfinden-
den Beaction begrenzt ist, so wird sich
ein Uebersehuss an Ferrocyankalium
durch Blänunff des Eisenehloridpapiers
nur dann nachweisen lassen, wenn die
Verdünnung, welche dasselbe in der zu
titrirenden Flüssigkeit erfährt, nicht
ausserhalb der Grenzen der Empfindlich-
keit jener Beaction liefft. Bei Benutzung
kleiner Mengen Flüssigkeit wird sieh bei-
spielsweise schon ein Mehrverbrauch von
V] 0 ^^^ Ferrocyankaliumlösung (10: 1000)
leieht zu erkennen geben, während in
verdfinnteren Lösungen ein gewisser
Uebersehuss derselben erforderlich ist,
dessen Grösse dadurch leicht erkannt
wird, dass man zu einem der zu titriren-
den Flüssigkeit gleichen Volumen salz-
sänrehaltigem Wasser soviel der volu-
metrisehen Ealiumferrocyanatlösung hin-
zufügt, bis ein Tropfen der Mischung
Fernchloridpapier blau färbt. Die hier-
zu verbrauchte Menge der Ealiumferro-
cyanatlösung ist von der zur Ausfällung
des Strychnins erforderlichen abzuziehen.
Bestimmung des Strychnins in
einem Gemenge von Brucin
und Strychnin.
1. Ein Gemisch von 0,145 g Strychnin
und 0,036g Brucin wurde in salzsäure-
haltigem Wasser gelöst und zu der Lös-
ung eine volumetrische Ealiumferro-
cyanatlösung (1 ccm = 0,005184 E4Fe-
CNe + 3 HaO) gefügt, bis ein Tropfen
der Mischung unter den angegebenen
Bedingungen mit Eisenchlorid durch-
tränktes Papier bläute.
Es wurden verbraucht 36,1 ccm Ea-
liumferrocyanatlösung = 0,1871424 E4-
FeCN« + 3 HaO, welche 0,148 g Strych-
nin als saures Ferrocyanat ausfällen.
334.0,1871424 ...^
422 -^ ^'^*^
Angewandte Menge. Gefundene Menge.
0,146 0,148
oder berechnet auf 100:
' 100 102.
2. Ein Gemisch von 0,0208 g Strych^
nin und 0,0052 g Brucin vnirde in der
gleichen Weise untersucht. Verbraucht
wurden 5,1 ccm Ealiumferrocyanat, welche
0,026438 E4FeCN6 + 3 H^O = 0,02095
Strychnin entsprechen.
Angewandte Menge. Gefundene Menge.
0,0208 0,02095
oder berechnet auf 100:
100 100,7.
Bestimmung von Strychnin und
Brucin nebeneinander.
Soll in einem Gemische der Strychnos-
alkaloide, wie solches aus den Brech-
nüssen,-aus der Tinctur. Strychn. oder
aus dem Extract Strychni isolirt worden
ist, der Gehalt an Strychnin und Brucin
bestimmt werden, so muss zunächst die
Quantität desselben auf gewichts- oder
besser maassanalytischem Wege ermittelt
werden. Die maassanalytische Bestimm-
ung geschieht nach Schweissinger mittelst
122
Vioo N. - Salzsäure. Man ermittelt die
Menge derselben, welche znr Sättigung
der alkoholischen Lösung der Alkaloide
erforderlich ist Als Indicator dient Goche-
nillelösung. Weit zweckmässiger — aus
Gründen, welche in einer demnächst
folgenden Arbeit über die „Werthbe-
stimmung der Strychnospräparate''
erläutert werden sollen — lOst man das
Gemisch der Alkaloide in einem gemes-
senen überschüssigen Volumen Vioo ^'
Salzsäure und titrirt den Ueberschuss der
letzteren mit Vioo N.-Natronlauge zurück.
Ein Gemisch von 0,1 g Strychnin und
0,05 g Brucin wurde in 50 ccm Vioo N^-"
Sieilzsäure gelöst und unter Anwendung
von Cochenille als Indicator mit Vioo ^<'
Natronlauge neutralisirt
In drei Versuchen wurden 9,1, 9,05,
9,05, im Durchschnitt 9,05 ccm Vioo N-"
Natron verbraucht. Zur Sättigung der
Alkaloide waren mithin 50 — 9,05 = 40,95
Vioo N.- Salzsäure erforderlich gewesen.
I)ie bei diesen Versuchen erhaltenen neu-
tralen Flüssigkeiten wurden mit Salzsäure
stark angesäuert, auf je 10 ecm eingedampft
und in diesen mit Ferrocjankaliumlösung
(1 ccm s= 0,0039746 g Strychnin) das
Strychnin bestimmt. Es wurden ver-
braucht 25,4, 25,6, 25,9, im Mittel 25,6
ccm Ealiumferrocyanatlösung , welche
0,10175 Strychnin entsprechen.
Da nun 1 ccm Vioo N.- Salzsäure =
0,00834 Strychnin ist, so werden 0,10175 g
Stiychnin 30,46 ccm Vioo N-- Säure be-
anspruchen. Werden diese von dem f&r
das Alkaloidgemisch zur Sättigung er-
forderlichen l0,95 ccm Viop N.-Salzsäure
abgezogen, so bleiben 10,49 Vioo N.-Salz-
säure übrig, welche das Brucin zur Sät-
tigung bedurft hat. Da 1 ccm Vioo ^•*
Salzsäure « 0,00466 Brucin, so entspre-
chen 10,49 ccm 0,04915 Brucin.
Angewandte Mengen. Gefundene Mengen.
Strychnin 0,1 0,1017
Brucin 0,06 0,04916
oder auf 100 berechnet :
101,7
98;B.
Diese Methode, welche auf der quan-
titativen Ausf&Uung des Strychnins als
saures Ferrocyanat durch ein bekanntes
Volumen Ferrocyankalium in saurer was-
S'^"|>«>
seriger Lösung und der Nichtf&llung des
Brucins unter denselben Bedingungen
beruht, hat uns in zahlreichen Fällen,
von welchen einige Beispiele angeführt
sind, Resultate ergeben, welche für den
in Betracht kommenden Zweck wohl ge-
nügen dürften. Es wurden in Gemengen
von Strychnin und Brucin der Gehalt an
Strychnin statt
zu 100 zu 102 101,7 100,7
gefunden, während Sehtoeissinger riAch
dem Verfahren von Dunstan und Short
statt je 100 Th. des vorhandenen Strych-
nins resp. 109, 111,3, 120,4, 128,7 fand,
je nach dem zwischen Strychnin und
Brucin obwaltenden Mengenverhältnisse.
Die Wirksamkeit der aus den Brech-
nüssen bereiteten Präparate hängt nicht
allein von der Gesammtmenge der Alka-
loide ab, sondern auch von dem Verhält-
niss, in welchem die beiden Basen in
diesen Arzneistoffen vorkommen. Wäh-
rend nämlich in der Art der physiologi-
schen Wirkung kein bedeutender Unter-
schied zwischen Strychnin und Brucin
besteht, weichen diese Stoffe im Grade
der Giftigkeit von einander ab. Wir
sind mit Untersuchungen beschäftigt» den
Gehalt an Strychnin und Brucin in Nox
vomica etc. und den aus diesen bereiteten
Präparaten festzustellen und werden über
diese Untersuchungen, welche einen wei-
teren Beleg für unsere Methode zu er-
bringen im Stande sind, in Bälde be-
richten.
Brannschweig, im Februar 1887.
Vorl&nflge Mittheilnngen Aber
die wirksamen Bestandtheile der
AlantwurzeL
Das Bhizom der Inula Helenium war
schon in der alten Welt ein ffeschätztes
Heilmittel fUr Menschen und Tniere, und
hat sich bis auf unsere Zeit als Haas-
mittel erhalten. Die fein gepulverte Alant-
wurzel mit Honig gemiscnt wird in vielen
Gegenden gegen Erkältungen mit Erfolg
angewandt
vor drca 4 bis 6 Jahren fand nun
Karab in dem „Helenin" ein Mittel, welches
einen antivitalen Einfluss auf Tuberkel-
bacillen ausübte. Nach den Yeranohen
mit Meerschweinchen schien es sicher
123
dass diesen Thieren eingeimpfte Tuber-
kelbaeillen bei gleichzeitiger Anwendung
Ton Helenin nieht zur EntWickelung kamen.
Seit circa zwei Jahren habe ich mich
mit den Bestandtheilen der Alantwnrzel
beschäftigt und kann hier bestätigen, dass
diverse Bestandtheile dieser Wurzel aJs
beste Antiseptica auf Tuberkelbacillen
wirken. Nach meinen Versuchen sind
es namentlich die Alanlsäure und das
Alantol , welche solche antiseptisehen
Eigenschaften in höherem Maasse als
Heienin besitzen.
Die Alantsäure C15H22O3 krystallisirt
aus Alkohol in weissen Krystallen, schmilzt
bei 91<>, sublimirt und verwandelt sich
dabei in das Anhydrid C15H20O2.
Alantsänre und Anhydrid sind unlöslich
in Wasser, löslich in Alkohol und in fetten
Oelen.
IVlit Alkalien bilden sich leicht lösliche
Salze.
Durch Destillation der Wurzel mit
Wasser erhält man ein Gemenge von
Helenin, Alantsäureanhydrid und Alantol.
Alantol G20B32O ist eine aromatische
Flüssigkeit, welche bei 200^ siedet; es
dreht die Polarisationsebene nach links,
verbindet sich bei längerer Einwirkung
mit Wasser und besitzt ozonisirende Eigen-
schaften. Es ist wahrscheinlich, dass sieh
Alantol bei der Destillation aus anderen
Bestandtheilen der Wurzel bildet. Nach
meiner Darstellungsweise habe ich diese
beiden Verbindungen gemischt erhalten
und diese Mischung wurde auf Tuberkel-
bacillen geprüft. Im Allgemeinen kann
ich hier hervorheben, dass erwähntes
Gemisch sicherer aseptisch und ener-
gischer antiseptisch wirkt, als das frf&her
angewandte Helenin, dass aber auch diese
Wirkung am besten zur Geltung kam,
wenn frisebe Alantwurzel zur Bereitung
benutzt wurde. Nach meiner Ansicht
hat die getrocknete Wurzel an wirksamen
Bestandtheilen verloren und verliert noch
mehr mit dem Alter.
Durch Versoebe an Thieren und Men-
schen kann ieb constatiren, dass beide
Verbindungen ohne hrgend welche schäd-
hebe Einwirkungen auf den Gesammt-
organiamus längere Zeit hindurch ein-
genommen werden können. Das Alantol
wird zun Theii durch die Lungen wieder
ausgeschieden und dürfte an Stelle von
Terpentinöl bei tuberkulösen Erkrank-
ungen anzuwenden sein.
Die Alantsäure ist im Harn nicht nach-
zuweisen; wie dieselbe im Körper zersetzt
wird, ist noch nicht aufgeklärt.
Jedenfalls kann man annehmen, dass
ein Theil dieser Säure ebenfalls durch
den Athmungsprocess ausgeschieden wird,
und darauf beruhen die entschieden gün-
stigen Einwirkungen der Säure auf tuber-
kulöse Proeesse. Verschiedene Phthisiker
in theils mehr, theils weniger vorge*
schrittenem Stadium haben beide Verbind-
ungen längere Zeit eingenommen und
befinden sich besser als vor dem Gebrauch.
Die Veröffentlichung der einzelnen Fälle
bleibt einer späteren Zeit vorbehalten,
es war nur der Zweck, an dieser Stelle
auf obige Medicamente aufmerksam zu
machen.
Gr.-Neuhausen, S.-W.
Marpmatm.
Auf dem j fingst in Moskau stattgehabten
Congress rassischer Aerzte schlag Dr. Krem-
janhfci Anilin als Mittel geilen Phthise vor.
Anilin tCdte die Taherkelbacillen in kurzer
Zeit, es sei aber noch keine Anilin vei^ftong
mit tOdtlichem Ansgang beim Menschen be-
kannt. »Man brauche deshalb nur meh-
rere Tage hintereinander die be-
treffenden Patienten mit Anilin zu
vergiften, um Fämmtliche Bacillen
zu todten und die Kranken von der
Schwindsucht radikal zu heilen."
Sublimat - Eochsalipastillen.
Zur raschen Bereitung von Sublimat-
lösungen bestimmter Stärke werden von
Professor j4w^tfr«r in München comprimirte
Pastillen empfohlen, welche aus gleichen
Theilen Sublimat und Chlornatrium be-
stehen und in verschiedenen Gewichten
nach seiner Angabe hergestellt werden.
Zweifellos bieten derartige dosirte
Pastillen dem Arzte, besonders dem Land-
arzte mannigfache Yortheile, doch wird
man ebenso gut und praktisch dosirte
Pulver auch aus Kochsalz und Sublimat ää
herstellen können. Die antiseptische Wirk-
ung der leicht löslichen Doppelverbindung
des Sublimats mit Chlomatrium soll
gleich der des Sublimats mit Chlorammoni-
um ebenso gross sein, als diejenige des
Sublimats allein. Ferner hebt Professor
124
Angerer hervor, dass sich Sublimatkoch-
salzlösungen besser halten, als Sublimat-
lösungen allein und dass dies durch Ver-
suche in seinem Auftrage von Apotheker
Schillinger nachgewiesen sei.
CentrdSbl. f. Chirurg. 1887 Nr. 7.
Zu letzterem Satze sei die Bemerkung
gestattet, dass die Doppelverbindungen
des Sublimats mit Chloriden bereits vor
40 Jahren recht gründlich studirt worden
sind und dass es nicht neuer Versuche,
sondern nur des Nachschlagens in den
Lehrbüchern bedarf, um sich über die-
selben zu unterrichten. Prof. Liebreich
hat erst kürzlich (Therapeut. Monatsh.
Nr. 1) in einem Aufsatze „zur Sublimat-
frage'' darauf hingewiesen, dass es kein
sehr erhebendes Schauspiel sei, jetzt mit
anzusehen, wie von manchen Seiten der
Sublimat wie ein vollständig neuer Körper
behandelt werde. Prof L. sagt u. A.:
„Es ist eine bekannte Thatsache, dass bei dem
Gebräu ch neuer Heilmittel sich dadurch Schwie-
rigkeiten fflr die Anwendung zeigen, dass die
bisher unbekannten Substanzen m ihren che-
mischen und physiologisch • chemischen Eigen-
thQmlichkeitcn nicht genügend gekannt sind.
Wir sehen, wie weitere Forschungen zur Fest-
stellung der Individualität eines chemischen
Körpers, die Erkennung des pharmako- dyna-
mischen Werthes fördern und richtisr stellen. —
Die Greschichte der Heilmittel und Heilmethoden
zeigt, dass sehr häufig bei Substanzen, die als
Medicamente äusserst werthvoU sind, durch an-
fängliche ünkenntniss und Mangel an Erfahrung
Aber die Eigenschaften zuerst sogar Misserfolge
eintreten, welche später nicht mehr zur Be-
obachtung kommen. —
Es gehört also eine gewisse Eenntniss der
Eigenschaften einer Substanz dazu, um dieselbe
therapeutisch richtig zu yerwerthen
Alle diese Gründe sollten aber dach in Weg-
fall kommen, wenn es sich um Anwendung bereits
längst bekannter Substanzen handelt, von denen
die chemischen Eigenschaften, wenn auch nicht
vollständig, doch in ausgiebigster Weise bekannt
sind.
Wenn Eupfersulfat, Eisenchlorür, Chlorkalk,
Sublimat oder andere in dem Register der an-
organisch-chemischen Körper leicht auffindbare
und leicht verständliche Substanzen zu neuen
therapeutischen Indicationen benutzt werden,
sollte man meinen, dass sich hier nicht dieselben
umständlichen Untersuchungen zu wiederholen
brauchten, die für die Einführung neuer, bisher
nicht gekannter Körper nothwendig sind. —
Eine Reihe von Abhandlungen jedoch zeigt, dass
Aerzte, welche das durch Koch'» Empfehlungen
in Schwung gekommene Sublimat benutzen
wollen, an diese Frage herantreten, als wenn
es sich um eine Substanz handle, welche durch
eine neue chemische Entdeckung zum ersten
Mal der medicinischen Welt vorgeführt würde.
Aber gerade beim Sublimat zeigt es sich, dass
dasselbe nach allen Richtungen hin ein gut
gekannter Körper ist.
Neues zu finden und als Solches hinzustellen,
gelingt wohl nur Dengenigen, welcher einiger-
maassen die Literatur mit kritischem Auge durch-
mustert hat."
Darstellung voa BromäthyL
Das Bromäthyi , über welches wir bereits
Ph. C. 21, 339 berichteten , soll neuerdings
wieder mehr in Aufnahme gelangen. Es wird
darauf hingewiesen, dass die ungünstigen Re-
sultate, welche ssuweilen bei der Verwendung
des Aethylbromids auftraten , wahrscheinlich
durch unreine, zersetzte oder nicht genügend
starke Präparate verursacht wurden.
Dr. A. Langgaard macht ferner darauf
aufmerksam (Therapeut. Monatshefte I, 62),
dass das Bromäthyi ein Körper ist, welcher
relativ leicht bei längerem Aufbewahren
durch die Einwirkung des Lichts und der
Luft eine Zersetzung erfahrt.
Es ist deshalb von der Benutzung eines
Präparates, welches einen hervorstechend un-
angenehmen oder auch nur im geringsten
stechenden Geruch zeigt und beim Schütteln
mit Wasser diesem eine saure Reaction er-
theilt, unter allen Umständen Abstand zu
nehmen.
Vielleicht dürfte auch bei dem Broniäthyl,
wie dies für das Chloroform bereits lange be-
kannt ist, ein geringer Zusatz von Alkohol,
der für die Wirkung vollkommen irrelevant
ist, die leichte Zersetzbarkeit herabmindern,
und ausserdem würde ich die Aufbewahrung
in kleinen, ganz gefüllten, gut verkorkten
und gefärbten Flaschen empfehlen. Ferner
erläutert Dr. LanggcLord die Darstellung:
Das Bromäthyl wird entweder erhalten durch
Einwirkenlassen von Brom auf Alkohol bei
Gegenwart von amorphem Phosphor oder
durch Destillation eines Gemenges von Alko-
hol mit Schwefelsäure und Bromkalium.
Zu einem für die medicinische Anwendung
bestimmten Präparate soll nach Dr. Lang-
gaard nur die letztere Darstellungsweise be-
nutzt werden. Er hat gefunden, dass die
Vorschrift der neuen Ausgabe des Codex
fran9. ein gutes Präparat liefert. „Nach der-
selben werden 70 g Alkohol von 95 pCt. mit
120 g concentrirter Schwefelsäure unter
dauerndem Abkühlen gemischt und in die
I
125
kalte Mischung 1 20g gepulvertes Bromkalium
in kleinen Portionen unter Vermeidung von
Erwärmung eingetragen.
Der die Mischung enthaltende Ballon wird
mit einem Liebig'schen Ruhler versehen,
welcher mit seinem freien Ende unter Wasser
taacht, um eine Verdunstung des gebildeten
Bromfithyls zu verhindern.
Nach beendeter Reaction wird aus dem
Saodbade bei circa 125^ C. abdestillirt , das
Destillat mit einer öproc. Lösung von kohlen-
saurem Kali, darauf mit dem drei- bis vier-
fachen seines Volumens destillirten Wassers
gewaschen und mit Chlorcalcium entwässert.
Das erhaltene Produet wird mit dem >/i<>
seines Gewichtes süssen Mandelöles (gutes
Olivenöl leistet dieselben Dienste) gemischt,
aas dem Wasserbade abdestillirt und das bei
39^ C. Uebergehende gesondert aufgefangen. **
Diese Darsteliungsweise weicht in etwas
von der in Ph. C. 21, 339 gegebenen ab.
Zar Prüfung von Tincturen.
M. C Traub bespricht in der Schweiz.
Wochenschr. f. Pharm. 28t 57 im Anschluss
an die Arbeiten von Schneider -SprottAu. und
BieUrich - Helfenberg die Prüfung der Tinc-
turen. Er weist darauf hin, dass die heute
üblichen Methoden der Bereitung von Tinc-
turen vieler Verbesserungen fähig und be-
dürftig seien und führt zum Beleg hierfür
die Resultate der Analysen von 30 Proben
Tinct. Chinae spl. auf, welche er ausgeführt
hat. Diese 30 verschiedenen Muster düFerir-
ten in Bezug auf ihren Gehalt an Alkohol
und Eztract allerdings ganz erheblich. Die
Bestimmungen selbst führte Trwib in folgen-
der Weise aus. Er destillirte von 50 g Tinc-
tur den Alkohol ab und unmittelbar nachdem
das Destillat wieder auf 50 g ergänzt war,
dessen spec. Qewicht, also den Alkoholgehalt.
Zur Bestimmung der Trockensubstanz wog
er in einem tarirten Kölbchen 10 g Tinctur
ab and trocknete diese im Wasserbade bei
70 ^ unter gleichzeitiger Evaluirung des
Trockengefiteses so lange aus, bis drei Wäg-
un^en keine Gewichtsdifferenz mehr ergaben.
Die Vortheile, welche das Arbeiten im Vacuum
gegenüber der Verwendung des gewöhnlichen
Trockenofens bietet, liegen auf der Hand,
auch die Verwendung eines leicht verschliess-
baren Kölbchens an Stelle eines Uhrglases
bietet beim Wiegen sowohl der Tinctur als
des oft hygroskopischen Extractes bestimmt
Erleichterungen. Nebenbei bemerkt er, dass
das Austrocknen in der Regel einen Zeitraum
von drei bis vier Stunden beansprucht und
durch Eintauchen des Kölbchens bis hart an
seinen Rand wesentlich befördert wird.
Die Bestimmung des Alkoholgehaltes ge-
stattet einen richtigeren Einblick in die Zu-
sammensetzung einer Tinctur, als dies durch
Ermittelung des spec. Gewichtes möglich ist.
Schliesslich stellt M.. C Traüb weitere
Mittheilungen in Aussicht, in denen er Vor-
schläge zur rationelleren Herstellung von
Tincturen machen will.
üeber Natrium bioarbonicmn.
Zeftmafm-Rendsburg macht in der Pharm.
Zeit, darauf aufmerksam, dass in neuerer Zeit
ein Natrium bicarbonicum purum Ger man. im
Handel vorkommt, welches als probehaltig
declarirt wird, jedoch stark ammoniakhaltig
ist und auch thioschwefelsaures Natrium (aber
kein Arsen) enthält. Es ist ein weisses Pulver,
bei grösseren Mengen mit einem Stich ins
gelblich- röthliche, von nicht bitterem, aber
salzigem , deutlich ammoniakalischem Ge-
schmack, und entwickelt, in einem Reagens-
glase für sich erhitzt, Wasserdämpfe mit stark
ammoniakalischem Geruch. Die quantitative
Bestimmung ergab 0,85 pCt. Ammoniak, was
einem Gehalte von 2,6 pCt. Ammoncarbonat
entspricht; von thioschwefelsaurem Natrium
waren 0,06 pCt. vorhanden.
Th. Salzer weist in demselben Blatte da-
rauf hin, dass Erhitzen einer Probe im Glas-
röhrchen, in dessen oberes Ende man ein
Stückchen befeuchtetes Curcumapapier ein-
gelegt, noch 0,05 pCt. Ammoniumcarbonat
erkennen lasse. Zweifellos ist diese Prüfung
die rationellste und genaueste.
lieber die Ursache des in letzter Zeit
öfters beobachteten Vorkommens von Natri-
umthiosulfat und Ammoncarbonat im Natri-
umbicarbonat bringt die Chem.-techn. Zeit,
folgende Notiz : Noch vor einigen Jahren war
alles in den Handel kommende Natrium bicar-
bonicum nach der alten bekannten Methode
dargestellt, nämlich durch wochenlanges Ein-
leiten von Kohlensäure in Kammern, in denen
sich Kxystallsoda befindet, und Trocknen des
Productes in einer Kohlensäure -Atmosphäre.
Bei dieser Methode dürfte eine Verunreinig-
ung mit unterschwefligsaurem Natron wohl so
126
ziemlich aasgeschlossen sein. Letzteres könnte
nur dann in der Krystallsoda enthalten sein,
wenn dieselbe nicht aus calcinirter Soda, son-
dern direct aus carbonisirter Rohsodalauge
dargestellt worden wäre, sollte dies aber der
Fall sein, so dürfte es wohl mit dem dnrch
die Umwandlung des Monocarbonates in Bi-
carbonat aus der Erystallsoda frei werdenden
und abfliessenden Krystailwasser entfernt
werden.
In den letzten Jahren wird das Natr. bicarb.
im Grossbetriebe in der Weise hergestellt,
dass in besonderen, sich um ihre Axe drehen-
den Trommeln Kohlensäure mit Sodasalz, er-
halten durch Aussoggen von Rohsodalauge,
in Berührung gebracht wird. Ein Präparat,
nach dieser Methode dargestellt, kann ziemlich
leicht mit unterschwefligsaurem Natron be-
haftet sein, da letzteres durch das Carbonisiren
der Rohsodalauge nicht verändert wird und
beim Aussoggen einer solchen Lauge zwar
zunächst Ausschläge erhalten werden, die frei
von unterschwefligsaurem Natron sind, später
aber, wenn die Laugen reicher an diesem Salz
geworden sind, sich auch Ausschläge ergeben,
die kleine Mengen davon enthalten.
Was nun die Verunreinigung des Natrium
bicarbonicum mit kohlensaurem Ammoniak
anbetri£Pt, so entstammt ein solches Natr.
bicarb. dem Ammoniaksodaprocess. Der Ge-
danke , aus dem durch Behandeln gesättigter
Kochsalzlösung mit Kohlensäure und Am-
moniak erhaltenen Bicarbonat ein Natrium
bicarbonicum herzustellen, liegt gewiss nahe,
allein die Ausfuhrung stösst auf Hindemisse !
Das kohlensaure Ammoniak haftet jenem Bi-
carbonat— jedenfalls in Gestalt von Doppel-
verbindungen — dermaassen fest an, dass es
weder durch Auswaschen noch dnrch üm-
krystallisiren gelingt, dasselbe zu entfernen.
Es enthält daher alles Natrium bicarbonicum,
durch Trocknen des im Ammoniaksodaprocess
erhaltenen Zwischen productes hergestellt, Am-
moniaksalze ; die Menge der letzteren wechselt,
da sie verschieden ist, je nach den Bedingun-
gen, unter denen die Fällung des Ammoniak-
sodabi carbonats vor sich geht. Ein solches
Natrium bicarbonicum hat stets eine mehr
oder minder grau-röthliche Färbung von ganz
geringen Mengen Eisenoxyd herrührend, die,
so winzig sie auch sein mögen, doch die Weisse
des Präparates beeinflussen. g.
JStoÜz zu Alnmen cradnm.
Th, Salzer (Pharm. Zeit.) untersuchte einen
Al&un, welcher allen Anforderungen der
Pharmakopoe entsprach und nur dadurch auf-
fiel, dass er verhältnissmässig schwer löslich
war. Kall- Alaun löst sich in 101/2 Theilen
Wasser, das vorliegende Präparat gebrauchte
die 18 fache Menge Wasser zur Lösung. Die
Spektralanalyse verrieth die Gegenwart von
Rubidium (auch etwas Cäsium) und Saleer
schätzt die Menge des im betreffenden Kali-
Alaun enthaltenen Rubidium-Alaun auf
20 bis 25 pCt.
Das Vorhandensein von Rubidium - Alaun
erklärt sich dadurch, dass gegenwärtig viel
Alaun aus Lepidolith dargestellt wird. Das
ganze Vorkommniss ist aber wieder ein Be-
weis für die Nothwendigkeit, der Prüfung der
Arzneimittel um so mehr Aufmerksamkeit zu-
zuwenden, je mehr die chemische Industrie
bestrebt ist, stets neue und billigere Darstell-
ungsweisen der Chemikalien aufzufinden.
9-
Zur maassanaljrtischen BeBtimin-
luig der SchwefelsAure in Wässern.
Dr. Fricke giebt in seiner Inaugural-Disser-
tation „Die Hydrographie der 8tadt Königs-
lutter und des Elmgebietes** nach einer Prüf-
ung und Kritik der bis jetzt bestehenden
Methoden zur maassanalyti sehen Bestimmung
der Schwefelsäure (s. a. Fresenius Bd. I) die
folgende Methode an:
Eine neutrale Kaliumsulfatlösung , welehe
2,688 Schwefelsäureanhydrid im Liter ent-
hielt, wurde mit Barytwasser von bekanntem
Gehalt gekocht, aus der siedend heissen Flüs-
sigkeit der Ueberschuss des Barythydrates
durch wenige Blasen Kohlensäure gefällt und
nun etwa 10 Minuten lang gekocht. Der aus
Baryumsulfat und Baryumearbönat bestehende
Niederschlag wurde abfiltrirtund mit i/m Nor-
malsalzsäure zur Zersetzung des kohlensauren
Baryts gekocht. Aus der Menge der ver-
brauchten Salzsäure war der Ueberschuss des
Baryumhydroxydes zu berechnen und ans der
Differenz dieses mit der gesammten Menge
des angewendeten Baryumhydroxydes die zur
Fällung vorhanden gewesene dehwefeMore
constatirt.
Eine, allerdings sehr kleine FehlerqneUe
bei dieser Methode besteht darhk, daas bei
dem Einleiten von Kohfensiure in Barftwasser
127
Spnren Ton loslithem kohlensauren Baryt
entstehen, welche beim Kochen nicht ganz
sersetit werden und £3r die Beelimmung ver-
loren gehen.
Für die Beetimmnng der Schwefelaänre im
Trinkwaeeer moes die Abecheidnng des Kalks
der Operation Toransgehen.
Man kocht äOOcem Wasser mit einigen
Tropfen Natrinmearbonatl5enng, wodnrch der
Kalk Tollstfittdig and sehneil gefällt wird.
Von dem genau auf 200 ccm wieder anfgefuU-
ten Filbrate werden 100 eem abgenommen,
genau neotralisirt und wie oben angegeben
veiter geprüft.
D. Südd. Apo(h.'Ztg, 1887, Nr. 4.
Wenn man bedenkt, dass die gewichtsana-
l/tische Bestimmung der Schwefelsäure, wenn
dsB Filter mit dem Baryumsulfat feucht ver-
brannt wird, in ziemlich kurzer Zeit zu einem
Bieheren Resultate führt, so wird die oben
erwähnte Methode nur da Vortheile bieten,
wo viele Bestimmungen nebeneinander aus-
geführt werden sollen. —os.—
Bequeme Methode zur Entwicklung
von Chlorgas aus Chlorkalk unter
Anwendung des Kipp'schen
Apparates.
Von Clemens Winkler.
Die im Laboratorium noch immer allge*
mein gebräuchliche Methode der Chloigas-
entwickelung unter AnwendungvonBraunstein
ist, abgesehen von ihrem unregelmässigen
Yerlaaf, schon der erforderlichen Erwärmung
halber mit mancherlei Unbequemlichkeiten
verbunden ; vor Allem aber leidet sie an der
Unvollkommenheit, dass man die GkMont-
wickelnng nicht beliebig unterbrechen und
wieder in Gang setzen kann.
Chlorkalk entwickelt schon bei gewdhn-
licber Temperatur mit verdünnter Salasänre
reicblieh Chlorgas, aber bei der pulverformi-
gen Beeebaffenheit desselben ist die Ent-
wickelung eine anfiinglich stfirmische und
dann rasch nachlassende.
Man kann aber Chlorgas mit derselben Be-
quemlichkeit aus Chlorkalk entwickeln, wie
beispielsweise Kohlensäure aus Elalkstein,
wenn man den Chlorkalk unter Anwendung
eine« geeigneten , indüferenten Bindemittels
zu Stficken formt und mit diesen einen ge-
wöhnlichen JC^'sehen Gasentwickelnngs-
apparat fHllt. Als ein für diesen Zweck
brauchbares Bindemittel hat sich der ge-
brannte Gyps erwiesen. Die Formung selbst
wird auf folgende Weise vorgenommen :
Man mengt besten, trockenen Chlorkalk
mit einem Viertel seines Gewichts gebrannten
Gyps auf das Innigste und feuchtet das Ge-
menge mit kaltem Wasser in dem Maasse an,
dass beim Durcharbeiten eine feuchte, bröck-
lige Masse entsteht, die sich nur mit Mühe zwi-
schen denFingern ballen lässtGrössererW asser
Zusatz ist zu vermeiden. Durch kurzes Stampfen
mit einer eisernen Mörserkeule ertheilt man
dieser Masse die erforderliche Homogenität
und schlägt sie sodann in ein auf horizontaler
Grundlage ruhendes, eisernes Kahmengeviert
von 10 bis 12 mm Höhe, wozu man sich
eines flachen, eisernen Schlägels bedient.
Wenn der Bahmen reichlich vollgestampft
ist, breitet man über seinen Inhalt ein Stück
Wachstuch oder Gummiplatte und unterwirft
das Ganze dem Druck einer starken Presse.
Die jetzt fertige viereckige Chlorkalkscheibe
wird dann unter Anlegung einer eisernen
Beissschiene an den sie umschliessenden
Rahmen zu Würfeln geschnitten, dann aus
dem Rahmen heraus und auf eine Holz- oder
Blechunterlage gedrückt und bei einer 20®
nicht überschreitenden Temperatur möglichst
rasch getrocknet. Die noch lose an einander
haftenden Würfel trennt man zwischen den
Fingern und bewahrt sie in gut schliessenden
Gelassen zum Gebrauche auf.
Um diese Würfel sur Chlorentwickelung
zu benutzen, füllt man sie in einen JErpj^'schen
Gasentwickelungsapparat mit eingeschlifiTenem
Glashahn und beschickt diesen im Uebrigen
mit Salzsäure von 1,124 spec. Gewicht, die
vorher mit ihrem gleichen Volumen Wasser
verdünnt worden war. Die angewendete
Säure braucht nicht chemisch rein zu sein,
aber sie darf keine Schwefelsäure enthalten,
weil sonst Auskryitallisation von Gyps ein-
tritt. Der als Bindemittel verwendete Gyps
verursacht dagegen keine Störung; er fällt in
dem Maasse, als der Chlorkalk zur Auflösung
gelangt, als dichtes Pulver nieder und lagert
sich am Boden des Apparates als wenig volu-
minöse Schicht ab.
Die chemische Fabrik von ZT. TrommS"
dorff in Erfurt hat sich bereit erklärt, die
Herstellung und Lieferung von Chlorkalk in
Würfelform an übernehmen.
Ber. d. D. Chem. Ge$. XX, U.
128
Nachweis von Salpetersftnre.
Der Nachweis und die Bestimmang von
Salpetersäure in Trinkwässern von Grandväl
und Lajoux beruht auf der Bildung von
Pikrinsäure und der colorimetrischen Yer-
gleichung der gelbgefarbten Ammonium-
picrinatlösung mit einer ähnlichen Lösung
Ton bekanntem Gebalt. 100 com des Wassers
werden zur Trockne verdampft, 5 Tropfen
Phenolschwefelsäure (18|5 ccm concentrirte
Schwefelsäure, 1,5 ccm Wasser, 3,0g Phenol)
und dann 2 ccm destillirtes Wasser zugefügt,
hierauf mit einem Ueberschuss von Ammoniak
versetzt, filtrirt und mit destillirtem Wasser
auf 100 ccm verdünnt. Als Controlflüssig-
keit dient eine Lösung von 0,936 g Kalium-
nitrat in 1 1 = 0,0005 N205 in 1 ccm oder
0,72214 g Kaliumnitrat in 1 1 = 0,0001 N
in 1 ccm.
10 ccm der Controlflüssigkeit werden in
ähnlicher Weise mit Phenolschwefelsäure be-
handelt und auf 500 ccm verdünnt und hierauf
beide Flüssigkeiten colorimetrisch verglichen.
8. AnaiysL 1885, 19,
Zur Butterprüfung.
Sanitätsrath Dr. TToif/f- Erfurt glaubt auf
Grund seiner Erfahrungen folgende vor-
läufige Prüfung der Butter empfehlen zu
können. Das Verfahren besteht darin, dass
man von der verdächtigen Butter eine grössere
Quantität, etwa 10 bis 15 g mit kochendem
Wasser zusammenrührt. Besteht die Butter
aus reiner Sahne, so wird diese sich nach dem
Erkalten als eine unverbundene, lockere
Sahnenschicht auf der Oberfläche ansammeln ;
im Gegensatz hierzu bildet bei derselben
Manipulation die Margarinbutter wegen ihres
beträchtlichen Talggehalts einen festen Klum-
pen, während die Milchbutter je nach ihrer Be"
schaffenheit sich mehr der Sahnen- oder mehr
der Margarinbutter nähert, sich aber in jedem
Falle durch unverkennbare gröesere Härte
und Gebundenheit von der reinen natürlichen
Butter unterscheidet. Jedes derartige Resul-
tat wird zweifelsohne eine weitere Untersuch-
ung rechtfertigen and daher sollen mit dem
Verfahren die betreffenden Execativbeamten
vertraut gemacht werden, um auf diese Weise
dieselben zu befähigen, eine ständige, vor-
läufige Butterkontrole in derselben Art
vorzunehmen, wie sie eine solche bei der
Marktmilch schon längst ausüben.
Coltunbin.
Zur Darstellung des Colnmbins giebt
Duquesnel folgende neuere Methoden :
Die gepulverte Columbowurzel wird mit
95 proc. Alkohol ausgezogen, der Alkohol ab-
destillirt and der Destillationsnickstand zum
SjTup verdunstet, der mit Chloroform behan-
delt wird. Der nach dem Abdestilliren des
Chloroforms zurückbleibende, darin gelost
gewesene Theil wird mit 60 proc. Alkohol be-
handelt, der nur färbende Stoffe löst, das Co-
lumbin aber nicht auflosst. Das letztere
wird unter Zuhilfenahme von Thierkofale aus
starkem Alkohol umkrystallisirt.
Die Ausbeute beträgt 0,35 bis 0,4 pCt.
Die Angabe über die Eigenschaften des
Columbins sind die schon bekannten, in den
Lehrbüchern enthaltenen ; anffallig ist jedocli
die Angabe, dass sich das Columbin mit
Säuren verbinde, während es nach Angabe
der Lehrbücher (Husemann'Hüger; Pflanzen-
Stoffe) von wässrigen Alkalien gelost and
durch Säuren daraus niedergeschlagen wird.
8, Ärchives de Phamuneie 1887, 7.
J9f 6 XJrneuerung des Abonnentents
bringen wir in geneigte Erinnerung und bitten dringend, die Bestellungen vor
Ablauf des Monats bewirken zu wollen^ damit in der Zusendung keine Unter^
brechung eintritt.
Fehlende Nummern wolle man sofort reclamiren und moar bei derjenigen.
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unserer Expedition kostet jede einsfelne Nummer 25 Pf.
Vom laufenden Jahrgang sowohl, wie von den Jahrgängen 1881 bis 188S
sind noch sämmtliche Nummern eu hohen.
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Dresden, Fillnitzer Strasse 56 adressiren.
Mll.
Berlin, den 17. März 1887.
Nene Folge
Till. Jahrgang
3C
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
la haltt Cfe«MU ■■« FhArwMle. MtUhtilnvgon aas den pharnMcotlsehea Lab^ratorinm der technliobeii Hoeh*
Kitale In Braoniehweig! M. Motit sor Prifntir des Bittennan de I wettert. — Zar Prfifnog der efdclnellen Brom-
talze. — Mitthei langen ant dem offen tlietaen ehemiteben Laboratorlam von Dr. Otto Bebwefstlnger in Dresden.
— Uebar den Blnauss einiger Nentovlsatae anf die Katalyse des Metbyiacelats dnreh Oblorwasserstoflhinre nnd
SehwefeUanre. — Die BlaTdla • Reaetlon. -^ Tartarus borakatas. ~ Hydrarcrmtt oarbolicnm oacydatvm. — Dar-
reiebnag von Fetten bei ebronlsehen Zebr-Krankbeiten. — TeehBisebe Hollseai Ueber die Darttellnng des
Sehwefeleal^oms mit TioUtter PhoepboreeeeDa. — Untersncbnngen ;flber das rascbe Vergilben des Papiers. —
Gerb-Terfabren mittelst Pyrofutein. — Llterstvr luid Krillk. -> MlseeUeBt p-Aeeipbenidin. — aiyeypbylHn. —
Boldoglneia. — Aseptisebe Lamlnarla. — HopeTn. — Vergiftung eto. — Offene CorrespOBdeai. — Akielgea.
Clienile und Pharmade.
Mitiheiliingen ana dem pharma-
cenldaclien Laboratorium der
teehnitohen Hoohschtile in Brann-
Bchweig.
Von H, Beckurts.
S4« Notli znr Prflflang des Bitter-
mandelwassers.
Versetzt man nach Maassgabe der Phar-
inakopöe Bittennandelwasser bis zur be-
ginnenden Undnrchsichtigkeit mit Mag-
fiffiiam hydricQin pultiforme und titrirt
aaeh Znsatz einiger Tropfen Kaliumchro-
maüösong sofort mit V^q N.-8ilbernitrat
bis zur stehenbleibenden Bölhung, so
ftllt, wie Mylius^) zuerst beobachtete,
die Bestimmnng stets zu niedrig aus,
da das chromsanre Silber sich nur lang-
sam mit dem Magnesiumeyanid umsetzt.
Spatere von mir ausgeführte Versuche^)
ergaben, dass ein die Durchsichtigkeit
des Bittermandelwassers aufbebender Zu-
satz von Magnesia eine genaue Bestimm-
0 Pharm. Centralballe 1882, p. 515.
*) ibidem 1883, Nr. 28, p. 333.
ung der Blausäure allerdings, aber nur
in längerer Zeit ermöglicht, ein Üeber-
schuss an Magnesia die BiBaction aber
erheblich beschleunigt loh glaubte diese
Thatsache nur dadurch erklären zu können,
dass das bei der Neutralisation des Bitter-
mandelwassers mit Magnesia entstehende
Gyanmagnesium mit dem eventuell noch
vorhandenen Magnesiumhydroxyd ein
durch chromsaures Silber leichter als das
Gyanmagnesium zersetzbares Doppelsalz
bildet, und stellte Versuche zur Darstell-
ung dieses Doppelsalzes in Aussicht.
Inzwischen hat W. Kübel ^) die von
ihm zuerst dargestellte, überschüssiges,
d. i. ungelösstes Magnesiumhydroxyd ent-
haltende alkalisch reagirende Lösung eines
basisch essigsauren Magnesiums^) als ein
sehr brauchbares Magnesiumpräparat em-
pfohlen. Die Prüfung des Bittermandel-
wassers vollzieht sich mit diesem Prä-
parate^), wie KtJihel vermuthet, in Folge
") Archiv Pharm. (3), XXIV, 1885 p. 82.
*) Archiv Pharm. (3J. XX, p. 620.
B) Zar Darstellaag aesselben giebt KUbd die
folgende Vorschrift : 25 g reine verdünnte Essig-
säure werden mit etwa 100 g Wasser und 10 g
( «
132
des Gehaltes desselben an gelöstem basi-
schen Magnesinmacetat ausserordentlich
schnell und^^ganz sieher. Die von mir
ausgefthrteni versuche bestätigen die An-,
gaben JTtiieZ's — die Umsetzung des
chrbmsauren Silbers mit dem Cranmagne-
sium erfolgt momentan, die Endreaction
ist unzweifelhaft sicher zu erkennen. Da-
mit steht nun die von mir angenommene
Bildung eines Doppelsalzes von Gyan-
majgnesium und Magnesiumhjdroxvd
nicht im Einklang, und weitere Versuche
lehrten, dass die beobachtete langsame
Umsetzung des chromsauren Silbers nicht
auf einer trägen Einwirkung des Cyan-
magnesiums auf das Silberchromat be-
ruht, sondern seine Ursache in der all-
mälig stattfindenden Entstehung des
Magnesiumcjanids aus dem im Bitter-
mandelwasser enthaltenden Cyanwasser-
stoff-Benzaldehyd hat.
Titrirt man nämlich eine wässe-
rige Lösung von Blausäure nach
Zusatz von Magnesium hydricum pulti-
förme und einiger Tropfen Ealiumchro-
matlösung mit Silbernitrat, so erfolgt die
Umsetzung des chromsauren Silbers mit
dem Cyanmagnesium momentan. Die
vollendete Ausfällung der Gyanwasser-
«toffsäure als Gyansilber ist stets un-
zweifelhaft sicher zu erkennen. Die Be-
nutzung des KubeVsehen Beagens be-
schleunigt die Beaction in keiner Weise.
Anders verhält sich das Bittermandel-
wasser. Im Anfange der Titration er-
folgt die Umsetzung des Silberchromats bei
Benutzung beider Beagentien — des ba-
sisch essigsauren Magnesiums und des
Magnesium hydricum pultiforme — gleich
schnell. Nach Verbrauch einiger Gubik-
centimeter Silbemitratlösung beginnt aber
chlorfreie gebrannte Magnesia Tersetzt. Die
Mischung wird snm Kochen erhitzt, wohei sich
die nicht gelöste Magnesia in schleimiges Hydrat
verwandelt nnd anf 150 g mit Wasser yerdflnnt.
Ist die verwandte Magnesia nicht chlorfrei, so
testimmt man ein fttr alle Male, wie yiel Siloer-
lOsnng bei Anwendung von reinem Wasser und
einer bestimmten Menge des Magnesinmpräpa-
rates unter Zusatz von chromsauren Valium
nOthiff ist, um die charakteristische Färbung
des cnromsauren Silbeis herYoizurufen, welche
"enge von der bei der Prflftmg des Bittermandel-
verbrauchten SüberlOsung in Abrechnung
wird.
die Umsetzung des Silberehromates eine
sehr träge zu werden, wenn Magnesium
hydricum benutzt wird, es bedarf dazu
dann eines kräftigen Umsehüttelns und
längerer Zeit, während bei Zusatz des
basisch essigsauren Magnesiums die Um-
setzung des Silberchromats von Anfang
bis zu Ende, d. h. bis zur vollständigen
Ausfüllung der Blausäure als Gyansilber
gleich schnell sich vollzieht.
Dieses erklärt sich dadurch, dass das
gelöstes basisch essigsaures Magnesium
enthaltende KubeTsGhQ Beagens das neben
freier Blausäure im Bittermandelwasser
stets enthaltene Gyanwasserstoff-Benzal-
dehyd sofort unter Bildung von Cyan-
magnesium zersetzt, während das unlös-
liche Magnesiumhydroxyd im Magnesium
hydricum pultiforme jene Verbindung nur
allmälig bei kräftigem UmschQtteln zer-
setzt.
Man kann nun aber nach meinen
mit Herrn stud. pharm. OeUe angestellten
Versuchen das Bittermandelwasser unter
Zusatz von Magnesium hydricum ebenso
sicher und schnell, wie unter Zusatz von
basisch essigsaurem Magnesium titriren,
wenn man die Titration erst V2 Stunde
nach dem Zusatz des Magnesiumhydroxyd
beginnt, in welcher Zeit auch das Cyan-
wasserstofi-Benzaldehyd vollständig unter
Bildung von Cyanmagnesium zersetzt ist.
Zweckmässig lautet deshalb die Vorschrift
zur Prüfung des Aqua amygdalarum
amararum : xl g Bittermandel wasser, mit
54 g Wasser verdünnt, versetze man mit
breiförmigeh Magnesiumhvdroxyd bis
zur Undurchsichügkeit und fQge. einige
Tropfen Ealiumchromatlösung hinzu.
Hierauf lasse man nach Verlauf einer
halben Stunde, innerhalb welcher die
Mischung mehrmals umKeschüttelt wurde,
so lange Zehntel-Normal-Silberlösung zu-
fliessen, bis die bei jedesmaligem Zusätze
entstehende rothe Färbung von Silber-
chromat eben nicht mehr verschwindet.
Die Anzahl der verbrauchten Gubikeenti-
meter Silbemitratlösung mit 0,0027 mol-
tiplicirt, ergiebt die Menge der Blaua&ure.
Braunscbweig, im Februar 1887.
133
Zur Pritfang der ofAcinellen
Bromsalze.
Von Dr. G. Vulpius.
Zur Prüfung auf Chlorgehalt lässt die
Pharmakopoe bei den Brommetallen einen
anderen Weg einscblaffen, als bei den
entsprechenden JodverDindungen. Jod-
kaliiun nnd Jodnatrium sollen bekannt*
lieh durch Fällen mit Silbemitrat in stark
ammoniakalischer Lösung und Ansäuern
des Filirats mit Salpetersäure geprüft
werden, wobei ein etwaiger und fast nie-
mals fehlender Chlorgehalt sich durch
eine Trübung zu erkennen giebt, deren
Starke die Pharmakopoe auf einen be-
stimmten, nämlich nicht bis zur völligen
ündurchsiehtigkeit der Flüssigkeit ge-
steigerten Orä beschränkt hat. Gegen
diese Untersuchungsweise dürfte im Prin-
zipe kaum etwas zu erinnern sein, denn
sie filhrt den gesuchten Körper, das Chlor,
als Chlorsilber in sichtbarer Gestalt vor
Augen, und auch eine Verunreinigung
mit Brommetall würde dabei wohl nicht
ganz unbemerkt bleiben können, da ja
das Bromsilber in verdünntem Ammoniak
wenigstens nicht ganz unlöslich ist.
Der letztere Umstand wird wohl der
Grund gewesen sein, weshalb von Aus-
dehnung dieser Untersuchungsmethode
auf die offieinellen Brommetalle abge-
sehen, zu einer anderen, volumetrischen
Prttfoogsweise gegriffen und eine Maxi-
malmenge von Zehntelnormalsilberlösung
bestimmt worden ist, welche zur voll-
ständigen Ausfüllung von 0,3 g der Bro-
fflide von Kalium, Natrium, Ammonium
genügen soll, wobei eine Toleranz von
wenigen Procenten Ghlormetall schon mit
in Bechnung gezogen ist.
Sieht man sich die Sache genau an,
so wird man sich der Einsicht nicht ver-
sehliessen können, dass der Werth dieser
Methode ftlr die einzelnen of&cinellen
Brommetalle ein verschiedener ist
Beim Bromkalium dürfte derselbe
ein unanfechtbarer sein, denn nicht nur,
virenn dasselbe Chlor entiiält, vnrd der
Terbranch an Silberlösung ein grösserer
werden, sondern auch dann, wenn neben
Ghlormetall die Bromide von Natrium
oder Ammanium vorhanden sind, da diese
beiden Metalle .ein niedereres Äquivalent-
gewicht besitzen, als Kalium, der Effect
dieser Beimischungen bei der Titration
mit Silberlösung sich folglich in gleichem
Sinne, wie bei einem Chlorgehwe, d. h.
in einer weiteren Erhöhung des Silber-
verbrauches äussern würde. Man kann
also nicht in Gefahr gerathen, einen
etwaigen Chlorgehalt zu übersehen, höch-
stens könnte es vorkommen, dass man
letzteren übersehätzen oder vielleicht,
wenn gar kein Chlor, dageeen etwas
Natrium oder Ammonium als Bromid
vorhanden ist, einen dadurch bedingten
Mehrverbrauch an Silberlösung irrtbüm-
licher Weise auf Bechnung eines Chlor-
gehaltes setzen würde. Allein die Ab-
wesenheit von Natrium wird ja dnrch
die Pharmakopoe mittels der allerdings
in Folge ihrer zu grossen Schärfe nnr
relativen Werth besitzenden Flammen-
probe controlirt, und die Gegenwart von
Ammon kann ja leicht durch Erhitzen
mit etwas Kalilauge nachgewiesen wer-
den, wenngleich die Pharmakopoe die
Aufnahme einer derartigen Prüfung nicht
für angezeigt erachtet hat.
Ganz anders liegen nun aber die DiUjge
beim Bromnatrium, denn hier kann
thatsächlich eine Verschleierung auch
des beträchtlichsten Chlorgehaltes durch
gleichzeitige Gegenwart von Bromkalium
statt£nden, da Chlornatrium ein niedri-
geres, Bromkalium aber ein höheres
Äquivalent besitzt, als das zu unter-
suchende Bromnatrium. Daraus folgt, dass
unter Umständen ein durch das vorhan-
dene Chlomatrium veranlasster Mehrver*
brauch an Silberlösung wieder ganz oder
theilweise wieder ausgeglichen werden
kann durch einen Minderverbrauch, wel-
chen gleichzeitig anwesendes Bromkalium
bedingt.
Das Aequivalent des Bromnatriums
ist =s 103, dasjenige des Chlomatriums
» 58,6, jenes des Bromkaliums » 119,1,
somit beträgt die Differenz von deEmeni-
gen des Bromnatriums fbr das Chlor-
natrium 44,5, für das BromkaHum 16,1,
folglich wird eine im umgekehrten Ver-
hältnisse hergestellte Mischung, welche
also aus 78,48 pCt. Bromktuium und
26,57 pCt. Chlomatrium zu bestehen hätte,
genau gleiche Aequivalentgrösse mit
chemisch reinem Bromnatrium besitzen,
134
und ^man wird von einem solchen Ge-
menge beliebig grosse Quantitäten dem
Bromnatrinm beifügen können, ohne dass
die Yolometrisehe Silberprobe davon das
Geringste zn erkennen giebt. Der Silber-
verbraoeh wird genau der nämliehe sein,
wie bei chemisch reinem Bromnatrium.
Daas ein derartig präparirtes Bromnatrium
durch die Forderung der Pharmakopoe
ausgeachlossen sei, wonach die durch ein
blaues Glas betrachtete, durch Erhitzen
am Platindrahte erzeugte Flamme nicht
«dauernd" roth erscheinen darf, wird
sich ftr die Praxis wohl nicht mit
Sicherheit behaupten lassen, weil ja das
„dauernd*' ein etwas unbestimmter Begriff,
ein kleiner Ealiumgehalt nothgedrungen
gestattet, die Grenze zwischen diesem
und einem unzulässigen grossen, aber
durch die Flammenbeobachtung schwer
zu ziehen ist.
Aehnlich liegt der Fall für Brom-
ammonium. Auch hier wird ein Ge-
halt an Chlorammonium bei der Silber-
probe verdeckt werden können durch
gleichzeitige Anwesenheit von Brom-
natrium oaer Bromkalium, oder von bei-
den. Nur gestaltet sich die Sache da-
durch etwas günstiger, dass man eben
beim Bromammonium in der Erhitzung
ein einfaches Mittel an der Hand hat,
um die Abwesenheit des nicht flüchtigen
Natrittm- und Ealiumbromids mit Sicher-
heit zu constatiren, wenngleich die Phar-
makopoe die Forderung vollständiger
Flüchtigkeit des Bromammoniums nicht
ausdrücklich formulirt, sondern die Flüch-
tigkeit des Salzes nur unter den Eigen-
schaften erwähnt.
Unter diesen Umständen dürfte sich,
wenn nicht für alle drei officiuellen Brom-
salze, so doch für das Bromnatrium, sei
es an Stelle der seitherigen volumetri-
sehen Prüfungsweise oder neben ihr, die
Aufnahme einer anderen, derjenigen des
Jodnatriums nachgebildeten Probe auf
Chlorgehalt empfehlen. Nur wird man
hier in Anbetracht der Löslichkeit des
Bromsilbers in starkem Ammoniak den
Zusatz von letzterem beträchtlich, viel-
leicht auf ein Zehntel, verringern müssen.
Die zu gestattende Trübung beim Ueber-
s&ttigen des vom Bromsilber geschiede-
nen Filtrais mit Salpetersäure hängt von
dem Chlorgehalte ab, welchen man höch-
stens zulassen will, und hierüber wird
die Pharmakopöecommission sich zu ent-
scheiden haben.
Mittheilungen au8 dem öffentlichen
chemischen Laboratorium von
Dr. Otto SchweisBinger zu Dresden.
7. Werthbestimmnng einiger narko-
tischer Extracte.
Von C. Schnabel,
Von der Firma Gehe & Co. wurde uns
eine Auswahl zumeist trockener Extracte
zur Verfügung gestellt Unter denselben
befand sich ein schön gelblichweises Ex-
tract. Scillae spirit., ein ganz hellbraunes
leichtes Extract. ßtrychni, Extract. Gan-
nabis Indicae sicc. c. Dextrine und die
Ghinapräparate von dem hellsten Extract.
Ghinae regiae frig. par. bis zum dunkel-
braunen Extract Ghinae sucei rubrae
Ph. G. IL Alle diese Extracte waren
von verhältnissmässig heller Farbe, leich-
ter, blasiger Form und Hessen sich ohne
Mühe zu einem sehr feinen Pulver zer-
reiben. Hervorzuheben ist noch, dass
diese Extracte auch nach häufigerem
Oeffnen der Gef&sse ihr gutes Aussehen
bewahrten und nach mehrmonatliehem
Aufbewahren nicht zusammengeballt wa*
ren. Dass die Flaschen wieder gut ver*
schlössen werden, ist hierbei nat&rlich
Bedingung.
Wir nahmen Gelegenheit, einige der
hier angeführten narkotischen Extracte
auf ihren Alkaloidgehalt zu prüfen und
benutzten dazu das von Dieterieh (Pharm.
Gentralhalle Nr. 8, 1887) angegebene Ver«-
fahren.
Es ergaben sich dabei folgende Be-
sultate :
1. Extr. Belladonn. Ph. G. spiss.
1,156 Alkaloid.
2. Extr. Belladonn. Ph. Austr. e radice
a) spiss. 2,03 pGt Alkaloid,
b) sicc. c. dextrino 0,896 pOt.
8. Fxtr. Hyoscyam. sicc. Ph. ö. L
0,491 pGt. Alkaloid.
4. Extr. Hyoscyam. sicc. Ph. G. IL
0,318 pGt Alkaloid.
6. Extr. Strychni Ph. G. IL
16,92 pGt. Alkaloid.
135
V
?♦
T1
»»
Hierzu ist noch Folgendes zu be-
merken: Von einer zweiten Extraetion
des Extr&ct-Ealkgeoiiscbes, wie sie Die-
terich vorschreibt, wurde Abstand ge-
nommen; dagegen wurde die Dauer des
Proeesses um etwa eine Viertelstunde
verlängert.
P's ist wesentlich, dass man den Kalk
auf das Extract nicht zu lange einwirken
lässt, sondern alsbald nach dem Fertig-
stellen der JMischung das fast trockene
Pulver in den Extractor bringt und mit
Aetber befeuchtet. Durch längere Ein-
wirkung des Kalkgemisches wird das
Alkajöfd vollkommen zersetzt, was durch
die hier wiedergegebenen Zahlen belegt
sein möge.
Eg worde die fertige trockene Extract-
Kaikmiechnng in dem Falle 6 einen Tag,
in den Fällen 7 und 8 zwei Tage bei
Seile gestellt, und es wurden gefunden:
Extr. Belladonnae Ph. G, II:
6. 0,217 pCt. Alkaloid.
7. 0,108
8. 0,043
Zur Extraetion wähle man namentlich
in warmen Räumen statt der einen Bfick-
flussrohre ein System von 3 Röhren.
Mit der Watte sei man nicht zu spar-
sam, verstopfe vielmehr die Abflussröhre
mit einem kleinen Wattepfropf und drücke
ausserdem noch in den unteren Theil
des Extractionsgefässes eine Watteschicht
von ungef^r ^^ ^^ Höhe leicht ein.
Man ist dann sicher, dass keine Kalk-
theijchen mitgerissen werden können.
äei der Titration empfiehlt es sich,
besonders wenn man genöthigt ist, bei
Lieht zu arbeiten, zur genauen Erkenn-
ung der Farbengrenze für jeden einzel-
nen Fall eine uontrolflüssigkeit herzu-
stellen, nämlich eine der zu untersuchen-
den Flüssigkeit annähernd gleiche Menge
destillirten Wassers mit einer gleichen
Tropfenzabl der Rosolsäurelösung zu ver-
setzen. Bei älterer Lösung, welche durch
aufgenommenes AmmoniaK dunkelroth ge-
färbt ist, ist es nöthig, auch die Control-
flössigkeit mit Vioo Normal-Schwefelsäure
bis zum völi^en Verschwinden der rothen
Farbe zu ätnren. Selbstverständlich muss
man die hier erhaltene Zahl (auf 2 Tropfen
Bosolsäurelösung z. B. 0,2 ccm Hundertstel
Normalsäure) von der zur Sättigang der
Base nötbigen Säuremenge abziehe.
Zum Schlüsse sei noch der Untersuch-
ung von zwei, im Juni 1886 von Dr.
Schtveissinger hergestellten Belladonna-
extracten erwähnt, deren Alkaloidgehalt
schon früher von Dr. Schweissinger nach
der bereits (Pharm. Centralb. 1886, Seite
492) beschriebenen Ausschüttelungsme-
thode bestimmt war.
Es ergaben sich:
Extract Extract
aus Bl&ttern ans Stengeln
Juni 1886 1,98 pCt. Alk. 1,05 pCt. Alk.,
Febr. 1887 1,71 „ „ 0,90 „ „
Der Unterschied im Gehalte ist zum
kleineren Theile wohl auf eine bei den
in sehr kleinen Mengen aufbewahrten
Extracten vorgegangene Zersetzung, zum
grösseren Theile aber wohl darauf zu-
rückzuführen, dass seiner Zeit von Dr.
Schfceissinger die dreifache Menge des
Extractes angewendet worden war.
Ueber den Einfluss einiger Neu«
tralBalze auf die Katalyse des
Hethylacetats duroh Chlorwasser-
stofbäure und Schwefelsäure.
Von H. Trty,
Im Verlaufe seiner „ehemischen Affinit&ts-
bestimmungen" hatte Herr Ostwald einen
interessanten Unterschied zwischen einbasi-
schen und zweibasiscben S&aren aufgefunden.
Es ergab sich, dass die chemische Wirksam-
keit der zweibasischen Säuren durch die Ge-
genwart ihrer Neutralsalze geschwächt wird,
diejenige der einbasischen Säuren dagegen
durch das gleiche Moment beträchtlich erhöbt
wird.
Bestimmt man z. B. die Menge Scbwefel-
zinky welche eine Salzsäure gewisser Concen-
tration einmal für sich allein, ein anderes
Mal in Gegenwart Yon Cblomatrium wirkend,
unter Zersetzung in Chlorzink und Schwefel-
wasserstoff zu lösen vermag , so ergiebt sich
im zweiten Falle ein erheblich höherer Betrag.
Umgekehrt vermag Schwefelsäure in Gegen-
wart von Natriumsulfat nur ein geringeres
Quantum von Schwefelzink zu zersetzen, als
für sich allein wirkend.
Die Erscheinung war von Herrn Ostwald
an mehreren Beispielen ähnlicher Art verfolgt.
136
Auf seine VeranlassuDg hat nun Herr Trey
im Laboratorium des Polytechnicums zu Riga
das Versucbsmaterial auf einen chemischen
Process anderer Art ausgedehnt. Das Methyl-
acetat (Essigsäuremethylester, CHs . CO . 0 .-
CHa) wird bei der Einwirkung von verdänn-
ten Säuren entsprechend dem Verhalten aller
Ester nach der Gleichung :
CHa . CO . 0 . CHs + HaO
= CH3 . COOH + CHa . OH
unter Wasseraufnahme in Essigsäure und
Methylalkohol zerlegt. Die Geschwindigkeit
nun, mit welcher diese Beaction unter der
Einwirkung der Salzsäure verläuft, wird er-
höbt, wenn man der Salzsäure Chlornatrium,
Chlorlithium u. s. w. zusetzt. Bewirkt man
die Beaction dagegen durch Schwefelsäure,
so beobachtet man bei Zusatz von Natrium-
sulfat oder anderen Sulfaten eine Verzögerung
der Beactionsgeschwindigkeit.
Die Schwächung, welche die zweibasischen
Säuren durch die Gegenwart ihrer Neutral-
salze in ihrer Wirkungsweise einfahren , hat
nichts Auffallendes. Durch die Constitution
der zweibasischen Säuren ist ja die Fähigkeit
bedingt, saure Salze zu bilden. Freie Schwefel-
säure tritt also z. B. mit Natriumsulfat in
chemische Beaction, indem sich nach der
Gleichung :
H2SO4 4. Na2S04 = 2NaHS04
saures Natriumsulfat bildet. Durch diese
Beaction wird eine gewisse Menge Schwefel-
säure verbraucht und demnach dem Haupt-
process entzogen. Für die höchst merkwürdige
Thatsache indess, dass die einbasischen Säuren
durch Gegenwart ihrer Salze erhöhte Wirk-
samkeit erlangen, ist es noch nicht gelungen,
eine befriedigende Erklärung zu finden.
Naturw. Bundschau, II, 4.
ie Elaldin- Beaction.
Nach Prof. FifiJcener ist es durchaus nicht
gleichgültig, wie man die Elaidin - Probe an-
stellt. Fugt man zu lOccm reinen Olivenöls
in einem verschliessbaren Beagensglase Iccm
Salpetersäure von 1,4 spec. Gewicht und 0,4g
metallisches Kupfer in etwa 1 mm starken
Spänen, so beginnt die Einwirkung der Säure
auf das Kupfer sofort unter merklicher Tem-
peraturerhöhung und ist nach einer halben
Minute wesentlich beendet. Schüttelt man
den Inhalt des Beagensglases durch einander,
so werden die rothen Dämpfe , die sich ober-
halb des Oels befanden, absorbirt, und das
Oel, auf 10 bis 12^ abgekühlt, erstarrt inner-
halb 30 Minuten zu einer vollständig festen
Masse. Ersetzt man die Salpetersäure durch
Schwefelsäure von 1,53 spec. Gew. und das
Kupfer durch eine concentrirte Losung von
salpetrigsaurem Kali, so bilden sich rothe
Dämpfe wie vorhin. Beim Schütteln werden
dieselben absorbirt, aber das Oel , auf 10 bis
12^0. abgekühlt, erstarrt auch nach 24 Stun-
den nicht.
Behandelt man das Oel auf gleiche Weise
mit Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. nnd
salpetrigsaurem Kali, so fängt das Oel erst
nach etwa 12 Stunden an fest zu werden.
Nimmt man Salpetersäure von 1,4 spec. Gew.
und salpetrigMrares Kali, so tritt die Erstarr-
ung nach 3 Stunden ein. Beim Mischen dea
Oels mit Salpetersäure von 1,4 spec. Gew.
ohne einien andern Zusatz erstarrt das Oel
nicht. Ein Gemisch aus gleichen Volumen
rauchender Salpetersäure und Wasser bringt
das Oel nach 4 Stunden zum Erstarren.
Werden salpetrigsaure Dämpfe durch das Oel
geleitet, so tritt die Erstarrung erst nach
mehreren Stunden ein. Wendet man statt der
Kupferspäne Quecksilber an, so hält die Ein-
wirkung der Säure auf das Quecksilber länger
an , und die Erstarrung des Oels geht nicht
so schnell vor sich. Bei Anwendung von
0,8 g Kupfer statt 0,4 g auf Iccm Salpeter-
säure wird die Erstarrung nicht geändert.
Verdoppelt man die Menge des Kupfers and
der Salpetersäure, so erstarrt das Oel später.
Wird die Menge der Salpetersäure und des
Kupfers halbirt, so wird das Product fester.
Ein Ersatz der Kupferspäne durch Kupfer
in einem Stück ändert die Erstarrung nicht
merklich. Stellt man eine Probe einer durch
gelindes Erwärmen erhaltenen Lösung von
reinem Elaidin in der gleichen Menge reinen
Olivenöls eine halbe Stunde in Wasser von
10^ C. und darauf in Wasser von 15^ C, so
ist am folgenden Tage diese Probe fester als
eine andere, die von Anfang an in Wasser
von 15^ C. gestanden hat.
Nach den angeführten Versuchen ist die
Elaidin - Beaction so auszuführen, dass die
Umstände bei der chemischen Einwirkung
und bei der Erstarrung möglichst dieselben
sind. Salpetersäure und Kupfer haben die
Erstarrung am besten herbeigeführt und iftsst
sich hierbei der Verlauf der Beaction auf eine
137
einfiche Weise hinreichend gleichmässig
machen.
Die Besnltate für die verschiedenen Ver-
sache sind in 10 Tabellen zusammengestellt,
ans denen sich absolut sichere Schlüsse noch
nicht ziehen lassen. Das Wenige, was daraus
sicher hervorgeht, ist, dass
1. von den untersuchten Oelen das reine
Olivenöl (Nizza-Speiseöl) unter allen Beding-
ungen am schnellsten erstarrt, Baumwoll-
samenöl , Mohnöl und Leinöl jedweder Pro-
venienz aber nicht erstarren.
2. dass Klauenfett (Ol. pedum Tauri) und
Erdnussöl (Arachis - Oel) — besonders aber
das erstere — hinsichüich des Beactions-
producta der Elaidin-Reaction dem guten
Olivenöl am nächsten stehen und sich ledig-
lich durch die längere Erstarrnngsdaner von
ihm unterscheiden lassen.
3. dass Gemische zweier Oele durchaus
ahwdchende Resultate geben und dass mithin
die Elaidin-Reaction bei Gemischen keinen
festen Anhalt bietet.
Mitth, d. eh. techn. Vers. A.
Tartarus boraxatus.
Cr. Vidpius macht darauf aufmerksam, dass
der Tartarus boraxatus des Handels vielfach
nicht den , allerdings ziemlich strengen An-
forderungen, welche die deutsche Pharma-
kopoe an dieses, aus 2 Th. Borax und 6 Th.
Weinstein durch Lösen in 20 Th. Wasser und
Entfernung des Lösungsmittels durch Wärme
zu bereitende Präparat stellt, genügt. Es
soll u. A. die mit Salpetersäure angesäuerte
lOproc. wässrige Lösung durch Baiyumnitrat
gar nicht verändert und durch Silbemitrat
nur schwach opalisirend getrübt werden.
Nun war es im vorigen Sommer thatsächlich
nicht möglich, einen Tartarus boraxatus durch
Vermittelung einer Drogenhandlung oder di-
rect ans einer chemischen Fabrik zu erhalten,
welcher diesen beiden Forderungen gleich-
zeitig genügt hätte, eine Erfahrung, deren
Erinnerung durch eine ähnliche Mittheilung
von anderer Seite unlängst wieder aufgefrischt
wurde, und deren Erwähnung vielleicht ge-
eignet ist, einerseits die Werthschätzung des
pfaarmaceutischen Laboratoriums für Selbst-
darstellung von Präparaten wieder zu er-
höben, andererseits auch solohen Stiefkindern
der Fabrikation eine erhöhte Aufioaerksam-
keit zu verschaffen.
£in Widerspruch existirt freilich zwischen
den Forderungen, welche die Pharmakopoe
an die Reinheit des Präparates einerseits, an
diejenige der zu seiner Herstellung dienenden
Materialien andererseits gestellt hat. Während
nämlich dem dabei verwendeten Borax eine
opalisirende Trübung durch Bariumnitrat
nachgesehen wird, soll die Lösung des Borax-
weinsteins dadurch nicht geföllt und , da von
Gestattung irgend einer Trübung überhaupt
nicht die Rede ist , also wohl auch sonst in
keiner Weise verändert werden. Zum Glücke
bietet die Erlangung eines völlig schwefel-
säurefreien , also in seiner Reinheit über die
Anforderungen der Pharmakopoe hinaus-
gehenden Borax längst keine Schwierigkeiten
mehr, und ist damit die Möglichkeit der
Selbstherstellung eines völlig ent-
sprechenden Boraxweinsteins an
die Hand gegeben.
Chemiker-Zeitung 18S7, Nr. 20.
Hydrargymm oarbolicum
oxydatum.
Dr.JTaWiScAadeÄ^inNeisse berichtet in den
Monatsheften f. pract. Derm. VI, 195 über
das obengenannte Präparat, welches er gegen
Sjphilis empfiehlt. Dasselbe wird dargestellt
durch Fällen einer verdünnten wässrigen Su-
blimatlösung mit einer concentrirten alko-
holischen Lösung von Kaliumphenol. Es
entsteht ein gelblicher bis weisser Nieder-
schlag, welcher auf ein Papierfilter gebracht
und so lange mit destillirtem Wasser gewaschen
wird, als die Waschflüssigkeit noch Ohlor-
reaction giebt, dann wird über Schwefelsäure
getrocknet. Das so gewonnene Product soll
die Zusammensetzung (CeHöO)«Hg + H2O
besitzen. (In den Lehrbüchern ist angegeben,
dass beim Zusammenbringen der Lösungen
von Raliumphenol und Sublimat ein rother
Niederschlag entstehe, die Zusammensetzung
dieses Niederschlages sei wahrscheinlich
CsHsO . Hg(OH) , sichere Angaben darüber
fehlten jedoch. Es werden wahrscheinlich, da
die Salze des Phenols wenig beständig sind,
je nach der Concentration der Lösungen ver-
schieden zusammengesetzte Verbindungen
erhalten. Die Angaben Dr. Schadek^B über
die Zusammensetzung seines Präparates sind
etwas dürftig, seine Mittheilungen über das
Verhalten des Präparates gegen Reagentien
berücksichtigen die allgemeinen Reactionen
der Salze des Phenols sehr wenig.
138
Das Hydrargyrum carboliQum oxydatum
wird in Pillenform gegeben und soll vorzüg-
lich vertragen werden. Gleichzeitig macht
Dr,Schadek darauf aufmerksam, dass im Handel
ein Hydrargyrum earbolicum cryst. czistire,
welches die Zusammensetzung (C6H&)2Ug habe
und mit seinem Präparat nicht verwechselt
werden dürfe.
(Diese Phenylverbindung wird aus Brom-
benzol und Natrium am algam hergestellt,
schon die Bildungsweise ergiebt, dass im
chemischen Sinne die Präparate weit von ein-
ander entfernt sind.) e.
Darreichung von Fetten bei
chronischen Zehr - Krankheiten.
Bei chronischen Krankheiten mit grosser
Abmagerung, in denen es erwünscht ist, dem
Fettschwund entgegen zu treten, stellen sich
der Darreichung von Fett grosse Hindernisse
entgegen. Die Fette werden bekanntlich im
Magen nicht verändert, sondern hindern sogar,
bei Körpertemperatur flussig geworden , die
Verdauung, indem sie die Nahrung wie eine
Kapsel umhüllen und auf diese Weise die
Einwirkung des Magensaftes auf die Albumi-
nate unmöglich machen oder doch wesentlich
verzögern. Nur ein kleinen Theil der Fette
wird im Magen gespalten (das dabei frei-
werdende Glycerin , welches leicht Zersetz-
ungen erleidet, giebt hierbei zu anderen
Uebelständen Veranlassung), dies geschieht
weiter abwärts im Darm, hauptsächlich durch
die Bauchspeicheldrüse, während die Galle
die Fette zu in Wasser löslichen Seifen um-
wandelt und dann resorbirt. Da also nur die
Fettsäuren verdaut werden, giebt Prof. /Seno^r
entweder einen den Fetten nahestehenden
Körper, Wallrath (chemisch gedacht ist Wall-
rath ein Wachs, es besteht hauptsächlich aus
Palmitinsäure, Cetyläther kann also bei der
Spaltung kein Glycerin liefern), oder er giebt
freie Fettsäuren oder Seife in Pillenform.
Prof. Liebreich schlägt vor, saure Seifen,
welche sich leichter zerlegen , zu geben nnd
hierbei insbesondere die höheren Fettsäuren,
von der Myrixtinsäure angefangen , zu be-
nützen.
Jedenfalls bietet sich hier ein Feld zur
Herstellung neuer Präparate.
Verhandle d. Berl. med. Ges.
durch deutsch. Med.-Zeit.
Tecbnisclic MTotlzen.
üeber die Darstellung des
Schwefelcalciums mit violetter
Fhosphorescenz.
Von A. Vemeuü.
Im Handel kommt ein Schwefelcalcium
vor, das durch den Glanz und- die Dauer
seiner violetten Phosphorescenz sich aus-
zeichnet und dessen Herstellung bis jetzt
Geheimniss war. Nach der Analyse besteht
dieses Product aus ungeföhr 37 pCt. einfach
Schwefelcalcium, 50pCt. Kalk, 7 pCt. schwefel-
saurem Kalk und 5 pCt. kohlensaurem Kalk
neben Spuren von Kieselsäure, Magnesia,
Phosphorsäure und Alkalien. Das Vorhanden-
sein kieseliger Foraminiferen schalen lässt
darauf schliessen, dass der benutzte Kalk aus
den Schalen von Seethieren dargestellt wurde.
Wenn man Austernschalenkalk mit Schwefel
in den Verhältnissen, die der Zusammensetz-
ung des „Phosphors von Kanton ** entsprechen,
glüht, erhält man nichtsdestoweniger Körper
von nur geringem Phosphoresceuzvermögen.
Verf. kam daher auf die Vermuthung , dass
ein Körper , der der Analyse entgangen war,
jene Eigenschaften bedinge , und fand in der
Tfaat , dass der Phosphor von Kanton einer
kleinen Menge Schwefelwismut seine
Phosphorescenz verdankt.
Hiemach ist als beste Arbeitsweise za em-
pfehlen : 20 g Kalk aus den Schalen von
Hypopns vulgaris (Riesenmuschel) werden
fein gepulvert , dann innig mit 6 g Stang^en-
Schwefel und 2 g Stärke gemengt. Man ^iesst
über das Pulver 8 ecm einer Lösung, die aus
100 ccm absolutem Alkohol, 0,5 g Wismat-
subnitrat und einigen Tropfen Salzsäure her-
gestellt worden ist , tropfenweise zu und er-
zielt dadurch eine passende Vertheilung des
Wismutsalzes in der ursprünglichen Masse.
Nach dem Verdunsten des Alkohols an der
Luft wird die Masse im bedeckten 'Piegel
20 Minuten lang auf helle Kirschroth^lutfa
erhalten , wozu ein Holzkohlenofen oder ein
Ferro t*scher Gasofen benutzt wird. Man lüsst
den Tiegel erkalten , hebt die dünne Schiebt
von schwefelsaurem Kalk ab, pulvert clen In-
halt und erhitzt nochmals eine halbe Stunde
139
lang auf dieselbe Temperatar. Wenn die
Hitze nicht zo gross war, bildet die Masse
kleine KÖmer, die kaum an einander backen
und durch schwachen Druck sich leicht zer-
theilen lassen ; ein nochmaliges Pulvern ist
zu vermeiden , weil dadurch die Phosphor-
escenz erheblich vermindert wurde.
Der Verf. hat auch Versuche angestellt,
um die grüne Phosphoreseenz , weiche man
mit Schalenkalk und Schwefel allein erzielt,
durch andere Metalle zu erhöhen und zu Sn-
dern. Ohne bemerkenswerthe Wirkung sind
die Sulfide von Antimon , Cadmium , Queck-
silber, Zinn, Kupfer, Platin, Uran, Zink und
Molybd&n ; die Phosphoreseenz , welche die
Hasse mit kleinen Mengen dieser Salze an-
nimmt, wechselt von gelb - grün bis bläulich-
grun; aber der Glanz des ausgestrahlten
Lichtes nach der Insolation nimmt nicht
merklieh zu. Die Sulfide von Kobalt, Nickel,
Eisen und Silber drucken die Phosphoreseenz
berab, Mangan giebt die schon von Becquerel
beobachtete Orangefarbe. Die Menge des
If etallsalzes kommt hierbei in Betracht , wie
folgende Versuche zeigen. Eine Masse aus
100g Schalenkalk, 30g Schwefel, 10 g Stärke
und 0,035 g Bleizucker liefert eine schön
gelblicb-grüne Phosphoreseenz; nimmt man
auf dasselbe Verhältniss 0,400 g Bleizucker,
so wird die Phosphoreseenz gelblich -weiss
und sehr scliwach. Mit l)60g erhöht sich die
gelbe Farbe, mit 3,50 g ist das ausgestrahlte
Licht orangefarben , ähnlich der durch Man-
ganznaatz bewirkten Farbe. Noch grössere
Mengen Bleizucker färben das Product grau
usd die Phosphoreseenz verschwindet.
Die Versuche lehrten ferner, dass Schwefel-
ealciam an sich keine dauernde Phosphor-
eseenz besitzt und lassen vermuthen, dass die
idiwache Phosphoreseenz mancher Producte
auf dem Dasein von Verunreinigungen beruht.
Dass kleine Mengen fremder Substanzen
einen grossen Einflnss auf die Art und Stärke
der Phosphoreseenz ausüben können, wird
bestätig durch Versuche mit Strontian : wird
Chlorstrontium mit kohlensaurem Ammon
geßlllt und der kohlensaure Strontian (100 Tb.)
mit Schwefel (30 Tb.) und arseniger Säure
{.5 Tb.) geglüht, so hat das Product eine leb-
haft grünlich - blaue Fluorescenz; war das
Carbonat durch doppelt kohlensaures Natron
geeilt und gut ausgewaschen, so ist die Phos-
phoreseenz lebhaft gelb. Diese Verschieden-
heit rührt von kleinen Mengen Natron her.
da der Zusatz von Soda (^/looo) zu dem ersten
Satze dieselbe Wirkung besass.
Chem, tet^n. C-Am,
Untersuchungen über das rasche
Vergilben des Fapieres.
Von Jul. Wtesner.
Das rasche Vergilben der Papiere wird der-
zeit ausschliesslich dem Holzschliffpapiere zu-
geschrieben. Aus Nadelholz erzeugtes Papier
soll der Verg^lbung mehr unterliegen als
Papier, welches aus Laubholz bereitet wurde.
Aus jungem Holze erzeugte Papiermasse soll
besonders rasch vergilben. Viele betrachten
auch diese Art der Vergilbung als eine durch
Feuchtigkeit begünstigte rasche Hnmificirung
der Holzfasern des Papieres. Dieser Ansicht
scheint auch Hoyer hinzuneigen , obwohl
einige seiner Angaben vermuthen lassen, dass
er auch dem Lichte, ja sogar dem Ammoniak-
gehalte der Atmosphäre eine Rolle bei diesem
Processe zuschreibe.
Zu seinen Versuchen dienten dem Verfasser
zunSchst Papiere , welche nach Ausweis der
von ihm vorgeschlagenen Phloroglucin probe
reich an Holzsubstanz waren und die bei mi*
kroskopischer Untersuchung als Holzschliff*
papiere sich erwiesen.
Stücke solchen Papieres wurden dem un-
mittelbaren Sonnenlichte ausgesetzt und von
Zeit zu Zeit mit Proben desselben Papieres
verglichen, welche vor Einwirkung selbst des
schwächsten Lichtes geschützt waren. Bei
hohem Sonnenstande und nahezu senkrechtem
Einfalle der Sonnenstrahlen Hess sich schon
nach einer Stunde der Beginn des Vergilbens
erkennen. Da bei jenen Temperaturen, wel-
chen die Papiere während der Bestrahlung
ausgesetzt waren, im Dunkeln keine Veränder-
ung wahrnehmbar wurde, so musste geschlossen
werden, dass das Licht bei der Vergilbung der
Holzpapiere betheiligt ist.
Wird ein Stück desselben Papieres in der
TorricelU'BQhen Leere dem Sonnenlichte aus-
gesetzt, so stellt sich auch nach monatelanger
Einwirkung keine Spur einer Vergilbung ein,
selbst wenn man im Quecksilber etwas Wasser
aufsteigen lässt und das Probepapier alsbald
im feuchten Räume sich befindet. Dieser Ver-
such zeigt, dass auch die Luft bei der Ver-
gilbung betheiligt ist, und es kann wohl, na-
mentlich mit Rücksicht auf den Umstand,
dass Stickstoff und Kohlensäure dem Holz-
140
8chli£[papiere gegenüber sich völlig indifferont
verbalten , keinem Zweifei unterliegen , dass
die Yergilbung des Holzpapieres ein durcb
das Licht bedingter Ozjdationsprocess ist.
Die Stärke des Lichtes, ganz besonders aber
die Brecbbarkeit desselben (Lichtfarbe) haben
auf die Vergilbnn'g der Holzpapiere grossen
Einflnss, wie sich aus folgendem Versuche
ergiebt.
Verf. füllte eine doppelwandige Glasglocke
{Senebier'Bche Glocke) mit einer Lösung von
doppeltchrom saurem Kali, eine zweite mit
schwefelsauremKupferoxydammoniak. Schich-
tendicke und Lösung waren so gewählt, dass
die eine Glocke — kurz die „gelbe Glocke*'
genannt — blos Koth bis Grün, die andere
— „blaue Glocke" — Grün bis Violet durch-
lässt. Während unter der blauen Glocke, na-
mentlich im Sonnenlichte, sehr rasch die Ver-
gilbung des Holzschliffpapieres sich einstellt,
ist dieselbe im diffusen Tageslichte gar nicht
abzuwarten, so schwach ist die Wirkung. Da
nun, wie bekannt, photographisch empfind*
liehe Platten und Papiere (z. B. das Tälbot'-
sehe Papier) ein gleiches Verhalten unter den
beiden Glasglocken darbieten, so folgt, dass
es ähnlich der Wirkung des Lichtes gegenüber
den Silbersalzen vorwiegend die stark brech-
baren Strahlen sind (blaue bis ultraviolette),
welche die Vergilbung des Holzschlifipapieres
bedingen.
Einige chemische Veränderungen, welche
Folge der Vergilbung sind, lassen sich leicht
und mit Sicherheit feststellen. Um ein rich-
tiges Verständniss dieser Verhältnisse zu er-
möglichen, schildert Verf. die chemische Be-
schaffenheit der verholzten Zellwand in Kürze.
Man nahm früher an , dass in den verholzten
Geweben neben Cellulose noch ein anderes
chemisches Individuum, der Holzstoff (Lignin)
vorkomme. Diese auch mit dem sehr unpassend
gewählten Worte „inkrustirende** Materie be-
zeichnete Substanz ist nun nach den haupt-
sächlich vom Verfasser und seinen Schülern
ausgeführten Untersuchungen ein Gemenge
mehrerer Körper, unter welchen Vanillin,
Coniferin, femer eine durch Salzsäure sich
gelb färbende, nicht näher bekannte Substanz
und mehrere Gummiarten nie fehlen. Das
Vanillin, welches nach des Verfassers Unter-
suchungen die sogen. Holzstofireactionen be-
dingt , ist am sichersten durch Phloroglucin
und Salzsäure, das Coniferin durch ein Ge-
menge von Phenol, Salzsäure und chlorsaurem
Kali nachzuweisen, welche Reagentien das
Coniferin durch eine besonders im Sonnen-
lichte stark hervortretende Blaufärbung zu
erkennen geben.
Im Lichte wird nun im Papiere die durch
Salzsäure sich gelb , färbende Substanz nicht
zerstört , wohl aber Coniferin und Vanillin.
In stark am Sonnenlichte gebräuntem Holz-
schUffpapiere ist in der Begel kein Coniferin
durch Phenolsalzsäure nachweisbar. Hin-
gegen lässt sich die Gegenwart des Vanillins
feststellen. Allein ein Vergleich mit frischem
Holze oder frischem , noch nicht vergilbtem
Holzschliffpapiere lehrt, dass das Vanillin bei
der Vergiibung stark abgenommen hat.
Weiter lässt sich noch feststellen, dass die
Stärkemenge in dem am Lichte vergilbten
Papiere abgenommen hat, indem dasselbe im
Vergleiche zu dem übrigen Papiere mit
wässeriger Jodlösung nur eine sehr schwache
Blaufärbung annimmt, selbst wenn man früher
mit Salzsäure angesäuert hat. Das am Liebte
vergilbte Papier wird durch Kalilauge stark
braun. Weder durch Wasser, noch durch
Aether und Alkohol lässt sich ein vergilbtes
Papier entfärben, auch dann nicht, wenn
Siedehitze angewendet wird.
Da es die Bestandtheile der verholzten
Zellwand sind, welche die im Lichte sieh ein-
stellenden Veränderungen des Papieres be-
dingen, so ist es eigentlich selbstverständlich,
dass erstens alle diejenigen Papiere, welche
irgend welche verholzte Gewebsbestandtbeile
enthalten, dieselbe Erscheinung zeigen müs-
sen, und dass Holzstoffpapiere , deren Faaem
von der sogen. Holzsnbstanz vollkommen be-
freit wurden, der Vergilbung nicht unter-
liegen. Zu den letzteren sind die in neuerer
Zeit so viel gebrauchten, im Vergleiche zu
Holzschli^apieren so guten Holzstofipapiere
zu zählen, deren Fasern durch chemische
Mittel aus dem Holze gewonnen wurden. Aas
Juteabfallen bereitete Papiere verhalten aicli,
da die Jutefaser, wie Verf. zuerst zeigte, sehr
stark verholzt ist, wie Holzschlifl^apiere.
Strohstoff enthält namentlich in den GeflUsen
Holzsubstanz. Ist Strohstoff nicht vollständig
gebleicht, so vergilbt ein daraus bereitetes
Papier, aber selbstverständlich weniger als
Holzschliffpapier. Aus völlig unverholzten
Fasern bestehende Papiere (aUe guten Sorten
von reinem Hadernpapier) unterliegen gar
nicht der Vergilbung. Im Lichte sowohl , als
im Finsteren der Luft ausgesetzt, behalten
141
sie vollständig ihre ursprüngliche Farbe, wenn
nnr dafür Sorge getragen wird , dass auf die-
selben kein Staub auffällt.
Die kleinen Mengen von Ammoniak, welche
steta in der Atmosphäre vorkommen, scheinen
gar keinen Einfluss auf die Holzschlif^apiere
auszuüben , wie man aus dem Verhalten von
Holzschliffpapieren, die Monate lang dem
Luftzutritte bei Ausschluss des Lichtes aus-
gesetzt sind, entnehmen kann. Wohl aber
färben Ammoniakdämpfe das Holzschliffpapier
sofort; an ireier Luft, rascher in Essigsäure-
dämpfen Terliert sich diese Färbung wieder.
Da die staik brechbaren Strahlen des Lichtes
bei Gegenwart von Sauerstoff die rasche Ver-
gilbnng aller jener Papiere hervorbringen,
deren Fasern noch sogen. Holzsubstanz ent-
halten, dieser Process aber durch Feuchtigkeit
sehr begünstigt wird, so ergeben sich die Re-
geln zum Schutze solcher Papiere, bez. von
Werken, welche auf Holzschliffpapier gedruckt
sind, von selbst; Sonnenlicht wirkt schädlicher,
als diffoses Licht ; sehr schwaches , stark ab-
gedämpftes Tageslicht wird, zumal in sehr
trocknen Räumen, von ungemein geringer
Wirkung sein. Gaslicht ist wegen seines ge-
ringen Gehaltes an stark brechbaren Licht-
strahlen fast ganz unschädlich. Hingegen
wird elektrisches Bogenlicht, und überhaupt
jede kräftige Lichtquelle, welche viel stark
brechbare Strahlen aussendet, das Vergilben
begSnstigen. Mit Rücksicht auf die Gefahr
der Verg^lbung der Papiere wird somit in
Bibliotheken die Gasbeleuchtung der elektri-
schen Beleuchtung im Allgemeinen vorzu-
ziehen sein. Chem, Centr.-Bl 1887, 4.
Oerb*yerfahren mittelst Fyro-
fusoin.
Prof. 22^n«cA- Erlangen veröffentlicht in
den „Industrie- Blättern" ein neues Gerb-
Verfahren mittelst eines alkalischen Stein-
kohlen - Eztractes. Dieser neue Gerbstoff ist
nach dem Verfasser in fast allen Steinkohlen,
aber in sehr wechselnden Mengen vorhanden
und scheint in die Classe derHuminkörper zu
gehören, von denen er sich in der Hauptsache
durch hohe Beständigkeit gegen Agentien und
Licht auszeichnet. Zur Herstellung des Pjro-
fttscins wird die Steinkohle mit kochender
Natronlauge wiederholt ausgezogen und die
Lösung durch HCl oder HNO4 gefällt. Seine
näheren chemischen Eigenschaften sind bis
jetzt noch wenig bekannt, doch erweist es sich
als eine schwache Säure.
Zum Behufe der Gerbung wird die alkalische
Lösung des Pyrofuscins durch genügend langes
Stehenlassen an der Luft und durch Einleiten
von CO2 neutralisirt. Die Fasergewebe der
Thierhaut erweisen sich bei Behandlung von
Pyrofnscin schon . nach kurzer Zeit als völlig
unlöslich in Wasser, d. h. also in Ledersub-
stanz umgewandelt.
j / * ^
. \.j^ -/^ /■ _<^ ^^\ f^^/
Ijiteratnr und Kritik,
Avsftthrliches Lehrbuch der Pharma-
eeutisehen Chemie. Bearbeitet von
Professor Dr. Umst Schmidt, Direk-
tor des pharm. - ehem. Instituts der
UiÜYersitllt Marburg. Mit zahlreichen
Holzschnitten. Zweite vermehrte Auf-
lage. I. Band, 1. Abtheil. Metalloide.
Braunschweig 1887. Verlag von Frie-
drich Vietceg dt Sohn.
„Das ausführliche Lehrbuch der Chemie
iBt bestimmt, dem angehenden Pharmacenten
als Anhalt bei den privatenjind akademischen
Stadien, dem praktischen Apotheker als
Fährer und Bathgeber bei den chemischen
Arbeiten zu dienen. ** Es soll dasselbe dem-
nach den Pharmacenten begleiten können
vom Beginn bis zum Schluss seiner pharma-
centtscben Thätigkeit. Der angehende Phar-
macent bedarf vor Allem der Kenntniss der
Grundbegriffe , der allgemeinen Eigen-
schaften und Reaktionen der Elemente und
ihrer Verbindungen, der praktische Apo-
theker sucht dagegen zumeist Auskunft über
specielle Eigenschaften der EOrper, über
ihre Herstellung, Verunreinigungen, Werth-
bestimmung, über die Verwendung derselben
auch in der Technik und im täglichen Leben.
Der Letztere wird im Allgemeinen in aus-
führlichen Abhandlungen das ihm Ndtiiige
leichter herausfinden als der Anfänger, wel-
cher leicht Nebensächliches mit Hauptsäch-
lichem verwechselt und in dem Bestreben,
Alles zu lernen, in Gefahr geräth Nichts,
oder wenigstens nichts Ordentliches zu lernen ;
für ihn gilt : non multa sed multum.
Es sind demnach die Aufgaben , welche
ein Lehrbuch zu lösen hat, das sich die oben
erwähnten Ziele gesteckt hat, keine gleich-
142
artig«!), in so vielen Stücken sie sich aach
berühren , und ihre gemeinsame Lösung ist
schwierig.
Wie die üeberwindnng dieser Schwierig-
keiteii dem' Verfasser gelungen ist, wie er es
möglich gemacht, ein Lehrbnch zu schreiben,
welches zagleich ein praktisches Handbach
far Prüfung der Arzneimittel , für chemische
Untersuchung in der Hjgieine und im Ge-
biete der Technik ist, ohne dass das Hand-
buch das Lehrbuch beeinträchtigt, dies zu
beschreiben ist leider nicht möglich, denn
dieses Kunststück beruht auf der Vortrags-
weise des Verfassertf« Die Art der Schilderung
grenzt weit besser und genauer theoretisch
und praktisch Wichtiges, Allgemeines und
Specielles von einander ab, als es durch
grossen und kleint^n Druck und sonstige
Hülfsmittel, welche hier natürlich auch an-
gewandt sind, möglich ist Wenn es dafür,
ein wie vielseitiger, begabter und erfahrener
akademischer Lehrer für Pharmaceuten der
Verfasser ist, noch eines Beweises bedürfte,
durch das vorliegende Lehrbuch würde der-
selbe erbracht worden sein. e.
Encyklopädie der Natarwissensehaf-
ten. IL Abtheilung. Handwörterbach
der Chemie. Herausgegeben von Prof.
LadefAurg. 20. und 21. Lieferung.
Breslau 1886. Verlag von Eduard
Trewendt
Die vorliegenden beiden Lieferungen des
vortrefflichen Werkes enthalten wieder eine
Anzahl Monograpfaieen , welche geradezu
mustergäitig abgefasst sind. So Glykoside
(Schluss), Gold, Guanidin, Harn, Harnsäure-
gruppe, Harnstoff. e.
Omeliu-Kraiit's Handbuch der Chemie.
Anorganische Chemie in 8 Bänden.
6. umgearbeitete Auflage von Prof.
Dr. K ErafU in Hannover. IL Band,
1. Abtheilung, 14. bis 16. Lieferung.
Heidelberg 1886. Carl Winters
Universiftätsbiichhaadlnng.
Diese Lieferungen enthalten, in bekannter
eingehender Weise besprochen, die Verbin-
dungen des Siiicinm's. Es- ist insbesondere
den Doppelverbindungen der Kiesels&ure
grosse Sorgfalt gewidmet und Glas z. B. in
einem besonderen Anbange besprochen.
e.
Die Mikroskopie der teelmiseh ver-
wendeten Faserstoffe. Ein Lehr-
und Handbuch der mikro^kopisehen
Untersuchung der Faserstoffe, Gewebe
und Papiere. Bearbeitet von Professor
Dr. Frans Ritter von Höhnel in Wien.
Mit 69 Holzschnitten 4 uT 50 4 A,
Hartlehen's Verlag in Wien, Pest und
Leipzig.
Die Untersuchung.von Qeweben und Papier
hat gewiss Jedem, welcher chemische und
mikroskopische Untersuchungen berüfstnässig
auszuführen hat, schon Stossseufzer abge-
presst, wenn die Deutung des vielgestaltigen
mikroskopischen Bildes des zu analysirenden
Präparates ihm nicht gelingen wollte. In der
Literatur war dabei bis jetzt nicht viel Aus-
kunft zu holen, denn die verschiedenen Lehr-
und Handbücher enthalten nur einzelne Par-
tien von Fasern abgebildet, aber keinen syste-
matischen Gang zur Erkennung verschiedener
Fasern neben und mit einander. Ein solcher
wird nun in dem vorliegenden Buche, nach-
dem zuerst die einzelnen Fasern gründlich
besprochen und durch Abbildungen erläutert
worden sind, gegeben. Hierdurch erhält das
Werk für den Praktiker besonderen Werth
und wird demselben für die Untersuchung
von Geweben und Papier geradezu unent-
behrlich.
e.
Raturgescbicbte des Pflanzenreicbs. Grosser
Pnanzenatlas mit Text fQr Schale und Haus.
80 fein colorirte Doppeltafeln mit Qber 2000
\ naturgetreuen Abbilaungen und 40 Bogen
begleitendem Text nebst vielen Holzschnitten.
I Herausgegeben von Dr. M. Fünfstüek, Privat-
I docent am KOnigl. Polytechnikum zu Statt-
gart. Emü Hänsdmann^s Verlag, Stuti^irt.
' Ig Lieferungen k 50 Pf.
' Von diesem nübschen Werke sind bis jetzt
! d5 Lieferungen erschienen. Bei der Besprecnung
! derBlflthenpflanzen, die mit Heft 15 beginnt, wird
besonders auf die einheimische Flora Bedk^ht
ffenommeni ausserdem sind die wichtigeren aus-
ländischen Pflanzen, namentlich Arznei-, Han-
dels- und Kultnrgewächse, sowie besonders inter-
essante Vertreter tropischer Familien berück-
sichtigt worden. Die farbigen Abbildungen g^ben
zum weitaus überwiegenden Theil die dar-
gestellten Pflanzen gut und naturgetreu wieder.
Die UntersieliiiuE des Selnretaelelflches a«f Tri-
Ohinei Ulli niMn nebst einer Zusammen-
stellung^ der neuesten^ die Fleischschau be-
treffenden Gesetze und Verordnungen, sowie
Beschreibung des Mikroskops von Arru^d
Rager^ bestallter Fleischbeschauer. Mit 56
in den Text gedruckten Abbildungen. Frank-
furt a. Oder 1886. B. Waldmann\ Verlag.
148
JikrakMUM UM TOB a F. iMMigff * Uhiel
Jatobnsh flkr nolqnrtphle ud HeprodiiettOM-
teeludk (du das Jiht UH. Unter nitwirkang
herrorragender FaehmAniier heransgre^eben
TOB I^. Joief Nmria Eder, \, k. Professor
an der Staatsgewerbesehide und Docent an
der teobnischen Hocbsebnle in Wien. Erster
Jabrgang. Halle a. S. 1887. Druck und Yer-
lag Ton Wilhehn Knapp.
frice List for Februaiy, 188T of Tb. Os. Cbrtsty
A Co. Importers and Introducers of v^ew
Dmgs and Remedies. 26» Lime Street, Lob*
don E.a
Hlscelleii.
p -Acetphenidin
oder acetjlirtes p -Amidopbenol
NHi . CeH40 . CHs . COiH
ist das neueste ABtipTretieom. £• bildet
&rblo8e oder sebwacb rotblicbe kleine
Nadeln, welcbe sieb in Wasser scbwer, in
Älkobol nnd Eisessig etwas besser lösen , bei
135<^ sebmelzea nnd gescbaacklos sind. Das
Priparat wird in Gaben Yon 0,2— 0,5 g Terab-
reichtf aber ancb Dosen von 1 — 2 g erwiesen
sieb nach Hin^betg dt Säst, welcbe dasselbe
prüften, noch als nnschädlioh. Zu becieben
ist das neue Mittel tob den Farbenfabriken
Torm. Bayer dt Co. ia Elberfeld.
CetiirQM. f. d. med, Win. 18S7, I^. 9,
GlycyphylliiL
Ueber Glycypbyllin, den süss
scbmeckeBden Körper ans der Smilaz glycj-
pbjlla, giebt E. S. Benme neue Mittbeil-
Qngtn.
Smilax glycypbjlla ist eine Pflanze, die
sehr reichlich in den nördlichen Theilen Ton
Ken -Süd -Wales und den sfidlicben Theilen
▼OB Queeneland witehst. Der süss schmeokende
Körper, der schon früher ^on Wright unter-
sucht wurde, hat die Formel CaiH240o; er
kiystallisirt aus wässerigem Aether mit drei,
aus Wasser mit 4 >/« Mol. Wasser. Er serfiillt
dareh Spaltung in Pbloretin und Isodulcit :
&iU«40» + 2H2O = CiöHmOs + CeHuOe.
— OS— D, Chem, Drugg., Jan, 16G7,
Boldoglucin
ist etB Oljeorid, welchem hypnotische Eigen*
•cbafIteB Bukommen sollen. Dasselbe wurde
ron Chapoteaux aus den Blättern von Boldo
fragrans iaolirt und ist tob Dr. Beni Juranvüle
In einer ABsahl tob Fällen mit gutem Erfolg
gegebeu worden. Die Dosis betrug 1 bis 5 g.
Der Körper lat aicht au Terwecbselu mit BoldiB,
ei Dem aus den Blättern derselben Pflanae
ieolirten Alkahnd. — os —
Therap. Qom., Fdbr. IQ&T,
AMptiuiohe Iiaminaria.
Q-, Dimer bezeichBct die seitherige trockeBC
Aufbewahrung der Preassebwämme nad der
Laminaria als durchaus Terwerflich
und als unvereinbar mit den Qrundsätsen
der Antisepsis. Er empfiehlt die Aufbewahr-
ung iB eiaer 1 proc. LÖsuBg tob Subliuiat i&
Alkohol absolutus. Die Quellkraft der
Laminaiia leidet durch diese Anfbewabrungs-
weise nicht. (Vergl. Kr. 7, pag . 92 d. Ph. C.
dies. Jahres.)
J)¥/rch Cerr.'Bl. f. Schweiz, Äente.
Hopeln.
Das Hopetn soll noch nicht zur Ruhe kom*
men. Die Concentrated Produce Co., Ld. 10.,
Camomile Street, London, E. C. schreibt
einen Preis ron 6000 Mark aus für die beste
Arbeit Ober die physiologische Wirkung des
narkotischen Alkaloides des Hopfens. Das
für die Versuche erforderliche Al-
kaloi'd liefert die gedachte Gesell-
schaft, Ton welcher auch die näheren Be-
dingungen zu erfahren sind.
Uns will es scheinen , als ob es besser für
die Klärung der Hopeinftrage — wenn eine
solche noch nöthig — sein würde, wenn das
Hopein mit Hopfenalkaloiden, welche Ton an-
derer Seite aus dem Hopfen darzustellen
wären , yerglicben würde, als wcbb die Ge-
sellschaft ihr Präparat, von dessen Herstell-
ung man nichts weiss, liefert.
Vergiftung von Vieh durch
arsenikhaltiges Glaubersali.
Ein irischer Farmer gab seinen 20 Kühen
ein AbfQbrmittel, welches aus Sennaaufguss
und Glaubersalz bestand; die Kühe, welcbe
vorher nicht eigentlich krank waren, er-
krankten plötzlich unter heftigen Ersdiein-
ungen und zebn derselben starben am andern
Tage.
Die Eingeweide eiaer Kuh nnd ein Theil
144
des zurückgebliebenen Glaabersalzes worden
von Charles Ä. Cameron untersdcbt. Es er-
gab sich, dasB in dem Glaubersalz Arsenik in
Gestalt Ton arsenigsaurem Natron vorhanden
w«r, und zwar über 0,1 pGt.
' Cameron glaubt, dass der Ar^^gehlüt aus
einer unreinen Schwefelsäure herrührte; es
war jedoch leider nicht möglich, d^ Ursprung
des Glaubersalzes festzuBtellen. — ob—
Analyst, Febr, 1887.
V^ -V^ \yv^ N<r >.< N* Vy
Offene CorrespondenB.
Apoih. K« in ,B. Besten Dank föi\ Ihre Mit-
theiliing,. die wir hierbrin^n: ,,Da»beWÄhrteste
lind jEUglcicb angenehmste Mittel znr VerdecXung
des Jodoforms dürfte Ol. Sassafras sein,
welches in wenigen Tropfen dem Jodoform zu-
gesetzt; mit denselben eilten ganz angenehmen
Mernch erzeugt. Ebenso empfiehlt es jsich, einen
Spiritus Ol. Sassafras vorräthig zu halten, um
nach dem Arbeiten mit Jodoform (z. B. Bacilli etc.)
die' vorher mit ^eife gewaschenen Hftnde ein*
zuijeiben."
B« in F. Zum Nachweis, ob die Färbung
eines Harn durch den Gebrauch von Santonin,
Senha, -Bhabarber oder Ghrysarobin bewirkt ist,
empfiehlt Hoppe -Seyler die Ausschtttelung mit
Amylalkohol. Zu diesem Zwecke wird der Harn
mitAetzkali versetzt und mit Amylalkohol aus-
geschüttelt. Rührt die Färbung von dem Ge-
brauch von Santonin her, ibu geht der Farbstoff
fast völlig in den Amylalkohol über und der
Harn entSrbt sich, während nach .Chrysoph an-
säure (Rhabarber^ Senna, Chiysarobin) der Harn
roth gef&rbt bleibt und der Amylalkohol' nur
Spuren von Farbstoff aufnimmt. Wird der Harn
jedoch angesäuert, so nimmt der Amylalkohol
die Chrysophansäure auf und giebt sie nach der
Trennung im Scheidetrichter beim Schütteln
mit ammoniakalischem Wasser an dieses ab. Der
Santoninfarbstoff wird unter dem gleichen Ver-
hältniss nicht aufgenommen.
M. in 8. • Zur Verhütung; von Pilzbildung in
Alkaloidlösungen ist neuerdings ein Zusatz von
Camp hör (0,5<foo) oder Oampborspiritus em-
pfohlen worden. Auch Thymol dürfte sich dazu
eignen.
'S. K. in 0« Mit Amylose bezeichnet man
den durch Speichel und Diastase nicht loslichen
Antheil der Stärke (Cellulose).
0. tn P. Während der Bauer der Verdauung
soll der Magensaft entweder Salzsäure allein oder
mit Milchsäure gemischt enthalten, während er
bei Vorhandensein von .Ereibs nur Milch-
säure enthält. Hierauf soll sich nun eine
Diagnose einer ^ ^Erkrankung an Magenkrebs
gründen, indem '^der umstand für Krebs ent-
scheidend ist, dass der Magensaft keine Salz-
säurereaction giebt. Als '.Reagentien hierzn
werden benutzt: Gentianaviolett (mit Salzsäure
blau), Orange Poirier Nr. 1 (mit Salzsäure roth).
Congoroth (mit Salzsäure blau).
JDass natürlich sowohl Salzsäure als auch
andere Mineralsäuren nicht etwa als Medikament
vorher genommen sein dürfen, ist selbstver-
ständlich, da genannte Reagentien nicht specicll
Salzsäure, sondern Überhaupt Mineralsänren an-
zeigen und nur durch organische Säuren nicht
verändert werden.
A. in M* Neuerdings ist von Vorthmann
eine neue Methode zum Nachweis von Spuren
Blausäure (auf der Bildung von Nitropmssiat
beruhend) angegeben worden. Zu der zu prüfen-
den Flüssig^keit werden einige Tropfen einer
NatriumnitritlOsung gegeben, einige Tropfen
Eisenchloridlosung und sehr wenig Schwefelsäure
zugefügt und das Gemisch erhitzt. Dur^sh^ Ansatz
von wenig Ammoniak wird der Ueberschuss de^
Eisens ausgefällt, abfiltrirt und das Filtrat durch
Zugabe von wenig Schwefelammoninm geprüft
Die Reaction soll empfindlicher sein ala die
Berliner Blau-Reaction, jedoch weniger empfind-
lich als die Rbodanprobe. Es soll der Nachweis
von 1 Theil Blausäure in 312.500 Theilen Wasser
auf diese Weise gelingen.
Apoth. J. m B. Chloralhydrat wird durch
Natronlauge in. Chloroform und ameisensaores
Natron zersetzt und diese Reaktion soll 8ich
nach A' Krönet zur Werthbestiromung dos
Ghloralhydrats verwenden lassen. Man lOst eine
abgewogene Menge desselben in Wasser, fügt
Normalnatronlauge hinzu und titrirt nach karzor
Zeit mit Salzsäure zurück. 1 g chemisch reines
Chloralhydrat gebraucht 6.04NaOH Viooo-
Hie Bmefse^^ung des AbonnetHents
bringen wir in geneigte Erinnerung und bitten dringend, die BesteUimgeh vor
Ablauf des Monats bewirken zu tbollen, damit in der Zusendung keine Unter-
brechung eintritt
Fehlende Nummern wolle man sofort reelamiren und ewar bei derjenigen
JPostanstait oder, Buchhandlung, welche die regelmässige Bestellung besorgt. Sei
unserer Expedition Jcostetjede eiwelhe Nummer äöPf,
Vom, laufenden Jahrgang sowohl, wie von den Jahrgängen 1881 bis 1886
sind noch sämmtliche Nummern ßu haben.
Verleger und Terautwortlieher Bedactenr Dr. £• Gelisler in Dreaden.
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25 P£ Inserate: die einmal gespdtene retit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabati
Anfragen, Auftrftge, Mannseripte ete. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. G ei ssler,
Dresden, PiUnitzer Strasse 56 adressiren.
Nene Folge
Till. Jahrgang
Mn.
Berlin, den 24. März 1887.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: €a«Hte maS Fkunade: Ueb«r d«» Naehweft freier Bluren, ■peeiell der Salulnre Im Mageniafle. —
WttlMiliiafeii au dem öffentllohen ehemUeben Laboratortom Ton Dr. Otto Bchwelwlngfr an Dreeden. -> Zar
Pfflftuif dae Eaefgithen. — 2am Maehwele dar Alkallmoiioearbonate in Alkallbioarbonaten. — Prafong der Sali-
•iare asf eiaa VamBrei&lgnng mit BromwaMeratoffsäare. — Bntwnrf eina> Oeaetaea« betreirend den Verkebr mit
Mai- nad alnkhaltifeii Oageniandaa. — TkenfmilMtik^ Kallirai Die pronbylaktiaoha Behandlang dar Zähne.
— Mii— 11— : Holswolle. — Bin naaei VarlhhraB dar Fabrikation von entSllam lOilichen Gaeaopalver. — Aiep-
Ünainra. Aaidvm aaepUonm param. — Erprobtes Mittel aar Erhaltung glatter HSnde. —
OflSne CemflpOBdrai« — AaMlgea*
Chemie und Pharmacie.
Ueber den Nachweis freier Säuren,
apeeiell der Salzaänre im Magen-
säfte.
In letzter Zeit häufiger veranlasst, in
der hiesigen Exankenhaasapotheke Unter-
saehnngen Aber den Säuregehalt des
Magensaftes ansznfthren, gestatte ich mir,
durch Anfragen in der pharm. Presse
Ober den „schnellen und sicheren Nach-
weis freier Salzsäure des Magens" be-
stimmt, nachfolgend einige Erfahrungen
Dber cUesen Gegenstand wiederzugeben.
Methoden zum Nachweis freier Salz-
säure im Magensäfte, die bei sieheren
Bcmltaten einfach und schnell aus-
führbar wären, existiren bis heute noch
nicht
Tropäolin , Gentianaviolett , Fuchsin,
Congopapier etc., welche seither zu diesem
Zwecke benutzt wurden, erftlUen denselben
leider nur in geringem Maasse. Die
Parbenveränderungen, welche diese Kör-
per beim Terset^n mit Sahssäure ein-
gehen, treten nämlich bei manchem Magen-
safte trotz seines Gehaltes an Salzsäure
steht ein^ andererseits kann die gleiche
Farbenveränderung durch andere im
Magensafte vorkommende Verbindungen
hervorgebracht werden.
Das von üffehnatm gegebene Beagens
— eine Mischung von 1 Tropfen Liq.
ferri sesquichlor. , 0,4 Acid. carbol. und
100,0 Wasser — , welches durch Salzsäure
entf&rbt, durch Milchsäure gelb, durch
Buttersäure milchig getrübt werden soll,
ist ebenfalls nicht von der erwünschten
Sicherheit, da kleine Mengen HCl neben
grösseren Mengen der anderen Säuren
damit nicht nachgewiesen werden können.
Die besten Methoden, welche zugleich
den Vortheil haben, zu quantitativen Be-
stimmungen verwerthbar zu sein, wurden
von Cohn und v. Mering gegeben.*)
Nach einer derselben wird d^e im Magen^
safte enthaltene Salzsäure an Ginchonin
gebunden und aus dem salzsauren Gin-
chonin dann die Säure berechnet. Das
Yerfahren ist ziemlich complicirt und
deshalb für häufigere Bestimmungen nicht
recht anwendbar.
Die andere in jedem pharm. Labora-
*) Deatich, Archiv t Uin. tfed. XXXEC, 28S.
146
torium ausführbare Methode ist folgende :
50 com filtrirter Haffensaft werden l. über
freiem Feuer destillirt, bis ^ drei- Viertel
übergegangen sind, wieder auf SOccm
aufgefüllt und nochmals drei Viertel ab-
destillirt; im Filtrat werden die flüchtigen
Säuren mit Normallange titrirt. 2. Der
Bückstand wird in demselben Gefass
(zweckmässig ein Erlenmeyer'Bches Eölb-
chen) mindestens 6 mal mit je 50ecm
Aether gut ausgeschüttelt; dabei geht alle
Milchsäure in den Aether und wird im
Bückstande der vereinigten abdestillirten
Aetherportionen ebenfalls durch Titration
mit Normallauge bestimmt. 8. Die nach
der Erschöpfung mit Aether verbleibende
saure Flüssigkeit wird wie oben titrirt,
dieser Werth giebt die Salzsäure.
Die gefundenen Zahlen lassen sich
leicht durch Titration des reinen Magen-
saftes mit Normallauge controliren, da
die Summe der fQr die einzelnen Säuren
verbrauchten Gubikcentimeter Lauge
gegen die zur Titration des reinen Magen-
saues benöthigten sich decken soll.
Nach dieser Methode t;. Mering habe
ich wiederholt Magensaftbestimmungen
gemacht und recht befriedigende Besultate
erzielt. Allerdings muss hinzugeftigt
werden, dass der von mir untersuchte
Magensaft stets frei war von flüchtigen
organischen Säuren und Milchsäure nur
in geringer Menge enthielt Die An-
wesenheit grösserer Mengen organischer
Säuren dürftie die Genauigkeit der quan-
titativen Bestimmung etwas beeinflussen,
fQr den qualitativen Nachweis der Salz-
säure aber ist sie wohl ohne Belang.
Heidelberg. A, Brunner.
MittheilimgeB aas dem öffentUehen
ehemiseiian Laboratorium von
Dr. Otto Schweininger zu Dresden.
8. lieber die Veränderlichkeit der
zur Jodadditiongmethode benutzten
Jodlosnnff^
Von 0. ScJnceissinger und B. Marzahn,
Bei den im hiesigen Laboratorium
häufiger vorkommenden Untersuchui^en
fetter Oele hatten wir seit längerer Zeit
auch die BubVsahQ Jodadditionsmethode
(Dingl. Journal 1884, Bd. 258, S. 881 flg.)
in Anwendung gebracht. Obgleich die-
selbe im Allgemeinen wenigstens bei ver-
gleichenden Untersuchungen gute Dienste
leistet, so fiel doch besonders bei einer
Srösseren Untersuchung von Leinöl auf,
ass zu verschiedenen Zeiten sehr ver-
schiedene Jodzahlen erhalten wurden.
Da im Uebrigen genau nach der auch
von Benedict angenommenen IBibVsehen
Vorschrift (Pharm. Centralh. 1887, S. 11
und 12) gearbeitet wurde, so musste der
Verdacht auf die benützte Jodquecksilber-
chloridlösung fallen. Es ist zwar bereits
von Hübl darauf hingewiesen worden,
dass der Titer der Jodlösung sich in den
ersten Stunden schnell, später langsam
ändere; es ist jedoch, wie es scheint,
nicht die Frage studirt worden, ob der
sich stetig verändernde Titer einen Ein-
fluss auf die Höhe der Jodzahl hat und
ob man das während der Zeit der Ein-
wirkung auf das Oel durch Bindung an
Quecksilberchlorid verloren gehende Jod
vernachlässigen darf.
Es war nun zunächst festzustellen, in
welcher Weise die Jodlösung, welche
durch Auflösen von 25 g Jod und 30 g
Quecksilberchlorid in je 600 ccm Alkohol
und Mischen der beiden Flüssigkeiten
bereitet wurde, im Laufe der Zeit sich
veränderte.
Es wurden stets je 10 ccm Jodlösung
nach Hinzufügen von Jodkaliumlösung
mit Natriumhyposulfitlösung (im Liter
24,8 g) titrirt und es ergaben sieh hier-
nach:
Tabelle L
Zelt.
Titer 10 ccm =
MITeTcaz.
nach 1 Std.
19,1 ccm
NaAO,
^.^
n 3 „
19,1 n
—
n 6 11
19.0 „
0,1 ecm
„ 12 .,
18,8 „
0,3 „
„ 1 Tag 6 Std.
18,6 .,
0.6 .,
„ 8 Tagen
17,7 „
1.4 „
wo»
".4 „
1.7 „
7
17.0 „
2.1 ,.
,, 10 ,.
16,4 „
2.7 .,
„ 18 „
16,2 „
8.9 ,.
21
14,3 „
4,8 ,.
Um festeustellen, ob die Jodlösnng
vielleicht durch Erhitzen schneller sti
einem einigermaassen constanten Titer
147
zu bringen sei, wurde die fertig gestellte
Lösang im Wasserbade 3 Standen erwärmt,
indem dem Glaskolben ein einfaches Olas-
röhr als Bfiekäusskübler aufgesetzt war,
darauf bei Seite gestellt.
Tabelle II.
Zeit.
Jo419fiui9X Tit«r nach
38tttnd. Erbiteen 10c«iu
= 11,4ccm Na^SsOs
DlffereBi.
Dach 1
Tag
TT
2
Tagen
• •
3
1»
11
5
»»
•^
7
»1
1'
9
1»
11,2 ccm
0,2 ecm
10,8 „
0.6 „
10,8 „
0,6 „
10.7 „
0.7 .,
10,7 „
0.7 „
10,7 ..
0,7 ,.
Diese Tabelle zeigt, dass in der That
die Veränderlichkeit der Flüssigkeit ab-
nahm, wenn dieselbe, wie in dem obigen
Falle . schnell durch Erwärmen auf den
Titer von 11^4 gebracht wurde.
Schliesslich war die Frage zu erledigen,
ob überhaupt die Jodlösung etwa an
einem gewissen Punkte die für eine Titer-
flüssigkeit nöthige Beständigkeit hätte.
Zu diesem Behufe wurde bei einem Theile
der Jodlösung, von welcher lOccm =
17,4 ecm Natriumhyposulfitlösung ent-
sprachen, die Erhitzung weiter forlgesetzt.
Hierbei ergaben sich folgende Zahlen:
Tabelle III.
1
1
JoAltaug:
Zelt. 1
Titer 10 ecm
DIff«T«BZ.
=3 17.4 ecm NftaSaOs
nach V. Stde.
13,5 ecm
3,9 com
■, 1 „
11.0 „
6,4 „
., IV. .,
9,7 „
7.7 „
'1 * ??
8,4 „
9,0 „
« 3 „
6,8 „
11.1 „
4
•» * n
5.4 „
12.0 „
. 10 „
Spar freies Jod
nachweisbar
wahrscheinlich in verschiedenen Verbind-
ungen, denn man erhält bei dem lang-
samen Verdunsten drei verschiedene Arten
von Krystallen, und zwar in der Haupt-
sache roth gefärbte sehr gut ausgebildete
gerade Prismen, femer gelbe Krystalle
von mehr rhomboedrischer Form und
schliesslich weisse federartige Krystalle
in kleinerer Menge. Eine Verbindung
von der Zusammensetzung HgJ, 2HgCl
ist bereits von Liehig beschrieben worden
und diese sollte in weissen farrenkraut-
artigen Blättchen krystallisiren. Eine in
blassgelben Krystallen vorkommende
Doppelverbindung beschreibt Boullay
und schliesslich ist von Larocque eine
Verbindung in theils rothen, theils gelben,
sich bald röthenden Krystallen beschrieben.
Nach der Ansicht von Lassaigne (Gmelin,
Handb. d. anorg. Ghem., V. Aufl., 3. Bd.)
bildet sich in einer weingeistigen Sublimat-
lösung bei Zusatz von Jod ausser den
Ohlorjodquecksilberverbindungen von ver-
schiedener Zusammensetzung durch Bind-
ung des freiwerdenden Chlors noch
Ohlorjod.
In der W arme, in geringerem Maasse
auch in der Kälte, bemerkt man jedoch
auch die Bildung von Chlor-, resp. Jod-
derivaten des Alkohols.
Alle diese Factoren wirken also bei
der Herstellung, resp. bei der Anwend-
ung AerHubl sehen Jodquecksilberchlorid-
lösung mit und es war demnach unsere
Aufgabe, festzustellen, ob die in der Zeit
von zwei Stunden bei verschieden starker
Jodlösung entstehenden Fehler gering
genug seien, um vernachlässigt zu werden.
Die nachstehende Tabelle giebt eine Beihe
von Jodzahlen wieder, welche unter Ein-
haltung der Einwirkungszeit von zwei
Stunden bei ein und demselben Leinöl
erhalten wurden.
Hieraus geht nun zunächst hervor, dass
ein Zeitpunkt, an welchem die Jodlösung
vollkommen constant geblieben wäre,
nicht gefunden werden konnte, und dass
schliesslich eine vollständige Bindung des
Jods unter gleichzeitiger Entfärbung der
Flüssigkeit stattfand.
Der hierbei vor sich gehende chemische
Process ist ein sehr complicirter. Es
bildet sich in der Hauptsache Ghlor-
quecksilber- Jodquecksilber, und zwar
Tabelle IV.
~ "■ "■
V^^IH
'
Gefun-
Dlffereai mit der
J0€lo«aB9 :
dene
/^öA/'aohen Jod-
Tlter IC
1
Iccm =
Na»S,03
Jo4sAhl
sahl = 158.
Nr.
1 19,0 ecm
172,8
-1-14,8
2 17,0 „
161,2
.- 3,2
3 15,2 „
158,1
-- 0,1
4 U,3 „
157,5
- 0,5
5,11,2 „
155,1
- P
6 i 10,7 „
150,6
- 7,*
7 9,5 „
142,9
-15,1
148
Die durchaus verschiedenen Resultate,
welche mit den verschieden starken Los-
ungen erhalten wurden, beweisen, dass
es nicht gleichgültio: ist, von welcher
Concentration man die Jodlösung nimmt
und aus dem vorher Gesagten geht hervor,
dass es auch nicht gleichgültig ist, ob
die Titrirung nach zwei oder nach acht-
undvierzig Stunden vorgenommen wird,
wie dies z. B. von Benedikt angegeben
ist.
Es möge hier noch ausdrücklich be-
merkt werden, dass das zur Ausführung
der Prüfung benutzte Chloroform mehr-
mals geprüft und vollkommen rein be-
funden wurde, sowie dass ferner stets
mit Ueberschuss von Jodlösung und ge-
nau nach den Bedingungen gearbeitet
wurde, welche Hübl angiebt. Es müssen
daher die erhaltenen sehr verschiedenen
Jodzahlen allein auf die veränderten
Wirkungsbedingungen, welche durch das
Oel in der Chloroform- und weingeist-
haltigenPlüssigkeit hervorgerufen wurden,
zurückgeführt werden.
Die Resultate der vorstehenden Mit-
theilung lassen sich in folgenden Schluss-
sätzen zusammenfassen:
1. Die Hübr sehe Jodlösung ist
von zu grosser Veränderlich-
keit, um als Titerfltissigkeit be-
nützt werden zu können.
2. Die erhaltene Jodzahl giebt
nicht allein die Menge des an
das Oel gebundenen Jodes an,
sondern sie ist die Summe aus
diesem und dem bei den ver-
schiedenen oben beschriebenen
Processen gebundenen Jodes.
3. Die erhaltenen Jodzahlen
fallen bei concentrirten Lös-
ungen höher, bei verdünnteren
niedriger aus, und auch die Zeit
der Einwirkung ist von wesent-
lichem Einfluss auf die Jodzahl.
4. Es ist nicht möglich, aus
der Jodzahl eines Oeles, welche
mit der //üirschen Lösung be-
stimmt ist, einenSchluss zu
machen auf die Menge der Bei-
mischung eines Oeles zu einem
andern.
Es haben also nach unseren Erfahr-
ungen Jodzahlen von Oelen nur dann
einigen Werth, wenn entweder der Titer,
unter dem dieselben erhalten wurden,
angegeben, oder wenn ein für allemal
bei ein und demselben Titer nach ganz
bestimmten Regeln gearbeitet wird. MM
scheint mit einer Jodlösung gearbeitet
zu haben, von welcher 10 ccm = 15 ccm
Natriumhyposulfitlösung waren.
Jedenfalls wäre es bedauerlich, wenn
eine auf wissenschaftlichen Grundlagen
basirte Prüfungsmethode für die Oelc
durch die Veränderlichkeit der Tiler-
flüssigkeit zu Fall gebracht werden sollte
und es wäre daher zu wünschen, dass
an die Stelle der HubVschen Jodqueck-
silberchloridlösung eine Flüssigkeit gesetzt
würde, welche neben gleicher Reaetions-
i%higkeit eine genügende Beständigkeit
zeigte.
Leider sind wir bisher bei unseren
Versuchen noch zu keinem günstigen
Resultat gekommen und wir müssen daher
die hier aufgeworfene Frage offen lassen.
Zur Prüfung des Essigäthers.
Die Pharmakopoe verlangt vom Easigäther
als Zeichen der Güte und Reinheit unter An-
derem vollkommene Flüchtigkeit desselben
und einen eigenthümlichen angenehmen Ge-
ruch. Werner untersuchte einen Essigäther,
welcher, wenn die Geruchsprobe so ausgeführt
wurde, dass man einige Tropfen des Aethers
auf Filtrirpapier verdunsten lässt, einen sehr
deutlichen Geruch nach Amylalkohol zurück-
liess. Wird solcher Easigäther in der Weise
mit concentrirter Schwefelsäure geprüft, dass
man zunächst eine 1 bis 2 cm hohe Schiebt
Essigäther in das Proberöhrchen giebt und
dann ein ungefähr gleiches Volumen Schwefel-
säure an der Wandung des Glases vorsichtig
herablaufen lässt, so zeigt sich an der Be-
rührungsfläche sofort eine dunkle , fast
schwarze Zone , welche in dem Maasse , als
Aether und Säure sich mischen, nach beiden
Seiten an Breite zunimmt und in der Aether-
schicht nach oben hin heller wird, und diese
durch die ganze Masse violett färbt; der deut-
lichste Beweis, dass der Essigäther fdaelhaltig
ist. Ob nun diese Färbung von Amylalkohol
allein herrührt oder ob weitere Zersetzungs-
producte desselben noch mitwirken, ist noch
nicht festgestellt.
149
Reiner , aus gutem , rectificirten Weingeist
bereiteter Essigäther hinterlässt oaclf dem
Verdunsten keinen Geruch und bleibt beim
Vermischen mit concentrirter Schwefelsäure
vollkommen farblos. g,
Apotheker - Zeitung.
Zam Nachweis der Alkalimono-
carbonate iu Alkalibicarbonaten
stellte JE. Kuhlmann Versuche an, welche von
der Loslichkeit organischer Farbstoffe mit
Säare - Charakter in Alkali monocarbonaten
und deren Unlöslichkeit in Bicarbonaten aus-
gingen.
A 1 i z a r i n löst sich mit purpurrother
Farbe in Alkalimonocarbonaten. Da dies
aber nur in concentrirten Lösungen der Fall
ist, kann Alizarin nur zur Unterscheidung
Ton Alkalimono- und Bicarbonaten dienen.
Das den V^erhältnissen des Handels am besten
entsprechende Reagens ist die Rosolsäure.
Eine concentrirte Lösung von reinem Natrium-
bicarbonat, mit einem Körnchen Rosolsäure
versetzt, bleibt selbst nach viertelstündigem
Stehen absolut farblos. Enthält das Bicarbo-
nat 1 bis 4 Proc. Monocarbonat, so tritt nach
wenigen Augenblicken RosafUrbung ein. Bei
einem Mehrgel^alt an Monocarbonat tritt
diese Färbung sofort ein und geht alsbald in
Purpurroth über. Von sechs Proben färbten
sich drei, als Natr. bicarb. anglicum bezeich-
nete, sofort rosa, bald dunkler werdend ; die
drei andern, als Natr. bicarb. purum bezeich-
neten, erschienen erst nach einigen Minuten
schwach rosa gefärbt. Beim Kaliumbicarbo-
Dat ist infolge der leichteren Löslichkeit des-
selben das Reagens empfindlicher.
Als sehr empfindliches Reagens mag das
Phenolphtaleiti erwähnt sein, es ist ohne
Einflttss auf Bicarbonat, mit Monocarbonaten
aber zeigt es die bekannte Rothfarbung.
Setzt man zu 1 ccm der von der Ph. Germ,
vorgeschriebenen Lösung des Phenolphtalein
einige Tropfen einer Lösung von Alkalibi-
earbonat (1 : 50), so tritt keine Rothfärbung
auf; deutlich wahrnehmbar wird aber diese
hervorgerufen, wenn das Alkalicarbonat mehr
als 0,23 Proe. Monocarbonat enthält. Diese
Reaction durfte für die Verhältnisse des
Randeis wohl zn empfindlich sein. g,
Archiv der Fharmacie.
Früfung der Salzsäare auf eine
Veranreinigung mit Bromwasser-
stoffsäure.
Die Prüfung des officinellen Acidum hydro-
chloricum auf eine Verunreinigung mit Brom-
wasserstoflPsäure, welche in der Pharmakopoe
nicht vorgesehen ist, führt man nach Hager
am besten in folgender Weise aus :
In einen etwa 1,2 cm weiten Reagircy linder
giebt man annähernd 0,06 g Kaliumchlorat
und etwa 6 ccm der 25proc. Salzsäure (eine
concentrirte re wäre mit Wasser auf diesen
Gehalt zn verdünnen) und agitirt sanft bis
zur Lösung des Kaliumchlorats. Dann setzt
man 3 bis 4 ccm Schwefelkohlenstoff hinzu,
verschliesst das Glas mit dem Finger oder
einem Korke und wendet es einige Male mit
der Oeffnung nach unten, so dass der Schwefel-
kohlenstoff mehrmals die gelb gewordene
Säure durchfliesst. Der Schwefelkohlenstoff,
welcher als schwerere Flüssigkeit stets zu Boden
sinkt, färbt sich gelb, wird aber bei Abwesen-
heit von Brom nach 10, höchstens 15 Minuten
farblos, bei Gegenwart von Brom aber bewahrt
er gelbe Farbe etwa 12 Stunden hindurch.
g. Pharmac. Zeitung,
Entwurf eines (Gesetzes, betreffend
den Verkehr mit blei- und zink-
haltigen Gegenständen.
Bereits im Jahrg. 1882, Seite 624 un-
seres Blattes berichteten wir über den
Entwurf einer Kaiserl. Verordnung, be-
trelfend die Verwendung von Blei und
Zink, welche damals dem Bundesrathe
vorgelegt worden war. Die definitive
Regelung dieses Gegenstandes scheint
nun — gewiss zur Freude aller Bethei-
iigten und nicht am wenigsten der Ana-
lytiker— nahe bevorstehend. Der Entwurf
stimmt mit dem vom Jahre 1882 in der
Hauptsache überein (nur die Aufnahme
der Flüssigkeitsmaasse^nebenEss-,
Trink- und Kochgeschirr, ist neu) und
lautet:
§ !• Ess-, Trink- und Kochgeschirr, sowie
Flüssigkcitsmaasse dürfen nicht
1. ganz oder tbeilweise ans Blei oder einer,
in lOO Gewichtstheilen mehr als\10 Gewich ts-
theile Blei enthaltenden MetalUegirung ver-
fertigt,
2. mit einer in 100 Gewichtstheilen mehr als
einen Gewichtstheil Blei enthaltenden Metall-
150
legii ung verzinnt oder mit einer in 100 Gewichts-
theilen mehr als 10 Gewichts theile Blei ent-
haltenden MetalUegirong gelOthet,
3. mit Email oder Glasur versehen sein, welche
bei halbstQndigem Kochen mit einem in 100 Ge-
wichtstheilen I Gewichtstheile Essigsäure ent-
haltenden Essig an den letzteren Blei abgeben.
Zur Verfertigung von Bierdruckvorrichtungen,
sowie von Siphons für kohlensäurehaltige Ge-
tränke dürfen nur Metalllegirungen verwendet
werden, welche in 100 Gewichtstheilen nicht
. mehr als einen Gewiq}itstheil Blei enthalten.
§ 2« Zur Herstellung von Mundstücken für
Saugflaschen, von Warzenhütchen und Trink-
bechern darf blei- oder zinkhaltiger Kautschuk
nicht verwendet sein.
Das gleiche Verbot findet auf Schläuche för
Bierleitungen mit der Maassgabe Anwendung,
dass zinkhaltiger Kautschuk nur bei Schläu-
chen für Bierdruck Vorrichtungen ausgeschlos-
sen ist.
Zur Herstellung von Spielwaaren darf blei-
haltiger Kautschuk nicht verwendet sein.
§ 3« Nahrungs- und Genussmittel dürfen
nicht unter Verwendung solcher Geschirre oder
Gefösse hergestellt, verpackt oder aufbewahrt
sein, welche ganz oder theilweis aus Metall
oder Metalllegirungen der im § 1 Absatz 1 Nr. 1
bezeichneten Art verfertigt, oder auf der Innen-
seite mit einem Metallüberzug oder Bindemittel
der im §1 Absatz 1 Nr. 2 bezeichneten Art
oder mit Email oder Glasur der im § 1 Absatz 1
Nr. 3 bezeichneten Art versehen sind. In-
gleichen dürfen zur Aufbewahrung und Ver-
packung von Niüirungs- oder Genussmitteln nicht
Gefässe mit blei- oder zinkhaltigen Kautschuk-
verschlüssen oder Gefösse, in welchen sich Rück-
stände von bleihaltigem Schrote befinden, oder
solche Metallfolien verwendet sein , welche in
100 Gewichtstheilen mehr als einen Gewichts-
theil Blei enthalten. Das Verbot erstreckt sich
jedoch nicht auf die Verwendung von Metall-
folien zur Herstellung von Kapseln auf ver-
schlossenen Geissen.
§ 4. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig
Mark oder mit Haft wird bestraft:
1. wer Gegenstände der in den §§ 1 bis 3
bezeichneten Art den daselbst getroffenen Be-
stimmungen zuwider gewerbsmässig herstellt;
2. wer Gegenstände, welche den Bestimm-
uneen in den §§ 1 bis 3 zuwider hergestellt,
aufbewahrt oder verpackt sind, gewerbsmässig
Terkauft oder feilhält;
3. wer Bierdruckvorrichtungen der im § 1
Absatz 2 und § 2 bezeichneten Art zur Leitung
Ton Bier gewerbsmässig verwendet.
§ 5. Gleicl^e Strafe trifft denjenigen, welcher
zur Herstellung von Nahrungs- oder Genuss-
mitteln bestimmte Mühlsteine an der Mahlfläche
mit Blei oder bleihaltigen Stoffen ausbessert
oder derartig ausgebesserte Mühlsteine zur Her-
stellung von Nahrungs- oder Genussmitteln ver-
wendet.
§§ 6 bis 8 behandeln strafrechtliche Be-
stimmungen.
Aus den Motiven:
Ess-, Trink- und Kochgeschirr, überhaupt
alle Geräthe, Gefässe und Umhüllungen, welche
zur Herstellung, Aufbewahrung oder Verpack-
ung von Nahrungs- und Genussmitteln dienen,
werden unter Umständen von ihrem Inhalte an-
gegriffen und geben Bestandtheile an denselben
ab. Dieser Vorgang kann erfahrungsgemäss die
menschliche Gesundheit gefährden, wenn die
bezeichneten Gegenstände in Folge einer unge-
eigneten Art ihrer Herstellung oder Behandlung
solche Stoffe enthalten, welche schon in ver-
hältnissmässig kleinen Mengen gesundheits-
schädlich zu wirken im Stande sind. Andere
Geräth Schäften , wie die Mundstücke von Saug-
flaschen, die Warzenhütchen und dergleichen,
können bei einer derartigen Beschaffenheit dem
menschlichen Organismus auch unmittelbar
durch die Berührung mit dem Munde gesund-
heitsschädliche Bestandtheile zuführen.
Namentlich ist es die Verwendung von Blei,
welche eine sorgsame Beachtung erfordert, da
das Blei seine gesundheitsschädliche Wirk-
ung in tückischer Weise äussert, indem es ohne
warnende Erscheinungen lange Zeit in den
menschlichen Organismus eingeführt werden
kann, ehe die Vergiftung zu Tage tritt.
Hei der Herstellung von Kautschukwaaren
wird neben Bleiozyd sehr häufig Zinkoxyd ver-
wendet. Letzteres steht zwar unter den ge-
gebenen Verhältnissen hinsichtlich seiner Be-
deutung als Gift weit hinter dem Blei zurück.
Wegen der sehr geringen Widerstandsfähigkeit,
welche der kindliche Organismus, znmal im
Säuglingsalter, gegenüber äusseren Einflüssen
zeigt, ist es aber als ein Gebot der Vorsicht an-
zuerkennen, dass auch der Zusatz von Zinkoxyd
zum Kautschuk, soweit letzterer zur Fabrikation
der Saugflaschen - Mundstücke und Warzenhüt-
chen dient, verboten werde. Die Schläuche von
Bierdruckleitungen, sowie die Trinkbecher und
die Flaschenverschlüsse aus Kautschuk können
unter den, bei ihrem Gebrauche obwaltenden
Bedingungen zuweilen an ihren Inhalt Zinkozyd
in Mengen abgeben, welche gesundheitsschäd-
liche Ynrkungen hervorzurufen geeignet sind.
Zu § 1.
Wenngleich erfahrungsmässig manche Speisen
und Getränke auch aus Zinnbleilegirungen von
hohem Feingehsdte unter Umständen noch Blei
aufnehmen, so kann doch eine Vorschrift, durch
welche die Verwendung bleihaltigen 21inns zur
Herstellung von Ess-, Trink- oder Kochgeschirr
schlechthin verboten wird, nicht in Aussiebt
genommen werden. Zu einer solchen Maass-
regel liegt vom hvgienischen Standpunkte aus
ein Bedürfniss nicht vor, da durch den Ueber-
gang von Blei aus den Speise- und Trinkge-
rätben in die Nahrung eine StArung der (xe-
sundheit nur dann verursacht werden kann,
wenn dem menschlichen Organismus das Blei
fortgesetzt in einer nicht allzu geringen Men^
zugeführt wird. Die Gesundheitsnflej^e muss m
ihren Ansprüchen sich von dem Gesichtspunkte
leiten lassen, dass die Angreifbarkeit der blei-
haltigen Gegenstände je nach Art ihrer Benutz-
151
ang eine Terschiedene ist, and dass zum Bei*
sBiel das Kochen, die I&ngere Berühroriff. die
HitwirkoDg der Luft (bezw. Ton SaaerBtotT and
KohlensAare). eine saare oder salziffe Beschaffen-
heit oder der feuchte Zastand des Inhalts a. s. w.
die Ahgibe Ton Blei wesentlich begünstigen.
Man hat daher an das Terzinnte emaillirte and
gUsirte Geschirr, an Bierdrackrorrichtangen,
biphons, MetaUfolien nnd dergleichen, wegen
der beim Toranssichtlichen oder bestinunungs-
mässigen Gebrauche obwaltenden Bedingungen
höhere Ansnrüche zu stellen, als an Gegen-
stände, bei deren Benutzung die erwähnten, dem
Angriffe günstigen Factoren nicht in gleichem
Grade mitwirken. Bei den Flüssigkeitsmaassen
kann der Umstand, dass dieselben nicht jedes-
mal nach dem Gebrauche mit der nCthigen
Sorgfalt gereinigt werden, zur Folge haben,
dass die darin zurückbleibenden Reste von
saueren oder znr Säuerung geneigten Lebens-
mitteln Blei aufnehmen und dass dieser Blei-
gehalt bei einer späteren Benutzung des Ge-
mässes in den Inhalt übergeht.
Im Deutschen Reiche sind für die Beschaffen-
heit der Flflssigkeitsmaasse einheitliche Vor-
schriften schon durch die unterm 6. Mai 1871
erlassene Nachtragsbestimmung zu § 7 der Aich-
ordnnng vom 16. Juli lb69 gegeben worden.
Nach fieser Bestimmung dürfen Flüssigkeits-
maasse nicht weniger als % reines Zinn, mit-
hin hikshstens 16% pCt. Blei in ihrer Masse
enthalten. Diese Vorschrift hat zwar den aich-
technischen Ansprüchen bisher genügt, jedoch
Tom sanitären Standpunkt aus Einwendungen
erfahren, welche, aoi eq>erimentelle Ermittel-
ungen gestützt, als begründet anzusehen sind.
Der Torliegende Entwurf schlägt auf Grund ein-
gehender neuerer, namentlich auch im Kaiser-
uchen Gesundheitsamte angestellter Untersuch-
ungen Tor, dass Flüssigkeitsmaasse, sowie Ess-,
Trink- und Kochgeschirr weder ganz noch theil-
weis aus Blei oder einer in 100 Gre wich tsth eilen
mehr als 10 Gewichtstheile Blei enthaltenden
Metalllegirung angefertigt werden dürfen.
An das zur Verzinnung Yon Ess-, Trink- und
Kochgeschirr zq verwendende Metall sind be-
züglich des Bleigehaltes, wie bereits hervorge-
booen ist, erheblich strengere Anforderungen zu
stellen, als an dasjenige, welches zur Veiterti^-
nnff des Geschirres selbst dienen soll. Für die
Industrie ist dies mit Nachtheilen nicht yer-
knfipft. Es handelt sich bei der Verzinnung
nur um geringe Quantitäten, so dass die durch
die Verwendung reinen Zinnes bedingte Preis-
erhöhung noch weniger in Betracht kommt,
wie beim Zinngeschirr, auch ist zur Verzinnung
aus technischen Gründen ein Bleizusatz nicht
nothwendiff. Uebrigens liegt es auch im eigenen
Interesse der Fabräanten, bei der Verzinnung
Bleiiusltze thunlichst fem zu halten, weil die
letiteren den silberähnlichen Glanz des reinen
Zinnes beeinträchtigen und den Waaren ein
bläulich-graues Ansehen geben, so dass sie Tom
Publikum weniger begenrt werden. Der Ent-
wurf läast indessen eine Toleranz yon einem
Proeent zu, weil selbst reines Handelszinn, wie
das Bankazinn, geringe Verunreinigungen mit
j Blei aufweist, deren Beseitigung das Metall
j ausserordentlich yertheuem würde.
Was das zur Lothung von Geschirr dienende
I Metall betrifft, so würde es an sich ebenfalls
würschenswerth sein, bleihaltiges Zinn gänzlich
' auszuschli essen. Allein technische Rücksichten
! nOthigen dazu, den Maximalgehalt an Blei, ent-
I sprechend der unter Nr. 1 für das Zinngeschirr
I getroffenen Bestimmung, auch hier auf 10 pCt.
I testzusetzen.
Wenn es anch an sich ausführbar ist , jeden
Bleigehalt bei Email und Glasar zu yermeiden,
so würde doch ein unbedingtes Verbot in dieser
Richtung sich nicht rechtiertigen lassen. Die
Töpfer sind, wenn sie concurrenzfähig bleiben
wollen, darauf anjg;ewiesen, zum irdenen Geschirr
den Tnon in dei^enifi^en Qualität zu nehmen, in
welcher er in der Nähe des Fabrikationsortes
gefunden oder doch ohne zu grossen Kosten-
aufwand aus einer benachbarten Gegend be-
zogen werden kann. Da nun die geringeren
Thonsorten, welche reich an Kalk und Eisen,
aber arm an Kieselsäure und Thonerde sind,
beim Brennen die für bleifreie Glasuren erfor-
derlichen hohen Temperaturen nicht vertragen,
so sind die TOpfer häutig gezwungen, sich der
leichter schmelzbaren Bleiglasuren zu bedienen.
Letztere verleihen dem Geschirr, wenn sie mit
der nOthigen Umsicht, und nOthigenfalls wieder-
holt, eingebrannt werden, keine gesundheits-
schädlichen Eigenschaften, weil dann das in der
Glasurmasse enthaltene Blei mit dem Thon hin-
reichend unlösliche Silikate bildet. Nur wenn
die Menge des verwendeten Bleies im Verhält-
nips zum Kieselerdegehalt des Thones zu gross
oder das Geschirr nicht gar gebrannt ist, Kann
bei der Benutzung des letzteren ein Uebergang
von Blei in den Inhalt des Gef&sses stattfinden.
Derartig schlecht gearbeitetes Geschirr soll nach
dem Entwürfe nicht mehr vertrieben werden
dürfen. Die bleifreie Emaillirung des Eisen-
geschirres ist zwar heutzutage anscheinend mit
erheblichen technischen Schwierigkeiten eben-
faUs nicht mehr verknüpft. Nichtedcstoweniger
sieht der Entwurf im Interesse der Industrie
davon ab , die Verwendung von bleihaltigen
Emaillen unbedingt zu unterFsgen, da den An-
sprüchen der Gesundheitspflege Genüge geleistet
ist, wenn vom Verkehr nur das schlecht email-
lirte Geschirr ausgeschlossen wird, welches beim
Gebrauche Blei in merklicher Menge abgieht.
Damit diese Anforderung an die Beschaffen-
heit des emaillirten und des glasirten Geschirres
sich bei Ausführung der gesetzlichen Bestimmung
nicht ungleichmässig gestalte, ist vorgeschrie-
ben, dass das Geschirr nur dann zu beanstanden
ist, wenn es bei halbstündigem Kochen mit
einem in 100 Gewicbtstheilen 4 Gewichtstheile
Essigsäure enthaltenden Essig (dem üblichen
Handelsessig) an den letzteren Blei abgieht.
Strengere Vorschriften sind bezÜgUch der
Bierdruckvorrichtungen nnd der Siphons für
kohlensäurehaltige Getränke erforderlich, weil
der starke Kohlensäuregehalt der Flüssigkeiten,
zu deren Aufnahme diese Geräthe bestimmt sind,
geeignet ist, den Uebergang von Blei erheblich
zu befördern.
152
Zu § 2.
Bei der Fabrikation yon Kantschukwaaren
werden za gewissen Zwecken (Verniehrang der
Masse oder des Gewichts, Erzielang einer be-
stimmten Farbe etc.) nicht selten Verbindungen
von Blei oder Zink dem zu vulkanisirenden
Material zugesetzt. Im Kautschuk sind jedoch
nicht, wie früher angenommen wurde, die Metall-
salze in dem Maasse eingeschlossen, dass sie
ausser Stande wären, bei der Benutzung von
Eautschnkgegenständen sich zu lOsen , und —
sei es direct, oder durch Vermittelung von
Speisen und Getränken — in den menschlichen
Organismus zu gelangen. In Berücksichtigung
der von technischer Seite geltend gemachten
Wünsche ist für die Herstellung von Bierleit-
ungsschlänchen und Spielwaaren von einem Ver-
bote der Verwendung des zinkhaltigen Kaut-
schuks mit Rücksicht auf die geringere Schäd-
lichkeit des ZinKes abgesehen worden.
Zu § 3.
Der Entwurf will in § 3 Geschirre und Ge-
fasse, welche aus Metallen oder Metalllegirungen
der in § 1 Absatz 1 Nr. 1 bezeichneten Art her-
gestellt oder auf der Innenseite mit einem der
Vorschrift des § 1 Absatz 1 Nr. 2 nicht ent-
sprechenden Metallüberzüge oder Bindemittel
versehen sind, von dem Georauche bei der Her-
stellung, Aufbewahrung und Verpackung der
zum Verkaufe bestimmten Nahrungs- und Ge-
nussmittel ausschliessen. Die Bestimmung gilt
nicht blos dem Ess-, Trink- und Kochgeschirr,
sondern auch allen sonstigen Geräthen und Ge-
fässen , welche zu den vorgedachten Zwecken
Verwendung finden, und zwar sowohl den im
Inlande, als auch den im Auslande verfertigten.
Namentlich fallen unter den § 3 die Conserven-
büchsen , bei welchen strenge Vorschriften um
deswillen angezeigt erscheinen, weil die Nahr-
angs- und Genussmittel darin in der Regel
Monate, oft selbst Jahre lang verwahrt bleiben
und die längere Berührung der Conscrven mit
dem Metalle die Bleiautnahme begünstigt.
Jedoch ist die Forderung^ einer den Vorschriften
des § 1 entsprechenden Verzinnung bezw. Löth-
ung auf die Innenseite der GefSsse zu be-
schränken, da nur diese mit den Nahrangs- und
Gcnussmitteln während längerer Zeit in Be-
rührung kommt.
Im Weiteren verbietet der § 3 die Aufbe-
wahrung und Verpackung von Nahrungs- und
Genussmitteln in Gefässen mit blei- oder zink-
haltigen Kautschukverschlossen, in Gefässen mit
Bleischrot - Rückständen und in Metallfolien,
wenn letztere mehr als 1 pCt. Blei enthalten.
Die Metall folien schützen die Waaren vor
Feuchtigkeit und Verunreinigung und geben
ihnen ein gefalliges Aussehen, sie sind daher
sehr beliebt, erweisen sich aber, wenn sie unter
Zusatz von Blei hergestellt sind, als gesund-
heitsgefahrlich. Von den Genussmitteln, welche
man in Metallfolien zu verpacken pflegt, greifen
manche, wie der Schnupftabak, in Folge ihrer
chemischen Zusammensetzung die Umhüllung
ohne Weiteres stark an. Andere, wie gewisse
Kaffeesurrogate, verhalten sich zwar an und für
sich indifferent, namentlich so lange sie luft-
trocken sind und ihre Verpackung noch unver-
sehrt ist; wenn aber derartig verpackte Waaren
in Gebrauch genommen sind una etwa gar in
feuchter Luft aufbewahrt werden, kann der In-
halt Feuchtigkeit anziehen, auch säuern und
dann unter Beihülfe der Luft auf die Metall-
hülle einwirken.
Es konnte in Frage kommen, ob nicht ein
Zinnüberzug an der Innenseite der FoHe oder
eine Zwischenlage von Papier und dergleichen
zwischen der metallischen Umhüllung und dem
verpackten Gegen stände genügt, um die Gefahr
eines Ueberganges von Blei auszuschliessen.
Allein die in dieser Hinsicht angestellten Er-
mittelungen haben zu dem Ergebnisse geführt,
dass weder die Verzinnung der Folien noch die
Anwendung einer aus anderem Material be-
stehenden Zwischenlage einen wirksamen Schutz
darbieten kann. Es sind Fälle bekannt gewor-
den, in welchen trotz einer solchen Vorsicht
eine Verunreinigung von Gennssmitteln, beson-
ders von Tabak, mit Blei durch die Umhüllung
zweifellos entstanden war. Eine derartige dop-
pelte Verpackung erweist sich aber jedenfalls
von dem Augenblicke an, wo die Packet« ge-
öffnet und in Gebrauch genommen werden, als
wirkungslos, indem dann die Bedingungen des
Angriffs, wie bereits angedeutet, sich erheblich
günstiger gestalten , und zugleich mechanische
Einflüsse die Bleiaufnahme vorbereiten.
Zu Gunsten der aus Blei oder Zinnbleilegir-
ungen hergestellten Kapseln, welche auf ver-
korkte oder sonst verschlossene Gefässe (Wein-
oder Liqueorflaschen . Fleischextraktbüchsen
u. s. w.) zur besseren Verwahrung derselben gegen
äussere Einwirkungen gepresst werden, ist eine
Ausnahme zu machen, da die Erfahrung in
dieser Hinsicht auf die Noth wendigkeit eines
sanitären Schutzes nicht hinweist.
Zu §§ 4, 6, 7 und 8.
In § 4 sind die erforderlichen Strafandroh-
ungen enthalten; in den §§ 6 und 7 sind in
Anlehnung an die Vorschritten des Nahrnngs-
mittelgesetzes nähere Vorschriften über die Ein-
ziehung der vorschriftswidrig hergestellton
Gegenstände, über die Veröffentlichung der er-
gehenden Strafurtheile und über die Verwendung
der auf Grund des Gesetzes auferlegten Geld-
strafen getroffen. Ausserdem ist im § 7 zur Ver-
meidung von Zweifeln ausdrücklich hervor-
gehoben, dass die Vorschriften des Nahrungs-
mittelgesetzes durch das gegenwärtige Gesetz
nicht berührt werden.
Für das Inkrafttreten des Gesetzes ist im
Entwurf ein bestimmter Zeitpunkt nicht an-
gegeben, da die Festsetzung desselben von dem
Zeitpunkte der Verabschiedung des Gesetzes
abhängig zu machen sein wird. Hierbei wird
darauf Rücksicht zu nehmen sein, dass den be-
theiligten gewerblichen Kreisen genügende Zeit
bleibe, um sich mit der Fabrikation auf die
neuen Vorschriften einzurichten und mit den
vorhandenen Waarenbeständen zu räumen.
153
TherapeDtische üTotlzen.
nngSTorgänge (Sfinrebildnng) Dicht frei in
der Mundhöhle stattfinden , sondern in Ver-
tiefungen, Fissuren, Zwiscbenräamen, Zahn-
höhlen etc., da, wo darch mangelhafte Bei-
nigung der Zähne Speisereste sitzen geblieben
Die prophylaktische Behandlung
der Zähne.
Von Professor Dr. Miüer in Berlin.
Man darf mit der Zahnpflege nicht warten,
bis die permanenten ZShne erschienen sind, j sind. Des Nachts wirkt diese Säure beson-
sondern man soll in frühester Kindheit da- ^^^rs stark, da sie nicht, wie am Tage, durch
mit beginnen. Essen, Trinken und durch die Speichelsecre-
Die prophylaktische Behandlung der Zähne ^io° fortgespUlt wird,
hat den Zweck, das Auftreten der Zahncaries ^^^^^ Stellen, in welchen durch die Gähr-
und die aus ihr resultirenden weiteren Er- | «d© ▼od Speiseresten eine beständige Säure-
kranknngen zu verhindern. v^ildung stottfindet, sind die Ausgangspunkte
Normale Zähne zeigen von allen thieri- <ier Zahncaries, und auf diese muss bei jedem
sehen Geweben die grösst« Widerstandskraft ' Versuch , der Zahncaries vorzubeugen, die
gegen Fänlniss und es kommt nie vor,l Aufmerksamkeit besonders gerichtet werden,
dass Zähne ausserhalb der Mund- j Verf. nennt sie Cariescentra.
bohle durch Fäulniss, Verwesung' Aus dieser Schilderung der Entstehungs-
oder Vermodern ng zerstört werden, weise der Zahncaries ist leicht ersichtlich.
Entzieht man aber den Zähnen die Kalk- ^^8 zur prophylaktischen Behandlung der
salze, so geht die znrvckbleibende organische Zähne die Zahnreinigungsmittel in erster
Grnudsubstanz unter geeigneten umständen
sehr schnell in Fäulniss über.
Beihe gehören. Von diesen ist das bei Wei-
tem wichtigste die Zahnbürste.
Die Ursache dieser Entkalkung der Zähne 1 Solche Cariescentra (Zwischenräume), die
in der Mundhöhle ist das Auftreten von • man mit der Börste nicht erreichen kann,
Säuren, und zwar solcher, welche durch I versucht man mit dem Zahnstocher oder mit
Gährung von Kohlehydraten gebildet werden;] einem gewachsten Seidenfaden, den man
hauptsächlich ist der Milchsäure die Schuld iDTiö^rmals zwischen die Zähne durchzieht,
beizumessen. Es ist gleichgültig, ob diese . von Speiseresten zu befreien.
Kohlehydrate aus Stärke , Rohrzucker oder Auf Zahnpulver als Zahnreinigungsmittel
Traubenzucker bestehen. Durch das Ptyalin i legt Verf. nicht besonderen Werth. Allerdings
des Speichelfi wird Stärke und durch das " kann n^an damit die sichtbaren äusseren
lovertin der Mundpilze wird Rohrzucker in , Flächen besonders bei den Vorderzähnen
kürzester Zeit in Dextrin und gährungsfähige weisser machen, aber die Cariescentra werden
Znckerarten umgewandelt (Dextrose , Lävu- , durch Zahnpulver, besonders wenn es unlös-
losp) und letztere dann durch die Mundpilze I lic^e Bestandtheile enthält, eher verstopft
in Milchsäore mit kleinen Quantitäten von ' als gereinigt.
Nebenproducten zerlegt. Etwas zweckmässiger sind die Zahnseifen,
Die Mundhöhle, besonders wenn auf ihre J insofern sie fette Bestandtheile lösen, ohne
Reinigung nicht genügend geachtet wird, bil-<iie Zähne anzugreifen, und das Penetriren
det einen ausserordentlich günstigen Boden ^er Borsten der Zahnbürste in die Caries-
fär Spaltpilz -Vegetation dar, und die Zahl 1 centra vielleicht etwas erleichtern. Siesollen
der Pilze, welche unter verschiedenen Um- ' aus neutraler Seife hergestellt, neutral oder
ständen sich da aufhalten können, ist enorm | schwach alkalisch reagiren. Unter allen Um-
gross. Verfasser hat bis zum heutigen Tage ständen ist aber die gründliche Anwendung
über 50 verschiedene Arten aus den Mund- ^er Bürste das Wesentliche.
Säften etc. rein cultivirt. Es seien folgende als gut betrachtete Zahn
Eine grosse Zahl dieser Mundpilze bewirken pulver und Zahnseifen erwähnt:
die Spaltung der Kohlehydrate und Bildung Rp. Calcar. carb. praec. ... 120
von Milchsäure und erlangen dadurch ihre Gort. Chin. fnsc 60
hohe Bedeutung bei der Entstehung der ; Gonch. praep 60
Zahncaries. | Pulv. Myrrh 30
Sehr bemerkenswerth ist, dass die Gähr- I „ Garyophyll 15
154
Ol. Cinnam. . . gtt. 10 — 15
M. exact*. F. pulv.
Bp, Calc. carb. praec 120
Rhiz. Irid. Florent. ... 60
Obs. Sep. pulv 30
Sacch. alb. ..'..... 30
Natr. bicarb 15
Ol. Rosae gtt. V
M. exact. F. pulv.
Rp, Magnes. carbon.
Bhiz. Irid. Florent.
Talci
Sap. medicat ää 5,00 '^
Ol. Menth, pip gtt. X
Mncilag. gum. arab. q. s. u. f.
massa. Zabnseife.
Bp. Calc. carb. praec 100
Pulv. Rhiz. Irid. Flor. . . 5
Oss. Sep. pülv 4
Sacch. alb 2
Myrrh. pulv 2
Mel. et Glycerin . . ää q. s.
ut f. pasta.
Wie oben schon auseinandergesetzt, be-
wirkt die anhaltende Wirkung der Säur^/
die durch Gährung von Kohlehydraten in
den Cariescentra gebildet wird, im Laufe der
Zeit eine Entkalkung des Zahngewebes und
lässt eine knorpelartige, leimg^bende Masse
zuruckj welche ihre weitere Zerstörung den
Mund- und Zahnpilzen verdankt, die sie all*
mälig verdauen resp. auflösen, wodurch ein
Loch im Zahne zu Stande kommt.
Diese Auflösung des entkalkten Zahn-
gewebes ist nicht die Wirkung eines be-
stimmten Pilzes, sondern ein jeder der im
Munde vorkommenden Pilze, die eine pepsin-
artige Fermentwirkung ausüben (und daä
tbun sehr viele), können sich an dem Zer-
störungsprocess betheiligen. Aus verschie-
denen Gründen ist daher die Tödtung der
Pilze von gleicher Bedeutung wie die mecha-
nische Entfernung der gährungsfähigen Sub-
stanzen. Zu diesem Zwecke wendet man die
antiseptischen Mundwasser an.
Wenn ein Mundwasser nützlich sein soll,
ist es vor allen Dingen nöthig, dass es
schnell wirkt, und nicht allein die Spaltpilz-
vegetation hemmt, sondern die Pilze tödtet.
Kein Mundwasser, und hat es noch so starke
entwickelungshemmendeEigenschaftenykann
daher nutzen, wenn es nicht im Stande ist,
die Spaltpilzzellen und zwar innerhalb einer
Minute abzutödten, da man wohl selten beim
Ausspülen des Mundes das Wasser länger
als eine Minute im Munde behält. In dieser
Beziehung zeigen die Antiseptica grosse Ver-
schiedenheiten.
Wasserstoffsuperoxyd, welches schon in
einer Verdünnung von 1 : 8000 die Ent-
wickelung von Spaltpilzen hindert, ist als
Mundwasser nutzlos, da selbst eine 5-proc.
Lösung nach 15 Minuten Spaltpilzzellen
nicht getödtet hatte.
Nach einer grossen Reihe von Versuchen
ist Verf. auf die untenstehende Mischung ge-
kommen, welche in einer in der Mundhöhle
anwendbaren Concentration, in einer Minute
auf Spaltpilzzellen tödtlich wirkt, eine Eigen-
schaft, welche, soweit mir bekannt ist, keiner
anderen Mischung, welche man ohne Gefahr
auf die Dauer in der Mundhöhle gebrauchen
kann, zukommt.
Rp, Acid. thymic 0,25
„ benzoic 3,00
Tinct. Eucalypt. . . . 15,00
Alcohol. absol 100,00
Ol. Gaultheriae . gtt. XXV
(sive Ol. Menth, pip. gtt. XX)
M. D. S. Zahntinctur.
Das Mundwasser wird aus dieser Tinctur
so bereitet, dass man einen Esslöffel voll
derselben einem Wasserglase toU Wasser
hinzufügt, so dass eine starke Trübung ent-
steht. Man spült die Mundhöhle nach jeder
Mahlzeit, besonders beim Schlafengehen da-
mit aus und behält das Wasser dabei min-
destens eine Minute im Munde.
Ein von SMenker angegebenes antisep«
tisches Mundwasser besteht aus
Thymol 0,30
Spirit. Cochlear.
„ Meliss. comp, ää 30,00
Tinct. Ratanh 10,00
Ol. Menth, pip 0,50
„ Caryoph 1,00
10 Trpf. in i/x Glas Wasser z. giessen.
Vor der Anwendung eines jeden Mund-
wassers müssen die Cariescentra von ver-
stopfenden Speiseresten befreit werden, wenn
man Erfolge erzielen will, im andern Falle
dringt das Mittel sehr wenig oder gar nicht
in dieselben hinein.
Die häufig beobachtete saure Reaction des
155
Speichels miisa durch alkaltiche Mnndans«
spülnng corrigirt werden. Am besten nimmt
man eine dünne Lösong (1 : 100) Ton Natr.
bicarb. Anch bei Einnahme von Mineral-
s&aren, Eisenchlorid etc., ferner bei Frncht-
knren mnss man stete für die Neutralisation
der Mundhöhle Sorge tragen. Wer dies nicht
thnt, geht der Gefahr entgegen, viel mehr
Schaden als Nutzen ans dor Behaildlung za
ziehen.
-/^ •»^ .■' ••- v.'--^>
l8cellen<
Holswolle.
Mit Bexng a«f unsere Angabe über eine
Bezugsquelle f&r Holzwolle in Nr. 7 des lau-
fenden Jahrg. d. BL theilt uns "Herr Paul
nartmann in Heidenheim mit, dasi er zuerst
auf Anregung Ton Prof. Bruns Holzwolle
dargestellt habe, dass er Inhaber von 2 Pa-
tenten für Holzwolle in Deutschland und in
Tielen anderen Staaten sei und dass sieh die
Empfehlongen, welche bedeutende Chirurgen
ond Kliniker der Holzwolle zu Theil werden
liessen, auf Erfahrungen stützten, welche
nur beim Gebrauch seines (Paul Hartmanns)
Fabrikats gewonnen worden seien. Bed.
Ein neues Verfahren der Fabri-
kation von entöltem löslichen
CaoaopnlTer.
Die Löslich machung oder Aufscbliessung
des Cacaos durch Behandlung der Cacao-
bohnen oder -masse mittelst Chemikalien,
wie Soda, Potasche, doppelt kohlensaures
Natron 9 Magnesia etc., haften verschiedene
Nachtheile an : Einmal bleibt das angewandte
AnfMhliessungsmittel in dem Präparate, und
zweitens geht durch diese Behandlung die
Feinheit des Aromas zum grossen Theile ver-
loren, weil die als Aetherarten aufisufassenden
aromatischen Stoffs Zersetzung erleiden.
tietaü man nach dem D. K.-P. No. 30 894
(Inhaher Lobech <t Cc^ Dresden) Cacaobobnen
roh , geröstet , geschält , zerrieben oder sonst
irgend wie mechanisch vorbereitet in ge-
schloBsenen Apparaten erhöhter Temperatur
and starkem Dampfdrucke längere Zeit aus,
so geht damit folgende Veränderung vor sich :
Zunächst werden die Albuminate in theils
wasserlösliche Modificationen übergeführt, die
Caeaoatarke verwandelt sieh in ebenfalls auf*
lösliche Verbindungen, femer zum Theil in
I>eztrin und Glucose, und die Holzfaser
wird, wenn auch nicht nachweisbar chemisch
reränderty so doch derartig gelockert und er*
weicht, dass dadurch die schnelle und vor-
theilhaJfte Ausnutzung der von ihr allseitig
durchdrungenen Frucht wesentlich erleichtert
ist. Besonders auffällig tritt der Einfluss auf
die aromatischen Bestandtheile hervor; sie
werden kräftig entwickelt und kommen in
voller Reinheit und Stärke zur Geltung.
Eine ähnliche Einwirkung wie auf die Cacao-
stärke wird das Dampfdruckverfahren wahr-
scheinlich auch auf diejenigen Bohnebbestand-
theile ausüben, welche man jetzt als „sonstige
stickstofffreie Substanzen* in den Analysen-
resultaten aufführt.
Das neue Fabrikationsverfahren muss
wegen absoluter Ausschliessung aller Chemi-
kalien und in Rücksicht der Güte des Fabri-
kates als wesentlicher Fortschritt in der
Cacao- Industrie bezeiohnet werden.
ehem.- Zeit X, Nr. 9».
AseptinBäure. Aoidam aMpticum
pnniiiit
Dieses von der chemischen Fabrik Busse
in Hannover Linden dargestellte, als Salicyl-
aldehydwasserstoffiiuperoxyd bezeichnete und
mit ziemlich viel Reclame als unübertreff-
liches Antisepticum angepriesene Präparat
ist nach H. Thoms' Untersuchung ein 5 proc.
Wasserstoffsuperoxyd (das im Handel befind-
liche Wasserstoffsuperoxyd ist meistentheils
lOproc), welchem auf 1000 g etwa 3 g
Salicylsäure und 5 g Borsäure zugesetzt sind.
(Vergleiche auch Pharm. Centralh. 37^ 457.)
Pharmäc, Zeitung, g.
Erprobtes Mittol snr Erhaltung
glatter Hftnde.
Prof. Dr. Välenta in Laibach empfiehlt
folgendes Verfahren :
Nachdem die gewaschenen Hände gut ab'
getrocknet sind, werden dieselben innig mit
Unguentum emolliens eingerieben, hierauf
wird auf eine Hohlhand etwas Spir. saponatus
aufgegossen, dann die Salbe durch gegen-
seitiges Reiben der Hände verseift, und
schliesslich mit einem trockenen Handtuche
der fette Schaum einfach abgewischt, womit
156
iie ganze, ein paar Minuten in Anspmcb
nehmende Prozedur abgethan ist.
Auf Prof. VaUfUa's Klinik ist dieses Mittel
schon mindestens: zwei Decennien in An-
wendung. Es ist demnach überfettete Seife,
welche er benützt. Zeüsckr. f. Ther. V. 6.
Offene Correspondens.
K. in M. üeber die Zusammensetzung oder
Bildung des Liquor antihidrorrhoicus
int uns nichts Näheres bekannt Es soll zu den
fechlorten Aethem gehören uud wird von
Wandau als Mittel gegen SchweissfQsse,
Hyperhidrosis pedum empfohlen.
Apath. Em in B. Zu Modellir wachs lesen
wir in der „Sadd. Apoth. Ztg." folgende Vor-
schrift: 1000 Th. Gera flava, 120 Th. Terehintb.
yeneta, 60 Th. Adeps suiUus und 760 Th. feinst.
gepuW. Bolus rubra. Versuchen Sie es einmal
mit dieser Composition; ob sie den hohen An-
forderungen, .die die Zahnkünstler an ModelHr*
wachs stellen (dasselbe soll in warmem Wasser
zu einer schön plastischen Masse erweichen, die
Plasticität ohne an den trockenen Fingern an-
zuhängen einige Zeit bewahren und dann zu
einer sehr harten, aber nicht sprOden Masse
erstarren), genügen wird, kann ohne eine Probe
zu machen, nicht versichert werden.
Apoth, K. in R« Lippmann's Karls*
bader Brausepulver soll, nach einer Notiz
in der „Wiener Pharm. Post" zusammengesetzt
sein aus: a) Sal thermar. Carolin. 10,0, Natrii
bicarbon. 8,0. Det. in eh. alb. b) Acid. tartarici
3,0. Det. in eh. coeml.
A^ih. C« m B« Die Zusammensetzung von
Ewizda's Viehpulver wird verschieden an-
gegeben, ganz fthnlich dem echte'n soll folgende
Mischung sein: Je 1 Theil Magnesia sulfor..,
Flores Sulfuris, Antimonium crudum, Semen
Faenugraeci und Badix Gentianae und 20 Tbeilen
Natrium sulfor. dilapsum.
Br, B. in K« In Bezug auf Surrogate der
Nahrungsmittel hat der Kanton Oraubünden vor
Kurzem eine buchst dankenswerthe Verordnung
den „Honig]' betreflfend erlassen, dieNaohahmung
verdient. Es heisst da u. A.: Als „Honig** dan
nur das reine von den Bienen bereitete Natur-
product verkauft werden. Die bisher unter den
Namen wie „Tafelhonig, Schweizerhonig u. s. w."
im Handel gehenden Surrogate (meist aus
Stärkesyrup oder aus Mischungen von solchen
mit geringem Honig bestehend) dürfen femer
nicht unter Bezeichnungen verkauft werden, in
denen das Wort „Honig" vorkommt. Leider
ist Oraubünden nur ein sehr kleines Stück der
lieben Schweiz und werden wir wahrscheinlich
nach wie vor die Glucose crystaUis^e als feinsten
Honig auf den Frühstüekstafeln der grossen
Hotels finden.
4f>otA. N« tn B. (Russland). Die gewünschten
^Formen" werden Sie von den meisten der
Finnen, welche pharmaceutische Ger&thsch alten
verkaufen j beziehen kennen ; von Warmbrvinn,
(^uüite 4k Co, in Berlin wissen wir sicher, dass
sie dieselben führen.
AiMith, T. tn ۥ Das in vor. Nummer, S. 187,
erwähnte Phenolquecksilber wird unsres Wissens
von chemischen Fabriken noch nicht dargestellt,
zur Selbstherstellung sind die entsprechenden
Verhftltuisse ja leicht zu berechnen. Wenn die
Formel von SdMdek richtig ist, so müssen auf
264 Tbl. Phenolkalium verbraucht werden
271 Tbl. SubUmat.
B. in H« Besten Dank für Ihre Zuschrift:
i.Gestatten Sie mir zu der Briefkastennotiz in
der letzten Nr. der Pharm. Centralh. die Mit-
Üieilung zu machen, dass nach den Untersnch-
un^en von Cohn u. v, Mering (die mir sehr
exät erscheinen) „selbst die schwersten Er-
krankungen des Magens nicht im Stande sind,
die HCl aus dem Magensaft verschwinden zn
lassen.*' „Bei Carcinoma pylori ist das Vor»
kommen von Salzsäure die Regel, das Fehlen eine
Ausnahme." Das Gelingen oder Ausbleiben der
HCl-Beaetion im Magensaft hat demnach die
diagnostische Bedeutung nicht in dem Grade,
wie man seither annehmen zu dürfen glaubte.
Nebenbei erlaube mir noch die Bemerkung,
dass die im Antwortkasten der Ph. Ztg. g^ebene
Beaction mit Ferr. acet und Snlfocyankalium
nicht allein mit Mineralsfiure, sondern auch mit
Milchsfture eintritt, also zum Nachweis der HCl
im Magen ebenfalls nichts taugt."
me Xmeuerung de* AbonnewnenU
bringen wir in geneigte Erinnerung und bitten dringend, die Bestellungen vor
Ablauf des Mtmats oeunrken eu wollen, damit in der Zusendung keine Unter^
breehung eintritt.
Fehlende Nu/mmem wolle man sofort reclamiren und zwar bei derjenigen
Postanstalt oder Buchhandlung, welche die regelmässige Bestellung besorgt. Bei
unserer Expedition kostet jede eineeine Nummer 25 Pf.
Vom laufenden Jahrgang sowohl, wie von den Jahrgängen 1881 bis 1886
sind noch sämnMiche Nummern mu haben.
Verleger und TerantwortUcher Bedaetenr Dr. E« ClelMler In Dreedan.
Im nuehlumdel dureh JbIIui Springer, Berlin N.. MonbUonplsts 9.
Dmek der KSsIfl. Hofbiiebdmek«t«i von 0. Q. Meinhold h BSli&e ia Dreiden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung för wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dn nermaini Hager und Dr. Ewald Geissler.
Rrecheint jeden Donneritag. — Abonnementipreit durch die Post oder den Bucbhandel
▼terteljäDrlieh S Mark. Bei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. Einielne Nummern
25 Pf. Inaerate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraton oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen» Anftrftge, Manuscripte etc. wolle man an den Bedactcur Prof. Dr. E. 6 eis sie r,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 13.
Berün, den 31. März 1887.
Neae Folge
Till. Jahrgang.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Iah alt: Vlenle ma« PhanM«le: Die StracUrforiDelD einiger nener Antifebrilia. — Zar FeUbeaUmmnng der
mich. — AaalTS« einer MarsipaDmasM. — Pack-Leinif Dextrln-Lolm. — Zar Prtlfang des Chlniiinm snlfarlcnm.
— Fermm hydrogenlo rtdnct pnr. — Ueber das Colchlclo. — Jodoform -Aetberlöiiangeii. — Vorkommen von
Zaeker im Hara. — Znr Bestimmung von BorsSnro — Ueber Entflamipnags* und BntsUndaDgttemperatarea einiger
SHaeiger Handelsartikel. — Modiflealion des Otto'scben Aeetometers. — Ueber den Nachweis and die qaanti-
tatlT-e B««timmnag der Milchsftnre. — Jarabeba. — Die prophylakt. Rehandlnng der Zähne. — Uteratar aad
Kritik« — MIlcelieB; Die Voraasbestimmang der ticf«ten Temperatar der nüchsten Nacht — Amtliche Bekannt-
machangen. Verordnen gen ete. — Otttut Correipoadeas. — Aas«lgeB«
Chemie und Pharmacie.
Die Stmcturformeln einiger neuer
Antifebrilia.
Unter diesem Titel bringt Letvin in
der „Deatschen Medicinal-Zeitang 1886,
1135" die chemischen Formeln einiger
Fiebermittel bildlich zur Darstellung. Da
an nns mehrfach die Aufforderung er-
gangen ist, das Gleiche zu thun, kommen
wir diesen Wünschen im Folgenden nach,
indem wir gleichzeitig an entsprechen-
der Stelle die Darstellung jener Stoffe
sinzziren. Es bezieht sich dieses vor-
wiegend auf diejenigen Körper, die in
Folge ihrer vor nicht gar zu langer Zeit
erfolgten Entdeckung sich naturgemass
erst in den neueren Lehrbtichern der
Chemie etc. beschrieben finden können.
Die im Nachstehenden besprochenen
Körper sind sämmtlich aromatische Ver-
bindungen und es sind deshalb diejenigen
Atomcomplexe, welche in ihnen Benzol-
wasserstoffe vertretend fungiren, zur
lieferen Orientirnng und Klärung der
TJebersicht andersartig gedruckt. Die
Namen der jetzt oder früher als Fieber-
mittel benutzten Körper sind fett, die der
Ausgangsstoffe oder Zwischenproduete
schwach gedruckt.
Von Oxy- Derivaten des Benzols, in
denen Wasserstoff durch Hydroxyl (OH)
ersetzt ist, sind als hierher gehörig zu
nennen: Phenol, Resorcin, Hydro-
chinon. Die synthetischen Bildungs-
weisen, sowie die Darstellungsmethoden
dieser Körper dürfen als bekannt voraus-
gesetzt werden, desgleichen die durch
verschiedene Stellung der Substituenten
im Kern bedingten Verschiedenheiten der
Isomeren.
Phenol
Benzol
(CcHc)
H
0
/\
H C C II
J !'
HC CH
u
H
Karbolsinre
Monooiylifiizol (GeH^O)
OH
C
H (; C H
HC CH
\/
c
H
158
ftesoreiB (C«, Hg 0^) Bydrochinoi (Og Hg Og)
Metadiraybenzel P«r«dioxybenzol
OH
0
/\
HC CH
HG COH
\/
C
H
OH
C
/\
HO CH
HC CH
Y
OH
Bekannt sind ebenfalls die Darstellungs-
weisen der Benzoesäare und Salicyl-
s ä u r e , in denen einmal Carboxyl (COOH),
das andere Mal Carboxjl und Hjdroxyl
ein, beziehentlich zwei, Wasserstoffatome
substitnirend vorhanden sind.
BcHzoSvSiare
(CtHöO^)
COOH
c
HG C
H
HG GH
Y
H
SalicylSMre (G7 Hg O3)
OrlhooiybenzoSsiare
OH
C
/\
HC GGOOO
HC CH
Y
H
Die Salze derselben entstehen, indem
der Wasserstofl' des Carboxyls durch ein
einwerthiges Element, beispielsweise Na-
trium ersetzt wird. (Mehrwerthige Ele-
mente erfordern die entsprechende Anzahl
Atome der Säure.)
Ganz analog diesen Salzen liegen die
Verhältnisse beim Salol, da dieses Salicyl-
säurephenylester ist. Zur Darstellung wird
ein Gemenge von Phenolnatriara und
Natriumsalicjlat in stöchiometrischem
Verhältniss bei höherer Temperatur mit
Phosphorchlorid behandelt. Durch Wasser
wird aus dem Beactionsproduet das ge-
bildete Natriumchlorid und die Phosphor-
säure entfernt und das Salol aus Alkohol
umkrjstallisirt. Oder Phenolnatrium und
Natriumsalicylat werden im stöchiometri-
schen Verhältniss gemischt und unter ge-
legentlichem Erwärmen Phosgengas zu-
geleitet, aus dem Beactionsproduet durch
Wasser das gebildete Natriumchlorid ent-
fernt und das Salol aus Alkohol uinlry«
stallisirt.
Salol
Salicylsiorepkenylesler (G13 H^q O3)
OH
C
HC GGeVQels
HG CH
Y
H
Wie aus der Structurformel des Salols
ersichtlich ist, vertritt das einwtrtbige
Radical Phenyl (CßHs) hier den Wasser-
stoff des Carboxyls.
Im Thymol sind drei Benzol Wasser-
stoffe ersetzt; einer durch Hydroxyl und
die beiden anderen durch die Badicale
Methyl (CH3) und Propyl (CsHr). Dio
Formel zeigt sich daher in folgender Weise
gebildet:
Tbymol (CioHi^O) Methylpropyloxybenzol
CH3
G
HG GH
I 11
HG COH
Y
C3H7
Im Antifebrin finden wir einen
Körper, der entsteht, wenn im Anilin
(Amidobenzol) CgHg.NHa ein Wasser-
stoffatom des Amids (NH^) durch Aceiyl
(CH3GO) ersetzt wird. Zur Darstellung
des Antifebrins wird Anilin mit Eisessig
im geringen üeberschuss längere Zeit
(2 bis 3 Tage) am BückflusskUhler ge-
kocht, bis das Ganze nach dem Erkalten
fest wird und das Beactionsproduet naeh
Entfernung des nicht angegriffenen Anilin -
acetats durch Behandlung mit Waaser
(Eingiessen des geschmolzenen Beaetionis-
productes in Wasser) aus Alkohol um-
kryst-allisirt. Bei diesem Process bildet
sieh in erster Linie durch direete Aneia-
anderlagerung von Anilin und Essigafiore
Anilinacetat, welches erst beim wei-
159
teren Erhitzen nnter Abscheidung von
Wasser sich zuAcetanilid (Anti^brin)
condensirt.
AltirebrIiiCGgHsNO)
PIlcHylacetenid oder
Aiiliiaceftl AceUnilld
NBsCBsCOOH
C
HC CH
HC CH
Y
H
NH GH» GO
C
HC CH
HO CH
\/
0
H
Analog ist die Conslruction der Anilide
mit anderen Säureradicalen ; von diesen
Stoffen scheint es bis jetzt, als ob das
Benzanilid (Berl. klin. Wochenschrift,
26 — 30) die grösste Aussiebt hätte, in
den Arzneischatz eingeitlhrt zu werden.
Die Daratellung des Benzanilids ist ana-
log der des Acetonilids; die Formel ist:
■eatMilid (CisHuNO)
NflGeHgCO
C
/\
HC CH
HO CH
V
C
H
Eine Beihe der hier zu behandelnden
Stoffe leitet sich vom Chinolin ab,
dessen Zusammenhang mit dem Benzol
durch die Formeln des Naphtalint
und Pyridins veranschaulicht wird.
Die Darstellung und Gewinnung dieser
ebengenannten Körper ist als bekannt
voransznselzen und in jedem Lehrbuch
der Chemie beschrieben.
Pyridin (CjHftN) NaphtalinCCioHg)
H
0
HC CH
I II
HC CH
\/
N
H B
C C
HC C CH
HG C GH
YY
H H
Ckinolin (Co H7 N)
H H
c c
HC C CH
HC C CH
\/\^
C N
H
Bei der graphischen Darstellung der
Formeln ist im Folgenden daher die Chi-
nolin-Formel zu Grunde gelegt
ChiDOllii (C9 H7 N)
H H
C C
, ^\/\
HC C CH
• HC C CH
\/\/
C N
H
Bei dex Verbindung des Chinolins mit
Säuren zu Salzen addirt sich die Säure
direct zum Chinolin (ohne Wasserstoff-
substitution).
DasEairoIin undEairin sind zwei
unter sich und dem Chinolin nahe
stehende Körper; beide sind hydrirtc
Chinoline (Anlagerung von Wasserstoff
an die CH-Gruppen) und enthalten ausser-
dem Wasserstoff durch Alkyle ersetzt;
das Eairin enthält ausserdem noch Hy-
droxyl an Stelle von Wasserstoff.
Durch Einwirkung von nascirendem
Wasserstoff (Zinn und Sal/säure) bildet
sich aus dem Chinolin neben Dihydro-
chinolinTetrahydrochinolinC9HiiN,
welches mit llethyljodid in bekannter
Weisen behandelt, ein tertiäres Amin,
das Eairolin bildet Dieses E ai r 0 1 i n M,
ist demnach Methyltetrahydro-
chinolin, Methyl chinolin te tra-
hydrür CjoHigN, H2SO4 (als schwefel-
saures Salz). Bei Verwendung von Aethyl-
jodid statt Methyljodid in analoger Weise
bildet sich Eairolin A, Aethyltetra-
hydrochinolin, Aethylchinolin-
tetrahydrür C11H15N, H2SO4 (als
schwefelsaures Salz).
160
C C C
M. Kairolii
(C,oH,sN,HaS04)
SchwefelsMres
Heihyltetrahydro-
ekimliii
Tetrahydro- (Methykhiiollitein-
chinolin(0<,HiiN) hydrtr)
HB« H Ho
C C CO
HC C CBa
HC C CB,
N C N
HB H (GH3)HgS04
A. K«irolli(C,iHi5N,H^S04)
SehuelelsMres Aetliyl(elr«hydrociiinolin
(Aelhyifhinolinieirahydriir)
H H2
C C
/\/\
HC C CB2
I II
HC C
W
C N
H (C2H6)B2S04
Wahrend die Substitutionen in den
Kairolinen sämmtlich im Pyridinkern
statthaben, finden beim Kairin die Sub-
stitutionen zum Theil im Pyridinkern,
zum Theil im Benzolkern statt. Erläuter-
ungen fiber die Stellung und deren Be-
zeichnungen sind als zu weit führend
hier weggelassen, ausserdem aus jedem
Lehrbuch der Chemie zu ersehen.
Durch Erhitzen von Chinolin mit
rauchender Schwefelsäure bildet sieh
1 - Chinolinsulfosänre (Ortho-),
welche durch Schmelzen mit Kali 1-Ozy-
chinolin (Ortho - Ozychinolin)
CsHtNO giebt.
Durch Einwirkung von nascirendem
Wasserstoff wird analog wie beim Eairolin
aus dem Ortho -Oxychinolin: l-(Ortho)
Tetrahydrooxychinolin Co Hu NO
und aus diesem durch Behandeln mit
Methyljodid: Tetrahydro methyloxy-
chinolin, Oxychinolinmethyftetra-
hydrflr, Kairin M, C10H13NO1HCI -|-
CH.
HjO (als salzsanres Salz) gebildet. Bei
Anwendung von Aethyljodid f8r Methyl-
jodid entsteht: Tetrahydroaethyl-
oxychinolin,OxyehinoIinaethyl-
tetrahydrür, Kairin A, CuHisNOi
HCl (als salzsanres Salz) — kurzweg
Kairin genannt.
I-Tetrahydrooiy-
l-Oxvchinolin chinolin
Ortho-Oiy- Ortho-Tetrahydro-
chinolin oxychinolin
(C9H7NO) (C9H11NO)
H H
C C
HC C CH
HC C CH
\/\/
C N
OB
H B,
C C
HC C CBä
HC C CBo
YY
OH H
A. Rairiii
M. Kairin (Cn Hiß NO, HCl)
(Cio Hl 3 NO, HC1+H,0) SilManrcs
Salzsaurfs Oiylctra- Oiytetrakydro-
kydrometliylciiiBOlia . ilhylehlDolia
( H f thyloxyrliiiioliB- (AtkyloiyehlaoliB-
IftrahydHir) tetrakydrlr)
H H.2 H Hj
c c c c
HC C CH.2 HC C CH.i
HC 0 CHi HC C CB3
YY YY
OH (CH3).Hrj OH (CdH5).HCI
Wie durch Erhitzen von Anih'n (oder
Anilin und Nitrobenzol) mit Glycerin
und Schwefelsäure auf ungefähr 190 ^
(Skraup'sche Beaetion oder Chi-
ne linsynth es e) Chinolin entsteht, bil-
den sich homologe Ohinoline in analoger
Weise.
Paraamidoanisol und Paranitroanisol
mit Glycerin und Schwefelsäure längere
Zeit auf 140 — 150 ^ erhitzt geben Para-
chinanisol, C10H9NO, welches aus
alkalischer Flflssigkeit mit Wasserdampf
abdestillirt wird. Der Einwirkung nasci-
renden Wasserstoffs unterworfen geht das
161
Parachioanisol in Tetrah jdropara^
chinanisol,Thallin, über. Durch Er-
hitzen mit Aethyljodid kann (Wasserstoff
substituirend) Aethyl eingeführt werden
nnd das entstandene PrQduct ist Aethyl -
tetrahydroparaehinanisol, Ae-
thylthallin, C12H17NO.
In den Salzen des Thalh'ns nnd Aethyl-
Ihallins ist die betreffende Säure direot
zuaddirt. Da das Anisol als Phenyl-
methyläther O6H5.O.CH3 zu be-
trachten ist, ist das Thallin dement-
sprechend derMethyläther des Tetra -
hydroparaoxychinolins, wie d urch
nachstehende Formel verdeutlicht wird.
3-Oxychinoliii Tetrahydro-
Paraoxychinolin paraoxychinolin
(O9 H, NO)
H H
(' er
/■N/S,
I II I
H(; 0 OH
C N
H
((',,»„ NO)
H
('
OHO (^
(;h..
H(! C (!H,
0 N
H H
ThalliR (r,oH,..,NO)
Parachinanisol Tclrahydropar«-
(O.oHsNO) chlHABiSOl
H H H H.,
CG C 0"
^\/\ /\/\
(Gll30)O C OH (CH3e)0 0 OB,
CH
i
HC C CB.^
V> N
H H
Af(liyllliAtliii(Ci.IInN<))
Aelhyltetrabydroiiaracbinauisoi
H Ho
C C^
D C CB>
HC C CHa
C N
H (C,H5)
(CH30)C
Bei der Einwirknng gleicher MolekQle
Pbcnylhydracin und Acetessigester auf
einander entsteht unter Austritt von
Wasser und Alkohol durch Condensation
M e t h y 1 0 X y c h i n i z i n C^q Hio N^ 0.
(Das hypothetische Chinizin CgHio^g
ist durch die in ihm angenommene Bind-
ung der zwei Stickstoffatome interessant.)
Das Methyloxvchinizin wird durch Er-
hitzen mit MotWljodid und Methylalkohol
im Rohr auf 100^ in Dimethyloxy-
chinizin, 0 x y d i m e t h y 1 c h i n i z i n
oder Antipyrin CnHi^NgO über-
goftihrt.
Das Dimethyloxychinizin oder Anti-
pyrin ist nicht zu verwechseln mit einem
('ondensationsproduct des Methyloxychini-
zin, dem Di - Methy loxychin izin,
('.J0H18N4O2, welchips entsteht, wenn
Methyloxychinizin mit überschussigem
Phenylhydrazin erwärmt wird. Das Di-
Meihyloxychinizin findet keine medici-
nische Verwendung.
(Die nachfolgend gebranchte gegen die
bisherige abweichende Schreibart ist aus
praktischem Grunde gewählt worden.)
Chinizin
(OsH.oNJ
H
C N — NH
H C 0 CH
I II I
H 0 0 C H..
•\/\/
H H.,
Methyloxvchinizin
(CioH,"oN,0)
H
0 N — MH
HC C C-CH3
H 0 (J 0 H2
H 0
Oiydinethylchiiizln, DiMetbyloxycbiiiizin
(Methylirtes Methy loxychin izin).
Anlipyriii
(C„HioN,0)
H
G N — MGBu
HC (; c — CB3
H (^ C C B2
C 0
H 0
s.
162
Zur Fettbestimmung der Milch.
Zur Bestimmung des Fettes in der Milch
werden lOccm derselben zur Trockene
eingedampft und aus dem Bückstand das
Fett mit Aether extrahirt
Allgemein dürfte diese Bestimmung
derart ausgeführt werden, dass nicht die
Milch ftir sich allein, sondern mit Sand
gemengt eingetrocknet und der Bückstand
im Soxhlef sehen Apparat extrahirt wird.
Ausser Sand werden in den Lehr-
büchern andere Substanzen, wie €rlas-
pulver, gebrannter Oyps, Strontium- und
Bariumsulfat zum Eintrocknen der Milch
empfohlen.
Ich habe bei meinen Untersuchungen
bisher ausschliesslich Sand angewendet.
Da ich mich aber auch von dem Werth
der anderen Substanzen überzeugen wollte,
benutzte ich bei der letzten Bestimmung
Gyps und erhielt aus einer ganzen Milch
nur 0,265 pCt. Fett. Der Gyps in der
Papierhülse war auf die Hälfte seines
Volumens zusammengefallen, bildete eine
feste teigartige Masse und enthielt noch
2,5 pCt. Fett, welches ich derselben, nach-
dem ich sie in der Beibschale verteilt,
entziehen konnte.
Bell verwirft den Soxhlefsehen Apparat
durchaus, Bmenack eoipfiehlt in seinen
Bemerkungen zu der Uebersetzung der
JB^Zfschen Arbeit die Anwendung ganz
groben Sandes und es ist auch zweifellos,
dass man hier Besultate erhält, die für
die Praxis genügen. Gebrannter Gyps
ist aber durchaas zu verwerfen ; vielleicht
lässt sich derselbe bei ganz wasserfreiem
Aether anwenden, ans dem gewöhnlichen
Aether wird er aber das Wasser fest-
halten und damit eine feuchte Masse
bilden, die der Aether nicht durchdringen,
also auch nicht extrahiren kann. Auch
die Feinheit des Gypses dürfte überhaupt
nachtheilig wirken und deshalb Strontium-
und Bariumsulfat ebenfalls zu verwerfen
sein. Da trotzdem diese in den meisten
Lehrbüchern empfohlen werden, glaube
ich auf die Unzulänglichkeit dieser Metho-
den aufmerksam machen und nur die Ver-
wendung groben Glaspulvers oder grob-
kömigen Sandes als zulässig erklären zu
dürfen.
Dr. G, Ä, Ziegeler,
Analyse einer Marzipanmasse.
Die Marzipanmassen, wie sie in den
Handel gebracht werden, werden meistens
unter Garantie als aus % Mandeln und
Vs Zucker bestehend verkauft. Da sich
in Königes Tabellen die Analyse eines
solchen Marzipans nicht findet, gebe ich
hier die Besultate einer von mir im Auf-
trage des Fabrikanten ausgeführten Ana-
lyse als zweifellos lege artis bereiteten
Marzipanmasse.
Dieselbe enthielt
18 pCt. Wasser,
28 „ Zucker,
28,5 „ Fett.
Wenn diese Zahlen auch je nach dem
Zuckergehalte des Zuckers und dem Fett-
gehalt der Mandeln geringen Schwank-
ungen unterworfen sein werden, so dürfte
doch eine Marzipanmasse, in der Fett
und Zucker zu annähernd je 28 pCt. ent-
halten sind, als im obigen Verhältniss
angegeben, bereitet sein und Abweich-
ungen sich zur Beurtheilung eines grös-
seren Zuckerzusatzes eignen.
Stralsnnd. Dr. G. Ä. Ziegder.
Stralsund.
Pack-Leim, Dextrin-Leim
zun Aufkleben toh Adressen^ Signataren etc.
Bei den hohen Preisen des Gummi er-
laube ich mir folgenden Ersatz za em-
pfehlen :
1) 400,0 Gommelin {Gehe & Co.)
pulvert man gröblich, löst kalt in
600,0 Aquae,
fügt
10,0 Glucose,
20,0 Glycerin
hinzu und erhitzt bis auf QO^ C.
2) 400,0 Dextrin
rührt man mit
400,0 Aquae
an, verdünnt mit
200,0 Aquae,
flögt
20,0 Glucose,
10,0 Aluminii sulfurici
hinzu und erhitzt im Dampfbad auf ca.
90^ 0. Die anfänglich dicke Masse wird
dadurch klar und dünnflüssig.
Beide Massen eignen sich zum Garn-
163
miren ?on Etikettepapier^ Briefmarken
etc., doch verdient erstere den Vorzug.
Eugen Dieteridu
Zar Früfang des Chininum
lieber die Prüfung der Chininsalze
sind in letzter Zeit wieder einige Publi-
kationen gebracht worden, welcEe jedoch
mehr Negationen fremder Angaben als
neue Vorschläge enthalten. Wir werden
die so wichtige Frage im Auge behalten
und geeigneter Zeit wieder über dieselbe
im Zusammenhange referiren, wie dies im
vorigen Jahrgang durch Herrn Dr. Vulpius
geschehen ist
Möchten auch recht viele Apotheker
sich in der nächsten Zeit speciell mit
der Controle ihrer Chininsalze und mit
vergleichender Prüfung der verschiedenen
Methoden befassen. Wir haben specielles
Interesse daran, nur reinste Präparate
abzugeben, ein Interesse, welches leider
viele Fabriken nicht haben. Eed,
Ferrum hydrogenio reduct pur.
Wie uns die chemische Fabrik von
H, Trommsdorff in Erfurt mittheilt, ist
es derselben gelungen, ein Ferrum hydro-
genio reduct. puriss. herzustellen, welches
allen Anforderungen der Pharm. Germ. IL
genügt Bekanntlich wurde seither be-
hauptet, dass die Anforderungen der
Pharmakopoe zu strenge seien. Eed,
Ueber das Colchicin.
Von 8. Zeisel.
Den weaentlichen Inhalt dieser Arbeit faast
der Vf. in folgende Sätze zusammen. Dem
Colchicin kommt die Formel CasHsöNOö zu.
Es besitzt die Fähigkeit, sich mit Chloroform
znr kiystallisirten Verbindung Ci2Ht6N06.
2CHC]ä zu Tereinigen, welche durch Wasser
leicht in ihre Componenten zerlegt wird. Es
besitzt den Charakter einer schwachen Base.
Seine einfgushen Salze können zwar nicht aus
ihren wässrigen Lösungen isolirt werden,
indessen hi wenigstens die Existenz einer
DoppelTerbindung Ton Colchicinchlorbydrat
mit Goldchlorid von der Formel CsaHzftNOs.
HCl. AaCU mit Bestimmtheit nachgewiesen
worden. Die Existenz einer zweiten QoldTer-
bindung des Colchicins, C44H6oN20ia(HCl}2-
AnCls» ist noch fraglich.
DasColohieein ist nach der Formel (CsiHsa*
NO«). 9 HaO zusammengesetzt. Wenn in Be*
t rächt gezogen wird, dass die Differenz in der
Zusammensetzung des Colchielns und des
kiystallwasserfreien Colchiceins ein Kohlen-
stoff- und zwei Waaserstoffatome beträgt, und
dass bei der Umwandlung der einen Ver«
bindong in die andere auch die Bildung Ton
Methylalkohol beobachtet werden konntCi
wird man wohl zum Schlüsse gedrängt, dass
das Colchicein entmethylirtes Colchicin sei.
Die Entstehung des Colchiceins ist dann
ducch die Gleichung CmHmNOo + HiO» Cu-
HcsNOs -|- CHsOH auszudrucken. Auch das
Colchicein verhält sich wie eine schwache
Base; Beweis dessen die unter Erwärmung
stattfindende Lösung der an sich schwer lös-
lichen Substanz in wässriger Salzsäure und
die Existenz der Doppelverbindung Colchicein-
chlorhydrat, Goldchlorid, für welche die Zu-
sammensetzung Csi HasNOs, HCl. AuCls nach-
gewiesen worden ist. Das Colchiowin zeigt
zugleich den Charakter einer schwachen ein-
basischen Säure oder Tielleicht richtiger eines
einatomigen Phenols. Dem entsprechend löst
es sich in Kalilauge und in Ammoniak und
bildet die Kupferverbindung C2iH«2N0s)aCu.
Da dem Colchicin keine sauren Eigen-
schaften zukommen, ist man berechtigt, an-
zunehmen, dass bei seinem Uebeigange in
Colchicein ein Methoxyl in ein Hydroxyl um-
gewandelt wird. Somit sind auf Grund der
bekannt gewordenen Thatsachen (C2iHa20C8)-
NOft und C3iHc2(0H)N06 als theilweise auf-
gelöste Formeln für Colchicin, resp. Colchicein
anzunehmen. Ob die Molekularformel beider
Verbindungen nicht etwa verdoppelt werden
muss, lässt sich jetzt noch nicht entscheiden.
Dass endlich bei der complicirten Zu-
sammensetzung der hier besprochenen Sub-
stanzen auch bezüglich der Zahl der Wasser-
stoffatome vorläufig ein gewisser Vorbehalt ge-
macht werden muss, liegt in der Natur der
Sache. Chm. CetUr.-Bl 1887, Nr. 11.
Jodoform - Aetherlöaungen.
Hebheler machte in der „Münohener medi-
cinischen Wochenschrift" auf die leichte Zer-
setzbarkeit des Jodoforms in Aether aufmerk-
sam und schlug vor, diese Zersetsong durch
164
Lichtschutz sa hindeiii oder zu verlangsamen.
Daccomo hingegen schrieb die Ursache derZer-
setzangdem Sauerstoffzu, £oerr^^^ wiederum
einem Gehaltdcs Aethers an Wasserstoffsuper-
oxyd. Zar Entscheidung dieser Differenzen hat
Fischer (Pharm.-Ztg. 1887, 21) Versuche an-
gestellt, aus denen er folgert, dass die Ursache
der Zersetzung in einer dem Aether eigen-
thüm liehen Verunreinigung zu suchen sei,
welche sich durch Rectification über trockenen
Kalihydrat entfernen lasse. Ein derart be-
handelter Aether giebt eine der Färbung des
Jodoforms fast entsprechende Lösung, welche
sieh nicht merklich verändert. Weiter gebt
aus den Versuchen Fischer'B hervor, dass
Luftzutritt die Zersetzung wesent-
lich beschleunigt; und ferner, dass
rei n er Aether, in Berührung mit der Luft,
bald wieder jene Verunreinigung enthält,
welche Fischer als Ursache der Zersetzung
betrachtet. Lichtabschluss verzögert nur,
verhindert aber nicht die Zersetzung. Auch
Fischer scheint der Ansicht zu sein, dass das
verunreinigende Agens HiOs sei. Ref. ist in-
dessen der Ansicht, dass diese letzte Annahme
doch auch durch weitergehende Versuche
nachgewiesen werden müsse. dt.
Vorkommen von Zucker im Harn.
V. Jaksch hat gefunden, dass der Harn
nach Vergiftung mit Kalilauge oder Schwefel-
säure und nach einer Arseuvergiftung keinen
Traubenzucker enthielt, wiewohl derselbe
reich an reducirenden Substanzen war. Da-
gegen enthielten die Harne von drei mit
Kohlenoxyd Vergifteten, ebenso die Harne in
, zwei Fällen von Asphyxie (nach Einathmung
irrespirabler Gase), ferner nach tiefen Chloro-
form narkosen und nach grösseren Sa Hey l-
säuredosen Traubenzucker, v, Jaksch em-
pfiehlt hierzu die Phenylhydraciureaction
(Pharm. Centralh. 25, 50O), doch ist zu er-
wähnen, dass sehr eiweissreiche Hanie vorher
enteiweisst ir erden müssen. Die Methode ge-
stattet auch im enteiweissten Blute, desgleichen
in einer ganzen Reihe von Transsudaten und
Exsudaten der Bauch- und Pleurahöhle den
Traubenzucker nachzuweisen. Milchzucker
konnte v. Jaksch im Harn von Wöchnerinnen
bis jetzt nieht nachweisen.
Die entstehende Doppelverbiudung des
Phenylhydracins und Traubenzuckers, das
Phenylglucosazon , schmilzt bei 205^ C, was
in zweifelhaften Fällen zur Identificirung dos
entstehenden Niederschlages benutzt werden
kann. $.
MediC'Chirurg. Bundschau 1S86, 785.
Als Reagens I um bei Zuckerbestimmung
zu prüfen , ob noch unzersetzte Fehling'ache
Lösung vorhanden ist, empfiehlt Quinquand
Hauseublaseulösung. Er stellt letztere dar,
indem er 2,5 g Hauseublase mit lOccm Kali-
lauge erwärmt, erkalten lässtund auf 250 ccm
verdünnt. Bei Vorhandensein von Kupfer in
der zu prüfenden Probe tritt auf Zusatz von
dieser Hauseublaseulösung eine violette Färb-
ung (Biuretreactiou) auf. s.
Journ. de Pharin, et de Cliim. 86, 462,
Zur Bestimmung von Borsäure.
Von F. A, Gooch.
Die Methode beruht darauf, dass sich die
Borsäure mit Methylalkohol leicht und voll-
kommen verflüchtigen lässt. Man bebandelt
daher die zu untersuchende Substanz mit Sal-
peter- oder Essigsäure, um das borsaure Salz
zu zersetzen, destillirt die Flüssigkeit ab,
fügt zu dem Rückstande Methylalkohol , wel-
chen man ebenfalls abdestillirt, und wieder-
holt die letzte Operation einige Male. Die in
dem Destillate befindliche Borsäure wird mit
einer gewogenen Quantität von Calciumoxyd
zur Trockne eingedampft. Die nach dem
Glühen beobachtete Gewichtszunahme giebt
alsdann die Menge der Säure an. Der Apparat,
dessen sich der Verf. bedient, ist leider etwas
complicirt. j^^^ jfer. d. diem. Ges, 20, US,
Ueber Entflammungs- und Ent-
zündungstemperaturen einiger
flüssiger Handelsartikel.
Von Dr. F. Gmtter.
Zum Zwecke der Tarifirung und Einschätz-
ung in Gefahrenklassen hat sich seit einiger
Zeit schon das Bcdürfniss nach einer Za-
sammenstellung der Entflammungs- und Ent-
zündungstemperaturen verschiedener HandeU-
waaren geltend gemacht. Um die Gefährlich-
keit in Graden auszudrucken, wurde der Ent-
flammungspunkt des Aethyläthers, der bei
— 20^ C. liegt, = 100 Grad angenontmen
und die Differenz von dieser Temperatur um
165
je 5^0. s= 1^ Geföhrlichkeit gerechnet. ' mit dem Sinken der Entflammungstemperatur,
Für den praktischen Zweck der Eintheilung sondern rascher zunehmen muss,
in Gefahrenklassen gieht diese Art der Be- In der folgenden Tahelle sind die unter-
rechnunggenügende Anhaltspunkte, obgleich sachten Flüssigkeiten nach ihrer Gefahrlich -
sie nicht ganz genau die wirkliche Gefährlich- keit geordnet, um als Beispiel für die Klassi-
keit ausdrückt, da letztere nicht gleichmässig j fication zu dienen.
Gegenstand
Siedej)unkt
Entflamm-
ungs-
temperatur
Ent-
zündungs-
temperatur
Aethyläthcr (Handelswaaro)
Schwefelkohlenstoff
Petrolenmäther (spec. Gew. 0,70)
Steinkohlentheerhenzol (90 pCt.)
(50 pCt.)
Methylalkohol (Holzgeist) . .
Toluol, rein
Aethylalkühol (95 pCt.) . . .
(60pCt.) . . .
(45pCt.) . . .
Petroleum (Test)
Xylol (aus Steinkohlentheer)
Ter[)entinöl ... ....
Cumol, roh, aus Steinkohlen theer
Eisessig
Amylalkohol (Fuselöl) ....
Solaröl
Theeröl (Mittelfractioii) . . .
Anilin (rein)
Dimethylanilin
Anilin (für Roth)
Toluidin (ffewöhnl.) ....
Nitrobenzol
Xj lidin (technisch)
Paraffinöl
Mineralöl (Naphtoliiij ....
Urad
Grad
34,5
20
46
20
90-100
-20
82-115
-15
88-125
- 5
66
0
111
7
78-80
14
—
16
—
20
150 bis aber 360
25
138 140
30
155 165
35
140-170
39
119
44
130
46
190-270
60
—
63
182
76
192 194
76
190-198
85
196—198
85
207-210
90
213-218
97
260 bis über 360
107
350
200
Grad
—20
—20
-20
-15
- 5
0
21-22
15
27
31
43
47
44
56
75
47
80
83
103
90
105
107
103
121
150
227
Gefähr-
lichkeit
100
KO
100
99
97
96
94,5
93,4
92,8
92
91
90
89
88,2
87,2
68,8
84
83,4
8(J,8
80,8
79
79
78
76,6
74,6
56
Die Tabelle giebt einen sicheren Auf-
schi ass über die Gefährlichkeit der einzelnen
Materialien und zeigt auch , wie nothwendig
eine Berücksichtigung derselben beim Erlass
feuerpolizeilicher Vorschriften ist. Bemerkens-
werfh ist bei der Tabelle noch das Verhält-
nis« zwischen Siedepunkt und Gefährlichkeit.
Man ist gewöhnlich geneigt anzunehmen,
dass mit dem Fallen des Siedepunktes die
Gefährlichkeit steige. Tbatsächlich verhält
CS sich jedoch nicht ganz so ; Petroleumäther
siedet z. B. bei 90 bis 100 <> und hat den
Entflammungspunkt bei --20<^y Aethyl-
alkohol dagegen siedet bei 80 ^ und ent-
flammt bei -f 14^. Aus der Tabelle ergiebt
sich ferner, dass die Enlflammungstemperatur
derjenigen Körper, welche von jeher als ganz
besonders feuergeföhrlich gelten , unter
-|- 10<* C. liegt. Diejenigen Körper, welche
den Entflammungspunkt erst oberhalb dieser
Temperatur zeigen, und deren Reihe mit dem
Aethylalkohol beginnt, können nicht aU
„besonders feuergefährlich^ bezeichnet wer-
den, obwohl selbstverständlich beim Aufbe-
wahren und Transport derselben grosse Vor-
sicht nicht ausser Acht gelassen werden darf.
Bei einer Entflammungstemperatur von
-|- 60^ C. an nimmt jedoch die Leichtig-
keit der Entflammung und der Entzündung
so stark ab , dass man von besonderen Vor-
sichtsmaassregeln in den meisten Fällen ab-
sehen kann und nur darauf achten muss, dass
diese Producte nicht mit brennenden Körpern
in Berührung kommen.
Bepertorium d. analyU Chem. 18S7, Nr. i;?.
Modification des Otto'schen Ace-
tometers.
Der 0/^o'sche Acetometer, eine eingetheilte
cylindrische Röhre, in welcher der mit dem
Indicator versetzte Essig bis eben zur Neu-
166
iralisution mit einer AlkalilÖsung versetzt
wird, erfahrt nach W. Fresenius folgende
verbesserte Einrichtung,
Eine 12 mm weite, 17 bis 18 cm lange
cylindrische Glasröhre, welche an dem Punkte,
bis zu welchem sie 5 ccm fasst, eine Marke
trägt und die von da aufwärts in Cubikcenti-
meter bis zu 12 nach ^/lo Qraden eingetheiit
ist, füllt man, am besten mit einer Pipette,
bis zur 5 ccm-Marke mit dem zu prüfenden
Essig an, setzt 1 Tropfen Phenolphtalei'n
hinzu und versetzt nun mit titrirter Natron-
lauge bis zur Röthung. Die Rechnung wird
bei Normalnatronlauge in bekannter Weise
ausgeführt. Man kann sich jedoch auch eine
Natronlauge zur Essigprüfung her-
stellen und von dieser geben die verbrauchten
Cubikcentimeter direct Gramme wasserfreier
Essigsäure in 100 ccm (also den Procentgehalt)
an. Diese Natronlauge zur Essigprüfung stellt
man in der Weise ein, dass man zu 1000 ccm
Normalnatronlauge noch 200 ccm Wasser
setzt. (Fresen.^ Quant, ehem. Analyse, 2. Bd.
»S. 261.) 1000 ccm dieser verdünnten Lauge
sättigen nun genau 50 g Essigsäure, —os—
Zeüschr. f. anältß, Chem. 1887, L
Ueber den Nachweis und die
quantitative Bestimmung der
Milchsäure in physiologischen
und pathologischen Fällen.
B. Palm weist darauf hin, dass noch immer
in den Lehrbüchern zur Abscheidung der
Milchsäure die Darstellung des Zinklactats
auf einem sehr umständlichen Wege be-
schrieben ist, während er bereits vor einigen
Jahren die Mittheilung machte, dass die
Milchsäure unter gewissen Bedingungen ein
basisches, in Wasser anlösliches Lactat von
der Constanten Formel: 3PbO, 2 (CsHöGs)
bildet und dass dasselbe entsteht, wenn Milch-
säure mit Bleiessig und alkoholischem
Ammon vermischt wird. Man verfährt nach
Palm auf folgende Weise:
Das zerkleinerte Untersachungsobject wird,
im Falle man nur freie Milchsäure nachweisen
willy erschöpfend mit Aether ausgezogen, da
letzterer nur Milchsäure, Fett und etwa Farb-
stoffe löst. Der ätherische Auszug wird auf
dem Wasserbade verdunstet, der Rückstand in
Wasser gelöst, wobei Fett zurückbleibt und
die filtrirte wässrige Lösung jetzt mit Bleiessig
vermischt. Entsteht ein Niederschlag, so wird
filtrirt. Das Filtrat wird, wenn darin nicht
vorher überschüssig zugesetzter Bleiessig zu-
gegen ist, erst mit diesem, darauf mit alkoholi-
schem Ammon so lange versetzt, als noch eine
Fällung wahrnehmbar ist, wodurch bei An-
wesenheit von Milchsäure ganz constant das
Bleilactat nach der oben angegebenen Formel
herausfallt. Ist an Basen gebundene Milch-
säure zu bestimmen, so hat man vorher mit
Schwefelsäure anzusäuern und darauf mit
Aether weiter zu behandeln. Um sich zu
überzeugen, dass in dem Bleiniederschlage
wirklich Milchsäure vorhanden ist, hat man
denselben mit Schwefelwasserstoff zu zersetzen
und das Gemisch voll Schwefelblei und Milch-
säure mit Aether zu behandeln, wobei nach
dem Verdunsten der ätherischen Flüssigkeit
die Milchsäure rein resultirt. — os —
Zeitschr. f, antüyt. Chem, 1887, L
Jurubeba.
Unter den auf der „1886er Südamerika-
nischen Ausstellung in Berlin" ausgestellten
Drogen erregten grosses Interesse die aus
Brasilien eingeschickte Jurubeba und die
aus ihr hergestellten Präparate. Jurubeba ist
die (geschält verwendete) Wurzel von Solanum
paniculatum L., sie geniesst in Brasilien den
Ruf eines vorzüglichen Abführmittels, haupt-
sächlich bei Verstopfung und Entzündung
der Leber und Milz, und eines -nicht minder
ausgezeichneten harntreibenden Mittels. Aus-
gestellt war neben der Bohdroge (diese leider
nur in sehr geringer Quantität) die ver-
schiedenartigsten aus ihr gefertigten Arznei-
mittel, wie Syrup, Wein, Pillen, Eztracte,
Tinctur und Pomade, Pflaster, Oel, letztere
drei zum äusserlichen Gebrauch bestimmt.
Wenn die Jurubeba auch nur einen Theil
der ihr von brasilianischen Aerzten nach*
gerühmten Heilkräfte wirklich besitzt, so er-
scheint sie doch einer eingehenden Unter-
suchung und Prüfung unbedingt werth und
diese wird auch, sobald grössere Mengen der
Droge beschafft sind, in Berlin zur Ausführung
kommen. g,
Export Nr, 7.
Prophylakt Behandlung der Zähne.
Der Artikel über dieses Thema in voriger
Nummer unseres Blattes entstammt den
Therapeut. Monatsheften. Durch ein Ver-
sehen war die Quellenangabe unterblieben.
Eed.
^ , ^'^^ *y^\^'\
167
üiteratnr und Kritik.
Lehrbuch der Pharmakognosie. Mit
besonderer Bücksicht aiif die Pharma-
eopoea Germanica ed. II, sowie als
Anleitung znr naturhistorischen Unter-
suchung vegetabilischer Bohsto£fe von
Prof. Dr. Albert Wigand, Marburg.
4. Aufl. mit 188 Holzschnitten. Ber-
lin 1887. Verlag von August Hirsch-
tvald.
Diese Pharmakognosie ist speciell für den
Apotheker geschrieben. Entgegen so vielen
anderen Werken, welche auf ihren Titel-
blättern wohl die Bezeichnung „für Pharma-
centen'^ mit tragen, im Uebrigen auf die Be-
dürfnisse derselben wenig Rücksicht nehmen,
lässt schon das Vorwort dieses Lehrbuches
keinen Zweifel, dass es wirklich „Pharma-
kognosie für Pharmaceuten," nicht „Pharma-
kognosie mit einiger Rücksicht auf Pharm a-
ceaten'* enthält. Prof. Wigand ist, wie wohl
allgemein bekannt ist, im October vor. Jahres
gestorben, wir dürfen wahrlich um ihn trau-
ern, denn wir haben einen warmen Freund
an ihm verloren. Wenige Universitätslehrer
werden so freundliche Worte über unsern
Stand geschrieben haben, als Prof. Wigand
in dem Vorwort zur II. Auflage seiner Pharma-
kognosie, wenige auch die Pharmakognosie
in so praktischer und für Pharmaceuten
speciell nutzbarer Weise aufgefasst und vor-
getragen haben. Er hat die 4. Auflage noch
zum Druck fertig machen können, die Korrek-
turen hat sein Sohn, Assistent am pharma-
kognostischen Institut, besorgt. Wigand ^
Lehrbuch der Pharmakognosie sollte keinem
deutschen Apotheker unbekannt bleiben, in
unserem eigenen Interesse wünsche ich dem-
selben die allerweiteste Verbreitung.
Geissler,
Anatomischer Atlas zur Pharma-
kognosie, 60 Tafeln in Holzschnitt
von Dr. A. E. Vogl, k. k. o. ö. Pro-
fessor der Pharmakologie und Pharma-
kognosie an der Wiener Uni?ersität.
I. Heft (Tafel 1—15). Holzschnitte
aus dem xylographischen Atelier von
F. X. Matoloni in Wien. Wien 1887.
Urban S Sehwarzenherg. Erscheint in
4 rasch aufeinander folgenden Heften.
Wir werden auf diesen Atlas zurückkommen ,
sobald derselbe abgeschlossen vorliegt, wir
empfehlen denselben aber schon jetzt der
Aufmerksamkeit unserer Leser. Die einzelnen
Tafeln sind ausserordentlich schön ausgeführt
und auch die sonstige Ausstattung derselben
ist brillant, so dass der Preis als ein massiger
erscheint.
Vorträge fiber die Entwieklangs-
gesehiehte der Chemie in den
letzten hundert Jahren von Dr.
A. Ladenburg, o. Professor der Chemie
an der Universität Kiel. Zweite ver-
besserte und vermehrte Auflage.
Preis 6 Mark. Braunsehweig 1887.
Druck und Verlag von Friedrich
Vieweg & Sohn.
Die Kenntniss der Entwicklungsgeschichte
einer Wissenschaft ist für jeden Jünger der-
selben eine Noth wendigkeit, mindestens gilt
dies von den letzten Phasen der Entwicklungs-
geschichte, welche in die heutige Zeit hinein-
reichen. Entwicklungsgeschichte der Chemie
wird nicht an allen Universitäten gelehrt,
aber auch wo sie gelesen wird, hat der Pharma-
ceut, welcher nur die übliche Zeit studirt,
selten Zeit sie zu hören. Das vorliegende
Werk bietet ihm Gelegenheit, das in dieser
Richtung Versäumte nachzuholen. Es giebt
in ausserordentlich ansprechender Form in
fünfzehn Vorlesungen ein Bild , wie sich die
chemischen Theorien aus- und nacheinander
entwickelt, welche Bedeutung sie für die
Chemie gehabt und was wir durch sie bis
jetzt erlangt haben. e.
Prinelpien der organlsehen Synthese
von Dr. Fugen Lellmann, Privat-
docent an der Universität Tübingen.
Preis 10 ^. Berlin 1887. Verlag
von Robert Oppenheim.
Die vorliegende Darstellung der für die
Chemie des Kohlenstoffes wichtigeren syn-
thetischen Methoden ist für Solehe bestimmt,
welche die Chemie als Hauptfach erwählt
haben und wird diesen ebensowohl als Hülfs-
mittel beim Studium als beim praktischen
Arbeiten in der synthetischen Chemie gute
Dienste leisten. Das Werk bringt in einer
Einleitung die Besprechung der Substitutions-
regeln und sodann in grösseren Kapiteln mit
den entsprechenden Unterabtheilungen die
Bearbeitung aller Reaetionen von allgemeine-
168
rem Charakter : Reactionen . durch welche
die in einer Verbindung enthaltene Anzahl
von Kohlenstoffatomen nicht verändert
wird; Anfbau einer Verbindung mit einer
grösseren Anzahl von Kohlenstoffatomcn aus
solchen, die weniger Kohlenstoffatoroe ent-
halten ; Zerlegung einer Verbindung in meh-
rere andere, deren jede eine kleinere Anzahl
von Kohlenstoffatomen enthält.
Mit ausserordentlichem Fleiss und grosser
Sachkenntniss sind die zahlreichen zum
Theil weit verstreuten Literaturangaben fUr
das Werk zusammengetragen.
Real-Eneyblopädie der geHammten
Pharmacie fiir Apothokor, Aerzto
nnd Medicinalbeamte, unter Mitwir-
kung]: zahlreicher Faehmiinner heraus-
gegeben von Prof. Dr. J?. Geissicr in
Dresden und Prof. Dr. Jos, Moellcr
in Innsbruck. Mit zahlreichen Ilhi-
strationen in Holzschnitt. 24. — 32.
Lieferung. Wien und Leipzig 18S7,
IJrhan S; Schwär zeiiherg, Preis pro
Lieferung 1 Jl.
Die vorliegenden 9 Lieferungen reichen
von Brenzschleimsäure bis Cholagoga, das
Werk schreitet demnach, wenn auch nicht
sehr rasch , doch auch nicht langsam vor
wSrts. Auch diese Hefte enthalten wieder viele
vorzügliche Artikel , leider aber auch solche,
welchen den Worten des Prospectcs, dass die
einzelnen Aufsätze „kurz und abgerundet'*
sein würden, nicht ganz entsprechen.
Die Geschärtspraxis des Apothekers
und seine Nebengeschäfte. Aus der
Praxis für die Praxis von Ph. Mr.
Adolf Vomdcka, Redacteur der Rund-
schau. Prag, 1887. Selbstverlag des
Verfassers.
Der sehr rührige und federgewandte Herr
Verfasser , welcher den Lesern dieses Blattes
aus seinen früheren Büchern: „Unsere Hand-
verkaufsartikel*' und „Neue Ideen ^' schon
bekannt ist, giebt in dem vorliegenden
Werkchen recht beachtenswerthe, wenn auch
mitunter sehr ph rissen rei che , Winke und
Raihschläge, wie sich der Apotheker eine
richtige Geschäftspraxis zu eigen machen
kann. Er zieht in den Kreis seiner Betrach-
tungen das wie jedem Menschen auch dem
Apotheker innewohnende Streben nach
Selbstständigkeit, das Sachen nach einem
Kaufsohjectc, die Uebcrnahme eines Geschäf-
tes, das Verhältniss des Apothekers zu Arzt
Und Publikum, die selten ausbleibende Con-
currenz etc., giebt eine mit Beispielen er-
läuterte Anleitung zur Buchführung und ver-
breitet sich in nützlichen Bathschlägen beim
Einkaufe der Waaren, beim Annoncircn, beim
Entrircn eines Neben geschaft es und was der-
gleichen mehr ist. Das Werkchcn liest sich
ganz angenehm; weniger angenehm ist der
hohe Preis desselben : 3 »/^ 50 x^ für ein Ht?ft
von 72 Seiten in Gross -Octav, das ist weit
mehr, als was in der „Geschäftspraxis des
Apothekers'* üblich ist. g.
Chemisch-technisches Repertoriam. Uebersicht-
lieh geordnete Mitibeilnngen der neuesten
Erfinaangen, Fort^^ohritte und Verbessrr-
nnsren anf dem Gebiete der technischen und
industriellen Chemie mit Hinweis auf Mn-
schincn, Apparate und Literatur. HerauK-
pegeben von Dr. J^Jmü Jncnhsen. 1885.
Zweites Halbjahr. Zweite HUlfte. Berlin
1H87. Ji. O'ärtfier's Verlagsbuchhandlung
(Hermann Helffelder).
Von diesem beliebten und weitverbreiteten
Nachschlagewerke ist mit der soeben erschie-
nenen vierton Lieferung wiederum ein Band
vollendet.
Repetitoriom der medieinischeii Bfllfswissen-
scbaften: Chemie, Physik, Botanik und Zoo-
logie. Für Studircnde der Medicin, Phar-
macie, Thierjirzneikunde, Chemie etc. Theil
I. Chemie, hearbeitft von Dr. Gtartj Kasa-
ner, 1. i^ssistent am pharmaoeutischen In-
stitut der Universität Bre.^-lau. Preis 3 Mk.
Bre>lau 1887, Verlag von Prettss & Jünger.
Phamiaceuten und Chemilcer studiren Chemie.
Physik und Botanik nicht als medicinische
H Ulfs wissen Schäften , sondern als reine Natur-
wissenschaften. Der für das kleine Werkchen
?:e wählte Titel darf deshalb wohl anfTallen.
]8 wäre richtiger gewesen, dasselbe nur als Re-
petitorium für ,Medi einer zu bezeichnen, für
diese genfigt es auch.
Methodischer Leitfaden der Physik nnd Chemie.
Für höhere Töchterschulen, Lehrerinncn-
seroinarien und Portbildungsanstalten. H<^-
arb itet von Dr. Karl Jansen^ Oberlehrer
am Iteal^ymnasium zu Düsseldorf. Mit 200
in den Text gedruckten Ahbildunjzen. Preis
3 Mk. Freiburg im Breisgau IS^if. Herder-
sche Verlagsbuchhandlnng.
Die Kronenqnelle zn Obersaltbmnn in Schlesien.
Von Dr. Carl Lnuchnr, k. b. Med.-Rath und
Landgerichtsarzt in Straubing. 1887.
SpecialCatalog für Ghemle nnd Pharmacie, che.
mische Technologie und chemisch-technische
Nebengewerbe. 18.V6/87. Polytechni«cho
Buchhandlung (A. Seydd) in Berlin W.
169
Das Jleie ^lurBiMitfsche ■unal" von E. Die-
teneh, welches in den Jahrgfingen 1885, 1886
nnd 1887 der Pbarmacentischen Centralballe
abgedruckt worden ist, wird demnächst auch
in Bachform herausgegeben werden and zwar
im Verlage von Julius Springer in Berlin.
i sce 1 1 e
DieVoraasbestiinmnng der tiefsten
Temperatur der nächsten Nacht
soll A. Eammerwumn Ton der Sternwarte in
Qenf mit Hilfe des „fenchten Thermometers **
geluBgen sein.
Die EiBrichtnng ist bekanntlich folgende:
Ein gutes lOOtbeiliges Thermometer mit
mogKebst grosser Qradeintheilnng ist an
seiner Kngel mit einer Halle von Musselin
oder Leinwand in einfaeher Lage umwickelt
nnd wird aas einem darunter aufgestell-
ten, mit Wasser gefBtlten Geftsse ununtcr-
broebcn feucht erbalten. Dies anf dem Wege
der Haarröhrchen- (Capillar-) Leitung an ver-
mitteln, dient ein genfigend langes Bündel
von etwa 10 Baumwollenfäden , welche ober-
halb der Thermometerkngel znsam menge-
schlangen, weiter unten ausam mengeflochten
werden nnd in das Wasser des damit gefüllten
Geftoes hineinhängen. Die Musselinhülle,
sowie die Banmwollenfädcn müssen vor dem
Gebrauebe in warmem , weichen Wasser aus-
gewaschen nnd fernerhin sehr sauber gehalten
werden; es empfiehlt sich ein Wechsel der-
selben jeden Monat. Das feuchte Thermo-
meter ist sodann an einem Orte aufzustellen,
wo es vor den Sonnenstrahlen und auch vor
den Ansstrablnngen des Hauses geschützt ist,
am besten innerhalb eines weiss angestriche-
nen, nicht ZQ stark gelüfteten Kastens, wie
solcher zn dem Zwecke vom Mechaniker an-
gefertigt wird.
Die wichtige Thatsache nun, welche
Kammermann fand und auf welcher dieVor-
hersagnng begründet, ist, dass die kälteste
Temperatur der Nacht 4^0. unter den Stand,
welchen das feuchte Thermometer Nach-
mittags zeigt, hinabgeht. Nachtfrost steht
also zn erwarten, wenn eine Verminderung
des tiefsten Standes, welchen das feuchte
Thermometer Nachmittags zeigt, um 2 bis
4 <> C. nnter dem Gefrierpunkt vorauszusehen
oder vorher zn berechnen ist. Dieser Erfolg
wird von allen Beobachtern als durchaus
sicher bezeichnet und dnrch mehrere Berichte
der „Meteorologischen Zeitschrift^ des laufen-
den Jahres bestätigt.
Antlielie BekinfanadiBigei, VerirdiniigeB,
KeidugeriditBentsckeMaogei etc.
Errichtung einer ständigen Pharma-
kopoe - Commission*
Der Bundesrath hat aus Anlass der auf S. 712
der Veröffcntl. von 1886 bezeichneten Vorlage
am 17. Februar 1886 (§ 93 des Protokolls) be-
schlossen:
1. In Verbindung mit dem Kaiserlichen Ge-
sundheitsamt wird eine ständige Commission
errichtet, welcher die Aufgabe oolie^, die Be-
schlflsse des Bandcsrathes über periodisch herbei-
suffihrende Berichtigungen und Ergänzungen
der Pharmakopoe vorzubereiten« Die Commission
hat zu diesem Behuf das einschlägige Material
zu sammeln, zu sichten und zu prüfen, sowie
in Zwischenräumen von etwa zwei Jahren ihre
bestimmt formulirten Anträge auf Berichtigung
und Ergänzung der Pharmakopoe dem Beichs-
kanzler zur weiteren Veranlassung zu unter-
breiten.
9. Den Vorsitz in der Commission führt der
Director des Gesundheits-Amts, welchem auch
die Leitung der laufenden Geschäfte obliegt.
Die Bnreauarbeiten werden im Gesundheits-Amt
ausgeführt.
8. Die Commission besteht ausser dem Vor-
sitzenden aus denjenigen ausserordentlichen
Mitgliedern des Gesundheits-Arots, welche eine
Steflung in der obersten Medicinalverwaltungs-
behürde eines Bundesstaates einnehmen und
aus weiteren Mitgliedern, welche vom Beichs-
kanzler ernannt werden. Die Zahl der letzteren
ist vorläufig nicht über 12 zu bemessen. Die
Mitglieder erhalten Reisekosten und Tagegelder
für die durch die Sitzungen der Commission
bedingte Abwesenheit von ihrem Wohnort. Die
Gewährung einer besonderen Vergütung für er-
hebliche Arbeitsleistung, sowie für die den
Mitgliedern durch experimentelle oder literari-
sche Arbeiten etwa erwachsenden haaren Aus-
lagen bleibt vorbehalten.
4. Die durch die Errichtung der Commission
bedingten Kosten werden aus den Fonds des
Gesundheits-Amts bestritten.
Erlass des KönigK Prenss. Kriegs*
minlsterinm, die dienstliehen Ob-
liegenlieitenderCorps-Stabsapotlielter
betreffend.
1. Die die Gesundheitspflege der Truppen be-
treffenden chemischen Untersuchungen (Natura-
lien und sonstige Bedarfsgegenstänoe); dieselben
sind von dem Corps-Stabsapotheker selbst oder
unter seiner Leitung und Verantwortlichkeit
170
Ton einem eifljShrJg- freiwilligen Militär -Phar-
Hiacenten anszirfübren,
2. die militargerichtlicb- chemischen oder
ph arm alcognos tischen Untersuchungen,
3. die Arzneiprüfungen , soweit deren Aus-
führung nach dem Ermessen des Corps -Arztes
durch den Corps - Stabsapotheker erforderlich
scheint,
4. diejenigen chemischen und mikroskopischen
Untersuchungen für den Haushalt der Truppen
u, s. w., welche dem Corps -Stabsapotheker auf
Gntnd besonderer diesseitiger Verfügungen Über-
tragen werden, wie die Untersuchung von Wäsche-
stücken und Kosshaaren.
Die vorstehend bezeichneten Untersuchungen
haben die Corps-Stabsapothelier nach Maassgabe
der ihnen dienstlich zur Verfügung stehenden
Mittel auszuführen. Wo letztere nicht ausreichen,
sind die betreffenden Untersuchungen an die
zuständigen hygienisch - chemischen Untersuch-
ungsrtellen zu überweisen, event. entsprechende
Anträge hierher zu richten.
Die von den Corps-Stabsapothekcm auf Grund
der ausgeführten Untersuchungen zu erstattenden
Gutachten sind so abzufassen, dass bei einer
etwaigen Vorlage hier der Zweck der Unter-
suchung, die angewendeten Untersuchungs-
methoden, die erhaltenen Resultate und die aus
denselben gezogenen Schlussfolgerungen so er-
sehen werden können, dass ein Urtheil über den
Werth der ermittelten Thatsachcn möglich ist.
Die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit ihrer
Untersuchungen tragen die Corps-Stabsapotheker
allein, und haben sie demzofolge die betreffenden
Gutachten allein zu unterzeichnen.
Eine Zusammenstellung der im Laufe des
betreffenden Jahres ausgefürten Untersuchungen
ist dem allljährlich hierher vorzulegenden Jahres-
bericht des Corps -Stabsapothekers beizufügen.
Den Corps - Stabsapothekem werden hiemach
I eine grosse Anzahl chemischer und hiegieinischer
{ Untersuchungen Überträgen. Die Militärbehör-
den theilen also jedenfalls nicht die Annahme,
dass der Apotheker zur Ausführung derartiger
Untersuchungen unfähig sei. e.
\,rv^ .^^ vy s,^~<K^\^ w y- -' .f ^- ^^^ \y
Offene Correspondenz,
Apoth. F. t'fi B« Das .neue" Berliner Lnft-
reinigUDgsmittel, ein Gemisch aus 10 Th.
Ol. Rosm«rini, 2'/» Th. Ol. Lavcndulae, 2»/« Th.
Ol. Thymi und BÖ Th. Acid. nitricum, womit ein
Schwamtn getränkt werden und dann der frei-
willigen Vmunstnng in Enmkenzimmern etc.
Überlassen werden soll, findet sich bereits in
Ewald und Lüdecke, Ausgabe von 1889, unter
dem Namen Rimmels desinficirende Flüssigkeit
aufgeführt. Der Unterschied ist nur der, dass
die Rinimersche Vorschrift den dreissigsten
Theil des obigen Quantum von Salpetersäure
vorsehreibt und das scheint das nichtigere,
denn ein Gemisch ans 1 Theil ätherischem Oel
und 2 Theilen Salpetersäure dürfte eine nahezu
gefährliche Mischung sein.
Apoih, A. in F« Wir veröffentlichen zuerst
Ihre Zuschrift:
„Ist es nur Einbildung, dass nach dorn Pro-
biren eines Calomelpulvers mit Zuckor auf der
Zunge eine Spur von metallischem Geschroacke
im Graumen und besonders auf der Zunge zu-
rückbleibt. Das Calomelpulver wurde einige
Stunden blos nach der Misch nng mit Zucker
niit Zunge und Gaumen controlirt. Noch mehr
Fpü'rt man diesen metallischen Nachgeschmack,
wenn maÄ das Calomelpulver (Galomel 0,05,
Sacch. 0,20) mit etwas Wasser in ein kleines
Liqueurglas bringt, verrührt und dann von der
Fltssiirkeit versucht — es schwimmt dabei immer
etwas Calomel oben anfand gerade diese Spur lässt
^was davon im Munde zurück und der Metall-
gescbattok ist notoh deutlicher zu spüren. Wäre
nicht die Bildung von etwas Sublimat durch die
Chlorsalze des Speichels möglich? Das Calo-
mel ist reiti.**
Wir (Red.) bestätigen sodann, dass Calomel-
pulver einen deutlichen, wenn auch sehr ge-
ringen metallischen Nachgeschmack hinterlässt.
Ueber die UmseUnng des Calomels im Organis-
pius möchten wir — nach Husemannf Anmei-
mittellehre — Folgendes hinzufügen : Queck-
silberchlorür setzt sich in Berührung mit Ei-
weis in Quecksilberchlorid und Quecksilber um,
ebenso Quecksilberjodür, aus welchem Jod frei*
gemacht wird, das als Jodkalium resorbirt
wird. VoH uud Andere nahmen früher an,
dass auch bei dieser Ueberf öhrung , soweit sie
im Magen stattfönde, das Chlomatrinm des
Magensaftes die hauptsächlichste Bolle spiele*
indess ist dies unwahrscheinlich, da nur con-
centrirte Kochsalzlösungen aus Calomel bei
Gegenwart von Luft Sublimatbildungen ver-
anlassen, nicht aber solche, wie sie dem Gehalte
des Magensaftes an Chlornatnum entsprechen
(Blomberg), Für Calomel ist also nur eine
tli eilweise Uro wandlang in Sublimat im Magen
gegeben, ein Tiieil wird zu Quecksilbermet all
verändert, welches, wenn auch bei Schütteln
von QueckFÜbermetall mit concentrirter Koch-
salzlösung bei Gegenwart von Sauerstoff sich
Calomel und Sublimat bilden (Fott), doch im
Magen dieser Umwandlung nur in sehr geringem
Maasse zu unterließen scheint. So erklärt sieb,
dass Calomel u. a. sich ähnlich verhaltende Mer-
curialien nicht die caustiscben Effecte des Sub-
limats, wohl aber die demselben und dem
Quecksilbermetall gemeinsamen entfernten Wir-
kungen — und zwar relativ stärker — ent-
halten. Es erklärt sich femer aus dem Ter-
halten des Calomels u. s. w. gegenüber den
Eiweissstoffen , dass es trotz seiner Unlösslich-
keit in Wasser auch bei subcutaner Application,
d. h. ohne den Einfluss des Magensaftes reacr-
birt wird und entfernte Er^cheinangen bedingt.
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Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
MU,
ßerün, den 7. AprU 1887.
Nene Folge
YIII. Jahrgang.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Jnhsttt CbeBil« MBd Pharmaeie: Mittbeilungen au» dem phannacentischen Laboratorinm der technlteken Hoch-
■cbnle In Branaaehweig: S&. Ein Beitrag aar Bestimmana de« Morphins im Opinm. — NJtmo- Rinde. — lieber
Aatlfebrln. — Schmelzpunkt des Magoesiums. — Destillntion und Reinigang de« Quecksilber^. — Der BfaHnn
dca ataaoephlriftchon DrackwechneU naf den Koehpunkt der K9rper. — OxnUMure cur qualitativen und auanti-
Utiven Trennung der Meulle. — Lav&r« Lactorit, Apparat znr Besilmmung des Fettes in der Miloh. — Sicher-
heita-Versehlnts für Nnrcotica. — Mlicellea: Schleif- und Polirroittel — Kttnetllober Pfeffer. ~ Die Goagalatlon
des Blutes an verhindern. — Anselgea.
Chemie und" Pharmacie.
.■».
mttheiliixigen aus dem pharma*
ceutiBchen Laboratoritun der
technischen Hochschule in Braun-
Bchweig.
Von H. Beckurta,
36. Ein Beitrag rar Bestimmung des
Morphins im Opinm.
r
Nach Versuchen yon A. Schraut und H. Beckurts.
Die Bestimmung des Morphins im
Opium ist in der jüngsten Zeit wiederum
Gegenstand ausgedehnter Untersuchungen
gewesen. Nachdem F. A. Flückiger^)
im Jahre 1885 in einer sehr gründlichen
Abhandlung die gesen das von der
zweiten Ausgabe der Pharmacopoea Ger-
manica aufgenommene Verfahren der Be-
stinunung des Morphins im Opium bis
zu dieser Zeit gemachten Einwände,
welche hier als bekannt vorausgesetzt
werden, einer kritischen Besprechung
unterworfen und schliesslich der Phar-
makop5e-Commis8ion des Deut-
sehen Apothekervereins die Bei-
') Arclüv d. Pharmacie 1885, p. 254, 289, 476.
behaltung dieses Verfahrens mit nur ge-
ringen Aenderui^en vorgeschlagen hatte,
ist es vor allen Eugen Dieterich geweseil,
welcher neue auf experimenteller Basis
gewonnene Bedenken gegen dieses Ver-
fahren erhob. Die Besultate der von
ihm in ganz ausserordentlich grosser An-
zahl ausgeführten Versuche, welche an
verschiedenen Stellen ^) niedergelegt sind,
bestehen im Wesentlichen aus dem Fol-
genden: Bei der Ausführung des Ver^
fahrens der Pharmakopoe ist die Schüttel-
bewegung von grossem Einflüsse auf die
Menge und die Reinheit des Morphins.
Bei ruhigem Stehenlassen scheidet sich
der Niederschlag langsam in ge*
ringerer Menge und mit dem nied-
rigsten Gehalt an Kalksalz ab, wäh-
rend umgekehrt die Ausscheidung desto
schneller und reichlicher, und mit
um so grösserem Ealk^ehalt vor sich
geht, je mehr geschüttet wird. Des
*) Gesch&ftsberichte der Papier- und ehem.
Fabrik Helfenberfir 1885, p. d9, und 1886, p. 58;
Tagebl. der 59. Naturforscher-Vers, lü fierlin
18^, p.204; Pharm. Centralhalle 1886, Nr. 41,
p. 509 ; Pharm. Zeitung 1886, p. 246 u. 594.
172
weiteren soll nach Angaben von Dieterich,
welche von Oeissler^) xmi' SeJUichum^)
bestätigt werden, trotz Ausfährung der
von F. A, Flüchiger ^) vorgeschlagenen
Entnarkotisirung des Opiums mittelst
Aether das ausgeschiedene Morphin nicht
frei von Narkotin sein, und endlich wird
die schon früher zuerst von Geissler
betonte Thatsache, dass Morphin aus
weingeisthaltigen Flüssigkeiten nur un-
vollkommen gefällt wird, von Dieterich,
Gdssler und Schlickum wiederholt gegen
die Brauchbarkeit des Verfahrens der
Pharmakopoe vorgebracht.
Die nicht vollständige Ausscheidung
des Morphins wäre an und für sich nicht
im Stande, die Beibehaltung des Flüssiger'
sehen Verfahrens in der Pharmakopoe
zu beanstanden, da ein jedes Opium,
welches nach diesem Verfahren geprüft
10 pGt Morphin enthält, zu allen medi-
camentösen Zwecken brauchbar ist, eine
genaue Dosirung des Morphins aber nicht
nötlrig erscheint, weil eine Schwankung
von etwa 2 pGt. im Morphingehalt von
medicinischer Seite bislang gestattet ist.
Dagegen sind die übrigen Bedenken sehr
wohl geeignet, das Verfahren der Phar-
makopoe trotz des Vorzuges, das Morphin
in sehr reinem Zustande abzuscheiden,
ungeeignet erscheinen zu lassen. Dieser
Erkenntniss verdanken wir auch eine
neue Methode von Fugen Dieterich ^),
welche aber schon von 0. Schlickum'^)
in einigen Punkten abgeändert wurde.
Auf der 59. Versammlung Deut-
scher Naturforseher und Aerzte
in Berlin theilte ich bereits in An-
schluss an die Untersuchungsresultate,
welche E. Dieterich dort vortrug, mit,
dass im hiesigen pharmaceutischen
Laboratorium befriedigende Resultate
mit der Pharmakopöemethode auch nicht
erzielt seien. Meine Angaben bestätigten
in mancher Beziehung die Angaben
Dieterich'8. Mittheilung einer bereits
begonnenen kritischen Prüfung anderer
Methoden zur Bestimmung des Morphins
im Opium stellte ich damals in Aussicht.
>) Pharm. Centralhalle 1883, Kr. 16--19.
4) Archiv d. Pharmacie 1887, p. 13.
*) L c
«) Pharm. Centralhalle 1886, Nr. 43 n. 44.
f) Archiv d. Pharmacie 1887, p. 13.
Nachdem diese bis zu einem gewissen
Grade abgeschlossen ist, gestatte ich mir
die Besultate derselben in Kürze hier
mitzutheilen.
Die beste Methode zur Bestimmung
des Morphins im Opium wird diejenige
sein, welche die Abscheidung des Mor-
phins in reinem Zustande, in con-
stanter Menge und auf einfachstem
Weffe gestattet. Von den zahlreichen
Methoden, welche in Vorschlag gebracht
worden sind, wurden die folgenden,
nämlich die Methode der Phar-
macopoea Germanica, die Methode
F. DieterichSy die Methode 0. Schlickum s
und die sogenannte Kalkmethode
einer gewissenhaften Prüfung unter-
worfen.
L Die Früfangsmethode der Pharmaoopoea
Germanica Ed. IL
Den neuerdings von Dieterich, Geissler
und Schlickum hervorgehobenen Schatten-
seiten und Mängeln dieser Methode ist
weniff hinzuzufügen. Die unvollkommene
Abscheidung des Morphins aus weingeist-
haltiger Flüssigkeit, welche Flückiger^)
bereit43 früher selbst anerkannt hat, könnte
allein die Brauchbarkeit der Methode
für pharmaceutische Zwecke, so
lange von den Pharmakopoen ein Opium
verlangt wurde, welches nach derselben
geprüft eine bestimmt vorgeschriebene
Menge Morphin liefert, nicht in Frage
stellen. Dagegen ist der Einfloss der
Schüttelbewegung und die Dauer des
Stehenlassens auf die Menge des aus-
geschiedenen Morphins und auf die Bein-
beit desselben (Gehalt an Calciummekonat)
erheblich genug, um die Anwendung
anderer Methoden zur Bestimmung des
Morphins im Opium auch für phar-
maceutische Zwecke in Erwägung zu
ziehen«
2. Sie Methode von E. Sieteriob.
In dieser Zeitschrift 1886, Nr. 43
und 44, hat F. Dieterich einen Beitrag
zur Opium-Prüfung veröffentlicht Diese
Arbeit hat uns einen wissenschaftlich
wohl begründeten neuen Prüfangsgang
gebracht, welcher mit Secht grosse
•) Archif d. Pharmacie 1885, p. 2&5.
173
Im Opiam
I.
Im Opium
n
Aufmerksamkeit erregt hat. Dieterieh
scheidet zunächst durch vorsichtige
genaue Neutralisation des wässerigen
Opiumauseugos mit Ammoniak nur das
N a r k 0 1 i n , dieses aber yoUständig, und
sodann aus dem Filtrate von demselben
durch Zusatz einer weiteren Menge Am-
moniak im Vereine mit Aether, ohne Zu-
satz von Weingeist, wodurch die Ab-
Scheidung von Galoiummekonat verhindert
wird, das Morphin ab, welches auf einem
Filter gesammelt, mit äthergesättigtem
Wasser gewaschen und dann bei 100 <^
getrocknet wird. Nach der in Nr. 44
der Gentralhalle vom Jahre 1886 genau
angegebenen Vorschrift sind verschiedene
Opinmsorten geprüft worden.
Es wurde gefunden:
a) 11,96 pCt. Morphin,
b) 12,11
c) 12,1
d) 12,26
e) 12,22
a) 14,7 pGt. Morphin,
b) 14,91
c) 14,95
d) 14,925 „
e) 14,98
f) 14,34
Das Morphin war frei von Narkotin
and Kalk.
Das Morphin mit dem Filter zu wägen
ist nicht rathsam, weil das Filter in
Folge des nothwendig beschränkten Aus-
waschens des Morphins stets zufolge ge-
ringer Mengen Mutterlauge schwerer zu-
rflekbleibt Diese Beobachtung Dieterich'B
und SMickum'^ habe ich auch wieder-
holt gemacht.
Die Menge des Morphins im Opium II
t)etrug:
bei dem Wägen auf dem Filter
a) b) c)
16,66 pCt, 16,85 pCt. 16,29 pCt.,
bei dem Wägen des Filterinhaltes
auf dem Uhrsohälchen
a) b) c)
14,7 pCt 14,91 pGt. 14,95 pGt.
Aach das von Schlickum wieder in
£rinnenmg gebrachte Verfahren, sich
zum Filtriren zweier gleich grosser, aber
aoeh gleich schwerer Filter, welche in
»»
»»
?»
»»
♦»
n
»»
>j
»I
»»
>»
»»
»»
>i
»♦
»
»1
einander gesteckt werden, zu bedienen,
und nach dem Trocknen das äussere als
Tara zu gebrauchen, kann bei der
Schwierigkeit, sieh solche Filter zu ver-
schaffen, kaum empfohlen werden. Das
Gewicht einer Anzahl aus einer renom-
mirten Fabrik stammenden gleich grosser
sogenannter quantitativen Filter (mit
bestimmtem Aschengehalt) betrug z. B.
nach dem Trocknen bei 100 <^:
0,3420 g,
0,3995 „
0,4280 „
0,3850 „
0,4480 „
0,4145 „
Es ist aber auch möglich, die auf dem
Filter befindlichen Mor^hinkrystalle ohne
Verlust von dem Papiere zu entfernen
und deshalb beide vorhin genannte Mani-
pulationen zu umgehen.
Das Verfahren von Dieterich besitzt
grosse Vorzüge. Das Morphin scheidet
sich rein, frei von Narkotin und meeon-
saurem Kalk, und quantitativ gleichmässig
aus. Die von uns mit demselben bei ver-
schiedenen Analysen erhaltenen Resultate
beweisen solches. Gegen dieses Verfahren
sind nun verschiedene Bedenken erhoben
worden. Die sichere Entfernung des Nar-
kotins, die vollständige Ausscheidung des
Morphins soll von dem richtigen Zusätze
der Ammoniakflüssigkeit abhängen. Dieser
lässt sich unmöglich ftir alle Opiumsorten
gleichmässig fixiren, da sowohl der Ge-
halt an Säure wie auch der an Morphin
im Opium Schwankungen unterworfen ist.
Die Neutralisation des wässerigen Opium-
auszuges mit Ammoniak behufs Abscheid-
ung des Narkotins musste deshalb mit
grosser Vorsieht geschehen ; ein geringer
Ueberschuss Ammon würde auch Morphin
zur vorzeitigen Ausscheidung bringen,
also einen Verlust an Morphin zur Folge
haben; bei nicht genügender Sättigung
würde das Narkotin nur unvollkommen aus-
fallen. Die von Dieteriah auf empirischem
Wege ermittelte Menge Ammon — 2 ccm
Normal - Ammoniak auf eine angegebene
Menge des nach Vorschrift bereiteten
Opiumauszuges — hat bei den von uns
untersuchten Opiumsorten ebenfalls zur
genauen Neutralisation hingereicht. Ob
dieses stets der Fall sein vrird, darf bil-
174
liger Weise bezweifelt werden. Aber die
Yermeidung eines geringen Ueberschusses
an Ammon bei der Ausscheidung des
Narcotins ist durchaus nicht erforder-
lich. Versuche, welche ich auf Anregung
DtetericVs ausiführte, lehrten mich, dass
zuin Ausfällen des Narcotins ohne Beein-
trächtigung der später zu erhaltenen
Menge Morphin, statt 2ccm dreist 2,5
und 3 ccm Normal - Ammoniak benutzt
werden konnten. Ein Opium, welches
bei Anwendung von 2 ccm Normal-Am-
moniak zur Ausscheidung des Narcotins
und 4 ccm Normal - Ammoniak zur Ab-
scheidung des Morphins 11,3 pGt. Mor-
phin lieferte, gab bei Anwendung von
resp. 2,5 und 3 ccm Normal-Ammoniak zur
Ausscheidung des Narcotins, und resp.
3,5 und 3 ccm Normal -Ammoniak zur
Abscheidung des Morphins 11,4, 11,3, 11,3
und 11,35 pGt. reines Morphin. — Da-
gegen ist die zur quantitativen Aus-
scheidung des Morphins erforderliche
Menge Ammoniak nicht für alle Fälle
genau vorzuschreiben, wie dieses Dieterich
thut. Ist sie auf die grösstmögliche
Menge Morphin berechnet so wird bei
geringwerthigeren Opiumsorten leicht ein
Üeberschuss Ammon vorhanden und da-
mit ein Verlust an Morphin verbunden
sein.
Dessenungeachtet wird sich die Dte-
tericVsche Probe für pharmaceutische
Zwecke durchaus bewähren, so lange
man nur einen Minimalgehalt an Mor-
phin verlangt und auf diesen die zur Aus-
scheidung des Morphins bestimmte Menge
Ammoniak berechnet
3« Die Methode von 0. Schliokum.
Die angebUche Schwierigkeit, das Nar-
kotin aus dem Opiumauszuge völlig abzu-
scheiden, ohne Gefahr zu laufen, das ge-
ringste Quantum Morphin zu verlieren, hat
0. ScUichum veranlasst, die Dieterich-
sehe Methode zu modiflciren.
Schlickum fand, dass aus einer Mor-
phinsalzlösung, im Falle sie nicht zu
concentrirt ist, sich also etwa in der
Stärke befindet, wie in den Opium-
auszügen, beim Versetzen mit einem
kleinen Üeberschuss Ammoniak (bis zur
schwach alkaUschen Beaction) das Mor-
phin sich zwar nach kurzer Zeit aus-
zuscheiden beginnt, dieses aber nicht
mehr thut und dauernd klar bleibt, wenn
man die schwach ammoniakalische
Mischung mit der Hälfte ihres Ge-
wichtes Alkohol versetzt und darauf den-
selben durch Abkochen wieder entfernt.
Zugleich mit den Weingeistdämpfen ver-
flüchtigt sich der Üeberschuss des
Ammoniaks, so dass eine vollständig neu-
trale Flüssigkeit entsteht, wenn man das
Abkochen bis zur Hälfte der Mischung
fortsetzt. Dann bleibt die auf ihr ur-
sprüngliches Gewicht mit Wasser er-
gänzte Probe klar und trübt sich weder
bei tagelanger Aufbewahrung, noch lässt
sie Morphin auskrystalUsiren.
Auf diese VerhältnissegründetiScAb'cium
seine Vorschläge zur Morphinbestimmung
im Opium.
Die Vorschrift zur Prüfung des Opiums
lautet :
3 g Opiumpulver
werden mit einer Mischung aus
15 g verdünntem Weingeist
15 g Wasser
unter öfterem Durchschütteln 12 Stunden
verschlossen digerirt Das Filtrat wird
seinem Gewichte nach bestimmt, mit
einigen Tropfen Ammoniak bis zur
schwach alkalischen Beaction versetzt
und auf die Hälfte seines Gewichtes ein-
gekocht Nachdem man die rückstiLndige
Flüssigkeit mit Wasser auf ihr ursprüng-
liches Gewicht verdünnt hat, filtrirt man
sie.
21,25 g dieses Filtrates werden mit
5 g Aether und 0,4 g Anamoniak ge-
mischt und 5 bis 6 Stunden unter zeit-
weiligem Umschütteln bei Seite gestellt
Darauf wird die ätherische Schicht, so
viel es geht, mit einer Pipette klar ab-
gehoben und die übrige Mischung durch
zwei gleich grosse und gleich schwere
Filter von 50 bis 80 mm Durchmesser
filtrirt Man sammelt sämmtliches aus-
geschiedene Morphin sprfff<ig auf dem
f^ilter , wäscht es zweimal mit je 2 ccm
Wasser aus, trocknet es auf dem Filter
bei 100^ und wägt es, das äussere Filter
als Tara benutzend. (Sein Gewicht
muss mindestens 0,2 g betragen.)
Das nach dieser Methode gewonnene
Morphin soll etwas gelblich gefiürbt und
175
klein krystallisirt sein, sieh aber durch
Beinheit nnd klare und vollständige Lös-
Iichkeit in Ealkwasser auszeichnen. . Es
reprftsentirt nicht die Gesammtmenge des
Torhandenen Morphins, welche erst erhalten
wird, wenn man bei Innehaltung des Ver-
hältnisses Ton 10,625 g Auszug auf 1 g
Opiumpulver zur gefundenen Morphin-
menge 0,016 g, d. i. 1,5 pGt Morphin
hinzurechnet. Wir haben die Methode
wiederholt geprüft, uns mit ihr aber
nicht recht befreunden können. Das
Abwägen der Eztractionsflflssigkeiten und
des Fällungsmittels wurde unangenehm
empfunden, die genaue Dosiruns von
0,4 Ammoniakflüssigkeit hat seine Schwie-
rigkeiten. Aber auch, wenn die in der
jSdUfieifim'schen Vorschrift in Grammen
angegebenen Flüssigkeitsmengen auf
Volumina umgerechnet wurden und der
Zusatz des Ammons in Form von
V« Normal -Ammoniak (4,7 ccm) statt-
fand, hafteten der so modifioirten
Methode noch einige Mängel an. Be-
denklich erscheint das Abdampfen der
alkalisch gemachten Opiumauszüge bei
der leichten Zei^etzbarkeit des Morphinsi
Wenn irgend thunlich, soll man Er-
wärmen und namentlich Eindampfen Ton
Opiumauszügen yermeiden, sobald es sieh
um quantitative Bestimmung des Morphins
handelt. Das Filtriren des vom Wein-
geist befreiten und mit Wasser auf das
ursprüngliche Gewicht gebrachten Opium-
auszuges ist — wie übrigens schon
SchUehum selbst hervorhebt — eine um-
ständliche Arbeit. Geschieht das Fil-
triren sofort nach beendetem Eindampfen
UDd Verdünnen mit Wasser, so scheiden
sieh aus dem Filtrat nach kurzer Zeit
dunkle harzige Massen aus, welche sich
dem ausscheidenden Morphin beimengen.
Dieses lässt sich aber umgehen, wenn
man nach dem Eindampfen des wässrig-
weingeistigen Opiumauszuges und dem
Verdünnen desselben mit Wasser bis zur
Filtration einen Tag wartet Der auf
diese Weise geklärte Opiumauszug filtrirt
rasch und blank. Trotz dieser letzteren
Modification des Verfahrens besass das
sieh ausscheidende Morphin stets eine
gelbbraune Fai-be, löste sich in Ealk-
wasser nicht klar und enthielt nur 86
bis 88 pGt. reines Morphin.
Aus 2 g Opium wurden erhalten:
Unreines Morphin.
»»
»»
»♦
0,3205 g entsprechend 16,025 pGt
0,3180 g ,. 15,90
0,8210 g „ 16,05
0,819 g „ 16,95
Der mit Weingeist bereitete Auszug
dieses unreinen Morphins wurde mit
einem gemessenen Volumen Vio Normal-
Salzsäure versetzt und der Ueberschuss
der letzteren mit Vioo Normal -Alkali
zurücktitrirt Aus der verbrauchten
Menge Säure (1 ccm Vioo Normal -Salz-
säure = 0,00308 Morphin) wurde der
Gehalt an reinem Morphin ermittelt.
In drei Versuchen wurde gefunden:
88,8, 88,7 und 86,2 pGt Morphin. Die
geschilderten Verhältnisse lassen uns die
ScUfcifcufn'schen Methode nicht em-
pfehlenswerth erscheinen; da Schlickum
aber erheblich bessere Resultate erhalten
hat, so ist anzunehmen, dass andere
Opiumsorten ein abweichendes Verhalten
in verschiedenen Punkten zeigen, so dass
Mittheilung anderweitiger mit diesem
Verfahren gesammelten Erfahrungen nur
erwünscht sein kann.
(Schlass in nftchster Nmn^icr.)
Njimo-Rinde.
Von Dr. Niederstadt in Hamburg.
Die Njimo oder Doundake-Binde stammt
von Sarcocephalus esculentus aus der
Familie der Ginchonaceen; letztere findet
sich besonders häufig in West- Afrika,
wo das Holz derselben von dortigen Ein-
geborenen als Heilmittel verwandt wird.
Das Holz ist schön gelb gefärbt, stellen-
weise röthlich geflammt, grobrissig, mit
unregelmässig gebildeter Bindenfaser be-
deckt und hat im frischen Zustande einen
eigenartigen angenehmen, an Moschus
erinnernden Geruch ; der Geschmack des
Holzes beim Kauen ist bitter. Schon mit
blossem Auge erkennt man auf dem
Querschnitt des Holzes eine grosse Menge
kleiner kreisrunder Poren, so dass dasselbe
förmlich siebartig durchlöchert erscheint.
Diese Poren enthalten eine Menge gelb-
gef&rbtes Harz.
Digerirt man das gepulverte Holz auf
dem Wasserbade mit Wasser so erhält
176
man eine gelbgef&rbte ölige Flüssigkeit
von süssem Geschmack. Beim Ausziehen
des Holzes mit Alkohol am Bückfluss-
kübler erhält man eine prächtig fluores-
eirende Flüssigkeit. Behandelt man
grössere Mengen des Holzes mit absolutem
Alkohol und destillirt einen Theil des
Alkohol ab, so setzt dich bei längerem
Stehen eine harzige, sdimierige Masse
ab, welche sieh in kohlensaurem Natron
theilweise auflöste und beim Behandeln
mit Salzsäure flockig abgeschieden wurde ;
es lag also eine Harzs&ure vor. Dieselbe
ist in Wasser unlöslich in Alkohol leicht,
in Aether schwer löslich. Der in kohlen-
saurem Natron unlösliche Theil ergab
beim Behandeln mit Alkohol und Aether
eine prächtig fluorescirende Flüssigkeit,
während Benzol nicht darauf einwirkte.
Das Njimo-Holz nebst Binde enthält
also einen Bitterstoff von leicht aromati-
schem Geruch und einen Farbstoff, der
die Fluoreseenz hervorruft. Der Bitter-
stoff wirkt auf die Polarisationsebene
nicht ein. Eine Analyse der Binde er-
gab folgendes Besultat:
Fruchtzucker 8,28 pCt.
Feuchtigkeit 13,00 „
Asche 7,90 „
Bitterstoff 4,96 „
Gummi 3.65 „
Holzfaser 25,30 „
Stickstofffreie Extractstoffe . 36,91 „
100,00
Der Fruchtzucker bei oben angegebener
Analyse wurde durch Polarisation be-
stimmt. Der Bitterstoff wurde durch
wiederholtes Ausziehen mit absolutem
Alkohol und nachherigem Abdestilliren
desselben ermittelt. Bei der Bestiuunung
der Holzfaser bin ich der Methode von
Hofmeister gefolgt. 3 g des fein zer-
kleinerten Holzes wurden mit kochendem
Alkohol und Aether und dann mit 100
ccm einer 3 proc. verdünnten Schwefel-
säure bei 80^ Celsius während zwei
Stunden unter Ersatz des verdampfenden
Wassers digerirt. Alsdann wurde mit
Wasser gut ausgewaschen, zwei Stunden
mit einer verdünnten 3 proc. Kalilauge
bei 80^ Celsius und dann nach aber-
maligem Auswaschen eine Stunde mit
80 ccm Essigsäure digerirt. Nach dem
Auswaschen aufgewogenem Filt^ trocknet
man, wägt alsdann, bestimmt die Asche
und nach Abzug der Asche die Holz-
faser.
Eine Prüfung der Binde und des Holzes
mittelst Phosphormolybdänsäure und
anderen Alkaloidreagentien auf Alkaloide
ergab ein negatives Besultat. Es ist
dieses um so eigenthümUcher, da die
sonst bekannten (Snchonaceenarcen Alka-
loide enthalten und dadurch ihre sani-
täre Bedeutung erlangt haben.
üeber Antifebrin.
Als Identit&tsreaetion des Antlfebrins giebt
Yvon (Jonnial de Pharm, et de Chim. 1887,
20) ao, dasselbe mit Quecksilberozydulniirat
gelinde za erhitzen , wodareh ein in Alkohol
mit grüner Farbe löslicher Körper entsteht
Anf die Anwesenheit von nnzersetztem Anilin-
acetat in dem Handelspräparate prüft er mit
Hilfe bekannter Anilinreaetionen.
Die Reaction mit Qaecksilberoxydnlnitrat
empfiehlt er auch zum Nachweis des Anti*
febrins im Harn nach innerlichem Gebrauche
dieses Fiebermittels. Er lässt den Harn mit
Chloroform ausschütteln nnd den Verdunst-
nngsrückstand in obiger Weise prüfen , sagt
jedoch selbst am Schluss (a. o. O. Seite 23) :
,,. . . .on obtient la coloration verte du moins
avec Turine dans laquelle on a ftdt dissoudre
des traces d'acetanilide.^'
Cohn und H^p haben (Berl. klinische
Wochenschr. 1887, 28) auf folgende Weise
im Harn nach Antifebringebrauch dasselbe
anfgefanden. Der Harn wurde eingeengt, mit
Aether ausgeschüttelt, die vereinigten Aether-
Portionen mit verdünnter Natronlauge, dann
mit verdünnter Schwefelsäure gewaschen, und
der Aether verdunstet. Es blieben nach dem
Verdunsten Kzystalle zurück, die in heissem
Wasser gelöst, mit etwas Thierkohle entflb'bt,
beim Erkalten in feinen Plättchen sich aus-
scheidend, durch ihr Aussehen, Ünlöslichkeit
in Säuren und Alkalien, durch die Schmelz-
punktbestimmung (113^) und dadurch als
Antifebrin identificirt wurden, dass sie mit
SchwefSelsäure im Rohr auf 120^ erhitzt unter
Freiwerden von Essigsäure sich zersetasten
und Anilinsulfat lieferten.
Da nach Schmiedeberg' b Versuchen'*) dem
*) ÄTCh. f. exper. Path. und PhannaV. Bd 8.
S. 11.
177
Ot^Miitmat engeführtefl Anilin denielbeii toU-
ständig aU gepaarte SehwefeUänie (Amido-
phenolsehwefelsänre) verläsat, to haben Cohn
nnd H^pp (a. o. 0.) Tor, wtthrend und naeh
der Daneiebung ron Antifebrin die gepaarte
nnd prafonnitte Scbwefelsftnre im Harn nach
Baumann*B Methode (Pharm. Centralb. IS,
138, 81, 389) bestimmt. AnsdeninTabeUen-
fonn gegebenen Besnltaten erhellt , daee erst
bei mittleren Dosen (täglieh Tiermal 0,5 g
AntifelMrin) das Verhältniss der gepaarten
Schwefelsäure aar präformirten steigt, jedoeh
selbst bei mehrti^pigem Fortgebraach nicht
wesentlich grösserwird,
Cohn und Hepp glauben durch die ror-
stehend angegebenen Versuche nachgewiesen
Bu haben, dass das Antifebrin au einem Theile
den Organismus unverändert verläset, eu einem
anderen Theile beim Durchgang durch den
Körper gespalten und als Anilinverbindung
ausgeschieden wird.
CoJm und H^ haben ferner einige dem
Antifbbrin (Acetanilid) chemisch ähnlich zu-
sammengesetate Körper auf ihre Temperatur
herabsetsende Wirkung geprüft und gefunden,
dass dem Antifebrin in der Wirkung das
Benzanilid am nächsten steht.
Vom Benzanilid (CgHgNH . C^HgCO) sind
etwa doppelt so grosse Dosen nöthig wie von
Antifebrin , um denselben Effect zu erzielen,
beim Nachlassen der Wirkung steigt jedoch
die Temperatur etwas langsamer an.
DasSalicyIanilid(C^HjNH.CeH4(0H).
CO) ist in Alkalien leicht löslich, hat aber
nur geringe fieberwidrige Elraft.
Dasa-AcetonaphtylamidCCjoH^NH.
CH3CO) erwies sich in Dosen von 2,0 g bei
Kaninchen ungiftig, bei fiebernden Menschen
war eine Herabsetzung der Temperatur durch
dasselbe nicht zu bemerken.
Acetotoluid (CeH^CH^NH . CHgCO),
von dem sowohl die Ortho- wie die Paraver-
bindnng versucht wurden, war viel schwächer
wirksam als das Acetanilid; die Orthoverbind-
ung wurde zudem schlecht vertragen.
Meth7lacctanilid(C^H5N(CHa).CH8*
CO) und Aethylacetanilid (CeHgNCCji-
H^ . CH5CO) sind für den Gebrauch am Men-
schen verwerflich ; schon mittlere Dosen tödten
E^inchen schnell unter heftigen Krämpfen.
Letzterwähnte Stoffe wurden in das Bereich
der Versuche geaogen, weil die Erfahrung
gelehrt hat, dass z. B. beim Kai'rin, Antipyrin
und Thallin in den Alkylgmppen eine wesent-
liche Ursache ihrer Wirkung liegt.
Oohn und Hepp mfissen nach alledem das
Antifebrin als den geeignetsten Repräsentanten
dieser Gruppe von Fiebermitteln halten, da
es $ls ein sicheres und starkes, von unange-
nehmen Nebenwirkungen relativ freies^ schon
in kleinen Dosen wirksames Febrifugum zu
bezeichnen ist und ausserdem den grossen
Voraug besitat, billig zu sein, so dass es in
der Hospital- und Armenprazis ganz besondere
Berückaichtiguttg verdient.
JMnear6 Wut unter einer Reihe von Theer«
farbstoffen und zu deren Darstellung dienen*
den aromatischen Verbindungen, welche er
durch Thierversuche als tödtlich wirkend
fand, auch Acetanilid auf. (Medic. chir. Rund-
schau 1887, 8. 147.)
Als Formel ffir die Anwendung des Anti-
febrins empfiehlt Langgaard (Therapeut.
Monatshefte 1887, 8. 22) für Erwachsene:
Antifebrini 2,0
Saechari albi
Gummi Arabici ana 1,0
Aquae q. s. ut fiant pilulae No. 20.
Conspeq^ Tako.
Signa: 3 — 6 Pillen zu nehmen.
Als sonstige An^irendungsweisen werden an-
gegeben: die Darreichung in Oblaten, als
Schüttelmiztur — mit Wasser angerieben,
was wohl richtiger mit Syrup oder Gnmmi-
sehleim geschieht — , als wässerig-alkoholische
Lösung, in Wein, Cognac. Auf die Eingangs
beschriebene Reaetion des Antifebrins, sowie
den Nachweis des Antifebrins in dem nach
seinem Gebrauch gesammelten Harn zurück-
kommend, bemerkt der Schreiber dieser Zeilen,
dass es ihm nicht gelungen ist, aus Antifebrin«
ham Antifebrin zu isoliren. Antifebrin lässt
sich aus wässerigen angesäuerten oder alka-
lisch gemachten Lösungen mit Aether oder
Chloroform leicht ausschütteln, nach dem
Verdunsten der Aether- oder Chloroformlösung
hinterbleibt das Antifebrin in schönen Kiy-
stalien. Aus Antifebrinham , der durch die
Liebenswürdigkeit der Herren Oberstabsarzt
Dr.Stecher und Assistenzarzt am Stadtkranken-
haus zu Dresden Dr. Faust zur Verfügung
gestellt wurde, gelang es weder direct noch
nach dem Einengen durch Ausschütteln mit
Aether oder Chloroform im Bückstand jener
Lösungen Antifebrin nachzuweisen. Die Rück-
stände bildeten gelb bis braun gefärbte Massen ,
die mit Quecksilberoxydulnitrat nach Yvont
178
Angabe geprüft, keine grüne Färbung, noch
grüne Lösung mit Alkohol gaben, selbst nicht
nachdem der braungefärbten mit Chloroform
ausgeschüttelten Masse Antifebrin zugesetzt
und durch Lösen des Ganzen in Alkohol
und Verdampfen des Alkohols einverleibt
worden war. Die von Tvon angegebene Be-
action tritt mit Antifebrin direct sehr prompt
und schön ein — Ueberhitzen ist streng zu
vermeiden, es darf nur gelinde erwärmt werden
— und nebenbei ist deutlich ein bittermandel-
artiger Geruch zu constatiren, wovon Yvon
nichts erwähnt. Dass aber die aus Harn ausge-
schüttelten färbenden Stoffe, selbst nach dem
Zusatz von Antifebrin zu denselben, im Stande
sind, die auftretende grüne Färbung völlig
zu verdecken, ist durch Vorstehendes erwiesen.
Es ist dieses besonders in Hinsicht auf den
von Yvon gethanenen Ausspruch (s. oben und
Journal de Pharm, et de Chim. 1887, 23) er-
wähnenswerth.
Eine andere bekannte Reaction (Joum. de
Pharm. d'Alsace Lorraine 1887, 43), die
sämmtlichen Aniliden zukommt, nämlich beim
Kochen mit wässriger oder alkoholischer
Kalilauge gespalten zu werden, worauf sich
aus dem Destillat oder durch directes Aus>
schütteln mit Aether oder Chloroform Anilin
isoliren lässt, während die restirende Flüssig-
keit die betreffende Säure enthält, die alsdann
in bekannter Weise nachgewiesen werden
kann, Hess bei vorstehenden Versuchen mit
Antifebrinham auch im Stich.
Verfasser glaubte diese Mittheilungen
schuldig zu sein, um vor Irrthümem zu
warnen, die eventuell aus der Anwendung
der von Yvon gegebenen Beaction mit Anti-
febrinhamen entstehen könnten, ohne in der
Lage zu sein , jetzt etwas Positives über den
Nachweis, beziehentlich die Gegenwart des
Antifebrins in derartigen Untersuchungsob-
jecten angeben zu können , hofft jedoch in
nächster Zeit weiter hierüber berichten zu
können.
Dresden. Ä, Sdmeider.
Schmelzpunkt des Magnesiums.
Von Victor Meyer,
Der Schmelzpunkt des Magnesiums wird
in den Lehrbüchern zu ca. 500^ angegeben.
Von einem Fabrikanten dieses Metalls wurde
ich darauf aufmerksam gemacht, dass jene
Angaben mit vielen in der Fabrikation ge-
machten Beobachtungen im Widerspruche
stehe, und ich veranlasste daher Herrn
Alexander Meyer zu einer neuen Sehmels-
pnnktbestimmung. Dieselbe ergab, dass Mag-
nesium , gleichzeitig mit kleinen Proben von
Bromnatrium erhitzt, noch nicht schmilzt,
wenn dieses Salz vollkommen flüssig ist, und
es folgt daher, dass der Schmelzpunkt des
Magnesiums über 700 ^ C liegt Erhitzt man
Magnesium in einer Atmosphäre von reinem
Wasserstoff neben reiner wasserfreier Soda (in
getrennten Schiffchen) auf starke Bothgluth,
so kann man sieh Überzeugen, dass beide an-
nähernd gleich schmelzen ; es gelang einmal
den Schmelzversneh in dem Augenblicke zu
unterbrechen, als die Soda zum kleinen, das
Magnesium zum grösseren Theile geschmolzen
war. Da Soda bei 800 ^ schmilzt , so liegt
demnach der Schmelzpunkt des Magnesiums
zwischen 700 und 800 0, und man wird kaum
fehl gehen, wenn man ihn als sehr nahe unter
800^ liegend bezeichnet.
Ber, d, D. cTiem, Oe$. U, 4.
Destillation und Beinigung von
Quecksilber.
Von Vieler Meyer,
Gewöhnlich wird angenommen, dass Queck-
silber sich durch blosse Destillation nicht
völlig reinigen lasse. Ich selbst habe früher
gefunden, dass eine dreimalige Destillation
in rohem Quecksilber noch erhebliche Ver-
unreinigungen zurücklässt. Es entstand da-
her die Frage, ob die Dämpfe des Queckailbers
die fremden Metalle mit überreissen, fthnlich
wie es bei der Destillation mit Wasserdampf
geschieht, oder ob die Metalle mechanisch mit
verspritzt werden. Um diese Frage zu prüfen,
habe ich gemeinschaftlich mit Herrn Dr.
Daccomo einige Versuche angestellt. Qaeck-
Silber wurde absichtlich mit einer Anzahl
Metalle (gleichzeitig mit Blei, Wismut, Zinn,
Natrium und Kupfer) vermischt und daa Ge-
misch zunächst aus einer porzellanenen , dann
aus einer Glas-Retorte wiederholt destillirt.
(So lange das Metall unrein war, wurden die
Glas-Retorten jedesmal zerstört , so das« An-
fangs die Destillation aus Porzellan , erst
später ausGlasgefassen vorgenommen wurde.)
Hierbei ergab es sich, dass nach 12 Destilla-
tionen keine Spur eines Rückstandes in der
Glas-Retorte blieb. Das nun übergebende
Quecksilber enthielt aber auch keine fremden
Metalle mehr beigemengt, sondern war Tollig
179
rein* Dies wurde darch folgenden Versuch
bewiesen: ca. 2 g wurden in Salpetersäure
gelöst, die Losung im gewogenen Platintiegel
verdampft und geglüht. Das Gewicht des
Tiegels blieb unverändert.
Für die rasche, vollkommene Reinigung
des Quecksilbers d&rfte indessen trotzdem der
bekannteWeg der Ueberföhmng in das Oxydul-
nitrat und dessen Reinigung durch wieder-
holtes Umkiystallisiren vorzuaiehen sein.
Btr. d. X>. chem, Ges. JI, 4*
Der EinfluBB des atmoBphärischen
DniekwechselB auf den Koch-
ptinkt der Körper.
Von Georg W. A. Kahlbanm.
Mehrfach im Verlaufe meiner Arbeiten, a. B.
bei Anwendung des von mir angegebenen
Thermor^gulators , der nicht vom täglichen
Wechsel des Ijnftdruckes unabhängig, schien
es von Interesse, mich durch das Experiment
von dem Einflüsse eben dieses Wechsels auf
den Kochpunkt der Körper zu belehren.
Ausser den vom Herrn General Broch aus
Herrn MegnatM^ Messungen berechneten:
„Tempöratures d'äbullition de Teau pure**
liegen meines Wissens genauere Bestimm-
ungen für regelmässige Druckintervalle nicht
vor. Ich unternahm es deshalb, mittelst einer
grossen Menge von Einzelbestimmnngen , die
ich im Verlaufe von vier Monaten fast täglich
anstellte, für einen Aethyläther vom speo.
Gew. 0,720 eine solche Reihe au^EUstellen.
Gekocht wurde in einer etwa 300 ccm
fassigen Platinblase und stets, wenn von den
angewendeten 150 ccm deren 50 übergegangen
waren , der Kochpunkt bestimmt. Als Baro-
meter diente ein vorzügliches Aneroid von
Naudet in Paris, das ebenso wie das Thermo-
meter mit der Lupe abgelesen wurde.
Das Experiment lehrte. deutlich, dass die
Siedecnrven des Wassers und des Aethers
innerhalb der Sohwankungsgrenzen des at-
mosphärischen Luftdruckes so gut wie pa-
rallel verlaufen. Gilt dies für einen Kör-
per, dessen Kochpunkt bei 760 mm um
-f 70 0 unter demjenigen des Wassers liegt,
so wird die Annahme erlaubt sein müssen,
dass das Gleiche auch für Körper vom Koch-
punkte bis 170 0 mit dem gleichen Grade
von Genauigkeit Geltung haben werde, d. h.
innerhalb der Drucke 720 bis 780 mm werden
die aus der Siedecurve des Wassers zu be-
rechnenden Werthe für die Verschiebung des
Kochpunktes mit einer für den Chemiker
durchaus hinreichenden Genauigkeit auf alle
zwischen +.30» und etwa 180 oQ. kochen-
den Körper direct übertragen werden können.
Um also den normalen Kochpunkt irgend
eines Körpers bei 760 mm anzugeben, ist den
Beobachtungen hinzuzufügen:
bei mm
bei « C.
bei mm
bei o C.
bei mm
bei <> C.
bei mm
bei <> C.
720,5
+ 1.48
730,5
+ 1,10
740.5
+ 0,72
750,5
-
h0,35
721
+ 1,46
731
+ 1.08
741
+ 0,70
+ 0,69
751
-
-0.33
721,5
+ 1,44
731,5
+ 1,06
741.5
751,5
-
-0,31
722
.
hM2
732
+ 1.04
742
+ 0,67
752
-
-0,29
722.5
-
-1,41
732,5
.
f-1,02
742,5
+ 0,65
752,5
-
-0,28
723
.
-1,39
733
.
-1,01
743
1-0,63
753
-
-0,26
728,5
-
-1.37
733,5
.
-0,99
743,5
-0,61
753,5
-
-0,24
724
.
-1.35
734
.
-0,97
744
-0,59
754
-
- 0,22
724,5
-
-1,33
734,5
-
-0,95
744,5
-0,57
754,5
-
1-0,20
785
-1,81
735
-
-0,93
745
-0,56
755
+ 0,18
725,5
-
-1,29
735,5
-
-0,91
746,5
-0,54
755,5
+ 0.17
726
-
-1,27
736
.
-0,89
746
-0,52
756
+ 0,15
726,5
-
hl.25
736,5
-
-0,87
746,5
-0,50
756,5
+ 0,13
727
_
-1,23
737
.
-0,85
747
-0,48
757
+ 0,11
727,5
.
-1,21
737.5
^
-0,84
747,5
-0,46
757,5
+ 0,09
728
.
-1,20
738
-
-0,82
748
+ 0,44
758
+ 0,07
728,5
.
-1,18
738,5
+ 0,80
748.5
+ 0,42
758,5
+ 0,06
729
.
-1,16
739
- - 0,78
749
+ 0.41
759
+ 0,04
729,5
,.
-1,14
789,5
+ 0,76
749,5
+ 0,39
759.5
+ 0,02
730
*■
hl,12
740
-
^0,74
750
hO,37
760
-1
hO,00
Für die Drucke über 760 bis 780 mm
dnr^m ohne Weiteres die entsprechenden
Ewischen 740 und 760 mm oben gegebenen
Werthe abgezogen werden , da die Di£Ferenz
höchstens 0,01 <> beträgt.
Aus der oben angeführten Tabelle berech-
net sich die VerBchiebnag des KoohpnDktes
demoticfa zwischen
720—730 mm = 4- 0,038 » für joden i
730—740 . = +0,037« „
740—750 „ = +0,0370 „
750—760 „ = +0,037" , „
760-770 „ =—0,0360 „
770—780 „ 0,036 0 ,
Dem cntBpräche etvra fflr:
0,10c. = 2,69 mm.
Ber. d. D. lAtm. Get. 18, m.
Oxalsäure zur qualitativen und
quantitativen Trennung der He-
taUe.
C. Lucko« benntzt die EigeDtchaft der
OialsSnie , mit einigen Hetallea «chwerlös-
liche NiedencblSge zu gebeo, mit ftnd«ni da-
gegen nicht, znrTrenanng einsalner Qrnppen
derselben.
Eine Abscfaeidnng von nnlÖBliohen Oxa-
laten findet nicbt at&tt in den Lösungen der
nentnUen Salse der Alkalimetalle nnd in den
Löinngeu des Chrom-, Alumininm-, Eiien»,
Mangan-, Uian- nnd Zinnoz^da, der Chrom'
■Bnre, UangansBnre, Antimona&nre und der
Säuren dei Anen».
Die Metalle der 5. Gmppe werden sKmmt-
lich aui ihren Lösungen abgeschieden. Faat
tmlösHch sind die oialsanren Salze de« Bleii,
Wismuts, Silbers, Kupfers, des Quecksilbers,
schwer löslich ist das Cadmiumsale.
Alle Metalle, besonders das Kupfer, sind
ans helssen Lösungen, womöglich mit kooben-
der OialsaurelÖBnng zu föUen. Die Ueber-
fShrang in die Oi^de durch Glühen mnss
mit grossei Vorsicht geschehen.
Unter den Metallen der lY. Gruppe f&llt
die Ozaisänre das Nickel-, Kobalt-, Mangan-,
Eisen- nnd Uranoijdul, sowie das Zinkoijd
ans nentialen oder schwach sauren Lösungen
als schwer lösliche Oxalate nnd es lassen sich
also Eisen -, Mangan - und Uranoijdul Ton
ihren Oijrden durch Oialsänre trennen. Die
hier angeführten Eigenschaften der oxalaauren
Salze der Metalle benutzt Xucifcoto sowohl zur
qaalitaÜTen als auch zur quantitatirea Tren-
nung derselben; die Fällung mnss meistens
in conceutcirter Lösung geschehen, der Nieder-
schlag nnd das Filter wird mit -reidQnnter
Ozalsäarelösnng gewaseben, datMifgetroeknet
nnd vorsichtig geglSht. — 0« —
ZeitKhr. f. mab/t. Chtmie. ISST, I.
Laval'8 Lactoorit, Apparat lor
Bestimmung des Fettes in derHlloh.
Den verschiedenen Methoden zur Hilcfa-
fettbostimmnng hat Dr. deLavol in Stoefcholm
eine neue hinzugefügt, welche sich besonders
für Molkereien u. s. w., wo zabbviche Be-
stimmungen nothwendig sind, eignen soll.
Der Apparat beruht auf dem schon früher
von fWAs und Fjord ausgesprochenea Ge-
danken, das Fett auf einer kleinen Centri-
fuge ansznschleudeTn. Wir geben den kleinen
Apparat, über welchen H. F^)er küralieh in
der „80a. of Public Analjst's" berichtet bat,
in nebenstehender Abbildung wieder. Die
Aafsohliessung des Fettes, d.h. die Abscheid-
ung der Fetttröpfchen geschieht nicht mit
Kalilauge, sondern mit concentrirter Esaig-
Dei Apparat besteht ans einer runden
Stahlscheibe auf einer Spindel, einer sohfiroel-
formigen UmhüUang und ans Probeivbren
von Messing mit Fiatin besch lag , in denen
eine gradnirte Glasröhre sich befindet. Die
Ansführung geschieht in folgender Weise.
10 ccm der zn prüfenden Milch werden nebst
lOcctn concentrirter BsrigsKme, welche noch
5 Volum pro cente ooncentrirte Schwefttslare
enthält, in ein Beagenglas gegeben, diesea
mit einem durchbohrten Stepfen, in den eine
Glasröhre eingesetzt ist. Das Beagens^oa
wird nun in einem Wassoriiad, «elcbta in
praktischer Weise gleich fQr 13 derartiga
Oliser eingerichtet ueio kann, 7 bis ä Mi-
Daten flrhitEt, nach welcher Zeit daa Cuein
Tollatindig gelSat tit und die Flfiieigkeit eine
schwach violette Farbe angenommen bat.
Die nächste Operation itt die FuUnng der
Proberdhren. Dieie bestehen aas einem
kleinen Becher, in dea «ehr eng ein Bohr
eingesetat weiden kann, welches die graduirte
OlaarShre einhfilt. Da die Pettkörperchen in
der Milch ein grosses Bettreben haben, sich
ob^i abanaetcen, lo mnu das Milcbgemisob
Tor dem Einfüllen in den Becher gat ninge-
schSttelt werden. Hon fdllt den Becher ganz
voll nnd setat das Rohr so ein , daas es noob
einen Tbeil der FlÜMigkeit Tcrdräagt.
Nachdem die Probeiöbrchen in dieser
Weite gefallt eind, weiden «ie in die Scheibe
eingelegt. WilL man nicht mit 12 Röhren
arbeiten, so vertheilt man die geringere An-
■abt in der Bohre gleichmSisig. Die Scheibe,
welche, wie gesagt, 12 Bohren aninelimeD
kann, mass vorher in Wasser auf 60" C. er-
wärmt werden. Sind die Bohren eingesetzt,
■0 fBUt man die Hdblang mit Wasser und
Tenetzt die Scheibe in Botation (6000 in der
Uinute). Nacbdem der Apparat in Ruhe ge-
kommen ift, nimmt man die Bohren heraus
nnd liest die Menge des Fettes in der gradu-
irten Röbie ab; die Theilstriche entsprechen
Zehn tel-Ge wich tspiocenten Milubfett.
Die erhaltenen Besnltate sollen nkc\i Faber
sehr gnte sein (Analyst. 1S87, pag. 9), doch
dürfte sich der Apparat wohl nnr dort em-
pfehlen, wo sehr viele Analjsen m gleicher
Zeit RaagefShrt werden sollen. Wir haben
den Apparat hier trotsdem ausführlich be-
schriebt), weil er vielleioht Anregung zn ein-
scheren Constmctionen, die auch im Kleinen
anwendbar sind, geben kann. _ ot —
Sicberheits-VeTBohlutB fOr
Narcotica.
In England hat man den in beifolgender
Zeichnung Terausohan lichten Flaschen -Ver'
schlust erfanden nnd empfohlen. Derselbe
bezweckt die Unmöglichmachung TcrhSng-
nissTolleiVeTwechseinDgeD von Standgefilssen
nnachuldiger nnd solcher drastischer Hedica-
mente, wie etwa zwischen Chinin nnd Mor-
phium, Bismnth. nitric, nnd Calomel, Tinet.
Opii und Tinct. Bhei, Ein derartiger Sicher-
beits- Verschluss besteht aus einer Complica-
tion TOn MctallbKndern , nach deren Lösung
es eist möglich ist, den Stöpsel zu entfernen.
DieHandbabung geht wohl ans der Zeichnung
selbst hervor. Ob durch eine solche Vorrichtung
der Zweck besser oder leichter erreicht wird,
als die mancherlei anderweit vorgeschlagenen
Sicherbeita Vorrichtungen, bleibt fraglich.
Sfiscellen.
Schleif- und PolirmitteL
Da* anerkannt beste Polirmittel ist das
sogenannte Pariser Roth; dasselbe kommt in
vieles Farben nfiancen , von Ziegelroth bis
Chocoladen braun, im Handel vor. Die Farbe
giebt über die GBte nnd Reinheit des Mate-
rialea wenig Anfsohlnss , doch kann sie als
Haaasatab für die Htlrte des betreffenden Po-
lirpnlvors angesehen werden. Je dank 1er
dasselbe ist, desto intensivere Härte besitzt
e«; das rothe oder röthliche Pulver ist stets
sehr weich, weshalb man ersteres zumeist
zur Behandnng von Stahl nnd letzteres für
weichere Hetallsorten verwendet. Das Pariser
Both besteht der Hauptsache nach ans Bisen-
oxyd oderEisenoiydoijdui. Zu seiner PrSparir-
nng wird dieE igen Schaft der meisten Eisensalze
benutzt, in der Glühhitze Eisenoxid nnszu-
scheiden. Gewöhnlich wird zu diesem Bebufe
käaflicher Eisenvitriol bei massiger Wärme
so lange erhitzt, bis derselbe zu einem weissen
Pulver zerfällt, worauf dann letzteres in einem
Tiegel geglüht wird, hie keine Dämpfe mehr
entweichen und der Rückstand als zartes,
rothei Pulver verbleibt. Je höher die Tem-
182
peratur bekn GlGlien war, atn'se tiefer er-
scheint die Farbe des Eisenoxydes. Will man
besonders reines Pariser Hoth präpariren, so
empfieblt es sich, das rückständige Pulver
wiederholt mit schwacher Sodalösung zu
kochen und mehrere Mal auszuwaschen. Hier-
bei werden alle eventuell dem Eisenozjd noch
anhaftenden Unreinigkeiten ausgeschieden.
Zur Erzeugung von Pariser Roth für gans
specieil spiegelblank zu polirende Gegenstände
dient nachstehendes Verfahren : Man löst
käuflichen Eisenvitriol in Wasser auf; ebenso
löst man eine gleiche Menge Eleesalz in
Wasser, filtrirt beide Lösungen, mischt die-
selben und erwärmt bis auf 60^; der sich
bildende gelbe Niederschlag, welcher wegen
seiner Schwere sich anstandslos absetzt, wird
ausgewaschen, getrocknet und wie vorhin ge-
glüht. Auf diese Weise erhält man ein äusserst
zartes y tiefrothes Pulver, welches, wenn es
vorsichtig präparirt wurde, keinerlei Schlemm-
procesB zu unterziehen ist, sondern sofort zum
Poliren benutzt werden kann. Mit solchem
Präparate werden zumeist die für optische
Zwecke dienenden Gläser und Linsen, welche
feinstens geschliffen sein müssen, behandelt.
'Phosphorsaurer oder kohlensaurer Kalk
wird nicht selten auch zum Poliren benutzt;
derselbe wird meistens durch Ausglühen von
Knochen in einem offenen, möglichst flachen
Tiegel hergestellt; hierbei verbrennen die
organischen Substanzen der Knochen, während
die mineralischen Bestandtheile derselben als
feines Pulver zurückbleiben. Waschen und
Schlemmen dieses Pulvers ist vor dessen Be-
nutzung immer nothwendig, insbesondere
wenn es sich um schöne Polirung handelt.
Zinnsalz, welches mit Oxalsäurezusatz in
Wasser gelöst und erwärmt wird, giebt einen
pulverigen Bückstand, welcher, geglüht und
ausgewaschen, auch vorzügliche Dienste beim
Poliren von Metallen leistet. Auch der ge-
wöhnliche Lampenruss ist als Polirmittel
verwendbar. Der als Handelsartikel bekannte
Tripel, der Hauptsache nach fein pulverisirter
und geschlemmter Bimsstein, soll nur für
gröbere Polirungen verwendet werden , da er
zumeist Verunreinigungen enthält und leicht
Risse und Rillen in der zu bearbeitenden
Metallfläche hervorbringt. Wiener Kalk ist
als Polirmittel geradezu verwerflich, da er
fast immer krjstallinische Sandtheilchen ent-
hält, die mittinter durch A&rei äsender Fiäehc
die ganze mühevoll erlangte Polirung zer-
stören; wird er verwendet, so bewahre man
ihn stets in wohl verschlossener Flasche und
reibe ihn unmittelbar vor dem Gebrauche
Stückchen weise mit Oel und Spiritus an.
Chem, Gentr.'Bl. 1887, 12.
Eilnstlicher Pfefbr.
Vor einigen Tagen mit der Untersuchung
mehrerer confiscirter Pfefferproben beschäftigt,
kam ich einer eigenthümlichen Verfälschung
auf die Spur, die heute bereits eine grosse
Verbreitung gefunden haben dürfte. Es ist
dies künstlich hergestellter Pfeffer von der
Form einer gerippten Pille und besteht, wie
die Untersuchung ergab, aus Mehl (Teig),
welches mit Paprikapulver gemischt ist*).
Dieser in Budapest fabrikmässig erzeugte
Kunstpfeffer quillt im warmen Wasser auf
und giebt deutliche Stärkereaction.
Unter dem Mikroskope sind Stärkekörber
und die rothen Zellen von Paprika zu sehen.
Nach einem mir vorliegenden Preiscouraate
vom März d. J. der Firma Job. W. Na d 1er
& Comp, in Budapest, welche die Händler
auf diese Imitation von ^ echtem Singapor*
pfeffer* auftnerksam macht, mit der Bemerk-
ung, dass derselbe, aus Pfeffereztract erzengt,
ohne wesentlichen Nachtheil der Qualität mit
dem Singaporpfeffer gemischt werden kann,
kostet der Kunstpfeffer 65 fl. per 1 00 kg gegen
150fl. für echten Singaporpfeffer,
Sämmtliche untersuchte Proben waren bis
zu 70pCt. mit diesem Falsificate gemischt.
Ne%ii,mann Wender , Mag. pharm.
Czernowitz, den 2. März 1^7.
Zeitschr. d. aüg. österr. Apoth,'V., 25, 9,
*)Nach einer vom Herrn Prof. Dr. T. E. Ha-
nausek durchgeführten Untersuchung besteht
das Eunstproduct aus Weizenmehl, ist höchst
wahrscheinlich mit einem weingeistigen Extract
von echtem Pfeffer getränkt und mit einer
schwarzen Farbe (Kassfarhe) gefärbt, Paprika-
pulver ist darin nicht vorhanden.
Die Coagulation des Blutes zq
verhindern.
Freund hat gefunden, dass eine dannc
Schicht eines fetten Oeles das daninter be-
findliche Blut vor dem Coagnliren schfitsL
Archiv de Pharm. 1886, 525. s.
Yorl«ter und tvMtotworUtalMr BMUetMr J>t, JL Qelstlsr in Drwdea.
Im BaebkAnddl dorcb JalinaSprlnfer, Berlin K, Monb^onplats 8.
Dmek der KOnlfl. Bofbachdmcker«! von, 0. 0. Melnhold & SOnne in Draiden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung fiir wissenBchaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben Yon
Dr« Hermann Hager und Dn Ewald Geissler.
Enekeuft laden DonDerttag. — Abonnementspreis durob die Post oder den BDchbandel
Tierteljäorlieh 3 Mark. Bei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
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Wiederholungen Babatt.
Avfragctt, A'VfMge, Manaseripte ete. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pülnitser Strasse 5B adressiren.
M 15.
Berlin, den 14, April 1887.
Neue Folge
Till. Jahrgang.
Der ganzen folge XXVIII. Jahrgang.
labftlt; t'amele aa« nanasele: Mlttbeilnngen ans dem f harmfteeatlaeben Laboratorlnm der tsohalaclren Hoch-
tehale in Braonaehwels: 35« Bin Beitrag svr Beetlmtnanff dee Morphine im Opium. — > Ueber Erkennen andNaoh-
weienng dee Kelinms mittelst Natrium -Wifmutthloeulfet. — Eine Horplilnreaotlon. — Aus dem Beriebt ¥00
SAhttIa«! ft Oe. in I^ipsig. April 1867. — Einwirkung mehratomlfer Alkohole «uf Misebnngen reo BoralMm
a»d II«trlWBble«rb«eatl9aangen. — Zum Kachwela ron Salicyls&ure. — Nene Reaction der Hyposulflte. —
Ttnctnra Stropbanti. — Nene Heber. — Aaselfea«
■ L^^^JteBBgggg IJ ii- -- - - i -■ ■ 3gg
Clieiiiie I1II4 Pbarmacie.
mtüieflongen aus dem pharma-
ceutisehen Laboratoriuia der
tedmiadieii Hochschule in Braun«»
schweig.
Von H. Beckurta.
3&. Ein Beitrag nr Bestimmung des
Morphins Im Opiam.
Kadi Versuchen von A, Schraut und K Beckurts.
(Schlttss aus Toriger Kummer.)
4. IXe Vrfifti>niethode unter Aawendang
Ton Kalkfaydrat
Schon bevor die Methoden DietericJis
und Sehlickum's bekannt geworden waren,
hatte ich mein Augenmerk auf diese
Methode gerichtet. In der Annahme,
dass dieselbe geei^et sei, am sichersten
den Gehalt an A&rphin zu bestimmen,
wurde ich dadurch bestärkt, dass eine
Modification der Ealkmethode nach mir
gewordener Mittheilung in der Praxis
(Morphiumfabrik) mit Erfolg benutzt
wird.
Die {[alkmethode beruht auf der von
Sobinet (nach Hager von Thiboumery)
beobachteten Löslichkeit der Verbindung
des Kalkes mit Morphin, des Morphin-
kalkes, in Wasser und der Zersetzung
desselben durch Chlorammonium, wie
uns Mohr zuerst gelehrt hat, in Ohlor-
calcium, Ammoniak nnd Morphin, waches
sich vollständig ausscheidet. Bei der
Behandlung des Opiums mit Kalkmilch
geht nur das Morphin nnd dieses rasch
in . Verbindung mit Kalk in Lösung,
während alles Narkotin ungelöst bleibt.
Die Fällung des Morphin aus seiner
Kalkverbindung durch Chlorammonium
ist eine vollständige ; die von dem Nieder-
schlage abfiltrirte Flüssigkeit enthält kein
Morphin oder doch keine nennensw^then
Mengen desselben mehr. Einen warmen
Vertreter hat das Princip dieser Methode
in H. Hager gefunden, welcher im
Oommentar zur zweiten Auflage 4er
Pharmacopoea Germanica eine genaue
Vorschrift zur Ausftlhrung derselben an-
?;iebt. Neuere Vorschriften für die Aus-
Ührung der „Kalkmethode" geben auch
Fortes und Langioü^), eowie die Phar-
•) Rupert, de Pharm. 1882. 100.
184
makopöe der Vereinigten Staaten
(1882). Man macht ihr den Vorwurf,
dass das abgeschiedene Morphin nicht
rein, stark durch ,Ga1ciummekonat
und braune harzige Stoflfe verunreinigt
sei, so dass Hager sogar in der yon ihm
beliebten Ausiiührung dieser Methode
10 pCt. vom Gewicht des Morphins in
Abzug bringen lässt
Trotzdem diese letzteren Angaben nicht
sehr errauthigend flir die Wieder -Auf-
nahme der Ealkmethode waren, so war
die nicht bestrittene vollständige Ab-
scheidung eines von Narkotin freien
Morphins und die vorauszusehende gleich-
massige Brauchbarkeit der Methode für
alle Opiumsorten verlockend genug, nach
einer Modificotion zu suchen, die alle
Vorzüge der Methode, aber nicht ihre
Nachtheile hat. Die folgende Vorschrift,
welche sich sehr an die der Pharma-
kopoe der Vereinigten Staaten anlehnt,
schien mir eine geeignete zu sein:
8 g Opium werden mit 77 ccm
Wasser in einer verschlossenen Flasche
eine halbe Stunde auf dem Wasserbade
digerirt, nach dem Erkalten 3 g frisch
gelöschter Kalk (aus Marmor) hinzu-
gefügt und nach Verlauf einer Stunde,
innerhalb welcher öfter umgeschüttelt
wird, mit Hilfe einer Saugvorrichtnng
51,5 ccm>o) (entsprechend 5 g Opium)
in ein weithalsiges Stöpselglas abfiltrirt
Diese Lösung wird mit 30 ccm einer
Mischung von 1 Volum Alkohol und
5 Volumen Aether, welche über Morphin
gesättigt ist, überschichtet, darauf mit
6 ccm einer bei Zimmertemperatur ge-
sättigten wässrigen Ghlorammonium-
lösung versetzt und kräftig umgeschüttelt.
Nach Verlauf von 6 bis o Stunden giesst
man zunächst den Aeäier- Alkohol vor-
sichtig durch ein mit Aether benetztes
Filter, schüttelt die Mischung nochmals
mit 10 ccm Aether -Alkohol, giesst nach
dem Absetzen den Aether wiederum
durch das Filter ab, wartet bis die äthe-
rische Flüssigkeit abgelaufen ist, und
brinfft schliesslich das sämmtliche aus-
• geschiedene Morphin sorgfältig auf das
'®) Oder soviel als 5 e Opinm entspricht,
wenn das Opinm weniger us m pCt. seines Ge-
wichtes an Wasser abgieht.
Filter. Nachdem dieses geschehen und
die Flüssigkeit vollkommen abgelaufen
ist, wäscht man den Filterinhalt mit
6 ccm einer über Morphium gesättigten
Mischung gleicherTheileAether-Alkohol
und Wasser und trocknet Filter samrat
Inhalt bei 100 o eine Stunde. Man
wägt sodann das von dem Filter durch
Abklopfen und Abreiben sorgfältig ent-
fernte Morphin auf einem tarirten Uhr-
schälchen. Das Gewicht des Morphins
mit 20 multiplicirt ergiebt den Procent-
gehalt des Opiums an Morphin. Bei
Ausarbeitung dieser, wie auch der
meisten anderen bekannten Methoden
ist angenommen, dass Opium 60 pOt.
seines Gewichtes an Wasser abgiebt:
In zweifelhaften Fällen wird es sich
empfehlen, durch einen besonderen Ver-
such zu ermitteln, wie viel das Wasser
aus der zu prüfenden Waare wegzu-
führen vermag. (Flückiger.)
Eine Certification des nach dieser
Methode gewonnenen Morphins ist nicht
erforderlich. Dasselbe ist klein krystalli-
nisch, grau gef&rbt, frei von Narkotin,
enthält aber Galciummekonat, jedoch nur
wenig, falls nicht mit dem AbfiUriren
des Morphins länger als 12 Stunden ge-
wartet wurde, um die Abscheidung von
Galciummekonat zu verhindern, liegt es
nahe, den Galciummorphinat enthaltenden
Opiumauszug mit der Hälfte seines
Volumens Weingeist zu versetzen, von
dem ausgeschiedenen Galciumniekonat
abzufiltriren, das Filtrat bis zur Yer-
jagung des Weingeists einzudunsien und!
nach dem Filtriren mit Ghlorammonium^j
Alkohol und Aether zu zersetzen. Dt
jetzt abgeschiedene Morphin ist zws
frei von Galciummekonat, aber vi(
weniger an Gewicht, da das Eindanstet
der alkalischen Flüssigkeit nicht ohnj
Verlust an Alkaloid möglich ist. Dij
Gewinnung von 51,5 ccm Filtrat bereite
keine Schwierigkeit, wenn man si«
einer Saugvorrichtung bedient, und di|
Opium- Ealkmischung zunächst sich al
setzen lässt, und sie dann auf ein eb<
gerade hinreichend ^osses Filter brin^
Die später ausgescniedenen Morphii
krystalle lassen sich bequem anf d^
Filter bringen, festes Ansetzen 46r K]
stalle an die Gefässwandungen findet nie]
185
statt Der Zusatz von Aeiher, ureleher
mit Vs seines Volumens Alkohol ver-
mischt ist, hat auf die gleichmässige Ab-
scheidung des Morphins keinen Einfluss,
scheinbar auch nicht auf die Menge
desselben, ist aber von günstigem Ein-
fiuss auf die Beinheit des sich abschei-
denden Morphins.
Nach der oben genau beschriebenen
Modification des Kalkverfahrens wurde
gefunden :
Im Opium I
(
12,2 pCt. Morphin.
12,3
Im Opiam II
I 12,22
14,82
14,92
14,82
14.62
14,58
14,6
14,68
•»
J»
»1
*»
11
11
n
17
Im Opinm III j }}'^g
Im Opium IV j }gj
1»
11
19
11
*1
11
1»
Die in dem Opium I und II nach
DieierieK's Methode ausgeführten Be-
slimmimgen zeigen mit den nach der
Kalkmethode erhaltenen Zahlen grosse
L^ebereinstimmung.
Es enthielten nach:
Z)i€^mi?Ä's Verfahren; dem Kalkverfahren
Opium L
pCl Morphin. pCt. Morphin.
11,96
12,2
12,11
12,3
12,1
12,22
12,26
13,22
Opium n.
14,7
14,82
14,^1
14,92
14,95
. 14,82
14.925
14,58
14,98
14,6
14,34
14,68
Wie weitere Versuche lehrten, ist auch
der GehaU an. Calciummekonat in dem
fiaeh dem oben - beschriebenen Kalk-
Terfahren abgescbiedenenMorphinein sehr
|eringer, wenn reiner gebif annter Kalk, aus
narmor hergestellt^ benntzt wurde.
0,54 g ded aus 5 g Opium afoges^hiedellBn
Morphins hinterliessen beim Qlüheili
0,003 CaCOa.
0,574 g des aus 5 g Opium abge^obie-T
denen Morphins hinterliessen beimQlähea^
0,0031 GaOOg.
Auf Calciummekonat (G7H20.,Ga+H)ü):
berechnet, entsprechen diese Mengen
Calciumcarbonat 0,0197 und 0,0?03: g,
wodurch sich die Menge des wirklich
vorhandenen Morphiums auf 0,5203 und
0,5587 reducirt. Auf Procente berechnet
Morphin +Calcian]roekonat Beines Morphin
10,8 10,406
11,48 11,074
Bei Verwendung einer aus gewöhn-
lichem Kalkstein hergestellten Kalkmilch
ist allerdings das Morphin reicher an aus
Kalk und Magnesia bestehenden Mineral-
bestandtheilen :
Morphin
0,734 hinterliessen beim Glflhen 0,0}4
0,741 „ „ „ 0,014
0,589 „ „ „ 0,007
Für diese grössere Menge dürfte aber
wohl nicht eine entsprechende Quantität
Calciummekonat in Rechnung gesetzt
werden. Immer ist die von mir vor-
geschriebene Verwendung eines reinen,
aus Marmor gewonnenen Aetzkalks rath-
sani.
In Kalkwasser löst sich das nach
dieser Methode abgeschiedene Morphin
nicht vollkommen klar auf. Jedoch ist
der Einwaitd, dass durch Kalkhyd/at
gleichzeitig mit dem Morphium in Lös-
ung übergeführte und ebenfalls durch
Chlorammonium abgeschiedene harzartige
Substanzen das Gewicht des abgeschie-
denen Morphins in nennenswerthem
Grade beeinträchtigten, nicht berechtigt.
Will man jedoch die Menge des in
dem abgeschiedenen Morphium enthal-
tenen reinen Alkaloids erfahren, so ger
lingt dieses in einfacher Weise durch'
Titration der filtrirten weingeistigen tös-
ung des abgeschiedenen Morphins mit
Vio Normal - Salzsäure unter Benutzung
von Cochenille als Ii^dicator. Man über-
sättigt die Lösung mit Vio.N.- Salzsäure
und titrirt mit Vioo N.- Natron zurück.
1 ccm VtQ Normal- Salzsäure entspricht
0,0303 Morphin, , ■ [■ ,' ' :
186
Versttohe Mit reinem Morphin lehrten,
dftSB di^ Bdbtimmang genau ausföllt
Man kann das gesammelte noch feuchte
M0)t)hüi direct auf dem Filter mit sie-
d^&aem Weingeist ausziehen, das Filtrat
mit einem gemessenen Volumen Vio N.-
Sates&ure versetzen und den Ueberschuss
an letzterer tioit Vioo N.-Natron zurüek-
titrirett.
1. 0,6405 g des unreinen Morphins
Wurden in siedendem Weingeist
gelöst, die filtrirte Lösung mit
80 ccm Vio N.- Salzsäure versetzt
und mit Wasser auf 150 ccm ver-
dünht Je 50 ccm derselben ver-
brauchten zur Neutralisation im
Mittel 30,5 Vioo N.- Natron. Es
sind mitbin vom Morphin verbraucht
10 — 3,05 = 6,95 Viq N.-Salzsäure
= 0,210585 g Morpmn, welche in
50 ccm enthalten sind. 150 ccm
enthalten also 0,631755 g Morphin.
2. 0,254 g des unreinen Morphins, in
ganz gleicher Weise behandelt, ver-
braucaten 8,2 ccm Vio N.-Salzsaure
= 0,2486 g Morphin.
Z.*) 0,2735 g eines unreinen Morphins,
in gleicher Weise behandelt, ver*
brauchten 8,3 ccm Vio N.-Salzsäure
» 0,25149 g Morphin.
4. 0,4405 ^ eines unreinen Morphins,
in gleicher Weise behandelt, ver-
bitiuehten 14,1 ccm Vio N.-Salzsäure
« 0,427 g Morphium.
5. 0,4845 g eines unreinen Morphins,
in gleicher Weise behandelt, ver-
brauchten 14,1 ccm Vio N.-Salzsäure
= 0,427 g Morphium.
8. 0,6130 g unreines Morphin ver-
brauchten unter denselben Beding-
ung:en 19,8 ccm Vio N.-Salzsäure
Entsprechend 0,59994 g Morphin.
Diese Versuche ergeben, dass das nach
der Ealkmetbode abgeschiedene M orphium
an reinem Alkaloid enthielt:
i. 2. 3.
98,6 plGt. 98,0 pOt 92,06 pCt.
4. 6. 6.
»8,8 pOt. 98,8 pOt. 97,8 pCt.
*) XHe AbscbeidnDg dieses Morphins hatte
Uager als 12 Stunden gewfthtt
Die Titration des Morphins bietet noch
den y ortheil, bei der Bestimmung ded
Morphiums im Opium nur eine Wägung,
nämlich die des Opiums, ausfuhren zu
müssen.
Auch die Bestimmung des Morphiums
im Opiumextract und in der Opiumtinctur
ist mittelst der Ealkmethode bequem zu
bewerkstelligen. Nach den am Schlüsse
dieser Abhandlung gegebenen Vor-
schriften wurden z. B. die folgenden
Mengen Morphin gefunden:
Im Opiumextract
gewogen titrirt
1. 22,02 pOt. 21,35 pCt.
2. 21,73 „ 21,35 „
In der Opiumtinctur
1. 1,016 0,9944
2. 1,099 1,0056
Die üebereinstimmung der durch Titra-
tion ermittelten Morphin - Mengen Mt
vortheilhaft auf.
Diese Methode der Morphinbeetknmung
bietet den Vortheil, das Morphin in
reinem Zustande auf einem einfachen
Wege, nur mit Hilfe einer WiiguDg,
nahezu voUkommra und jedenfalls quan-
titativ gleichmässig aus dem Opium und
den Opiumpräparaten zu isoliren. 6ie
besitzt Tor dem DtrfencÄ'schen Verfahren,
dem sie ja an Einfachheit nachsteht, Aen
Vorzug, für alle Opiumsorten gleichmässig
anwendbar zu sein.
In dem Folgenden sind neue Vor-
schriften zur Bestimmung des Gehaltes
des Opiums, des Opiumeztractes und der
Opiumtinctur an Morphin formulirt, wel-
ches natürlich ebenso gut in der einen
oder anderen Form hätte geschehen
können.
VntersQchnng des Opititts.
8 g Opium werden mit 77 ccm Wasser
eine halbe Stunde in einer verschlossenen
Flasche auf dem Wasserbade digerirt,
nach dem Erkalten 8 g frisch gelöschter
Ealk (aus Marmor) fainzugef> und imch
Verlauf einer Stunde, innerhalb welcher
öfter umgeschfittelt wird, mit Hilfe einer
^tigvorrichtung 51,6 eem (entspfedheiid
5 ^ Opium) in ein w^üQialsiges Stöpsel-
glas aMiltrirt. Diese Lösuiig ward mit
1
30 ccm einer Misctissf \- n 1 Vvl. Ait L« 1 dtrs i:ef.:r.it'-tr. M.r: h r> »%: -V» f::Vj.r:
und 5 ToL A«-üi«r. wrlrhe It-^rr H^rj L:2
gesauigt kt. tber^L:jL:e(. d^r^zi c:::
6 eem eiaer i^i Ziaimerseiiip««rrÄ:ur g^
sHtigtoi wie&aigeji Cklormmici niun:-
lösoiig Tersetzt ciui krifiig iin:^e>c!.u;;rl*u
Xa^h Verlwif Toa 6 bis S Siuaden g!*>>i
m&n znnichs:; den Aeiher-Alkohul vor-
^iebüg dureh ein mit AeiLer bene'z'.r-s
Fiker« seböueli die lÜM-Lung n<.n:bmä!>
mit 10 ecm Aether-AlüüL.jL girs^: nacb
dem Absetzen leizlereD wiederum durch
das Filier ab, wanei. bis die ä:htrr:>che
Flüssigkeil abgeUafen hi und ^rin::;
sohliesslieb düs aosgeschiedene M<*rphio
^«irgiällie auf das Filter. Zum Nach-
dpuien dient da& Filirat. S«*h!ie^^!ieh
wird der Fiiterinhalt mit 6 ecm einer
ütjer Morpbin gesättigten Ml^ehung glei-
cher Tbeile Aetber-Alkofaol und Wasser
gewaschen. !llan trocknet nun eniwt>der
das Morpbin sammt Filier bei 100^ eine
Stunde und wägt das Ton dem Filter
dureb Abklopfen und Abreiben sorgialiig
entfernte Morpbin auf einem tarirten
Ubrsebäleben, oder löst das noch leuchte
Morpbin anf dem Filter in siedendem
Alkohol Tersetzt das Filtrat mit 25 bis
30 cem Vio N.- Salzsäure und titrirt den
Ueberscbuss der letzteren unter Benutz-
ung Ton Cochenille als Indicator mit
^ 100 X.-Xatron zurück. 1 com ^lo^•-
Salzsäure entapricbt 0.0303 g Morpbin.
— Die Men^e des gefundenen Morphins
mit 20 multiplicirt ergiebt den Procent-
gehalt des Opiums an Morpbin.
Untenochuig des Extractom Opii.
3 g Opiumextract
löst man in
42 ecm Wasser
versetzt mit 2 g friscb gelöschtem Kalk
(aus Marmor), lässt eine Stunde unter
öfterem Umscliütteln steben und filtrirt
mit Hilfe einer SaugTorricbtung 30 ecm
ab. Diese 30 com = 2 g Extract werden
mit 30 ecm einer Miscbung von 1 Yol.
Alkohol und 5 Yol. Aetber, welche über
Morpbin gesättigt ist, überscbicbtet, dar-
auf mit 6 ecm einer bei Zimmertemperatur
[gesättigten wässerigen Cbloranmionium-
öscmg Tersetzt und weiter wie beim
Opinm behandelt. Durcb Multiplikation
man drr I^<.vvn:i:-.hÄ!: ir M^»n..n,
üntanackuif d«r TüiOaim Opii
lad TiBctafm 0]^i cncmta.
50 g Op:un:;inc:.a*
werden auf d:e Häiite eiTiiredami ::. n:::
de^iillirten* Wasser wit-der auf da> ur-
spruniTiiohe Gewicht s^ebniv^ht und :r::
ä s friscb ffeiösohtem Kaik »ius Marmor
Torsftn, eine Stunde unter öfterem l'm-
sch'.rteln stehen gelassen und mit Hiife
einer San^vorrirbtunir liltrirt. So e\'m
des Fii:rai> werden mi: 15 eem eini-r
über Morphin gesdiiiirten MisohuusT >on
1 Vol. Alkohol und o Vol. Aether ülH?r-
^ehiehtet, mit 3 com bei Zimmertemperatur
ffesätt ixrter Chlorammoniumlosun? ver-
setzt und weiier wie beim Opium be-
handelt. Durch Multiplikation des ge-
fundenen Morphins mit i ertahrl man den
Pnx-ent£rehalt an Morphin.
Erlabruniren, welche bei Beioliruni:
dieser und der von Dit^f* nth und SihiiAuni
gegebenen Methoden iremaeht sind, und
• Versuche, welche dieselben zu verbessern
lim Stande sein können, werden, sobald
; beide in genügender Menge gesammelt
!sind. mitgeibeilt werden,
Braun schweig, im Mfin 1887.
üeber Erkennung und Nach-
weisung des Kaliums mittelst
Natrium -WismutthiosulÜBtt
In einer Correspondenz vom 7. Aug. 187i>
(Berichte der deutsch, ehem. Gesellsch, 9.
1434) erwähnt Henmnger eines Bericbtes
von A. Camot über Natrium -Wismut-
thiosulfat als Reagens auf Kaliumsalze;
dieselbe Verbindung benutzte auch Gia-
conto Campari zur Trennung des Kali-
imis von anderen Metallen, worüber sich
im Archiv der Pbarmacie 1883 pag. 67
eine Notiz befindet.
leb habe mich neuerdings mit dem-
selben Gegenstande bescbäfligt und eben-
falls in dem Natrium-Wismuttbiosulfat
ein ebenso charakteristisches wie scharfes
Beagens auf Kalium gefunden. Der Um*
stand, dass leb in keinem der mir zur
YerfUgtmg stebenden neueren Werke über
188
analytische Chemie diese Ealiamreaction
erwähnt finde, veranlasst mich, die Auf-
merksamkeit auf sie zu lenken. Ich halte
diese Beaction deshalb für beachtens-
werth, weil die Erscheinungen, welche
sie darbietet, nur iUr Kalium charakte-
ristisch sind, weil man durch sie Kalium-
verbindungen neben den Verbindungen
einer ganzen Seihe anderer Metalle er-
kennen und nachweisen kann, ohne erst
eine Trennung vornehmen zu müssen,
was namentlich bei Gemischen von Ka-
liumsalzen mit den Salzen der anderen
Alkalien, der Erdalkalien und des Ammo-
niums von grossem Yortheil ist. Denn
die sonst fQr Kalium gebräuchlichen Be-
agentien sind nicht für dieses Metall
allein charakteristisch und, mit Ausnahme
des Platinchlorids, auch nicht einmal
scharf zu nennen, während sich mittelst
Natrium -Wismutthiosulfats noch in sehr
verdünnten Lösungen Kalium unzweifel-
haft erkennen lässt.
Kaliumsalze erzeugen in einer wein-
geistigen Lösung von Natrium-Wismut-
thiosiüfat einen lebhaft gelb gefärbten,
krystallinischen Niederschli^ von Kalium-
Wismutthiosulfat Kß Bi (S2 03)3 , welches
in Wasser leicht und farblos löslich ist.
durch Weingeist aber unverändert wieder
abgeschieden wird. Neutral reagirende
Natrium-, Lithium-, Calcium-, Magnesium-
und Ammoniumsalze rufen in der wein-
geistigen Lösung des Beagens keine Ver-
änderung hervor, woraus ich schliesse,
dass die Salze der genannten Metalle mit
Natrium-Wismutthiosulfat entweder keine
Umsetzung erleiden oder, was wahrschein-
licher ist, dass die etwa entstehenden
Doppelthiosulfate in Weingeist ebenso
leicht löslich sind, wie das Natriumsalz;
Baryum und Strontiumsalze erzeugen
allerdings Fällungen, aber diese sind
weiss und wie es scheint weit leichter
löslich als das Kaliumdoppelsalz und mit
diesem gar nicht zu verwechseln.
Ueber die Darstellung des Beagens ist
in der Henninger'sehen Mittheilung nur
gesagt, dass eine mit Natriumthiosulfat
versetzte Wismutlösung weder durch
Wasser noch durch Weingeist getrübt
werde und • dass die weingeistige Lösung
als Beizens auf Kalisalze benutzt werden
kann. Öampari giebt folgende Vorschrift:
Ein Theil basisches Wismutnitrat wird
bei gewöhnlicher Temperatur in möglichst
wenig Salzsäure gelöst und ebenfalls bei
gewöhnlicher Temperatur zwei Theile
krystallisirtes Natriumthiosulfat in mög-
lichst wenig Wasser, worauf die das klei-
nere Volum einnehmende Lösung durch
Zusatz von Wasser auf ein der anderen
gleiches Volumen gebracht wird. Dies
war bei meinen Versuchen immer die
Wismutlösung, welche ich zur Ver-
grösserung ihres Volumens mit ange-
säuertem Wasser verdünnte, um Aus-
scheidung von basischem Wismutsalz zu
verhindern. Beide Lösung^i werden ge-
trennt aufbewahrt und sind im Bedarfs-
falle zu gleichen Volumen zu mischen, weil
das entstehende Natrium - Wismutthio -
Sulfat sowohl in wässriger, als auch in
weingeistiger Lösung Zersetzung erleidet.
Die so gewonnenen Lösungen erfüllen
zwar ihren Zweck ganz gut, doch habe
ich es im Laufe meiner Untersuchungen
für besser gefunden, ihnen einen ganz
bestimmten Gehalt ku -geben, so dass
gleiche Volumina so viel Wismut be-
ziehungsweise Natriumthiosulfat enthalten,
als der Theorie nach zur Bildung des
Doppelsalzes erforderlich ist. Zu dem
Zweck muss man den Gehalt des Wis-
mutsubnitrates an Oxyd bestimmen und
danach die Menge des Wismutsalzes
und des Natriumüiiosulfates berechnen,
deren nicht zu concentrirte Lösungen
schliesslich auf gleiche Volumina gebracht
werden. 1 Mol. = 468 Th. K2O3 er-
fordern 6 Mol. = 1488 Th. NagSjO^,
5 HjO. Bei der Bereitung der Wismut-
lösung ist darauf zu achten, dass sie
möglichst wenig überschüssige Salzsäure
enthalte.
Camat und Campari haben überein-
stimmend gefunden, dass eine Mischung
von Natriumthiosulfat mit der Wismut-
lösung durch Zusatz von Wasser nicht
getrübt werde, auch soll nach Campari
die Mischung beider Salzlösungen farblos
sein. Mit diesen Angaben stimmen
meine Beobachtungen nicht überein, ich
fand vielmehr, dass die Mischung beider
Salzlösungen zwar klar, aber intensiv
gelb gefärbt ist und dass durch Zusats
von starkem Weingeist eine beträchtliche
Trübung hervorgerufen wird. In welchem
189
Verhältniss immer ich die beiden Lös-
iiDgen anwandte, stets traten dieselben
Erscheinungen auf. Die nahe liegende
Yermuthung. dass die Ursache der Trüb-
ung ein Ealiumgehalt einer der beiden
Lösungen sei, war nicht zutreffend, denn
beide er?nesen sich, in geeigneter Weise
mit Platinchlorid geprüft, als y ollkommen
frei von Kalium; erst später erkannte
ich die Trübung als von ausgeschiedenem
Natrinmthiosulfat herrührend und sie
fand nicht mehr statt, als ich ziemUch
stark verdünnten Weingeist anwandte oder
besser, als ich der Mischung beider Salz-
lösungen erst etwas Wasser und darnach
starken Weingeist zusetzte. Damit aber
erhielt ich eine Flüssigkeit, welche sich
als äusserst empfindliches Reagens auf
Kalisalze erwies.
Nach zahlreichen, in verschiedenster
Weise abgeänderten Versuchen habe ich
das folgende Verfahren zur Prüfung auf
Kalium als am sichersten gefunden : Man
setzt zu 1 bis 2 Tropfen der Natrium-
thiosnlfatlösung ebensoviel der Wismut-
lösung, dann etwa 1 ccm Wasser und
darnach 10 bis 15 cm absoluten Wein-
geist; sollte hierdurch eine Trübung her-
vorgerufen werden, die auch beim üm-
schütteln nicht versehwindet, so setzt
man tropfenweise Wasser hinzu, bis die
Flüssigkeit klar geworden ist. Zu dieser
klaren Lösung fSgt man tropfenweise
die auf Kalium zu prüfende Lösung,
welche, selbst bei sehr geringem EaUnm-
gehali, alsbald eine schöne gelbe Fällung
von Kalium- Wismutthiosulfat hervorruft.
Ich erhielt bei Zusatz eines Tropfens
«iner Iproc. Lösung von Ghlorkalium
eine ziemlich starke Fällung und selbst
-ein Tropfen einer ^liojproe. Lösung er-
zeugte noch eine starke gelbe Trüoung
oder, das Gemcht eines Tropfen »» 0,0ß g
angenommen, konnte ich noch 0,00005 g
Eu unzweifelhaft nachweisen; ein Tropfen
derselben verdünnten Lösung erzeugte in
^eingeistiger Platinchloridlösong eine
kaum sichtbare Trübung.
Das Kalium -Wismutthiosulfat ist in
starkem Weingeist unlöslich, aber löslich
in verdünntem; daher tritt eine Fällung
nicht ein, wenn das Beagens zu viel
Wasser enthält oder wenn ihm durch
den Zusatz der auf Kalium zu prüfenden
Lösung zu viel Wasser zugeführt wird;
der Niederschlag erscheint aber in solchem
Fall sicher, wenn man vorsichtig abso-
luten Weingeist überschichtet.
Ebenso deuüich und unzweifelhaft, wie
bei reinem Kaliumchlorid, erhielt ich die
Beaction auch bei Gemischen von diesem
Salze mit Ammonium-, Natrium-, Calcium-
und Magnesiumchlorid, auch dann, wenn
der Gehalt der Mischung ein sehr ge-
ringer an Kaliumchlorid war. Und das
gerade lässt die Beaction so werthvoll
erscheinen, dass nicht erst eine Abscheid-
ung jener Metalle vorgenommen zu
werden braucht ; dagegen ist sie f&r eine
Trennung weniger brauchbar wegen der
Mengen Wismut und Natrium, welche
dabei in das Untersuchungsobject ge-
langen.
Camot benutzte diese Beaction auch
zur (quantitativen Bestimmung des Kali-
ums, mdem er das abfiltrirte Kalium- Wis-
mutthiosulfat in Wasser löste, mittelst
Schwefelammonium zersetzte und aus dem
Schwefelwismut das Kalium berechnete.
Ich habe auch in dieser Bichtung Ver-
suche angestellt, aber die Besultate haben
mich nicht recht befriedigt, weil mir die
Zersetzungsproduete des überschüssig
angewandten Natrium -Wismutthiosulfats
immer hinderlich waren; doch ich bin
keinen Augenblick zweifelhaft, dass sich
die Methode sehr gut zur quantitativen
Bestimmung des Kaliums eignet; es
handelt sich nur darum, die zu ihrer
Ausführung günstigsten Bedingungen zu
ermitteln, was wohl durch weitere Ver-
suche gelingen wird; ich gebe mich so-
gar der Hoffnung hin, die Methode zu
einer brauchbaren maassanalytischen aus-
bilden zu können.
Kalium -Wismutthiosulfat ist eine sehr
beständige Verbindung; es krystallisirt
aus concentrirter wässriger, etwas Wein-
geist enthaltender Lösung in langen,
nadeiförmigen, grünlich-gelben Krystallen,
welche nach Camot BiK3(Sa03)3 . HaO
zusammengesetzt sind. Die wässrige Lös-
ung bleibt bei gewöhnlicher Temperatur
lange unverändert, bei anhaltendemKochen
scheidet sie Schwefelwismut ab; auch
Säuren wirken in der Kälte nur sehr
langsam zersetzend ein, aber Alkalicarbo-
nate scheiden sogleich Wismutcarbonat
190
ab. Dagegen ist Natrium -Wismutthio-
sulfat sehr leicht zersetzlich ; sowohl die
wässrig« als auch die weingeistige Lös-
ung des Salzes erleiden freiwillige Zer-
setzung. Die wässrige Lösung scheidet
stets schwarzes oder braunschwarzes
Schwefelwismut ab, ebenso auch die
weingeistige beim Kochen, in der Kälte
aus letzteren Lösungen sich abscheidende
Niederschläge sind aber verschieden ge-
färbt und demnach auch wohl verschieden
zusammengesetzt, wenn Natriumthiosulfat
und Wismutsalz in wechselnden Ver-
hältnissen gemischt werden. Eine wein-
geistige Lösung, welche beide Salze in
dem zur Bildung des Doppelsalzes er-
forderlichen Verhältnisse enthielt, Wieb
längere Zeit vollkommen klar, liess sich
auch mit Wasser ohne Trübung mischen,
hatte aber über Nacht einen reichlichen,
lebhaft rothbraunen Niederschlag abge-
schieden. Eine Mischung mit über-
schüssigem Natriumthiosulfat erlitt durch
Weingeist eine starke Fällung, die sich
auch in Wasser nicht löste ; der anfangs
lebhaft gelbe Niederschlag förbte sich all-
mähg dunkler und war über Nacht dunkel-
kermesfarben geworden. Eine dritte
Mischung, welche Wismutsalz in Ueber-
schuss enthielt, bheb auf Zusatz von
Weingeist völlig klar, hatte auch nach
mehrtägigem Stehen nur einen geringen
schwärzlichen Niederschlag abgesetzt,
ergab aber beim Vermischen mit Wasser
eine starke weisse Fällung, wie dies bei
dem üeberschuss an Wismut vorauszu-
sehen war.
Mit der Untersuchung aller dieser Er-
scheinungen, deren Aufklärung mir für
die quantitativeKaliumbestimmung mittelst
Natrium-Wismutthiosulfat wichtig scheint,
werde ich mich weiter beschäftigen.
Harzbarg. C Pauly.
Eine Morphinreaction.
G. VtUpius bat gefunden, dass die von
Dona^A angegebene Morpbiamreaction, welche
auf gleicbzeitiger Einwirkung von Schwefel-
säure and Kaliumarseniat beruht, auch bei
Anwendung eines phosphorsauren Salzes
zu Stande kommt.
Wenn man einige Tropfen einer Flüssig-
keit, welche mindestens >/4 mmg eines Mor-
phiumsalzes gelöst enthält, oder auch letzteres
in Substanz und gleicher Menge in einer
Porzellanschale mit etwa 6 Tropfen concen-
trirter Schwefelsäure ubergiesst, einige Centi-
gramme Natriumphosphat zusetzt und dann
unter fortwährendem Bewegen der Schale
über der Flamme erwärmt, so nimmt mit dem
Beginn der Entwickelung weisser Dämpfe der
Inhalt der Schale eine violette Färbung an
und erscheint nach dem raschen Abkühlen
dem Veilchensjrup überraschend ähnlich.
Wird die Erwärmung etwas länger fortgesetzt,
so geht die Farbe in's Bräunliche über.
Tropfenweise der erkalteten Mischung zuge-
setztes Wasser lässt zuerst eine lebhaft rothe
Farbe hervortreten, an deren Stelle ein
schmutziges Grün tritt, wenn die beigefügte
Wassermenge etwa 3— 5g beträgt. Schüttelt
man jetzt mit einer gleichen Gewichtsmenge
Chloroform im Reagircjlinder tüchtig durch,
so erscheint letzteres nach der Wiederab-
scheidung sehr schön blau gefärbt. Letzteres
Verhalten ist ein scharfer Unterschied gegen-
über der durch Eisenchlorid in Morphinm-
lösungen hervorgerufenen blauen Farbe»
welche nicht in Chloroform übergeführt werden
kann, sondern dieses absolut farblos lässt.
g. Archiv der Fharmacie.
Aus dem Bericht
von Schimmel & Co. in Leipzig»
AprU 1887.
Camphoröl, leichtes. Eine weitere vor-
treffliche Eigenschaft dieses für viele Indu-
striezweige äusserst brauchbaren Oeles (vergl.
Jahrg. 37, Seite 535) ist, dass es sich weit
schwerer entzündet, als Petroleum, Benzin etc.,
ja sogar als Terpentinöl, wie nachstehender
Vergleich zeigt:
Terpentin -Oel.
Spec. Gewicht 0,870
Siedepunkt 160^ C.
Entflammungspnnkt i
bei 763 mm
Barometerstand
)
33,75 0 C.
Leichtes Camphor-Oel.
Spec. Gewicht 0,895—0,900
Siedepunkt 175^ C.
Entflammungspunkt |
bei 763 mm
Barometerstand
I
44,5» C.
191
ftatMl. Die betto Prüfäng aaf die Ecbt-
heit des Cassiaoles ist die Bestimmung des spe-
mßmkvtk Qewiehtes desselben; gntes Cassiadl
soll mindestens ein spec^ Gewfekt tob 1,068
bei 15^ faabeh und es giebt kein praeticabies
YorfiUschiingsmittel, welches nicht bedeutend
leichter ist.
Ssaenien (Bergamottöl, Citronenöl etc.).
In BeBüg anf die tielen YernUschungen, denen
die Essensen unterliegen, enthält der Be-
richt eine bemerkenswerthe Anslaasnng:
„Das bisher nnr ron einseinen italienischen
Firmen befolgte Prindp, nicht nnr t^ine
Prima-Essenzen, sogenannte Essenzen „nso
profameria", sondern auch geringe gefiüschte
Waare zu fahren, findet immer mehr Nach-
ahmung; dagegen sollte g^en die Bezeich-
nung „uso drogneria" von Seiten der Dro-
gisten energisch protestirt werdMi, denn
wenn aneh im allgemeinen iin Drogenhandel
reine Essenzen schwer auf Preise zn bringen
sindy so ist diese Bezeichnung doch anzüglich
genug, um den Unwillen bereehtigt erscheinen
zu lassen.'*
BnealyptMÖl. Es hat sich als thatsftchüoh
herausgestellt, dass rorzugsweise das aus den
Eucalytus Globulus- Species gewonnen^ Gel
Eucaljptol enthält, letzteres aber in dem
Oel des australischen Eucalyptus Amygdalin.
ganz fehlt. Das Eucalyptol wird nach dem
WäRach^h^n Verfahren gereinigt und hat
dann die Eigenschaft, in Kältemischungen zu
prSehtigen langen Nadeln, deren Schmelzpunkt
bei ca. — 1^ l>egt, zu terstarren, welche Er-
scheinung zugleich als Probe auf die Reinheit
des Präparats dient.
Iriiol. Die Darstellung dieses äusserst
delicaten Körpers betreiben wir nach einer
Methode, bei der die Hitze auf das abirolut
nothwendige Minimum reducirt wird und
keinen^eills fiber den Siedepunkt dels Wassers
steigt. Die Tielfachen Versuche behufs De-
stillation derartiger Oele im InftTcrdünnten
Räume haben sich bisher wohl im kleinen
Maassstabe, leider aber im Grossen nicht
durchführen lassen, doch bleiben wir unaus-
gesetst mit diesem Problem, dessen Losung
als ein grosser Fortschritt in der Technik
unseres Industriezweiges zu begrässen sein
wöffdei besehäftigt.
MaaMöl (Bittermandelöl)« Die leicht
ausfe«MireBde Probe auf eine Beimischung
ton Miibaftdl (Nitrobenzol) beruht auf der
L6sli«Akeit des BittetiMuideföls In 46ptee.
Spiritus. Man mieelrt 2 een des zu pdMnden
i/eles mit 94 eem 4opree* tspintwi^ e^bvieeit
um und setzt die Mischung bei Seite; nach
24 Stunden hat Mch das Nitit>benMl km
Boden ausgeschieden.
Kyrtol ist der Antheil des Myrthenöls,
welcher bei 160 bis 170^ siedet; die dem
Myrtol Ton Paris aus nachgerühmten Wirk-
ungen bei gewissen Bronchialkatarrhen, bei
Katarrhen Seh windstich tiger, so wie als vor-
zügliches Desinficiens haben noch keiae Be-
stätigung gefunden.
SenfoL Man wird sich erinnern, dass ton
Seiten der russischen Fabrikanten, mit «denen
wir (ScMmmd & Co) Tor Jabfeii den Inter-
essanten Process wegen Lieferung roii ver^
fälschtem Senföl führten, behauptet wurde,
es bilde eich bei der DestiUation Ton ff«sm-
schem Senftamen, tou Sinapis Janleea ab-
stammend , . Schwefelkohlenstoff in grdSMttren
Mengen ; diese Behauptung wurde s. Z» sehen
gründlich widerlegt, jetzt findet lie wmfh eme
Widerlegung in dem Uttiitande, duM MMl-
sches Senföl im Handel ist, welches sieh als
durchaus acht und probohaltig erweist.
Wachholderbeer-Baft wird alu N^ten-
product nach der Destillation der Beeren ge-
wonnen, dieselben enthalten dann selbstver-
ständlich nur noch Spuren Ton ätfaMM^ieita
Oel, aber selbst diese werden in dem !^ri%en
Safte nicht enthalten sein. (Wenn fetlier
S. <St Co, bei dieser Gelegenheit nrit Beng
auf einen in der Fachpresse bespiwtheneii
Fall andeuten, dass auch in dem nach der
Pharmakopoe bereiteten Succus Juniperi
inspiss. kein ätherisches Oel enthalten eein
könne, so ist das zweifelltM zu riel geei^;
ein in einem guten pharmaceutlsi6hen Lltbo-
ratorium bereiteter Sueous Juniperi ist ein
Ton dem als Nebenprodaet erhaHenen Wai4i-
holdersaft sehr Tcrschiedenefe Präparat, ftrf«,
welcher selbst riel Wachholdersaft als Neben-
product dargestellt hat, will nicht behaupten,
dass der pharmamaeentische Succus Junip.
wohlschmeckender sei, besser aussehe und
— billiger sei als das Product der Fabriken
äther. Oele, aber gehaltreicher und wift-
sanier, als letztei^es, ist er jedettfislls und
deshaH) als Medicament allein «uHMg.)
Der interessante frericht enthält als An-
hang eine Tabelle: „Speeifisehe Ge-
wichte der toupteilehUchiten «temehen
192
Qeie 'des fiandeU nach :BrinittelUngeii an
n o.r m a le n , r 6 1 n e n Qualitäten" » welche
L.L»iü-j ^ i
ihrer Wichtigkeit halber nttchstehend «n^r-
kOrzt folgt. \ '
LI. ,
NaAd^i» der etherischen Ocle^ bezw. Präparate.
Temperat. n. Celsius
10'
15'
20'
Bemerkungen.
Anis-Oel . . .•
iliys-Oel, extra ^ reines Anethol.'
lAngelica-Oel aus Wurzeln . . .
Bafdrian-Öer
Ber^amott-Oel I» Reggio ....
Bittermandel-Oel ........
CaieputrOel (grün) ... ... . .
CaImns.'Oer. . ! . : .
Oarvöl ...;..'..*
Gs^99i$k <Ziniintblüthon-Oel)
Cj^isif-Ocl (rect.) . .
Cedefnhplz-'Oel
Cardimomeii-Oel (Ceylon)
Oitronell-'O0l'(DBtindisGhes Melissen -Gel) . .
Qi^ronen-Oel •
Cunjin-Oer
'Cuhcben-Oel
Cdriandcr-Oel
Eüoalyptol purum album ........
.Eucalyptus- Qel (globnl.)
Pill-Oel
Fenchel- Gel I aus Samen, rect
Ingber-Oel
Krausemflnz-Gel, deutsch., rect
Kümmel -Gel, dopp. rect. aus Wiesen -Kümmel
Kümmel -Gel, „ „ „ holländ.
Macis-Gel ....:'...-.
Mirban-Gel
I^elkei^-Gel aus Stielen
Nelken -Gel aus Nelken . . .
I^ffeffemiünz-Gel F. 8. & Co
:Pfeffermünz-Gel Mitcham . .
Pomeranzen -Gel (süss)
Safrol .....' p
Sassafras- Gel . ."
Senf- Gel (echt äther.)
Settf-Gel (künstliches)
:Sandelhöl2-Gel (superf ostind.) . .
.Stemanis-Gel ,,.......
Wachholderbeer-Gel (dopp. rect) . .
Wlntetgrün- Gel (natürliches!
Wintergrün- Gel (künstliches) . . .
jQnkint-Gel, Ceylon
»»
0,860
0,947
0,887
1,063
0,927
0,961
0,967
1,073
1,0&8
Q,948
0,902
0.900
0,866
0,925
0,918
0,872
0,935
0,925
0,905
0,975
0,885
0,930
0,905
0,911
0,858
1,065
1,065
0,906
0,905
0,854
1,109
1,068
1,030
1,025
0,978
0,990
0,863
1,189
1,192
1,035
0,985
0,858
0,945
0,883
1,060
0,925
0,959
0,963
.1,068
1,055
0,945
0,900
0,896
0,854
0,922
0,915
0,867
0,931
0,922
0,900
0,970
0,882
0,925
0,900
0,908
(^855
1,061
1,062
0,903
0,900
0,850
1,104
1,065
1,025
1,020
0,975
0,985
0,858
1,185
1,187
1,030
0,980
0,985
0,853
0,940
0,880
1,055
0,922
0,957
0,958
1,063
1,052
0,940
0,897
0,893
0,851
0,918
0,912
0,864
0,928
0,918
0,896
0,965
0,878
0,922
0,896
0,905
0,852
1,200
1,057
1,059
0,901
0,898
1,100
1,060
1,020
1,016
0,973
0,980
0,855
1,182
1,188
1,027
t bei 25°. (Schmelzpunkt
I . 21- 22°)
dschntti. 1,060
,; 0,962-0,966
„ 1,05-1,06
»I
0,860-0,870
0,965-0,975
n
y*
»I
1,060-1,065
1,060-1,065
0,900—0,910
0,900—0,905
1,05-1,07
1,08-1,035
.Bemerkung. Bei den Torstehenden Zahlen kOnnen allenfalls Abweichungen in der
'dritten Deciniale vorkommen, ohne dass deswegen der Verdacht einer Verfälschung berechtigt
ist, allein grüssei^ Differenzen sind aOsgeschlossen. g.
£ikwirkuiig mebratoinigei' Alko-
hole .auf tfischungen v6h Borsäure
und NatriumbiparbonatlösuQgen.
.. '. . Von Di. Carl Jehn.
' V Ve^fiwser weist znnächst auf die Beohaeht-
wif^SaiMer'B hin, dw« sowohl Oiyeorio als
Honig den Lösungen des Borax -saure Beaction
yerleihe , ' wUhrend Rohrzucker' and ' Milch-
zucker diese Eigenschaften niöht bedlzeli.
Verf. hat die SäUei^tehen Versnehe wieder-
holt, and, von der firwägiong ausgoheaid, dlass
4ie Beactions-Erreger mehratomige Alkohole
aeien, die gleicfien Versuche mit Maniiil
193
angestellt. Die Resultate ergaben, daes der
Mannit in gleicher Weise wirke, wie Glycerin
nsd Hon igt so swar, dass Ldsnngen von Bor-
sanre nnd Natriumbicarbonat nicht aufein-
ander reagirten^ wohl aber auf Zusatz ron
Mannit. Verfasser hat dann auch den Ery-
thrit in den Bereich seiner Untersuchungen
gezogen und gefunden, dass derselbe sich
ebenso Terhält wie der Mann it. — Ans der
Thatsache, dass Rohrzucker nnd Milchzucker
diese Reaction nicht geben, glaubt Verfasser
folgern su sollen, dass Tomehmlich diejenigen
mehratomigen Alkohole die Reaction hervor-
zurufen fähig erscheinen, welche sich von der
Formel CnHsn 4-2 ableiten, und so viel Hydro-
xvljd etc. enthalten, als sie Koblenstoffatome
haben. Archiv der Pharmacie.
Zorn Nachweis von Salioylsäure.
T€iffe empfiehlt zum Ausschütteln der
Salicylsänrean Stelle von Aetlier ein Ge-
misch aus gleichen Theilen Aether und Pe-
trolSther (spec. Gew. = 0,650) als geeigneter.
DerVortheil liegt darin, dass der Petroläther
aas dem Aether das Wasser ausscheidet,
welches dieser enthält und das Gemisch dann
während des Schütteln nicht wieder wässerig
wird, wie es Aether allein thut. Er belegt
das oben erwähnte Gemisch mit dem Namen
i^ther hydrocarhurL «.
Joum. de Pharm, et de Ckim. 1887, 162.
Neue Reaction der Hyposulfite.
Behandelt man nach L.L, deKoninck die
Hyposnliite der Alkalien bei Gegenwart von
Kali- oder Natronhydrat mit Aluminium , so
liefern sie Alkalisulfide , welche sich in der
Lösung leicht durch die charakteristischen
Reagentien, z. B. Nitroprussidnatrium, er-
kennen lassen. ' Diese Umsetzung verläuft
voraoasiehtlieh nach der Gleichnng
MftSaOs + 2NaOH + 2H
= MaSOs 4- NaaS + 2HaO,
wobei der Wasserstoff durch Einwirkung des
Aluminiums auf das Natronhydrat entsteht.
Prof. L. de Komnek giebt dies als vorläufige
Mittheilung und wird femer die Einwirkung
des Aluminiums auf die Salze der Thionsäuren
avsdehnen. • — os~
Zeitkhr. f. analffi. Chem. 1, 1887.
Tinctnra StrophuitL
Zur Bereitung dieser Tinetur .empfehlen
englische Autoren die gepulverten Samen zu-
erst dureh Aether von Fett'zu befreien und
darauf mit verdünntem Alkohol zu percoliren.
Fräser schlägt die Stärke 1 : 8 vor, Mariin-
dale hält dieselbe aber für zu stark und hält
1 : 20 für besser; die Dosis von der stärkeren
Tinetur beträgt etwa 0,1 bis 0,2 g. '— os —
Fharm, Joum, Transact.
Neue Heber.
Joller und Brilka haben neue Heber-Con*
structionen in dem „Rep. d. Analyt. Chem/'
und der „Chem.-Ztg.*' veröffentlicht. Der
Erstere erzeugt den InftverdünntenRaum durch
Ansaugen bei a nach vorheriger Schliessung
des Quetschhahns b ; der andere beruht auf
dem Princip des Injectors, und wird 'durch
Bineinblasen in das Injectorstück des Hebers
in Thätigkeit gesetzt. Bei beiden Helietn i^
ein etwaiges Einschlucken der Flüssigkeit aus-
geschlossen. . '
194
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berg, Neoes pharmaceatiscbes Manual betreffend, durch unsere Schuld ein FeMer einfteseblicben
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Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung fiir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben Yon
Dr. Hermann Hager and
Dr. Ewald Oeissler.
Erechant jelen Donnerstae. — Abonnementspreis durch die Post oder den Buchbandel
riertaljftlirlieh 2 Mark. Bei Zasendnng unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nnmmem
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grösseren Insersten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen» Anifarftge, Mannscnpte etc wolle man an den Eedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dretiden, Pillnitzer Strasse 50 adressiren.
MW,
Berlin, den 21. April 1887.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
Der ganzdn Folge XXVIII. Jahrgang.
lBta»lt: VfeMile ■■« PharaiMl«: Ueber das Vorkommen des Methylalkohols im Pflanzenreiche. — Ueber die
StmetBiformel des Antipyrins. — Neuere Antifebrllia. — Holfenberger Annalen, 188S. — Aus dem Handels -Be-
richte TOB. Gebe & Co. in Dresden. April 1&87. — Eine neue Methode zur Analyse der Fette. — Reactionen der
Tltaa*. Hieb-, Tantal-, Zinnsftnn». — Hydrangea arboresccns. — Chlmaphila nmbellata. — Naphthalin als Vermi*
fogam. » Berichtigung. — MlieelleB: Oeheimmittel. — Matta. — Schlechte Theesorten des Handelt. -^
Elnftbebe Probe fttr die Qualität von Leder. — Offene CorretpOBdeBS« — Aaselfea.
Chemie und Pharmaciee
TTeber das Vorkommen des Methyl-
alkohols im Pflanzenreiche.
Die in dieser Zeitschrift^) enthaltene,
dem Journ. de Pharm, et de Gbimie 1886,
78, entnommene Mittheilung Maquennds,
dass er dareh Destillation einer Anzahl
verschiedener Pflanzen im frischen Zu-
stande (Evonymus, Hedera, Zea Mays,
Lolium, Urtica, Gah'um, Dahlia) Destillate
erhalten habe, welche Methylalkohol ent-
hielten, dass er aber noch unentschieden
lassen mGsse, ob der Methyjalkokol als
solcher in der Pflanze vorhanden sei
oder eich während der Destillation durch
Zersetzung eines anderen Körpers bilde,
veranlasst mich, die Thatsache in Er-
innemng zu bringen, dass die Existenz
derartiger Methylverbindungen im Pflan-
zenreiche nicht mehr neu ist — ganz
abgesehen von dem bereits 1843 durch
Cahowre^) im Kraut der Gaultheria pro-
cumbens constatirten Vorkommen der
Metbylsaiicylsaare,
') Pharm. Centralh. 1886, g. 5&9.
•) Compt. rend. 1«, 853, und Phnrni. Ccntralbl
1813, 698.
Schon 1875 habe ich^) darüber aus-
führlich berichtet, dass in den über
Früchten von Heracleum gigant. hört.,
Pastinaca sativa L. und Anthriscus Cere-
folium Hoffm. abdestillirten Wässern
Methylalkohol, ja sogar Aethyl-
alkohol enthalten ist, und 1876 hat
Wilhelm MösUnger^) auf Grund einer
unter Leitung des Herrn Professor Foleclc
in Breslau ausgeführten Untersuchung
raitgetheilt :
„Ebenso müssen die 6rM^^c/rschen
Angaben über die Zusammensetzung
der Destillationswässer bei Heracleum
giganteum auch für diejenigen von
Heracleum sphondylium als maass-
gebend angesehen werden."
Mit Sicherheit war also die Existenz
von Methyl- und Aethylverbindungen im
Pflanzenreiche von mir nachgewiesen
worden, aber es war damals noch unent-
schieden geblieben, ob die Alkohole als
') Liebig's Annalen 177^ 314, nnd Jenaischc
ZcitßchriCt fflr Naturwifsenschaften, Bd. 9, 8.161.
*) Liebiff's Annakn 186, 20, und Berichte d.
J. chemisch. Gesellschaft zu Berlin, Bd. 9, S. 998.
196
solche, oder aber Aether von ihnen, die
bei der Destillation mit Wasser unter
Alkoholbildung sich zersetzten, die ur-
sprünglichen Bestandtheile seien.
1879 habe ich^) sodann durch Extrac*
tion junger Heracleumfrüchte mit alkohol-
freiem Aether den Nachweis geliefert,
dass nicht nur Aether der genannten
Alkohole im Pflanzenreiche vorhanden
sind, sondern dass Methylalkohol und
Aethjlalkohol auch als solche
in frischen Pflanzensäften vorkommen.
Dieser geschichtlichen Darlegung
schliesse ich noch die Mittheilung an,
dass ganz neuerdings wieder, ebenfalls
im hiesigen chemischen Universitäts-
Laboratorium, aus Wässern, welche über
Pflanzentheilen abdestillirt waren, Methyl-
alkohol isolirt worden ist, und zwar ge-
legentlich einer Untersuchung von Be-
standtheilen des Bhizoms von Acorus
Galamus L., deren Ergebnisse demnächst
veröffentlich werden.
Jena, den 8. April 1887. H. Gutzeit
TTeber die Stmcturformel des
Antipyrins.
Anknüpfend an die Zusammenstellung
in Nr. 13 „die Structurformeln einiger
neuer Antifebrilia" sei es mir gestattet,
darauf hinzuweisen, dass Knorr, bekannt-
lich der Entdecker des Antipyrins, in
dem zuletzt ausgegebenen Hefte von
Liebig'8 Analen (Bd. 238, S. 137: Synthe-
tische Versuche mit dem Acetessigester)
eine Ansicht Ober die Structurformel des
Antipyrins veröffentlicht hat, welche von
der früher gegebenen wesentlich ab-
weicht. Knorr hatte bei seinen ersten
Veröffenllichungen (Berl. Ber. Bd. 17)
allerdings das Antipyrin als Dimethyl-
oxychimzin (nicht zu verwechseln mit
dessen Di-Methylozychinizin) bezeichnet,
dabei aber bemerkt, dass dessen Constitu-
tion noch nicht endgültig festgestellt sei.
Es würde hier zu weit ftihren, die
Thatsachen anzugeben, welche Knorr ver-
^) Beiträffe zur Pflanzenchemie, Jena, 1879,
desgl. m der Jenaischen Zeitsehrift für Natur-
wissenschaften 18« Bnppl.-Heft I, 1, nnd im
chemischen Jahresoericiit von Fittica ftlr 1879,
8« 905«
anlasst haben, die frühere Ansicht zu
verlassen; es mögen also nur die Grund-
züge der neuen Theorie mitgetheilt werden.
Knorr leitet die neue Eörperklasse von
dem Pyrazol G3H4N2 ab, einem aus zwei
Stickstoffatomen und drei Eohlenstoff-
atomen gebildeten (also fQnfgliedrigen)
Bing, welcher in derselben Beziehung
zum Pyrrol O4H5N steht wie das Pyridin
zum Benzol, indem hier wie dort die
Gruppe GH durch ein Atom Stickstoff
ersetzt wird, also Pyrazol =
NH
H
CH CH
Hierans kann entstehen durch doppelte
Hydrirung ein Dihydropyrazol oder Py-
razolin:
NH
NH
'.. B.: /\ oder: /\
NH CHg N OH2
I
CH CE
CH CH
= CflHeNg
und durch vierfache Hydrirung das Tetra-
hydropyrazol oder Pyrazin
NH
NH CHa
•' - \
C H2 C Hg
= GsHgNg.
Wird eine GH^- Gruppe im Pyrazolin
durch GO ersetzt, so entsteht ein so-
genanntes Pyrazolon
z. B.: GgH^NgO =
NH NH
y\ oder: y\
NH CH NH CO
J II
CO GH GH~CH
Das Antipyrin ist nun nach Knarr'a
Auffassung ein solches Pyrazolon, in
197
welchem je ein Imidwasserstoff durch
Phenyl resp. Methyl and dann noch ein
weiteres Wasserstofifatom darch Methyl
ersetzt ist, also:
Phenyl - dimethyl - py razolon ^
C6H5.(CH8)2.CsHN20
oder:
N.CßHfi
H3C.N CO
H3G . C CH
(genauer, d. h. mit Bezeichnung der Stell-
ung) : (1) - Phenyl - (2, 3) - dimethyl - (5>
pyrazolon). Th. S.
Neuere Antifebrilia.
(Fortsetzung ans Nr. 13, S. 157.)
Ein dem Acetanilid ähnlich construir-
ter Körper, das Aeetphenetidin
(Pharm. Centralh. 28, 1^-?), ist neuer-
dings als Fiebermittel empfohlen worden.
Dasselbe wird dargestellt durch Nitriren
von Phenol, Trennung der gebildeten
Ortho- und Paranitrophenole, Aethylirung
des letzteren und Beduction des entstehen-
den p-Nitroäthylphenols.
Der hierbei entstehende Körper, der
Aethylester des Paraamidophenols , ist
das rhenetidin, das durch Behand-
lung mit Eisessig das p - Aeetphenetidin
liefert.
Aethylester des
Paraamido- Paraamidophenols,
phenol Phenetidin
CeH4(NH2)0H CeH4(NHa)00^H5
OH 0(&H5)
HC CH
CH
HC OH
HC CH
Y
Y
NE
i
NB
8
*) Die daselbst angegebene Formel nnd 6e-
nenmiig «tnd entapnchend tu eorrigiren.
Aeetylirtes Phenetidib,
Paraaeetpkeielidii
CgH^CNH . CH3CO) . OCjH^ ^ ;
0 •■;,..
HC CH
HC CH
Y
IIH(GH3G0)
Eine andere Verbindung, die P h e n y 1 -
hydracin-LäTuIin säure, wirkt nach
Nicot Temperatur herabsetzend ; es ist
ihr die empyrische Bezeichnung Anti-
t h e r m i n beigelegt worden (Pharm. Ztg.
1887, 168).
Das Antithermin bildet sich beim Zu-
sammenkommen von Phenylhydracin mit
L&vulinsäure in essigsaurer Lösung dur^h
Condensation unter Wasseraustntt als
gelber Niederschlag.
Die Lävulinsäure wird betrachtet als
Acetylproprionsäure, C5HgO^.==5
CH3CO.CHa.CHa.COOH.-
Dem Phenylhydracin kommt die
Formel CßHö-NaUg oder CßHs.NH.
N Ha zu.
Phenylhydracin — Lävulinsäure,
ABtltkeralB
CH3C(C6HßN-NH)CHa-CHa-C!OOH
(CH3C)N — N(CHa . CHa . COOH)
C
^0
A
Y
8.
Helfenberger Annalen, 1886. '
Von Dr. G. VtUpius.
Unter diesem .Namen prSsentirt sich
als stattliches, Ober 60 Seiten starkes
Octavheft der in diesem Jahre -Erstmals
gesondert erschienene wissenschaftliche
198
Theil des von Bugen Dietenxh heraus-
gegebenen Jahresberichtes der Papier-
und ehemischen Fabrik Helfenberg, deren
Einriehtiing und Führung der in diesen
Tagen von der Pharmaceutischen Zeitung
abffedruckte Theil des jüngsten von dem
sächsischen Landesmedicinal • Oollegium
erstatteten JahresberichU ein so yorzüg-
liebes Zeugniss ausstellt
Man ist versucht zu bedauern, dass
nicht schon lange diese scharfe Trenn-
ung des merkantilen und geschäftlichen
Th^iles der Helfenberger Berichte statt-
gefunden hat, denn die bisherige Ver-
einigung hat, wenn auch nicht mehr in
den let^n Jahren, so doch früher viel-
fach die Veranlassung zu der irrigen
Memung oder den Vorwand zu der Be-
hauptung abgegeben, dass eine schwer-
wiegende wissenschaftliehe Bedeutung
diösen Berichten nicht zukomme. Heute
freilich war eine Aenderung in dem
äusseren Oewande der letzteren nicht
mehr nöthig, um ihnen die wohlverdiente
Geltung und Beachtung zu verschaffen,
demi sie haben sieb dieselbe trotz aller
entgegenstehenden und entgegengestellten
Hindernisse durch ihre innere Qualität
selbst errungen. Es giebt heute kein
pharmaceutisches FachbTatt diesseits und
jenseits des Oceans mehr, welches seinen
Lesern nicht mindestens Aaszüge aus
dem wissenschaftlichen Theile der Helfenr
berger Berichte vorlegte, und es ist eine
feststehende Thatsache, dass eine Anzahl
von Abhandlungen Dieteridis aus den
letzten Jahren zu dem Besten gehört,
was die pharmaceutische periodische
Literatur der neuesten Zeit aufzuweisen
hatte. Gerade deshalb scheint es aber
durchaus zweckmässig, dass die alljähr-
lich erscheinende Sammlung von wissen-
schaftlichen Erfahrungen und Arbeiten,
welche im Helfenberger Laboratorium
gemacht und ausgeführt wurden, einen
besonderen und ihren wissenschaftlichen
Charakter feststellenden, dabei auch kurzen
Namen erhielt welcher die Angabe dieser
von den Facnjoumalen so neissig be-
nutzten Quelle bei B(rferaten und Gitaten
erleichtert
Zu den Einzelheiten des Berichtes uns
wei||dend, sei Toraosgeschicki;, dass wir
denjenigoi Theii seines Inhaltes, welchen
die Pharmaceutische Gentralhalle, sei es
als Originalmittheilungen von Dieterieh,
sei es in Gestalt ausßihrlicher Beferate
über die von dem genannten Verfasser
in anderen Fachzeitschriften veröffent-
lichten Arbeiten, schon iTrOher zur Kennt-
niss ihrer Leser gebracht, bei diesen als
bekannt voraussetzen und daher ver-
hältnissmässig kurz darüber weggehen
werden.
Die Art und Weise, wie das Helfen-
berger pharmaceutische Laboratorium
seine Aufgabe auffasst, wird wohl am
besten illustrirt durch die That^sache, dass
im Laufe eines Jahres daselbst nicht
weniger als 1811 analytische Untersuch-
ungen in Verwendung genommener Boh-
materi allen und daraus hergestellter phar-
maceutischer Präparate ausgeführt wurden.
Dass bei einer derartigen Selbstcontrole
die Qualität der Erzeugnisse nur fort-
schreiten und gewinnen muss, ist zu
einleuchtend, als dass noch ein Wort
darüber zu verlieren wäre.
Das specifische Gewicht des Acetum
aromaticum sank nie bis in die Nähe
der von der Pharmakopoe angegebenen
unteren Grenze, sondern schwankte stets
nur zwischen 0,990 und 0,991.
Bei Acetum Scillae, ftir welchen
die Pharmakopoe ein specifisches Gewicht
überhaupt nicht vorschreibt, bew^te sieb
dasselbe zwischen 1,023 und 1,026, der
Säuregehalt zwischen 5,10 und 5,16 pGt.
Die oft gemachte Erfahrung, dass die
von der rhwmakopöe vorgeschriebene
Prüfungsweise von Acidum tartaricuni
auf Metallgehalt nicht scharf genug sei,
da eine beim blossen Uebergiessen mit
Schwefel wasserstoffwasser unverändert
bleibende Säure deutliche Metall-, bez.
Bleireaction giebt, wenn man deren Lösang
vor dem Zusetzen des Bea^ens mit Natron-
lauge annähernd neutralisirt, ist, wie nicht
anders zu erwfU'ten stand, auch in Helfen-
berg bestätigt worden.
Umgekehrt konnte Adeps snillus
niemals in der von der Pharmakopoe
verlangten Säurefreiheit erhalten werden,
da auch ein unmittelbar nach vorsichtig-
stem Ausschmelzen und sorgfaltigstem
Auswaschen untersuchtes Fett stets da-
mit geschütteltem heissem Weingeist saure
Beaction in dem Umfange ertheilto, dass
199
auf je 1 g Fett 0,01 bis 0,015 ccm Normal-
kalilaoge verbraucht wurden, entsprechend
einem Gebalt von 0,00282 bis 0,00423 pCt.
ireier Säure, als Oelsäure berechnet. Der
Sehmelzpunkt absolut reinen Fettes war
häufig 2^ tiefer, als die Pharmakopoe
angiebt, nämlich bei 36^; das specifische
Gewicht lag zwischen 0,934 und 0,938.
Für die Untersuchung der Balsame.
Harze und Gummiharze hat Kremel
bekanntlich die volle Anwendung des
von Hübl ftlr die Untersuchung von
Wachs angewendeten Verfahrens (Ph.
Centralh. 1883, Nr. 40) empfohlen. Er
bestimmt also mit Normalalkali die freie
Säore, dann die zur Yerseifung noth-
wendige Menge und construirt aus bei-
defi WerthoB, der sogenannten Säure-
ond Esterzahl, durch Addition die Yer-
seifongszahl. Dieterich, welcher sich
früher auf Ermittelung der Säurezahl
beschränkt hatte, gesteht für bestimmte
Fälle dem KremeVüehen Verfahren Vor-
züge zu. — So haben beispielsweise
Styrax und Terebinthina veneta so
nahe bei einander liegende Säurezahlen,
dass aus letzteren allein eine Verfälsch-
ung von Styrax mit Terpentin nicht
festzustellen ist, wogegen der letztere
Oberhaupt keine Esterzahl besitzt, so
dass auf diesem Wege allein das ge-
wünschte Ziel erreicht werden kann.
Etwas Aehnliehes gilt für manche Fälsch-
ungen von Copaivabalsam, da dieser
oor freie Säure und keinen Ester enthält.
Desgleichen kann ein im Handel vor-
kommendes und sehr mit Unrecht als
gereinigtes Galipot bezeichnetes Fichten-
harz, welches aus geschmolzenem Golo-
phoninm durch Einrühren von Natron-
lauge hergestellt wird, auf dem ange-
deuteten Wege durch die sich natürlich
ergebende viel zu niedere Säurezahl
leicht erkannt werden. Uebriffens stimm-
ten die von Dieterieh ermittelten Zahlen-
werthe durchaus nicht immer mit den
Ton Kremel gefundenen überein, so dass
jedenfalls noch sehr viele Erfahrungen
in dieser Bichtung zu sammeln sind,
bevor man daran denken darf, diese
üntersuchungsmethode zur Grundlage
pbarm^opöischer Feststellungen und An-
forderungen zu machen.
Ganz besonders machten sich die von
Dieterieh beobachteten Abweichungen
und Unsicherheiten bei den Gummi-
harzen geltend und es ist derselbe aus
diesem Grunde hier schliesslich wieder
zu der früher geübten Bestimmung der
freien Säure, der Löslichkeit in Wein-
geist und des Aschengehaltes zurück-
gekehrt. Hierbei wurden die folgenden
Werthe erhalten:
Ammoniac. orud.
Verbraach
an ccin
loono
KOH-Lös-
ung pro
GraiDDi
Substanz
16,0
15,8
14,G
Ammoniac. depiir. 13,C
14.1
6,5
4,2
3,6
4,0
7,5
Asa foetid. cnid.
„ depur.
Galban crud. . .
., depurat. .
»1
I)
Ajiclien-
procente
1,6
1,7
1,7
1,3
1.4
6;5
1,8
9,2
1,4
1,6
Löslich-
keits-
procente
in Spiritns
65,5
81,4
71,8
88,2
76,2
48.0
73,7
03,6
85,6
88,7
Bei der grossen Bolle, welche erdige
Beiniengungen in den rohen Gummi-
harzen spielen, wird die Sfturezahl nur
bei Vergleichung gereinigter Präparate
unter emander von Werth sein können.
Für Gera alba und flava bestätigt
Dieterich aufs Neue die Vortrefflichkeit
der Hübrschen Titrationsmethode zur
Untersuchung auf Reinheit, welche letz-
tere in 204 Einzeli&llen ausgeführt vmrde.
Er legt aber auch der Bestimmung des
specifischen Gewichtes einen gewissen
Werth bei, wenn dabei in rationeller
Weise verfahren und nicht etwa nur ein
beliebiges abgeschlagenes Stückchen
Wachs, sei es direct oder nach einigem
Kneten, benutzt wird. Es zeigte sich
nämlicb. dass in ersterem Falle das spe-
cifische Gewicht meist etwas zu gering
und noch geringer dann gefunden wird,
wenn man die Probe nur kurze Zeit,
etwa eine Minute lang, geknetet hat,
während es nach längerem Kneten wieder
etwas steigt. Dagegen werden ganz
constante, also brauchbare Zahlen er-
halten, wenn man von einem Wachs-
stücke über einer schwachen Flamme
Tropfen abschmilzt und in Wasser fallen
lässt. Diese Wachsperlen dienen nach
24 stündigem Liegen, während dessen ihr
200
speeifisches Gewieht das mögliche Maxi-
mum erreicht, zu dessen Bestimmung
mittelst der Schwimmprobe in verdünn-
tem Weingeist von verschiedener, zwischen
0,960 und 0,967 liegender Dichte. Bei
reinem gelben Wachse wurde bei dem
beschriebenen Verfahren stets ein speei-
fisches Gewicht von 0,9625 ermittelt, bei
weissem im Maximum 0,970. Auch lag
der Schmelzpunkt des gelben Wachses
bei 63,5 bis 64,5 ^, der Erstarrungspunkt
etwa 2,5 ^ niedriger.
Dem Verlangen der Pharmakopoe,
dass 300 Theile siedender Weingeist von
gelbem Wachs nur einen sehr geringen
braungelben Bückstand hinterlassen
sollen, wird die Behauptung gegenüber
gestellt, dass völlig reines Wachs bei
mehrstündigem Kochen sich überhaupt
vollständig, unreines dagegen unter
Hinterlassung von grauem Schmutz
auflöst.
Welchen Vortheil eine beim Einkaufe
geübte strenge Gontrole mit der Zeit
verschafft, erhellt in überzeugender Weise
aus der That^ache, dass im Laufe eines
ganzen Jahres unter den grossen in Hel-
fenberg zur Verarbeitung gelangenden
Wachsmengen sich nicht eine einzige
Sendung befand, welche beanstandet wer-
den konnte.
Das zur Imprägnirung von Papier ver-
wendete Ceresin zeigte bei einem zwi-
schen 69 und 76 ^ schwankenden Schmelz-
punkt ein speeifisches Gewicht von 0,914
bis 0,922. Der Hauptwerth ist auf Ab-
wesenheit jeglichen empyreumatischen
Geruches zu legen, was am besten beim
Kochen mit Wasser in ofifener Schale er-
kannt wird.
Ueberraschend klingt die Beobachtung,
dass blaues Lackmuspapier beim
Lagern an Empfindlichkeit gewinnt.
Während dasselbe frisch bereitet durch
verdünnte Schwefelsäure 1 : 10000, bez.
24000 und 35000 gerade noch beein-
flusst wurde, wurde nach mehrmonat-
licher Aufbewahrung noch Empfindlich-
keit bei Verdünnungen von 1 : 30000,
bez. 60000 und 40000 je nach der Auf-
bewahrungsdauer und der anfänglichen
Empfindlichkeit wahrgenommen.
Bei Curcuma und rothem Lack-
muspapier wurden keinerlei Veränder-
ungen beobachtet.
Ueber den Alkaloidgehalt der
narkotischen Extracte haiDietertch
in Nr. 3 dieser Zeitschrift eine sehr inter-
essante, mit reichem Zahlenmaterial be-
legte Arbeit veröffentlicht, welche in den
Annalen zum Wiederabdruck gelangt ist.
Es ist demnach den Lesern der Pharm.
Oentralhalle bekannt, dass das Extract
zur Aufschliessung des Alkaloides zu-
nächst in Kalk Wasser gelöst, diese Lös-
ung zum Hydratiren von Aetzkalk ver-
wendet, die entstandene pulverförmige
Mischung sofort im Aetberextractions-
apparat erschöpft, der Aetherauszug vor-
sichtig vom Aether befreit und dann nach
Zusatz von Wasser und etwas Weingeist
das Alkaloid durch Titration mit Hun-
dertel-Normalschwefelsäure unter Benutz-
ung von Bosolsänre als Indicator be-
stimmt wird. Wenn seither l^emel mit
dieser so rationellen Methode nicht gut
zarecht kam, so ist der Grund vielleicht
in dem Umstände zu suchen, dass er die
Vorschrift sofortigen Ausziehens der
Mischung mit Aether möghcherweise nicht
buchstäblich befolgt oder in nicht ganz
säurefreier Luft den Auszug eingeengt hat
Abgesehen von diesen Gehaltsbestimm-
ungen hat der Verfasser der Helfenberger
Annalen eigentliche Fälschungen und
Substitutionen bei den verschiedensten
Extracten noch auf anderem Wege zu
ermitteln gesucht, indem er erstens das
specifische Gewicht ihrer Lösung im
doppelten Gewicht Wasser bestimmte,
femer den procendschen Wassergehalt
durch dreistündiges Erwärmen von 3 g
Extract auf 100^ feststellte, und endlich
sowohl die Asehenmenge wog, als auch
den Gehalt der Asche an Garbonaten
durch Titration mit Salzsäure constatirte
und auf Kaliumcarbonat berechnete. Da-
bei zeigte sich, wie seiner Zeit im Archiv
der Pharmacie (1887, p. 60) ausführlich
mitgetheilt wurde, dass das specifische
Gewicht nur innerhalb 'relativ enger
Grenzen, nämlich zwischen 1,1030 bei
Extractum Sabinae und 1,1372 bei Ex-
tractum Taraxaci schwankt, so dass sich
hierdurch höchstens die Identität con-
statiren, nicht aber eine Fälschung ent-
decken lässt. Vorauszusehen war, dass
201
der Trockengehalt sehr schwanken würde,
und in der Thai wurden als ftusserste
Orenzzahlen ermittelt: 10,1 pOt. Troek-
nungsverlust bei Extractam Conii nnd
31 pGt. bei Extraetnm Gaseariilae. Gleich-
wohl wird man ans diesen Werthen ab-
solot nichts Anderes entnehmen können,
als dass das betreffende Eztract dicker
oder dünner, wasserreicher oder wasser-
armer war, als es gewöhnlieh zu sein
pflegt, vorausgesetzt natürlich, dass ein-
mal ein Normalwassergehalt flir jedes
einzelne Extract festgesetzt wird.
Weitons günstiger liegen die Verhält-
nisse bezüglich der Aschenmenge and
ihres Gehaltes an Kalinmcarbonat. Jene
bewegt sich zwischen 0,7 pCt. bei Ex-
traetom Scillae und 23,2 pCt. bei Ex-
tractum Lactucae virosae und Extractam
Quassiae. Sie beträgt beispielsweise bei
Extractum Digitalis 12, bei Extractum
Belladonnae 14, bei Extractum Conii 20,
bei Extractum Hyoscyami sogar 22, bei
Extractum Secalis cornuti II, bei Ex-
tractum Graminis dagegen nur 5 pCt.,
so dass sich eine erhebliche Beimischung
des letzteren zu den vorhergenannten
Extracten recht deutlich bei der Aschen-
bestimmang bemerklich machen würde.
Dazu kommt noch, dass auch der Ralium-
carbonatgehalt der Asche von Extractum
Graminis mit 3,68 pGt. nur die Hälfte
bis ein Viertel der bei den anderen ge-
nannten Extracten gefundenen Werthe
beträgt, abgesehen von dem Extractum
Secalis cornuti, welches hierin mit Ex-
tractam Graminis etwa gleichsteht.
Interessante spätere Mittheilungen stel-
len die Annalen in Aussicht bezüglich
des Gehaltes eines aromatischen
Wassers oder der zu seiner Mischung
benatzten, vorläufig aber noch nicht
legalisirten sogenannten handertfacben
Essenzen. Man ist derzeitig in Helfen-
berg damit beschäftigt, sich zu den dies-
bezüglichen Bestimmungen der von Hubl
fQr Fette angewandten Jodadditions-
methode zu bedienen und hofft auf gün-
stige Ergebnisse. Bestätigt sich dies, so
würde der exacten Werthbestimmung
wieder eine neue Gruppe galenischer
Präparate zugänglich gemacht werden,
«in za begrüssender Fortschritt.
(SchluBS in nächster Nuinmer.)
Ans dem Handels - Berichte
von Oehe&Co. in Dresden.
April 1887.
Aletris &rinoia (Umcorn Boot). Die
Pflanze ist in Nordamerika einheimitch und
gehört znr Familie der Haemodoraceen , sie
gilt in ihrer Heimath als Tonicum und Sto-
machicum, wird auch gegen Kolik und Wasser-
sucht angewandt. Man giebt dieselbe als
Fiuidextract (Dosis 0,5 bis 2 com) nnd in Form
einer Concentration : Aletrin (Dosis 0,03 bis
0,15 pro die).
Alnminipm metalliciuii« Bei dem su-
nehmenden Verbranche, welchen das Alu-
minium in den Metallgewerben findet, wird
es zeitgemäss sein, einige Angaben hinsieht*
lieh des Löthens von Aluminium zu machen.
Eine Liegirung von 5 Th. Zink, 2 Th. Zinn,
1 Th. Blei wird zusammengeschmolzen und
zu feinem Blech ausgewalzt. Die zu löthen-
den Stelleu des Aluminiums müssen ganz
blank geschabt oder gekratzt und dann mit
Paraffin oder einem ähnlichen leicht flüch-
tigem Körper bestriehen werden. Hierauf
legt man ein Stück der Legirung auf jede der
beiden Flächen und erhitzt dieselben. Das
Paraffin schmilzt zuerst; man steigert die
Erhitzung, bis die Legirung schmilzt, und
nach dem Erkalten findet man dieselbe fest
mit dem Aluminium rerbunden. Die beiden
mit der Legirung überzogenen Flächen werden
dann auf gewöhnliche Manier znsammen-
gelöthet. — Wenn Aluminium mit andereh
Metallen znsammengelöthet werden soll, so
hat man nur nöthig, die Oberfläche des Alu*
miniums mit der Legirung zu überziehen.
Diese Methode gründet sich auf die That*
sache, das Aluminium sehr bald, wenn es an
die Luft kommt, sich mit einer kaum sicht-
baren Oxydsebicht (Thonerdeschicht) über-
zieht. Diese verhindert eine weitere Oxy-
dation und führt zu der gebräuchlichen An-
sicht, dass Aluminium sich an der Luft nicht
verändere. Die Thonerdeschicht ist für das
Löthen eine unübersteigliche Schranke, die
nur dadurch vermieden werden kann, dass
man sofort, nachdem das Aluminium blank
geschabt ist, einen Ueberzug von Paraffin an-
wendet. Durch das Schmelzen des Paraffins
wird das Aluminium mit einer luftdichten
Paraffinhaut überzogen : es kann nicht ozy-
diren , und inzwischen hat sich dann bei ge-
202
Bteigerter Erhitzung die Legirung auch mit
dem Metalle verhunden.
Salsamum Copaivae und Balsamum
Peravianom. .Bei ersterem Balsam giebt
die KremeVsche Prüfungsmethode (vergl.
Pharm. Centralh. 27, 390) keine verwerth-
baren Resultate, denn bei Prüfung einer
grossen Anzahl von Balsamen verschiedener
Provenienz schwankte die S&urezahl zwischen
19,7 und 90,22; sie scheint in gewissem
Verhältniss zur Dickflüssigkeit zu stehen, die
dünnflüssigen Balsame ergaben stets die
niedrigsten Säurezahlen \ind umgekehrt.
Dagegen bildet die KremeVBdhe Prüfungs-
methode jedenfftlls einen werthvollen Beitrag
für die Beurtheilung des Perubalsam a.
Nach den bei Prüfung von 21 Proben (welche
mit Ausnahme von zweien in ihrem Gesammt-
verhaiten keinen Anlass zu Zweifeln an ihrer
Aechtheit gaben) erhaltenen Besultaten
scheint es, das« sich eine bestimmte Relation
zwischen Säure- und Esterzahl nicht fest-
stellen läset, dagegen durfte die Verseif ungs-
zahl 240 als niedrigst zulässige Qrenze eines
ächten Balsams anzunehmen sein.
Bismnthnm subnitrionm natro nitrico
pr&cipitatnm soll , wie von ärztlicher Seite
versichert wird, eine weit kräftigere Wirkung
als das officinelle Präparat haben. Es hängt
dies wahrscheinlich mit der äusserst feinen
Yertheilung des Präcipitates zusammen. Das
mikroskopische Bild ist ein vom officinellen
wesentlich abweichendes und dem des basi-
schen Salicylats sehr ähnliches. Erst bei
400facher YergrSsserung lässt sich krystalii-
nische Strnctur wahrnehmen, bei geringerem
Grade erscheint der Niederschlag amorph.
Fermm ozydatnm saccharatimi. Wir
stellten kürzlich eine grössere Partie dieses
Präparates nach der von ^aptfr (vergl. Pharm.
Centralh. 85, 669) gegebenen Vorschrift —
also ein Ortho-Natrinm-Ferrisaccharat — her;
der Herstellungsmodus beruht bekanntlich im
Wesentlichen auf zweimaliger Präcipitation
eines Natrinm-Ferrisacoharats mittelst Alkohol
und Trocknen des Niederschlages nebst da-
rauf folgendem Vermischen mit Zucker bis
zum gewünschten Gehalte. Bei einem Ge-
halte von 3 pCt. Eisen (der Pharm. Germ,
entsprechend) besitzt das Präparat ein weit
helleres Aussehen und giebt eine rothbraone,
im Farbenton hellere Lösung als das nach
der Vorschrift der Pharmakopoe gefertigte.
Herba Hydrocotylaa Asiaticae ist neuer-
dings wieder in lebhafterer Nachfrage al»
Heilmittel. Die Pflanze, eine Umbellifere des
südlichen Asiens , gilt in ihrer Heimath als
kühlendes, eröflPnendesund di u retische« Mi ttel,
wird auch bei Leprose und Syphilis ange-
wandt; das wirksame Princip apU eine ölige,
nicht flü<^tige Substanz, Vellarin genannt,
sein. Wahrscheinlich wird unsere einhei-
mische Hydrocotyle vulgaris ^ deren Kraut
früher als „Hd>a cotyledonis aquaticae*^ ge-
bräuchlich war, dieselben Dienste leisten.
Hydraatinum» Interessant in chemischer
Richtung ist die nahe Beziehung, in der Hy-
draatin nach Freund und Wiü zum Narkotin
steht, was speciell in den Spaltungsproducteu
zum Ausdruck gelangt:
Hydrastin ( • r. Opiansäure, Hydrastini n
C21H21NO6) "'""'" CioHio05"*"CiiCiiNO-2
Narkotin ( , /^ Opiansäure , Cotamin
C.22H23NO7) "*" ■" CioHioOi +Ci2Hj3NOa
Kamala, Auch bei der sorgfaltigsten Be-
arbeitung ist es nicht möglich, aus dem jetzt
vorhandenen Materiale eine Qualität darzu-
stellen, welche der Anforderung eines Aschen-
gehalts von nur 6 pCt. entspricht. Unsere
1*^ Waare zeigt einen solchen von 14 pCt.
Maoaaaar-Oel. Das ächte Macaasaröl,
ans dem Samen von Sckleichera trifuga, einer
Ostindischen Sapindacee, gepresst, besitzt in
seiner Heimath einen grossen Ruf als haar-
wuchsbeforderndes, Schinnen und Ekzeme
beseitigendes Gel und ist in früheren Jahren
bereits zu uns importirt worden. Später ge-
langten unter dem Namen Macassaröl Pro-
ducte in den Handel, die aus Cocosöi bestan»
den , das mit den Blüthen der Cafutnga odo-
rata (Anonacee) und der Michelia Champaca
(Magnoliacee) digerirt war, bis noch später
unter demselben Namen meist inländisehe,
beliebig parfnmirte und häufig mit Alkanna
roth gefärbte Oele als Macassaröl vertrieben
wurden. Wir erhielten kürzlich ein Pöstchen
des ersterwähnten iLchten Oeles. Es ist bei
gewöhnlicher Temperatur halbflüasig, sieht
gelblich -weiss ans und riecht schwach nach
Bittermandelöl. In der That enthält es auch
Blausäure (circa 0,05 pCt.), und es wäre nicht
undenkbar , dass in der antiaeptischen Elraft
derselben die Ursache der günstigen Wirkung
des Oeles liegt.
Kollin, seit einiger Zeit als dermatolo-
gisches Medicament (vergl. Pharm aceuti sehe
Centralhalle 21, 470) in Gebrauch, ist eine
203
um 15 pCf . überMtete, mit 30 pCt. Glyceria
Tenetste weiche Seife. Dieselbe zeigt im an-
▼ermiachlen Zastuide eine mattweiese Farbe,
beeitst weiche gleichmistige Consistenz und
üUst sieh sehr leicht nnd gleiehroissig auf
der Hant vertheilen. Mit Quecksilber Ter-
rieben besitit das ,yMollinum Hydrargyri"
den Vorzug der Sauberkeit und Bequemlich-
keit Tor der grauen Salbe, da es mit Wasser
sich leicht abwaschen lässt; ausserdem werden
▼OA Mereurmollin intensiTcre Wirkung und
die Fähigkeit, sich in kürzerer Zeit Terreiben
zu lassen, gerahmt. In gleicher Weise lassen
ticli auch andere Medicamente, wie Styraz,
' Pix liquida etc., dem Mollin mit Leichtigkeit
incorporiren.
OpiuBL So weit unsere (Gehe dt Cd.) Er-
fahrungen reichen, möchten wir das Die-
ierich^Mehe Verfahren mit der von SchUckum
(▼ergl. Pharm. Centralh. 88, 61 nnd 174)
Torgeschlagenen Abänderung als die em-
pfehleoswertheste Methode zur Prüfung des
Opiums auf Morphingehalt empfehlen.
Saccharin. Die Einführung dieses viel-
besprochenen Süssstoffes, des Benzoesäure-
8ulfinid*s, in den Handel steht ftir die nächste
Zeit bevor. Dasselbe wird , soweit die medi-
cinische Verwendung in Frage kommt , bei
Diabetes, Poljsarcie, Magen-, Darm- und
Blasenleiden , iür die Pbarmaeie als 6e-
Bchmackscorrigens, zur Herstellung von Salzen
mit bitter schmeckenden organischen Alka-
loiden, etc. von Bedeutung werden, zumal
sammtliche physiologische Versuche dessen
völlige Unschädlichkeit für den menschlichen
Oiganismns, selbst in Dosen, die in der Praxis
nie in Frage kommen, ergeben haben. Nach
Fahlberg d; List lösen je 1000 Theile :
Waaaer 3,33 Saccharin,
lOprocentiger Spiritus 5,41
20 „ „ 7,39
:)0 „ „ 11,47
40 „ „ 19,88
60 „ „ 27,63
60 „ „ 28,90
70 „ „ 30,70
SO „ „ 82,15
90 „ „ 31,20
100 „ „ 30,27 „
Die Loslichkeit kann durch Zusatz kohlen-
saurer Alkalien oder aikaiischer Erden be-
liebig gcateigert werden. In dieser Form ge-
laagtc daaedbe s« B« in ßba Chaiitö zu Berlin
»
>i
>»
11
Bur Verwendung. Auf 0,05 g Saccharin
rechnet man 0,02 g Natronoarbonat.
Thea. Erwähnenswerth ist eine neue Ai^
Tfaee, der Kaff ee-Thee, d.h. die gerösteten
Blätter des Kaffeebaumes. Die Malayen ziehen
diesen Thee der Kaffeebohne vor, da er an-
geblich mehr Bitterstoff enthält und nahr-
hafter ist. Wenn die Blätter sorgfältig ge-
röstet sind, so giebt der Aufguss mit kochen-
dem Wasser eine dunkelbraune Flüssigkeit,
die wie Kaffee aussieht, wie grüner Theo
riecht und einen Geschmack wie eine Misch-
ung beider hat. Als Stärkungsmittel bei Er-
schöpfung in Folge von schwerer Arbeit, von
Hitze oder Kälte oder langem Regen soll er
ausgezeichnet wirken. Der Coffeingehalt der
Kaffeeblätter beträgt nahezu die Hälfte des-
jenigen der Bohnen (0,5 bis 0,7 pCt.). Es
läge daher nahe , die Blätter als Material für
Coffein zu verwerthen, wenn sich dieselben
nicht wesentlich höher einstellten als gehalt-
reicher Abfallthce. g.
Eine neue Methode nur Analyse
der Fette.
Die „quantitativen Reactionen'' in der
Fettanalyse sind von Benedikt und Ulzer
(Pharm. Post, 1887, Nr. X) um eine vermehrt
worden.
Die natürlichen Fette bestehen, abgesehen
von wacbsartigen Beimengungen und geringen
Mengen von Kohlenwasserstoffen, aus Gljce-
riden von flüchtigen , wasserlöslichen und
nicht flüchtigen unlöslichen Fettsäuren. Die
nicht fluchtigen Fettsäuren kann man in ge-
sättigte oder ungesättigte unterscheiden oder
die Eintheilung in der Weise vornehmen,
dass man die Ozyfettsäuren jenen Säuren
gegenüberstellt, welche keine Hydroxylgrup-
pen enthalten.
Die ungesättigten Fettsäarea, die ttules-
liehen und die flüchtigen Fettsäuren konnten
schon nach den Methoden von HMlj HAmtar
und Heichert bestimmt werden.
Die Lficke, welche bisher dadurch hiitand,
dass man die Ozyfettsäuren nicht bestimmen
konnte , füllen die oben genannten Autoren
nun durch eine Methode ans, welche sie anch
für die Analyse von AeetylverbinduBgea iber-
haupt anwenden«
Man kann also neben der Verseifungsiahl
und der Siufvcahl eine „Aeetyizirtil<< finden ;
204
die Verseifangszahl ist die Summe der beiden
letzteren Zahlen.
Zar. Ausführung des Verfahrens bedient
man sich des von Köttstörfer (siehe auch
Pharm. Centralh. Nr. 1, 1887) auch zur Be-
stimmung der Verseifungszahl vorgeschlage-
nen Ganges.
Benedikt und üleer verfahren folgender-
maassen :
100 g des Oeles werden mit 70 g in 50ccm
Wasser gelösten Kalihydrates und 150 ccm
starken Weingeistes bis zur vollständigen
Verseifung am Bückflussk übler gekocht. Der
Kolbeninhalt wird in eine geräumige Schale
ausgegossen , mit 1 Liter Wasser verdünnt,
mit verdünnter Schwefelsäure angesäuert und
so lange gekocht, bis die Fettsäuren als voll-
kommen klare Schicht oben aufschwimmen
und der Alkohol vertrieben ist. Die Fett-
schicht wird noch zweimal mit Wasser aus»
gekocht, dann durch Abheber oder mittelst
des Scheidetrichters vom Wasser getrennt
und in ein kleines Becherglas gegossen, aus
welchem sie nach dem völligen Absetzen des
Wassers im Lufttrockenkasten bei einer ihren
Schmelzpunkt um 20 bis 30 o übersteigenden
Temperatur auf ein trockenes Filter gegossen
werden.
50 g der Fettsäuren werden sodann mit
40 g Essigsäureanhydrid zwei Stunden in
einem Kölbchen mit Rückflussrohr gekocht,
die Mischung in ein hohes Becherglas von
einem Liter Inhalt entleert, mit 500 bis GOO
ccm heissem Wasser übergössen und ge-
kocht.'^) Um ein Stossen der Flüssigkeit zu
vermeiden, leitet man durch ein nahe dem
Boden des Bechers mündendes Capillarrohr
einen langsamen Kohlensäurestrom ein. Nach
einiger Zeit hebert man das Wasser ab und
kocht noch dreimal mit der gleichen Wasser-
menge aus. Dann ist, wie man sich durch
Prüfung mit Lackmuspapier überzeugen kann,
alle Essigsäure entfernt. Endlich filtrirt man
die acetylirten Säuren im Luftbade durch ein
trockenes Filter und wägt 4 bis 5 g zur Be-
stimmung der Sänrezahl, 2 bis 3 g zur Be-
stimtonng der Verseifungszahl ab. Bei Bici-
^ Essigsäureanhydrid wird durch warmes
Wasser sehr rasch zerlegt Versuche, die Ent-
fernung der Essigsäure dadurch zu beschleunigen,
dass man nach dem Kochen mit Essigsänre-
anhydrid statt in Wasser in verdünnten Wein-
geist eingoss, haben ergeben, dass sich dabei
tili Tlieü der Fettainre teUht ätherifleiit.
nusöl wird man zweckmässig die doppelte
Menge alkoholischer Kalilange, also 50 ocm
zur Verseilung verwenden.
In der folgenden Tabelle sind die bei der
Untersuchung einiger Gele gefundenen Zahlen
zusammengestellt.
Nicbt «eelylirt:
Aeetyllrt
Fettaäaren
ans:
S&are-
Mol«-
cnlar-
fe wicht
Sftnr«-
Mhl
Veneif-
ubl
Aeetyl-
«ttbl
ArachisM
Cottonöl
OrotonOl
Hanföl
Leinöl
Mandelöl
MohnOl
NussOl
Olivenöl
Pfirsich-
kernöl
Ricinusöl
Büböl
Sesamöl
198.8
199.8
201.0
199.4
201.8
201.6
200.6
204.8
197.1
202.5
177.4
182.5
200.4
282.2
280.8
279.1
281.3
278.7
278.3
279.7
273.9
284.6
277.0
316.2
807.4
279.9
193.8
195.7
195.7
196.8
196.6
196.5
194.1
198.0
197.3
196.0
142.8
178.5
192.0
196.7
212.8
204.2
204.3
205.1
902.3
207.2
205.6
202.0
202.4
296.2
184.8
203.5
8.4
16.6
8.5
7.6
8.5
5.8
13.1
7.5
4.7
6.4
153.4
6.3
11.5
Das Verfahren lässt sich somit sehr gut zur
Untersuchung von Ricinusöl anwenden,
indem es ermöglicht, die Abwesenheit von
Verfälschungen zu constatiren und die Quan-
tität beigemischter Gele genau zu bestimmen,
da schon ein Zusatz von nur 5 pCt« eines
anderen Oeles die Acetylzahl um 7,5 Ein-
heiten erniedrigt.
Die Identificirung von GottonÖl kann durch
Bestimmung der Acetylzahl leicht bewirkt
werden.
Die Verfasser wollen die Anwendbarkeit
dieser Methode auf die festen Fette und
Wachsarten ebenfalls prüfen. — os.—
Reactionen der Titan-, Niob-,
Tantal-, Zumsänre.
Livif hat die Färbungen zusammengestellt,
die beim Zusammenkommen von Titan-
sänre, Niobsänre, Tantalsänre,
Zinnsäure mit einer Bethe verschiedener
Körper (Alkaloide, Phenole) und Schwefeltänre
auftreten. Da er diese Beactionen weniger zum
Nachweis der Alkaloide und Phenole ver-
wenden will, sondern vielmehr umgekehrt
diese zum Nachweis der oben genannten
Säuren, so seien im folgenden nur die be-
treffenden Beactionen anfgef&brt: Zum Nach-
weis von Titan-, Niob«, Tantal-, Zinnaäme,
selbst im Gemenge , werden dieaelben snr
205
Entfemnng jeder Spnr von Salpetenäarc mit
Ammoninmcarbonat geglüht, hierauf in klei-
ner Menge mit einer Spar Morphin und eini-
gen Tropfen eoncentrirter SehwefeUäure zu-
sammengebracht. Eine auftretende lebhafte
carmoisinrothe Färbung, die auf Zusatz eines
einzigen Tropfens Wasser yersch windet, zeigt
Titansäure an ; eine mit einer zweiten Probe
bei gleicherBehandlung mitCodein entstehende
blaurothe Färbung zeigt Niobsäure an; mit
einer dritten Probe in gleicher Weise unter
Zusatz Yen Resorcin verfahren, zeigt eine
amethystrothe Färbung oder (bei Gegenwart
von bedeutenden Mengen der beiden ersten)
grüne Färbung Tantalsäure an; in einer
vierten Probe mit n-Naphtal in gleicher Weise
behandelt zeigt eine amethystrothe Färbung
Zinnsäure an. g.
Jaum. de Pharm^ et de Chitn. 1887, 70.
satz einiger Tropfen Wasser wird eine divei»'
grüne Färbung erhalten.
Ausser dem oben beschriebenen Stoffe fand
Bondurant etwa 2pCt. fettes Gel, zwei harz-
artige Körper, im Gegensatz zu einer früheren
Untersuchung von Ait«r jedoch kein Tannin.
Amer, Joum, of Pharm, IIT, 1887, — os— *
Hydrangea arborescens.
Bondurant fand in dieser Pflanze ein Gly-
kosid, Hydrangin. Die wässrige alkalische
Lösung desselben fluorescirte ähnlich wie
Aesculin. Hydrangin ist löslich in Aether,
unlöslich in starker Salzsäure. Es wird nicht
gefallt durch Silbemitrat, Quecksilberchlorid
und neutrales Bleiaeetat ; es unterscheidet
sich hierdurch zugleich vom Aesculin. Von
eoncentrirter Schwefelsäure, wie auch von
Salpetersäure wird es farblos gelöst. Als
charakteristische Seaction für Hydrangin führt
Bondurant folgende an : Löst man den Körper
in Schwefelsäure und fügt einen kleinen Kry-
stall Kaliumbichromat hinzu, so erhält man
eine dunkel purpurne Färbung, welche nach
einigen Minuten in Violett übergeht, auf Zu-
Chimaphila umbellata.
Die Analyse dieser Pflanze, welche zu den
Pyrolaceen gehört und in Nord • Amerika,
Nord -Asien, sowie auch in Nord- und Central -
Europa einheimisch ist, hat E, S. Beehore-
vorgenommen. Er fand einen dem Ursen
ähnlichen, diesem jedoch nicht identischen
Körper von der Formel C10H19O. Am besten
krystallisirte derselbe aus Chloroform.
Amer, Jowrn. of Pharm, 111, 18S7. - os-^
Naphthalin als Vermifugain.
Koriander giebt Kindern von 1 bis ^
Jahren 0,15 bis 2,0 g zweimal täglich. Er-
wachsenen giebt er 1,25 bis 6,0 g pro die in
Pulvern mit Zucker. Koriander will auch
ausgezeichnete Erfolge mit Naphthalin gegen
Bandwurm erhalten haben. -> ös —
Pharm. Zeitung f. K^issh d. Amerika Journ,
of Pharm, III, 1887,
Beriehtigung,
Natrinm - WismuththloHalfat.
Auf Seite 188, 2. Spalte, Zeile 19 von unten
muBS es heissen:
BiaOj statt K,Oa.
Desgleichen Zeile 10 von unten :
von Wasser und WeiDgelst etc.
IHIscellen.
Ctoheiinmittel.
DerOrtsgesundheitsrath in Karlsruhe warnt
vor dem angeblich Wunder wirkenden Heil-
mittel: Warner's Safe Cure, über dessen
Zusammensetzung die Pharm. Centralh. schon
im vorigen Jahre ausführlich berichtet hat,
Die Polizei-Direction in Berlin warnt
1. Tor dem Brüderpaar Albert und Emü
Zenker in Berlin , welche unter der Bezeich-
nung: American Consumption Cure
ein Schwindsuchtsmittel vertreiben , welches
in der Hauptsache aus mit Zwiebelsaft ein-
gekochtem Zuckersyrup besteht und 2|/2 «/^^
pro Flasche kostet ; und
2. vor den sogenannten Hess'schen
Leben fftropfen von Albert Wolffsky lA
Berlin, die eine gewöhnliche Bau ,de Cologiie
mit einem Zusatz von Essigäther darstelteti
und zvL d JK pro Flasche verkauft- werden.) ,
Mattat
Auf Seite 370 der Pharm. Centralh. ybm
V. J. ist bereits der Matta, des Wiener Ge-
würzverfälschungsmittels en gro«, Erwähnung
206
geschehe« .umd dabei getagt worden., deis
das Haoptmaterial der Mättaprodaction die
Hirse sei. Hanausek (Wiener Zeit. f. Nahr-
ungsm. - Unters.) hat dies, soweit es die Yer*
fölschnng Ton Caseia, Pfeflfer, Macis ete. be-
trifil, bestätigt gefanden, die P i m e n t matte
dagegen ist nach seinen Untersuchnngen das
Palver gedörrter Birnen. g.
Schlechte Theesorten des Euidels.
Dr. Kappel berichtet über die schlechte
BeschaffenheitTieler, besonders geringer Thee-
sorten des Handels.
Eine sogenannte Pecco II. Sorte bestand aus
50pCt. jungen Theebl&ttem, 21 bis 22pCt.
älteren Blättern nebst Stielen. Der Rest war
ein Gemenge von Weidenblättem mit den
Blättern von Pmnus spinosa, der Esche und
einigen Fliederblättem.
Der Wasseigehalt dieser Theesorte betrug
8y2pCt., dej Qehalt an Miaeralbestandtheiien
6,2 pCt. Die Asche enthielt geringe Mengen {
Ton Kup&r, sowie auch Lithion. Beide
Metalle Hessen sich übrigens auch in anderen
Theesorten nachweisen und auch in den
jungen, frischen Blättern, welche aus dem
botanischen Qarten der Universität zu Er-
langen stammten, waren Spuren von Kupfer
enthalten. Ueber weitere Versuche wird Dr.
Kcg^pel später berichten. — os-*
Ber» d. F. Vers, bayr. anoAyt» Chem. 1867,
Einfache Probe für die Ctnalit&t
von Leder.
Ein kleiner Abschnitt des Leders wird in
Essig gelegt; wenn das Leder vollkommen
gegerbt ist, verändert sich nur die Farbe des-
selben in eine etwas dunklere, ist jedoch das
Leder nicht vollkommen mit Tannin impr&g-
nirt, so schwellen die Fasern in kurzer Zeit
stark an, und nach und nach verwandelt sich
das ganze Lederstück in eine gelatinöse
Masse.
Bepert. d. atialyt. Chem. 1687, Nr. U.
Offene Correspondenz«
Apoth, F. in D. Ueber das Menthol, seine
Gewinnung und Eigenschaften finden Sie Näheres
in Nr. 6, Jahrg. 1881 d. Pharm. CentralhaÜe.
Neuerdings wira demselben seitens der Aerzte
mehr Aunnerksamkeit geschenkt. Lanagaard
empfiehlt seine Anwendung als Salbe (Menthol
1,0, 01. Olivar. 0,5, Lanolin 8,5) oder Liniment
(Menthol 6.0, Ol. OKvsr. 45,0, Aq. Calcis 50,0J ;
femfr ia Verbindung mit Chloral als Chlorai-
Menthol gegen Caries, bei Schnupfen als Schnupf-
pulver und neuerlichst sowohl in Form von
Inhalationen sls auch innerlich gegeben bei
epidemischen Xnflu^nxen, Diphtherie und Tuber-
culose.
C« F, in Fr* Eothe's Z ahn was s er ist
(nach Schädler) eine Losung von 0,3 g Salicyl-
siure in 100 g 65 procentigem Spiritus, par-
Üipirt mit PfdFermfinzO). — Zu Ooniferen-
geist finden Sie eine Vorschrift im Jahrg. 26,
eite 185. Eine andere Vorschrift lautet:^ Th.
Ol Lavandulae, 6 Tb. Ol. Pini Puroil., 15Th.
Aethsr. aeet. und 200 Th. Alkohol sn mischen
uad die Miaehung mit ChloiophjU gase schwach
grfln au ftrben.
Prüf. Dr. S* iH H* Betten Dank fOr Ihre
Mittheflung, welche wir hier bringen, da nach
froheren Angaben das betreffende Mittel eine
etwas andere Zusammensetxnng hatte:
,.Ein hier sehr angepriesenes Prilparat, aller
Naenridbt nach aus Berlin besogen und mit
dem schönen Namen ,.Eau de Lys deLohse''
oder „Lilien milch" ausgestattet, habe ich
untersucht, weil die Hauttarbe dadurch nach
längerem Gebrauch erdfahl oder grau ward,
ein Umstand, den ich m verschiedenen Malen
constatiren konnte. Es besteht aus Bosenwasser
mit fein vertheiltem Zinkoxyd, das sich beim
Stehen in dicken Lagen absetzt. Ich ver-
muthete „reines Zinkoxyd", aber es war sehr
unrein, enthielt so viel Ksamiumoxyd, dass die
Losung in Chlorwasserstoffsäure eine starke
Gelbf&rbong mit H^S gab. Es war also wahr-
scheinlich Käufliches, rohes Zinkoxyd."
Apoth. H. in W* Besten Dank für Ihre
Nachricht, auch von anderer Seite wurden wir
bereits aufinerksam gemacht, wie Sie der
heutigen Nummer entnehmen wollen.
Apoth. K. in D« Jeder Fabrik pharm, und
chem. Apparate.
!!• & St. Zu Lederappretur und Lederglanz
finden Sie in frfiheren Jahrgingen der Pharm.
Centralhalie noch viele V€Nre<£riften. -r- Die
Zusammensetzung des „Syndetikon" ist uns
unbekannt, wie das Mittel selbst
B. in K. Ihre Anfrage veröffentlichen wir
hier, da wir diesselbe nicht beantworten kOnnen.
Um eine Voischrift su Removat (Foikeniferg
und Bi8chl!:ow in Waidenburg in Schlesien)
wird gebeten.
TOTicferiiad ▼«nativortllfilier RadMiMur I>r. E» iMmltr in DnadÜBs.
Im B«ebhand«l darcb J«ltu8 Bprlngar, Berlin N., Monb^onpUts 8.
Dmck e«r KOnlgl. Sdllhiclidnicktrsi von C. C Mein hold ä SSbne in Dretdea.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Dr. Hermann Hager
Herausgegeben von
und
Dr. Ewald Geissler.
Erscheint ieden Donnerstas. — Abonnementspreis dnrcb die Post oder den Buchbande]
vierteljährlich 2 Mark. Bei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. £inzelne Nummern
25 FL Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grOaseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Auftrige, Manuscripte etc. wolle man an den Eedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
DrcKden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
MIZ
Berlin, den 28. Aprü 1887.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
SB
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt: ca«aile «ad FliarBMle: Eine nene Pastillenmucblne. — Helfenberger Annalen, t88<i. — ZurRovlsion
dar Pharmaeopoaa 0«rinatiloa edit II. — Arsengebalt dei Liquor Ferrl aeMialehlorati des Handais. — Prflfüng
von Emplastram Llthargyrl. — Üeber Tinctara Opii slmpIex. — Coea-CigareUen. — Literatur «nd Kritik. —
lÜMeileat Ctohelmmittel und Cnrpfkueherel. — Amtliehe Bekanntmachungen, Verordnungen etc. —
ABielgen.
Ctaemie und Ptaarmaeic.
Eine neue Pastillenmaschine.
Von Dr. Ernst Myiius -Leipzig,
Seit Jahren bin ich mit den herkömm-
lichen Pastillenstechern unzufrieden ge-
wesen. Ich habe alle neu auftretenden
Modelle versucht und daran herumprobirt,
ohne je zu einem befriedigenden Resultat
gekommen zu sein. AJs das beste hatte
sich anch hier immer noch das alte be-
währt, nämlich das einfache Bohr mit
Stempel. (Vergl. Dieterich, Ph. Centr.,
Neues Manual.) Allein auch dies hat
mir nicht genügt, weil man damit zu
langsam arbeitet und keine gutgeprägten
Pastillen erzielt.
Dass keiner der vorhandenen Pastillen-
stecher den zu stellenden Ansprüchen
ganz genügen wollte, hat folgende Ur-
sachen: Ein Theil dieser Stecher ist für
plastische Massen bestimmt, welche
ausgewalzt und ausgestochen werden
müssen. Die aus solchen Massen gewon-
nenen Pastillen sind hart, wie die fran-
zösischen. Andere sind zum Ausstechen
ausgewalzter feuchter Zuckermassen ge-
eignet; dieselben geben nur bei sehr ge-
schickter Behandlung äusserlich tadelfreie
und gleich grosse Pastillen. Noch andere
sind bestimmt, Pastillen stets gleicher
Grösse aus feuchten Massen zu gewinnen;
mit diesen arbeitet es sich langsam und
man kann in der Beceptur nicht mit
Sicherheit und einer bestimmt abgewoge-
nen Masse eine bestimmte Anzahl Pastil-
len erhalten. Kurzum, jeder der vorhan-
denen Pastillenstecher erwies sich nur
für gewisse beschränkte Zwecke dienlich,
leistete aber nicht das, was ich für mein
Geschäft bedurfte. Die Anforderungen,
welche, ich an einen Apparat zur Her-
stellung von Pastillen , - wie man ihn in
der Apotheke braucht, zu stellen geneigt
bin, sind folgende:
Es müssen sich Pastillen sowohl in
beschränkter Anzahl in der Beceptur als
auch grössere Mengen zum Yorrath gleich
leicht herstellen lassen. Die Arbeit muss
so fördern, dass man mindestens doppelt
so schnell vorwärts kommt, wie bei der
Dosirung von Pulvern. Die erhaltenen Pa-
stillen müssen so stark zusammengepresst
sein, dass sie in der Beceptur ohne vor-
heriges Trocknen sogleich abgegeben
9pft
werden können. Öie Pfistillen müsaea
gleich gross, gnt geformt und deutlich
geprägt Bein, ftie Arbeit muas so leicht
sein, dass sie selbst von einem Lehrling
oder einem Arbeiter aufgeführt werden
kann, ohne vorherige Uebung. 7jU einer
kleinen Maschine, welche diesen Anforder-
ungen genügt, bin ich mit Hilfe des Herrn
W. Martin in Leipzig gelangt Diese
Maschine hat nach mancherlei Versuchen
beistehende Gestalt und Einrichtung an-
genommen. Sie besieht aus einem in
GeradfDhmng laufenden , durch einen
Hebel beweglichen vernickelten Stempel
an.s Messing, welcher genau in das Loch
einer Platte passt, unter welcher ein mit
einem Loche versehener Schieber beweg-
lich ist. Das Loch in der Platte bildet
das Maass fßr die einznschflttende feuchte
Masse. Mau wirft letztere mit einem
Hornlöffel in dieses Loch, während letz-
teres von nnten durch den Schieber ge-
schlossen ist und der Stempel durch den
Hebel emporgehalten Wird, streicht glatt
ab, drückt den Hebel fest herab, lüftet
ihn etwas, schiebt den Schieber zniHek,
welcher das Loch der Platte von nnten
schliesst und drflckt nun die Pastille her-
ans. Darauf schiebt man den Schieber
wieder Vor nnd beginnt Ton Neuem.
Die Maschine giebt Pastillen von ganz
gleicher OrOsse, wenn man nicht ansser-
gewöhnliches Ungeschick besitzt. Man
kann daher, wenn man das Gewicht genau
kennt, mit welchem die Pastille erhalten
wird (bei meiner Maschine 1,2 g) auch
selbst in der Beceptur wie angegeben
verfahren; allein man kann auch, wenn
man nnr 6 bis 10 Pastillen nach einem
Becept ZQ machen hat, die angefltossene
Blasse nftch Art tos Pnlvem mit der
Waage tbeÜen oBd kiü Abt 06;pjmtbtur
in das Loch schatten.
Wie leicht mit dieser Pastillenmasehine
zu arbehen ist, mag daraus hervorgehen,
dass bei einer Gelegenheit einem Lehr-
ling, welcher noch nicht reeeptirt, ge-
schweige denn Pastillen gemacht hatte,
läOg Masse übergeben wurden, um daraus
Pastillen berzust^en. Statt 100 Stück
bekam er 96 tadellose Pastillen, eine Ge-
nauigkeit, welche durch Auswiegen hinter-
einander, ohne m^rmaliges Theilen,
kaum erreicht werden dürfte. G^btere
Personen erhalten oft ganz genau die be-
rechnete Anzahl Pastillen.
Was die Pastillenmassen anbetrifft, so
sehreibt ja bekanntüch die Pharmakopoe
vor, Zuckerpnlver mit Spiritus dilntua
anzufeuchten. Die so erttaltene Maese
ist, lege artis bereitet, ftir den in Rede
siebenden ZWeck gut. Ste wird noch
besser, wenn man dem ZuAer '/s Milch-
zucker Kuftgt. AlkJn abgesehen davon,
dass für diese Masse in dem „lege artis"
ein Stein des Anstosses liegt, Welcher zu
seiner Vermeidnng viel Erfahrung voraus-
setzt, 80 verdampft der Spiritus in Folge
seiner Flüchtigkeit so schnell, dass von
50 Pastillen im Sommer die erste zu nass,
die letzte zu trocken sein kann. Ich wende
daher, uBi eine auch von nngeobten H&n-
den sicher zu behandelnde Masse m be-
sitzen, für vorr&thige Phätilfen folgende
Masse an, *e sehr weiss ist, sich sehr
gnt verarbeiten Issst und nnr deswegen
beanstandet werden konnte, weil die zu-
gesetzte Stfirke mit der Zunge geftbU
werden kann.
Bp. Sacchw. pnlv. 30,0,
Sscehar. Lactis 30.0,
Palv. Oryzae 10,0,
Tr^aeanth. pnlv. 0,5,
Aq. destillat. 3,6.
Bei dieser Gelegenhfflt möChfe ieh tnir
gestatten, auf einen Irrthum aufmerksam
zu machen, deti ieh mft Anderen Imge
Zeit gethellt habe, in letzter Zeit aber,
und zwar bei Gelegenheit der HerateUnng
comprimirter Tabletten, zu berichtigen
Grund ttod. Es wird vielfach angenom-
men, daas daa Wagen eines Pulvers ge-
nauere Doslrnng gestattet, als das Ab-
messen fn einem pasHenden Gefte, oder
erat recht ala dos Dosirea mit Hltfe des
ao9
LJ^S€'\B in die Kapeel, woftir der bekannte
Ennitaiisdnick : Dosiren mit ier Fanst-
waage laolet. Yerraefae, welche zu dem
Zweik angestellt worden, dies zu enir
seheiden, ergaben, dass bei gleicker
Schnelligkeit der Arbeit die Dosir-
nng kleiner Mengen (bis 0,5 g) am sicher-
slen mit einem Maassgeftss, demn&ehat
mit 3ilfe des Augenmaasses und am
sehlecbtesten mit der Waage gelingt.
Ea ist deshalb oach meiner Meinung
mindestens pedantisch, von Jemand, der
leidlidie Uebaug im Polvertheilen hat,
zu yerlangen, dass er die Pulvw aus-
wfigen soll leh erinnere mich bei dieser
Gel^enheit einer Beschämung, die mich
als jui^en Gehilfen traf, als ich eiumal
vor den Auffen eines Kunden Pulver mit
der Waage tneilte. Mein Zuschauer sagte
mir auf den Kopf zu, die Pulver seien
nngteidi und bezeichnete die grösseren
und kleineren. Als ich nachwog, musste
ich ihm Beoht geben, wodurch unmittel-
bar und ohne Yorurtheil der Vorzug,
weichen das Augenmaaas beim Theilen
von Pulvern der gewöhnlichen, oberfläch-
lichen Anwendung iex Waage gegenllber
hat, festgestelR war.
flMtfmlMrgw AoAalett 1806.
Von Dr. O. VkOpius.
(ScUuBs aus voriger Kammer.)
Dem Lanolin steht der Verfasser
der Annagen sympathisch gegenäber. Er
Cimetalirt die im Vergleiche mit den ge-
wöhnUchttd Fettaaiben grössere Halt-
barkeit der mit Lanolin bereiteten, ein
Vonrag, welcher besonders bei dem sonst
80 empfindlichen Unguentom diachylon
zur Gteltong konmit, nicht minder auch
bei der sottst so l^cht ranzig werdenden
grauen Qieoksilbersalbe. Schon ein Zu-
8at£ von 26 pCt. des an und für sich zur
AuvMDdmag zu zähen Lanolins zu den
Fett«di»en soll zur namhaften Erhöhung
der Haltbarkeit der letzteren hinreichen.
Das LMreich'Hciie Lfmolin, wie es Jjaffe
imd IkirmsiäiSer produciren, wurde in
neuerer Zeit bei einem minimalen Sänre-
und Aschengehalt völlig gerucdüos ge-
fimden und glaubt Duierich, welcher
uns sehen firflher einmal me Probe selbst-
gereiiugten WolHettes sandte, das ein
schneeweisses Lanolin gab, dass die ge-
nannte Fabrik in nicht zu femer Zeit
dahin gelangen werde, den letzten Best
der ihrem Producte noch anhaftenden
schwach gelblichen Farbe zu beseitigen.
Ein verfälschter Honig gelangte im
abgelaufenen Jahre nicht zur Unter-
suchung, wohl aber war mitunter der
Qährungszustand ein unerwünschter, so
dass die zur Neutralisation von 10 g ver-
brauchte Menge Vi 0000 KOH- Lösung 1,9
bis 4,2 ccm betrug. Die Linksdrehung
bewegte sich zwischen 6^2' und 8^8', das
spec. Gew. der Lösung in 2 Th. Wasser
zwischen 1,111 und 1,121. Unterschiede
zwischen heimischem und amerikanischem
Producte fehlten. Die ausgeführten Unter-
suchungen von Oleum Oacao lehrten,
dass auch ein frisch gepresstes Oel nie
fanz säurefrei ist, denn es wurden zur
[eutralisation von je lg solchen Oeles
0,06 bis 0,16 ccm Zehntel-Normalkalilauge
verbraucht, welcher Verbrauch sich nach
dreimonatlicher Aufbewahrung etwa ver-
doppelte und nach einem hieben Jahre
beiläufig verdreifacht hatte.
Sehr interessant sind die mit Oleum
Nucistae angestellten Versuche, welche
sich sowohl auf drei vorzügliche Handels-
sorten, als auch auf Tünf Proben von
durch Extraction mit Aether selbst her-
gestelltem Producte erstreckten und nach
der HubVsehen für Wachs angegebenen
Methode in zweiprocentiger durch
Digestion mit Knochenkohle und Filtration
gereinigter, warm bereiteter alkoholischer
Lösung ausgeführt wurden. Dabei zeigte
sich, dass das selbst gewonnene Oel stets
eine niedrigere Säurezahl und eme höheie
Aetherzahl als die Handelswaare ergab.
Der Schmelzpunkt der letzteren wurde
zu 42 bis 48^ bestimmt, beim eigenen
Fabrikate zu 51^. Auch war das spec.
Gew. des letzteren constant 0,996, beim
gekauften zwischen 0,945 und 0,966
schwankend. Femer bedurfte dieses zur
Lösung nur 10 bis 12, das ächte Oel da-
gegen 15 Th. heissen Alkohol. Aus allen
diesen Unterschieden ergiebt sich eine
gewisse Wahrscheinlichkeit für die früher
schon aufgestellte Annahme, dass in den
Productionsländern den Muskatnüssen vor
der Pressung noch irgend ein anderes
fetthaltiges Material zugesetzt werde.
210
Ganz besonders bemerkenswerth aber
ist die gemachte Erfahrung, dass die ans
selbst bereiteter Muskatbutter durch Er-
wärmen mit ihrem zehnfachen Gewicht
Weingeist gewonnene und nach dem
Erkalten filtrirte Lösung durch Ammoniak
roth und durch Eisenchlorid grünbraun
gef&rbt wird, also genau das thut, was
sie nach der Pharmakopoe nicht thun
soll. Da wird eine baldige Herstellung
des Einklanges sehr wünschenswerth.
Wohl zum ersten Male ist das alt-
überkommene Oleum Hyoscyami auf
seinen Gehalt an wirksamen* Bestand-
theilen im Helfenberger Laboratorium
untersucht worden, und zwar nach der
weiter oben bei der Alkaloidbestimmung
in narkotischen Extraeten angegebenen
Methode mit dem Unterschiede, dass
man zuerst ein Oleum Hyoscyami duplex
mit Weingeist, der mit etwas Schwefel-
säure angesäuert war, wiederholt aus-
schüttelte und den nach Wasserzusatz
genügend, auf etwa 10 ecm, concentrirten
Auszug mit Ealk und Aether wie früher
mitgetheilt, behandelte. Die schliessliche
Filtration ergab für 500 g Oleum Hyos-
cyami duplex 0,0101 g Hyoscyamin, also
715 derjenigen Menge, welche ein Ex-
tractum Hyoscyami aus der zur Bereitung
i'enes Oelquantums verwendeten Bilsen-
:rautmenge aufgenommen haben würde.
Inmierhin ist damit der Nachweis ge-
liefert, dass das gekochte Bilsenkrautöl
Alkaloid enthält. Dieterich wollte sich
aber auch der Aufgabe unterziehen, zu
ermitteln, bei welcher Bereitungsweise
der Alkaloidgehalt des Oeles der höchste
wird, und er fand, dass derselbe auf das
Dreifache der angegebenen Menge steigt,
wenn man dem zur Maceration mit dem
Bilsenkraut bestimmten Weingeist auf je
750 Th. 20 Th. Liquor Ammonii caustici
zusetzt und das so gewissermaassen auf-
geschlossene Kraut, welches nun nicht
mehr Alkaloidsalz , sondern das in Oel
leichter lösliehe freie Hyoscyamin enthält,
mit dem Oel 10 Stunden lang auf 50 bis
60^ erwärmt. Ein solches Präparat be-
sitzt ausserdem noch den Vorzug einer
lebhaft grünen Farbe.
Oleum Olivarum untersuchte man
in Helfenberff stets mit durchaus zu-
friedenstellendem Erfolge nach der von
Wibl angegebenen Jodadditionsmethode,
welche früher in der Pharm. Centralhalle
des Näheren beschrieben worden ist. Es
scheint hiernach, dass die in Nr. 12 dieser
Zeitschrift von anderer Seite gegen diese
Methode wegen rascher Zersetzung der
benützten Jodlösung erhobenen Bedenken
doch noch weiterer experimenteller Be-
gründung bedürfen. Vielleicht nimmt
auch der Verfasser der Helfenberger
Annalen gelegentlich einmal Veranlassung,
sich gerade über diesen Einwand gegen
die von ihm bevorzugte Methode ein-
gehend zu äussern.
Den Methoden von Äudoynaud (Be-
handlung des Oeles mit Ealiumbichromat,
Salpeter- und Schwefelsäure) und Bechi
(Benandlung mit ätherwemgeistiger Sil-
bernitratlösung und einer Lösung von
Büböl in Amylalkohol) gesteht Dieterich
wie allen Farbenreactionen nur relativen
Werth und secundäres Interesse zu.
Nächst dem famosen Ghininsulfatprfif-
ungsstreit hat wohl keine fachwissen-
schaftliche Polemik in jüngster Zeit
grösseres Aufsehen gemacht, als die be-
treffenden Publicationen über die Be-
stimmungsweise von Morphium im Opium
und dessen Präparaten. Dieterich hat
sich mit einer Beihe von gediegenen in
den Annalen reproducirten Arbeiten an
diesen Erörterungen betheiligt und sind
dieselben den Lesern der Centralhalle
theils im Original, theils als Referat schon
früher zur Eenntniss gebracht worden
und wollen wir daher nur erwähnen,
dass auch wir nach dem Helfenberger
Verfahren nicht nur gute Resultate be-
kommen, sondern auch gefunden haben,
dass dasselbe einen äusserst geringen
Aufwand an Zeit und Mühe beansprucht.
Wir haben jeweils Abends 8 ühr das
Opium mit dem Wasser angesetzt, während
der nächsten 2 Stunden mehrmals und
ebenso am anderen Morgen noch einige-
mal umgeschüttelt, haben also das von
Herrn Dr. Fischer in der Pharm. Zeitung
scherzweise präsumirte Opfer der Nacht-
ruhe nicht gebracht und sind gleichwohl'
zum Ziele gekommen.
Für Pulpa Tamarindorum crnda
schlägt der Verfasser vor, einen Minimal-
gehalt von 12 pCt. Weinsäure zu fiiiren
und denselben durch den Verbrauch von
211
Normal -Ammoniak nach dem Verfahren
von K, Müller zu bestimmen. Der Durch-
schnittsgehalt betrug bei den Helfenberger
Versuchen nahezu 18pCt. in der rohen
Droge und lOpCt. in der gereinigten
Pulpa.
Die als Sapo unguinosus bezeichnete
überfettete Seife bereitet Dieierich durch
Kochen von 1000 Th. £aliumcarbonat mit
700 Th. zur Milch gelöschten Aetzkalk
und Vermischen der auf ein spec. Gew.
von 1.180 eingedampften Lauge mit
4000 Th. Adeps suillus. Nach halb-
stündigem Bühren werden 400 Th. Spiritus
und nach zwölfstündiger Digestion bei
50 bis 600 schliesslich 1500 Th. Glycerin
zugesetzt. Der so erhaltene geschmeidige
Salbenkörper kann nach den in grosser
Zahl angestellten Versuchen keineswegs
in allen Fällen benutzt werden, besonders
nicht zu Mischungen mit Kaliumjodid,
Quecksilberoxyd, Bleioxyd und weissem
Quecksilberpräcipitat; vortrefflich soll er
sieh eignen zur Aufnahme von metallischem
Quecksilber, also zur Herstellung der an
vielen Orten in Aufnahme gekommenen
Mercurialseife. Eb,enso kann Sapo un-
guinosus ohne Bedenken gemischt werden
mit Perubalsam, Camphor, Chloroform,
Ichthyol , Jodoform , Schwefelalkalien,
Kreosot, Schwefel, Styrax, Theer, Thymol
und Zinkoxyd.
Der massenhafte Verbrauch von S e b u m
in der Helfenberger Fabrik gab dort
reiche Gelegenheit zur Sammlung maass-
gebender Daten bezüglich Schmelzpunkt,
spec. Gew. und Säuregehalt. Dabei stellte
sich heraus, dass ein absolut säurefreier
Binds- oder Hammeltalg überhaupt durch
Ausschmelzen nicht zu erhalten ist, denn
1 g des Talgs verbrauchte bei der Titration
im Minimum 0,07 und im Maximum
0,35 ccm einer zehntelprocentigen Kali-
lauge zur Neutralisation, der Bindstalg am
wenigsten. Der Schmelzpunkt des letz-
teren schwankte zwischen 47,5 ^ und
48 <^, der des Hammeltalgs zwischen 48,5
und 50,5 ®, das spec. Gew. des Hammel-
talgs zwischen 0,937 und 0,953, das-
jenige des Bindstalgs von 0,943 bis 0,952.
Von den Tincturen wurde nicht nur,
wie in früheren Jahren spec. Gew. und
Trockenrückstand ermittelt, sondern auch
die Asche bestimmt. Eine ausführliche
Tabelle enthält die festgestellten Werthe.
Die specifischen Gewichtszahlen stimmen
mit den von der Pharmakopöecommission
des Deutschen Apothekervereins ge-
fundenen selten überein, sondern sind
meist höher. Ob der Grund hierfür in
der starken Zerkleinerung der auszu-
ziehenden Substanzen zu suchen sei, wie
die nAnnalen^ meinen, lassen wir dahin-
gestellt. Vergleichende Versuche in dieser
Bichtung, welche beabsichtigt sind, werden
ja diese Frage entscheiden müssen.
Eine für die Salbentherapie wichtige
Frage, die nämlich, ob der von Unna
so hoch angeschlagene Wassergehalt der
sogenannten Kühlsalben auf deren Halt-
barkeit von bedeutendem ungünstigem
Einflüsse sei, ist von Dieterich experi-
mentell studirt .worden, indem er den
Säuregehalt verschiedener, mit 10 pGt.
Wasser gemengter Salben- und Talgarten
alsbald nach der Bereitung, sowie nach
3 und 6 Monaten dm*ch Titration be-
stimmte. Nach der letztgenannten Frist
betrug der Mehrverbrauch von hundertel-
procentiger Kalilösung pro 1 g Substanz
bei Adeps suillus 0,2, bei Adeps snillus
benzoinatus 0,1, bei Sebum bovinum 0,23,
bei Sebum ovile 0,90, bei Sebum ovile
benzoinatum 0,15, bei üngt. cereum 0,1,
bei üngr. diachjlon 3,3, bei Ungt. Zinci
0,4 ccm. Benzoefette sind also auch unter
diesen Umständen von überlegener Halt-
barkeit. Ungt. cereum hat sich gleichfalls
als sehr haltbare Gomposition erwiesen,
imd die grössere Haltbarkeit des Binds-
talgs gegenüber dem Hammeltalg tritt in
das schärfste Licht. Im Grossen und
Ganzen aber ist die Säuerung der wasser-
haltigen Salben weniger bedeutend, als
man erwarten sollte.
Einen würdigen Abschluss des Annalen-
heftes bildet eine Arbeit über den quan-
titativen Nachweis des ätherischen
Senf Öls im Senfsamen und Senfmehl,
hauptsächlich aber im Senfpapier, dessen
Werth bekanntüch von rascher, nach-
haltiger und reichUcher Entwickelung
von ätherischem Senföl abhängt. DietericJi
verfährt in folgender rationeller Weise.
Ein gemessenes Blatt Senfpapier wird
nach dem Zerschneiden in kleine Streifen
in einem Destillirkolben mit 50 ccm Wasser
von 20 bis 25 ^ übergössen und nach einer-
212
bestimmten Anzahl von Minuten durch
Zusatz von 5 com Alkohol die Senföl-
gährung unterbrochen. Nachdem man
zur Verhütung des Aufschäumens 2 g
Olivenöl zugegeben und ein mit 10 g
Salmiakgeist beschichtetes Kölbchen vor-
felegt hat, werden unter Benützung eines
fiebzg sehen Kühlers etwa 30 g Flüssig-
keit überdestillirt. Dem mit Wasser auf
100 ccm gebrachten Destillat giebt man
einen geringen Ueberscbuss von Silber-
nitratlösung zu und wägt das ausgeschie-
dene, nach 24 Stunden gesammelte
Schwefelsilber nach vorherigem Aus-
waschen und Trocknen bei 100^. Sein
Gewicht mit 0,4301 multiplicirt giebt die
Menge des gebildet gewesenen Senf-
öles an.
Diese Methode hat sich ganz vorzüglich
bewährt. Von 100 qcm des Senfpapieres
wurden je nach der Bezugsquelle, der
Feinheit des Mehles und seiner auf jener
Fläche befindlichen Menge (1,15 bis 3,75 g)
nach 1 Minute Gährungszcit 0.0069 bis
0,0326 g, nach 5 Minuten 0,0133 bis
0,0363 g, nach 10 Minuten 0,0143 bis
0,0369 g Senföl erhalten.
Bei der Wichtigkeit eines guten Senf-
papieres wäre es nur am Platze, wenn
hierfür sowie für das Senfmehl der Apo-
theken eine Werthbestimmung an der
Hand des beschriebenen Verfahrens all-
gemein üebung oder Vorschrift würde.
Indem wir hiermit von den diesjährigen,
so interessanten und dankenswerthen Mit-
theilungen aus dem Helfenberger Labora-
torium Abschied nehmen, können wir
den Wunsch nicht unterdrücken, dass
doch auch die Besitzer anderer grosser
pharmaceutischer Laboratorien dem von
Dieterich gegebenen Beispiele folgen und
die doch wohl auch bei ihnen sich er-
gebenden Erfahrungen und zur Förderung
der praktischen Pharmacie unternommenen
wissenschaftlichen Arbeiten zu Nutz und
Frommen des ganzen Apothekerstandes
bekannt geben möchten. In welch' hohem
Grade müsste auf diesem Wege die Ent-
wickelung der pharmaceutischen Wissen-
schaft gefördert werden, wenn wie von
Helfenberg, so auch von noch vielen
anderen Seiten gleich werthvolles Material
zu ihrem Weiterbau regelmässig in Gestalt
ähnlicher „Annalen"" zur Verfügung ge-
stellt würde!
Zur Revision der Fharmacopoea
Oermanica edit. IL*)
9. Fortsetzung; vergl. Jahrg. 28) S. 111.
Aoidum salicylicam. „Schüttelt man die
Lösung der Säure in fiberschässigem Natrium-
carbonat mitAether, so darf dieser beim Ver-
dunsten nur einen unhedetUenden, nicht nach
Carholsäure riechenden Bückstand hinter-
lassen.^
Aoidum sulfaricum. Es wird die Prüfung
auf Selen resp. Selensäure vorgeschrieben :
„ Werden 2 ccm der Schwefelsäure mit 2 ccm
Salzsäure, worin ein Körnchen NalriumsulfU
gelöst worden y ilberschichtet, so darf weder
eine röthliche Zone, noch heim Erwärmen
eine rothgefärbte Ausscheidung entstehen,^
Acidum solforioam crudnm soll (wie auch
die rohe Salzsäure, vergl. Pharm. Centralh. 37,
612) auf Arsen geprüft werden: j^Mit dem
3 bis 4 fachen Volumen Sdlesäure und mit
einem Streifen Zinnfolie versetet, darf sich
die Säure nicht sofort bräunen.'^
Acidum sulfuricum dilutum. Nichts ver-
ändert.
Acidum tannicum. Der Satz : „ ^ ? hinter-
lasse beim Einäschern einen unwägbaren
Bäckstand*' wurde abgeändert in: »l g
hinterlasse beim Einäschern keinen wäg-
baren Böckstand,** da ja auch das Tannin
von der Beinheit sein kann, dass es ohne
allen Bäckstand verbrennt.
Chinoidinum. Der Artikel hat folgenden
Wortlaut erhalten : „Braune oder schwarz-
braune harzähnliche Masse, leicht zerbrech-
lich, mit muscheligem, glänzendem Bruche,
in Wasser wenig löslich , beim Sieden darin
schmelzend; leicht löslich in angesäuertem
Wasser, Weingeist und Chloroform su sehr
bitter schmeckenden Flüssigkeiten, von denen
die beiden lästeren rothes Lackmuspapier
bläuen. 1 g Chinoldin muss sich in einer
Mischung von 1 ccm verdünnter Essigsäure
und 9 ccm Wasser in der Kälte klar oder
nahezu hlar lösen. 1 g Cbinoldin sei in
10 ccm kalten, verdünnten Weingeistes klar
löslich. Beim Verbrennen darf es nicht melir
als Q,7 pCt, Asche hinterlassen." Die
*) Nach Archiv der Pharmacie.
213
durch Carsivscbrift heiTorgefaobenen Ab-
ändernogen erklären sich von selbst.
Chloralum hydratnxn. Die Prüfung auf
Säaregehalt ist bestimmter gefasst bezw.
versch&rft worden: ^Die Lösung yon 1 g
€hloralh7drat in 10 com Weingeist darf blaues
Lackmaspapier erst beim Abtrocknen schwach
röthen nnd, nach dem Ansäuern mitSalpeter"
säare, durch Silbernitrat nicht sofort ver-
ändert werden.
Chloroformiom. Bezüglich der Prüfung
auf freies Chlor wird das unsichere Verfahren
mittels Jodkaliumlösung fallen gelassen und
dafür folgendes vorgeschrieben : „ Wird das
Chloroform mit Jodzinkstärhetösung ge-
schüttelt, so darf weder eine Bläuung der-
selben^ noch eine Färbung des Chloroforms
eintreten."
Chryaarobmnm,
Extractnm Scillae,
Eztraettun Seealis cornuti,
Extractnm Strychni,
Extractum Tarazaci,
Extractnm Trifolii fibrini und
Hydrargymm eyanatum
haben keine wesentlichen Veränderungen er-
fahren (was bezüglich der Extracte z. Z. wohl
anch das Beste ist , denn unsere seitherigen
Extracte können wir doch so wie so nicht in
eine Editio tertia der Pharm. German. mit
hinübemehmen. Anm. d. Kef.).j
Hydrarg3rrum jodatum. Das Jod soll
unter Besprengung mit Weingeist (statt ;,mit
einigen Tropfen^ Weingeist) mit dem Queck-
silber zusammengerieben werden, bis auch
unter mehrfacher Vergrösserung keine Qneck-
silberkügelchen mehr bemerkbar sind. Bei
Lichtabschlussm^e^mc^TFdfrme zu trocknen.
Hydrargyrnm oxydatnm. Die Prüfung
auf Salpetersäure ist nach dem Mylius'schen
Verfahren auszuführen : „ Wird das Queck-
süberoxyd in einem Glasrohre erhitzt, so
dürfen die Dämpfe angefeuchtetes Lackmus-
papier nicht röthen.^
Hydrargymm oxydatnm via homida
paratnm .... „mit Oxalsäure (l=sl2) ge-
schüttelt, liefert es allmälig weisses Oxalat. **
Hydrargyrnm pr&cipitatnm albnm.
„Weisse Masse oder amorphes Pulver, fast
unlöslich in Wasser ...,*' denn der weisse
Präcipitat ist tbatsächlich nicht völlig unlös-
lich in Wasser. „Beim Erhitzen im Probir-
rohre sei der weisse Präcipitat, ohne zu
schmelzen, unter Zersetzung ohne Bückstand
flüchtig.»
Hatriom aceticum. Giebt mit 1 Theüe
(statt 1,4 Theilen) Wasser eine, rothes Lack-
muspapier bläuende Lösung und ist in 1 Theüe
(statt 2 Theilen) siedenden Weingeistes lös-
lich. Zu den Identitätsreactionen kommt
noch : „Die tvässrige Lösung des Salzes wird
auf Zusatz von Eisenchlorid dunkdroth ge-
färbt" — Die Prüfung der wässrigen Salz-
lösung mit Schwefelammonium ist als zweck-
los gestrichen und bei der Prüfung mit
Silbernitrat wird der Zusatz von Salpeter-
säure weggelassen (dagegen die Lösung mit
einer gleichen Menge Wassers verdünnt), um
neben dem Chlor auch noch andere Ver-
unreinigungen, z. B. Phosphorsäure, arsenige
Säure, Arsensäure, Ameisensäure erkennen
zu können.
Natrium bensoloum. Den Identitäts-
reactionen ist hinzugefügt worden : „Eisen-
chlorid ruft in der wässrigen Lösung einen
voluminösen gelblichen Niederschlag hervor.^
— Die Prüfung des Salzes wurde durch die-
jenige mittels HgS auf Schwermetalle ver-
mehrt und die auf einen Chlorgehalt wurde
präciser gefasst: „Die wässrige Lösung
(1 = 20) Yiwt^b weder durch Schwefelwasser-
stoffwasser^ noch durch Barjumnitrat ver-
ändert. Mü dem gleichen Volumen Weingeist
und der hinreichenden Menge Salpetersäure
versetzt t darf sie di4rch SUbemürat nur
opälisirend getrübt werden,^
Natrium bicarbonioum. Neben dem Salze
in Krusten ist auch das in Form eines weissen
Pulvers aufgenommen. Durch ein blaues
Glas betrachtet, darf die durch das Salz g<-
färbte Flamme nicht dauernd roth (statt „nur
vorübergehend roth**) erscheinen. Im Glas-
rohre erhitzt, entwickele das Salz kein Ammo-
niak. Für die übrige Prüfung wird, unter
Wegfall einer Prüfung in salpetersaurer
Lösung, Folgendes vorgeschrieben: „Dio
wässrige mit Essigsäure übersättigte Lösung
(1 =50) darf durch Schwefelwasserstoffwasser
nicht verändert und durch Barjumnitrat erst
nach 2 Minuten opälisirend getrübt werden ;
mit Silbemitrat darf sie erst nach 10Minut<>n
eine weissUche Opalescenz geben. Die unter
sanftem Umschwenken bewirkte Lösung von
1 g Natriumbicarbonat in 20 com Wasser
darf bei Zusatz von 3 Tropfen Phenolphtalein-
lösung sofort nicht geröthet werden; eine etwa
entstehende schwache Böthung n»uss durch
214
4 Tf^opfen Normalsalzsäure verschwinäen,^
— Die durch Cnrsivschrift hervorsrehobenen
Abänderungen beziehen sich anf die Prüfnng
anf Ammoniak, Katrinmthiosnlfat , Chlor,
Arsen*, Schwermetalle und Monocarbonat,
worüber in der Pharm. Centralh. schon zn
wiederholten Malen ausführlich berichtet
worden ist.
Pulvis Ipeeaenanhae opiatns,
Polyis Liqniritiae compositns,
Pulvis Magnesiae cum Eheo,
Pulvis Talci salicylatus (statt des sinn-
losen „Pulvis salicylatus cum Talco"),
Eadiz Althaeae,
Eadix Angelicae,
Eadiz Colombo,
Eadix Gentianae,
Snceus Juniperi inspissatns (soll „trübe
braun'' statt „dunkelbraun^ sein),
Succus Liqniritifte,
Snceus Liquiritiae depnratus,
Sulfnr depuratum,
Sulfur präcipitatum,
Sulfur sublimatum und
Snmmitates Sabinae
liaben keine Abänderungen erfahren.
Tinotura Ferri acetici aetherea werde
durch Mischen von 8 Theilen Eisenacetat-
lösung, 1 Theile Weingeist und 1 Theile
Essigäther nur zur Dispensation bereitet.
Tinotura Ferri chlorati aetherea,
Tinctura Ferri pomata,
Tinctnra Oaliarum und
Tinctura Oentianae
sind unverändert geblieben. g.
Arsengehalt des Liquor Ferri ses-
quichlorati des Handels.
G, Buchner macht darauf aufmerksam, dass
fast alle EisenchloridflÜBsigkeit, welche von
chemischeD Fabriken in den Handel gebracht
wird, nicht unbedeutend arsenhaltig ist. Die
Pharmakopoe nimmt bei der Prüfung des
Liquor Ferri sesquichlorati auf einen etwaigen
Arsengehalt keine Rücksicht, weil sie wahr-
scheinlich von der Voraussetzung ausgeht,
dass der Apotheker nach ihrer Vorschrift unter
Benutzung der officinellen, reinen, arsenfreien
Salzsäure den Eisencbloridliquor darstellt.
Wohl die wenigsten Apotheker werden jetzt
noch ihre Eisenchloridlösung selbst herstellen,
besonders da diese zu äusserst billigem Preise
im Handel ist, und dieses Handelsproduct,
nach der Pharmakopoe untersucht^ sich zu«»
meist ganz tadellos erweist. Versetzt man
aber einige Cnbikcentlmeter des Handels-
prodnctes mit Zink und Salzsäure \ um nach
dem bekannten Prüfungsverfahren der Phar»
makopöe anf Arsen zu prüfen, so erhält man
fast immer eine deutliche Arsenreaction. Ver*
muthlich kommt, um das Präparat recht billig
herstellen zu können , eine nur oberflächlich
von Arsen gereinigte Salzsäure zur Verwend-
ung, vielleicht in dem Glauben , dass bei der
Einwirkung der Säure auf das Eisen der Rest
des Arsens als Arsenwasserstoff entweiche^
was jedoch nicht der Fall ist. Das Arsen-
dürfte wohl als Arsensäure, resp. arsensaure»
Eisenozyd im Liquor enthalten sein. g^
Chemiker 'Zeit 11, 417.
Prüfung von Emplastram
Lithargyri.
Es kann unter Umständen erwünscht sein,,
schnell feststellen zu können, ob ein Blei-
pflaster nach Vorschrift der Deutschen Phar-
makopoe mit Olivenöl und Schweinefett zu
gleichen Theilen , oder nach Pharm. Austr.
mit Schweinefett, oder nur mit Olivenöl oder
mit Oelsäure (wie es Yon* Mohr zur Bereitung ,
von Heftpflaster empfohlen wurde) hergestellt
ist.
Die Untersuchung ist, wie Eremel in der
„Pharmac. Post" mittheilt, eine sehr ein-
fache: Ein mit Oelsäure hergestelltes Blei-
pflaster ist in Aether vollständig oder nahezu
vollständig löslich, da es fast nur aus Ölsaurem
Blei besteht. — Ein mit Olivenöl bereitetes
Pflaster wird entsprechend dem Gehalte des
Olivenöls an Stearin- und Palmitinsäure auch
die in Aether unlöslichen Bleisalze dieser
festen Fettsäuren enthalten und es beträgt
die Menge derselben in von Gljcerin und
Wasser befreitem Pflaster 17 bis 20 pCt. —
Ein mit Schweinefett hergestelltes Pflaster
wird selbstverständlich noeh mehr Blei-
verbin düngen der festen Fettsäuren, und zwar
40 bis 50 pCt., enthalten. g.
üeber Tinctura Opii sünplex.
Th. Schlosser hat in einer Reihe sehr inter»
essanter Versuche festgestellt, wie viel von
dem in einer bestimmten Sorte Opium ent-
haltenen Morphin in Lösung kommt, je nach-
dem zur Bereitung der Tinotur ein mehr oder
215
minder starker Spirittts verwendet wird. Es
kommen nämlich in Lösang: 69 pCt. des
Morpkins, wenn die Tinctar mit 70proc.
Spiritus bereitet wird; 72,3 pCt. bei Ver-
wendung Yon 35proc. Spiritus; 73,3 pCt. bei
Verwendung Yon 25proc. Spiritus; 75,1 pCt.,
wenn man das Opium mit der siebenfachen
Gewichtsmenge Wasser macerirt und dem
Filtrate die einem 25 proc. Spiritus entspre-
chende Menge Alkokol zusetzt; SOpCt., wenn
das Opium nur mit Wasser allein , und zwar
mit der zehnfachen Menge macerirt wird.
Kommt also Opium mit einem Gehalte von
lOpCt. Morphin in Verwendung, so können
in 100 g je einer dieser Tincturen in obiger
Reihenfolge nur enthalten sein: 0,69 — 0,72
— 0,73 — 0,75 — 0,80 g Morphin. g,
Zeit d. Ö8t$rr. Apoth,- Vereins,
Coca • Cigarretten.
Dr. Nachtigal in Stuttgart bespricht die
Tortrefflichen Eigenschaften der Coca, ins-
besondere des Cocaweins als hungerstillendes,
anregendes und belebendes Genussmittel bei
anstrengenden Märschen oder sonstigen Stra-
pazen, und empfiehlt dann ein ganz neues
Product der Coca - Industrie — die Coca-
cigarretten — der allgemeinen Aufmerksam-
keit. Er schreibt darüber : „Zunächst ist der
höchst angenehme, milde Geschmack und
Geruch derselben zu rühmen. Nachdem ich
sie selbst und an zuverlässigen Personen aus
Bekanntenkreisen rersucht hatte, gab ich sie
Asthmatikern , weiterhin bei katarrhalischen
Affectionen der Athmungsorgane und schliess-
lich auch bei Migräne, und zwar der nerrösen
Form. Ich bin der Ansicht, dass die hierbei
beobachteten , stets gleich günstigen Erfolge
auf die massig anästhesirende Wirkung des
Cocarauches auf die Nerven der in Betracht
kommenden Schleimhäute zurückzuführen ist.
Niemals waren dabei irgend welche nblen
Folgeerscheinungen zu beobachten, so dass
auch der „Nichtraucher'' oder solche, die den
gewöhnlichen nicotinhaltigen Tabak wegen
schlechten Magens nicht vertragen, ungestraft
den Cocatabak rauchen können. Ich bin
überzeugt, dass diese neueste Asthmacigarre
die bisher gebräuchlichen aus Hyoscyamus,
Stramonium , Belladonna etc. sehr bald und
für immer verdrängen wird, und kann einen
Versuch damit nur warm empfehlen. Ich
glaube aber , dass der Cocatabak nicht nur
bei Kranken , sondern auch Gesunden mehr
und mehr Anklang finden und mit Recht sehr
bald einen hervorragenden Platz in der Reihe
der Genussmittel einnehmen wird.** g,
Deutsche MediC'Zeit
>.<-K.'\>%^\
liiteratnr und Kritik.
Neues Pharmaeeotisclies Manual von
Eugen Dieterich. 344 Seiten gross
Octav. Berlin 1887. Verlag von
eT". Springer. Preis eleg. gebunden
7 Mark.
Sehen vor Vollendung des in diesem Blatte
während eines Zeitraums von 1^/4 Jahren
veröffentlichten Neuen Pharmacentischen
Haouals wurde der Wunsch laut, dasselbe als
geschlossenes Ganze, in BncbfonD, in der
Hand zu haben. Dem ist entsprochen worden.
Es wird genügen, hierauf hinzuweisen ; die
Leser der Pharm. Centralb. haben vollauf
schätzen gelernt, wie sich das Die^encA'sche
Manna! vor allen anderen ähnlichen Werken
dadurch auszeichnet, dass es nicht eine ein-
fache Zasammenstellnng von Vorschriften ist,
dasa es alle unbestimmten Angaben überMen-
ge, Zeit und Temperatur vermeidet, dass es nur
erprobte und fßr eine grosse Anzahl Artikel
ganz besonders ausgearbeitete Vorsehriften
enthält Das f&r ein Manual beste Lob, ein
durchaus zuverlässiges Buch zu sein, ver«
dient das vorliegende in Tollstem Maasse.
Durch Beigabe eines sehr ausführlichen
Sachregisters wird die Brauchbarkeit des
Manuals noch wesentlich unterstützt g.
Compendiam der Arznelyerordnang
von Dr. Oskar Liehreich und Dr. -4.
Langgaard. „Medieinisches Becept-
taschenbuch.'' Zweite Auflage. Ab-
theilung L Berlin 1887. Tischer's
medicin. Buchhandlung.
Das vorliegende Werk kündigt sich als
zweite Auflage des im Jahre 1884 erachie*
neuen „Medicinischen Becepttaschenbuchs"
an ; es hat aber die äussere Form als Taschen*
buch abgestreift und birgt nun als Oompen«
dium einen reich vermehrten Inhalt. Die
alphabetische Anordnung der Arzneimittel
ist beibehalten worden ; bei den chemischen
und pharmacentischen Präparaten wird zuerst
316
die DamiUihnig nnd h%i den DrogMi die AIh
stammmig dersell^B kurz gewfaildtfrt, dasmi
fol^eti Angaibett fiber ZvaamneiiBetziing irnd
^eosdrsfieii, Besprecbnog der Wirkimg,
AntreDdmig md DeBimAg, den SckkiM maekt
enre Aitsrwahl toh Beeeptfermeln. in Bezug
avf letztere lo^ge zb bM&erkcn gestattet sein,
daos Hecepte, wie das za der Iftiigst ata im-
sinnige Mieebmig erkannte« X^fido^^sehen
Aetzpaete webi wegbleiben k^^miten.
So ?ie1 ans der vorliegenden I. Abtbeihmg
zu ersehe» ist, wird das GompendHrm den
neiMn und nenesten Mitteln insbesendere
▼eile Berftoksiehügung zn Theil werden
lassen und deshalb zweifetles seinen Platz
anMh in Apotheken sehr nntzbringeird ans-
fNtan. Es ist doch I/iebreich's Name mit
den Forschungen über eine grossere Anzahl
vewer Mittel eng yerknüpfl ond legt er doch
vielfach anch avf die phamacentische Ans^
fBhrnng heben Werth.
Die ftnssere Anstattong des Werkes ist
tadellos.
ff-
ÜMidlNnii der allgemetiiea nmä s^
cMl6H Anni«fTerDr(ftiimiig8lebre.
Auf Gründlage der neuesten Pharma-
kopoen bearbeitet von Dr. G. Ä. Ewald,
Professof an der UniversitÄt Berlin.
Elfte neu umgearbeitete und ver-
mehrte Auflage. Berlin 1887, Verlag
von Aug. HirsehwcM.
Das vorstehend genannte Haadbnch der
ArzneiverordfMiiigriehre ist in aUen grosseren
Apotheken wohlbekannt; es verdankt seine
Beliebtheit bei den Apothekern zum nicht ge-
ringsten Theile dem Umstände , dass es von
der 2. Auflage an, d. h. seit länger als 30
Jahren, immer von einem Arzt und einem
Pllaiviaeenten (bis zur neunten Auflag«* der
allbekannte Berliner Apotheker Dr. Simon)
gemeinBchaffliieh herausgegeben wurde, wo-
durch seine praktis^e BraucMark^it auch
Ar den Apotheker gewissermaassen gai>antirt
war. Wenn nun auch auf dem Titel der
neuesten, elften Auflage nur ein Arzt als
Herausgeber genannt ist, so ist doch durch
ZuiielMiBg des Apotheker Dr. Dranke die
sehr wichtige nnd fir den Erfolg des Buches
nicht zu unterschätzende Mitarbeit eines Apo-
thekers auch diesmal gewahrt
Das Werk ist in allen seinen Theilen durch-
gesehen, ergänzt und kritiech überarbeitet
werden, gänslioh Veraltetes wurde ausge-
schieden, Neues nach GkbtMnr verwertiiet
Als eine wesenttiolieikweitemng und zigleteh
sehr nGtzlidie Keuerung ist die BerückncM%-
ung der au^ändischen Pfaairniafeo|if6en (Pbam.
Austriaca, AnvericafBa, Brittani^i', Qallica,
Hehetiea, Malica, Neerlandica vndNorwefnca)
U9»d die Angabe der in den genaanten Ländern
gebräui^liciieii Namen der Armehnittei zu
bezeiehnen. Bei dem immer mehr zuneinveD-
den Verkehr zwischen dm einzetoelif Knllnr-
staaten und der grossen Verschiedenheit der
ZusammenvetBungvieferolftcinelleD Präparate
ist es iuT de« Arzt wie fir den ApMfaAer
durehams netbwendig, einen Berather an der
Hand zu hmben. Beispielsweise sei erwähnt,
dass der Gehalt an Jodeisen im Sympne 9erri
jodati der verschiedenen Fharmtfliep&en
zwischen Ofi und 20 p€t. sdiwankt und dass
das Extractum Aconit! der einen Pharmakopoe
6 bis 7 Mai so e^ttriE Wirkt, wie das der an-
deren.
Im Uebrigen ist die fiintheiiung den Stoffes
die seitherige, praktisch bewährte, geblieben.
Die äussere Aosstaltug des Werkes läast
nichts zu wünschen übrig* f.
KaUncescUehte des Päanzeareichs. Grosser
Pnanzenatlas mit Text ftlr Schule und Haus.
80 fein colorirte Doptdtafeln mit überSOtK)
imtutj^etreuen Abbildungen und 4^ Bogen
begleitendem Text nebst yielen Holzschnitten.
Herausgegeben von Dr. M. JB^fetück,
Priratdeeeat am KOnigl. Polytechnikum zu
Stuttgart. 40 Lieferungen li 50 ^ oder
elegant in Prachtt»and gebunden fh Jf.
Emil HämBOmm/in's Verlag in Stnttgurt.
Die ersten 4 Hefte entfad^ als Einleitung
einen kurzen, durch eine grosse Anzahl Holz-
schnitte erläuterten Abriss der GestaHüehre.
Hierauf folgt bis Heft 14 eine ausA^lichere
Besprechung der blUthenleeen Pflanzen, eben-
falls dureh sahireiche Holaschnitte erläutert.
Ueberall sind die praktischen Bedürfoisse in den
Vordergrund ffestellt; so sind beispielsweise der
fftr den Haunialt des Mensehen so wi^Migen
Familie der Hautpilze allein circa 9 Tafeln und
3 Bogen Text anc^ewiesen. Mit Heft 15 beginnt
die Behandlung der Blüthenpflanzen. deren Dar-
stellung bis zu Ende stets fleh gleidibieibende
Sorgfalt eikennen lässt.
äbrlss der cheuUschea Techatiogie mit be-
sonderer Rücksicht auf Statistik und Preis-
yerhältnisse. Von Dr. Chr, HeinfeHinff,
Doeent an Polyteehnikum in Zirfch. Erste
lieferung. Pros 2 Jf, Cassel und BerMn
1887. Verlag von Theodor FMur,
Wir werden auf das Werk surUckkommen,
sobald eine Anzahl Lieftnrsngen desselben er^
schienen sind.
217
tem QiUfmMlNip». Ein Handbncli 4er
UfilerstMfeniDg, Prfiftmg «Ad Wertbbesttn»»-
nng aner Handelswaären, Natur- und Kunst-
enenmisse. Gifte, Lebensmittel, G^beim-
Mlltei «^c. Zweite «mgeflrbeitete Auflftf^e,
h^mvs^^ebeift T<m Dr. H. Hager «nd Dr.
E. Hoiäerfiumn. Zwölfte «nd dreizehnte
lA^mmg. (Zweiten Bandes dritte vnd vierte
Liefern«^.) Leipzig 1887. Hörnst Oünthers
Verlag. _ _ ^_
ZMülVm flT' MWVlMeftSilitflli. Ori^iial-
abhundtiuigien and Berichte. Heransipe^eben
im Auftrag des naturwiesenscbaftlichen
Verefas för Sachsen und Thüringen v(wi
Dr. Br<M9 in Marbtirg. Geb. Bergrath
Dmnker. Pteiherr von FrHs^^, Plrofessor in
Hdle. Ptnf. I>r. Oürcke in Berlin. Prof.
Dr. Kfiöbkntch, Geh. Beg.-Rath, Prflsident
der Leeipoldlniflchen Academie der Natnr-
foTBcber in Ha&e. Geh. Kath Prof, Dr.
Ijgu^mH in Leif>«ig. Prof. Dr. Lueäeeke in
Haue. Prof. Dr. %. SdUmidt in Marbvrg
nnd Privatdocent Dr. Zönf in Halle. Der
ganzen Reihe LIX. Band. Vierte Folge.
Fflfefter Band. Fflnfles Heft. Mit 1 Tafel
Preis pro Jahrgang (6 Hefte) 16 uT.
Halle a. S. 18b6. Verlag von Tausch dt
^^ Grosse,
MMUgrapMe dta Sdenees HedtealM. Index
möthodiqve et catalogne descriptif des livreis
et jovrnanx. Anciens et modemes , francais
et Tangers sxn les sciences m^dicaies. Prix,
franco par la noste, 2 fr. 50 cts. Paris, 1887.
Librairie, J.-B. Boilli^re et flls, Rne Hante-
feaille 19.
FMs4i8le. Chemisehe Fabrik von lax Jif^.
Berlin SW. , Kommandanten - Strasse 82.
Febniar 1887.
hrehi - YemleMss von Oiesar ft Loretx in
Haue a. 8. Special -Handlnne^ fffr regeta-
btlische Drogen in gansem nnd bearbeitetem
Zustande. Ptrlyerisir- nnd Sehneide-AnstaH
mit Dampfbetrieb. Anfang April 1887.
PMswrteMnl« Hr. 10 Hlkroskoftfcher Priyt-
rate Ton J. EHne ft 0. Mller. Berlin S.,
Prmsenstrasse 71. 1887.
PMS'LtsU der Fabrik ftlr mediciniscbe Verband-
stoffe, gestrichene nnd gerollte Pflaster von
Apotheker E. WeMe, Königsberg i. Pr.
April 1887.
"•-^ W x-' /
lllscellen.
Geheimmittel und XarpfoftchereL
Die Polizeibehörden verschiedener Städte
nnd der Ortsgesnadheitsrath in Karlsruhe er-
lasseli weiinre wametide Bekanntmachangen
vor:
1. Simpson'sche Lotion gegen „Tanb-
heit* ist Gljcerin, dem etwas Aether nnd Al-
kohol beigemischt ist; der Inhalt der um 4 uff
50 4- abgegebenen Flasche hat einen Werth von
etwa ib4,
2. Hartzema^s Hflmaton, „ein erfdlg-
reichee Universal-Medieament geeen Gicht nnd
Rhevnmtismns*', ist eine mit indifferenten or-
ganischen Sttbatanzen versetite sahrsanre LOanng
ven Bbenehlorid nnd Kochsah. Der Verfertiger
ist ein schon mebrikch, n. a. mit 2 Jahren
ZeUengefibigmflB bestrafter Apothekergehfllfe.
3. fttdian Pflaster, „ein sicher wirkendes
Mittel gegen Flechten aller Art'', ist Emplastmm
fascom mit einem kleinen Znsatz von Peru-
balsam.
4. Dr. Lieber'B Nerven-Kraft-Elixir,
„ein Kiltel znr dauernden, rsdicalen nnd siche-
rn HeUttig aHer, seihet der hartnftckigtten
Nertenldd^^S ist ein Aloe enthaltender aroma-
tisch - bitterer Sohnaps. Verfertiger sind ein
schon oft nnd wegen jBetmgs schwer bestrafter
Wondinmeidieiier nnd dessen ebenfalla schon
heatnifke Mutter.
5. Nicholton's patentirte vervoll-
kommnete künstliche Ohttrommeln,
„ein sidieres Ifittel gegen Tanbheit^ sind eine
Modiflemkion der sehon lingat bekannten kfinst-
HeneB TkoBBrneifeHe. Dan Paar soieher Ghi^
trommeln kostet SO bis 42 uT, wShrend die Her-
BtellnngskosteB kaum 1 Uf betragen.
6. Die Dentsche Gesnndheits-Com-
pagnie in Berlin wird von dem bekannten
bandwarm -Heilkfinstler Eich. - Mohrmann und
dem wegen seines Buches „Der Jugendspiegel"
anrüchigen Schriftsteller Bernhardt geleitet.
Die beiden Pfascher beuten das verfrauens-
selige Publikum in unverschämtester Weise aus
durch Abgabe von Mitteln zu unerhört hohen
Preisen.
7. Dr. Bödiker k Co. in Hannover ver-
senden ein Büchlein „Krankentrost für akute
und chronische Krankheiten" und empfehlen
zugleich allerhand sehr theure, aber nichts-
nutzige Ifittel, wie Hjdrops-Essenz, Kmft-Elixir,
Barterzengnngsmittel, Mittel gegen Tronksucht,
SchOnheitswasser etc.
8. Ein gewisser Chader in Genua empfiehlt
sich in vielen Zeitungen als Augenarzt; der-
selbe verlangt bei Anfragen znvorige Einsendung
von 60 Francs, l&sst aber nach Empfang des
Geldes nichts mehr von sich horen.
Antlidie BtktsitDiMhifgei, Venrlnng«»»,
RoielttgerkiitBeiituheMangeii ek.
Beehtsprechung.
Verkauf von Anis, welcher 6,86 pCt. erdige
TheDe enth<, durch einen Kaufmann, der naco-
weislich für genaue Aussiebun g seiner Waare Sorge
getragen hatte, ist nicht als Vergehen gegen
das l7ahrungsmittelgeseta bestraft Meinungs-
verschiedenheit der Sacbverstftndigen üb^r oen
höchsten zulässigen Gehalt von Anis an Erd-
theUen. § 10 Qes, vom 14. Mai 1879.
Entscheidung des Konigl. bayerischen Land-
gerichts KU Fürth vom 7. Juli 1886 gegen JB.
218
Gründe:
Es ist thatsftclilich festgestellt, dasB die im
Herbste Torigen Jahres vom PoliEeioffizianten
0. di^er dem Laden des Angekläfften ent-
.nommene Anisprobe 6,86 pCt erdige Tneüe ent-
hielt Es liegt jedoch kein Beiweis dafür Yor,
das« dem JB. wegen des genannten Procentsaties
Sand oder Erde irgend ein Verschulden trifft.
Der Zeuge J, Th, fnngirt seit drei Jahren als
Anslanfer bei B. nnd bekundet, dass er Ton
diesem streng angehalten ist, bei der jedes-
maligen Anffüllong des Anis, diesen genan ans-
SU denen, dass er den ihm gewordenen Befehl
jedesmal nnd swar seit drei Jahren genan ans-
geftthrt bat nnd hierbei vielfach von seinem
Dienstheirn überwacht worden ist BesOglich
der Frage, ob dorch sorgfftltiges Sieben der
Anis, der bei der Ernte mit Erdtheilen ver-
unreinigt wird, soweit gereinigt .werden kann,
dass der zu verkaufende Anis nicht mehr als
8 pCt. Erdtheile enthftlt, welchen Procentsatz
Dr. ü. als unbeanstandbar erkl&rt, gehen die
Ontachten der Sachverständigen Dr. L. und
Johann BapM St. auseinander. Lettterer ver-
neint dies nnd ersterer glaubt, dass es möglich ist.
Immerhin giebt Dr. L. soviel tu, dass es sehr
schwer ist, sn Fagen, ob bei dem im Handel
befindlichen Anis nicht auch bei sorgf<ieem
Sieben Aber 6 pCt erdige Theile der Waare bei-
gemengt bleiben. Hiemach büdet selbst das
strengere Urtheil des Dr. L. keine sichere Grund-
laffe für die Annahme, dass der Angeklagte in
fenrUssiger Weise mit Erde vennengten Anis
in seinem Laden feilgehalten hat. Das Glutachten
des Dr. X. muss bei Beurtheilung der Schnld-
frage nm so vorsichtiger behandelt werden, als
die Chemiker mit geringen Proben zu mani-
pnlir^ pflegen, und bei diesen die Reinigung
mit einem Siebe selbstverständlich die Beduc*
tion auf einen g[eringeren Procensatz von Ün-
rath ermöglicht ist, als bei grosseren Quanti-
täten von Anis, mit denen Eamleute zu rechnen
haben. Da Dr. X. angegeben hat, dass er mit
Dr. H. in E. in Verkehr trat, um Anhaltspunkte
dafür zu gewinnen, welches Quantum von
erdigen THeilen beim Anis als unbeanstandbar
zu erklären sei, dass beide Sachverständige ur-
sprünglich in Bezug auf die Fehl -Grenze uneins
waren, nnd dass den Chemikern in Bezug auf
den Anis eine er^ebige Praiis nicht zurSeite
steht, ferner, da eine gesetzliche Vorschrift da-
für, welcher Procentsatz von erdigen Bestand-
theilen im Anis nicht zu beanstanden ist, nicht
ezistirt da endlich die von den Chemikern auf-
gestellten Regeln rechtliche Beachtung nur
dann verdienen, wenn sie mit den Productions-
und kaufmännischen Verhältnissen in Ein-
klang i^ebracht werden kOnnen, so hat das Ge-
richt die Ueberzeugung gewonnen, das auf Grund
des von Dr. L. abgegebenen Gutachtens eine
Verurtheilung des Angeklagten ebensowenig
eintreten kann, als nach Maassgabe des Gut-
achtens des qu. St, welcher bestimmt erklärt
hat, dass B. seinen Kunden reineren Anis nicht
liefern kann, es sei denn, dass er solchen vor-
her wäscht oder ausliest Das Waschen ist
ausgeschlossen, weil hierdurch die Waare un-
verkäuflich wird, kein Eaufmannsgnt mehr bildet,
und letzteres können wohl die Consumenten
beim Einkauf kleinerer Quantitüten besorgen,
es kann aber dem Kaufmann nicht zugemuthet
werden, weil es diesem rein unmöglich ist
Bei der vorgeschilderten Sachlage hat der
Berufungsrichter gleich dem Unterrichter die
Ueberzeugung gewonnen, dass der Angeklagte
des ihm zur Last gelegten Beates nicht Über*
führt ist
Offene Gorrespondenz.
Apoth. 8* in G« Ester sind Säureäther, ge-
wissermaassen Salze, bei denen die H -Atome
der Säure durch ein einwcrthiges Alkohol -Ra-
dical ersetzt ist Sie bilden sicn bei Einwirkung
von Säuren auf Alkohole, unter gleichzeitiger
Bildung von Wasser, z. B. Aethjialkobol C« Hs .
OH + Essigsäure CH. . COOH = Essigsäure ^
Aethjlester, vulgo Essiffestcr« CH, . COO . CH,
-|- H«0 oder Amylalkohol C5H11 . OH + Ameisen-
säure H . COOH = Ameisensäure - Am jlester
H . COO . C5H1, -I- HtO. Die Ester charakte-
risiren sich somit als Alkohole, deren Hydrox^l-
wasserstoff durch ein Säure -Radical ersetzt ist
Essigester ist unser Aether aceticus.
4|H>t^.K.mZ« Reinigungkujjferhaltiger
Extracte? Abgesehen davon, ob die Behandlung
eines kupferhaltigen Extracts mit Natriumhjpo-
sulfit wirklich eine „Reinigung*' des Extractes zu
nennen sein dürfte, ist es uns ^nz unverständlich,
wie sich viele Fachzeitschriften wiederholt mit
diesem Thema beschäftigen kOnnen. Es ist doch
nur zweierlei denkbar; entweder der Apotheker
bereitet das Eitract selbst und da wäre es
schlimm, wenn er sich vor dem Kupfer nicht
zn schützen wüsste, oder er bezieht aas fertige
Extract und da wird er sich doch nicht dazu
hergeben, das kupferhaltige Fabrikat eines
Schmierfinken (denn wer kupferhaltige Extracte
zum Verkauf bringt, ist ganz sicher einer) lu
„reinigen.^
Nt ȧU Dank der Auskunft eines unserer
Leser smd wir in der Lage, Dmen über rfijri'
detikon^* etwas| Näheres mittheflen zu können.
Syndetikon ist „garanürt reiner flüssiger Fisdi-
leim, stets fertig zum Gebrauch, klebt, leimt,
kittet Alles.'* £an guter flüssig^ Leim, wozu
Sie Vorschriften in der Pharm. Centralh. finden,
wird wohl dasselbe thun.
Apoth, M. in L« Ueber die Bestimmung des
Zuckers im Harn mittels CyanqnecksÜber wollen
Sie gefälligst im Pharm. Kalender L Theil,
Seite 102 nachlesen.
Um Angabe der Vorschrift zu der „Perrini-
sehen Worcestershire Sauce wird ersucht**
Yerln^r vad ▼•natwortllelkOT Redaetciir Dr. E» Oelftler In DrMden.
Im Bvcbhaiid«! doreh Juli«« Springer, Berlin H., Monb^onplAts 8.
Drvck der Kdalffl. Hoffimchdniekerel von C. 0. Melnhold ft Sdhne In Dreedes.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung fUr wissenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Heraosgegeben von
Dr. Hennann Hager und Dn Ewald Geissler.
Encheint jeden Donnerstag. — Abonnementspreis durch die Post oder den Bncbbandel
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Anfragen, Aufträge, Manuscripte etc. wolle man an den Redacteur Prof. Dr. E. G ei ssler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
Neue Folge
YIIL Jahrgang.
MIS.
ßerlin, den 5. Mai 1887.
aar:
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhaltx €a«Bl« BBS PkAnuMl«: Dia Helfenberger Opiam-PrOfaDgtmetbode ond ihre Modifleation dnreh
Sehliekam. — Üeber Berbertn. — Moliseh* Zackerreaetlon. — Yerwondung arteDhaltiger roher SalEaänre snr
Kohlenfläoreeraengung bei Blerdmckftpparaten. — Pillen mit Ammonium pieronltrlenm. — Ghlorsinkpaiten. —
Obiftten snr Verabrclebnng scbleoht schmeekendor FlOMlgketton. — Neave's Kindermehl. ~ Dentocbe Natur»
foneherversamminng. — Offene CorrefpOBdeai« — iBielgeB«
Ctaemle und Ptaarmadee
Die Helfenberger Opium-PrüfangB-
mefhode und ihre Modification
dorch Schlicknm.
Mittbeiinng der Papier* und chemischen Fabrik
Eugen JHeUrich, in Helfenberg bei Dresden.
Während wir uns in unseren früheren
Arbeiten darauf beschränkten, die Methode
der Pharmakopoe nach allen Seiten hin
ausznprobiren, dehnten wir die späteren
YersQche anf weiter gehende Gombina-
tionen aus und gelangten durch die hier-
bei gesammelten Erfahrungen schliesslich
dahin, ein eigenes Untersuchungsverfahren
für Opium aufstellen und veröffentlichen
zu können (Pharm. Centralh. 1886, Nr. 43
u. 44). Die hierbei gemachten {positiven
Vorschläge mussten nothwendig die Kritik
heransfordem und zu Control -Versuchen
anregen. Wir durften denn auch kurz
nach unserer PubUcation bedeutende Ab-
handlungen über denselben Gegenstand
von iSfeWfVsfcim (Archiv d. Pharm. 1887,
1. Januarheft), Fischer (Pharm. Ztg. 1887,
Nr. 28) und Beckurts (Pharm. Centralh.
1887, Nr. 14 u. 15) und zwar freudig
begrüssen.
Die beiden letzteren finden die von
uns gemachten Angaben bestätigt, wo-
gegen Herr ScMickum unsere Methode
für zu difficil hält und deshalb eine
Modifleation für dieselbe vorschlägt. Wir
befinden uns daher in der Nothwendig-
keit, unseren Untersuchungsgang ver-
theidigen und im Anschluss hieran die
SchliclMfn' sehen Vorschläge kritisiren zu
müssen.
I.
Es ist uns eine angenehme Pflicht,
den Scharfsinn und die Gründlichkeit,
mit welcher Herr Schlickum die Opium-
frage behandelt und die einzelnen Metho-
den beleuchtet, in erster Linie anzuer-
kennen. Der Herr Verfasser geht ganz
richtig von den Eigenschaften der Opium-
alkaloide und den Modalitäten der in
Frage kommenden Verfahren, aus, um
dann hieraus seine Ansichten zu ent-
wickeln und Kritik zu üben, beziehentlich
Verbesserungsvorschläge zu machen. Die
gezogenen Schlüsse sind unzweifelhaft
in den meisten Fällen scharf und theo-
retisch wohl begründet, so dass die Arbeit
sich mit grosser Ueberzeugungskraft ein-
220
itihrt Bekanntlich aber befinden sieh
Theorie und Praxis nicht immer im Ein-
klang und es tritt nur zu oft an den
Forscher die Nothwendigkeit heran, seine
scheinbar unumstösslichen Theorien durch
praktische Versuche zu legalisiren.
Wir bedauern (wie B. Fischer) den
Mangel von Zahlenbeweisen in der
Schltckum sehen Arbeit und meinen, dass
von der Verpflichtung, solche Arbeiten
ziffernmässig zu belegen, die Versicherung
anderweiter Beschäftigung (Apoth. Ztg.
1887, Nr. 30) nicht entbinden könne.
Wenn Herr ScMickutn übrigens (1. c.)
zu glauben scheint, dass nur e r Versuche
„mit den mannigfaltigsten Com-
plicationen und Variationen''
ausgeführt habe und wir dagegen „nach
wenigen feststehenden Methoden"
gearbeitet hätten, so befindet er sich sehr
im Irrthum. Auch wir sind erst durch
ein genaues und gründliches Studium,
welches ebenfalls reichlich mit „Gompli-
cationen und Variationen" der Versuche
verknüpft war, zu unserem Verfahren
gekommen, wenn auch unsere diesbezüg-
liche Veröffentlichung davon nichts er-
wähnt und sich auf das zum Verst^ndniss
Nothwendige beschränkt.
Wir werden diese Versuche demnächst
publiciren, um den Beweis für das oben
Gesagte zu liefern und um femer die
Gegner zu einem gleichen Handeln und
zum Nachholen des Versäumten zu ver-
anlassen.
In der Kritik unserer Methode erkennt
Herr SchUcJsum unser Verfahren, die
grösste Menge des Narkotins durch einen
Theil Ammoniak auszufällen, als rationell
an und hat auf diesem Wege gute Re-
sultate erhalten. Sein anfänglich günstiges
Urtheil schlägt bald in das Oegentheil
um und er s^ Seite 13:
91 Wie sehr mich auch anfangs die
nach dieser (Helfenberger) Methode
ausgeführten Analysen befriedigten,
so nahm ich hei später toiederholten
Untersuchungen grosse Morphinver-
luste wahr, wenn nicht eine Über'
grosse Vorsicht beim Neutralisiren
mit Ammoniak geübt wurde etc."
Angenommen, was aber nicht der Fall
ist, wir hätten Neutralisation bei unserem
Verfahren vorgeschrieben» so sind wir
sicher berechtigt zu der Frage:
Wie gross waren denn jene
Verluste?
Wir zweifeln gar nicht, dass Herr
Schliekum Verluste hatte; um aber Ver-
gleiche anzustellen, müssen wir die Zahlen
kennen lernen.
Anschliessend an den oben citirten
Satz sagt Herr Schliekum weiter:
„Die Ausscheidung des Morphins
schliesst sich beim ersten Tropfen
Ammoniak an, der Über den Punkt
der Neutralität zugesetzt ist."
Auch diese These, welche in Bezug
auf Neutralität die vorige Aengstlichkeit
verräth, entbehrt der ziffemmässigen
Begründung, so plausibel sie theoretisch
erscheint.
Da Herr Schliekum unsere Methode
an der Neutralisation scheitern lässt, so
wird er uns die weitere Frage gestatten
müssen :
Wo steht denn in unserer
Methode, wie sie auf Grund
der Voruntersuchungen schliess-
lich in Nr. 44 der Pharm.
Centralh. Jahrg. 1886 festge-
stellt ist, etwas von Neutrali-
siren und wie kommt Herr
Schliekum dazu, die so gefähr-
liche Neutralisation in unsere
Methode einzuschieben?
Bei unseren Voruntersuchungen, wie
sie in Nr. 48 der Centralhalle nieder-
gelegt sind, hatten wir allerdings die
Entdeckung gemacht, dass der aus einem
wässeri^enOpiumauszug durch Ammoniak-
Neutralisation gewonnene Niederschlag
zum ffrössten Theil aus Narkotin bestand
und frei von Morphin war.
Wir hatten uns damit aber keineswegs
beruhigt, sondern (s. S. 532) sofort zu
erfahren gesucht, ob genaue Neutrali-
sation nöthig sei.
Wir erfuhren bei Anwendung der uns
zur Verfügung stehenden Opiumsorten,
dass jede Portion Auszug 1,3 bis 1,7 ecm
Normal -Ammoniak zur Neutralisation
bedurfte, dass aber bei Anwendung
selbst der doppelten Menge Nor-
221
mal-Ammoniak Morphinverluste
nicht eintraten. Der Umstand, dass
verschiedene Opiumsorten verschiedene
Ammoniakmengen zar Neutralisation be-
dürfen, war uns also schon früher be-
kannt.
Nachdem sich die Morphin-Ausbeuten
fleich blieben, ob wir 1,5 bis 3 ccm
Formal -Ammoniak zum Ausfällen des
Narkotins verwendeten, entschlossen wir
uns zu 2 ccm , weil der durch mehr
Ammoniak reichlicher entstandene Nieder-
schlag das Filtriren erschwerte, ohne
dass dadurch ein reineres Morphin er-
zielt worden wäre. Bei dem grossen
Umfang unserer Arbeit unterliessen wir
die Einzelbesprechung jener Analysen,
holen aber heute das Versäumte nach.
In unserer schliesslich normirten Methode
durften und mussten wir das Wort:
„ Nentralisiren '' fallen lassen, 1. weil
nicht sie, sondern die Ausfüllung des
Narkotins den Schwerpunkt bildete, und
2. weil durch die von uns vorgeschrie-
bene Ammoniakmenge der Neutralisations-
punkt weit überschritten wurde.
Unsere Methode lässt bekanntlich 6 ccm
Normal -Ammoniak anwenden und zwar
2 ccm zum Ausfällen des Narkotins und
4 ccm zum Ausscheiden des Morphins.
Wird die erstere Menge erhöht, so muss
von der zweiten entsprechend abgebrochen
werden, so dass die Gesammtmenge 6 ccm
beträgt. Wir werden in den folgenden
Versuchen nur die Ziffern der Ammoniak-
mengen aufführen und schicken voraus,
dass die erstere Menge zum Ausfällen des
Narkotins und die zweite zum Ausscheiden
des Morphins benutzt wurde.
Zur Verwendung kam ein Smyrna-
Opiam, dessen w&s^riger Auszug 1,5 ccm
Normal- Ammoniak bedurfte.
Nachfolgend legen wir die erzielten
Werthe vor:
a) 2:4 ccm Normal- Ammoniak:
12,14 ]
pGt. Morphin,
12.00
ti
II
11,90
II
if
12,82
1)
II
12.30
II
II
il,9Ö
»1
II
12,29
II
II
12,23
>»
II
12,36
1».
II
12,80
II
II
12
13
15
16
17
18
19)
20)
II
♦I
II
II
II
II
II
»I
»1
II
I»
II
I»
II
I»
II
II
II
II
1»
V
II
II
II
II
II
II
II
I»
II
II
b) 3:3 ccm Normal -Ammoniak:
11) 12.30 pCt. Morphin,
12,20
12.12
12,05
11,90
12,22
12,09
11,98
12,42
12,29
c) 4:2 ccm Normal -Ammoniak:
21) 11.42 pCt. Morphin,
22) 11.40
23) 12,00
24) 11.89 „
d) 5:1 ccm Normal - Ammoniak :
25) 10,72 pCt. Morphin,
26) 10,80
27) 11,12
28) 10,92 „ ,
e) 6 com Normal -Ammoniak anf einmal:
29) 10,58 pCt. Morphin,
30) 10,42
81) 10,55
82) 10,81
Bei d und e resultirte nach Zusatz der
ersten Portion resp. der ganzen Menge
Ammoniak infolge der grossen Menge
Niederschlags weniger Filtrat, so dass
wir uns mit einem Filtrat, welches nur
3 g Opium entsprach, begnügen und den
weiteren Ammoniakzüsatz bei d ent-
sprechend reduciren mussten.
Nachdem wir schon bemerkten, dass
die benützten OpiumauszOge nur 1,5 ccm
Normal-Ammoniak zur Neutralisation be-
durften, so wurde bei Gruppe b zum
Ausfällen des Narkotins noch einolal
so viel Ammoniak angewandt , als nach
Ansicht des Herrn Schltckum hätte ge-
nommen werden dürfen;* die Neutra-
lisation, welche nach Schltckum „nicht
um einen Tropfen Ammoniak"
tiberschritten werden darf, war bei diesen
Versuchen energisch überschritten, aber
ohne dass, wie auch Beckurts be-
richtet, weniger Morphin gewonnen
worden wäre, wie bei Gruppe a. Die
Grenzen liegen also recht bequem aus-
einander und die guten Besultate, welche
wir früher und jetzt erhielten, sind
nicht, wie Herr Schlickum Seite 14
sagt, nur durch äusserste Sorgfalt
bei der Neutralisation erreicht.
Bei allen unsem zahlreichen Analysen
nach eigner Methode haben wir ohne
Unterschied erheblich übersättigt und
Herrn Schlickum muss, wenn er sich
222
genau an unsem Gang hielt und zum
Ausfällen des Narkotins 2 ccm Normal-
Ammoniak verwendete, genau dasselbe
passirt sein, da uns bis jetzt noch kein
Opium vorkam, das mehr als 1,7 ccm
Normalammoniak zur Neutralisation be-
durft hätte. Wenn Herr Schlichum gegen-
theilige Beweise besitzt, so sehen wir
deren nachträglicher Veröffentlichung sehr
gern entgegen.
II.
Die SchltcJcuni'sGlie Methode lehnt sich
an die unsere insofern an, als sie eben-
falls durch Ammoniak zuerst das Nar-
kotin und dann erst das Morphin aus-
scheidet, dies aber aus weingeistigem
Auszug thut und durch Abdampfen eine
neutrale Lösung zu gewinnen sucht. Da
aus der Schlichen' säien Arbeit nicht er-
sichtlich, was das neue Verfahren eigent-
lich leistet, so blieb nichts Anderes übrig,
als diese Lücke für Herrn Schlickum aus-
zufüllen und seine Methode mit der un-
seren dadurch zu vergleichen, dass wir
nach beiden das schon im vorigen Absatz
benutzte Opium durch eine grössere An-
zahl von Analysen prüften. Wir durften
hierzu die im Kapitel 1 aufgeführten
Analysen 1 bis 20 für unsere Methode
mit heranziehen, um schliesslich aus der
Gesammtzahl die Abweichung für jedes
einzelne Verfahren zu berechnen.
Wir erhielten folgende Ziffern:
Morphin
i -Ausbeute
Morphin - Ausbeute
nach
nach der
Schlickums Methode:
Helfenber{2:er
Methode:
pCt.
12,90
pCt.
pCt.
33)
63)
12,15
12,14
34)
11,60
54)
12,15
12,00
35)
12,00
55)
12,02
11.90
36)
11.80
56)
12,20
12,32
37)
11,50
57)
12,12
12,30
38)
11,75
58)
12,17
11,90
89)
12,85
59)
12,32
12,29
40)
12,55
60)
12,20
12,23
41)
11,55
6))
12,00
12,36
42)
12,20
62)
12,04
12,30
43)
12,00
63)
11,98
12,30
44)
9,80
64)
12.30
12,20
45)
11,90
65)
12,20
12,12
46)
10,75
66)
12,12
12,05
47)
10,25
11,90
48)
11,65
12,22
49)
1130
12,09
60)
12,00
11,98
51)
11.15
12,42
52)^
10,50
) Analysen
Unt
12,29
Unter 2(
er 34 Analysen
3,1 pCt IMerenz. |
0,46
pCt Differenx.
Mit dem Schlichum' sehen Verfahren
hatten wir einige noch tiefer, als 9,80
liegende Zahlen erhalten, wir unterdrück-
ten dieselben aber, weil wir die Ursache
daftir nicht in der Methode suchen woll-
ten. Der Vergleich zeigt ja ohnehin deut-
lich, auf welche Weise gleichmässigere
Werthe erhalten wurden, und ist von um
so schwerer wiegender Bedeutung, weil
die Parallelen nicht aus einigen wenigen,
sondern einer grossen Zahl von Analysen
bestehen.
Zu einem endgültigen Urtheil gehörte
noch die vergleichende Untersuchung der
respectiven Morphine und der zuerst durch
Ammoniak gewonnenen Ausscheidungen.
Das nach Schlickum gewonnene Mor-
phin sah etwas bräunlicner aus, wie das
nach hiesiger Methode erhaltene, löste
sich auch mit etwas mehr Farbe und
nicht so vollständig, wie das unsere in
Kalkwasser. An Aeiher gab äeLsSchlickum-
sche Morphin 1,8 pCt., das unsere 1,2 pGt.
ab, eine Differenz, welche nach unserer
Ansicht nicht ins Gewicht i&Wt Beckurts
fand zu Gunsten des letzteren den durch
Titration bestimmten Unterschied weit
bedeutender. Als die Beckurts'sche Ar-
beit erschien, besassen wir die beiden
Morphinsorten nicht mehr und konnten
daher zu unserem Bedauern nicht auch
den von Beckurts empfohlenen Titrations-
weg einschlagen.
Die nach Schlickum durch Ammoniak-
zusatz und Abdampfen gewonnenen Aus-
scheidungen betrugen getrocknet 9,23 pCt.
mit 8,33 pOt ätherlösTichen Theilen vom
angewandten Opium, während der nach
unserem Verfahren erhaltene und getrock-
nete Niederschlag sich auf 5,10 pCt. mit
4,11 pCt. ätherlöslichen Theilen vom ver-
arbeiteten Opium bezifferte.
Es ist erklärlich, dass der nach Schlickum
hergestellte weingeistige Auszug viel har-
zige Theile und unser Verfahren durch
den Ammoniaküberschuss mehr Narkotin
ausscheidet. Dieser Unterschied macht
sich auch geltend, sofern unser Morphin
etwas weniger wie jenes durch Narkotin
verunreinigt ist.
Der Schwerpunkt beim Vergleich liegt
in den gewonnenen Werthen. Auf Grund
dieser konnten wir keinen Augenblick in
Zweifel sein darüber, ob Schlichum unsere
233
Mediodd verbessert habe oder nicht. Das
Interesse an der Sache und die HoShung,
die Qnelle jener Differenzen zn entdecken,
Hess uns noch zu Versuchen schreiten,
welche überraschende Sesultate ergaben
und im nächsten Kapitel Platz finden
sollen.
III.
Unsere Analysen 1 1 bis 20 haben gezeigt,
dass die bei Anwendung des Schtickum"
sehen Verfahrens beobachteten Morphin-
yerloste (Analysen 88 bis 52) nicht in
dem schwachen üeberschuss von Ammo-
niak, welchen Herr Schlichwin vor dem
Eindampfen geben lässt, ihre Ursache
haben können. Wir glaubten aber nicht
fehl zu gehen mit der Vermuthung, dass
das Einkochen des weingeistigen Aus-
zuges nicht allen Weingeist auszutreiben
vermöge und dass die restirenden Mengen,
die von dem Grad des Kochens abhängen,
einen Einfluss auf die Morphinausschei-
dung ausüben müssten.
Obgleich wir die Versuche mit reinem
Morphin im Allgemeinen ftir die Morphin-
ausscheidung aus Opiumauszügen nicht
für maassgebend betrachten, so konnten
sie doch bei Beantwortung der vorliegen-
den Frage von Nutzen sein.
Wir verfuhren in nachstehender Weise :
0,5 Morphin! puri
lösten wir in
2 cem Normal- Schwefelsäure,
verdünnten mit
19,0 Aquae destillatae,
19,0 Spiritus diluti,
machten mit
0,5 Liquoris Ammonii caustiei
schwach alkalisch und kochten bis auf
die Hälfte des Gewichtes ein.
Mit
q. 3. Aquae destillatae
auf das ursprüngliche Gewicht gebracht,
versetzten wir mit
10,0 Aetheris,
0,7 Liquoris Ammonii caustiei
usd stellten 10 Stunden zurück.
Wir erhielten bei 8 derartigen Ver-
suchen folgende nach Procenten des an-
gewMdten Morphins berechnete Ans-
beirteii:
a)
90,6 pOt.
b)
89,6 „
c)
90,0 „
d)
94,0 „
e)
89,4 „
f)
88,0 „
g)
89,0 „
h)
98,0 „
Unter 8 Analysen eine Differenz
von 6 pCt.
Diese Zahlen stimmen mit den von
Schlickum auf gleiche Weise erhaltenen
(Seite 15 und 16) überein. SchlieJcum
erhielt von 0,386 g Morphin 0,257 g «
89,9 pCt. und aus 0,20 g sogar nur 0,170 g
« 85 pOt. zurück.
Es ist nicht erklärlich, dass Herr
Schlickum durch diese seine Resultate
bei einer Differenz von 5 pCt befriedigt
sein konnte.
Im Gegensatz zu mit Weingeist ge-
machten Analysen liessen wir zwei folgen,
bei denen wir das Morphin aus wässe-
riger Lösung ausschieden. Wir erhiel-
ten so
i) 94,2 pCt. Morphin,
k) 93,4 „
zurück.
Die Differenz zwischen den Werthen
der beiden Verfahren schien unseren Ver-
dacht zu bestätigen. Um uns Gewissheit
zu verschaffen, kochten wir 100,0 g eines
nach Schlickum bereiteten Opiumauszuges
auf die Hälfte ein, brachten mit Wasser
auf das ursprüngliche Gewicht, filtrirten
und unterwarfen das Filtrat der Destil-
lation. Aus dem specifischen Gewichte
des Destillates berechneten wir den Al-
koholgehalt und erhielten in zwei Ver-
suchen, die stärker resp. schwächer ge^
kocht, sonst aber gleich behandelt wor-
den waren,
2,04 und 2,94 Gewichtsprocente
Alkohol.
Das Vorhandensein wechselnder Mengen
Alkohol stand also ausser Zweifel; es
musste aber auch der Einfluss dieser
Mengen ziffermässig bewiesen werden.
Wir griffen zu diesem Zwecke auf
unsere eigene Methode als diejenige,
welche bis jetzt die gleichmässigsten Re-
sultate gegeben hatte, zurück und setzten
hier verscniedene Weingeistmengen zu*
224
Wir erinnern daran, dass wir in den
Analysen 1 bis 20 und 53 bis 66 Mor-
phinausbeuten von 11,90 bis 12,36 pCt.
erhallen hatten. Vergleichen wir nun die
bei Benutzung desselben Opiums, aber
mit Weingeistzusatz erzielten Besultate
damit :
Zusatz .von:
0,5 g Alkohol jS}J;?« Pf »7«".
1.0 „
»»
»>
>l
»
»>
169) 9,12 „
)70) 10,25 „
2 0 ''^1) 8,23 „
^,v>„ „ 172)10,08 „
Die Differenzen zwischen den gleich-
artigen Versuchen vergrössern sidi mit
der Vermehrung des Alkohols und sind
denen, welche wir bei Anwendung des
Schlickum' scheu Verfahrens in den Ana-
lysen 33 bis 52 erhielten, vollkommen
gleich. Der ungünstige Einfluss des
Weingeistes wurde zuerst von Geissler
und später auch von uns beobachtet; wir
glauben aber keine gewichtigere Auto-
rität, wie Herrn Schlickum selbst, in die-
sem Falle anziehen zu sollen. Er sagt
in seiner Arbeit auf Seite 7 u. A.:
„Es folgt daraus, dass bei d^r
Quantitätsbestimmung, wo es sich in
erster Linie um Erzielung sicherer
BesuUate handelt, das Morphin
aus wässeriger, nicht aus wein-
geisthaUiger Flu ss igheit ab zu-
scheiden ist."
Der Gegensatz, in welchem sich auf-
f&lligerweise die Methode Schlickum'^ zur
Ansicht desselben befindet, beeinträchtigt
die Bichtigkeit der letzteren durchaus
nicht. Wir sehliessen uns dieser These
voll und ganz an und dürfen dieselbe
unter Hinweis auf obige Zahlenbelege
gegen das Schlickum' sthe Verfahren in
zwei weitere hier folgende Thesen ver-
werthen :
1. Das Einkochen des Schlickum^
sehen Opinmansznges ist nicht
im Stande, den verwendeten Al-
kohol wieder vollständig zn ver-
jagen.
2. Der zurückbleibende Alkohol be-
einträchtigt die Horphinans-
scheidnng und ist die Ursache
der Schwankungen in den nach
Schlickum gewonnenen Mor-
phinausbeuten.
Der Alkohol-Einfluss hätte vielleicht
noch weiter ventilirt werden können;
wir glaubten aber, uns auf Vorstehendes
beschränken zu dürfen, da vrtr uns in
dieser Beziehung mit Herrn Schlickum im
Einklang wissen. Wir selbst zogen für
unsere Methode in ihrer Anwendung auf
Tinctur die Lehre daraus, dass die
Tinctur auf Vs^ nicht V2 ihres Gewichtes
einzudampfen ist, wenn nicht Weingeist-
reste zurückbleiben sollen.
Eine gleiche Verbesserung Hesse sich
auch für die Schlickum' sehe Methode vor*
schlagen; wie wir aber im nächsten Ab-
sätze des Weiteren auszuführen gedenken,
ist die Verwendung von Weingeist über-
haupt nicht empfehlenswerth und damit
auch das Einkochen überflüssig.
IV.
Die Schlickum'sGhe Methode weicht von
der unserigen dadurch ab, dass sie zum
Ausziehen des Opiums Weingeist vor-
schreibt und durch Einkochen des am-
rooniakalisch gemachten Auszuges Ver-
dunstung des Weingeistes, Wiederauflös-
ung etwa ausgefällten Morphins und vor
Allem Neutralisation anstrebt
Den Weingeist wendet Herr Schlickum
an, um eine Aufnahme von Galcium-
Mekonat in den Auszug zu verhindern.
Er motivirt dies Seite 16 folgender-
maassen :
„Da es besser ist, das Calcium-
Mekonat gar nicht in Lösung zu
bringen, um der Gefahr zu entgehen,
bei zufällig längerem Stehen ein
mit diesem Mekonate verunreinigtes
Morphin zu erhalten etc."
Weiter verwendet Herr Schlickum den
Weingeist, um, wie er Seite 15 sagt,
„Wiederauflösung von etwa zuvor
durch Ammoniak- Ueberschuss aus-
geschiedenem Morphin zu bewirkend*
Wir hatten schon bei Publikation un-
serer Methode darauf hingewiesen, dass
die Ausscheidung von Calcium -Mekonat
aus wässerigem und ammoniakidisch ge-
machtem Opiumauszug erst nach 12 Stan-
den erfolge, während die Morphinaos-
krystallisation bereits nach 6 Standen
225
beendet sei. Eine Yernnreinigong des
Morphins darch das Kalksalz ist ako bei
eorrecter Arbeit ausgeschlossen und that-
sächlieh weist das nach unserer Methode
gewonnene Morphin kaum Spuren davon
nach. Herr Schlickum bestätigt das spä-
tere Ausfallen des Kalksalzes auf Seite 2.
Es gehört also eine recht grosse Fahr-
lässigkeit dazu, ein kalkhaltiges Morphin
zu gewinnen.
Von diesem Standpunkte aus
muss die Verwendung ?on Wein-
geist für unberechtigt erklärt
werden.
Die zweite mit der Weingeist anwend-
ung verknüpfte Absicht, durch Ammo-
niak-Ueberschuss ausgeschiedenes Mor-
phin in Lösung zu halten, ist ebenfalls
als eine verfehlte zu bezeichnen, da, wie
unsere Analysen 11 bis 20 beweisen,
selbst bei dem dort angewendeten be-
deutenden Ammoniak- Ueberschuss keine
Morphinverluste entstanden sind. Wenn
also kein Morphin ausgeschieden ist, ist
der Weingeist auch hier Qberflüssig.
Zum Einkochen des weingeistigen
Opiumauszuges, das Herr Schlickum vor-
nehmen lässt, weil dadurch (s. Seite 15)
„eine vollständig neutrale Flüssig-
keit restirt," haben v?ir uns auf unsere
Analysen 1 bis 20 zu berufen und zu
constatiren,
dass diese von Herrn Schlickum so
sehr betonte Neutralität gar nicht
nothwendig ist;
sie wird aber auch nicht erreicht, denn
die eingekochte Flüssigkeit reagirt,
nebenbei bemerkt, alkalisch«
Die Zerlegung der Ammoniakverbind-
ung durch ausgeschiedenes Morphin ist
gleichfalls unmöglich, weil, wie schon
bemerkt, kein ausgeschiedenes Morphin
vorhanden ist
Da die Flüssigkeit während des Kochens
stark spritzt, liegt noch die Gefahr eines
Verlustes vor, vielleicht auch ist die von
Beckurts befürchtete Möglichkeit einer
Zersetzung vorhanden. Diese zweite Eigen-
thümlichkeit des Schlickum' ^iihsn. Ver-
fahrens, das Einkochen des Auszuges,
muss diaher ebenfalls als unnöthig be-
zeiehnet. werden. . .
. Fassen, wir imaer Urtheil auf Grund
der beigebrachten Beweise srasammen, so
kann es nur ablehnend lauten. Wir ver-
mögen die jScMtcA^m'schen Vorschläge
als Verbesserungen nicht anzuerkennen
und glauben, £iss Herr SchUchum das
sich vorgesteckte Ziel (Seite 2):
„die Morphinprüfung sowohl beim
Opium wie hei dessen JExtract und
Tincturen eu einer genauen und
sicheren su machen und diese Frage
eu einem gewissen Äbschluss sm
bringen/*^
durch Modification unserer Methode
nicht erreicht hat.
üeber Berberin.
Prof. E. ScAmfd^ - Marburg TeröffBntlieht
im Archiv der Pharmacie die Rasoltale einer
längeren, noch nicht abgeschlostenen Arbeit,
die er sam Theil in Gemeinschaft mit Schü-
hoch anafUhrte. Durch die Analysen einiger
Sabe des Berberins (Sulfat, Nitrat, Hydro-
chlorid , Golddoppelsalx , Platindoppelsalz)
wurde die för Berberin von Perrins gegebene
Formel C20H17NO« vollkommen bestätigt.
Die Angabe in der Literatur, dass das chlor-
wasserstoflbaure Salz mit 2 Molekülen Wasser
krystallisire , wurde jedoch als unrichtig be-
funden und der Gehalt Yon 4 Molekfilen
Wasser constatirt: O20H17NO4HCI -f 4HaO.
Das Platindoppelsalz erleidet beim Um-
krystallisiren aus kochendem, salzs&nrehalti-
gem Wasser Zersetzung.
Durch Mischen oder Ueberschichten einer
Chloroformlösung der freien Base mit Alko-
hol wurden nach einigen Tagen praehtroUe,
glänzende Krystalle Yon B erb e r in - C h 1 o ro -
form erhalten. Dasselbe löst sich leicht in
Chloroform, jedoch kaum in Wasser, Alkohol,
verdünnten Säuren. Die farblosen, stark glän-
zenden, tafelförmigen i^stalle des Berberin-
Chloroforms , C20 Hj r N 0« . C H eis nehmen
bei der Aufbewahrung, namentlich im Lichte
eine mehr oder weniger intensiT gelbe Farbe
an. Bei 100 ^ erleidet das Berberin - Chloro-
form keine QewichtsTermindemng, bei 170 0
bräunt es sieh und schmilzt unter AufiMshäu-
men bei 179<>. Von coneentrirter Salzsäure
wird es beim Erhitzen allmälig au%elöst,
Chloroform jedoeh wird hierbei nicht abge-
schieden , sondern es macht sich bei. der De-
stillalion G^eruch nach Chlorkohlenozyd be-
merkbar. . .
226
WM diie m&tsig WftnM tlkoholifldie Lös-
ung vott Berberiasttl&t odet Hydroeblorid
mit gelbem SchirefelAinmoDiam yeraetst, so
seheidea Biob aUbald sammetbraone , giän«
sende, nadelfSrmige Kiyttalle ron Ber-
berin wasterstoffhexasulfid in reicb*
lieber Menge ans. Die Verbindung kann anf
einem Filter gesammelt, mit Alkohol ge-
waschen und bei gewöhnlicher Temperatur
getrocknet werden^ ist geruchlos, bildet
lockere, braune Erystallnadeln und entwickelt
beim Aufbewahren Geruch nach Wasserstoff-
poljsnlfid, 80 dass schliesslich ein von Farbe
helleres Gemenge von Schwefel und Berberin-
sulfat zurückbleibt. Durch Uebergiesscn mit
Salzsäure wird das Berberinwasserstoffpoly-
sulfid sofort unter Abscheidung von Wasser-
sto^olysulfid und Bildung von Berberin-
hydfochlorid sersetzt. Das Berberinwasser-
stofTpolysolfid besitzt die Formel
(C20H17NO4) 2 HsSs
und ifl In Wasser, sowie Alkohol unlöslich,
deob seheint beim Koehea Zersetzung einzu-
treten»
Bei der Darstellung des Hydroberbe*
rinv, CcoHaiNOe wurde gefunden, dass, Ton
der von HlwkoetB und von van Qüm ange-
gebenen Methode etwas abweichend, eine
bessere Ausbeute erzielt wurde. Es werden
3 Theile Berberin , 100 Theile Wasser, 10
Tfaeile Schwefelsinre und 20 Theile Eisessig
mit einer reichtiohen Menge granulirten Zinks
im Wasserbade 3 bis 4 Stunden lang erwärmt.
Sobald die Anfangs dunkelbraun geförbte
Flüssigkeit eine weingelbe , sich nicht mehr
▼exindernde Färbung angenommen hat, wird
rasch fiHrtrt und mit Ammoniak versetzt.
Während das Zinkozydhydrat vom über-
schüssigen Ammoniak zum gröseten Theile
in Lösung gehalteii wird, fällt Hydroberberin
alz floekiger, granweisser Niederschlag aus,
der nach dem Auswaschen mit Ammoniak
OBZ Alkohol umkiystallisirt wird. Aus con-
centrirtefen Liösangen des Berberins resnltirt
nach dieser Methode ein dnnkelgraues Hydro-
beribeiin, daa sieh schwer reinigen lässt.
Das Hydraberberin läset sieh dureh Jod
giaaititativ iriedef in Berberin zurttckverwan-
deUu Das ia Chloroform gelöste Hydrober-
beria wird mit alkoholisier Jodlösuag ver-
miacht, aach mehreren Tagen das überschüs-
sig» Jod dur^ fibersebüssige» Thiosulfat
gehaadsBy die Miaehnng gdinde erwärait zur
Zersetsniag der Peijodide und der Ueber^
sctiuss des ThioenlfiAts mit wässeriger Jödlöe-
ung eurüoktitrirt.
WMel und Füri^ hatten durch Behand-
lang mit concentrirter Salpetersäure aus dem
Berberin Berberonsäure, C5H2N(C0.0H)8»
erhalten. Schmidt und ScMbach gelang es
jedoch, durch Oxydation des Berberins mit-
telst Permanganat in alkalischer Lösung eine
stickstofifreie Säure zu 30 pGt des angewen-
deten Berberins zu gewinnen, die mit der
Hemipinsäure manche Aehnlichkeit zeigte.
20 Theile Berberin in verdünnter heisser
Lösung werden mit 6 Theilen Aetzkali in
200 Theilen Wasser gelöst versetzt und Ka-
liumpermanganat portionsweise vorsichtig zu-
gefügt (im Ganzen 125 Theile), bis die rotbe
Färbung eine Stunde lang beständig war.
Der Ueberschuss des Permangaaats wird
durch einige Tropfen Alkohol entfernt, filtrirt,
das Filtrat mit Schwefelsäure neutralisirt und
zur Trockene verdampft. Die zerriebene Salz-
masse wird unter Schütteln mit Aether extra-
hirt, der Verdunstungsrückstand der Aether*
lösung in Wasser gelöst, die Säuren mit Blei-
acetat ge&llt und durch Schwefelwasserstoff
wieder aus der Bleiverbindung isolirt. Da die
eine der abgeschiedenen , bei der Oxydation
entstandenen Säuren der Hemipinsäure sehr
ähnelte, im Schmelzpunkte jedoch bedeutend
abwich, wurde Hemipinsäure aus Narkotin
dargestellt und zur Vergleichung benutzt.
Hierbei ergab sich, dass die Angaben der
Schmelzpunkte der Hemipinsäure (180 <>
Wähler, 1820 Becker und Wright, 175 und
1790 Wegscheider) nicht richtig sind, indem
Schmidt und Schübach für die bei 100 0 ge-
trocknete Hemipinsäure als Schmelzpunkt
160 bis 161 0 fanden, denselben, den die ans
Berberin durch Oxydation erhaltene Säure
zeigte. Die Identität der B erb er in -Hemi-
pinsäure (CioHioOd)-^ 2H2O mit der Nar-
kotin - Hemipinsäure wurde noch durch Dar-
stellung einiger Verbindungen (Salze, Hemi*
pinsäureanhydrid und Hemipinsäure -Aethyl-
ester) erhärtet. Eine zweite bei der Oxydation
des Berberins mit Permanganat gebildete
Sänre vom Schmelzpunkte 218 bis 220« ist
noch nicht näher nntersooht.
Bei der Darstellung dea BerberfaisalfiMs
durch Zuaata von verdünnter Sdiwefelsäure
ZB dem Fluideztraet von Hydrastis Cana-
densis wurde g^egeatlieb aach Hydraatia
dargestellt, durch Uebersättigea cter «aoreaf
▼om Berbeiin aMUtbteti Fttasigkeit b^ Am*
227
monUk. Der harzige, braane Niederschlag
giebt getrocknet dasHydrattin leicht an Essig-
ftther ab , aus welcher Lösung es beim frei-
willigen Verdunsten des Essigäthers in wall-
nussgrossen Etrystalien erhalten werden kann.
Archiv der Pharm. 1887, 141/181.
Nach Hesse (Archir der Pharm. 1887, 258)
sind in der Wurzel von Berberis Yulgaris
neben dem Berberin mindestens noch vier
Alkaloide enthalten. Wird die Mutterlauge
des salzsauren Berberins mit Soda gefällt und
der Niederschlag mit Aether behandelt, so
gehen in diesen Oxyaeanthin und noch zwei
andere Alkaloide über, während ein viertes
amorphes ungelöst zurückbleibt. Das Ozy-
acanthin besitzt nach Hesse die Formel
CisHioNOs und krystalUsirt aus Alkohol und
Aether in wasserfreien Nadeln.
Hesse isolirte ferner aus der ätherischen
LösuDg ein aus Alkohol in kleinen Blättchen
krystaliisirendes Alkaloid der Formel
CisHisNOs + 2H2O, welchem er den Namen
B erb am in beilegt.
Ueber Berberin siehe auch Pharm. Centralh.
33, 45; 26, 235, 520; 27, 491. s.
Holisch' ZuckerreactioQ.
Diese auch in der Centralh. 27, 656 schon
kurz erwähnte Beaction zum Nachweise von
Zuckerarten und indirect von Kohle-
hydraten wird in folgender Weise aus-
geführt. >} 1/2 bis 1 ccm der zu untersuchen-
den Flüssigkeit wird im Beagensglase mit
2 Tropfen einer 15 bis 20proc. alkoholischen
a-Naphtollösung (mit /9-Naphtol tritt die Re*
action nicht ein) versetzt und geschüttelt,
wobei durch theilweise Ausscheidang von
Naphtol eine Trübung entsteht. Fügt man
hierauf das gleiche oder doppelte Volumen
concentrirter Schwefelsäure zu und schüttelt,
so tritt sofort, wenn Zucker vorhanden ist,
eine violette Färbuog auf. Auf Zusatz von
Wasser scheidet sich ein blauvioletter Nieder-
schlag aus , der in Alkohol und Aether mit
schwach gelber, in Kalilauge mit goldgelber
Farbe löslich ist, mit Ammoniak zu gelb-
braunen Tröpfchen zerfliesst.
Die Reaction tritt ein mit Bohrzucker,
Milchzucker, Traubenzucker, Fruchtzucker,
Maltose, nicht aber mit Inosit,'Mannit, Melam*
pjrit, Quercit, wohl aber mit Kohlehydraten
und Glukosiden, da diese mit Schwefelsäure
Zucker abspalten, mit Ausnahme des Indicans.
Wie Stärke verhalten sich auch Baunwetlle,
arabisches Gummi, Dextrin, Ldehenin) Glykor
gen, Amygdalin, Aesculin n. s. w^, wahrend
Alkohole, organische Sänreu, Fette, Kohlen-
wasserstoffe, aromatische Alkohole, Säuren,
Aldehyde und Phenole, ätherische Oele, Harze,
Alkaloide, Eiweisskörper, Amidoverbindungen
diese Beaction nicht geben. (Vanillin zeigt
eine ähnliche Färbung,, doch löst sich der auf
Wasserzusatz entsteheiide Niederschlag in
Kalilauge mit vorübergehend blaugrüner
Farbe auf. 2)
Mit MoliscK Reaction lassen sich nach
seiner Angabe i) 0,00001 pCt. Zneker nach-
weisen, während die TVommer'sehe Probe bis
0,0025 pCt. und die J'eA^'sche bis 0,0008
pCt Zuckergehalt geht.
Auch mit ThymoH) ist unter gleichen
Verhältnissen eine tief zinnoberrothe bis
rubin- und carmiarothe Färbung zu erhalten.
Die Mischung färbt sich auf Wasserznsaiz
carminroth, nach einiger Zeit entsteht em
ebenso geförbter Niederschlag, der in Alkohol,
Aether, Kalilauge lörikh ist und durch Am»
moniak gelb wird.
Statt a-Naphtol oder Thymol kdnnen nach
Leuken^) noch viele aromatische Körper
(Oleum Menthae erispae, piperitae, Thymi,
Garvi, Cinnamomi, Caryophyllomm, Anisi,
Rosmarini) Verwendung finden. Mit den Ter»
penen: Oleum Citri, Terebinthinae tritt die
Färbung nicht auf, wohl aber bei Anwendung
von deren sauerstoffhaltigen Derivaten,, a. R.
Terpin. Eine mehr himbeerrothe Färbung
giebt Laurineencamphor, Caryophyllin ; sehr
schön tritt die violette R«action mit Colo-
phonium auf, weniger rein bei Rerina Pini
Burgundica.
Menthol ist naeh Leuken^) zur AnateUung
der Probe noch viel geeigneter als Thymol,
da die eintretende Färbung bestimmter, ge-
sättigt kirsehroth bis violett ist. Einige
Tropfen der auf Zucker zu prüfenden Lösung
werden mit 1 bis 2 Tropfen einer 16 bis 20-
proc. ThymoUösttng versetzt, 5 bis 6 Tsopfisn
Schwefblsäure zugefügt und über der Flamme
im Porzellanscbälchen gelinde erwärmt; bei zu
starker Erhitsung tritt Veskohlnng mm*
Alkaloide, sowie Tannin geben nach Leukm
die himbeerrothe bis violeito Fäsbuog niahA.
1) ViertdJahrBchr. ftb. d. Portsehritt d. Ghende
d. Nahrangs- u. Genussmittel 1886, 277,
«) Zeitschrift £ anft^ Chemte. 1887,, SSa.
228
Statt Schwefelsäure kann nach MoUsch i)
ancli überschüssige Salzsäare angewendet
wierden, doch tritt alsdann die Beaction lang-
samer und weniger empfindlich ein«
Malisch^) verwendet die Beaction zam
Nachweise des normalen Harnzuckers.
Harnstoff, Harnsäure, Kreatin, Xanthin,
Allantoin, Hippursäure, Bemsteinsäure, Phe-
nol , Brenzcateohin , Indican , Kreatinin,
Oialursäure und Glykuronsäure geben die
Beactionen nicht ; mit normalem Harn fallen
dieselben auch bei grosser (100 bis 300-
facher) Verdünnung positiv aus.
Nach Seegen^) kommt MoliscK Zuckerprobe
jedoch auch Lösungen der Peptone , reinem
Eieralbumin, Serumalbumin und Casein zu.
Nach Molisch ^) tritt bei Anwendung von
sehr vier Schwefelsäure mit Fibrin, Pepton,
Semmalbumin in der That ein positives Be>
snltat ein , der Farbenton soll jedoch ein an-
derer sein und die auf Zusatz von Wasser
entstehenden Niederschläge auch anders ge-
färbt sein. Bei Pepton z. B. ist dieser Nieder-
schlag schwärzlich «violett, bei Fibrin hell-
zimmetbraun ; die mit Eiweisskörpem erhal-
tenen Niederschläge sind, entgegen den unter
gleichen Umständen bei Gegenwart von Zucker
entstehenden Niederschlägen, in Alkohol und
Aether weniger löslich, dagegen in concen-
trirter Salzsäure (meist mit violetter oder
brauner Farbe) löslich , während die entspre-
chenden , in der a-NaphtoIznckerprobe erhal-
tenen Niederschläge in Salzsänre unlöslich
Bind. Für die Thymolzuckerprobe gilt das-
selbe;
Verwendet man von vornherein zur An-
stellung der Farbenreactionen statt Schwefel-
säure concentrirte Salzsäure 3) unter Kochen,
so erhält man mit Zucker und anderen Kohle-
hydraten, sowie mit Glukosiden schön violette
Färbungen , eine Beaction , welche Eiweiss-
körpem und Pepton nicht zukommt. Mit
Harn fällt auch diese Probe positiv aus:
1 ccm auf das 2 bis lOfache verdünnter Harn
mit 1 Tropf in a-NaphtoUösung und 2 ccm
concentrirter Salzsäure gekocht wird blau-
violett. Molisdi findet hierin eine weitere
Stütze dafür, dass der normale Harn
Zöeker enthält. Gans besonders letztere
Beaötiott » die beim längeren Stehen auch in
der Kälte eintritt, liefert der Harn viel inten-
siver, als eine O,0l.proe, Traabenzucker^
lösung»
Molisch 1) empfiehlt seine Beactionen feiner
zum mikrochemischen Nachweis des Zuckers
in Geweben. Dieselben Beactionen verwendet
Malisch^) auch zur Unterscheidung von
Pflanzen- und Thierfaser. Ungefähr
0,01 g der gut ausgekochten und mit Wasser
gespülten (gleichviel ob gefärbten oder un-
gefärbten) Faserprobe wird im Probirglase
mit 1 ccm Wasser, 2 Tropfen einer alko*
holischen 15 bis 20proc. « - Naphtollösung,
hierauf die Mischung mit dem gleichen Vo-
lumen concentrirter Schwefelsäure versetzt.
Liegt eine Pflanzenfaser vor, so nimmt die
ganze Flüssigkeit beim Schütteln sofort eine
tiefviolette Färbung an , wobei sich die Faser
auflöst. Ist hingegen die Faser thierischer
Abkunft, 80 wird die Flüssigkeit mehr oder
weniger gelb - bis röthlichbraun. Bei Ver-
wendung von Thymol tritt, wie schon oben
erwähnt, statt der Violettfarbung eine schön
Zinnober- carminrothe Färbung auf, die letz-
tere besonders beim Verdünnen mit Wasser.
Thierhaare zeigen nach Molisch die ange-
führten Beactionen nicht und nur manche
Seidenarten (Wild, Silk) geben eine ganz
schwache, rasch vorübergehende Beaction.
Unter Beobachtung, ob die Faserprobe
sich auflöst oder nicht, hdX Molisch*) folgende
Tabelle zur Prüfung von Geweben aufgestellt
(eine gesonderte Untersuchung der Ketten-
und Schlussfäden ist empfehlenswerth) :
Gewebe giebt die a - Naphtolprobe nicht
oder nur schwach und vorübergehend . 1
Gewebe giebt die Beaction prachtvoll ... 2
1. Gewebe löst sich hierbei sogleich voll-
ständig auf: Seide.
1. Gewebe löst sich hierbei nicht auf:
Thierische Wolle.
1. Gewebe löst sich hierbei theilweise
auf: Thierische Wolle und Seide.
2. Gewebe löst sich hierbei sogleich auf:
Beine Pflanzenfaser oder mit Seide ge-
mengt.
2. Gewebe löst sich hierbei theilweise
auf: Pflanzenfaser und Wolle, möglicher
Weise noch mit Seide gemengt.
In etwas veränderter Form bedient sich
Molisch seiner Beaction zum Nachweise
des Coniferins im Pflanzengewebe., wo-
rüber auf Seite 116 d. Bl. schon ausführlich
berichtet wurde, g.
») Centralbl. f. Physiologie 1887, 7.
*) Vierteljahrschr. üb. d. Fortschritt d. Chemie
d. Kahmngs- u. Genussmittel 1886, 274.
229
Verwendimg arsenhaltiger roher
Salzsäure zur Eohlensäure-
eneugung bei Bierdruekapparaten.
Durch Yerordunng der Kreisbanpttnann-
schaft zu Dresden wnrde vor einiger Zeit die
Verwendung arsenhaltiger HCl zn gedachtem
Zwecke verboten. Infolgedessen hat das Mi-
nisterinm des Innern ein Gutachten des Lan-
des-Medicinal-Colleginms eingeholt, welches
anf Gmnd experimenteller Versuche die Ver-
wendung arsenhaltiger Salzsäure fnr oben-
gedachten Zweck fnr nnbedenklich erklärt.
Die einschlägigen Versnobe sind dnrch die
Chemische Centralstelle fnr öffentliche Ge-
sundheitspflege ansgefahrt worden und haben
ergeben, dass Chlorarsen (in dieser Form ist
das Arsen in roher Salzsäure vorhanden) nur
ans ganz concentrirter Salzsäure durch
einen Gasstrom (Luft, Kohlensäure) ver-
flöchtigt werden könne, während bei ent-
sprechender Verdünnung mit Wasser (1 -]- 3)
eine Umsetzung in HCl und A82O3 erfolgt,
welche die Eigenschaft einer Verflüchtigung
mit entweichender CO2 nicht zeigt. Das
Wasser in den Vorlegeflaschen wurde dem-
gemäss in allen Fällen absolut arsenfrei ge-
funden, und es ist somit zur Evidenz nach-
gewiesen, dass bei Verwendung arsenhaltiger
roher Salzsäure zur CO2- Erzeugung, wenn
dieselbe in Verdünnung angewandt wird, die
Uebertragung von Arsen in das Bier nicht
zu befürchten ist.
Pillen mit Ammonium
picrouitricum.
Das Pikrinsäure Ammonium, Ammonium
picronitricum , wird neuerdings als ausge-
zeichnetes Mittel gegen Malaria empfohlen,
welches sogar das Chinin in seiner Wirkung
übertreffen wird. Es ist unzweifelhaft, dass
es in nächster Zeit wiederholt wird verordnet
werden. Wir möchten mit Bücksicht darauf
einige allerdings vollkommen bekannte Punkte
in Erinnerung bringen.
Die für das Präparat empfohlene Form ist
die Pillenform und zwar werden for 30 Pillen
bis zu 1,0 g verordnet um so wichtiger ist
es daher, dass der fieceptar sich bewusst
bleibt, dass die Pikrinsäure und nament-
lich die Pikrinsäuren Salze zu den
leicht und heftig ezplodirenden Substanzen
gehören. Es ist daher, um unliebsame Ueber-
raschungen zu vermeiden , nothwendig, das
Pikrinsäure Ammonium zunächt im (Por-
zellan-) Mörser mit Wasser zu befeuchten,
dann das Constituens zuzusetzen und die
Pillen damit anzustossen.
Schweig, Wodtenschr. f. Pharm. 1S87, Nr. 15.
Cfhlorzinkpasten.
Eine allen Ansprüchen der Chirurgen ge-
nügende Chlorzinkpaste erhält man nach
Ä, Brunner auf folgende Weise: 20 Theile
Zincnm chloratum werden mit 20 Theilen
Weizenstärke so lange unter Zusatz von we-
nigen Tropfen Wasser zusammengerieben,
bis eine teigförmige Masse entsteht. Nun
mischt man 5 Theile Zincum oxydatum hin-
zu, formt die Masse je nach Wunsch in stär-
kere oder schwächere Cylinder oder Kugeln
und sucht, während die Paste unter beträcht-
licher Erwärmung erstarrt , die derselben ge-
gebene Form durch geeignete Manipulation
zu erhalten. Als Conspergens dient dabei am
besten Talkpulver.
Bekanntlich giebt Chlorzink mit Zinkoxyd
gemischt, je nach der Menge des letzteren,
weiche bis feste, cementartige Massen; man
hat demnach die Consistenz der Aetzpasten
vollständig in der Hand. Die oben angegebe-
nen Zahlen entsprechen dem praktischen Be-
dürfnisse am besten. Statt der Weizenstärke
kann man auch das gewöhnliche Weizenmehl
verwenden; die Verhältnisse sind dann 20
Theile Chlorzink, 15 Theile Weizenmehl und
5 Theile Zinkoxyd. g.
Pharm. Zeü. 32, 204.
Oblaten zur Verabreichong
schlecht BchmeckeBder
Flüssigkeiten.
Im Centralbl. f. klinische Medicin macht
Dr. Freudenherg den Vorschlag, schlecht
schmeckende flüssige Medicamente (Ol. Tere«
binth., Bals. Copaivae, Ichthyol oder dergl.)
anf Zncker, KafFeepnlvor oder Mehl zn geben,
und dann, in Oblaten gehfillt, zn verschlucken.
Dieser Vorschlag ist so plausibel, dass es
eigentlich Wunder nehmen muss, wenn er
nicht schon früher ausgesprochen und ange-
wendet wnrde.
Neave's Kindermehl.
Dr. Stutzer in Bonn hat eine Untersuch-
ung dieses Nahrungsmittels ausgeführt, nach-
230
dem diß Nalirung genan nach der in der Ge-
brauchsanweisung gegebenen Vorschrift mit
Milch zubereitet war.
Zwei gehäufte Esslöffel toU Kindermehl
wurden mit kaltem Wasser gemischt, unge-
fähr 1/2 Liter kochendes Wasser, sowie ein
Theelöffel voll Zucker und ^4 Liter gute
frische Kuhmilch hinzugefügt und die Misch-
ung längere Zeit gekocht.
Die Untersuchung dieser Suppe, welche
einen Raum von 720 ccm einnahm , ergab
folgende Resultate :
Fett . . .
Albuminate .
Cellulose . •
Kohlehydrate
Salze . • .
9,10 g,
18,12 „
1,85 „
75,03 „
2,89
»
»>
»
106,99 g.
Die Albuminate enthielten an Stick-
stoff 2,90 g,
von den Albuminaten waren leicht
Terdaulich(= 94V«pCt.) . .17,12
Nährstoff- Verhältniss . 1:5,3
Die Salze enthielten Phorphor-
säure . 0,98 „
„ „ „ Kalk • . 0,57 „
Die mikroskopische Untersuchung des mit
Milch gut gekochten Kindermehls ergab, dass
irgend welche bestimmte Formen vegetabili-
scher Zellen sich nicht mehr darin erkennen
Hessen, und das in dem nicht gekochten Kin-
dermehl enthaltene Stärkemehl beim Kochen
genügend aufgeschlossen wurde.
Bei der Zubereitung ist das in der Ge-
brauchsanweisung ausdrücklich verlangte län-
gere Kochen nicht zu vernachlässigen, um
die stärkemehlhaltigen Stoffe leichter rer-
daulich zu machen.
Beutaehe NatarforBcher«
TerBammlimg.
Die 60. Versammlung Deutscher Na-
turforscher und Aerzte findet vom
18. bis 24. September 1887 im schönen
Wiesbaden statt. Die Geschäftsführung
liegt bekanntlich in den bewährten Händen
der Herren Geh. Rath Prof. Dr. B. Fresenii$8
und Sanitätsrath Dr. Arnold Pagenstecher.
Mit der Versammlung wird eine Fachaus-
stellung verbunden werden, in der Neues
und besonders Vollendetes von Appa-
raten, Instrumenten, Hilfsmitteln und Präpa-
raten in jeder der untenerwähnten Gruppen
gezeigt werden soll. — Die Aussteller
werden weder Platzmiethe noch
Beisteuer irgend einer Art zu
leisten haben, und es darf eine der
Versammlung würdige, die neuesten Fort-
schritte repräsentirende Ausstellung erwartet
werden.
Anfragen sind an den Vorsitzenden des
Ausstellungs-Comit^s, Herrn Dreyfus, Frank-
furter Strasse 44, Wiesbaden, zu richten,
Folgende Gruppen sind in Aussicht ge-
nommen :
1. Chemie»
2. Phvsik, mit besonderer Abtheilnng fflr
Mikrologie,
3. Naturwissenschaftlicher Unterricht,
4. Geographie,
5. Wissenschaftliche Beiseausrfistung,
6. Fhotograr>hie,
7. Anthropologie,
8. Biologie und Physiologie,
9. Hygiene,
10. Ophtj
10. OphtalmolojB^ie,
11. Lanrngologie, Bhinologie und Otiatrie,
12. Elektro-Therapie und Neurologie,
13. Gynäkologie,
14. Cnirurgie,
lö. Militär-Sanitätswesen,
16. Orthopädie,
17. Zahnlehre und Zahnbeilkunde,
18. Pharmacie und PharmaVologie.
Offene CorrespondeuE.
Ein Abonnent in F« Ihre Anfrage mflssen
wir, besonders da sie anonym gestellt ist, in
den Inseratentheil verweisen. Die Beantwortung
derselben wQrde einer Beclame fGr einzelne
Finnen gleichkommen.
Apoth. L« in W* Eine von den Patienten
gern genommene RicinnsOlmixtur soll fol-
gende sein:
Ol. Ricini 30,0,
Syr. Rhei 20,0,
Alkohol 15,0,
Ol. Menth, pip. gti 11.
Apoth. G. in E. Wenden Sie sich gefiüli^
an die Redaction der Papierzeitnng in Berlin.
Anfrage: Befasst sich Jemand fabrikm&ssig
mit der Herstellung von CocaTncigaretten ?
Verleger aad verantworAlleher BedActenr Dr. S. GelHlar iv Dcetdea.
Im Bnchhandel däreh JnliiisBprliiger, Berlin N., Monb^onplctsi 3.
Druck der Könffl. Hofbnchdraekeni Yon C. aMeinholdasobne'In Dretdea.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben yon
Dr. Hermann Hager nnd Dr. Ewald Gelssler.
^am
Erscheint jeden Donnerstae. — Abonnementspreis durch die Post oder den BnchhaDdel
Yiertel jährlich 2 Mark. Bei Znsendnng nnter 8trein)and 2,50 Mark. Einzelne Nammem
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grösseren Inseraten oder
Wiederholnngen Rabatt.
Anfragen, Aufträge, Manuscripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Gelssler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 5(3 adressireii.
I^Mtf
Mld.
Berlin, den 12. Mai 1887.
Nene Fol^e
Till. Jahrgang.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
InbAlt: ClieMle ««4 PhArmaeie: Weitere Mitthcilangen über die BeMtandtheLle der Kalmnawuriel. — Zur
UntersncbQtig der XJngarweffie. — Zur Arsnelmlttelprfifung. — Die von Ifttbrseho Jodaddltionametbode. — Li«
teimtvr «nd Kritik. ~ llIiMlltiil Neue Drogen und Pflansensloffe. -» Ploguin« oder Alantol-Leberthran mtt
Kalk. — Ameisen.
Cfaemie nnd Pharmacie.
Weitere Hittheilnngen über die
Beatandtheile der EalmuswarzeL
Von Dr. Hermanfi Thoms.
In meiner Arbeit über den Bitterstoff
der Kalmuswurzel (Archiv d. Pharm.
Juni 1886, S. 465) wurde nachgewiesen,
dass die von Faust ausgesprochene An-
sicht (Archiv d. Pharm. 1867, 132, 214),
der in der Kalmuswurzel enthaltene
Bitterstoff sei als ein stickstoff-
haltiges Glykosid zu betrachten, irr-
thGmlich ist und darauf zurückgeführt
werden muss, dass Faust den Bitterstoff
nicht in reiner Form dargestellt hat.
Neben dem stickstofffreien Acorin
fand ich ein Alkaloid, welches ich mit
dem Namen Calamin belegte. Der
Bitterstoff Acorin hat meinen bisherigen
Untersuchungen zu Folge die Zusammen-
setzung CaeHgoOe und spaltet beim Be-
handeln mit verdünnten Säuren und
Alkalien im Wasserstoffstrom, ferner mit
Fermenten ätherisches Kalmusöl und
Zucker nach folgender Gleichung ab:
Der volle Beweis für die Bichtigkeit
dieser Forme) CgeHßoOe kann erst er-
bracht werden, wenn es gelingt, noch
anderweitige Spaltungs- und Substitutions-
producte darzustellen, deren Analyse in
den Bahmen der angegebenen Formel
passt. Eingehende Untersuchuugen nach
dieser Bichtung hin, die ich vorzunehmen
gedenke, werden weitere Aufschlüsse
bringen.
Zunächst lag mir daran, das Alkaloid
Calamin, welches ich als Nebenproduct
bei der Darstellung des Acorins erhalten
hatte, näher zu bestimmen. Hinsichtlich
der letzteren benutzte ich die von Hopff,
Warrington, Weppen u. A. empfohlene
Methode der Entbitterung von Pflanzen-
auszügen mittelst Knochenkohle. Die
zu entbittemden Flüssigkeiten werden
entweder direct oder nach vorheriger
Concentration mit Thierkohle digerirt,
oder aber auf dem Wasserbade einige
Zeit erhitzt. Nach dem Erkalten wird
die Kohle mit kaltem oder lauwarmem
Wasser ausgewaschen, gut ausgetrocknet
und dann der Bitterstoff mit heissem
02proc. Alkohol ausgezogen.
382
Bei iv Aeorjodarstellung nach dieser
Methode verfuhr ich in der Weise, dass
ich den nach Abdestilliren des Alkohols
hinterbleibenden wässrigen Bückstand mit
Aetber ausschüttelte, in walchen das reine
Acorin überging. Die von der Aether-
ausschüttelung restirende Flüssigkeit zur
Trockene verdampft, lieferte einen brann
gef&rbten Körper von bamerkanswerthem
Stickstoffgehalt. In der wässrigen Lös-
ung dieses Bückstandes bewirkten Gerb-
säure, Jodjodkalium, Kalium-Quecksilber-
jodid, Phosphormolybdänsäure Fällungen,
welche das Vorhandensein eines alkaloid-
artigen Körpers vermuthen Hessen. Mit
Calcinmhydroiyd erwärmt machte sich
ein stark ammoniakaliscber, schwach
haringsartiger Geruch bemerkbar. Ob
diese Erscheinung auf Zersetzungs-
producte zurückzuitlhren , oder ob das
Calamin zu den flüchtigen Basen zu
zählen ist, war eine Frage, die ich bis
dahin offen gelassen hatte. Seit einiger
Zeit uua habe ich diese Arbeiten wieder
aufgenommen und erlaube mir, im
Folgenden über die Ergebnisse meiner
Untersnchung zu berichten.
Zur Darstellung des Galamins wurden
zunächst 500 g Ealmuswni;zeln mit salz-
säurehaltigem Wasser ausgekocht, die
durch starkes Auspressen erhaltene
Flüssigkeit nahezu mit Natriumcarbonat
neutralisirt und sodann circa 10 g Mag-
nesia eingerührt. Auch hierbei trat ein
ammoniakaliscber heringsartiger Geruch
sehr deutlich auf Der Niederschlag
wurde auf dem Filter gesammelt, mit
Wasser ausgewaschen und nach dem
Trocknen mit Alkohol ausgezogen. Von
demselben wurde nur Bitterstoff auf-
genommen, der sich als vollkommen
stickstofffrei erwies, vrie andererseits in
der von dem Ma^esianiederschlage ab-
flltrirten Flüssigkeit nach dem Abdampfen
zur Trockene Stickstoff nicht nach-
gewiesen werden konnte. Es musste so-
mit der Stickstoffbestandtheil der Kalmus-
wurzel durch die Base in Freiheit gesetzt
und beim Abdampfen sich verflüchtigt
haben. Der beim Versetzen der Flüssig-
keit [mit Ma^esia auftretende ammoni-
akalisch • henngsartige Geruch legte die
Annahme sehr nahe, dass der flüchtige
Körper einer der bereits bekannten
Ammoniakbasen identisch ist und zwar
einem der Methylamine, welche sich
durch einen heringsartigen Geruch aus-
zeichnen und bei gewöhnlicher Tem-
peratur gasförmig sind. Zur Fest-
stellung dieser Thatsache wurden daher
2 kg klein geschnittener, frischer und
ungeschälter Kalmuswurzeln zwei Tage
lang mit 6 kg schwach säurehaltigen
Wassers digerirt, sodann stark gepresst
und die Flüssigkeit bis auf etwa 1 kg im
Wasserbade verdunstet. Das so er-
haltene, vom ätherischen Oel befreite,
dünnflüssige Extract wurde filtrirt, in
einen Destillirkolben gegeben, 30 g Mag-
nesia, mit der vierfachen Menge destillirten
Wassers angerieben, hinzugefügt und so-
dann der Destillation unterworfen. Das
Destillationsproduct wurde in verdünnt«^
Salzsäure eingeleitet und Vs der Flüssig-
keit abdestillirt. In dem Destillations-
rückstand konnte ein Stickstoflbestand-
theil nicht mehr nachgewiesen werden,
andererseits war jedoch auch der Bitter-
stoff in Zucker und ätherisches Oel zer-
setzt worden, welches mit in das
Destillat überging. Dieses wurde auf
dem Wasserbade abgedampft, mit
destillirtem Wasser von Neuem auf-
genommen, flltrirt, wiederum zurTrockene
verdunstet und dieser Process mehrmals
wiederholt. Auf diese Weise Hess sich
ein nur noch schwach gelb gefärbtes
Salz erhalten, dessen letzte förbende Be-
standtheile durch Uebergiessen mit ab-
solutem Alkohol hinweggenommen werden
konnten. Durch darauffolgendes Kochen
des Bückstandes mit absolutem Alkohol
ging der grössere Theil desselben in
Lösung, während geringe Spuren von
Ammoniumchlorid zurückblieben. Nach
Yerdampüßn der filtrirten alkoholischen
Lösung hinterblieb ein völlig weisses
Salz, welches Über concentrirter Schwefel-
säure längere Zeit ausgetrocknet dejr
Analyse unterworfen wurde.
In Wasser erwies sich dasselbe sehr
leicht löslich, welche Lösung mit Platin-
chLorid, Aurichlorid, Jodjodkalium Fäll-
ungen gab. Da mir augenblicklich die
Gelegenheit fehlt, eine Kohlenstoff-
bestimmung vornehmen zn können, so
suchte ich durch Bestimmung des Chlor-
gehalts, des StielcstofQgebalts nach
233
Kjeldahl und einer Platinbestimmang
des schön krjstallisirenden Platindoppel-
salzas die Zasammeosetzung der Ammo-
niakbase zu erfahren und glaube zu
durchaus befriedigenden Besiütaten ge-
laugt zu 3eijL
a) CUorbettimmnng.
1. 0,15 g des ausgetrockneten Salzes
wurden mit ehlorfreiem Calciumcarbonat
vorsichtig und anhaltend g^lüht, der
Glahrückstand mit verdünnter Baipeter-
sfimre aufgenommen und durch Silber-
nitrat das Chlor ausgefällt. An Chlor
geftmden — 0,0795 =
0,0795 . 100 ^„ .^ ^,
Q-jg = 53 pCt. CI.
2. 0,112 g Substanz ebenso behandelt
lieferten 0,059 Chlor =
■a^i^ = 62,67 paa
b) Stiakstoffbestiaunmig naoh SjaldaU.
1. 0,485 g des ausgetrockneten Salzes
ergaben 0,0075 Stickstoff =
0.0975 . 100 ^^.^ ^ .^
0,485 - ^^'l^P^- ^'
2. 0,294 g Substanz lieferten 0,0599
Stickstoff =
0,0S90 . 100 9.oß«p, M
jjggl — = 20,36 pCt. N.
Pie gewonnene Menge Ammoniak
wurde nicht titrimetrisch, sondern durch
Einleiten in verdünnte Salzsäure und
Darstellung des Platinammoniumchlorids
gewicht^analytisch bestimmt.
c) PlatiabMtimmunf des PlattncUorid-
doppelsalxet.
Zu der wässrigen Lösung des Salzes
wurde Platinehlorid in starkem Ueber-
sehuss hinzugeitlgt, auf dem Wasserbade
zur Trockne verdunstet und der Bück-
stand so lange mit Alkohol ausgekocht,
als dieser noch Färbung annahm. In
dem über conc. Schwefelsäure völlig aus-
fetrockneten, schön krystallisirten Platin-
oppelsalze wurde durch Veraschen der
Platingehalt bestimmt.
1. 0,813 g dieses Platindoppelsalzes
enthielten 0,1315 Platin »»
0,1315 . 100
= 42,01 pOt. Pt.
0,313
2. 0,132 g Substanz lieferten 0,055
Platin =
0,055 . 100 ., ßß n. D*
— g-jgg — ™ 41,66 pOt.Pt.
Eine Zusammenstellung der Chloride
des Ammoniaks und der Methvlamine,
welche hier nur in Betracht kommen
können, nach ihrem procentischen Ge-
halt an Chlor und Stickstoff ergiebt:
für Ammoniumchlorid
NH4CI = 66,35 % Cl und 26,16 % N.,
Methylaminhydrochlorid
NH2CH3.HCI = 52,59% Cl und 20,74%N,
Dimethjlaminhydrochlorid
NH(CH8)iHCl-=43,56% Ol und 17,18% N.,
Tri methylaminhydrochlorid
N(CH3)3HC1 = 37,17% Cl und 14,66% N.
Dieser Zusammenstellung zufolge ent^
spricht der im Durchschnitt gefundene
Procentgehalt an
Cl = 52,88 pCt.
N = 20,23 „
dem Methylaminhydrochlorid.
Die entsprechenden Platinchloriddoppel-
salze weisen folgenden Proeentgehalt an
metallischem Platin auf :
(NH4Cl)oPtCl4 = 44,22 pCt. Pt,
(NHaCHsHCljoPtCU = 41,61 pCt Pt,
NH(CH3)2HCI],PtCl4 = 39,29 pCt. Pt,
:N(CH3)3HCl]aPtCl4 = 37,22 pCt Pt
Der Befund an metallischem Platin
war im Durchschnitt 41,83 pCt. Pt und
stimmt so ebenfalls mit dem Platindoppel-
salze des Methyhuninhydrochlorids über-
ein.
Durch vorliegende Untersuchung glaube
ich den Beweis erbracht zu haben, dass
der in der Kalmuswurzel vorkommende,
bisher von mir unter dem Namen Calamin
verstandene Stickstoffbestandtheil volle
Identität niit der Ammoniakbase M e t h y 1-^
amin zeigt, welches sich im gebun-
denen Zustande in der Wurzel befindet.
Werden wäasrige Auszüge derselben oder
die Wurzel selbst mit stärkeren Basen,
wie Kaliumhydroxyd, der Destillation
unterworfen, so tritt als Destillations-
234
product in ^össerer Menge Ammoniak
auf, welche Erscheinung darauf zurück-
zufahren ist, dass das Methylamin eine
theilweise Spaltung zu Methylalkohol und
Ammoniak erleidet und zwar nach der
Gleichung :
I I
NHaCHaHE*) + KOH = KR + NH3
+ CH3OH
Nach dieser Gleichung ist es verständ-
lich, dass neben dem Methylamin, selbst
wenn man mit einer so schwachen Base
wie Magnesia destillirt, stets Ammoniak,
wenn auch nur in geringen Spuren, ent-
wickelt wird. Andererseits findet aber
auch das Vorkommen von Methylalkohol
in den Destillationsproducten von der
Kalmuswurzel, über welches Prof. Gutzeü
in Jena kürzlich berichtete (Pharm. Ztg.
1887, S. 225) seine natürlichste Erklärung.
Ich habe mich selbst von dem Vorhanden-
sein des Methylalkohols überzeugt, kann
demselben jedoch nur eine secundäre Be-
deutung zusprechen, d. h. ich halte den
Methylalkohol in den Destillationswässern
von der Ealmuswurzel für ein Zersetzungs-
product des in derselben im gebundenen
Zustande vorkommenden Methylamins.
Zur üntennohang der üngarweine.
Von Dr. 0. Schtceissinger.
An dem grossen Streite, welcher zwischen
den ungarischen Weinproducenten und
den deutschen Händlern vor einiger Zeit
entbrannt war und welcher noch immer
fortdauert, ist natürlich auch der chemi-
sche Sachverständige betheiligt, denn die
wichtige Frage: »Ist der vorliegende
Ungarwein echt und gut oder gefälscht
und schlecht/* tritt sehr häufig an ihn
heran. Es ist daher auch die weitere
Frage von grosser Bedeutung: „Nach
welchen Normen muss ein solcher Wein
beurtheilt werden und welche Zahlen
muss derselbe bei der Bestimmung der
verschiedenen Substanzen zeigen.*'
Ein Beitrag zu dieser Fra^e, besonders
mit Berücksichtigung der nicht versüssten
feinen ungarischen Weine, welche zuerst
Herrn Dn Oeisskr, dann, nachdem ich
*) RI bedeutet einen dnwerttügen Sfturerest.
dessen Laboratorium übernommen, auch
mir in einer grösseren Anzahl von Sorten
durch die rühmlichst bekannte Firma
Hoff mann, Heffter & Co. in Leipzig zur
Verfügung gestellt wurden, soll die vor-
liegende kleine Mittheilung sein.
Verschiedene Umstände haben die
Veröflfentlichung dieser Mittheilung bis-
her verhindert; trotzdem aber der vor
etwa Jahresfrist sehr heftige Streit zwi-
schen Händlern und Producenten sieh
jetzt in ruhigeren Bahnen bewegt, stehen
wir nicht an, die Besultate unserer Anar
lysen hier zu veröffentlichen.
Wir geben hier zunächst in einer Ta-
belle die Resultate, welche die verschie-
denen, zum Theil sehr edlen Sorten bei
der Analyse gegeben haben. (Siehe die
Tabelle zu Anfang der nächsten Seite.)
Nr. 6 stammt aus dem Königlich Ungar.
Landes - Gentralkeller in München, die
Sorte Tokayer Auslese 1878er fein herb
soll den ersteren bei Weitem an Qualität
und Feinheit übertreffen. Die Jahrgänge
1874er Tokayer Auslese mild herb und
1868er Tokayer Auslese hochfein gezehrt,
wurden uns als das feinste übersendet,
was dem Publikum geboten werden kann.
Die Nummern 2 bis 4 bezeichnen
Weine, welche noch nicht die nöthige
Flaschenreife haben.
Nr. 5 wurde als feiner Tokayer Aus-
bruch ohne Bohrzuckerzusatz bezeichnet.
Was aus dieser Tabelle nun zunächst
hervorgeht, ist die Thatsache, dass wirk-
liche Ungarweine und ganz besonders
auch Tokayerweine bester Lagen und
Jahrgänge, ordnungsgemäss vergohren,
nicht viel grössere Zuckermengen ent-
halten, als unsere gewöhnlichen Weiss-
weine, dass also der Zucker, wenn die
Weine denselben in grösserer Menge
enthalten, diesen künstlich zugefügt ist.
Ob dies nun in Gestalt von Trockenbeeren,
oder von Rohrzucker oder auch, wie es
neuerdings vielfach zu geschehen scheint,
von Invert - Zucker geschieht, ändert an
der Thatsache nichts. Die natürlichen
Weine haben den Zucker nicht und die
Süssweine sind daher ebenso wie die
Schaumweine als Kunstweine aufzufassen.
Warum man nun gerade diese stark ver-
süssten Weine als MedicinaNTokayer
bezeichnet und in den Handel gebralcht
235
i
Nr. 2 Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
1
Nr. 6
Parczali
1868er
Tokayer
1874er
Tokayer
1878er
Tokajer
Alkohol . . .
10,38pCt. 10,85 pCt.
12,08 pCt. 9,36 pCt.
8,79 pCt
11,15 pCt
11,77 pCt.
10,85 pCt.
£xtract. . , .
1.98 „
2,07 .. i 2,55 „
1
25,22 „ 2,25 „
2,48 „
2,40 „
2.10 „
▼ or dem
5j Invertiren ' 0,% „
1
0,19 „ 0,25 „
20,38 „
0,13 „
0,23 „
0,20 „
0,16 „
M 1 nach dem
\ Invertiren
1
1
1
20,38 „
0,63 „
•M^
—
—
—
Freie Sfture . . 0,69 „
0.69 „
0,63 „
0,81 „
0,63 „ i0,61 „
0,67 „
Polarisation Tor
+ -
+ -
+ -
5.2" - j + -
+ -
+ -
+ -
Polarisation nach
dem Invertiren
1
- 3,2° -
—
—
Asche .... 1 0,19 pCt. 0,18 pCt.
0,20pCt 0,24pCt.
0,17pCt.
0,18pCt.
0,UpCt.
0,17t) pCt.
0,044 „
1,12 „
P,05 . . . . 0.046 „ 0.043 „ 0,062 „
0,056 „
0,036 „
0,042 „
0.042 „ '
Glyccrin . . .
1.02 „
1,25 „
0,88 „
0,94 „
1,15 „
1,02 „
hat, ist schwer zu begreifen. Jene kost-
baren Sorten von schweren ungarischen
Süssweinen , welche wirklich natürlich
gewonnen werden und den Vorzug der
Kostbarkeit für Kranke wohl verdienen,
werden in so geringen Mengen gewonnen,
dass dieselben auf dem Markt wohl stets
nur in wenigen Händen gewesen sind.
Man hat also, das liegt ziemlich klar
auf der Hand, Aerzte und Publikum Jahre
lang wissentlich in dem falschen Glauben
zu erhalten gewusst, dass jene süssen
Brühen, welche man als Tokajer auf den
Markt brachte, einerseits natürlich ge-
wonnen seien, andererseits wirklich werth-
vollere Weine seien, als sie es in der
That waren. Der Grund, warum dies
so lange geschehen konnte, ist wohl nur
in der Urtheilslosigkeit der Consumenten
zu suchen, und wir müssen zu unserer
Beschämung gestehen, dass die erste
Anregung zu der Bewegung gegen die
sogenannten Medicinal-Tokayer nicht vom
deutschen Publikum, sondern von den
ungarischen Produeenten ausging.
Die Frage der Tokayer Süssweine ist
Tor längerer Zeit unter Heranziehung
einer grossen Anzahl von Analysen von
Eisner (Pharm. Ztg. 1886 Nr. 31 u. 43)
beleuchtet worden. Die am Schlüsse
jener Mittheilung auf Grund der ange-
führten Analysen angegebenen Zahlen
liegen innerhalb folgender Grenzen:
Alkohol
Freie Säure
Extract
Asche
Phosphorsäure
?i
n
>»
?»
10 bis 15 pCt
0,5 „ 0,8
10 „ 35
0,25 „0,60
0,035 „ 0,1
Je grösser der Extractgehalt ist, desto
grösser muss der Gehalt an Phosphaten
sein. Fünf buttige Ausbruchweine pflegen
nicht unter 0,07 pGt. Phosphorsäure zu
enthalten. Die Polarisation pflegt meist
stark linksdrehend zu sein und darf vor
und nach der Invertirung nicht erheb-
lich von einander abweichen. Die Asche
muss kohlensaures Alkali enthalten und
frei von Thonerde sein."
Die Bestimmung des Zackers vor und
nach dem Invertiren, sowohl durch Ti-
trirung als auch durch Polarisation ist
allerdings bei Süssweinen stets auszu-
führen, wenn man ein einigermaassen
richtiges Bild über die Art des Zuckers
haben will.
In neuerer Zeit kamen uns wieder
Tokayer Süssweine vor, welche reichhch
mit unvergohrenem Bohrzucker versetzt
236
waren. Aber es liegt auch der Verdacht
nahe, dass man neuerdings diese Weine
mit Invertzucker versetzt und auf diese
Weise dem Chemiker den Grund für
eine Verurtheilung des Weines zu ent-
ziehen sucht. Vielleicht haben wir später
einmal Gelegenheit, auf diesen Gegen-
stand zurückzukommen und Gründe für
diese Vermuthung beizubringen. Stellen
wir nun im Gegensatze zu den oben mit-
getheilten Grenzzahlen EIsner'H ftlr Süss-
weine die in der aufgeführten kleinen
Tabelle gewonnenen Zahlen für herbe
Ungarweine gegenüber , wobei Nr. 5
natürlich ausgeschlossen ist, so ergeben
sich annähernd folgende Zahlen:
9,0 bis 12,00 pCt.
j»
i>
»t
^»
7J
2,55
0,30
0,75
0,20
0,062
1,25
P
u
1»
«j
»'
?5
Alkohol
Extract . . 1.98
Zucker . . 0,13
Freie Säure . 0,63
Asche . . 0,12
Phosphorsäure 0,036
Glycerin . . 0,87
Der Alkoholgehalt ist hieniach, wie
dies ja auch den natürlichen Verhält-
nissen entspricht, niedriger, als in den
Süssweinen. Die Annahme Elsner's, dass
mit der Grösse des Extractgehaltes auch
der Gehalt an Phosphaten zunehmen
muss, ist nicht immer zutreffend, denn
wie aus der oben gegebenen Tabelle er-
sichtlich ist. finden wir einen Wein von
1,98 pCt. Extract mit 0,046 pCt. Phosphor-
säure und einen solchen von 2,48 pCt.
Extract mit 0,042 pCt. Phosphorsäure;
die Asche ist wesentlich niedriger ge-
funden worden und selbst die höchste
Zahl 0,20 steht noch unter der niedrigsten
der Süssweine (0,25).
Der Glyceringehalt soll in den Ungar-
weinen höher sein, als in Weinen anderer
Länder; im Allgemeinen ergeben die von
uns gewonnenen Zahlen höhere Werthe,
als von Fresenius und Anderen für die
ungarischen Süssweine angegeben sind.
Die Extractmengen der untersuchten
Weine weichen nicht wesentlich ab von
den bei besseren Weissweinen anderer
Länder gefundenen Zahlen.
Es geht also aus dem Vorstehenden
zur Genüge hervor, dass es zur Zeit leider |
noch vollständig unmöglich ist , einen |
üngarwein chemisch von einem anderen ,
Weine zu unterscheiden, ja, dass im,
Grossen und Ganzen das Ursprungszeug-
niss des Weins und die Ehrlichkeit der
Lieferanten werthvoUer sind, als die ge-
nauesten chemischen Analysen.
Dasjenige, was der Chemiker nach
dem heutigen Stande der Wissenschaft
kann, besteht darin, die Abwesenheit
grober Verfälschungen, Zusätze von Wasser,
Alkohol, Zucker, überhaupt die normale
Zusammensetzung des Weines nachzu-
weisen, ein Urtheil über die Abstamm-
ung, das Vaterland des Weines wird
dagegen in den meisten Fällen zweifel-
haft, ja unmöglich sein, da Fälle genug
angeführt werden können, in denen die
kostbarsten Ungar- oder Rheinweine
chemisch nicht wesentliche Unterschiede
zeigen von den gewöhnlichen Landweinen.
In Anschluss an die vorstehende Mit-
theilung nehmen wir Gelegenheit, über
einen Vortrag von E. iw^- Würzburg
„Ueber Südweine und Medicinal-
weine, ihre Zusammensetzung und Be-
urtheilung zu berichten." (V. Versamml.
bayr. Vertr. d. angew. Chemie.) lAst
sprach über die Gewinnung, die Eigen-
schaften und die daraus hervorgehenden
Beurtheilungsnormen derjenigen Weine,
welche wir als Südweine kennen und
die in engerem oder weiterem Sinne ärzt-
lichen Zwecken dienen.
Den kleinasiatischen Weinen, welche
durch den Fleiss württembergischer und
französischer eingewanderter Weinbauer
zu einem vorzüglichen Produet geworden
sind, steht sicherlich eine glänzende Zu-
kunft in Aussicht. Griechenland liefert
Wein der allerverschiedensten Art. Es
lassen sich jedoch auch hier zwei Gruppen
unterscheiden: Trocken- und Süssweine.
Die süssen griechischen Weine, welche
hauptsächlich von zwei Gesellschaften,
der Achaia und der Patras, zu uns ge-
langen, sind, wie alle Süssweine, Kunst-
producte, die erhalten werden, indem man
dem vergohrenen Weine durch Einkochen
und Concentriren haltbar gemachten
Traubensaft zugesetzt hat. Es sind diese
Weine, die bis zu 36 pCt. Zucker und
10 pCt. Alkohol enthalten, deren Phos-
phorsäuregehalt bis zu 60pCt.mg beträgt,
eine Handels waare geworden, welche
minder begünstigten Ländern ein werth-
237
volles Material zur Meliorirung ongenQ-
gend gereifter Traubensäfte liefert.
Die herben griechischen Weine, sagt
Listy sind wegen ihres eminent hohen
Gerbstoffgehaltes als Trinkweine nicht
geeignet, und sind gesuchte Arznei-
mittel, wenn, was ich nicht weiss, der
Gerbstoff, in der denkbar theuersten Form,
wie er hier vorhanden ist, eine grössere
Wirkung auszuüben vermag.
List bespricht dann weiter die Weine
der südöstlichen und südliehen Provinzen
Oesterreichs und Italiens, sowie ferner
die spanischen Weine.
Zur Erzeugung des dunkelbraunen Ma-
laga wird ein Zusatz von Arope und
Color zu dem ursprünglichen trockenen
oder süssen Malaga gegeben.
Die Arope wird erhalten, indem man
weissen Malagamost über freiem Feuer
auf etwa Vs einkocht. Sie schmeckt
bitter und angebrannt und bildet einen
dickflüssigen Syrup.
Dunkler, doch weniger dickflüssig ist
Color, den man durch Eindampfen von
Arope auf ^/s des Volumens unter be-
ständigem Sieden erhält, worauf man
durch Zusatz von etwas Wasser mit
frischem Most das ursprüngliche Volumen
wieder herstellt.
List besprach dann noch die spanischen
Bothweine und schliesslich den Madeira.
Was die Untersuchung und Beurtheilung
aller dieser Weine anbelangt, so sind wir
nmsomehr gezwungen, gemeinsame Maass-
regeln zu vereinbaren, als Italien sowohl
als Spanien grosse Anstrengungen machen,
den deutschen Markt zu erobern.
Die südlichen Weine müssen in Bezug
auf ihre chemische Zusammensetzung und
Beurtheilung mit einem anderen Maass-
stabe gemessen werden, als unsere ein-
heimischen.
Alle trockenen südlichen Weine zeich-
nen sich durch hohen Alkoholgehalt und
relativ geringen Gehalt an Phosphorsäure,
Glyeerin, Gesammtsäure, dagegen durch
hohen Gehalt an flüchtigen Säuren aus.
Die Glycerinbesümmungen sind meist
ohne Werth, da die südlichen Weine
anders vergohren sind, als die unseren.
Unter südlichen Süssweinen sind nach
List solche Eunstproducte zu verstehen,
welche durch Zusatz von eingedampftem
Traubensaft hergestellt werden und die
einen grösseren oder kleineren Zusatz
von Weingeist erhalten haben. Unter
Ausbruchweinen würden diejenigen zu
verstehen sein, welche durch Extraction
der getrockneten Trauben erhalten werden
und denen man einen Zusatz von Bohr-
zucker und Weingeist erlaubt.
Diese beiden Arten von Süssweinen
sind dadurch ausgezeichnet, dass sie die
Bestandtheile der Traube in concentrirter
Menge haben und alle Versuche,
diese Traubenbestandtheile durch
andere einseitig zu ersetzen, er-
klärt List für Fälschung.
Der Extractgehalt in diesen Weinen
kann also sehr hoch steigen (nach List
bis 36 pCt.) und die Bestimmung des
Eztracts durch Eintrocknen hat grosse
Schwierigkeiten und kann Fehler von
mehreren Procenten ergeben. Es scheint
daher gut, ebenso wie beim Bier, die
Extractbestimmung in diesen Weinen
durch Feststellung des specifischen Ge-
wichtes des entgeisteten und wieder auf
sein ursprüngliches Volumen gebrachten
Weines zu machen.
Die von List in Bezug auf die Prüfung
der Südweine an die Versammlung ge-
stellten Anträge lauteten:
1. Bei allen südlichen Süssweinen sind
als wesentliche Bestimmungen aus-
zuführen (ausser den bereits ali-
gemein ausgeführten) die der
Phosphorsäure, des Zuckers und
des Extractes. Letzteres wird be-
rechnet nach den Schultze' ^aYi^ji
Tabellen aus dem specifischen
Gewichte der entgeisteten Flüssig-
keit.
2. Alle concentrirten Süssweine und
Ausbruchweine haben eine Con-
centration zu erreichen, die 40 mg
Phosphorsäure entspricht.
8. Alle Süssweine sind auf Bohrzucker
zu prüfen und ist die Inversion
durch dreistündiges Erwärmen aus-
zufahren.
Der erste Antrag wurde unverändert
angenommen, der zweite in folgender
Fassung :
Alle concentrirten Süssweine
und Ausbruchweine, die nach
Abzug des Zuckers noch 4 pCt.
238
Eitractrest und 40 mg Phos-
phorsäure (P2O5) enthalten,
sind als reine Weine zu be-
trachten.
Der dritte Antrag wird in folgender
Fassung angenommen:
Alle Süss weine sind auf Bohr-
zucker zu prüfen und ist die
Inversion mittelst Salzsäure
vorzunehmen.
Der folgende Zusatz wird darauf eben-
falls angenommen:
Die Invertinmethode bietet
ein geeignetes Mittel zur Gon-
trole der Inversionsmethode
mittelst Ghlorwasserstoffsäure.
Die weitere Frage, welche List in
seinem Beferate gestellt war: Welche
Weine kann der Chemiker als
Medicinalweine anerkennen? und
welche Ansprüche macht der Arzt
an einen Wein, der als Medicinal-
wein dienen soll, erklärt sich der
Vortragende ausser Stande zu beant-
worten.
Die alkoholisirten trockenen Weine,
welche heutzutage medicinischen Zwecken
dienen, verdienen den Euf, den sie
haben und die Auslagen, die wir für
ihre Anschaflfung machen, nicht. Ist es
der Alkoholgehalt, den wir im Port oder
Sherry bezahlen? Ist es der zugesetzte
Bohrzucker, der den dünnen Menescher
Ausbruch zum stärksten aller Kräfligungs-
weine stempelt? Jedenfalls müssen wir
aus mehr als einem Grunde den fremden
Eindringlingen misstrauisch begegnen,
und es müsste dagegen ernstlich in Be-
tracht gezogen werden, ob nicht unsere
eigenen Bothweine, welche bisher die
Bolle eines Stiefkindes im eigenen Hause
spielen, es eher verdienen, als Medicinal-
weine gebraucht zu werden.
List richtete darauf an die in der
Versammlung anwesenden Herren Ver-
treter der Medicin die Bitte, sich einmal
darüber zu erklären, welche Bestand-
theile und Eigenschaften der trockenen
Südweine es sind, die ihnen die so be-
vorzugte Stellung von „ärztlich empfoh-
lenen Medicinalweinen" verschafften.
Medicinalrath ^^^er-Bayreuth erklärte
sich ebenfalls ausser Stande, diese Frage
zu beantworten. Was Medicinalweine
sind und wie weit der Begriff derselben
geht, würde kaum zu definiren sein.
Wir sehen sogar Weine als Medicinal-
weine angekündigt, die man vielleicht
auf andere Weise nicht an den Mann
gebracht hätte.
Kayser^^ürnhecg weist noch besonders
darauf hin, dass der als Medicinalwein
beliebte Xeres sehr oft Eunstproduct ist
Nach Fresenius enthält der Sherry
fast stets zu viel Schwefelsäure, weil er
gegypst ist.
Obermedicinalrath von Kerschensteiner^
München erklärt gegenüber Kayser, dass
in der Pharmakopoe -Gommission der
Sherrywein gerade auf den Bath der
Ghemiker hin als der empfehlenswertheste
herausgesucht wurde. Derselbe sagt
weiter:
„Die Aerzte verlangen von einem Me-
dicinalwein 1. dass er gut schmeckt, denn
sonst nehmen ihn die Leute nicht, und
2. dass er hilft, denn sonst kommen sie
in Misscredit. Die Aerzte werden gern
bereit sein, den Wein zu nehmen und
in die Pharmakopoe aufzunehmen, wei-
cher ihnen von den Ghemikern als der
zuverlässigste und beste empfohlen wer-
den wird. Obgleich ein gutes Glas Bhein-
wein wohl über alle anderen Weine ge-
setzt werden darf, so hat man doch hier
mit einem ganz grossen Feinde in der
ärztlichen Praxis zu kämpfen und das
ist die gänzliche Unkenntniss des Publi-
kums der Weine. Je miserabler der
W^ein, desto glücklicher sind die Leute,
wenn er nur irgend ein markantes Zeichen
hat. Wenn man ihnen einen Wein em-
pfiehlt von deutschem Boden, so heisst
es: Ja, er ist halt doch sauer. Wir
müssen also irgend etwas haben, was
die Leute und ganz besonders die Kinder
auch gerne annehmen, und aus dem
Grunde müssen wir einen südlichen Wein
haben, von dem man einigermaassen die
Ueberzeugung hat, dass es ein Natnr-
product ist."
Schliesslich tritt von Kerschensieiner
dem Vorschlage von List bei, dass die
Aerzte alles thun sollen, um unsere in-
ländischen Weine den Kranken recht
warm zu empfehlen.
Kayser schliesst die an den Vortrag
von List sich anknüpfende Debatte, in-
239
dem er erklärt, dass das, was durch die
Diskussion zu erreichen war, erreicht ist,
nämlich, dass der augenblickliche Stand
der Angelegenheit klar gestellt wurde.
Zur Arzneimittelprüfong.
Kaeh einem Vortrage von Dr. C, Schacht, ee-
halten in der Sitzung des Vereins der Apotheker
Berlins am 19. April.
Üeber die Verwendbarkeit der
Magnesia nsta bei der maassanaly-
tiscben Bestimmung detBlausäure
im Bittermandelwasser. Die von der
Pharmakopoe aufgenommene Vielhäber*Bche
Methode znr Bestimmung der Blausäure im
Bittermandelwasser wird nach dem Vorschlage
von MpUus häufig dahin abgeändert , dass
statt des rorgeschriebenen Magnesium pulti<
forme eine Anreibung von Magnesia usta mit
Wasser angewandt wird« Myliua sagt über
diese Abänderung in der Pharm. Centralhalle
(1882, S. 516): «Das Reagens Magnesium
hydrienm pultiforme ist für die Blausäure-
titrirung ganz überflüssig; vielmehr kann
man sich ebenso gut einer Anreibung von
Magnesia usta bedienen (deutscher, nicht
englischer). Man reibe 2 g chlorfreie Mag-
nesia nsta mit 50 g Wasser an und verwende
von diesem Brei, der um so besser ist, je älter
er wird , für jede Titrirung 3 g. " Leider ist
diese äusserst bequeme Abänderung für die
Praxis nicht branchbar. *)
Die Pharm. Öerm. II verlangt von der
Magnesia usta , dass die mit Hilfe von Essig-
säure bewirkte wässerige Lösung, mit Salpeter-
säure angesäuert, durch Baryumnitrat nicht,
durch Silbemitrat nach 2 Minuten nur opali-
sirend getrübt wird ; sie darf also eine ganz
geringe Spur von Chlor enthalten. Eine kürz-
lich erhaltene Probe von Magnesia usta hielt
die Forderungen der Pharmakopoe gut aus,
war aber znr Titrirung des Bittermandel-
wasaers nicht zu verwenden, weil dieselbe
Schwefel, vielleicht als Magnesiumozjsulfuret
(durch Barynmnitrat wurde keine Trübung
erhalten), enthielt. Diese Magnesia, mit der
Silberlösnng zusammengebracht , bewirkte
nach ganz kurzer Zeit einen tief s chwarzen
Niederschlag von Schwefelsilber.
Wird eine solche Magnesia usta mit Salz-
*) Wohl nur »nicht immer brauchbar",
wie aus dem Folgenden selbst klar hervorgeht
Bed.
säure und Brom behandelt, so lässt sich im
Filtrat deutlich Schwefelsäure nachweisen.
Durch blosses Auskochen wird der Schwefel -
gehalt der Magnesia usta nicht entfernt.
Ueber Vinum Chinae Pharm.
Germ. 11. C Schacht wendet sich gegen
die von 0. Liebreich ausgesprochene Ansicht
(vergl. S. 62) dass man bei Aufstellung der
Vorschrift zu Vinum Chinae von der falschen
Voraussetzung ausgegangen sei, der China-
wein müsste einen möglichst hohen Alkaloid-
gehalt haben, während man die wirksame
Chinagerbsäure gar nicht berücksichtigt hätte,
die doch als tonisirendes Amarum in erster
Linie die Wirkung des Präparates bedinge.
Diese Ansicht Liebreich*B ist aber eine grund-
falsche , denn aus der Cortez Chinae Pharm.
Germ. II zieht verdünnter Weingeist einen
Theil der Alkaloide, und zwar in Verbindung
mit Chinagerbsäure , Chinovin und Chinova-
säure, vielleicht auch in Verbindung mit
Chinasäure, obwohl letztere wohl mehr als
Kalksalz vorhanden sein dürfte, ans. Femer
geht etwas rother Rindenfarbstoff (Chinaroth?)
in Lösung, gelbliches Harz und Cinchol, ein
dem Cholesterin ähnlicher Körper. In der
Pharmakopoe - Commission , in welcher be-
kanntlich neben 7 Apothekern die stattliche
Reihe von 18 Klinikern, Aerzten und Phar-
makologen vorhanden war, war man sich
selbstverständlich darüber klar, dass nicht
die Chininwirkung als solche, sondern die
tonisirende der Chinagerbsäure in Frage kam.
0, Liehreich tadelt femer den Glycerinzusatz
und behauptet, dass das Qlycerin die toni-
sirende Wirkung des Chinaweines aufhebe«
Die betreffenden 18 Mitglieder der Pharma*
kopöe - Commission waren anderer Ansicht,
glaubten vielmehr für die Vorschrift stimmen
zu sollen, welche ein Präparat liefert, welches
weder eine Lösung von Chinaalkaloiden in
Wein, noch ein durch Zuckerzusatz leicht in
Gährung übergehendes Mixtum compositum
ist. g,
Apoth,'Ztg. 175.
Die von HübFache Jodadditions-
methode.
Benedikt bringt einen neuen Beitrag zu
dieser Methode, hauptsächlich um die kürzlich
von Schweissinger (Pharm. Centralh. 1887,
Seite 146) in Bezug auf die Unsicherheit der
Methode gemachten Einwände zu widerlegen.
240
Benedikt hat stete gute Resultate erhalten,
besonders für OliTenöl. Auch Dietencfi erhielt
für die meisten Gele gute Resultate und nur
bei Arachisöl von Htibl abweichende. Für
Leinöl fand Benedikt dagegen die von Ilübl
ermittelte Zahl (154 bis 160) für zu niedrig,
es ergab sich 170 bis 181 und steht die
höchste ron Schweissinger gefundene Zahl
(172,8) hiermit auch im £inklang.
Benedikt glaubt die niedrigen Zahlen,
welche zuweilen erhalten werden , auf nicht
genügenden Jodüberschuss zurückfuhren zu
sollen, auch die von ^ü&Z erhaltenen niedrigei)
Leinölzahlen haben den Grund in nicht ge-
nügendem Ueberschuss von Jod.
Nach den Erfahrungen Benedikts soll der
Ueberschuss nicht unter 30pCt. der ange-
wandten Jodmenge betragen.
Der erwähnte Uebelstand tritt ganz be-
sonders bei trocknenden Gelen ein, so dass die
Vorschrift für die Titrirung von trocknenden
Gelen dahin abzuftad^rn ist, dass für je 0fl&.
bis 0,18 g der Probe 25 ccm eventuell för
0,30 bis 0)36 g 50 ccm Jodlösung anzu-
wenden sind.
Benedikt fand für mehrere trocknende Gele
die Jodzahlen höher als mtbL
Jod zahl
V. Bühl: Benedikt:
Leinöl . . 156—160 170—181
Hanföl . . 143 157,5
Nussöl . . 142—144 145,7
Mohnöl . . 135—137 141,4
Die hohe Jodzahl des Leinöls findet ihre
Erklärung in dem von Hazura gelieferten
Nachweis, dass das Leinöl neben der Leinöl*
säure, CisHssGs noch grössere Mengen einer
bisher unbekannten wasserstoff&rmeren Säure,
CtaHsoGä enthält, welche 6 Atome Jod zu
addiren vermag. -^o«—
Zeitsehr. f. ehem. Industrie 18ß7, Hefl 8.
liiteratnr dbcI Kritik.
Hundbiich der praktischen Pharmaeie
für ApoUieker, DrogisteB, Aerzte und
Medicinalbeamte bearbeitet tob Dr.
Heinrich Beckurts, Professor au der
technisohen Hoehsehule in Braun-
schweig, und Dr. Bruno Hirsch, Apo-
theker in Frankfurt a. M. 1. Liefer-
ung. Stuttgart 1887. Verlag von
Ferdinand Ehke. Erscheint in 12
bis 15 sechs Bogen starken Liefer-
ungen h. 2J(.
Das „Handbuch der praktischen Pharma-
eie, ^ Yon welchem die erste Lieferung Torliegt,
hat sich , wie im Prospect zum Werke näher
ausgeführt wird, die Aufgabe gestellt, zunächst
in organischer Entwickelnng diejenigen An*
forderungen klar zu legen, welche heutzutage
einem nach den ?erschiedenen Seiten seines
Berufes gleichmftssig durchgebildeten Apo*
theker obliegen, und erst dann auf die Arznei-
mittel speciell einzugehen. Unter Hinweis
auf die Aufgabe der modernen Pharmaeie
wird die Apotheke und ihre Sinrichtungen
(die Officin, das Laboratorium, die Schneide-
und Stosskammer, die Vorrathsräume) be-
sprochen, wobei die bis vor wenigen Jahren
im Besitz des Herrn Dr. Hirsch gewesene
jQOthe -Apotheke in Frankfurt a. M. durch
eipige OroDdrisBe als Muster vorgef&hrt und
di# Beschreibung der Einzelapparate durch
viele und gute Illustrationen unterstützt wird.
Ein weiterer Abschnitt behandelt die phar-
macentisch- chemischen und physikalischen
Operationen, deren man zur Herstellung, Er-
kennung und Prüfung der Arzneimittel be-
darf; die Torliegende Lieferung reicht bis
„Sublimation.'' Auch in diesem Abschnitte
begegnet man einer Menge sehr guter Ab-
bildungen, besonders reichlich sind die
Pressen bedacht worden.
Die zweite Hauptabtheilung des Werkes
wird in alphabetischer Anordnung die in den
Apotheken gebräuchlichen Waaren und Arz-
neimittel nach Vorkommen, Gewinnung, Dar-
stellung, Erkennung, Prüfung etc. behandeln
und mit einer Auswahl von Tabellen fir die
pharmaceutische Praxis schliessen.
Was bis jetzt von dem Werke vorliegt,
macht den allerbesten Eindruck. Die Be-
handlung des Stoffs ist eine äusserst in-
structive, knappe und dabei doch erschöpfen-
de, mit einer Fülle praktischer Winke und
Bathschläge ausgestattete. Die Namen der
Herausgeber des Handbuches der praktischen
Pharmaeie sind dem ganzen pharmaceutischen
Publikum, speciell auch den Lesern der Phar-
maceutischen Centralhalle auf das Yoriheil-
hafteste bekannt, eine besondere Empfehlung
bedarf ihre gemeinschaftliche Arbeit wohl
nicht, wir wollen sie aber doch hiermit in
241
wJiriiMter und anfrichtigst^r Weiae «osge-
8iur4KBiiei) haben. g,
Arltoiten aus dem Kaiserlidieii Cle-
nndheitMintet (Beiheile zu den
Veröffeniliobungeii dea Eaiaeriichen
GesundheiteaiDtes,) Zweiter Band.
Erstes und zweites Heft. Berlin 1887.
Verlag Ton Julius Springer.
Dia wicUigen Publikationan das Eaiserl.
Gesnndliei tsantea haben durch das Erscheinen
des yorliegenden Halbbaadea eine neue ind
werthTolle Bereicherung erfahren. Folgendes
ist der Inhalt dieser zwei Hefte :
üeber Mikroorganismen im künstlichen Selter-
wasser nebst einigen vergleichenden Unter-
snchnngen über ftr Verbalten im Berliner
Leitungswasser and im destillirten Wasser von
Dr. M. HochsUtUr. Dia Cholera in Gonsenheim
nnd Finthen im Herbst 1886. Berichterstatter:
Regiemngsrath Dr. Gctffky. Ergebnisse des Impf-
Eihäftes im Dentechen Kelche für das Jabr 1883.
ebnisse der Prflfnng von Wasserproben ans
^Istadt BerLcbterstatter: Begierangsrath Dr.
Gustan) WölffhügeH. lieber blei- und zinkhaltige
Gebrauchsgegenstände. Technische Erläuter-
ungen zu dem Entwurf eines Gesetzes betreffend
den Verkehr mit biet- und zinkhaltigen Gegen-
standen. Beriehterstatter: Begierungsrath Dr.
Owtao Wolffhügd. Die Säuglingssterblichkeit
im Deutschen Keiche wälurend der Jahre 1875
bis 1877. Von Dr. Arthur Würzhuir§.
Die natflrliclieii Pflanzenfamtlien
nebst ihren Gattangen nnd
wi^litigeren Arten insbesondere
den Nutzpflanzen bearbeitet nnter
Mitwirkung zahlreicher hervorragen-
der Faebgelehrten ?on A. Engler,
ord. Professor der Botanik und
Director des botanisehen Gartens in
Breslau, und K. Prantl, Professor
der Botanik an der Forstlehranstalt
Aschaffenburg. — 1. Lieferung:
Palmen von O. Drude. IL Theil,
3. Abttieilang, Bogen 1 bis 8. Mit
167 Einzelbildern in 88 Figuren. —
8. Lieferung: Juncaceae von
R BiuJtenau; Stemonaceae und
Liliaceae von Ä. Engler. Mit
132 Einzelbildem in 82 Figuren.
Subseriptionspreis 1.^50 4 Einzel-
preis 3ur. Leipzig 1887. Verlag
von Wilhehn Engelmann.
Von dieaas gross angelegten Werke
bringen wir einatweilen die AnkSndignng,
welche über den Plan Anaknnft giabi, eine
ansfabrlicbe BesprecbuDg von berufener
Seite werden wir später bringen.
„Es bat bisher an einem umfassenden Werke
gefehlt, welches^ iMch strene wissenschaftlichen
Gmads&tKen nnd yon anerkannten Antoritaten
bearbeitet, ein Gesammtbild der Nanzenwelt
in systematischer nnd dabei doch allgemeiner-
verständlicher Weise zur Darstellung an bringen .
suchte. Die „natürlichen Pflancenfamilien"
hoffen dies sa erreichen; nicht nur die Art dor
Bearbeitung des Textes, sondern vor Allem anch
die Zahl nnd Schönheit der Abbildangen lassen
erwarten, dass ebensowohl Botaniker Ton Fach,
als einigermaassen vorgebildete Laien (Lehrer
der Naturwissenschaft, Apotheker nnd Pnarma-
ceuten, Aerzte, Forst- und Landwirthe, Gärtner,
wissenschaftliche Beisende nnd Kolonisten) eine
Falle von Anregung nnd Belehrung finden
werden. Die Namen der Herausgeber, wie der
zahlreiphen Mitarbeiter bieten die Gewähr einer,
auch die strengste Kritik bestehenden Behand-
lung des Stoftes.
Die Abbildungen liefern ein kostbares, bis-
her nur Wenigen zugängliches Material und
dürften zur Verbreitung des Werkes in weiten
Kreisen ganz besonders beitragen.
Die Einthailung des Werkes ist folgende:
I. Theil. Kryptogamen, redigirt von a. Frantl.
1. Algen nnd Pilze.
2. Moose, Farne, Schachtelhalme, Bär-
lappe etc.
IL bis V. Theil. Phanerogamen , redigirt*
von A, Engler.
IL Theil. Gymnospermen und monokoty-
ladone Angiospermen.
IIL bis V. Theil. Dikotyledone Angio^
spennen.''
ReaI-Kaa|cleDUie der geaamtea Heilkonde.
Medianisch - chirurgisches Handwörterbuch
fflr praktische Aerzte. Herausgegeben von
Prof. Dr. Albert Eulenimrg in Berlin. 2. um-
gearbeitete und vermehrte Auf läge. Neanter
Band (Heft 81—90). Erscheint in Bänden
von je 45—50 Druckbogen Umfang. Mit
zahlreichen Dlustrationen. Wien und Leipzig
1887. ürbam d ß^warzenberg.
Dieser Band umfasst die Artikel Harn— Hv-
drorrhoe. Ausser sahlreiefaen kleineren Artikeln
nnd Hinweisen enthält dieser Band folgende
grössere Aufsätze: Harn, Harnuntersuchung
(Loehiachj Innsbruck). Hausschwamra (Sayka,
Prag). Haut und Hautorgane (Kkmensiemce,
Graz). Hautkrankheiten im Allgemeinen (Schiff,
Wien.) Heereskrankheiten (Frölidi, Leipzig).
Heilung (Samuel, Königsberg). Helminthen
(Peiper, Greifswald). Hereditäre Syphilis (Grün-
fdd, Wien). Herpes (KapoBi, Wien). Herz-
knmkheiten (BoBenbaOi, Breslau). Hörprafuag
rScÄwöAacÄ, Berlin). HaftgelenkC(7i*rtt, Berlin).
Hydrocephalus (Eeubner, Leipzig). Hydro-
phtbalmus (Klein, Wien).
Chemlich-teehBiieliei BepertertUL üebersicht-
lieh geordnete Mittheilnagen der neuesten
Erfindungen, Fortaebritte and Verbesserungen
242
auf dem Gebiete der tecbnischen nod Inda-
Btriellen Chemie mit Hinweis auf Maschinen,
Apparate And Literatur. Herausgegeben von
Dr. Emil Jacobsen. 1986. Erstes Halbjahr.
— Erste Hftlfte. Berlin 1887. B. Oärtner'e
Yerlagsbnchbandlnng (Hermann Hwfeldtr).
Inhaltsrerzeichniss: Baumaterialien, Cemente,
kUnstlicbe Steine. Farbstoffe, Färben und Zeug-
drnck. Fette, Oele, Beleucbtungs- und Heiz-
materialien. Gegobrene Getrftnke. Gerben, Leder
und Leimbereitung. Gewebe. Glas und Thon.
Holz und Hom. Kautschuk. Kitte, Kleb-
materialien, künstllcbe Massen. Lacke, Firnisse
und Anstriche. Metalle. Die 2. Hftlfte wird
bringen : Nahrunffs- und Genussmittel. Papier.
Photographie und Vervielfältigung. Kückstftnde,
Abfalle, Dünger, Desinfection und gewerbliche
Gesundheitspflege. Seife. Zflndrequisiten, Spren^-
mittel. Darstellung und Reinigung von Chemi-
kalien. Chemische Analyse. Apparate, Ma-
schinen. Elektrotechnik, Wärmetechnik. An-
bau^: Geheimmittel,Verfälschungen von Handels-
prooucten etc. Nene Bücher. Sachregister.
Abrtas der chemlseheB Tecbnologle mit beson-
derer Rücksicht auf Statistik und Preisver-
hftltnisse. Von Dr. Chr, Heimerling, Docent
am Polytechnikum in Zürich. 2. Lieferung.
Erscheint in 7 Lieferungen k 2Jf. Cassel
nnd Berlin 1887. Verlag von Theodor Fischer.
Jaliresberlelit aus der Fabrik pharma-
ceutischer Specialitäten. OtteAsen-
Hamburg. Ausgegeben April 1887.
W. Kirchmami, Apotheker.
Die Specialitäten der Kirchmann'schen
Fabrik sind seit längerer Zeit schon rühm-
lich bekannt; der Jahresbericht gedenkt aus-
führlicher der Eisenmagnesia-Pillen,
der Pilulae Santonini sacchar.,
Pepsin-Bestecke, Capsules gela-
tineuses, einiger Polysolve-Prapa-
rate und der SandmandeUKleie, wo-
zu die Vorschrift wie folgt lautet:
Rp. Piacent amygd. dulc,
Amyl. Iritici ana . . 24 Theile,
Boracis pulr.
Glycerin. ofßcin. ana . 10
Bhizomat. Irid. Flor. . 5
Infusorien Kieselpanzer 25
Talci Venet 2
Misce.
n
Preis -Auszug von R. H. Paulcke in Leipzig. Pbar-
maceutische Centralstelle fQr Hygieine und
Krankenpflege. April 1887.
Preisliste von Dr. Ernst Saadow in Hamburg.
Spedalität: Mineralwassersalze.
miscellen«
Vene Drogen und Pflansenstoffe,
Die Samen einer in Brasilien beimischen
Composite Mutitia viciaefolia sollen sich
als Heilmittel gegen Pbtysis bewähren.
Arehives de Pharm, 1887, 11.
Die Blätter von Orthosyphon stami-
n e n 8 , einer auf Java wachsenden Labiate,
finden seitens der Eingeborenen und der
dortigen Europäer Verwendung bei Nieren-
und Blasenleiden. Die Blätter werden nach
Art des chinesischen Thees gerollt aufbewahrt.
Die Dosis beträgt 5,0 als Infusum auf 1 Liter,
im Laufe des Tages au trinken«
AmhiveB de Pharm. 1887, 61.
Aus der in Australien heimischen £ u p h o r*
bia Drumondii hat Heid ein von ihm
D r u m 1 n genanntes Alkaloid isolirt, welchem
anästhetische Wirkungen, gleich dem Cocain
zukommen sollen. Eine 4 proc. Lösung des
Pinguin- oder Alantol-Leberthran
mit Kalk.
lieber dieses (Pharm. Centralh. 28, 35
schon kurz erwähnte) Präparat giebt der Ver-
fertiger Marpmann in den Ind.-BL einige
Erläuterungen. Die Grundlage bildet eine
Mischung halbverdauter oder peptonisirter
Fette, die durch Digeriren einer Fett- (Leber-
thran? Bef.) Emulsion mit Pancreas in al-
kalischer (Kalk*) Lösung bereitet und der
hierauf phosphorsaurer Kalk , taurocholsaure
Salze, sowie Alantol und Alantsänre zugesetzt
werden. Marpfiumn fand, dass Alantol und
Alantsäure von energischer antivitaler Wirk-
ung atif Tnberkelbacilien seien und combi-
nirte deshalb das Pinguin als Heil- und Nähr-
mittel für Schwindsüchtige. Dieses neue Prä-
parat unterscheidet sich demnach von dem
Chlorhydrats auf die Zunge applicirt, soll ! *"f '^^»""„^^^^ Hydro lein (Pharm, Cen-
es ermöglichen, dass man die Bitterkeit einer ' ^^' 21, 383) durch den Gdialt von Alantol
Chininlösung nicht wahrnimmt.
s.
Arehives de Pharm. 1887, 117,
und Alantsäure«
s.
ApoOieker^Zeüivmg 18&7, 180.
Verlecer und T8mitworUleh«r a«d«etear Dr. E« Qelfsler in Dresden.
IIB BvehliiBdtl dmnh Jalivt Springer, Berlin M., MonbUonplmti 8
Draek der KSaigl. Hoflmehdroekerel von 0. 0. Meinhold J^ BSIine in Dniden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung för wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben Ton
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Gelssler.
Encheint ledeD Donnerstaff. — Abonnementspreis doreb die Post oder den Bucbbandel
▼ierteljftnrlieb 3 Mark. Bei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. Binseine Numtoeni
S5 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grösseren Inseraten oder
Wiederbolungen Rabatt.
Anfragen, Aufträge, Manuseripte ete. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, PiDnitzer Strasse 56 adressiren.
J|g20.
Berlin, den 19. Mai 1887.
Nene JTolge
Till. Jahrgang.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: Vhaale ««4 Fhanufll^t MltthellUBfeB aui dem öffentlichen ohemltehen Laboratorium von Dr. Otto
Sehweieeinger in Dresden. — Zur Axsaeimittelprftftinf. — Ueber dM CrotonSl. — Üeber oxydlrte Oele. ~ Vtfr«
halten tos Qneeketlbereblorid feson Ammonblearbonat. — Ouarana-WerthbestlmmnBs. — Ohemiiche Umaets-
«ngen In Trlnkwaater. — Olyeoenrinaäare. — NIedeninken Ton BaUlOganfen. — Maohwels Ton Antifebrin. —
Die Einwirkung des Sonnenliehts auf den menschlichen Körper. — TlienipeatlMae VolUeat Gegen Migräne. ~
Vorsebrifl für Bmlhmngsklystlere. ~ CoeaYn beim Bergstelgen. — Zur Anwendung des Saccharins. — Paraffinnm
liqnldnm als Vehikel. — Gegen Wnndlanfen nnd Wandrelbeo. — Mlfeellens Eine ezplosWe Mischnng. — Pipero-
nal. — Orenssahl für den Faselgehalt spIritnOser Getrftnke etc. — Offene CorrMfOndens« — iBtetgen«
■■
Chemie und Pliarmaclee
Mitfheilungen aus dem öffentlichen
chemischen Laboratorium von
Dr. Otto Schweiasinger zu Dresden.
9* Arsenhaltiges Heu.
Im Somner 1886 erkrankten auf dem
BiUergate P. bei Würzen mehrere Kühe
and Sehafe unter den Erscheinungen
einer Bronchitis, an der mehrere Kühe
und eine grössere Anzahl von Schafen
theils starben, theils hochgradig krank,
bez. zur Feststellung der Diagnose ge-
schlachtet wurden.
Als Ursache der Bronchitis wurde von
dem hinzugezogenen Prof. Dr. Johne eine
Staubinhalation beschuldigt. Dieselbe
schien durch das Einstreuen zur Fatter-
unff unbrauchbaren, stark verschlemmten
und beim Schfitteln stark stäubenden
Heuös Teranlasst zu sein, da unter den
Lämmern, in deren Ställe jenes Heu nicht
eingestreut worden war .kein Fall dieser
Knud[heit aufgetreten war.
Betreffendes Heu stammte von den an
der Mulde gelegenen Wiesen und da es
Prof. c/oAm nicht mimögUcb erschien,
dass der auf denselben abgelagerte
Schlamm seinen Ursprung zum Theil in
den Wäschen der Muldener Htttten bei
Freiberg finden könnte, so veranlasste
genannter Herr die Einsendung einer
Quantität des verdächtigen Heues und
dessen Untersuchung auf Arsenik.
Diese letztere ergab denn auch das
überraschende Besultat, dass aus 30 Gramm
Heu deutliche Arsenspiegel im Jlfar^%'schen
Apparat erhalten wurden. Es unterliegt
kaum einem Zweifel, dass dieser enorm
hohe Arsengehalt den auf dem Heue
abgelagerten Schlammtheilen entstammt,
die bei Hochwasser von den Halden und
Wäschen der Muldener Hütten bis weit
in das Niederland gefQhrt und dort aut
den Fluren abgelagert werden. Die
Entfernung von Freiberg bis Würzen
beträgt beiläufig fast 10 Meilen.
Dieser hohe Gehalt des von dem ge-
streuten Heu massenhaft abstäubenden
Staubes an Arsen, der zum Theil von den
Thieren eingeathmet wurde, erklärt ge*
nügend die so stark reizende Wirkung
desselben auf die Bronchidschleimhaut
und bortätigt von Neuem die schon firOher
244
r -
, Von» fiawJw^; Siedamgrotzky und Johne
^emächt^n MiUhe)4uifgen über die auf
die Bespirationsschleimhäute . so nach-
theilige Einwirkung, welche das beim
Fressen ebenfalls abstäubende, von Hütten-
rauch befallene Futter (tes. Heu) in dem
Hüttenrauchrayon in der Umgebung der
Muldener Hütten besitzt
10. Die Abnahme der flüchtigen
Säuren and die Zunahme der
Raneidit^ in der Butter.
Von C Virchato ist im Eeport. anal.
Chem. 1886 S. 489 mitgetheilt, dass in
der Butter allmälig eine Zunahme der
Banciditätsgrade und eine Abnahme der
flüchtigen Säuren (der Reicherfschen
Zahl) stattfände. Die gleiche Beobacht-
ung wurde auch in dem hiesigen Labora-
torium gemacht, und soll hier ein Theil
der bei verschiedenen Sorten von Butter
gefundenen Resultate mitgetheilt werden.
Nr.
Dat.
1.
P.
B.
Nr.
Dat.
2.
F.
B.
18./8. 86
9./10. 86
28./12. 86
29,8
28,5
26,3
15
18
22
•
18./8.86
19./10. 86
20./ 12. 86
3^6
29,9
28,7
10
U
18
Nr. 3.
Dat.
8./12.86
12./2. 86
F.
B.
26,1
25,5
14
18
Ausser di^seil drei Sorten, welche zu
verschiedener Zeit untersucht wurden,
mögen hier noch einige andere Butter-
sorten folgen, welche eine relativ niedrige
Reicherfsehe Zahl neben relativ hohem
Banciditätsgrade zeigten, jedoch nur ein-
mal untersucht wurden.
Nr.
F.
B.
1
4
25.6
20
5
26,3
29
6
25.4
21
7
25,0
16
8
25,0
14
In den vorstehenden beiden kleinen
Tabellen bezeichnet F » die Retohert-
sehe Zahl , B = die ^ Banciditätsgrade
{Burstyn'^Gh^ Grade = Anzahl der Kubik-
centimeter.N'ormalkalilauge, welche zur
Sättigung der freien Säuren in 100 g
Butterfett noth wendig sind).
In üebereinstimmung mit C. Virchoto
Icann also constatirt werden, dass bei
hohem Banciditätsgrad der Butter stets
eine niedrige Reicherfsehe Zahl gefunden
wird, ferner, dass die Banciditätsgrade
allmälig zunehmen, dagegen die fluchtigen
Fettsäuren allmälig abnehmen, aber nicht
in gleichem Verhältniss.
Bemerkenswerth ist, dass mir bis jetzt
keine Katurbutter vorkam, welche unter
25,0 Retcherf&che Grade gezeigt hätte,
selbst die Probe Nr. 5, welche 28
Burstyn'sche Grade zeigte, und von
ekelhaftem ranzigen Geruch und Ge-
schmack war, hatte noch 25,3.
11. Salicylsänre im Biere.
Die Prüfung auf Salicylsäure im Biere
wurde zu verschiedenen Malen ausgeführt;
es wurden dabei mit der Methode von
Rose (Pharm. Centralh. 1886, Seite 220)
gute Eesultate erzielt.
Bei der Ausführung der Methode darf
man vor allem das Ansäuern mit Schwe-
felsäure nicht unterlassen. Manchmal
erhält man jedoch trotz des Ansäuems
beim Durchschütteln eine sehr starke
p]mulsion, die sich selbst nach 12 Stunden
nicht gut absetzt. Das Erwärmen des
Gjlinders mit der Hand hilft meistens
auch nicht, und es bleibt nichts Anderes
übrig, als die trübe Schicht abzuheben
nnd auf dem Wasserbade schwach zu
erwärmen.
In einigen Fällen, besonders bei Porter,
erreichte ich dadurch eine bessere Trenn-
ung, dass ich das Bier eindampfte, mit
Alkohol fällte, aus dem alkoholisohen
Filtrat den Alkohol verdunstete und jetzt
nach dem Ansäuern mit dem Aether —
Petroläther ausschüttelte.
Bei einem Biere, welches von der
französischen Grenze zur Prüfting einge-
sendet war, wurde die Frage gestellt, ob
es wahr sei, dass die deutschen Brauer
ein Mittel hätten, den analytischen Nach-
weis der Salicylsäure im Biere zu ver-
hindern.
Diese Ansicht basirte jedenfalls auf
245
der Thatsache, däss kleine Mengen von
Salieylsäure im Riere nach einiger Zeit
Tollkomnen zersetzt werden, und dass
der directe Nachweis der Salieylsäure
durch die Hopfengerbsänre überhaupt
verhindert wird.
Von drei anderen Bieren, welche ftr
den Oberseeischen Transport bestimmt
nnd als vollkommen salieylsäurefrei be-
zeichnet waren, enthielten zwei ziemlich
viel Salicyls&ure.
12. Neave^s Kindermehl.
Die Analyse von Neave'Q Eindermehl,
welches jetzt von England durch die
Firma W. 0. Knoop m Hamburg auch
nach Deutschland in den Handel kommt,
ergab folgende Zahlen:
Proteinkörper . . 12,31 pCt.,
Fett 1,82 „
Kohlehvdrate . . . 79,46 „
Mineralbestandtheile 1,05 „
Phosphorsäure . . 0,257 „
Gellulose . . . . 1,18 „
Feuchtigkeit . . . 8,58 „
Die Analyse der aus diesem Kinder-
mehl nach Vorschrift mit Milch herge-
stellten Suppe wurde ebenfalls vorge-
nommen.
Zur Bereitung der Suppe wurden zwei
gehäufte Esslöffel voll Kindermehl (60 g)
mit etwas kaltem Wasser angerührt, da-
rauf etwa Va ^ kochendes Wasser, Vi ^
Milch und 1 Theelöffel voll Zucker (10 g)
hinzugefügt und nach Vorschrift einige
Zeit gekocht. Die zur Bereitung ver-
wendete Milch hatte folgende Zusammen-
setzung :
Fett 2,99 pCt,
Trockenröckstand . 13,05 „
Mineralbestandtheile 0,75 „
Die fertige Suppe nahm einen Baum
von 750 ccm ein.
Die Analyse ergab folgende Zahlen:
Fett 8,50 g,
Eiweissstoffe . . . 17,91 „
davon leichtverdaulich . . 16,380 g,
Gellulose • • . . 0,98 „
Kohlehydrate . . . 71,40 „
Mineralbestandtheile 2,59 „
darin
Phosphorsäure .... 0,952 „
Kalk 0,501,,
Im Allgemeinen stimmlin diese Besul-
tate mit den auch von Dr. Stutzer er-
haltenen (Pharm. Centralh. 1887,^Nr:i8)
überein.
Zur Arzneimittelprüftmg.
Von Dr. E, Myliua,
Aus dem Vorkommen von Schwefel .in
Magnesia usta (Pharm. Centralh. 1887,
239), welches von Schacht beobaehtßt
worden ist, scheint logisch doch ein. an-
derer Schluss zu ziehen, als der^ dass
Magnesia usta überhaupt zum Titriren
nicht brauchbar ist. Dass schwefelhaltige
Magnesia zum Titriren mit Silbersalzen
sich nicht eignen kann, ist ja ohne Ver-
such sicher. Es folgt vielmehr aa^ dem
Vorhandensein von Sulfiden in einem
Muster von Magnesia usta, dass 1. diese
Magnesia usta für pharmaceutische Zwecke
überhaupt nicht zu brauchen ist, trotzdem
sie den Anforderungen der Pharmakopoe
im Uebrigen entspricht ; 2. die Probe der
Pharmakopoe auch auf Sulfidgehalt aus-
zudehnen ist.
Zu gebrauchen ist sulfidhaltige Mag-
nesia usta deswegen nicht, weil sie mit
Säureüberschuss, folglich auch im Magen,
Schwefelwasserstoff entwickeln muss, des-
sen Aufstossen dem Gonsumenten sehr
bald verrathen dürAe, dass mit der frag-
lichen Magnesia usta nicht alles in Ord-
nung ist.
Die Probe der Pharmakopoe dürfte
auf Sulfidgehalt auszudehnen sein, nicht
indem man mit Salzsäure und Brom be-
handelt, sondern sehr viel einfacher nur
dadurch, dass man die zu untersuchende
Magnesia In Salzsäure oder verdünnter
Schwefelsäure löst und an dem Reagens-
röhr, in dem dies geschieht, riecht Wer
nicht über eine feine Nase verfDgt, be-
diene sich noch des bekannten Bleipapiers.
Es sei bei dieser Gelegenheit bemerkt,
dass die Nase den Schwefelwasserstoff
erkennen lässt (vorausgesetzt, dass man
sich nicht in Qinem Baum befindet, wel-
cher von einer scbwefelwasserstoffhalügen
Atmosphäre erfüllt ist), wenn seine Ver-
dünnung so stark ist, dass es schwer
fällt, ihn durch Beagentien nachzuweisen.
246
Uti1)er dM CrotoaöL
Der zaent von Semer aufgestellte Satz,
dasB'dtt '0 Wirksame^ im Crotonol aus zwei
total verschiedenen Substanzen bestehe , von
denen die eine , gleichgültig wie angewandt,
nur hi^utreizend und die ändere nur abfahrend
wirke, ist seither ziemlich allgemein als rich-
tig angesehen worden. Robert hat sich neuer-
dings mit dieser Frage beschäftigt, wobei sich
Folgendes ergab. Im Crotonol ist die von
£i«cMe>m 187.3 entdeckte, aber der Formel
nach' noch jetzt unbekannte Crotonol-
säure (nicht mit Crotons&nre zu verwech»
sein) theils frei, theils als Glycerid enthalten.
Das Gljcerid besitzt keine giftigen Eigen-
schaften, die freie S&nre aber sehr starke und
zwar sowohl hautreizende als darmreizende
(d. h. abfuhrende). Da nun das Ferment der
Bauchspeicheldrüse auf das Crotonolglycerid
wie auf alle Glyoeride spaltend einwirkt, so
ist klar, dass auch das Glycerid bei inner-
licher Darreichung abführend wirken muss.
Das abführende und das hautreizende Princip
des Orotonöls sind also nicht, wie Senkr will,
principiell verschieden, sondern immer be-
ruht die Wirkung lediglich auf
der Crotonolsäure.
Auch die weitere Behauptung, dass man
immer das Crotonol durch Alkohol in zwei
Theile trennen könne, von denen der eine
das abführende und der andere das haut-
reizende Princip enthalte, erwies sich als un-
richtig. Ein bestimmtes VerhSltniss der Lös-
lichkeit des Crotonöls im Alkohol kann viel-
mehr gar nicht festgestellt werden, und ist
von der Menge der freien und gebundenen
Crotonolsäure nicht direet abhängig. Den
Haupteinfluss auf die Löslichkeit hat das
Alter. Es giebt Sorten von Crotonol, welche
in Alkohol in jedem Verhältnisse löslich sind.
Dass dieselben die Crotonolsäure nur in
freiem Znstande enthielten und dass nur diese
Sorten sie in dieser Form enthielten , ist da-
mit nicht gesagt , obwohl zugegeben werden
muss, dass die freie Crotonolsäure in Alkohol
leicht löslich ist.
Zur Reindarstellung der Crotonolsäure em-
pfiehlt Kebert fDlgendes Verfahren : Der in
Alkohol leicht lösliche Theil des Crotonöls
wird mit heissgesättigter Barytlösnng im
Ueberschusse auf dem Wasserbade einige
Zeit innig verrfihrt. Es bildet sich ein weisser,
steifer Brei, der mit kaltem destillirtem Was-
ser anhaltend verrührt und dadurch gewazehen
wird| indem der überschüssige Ba^, Farb-
stoffs und die in Wasser löslichen Verbind-
ungen der Essigsäure, Buttersäuze und Tiglin-
säure mitBaiyum dabei nach Möglichkeit ent-
fenit werden. Dann lässt man das Wasser
abtropfen, entfernt die letzten Beste durch
Erwärmen und verreibt die steife Masse mit
Aether zu wiederholten Malen. Dabei bleiben
die Baxytsalze der Stearin-, Palmitin- und
Laurinsäure ungelöst, während ölsanres und
crotonolsaures Baryum in Lösung gehen und
nach Verdunsten des abfiltrirten Aethers als
gelbe halbflnsstge Seife gewonnen werden.
Diese behandelt man mit Alkohol, wobei der
crotonolsäure Baxyt sich löst, der Ölsäure
aber nicht. Aus der alkoholischen Losung
wird der Baxyt durch vorsichtigen Zusatz von
HaS04 ausgefällt und das Filtrat, welches die
Crotonolsäure enthält, verdunstet. Die Cro-
tonolsäure wird bei energischer Behandlung
mit Barytwasser in der Hitze zerstört, und
dies ist die Hauptschwierigkeit bei ihrer Dar-
stellung. 9-
Chemiker-Zeit 11, 416.
üeber ozydirte Oele.
Eine sehr interessante Mitiheilnng über
sogenannte ozydirte Oele liegt von Benedikt
und Uhser vor (Zeitschr. f. ehem. Ind. 1887
No. 9).
Es kommen von England aus sogenannte
ozydirte Oele, „blown oils" unter dem Namen
„auflösbares Ricinusöl* in den Handel; sie
unterscheiden sich von dem ebenso dick-
flüssigen Ricinusöl durch ihre Mischbarkeit
mit Mineralölen. Die Herstellung dieser Oele
geschieht nach einem dem Patente von Thomas
Henry Qray in London ühnlichen Verfiihren.
Man leitet in mehrere, mit Leinöl oder anderen
trocknenden Oelen gefüllte Behälter Luft,
welche, von einer Druckpumpe kommend, in
einem Schlangenrohr erhitzt worden ist. Das
Oel wird zunächst einige Stunden auf 12()<^
erhitzt, dann einige Stunden h,\]f 2p5^. Wenn
die scharfen Dämpfe vollständig ausgetrieben
sind, so verdickt sich das Oel plötzlich und
bildet eine helle, gelatinöse. Masse. (D. R.-P.
Nr. 12 825.) Aehnlicher Art sind die Ver-
fahren, welche zur Fabrikation dickflüssiger
Schmieröle aus Cottonöl, Büböl etc. an-
gewendet werden und diesen wird dann der
Name , auflösbares Ricinusöl'* gegeben.
247
Nachdem Benedikt und Ulzer schon vor
«iniger Zeh die Vermuthung ausgesprochen
hatten , dass ein unter dem Namen „soluhle
eastor oil** in den Handel kommen des Gel
oxydirtes Cottonöi sei , stellten sie dies jetzt
experimentell fest, indem sie im Kleinen
Cottonöi in ftbnlinher Weise, wie oben be-
, schrieben, behandelten.
Wie die Ermittelung der Säuresahl lehrte,
blieb das Gel bei dieser Behandlung neutral,
die Einwirkung des Sauerstoffs erstreckte
sich nicht auf das Glycerin , sondern die im
Cottonöi enthaltenen Gljceride flüssiger Fett-
sauren wurden als solche oxjdirt und , wie
aus der erhöhten Acetylzakl henrorgeht, zum
Theil in Gljceride von Gxyfettsäuren über-
geführt.
Folgendes sind die von den Autoren bei
der vergleichenden Analyse der drei Gele er-
haltenen Zahlen.
Bäore- Veneirnngs-
xahl uhl AMiyl- Jod«
der acetylirten zahl: zahl:
Fettaä« r«n:
Cottonöi. . . 195,7 212,3
Giydirtes
Cottonöi . . 191,6 237,7
Auflösbares
Ricinusöl . 184,5 246,7
16,6 106
46,1 78,5
62,2 72,2
Die Löslichkeit dieser oxydirten Gele in
Alkohol ist bedeutend höher als die der ur-
sprünglichen Gele.
Auch k&ufliche Gelsäure wurde in ähn-
licher Weise von Benedikt und Ulzer be-
handelt; es ergab sich ebenso wie oben ein
Steigen der Verseif nngs- und Acetylzahl, so-
wie ein Fallen der Säurezahl. Das Gxydations-
produkt soll demnach grosse Mengen von
Gxyölsäure, vielleicht neben Dioxyölsäure,
enthalten. — os—
Verhalten von Quecksilberchlorid
gegen Ammonbicarbonat
' Thümmel veröffentlicht im Archiv der Phar-
macie 1887, Heft 6, seine Untersuchungen
über die Zusammensetzung der weissen bis
gel blich weissen Niederschläge, welche beim
Fällen von mit Ammonbicarbonat verunreinig-
tem Natriumbicarbonat einerseits und von
reinem Ammonbicarbonat andererseits mit
Quecksilberchlorid erhalten werden. Beide
Niederschläge erscheinen in ihrem Aussehen
dem officinellen Hydrarg. praecip. alb. ähn-
lich, werden beim Trocknen gelb, scheiden
beim schnellen Erhitzen Calomel und me-
tallisches Quecksilber unter Entwickelung von
N und NH3 ab, hinterlassen aber bei lang-
samem Erhitzen ein rothes Pulver, das nach
MitscherUch aus Quecksilberchlorid und Stick-
stoffquecksilber besteht (HgCIg . N2Hg3). —
Dagegen unterscheiden sich die Niederschläge
von dem Hydrarg. amidat.-bichlor. beim Be-
handeln mit H2G. Dieses giebt beim Kochen
mit Wasser NH3 und ein schweres gelbes
Pulver, welches nach Kane aus Qnecksilber-
oxyd und Quecksilberammoniumchlorid (HgG .
NH2 Hg CI2) besteht. Nach den Untersuchun-
gen Thümmels würde sich das Kane'ache
gelbe Pulver jedoch als der Formel (HgG .
N H2 Hg Cl)ß + Hg CI2 entsprechend zusam-
mengesetzt erweisen.
Die oben genannten Niederschläge dagegen
entwickeln beim Kochen mit HgG kein Ammo-
niak; dabei sind sie lichtempfindlich und
werden auch schon im zerstreuten Licht grau.
Auf Grund seiner Analysen hat Thümmel
diese Präcipitate als Verbindungen von Queck-
silberoxydchlorid mit Quecksilberammonium-
chlorid von wechselnder Zusammensetzung
erkannt, und vindicirt dem ersten aus ver-
unreinigtem Natriumbicarbonat erhaltenen
Präcipitat die Formel 3HgG . Hg Gig + NH^
Hg Gl, dem Niederschlag aus primärem NH5
CG3 dagegen* die Formel HgG . HgCl^ -\-
2NH2HgCl.
-d^
Onarana • Werthbestimmung.
Snow schlägt zur Werthbestimmung der
Guarana vor, folgendermaassen zu verfahren :
5,0 Guarana werden mit 44 ccm Chloro-
form geschüttelt, hierauf 6 ccm einer Mischung
von6 Volumen Alkohol, und 1 Volumen concen-
trirtem Ammoniak zugefügt und im verschlos-
senen Gefass mehrere Stunden unter öfterem
Umschütteln extrahirt und hierauf eine Nacht
zum Absetzen bei Seite gestellt. Nach dieser
Zeit wird rasch filtrirt, um Fehler durch
Verdampfen des Chloroforms zu vermeiden.
Von dem Fi 1 trat werden 40 ccm (entsprechend
= 4,0 g Guarana) verdunstet, der Rückstand
in Wasser aufgenommen und filtrirt, indem
das Filter so lange mit Wasser nachgewaschen
wird, als die ablaufende Flüssigkeit noch mit
Phosphormolybdänsäure reagirt. Diese wäss-
rige Flüssigkeit wird hierauf mit kleinen
Mengen Chloroform so oft ausgeschüttelt, bis
die wässrige Flüssigkeit durch Phosphor-
molybdänsäure nicht mehr gefällt wird. Die
248
Chloroform! ösung wird in tarirtem Gefass ver-
dunstet und der Rückstand gewogen; das
Gewicht desselben x 25 giebt den Procent-
gehalt der Guarana an Coffe'in.
Statt des Chloroforms in vorstehendem
Prüfungsgang Aether anzuwenden ist nicht
zu empfehlen, da derselbe gegenüber Chloro-
form oder Benzol eine geringe LÖsungsfabig-
keit für Coffein besitzt. .s.
Journ, de Pharm, et de Ch. 1887, 561.
Chemische
Umsetzungen im Trinkwasser^
hervorgerufen durch Bacterien.
Ueber die schnelle Zunahme und allmälige
Wiederabnahme der Bacterien in Trinkwasser,
welches nach dem Schöpfen längere Zeit bei
Seite gestellt wird, hat T. Leone sehr in-
teressante Beobachtungen gemacht. Ein
M unebener Wasser, welches beim Schöpfen
nur 5 Mikroorganismen in 1 ccm hatte, ent-
hielt am fünften Tage des Stehens eine halbe
Million, am zehnten Tage 300 000 und nach
sechs Monaten wieder so wenig wie anfangs.
Gleichzeitig nahm die durch übermangan-
saures Kali bestimmbare organische Substanz
beständig ab; nach 22 Tagen war nur noch
ein Drittel des ursprünglichen Werthes vor-
handen. Zugleich bildete sich Ammoniak,
aber nur bis zum 15. Tage, darauf trat die
Bildung von salpetriger Säure ein, welche
nach 25 Tagen ihren Höhepunkt erreicht
hatte. Dann verschwand auch diese und
schliesslich war nur noch Salpetersäure nach-
zuweisen.
Durch Control versuche wies Leone nach,
dass diese Umsetzungen durch die Bacterien
hervorgerufen waren. Weiter bewies Leone
durch Versuche, dass alle Mikroorganismen
je nach Umständen Salpetersäure und Ammo-
niak bilden können und dass daher eine £in-
theilung in oxydirende und reducirende Mikro-
organismen , wie dieselbe in der letzten Zeit
angenommen ist, nicht richtig sei. Aber
auch die reducirende Wirkung ist nach Leone
nur eine scheinbare, denn die Bacterien
haben im Grunde nur eine oxydirende Func-
tion; dieselben können zwar den zur Oxyda-
tion der organischen Substanzen nöthigen
Sauerstoff den Nitraten entnehmen , aber die
scheinbare Reduction ist doch nur eine Oxy-
dation der organischen Substanz.
Aus den wenigen angeführten Versuchen
ergiebt sich , welch' ein grosses Feld für die
Trinkwasser-Hygiene hier noch offen liegt.
— OS—
(Atti della R, Äccad» dei Lincei 1687 8er. IV,
D. NaturtD, Rundschau 1887 Nr. 19.)
Glycosurinsäure, krystallinische
Säure im Harn von stark redu-
cirender Kraft.
Ueber das eigenthümliche Vorkommen
einer die JPeAZtn^'sche Lösung stark redu-
cirenden Substanz im Harn berichtet Johti
Marshall (Amer. Journ. of Pharm. Nr. 3,
1887). Bei der Person, von welcher der
Harn herrührte, bestand nur seit einiger
Zeit Abnahme des Körpergewichts, im Uebrigen
aber kein Symptom von Diabetes. Alle Sub-
stanzen, welche sonst reducirende Körper er-
zeugen , wie Campher, Chloroform, Chloral,
Terpentin, Phenol, Tannin, waren aus-
geschlossen; die Menge des erhaltenen Blei-
salzes aus 100 ccm Urin betrug fast 1 pCt. ;
10 ccm Fehling'eche Lösung wurden durch
0,6 ccm des Urins vollkommen reducirt.
Bemerkenswerth ist, dass der reducirende
Harn mit Wasser oder gewöhnlichem Harn
verdünnt, keinen Einfluss mehr auf die
Fehling'schti Lösung äusserte. Marshall
glaubt daher, dass die Säure häufiger im Urin
vorkäme und vielleicht Ursache des häufig
merkwürdigen Verhaltens der Fehling'Bchen
Lösung sei. Durch Thierkohle konnte die
Säure vollständig niedergeschlagen werden
und der davon abgegossene Harn reducirt
nicht mehr.
Die Isolirung der Säure geschah als Blei-
salz ; nach mehrfacher Reinigung und Fällung
sowie Umkrystallisiren aus Aether wurden
tetragonale Prismen erhalten, welche bei
140^ C. schmolzen. Die ätherische Lösung
der Säure auf 60^ erhitzt, giebt eine schön
purpurrothe Färbung, die wässerige Lösung
verändert die Farbe nicht. Alkalische Wis-
mutlösung wird nicht reducirt; Silbernitrat da-
gegen schon in der Kälte. Die Säure hat kei-
nen Einfluss auf den polarisirten Lichtstrahl.
Mit einer verdünnten Lösung von Eisen-
chlorid giebt die Lösung eine blaue Färbung,
welche bald verschwindet. Das Bleisalz ent-
hielt 33,58 pCt. Blei. Eine Elementaranalyse
scheint bisher nicht gemacht za sein. Mar-
shall giebt der Säure einstweilen den Namen
Glycosurinsäure. -—os —
249
Kiedersinken von Salzlösungen.
Der folgende Versuch zeigt das Nieder-
sinken von Salzlösungen in Wasser zugleich
mit sehr interessanten Nebenerscheinungen.
Ein grösserer, nahezu mit Wasser gefällter
Glascylinder wird mit einer Glasplatte be-
deckt, an welche mittels eines Stückchens
Wachsstock ein grösserer Krystall Kalium-
permanganat so befestigt ist, dass er in
vertikaler Stellung etwa 10 mm tief in die
Flüssigkeit ragt. Alsbald senkt sich ein
dünner rother Faden von Salzlösung hinab.
In Folge der Reibung der niedersinkenden
Lösung an dem Wasser bilden sich in den
Faden zuerst kugelige Anschwellungen, welche
sich zu glockenförmigen Gebilden erweitern
und schliesslich in schöne, wirbelnde, sich
oftmals durchdringende Ringe verwandeln.
Dies wundervolle .Spiel dauert eine Stunde
lang.
Die Thatsache, dass ein so effectvolier
Versuch in Schul- und Lehrbüchern nicht
enthalten, dürfte seine Neuheit ausser Zweifel
stellen. Selbstredend handelt es sich dabei
nur um die bestimmte, von mir aufgefundene
Art der Ausführung, bei welcher die Wirbel-
bildung hervortritt.
Chem. Centr.'Bl 1SS7, IS.
durch gelbe Farbe, sowie moosgrüne Fluores-
cenz ausgezeichnet ist (Fischer und Budolph),
zukommt, ist noch nicht entschieden.
Zum Nachweise des Antifebrins, besonders
auch im Harn nach Antifebrin«
gebrauch, empfiehlt Vulpius eine andere
Reaction (die bekannte Indophenin-
r e a c t i 0 n). Der durch Verdunstung etwas
eingeengte Harn wird mit Salzsäure einige
Minuten lang gekocht, nach dem Erkalten
mit Aether ausgeschüttelt, der Verdunstungs-
rückstand des Aetherauszuges in Wasser auf-
genommen, einige Cubikcentimeter wässerige
Phenollösung und hierauf eine halb so grosse
Menge 1 proc. Chlorkalklösnng zugefügt. Es
entsteht eine zwiebelrothe Färbung, die durch
Zusatz von Ammoniak in sehr schönes Blau
übergeht (Indopheninreaction).
Bei nicht sehr dunkel gefärbten Harnen
kann die Ausschüttelung mit Aether auch
weggelassen und der mit Salzsäure gekochte
Harn in angegebener Weise direct weiter
behandelt werden (MUller und Vulpitcs).
Mit reinem Antifebrin gelingt die Indo-
pheninreaction bereits mit 0,2 mg. s»
Apothekerzeitung 1887, 153.
Nachweis von Antifebrin.
Vulpius führt als Reaction zur Identificir-
ung des Antifebrins an, dasselbe (einige Centi-
gramme) mit 1 ccm officineller Kalilauge in
einem weiten und nicht zu hohen Reagirglase
kurze Zeit zu kochen und dann einen an
einem Glasstabe hängenden Tropfen Iproc.
ChlorkalklÖsung über die Flüssigkeit zu
halten. Die ChlorkalklÖsung wird sehr bald
bernsteingelb gefärbt, was sich besonders im
durchfallenden Lichte gut bemerkbar macht.
Im reflectirten Lichte erscheint ein violetter
Schimmer, und wenn das Kochen mit Kali-
lauge längere Zeit fortgesetzt wurde, so findet
alsbald Violettfärbung statt. Diese Violett-
farbung rührt von dem durch Kochen des
Antifebrins mit Kalilauge abgespaltenen
Anilin her. Mit Anilin direct erhielt Vulpius
jedoch stets sofort die Violettfärbung und nie
vorher, auch nicht bei den geringsten Mengen
von Anilin , die beim Antifebrin beobachtete
Gelbfiärhnng. Ob diese Gelbfärbung etwa ge-
bildetem Flavanilin, das sich durch Erhitzen
von Antifebrin mit Zinkchlorid bildet und
Die Einwirkung des Sonnenlichts
auf den menschlichen Körper.
Von Dr. A. Ganswindt
Es ist eine schwer verständliche , aber da-
rum nicht minder wahre Tbatsache, dass mau
bei den Relationen zwischen den Ausstrahl-
I ungen der Sonne und dem menschlichen Kör-
per fast immer nur die Wärmewirkung in
ihrer Totalität in Betracht zieht, während
man die Lichtwirknng mit ihrem Einflüsse auf
! die Netzhaut als erschöpft betrachtet. Wenn
auch von vornherein zugegeben werden soll,
dass die Sonnenwärme von dem gesammten
Körper, von dem Gefühlssinne, empfunden
wird, während das Sonnenlicht nur vom Auge,
dem Sinne des Gesichts, empfunden wird, so
ist damit doch noch keineswegs bewiesen,
dass eben dieses Licht auf den sonstigen
' Körper keine Wirkung ausübe. Die Licht-
strahlen fallen doch nicht einzig und allein
in's Auge , sondern auch auf den gesammten
Körper; nun ist aber der menschliche Körper
kein Spiegel und keine polirte Metallfläche ;
er reflectirt 4as Sonnenlicht nicht:
folglich dringt das Licht, mindestens doch
an den nicht bekleideten Stellen, in den
250
Körper ein. Dass das SoDuenlicht auch
eine ganz bestimmte Wirkung auf die belich-
tete Hautfläche ausübt, ist bekannt, sie wird
dunkler, und wir bezeichnen einen Mann, der
aus südlicheren, sonnigeren Gegenden heim-
kehrt, als „YOn der Sonne verbrannt." Da-
mit ist indessen die physiologische Wirkung
des Lichts jedenfalls noch nicht erschöpft;
es ist yielmehr alB sicher anzunehmen, dass
diese Bräunung der Cutis erst eine Folge
physiologisch - chemischer Vor-
gänge auf dieselbe oder auf das in ihr flies-
sende Blut ist, hervorgerufen durch die Ein-
wirkung des Sonnenlichts.
Es ist längst bekannt, dass das Licht nicht
lediglich ein optischer Begriff ist, sondern
dass es auch — analog der Wärme und der
Electricität — eine Form chemischer Energie
repräsentirt. Unbewusst und ohne Kenntniss
der chemischen Wirkung des Sonnenlichts
hat man dasselbe doch schon seit Jahrhun-
derten angewendet in der Rasenbleiche,
und das Trocknen der noch feuchten (ge-
waschenen) Leibwäsche, das Sommern (das
sogenannte Lüften) der Betten beruht schliess-
lich auf denselben Principien. Disr Bleich-
process ist lediglich eine chemische
Veränderung der Cellulose, hervor-
gerufen durch die Einwirkung von
Sonnenlicht und in Gegenwart von
Wasser. Die Cellulose wird dabei nicht
allein in ihrer chemischen Structur, sondern
auch in ihrer äusseren Gestalt verändert, was
man am besten unter dem Mikroskop beob-
achten kann. Diese Verhältnisse klar gestellt
zu haben, ist das grosse Verdienst WÜJg'i*),
obgleich ich mich seiner Bezeichnung Oxy-
celiulose nicht anzuschliessen vermag,
denn die durch das Sonnenlicht modificirte
Cellulose enthält 2 Wasserstoff- Atome
weniger, als die ursprüngliche, während
eine Sau erst off- Aufnahme nicht stattgefunden
hat. Eine derartige Modiflcation der Cellulose
durch das Sonnenlicht vollzieht sich natür-
lich auch in den aus Pflanzenfaser gewebten
Kleid ungsstoffen ; diese sind meist gefärbt
und die erste Wirkung des Sonnenlichts be-
steht in einer Rednction dieser Farben, welche
entweder ganz zerstört oder doch mindestens
missfarbig werden : die Kleider „verschiessen."
Weniger bekannt wird es aber sein, dass
♦) Bulletin de la Society Industrielle de
Ronen.
solche verschossene Kleider, wenn sie von
Neuem gefärbt werden sollen, nicht wieder
sich gleichmässig färben lassen: die miss-
farbigen Stellen werden bei weitem
intensiver gefärbt, als die nicht ver-
schossenen, und alle Kunst des Färbers ist
vergebens. Die Ursache hiervon ist die Wirk-
ung des Sonnenlichts, welches hier nach Zer-
störung des Farbstoffs — oder vielleicht
gleichzeitig damit — dieReduction der Cellu-
lose bewirkt; das dazu nöthige Wasser liefert
entweder die Feuchtigkeit der Luft oder viel-
leicht sogar die Ausdünstung des mensch-
liehen Körpers; am sichersten wirkt natür-
lich ein tüchtiger Regenguss mit darauf fol-
gender Insolation. Die gebleichte Faser
aber las st das Licht durch, während
sie die Wärme theilweise refiectirt.
Ich will hiermit nur klarlegen, dass das Son-
nenlicht theilweise auch an von Kleidern be-
deckten Stellen bis auf die Hautfläche des
menschlichen Körpers zu dringen vermag.
Es ist bekannt, dass die chemische Energie
des Sonnenlichts in den grünen bis violetten,
vornehmlich in den blauen Strahlen
zu suchen ist. Hierfür haben die neueren
Versuche Soxhlefe über das Ranzigwerden
der Butter*) und Wiesners über das Ver-
gilben des Papiers **) unwiderlegliche Beweise
gebracht. Am bekanntesten in dieser Bezieh-
ung ist die Wirkung des Sonnenlichts auf die
Silbersalze und die Verhütung der Rednction
durch Lichtabsehluss , z. B. in braunen Glä-
sern. Ist durch alle diese Thatsachen die
chemische Natur des Lichts ausser Frage ge-
stellt, so drängt sich als nächste Frage die
nach der ArtderWirkung auf. Diese ist
nicht in allen Fällen die gleiche; bei der
Cellulose wirkt das Licht Wasserstoff abspal-
tend, bei den Silbersalzen Sauerstoff abspal-
tend. So heteroform dies im ersten Moment
erscheinen mag, so geht doch aus den be-
gleitenden Nebenumständen hervor, dnss das
Sonnenlicht in allen Fällen be-
strebt ist, activen Sauerstoff in Form
von Wasserstoffdioxyd (Wasserstoff-
superoxyd) zu bilden, und die daza
nöthigen Bestandtheile den belichteten Kör-
pern zu entziehen. Zu dieser Theorie bin ich
vor Allem durch die Bildung von Ozon bei
*) Berichte der Deutsch. Chem. GeseUschaft.
1886.
**) Chem. Centralblatt, 1887.
251
def Baieiibleidke gekommen, und durch das
Aollieten von Oson in der N&he der Gradir*
werke, sowie aaf Wischetroekenplfttsen , aUo
in allen den Fällen, wo Wasserdampf auf
grossen Oberflilchen dareh Wirkung der Son*
neaw&rme im Sonnenlichte Terdampft.
Es wfirde also das Sonnenlicht auf Wasser-
dampf ShnUeh wiiken, wie der galranische
Strom auf das Wasser: es wfirde die Mole-
knlar-Gohlsion fiberwnnden werden und eine
theilweise Trennung der Bestandtheile des
Wassers erfolgen. Von diesem Gesichtspunkte
betrachtet, wSre die dem Sonnenliebte zu*
kommende chemische Energie eine wesent-
lich grossere, als die der W&rme: diese Ter-
mag nur den Aggregatzustand su
lockern, das Licht aber vermag unter sonst
normalen Yerhiltnissen die chemische
Verbindung selbst zu lockern.
Es ist mir nicht bekannt, dass über die
chemische Thitigkeit des Lichts bereits eine
Hypothese angestellt ist; am nächsten kommt
ihr noch die von Schönbein 1844 ausge-
sprochene Ho&ung, dass es Tielleicht ge-
lingen werde, bei jedem Ozydationsprocesse
Ozon nachzuweisen; 8(Aöfibein sprach aber
nur Ton Ozon ohne Bezug auf das Sonnen-
licht. — Ist die Ton mir ausgesprochene
Theorie der chemischen Lichtwirkung nun
aber richtig, dann mfisste in allen uns bis-
her bekannten Fällen das Auftreten tou Ozon
oder Ton Wasserstoffdioxjd nachgewiesen wer-
den können. Das Ozon macht sich in vielen
Fällen bemerkbar durch seinen charakteristi-
schen Geruch ; man riecht dasselbe selbst in
den Fällen noch deutlich , wo die bisherigen
Indicatoren entweder gar keine oder erst nach
mehreren Stunden oder gar Tagen eine sehr
schwache Reaction geben.
Neuerdings hat Wurster*) in dem Tetra-
methjlparapbenjlendiamin einen Körper ent-
deckt, welcher von gewöhnlichem Sauer-
stoff oder durch anderweite Einflüsse nicht
verändert wird , in neutraler oder essigsaurer
Lösung aber durch aetiven rSauerstoff —
selbst in fpans geringen Spuren — in einen
intensiven, blauvioletten Farbstoff übergeht.
Durch ein&ehe Beduction, z. B. Kochen mit
Alkohol, gebt der Farbstoff in die Ursprung*
liehe Base »urück , und es tritt Entftrbung
ein. Wurster hat mit diesem Tetramethyl*
*) Berichte der Deatsch. Chem. Gesellschaft,
1886, 9196.
paraphenylendiamin ein Beagenspapier lier-
gestellt, welches von grösster Empfindliehkeit
ist und nicht nur das freie Ozon und das Was*
serstoffdiozyd in der Luft, in der Nähe von
Flammen, in den Pflanzensäften anzeigt,
sondern auch von allen denjenigen Körpern
gefärbt wird, welche den Sauerstoff nach
Traube*) in molekularer Form enthalten**),
z. B. Mennige, Barjrnmsuperozjd. Dieses
Tetramethylparaphenylendiaminpapier wird
Yomehmlieh geeignet sein, die Richtigkeit
meiner Anschaaung voll zu bestätigen oder
doch mindestens zu zeigen, ob sie sich in
solcher Allgemeinheit aufrecht erhalten läset,
oder ob noch anderweite Momente hinzukom-
men, die eine prägnantere Fassung nöthig
machen. Andererseits wird dasselbe aber
auch vielfach uns erst hinweisen auf den
Sauerstoff in concentrirter Form (sei es als
Ozon, sei es als Wasserstoffdioxyd), an Stel-
len, wo wir ihn bisher nicht vermutheten , so
z. B. im Kupfersulfat, auf der Catis, im
Speichel. Hier liegt bereits, wenn ich auf
meine Betrachtungen über die Belichtung der
Haut zurückgreife, ein ganz directer Be-
weis von der chemischen Einwirkung des
Lichtes vor.
Die Bedeutung des Lichtes für die Bildung
des Chlorophylls ist experimentell nachge-
wiesen und allgemein bekannt Im Hinblick
auf die Aehnlichkeit in der Zusammensetzung
des Chlorophylls und des Hämoglobins hat
dann Deichl^f) die Yermuthung ausgespro-
chen, dass auch letzteres zu seiner Entwickel*
ung des Lichtes bedarf. Diese Parallele ent-
spricht jedoch nicht den Thatsachen. Frisches
Qrün, thaufeucht und unter einer Qlasglocke
belichtet, giebt eine intensive Eeaction auf
das TFurs^sche Papier; aber weder das
Blut, noch das Blutplasma färben das Papier;
erst im Moment der Gerinnung oder des Zer-
falls der rothen Blutkörperchen findet eine
Oxydation statt, ff) Welche Wirkungen das
Licht auf den menschlichen Körper übt, nach*
dem es die Cutis passirt hat^ müssen erst
weitere Experimente lehren. Dass die Cutis
und das darin fliessende Blut das Licht
*) Berichte der Deutsch. Chem. Gesellschafk
1886, 3196.
*•) Ebenda, 1115.
t) Deatsche Medicinal-ZeitaDg, 1887, Nr. 2&.
tt) Berichte der Deutsch. Chem. Gesellschaft,
1886, 8200.
252
dardhlassen , beweist ein einfacher VerBuch ;
sie läset aber nur die rothen und orangen
Strahlen durch , . die chemisch wirkenden
Strahlen werden absorbirt, und qs ist ails&u-
nehmen, dass dieselben im Innern in irgend
einer Weise in chemische Energie umgesetzt
werden. Hier zu einem abschliessenden Ur-
theile zu geliatag^n , dürfte sehr schwer sein,
da der experim€nt<dUe ^ellzug am lebenden
Thiere' einen lange Zeil? andauernden voll-
ständigen Lichtabscbluss bedingen*, die Er-
füllung dieser Bedingung aber gleichzeitig
die Möglichkeit eitier Beobachtung ausscblies-
sen würde.
Tbeirapeutlsctae IVotizeii.
Gegen Migräne
hat S. Babow (Berlin) in sechs Fällen den
Gebrauch des Kochsalzes ausserordentlich
bewährt gefunden, wiewohl es ihn in ander-
weitigen Fällen allerdings im Stiche Hess.
Wo der Migräneanfall mit Symptomen seitens
des Magens eingeleitet wurde , wirkte das
Kochsalz, rechtzeitig gereicht, häufig „in
geradezu überraschender Weise.^'
Wie Nothnagel vor einigen Jahren in
Folge einer zufälligen Mittheilung eines
Laien das Kochsalz zur Coupirung des epi-
leptischen Anfalls in manchen Fällen geeignet
fand , so verdankt auch Verf. nur einem Zu-
falle die Beobachtung, dass der Migräne-
anfall mit einer geringen Menge Kochsalz
coupirt resp. unterdrückt werden kann. Er
hatte einem an ,,petit mal'^ leidenden jungen
Manne mit deutlich ausgesprochener Aura
gerathen, Kochsalz bei sich zu tragen und
bei den ersten Anzeichen der Aura eine be-
liebige Quantität von dem Mittel herunterzu-
schlucken , was derselbe auch jedes Mal mit
dem beabsichtigten Erfolge that. Entzückt
von dieser guten Wirkung, griff nun die seit
Jahren von heftiger Migräne geplagte Tante
des Patienten gleichfalls beim Beginne ihres
Migräneanfalls, der stets mit Beschwerden
seitens des Magens (Gkfühl von Völle und
Auftreibung, Brechneigung etc.) begann, zu
dem Kochsalz. Sie nahm davon einen halben
bis einen vollen Theelöffel nnd trank etwas
Wasser hinterher. Auf diese Weise gelang
es ihr regelmässig, den lästigen Anfall zU
coupiren oder, wenn er bereits eingetreten
war , in einer halben Stunde zum Schwinden
zu bringen. — Wie die günstige Wirkung
des Kochsalzes hier zu Stande kommt, dar-
über enthält sich Verf. einer jeden weiteren
Erklärung, doch glaubt er, annehmen zu
dürfen , dass reflectorische Vorgänge dabei
die Hauptrolle spielen.
ÄOgem. Medic, Centr.-Ztg, Id&T, 32.
Vorschrift ' fülr EmfthmngB-
klystiere.
Nach JEkoatd.
2 (oder 3) Eier werden mit 1 Essloffel
kalten Wassers glatt gequirlt., 1. Messerspitze
Kraftmehl wird init 1/2 Tasse einer 20proc.
Traubenzuckerlösung gekocht und 1 Wein-
glas Bothwein zugesetzt. \ Dann wird die
Eierlösung langsam eingerührt, wobei darauf
zu achten, dass die Lösung nicht mehr so
heiss ist, dass das Eiweiss gerinnt. Die ganze
Masse darf nicht mehr als knapp y^ Liter
betragen. Hat man käufliches Fleisch- oder
Milchpepton bei der Hand , so steht nichts
im Wege , der Zucker - Stärkelösung auch
etwa 1 Theelöffel voll Pepton beizugeben.
Nötbig ist dies nicht, da au^ch die Eier resor-
birt werden.
Die Injection geschieht entweder mit einer
Spritze mit langem weichem Ansatzrohre,
oder mit dem Irrigator, der ebenfalls ein
weiches Ansatzrohr mit weiter Oeffnung
haben muss. Nach dem Einlaufen soll der
Patient noch einige Minuten in Bücken- oder
Seitenlage bleiben. 9'
Therap, Monatsh. 1887, 4,
Cocain beim Bergsteigen.
In einer Sitzung der Section Davos des
S. A. G. sprach Herr Bzewuehi über Cocain.
Herr R, hat zu wiederholten Malen Ver-
suche über die Wirkung des Cocains beim
Bergsteigen angestellt und kommt zn folgen*
den Schlüssen:
1. Das Cocain steigert die individaelle
Leistungsföhigkeit sehr bedeutend. So legte
z. B. Herr J?. unter der Coeainwirkung (nach
Einnahme von 0,1) 1153 m Höbe and 4 km
Entfernung in 102 Minuten zurück, also per
Minute 11,2m gestiegen und 40,4 m Hori-
zontaldistanz zurückgelegt*
2. Bei grosser Ermüdung frischt Coeain
die gesunkenen Kräfte rasch wieder auf.
253
3. Die sogen. Bergkrankheit wird darch
dieses Mittel in kurzer Zeit spurlos zum Ver-
sobwinden gebracht.
Als Dosis empfiehlt Herr JR. die einmalige
Darreichung von 0,1 bei leerem Magen.
Ueble Nachwirkungen hat er nie bemerkt.
Das Cocain sollte demnach, so meint Herr
li.j in keinem Tornister oder Röcksack der
Tonristen fehlen.*)
Sehw. Woehenschr, f, Pharmacie, 1887, Nr, 13.
*) Derartige all gemeine Empfehlungen sind
wohl etwas bedenklich. Ked.
Zur Anwendung des Saccharin.
Saccharin ist bekanntlich in Wasser sehr
wenig löslich, seine Löslichkeit wird aber he-
deutend erhöht durch Zusatz von etwas
doppelt kohlensaurem Natron. Eine geringe
Menge einer solchen Losung genügt, um die
für Diabetiker bestimmten Speisen und Ge-
tränke angenehm säss zu machen , sie dient
aber auch als sehr gutes Geschmackscorrigens
bei Arzneiverordnungen. So wendet Pollat^
sckek an Stelle des von Fahlherg in den Han-
del gebrachten Saccharin-Chinins (welches in
100 Tb. 36 Tb. Saccharin und 64 Th. Chinin
enthält), eine Mixtur an, welche aus Saccharim
1,0y Natrii bicarbonici 1/2, Aquae dest. 100,0
und Ifi Chinini sulfur. besteht. .9-
Nach Zeit f. Therapie,
Parafi&niun liquidum als Vehikel
fbr subcutane Injöctionen.
Meunier empfiehlt Paräffinnm li*
quidum (Vaseline liquide) als Vehikel
für subcutane Injectionen von Jodoform» In*
dol, Etucaljptol, .Tbymol, Myrtol, Schwefel-
kohlenstoff und giebt folgende Verhältnisse
an: .
Jodoform 1 in 20 Eucalyptol gelöst, mit
100 Paraffinöl gemischt.
Myrtol oder Eacalyptol 1 mit 4 Paraffinöl
gemischt.
Schwefelkohlenstoff 2 mit 9S Paraffinöl
gemischt. s,
Archiv de Pharmacie 1887, 97,
Gegen Wundlaufen und
Wundreiben
soll sich folgendes Jodoform -Leimpflaster be-
währt haben.
Bp, Gelatin. pur. 5,0
Solve in aq. ferv. 26,0
adde Glycerini
Jodoformii ää 1,0.
Das Pflaster in mehrfacher Schiebt auf
Shirting gestrichen. Vor dem Gebrauch wird
es in Wasser getaucht und durch sanftes Er-
wärmen weich und schmiegsaäi gemacht.
Durch med, Mr. BundadMU.
Bflscellen.
Eine explosive Mischung.
Cavaeei (Gaz. chim.) studirte den Einfluss
des Kaliumnitrats auf yerscbiedene Substanzen
und fand hierbei; dass ein Gemisch gleicher
Theile ron Kaliumnitrat und Natriumhypo-
phosphat einen starken Knall giebt, wenn
dasselbe über den Schmelzpunkt der Mischung
erhitzt wird.
Das Experiment sollte nur mit kleinen
Mengen gemacht werden. Das obige Misch-
ungsverh<niss soll das beste sein, während
andere stark explodiren. — ob^
(D, Drttgg, Circ. IV, 1887.)
PiperonaL
Das Piperonal, welches bisher nur als
Parfüm Verwendung fand unter dem Namen
Heliotropin, da es in den Blüthen von
Heliotropium PernYianum nachge-
wiesen worden ist und das durch Oxydation
der Piperinsäure mittelst Kaliumpermanganat
in alkalischer Lösung künstlich dargestellt
wird, empfiehlt Fraggani neuerdings als
Antisepticum und Antipyreticum. Die anti-
pyretische Wirkung soll zwar nicht hertor-
ragend sein (es wird in Dosen Yon 1,0 g alle
2 bis 3 Stunden oder yiermal täglich gereicht
und selbst grosse Dosen werden gut rer«
tragen) ; die antiseptischen Wirkungen jedoch
werden heryorgehoben, da es unschädlich ist
und in Dosen von 2 bis 3 g auf einmal ge-
geben werden kann. $,
Joum. de Pharm, et de Ch. 1887, 216,
Greniaahl fttr den Fuselgehalt
spirituöser Oetrftnke.
Ueber den gesetzlich zulässigen Fuselöl-
gehalt der Branntweine existiren keine An-
254
m, ^' wurde jedd6h bisher auf Grand
einer Arbeit von Beer 0,3 pCt. als die böcbate
snlfissige Grenze angenommen. Bodländer
und Traube (Bäp. der anal* Chemie Nr. 11,
1887) finden diese Zahl 2a hoch. Auf Grund
einer grossen Anzahl von Untersuchnngen
eehr billiger Branntweine, welche nur in
Wenigen Ffiilen mehr als 0,2 pCt. Fuselöl und
in mehreren Fällen nur 0,1 pCt. hatten,
schlagen dieselben vor, den ziiliissigen Fusel-
ölgehalt auf 0,1 bis 0,16 pCt. festzasetzen.
Die Bestimmungen wurden im Capillarimeter
ausgeführt. — 09—
Barythaitiger Zucker.
Yen Newlands,
Nachdem das Barytyerfahren zur Melassen-
entzuckerung^ eingeführt ist, hat der Verf.
mehrmals Zucker zur Untersuchung be-
kommen, welche einen Gehalt an Baryt
zeigten. Wegen der Giftigkeit derselben
reidient dieser Gegenstand die besondere
Aufmerksamkeit der Handelschemiker und
ö£Pentliohen Laboratorien.
Chem. Cenir.'Bl 1887, 18.
tfnznläSBigkeit der gleichaeitigen
Verwendung von Kupfer und Zink
tax Bauarbeiten.
Es ist eine alte Erlahrung , dass Zink bald
zerstört wird, wenn es selbst in nicht un-
mittelbarer Verbindung mit Kupfer steht und
gleichzeitig Feuchtigkeit hinzukommt. - In
Folge dessen sind namentlich Dachrinnen
aus Zink, die das Regenwasser von einem
Kupfbrdache ableiten, der fasehen Zerstörung
unterworfen, welche sich in der Weise ftussem
soll , dass der vom Wasser losgelöste Ghrün-
span des Kupferdaches sich theilweise auf
dem Zinkblech ablagert und hier Löcher ein-
frisst. Eine ähnliche Zerstörung tritt femer
ein, wenn Ornamente oder sonstige Theile
aus Zinkguss auf Kupferdächem angebracht
werden. Namentlich an den BAfestigungs*
stellen der Stacke wird das Zink zerfressen,
dadurch die Haltbarkeit sehr vermindert , so
dass solche Zinktheile möglicher Weise los-
gehen und vom Dache follen können. g.
Durch Industrie 'Bl.
Entstehung schwarzer Flecken auf
Papier^ das zum Einwickeln von
WoUwaaren diente.
Von Wtaiam Thomson.
Die nähere Untersuchung dieser höchst
auffiilligen Flecken y die sich stets erst nach
geraumer Zeit auf dem vorher tadellosen Pa-
piere bildeten , ergab einen erheblichen Ge-
halt an Kupfer, und sind dieselben hiernach
als aus Sdiwefelkupfer bestehend anzusehen.
Das Kupfer stammt vermuthlich aas Knöpfen
u., dgl., die an den Lumpen befindlich waren
und sich wahrend der Papierfiibrikation ober-
flächlich ozjdirten, so dass Kupferozjd in
feinsten Füttern in das Papier überging; die
Umsetzung in Schwefelkupfer erfolgte ver-
muthlich durch Schwefelwasserstoff, welcher
von neuen Wollwaaren häufig in nicht un-
merklicher Menge entwickelt wird.
Chem. Centr.'Bl 1887, Nr. 14.
OITeDe Correspondens«
Apoih. J* 8« ^8« Bas Evanisiren ist eine
von dem Engländer John Howard Kyan zaerst
angewendete, nach ihm benannte Methode der
Houconsernrunff, welche fälschlich wohl auch
Cvanisiren geschrieben wird, aber mit Cyan
absolut nichts zu thun hat. Sie betiteht
in einer Behandlnncr deß Holzes mit gescanntem
Wasserdampf und daraitf folgendes zweitägiges
Einlegen in eine Sublimatlösung. B ei Bauhölzern ,
welche zum Bau von Wohnungen verwendet
werden sollen; ist wohl. das Kjanisiren nicht
angebracht.
JLpoilh. 8* tnJL* Ihre Ansicht, dass man Mftose
dadurch vom Kleister fernhalten könne, dass
man dem EleistCF bittere Mittel (Quassiaahkoch-
ung) zusetze, scheint uns so Übel nicht, vielleicht
ist aber noch ein besseres Mittel bekannt und
wir veröffentlichen deshalb Ihre Anfrage.
Dem Collegen C. 8. 9 an den die offene Cor-
respondenz auf Seite 338, Jahrg. 1880 der Pharm.
Centralh. gerichtet war, wflnscht ein Leidens*
gef&hrte eine Mittheilnng zu machen und bittet
Adresse an die Redaction der Pharm. Centralh.
senden zu wollen.
jljpot^. W. R. m W* Cocacigarettenfabri-
cirt nach uns gewordener Mittheilung Apotheker
Buntebardt in Gotha.
Anfrage: Kennt Jemand, ein Mittel, tun
M&use von Kleister fernzuhalten? . Basselbe
muss md^lichst billig sein, da der Kleister in
grossen Mengen gebraucht wird.
Verleger und TerantworUieher Bedaoteür br. E* Qelsfler itt Dresden. -
Im Bnc^aadftl doreh Julius Bprln gar, BgBrllB N., M«ikbUoaplcts S
Druek der KOnlffl. äofbuehdraekerel toh 0. Ü.MeinlioldftBOhnein DresÜen.
Pharmaceutische Centralhalle
*
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Heraufgegeben von
Dr. Hennanii Hager und Dr. Ewald Gelssler.
Erscheint ieden Donnerstag. — Abonnementspreis durch die Post oder den Buchhandel
rjerteljährlieh 2 Mark. Bei Zasendnng unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nanimern
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit -ZeUe 25 Pf., bei grösseren Inseraten oder
Wiederholungen Babatt.
Anfragen, Aufträge, Mannscripte ete. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
Neae Folge
YIIL Jahrgang.
M^l.
BerKn, den 26. Mai 1887.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: CfeMMte mm€ FhAnuMie; Mlttbeiliuigen aas dem pharmMentitobaii Laboratorium der teehnlieb«^ Hoehr
•cbnle in Brannsebweig: 96. Zur WerthbeaUmmnng der Btryebnoa- Präparate. — Eine Verbesserang and eine
VaraiailMhnag der Helftsnbergar Morpbinbestimmnngt • Vetbode. — Natarfonobervanammlang in Wiesbaden. —
Bromojodirte Butter. — Dmckfebler-Berlcbtigung. — Offme CorrMfOaieBS« —
iBseigeB.
Cbemie und Pbarmacie.
HittheOnngoi aiw dem phanna-
centischen Laboratorium der
technischen Hochschnle in Braun-
schweig.
Von J7. Beckurts,
36« Zur Werthbestimmoiig der
Stryehnog-Prftparate.
Von G, Holst nnd K Beckurts,
I.
Die anerkannte Wichtigkeit der Werth-
bestimmung stark wirkender Drogen nnd
der ans diesen bereiteten Präparate —
Extracte und Tincturen -- hat in neuerer
Zeit vielfach Anregung gegeben, zuver-
lässige Heihoden zur Ausftmrung solcher
Bestimmungen auszuarbeiten. Gegenstand
besonders eingehender Studien ist neben
der Werthbestimmung des Opiums und
seiner Präparate diejenige der Strychnos-
Präparate gewesen.
Qewichtsanalytische Bestimmungsme-
thoden wurden nacheinander von Dragen-
dorff ^), Eager 2), Dunstan und Short 3),
Lffonsu. a. aufgestellt 0. Sehweissinger^),
welchem wir manche Anregung über die
Werthbestimmung narkotischer Extracte
verdanken, erhielt mit der von Dunstan
und Short ermittelten Methode gute Be-
sultate und empfiehlt dieselbe in wenig
modificirter Weise. Nach ihm werden
der Verdampfungsrückstand von 30 g
Tinctura Slrychni oder 0,3 g höchst fein
verriebenes Extract mit 30 g verdünnter
Sdiwefelsäure (1 + 9) eine nalbe Stunde
erhitzt; nach dem Erkalten wird filtrirt,
mit etwas verdünnter Schwefelsäure, dann
mit Wasser nachgewaschen, bis die ab-
laufende Flüssigkeit nicht mehr bitter
schmeckt, und das Filtrat mit Anmioniak
neutralisirt, sodann zweimal niit 30 g
und 10 g Chloroform ausgeschüttelt, letz-
teres nach mehrstündigem Stehenlassen
von der Flüssigkwt getrennt und ver-
dunstet. Der bei 105^ getrocknete Ver-
dunstungsrückstand wird gewogen.
Die nicht zu verkennejide Schwierig--
keit, auf solche Weise nur wirklich reines
Alkalöid zur Wägung zu brmgen, ver-
anlasste schon Sehweissinger ^y es mit
einer maassanalytischen Bestimmung . zu
M Werthbestimm. stark wirkender Drogen etc.
») Handbnch d. Pharm. Praxis 1888, IL 1074.
•) Archiv Pharmacie 1884, p. 42.
*) „ n 1884, p. 579.
256
versuchen. Er erhielt mit seinen Alka-
loiden unter Anwendung von Viop N-
Salzsäure und Cochenille als Indicator
gute Resultate.
Die Benutzung eines maassanalytischen
Verfahrens zur Bestimmung der Alkaloide
im Eitractum Strychni hat aber seine
Schwierigkeit in der Herstellung einer
Flüssigkeit, welche sicher alles Alkaloid
des Exträcts und dabei doch nur soviel
von dem Farbstoff desselben enthält, dass
es möglich ist, bei der Titration desselben
den Farbenumschlag des Indieators ge-
nau zu erkennen. Die Herstellung einer
solchen Flüssigkeit gelingt nun in der
Weise leicht, dass man zunächst eine
Lösung des Exträcts in Ammoniak und
Spiritus herstellt, diese mit Chloroform
ausschüttelt, und den Verdunstimgsrück-
stand des Chloroforms direct mit einem
Ueberschuss von Vio N.- Salzsäure auf-
nimmt; dabei bleibt fast die gesammte
Menge des vom Chloroform aufgenom-
menen Farbstofifs in Gestalt eines harzigen
oder flockigen Bückstandes, und es re-
sultirt eine schwach gelbliche Salzsäure
Alkaloidlösung, in welcher sich der Säure-
überschuss leicht durch Vioo Normal-
Alkali zurücktitriren lässt. Hierauf grün-
dend wurde von uns eine Methode aus-
gearbeitet, welche in bequemer, und mit
einfachen Hilfsmitteln arbeitender Weise
gestattet, den Alkaloidgehalt in dem
Extractum und in der Tinctura
Strychni festzustellen. Die Natur der
maassanalvtischen Bestimmung mit Rück-
sicht auf das hohe Molekulargewicht
der Strychnos- Alkaloide gebietet aller-
dings die äusserste Genauigkeit des
Operirens.
Nadidem wir schon geraume Zeit mit
den im Folgenden niedergelegten Arbeiten
beschäftigt waren, erschien der Berieht
einer grösseren Arbeit von Eug, Dieterich J^)
In diesem wird aoeli eine maassanaljtische
AlkaloidbestimmongimExtractumStrydini
empfohlen, welche wir ebenfalls ^ einer
kurzen Prüfung unterworfon haben.
Extractum Strychni wurde in verschie-
denen Verhältnissen mit verdünntem wäs-
serigem Ammoniak (1 Liq. Ammon. caust.
+ 1 Aqua), Spiritus und Ohioroform zu-
») Diese Zeitschrlfk 1887, Nr- 8.
sammengebraeht , itm eine brauehbare
Methode des bequemen A^ufsehliegsens
und Ausschütteins zu ermitteln. Das beste
Besaltat wurde schliesslich in der Weise
erreicht, dass aus einem Gemische von
2 g des gepulverten Exträcts, 10 ecm
Spiritus und 10 ccm Ammoniakflüssigkeit
(1 -f 1) eine Lösung herstellt und die-
selbe nacheinander dreimal mit je 20,
10 und 10 ccm Chloroform ausgeschüttelt
wurde. Die erhaltene klare Lösung des
Exträcts emulgirte bei dem Schütteln
mit dem Chloroform nicht; es trat stets
sehr rasch Trennung in zwei Flüssigkeits-
schichtei^ ein, die untere enthielt ausser
dem Chloroform ^/iq des zugefügten Alko-
hols, während */io des Alkohols in der
oberen wässerigen Ammoniakflüssigkeit
verblieben.
Es war nun fraglich, ob das Chloro-
form auch der schwach Spirituosen Lös-
ung alles Alkaloid zu entziehen vermag.
Die angestellten Versuche waren im Stande
diese Frage zu bejahen.
1) Die Lösung von 0,2085 g eines
Gemisches von Brucin und Strychnin in
10 ccm wässerigem Ammoniak und 10 ecm
Spiritus wurden mit 20 ccm Chloroform
ausgeschüttelt, und nach Entfernung des-
selben die Ansschüttelung noch zweimal
mit je 10 ccm Chloroform wiederholt.
Die Gesammtmenge des beim Verdunsten
der Chloroformlösungen hinterbleibenden
Alkaloids wog 0,2118; also 0,0028 g
mehr, als die Menge des angewandten
Alkaloids betrug; eine Zunahme, die
wohl durch unvollständigen Erystall-
wassergehalt des in Arbeit genommenen
Brucins zu erklären ist. Uebrigens war
der bei weitem grösste Antheil der Alka-
loide in die erste Chloroforroaussehfittel*
ung eingegangen,' denn der iEUlcbstand
dei: zweiten ^loroform-Ausechfit^elang
betrug nur 0,0072 g, der der dritten
sogar nur 0,001 g. Die über dem Chloro-
form stehende wässerig-weingeistige Flüs-
sigkeit schmeckte absolut nicht mehr
bitter und hinterliess beim Verdainpfen
keinen wägbaren Büekstand. Sin Tiieil
derselben wurde mit wenig Salzsäure
versetzt und eingedampft, der mii weuig
Wasser aufgenommene Bückstand gj&
mit den allgemeinen AlkaloidreaicaBtien
keine Niederschläge, ein sicherer Beweis,
257
dass das OUorofenn nach dreimaliger
Aassdiütt^Hig der s^wach weing^istigen
Tidsrag alles Alkaloid entzogen haUe.
Zur weiteren Beatätigong wurden noch
folgende Yersnefae angestellt:
2) Gleiche Gewiehtsmengen Stryebnin
Bod Brucin wurden in Weingeist gelöst,
die Löflfong ward zn 100 eem anfgefüllt.
10 eem dieser Lösung wurden mit 80 ccm
^/loo N.-Salzsfture versetzt und der Ueber-
sehoss an letzterer mit Vioo N.-Älkali
zurücktitrirt, wozu 2,9 ccm ViooNormal-
lösang erforderlich waren. Die mithin
zur Bindanfi; des Alkaloids gebrauchten
27,1 ccm i^QQ N.-Salzsäure entsprechen
0,098644wasserfreiem Strychnos-Alkaloid,
bei der Annahme , dass 1 ccm Vioo N.-
Salzsäore ^ 0,00334 Strycbnin und =
0,00394 Brucin, mithin bei Anwesenheit
gleicher Mengen beider Alkaloide, =
0,00364 Strychnos-Alkaloid ist.
100 ccm der Lösung enthalten also
0,98644 g wasserfreie Strychnos-A Ikaloide.
3) 10 ccm dieser Lösung wurden im
Scheidetoichter mit 10 ccm verdünntem
wässerigem Ammoniak (1 + 1) gemischt
und mit je 20, 10 und 10 ccm Chloro-
form ansgeschOttelt. Die vereinigten
GUoroformausschüttelungen wurden so-
dann bei massiger Wärme eingedunstet,
und der Bäckstand nach dem Auflösen
in 10 ccm Spiritus mit 30 ccm Vipo N.-
Saksanre versetzt; zum Zurücktitriren
der überschüssigen Säure waren 3,1 ccm
Vieo N.-Alkali verbraucht. Mithin sind
zur Bindung des Alkaloids 26,9 ccm
Vio<>N.*Salzsäure verbraucht, entsprechend
= 0,0079 g Strychnos-Alkaloid.
4) In einem zweiten Versuche wurden
zmr Bindung der Alkaloide in 10 ccm
der Lösung verbraucht 29 ccm Vioo N.-
Salsaäure, entspreehend 0,09828 g Strych-
nos-Alkaloid.
5) In einem dritten Versuche wurden
abermals verbraucht 27 ccm == 0,09828 g
Strychnos - Alkaloid.
Die durch Aussehüttelung der ammo-
niakalischgemachtenweingeist-wässerigen
Lösung mit Chloroform erhaltenen Mengen
Alkaloide betrugen in diesen 3 Versuchen
(Nr. 8, 4 u. 5) 0,0979, 0,09828, 0,09828.
i mDuretaachnilt 0,00815g statt 0,098644 g,
weiche die Lösung enthielt. Der Verlast
bfllnig ^twa 0,6 pGt; bei einem circa
20 pGl. Attaloid mithaltenden Ertracte
wftrde darnach eine wirkliche von dem
Proeentgehalte um 0,12 pCt. differirende
Mrage Alkaloid gefunden w^den, ein
Verlust, der ohne Belang ist.
Um sodann festzustellen, ob eine Salz-
säure in der Stärke von Vio N.-Salzsäure
im Stande ist, durch kurze Digestion die
Strychnos- Alkaloide in salzsaure Salze
überzuführen, wurden
6) 10 ccm der in zu den Versuchen
2 bis 5 benutzten weingeistigen Lösung
von Strychnin und Brucin eingedunstet,
der Rückstand ward mit 5 ccm Vio ^'
Salzsäure aufgenommen, und der lieber-
schuss derselben mit Vioo N.-Alkali zu-
rücktitrirt. £s waren erforderlich 28 ccm
Vioo N.-Nairon : zur Sättigung des Alka-
loids waren mithin 2,7 ccm Vio N.-Salz-
säure verbraucht, diese entsprechen
0,09828 g Alkaloid, während 0,09864 g
vorhanden waren.
7) Bei einem zweiten in derselben
Weise mit 10 ccm jener weingeistigen
Lösung ausgeführten Versuche wurden
2,71 ccm Vio N.- Salzsäure verbraucht,
diese entsprechen 0,098644 g des Alka-
loidgemisches; d.i. die vorhandene Menge.
Es war nöthig, die Einwirkung der
Salzsäure auf das Alkaloid des Chloro-
formrückstandes durch gelindes Erwärmen
auf dem Wasserbade zu fördern. Dass
dabei eine Verflüchtigung von Salzsäure
nicht stattfindet, wurde in folgender
Weise bewiesen.
8) 10 ccm Vio N.- Salzsäure wurden
auf dem Wasserbade fünf Minuten lang
erwärmt, sodann auf 100 ccm verdünnt
und 10 ccm dieser jetzt Vioo N.- Salzsäure
mit Vioo N.- Natron titrirt. Es waren
genau 10 ccm dieser Lösung zur Sättig-
ung erforderlich.
Endlich musste die Verwendung des
Chloroforms als Lösungsmittel nach den
Angaben DietericK^, denen zu Folge
der beim Verdunsten des Chloroforms
auf dem Wasserbade entstehende Chloro-
formdampf durch die in der Nähe be-
findlichen Flammen die bekanntlich in
der Grlühhitze stattfindende Zersetzung
in Kohle, Chlor und Salzsäure erf&hrt,
wodurch ein Tbeil des Alkaloids der
Chloroformlösung in das Hydrocblorat
übergeführt, demgemäss der späteren
258
EinwirkuBg der Sänre bei der Titration
entzogen wird, bedenklich erscheinen.
Unsere Versuche lehrten nun, dass diese
Zersetzung — die wir in. gleicher Weise,
wie E. Dieterich constatiren konnten —
bclim Eindnnsten des Chloroforms auf
dem Wasserbade auf die Alkaloide ohne
Einflnss War; man braucht aber auf die-
selbe bei der Benutzung des Chloroforms
um so weniger Bücksicht zu nehmen,
weil man die Chloroformlösung nicht
frei verdunsten zu lassen braucht, sondern
behufs Wiedergewinnung des Chloroforms
destilliren kann, wobei Chloroformdampf
nicht mit der Flamme in Berührung
kommt. Jedenfalls eignet sich Aether
wegen der Schwerlöslicnkeit des Strych-
nins und Brucins in demselben als Lös-
ungsmittel nur schlecht.
Nach diesen vorbereitenden Versuchen
wurde nunmehr zur Bestimmung des
Alkaloidgehaltes in drei verschiedenen
Extracten übergegangen.
9) 2 g Extractum Strychni wurden in
10 ccm Spiritus und 10 ccm verdünntem
wässerigem Ammoniak (gleiche Theile
Liq. Ammon. caust. Pharm. Oerm. und
Wasser) gelöst und die Lösung dreimal
mit je 20, 10 und 10 ccm Chloroform im
Scheidetrichter ausgeschüttelt. Das Chlo-
roform schied sich schnell, und wenig
Farbstoff fllhrend, von der dunkeln wässer-
igen Schicht Die vereinigten Chloroform-
ausschüttelungen wurden sodann bei mas-
siger Wärme in einem Baume, welcher
Säuredämpfe nicht enthielt, eingednnstet.^)
Der gelbgef&rbte Bückstand wurde mit
26 ccm Vio N.- Salzsäure aufgenommen;
es unterblieb eine gelbe harzige Masse
ungelöst, von dieser wurde abfiltrirt, der
*) In mehreren Yersacheu wurde die Chloro-
fonmOsnng anch deBtillirt.
Bückstand ward mit Wasser gewaschen,
bis das Volumen des Filtrats 100 ccm
betrug. Dieses war nur schwach gelb-
lich gefärbt und liess sich unter An-
wendung von nicht zu wenig Cochenille-
Tinctur als'Indicator gut titriren. 10 ccm
dieser Lösung, entsprechend dem in 0,2 g
Extractum Strychni enthaltenen Alkaloide,
wurden mit 2 Tropfen Cochenille-Tinctur
versetzt und mit Vioo N.- Natron titrirt.
Es wurden verbraucht 15,05 ccm Vioo N.-
Natron. Zur Sättigung des in 2 g Ex-
tractum Strychni enthaltenen Alkaloids
sind demnach 250 ccm — 150,5 ccm =
99,5 ccm Vi 00 N.- Salzsäure erfordwlich.
Diese entsprechen, das Vorhandensein
gleicher Mengen Strychnin und Brucin
annehmend, (1 ccm N.-HCl = 0,00364 g
Alkaloid) 0,3618 g « 18,06 pCt. Alkaloid.
10) Ein zweiter mit 2 g desselben
Extractes in derselben Weise aui^eftihrte
Versuch ergab ein ähnliches Besnltat.
Zur Sättigung der Alkaloide wurden
98 ccm Vi ooN-'^ftlzsäuf® ^of braucht, welche
0,35672^17,84 pCt Alkaloid entsprechen.
Da bei diesen beiden Versuchen* sich
ein durch eine Differenz von nur 0,1 ecm
ergebender Fehler durch Anwendung von
nur Vio ^^^ salzsauren AlkaloidlOsung,
um das zehnfache durch Multiplieation
vergrössert und damit im Stande ist, das
Besultat der Analyse wesentlich zu be-
einflussen, so wurde zur Vermeidung des-
selben in den folgenden Versuchen stets
die ffanze, aus 2 g des Extracts erhaltene
Alk^oid - Salzlösung der Titration unter-
worfen, zugleich aber auch der bedeutende
Säureüberschuss dadurch vermieden, dass
der Verdunstungsrfickstand des Chloro-
forms nur mit 15 ccm Vio N. -Salzsäure
aufeenommen wurde.
Es verbrauchten nun, in dieser Weise
geprüft:
11} 2 g Extractum Strychni 100 ccm Vioo N.-Salzsäure « 0,364 » 18,2 pCt Alkal.
12) „ „ „ 99 „ „ „ „ = 0,36036 ^ 18,02 „
13) „ „ „ 98,6 „ „ „ „ « 0,85890 « 17,95 „
14) « „ „ 99 „ „ „ „ » 0,86036 « 18,02 „
15) „ ^ „ 98,75 „ „ „ „ « 0,35950 « 17,97 „
16) „ „ „ 99,3 , „ „ „ « 0,36145 - 18,07 „
»»
j»
n
17) 2 g desselben Extracts wurden mit
0,108 ff Strychnin und 0,027 g Brucin
gemiscnt und das Gemisch, vrie beschrie-
ben, untersucht Es wurden zur Sättig-
ung der gesammten Alkaloide 187,6 ccm
Vioo N.-Salzsäure verbraucht Da 0,108 g
Strychnin 32,3 ccm, 0,027 ff Brucin 5,9 eem
Vioo N.-Salz8äare zur Sättigung bedflrfen,
259
so Yerbleiben fQr d&s Alkaloid des Extracts = 0,3615 = 18,07 pGt Alkaloid. — Es
137,5 — 38^ = 99,3 ccmViooN.-Salzsäure verbrauchten:
18) 2 g eines Extractes anderer Herkunft
97,3 com Vioo N.-Salzsäure = 0,35417 = 17,7 pCt: Alkal.
.19) „ desselb. Extractes 96,98 „ „ „ „ = 0,35308 = 17,65 „
20) „ eines selbst bereiteten Extractes
95,7 ecm i/ioo N.-Salzs&ure = 0,348348 = 17,4
21) ,, desselb. Extractes 96,25 „ „ „ „ « 0,35035 « 17,5
Die bis jetzt geschilderten Versuche
wurden sftmmtlich in Säumen ausgeführt,
die von Säuredämpfen, welche das Alka-
loid des Ghloroformauszuges theilweise
in Salze überHihren und dadurch einen
Verlust bei der Bestimmung veranlassen
könnten, frei waren. Dass solche Ver-
ji
«»
>?
»1
w
luste in von Säuredämpfen nicht freien
Bäumen möglich sind, beweisen zwei
Versuche, die mit dem in den Versuchen
18 und 19 benutzten Extraete in dem
Laboratorium zu einer Zeit ausgeführt
wurden, in welcher das Vorhandensein
von Säuredämpfen sicher war.
22) 2 g Extr. verbraucht. 92,05 cm Vioo N.-Salzsäure «= 0,335062 = 16,75 pCt. Alka!.
23) „ „ „ 91,5 „ „ „ „ « 0,33306 = 16,65 „ „
Alkalilösung von 150 erfährt man die
Anzahl ccm '/joo N.-Salzsäure, welche
zur Sättigung der in 2 g des Extracts
enthaltenen Alkaloide verbraucht sind,
und durch Multiplication derselben mit
0,00364 die Menge der Alkaloide, welche
wiederum mit 50 multiplicirt den Procent-
gehalt an Alkaloid ergeben, wenn man
Strychnin und Brucin als zu gleichen
Theilen vorhanden annimmt
Es ergiebt sich hier ein Unterschied
von zufällig genau 1 pCt. , welcher sich
natürlich je nach der Menge der im
ITntersuchungsraum vorhandenen Säure-
dämpfe grösser oder kleiner gestalten
wird.
Auf Grund dieser Versuche haben wir
die folgende Vorsebrift zur Werthbestimm-
ung des Extractum Strychni formulirt.
2 g fein zerriebenes Extract werden
in einem Scheidetrichter mit 10 ccm eines
mit dem gleichen Volum Wasser ver-
dünnten Liq. Ammon. caust. und 10 ccm
Spiritus so lange geschüttelt, bis völlige
Lösung erzielt ist, sodann 20 ccm Chloro-
form hinzugefQgt, mehrere Male durch-
geschüttelt und nach einer halben Stunde
die untenstehende klare Chloroformflüs-
sigkeit abgelassen. Die Ausschüttelung
der im Scheidetrichter verbleibenden
Flüssigkeit vnrd mit je 10 ccm Chloroform
zweimal wiederholt. Der Verdunstungs-
rfiekstand der vereinigten Chloroform-
lösnngen vrird mit 15 ccm Vio N.- Salz-
säure einige Minuten auf dem Wasser-
bade erwärmt, die Lösung von dem gelb-
braunen, harzigen Bückstande filtrirt und
letzterer so lange mit Wasser abgewaschen,
bis das Waschwasser nicht mehr sauer
reagirt In der so erhaltenen salzsauren
Alkaloidlösung wird der Säureüberschuss
mit Vioo N. -Alkali, unter Anwendung von
nicht zu weniff Cochenille -Tinctur als
Indicaior, zurflcSratrirt Durch Subtraction
der. hierzu verbrauchten ccm Vioo ^«*
Anschliessend an die Mittheilung der
mit diesem Verfahren ausgefilhrten Be-
stimmungen mögen nun noch einige Er-
fahrungen mitgetheilt werden, welche
mit dem schon erwähnten Verfahren
DietericVs gemacht werden. Nach Die-
terich ist Kalk ein sehr geeignetes Auf-
schliessungsmittel. Gemäss der von ihm
gegebenen Vorschrift wurde lg des in
den Versuchen 11 bis 16 angewende-
ten Extracts mit 0,2 Calcaria usta e mar-
mor. fein verrieben, 3 g destillirtes Wasser
zugesetzt und alsdann noch mit 10 g
Ciucar. ust. e marmor. gemischt Dieses
Gemisch wurde sodann in einem Soxhlet-
schen Extractions -Apparate mit Aether
zweimal je 2 Stunden lang extrahirt.
Die ätherischen Auszüge wurden filtrirt,
der Aether ward abdestillirt und der
Bückstand in der Wärme des Dampf-
bades mit Vio N.-Salzsäure aufgenommen
und der Säureüberschuss mittelst Vioo
N.-Alkali unter Benutzung von Cochenille
als Tndicat^r zurücktitrirt. Es ergab sieh
260
ein Gesammtrerbrauch von 3,9 ecm Vio
N.- Salzsäure entsprechend 0,14196 jf «
14,2 pGt. wasserfreie Strychnos-AJkaloide.
Eine zweite in derselben Weise ausge-
fUbi'te Bestimmung ergab 14,02 pCt.
Strychnos - Alkaloid e.
Eine dritte und vierte Bestimmung,
welehe mit der Veränderung ausgeführt
wurden, dass die Extraction mit Aether
das erste Mal vier Stunden; das zweite
Mal zwei Stunden fortgesetzt wurde, er-
gab resp. 14,48 und 14,05 pCt. Strychnos-
Alkaloide. Mithin wurde nach der
Dieterieh'scheiL Methode um etwa 8,8 pCt.
weniger gefunden, als nach der von uns
benutzten Methode, welche 18 pCt. Strych-
nos-Alkaloide ergab.
Obgleich von E. Dieterich eine Filtration
der Aetherauszfige nicht vorgeschrieben
ist, wurden dieselben doch vor dem Ein-
dunsten stets filtrirt, denn trotz sorgfäl-
tigster Anfertigung der für das Extrac-
tionsgemisch bestimmten Patronen und
Verschliessen der OeflFnung derselben mit
Watte, war es nicht zu vermeiden, dass
Spuren von Ealk in den ätherischen Aus-
zug gelangen, welche späterhin im Stande
sind, ziemlich gewichtig in Bechnung
zu gehen, denn man bedenke, dass 28 Th.
GaO im Stande sind 364 Th. Strychnos-
Alkaloid bei der Sättigung mit einer
Säure zu vertreten.
In einem Versuche wurden 10 g Aetz-
kalk mit 3 g Wasser gemischt, in eine
oben und unten mit Watt« verschlossene
Patrone aus Fliesspapier gebracht und
im Soxhlet'%(t)x%ii Extractions - Apparate
zwei Stunden mittelst Aether ausgezogen.
Der Aetherauszug erschien anfangs klar;
nach längerem ruhigen Stehen hatten
sich indessen deutlich sichtbare Spuren
von Kalk am Boden des Gefässes ange-
sammelt. Der Aether ward abdestillirt,
und der Büekstand mit 30 ccm Vioo ^^
Salzsäure aufgenommen ; zum Zurück-
messen des Ueberschusses an Säure waren
nur 20,8 oem Vioo N.-Alkali erforderlich,
mithin waren 9,2 ecm Vioo N. -Salzsäure
von übergerissenem Ealk gesättigt. 9,2 ccm
ViooN.-Salz6äureentsprechennurO,002576
GaO, aber 0,033488 Strychnos -Alkaloid,
es bewirkt also der übergerissene Kalk,
dasfi bei Benutzung von 1 g Strychnos-
Eztract der Alkaloidgehatt um 8,3488 pGt
zu hoch gefunden wird.
Ein zweiter in derselben Weise ange-
stellter Versuch ergab ein ähnliches Re-
sultat, nämlich einen Acitherrücksta&d,
welcher im Stande war 9,6 ccm Vio
N.- Salzsäure zu sättigen, entsprechend
0,034944 Strychnos-Alkaloid.
Dagegen wurde bei einem dritten Ver-
suche, bei welchem der Aetherauszug
vor dem Eindunsten filtrirt ward, zur
Sättigung der 30 ccm Vioo N.-Säure, mit
welcher der Verdunstungsrückstand auf-
genommen war, genau 30 ccm Vioo N-"
Alkali verbraucht. Der Bückstand der
filtrirten Aetherlösung war also nicht
alkalisch.
Die Beobachtung, dass Kalk in die
ätherische Lösung übertritt, hat Dieterich
nicht gemacht; es wird diese Differenz
zwischen seinen und unseren Beobacht-
ungen ihren Grund in der Benutzung
verschiedener Extractions- Apparate haben ;
immerhin ist die von uns constatirte
Thatsache so wichtig, dass auf sie bei
den Arbeiten nach der Methode Z)«e^cr«Ws
geachtet werden muss.
Die Ursache, dass von uns mittelst der
7)j6f^mcÄ'schen Methode etwa 3,8 pGt
Alkaloid weniger gefunden wurde, als
nach dem von uns ausgearbeiteten Ver-
fahren, ist nicht definitiv eruirt worden.
Es bedarf dazu jedenfalls ausgedehnterer
Versuchsreihen, doch scheinen die Ver-
suche, welche zum Schluss hier noch an-
geführt sein mögen, darauf hinzuweisen,
dass ein Gemisch der Strychnosalkaloide
und Kalk bei der Extraction mit Aether
unter gewissen Bedingungen eine Zer-
setzung erleidet.
10 ccm der schon zu den Versuchen
2 bis 5 benutzten Lösung von 0,09864 g
Strychnin und Brucin wurden einge-
dunstet, mit 10 g Kalk vermischt und
das Gemisch, nach dem Löschen mit
3 g Wasser, mit Aether im Soa;A!e^'sohen
Apparat extrahirt.
Der filtrirte erste Auszug hinterliess
beim Eindunsten stark gelb gefärbten
Bückstand, welcher zur Sättigung 23,4 ecm
Vioo N.- Salzsäure gebrauchte.
Der filtrirte zweite Auszag hiatarliess
ebenfalls gelb gef&rbtea Büekstand, wel-
261
eher zur Sättigung 1,6 ccm Vioo N. -Salz-
säure bedurfte.
23,4 + 1,6 = 25ecm Vioo N.- Salz-
säure sind gleich 0,091 g Strjehnosalka-
loid , während 0,09864 g der Extraction
mit Aether unterworfen waren. Der Ver-
lust beträgt mithin 0,00764 g , das sind
7,8 pOt.
Ein zweiter in derselben Weise aus-
geflibrter Versuch ergab einen noch
grösseren Verlust, nämlich einen solchen
von 8,6 pCt.; auch bei diesem Versuche
war der Verdampfungsröckstand des
Aethers stark gelb gefärbt, während der
mit Aether extrahirte Kalk in beiden
Versuchen schön rosa gefärbt war.
Wir wollen nicht auf Grund der we-
nigen Versuche die Anwendung der Me-
thode DietericK^, welche auf eine so
stattliche Beihe von Versuchen sich
stützen kann, als bedenklich bezeich-
nen, dazu bedarf es eines weit umfang-
reicheren Beweismaterials. Die gemach-
ten Erfahrungen lassen es jedoch als
wahrscheinlich erscheinen, dass bei Be-
nutzung derselben unter gewissen, nicht
genau erkannten Bedingungen Zersetz-
ungen der Alkaloide eintreten können, ^j
Damit wäre der Bericht über unsere
Arbeit zunächst abgeschlossen. Die nach-
gewiesene Zuverlässigkeit der von uns
ausgearbeiteten Methode der Alkaloid-
bestimmung im Extractum Strychni dOrfte
gewiss Anregung geben, es einmal mit
derselben zu versuchen, zumal sie den
Vortheil bietet, in verhältnissmsssig kur-
zer Zeit ausgeführt werden zu können,
iund dabei ausschliesslich Hülfsmittel er-
fordert, welche wohl in jeder Apotheke
vorhanden sein dürften.
Die Werthbestimmung der Strychnos-
präparate ist aber durch die Ermittelung
des Gesamratalkaloidgehaltes noch nicht
beendet; die therapeutische Wirkung der-
selben wird auch beeinflusst von dem
Verhältnisse, in welchem sich Strychni n
und Bruein in den isolirten Strychnos-
alkaloiden finden, da beide Alkaloide
eine verschieden starke Wirkung besitzen.
Die Versuche, welche die Einzelbestimm-
ung des Strychnins und Brucins betreffen,
und auf dem von uns studirten Verhalten
der sauren Ferrocyansalze beruhen, sollen
in einer zweiten bald folgenden Mit-
theilung zur Discussion gestellt werden.
BrauD schweig, im April 18H7.
^) Ich verweise auf die Arbeiten von C.
Schnäbel in Nr. 11 dieser Zeitschrift vom Jahre
1887 und von A. Kremel in Nr. 14 der Phar-
maceatischen Post vom Jahre 1887. B,
Eine Verbesserung und eine Ver-
einfaehung der Helfenberger
MorphinbestimmiingB - Methode.
Mittheil an g der Papier- und chemischen Fabrik^
Eugen Diettrich, in Helfenberg bei Dresden.
Die hiesige Methode, wie sie in Nr. 43
der Pharm. Centralh. 1886 festgestellt ist,
schreibt ein Ausziehen des Opiams durch
10 Theile Wasser und die Maceration vor.
Sie lehnt sich damit an das Flückiger-
sehe Verfahren an und hat, wie ja auch
von anderen Seiten bestätigt wurde, be-
friedigende Resultate ergeben.
Nichtsdestoweniger glaubten wir so-
wohl auf die Maceration, als auch auf
die Ooncentration des Opiumauszuges
unsere Studien ausdehnen zu sollen, weil
wir erstere im Interesse einer Zeitgewinn-
ung zu beseitigen wünschten und letztere
für mitbestimmend für die Morphin-
Ausscheidung hielten.
Wir schlössen die weitere Frage, ob
sich unser Verfahren nicht noch mehr
vereinfachen lasse, an und erlauben uns
heute die Besultate hier vorzulegen.
Da die zur Eruirung dieser Aufgaben
nöthigen Versuche, wie es der grosse
Umfang der Arbeiten bedingte, zu ver-
schiedenen Zeiten ausgeführt wur-den, so
kamen dementsprechend verschiedene
Opium- Sorten, wie sie sich gerade auf
Lager befanden, in Anwendung, und zwar
4 Sorten Smyrna-, 2 Sorten Salonique-
und 2 Sorten Guev^-Optnm. Die Smyrna-
Sorte I ist dieselbe, von welcher wir in
unserer vorigen Arbeit*) 72 Analysen
beibrachten.
A-
L Zur Frage der Maceration«
Die Kritik ist ja immer eine vortreff-
liche Triebfeder fiir allen Fortschritt ge-
wesen und darf sehr oft das Verdienst
der Anregung für sich in Anspruch
♦) Pharm. Centralh. Nr. 18, 1887.
262
jiehmen. So war denn auch Herr JV'scAcr Wir verfuhren nun derart, dass wir
damit, dass er die hiesige Methode als Pulvis grossus mit wenig Wasser in einer
unbequem bezeichnete*), sofern die Ma- ; Reibschale sorgfältig einige Minuten ver-
ceration eine Störung der Nachtruhe | rieben , dann die Masse mit weiterem
verursache, die Veranlassung für uns,
Wasser verdünnten und in ein tarirtes
der obigen Frage näher zu treten. Kölbchen spülten. Wir fügten nun den
Wir mussten Herrn F, unbedingt Recht notwendigen Rest Wasser hinzu und
geben; aber wie Abhilfe schaffen? filtrirten. Das Filtrat behandelten wir,
Die einzigen Mittel dazu schienen uns | wie es unsere Methode vorschreibt,
in der Verwendung eines Pulvis Opü Zum Vergleich macerirten wir dasselbe
subtilis und- in der Lösung mittels Reib- Opium 12 Stunden und verfuhren im
schale zu liegen. |üebrigen ebenso.
. Wir erhielten so folgende Zahlen:
Behandeln in der ßeibschalc:
12st0nd
ige
Maceration :
1 ^)
13,47
pCt.
y)
13,39
pCt
. Morphin,
Smyrna-
Opium
1 2)
13.56
10)
13.59
»1
•*
II.
i 3)
13.42
11)
13,50
• •
* *
U)
13,31
12)
13.47
#
1«
•1
1 5>
16,12
13)
16.35
.«
'' .
Sinyrna-
Opium
1 6)
16,28
14)
16,30
»•
• •
III.
\ '■'
16.30
15)
16.18
'1
■ •
'8)
16,25
16)
16.15
..
>•
Man erreicht also mit dem Verreiben extractartige Masse in Kalkwasser lösten,
eben so viel wie mit der Maceration, so die Lösung filtrirten und das Filtrat nach
dass hier eine Abkürzung des Verfahrens Versetzen mit Chlor- Ammonium zurück-
sehr wohl eintreten kann. Da die Be- stellten.
handlung eines gröbliehen Pulvers, das Obwohl wir auf diese Weise kein
wir zu unseren Versuchen absichtlich Morphin erhielten, Hess sich nichtsdesto-
wählten, in der Reibschale eine gewisse weniger, wie wir uns 1. c. bereit-s aus-
Fertigkeit erheischt, werden wir bei Neu- sprachen, annehmen, dass kleine Mengen
aufstellung der Methode Pulvis Opii sub- noch restirten und im Auszug gelöst
tilis und ausserdem eine einstündige blieben. Ueber das ,,Wie viel" scheint
Maceration vorschreiben. Wir haben uns eine sichere Annahme ausgeschlossen,
dann die Sicherheit, dass das Opium 'weil die mit reinem Morphin von Herrn
selbst unter ungeübteren Händen vom Schlickum*) und uns**) angestellten Ver-
■ Wasser vollständig ausgezogen wiid. suche, welche l rag bez. ^/s mg pro 1 g
»» ^. « X ^. j rv . « Lösunff ergaben, einen sicheren Beweis
n. Die Coiicentration des ^lum- Auszuges ^ ^^^ den wässerigen Opium-Auszuff, der
und Ihr Einflnss auf die Morphium -Aus- j^^^^en den Morphin- und Narkotin^^Salzen
BcHeidung. ^^^^ ^-^^^ Menge ExtractivstoflFe enthält.
Wir hatten s. Z. **) zu erforschen ge- . nicht zu liefern vermögen,
sucht, ob bei Anwendung unserer Methode Zur Frage, ob die Ooncentraiion des
alles Morphin aus dem wässerigen Opium- Opium -Auszuges auf die Morphin-Aus-
Auszug gewonnen werde, und hatten uns I Scheidung von Einfluss sei, kamen wir
zu dem Zwecke und um gleichzeitig die , durch folgende Beobachtung:
Leistungsfähigkeit unseres Verfahrens zu a) Versetzt man eine concentrirte wäs-
controliren, der Kalkmethode insofern serige Morphin-Salzlösung mit Ammoniak,
bedient, als wir die auf dem von uns. so scheidet sich reines Morphin in rai-
vorgeschriebenen W^ege von Morphin be-krokrystallinischem Zustande als
freiten Opium-Auszüge eindampften, die Niederschlag sofort aus.
^•) Pharm. Zeit. Nr. 28, lö87. /
♦*) Pharm. Centralh. Nr. 43, S. 531 snb e nnd *) Archiv d. Pharm. 1837, S, 8.
Helt'enberger Annalen 1886, ö. 44 sub e. ♦*) Pharm. Centralh. 1887, Xr. 18, S. 22^
2()3
b) Versetzt man eine einem Opium-
Auszug entsprechende einproeentige
Morphin-Salzlösung mit wenig oder viel
Ammoniak, so bleibt die Lösung
klar und das Morphin scheidet sieh erst
nach und nach und zwar in Krystal-
len aus.
Diese Eigenthümliehkeit der Morphin-
Salze kommt unserer Methode zu statten
und erlaubt uns, zum Entfernen des Nar-
kotins einen starken Ueberschuss von
Ammoniak (bis 3ccm Normal-Ammoniak)
zu verwenden und das Narkotin abzu-
filtriren, bevor das Auskrystallisiren des
Morphins beginnt.
Es möge uns hier zu erwähnen gestattet
sein, dass dieses verschiedene Verhalten
einer niehr oder weniger coneentrirten
Morphinsalzlösung bei der in unserer
Pharmakopoe angegebenen Prüfung für
Morph, hydroebloric. und sulfuric. hätte
berücksichtigt werden müssen; denn eine
dünne wässerige Lösung bleibt durch
Kaliumcarbonat klar und ebensowenig
giebt Ammoniak, wie schon oben er-
wähnt, einen Niederschlag. Bei beiden
findet dagegen bei längerem Stehen Aus-
krystallisiren von Morphin statt.
Wir suchten nun festzustellen, aus wel-
cher Concentration des Opiumauszuges
die höchste Morphinausbeute zu gewinnen
sei. Wir operirten mit Auszügen, welche
pro 1 Opium mit 5, 6, 7, 8 und 10 Wasser
bereitet waren, und behandelten diese
unter Zugrundelegung der nöthigen Be-
rechnungen und mit Heranziehung ver-
schiedener Opiumsorten nach unserer
Methode.
Nachstehend gestatten wir uns die Re-
sultate vorzulegen:
Opiumauszug : Morphin - Procentc
OpiumauszQg: Morphin -Procente:
.17) 12,95
18) 12,88
19) 12,59
20 j 12.55
1:5
I
1:6
i
,21)
122)
')23)
'24)
25)
26)
J27)
(28)
12,20
11.93
12,41
12,37
12,45
12.37
12,50
12.45
.\
O
•
s
£
X
1:8
1:10
(29)
30)
31)
32)
33)
34)
35)
3«)
37)
{38)
39)
40)
41)
42)
43)
,44)
45)
46)
12.40
12,40
12,50
12,45j
16,12
16.28
16.30
16.25
16.35
16.30
16.18
16.15
13.90^
13.85
13.82
13,75
13,73
13,80 J
^47) 12.00 i
48) 12.11 !
49) 11.93
50)*) 12.28
51)
52)
53)
54)
55)
56)
57)
58)
59)
60)
61)
62)
63)
64)
16,12^
16,00
15,95
15.88
15.76
15.80
15.88
16,08 ]
13.20'
13.70
13,45
13,40
13.48
13,57
i
c
c
c
CS *"
O
a
B
O
Der Opiumauszug 1 : 5 hatte am meisten
und der Auszug 1 : 10 am wenigsten Mor-
phin geliefert. Mit der höheren Concen-
tration erhielten wir aber in geradem
Verhältniss ein unreineres und dunkler
gefärbtes Morphin. Das hellste und reinste
Morphin gaben die Auszüge 1 : 8 und
1 : 10. Heraerkenswerth ist der unter-
schied in den Ausbeuten zwischen beiden
und beziflfert sich nach Durchschnitts-
werthen folgendermaassen :
*) Conf. auch die Analysen 1 bis 20 in Nr. 18
dieser Zeitschrift, da zu iluien das gleiclie Opium
benutzt wurde.
264
Opium I 1^"^^"S 1:8- 12.42 pCt. Morphinj ^gj ^t. Differenz.
TTT I „ 1:8— 16,23 „ " ' 0 9Q
" ^^^ I „ 1 : 10 = 15,94 „ „ I ^'"^^ "
" ^^ / „ 1:10= 13,45 „ „ I "'^^ "
Beim Verhältniss 1 : 8 wurde also eine j fügt
um 0,3 pCt. höhere Ausbeute eines Mor- 4 ccm Normal- Ammoniak
phins, welches an Beinheit dem aus den t hinzu, setzt das Schwenken fort, bis sich
Auszügen 1 : 10 gewonnenen :nicht nach- ' die Flüssigkeit geklärt hat, verkorkt das
stand, erzielt, so dass den mit der acht- Eölbchen und überlässt nun der Buhe,
fachen Menge Wasser bereiteten Opium- j Nach 5-, höchstens 6stündigem Stehen
auszügen für die Folge der Vorzug ge- bringt man vor Allem die Aetherschicht
geben werden musste. ; möglichst vollständig auf ein glattes Filter
— "^ von 8 cm Durchmesser, giebt zu der im
Die beiden vorigen Capitel zeigen be- Eölbchen zurückbleibenden Opiumlösung
reits genau vor, wo unsere Methode ver- , nochmals
bessert werden kann ; es erübrigt uns 10,0 Aether,
daher nur noch, dass wir der Methode ; schaukelt die Flüssigkeit einige Augen-
in Folgendem die entsprechende Fassung blicke und bringt vorerst wieder die
geben und hierbei für Tinctur die an Aetherschicht aufs Filter,
anderer Stelle *) betonte Nothwendigkeit, jjach Ablaufen derselben giesst man
auf em Drittel des ursprunglichen Ge- j;^ wässerige Lösung ohne Eücksicht auf
Wichtes abzudampfen, berücksichtigen, j ^^^ ^^ ^en Wänden des Kölbchens haften-
Verbesserte Helfenberger Morphin- * ^^^ ^^^'^?!f ^"^ "?^ ßpült das Eölbchen
, .. ^ .^ j und das Filter zweimal mit je
bestlminnngs -Methode. . j, ..,. ..^,. , ^'^
. ^. ^ . , ; 5 ccm athergesattigtem Wasser
6,0 Pulyeris Opii subtilis ""^Nachdem man das Eölbchen gut hat
verreibt man in einer Beibschale sorg- ^^g^^^pf,^ ,^3^^^ ^^^ ^^ pij^^f ^j,^^.
laitig mit f^jjg vollständig abgelaufen ist, trocknet
ou Aquae, ^^^ jj^j^g jj^. jQQo bringt den zumeist
verdünn und spült die Masse mit Wasser , „.j^j^alen Filterinhalt mittelst Pinsels in
m ein tarirtes passendes Eölbchen und ^^ Eölbchen und setzt das Trocknen
bringt, mit weiterem Wasser auf ^is zur Gewichtsconstanz fort.
o4,0 Gesammtgewicht.
Man macerirt unter öfterem Agitiren r» . tt • i_
1 Stunde lang und filtrirt dann durch .^^j Vermischung des Opiumauszages
ein Faltenfilter von 10 cm Durchmesser, i ^^^ ^^^. fsten Partie (2 ccm) Normal-
42 0 des Filtrates Ammoniak ist das v ermeiden unnöthigen
versetzt man mit Schütteins und später beim Zusatz des
2 ccm Normal -Ammoniak Aethers und der zweiten Partie Normal-
mischt gut, aber unter Vermeidung über- Ammoniak ist «Schwenken** der Flüssig-
flussigen Schütteins, und filtrirt sofort l^^^ anempfohlen um ein Schäumen resp.
durch ein bereit gehaltenes Faltenfilter |^"^"'fl!'^?, der Flüssigkeit^ zu vermeiden,
von 10 cm Durchmesser ^""^ Abnltriren des Morphins ist im In-
36,0 dieses Filtrates = 4 g Opium j '®^®.^®® leichteren Filtrirens die Benützung
mischt man in einem genau tanrten i «^"PP^^^ ^''^^^*®^ »^2"^**®'^-
Erlenmey er'schen Eölbchen durch Seh wen- i ß^i Berechnung der 4 g Opium ent-
ken mit
10,0 Aether,
sprechenden Auszugmenge nahmen wir
an, dass Opium 60 pCt. lösliche Theile
an Wasser abgiebt, somit 6,0 Opium + 48,0
*) Pharm. Centralh. 1887, Nr. 18, 8. 224, 2. Sp. ' Wasser 51,6 Auszug liefern müsste.
365
34,4 AüMQg cfDteprfteke datier 4,0 Opiam
Meh ier Oteiekung:
6:61,6 = 4:i
X = 84,4.
Nachdem wir 42,0 Auszug mit 2 ccm
Normal -Ammoniak versetzt hatten, so
entsprachen 36,0 ?on diesem Yom Narko-
tin befreiten Anszag 4,0 Opiam und zwar
nach folgender Gleichung:
42,0 : 44,0 = 34,4 : x
X = 36,0.
Wie wir im Eingang dieses Theiles A I
bereits erwähnten, machten wir unsere
Versuche nicht mit Pulvis Opü subtilis,
sondern mit Pulvis grossus und erzielten
damit, wie die angeführten Zahlen be-
weisen, zufriedeiistellende Resultate. Wenn
ein feines Pulver nicht zur Hand wäre,
so genfigt also das gröbere vollständig.
Man hat nur bei der Yerreibung mit
der ersten Portion Wasser darauf zu
achten, dass die Masse keine harten un-
gelösten Körner mehr enth<, wenn man
mit dem Yerdflnnen beginnt.
b) für Opiumextract tritt nur in
Bezog auf Goncentration der Lösung eine
Aendening ein.
Man löst
3,0 Opinmextract
in
40,0 Wasser,
vermischt, aber unter Vermeidung un-
nöthigen SchütteliiSy mit
2 ccm Normal-Ammoniak
und filtrirt sofort durch ein bereit ge-
haltenes Faltenfilter von 10 cm Dureh-
messer.
30,0 des Filtrates ^ 2,0 Opiumextract
behandelt man weiter, wie unter Opium
angegeben wurde.
Die gefundene Morphinzahl entspricht
2,0 C^iumextract und giebt mit 80 mul-
tiplieirt die Morphinprocente des respec-
tiven Opiums.
e) für Opium-Tineturen.
50,0 Opium -Tinetur (simplex od.
eroeala)
dampft man in tacrirter Schale auf dem
Wteserbad auf
15,0
ein, TerdtiBBt mii Wasser bis zum Oe-
vob
38A
versetzt diese mtt
2 ccm Normal -AttMoniak,
mischt durch einmaliges SebMIehi und
filtrirt sofort durch ein bereit gehaltenes
Faltenfilter reu 10 cm Durchiiiesser.
»2,0 dieses Filtrates » M,0 'TniolQr
behandelt man nun weiter, wie tatar
Opium angegeben wurde.
Das Gewicht des Morphins mit 2,5
araKipIicirt ergiebt den Morphingilhaft
der Tinetur nach Procenten, m4t 96,€
multiplicirt erhalten wir die Morphin-
procente des betreffenden Opiums.
Die praktische Anwendung dieser Ver-
besserungen Werden wir am Schlüsse
der Arbeit su demon!ltr!re& uns erlauben.
B.
Eann man iem •ptadwmsMg 4m
mit ABim«Biak amgeftltte Nurkotin
dnrdi eine grSaaere Meage Aetker
entaieheH mid 4anitt «iae JPiHratlmi
umgehen ?
Nachdem wir am ftisdtieii Niederschlag
die Eigenschaft, sich vollständig in
Aether zu lösen, zum öfteren kennen
gelernt hatten, lag der Oedairice nahe,
auf die in der Frage angedeutete Weise
das Abfiltriren des Niederschlags zu er-
sparen.
Es war vorauszusehen, dass der Aether
auch einen Teil des durch Ammoniak
entbundenen, aber, wie wir im Kapitel A II
sahen, noch in Lösung befindliehen
Morphins aufnehmen würde und es flragte
sieh nur, ob aus der narkotingesSttigten
Aetherlösung sämmtliches Morphin aus-
zukrystallisiren im Stande sei.
Man durfte femer bei dem M gewin-
nenden Morphin eine st&iitdiid 'Yeinn-
reinigung durch Narkotin vernrathen.
Unsere Voraussetzungen wartii voll-
kommen richtig, und die gemachten
Versuche ergaben, dass ein mit gleichem
Volumen Aether geschüttelter Opium-
auszug sieh nach Zusatz von Ammoi^k
wohl trübte, aber bei nochmaligem kräf-
tigen Schütteln wieder klfiirte, so dass
die Morphinausscheidung aus dieser Lös-
ung regelrecht vor sich ging.
mm Unterschied von unserer trrsprüng-
lichen und von unserer „verbesserten*
bezeichnen wir die geplante Veränderung
als
266
Yereinfachte Helfenberger Morphin-'
bestimnmngs - Methode.
' Der Gang ist folgender:
a) für Opium.
5,0 PaWeris Opii snbtilis
verreibt man in einer Beibsehale sorg-
fältig mit
5,0 Wasser,
verdünnt nnd spült die Masse mit Wasser
in ein Olaskölbehen bis zum Gesammt-
gevrieht von
45,0.
Man macerirt unter öfterem üm-
scbütteln 1 Stunde lang und filtrirt durch
ein Faltenfilter von 10 cm Durchmesser.
34,4 des Pikrates = 4,0 Opium
versetzt man mit
20,0 Aether,
schüttelt kräftig und fllgt
3 ccm Normal -Ammoniak
hinzu, das kräftige Schütteln fortsetzend,
bis sich das ausgeschiedene Narkotin im
Aether gelöst hat.
Ist die Flüssigkeit klar, setzt man
weitere
3 ccm Normal - Ammoniak
zu, schüttelt gut durch und überlässt
nun der Buhe.
Nach 5, höchstens 6 stündigem Stehen
filtrirt man das Morphin in der bei un-
serer ^ verbesserten** Methode fär Opium
angegebenen Weise ab.
Nach Zusatz der zweiten Partie Nor-
mal-Ammoniak emulgiren sich die beiden
Flüssigkeitsschichten gern, trennen sich
jedoch zum grossen Theil wieder beim
ruhigen Stehen. Für die Morphinge-
winnung bildet dies kein Hinderniss.
Das durch Ammoniak frei gemachte
und noch in Lösung befindliche Morphin
geht zum Theil in Aether über, krjstal-
lisirt aber aus demselben, Spuren abge-
rechnet, wieder vollständig aus.
b) für Opium-Extract.
2,5 Opium-Extract
löst man in
35,0 Wasser,
decantirt eine Stunde lang und filtrirt
durch ein Faltenfilter von 8 cm Durch-
messer.
30,0 dieses Filtrates
versetzt man mit
20,0 Aether
und 2 Mal
2,0 Extract
3 ccm Normal -Ammoniak ^
genau so, wie unter Opium angegeben
wurde,
c) für Tincturen.
50,0 Opium - Tinctur (simpIex oder
crocata)
dampft man in tarirter Schale auf dem
Wasserbade auf
15,0
ein, verdünnt mit Wasser bis zum Ge-
wichte von
40.0
und filtrirt.
32,0 des Filtrates = 40,0 Tinctur
versetzt man mit
20,0 Aether
und 2 Mal mit
3 ccm Normal -Ammoniak
und verfährt genau, wie unter Opium be-
schrieben wurde.
C.
Der Grundgedanke unserer Methode ist
bekanntlich, aus dem wässerigen Opium-
auszug vor Allem das Narkotin zu ent-
fernen und dann erst das Morphin zum
Auskrystallisiren zu bringen.
Wie wir in dieser Abhandlung bereits
sub A, U zeigten, unterscheidet sich eine
schwache Morphinlösung von einer con-
centrirten dadurch, dass sie selbst bei
Ammoniak-Ueberschuss das Morphin ge^
löst hält und erst nach längerer Zeit
krrstallinisch ausscheidet Es komnit des-
halb nicht so genau darauf an, ob man
zum Fällen des Narkotins einen geringe-
ren oder grösseren Ueberschuss an Am-
monii^ anwendet, wohl aber, dass man
das ausgeschiedene Narkotin sofort ab*
filtrirt, da bei starkem ueberschuss an
Ammoniak und verzögerter Arbeit Erj-
stallbildung und damit ein Verlust an
Morphin eintreten könnte.
Dieser Grundgedanke bleibt bei den
beschriebenen Veränderungen unange-
tastet; sie berühren das Wesen der Me-
thode nicht und sind eigentlich nur tech-
nische Verbesserungen.
Wir mussten, ehe wir uns ein ürtbeil
bildeten oder damit an die Oeffentlichkeit
traten, beide Modificationen durch Parallel-
Analj^sen verschiedener Opiumsorten
praktisch erproben. In Nachstehendem
gestatten wir uns die erzielten Mor-
phin-Ausbeuten vorzulegen:
267
Verbesserte Hettiode
(Narkotm abfiltrirt):
Smyrna- Opium IV*)
Qaev^-Opiom I
?»
♦>
II
Saloniqne-Opiaml
V
»
II
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
\76;
177
178
(79
180
(81
182
(83
184;
13,75 pCt.
14,07
18,70
14,15
18,75
13,80
18,82
18,78
14,00
13,85
13,98
13,75
13,17
12,95
12,32
12,58
18,02
17,75
17,32
17,10
11
>1
»1
Verefn&chte Methode
(Narkotm durch Ter*
mehrten Aether ent-
zogen):
85) 13,95 pCt.
86) 13,80
87) 18,82
88) 13,75
89) 18,82
90) 13,92
91) 13,70
92) 13,68
93) 13,85
94) 13,62
95) 18,75
96) 18,90
97) 13,08
98) 12,92
>»
»»
»»
»»
T»
»t
>»
»?
»'
»»
99)
100)
101)
102)
103)
104)
12,80
12,80
18,08
18,30
17,17
16,87
1)
n
»>
>i
Die Zahlen stimmen gut mit ein-
ander Oberein und schwanken z. B. bei
Smyrna -Opium I bei der „verbesser-
ten'' Methode zwischen 18,70 und 14,15,
bei der „vereinfachten" zwischen
13,70 und 13,95. Das nach ersterer ge-
wonnene Morphin gab 1,0 bis 1,6 pGt.,
nach letzterer 1,0 bis 1,8 pCt. lösliche
Theile an Aether ab und war in beiden
Fällen kalkfrei, so dass sich auch in
dieser Beziehung beide Modificationen
gleichstehen.
Ein unterschied war nur insofern be-
merklich, als sich das nach der „ver-
einfachten" Methode gewonnene Mor-
phin, welches sich in Folge des Schüt-
teins feinkrystalliniseh ausgeschieden
hatte, langsamer abfiltriren Uess und
nicht die schönen Krvstalle zeigte, wie
das nach der anderen Methode erhaltene.
Wenn man von diesem Schönheits-
fehler absieht, ist die „vereinfachte"
Methode sehr wohl brauchbar, ja sie könn-
te, wie eine Beihe von Versuchen ergab,
noch weiter modifieirt werden dadurch,
dass man den mit 2 cem Normal-Ammo-
niak versetzten Opiumaaszug, anstatt ihn
*) TergL Analjsra 41 Ms 46.
abzufiltriren , durch wiederholtes Aus-
wasehen mit Aether vom Narkotin be-
freite. Dieser Weg wäre aber, wie sich
zeigte, nicht Das, was wir anstreben,
nämlich keine Vereinfachung.
Wir betrachten unsere Opium-Arbeiten
mit Vorstehendem noch nicht als abge-
schlossen und hoffen, recht bald zu wei-
teren Veröffentlichungen Veranlassung zu
finden. Heute glaubten wir nur Das vor*
legen zu sollen, was direct mit den vor-
geschlagenen Aenderungen unserer Me-
thode zusammenhängt.
NatarforBchervenammlang
in Wiesbadeix.
Von den Geschäftsführern der 60. Ver-
sammlaDg dentscher Natnrfoncher und
Aersie, welche dahier Tom 18. bis 24. Sep*
tember d. J. tagen wird, aufgefordert, haben
Unterzeichnete es fibemommen, för die
Section ffir Pharmaeie die vorbereiten*
den Schritte sn thnn. um den Sitzungen
unserer Section zahlreichen Besuch tind ge-
diegenen Inhalt zuzuführen, beehren wir uns,
zur Theilnahme freundlichst einzuladen.
Beabsiehtigte Vorträge oder Demonstrationen
bitten wir frühzeitig bei uns anzumelden.
368
Die GescbäftifilMr fg^Mkm Mitte JiK all-
gemeine Einlttduogeii zu Tersenden, und wäre
es wänschenswertb , schon in diesen Einlad-
ungen das ProgranuB 4er Sectionssitsungen
wenigstens tlieilweiae veröffentlichen zu
können.
Wiesbaden, Aiila»g Mai 1887.
Apotheker C, Neuss^ Marktstrasse 27, Ein-
führender. Apotheker Dr. JCoJe, Langgasse 15,
Schriftführer.
Von den Geschäftsführern der 60. Versamm-
lang Deutscher Natarforscher und
Aerzte, welche vom 18. bis ^4. September in
Wiesbaden tagen wird, ist Herr Apotheker
Vigener in Biebrich als Einfahrender und Herr
Dr. Cavet, königl. Garteninspector in Wiesbaden,
als Schriftführer für die Section für Botanik,
gewählt worden. Anmeldungen von Vorträgen
oder Demonstrationen werden frühzeitig erbeten,
damit das Programm der Sectionssitzungen für
Botanik gelegentlich der im Juli zur Versendung
kommenaen allgemeinen Einladungen veröffent-
licht werden kann.
Unter Hinweis auf die Veröffentlichung in
Nr. 18 unseres Blattes (Seite 230) bringen
wir hierdurch noch die Namen der Gruppen-
vocitände far die Ausstellung:
ftLr ■Ultftr'SaaitätBWtBett: Dr. von Langen-
beck, Wirkiieher Geheime Bath und Generalarzt
a la suite, Eapellenstrasse 54; Dr. Dieterichy
Stabsarzt, DotzheimerstrassA 24.
Ohinrgie: Dr. med. Friedrich Gramer, Fricd-
riehstHMte St.
Ovhtha]ao](9gU: Dr. med. Hermann Pagen-
stemer. Taunusstrasse 59.
G^TnakoIogle: Dr. med. Julius Diesterweg,
Bosentftrasse 8; Dr. med. Friedrieh OuntZj kleine
Bmgalnwse d.
LaigrvgokifeiSUsologiaiindQtiatrie: Dr.med.
D. PrÖbsting, Adolphstrasse 7.
OHlropidte; Dr. med. Franz Staffel, Mainzer-
strasse tf.
Zidsilehre und Zahnteohaik: Dr. med. Bai-
mund Waither, Wilhelmstrasse 18; Zahnarzt
Anion Witzel, Rheinstrasse 15.
Chemie: Dr. Ernst Hints, Eapellenstrasse 11.
Phjsik: Gymnasiallehrer J. Klau, Bhein-
strasse 36; Eealgymnasiallehrer Ferd, LautZy
Schwalbacherstrasse 25.
ICikrologie: Ludwig Drei^uss, Frankfurter-
Strasse 44.
natürwisBenschaftlioher Vaterrioht: Ober-
lehrer Theodor Lautz, Herrngartenstrasse 7.
G^eographie: Director Carl Weldert, Schul-
in.^ector, Luisenstrasse 26.
wissensohaftllohe BeiseausrüBtung : Dr. Eugen
Borgmann, Parkstrasse 10.
Photographie: Dr. Hermann Weidenbu$ch,
Parkstrasse 25.
Anthropologie: Oberst n. D. von Ckihausen,
BheinstraBse ü; Dr. med. Stoedtke, Generalarzt
a. D., Adelhaidstrasse 8.
Biologie: Ludwig Breyfuss, Frankfurter-
strasse 44.
Hygiene: Dr. med. Ferd. Hueppe, Eapellen-
strasse 11.
Elektrotherapie und Neurologie: Dr. med.
Carl Wilhelm Müller, Bierstadterstrasse 6.
Pharmade und Pharmakologie: Christian
Neuss, Marktstrasse 27.
Bromojodirte Butter.
Als Ersatz des Leberthrans empfahl Trous-
seaux folgendes Präparat :
Hp. Kaliijodati . . 0,06 g
Kalii bromati . 0,25 g
Natrii cblorati . 2,0 g
Butyri recentis . 125,0 g
Die Mischung wird wie gewöhnliche Butter
auf Brod aufgestrichen.
Durch Zeitschr, f, Therapie V, SO,
Druckfehler - Berichtigung,
In voriger Nummer auf Seite 249, reehte Spalte,
Zeile 1, 18 und 25, muss es statt Indophenin*
reaction heissen: Indopheiiolreaetieii.
Offene Correepondeni;.
M. in 0. An Stelle der Chromsäure ist für
kkine galTanisebe Apparate in jüngster Zeit
WolframsAure emptohkn werden, wenn wir
nickt irren, von EisennuLnn, Um die Wolfram-
säure in Losung zu halten, genügt ein Zusatz
Ton FhosphorsRure, und um die durch Berührung
mit dem Zinkpel reducirte Wolframsäure wieder
BS' eiyditep, gtnflgt rs, ditselbe' d«r Einwirkung
der Luft auaausetzen.
Afoih, V. in B« Es werdeu fortwährend alte
Sachen iJs hochinterefsante Neuigkeiten aus-
gegraben. Die Beobachtung, dass Liquor Natri
(o£r K«lf)'hypoehlerosi, Eau de Javelie, öfters
eine Rosaftrhung hat, ist sehr alt und der Grund
dieser Färbung findet sich «ohon in -den ersten
Auflagen der Du/Zos'schen pharmaceutisehen
Werke besprochen. — Das neulich empfohlene
„Excipiens für Pillen*' (Mischung aus Traganth-
pulTcr und Glycerin) ist etwas sehr Kweck-
massiges, etwas Neues aber aueh aifillt. Vtfgl
l^ie gefälligst Jahrgang t^j Seite 578.
Apoih, i^. in ])• Die geruchlose, krTstallisirte
Schwefelleber oder Sulfurine enthält nach
Pohl gar kein Schwefelkslfam, sondern ist ein
Gkmisch ron Potasche and ßehweMIklMMn,
durch Kaliumchromat gdb geftcht.
Verleger und verantwortlicher Rodacteur Dr. £• Gelsfler in Dresden.
Im Bliclüiufetol dttroh.J«ll«t fepringer, Berlin N., >i«nH|onpUtt S
Dniek der Königl. Hofbucbdruckerei von 0. (XMeinlioldfrSObnein Dretden.
Wir beehren uns, die Anfmer^stmlceit ider Herren Apotheker ergebenst darauf zn lenkem,
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Dieser Sherry ist chemisch nntersacht nnd fttr rein befnnden; — er wird bereits aa
eine Anzahl der Herren Apotheker regelmfiasig durch uns zu deren ZufriddenheU geiiefeiti
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PeptoB ausser den Salzen und Extraktivstonen des Mnskelfleisches anch in grosser Menge
dessen flauptnährstoffe, nämlich ca. 18 % leicht lösliche Eiweissstojflfe nnd ca. 39%
Pepton« Das Kemmerloh'sehe Fleisch «Pepton ist das gehaltreichste unter allen
Peptonen des Handels und das eiorige^ welches mit höchstem Mhrwerth einen auf-
nehmen Geruch und Geschmack Terbindet. Dasselbe ist überall su empfehlen, wo Eiweisa-
zufohr nöthig und eine kräfUffe Ernährung durch minimale, den Magen in keiner Weise
belästgende Quantitäten erforderlich ist. Es eignet sich besonders Torzüglich zur Ernähr-
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Drenden« Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M22.
Berlin, den 2. Juni 1887.
Nene Folge
YIIL Jahn^ang.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt! l'feMiU bM PharBaete: MltthellnngeB aai dem Laboratorium für angewandte Chemie nnd pharm.
Inatitnte der Univerflitftt Erlangen. — Da« Bromätbvl. ~ Der Ortsgeanndbeitsrath %n Karlsruhe. — Bettlmmung
des MorphlaiDgehaltea hn Opinm. — Ein nenes Uroskop. — Wie hat man die bekannte Reaetion anf Eiwelu mit
Balcsänre ansaatallen ete.? >- Daratellang Ton Ulezin. — Ueber Inoalt. — Ozon nnd Aetbylen. — Zur. Kenntnis«
einiger Metalte. — lOseellen: Oel-Emulsionen. — Betol. — Jodoformcollodinm. -> Bin nefle« Bufter^flurrogat — >
Aatiftiiiffi«. — Amerikaaisebe fipeciaJit&ten. — Kitt für Aquarien. — Tokayer Medidnalwein. — Aaielgea«
Chemie nnd Pharmacie«
Vittheilongen aus dem Labora-
torium für angewandte Chemie
und pharmaceutischem Institute
der Universität Erlangen*
1. Beobaehtongen bei der ?ola-
metrisehen Zoekerbestimmung nach
Fehling
von Dr. B. Schütze.
Ln hiesigen Laboratoriam pflegen die
Zuckerbestimmungen mit Fehling' HQhe^t
Lösung nach den gebräuchlichsten Metho-
den von Soxhlet gewichtsanalytisch o(}er
Tolometrigch im Beisehatier' »ehen Sterne,
seltener in der Porzellansehale ausge-
führt zu werden.
Bei Anwendung des volumetrischen
Verfahrens wird die Endreaction durch
Ferrocyankalium in der durch 6in drei-
faches Filter (3 cm im Durchmesser) von
Cn20 befreiten Flüssigkeit nachgewiesen.
Die in neuerer Zeit vorgeschlagene Aen-
derong des Tüpfeins wurde ihrer leichten
Ausführbarkeit wegen mit Freuden be-
grüsst. Es stellte sich jedoch bald her-
aus, dass die Endreaction bei vergleichen-
den Yersachen zu früh beim Gebrauche
des Tüpfeins eintrat, bei Verwendung
von dreifach zusammengelegtem Filtrir-^
papier. Der Uebelstand Hess sich selbst
bei Zugabe von mehreren Tropfen Fil-
trat nicht vermeiden. (Schwefelammon
und Schwefelwasserstoff erwiesen sich
hierbei noch unempfindlicher als Ferro-
cyankalium.) Unter Anderem wurden
folgende vergleichende Bestimmungen
ausgeführt.
Fehlinffsche
L^Jsiing
+ gleiches
Vol. Wasser;
1 ccm
2 „
3 „
Endreaction mit Ferrocyan- •
kaliam nach Verhrauch tos
ccm Zuckerlösung
filtrirt: getüpfelt:
4,2 4
2,6 2,5
8,45 3,35?
Bei Wiederholung der Versuche unter
denselben Bedingungen wurden immer
dieselben Besultate erzielt. Daher konnte
nur eine Erklärung in dem umstände
gefunden werden, dass Filtricpapi er Kupfer
zurückhalte, was ja auch für Eiweisskörper,
Zucker und dextrin^rtige Substanzen in al-
kalischer Li^song schon beobachtet wurde.
Zur weiteren Untersuchung wurden
nachstehende Proben vorgenomifien.
I. Je 3 Doppelfliter von 9 cm Durch«"
270
messer wurden auf einem Trichter mit
Vi -FeÄJfti^'scher Lösung gefQUt und dann
mit eirca ^/4 1 Wasser ausgewaschen.
IL Je 3 Doppelfilter von derselben
Dimension wurden mit 10 ccm einer
Lösung von 1 Th. FeUing und 4 Th.
Wasser beschickt und dann mit 1 1
Wasser ausgewaschen.
IIL Ja S Doppelfilter wurden wie
unter 2 angegeben behandelt, dann aber
mit 10 ccm officinellem Aetzammon be-
handelt und mit 140 ccm Wasser aus-
gewaschen.
a.
Filter tob
Düren,
tnit HF avagewueheB
xeigten:
L deutliche
Cn BeactioB
n. SpnreB tob Cn
b. C.
Ftlte> voB
der Firma Bitekmtnm,
HaBBOTer,
mit Terd. HCl
XL. HNO.
aBsgewascneB
BBaBsgewasehen
III.
keiB Ca
0.00035 g CnO
0,0005 g CqO
BBWftgbar
0,0006 g CbO
BBwIgbar aa-
BcheiBeBd mehr
als bei hf HI.
BpureB
Im aanoBlahalieeheB Filtrate tob III :
starke Co Beaction starke ReaetioB Ca Ib Sparea
TorhaBdeB.
Die Bindungsf&higkeit des Kupfers
scheint durch die Goncentration der al-
kalischen Kupferlösung und die Natur
des Papieres bedingt zu sein, etwa da-
rin enthaltene stickstoffhaltige Substanzen,
sowie auch Mineralbestandtheile (P2O5)
können dabei mit von Einfiuss sein.
Das Besultat dieser Versuche deutet
von Neuem darauf hin, nur die gewichts-
analytische Zuckerbestimmungsmethode
nach SoxJUet in Anwendung zu bringen,
da diese die hier angedeuteten Fehler
umgeht Was nun den kleinen Fehler
anbelangt, der nach der volumetrischen
Methode beim Filtriren entsteht, so ist
derselbe nicht so bedeutend, als es auf
den ersten Blick den Anschein haben
könnte, denn man hat es ja bei der
Endreaetion nur mit einer äusserst ver-
dOnnten Kupferlösung zu thun und seheint
i'a in solcher Lösung die BindungsfUiig-
:eit des Kupfers an Papier nur eine ge-
ringe zu sein.
. Dass yerdOnnte JP^Mitt^'sche Lösung
auch Filtrirpapier zu lösen im Stande
ist, wenn auch in noch bei Weitem ge-
ringerer Menge als Knpferorjrdammo-
niak xmA NicEeloxydulammoniak, schien
wahrscheinlich und wurde deshalb mit
fein vertheiltem Filtrirpapier ein Versuch
angestellt. Das Papier wurde zwei Tage
lang mit der Lösung in Berührung ge-
lassen und aus der filtrirten klaren
Flüssigkeit gelang es, durch überschüssig
zugesetzte Salzsäure weisse Flöckchen
von Cellulose abzuscheiden.
Wenn berücksichtigt wird, dass Zucker
mit Metalloxyden die sogenannten Sac-
charate, z. B. das ofißcinelle Ferr. ozydat
sacch. solubile liefert, so gewinnt hier
eine analoge Verbindung an Wahrschein-
lichkeit.
Es mag noch bemerkt werden, dass
verdünnte jPeAZift^sche Lösungen lang-
samer filtriren als Wasser, wdcher Um-
stand wohl nicht allein dem Qnellungs-
vermögen der Cellulose durch Kali zu-
zuschreiben sein mag, da bei Annahme
einer Kupferozydcellulose , höchst wahr-
scheinlich, ähnlieh der Kupferoxyd-
ammoniakverbindung, diese auch ver-
kleisternd wirken mag. Es mag hier
daran erinnert werden, dass Kupferoxyd-
ammoniak zum Kleben von Panier be-
nützt wird, bei dem die Klebestelle nicht
ohne Verletzung der angrenzenden Papier-
theile getrennt werden kann.
Ein häufig im Laboratorium beob-
achteter üebelstand besteht darin, dass
beim Aufkochen der Fehling'Beiien Lös-
ung sich Kupferoxyd durch lokale Ueber-
hitzung der Flüssigkeit abscheidet Durch
Unterlegen eines grossen weitmaschigen
Drahtnetzes, oder durch Einsetzen des
Kochgefässes in ein Bad wird eine gleich-
massige Erhitzung herbeigeführt und dem
Uebel abgeholfen.
2. Zur Kenntnlss der Frftehte Ton
Pharbltis trUoba Selq.
Von Dr. K ScMUge.
In den Kalädanasamen (von Pharbltis
Nil) fanden Fluchiger und Hanbmnf^)
14,4 pCt fettes Oel, 8,2 pGt in Alkohol
lösliches, in Aether und Benzol unlös-
liches Harz. Dieses ist unter dem Namen
Pharbitisin nach der indischen Pharma-
kopoe officinell und scheint nach den
Verfassern Aehnlichkeit mit dem Oon-
volvulin EU haben. Femer enthalten die
Samen noch Gerbstoff und eine S&ure.
<) Ranbury and FlüdUger, PhannaGognphia.
271
Der liebenswflrdiffen Uebermittelang
des Herrn Dr. Tamoa ans Tokio ver-
dankte das Institut die Früchte von
Pharbitis triloba Meiq., von der zwei
Varietäten vorlagen, eine gelbliche und
eine schwärzliche. Diese Uonvolvulacee
ist in Japan einheimisch und wird dort
Asägaö oder wissenschaftlich Kengiushi
genannt und findet aach arzneiliche Ver-
wendung. Diese Früchte gaben Veran-
lassung zu nachstehend beschriebenen
Untersuchungen.
Die zerkleinerten Früchte wurden zu-
erst mit Aether extraiiirt (I), dann mit
Alkohol (II), eine weitere Erschöpfung
mit warmem Wasser scheiterte an dem
schleimigen Aufquellen der Samen«
I.
Der grünlichbraun gef&rbte Auszug
enthielt der Hauptmenge nach fettes Oel,
welches nach dem Verdampfen des Aethers
sieh abschied. Die aus der Natronseife
frei gemachten Fettsäuren wurden in
Bleisalze übergeführt, aus welchen durch
Ausziehen mittelst Aether die Salze der
Oelsäorereihe in reichlicher Menge er-
halten wurden.
IL
Der vom ätherischen Auszuge zurück-
gebliebene Bückstand wurde mit Alkohol
erschöpft Beim Eindampfen der Lösung
schieden sich bräunliche Flocken in ge-
ringer Menge ab, welche abfiltrirt wurden.
Der erhaltene Bückstand wurde nochmals
mit Aether behandelt, um den letzten
Best von darin löslichen Stoflfen zu ent-
fernen. Das braune Alkoholeztract mit
Bleiaeetat imUeberschusse versetzt, schied
einen gelben voluminösen Niederschlag a
ab, der abfiltrirt (Filtrat b) und mit Al-
kohol ausgewaschen wurde.
Der Niederschlag a wurde in Alkohol
vertheill und wie im Filtrate b das Blei
mit Schwefelwasserstoff entfernt. (Zur
Beinigung des Hg S haltigen abdestillirten
Alkoholes vnurde Bleicarbonat oder Blei-
oxyd mit Vortheil angewandt.) a enthielt
eiBe durch Eisen grünfallende Gerbsäure.
Wiurde ziär eingedampften Flüssigkeit a
absoluter Alkohol zugemiseht, so schied
sieh ein branner schmieriger Körper ab,
der in Wasser löslich war und einen
kratzenden Geschmack hatte, sowie auch
Fehlmg'selie Lösung reducirte.
Der Flüssigkeit aus a konnte noch
mit Petroläther ein gelber Farbstoff ent-
zogen werden. Mit Barytwasser vmrde
eine Trennung der Gerbsäure und noch
einer anderen Säure erzielt, welche letztere
damit einen aus feinen Nadeln zusammen-
gesetzten Niederschlag lieferte. Dieses
Barytsalz gab mit Überschüssigem Kali
gekocht nach dem Uebersättigen mit
Säure einen schwachen Geruch nach
Bnttersäure. Goncentrirte Schwefelsäure
röthete die Krystalle nach einiger Zeit.
Das Filtrat b sonderte nach dem Ein-
dampfen ein braunes Harz ab, welches
sich leicht durch Wasser und Thierkohle
in alkoholischer Lösung reinigen liess.
Es stellte dann bei 100<^ getrocknet eine
weissgelbliche amorphe Masse dar, die
sieh in ein weissliches Pulver zerreiben
liess, welches fast geruchlos und von
saurem Charakter war. Der Staub reizte
die Schleimhäute und erregte Niesen.
Das Harz hatte seinen Schmelzpunkt bei
etwa 140^, helldurchsichtig wurde es je-
doch erst bei 148 bis 150^, höher erhitzt
zersetzte es sich.
Das Harz war in Alkohol und in
Essigsäure leicht löslich, in Wasser
schwer, fast ganz unlöslich, im heissen
Wasser tritt Erweichung ein, ohne dass
sich das Harz in nennenswerther Menge
löste. In Alkali und beim Erwärmen auch
in Alkalicarbonaten ist es löslich und
scheidet sich beim Versetzen mit Säuren
als weisser Niederschlag aus. Unlöslich
ist das Harz in Aether, Chloroform,
Petroläther, Benzol und Schwefelkohlen-
stoff.
Mit concentrirter Schwefelsäure an der
Luft stehen gelassen tritt Bothfärbung
ein, welche sich schneller bemerkbar
macht beim Erwärmen oder wenn Wärme
durch einen Tropfen Wasser darin erzeugt
wird. Das Harz reducirte FehUng'sahe
Lösung nicht; wohl aber enthielt die
Flüssigkeit eine Fehling reducirende Sub-
stanz, wenn es mit 7proc. Salzsäure zu-
vor gekocht war. Der abgespaltene in
Wasser lösliche Körper war gährungs-
fähig, auch wurde während der Spaltung
der Geruch nach Furfurol wahrnenmbar.
Das andere in Wasser nicht lösliche
272
braun gefärbte Zersetzungsproduet von
der Spaltung mit Salzsäure war löslieh
in Petroläther, Aether, Chloroform etc.
Dieser Eörper lässt sich mit Thierkohle
reinigen und zeigt dann nach dem frei-
willigen Verdunsten des Lösungsmittels,
im Exsiccator getrocknet, federige weisse
Krystalle in seiner gelblichen Masse. Der
Körper schmilzt bei 38 % giebt mit conc.
Schwefelsäure beim Stehen eine schöne
Bothf&rbung. Beim Kochen sowohl des
Harzes, wie auch des Spaltungskörpers,
mit tiberschüssiger Kalilauge und nach*
heriger Zersetzung mit Säuren tritt starker
Geruch nach Buttersäure auf.
Wird das Spaltungsproduct mit rauchen-
der Salpetersäure gekocht, so entsteht
eine weisse Säure (Sebacinsäure).
. Die Elementaranal j^e des Harzes ergab :
C. 54,32
H. 7,78
54,53
7,78
im Mittel:
(1 54,43
H. 7,78
Coitvolvulin nach Meyer.
Aeltere Neuere
Analyse. Analyse.
C. 54,53 bis 54,87
H. 8.07 „ 7,73
Mittel aus den Analysen:
C. 54,8
H. 7.9
Der Spaltungskörper lieferte folgende
Zusammensetzung :
Nach Meyer.
C. 65,39 C. 65,45
H. 10,63 H. 10,3
Es dürfte nach obigen Daten wohl
als sicher angesehen werden können,
dass das in Pharbitis triloba vorgefundene
Harz ein Gljcosid, und da es mit den für
Gonvolvulin bis jetzt bekannten Eigen-
schaften übereinstimmt, wirklich Gon-
volvulin ist.
Eine besondere entfettete Probe der
Pharbiiisfrüchte wurde mit Weinsäure
uud Alkohol ausgezogen und nach dem
Verfahren von Sias ein amorpher Körper
isolirt, der mit den allgemeinen Alkaloid-
reagentien Fällungen gab (auch mit Gerb^
säure). Es gelang jedoch nicht, ein
krysiallisirtes PlatindoppeUalz aus der
geringen Menge Materiales darzustellen
und dadurch weiter zu charakterisiren.
Dieser Körper wurde besonders reich
aus der alkalischen Lösung von Aether
aufgenommen.
Die verschiedenen bei der Darstellung
und Abscheidung des Gonvolvulins ge-
machten Beobachtungen und das Stadium
der Zerset^ungsproducte des Glycosides,
gaben Veranlassung zum weiteren Studium
des Körpers, dessen Beaultate. später mit-
getheilt werden.
Das Brom&thyl.
Von M. C. Jraufc- Bern.
Langgaard^) hat lieuerdings die Auf-
merksamkeit medicinischer Kreise auf
die Eigenschaften des Bromäthyls als
Anästheticum zu lenken versucht, wie
es scheint, mit einem gewissen Erfolg;
wenigstens spricht hierflir der Umstand,
dass das Präparat in letzter Zeit sich
wieder einer lebhafteren Nachfrage er-
freut. Es dürfte daher nicht uninter-
essant sein , über . die das Bromäthyl
betreffenden Arbeiten einen kurzen Bück-
blick zu werfen, zumal unsere Fachpresse
mit Ausnahme einiger gelegentlichen
Referate den Werth . dieses Mittels nocb
nicht erörtert hat.
Da ich gerade Gelegenheit hatte, resp.
noch immer habe, mich mit diesem
Körper in präparativer und analytischer
Hinsicht zu beschäftigen, will ich es
an der Hand von Publicationen des Herrn
Prof. Müller-Bern^) und ^rwand-Givel^
versuchen, meine Kenntniss über den-
selben den Interessenten mitzutheilen.
Das Bromäthyl wurde zuerst 1849 von
Niumely in der Ghirurgie verwendet, dem
Anscheine nach mit nicht ganz befriedi-
gendem Erfolge. ToumeviUe, TurnbM
und Lewis in Philadelphia, ferner 2fem*
Ion und Ferier benutzten dann das Mittel
zu verschiedenen chirurgischen Opera-
tionen. Auf Toumevilles Empfehlung hin
hat JB. Böse 1879 dasselbe . zu tiefer Nar-
cose benutzt, fand jedoch die gerühmten
Vortheile nicht wieder, hingegen einen
für die Umgebung lästigen, für den
Patienten direct schädlic^n Phosphor-
geruch der Exhalationsluft.
Lebert hat das Bromäthyl zuerst in
der Geburtshilfe verwendet. Er publicirt
mit grosser Begeisterung vier. Fälle, in
welchen er vollständige Schnierzloagkeit
') Fharai. Gebträlh. 88, 124.
^) Berl. klin. Wochenschnft 89, Nr. 4(.
^) Dessen InauguraldissertatioD.
273
bei nur wenig gestörtem Sensorium her-
stellte, nnd erwähnt, dass er das Mittel
seit längerer Zeit mit gleichem Erfolge
erprobt habe.
Nach ihm haben Wiedemann und
Haeckermann in sieben resp. fünfzig
Fällen Versuche angestellt und darüber
sehr günstig berichtet.
Müller hat in Folge dieser Empfehl-
ungen in einer Beihe von 22 Fällen das
Mittel in Anwendung gezogen. Er spricht
sieh darüber u. A. folgendermaassen aus:
Die Application geschah in der gleichen
Weise wie das Chloroform, sie ist aber
für die Gebärende durchaus nicht unan-
genehm. Ein Widerstreben wie beim
Chloroform, das Würgen und Erbrechen
tritt nicht ein. Ein Stadium der Auf-
regung fehlt gänzlich, dagegen wird hin
und wieder eine geringe Beschleunigung
der Herz- und Lungenthätigkeit beob-
achtet.
Die Wirkung der Application bezeich-
net Müller als eine in manchen Fällen
frappante. Bis zur förmlichen Narcose
kam es bei der angewendeten Dosis
(ea. 100 g) nicht. Diese günstigen Ke-
soltate erhielt Müller, im Gegensatze zu
den Angaben Schlickum's in der Beal-
encyclopädie der Pharmacie, welche be-
sagen, dass das Bromäthyl keinen Vor-
zug vor dem Chloroform besitzt, mit
einem Präparate, welches ich damals im
Laboratorium der Staatsapotheke in Bern
gelegentlieh meiner Thätigkeit dortselbst
in ungeföhr gleicher Weise herstellte, wie
sie Langgaard vor Kurzem empfohlen hat.
Als nun in der Folge sich ein Bezug
aus chemischen Fabriken nöthig machte,
verschwand die Zufriedenheit Müller' s
mit der Qualität des Präparates, und ob-
wohl ich damals nach allen mir bekann-
ten Methoden und schliesslich durch
quantitative Bestimmung der Bestand-
theile keinen Anhaltspunkt zur Verur-
theilung der gelieferten Waare finden
konnte, verblieb derselben die unange-
nehme Eigenschaft, der Exhalationsluft
der Mutter und des Kindes einen knob-
laachartigen Geruch zu ertbeilen.
Müller liess in der Folge seine Ver-
suche fallen. —
Heute, nachdem ich durch meine Unter-
suchungen auf dem Gebiete der Brom-
I wasserstoffsäure (ich habe die Prüfung
I derselben durch eine kurze Notiz im
Fortschritt wiedergegeben) über die Ver-
hältnisse der stattfindenden Reactionen
im Klaren bin, ist es mir möglich, diese
unangenehmen Nebenwirkungen durch
die Gegenwart einer Verunreinigung zu
erklären und so vielleicht einer Wieder-
kehr eines Misserfolges vorzubeugen.
Ich habe in der eben citirten Ab-
handlung nachgewiesen, wie unangenehm
sich der Arsengehalt des Phosphors bei
Darstellung der Bromwasserstonsäure be-
merkbar macht, während hier für die
Beinheit des Bromäthyls der Schwefel-
gehalt seine Gefahren birgt
Es liegt mir gerade ein Bromäthyl
aus einer renommirten chemischen Fabrik
vor, dessen Gehalt an Schwefeläthyl ein
so bedeutender ist, dass nicht nur der
Geruch des Aethers ein sehr widerlicher
ist, sondern auch es möglich wird, den
Schwefel in deutlich sichtbarer Weise
durch Verseifen mit alkoholischer Kali-
lauge und Uebersättigen der entgeisteteu
Kaliumlösung mit Säure nachzuweisen.
Aber nicht in diesem Muster allein finde
ich diese unangenehme Verunreinigung,
auch zahlreiche andere, welche mir ex
officio oder durch freundliche Ueber-
lassung zugängig wurden, sind mehr
oder weniger stark damit behaftet.
Nicht die Phosphormethode allein bietet
die Gefahr dieser Verunreinigung, sondern
auch das von TumhüU vorgeschlagene
Eisenverfahren erweist sich insofern als
unbrauchbar, als hier ebensowenig der
Schwefelgehalt des Eisens entfernt werden
kann, wie beim Phosphor. Dass hier
die Sulfidbildung nicht ausgeschlossen
ist, zeigt Turvbüll selber, welcher sein
Präparat als mit einem beissenden Ge-
ruch behaftet und es nach der Bectifi-
cation nicht unangenehm, also auch nicht
angenehm riechend findet.
I Nach meinen Erfahrungen muss tiber-
i haupt die Möglichkeit der Sulfidbildung
[von vornherein ausgeschlossen sein, da
, es nicht gelingt, den Aether durch Recti-
fication oder Behandeln mit Quecksilber-
I oxyd völlig davon zu befreien.
' Ich liess daher die Phosphor- und
die Eisenreaction fallen, arbeitete nach
den Vorschriften der französischen Phar-
274
makopöe, wie sie auch Langgaard wieder-
gegeben hat, und erhalte so ein Präparat,
welches mich in jeder Hinsicht befriedigt.
Ausser diesen umständen ist noch die
Zersetzbarkeit des Bromäthyls zu berück-
sichtigen, welcher jedoch leicht durch
Zusatz von Alkohol und sorgfältige Auf-
bewahrung, unter Ausschluss von Luft
und Licht, vorgebeugt werden kann. Ich
habe noch drei kleine Proben Bromäthyl,
welche vor ca. 4 Jahren von mir dar-
gestellt wurden, die ein specifisches Ge-
wicht von 1,385, 1,390 und 1,400 zeigen.
Dieselben wurden in braunen Gläsern, aus
welchen vor dem Verschluss die Luft
durch den Dampf des Präparates ver-
drängt war, aufbewahrt. Von ihnen
zeigt nur das von 1.400 specifischem Ge-
wicht Spuren von saurer Reaction resp.
Bromwasserstoff, während die beiden
anderen noch gleich gut erhalten sind.
Es hat sich somit der grössere Zusatz
von Alkohol sehr gut bewährt.
Fasse ich nun das eben Gesagte zu-
sammen, so wird der Beurtheilung des
Bromäthyls folgendes zu Grunde gelegt
werden müssen:
Das völlig farblose Präparat zeige ein
specifisches Gewicht von 1,385 bis 1,390
und sei ohne Rückstand flüchtig; die
entweichenden Dämpfe riechen angenehm
ätherisch und sind frei von jedem stechen-
den und an Lauch erinnernden Geruch.
Reines Bromäthyl in einer mit con-
centrirter reiner Schwefelsäure gereinig-'
ten und mit einem Glasstopfen ver-
schlossenen Röhre mit eben solcher Säure
geschüttelt, erzeugt keine Veränderung
der beiden Reagentien, auch nicht nach
3 bis 4 Tagen. Selbst geringe Spuren
von Schw.efelverbindungen ertheilen der
Säure eine mehr oder weniger intensive
gelbe Färbung. Schüttelt man den Aether
mit seinem gleichen Volumen Wasser, so
darf die wieder abgetrennte wässrige
Schicht weder mit Silbernitrat, noch mit
neutralem Lackmuspapier geprüft, irgend
welche Reaction hervorrufen. Es ist
nicht zulässig den Aether direct mit
Silberlösung zu schütteln, da hier unter
allen Umständen Bromsilberbildung ein-
tritt.
Fernerhin -soll das aus einer gekühl-
ten Mischung von verdünnter Schwefel-
säure, ZiYik und Bromäthyl entwickelte
Wasserstoffgas im Contacte mit Bleizucker-
papier keine Bräunung und Schwärzung
des letzteren bewirken. Es können so
selbst geringe Spuren von Sulfiden nach-
gewiesen werden. Ich schichte sodann
gleiche Volumina Fuchsinschwefligesäure
und Bromäthyl. Bei Gegenwart von
Aldehyd wird sich eine dem Fuchsin
entsprechend gefärbte Zone bilden.
Man verseift dann noch das Unter-
suchungsobject mit alkoholischer Kalilauge,
verdampft nach Zusatz von Wasser den
Alkohol und prüft einen Theil des Rück-
standes mit einem der zahlreichen Rea-
gentien auf Schwefel. Bei einigermaassen
grösseren Spuren wird derselbe durch
Zusatz einer Säure in Substanz abge-
schieden.
Aus dem zweiten Theile fUUt man
nach dem Ansäuern mit Salpetersäure
durch Silbernitrat das Bromsilber und
entzieht demselben durch Ammoncarbo-
nat nach dem von Hager schon oft
empfohlenen Verfahren das Ohlorsilber.
Uebersättigt man das ammoniakalische
Filtrat mit Salpetersäure, so darf eine
die Grenze des Opalescirens überschrei-
tende Veränderung nicht eintreten. Den
Rest des Verseifungsrückstandes kann man,
nachdem mit verdünnter Schwefelsäure
genau neutralisirt ist, mit Clilorwasser
oder Eisenchlorid auf die Gegenwart
oder Abwesenheit von Jod prüfen.
Die bei der Bromwasserstoflfsäure so
häufige Verunreinigung mit Arsen konnte
ich im Bromäthyl trotz eifrigen Suchens
nicht nachweisen.
Ein diesen Anforderungen entsprechen-
des Präparat wird nicht leicht auf andere
Weise als auf die von Langgaard em-
pfohlene zu erhalten sein, welche aller-
dings ein theurer einstehendes Präparat
liefert, als das Phosphor- oder Eisen-
verfahren. Aber ich glaube, man sollto
sich durch mehr oder weniger grosse
Preisdifferenzen nicht verleiten lassen,
die vielleicht sich bald innerhalb wei-
terer Grenzen bewegende Anwendung
eines Präparates, wenn auch unbewusst,
durch nicht zufriedenstellende Qualität
von vornherein zu hindern, dasselbe
unter Umständen zu discreditiren , wie
dies z. B. beim Ghinolin. pur. des Han-
275
dels der Fall gewesen sein könnte, welches
in seinem Cbinaldin- und Isoehinolin-
gehalte zwei Verunreinigungen enthält,
deren lästige Eigenschaften dem be-
geistertsten Anhänger die Verwendung
bald verleiden musste. Seit langen Jahren
finde ich in der Hauptsache kein anderes
Chinolin im Handel, als das unter dem
Drucke des Preisherabsetzens noch mög-
liche Steinkohlen theerchinolin resp. eine
Älisehung von Chinolin, Chinaldin und
Isochinolin. Nicht dass ich damit eine
Lanze für das Chinolin einsetzen möchte,
nur darauf hinweisen möchte ich, wie
nöthig es wäre, solche Präparate von
der medicinischen Anwendung auszu-
schliessen.
Schliesslich möchte ich noch betreffend
Nomenclatur des Bromäthyls hier er-
wähnen, dass es mich und mir bekannte
CoUegen immer mit einem gewissen Ge-
fühl der Ruhe und Sicherheit erfüllt,
wenn Arzt und Apotheker in Analogie
des Aether aceticus „Aether bromatus''
verlangen und uns darüber nicht im
Unklaren lassen, ob wir für „Aethyl. :
bromat." Aethylum bromat. , Aethylen
broniat. oder Aethyliden bromat. dispen-
siren sollen.
Der Ortsgesundheitsrath
zu Karlsruhe
übersendet uns (Eed. d. Pharm. Centralh.)
folgende Zuschrift:
„In Nr. 6 der Pharmaceutischen Cen-
tralhalle vom 10. Februar 1887 greift
Herr Dr. Mylnis in einem Artikel mit
der Ueberschrift „Falsche Geheimmittel-
Analysen" auch den Ortsgesundheitsrath
in Karlsruhe an mit der Behauptung:
Die Analyse von Dr. Oidtmantis Pur-
gatif, deren Resultat s. Z. veröffentlicht
wurde, sei falsch.
Besagte Analyse wurde von Herrn Hof-
rath Dr. Birnbaum, Professor der Chemie
und Vorstand der chemischen Schule an
hiesiger technischer Hochschule, aus-
geführt. Der Genannte, welcher leider
vor einigen Wochen nach kurzer Krank-
heit gestorben ist, genoss einen aus-
gezeichneten Ruf in seinem Fache, und
galt besonders auch auf dem Gebiete der
17ntersuchung von Lebensmitteln auf Ver-
fälschungen, sowie von Geheimmitteln
als Autorität ersten Ranges. Es ist wäh-
rend der vielen Jahre, in welchen er als
chemischer Sachverständiger dem Orts-
gesundheitsrathe angehörte, nie eine Be-
anstandung der von ihm ausgeführten
Analysen von Geheimmittelu vorgekom-
men.
Da nun Hofrath Dr. Birnbaum^ dessen
allzufrühes Hinscheiden innig zu betrauern
ist, die Vertheidigung seiner Arbeit nicht
mehr selbst übernehmen kann, so lassen
wir den Bericht, welchen derselbe am
12. Februar 1886 an den Ortsgesund-
heitsrath über seine Untersuchung des
Oed^wonn'schen Purgatif erstattete, dem
ganzen Wortlaute nach hier folgen:
„Das übersandte Medicament besteht
aus einer braunen öligen Flüssigkeit,
welche nach Essigäther und Kamillenöl
riecht. Das Lösungsmittel ist Wasser:
im Destillate von einem Theil der Flüssig-
keit konnten mit Hülfe der Jodoform-
reaction geringe Mengen von Alkohol
nachgewiesen werden. Dass aber die Haupt-
menge des Lösungsmittels nicht aus Alko-
hol bestand, ergab sich schon daraus,
dass das Präparat auf Zusatz von abso-
lutem Alkohol einen Niederschlag lieferte.
Die Flüssigkeit reagirte alkalisch. Bei
100° C. hinterliess die Flüssigkeit 58 pCt.
ihres Gewichtes an Rückstand. Dieser
Rückstand war eine zähflüssige Masse,
welche sich als zum grössten Theil aus
Glycerin bestehend erwies. Beim Ver-
brennen lieferte dieser Rückstand 6,07 pOt.
des ursprünglichen Präparates an Asche.
Auch diese Asche reagirte stark alkalisch;
sie enthielt die Carbonate von Natrium
und Kalium mit geringen Mengen von
Eisen und Calcium. Von Säuren konnten
neben Kohlensäure und ziemlich viel
Schwefelsäure noch Chlor nachgewiesen
werden. Salze von schweren Metallen
waren nicht vorhanden.
Mit concentrirter Salzsäure versetzt,
schied das Präparat ein etwas braunes
Gel ab, das in viel Wasser sich theil-
weise löste und einen unangenehmen Ge-
ruch nach ranzigem Fett besass, der stark
an Buttersäure erinnerte. Dieses Gel be-
wirkte, auf die Haut eingerieben, keine
Entzündung oder Pustelbildung: die Ver-
muthung, es möchte Crotonöl in dem
276
Präparate sein, bestätigte sich also nicht.
Diases ölige Fett war in dem Medicament
in Form von Natronseife vorhanden und
der Gehalt an dieser Seife verursachte
die alkalische Beaetion des Präparats.
Bei der Prüfung des Medicamentes auf
Alkaloide wurde sowohl durch Aus-
schüttelung der alkalischen Lösung durch
Aether als durch Amylalkohol eine geringe
Spur eines alkaloidartigen Körpers ent-
deckt Bei beiden Fällen gab der Ver-
dampfungsrückstand, nachdem er mit
Salzsäure behandelt war, Niederschläge
mit Phosphormolybdänsänre, Kaliumwis-
mutjodid, mit Jodjodkalium und Gerb-
säure. Die Reactionen auf bekannte Alka-
loide, von denen in der ätherischen Aus-
sehüttelung besonders Hyoscyamin, in der
Amylalkoholausschüttehmg namentlich
Morphin berücksichtigt wurden, gaben alle
negative BesuItAte, so dass diese in Ely-
stieren als Beruhigungsmittel besonders
häufig vorkommenden Alkaloide bestimmt
abwesend waren. Das „Purgatif" besteht
somit aus einer wässerigen Lösung einer
Oel -Natronseife mit viel Glycerin, welche
durch Essigäther und Eamillenöl aroma-
tisirt wurde.
Karlsruhe, 14. Februar 1886.
(gez.) K. Birnbaum.'^
Obgleich sonach für den Ortsgesund-
heitsrath die Richtigkeit der von Birn-
baum bei der Untersuchung erhaltenen
Resultate ausser allem Zweifel war, so
übertrug derselbe, um Nichts zu unter-
lassen, eine Wiederholung der Analyse
mit dem bedeutenden Reste des Oidtmann-
sehen Purgatif, welcher von der früheren
Untersuchung vorhanden war, Herrn Rupp,
Assistenten an der technischen Hoch-
schule und Chemiker an der städtischen
Untersuchungsstation für Lebensmittel.
Herr Rupp berichtet nun unterm 21.
April 1887 in ausführlicher Darlegung
des Untersuchungsganges, dass er zu ganz
den gleichen Resultaten der Analyse ge-
kommen sei, wie s. Z. Birnbaum sie er-
halten hat.
Wenn man nun nicht annehmen mag,
dass Dr. Mylius selbst sich geirrt, oder,
um seine eigene Ausdrucksweise zu ge-
brauchen, „eine falsche Analyse'\gemacht
habe, so bleibt nur die Annahme übrig,
dass er doch ein Präparat von anderer
Beschaffenheit analysirt hat, als dasjenige
war, welches den von JBern6ai*m und Rupp
ausgeführten Analysen zu Grunde lag.
Der Artikel des Dr. Mylius ging auch
in die in Wien erscheinende Drogisten-
zeitung über, in deren Nr. 4 vom 20. Fe-
bruar 1887 derselbe benützt wird, um
einer unbehinderten schrankenlosen Frei-
gebung der Fabrikation und des Handels
mit Geheimmitteln das Wort zu reden.
Eine solche Benützung war von dem Herrn
Verfasser gewiss nicht bezweckt, hätte
aber vielleicht doch als wahrscheinlich
vorhergesehen werden können.''
Bestünmnng des Morphium-
gehaltes im Opium.
Von J. Bieh
Verf. verglich die renommirtesten Metho-
den, die von Flückiger, Hager und Dieterick
(Helfenberger) und zieht aus seinen analyti-
schen Resultaten den Schluss, dass die Helfen-
berger die beste ist , 1 . indem sie die grösste
Ausbeute an Morphium giebt, 2. indem das
ausgeschiedene Morphium das reinste ist,
3^. weil die Methode leicht und bequem aus-
führbar ist, und endlich 4. weil die erhalte-
nen Resultate unter sich vorzüglich überein-
stimmen. Durch Chem,- Ztg. 1887, Nr. 15.
Ein neues üroskop.
Zueleer empfiehlt den nachfolgenden Appa-
rat zum Nachweis von£iweis8 und Hamzucker
im Harn. Der Apparat besteht aus einer U-
förmigen Röhre, deren einer Schenkel einen
Durchmesser von 1,5, der andere von 0,4 cm
hat. Der enge Schenkel endet in ein kleines,
fest damit verbundenes Trichterchen und ist
zur Aufiiahme der Reagentien bestimmt. Der
weite Schenkel ist mit mehreren Marken ver-
sehen, welche je 1 Volumen von 5 ccm be-
zeichnen und dient zur Aufnahme der Ham-
probe. Der Harn ist direct in die Röhre zu
filtriren, man benützt dazu einen kleinen
kugelförmigen Trichter d<, dessen Abflussrobr
seitlich gebogen ist, so dass die Ausfluss-
öfinung sich an die innere Wandung anlegt.
Statt des Filtrirpapiers dient ein Bausch von
chirurgischer Baumwolle; die Filtration geht
ohne Schaumbildung vor sich. Verfasser be-
nützt zu den Proben stets 5 oder 10 ccm,
für welchen Zweck die oben erwähnte Markir-
ung angebracht ist; als Reagens verwendet
ei coDcentrirteCbromtäurelöanng, welche bei
langsamem ZuflieMen aich mit dem Harn nicht
iiiiacht, sondern denselben in die Höhe hebt.
Bei Aowesenbeit von Eiweiu bildet sieb an
der Beruh raugsatelle swiMben der oberen
Hanicchicht a and der nntereo CbromsKure-
löaung c eine Zone 6 von coagalirtem Ei weiss.
Zum Nachweis von Harn z ucker verwendet
Verfasser pine Lösung von CuO in NaOU.
Eine derartige LösuDg wird durch Harazucker
nach einigem Stehen schon in derKalte
reducirt nnd es bildet sich beim Unterschichten
die bekannte Abscheidnng von Kupferoiydul-
hjdntt. In der NSbe des geheizten Ofens
erfolgt die Beaction noch viel Eohaeller und
ist für die Anwesenheit dee Hamznckers un-
zweideutig beweisend , weil andere Harn-
bestandtbeile bei einer nnter 35" liegenden
Temperatur Kupfer nicht reduciren.
Beri. Klin. WotAtnKhr. J887, 90.
(Das obige Uroakop scheint udb für den
einfach en qualitativen Nachweis doch an
conplicirt. Der gleiche Zweck läaet rieb mit
einem einfachen Reagirglase erreichen , in
welches man 5 bis lO ccm des vorher filtrir-
ten schaumfreien Harns mittels einer Voll-
pipette giebt, mit derVorsicfat, dase die Innen-
wand des Glases nicht oberhalb benetzt wird.
Dann l&sst man conccntrirte Chro m säure ■
lösung mittels eines kleinen Glockentrichters
mit seitlich gebogenem Abäussrohr durch ein
Bäuschcben Glaswolle vorsichtig an der Innen-
wand faerabfliessen. Man vergleiche auch
den nächsten Artikel.]
Wie hat man die bekannte Be-
action auf EiweisB mit Salzsäure
ansnstellen und wie läBst sie sich
zum Nachweis ^ringer Mengen
Eiweias im Harne verwenden?
Von Leo läebermann in Budapest
Die Eiweiaskörper geben, mit concentrirter
SalzsSure gekocht, bekanntlich gefSrbte Lös-
ungen and manche fSrben sich schon , bevor
aie in Lösung gehen.
Diese Färbungen dürften die verschiedenen
Beobachter sehr Terschiedeo gesehen haben.
Der Eine sagt, sie sei violett, der Andere rotb-
violett, der Dritte hUt sie anfangs für grün-
lich u. 8. w. Niemand aber dürfte sie bisher
ftir besonders schön oder empfindlich ge-
halten haben. Sie ist es aber, wenn die Ei-
weisskörper z treck massig gereinigt werden
und übertriA dann, wie ich glaube, wenn
auch nicht an Empfindlichkeit , so doch an
Schönheit alle bekannten EiweisereactioDen,
besonders wenn die Probe nach einer der
weiter unten angegebenen Methoden aus-
geführt wird.
Wird etwas genügend fein vcrtheiltes Ei-
weiss in einer Epronvette 3 bis 4 Mal mit Al-
kohol ausgekocht, der Alkohol abgegossen
und das zurückgebliebene Eiweiss 3bis4 Mal
mit kaltem Aetber gewaschen (wieder nur
durch Abgiessen und Wiederanfgiesaen), so
färbt es sich beim Erhitzen mit concen-
trirter Salzsäure prächtig tief
violettblan. Je reiner der Eiweiaskörper
ist , namentlich je vollständiger entfettet,
desto rascher erscheint die Färbung und desto
schöner ist sie.
Eiweisskörper, welche in concentrirter Salz-
säure schwer loslich sind, geben blaugefÄrbtc
Flocken und EÖrncheD , andere auch so ge-
färbte Lösungen. Die Färbungen sind nicht
278
sehr beständig. Wasser macht sie sofort ver-
schwinden. An der Luft geht das Blau in
ein schmutziges Braun über.
ZurReaction genügen sehr geringe Mengen
von Ei weiss; starkes und anhaltendes Erhitzen
ist bei gut gereinigtem Eiweiss unnöthig-, die
blaue Fatbe erscheint schon bei massiger
Wärme.
Man kann die Reaction demnach auch so
ausführen , dass man ein Körnchen Eiweiss
in ein weisses Porzellanschälchen oder auf
ein Uhrglas mit weisser Unterlage bringt^
einige Male mit Alkohol, dann einige Male,
mit Aether, einfach durch Abgiessen wäscht
und dann mit etwas heisserconcentrirter Salz-
säure einfach übergiesst. Nach kurzer Zeit
sieht man die Blaufärbung der Eiweisskörn- <
eben. Fürchtet man durch Abgiessen des AI- •
kohols und Aethers Verlust an Substanz zu
erleiden , so saugt man mit Stückchen von :
Filtrirpapier ab. '
Am besten gelingt die Reaction mit einer
reinen höchst concentrirten Salzsäure vom
spec. Gewicht 1,196.
Sehr elegant kann die Probe ausgeführt
werden, indem man etwas Eiweiss fein gepul- 1
vert oder überhaupt fein vertheilt auf ein |
kleines Filter bringt , dort 3 bis 4 Mal mit
heissem Alkohol, dann 3 bis 4 Mal mit kaltem
Aether wäscht, dann in einer Eprouvette ,
etwas concentrirte Salzsäure zum Kochen '
bringt und diese vorsichtig an der Filterwand
hinabrinnen lässt. (Giesst man zu schnell auf,
so wird das Filter durchlöchert.) Das Filter .
erscheint dann überall dort , wo sich etwas j
Eiweiss befindet, schön violettblau. Giesst
man noch einmal concentrirte Salzsäure auf,
so sieht man die blauen Flocken oder Körn-
chen in der Flüssigkeit schwimmen.
Meine Versuche habe ich mit Alkalialbu-
minat, Casein, Vitellin, Blutfibrin, Syntonin,
Globulin, Pflanzenalbumin , Pflanzenfibrin,
Legumin und Kleber mit positivem Resultat
gemacht, wenn auch die Färbungen nicht bei
allen gleich prächtig waren.
Ob auch Peptone die Reaction geben, weiss
ich nicht. Ich besitze jetzt kein völlig reines
Präparat.
Hämoglobin ist für diese Reaction unge-
eignet.
Mit Choudrin und Keratin ist sie mir nicht
gelungen. Von Mucin wird später die Rede
sein.
Beim Harn, dem 0,1 pCt. Hübnereiweiss
zugesetzt wurde , gelang sie auf folgende
Weise :
10 ccm Harn wurden aufgekocht, mit einem
Tröpfchen Essigsäure versetzt und wieder ge-
kocht. Hierauf wurde derselbe mit der fünf-
fachen Menge 96 proc. Alkohols gefällt, durch
ein kleines Filter filtrit, 4 Mal mit heissem
Alkohol gewaschen, dann ebenso oft mit kal-
tem Aether, endlich mit etwas heisser concen-
trirter Salzsäure Übergossen , mit der Vor-
sicht, dieselbe an der Filterwand hinabrinneu
zu lassen. Es wurde die schönste
Blaufärbung erhalten, obwohl das Ei-
weiss selbst kaum sichtbar war.
Die Reaction gelang auch mit 5 ccm des
obigen Harns.
Unterlässt man das Aufkochen des Harns
vor und nach dem Zusatz von Essigsäure
(vollständige Coagulation), so gelingt die Re-
action nicht so gut. Man erhält dann nur
eine violelettblaue Lösung.
Da ich beobachtet hatte, dass die aus
menschlichem Speichel mit überschüssiger
Essigsäure erhaltene und mit Essigsäure ge-
waschene Fällung (Mucin) gleichfalls die oben
beschriebene Reaction giebt, war es noth-
wendig, zu prüfen, ob mucinreiche Harne,
wenn auch eiweissfirei, die Reaction geben.
Das zweckmässigste Untersuchungsobject war
der zähflüssige, fast fadenziehende Pferdeharu.
Eiweissfreier Pferdeham, auf die oben be-
schriebene Weise untersucht, gab die Re-
action nicht; sie gelang auf das schönste
mit Eiweissharnen von pneumonischen Pfer-
den , die ich von der Klinik des Herrn Prof.
r. Azary erhielt und die eine nur schwache
Salpetersäurereaction gaben.
Nach einem vom Verf. gef. übersandten
Separat abdruck.
Darstellung von ülezin.
Gerrard giebt zur Darstellung des U 1 e x i n s
(Pharm. Centralh.S7, 616), des Alkaloids aus
Ulex Europaeus, folgende Vorschrift an. Die
Samen von Ulex Europaeus werden fein ge-
pulvert, mit 84 pCt. Alkohol (durch Perco-
liren) erschöpft, der Alkohol abdestillirt and
der fettigharzige Rückstand mit 0,1 pCt.
Salzsäure enthaltendem Wasser aufgenommen.
Nach dem Filtriren wird mit Soda netttralisirt,
auf eine geringe Menge eingedampft, etwa
noch ausgeschiedene harzige Theile abfiltrirt.
279
mit Natronlauge übersättigt und mit Chloro-
fonn mehrmals ausgeschüttelt. Die chloro-
formige Lösung wird hierauf mit salzsaurem
Wasser ausgeschüttelt, aus welcher Lösung
das Ulexin beim Verdunsten auskrystallisirt.
Beim Ausschütteln der chloroformigen Ulexin-
losnng wird das Chloroform durch fein Ter-
theiltes Ulexinhjdrocblorid milchig getrübt;
durch Ausschütteln mit warmem Wasser wird
dieser Theil des Ulexins auch noch aufge-
nommen. Zur Reinigung wird das Ulexin-
hydrochlorid mehrfach aus Wasser umkrystalli-
sirt, durch Natronlauge wieder zersetzt und
wie schon beschrieben mit Chloroform aus-
geschüttelt. Das beste Lösungsmittel für
tllexin ist Chloroform; Aether, Benzin, Ben-
zol , Amylalkohol sind weniger zum Aus-
schütteln geeignet. Das freie Ulexin ist ge-
ruchlos , krystallisirt , schmeckt bitter und
wenig scharf, die wässrige Lösung der freien
Base wird durch Eisenoxydulsulfat grün, durch
Quecksilberoxy du Initrat schwarz, d urchQueck -
silberchlorid weiss geföllt.
Da« Ulexin giebt mit Salzsäure, Bromwasser-
stoffsäure, Salpetersäure krystallisirende Salze,
die meist schwer löslich in Alkohol, leicht
\o8licb in Wasser sind. Die concentrirte
wässerige Lösung wird durch Aetzlaugen,
nicht aber durch Alkali carbonate oder Ammo-
niak geföllt. Pikrinsäurelösung giebt einen
gelben Niederschlag, Chromsäure upd Ka-
li am Chromate fallen nicht, Permanganat wird
fast sofort entfärbt. Die Ausbeute an Ulexin
beträgt nach dem oben beschriebenen Ver-
fahren circa 0,10 pCt. aus den Samen; die
Rinde enthält weniger.
Die ursprünglich von Gerrard angegebene
Darstellungsmethode, die im Nachstehenden
skizzirt ist, ist von Gerrard wieder verlassen
und durch oben beschriebene ersetzt worden.
Nach jener ersten Methode wurden die ge-
pulverten Ulex-Samen mit Alkohol extrahirt,
der nach dem Abdestilliren des Alkohol hinter-
bleibende Rückstand durch mehrmalige Be-
handlung mit warmem Wasser aufgenommen,
die Lösung auf einen Theil verdampft, mit
Ammoniak versetzt und mit Chloroform aus-
geschüttelt. Nach dem Abdestilliren des
Chloroforms wurde das braungefarbte Roh-
Ulexin mit soviel Salzsäure gemischt, dass
«ine neutrale Mischung entsteht. Dieselbe
erstarrte fast sofort krystallinisch und wurde
hierauf mit absolutem Alkohol ausgewaschen
und 80 von färbenden Substanzen befreit.
Nöthigenfalls wurde die Behandlung mit
Ammoniak und Chloroform wiederholt. 9.
Joum. de Pharm, et de Chim, 1886,
XIV, 334, 469.
üeber Inosit.
Maquenne giebt zur Darstellung des In 0-
s i t s folgende neue Methode an , die verhält-
nissmässig rasch die Gewinnung grösserer
Mengen Inosit ermöglichen soll.
Getrocknete Walnussblätter werden mit
kochendem Wasser ausgezogen, so dass das
vierfache Gewicht der Blätter an Extract-
lösung gewonnen wird. Die heisse Flüssigkeit
wird zunächst mit Kalkmilch, nach dem Fil-
triren mit Bleiacetat und das Filtrat von
dieser Fällung mit Bleiessig gefällt. Der
letzt erhaltene Niederschlag wird mit Wasser
ausgewaschen, in Wasser verrührt mit Schwefel-
wasserstoff zersetzt und das Filtrat zum Syrup
verdunstet. Diesem noch heissen Syrup wer-
den 7 bis 8 pCt. seines Volumens concentrir-
ter Salpetersäure zugefügt. Sofort tritt eine
heftige Reaction ein , die den grössten Theil
der fremden Stoffe zerstört, ohne den Inosit
selbst anzugreifen; die Flüssigkeit verliert
ihre Schleimigkeit und wird fast gänzlich
entfärbt. Hierauf werden allmälig 4 bis 5 Vo-
lumina Alkohol und 1 Volumen Aether zuge-
fügt, wodurch der Inosit in krystallini sehen
Flocken gefallt und nach 24 Stunden gesam-
melt wird. Dieser Roh - Inosit enthält circa
85 pCt. reinen Inosit und wird aus verdünn-
ter Essigsäure einmal umkrystallisirt, hierauf
in wenig kochendem Wasser aufgelöst und
die Behandlung wie oben noch einmal wieder-
holt. Nach nochmaliger Fällung mit Aether-
Alkohol wird der in Wasser gelöste Nieder-
schlag mit Barytwasser versetzt, um das an-
hängende Calciumsulfat zu entfernen, worauf
durch Zusatz von Ammoniumcarbonat der
Ueberschuss des Baryts ausgefällt wird. Das
Filtrat wird zur Trockene verdunstet und aus
Wasser umkrystallisirt.
Der auf diese Weise gewonnene Inosit ist
völlig aschefrei und wird in einer Menge von
circa 0,3 pCt. von den trockenen Wallnuss-
blättern erhalten.
Durch Kochen mit verdünnten Säuren oder
Alkalien wird der Inosit nicht angegriffen,,
alkalische Kupferlösung wird nicht reducirt,
ebensowenig ammoniakalisehe Silberlösung;
in Gegenwart von Aetznatron jedoch entsteht
mit Silberlösung ein Metallspiegel.
280
Dureh Erhitzen mit dem 15 fachen Gewicht
Jodwasserstoffsäure (1»85) aof 170^ während
4 Stunden im Rohr wird aus dem luosit eine
sehr geringe Menge Benzol und Phenol frei-
gemacht, während der Inhalt des Rohres aus
Trijodphenol hesteht. Cfa romsäure oxydirt
zu Kohlensäure und Ameisensäure. Am Rück-
fluBskühler mit concentrirter Salpetersäure
auf 100 0 erwärmt , entsteht OxalBäure ; in
offener Schale derselben Behandlung unter-
worfen wird Tetraoxychinon gebildet,
das durch Einwirkung Yon Alkali und Luft
sich bald zersetzt un<l beim Zukommen von
Barytsalz und wenig Salzsäure einen schön
rothen Niederschlag von rhodizonsaurem
Baryt giebt.
(Die bekannte Reaction von Schwer zum
Nachweis von Inosit, die darin besteht, den-
selben mit Salpetersäure einzudampfen , den
Rückstand mit Ammon und Chlorcalcium zu
versetzen und wieder zu verdampfen, wodurch
eine rosenrothe Färbung entsteht, dürfte auf
einen analogen Vorgang zurückzuführen sein.
D. Ref.)
Wird das Tetraoxychinon mit concentrirter
Salpetersäure in der Kälte behandelt, und das
weisse Pulver, welches sich dabei ausscheidet,
mit Wasser gekocht, mit Aetzkali neatralisirt
und eingedampft , so erhält man k r o k o n -
saures Kali in schönen Krystallen.
Der Verf. Marqiienne betrachtet den Inosit
als Hexaozy benzol-.Hezahydrür :
C6(0H)eHg = CßHigOß. «.
Jcumal de Pharm, et de Chimie 1887, 326,
Ozon und Aethylen.
Olszewsky ist es gelungen , bei der Tem-
peratur des unter Atmosphären druck sieden-
den Sauerstoffs ( — 181,5^) das Ozon zu ver-
flüssigen. Ozonisirter Sauerstoff läast dabei
das Ozon als dunkelblaue Flüssigkeit zurück,
während der Sauerstoff gasförmig entweicht.
Der Siedepunkt des reinen Ozons wurde bei
— 106 ^ gefunden. Das Ozon zum Erstarren
zu bringen, ist noch nicht gelungen. Zur Be-
stimmung des Siedepunktes wurde flüssiges
Aethylen verwandt, wobei sich zeigte, dass
Ozon in Berührung mit diesem heftig explo-
dirt. —
In dem nämlichen Apparat wurde zugleich
auch unter Anwendung flüssigen Sauerstoffs
als Kältemittel das Aethylen zum Erstarren
gebracht und zwar bei — 169^.
Monaish. f. Chem. 8, 69-^72.
Zur Eenntniss einiger Metalle.
Der Schmelzpunkt des Magnesiums liegt
ziemlich nahe unter 800 <>. — Victor Meyer
hat durch zwölfmal wiederholte einfache
Destillation Quecksilber als völlig reines
Metall erhalten, wodurch die Annahme, dass
dasselbe durch blosse Destillation sich nicht
völlig reinigen lasse, widerlegt ist. — Anti-
mon geginnt bei einer Temperatur über
1300^ langsam zu verdampfen.
Berl. Ber, 20, 497-^500.
' y^y ./"w^.
Miscellen
Oel - Emulsionen.
Um Oel-Emulsionen direct im Glase, ohne
Mörser, anzufertigen, empfiehlt E, Kraft (Ph.
Zeitg.) folgendermaassen (beispielsweise für
100 g Emulsion) zu verfahren : Man wiegt
zuerst 7,5 g Wasser in das Glas, hierauf 10 g
Mandelöl , giebt dann 5 g Gummi arabicum-
Pulver hinzu , schüttelt kräftig um und setzt
nun das übrige Wasser nach und nach hinzu.
Bei Verwendung von gutem feinem Gummi
soll die Emulsion tadellos sein. - (Ein mehr-
mals wiederholter Versuch ergab , dass auf
vorstehende Weise in der That eine ganz leid-
liche Emulsion erhalten wird ; den strengen
Vergleich mit einer im Mörser hergestellten
Emulsion hält sie allerdings nicht aus, indem
sie von Anfang an weniger milchigweiss er-
scheint und schon nach wenigen Stunden an-
fangt, sich in eine obere, dickere, und eine
untere, dünnere Schicht zu scheiden. Bei-
läufig mag bemerkt sein, dass eine im Mörser
zu bereitende Emulsion am schönsten wird,
wenn man die Verhältnisse von Oel , Gummi
und Wasser wie 10 : 5 : 10 wählt, nicht, wie
es meist geschieht, 10:5:7 V2.)
BetoL
Die dem Salol ähnliche Verbindung der
Salicylsänre mit dem j^-Naphtol wird neuer-
dings als Betol (Salicyl8äure-/}-Na-
phtylester) in den Handel gebracht Der
Schmelzpunkt dieses nach patentirtem Ver-
fahren von Dr. von Heiden Nachfolger in
281
Badebeul hecgeitellten Präparates liegt bei
950 c. i.
Jodof ormoollodiiua*
Verschiedene Formeln sind zur Herstellung
von Jodöformcollodium Torgeschlagen ; einige
derselben sind nachstehend angegeben.
1. Jodoform . . 1 Th.,
Collodium . • 14t „
2. Jodoform 5 Th.,
Bals. peruvian. . 5 „
Collodium . . 85 „
Sapo medicat. . 5 ,
M.
3. Jodoform . . 10 Th.,
Aether ... 20 „
Ol. ricini ' . . 20 ;,
Collodium . . 100 „
Mao darf nicht zu viel von diesen Präpa-
raten Yorräthig machen, da sich das Jodoform
allmälig zersetzt und die Lösungen sich braun
färben. —ob—
Ein neues Butter - Surrogat
Ton Dr. G. Ämbühl in St. Gallen.
Die Firma Jok. Martin Wi^emann in Statt-
giri brisgt unter de^ Namen feinste
Pf Unzen hatte rein Speisefett in den Han-
del, welchea auf der Leipziger Kochkonst-
aasstellung grossen Anklang gefunden haben
soll. Es kommt in Blechbüebsen ä 0,5 Kilo
in den Kleinverkanf.
Der Gesdimack nnd die Aasseren Eigen*
Schäften Terrathen seine Abstammung ; Es
ist CocosnasB-Botter, mit dem bekann-
ten Nnsskern-Oelgescbmack, hart und dabei
doch leicht schmelzend. Schmelzpunkt: 24
bis 250 c., specifisches Gewicht bei 100'>C.
(resp. 980 in st. Gallen) : 0,871 oder 71 Butter-
grade. Aequivalent der flüchtigen Fettsäuren
in 5,0 g: 4,78 ccm Zehntel -Kali (nach
Reichert -Meissl).
Fettgehalt. . . . 99,78
Wasser . . . . 0,20
Ifineralstoffe * . . 0,005
Das geschmolzene Fett lässt sich tief anter
seinen Schmelzpunkt abkühlen , ohne zu er-
starren. Flüchtige Fettsäuren Hessen sich in
Torliegebdem Mtister nur In Spuren nach-
weisen, obwohl Cocos-Fett bekanntlich leicht
ranzig wird.
Der Nachweis einer Unterschiebung dieses
nenen Battersnrrogates als Achte Milchbntter
gelingt leicht dnroh die Besirmmnng der
flüchtigen Fettsäuren nach Reichert* Statt
27 ccm, wie das Butterfett, verlangt das Cocos-
fett blos 4,7 ccm Zehntel-Kali zar Sättigung
der flüchtigen Fettsäuren in 5,0 g.
Dagegen hat das Cocos-Fett, abweichend
von den ThierkOrperfetten, Yon Oliven-, Bfib^
und SonnenblnmenOl , ein hohes specifisches
Gewicht, ist schwerer als Batterfett, annäh-
ernd auf gleicher Stufe mit Sesamöl und
Mohnöl. Die Methode der speciflschen Ge-
wichtsbestimmung reicht somit nicht aus,,
dieses neae Butter«* Surrogat in Miscbaftgen
za erkennen ; gegentheils wäre es ein vor-
zügliches Mittel zur Yerdeckang einer Misoh-
ung von Margarin nnd Gelen nach altem Be-
cept, wenn der besondere Cocob- Geschmack
und — die BeicheriwXi^ Methode nicht wäre.
Die Identificirang d#s Qocos-Fettes im Labe«
ratoriam geschieht unschwer darch Bestimm*
ung des speciflschen Gewichtes, des Schmelz«
Punktes und des Aeqoivalentes der flüchtigen
Fettsäuren. g,
Schweiz. TT. f. Pharm.
Antifongin
nennt Oppermann eine ron ihm nach eigener
Methode hergestellte boreaareMagnesia
„in einer bisher nicht bekannten , leicht lös-
lichen Form*; es ist ein weisses, süss
schmeckendes, der Gresundkeit unschädliches
Pulver, in vier Theilen kochenden Wassers
löslich. Zur Verwendung gelangt das Anti-
fungin als 15proc. Lösung und diese soll
eine ausserordentlich kräfUg desinficirende
Wirkung besitzen and ein wahres Specificum
gegen Diphteritis sein. . Je nach dem Alter
werden 5 bis 20 Tropfen der Lösung als
Biedicin ein- bis sweisttindlicb verordnet.
Ferner werden stündlich einige Easldfel Teil
der Losung im fiLrankenzimmer aerstftabt,
und zwar ist dann die Deslnfbetion der
Zimmerluft eine rollstindige , wenn durch
Einathmen solcher Luft ein süssHcher €^
schmack • wahrgenommen wird. Der Belag
bei Diphteritiskranken (gleichviel von wel-
chem Alter) wird so lange ein- bis zweistfind-
lich mit der Lösung gepinselt, bis derselbe
verschwunden ist. Wird aus Versehen zuviel
Lösung verscihluckt, 'so erfolgt infolge des
dann widerlich süssen Geschmackes sofortiges
Erbrechen. Nach den Mittheilungen der
Aerate ist bei der erwähnten richtigen An-
wendung der 15proc. Lösung nach 3 Tagen
282
selbst der ärgste Fall Ton Diphteritis toU*
ständig geheilt festgestellt. — Bei Husten,
KeHehhasten , Asthma tritt durch öfteres In-
baliren sofortige Linderung und namentlich
bei Keuchhusten schnelle Heilung ein. Als
Wundwasser ist je nach Umständen eine
5 bis 15proc. Losung mit grösstem Erfolge
verwendet. (Scheint uns sehr viel auf einmal
versprochen zu sein ! Die Bed.) g.
Nach Äpoih.'Ztg,
Amerikanische Specialitäten.
Buirs Cough Syrup {BvXCn Hustensaft)
ist gewöhnlicher brauner Zuckersyrup mit
einem Zusats von >/« bis Vs Gran Morphin-
sulfat (!) auf jede Unze.
Athlophorns (Searle^s Great Rheumatic
and Neuralgie Cure), in 4 Unzen -Flaschen
verkäuflich , besteht aus 1 Drachme Kalium-
acetat, 6 Drachmen Natriumsalicylat, 4 Unzen
Zucker und 14 Yolum-Drachmen Wasser mit
Caramel rothbrann gefärbt.
Sjrupus hypophosphitum (FMow'b):
Gran:
Hp. Lösliches. Ferriphosphat ... 15
Natriumhypophosphit • . . .45
Chininsulfat . • . ' . . .10
Strychnin (für sich gelöst) . . V^
Manganhypophosphit oder Sulfnt 15
Zuckersyrup so viel als nöthig für 16
Unzen.
N. N. aus Erdö Benye zu mir und bot mir
Tokayerwein an. Nachdem wir gegenseitig
alles besprochen, legte mir derselbe meine
ihm aufgegebene Bestellung (50 Liter Med.-
Tokayer), nachdem er alles auf dem Formuhur
ausgefertigt, zur Unterschrift vor und auch
seinerseits eine Abschrift qu. Bestellung und
entfernte sich. Ich war etwas im Geschäft in
Anspruch genommen, uod auch nichts Bösef
ahnend , legte ich diese Abschrift bei Seite
und erst eine halbe Stunde später merkte ich,
dass auf dieser Abschrift nicht allein 50 Liter
Med.-Tokayer, sondern auch 50 Liter Tokayer
Ausbruch (Morgen- und Dessertwein) notirt
waren. *- Ich schickte fiberall nach der Per-
sönlichkeit suchen, dieselbe war aber wie vom
Erdboden verschwunden. Es blieb mir nichts
übrig, als an die Firma N. N. zu schreiben.
Erst 14 Tage später erhielt ich ein Schreiben,
nicht aus Erdö Benye, sondern aus dem Haag
(Holland) , wo eine Succursale sich befindet,
dass es nicht angehe, meine Bestellung um-
zuändern, jedoch wäre die Firma geneigt,
statt zweimal 50, hundert Liter Med.-Tokayer
zu senden.
Ich wandte mich nun naeh dem Haag und
bat nochmals, nur die wirklich bestellten
50 Liter zu senden , andernfalls ich bitte,
meine Bestellung als nichtig zu betrachten.
Veigangenen Freitag erhielt ich, diesmal
nicht aus dem Haag, sondern aus Erdö
Benye, eine Factura über 79 Liter Med.-
Neuh Yorker Pharm. Bundaehau.
Kitt tBüc Aquarien.
Bleiglätte, feiner weisser Sand, Gyps je
1 kg^ fein gepulvertes Harz 350 g werden mit
Leinölfirnis« sofgfiUtig zu einer Paste zusam-
mengestossen und etwas Siocativ zugesetzt.
Der Kitt ist erst naeh einigen Stunden zu
gebrauchen, kittet aber dann Salz» oder
SQsswasserbehälter ganz vortreflPlich. g,
Südämtsche ÄpaUL-Zeit
.Man löse durch geUndes Erwärmen ohne tokayer mit dem Bemerken, dass bereits der
»aurezusatz. g. ^^.^ unterwegs sei und falle ich die An-
nähme desselben verweigere, die Firma sich
an den schriftlichen Contract halten, d. h.
zweimal 50 Liter senden wiirde.
Ich consultirte nun einen Advokaten, so-
gar zwei, und ist nach deren Meinung von
den zwei liebeln das kleinere zu wählen, d. h.
die unterwegs befindliche Sendung anzu-
nehmen. — Wie ich gestern von meinem
CoUegen hörte, bin ich nicht der einzige, der
schon auf diese Weise hereingefallen ist,
sondern machte er mir noeh swei namhaft
und soll der eine , weil er die Annahme ent-
schieden verweigerte, den Proceaa verloren
haben.
Zweck dieses Schreibens ist nun« dass
Sie gütigst diese Thatsache in Ihrem ge-
schätzten Blatte veröffentlichen wollen."
Tokayer MedlciiialweiiL
Ein Leser unseres Blattes theilt
Nachstehendes mit:
„Am 4. Mai kam ein Vertreter der Firma
uns
Vvrloffsr nnd Teaatworttlehmr RadMtanr Dr. ■» G«lMler In Dnadaa.
Im Baehhand«! doMb Jallua Springer, BwUa N., MoabUovpUte S.
DnMk d«r KSnlffl. BofbocbdrackeMi tob a a Mtlnhold * SShs« In Vnwä&u,
von Aug. Qolel SShne,
Berlin K.W., Alt*Mo«bIt U,
liefert prompt und billieat aimmtliche Appurate
nnd BohrleitangeD etc. iQi chetniBcbe ODa ph&r-
macesticcfae Industrie.
Heidelbeerwein
Harke „Feste Cobni^'
ginntüt rdn nnd aligelagert, bei 10 Fl. k Fl.
lÄ; bei 25 Fl. ik 1,16; Liter 1,10, In Kotb-
Wbni zn 20— 2& Litern empflehlt
P. Bnntebardt.
Apotheker in Moth».
|!
n
Qehalt
g&nutirt.
VERBANDSTOFFE
Gitligtt« BemgBqDelle bes. f. samintl. V«r
buidwAttaü, GaMU, Flanell, Lint, alle Sortei
Binden. EefMluter, BoUirolle, Binden fSi
Pranen nnd HUDorrltoidalleideDae, die nacli-
«löfUoli iwsokentfpiechendBtni dleief Art
Vertiudatofflbbiikuit in Cnemniti,
Kg«ie Cardnl« und eben. Laboratarlmn.
Kemmerich's Fleisch-Pepton.
Nach den ron äen Herren Professoren Fresenius-Wiesbaden, Lndwigr-Wien, Koenig«
Hftnster, Statser-Bonn ausgeführten Analysen enthält das Kemmerieh'sche Fleigcb-
Plftpton Ausser den Salzen und Extraktivstoffen des Muskelfieisches auch in grosser M^nge
d«mn ÜMptnAhrMoffe, ntaiKdi ca. 18 % leicht lösliche Eiweiss^toffe und ca. 39 %
Pei»te». Das Kpi»«erWt>g^he Fleisch-Pepton ist das gekaltreleliste unter allen
Peptonen des Haftdels und das einzige y welches mit h(Schstem Hfthrwerlh einen auge-
n^men Gremch und Gesehmack terbindet. Dasselbe ist überall tu empfehlen, wo Eiweiss-
rafuhr nOtldg und eine kräftige Emfihrung durch minimale, den Magen in keiner Weise
belistgende QaaiititlU«n erforderlich ist. Es eignet «ich besonders vorzüglich zur Em&hr-
ung dnreh Eifstlere« — Kefmnerieh^s Pepton ist küußich in den Apotheken.
ZU Obersalzbrunn i. Schi.
wIrA totn^rt«lt« tnttpibhleii gegen Iffieren- und Blasenleiden, Gries- und. Stein-
b€8cnwerden, die Tferschledenen Formen der Gioht, sowie Gelenkrheumatismus.
Ferner gegen katarrhalische Aifectionen des Kehlkopfes und der Langen, gegen Magen-
«nd Barmkatanhe. — — In den ersten 6 Versandjahren wurden yerschickt :
1881: 1262$ 11^ 1882: 55761 fl., ISSSt 61808 1^ 1884: 143234 L,
isMt 24718« I., 1S96: 40e39S 11.
I>i6 Kronenquelle ist durch aDe Mineralwasserhandlungen und Apotheken zu beziehen.
Brochttren mit Q^termehsanweisuag Tttsendet >af Wunsch ^ratia ubd franoo.
D'p Adninistraticf: der Krünen-Ouelie.Cbersalzbrunn i.Sch .
mser
I OrffUMlmsqLuelle) *
seichnet sich, laut Analyse des Herrn Prof. Dr. B. Fresenius in
Wiesbaden, Tor anderen Natron-Lithion quellen durch die Menge
|der festen Bestandtheile Tortheilhaft aus. Die Obersahbrunn er
Kronenquelle mit 0,01140 wasserhaltigem doppclkohlensaurem
LiÜrion gegenüber 0,011528 in der Wilhelmsquelle bat nur
0,87264 wasserhaltiges doppelkohlensaures Natron gegenüber
^,191658 in der Wilhelmsquelle. Versandt in % Litre • Glasflaschen
durch alle Mineralwasser -Handlungen und Apotheken, sowie direct
durch die
iUnig Willielm*« Felseni|uellen In BaA Ems.
nottenpapler,
Nsphtslinpräparat, 100 Blatt in 10 Umschlägen «= 1,50 Hk.
Fliesrenpapier,
arsenlisltfg, roth, p«r 100 Bogen ä 6 Blatt = 1,40 Mk.,
„ „ 1000 Blatt in 100 Umschlägen = 8,00 Mk.,
gfftflrei, roth, per 100 Bogen ä 6 Blatt == 5,00 Mk.,
„ „ „ 1000 Blatt = 11,50 Mk.
Fabrikation sSmmtlieher pharmaeeatiseher Frifarate.
Chemische Fabrik von Max Jasper, Berlin SW.,
XSTT-^ Proben, und Preislisten stehen gratis und franco zu Diensteii.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland
ZmtiMig fUr wi8sensoha£Üich9 und geschäi
der Pharmaeie.
Br. HenMum Mager
und
Br. EwaM 0eis8ler.
¥i#rUli*hrUch a Mwk. Bai Zur ' * -" - ' -^ "• " -
25 Pf. biBMrate: <U» eiun«! ge0M]ieneTetit-Z«ile 25 Pf., bti prOssere» bseuten oder
wSedeiholniigeii Bab&tt.
AntefMi, Aiürtg», MMraMii|4e et«. woU« auui ui den Bedaetetir Praf. Dr. 8. Claistler,
OreiiAti, Piltaiiteev Strasse 50 admiirMi.
' ' ■ I 1 1 ■
Neae Folge
Till. Jahrgang.
a^^K iO^m
fi^lin, den 9. Juni 1887.
D#r gaaxen Folge ZXVIIi; Jahrgang»
inhaUs fSktmU nmt AmiMte: ücber Aatlinnm camphorlcnm. — Der OrtBgesandbeltsrttlih in K&rfarnhe tiii<l
(HdtMD^wft P«T«ait — aiA« VerUrvüc der Mo«i9Bclnt«r. — Dl« iklk«loid« 1^90 OeUernkm «einpAfTlpeiM. ~ lUiie
neo« ReMtlon auf Karce'äi. — WismatoxTJodid. — Freiwerdea von gtLatürmigem StiekstoiT berFftnlnlasprocessen.
— B^lhweUprifcaff amf ftramde FaabaMi». — tawaptutiiafc« KatiMiit Orai«a El««iigcliaft tm LeoejuitbaB^am
'**fe?;.~ Ä*?*^ Wfwacbaft yon ftoMa«» Paaudaeaala. -, Draml« aU A«^i«tt^e|UaiD. — Gifgaiigift vo» CocaJji.
— Pitnlae Alolnl. — Der MaskelBcbllger. — Mue«aeM: Congopapfer. -- Eine Elwelssart )tn mei^clillchnn Urin.
^ Ueber MmeU. — GoftalaiKto «Mentwtekekwfliapparate •««. — Mow OtKietpeaAMB* -* AwtfffMl«
■Eff-
^W— ^^^— -9
Cheaile und Pbannacle«
Uaber AniHmim eamphorienm.
Von G. Vulfius.
WikrmA u» synthelkek iMrgeitollte
Aatij^Tretida fraber aar unter den Gimo-
liaderivatea zw registmaa hatte, haben
die jadt «teaa A/eetenilid (Aiitifebriii) g^
Biaehtea firlabraiigen geseigt, daee awsh
aadereTerbiiiJhuigen aaUpjjraitiseheEigaa-
aehaften in sehr aa^gezaiehaetett Orade
beataeoa kiteaea Besondeia aahe li€^
ea mmaiebr, aalebe EAraar anter im
Aailinderiyateii md dMi Aailiaaalzea zu
aoohea. SSa iat «bei die Yeranlaaaaag
gewarden, andii «Ui ia firtherea Jahraa
YOB TpmimBi ate iatii^[MMMdiowi
{libtüeiiM i«Uui$irafarat wieder in
den Tbm der betreffeadea Verwielie w
saehM, aftaiUeh daa Aailinaai ea«-
phorieuai.
Da möglicherweise dieses Aaüiasalz
ia nieheter Zeit audi aoasi da a«d dort
gefragt werdaa k&Mte, $o ia(igea hier
eiaige bei aeiiier BerstelloBg genaaehte
ErfMruQgea um so eher MUtbeiluag
fiadlai, m der geaaaaie KQorper in .^n
Preisiietea der CÄtemikalieBhaadlm^en
nicht ÄgYirirt ^ also woU niieht raach zu
beschaffen ist, und die Angaben ttber
denselben in der pharmaeeuUsohen lite-
ratar gdtur spärlich »nd. Soweit die
letztere dem Schreibe dieses aar Ver-
fiigang steht, konnte nnr in Ekiger'B
Handbuch der pharmaeeatischen Praxis
etjwas aber Anilinum eamphorieaa» ge-
funden werden and auch das, w(U9 an
dieser Stelle tber die bezeichnete Ver-
bindung mitgetheijt wird, ^wies sieh
beim Arbeiten nidsit als ganz zuibreffend.
Von genauer Ängste der DarsteUaag
der GamphorsSiare wird abgesehen werden
können, da man soleha sieh leieht $m
jeder GheBuli:a}ienhandluna T-ersdliaffen
kann. £s sei daher ntur Ibirz bemerkt,
dass nan dieselbe durch Iftaceres Erhitaau
von €amphor mit seinem zehofaehen Ge-
wicht S^petereäare and Umkryst^llisirein
der heim Erknitan ansebieasendea Kry-
atalle aus heissem Wasser gewinnt
Nach Angabe des genannten Werkes
seilen 60 Theile dieser Camphorsaare,
GiaHi(04 in 160 Theilen absolutem Wein-
geist gelöst und dieser Lösung 66 Theile
oder soviel AniUn zugesetzt werden, als
zur Urzeugung einer neutralen FlOssigkeit
erferderlich ist, worauf man das Qemisoh
284
im Dunkeln der freiwilligen Verdunstung
überlässt, nm so kleine weisse oder röth-
liehe Prismen zu erhalten, welche sich
angeblieh leicht in Walser, Weingeist
und Aether auflösen.
So einfach sich diese Bereitungsweise
auf dem Papier ausnimmt, so wenig ist
sie es in Wirklichkeit. Schon die ange-
gebenen Gewichtsverhältnisse sind nicht
zutreffend, denn da das Aequivalent der
zweibasischen Camphorsaure 200 : 2 = 100
ist, und dasjenige von Anilin der Zahl
93 entspricht, so werden auf 50 Theile
Camphorsaure nicht wie angegeben 56,
sondern 46,5 Theile Anilin genommen
werden müssen. Zwar könnte es scheinen,
als ob diesem Irrthum dadurch die Spitze
abgebrochen sei, dass ja ausdrücklich
die Herstellung einer neutralen Flüssig-
keit verlangt werde, allein es scheint
auch nur so. Die Erkennung des Neu-
tralitätspunktes ist nämlich durchaus keine
leichte Sache, denn das Anilin hat die
in diesem Falle sehr unbequeme negative
Eigenschaft, weder auf Curcuma, noch
auf rothes Lackmuspapier ausgesprochen
alkalisch zu reagiren. So kommt es,
dass man selbst bei grossem Anilinüber-
schusse .nicht nur keine alkalische, son-
dern fortwährend saure Beaction auf
Lackmuspapier erhält. Was allein aus der
Verlegenheit helfen könnte, das mit dem
violetten Farbstoff der Blumenblätter der
Dahlien geftrbte Papier, welches durch
Anilin grün wird, dürfte in den seltensten
Fällen zur Hand sein.
Unter diesen Umständen ist es das
allein Bichtige, die beiden Componenten
in den äquivalenten Verhältnissen zu-
sammenzubringen.
Ein zweiter Missstand der erwähnten
Vorschrift besteht in der grossen Menge
des verwendeten Lösungsmittels für die
Camphorsaure. In Folge dessen nimmt
die freiwillige Verdunstung selbst bei
Benützung flacher Schalen eine ziemlich
lange Zeit in Anspruch und auch im
Dunkeln tritt dann eine Bräunung der
Flüssigkeit ein. Erst wenn letztere die
Consistenz eines dicken Syrups erreicht
hat, beginnt die wenig ansehnliche Ery-
stallisation flacher, tafelft3rmiger Säulen.
Es lag daher nahe, es miteiner geringeren
Menge Wemgeist zu versuchen, und da
es sich zeigte, dass hiervon schon das
gleiche Gewicht der Camphorsaure aus-
reichend ist, so wurde noch ein Schritt
weiter gegangen und der Weingeist ganz
unterdrückt In der That nimmt das in
einem die Verdampfung möglichst ver-
hindernden Glascylinder befindliche Ani-
lin bei der Temperatur des kochenden
Wasserbades die äquivalente Menge Cam-
phorsaure rasch auf, so dass dann nur
erübrigt, die Mischung in möglichst
dünner Schicht in flachen Gef&ssen einer
niederen Temperatur auszusetzen. Die
Krystallisation beginnt in diesem Falle
sehr bald, schon nach wenigen Minuten,
bedarf aber bis zu ihrer Vollendung
auch längerer Zeit. Hierbei spielt aber
nicht etwa ein Verdunstungsvorgang eine
Bolle, sondern die molekulare Umlagerung
erfordert eben an und für sich eine be-
stimmte Zeitdauer. Wesentlich beschleu-
nigt wird diese Aenderung des Aggregat-
zustandes durch Vergrösserung der B^
rührungsfläche mit der Gefösswand, so
dass der nach Verlauf einer Stunde noch
flüssige Antheil beim Abgiessen in eine
andere flache Schale und Aasbreiten auf
deren Wand sofort wieder reichliche
Erystallausscheidungen giebt
Angesichts dieser Thatsachen fragt es
sich, ob man überhaupt auf die als-
baldige Krystallisation irgend einen Wertb
legen und nicht lieber das noch flüssige
Präparat in ein gutschliessendes weit-
hal$iges Glasßtöpselglas giessen soU, um
das Festwerden ganz der späteren Zeit
zu überlassen. Dadurch wird jede Ver-
änderung durch Einfluss von Lufl; und
Licht am sichersten vermieden. Man
würde sich somit Anilinum eamphoricuna
zu bereiten haben durch Auflösen von
100 Theilen fein zerriebener Camphor-
saure in 93 Theilen reinem Anilin, welches
sich in einem geschlossenen, im kochenden
Wasserbad stehenden Glase befindet, und
alsbaldiges Ausflüllen in das Aufbewahr-
ungsgefäss.
So rasch die Auflösung der richtigen
Menge Camphorsaure erfolgt, so wenig
ist es möglich, grössere Mengen davon
in Lösung zu bringen. Hieraus erhellt,
dass es sich wirklich um eine chemische
Verbindung und nicht etwa nur am eine
Lösung oder ein Gemenge handedt, eine
285
Yermuthnng , ftr welche ' sich manche
AnhaltspiinEte finden Hessen, besonders
in den Löslichkeits Verhältnissen.
i)as Anilinum camphoricum, (OeHYN)^
GxqHiqOi, löst sich allerdings in Wein-
geist und Aether, aber nicht, wie gleich-
falls angegeben, in Wasser leicht auf,
vielmehr bedarf es von letzterem etwa
30 Theile zur Lösung, also etwa ebenso-
viel, als das Anilin selbst. Ueberhaupt sind
für seine eigenen Löslichkeitsverhältnisse
diejenigen des Anilins maassgebend, und
nicht diejenigen der Gamphorsäure. So
wird es denn von Benzin gleich dem
Anilin gar nicht und von flüssigem Pa-
raffin nur in sehr geringer Menge auf-
genommen. Bas Anilin selbst bedarf
von letzterem bei gewöhnlicher Tempera-
tur 30, bei 1000 aber 5 Theile zur Lösung.
Ganz anders verhalten sich Chloroform
und Schwefelkohlenstoff gegen Anilin-
camphorat. Dieselben ziehen nämlich
das Anilin aus und lassen Gamphorsäure
vollständig anilinfrei zurück, so dass mit
letzterer nicht einmal mehr die so em-
pfindliche Indophenolreaction erhalten
werden kann. Erwärmtes fettes Gel wirkt
ähnlich, jedoch weit langsamer und un-
vollständiger auf das Präparat ein. Etwas
abweichend verhält sich das camphor-
saure Anilin gegen heisses Terpentinöl,
welches zwar auch theilweise Anilin aus-
zieht, aber ausser diesem etwas unver-
ändertes Salz aufnimmt, denn beim Er-
kalten trübt sich diese Lösung sehr stark,
was weder diejenige des Anilins, noch
ein mit Gamphorsäure, welches dabei
spurweise in Lösung geht, erwärmtes
Terpentinöl thut. Jedenfalls aber ist die
Gamphorsäure nur sehr lose an das Ani-
lin gebunden, da dieses sich ihr schon
durch einseitige Lösungsmittel wieder
entziehen lässt
Das beste Lösungsmittel für Anilin-
camphorat ist das ulycerin, wenn man
von der alkoholischen und ätherischen
Lösung absieht, welche beide sich ja
achleeht zur arzneilichen Verwendung
und vor Allem gar nicht zur subcutanen
Anwendung eignen. Das Glycerin nimmt
nämlich den zehnten Theil seines Ge-
wichtes Anilinum camphoricum auf und
es erträgt diese Lösung eine Verdünnung
mit ihrem gleichen Gewicht Wasser, ohne
sich zu trüben. Stärkerer Wasserzusatz
veranlasst Trübung, bis dann bei noch
stärkerer Verdünnung, entsprechend dem
LösHchkeitsverhältniss des Salzes in
Wasser, wieder Aufhellung eintritt.
Man kann also mit Hilfe von Glycerin
0 bis lOproc. Lösungen des Anilincam-
phorates erhalten, mit Wasser dagegen
nur 3proc. Dort allerdings, wo Wein-
geist nicht vermieden werden will, mag
verdünnter Alkohol füglich das Glycerin
ersetzen, denn von 50proc. Spiritus be-
darf das Anilinum camphoricum nur
etwa 8 Theile, von 25proc. ungefähr
doppelt soviel zur Lösung. Goncentrirte
Lösungen in starkem Weingeist oder
Aether würde man in Gelatinperlen zu
geben haben.
Der Ortsgesundheitsrath zu Karls-
ruhe und Oidtmann's Purgatif.
Auf Seite 275 dieser Zeitschrift . sucht
der Ortsgesundheitsrath zu Karlsruhe
durch ein Gutachten von Dr. Birnbaum,
bez. dessen Assistenten , nachzuweisen,
dass Otdtmann's Purgatif dennoch aus
einer wässerigen Lösung von Oelnatron-
seife bestehe, trotz meiner gegentheiligen
Behauptung. Ich habe das Beispiel einer
falschen Geheimmittelanalyse recht dra-
stisch aufstellen wollen und mir dazu,
wie man sich denken kann, einen Gegen-
stand ausgesucht, bei welchem ich keiner
Autorität unterliegen, vielmehr selbst
die Leser leicht von der Sicherheit meiner
Behauptung überzeugen kann.
Das Gutachten des Prof. Birnbaum
bestätige ich nach seinem ganzen Inhalt,
mit Ausnahme des letzten Satzes. Dies
beweist, dass ich ein Präparat von glei-
cher Zusammensetzung wie der Orts-
gesundheitsrath in Karlsruhe in Händen
gehabt habe. Allein mit so wenigen
Versuchen, wie der Sachverständige des
Ortsgesundheitsrathes , habe ich mich
nicht begnügt. Ich habe es wirkUch
versucht, die wahre Zusammensetzung
des Purgatifs herauszubekommen, was
mich eine unverhältnissmässige, vergeb-
liche Arbeit gekostet hat, die zwar zu
Wahrscheinlichkeiten, aber zu keiner
positiven Gewissheit geftlhrt hat. Die
negative Gewissheit, dass der Schluss-
286
satz des Outachtens aaf Seite 376 falsch
ist, habe ich aber gewonnen und der
Leser wird sie auch gewinnen.
Vorausgesetzt, dass das von Dr. Birn-
baum untersuchte Purgatif Oelseife ent-
hieTt, musste es mit Salzsäure ein Oel
abscheiden, welches sich in Wasser nicht
löste. — Nach -B. hat es sich gelöst.
Das Oel musste sich' nicht nur mit
conceutrirter Salzsäure (in dem un-
verdünnten Purgatif) ausscheiden, sondern
auch mit verdünnter und in dem ver-
dünnten Purgatif — letzteres geschieht
nicht. Liegt darin schon ftr Jeden Un-
befangenen ein ausreichender Beweis,
dass auch das von B. untersuchte Pur-
gatif Oelsäure, überhaupt Säuren der Fette
nicht enthalten hat, so kann jeder, dem
Purgatif zur Hand ist, welches im üebri-
gen sämmtliche Eigenschaften des Karls-
ruher Musters besitzt, folgende Versuche
machen und deren Besultate bestätigt
finden :
L IL
W&sserige Oel-
Pargatif. BatronseifeBlOsuiig
mit Glycerin.
Verdflnnen mit Wasser nnd ßcbfitteln.
Kein Seifenscbaam. Seifenscbaiim.
Verdünnen mit Wasser und Zusatz
von wenig Salzsäure.
Bleibt klar. Dauernd mit Wasser
nicbt verscbwindende
Trdbiuig.
Zusatz von Salzsäure im üeberschuss
uud Scbfltteln mit Aetker.
OelausscbeiduBg. welebe Oelausscbeidung gebt
in geringen Mengen vollstindig in Aetker
Aetber nicbt übergebt. über.
Zusatz von Cblorcalciuin oder Cblor-
magnesium.
Bleibt klar. Wird geMt
Zusatz Ton Cblorbaiyum.
Feine unbedeutende Starke F&Uung Yon
FftUuBg TOD BaSO«. Barytseife.
Zusatz von
unbedeutende F&Hung,
wekfa« beim Kocbea zu
einer spröden, zerreib-
Ucbenllasse zusammen-
gebt. Aus dem Filtrat
iSsst sieb nacb AuBf&Uen
desBleies dieselbe Sfture
ansfiUlen, welobe ticb
aus d«m Pumtif ge-
winnen USflt.
Bleiacetat.
Starke Ffillung, welebe
beim Eoeben scbmikt
wid piasterartig ist
Aus dem Filtrat l&sst
sieb Oelsäure niebt
mebr gewinnen.
Diesen Nachweis der Verschiedenheit
kann ich noch weiter fortsetzen, es dürfte
aber fiir jeden Leser der Oentralhalle
bereits genug sein.
Und nun noch eine Nachschrift. Wein
die Analysen von Qeheimmittefai eineii
Sinn haben sollen, wenn aus ihnen
Schlüsse auf den Werth der untersnehten
Mittel gezogen werden soHen, wenn sie
zur Aufklärung des Publikums dienen
sollen, wenn man sich ihrer bedienen
will, um Schwindel als solchen eu brand-
marken, dann ist die erste Forderung,
die man an sie stellen muss, dass sie die
Wahrheit enthüllen. Wie will man
sonst die Unwahrheit und den Sdiwindel
bekämpfen? Mit welchem Rechte darf
man der Unwahrheit den Irrthum gegen-
überstellen? Wer daher Geheimmittel
analysirt, der darf das Resultat nur dann
herausgeben, wenn er sagen kann : „Hier
habt Ihr die Analyse, setzt danach das
untersuchte Geheimmittel zusammen, so
werdet Ihr es dem Original entsprechend
und von gleicher Wirkung finden." Wer
das nicht kann, soll das Analysfren blei-
ben lassen, oder sich doch nicht durch
die Veröffentlichung seiner Besultate der
Gefahr aussetzen, dass man ihm vorhält,
sein Irrthum habe nur dazu gedient, das
Vertrauen zur chemischen Analyse zn
untergraben. Wenn weder dem Orts-
gesundheitsrath zu Karlsruhe, noch dem
Berliner PoKzeipräsidium ähnliehe Un-
annehmlichkeiten bisher begegnet sind,
so liegt das keineswegs daran, dass die
bisherigen analytischen Etesultate sämmt-
lich unangreifbar gewesen sind, sondern
nur daran, dass sich Niemand gefunden
hat, das Ding beun rechten Namen zu
nennen. Ist doch namentlich der Ein-
wand immer za f&rchten, der auch im
vorliegenden Falle nicht unversucht bleibt
dass die Prodncte der Geheimmittelfabri-
kanten von wechselnder Zusammensetz-
ung seien.
Um Missdeutungen vorzubeufi^en, muss
ich als Bedacteur dieses Blattesnierdurch
erklären, dass ich den Ansichten obiger
Nachschrift nicht zustimmen kann, ins-
besondere nicht darin, dass eine Analyse
ftlr die vorliegenden Zwecke nur dann
genüge, wenn nach den Analjsenresul-
287
taten das Mittel vollständig gleich zu-
sammengesetzt werden könne. Wenn
Jemand zur Erzeugung von Ozon im
Zimmer eine Flüssigkeit empfiehlt, die
schwach nach ätherischen Oelen und
Fruchtäthem riecht, eine Spur sauer
reagirt und die bei lOO^' siedet und voll-
ständig flüchtie ist, so kann ich, auch
wenn ich die ätherischen Oele und Aether
nicht sämmtlieh namhaft zu machen ver-
mag, behaupten, dass der Werth einer
solchen Flüssigkeit gleich Null ist. Wenn
femer ein anderer Jemand eine dicke,
syrupartige Flüssigkeit, in welcher Dex-
trin und verschiedene Zuckerarten mit
nur 0,2 bis 0,3 pGt Asche nachzuweisen
sind und die an Aether und Chloroform etc.
nichts abgiebt, gegen Schwindsucht an-
preist so kann ich, auch wenn ich diesen
Syrup nach der Analyse nicht ganz
gleich schmeckend zusammenzusetzen
vermag, behaupten, dass solche Schmiere
werthlos ist.
Aehnliche Beispiele Hessen sich noch
massenhaft anführen.
Gewiss mag in manchen Stücken Dr.
Myltus recht haben, aber damit gleich
alle solche Analysen verwerfen, heisst
das Kind mit dem Bade ausschütten und
Bücksichten empfehlen gegen eine Klasse
von Menschen, die solche am wenigsten
verdienen. Geissler.
Eine Verirrung der Nomenelatur.
Von G. Vulpiui.
Wie bekannt, sind die Regeln der chemi-
schen Nomenelatur nicht durchgreifend in
den Pharmakopoen zur Geltung gelangt. Man
ist vielfach manchen alten Bezeichnungen
treu geblieben, welche, ans einer Zeit stam-
mend, in der die Kenntniss der Zusammen-
setzung der betreffenden Verbindungen über-
hanpt noch fehlte, diese Zusammensetzung
anch nicht durch die Wortbildung ausdrücken
konnten, noch wollten. Diese Bezeichnungen
waren aber durch Jahrhunderte langen Ge-
brauch fest eingebtirgert, jeder Zweifel fiber
ihre Bedeutung war ausgeschlossen, und in
der Regel zeichneten sie sich auch noch durch
Kürze Tortheilbaft aus.
So ist beispielsweise det Name „Alumen*
mid ebenso die uralte «Magnesia usta" stets
unangetastet geblieben. Manche andere ähn-
liche Bezeichnungen sind bei uns in den
sechziger Jahren zu Gunsten einer wissen*
schafkli oberen chemischen Nomenelatur aus-
gemerzt worden. So musste Cerussa dem
Plumbum hydrieo - carbonicum, Lithargyrum
dem Plumbum oxydatum laerigatum, Borax
dem Natrum biboracicum, Calcaria chlorata
der Calcaria hjpochlorosa, Kali causticum
dem Kali hydricum, Tartarus dem Kali bitar-
taricum, Tartarus ferratus dem Ferro -Kali
tartaricum, Tartarus natronatus dem Natro-
Kali tartaricum, Tartarus stibiatus dem Stibio-
Kali tartaricum weieben. Heute ist man wieder
zu den ursprünglichen Bezeichnungen zurück-
gekehrt. Man hat eingesehen, dass dieselben
für den Gebrauch in Pharmakopoe und auf
Recepten ihrem Zwecke besser entsprechen,
und hat bewusst darauf verzichtet, in jenen
Fällen durch den Namen auch die chemische
Zusammensetzung genau auszudrücken.
Von diesem Gesichtspunkte aas ist nun
nichts dagegen einzuwenden, wenn auch bei
Einführung neu hergestellter organischer Ver-
bindungen in den Arzneischatz denselben ein
kurzer Name mit auf den Weg gegeben wird,
welcher keinen Anspruch darauf macht, über
die näheren Bestandtheile des Körpers Auf-
schluss zu ertheilen. So war es gewiss nur
zu loben, dass das seit einigen Jahren als An-
tipyreticum benutzte Tetrah jdroparamethyl*
oxychinolin unter dem kurzen Namen „ Thal-
iin ** in den Handel gebracht wurde.
Nun haben wir aber in den letzten Zeiten
noch eine andere Art von Namengebnng sich
vollziehen und festsetzen sehen, gegen welche
entschieden Stellung zu nehmen sehr im
Interesse der Sache liegen dürfte. Fast alle
Namen, welche man bisher neu dargestellten
oder schon früher bekannt gewesenen, aber
erst neu in Gebrauch gezogenen Chemikalien
gegeben hatte, drückten, wenn nicht direct
oder indirect die chemische Zusammensetzung,
so doch entweder eine hervorstechende physi-
kalische oder chemische Eigenschaft aus, er-
innerten wohl auch in seltenen Fällen an das
Robmaterial , aus welchem die betreffenden
Körper gewonnen waren. Früher aber ist es
nicht Uebung gewesen , solche neue arznei-
lich verwendete Chemikalien nach der Heil-
wirkung zu benennen, welche man von ihnen
erwartet.
Dieser Weg ist jetzt beschritten worden.
Man hat das Dimethyl-Ozychinicin „Antipy-
rin** getauft, um einerseits den vielsilbigen
288
wissenschaftlichen Namen durch einen kürze-
ren zu ersetzen und andererseits dem nenen
Chinolinderivat eine gute Empfehlung mitza>
gehen. Es musste aher doch diese Bezeich-
nung einiges Bedenken erregen, weil schon
sitz Yon einem Antipjrin, einem Antifehrin
und einem Antithermin gelangt und damit zu
einer trefflichen Gelegenheit zu Irrthümern
unangenehmer Art. Da aber, was dem Einen
recht, dem Andern billig ist, so können wir
einige Jahre vorher die Salze des Ohinolins morgen mit einem Anticalorin und über-
selbst zu gleichem Zwecke, wenn auch mit morgen mit einem Antiignin überrascht
minder günstigem Erfolge medicinisch ver- 1 werden, und nichts bürgt uns dafür, dass man
wendet worden waren. Andererseits blieb im Falle des wahrscheinlichen Auffindens
man ja immer noch bemüht, synthetische | neuerer und neuester Antipyretica den Tauf-
Verbindungen herzustellen, welche dem alten i Verlegenheiten nicht dadurch zu begegnen
Antipyreticum Chinin womöglich in der suchen wird , dass man die griechische Vor-
Wirkung noch näher kommen sollten. Ge- . silbe ,,anti*^ mit dem lateinischen Contra ver-
lang dieses, so war der Name „Antipynn** tauscht und dadurch für ein Contrapyrin,
in gewissem Sinne mit Unrecht vorwegge- Contrafebrin, Contrathermin , Contracalorin
nommen. und Contraignin freie Bahn schafft. Man
Noch kurze Zeit vorher hatte man einer in wird dann noch von Glück sagen dürfen,
gleicher Richtung empfohlenen Substanz, wenn nicht nachträglich noch zu einem äus-
dem Ozychinolinmethylhydrür , den seiner sersten Mittel gegriffen und die Nomenclatur
Bedeutung des zur guten Stunde Gekommen- mit einem Febrifugin, Pyrofugin u. s. w. be-
seins nach keinerlei Anspruch auf einen spe- reichert wird.
eifischen therapeutischen Effect erhebenden . Die Consequenzen eines solchen Zustandes
Namen „Eairin^ gegeben. Dagegen folgte ' mag man gar nicht ausdenken. Wir hätten
dem „Antipyrin" nach kurzer Frist als ab- dann fünfzehn Namen, von denen einer dem
kürzende Bezeichnung für Acetanilid , ein , Sinne nach genau dasselbe sagt wie der an-
übrigens gar nicht langes Wort, der Name dere, und von denen immer je fünf und je
„ Antifehrin'*. Man wird zugeben müssen, drei die verdriesslichste Aehnlichkeit im
dass nicht der geringste innere Grund vorlag, Klange miteinander haben würden, während
auf den wissenschaftlichen Namen zu Gunsten | in den Namen nicht die leiseste Andeutung
eines anderen zu verzichten, welcher nur sagt, dessen läge , wodurch sich die beti*effenden
oder wenigstens sagen will, dass die be- i Körper von einander unterscheiden, noch
treffende Substanz die Fiebertemperatur irgend eine besonders charakteristische
herabsetze. Man übersah ferner, dass durch Eigenschaft des einzelnen bezeichnet wäre,
die grosse Aehnlichkeit der Worte Antipyrin Dass damit aber der Zweck jeder Namen-
und Antifehrin sowohl im Klange, wie in der | gebung überhaupt verfehlt wird, bedarf keines
Bedeutung, die Gefahr von Verwechslungen j weiteren Nachweises.
bei der Verordnung und bei der Abgabe, man , Man mag nun einwenden , dass wir vor-
möchte sagen mit Gewalt , herbeigeführt läufig noch gar nicht so weit sind , sondern
worden ist. erst drei solche Namen für Antipyretica be-
Man konnte ohne besonderen Scharfblick i sitzen , und dass daher in Vorstehendem die
leicht voraussehen , dass nicht nur die Reihe Farben etwas zu grell aufgetragen seien,
der synthetisch herstellbaren antipyretisch Allein es kam darauf an, an einem drastischen
wirkenden Körper noch lange nicht erschöpft Beispiel zu zeigen, welche misslichen Ver-
sein würde, sondern dass auch spätere Er- < hältnisse speciell auch für die ärztliche Ver-
finder weiterer derartiger Verbindungen oder ! Ordnung der in Rede stehenden Mittel sich
die Fabrikanten der letzteren auf den Ge- ; ergeben müssten , wenn wir uns auf der ab-
danken kommen müssten , nach ähnlichen schüssigen Bahn dieser neu inaugurirten
empfehlenden Namen zu suchen. Das ist Benennungsweise, welche man wohl aU eine
denn auch richtig geschehen. Die Phenylhy- Verirrung wird bezeichnen dürfen, weiter be-
drazinlävulinsäure besitzt angeblich erheb- wegen würden. Sind solche Namen einmal
liehe antipyretische Eigenschaften und soll da, so sind sie schwer wieder zu beseitigen,
nun unter dem Namen „Antithermin'* der 'Das Fortbestehen des Namens „Antipyrin*'
Heilkunde dienen. allein hat keine Nachtheile, die Bezeichnung
Somit wären wir also glücklich in den Be- ., Antifehrin** sollte aber so bald als möglich
289
mit dem klaren Namen „Acetanilid'Wertattscht
werden, und gegen das neue Wort „Antither-
min*' sei hiermit gleich im Beginn seines
Anfstehens nachdräcklicber Protest eingelegt.
Bei Einfährung weiterer neuer Mittel wurde
man sich ein Verdienst um die Heilkunde
erwerben, wenn man auf die in diesen Zeilen
bekämpfte Nomendatur ein für allemal Ver-
zicht leisten wollte. Die letztere mag auf die
Compositionen und Erfindungen vom Schlage
des „Antimerulion** beschränkt bleiben. Dort
▼ermag sie wenigstens keine schädliche Ver-
wirrung anzurichten.
Chemiker^ Zeitung 1887, Nr. 40.
Alkaloide von G-elsemium
sempervirens.
F. Ä, Thompson, von der Vermuthung aus-
gehend, dass Gelsemium semperrirens viel-
leicht mehrere Alkaloide enthalten könnte,
untersuchte mehrere Sorten der Wurzel dieser
Pflanze. Die Vermuthung, dass in Gelsemium
2wei Alkaloide oder stark wirkende Körper
enthalten seien, wurde auf Grund der physio-
logischen Wirkung schon früher von Ringer
und Murrdl ausgesprochen.
ITiompson schlug sur Isolirung folgenden
Weg ein.
Die fein gepulverte Droge wurde mit etwa
einem Sechstel ihres Gewichtes frisch gelösch-
ten Kalkes gemischt und mit starkem Alkohol
ausgezogen.
Das Percolat wurde mitverdünnter Schwefel-
säure schwach sauer gemacht filtrirt, das Fil-
trat zur Sjrupdieke eingedampft und so lange
mit Wasser versetzt, als noch ein Niederschlag
entstand. Nach etwa 24 Stunden hatte sich
die Flüssigkeit in zwei Schichten getheilt, die
obere, meist Gelseminsäure, und die untere,
die Alkaloide in Form von Salzen enthaltend.
Die letzteren wurden von der Flüssigkeit ge-
trennt, zuerst mit Wasser, darauf mit Aether
sorgfältig ausgewaschen, damit die Gelsemiu-
säure möglichst entfernt wurde. In einem
Scheidetrichter wurde nochmals mit Chloro-
form ansgeschüttell , um die letzten Spuren
der Gelseminsäure zu entfernen ; dann wurde
schwach alkalisch gemacht und nun die Al-
kaloide mit Chloroform ausgeschüttelt; durch
nochmaliges Auflösen und Ausschütteln wur-
den die Alkaloide gereinigt , schliesslich aus
Aether krystallisirt und durch Zusatz von
Salzsäure getrennt. Während nämlich Gelse-
minchlorid in Salzsäure vollkommen unlöslich
ist, löst sich das Chlorid des zweiten Alkaloids
schon in seinem gleichen Gewichte Wasser.
Dieses zweite Alkaloid nennt Thompson Gel-
seminin.
Die Droge enthält nach Angabe des Verf.
0,15 bis 0,25 pCt. der Gesammtalkaloide,
annähernd ist das Verhältniss des Gelsemins
zu Gelseminin 8:1.
Abweichend von der Formel GerrarcFB
giebt Thompsof^ die Zusammensetzung für
Gelsem in =s ^54Hg9N^Oj2 "^ 965 an. Der
Körper schmilzt bei 45 ^ C, löst sich in etwa
700 Th. Wasser und giebt schön krystalli-
sirende Salze (das Sulfat ist nicht krjstalli-
uisch). In Aether, Chloroform und Alkohol
ist das Alkaloid ebenfalls löslich.
Es löst sich in concentrirter Schwefelsäure
und in Salpetersäure ohne Färbung, im Gegen-
satz zu dem Gelseminin, welches mit ersterer
eine hellgelbe, mit letzterer eine dunkelgrüne
Färbung giebt. Der Verf. beschreibt noch
eine Anzahl weiterer Reactionen und das Ver-
halten einiger Salze.
Das Gelseminin unterscheidet sich in
seinen chemischen und physikalischen Eigen-
schaften sehr von dem ersten Alkaloid; ob es
eine andere physiologische Wirkung hat, muss
dahin gestellt bleiben , doch scheint es nach
den Beobachtungen von Ringer und Murrell
der Fall zu sein.
Da Thompson krystallinische Salze dieses
Alkaloids nicht erhalten konnte, so gelang
die Reinigung desselben nicht und es konnte
die Formel nicht angegeben werden.
Die gewöhnlichen Alkaloidreagentien geben
Niederschläge, von dem Gelsemin unter-
scheidet es sich durch die oben angegebenen
Farbenreactionen , sowie durch den stark
bitteren Geschmack. Weitere Untersuchungen
über das Gelseminin und über das physio-
logische Verhalten beider Alkaloide sollen
folgen. — 08 —
Pharm. Journ. Transctct. Aprü 1887.
Eine neue Beactiou auf Narcein
hat C. Plugge aufgefunden: W^enn man eine
Spur Narcein in einer Porzellanschale mit
verdünnter Schwefelsäure übergiesst, wird
man keine Veränderung gewahr; erwärmt man
die Schale aber auf dem Wasserbade, so tritt,
sobald die Säure hinreichend concentrirt
worden ist, eine prachtvoll violette Farbe auf,
290
die bei läogerer Erhitzung in kirschroth über-
geht. Bringt man nnn in diese rothe Flüssig-
keit, nachdem sie abgekühlt ist, eine Spur
Salpetersäure oder Kaliumnitritlösnng, so
entstehen dadurch blauviolette Streifen in der
rothen Flüssigkeit. —
Die angestellten Gegenproben mit den
übrigen Opiumalkaloiden , wie Papayerin,
Morphin, Codein, Theba'in und Narcotin haben
ergeben, dass die beschriebene Reaction eine
für dasNarcein durchaus charakteristischeist.
Nur Narcotin verhält sich einigermaassen ähn-
lich, indem es beim Erwärmen mit verdünnter
Schwefelsäure roth bis rothbraun wird; diese
rothbraune Farbe ist aber leicht von der
violett - rothen Farbe des Narcei'ns zu unter-
scheiden und überdies ist Narcotin auch daran
zu erkennen, dass die Lösung desselben in
Schwefelsäure durch eine Spur Salpeter-
säure sehr intensiv roth gefärbt wird. g.
Archiv der Pharmacte.
Wismutozyjodid.
Für die Herstellung des auch in Deutsch-
land in jüngster Zeit angewendeten Wismut-
oxjjodids (BiOJ) (siehe auch Pharmac. Cen-
tralhalle Nr. 9, 1887) giebt Frank d' 3fÖrJc
folgende Vorschrift:
Wismutsubnitrat 10 Theile,
Kaliumjodid 4 „
Wasser 50 „
Man kocht 30 Minuten hindurch, sammelt
den Niederschlag und wäscht denselben aus,
bis im Filtrat durch Silbemi trat kein Nieder-
schlag mehr entsteht. Darauf trocknet man
zuerst durch Pressen zwischen Fliesspapier
und schliesslich durch Erwärmen bei 120<>C.
Die Vorzüge dieses Präparates sind: die
Abwesenheit freier Säure, die bestimmte Zu-
sammensetzung, der höhere Procentgehalt an
BiOJ vor Präparaten, die nach anderen Vor-
schriften gewonnen sind. — os —
Amer. Journ, of Pharm. III, 1S67.
Freiwerden von gasförmigem
Stickstoff bei F&ulnissprocessen.
Durch eine Reihe verschiedener Versuche
hat Ehrenberg diese Frage zu beantworten
unternommen. Bekanntlich wurde bisher im-
mer noch die Entwickelung freien Stickstoffs
bei der Fäulniss angenommen, nmsomehr als
dieselbe vom chemischen Standpunkte aus
schliesslich durchaus nichts Ueberraschendes
hätte.
Dietzell hatte in neuerer Zeit dieselbe Frage
behandelt, indem er Fäulnissgemische vor
und nach der Fäulniss auf ihren Stickstoff"-
gehalt gewichtsanalytisch untersuchte und die
sehr bedeutenden Differenzen in den Stick-
stoffgehalten vor und nach den Versuchen —
die sich auf circa 1 Jahr erstreckten — als
gasförmig entwichene Stickstoffe in Rechnung
setzte. Etwa entweichendes Ammoniak wurde
in Apparaten zurückgehalten und mit in Rech-
nung gezogen ; die Mengen desselben waren
übrigens sehr gering. Die nach DietßdV^
Versuchen entwichenen Mengen gasformigen
Stickstoffs betrugen in verschiedenen Fäul-
nissgemischen 5,04 bis 17,07 pCt. des ur-
sprünglich vorhanden gewesenen organischen
ammoniakfreien Stickstoffs. Die Mischungen,
welche Dietjsell der Fäulniss unterwarf, ent-
hielten Blut, Kuhharn mit beziehentlich Gyps,
Erdboden, kohlensaurem Kalk.
Ehrenberg verwendete dieselben Misch-
ungen, welche Dieteell benutzt hatte, richtete
aber das Arrangement seiner Versuche so ein,
dass er den eventuell frei werdenden Stick-
stoff selbst aufsammelte, denselben gase-
metrisch messen und als Stickstoff hätte nach-
weisen können. Er stellte die gleichen Ver-
suche bei reger Sauerstoffzufiihr sowie auch
bei Sauerstoffmangel an. Die im höchsten
Grade peniblen Vorsichtsmassregeln nnd
Sicherungen gegen Täuschungen irgend wel-
cher Art sind auszugsweise nicht wiederzu-
geben und muss wegen derselben und der in-
struirenden Abbildungen auf das Original
verwiesen werden. Nur soviel soll erwähnt
sein, dass die Versuch sgefässe (Glaskolben)
mit den mit ihnen in Verbindung stehenden
Gefässen (Barometern) sämmtlich verschmol-
zen wurden ; wenn Glashähne nicht zu ver-
meiden waren, so wurden dieselben in Queck-
silber-Kappen eingelassen, so dass jeglicher
Zutritt von atmosphärischer Luft ausgeschlos-
sen war; Kautschukrohre wurden naturlich
völlig vermieden. Eine Reihe von Versuchen
wurden in reinem Sauerstoff ausgeführt —
frühere Beobachter haben angegeben, dasa
mit der Grösse der Sauerstoffzufuhr die Menge
des entwickelten Stickstoffs zunähme — ;
wurde bei dieser Anordnung der Versncbs-
bedingungen Stickstoff gefunden , so m aaste
derselbe unter allen Umständen einer Zer-
2dl
setsiing der «ückBioffhaltigea Materie ent-
stammen.
Zunächst fand lebhafte Sauerstoffabsorption
(weshalb wiederholt frischer Sauerstoff zu-
gegeben wurde), später Gasentwickelung statt.
Der Sauerstoff, der aar F«tti«g des Kol-
bens diente, wurde stets geprüft und zu
99,91 — 99,94—99,98 pCt. aus Sauerstoff
bestehend gefunden. Die Gasgemenge nach
der Fftulniss bestanden in wechselnden Ver-
hältnissen lediglich ans Sauerstoff und Kohlen-
säure.
Die gleieheo Versvche wurden bei Ab-
wesenheit von Sauerstoff in der Weise aus-
geführt, dass der Kolben zunächst mit der
FäulnisMoischung beschickt, mit Sauerstoff
gefüllt wurde. Nach Absorption dieses Sauer-
stoffs wurde kein neuer Sauerstoff zugeführt,
sondern der Api^anA mh eeK)er äberlassen.
Bei der später auftretenden Gasentwickelung
wurden in allen Versuchen ; wie die späteren
Analysen bezeugten, nur Kohlensäure und
Grubengase frei.
Es ergiebt sich also aus den Versuchen
Ehrenberg, dass weder bei Anwesenheit
noch bei Abwesenheit von freiem
Sauerstoff, weder in Flüssigkeiten noch
in wenig feuchten — von Gasen gut durch -
dringbaren — Fäulnissgemischen gasför-
miger Stickstoff durch die Thätig-
keit derHikroorganismen (also äro-
bische sowohl wie an ä robische) im
Freiheit gesetzt wird. g.
Sepmraiabdruek am Zeitschrift f. pk^fwolog»
Chemie 1886, S. 145—179.
Bothweinprttfiaing auf fremde
Farbstoffe.
Die schon so zahlreichen Methoden zum
Nachweis fremder FarlMtoffe im Wein wefden
von J, Uerz um einige neue vermehrt. Zur
Erkennung von Säurefuchsin oder anderen
Sulfosäuren empfiehlt derselbe die Methode
von Blarez (Ph. Centralh. 1886 Nr. 600).
Eine weitere Methode, nach welcher neben
den Sulfosäuren auch Orseille nachgewiesen
werden kann, besteht darin, dass man 30 bis
50ccm Wein mit 20 bis 30ccm gesättigter
Magnesiumsulfatlösung mischt und 10 bis
20 ccm Natronlauge zusetzt. Durch das Mag-
nesiumhjdroxyd werden alle Farbstoffe ausser
den Sulfosäuren und der Orseille gefallt. Letz-
tere liefert ein dunkelblaues Filtrat, erstere
erkennt man beim Uebersättigen des farblosen
Filtrates mit Schwefelsäure. Gewöhnliches
Fuchsin wird gefallt^ man kann es jedoch nach
dem Eintrocknen des Magnesinmhjdroxydes
diesem durch AettMr entziehen.
SchfitteU man den urspränglichea Wein
mit Amylalkohol und verdunstet den gefärbten
Auszug, so ist der Rückstand bei Gegenwart
von
Orseille
Bordeaux B
Poneeau BBR
Cassissine
Vinicoline Bordelaise
violetroth
earmin
doakelroth
violetpurpur
kirschroth
mit conc.
Schwefdsfiore
blau
earmin
carmoisin
gelb
braun
conis.
Salzsäure
roth
earmin
carmoisin
gelbbraun
roth
Natron-
lange
blau
earmin
hraan
roth
brann
Wie sieh diese Proben bei Mischungen ver-
selmdeiier Farhatoffe verhalten, ist nicht an-
g«gefcM».
Zur Präfeng anf fremde Pflanzen-
färben «chlägt BerB eine kalt gesättigte
Byehweinetninloaung vor, die ainch früher
ao^n ?on JmüMi empfohlen wurde. Man
iniacht 6ecm davon mit 10 bis 16 ccm Wein,
stalk einige Stunden bei Seite und beobachtet
da&n.
Ei soUen sich ISo^nde Unterschiede ei-
Bolhwein, eckt kirschrolk
Klalaehrosen (Papav.
Bhoeas) dunkelkirschroth
Kirschen violet
Hollunderbeeren (Sambucus
nigra) rothviolet
Attichbeeren (Samb.Ebulus) violet
Heidelbeeren violet
Ligusteibeeien rein viofet.
Her» hal g«te BMultate mit dieaer Methode
erhaiteii; er hat mJA gefärbten Weisswainen
und nH Botiiweiaan, denen SM) pCt. des ge-
färbten Weines zugesetzt waren, operirt. Bei
letzteren ist die Erkennung der viobien
FiSrbung natürlich schwieriner nnd soll ein
echter Wein sun Yer^^eiehen benütat weiden.
So sehr zu begrflsien auch J«da einiger*
I maassen brauchbare Reaction auf diesem Ge-
292
biete ist, so sehr ist sn bezwdfeln, dass eine
de? vorliegenden zu einem ganz bestimmten
Ziele fObrty wenn, wie wohl sehr häufig, Ge-
mische verschiedener Farben vorliegen. Die
spectralanalytische Prüfung hat, wie Befß
mittheilt, bisher kein Resultat ergeben.
— 0«—
Therapeutische IVoUzen.
;e Eigenschaft
▼on Leuoanthemum yulgare«
Dr. J, S. Hotoe (Best. Med. Surg. Joum.)
berichtet über die giftigen Eigenschaften von
Lencanthemum vulgare auf gewisse Individuen,
hauptsächlich auf solche , welche auch unter
dem Gift von Rhus Toxicodendron leiden.
Die Symptome bestehen hauptsächlich in einer
Hautentzündung, in starkem Jucken und
Hitzegefuhl, schliesslich in Blasenbildung und
Abschuppung der Haut.
Auch von Anthemis Cotula sind uns ähn-
liche Erscheinungen bekannt, sie scheinen
jedoch nur in gewissen Landstrichen vorzu-
kommen. — 08 —
D. Pharm. Joum. Transact. Aprü 1887.
e Eigenschaft von
Unsere gewöhnliche Acacie, Bobinia Pseud-
acacia, wurde kürzlich durch Dr. Emery als
giftig aufgedeckt. (Amer. Joum. Pharm, pag.
153, 1887.) Zweiunddrelssig Knaben eines
Waisenhauses in Brooklyn, welche die innere
Binde des Baumes geschabt und genossen
hatten, erkrankten unter Erscheinungen,
welche den schon mehrfach bei Vergiftung
mit Cytisns Labumum beobachteten ähnlich
waren.
Die Fälle wurden behandelt mit Wismut-
subcarbonat und Branntwein innerlich und
mit Morphium hjpodermatisch.
Der giftige Körper in der Binde scheint
bisher nicht isolirt zu sein. — 08 —
Dnunin als An&stheticnm.
Die von Dr. John Eeid gemachten An-
gaben iiber die Wirkung des Drumins als
localet Anästheticnm können von anderer
Seite durchaas nicht bestätigt werden. Prof.
0g8t<m(Bni. Med. Joum. Febr. 1887) hat so-
wohl bei sich, als bei anderen Personen keine
Anästhesie, wohl aber achraerzhafte Empfind-
ungen beobachtet, Die Nachricht, data dieser
Körper ein Ersatz des Cocains sein sollte,
scheint sich demnach durchaus nicht zu be-
stätigen. —08—
Gegengift von Cocain.
Als Gegengift von Cocain wird Amylnitrit
angegeben, zugleich Bromkalium und An-
wendung kalter Umschläge. — o8—
Lancet. d. Pharm. Joum. Transact. 803, 1887.
Pilulae Aloini.
Sir Andrew Clark empfahl vor Kurzem
im „Lancet** zur Cur von starken Constipa-
tionen folgende Pillencombination mit AloTn :
Jßjp. Aloini,
Eztr. nucis vom.
Ferri sulphurici
Myrrhae pulver.
Saponis
ana 0,03 als Dosis für eine Pille.
Das Einnehmen geschehe eine Stunde vor
der letzten Mahlzeit des Tages. Es genügt
meist eine Pille, häufig auch weniger zum
Eintritt der Wirkung am folgenden Morgen.
Der Muskelschlftger, ein Ersati-
mittel der Massage.
Die immer grössere Ausdehnung, welche
die Massage nimmt, hat bereits dazu geführt,
die Arbeit der Hand durch einen Apparat
verrichten zu lassen. Mr. John C. Bttebsam
in Washington hat einen „musde-beater^
construirt, welcher in der Hauptsache aus
Gummiröhren oder -Bällen, die an elastiscbea
Stäben befestigt sind, besteht. Dieser Appa-
rat soll mehr oder weniger die Bewegung der
massirenden Hand ersetzen, ausserdem ist der
zu Massirende in manchen Fällen nicht abhän-
gig von einer zweiten Person. In wie weit sieh
die Vortheile, welche dieser Apparat bieten
soll, bereits bestätigt haben, lässt sieh aas
der „Therap. Gaz.«*, der wir diese Notiz ent-
nehmen, nicht ersehen.
293
Hiscellen.
er.
Anknfipfend an die in den Helfenberger
Annalen gemachten Mittheilungen über die
Empfindliclikeit der Reagenspapiere (Seite
200 dieser Bl.) empfiehlt E. Jacöbsen wieder-
holt das Congoroth als einen Lackmus an
Empfindlichkeit weit übertreffenden Farbstoff.
Durch SSnren wird die schön rothe Farbe
desselben intensiv blau, durch Alkalien wie-
der roth. Das Congopapier macht die Be-
nutzung von Lackmus- und Curcumapapier
vollständig entbehrlich, ja es besitzt vor dem
ersteren noch einen weiteren Vorzug. Wirft
man z. B. in eine saare und alkalisch zu
machende Flüssigkeit ein Stückchen Lack-
muspapier, wie dies vielfach üblich, so wird
die Flüssigkeit, besonders wenn das Lack-
muspapier stark gefärbt ist, leicht roth, be-
ziehentlich blau; dies ist beim Congopapier
nie der Fall, da das Congo, wie alle Benzi-
dinazofarbstoffe, Pflanzenfasern vollkommen
acht färbt. Nach den bisherigen Erfahrungen
kann man das Congopapier als das alleinige
Reagenspapier der Zukunft bezeichnen. g.
Indu$trie'Bimer,
Eine eigenthümliche Eiweissart
im menschlichen Urin.
Tkormäler berichtet im Archiv f. path.
Anatom, u. Physiol. 1887, 322 über einen
Ei Weisskörper, der spontan aus dem Urin
aasgefallen war, bei Siedehitze nicht coagu-
lirte, und aus der kalten, wie aus der siedend
Leissen wässrigen Losung sehr leicht fallbar
war. Der bezeichnete Eiweisskörper war von
Pepton und Hämialbumin scharf unter-
schieden, zeigte sich vielmehr dem Alkali-
albuminat nahestehend , ohne mit ihm iden-
tisch zu sein. Ein ähnlicher Fall scheint
anderweit noch nicht beobachtet zu sein.
Kritische Betrachtung der Besul-
tate einiger neueren Arbeiten
Aber das Mncin.
Liebennann tritt im Biologisch. Centralbl.
Bd. VII Nr, 2 den Anschauungen Landwehn^B
entgegen, nach welchen das Mucin ein Ge-
menge verschiedener Körper, vor Allem eines
Kohlehydrates — thierisohes Gummi
— sei. Aus dieser Verschiedenheit der An-
schauungen , sowie auch aus den nicht selten
sich widersprechenden Resultaten von SckereTj
OhoUnsky, Eichwald, Eafnmarsten^ Jem-
ström, Läbisch ist nur ein Schluss möglich, der
nfimlich , dass unsere Kenntnisse des Mucins
noch nicht denjenigen Grad von Stabilität er-
reicht haben , um daraufhin weiter bauen zu
können.
Constante Oasentwickelungs-
apparate.
Steehbuch beschreibt im Journal f. prakt.
Chemie N. F. Bd. 35 einen Gasentwlckelungs-
apparat, bei dem hauptsächlich der Nachtheil
vermieden wird, dass die theilweise ver-
brauchte, spedfisch schwerer gewordene Säure
die Berührung der frischen Säure mit den
Stoffen hemmt. Der Apparat basirt auf rich-
tigen Principien , ist aber nach Ansicht des
Ref. noch zu compiicirt, auch zu zerbrechlich,
und wird daher die alten Krpp'schtn und
Wartha*Bchen Apparate trotz ihrer kleinen
Schwächen nicht so leicht verdrängen.
Dextrin - Kleister.
Für manche Zwecke ist der Dextrin-Kleister
jedem anderen vorzuziehen, so z. B. zum Be-
streichen vorräthig zu haltender Etiketten,
Signaturen etc., welche ähnlich wie Fost-
marken zu unverzüglichem Gebrauche dienen
sollen und sich weder aufrollen, noch zu-
sammenkleben oder brüchig werden dürfen.
Zur Bereitung rührt man 500 g Dextrin
mit 800 g kaltem, zuvor aufgekochtem
Wasser tüchtig durcheinander, erhitzt dann
das Gemenge unter stetem Rühren schnell,
bis es einen homogenen Schleim bildet und
durch das Emporsteigen von Blasen den An-
schein gewinnt, als wolle es kochen. Nun
nimmt man sogleich vom Feuer, lässt etwas
abkühlen, giesst in eine weithalsige Flasche
und rührt nach dem Erkalten 30 g Glycerin
hinzu. Sollte der Kleister zu dick sein, um
rieh leicht anfrtreiehen zu lassen, so verdünnt
man ihn mit etwas kaltem , zuvor aufgekoch-
tem Wasser, ^.
Amerik. Iharm. Bundsduin.
Man vergl. auch Seite 162 des laufenden
Jahrganges.
2»«
Prafüng von BieiiuiiöL
£iB6 einfadi» Probe, wekke siek besoaders
für üe aoUteelimBehe Prüliiag eigaet, gitbt
FMfener (MittheiL d. kgL taehn. Yen. Stet
ztt Berlin, 4, 141, ZeiUchr. f. anal. Oke».,
1887, lil) an: Seiaes Rkiaauöi gieb« nil
dem Ifinffacben Yolnaiea AUbobol voa O^dSd
8i»ee. Gem. hei normaler Teuperatnr (15^0.?)
gescböttelt, eine klare LÖBUUg; ealftüUt dai
Untersachungsobject auch nur 10 pCt. aadwei
fetter Oele, wie Oliven-, Sesam-, Lein-, Baum-
woUaanMW- oder Böböl, ao eatslebea ftark
getrübte, auch über 20^ C. niyht klarwer-
dende Ii»8ingen, aus denen das nicht gelöste
Oel sich zu Boden setzt. — os—
isi ein neoes lfjlck*Pr&paiai, Shalicli den
Kninys und dem Kephir; %$ eoU bereitet
weiden, in4em man 4g guier Hefe ia w«aig
Wasaer serrohrt, 10^ Swsk^r and 1 1 liilch
kiaziuetit und die MiaelMu^ dniwibfrhtiitteit,
Kack 24 Standen ist das Oetraak fisrtig ; es
BoU sich angeaehm nebmiea, 1 yCt. Alkohol
eothateen and sehr stark tfjü Koklensiwe ge-
sättigt sein. •"-M"'
Brv^. eins. Febr. 1887.
Offene Cerrespoadeas.
Apoth, B* in N, Ueber die angebliche LOs-
lichkeit des Chinins oder eines der Chininsalze
in Oel 18% uns etwas Nftheres niekt bekannt;
TieUeicht kaaa einer anserer gesehäMen Leset
Auskunft geben and bitten wir hiermit derom.
ApoÜi. S* in W* Wir yerOffentlichen hier-
durch Ihre geschftlste Zuschrift:
„Ihre Be&etlonB- Bemerkung in Betreff des
Aatifungins iat gewiss bereohtiigt; Thatsaohe
aber, und zwar eine sehr überraschende Tbat-
sache ist, dass Losungen von Borax und Mag-
nesiumsulfat, welche getrennt Eatiumpermanga-
nat- Lösung unver&ndert lassen, nach der Ver-
mischung diese Lö8un|^ entf&rbeu können. Ge-
heimniss kann das ooch nicht lange bleiben
und würde also Oppermann am besten thun,
das, was er über die Ursache dieser Erscheinung
weiss, zu veröffentlichen; sonst könnte es wohl
von anderer Seite geschehen.
A^th. F. inB. Wir haben wiedeihelt Yoi^
schnften zu Bromvasser gebracht, Sie dür-
fen aber nicht denken, dass das medicini-
sche Anwendung findende Bromwasser, gleich-
wie CUorwaseeff eine Lösung Toa dmr in
Waes^ ist, ^e Lösung von Brom in Wasser
sei, es ist vielmehr eine Auflösung von Brom-
salzen in kohlensaurem Wasser.
9b* in B. Der von Bmen beobachtete Dmck-
feUer in der ^rapUioken Formel für Anti»
therm in iat nicht beriehtigt werdet^ weä sich
durch einen einfachen Vergleich mit der dsdrübw
stehenden Formel sofort ergiebt, dass hier aus
dem ausgetassenen H ein überzftUlger Bindungs-
Btrioh geworden iei
MJ. K* in lt. (Dämmari). Dw Chi|sarobm
wurae früher f& Ischlich Acidun» chrysopha-
nicum genannt. Unsere deutsche Pharmakopoe
bestimmt aosdricklleli „QaoÜesownqae Aei!««
chryatohanicu«» «ä nsam exteraa« paMWcamtaa
erit, Cnrvsarobinum dispensanduro est.' Chry-
sarobin kann in CSirysophansäure übergefümi;
werden, vergl. Sie IHiarm. Centrath. 21, 813.
Apoth, D« in W, (Italien). Am bebten, „Fre-
mu8, Anleitung zar ^aantitaitivea Analyse;
Braunsehweig, bei #V. Vuwßj^ dt Ante."*
Aptik. K. Mft CU Wir werden die Vorschrift
unsem deutschen Verhältnissen entsprechend
umrechnen, dieselbe dann einmal probiren und
sie sodsAA, «ena ne sich bewAbrt, nendiaMJs
veröffentlichen.
^potA. R. in €1« Die Unterscheidung
zwischen Natiir- and Kanstbatter im
Haushalt nach B, iranck Taach einem Beferat
der Chemiker- Zeitung) ist folgende: Die Nator-
butter schmilzt anter Bildung einer ßchaum-
de^e, wtiurend die MargaiinbaMsr oewOhaMeli
ak kUies Fett wie Oel anseiasndsi^SeBejt. Die
Schaumdecke der Natnrbutter verhindert das
Spritzen der letzteren, währead das Spritzen
der Kunstbatter ganz auffallend eintritt Die
NataifcuttM: farftu& sich beim Erhilien, was bei
der Jftargaraabatter nieht der FaH ißV* — Letz-
teren Umstand bezeichnet Verf. als einen FeWer
der Marffarinbutter, dessen Beseitigung den
Weith dieses iVodaktes angemefai eäöhen
würde. Vir hetm^oMn die Sieherheit dieser
Methode. g.
BedactioB una KxpediUoii der Mplaarm»-
eenflselieH €)eiiCrallialle'' lieflBdeii sieli
PUlnitxer SttaMnm 56 In BreadttHL
^mi^f
Verleger und Yerantwortlietaer Rgflaelefg Dr. C» Mssler te HwiefteB.
Im Bnehbandel darok Jalimi Springer, Bwlin N., Monb^onpUti S.
]>nMk der Kfolgl. Hofbnehdmelberei toq 0. O» M«iBbold tt a&hae la Oreidea.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung fiir wissenschafUiche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Heratugegeben Ton
Dr. Hermann Hager und
Dn Ewald Getsslen
Eneheiot l«dea Donnerstag. — Abonnementtpreis dnrcb die Pott oder den Bncbbandel
Tierteljftbrlicb 3 Mark. Bei Znaendong unter Streifbtitd 2^ Mark. Einzelne Nnmmem
25 A Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederbolnngen Rabatt.
Anfrafen, Anftrig«, Mannseripte et<*. wolle man an den Bedactenr Prof. Dr. E. Gel ssler,
Dresden, Pülnitzer Strasse 56 adressiren.
MU.
Berlin, den 1 6. Juni 1 887. Ali SÄ/.
D«r ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
In haltt «keaile ■■# FkarMMle: Mitthelinngen «at dem LAboratorlom für angewandte Chemie nnd pharm.
Institute der UnlTereltät Erlangen. •» Eleenbeetimmnng In Extractnm Ferri pomati. — Extractnm Colomho. —
Ueber Splritns saponatna. — Öentaofaea Rosenöl. — Amorphes Coeain. — Nene Drogen nnd Pflanaenstofltl. -~
Ueber einige Bestandtheile der Cortiees Anrantll amarl. — Analyse der Asche Ton Radix Ipecacnanhae. — Zar
qnantltaÜTen Bestimmung des TheYns in Tbeeblftttem. — Inner liehe Anwendung des Kreosots. — Ueber die
Niehtllllehtli^eit des Glyeerlns mit WaMerdäropfen. — Wirkung des Ammoniaks nnd Wassers auf Chloroform.
— Wirkung der Pikrinsäure auf Terpentinöl. — Zwei bequeme Methoden xnr Dantellnng von ohemiseh reinem
Wasserstoir nnd Koblenoxyd. — Herstellung von Barjrnmhydrat. — Eine neue Filtrirvorrichtnng ete. — MIaeelleBt
Ueber die Entattndnng Tegetabilischer Stoffe durch Balpetersfture etc. — Ottemt CorreipOBdeai« — Aatelfea*
Chemie und Ptaarmacie.
Mittheilnngen aus dem Labora-
torium fftr angewandte Chemie
nnd pharmacentischem Institute
der Universität Erlangen.
3. Basisehes Kapfersalfat.
Von Dr. B. SchüUe.
Bei AusfiQhrung einer Uebungsanalyse
hatte einer der hiesigen Studirenden eine
Löeung ?on normalem Kupfersulfat längere
Zeit kochen lassen und beobachtete da-
bei eine Trübung der klaren Flüssigkeit,
die durch zugef>e Süure aufgehoben
wurde. Mehrere Yorgenommene Proben
zeigten immer dasselbe Verhalten.
Ans einer coneentrirten Lösung, die
etwa 2 kg reines Kupfersulfat enthielt,
worden durch Kochen 0,162 g dieser Sub-
stanz erhalten. Das ausgesehiedene grüne
Palver war aus Nädelehen, anscheinend
von deicber Form, zusammengesetzt
Diese Krystfjle konntai aber ihrer Klein-
heit wegen nicht näher bestimmt wer-
den; sie sind in Wasser so gut wie un-
IdslieL
Zur Analyse wurde über Schwefel-
säure getrocknetes Material verwandt und
konnte aus Mangel an Substanz nur die
Kupfer- und Sehwefelsäurebestimmung
ausgeführt werden.
Gefunden: CuO 61,98 pOt., SO3 23,28 pCt.,
der Rest « HgO 14,79 pCt.
Diese Zusammensetzung würde für die
Formel SCuOSSOaSHaO sprechen, de-
ren procentische Zusammensetzung fol-
gender Art sein würde
CuO 62,20, SO3 23,62, HgO 14,18.
Ob längeres Liegen des Kupfersulfates,
oder lokale Ueberhitzung der concen-
trirten Lösung oder die Goncentration der
Lösung selbst Ursache zur Abscheidung
des basischen Salaes war, bleibt eine
offene Frage.
4. Destlllstionsapparat fSr jodo-
metrische Arbeiten«
Von Dr. 12. Schütze.
Dem weniger Geübten boten die für
Jodometrie im Gebrauche befindliehen
Destillationsapparate inuuer in ihrer Hand-
habung einige Schwierigkeiten. Nach-
beschriebener Apparat sucht diese zu
umgehen und wird seit zwei Semestern
im hiesigen Laboratoriam mit Vortheil
gebraucht. Selbatverstäildlich eignet er
sieh' aadi fUr andere analytische Be-
stimmungen, bei denen die Destillation
in Betracht kommt
Das EölbdieEa (60ccm) liegt auf einem
Drahtnetze und dient zur Aufnahme der
das Halogen entwickelnden Substanzen,
es ist in das Destillationsrobr b gut ein-
geschlifien. In die obere Kugel des letz-
teren (20 ccm fassend) mündet das seit-
lich hakenförmig gebogene Bührchen, die
darunter befindliche Blase fasst 60 bis
60 ccm. Das Destiltationsrohr fllhrt durch
einen zweifach durchbohrten paraffinirten
Kork' oder Gummistopfen in den Erlen-
mejerkolben c (250 bis 300 ccm gross)
und taucht dort so tief in die absor-
birende Flflssigkeit ein, dass nicht mehr
als etwa 40 bis 50 ccm davon aufgenom-
men werden können. Der Stopfen trägt
noch die Sicherheitsrfihre d, welche die
Yerbindung des Kolbeninhalts mit der
Luft herstellt und soviel Absorptiona-
flflssigkeit enthält, dass die mittlere Ver-
bindung abgeschlossen ist.
TÜKh- beendigtem Austreiben des Halö-
fens ans a wird durch Nachspülen von
nnd d, sowie des Stopfens die gesammte
Flüssigkeit im Kolben e sofort titrirt.
Zwe Veihinderung des' festen 'Haftens
von a an & an der Sshliffstelle wird diese
mit einer Spur Talk eingerieben. Ein
Zorflckateigeii der Flüssigkeit ans e nach
a ist selbst beim Wegnehmen der Flamme
während der lebhaftesten Destillation un-
möglich, da die nach der oberen Kugel
etwa mit znrflckgerissene Flüssigkeit an
der Hakenröhre zerschellt und dann der
Luft freien Zutritt nach a gestattet Da
die Zwischenlage organischer Substanzen
zwischen a und h vermieden ist- und femer
die ans e aufsteigenden Joddämpfe in d
gebunden werden, sind Verluste auf das
äusserste Maass beschrBukt.
Beiläufig mag noch bemerkt sein, dass
mit einem Kölbehen o mehr als 60 De-
stillationen ausgeftlhrt werden konnten.
Durch Einstellen des Erlenmeyerkolbens
in kaltes /Wasser kann eine allenfalls
nöthige Kühlung bewirkt werden.
Die Anfertigung des Apparates hat die
Firma F. A. Ruhvlenz in Frauenwald
(Thüringen) übernommen.
Eisenbestmunnng in Extracttun
Ferri pomatL
Weder die Pharmakopoe noch die
Gommentare geben Prüfungemetboden
auf den Eisengehalt des Extraetum ferri
pomati an. Sollte es sich am Fest-
stellung des Eisengehaltes in diesem
Präparate bandeln, so verlort man
nach dem Veraschen des Extractes auf
die gewöhnliehe gewicbtsanalytische
Weise oder man schlägt folgenden W^
ein. Man verascht 3 g des Extractes in
einem Porzellantiegel, übergiesst die
braune Asche mit etwas Salzs&nre
und oxydirt mit einigen Kömchen chlor-
sauren Kalis. Darauf filtrirt man in ein
mit einem Glasstöpsel verschliessbares
Gefksa, giebt etwa 1 g Jodkalium hinzu
und stellt bei gelinder Wärme (etwa
40 ") etwa eine Stunde bei Seite. Darauf
titrirt man unter HinzuÄleung von etwas
StärkalOsnng mit NatrinrnthioBalfatlöanng.
Die jodometrische Beatimmung ist ge-
nügend genau nnd ftlhrt in kürzerer
Zeit zum Ziel als die gewichtsanalytisobe,
welche anch deswegen für den vorliegen-
den Zweck nicht ZQ empfehlen ist, weil
die Asche des Extractum ferri pomati
stets Phosphorsäure nnd auch Thonerde
enthält und man, wenn die Abtrennung
dieser Körper unterlassen wird, stets za.
hohe Besnltate erhält.
297
Ein Cubikcentimeier Zehntelnormal-
thiosulfat entspricht bei der volometrischen
Methode 0,0056 g Fe, oder 0,10 g Fe ent-
spricht 17,85 ecm Thiosnlfatlösong. Bei
einem richtig bereiteten Eitract, welches
im Dmrchscmiitt 5 bis 7 pGt Eisen ent-
hält, wird man demnach bei Anwendung
?on % g Eitract zur Bindung des frei-
gewordenen Jods etwa 18 bis 25 ecm
Zehntelnormalthiosulfat verbrauchen. Wie
übrigens der Eisengehalt in den Ex-
traeten der Apotheken variirt, mOgen
folgende Zahlen beweisen, welche mit
zwei aus verschiedenen Apotheken be-
zogenen Extraeten erhalten wurden:
I. 5,88 pCt II. 7,73 pCt.
Sollte der Eisengehalt der Tinctura
ferri pomati festgestellt werden, so wägt
man zO g derselben ab, dampft ein, ver-
ascht und verfahrt wie oben angegeben.
Es mbss jedoch darauf hingewiesen
werden, dass nicht alles Eisen aus dem
Extract in Lösung geht und die Tinctur
in der Regel im Yerhältniss etwas
schwächer gefunden wird, als das Extract,
aus welchem sie bereitet wurde. Es be-
ruht dies darauf, dass im Extractom ferri
pomati fast stets bemsteinsaures Eisen
enthalten ist, welches in verdünntem
Alkohol sich nur theilweise löst Die
Unlöslichkeit des Eisens kann zuweilen
sehr weit gehen, wie aus einem von
Mylius (Ph. C, 1888, Nr. 22) behandelten
F^e hervorgeht Ein von Mylius unter-
suchtes, kömiges Extraktum ferri pomati
besass einen Oesammteisengehalt von
8,08 pOt; hiervoji waren 5,96 pCt (!)
als bemsteinsaures Salz vorbanden. In
die mit , diesem Extract hergestellte
Tinctur waren nur 5,6 pCt Eisen über-
gegangen, trotzdem die Tinctur durch
sorgfUtiges Anreiben und häufiges Um-
schütteln hergestellt war. Die yon Hager
und Mylius geforderte Prüfung des Ex-
tractum ferri pomati dürfte demnach
Wohl in der nächsten Pharmakopöe-
commission zu erörtern sein.
Dr. 0. Schweissinger.
Eztraotuxn Colombo.
Ueber Untersucbung and Prüluog des Co*
lombo>£xtractet iit die Literatur eine ver-
btttaiMmStsig tpftrliclie. Die nacbfolgende
Prfifangsmethode'wird daber nm so mebtmit
Freuden begrässt werden.
Identit&ttreactiön: Man löst ein stecknadel-
kopfgrosses Stück Extract in so viel concdn-
triirter Salzsäure, dass eine bellgelbe Losung
resnltirt nnd setst 1 Tropfen ChlorWasser bin-
zu. Es tritt hierbei infolge der Anwesebbieit
des Berberins an der Oberfl&ebe eine mebi^
oder weniger -bidibeerTothe Färbung auf.
Uabergiesst man ferner eine Spur Extract mit
coBcentrirter Salpetersäure, so nimmt letztere
eine rotbe bis rothbraane Färbung* an.
•Um Beimengungen anderer - Eztritcte im
Colombo-Extraet nacbznweisen , kann 'man
bierzu mit Vortbeil das Verbalten zu FehÜng-
scber Losung benutzen. Die meisten Ettracte
redaciren nämlicb die FMmg'9cke Lösung,
wäbrend Colombo-Extract es nicbt tbut. '
Von den meisten übrigen Extraeten. unter-
scbeidet sieb das Colombo-Extract ' ftruer
durcb sein mikroskopiscbes Verhalten. ^Be-
reitet man niUnlich eine ' wässerige Lösung
derselben, so bemerkt man einen, in. Waiwer
nur scbwer löslicben kömigen' Niederschlag,
der, gesammelt und getrocknet,' oa. '20 pCt.
des verwendeten Extractes beträgt. Prüft man
nun diesen Niederschlag mikroskopisch, so
erscheint derselbe durehgebeadfe krjstalliniscb,
zum Theile aus farblosen Prisn^en bestehend,
der Hauptsache nach jedoch aub gelb- bis
braungeförbten Krjstall - Aggregaten. Setzt
man nun Ammoniak hinzu, so wird der gr^sste
Theil der braunen Masse gelöst, und das
Qesichtsfeld ist mit zahlreichen, oft sebr
schön ausgebildeten, prismatischen farblosen
Krjstallen erfüllt. Dass dieselben ausschtiess-^
lieh dem Colombin angehören ,' kann infolge
der Torhandenen Menge nicht angenommen
werden. Höchst wabvscbeii^licfa gehlen die*
selben einem Berberintalae an, Möglieherr
weise aber hat qaan es hier mit einem dritten,
bisher in der C<^ombowurzel noch nicht er^
kannten Körper zu thun. Für letztere An-
nahme sprechen namentlich die-FarUosigkeit
der Kiystalle, sowie der' Umstand, dass auch
in anderen Pflanzen' das Berberin oft von
mehreren anderen Alkaloiden begleitet ist.
Um den Gehalt des' Colombin und B^r-
berin im Extracte festzustellen, lost in an eine
bestimmte Menge desselben (1 bis 2 g) in
einem Porzellanschälchen in verdänntem AI-
kohol, setzt die zwei- bis dreifache Mengb
Kreidepulver hin^u und trocknet im VTa^ser-
bade ein. Aus dem getrockneten Pulrer'wird
298
danii das Colombin mit Aetber, das Ber-
berin mit Cbloroform extrahirt. Ersterer
Körper ist zwar bei dieser Methode mit etwas
Harz TeruDreinigt, dürfte jedoch für den hier
anzustrebenden Zweck hinreichend rein sein.
£i|ie in obiger Weise durchgeführte Prüf-
ung ergab folgende Resultate :
^ • • , f Colombin . . 0,70 pCt.
Colombowurzel ^ » . . o cn
( Berbenn . . 2,50 „
Eztraetausbente 10,00 ,
Wassergehalt des Extractes . . 8,29 „
Colombin 5,00 „
Berberin 13,60 „
Freie Säure in 1 g Eztract 129 mg EG H
Aschengehalt 12,35 pCt.
Kohlensaures Kali in der Asche . 92,2 „
W as schliesslich die Bereitungsweise betrifft,
80 wurde von Büta darauf aufmerksam ge-
macht ^ dass das spirituöse Extract in der
Wirksamkeit dem Pulver oder einem wässer-
igen Decoete nachsteht.
Femer wäre zu wünschen, dass für ein
Elztraet , welches so entschieden wie das Co-
lombo - Eztract zur Schimmelbildung neigt,
die trockene Form vorgeschrieben würde.
Fharm. Post 1887, Nr. 22.
üeber Spiritus saponatus.
Von P. G. Unna und W, H. Mielek.
Zu den Heilmitteln der Ph. Q. IL , welche
oiFenbar ohne Beihilfe eines Dermatologen
von Fach mit einer neuen Vorschrift ver-
sehen sind, gehört der Spiritus saponatus.
G^enfiber der Vorschrift der ersten Aus-
gabe:
Sapon. oleacei . . . 100
Spiritus 300
Aquae 200
nach welcher eine fast reine Natronseife in
stark verdünntem Spiritus gelöst wird, ver-
langt dieselbe als Grundlage des Seifen-
spiritns eine Kaliseife :
Ol. olivar 60
Liq. Kali caust. . . 70
Spiritus 300
Aquae 170
ohne an der Starke, der Concentration des
Seifengeistes zu rütteln. Denn die neue Vor-
schrift ist nach Maassgabe der alten berechnet
und dann abgerundet worden.
Der Ersatz der Natron - durch eine Kali-
seife ist gewiss als eine zweckmässige Ver-
besserung zu bezeichnen. Es ist damit nur
den seit langer Zeit bekannten und besonders
durch F. Hebra^s Empfehlung der Schmier-
seife zur Geltung gekommenen Vorzügen der
Kaliseifen vor den Natronseifen überhaupt
— wo eine stärkere Einwirkung auf die Haut
beabsichtigt wird — gleichsam die staatliche
Anerkennnng gegeben. Aber eine andere
Frage ist es, ob die gewählte Form der neuen
Vorschrift auch dem in dieser Richtung beab-
sichtigten Fortschritte wirklich entspricht,
und diese Frage müssen wir entschieden ver-
neinen.
Zur Zeit der ersten deutschen Pharma-
kopoe war kein Dermatologe im Zw«fel,
dass er zu therapeutischen Zwecken unter
allen Umständen den Hebra^Bchen Kaliseifen-
geist dem Natronseifengeist der Pharmakopoe
vorzuziehen habe. Als nun die Vorschrift
der zweiten Pharmakopoe erschien und man
glauben konnte, von nun an statt eines
officiellen Scheins eifengeistes und eines aller-
dings nichtofficiellen aber wahren, wirksamen
Seifengeistes daneben nur noch eine einzige
ausreichende Vorschrift zu einem brauch-
baren Seifengeist zu besitzen , fand man sich
bald getäuscht.
An die Fersen des beabsichtigten Fort-
schrittes hatten sich drei Bückschritte ge-
heftet, welche jenen illusorisch machten.
Zunächst hätte man von der vorzüglichen
Hebräischen Vorschrift des Spiritus saponatus
kalinus lernen sollen, dass die Concen-
tration des Seifengeistes eine erheblich
grössere sein muss , als sie die erste Pharma-
kopoe verlangte. Diese setzte das Verhältniss
von Seife zur Flüssigkeit fest wie 1 : 6.
Die Hamburger Pharmakopoe von 1852 —
wie viele ältere Pharmakopoen — die Pro-
portion 1 : 5.
Sapon. oleacei . . . 100
Spir. vini rectificat. . 300
Aq. Rosarum • . . 100
Der J?e&ra'sche Seifengeist schreibt aber
bekanntlich eine Proportion von 2 : 3 vor.
Die betreffende Stelle in Hebra^n Lehrbuch
(erste Auflage, 1860, S. 299) lautet:
„Um den unangenehmen Geruch, welchen
jede Schmierseife besitzt, zu entfernen, kann
man dieselbe, u. z. in dem Verhältniss von
zwei Theileu Schmierseife und einem Theile
Alkohol in letzterem auflösen , dieee Löcnng
filtriren und abstehen lassen und dann mit
299
einem beliebigen wob Iriecb enden Spiritas,
z. B. Spirit. lavandul., parfQmiren/^
Der Hebra*Bche , wirksame Seifengeist ist
also zunächst etwa viermal so stark wie
der officinelle, relativ sehr unwirksame.
Sodann ist derselbe erbeblich wasser-
arm e r, wie aus einer Vergleicbung der Vor-
schriften hervorgeht, und der Ersatz des
Wassers durch (mögliebst wasserfreien)
Spiritus trägt ebenfalls dazu bei , das Ein-
dringen des Seifengeistes in die Hornschicht,
die Wirksamkeit desselben zu erhöben.
In dritter Linie ist der Z/e&ra'sche Seifen-
geist, wie seine Muttersubstanz, die Schmier-
seife, eine stark alkalische Substanz
and als solche sehr geeignet, die Hornschicht
zu durchdringen , dieselbe zu erweichen und
für die Aufnahme anderer Medicamente vor-
zubereiten. Bei der Vorschrift der zweiten
Pharmakopoe ist hingegen das Bestreben er-
sichtlich , eine möglichst neutrale Oelseife zu
erzielen. Die Autoren derselben hätten sich
klar machen sollen , dass die Idee eines
Seifengeistes an sich eine milde
Wirkung ausschliesst. Wer anstatt
einer neutralen Natronkemseife einen Seifen-
geist therapeutisch (nicht zur blossen
Reinigung) anzuwenden bescbliesst, wünscht
eben eine möglichst starke Seifenwirkung
herbeizuführen und wird, wenn die Indikation
überhaupt richtig gestellt war, vor der Alkales-
cenz des Präparates so wenig zurückschrecken,
wie vor der starken Concentration des be-
nutzten Spiritus; er wird im Gegentheile
diese Vortheile zu benutzen wissen. Die Vor-
schrift der zweiten Pharmakopoe mag daher
wohl die Augen eines Theoretikers erfreuen,
in der Praxis hält sie mit der einfachen alten
Vorschrift von Bebra ebenso wenig einen
Vergleich aus, wie die der ersten Pharma-
kopoe.
Diese Gründe haben uns bestimmt, auch
nach dem Erscheinen der zweiten Pharma-
kopoe an dem einmal für richtig befundenen,
von Hebra eingeschlagenen , bewährten Dar-
stellungsmodus festzuhalten und als „Seifen-
geisf ausschliesslich den nach folgendem
Recepte dargestellten in Anwendung zu
bringen :
Sapon. viridis . . • 100
Spirit. 960
vel Alcohol. absoluti . 50
eine Vorschrift, die wir zugleich eindringlich
zur Einführung in die dritte Auflage der
deutschen Pharmakopoe und zwar nicht
neben der bisherigen Vorschrift, sondern
als die ausschliessliche, empfehlen
möchten.
Wir glauben, diese Empfehlung noch durch
einen weiteren Umstand begründen zu sollen.
Der „Seifengeist** nach dieser, der Hebra-
sehen, Angabe angefertigt, besitzt nämlich
noch die sehr werthvolle Eigenschaft, ein
vorzügliches Lösungsmittel für eine
Reihe differenter Stoffe zu sein, unter denen
sich besonders auch mehrere, heutzutage
häufiger gebrauchte Vehikel und Lösungs-
mittel gewisser Medicamente befinden.
Der Seifengeist löst nämlich von
Chloroform,
Ol. Terebinthinae,
Pix liquida,
Aether Petrolei,
Benzin,
Aether
bis zu gleichen Gewichtstheilen auf oder so-
gar noch mehr. Von
Carboneum sulfuratum
ein Fünftel des Gewichtes bei gewöhnlicher
Temperatur , etwa zwei Fünftel bei Körper-
wärme.
Diese Eigenschaft besitzen die nach den
Vorschriften beider Pharmakopoen her-
-gestellten Spiritus saponati nicht.
Gewiss ist es aber von hohem Werthe für
die Dermatotherapie , dass man Stoffe und
Medicamente, welche in Chloroform, Aether,
Petroleumäther und Terpentinöl löslich sind,
wenn sie sich in alkalischer Lösung halten,
bis zu einem gewissen Grade auch mittelst
desselben in dem Seifengeist zu lösen ver-
mag.
In dieser Hinsicht zeigt unser ,, Seifen-
geist'* eine gewisse Aehnlichkeit mit den
ricinosulfoleinsauren Alkalien (neuerdings
unter dem Namen Polysolve patentirt), dem
Türkischrothöl der Färber und anderen, mehr
oder weniger unreinen Sulfosalzen der Oel-
säure, welche theils wegen ihres ausgedehnten
Lösungsvermögens, theils wegen ihrer Seifen-
natur ebenfalls gewiss die Beachtung der
Dermatologen verdienen.
Monatsh. f. prakt. Dermatologie 1887, 11.
Ol. Lavandul.
Sft
soo
Oeutsohes RosenöL
V.oD Dr. A, Ganswinit
Das bisher im Handel befindliehe Rosenöl
war türkischer Herkunft. Zu dem an und
fQr sich schon sehr theueren Producte und
den kostspieligen mit Risico rerknilpften
Transport - Spesen gesellte sich stets das un-
heimliche Bewnsstsein, Dank der Verschmitzt*
heit der Orientalen , ein ,, verschnittenes^*
Rosenöl erhalten zu haben. Die verschiedenen
Prufungsmethoden erwiesen sich , bei Lichte
besehen, alle mehr oder minder unzuverlässig
Wer auf Grund der bekannteren Prüfungs-
methoden glaubt, ein reines Oel vor sich zu
haben, dürfte meist ein ,, Reingefallener** sein.
Auf die bekannteren Vermischungen und wie
die schlauen Orientalen es anfangen , auch
den routinirten Fachmann zu täuschen, davon
vielleicht an anderer Stelle. Zudem, wie will
man ein Oel als verfälscht bezeichnen , so
lange man kein absolut reines Oel vor
sich hat. Wer aber garantirt für Reinheit V
Der Orientale schwört beim Bart des Pro-
pheten, das Oel sei völlig rein, abgesehen
natürlich von dem Gebalt an Walrath und
Pelargoniumöl , worüber des Sängers Höf-
lichkeit schweigt. So lange wir RoaenÖl
nicht selbst destilliren, so lange vor unseren
Augen und unter unseren Händen kein Ol.
Rosarum gewonnen wird, so lange können
wir auch nicht behaupten, reines, von Ver-
fälschungen irgend welcher Art unbedingt
freies Rosenöl vor uns zu haben.
Vor einer Selbst -Destillation ist man aber
zurückgeschreckt; man glaubte der türkischen
Concurrenz nicht allein nicht begegnen zu
können , man glaubte auch , dass unsere
heimischen Rosen nicht den süssen Duft der
türkischen und persischen hätten, und dass
endlich bei uns nicht genug Rosen vorkämen,
um eine Destillation vornehmen zu können.
Diese acht deutschen Gewissens - Scrupel
haben die Destillation deutschen Rosenöls
bis zum Jahre 1 885 verhindert. Im genannten
Jahre endlich haben zwei deutsche Firmen
den Versuch gemacht, deutsches Rosenöl
fabrikmässig zu gewinnen und — mit über-
raschend günstigem Erfolge. Die Ausbeute
betrug nach den Angaben der Gebr. Schult-
heiss in Steinfurth 0,64 pro mille von Cen-
tifolien - Rosen , 0,24 pro mille von Bour-
bon-, Remontant- und Thee- Rosen; in dem
Berichte von Schimmel <& Co. in Leipzig
fehlt eine Angabe über das quantitative Re-
sultat. Beide Fabrikanten aber geben unab-
hängig von efnander an , dass das gewonnene
Oel das türkische an Feinheit des Aromas
sowohl, al0 ^b Ansgfebi^eit bei Weitem
übertreffe. Beide Firmen geben überein-
stimmend die Gefrierb&ckeit des deutschen
Rosenöls bei + 32 ^ C. an , während das
türkische erst bei ^2Q^ (^. erstarrt.
W iedcr ein Zeichen deutschen Anfschwungs!
Amorphes Gocidn.
Es war schon häufiger darauf hingewieseo,
dass neben den in den Cocablättern ent-
haltenen Alkaloiden Cocain und Hygrin noch
ein drittes amorphes Alkaloid enthalten sei,
ja, dass häufig dieses sogar in überwiegender
Menge erhalten wurde.
Das betreffende amorphe Alkaloid sollte
jedoch dem Cocain ganz ähnliche Wirkungen
haben und wurde von Squibb als amorphes
Cocain erklärt. Dr. Stockmann hat nun
nachgewiesen, dass das vermeintliche amorphe
Alkaloid ein Gemisch von Cocain und Hygrin
sei.
Die Trennung der beiden Körper ist
ausserordentlich schwer, wenn bei der Iso-
lirung der Alkaloide dieses amorphe Salz,
ge wisser maassen eine Lösung des Cocains
in Hygrin, sich erst gebildet hat. In der
ersten Zeit, als das Cocain in der Therapie an-
gewandt wurde, waren die meisten Präparate
auf dem Markte hygrinhaltig, seit längerer
Zeit wird jedoch von Deutschland aus Cocain
von vorzüglicher Reinheit krystallinisch ge-
liefert , während auf dem englischen Markte
noch immer amorphe Präparate zu sein
scheinen. —^g
Chem. Drugg J887. 518
Neue Drogen und Pflanzenstofie.
Aus der in Nord - Amerika heimischen
Hydrangea arborescens, die gegen
Blasenstein Verweudungfindet,hatJ?ondurafi^
ein Glykosid isolirt. Das alkoholische Eztract
wird zur Entfernung von fettem Oel mit
Petroläther und zur Entfernung von Farb-
stoff in Wasser gelöst, angesäuert und mit
Chloroform ausgeschüttelt. Zur Gewinnung
des Glykosids, des Hydrangins, wird die
saure Eztractlösung mehrmals mit Aether
ausgeschüttelt, der beim Verdunsten dasselbe
in Nadeln zurücklässt.
SOI
Auf Züftatz Ton Alkali zu dem Hydrangin
tritt eineii^tenBiTe blaue Fluoreacdiiz auf, tlte
beim Ztiaatz Von Säure verscbwindet/ Das
Hydrangin Bcbmilzt bei 1235 ^ C. ntvd sublimirt
ohne ^er«etzuug. In cobcentriTter Sebwefel-
säure lo8t Bicbr das Hydrangiu ftu*bIos, welche
Lösung sich auf Zusatz eint r geringelt M^kige
von Raliumbichromat purpurrotb ; naeh
einigen Minuten yfolett förbt, und durch Zu-
satz einiger Tropfen Wasser eine olirengrüne
Färbung annimmt, die allmälig verschwindet.
Das auB Hydrangea arborescens dntch Pet^ol-
äther ausziehbare fette Gel entwickelt bei
Einwirkung ron Alkali oder concentrirter
Schwefelsäure einen Zwiebelgeruch ; Blei-
papier wird von dem fetten Gel geschwärzt.
Jaurn. de Pharmacie et de Chimie 87^ i71.
Die Samen von Salvia urticaefolia
und einigen anderen Salvia -Arten finden in
Mexico und Califomien , der Heimath der
Stammpflanzen, Anwendung als Nahrungs-
mittel und zur Bereitung eines kühlenden
Getränks , indem sie eine halbe Stunde lang
in das Trinkwasser eingelegt werden. Die
Chiasamen, wie sie in der Heimath ge-
nannt werden, sind kleiner als die Samen
von Flantago Psyllium und in Gestalt den
Leinsamen ähnlich. Sie enthalten einen
Schleim , den sie leicht an Wasser abgeben,
indem sie dabei auf das doppelte Volumen
anschwellen , ausserdem ein dem Leinöl ähn-
liches fettes Gel. Die mezicanische Pharma-
kopoe nennt als Stammpflanze Salvia
Chian. s.
Joum. de Pharmacie et de Chimie 87, S60.
üeber einige Bestandtheile der
Cortices Aurantii amari.
Tanret (Compt. rend. 102, 518 bis 520;
hat aus dem mit GOgrädigem Alkohol bereite-
ten Eztract 5 Bestandtheile erhalten:
1. ein Krystallpulver, geschmacklos, unlös-
lich in Wasser und Aether, löslich in 100 Th. ;
heissem Alkohol und 60 Th. Chloroform,
so wie in Alkali, aber nicht in Ammoniak^
von der Formel €22^28^7'
2. £in Harz, erweicht bei 12 <>, ist äusserst
bitter, löst sich leicht in heissem Wasser,
Aether, Chloroform, Alkohol, und giebt mit
Schwefelsäure Gelbfärbung.
3. Isohesperidin, C^H^^Ol^, dem Hes-
))eridin-tsOil[fet^ untel-seheidet sic^ votif dietiem
bittsichtKch'seiofer EÖsIiebkeit. • •'-
4. Auranttam'arm, ' «in Ottrcosid, löslich fn
Wasser und Alkohol , nicht löslich in- A^h^r
und' Chloroform: t)iei'^ Au ¥ant4^m'ttt<in
ist der eigentliche Bitterstoff der PomoMnifött-
schale. Df^'Atife^eute beträgt 15 las 95
pi^o mitle'; i. . I »
5. Hesperidin. Dieses befindet sioh in
Aurantiaitaarfn gelöst ; 5 Th. Aurantiamarin
in 20 Th. Wasser lösen 1 Th. Hesperidin.
Analyse der Asche von Eadix
Ipecacuanhae.
H, E. Munus hat die Analyse der Asche
einer Wurzel von Ipecacuanha mit nor-
malem Emetingehalt ausgeführt und folgende
Resultate erhalten.
Gesammtmenge der Asche 3,22 pCt. In
100 Th. der Asche sind enthalten :
Kieselsäure 31,98
Eisen und Thonerde . . 3,53
Kalk 15,98
Magnesia 4,57
Phosphorsäure .... 6,19
Alkalien 13,80
Schwefelsäure .... 4,84
Chlor 1,56
Kohlensäure 15,25
Unbestimmt, dabei Spuren
Maugan 2,30
100,00
—08— Chem, Brugg. 1887, 518.
• . _ _
Zur quantitativen Bestimmung
des Theins in Theeblättern
schlägt Lösch folgende Methode vor, die sich
ihrer Einfachheit wegen auch zur Darstellung
des Theins verwenden läset: 10 bis 20 g
Theeblätter werden zweimal mit Wasser aus-
gekocht, der Auszug filtrirt und die aus-
gezogenen Blätter so lange mit heissem
Wasser ausgewaschen, bis letzteres farblos
abläuft. Hierauf wird das Filtrat mit dem
l'/.i fachen Gewicht der zur Analyse ver-
wandten Blätter gebrannter Magnesia im
Wasserbade zur Trockene verdampft. Der
Rückstand wird fein pulverisirt und mit
Chloroform heiss ausgezogen. Der Chloro-
formauszug wird concentrirt, in einem tarirten
Becherglase zur Trockene verdampft, der
302
Bfickfltand bei 100 bis 105 '^ getrocknet und
gewogen. Das The'in erhält man auf diese
Weise vollkommen farblos und ohne jeden
Verlust.
Bei Anwendung der Methode zur Dar-
stellung des Thei'ns kann selbstverständlich
der grösste Theil des verwandten Chloro-
forms durch Destillation wieder gewonnen
werden. g
Pharm. 2M, f. Ruisi,
Innerliche Anwendung
des Kreosots.
Nachdem Fräntzel das Kreosot zur in-
neren Anwendung bei Lungentuberkulose
empfohlen , bringt Guttmann nach der Bcrl.
Klin. Wochenschrift (1887, Nr. 23) dasselbe
in folgender Form zur Verwendung:
Kreosot .... 1,0,
Aeth. acet. ... 2,0,
Tinct. aromat. . . 2,0,
Syr. simpl. . . . 25,0,
Aq. destili. q. s. ad 100,0.
M. D. S. Dreimal täglich 1 Theelöffel in
V2 Weinglase Wasser mit 1 Theelöffel Him-
beersyrup. Vordem Gebrauch umzuschutteln.
Der Patient erhält so 0,05 Kreosot pro
dosi.
Lublinsky verschreibt das Mittel intern fol-
gendermaassen :
Kreosot 2,0,
Alkohol,
Aq. Menth, pip. ää 100,0.
M. D. S. Zwei- bis viermal täglich 1 Ess-
löffel. — Seltener:
Kreosot 2,0,
Ol. Jecor. Asell. 100,0.
In kalter Jahreszeit 1 bis 2 Esslöffel täglich.
dicke verdunstet und hierbei Verluste von
2,4 bis 5,0 pCt. des Qlycerins gehabt.
Hehner hält diesen Versuchen gegenüber
nunmehr jedoch seine Behauptung, dass
Glycerin mit den Wasserdämpfen sich nicht
verfltichtigt , aufrecht, und sagt, dass nur
beim Eindampfen zur Trockne Glycerin
fortgehe.
Nach den neueren Versuchen von Hehner
findet eine Verflüchtigung von Glycerin nicht
statt , wenn eine Lösung weniger als 50 pCt.
Glycerin enthält, dieselbe beginnt dagegen,
wenn die Concentration über 70 pCt. beträgt.
Diese Mittheilungen beziehen sich auf die
siedenden Flüssigkeiten, welche über 100^,
meist 115 bis 116*^ C. hatten. —os^
Analyst April 1887.
Wirkung des Ammoniaks und
Wassers auf Chloroform.
'SsLch Andre (Compt. rend. 102, 553) wirken
Chloroform und Ammoniak in mindestens
6 Stunden bei 200 bis 225 <^ nach folgender
Gleichung auf einander ein : 2 CHCI3 -f
7NH3+ 3H20=CO 4- NH4CI 4- CHO2 . NH4.
(Ammonformiat.) Erhitzt man Chloroform
5 Stunden mit 10 Vol. Wasser auf 225 ", so ent-
steht Kohlenoxyd, Salzsäure und Ameisen-
säure, dt.
Ueber die Nichtflüchtigkeit
des Olycerins mit Wasserd&mpfen.
0. Hehner hatte schon früher dargethau,
dass sich aus verdünnten Glycerinlösungen
beim Erhitzen, resp. beim Eindampfen auf
ein gewisses Volumen Glycerin mit den
Wasserdämpfen nicht verflüchtigt. Kessler
und Barth hatten darauf (Zeitschr. für anaL
Chem. XXI u. XXUI) Versuche veröffentlicht,
in welchen sie die Flüchtigkeit des Glycerins
zu beweisen suchten. Diese Autoren hatten
0,5 bis ^,Oprocentige Lösungen zur Syrups-
Wirkung der
auf TerpentinöL
Nach Lextreit (Compt rend. 102, 555 bis
557) wirkt Pikrinsäure in der Kälte nicht
auf Terpentinöl; bei 150^ tritt lebhafte Beac-
tion ein , und wenn man nach kurzem Auf-
kochen die Flüssigkeit erkalten lässt, so fällt
eine gelbe Masse aus, aus der sich durch
Waschen mit kochendem Alkohol farblose
Blätter von der Zusammensetzung C^qH^^
(CqH3N02)302 erhalten lassen. Die Rrystalle
sind nicht in Wasser , sehr leicht in sieden-
dem Alkohol und Aether löslich; durch
Kochen mit Kalilauge liefern sie ein Bomeol
als weisses Sublimat, welches bei 200 ^
schmilzt, bei 211 ^ kocht, mit Salzsäure eine
durch kochendes W^asser zersetzbare Ver-
bindung eingeht und mit Salpetersäure ein
nach Geruch und Zusammensetzung mit
liaurineeDkampfer, nach Schmelz- und Siede-
punkt mit gewöhnlichem Kampfer überein-
stimmendes Product giebt. jf.
30^
Zwei bequeme Methoden zur
Bantellnng yon chemisch reinem
Wasserstoff und chemisch reinem
Kohlenozyd.
Schwäre (Ber. d. deatseh. dem. Gesell-
schaft XIX, 1140) empfieblt folgende Me-
thoden.
Gebrannter Kalk -wird dnrch Befeuchten
mit wenig Wasser, Absieben nnd Trocknen
bei 100 o C. in Hydrat übergeführt. Ver-
mengt man 22,8 g hiervon mit 20 g Zink-
staub, erhitst im Verbrennnngsrohr im Ver-
brennungsofen massig, Ton hinten fort-
schreitend , so erhält man nach der Formel
Zn -f OaOgHg =Zn04-CaO -f 2H eine regel-
m&Mige Entwickelang sehr reinen
Wasserstoffs. Die Ausbeute betrügt circa
5200 ccm.
Mengt man den Zinkstanb mit einem
gleichen Molekül Calcium-Carbonat (Kreide),
so erhält man unter gleichen Verhältnissen
die nahezu theoretische Menge fast chemisch
reinen Kohlenozjdgases. Zn+CaCOg^ZnO
-f CaO -l-CO. 20 g Zinkstaub mit 30 g Kreide
geben 6820 ccm Kohlenoxid. dt
Herstellung von Baryomhydrat
Nach einem Eugh Lea PaUinson paten-
tirten Verfahren wird einer Lösung von
Barjnmsulfid in äquivalentem Verhältniss
Manganoxyd zugesetzt und Luft durch die
Mischung geblasen. Ungefähr 66 pCt. des
Baxyums werden in Hydrozyd umgewandelt,
etwa 33 pCt. in unlösliches Trisulfid, Ferner
scheiden sich etwa 33 pCt. des vorhandenen
Schwefels ab. Dieser Schwefel wird durch
Lösen in Naphta aus dem Niederschlag ge>
Wonnen, das zurückbleibende Manganozyd
dient zur Zersetzung einer frischen Portion
Barjumsulfid. Durch die Imprägnirung mit
Naphta wird die Bildung von Hyposulfid ver-
ringert und die von Baryumhydrat bis auf
BO pCt. gebracht. dt,
Chem. Industrie 18S6, 51.
Rande so abgeschrägt sind, dass sie sieh
einem 60 gradigen Trichter genau anlegen.
Als Material hierzu tempfiehlt Verf. reines
Nickel, auch haben sich Siebplatten aus
Spiegelglas vorzüglich bewährt, desgl. Platten
von Porzellan, welche auf der oberen Seite
glasirt sind. Beide sind sehr reinlich und
widerstandsfähig.
Durch Verwendung dieser Siebplatten in
Verbindung mit der Wasserlnftpumpe wird
eine Einrichtung hergestellt, welche sich in
ihrer Wirkungsweise der Filterpresse nähert
und zu präparativen Arbeiten geeignet ist.
Beim Filtriren werden diese Platten mit
Filtrirpapier belegt, wobei man zweckmässig
nicht eine, sondern zwei Lagen Papier ver-
wendet. Das Papier muss sehr stark und
langfaserig sein. Verf. benutzt für Jede
Filtration zwei Scheiben von 42 und 46 mm
Durchmesser, welche sich beim Befeuchten
und Ansaugen vollkommen glatt an Sieb und
Trichter anlegen. Da die Papierscheiben un-
gleich gross sind, so bilden sie keinen Wulst.
Auf das so entstandene Papiersieb wird die
zu filtrirende Masse aufgegossen. Die Fil-
tration erfolgt ausserordentlich rasch und der
abgesaugte Krystallbrei kann sehr voll-
kommen ausgesüsst und mit einem Spatel
zusammengedrückt werden. Nach Beendig-
ung der Filtration bedeckt man den Kuchen
mit einem passenden Uhrglas, hebt den
Trichter aus dem Saugkolben, kehrt um und
klopft an dem Trichter oder bläst in den-
selben. Der Krjstallkuchen fallt dann auf
das Uhrglas und kann nach Entfernung des
Siebes und der beiden Papiere sofort getrock-
net werden. — Handelt es sich um die
Filtration von Körpern, welche in alkoholischer
oder ätherischer Lösung suspendirt sind, so
muss nach dem Anfeuchten des Papiers das
Wasser dnrch Alkohol resp. Aether ver-
drängt werden. dU
Ber. d. deutsch, diem, GeaelUch, 1886, 318.
Eine neue Filtrirvorrichtang.
Von 0. Witt
Veif. schlägt vor, den Bungen^aehen Platin-
conus durch runde siebfÖrmig durchlöcherte
Plattes TOD 40 mm Durchmesser nnd 4 bis
5mm Dicke zu ersetzen, welche an ihrem
Brinck's Oas-WaiohgefiUiB
fta Kohlensäure -Entwickelnngs«
Apparate.
D. B.-P. 33 117. B. hat sich ein Gas-
Waschgefäss patentiren lassen, dessen Ein-
richtung aus umstehender Zeichnung zu er-
sehen. Das Waschgefäss B besitzt einen
von dem unteren mit Waschflüssigkeit ge-
füllten Räume durch Zwischenboden h ab-
gettennten Steigraom f, in welchem sich diw
Waschmuur bei eintretender Dmckvermin-
derong im EntwiekelangigefiUa A durch
Rohr g ergiesst, so dass ein directes Ueber-
äaagen des Waschwauera durch Kohr e nach
A vermieden wird. dt.
AuB französischen Journalen.
Einer Ton Boymond eaBunmengeatellteii
Tabelle, welche die von verschiedenen Phar-
makopoen anfgenommenen Chininealse
nach ihrer L5elichkeit, Qehaltan SBure und
Base , KryatallwAuergehalt aufHibrt , ent-
nehmen wir folgeade NotiEen.
' NachTerzei ebnete Cbinintalze enthalten
Chinin in Procentep und lösen lich ;
r i. „ \ Th. laii
in nrt '" *"*"
Chininhydrat. ....
85,72 1670 Th.
- aietrt. . . . .
B4^7 sehr wenig 1.
- liTArochlorid
.- hirtat. .
81,71 81,40
78,86 10,29
— hjdrobromid (ha-
Biaches) . ■ .
76,60 45,02
- nlerUnkt. . .
76 JH 88,70
74,81 661
71>0 3,30
— solfoTinat . . .
— aneniat ....
69,38 sehr wenig 1
- paliejlat (basisch)
68.79 868
' - dtrat .....
67,06 820
■ . — hydWbromid (neu-
tral) ....
60,67 6,83
^ SMlfkt (mettral) .
60,12 8,81
56,05 sehr Wenig 1
— . fenocTBÖid . . .
(Wie iMcht enichtlich, iat der Gehalt an
Chinin nur aus der Formel bereebnet ond
läsat die Schwankungen, die durch Gehalt an
Nehenalkaloiden eintreten , nnbertickeichtigt.
Immerbin sind die Terzeichneten Zahlen für
die Beurtbeiluag der vencbiedenen Piäparate,
also für den Werth denelbon als Chinin-
pnparat, abgesehen von der damit ge-
bundenen Säure , sowie Tür die Bemessung
des Preiiwertbes mittheilens werth. Ref.) «.
Arehiveg de Fharmacie 87, 145.
Als Schutzmittel gegen die Hunds-
itb empfiehlt Femandes in Barcelona,
auf Grund Ton Beobachtungen und Verancben
Hunden, Impfongen mit Schlangen-
gift
ArcJtive» de I^arm. 87, 188.
isensalicflat empfiehlt BraähwaiU
gegen Durchfall der Kinder und gieht folgende
Formel hierfür an : Eisensnlfftt 1,298 g,
Natrinmaalic^lat 1,2 g, Glycerin, Wasser, Ton
jedem 90,0 g.
Das Eisensnl&t und Natrinmsalicjlat sind
getrennt xa losen und hierauf zu miscbea.
Die Dose betrSgt 15,0 g alle Stunden , bis
der Stuhlgang schwarz encheint , bieraaf in
längeren, Zeitpauaen. ■.
Journal de Fharw. et de Chimie 87, 433.
Die Ton .Auger beobachtete Thatsache,
dasi Hiztnren ans Chinaeitract nnd
Borax einen krümeligen Niederschlag
geben , retanlasste Demanare an Tersnchen,
diesen Uebelstand abzustellen. Er fand, dass,
wenn man das Cbinaeitract im gleichen oder
doppelten Gewicht Oljrcenu auflöst , Borai
nicht mehr im Staude war, aus den Mixturen
die Chinaalkaloide auszufSllen. g,
Archives de PAorm. S7, 196.
Zur Herstellung von Pillen mit Ex-
tractum Pilicis «etheream empfiehlt
Cayanx Magnesia usta , deren Anwendung
bei Balsamom Copaivae Ittngst bekannt ist;
nach längerem Stehen, je nach dar Menge der
zngesetrten Magnesia, ist die Hasse fUiig, iu
Pillen geformt au werden. Gewicbtsveritftlt-
nikse sind leider nicht angegeben. «.
Journ. de Fharm. et de Chimie 87, 367.
Van de Tdde TerSffentlicbt im „Cercle
pharm, de Harne" eine Vorschrift Eur Be-
reitung eiitei lange haltbaren Eisenjodnilös-
nng : 20,0 g Jod, 10,0 g Eiaenpulrer, 30,0 g
Wasser werden in bekannter Weise auf «in-
: ander einwlrheB gelassen, in 75,0 g GlTeari»
305
filtrirt und' die Mischung hierauf im Dampf-
bad bis- auf 100,0 g eingedampft. Dar er-
haltene Präparat - stellt naeh vt^n de Vdde
eine klare, grüne Lösnng dar, die 25 pCt.
Eisenjodär in Gljcerin gelöst enthlUt. —
Nach Angabe des Referenten des Journal de
Pharm, bewährt sich die 'gegebene Vorschrift
nicht , da sich die Losung bereits wäh^nd
des Eindampfens'brfii^n färbt. . s.
Journal üe ^kflrmade d^Msace-Lorratne S7, 68.
•Zur Bei^eitung d^s .Gollodiums giebt
Blacher folgende Vorschrift: CoUodiumwolle
10,0 g, Aether 100,0 g, Aethylnitrat' 5,0 g,^
Alkohol ^50 35,0 g. Das . nacb dieier Me-J
thode dargestellte CollDdinm soll gegenüber:
dem gewöhnlichen , ohne ZüsatK von Aethyl«:
nitrat dargestellten, sich dadurch auszeichnen,
dass es eine sehr dünne , elastische und gut
anhaftende Collodiumhaut liefert.
Die olben^pgeg^bene^l^llj^ä de» Aethjl;
niträts darf nicht überschritten,. w^r^en, dar
das Collodium sonst reizende; und' hauK
röthende Eigenschaften erhält. . ' 8,"i
Joum, de Pharm, et de Chimie 87, 365. .'.
Hiscellen.
üeber die Entstkndnng
vegetabilischer Stoffe durch
Salpetersäure.
Von E. Haass.
Verf. hat durch eine Reihe von 23 Ver-
suchen nachgewiesen, dass die ge wohn-
liche Salpetersäure des Handels
(Scheidewasser von durchschnittlich 36 ^
Beäunii) .bei der Jetzigen Verpack-
Tingsweise in Glasballons, welche in mit
Stroh ausgefütterten Körben ans Weiden-
geftecht stehen, als schlechthin feuer-
gefährlich SU bezeichnen sei. Durch
einen kleinen Riss im Ballpn und Aus-
sickern der Säure in die Strohumhüllung tritt
anter gewissen Verhältnissen Selbstentzünd-
ung ein. Verf. weist sogar nach, dass die
Möglichkeit einer Entzündung selbst noch
für erheblich schwächere Säuren, mindestens
bis herab zu 2d^ Beaumi, beim Zusammen-
trieffen derselben ikiit trockenem Verpackungs*
material gegeben sei. In den Fällen, wo es
bis zu einer Entzündung nicht kommt, tritt
wenigstens Erhitzung 7 unter hörbarem Kni-
stern, deutliche Ranch-Entwickelung, und je
nach dem Loftzutritt mehr . oder jninder
starkes Glühen und Verkohlc^ng ein. Diese
Erfahrungen legen die Nothwendigkeit einer
anderen Verpackungsmethode nahe und em-
pfiehlt Verf. statt der Körbe Kisten zn ver-
wenden, und statt des Strohes oder Heues
Infusorienerde oder Schlackenwolle. dt.
Chem. Indmtrie,
Ziun JUBinigen von Büretten^
welche infolge ei|»ex der Glaswandung .an-
lisitenden Fettschicht die üble iBigensi^haft
des Netzens zeigen, empfiehlt C Mohff in.
dieselben eine ziemlich starke Lösung Ton!
Kaliumpermanganat einzufüllen, siel bis 2'
Tage darin stehen zu lassen, und, nach de^a^
Entleeren die Büretten mit verdünnter S.alz-
säure und Wasser zu spülen. — Nach unserenr
eigenen Erfahrungen ist unter Umstä^aden die"
Entfernung etwa gebildeten Mangan supet-^
Oxydes lästig. Dagegen wenden' wir seit;
Jahren nachfolgendes Verfahren mit bestem'
Erfolg an: Man mischt eine kalt gesättigte
Kaliumbichromatlösung mit dem gleichen'
Volumen concentrirter Schwefelsäuriä y hängt
die Büretten in die erkaltete Flüssigkeit und'
saugt diese in geeigneter Weise auf. Je nach
dem Grade der Verunreinigung ist die Reinig-
ung in 6 bis 12 bis 24 Stunden erfolgt, man
lässt die Flüssigkeit ablaufen und spült mit
Wasser nach. Die Mischung lässt .sich
natürlich aufbewahren. Nicht' unwesentlich
ist, dasff man bei diesem Verfahren gar .keine
Veranlassung hat, die Hände mit der Reinig- ■
ungsflüssigkeit in Berührung zu bring'en.
Pharm. Zeitung* :
Das Oift vder ^tenniieBBel.
Die bisher geläufige Annahme, dass die\
Brennhaare der Urtica, ^dioica und ureris.
Ameisensäure enthielten und dass diese die.
Ursflche-^4ea'Bre|ln^s«flei, wird voncDr. Q.
BoberUmit in Wie(^ dad^urph widerlj^t^4ass
er. nachweist, V die Aäieisensänre könne, gar,
nidbt in^ 490. kleinen Mengen spjc^e Erschein-
ungen, hervorbringen., -.t^ac^ de|i Beobacht-
ungea..J3a&erZaiu2^s befindet.. aich_ln.jilen
Qrei^^aaröA eV^e elireUiilkrtige Substanz,
weiche duteli' küeheafdes WaSfeer<verlegt wird.
306
Die reisende Subitaos ist walirscbeinlieli ein
Ferment. A» W.:Bennett in London schliesst
8ieh den AfisfQhrnngen Haherlandfn an nnd
glaubt, daA auch bei den.TieIen baatreizen-
den tropiicben Pflanaen die Sacbe äbnlich
liege. — og—
Pharm. Xiurn. Trausact. 1887, Nr. 867.
Offene €orre§pondenz.
€• m8« Hydronaphtol (Pharm. Centndb.
27, 259) soU sich Tom Betanaphtol (Scbmelz-
pnnkt 122 <> C.) durch den 8comelzpnnkt von
177 0 C. und die Beaction mit Eisencblorid
nnterscheiden. Betanaphtol ^ebt mit sehr Ter«
dfinnter EisepchloridlOsnng eme hellgrüne Färb-
QDg, Hydronaphtol dagegen eine branngelbe
Färbung.
S. in 0« Der por Ose Alaun wird, wie wir
vemehmeD, auf die Weise hergestellt dass die
Ton Eisen befreite AlaunlOsung eingedampft und
Tor Beendigung des Eindampfens eine geringe
llenge (0,1 bis 0,3 pCt.) Vatriumbicarbonat zu*
gesetzt wird. Die sich entwickelnde Kohlen-
sfiure giebt der im Erstarren begriffenen Masse
eine porOse Beschaffenheit.
M« »n Oh» Die Beaction auf Zucker im
Harn durch Kochen desselben mit Eisenoxydul-
sulfat und Aetzksli will uns recht überflüssig
erscheinen, um so mehr als die Farbennnter-
schiede der Niederschläge nicht bedeutend sind
und durch die Färbung der überstehenden
Flüssigkeit der Beobachtung der Farbe des
Niederschlages sehr.iilnderlich sein dürfte. Mit
suckerfreiem Harn §o]} der Niederschlag grün-
braun und die überstehende rlüs^igKeit farblos
SO sein , bei Gegenwart Ton Zucker jedoch soll
er Niederschlag dunkelgrün, ni^ch und nach
schwarz werdend und die überschüssige Flüssig-
keit rothbraun bis schwarz gefärbt sein.
L« in P« Der im Tulkanisirteu Kaut-
schuk enthaltene Schwefel oxydirt sich
mit der Zeit zu Schwefelsfiure, wobei die Hy-
groscopicität des Kautschuks mit Ton Einfluss
zu sein scheint. Um die gebildete Saure, welche
die Kautschukwaaren mit der Zeit brüchig
macht, zu entfernen, empfehlen sich yon Zeit
zu Zeit Tortunehmende Abwaschungen der Vor-
räthe Ton Kautschukwaaren mit lauwarmem
Wasser und Seife, oder auch Einlegen während
24 Stunden in Tcrdünnten Salmiakgeist (1 Th.
Salmiak, 9 Th. Wasser). Wenn Sie die Kaut-
schukwaaren überdies in der Zwischenzeit in
Terschlossenen Gef&ssen in reiner Schwefel-
kohlenstoffatmosphäre aufbewahren, so werden
Sie ganz zufriedenstellende Besultate etzidea.
F, in F. Die Ton einem französischen Autor
glimon) construirte, mit Kugelventil Tersebene
rombürette erscheint uns nicht sehr zweck-
mässig, da man bei derselben doch ebenfalls
mit dem Munde saugen solL Wir empfehlen
Ihnen rielmehr zur Herstellung der Bromlauge
das Bromum solidificatum Ton Frank in Char-
lottenburg, welches Lunge zu diesem Zwecke
Torschlägt, zu Tersuchen. Lunge empfiehlt
400,0 Aetznatron in 1 1 Wasser zu lüsen und
diese Lösung Torräthig zu halten. Zum Ge-
brauch nimmt man circa 100 ccm derselben, fü^
10,0. g Brom (d. h. 10 cm des Bromum solidi-
ficatum — mit Brom getränkte Kieseiguhr-
stäbchen, die pro cm 1,0 Brom enthalten) zn
und schwenkt so lange um, bis das Kieseiguhr-
stäbchen ungefärbt erscheint.
Apoth. D. in B. Wenn wir auch die Mit-
theiiung, dass durch das, Ext^actnm Can-
nabj[s enthaltende, Collodium salicylatum
eine gefährliche BlutTcrgiftung erzeug^ worden
sei, als eine etwas allzu ängstliche ansehen
möchten, so ist anderseits doch sicher, dass das
Cannabisextract in dem als Hohnerangenmittel
angewendeten CoUod. salicyl. keinen Werth hat
Färben Sie also, um ^nz sicher zu sein und
doch dem Collodium die gewohnte grüne Färb-
ung zu wahren, mit Chlorophyll oder sonst einer
unschädlichen grünen Farbe.
Abonnent in Eusdafid. Die drei Sauer-
brunnen: Apollinaris, Birresborner nnd
Giesshübler sind natürliche, schwach kohlen-
säorehaltige Wässer, welche an der Quelle mit
Kohlensäure nochmals imprägnirt werden. Ihre
Zusammensetzung finden Sie in Dr. F. Raspe,
Heilquellen -Analysen. Dresden, W^. Baensek.
nie Erneuerung des Abennemeni*
bringen wir in geneigte Erinnerung und bitten dringend, die Bestellungen vor
Ablauf des Menats bewirken mu woüen, damit in der Zusendung keine Unter-
bre<^iung eintritt.
Fehlende Nummern woUe man sofort redamiren und ewar bei derjenigen
PostanstaU oder Buchhandlung, welche die regelmässige Bestellung besorgt. Bei
unserer Expedition kostet jede einzelne Nummer 26 Pf.
Vom laufenden Jahrgang sowohl, wie von den Jahrgängen 1881 bis 1886
sind noch sämmüiche Nummern eu haben.
V«rl«Mr «ad YennprQrOiQfatf Ba4act«iir Dr. & tMisler In Dmfdeii.
Im Baenliandel darah Jallns S]prlnger, Berlin H., Monb^Joaplats I.
DrMfc d«r KeaicI. BtflmelidnwktMl Toa a a Melabold * SSbae In OreMm.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Hemugegeben yon
Dr. Henaann Hager und
Dr. Ewald Gelssler.
Enehdint ledeD Donnerttaff. -^ AbonnementspreiB daroh die Post oder den Baehhandel
▼ierteljährlieh S Mark. Sei Zoflendnng unter Streifband 3,50 Mark. Einselne Nummern
25 Pfl Inserate: die einmal gefMltene Petit-Zeile 25 Pf., bei grOfieren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt
Anfragen, Aufbrflge, Manusoripte eti*. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. £. G eis s 1er,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M2b.
Berlin, den 23. Juni 1887.
Nene Folge
TIIL Jakrgaag.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: caMale uiS PharaMle: Zur. mMManaWiiiob^n BMUmmmiff 0ea CyanwauentoA Im BltteraMuid«!-
waaaer. <:> Ntne CHmformmi fir Pfl«rterUf#lA. — Freiw«rd«n Ton gMflSrmifem Stiekttoff bei FSnlnlsaproeeMen.
— Üeb«r BTvel neu« ant d«r Rinde des Artar-Root gewonnenen Alkaloide. — Olftlffkelt yon Lencantbennin ynl-
gara nad noblnik Pseadaeaofa. — Pyrethrin, wlrkeamer Beataadtbell ans AnaeToIns Pyrethrnm. — Eine Pflanse,
irelehe die GeiohmacksqnancMtea des Sttssen nad Bitteren Temlohtet. — AcetaniUd. — PhosphormolybdttnsXnre.
^ GasantwiekelnnsBapparat für die' gasometrlsehe Ajialysa. — lieber Indleatoren In der Titrlranalyse. — Mta-
eelleBt Zar Panier -PrflAinc. — Bestiamanc des speelf. Gewichts. — Der Blnflnss des Bestens anf den GoffeTn-
fehalt des Kallees. •— Censerrlmng Ten Blnmen. — Erseagnng von por9sen Thonwaarea. — VerSndemng des
▼nlkaaisirten Kaatsehuks beim Aafbewabren. -~ Ofene Gen
Chemie notf Ptaarmaele*
Zur
maaasanalytiaehan Beatimmimg
des Cyanwaaaeratofia im Bitter-
mandelwaaaer.
Von Dr. 0. Linde.
Die Methode, welche die Pharm. Oerm. II
zur BeBtiuunang des Cyuiwasserstofii)
im Bittennandelwasser anwenden Iftsst,
stammt entweder von dem Begierungs-
imd Medicinalrath Pappenheim ^ oder
dem Apotheker Bädeck^ her; sie warde
im Archiv der Pharmacie 1878, Bd. 13,
pag. 408 Ton G. Vielhäber zaerst ver-
öffentlicht
Nach dieser Methode wird bekanntlich
das Bittermandelwasser mit Magnesiom-
hjdroiyd bis zur Undarchsiehügkeit ver-
setzt, dann mit einigen Tropfen Ealiom-
cbromatlösnng nnd mit Zehntelnormal-
silfoerlösong, bis die dadurch entstehende
rothe Fftrbimg beim Umschütieln eben
nicht mehr verschwindet. Die hierbei
stattfindenden ehemischen Yorgfinge sind
fokende :
Im Bittermandelwasser ist der grösste
Theil des Oyrawasserstoft an Bensal-
dehyd chemisch gebunden vorhanden, als
Benzaldehydcyannydrin , Q^HeO . HGN.
Durch Zusatz von Magnesiumhydroxyd
wird diese Verbindung zersetzt; es ent*
steht neben freiem Benzaldebyd und
Wasser Gyanmagnesium:
2 C^HgO . HCN + Mg(OH)a « Mg(0N)2
+ 3 OrHeO + 2 HjO.
Der im destilh'rten Bittermandelwasser
stets vorhandene freie Cyanwasserstoff
liefert mit Magnesiumhydroxyd ebenfalls
Gyanmagnesium :
2 HGN + Mg(OH)a = Mg(GN)s + 2HjO;
Giebt man nun zu dem mit Magnesium:
hydroxyd und ein wenig Kaliumchromat*
lOsung versetzten Bittermandelwasser eine
Lösung von Silbemitrat, so entsteht im
ersten Augenblick Silberchromat neben
Ealiumnitrat :
KsGrO^ + 2 AgNOs « Ag,Gr04+ 2 KNO3.
Daher die rothe Färbung. Silberchroaiat
und Gyanmagnesium aber sefasen sich um
za Gyansilber und Magnesinm(^omat ;
Ag,Cr04 + Mg(CN)2 - 2 AgCN
*+ Mg0r04. • '
SOS
tilüMt uan nim mehr SilberlOsimg lim-
zufliessen, so tritt diese mit dem soeben
entstandenen Magnesiamchromat in Wech-
selwirknng, indem sieh Magnesinmnitrat
nnd Silberchromat bilden, weleh letzteres
sich wiederum mit Gyanmagnesinm um-
setzt u. 8. w.
Die rotha Färbung, welche von Silber-
chromat herrührt, bleibt erst dann, wenn
aller Cyanwasserstoff als Gyansilber aus-
gefällt ist.
In dieser Weise wird der Process ver-
laufen, wenn man die Silberlösung lang-
sam hmzutröpfeln lässt; etwas anders
aber, wenn man eine grössere Menge
derselben auf einmal zusetzt. Sin Theil
des Silbemitrats wird auch hierbei it
Silberchromat übergeftihrt werden, der
grössere Theil aber sich mit dem Gyan-
magnesinm direct umsetzen:
2 AgNOs + Mg(GN), - 2 AgCN
+ MgCNOsV
Nach dieser Methode Iftsst sich die
Bestimmung des Gyanwasserstoffis schnell
und sicher ausführen* Sie hat vor den
anderen bekannten nuiassanalytisekin
Methoden (JAehig^ Buignef) den Vorzug,
dass sie Besultate liefert, welche mit den
durch die Gewichtsanalyse gewonnenen
genau Obereinstimmen, was bei den an-
deren nicht der Fall ist {Vieüiober, 1. c).
K ach der Pharm. Oerm. II soll das
Bittermandelwasser bei der Prüfung mit
der doppelten Menge destillirten Wassers
verdünnt werden. In der oben citirten
Arbeit von Vielhaber steht davon nichts.
Dies Verdünnen hat offenbar den Zweck,
das etwa im Bittermandelwasser ungelöst
vorhandene Gel (Benzaldehydcyanhydrin)
völlig zu lösen und so die Einwirkung
des Magnesiumhydroxyds zu erleichtern
und zu beschleunigen. Es fragt sich
nun, ist das Verdünnen mit Wasser über-
haupt geeignet, die Titration zu beschleu-
nigen, oder nicht? Wenn ersteres der
Fall ist, thut dann ein kleiner Zusatz von
Spiritus dieselben Dienste ?-
um dies zu erforschen, wurde folgender
Versuch angestellt In drei Eölbchen
wurden je 27 Gramm eines sehr trüben
Bittermandelwassers von bekanntem Ge-
halte gegeben; die eme Probe wurde
nicht veraflnnt, die zweite mit der dop-
pelten Menge Wasser, die dritte mit
etwa soviel Spiritus, wie gut hinreichte,
um dieselbe klar zu machen (9 Gramm).
In jedes Eölbchen kamen dann 2 Tropfen
KaliumchromatlOsunff (1 : 10) und 60
Tropfen eines mit der doppelten Menge
Wassers verdünnten Magnes. hydric. pulti-
form. Da das Bittermandel wasser 0,11
pGt. HGN enthielt, waren zum Hervor-
rufen einer bleibenden rothen F&rbung
11 ccm Zehntelnormalsilberlösung nöthig.
Es wurden nun in jedes Eölbchen 1 ccm
weniger, also 10 ccm, Silberlösung auf
einmal gegeben, umgeschüttelt und bei
Seite gestdlt. Bis zur völligen Entfärtn
ung vergingen beim unverdünnten Wasser
ca, 60, hii dem mit destillirtem Wasser
verdünnten ca. 80, bei dem mit Spiritus
versetzten ca. 76 Secunden*).
Bei zwei anderen, analog untersuchten
Bittermandelwässem, welcne bedeutende
Mengen freien HGN enthielten, ergaben
sich folgende Besultate. Es verflossen
bis zur völligen Entfärbung: unverdünnt
10 bez. SO See., mit Wasser verdünnt 5
bez. 16 See, mit Spiritus verdünnt 20
bez. 60 See.
Hieraus ist zu ersehen, dass die che-
mische Umsetzung am schnellsten in
dem mit Wasser verdünnten Bittermandel-
wasser vor Rieh geht, dass durch Spiritus-
zusatz der Process dagegen verlangsamt
wird. Demnach ist es zweckmäs-
sig, das Bittermandelwasser be-
hufs Prüfung mit der doppelten
Menge destillirten Wassers zu
verdünnen.
SckUckwm empfiehlt (Gommentar zur
Pharmakopoe nag. 69) das MagnesiQm«>
hydrozyd eine Kurze Weile auf das Bitter-
mandelwasser einwirken zu lassen, ehe
inan mit dem Zutröpfeln von Silberlösung
begmnt, da „die Bindung der Blausäure
etwas Zeit w&hrt.'' Ist dies der Fall?
Ist eine l&ngere Einwirkung des Magne-
siumhydroxyds wirklich vortheilhaft fttr
das Titriren?
80 Gramm Bittermandelwasser, das
nur sehr wenig freien- Gyanwasserstoff
enthielt, wurden mit 60 Gramm Wasser
verdünnt und mit Magnesiumhydroxyd
*) Die Zahlen «Ind nicht cim genau, geben
aber trotideiii geDttgendeu Anhalt
809
im üebdfflchius venetst Von der FIüs^
sigkeit ymrde sofort ein wenig kUr i^
fillrirt^ weiter von Zeit zu Zeit Zu den
Kltraten wurde SilbemitraÜOsnng im
Ueb^fSchiiM gegeben und wiederom fil*
trirt Die so erhaltene klare Flüssigkeit
versetzte ich mit Ammoniak, dann mit
flberschüssiger Salpetersäure. So lange
sieht aller Gyanwasserstoff an Magnesia
gebunden, mnaste hierdurch eme Trübung
oder F&Uung entstdien. Das Resultat
war: Nach 7 Stunden entstand bei
dieser Behandlung im letzten Filtrat noch
eine Ffillung, war also das in dem
angewenaeten Bittermandelwas-
ser vorhandene Benzaldehydcyan-
hydrin noch nicht durch das Mag-
nesiumhydroxyd völlig zersetzt
Oiebt man aber zu einer Misch-
ung von Bittermandelwasser und
Magnesiumhydroxyd Silbernitrat-
lösung im UeberschuBS, so erfolgt
die Zersetzung des Benzaldehyd-
eyanhydrins und die Bildung von
Cyansilber momentan; das Uare
Filtrat wird durch Zusatz von Ammoniak
und überschüssiger Salpetersäure nicht
mehr |[etrflbt £s ist deshalb nicht
ndthig, Hagnesiumhydroxyd und
Bittermandelwasser eine Zeit
lang auf einander einwirken zu
lassen, ehe man mit dem Titriren
beginnt
In neuerer Zeit wurden als Ersatz f&r
das Magnesium hydrieum pultiforme,
dessen Bereitung recht umständlich und
langvnerig ist, einige andere Präparate
empfohlen. Nach ScikUckuiin (Gommentar
ag. 512) leistet eine Anreibung von
'agnesia usta mit 10 Tbeilen Wasser,
welche einige Tage sich selbst überlassen
ist, dieselben Dienste. Nach Kübel lässt
sich das Mägnesiumhydrox^d durch ein
basisch essigsaures Magnesiumoxyd sehr
gut ersetzen; die Vorschrift zu diesem
Präparate, welches schnell und leicht
darzustellen iM, findet sich im Archiv
der Pharmacie 1886 pag. 82, ebenso
Pharmaceut Centralhalle 1887 Nr. 11,
pa^. 181 angegeben.
Ich stellte nun vergleichende Versuche
an mit
a) Magnesium hydrieum pultiforme
Ph. aenn. IL;
s
b) Anrmbmig von Magneaia usta,
1 : 10, mach bereitet ;
ei do. einige Tage alt;
d) do. zum Sieden erhitzti einige Tage
alt;
e) bas. essiffsaur. Magnesiumoxyd nach
Kübel
Bei Anwendung der letzteren vier Prä-
parate ist zu beaditen, dass, die Ma^esia
usta gewöhnlich etwas chlorhaltig ist
Dieser umstand ist in Bechnung zu ziehen.
Am einfachsten ist es, wie Kwel angiebt,
ein ftr allemal zu bestimmen , wie viel
Silberlösung bei Anwendung von destil-
lirtem Wasser und einer bestimmten
Menge des Ma^esiapräparats nöthig ist
bis zum Eintntt der cnaxakteristischen
Färbung und diese Menge bei der Prüf-
ung des Bittermandelwassers von der
verorauditen Silberlösung in Abrechnung
zu bringen.
Je 40 Tropfen obiger Magnesiapräpa-
rate wurden mit 80 Gramm destiUirtem
Wasser verdünnt, mit 2 Tropfen Kalium-
chromatlösunff (1 : 10) versetzt und mit
Zehntelnormafsilberlösung geprüft; es
worden bei allen bis zum Eintreten der
rothen Färbung 6,8 ccm verbraucht
Es handelte sich nun in erster Linie
darum, zu constatiren, ob man bei Ver-
wendung dieser verschiedenen Magnesia-
Eräparato gleich genaue Resultate er-
Ht Dies ist nach den vorgenommenen
Versuchen der Fall, wenn das Magnesia-
präparat im Ueberschuss vorhanden war.
Eine zweite zu beantwortende Frage war
die: mit welchem obiger Magnesiapräpa-
rate kommt man am schnellsten zum Ziel?
27 Gramm Bittermandelwasser wurden
mit 54 Gramm Wasser verdünnt und mit
40 Tropfen eines der bezeichneten Mag-
nesiapräparate sowie mit 2 Tropfen
Ediumchromatlösung versetzt (Magnes.
hydric. pultiforme und KubeVs Magne-
siumsubacetat verdünnte ich mit der
doppelten Menge Wasser und gebrauchte
von dieser Mischung 40 Tropfen). Das
zu diesen Versuchen verwendete Bitter-
mandelwasser verbrauchte, wie vorher
festgestellt war, bis zum Bleiben der
rothen Farbe 10,5 ccm Silberlösung. Zu
i'eder der Proben wurden nun aus einer
Pipette ^enau 10 ccm Silberlösung auf
einmal huzugegeben, umgeschflttelt und
dto
bei Seite gestellt £s yerflössen bib zur
Tölligen Entfärbung bei dem:
a) mit Magnes. hydric. pnltiforme
versetzten 1^/2 Min.,
\)) mit frischer Anreibung von Mag-
. nesia usta versetzten 3 Min.,
c) mit 3 Tage alter Anreibung von
Magnesia usta versetzten 3 Va Min.,
d) mit 3 Tage alter gekochter An-
reibung von. Magnesia usta ver-
setzten 3Vi2 Min.,
e) mit KubeTa Magnesiumsubaeetat-
lösung versetzten 2V4 Min.
Hiemach geht der Process am schnell-
sten bei Verwendung des Fharmakapöe-
präparates vor sich; dieses würde dem-
nach vor den anderen, auch dem KvbeU
sehen, den Vorzug verdienen. Wie aber
verhält sich die Sache, wenn von einem
anderen, z. B. dem JTti&erschen , Mag-
nesiapräparate eine grössere Menge ge-
nommen wird? Lässt sich hierdurch der
Process beschleunigen? In der That;
nahm ich von dem AMierschen Subacetat
zu derselben Menge Bittermandelwasser
das doppelte, also 80 Tropfen, so trat
die Enterbung nach l^a Min., bei Ver-
wendung von 120 Tropfen so^ar schon
nach ^/4 Minute ein. Aehnlicn verhält
es sich mit den anderen Magnesiaprä-
paraten; je mehr man von denselben
zusetzt, desto schneller geht die
chemische Umsetzung vor sich.
Sonach würde es sich ziemlich gleich
bleiben, welches von oben genannten
Magnesiapräparaten man zum Titriren
des Bittermandelwassers verwendet; je-
doch gebe ich dem £u&erschen vor den
anderen den Vorzug. Das Magnes. hvdric.
pulüforme der Pharmakopoe wird hoffent-
lieh bald dadurch verdrängt werden, und
zwar aus fol|;enden Gründen. 1. Seine
Darstellung ist äusserst unbequem und
zeitraubend; 2. es ist zu dick breiartig,
lässt sich nicht tröpfeln und sich mit
dem Bittermandelwasser nur schwierig
gleicbmässig mischen. Diese Mängd
zeigt das Au&eZ'sche Präparat nicht
Nach diesen Erörterungen und auf
Grund meiner sonstigen Erfahrungen in
dieser Beziehung kum ich Folgendes
anrathen:
1. das Bittermandelwasser vor dem
Titriren mit der doppelten Menge de-
stillirten Wassers zu verdünnen;
. 2. eines der obengenannten Magnesia-
präparate in gehörigem Uebe^rschuss
hinzuzugeben, von der Ealiumehfcmat-
lösung (1:10) dagegen nur 1 odw 2
Tropfen auf je 27 Grunm Aqua Amyg-
dalar. *) ;
3. annähernd soviel Silberlösung auf
einmal hinzuzusetzen, als zur Aasf&U-
nng des Gyanwasserstofib genügt;
4. die Titration bei Tageslicht vorzu-
nehmen; die bleibende röthliche Färbung
lässt sich am Tage bedeutend leichter
erkennen, als bei Gas* oder Petroleam-
beleuchtung.
Die Methode der Pharmakopoe ist zur
Bestimmung des Gesammtcyangehaltes
des Bittermandelwassers ganz vorzüglich;
aber etwas ist dabei nicht berücksichtigt,
der Gehalt an freiem Granwasserstoff
nämlich, welcher im destillirten Bitter-
mandelwasser nie fehlt Hierauf, wie
überhaupt auf die Darstellung und ge-
nauere Zusammensetzung des Bitterman-
delwassers gedenke ich in Kurzem an
dieser Stelle zurückzukommen. Die dies-
bezüglichen Untersuchungen sind bereits
abgeschlossen und ermangeln nur noch
der schriftlichen Bearbeitung.
Peitz, im Juni 1887.
Wir bitten, auch den Artikel „NoÜs cur Prüf-
ong des Bittermandelwassers'* in Nr. 11 dieses
Jahrganges vergleichen zn wollen. D. Red.
Heue
Oti88fonnen fta PflaBtertafeln.
Yon Dr. EnMt Myliu$, Leipzig.
Brauchbare Formen zum Ausgiessen
von Pflastern in Tafeln scheinen bisher
ein fronmier Wunsch zu sein. Dies weiss
ich sowohl aus eigener unlieber Erfahr-
ung, als aus dem Umstände, dass gar
nicht selten sich GoUegen bei mir nach
solchen erkundigen. Die an mich er-
gangenen Anfragen waren fast s&mmüioh
Variationen zu dem Thema: Wie macht
es wohl Eugen Bteterichl Nach seinen
Anweisungen bekommt man nichts ge-
'*') Bei grosserem Zusatz lAsst sich nAalich
der gelben Farbe desselben wegen die bleibende
rothliche Fftrhnng siihwieriger wabnehmeo.
311
^cheutes zu Stande. — Nun hat freilich
Eugen Dieterich ftir das Ausgiessen von
Pflastern in Tafeln eine ganz brauchbare
Torschrift im Neuen Manual gegeben,
woAach man die talgigen Pflaster in
Chocoladenformen giessen soll, die har-
zigen pachdem letztere mit Stanniol ge-
füttert sind. Dieser Vorschlag ist gut;
allein die Ausführung gelingt nicht Jedem,
zumal nicht das Ausdrücken mit Stanniol.
Während ich selber z. B. dasselbe ganz
gut fertig bekommen habe, so ist von
meinen Lehrlingen doch oft recht nurk-
lige Arbeit geliefert worden. Dies scheint
auch bei Anderen der Fall gewesen zu
sein. £ine kürzlich auf's Neue an mich
ergangene Anfrage rief mir den Gegen-
stand wiederum in*s Interesse, und da ich
mit Herrn W. Martin in Leipzig,
einem ebenso intelligenten als strebsamen
Industriellen, durch die Ausarbeitung der
kürzlieh beschriebenen Pastillenpresse be-
kannt geworden war, so bekam ich Lust,
einoial selber für mich und viele Collegen
für den vorliegenden Zweck etwas brauch-
bares zu suchen.
Ich stellte mir folgende Forderungen:
Die zu giessenden Platten müssen aus
jeder JIdasse gleich gut gerathen; sie
müssen glatte und ebene Bodenfläche
haben, senkrechte Bandflächen und scharfe
Flächen, überhaupt ganz tadellose Becht-
ecke sein. Ferner dürfen sie sich nicht
werfen (wie die in Papier gegossenen
Pflaster). An keiner Stelle der Form
darf ein Festkleben der Pflastermasse
erfolgen. Die Pflastermasse muss in die
Form gewogen oder gemessen werden
können, so dass alle gleich grossen Pfla-
stertafoln gleich schwer werden, um das
Abtheilen in einzelne Täfelchen zu er-
leichtern. Endlich darf die Leistungs-
fähigkeit keine zu geringe sein.
Um alle diese Anforderungen zu er-
füllen giebt es, wie ich glaube, im Prin-
cip nur ein Mittel, das aber von denkbar
grösster Einfachheit ist. Ich habe das-
selbe angewendet und bin dadurch zu
einer Pflasterform von universaler An-
wendbarkeit gelangt, der zur idealen
Vollkommenheit nur noch ein Fehler
anhaftet, dass nämlich nicht gleich fertig
tabalii:te Pflaster erhellten werden, die
man nur auseinandejr zu brechen braucht.
Freilich würde es keineswegs schwer
sein, auch dies zu erreichen, allein im-
merhin würde dies noch weitere Ein-
richtungen voraussetzen. Trotzdem nun
diese eine letzte Forderung nicht erfüllt
ist, so wird der freundlicpie Leser, auch
ohne gleich mir den praktischen Versuch
gejQQacht zu haben, alsbald erkennen, dass
man sich mit dem auf dem versuchten
Wege bequem Erreichbaren wohl be-
gnügen kann.
Das Princip, um welches es sich han-
delt, ist das denkbar einfachste. Indem
ich alles unerwfthnt lasse, was zum Ziel
nicht führt, besehreibe idi kurz die Ar-
beit mit der neuen Form wie folgt:
Man legt über einen festen metallenen
Bahmen, der mit einem Stück weich ge-
wordener Natronseife innen bestrichen
ist,, ein Stück trockenes, dünnes, geschmei-
diges Pergamentpapier, zwängt einen
anderen gerade passenden Bahmen dar-
über, kehrt den so erhaltenen Trommel-
boden um, stellt ihn horizontal, giesst
ihn voll Pflastermasse, lässt dieselbe er-
kalten, tabulirt mit dem Lineal innerhalb
der Form, nimmt den äusseren Bahmen ab,
drückt die Tafel aus dem inneren Bahmen
heraus, zieht das Pergamentpapier ab
und kann nun die Tafel in so viel Stücke
zerbrechen, als man abgetheilt hat. —
An Stelle des Pergamentpapiers kann
man Stanniol verwenden, muss dann aber
eine vOlIig ebene Unterfläche haben. Die
Trommelböden aus Pergamentpapier las-
sen sich mit der flüssigen Pflastermasse
übertragen, die aus Stanniol nicht. Da-
her kann man die Masse in das Perga-
mentpapier einwägen, in das Stanniol
muss man sie messen.
Der vorstehenden Beschreibung und
Gebrauchsanweisung dürfte kaum etwas
hinzuzufügen sein. Doch will ich die
Gelegenheit benutzen, um mitzutheilen,
dass die Firma Willam Martin in Leip-
zig Doppelrahmen der gedachten Art,
10:20 cm, zu 60 Pf. das Stück herstellt.
Grössere Dimensionen sind entsprechend
theurer.
Die Pflastertafeln, welche mittels dieser
Form erhalten werden, mögen sie aus
einer Masse gegossen sein aus welcher
sie wollen, halten alles was oben gefpr-
dert wurde. Sie fallen leicht aus der
312
Form, haben ebenen Boden, scharfe ver-
tikale Kanten und Flächen an den Bän-
dern und sind nicht krumm. Ihre Leist-
ungsfähigkeit ist weit grösser als diejenige
der Zinnformen, in welche man Ceratum
labiale, Ol. Cacao, Sebum etc. giesst,
Empl. fuscum und ad rupturas aber nicht
giessen kann ; das Product ist aber, weil
die Tafeln getheilt werden müssen, we-
niger elegant, wenn auch weit eleganter
als das aus Papierformen erhaltene.
Freiwerden von gasförmigem
Stickstoff bei Fäiünissprocessen.
Ehrenberg hat seine Versuche, über
welche Ph. Centr. Seite 290 berichtet
wurde, weiter fortgesetzt, und es soll
hierüber im Anschluss an jenes erste
Beferat das Resultat derselben mitgetheilt
werden.
Die benützten Apparate waren dieselben
und zum Theil auch die Fäulnissgemische,
zu denen mitunter andere Mischungen
hinzutreten.
Eine Fäulnissmischung, die bei den
ersten Versuchen diente und von der es
bekannt war, dass bei normal verlaufen-
der Zersetzung bei Gegenwart von Sauer-
stoff kein Stickstoff abgeschieden
wird, diente zu den folgenden Versuchen,
nachdem derselben ein Zusatz von Sal-
peter gemacht worden war.
Die Versuchsmischung bestand aus
250 g pulverisirtem getrockneten Blut,
235 g Kuhharn,
180 g kohlensaurem Ealk,
5 g Salpeter (im Harn gelöst).
Der Kolben, welcher diese Mischung
enthielt, wurde hierauf durch mehrfaches
Auspumpen und NeufOUen mit Kohlen-
säure gefüllt und bei 35 ^ 0. sich selbst
überlassen. Es trat Gasentwickelung ein
und die in Pausen von mehreren Tagen
entnommenen Gasproben bestanden aus
Kohlensäure und Stickstoff. Nach 14 tag-
Iger Versuchsdauer bestand das Gasge-
misch aus 69,19 pGt. Kohlensäure und
30,81 pCL Stickstoff.
Zu Entscheidung der Frage, in welcher
Weise dieser Process durch Zugabe von
Sauerstoff beeinflusst werde, vnirde der
Versuchskolben abwechselnd leer gepumpt
und mit Sauerstoff gefüllt. Es trat nun
lebhafter Verbrauch von Sauerstoff ein,
weshalb dieses Gas häufig in frischen
Mengen zugeführt wurde, um eine zu
bedeutende Anreicherung mit Kohlen-
säure zu vermeiden. Die entnommenen
Gasproben bestanden lediglich aus Kohlen-
säure, z. B. nach Stägiger Dauer des Ver-
suchs aus 39,04 pCt. Kohlensäure und
60,79 pCt. Sauerstoff.
Um klar zu legen, ob das vollständige
Fehlen von freiem Stickstoff auf die
Gegenwart des Sauerstoffs zurückzuführen
sei, oder lediglich die Folge des ümstan-
des sei, dass das zugesetzte Nitrat be-
reits vor Zugabe des Sauerstoffes völlig
zersetzt war, wurde nun kein Sauerstoff
mehr zugeführt, der Versuch aber sonst
in gleicher Weise fortgesetzt. Am dritten
Tage enthielt eine entnommene Gasprobe
bereits wied er Stickstoff (91.11 pCt. Kohlen-
säure, 2,07 pCt. Sauerstoff, 6,82 pCt. Stick-
stoff).
Nach 8 Tagen war die Gegenwart von
Sumpfgas oder Wasserstoff noch nicht
zu constatiren.
Zu einer anderen Versuchsreihe diente
eine Mischung von Wasser, Kloaken-
schlamm und 5 g Salpeter auf 1000 ccm,
der noch etwas in Fäulniss befindliche
Harn - Blut - Mischung zugesetzt wurde.
Der Kolben wurde mit Kohlensäure ge-
füllt und auf 35^ erwärmt; nach 10t%-
iger Versuchsdauer bestand das Gas aus
14,96 pCt. Kohlensäure und 85,04 pCt.
Stickstoff; Sumpfgas hatte sich nicht ent-
wickelt. Indem der Versuchskolben sich
selbst überlassen und nur ab und zu
Proben des Gases entnommen wurden,
konnte das erste Auftreten von Sumpf-
gas am 29. Tage constatirt werden, im
weiteren Verlauf der Zersetzung nahm
die Stickstoffmenge mehr und mehr ab,
bis nach weiteren 30 Tagen nur noch
Kohlensäure und Sumpfgas, und zwar
54,23 pCt. Kohlensäure und 45,70 pCt.
Sumpfgas vorhanden waren. Der Stick-
stoff war vneder völlig verschwunden.
Mit Pferdedünger, beziehentlich Kuh-
dünger. Harn und Salpeter in analoger
Weise angestellte Versuche verliefen unter
ganz ähnlichen Erscheinungen.
Eine andere Versuchsreine ging von
Ammonsalzen aus. Der Versuchskolben
wurde mit Bimsteinstüeken geftUt, diese
313
mit Ghlorammoniumlösung (2 g Salz pro
Liter) befeuchtet und eine geringe Menge
in Nitrification befindlichen Erdbodens
zugesetzt, der Kolben mit Sauerstoff ge-
fallt und auf 35 ^ G. gehalten.
Die mehrfach entnommenen Gasproben
ergaben, dass in einer Yersuchsdauer von
25 Tagen kein Stickstoff entwickelt wor-
den war. Der Kolbeninhalt wurde nach
dem Abbrechen des Versuchs mit Wasser
ausgelaugt und mit Diphenylaminsulfat
auf Salpetersäure und mit Jodkalium-
stärkekleister auf Salpetrigsäure geprüft;
mit beiden Beagentien trat Blaufärbung
ein. Eine Yersuchsmischung aus 500 g
salpeterfreiem Erdboden, 100 g Gyps,
50 g Calciumcarbonat wurde mit 0,2 pCt.
Ghlorammoniumlösung befeuchtet, etwas
in Nitrification befindlicher Erdboden
zugesetzt, der Kolben mit Sauerstoff ge-
fällt und auf 35 o G. gehalten. Das Gas-
gemisch im Kolben bestand nach 28 Tagen,
ebenso wie in der Zwischenzeit, aus
Kohlensäure und Sauerstoff; Stickstoff
hatte sich nicht entwickelt. Der Kolben-
inhalt gab Beactionen mit Diphenyl-
amin und andererseits mit Jodkalium-
stärkekleister.
Ehrenberg fasst die Besultate seiner
Versuche (der früheren, sowie der jetzigen)
wie folgt zusammen:
Während der Fäulniss organischer
stickstoffhaltiger Stoffe bei Abwesenheit
von Sauerstoff und bei der Zersetzung
derselben unter Anwesenheit reichlicher
Mengen dieses Gases ist eine Entwick-
lung von freiem Stiokstoff nicht zu be-
obachten; im ersteren Falle sind Sumpf-
gas und Kohlensäure, im letzteren Koh-
lensäure allein die gasförmigen Producte.
Auch bei der weiterhin in Gegenwart
von Sauerstoff stattfindenden Ueberführ-
nng der Ammonsalze in Nitrate lässt
sich das Auftreten freien Stickstoffs nicht
constatiren ; befinden sich jedoch in bei
Sauerstoffmangel faulenden organischen
Gemischen Nitrate, so wird der Stickstoff
dieser letzteren zum Theil in gasförmiger
Gestalt in Freiheit gesetzt und eine Ent-
vneklung von Sumpfgas tritt erst nach
erfolgter Zersetzung derselben ein.
S,
Separatabdruck aus Zeüsehrift für pJiyaioIog.
Chemie XL 1887, S. 438-^71.
Casoara sagrada.
Die unter diesem Namen im Handel vor-
kommende Droge ist b&nfig ein Gremisch ver-
schiedener Binden, unter denen allerdings
die von Rhamnns Parshiana vorwiegt.
Bbamnus Pnrahiana — Cascara sa-
grada, Chittem Bark ist schon seit Jahr-
hunderten in ihrem Vaterlande Galifornien
unter dem Namen Anorous angewendet
worden. Die Rinde ist grau, etwas rissig, mit
weissen, von Flechten herstammenden Flecken
besetzt ; die innere Fläche ist fein gestreift,
gelb bis rothlich braun ; der Geruch ist für
diese Droge charakteristisch, der Geschmack
ist zuerst snsslich zusammenziehend, nachher
anhaltend bitter.
Rhamnus Californica — Wild Oof-
fee Tree, Buckthorn. Die Rinde ist
änsserlich graulichweiss , wird nach dem
Trocknen jedoch braun, ihr Inneres ist hell-
gelb ; ihr Geschmack ist ein geradezu ekel-
haft bitterer, sie hat fast gar keinen Geruch
und unterscheidet sich hierdurch von ersterer.
Rhamnus crocea — California
Mountain holly Tree. Die Rinde ist
aussen dunkelbraun, innen charakteristisch
roth; der Geruch ist angenehm aromatisch.
Die Wirkungen dieser drei Rinden sind
dieselben, nur quantitativ bestehen Unter-
schiede; letztere wirkt milder. «.
Apotheker -Zeüung 1887,287.
üeber zwei neue aus der Kinde
des Artar-Boot gewonnene
Alkaloide.
Ans den Untersnchungen der Rinde dieser
an der östlichen Küste Afrika's wachsenden
Pflanze sind Griacosa und Monari zu folgenden
Resultaten gelangt:
Hält man eine nur kleine Menge der Rinde
in dem Munde, so l&sst sie einen Geschmack
zurück, der jenem vergleichbar ist, welcher
bei Application der Pole eines constanten
Stromes hervorgerufen wird. Durch Petrole-
um-Aether extrahirten sie aus der Rinde des
Artar-Root ein schweres fettes Oel , nicht
krystallisirbar und von dem angegebenen Ge-
schmacke, sowie ein Cholesterin, welches bei
120 bis 1300 schmilzt.
Durch weitere entsprechende Behandlung
des alkoholischen und ätherischen Eztractes
wnrden zwei von einander wohl unterschiedene
314
Alkaloide jB^ewon^es. Dßa eine ist in der
Rinde reichlicher vorhanden , es löst sich in
Aether, aber nicht in Waseer «nf, luystaÜisirt
bicbt, bildet gelbe Salse mit Schw«lg|gäare,
Balsi&are ttnd Salpetersftnre und seigt nieht
die Beaetian des B^erberins; es wurde
«owohl isolirt als auch in seinen Salsen «genau
aiiiUy«irt ; bis jetiet konnten aber die beiden
Forscher seine chemische Formel noch nicht
mit 'Bestimmtheit feststellen. Das zweite
A Ik a 1 o i d ist in geringerer Menge vorhanden,
es krystatlisirt in schönen rotfaen BlUttchen,
ist in Wasser löslich und bildet mit Säuren
gelbe Salze. Es wurde einer Analyse noch
nicht unterzogen.
Die Untersuchung der physiologischen
Wirkung dieser Substanzen ergab bisher
Folgendes :
Das erste Alkaloid erzeugt eine Reizung
in den Muskeln mit Gerinnung des Myosin
und Bewegungsstörungen, ähnlich denjenigen,
die durch Veratrin veranlasst werden.
Die Wirkung auf das Herz manifestirt sich
in bedeutender Verlangsamung der einzelnen
Contractionen mit scheinbarer Hebung ihrer
Energie. Die Verlangsamung ist unabhängig
von dem Vagus und den anderen Hemmuugs-
vorrichtungen des Herzens. Das Herz wider-
steht lange der Wirkung dieses Alkaloids.
Iniema^, Uim, JßwndscAau 18S7, Nr, 27.
Der ;giftige Stoff dieser Rin<le scheint nic]it
bekannt zu ^ein. — 09-r-
J). Ph(mn. Joum. Transact, iSST.Wi,
Fyrethrüiy wirksamer Bwimidthi«!!
ans Anaeyclus Pyrethirum.
Der wirksame Bestandtbeil der früher viel
gebrauchten Wurzel von Anaeyclus Pyre-
thrum ist das Pyrethrin, ein scharfes Harz.
/. S. Thompson macht darüber einige Mit-
theilungen. Eine gute Wurzel soll etwa
5 pCt. Harz enthalten, ausserdem finden sich
noch flüchtiges Oel, Gerbstoff, Gummi, Inulin.
Man kann das Pyrethrin erhalten durch £x-
traction der Wurzel mit Aether, sowie auch
dadurch, dass man mit Alkohol percolirt, den
Rückstand mit Essigsäure befeuchtet , noch-
mals mit Alkohol auskocht und die filtrirten
Flüssigkeiten mischt und abdampft.
Das Harz ist löslich in Aether und Alkohol,
sowie in Oelen und in Essigsäure, es scheint
aus mehreren Substanzen zu bestehen , be-
sonders aus einem Harz und einem gelben
Oel. —08—
Fkarm. Joum. Transact 1887,864,
von Leucanthemum
vulgare und Aobinia Fseudacacia.
Ueber die Giftigkeit von Leucanthemum
vulgare berichtet /. S, Howe (Best. Med. and
Surg. Journ. 1887, IH). Auf gewisse Indivi-
duen soll diese Pflanze wie Rhus Tozicoden-
dron einwirken. Zuerst wird eine Haut-
entzündung mit Hitze und Fieber hervor-
gerufen, darauf erfolgt Abschuppung der
Haut. Auch von Antemis Cotula sind ähn-
liche Erscheinungen bekannt. Vergiftungs-
erscheinungen nach dem Gennss der Inneren
Rinde unserer gewöhnlichen Acazie, Robinia
Psendacacia, hat Dr. Emery (Amer. Joum.
Pharm. 1887, 153) beobachtet. 32 Knaben
des Brooklyner Waisenhauses , welche beim
Spiel diese Rinde genossen hatten, erkrankten
unter ähnlichen Erscheinungen, wie dieselben
bei Cytisus Labumnm vorkommen. Die
Fälle wurden mit Bismnthsubcarbonat und
Spirituosen innerlich, sowie mit Morphium
hypodennatisah behandelt.
Eine Pflanze,
welche die Gtoachmackeqnalitftten
des Süssen und Bitteren vernichtet
Von Dr. B. Berthold.
Seit einiger Zeit bildet eine neue Droge,
die die Eigenschaft hat» den Geschmack von
„Süss und Bitter" aufzuheben, den Ge-
sprächsstoff in Londoner medicinischen
Kreisen, da man hofft, mit Hilfe dieses
Mittels weitere Anfklärnngen über die bis-
her nur sehr mangelhaft bekannte Physio-
logie des Geschmackssinnes an erhalten, nnd
auch von derselben eine Bereicherung des
Arzneischatzes erwartet. Die Droge ge*
langte durch Yermittelung des Gouverneurs
von Madras, Sir MontsttMrt Gr^nt Duff^ an
den Leiter des königlichen Gartens in Eew,
wo die eigenthümlichen Eigenschaften der-
selben durch hervorragende Fachleute, wie
Prof. Thiselton jytf^ ^^^ CÄr., geprüft und
bestätigt wurden. £inem in der Zeitschrift
„Nature'' pubücirten Vortrage, den der
Chinologe JDcmd Booper vor Kurzem vor der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Oo*
tacamund gel^alten bftt, kann ich 4ie folgen-
den interessanten D^t^le über die nene
315
Drage, die Yon einer Aselepiadaeee, Ojmnema
syWestre, stammi, entnehmeii :
Gymnema BjWestre (B. Br.) ist eine Pflanze
ans der Familie der Asclepiadaeeaee, welche
auf der Halbinsel yon Deecan, in Assam nnd
anf der Coromandelküsta heimisch ist, jedoch
anch auf dem afrikanischen Continent yor-
kommt.
Sie reprftsentirt sich als ein kräftiges, yer-
bolstes Scklinggewflchs mit langen, dünnen
Zweigchen. Die BUtter sind 1 >/« his 3 Zoll
lang nnd 1 bis 2 Zoll breit, glattrandig,
elliptisch bis eiftrmig zugespitzt, hie nnd
da an der Basis herzförmig. Beim Anfohlen
sind sie häutig, anf beiden Seiten mit feinen
Wollhaaren yersehen, ihre Oberfläche an der
Oberseite dunkelgrün. Die Pflanze findet
sich, allerdings als nicht officinell, in der in-
dischen Pharmakop&e angeführt
Die gepulyerte Binde gilt schon seit langer
Zeit bei den Hindus als ein Heilmittel gegen
Schlangenbiss , und wird in solchen Fällen
in der Form eines Decocts extern applicirt.
Aber die merkwürdigste Eigenschaft dieser
Pflanze wurde yon Capitain Edgeworik be-
merkt, der die Entdeckung machte, dass
nach dem Kauen der Gjmnemablätter die
Zunge die Empfindung für den Zucker-
geschmack yerliert Er fand nämlich, dass
gestossener Zucker, nachdem man einige
Blätter gekaut hat, nur so ein Gefühl im
Munde heryorrief , wie wenn man Sand ge-
nommen hätte ; die Süssigkeit blieb ganz un-
bemerkbar, und diese Wirkung hielt 24 Stun-
den an. Jüngst erhielt ich durch Vermittelung
yon Mr. Ix^wson aus Ouindy Park in Madras
einige Blätter zur chemischen Untersuchung.
Dieselben hatten eineJI anfangs bitterlich
adstringirenden, später leicht sauer werden-
den Geschmack. Unmittelbar nach dem
Kauen yon ein oder zwei solcher Blätter
konnte man sich zweifellos dayon überzeugen,
dass Zucker nicht mehr süss schmecke.
Wurde zu wenig (lang) gekaut, so hatte der
Zucker einen salzigen Geschmack« Nach dem
Qebrauche dieser Blätter bleibt der Geschmack
des Zuckers in zuckerhaltigen Nahrungs-
mittehi aus. So Z..B. schmeckt Ingwerback-
werk, nach dem Genüsse der Blätter ge-
nommen, so wie ein geschmackloses Mehl,
nnd %wt der brennende Geschmack des Ing-
wers bleibt flihlbar. lest man eine Orange,
80 wird einerseits der Geschmack des Süssen
unterdrückt, andererseits der saure Ge-
schmack der Citronensfiure so gehoben , so
dass man glaubt, eine mit Säure stark yer-
setzte Kalkmilch im Munde zu haben. Aber
merkwürdigerweise wird nur die Geschmacks-
empfindung für das Süsse und für das Bittere
durch Kauen der Blätter aufgehoben; der
brennende, salzige, herbe und saure Ge-
schmack werden durch diese Droge nicht
alterirt. Zucker schmeckt, wie erwähnt
worden, wie Sand, aber auch schwefelsaures
Chinin yerliert seinen eigenthümlichen Ge-
schmack nach dem Kauen einer grossen
Menge yon Gymnemablättern , so dass man
glaubt, Kalk im Munde zu haben. Ich und
einige Freunde konnten jedoch | nicht be-
merken, dass diese Wirkung 24 Stunden an-
hält Schon nach 1 oder 2 Stunden hatte
die Zunge ihr normales Geschmacksyerm6gen
irieder. Möglicherweise liesse sich die Droge
auch in der Medicin alsCorrigens in manchen
Fällen yerwenden.
Die chemische Untersuchung ergab als
wesentliche Bestandtheile zwei harzartige
KOrper, yon denen der eine in Alkohol lös-
lich, der andere, der in grosserer Menge yor-
handen war, in Alkohol unlöslich war. Durch
geeignete Behandlung der Blätter konnte
eine organische Säure , die der Chrysophan-
säure nahe steht, dargestellt werden. Diese
Säure, die Gymneminsäure, zeigt ebenfalls
die eigenthümlichen geschmackslähmenden
Eigenschaften der Blätter und bildet, an eine
noch nicht bestimmte Base gebunden, 6 pOt.
der Bestandtheile der Blätter.
Wtefner meäic. BläUer.
Aoetanilid.
Bei dem Interesse, welches dieser Körper
augenblicklich beanspracht, wollen wir nicht
unterlassen, noch eine neuerdings angegebene
Reaction desselben mitzntheilen, obwohl die-
selbe weniger wichtig als die bereits Seite
176 und 249 mitgetheilten an sein scheint,
da auch noeh eine Beihe anderer Körper
dieselbe Baaetion geben.
DeUa CleUa nnd Argmo erwärmen einige
Centigramm Acetanilid mit 2 oder 3 Tropfen
Queeksilberozydnitratlösnttg gelinde nnd
setsen, nachdem Lösung erfolgt ist, 2 oder 3
TropÜBn eoncentrirte Sohwefelsäure hinzu,
wodurch eine blutrothe Färbung eintritt.
Auf diese Weise soll noch 1 mg Aoetanilid
nachweisbar sein.
816
Dieselbe Reaetion tritt ein mit Beeorein,
Phenol, Salieyls&are^ Gerbsäarei Gallastftnre,
Thymoli wihrend sie mit Bensoeeftnre ans*
bleibt.
Den Ver&BBem ist es gleichfalls nicht
gelungen , aas Harn Yon Kranken , welchen
Acetanilid gereicht worden war, Acetanilid
wieder isoliren zu können. (S. Pharm. Cen-
trälh. 88, 176 flg.) 8,
Jaum, de Pharm, et de Chimie 1887, 4ßZ
PhoBphorxnolybd&ns&ure.
PermenHer hat gefdnden, dass eine eoneen-
trirte Lösung Tön Phosphormolybdän-
säure in Aether sich mit einem Ueber-
sehuss desselben nicht mischt. Die Phosphor«
molybdäns&ore löst sich in Aether unter
starker Wftrmeentwickelung an einer intensiY
gelb geftrbten Lösung, fiber welcher der
überschüssige Aether als farblose Schicht
schwimmt. Bei steigender Temperatur schei-
det sieh aus der Lösung Aether ab, der nach
dem Abkühlen durch Schütteln wieder in die
Lösung eingeht. Der Verfasser benutit diese
Eigenschaft der ätherischen Phosphormolyb-
dänsäurelösung, um ein siemlich empfind-
liches Maximum.- Thermometer zu
construiren, da nämlich der durch Tempera-
tursteigerung aus der Lösung ausgetretene
Aether in der Buhe (ohne Schütteln) nur
langsam wieder in die Lösung tritt und trotz
Sinkens der Temperatur isolirt bleibt.
Die Löslichkeit der Säure in Aether steigt
mit der Temperatur; 100 Theile Aether
lösen bei Qo 80,6 Theile der Säure, bei 19,3<)
96,7 und bei 32,9» sogar 101,9 Theile der
Säure. 8,
Dttfcft Naturwech. Bumdachau, 1887, 8.187.
Gasentwickelnngsapparat fftr die
gasoxnetrische Axialyse.
£inen derartigen Apparat, der die geson-
derte (Gewinnung von Wasserstoff und Sauer-
stoff gleichzeitig oder auch Yon Knallgas er-
möglicht, hat Ehrekberg construirt Die Ein-
richtung des Apparates, der bei Mechaniker
Bühler in Tübingen fabridrt wird , soll im
Folgenden nur skizzirt werden.
Die Füllung des Apparates geschieht mit
Terdünnter Schwefelsäure (1:10), die Zer-
setzung des Wasser durch eine JBun8en*9cht
Batterie. In den beiden Olascylindem sind
die drei als Pölplatten dienenden . Platis-
bleche so angebracht, dass in dem einen
GlascyUnder sich eines, in dem anderen zwei
befinden. Mit Hilfe eines ein&chen Hahn-
commutators wird der Strom entweder in die
einzelne Polplatte geleitet, dann erhält man
Wasserstoff und Sauerstoff getrennt, oder in
die eine der zwei unter einem Gylinder be-
findlichen, alsdann erhält man Knallgas.
Der Apparat ist Yerstellbar und läset sieh
demnach dem QuecksUbemiYeau leicht an-
passen. 8.
Sejparatabdnick aus Zeitsihrifl ßr anedjfi.
Chemie XXVI Heft U, S. 226.
üeber Indioatoren in der
Titriranalyse.
Von £ T. Thomson.
1. Curcuma (Turmeric) ist für Ammo-
niak und dessen Salze unbrauchbar, zeigt
gegen Alkalicarbonate und Sulfide, gegen Sul-
fite, Phosphate, Silicate und Borate, theils
keine ausgesprochen deutliche Beaction und
Endreaction, theils keine regelmässige Wirk-
ung auf dasGesammtquantum, ist aber (beson-
ders als Papier, hergestellt durch Tränken Ton
Streifen mit einer alkoholischen, durch NaOH
schwach alkalisch gemachten Lösung) äusserst
empfindlich gegen Citronen - , Essig - , Bern-
stein-, Wein-, Oxal- und Milchsäure, und
zwar auch in dunklen Lösungen, ferner sehr
geeignet zum Nachweis kleiner Sänremengen
(0,03 pCt. Essigsäure) in hochprocentigem Al-
kohol. 2. Cochenille Tcrhält sich in vieler
Hinsicht wie Methylorange und Lackmus, ist
aber, wegen seiner grossen Empfindtiohkeit
gegen Spuren Eisen und Thonerde, praktisch
fast werthlos. 3. Dimethylamidoazo-
benzol zeigt sich im ganzen dem Methyl-
orange analog, doch ist ihm letzteres überiegen.
4. Das so sehr empfolilene Congoroth hat
sich für die meisten Zwecke als ungenau und
unbrauchbar erwiesen. Am emp&igliehsteii
(nicht am empfindlichsten bezüglich der End-
reaction) sind gegen Alkalien die Glieder
der Methylorange-, gegen Säuren die d^
Phenolphtaletngruppe, während die der Lack-
mnsgruppe die Mitte halten ; Speichel, Milch
etc. können daher zugleich alkalisch, neutral
und sauer befunden werden, je naeh der W«bl
des orangefothen indicaftors. Von firnMrwi
Einflüsse zeigen sich die röllige chemische
Beinheit der Indicatoren, sowie die Tempere-
817
taten der Lomngen , welehe d«n Grad d^r
AlkalUftl erheblich yerändem kennen; aaeh
Siaren nad gewisse Sabe seigen gegen ver*
Bchiedene Indieatoren and bei wechselnden
Tempeiataren ein yariables Yerhalten, ersiere
a. B« tersehiedene Basidtät, über welche
merkwürdige, noch wenig antenuchte Eigen-
tfimlichkeit das Original eine tabellarische
Uebersieht giebt.
€hm, CetUr.' m. 1887, Nr, 2».
91 1 § c e 1 1 e n.
Tsas Pflcpiar-Frttftuig«
Wurster benutzt au diesem Zwecke das
mit Tetramethylparaphenylendiamin getränk-
te Beagenspapier y das von Schuchardt in
Görlitz in den Handel gebracht wird. Das
Vergilben des Papiers im Lichte soll nach
Wwrster aaf der Bildung eines Farbstoft
bemhen, die mit einer AcÜTirung des Sauer-
itofb verbunden ist. Die Ursache soll das
znon Leimen des Papiers vielfach benutate
Colophoninm sein, das analog dem Terpen-
tinöl wirkt« Das obengenannte Eteagenspapier
wird befeuchtet und swischen dem au prüfen-
den Papier gepresst; ist letzteres mit Harz
geleimt y so fSrbt sich das Papier nach weni-
gen Minuten blau-violett, während harzfreies,
sowie mit thierischem Leim geleimtes Papier
uch kaum fi^bt In gleicher Welse behandel-
tes Holzschlifipapier wird roth gef&rbt und
zwar je nach dem €khalt an Holzschliff in
Terscbiedener Intensität. Zur annähernden
fiestimmung des Holzschliffgehaltes (auf 5 bis
10 pCt. genau) dient eine empirische Skala,
mit der das Papier nach dem Trocknen ver-
glichen wird.
Mit, durch ehemische Agentien bereitetem
Holzstoff gefertigtes Papier zeigt diese Be-
sction nicht oder nur ganz schwach.
Zum Nachweis von Chlor, Schwefel (Schwef-
ligsäure) im Papier dient ein von Eayser an-
gegebenes Verfahren. Zwischen einige Blätter
des Papiers oder die Spaltflächen von Carton-
papier wird ein Stückchen Blattsilber ein-
gelegt und hierauf eine halbe Stande lang
ein Wasserdampfstrahl auf die Papierprobe
einwirken gelassen. Enthält das Papier
■chädliche Verbindungen von Chlor oder
Schwefel, so nimmt das Blattsilber bei diesem
VerÜEthren eine gelbliche bis bräunliche
Färbung an, andernfalls bleibt es unversehrt.
s. Ze«7sdbf . f. (MMilyt, Chemie 1887. 8. 392.
Bestimmimg des 8peoi£ Oewichts.
JBohn wendet ein öfter vorgeschlagenes
Princip in fUge&der Weise an. Ein Unförmi-
ges Glasrohr wird umgekehrt und mit dem
einen Schenkel in einen Cylinder mit Wasser
ganz eingetaucht, hierauf mit dem andern
Schenkel in die, in einem Bechergläschen be-
findliche Flüssigkeit eingetaucht, deren spe-
cifisches Qewicht bestimmt werden soll.
Hierauf werden das Bohr und das Becher-
gläschen gleichzeitig gehoben, so dass der
erste Schenkel aus dem Wasser herausgehoben
wird, ohne jedoch mit der Oeffnung die
Flüssigkeit zu verlassen. In dem Maasse, als
die Bohre aus dem Wasser herausragt, steigt
die zu prüfende Flüssigkeit in dem andern
Schenkel. Bei einer bestimmten Höhe werden
die Flüssigkeitssäulen gemessen und das spe-
cifische Qewicht in bekannter Weise be-
rechnet. «.
Zeitschr. f. analyt. Chemie 1887, 341.
Der EinfloBB des Böstens auf den
Coffeingehalt des JBlafieeB.
Paul und Cownl^ haben schon firüher die
Ansicht ausgesprochen, dass das Coffein durch
die Procedur des Böstens wenig* verändert
würde. Im Allgemeinen hat sich diese Ansicht
durch eine grössere Anzahl von Versuchen
bestätigt. In rohem Ka£fee fanden die ge*
nannten Autoren 1,1 bis 1,18 pCt., in ge-
röstetem Kaffee dagegen im Durchschnitt
1,3 pCt. Coffein. Hierbei ist zu berück-
sichtigen, daas beim Rösten ein Gewichts-
verlust von etwa 10 pCt. stattfindet. In
einem Falle, wo das Rösten sehr weit getrieben
wurde, entstand ein Verlust von 31,7 pCt.,
das geröstete Product enthielt nur 1,25 pCt.
Coffein, während die Menge, welche es nach
der Rechnung hätte enthalten sollen 1,61
pCt. war. —06—
Pharm. Jawm. Traneaet. 1887, 878.
■AiM^^^M^
ConBervirang von Blumen.
>
Nach der ^Chron. industr." sollen Blumen,
in folgender Weise behandelt, ihre ganze
Schönheit und Frische behalten. Man löst
20 g grob zerstossenen, klaren Copal-Gnouni|
318
welefaen man mit etwa gleichem Gewichte
sserstosBenen Glates gemischt hat, in 500 g
Aether. In diese Lösung taucht man die
Blumen, nimmt sie vorsichtig heraus und
lässt sie etwa 10 Minuten an der Luft trock-
nen ; dann taucht man sie aufs Neue in den
Aether, lässt wieder trockuen und wiederholt
diese Operation 4 bis 5 Mal.
Auf diese Weise behandelte Blumen sollen
sich lange Zeit hindurch halten , wenn sie
nicht zu oft berührt werden. —os—
Pharm. Joum. Transact. 1887, 868.
Erzeugung von porösen Thon-
waaren.
Hierzu wird die Anwendung von Naphta-
lin empfohlen, welches sich zufolge ange-
stellter Proben weit besser zu dieser Fabri-
kation eignet, als der bisher dafür in Gebranch
gewesene Kork und ähnliche Materialien.
Man vermischt das Naphtalin mit Wasser
bis zu einem dicken Brei, den man mit dem
Thone gut Termengt. Die Stücke werden so-
dann getrocknet, geformt und hierauf in eine
massige Wärme gebracht, welche gross genug
ist, um das Naphtalin im Wege der Ans-
schwitKung zu entfernen. Erst dann erfolgt
das Brennen. Die nach diesem Verfahren
gewonnene Porosität der Thonwaaren ist eioe
sehr regelmässige und zweckentsprechende,
insofern als sie die Erzengnisse widerstands-
fähig gegen alle Einflüsse der Temperator
macht. cÄcm. Centr.-Bl, 1887, Nr.2i.
Veränderung des Tulkanieirten
KauteohukB beim Aufbewahren.
Von SaiUMd,
Das Hart* und Brnchigwerden des mlkani-
sirten Kautschuks beruht auf einer allm&ligen
Bildung Yofl Schwefelsäure durch Einwirkung
feuchter Luft auf den darin enthaltenen
Schwefel. Diese Bildung wird begünstigt
durch die Eigenschaft des Kautschuks, Wasser
anauziehen oder abzugeben, je nach den
hygrometrisehen Zustande cter Luft. Man
kann die Schwefelsäure leicht nachweisen und
auch der Menge nach bestimmen. Der Uebel**
stand wird beseitigt, wenn man die Kant-
schukapparate von Zeit au Zeit mit einer
verdünnten Lösung von Natrinmcarbonat oder
auch mit reinem Wasser auswäscht^ Sie be-
halten dann jahrelang ihre Weichheit and
Elastizität unverändert bei.
Chem. Centr.-m. 1887 y Nr, 23.
' _ \ • XN
v~-^ -<■" ^y ^K^ ^/"-^y
OffeDe €orre§poBdeBz«
0« in W* 1. Die amerikanischen Qeheim-
mittelfabrikanten geben in ihren Annoncen
immer die Bestandtheile ibrer Mittel an, um
dadurch den Verdacht zu entkrSften, als
ferti^n de Geheim mittel an. H&ufig
figunrt am Ende der Aufzählung der einxelnen
Bestandtheile (theils mit, theils ohne Gewichts-
angabe) noch ein: „und aromatische Stoffe,"
oder „und andere bittere Mittel" oder auch kurz-
weg »tetc/S wenn die Beihe zu lang wird. Dieses
Venahren bürgert sich leider neuerdings auch
bei uns ein.
2. Das Litholydium besteht, wie wir einer
Notiz des Dr. Zachariaa in der Pharmaceutisehen
Zeitung entoehmen, aus Ammonium chloratum,
Naixium chloratum, Magnesium boricnm. Mag-
nesium citricum, Lithium chloratum, Lithium
citricum und Materia organica. Die Her-
stellung geschieht natürlich nach einer eigenen,
compliciTten Methode; das erhaltene Product
ist nicht, wie man erwarten sollte, ein ein-
faches Pulvergemisch, sondern ein chemisches
Pr¶t. Soweit der £rflnder des Litbolydium.
Unter Materia organica versteht derselbe merk-
würdigerweise: Saecharum album und Carbo (!).
Das Litholydium wird gegen alle auf einer
Harnsäure - Diathese beruhenden Krankheiten
als sicher wirkendes Mittel empfohlen, woran
füglich auch nicht zu zweifeln ist.
B. in D« Das In gl u vi n , Hühnerkropfjpepsio ,
für welches ueuerdm^s wieder Reclame gemacht
wird, ist durchaus nichts Nenes. Lesen Sie ge-
fälligst Pharmaceutische Centralhalle 1880, 44
und 1881, 36.
Abonnent in Euasland. Berichtigang
Bezugnehmend auf einen Passes unserer »Offe-
nen Correspondenz*', betreffend die d<«tMnaBnteD
Säuerlinge, theilt uns Herr Sdnri^ Mattoniy
der Besitzer des Giesshübler Sauerbninnens,
unter Beifügung der Analyse der Herren DDr.
Nowak und EraU^mer mit, daas die Giess-
hübler Eonig -Otto -Quelle in 10000 Gew.-Tk
23,7396 Th. freie und 6,6004 Th. halb&de Kohlen-
säure enthält; auf Volumina umgerechnet be-
trägt die wirklich freie Kohlensäure bei 0* nnd
760 mm Barometerstand in 1000 ecm 1905 ccm.
Der Giesshübler Sauerbrunnen ist demnach ein
von Natur mit Kohlensäure getadesu gesättigtes
Waaser. Ein Impriffniren desselben mit künst-
licher KohlenBäuie findet nicht statt
YerlegOT nad yenoitworaiober BadMtoar Dr. S* Aelssler in Drtsdea.
Im Baiikliaiid«! dnreh Jalliia Springer, Berlin S., MonbUonplcli 8.
Dmek der K8nl(l. HofbnelidniAlierel Ton 0. 0. Melabeld tt 89nae ia Preaden,
Pharmaceutische Ceniralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben Ton
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Gelssler.
Erscheint feden Donnerstag. — Abonnementspreis dnrcb die Post oder den Bncbbandel
viertel jabrlieh 2 Mark. Bei Znsendnng unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Kümmern
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederbolnngen Babatt.
Anfragen, Anftrftge, Mannseripte etr. wolle man an den Bedaetenr Prof. Dr. E. Oeiaalar,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M2(^.
Berlin, den 30. Juni 1887.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
JnbAltt carail« ■■« PkftrmMltt: Ueber eine neue Chloroform -Reaction. — Dantellans toh ehemliieh reinem
Kalinmmangmnat. — Ue2>er den NacbweU gerlnfer Mensen Ton BntterfeU In Margarin und Ober einig« Fehler-
quellen bei drr Bestiminnns. — Ueber den Indicator Congoroth. — Zn Vinnm China« nnd Ylnym Chialnl. —
Lltentar «ad Kritik« — MlMelleBt Ueber Medieinal - Pilanaenkaltnr. — Bpirltns yinl Cogaac —
Offoie Gorr«s|iOBdeas. — Aaselffea.
€liemie und Pbarmacle.
Ueber eine neue Chloroform-
Aeaction.
Von Dr. Adolph JcUes,
z. Z. im Gesnndheitsamte der Stadt Breslau.
Bekanntlicli erleidet das Chloroform,
zumal wenn es nicht ganz wasserfrei ist,
nnter dem Einflüsse des Tageslichtes
eine allmälige Zersetzung, die durch einen
Zusatz von mindestens 0,5 bis 1 pGt.
Weingeist, welcher die Zersetzungspro-
dncte bindet, mit aller Sicherheit ver-
hindert werden kann.
Die deutsche Pharmakopoe liess an-
iangh'ch nur ein specifisches Gewicht
von 1,496 bis 1,496 zu, was einem Al-
koholgehalte von V2 pC^- gleichkam, eine
Bestimmung, die mannigfache Bedenken
hervorrief, indem darauf hingewiesen
ward; dass ein Chloroform von obigem
speeifisebem Gewichte immer noch die
Disposition der Zersetzung in sich trage
und als ein gef&brliches Anästhetikum
bezeichnet werden müsse. Diese Bedenken
wurden vollends gehoben durch die ße-
stimmiing der Pharm. Germ. II, die f&r
Cbloroibrm ein specifisches Gewicht von
1,485 bis 1,489, also ein bis 1 ptt. Wein-
geist enthaltendes Chloroform vorschreibt.
1 pCt. Weingeist ist demnach die Maxi-
malgrenze, was insbesondere für Chloro-
form, das fiir therapeutische Verwendung
sich eignen soll, von Bedeutung ist. —
Der Umstand nun, dass ich vor .Kurzem
mit einem Chloroform gearbeitet habe,
das sich infolge des hohen Gehaltes an
oxydirbaren Stoffen für mich als un-
brauchbar erwies und die quantitative
Alkoholbestimmung circa 4pCt. ergab,
führte mich auf eine Methode, vermöge
deren man leicht und sicher feststellen
kann, in wie weit ein Chloroform in
Bezug auf den Gehalt an Alkohol und
anderen oxydirbaren Stoffen (Aldehyd,
Aethylen etc.) den Anforderungen der
Pharm. Germ. II entspricht.
Diese Methode beruht in Folgendem:
Bringt man reines Chloroform in ein
grösseres Beagensglas und setzt einige
Körnchen chemiscn reines Kaliumman-
ganat (K2Mn04) hinzu, dann darf auch
bei längerer Einwirkung weder an der
Substanz noch an der Flüssigkeit irgend
eine Veränderung wahrgenommen werden.
320
BebaBdelt man in derselben Weise ein
Chloroform, dessen Alkoholgehalt circa
2 pGt. beträgt oder der mit gleich wertbigen
anderen oxydirbaren Substanzen verun-
reinigt ist, dann wird man nach einiger
Einwirkung beim Schütteln an den Stellen,
wo die zugesetzten Körnchen Eallum-
manganat den Boden des Gef&sses be-
rührt haben, gelblicb - brause Flecken
wahrnehmen, die 'an dem GefSisse haften
bleiben. Die Grösse und Intensität der
gelblich-braunen Flecke nimmt mit höhe-
rem Alkoholgehalte entsprechend zu und
schliesslich hat ein Gehalt von circa
6pGt. Alkohol die vollständige Beducir-
ung der zugesetzten Körnchen K2Mn04
zu Kaliummanganit zu Folge. Diese
Beaction beruht darauf, dass das Kalium-
manganat — weit rascher als Kalium-
permanganat — durch Einwirkung von
Alkohol oder anderer oxydirbarer Stoffe
gemäss der chemischen Gleichung
KjMnb^ + CgHßQ = K^MnOs + HjO +
eine Umsetzung erfährt in Aldehyd und
Kaliummanganit von i^x c))eq(iia(shen
Zusammensetzung K^MnOa, über welchen
Körper ich mir weitere Mittheilungen zu
machen noch vorbehalte.
Die von Yvon^ zur Constatirung der
Beinheit des Chloroforms vorgeschlagene
Beaction mit KMnO« und Kalihydrat
kann selbstverständlich nicht mit der
Obigen zusammenfallen, schon aus dem
Grunde nicht, weil bei der r^ow'schen
Beaction die Anwendung von Kalilauge,
mithin die Gegenwart von Wasser er-
forderlich ist
Breslau, im Juni 1887.
DaxBtellung von chemisch reinem
Kaliummanganat
Von Dr. Adolph Jölles,
Zur Darstellung von Kalinmmanganat
fttr analytische Zwecke möchte ich fol-
gendes Verfahren vorschlagen :
' Gemäss der chemischen Gleichung
2 (KMn04) + 2 KHO = 2 (KJinO^ +
0 + H2O
erhitzt man chemisch reines Kalinmper-
*) Pharm. Centralb. 1882, 558.
manganat mit Kalium caustic. aik. depur.
in einem Tiegel und zwar in der Weise,
dass man die abgewogene Menge KaU-
hydrat zuerst in den Tiegel bringt, etwas
destillirtes Wasser hinzusetzt und unter
allmäligem Erhitzen und Umr Ohren die
fein zerriebene Men^e des Kaliumman-
ganats hinzufugt. Nach etwa zweistün-
digem Erhitzen bei schwacher Bothgluth
lässt man den Tiegel erkalten und bringt
das entstandene mangansaure Kali in
eine festgeschlossene Masche, um jed-
weden Zutritt der Luft zu hemmen. —
Es ist bei der Gewinnung des Präparates
hauptsächlich darauf zu achten, dass die
Temperatur der schwachen BoÜigluth
nicht überschritten werde, da sonst das
Präparat infolge der secundären Zersetz-
ung des Kaliummanganats durch grössere
oder geringere Mengen MnO-i verunreinigt
wird.
Breslau, im Jani 1887.
üeber den Nachweis
geringer Mengen von Bntterfett
in Margarin und über einige Fehler-
quellen bei der Beatimmung.
Die Brauchbarkeit der Methode von
Reichert -Meissl zur Unterscheidung von
Naturbutter und Kunstbutter ist eine all-
gemein anerkannte; dagegen ist in jüng-
ster Zeit häufig die Frage erörtert wor-
den, ob es auch möglich sei, mit dieser
Methode geringe Mengen von Butterfett,
welche dem Margarin beigemischt sind,
mit hinreichender Genauigkeit zu be*
stimmen.
Diese Frage ist, nachdem der Beiehs-
tag in dritter Lesung das Kunstbutter-
gesetz angenommen hat, von grosser
ractischer Bedeutung geworden. Der
2 des Gesetzes, weldier bekanntlich
viel umstritten wurde, lautet:
„Die Vermischung von Butter mit Mar-
garine oder anderen Speisefetten zum
Zwecke des Handels mit diesen Misch-
ungen, sowie das gewerbsmässige Ver-
kaufen und Feilhalten derselben ist ver-
boten.
Unter diese Bestimmung f&llt nicht
der Zusatz von Bntterfett, welcher aus
der Verwendung von Milch oder Bahm
321
W der HersteUuDg von Margarine her-*
rührt, sofern dieser Zusatz nicht mehr
als 4pCt. beträgt"
Dieser Paragraph wurde angenommen
mit 149 gegen 128 Stimmen und zwar
mit dem Amendement Dr. Schreiner, wel-
cher an Stelle des zweiten Absatzes fol-
gende Fassong setzte:
„Unter diese Bestimmung föllt nicht
der Zusatz von Butterfett, welcher aus
der Verwendung von Milch oder Bahm
bei der Herstellung von Margarine her-
rührt, sofern nicht mehr als 100 Gewichts-
theile Milch oder 10 Gewichtstheile Bahm
anf 100 Gewichtstheile der nicht der
Mildh entstammenden Fette in Anwend-
ung kommen. '^
Dagegen vnirde die Fassung des Ab-
geordneten Duvigneau^ ftr welche be-
sonders Dr. -Meyer- Halle eintrat, abge-
lehnt.
Abgeordneter Duvtgneau wollte dem
§ 2 folgende Fassung geben:
»Der Zusat« von Butterfett zur Marga-
rine durch Beimischung von Milch, Bahm
od^r Butter, sowie das gewerbsmässige
Verkaufen und Feilhalten dieser Misch-
ung ist verboten, sobald der Zusatz von
Butterfett mehr als 20pCt. beträgt«
Es wird also, wenn auch der Bundes-
rath dem Gesetzentwurf in seiner jetzigen
Fassung zustimmt, in Zukunft häufiger
die Frage an den Chemiker herantreten:
nist in dem vorliegenden Margarin der
Gehalt von 4 pCt. Butterfett erreicht oder
nicht?"
Es ist bereits von verschiedenen Seiten
darauf hingewiesen worden, dass es nicht
möglich ist, mit Bestimmtheit den Ge-
halt von Butterfett in Eunstbutter zu be-
stimmen und dass es immer nur möglich
sei, diesen Gehalt in ziemlich weiten
Grenzen (von etwa 5 bis 6 pCt.) anzu-
geben.
Kurz vor der dritten Lesung des Eunst-
battergesetzes war von deutschen Eunst-
butterfabrikanten der Versuch gemacht
worden, dem Seichstage dies an Bei-
spielen zu beweisen. Es wurde in ver-
schiedenen Fabriken unter Aufsicht von
Sachverständigen und Vertretern von Be-
hörden Eunstbutter hergestellt, das fertige
Product darauf versiegelt und je zwei
anderen chemischen Sachverständiges,
welche keine Eenntniss von der Zusam-
mensetzung des Productes hatten, über-
geben.
Ich setze zunächst hierher das Gut-
achten des Herrn Geh. Hofrath Professor
Dr. Fresenitis, vvelches der Petition der
Margarinbutter - Fabrikanten beigegeben
war, sowie eine Tabelle über die Ana-
lysen der verschiedenen Chemiker, welche
nebst den daran geknüpften Bemerkungen
ebenfalls dem Beichstage vorgelegen bat.
Ontaehteo
des Herrn Geh. Hofrath Prof. Dr. PreseniTifi
in TViesbaden.
Wiesbaden, den 7. Jani 1887.
Fraiikforter Kargarin-GeBellißhaft
BornlielM*
Sie ersuchten mich ein Gutachten dar-
über abzugeben, ob die von Beichert und
Meissl angegebene Methode zur Bestimm-
ung der flüchtigen Fettsäuren in der
Butter sich dazu eigne, in einem Gemisch
von Margarin mit kleinen Mengen Butter-
fett, wie es die Margarinbutter darstellt,
den Gehalt an Bntterfett mit Genauigkeit
zu bestimmen. Speciell baten Sie mioh,
festzustellen, wie gross die Schwankungen
des Gehaltes an mit den Wasserdämpfen
übergehenden Fettsäuren bei den Boh-
materialien der Margarinbutter, dem Mar-
garin und dem Sesam- und Arachidöl,
seien.
Zu diesem Zwecke übergaben Sie mir
13 Proben Margarin und 4 Proben Oel,
für deren Beinheit ich Ihnen die Verant-
wortung überlassen muss.
Ich untersuchte diese Proben alle zwei-
mal, die Margarine fast alle dreimal,
unter genauer Einhaltung der von Meissl
angegebenen Vorschriften.
Die Besultate zeigten dabei fast aus*
nahmslos nicht nur unter den verschie-
denen Proben, sondern auch bei den
verschiedenen Versuchen mit denselben
Proben relativ sehr beträchtliche Schwank-
ungen.
Um nur einige Beispiele anzuführen,
betrug der Verbrauch des Destillates von
5gr an Vio"^^!''^^^!^^^*^^ ^^^*
322
Jlargarin Nr. 2
j»
»»
Oel
>J
n
«
»»
»j
j»
jt
,2
0,24
1,34 0,47 cem
5
0,22
0,55 1,56 „
9
1,61
1,54 0,44 „
12
0,39
2,42 0,99 „
2
0,12
0,55 cem
4
0,27
0,67 „
Der Mehrverbranch, den 4 ^Ct. Batter-
fett in einer Mischung mit obigen Fetten
bewirken wQrde, beträgt nach den An-
gaben der Literatur 0,9» — 1,31 cem Vio"
^ormalnatronlauge.
Aus den angegebenen Zahlen lässt sich
schliessen, dass die ursprünglich für
Butter ausgearbeitete und anerkannter-
maassen für diese auch befriedigende
Besultate liefernde Methode in ihrer
jetzigen Form nicht zur Untersuchung
von Margarinbutter geeignet erscheint,
resp. dass sie erst bei einem relativ be-
deutenden Zusatz von Naturbutter, etwa
erst bei 10 pGt. mit Sicherheit festzustel-
len gestattet, dass dem Margarin Butter
und zwar mehr als 4pGt. zugesetzt ist.
Die Differenzen, wie ich sie oben an-
gedeutet habe und die bei einer Unter-
suchung von Euhbutter meist nicht als
sehr bedeutend zu bezeichnen wären,
sind bei den hier in Betracht kommenden
Fettarten, die an und ftlr sich nur einen
geringen Verbrauch an Natronlauge zeigen,
von so ffl'osser Bedeutung, dass sie die
ganze Methode in ihrer jetzigen Form
als auf diese Körper nicht anwendbar
erscheinen lassen.
Aus dem Auftreten derselben bei ver-
schiedenen mit den nämlichen Proben
ausgeführten Bestimmungen lässt sich
weiterhin erkennen, dass diese Schwank-
ungen nicht sowohl auf Verschiedenheiten
der Materialien als vielmehr darauf zu-
rückzuführen sind, dass die Art des
Operirens auf die an sich ja schon
niedrigen Besultate einen verhältniss-
mässig grossen Einfluss ausübt.
Durch ein genaueres Studium dieser
Beeinflussung Hesse sich voraussichtlieh
die Methode soweit umgestalten, d. h. es
Hesse sich die einzuhaltende Art der
Operation soweit präcisiren, dass man
die oben angeführten Differenzen ver-
meiden resp. erheblich vermindern, und
befriedigendere Besultate erhalten könnte.
Ob es aber in der Tbat gelingen wird,
dieses Ziel zu erreichen, lässt sich mit
Bestimmtheit nicht aussprechen, dagegen
steht es, wie erwähnt, fest, dass die
Beichert'MeissVBclie Methode ohne eine
solche Präcisirung zur genauen Bestimm-
ung kleiner Buttermengen in Margarin-
butter vollständig unbrauchbar ist.
Dr. E. Fresenius.
Nachstehende Tabelle ergiebt folgende anffaUende Erscheinungen :
Bei einem Milchzasatz von ca. 50 Liter auf 100 Kilo Fett findet Dr. Bein (Nr. 15) 6,.57pCt
ala Minimnm and Di, Sussengtäh (Nr. 22) 15pCt. als Maximam, eine Differenz von mehr als
das Doppelte, und ein Resultat, welches das Vier- resp. Achtfacbe des höchstmöglichen Gehalts
an Butterfett von 1,8 pGt. reprSsentirt
Bei 60 Liter Milch auf 100 Kilo Fett findet Dr. Jeserich (Nr. 21) als Minimum Null, Dr.
Füsinger (Nr. 13) als Maximum 6,3 pCt. und dech hfttte hier mehr Butterfett gefunden werden
müssen als bei der yorhergehenden Zusammensetzung von 100 Kilo Fett und nur ca. 50 Liter
Milch. Auch die Analysen der Zusammensetzung von 100 Kilo Fett und 100 Liter Milch erj^eben
weniger Butterfett als die Zusammensetzung von 100 Kilo Fett mit nur 50 Liter Milch, indem
Prof. Dr. König (Nr. 7) als Minimum 3,8 pCt. findet und Dr. 0. Seippd (Nr. 10) als Maximum
8,9 pCt., ako nahezu das Dreifache.
Lägen die Abweichungen in der Individualität der Analytiker, so mfissten ihre Besultate
stets nach derselben Seite abweichen, das ist indessen nicht der Fa]l, vielmehr findet der eine
Chemiker gegen den anderen bei gleichen Proben einmiü das Maximum, das andere Mal das
Minimum. .
Durch sftmmtliche Analysen ist die weitgehendste Unzuverlässigkeit der Methode auf das
Eelatanteste dargethan; wenn in Nr. 22 die höchste Möglichkeit (1,8 pCt.) um 13,2 pCt flber-
sehritten wird, so ist die Beftlrchtung sehr nahe, dass bei Beifflgung von 4pCt. Bntterfett
17,2 pCt gefunden wird. Hieraus geht unzweifelhaft hervor, dass eine Begrenzung erst von
20pCt ab beginnen kann, wie das auch cUe Herren Eenerungsvertreter in der Commission als
Resultat der angesteUten zahlreichen Analysen hervorgehoben haben.
Es wftre zu der nachstehenden Tabelle wohl noch zu bemerken, dass der dort angegebene
höchstmöglichste Gehalt an Butterfett ebenfalls nur ein ann&hemder ist, da die verwendeten
Miloharten von verschiedenem Fettgehalt gewesen sein werden.
323
Analysen
des BnUerfstt-Oehalts In Margarinbntter» hergestellt von Mitgliedern
der vereinigten Eanstbntter - Fabrikanten.
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A.
100
02,4
2,18 '
2,4-
Dr, Ka^^ser,
B«ide Proben sind von
' Nürnberg. '
1
1
3.0
Nflrnberg.
einem StIIck entnem-
2 i' i
A.
100
62,4
*2,18 '
0,511
1
FrotDr.Kämmerer,
Nttniberg.
*A*^.V*
o 1, Gebr. Eisenlofit,
B.
100
60
2.1
4,02
Dr. C Seippel,
Die Proben B, C n. D
4
Barmen.
1
B.
100
60
8.1
3,30
Bannen.
Dr. StuUet\ Bonn.
Prof. Dr. / König,
Mflnstfr.
Derselbe.
■Ind Je einem Bttick
entnommen.
5
6
1
(
B.
C.
KO
100
60
100
3,5 ;
1,92
3,0*<
AafOlllig bei dieun Ter-
■neben ist, data ein-
mal der eine nnd dae
andere Hai der andere
7 ,! I
C.
100
ICO
3,6 1
5,20
Dr. Stuteer.
Cbew iker d ieM axf m al -
8
c.
100
100 .
3.5 !
3,85
Dr. C. Setppel
reap dieMinlmaliifTer
Iknd
9 ;
D.
100
100
8.5 1
8,9
Derselbe.
m^mM^Mm
}0 1
1
D.
100
100
3.5
7,5
Dr. Stutzer.
11
Lud. Küntzeltnanvt,
D.
100
100
3.5 ,
7,11
Prof. Dr. J. König.
12
K.
100
60
2,1
2,86
Dr. Erwin Kayser,
Beide Proben Ton elnrm
Dresden. 1
1
Dresden.
Stttck.
13
1
1
E.
100
60
2,1 1
1
6,3
Dr. Filsinger,
Dresden.
14
Bürmann dt Co.,
Berlin. '
P.
100
49
9,12
Dr. Bern, Berlin.
Beide Proben von einem
Staek.
16
1
)
P.
100
49
1,8
6,57
Derselbe.
•
16
MMer tt Co.,
G.
100
6(»
2.1
3,3
Dr. W. Thömer,
Die Pf^ben O, H «. J
1 _ j j ■
Gildehauf:.
'
Osnabrftck.
•Ind Je von ein^m
StIIek estnommen und
17
1
G.
100
60
2,1
2,5
Dr. P. Jeserick,
wibfend der eine Ana-
i
Berlin.
lytiker bei den drei
18 1
1
H.
100
60
2,1
1,1
Derselbe.
Proben etcffenden Oe-
balt findet, findet der
andere fkllenden bin
19 ,
H.
100
60
2,1 1
! 3,6
Dr. W. Thörner.
?^ 1
J.
100
60
2.1
. w
Derselbe.
aa HoU.
21 ;
J.
100
60
2,1
0,00
1 Dr. P. Jeserieh,
22
23^
1
K.
100
100
50
60
1,8
1.8
15,0
10,5
Dr. H. SüBsenguth,
Magdeburg.
Derselbe.
Diese drei Proben «ind
einem CenaigBatSoas-
Lager in Hagdeborg
entnommen nnd xwar
^^* 1
li
L.
100
50
1,8
9,5 i Derselbe. 1
die beiden K trots
' '1
W
T
1
der grouen Differens,
1
i
1
1
1
eui einem Fasae.
Von der Firma Ludwf'g Künüfelmann
in Dresden (Probe E der vorstehenden
Tabelle) worde die Herstellung einer
Knnstbutter unter Aufsicht des Schreibers
dieser JMittheilung sowie zweier Vertreter
des Käthes am 8. Juni d. J. vorgenommen.
Zur Herstellung wurde das folgende
Misehungsverhältniss genommen :
60 Liter Vollmilch,
33 Kilo Oleum arachidis,
67 „ Margarin,
sowie etwas Batterfarbe.
Der fertigen Mischung werden noch
SpCt. Salz hinzugefbgt.
Sämmtliche Bestandtheile wurden ge-
nau gewogen resp. gemessen. Von jedem
dieser Bestandtheile wurde von mir per-
sönlich je eine Probe entnommen und
zwecks Feststellung der Reicheri'Bßhe.u
Zahl untersucht. Je zwei Proben der
fertigen Butter wurden den Herren Dr.
Filsinger und Dr. Kayser zur Prüfung
übergeben. Herr Dr. Filsinger fand die
Heieherfsehe Zahl 1,80 und berechnete
unter Zugrundelegung der Mittelzabl 28,5
folgerichtig den Gehalt von 6,3 pCt.
Butterfett. Herr Dr. Kayser gab den
Buttergehalt zu 2.86 pCt. an.
324
Bei den von mir ausgeführten Prüf-
ungen ergaben sich nun die folgenden
Besultate.
Milch: Die verwendete Milch zeigte
einen Fettgehalt von 4,14 pCt.
Die mit dem isolirten Fette erhaltene
Retcherfscihe Zahl wurde = 26,75 ge- 1
funden.
Arachisöl: Reichert' scha Zahl = ;
1,05. I
Margarin: Schmelzpunkt =35,5^. i
Erstarrungspunkt «=
33,00 I
Reicherfsahe Zahl == 1
1,10.
Kunstbutter: Reicherfsche Zahl =}
1,98.
Nehmen wir an, dass bei dem Fabri-
kationsprocesse sämmtliches Butterfett ,
aus der Milch in die Kunstbutter über-
gegangen war, so hätte das Fett der-
selben folgende Zusammensetzung gehabt :
2,484 Kilo Butterfett, .
33,0 „ Arachisöl,
67,0 „ Margarin,
d. h. in 100 Theilen dieses Fettes waren '
enthalten:
2,42 Theile Butterfett.
Die aus der Zahl 26,75 berechnete
ReicherCsohe Zahl, welche hiemach aus
dem Butterfette entspringen musste, ist
demnach 0,647.
Die aus dieser Zahl und aus derjenigen
der Fette berechneten hätte betragen
m.ti8S6n *
für Butterfett = 0,647
Arachisöl = 0,338
Margarin = 0,718
Gesammtzahl » 1,703 |
gefunden wurde 1,980.
Die gefundene Zahl betrug also das
Dreifache von der auf Butterfett zu be-
ziehenden.
Wenn hieraus allein schon die grosse
ünzuverlässigkeit der Methode zur Be-i
Stimmung kleiner Mengen von Butterfett
hervorgeht, so kommt noch ein weiteres
Moment hinzu, welches die Methode noch I
fragwürdiger erscheinen lässt, zugleich'
aucli eine Erklärung giebt für die ab-
weichenden Zahlen, welche von ein und
demselben Chemiker bei dem gleichen
üntersuchungsobjecte erhalten wurden.
»j
>»
Es ist dies die Fehlerquelle, welche
dem Alkohol entstammen kann. Es ist
bekannt, dass beim Kochen von Aethyl-
alkohol mit Kalilauge sich geringe Mengen
von Aldehyd und auch Essigsäure bilden
können; es ist ferner bekannt, dass selbst
in den besten Handelssorten von soge-
nanntem Spiritus rectificatissimus sowie
sogar von absolutem Alkohol sich geringe
Mengen dieser Körper schon gebildet
finden. Es wurde, um festzustellen, wie
gross der aus dem Alkohol stammende
Fehler sein könne, genau die Menge
(100 cc 70procentiger) Weingeist, welche
die Methode von Reichert - Meissl vor-
schreibt, mit 2,5 g Aetzkali auf dem
Wasserbade eingedampft. Der zu obigen
Versuchen benützte Alkohol ergab hier-
bei die Zahl = 0,66.
Derselbe Versuch wurde nun noch
mit zwei anderen guten Alkoholsorten
gemacht und zwar immer in der Weise,
dass mit dem auf 70pCt. verdünnten
Alkohol operirt wurde.
1. Bester Spiritus verbrauchte für
sieh allein zur Sättigung der freien
Säure in 100 cc = 0,40 Zehntel-
normalnatronlauge.
2. Derselbe Spiritus mit 2,5 g Aetzkali
in 30 Minuten verdunstet und mit
Schwefelsäure destillirt, verbraucht
1,00 cc.
3. Derselbe Spiritus mit 2,5 g Aetzkali
in 45 Minuten verdunstet, verbraucht
1,20 cc.
4. Absoluter Alkohol für sich
allein in 100 cc == 0,40 cc Zehntel-
normallauge, berechnet auf 70 cc =
0,28.
5. Derselbe Alkohol, in 45 Minuten
mit 2,5 g Aetzkali verdunstete, ver-
braucht 1,30 cc.
Es geht aus diesen Versuchen hervor,
dass ganz beträchtliche Fehler bei dieser
Methode aus dem Alkohol allein her-
rühren; es werden diese Fehler auch
eintreten bei völlig säurefreien Alkoholen
und es werden schliesslich diese Fehler
selbst aus ein und demselben Alkohol
verschieden ausfallen je nach der Länge
der Zeit, welche die Operation des Ver-
seifens in Anspruch nahm.
Es wird daher von Wichtigkeit sein,
den Fehler, der aus dem Alkohol stam-
325
men kann, durch einen Versuch von
gleicher Dauer zu bestimmen.
Es wird sich ferner dringend em-
pfehlen, ausser dem muthmaasslichen
Gehalt an Butterfett, im Gutachten stets
die Grenzen anzugeben, in welchen der
Gehalt unter Berücksichtigung aller Fehler
schwanken kann.
Dr. Otto Schweisainger.
üeber den Indicator Congoroth.
Von G, Vulpiw.
Die Zeiten sind f8r immer dahin , in wel-
chen Lackmus und Curcnma als einzige In-
dicatoren für den Neutralitäts - oder Nicht-
neatraUtätszustand einer Substanz, einer
Lösang, das Feld beherrschten. Ihnen hat
sieb inzwischen von den Pfianzenfarbstoffeo
das natürliche Dahiiaviolett, welches sich mit
sabstituirten Ammoniaken, so z. B. mit
Anilin, wo Lackmaspapier im Stich iässt,
grün Hirbty noch binaugeselit, und der Coche-
Dillefarbstoff hat sogar als Bestandtheil des
maassanalytiscben Apparates in Gestalt der
Tinctura Coccionellae in der neuesten deut-
schen Pharmakopoe Bürgerrecht erhalten.
Gleiches geschah mit dem Phenolphtalein,
während die Rosolsäare nnd das Hethylorange
wenigstens im chemischen Laboratorium viel-
ben ätzte Indicatoren sind. Neuerdings ist
der Benzidinazofarbstoff Congoroth hinzu-
gekommen, und es kann ja gar keinem
Zweifel unterliegen , dass anch dieser Indi-
cator Tortreffliche Dienste in einer Reihe von
Fällen leisten wird. Nimmt doch das jetzt
schon im Handel befindliche Congopapier,
nachdem es mittelst einer Säure blau ge-
worden , nicht nur durch Berührung mit un-
organischen Basen , sondern auch im Contact
mit Anilin nnd ahn liehen Körpern, sowie mit
Pflanzen alkaloiden , wie z. B. Cinchonin,
Chinin, Bmcin, Strychnin, Morphin und
anderen seine ursprüngliche rothe Farbe
wieder an , leistet also unter Verhältnissen
Dienste, wo bald Lackmus, bald Phenol-
phtale'in, bald beide dieselben versagen.
Nun geht es aber mit dem neuen Indicator
Congoroth , wie mit so vielen anderen neuen
Dingen, man schiesst häufig in der ersten
Freude über die neue Erwerbung etwas über
das Ziel hinaus. So auch hier. Das Congo-
roth wird kurzweg für den besten, für den in
allen Fällen brauchbaren und daher zur Ver-
drängung der übrigen bestimmten Indicator,
ja sogar. für das alleinige Reagenspapier der
Zukunft erklärt.
£s soll gar nicht bestritten werden , dass
neben den schon besprochenen Vorzügen
dem Congopapier auch noch der weitere zu-
kommt , seinen fest auf der Papierfaser fizir-
ten Farbstoff nicht an Wasser abzugeben und
daher die Plüss igkeitsprobe , weiche mit
seiner Uilfe auf ihre Reaetion geprüft werden
soll, auch in kleinsten Mengen nicht zu
färben. Allein abgesehen davon, dass man
wohl heute in dem Zeitalter tagtäglich sich
folgender interessanter chemischer Entdeck-
ungen und organischer Synthesen kaum
wissen kann, welchem Reagenspapier die Zu-
kunft gehören wird, ist es doch schon an und
für sich nicht wahrscheinlich , dass gerade
ein einziger Indicator für alle Fälle genügen
soll. Das bekannte „Eines schickt sich nicht
für Alle*' durfte mutatis mutandis auch hier
seine volle Geltung behalten und von einer
Alleinherrschaft des Congopapieres würde
nur dann die Rede sein können , wenn das-
selbe alle guten Eigenschaften sämmtlicher
Indicatoren in sich vereinigte. Das ist nun
aber nicht der Fall.
Zu den wichtigsten Vorzügen eines Indi-
cators gehört gewiss in allererster Linie der
Grad seiner Empfindlichkeit, und diese steht
nun beim Congopapier hinter derjenigen eines
sorgfUltig bereiteten Lackmuspapiers ganz
ausserordentlich zurück, so dass man letzteres
in einer Reihe von Fällen als mindestens
zehnmal empfindlicher bezeichnen kann.
Man möchte nun vielleicht vom pharma-
centischen Standpunkte aus geneigt sein,
diesem Umstände kein allzugrosses Gewicht
beizulegen, da man mit weitgetriebenen Ver-
dünnungen im pharmaceutischen Labora-
torium selten zu thun bekommt. Man würde
jedoch hiermit einen Irrthum begehen , denn
es handelt sich in der pharmaceutischen
Praxis nicht immer nur um an und für sich
starke Säuren oder Alkalien in massiger Ver-
dünnung, sondern häufig auch um den Nach-
weis von Substanzen, deren differente Reae-
tion überhaupt nur eine schwache ist.
Ein Beispiel möge zeigen , dass selbst für
die Zwecke der pharmaceutischen Chem ikalien-
prüfung das Congopapier nicht genügt, wenig-
stens nicht in bestimmten Fällen. Die deut-
sche Pharmakopoe verlangt vom Aether, dass
derselbe befeuchtetes Lackmuspapier nicht
326
Töthe. Wollte man bei dieter Präfan^ auf
saure Reaction ohne Weiteres das Congo-
papier dem Lackmaspapier svbetituiren «nd
bestimmen, dass jenes dnirch den Aetber nicht
gebiänt werden dürfe, so würde man eben d«-
mit einen weit weniger reinen Aetber zu-
lassen , als es bente^ gesebieht. Nabeso alle
gewöbnllcbeu Handelssorten des Aetbers
rieben das so ^mpfindllcbe Lackmuspapier,
w&brend sie sieb gegen CongopApier indifferent
Terbalfen.
Man wird nicbt febl geben , wenn man an-
nimmt, dass von den vier Hanptbestandtbeilen
des die Verunreinigung des Aetbers bildenden
sogenannten scbweren Wein Öls der Scbwefel-
s&ureätbylester und Sobwefligsäarel&tbyiester
es sind, welebe Lackmuspapier , nicbt aber
Congopapier Terändem. Der von den Autoren
der Pbarmakopöe beabsicbtigte Ausscbluss
dieser Verunreinigungen wird somit nur er-
reicbt, wenn man deren Abwesenheit durch
Lackmuspapier controlirt und es würde sich
specieli bei diesem Präparat eine Aenderung
zu Gunsten des Congopapiers auch für die
Zukunft nicbt empfehlen.
Etwas Aebnlicbes gilt auch für den Spiritus
Aethcris nitrosi. Die sieh bei dessen Auf-
bewahrung in ungenügend geschlossenen oder
zuviel Luft enthaltenden Gläsern bildenden
kleinen Mengen Essigsäure und Salpetersäure
werden viel früher von Lackrauspapier als
von Congopapier angezeigt.
Aus diesen Gründen kann man wohl den
Zeitpunkt zum völligen Ueberbord werfen des
Lackmnspapiers noch nicbt als gekommen
erachten.
Zeitsehr, d, allg. österr, Apoth.-Vtr. S7, 18. i
Zu
Vinum Chinae und Vinnm Chiliini
giebt E, Dieterich folgende, von den im
„Manual*' gegebenen etwas abweichende Vor-
schriften :
Vinum Chinae albam.
200,0 Cort. Chinae,
750,0 Saccbari albi,
500,0 Mellis dep.,
300,0 Cognac,
4000,0 Vini albi generosi.
Man macerirt 8 Tage bei 15^, stellt noch
weitere 8 Tage unter öfterem Uraschütteln in
einen kühlen Raum von 10 bis 12^, um die
Ausscbeidnngen zu befördern, und filtriit
sebliessiiob im kühlen Raum. Aitebeate
5000,0.
Vinum Chinae rubrum.
200,0 Cort. Chinae,
750,0 Saccbari albi,
500,0 Mellis dep.,
200,0 Cognac,
4000,0 Vini rubri Gallici.
Bereitung wie beim vorhergehenden. Aus-
beute 5000,0.
Vinum Cbinini i/jio pCt.
5,0 Cbinini hydrochlorici,
2,0 Acidi hydrochlorici,
750,0 Saccbari albi,
500,0 Mellis dep.,
SOOJO Cognac,
4000,0 Vini albi generosi.
Man stellt 8 Tage kalt und filtrirt im kühlen
Baum. Ausbeute 5000,0.
Therap, Momai9k€fte^
Handbuch der praktischen Pharmacie
ftlr Apotheker, Drogisten, Aerzte und
Medicinalbeamte , bearbeitet von Dr.
Heinrich Beckurts, Professor an der
technischen Hochschule in Braun-
Iilteratar vnd Kritik«
nun grössere Kapitel über Ideatitätsbestimm-
ung, Prüfung und Untersuchung der Anmei-
mittel a) auf sinnlichem . Wege (Lape and
Mikroskop), b) auf chemischem Wege (quali-
tative Analyse mit einem sehr gut geieiehneten
schweig, und Dr. Bruno Hirsch, Apo- ^^^ der qualiUtiven Analyse aaorguiiscber
theker in Frankfurt a. M. 2. Liefer-
ung. Stuttgart 1887. Verlag von
Ferdinand Enke,
Die vorliegende 2. Lieferung des rasch
erscheinenden schönen Werkes beschliesst
zunächst die Sublimation, und bebandelt dann
Qasentwickelnng und Präcipitation. Es folgen
KSiper, Gewichtsanalyse, Maassanalyse , Be-
agentien und analytische Apparate) c) auf
physikalischem Wege (absolutes €l«wiebt
[Waagen und Gewichte], specifiscbes Gewicht,
Bestimmung des Schmelzpunktes). Die Be-
bandlung des Stoffes ist eine sehr anspreehen-
de, kurz und bündig und doeb erseböpleiid.
Den von der Analyse handelnden Kapiteln
327
sind eine lehr grotse Aosabl guter, instractiver
Illastrationen beigegeben. g,
AnleitaBg smr Darstellnng orga-
niseher Priparate« Von Dr. 8. Levy,
Privatdoeent der Chemie an der Uni-
versität Genf. Mit 40 in den Text
gedruckten Holzschnitten. Stuttgart
1887. Verlag von Ferdinand Unke.
Diese „Anleitang'^ wird in pbarmacen-
tischen Laboratorien gewiss sebr riele Freunde
finden. Dieselbe ist so abgefiksst, dass ancb
der minder £r&brene nacb derselben die
Apparate zusammenbauen und die Herstell-
nng der entsprecbenden Präparate Tomebmen
kann. Die bei Jedem Process Torkommenden
Beactionen sind dnreb cbemisebe Qleicbungen
▼eransebaulicbt. Es eignet sieb das Werk
desbalb vortreiflicb für den Unterriebt in or-
ganiseber Cbemie, speeiell iÜr den Unterrieht
der Apotbeker-Lebrlinge, denen der Lebrer
nicbt jede Minnte cur Seite steben kann.
Aucb der Apotheker, welcher sieb fortbilden
oder an seinem Vergnügen experimentiren
will, wird das Werk gern benfitsen.
Elnfthniiig in das Stadium der Che-
mie« Von Adolf Finner. Preis 2 Jl.
Berlin 1887. Verlag von Robert Oppen-
heim.
Die Repetitorien der anorgaoischen sowohl
als der oiganiscben Cbemie tou Prof. Fmner
sind bekannt als Master Ton knrsen und über-
sicbtlieben wissensebaftltcb gehaltenen kleinen
Liebrbflehem. Die Einleitung an dem einen
dieser Bepetitorien ersoheint hier in etwas
erweiterter Form und bietet in dieser eine
knrae und leicht fiwsliche Uebersicht über die
Orondlebren und Gesetzmässigkeiten der all-
gemeinen Cbemie, welche Lehrern wie Stu-
direnden, den einen als Hfllfsmittel bei Vor-
trägen, den andern als Bepetitorinm sweifel-
los Ton Nutsen sein wird.
Die Stnietiitformelii. Geschichte, We-
. sen und Beurtheilung des Wertbes
derselben, bearbeitet Yon jR. Bonn.
Preis 1 uT 20 4 Frankfurt a. 0. 1887.
Druck und Verlag der Eönigl. Hof-
buchdruckerei TrowiUsch & Sohn.
Der Verf. ist in dem kleinen Werkchen
bemüht, den Werth, weleben die Structar-
formeln f8r die Erklärung einer grossen An-
aabi chemischer Vorgänge haben, darzulegen.
Auch wer nicbt in allen Stücken der Meinung
des Verf. ist, wird manche Anregung in der
Broschüre finden.
e.
Jahresberieht Aber die Leistnngeii
der ehemisehen Technologie mit
besonderer Berücksichtigung der Ge-
werbestatistik für das Jahr 1^6. Jahr-
gang I bis XXV, bearbeitet von jB.
von Wagner, fortgesetzt von Dr. Fer-
dinand Fischer. XXXII. oder neue
Folge XVII. Jahrgang, mit 325 Ab-
bildungen. Leipzig 1887. Verlag von
Otto Wigand.
Auf das Erscheinen des neuesten Bandes
dieses trefflichen Jahresberichtes, den wir
schon wiederholt besprochen haben , machen
wir hierdurch noch besonders aufmerksam.
Anatomiseher Atlas smr Pharma-
kognosie. 60 Tafeln in Holzschnitt
von Dr. A, E. Vogl, k. k. o. ö. Pro-
fessor der Pharmakologie und Phar-
makognosie an der Wiener Universität.
IL bis IV. Heft (Tafel 16 bis 60,
Schluss des Werkes). Holzschnitte
aus dem xylographischen Atelier von
F. H. Matoloni in Wien. Wien und
Leipzig 1887. ürban dt Schwateenr
berg.
Dieser Atlas zur Pharmakognosie soll in
erster Linie eine Ergänzung sein zu dem vom
Verfasser in Gemeinschaft mit F. C. von
Schneider beransgegebenen Kommentar zur
österr. Pharmakopoe. Da zur Darstellung
aber vorzugsweise solche Objecto gewählt
wurden, welche in anderen Atlanten (z. B.
dem von Berg) entweder keine oder nicht
genügende BerücksichtiguDg fanden, so bietet
der vorliegende Atlas nicht nnr als Ergänzung
des eben genannten Kommentars Interesse.
Jeder Tafel ist eine Tezterklärung beigegeben,
so dass zum Verständniss jede Pharmakognosie
genügt. Es ist ferner als zeitgemäss rühmend
hervorzuheben ,* dass der Darstellung der ge-
pulverten Drogen von dem Verf. besondere
Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Die Ausfuhrung der Tafeln ist, wie wir
schon bei Besprechung des ersten Theib er-
wähnten, eine ganz vorzügliche.
Untersnebnngen über Kakao und
dessen Präparate. Preisgekrönte
Schrift von Dr. Paul Zipperer. Harn-
928
buf« - Lßiprig-. YwlJig yoa Leopold
Voss. 1887.
Der Verfasser suchte die Yon dem Verein
analytischer Chemiker in Gemeinschaft mit
dfifa Verlud deutachez ClitoGoUde - Inter-
e^^^n^^a gj^ellte Preisfrage über „Kakao
11^4 dessen Präparate" zu lösen und liefert
iQ^\\ ^er vorliegenden Preisschrift eine sehr
s^äl^ensweyrthe Monographie. Kach einer
ausfuhr^che^ Anfzäblnng und Behandlung
dQT einschlägigen Literatur bespricht der Ver-
fasser 410 einzelnen Bestandtheile der Kakao-
bohne und dere9 analytische Bestimmung,
Das Kakaorot, ein Gemenge von Harz und
Geirbsänre, giebt bei der Stärkebestimmung,
weiche in der vorliegenden Arbeit mii be-
sonderer Sorgfalt behandelt ist, dadurch
Fehler, dass ebenfalls daraus durch Zerfall
Zucker gebildet wird. Auffallend sind die
sehr. Yon eijpander abweichenden Zahlen,
welche bei der Theobrominbestimmung von
den ver^chiedenejd Forschern erhalten wurden
und. welche, auf die Verschiedenheit der Me-
thoden zurückzuführen sind.
^Pfferets giebt eine auf das progressive
W^ch^thum des specifischen Gewichts der
Choi^oladelösungen gegründete Zncker-
be.stimn^ung für Ungeübte (Zollbeamte) an
und behandelt schliesslich ausführlich die
Frage : Von welchen Gesichtspunkten hat der
Sachverständige bei gerichtlichen Gutachten
über Kakao und dessen Präparate sowie even-
tuelle Verfälschungen auszugehen? und be-
sonders die ^auptpunkte : den Procentgehalt
des Fettes uc^d des Stärkemehls, sowie das
Verhäitniss, in welchem die beiden Stoffe zu
einander stehen.
Die fleissige und übersichtliche Arbeit wird
Jedem, der mit der Verarbeitung oder der
§^naj[ytischen Bestimmung des Kakaos sich
bj9Q^chäftigt,^ viel Belehrendes bringen.
■—08—
Die natflrliehen Pflanzenfamilien nebst
ihren Gattungen und wichtigeren Arten,
insbesondere den Nutzpflanzen. Be-
arbeitet unter Mitwirkung zahlreicher
hervorragender I'achgelehrten von
4- Engler, Professor der Botanik in
Breslau und K, Prantl, Professor der
Botanik in Asehaffenburg. 3. bis 6.
Lieferung- Leipzig 1887. Verlag von
W. Engebnann. i?reis pro Lieferung
1 uf 50 4 (Einzelpreis 3 Jl).
Die 3. und 4. Liefej^ung enthalten Cyea-
daceae und Coniferae, Yon A. Eiclder,
Ä. Engler und K. Prantl bearbeitet, die
5. Lieferung enthält Palmen (Schluss} von
0. JDrudef die 6. Liefbraug Liliaceae von
A, Engler und Haemodoraceae von
F. Fax, In diesen 4 Xiieferungen zusammen
befinden sich 115 Figuren mit über 600 Ein-
zelbildern, sämmtiich in ganz vorzüglicher
Ausführung, überraschend schön die Palmen.
Das Werk verdient unbeschränktes Lob
und wärmste Empfehlung. g.
Compendiuni der Arznelyerordnaiig
von Dr. Oscar Liebreich und Dr.
A, Langgaard. „MedicinischesSecept-
taschenbuch.'' Zweite Auflage. Ab-
theilung IL Berlin 1887, Fischer's
medicinische Buchhandlong.
Die Yorliegende 2. Abtheilung reicht von
EUctuarium e Senna bis Lycopodtom. Im
Uebrigen mag auf die ausführlichere Besprech-
ung des werth vollen Werkes in Nr. 17 der
Pharm. CentralhiJle verwiesen sein. g,
Anleitung zur Doppelten Bachf&lirang;
Ar Apotkeker« Nach langj&hriger-
Erfahrung leicht verständlich und in
knapper Form, dem Handelsgesetz
jedoch Yollkommen entsprechend be-
arbeitet von Apotheker H. Zweie,
Gera-Üntermhaus 1887. Verlag ron
Fr. Eugen Köhler.
Es ist eine bemerkensvertbe Thatsache,
dass die Apotheker mehr und mehr erkennen
lernen, welch grossen Nutzen es hat, ja, wie
nothwendig es ist, den geschäftlichen Theil
ihres Berufes nach kaufmännischen Principien
zu führen. Dazu ist vor Allem Renntnisa der
kaufmännischen Buchführung nöthig; sa den
in den letzten Jahren erschienenen Bäehem,
die sich die Aufgabe ge#tellt haben, den Apo-
theker hiermit bekannt zu machen, gesellt
sich die „Anleitung zur Doppelten Buch-
führung von H. 2k€eUf,** welcher wir die volle
Anerkennung der Apotheker wünseken« g,
E. Erlenmeyer's Lebriuch der organisclieft Chemie.
Zweiter Theil. Die aromatischen Verbind-
ungen, begonnen von Dr. Richard Metfer,
fortgesetzt von Phil. Dr. Meinrieh CfM-
Schmidt, Professor am Eidgen. Polytechnikum
in Zflrich. Erster Band. Sechste Lieferung.
Preis a,00 uT. Leipafir 1887. C. F. iTwOer-
sche YerlagsbuchhandluDg..
329
twt l9fj||eii 9«luui4li|]ig 4er BU^t. Datier Mj-
urle, Ai^vrle und Oligiirie. Zwei Abband-
lnngen von Prof. Dr. Eobert ültzmann in
Wien. Wien 1887. M. BreitensUin's Bach-
bandlnng.
Di« (iftiekiclite der Erde Ton E. A. EosmäsOer,
Tiefte Auflage. 'VollsUndlg umgearbeitet,
mit neuen mustrationen vcrseben und auf
den Stand des beutigen Wissens gebracbt
▼on Dr. Th. Engd. Mit einer geologiscben
Karte ron Deutschland. Vollst&ndig in ca.
6 — 8 Lieferungen. Preis pro Lieferung 50 ^
Lieferung 1. Stuttgart 1887. Verlag von
Otto WSsert.
Pregruuü fflr den ¥L tatematleBalei OoBgreis
26. SeDtenaber- bis 2. October IB87. l^ifiB,
1887. Verlag der Organisfitions-Commissiqn!
des Congresses.
Inhalt: Protector. EhrenpcftsidentsD. h Ol- .
fidelle Vertreter. II. Rqg^ment III. Pmm^ii^.
ftir die Arbeiten d^s Congtesses. IV. oii^ani-''
sations-CommlssioQ. V. Permancnz-Commission
des IV. deraographisohen Congresses ubd demo-
graphiscbes Coniitä.
Keoli*s Enrepa-lilurer. Ein kuiiga&isitte Belser
Handbuch f^r das Ausland, mial^^^^
Leipzig. C Ä. Koches Verlag (J. Sengousch},
Preisliste von Dr. Theodor Schn^aardt, chemische
Fabrik in Mrlltx. Sommer- Semester 188?.
üeber Hedicinal - Pflanzenkultur
findet man selten etwas in den Fachschriften^
und doch wlüre es in maneher Gegend ein ein-
trägliches Nebengeschäft kleinerer Apotheken,
sich mit dieser Kultpr zu befassen, wen^ anch
nur, um daraus den eigenen Bedarf an Med!-
cinalpflimsen zu decken. Ldbler versucht im
Cas. cesk. lökäm. das Interesse der Kollegen
Hir diese Knltnren zo wecken, indem er
richtig bemerkt, dass manche Anhöhe, man-
cher Snmpf etc., welche bisher ohne Ertrag-
nisssind, durch diese Kulturen firnchtbringend
ausgenützt werden könntei^. A^e eigenen
Ecfahrongen berichtet Verf. über die KuHuren
nachstehender Pflanzen: AUhwa rosea* Die
Pflanze wird Yortbeilbafl aus Samen gezogen
Qud erfordert keine Pflege, Sie wird am
besten in Reihen ausgesetzt, so dass man sich
zwischen dea Beeten bequem bewegen kann.
In den Zwischenräumen wird Chamomilla
avfgesäet. Der Standort muss vor Winden
geflchntzt nnd warm sein. — ÄUhaea offic.
zu kultiviren, wollte nicht gelingen. — Anthe"
^isnobüis gedeiht in jedem Boden, doch ver-
langt die Pflanze einen warmen Standort
(B^r^abbänge) und öfteres Umsetzen, da sie,
durch Jahre an einer und derselben Stelle
kultivirt, fanlt. Sie kann durch Theilung
leicht vermehrt werden. Setzlinge erhält man
aus der Leipziger Gegend, wo die Pflanze im
Grossen koltivict wird. — Asperisia odorata
wird am besten ans Samen gezogen und dann
in einen lockeres^ mit Blättern untermischten
Boden übersetzt. Sie gedeiht auch au schat-
tigen Stellen dei( Q^rteoa , den sie durch das
frische Grün und den Wohlgemch ziert. —
Capsicum annuum wird au^. Samen in einem
^tbeet gezogen wid dana auf eiAC sonnige
Mlscelleii.
Stelle in^ Garten übeniet^ Qie SLi^ltur iii^n^
Pflanze ist a^br rentabel. — Chßno^odi^/i^
ambrosioiideß, Di^ Samen sind ixi^ Mm^ f^*
zosäen und an einein wjxmen Orte %nfi^
bewahren. Die Sl^tzlinge werdf n in ^er zwai^^
Hälfte desi Ma^ ausgesetzt. — Cnict^ if*9^
dicitts erfordert keinen gutez^ Boden, sondern
nur einen sonnigen, ^armei^ Standprt. ^Jijtff
Samen werden im April i^usge^äet. — Cwipu»^
8ßtivtt9 gedeiht in einer vor S^d- i^d W^
winden geschützten Lage (aq der Garten)m«^i|r.
ausgesetzt) in einam warmen und trQcl^nen
Boden. Kälte «chadet der Kul^^r nicht. I>i^
Zwiebeln werden in einem l^i^ncfu^reiphen, gi^
gedüngten ^o^en im Augus^ in I^eibei^ wpf^-
einer £ntien|iung von je 5 cn^ vo^ ^u^ ander
ausgesetzt und. die Blüthen £nde: Septefuber.
gesammelt. Im Frühjahr wird der Bodei^ un^-,
gearbeitet, gut gejätet und die ^ult^rk^n;
von Neuem beginnen. Die Zwiebeln halt|^
in d^r Erde drei Jahre ans^, dai^ n^$i|Sfug^ ^^
ausgeklaubt, getrocknet, g^^l^igt und ^-.
zeln im August wieder eingi^tzt werden.
Nach 3 bis 4 Jahren muss neuerdings gedüngt
werden. — Digüälis purpurea wird am besten
aus Samen yon wildwachsenden Pflanzen ge-
zogen. Die Pflanze erfordert ^nen huin^^s-
reichen, keineswegs gu^^M 9oden ^ß,(jL gi^ei^t
am besten in Wäldern , wo die Knktar auck
am mei^sten rentirt. — J^ürythrcieQ Cmtaufiufn
wird am bestejfi auf t];Qcknen.t 0Qhleci{^te%
Wiesen und Felden^ g^ogien« Di^r l^junft.
wird vortheilhaft gegen den Winter, zu aua?
gesäet. — Cr^yctrrAiea^Za&narentixtamb^fltep
auf sandigenoL ^oden, w^O: di% Feld£rijU»Ü^^
schlecht gedeiht. Die Vennekrnpg geaeJk^^t
in der Weise, dasa man kleine, etwa 10cm:
lange, schwache, mit einigen Augen ve]:4ehene^
Wurzeln abschneldfit. und. ims. \Jl S.Qdfiä UL
t
330
dner. etwaigen Entfernnng Ton je 20 cm von
einander einsetzt. In den Zwisclienräümen
können andere Pflanzen knltivirt werden.
Jedes dritte Jahr werden die Wnrzeln aus-
gegraben, kleinere und schwächere Theile
derselben wieder eingesetzt, die stärkeren ge-
trocknet nnd gewaschen zu Markte gebracht.
— HeUeborus mger gedeiht in jedem nicht
SU härten, besonders schnell jedoch im humus-
reichen Boden. — Ldbdia inflaia kann aus
Samen gezogen, durch nachträgliches Um-
setzen leicht in einem feuchten Boden kultivirt
werden und wird kurz vor dem Aufblühen
gesammelt. — Matricaria Chatnomüla wird
am besten im April bis Anfangs August aus-
gesäet und Termehrt sich dann von selbst.
In Deutschland, wo diese Pflanze im Grossen
kultivirt wird, säet man sie nach den Früh*
Jahrskartoffeln ohne weiteres Umpflügen des
Bodens ein. Dort, wo man die Blüthen
künstlich trocknen kann, kann man sie auch
in das umgepflügte Stoppelfeld säen. —
Melissa ofßc, wird am bebten aus Setzlingen
gezogen« Die Pflanze erfordert einen guten,
mittelst Jauche gedüngten, wannen Boden
tind muss nach 4 bis 5 Jahren rersetzt werden.
Auch die Gartenkultur diesei' Pflanze rentirt
gut. -"— Mentha crispa liebt einen feuchten,
warmen, humusreichen Boden und wird sonst
wie Melissa kultivirt. — Mentha piperüa ver-
langt einen feuchten , warmen und humus-
reichen, mittelst verdünnter Jauche oft ge-
düngten Boden und als Hauptbedingung
öfteres Umsetzen , und zwar immer nach je
zwei Jahren. Sie wird am besten aus Setz-
lingen kultivirt, die aus Erfurt in den Handel
gelangen. Die Pflanze wird in Reihen in einer
Entfernung von je 10 cm von einander aus-
gesetzt und kann 2 bis 3 mal im Jahre ge-
schnitten werden'. Im Garten kultivirt, ziert
sie diesen durch ihr saftiges Grün und den
erfrischenden Geruch, wie sie auch sonst
besser rentirt als manche Kfichenpflanze. —
Ph^oltuica decandra ist mit jedem Boden
zufrieden zu stellen und vermehrt sich , ein-
mal ausgesäet, ungemein rasch. — Wieum
verlangt einen lockeren, gut gedüngten Boden.
Im sechsten Jahre wird die Wurzel mächtig
genug, um gewonnen werden zu können. —
Sahna offic. wird besser aus Setzlingen als
aus Samen gezogen und gedeiht überall ohne
Pflege. -^ Smapis älha et nigra» Die Samen
sind möglichst schütter zum Frühjahr aus-
zusäen, — Verhascum phlomoides wird am
besten ausgesäet, gedeiht in jedem vor Süd-
winden geschützten Boden und liebt Morgen-
sonne. Empfehlenswerther ist 7. Tftapsus
und wird der Samen dieser Pflanze am besten
unter andere, niedrigere Pflanzen gesäet und
so der Boden doppelt ausgenützt.
Durch Pharm. Bundschau.
Spiritus vini Cpgnac
Die Pharmakopoe vertan gt^ dass der Cognac
aus Wein destiUirt sei ; es muss daher auch
ein aus deutschen Weinen destillirter Cognac
den Ansprüchen der Pharmakopoe genügen
können. Die Firma Oruner & C^. in Siegmar
bei Chemnitz bringt seit einigen Jahren einen
Medicinal - Cognac in den Handel, der den
Anforderungen der Pharmakopoe entsprechen
dürfte. Insbesondere garantirt die Firma far
absolute Reinheit, wodurch sich wohl anch
das verhältnissmässig schwache Boaquet er-
klären lässt.
Offene Correspondens.
jyr. L. in E. Wir haben Über das 6<^fragte
bis jetzt nur eine Notiz in den Mlndnstrie-Bl."
I^efnnden; dort heisst.es: Fire Proof Paint
ist eine fleischfarbene Schmiere, die von Enfrland
ans in den Handel gebracht wird als Schutz-
mittel für Theatercoulissen etc. ge^en Feuers-
gefahr. Man stellt sie her aus 20 Th. Wasser-
gkslösnng, 250 Th. geschlemmtem Thon, 100 Th.
Aetzkalk, 1520 Th. Kieseiguhr und 100 Th. Asbest;
sftmmtliche Materislien werden aufs Feinste ge-
pulvert und mit Wasser angerieben.
Apoth. y* H» in km Die Sache ist gar nicht
80 viel Aufsehens werth, wir wollen indess von
der im »Maandblad voor Apothekers" enthal-
tenen Mittbeilung, dass Oidiinanh'Q Purgatif
dMb^ft*M
nichts weiter als unreines Glyerin sei, Notiz
nehmen.
Apoth. F. in B. Die suerst fGr die KOnijrin
von Sachsen zur Linderung asthmatischer Be-
schwerden hergestellten Lindenkohle-Bis-
quits enthalten lOpCt. feinst polverisirte Lin-
denkohle und sind so zart und weich , dass sie
auf der Znnge leicht zerfrehen. Wegen des Be*
zugs derselben werden Sic sich wohl direct an
Krietsch^s Bisquitfabrik in Würzen (Sachsen)
wenden mflssen.
Druckfehler -BerielitigHiig. In Nr. 25 der
Pharmaceut Centralhalle Seite 809, Spalte 2,
Zeile 27 von unten muss es statt .0,2 ccm"
heissen ^0,2 ccm".
Verl«ger nnd vtnntworttlelier Itedactovr Dr. £• Oeissler in DrMdm.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschlaiid.
Zeitnng för wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
flerausgeg^ebeii Von
Dr. HeriHum Hager nsd Dr. Ewald äetssler.
EraelieiBi j«d6B DonaerstAg. — Abonnemeiitspreis durch die Pest oder den Bucliliaiidel
vierieljihrlicb 2 M tf k. Bei Zasendnnff unter Streifband 2,50 Mark. Einielne Nammem
S5 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder ,
Wiederboltingen Rabatt.
Anfragen, Anftrige, MAnnseripte etc. wolle man an den Bedactenr Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitser Strasse 66 adressiren.
jIr 2i.
Berlin, den 7. Juli 1887.
Nene Folge
Till. Jahrgang«
Def ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inb«ltx CfeeMle Bad Pkftraiaetd: Uebor Btropbantbnt. — Emotin-BeatliiainnDg In Ipecacnanba. — Arabln-phos-
pbonaurar Kalk. — Ueber einig« Lab^ralorinmiappamte. — Mlteellen: Uebor •ogenaonte KraftAittormIttel. —
Glyctfrltnm G«latliiae. — Ein neues Schlafmittel. — Ifeber den antiseptltchen Wertb det gerotteten Kaffees. —
Kies All Medlcament. — Gbardonnet^a Verfahren anr HerateHnng kflnitUcber Seide. — BrannfXrbendes WallAiits*
HaaröV — Marmer -Imitation. — RSgor*« Conservendala. —
Offrae Correi poaient. — lBB«lgea.
Chemie und Plittrma<^e.
ITeber Strophanthua*
Yon G. Vfdpim.
Unter den zahlreichen neuen Drogen,
wekhe alljährlich am Londoner Markt
anflauehen, ist es nur einer verhältniss-
mäfifiig sehr kleinen Zahl beschieden,
eine ^hebliche Bedeutung für den Arznei-
schatz nnd dadurch dauerndes Interesse
zn gewinnen»
Zu diesen wenigen gehören die
Strophanthussamen, welchen die
Afrikaforscher Livingstcne und Kirk
schon in ihrem Beiseberiehte von 1865
eine grosse therapeutische Bolle prophe-
zeihten. Lange allerdings schien es, als
ob 68 anders Kommen würde, allein vor
zwei Jahren machte der englische Arzt
Fräser seine Collegen auf den Heil-
werth dieser inzwischen auch auf der
letzten Pariser Weltausstellung erschiene-
nen Droge anfmerksam und seither haben
sich besonders englische Forscher, unter
denen noch Christy, Holmes, Bradford,
Helbing, JUartinaaie zn nennen sind,
mit der neuen Droge nach den ver-
schiedensten Bichtungen hin beschäftigt.
Der Inhalt ihrer Arbeiten ist es haupt-
sächlich, welchem die z^lreichen in
Jüngster Zeit auch in der deutschen
Fachpresse erschienenen Veröffentlich-
ungen über Strophanthus entnonmien
sind. Nachdem es in der That ausser
Zweifel steht, dass die Strophanthus-
samen in der nächsten Zeit eine gewisse
Bolle im Arzneischatze spielen werden,
dürfte es am Platze sein, auch in diesen
Blättern über das neue Heilmittel zu be-
richten.
Nicht als solches, sondern als Gift,
haben die Strophanthusarten die Auf-
merksamkeit der Forscher zuerst auf
sich gelenkt, da die letzteren bei den
afrikanischen Eingeborenen Pfeilgifte
kennen lernten, bestehend aus mit passer
zu Brei zerriebenen Strophanthusspoien,
womit Pfeilspitze und ein Theil des
Pfeilschaftes bestrichen wurden, um den
von diesen Geschossen getroffenen Jag4-
thieren, worunter selbst Elephanteh,
binnen wenigen Minuten ein jähes Ende
zn bereiten.
Die zn den Apocjneen gehörende
[Gattung Strophanthus verdankt ihreh
V.
032
Namen, von nxqoqiog^ gedrehtes Seil,
und ävd^oc, Blume, hergeleitet, der eigen-
thümlich gedrehten Gestalt eines sonder-
bar schnurformigen Anhängsels der
Blamenkronenlappen. Sie seheint in
zahlreichen Arten durch die asiatischen
und afrikanischen Tropenländer ver-
breitet, möglicherweise auch im tropischen
Amerika vertreten zu sein, wenn man
die Gattung Strophyantbus der 16. Tribus
der die Echiteen umfassenden dritten
Klasse der südamerikanischen von Miers
beschriebenen Apocyneen als überein-
stimmend mit unserer Gattung Strophan-
thus ansieht, wozu die Beschreibung
wohl berechtigt.
Von Strophanthusarten der östlichen
Halbkugel ist eine grössere Zahl be-
schrieben worden, hauptsächlich auf
Grund vorzüglicher Herbariumsexemplare.
Hierher gehören:
Strophanthus dichotomus, auf
Java heimisch, durch sehr stark geäderte,
elliptische, plötzlich verschmälerte Blätter
ausgezeichnet.
Strophanthus hispidus, in Sierra
Leone, Senegambien, Guinea zu Haase,
mit borstenhaarigen Organen und wieder-
holt gegabelten Blüthenständen.
Strophanthus longicaudatus,
auf Mafacca vorkommend, mit kahlen,
länglich elliptischen Blättern, wenig
blüthigen Dolden und bis zu 15 cm
langem fadenförmigem Anhängsel der
Blumenkronen.
Strophanthus Griffithii, gleich-
falls in Malacca, mit lederartigen Blättern
und einem an der Basis verbreiterten
Anhängsel der Eronenblätter.
Strophanthus^ sarmentosus in
Sierra Leone, von bignonienartigem Ha-
bitus, mit grossen rothen in Büscheln
stehenden Blüthen.
Strophanthus brevicaudatus, in
Mergnl vorkommend, mit durch den
Nannf angedeuteten, sehr kurzen Blumen-
anhingseln.
Strophanthus Ledienii am Congo
wachsend, mit ledergelben Blumenblättern
und violetter Nebenkrone.
Strophanthus Wightianus, in
Travancore gefunden, mit warziger Binde
und Fruchtschale.
Strophanthus laurifolius, mit
dreizähligen Blättern, ffleioh dem an der
Westküste vorkommenden und wie Stronh.
hispidus und hirsutus an allen Theilen
behaarten
Strophanthus Komb 6 (= Pfeilgift)
eine afrikanische Art
Alle diese Strophanthusarten werden
als sehr rasch wachsende, milchsaft^
führende, strauchartige Schling- und
Elettergewächse beschrieben. Ohne Zweifel
entstammt auch das an der ostafrika-
nischen Küste zwischen Zanzibar und
Somaliland gebrauchte Pfeilgift „Wa-
nika'' gleichfalls irgend einer Strophan-
thusart, sowie wahrscheinlich menrere
der vorgenannten Arten der Herstellung
des westafrikanischen Komb£ - Pfeilgiites
dienen, während das sogen. In^pfeilgiA
aus Strophanthus hispidus in Ostafrika
gewonnen wird. Besonders charakteri-
stisch für «die Gattung Strophanthus sind
die Früchte und für die einzelnen Arten
die Samen. Jene sind oft paarweise
stehende Balgkapseln, meist braun ge-
färbt, strohartig, spitz auslaufend, bei
einer Breite von 1 bis 2 cm bis zu
30 cm lang und grösser, angeblich mit-
unter bis zu 5 Kilogramm schwer, in
einer Längsspalt« au&pring^nd. In diesen
Kapseln bergen sich 100 bis 200 und
mehr Samen von verschiedener Färbung
und Behaarung, wenige Millimeter breit
und bis zu iVs om lang, stets aber mit
einer bei manchen Arten bis zu 15 cm
langen Federkrone von verschiedener Ge-
stalt geziert.
Von welcher der oben beschriebenen
Strophanthusarten nun die im Handel
derzeit vorkommende Handelssorte
des „Semen Strophanthi'* abstammt,
das ist eine heute leider noch nicht mit
Bestimmtheit zu beantwortende Frage.
Man hat sich in Yermuthungen und ein-
ander vridersprechenden Behauptungen
erschöpft und bald Strophanthus Komb6,
bald Strophanthus hispidus, bald andere
nahestehende Arten als Stammpflanze
der momentan allein durch den Handel
erreichbaren graugrünen Samen bezeich-
net, allein heute erklären es die ersten
Autoritäten für das allein Sichtige, vor-
läufig auf jede derartige, doch nur auf
Yermuthungen gegründete Angabe zu
verzichten und die eben erwähnte Sorte,
333
welche dermalen als Prodtict der vor-
jährigen Sammlung an^eblieh ans den
ostafrikwisehen Shiri Highlands zu uns
kommt, schlechtweg als „graugrünen
Strophanthnssamen'' zn bezeichnen
und das Weitere späteren Erfahrungen
und Forschungen zn überlassen. Nur
soTiel glaubt man schon jetzt mit 6e-
stiBuntheit sagen zu können, dass diese
Soirfe von Samen nicht von Strophan-
thus Wifmhi Oliver herrühren kann.
WAMM diese graugrünen Strophan-
thussam^Ai, toen jüngste Sendungen
von dem an Atr afrikanischen Ostküste
unter 24 ^ südlicher Breite gelegenen
Inhambane aus verschifft wurden, ietzt
nur offen zu uns gelangen, waren frünere
Posten in den Balgkapseln zu uns ge-
kommen, doch ist die erstere Form Ar
den Käufer entschieden günstiger, weil sie
ihm gestattet, an dem rein weissen,
glänzenden Pappus sofort und auf den
ersten Blick die reifen, vollwichtigen,
guten Samen von den minderwerthigen
zn unterscheiden, deren Federkrone mehr
oder minder dunkel gefärbt erseheint.
Bisher herrschte noch ein gewisser
Mangel an brauchbarem Material, so dass
in London für die Unze graugrüner
Samen vor Kurzem 10 sh. und fQr das
gleiche Gewicht ganzer Frucht 2 bis
9 sh. bezahlt werden mussten, nachdem
in der ersten Zeit der Einfahrung sogar
noch viel höhere, geradezu ezorbitfunte
Preise bewilligt worden waren. Das
Durchschnittsgewicht der im Juni reifen-
den und im September abfallenden
Früchte beträgt toaeh einzelnen Quellen
12 g, wovon etwa 4 g auf die Balekapsel,
3 g auf die FederkroMa und 5 g auf
die eigentlichen Samen kommen. Wie
die Grüsse der Balgkapseln, so bietet
auch ihr SamenreichÜium Anhiütspunkte
nir die Unterscheidung der einzelnen
Strophanthu^arten.
Neben den heute allein am Markte
Torhandenen graugrünen Samen kamen
zeitweise aucn weisse Strophan-
thussamen im Handel vor, welche
ihren Namen den sie bedeckenden, langen,
lockeren, fast pelzartig weiss aussehen-
den Seidenhaaren verdanken. Der Um-
stand, dass diese Samenhaare an der
Basis der Granne verlängert sind und
dieselbe auf eine kurze Strecke verdecken,
lässt sie selbst oblonger erscheinen.
Endlich wurden von der Balantyre-
mission aus auch Strophanthussamen in
den Handel gebracht, welche sich theils
als eine Mischung, theils als ein üeber-
gang zwischen der Graugrünen und der
weissen Sorte darstellten.
Leider muss man es als beinahe selbst-
verständUch bezeichnen, dass sieh auch
beim Import dieser neuen Droge alsbald
wieder Fälschungen einstellten, haupt-
sächlich in Gestalt eines oft mit echter
Waare untermischtan » dunkelbraunen,
kantigen, beiderseits zugtapitzten, nur
wenig bitter schmeckenden Smens, wel-
tkkeiB. man lange Zeit ftr denjenigen von
Wrigthia oder Holarrhena hielt,
bis er als von Kickxia africana ab-
stammend erkannt wurde. Auch beim
Durchbre^en lässt er sich leicht an
den gewundMen Gotyledonen als eine
ungehörige, flremde Beimischung er-
kennen. Ein tweiter falscher Strophan-
thussamen ist an dem nicht gestielten,
sondern an der Basis des Samens in
scheinbar umgekehrter Sichtung sitzen-
den Pappus unschwer zu unterscheiden.
Die echten graugrünen Stro-
phanthussamen, WQlehe bei einem
Durchschnittsgewichte von 0,(^g etwas
schwerer sina, als die weissen, haben
eine Breite im at»s 4 mm bei einer
Länge von % kis tJSe», erseheinen an
der Basis etwa» digermdet, flach, nach
oben hin zugespitzt und hier kürzer be-
haart, als an den übrigen Stellen, [wo-
durch eben die Gesammtform gestreckter
wird. Die dicht filzig stehenden Silber-
ffrauen Haare lassen die grüne Farbe
der Sanenhaut durchschimmern, wodurch
eben die Samen ihr eiffenthümliches
graugrünes Aussehen erhalten. An der
einen Seite der von der Basis nach der
Spitze sehr wenig spiralig gedrehten
Samen verläuft ein schwacher Kiel und
oben sitzt ein ziemlich dicker Pappus-
stiel, von der 4- bis 6fachen Länge des
Samens, und an seinem oberen Theile
ein Büschel von weissen, mehrere Genti-
meter langen Haaren tragend. Beim
Durchbrechen des Samens erscheint eine
dünne hellgelbe Samenschale und ein
weisser mandelartiger Kern.
3ä4
Die auf dem Qaerschniitr runzelig
ersch^&^i^ SamenhMit f&rbt sich beim
fetopfen mi4 Ealikiage goidbramii mit
epnoeiitrirter Sehwefelsäare gleich den
Haaren ebenBo, das sehmale peripherische
EndoSMrin mit Kalilauge gar nicht und
mit ^awi^lßäare grün, die swei plaa-
convexen Gotyledon^a endlich werden
mit Kalilaage grüngelb und mit Schwefel-^
sfidire erst gelb, dann innerhalb wenig«
MiMtßn der Beihe nach gelb, gtün,
broncefarben, kttpferfarbejH, almandinroth
und bltrtroth»
Der Pappttsstiel sieigt unter dem
Mikroskop geJbliehe, dickwandige, skleren-
ehymatisdie ^Zellen. Die erst auf eine
kurze Strecke dicht dem Pappussüel an-
liegenden imd dbnn in convexem Bogen
von demselb^ abbiiBgdnd^ , am Grunde
etwas aufgebaJttchten einzelnen Goma-
haare lassen an der Innenseite flache
Yerdickungsleisten und an der Basis*
Seihen sohlitzförmiger Tttpfel und Poren-
kanfile erkennen, während man in der
Attdsenfläche der Samenhaut grosse,
dickwandige, längliche, polyedrisch f^-
gerundete Zellen erblickt
Der in Glyoerin su.spendirte
Querschnitt des Samens lässt in
den Gotjjedonen und im Siw^ss einen
Gomplez von rundlichen und eckigen
Tröpfchen tind Eörndhen ton Fett und
Proteinstoffen, dagegen , keine Stärice
wahrnehmen, während der später zu be^
schreibende wirksame Bestandtheii der
Samen in der Masse ehalten ist, in
■welcher jene Gebilde eingebettet sind.
XMe inneren Zellen von Eiweiss and
fimbryo sind polygonal, während die
'jileripherisdien Schichten kleine, Würfel-
lärmige Zellen führen. Das Parenebym^
gewebe der Samenhaut erscheint zu-
.samiMng^quetscht , ihre Epi^mis zeigt
^elliptaedie WandatQeke, welche auasen
4i^ch Membranen mit^nander verbunden
' sind , ans denen die Filzhaare auslaufen,
so dasB jene Wandstlleke vielleieht auch
als untere Fortsetzung 4er Verdickunffs-'
leisten der . Haare au^efasst werden
können.
Werden die vom Pappug befreiten
Sanien mit Petroläther, wasserfreiem
A^ether, Alkohol und Wasser suocessive
erschöpft, so erhält man ^pCc- fettes)
Oel, 0,9 pGt. GhhNTophyll und Fett,
1,6 pGt eines bitteren iestea und 2,9 pGt
eines zweiten ähnliehen Stoffes, welcher
mit jenem zusammen Trtiger der Wirk-
ung sei, Während der verbleibende BQek-
stwd zu etwa einem Drittel ans eiweiss-
haltigen Substanzen besteht.
Das nicht nur durch Petroläther, son-
dern auch durch Aether ausziehbare, mit-
unter bis zu 25 pGt des Samei^ewichts
betrag^de fette Oel ist grfingelb bis
dunkelgrün, dickflüasig, «eigt ^n apec.
Gewicht von 0>925, riecht nur sehr
schwach narkotisch und besitzt einen
mildöligen und keineswegs bitteren Ge-
schmack, wie denn auch von mer phy-
siologischen Wirkung desselben nichts
bräunt ist In Alkahol löst es sich
nur qpurweise, seine Lösung in Aether
besitzt eine smaragdgräne Parbe. Mit
concentrirter. Schwefelsäure behandelt
giebt es eine grünlichgraue, schmierige
MassC) mit Salpetersäure wird es
smaragdgrün, mit rauchender Satpeter-
säure liefert es eine anftnglich grüne,
dann rothbraun und zuletzt wied^ gdb-
grün werdende Lösung.
Das Strophanthin, der eigentlich
wirksame Bestandtheii des Samens, wird
am besten nach vorheriger Entfettung
des letzteren mit wasser- und weingeist-
freiem Aether in der v^hältnissmässig
bedeutenden Menge von & bis 10 pGt
erhalten, wenn man den alkoheliaohen
Auszug einengt, den Bückstand in Wasser
auftiimmt, diese Lösung mit Aether aus-
schüttelt^ den wässerigen Theil mit Blei-
essig fUllt, mit Schwefelwasserstoff be-
handelt, mit Thieckohle entfiürbt und dann
verdunstet
Leider gehen sowohl über die Eigen-
schaften, wie über die chemische
Natur dieses Körpers die Angaben
noch stark auseinander. Während er
von dem £inen als weisse Erystaile be-
schrieben wird, welche beim Behandeln
mit verdünnter Salzsäure keinen Zucker
liefern, bezeichnet ihn der Andere als
weiefliß kristallinische Substanz, weldie
beim Erhitzen mit verdünnter Sdiwefel-
säure in Zucker und den Paarling
Strophanthidin zerfalle, und der
Dritte; spricht kurzweg von einem blass-
gelben, amorphen; mit W^JmT eine
335
schäumende Litoung gebenden Glykosid.
Diese Widersprüche legen die Vermuth-
uDg sehr nahe, dass die heute noch als
Strophanthin bezeichnete Substanz kein
einheitlicher Körper sei, sondern dass
man vielleicht später in demselben ver-
schiedene di£Eerente Substanzen finden
wird, sowie man ja auch in dem alten
Digital in und Scillitin noch ein besonders
heftig wirkendes Digitoxin und Scilli-
toxin ermittelt hat Die Annahme, dass
man es in dem Strophanthin mit einem
Glykosid zu thun habe, gewinnt an
Wahrscheinlichkeit durch die Thatsache,
dass alle Chemiker, welche sich bisher
mit dem Strophanthin beschäftigt haben,
dasselbe übereinstimmend für stickstofif-
frei und nicht basisch erklären. Die
gleiche Uebereinstiounung in den An-
gaben gilt für die Löslichkeits-
Verhältnisse des Strophanthins, wel-
ches als leicht löslich in Wasser und
Weingeist bezeichnet wird, während es
in Aether, wenigstens in wasser- und
weingeistfreiem, sowie in Chloroform
und Benzin unlöslich ist. Aus der wein-
geistigen Lösung wird es durch Aether
gefällt.
Das Strophanthin ist geruchlos, besitzt
aber einen intensiv bitteren Geschmack,
welcher noch bei Verdünnungen von
1 : 300,000 bemerkbar sein soll. Das
reinste im Handel vorkommende Produet
entstammt einer deutschen Fabrik und
stellt ein vollkommen weisses Pulver dar.
Beim starken Erhitzen verkohlt es unter
Verbreitung eines Caramelgeruchs.
G egen A 1 kaloid reagenti en verbalten
sieh seine Lösungen durchaus indifferent.
In concentrirter Schwefelsäure löst es
sich in der Kälte mit dunkelgrüner, beim
Erwärmen mit dunkelrothbrauner Farbe.
Versetzt man seine wässerige Lösung mit
sehr wenig Eisenchlorid und setzt dann
etwas Goncentrirte Schwefelsäure zu,
so entsteht ein röthlichbrauner, nach
einigen Stunden smaragd- und dunkel-
grün werdender Niederschlag, ein Ver-
halten, welches sich zum Nachweis
des Strophanthins wohl eignen dürfte.
Der Pappus der Strophanthussamen
enthält gleich dem Endocarp nur Spuren
von Strophanthin und das in ersterem
gefundene Ine in besitzt keine nennens-
werthe physiologische Wirkung, ist auch
bisher seinen chemischen Eigenschaften
nach noch nicht genau beschrieben
worden.
Neben dem Strophanthin hat man aus
den Strophanthussamen auch eine T in c-
tur bereitet und es scheint gerade letztere
die geeignetste Anwendungsform der
neuen Droge zu sein. Die Vorschriften
zur Herstellung derselben gehen leider
noch stark auseinander, obgleich Ueber-
einstimmung bei einem so energisch
wirkenden Mittel von der höchsten Be-
deutung wäre. Vor Allem sollten jene
Tincturen , welche aus den Samen m i t
dem Pappus und den Fruchtschalen,
oder gar aus den beiden letzteren allein
bereitet sind, gänzlich beseitigt werden.
Aber auch bei den reinen Samentincturen
sieht man das Verhältniss vom Samen
zum Weingeist zwischen 1 : 8 und 1 : 20
schwanken. Femer wird bald entfetteter,
bald nicht entölter Samen verwendet.
Für letzteren wird geltend gemacht, dass
man nur so sicher sei, den gesammten
Strophanthingehalt auszunützen, da beim
Entfetten mit nicht ganz Weingeist- und
wasserfreiem Aether kleine Mengen Stro-
phanthin weggeführt werden können.
Ferner wird angegeben, dass die aus
nicht entfetteten Samen bereitete Tinctur
sich bei Wasserzusatz kaum merklich
opalescirend trübe, also nur äusserst ge-
ringe Spuren von Oel enthalten könne.
Gleichwohl scheint man von ärztlicher
Seite die Tinctur aus entöltem Samen zu
bevorzugen, im üebrigen sieh dem Ver-
hältniss von 1 : 20 zuzuneigen unter Be-
nutzung eines Weingeistes von 0,894
spec. Gew., also dem Spiritus dilutus der
deutschen Pharmakopoe entsprechend.
Man bringt das aus pappusfreiem
Samen gewonnene und bei 50 ^ getrock-
nete Pulver in den Percolator. wo man
es mit Aether durchfeuchtet 24 Stunden
belässt, um dann so lange mit reinem
Aether durchzu waschen, bis letzterer
farblos abläuft. Hierauf wird das Pulver
an der Luft getrocknet, wieder in den
Percolator gebracht, 48 Stunden lang
mit der zur Durchtränkung nöthigeu
Menge des verdünnten Weingeistes in
Berührung gelassen und nun soviel von
diesem nachgegossen, bis die 201ache
336
Menge vom Gewicht des noeh nicht
entfetteten Samens an Tinctur abgetropft
ist
Dieselbe ist gelbgrün, riecht schwach
narkotisch, schmeckt sehr bitter und
wird daher nach vorherigem Einengen
aach in Gelatinecapseln gegeben. Uebri-
gens besitzt auch der im Percolator
verbleibende Bückstand noch intensiv
bitteren Geschmack.
Die arzneiliche, wie physiologische
Wirkung der Strophanthussamen be-
ruht auf ihrem Gehalt an Stropbanthin,
während das schwach und ganz anders
wirkende In ein hierbei, wie es scheint,
nicht in Betracht kommt und das fette
Oel der Samen ohnehin fast jeder Wirk-
ung auf den thierischen Organismus ent-
behrt. Hiermit hängt es denn auch zu-
sammen, dass die aus den ganzen Samen
bereitete Tinctur stärker wirkt als die-
jenige der Samenschale, während die aus
den Haaren hergestellte nur ganz seh wache
Wirkung besitzt.
Diese Wirkung des Strophanthins, des
mächtigsten bis jetzt bekannten Herz-
fiftes, besteht in einer Gontraction aller
[uskeln, in erster Beihe aber des Herz-
muskels, so dass durch hinreichend klein
gewählte Dosen die Gontraction des
letzteren allein und damit eine erhöhte
Herzthätigkeit erreicht werden kann,
während grosse Dosen das Herz in der
Systole zum Stillstand bringen und so
den Tod herbeiftihren. Wie alle anderen
sogenannten Herzgifte, das Scillitoxin,
Helleborein , Convallamarin , Adonidin
und Digitalin, so verursacht auch das
Btrophanthin eine Gontraction und damit
Verengerung des Lumens der Arterien,
wodurch dann die in erster Reihe an-
geregte und erhöhte Thätigkeit des Herz-
muskels wieder erschwert wird. Die
Ueberlegenheit des Strophanthins gegen-
über dem Digitalin besteht nun haupt-
sächlich darin, dass die arterienverengende
Wirkung bei letzterem zehnmal so stark
ist, wie bei ersterem. In Folge dessen
fehlt die bei fortgesetztem Gebrauch von
Digitalis so lästige und nicht nur den
Heilerfolg, sondern auch das Leben ge-
fährdende sogenannte kumulative Wirk-
ung bei Behandlung mit Strophanthus
80 gut wie vollständig und es kommt
die beabsichtigte Wirkung auf den Herz-
muskel vollkommen, weil ausschliesslich,
zur Geltung. Daher verspricht man sieh
von der Verwendung der neu«n Droge
bei den verschiedensten Herzleiden, ins-
besondere auch bei Herzverfettung, die
grössten Erfolge , was die' bis jetzt ge-
machten Erfahrungen auch vollständig
zu bestätigen erscheinen.
Durchaus bemerkenswerth erscheint
es, dass die physiologische Wirkung einer
wässerigen Lösung des alkoholischen
Strophanthusextractes sich bei mehr-
tägigem ruhigem Stehen an der Luft,
aber unter Ausschluss der Verdunstung,
erheblich steigert, und ebenso soll eine
namhafte Steigerung der Strophanthin-
wirkung erzielt werden, wenn man die
gepulverten und zur Verarbeitung auf
Stropbanthin bestimmten Samen zu-
nächst mit Wasser zum Teig angerührt,
einige Tage lang stehen lässt.
Die D 0 8 i r u n g des Strophanthins
muss natürlich eine sehr vorsichtige sein,
da schon sehr kleine Mengen toxisch
wii'ken. Innerlich wie subcutan scheint
man Dosen von 0,0003 g nicht ohne Ge-
fahr überschreiten zu können und über-
dies sollen bei Injectionen Entzündungen
an der Stichstelle häufig sein. Unter
solchen Umständen ist die Tinctur, von
welcher mehrmals täglich 5 bis 10 Tropfen
gegeben werden können, ein entschieden
vorzuziehendes Präparat. Es walten hier
also ganz ähnliche Verhältnisse ob, wie
bei Aconitin und Digitalin, welche man
wegen ihrer übermässig starken und
leider auch variablen Wirkung weniger
gern und entfernt nicht so häufig ver-
wendet, als die betreffenden Tincturen,
Extracte und Infusionen.
Merkwürdig ist es. dass man beinahe
gleichzeitig mit der Kenntniss des Stro-
phanthusgiftes diejenige eines Antidotes
erlangt hat, und beinahe noch mehr,
dass uns auch hierbei wieder die Ein-
geborenen Afrikas als Wegweiser gedient
haben. Um das Fleisch der mit Stro-
phanthusgiftpfeilen erlegten Thiere ohne
Nachtheil für die Gesundheit geniessen
zu können, träufeln sie in die Pfeilwnnde
den frischen Saft der Zweige des Baobab-
baumes. Dieser, die zu den Sterculia-
ceen gehörende Adansonia digitata oder
337
Affenbrodbaum , enthält das krystallini-
sche Adansonin, dessen physiologische
Wirkung sich in einem ausgesprochenen
Antagonismus zn derjenigen des Siro-
pbanthins befinden soll.
Es kann keinem Zweifel unterliegen,
dass die Folgezeit nicht nur eine Err
Weiterung, sondern vielfach auch wesent-
liche Aenderungen der heutigen Anschau-
ungen und Kenntnisse von Strophanthus
bringen wird, und sind daher vor-
stehende Zeilen nur als eine in noch
etwas schwankenden Umrissen entworfene
Skizze der jetzigen Annahmen und bis-
her erlangten Nachrichten zu betrachten.
Emetin - Bestimmung
in Ipecacuanha,
25,0g Ipecacuanhapolver (Holz und Rinde)
werden nach Lignon mit 25,0 g Wasser im
Mörser gemischt und 20,0 g gelöschter Kalk
dazugegeben; nach einige Minuten lang fort-
gesetztem Mischen werden weitere 30,0 g ge-
löschter Kalk zugemischt und ein krümeliges
Pulver erhalten, welches in einen Extractions-
apparat gefüllt und mit 300,0 g von Alkohol
und Wasser freiem Aether extrahirt wird.
Nach dreistündiger Extraction wird die
Aetherlösung filtrirt, zum grössten Theil ab-
destillirt, der letzte Rest des Aethers freiwillig
verdunstet, der Bückstand in einer bekannten
Menge (10 ccm) V^ Normal -Schwefelsäure
gelöst, filtrirt, das Filtrat gut ausgewaschen
und auf ein gewisses Volumen gebracht,
Ton dem ein entsprechender Theil (i/ft) ent-
nommen und mit V^c Normal -Ammoniak
unter Verwendung von Lackmus als Indica-
tor zurücktitrirt.
Oder 5,0 g Ipecacuanhaextract werden in
5,0 g Wasser gelöst, portionsweis 25,0 g ge-
löschter Kalk zugefügt und gemischt ; hier-
auf wird dieses Pulver in gleicher Weise wie
oben mit 200,0 g Aether extrahirt und weiter-
hin verfahren.
1 ccm V20 Normal -Ammoniak entspricht
=z 0,0124 g Emetin unter Zugrundelegung
der von GUnard angegebenen Formel:
^15^82^^S oder = 0,0121 g unter Annahme
der von Lefort und Wijirtß gegebenen Formel :
Journal de F?iarm. et de Chimie 1887 ^ 550,
Arabin-phosphorsanrer Kalk.
((iliimmo - Phosphate de chaax«)
Samhuc empfiehlt diese Verbindung als Er-«
satz für die in Frankreich gebrauchten Prä-
parate: Chlorhydrophosphate, Citro-
pbosphate und Lactophosphate de
chaux, die nur Gemische der entsprechen-
den Salze sind, und giebt dazu folgende Vor-
schrift:
300,0g Senegalgummi werden in 600,0 g
Wasser gelöst, 24,0 g Salzsftnre (1,18) zuge-
fügt und das Ganze in einen Dialysator g^
bracht, um Kalium-, Calcium- und Magne-
siumchlorid KU entfernen. Die nach öfterer
Erneuerung des ausserhalb befindlichen
Wassers nach 2 Tagen zurückbleibende Lös-
ung von Arabinsfture wird mit dem aus 66,0 g
nicht verwittertem Natrinmphosphat und
40,5 g krystallisirtem Calciumchlorid herge-
stellten, noch feuchten, gut ausgewaschenen
Galciumphosphat vermengt. Das Calcium-
phosphat löst sich sofort in der Arabinsfture
auf. Das Prftparat ist schwer zu conserviren
und am besten immer zum Gebrauch zu be-
reiten. 8.
Archives de Pharmcieie, 1887, 241.
üeber einige Laboratorioms-
apparate.
E. Folläk empfiehlt als praktisch die
beiden nachstehend beschriebenen Apparate:
Fig. 1 stellt einen flachen Trichter mit
kurzem, nach unten sich er-
weiterndem Stiefel dar , der an
Stelle des Glanzpapieres An-
wendung finden kann. Er em-
pfiehlt sich zum Einfüllen auch
feuchter Pulver und gestattet
— wenn nöthig — ein Nach-
spülen. Die konische Erweiter-
ung des Stiefels beseitigt die
Unannehmlichkeit des Ver-
stopfens. Dieser Trichter wird
auch aus Milchglas und schwär-
M
Pig. 1.
zem Glas angefertigt.
Plg. 2.
S38
Fig. 2 ist eine neue Form eines Kuhlers
mit innerer Kühlung. Derselbe wirkt be-
sonders Tortheilhaft als Bückflnsskühler, z. B.
bei Extractionen mit Aether, kann aber anch
zum Abdestilliren in gewöhnlicher Weise be-
natzt werden. — Vorstehende Apparate
können in bester Ansführong Ton Alt, Eber-
hardt <& Jäger in Ilmenan bezogen werden.
Bepert. d. Anal. Chemie 1S87, Nr. 19.
Hiscellen*
üeber
sogenannte Kraftfuttermittel.
Ea ist genugsam bekannt, dasa ÜAt noch
mehr als die menschlichen Nahrungs- und
Qenusemittel die thierischen Futterstoffe zahl-
reichen Verfälschungen unterliegen. Beson-
ders die sogenannten „Kraftfutter-
mehle** sind ein sehr beliebtes Verfälsch-
ungsmittel, theils wegen des hohen Preises
willen, theils wegen der abergläubischen Ver-
ehrung, welche der gate Landwirth diesen
Producten entgegenbringt. Es ist daher ein
Verdienst von F. Benecke (Zeitschr. f. Nahr-
ungsmittel-Unters, u. Hygiene Nr. 6, 1887),
eine Ansahl dieser mit pomphaften Anpreis-
ungen Yertriebenen Kraftfuttermehle
analjsirt und auf ihren wahren Werth zurück-
geführt zu haben.
1. Thorley's englisches Viehpnlver.
Dieses Kraftfuttermittel erhielt in
Sydney 1879 und in Melbourne 1880 die
Freismedaille. Die demselben Dachgerühmten
Eigenschaften versprechen Unglaubliches ; es
vermehrt die Menge und Güte der Milch, be-
sänftigt die Schweine und macht sie wunder-
bar schnell fett, die Wolle der Lämmer und
Schafe gewinnt an Werth und Gewicht, die
Pferde erhalten ein glänzendes Auge und
sammetweiches Haar etc.
Ausserdem wird versprochen, dass das Mehl
9öpCt. Fett und stickstoffhaltige
Stoffe enthalten soll.
In Wirklichkeit fand Benecke .3,3 pCt. Fett
und 11,9 pCt. Protein. Das Kraftfuttermehl
besteht hauptsächlich aus Maisgries und dem
Mahlproduct von Kornabfällen (viel Korn-
radesamen), femer ist beigemischt Lein-
kuchenmehl, Johannisbrot und Semen foenu
graeci.
2. Aromatisches englisches Viehmastpulver
Very-Good.
Preis 1 kg 1 Ur 20 4 (1,50 Fr. oder 75 Kr.)
Werth unter Zugrundelegung der Apotheken-
preise für beste Waare 20 4
Die mikroskopische Prüfung ergab: Erd-
nusskuchenmehl, Seisfuttermehl, Maisgries,
sowie in geringer Menge: Sals, Kümmel,
Pfefferminze, Kamillen und Lavendel.
Die chemische Analyse ergab 14,7 pCt
Rohprotein, 7,4 pCt. Fett. Vertrieben wurde
dieses Mittel durch eine Firma Töndurj^d^ Co.
in Aarau , von wo dieselbe jedoch jetzt nach
Aufklärung der Landwirthe verschwunden ist.
3. Sohwdiserisohe Laetina.
Besteht aus Erbsenmehl , Maismehl, Reis-
futtermehl und Leinkuchenmehl, parfumirt
mit Fenchelöl. Der chemische Gehalt be-
trägt 25pCt. Eiweiss, 6pCt. Fett, 45pCt.
Kohlehydrate und bestätigt somit die Angabe
der Verkäufer.
Eine falsche Vorspiegelung liegt jedoch
darin, dass 1 kg dieses Mehles und 20 1 Wasser
eine sogenannte künstliche Milch für das
Vieh geben soll.
Gleich werthige Mischungen können von
den Landwirthen selbst etwa für den halben
Preis hergestellt werden.
4. Englisches Milch- und Mastpulver.
Dieses Kraftfutter, welches wie alle andern
„wunderbare*' Eigenschaften hat, wird von
Zürich aus vertrieben (Kilo 1 Jt). Es besteht
aus diversen Blattresten (darunter Steinklee),
Mutterkümmel, Foenum graecum, Kochsalz,
Salpeter, Antimonerz und Schwefel (5pCt.).
Asche 29pCt. Roggenkleie, welche Benecke
für ebenso gut oder für besser hält, als dieses
Mastpulver, kostet den zehnten Theil.
Da das Mittel nur in geringen Dosen ver-
abreicht werden soll, so muss es als Arznei-
mittel betrachtet werden , es ist aber sehr
fraglich, ob es ratbsam ist, täglich auch
gesunden Thieren von einem solchen Mittel
zu geben.
Aehnlich wie die vorstehend beschriebenen
sind die meisten „Kraftfuttermittel" zu-
sammengesetzt. Benecke hält den Werth dieser
Mittel als in gar keinem VerhäHniss zu ihrem
Preise stehend und glaubt, dass alle sogen.
389
M-a BtpnWer SpekulatieneH der Fabrikan-
ten und fiändler auf den Geldbeutel derLand-
wirthe sind.
Olyceritom
Als Mittel gegen Brandwandeii ist in der
New -Torker Hospitalpraxis, nach Americ.
Dm gg., folgenito Cemposition in Gebrancb :
iZp. Geliftinae alb. . . 30 pts.
Gtycerini . . . 4 ^
Acid. carbolici . . 1 „
Aqnao . . . . 64 n
Die Gelatine wird in kaltem Wasser bis
znm Erweicben mäcerirt, bierauf im Wasser-
bade erw&rmt, bis die Masse gescbmolzen ist.
Nacb Zusatz des Glycerins wird das Erwär-
men 80 lange fortgesetzt, bis eine feste glän-
zende Haut sieb an der Oberfläcbe zu bilden
beginnt, sobald' man mit dem Umrübren der
Miscbnng aussetzt. Hierauf wird diQ Garbol-
sänre zigw«M tind innig durobgeniscbt.
DiMe0 Piiij^äX wird bereil geb^lien und
\m gvfe TefseUesMiieB PMieUaitiegeln auf-
bewabrt. Im GebnuidiBfalle «rwftnni man
die Mi0«iHifl|g am bedien im Waas^rbade bis
Mm Siikmehen und trägt dayon auf di« yop-
braovte Eöiperstelle miHelat einur weieben,
flacben Bürste oder Federfahne auf, so dass
eine nndnrcbdringliche , gescbmeidige Haut
über der wunden Stelle sith bildet.
Dut^ Pharmae. Pöti.
tän UduM SchlafinitteL
Prof. V. SMtfing (Miinckener mediciniscbe
Woohensebrift) empfiehlt Amylen - Hydrat
( tertilsen Amyl - Alkokol ) ab Schlafmittel,
besottdei* m der pajohialriselMn Praxis.
Das Mittel besitct em spee. Gew. yon 0,8,
ist schwer ßsliah in Wasser, dagegen in jedem
Verhiltnist mit Alkohol mischbar; Jtfl giebt
es in Form einer Sehüttelmiztjar :
B§. Amylenhydrat 4,0
Aq. destlll. 40,0
£itr. Liquirit. 4,0.
dass .er allen Ansprüchen der ersten Antisepsis
im Felde wie in der Friedenspraxis genüge,
hat 2/. Heim diesbezügliche Untersuchungen
▼om baeteriologisehen Standpunkte aus an:
gestellt. Er benutzte zu seinen Versuchen
ein Infus yom Kaffee, führte die Versuche
sowohl yermittelst inficirter Seidenfaden , als
auch durch die üblichen Knltunrerfahren durch
und kommt zu dem Schluss, dass dem Kaffee-
InfttB unter gewissen Umständen, nämlich
wenn demselben die Pilzkeime gut zugänglich
sind, allerdings antiseptische Wirkungen inne-
wohnen und zwar gebühre der Hauptantheil
an denselben nicht dem Caffcin, sondern dem
ätherisch -brenzligen Gele des Kaffees, dem
Caffecm.
Mit Bezug auf die praktische Bedeutung
dieses Resultates glaubt Verf., dass der frisch
gemahlene Kaffee nur improyisatorisch
und zwar auch nur bei oberflächlichen Wun-
den, wo er aufgestreut wird, Verwendung
finden kann; in tiefe Wunden ihn ein-
zustreuen, erscheine nicht zweckmässig, weil
er als nicht resorbirbar für die Wunden leicht
einen nachtbeiligen Reiz setzen würde.
Dwnk Therap, Monate.
üeber den antiBeptkchMi Werth
des gerdateten Kaffees.
An die Empfehlung des Kaffees sar Deso-
dorisirong des Jodoforms und an die Meinung
Oppler'B (yergl. Pharm. Centralb. 27, 21) an-
kniirfbod, dass der Kaffee anch sehr erheb-
liche antiseptische Eigenschalten besitze, so
Kies als Hedicament.
»
V. Kaczorawsky empfiehlt als Abfuhrmittel
bei habitueller Obstipation, chronischen Ka-
tarrhen des ganzen Verdauungscanab Tom
Bachen an bis zum Dickdarm, chronischen
Herz* und Lungenkrankheiten anämischer
Individuen Morgens und Abends einen Thee-
löffel voll (10,0 g) hirse* bis hanfkomgrossen
Kies zu geben. «.
Durch Med. chir. Rundschau 18&r, 430.
Ohardonnet^B Terihliren anr Her-
stellimg künstlicher Seide.
Den natfhrlichen Vorgang bei der Er-
zeugung der Seide sucht H. de Chardonnet
in Besan^on , Frankreich , künstlich nachzu-
ahmen , indem er aue besonders zusammen-
gesetzten Flüssigkeiten zähe , biegsame und
glänzende Fäden ziehen will« Die benutzte
Flüssigkeit ist eine Art CoUodium , welches
dnreh Auflösen von Pjrroxylin^ eines redu-
cirenden Melalldl&lorfirs und einer kleinen
M«nge einer ozydirbaren, organischen Base
in einer Mischung von Aether und Alkohol
erhalten wird; das P/roxylin ist dabei auf
bekannte Weise durch Nitrirung gereinigter
340
Cellulose Ton Holz, Stroh, Baumwolle etc.
gewonnen worden. Eine Losung, welcher man
noch je nach der gewünschten Farhung der
daraus hergestellten Seide einen Farbstoff
zusetzt, erhält man, wenn in dem grösseren
Theile eines Gemisches Yon '2 bis 5 1 aus
40proc. Aether mit 60proc. Alkohol in der
Wärme etwa 100 gPyroxylin, in dem kleineren
Theile der Mischung 10 bis 20 g Eisen-,
Chrom-, Mangan- oder Zinnchlorür mit 0,2 g
Chinin, Anilin, Rosanilin oder dergleichen
und dem Farbstoffe gelöst und beide Misch-
ungen dann yereinigt werden.
Wenn man eine solche heisse Flüssigkeit
durch ein enges Mundstück austreten lässt
und den austretenden Strahl durch Wasser
oder dergleichen sofort kühlt, so erstarrt der
Strahl und bildet einen Faden.
Bepert» d. Änälyt. Chem, 1867, Nr. 22.
BraunfEürbendes Walnoss-HaaröL
60 g frische grüne Walnuss- Schalen werden
in einem steinernen Mörser mit TV'Bg Alaun-
puWer zu einem gleichmässigen Teige ge-
stossen, auf dem Wasserbade mit 300 g ben-
zoYnirtem Olivenöl digerirt, bis alle Feuchtig-
keit ausgetrieben ist, dann colirt, filtrirt und
mit zwei Tropfen Rosenöl und zehn Tropfen
Neroliöl parfümirt. Am besten siqd hierzn
die Walnuss- Schalen Ende August oder An-
fang September zu sammeln. Pharm, Zeit
Mannor -ImitatioiL
Dieselbe kann man Figuren ans Oyps oder
Papiermach6e dadurch geben , daas man sie
mit weissem Damarfimiss überzieht und dann
mit gepulyertem Glas bestäubt Wenn man
die Gegenstände zum zweiten Male fimisst
und sie hierauf mit gröber gepulvertem Glas
oder Glimmer bestäubt, so erhalten sie
Aehnlicbkeit mit karrarischem Marmor.
Durch einen zarten blauen Anstrich zwischen
den beiden Firnissanstrichen kann man eine
hübsche Aderung herstellen.
Dwrck Chemiker 'Zeug.
Bflger's ConsenreiiBalz»
welches in der Elberfelder Gegend als nnfiber-
treff liches Antisepticum ansg^priesen and vom
„Erfinder*' als chlorhorsaures Natron 1>e8eich-
net wird, ist nichts weiter als grob gepnlTerter
unreiner Borax mit einem höchst geringen
Zusatz Ton Kochsalz. Pharm. Zeit
Offene Correspondenz«
Chemische Fabrik in E« „Bezugsquellen ffir
Pflaster -Maschinen zum Ausrollen in Stangen*
sind uns nicht bekannt — Sehr cnite Tinten-
recepte enthält das DieUrich'sche ManuaL
Apath. W« in St. G. Die auf Seite 257 des
Jahrgangs 28 der Phann. Centralh. befindliche
Yorschrirb lu llenaeVs Tonicam wurde uns
seiner Zeit yon sehr suyerlässiger Seite mit-
getheilt
S« tu D» üeber dts in voriger Nummer er-
wähnte Ingluvin ist bereits der Stab ge-
brochen. J. MÜßer (Fharmac. Zeitung) erklärt
das Mittel als den neuesten Schwindel von
Warner ^ Co. in Philadelphia; nach seiner
Untersuchunff ist es ein sehr ungeschickt zu-
samraengesetztes pulveriges Gemisch von Koeh-
salz, Bonrzucker und irgend einer thierischen
Membran und besitzt von der Eiweiss lösenden
Wirkung, wie sie dem wirklichen Ingluvin in
hohem Grade eigen ist, kaum eine Spur.
Apoth. Dr. S« in F. Ihre Zuschrift ver-
öffentlichen wir hierdurch mit bestem Danke:
„In Nr. 12 Ihrer Centralhalle finde ich S. 155
ein erprobtes Mittel zur Erhaltung glatter
H&nde. Ein gewiss ebenso gutes^ aber fftr
das Publikum einfacheres Mittel habe ich
Leuten mit rauhen Hftnden etc. empfohlen.
Dasselbe besteht in Einreibung der Bftnde mit
gutem SalatOl ; nach einiger Zeit • wird das
tiberschüssige Gel durch Mehl entfernt. Durch
Zusatz von memf Wasser erhftlt man einen
Teig, der vorzüglich reinig und den Gebrauch
von Seife vielfach unnötmg macht Gel und
Mehl allein ist besonders Abends vor dem
Schlafengehen zu empfehlen. Bd diesem Yer-
fahren werden die hauptsftohlichsten Bestand-
theile der Mandelkleie einzeln angewendet und
kommt das Gel zur besseren Wirkung.**
Apoth. B« in W« „üeber die grossen
Differenzen, die in den Pharmakopoen ver-
schiedener Lftnder bestehen, ^ebt Ewald in
der 8. Auflage seiner ArzneuiitieUeiire ein
eclatantes Beispiel, Sjrr. ferri jodati:
Pharm. pCl. „uprechcn: Jodeiaen:
Hollftnd. 20 35 6
Osterreich. 12 40 5
amerik. 10 50 5
englische 5,7 87 5
deutsche 5 100 5
itaUen. 5 100 5
Schweiz. 1 500 -5
franz. 0,5 1000 5."
Verleger nad Tenuitwortllober Redaetenr Dr. S. Oelsiler In Dresden.
Im Bttchhendel dnroh Jnllns Springer, Berlin N., MonbUonpUts S.
Dmek der Königl. Hoft»nehdniekerel Ton 0. CLMelnLoldaSOhaein Dresden.
WiesbadenerKochbrunnen
und seine Producte.
FnUnngdM
Brunnaiu nnd
B«nt«Uim£ der
Fr¶te nnter
untlioher Con-
trols der Stadt
WlMbKd«a imd
der CoTdlxMtlon.
NiisliideiierKixihbniDnBii-Silzinitilleii
tndeo UiraAnv«
a ElrkraokanKcn, dcrai
HalhiM dareh dl* WIeMMdener Qocllen «nlalt wird.
HunadHch wlrkca da b(I>>i''B M KMarrhcn der
A*hmMmw*'*>tM"t*, Indam li« den HDalenrelm
■iladera wat dea BclilcIniBnnrarr crlelcliiera.
Bei Unsven ä«briiMtM b«wlTk«n lic aosh eiiie ver-
nthiteUbModemis d«a MuenMftei nnd In FtAgt
deiaen aiiw FDcdenug der Tcrdaouns.
' Preis p«r Echkchtel Jt 1.—.
7«Tnet Vlesbiideiier EochbrmnBeB • Seife
p«r Stock 80 Pf., per Cartan ▼. S StOek Jf 2.—.
Wleata4eMr Kockbnuei-Bohstli flr
Bldw per Kilo ^ 3.—.
WieshMtoner KMfebnuuen-Qitell-StLite
per Gla* ^ 8.—.
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per Flasche 80 Pf.
Versand durch das
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WIESBADEH,
Miededagen in den Apotheken, Drogen- nnd
ICneralwaaaCT* Handlangen. Di« Wiesbadeoer
Kocbbrannen-Seifo irt aacb bei aUen bewtren
ParfBmeriewiareD'HaDdliuigeD n belieben.
'i.LW.BE!lnkRi3ier»ife\
iW.WagenkneckL
K4ulb«htrr.17. r
Eckt riiliilzirttr>
iuiirfR|i|«itlmi I. Jlf)iitite-fiiu|tilt
von Aug. Qniel SShno,
■erllM S.ir., Alt-Koabit 46,
Hefert nranipt nnd billigt B&mmtliohe Apparate
UntaiHichneter empfiehlt sdne Bnehdraekerei
den Herren Apothekern lor Anfertirnng von
8ln»tareiii Etl«aettcii (nach der Nor-
mueintheilnng), BeehaaByen n. sonstigen
binen Draekarbeiten bei billigster Berecbnnnj[.
Preia-CoQTant mit Hoater stehen jedeneit
firanco in Diensten. Vertreter für Berlin nnd
ümfreKDd Hen Cul Sleren, Berlin 0. 17,
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BcrliB SO,
Küpnicker Btrftt so SS
Speclalfabrlkatfon
medldnliiclier S^Dbm
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland/
Zeitung fiir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Heraasgegeben von
Dr. HermAnii Hager und Dr. Ewald Gelssler.
Encheint leden Donnertiaff. — Abonii6oieiit8preiB darch die Post oder den Buchbandd
Tierteljfthrlieb 8 Mark. Bei Zasendnng anter Streifband 2,50 Mark. Einielne Nummern
35 Ff. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholnngen Rabatt.
Anfragen, Anftrlge, Maonseripie etc. wolle man an den Bedactenr Prof. Dr. £. Geissler,
Dresden, Pillnitser Strasse 5<> adressiren.
M2S.
Berlin, den 14. JuH 1887.
Neu« Folge
YIIL Jahrgang.
Der ganzeai Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: Oaavle ma« PhAnuel«: Dr. Oidtmann*! Pnrgattf. — Ueber du BMentoff- M olekfl). — BelladoBiia-
Präpaimt« Ton bMtlmmtem Gehalte. — Di« Ltfcllehkeit mit Gelatine fibersogener Pillen. — Beimischnng von
ConiaBfrüehten n iUlienisehem Anis. — Mleeellen t Bvrnpai Balaiuni Tolnumi. — Medioiniicbe and Limonaden-
boBboiu. — BentellwBt einer haltbaren Jodkalivmiarkel5«an(. — Die Herstellnng der Lenehtkörper cum Aner-
sehen Oaeglflhlieht. — Zfindsitae für eleetrieehe Zttnder. — Ein photographisehei Verfahren mit Anilinichwarz.
— ITeber die Wirksamkeit des Mikromembranflltert. — Fett -Stifte inm Sehreiben anf Glaa. — Parafflnfarbe. —
MetAllkitt. — Ein kleiner Biakeller. — Oohaenwein. — Geaeti, betreffend den Verkehr mit bloi- und slnkbalUgen
Gegenstinden. — OflSne GeRMfead«»« — Aasefaea«
Chemie unil Pharmacie.
Dr. Oidtmaim's Pnrgatif
Von C. GtOdeniteeden-Effding in Zeist, Holland.
In der Jani-Nnmmer von „het Maand-
b]ad voor Apothekers *' habe ieh die
Resnltate meiner Untersuchung obigen
Geheimmittels mitgeüieilt und glaube
ieh, dass es mir gelungen ist, die ab-
weichenden Besultate der verschiedenen
Untersucher aufzuklären, aber auch die
Znsammensetzung des Purgatifis dar-
gethan zu haben.
Da ich nun ans Nr. 22 und 23 der
Pharm. Centralhalle ersehe, dass meine
Untersuchung der Bedaction noch nicht
bekannt ist, bin ich so frei, dieselbe
hier mitzutheilen.
Ausser dem Ortsgesundheitsrath zu
Karlsruhe und Dr. Mylius hat auch
P. G. Steensma^ Apotheker in Breda,
sich mit der Untersuchung von Oidtmann'B
Purgatif beschäftigt (April-Nummer von
,,het Maandblad voor Apothekers"). Das
Besnltat seiner Untersuchung ist, dass die
hauptsächlichsten Bestandtheile von Dr.
OiäVmaim's Purgatif : Glvcerin, EQchen-
aalz (4 bis 5 pOt) und eine geringe
Menge einer Natron haltenden Harzseife
sjnd; ausserdem darin noch vorhanden
ist ein in Aether löslicher und flüchtiger
Stoff, welcher das Aroma giebt und
vielleicht nicht zu den wirkenden Be-
standtheilen gehört, doch kann davon
die Identität nicht nachgewiesen werden.
Die Eigenschaften des Purgatifs, von
mir untersucht, sind wieder ganz ver-
schieden von denen, welche durch den
Ortsgesundheitsrath zu Karlsruhe, Dr.
MffUus und Steensma observirt wurden.
Es ist eine rothbraune undurchsicht-
ige schwach fiuorescirende FlOssigkeit
von 1,18 spec. Gew. Sie riecht aroma-
tisch und ausserdem schwach nach Butter-
oder Gapronsäure. Der letzte Geruch
tritt bei Yermengung mit Schwefelsäure
stärker hervor. Der Aschengehalt der
Flüssigkeit beträgt 1,6 pOt., welcher
stark auf Kalk reagirt Bei Erwärmung
der Flüssigkeit entweichen erst schwach
sauer reagirende Dämpfe, ^äter reagiren
sie alkaliseh.
25 ccm wurden mit 40 ccm Wasser
vermengt und destillirt. Das Destillat
hat den Geruch der ursprünglichen
342
Flflssigkeit und sehr schwach den von
NHs ( Dissociation von Ammonimn-
butyrat). Das Destillat wurde mit
frisch destillirtem Petrdenm&iher aus-
geschQttelt, der Aether abgeschieden und
bei gewöhnlicher Temperatur verdampft
Der Geruch der Flüssigkeit trat jetzt
stärker hervor und erinnerte an Ingber
und Orangenschalen. Konnte jedoch kein
sicheres Kesultat bekommen. Ein wenig
Pnrgatif mit NaHO erwärmt, entwickelte
viel NHg.
25 ecm des Purgatifs wurden ge*
mischt mit 10 ecm H2SO4 (1,116 ^ec.
Gew.) und stehen gelassen. Lange 2eit
blieb die Flflssigkeit klar, aber nach
24 Stunden hatte sich auf dem Boden
und an den Wänden des Olases ein
graues Erystallpulver abgesetzt, welches
aus GbSOi bestand.
Von Ausscheidung einer
dunkelgefärbten zähen flflssigen
Masse war nichts wahrzu-
nehmen. Ein Theil Pnrgatif wurde
nun mit H^SOa sauer gemacnt und mit
Aether ausgeschflttelt. Imh Verdampfung
des Aethers war ein starker Geruch nach
Buttersäure zu bemerken; nach Erwärm-
ung im Wasserbade wurde das Zurflck-^
bleibende mit Wasser behandelt. Hier-
durch entstand eine hellgelbe trflbe Flüs-
sigkeit, die durch NaHO vollkommen klar
wurde und sich schwach roth f&rbte.
Weiter fand ich in dem Purgatif Glyce-
rin, Chlor und ein wenig Schwefeteäure.
Hieraus ersieht man also, dass die von
mir untersuchte Flüssigkeit ^anz andere
Eigenschaften zeigt, als die von Dr.
Mylius und Herrn Steensma untersuchte.
Die Asche, von Dr. Mylius untersucht,
besteht hauptsächlich ans Natrium-
carbonat Steensma fand Chlor und Na-
trium und ich Kalk. Genannte Herren
erwähnen nichts von Ammoniak und da
sie dies kaum unbemerkt belassen haben
können, war es jedenfalb auch nicht
vorhanden, während sich bei meiner
Untersuchung eine starke Beaction auf
Ammoniak zeigte. Dr. Mylius und
Steensma bekamen durch Behandlung
mit verdünnter U^SOä ein braunes Oel
2)r. M.) oder eine dunkelgefärbte flüssige
asse. Das von mir untersuchte Pur-
giüf setzte mit £^864 b^aaddt nur
eine Erystalle von Gyps ab.
Aus Steensma's Artikel kann man
liicht ersehen, dass die dunkelgefikrbte
zähflüssige Masse und das braune Oel,
durch Dr. Mylius ausgeschieden, ab
identisch anzusehen sind.
Der Stoff nach Steensma ist löslieh
in Alkohol. Diese Auflösung mit NaHO
auf einem Wasserbade erhitzt und bei-
nahe trocken verdan^ft giebt einen
Bflckstand, welcher in Wasser löslich ist.
Das braune Oel nach Mylius ist
schwer in Aether, leicht in Wasser lös-
lich, von einem sauren, zusammenziehen-
den und koloquintbitteren Geschmack,
wl^end die Auflösung in Wasser vor
und nach dem Sauermachen einen
Niederschlag mit Eisenoxydsalzen giebt.
Man sieht also: hieraus ist die Iden-
tität nicht abzuleiten. Im Gegentheil
glaube ich, dass es verschiedene Stoffe
sind, denn wenn die durch Steensma
ausgeschiedene zähe Masse Eigenschaften
von einer Harzsäure zeigt, würde diese
wohl nicht in Wasser löslich sein.
Wenn Dr. Mylius die Untersuchung des
Karlsruher Gesundheitarathes als Beispiel
einer ^ unrichtigen Geheimmittelan^se
anftlhrt und demselb^-rdies zum Vor-
wurf, macht, indem er sagt: „Es hat
seiner Neuheit wegen den Vorzug, dass
der AnaljTtiker nicht einwenden kann:
Der Fabrikant hat. inzwischen, die Zu-
sammensetzung ffQändert,," dann geht er
meiner Idee nacn zu weit und der Vor-
wurf ist nicht verdient; denn die ver-
schiedenen Resultate, welche man be-
kommt, liegen nicht in der grösseren
oder geringeren Fähigkeit der ünter-
sucher, sondern in den abweichenden
Eigenschaften, welche das Purgatif von
Dr. (Hdimofm jedesmal zeigt. Muss
man denn annehmen, dass der Fabrikant
jedesmal sein Purgatif verändert? Dass
er erst NagCOs zagethan, dann wieder
NaGl oder eine iCalkverbindong und
Ammoniaksalz, dann wieder einen Körper
beigefügt, welcher durch H2SO4 als
brauner Stoff ausgeschieden wird, dann
wieder diesen Bestandtheil heraoslässt?
Ich bezweifle es.
Durch den Qehalt an Butteraftore,
durch das Fluoresciren der FlQssigkeit
848
und auch durch die Versebi^en erzielten
Besnltate der Untereneher kam ich zu
dem Yermuthen, dass das Porgatif nichts
anderes sei, als narfttmirtes rohes Glycerin.
Vor Allem konnte ich das wohl an-
nehmen, dass die Eigenschaften dieser
FlQssigkeit abhängig sein würden von
dem noeess, welcher angewandt wurd,
nm das rohe Glycerin za gewinnen.
Bekanntlich wird dieser Körper als
Nebenprodnct bei Seife- nnd Stearin*
iabrikation gewonnen. Bei letzterer Be*
reitong befolgt man, vor dem Verseifen
der Fette, verschiedene Methoden, and
gebraucht hierzu Kalk, oder Schwefel-
säure oder überhitzten Wasserdampf. —
Ist meine Yoraossetzong richtig, dann
moss die Verschiedenheit, welche sich
bei Dr. Oidtmann's Purgatif zeigt, sich
aneh bei yerschiedenen Sorten rohen
Gljeerins heransstellen.
Mir wm*de die Gelegenheit geboten,
drei Sorten rohen Glycerins zn unter-
suchen, woTon die Herbmft bd:annt
war.
A. Glycerin, ans Seifenmutterlange he*
reitet^ ^
B. Glycerin, gewonnen bei der Stearin-
s&orefabrikation ( Sohwefelsänre-
VerseiM^).
C. Glycerin, gewonnen bei der Stearin-
s&nrefabrikation (Kalkverseifimg).
Die Farbe der drei Sorten war gleich
und hatte sehr yiel gemein mit Oicttmann's
Porgatif, ausser dass letzteres etwas
mehr röthlich von Farbe war, wahr-
scheinlich dnrch den Stoff erzei^^t, wel-
cher dem Mittel den bekannten Gemch
giebt
Von jeder dieser drei Sorten Glycerin
wurden 85 ccm in einer Epronvette mit
10 eem verd. Schwefels&nre gemengt
Bei A setzte sich aUmälig an der
Oberfläche ein zähflüssiger donkelgef&rbter
Stoff ab.
Nach 24 Standen hatte B aaf dem
Boden nnd den Wänden einen krystalU-
nischen Ansatz, gleich wie das von mir
Qutersachte Porgatif.
C war klar geblieben.
Nach Znsatz von Schwefelsäure konnte
man bei allen Sorten einen Geruch nach
Battersäure wahrnehmen. Die zäh-
flOsiige Masse» die sich bei A ausge*
schieden hatte, wurde in einem Trichter
gesammelt, welcher mit entfetteter Baum-
wolle abgeschlossen war, und ausge-
waschen. Behandelte einen Theil mit Al-
kohol, worin dieselbe sich Yollständig auf-
Itete, dampfte dann mit NaHO ein und
nahm mit Wasser auf, wodurch eine
klare Flüssigkeit entstand. Einen anderen
Theil schüttelte ich in einem Scheide-
trichter mit einer ziemlichen Menge
Aether, in welchen nur ein kleiner Theil
übergiiiff.
Der Aether liess nach Verdampfung
einen braunen Bückstand « welcher in
Wasser unlöslich, aber in Alkohol und
in NaHO lOslich war.
Es beweist genügend, dass der Stoff,
aus Glycerin A abgeschieden, in seinen
Eigenschaften vollkommen übereinkommt
mit der zähflüssigen Masse, welche
Steensma aus OiSmann's Purgatif ge-
wonnen hat
Von allen drei Sorten Glycerin wurde
ein Theil, nachdem mit H2SO4 sauer
ffemacht war, mit Aether ausgeschüttelt.
Nach Verdampfung des Aethers war
folgendes wahrzunehmen: ^
Ä. Der Sückstand war braun, roch nach
^, Buttersäure, nach Erwärmung auf
einem Wasserbad, bis der Getuch
verschwunden war» löste er sich
im Wasser nicht auf, wurde aber
zäh, harzartig. Durch NaHO wird
er aufgelöst.
B; Der Büclstand war braun, roch nach
Buttersäure, wurde mit Wasser
vermengt, nicht harzartig, gab
aber eine hellgelbe trübe Flüssig-
keit, welche durch NaHO klar und
zu gleicher Zeit dunkler gef&rbt
wurde.
0. Der Bückstand war braun, roch nach
Bnttersäure, setzte mit Wasser
einen harzartigen Stoff ab und
wurde mit NaHO klar und dunkler
geftrbt
Glycerin B hat also viel gleiches mit
dem von mir untelisuchten Purgatif.
Doch muss ich auf einen kleinen Unter-
schied aufmerksam machen. Das Zurück-
bleibende nach Verdampfung des Aethers
wird bei OtcUtnanns Purgatif durch
NaHO schwach roth gefärbt, während
dies bei Glycerin B nicht der Fall war.
344
Nan kann das Bothwerden durch den
Stoff yenirsacht sein, welcher das Aroma
erzeugt. Als ich nun auch zu dem
Glycerin B ein wenig aromatische Tinc-
tur (sogen. Magenbitter) ftigte, bekam
ich eine Flüssigkeit, die die grösste
Aehnlichkeit mit dem von mir unter-
suchten Purgatif zeigte, sowohl in Farbe,
als auch im Geruch, wie im Geschmack,
während der Etickstand von der Aether-
ausschüttelung durch NaHO schwach
roth gefärbt wurde.
In Keiner der drei Sorten Glycerin war
ein Ammoniaksalz vorhanden. Freilich
nur in dem von mir untersuchten Pur-
gatif kommt diese Verbindung vor,
während Hager in der „Pharm. Praxis"
angiebt, dass Ammoniak in rohem Glycerin
verbunden mit Buttersäure vorkommen
kann.
Diesem schrieb ich auch den unan-
genehmen Beigeruch des von mir unter-
suchten Purgatifs zu, welchen die anderen
Analytiker nicht erwähnen. Wie be-
kannt, tritt der Geruch nach Buttersäure
stärker auf, wenn dieselbe an Ammoniak
als an eine andere Base gebunden ist.
Dieselbe Verschiedenheit im Asche-
gehalt, die man bei dem Purgatif wahr-
nimmt, findet man auch bei dem rohen
Glycerin, z. B. Glycerin A mit ein wenig
Wasser verdünnt zu einem spec. Gew.
1,18, enthält reichlich 6 pCt. Asche.
Glycerin B nur 1,7 pOt.
Nach Dr. Mylius hat der Stoff, den
man aus dem sauer gemachten Purgatif
mit Aether absondern kann, mit Glyzerin
vermengt, bei Einspritzung dieselbe Wirk-
ung auf den Darmkanal als die, welche
auch durch Oidtmann's Purgatif hervor-
gerufen wird. Hätte er nur Glycerin
genonmien, würde er wahrscheinlicn das-
selbe Besultat bekommen haben. Wenig-
stens bei den vergleichenden Proben,
welche ich in dieser Bichtung machte,
konnte ich keinen unterschied zwischen
Glycerin A und Otdtmann's Purgatif
wahrnehmen. Ob es nun wflnschens-
werth ist, unseren Darmkanal mit rohem
Glycerin zu füllen, ist eine Frage, welche
durch uns nicht beantwortet zu werden
braucht
Es ist genügend , hiermit die grosse
üebereinsbrnmung bewiesen zu haben,
welche in Eigenschaften und Wirkung
zwischen diesem Stoff und Oidtmann'B
Purgatif besteht
üeber das Sauerstoff- MolekflL
Von Dr. Ä. Gamtoindt
Seit der Einführung des Begriffes „Va-
lenz", der Trennung vom Atomgewicht,
Verbindungsgewicht und Aequivalentge-
wicht, seit Bestimmung der Dampfdichte,
sowie der Ermittelung der Constitution
der Verbindungen und der Ermittelung
der specifischen Wärme, sowie endlich
seit Einführung der atomistisch moleku-
laren Theorie hat die Schreibweise der
chemischen Formeln eine durchgreifende
Aenderung erfahren. Es muss zugegeben
werden, dass die neue Schreibweise man-
ches klar erscheinen lässt, was sich früher
nur mittels sehr geschraubter Hypothesen
erklären liess. Aber Vieles bleibt noch
immer unaufgeklärt, wir kommen auf
augenscheinliche Widersprüche, die wir
nur durch noch gewundenere, den ur-
sprünglichen Grundprincipien diametral
entgegenstehende Hypothesen zu erklären
bestrebt sind. Unerklärt z. B. bis heute
ist das abweichende Verhalten von Phos-
phor, Arsen, Quecksilber und Gadmium.
Es möge gleich noch an dieser Stelle
erwähnt werden, dass auch der Begriff
der Valenz, der Werthigkeit, obgleich
allgemein eingeftihrt, doch noch ein sehr
unsicherer und schwankender ist und
dass noch keine Begründung dieses Be-
griffes existirt, welche gestattet, denselben
auf das gesammte Gebiet der Ohemie
gleichmässig anzuwenden.
Ist schon die Lehre von der Zn^am-
mensetzung des Moleküls eines Elementes
durch chemische Verbindung zweier Atome
desselben Elementes zuwiderlaufend dem
bisher allgemein anerkannten (besetze,
dass die Affinität, die Attractions-Fähig-
keit um so grösser, je ungleichartiger
die Atome, so würden vrir bei Phosphor
und Arsen sogar die Existenz freier
Doppelmoleküle, bei Quecksilber nnd
Gadmium die Existenz gesättigter Haib-
moleküle oder Atom-Moleküle annehmen
müssen. Nach der Lehre von der Affi-
nität müssten wir aber die Existenz von
Molekülen, oder Doppelmolekülen, fiber-
345
baupt von Atom - Complexen ein- und
desselben Elementes unbedingt be-
streiten, denn wenn gleichartige Körper
sich nicht mit einander verbinden, ge*-
wissermaasseo nicht sieh zu sättigen ver-
mögen, dann wäre eine Bindung zweier
chemischen Atome desselben Elementes
za einem Molekül entweder unmöglich,
oder die Bindung müsste eine besonders
geringe, seh wache sein. Nun lehrt aber
die Erfahrung, dass, z. B. bei den Gasen,
dieselben in freiem Zustande — wo sie
nach jetziger Anschauung in molekularer
Form vorhanden sind — eine weit ge-
ringere Affinität zeigen, als im Zustande
des Freiwerdens, des bekannten Status
naseendi. Das beweist, dass diese Atom-
bindungen, diese Moleküle, nicht lockere
Verbindungen sind, sondern im Gegen-
theil gefestete Verbindungen. Daraus
folgt, dass entweder unsere Affini-
täts-Lehre falsch ist, oder dass
die Annaikme der Bindung gleich-
artiger Atome zu einem Molekül
eine irrige ist.
Auch d^. Lehre von den gesättigten
Verbindungeft and von derNicht-Esistenz-
fahigkeit nicht in sich gesättigter Atom-
Compleze, <^er von Atom -Complexen
mit noch freien Attraetions-Centren geht
dabei in die ßrtikche. Die graphische
DarsteUungsmethode der Zusammensetii-
UQg chemiseher Verbindungen führt uns
^on selbst dahin, unsere Affinitätslehre
von Neueoi in Zweifel zu ziei^iu Woll-
ten wir selbst dem Sanerstoff-Atotte (dem
ehemifleheB) eine theilweise Bindung
durch Affiniläts-Mittelpunkte eines anderen
Sauerstoff- Atoms zugestehen, wie wir es
beim Kohlenstoffe in der orgamischen
Chemie tbun, so würden wir bei den
hohen Oiydationsstufen, z. B. den Ueber-
Säuren, zu graphischen Ketten gelanges,
ähnlich denen der aromatischen Beihe.
Solche graphische Bilder würden dann
z. B. zukommen der Ueberchlorsäure
H.CIO4, der VC» Serthelot 1878 ent^
deckten üeberschwefelsäure S2O7 , der
UeberchxoBisäare, der UebermAngansäure,
der Ueberosmiomsäure etc. Man würde
dann aber nach, bekaanter Analogie den
Sauerstoff in diesen Verbindungen als
sehr fest gebunden betrachten müssen,
was den Thatsaehen aber direct zuwider
läuft. Gerade diese sauerstoffreichen
Verbindungen besitzen grosses Ozydations-
Vermögen und geben leicht Sauerstoff
ab, was beweist, dass die Bindung des
Sauerstoffs nur eine mehr oberflächliche
ist.
Mit den Metallen bildet der Sauerstoff
bekanntlich mehrere Oiydationsstufen :
Oxydule. Oxyde und Hyperoxyde. Am
bekanntesten sind von den letzteren die
Hyperoxyde des Mangans, des Bleies,
des Silbers, Kobalts, Nickels, Wismuts,
Thalliums. Noch sehr wenig bekannt
sind dagegen die Hyperoxyde der Alkali-
und Erdalkali-Metalle, des Kaliums, Na-
triums, Calciums, Baryums» Strontiums,
am meisten noch das des Baryums. Erst
im Jahre 1887 hat Haass dieselben be-
schrieben (Ber. d. deutsch, ehem. Ge-
sellseh. XVII, 2249), und kurz danach
Krüss seine Untersuchungen über die
Hyperoxyde des Kupfers und Cadmiums
veröffentüjcht (Ber. d. d. ehem. Ges. XVII,
2593). Diese noch wenig erforschten
Hyperoxyde haben nach Traube (Ber.
d. d. ehem. Ges. XIX, 1115) die Zusam^
mensetzung K^O«, NagtO^, Gas02 etc. und
unterscheiden sich in ihren Eigenschaften
und in ihrem Verhalten ganz wesentlich
von den Hyperoxyden des Mangans, Bleis
u. s. w. Diese letzteren sind bekanntlich
gute Oxydationsmittel, si^ geben
mit Leichtigkeit einen Theil ihres Sauer-
stoffs ab; die Hyperoxyde hingegen der
Alkalimetalle, wie auch des Zinks, des
Calciums, Baryums, Strontiums, des Cad-
miums und des Didyms zeigen ein
bedeutendes Beducti onsvermögen.
Diese letztere Classe von Hyperoxyden
bUdet sich am negativen Pol des gal-
vanischen Stroms, während im Gegen-
satze hierzu die Hyperoxyde des Silbers,
Kobalts u. s. w. sämmtlich am posi-
tiven Pol entstehen. Der Sauerstoff
bildet somit 2 Kategorien von Hyper-
oxyden von vollständig entgegengesetzten
Eigenschaften und Reactionen. Während
die Hyperoxyde der einen wie der andern
Kategorie keinerlei Wirkung unter sich
ausüben^ tritt bei Aufeinanderwirken eines
Hyperoxydes der einen auf ein solches
der anderen Gruppe eine stürmische Ee-
action ein, und es wird Sauerstoff elimi-
nirt, der nicht die Eigenschaften
346
des Sauerstoffs in statu nascendi,
sondern die des sogenannten in-
aetiven Sauerstoffs zeigt (Traube, Ber.
d. d. ehem. Ges. XIX, 1115).
Man könnte jene am negativen Pol
entstehenden Hyperoxyde, für welche
Traube die Bezeichnung Holoxyde
(Ganz-Oxyde) vorschlägt, als Wasserstoff-
superoxyd betrachten, bei dem die beiden
Wasserstoff-Atome durch 3 Atome eines
einwerthigen Metalls oder 1 Atom eines
zweiwerthigen Metalls ersetzt sind. In
der That geben die Superoxyde dieser
Kategorie mit verdünnten Säuren Wasser-
stoffsuperoxyd.
Kann ich aber jene Holoxyde als
Wasserstoff -Hyperoxyd-Derivate betrach-
ten, so liegt es nahe, das Ozon
als Wasserstoffhyperoxyd zu be-
trachten, dessen zwei Wasser-
stoff-Atome durch ein Atom des
zweiwerthigen Sauerstoffs sub-
stituirt sind, was der Formel 0 . O2
entsprechen würde. Traube kommt auf
anderem Wege zu der Formel 0(02) und
betrachtet das Ozon als eine directe Ver-
bindung von einem Sauerstoff- Molekül
mit einem Sauerstoff-Atom. Sei dem nun
so oder nicht, so spricht für die Formel
0 . O2 oder für die Traube sähe Formel
0(02J zunächst auch der Umstand, dass
nach den Untersuchungen von Andrews
und Tait, von Babo, Clausa und Soret
völlig trockener Sauerstoff, durch
elektrische Entladung in Ozon
übergeführt, eine Volum-Vermin-
derung erleidet, und zwar ver-
dichten sich 3 Volumen Sauer-
stoffgas zu 2 Volumen Ozon unter
Bildung des bekannten eigenartigen Ge-
ruches, während durch Erhitzen wieder
das ursprüngliche Volumen hergestellt
und das Ozon unter Verschwinden des
Geruches in gewöhnlichen, inactiven, nach
Traube molekularen Sauerstoff zurtick-
verwandelt wird. Denkt man sich nach
meiner Anschauung das Ozon als ein
Wasserstoffsuperoxyd, dessen 2 Atome H
durch ein Atom 0 ersetzt werden, so er-
klärt sich auch leicht, dass, wie beim
H2O2 die Wasserstoff- Atome lose gebun-
den sind und daher stark reducirend
wirken, so beim Ozon das eine
substituirende Sauerstoff- Atom
oxydirend wirkt, während die an-
dern in molekularer Form nicht in Action
treten; in der That wird bei der
Oxydation durch Ozon nur der
dritte Theil des Sauerstoffs ver-
braucht, während der Rest als in-
activer Sauerstoff entweicht, wie das
Schönbein in seinen grundlegenden Ar-
beiten bereits 1858 nachgewiesen hat.
Erkennen wir diese Thatsachen an, dann
müssen wir nothwendigerweise uns auch
von der Bezeichnung Wasserstoff-Hyper-
oxyd fllr den Körper H2O2 lossagen,
denn es ist kein Hyperoxyd. An-
dere Oxyde lassen sich mehr oder min-
der leicht in höhere Oxydationsstufen
und schliesslich in Hyperoxyde über-
führen; bei Anwendung des galvanischen
Stroms bilden sich dieselben am posi-
tiven Pol; es ist bis jetzt aber noch
auf keine Weise gelungen, das Wasser
durch Oxydation in Wasserstoffsuperoxyd
überzuführen. Vielmehr bildet sich das
Wasserstoff hyperoxyd bei der Elektrolyse
einer sehr verdünnten Schwefelsäure,
während man inactiven Sauerstoff oder
auch Lufl. durch dieselbe leitet, am ne-
gativen Pol {Traube, Ber. d. d. ehem.
Ges. XV, 2434) und wird nach den Un-
tersuchungen Schönes zerstört am
positiven Pol (Ann. d. Chemie und
Pharm. 197, 163). Hiermit ist schlagend
bewiesen, dass die Verbindung H2O3
kein Hyperoxyd ist, und dass es
nothwendig ist, uns von dieser Bezeich-
nung zu emancipiren. Traube hat des-
halb den Namen Wasserstoff- Holoxyd
vorgeschlagen, und ist der Ansicht, dass
auch in dieser Verbindung, analog dem
Ozon, der Sauerstoff in molekularer Form,
also nicht als 2 Atome, sondern als ein
Molekül vorhanden und gebunden sei.
Diese Anschauung hat etwas Bestechen-
des, und mit ihrer allgemeinen Annahme
würde eine Reihe von Erscheinungen
erklärt sein, die bisher sich nicht er-
klären Hessen, so der Wechsel der
Werthigkeit, das Auftreten einzelner
Elemente bald als ein- bald als zwei-
werthig, bald mit 3, bald mit 5 Valenzen
u. s. f. Die Annahme der Traube soben
Theorie würde aber das Verlassen des
Ze/r«/e'schen Satzes bedeuten; „dass Atome
sich nur mit Atomen, Moleküle sich nur
347
mit Molekülen verbinden können." Das
neue Axiom müsste aber so gestaltet
werden: Zwei Atome eines Elemen-
tes verbinden sich zu einemMo-
lekül desselben Elementes, wel-
chem die Valenz des betreffen-
denElements originär zukommt,
undwelehes die Eigenschaft be-
sitzt, sich sowohl mit Molekülen
gleicher Werthigkeit, als auch
mit Atomgruppen derselben Va-
lenz zu verbinden.
Nun lässt sich aber das Zusammen-
treten zweier SauerstoflF-Atome zu einem
Molekül verschiedenartig denken. Ist das
SauerstoflF-Atora zweiwerthig, so Hessen
sieh für die Bindung der Atome folgende
Bilder geben: Ich denke mir, dass ein
Attraetionseentrum des einen Atoms sich
an das andere Attraetionseentrum des
andern Atoms in folgender Weise an-
lagert:
GJjD
I ort)
Aus dieser Anschauung ist auch die
Zweiwerthigkeit des Sauerstoff- Moleküls
klar zu sehen. Das graphische Bild des
Traube'schen Sauerstoff - Moleküls sieht
aber folgendermaassen aus:
JT
0
0
Nach Tratihe kommt dem Wasserstoff-
hyperoxyd das Bild zu:
JL
H-
-H
ich denke ihn mir folgendermaassen:
Diese letztere Art der Zeichnung er-
klärt sowohl die lose Bindung zweier
Wasserstoff - Atome an das Sauerstoff-
Molekül Og, also die Traiift/^sehe An-
schauung, als auch die bisherige An-
schauung, dass das W^asserstoff-Hvper-
oxyd eine Verbindung zweier einwerthiger
Hydroxylgruppen sei, sie erklärt so-
wohl die Formel Hg-COg) als auch die
Formel OH . OH. Diese Zeichnung der
Constitution des Wasserstoffhyperoxyds
erklärt aber auch ferner noch sein Ver-
halten bei der Zersetzung durch redu-
cirende Körper, wie Zinkstaub, schwef-
lige Säure etc.; wo es ganz offenbar
in 2 Hydroxylgruppen gespalten wird.
Beide Arten der Zerlegung lassen sich
aus dieser Zeichnung erklären und zwar
bei Gegenwart von Säuren:
c^öp
®
rr-rn
bei Gegenwart von Alkalien:
Hinsichtlich seiner reducirenden Eigen-
schaften verhält sich das Wasserstoff-
hyperoxyd analog dem Schwefelwasser-
stoff und dem Palladiumwasserstoff; es
wäre daher nur recht und billig, die
Bezeichnung Wasserstoff-Hyperoxyd, wel-
che doch nur irrige Anschauungen er-
weckt, zu verlassen, und ihn zu ersetzen
durch Oiygen-Wasserstoff.
Nimmt man nun die IVawftesche
Theorie, wie ich sie oben zu präcisiren
versucht habe, an, dann bekommen wir
beim Ozon den curiosen Fall, dass sich
das Sauerstoff -Molekül mit der
ihm selbst eigenen zweifachen Valenz
mit dem gleichfalls zweiwerthigen Sauer-
stoff-Atom verbindet. Was ist denn
nun eigentlich das Ozon? Schönhein fand
es 1839 bei Gelegenheit der Elektrolyse
schwach angesäuerten Wassers, nachdem
bereits 90 Jahre früher Franklin (1749)
die Vermuthung ausgesprochen hatte,
dass dieser „Schwefelgeruch" durch die
348
Einwirkung des ^elektrischen Feuers**
auf die Luft entstehe.
(Schlnss in nächster Nummer.)
Belladonna - Präparate
von bestimmtem Oehalte.
Dun^an und Ransom^ deren Arbeiten
über die Belladonna manche Anregung ge-
geben haben, schlagen Belladonna <• Präpar
rate von beBtimmtem Gehalt vor. Im Gegen-
satz zu anderen kürzlich erfolgten Veröffent-
lichungen schlagen sie die Wurzel als das zu
verwendende Material vor; das beste EUtrac-
tionsmittel ist verdünnter Alkohol (4 Vol.
Spiritus und 1 Vol. Wasser). In dem hiermit
hergestellten Eztract wird das Alkaloid be-
stimmt, wozu die in der Pharm. Centralh.
schon mehrfach besprochene AusscKüttelungs-
methode mit Chloroform empfohlen wird.
Das Extract wird troeken gemacht und
mit Milchzucker so eingestellt , dass es
2 pCt. Alkaloid enthält.
DieTinctur wird durch Auflosen des
Eztracts in verdünntem Alkohol und von der
Stärke hergestellt, dass dieselbe 0,2 pCt.
Alkaloid enthält. Ungelöster Milchzucker
wird abfiltrirt.
Für das in der englischen Pharmacie ge-
bräuchliche Linimentum Belladonnae
geben die Autoren folgende Vorschrift:
Exti>. Belladonnae . a Th.
Campher .... 1 „
SpiritoB .... 24 ,,
Destill. Wasser . . 6 ;,
Man löst den Campher in> dem Spuritns und
das Extraotin warm«m Wasser, mischt, Ulset
absetsen und dacantift. Das Liniment,
besser der Spiritus, mithält ebenftiUs 0,2 pCt.
Alkaloid. —o^^
Pharm. JourtL Transact. 1887, 846.
Die Ldoliehkeit mit Gelatiner
überaogener Pillen.
Von Th. Thompson.
Von manche« Seite wurde gegen, die mit
€velatin0 überzogenen Pillen der Einwand er-
hoben , dass die Gelatine bei längerer Auf-
bewahrung der Pillen hx>cnartig und schinrer-
lösiieh werde. Verf. suchte sich von der
Richtiigkeit dieser Behauptungen durch einen
Versuch zu überzeugen. Er brachte in ein
Glas mit Wasser von 95^ F. eine solche Pille,
welche mindestens zwei Jahre gelegen hatte.
In wenigen Secunden begann die Gelatine
sich zu lösen, ohne dass das Wasser irgend
wie in Bewegung versetzt worden war«. Beim
Umrühren verschwand der ganze Ueberzug
rasch und die Pille zerfiel in kleine Tbeile.
Um die Zweckmässigkeit des Gelatine-
Überzuges nocb bestimmter nachzuweisen,
verglich Verf. die Löslichkeit solcher Pillen
mit derjenigen anderer, welch» unter den
Namen perlartig-, zacker-, tolu- und keratin-
überzogene im Handel vorkommen. Er
wählte ztt diesen Versuchen die Aloe und
Eisen enthaltenden Pillen (enthaltend ent-
wässerten Eisenvitriol und AloÖ). Das Nadel-
Loch der gelatineubeisogenen wurde ver-
sehiossea. Dann lies» er jede der Pillen in
ein besonderes Glas mit verdünnter Lösung
von Kaliumeiseneyanid (voilheai» Blntlangen-
salz) von 95 ^ F. , ak der Köcpectemperatttr
fallen, und beobachtete, bei welcher Pille
sich nach einmaligem Umrühren die Losang
zuerst bläuen werde.
Die mit Zucker überzogene Pille zeigte
nach 6 Minuten einen blauen Niederschlag;
die mit perlartigem Ueberzug nach 18 Mi-
nuten langem Digeriren bei lOO^ F.; eine
von Verf/ daxgeeteHte solche Pilia verlor
ihren Ueberzug nnak 25i MinuteBt «>Zk bkuxer
Niederschlag etitsta»4' 9kßi» .eesli Mieh 2^/4-
stündigem Digetijoen; bei einer dritten «nl*
eben Pille erst in 3 Stunden 50 Minuten.
Die mit Tolu überzogene zeigte nach 1^/4
Stunden stellenweise Bildung eines blauen
Niederschlags. Bin solcher trat bei einer mit
Gelatine überzogenen in l^/« Minuten, bei
emAT andeuen, in 4 Mwuken ein. Ancb die
Zeit bis zu gänzlichem Zeufall der Pillen war
bei den Gelatinepillen die kürzeste. (Es
bleibt zu erwarten, ab- von anderer Seite diese
Beobachtungen bestätigt werden. Auch muss
beachtet werden , dass der Verf. nur Wasser,
nicht künstlichen oder natürlichen Magensaft
zu seinen Versucliea nahm. Ref.)
Beimischung von Goniumfirüchten
zu italieaiachem Anis.
Von C. L. Lochmann ist die Beimischung
von SchierlingsirÜchten unter italienischen
Anis mehrfach beobachtet, der Autor behaup-
tet sogar , dass es keinen italienischeu Anis
im Handel gäbe, der von ScJiierJÜo^ hei saL
Wenn man die Samen, nicht auslasen und
349
dieselben mit ' der Lonpe nntennclien will,
so kfton rnsn eine Probe des betreffenden
Anis mit etwas Kalilange anreiben ; bei Gegen-
wart yon Scbierling tritt der widerlicbe,
maaseartige Qemcb desselben anf. Oder
man soll die Frfiehte aussäen nnd beob-
acbten , was wäcbst. (Diese Operation dürfte
for gewöbnlieb docb wobi etwas nrnständlich
sein. Ref.) Lochmann scbStzt die Mengen
▼on Coninm - Samen, die er regelmässig in
italieniscbem Anis gefunden bat, auf 2 bis
5 pCt. In deutscbem Anis soll dieße Bei-
mischung nicht vorkommen. — os—
Amer, Drugg. J887, V.
Hi 8 Celle n.
SyrapoB Balsam! ToIntanL
Der nach der gewöhnlichen Methode mit
Balsam nnd heissem Wasser hergestellte
Syrap riecht nur schwach und hat auch nicht
den specifischen Balsamgeschmack. E. Kraß
empfiehlt zur Bereitang des Syraps die Vor-
schrift der schwedischen Pharmakopoe: 30g
Tolnbalsam werden in 100 g Alkohol gelöst,
filtrirt und das Filtrat in 2000 g kochendes
Wasser gegeben; man rührt gut um, Usst
dann 2 bis 3 Tage ruhig stehen, filtrirt und
bereitet mit dem Filtrat nnd 1900 g Zucker
ohne Anwendung von Wärme einen Syrup,
der YoUstfindig klar ist , krftftig riecht nnd
angenehm schmeckt. (Vorausgesetzt, dass
Verf. die Verschiift richtig wiedergegeben
hat, wird nach derselben ein yiel zu dünn-
flüssiger Symp resnltiren. D. Ref.)
F. Slephensan empfiehlt folgende, von ihm
praktisch erprobte, Bereitnngsweise : 30 g
Tolnbalsam werden mit 200 g Zucker in
Stücken zu Pulver verrieben und dieses
mit 350 g Wasser während zwei Tagen
in einer verschlossenen Flasche unter bis-
weiligem Umschütteln macerirt. Dann
filtrirt man nnd löst im Filtrat ohne Anwend-
ung von Wärme noch 500 g Zucker auf. —
So bereiteter Syrup ist klar, riecht und
schmeckt angenehm und enthält alle dem
Tolnbalsam eigenthümlichen flüchtigen Sub-
stanzen, g,
Pharmac. Zeitung.'
Medicinische und Liinonaden-
bonbons. ^
Der gepulverte Zucker wird mit der ge-
wählten Essenz, dem Ejctract etc. gemischt,
alsdann mit wenig verdfinntem Alkohol
schwach befeuchtet, in stark erhitzte metallene
Formen gefallt und mit gleichfalls stark er-
hitaten metallenett Stempeln sehwach ge-
prestt. Formen* nnd Stempel mfissen dabei
so heiss sein , däss der Zucker zu schmelzen
anfängt. Es entsteht hierbei eine dtinne, den
Bonbon von allen Seiten umgebende Zncker-
glasur, welche ihn nicht allein zusammen-
hält, ohne dass sein Inneres stark comprimirt
ist, sondern ihn auch gegen äussere Einflüsse
(Verderben durch Feuchtwerden etc.) schützt.
Da der Bonbon nur eine ganz kur^ Zeit in
der Form verbleibt, so hat die Wärme der
Wandungen keine Zeit, in das Innere zq
dringen und den Beimengungen zu schaden.
Die leicht löslichen Limonadenbonbons lassen
sich anf diese Weise auch gleich in Schntz-
hülsen von Pergamentpapier, welche in die
heissen Formen hineingestossen werden, ein-
pressen , auch kann man zur Fabrikation
Maschinen mit erhitzten, schwach pressenden
Stempeln verwenden.
Chem. Centr.'Bl. 18S7, 25.
Herstellung einer haltbaren
JodkaliumstärkelöBong.
Von 0. Beinhardt*
Nach dem Verf. erh< man eine Jodkalium-
st&rkelösung von beliebiger Haltbarkeit und
Lichtbeständigkeit, wenn man 5 g Stärke-
mehl mit 50ccm Wasser und 25ccm Kalium-
hydrozyd (1 auf 2 H^O) siAiüttelt, dann
500 ccm Wasser und 2 g KJ hinzufugt und
kocht. Man füllt dann zum Liter auf und
filtrirt. 2^t8chr. f. anälyt. Chemie 25, 37,
Die HerBtellong der Leuohtkörper
zum Auer'schen Gkisgltthlicht
Unseren Mittheilungen über das ^iuer'sche
Gasglühlicht*) fugen wir heute noch hinzu
die Zusammensetzung der Leuchtkörper,
welche zur Herstellung des Incandescenz-
brenners benützt werden. Äuer v, Welsbach
in Wien hat diese Körper mit Bücksicht anf
•) Ph. C. 1886, 222. 867. 1887, 89.
360
die Thatsaolie lasammengesetzti dass Lanthan-
oxyd and Tttrinmozyd aich in yerschiedenen
YerhültniBsen mit Magneaia oder Zirkonoxjd
Terbinden, sobald sie im Zustande molekularer
Misohung heftig geglüht werden. Äuer von
WeUbach benfitzt folgende Mifchungen :
I. IL m.
Magnesia MgO . . . .60
Zirkonoxyd ZrOj . . . • — 60 50
Lanthanoxyd LajO} . . • 20 30 60
TttriumoxydTjO^ . . . 20 10 —
Auch Cerozyd kann in diesen Mischungen
Ycrwend^t werden. Je mehr Yttriumoxyd die
Mischung enthält^ desto mehr gelblich weiss
wird die Flamme; Neodym - Zirkon giebt ein
intensiT orangefarbiges, Erbinzirkon ein in*
tensiv grünes Licht. Ein kleiner Zusatz Ton
Erbin zu den obigen Mischungen genfigt, um
das weisse Licht in granliches zu yerwandeln.
Die oben angegebenen Mischungen werden
in Form löslicher Salze auf das mit Salzsäure
ausgewaschene Gewebe imprfignirt und dieses
getrocknet. Die Vorbereitung dieser Gewebe
für den Gebrauch bei den Brennern ist schon
frfiher beschrieben. — os—
Dwreh Zeüsehr. f. d, diem. Ind, 1887^ 301.
Zflindsätze far eleotrische Zander.
Von K. Harlander.
1. Der eine Zfindstoff besteht aus einer
Mischung Ton foin pulverisirtem chlorsaurem
Kali mit Bleieisenoyanat. Dieses Gkmiscb,
zwischen zwei sich &st berührende Drahtspit-
zen gebracht, detonirt sofort, wenn der kleinste
electrische Funke überspringt. Gegen Stoss
und Schlag Tcrhäit sich der Satz ebenso wie
das Gemisch Yon chlorsaurem Kali und
Schwefelantimon. Die Darstellung gestaltet
sich sehr einfach. Das Bleieisencyanat wird
erhalten durch Fallen eines löslichen Blei-
Salzes (salpetersaures, essigsaures Blei) mittels
gelben Blutlaugensalzes (Ferroeyankalium),
gründliches Auswaschen des Niederschlages
und Trocknen desselben. Durch Mischen
gleieher Theile feingepulTcrten ehloteauien
Kalis und des Niederschlages mittels einer
Federfohne erhält man den Zündsatz.
2. Einen noch empfindlicheren und höchst
energisch explodirenden Satz erhält man durch
Vermischen gleicher Theile chlorsauren Kalis
mit Bleisulfocyanat. Es gelingt, diesen Satz
mit Hülfe eines einfachen, zu ärztlichen
Zwecken angewendeten Inductionsapparates
zur Eatafindung au bringen. Er veipuft mit
solcher Kraft und Schnelligkeit, dasa es des
Versuches werth wäre, ob bei Anwendung
dieses Zündsatzes Ton einer Beigabe Ton
Knallqaecksilber zum Zweck der Dynamit-
oder Schiesswollzündang abgesehen werden
könnte. Seine Darstellung erfolgt auf nach-
stehende Weise : man fällt ein lösliches Blei-
salz, z. B. essigsaures Blei mit einer Lösung
von Kaliumsulfocyanat (Rhodankalium). Der
Niederschlag wird auf einem Filter gesammelt,
gewaschen und wohl getrocknet. Nachdem
man ihn zu feinem PuItct zerrieben , mischt
man ihn mit chlorsaurem Kali zu gleichen
Theilen mittels einer Federfahne. Bei län-
gerer Aufbewahrung Terändert sich der Satz
nicht; er ist nicht hygroskopisch und eine
spontane Entzündung nicht n befnrehten.
Chm. Cmtr.'Bl 1887, Nr. JS0.
Ein photographisehes Verfidireii
mit Anilinsohwara.
Zur Herstellung des lichtempfindlieben
Papieres bedient sich Endemann (Jonm.
Americ Chem« Soc. 8, 189) einer Lösung
Ton Kaliumdichromat, Kochsalz, Schwefel-
säure und einer kleinen Menge yanadinsaaren
Natrons. Wird das damit getränkte Papier
in eben noch feuchtem Zustande, mit der zu
copirenden Zeichnung bedeckt, dem Lichte
ausgesetzt, so behalten die nicht belichteten
Stellen die saure Beaction , während die be-
lichteten neutrale Beaction annehmen', unter
Bildung Ton basischem Chromisulfat, Wird
nun das Papier in eine feuchte, mit Anilin-
dämpfen beladene Atmosphäre gebracht, so
wird das Anilin Yon den sauer gebliebenen
Stellen aufgenommen, in Mengen, welche der
noch frei gebliebenen Säure entsprechen, und
das Bild entwickelt. Zuletzt werden die Co-
pien in eine verdünnte Ammoniaklösung ge-
bracht, um das Chromsalz zu entfernen.
lieber die Wirkaamkeit dee
Mikromembranfiltera.
^ Von Breyer und Steblnns,
Nach Verfiuser werden yon dem ans be-
sonders präparirtem Asbest hergestellten Mi-
kromembranfilter Mikroorganismen , wie sel-
che im Trinkwasser Torkommen, so gut wie
vollständig zurückgehalten; eine Wasser-
probe, welche etwa 4000 solche Organismen
•*wn» ••iiW *"■ "•"■WH tw «•» " «n »W»^ "
352
Rindfleischsaft und andern Ingredienzien zn-
sammensetzt, und dessen Namen man in eben-
so gelungener wie geschmackvoller Weise aus
seinen beiden bekannten Bestandtbeilen ge-
bildet hat.
Bepert. d, AncH. Chemie 1897, 26.
Gesetz, betreffend den Verkehr
mit blei- und zinkhaltigen
Oegenständen.
Der in Nr. 12 dieses Jahrganges, Seite 149,
erwähnte Entwurf hat nnter'm 25. Jnni Gesetzes*
kraft erlangt. Bei der Wichtigkeit dieses Ge-
setzes lassen wir den Wortlaut der drei ersten
Paragraphen folgen:
§ 1. Ess-, Trink- und Kochgeschirre sowie
Flfissigkeitsmaasse dflrfen nicht
1. ganz oder theilweise aus Blei, oder einer
in 100 Gewichtstheilen mehr als 10 Gewichts-
tlieile Blei enthaltenden Metalllegirung her-
gestellt,
2. an der Innenseite mit einer in 100 Gewichts-
theilen mehr als einen Gewichtstheil Blei ent-
haltenden Metalllegirung verzinnt oder mit einer
in 100 Gewichtstheilen mehr als 10 Gewichts*
theileBlei enthaltenden Metalllegirung gelöthet,
3. mit Email oder Glasur versehen sein, welche
hei halbstfindigem Kochen mit einem in 100
Gewichtstheilen iOewichtstliefleBssi^ure ent-
haltenden Essig an den letzteren Blei abgehen.
Auf Geschirre und Flfissigkeitsmaasse ans
blcifrcicm Britanniametall findet die Vorschrift
in Ziffer 2 betreffs des Lothes nicht Anwendung.
Zur Herstellung von Druckvorrichtungen zum
Ausschank von mer, sowie von Siphons ffir
kohlensäurehaltige Getränke und von Metall-
theilen fflr Kindersau^aschen dürfen nur Metall-
legirungen verwendet werden, welche in 100
Gewichtstheilen nicht mehr als einen Gewichts-
theil Blei enthalten.
g 2. Zur Herstellung von Mundstücken für
Saugflaschen, Saugringen und Warzenhütchen
darf blei- oder zinkhaltiger Kautschuk nicht
verwendet sein.
Zur Herstellung von Trinkbechern und von
Spielwaaren, mit Ausnahme der massiven Bälle,
darf bleihaltiger Kautschuk nicht verwendet
sein.
Zu Leitungen für Bier, Wein oder Essig dürfrn
bleihaltige Kautschuksehläucbe nkbi verWettdet
werden.
g 8* Geschirre und Gef&sse zur Verfertigung
von Getränken und Fruchtsäften dürfen in den-
jenigen Theilen, welche bei dem bestimmungs-
gemässen oder vorauszusehenden Gebrauche mit
dem Inhalt in unmittelbare Berührung kommen,
nicht den Vorschriften des § 1 zuiriaer herge-
stellt sein.
Conservenbfiehsen müssen auf der Innenseite
den Bedingungen des § 1 entsprechend herge-
stellt sein.
Zur Aufbewahrung von Getränken dürfen
GeftsBe nicht verwendet sein, in welchen sich
Bückstände von bleihaltigem Schrote befinden.
Zur Packung von Schnupf- und Kautabak, so-
wie Käse dürfen Metalliolien nicht verwendet
sein, weldie in 100 Gewichtstheilen mehr als
einen Gewichtstheil Blei enthalten.
§§ 4 bis 7 haben den gleichen Wortlaut wie
im Entwürfe; dann folgt:
§ 8. Dieses Gesetz tritt am 1. October 1888
in Kraft.
Das nunmehrige Gesetz weicht also von dem
ursprünglichen Entwürfe in folgenden Punkten
ab:
1. Ess-, Trink- und Kochgeschirre, sowie Flfis-
sigkeitsmaasse brauchen nur an der
Innenseite vorschriftsmässig verzinnt
zu sein. ,
2. Die Vorschrift der Iprocentifi^en liOgirung
wird auch auf die Me t all th eile für
Kindersau^flaschen ausgedehnt.
3. Das Verbot bleihaltigen Kaut«;huks wird
auch, auf Tr.inJ[^eq^^ aus Kaut-
schuk ausgedennt»
Von Spielwaaren 'unterliegen massive
Gummibälle dem Gesetze nicht
WesenÜich verschärft ist der § 3; derselbe
dfirfte viele Vergiftungsf&lle durch conservirtes
Fleisch in Folee bleihaltiger Lüthmasse in Zu-
kunft unmöglich machen. Auch sollen nGeschirre
und Gefässe zur Verfertigung von Getränken und
Fruchtsäften'' den Forderungen von § 1 genfi^en
(diese Bezeichnung ist ziemlich unklar und trifft
wohl in der Hauptsache Schalen und Kessel von
emaillirtem Eisen). Endlich Vrird auch zur Ver-
packung von Kau- und Schnupftabak,
sowie von Käse eine Metallfolie voigeschrie-
ben, welche den gesetzmässigen Anforoernngen
entspricht
Offene CorresiftOBdeBE.
(für
Apoth. B«. in, W» Messing-Lack
Waagen etc.) besteht aus:
2 Th. DäuTarharz,
4 „ Terpentinöl,
1 „ braunem Siccativ,
2 „ Leinülfimiss.
. Der so erzielte Lade besitzt nur geringe gelb-
liche Färbung; durch Zujsatz Von kleinenMengen
Drachenblnt ertheilt man demselben eiaen heller
oder dunkler goldigen Ton.
Apoth. H* in T. Hömoeopathischer
Gesundheitskaffee besteht aus einem Ge-
menge verschiedener Getreidearten, in der
Hauptsache Boggen und Cacaoschalen , die
vorsichtig gebrannt werden. Zusatt von Cicho-
rien ist vollständig ausgeschlossen.
Y^Blogn «Bd TMiatworilielier Bedaetesr Dr. B* Oeliiler in Dratdan.
Im Bttebbtiidel darah Jullui 6printer, Beiita N.. MonbQoupUti t.-
Draek der KBolgl. Hofbnchdmekerei tob 0. OL MelBbola k SShBC Ib Drstdca.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung för wissenschailliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermami Hager und Dr. Ewald Geissler.
Enoheint jaden Donnarttag. — Abonnementspreis dnroh die Foat oder den Bnchbandel
Tierteljänrlieh 8 Mark. Bei Zusendung nnter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Babatt.
Anfragen, Anftrftge, Mannscripte etc. wolle man an den Bedacteor Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
Nene Folge
TIIL Jahrgang.
M29.
BerHn, den 21. Juli 1887.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt: OieMle ■■< PhArmaele: EmpUstrum UydnTgjTl oleinicum. — Ueber die Zusamtnensetzang und
Prfiflmg det Bittermandelwassera. — Ueber da« Sauerstoff- Molekül. — Schmeckt Saccharin den Thleren tlist? —
Bequeme Methode zur Entwlckelung reinen SchwefelwasserstoffB. — Dihjdrocamphin. — Mlflcelleii: Qesets, be-
treffend die Verwendang geiandheitstcbadlicher Farben bei der Herstellung von Nahrungsmitteln, Oennssmltteln
und GebrauchsgegensUinden. •>- Verkehr mit frischer Kuhmilch. — Weltansstellung in Brüssel 1888. —
iBielgen.
Chemie und Pbarmaclee
Emplastmm Hydrargyri
oleinioam.
Wie Herr Apotheker F. Tohisch in
Innsbruck berichtet (Pharm. Post Nr. 27),
zieht Prof. Lang ein terpentinfreies
Qaecksilberpäaster dem officinellen als
reizend wirkenden Präparat vor. Tohisch
löst die Aufgabe, ein solches Pflaster
herzustellen, dadurch, dass er ein Empl.
diachylon simplex direct aus Oelsäure
bereitet und dieses in der gesammten
nothwendigen Menge zum Verreiben des
Quecksilbers unter Anwendung eines
Wasserbades benützt.
Die Vorschrift lautet:
Acidi oleinici crudi . . 18pCt.
Lithargyri alcohol. sicc. . 10 „
Hydrargyri vi vi. ... 6 „
F. 1. a. empl.
Darstellunff: In 18 Th. kalter roher
Oelsäure, welche sich in einem porzella-
nenen oder verzinnten kupfernen Kessel
(nicht in einem nur kupfernen Kessel)
befinden, werden 10 Th. durch ein Sieb
geschlagener präparirter Bleiglätte löfifel-
weise unter bestandigem (!) Umrühren
eingetragen. Nach vollständiger Misch-
ung wird der Kessel in ein wasserbad
gesetzt und mit dem Umrühren (!) fort-
gefahren, bis die Bleiglätte gelöst und
ihre Farbe geschwunden ist, was nach
IV2 bis 2 Stunden geschehen sein kann.
Das Pflaster ist fertig, wenn sich einige
Tropfen unter kaltem Wasser mit den
Fingern kneten lassen, ohne sich schmierig
oder klebrig zu erweisen. Dann lässt
man den Kessel ohne Umrühren der
Masse noch eine Stunde im Wasserbade
stehen, und setzt ihn nun an einen kalten
Ort bei Seite. Am anderen Tage nimmt
man die Pflastermasse unter schnellem
Erwärmen der Wandung aus dem Kessel
und beseitigt mittelst eines heissen
Messers am Grunde der Pflastermasse
angesammelte Verunreinigungen der Blei-
glätte (z. B. metallisches Blei). Hager,
Hndbch. d. ph. Pr. L, S. 92.
Ich bezweifle gar nicht, dass das so
gewonnene Pflaster seinem Zwecke ent-
spricht, aber ich möchte darauf aufmerk-
sam machen, dass
1. durch das trockene Eintragen der
Glätte in die Oelsäure letztere
354
sich iheilweise und trotz des
fleissigsten ßührens zusammen-
ballt und deshalb niemals voll-
ständig löst;
2. das in jedem Oelsäurepflaster ent-
haltene freie Elain mit dem
Quecksilber mehr oder weniger
Oleat bildet;
3. eine Extinction mit der ganzen
Pflastermasse mindestens nicht
rationell genannt werden und
kaum geringe Anforderangen be-
friedigen kann.
Ad 1 möchte ich anführen, dass man
die Schwierigkeit der gleichmässigen
Vertheilung der Glätte in der Oelsäure
am besten dadurch überwindet, dass man
die Glätte mit dem fünften Theil ihres
Gewichtes Weingeist anrührt, die Oel-
säure mit einem Male untermischt, das
Bühren bis zum Dickwerden der Misch-
ung fortsetzt und nun die Masse unter
fortgesetztem Bühren allmälig erwärmt.
Man erhitzt schliesslich im Dampfbad
bis zur Erreichung der bekannten Con-
sistenz.
Wie ich sub 2 und 3 mir zu sagen
bereits erlaubte, habe ich Bedenken
gegen die Verwendung eines Oelsäure-
pflasters und gegen die von Tobtsch
vorgeschriebene Extinction. Herr Tobtsch
nahm hierzu seine Zuflucht, weil er mit
gewöhnlichem Bleipflaster nicht die
wünschenswerthen Besultate erzielte.
Ich gestatte mir daher auf Grund
früherer Versuche, deren Eesultat die
in meinem Manual S. 39 enthaltene Vor-
schrift zu Empl. Hydrarg. ist, folgende
leicht durchführbare Methode zu geben:
187,0 Hydrargyri,
allmälig zugesetzt, verreibt man mit
40,0 Unguenti Hydrargyri cinerei.
Andererseits schmilzt man
675,0 Emplastri Lithargyri,
100,0 Gerae flavae filtratae
zusammen, colirt, rührt bis zum Dick-
werden der Masse und mischt die
Quecksilberverreibung unter.
Man bringt nun das Pflaster auf nasses
Pergamentpapier und rollt aus, sobald
die nöthige Abkühlung eingetreten ist.
Es ist eine bekannte Thatsache, dass
die Haltbarkeit des Quecksilberpflasters
unter dem Terpentinzusatz leidet, und
es erscheint auch glaubhaft, dass die
zugleich hierdurch hervorgerufene reizende
Nebenwirkung besser nicht vorhanden
wäre. Das Bedürfniss, hier eine Aender-
ung zu machen, moss also anerkannt
werden, nur möchte ich vermieden
wissen, dass die Befriedigung desselben
mit Umständlichkeiten verknüpft würde.
Die oben von mir gegebene Vorschrift
giebt ein tadelloses Pflaster, sobald ein
glycerin- und wasserfreies Bleipfiaster
verwendet wird; ich vermuthe, dass die
in dieser Bichtung von Herrn Tobisch
angestellten Versuche nur deshalb schei-
terten, weil er kein wasserfreies Blei-
pflaster besass; denn auf dem gewöhn-
lichen Dampfapparat lässt sich ein
solches mit dem besten Willen nicht
erzielen und sein Artikel besagt nicht,
dass er sein Pflaster 4 bis 5 Mal mit
Wasser, wie es nothwendig, ausgewaschen
und schliesslich bei einer Temperatur,
wie sie eine Dampfspannung von 2 bis
3 Atmosphären liefert, eingedampft habe.
Bleipflaster, die Basis der meisten
Pflaster, kann, wenn es den heutigen
Anforderungen entsprechen und
z. B. ein gutes, nicht austrock-
nendes Heftpflaster liefern soll,
auf dem gewöhnlichen Dampfapparsi
gar nicht nergestellt werden und ist
der berufene Fabrikationsartikel, nachdem
gespannte Dämpfe und noch dazu von
2 bis 3 Atmosphären in den wenigsten
Apotheken vorhanden sind. Der Schwer-
punkt liegt beim Bleipflaster nicht in
der weissen Farbe, die man durch Mala-
xiren und in Folge dessen durch In-
corporiren von Wasser und Luft leicht
erzielen kann , sondern in dem Frei-
sein von Wasser und Olycerin;
hierbei muss allerdings das vorgetäuschte
Weiss unserer Pharmakopoe einem
Grauweiss Platz machen.
Eugen Dteterüh.
üeber die Zusammensetsung nnd
Prüfung des Bittermandelwassers.
Von Dr. 0. Linde,
Dass das Bittermandelwasser eines
unserer wichtigsten und am meisten ver-
ordneten Arzneimittel ist, kann wohl
kaum bezweifelt werden.
• 355
Fast alle Autoren, welche bisher über
das Bittermandelwasser geschrieben,
klagen über die Unbeständigkeit
dieses Präparates. Ihre Klagen lassen
sich anf zwei Punkte zurückführen, näm-
lich: 1. darauf, dass das Bittermandel-
wasser verschieden stark ausfällt, selbst
bei Verwendung derselben Mandelsorte,
und 2. dass der Oehalt an Cyanwasser-
stoff sich mit der Zeit verringert Auch
die Darstellungsmethode der Pharm.
Germ. ü. liefert, wie später gezeigt wer-
den wird, kein gleichmässiges und
haltbares Präparat.
Sehen wir vorerst einmal zu, welche
Körper in dem Bittermandelwasser über-
haupt enthalten sind.
Es enthält in frischem Zustande
neben Wasser und Spiritus die flüchtigen
Producte, welche bei Zersetzung des
Amjgdalins durch Emulsin in Gegen-
wart von Wasser entstehen. Nach den
neueren Lehrbüchern der Chemie zer-
fällt das Amjffdalin hierbei in Trauben-
zucker, Benzaldehyd und Cyanwasser-
stoffsäure:
CgoHa^NOn + 2 HaO = 2 G^E.^O^ +
CeHsCOH -I- HCN.
Einige bemerken hierbei, dass Benz-
aldehyd und Cyanwasserstoffsäure che-
misch an einander gebunden entstehen,
andere erwähnen von diesem Umstände
niehU. Wie verhält es sich damit?
Im Bittermandelwasser ist ein
Theil der Cyanwasserstoffsäure
an Benzaldehyd chemisch ge-
bonden; ein anderer Theil ist
es nicht.
Für den ersten Theil dieser Behaupt-
ung lassen sich zwei Beweise anführen.
Versetzt man Bittermandelwasser mit
überschüssiger Silbernitratlösung , so
wird nicht die ganze Menge der darin
enthaltenen Cvanwasserstoffsäure als
Cyansilber gefällt; dieses geschieht erst,
wenn man das Filtrat mit etwas Ammo-
niak, dann mit Salpetersäure im Ueber^
schuss versetzt. Hierbei bildet sich
nämlich in erster Linie Cyanammonium
neben freiem Benzaldehyd:
(OßHft . COH + HCN) + NHa « NH4CN +
G0H5 • COH.
Cyanammonium und Silbernitrat setzen
sich um zu Cyansilber und Ammonium-
nitrat:
NH4CN-|-AgN0s=AgCN+NH4N03.
Das Cyansilber, welches durch das über-
schüssige Ammoniak in Lösung gehalten
wird, fällt bei Uebersättigung der
Flüssigkeit mit Salpetersäure aus.
Die Beobachtung, dass nur ein Theil
der Cyanwasserstoffsäure durch Silber-
nitrat direct gefällt wird, hat man schon
im ersten Dritttheil unseres Jahrhunderts
gemacht, man war aber der Meinung,
dass der Benzaldehvd allein durch seine
Gegenwart (also physikalisch) die Fäll-
ung verhindere. Dass dies nicht der
Fall ist, hat seiner 2^it Feldhaus nach-
gewiesen (Archiv d. Pharm. 1863 Bd.
164 S. 41).
Der zweite Beweis ist folgender : Lässt
man Zink und Salzsäure auf starkes
Bittermandelwasser einwirken, so wird
das Chlorhydrat des Phenyläthylamins
gebildet, CeHg . C2H4 . NHg . BfCl ; dasselbe
krystallisirt aus Alkohol in glänzenden,
bei 217^ schmelzenden Blättern. Aus
einem blossen Gemenge von Cyan-
wasserstoffsäure und Benzaldehyd erhält
man bei gleicher Behandlung nur
Methylamin, aber kein Phenyläthylamin
(Schmidt, Organ. Chem. S. 1113).
Freie Cyanwasserstoffsäure
bildet sich bei der Zersetzung
des Amygdalins durch Emulsin
schon bei gewöhnlicher Tem-
peratur, wenn auch nur in geringer
Menge. Ich überzeugte mich davon
durcn folgenden Versuch: Zwei Deci-
gramm Amygdalin wurden in ein wenig
Wasser gelöst, die Lösung mit einer
Emulsion aus einigen süssen Mandeln
versetzt und 12 Stunden bei Seite ge-
stellt. Alsdann gab ich, um das Filtriren
zu erleichtem, das doppelte Volumen
Spiritus hinzu, filtrirte und versetzte das
Filtrat mit Silbernitratlösung; es ent-
stand ein weisser, flockiger Niederschlag.
Dieser Niederschlag besteht aber nicht
aus reinem Cyansilber, denn Emulsion
aus süssen Mandeln, mit Spiritus ver-
setzt und filtrirt , giebt ebenfalls mit
Silbernitrat eine weisse flockige Fällung.
Es wurde deshalb der erhaltene Nieder-
schlag auf einem Filter gesammelt,
356 .
gnt ausgewaschen, in einem Beagens-
glase mit einigen Tropfen Salzsäure und
ein wenig Wasser schwach erwärmt.
Die von dem gebildeten Chlorsilber ab-
filtrirte Flüssigkeit gab mit Natronlauge,
Perr. sulfuric, Liquor Ferri sesquichlor.
und überschüssiger Salzsäure einen blauen
Niederschlag. £s hatte sich demnach
durch Silbemitrat direct fällbare Cyan-
wasserstoffsäure gebildet, wenn auch nur
in geringer Menge.
Nun aber finden wir in dem destillirten
Bittermandelwasser zuweilen bedeutende
Mengen durch Silbernitrat direct fäll-
barer Blausäure. Woher stammt diese?
Beim Erhitzen auf 85 bis lOO^C
zerfällt die Verbindung Benz-
aldehyd Cyanwasserstoff in
Benzaldehyd und freie Cyan-
wasser st offsäure. Feldhaus bewies
dies durch folgenden Versuch. Er gab
zu Bittermandelwasser Silbernitrat im
üeberschuss. filtrirte und setzte das
Filtrat in einem verschlossenen Gläs-
chen der Temperatur des siedenden
Wassers aus, es ergab grosse Mengen
Silbercyanid. Dass allein die
höhere Temperatur die Bildung
des Cyansilbers veranlasst, zeigte er da-
durch, dass er Bitter mandelwasser durch
Schütteln mit Silberoxyd von freier
Blausäure befreite, so dass im Filtrat
durch Silbernitrat keine Spur einer Trüb-
ung entst^md, und das Filtrat erhitzte;
es gab nach dem Erkalten mit Silber-
nitrat eine deutliche Ausscheidung von
Cyansilber.
Wird nun aber die Verbindung Benz-
aldehydcyan Wasserstoff" in der Wärme
so zersetzt, dass Cyanwasserstoffsäure
abgeschieden wird, so lässt sich an-
nehmen, dass auch eine entsprechende
Menge Benzaldehyd frei wird. Hierfür
spricht ausserdem der Umstand, dass
das Bittermandelwasser, nachdem man
es durch überschüssiges Silbemitrat von
freier Blausäure befreit hat, nach Benz-
aldehyd riecht; die Verbindung Benz-
aldehydcyanwasserstofT besitzt diesen
Gemch nicht.
Sättigt man Bittcrmandelwasser mit
Glaubersalz, 'schüttelt es mit Aether aus,
lässt denselben verdunsten und wäscht
den Bückstand mit Wasser, so erhält
man eine ölige Flüssigkeit, welche im
Wesentlichen aus Benzaldehy dcyanwasser-
stoff besteht Eine Lösung dieses Oeles
in Spiritus glebt direct mit Silbemitrat
keine Trübung oder Fällung, sondern
erst nach Zusatz von Ammoniak und
Uebersättigung mit Salpetersäure. Ist
dieses Oel reiner Benzaldehydcyanwasser-
stoff, so muss es 20,3 pCt. Cyanwasser-
stoff enthalten; ich fand darin aber nur
10 bis 18 pCt. , es besteht hiemach aus
einer Mischung von Benzaldehydcyan-
wasserstoff mit freiem Benzaldehyd.
Wir fanden bis jetzt also im Bitter-
mandelwasser ausser Wasser und Spiritus
Benzaldehydcyanwasserstoff-
säure, freie Cyanwasserstoff-
säure und freien Benzaldehyd.
Ausser diesen kommen aber noch andere
Körper im Bittermandelwasser vor.
Zuerst Cyanammonium. Dasselbe
bildet sich aus dem Cyanwasserstoff beim
Erhitzen, wie Feldhaus nachwies (Arch.
1863, Bd. 164, S. 48). Nach diesem
Autor finden durch die zur Destillation
des Bittermandelwassers erforderliche
Temperaturerhöhung folgende Beactionen
statt:
1. Der aus dem Amygdalin entstandene
Ben zaldehydcyan Wasserstoff zerlegt sich
in seine beiden Bestandtheile;
2. Ein Theil des Cyanwasserstoffs
geht in Ammoniak über;
3. Das Ammoniak verbindet sich mit
freiem Cyanwasserstoff zu Cyanammo-
nium.
Für die Anwesenheit von Cyanammo-
nium im Bittermandelwasser spricht
auch folgender Umstand: Giebt man zu
einem Bittermandelwasser, welches eine
nicht zu geringe Menge durch Silber-
nitrat direct fällbarer Blausäure enthält,
verdünnte Silbernitratlösung (Vjo Normal-
lösung), so verschwindet die durch den
oder die ersten Tropfen vemrsachte
Trlibung beim Umschütteln wieder, erst
bei weiterem Zusatz erhält man eine
Abscheidung von Cyansilber. Es lässt
sich dies so erklären, dass das zuerst
entstehende Cyansilber sich mit dem
Cyanammonium zu einem leicht löslichen
Doppelsatz verbindet.
Cyanwasserstoff ist in wässriger Lös-
ung bekanntlich leicht zersetzlicn; unter
357
Wasseraufnahme entstehen daraus
Ameisensäure und Ammoniak. Es wird
deshalb in älterem Bittermandelwasser
auch Ammonformiat zugegen sein,
wenn schon sich dasselbe schwerlich
nachweisen lassen dürfte.
Auch der freie Benzaldehyd wird bei
längerer Aufbewahrung nicht unver-
ändert bleiben, wie wir annehmen dürfen.
Es ist bekannt, dass der Benzaldehyd
sich durch seine leichte Oxydirbarkeit
auszeichnet; er geht durch Aufnahme
von Sauerstoff in Benzoesäure über.
Demnach dürfte auch diese in älterem
Bittermandelwasser nicht fehlen.
Mehrfach hat man im Bittermandel-
wasser Benzoin gefunden, einen
glänzenden, in Wasser, Alkohol und
Aether schwer löslichen, in Prismen
krystalllsirenden, bei 133 bis 134 o G.
schmelzenden Körper von der Formel
("uHisOj. Es entsteht durch die Ein-
wirkung des Gyanammoniums auf den
Benzaldehyd.
Aus Cyanammonium , Benzaldehyd,
Benzaldehydcy an Wasserstoff bilden sich
bei längerer gegenseitiger Einwirkung
eine ganze Anzahl von Stoffen, welche
zumeist in Wasser und in verdünntem
Weingeist schwer löslich sind und sich
höchst wahrscheinlich auch im Bitter-
mandel Wasser nach längerer Aufbewahr-
ung bilden, wenn auch nur in unbedeuten-
der Menge. Hierher gehören B e n z -
amid, CgHj.CO.NH^, Hydrobenz-
a m 1 d und andere mehr. Benzamid fand
z. B. Rolffs im Bittermandelwasser
(Archiv 1861, Bd. 157, 8. 124),
Vergegenwärtigen wir uns noch ein-
nial, welche Körper ausser Wasser und
Alkohol im Bittermandelwasser enthalten
sind. Wir fanden
1. Benzaldehydcyan- .
Wasserstoff, j
entstehen
bei der
Destillation.
2. Benzaldehyd,
3. Cyanwasserstoff,
4. Cyanammonium,
5. Ammonformiat,
6. Benzoösäure,
7. Benzoin,
8. Benzamid,
9. Hydrobenzamid (?)
Hier stösst uns nun die Frage auf,
welcher oder welche von diesen Körpern
j bilden sieh bei
längerer
Aufbewahrung.
als der wirksame Bestandtheil unseres
Präparates zu betrachten ist. Es kann
sich hierbei nur um folgende handeln:
Benzaldehydcyanwasserstoff, Benzaldehyd,
freier Cyanwasserstoff.
Der Benzaldehyd wirkt nicht anders,
als andere ätherische Oele, z. B. OL
Bosmarini (Archiv 1842, Bd. 80, S. 249);
dieser ist es also nicht. Es bleibt dem-
nach nur noch der Cyanwasserstoff und
die Verbindung Benzaldehydeyanwasser-
stoff. Wäre es der Cyanwasserstoff, so
brauchten wir das Bittermandelwasser
nicht, sondern könnten eine verdtinnte
Gyanwasserstoffsäure verwenden. Dieser
Vorschlag ist in der That auch gemacht
worden, und zwar u. A. von Schweig
und von Riegel (Archiv 1849, Bd. 108,
S. 18 etc.). Nach letzterem Autor ist
das Bittermandelwasser ein ununter-
brochen sich veränderndes Product, dessen
leichte Zersetzbarkeit von dem darin ent-
haltenen ätherischen Gel herrührt. Man
hat diesen Vorschlag jedoch nicht accep-
tirt, und mit Recht; denn es existiren
thatsäehlich zwischen der Wirkung des
Bittermandelwassers und der der Blau-
säure wesentliche Unterschiede. „Die
Erscheinungen des mit Blausäure ver-
bundenen Oeles werden heftiger gehalten,
als wie dieselben Dosen reiner Blau-
säure,'^ schreibt Gottwald (Archiv 1842,
Bd. 80, S. 235). Das Bittermandelwasser
wirkt besänftigend, die Blausäure — auch
noch in der Verdünnung 1 : 1000) —
in erster Linie reizend. Der eigent-
lich wirksame Bestandtheil des
Bittermandelwassers ist die
Verbindung Benzaldehydcyan-
wasserstoff.
(ScfalnsB in nächster Nummer.)
üeber das Sauerstoff- Molekül.
Von Dr. A. Ganswindt
(SchlusB aus voriger Nummer.)
Schönhein fand, dass der dem Ozon
eigene Geruch sich nur in dem einen
der bei der Elektrolyse entwickelten Gase
vorfand: dem Sauerstoff, wogegen der
Wasserstoff diesen Geruch nicht zeigte;
er schrieb das Auftreten dieses Geruches
einem Gase zu, welches durch Einwirk-
ung des galvanischen Stromes auf
358
Sauerstoff entstehe. 1844 folgte dann
Schönbetn's Arbeit: nUeber die Erzeug-
ung des Ozons auf chemischem Wege/
der dann bald die experimentellen Unter-
suchungen von Beraelius, de la Rive,
Becquerel, Maiteuciy Marignac, William^
son, Marchand, Fremy, Andrews^ Hou-
sfeoM, Soret und von Babo folgten. Alle
diese Arbeiten haben dazu beigetragen,
die Ursachen der Bildung des Ozons,
seiner Hauptbildnngsquellen, seiner An-
wesenheit in der atmosphärischen Luft,
seiner chemischen Darstellungs-Metboden
näher kennen zu lernen; aber über seine
Natur, seine Constitution haben wir trotz
der Untersuchungen von Hunt, de la Rive,
Claustus, Weitsten und Meissner doch
nur Vermuthungen, Heute wird das Ozon
als verdichteter Sauerstoff betrachtet, als
„riechender,** als „erregter" Sauerstoff, als
activer oder negativ activer Sauerstoff
bezeichnet. Wollen wir die Wahrheit
gestehen, so wissen wir noch verhältniss-
mässig wenig vom Ozon, da es bis vor
Kurzem noch nicht gelungen war, den-
selben rein zu gewinnen; selbst durch
Zersetzung von Baryumsuperoxyd mit
Schwefelsäure erhielt man einen Sauer-
stoff, der im höchsten Falle bis zu 5 pGt.
Ozon enthielt. Die Schwierigkeit der
Beindarstellung des Ozons bestand in der
Fortschaffung oder Anhäufung des fertig
gebildeten Ozons ohne gleichzeitige Zer-
setzung desselben.
Beim Einleiten von ozonisirtem Sauer-
stoff in ein bis — 150 ^ gekühltes Glas-
rOhrchen Hess sich dieser unter Atmo-
sphärendruck noch nicht verdichten, ob-
gleich nach den Angaben von Chapput's
und Hautefeuille angenommen werden
durfte, dass der Siedepunkt des Ozons
nicht viel tiefer liegen werde, als der des
Aethjlens. Die Ursache des negativen
Erfolges ist wohl darin zu suchen, dass
der nicht ozonisirte Sauerstoff, welcher
doch 95 bis 98 pCt. der Gesamratgas-
menge ausmacht, die wenigen Procente
Ozon in dieser Verdünnung an der Ver-
flüssigung hindert, zumal jener erst bei
weit niedrigerer Temperatur sich ver-
flüssigt (— 181,4 ö). Erst ganz neuer-
dings ist es Olszewsky gelungen (Wiener
Monatshefte f. Chemie 8, 69), Ozon bei
der Temperatur des unter Atmosphären-
druck siedenden Sauerstoffs, — 181,4^,
in der von ihm construirten Sauerstoff-
verflüssigongsröhre zu einer dunkelblauen
Flüssigkeit zu condensiren, während der
nicht ozonisirte Sauerstoff unverflüssigt
entwich. Das in dieser Weise verflüssigte
Ozon ist in ganz dünner Schicht durch-
sichtig , in Schichten über 2 mm Dicke
dagegen fast schwarzblau und undurch-
sichtig. Diese Flüssigkeit, in auf — 140^
gekühltes Aethylen getaucht, blieb eon-
stant; erst bei allmäligem Erhöhen der
Temperatur begann sie bei etwa — 106®
zu sieden. Der Siedepunkt des reinen
Ozons liegt daher annähernd bei — 106®.
In ein Glasröhrchen eingeschmolzen, ver-
wandelt sieh das flüssige Ozon in ein
blaues Gas, welches durch Eintauchen in
siedendes Aethylen wieder als dunkel-
blaue Flüssigkeit erhalten werden kann.
In diesen Tagen endlich ist es Shen-
stone und Ikidor Cundall gelungen,
Sauerstoffgas bis zu 11,7 pGt. zu ozoni-
siren. Sie beschreiben im Ohemist 55,
244 einen Apparat, in welchem sie
Sauerstoff ohne die Möglichkeit des Luft-
zutrittes darstellen, dessen Stickstofl^ehalt
höchstens V5000 ^^^ kann. Dieser Sauer-
stoff wurde in Bohren mit Phosphors&ure-
anhydrid einige Wochen hindurch ein-
geschlossen und dann der Wirkung des
elektrischen Stromes unterworfen, mit
dem bereits genannten ungewöhnlichen
Erfolg, welchen sie der Abwesenheit von
Stickstoff und Wasser zuschreiben.
Höchst charakteristisch für das Ozon
ist die selbst in der Verdünnung mächtig
oxydirende Kraft, aus der man sich einen
Begriff machen kann, wie dieser Körper
im reinen Zustande wirken mus& Von
der Wirkung des flüssigen Ozons ist bis
jetzt nur bekannt, dass es bei Berührung
mit Aethylen, jedenfalls in Folge äusserst
heftiger Oxydation, explodirt.
Dagegen berichten Shenstone und Cun-
dall im „Ohemist" über die Wirkung
von trockenem gasförmigem Ozon aiff
trockenes Quecksilber. Es soll bei mehr-
stündiger Einwirkung keine Oxydation
stattfinden, sondern nur eine Umwand-
lung des Ozons in inactiven Sauerstoff.
Das erscheint sehr befremdlich und wird
wohl noch weiterer Bestätigung be-
dürfen.
359
£s bleibt nun die Frage zu erörtern,
ob das Ozon aus dem Saoerstoffgase mit
Hilfe des phänischen Stromes entsteht
lediglieh als mecbanisehes Product
durch Verdichtung (vielleicht durch üm-
lagerung als blosse Structur-Veränderung),
oder ob wir ihn zu betrachten haben
als ein Zersetzungs-Product in
Folge der Elektrolyse des Sauerstoffs.
IM an darf nicht vei^essen, dass aus den
Untersuchungen Schönbeifi's anch die
Existenz von Antozon nachgewiesen
ist. 1858 veröffentlichte derselbe seine
»Theorie der chemischen Polarisation''
und sprach in derselben bereits seine
Vermuthung aus über die Existenz eines
•positiv activen Sauerstoffs** oder Ant-
ozon, dessen Darstellung ihm 3 Jahre
später in der That gelang. Ueber das
Antozon im freien Zustande, etwa im
luftverdünnten Zustande, ist wenig be-
kannt; es soll einen unerträglichen Ge-
ruch besitzen, und beim Einathroen
Brechen erzeugen. An eine Bein -Dar-
stellung des Antozons dürfte in abseh-
barer Zeit nicht zu denken sein aus fol-
genden Gründen : bei der Elektrolyse des
Wassers entwickelt sich am positiven
Pol der Sauerstoff, am negativen der
Wasserstoff.
Wird nun, nach Schönbein, ein Theil
des entwickelten Sauerstoffes polarisirt,
d. b. also in einen negativ activen Sauer-
stoff (Ozon) und in einen positiv activen
Sauerstoff (Antozon) zerlegt, so wird das
Ozon am positiven Pol abgeschieden und
somit dem Sauerstoffgas beigefügt, wäh-
rend das Antozon am negativen Pole
auftritt, dort mit dem frei werdenden
Wasserstoff Wasserstoffsuperoxyd bildend.
Im Oxygen-Wasserstoff haben
wir mithin den Sauerstoff als
Antozon. Diejenigen Körper, welche
wir durch Elektrolyse als höchste Oxy-
dationsstufen am positiven Pole erhal-
ten, wie z. B. üeberschwefelsäure, Blei-
8uperoxyd, Mangansuperoxyd, Silbersuper-
oxyd, sind mit Ozonide bezeichnet
worden, die am negativen Pole auf-
tretenden, wie Oxy gen Wasserstoff, Baryum-
soperoxyd, Kaliumdioiyd dagegen Ant-
ozonide. Man erkennt auf den ersten
Blick, dass diese letzteren sich mit den
Tmttfcc'schen Holoxyden decken, man
könnte daher die Antozonide auch als
elektrolytische Producte mit molekularem
Sauerstoff bezeichnen, während die Ozo-
nide als elektrolytische Producte mit
atomistischem Sauerstoff zu betrachten
wären. Wir kämen dann logischerweiae
zu dem Schlüsse, dass der bei der Elektro-
lyse frei werdende Sauerstoff sich in 2
Modificationen, in eine atomistische und
in eine molekulare, zerlege.
Hier kommen wir aber auf einen
Widerspruch Schon 1855 hat Houzeau
und 1861 Schönhein die ausserordentlich
oxydirenden Wirkungen des Antozons
nachgewiesen, und die Bildung von Oxy-
gen-Wasserstoff am negativen Pol er-
scheint mir nur ein neuer Beweis dafür,
denn der elektrolytisch frei werdende
Wasserstoff wird von dem gleichfalls am
negativen Pole auftretenden Antozon oder
positiv erregten polaren Sauerstoff zur
höchsten bekannten Oxydationsstufe des
Wasserstoffs verbunden. Diese Thatsache
harmonirt mit der Tratifteschen Theorie
des molekularen Sauerstoffs allerdings
nicht. Auch noch auf anderem Wege
können wir zu demselben Besultate ge-
langen. Es muss unbedingt angenommen
werden, dass durch die Wirkung des
galvanischen Stromes eine Spaltung
der Moleküle eintrete, dass sie also
in ihre Atome sich zerlegen. So
zerlegt sich, wie wir eben sahen, ein
Molekül Sauerstoff in 1 Atom Ozon und
1 Atom Antozon. Der Sauerstoff also,
welcher am negativen Pole als Antozon
auftritt, ist jedenfalls atomistischer, nicht
aber molekularer.
Es bleibt schliesslich noch zu unter-
suchen: ist die offenbare Zersetz-
ung des Sauerstoffes eine rein
physikalische, oder eine chemi-
sche? Bereits Schönbein suchte hier-
für eine Definition, und gab eine solche
in seiner Theorie der Polarisation des
Sauerstoffes; er bezeichnet die beiden
Modificationen mit
e 0
und führte sie als solche in die Formeln
ein. Das Ganze wurde in die sehr dunkle
Kategorie der Allotropie verwiesen unter
360
Bezugnahme auf die bekannten allotropi-
schen Zustände des Kohlenstoffes, Phos-
phors, Siliciums. Dieser Vergleich scheint
mir jedoch nicht gerechtfertigt; über den
Allotropismus wissen wir bisher so gut
wie gar nichts; nicht einmal eine plau-
sible Theorie ist mir darüber bekannt,
und die Theorie der Polarisation lässt
sich auf die eben genannten Elemente
nicht anwenden, denn es ist bei keinem
derselben bekannt, dass der von uns bis
jetzt als normal betrachtete Zustand, der
normatropische, mittels des galvani-
schen Stromes ganz oder selbst nur zum
Theil zerfalle in zwei allotropische
Modificationen. Das ist aber beim Sauer-
stoff der Fall; bei ihm tritt entschieden
eine Dissociation ein, eine Trennung
des gewöhnlichen Sauerstoffs
in zwei mit verschiedener Elek-
tricität behaftete Gase, welche
unter gegebenen Bedingungen
sich wieder zu normatropischem
Sauerstoff verbinden. Das ist kein
Allotropismus und man sollte von den
allotropischen Zuständen des Sauerstoffs
abseben und nach einer anderen Erklärung
suchen. Schönbein erklärt die beiden
bei der Dissociation entstehenden Modi-
ficationen des Sauerstoffs als positiv
erregten polaren Sauerstoff und negativ
erregten polaren Sauerstoff, er betrachtet
damit diesen Vorgang als einen rein
phys ikalischen.
Nun sind wir aber gewohnt, den ana-
logen Fall beim Wasser als einen rein
chemischen zu betrachten. Wasser
galt vor 100 Jahren noch als ein Ele-
ment. Wird Wasser elektrolytisch zer-
legt, so gewinnen wir 1 Volumen Sauer-
stoff und 2 Volumen Wasserstoff. Lassen
wir andererseits durch ein Gemisch von
1 Vol. Sauerstoffgas und 2 Vol. Wasser-
stoffgas den elektrischen Funken schlagen,
so erhalten wir wieder Wasser. Wir
haben aber, als im Jahre 1800 Nicholson
und Carlisle als die Ersten das Wasser
galvanisch zerlegten und Humphrey Bavy
seine bahnbrechenden Arbeiten über
Elektrochemie veröffentlichte , niemals
von einem „positiv oder negativ erregten
polaren Wasser" gelesen. Erkennen wir
die Polarisations-Theorie an, so sollten
wir sie auch auf alle anderen elektro-
Ijtischen Producte anwenden; es wäre
demnach Wasserstoff positiv erregtes po-
lares Wasser ; Kupfer positiv erregter po-
larer Kupfervitriol; Mangansuperoxyd
negativ erregtes polares Manganchlorür
u. s. w.
Wir sind gewohnt, diese Vorgänge als
chemische Trennungen und chemi-
sche Verbindungen zu betrachten; da-
bei ist keineswegs ausgeschlossen, dass
nicht auch gleichzeitig eine electrosyn-
thetische Bindung erfolge. Warum be-
trachten wir nun bei derElectro-
Ijse des Sauerstoffs die End-
producte Ozon und Antozon nicht
auch als chemische? Wir sind ge-
wöhnt, den Sauerstoff als ein Element
zu betrachten; sollten die offenbaren
Zersetznngs - Producte desselben , Ozon
einerseits und Antozon (im Wasserstoffe
gebunden als Ozygen- Wasserstoff) anderer-
seits nicht darauf hinweisen, dass der
Sauerstoff kein Element, sondern
eine chemische Verbindung zweier
anderer Körper sei?
Beim Durchschlagen des Funkens durch
ein Gemenge von 1 Vol. Sauerstoff und
2 Vol. Wasserstoff verbinden sich 0 + 2 H
zu zwei Volumen Wasserdampf ; es tritt
eine Oontraction von 3 auf 2 Volumen
ein. Die gleiche Oontraction von
3 auf 2 Volumen tritt aber ein,
wenn der elektrische Funke durch Sauer-
stoffgas geht. Die bisherige Annahme,
dass hier 3 Vol. Sauerstoff zu 2 Vol. Ozon
sich verdichten, sollte aber doch mit
äusserster Vorsicht aufgenommen werden;
ja es lassen sich sogar ganz gewichtige
Bedenken gegen die Thatsache selbst
beibringen. Wäre nämlich die Bildung
von Ozon durch Verdichtung von 3 Vol.
0 auf 2 Vol. über allen Zweifel festge-
stelh, so besässen wir ja darin ein ein-
faches Mittel, uns reines Ozon in belie-
bigen Mengen herzustellen. Es ist jedoch
noch nicht gelungen, Sauerstoff durch
seine ganze Masse in Ozon umzuwandeln;
der höchst erreichte Gehalt war 11 pCt.
Diese letztere Thatsache steht
fest und ihr gegenüber dürfte es nicht
leicht sein, die Verdichtung nachzuweisen.
Ein analoger Fall von Verdichtung eines
Gases durch den electrischen Strom, ohne
dass dabei gleichzeitig chemi-
361
sehe synthetische Processe vor
sich ffehen, ist nicht bekannt Es will
mir daher nicht einleuchten, dass die Wirk-
ung des galvanischen Stromes im Saoer-
stoffgase eine rein mechanische sein
soll, ohne gleichzeitige chemische
Zersetzung, die ja doch auch durch
die veränderten Eigenschaften des elektro-
lytischen Sauerstoffes deutlich erkenn-
bar ist.
Der Gedanke, den Sauerstoff als eine
Verbindung zweier anderer Körper an-
zusehen, und ihn, den Ausgangspunkt
unserer chemischen Kenntnisse, als Ele-
ment fallen zu lassen, hat etwas Unge-
wohntes. Wir werden uns jedoch daran
gewöhnen mflssen, ihn als eine zwei-
werthige chemische Verbindung, als einen
Atom-Complex mit 2 Valenzen zu be-
trachten, als eine Element-Gruppe analog
dem Cyan, Bhodan, Ammonium, die sich
dann selber wie ein Element verhält. Ich
bin auch überzeugt, dass es noch gelingen
wird, auch den anderen Bestandtheil
des Sauerstoffs auf elektrolytischem Wege
rein zu gewinnen. Es mag an dieser
Stelle daran erinnert werden, dass che-
misch reines Wasser gleichfalls der
Zersetzung durch den galvanischen Strom
widersteht und erst durch Zusatz kleiner
Mengen Schwefelsäure zersetzbar gemacht
wird. Es wäre möglich, dass die un-
genügenden Besultate, welche man bis-
her mit dem Leiten des galvanischen
Stromes durch Sauerstoff gemacht hat, auf
ähnliche Ursachen zurückzuführen sind.
Jedenfalls ist die Zersetzbarkeit des
Sauerstoffes charakteristisch genug nach-
gewiesen, und wenn wir ihn als aus 2
Elementen gebildet annehmen, so erklärt
das nicht nur das vollstäodig verschie-
dene Verhalten desselben in seinen bis-
herigen Verbindungen, es erklärt auch
die verschiedenartige Wirkung der zwei
Glassen von Superoxyden und deren
Einwirkung auf einander, es lässt das
vielmehr die Annahme allotropiscber Zu-
stände aufgeben, es lässt uns die Theorie
der Polarisation des Sauerstoffs umgehen,
und erklärt als einfachen chemi-
schen Process, was wir bisher als
elektrolytischen Vorgang zu betrachten
gewohnt waren.
Sohmedkt Saccharin den Thieren
SttBSf
Ueber die Eigenschaften des Benzoe-
säuresulfimid wurde in den letzten Jahren
so gründlich von verschiedenen Seiten
berichtet, dass vielleicht manchem unserer
Leser nachstehende Miftheilnng einer
unseres Wissens noch nicht berichteten
Eigenthfimlichkeit dieses interessanten
Stoffes willkommen ist. Stellt man eine
nur lose verdeckte Schale mit zerflossener
Arsensäure ins Freie, so findet man
meist nach wenig Tagen Leichen zahl-
reicher kleiner Thiere, selbst einige
Ameisen, darin. Trotz des brennenden
Geschmacks der Flüssigkeit hat also ihr
Geruch oder sonst eine Eigenschaft
diese Thiere angelockt und in den Tod
gefElhrt. Auffallender Weise fanden sich
aber in einer in gleicher Art zufällig
ausgesetzten concentrirten wässerigen
Saccharin-Lösung nur wenige, sehr kleine
Käfer ertranken vor, es schien demnach,
als ob von Insecten (und beziehentlich
kleinen Spinnen) das Saccharin gemieden
würde. In der That bestätigte dies ein
directer Versuch mit Pliesspapier , wel-
ches an einer Stelle mit ^uckersyrup,
an einer anderen mit Saccharinlösung
bestrichen war. Zahlreiche Ameisen
suchten alsbald den Syrup auf, während
sie das benachbarte Saccharin anseheinend
sorgsam mieden.
Sollte, was immerhin möglich ist,
FaJUberg's Fabrik einmal fertig werden
und Saccharin im Handel wieder er-
scheinen, so berichtet vielleicht ein
Bienenvater, wie sich seine Pfleglinge
dem neuen Süssstoffe gegenüber ver-
halten. H'-g.
Bequeme Methode zur Entwickel-
ang reinen Schwefelwasserstoffs.
JB. Fresenius wendet das von Cl. Winlüer
zur Entwickelang von Cblorgas ans Chlor-
kalk empfohlene Princip auf Scbwefelcalcium
an. Man reibt 4 Tb. Schwefelcalcinm mit
1 Th. gebranntem Gyps innig zusammen,
setzt soviel Wasser zu , dass man einen ganz
dicken Brei erhält, bringt diesen in flache,
viereckige Papierkapseln, ebnet mit einem
Porzellanpistill und lässt die Masse erbärten.
362
Die aus den Kapseln genommenen, etwa
15 mm dicken, noch feuchten Scheiben zer-
schneidet man zu Würfeln und trocknet die-
selben in gelinder Wärme.
Zur Zersetzung des Präparates kann man
sehr gut einen Kipp' achen Gasen twickelungs-
apparat benutzen, unter Anwendung ver-
dünnter Salzsäure (1+1). Die Entwickelung
des SchwefelwasserstoflPgases erfolgt dann
leicht und gleich massig. Die Würfel zer-
fallen längere Zeit nicht. Nach Auflösung
des Schwefelcalciums sinkt der Gyps in der
Salzsäure nieder und setzt sich auf dem
Boden des Apparates ab.
Zeitschr. f. ancdyt. Chem, 1887, III.
Zur Darstellung des Schwefelcalciums em-
pfiehlt Bob, Otto folgende Methode: Man
macht aus 7 Th. entwässertem Gjps, 3 Th.
Kohlenpulver und 1 Th. Roggeumehl mit
Wasser einen steifen Brei, formt daraus
Kugeln oder Cjlinder, trocknet dieselben
völlig aus und glüht sie in einem hessischen
gut bedeckten Tiegel bei starker Hellrothglutb.
ÄusmtUelung der Crifttj VI. Aufl., von Dr.
Bob. Otto, 8. 153. —08—
Dihydrocamphin.
Tanret hat durch Einwirkung von nasciren-
dem Wasserstoff auf Nitroproducte des Ter-
pentinöls und durch Ausschütteln mit Chloro-
form mehrere Basen dargestellt, die er als
a, j^, j^l-Dihydrocamphin bezeichnet.
Dieselben sind in Wasser, Alkohol, Aetber,
Chloroform löslich , reagiren nicht auf Lack-
mus, verbinden sich mit Säuren zu krystalii-
sirenden Salzen und werden in saurer Losung
durch Gerbsäure, Jodkaliumjodid, Kalium-
quecksilbeijodid gefällt. Tanret giebt ihnen
die Formel C20H34N2O2. g.
Joum. de Fharm. et de Chimie 1887, 517.
Hiscellen.
Oesetz, betre£Fend die Verwendung
gesundheitsschädlicher Faxben bei
der Herstellung von Nahrungs-
mitteln» Oenussmitteln und Ge-
brauchsgegenständen,
§ 1. Gesundheitsschädliche Farben dürfen
zur Herstellung von Nahrungs- und Genuss-
mitteln, welche zum Verkauf bestimmt sind,
nicht verwendet werden.
Gesundheitsschädliche Farben im Sinne dieser
Bestimmung sind diejenigen Farbstoffe und
Farbsubereitungen , welche Antimon, Arsen,
Baiynm, Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Queck-
silber, Uran, Zink, Zinn, Gummigutti, Coralün,
Pikrinsäure enthalten.
Der Reichskanzler ist ermächtigt, nähere Vor-
schriften über das bei der Feststellung des
Vorhandenseins von Arsen und Zinn anzuwen-
dende Verfahren zu erlassen.
I 2* Zur Aufbewahrung oder Verpackung
von Nahrungs- und Oenussmitteln, welche zum
Verkauf bestimmt sind, dürfen Gefässe, Um-
hüllungen oder Schntzbedeckungen, zu deren
Herstellung Farben der im § 1 Absatz 2 be-
zeichneten Art verwendet sind, nicht benutzt
werden.
Auf die Verwendung von
schwefelsaurem Barjum (Schwerspath, blanc
fixe),
Barytfarblacken, welche von kohlensaurem
Barjum frei sind,
Ghromoxyd,
Kupfer, Zinn, Zink und deren Legirangen als
Metallfarben,
Zinnober,
Zinnoxyd,
Schwefelzinn als Musivgold,
sowie auf alle in Glasmassen, Glasuren oder
Emails eingebrannte Farben und auf den
äusseren Anstrich Yon Ge Assen ans wasser-
dichten StoiTen
findet diese Bestimmung nicht Anwendung.
§ 8« Zur Herstellung von kosmetischen Mit-
teln (Mitteln zar Heinigung, Pflege oder Färb-
ung aer Haat, des Haares oder der Mundhöhle),
welche zum Verkauf bestimmt sind, dürfen die
im § 1 Absatz 2 bezeichneten Stoffe nicht ver-
wendet werden.
Auf schwefelsaures Baryum (Schwerspath,
blanc fixe), Schwefelcadmium, Chromoxvd, Zinn-
ober, Zinkoxyd, Zinnoxyd, Schwefelzink, sowie
auf Kupfer, Zinn, Zink und deren Legimngen
in Form von Puder findet diese BesmnmuDg
nicht Anwendung.
§ 4« Zur Herstellung von zum Verkauf be-
stimmten Spiel waaren (einschliesslich der Bilder-
bogen, Bilderbücher und Tuschfarben für Kinder),
Blumentop&ittem und künstlichen Christ-
bäumen dürfen d^e im § 1 Absatz 2 bezeiebneten
Farben nicht verwendet werden.
Auf die im § 2 Absatz 2 bezeiebneten Stoffe,
sowie auf
Schwefelantimon und Schwefelcadmium als
Färbemittel der Gummimasse,
Bleiox^rd in Fimiss,
Bleiweiss als Bestandtheil des sogenannten
Wachsgiisses, jedoch nur, sofern dasselbe
nicht ein Gewichtstheil in 100 Oewiehts-
theüen der Masse übenteigt,
chromsaures Blei (für sich oder in Verbindung
mit schwefelsaurem Blei) als Gel- oder
Lackfarbe oder mit Lack- oder Fimissttber-
*ng,
363
die in Wasser unlOBlichen Zinkverbindangen, |
bei GummispielwaaTen jedoch nur, soweit
sie als Färbemittel der Gnmraimasse , als
Oel- oder Lackfarben oder mit Lack- oder
Fimissflbenag verwendet werden,
alle in Glasuren oder Emails eingebrannten
Farben
findet diese Bestimmung nicht Anwendung.
Soweit zur Herstellung Ton Spielwaaren die
in den §§ 7 und 8 bezeichneten Gegenstände
verwendet werden , finden auf letztere lediglich
die Vorschriften der §§ 7 und B Anwendung.
I 5« Zur Herstellung von Buch- und Stein*
druck auf den in den §§ 2, 3 und 4 bezeichneten
Gegenständen dflrfen nur solche Farben nicht
verwendet werden, welche Arsen enthalten.
I tt« Tuschfarben jeder Art dQrfen als frei
Ton gesundheitsschädhchen Stoffen beziehungs-
weise giftfrei nicht verkauft oder feilgehalten
werden, wenn sie den Vorschriften im § 4 Ab-
satz 1 und 2 nicht entsprechen.
g 7. Zur Herstellung von zum Verkauf be-
stimmten Tapeten, Möbelstoffen, Teppichen,
Stoffen zu Vorhängen oder Bekleidnngsgegen-
ständen, Masken^ Kerzen, sowie künstlichen
Blättern, Blumen und Früchten dflrfen Farben,
welche Arsen enthalten, nicht verwendet werden.
Auf die Verwendung arsenhaltiger Beizen
oder Fixirangsmittel zum Zweck des Färbens
oder Bedrückens von Gespinnsten oder Geweben
findet diese Bestimmung nicht Anwendung.
Doch dürfen derartig bearbeitete GesninnsiB
oder Gewebe zur Herstellung der im Ansatz 1
bezeichneten Gegenstände nicht verwendet
werden, wenn sie das Arsen in wasserlöslicher
Form oder in solcher Menge enthalten, dass
sich in 100 qcm des fertigen Gegenstandes mehr
als 2 mg Arsen vorfinden. Der Reichskanzler
ist ermächtigt, nähere Vorschriften über das
bei der Feststellung des Arsengehalts anzu-
wendende Verfahren zu erlassen.
i 8« Die Vorschriften des § 7 finden auch
auf die Herstellung von zum Verkauf bestimmten
Schreibmaterialien, Lampen- und Lichtschirmen,
sowie Lichtmanschetten Anwendung.
Die Herstellung der Oblaten unterliegt den
Bestimmungen im § 1, jedoch sofern sie nicht
zum Genüsse bestimmt sind, mit der Maass-
Rabe, dass die Verwendung von schwefelsaurem
Banrum (Schwerspath , blanc fixe), Chromoxyd
und Zinno'ber gestattet ist.
I 9« Arsenhaltige Wasser- oder Leimfarben
dürfen zur Herstellung des Anstrichs von Fnss-
b^den, Decken, Wänden, Thflren, Fenstern der
Wohn- oder Geschäftsräume, von Roll-, Zug-
oder Kla^pläden oder Vorhängen, von Möbeln
und sonstigen hliuslichen Gebrauchsgegenständen
nicht verwendet werden.
JIO, Auf die Verwendung von Farben,
ehe die im § 1 Absatz 3 bezeichneten Stoffe
nicht als conttitnirende Bestandtheile , sondern
nur als Verunreinigungen, und zwar höchstens
in einer Menge enthalten, welche sich bei den
in der Technik gebräuchlichen Darstellungs-
verfahren nicht vermelden lässt, finden die Be-
stimmungeii der |§ 2 bis 9 nicht Anwendung.
1 11« Auf die Färbung von Pelzwaaren finden
die Vorschriften dieses Gesetzes nicht An-
wendung.
§ 12. Mit Geldstrafe bis zu einhundertund-
ffinfzig Mark oder mit Haft wird bestraft:
1. wer den Vorschriften der §§ 1 bis 5, 7, 8
und 10 zuwider Nahrungsmittel, Genussmittel
oder Gebrauchsgegenstände herstellt, aufbewahrt
oder verpackt, oder derartig hergestellte, auf-
bewahrte oder verpackte Gegenstände gewerbs-
mässig verkauft oder feilhält;
2. wer der Vorschrift des § 6 zuwiderhandelt;^
3. wer der Vorschrift des § 9 zuwiderhandelt,
ingleichen wer Gegenstände, welche dem § 9
zuwider hergestellt sind, gewerbsmässig ver-
kauft oder feilhält.
§ 13. Neben der im § 12 vorgesehenen Strafe
kann auf Einziehung aer verbotswidrig herge-
stellten, aufbewahrten, verpackten, verkauften
oder feilgehaltenen Gegenstände erkannt werden,
ohne Unterschied, ob sie dem Verurtheilten ge-
hören oder nicht.
Ist die Verfolgung oder Vernrtheilung einer
bestimmten Person nicht ausfahrbar, so kann
auf die Einziehung selbstständig erkannt werden.
§ 14. Die Vorschriften des Gesetzes, be-
treffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Ge-
nussmitteln und Gebrauchsgegenständen, vom
14. Mai 1879 bleiben unberührt. Die Vorschriften
in den §§ 16, 17 desselben finden auch bei Zu-
widerhandlungen gegen die Vorschriften des
gegenwärtigen Gesetzes Anwendung.
I 15. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Mai
1888 in Kraft; mit demselben Tage tritt die
Kaiserliche Verordnung, betreffend die Ver-
wendung giftiger Farben, vom 1. Mai 1882
ausser Kraft
Bad Ems, den 5. Juli 1887.
WiUielm.
von Boetticher.
Der Wortlaut dieses Gesetzes hält sich hin-
sichtlich der Auswahl der als giftig zu bezeich-
nenden Farben an den ursprünglichen Entwurf
des „Vereins zur Wahrung der Interessen der
chemischen Industrie Deutschlands" (vergl.
Pharm. Centralhalle 1885, S. 282), nur sind
Uran und Corallin neuerdings noch aufgenom-
men. Im Uebrigen aber weicht der Wortlaut
sehr wesentlich von jenem Entwürfe ab, und
bringt insbesondere eine solche Anzahl von
Ausnahmen, dass das ganze Gesetz dadurch an
Einfachheit und Klarheit einbüsst. Mit beson-
derer Schärfe wendet sich das Gesetz gegen
arsenhaltige Farben, welche selbst im Buch- und
Steindruck nicht verwendet werden dürfen. Ins-
besondere dflrfen fflr Tapeten, Möbelstoffe,
Kleiderstoffe, Masken, zu künstlichen Blättern,
Blumen und Früchten, Lampenschirmen, Licht-
schirmen etc.; zum Anstrich von Fussböden,
Wänden, Decken, Thüren, Fenster, Fensterladen,
Jalousien arsenhaltige Farben nicht verwendet
werden. Nur für Färbereizwecke ist die Ver-
wendung arsenhaltiger Beizen oder Fizir-«
ungsminel ausdrücklich gestattet. Nähere Vor-
schriften, welche die Feststellung des Geh altes
an Arsen oder Zinn in einheitlicner Weise be-
zwecken, sollen durch den Reichskanzler erlassen
werden.
364
Verkehr mit frischer Kuhmilch.
Wit dem 1. Attest dieses Jahres tritt fflr den
Stadtinreis von Berlin eine neue Polizei -Ver-
ordnnnff Über den Verkehr mit frischer Milch
in Kraft. Wichtig ist, dass Milch dort nur als
Vollmilch, Halbmilch oder Magermilch in den
Verkehr gebracht werden darf.
Vollmilch ist solche Milch, welche nach
der Gewinnnng durch das Melken in keiner Weise
entrahmt ist.
Halbmilch solche, welche durch Mischen
von voller Milch mit entsahnter Milch oder durch,
anderweit theilweises Entrahmen ohne künst-
liche Mittel gewonnen wird.
Magermilch endlich solche, welche durch
maschinelle Kraft, z. B. durch Gentrifugen, ent-
fettet ist.
Vollmilch muss einen Fettgeb alt von min-
destens 2,7 pCt und ein spec. Gew. von min-
destens 1,028 = 14^ des polizeilichen Milch-
probers bei 16^ C. haben.
Halbmilch muss mindestens 1,5 pCt. Fett
enthalten und bei 15^ C. Temperatur ein spec.
Gew. von mindestens 1,030 =15° des polizei-
lichen Milchprobers haben.
Magermilch muss mindestens 0,15 pCt. Fett
enthalten und bei 15° C. Temperatur ein spec.
Gew. von mindestens 1,032 = 16° des polizei-
lichen Milchmessers zeigen.
§ 4« Geßsse, aus welchen die Milch fremd-
artige Stoffe au&ehmen kann, wie Gefässe aus
Kupfer, Messing, Zink, Thongefässe mit schlechter
oder schadhafter Glasur, eiserne Gefässe mit
bleihaltigem Email sind für den Transport der-
selben zur Verkaufsstelle und zur Aufbewahrung
an letzterer ausgeschlossen. Auch müssen die
Gefässe gehörig rein gehalten, Standgef&sse
mittelst testschliessenden Deckels verschlossen,
die aus geschlossenen Milchwagen leitenden
kupfernen oder messingenen Krftnne g^t ver-
zinnt sein und im Innern stets reingehalten
werden.
§ 6« S&mmtlidhe Gefflsse, in welchen die im
§ 1 bezeichneten Milch sorten in den Verkehr
gebracht werden, sind in deutlicher, nicht ab-
nehmbarer Schrift mit der Bezeichnung der in
denselben enthaltenen Milchsorten zu versehen.
§ 6. Die für den Verkehr bestimmte Milch
darf nur in Bäumen aufbewahrt werden, welche
stets sorgfältig gelüftet und rein gehalten werden,
auch nicht als Schlaf- oder Krankenzimmer
benatzt werden, oder mit solchen in unmittel-
barer, nicht mindestens durch eine ver-
schliessbare Thür getrennter Verbindung stehen.
Auch dürfen Personen, welche an ansteckenden
Krankheiten leiden, oder mit derartig Erkrankten
in Berührung kommen , sich in keiner Weise
mit dem Vertriebe etc. der Milch beschäftigen.
Die neue Verordnung verbietet n. A. auch
den Verkauf angesäuerter, sowie mit Conser-
vimngsmitteln irgend welcher Art versetzter
Miloh.
Eine Vergleichung mit den Forderungen an-
derer Städte ergiebt einige Unterschiede» denen
zu entnehmen ist, dass z. B. der durchschnitt-
liche Minimal-Fettgehalt der Vollmilch (ganzen
Milch) in Darmstadt auf 2,8, in Lübeck auf 2,5,
Dresden 2,5, Bremen 2,5, dagegen in Berlin anf
2,7 pCt. normirt wird. Das specifische Gewicht
soll sein in:
Berlin: Lübeck: Darmstadt;
fürVoUmilch 1,028 1,029-1,033 1,029—1,032
für Halbmilch 1,030 1,032-1,037 1,033.
Für Magermilch fcentrifugirte Milch) werden
hier zum ersten Mal Normen aufgestellt.
Auffallend erscheint es, dass diese Polizei-
Verordnung die bewährte StaUprobe, welche
doch eigentlich erst den Anhalt für eine Ver-
fälschung giebt, dem Anscheine nach weggelassen
hat.
Weltausstellong in Brüssel 1888.
Das Bulletin de la Soci^t^ royale de Phar-
macie de Bruzelles weist in ihrem Juliheft auf
die im nächsten Jahre 1888 in Brüssel statt-
findende internationale Kunst- und Industrie-
Ausstellung hin, und betont besonders, dass
dieses Mal auch der Pharm acie als solcher eine
besondere Abtheilung eingeräumt wird, und
dass es das erste Mal sei, dass sie auf einer
internationalen Ausstellung eine eigene Section
bildet. Die Section „Pharmacie** ist die 35.
der Ausstellung; Präsident der Section ist Herr
Louis Creteur, Präsident der Sociöt^ royale de
Pharmacie in Brüssel, Secretäre die Herren
Apotheker Victor Beding und Alexandre Bugon-
Brüssel.
Die Ausstellungs-Objecte zerfallen in 8 Klassen :
1. Laboratoriums-Utensilien aus Glas,
Porzellan-Gefässe, MOrser, Waagen, Gewichte etc.
2. Laboratoriums-Apparate zur Destil-
lation, Extraction, Heerde, Oefen, Dampfapparate,
Dampfbäder, Trocken- Apparate ^ Filtrir- Vor-
richtungen, Zerklein erungsmaschmen, Pressen,
Krystallisations - Apparate , Polarisation s - Appa»
rate, analytische Apparate.
3. Apotheken-Standgefässe: Medicin-
gläser, Büchsen, Schachteln, Waagen, MOrser,
Pillenmaschinen, Tropfenzähler,Büretten, Kasten-
Schilder, Filtrirgestelle , Lampen, Spatel und
alle sonstigen Anotheken - Utensilien ,
Holz-Einrichtungen, Möbel, Giftschränke, Modelle,
Pläne.
4. Vegetabilische Drogen: Kräuter, Blüthen,
Rinden etc.
5. Thierische Drogen: Oele, Wachs, Honig,
Canthariden, Blutegel, Gastoreum, Moschus.
0. Chemische Producte für die Phaimade.
Alkaloide.
7. Einfache officinelle Präparate.
8. Zusammengesetzte officineUe Präparate.
Dem Tom Bureau versandten Prospect sind
noch eine Anzahl Wünsche (Ouestiont propoe^ea)
für schriftliche Arbeiten, weiche an dem Wett-
bewerb theilnehmen, beiffefflgt. Dafür sich In-
teressirende erfahren Näheres durch einen der
oben genannten Secretäre.
Terleger nnd TeraiitworÜlch«r BedActaur Dr. S. Qelfiler in Drefden.
Im Bnehhaadel daroh Jallni Springer, Berlin N., Monb^onpUta 8.
Dmek dtr KOnlgl. Hoflmelidniekenl tob 0, CL Mtiahold k BObn« in Dreid^a.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung fiir wissenschaftliche nnd geschäfUiche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermann Hager nnd Dr. Ewald Gelssler.
f. — Abonnementspreis dnreh die FoBt oder den Bncbbandel
Eei Zoeendong nnter Streifband 2fiO Mark. Einzelne Nummern
Erscbeint leden Donnereta
Tierteljftnrlieh 2 Mark.
25 If. Inserate: die einmal gespaltene ^Fetit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederbolungen Rabatt.
Anfragen, Auftrige, Manuseripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geis sie r,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
MSO.
Berlin, den 28. JuU 1887.
Nene Folge
Till. Jahrgang.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: CkeMl« «»4 PhnniMt«: Ueber die Zua«mment«tsaiig und PrflAmg dea BitUnnandelwaaten. — Weiteres
Aber Obininprüftaiif. — Chrotograph, der Hantoehrelbttift — Hlttheilniigeii ans dem Sffentliehen ehemltchen La-
borstorlam Ton Dr. Otto Sehweissinirer m Dreiden. — Amylenhydrat — Tlienp««ib«lie Hotlsen: Fhyifologliche
Wlrknnf der geehlorten SehwefelMtbyle. — Ueber den Einflats des Alkobolt auf die Verdaanng det menichTleben
Magene. — Ernährende Snppoeltorlen. — Kawa-Kawa. — Darreichung det Salolt. — El-Kellah oder Annai-
VUnaga. — Oeaeta, betreffend den Verkehr mit Ertatsmitteln fQr Batter. — AaielgeB.
diemie und Pbarmacie.
Ueber die Zasanunenaetzimg und
Prttfaiig des Bittermandelwaaaen.
Von Dr. 0. Linde.
(Scbluss aus voriger Nummer.)
Kehren wir wieder zu der Zusammen-
setzung unseres Präparates zurück und
untersuchen wir, wie dasselbe quantitativ
zusammengesetzt ist. Von denjenigen
StoflFen, welche erst bei längerer Auf-
bewahrung und auch dann nur in ge-
ringer Menge entstehen, können wir hier-
bei absehen.
Zur Untersuchung kamen vorerst
folgende Wässer:
1. Von H, Blechen in Frankfurt a. 0.
bezogen. Geruch unangenehm, kratzend.
Fast klar. Spec. Gew. 0,995. Alter un-
bestimmt.
IL Von mir selbst nach der Pharm.
Germ. IL destillirt. Geruch angenehm.
Trübe. Spec. Gew. 0,98. Alter 4
Wochen.
III. Von Herrn Apotheker Eensel in
Cottbus nach der Pharmakopoe hergestellt.
Fast klar. Geruch angenehm. Spec. Gew.
0,985. Zu schwach. Alter unbestimmt.
IV. Von Herrn Apotheker Meyer in
Gottbus nach der Pharmakopoe bereitet.
Fast klar. Geruch angenenm. Spec.
Gew. 0,98. Alter circa 5 Wochen, I
Das specifische Gewicht wurde bei
17 bis 18 ^ C. genommen. Bestimmt
wurde in diesen verschiedenen Präpa-
raten der Gesammtgehalt an Cyan-
wasserstoff, sowie der Gehalt an durch
Silbemitrat direct fällbarem Cyanwasser-
stoff.*) Erstere Bestimmung flihrte ich
nach der Pharmakopoe, durch Titration
aus. Die Bichtigkeit der Resultate wurde
durch Gewichtsanalyse zweier Wässer
controlirt.
Die Bestimmung der durch Silber-
nitrat direct fällbaren Cyanwasserstoff-
säure nahm ich in der Weise vor, dass
ich 30 Gramm des Wassers mit Spiritus
bis zur völligen Klarheit, dann mit Silber-
nitrat im Ueberschuss versetzte, den
Niederschlag auf einem im Wasserbade
getrockneten und gewogenen Filter sam-
"*) Direct föllbar ist neben freiem Cyanwasser-
stoff auch der als Cvanamroonium Yorhandene;
jersterer pflegt jedocn bei Weitem vorzuwiegen.
366
melte, mit destillirtem Wasser auswusch,
bis das Filtrat keine Silberreaction mehr
gab, im Wasserbade trocknete und wog.
Die Menge des an Benzaldehyd ge-
gebundenen Cyanwasserstoffs ergiebt sich
aus der Differenz dieser beiden Bestimm-
ungen. Die Resultate waren folgende:
Es enthielten
Marke
I.
IL
IIL
IV.
Gesammt-
gehalt
an HCN
pCt
0,115
0,1
0,035
0,08
Direct fällbar:
duroh
AgNO.
direet fUIbv
HCN
pOt
0,04
0,0086
0,01
0,0106
1.
0,0061
an
Benzaldehyd
gebonden
HCN
pCt
0,075
0,0914
0,025
0,0694
2. 3.
0,0075 0,0080
0,1432 0,1209
Von der Oesammtmenge ' an Cyan-
wasserstoff waren demnach bei
an Benzaldehyd
gebunden
34,78 pCt. 65,22 pCt
8,6 „ 91,4
28,57 „ 71,43
13,25 „ 86,75
Das YerbäUniss zwischen direct fäll-
barem und nicht direct fällbarem Cyan-
wasserstoff schwankt hier zwischen ca.
1 : 10 bis 1 : 2.
Ich ftlge hier noch einige Besnltate bei,
welche FeWuius erhielt (Archiv 1863,
Bd. 164, S. 55, 56).
Marke direct fUlbar
I.
II.
III.
IV.
»1
11
>»
4. 6. 6. 7.
0,0075 0,0106 0,0097 0,0108 pCt
0,1222 0,0597 0,0814 0,0817 „
nicht direct fällbar: 0,1^628
Gesammtmenge: 0,1689 0,1507 0,1289 0,1297 0,0703 0,0911 0,0925 ptt.
Hiernach waren von
Menge Cyanwasserstoff
Harke direct fiUlbar
1
2
3
4
5
6
7
3,61 pCt.
4,98 „
6,21
5,78
15,08
10,65
11,67
1»
11
11
der gesammten
an Benzaldehjd
gebunden
96,39 pCt.
95,02
93,79
94,22
84,92
89,35
88,33
»1
1»
11
«
V
Feldhaus destillirte seine Aqua Amyg-
dalar. amar. nach Pharm. Bor. VII, d. h.
er gab den ganzen Spiritus (den 6**" Theil
des zu erhaltenden Destillats) in die Blase
und liess dann Wasserdampf hindurch-
streichen. Es ist femer anzunehmen, ob-
gleich er es nicht ausdrücklich erwähnt,
dass er das frisch destillirte Wasser
uniersuchte, um es darnach event. zu ver-
dünnen. War dies der Fall, so wird
hierdurch ein Einwand abgeschnitten, den
man mir machen könnte, dieser nämlich:
Die von mir untersuchten Wässer waren
von verschiedenem Alter ; in den frischen
Wässern war das Yerhältniss zwischen
direct fällbarer und an Benzaldehyd ge-
bundener Gyanwasserstoffsäure vielleicht
ein gleiches; es hat sich erst im Laufe
der Zeit ein verschiedenes herausgebildet.
Das man sogar aus denselben Man-
deln bei verschiedenen Destillationen ganz
verschiedene Präparate erhält, davon über-
zeugte ich mich selbst.
Aus demselben, durch Auspressen vom
fetten Oele befreiten Mandelpulver wurden
nach Vorschrift der Pharm. Germ. II
drei verschiedene Portionen fiittermandel-
wasser destillirt, und zwar mittelst dreier
verschiedener Dampfapparate.
Den einen Theil destillirte ich selbst^
möglichst langsam. Die Destillation
dauerte 7 Stunden. Das Präparat war
von angenehmem Geruch, enthielt durch
Silbernitrat direct fällbaren Cyanwasser-
stoflF 0,002 pCt., nicht direct ftUbaren
0,0784 pCt., in Summa 0,0804 pCt; es
waren demnach von dem gesammten Cyan-
wasserstoff durch Silbernitrat direct fäll-
bar 2,5 pCt., nicht direct fällbar 97,5 pOt
Das zweite Präparat aus demselben
Mandelpulver hatte Herr Apotheker Jlfeyer
in Gottbus darzustellen die Güte. Die
Destillation dauerte IVi Stunde. Das er-
haltene Bittermandelwasser enthielt von
direct fällbarem Cyanwasserstoff 0,021
pCt., von nicht direct fällbarem 0,145 pCt.,
zusammen also 0,166 pCt. Von dieser
Gesammtmenge waren demnach direct
fällbar 12,65 pCt., nicht direct fällbar
87,35 pCt.
Das dritte Präparat war von Herrn
Apotheker Eensel in Cottbus destillirt.
Die Destillation nahm noch nicht Vi Stunde
367
in Ansproch. Diirect fällbaren Cyan-
wasserstoff enthielt das Wasser 0,05 pGt,
nicht direet fällbaren 0,135 pGt; der
Gesammtgehalt war demnach 0,185 pGt.,
und von dieser Menge waren direet fäll-
bar 27 pCt, nicht direet fällbar 73 pCt.
Sämmtliehe drei Wässer wurden frisch
nntersacht. Stellen wir die Sesultate
in einer Tabelle zusammen:
nta«r Geaainmt- direet nieht direet
der gelMir fUlbar Allbar
„ , DeetiUation. an HUN HON HON
*a^«ö Siundea pCi pCI. pCt
1 7 0,0804 0,002 0,0784
2 IV4 0,166 0,021 0,145
3 1/4 0,185 0,05 0,135
Von der Gesammtmenge Cyanwasser-
stoff waren
VI. A- i. *.iiv '^i^^t direet
Harke direet f&llbar fällbar
1 2,5 pCt. 97,5 pCt.
2 12,65 „ 87,35 „
3 27 .. 73 .
»»
Es ist hieraus zu ersehen, dass das
Bittermandelwasser desto mehr direet fäll-
baren Cyanwasserstoff enthält (also desto
mehr zersetzt ist), je schneller die Destil-
lation vor sieh ging; ferner, dass der
Gesammtgehalt an Cyanwasserstoff bei
sehnellerer Destillation ein grösserer ist,
als bei langsamerer; und drittens, dass
man aus demselben IMandelpulver ganz
verschiedene Präparate erhält, je nachdem,
ob man schneller oder langsamer destillirt.
Aehnliche Erfahrungen hat schon Feld-
aus (1. c.) gemacht; das Destillat wurde
reicher an direet fällbarem Cyanwasser-
stoff, je schneller er destillirte.
Aber nicht allein von der Dauer der
Destillation hängt der grössere oder klei-
nere Gehalt an Blausäure ab, sondern
auch von dem Yerhältniss der Menge des
angewendeten Materials zu der Grösse
der Destillationsblase. Nach Feldhaus
(I. c.) bleibt bei der Destillation von klei-
nen Mengen in verhältnissmässig grossen
Destillations -Apparaten ein erheblicher
Theil Cyanwasserstoff in dem Bückstande.
Damit wir uns aber ein vollständiges
Bild von der yerschiedenen Zusammen-
setzung des Bittermandelwassers machen
können, müssen wir auch das ans dem-
selben mittelst Aether ausgeschüttelte Gel
untersuchen.
Wie vorher gesagt, ist dieses Gel ein
Gemisch von Benzaldehyd Cyanwasserstoff
mit freiem Benzaldehyd. Die quantitative
Untersuchung wurde in der Art vor-
genommen, dass eine gewogene Menge
des über Chlorcalcium getrockneten Gels
in einem Gemisch von Spiritus und Wasser
gelöst, und der Gehalt an Cyanwasserstoff
durch Titriren nach der Pharmakopöe-
methode festgestellt wurde. Freien Cyan-
wasserstoff enthielt keines der Gele.
Untersucht wurden sieben solcher Gele,
nämlich erstens die aus den Wässern
Marke I— IV (S. 15) gewonnenen, femer
drei, welche ich aus den aus demselben
Mandelpulver destillirten Wässern (ich
will dieselben fernerhin als Marke V,
VI, VII bezeichnen), erhalten hatte. Sie
enthielten :
Marke
I
II
III
IV
V
VI
VII
Cyanwasserstoff
19 pCt.
12,3
15
15,3
16,3
18,7
17
))
»»
»»
»j
»»
Je weniger Cyanwasserstoff diese Gele
enthielten, desto angenehmer war ihr
Geruch. Ihre Zusammensetzung, nach
dem Gehalte an Cyanwasserstoff berech-
net, war:
Benzaldehyd-
Cyanwasserstoff
95 pCt.
61,5
Marke
I
II
III
IV
V
VI
VII
Benzaldehyd
5 pCt.
75
76,5
81,5
93,5
85
38,5
25
23,5
18,5
6,5
15
Nach den Daten, welche wir bis jetzt
gefunden, lässt sich nun die Znsammen-
setzung der untersuchten Wässer berech-
nen (angesehen von denjenigen Substan-
zen, welche in nur minimaler Menge
darin enthalten sind). Folgende TabeUe
giebt an, wieviel Gramm Benzaldehyd,
Benzaldehydcyanwasserstoff und durch
Silbernitrat direet fällbare Cyanwasser-
stoffsäure (frei und in Form von Cyan-
ammonium vorhanden) in 1000 Gramm
obiger sieben Präparate enthalten waren.
368
^ ,, , , Direct
Benzaldehyd- fällbarer
Marke Benzaldebyd cjanwasser- Cyanwasser-
Stoff
Stoff
I
0,197
8,75
0,4
II
2,86
4,57
0,086
III
0,416
1,25
0,1
IV
1,066
3,47
0,106
V
0,89
3,92
0,02
VI
0,504
7,25
0,21
VII
1,19
6,75
0,5
Diese Wässer waren verschieden stark.
Nehmen wir an, sie wären aaf den vor-
geschriebenen Gehalt von 0,1 pGt. Cyan-
wasserstoff eingestellt, so berechnet sieh
ihre Zusammensetzung:
Auf 1000 Gramm des Präparates.
Marke
I
II
III
IV
V
VI
VII
Benzal-
dehyd
0,171
2,86
1,19
1,332
1,107
0,3
0,643
Benzaldehyd-
cyanwaaser-
sioff
3,26
4,57
3;57
4,337
4,875
4,367
3,65
l>ir«ct
fUlbu
ECK
0,348
0,086
0,286
0,1325
0,025
0,12
0,27
Wasser
und
SpirUvB
09
Aus dieser Zasammenstellnng kann
man u. A. ersehen, dass das Bittermandel-
wasser um so weniger freien Benzaldebyd
zu enthalten pflegt, je reicher es an
direct fällbarem Cyanwasserstoff ist. Der
Gebalt an letzterem nimmt aber mit der
Beschleunigung der Destillation zu, wie
vorher nachgewiesen wurde. Es wird
deshalb umgekehrt das Bittermandelwas-
ser in der Regel um so reicher an freiem
Benzaldehyd werden, je langsamer man
die Destillation vor sich gehen lässt.
Was nun die Güte unseres Präparates
anbelangt, so müssen wir ein solches
für das bessere und haltbarere erachten,
bei welchem der Gehalt an direct fall-
barem Cyanwasserstoff einen möMichst
geringen Theil des Gesammtgehalt-s an
diesem Körper ausmacht. Das Ideal von
einem Bittermandelwasser aber wird ein
solches sein, welches immer die gleiche
Zusammensetzung zeigt und überhaupt
keinen direct fällbaren Cyanwasserstoff
enthält. Auf dem Wege der Destillation
ist ein so beschaffenes Bittermandelwasser
jedoch nicht zu erhalten; wie man es
herstellen kann, wird in einem weiteren
Artikel gezeigt werden.
An dieser Stelle noch einige Bemerk-
ungen über den Geruch des Bittermandel-
wassers. Der Geruch des BenzaJdehyds
ist angenehm weichlich-bittermandelartig,
der des Cyanwasserstoffs dagegen kaum
bittermandelähnlich , sondern vielmehr
rauh, kratzend zu nennen; der Körper
Benzaldehydcyanwasserstoff riecht nur
ganz schwach, eigenartig. Seinen spe-
cifischen Geruch verdankt das
Bittermandelwasser hauptsächlich
dem freien Benzaldehyd, durch
den Cyanwasserstoff wieder, wenn
derselbe in geringer Menge vor-
handen ist, nur etwas modificirt,
kräftiger. Es pflegt das Bittermandel-
wasser um so angenehmer zu riechen«
je ärmer es an freiem Cyanwasserstoff,
je reicher es an freiem Benzaldehyd ist
Man kann die Güte des Präparates schon
einigermaassen nach dem Geruch beur-
theilen.
Kommen wir jetzt zur Prüfung des
ßittermandel Wassers. Die Prüfungsme-
thode, welche die Pharm. Germ. II an-
wenden lässt, ist an und für sieh ganz
vorzüglich; jedoch leidet sie an dem
grossen Fehler, dass sie nicht aus-
reicht. Sie lässt nämlich zweierlei
ausser Acht, 1. einen Gehalt an Chlor-
verbindungen, und 2. den Gehalt an
freier sowie als Cyanammonium vorhan-
dener Cyanwasserstoffsäure.
Was zunächst einen Gehalt an Chlor-
verbindungen anbetrifft, so wurde ein
solcher von C. S. in Bonn (Pharm. Cen-
tralhalle 1885, Seite 377) eonstatirt. Dieser
Autor wünscht folgenden Zusatz in die
Pharmakopoe aufgenommen:
„Der bei der Cyanbestimmung ver-
mittelst Silberlösung und Magnesifüiydrat
erhaltene Niederschlag muss sich beim
Erhitzen mit concentrirter Schwefelsäure
klar lösen."
Diese Forderung ist vollkommen be-
rechtigt; ich kann ihre Berücksichtigung
bei Bearbeitung einer neuen Auflage der
Pharmakopoe nur befürworten. Der beim
Titriren erhaltene Niederschlag besteht
aus Magnesiumhydrat, Silbercyanid und
Silberchromat; alle drei sind in concen-
trirter Schwefelsäure klar löslich. Bei
369
einem Chlorgehalt des Bittermandel-
wassers wird sieh in dem Niederschlag
auch Ghlorsilber vorfinden, welches in
eoneentrirter Schwefelsäure nicht löslich
ist. Bei Ausführung dieser Prüfungs-
methode verfahrt man am besten so, dass
man den beim Titriren erhaltenen Nieder-
schlag auf einem glatten Filter sammelt,
abtropfen lässt, ein wenig davon mit
Hilfe eines Spatels in einen Beagircylinder
bringt und mit eoneentrirter Schwefel-
säure erhitzt; er muss sich zu einer gelb-
lichen Flüssigkeit klar lösen.
Im Handel kommt bekanntlich ein
Eunstgemisch als Aqua Amjgdalar. vor.
höchstens 20 pGt. des gesammten Cyan-
wasserstoffs im Bittermandelwasser sollen
durch Silbernitrat direct föUbar sein. Bei
dem vorgeschriebenen Gehalte von 0,1 pCt.
wären dies 0,02 pCt. Bei 27 Gramm
Bittermandel Wasser würden 2 ccm Zehntel-
normalsilberlösung genügen, diese Menge
zu föllen, und so ergiebt sich eine ein-
fache Prüfungsmethode, welche etwa
lauten würde:
„27 Gramm des Bittermandel-
wassers (von 0,1 pCt. Gesammt-
gehalt an Cyanwasserstoff) mit
2 ccm Zehntelnormalsilberlösung
und einigen Tropfen Salpetersäure
welches aus Wasser, Spiritus, Blausäure 'versetzt, müssen ein Filtrat geben,
und freiem Benzaldehyd gemischt ist;, welches durch Silbernitrat nicht
ein solches Gemisch ist aber selbstver- getrübt wird.'*
stundlich kein Bittermandelwasser, weill Da sich 2 ccm schlecht abmessen
Blausäure und Benzaldehyd darin nichts lassen, würde man besser 10 ccm einer
chemisch gebunden sind. Trotzdem hält Mischung von 1 Th. Zehntelnormalsilber-
so ein Gemisch die Pharmakopöeprobe lösung mit 4 Th. destillirtem Wasser ver-
aus, wenn nur die richtige Menge Cyan- wenden. Der Zusatz von Salpetersäure
Wasserstoff darin enthalten ist. Denn hat den Zweck, die Ausscheidung des
freie Cyanwasserstoffsäure giebt mit ' Cyansilbers in flockigem Zustande zu
Silbernitrat eben so gut einen Nieder- beschleunigen,
schlag von Cyansilber, wie Cyansalze; Peitz, im Juli l«87.
dieses künstliche Wasser riecht nach
Bittermandelöl und Blausäure, wie die Weiteres über Chininprttfunff.
Pharmakopoe vorschreibt, und der Bitter- 1 v n -
mandelgeruch bleibt auch nach dem Aus- \ ^^^ ^' Vulptus.
fällen des Cyanwasserstoffs durch Silber- W^enn ein in Nr. 4 des laufenden Jahr-
uitrat. Es lässt sich auf diese Weise ' ganges dieser Blätter erschienener Artikel
von dem destillirten Bittermandelwasser den Titel trug, „die Lösung der Chinin-
nicht unterscheiden. Hierin liegt der prüfungsfrage," so war ganz selbstver-
zweite Mangel der Pharmakopöeprüfangs- 1 ständlich damit nicht die Meinung aus-
methode. £s fehlt eine Bestimmung gesprochen, dass die wissenschaftliche
ober den höchsten zulässigen Ge- Erörterung dieses interessanten Gegen-
halt an durch Silbernitrat direct .Standes nun ihr Ende erreicht habe, es
fällbarer Cyanwasserstoffsäure ; sollte vielmehr nur angedeutet werden,
und eine Methode zur Prüfung^ auf dass in der damals beschriebenen so-
diesen Gehalt. .genannten Oxalatprobe von Schäfer eine
Ein regebrecht destillirtes Bittermandel- ' Prüfungsweise für Chininsulfat gefunden
Wasser pflegt höchstens 30 pCt. des ge- 1 sei, welche den Anforderungen des Apo-
sammten Cyanwasserstoffs in durch Silber- thekers genüge. Eine Veranlassung zur
nitrat direct fällbarem Zustande zu ent- ! Aenderung dieser Anschauung liegt auch
halten. Ein solches Präparat ist aber I heute noch nicht vor, dagegen ist die
nicht gut zu nennen ; es dürfen darin • wissenschaftliche Erörterung über den
meiner Meinung nach allerhöchstens | Werth oder Unwerth der verschiedenen
20 pCt. des gesammten Cyanwasserstoffs Prüfungsmethoden, man kann im Hinblick
direct fällbar sein. Erreichen lässt sich
auf die dabei mitunter angeschlagene
das sehr leicht dadurch , dass man die i Tonart nicht sagen ruhig , aber emsig
Destillation nicht zu schnell vor sich j weitergesponnen worden, und zwar, was
gehen lässt. Setzen wir nun den Fall. I mit besonderer Freude zu begrüssen,
370
hauptsächlich seitens der angesehensten
Ghininfabrikeheiniker.
Es liegt in der Natur der Dinge, dass
diese Männer der Praxis, welche viele
Tausende von Kilogrammen an Chinin-
salzen alljährlich produciren, über ganz
andere Kenntnisse und Erfahrungen in
dieser Materie verfügen, als der reine
Chemiker oder der Apotheker. Wenn
der Alarmruf von de Vrij über die Be-
schafifenheit des Handelschinins keinen
anderen Erfolg gehabt hätte, als die
ersten Autoritäten in diesem Wissens-
zweige zur Veröffentlichung ihrer An-
schauungen und ihrer Beobachtungen in
so umfassender Weise zu veranlassen,
wie es thatsächiich seit einem halben
Jahre geschehen ist, so müsste man ihm
schon darum dankbar sein.
Bevor jedoch zur Skizzirung dieser
neueren Publikationen übergegangen wird,
möge zuvor eines Berichtes gedacht sein,
welchen Jungfleisch in Paris im Namen
einer ad hoc eingesetzten und neben ihm
aus Yvoitj WurtZf Guinochet und Mariy
bestehenden Commission der Sociale de
Pharmacie de Paris im Anfang dieses
Jahres erstattet hat. Zum besseren Ver-
ständniss dieses Berichtes sei voraus-
geschickt, dass die Prüfung des Chinin-
sulfates nach Vorschrift des französischen
Codex in der Art ausgeführt werden soll,
dass man 2 g des zu prüfenden Salzes
mit 20 g warmem Wasser anrührt,
nach halbstündigem Stehen bei 15^
filtrirt, 5 ccm des Filtrats mit 7 ccm
Salmiakgeist von 0,960 spec. Gew. über-
schichtet und durch sanftes Umschwenken
die beiden Flüssigkeiten mischt, wo dann
während 24 Stunden keinerlei Aus-
scheidung stattfinden soll. Ferner sollen
5 ccm des obigen Filtrates bei 100^ ein-
gedampft nicht über 15 mg Bückstand
hinterlassen.
Die erwähnte Commission giebt nun
zu, dass diese -ffi^m^rsche Ammoniak-
probe bei gewöhnlicher Temperatur aus-
geführt zwar wenig empfindlich sei, es
aber werde, wenn man das Sulfat bei
60 ^ mit Wasser ausziehe. Freilich werde
auch hierbei nicht der gesammte Cin-
chonidingehalt ausgezogen , allein um
dieses zu erreichen, müsste man eine
dreifache Wassermenge bei 100 ^ ein-
wirken lassen und hierdurch würde in
Folge der grösseren Verdünnung wieder
eine Verringerung der Empfindlichkeit
der Probe eintreten. Es hat sich ausser-
dem gezeigt, dass vorgeschriebene Tem-
peraturen und Zeiten um so genauer be-
obachtet werden müssen, je stärker der
Cinchonidingehalt ist, wogegen es hierauf
bei sehr reinem Sulfat weit weniger an-
kommt, doch erhält man in letzterem
Falle einen zu grossen Verdunstungs-
rückstand, wenn bei zu hoher Temperatur,
also beispielsweise bei 80 ^, die Eitraction
des Chininsulfates erfolgte. Reinstes Salz
verbrauchte nach Angabe des Codex be-
handelt nur 5 ccm Ammoniaklösung zur
Wiederaufhellung, während die zuge-
lassenen 7 ccm einer Toleranz von 2 bis
3 pCt. Nebenalkaloiden entsprechen,
welche weitgehend genug erachtet wurde.
Der Verdunstungsrückstand des Filtrates
wächst in viel stärkerem Verhältniss. als
der Ammoniakverbrauch, ist aber daftir
auch in sehr weiten Grenzen bemessen,
da er bei reinem Sulfat nur 7 mg beträft.
Sehr wesentlich erscheint die ausdrück-
liche Erklärung der Commission, dass
die nahezu völlige Reinheit des Chinin-
sulfats nicht nur erstrebenswerth, sondern
auch ohne erhebliche Vertheuerung des
Productes erreichbar sei, wenngleich
vorläufig kein Grund vorliege, über die
Forderung des Codex hinauszugehen,
doch solle man das „warme Wasser** in
Gestalt eines Wasserbades von 60^ in
die Praxis übersetzen. Wie man sieht,
so läuft dieses Schlussergebniss so ziem-
lich auf die jScAa/er'sche Modification der
JSTerner'schen Probe hinaus.
Schäfer selbst, welcher sich in einer
besonderen Veröffentlichung über den
Werth der verschiedenen Prüfungs-
methoden für die Bestimmung kleiner
Cinchonidinmengen ausgesprochen hat,
hob schon hervor, dass die Wassermenge
von 20 g zur völligen Aufschliessung dfö
Sulfates ungenügend sei und andererseits
in Folge Uebersättigung der filtrirten
Lösung im Ammoniakverbrauch Unter-
schiede im Betrag bis zu 0,76 ccm vor-
kommen, was einer Differenz von einem
vollen Procent Cinchonidingehalt ent-
spricht.
Aber auch das Ausziehen eines bei
371
100 ^ getrockneten, also zerfallenen Sulfates
mit Waaeer von 18^ bekämpft Schäfer
jeut als uDzweekmässig, da er bei diesem
Verfahren total verschiedene Besultate
erhielt, also ganz wechselnde Ammoniak-
mengen verbrauchtere nachdem die beiden
in Betracht kommenden Sulfate von Chinin
und Cinchonidin vor der Ausziehung
mehr oder minder innig mit einander
gemischt waren. Bei gleichem Cinchonidin-
f ehalt geht hiervon um so weniger in
rösung, je inniger die ursprüngliche
Mischung mit dem Chininsulfat war.
Deshalb scheinen bei dieser Behandlungs-
weise die zusammen krystallisir-
ten Gemenge cinchonidinärmer als sie
in der That sind, denn bei ihnen über-
wiegt die Neigung des Cinchonidinsulfats
zur Doppelsalzbildung mit Chininsulfat,
seine grössere Löslichkeit in Wasser.
Aus den hier entwickelten Gründen
verwirft Schäfer jede Chininprobe, bei
welcher keine vollständige Auflösung des
Sulfats eintritt, denn andernfalls kann
eine Probe entweder nur für mecha-
nische Gemenge, oder nur für zu-
sammen kryst^llisirte Sulfate ausgerechnet
oder besser ausprobirt sein, niemals aber
für beide Fälle gleiche Geltung bean-
spruchen.
Sein Urtheil über die durch Extraction
bei Siedhitze modificirte Hessesche Probe
geht dahin, dass mit ihr auch in dieser
Form nicht weniger als 2 pCt. Cinchonidin
nachgewiesen werden können. Aehn-
liehes gelte von der früher eingehend
beschriebenen de Fri;' sehen B i s u 1 f a t -
probe, wo bei einem unter 2pCt. lie-
genden Gehalte an Cinchonidin die Aus-
scheidung des letzteren durch das in den
Aether mit übergegangene Chinin ver-
hindert werde. Dagegen sei dessen
Chromatprobe verhältnissmässig noch
die beste und mit gewissen Einschränk-
ungen auch quantitativ brauchbar. Allein
sie versage bei einem Cinchonidingehalt
von nur 1 pCt. und liefere ein von Chinin
nicht freies Cinchonidin.
Seine in Nr. 4 der „Pharmaceutischen
Centralhalle" beschriebene Oxalatprobe
erklärt Schäfer als qualitatives und für
die Zwecke des Apothekers völlig aus-
reichendes Verfahren, da es letzterem
nicht darauf ankomme, die absolute Menge
des vorhandenen Cinehonidins oder an-
derer Nebenalkaloide zu bestimmen, son-
dern nur darum zu thun sei, sich Gewiss-
heit darüber zu verschaffen, dass der
Procentgehalt an Nebenalkaloiden eine
bestimmte obere Grenze nicht überschreite,
eine Auffassung, welche vollkommen zu-
treffend ist.
Wollte man sich der Oxalatprobe zu
quantitativer Bestimmung des Cinehoni-
dins bedienen, so müsste man mindestens
5 g des zu untersuchenden Chininsulfats
nenmen, zu dessen Lösung eine relativ
doppelt so grosse Wassermenge als sonst
vorgeschrieben in dem Falle benutzen,
dass der Cinchonidingehalt 4pCt. über-
steigt, und endlich auf je lOOccm ur-
sprünglicher Lösung dem aus dem Filtrat
vom Chininoialat durch Natronhydrat
abgeschiedenen reinen Cinchonidin noch
0,04g als Correctur hinzurechnen, weil
eben eine kleine Menge Cinchonidin mit
dem Chininoxalat zusammen ansiUllt und
eine andere bei der Fällung des Rein-
alkaloids in Lösung bleibt. Wird die
nach Hinzurechnung der genannten Cor-
rectur ermittelte Cinchonidinmenge mit
der Zahl 35 multiplicirt. so erföhrt man
direct den Procentgehalt an wasserfreiem
Cinchonidinsulfat. Uebersteigt derselbe
übrigens 6pCt. erheblich, so fallen die
nach dieser Methode erhaltenen Zahlen
zu niedrig aus, sind also unbrauchbar,
ein Nachtheil, welcher keineswegs durch
den Umstand aufgewogen wird, dass sich
die ganze Bestimmung vom Morgen bis
zum Abend ausführen lässt.
Das zur Anstellung der Oxalatprobe
benöthigte neutrale, mit 1 Aeq. Wasser
krystallisirende Kaliumoxalat wird
erhalten, indem man eine wässerige Lös-
ung von Oxalsäure mit Kaliumcarbonat
nahezu neutralisirt, die nur sehr wenig
sauer reagirende Lösung zur Krystallhaut
eindampft, die kalte Lauge nach Aus-
scheidung der Krystalle absaugt, und
letztere in der Wärme trocknet. Von
diesem Oxalat genügen 0,5 g in 5 ccm
Wasser gelöst, zur Fällung einer kochen-
den Lösung von 2 g Chininsulfat in 60 ccm
Wasser vollständig.
Nach dieser kleinen Abschweifung
wieder zur quantitativen Bestimmung
des Cinehonidins mittelst der Oxalatprobe
372
zurückkehrend, so hat Schäfer versucht,
den von ihm selbst empfundenen oben
erwähnten Missständen der Oxalatprobe
bei quantitativem Arbeiten durch eine
weitere von ihm als Cinchonidin-
tetrasulfat probe bezeichnete Oom-
bination zu begegnen, welche sich darauf
gründet, dass während Chininbisulfat in
verdünntem Weingeist schwer, Cinchoni-
dinsulfat darin leicht löslich ist, die Te-
trasulfate der beiden Alkaloido sich gerade
umgekehrt verhalten. Man iUllt zunächst
die heiss bereitete wässerige Lösung des
zu untersuchenden Chininsulfales mit
Ealiumoxalat aus, krystallisirt das bei
20^ ausgeschiedene Chininoxalat aus heis-
sem Wasser unter erneutem Zusatz von
Kaliumoxalat um, scheidet aus den ver-
einigten Filtraten das Ginchonidin nebst
dem darin noch vorhandenen Chininrest
durch Kaliumcarbonat aus und entfernt
aus dem entstandenen Niederschlag von
Beinalkaloiden durch Schütteln mit Aether
das Chinin so weit als möglich. Das
verbleibende, nur noch wenig Chinin ent-
haltende Cinchonidin wird dann der
eigentlichen Tetrasulfatprobe unterworfen,
indem man 1 g derselben in 9 g abso-
lutem Weingeist und 3 g fünfzigprocen-
tiger Schwefelsäure löst. Die Krystalli-
sation des Cinchonidintetrasulfats beginnt
bald und wird durch Umschütteln des
die Mischung enthaltenden weithalsigen
Stöpselglases noch unterstützt, worauf
man nach eintägigem Stehenlassen die
auf einem Filter gesammelten, durch Ab-
saugen von der Lauge befreiten Krystalle
mit wenig absolutem Alkohol tropfen-
weise wäscht, an der Luft trocknet, wägt,
und aus ihrer Formel C19H22 N2O. 2 H2SO4.
2 H2 0 unter Hinzurechnung von 0,05 g
das reine Cinchonidin berechnet. Zur
weiteren Gegenprobe soll dann noch das
Cinchonidintetrasulfat in wässeriger Lös-
ung durch Natronlauge in Reinalkaloid
übergefünrt, dieses gewogen, und sein
Schmelzpunkt, welcher für Cinchonidin
bei 199^ liegt, bestimmt werden.
Zum Glück ist diese ganze Tetrasulfat-
probe nur für quantitative Bestimmungen
gemünzt und daher für pharraaceutische
Zwecke entbehrlich, denn ihre Umstand- 1
lichkeit ist derart, dass sie sieh zu allem I
anderen eher, als zu einer Ersetzung der
seither gebräuchlichen qualitativen Ghi-
ninproben eignet. Ihre Genauigkeit da-
gegen scheint durch den Umstand er-
wiesen, dass die Gegner Schäfer'Sy welche
sonst vor schwachen Punkten in den
Ausführungen dieses enfant terrible der
Chininchemiker die Augen nicht zu ver-
schliessen pflegen, sich mit dieser Tetra-
sulfatprobe noch nicht polemisch befasst
haben.
Bevor wir uns zu den Publikationen
dieser Gegner wenden, möge noch er-
wähnt sein, dass Schäfer zusammen-
kr^stallisirte Gemische von Chininsulfat
und Cinchonidinsulfat in allen möglichen
Verhältnissen, sowohl in der lockeren,
als in der schweren Form hergestellt hat,
und dass sieh die letzteren unter einander
für das Auge durch nichts unterscheiden.
Uebrigens ist Schäfer für die Beibehalt-
ung der einmal eingebürgerten lockeren
Form auch für das reine Chininsulfat
auch aus dem Grunde, weil die bittersalz-
artige Form so sehr vielen anderen Ver-
bindungen zukommt, während die lockere
für Chinaalkaloidsalze und in gewissem
Sinne auch für das Chininsulfat charak-
teristisch ist.
(Schluss in nächster Knnnmer.)
Chrotograph, der Hautschreibstift.
Wenn bisher der Arzt in der Leibes-
höhle, am häufigsten wohl in der Brust,
das Vorhandensein von Exsudaten durch
Percutiren festgestellt hatte, war es für
den weniger Geübten oder Vielbeschäf-
tigten mitunter schwierig, den Umfang
der Ausscheidung im Gedächtniss zu be-
halten und hiernach das Fortschreiten
oder Bückgehen der Krankheit durch
wiederholte Explorationen zu controliren.
Die bekannte Bleistiilfabrik von Joh.
Fröscheis in Nürnberg stellt neuerdings
einen Stift in drei Farben, schwarz, blau
und braun her, mit dem sich, ohne dass
er vorher genässt werden müsste, leicht
auf der menschlichen Haut schreiben lässts
so zwar, dass die Schriftzüge haften und
doch durch Seifenwasser rasch wieder
entfernt werden können. Die Bestimmung
dieser Stifte ist, das Exsudatgebiet bei
den wiederholten Untersuchungen mit
den verschiedenen Farben auf der Haut
373
zu markiren und so einen sicheren Anhalt
für den Erankheitsstand zu schaBfen. Be-
sonders empfehlenswerth ist die Anwend-
ung der Stifte bei Demonstrationen stu-
direnden Medieinem gegenüber oder für
Stndirende selbst, femer in Eranken-
bänsern, wo durch die grosse Anzahl
von Fällen das Gedächtniss dos Arztes
besonders stark in Anspruch genommen ist
Da der einzelne Arzt seinen Bedarf an
solchen Stiften nicht wohl direet aus
der Fabrik kommen lassen kann, dürfte
der Apotheker der berufene Wieder-
yerkäufer ftlr die praktische Neuerung
sein. Ich wollte daher nicht verfehlen,
rechtzeitig darauf aufmerksam zu
machen. Eugen DieUrieh.
Mittheilungen ans dem öffentlichen
chemischen Laboratorium von
Dr. Otto Schweissinger zu Dresden.
13. Dresdener prftparirte Waschseife.
In der Anpreisung der Dresdner prä-
parirten Waschseife von W. Frese in
Dresden ist gesagt, dass ein halbes Pfund
der präparirten Seife ein Pfund andere
Seife ersetze. Inwieweit diese Versicher-
ung auf Wahrheit beruht, möge die
nachstehende Analyse der Seife beweisen.
Die „präparirte Seife" ist ein trockenes
pulverförmiges Gemisch von grauweissem
Ansehen ; beim Auflösen in Wasser schei-
det sich ein starker aus ungelöster Seife
bestehender Niederschlag ab; Ueber-
giessen mit Säuren hat starkes Aufbrausen
zur Folge. Die quantitative Untersuchung
ergab folgendes Resultat:
Wasser 16,08 pCt.
Fettsäuren 15,85 „
Gebundenes Alkali (Natron) 2,25 „
Kohlensaures Natron . . . 33,88 „
Chlornatrium 25,06 „
Schwefelsaures Natron . . 4,51 „
Sand 0,26 „
97,89 pCt.
Geringe Mengen Kali, Thon-
erde, Eisen, sowie Verlust _ 2,11 y^
toö,oö:
Es wird hieraus zunächst klar, dass
der beim Auflösen in Wasser stets ein-
tretende Seifenniederschlag durch den
Kochsalzgehalt bedingt ist; dieser muss
wiederum als eine Verunreinigung der
zu dem Gemische verwendeten Soda an-
gesehen werden; auch das schwefelsaure
Natron stammt wohl aus der Soda.
Auffallen muss dann noch der höchst
niedrige wirkliche Seifeng$halt, der sich
kaum auf 20 pCt. des Gemisches stellt
Im Wesentlichen ist also diese prä-
parirte Waschseife ein Gemisch von sehr
wenig Seife mit sehr viel sdhlechter Soda.
Der Preis (V4kg=20Pf.) steht nicht im
Einklänge zu dem Wertbe des Gemisches;
man würde bedeutend billiger fahren,
wenn man in gleichem Verhältnisse gute
Seife und gute Soda einkauft, als bei dem
Gebrauch dieses sogenannten präparirten
Gemisches.
Es möge hier noch das Resultat der
Untersuchung einer als echte Talg-
kernseife mit grosser Beklame aus-
gebotenen Seife folgen:
Fettsäuren . 81,0
Wasser . . 50,5
Kieselsäure . 8,0
Natron . __. 10,5
ioö;ö
Erstarrungspunkt der Fettsäuren 24,5
Schmelzpunkt „ „ 26,0
Jodzahl „ „ 17,5
Die Seife erweist sich hiernach nicht
als Talgkernseife, sondern als eine ganz
minderwerthige, sogenannte gefüllte und
obendrein mit Wasserglas versetzte Seife.
Das Publikum kann nicht oft genug
darauf aufmerksam gemacht werden, dass
mit dem Einkauf sehr billiger Seife in
den meisten Fällen gar kein Vortheil
verknüpft ist, sondern dass nur das
Wasser und andere Beimengungen in
derselben hoch bezahlt werden.
Amylenhydrat.
Das Amylenhydrat ist einer der Formel
^6^12^ entsprechenden Alkohole, welche
man als Amylalkohole zusammen zu fassen
pflegt. Seine nähere Zusammensetzung wird
darch die Formel
CHoV
CH3/C . OH
C2H5/
ausgedrückt, nach welcher es als tertiärer
Amylalkohol erscheint und den wissenschaft-
lichen Namen Dimethyl- äthylcarbi-
• • •
•.• :
374
nol führt. Es wurde zuerst von WufiJB
dargestellt, als tertiärer Alkohol aber erst
iBpäter von Flavüzky und Osipoff erkannt.
Darstellung. 300 ccm Amylen [Tri-
methyläthylen (0113)2 = C = CH (CHg) ent-
haltend] aus Fuselöl dargestellt, werden bei
0^ mit 600 ccm einer Schwefelsäure, die aus
gleichen Volumen H2S0^ und H2O besteht,
geschüttelt. Das Amylen addirt sich zur
Schwefelsäure und bildet, indem es sich auf-
löst, Amylschwefelsäure
OH
(CH3)2 = C = CH . CH
SO
3 OH
/O — C^(^^3)2
= ^^2\. OH \^^2 — ^^3
welche bei der Destillation mit Wasser oder
verdünnten Alkalien in tertiären Amylalkohol
und Schwefelsäure zerfällt.
4. HÖH
= SO,H2 + HO--C^if„^3)2^^j,^
Amylenhydrat.
Das Destillat wird mit geglühter Potasche
entwässert und aus ihm hierauf durch fractio*
nirte Destillation das reine Amylenhydrat ge-
wonnen.
Eigenschaften. Das Amylenhydrat
bildet eine wasserklare ölige Flüssigkeit von
durchdringendem Geruch, der an Campher,
Pfefferminzöl und Paraldehyd erinnert. Es
löst sich in etwa 12 Th. Wasser leicht auf
und ist mit Alkohol in je,dem Verhältniss
mischbar. Es siedet in reinem Zustande bei
102,5^ (das uns vorliegende Präparat siedet
von 98 bis 105 ^) und erstarrt beim Abkühlen
auf — 12,5^ zu nadeiförmigen Rrystallen,
welche bei — 12,0^ schmelzen. Das spec.
Gewicht des Amylenhydrates ist bei 0^ =
0,828, bei + 12 <> == 0,812. Seinem che-
mischen Charakter nach ist die Verbindung
ein tertiärer Alkohol, d. h. bei massiger Oxy-
dation giebt sie weder einen Aldehyd oder
eine Säure, noch ein Keton. Bei energischer
Oxydation aber entsteht Essigsäure and
Aceton.
Prüfung. Die Identität ergiebt sich aus
den physikalischen Eigenschaften: Geruch,
spec. Gew., Schmelz- und Siedepunkt. —
Ausserdem giebt das Amylenhydrat mit con-
centrirter Schwefelsäure eine gelbe bis braune
Färbung. Zur Constatirung der Reinheit ist
gleichfalls wesentlich die Bestimmung des
Schmelz- und Siedepunktes. Da aber bei
diesem Präparat ganz besonders auf eine Ver-
einigung mit dem giftigen Gähmngs- Amyl-
alkohol Rücksicht zu nehmen ist , so werden
zweckmässig nachfolgende Reactionen an-
zustellen sein.
1) 1 g Amylenhydrat wird in 15 ccm Wasser
gelöst und mit Chamäleon schwach roth
tingirt; es darf innerhalb 15 Minuten
keine Verfärbung eintreten (Aethyl- und
Amylalkohol) ;
2) 1 g Amylenhydrat wird in 15cem Wasser
gelöst und mit Kaliumbichromat und
verdünnter Schwefelsäure versetzt und
schwach erwärmt; es darf nach 1/2 Stunde
keine Grünfärbnng eintreten (wie
vorher) ;
3) 1 g Amylenhydrat wird in 15 ccm Wasser
gelöst, mit einigen Tropfen Silbemitrat-
lösung und einer Spur Ammoniak ver-
setzt und erwärmt. Die klare Flüssig-
keit darf beim Erwärmen keinen Silber-
Spiegel geben oder Silber abscheiden
(Aldehyde, die meist die primären Alko-
hole verunreinigen). — - Der exacteste
Nachweis des Gähmngs - Amylalkohols
bestände in der Oxydation mit Kalium-
bichromat und Schwefelsäure und Nach-
weis der entstandenen Valerian säure.
Ueher die therapeutische Verwendung des
Amylenhydrates soll berichtet werden, sobald
ausführlichere Angaben vorliegen.
JB. FisuAcT,
Pharm. Zeit. XXXII, 55.
Tberapeatische MotiEen.
Physiologische Wirkung
der gechlorten Schwefelflthyle.
Das Schwefeläthyl, S /^^^^iBtntLGhYei-
suchen von Manni ganz indifferent, während
das zweifach gechlorte Schwefeläthyl (Thiodi-
glycolchlorid), welches Victor M^^dAn^Ute,
als heftig wirkendes Gift sich erwies; das
einfach gechlorte Schwefeläthyl ist nach Ver-
suchen Biiter'B von ähnlicher, aber schwächer
giftiger Wirkung als das Bichlorid.
375
' Das symmetriBche zweifach
gechlorte S c h we f e 1 ät h y 1
S ( ^„^ ^ ^«, , welches ein mit Wasser
XCHg — CHjCr
nicht mischbares Gel von starkem, süsslichen
Geraeh darstellt, bringt auf der menschlichen
Haat sehr bedeutende und langwierige Ent-
sündungen hervor. Kaninchen gingen nach
kurzem Einathmen der D&mpfe regelmässig
an Pneumonie zu Grunde und durch Auf-
pinseln einer Spur des Oeles auf das Ohr
traten heftige Entsiindungen der Ohren und
Augen ein. Unter fortwährender profuser
£itemng fielen die Ohren nach einigen
Wochen nekrotisch ab. s.
Ueber den Einfluss des Alkohols
auf die Verdauung des mensch-
lichen Magens.
Von G, A. Oluzinski.
Zu den Versuchen diente ein Hanu, dessen
Magen in nflchteraem Zustand das geronnene
Eiweiss Yon einem Hühnerei mit der ent-
sprechenden Menge destillirten Wassers er-
hielt. In bestimmten Zeiträumen wurde dann
der Mageninhalt mittels des Jaioarskfschen
Aspirators entleert und dieses Verfahren täg-
lich wiederholt, mit dem Unterschied, dass
die Zeiträume des Aspirirens allmälig ver-
längert wurden, bis der entleerte Magen-
inhalt Tollständig frei von Eiweiss war. Bei
der ersten Versuchsreihe warde das Eiweiss
ohne Zusatz und bei der zweiten mit gleichen
Mengen einer 25-, 50-, 75proc. Lösung von
Alkohol oder Gognac gegeben.
Die Einwirkung des Alkohols zeigte zwei
deutlteh von einander unterschiedene Phasen.
So lange noch Alkohol im Magen vorhanden
war, zeigte sich die Verdauung stark ge-
hemmt Der Alkohol verschwindet indess
bald (nach V> bis 1 Stunde) aus dem Magen,
und sobald dies geschehen ist, steigt plötzlich
der Säuregrad auf das Zwei- bis Dreifache
des Säuregrades bei der Verdauung ohne Alko-
hol. Demnach schreitet auch die Verdauung
schneller vorwärts und ist trotz der anfänglich
ungünstigen Wirkung in kürzerer Zeit be-
endigt. Aber auch nach dem Verschwinden
des Eiweisses aus dem Magen wird öfter
durch >/« bis V« Stunden ein wirksamer,
Pepsin und Salzsäure haltiger Magensaft
secemirt. Hieraus ergiebt sich, dass ein
massiger Alkobolgenuss einige Zeit vor dem
Essen günstig auf die Verdauung einwirken
muss. Grössere Quantitäten verhindern die
mechanische Funktion des Magens und beein-
trächtigen unbedingt die Schnelligkeit der
Magenverdauung.
Chem. Centr.-Bl IdST, Nr, M.
Ern&hrende Sappositorien.
Als Gegenstück zu den ernährenden Kly-
stieren empfiehlt Dr. S. TT. Qadd (Ther.
Gaz. 1887, 313) Sappositorien aus Fleisch-
extraet oder noch besser aus peptonisirtem
Fleischextract, zu welchem er eine eigene
Vorschrift giebt. Er verfährt in folgender
Weise. Die Pancreasflüssigkeit stellt man
durch Digeriren des frischen Pancreas mit
4 Th. verdünnten Alkohols her. Auch kann
das Pancreatin des Handels benatzt werden.
360 g feingehacktes Rindfleisch werden nun
mit 600g Wasser angerieben, darauf mit
60 g Liquor pancreaticus und 3,5 g Natrium-
carboaat versetzt. Die Mischung wird
6 Stunden bei einer Temperatur von etwa
70 0 gehalten, dann abgepresst. Das Filtrat
wird mit Salasäure neutralisirt und bei ge-
linder Wärme, am besten im Vacuum ab-
gedampft. Als Bindemittel für die Suppo-
sitorien soll Glycogelatina oder Oleum cacao
genommen werden. Glycogelatina wird be-
reitet, indem man 1 g bester Gelatine in etwa
10g Glycerin auflöst und erkalten lässt. Bei
Cacaobutter ist ein kleiner Zusatz von Wachs
sehr empfehlenswerth, weil dann bedeutend
grössere Mengen von Fleischextract gebunden
werden können. — os—
Eawa • Eawa.
Ueber die Anwendung dieses neuen Mittels,
welches wir schon im Jahrgang 1886, S. 72
beschrieben haben, berichtet Weinstein in
den „Wiener Med. Blättern,^ dass dasExtract.
Kawae bei Gelenkrheumatismus, Lungen-
Emphysem und -Tuberkulose, Gonorrhoe und
Hydrops mit günstigem Erfolge angewendet
worden ist. Die Einzeldosis beträgt nach
ihm 0,02 g, die Tagesdosis 0,06 bis 0,16.
Die Art der Verschreibung war folgende :
JRp, Extr. Kawae dep. 0,20,
Sacchar. alb. 3,0.
M. f. pulv. Divid. in part. aeq. X,
D. S. 38tündlich 1 Pulver.
r
376
Darreichung des Salols.
Sdkli empfiehlt die Verabreichung des
Salols in Form comprimirter Tabletten, denen
ein indifferentes lösliches oder quellendes
Pulver, am besten Amybim zugesetzt ist.
Salol lässt sich auch ohne Bindemittel com-
primiren , eine derartige Tablette wurde
jedoch unverdaut im Stuhlgang wieder-
gefunden, während die Tabletten mit Amylum-
Zusatz bald zerfallen, nachdem sie befeuchtet
worden sind. Als Formel giebt Sähli an :
Rp, Saloli purissimi 0,6.
Amyli 0,1.
M. f. pulv. d. talesdos. No. X; comprimantur.
Als Geschmackscorrigens für in Form ab-
getheilter Pulver verordnetes Salol giebt er
Oleum Menthao piperitae an. «.
Durch Medic. Chirurg. Bundschau, 1887, ilü.
Oesetz, betreffend den Verkehr
mit Ersatzmitteln f&r Butter.
Vom 12. Juli 1887.
§ 1. Die Gesehfiftsrftume und sonstigen Ver-
kaufsstellen einschliesslich der Marktstfinde, in
welchen Margarine gewerbsmässig verkauft oder
feilgehalten wird, mfissen an m die Augen
fallender Stelle die deutliche nicht verwischbare
Inschrift : „Verkauf von Margarine' trafen.
Margarine im Sinne dieses Gesetzes sind die-
jenigen, der MUchbutter ähnlichen Zubereitungen,
deren Fettgehalt nicht ausschliesslich der lulch
entstammt.
§ S« Die Vermischung von Butter mit Mar-
garine oder anderen Speisefetten zum Zweck
des Handels mit diesen Mischungen, sowie das
gewerbsmässige Verkaufen und Feilhalten der-
selben ist verboten.
Unter diese Bestimmung £l11t nicht der Zusatz
von Butterfett, welcher aus der Verwendung
von Milch oder Rahm bei der Herstellung von
Margarine herrflhrt, sofern nicht mehr als 100
Ge wich tstb eile Müch oder 10 Gewichtstheile
Rahm auf 100 Gewichtstheile der nicht der
Milch entstammenden Fette in Anwendung
kommen.
§ 8» Die Gef&Bse und äusseren Umhüllungen,
in welchen Margarine gewerbsmässig verkauft
oder feilgehalten wird, müssen an in die Augen
fallenden Stellen eine deutliche nicht verwisch -
bare Inschrift tragen, welche die Bezeichnung
„Margarine" enthält.
Wird Margarine in ganzen Gebinden oder
Kisten gewerbsmässig verkauft oder feilgehalten,
so hat die Inschrift ausserdem den Namen oder
die Firma des Fabrikanten zu enthalten.
Im gewerbsmässifi^en Einzelverkauf muss Mar-
garine an den Käufer in einer Umhüll nng ab-
gegeben werden, welche eine die Bezeichnung
El-Eellah oder Annui-Visnaga.
Diese in Egypten heimische Umbellifere
liefert in ihren Samen ein geschätztes Medi-
kament gegen Hamgries und Rheumatismus
und werden au diesem Zwecke 16 bis 20,0 g
der Samen zu 150,0 g Decoct verwendet.
Ibrähim-Effendi-Moustapha in Cairo hat ans
den Samen von El-Kellah durch Eztraction
mit Alkohol und Kalk, Behandlung des
Destillationsräckstandes mit Aether und Rei-
nigung des Aetherverdnastungsrüekstaadee
mit Wasser, beziehentlich essigsaurem Wataer
ein Glykosid, Kellin, dargestellt. Ausser-
dem enthalten die Samen noch Hans und Fett
Die Wirkung des Kellins besteht in Er-
brechen, Yerlangsamnng der Hersthätigkeit
und Athmung. g.
Joum. de Pharm, et de Chimie 1887, 661.
„Margarine" und den Namen oder die Firma
des Verkäufers enthaltende Inschrift trägt. Wird
Margarine in regelmässig geformten Stücken
gewerbsmässig verkauft oder feilgehalten, so
müssen dieselben von Würfelform sein, auch
muss denselben die vorbezeichnete Inschrift ein-
gedrückt sein, sofern sie nicht mit einer diese
Inschrift tragenden Umhüllung versehen sind.
Der Bnndesrath ist ermächtigti zur Ausführung
der im Absatz 1 bis 3 enthaltenen Vorschriften
nähere, im Beichs - Gesetd)latt lu veröffent-
lichende Bestimmungen zu erlassen.
§ 4« Die Vorschriften dieses Gesetzes finden
auf solche Erzeugnisse der im § 1 bezeichneten
Art,^ welche zum Genüsse für Menschen nicht
bestimmt sind, keine Anwendung.
§ 5« Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften
dieses Gesetzes, sowie fliegen die in Gemässfaeit
des § 3 zu erlassenden Bestimmungen des
Bundesraths werden mit Geldstrafe bis zu ein-
hundertundfünfzig Mark oder mit Haft bestraft.
Im Wiederholungsfalle ist auf Geldstrafe bis
zu sechshundert Mark, oder auf Haft, oder auf
Gefängniss bis zu drei Monaten zu erkennen.
Diese Bestimmung findet keine Anwendung,
wenn seit dem Zeitpunkte, in welchem die fllr
die frühere Zuwiderhandlung erkannte Strafe
verbttost oder erlassen ist^ drei Jahre verflossen
sind.
Neben der Strafe kann auf Einziehung der
diesen Vorschriften zuwider verkauften oder
feilgehaltenen Gegenstände erkannt werden,
ohne Unterschied, ob sie dem Vemrtheilten ge-
hören oder nicht.
Ist iie Verfolgung oder Verurtheüung einer
bestimmten Person nicht ausführbar, so kann
auf die Einziehung selbstständig erkannt werden.
§ 7. Das gegenwärtige Gesetz tritt am 1.
October 1887 in Kraft.
Wilhelm. ron BoeUidur,
Verlefer und Terantwortllcher Redaetanr Dr. £• Oelftler ia Draadea.
Im Bochhandel daroh Jaltna Springer, Berlin M., Monb^oapUts S.
Druck d«r KSnlgl. Hofbncbdrackerel Ton.O. CMeinlioldftSeiiiitla Dretdam.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutsc];Lland.
Zeitung fiir wissenschafUiche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben Ton
Dr. Hermann Hager und
Dr. Ewald Gelssler.
Erscheint laden Donnerstag. — Abonnementspreis durch die Post oder den Bacbhandel
▼ierteljfthrlich 2 Hark. Bei Zasendnng unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
25 If. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grösseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Anitrige, Maansdripte «tf. wolle man an den Redacteur Prof. Dr. E. Geissler,
DreBden, Pillnitzer Strasse 56 adrensir^^n
MSt
Berlin, den 4 August 1887. Tm'J.UUg'.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
lob Alt: <''fe«tail« BB« PliarauMi«: Weiteret Aber ChlnioprOfanff. — LönlichketUtabelle einiger Anillnfarb«toffe.
— Ueber JodoformemaUioiien mit Qlycerin. — Einfache Methode, kOnstliche Farbstoffe In Bntter und Fetten ^^
erkennen. — Oxydation vertchledener Kohlenarten. — Ein Deiodoran« f8r Jodoform. — Die Anrabl der Strahlen-
bifltben bei Chrysantbernnm Lenoanthemum nnd anderen C!oinpo«iteu. — Zur Frage der Vernnreinignng des
Wassers dnroh bleierne Röhren. — NIgritine. — MUeelleB: Fällung nnd Bestimmung des Mangans mittelst
Wasserstoffsuperoxyd. — Erkennung nnd Bestimmung Ton Thallium In Gegenwart von Blei. — Zur Bestimmung
d«r Phesphorsaure. — Beitrag zur Titerstellnng von Jodlösungen. — Die Unlösllchkelt des Baryumchlorlds etc.
— 60. Versammlung deutscher Naturforscher nnd Aente in Wiesbaden. — Offene CoireapOBdens, — iBselceB*
Chemie nnd Pharmaciee
Weiteres Aber Chininprüfang.
Ton G. ViUpiua.
(Schlnss ans voriger Nummer.)
So ziemlich alles, was sich von irgend
einem Standpunkte aus gegen die Ar-
beiten, Beobachtungen und Schlussfolger-
uDffen von Schäfer, sowie von de rrij
geltend machen lässt, findet sich zu-
sammengefasst in den neueren Publika-
tionen von Kemer, Weiler und Hesse.
Man kann es dem Erstgenannten ge-
wiss nieht verargen, wenn er darauf hin-
weist , dass die nach ihm benannte und
1863 bekannt gewordene Probe die beste
Prüfungsweise zu jener Zeit war und
deshalb auch gerne von den Pharma-
kopoen anfgenonunen wurde, denn er
eonstatirt damit nur eine feststehende
Thatsache. Man wird ihm ebenso gern
zugestehen, dass jede Prflfungsmethode,
welche Anspruch auf ausgedehnte An-
wendung erneben will, den Bedttr&issen
der Praxis angepasst, also rasch und
leicht ausfllhrbar sein und unzweifelhafte
Endresultate geben muss. Ist doch ge-
rade diese letztere Qualität seiner eigenen
Probe bestritten worden. Nicht minder
kann man ihm beipflichten, wenn er die
Meinung ausspricht, dass von einem
Arzneimittel kein zur unnöthigen Yer-
theuerung führender Beinheitsgrad ver-
langt werden solle.
Dagegen widerspricht es allen Grund-
sätzen unserer heutigen Pharmakopoen,
wenn Kemer die Beinheit der Arznei-
mittel nur auf den zur Verbürgung ihrer
Wirkung erforderlichen Grad beschränkt
wissen will, denn damit würden jene
neun Zehntel aller Forderungen unserer
Pharmakopoe hinfällig, welche sich um
Nachweis von den die Hauptwirkung
durchaus nicht beeinträchtigenden kleinen
Mengen fremder Metalle oder Säuren in
den verschiedensten chemischen Präpa-
raten drehen. Auch hier handelt es sieh
um eine grosse Zahl von Yertheuerungen,
welche nach Kemer^s Auffassung als
unnöthig bezeichnet werden müssten, und
theilweise sehr erheblich sind, wie ein
Blick in die Preislisten der Ghemikalien-
handlungen lehrt, wo sich nach den
meisten Präparaten noch eine weitere
als „purissim. Ph. Ö. II" bezeichnete Qua-
878
lität mit einem bia zu SOpCt betragen-
den Mehiwerthe verEeichnet findet.
Auch darin kann man Kemer zustim-
men, dass eine eingebürgerte Prüfungs-
methode nicht leichthin, sondern nur
dann zu Gunsten einer neuen aufgegeben
werden solle, wenn letztere eine wirkliehe
Verbesserung bedeutet; allein das be-
hauptet man ja eben Von den neuen
Methoden, und es ist noch Niemand ein-
gefallen, ftir dieselben lediglich aus Neig-
ung zur Abwechselung einzutreten. Wenn
aber Kemer die Andeutung hinzufugt,
dass die Hauptinteressenten, worunter er
die Aerzte und das arzneibedürftige Pu-
blikum verstanden wissen will, durch die
Aufrollung der Ghininprüfungsfrage ge-
schädigt, weil überflüssigerweise beun-
ruhigt worden seien, da sie zwischen
dem Vortheile wirklicher Fürsorge und
einem Sturme im Glase Wasser, dessen
Windrichtung und Moü? ihnen unbe-
kannt, nicht unterscheiden können, so
ist hiergegen doch gar manches einzu-
wenden. Vor Allem erfährt das arznei-
bedürftige Publikum von solchen Er-
örterungen in der wissenschaftlichen
Fachpresse überhaupt nichts, wird also
auch nicht beunruhigt, und auch die
Aerzte sind es wenigstens in Deutschland
gewohnt, sich auf die Gewissenhaftigkeit
der Apotheker bezüglich der Beinheit
cler Arzneistoffe zu verlassen, und haben
sich erfahrungsgemäss noch niemals
widersetzt, wenn die letzteren es für an-
gezeigt hielten, die Forderungen an ein-
zelne Chemikalien betreffs ihrer Beinheit
zu erhöhen. Sie werden also wohl nicht
einmal besonderen Dank empfinden, wenn
sich der Fabrikchemiker über den Apo-
theke weg direct an sie wendet, um
eine chemische Frage in eine pharma-
kodvnamische umzuwandeln. Die Be-
zeichnung derselben als Sturm im Glase
Wasser schafft diese ganz bestimmt nicht
aus der Welt und wenn mit dem Hin-
weis auf des ersteren unbekannte Bicht-
ung und Motiv dem Eindrucke Abtrag
geOian werden soll, welchen die Bestreb-
ungen von de Vrij und die entgegen-
kommenden Bemühungen Schäfers ge-
macht haben, so ist zu bemerken, dass
gerade die Angriffe, welche die Arbeiten
dieser Männer bisher erfahren, ganz
wesentlich dazu beigetragen haben, die
Aufimerksamkeit der Faehkreise anf die-
selben SU lenken, und diese erhöhte Auf-
merksamkeit vermochte bis jetzt noch
keine Spur eines unedlen Motives oder
einer verdächtigen Windrichtung zu ent-
decken. Wer den zahlreichen einzelnen
Abhandlungen über diesen Gegenstand
genau gefolgt ist, wird sich kaum dem
harten UrÜieile JKemcr's anschliessen
können, dass es sich bei dieser ganzen
Ghininprüfungsfrage nur um chemischen
Sport und Vergrösserung der Papierhalde,
aber nicht um die Förderung Yon Erz
handle.
Trotzdem giebt Kemer zu, dass seine
Probe, deren übrigens von Niemand be-
strittene richtige Grundlage er betont,
durch den von ihm früher Hesse gegen;
über geleugneten latenten Zustand der
Nebenalkaloide in einem gewissen Um-
fang beeinträchtigt werde., Der Verun-
reinigung mit Hydrochinin spricht er
jede nacntheilige Bedeutung ab, da dieses
Nebenalkaloid nicht nur in gleicher Weise
wirke, wie das Chinin, sondern vor letJK-
terem noch den Vorzug grösserer Besi-
stenz in der Blutbahn voraus habe. Er-
wähnen wir noch, dass Kemer die Bein-
heit des GhininsulfiEits als pure Münzfrage
erklärt und für die Superiorität der durch
den pflanzlichen Organismus gebildeten
Ghinaalkaloide gegenüber den synthetisch
gewonnenen antipyretischen Mitteln eine
Lanze einlegt, welche natürlich an dem
Ta^e der synthetischen Darstellung des
Chinins selbst zersplittern wird, so ist
damit der polemiscne Theil seiner Mit-
theilungen erschöpft, und können wir
uns mit um so grösserem Vergnügen dem
sachlichen Theile derselben zuwenden.
Auch Kemer hat sich schon seit Jahren
eingehend mit dem Verhalten der Ghina-
alkaloide gegen das polarisirte Licht be-
schäftigt, wobei er die eiiaelnen Tartrate
aus den heissen Lösungen der betreffen-
den Sulfate mit Natriumtartrat f&llte und
durch Umkrystallisation rein erhielt, ein
Verfahren, welches in seinem letzteren
Theil für gemischte Tartrate sich natür-
lich verbietet Er spricht sich für den
Werth des optischen Verfahrens, soweit
es sich um ein Gemenge von nur swei
bekannten Chinaalkaloiden handelt, durch-
379
ans günstig ans, Weist aber anf die sehen
frGher erörterte starke Beeintr&chtignng
der Sesultate schon darch optisch in-
differente gleichzeitig anwesende Körper
hin, eine Äeinträchtignng, welche selbst-
redend noch weit grössere Verhältnisse
annimmt, wenn ein drittes gleichfalls
optisch actires Ohinaalkaloid zageren
ist, wie es in Gestalt des Hydrochinins
sehr b&nfig zusammen mit öhinin vor-
kommt. Gleich dem letzteren dreht es
das polarisirte Licht nach links, allein
in anderem Yerhftltniss, so dass seine
Geffenwarl allein sehen genügt, die op-
tische Methode als ofßcielle Probe nntaug-
lich erseheinen zu lassen, ganz abgesehen
von dem Umstände, dass sie nur in
durchaus erfahrenen Händen gute Resul-
tate giebt, da schon kleine Ablesungs-
fehler oder kleine Abweichungen der ein-
zelnen Polarisationsinstrnmente von einan-
der dieselben unrichtig erscheinen lassen.
Aus dem Ohininsulfat des Handels ge-
wannen Kemer und Wetter wiederholt
etwa 8 pOt. Hvdrochinin neben Spuren
von Hydrocinchonin und Hydrocinchoni-
din. Wahrscheinlich sind diese verschie-
denen Hydrochinaalkaloide, welche sich
von den entsprechenden Alkaloiden selbst
in der Znsammensetzung durch ein Mehr
von 2 H unterscheiden, in den Bin-
den schon präformirt enthalten und nicht
erst im Gange der Fabrikation entstanden.
Sie sind in saurer Lösung gegen die Ein-
wirkung ron Kaliumpermanganat viel
resistenter, als die eigentlichen China-
alkaloide im engeren Sinne. Die Sulfat-
lösnngen von Hydrocinchonin und Hydro-
einchonidin fltioresciren nicht und drehen
die Polarisationsebene des Lichtes nach
rechts, so dass also auch die vorhandenen
kleinen Mengen dieser beiden Hydro-
alkaloide als verwirrender Factor bei der
optischen Prüfung des Gbininsulfats in
Betracht kommen.
Das reine Hydroehinin ist schwer lös-
lieh in Wasser, leicht löslich in Wein-
geist und Aether, und bleibt beim Ver-
dunsten dieser Lösungen als amorphe
Substanz zurfidc. Die Lösungen sein^
im Yergleioh mit den entsprechenden
Gbininsalzen etwas Idchter löslichen Salze
flaoresciren slaric und geben die Thalleio-
chinreaetion.
Sehr zu Gunsten der von de Vrij em-
pfohlenen Bisulfatprobe spricht die An-
gabe Weller\ dass das Hydroehinin aus
dem Ohininsulfat eben so gut wie das
Cinchonidin bei der Umwandlung in Bir
Sulfat entfernt werden kann, da es hier-
bei in der Mutterlauge bleibt, aus der
man dann das Hydroehinin rein erhält,
wenn man durch Ealiumpennangaliat
das noch vorhandene Chinin oxydirt, das
Hydroehinin durch Natron füllt und mit
Aether ausschüttelt, bei dessen Verdunsten
es rein hinterbleibt. In verdünnter Schwe-
felsäure aufgenommen liefert es ein Sul-
fat, welches im Aussehen dem chemisch
reinen Ohininsulfat in allen Stücken ähn-
lich ist, so wie auch die beiden Tartrate
sich sehr gleichen. Dagegen fällt der
Herapathit des Hydrochinins unter sonst
gleichen Verhältnissen mehr rothbrauii
geftrbt und voluminöser als der violett-
braune Ohininherapathit.
Merkwürdig muss es erscheinen, dass
Weller so lebhaft für die Einführung der
schweren Krystallform für reines Ohinin-
sulfat immer wieder eintritt, unter Auf-
stellung der Behauptung, dass ein ge-
übtes Auge in diesem Falle einen Oin-
chonidingehalt sofort an dem matten und
rauheren Aussehen dieser schweren Kry-
stalle erkennen würde. Die Uebung eines
solchen Auges muss eine ganz aussei^
ordentliche und so bedeutende sein, wie
sie wahrscheinlich nur von dem Ohinin-
chemiker von Fach errungen werden
kann, denn Schäfer bat solche Gemenge
von Chininsulfat mit Oinchonidinsülfat in
allen möglichen Procentverhältnissen zu-
sammen krystallisiren lassen, ohne dass
es dem Schreiber dieses möglich gewesen
wäre , dieselben unter einander oder von
dem reinen Ohininsulfat in BittersaMorm
zu unterscheiden. Weiler ma^t auch
geltend, dass die Aehnlichkeit dieser
schweren Form mit so vielen anderen
Körpern kaum Bedenken erregen könne,
da man ja doch jeweils untersuchen müsse
und dabei eine Verweehselunff mit einem
anderen Körper oder die Beimischung
eines solchen sich sofort ergeben werde.
Dagegen lässt sich aber wohl sagen, dass
Verwechselungen eben doch weniger
leicht vorkommen, wenn eine äussere
Aehnlichkeit der in Frage kommenden
380
Körper nicht vorhanden ist. Um so
lieber wird man die Ansicht Weller's
unterschreiben, dass die Dosirung der
schweren Krystallform eine für den Apo-
theker angenehmere sei, und schliesslich
die Abnehmer den Ghininfabrikanten
ihren Willen bezüglich der Form auf-
legen können.
Der Werth der Ausfuhrungen Weller's
würde nicht im Geringsten gelitten haben,
wenn eine Berufung auf eine Bemerkung
JungfleiscKs denselben fern geblieben
wäre, worin letzterer die Vermuthung
ausspricht, es scheine aus dem Vergnügen,
welches einzelne Chininfabrikanten dar-
über empfinden, dass ihnen auch die
Herstellung eines chemisch reinen
Ohininsulfats in der lockeren Form
gelungen sei, hervorzugehen, dass damit
greifbare geschäftliche Vortheile ver-
knüpft sein müssen. In dem Munde eines
so competenten Beurtheilers der Verhält-
nisse, wie Weller, ist diese Wiederholung
einer fremden Vermuthung nur zu ge-
eignet. Misstrauen zu säen, welches in
vorliegendem Falle höchst ungerecht-
fertigt wäre. Der Genannte weist übri-
gens darauf hin, dass die Leichtigkeit
des Böhringer' sehen reinen Ohininsul-
fats doch diejenige des cinchonidinhaltigen
nicht erreicht, wie sich schon aus der
kleineren Form der Unzengläserpackung
ergebe, und schliesst seine Besprechung
mit dem Bekenntnisse, dass er die Am-
moniakprobe trotz der ihr anhaftenden
Mängel auch jetzt noch für die einfachste,
am wenigsten unvollkommene und am
raschesten ausführbare der bisher be-
kannten Proben halte.
In diesem Stadium der Polemik nahm
auch der wissenschaftliche Bedacteur der
Pharmaceutischen Zeitung zu
derselben Stellung, indem er constatirte,
dass die mit so vieler Begeisterung auf-
genommene Ghromatprobe immer mehr
an Credit verliere, hauptsächlich auch
deshalb, weil bei derselben die Verun-
reinigungen mit Hvdrochinin und Cin-
chonin unberücksicntigt bleiben. Im
Ganzen acceptirt das Blatt die Ansehau-
nngen von Kemer, Weller und Hesse,
gleich ihnen behauptend, dass de Vrij
den Ginchonidingehait des Handelschinins
bedeutend überschätzt haben müsse, und
knüpfl daran die Mahnung, man m^ge
sich in Zukunft neu vorgeschlagenen Me-
thoden gegenüber so lange abwartend
verhalten, bis deren Brauchbarkeit durch
längere Versuchsreihen festgestellt sei.
Dabei sind aber leider zwei recht wesent-
liche Dinge übersehen worden. Einmal
hat de Vrij den von ihm signalisirten
hohen Ginchonidingehait des Handels-
chininsulfats keineswegs nur mittelst einer
einzigen, sondern sowohl mit der op-
tischen, als mit der Ghromat- und Bisul-
fatprobe ermittelt, und die Brauchbarkeit
der letzteren wird ja selbst von seinen
Gegnern anerkannt Und dann hat ja
de Vrij sich überhaupt nicht in irgend
eine Methode verrannt, sondern er hat
eben starken Ginchonidingehait beobachtet
und dann nicht ohne Erfolg nach ge-
eigneteren Methoden zu dessen möglichst
einfachem Nachweis gesucht. Dabei hat
er später mit dem Freimuth eines Mannes,
dem es nur um die Wissenschaft zu than
ist, der Schäfer'Btheu Oxalatprobe den
Vorzug vor seinen eigenen bereitwilligst
eingeräumt, soweit es sich um die Bot
dürfnisse der pharmaceutischen Praxis
bei der Untersuchung des Ghininsalfats
handelt. Es scheint also von manchem
Fernerstehenden die ganze Frage nicht
völlig richtig aufgefasst worden zu sein.
Schäfer selbst hat sich im Verlauf d^
Erörterungen veranlasst gesehen, die
Brauchbarkeit seiner Oxalatprobe far
andere Ghininsalze neben dem Sulfat zu
betonen. Dieselbe ist eine dir acte für
alle diejenigen neutralen Ghininsalze,
welche in kochendem Wasser nicht
schwerer löslich sind als das Salfat
So nimmt man beispielsweise anstatl % g
Ghininsulfat eine gleiche Menge Hydro*
bromat oder 1,8 g Hvdrochlorat und ver-
fährt genau in der früher beschriebenen
Weise. Auch hier wird 1 pGt. oder mehr
an Nebenalkaloiden sicher erkannt
Bei anderen Salzen bedarf es eines
indirecten Verfahrens. Man löst Sg
des betreffenden Salzes in 50 g mit Salz-
säure angesäuertem Wasser, übersättigt
mit Soda, schüttelt mit Aether aus, f&hrt
aus diesem das Ghinin in Sproc. wäss-
rige Schwefelsäure über, neotralisirt die
heisse Flüssigkeit mit Ammon, ftigt 8 g
Natriumsulfat bei, saugt nach 12 Stunden
381
die Laage von dem inzwischen ausge-
schiedenen und auf einem Filter ge*
sammelten Niederschlag von Chininsulfat
ab, trocknet das letztere bei 100^ und
stellt mit 1.7 g dieses wasserfreien Sulfats
die Oxalatprobe in der bekannten Weise
an, wo dann bei einem Gehalt von 1 V.2 pOt.
Nebenalkaloid in dem ursprünglichen
Cbininsalz die bekannte Trübung ganz
sieher eintritt. Man stellt also mit anderen
Worten zunächst aus dem betreffenden
Chininsalze das Sulfat dar, was bekannt-
lich die von unserer Pharmakopoe für
Chininhydrochlorat angegebene Prüfungs-
vorschrift auch bezweckt, aber in Folge
eines Irrthums nicht erreicht. Enthält
ein Chininsalz weniger als 60 pCt. Chinin,
so muss selbstversiänBlich eine grössere
Menge davon zur Prüfung; verwendet
werden. Chininum purum und bisul-
furicum können natürlich etwas weniger
umständlich behandelt, nämlich direct
durch Behandlung mit Schwefelsäure und
Ammon in das neutrale Sulfat über-
feführt werden, dessen Gewinnung in
ry stallisirter Form übrigens Be-
dingung ist, da durch die geringsten
Mengen freier Schwefelsäure die Empfind-
lichkeit der Oxalatprobe sehr beeinträch-
tigt wird.
Für Beibehaltung der lockeren
Form des Chininsulfat-s, welche jeden-
falls für den Export nach überseeischen
Ländern, wo man eben ein Yorurtheil
zu ihren Gunsten hegt, weiter fabricirt
werden müsste, führt Schäfer insbeson-
dere auch noch den Umstand an, dass
nur das Sulfat des Chinins und Chinidins
freiwillig in dieser somit für sie
charakteristischen lockerenForm krystalli-
siren, während die Sulfate von Cinchoni-
din und Cinehonin nur durch besondere
Manipulationen in diese Form gebracht
werden können.
Weiler verficht immer wieder aufs
Neue eine gegentheilijre ÄufTassung, wobei
er für die grössere Zweckmässigkeit der
schweren, von Kemer bekanntlich als
,.Normalchinin'' bezeichneten Erystallform
auch die ürtheile von Jungfleisch und
des sonst so heftig bekämpften de Vrij
beizieht. Er muss jedoch andererseits
zugeben, dass allerdings die Sulfate des
Cinchonidin und Cinehonin an und für
sich nicht leichtflockig krystallisiren,
meint jedoch, dass hierauf kein Werth
zu legen sei, da sie eben herkömmlicher
Weise doch auch in dieser leichtfiockigen,
wenngleich bei ihnen künstlich erzeugten
Form in den Handel gebracht werden.
Eine unverkennbare, gegen Schäfer ge-
richtete Spitze liegt leider in der weiteren
Ausführung, dass gerade, weil diese üb-
liche leichtfloekige Form auch der Sulfate
der Mebenalkaloide diese zur Substitution
und zur Mischung mit lockerem Chinin-
sulfat sehr geeignet mache, die schwere
Form für letzteres einzuführen sei. Da-
durch werde jenen Gefahren ein Riegel vor-
geschoben, „falls nicht auch die schweren
Nebenalkaloidsnlfate oder die Schäfer-
sehen isomorphen Mischungen speciell
zu diesem Zwecke hergestellt würden."
Eine unserer ersten Autoritäten auf
dem Gebiete der Chinaalkaloide , Hesse,
hat sich in der deutschen Fachpresse
über diese ganze Streitfrage der Chinin-
prüfung sehr lange nicht vernehmen
lassen, sondern nur gelegentlich in einer
englischen Zeitschrift seine für die neu-
eren Bestrebungen in dieser Sichtung
abfällige Meinung geäussert. Erst im
Mai d. J. ist er in die eigentliche Ge-
fechtslinie eingetreten, dafür aber gleich
mit einer umfassenden und gründlichen
Abhandlung.
Wie längst bekannt, kein Verehrer der
Kemer' Bchen Probe, hat er gefunden,
dass das von de Vrij erhobene „Geschrei"
wegen des längst bekannten und nur
von ihm mittelst falscher Methodjen zu
hoch gefundenen Cinchonidingehaltes im
Chininsulfat wenigstens das eine Gute
gehabt hat, eine strenge Kritik der von
ihm längst bekämpften Aerwer'schen Probe
der Pharmakopoe hervorzurufen.
Nach den Erfahrungen von Hesse
wird, was zunächst die Formfrage an-
belangt, das Maximum der Leicht-
flockigkeit des Chininsulfats nur dann
erreicht, wenn gewisse Antheile von
Nebenalkaloiden und zwar speciell von
Hydrochinin vorhanden sind, während
die anderen Nebenalkaloide hierftlr von
geringerer Bedeutung seien.
Hesse betont ausdrücklich, dass trotz
des allerdings recht störenden grossen
Cinchonidingehaltes der heute verar-
382
beitetea Ceylonrindea , in den älteren
Fabriken jetzt ein von jenesi Neben-
alkaloide fast ganz freies Chininsulfat
hergestellt werde, während man früher
m& besserem Bohoiateriale gleichwohl
nur ein viel weniger reines Chinin za
nuchen verstand, wie denn auch durch
die alte Ltßdty sehe Ghininprobe nur Ver-
unreinigungen mit mehr als 10 pGt. Neben-
alkaloiden nachgewiesen werden konnten.
Trotzdem seien mit jenen unreinen Pro-
ducten die Heilwirkungen des Chinins
erprobt worden, besitze doch auch das
Cincbonidin eine mit der des Chinin über-
einstimmende, wenngleich nur ein viertel
so starke Wirkung. Solche Erwägungen
hätten ja auch früher de Vrij zur Par
tronisirung des „Quinetum'' genannten
Mischmasch bestimmt, welcher neben nur
ISpCt. Chinin äöpCt. Cinchonidin. 21pCt.
Cinchonin und 31 pCt. amorphe Alkaloide
enthalte.
Da ferner auch im Auftrag der eng-
lisch-indischen Begierung ein „Chinin-
sulfat'' in und für Indien fabricirt werde,
welches nur 60pCt. Sulfat von wirklichem
Chinin enthalte, so hätte de Vrij seine
Bedenken gegen den Cinchonidingehalt
unserer ja viel reineren Fabrikate nach
Hessens Ansicht besser unterdrückt.
Man wird sich mit dieser Meinung
nicht einverstanden erklären müssen, denn
daraus, dass man Schmuckgegenstände
aus niederkarätigem Gold fabricirt und
zu entsprechenden Preisen verkauft, fol-
gert ja auch Niemand, dass der Feingehalt
einer Goldmünze um eine Anzahl von
Proceriten zu gering sein dürfe.
Um so erfreulicher ist die Erklärung
Hesse% dass auch er nicht für eine der-
artige Licenz eingenommen sei, sondern
nur ganz bescheidene Mengen von Neben-
alkaloiden im Chininsulfat zulassen wolle.
Aus diesem Grunde hatte er auch schon
der Pharmakopoe -Commission im Jahre
1882 zur Prüfungsvorschrift für Chinin-
sulfat ein Verfahren empfohlen, nach
welchem 1 g bei 100 ^ getrocknetes Chi-
ninsulfat mit Wasser von 60^ geschüttelt
wurde und 5ccm des bei 15 ^ gewonnenen
Filtrats mit 2 ccm Aether und 5 Tropfen
Salmiakgeist gemischt innerhalb einer
bestimmten, je nach dem von der Com-
mission festzustellenden Beinhoitsgrad
länger oder kürzer zu bemessenden Zeit
keinerlei Ausscheidung geben durften.
Dieser Vorschlag von Hesse sei inner-
halb der damaligen Beichspharmakopöe«
Commission nor ron FehUng und Otto
befürwortet, auf Veranlassung des für die
Kemer'sehe Ptobe eintretenden Flüekif/er
von allen anderen Mitgliedern, worunter
aoeh sftmmtliehe Apotheker, abgelehnt
worden und somit durchgefallen, obgleich
Heffse amnirücklich auf die Nachtheile
hingewiesen habe, welche sich fftr die
Anwendung der Kerrier'Qehen Probe in
ihrer jetzigen Form aus dem bei krystalli-
sirtem und im nicht verwitterten Chinin-
sulfat gewissermaassen latent vorhan-
denen Cinchpnidinsulfat ergeben. Diesem
Uebelstande würde allerdings bei dem
oben skizzirten von Hesse empfohlenen
Verfahren begegnet worden sein, da durch
das vorherige Trocknen des Sulfat« bei
100^ eine Spaltung der Chinin-Cinchoni-
din - Verbindung herbeigeführt und das
nun nicht mehr latente Cinchonidinsulfat
bei 60^ ausgezogen wird, ohne dass
gleichzeitig dabei so viel Chinin in Lösung
^eht, wie beim Auskochen oder gar Auf-
lösen des Chininsuliats in kochendem
Wasser. In letzterem Falle wird nach
Hesse beim Wiedererkalten von dem sich
dann ausscheidenden Chininsulfat wieder
eine verhältnissmässig grosse Menge Cin-
chonidinsulfat als Doppelverbindnng
fiiirt, also aufs Neue latent gemacht.
In diesem Punkte stehen sich also die
Ansichten schroff gegenüber, da Schäfer
die möglichst vollständige Auflösung des
gesammten Sulfats für unerlässlich, Hesse
dieselbe geradezu für schädlich erklärt.
Der letztere lässt sämmtliche Prüfungs-
methoden des Chininsulfats auf Cincboni-
din kritische Bevue passiren, wobei er
zunächst die früher von uns beschriebene
KremerschQ Saturationsprobe, auf der
Titration der vorhandenen Schwefelsäure-
menge beruhend, aus dem Grunde zurück-
weist, w^eil die heiss bereitete Lösung
nach dem Erkalten die einzelnen Sulfate
durchaus nicht im gleichen Verhältnisse
enthalte, wie eine Lösung derselben für
sich allein in reinem Wasser, so dass
man im Grunde genommen gar nicht
wisse, was man titrire.
383
Der Bisulf atprobe von de Vrtj
stellt Hesse für den Fall, da8fi mit reinem
Aether gearbeitet wurde, ein günstiges
Zeagniss aus und hält sie vor allen Dingen
für besser, als ihre yon Schäfer ersonnene
Modification, bei welcher das Verdampfen
der Aetherlösung eine zu starke, die Ery*
stallisation des Ginchonidins oft hindernde
Concentration herbeiführe. Dazu komme,
dass die Ausscheidung nicht aus Gin-
chonidin, sondern aus einer Doppel-
Verbindung von 1 Mol. Ghinin mit 2 Mol.
Cinchonidin bestehe.
Die sogenannt« Paufsche Krystalli-
sationsprobe hält Hesse für gleich-
werthig mit der ursprünglichen Bisulfat-
probe. Bei ihr werden 5 g Ghininsulfat
in 150 g kochendem Wasser gelöst, nach
dem Erkalten das Abgeschiedene nach
dem Absaugen der Mutterlauge wieder
in 100 g Wasser heiss gelöst und erkalten
gelassen, worauf man die vereinigten und
eingeengten Mutterlaugen mit etwas über-
schüssigem Ammon und Aether schüttelt
nnd das dabei ausgeschieden bleibende
Gincbonidin wägt.
Die Ghromatprobe will Hesse
unter keinen Umständen zur quanti-
tativen Bestimmung von Gincbonidin
benützt wissen, giebt aber zu, dass schon
von einem 0,3 pGt. betragenden' Ginchoni-
dingebalt an qualitative Besultate erhalten
werden. Doch sei sehr zu berücksichtigen.
dass bei steigendem Gehalte an Cinchonidin
wechselnde Mengen desselben als Ghro-
mat zusammen mit dem Ghininchromat
sich ausscheiden, weshalb er speciell mit
der Schlickum' ^hen Modification der
Probe bei einem Gehalte von 2,7 pGt.
Cinchonidin eine kaum merkliche Trübung-
im Filtrate erhalten bat. Auch hier
komme wieder der Umstand in Betracht,
dass das durch Natron ausgeschiedene
Alkaloid kein reines Gincbonidin, sondern
eine feste Verbindung desselben mit Chinin
aei, deren Zusammensetzung übrigens
Hesse beute nicht mehr wie früher zu
1 Mol. Ghinin mit 2 Mol. Cinchonidin,
sondern zu 1 Mol. Ghinin mit 7 Mol.
Cinchonidin angiebt. Damit ist auch
die früher von ihm festgestellte Um-
reehnungszahl für reines Cinchonidin
geändert worden, indem das Gewicht
des ausgeschiedenen Beinalkaloides nicht
mehr mit 0,62, sondern mit 0,86 multi-
plicirt werden soll.
Auch bei der Schäfer'sehen Oxalat-
probe ist nach Hesse wieder eine ähn-
liche Umrechnung nöthig, da auch hier
eine solche Ghinin-Gincbonidinverbindung
ausfalle. Er schliesst dieses aus dem
Umstände, dass die Lösung des durch
Natron erhaltenen Niederschlags in ver-
dünnter Schwefelsäure fluorescire und
dieThalleiochinreaction gebe. £r bestätigt
ferner meine Beobachtung, dass die Ab-
kühlungszeit von einer halben Stunde
unter Umständen nicht ausreichend sei,
um die Temperatur auf die richtige Norm
zu bringen und schlägt dafür vor, eine
ganze Stunde zu warten, ein Vorschlag,
welchem wir uns nicht anzuschliessen
vermögen, da hierdurch die Probe viel
weniger scharf wird, und man anderer-
seits es durch geeignete Handhabung der
Abkühlungsweise vollkommen in der
Hand hat, die Temperatur auf dem
richtigen Punkt zu erhalten.
Dagegen lassen sich zwei andere Ein-
wendungen gegen die Oxalatprobe nicht
leugnen, sie treffen jedoch nur den Fall
eines Versuchs der quantitativen Bestimm-
ung des Gesammtcinchonidingehaltes,
welche eben den Apotheker nicht berührt.
In einem solchen Falle allerdings tritt
die Thatsache störend in den Weg, dass
nicht sämmtliches Ghininoxalat aust&Ut,
sondern ein kleiner und mit der Menge
des vorhandenen Ginchonidinsalzes stei-
gender Theil desselben durch letzteres
in Lösung gehalten wird, weshalb dann
mit dem Cinchonidin später auch Ghinin-
spuren durch Natron ausgeschieden
werden, so wie andererseits auch das
niedergeschlagene Ghininoxalat kleine
Mengen Cinchonidin führt. Diesen Ver-
hältnissen giebt Hesse die Schuld dafür,
dass er bei einem Cinchonidingehalt von
Va bis über 1 pGt. mit der Oxalatprobe
Trübungen von scheinbar gleicher Stärke
erhielt und erst bei einem Cinchonidin-
gehalte von 2 pCt an für sein Auge ein
Unterschied bemerklich wurde. Er be-
hauptet aber ferner, dass in Folge der
geschilderten Umstände diese Probe oft
genug einen viel zu hohen Cinchonidin-
gehalt finden lasse, was auch bei der
optischen Tartratprobe so häufig der Fall
384
sei. Sehr interessant und ganz neue
Aufschlüsse für die Zukunft verheissend
ist seine weitere Angabe, er habe mit-
unter ohne jede Ahnung des wirklichen
Grundes bei der optischen Tartratprobe
so unbegreiflich hohe Zahlenwerthe für
Cinchonidingehalt erhalten, dass er ge-
zwungen sei, an die Möglichkeit des
Vorhandenseins eines noch nicht bekannten
weiteren Körpers zu glauben, welcher
sich optisch anders verhalte, wie Chinin,
Cinchonidin und Hydrocinchonidin.
Nach allen diesen gründlichen Er-
örterungen sieht sich aber auch Hesse
genöthigt, zuzugestehen, dass nach unserer
heutigen pharmakopöisehen JEern^r'schen
Probe ein Gehalt von 5 bis 8pCt. bei
krjstallisirtem Cinchonidin im Chinin-
sulfat übersehen werden kann, glaubt
aber, dass man diesem Missstande einfach
in der von ihm angegebenen Weise durch
Verwendung bei 100^ getrockneten Sul-
fates abhelfen solle.
Etwas wesentlich Neues bringt Schäfer
zur Beurtheilung der Frage herbei, welche
man als längst erschöpft anzusehen ge-
neigt war. Er hat nämlich durch Ver-
suche festgestellt, dass die Art des
Materials, durch welches die Alkaloid-
lösung im Verlauf der einzelnen Prtifungs-
gänge filtrirt wird, vom allergrössten
Einflüsse auf das Endresultat ist, in-
sofern, als dadurch verschieden grosse
Alkaloidmengen im Filter selbst zurück-
gehalten, durch dessen Fasern fixirt
werden. Lässt man grössere Mengen
solcher wässeriger Ghininsulfatauszüge
oder Chinaalkaloidlösungen durch ein
Filter passiren, so tritt bald wieder Aus-
gleichung ein, aber die ersten 5 ccm des
Filtrats sind stets viel alkaloidärmer, als
sie eigentlich sein müssten und enthalten
wechselnde Alkaloidmengen. je nachdem
durch dünne oder dicke Papierschichten,
durch Leinwand-, Baumwolle-, Cellulose-,
Sehafwollebäuschchen filtrirt wurde. Man
wird also bei Benutzung verschiedener
Filter verschiedene Resultate erhalten und
eine bestimmte Probe wird nur unter
der Voraussetzung des Gebrauches eines
und desselben Filtrirmaterials richtig
sein, d. h. sie ist im Grunde genommen
auf ein solches angepasst, unbewusst be-
rechnet worden. So werden also bei der
JEi?rner'schen Probe ganz verschiedene
Amraoniakmengen verbraucht, je nach
dem Filtrirmaterial, welches man benutzt
hatte.
Schäfer empfiehlt daher zur Vermeidung
dieser sehr störenden ühgleichheiten, ein
für allemal durch Glaswolle zu fihriren,
und zwar durch solche, welche man zur
Beseitigung der stets vorhandenen Al-
kalinität dieses Steifes zuvor mit kaltem
destillirtem Wasser gut gewaschen und
getrocknet hat. Die weitere Bemerkung,
dass Auskochen der Glaswolle mit
Wasser verfehlt wäre wegen dabei stets
wieder neu auftretender Alkalinität der
Glaswolle, ist vollkommen zutreflFend. Beim
fortgesetzten Kochen von 10 g Glaswolle
mit Wasser in einer gegen Phenoipbtalein
völlig indifi^erenten Porzellanschale ver-
brauchte ich allmälig innerhalb einer
halben Stunde 0,5 ccm Normalsäure bis
zum definitiven Verschwinden der stets
wieder auftretenden Böthung.
Es versteht sich ganz von selbst, dass
die Verhältnisszahlen der einzelnen Pro-
ben für diese Normalfiltration durch
Glaswolle neu aufgestellt werden müssen,
und hat Schäfer diese Abänderung för
die Oxalatprobe auch sofort angegeben.
Hiernach sollen von dem bei 100^ ge-
trockneten Chininsulfat 0,85 g oder von
krystallisirtem lg in 33 g kochendem
Wasser gelöst, eine Lösung von 0,3 g
neutralem Kaliumoxalat in 5 g Wasser
hinzugegeben, das Gesammtgewicht der
Mischung auf 40 g gebracht und nach
halbstündigem Stehen bei 20 ^ durch Glas-
wolle filtrirt werden , wo dann 10 ccm
des Filtrats durch einen Tropfen Natron-
lauge innerhalb einiger Minuten nicht
getrübt werden, wenn weniger als 1 Vj pCt.
Cinchonidin vorhanden war.
Hydrochinin wird durch diese Probe
erst bei einem Gehalte von 3 pGt., Oin-
chonin bei einem solchen von 1 pGt,
Chinidin dagegen schon in einer Menge
von V2 P^^- Angezeigt. Hiernach könnte
es scheinen, als ob diese Oxalatprobe
durch ihre geringe Empfindlichkeit gegen
Hydrochinin sehr an Werth verliere, es
kommt ihr aber hierbei der Umstand zo
statten, dass sie weit empfindlicher gegen
Hydrochinin wird, sobald gleichzeitig
etwas Cinchonidin zugegen ist, ein Fal^
385
welcher ja praktisch stets zatrifft. Ist
nur 1 pGt. Hydrochininsulfat vorhanden,
so entsteht bei gleichzeitiger Anwesen-
heit von ebensoviel Cinchonidinsulfat so-
fort Ausscheidung durch Natron.
So wie die Dinge bei dem Handels-
chininsulfät praktisch liegen, kann man
sagen, dass sowohl die Gegenwart von
IV2 pCt. eines einzelnen der Nebenalka-
loide, als auch einer gleichen Gesammt-
menge derselben durch die Oxalatprobe
angezeigt wird, und das §enügt fUr phar-
makopöische Zwecke vollständig. Zur
genauen quantitativen Bestimmung des
uinchonidins aber eignet sich diese Me-
thode nicht besser wie die anderen, denn
sie liefert wie jene ein chininhaltiges
Cinchonidin, welches daher fluorescirende
Lösungen und die Thalleiochinreaction
giebt, wozu schon ein Gehalt von 2 bis
3 pGt. Chinin genügt, die Annahme einer
molekularen Verbindung von Chinin mit
Cinchonidin also nicht nöthig föllt.
Nachschrift. Vorstehendes Referat
war geschrieben und unter der Presse,
als in Nr. 60 der Pharm. Zeitung Hesse
sich abermals über diese Sache äussert
und neben den gegen Schäfer gerichteten
polemischen Erörterungen wieder manches
Interessante beibringt, worüber der
Vollständigkeit halber noch wenige
Worte nachfolgen mögen.
Zunächst rathet Hesse davon ab, die
Oxalatprobe in eine Pharmakopoe auf-
zunehmen, da mit derselben noch zu
wenig Erfahrungen gemacht seien. Nun,
sofern es sich um die deutsche Phar-
makopoe handelt, dürften bis zu dem
Erscheinen der dritten Ausgabe noch
verschiedene Jahre dahingehen, während
derer die nöthigen Erfahrungen gewiss
gesammelt werden können.
Ferner hat Hesse geftinden, dass der
bei der Oxalatprobe im Filtrat durch
Natron erhaltene Niederschlag je nach
der Qualität des verwendeten Sulfats ver-
schieden zusammengesetzt, nämlich bei
einehonidinreicherem Sulfat chininärmer,
aber immer chininhaltig ist. Bekannt-
lich bat schon Schäfer die Ansicht aus-
gesprochen, dass die Zusammensetzung
dieses Niederschlags weniger eine mole-
kulare, als vielmehr eine durchaus
schwankende sein werde.
Das Wichtigste in Hessens neuesten
Mittheilungen dürfte aber die Thatsache
sein, dass dieser selbst heute seine
Aetherprobe nicht empfehlen will und
zwar aus einem bei dieser Veranlassung
noch nicht berührten Grunde.
Im vorigen Jahrgange der Pharm.
Centralhalle hatte ich auf Seite 267 dar-
auf aufmerksam gemacht, dass ein Aether
das von der Pharmakopoe verlangte
spec. Gew. haben und doch mit schwerem
Weinöl verunreinigt sein kann. Hesse
beobachtete nun gleichfalls solchen
Aether, constatirte aber zugleich, dass
derselbe Cinchonidin leicht auflöst. So
lange man also nicht des Besitzes von
absolut reinem Aether in den Apo-
theken sicher ist, bleibt der Werth der
Untersuchung nach Hessens Methode
problematisch.
Endlich kann Hesse zu der von Schäfer
bei der Oxalatprobe gemachten Erfahr-
ung, dass dieselbe auch Hydrochinin an-
zeigt, wenn gleichzeitig Cinchonidin zu-
gegen ist, insofern ein Seitenstück liefern,
als nach seinen Ermittelungen bei seiner
Aetherprobe das sonst in Aether leicht
lösliche Chinidin sich gleichwohl ab-
scheidet und zwar als molekulare Ver-
bindung mit 1 Mol. Chinin und 2V2 Mol.
Wasser.
Den Schluss bildet die wenig tröst-
liche Erklärung, dass man die Chinin-
prüfungsfrage so lange nicht sicher lösen
könne, als man die Verbindungen der
Chinaalkaloide unter sich noch nicht
nach allen Seiten hin genau kenne und
berücksichtigen könne.
— So soll denn immer das Beste der
Feind des Guten bleiben?
LAslichkeitotabelle einiger Anilin-
farbstoffe.
Von August Brunner, Heidelberg.
Bei der immer weiter gehenden Ver-
breitung bakteriologischer Untersuchungen
tritt auch an den Apotheker jetzt häu-
figer die Anforderung, die flQr diese
Untersuchungen benöthigten Färbeflüssig-
keiten, besonders auch Lösungen von
Anilinfarb8to£fen herstellen zu müssen.
386
Meist werden hierm coneentrirte alko-
holische oder w&sserige Lösungen ver^
langt, iexen Darstellung an sich ja keine
Schwierigkeiten bietet, bei der ungleich-
massigen Löslichkeit dieser Körper aber
immerhin etwas umständlich ist M&d zu
Yerlostea iilhren kann.
Die sonst so zahlreich vorhandenen
Löslicbkeitstabellen lassen eine solche der
Theerfarbstoffe vermissen, es möge daher
gestattet sein, eine kleine Reihe von
Zahlen, wie sie die tägliche Praxis er-
gab, hier folgen zu lassen. Selbstver-
ständlich kann diese Tabelle bei der
nicht immer gleichmässigen Zusammen^
Setzung genannter Körper auf eine abso-
lute Genauigkeit keinen Anspruch machen,
eine solche kommt für den oben ange-
gebenen Zweck aber auch gar nicht in
Betracht.
lieber die Löslichkeit weiterer zur
Färbung von mikroskopischen Präparaten
benöihigter Körper , wie Hämatoxjlin,
Pikrinsäure etc. sind Angaben in der ein-
schlägigen Literatur leicht zu finden.
WassserlOshch SpirituslOslicb
pCt. pCt
Aetliylorauge 0,02 fast unldslich
Aurin . . .
Bismarckbraun
Corallin . .
Dahliablau
Eosin . . .
Fuchsin . .
Gen tiana violett
Luteolin . .
llaerentaroth .
Malachitgrün .
Manchestergelb
Methylenblau
Methylgrün
Methylviolett .
Saf runin . .
Tropaeolin 00
Vesuvin . .
U^ber Jodolörmemulsioneii mit
Glyc^ria.
Von August Brunner, Heidelberg.
£ine in chirurgischen Kliniken iiir
Jodoform gebräuchliche Verwendungs-
weise ist eine zehnprocentige Mischung
von genanntem Körper mit Glycerin.
Bei der Herstellung eines solchen zu
Einspritzungen in Wundkanäle, A bseesse
etc. gebrauchten Gemisches machte ich
. fast unlöslich
40
3
0,3f)
2
0,ft
4
1
2
1
0,3
10
1.5
3
0,26
0,6
0,2
2,5
4
5
2
0.15
3
1,5
7
0,25
2
1,5
0.6
0,4
0,05
0,1
2
0,2
kürzlich die auffalien4e Beobaebtang,
dass Jodoform mit etwa gleichen Theilen
Wasser geschüttelt und dann mit Gljeerin
versetzt, nicht mehr wie im reinen Gly-
cerin sich als specifisch schwererer Kör*-
per zu Boden setzte, sondern auf der
Flüssigkeit längere Zeit schwimmend er-
halten blieb.
Diese Erscheinung findet wohl darin
ihre Begründung, dass die dem Jodo*
formpul ver adhärirende Luft beim Ver-
miscnen mit W«sser nur zum Theil ent-
fernt und in Folge dessen das Pulver
einige Zeit in Suspension erhalten wird.
Versuche mit einigen anderen Körpern,
z. B. Calomel, zeigten dieses Verhalten
indessen nicht.
Da bei der Anwendung des Jodoform-
gljcerins sich immer der Missstand gel-
tend machte, dass das Jodoform nur für
kurze Zeit in Schwebe zu erhalten war.
und sich rasch am Boden des Glases fest
zusammenballte, so kann man nach obiger
Erfahrung diesem Uebel einigermaassen
abhelfen. Schüttelt man einen Theil
Jodoform mit einer Mischung von je
einem Theil Wasser und Glycerin ein-
mal durch und setzt dann die restirende
Menge Glycerin zu, so erhält man eine
Emulsion, in der sich das Jodoform lange
genug in Suspension befindet, um eine
gleichmässige Dosirung zu ermöglichen,
während ein festes Zusammenballen am
Grunde des Gefösses überhaupt nicht
stattfindet
Finfaqhe Methode, künstliche
Farbstoffe lii Butter und Fetten zu
erkennen.
Die folgende Probe wird tod Ed. W,
Märten angegeben and ab iehr braookbar
empfohlen.
Man löst 2 Th. Schwefelkohlenitoff in
15 Th. Methylalkohol, indem man kleine
Mengen des eisteren zu dem Wtateren hinzu*
fügt und acbüttelt, 25 ccm dieser Miaekung
werden in ei^en Sckeidetriebter od^i^ ein
weite« Reagensgla» gegeben, 5 g ButtWi Fett
oder Gel hinzugebraeht i^nd geecbüttelt. Der
Schwefelkohlenstoff mit dem Fette gesättigt,
fällt zu Boden , während di^ färbende Sub-
stanz in den MeihjUlkohol übergeht. Die
Scheidung geschieJb^t in wenigco Minuten^
387
Ist die Menge d%r färbenden Svbetaos Bthr
gering, m^ kann m«n mehr Fett Anwenden.
Die Dicht kilnefliob gefärbten Fette fftrben
den Methylalkohol nieht. ->-«8-^
Anaiygt. 1S87, 71.
Oxydation ▼•nchiedener Kohlen-
«rten mitlekt imtetcklorigiamre*
KatriimiSt
Von A. Bartoli und Papasogli.
Alle Kohlenarten , sobald sie 1 oder mehr
Procent Wasserstoff enthalten , werden durch
Einwirkung von unterchlorigsaurem Natrium
▼ollkommen zerstört unter Bildung tod CO2)
Oxalsänre und Mellithsäure , bisweilen auch
kleiner Mengen von Chloroform. Kohlen, bei
denen der Proceee der Verkokung völlig
durchgeführt ist, z. B. Holzkohle und Russ,
geben vollkommen geruchlose Producte.
Diese Eigenschaften ermöglich en eine Unter-
scheidung dieser Rohlenstoffarten von dem
eigentlichen amorphen Kohlenstoff, dem
Graphit und Diamant, welche von unterchlorig-
sauren Alkalien nicht angegriffen werden.
-ag-
Ein sehr intensives Desodorans
ftar Jodoform
ist Terpentinöl. Dasselbe eignet sich zum
Entfernen des Jodoformgemches von den da-
nit besefamntarteB Händen. Uienu werden
die betreffenden Stellen mit Terpentinöl ein-
gerieben und in einer halben Minnte mit
Seifenspiritos oder mit gewöhnlicher Seife
»achgewaseben. Auf gleiche Weise lassen
rieb mit Jodoform beschmutzte Löffel und
andere Gerätbscbaften reinigen.
Chem. Central-BlaU 1887, Nr. 27.
Asmahl der Strahlenblüthen
bei Chrytanthemam Leucanthe-
mtim und anderen Compositen.
F, Ludwig hat durch eine Reihe sehr mühe-
voller Zählungen nachgewiesen, dass die Zah-
len der Strahlblüthen bei den Compositen einer
gewissen Regelmässigkeit unterworfen sind.
Chrysanthemum Leucanthem u m,
von welcher 3000 Pflanveti untersucht wurden,
schwankte von 8 bis 35, aber die bei Weitem
überwiegende Zahl ist 35.
Acbillea Ptarmica: Hanptzablen 8
und 13 (es wurden 1048 Blüthenköpfe unter-
sucht).
Centanrea Cyanns: Hanptiahl 8.
Seaecio Jacobaea: Haifptzahl 13.
Sen-eeio paludosus: Hauptaabl 13.
Antbemis tinctoria: Sohwankungen
von 17 bis 42; Hauptzahlen 21 und 34.
AFonieum Clnsii: Hanptsabl 34.
Arnica mentana: Hanptsabl 13.
Vergleicht man diese Resttltate mit de»
Angaben floristieober Sohriften , ss. B. bei
Aebiitea Ptarmiea: ,,8trAhl oteiet lOblfithig'S
Senecio paludosus „StrablMuthen etwa 12'S
Seneeio doronicun „gegen ^ (13, 16, 20,
21)'% Amioa montana ,,gegcn 20 (15, 15, 16,
19)*^ etc. etc., so sieht nma, dass dieeen sehr
unscilftnglicbe Beobaebtongen zu Orunde
liegen. Eingeheadei^ Untersuchungen er-
geben vielmehr, daes die aungenförmigen
Strahlenblüthen der Compositen
in derRegel in denZahien der be-
kannten Reihe von Fibonaeci: 5, 8,
13, 21, 34 etc. auftreten, dass die Zahl
der Strahlenblüthen bei den einseinen Blti*
thenköpfen derselben Species um eine oder
wenige dieser Zahlen herum schwankt.
Ludwig erklärt sich diese Thatsache aus
der Ton de^ xMechanik des Wachsthums seit-
licher Organe resultirenden Divergenz, weiche
bei Chiysantbeitium Leueantbemum gewöhn-
liab 21/55 (seltener 34/89) beträgt und aoeb
bei den übrigen Compositen ein Bruch der
bekannten und verbreitetsten Divergenzreihe
ist; dann aber steht die Thatsache in Be-
ziehung zu der biologischen Anpassung der
randständigen zungenbildenden Blüthen. Um
den Blutbenstand möglichst augenfällig zu
machen, müssen die Randfabnen die Blütben-
Scheibe ringsum gerade voll und gleichmässig
besetzen. Eine Deckung mehrerer Blüthen
würde über das Nöthige nutzlos hinausgehen.
Die beiden Forderungen, die biologische und
die, dasB dieRandblüthen einer der genannten
Divergenzen angehören, scheinen hinzu-
reichen, um das Vorkommen der genannten
Zahlen überhaupt zu erklären. — os—
Deutsch, botan. Monatsschr. Kr. 4, 18S7.
Zur Frage der Verunreinigung des
Wassers durch bleierne Bohren.
Von PoütncMn,
Verfasser theilt einige Beobachtungen von
Bleiintozicationen mit, welche auf den Ge-
nuss bleihaltigen Trinkwassers zurückzu-
führen waren. Auf Grund seiner Studien über
388
die Ursache der Bleianfnahme seitens des Was-
sers kommt Verfasser zu folgenden Thesen:
1. Bleiröhren verhalten sich gegen yer-
schiedene durch sie geleitete Wässer ver-
schieden.
2. Geschwefelte und ungeschwefelte Röhren
di£feriren nicht wesentlich in ihrem Verhalten
gegen das eingeleitete Wasser.
.3. Der Druck , unter dem das Wasser in
der Leitung steht, beeinflnsst nicht dessen
Verhalten gegen Blei.
4. Hohe Härtegrade des Leitungswassers
schützen das Bleirohr vor stärkeren Insulten.
5. Ein Gehalt an freier Kohlensäure, sowie
niedriger Härtegrad des Wassers unterstützen
dessen aggressives Verhalten dem bleiernen
Leitungsmaterial gegenüber.
6. £s sollte deshalb in allen Fällen von
Installirung einer Leitung von Genusswasser
dessen Verhalten zu den eventuell beliebten
Bleiröhren geprüft und die daraus zu folgern-
den Schlüsse dem consumirenden Publikum
bekannt gegeben werden.
7. Längere Benutzung (6 Monate) macht
die Bleiröhren auch gegen weiches und kohlen-
säurehaltiges Wasser unempfindlich.
8. Durch einfaches, ununterbrochenes Pas-
siren einer Bleiröhre erwirbt das Wasser keine
toxischen Eigenschaften.
9. Bei den meist kumulativ sich äussern-
den Folgen von Bieiintoxication scheint es
unstatthaft, für ein Trinkwasser einen unteren
Greuzwertb des zulässigen Bleigehaltes fest-
zusetzen, vielmehr ist alles Wasser vom Ge-
nüsse auszusch Hessen, welches so viel Blei
enthält, dase solches durch Schwefelwasser-
stoff nachweisbar wird.
Bep. d. Anal Chemie 1887, Nr. 38, 417.
ine
ist ein in neuerer Zeit von Leipzig aus in den
Handel gebrachtes Haarfärbemittel , welches
nach einer Untersuchung von Dr. Schtoeissinger
im Wesentlichen aus einer aromatisirten am-
moniakalischen Silberlösung besteht.
■v* -^ wv ,'
Miscelleii.
Eine neue Methode zur Fällung
und Bestimmung des Hangans
mittelst Wasserstofbuperozyd.
Von J. J. Barlow.
Wasserstoffsuperoxyd bewirkt in ammoni-
akalischen Lösungen des Manganchlorids einen
Niederschlag von Mangansuperozydhjdrat
2 (2 NH4 Cl, MnClj) -f 3 HgOg = Mn2Ha04+
NH4CI + 4 HCl -h O2. Auf diese Reaction
hat Barlow seine Methode zur Bestimmung
des Mangans, sowie indirect des Eisen ge-
gründet; Chrom und Thonerde dürfen nicht
zugegen sein. Zur Lösung, welche Mangan
und Eisen als Chloride enthält, fugt man
Salmiak und Ammoniak, erhitzt zum Sieden,
und TiXlt mit Wasserstoffsuperoxyd, der Nie-
derschlag wird geglüht und besteht jetzt aus
MugO^ und Fe203. Das beim Rochen mit
Salzsäure entwickelte Chlor wird maassana-
lytisch bestimmt, woraus sich das Mangan-
ozydozydul berechnet, das Eisenozyd ergiebt
sich ans der Differenz. Die Gegenwart von
Zink , Nickel und Kobalt übt hierbei keinen
störenden Einfluss aus. dl.
Chem. News 53, 41-42.
Erkennung und Bestimmung von
Thallium in Gegenwart von Blei
Von £. Werner.
Wird eine Bleilösnng mit Natriumthio-
snlfat versetzt , so löst sich das Anfangs ge*
fällte Bleithiosulfat im UeberschuM des
Fällnngsmittels auf, PbS203 erfordert cur
Lösung lONa^SjOs. Das Blei wird in
dieser Lösung durch die meisten Beagentien
nicht angezeigt; auch Jodkalium erzeugt
keine Fällung. Bei Gegenwart von Thallium
hingegen entsteht durch Jodkalium ein gelber
Niederschlag von Thallinmjodid, welcher In
bleihaltigen Flüssigkeiten vollkommen un-
löslich ist; auf diese Weise kann man 1 Theil
Thallium in 650000 Theilen einer Lrösung
nachweisen, welche 5000 Theile Blei enthält.
dt. Chem. News 53, 51—52.
Zur Bestimmung der Phoaphor-
8&ure.
Von J. Laubenhemer.
Die Auflösung der eisenhaltigen Phosphate
wird mit 10 bis 20ccm 50proc. Citronenafture-
lösung und einem grossen Ueberschnss von
concentrirtem Ammoniak, dann mit Magnesia-
389
Miztar Tersetzt. Die Aasföllung der Phos-
phonaure ist bereiU in einer Stunde voll-
kommen, wenn Anfangs mit einem Glasstab
gerührt wird, bis die Färbung erscheint.
dt Chem.'Zeitung 10, 1670.
Beitrag zur Titerstellung von
Jodlösungen.
Die einzige bisher fibliche Titerstellung
znm Anfldsen yon Jod in jodkalinmhaltigem
Wasser und Benutzung dieser Lösung zur
Titerstellung einer Lösung Yon unterschweflig'
saurem Natron, die dann wieder zur Fest-
stellung des Wirkungswerthes der zu unter-
suchenden Jodlösung dient, setze ich als
bekannt Toraus. Diese Methode ist umständ-
lich und hat den Nachtheil, dass man mit
Lösungen arbeitet, die sich nicht lange
halten.
Kälfnann (Berichte d. deutseh. ehem. Ge-
sellsch. 1886, 728) schlägt ein anderes Ver-
fahren vor. Ein gemessenes Volumen der zu
titrirenden Jodlösung wird in ein Beeherglas
gegeben, etwas mit Wasser verdünnt und so-
dann Schwefelwasserstoffgas bis zur Entfärb-
ung durchgeleitet. Es präcipitirt Schwefel
und die milchige Flüssigkeit enthält Jod-
wasserstoffsänre. Diese versetzt man mit
Methylorange als Indicator (welches be*
kanntlich auf H2S nicht reagirt) und titrirt
die Jodwasserstoffsäure mit Zehntelnormal-
lauge. Aus der verbrauchten Zehntel -Normal-
lösung (1 ccm entspricht 0,0127 g J.) be-
rechnet man den Jodgehalt. dt.
und titrirt das Silber naeh der Methode von
Volharä. dt.
Chem. News 53, 39—40.
Eine neue Methode zur Trennimg
des Arsens Ton den alkalischen
Erden.
Von 3f. Cay.
Die siedend heisse Lösung, in welcher das
Arsen ab Arsensäure vorhanden sein muss,
wird mit Silbemitrat versetzt und mit soviel
Ammoniaklösung, dass kein Niederschlag mehr
hemerkbar wird und dats eben eine alkalische
Reaction eintritt. Das Silberarseniat setzt
sich sofort zu Boden und wird abfiltrirt; die
Bestimmung ist entweder gewichtsanaljtisch
oder maassanalytiseh ; in ersterem Falle wird
der Niederschlag in Ammoniak gelöst, wenn
nöthig filtrirt und in einer Platinschale ge-
wogen; für die rolametrische Bestimmung
löst man den Niederschlag in Salpetersäure
ie ünlöslichkeit des Barynm-
chlorids.
* Von O. Draper,
Chlorbaryum ist in einer Lösung von Ghlor-
iithium unlöslich ; bekanntlich verhält es sich
den Lösungen anderer Alkalichloride, sowie
concentrirten Säuren gegenüber Ähnlich;
Verfasser erklärt diese Thatsache durch eine
Dissociation der Chlorbaryumlösung , ver-
anlasst durch die wasserbindende Kraft der
Salzlösungen, resp. der Säuren. dt.
Chem. News 53, 52.
Die Asche der Chinarinden.
Flüchiger und Hanhury geben in ihrer
„Pharmacographia*^ an, dass Chinarinden
nicht über 3 pCt. Asche haben. 2>. Hooper,
welcher in neuerer Zeit mehrere hundert Be-
stimmungen aus verschiedenen Rinden machte,
fand im Durchschnitt 3,42 pCt. Alte Binden
sind im Allgemeinen ärmer an Asche, die-
selbe fallt unter 2 pCt. , bei jungen dagegen
steigt dieselbe über 4 pCt. Die quantitative
Zusammensetzung war bei zwei Proben von
Cinchona officinalis und C. succirubra fast
gleich ; Hauptbestandtheil der Asche ist
Kalk, von welchem in beiden Fällen etwa
33 pCt. gefunden wurden. — os —
Pharm. Joum. Transact. 1887, Nr. 863.
60. Versammlung
deutscher Naturforscher und
Aerzte in Wiesbaden.
Die GeschäftsfOhrung der 60. Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wies-
baden beginnt soeben mit der Versendung der
Programme. An sämmtliohe Aerzte Deutsch-
lands gelangt das Programm durch Vermittel-
ung des ärztlicben Centralanzeigers. An die
Vertreter der Naturwisseuschaften an Univer-
sitäten, Polytechniken, landwirthachaftlichen
Hochschulen, Versuchsstationen, in der prak-
tischen Pharmacie und in der Industrie wird
das Programm unter Streifband verschickt, so-
weit sich die Adressen mit Hilfe der Univer-
sitätskalender etc. ermitteln lassen. Nicht in
allen Fällen wird dies möglich sein. Diejenigen
Interessenten, welchen etwa das Programm
nicht zugehen sollte, werden deshalb gebeten,
sich wegen Zusendung an die Geschäftsftlhrung
in Wiesbaden (Eapelfenstrasse 11) zu wenden,
390
welche jedem Ai^ragMiden das Prognunia gen
unentgeltlich zuschickt.
Die YereammliiRg tagt, Yom 18. bis 24. resp.
25. September, mr erw&hnen noch in Eflrze
die Uebersicht über die ans intereesirenden
Seetionen, deren Einffthrende nnd Schriftfflhrer,
nebst Angabe der Sitznngslokale, sowie der bis
jetzt angemeldeten Vortrag^.
Chemie: Einfahrender: Geh. Hofrath Pro-
fessor Dr. Ä tVesenias, Schriftführer: Dr. E,
HvrUg, Realgymnasiam , Aula. — Herr Berg-
meister a. D. Privatdocent Dr. Bernhard 'Kos-
mann, Breslau : Ueber die wasserhaltigen Yer-
bindnngen der anorganischen Salze. — Herr
friedndi Lux, Lndwigshafen a. Rh.: üeber die
Gaswage. — Herr Prof. Dr. B. Bathke, Mar-
burg i. fi.: Ueber organische Di- nnd Tricyan-
verbindangen. — Herr Dr. Ed, Sedtg, Dresden:
Die Terscniedenen Aggregatznstfinde nnd ihr
Einflass anf chemische Ümsetznnfi^en. — Herr
Bergrath Prof. Dr. Clemens Winkler, Freiberg
i. Sachsen : Mittheilangen über das Germanium.
— Herr Dr. B, WoUny, Kiel: Zur Reform des
Nahrungsmittel^esetzes und seiner Ausführung.
Botanik: EinfOhrender: Apotheker Vigener
in Biebrich, Schriftführer: Garteninspector, Dr.
iJavet, Realgymnasium, Quinta I.
Pharmakologie: Einführender: Dr. Becker,
Schriftführer: Dr. Heubach, Realgymnasium,
Tertia I.
Pharmacie: Einführender : Apotheker Neuss,
Schriftführer: Apotheker Dr. Lade, Realgymna-
sium, Secunda Ib. — Herr Privatoocent Dr. A,
Tschirdi, Berlin: (Thema vorbehalten). — Herr
Prof. Dr. E. Schmidt^ Marburg: Pharmaceutisch-
chemische Mittheilungen Terschiedener Art. —
Herr Apotheker C. Stephan, Treuen: In der Praxis
erprobte Methode des Studiums bez* Unterrichts
der Pharmakognosie wfthrend der Lehrzeit. —
Herr Apotheker Dr. C Sehacht, Berlin: Ueber
die quantitative Bestimmung des Eisens in allen
gebräuchlichen Eisenpr¶ten auf jodometri-
Fchem Wege. ^ Herr Apotheker 2%. SäUer,
Worms: (Thema vorbehalten). — Herr Apotheker
Dr. Vülptus, Heidelberg: Ueber Aetherprüfnng.
— Herr Apotheker O, Demner, Marburg: a)
Ueber die ^antitative Bestimmung des Vanil-
lins in der vanille; b) Mittiieilungen aus der
Sharmaeeutiseh-chemischen Praxis. — Herr Bugen
Heterich, Helfenberg: (Thema voibehalten.) —
Herr Dr. E, OeissHer, Dresden: (Thema vorbe-
halten). — Herr M. (?. TratiÄ, Bern: Ueber
Ferrum oxydatum saccharatnm solubile. —
Herr Staatsrath Prof. Dr. Dragendorff, Dorpat:
(Thema vorbehalten). Herr Prof. Dr. H.
Beckurts, Braunschweig: Mittheilungen ans dem
pharmacentischen Ijaboratorium der technisdien
Hochschule zu Braunschweig. —
Hygiene: Einführender: Dr. A. Ffeiffer,
Schriftführer: Dr. Böse, Realschule, Nr. 20
und Turnhalle. Herr Geb. Med.-Ratb Dr. 0.
Schtcartz, Coln: Hygienische Aufgaben des be-
handelnden Arztes bei Yolkskrankheitcn. —
Herr Dr. Meinertf Dresden: Untersnchang^
über den Eiufluas der Lufttemperatur auf die
Kindersterblichkeit an Durchfallskrankheiten. —
Herr Moritz WdUmar, Dresden: Ueber ratio-
nelle Desinfection von Aborts -Anlagen. — Herr
Dr. BiKloheift, Wiesbaden: Ueber eme neue Art
der Zubereitung von Fleisch als fester Nfthr-
boden für Mikroorganismen.
Naturwissenschaftlicher Unterricht:
Einführender: Oberlehrer Laute, Schriftführer:
Dr. A. Kadesü^j Realgymnasium, Sexta IT. —
Herr Prof. Dr. B. Schwalbe, Beriin: 1) Die Ge-
sundheitslehre als Unterrichtsgegenstand: 2)
Was kann und konnte der naturwissenschaft-
liche Unterricht leisten? — Herr Max Fischer,
Oberiehrer am Lyceum in Sti^^urg: Bestim-
mungfitabellen im Unterricht
Angemeldete Vorträge für die allge-
meinen Sitzungen. Uerr "Prot I>r. Benedikt,
Wien: Ueber die Bedeutung der Kraniometric
für die theoretischen und praktiachen Fftcher
der Biologie. Prof. Dr. Detmer^ Jena: Ueber
Pflanzenleben und Pflanzenathmung. Dr. med.
F, Hueppe, Wiesbaden: Ueber Beziehungen der
Fäulniss zu den Infectionskrankheiten. Prof. Dr.
Löwenthai, Lausanne: Die Aufgabe derMedicin
in der Schule. Hofrath Prof. Dr. Meynert, Wien:
Meohanismos der Physiognomik. Prof. Dr.
Preyer, Jena: Naturwissenschaft und Schule.
Geh. Rath Prof. Dr. Virchow, Berlin: (Thema
vorbehalten). Prof. Dr. Widicenua, Ldpn^:
Die Entwickelung der Lehre von der Isomene
chemiaoher Yerbindimgen.
Offene Correspondens.
Apath. ]>• in FL ad 1) Ausser den von
Ihnen genannten Mitteln gegen Bremsen soll
auch eine Salbe mit Nanhtaiin sehr ^te Dienste
thun; d^e Hauptsache bleibt wohl immer, dass
das Vieh möglichst reinlich gehalten wird,
ad 2) Es kommt doch ganz auf die bei Dinen
f eltenden Gesetzlichen Bestimmungen an; in
achsen haben wir eine Einkommensteuer, und
da ist es selbstverständlich, dass auch das aus
dem sogenannten Handverkaufe resultirende
Einkommen versteuert werden muss.
J, de B. in Ligsabon. Wir senden Ihnen
unter Kreuzband zwei Nummern unserer Zeit-
ung, in denen Sie über Bereitung des Eefyr
Ausführliches finden.
Apoth, F. in B* Rec talkapseln sind an
dem einen Ende konisch zulaufende Gelatine -
Kapseln gewöhnlicher Art «nd dienen avr fiin-
fflhrung von Medicamenten vom Bectymi aas.
Die Application soll eine sehr leichte und die
Resorption des in der Kapsel enthaltenen lös-
lichen Mittels von der Rectalscbleimhaut aus
eine vollständige sein. Jede Ci^sules- Fabrik
ist zweifellos im Stande, Ihnen Reetalkapsdn zu
liefern.
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Herausgegeben von
Dr, Hermann Hager und
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Erscheint Jeden Donnerstag. — Abonnementspreis durch die Post oder den Buchhandel
▼ierteljfthrlich 2 Mark. Sei Zusendung unter Streifband 3,50 Mark. Einielne Nummern
25 PI Inserate: die einmal gespaltene Petit-Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Babatt.
Anfragen, Aufträge, Manuscripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
JK32. Berlin, den 11. August 1887. ^i?rj.hii5g.
■^— ^— ^-^-^-^-^^— - - - I I 1^ Bl^l |--__ _■ ■ I I - - -' " —
^— ■ ^^^-^^^ l^^.■^^ ■ M^— ■ ■ ■ 11 ^»^^^ I ■ ■ ■ ■■■ ■ ,^^ ■ ■ ■ ■ ■ .■,■,■- -■ ■■■■I» ■■ ,^_^^^^^—^.^» ■ I
Dar ganzen Folge XXVIII. Jalirgang.
Inhalt: VfeMÜ« Bai PkAtmAel«: Ueber die Dantellang des BittarmandelwaMen. — Zam MschweU dat Jodt
In Lamlnari«. — Zur Prttfting dat Oocat'niim hydroehlorieam. — Aüpanit snr ▼olnmatrlsehan Bettimmaar der
Kohlentänre In Garbonaten. -- Lnftprfifangt Apparate. — TkerApevtlielie HotlseB } OhloralcyanhTdrat alt Brtats
für Aqua Amygdalaram amarnm. — SehlangenglfL — Einfluu Ton Olyoerin eto. auf die Antaehefdang der Ham-
•änre beim Menaohen. — Tliymol alt Taeniafagnm. — Gegen Wnndrelben eto. — Gegen Froitbenlen. — Gegen
das LoMwerden der Zähne. — M iseellen : Die Maeaenerseagnng Ton Barnen In der Pflanxenwelt — Naohweltang
dee Qaeeksllbera nnd Snblimatt. — Conttitntion der blanen Jodstftrke. — Dlaataee. — Beaetlonen de« Acetentlldi.
X Modlfleatlonen des Chronuetqnlehloridt, etc. etc. — Ofltee CorreipOBdeas« — Anselgea.
Chemie nnd Pharmacie.
Ueber die Darstellnxig dea
Bittermandelwaaaera.
Von Dr. 0. Linde.
In einer vorhergehenden Arbeit (Pharm.
Centralhalle 1887, Nr. 29, S. 30) hatte
ich gezei^, dass man durch Destilla-
tion aus bitteren Mandeln kein
gleichmässig zusammengesetztes
udd haltbares Bittermandelwasser er-
hält. Dasselbe fUllt verschieden aus, je
nai'h der Grösse der Destillirblase, der
Menge des in Arbeit genommenen Bitter-
joaandelpulvers, der kürzeren oder längeren
Destillationszeit; und vielleicht spielen
hier noch andere Factoren eine Rolle,
die wir nicht kennen. Die neuere Phar-
macie ist bestrebt, und mit Becht, der-
artige unsichere Präparate durch solche
von bestimmter und genau bekannter
Zusammensetzung zu ersetzen. Wollen
wir dies Ziel beim Bittermandelwasser
erreichen, so bleibt uns nur ein Her-
stellungsverfahren übrig, nämlich das
durch Mischung aus seinen Bestand-
theilen ; hierbei können dann zu gleicher
Zeit diejenigen Körper, welche erst durch
Zersetzung des Bittermandelwassers ent-
stehen und betreffs der Wirkung keine
oder nur eine ganz nebensächliche Bolle
spielen, fortgelassen werden.
Die Körper, welche hierbei in Betracht
kommen, sind (abgesehen von Wasser und
Alkohol) Benzaldehyd , Cyanwasserstoff
und Benzaldehydcyanwasserstoff; die
ersteren beiden stehen uns jeder Zeit
zur Verfügung, aber der Benzaldehyd-
cyanwasserstoff? Dieser Körper ist den
Chemikern längst bekannt unter dem
Namen „Benzaldehydcyanhydrin."
Bekanntlich bilden die Aldehyde mit
anderen Körpern Additionsproducte; so
auch mit Blausäure. Die Verbindungen
der aromatischen Aldehyde mit Blau-
säure nennt man Cyanhydrine.
Was speciell das Benzaldehydcyan-
hydrin anbelangt, so gehört dasselbe zu
den ältest bekannten organischen Ver-
bindungen. Es wurde bereits von L.
Brugnatelli (1815) im 8. Band seines
Journals, als aus rohem Pfirsichblätteröl
erhalten, beschrieben (vergl. Ann. de
Chimie Ser. I., 96, pag. 76). Gewöhn-
lich, aber fälschlicherweise, wird die
392
Kenntniss dieses Körpers auf VoUcel
znruekgefthrt (Liebigfs Ann. 1844, Bd. 52,
S. 36) , welcher ihn durch Abdampfen
von Bittermandelöl mit SalzsSore unter
100^ erhielt Dusari stellte das blau-
säurehaltigeBittermandelölfßrParfllmerie-
zwecke dar durch mehrstündige Dige-
stion von Benz^dehyd mit Cyanwasser-
stoff (Jahresbericht Aber Chemie 1867,
S. 415). Später beschäftigten sich u. A.
Urechf Spiegel, Tiemann und Fried'
länder mit dem Benzaldehydcyanhydrin.
ist. Auf diesem Wege habe ieh ein
Benzaldehydeyanbydrin erhaften, welches
18 pCt. CyanwasserstofT enthielt; der
ehemischen Industrie wird es aber
meines Erachtens leicht sein, ein absolutes,
d. h. ein solches Ton 20,8 pCt HCN
darzustellen.
Das Benzaldehydcyanhydrin ist ein
gelbes, bei niedriger Temperatur (— 10<>)
erstarrendes Gel von eigenttiümlichem
Geruch, in Wasser sehr wenig, in Al-
kohol und Aether leicht löslieh.
In den Lehrbüchern der Chemie findet Jetzt , da wir das Benzaldehydt^an-
man zur Darstellung des Benzaldehyd- hydrin uns verschafft haben, ist die Dar-
cyanhydrins zwei Methoden angegeben.
Nach der einen wird Benzaldehyd mit
20- bis SOproc. Blausäure digerirt; na<Ai
der anderen (welche von F. ürecÄ her-
stammen soll) bringt man eine ätherische
Lösung des Benzaldehyds zu der be-
rechneten Menge gepulverten Cyan-
kaliums und lässt alunälig die zur !Zer-
setzung des letzteren erforderliehe Menge
Salzsäure hinzutropfen. Die nach ^
endigung der Operation abgehobene
ätherische Lösung ninterlässt beim Ver-
dunsten das gebildete Gyanhydrin.
Beide Me^oden sind wenig zweck-
mässig. Bei der ersteren muss man erst i Vorschrift lauten:
Stellung des Bittermandelwassers auf
kahem Wege nicht mehr ntbnwrig. Als
Norm Hesse sich dabei etwa fni&tdilen,
dass der zehnte Theil des gesammten
Cyanwasserstoffs in freiem Zustande darin
enthalten sei, neun Zehntel ab^ in Form
von Benzaldehydcyanhydrin. Auf 1000 g
Bittermandelwasser wollen wir 8 g freien
Benzaldehyd nehmen, weil gerade dieser
Körper unserem Präparate den ange-
nehmen Geruch verleiht. Angenommen,
wir verwenden eine Iproc. Lösung von
Blausäure in Spiritus und ein 20proe.
Benzaldehydcyanhydrin, so wfirde die
eine starke Lösung von Blausäure dar-
stellen ; eine unangenehme Operation, j
Bei der zweiten bringt man Salzsäure:
zu gepulvertem, in Aether vertheilten
Cyankalium; die Einwirkung des nas-
cirenden Cyanwasserstoffs auf den Benz- '
aldehyd kann nur eine mangelhafte sein,
Ep. Acid. hydrocyanie. (IpOL) 10,0,
Benzaldehydcyanhydrin 4,5,
Benzaldehyd 3,0,
Aqu. dest. 827,0,
Spirit. rectfss. 165,5.
Misce.
Diese Zahlen stimmen mit denen an-
weil Salzsäure und Aether nicht misch- nähernd überein, welche ich bei einem
bar sind und das Cyankalium in der j destillirten Bittermandelwasser bester
Flüssigkeit nicht ffelöst ist. : Qualität fand (ver^l. S. 868).
Ich habe micn bemüht , zu einer ' Ein so dargestelltes Präparat ist et^as
besseren Methode zu gelangen und kann
folgende empfehlen: 3 Th. Benzaldehyd
werden in 26 TL Spiritus gelöst; hierzu
mischt man eine Lösung von 2 Th.
trüber, als das durch Destillation er-
haltene, entspricht jedoch sonst den An-
forderungen der Pharmakopoe und aadi
den schärferen Anforderungen, welehe
reinen Cyankaliüms in 10 Th. Wasser auf Seite 369 gestellt sind,
und fQgt nun unter ümschtttteln ganz Ich gehe aber mit meinen Wttaischen
allmälig 20 Th. verdünnte Schwefelsäure weiter. Ein Bittermandel Wasser,
(1+5) vorsichtig hinzu, so dass keine welches freie Blausäure enthält,
bemerkenswerthe Temperaturerhöhung ist nicht haltbar; es wird im Laufe
eintritt Dieses Gemisch wird mit der Zeit schwächer. Freie Blausäure
Aether ausgeschüttelt Nach dem Ver-
dunsten des Aethers hinterbleibt das
Benzfddehydcyanhydrin, welches nun
noch mit kaltem Wasser zu waschen
ist ein wenig bestfindiger Körper; sie
S^eht unter Wasseraufhahme in Amnion-
ormiat über. Bei jedesmaligem Odben
des Standgeftsses wird sidi ansscff^em
i
393
ein Theil verflttchtigen. Ein Bitter-
mandelwasser darf, wenn es
haltbar sein soll, überhaupt
keinen freien Cyanwasserstoff
enthalten. Deshalb erlaube ich
mir den Vorschlag, das Bitter-
manJelwasser nur aus Wasser,
Alkohol, Benzaldehyd und Benz-
aldehydeyanhydrin zu mischen,
Wasser und Spiritus dabei aber
im Yerhftitniss von 4:1 (anstatt
wie bisher 5:1) zu verwenden.
Hierdni^ bequemen wir uns nicht nur
dem Dedmalsystem an, sondern erhalten
auch ein klareres Präparat Die Yor-
schrift dazu würde mn: 8 g Benz-
aldehyd und 5g Benzaldehyd-
cyanhydrin werden in 992 g
eines Gemisches von ITh.
Spiritus und 4 Th. Wasser ge-
löst.
Dieses Pr¶t ist klar und riecht
angenehm nach bitteren Mandeln; es
giäit mit Silbemitrat direct keine Trüb-
ung, sondern erst nach Zusatz von Am-
moniak und Uebers&ttigung mit Salpeter-
säure. Da es, nach obiger Vorschrift
dargeelellt, immer die gleiche Zusammen-
setzung liat, so ist niermit der einen
AnfordeETung, die wir an das Bitter-
mandelwasser gestellt hatten, genügt.
Wie aber steht es mit der Haltbar-
keit? Ich habe ein so bereitetes Bitter-
mandel waaser 8 Monate lang aufbewidirt;
es ist in dieser Zeit absolut nicht
schwächer geworden und giebt mit Silber-
nitrat direct kaum eine Spur von Trüb-
ung. Mit solch einem Präparate, denke
ich, könnten wir zufrieden sein.
Zum Schluss noch eine Bemerkung.
Wie die Blausäure mit gewöhnlichen
Aldehyden Additionsproduete bildet, so
auch mit subatituirten Aldehyden, wie
dem Chloral. Die Blansäureverbindnng
letzteren Körpers ist äusserst leicht dar-
stoUbar. Wenn das Ghloraleyanhydrin
die Wirkungen seiner beiden Bestand-
theile vereinigt, was durch Versuche zu
ermitteln wäre, so hätten wir vicUeioht
einen wichtigeren Körper f&r unseren
Arzneisehatz gefunden, als Bittermandel-
wasser nnd Benzaldebydcyanbydrin es
sind,
Peitz» im JuU 1887,
Zum Faohweit des Jods
in Laminaria
verfährt man nach F. A. Flüekiger am
besten so, dass man die Laminariastiele
pulverisirt und mit dem doppelten Ge-
wichte eines geeigneten Pulvers, z. B.
Bimsstein oder Eieselguhr, mischt und
röstet Dieses führt man mit Hülfe
einer kleinen Weingeistlampe oder ver-
mittelst der schwächsten Gasflamme aus;
sobald die Mischung aufhört. Dämpfe
auszustossen, lässt man sie erkalten. Da
es nicht leicht ist, die Laminaria fein zu
pulvern oder zu raspeln, so kann man
sich in der Art helfen, dass man die
möglichst zerkleinerten Stückchen sammt
dem (nicht allzu feinen) Pulver, welches
zugemischt werden soll, mit Wasser
kocht und unter Umrühren im Wasser-
bade gut trocknet. Diese Masse lässt
sich alsdann leicht rösten. Bei An-
wendung eines einzigen Deci^amms La-
minaria mit 1 bis 2 dg Bunstein zog
Flüddger die leicht verkohlte Masse mit
5 ccm Wasser aus und fand im Filtrate
das Jod so unzweifelhaft, dass es wohl
noch aus weniger als der Hälfte eines
Decigramms enenfalls zu erhalten sein
wird. So wie aber die Laminaria eigent-
lich eingeäschert wird, misslingt der Ver-
such; das Jod wird ausgetrieben, da
ja selbst das Jodkalium, geschweige denn
das Jodnatrium, in massiger Glühhitze
verdampft und dabei Jod abgiebt. Die
Beimischung von Bimsstein oder Eiesel-
guhr m angegebener Weise begünstigt eine
angemessene Verkohlung sosehr, dass
eben nur eine sehr leichte Böstung
erforderlich ist, um den lästigen Schleim
zu zerstören.
Das einfachste und sicherste Mittel,
um das Jod in dem Auszuge nachzu-
weisen, ist das Eiaenehlorid. Man setzt
dem von der Böstmasse ablaufenden
Filtrate ein Tröpfchen Eisenchloridlösung
(1,28 spec. Gew.) zu und schüttelt; sollte
die Flüssigkeit nicht sauer reagiren, so
giebt man noch so viel Eisenchlorid zu,
dass eben saure Beaction eintritt und
schüttelt nunmehr mit einem halben Vo-
lum Schwefelkohlenstoff. Nach wieder-
holtem Schütteln ftrbt sieh dieser schön
violett, bisweilen erst nach einigen Augen*
394
blicken. Es ist zweckmässig, vorher das
Filtrat zu theilen und die zweite Hälfte
nicht mit Eisenchlorid, 'sondern mit
einem Tropfen Chlorwasser zu versetzen,
welches man mit gleich viel Wasser ver-
dünnt hatte. Das Chlor wirkt rascher
und vermag noch Jod in Freiheit zu
setzen, wo das Eisenchlorid versagt.
Aber der allergeringste üeberschuss von
Chlor bemächtigt sich des Jods, so dass
die violette Farbe seiner Auflösung im
Schwefelkohlenstoff verschwindet; bei un-
vorsichtigem Zusätze von Chlorwasser
erscheint, wie bekannt, die Farbe gar
nicht. g.
Archiv der Pharmacie.
Zur Prüfang
des Cocalnum hy drochloricum.
Flückiger fand, dass manche Cocalnsorten
die von Criesd (Pharm. Centralh. 27, 142) an-
gegebene Reaetion nicht geben , dass diese
vielmehr blos amorphe violette Flocken oder
alsbald nur Mangansnperoxydhydrat gaben.
Da es ihm nicht gelang, Bemerkungen fest-
zustellen , unter denen immer krystallisirtes
Cocafnpermanganat erhalten werden könnte,
80 ist er der Ansicht, dass die erwfihnte Re-
actioti nicht länger als bezeichnendes Merk-
mal für diePrüfuDg der Cooala salze gefordert
werden dürfe.
Man soll die Probe des eigentbümlicben
Gefahls von Unempfindlichkeit auf der Zunge,
welches jedes sichtbare EOrnchen des Salzes
hervorzurufen im Stande ist (nach Squibb
genügt Vioo bis 1/200 mg), unter Umständen
mit' heranziehen können. (Wenn auch die
Zulässigkeit dieser ZuDgenprobe, wie gesagt
unter Umständen, aber auch nur
dann, zugegeben werden soll, so ist vor
einer Verallgemeinerung derartiger Proben
doch ernstlich zu warnen — für Aconitin^
das.heisst Aconitoxin ist eine ähnliche Probe
früher auch:einmal vorgeschlagen worden — ,
denn unser Geschmacksorgan ist erstens
weniger empfindlich oder vielleicht auch nur
weniger geübt, zum Theil aber auch mehr
Fährlichkeiten ausgesetzt als unser Geruchs-
organ. Dass man aber den Geruchsproben
mit Recht den Vorwurf macht, dass sie, als
auf individuellem Eindruck beruhend , nicht
beweiskräftig genug seien, ist bekannt. Ref.)
Das von Squibb ausgearbeitete Prüiungs-
verfahren für Gocainbydrocblorld bestätigt
Flüchiger auf Grund seiner Versuche.
0,4 g des Salzes werden in einem ge-
wogenen Eölbcben mit 3 ccm Chloroform zu-
sammengebracht und falls Lösung nicht er-
folgt, unter Schütteln mehr Chloroform» im
Ganzen höchstens 8 ccm , zugegeben. Die
verschiedene Löslichkeit beruht auf der ver-
schiedenen Kryst^form, der Erystallwasser-
gehalt scheint nicht darauf einzuwirken. Die
Chloroformlösung wird nun mit dem drei-
fachen Volumen Aether geschüttelt; je reiner
das Cocalnsalz war, desto vollständiger wird
es durch den Aether ausgeschieden. Der
Rückstand, den die Chloroform - Aetber-
mischung beim Verdunsten hinterlässt, sowie
andererseits das durch Aether ausgeschiedene
Cocain werden gewogen.
Flüc^er fand den durch Aether nicht
fällbaren, in der Chloroform -Aetherlösung
bleibenden Theil bei Verwendung von 0,4 g
Salz zu 3 bis 15 mg, und constatirle ferner-
hin, dass derselbe auf der Zunge vorwiegend
Bitterkeit, weniger jene eigenthflmlicbe
Schärfe des Cocains entwickelt. DenEryatall-
wassergehalt bestimmte Flückiger in einer
Probe zu .9,45 pCt., in verschiedenen Fällen
erheblich weniger — die Formel verlangt
9,59 pCt. — , wenn er dasselbe bis zur 6e-
wichtsconstanz im Wasserbade trocknete.
Entwässertes Salz ist an der Luft völlig
constantund zieht kein Wasser an; FlücMger
verlangt daher, dass das Cocalnum hydro-
chloricum in wasserfreiem Zustande in- Ge-
brauch gezogen werde. s.
Joum. de Pharm. d'Als.-Lorr, 1887, B6.
Apparat zar volumetrischen iBe-
stinunung der Eolilensäare in
Carl)onateii. .
. Unter dem Namen „ € a Lc i m i& t r e
Siderskj," wird von der Pinna Paul
Rousseau dt Co. in Paris ein Apparat fäbri-
cirt^ der sich durch seine Einfachheit Tor
den bereits bekannten Apparaten von Si^eMer,
Finkener und SaUeron aaszeicbnet^ ' Wir
geben nachstehend eine Beschreibung, wie
sie die Zeitsohr. f. analyt. Cbem. 1687,' III
bringt.
Die Handhabung des Apparates ist finsserst
einfach. Pie s^u uQtersucbende Substans wird
in die Entwickelungsflasche C gebracht,- und
darauf das mit Salzsäure gefüllte kleine Kaut-
39ö
icbukgents r ronichtig id C geetellt. Hau Luft in die Meiiröh« B gelangt nnd du
■cblieMt alidsQQ die Flasche C mit dem ein- 1 Wasier verdrXngt. Dnrch Oeffben des
täcb durchbohrlea Kautschuk pfropfen, dnrch | Quetichhahnei p bringt man den Waeterstand
dessen Bohrang ein Glasrohr gebt, weicbes in A nnd B anf genan densetben Punkt, liwt
die Verbindung mit dem Gaaiammler D Ter- ' das durch das eatirickelle Gas Terdrlngte
■nittelt. Voinmen ab, beobachtet gleichzeitig die Tem>
Der Stäpset de« Oassammlers D ist drei- 1 peratur des entwickelten Gases in D nnd
fftch dnrcbbohrt. D ist mit C durch ein J notirt beide Zahlen.
langes Glaarobr mit Kantaehnkichlauch und! t,,«.«_,i« . *..« *-.
ml. u d„reb .la l„^„ Bob, .1. l..e.m! LtiftprOfangs- Apparat».
Kautschuk schlauch verbunden. Die drittel Ffir die Beitimmang des Eohlen-
Bobning des Stopfens trigt ein Thermo- 1 läDregeh altes der Luft sind, abgesehen
inet«r t. ' Ton der Pettmiofer eehea Methode, welthe
Nachdem die zu nntersnchende Substanz ; genaue Werthe liefert, Tenchiedene Appamte
in die Flasche C gebrncht worden ist, öffnet ' coustrairt worden, mittelst deren eine sn-
man den im Stöpsel der Hessröbre B befind- 1 nBbemde Bestimmung in kürzerer Zeit er-
licben Quctscbhahu G, sowie einen in der 'möglicht ist. Ueber einige derartige App«-
nnteren Tnbalirung des Olascjündera A be- ' rate berichteten wir früher, Jahrgang 24,
findlichen Gnmmischlaach mit Qaetschhahn Seite 492 nnd 493 und 26, Seite 268. In
p, welcher mit einem WasserreserToir £ Ter- neuerer Zeit sind zwei weitere Apparate be-
kunden ist, nnd drückt den BhIIod F, nm das ' kanot geworden, die beide auf dem gleichen,
Wasser in A nnd B bis zum Nnllpnnkt der zum Theil anch den früheren Apparaten na
Uessröhre B aufsteigen so laiien. Man ' Grunde liegenden Princip bernben , nämlich
■chliesat alsdann die QuetachhEhne O und p, die Kohlensäure der Luft durch Kalkwasser
giebt der EntwickelnngHflascbe C eine schiefe '- bei. SodalBsung abiorbiren sn lassen nnd als
Stellung, um die Substanz mit der Salzsäure ; Tndicator Phenolphtslein zu benütsen.
in Berührung an bringen, und schüttelt die ' Der eine Apparat Ton Schaffer in Bern be-
Fhwebe C einige Zeit, bis alles Gaa nach D ■ steht aus einem kleinen Kästchen, das «lies
flberg^angen ist und die dort verdrängte | cur Untersuchung NSthige, ein PISsehchen
396
KalkwAsser ia einem PftteattropfSäfchcben, i TheiloDg^ die je dem Fieck eiiMs Tropfens
ansreicbend für viele Bestimmnngen und eine
Anzfthl Blätter eine« starken, weissen Lösch-
cartons, der mit Pbenolphtalein impragnirt
ist, enthält.
Behufs Vornahme der Untersuchung wird
mitteist -des TropfBaschchens , ohne dessen
Stöpsel zu lüften, ein Tropfen Kalkwasser auf
das Phenol phtalei'npapier gegeben und dieses
in einen im Kästchen enthaltenen Rahmen
entspricht, zu geben.
Der Apparat' von Schaffer ist durch die
Schttibuchhandlung Änten^ in Bern zu be-
ziehen und kostet 3 fr.
Der andere Apparat, ein continuirlicb
sei bstthätiger Luftprüfer, von Wol-
pert in NürnJierg, ist zum Aufhängen an
die Wand bestimmt und durch elegante Aus-
führung ausgeschmückt. Ein oben stehendes
eingeschoben , dieser senkrecht gestellt und i Gefass enthält schwache Sodalösung (deren
gegen das Fenster gewendet. Der durch das Concentration dem Referenten nicht bekannt
Kalkwasser auf dem Phenolphtaleinpapier ist), die mit Pbenolphtalein roth gef^bt und
entstandene violettrothe Fleck verschwindet ! zum Schutze gegen die Einwirkung der Luft
nach einiger Zeit, rascher in an Kohlensäure \ mit einer Schicht Mineralöl bedeckt ist. In
reicher Luft, langsamer in daran armer. Man ' der Flüssigkeit liegt ein Schwimmer mit
muss bei der Beobachtung vermeiden auf den : einem capillaren Heberrohr, durch welches
Fleck auszuathmen. ; in ungefähr 100 Sekunden 1 Tropfen aus-
Zur Ermittelung des Kohlensäuregehaltes fliesst. Die Tropfen fallen in einen kleinen
ist dann eine Tabelle beigegeben ; die rothe Trichter, von wo sie an einer weissen Cordel
Färbung des nassen Fleckes verschwindet von etwa 40 cm Länge herabrinnen und
in normaler Luft in 2Ö bis 25 Minuten, bei unten in einem Auffangegefass gesammelt
0,7 pro mille Kohlen Säuregehalt in 12 Mi- werden.
nuten, bei 1 pro mille in 8 Minuten, bei 5 In reiner Luft ist die Cordel auf ihrer
pro mille in 3 Minuten. ganzen Länge durch die Flüssigkeit roth ge-
Diese Zahlen gelten natürlich nur an- färbt, bei schlechterer Luft ist sie je nach
nähernd und ausserdem nur für Kalkwasser dem Grade des Kohlensäuregehaltes bis zu
von derselben Stärke und Papier von der- einer gewissen Tiefe unterhalb des Trichters
selben Art, wie sie Schaffer bei seinen Ver- roth, von unten her aber weiss. Die Grenze
suchen verwendete. Ausserdem wird auch zwischen Roth und Weiss rückt um so höher,
die grössere oder geringere Bewegung der je mehr Kohlensäure die Luft enthält.
Luft für das Resultat von Bedeutung sein. Auf Grund empirischer Bestimmungen ist
Beiläufig bemerkt, ist die Stärke des Kalk- eine Skala aufgestellt und hinter jener Cordel
Wassers dem Referenten nicht bekannt. befestigt, welche von unten beginnend fol-
Da der Fieck nach dem Trocknen nicht gende Angaben enthält: unter 0,7*7oo rein,
mehr bemerkbar ist und es wohl nicht gleich- von 0,7 bis l"/oo noch zulässig, von l'^/mi bis
gültig ist, ob frisches Kalkwasser auf eine in-
tacte Stelle des Phenolphtaleinp<4>ier8 aufge-
tropft wird oder auf eine vielleicht schon
2<Y<»o schlecht, von 2^/oo bis 4^/00 sehr schlecht,
über 4"/oo äusserst schlecht.
Der Apparat von Wolpert wird von den
mehrfach mit Calciumcarbonat imprägnirte, „vereinigten physik. - mechan. Werkstätten
wäre es vielleicht praktisch gewesen, den bei- von Beiniger^ Gebheri und Schall in Erlangen
gegebenen Papierstücken eine gitterartige | angefertigt und kostet 12 »4^ 50^. «.
. /'s, ~ ^ •.' ^"«-i
Therapeutische HTotlzen.
Chloralcyanhydrat als Ersatz ; Vieren. Auch die bei uns gebräuchliche Aqua
fttr Aqua amygdalarum amarum. Amygdalarum amarum, wenngleich «twas
haltbarer als eine rein wässerige Blaasäaie-
Von 0. Hermes. lösung und constanter in der ZusammenseU-
Bekanntlich leiden alle bisher medicinisch
gebrauchten Blausäure - Präparate an dem
Uebelstande, dass sie sich beim Aufbewahren
ung als Aqua Laurocerasi, macht hiervon
keine Ausnahme.
Hermes hat nun auf Veranlassung von iW^
durch Einwirkung von Tageslicht und Luft- reich im Berliner PharmakologisQhen Institut
Sauerstoff zersetzen und an Wirksamkeit ver- , das von Finner und Bischoff zu. Anfiuig der
397
70er Jahro dargestellte Chloralcyanhydrat
«nf seine physiologische Wirkung geprüft
uimI gefnndf p , dAss-.das. Präpucat die relixe
BlausiarewirkuBg zeigt.
Das Chioralcyauhjdrat voo der Formel
OH
CCI,
3 — CH \ pj^ stellt , aas Wasser nmkry-
st^Uisirt, ein theils ans farblosen Prismen,
theils ans rhombischen Täfelchen bestehen-
des krystallinisches Pulver dar, und ist leicht
in Wasser, Alkohol und Aether löslich. Mit
Wasserdftmpfen verflüehtigt sich die VerfoiDd-
ung in geringer Menge, wobei sie sich in ihre
Coroponenten Blausäure und Chlorai spaltet.
Alkalien xerlegen das Präparat unter Rück-
bildung von Blausäure. In Substanz ist das
Chloralcyanbydrat sehr beständig und auch
wässerige Auflösungen bleiben selbst bei
längerem Aufbewahren unverändert.
Das Chloralcyanhydrat bietet daher den
übrigen Blausäurepräparaten gegenüber nicht
unwesentliche Vortheile. Es ist constant in
seiner Zusammensetzung und gestattet eine
genaue Dosirung. Aus diesen Gründen em-
pfiehlt Verf. dasselbe an Stelle der Aqua
Amygdalarum a mar um für die innere An-
wendung. Für die Dosirung ist zu bemerken,
dass 6,46 g Chloralcyanhydrat 1,0 g wasser-
freier Blausäure entsprochen. Um also eine
der officinellen Aqua Amygdalarum amarum
gleich stark wirkende Lösung zu erhalten,
würden zu verschreiben sein 0,06 : 10,0 Aqua.
Therap, Monatshefte 1887, 379.
Schlangengift.
Interessante Studien über die Art der
Schlangengifte sind von Mitchell und JReichert
angestellt. (Dublin Journ. of Med. 8c. 1887
S. 443). Damach finden sich die giftigen
Substanzen stets in Lösung; es sind keine
Alkaloide vorhanden und die Reinkulturen
der stets in dem Gifte vorkommenden Mikro-
«occen sind ohne giftige Wirkung. Dagegen
finden sich gewisse Proteinsubstanzen, sowohl
Globuline als Peptone, auf welche die gifitige
Wirkung zurückgeführt werden muss. Das
Yerhältniss, in welchem diese Körper zu
einander stehen, ist bei den verschiedenen
Schlangengiften ein sehr rerschiedenes. Die
Verfasser haben drei Arten von Globulin aus-
geschieden, eines durch Fällen mit Wasser,
eines durch Dialyse, eines durch Kupfersulfat.
Nach der Ausf&Uung enthielt der giftige Saft
noch die Peptone. Durch eine vergleichende
physiologische Studie wurde festgestellt, dass
die verschiedenen Körper verschiedene Er-
scheinungen hervorbrachten; die Globuline
wirkten unter Schwellung und Schwärzung
durch Coagulation des Blutes, sie wirkten
auch stark depressiv auf die Herzthätigkeit
und die Respirationscentren. Die Peptone
brachten mehr Oedem und Eiterung hervor.
Als bestes lokales Antidot für das Schlangen-
gift fanden die Verfasser das Kaliumperman-
ganat, auch Brom und starke Alkalien sind
wirksam. Eisenchlorid ist für diejenigen
Gifte brauchbar, welche ihre Wirksamkeit
den Globulinen verdanken. Es ist jedoch,
wie die Autoren sagen, eitel, nach einem
chemischen Gegengift zu greifen, wenn das
Gift in Circulatiou getreten ist, denn da die
wirksamen Körper Proteine sind, so werden
durch Gegenmittel auch die normalen Protein -
körper des Blutes zerstört. — os—
Pharm. Journ Transaet. 1S87, 969,
Der EinflusB von Olycerin, Zucker
und Fett auf die Aussoheidung
der Harnsäure beim Menschen.
Von J. Horbaczetcski und F, Karera.
Das mit der Nahrung eingenommene freie
Glycerin steigert die Menge der im Organis-
mus des Menschen sich bildenden Harnsäure ;
an Fettsäuren gebundenes Glycerin dagegen
zeigt eine derartige Wirkung nicht. Der Rohr-
zucker — und wahrscheinlich auch andere
Kohlehydrate — übt keinen directen Einfluss
auf die Harnsäure-Entstehung im Körper aus,
bedingt aber merkliche Veränderung der ge-
bildeten Hamsäuremenge, die von der eiweiss-
sparenden Wirkung der Kohlehydrate ab-
hängig und ihr proportional ist und der so
lange dauert, als Rohrzucker eingenommen
wird; mit dem Aussetzen des Rohrzuckers
tritt nicht sofort normale Hamsäurebildung
ein , sondern zunächst wird die ganze Harn-
Bäuremenge abgeschieden, die durch die
Zuckerwirkung nicht zur Abscheidung ge-
langte. — Neutralfette wirken auf die Harn-
säurebildung im menschlichen Organismus
ähnlich wie die Kohlehydrate , doch ist der
Schlttsseffect ein anderer: es wird nämlich
auch durch das Fett weniger Harnsäure aus-
geschieden , aber nach dem Aussetzen des
Fettes erscheint sofort normale Harnsäure-
Ausscheidung, während die durch die Fett-
398
wirkang weniger ausgeschiedeoe Harnsäure
gar nicht zur Abscheid ung gelangt. dt,
Monatshefte f. Chem. 7, 106 bis HO.
Thymol als Taeniafugum
wird von Dr. N. Campi empfohlen. Er gab
Abends 20 g Ricinusöl , am anderen Morgen
8g Thymol, getheilt in 12 Dosen, viertel-
stündlich eine Dosis, nach der letzten Dosis
wieder 20 g Ricinusöl und während der
ganzen Kur etwas Cognac oder Rum. Carnpi
hat ausgezeichnete Erfolge mit diesem Mittel
gesehen ; zugleich behauptet er, dass die von
Husemann und Lewin angegebene Dosis für
Thymol 2 bis 3 TheelofFel voll von einer
halbprocentigen Lösung täglich viel zu niedrig
sei. — 08 —
Theurap. Ocus, 1886, 12. Buff. Med. Journ
Bei Wondreiben (Wundlaufen,
Wolf) und bei Wundsein der
Kinder
leisten nach M. Lorenz sehr verdünnte Salben
mit Ichthyol, z. B. :
Ammon. sulfo-ichthyol. 0,5
Unguenti Paraffini 35,0
ganz unübertreffliche Dienste; man reinigt
die wunden Stellen mit lauem Walser und
legt dann ein mit der Salbe dick bestrichenes
Leinwandläppchen auf, Bedecken mit Watte
ist nicht unbedingt nöthig. Wie die Salbe
jede entzündliche Reizung sofort beseitigt, so
verbindert sie auch , rechtzeitig angewendet,
das Wundwerden an Füssen, Beinen etc.
Gegen das Wundsein der kleinen Kinder
verwendet man eine noch schwächere Salbe
(0,2 : 20,0). Sofort nach dem Baden des
Kindes wird die Salbe mit dem Finger auf die
wunden Stellen leicht aufget-trichen ; zuerst
schreit das Kind, weil die Salbe ein brennen-
des Gefühl hervorruft, welches aber sehr
schnell nachlässt und dann ist der Friede für
immer hergestellt , da ganz unglaublich
schnell Heilung eintritt. g,
Deutsche tnedic. 2^tg.
Gegen Frostbeulen
empfiehlt E. Besnier \ Man badet die ge-
schwel lenen Hände in einer Abkochung von
Walnussblättem und trocknet sie ab; dann
reibt man sie mit Kampferspiritas ein und
bedeckt sie mit einem Puder aus
Bismuli salicylici 10,0
Amyli 90,0.
Gegen das Jucken reibt man die Hände
Abends nach dem Bade mit einer Mischung
aus
Glycertni 50,0
Aqiiae Kosae 50,0
Tannini 0,1
ein und pudert sie dann ebenfalls mit dem
oben angegebenen Pulver g,
Deutsche Med. Zeit.
Oegen das Losewerden der Zähne
empfiehlt Quinceroi folgende Mischung:
Tanoini 8,0
Kalii jodati 1,0
Tinct. Jodi 5,0
— Myrrhae 5,0
Aquae Rosae 200,0.
M. D S. Morgens einen Theelöffel voll zu
einem Glase lauwarmen Wassers zum Be-
spülen des Zahnfleisches g,
Deutsche Med.'Zeit.
Miscellen.
Die Massenerzeugung von Samen
in der Pflanzenwelt
In dem Kampfe um das Dasein ist die
Massenerzengong von Samen für die Pflanzen
ohne Zweifel von nicht zu unterschätzender
Bedeutung. Denn es leuchtet ein , dass, je
mehr gute nnd kräftige Samenkörner eine
Pflanze hervorbringt, nm so grösser auch die
Wahrscheinlichkeit wird, dass einige oder
mindestens dass eines derselben die Beding-
ungen findet, welche zur vollen Entwickelung
nothwi>ndig bind.
Dr. W, Petzold (Deutsch, botan. Monats-
schrift 1887, Seite 49) hat sich der mühe-
vollen Arbeit unterzogen, einige Pflansen auf
ihren Samenreichthum hin zu prfifen. Es ge-
schah dies in der Weise, dass in jedem Falle
zunächst die Samenbehälter (Schot«*n, Kap-
seln etc.) sorgfältig einzeln gezählt wurden.
Von den Samenbehältem wurden dann 20
von mittlerer Entwickelung ausgesucht, in
399
j^dem derselben die Zahl der Samenkörner
genau festgestellt, nnd hieraus der mittlere
Durchschnitt berechnet.
Die anf diesem W«ge gewonnenen Zahlen
waren folgende :
Zahl
Ent-
der
wickelung.
Samen-
behSlter.
mittel
6
sehr flppig
154
üppig
204
n
714
sehr üppig
mittel
2125
1708
sehr üppig
648
if
1594
rt
9421
n
3322
n
256
»
23 717
Inhalt
der Samenbeh<er.
a) Höchst-
betrag.
b) Dnrch-
schnittvon20
mittlerer E.
Agrostemma Githago L. . .
VeroDica hederaefolia L. . .
Teesdalea nudicaolis B. Br. .
Geraninm pnsillam L. . .
Raphanus raphanistrum L. .
Plantago major L. . . . .
Silene anglica L. ..'.'.
Erjsimnro cheiranthoides L.
Berteroa incana D. C.
Capsella bnrsa pastoris
MOnch
MelandTjum albnm Gareke .
Sisjmbnam sopbia L. . .
Bei Sisymbrinm sophia wnrde der Yersnch
gemacht, die Zah] der Samenkörner noch anf
einem anderen Wege festzustellen. Der
Samen der Pflanze wnrde mit möglichster
Sorgfalt gesammelt, dann gewogen ; er hatte
ein Gesammtgewicht von 78,6 Gramm. Es
Würden hierauf 600 voll entwickelte Kömer
davon abgezählt und ihr Gewicht auf einer
cbemischen Waage festgestellt; es betrug
0,0688 Gramm. Hieraus ergiebt sich far
den ganzen Stock eine Eörnermenge von
571221. Die Abvreicbung von obigem Er-
gebniss beträgt 159 263, und erscheint nicht
bedeutend, wenn man bedenkt, dass ein nicht
unbeträchtlicher Theil der reifsten Samen-
körner bereits früher zerstreut war oder auf
dem Transport verloren ging.
Bei dieser so ungeheuer starken Samen-
bildung mnss es auffallen, dass diese Art
des Eaukensenfs, obwohl nirgends selten,
doch ni« so massenhaft anzutreffen ist, wie
löan hiernach erwarten dürfte. Dies aber
tm so mehr, als z. B. der Hederich , Rapha-
nns raphanistrum L. , das lästigste Unkraut
auf' unseren Aeckern , niemals auch nur an-
nähernd eine ähnliche Massenbildung von
Samen aufweist. Vielleicht liegt der Grund
ffir diese Erscheinung darin, dass die Samen-
körner des Hederichs ihre Keimkraft länger
bewahren, als die des feinblätterigen Rauken-
senfs.
Wenn uns nun auch diese Zählen ganz
interessante Thatsachen enthüllen , so genü-
54
4
4
5
9
11
66
37
8
29
670
45
45,2
2,5
3,5
5,6
8,4
54.4
24,5
5,5
19,3
294,4
30,8
Gesammt-
menge.
271
385
714
3213
11900
14347
85 251
39053
51816
64115
75 366
730484
gen sie doch nicht nach allen Richtungen
bin. Sie beziehen sich meist auf üppige
Stöcke und diese sind als Ausnahmen zu be-
trachten. Es wurde darum noch ein anderer
Weg eingeschlagen, um ein annähernd rich-
tiges Bild von der Massenerzeugung von
Samen zu erhalten, indem nicht einzelne
Pflanzen in Rechnung gezogen wurden, son-
dern sämmtliche, mochten sie gut oder
schwach entwickelt sein, welche ein genau
abgemessenes Stück Land bedeckten. Selbst-
verständlich ist diese Art der Berechnung
noch mühsamer, als vorige; es liegen darum
nur wenige Untersuchungen in dieser Richt-
ung vor, von denen zwei hier Platz finden
mögen.
Auf einem sehr sandigen Acker unweit
Braunschweig, der mit Roggen bestellt war,
wurde Teesdalea nudicaulis, die hier in
Menge unter dem Getreide wuchs, von der
Fläche eines Quadratmeters aufgenommen.
Es waren insgesammt 191 Pflanzen mit
5289 Kapseln. Der Durchschnitt von 20 der-
selben ergab für die Kapsel einen Inhalt von
3.^5 KOrnern. Hiernach beträgt die Gesammt-
menge der auf 1 Quadratmeter Roggenfeld
erzeugten Samenkörner von Teesdalea 18 512.
Ueberall gleichen Bestand vorausgesetzt,
ergiebt dies für den Morgen Ackerland
46 280 000.
Anfeinem anderen, ebenfalls sehr sandigen
Felde stand unter Hafer sehr zahlreich Sper-
gula arvensis L. , hier zu Lande Nägenknie
400
(Nennknie) genannt. Von einer Fl&cbe mit
einem Bestand mittlerer Dichte wurden die
Pflanzen anf 0,2 Quadratmeter ansgehoben
und untersucht. Sie hatten insgesammt 963
fruchttragende Kapseln, deren jede nach dem
ans 20 Kapseln Yerschiedener Grosse fest*
gestellten Durchschnitt 22 (genauer 22,8)
Samenkörner trug; dies giebtf&r sämmtliche
963 Kapseln einen Inhalt von 21 186. Der
Quadratmeter trägt demnach, überall gleichen
Bestand vorausgesetzt, 105 930, der Morgen
Landes über 260 Millionen Samenkörner.
Diese Zahlen erklären leicht, warum der
Landmann so schwer, oft genug erfolglos,
gegen das Unkraut ankämpfen muss, dass
sich auf seinem Acker breit macht und die
gute Saat zu ersticken droht.
Nachweisnng des ftnecksilbers
und Sublimats bei tozicologischen
Untersuchungen organischer
Substansen.
Von M, T, Leeco,
Verfasser erhielt bei der Untersuchung
einer verdächtigen Speise (Fische und Sauer-
kraut) auf flüchtige Gifte bei der Destillation
eine dunkel gefärbte Substanz, welche als
feinste Blättchen auf der Oberfläche des farb-
losen und klaren Destillates schwamm, und
nach längerem Verweilen auf dem Filter sieh
in kleine metallisohe Kügelchen verwandelte.
Diese charakterisirten sich bald als metalli-
sches Quecksilber, welches mithin bei der
Destillation mit den Wasserdämpfen über-
gegangen war und nach dem Lösen in Sal-
petersäure durch die bekannten Beaotionen
identificirt wurde.
Die Eigenschaft des Quecksilbers , mit
Wasserdämpfen in unbedeutenden Mengen
fiberzugehen, ist zwar bekannt, im Qange der
forensischen Analyse aber noch nicht ge-
nügend berücksichtigt.
Verf. hat nun weiter wissen wollen, ob das
Quecksilber als Sublimat vorhanden gewesen,
und hat die Speise mit Aether extrahirt; in
dem erhaltenen Extract war keine Spur von
Hg nachzuweisen. Bekanntlich verändern sieh
losliche Queeksilbersalze durch den Einfluss
organischer Substanzen ; deshalb ist es auch
schwierig y das Sublimat in organischen Ge-
mengen zu constatiren. Die vollkommene Zer-
setzung geht aber erst in einiger Zeit vor sich ;
nach den Angaben des Verfassers ist die Um-
setzung nach 6 Wochen völlig beendigt. In
einzelnen Fällen erfolgt die Eeduction auch
wesentlich schneller ; es ist darum von Wich-
tigkeit, bei toxicologischen Untersuchungen
das Sublimat so schnell als möglich zu ent-
fernen, damit es sich nicht bei längerem
Stehen oder beim Erhitzen durch die Wirkung
organischer Stoffe zerstört. — ag —
Berl BerichU XIX, 1175,
Constitution der blauen ^od-
stärke*
F. Mylius hat die Bedingungen der Jod-
stärke-Bildung studirt und gefunden, dass
zu deren Bildung die Anwesenheit von Jod-
wasserstoff nothwendig sei , entweder als sol-
cher, oder in Form von Salzen. Lösungen von
reinem Jod färben Stärke lediglich gelb, geben
aber keine blaue Beaction ; diese tritt aber
sofort ein, sobald die kleinste Spur Jodkalium
hinzugefügt wird. — Die Jodstärke wurde
bisher kaum als eine chemische Verbindung
betracktet, sondern als ein Gemisch von Jod
mit Stärke. MylhiA hat auch nach dieser
Richtung hin Versuche angestellt und ge-
funden , dass die Jodstärke, welche sich mit
der bekannten blauen Farbe in neutraler
Flüssigkeit löst, durch H^SO^ aber ab un-
lösliches schwarzblaues Pulver abgeschieden
wird , eine constante, chemische Verbindung
bt, welche aus Jodstärke und Jodwassttrstoff
besteht, und zwar nach der Formel
[(CeHioOj).J]4.JH.
Die ZnsammensetBung zeigt aagleieh «ine
frappante Analogie mit der Formel der
Jodcholsäure, und giebt damit zugleieh einen
Anhaltspunkt, um aar Constitution dee Stär-
ke-lloleküb zu gelangen, über weWhes bis
jetst völlige Unklarheit herrscht. Die Aaaljse
der Jodstärke fuhrt den Veifasser au einem
Jodgehalt von 18,47 pCt.; er leitet daimas
die Formel der Stärise G^fijuifi^ «b; die
Formel der Jodstärke würde dementsprachend
also lauten : (C24H4qO)0J)4. JE. <it.
BeH. Bericht 18S7, 689-605.
DiaBtase.
Von L. SchärtUr.
Die nach H(iger'% Vorschrift beraitete
Diastase enthält grosse Mengen Eiweisastoffe
und als Zuthat Milchzucker. Vf. stellt reine
401
Diastaaa in folgender Weise dar. 10 kg
lichtei, gemahlenes Malz, 50 g NaHCG^ und
12 bis 14 1 Wasser werden im Kessel auf 40^
erhitat, 2 Stunden lang destillirt| die Flüssig-
keit abgesogen und neuerdings 6 bis 8 1 auf-
gegossen. Auch diese Flüssigkeit wird nach
einigem Stehen abgezogen, mit der ersterhal-
tenen zusammengegossen , auf Sb^ erhitzt
und warm durchgeseiht. Aus der erhaltenen
Lösung wvrden die Stickitoffkörper mittels
der doppelten Menge stärkeren Alkohols
gefällt,. absetzen gelassen, die klare Lösung
abgezogen, die im Bodensatae enthaltene
Diastase in wenig warmem, destillirtem Wasser
gelöst, Ton den ungelöst gebliebenen Eiweiss-
Btoffen durch Abseihen getrennt und abermals
mit Alkohol geföllt. Die gesammelte Diastase
wird auf einer flachen Schüssel bei 50 ^ ge-
trocknet und gepulrert aufbewahrt. Ausbeute
1 bis 1 1^ pCt. Von der alkoholischen Lös-
ung wird der Alkohol abdestillirt und die zu-
rückbleibende Malzzucker- und Deztrinlösung
auf Malzhdnig oder auf „Maltose'^-Bier ver-
arbeitet. Zu beachten ist, dass man für
möglichst rasehes Absetzen der gefüllten
Stickstoffkörper zu sorgen hat, was sich aus
der Uebung erg^ebt.
Chem, Centr.-BL tSSfT, Nr. 2h
Reactionen des Acetanilids (Anti-
febrin) und Nachweis desselben
im Harn.
Von F. Bella OeUo.
Vor der Publikation der Arbeit von Yvon
hat sich der Vf. bereits mit diesem Gegen-
stande beschUtigt und theilt nachträglich
folgende Besultate mit. Eine warme Lösung
▼onAcetanilid fftrbtsich mit Ferrichlorid roth,
ebenso, nur etwas dunkler*, mit verdünnter
Chromslure. Viele andere organische Sub-
stanzen geben die gleichen Firbungen. Wird
es ohne Wasserzusatz mit concentrirter Schwe-
felsäure und Salpetersäure behandelt, so löst
es sieh unverändert auf; mit arseniger Säure,
Salpetessänre und Sehwe&bäura giebt es
beim Imtonen eine rothe Färbung. Folgende
Reaetion erseheint als die interessanteste:
übeigiesei man einige Centigramm Aoetanilid
mit swei oder drei Tropfen Meieurinitrat
ond erhitzt gelinde, so löst sieh Jenes; setzt
man dann zwei bis drei Tropfen Sofawefel-
■lure von 66<> hinzu , so tritt eine intensiv
blatrothe Färbung ein. Diese Beaetion tritt
noch mit 1 mg Substanz ein ; auch wird sie
durch Beimischung indifferenter Stoffe, wie
z. B. Stärkemehl, nicht aufgehoben» Gleich-
wohl kommt sie nicht dem Aeetaniiid allein
zu, sondern tritt auch mit Resordn, Phenol,
Salieylsäure, Gerbsäure, Gallussäure, Thym^
und Benzoesäure ein.
Um das Aoetanilid aus 4em Harn zu
extrahiren, eignet sich die von Yvon an-
gegebene Methode: Ausschütteln des Harns
mit Chloroform und Abdampfen. Aeth^ giebt
die gleichen Resultate, wenn man Harn
benutzt, dem Aoetanilid zugesetzt war. Da-
gegen ergaben Versuche mit Harn von
Kranken, welche täglich 0,50 bis 1 und
selbst 2 g Aoetanilid erhielten, nur negative
Resultate. Daraus schliessen die VIP. , dass
das Acetanilid nicht unverändert in den
Harn übergeht. Dies steht im Widerspruche
mit Angaben von Cahn und Hepp,
Chem. Cenir.-m, 1867, Nr. ;M.
IHe ModifleatioBen des €hrom-
sesqtiichloridft.
Von A, Rtcoura.
Das grüne und das violette Sesquichlorid
sind bekannt« Veif . hat noch ein g r a n e s
Sesquichlorid hergestellt von der Formel
Cr^Cle . I3H2O. Er löst 1 Th. grünes
Chlorid in 1 Th. Wasser, erhitzt die Lösung
einige Minuten auf 80 0 , leitet dann bei 0 0
Salzsänregas hindurch und filtrirt die kry-
stallinische Fällung sofort ab. Das graue
Chlorid giebt mit Wasser eine blauviolette
Lösung, welche mit der aus grünem Chlorid
sich spontan entwickelnden identisch ist.
Während aber das grüne Chlorid beim Um-
wandeln in das blauviolette 9,4 Wärme Ein-
heiten entwickelt, giebt das graue beim
Uebergange in die blauviolette Modification
12,02 Calorien; dagegen werden beim Ueber*
gange des grünen in das graue Chlorid 2,66
Wärme-Einheiten verbraucht. Letzterer Vor-
gang ist also ein endothermischer.
C&mpt. renä, 102.
Ter&hren Bur Bestimmung
der Mexigen der ansgeathmeten
Kohlensfture und des bei der Ath-
mimg verbranohten Sanerstoflh.
Das Verfahren von EcMuriot und Sichel be*
anspracht drei Gaszähler; durch den ersten
402
gebt die eingeathmete Luft, durch den zwei-
ten und dritten die Atbmungsproducte.
Zwiseben den letzteren ist ein Apparat zur Ab-
sorption der COg eingescbaltet; dieser bestebt
aus einem 1,5 m beben, mit Glasscberben ge-
füllten Bobr , welcbe von concentrirter Kali-
lauge berieselt werden. 'Die Differenz der
von dem zweiten und dritten Gkiszäbler ab-
gegebenen Volumina giebt die Eoblensäure,
die Differenz zwischen dem ersten und dritten
den Yerbrauchten Sauerstoff an. Die benutz-
ten Gaszähler ertauben, mehrere Kubikmeter
mit einem Fehler Yon höchstens 50 ccm zu
messen* Cotnpt. renä, 104, 435.
Bestinunung des Chroms,
Yon VignaL
Salpetersaures oder schwefelsaures Chrom-
oxyd wird in concentrirter heisser Lösung
durch festes oder in 2proc. Lösung befind-
lichös Kaliumpermanganat vollständig in
Chromsäure übergeführt; ein Ueberschnss
an Permanganat scheidet sich mit dem durch
Reduction entstandenen Manganozjdul als
Hyperoxyd aus. Die durch Asbest filtrirte
Lösung wird mit Eisenoxydulsalz titrirt.
dt. Bull. soc. chim. 45, J71 bis 177.
Oewinnung von Sauerstoff und
Stickstoff aus atmosphärischer
Luft
L. Q, Brin und A. Brin in Paris haben
sieh ein Verfahren und einen Apparat paten-
tiren lassen (D. P. 34 405 vom 14. Februar
1885 CI. XII) zur Trennung beziehentlich
Gewinnung von O und N aus Luft. Die durch
Aetzkalk oder Natriumhydroxyd gereinigte
und getrocknete Luft wird durch ein System
von Retorten gesaugt, in welchem chemisch
reiner schwammiger Baryt auf 500 bis 600 ^
erhitzt wird. Sobald der Baiyt nicht mehr
Sauerstoff absorbirt, wird die Lufhsufuhr ein-
gestellt und das Retortensystem auf 800 ^
erhitzt ; der sich entwickelnde Sauerstoff wird
abgesaugt; wobei man den Druck bis auf
68 cm herabgehen lässt. dt.
Mittel zur Vertreibung der Hotten.
National. Drugg. giebt unter anderen fol-
gende Formeln für Mottenmittel :
1. LupuUn 3,5 g
Schnupftabak 60 „
Campher 30 „
Cedem-Sagespähne 120 „
M.
2. Carbolsänre 30 g
Campher 30 „
Benzin 500 „
Man sprengt mit diesem Mittel oder man
befeuchtet Löschpapier und legt dieses zwi-
schen das Zeug.
3. Herba patchouly 100 Tb.
Bad. valerian. 50 „
Camphora 40 „
Bhizom. irid. 50 „
Rad. sumbul. 50 „
Ol. patchouly 1 „
Ol. rosae 1 „
M.
4. Caryophylli 50 Tb,
Piper nigr. 100 i,
Liqu. Quassiae 100 ,,
Ol. cassiae ^ ,,
Ol. bergamott. 2 i,
Camphor 5 „
Aether 20 „
Ammon. carbon. 20 ^^
Rhiz. iridis 20 ,|
.Man löst die Oele und den Campher in
dem Aether, besprengt damit die gepulverten
Gewürze und mischt. — qs —
Ckem. Drugg., Juli 1887.
Offene CorrespondeiiiE.
Apoih, R« in A. Apotheken -Manual von S.
Mühsam; Leipzig, 1886, Dennicke'a Verlag.
M« fft Z« Wir haben diese eigenthfi milche
Bezeichnung auch schon in einer Zeitung ge-
sehen. Das Zeichen Oc/m bedeutet ccm.
A« m €• Irisin ist ein aus dem Rhizom
von Iris Pseudacoxus von WaUach isolirtes
Kohlehydrat, welches mit kaltem Wasser ver-
kleistert, in heissem sich vOllig IM;, welohe
Losung den polarisirten Lichts^ahl nach links
ablenkt. Mit Jod giebt das Irisin keine Reac-
tion.
M« in G« Keuerdings ist auch* Natrium-
nitroprussid bei Gegenwart von £s8i«Biure
als Reagens auf Eiweiss {im Harn) empfohlen
worden. Etwaige durch Ürate bewirkte TrQb-
nngen verschwinden sofort beim Erwärmen.
Verleger und verantwortlicher Redactenr Dr. £• detsilerin Dread«n.
Im Bachhändel durch Julius Springer. Berlin N., Monb^onpUtz 3:
Druck der Königl. Hofbnehdmckerei Ton 0. O. Meinbold Ik SOhne in Dretdea.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung ftir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Dr. Hermami Hager
H6nn8g6geb«n tob
and
Dr. Ewal4 Geissler.
ErMheiat jeden Donneritaff. — Ab^nnenentipreie dnreh die Poat oder den Bnehbudel
▼iertelj&iirUcli 2 Hark. Bei Ziuendonff nnter Streifband 2^ Mark. Einielne NnBuera
25 rt Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholnngen Babatt.
Antogm, Anftrigo, Mannscripte ete. wolle man an den Bedaetenr Prof. Dr. E. Geisslor,
Dresden, Fillnitzer Strasee 5(> adressixen.
■■■
Jß33. Berlin, den 18. August 1887. yiiLjÄSg.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt: €h«Hile aa4 FkAnaaele: Ueber den Macfaweli von Schwefel. — Ueber Hyoacln. ~ Eine neue Methode
sar BeetfmmiiBg des IViaelöla. — Anwendbarkeit des Wasserstoffs apenizyds ia der Kaassanalyse. — y«rbeeseiter
Trichter für ichnelle Filtration. — Die sogenannten chemischen Oärtea. — Literatur und Kritik. ^ HiteelleB;
Merkmale aar xoUteohnlseben Unterseheidang Ton Leinöl und LeInölSmIsi. — Ueber organliefae Elementar- Ana-
lyse. — Ueber die Umwandlang von Chlorkalk In Chlorsäuren Kalk. — Ueber ein neaei Leaehtns-Saaerstoif-
geblise nnd das Sfrkonlfeht. -^ Beitrige snr Chemie dos Meerwassers. — Ueber die Wanderung desKupferi durch
eiA« OaeseMcht ete. •— Bestimmnag von Eisenoxyd «Ml Thonerde in Phoe]»baten. — Ueber die Beelandthelle and
das Banxigwerdea der Butter, etc. eto. — Offeae Correipondeai. — AmelgeB.
_ ' LJ Li_
•9^r
atmm
mtmät
Clieiiile viid Pbarmacles
üeber den Nachweis von
Schwefel.
Von Dr. O^ar Bössler.
Im Laufe der aualitativen Analyse
erh< man oft verscliieden gefilrbte Lös-
ungsröckstftnde, die aus Schwefel be-
stehen, deren Identificirung jedoch stets
Schwierigkeiten verursacht. Wenn die
Men^e sehr gering ist, so gelingt es
wohl, sie mit Königswasser zu oxydiren;
der Schwefel schmilzt hierbei zu Kugeln
zusammen und löst sich dann langsam
auf.
Hat man grössere Bückstände, so muss
man sie abfiltriren, trocknen und auf
einem Porzellanscherben verbrennen und
so durch den Geruch der schwefligen
SEure oder durch die blaue Flamme
des Schwefels die Anwesenheit von
Schwefel nachweisen.
Diese letztgenannte Methode ist aber
eine ziemlich umständliche und ist ausser-
dem noch mit Materialverlust verbunden,
da ein Theil des Schwefels auf dem
Filter stets zurückbleibt. Ferner verbrennt
hierbei auch noch der Schwefel der
Schwefelmetalle zu schwefliger Säure,
so dass dadurch eine Täuschung wenig-
stens gedacht werden kann.
Will man den Schwefel, der sich auf
dem Filter befindet, in Schwefelkohlen-
stoff lösen, so muss man das Filter erst
vollständig trocknen, was auch immer
einige Zeit in Anspruch nimmt.
Schneller erreicht man sein Ziel, wenn
man die Flüssigkeit, die den Schwefel
ausgeschieden enthält, so lange mit Salz-
säure kocht, bis sich der Schwefel zu-
sammengeballt hat Man flitrirt dann
soviel als möglich ab, ohne den Schwefel
auf das Filter zu bringen. Sodann trennt
man noch durch Abgiessen die Flüssig-
keit möglichst vom Niederschlag, giebt
concentrirte Schwefelsäure hinzu und
erwärmt. Hat man es mit Schwefel zu
thun, so ballt sich dieser zusammen,
schmilzt bei 111^ und schwimmt gleich
Oeltropfen in der Schwefelsäure. Diese
Tropfen bleiben nicht an den Wandungen
des Cylinders haften.
Bei länger fortgesetztem Kochen bildet
sich hierbei etwas schweflige Säire.
Auf diese Weise können die einzelnen
404
Schwefelpartikelchen zn festen Tropfen
Tereinigt, erkannt und eventuell noch fCir
eine spätere Untersuchung gewonnen
werden.
Schwefelmetalle verhalten sich nicht
so; sie lösen sich entweder schon hei
gewöhnlicher Temperatur in Schwefel-
säure auf, oder erst beim Erwärmen, oft
auch erst nach langem Kochen.
Die Metallsulfide der Schwefelammoni-
umgruppe lösen sich meist schon bei ge-
wöhnlicher Temperatur auf. Schwer lö-
sen sich die Sulfide der Schwefelwasser-
stoffgruppe auf, z. B. Arsentrisulfid,
Antimontrisulfid, Zinnbisulfid, Schwefel-
kupfer und Schwefelcadmium. Schwefel-
blei wird in unlösliches schwefelsaures
Blei übergeführt und Schwefelquecksilber
löst sich erst nach langem Kochen lang-
sam unter schwefliger Säureentwickelung.
Die höheren Sulfide verhalten sich
hierbei wie die Superoxyde. Mit Schwe-
felsäure behandelt entwickeln die Super-
oxyde Sauerstoff und bilden ein Salz
der niederen Seihe; die höheren Sulfide
wie Arsenpentasulfid und Antimonpenta-
sulfid scheiden Schwefel aus und ver-
halten sich dann wie die niederen Sul-
fide.
Unter allen Umständen hat man bei
diesem Nachweis von Schwefel dafür
zu sorgen, dass man die Probe stets mit
einer Schwefelsäure macht, deren Siede-
punkt höher liegt, als der Schmelzpunkt
des Schwefels. Die unterste Grenze der
hierzu tauglichen Schwefelsäure bildet
eine Säure von 40pCt Schwefelsäurean-
hydrid, deren Siedepunkt bei 127^ liegt.
üeber Hyoscin.
Dass in dem Hyoscyamus und seinen
Präparaten ausser dem Hyoscyamin noch
ein zweites Alkaloid Hyoscin existire,
ist bereits vor 7 Jahren von Ladenburg
festgestellt worden, ebenso seine Formel
Ci7iS23N03. Derselbe Autor giebt an,
dass es noch nicht gelungen sei, das
Hyoscin in (Pharm. Centralh. 21, 368)
Krystallen darzustellen, dass aber die
Wirkung eine mindestens ebenso starke
sei, wie die des Atropins. Diese An-
gaben, soweit sie die therapeutische
Wirksamkeit betreffen, scheinen nach
den neuesten Arbeiten von Kobert und
Sohrt, sowie von Profi JSrb einer. Be-
richtigung zu bedürfen. Wenn es auch
als mydriatisches Alkaloid seinen Platz
behält, so kann es doch immerhin nicht
mehr hinsichtlich seiner Wirkung für
gleich werthig mit A tropin hingestellt
werden.
Es scheint, dass der früher als Hyos-
cin bezeichnete Körper noch nicht völlig
frei von Hyoscyamin gewesen ist, und
dass die stark mydriatische Wirkung auf
Rechnung dieses Hyoscyamingehaltes zu
setzen gewesen ist Damit stimmt über-
ein, dass Ladenburg (Wiener med. Blät-
ter 1881, Nr. 23) das jodwasserstoff-
saure Hyoscin zur Anwendung empfiehlt,
wogegen er das chlorwasserstoffsaure
Salz, weil amorph, zur Verwendung
weniger geeignet hält. Nach Kobert
dagegen (Arch. f. exp. Path. u. Pharm.
1887, 396) ist gerade die Chlorwasser-
stoffverbindung therapeutisch am wirk-
samsten. Kobert sagt hierüber wörtlich
(Therap. Monatshefte 1887, 267):
„Nachdem nunmehr mehr als acht
Monate verflossen sind, seit die von Sohrt
und mir angestellten Versuche publicirt
sind, kann, da die Untersuchungen über
den pharmakotherapeutischen Werth die-
ses Mittels seitdem ununterbrochen fort-
gesetzt wurden, jetzt wohl ein von en-
thusiastischer Voreingenommenheit freies
Urtheil darüber gefällt werden.
Jeder Praktiker, welcher seine Patien-
ten aufmerksam zu beobachten gelernt
hat, weiss, dass die Wirkung des Bilsen-
krautextractes nicht mit der des Atropins
identificirt werden kann. Aus diesem
Grunde war es wünschenswerth, die
beiden im Hyoscyamus enthaltenen Al-
kaloide, Hyoscyamin und Hyoscin einzeln
zu prüfen. Bei der Untersuchung des
krystallisirten Hyoscyamins habe ich
weder am Thier noch am Mensehen irgend
einen Unterschied dem Atropin gegen-
über finden können und desshalb glaube
ich, dass das reine Hyoscyamin
niemals im Arzneischatz des
Arztes irgend eineBolIe spielen
wird. Was man im Handel unter dem
Namen amorphes Hyoscyamin hie
und da noch jetzt verkauft, ist dagegen
ein wechselndes Gemisch von Hyoscin
405
und Hyoscyamm; und so können wir uns
nicht wundern, dass es in seinen Wirk-
ungen schwankt, aber niemals mit denen
des krystallisirten Hyoseyamins ganz
fibereinstimmt. Die damit gewonnenen
Besultate sind werthlos, seit das wirk-
same Princip desselben, das Hyoscin^ in
Gestalt seines salzsauren Salzes von E.
Merck in praefaty ollen Ery stallen in den
Handel gebracht worden ist. Ueber das
flir praktische Anwendung nicht so gut
geeignete bromwasserstoffsaure und das
jodwasserstofifsaure Hyoscin sind von
Clanssen und von Wood Experimente
angestellt worden, welche sich jedoch
zum Theil widersprechen, zum Theil
unvollkommen waren."
Die nun folgende ausführliche Schil-
derung der medicinischen Wirkung
würde uns hier zu weit führen; in
Kürze möge nur das Wichtigste hervor-
gehoben werden. Das Hyoscin hebt die
Hemmenden Yagusfuuctionen auf und em-
pfiehlt sich als Medicament da, wo re-
liectorisch durch Vermittelung des Vagus
die Herzthätigkeit verlangsamt oder in
ihrer Intensität abgeschwächt ist, auf
das vasomotorische Centrum ist das Hyos-
cin ohne Einwirkung (Unterschied vom
Atropin); es lähmt diejenigen motorischen
Nervenapparate des Darms, welche durch
Pilocarpin, Nicotin und Muscarin ge-
reizt werden (es wäre also ein Gegengift
f&r die genannten Gifte); auf das Bücken-
mark ist Hyoscin ohne Einwirkung (im
Gegensatz zum Atropin), ebensowenig
wirkt es auf das Gehirn.
Unabhängig hiervon veröflFentlicht Prof
Erb (Heidelberg) seine Erfahrungen
mit Hyoscin bei Erampfkrankheiten
(Ther. Monatshefte 1887, 252) und em-
pfiehlt es in Dosen von 0,0002 bis 0,0004
pro dosi gegen das Zittern bei Paraly-
sis agit^ns. Erb giebt aber dem jod-
wasserstoffsauren Salz den Vorzug und
sagt darüber:
»Es sind bis jetzt 3 Hyoscinsalze dar-
gestellt, das Hyoscinum hydrojo-
dicum, hydrobromicumundhydro-
chloricum (muriat.) — ; nach kobert
soll das letztere das zweckmässigere sein ;
warum — habe ich aus seiner Arbeit
nicht entnehmen können; er giebt an,
dass es etwas milder wirke, als die bei-
den andern Salze. Ich habe das nicht
bestätigen können bei eigens darauf ge-
richteten Versuchen, indem ich einzel-
nen Personen abwechselnd die gleichen
Dosen Hyosc. hydrojod. und hydrochlor,
injiciren liess; es war absolut keine
nennenswerthe Differenz in der Wirkung
zu erkennen, und ich habe eher noch
den Eindruck bekommen, dass das Hyosc.
mur. etwas energischer wirke, was ja
auch a priori am wahrscheinlichsten er-
scheint, da gerade dieses Salz relativ am
meisten reines Hyoscin enthält und die
Jod- oder Chlorwirkung bei den mini-
malen Dosen gewiss nicht in Frage
kommt. "^
Andererseits hebt er die schlafmachen-
de Wirkung hervor:
.Die scnlafmachende Wirkung
trat bei vielen Kranken hervor; nach
der Injection fühlten sie eine gewisse
Müdigkeit und Schläfrigkeit; nicht selten
kam es auch zum Einschlafen. Als
wirkliches Schlafmittel habe ich das
Hyoscin nur bei einem Manne mit hypo-
chondrisch - neurasthenischen Beschwer-
den mit Erfolg angewandt; alle mög-
lichen Mittel: Morphium, Bromkalium,
Urethan, Chloral, Paraldehyd etc. waren
gegen seine hartnäckige Schlaflosigkeit
ziemlich erfolglos gewesen; Injectio-
nen von 0,5 bis 0,7 mg Hyoscin.
mur. riefen bei ihm einen 6 bis 8
Stunden dauern den ruhigen Schlaf
hervor, ohne alle übeln Neben-
wirkungen.
Kobert aber sagt:
„Es liegt die Gefahr nahe, dass die
Leser dieser Mittheilung das Hyoscin
für ein Ersatzmittel des Morphins an-
sehen könnten. Vor dieser falschen
Auffassung möchte ich ausdrücklich
warnen. Zu wie schlechten Resultaten
man kommt, wenn man das Mittel ohne
richtige Indication einfach als Narcoti-
cum anwendet, beweist eine Mittheilung
von Fraficis L, und John R Haynes
in Philadelphia, die das Mittel wenig
brauchbar fanden."
Nachdem diese Frage nun einmal in
Fluss gekommen, werden wir voraus-
sichtlich bald Weiteres darüber hören,
und die pharmaceutische Welt wird
wissen, ob sie sich für Hyoscin. hydro-
406
chlor, oder hydrojod. zu entscheiden hat
Wegen der Kleinheit der Dose ist seine
Verwendung eine billige und selbst in
der Armenpraxiä mögliehe.
iiifte neue Methode zur Bestiiiim-
ung des Fuselöls.
Traube (Ber. derdentsch. ehem. Gesellscb.
Xf^; 892 bis 895) bat die wesentlichsten der
▼orgescblagenen und zumeist angewandten
BiÄnntwein - Untersnchungsmethoden einer
genauen Präfang unterzogen und dabei ge-
fonden, dassbei derlJntersuchung der Brannt-
weine'M'etbbden eine Rolle spielen, welche als
völlig wcfrthlos zu bezeichnen sind , und zu
den grössten Irrthümern Veranlassung geben
können. Verf. verwirft vor Allem die colori-
metrischen Methoden , deren eine auf Roth-
ung, resp. Bräunung der Branntweine beim
Erhitzen mit concentrirter Schwefelsäure, die
andere auf der Rothfarbung durch Anilin und
Salzsäure beruht.
Verf. beschreibt nun eine ungemein scharf-
sinnige capillari metrische Methode, welche
gestattet, bis circa i/öo pCt. Fuselöl schnell
und sicher zu bestimmen. Derselbe gründet
seine Methode auf den früher von ihm er*
brachten Beweis, dass die capillare Steighöhe
wässeriger Lösungen organischer Sto£fe
einer Reihe bei gleichem Procentgehalt
umgekehrt proportional abnimmt mit dem
wachsenden Molekulargewicht des gelösten
Körpers. Hieraus schliesst I^aubey dasa
schon ein geringer Gehalt an Fuselöl in den
Branntweinen, namentUeh bei einiger Ver-
dünnungy sich durch Erniedrigung der Steig*
höhe bemerkbar machen müsse. Verf. hat
ferner nachgewiesen, dass die in den Fusel-
ölen in namhafter Menge vorkommenden
Stoffe, wie die Propyl- und Butylalkohole,
die verschiedenen Aldehyde, einschliesslich
des Furfurols, die Steighöhe stärker erniedrig-
ten, als der Aethylalkohol, dagegen weniger
als der Amylalkohol; auch fand er durch
Versuche bestätigt, dass die Verschiedenheiten
in der Zusammensetzung der Fuselöl« auf die
obige Methode keinen in Betracht kommen-
den Einflass aoaüben. Mit einem für diese
Zwecke construirten sehr sinnreichen Appa-
rate hat Traube, eine Anzahl Lösungen unter-
sucht, welche 0,1 bis 1,0 Vol. rohen Fuselöls
verschiedenen Bezugs, resp. reinen Isoamjl-
alkohob in einem Weingeist gelöst ent-
hielten, dessen spec. Gew. stets demjenigen
von 20 Volumprocent entsprach. In folgen-
der Tabelle finden sich unter h die beobachte-
ten Steighöhen in Millimetern. Jede Beob-
achtung wurde wiederhoU ausgeführt und
zwar meist nach vorhergegangenem Trocknen
der Röhren :
Tohuipfoeent-
gehalt Ton
20pCi. Weingeist
KartoffeV-FiiMl6I
ICnis-Fnieldl
MolAiiseFiiM»!
Korn-FQMlöl
1
B«l«er Isoftmyl-
alkohol
h mm
h mm
h mm
h 1 mm
h mm
0
50,0
50,0
50,0
50,0
50,0
50,0
50,0
50,0
50,0
50,0
0,1
49,2
49,25
49,1
49,1
49,0
49,0
49,0
49.0
48,6
48,65
0.2
48,25
48,25
48,05
48,05
48.0
48,0
48,0
48,0
47,5
47,5
0,3
47,5
47,55
47,5
47,5
47,45
47,5
47,45
47,4
46,9
46,95
0,4
47,1
47,05
46,95
46,95
46,9
46,9
46,85
46,9
46,3
46,4
0,5
46,6
46,6.
46,45
46,4
46,3
46,25
46,35
46,4
45,3
46,85
0,6
46,2
46,2
45,85
45,85
45,80
45,85
45,8
45,7
45,2
4Ö,2
0,7
45,5
45,5
45,1
45,1
45,0
45,0
44,9
44,9
44,3
44.35
0,8
44,9
44,85
44,15
44,25
44,2
44.25
44,0
43,9
43,45
43,4
0,9
44,3
44,3
43,6
43,50
43,6
43,6
43,4
43,4
42,4
42,4
1,0
43,95
43,9
43,0
43,0
43,05
43,05
42,6
42,6
41,7
41,75
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass unter-
halb 0,5 pCt. die Steighöhenwerthe für die
verschiedenen Fuselöle höchst annähernd
übereinstimmen. Da als Mazimalgrenze in
Bezug auf die Gesundheitaschädlichkeit der
Branntweine 0,3 pCt. Fuselöl angesehen zu
werden pflegt, so haben nur die Wertbe
unterhalb jener Grenze praktischen Werth,
und hier wird es möglich sein, Unterschiede
im Fttselgehalt, welche noch weit weniger
als 0,1 pCt betragen I mit Sicherheit bu be-
stimmen.
Soll ein Branntwein auf seinen Fnaelgehalt
geprüft werden , so nimmt man mittelst der
407
JtfoAr'schen oder WestphaVschen Waage Bein
Bpecifisches Gewicht. Eine vorherige Destilla-
tion 18t nnr dann erforderlich , wenn , wie
bei den Liqueuren etc., das specifische
Gewicht des Destillats wesentlich ron dem des
Getränkes selbst abweicht. Mittelst einer
Yerdannungstabelle wird dann der Brannt-
wein anf 20 Volumprocent gebracht. Die
Steighöhe, ▼erglichen mit der des
reinen 2 Ot o 1 n m p r o c e n t ig e n
Weingeistes, zeigt ohne Weiteres
an einer empirisch en Scala den Ge-
halt des verdünnten Branntweins
an FuselCl an. Auf diesem Wege kann
man leicht in wenigen Minuten eine Brannt-
weinnntersnchnng oder Fnselölbestimmnng
ansfShren. Der hierzu nothwendige Apparat,
die Traübe^Bche Röhre, ist im Journal
f. prakt. Chemie, S. 177 und 178 näher be-
Bchrieben. dt
Anwendbarkeit des Wasserstoff-
superoxyds in der Ilaassanalyse.
Bereits früher referirte ich über die Lunge-
sehe Methode der Bestimmung des Chlors
mittelst Wasserstoffsuperoxyd. Eine weitere
Verwendung hat £Uasberg mitgetheilt (Ber.
der deutsch, ehem. Ges. XIX, 3, 320). Der*
selbe hat die Classen^sche Methode zur Be-
stimmung des Schwefels in denjenigen Schwe-
felmetallen, welche durch Kochen mit Chlor-
wasserstoffs&ure unter Entwickelung von
Schwefelwasserstoffgas sich auflösen, ans einer
gewichtsanaljtischen in eine maassanalytische
umgewandelt. Das Wasserstoffsuperoxyd wird
mit Natrinmhydroiyd versetzt und dient zur
Absorption und Oxydation des Schwefelwasser-
stoffs zu Schwefelsfiure, welche sich mit dem
anwesenden Natron zu Natriumsulfat rer-
bindet. Der Eliasberg'sche Vorschlag beruht
auf der Bestimmung des Schwefels als
Schwefelsäure, indem man die Oxydation des
Schwefelwasserstoffgases mit einem genau
neutralisirten , dann mit einer gemessenen
Menge Alkali versetzten Wasserstoffsuperoxyd,
und nach erfolgter Oxydation des Schwefel-
wasserstoffe den Rest des nicht neutralisirten
Alkalis mit einer titrirten Saure zurückbe-
stimmt. Die gesuchte Schwefelmenge ergiebt
sieh durch Multiplication der gefundenen
Schwefelsäure mit dem Factor 0,3249.
Man verfährt in der Art, dass man die ab-
gewogene Menge Schwefelmetall in ein
Kochkölbchen bringt ; zur Aufnahme des al-
kalischen Wasserstoffsuperoxyds bedient man'
sich am besten DreehseTtcheT Absorptions«*
Flaschen und verbindet diese mit der Gas-
Entbindungs - Flasche. Hierauf lässt man
Salzsäure von circa 1,0 spec. Gew. mit einem
Gehalt von circa 20 pCt. in das Kölbchen
einfliessen, verdrängt die Luft ans dem
Apparate durch Kohlensäure oder Wasser-
stoffgas , sperrt alsdann das Gas ab und er-
hitzt so lange, bis keine unzersetzte Sub-
stanz mehr wahrzunehmen ist. Um das
Schwefelwasserstoffgas vollständig in die
Absorptionsflasche überzuführen, leitet man
wiederum Kohlensäure oder Wasserstoffgas
ein und setzt das Kochen noch fort, bis das
entweichende Gas auf Bleipapier keine Reac-
tion ausübt. Die ganze Operation erfordert
etwa zwei Stunden. Den Inhalt der Absorp-
tionsgefässe bringt man in ein Becherglas,
erhitzt einige Zeit gelinde und titrirt nach
dem Erkalten das nicht neutralisirte Alkali
zurück. Als Indicator eignet sich am besten
das von Jjunge empfohlene Dimethylanilin-
Orange, welches gegen Kohlensäure und
Wasserstoffsuperoxyd unempfindlich ist.
Diese Methode lässt sich sehr gut auch zur
Bestimmung der Salze der niedrigeren Oxyda-
tionsstufen des Schwefels anwenden , zur
Analyse des unterschwefligsauren und sauren
unterschwefligsauren Natriums. Der Process
verläuft hier folgen dermaassen :
NaaSgOg + 4H2O2 + HjO = Na2S0^ +
H2SO4 -f 4H2O.
NaaS^Og + TH^Oj -f SHjO = Na^SO^-f-
3H280^ + 7H2O.
Das Verfahren ist hier wesentlich ein-
facher. Man versetzt die Lösung des Hypo-
sulfits in einem Kölbchen mit Wasserstoff-
superoxyd von bekannter Alkalinität und er-
hitzt gelinde etwa eine halbe Stunde lang.
Nach dem Erkalten titrirt man den Ueber-
schuss von Alkali zurück. Die gefundene
Schwefelsäure mit dem Factor 2,5316 multi-
plicirt, giebt die gesuchte Menge Hyposulfit.
dt
Verbeeserter Trichter für schnelle
Filtration.
Der nachstehend abgebildete Trichter ist
ein englisches Patent (No 8375) von Wallace
Christ, Nickels. Fig. 1 und 2 stellen einen
Doppeltrichter dar; der innere Trichter ist
aterk durchlöchert und an <]«n äuBaer«D durch
entapreobende Balken befestigt. Doa Filtrir-
papisr wild in gewähnlicb«T Weite eingelegt.
Hat mAB Subatanna, die üch gehwer au«-
waachen lauen, ao liut man zunücbit die
Untterlauge abtropfen , iteckt ein StSck
OammiBchlanch mit Quetschhahn an die Aus-
fluMöffnung dea Trichtern nnd gieast die
n,. 1 nd i.
Weitere Informationen aber diese Trichter
kann man von lir.B.Niekd». P.C. 8., 1041<ea-
denhall street, London erhalten, —tu —
Amer. Dnigg, V. ISST.
Flg. 3 na* i.
WaBchflüMigkeit in den Baum zwiachen
den beiden Trichtern. Dann öfiiiet man wieder
den QnetBchhahn und lltaat ablaafen. Auf
diese Weiae wird ein schnelleB Au«was<.'beo
Fig. 3 und 4 stellen denselben Trichter
von oben gesehen dar, und iwar offen und
geschlossen. Der geschlossene Trichter ist
f(ir den Gebranch in Verbindung mit eiuer
Luftpumpe.
Ausser den schon erwfihnten Vortheilen
sind EQ erwähnen das erleichterte Auswaschen
mit leichtflüchtigen Körpern, Aether, Benzol
n. s- w. , ferner das schnellere Trocknen der
Niederschlage , da die Luft zwiacben den
beiden Trichtern circnliren kann.
Die BOgeuaimten ohemiBehen
Garten.
Die unter diesem Namen bekannte hübsche
chemische Decoration wird nach S.
Snixer am besten und haltbarsten «uf
folgende Weise heif erteilt: Auf den
Boden der betreffenden, am besten
mit Deckel versehenen Gliiser ie. B.
growe Fisch hallo na) kommt eine circa
1 Zoll hohe Schicht grober, aus alten
Gläsern hergestellten Glassplitter.
Dieselben erweisen sich sweckmKss-
iger, als Sand, da die Silicate die-
selben später zn einem in hSbsehen
Farben nnd Zeichnungen schimmern-
den aobatartigen Untergrund ver-
Bchmelzen. Auf die Olassplitter
giesat man daa im VerhUtnlas von
circa 1 Wasserglas zu 3 Wasser ge-
mischte Liquidum bis zur Höhe des
Deckelrandes und bringt dann die
Terachiedenen Salzktyatalle in Ab-
ständen von cirea 1 bis 1 >// Zoll nnd
richtig gruppirt zwischen die Splitter,
am beaten mit Hilfe eines Glasstabes.
Uan erhält hübsche chetuiache Gär-
ten, indem man in die Mitte de»
Glases, ziemlich nahe beisammen.
Eisen vitriolkrjstalle ron der Grösse
einer Haselnuas, und im Kreise berom
mitte IgroEse EiyataUe von Kopfer-
vitiiol abwechselnd mit Alaun-
kr^atUlen placirt. Das Glas stellt man
dann mhig bin. Nach Verlauf einiger Hi-
nuten keimt der Samen schon und zwar
wachsen zuerst ans dem Eisenvitriol , später
aus dem Alaun und zuletzt aus dem Kupfer*
Vitriol feine weisse Fäden heraua, ans deren
Spitzen mau fortwlUirend feine Strömungen
ausgeben sieht, die gleichaam zn den wunder-
lichen Gebilden zu erstarren scheioeu. Erst
später nehmen die moos- und siämmehen-
artigen Silicate die bleibenden Farben der
betreffenden Metalle an, d. h. die EisenbXnme
werden olivengrün, die Kupfergebilde blau*
grün , die AUunailioate bleiben selbstredend
weiss. Ans Chromalann konnte Verf. keine
besondere Nuance beransbringen. Nimmt
409
loan nnter die Krystalle eioep oder zwei
groMa Knpfenritriolkrystalle, so wacliseo aus
ihBen oft woMierbarf biaarre uod grotaske
BildoDgen heravs, oder weiden beaeer heraas-
geblasen, die den ehemischen Gärten viel
Freqde abgewinnen lasten- Pie Silicate
wachsen bis an die Decko der Fiiiasigbeit,
viarbreiten sieb dort so grösseren and kleineren
yy Plaques,'' aas denen oft wieder wanderliche
trapfstelnartige Bildongen niederwärts
wsebaeiit Diese Decken llisst ntan mhig
liagea, so laage nicht Gefahr vorhaaden, dass
•ia niedarsiokao «nd die Gebilda sant^ron
könnten. In diesein Falle holt man sie mit
einem Löflel behutsam heraos. Nach 5 bis
6 Tagen ist die Vegetation meist üppig ge-
nug, um sie zu unterbrechen und zu con-
•erriren. Man ersetzt die Wasserglaslösung
durch reines Wasser mittelst gleichzeitigem
Torsichtigem Ein- und Abheben), wobei
selbstvarständlicb der Einlaufschenkel bis
zum Grunde des Glases geben muss. Das
Auswachen geschehe nicht au kurze Zeit, am
Ende ersetist man das kalte durch gekocbtes,
noch warmes Wasser, Wird nicht gehörig
ausgewaschen! so bilden sieb mit der Zeit
am Grande des Glase« unleidliche Wolken«
sehichten, die den Effect des Gartens sehr
stören. Man kann sie allerdings anch bei un-
genügendem Auswaschen Termeiden, wenn
man die Flüssigkeit mit einigen Tropfen
Salzsäure sauer macht; mit der Zeit zersetzen
sieb dann aber die Silicate , die Flüssigkeit
färbt sich durch Chlorknpfer blaugrün und
die Vegetation erscheint ganz weiss — was
sich übrigens unter verschiedenen Gläsern
zur Abwechselung gar nicht übel ausnimmt.
g. Durch Industrie-Bl
>'x^ ^ ^^ \-/*
■ ^y\^^\y #
Eilterstnr and Mritik<
P. Bauingarteiiy Jabresbericht Aber
die Fort86britte in der Lebre tod
den patbogenen Mikroorganismen.
nmfas9end Bacterien^ Filze nna
Protozoen. 2. Jahrgang. 1886.
Braunßchweig 1887, Barala Bruhn,
Vorstehendes Werk, der 2. Jahrgang eines
höchst zeitgem&ssen Unternehmens, liefert
einen neuen Beweis von der enormen Arbeits-
kraft des Verfassers, Auf 441 Seiten bat der-
selbe nicht nur die im Jahre 18&ä auf dem Ge-
sammtgebiet der Bacteriologie erschienenen
Liehrbächer und Compendien (nicht weniger
wie 15), sondern auch 535 in demselben Zeit-
raum Über parasitische, saproph/tische und
zjmog^ne Mikroorganismen, sowie über all-
gemeine Mikrobien lebre, allgemeine Metho-
dik, Desinfectionslehre und Technisches in
der deutschen, französischen, englischen und
italienischen Literatur erschienene Arbeiten
in knapper, aber dabei klarer und durchaus
sinngetreuer Weise referirt, zum Theil auch
noch mit kritischen Fussnoten yersehen. Hier-
mit wird eine Zusammenstellung geboten, wie
sie erschöpfender, übersichtlicher und zur
raschen Orlentirung in der kaum mehr zu ver-
folgenden Bacterien-Literatur geeigneter den
Lesern dieser Blätter nicht empfohlen werden
kann. Bef. macht mit gftnz besonderem Ver-
gnügen auf diese auch buchhändlerisch vor-
aüglich ausgestattete Arbeit aufmerksam.
Jo/m€- Dresden. .
Gmndzttge der allgemeinen organi-
seben Cbemie, dargestellt von Edv.
Hjelt, Professor an der Universität
zu Helsingfors. Berlin 1887. Verlag
von Robert Oppenheim,
Das vorliegende Werk bat sich das Ziel
gesteckt, die Grundzüge der allgemeinen und
theoretischen Chemie, wie solche bei der
neueren organischen Chemie so vielfach in
Anwendung kommen, im Zusammenhange,
und vom technologischen Tbeile losgelöst,
dem Leser vorzuführen. Verfasser geht dabei
von der Ansicht aus , dass bei der jetzigen
UeberfüUe des Stoffes auf dem Gebiete der
organischen Chemie dem Anfänger manches
entgehen werde, mit welcher Behauptung er
nicht Unrecht haben dürfte. Das Buch zerfällt
in drei üauptabtheilungen : die Zusammen-
setzung, die physikalischen Eigenschaften,
das allgemeine chemische Verhalten und
einen Anhang : die synthetische Bildung.
Einleitnng in dasStudinm derCbemie
von Dr. Ira Bemsen, Professor der
Chemie an der John Hopkins-JJnneT"
sität in BaJtimore. Autorisirte deutsche
Ausgabe, bearbeitet von Dr. Karl
Sewert, a. o. Professor der Chemie
an der Universität Tübingen» Tübin-
gen 1887. Verlag der H. Laupp^
sehen Buchhandlung.
Jra Bemsen erfreut sich in Deutschland
410
eines gotisn Namens und so wird gewiäs seine
„Einleitung in das Stadium der Chemie*'
Vielen willkommen sein, und das um so mehr,
als der Verfasser von dem einzig richtigen
pMagogischen Standpunkte ausgeht^ den
Atifanger nicht durch eine Fülle von Material
zu erdrücken, dagegen das, was er behandelt,
in leicht verständlicher Weise und an der
Hand gewählter Beispieleyorzufuhren. Durch
die Seuberfßche Bearbeitung ist an dem Ori-
ginal iü der Haupitsache nichts geändert, nur
bei der Theorie der festen und multiplen
Proportioneiik, bei det Gruppe der Alkali-
metalle und bei dem natürlichen System der
Elemente sind Erweiterungen resp. Umarbeit-
ungen Torgenommen worden. Wer chemisch
denken lernen will, — hier kann er es lernen.
Chenüsch- technisches Reperterluiii. üehersicbt-
lich geordnete Mittheilungen der neuesten
Erfindungen, Fortschritte «nd Verbesserungen
auf - dem Gebiete der technischen und in-
dustriellen Chemie mit Hinweis auf Ma-
schinen, Apparate und Literatur. Heraus-
fegeben von Dr. Emil Jacobsen. 1886.
Irstes Halbjahr. — Zweite Hälfte. Mit in
den Text gedruckten Holsschnitten. Viertel-
.jährlich erscheint ein Heft Jedem 4. Hefte
(U., 2.) wird ein voUständij^es Sachregister
über den gan2ön Jahrgang beigegeben. Berlin
1887. £. GaertnerB VerlagsbuchhandluBg
(Hermann HefffMer), SchCnebeigerBtr. 26.
Dr. Hermui Robrbeck, Fabrik chemischer, phy-
sikalischer, phfumaceutischer und techmscber
Apparate in Berlin IW. Apparate und ütea-
sulen XQ bakteriologischen Untersacbiuigefl.
1887.
-^ ■^ « ^■'_VN-'N^
Hiscellen.
Merkmale zur zolltechnischen
Unterscheidung von Leinöl und
Leinölfirniss.
Von Prot Dr. Finkener.
In einem etwa 15 mm weiten Reagensglase
sieht bei durchfallendem Licht Leinöl gelb
aus, Leinölfirniss braun. Breitet man einen
Tropfen des Oels auf einer Glasplatte mit
dem Finger zu einer kreisförmigen Schicht
von etwa 4 cm Durchmesser aus und lässt die
Platte im Zimmer liegen, so fühlt sich nach
24 Stunden das Leinöl noch schlüpfrig an,
wie zu Anfang, während der Firniss klebrig,
wenn nicht gar fest geworden ist. Schüttelt
man 1 2 ccm des Oels mit 6 ccm einer Bleiozy d
enthaltenden Glycerinlösung in einem Be-
agensglase kräftig durch und stellt darauf
das Glas etwa 3 Minuten in kochendes Wasser,
so bildet der Firniss eine salbenartige Masse,
das Leinöl zwei flüssige Schichten, von denen
die untere wasserhell ist. Ein auch mit nur
25 pCt. Leinölfirniss yermischtes Leinöl lässt
sich auf diese Weise von reinem Leinöl unter-
scheiden. Zur Herstellung der zu diesem Ver-
suche erforderlichen Bleilösung werden 100 g
kry stall isirtes essigsaures Bleioxyd in 150 ccm
destillirtem Wasser und 32 g wasserfreiem
Glycerin in einer ▼erschliessbaren Flasche ge-
löst. Durch Umschutteln erhält man nach kur-
zer Zeit eine nur etwas trübe Lösung, die sich
beim Stehen nicht verändert, wenn die Flasche
▼erschlossen gehalten wird. Bei Ausführung
des Versuchs werden 5 ccm dieser Lösung in
einem Reagensglase mit 1 ccm 20p roc. wäss-
rigen Ammoniaks vom spec. Gew. 0,925 ver-
mischt und dann mit 12 ccm Gel geschüttcilt.
Der sogenannte gebleichte Leinölfirniss hat
eine viel hellere gelbe Färbung als das Leinöl,
verhält sich aber sonst wie Leinöl und nicht
wie Leinölfirniss.
Alle Versuche, in dem Verhalten des Lein-
öltf und des Leinölfirnisses gegen Lösungs-
mittel, Verseifungsmittel und Oxydatioos-
mittel einen leicht erkennbaren unterschied
festzustellen , sind fehlgeschlagen. Ebenso-
wenig Hess sich der Firniss von dem Gel
durch Reiben in der Handfläche unterscheiden.
P?iarm. Zeitung.
Zur Vervollständigung der vorstehenden
Mittheilung bemerkt Ed, Hahfiy dass nach
seinen Erfahrungen das einfachste Unter-
scheidungsmittel zwischen Leinöl und Lein-
ölfirniss das officinelle Kalkwasser sei.
Gleiche Theile Kalkwasser und Leinöl geben
beim Zusammenschütteln das bekannte gelbe
Liniment, während mit Leinölfirniss eine
bleibende Mischung nicht erhalten werden
kann. Gebleichter oder weisser Leinölfirniss
verhält sich zwar dem Kalkwasscr gegenüber
wie Leinöl , aber das erhaltene Liniment hat
eine rein weisse, nicht gelbe Farbe. ^.
üeber organische Elementar»
Analyse.
P. Jannasch und Victor Mtyer (Berichte d.
deutsch, ehem. Gesellsch. XIX^ 949 und 950)
411
notificiren ein neiiea Verffihren zur Bestimm-
ung des Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Stick-
stoffgehalts organischer Körper in ein und
derselben Substanaprobe , indem sie die be-
treffenden Substanzen in einer Atmosphäre
von reinem im Yersttchsrohr selbst ent-
wickeltem Sanersteff» welcher die Luft aM
dem Apparat zunächst vollständig yerdrängt,
verbrennen, nnd den Sauerstoff durch eine
Lösung von ChromehlorQr absorbiren. Die
neve Methode , aof welche Befevest später
ausführlicher zurückzukommen gedenkt, iat
geeignet, da angewendet zu werden, wa Mangel
an Substanz oder andere Ursachen die Aus-
fahrung Ton zwei gesonderten Verbienniingen
behufs Bestimmung dee Kohlentpaeaerstoff-
gehalts einerseits nnd des Stiekstofb anderer-
seits uiBÖglich machen. dt.
Ueber die ümwandliing von Chlor-
kalk in chlor sanren Kalk.
Von H, Limge.
Die Bildung von ehlonaiirem Kalk heim
Erhitzen einer Chlorkalklösung fingt erst an,
merkUch au werden, wenn die Temperatur
60^ überschritten hat; aber anch nach zwei-
stündigem Kochen war nur drea ein Viertel
des vorhandenen Chlors in Ghlorat ver-
vandelt. Oleichaeitig mit der Bildnng von
Chloret wird ein Theii des Bleichsalzes in
Chlorid nnd Sanerstoff aerlegt nnd zaleist
aberwiegt diese Beaetion die entere. Wird
die Chierkalklösong mit Chlor gesättigt , so
tritt heraits bei 150 Chlonttbildung ein bis
zu 70 pCt., der theoretisch megliehen Menge;
die RcÄction setit sich lehhaft fort, wenn die
Tsmpe^atnr aber 40 ^ gestiegen ist. In der
mit Chlor ges&ttigten Losung erleidet der
Bleichkalk keine Zersetonng nnter Sauerstoff-
verhut Das andaaemde Dnrchleiten eines
Chlontromes dusch die erhitate Ldeung ist
der ChloMtbildong nicht förderlich. Längere
Beruhrang der Blei^hkalkiösnng mit Chlor in
der Räite voilendet den Prooess gleiehfiilb.
<^. JoMm. soe. of Chem. Und, 4^ 7^.
Uebw ein neues Leuchtgas-Saaeiv
Btoffgebläse nnd das Zirkonlicht
Von E, lAn/iMmann.
Verf. heschreibt ein Leuchtgas-Sauerstoff-
gebUUe zur £raeng«ng einer guten Stioh-
^Amme , in welcher der Sauerstoffstrom erst
ausserhalb der Brennerdüse Feuer fangt und
eine Stelle sehr geringen Querschnitts vor-
handen ist, welche die höchste Temperatur
der Flamme anfireist. Erhitzt man in dieser
FlammeProben geschmolnener Verbindungen,
so erhiUt man vollkommen reine, prächtige
Spectren : Lithium zeigt 4, Kalium 27 Linien,
Natrium 4 Doppellinien; der mittlere, bis
jetzt für continoirlich gehaltene Theil des
Kalium - Spectrufns setzt sich aus unzähligen
feinen Linien zusammen und das Natrium-
speotmm weist im Blauviolett eine breite,
seither nicht erwähnte Linie auf. — Die Ge-
bläselampe l&sst sich femer erfolgreich zur
Erzeugung von Kalklicht, oder, dn Kalk
schmilzt, zur Hervorbringung von Zirkon-
licht verwenden. Verl benatzt zu diesem
Zwecke 4 mm dicke und 16 mm breite in
Platinteller gefasste Scheibchen von Zirkon*-
erde, welche er durch Glühen von reinem
Zirkonchlorid and wiederholtes Pressen und,
Glühen der Erde bereitet. Das Zirkonlicht
ist ruhig und rein weiss, giebt ein continnir-
liebes Spectrnm, welches die Frauenhofer-
sehen Linien A bis H umfast, keine helle.
Linie zeigt und bei einem Gasdruck von 6 cm
(Wasser) und dem 16 fachen Sauerstoffdruck
Lichtstärken von 60 bis 280 Kerzen liefert.
dt, Monatskefte f. Chem. 6, 899 bis 908.
Beiträge zur Chemie de«
Meerwassers.
Von Ä. Hanibury.
Verf. bestimmte in den Meerwasserproben,
welche 1883 auf Nordmskjöld*a Grönlands-
fahrt gesammelt worden sind, das Verhältoiss
zwischen den Sulfaten und den Chloriden.
In 29 Proben, welche in Tiefen von 5 bis.
1360m gesohöpft worden waren, wurde der
Quotient 11,485 gefanden, womit die von
SchmeUk und Bütinar ausgesprochene An-,
sieht, dass das Seesala unter allen Längen
und Breiten von gleicher Zusammensetzung
sei, bestätigt wird. Da das Eis Sulfate in
sich aufnimmt, Chloride dagegen ausschliesst,
so muss das Oberflächenwasser, von ge-.
schmolzenem Eis herrührend, etwas reicher
an Sulfaten sein, als das Tiefwasser. Aus
den Versuchen des Verf. berechnet sich auch
das Verhältniss zwischen Chloriden und Sul-
faten an der Oberfläche des Meeres in nörd-
lichen Breiten « 11,499, im Tiefwasser r=
11,482. dt.
412
üeber die Wanderung des Kupfers
durch eine Oasschicht und eine
directe Verbindung des Kupfers
mit Stickstoff.
Blondlot (Compt. rcnd. 102, 210 bis 212)
berichtet hierüber Folgendes: Eine Platin-
und eine Kapferscheibe von 0,03 m Dareb-
messer worden senkrecht und 3 bis 4 mm von
einander entfernt mittelst zweier Träger aus
Platin gegenübergestellt und in einer unten
offenen glasirten Porzellanglocke circa 3 Stun-
den auf Rothgluth erhitzt; nach Verlauf dieser
Zeit hatte sich die der Kupferscheibe zu-
gewandte Seite der Platinplatte mit einer
circa i/in mm dicken , bleiglätteähnlichen
Schicht überzogen; ein Theii der letzteren
wurde abgekratzt und mit Salpetersäure be-
handelt, wobei Kupfer in Lösung ging. Das
Kupfer hatte also den Zwischen-
raum zwischen beiden Platten über-
schritten. Da die nämliche Erscheinung
auch in reinem Stickstoff, aber niQht in einer
Wasserstoff- Atmosphäre auftritt, so entsteht
wahrscheinlich eine Kupferstickstoffverbind-
ung, welche entweder gänzlich vom Platin
absorbirt wird, oder an letzteres nur ihr
Kupfer abgiebt. dt.
Wird die Summe von Kalk, Phosphorsäure
und Eisen von dem ursprünglichen gewogenen
Niederschlage mittelst Ammoniumacetats ab-
gezogen, so ergiebt sich die Menge der Thon-
erde. dt.
Bestimmung von Eisenoxyd und
Thonerde in Phosphaten.
B, Dyer giebt in den Chem. news. 53, 51
folgende zuverlässige Methode. 2 g des ge-
pulverten Phosphats werden mit Salzsäure
digerirt und zur Trockne verdampft; der
Rückstand wird in Salzsäure gelöst, wobei
Sand etc. zurückbleibt; das auf 100 bis 150
ccm verdünnte Filtrat wird in der Kälte mit
essigsaurem Ammon im Ueberschuss gefällt;
der mit kaltem, dann mit heissem Wasser ge-
waschene Niederschlag wird geglüht und ge-
wogen. Der Niederschlag enthält Phosphor-
säure, Thonerde, Eisenozyd und Kalk. Er wird
in concentrirter Salzsäure unter Zusatz von
Citronensäure gelöst, die Lösung mit Ammo-
niak neutralisirt , mit einem leichten Ueber-
schuss von Essigsäure versetzt und durch
Ammoniumacetat vom Kalk befreit, welcher
in bekannter Weise gewogen wird. Im Filtrat
wird die Phosphorsäure als Ammoniummag-
nesiumphosphat gefällt und als Pyrophosphat
gewogen; das Eisen wird durch Schwefel-
ammoniam gefällt und als Oxyd gewogen. —
üeher die Bestandtheile und das
Sanzi^werden der Butter.
Von E, JDudaux.
Verf. fand in 8 verschiedenen reioen guten
Buttersorten :
Wasser . . . 10,72 bia 14,00 pCt
Fett .... 85,31 ,88,30 „
Milchzucker . . 0,11 ;, 0,30 „
Casein und Salze 0,45 „ 1 ,56 »
Nach den Angaben desselben Autors setzt
sich das Butterfett folgendermaaseen zu-
sammen: jnj D^^j.
schnitt
Stearinsäure-Trigljcerid . . 93,0 pCt
Buttersäure -Triglycerid . . 4,4 „
Capronsäure-Trigl/cerid . . 2,5 »
Capryl- (und Caprin-)säure Tri-
glycerid 0,1 ,1
Das Banzigwerden der Butter b e a t e h t
in einem Zerfall derOlyceride und
wird nicht durch Mikrobe^ bewirkt; es wird
durch Wasser begünstigt, durch Säuregehalt
mehr als durch Alkalinität beschleunigt,
durch Salz und Borax verzögert. Die Glyce-
ride zersetzen sich dabei nicht gleich schnell,
sondern am leichtesten das Buttersäure - Glj-
cerid, dann das der Capronsäure, zuletzt die
der höheren Säuren. Das Banzigwerden tritt
langsam ein, wird aber durch Mikroben,
Luft und Licht beschleunigt. Etwas freie
Buttersäure ist nach Chevreul auch in ganz
frischer Butter enthalten; bei 0,005 bis
0,010 g der Säure pro 1 kg ist sie nicht er-
kennbar und kann auf Geschmack und Ge-
ruch Yortheilhaft wirken ; bei 0,02 bis 0,03 g
macht sie sich schon unangenehm bemerkbar;
in sehr alter Butter sind sogar 1 bis 1,5 g
Butiersäure pro Kilo gefunden worden, dt.
Compt. rend. 102. 1022 bis 102i und 1079
bi6 1077.
üeber die Bildung der Oxalsäure
in Pflanzen.
Studie von Berthdot und Andri.
Verf. haben in yerschiedenen Pflanzen die
während verschiedener Wachsthums- Phasen
in den einzelnen Theilen auftretenden
413
Mengen löslicher and anloBlicIier Oxalsftare
bestimmt. Wir lassen hier der Kurse halber
das Besnltat ihrer Untersuchungen für Bumez
acetosa folgen i
Die trockenen Samen enthielten 0,05 pCt.,
die getrockneten Pflanzen am 8. Juni i/r,
am 26. Juni i/io, am 27. September 0,0316
des Trockengewichts Oxalsäure. Dabei hatte
die absolute Menge der Säure vom 8. bis
26. Juni um V^ zugenommen und sich auch
noch in der Zeit Tom 26. Juni bis 27. Sep-
tember vermehrt. Die Oxalsäure bildet sich
in den Blättern viel reichlicher als in Stamm
und Wurzeln. Die Blätter sind femer sehr
reich an stickstoffhaltigen^ eiweissartigen
Materien , aber frei von Nitraten , da letztere
in den Blättern, den Organen der Reduction,
stets yersch winden. Die Oxalsäure scheint
daher einer unvollständigen Reduction der
Kohlensäure ihren Ursprung zu verdanken.
Nun athmen die Blätter für 1 Vol. absorbir-
ter Kohlensäure 1 Vol. Sauerstoff aus, die
Grnndgleichung ist also
CO, + HgO = CHgO -f 20.
Soll aus CHjO Oxalsäure entstehen, so wird
nach der Gleichung
2CHjO+ 2H2O = C2H2O4 + ßH
Wasserstoff dispontbelj d. h. es werden neben
Oxalsäure Stoffe entstehen müssen, die wasser-
stoffreicher sind , als die Kohlehydrate ; der-
artige Stoffe sind die Eiweisskörper , deren
beobachtete Menge in der That mit der Quan-
tität der Oxalsäure harmonirt. dt.
Campt rend, 102, 995 bis 1001 und 1043
bis 1049,
üeber die Zuckerarten in
keimenden und nicht keimenden
Cerealien
hat ffSullivan (Chem. Soc. 1886, I, 58—70)
Versuche angestellt, indem er durch geeignete
Behandlung mit Alkohol bei 40 ^ aus Gerste
sowohl, wie aus Malz, allen Zucker extra-
hirte. Ueber seine Besultate giebt nach-
stehende Tabelle Aufschluss, in der die
Zahlen Procente der trockenen Substanz be-
deuten:
G«nt« I Mals Q«nte II Mab
Rohnncker. . . 0,9 4,5 1,39 4.5
Maltose ) i 1.2 '« ( 1,98
Dextrose
LäTulose
Mit Weizen wurden ähnliche Besultate er
halten« dt
I 1,2 1 ( 1,98
1,1 { 3,1 \ 0,62 1 1,57
I 0.2 ) ( 0,71
ünterBUchongen über den H&mo-
globingehalt des Blats und über
die Blntkörpercbenzahl
hat Otto (Areh. f. d. ges. Phjsiol. 36, 21
bis 72) ansgefährt, indem er das zu unter«
suchende Blut mit V.ioproc Natriumcarbonat-
lösuDg verdünnte und den Gehalt an Hämo-
globin und Ozyhämoglobin mittelst des Eüf-^
n^r'schen Spectrophotometers (Journ. f. prakt
Chem. 16, 290, 1877) bestimmte. Zur Be-
stimmung der Blutkörperchen wurde das
Blut mit einer 5proc. Lösung von Natrium-
sulfeit verdünnt und dann nach Hayem ver-
fahren. Die sehr umfangreichen Unter-
suchungen ergaben folgende mittlere Nor-
™*^®°' HfcnnliehM Weibliehet
Qaachleoht GetoMedit
4,9988 4,5847
Bothe Blutkörperchen nro
Gabikmillimeter in Muli-
onen
Hämoglobin pro 100 ccm
in Grammen 14.57 13,27
Dass diese Werthe beim männlichen Ge-
schlechte grösser sind , als beim weiblichen,
ist ein für die Säugethiere allgemein giltiges
Gesetz. dt
üeber das Chlorophyll
hat Jodin (Compt. rend. 102 , 264 bis 267)
Studien gemacht, aus denen er folgert, dass
dasselbe ausserhalb der Pflanzenzelle die
Kohlensäure nicht mehr unter Sauerstoffent-
wickelung zu zerlegen vermag. Er weist nach,
dass das Chlorophyll da , wo die Blätter ihre
Respiration verloren haben, ebenso wie auch
reine Chlorophyll - Lösungen durch Wirkung
des Lichts unter Oxydation zerstört werden.
Verf. ist jedoch der Ansicht, dass das physio-
logisch nicht mehr wirksame, durch photo-
chemische Wirkung ozydirbare Chlorophyll
unter gewissen bestimmten Bedingungen
wieder zur Aufnahme seiner reducirenden .
Functionen bewogen werden könne , wenig- .
stens hat er zunächst gefunden , dass Leinöl
durch Znsatz von Chlorophyll die Fähigkeit
verliert, im Dunkeln Sauerstoff zu absorbiren,
dagegen im Lichte Sauerstoffe stärker an-
zieht, als wenn es kein Chlorophyll enthält.
dt,
üeher die näheren Bestandtheile
des Hilchznckers in den Pflanzen
berichtet MiMz (Compt. rend. 102, 680
bis 684). Von den beiden durch Spaltung des
414
Mikhanek«» erkältliehoa Produeten , GalftC*
to«e und Glukose (ans denen sieb der Milch-
zucker im Thierkörper vielleiclit auf-
baut), kommt in den Pflanzen Glukose vor
als solche, oder als Stärke, Cellulose etc.
Galactose hingegen findet sieb in der Pflanze
niebt fertig gebildet vor , ist aber aus vielen
Pflanzen und Pflanzenstoffen erhältlich. Terf.
hat sie durch Behandlung mit verdünnter
Scbirefelsätrre ans arabischem Gummi und
anderen Gummisorten , femer aus Pfianzen-
schleimen (z. B. isländischem Moos) und Pek-
tiiistaffen, welche im Pflanzenreiche weit
verbreitet sind und besonders in den Nähr-
pflanzen sich vorfinden, (so z. B. in Getreide-
sorten , Hülsenfrüchten , Obst, Gemüsen und
diversen Knollengewächsen) gewonnen.' dt
Mittel gegen Mücken undMflcken-
Nach Versuchen, die E. Mylms an sich
selbst anstellte, giebt es kein sicheres Mittel,
um sich die Mücken für mehrere Stunden
vom Körper fernzuhalten; am besten wirkt
noch ein Bepinseln der unbedeckten K5rper-
theile mit Tinctura Pyrethri rosei mit einem
Zusatz von ätherischen Oelen mit hohem
Siedepunkt (aber kein Nelkenöl, welches die
Haut leicht reizt). C, Haver empfiehlt , der
Tinctnr circa 10 pCt. Glycerin zuzusetzen ;
das sei deshalb sehr zweckmässig, weil üureh
den Glycerinzusata das allzm rasche Ver*
dniiBten der ätherischen Oirie verhi^ert
werde. — Tabakrauch verscheucht die Mfleken
bekanntlich sekr wirksam ; als gttter Ersatz
dient ein BäuoherpnlTar aus InteeteDpvlver
mit einem Zasata von Banzoä, ätheriadhen
Oelen und etwas Salpeter. Angezflndet ver-
glimmt dasselbe unter starker Rauebent-
wickelang «nd tödtet and vertreibt alle In-
secten im Umkreis.
Als Mittel gegen Insectenstiche dicHt ge-
wohnlich Salmiakgeist. E, MfUm bat Stifte
geformt aus kohlensaurem Ammonium, Kam-
pfer und Menthol, welche «mf die nass-
gemachte Stiohstelle gerieben werden. Solche
Stifle sollen sich sehr gut bewähren. Da-
gegen empfiehlt Sernbek nadistehende For-
meln:
CoUodii elastici 10,0
Acidi salicylici 1,0
oder:
Collodii elastici 10,0
Hjdrargyri bichlorati 0,01.
Beide Lösungen sollen gleich gut sein und
den Salmiakgeist vollkommen iberflfissig
machen; fkUs man nach erfolgtem Stiebe die
betreffeude Stelle sofort bestreicht , läast der
Sdbmerz sogleich nach, auch kommt es nur
in den seltensten Fällen zu Anschwellangea.
g, Fharm, Zeug, und A^theker-l
Offene CorrespondeiiK.
Apoth. F. «n L« Soll der Erdbeersaft eine
hübsche Farbe haben, von eutem Aroma und
auch haltbar sein, so erfordert die Bereitung
desselben viel Auftuerksamkeit und kann ni<^t
in der Weise, wie die des Himbeer- oder
Kirschsaftes erfolgen. Versuchen Sie es einmal
mit folgender Vorschrift, die wir neulich in
den ,JnauBtrie-Bl." lasen:
Man nehme Wald-, Monats- oder kleinfrflch-
tige Ananas -Erdbeeren, lese sie sauber aus,
entferne alle Stiele etc., ebenso etwa anhaften-
de Erde durch versiebtes Rollen auf einem
Tuche, aber wasche sie nicht; anderseits
erhitzt man in kleine Stücke zerschlagenen
Zucker mit Vio Wasser in einem blank gescheu-
erten kupfernen Kessel, bis der Zucker in Perlen
kocht, bringt nun eine dem angewandten Zucker
gleiche Menge Erdbeeren, ohne sie zu zer-
drücken, mit einem silbernen LOffel hinein,
rührt veisichtig um, nimmt nun sofort vom
Feuer und lässt 10 Minuten stehen. Ueber
ein Forzellangefäss q^annt man ein Colirtu^
von Barchent (vorher gut ausgewaschen und
mit der rauhen Seite nach oben), schüttet den
Inhalt des Kessels darauf und lässt den
Saft ablaufen, ohne lu rühren oder eu pressen.
Nach dem Erkalten wird der Saft in kleine,
trockne Flaschen gcfdUt und kühl aufbewahrt;
er besitzt ein ausgezeichnetes Aroma. Die anf
dem Tuche zurückbleibenden Früchte geben ein
wohlschmeckendes Compot.
D. in (ü. Das von einer Petersburger Pinna
(ursprünglich zu photographischen Zwecken) in
den Handel gebrachte Photozylin wird als
^utcs EiubeEungsmittel für mikroskopische
Präparate und vorwiegend in der chirurgischen
Praxis zu aasgedehntester Verwendung warm
empfohlen. Das Photozylin soll fttr diese Zwecke
sich vortheilhaft vom officinellen CoUodinoi
unterscheiden.
Welches die Subetanzen sind, die das ^h>-
tozvlin neben den Bestandtheilen des CoUcdinm
entnfilt, wissen wir nicht; auch haben wir das
Photoxylin noch nicht gesehen.
Verlier und Terantwortllcher Redactenr Dr. K. Gel» ler In Dresden.
Im Bnclüiandel dnrd» Jnltasßpringer« Berlin N., Monb^oaplaU 3.
Drflck der KSnIgl. Bofbnchdmckerei Ton C. (XMeinholdftB51iBeta Dreeden.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Heransgegeben Ton
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Oeissler.
Eraeheint jeden Donnerstaff. — Abonnementspreis durch die Post oder den Buchhandel
Tierteljftnrlich 2 Mark. Bei Zusendung unter Streifband 2.50 Mark. Einzelne Nummein
25 Pf. Interate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen» Aufträge, Manuscripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geisel er,
DroHden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
MU. Berlin, den 25. August 1887. yViLjahrÄ.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt! likeaile •«# Pkaraiaele: Untere Nomenclator. — yerbensernliir am DesttlUtionsapparate für Jodometrl-
sche Arbeiten. — Zar Herstellung ron Natrium und Kallntn. — Ueber die Verwendbarkelt des Paraffins als
Scbaambreeber bei Destillationen. — Die Härte der Metalle. — Fabrikation hydratlrter Potaxcbe au» Scblempe-
koblenlanffe. — Znr Fabrikation von Potasefae. -~ Znr Kenntniss des Bmetins. ~~ Nene cunammenfresetste Valf'rate.
— JUseellent Zru HamstolTbcBtimmnnff. — Die Zosammensetsnog des Weiasprit«. — Alligator* und Krokodilöl.
— Farbenreaction des Strycbnlns. — Constitntlon dos Braclns. — Untersacbiingen flbi'r das Carvol. — Ein ncnes
Hydrat des AeCanatrons. — Darstellung sablinilrter Oxalsäure. — Oxydation der Halssäure unter dem Einflüsse
des Llebts. — Deslnfoctlonsmittel nach neuen Metboden, oto. etc. — Offene CorretpOBdent« — AaselMB.
Cbemle und Pbarmacie.
Unsere Nomenclatur.
Von Ä, Schneider.
Unter einem ähnlichen Titel erschien
kürzlich (Pharm. Centralh. 28, 287) ein
Aufsatz von Vulptus, dem man voll und
ganz beistimmen muss. Das dort be-
bandelte Thema Hesse sich mit Leich-
tigkeit noch weiter spinnen; im Nach-
stehenden sollen jedoch nur einige Fälle
Erwähnung finden, die zum grössten Theil
ihrer Neuheit wegen diesen Wunsch er-
wecken.
Ein dem Salol (Salicylsäure-Phenyl-
äther) homologer Körper, der Salicyl-
säure-/^-Napntylätner, erhielt ausser
diesem seinem wissenschaftlichen Namen
noch vier weitere. Die Namen Naphtol-
salol oder Naphtalol erscheinen auf den
ersten filick als diejenigen, die im Zu-
sammenhang mit Salol die meiste Be-
rechtigung haben würden. In Anbetracht
des Umstandes, dass es nicht unmöglich
ist dass beide isomere Verbindungen (dem
a-Naphtol und j^^-Naphtol entsprechend)
medicinische Verwendung im Laufe der
Zeit finden können, fand man wahr-
scheinlich Veranlassung, diesen Körper
Betol zu nennen, wiewohl man ebenso
einfach von «- beziehentlich j^-Naphtol-
salol oder a- und /?- Naphtalol sprechen
könnte.
Ganz überflüssig aber war es, für den-
selben Körper, wie es in neuester Zeit
geschehen ist, noch einen fünften Kamen
Salinaphtol zu erfinden.
Eine neuerdings aufgefundene Oxy-
Fettsäure ist mit dem Namen Sativin-
säure belegt worden. Es ist durchaus
nicht zu leugnen, dass es sehr schwer
ist, für neu aufgefundene Pflanzen- und
Thierstoffe« besonders wenn eine nähere
Kenntniss über deren Constitution noch
nicht vorhanden ist, Namen aufzufinden.
Die Namen von den Beinamen der be-
treffenden Pflanze herzuleiten, ist jedoch
in den Fällen zweifellos nicht der richtige
Weg, wenn jener Beiname häufig wieder-
kehrt, wie in dem hier vorliegenden Fall
das Adjectivum sativus.
Gegen die Benutzung eines charakte-
ristischen Beinamens ist selbstverständlich
nichts einzuwenden, besonders wenn der
416
Gattungsname schon Verwendung ge-
funden hat
Eine Gefahr droht uns durch die
neuerdings in Deutschland sich Eingang
verschaffenden amerikanischen Gon-
c entr ati on en. Es existiren eine ganze
Anzahl von ziemlich unschuldigen Gon-
cenlrationen, die denselben Namen fah-
ren, mit dem bei uns aus denselben
Pflanzen hergestellte starkwirkende Gifte
bezeichnet werden.
Die Bezeichnung Vaseline ist (ab-
gesehen von Unguentum Paraf&ni) noch
eine häufig gehörte, geschriebene, sowie
gedruckte. Weshalb h^t man nicht schon
längst den englischen Endungsbuchstaben
6, der im Deutschen gar keinen Zweck
hat, fallen gelassen? Indem wir (ohne
die Etymologie des Wortes zu kennen)
Vaselin schreiben, lehnen wir uns
sinngerecht an die Namen ähnlicher und
analoger Stoffe wie Paraffin, Benzin
etc. an.
Wfirden die Beferenten in ähnlichen
Fällen bei der üebersetzung fremd-
sprachiger Arbeiten nicht nach diesem
Princip verfahren , so könnte im Laufe
der Zeit viel Unheil ai^erichtet werden.
Dasselbe, was vom Vaselin gilt, gilt
auch vom Margarin; die eben ge-
brauchte Schreibweise ist unserer Schreib-
weise f&r Stearin,. Elaidin u. s. w. ent-
sprechend.
Allerdings ist durch das „Gesetz, be-
treffend den Verkehr mit Ersatzmitteln
für Butter" vom 12. Juli 1887 die fran-
zösische Schreibweise Margarine ein-
geftlhrt worden, da vorgeschrieben ist,
dass das Margarin in jener Weise g^
kennzeichnet sein muss.
Wollte man das Margarin und dessen
Verkaufsstätten mit Margarin statt Mar-
farine bezeichnen, so könnte hierin eine
Ansehung erblickt werden.
Das bekannte Ghininnm ferro-
ci tri cum trägt dies^ Namen mit Un-
recht; es gewinnt den Anschein, als sei
dieses Präparat eine chemische Verbind-
ung, etwa wie Kalium-ferrocyanatum. Die
richtige Ausdrucksweise fiir erstgenann-
tes Präparat wäre, wenn man den von
einigen Pharmakopoen firüher gebrauch-
ten Namen Ghininum citricum et Ferrum
dtricum seiner Länge wegen mit Secht
meidet, Ghinino-Ferrum citricum,
wie man das Goffe'ino-Natrium benzoicam
und die ähnlichen Doppelsalze des Cof-
fe'ins von Anfang an gleich richtig be-
nannt hat.
Das vom Ghinino-Ferrum citricum Ge-
sagte gilt in gleicher Weise von den
im Handel befindlichen, nicht officinellen
Präparaten Chininum ferro-hydrojodicum,
ferro - lacticum, ferro - valerianicum .
Verbesserung am DestillatioiiB-
apparate für jodometrische
Arbeiten.
Die Sieherheitsröhre (d) des Seite 295
der Pharm. Gentralh. von diesem Jahre
beschriebenen Apparates ist nach neuester
Verbesserung seitlich in den Erlen-
m^yer-Eolben eingesetzt und legt sieh,
um grössere Stabilität zu erzielen, an
den Kolben an. Der zur Flasche ge-
hörige Stopfen kann dadurch verkleinert
oder durcn ein Stück Gummischlauch
ersetzt werden. Auch kann das trichter-
förmige Ende des Ansatzrohres wegfallen
und der Kolben dann auch als Saug-
flasche benutzt werden.
Die Anfertigung des Apparates be-
sorgt, wie früher schon erwähnt, Herr
F. A, Evhnlene in Frauenwald.
Dr. K Schütze, Halle a. S.
Zur Herstellnng von Natrium
und Kalium
empfiehlt H. T, Castner in New- York (D.R.P.
Nr. 40, 415) statt Kohle ein Carbid zu ver-
wenden. Man erhält dasselbe z. B. durch Er-
hitzen von Ferrocyankaliam :
K4,Pe(CN)e «= 4 KCN + PeC^ + 2 N,
billiger durch Erhitzen Ton Eisenozjd mit
Theer u. dgl., so dass die entstehende Masse
auf 70 Th. Eisen 30 Th. Kohlenstoff enthält.
Das so hergestellte feingemahlene Carbid wird
mit Alkali in Verhältnissen gemischt, welche
nach den in Nachstehendem ausfährlicher be-
schriebenen Beactionen leicht ermittelt wer-
den können, und das Qemisch einer belleQ
Rothglühhitze in Eisentiegeln unterworfe&y
welche mit dem üblichen Condensator für
Natrium und Kalium in Verbindung gebracht
sind. Wenn die Mischung in dem Tiegel die
gehörige Temperatur erreieht hat, schmilzt
417
sie und die Redaction beginnt sofort , wobei
Natrium oder Kalium ans dem Tiegel nach
dem Condensator fiberdestiIHren. Es hat sich
die Anwendung der Hjdroiyde des Natriums
oder Kaliums zur Gewinnung des Metalles
ans dem Grunde als besonders zweckmässig
erwiesen , weil diese leichter schmelzbar sind
als die Carbonate. Die Reactionen , welche
Platz greifen , wechseln mit den Verhältniss-
m engen des Alkalis und Carbids. Es mag
darüber Folgendes aus Ckistner*B Angaben an-
gefirhrt werden :
4 NaHO + PeCg
== Na^COg + Fe + 4 H + CO + 2 Na.
Diese Reaction tritt ein, wenn 10 kg
trockenes Aetznatron und 5 kg Carbid (gleich
1,5 kg Kohlenstoff) zur Anwendung kommen.
Als ErgebnisB erhält man nach der Theorie
die Hälfte der in Mischung enthaltenen
Menge oder 2^/s kg Natrium.
2 NaHO + FeCg
=3 NaCO + Fe 4- 2 H + Na +. CO.
Diese Reaction tritt ein, wenn 10 kg
trockenes Aetzaatron und 10 kg Carbid (gleich
3 kg Kohlenstoff) in Anwendung kommen.
Als Ergebniss erhält man nach der Theorie
.die. Hälfte der in der Beschickung enthalte-
nen if enge oder 2^8 kg Natrium. Der Ueber-
Bchuss an- Kohlenstoff bindet sich mit dem
Natrpn und einem Theile des Natriums, um
„Carbozyd*^ zu bilden. Unter dem Ausdruck
^Carbozydf bei dieser Reaction ist ein Ge-
misch Yon metallischem Natrium, Kohlenstoff,
Natrium carhozyd, Natriumdiozjd und Natron-
carbonat zu verstehen, welches durch Ana-
lyse den Kohlenstoff, das Natrium und den
'Sauerstoff in der Mischung in einem Verhält-
niss erweisen würde, um Natrium carboz74 zu
bilden.
Die folgende Reaction ist von den beiden
Torhergegangenen abgeleitet und kann ein-
treten, wenn man beide Reactionen verbunden
oder 20 kg trockenes Aetznatron und 15 kg
Carbid gleieb 4,5 kg Kohlenstoff anwendet.
Geschieht die»' und erhitzt man die Mischung,
so treten die beiden früheren Reactionen ein,
welche dasselbe Resultat erzeugen \ setzt man
jedoch dielteaetion fort, so reagirt das Na-
triuHicarbozyd mit Katroncarboni^ , indem
metallisches Natrium nnd Kohlenstoffdiozyd
wi« folgt erzeugt wird:
Na^COs + NaCO »= a Na + 2 CO,.
t>ie Reaetion^ welche eintritt^ wenn 10 kg
trockenes Aetznatron iiit 7,5 kg Carbid (gleich
2,25 kg Kohlenstoff) geschmolzen werden, ist
folgende :
3 NaHO -f PeCj
= 3 Na + Fe + 3 H + CO + COg.
Bei der Herstellung Ton Kalium sind die
Reactionen dieselben wie bei der Herstellung
von Natrium bei Anwendung von Natrium-
hydrat oder Natriumcarbonat, mit dem ein-
zigen Unterschiede, dass die Gewichtsmengen
des Alkalis und Carbids andere sind.
Nachdem die Mischung des Alkalis und
Carbids Erhitzt und das Metall redncirt und
äbdestillirt ist, verbleibt in dem Tiegel das
ganze Eisen in fein zertheilter metallischer
Form zusammen mit einer geringen Menge
Kohlenstoff und Natriumcarbonat, was von
dem Verhältniss des zur Anwendung gekom-
menen Alkalis und Carbids abhängt. Die ge-
ringste Menge Natron verbleibt, wenn das
Verhältniss des Aetznatrons zum Carbid wie
10: 7,5 ist. Die die Rückstände enthaltenden
Schmelztiegel werden nach der Behandlung
in warmes Wasser gesetzt. Das Natrium-
carbonat löst sich auf und lässt das Erseii
zurück , das gesammelt und getrocknet wer-
den kann , um von Neuem in Mischung mit
dem Kohlenwasserstoff zur Erzeugung des
Carbids zu dienen. Die Lösung des Natriiim-
carbonats wird , wie üblich , zur Herstellung
von Aetznatron behandelt. '
Dieses Verfahren zur Herstellung
von Natrium bespricht James Mactear
(J. Frankl. 1887, 463). Nach' dem äl^ren
Verfahren werden bekanntlich 30 Th. Na-
triumcarbonat, 13 Th. Holzkohle und 7 Thi
Kalk in sehr fein vertheiltem Küstaüde 'an-
fangs bei Rothglühhitze gebrannt unter be-
trächtlicher Kohlenozjdbildung , dann iii
engen, schmiedeeisernen Cylindem bis auf
ungefähr 140<)<>' erhitzt, bei welcher Tempej
ratuT das reducirte Metall in die Vorlage
überdertillirt. / '
Die Ausbeute beträgt nur 40 -pCt;. der
theoretisch berechneten Menge -und'did
schnelle Abnutzung der Metalley linder ver^
theuerte das Verfahren noch' bedeutend. Üni
überhaupt diese Ausbeute zu b^ömmen,
hatte mau schon eine ganze Reihe Voi^iohts-
maasteegeln zu beobachten; besoiiderB di^
Bildung einer schwarzen Masse im LeitHngs^
rokre, durch Einwirkung ven Kbhleno^d
auf die Nal^umdämpfe entständen,' Verün«
lasste nicht ntir einen bedeutenden Verlust
418
an Metall , sondern auch sehr oft die Unter-
brechung der Destillation. Bei der Darstell-
ung von Kalium bildet sich diese schwarze
explosible Verbindung noch leichter, wodurch
der noch höhere Preis desselben veranlasst
wird« Bisher betrugen die Kosten für die
Herstellung yon 1 kg Natrium ungefähr llut^
nach folgender Berechnung:
Abnutzung der Oefen, Tiegel etc. 5 30
Verlust an Material .... 2 70
Arbeil 2 15
Heizung 1 10
Das von Castner angegebene Verfahren
besteht darin , dass Natriumhydrat mit Koh-
lenstoffeisen bei einer Temperatur von un-
gefähr 823^ der Destillation unterworfen
wird« Das Kohlenstoffeisen wird dadurch
hergestellt, dass einer gewogenen Menge ge-
schmolzenen Pechs die entsprechende Menge
fein gepulverten Eisens zugesetzt wird. Die
abgekühlte und zerkleinerte Masse wird in
grossen Tiegeln erhitzt, wobei eine Metall-
asche entsteht, deren Zusammensetzung von
den Mengenverhältnissen der Bestandtheile
abhängig ist. Das fein vertheilte Eisen wird
aus Eisenoxyd durch Reduction in einem
Strome von Kohlen oxyd und Wasserstoff ge-
wonnen.
Zur Ausführung des Verfahrens wird Na-
triumhydrat vom höchsten Gehalt an NaHO
mit einer abgewogenen , obiger Formel ent-
sprechenden Menge Kohlenstoffeisen, „Car-
bid'' genannt, gemischt und in Tiegel ge-
bracht, welche aus Qussstahl hergestellt, un-
gefähr 5,6 kg Natron mit der entsprechen-
den Menge „Carbide" fassen können. Die
Tiegel werden nun in einen Ofen gebracht,
der ungefähr 30 Minuten lang bei niedriger
Temperatur gehalten wird, während welcher
Zeit die Masse schmilzt und unter Auf-
brausen eine grosse Menge Wasserstoff ent-
weicht, während „Carbid" durch seine speci-
fische Schwere in dem geschmolzenen Natron
sQspendirt bleibt. Nach Ablauf der ange-
gebenen Zeit wird der Tiegel mit der ruhigen
Schmelze emporgehoben und durch einen
Aufzug in die Heizkammer des Hauptdestil-
lirofens gebracht. Der stets in dem Ofen
bleibende Deckel des Tiegels hat einen con-
vezen Rand, weil dieser selbst eine Binne
am Bande hat , in welche der Band hinein-
passtj etwas Kalkpulver in der Tiegelrinne
soll das bessere Schliessen des Deckels ver-
mitteln und zugleich nach Beendigung der
Destillation das Abnehmen erleichtem. Vom
Deckel führt ein gebogenes Bohr in den
Condensationsapparat, der am hinteren £ixde
eine kleine Oeffnung für den gebildeten Wsui-
serstoff hat und ausserdem mit einer Stan^
versehen ist, durch welche eine Verstopf ang^
im Bohre während der Destillation verhindert
werden kann. Nachdem der Tiegel im Ofen
aufgestellt ist, zündet man den vom Conden-
sationsapparate entweichenden Wasserstoff
an und beobachtet an der Flamme selbst, -wie
weit der Process im Tiegel vorgeschritten ist.
Das zu Anfang der Destillation, die bald nach
dem Aufstellen des Tiegels im Ofen beginnt,
übergehende Gas ist, wie die Analyse ergeben
hat , reiner Wasserstoff. Eine Analyse einer
kurz vor der Vollendung der Destillation ent-
nommenen Probe ergab 95 pCt. Wasserstoff
und 5 pCt* Kohlenozyd. Die Bildung des
letzteren rührt von einem kleinen, empfeh-
lenswerthen Ueberschusse an Carbid her, der
auch die Bildung von etwas Natriumsuper-
ozyd im Bückstande veranlasst; die Menge
des gebildeten Kohlenoxyds ist aber so ge-
ring, dass eine Verbindung desselben mit den
Natriumdampfen nicht stattfindet, die Bild-
ung der schwarzen, das Leitungsrohr ver-
stopfenden Verbindung also vermieden wird.
Das so erhaltene Natrium metall ist rein. Bei
der Darstellung von Kalium wird etwas
weniger Carbid genommen zur Vermeidung
von Kohlenozyd bildung und die Destillatioa
geht glatt vor sich.
Nach Beendigung der Destillation wird der
Inhalt des Tiegels ausgegossen, um sofort
einer neuen Beschickung Platz zu machen.
Die durchschnittliche Zusammensetzung des
Bückstandes ist
Natriumoarbonat . 77 pCt.
Natriumsuperozyd 2 „
Kohlenstoff . • 2 „
Eisen .... 19 „
Das durchschnittliehe Gewicht des Bfiek-
Standes von einer Mischung von 5|6 kg Na-
triumhydrat und 1,97 kg Carbid beträgt un-
gefähr 6 kg, daraus werden nnn 4,85 kg
wasserfreies Natriumoarbonat wiedergewon-
nen, entspreehend 3,5 kg Natrinmhydrai von
76pCt.
Verfährt man bei der Darstellung in der
angegebenen Weise, so beträgt die Ausbeute
von 5,6 kg Natron 0,983 kg Natrium , be-
419
rechnet : 0,963 kg, Natriumcarbonatausbeate :
4,851 kg, berechnet : 4,944 kg.
Im Dnrehsehnitt nimmt eine Destillation
vngeAhr 1 */i Stunden in Anspnich und so
kann man im Laufe dieser Zeit , da der Ofen
f6r drei Tiegel eingerichtet ist, 3 X 5,6 kg,
also 1 6,8 kg Natriumhydrat rerarbeiten und
2,79 kg Natrium und 14,5 kg Natrinmcarbo-
nat gewinnen« Der Ofen liefert in einem Tage
aus 268,7 kg Natriamhjdrat 44,7 kg Natrium
und 232,8 kg wasserfreie Soda.
Derselbe wird durch Gas von einem Wilson-
eohen Apparat geheist.
Der Kostenanschlag für den t&glichen Be-
trieb eines Ofens mit der oben genannten
Menge Natriumhjdrat und „Carbid*' ist:
268,7 kg Aetanatron ... 71 —
55,9 kg Carbid .... 6 40
Arbeit 20 —
Heizung 17 —
Kosten für Umwandlung von
232,8 kg Soda in Natrium-
hydrat 20 —
Summe 134 icT
Für 177,2kg wiedergewonne-
nes Aetanatron gehen ab • 46 40
44,7 kg Natrium also kosten 88 —
1 kg Natrium kostet also nngefiUir 2 Ul^.
Die Abnutzung der Tiegel und des Ofens
ist nach den bisher gemachten Erfahrungen
unbedeutend; man kann rechnen, dass 200
Operationen mit denselben Geräthschaften
ausgeführt werden können ; dann stellt sich
der Verlust für beide auf ungefähr 45 ^. für
1 kg Natrium, das ist ungefthr */i2 von dem
bei dem älteren Verfahren rerursachten.
Die Vortfaeile des Co^^ft^schen Verftih-
rens bestehen also in der niedrigen Tempera-
tur bei der Destillation, in der schnellen Aus-
ffifarung der Operation und in dem geringen
Kosten aufwände für G^räthschaften.
In Zukunft wird man mit noch grösseren
Tiegeln, die ungefähr 18,6 kg Natriumhydrat
fiwsen können, arbeiten.
Kalium, welches bisher nur f8r wissen-
schaftliche Versuche zu dem Preise von un-
gefähr 160*4^ für 1 kg gewonnen wurde, wird
fast eben so billig als das Natrium werden.
Die Anwendung beider Alkalimetalle war in
Folge des hohen Preises bisher beschränkt ;
Natrium wurde zur Herstellung von Alumi-
nium, Magnesium, Silicium u. s.w., wie auch
von Amalgamen benutzt. Da die Verwendung
des so ungemein brauchbaren Aluminiums
noch durch die kostspieligen Darstellung^-
y erfahren beschränkt wird , so wird bekannt-
lich schon seit Jahren ron einer grossen An-
zahl Chemiker ein besseres und billigeres
Verfahren als das von DeviUe gesucht. Auch
diese Aufgabe wird durch das Castner'ache
Verfahren gelöst, indem durch die billigere
Gewinnung von Natrium 1 kg Aluminium-
metall jetzt zu einem Preise von iifjf ge-
liefert werden kann.
Bekannt ist, dass ein geringer Zusatz ron
Kaliumcarbonat die Destillation von Natrium-
metall erleichtert und dass hierbei sieb Legir-
ungen von Kalium und Natrium bilden, von
denen einige flüssig waren wie Quecksilber;
eine derselben blieb bei 0 " noch flüssig,
während eine andere ein niedrigeres specifi-
sches Gewicht als Petroleum hatte, da sie auf
demselben schwamm.
Gelegentlich einer weiteren Besprechung
des Co^^ner'schen Verfahrens (J. Ob. J. 1887,
247) werden ebenfalls die grossen Vortheile
desselben für dieAIum iniumgewinnung
hervorgehoben , besonders weil nach der An-
sicht Weldon^B die Reduction durch Kohle
bei irgend einer Temperatur unmöglich er*
scheint. Von dem IT^ompson'schen Verfahren,
nach welchem die Zersetzung des Natrium-
salzes durch geschmolzenes Eisen bewirkt
wird, hat das Castner^sche bedeutende Vor-
züge; während jenes eine sehr hohe Tem-
peratur und eine besondere Verkleidung des
Apparates verlangt, bleibt bei diesem stets
die Temperatur unter 1000 ^ und der Apparat
ist der denkbar einfachste.
f Zeitschrift f. d. Chem. Industrie,
üeber die Verwendbarkeit des
Paraffins als Schaumbrecher
bei Destillationen.
Von Dr. Hertnann Kung.
Die Veranlassung zu den Versueben, über
deren Resultate ich im Folgenden referire,
wurde durch eine grössere Reihe von Destil-
lationen gegeben, bei welchen es sich um die
Bestimmungen des als Ammoniak vorhande-
nen Stickstoffs neben dem Gesammtstickstoff
handelte.
Wie bekannt, darf in derartigen Fällen die
Zersetzung der Ammoniaksalze mit Rücksicht
42p
^~»'
4ef jy4^li6qibil()mig '»iMb/:4ie
▼erhindert. .,. i i ..,' i^ : -^ :o''
djbe ,'Fgrfufap8<^icb«t>AH^.:|tfMzf9k.f^^
^Biegii(ib«df(QM. -tot v4«f Aogirl 4B9D4«0n f^
4:2.Qm.J8ftfl«94i|f<b«He/i^r.<iw48QaMi|t
Paraffin oder.«p]rM^:4«Ai^«i».4^ir FJt|irfgk«it
«^«««^l^WöJwH^^i.fii^ljtial^W infit:S!ati:h»j»h.
^^jSlah^r ^i^ aii /|^<i^,ein^u^ft^fj^i»tian iRnr
*itt»igi§e<i?i.Giaftgf^ d^iftfstUJ^tMwi ^i^^ifm^
Ueberstetgen disponiren. rPieser UeieUUivd
macbt sieb darcb die in agricultorcbemisoben Kolbenwandung anliegender rFaiE^fifiiigäitel
Laboratorien fast alltagUcbe Wiederkehr solr von 1 bis- 2 om Bvate eiiteiebt, in desBen
eher Bestimmungen noch fühlbarer, . Centram dai^n die.Piüssigkei^ ruhig und ohne
Die Beobachtung einer siedenden Flüssig- , jede« <Schftamen siedet,
keit von bedeutender Cohärenz , wie sie bei Schliesslich war es noch nothwendig , die
Destillationen mit Magnesia etc. enUteht, er- Gleichheit der Analysenresiiltate bei Gegen-
giebt zunächst, dass die zur Vermeidung des, ^art und Abwesenheit von Paraffin durch
Stossens siedender Flüssigkeiten gewöhnlich 1 Zahlen zu belegen 5 dies um so mehr, aU das
in Gebrauch befindlichen Hilfsmittel, z. B. p^raffin die Eigenschaft besitzt, mit den
Platinspiralen , Glasstücke, granulirtes Zink , Wasserdämpfbn etwas flüchtig zu sein. Das-
etc., keine Abhilfe erwarten lassen, weil diese , g^ibe condensirt sieb dann auf der vorgeleg-
eben das Schäumen nicht verhindern kön- ten Säure zu einem dünnen, beim Schütteln
nen. Hiemach musste das Augenmerk neben i^icht zertheilbaren Häutchen.
Beschränkung des Aufwallens auf thunlichste ^^ehstehend lasse ich daher einige der in
Unterdrückung der Blasenbildung gerichtet ^.^^^^ g,^^^ ^^^ ^^^ ^^^^ ^.^ gleichem
^ • ^ , , , . T^. , A I Resultate ausgeführten Controlbestimmungen
Ausgehend van der bekannten Eigenschaft - , i^v^ j 1 : u* xir ^* \.
A /.?. ^t 3j r»^i folgen, zu welchen das leicht volug rein er-
der fetten Oele und des Petroleums: aus- , ..fl|. u j * 1 * n- • ^ a^ * 1
... ^ . . ...... L .. , halthche und gut krystallisirende neutrale
gleichend auf bewegte Flussigkeitsspiegel zu . . 1 t
wirken , lag es nahe , nach einem diesen ana-
log wirkenden Körper zu suchen. Da der- , v>uu«n^ ^ ^ __ ^^^^
selbe jedoch neben Billigkeit auch die Vor- COONH^
theile völliger Indifferenz gegen chemische »n ausgesuchten Krystallen verwendet wurde.
Agentien und leichter Keindarstellung bezw. Dasselbe enthält nach vorstehender Formel
Obntrole der Reinheit bieten, und ausserdem, 19,718 pCt. N. Das aus 1,0g des Salzes ent-
wenn mit den Wasserdämpfen flöchtig, ohne bundene Ammoniak wurde in 40 ccnk einer
Einfluss auf die in der Vorlage befindliche titrirten Schwefelsäure aufgefangen, welche
eingestellte Säure (HCl oder H^SO^) sein 19,70 g SO3 im Liter enthielt und dann der
mu8«te, so war von den beiden letzterwähnten Säurerest mit Barytwaaser zurücktitrirt, von
Körpern von vornherein Abstand zu nehmen, welch letzterem 68,90 ccm zur Neutralisation
Dafür wurde in dem Paraffin (Paraffinum der 40 ccm obiger Säure verbrancht wurden,
solid.) ein Mittel gefunden , welches um so Aus diesen Zahlen berecbset sich der in
vollständiger allen den aufgestellten Beding- Rechnung zu setzende K-CoSfBcient zu
ungen entspricht. Ausser seiuer Indifferenz 0,004715.
gegen Alkalien und Säuren sind es seine I. 1,0 g des Salzes in 200 ccm WaM«r ge-
physikalischen Eigenschaften , die es für den ; löst und mit Natronlauge ohne Panifitt
gedachten Zweck besonders geeignet machen. | destillirt, gab eine Ammosiakmengo^ welche
Bei gewöhnlicher Temperatur fest nnd eine 41,90 ccm BarTtwaseeir entsprecAiende
dooh schon unter 100^ schmelzend, liefert Menge obiger Schwefelsäure neutraliiirte»
es ein Liquidum, welches sich ölartig auf woraus sieh der StiekstoüQsebalt des Salzes
wässerigen Flüssigkeiten ausbreitet und dann zu 19,75ö pCt. berechnet. Hteiiach durfte
in vollkommener Weise durch Verringerung die Zusammensetzung des Fonreiideteti Salzet
421
wex4en< .^■., . '- . ..-^ •. • . t: -c I- vi> ^
^ II.' 1$0« d«849«lke« Mit Oalitalih^ol^
IH. 6^6^*15 des 'Srizie*^ lii 506 dctö waiÄt
gelöst imtl Von dier LÖ'Btrt^ l^ccm ==ä'^l,ÜJ{
Bnbstmnft'nrrt Cälcfinübydtoiytf'txn'd Wta^
de«i»iirt, Ägab:^' - ^ ^* "•' -
'41i85 ccm BürytwÄBser i O;0Ö47i5.g N *
*=*= 19,732 pCtN. ■
IV. lOO ccm derselben Lösung = 1,0 g
Substanz mit aüfgeschlemmter Magnesia und
I^araffin destillirt, ergab :
41,70 ccm Barytwasser k 0,004715 g N
= 19,661 pCt. N.
Wie vorstehende Zahlen aeigen, wird daa
Anaiysenresaltat durch die Anwendung von
Paraffin in keiner Weise alterirt, weshalb ich
auch nicht anstehe , letzteres für den vorge-
dachten Zweck zu empfehlen.
Das zu den Veraudien angewendete Paraf-
fin ist .das gewöhnliche Haadelsproduct, wel-
ches nach meinen bisherigen Erfahrungen
genügend rein ist , um direet ohne vorherge-
gangene Beinignng verwendet an werden.
Würde dennoch für specielle Zwecke eine
nochmalige Reinigung für nöthig erachtet,
so hat dieselbe in der Weise zu geschehen,
daes das Handelsproduct zunächst mit heisser
verdünnter Natronlauge ausgcachöttelt und
nach dem völligen Aussüsaen mit heiesem
Wasser in analoger Weise mit schwach salz*
sfiMrehaltigem Wasser behandelt wird, worauf
alsdann so lange mit heissem Wasser auszu-
waschen ist, bis das Waschwasser ohne jede
Einwirkung auf blaues Lackmuspapier oder
SiLbemitrat ist.
Noch sei darauf hingewiesen, dass man so-
wohl das mit den Wasserd&mpfen über-
gehende, als auch das im Destillationskolben
zurückbleibende Paraffin quantitativ wieder
gewinnen kann. Zu dem Zwecke hat man nur
sämmtliche Destillationsrückstände wie De-
stillate zu sammeln und das nach dem Er-
kalten sieh abscheidende Paraffin in der vor-
stehend beeehriebenen Art für weitere Ver-
wendung zu reinigen. Obwohl die Verwend-
barkeit des Paraffins bisher nur für den
angeführten Fall näher geprüft wurde, so
glaubte ich doch diese kurze Notiz der Ver-
öfiaMtKohuBg übevgelMD 2a.-diiifenY^*Qm cW
ViBBEahüen. rauek hki - iandeeen.; '^aniüegev ik^*
betten^, !w».8iidif^ckiietSchiismskeitBn:«d«i>
bMeix^ aor . Fjräf ob|; ksi« imiltfWyiLä i\ nasi ni ii
■i.il
.•: ri^T?
. Von TÄ. Turner.^ ...
JipÄw^' sowie t^J^o^^p^.di^'lllUte f^fM^aUoi
zu bestimmen gasnchii. -Eine Diskufsi^nidef
verschiedenen bisher befolgten ' Methoden
fuhrt den Ve^rf. zu folgenden Sätzen :
1. Härte und Tenacität sind verschiedene
physikalische Eigenschaften.
2. Metboden zur quantitativen Bestimm-
ung der Härte, welche auf des Erzeugung an-
sehnlicher Einschnitte beruhen, haben fol-
gende Naehtheile :
a) die £esultate werden von der Tenacität
des Metalles beeinflusst,
b) der Plasticität zufolge ist hierbei aaeh
die Dauer des Versuchs nicht ohne
Bedeutung,
c) spröde Substanzen werden bei starkem
Drucke zerbrochen.
Sodann werden die Skierometer und die
Untersuchungen von FranB , Seebeck und
Pf off besprochen und besonders des letzteren
Princip, die Härte gleichzeitig mit auf Grund
der Menge des innerhalb gegebener Zeit ab-
radirten Materiales zu bestimmen, anerkannt.
Das vom Verf. modificirte Skierometer hat
folgende Einrichtung: Es besteht aus einem
durch ein starkes Gegengewicht balancirten,
auf Stahlschneiden gehenden Metallbalken,
der durch eine hinter dem Gegenwicht an-
gebrachte Schraube aufs genaueste zu equili-
briren und dann auf eine Belastung von
0,01 g empfindlich ist. Eine besondere Vor-
richtung ermöglicht eine Drehbarkeit in hori-
zontalem Sinne. Ein am Ende des Balkens
vertikal nach abwärts gerichteter kömerähn-
licher Metallstab führt den Diamant. Der Bal-
ken ist graduirt, mit einem verschiebbaren Ge-
wichte versehen ; die Verschiebung um einen
Theilstrich entspricht 1 g Belastung. Es sind
noch drei weitere mit dem Schieber gleich-
schwere Reservegewichte vorhanden.
Der Versuch wird in folgender Weise aus-
geführt: Das zu untersuchende Metall wird
mit seiner glatt polirten Oberfläche in eine
422
korizontale Lage dicht anter die Diamant-
spitze gebracht, sämmtliche vier Gewichte in
Fanetion gesetzt, die Diatnantspitze einmal
hin und her geführt und ein sehr deutlicher
Ritz bewirkt, die Gewichte um einen Theil-
strich zurückgeschoben und parallel zum
ersten ein zweiter kurzer Ritz auf dem Metall,
T
und so unter gradweisem Zurückschieben Ritz
neben Ritz erzeugt, bis die Nadel fast kaum
noch einwirkt. Betrachtet man nun die Me-
tallfläche unter gewisser Beleuchtung, so dass
sie dunkel, nicht leuchtend erscheint, so
stellen sich sämmtliche Striche als feine,
glänzende Linien dar; blickt man aber auf
die Metallfläche bei etwas veränderter Stell-
ung, so dass sie glänzt, dann stellen sich die
Striche als dunkle Linien dar, aber es sind
nur diejenigen sichtbar, mit welchen eine
merkliehe Abrasion der Metallmasse durch
die Diamantspitze beginnt; zwischen diesem
Striche nun und dem nächstfolgenden, jedoch
bei dieser Beleuchtung nicht sichtbaren, fand
die gesuchte Einwirkung statt. Das Experi-
ment wird wiederholt mit 3, 2, 1 Gewicht
Belastung, wobei naturlich eine entsprechende
Verschiebang der Belastung nach dem äusse-
ren Ende des Balkens stattfinden muss. In
mehreren Tabellen theilt der Verf. besonders
an Stahl- und Eisensorten ausgeführte Härte-
bestimmungen mit und zeigt an verschiede-
nen Beispielen, dass die Dehnbarkeitsgrade
mit den Härtegraden durchaus nicht korre-
spondirende Zahlenreihen liefern.
Nach Mohs' Härteskala ist die Härte von
Blei = IV2, Zinn == 2, Gold = 2Vi — 3,
Silber = 2 V2 — 3, Kupfer = 2»/« — 3, Platin
SS 4 — 5, Eisen = 5.
Chem. CentK'Bl 18S7, Nr. 33.
hydratirter Potasche
ans Schlempekohlenlaage.
Von Dr. E, Pfeiffer.
Die hjrdratirte Potasche unterscheidet sich
von der gewöhnlichen calcinirten durch einen
höheren Procentgehalt an Kaliumcarbonat^
einen wesentlich geringeren Gehalt an
Kaliumsnlfat , Chlorkalium und Natrium-
carbonat und einen Wassergehalt von 15 bis
17 pCt. Man gewinnt (zusammen circa
4 pCt.) die hydratirte Potasche theils aus
amerikanischer Perlasche, theils verarbeitet
man die Sehlempekohlenlaugen auf raffinirte
Potasche und erhält bei der erstmaligen Ab-
dampfung circa 80 pCt. Kalinmcarbonat:
Die Hydratirung geschieht am besten-, wenri
man in einer eisernen P&nne oirca 1 cbm
Wasser zum Sieden . erhitzt und darin 1000
bis 1200 kg obiger 80 proc. Potasche löat,
diese Lösung sofort auf 64 ^ B^. eindampft
und dann in. Kxystallisationskisten abtässt.
Es scheiden sich dabei Kaliumsulfat, Chlor-
kalium und Natriumcarbonat fast ganz ans ;
das Kaliumcarbonat bleibt in. Lösung und
giebt beim Calciniren eine Potasche von
93 bis 96pCt. Gehalt. — Um zu hydratirter
Potasche zu gelangen, wird die obige Lös-
ung eingedampft, bis sie eine breiige Be-
schaffenheit annimmt und am Boden anzu-
backen beginnt; dann wird beständig umge*
krückt, und vornehmlich der Boden mittelst
eines an einem Randeisen befindlichen Stahl-
spatels rein gehalten. Sobald die Masse die
Neigung zum Zusammenfliessen und An-
backen verliert, werden noch 175 bis 180 kg
heisser, frisch calcinirter Potasche unter-
gemischt, das Ganze mit Schaufeln thun-
liehst feingeklopft und dann durch eine
mechanische Vorrichtung das feine von dem
gröberen abgesiebt. Ein solches Product ent-
hielt : nach dem Verf. 79,06 pCt. Kalium-
carbonat, 1,03 pCt. Natriumcarbonat, 2,ö3pCt.
Chlorkalium, 0,23 pCt. Kaliamsulfat, 17,15
pCt. Wasser. Apotheker-Zeitung.
Zur Fabrikation von Potasche.
Die Chemiker -Zeitung schreibt:
„In den Tagesblättem und an der Magde-
burger Börse circulirten vor einigen Tages
Gerüchte über eine von den Vereinigten
chemischen Fabriken zu Leopoldshall er-
fandene wichtige Neuerung in der Potasche-
feibrikation, welche eventuell eine weaentUche
Umgestaltung dieser Industrie.zur Folge haben
könnte. Wie uns von zuständiger Seite mit-
getheilt wird, sind die Gerüchte insofern
nicht unbegründet, als es sich um ein der
genannten Aotiengesellschaft patentirtee Ver-
fahren bandelt, das im Wesentlichen eine
Modification des B. EngeTschwi Ver&hrens
ist. Zu einer Lösung von Chlorkalium wird
Magnesia gegeben und dann Ammoniak und
Kohlensäure eingeleitet, wobei sich ein Mag-
nesiumkaliumcarbonat bildet, das sich aas-
scheidet. Durch einfaches Erhitsen lerftllt
dasselbe in Magnesia und Potasche.
Das EngeVsche Verfahren , nach welohem
423
die nmunebr eingegangene Soci^t^ Anonyme
du earbonate de potaase in Stassfurt Potaache
fabriciren wollte und welches dem Weldon'
sehen Sodaprocesse analog ist, hat sich nach
ausfShrlichen Hittheilungen Ton Dr. H, Brecht
nicht bewährt, da die Ansbente an Doppel-
salz nur gering ist und die Regenerirnng der
Magnesia ans dem in LÖsong gehenden Chlor
magnesium auf Schwierigkeiten stösst. Es
bleibt abzuwarten, ob die den Vereinigten
chemischen Fabriken zu Leopoldshall paten-
tirte Neuerung des Verfahrens im Grossbe-
triebe befriedigende Resultate geben wird.**
Zur KenntnisB des Emetineu
Am ScbluBs einer grösseren Abhandlung
über Emetitt, dessen Reindarstellung im
Wesentliehen nach der Ton Podtoissodeky
(siehe Pharm. Centralh. 21,8. 88) angegebe-
nen Methode bewerkstelligt wurde, macht
U. Kimz auf die sehr interessante Analogie
im Verhalten Ton Emetin und Chinin (die
Matterdrogen entstammen beide der Familie
der Rubiaceen) aufmerksam, indem er die aus
seinen Untersuchungen sich ergebenden Re-
saltate in folgende Sätze zusammenfasst :
a) Das Emetin besitzt die Molekularformel
C3Q H^ Nj O5 und liefert ein Platindoppelsalz
von der Zusammensetzung C30H4QN2O5 . 2 H Cl
+ PtCl4.
b) Es ist demnach eine sweisänrige
Base, wie das Chinin, und
c) ein D i a m i n und zwar wie das Chinin
ein tertiäres Di am in, denn es liefert,
nach Addition von Methyl, eine Ammonium-
base, das Methylemetoniumhydrat
d) Das Emetin ist sehr wahrscheinlich, wie
das Chinin, ein Chinolinabkömmling.
9* ArMv der Pharmaeie.
Neue zusammengesetzte Valerate.
Die Valeriansäure hat nach B. Rother
(Amer. Jonm. of Pharm. IV. 1887) die Eigen-
thümlichkeit, sowohl saure als basische Salze
sowie auch Doppelsalze der rerschiedensten
Art zu bilden. Das krystallisirte Ammonium-
valerat des Handels ist ein saures Salz der
Valeriansäure. Eother behandelte das Salz,
das nach seiner Ansicht die Formel (NH4)
H2 (Vr^) hat, mit Magnesium carbonat. Er
erhielt hierbei ein Ammonium -Magnesium«
▼alerat, welchem er die Formel NH^Mg(Va3)
beilegt. (In diesen Formeln bedeutet Vag das
Aequivalent der Baldriansäure C5Hj()02).
Das letztere Salz hat einensfissen
G-eschmack, frei Ton Baldrian-Ge^
schmack und Ton Bitterkeit. Nur
sein Geruch erinnert noch etwas an seine Ab-
stammung, es kann jedoch damit gearbeitet
werden, ohne dass Zimmer und Gerätbe den
unangenehmen Geruch der Baldriansäure an-
nehmen. Das Salz ist leicht löslich in Wasser
und Alkohol und kann durch Abdampfen der
wässerigen Lösung als krystallinische Masse
erhalten werden.
Wenn Baldriansäure mit einem lieber-
schuss von Magnesiumcarbonat behandelt
wird, so erhält man Magnesiumvalerat, ein
Salz, dass sowohl in verdünnter, als auch in
concentrirter Lösung durch die Kohlensäure
der Luft sich zu zersetzen scheint, denn die
Oberfläche bedeckt sich mit einerglänzenden
Haut von Magnesiumcarbonat.
Magnesiumvalerat bildet mit Chininvalerat
eine DoppeWerbindung von grosser Löslich-
keit in Wasser und in Alkohol, die wässerige
Lösung ist jedoch nur constant bei starker
Concentration , bei geringem Alkoholzusatz
wird jedoch durch Wasser kein Cbininsalz
ausgefl&llt. _o«
Pharm. Joum, Transact 1887, 669.
Hlscellen.
Zur Harnstoffbestimmnxig.
Mihu empfiehlt zur Vermeidung des un-
angenehmen Schäumens des Urins während
der Zersetzung des HarnstoflPs durch Natrium-
hypobromidi so dass man lange Zeit warten
muss , ehe man das Volumen des Stickstoffs
ablesen kann, ein kleines Stuckchen Talg in
die Messröhre zu bringen, wodurch das Schäu-
men Töllig vermieden wird. «.
Jwm. de Pharm, et de Chimie 1887, I, 607.
Die Zusammensetzung des
Weinsprits.
Von Ch* Ordonneau.
Verf. hat 3 Hectoliter 25jährigen alten
Cognacsprit fractionirt und dabei folgende
Substanzen pro 1 Hectoliter gefunden :
Aldehyd 3,0 gr.
Essigäther 36,0 „
Acetal 35,0 „
424
Normalpropylalkoliol . . 40,0 gr.
Normalbutylalkohol . . . 218,6 „
Aioylalkohol 83,8 „
Hexylalkohol 0,6 «
Heptylalkohol 1|5 «
' Propion-, Butter-, Caproin-
säureäther etc. .... 3,0 „
Oenanthäther 4,0 „
, Basen) Amine . . . . . 4,0 „
Dagegen enthalten setfost die best gereinig-
ten, sogenannten „neutralen' Alkohole der
Brennereien keinen normalen Butylalkohol,
sondern Isobutylalkohol. Verf. hat gefunden,
dass die Entstehung des letzteren auf das
Vergähren mittels Bierhefe zurückzuführen
ist und dass dagegen, wenn die Vergährung,
z. B. der Melasse, mittelst Weinhefe vor-
genommen wird, ein angenehm riechender
Branntwein entsteht, der Normal- Butylalkohol
cnthäh. dt.
Compt rend, 102, 217.
Alligator- und Erokodilöl.
Es wird interessiren , dass verschiedene
Sorten dieser Oele. jetzt in den Handel kom-
men, hauptsächlich für die Gerberei. Das
Alligator- Oel ist salbenförmig , halbflüssig,
von röthlicher Farbe, dem specifischen Ge-
wicht 0,928 und enthält etwa 60 pCt. Ölein,
32 pCt.' Margarin und Stearin 1,50 freie Oel-
säure, sowie 0)02 p.Ct. Jod. Krokodilöl ist
von röthlicher Farbe, aber flüssiger als das
ersterQjauoh ein Gemisch beider Oele soll in
den Handel kommen; das Kilo dieser Oele
wird zur 2eit mit 1 Franc bezahlt. — os—
Pharm. Jounu Transacti 1887 i S. 969.
Farbenreaction des Stryohnins.
Ch.'L. Bloxatn giebt folgende Farben -
reactioh für Strychnin an : Das Alkaloid wird
in einem Tropfen verdünnter Salpetersäure
gelöst und schwach erwärmt.' In die warme
Lösung' wird eine sehr kleine Meng» Kalium-
chlorat gegeben , worauf eine scharlachrothe
Farbe eintritt. 'Ein bis zwei Tropfen Ammo-
niak verändern diese in eine liraune Farbe;
verdunstet man zur Trockne, so erhält man
einen grünen Bückstand, der sich in einem
Tropfen Wasser mit grüner Farbe löst; durch
Kalilauge wird die Farbe orange*braun, dureh
Salpetersäure wieder grün. ' — os—
Chem. Drugg, 636, 1887.
Constitution des Brucin«*
Nach Hansen ist ausser dem Chinolin im
Brucin noch ein Diozymethylphenylpyridin
enthalten; sämmtliche von ihm untersuchten
Abbauproducte des Brucins lieferten bei der
Oxydation eine Verbindung von der. Zu-
sammensetzung C^g Hjg Ng 0^. Demnach
würde also im Strychnin ein Phenylpyridin
enthalten sein. ^^^j ^^ ^Qg^^ ^^^
üntersachangen über das CarvoL
Goldschmidt zieht aus den von ihm dar-
gestellten Derivaten des Carvoxims (einer
Base Carvylamin Oxq^is • ^^2) '^^^ ^^^
Carvolhydrochlorats ( Hydrochlorcarvozim
G10H15CINOH) den Schlnss, dass das Carvol
eine ketonartige Verbindung und als Keto-
dihydrocymol Cg H3 (CH3 . H) O (Cg H^)
aufettfassen sei. jj^j, 5^, ^gg^^ ^^ß
Ein neues Hydrat des Aetznatrons.
Göttig erhielt ein solches von der Formel
NaHO-|-2H20 aus einer Lösung des gewöhn-
lichen Hydrats in hochprocentigem Alkohol.
Berl. Ber, 1887, 533.
Darstellmiff snblimirter Oxalafture.
^^ • • - » •
Von H. Hussenot.
Eine Qlimmerseheibe mit etwa dO Oeff-
nungen von höchstens 1 mm Weite wird in
ein Becherglai ohne Boden von Btw% 7 cm
Durchmesser und gleicher Höhe eingekittet
Aus starkem Papier werden nun Scheiben
geschnitten , welche eine Art runden Tisches
mit 2 oder 3 . Etagen bilden , deseen Beine
in das cylinderförmige Glas eingezwängt sind.
Die untere Scheibe hat etwa 4 cm Durch-
messer und befindet sich etwa 3 cm über der
QBmmerscheibe ; die anderen sind von
grösserem Durehmessen Der Apparst* wird
in eine Platin- oder Kupferschale gestellt
und über massiger Flamnfie erwärmt. Dann
hebt man den Qlascylinder, der mit einem
umgekehrten Trichter bedeckt ist, wirft in
die Schale etwas umkiystallislrte und ge-
trocknete Oxalsäure und lässt dieselbe
sublimiren. ~^ag —
MonH. seientif. 1886, 584.
425
Oxydation der Salzsäure unter
dem Einflüsse des Lichts.
Von X. Bcuikelandt
Chlorgas nnd Wasserttoffgas vereinigen
sieh bekanntlich im direeten Sonnenlicht
unter Detonation zu Chlorwasserstoff. Um-
gekehrt wird ein Qemisch von Chlorwasser-
stoffgas mit Luft im Sonnenlicht kräftig
oxy dirt. Auch in wässeriger Lösung wird
Salzsäure im Sonnenlicht zerlegt und Chlor
abgeschieden. Bedingung ist dabei, dass
Luft im Gefäss vorhanden sei; das Chlor ist
schon durch den Qeruch, überdies aber auch
durch das aus KJ freiwerdende J erkennbar.
Die Zersetzung findet nicht statt, wenn die
Luft im Kolben durch Chlorwasserstoff vorher
verdrängt worden war. — o^ —
BuJL acaä. belg. XI, IH,
Desinfectionsmittel nach neuen
Methoden.
Von A, W. myih.
Verf. hat die Art der Wirkung ver-
schiedener desinficirender Mittel auf Bacte-
rium termo , auf die Mikroorganismen in der
Jauche und auf Typhusexcrete studirt , und
kommt dabei zu folgenden Resultaten:
1. der desinficirende Werth von Phenol und
Kresol ist nahezu gleich; 2. Eisensulfat,
selbst in starker Lösung, ist als Desinfections-
mittel ffir vorgedaehten Zweck unbrauchbar;
3. die desinficirende Wirkung der Amine ist
verschieden, je nachdem der Wasserstoff im
Ammoniak durch Methyl, Aethyl, Propyl
oder Hydrozyl ersetzt ist; und zwar wirkt
Methylamin am stärksten, dann folgen Hy-
drozylamin, Aethylamin, jE^ropylamin, Ammo-
niak. In der Pyridinreihe wirken Pyridin und
Parvolin stärker als Picolin und Lutidin;
4. die Desinfection ist um so vollständiger,
je länger die Einwirkung eines Giftes dauert;
5. die Desinfection ist vollständiger bei 35
bis 37 ^, als bei gewöhnlicher Temperatur.
— ag-- Proceed. 22oy. soc XXXIX, 269.
eine Masse, deren wässerige Lösung mit
Silbemitrat deutliche Chlorreaction giebt.
Die Verunreinigung betrug in 2 Fällen
0,00296 und 0,0674 pCt. üeber den Ur-
sprung dieser Chlorate ist Verlässliches noch
nicht bekannt. —oQ—
Archiv Pharm. XIII, 333. '
Nachweis von Sulfiten .
neben Thiosnl&t
Täliers giebt unten beschriebenes Ver-
fahren auf Grund nachstehender Beobacfat-
ungen an. Baryumchlorid fallt aus Natrium-
sulfit Baryumsulfit, aus Bisulfit jedoch eben-
falls Baiyumsnlfit, während die zweite Hälfte
Schwefligsäure frei wird. Um nun in einem
Gemenge von Natriumthiosulfat und Sulfiten
(Natriumsulfit und Natriumbisulfit) die
Schwefligsäure nachzuweisen , wird mit Salz-
säure genau neutralisirt (ein Ueberschuss an
Salzsäure ist streng zu vermeiden) und mit
Baryumchlorid gefUlt. Die bei Gegenwart von
Sulfiten nunmehr in dem Gemisch, frei vor-
handene Schwefligsäure wird nachgewiesen
im Filtrat mittelst Jodlösung odei* im Destil-
lat nach beliebiger Methode. s.
Jowm, de Pkarm, ei de Chimte 1887, I, 627.
Gehalt des Salpeters an chlor-
sanrem Salz.
Von H, Bech*rt8.
Das meiste Kalium- und Natrinmnitrat
des Handels enthält Chlorat. Nach dem
Schmelsen und Glfihen erhält man nämlich
Gtoheinunittel und Korpfoscherei.
Von der Polizeibehörde iuEerliaund dem
Ortsgesundheitsrathe in Karlsruhe würden
weitere warnende Bekanntmachungen erlas-
sen vor :
1. Karrer - Oallati in Glarus beseitigt
Trunksucht „mit und ohne Wissen'' durch
übermässig theuere bezw. gefährliche Mittel.
Für 12 «4^ erhält man eine braune und eine
weisse Flüssigkeit; die erstere ist ein wein-
geistiger Enzianauszug, die zweite eine 21/9-
procentige Lösung von Brechweinstein.
2. Die Sanjcma-Compagny in Egham in
England heilt die verschiedensten Krank-
heiten nach einem neu erfundenen „unfehl-
baren'' Heilverfahren, der Sanj an a- Heil-
methode. Die Consaltationen werden ganz
schablonenmässig erledigt; diese sind kosten-
frei^ die gelieferten Mittel aber werden enorm
hoch berechnet.
8. Die FaJJeehber^Bohen Trunksuchta-
mi ttel werden zum Preise von 10 .4^ ver-
kauft; man erhält eine grössere Blechbüchse
426
mit etwa 300 g Enzian wurzelpulver und. eine
kleinere mit 75 g Kalmuswurzelpulver.
4. 0^0* scher Lebens Wecker; das daza
gehörige Oel ist ein Gemisch aus einem fetten
Oele nnd Crotonöl.
5. Der Wittwe Dar, Schmidt in Berlin
),Heilmittel gegen A.u gen leiden** ist
eine Abkochung aromatisch- bitterer Pflanzen-
stoffe; Preis V/^Jl, Werth 25 4
6. Die Wittwe Sabine FrUsche in Bossla
a. H. vertreibt ein „Heilmittel gegen
Magenleiden,** eine„Au gen salbe** und
zwei verschiedene „Blutreinigungsmit-
tel;" alles zusammen für 2^I^Jl^ Werth
kaum 35 ^ Die Augensalbe enthält Queck-
silberoxyd.
7. Des Drogenhändlers Äug, Schöne in
Berlin „Luft-Aether, Heilmittel
gegenKopfschmerzen** ist ein Gemisch
von Essigäther, spirituösem Salmiakgeist und
Pfefferminzol. Preis 50 /|.
werden geschmolzen und der halb erkalteten
Masse
Jodol 8 Theile
gut nntergerührt. g.
JodolwaohSy
von Williams zum Ausfüllen carioser Zähne
empfohlen, hat folgende Zusammensetzung :
Paraffin . . 16 Theile,
Walrat . . .15
Wachs (gelbes) 24
»
»
XVI. Generalversammlung
des Deutschen Apothekervereins
in München
am ^0« und 81. Aagnst 1887.
1. Tag, 30. August.
Eröffnung der Generalversammlung und ge-
scbäftliche Verhandlungen.
2. Tag, ai. August.
Wissenschaftliche Vorträge:
1. Zum 104. Geburtstage von Joharm Andreas
Buchner — Herr Obermedicinalrath Prüf.
Dr. L. A. BttcAn^r* München;
2. Die Fortschritte der botanischen WiRsen-
schaften and ihr Verhfiltniss zur Pharmacie
— Herr Apotheker 0. Schlickum-Winningen ;
3. Praktische Mittheilungen aus dem Labora-
torium — Herr Apotheker i2. Herold-Bosen-
heim;
4. üeber die im Harn yorkommenden Eiweiss-
arten, deren Nachweis nebst weiteren Mit-
theilungen zur Analyse des Harns — Hen
Dr. L. Friedländer 'BerUn;
5. lieber die neuesten Erfolge in der Morphin-
bestimmung — Herr Eugen Dietrich'
Helfenberg.
• X ^\/ . '- /V/TV/
Offene Correspondenz.
H. D. m M. Wir entsprechen Ihrem Wunsche
und yerOffentlichen nachstehend Ihre Anfrage:
„Vor einiger Zeit, 3 Monaten ungeffibr, bezog
ich von der Menescher Import -Compagnie in
Frankfurt a. M. eine Sendung von 30 Litern
Menescher Ausbruch, in Flaschen abge-
zogen, unter der Bedingung, reinen, unverfftlsch-
ten und eo ipso auch flaschenreifen Wein zu
erhalten. Jetzt nun stellt sich heraus, dass so-
wohl die in der Of&cin aufgestellten Flaschen,
als auch die im Keller — einem nebenbei ge-
sagt sehr luftigen und ktlhlen — lagernden
nochmals gegohren, sich natQrlich nolens volens
der Stopfen ientledi^t und das „edle" Nafis ver-
gossen haben, wenigstens der im Keller lie-
&ende gr589te Theil. Hat vielleicht einer der
erren (Tolleren dieselbe Erfahrung mit diesem
Weine eemadit? Bin ich verpflichtet, den Wein
zu bezahlen?**
Apoth, Rm in L, Die Bestandtheile der Aoua
Ferri nervina finden Sie in der Pharm. Centralh.,
Jafafgang 1886 Seite 527, angegeben, die Be-
reitung derselben ist aber wohl nur unter 6e«
nutzung eines Mineralwasser-Apparates mOglich.
M« & G, in L« Das von Duisburg aus unter
dem auffälligen Namen „Mercurius** in den
Handel gebrachte Kesselstein mittel besteht in
der Hauptsache aus kohlensaurem Natron und
kieselsaurem Natron und wird zu einem den
Werth des Mittels weit übersteigenden Preise
verkauft.
Apoth. 0. in W, Der Preis für die L($8ung
der von den „Leipziger Blättern fflr Nah-
rungsmittel- H j g ie n e" ausgeschriebenen
Preisfrage beträgt 500 Jf, Termin fOr die Ein-
sendung ist 1. Juli 1889. Es soll eine Methode
angegeben werden, mittelst deren man bis' zu
einem halben Procent und noch weniger (!)
Kunstbutter qualitativ und quantitativ in
Mischung mit Naturhutter erkennen und
bestimmen kann. Die LOsung wird nicht leicht
sein, da 0,5 pCt. und noch weniger in den Ana-
Ijrsenfehlern liegen dflrfte. Vergessen Sie, wenn
Sie eine Preisarbeit einsenden wollen, nur die
Hauptsache von der ganzen Geechielite ni^ht,
nämlich die Abonnementsqnittungen jener Zeit-
ung vom 1. Januar 1887 bis 1. Oktober 1889
einzusenden.
Verleger und verantwortlicher Redacteur Dr. E« CMssIer in Dresden.
Im Bnohhandel dnreh Jnllna Sprinffer, Berlin N.. MonbUenpUls 8.
Drttsk d«r KSalffl. Heibaehdnieker«! von 0. OL Meinhold k SOhae In ]h««d«a.
Pharmaceutische Centralhalle
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Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Heraasgegeben von
Dn Hermann Hager und Dn Ewald Gelssler.
Erscheint jeden Donnerttaff. — Abonnementspreis durch die Post oder den Buchhandel
viertel jährlich 2 Marl:. Bei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
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Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Anftrftge, Manuscripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. 6 eise 1er,
Dresden, Pillnitzer Strasse 5B adressiren.
M 35. Berlin, den 1. September 1887. ^Ai. jaUaSg.
Der ganzen Folge ZXVIII. Jahrgang.
lobalti caeMie «14 PhArmAele: Zar Revision der Pharmacopoea Germanica edit. II. — Ueber Coniervlrung
dnrch Bortäare. ~ Die Haltbarkeii der Sablimatlöinngen. — Methyleocblorid (OH2CI9) all Narkotikum. ~ lieber
den Kelug*Jialt von Seifen nnd Verbaadesiaterialien. — Inhalt der Pnlveroblaten. — Literatur und Kritik. —
JliseelleBt Milch -Conaervirnng. — X. ordentliche Gcneralyoraammlang dea Yerelna analytlacher Chemiker. — -
AHielg«B«
Chemie nnd Ptaarmacle.
Zur Revision der Pharmacopoea
Oermanica edit IL*)
10. Fortsetzung; Tergl. Jahrg. 28, S. 212.
Acidum tartarioum. Die Prüfungsweise
der Weinsäure ist etwas verftndert bezw. rer-
schärft worden : ,,Die wisserige Lösung der
Säure (1 sa 10) werde weder durch Calcinm-
sulüat noch durch Schwefelwasserstoffwasser
verändert, auch nicht, wenn man sie nach
Zusate des Schwefelwasserstafftoassers mit
Ammoniäküherschiehtet. Durch Barynmnitrat
und Ammoniumoxalat darf sie nicJit sofort
verändert werden."
Adept iuillui. „Es sei weiss, fast geruch-
los, von gleichmässiger weicher Beschaffen-
heit, bei 36 bis 42 0 (statt 38 bis 42 o) zu
einer klaren, farblosen Flüssigkeit schmelz-
end.*' — Bei der Probe auf Säure „darf blaues
Lackmuspapier fast nicht verändert wwden/'
— Die Prüfung auf mineralisches Fett ist in
folgender Weise auszuführen: Kocht man
2 Tfaeile Schweineschmalz mit drei Theilen
Kalilauge und jfwei Theilen Weingeist, bis
sich die Mischung klärt, so muss dieselbe hei
*) Nach Archiv der Pharmacie.
Zugabe von 50 Theilen Wasser. und 10 Theilen
Weingeist eine Jdare oder nur schwach opcUi-
sirende Flüssigkeit geben."
Aether. Das zur Schüttelprobe zu ver-
wendende Wasser soll eine Temperatur von
150 haben, da kälteres Wasser mehr, wärmeres
weniger Aether löst. — „Mit dem f^fzehn-
fachen Volumen Wasser gemischt g^e der
Aether eine klare Flüssigkeit"; diese Probe
ist neu hinzugefügt und zielt auf einen Ge-
halt an Petroläther. Schon bei einer Ver-
unreinigung mit 3 pCt. Petroläther verlangt
der Aether das 30 fache Volum Wasser zur
klaren Mischung. — „Vor Licht geschütet
aufzubewahren.'* (Vergl. Pharm. Centralh.
26, 233.)
Aether aeeticui« Die Prüfung des Essig-
äthers wird dnrch eine Qeruchprobe ergänzt:
„Fliesspapier, mä dem Essigäther getränkt,
darf gegen Ende der Verdunstung keinen Ge-
ruch nach fremden Äetherarten abgeben." —
Auch beim Essigäther ist die Schüttelprobe
mit Wasser von 15^ anzustellen.
Codeinum. Die Angaben über das Verhalten
des Codei'ns in der Wärme werden vervollstän-
digt: „Die KrTvtalle verwittern in der Wärme.
100 Theile hinterlassen, bei 100^ getrocknet,
428
94 Theüe; dieses wasserfreie Codein schmilzt
bei 1550. Höher erhUet verbrennt das Codetn
ohne Bückstand,*' — Zur Sicherung vor einer
groben Verunreinigung des Codeins mit Mor-
phin wird folgende Prüfung Torgeschrieben :
„Die Lösung eines Körnchens Kaliumferri'
Cyanid in 10 ccm Wasser, mit 1 Tropfen Eisen-
Chloridlösung versetzt, darf durch 1 ccm der
müSäljssäureangesäuertenwässerigen Codetn-
lösung (1 = 200) nicht sofort blau gefärbt
werden/* Die vorstehende Bestimmung ge-
stattet einen Gehalt an Morphin bis zu 1 pCt.
Coffeinum. Nichts verändert.
CoUodiam. An der Vorschrift zur Bereitung
der Collodiumwolle ist nichts geändert, da-
gegen heisst es dann weiter : „Ein Theil dieser
Collodiumwolle wird mit sieben TheilenW ein -
f^eiBt durcJrfeuchtet, darauf mit zweiundvier eig
Theilen Aether versetzt und wiederholt ge-
schüttelt ; die gewonnene Lösung wird nach
dem Absetzen Mar abgegossen.** Es soll so-
nach ein 2procentigeB (statt 4procentiges)
Collodium, wie es im Handel als CoUodium
duplex vorkommt, hergestellt werden. Die
Durchfeuchtung der Collodiumwolle mit Wein-
geist (vor dem Zusatz von Aether) befördert
die Löslichkeit derselben in Aether.
CoUodinm oantharidatnm. „50 Theüe
grobgepulverter Canthariden werden im Ver-
drängungsapparate oder geeignetem Extrac-
tionsgefässe mit der hinreichenden Menge
Aether erschöpft ; der Klare Auszug wird in
gelinder Wärme zur Syrupdiche eingedampft
und mit soviel Collodium vermischt, dass das
Gesammtgewicht 50 Theile beträgt. Es sei
eine olivengrüne, sympdicke, klare Flüssig-
keit von schwach saurer Reaction, in dünnen
u. 8. w." Die Extraction der Canthariden
durch Maceration ist eine sehr unvollständige
und erfordert unverhältnissmässig viel Aether,
deshalb wird ein abgeändertes Eztractions-
verfahren vorgeschrieben. Das Canthariden-
Collodinm wird in Ph. Qerm. II. irrthümlich
als eine neutrale Flüssigkeit bezeichnet
Collodium elaationm. Nichts verändert.
Eztraotnm Fem pomatnm. Es sollen
Aepfel verwendet werden, die im reifen Zu-
stande sauer schmecken. — Der aasgepresste
Saft soll, mit dem Eisenpulver gemischt,
einen bis zwei Tage bei Seite gestellt werden
(wobei sich die Hauptmasse der Säure mit
dem Eisen sättigt) und dann erst eine kurze
Erhitzung im Wasserbade stattfinden. — Das
Estract aei „f;on 8ü8Bem, etsenarügem^ aber
keineswegs scharfem Geschmacke"; die Ge-
schmacksprobe soll das Extract ans den Vogel-
beeren (Sorbus Auenparia) ausschliessen.
dessen Geschmack ein scharfer ist.
Ferriim caxbonioum laccharatam. Die
Eisenbestimmung dieses Präparats soll in
folgender, sehr einfacher und sicherer Weise
ausgeführt werden: „0,56 g werden in einer
mit Glasstopfen verscMossenen Flasche in
5 ccm verdünnter Schwefelsäure in der Wärme
klar gelöst, nach völligem Erkalten mit volu-
metrischer KalifMnpermangan€Ulösung bis zur
vorübergehend bleibenden BöOiung und dann
nacheingehretener Entfärbung mit lg Kalium-
jodid versetzt. Die Mischung wird eine Stunde
in gelinder Wärme hingestellt. Es müssen
nach Zusatz von Jodzinkstärkelösung 9,5 bis
10 ccm der Zehntelnormal-Natriumthiosnlfst-
losung zur Bindung des frei gewordenen Jods
verbraucht werden." — Im Uebrigen ist an
dem Artikel nichts geändert worden.
Ferrum jodatum. Statt das Jod nach und
nach der Mischung aus Eisen und Wasser zu-
zusetzen, soll jetzt umgekehrt dctö Eisen nach
und nach in die Mischung aus Jod und Wasser
eingetragen werden, wodurch ein glatterer
und gleichmässigerer Verlauf der Operation
erzielt wird.
Ferrum lactienm. Die Vorschrift zur
Prüfung des Salzes auf einen Zuckergehalt
hat eine etwas veränderte Fassung erhalten,
und wird dadurch die Probe einfacher und
doch sicherer. „30 ccm der Lösung (1 s 50),
nach Zusatz von 3 ccm verdünnter Schwefel-
säure einige Minuten gekocht und darauf mit
überschüssiger Natronlauge versetzt, geben
ein Fütrat, welches, nach Zusatz von 0,1 g
Käliumnatriumtartrat mit einigen Dropfen
Kupfersulfatlösung (1 » 30) erhitzt, keinen
rothen Niederschlag abscheiden darf.
Infaia. Nichts verändert.
Inf otom Sennae compositim. Die Menge
des zur Infusion der Sennesblätter zu ver-
wendenden Wassers ist nm 10 Theile ver-
mehrt, so dass das Gewicht des fertigen Prä-
parats fiJinfzig Theile beträgt. — „Nur hei
Bedarf zu bereiten.** — (Beiläufig wird be-
merkt, dass man durch einen Zusats ron '/lo
pCt. Salicjlsäure, zumal im Verein mit 3 pCt.
Weingeist dem Wiener - Trank eine wochen-
lange Haltbarkeit sichern kann ; ein solcher
Zusatz empfiehlt sich für Geschälte, in denen
der Wiener -Trank ein oft begehrter Hand-
▼erkaufsartikel ist)
429
Jodoformioin. „ mit Wasser ge-
schüttelt liefere es ein farbloses Filtrat , wel-
ches Q. s. m," Die geforderte Farblosigkeit
des mit dem Jodoform geschüttelten Wassers
soll einer Verwechslang resp. VerfHIschnng
mit der im Aeosseren sehr ähnlichen Pikrin-
säare Torbengen.
Jodom. Bei der Prüfung des Jods auf Cjan
soll die Entfärbung des mit dem Jod ge-
schüttelten Wassers mit einigen Tropfen
Natriumthiosulfatlösung (statt Natriumsulfit-
lösung) bewirkt werden. Bei der Prüfung auf
Chlor bedarf man sur Entfärbung der einen
oder anderen Lösung überhaupt nicht, da die
Entfärbung schon durch das überschüssige
Ammoniak bewirkt wird. — „0,1J37 g Jod
mit 0^3 g Kaliumjodid in 30 com Wasser ge-
löst und mit Stärkelösang vermischt, müssen
9j85 bis lOyO com Zehntelnormal- Natrium-
thiosulfatlösung 2sur Entfärbung gebrauchen."
Die Zahlenverhältnisse sind deshalb abgeän-
dert worden, weil, wenn man 0,127 g Jod zur
titrimetrischen Bestimmung verwendet, die
Zahl der verbrauchten Cubikcentimeter Na-
triumthiosnlfats den Procentgehalt an reinem
Jod durch Multiplication mit 10 direct anzeigt.
(Fortsetzung folgt.)
üeber
Conservirung durch BorBäure.
In der Berliner medicinischen Gesellschaft
hielt am 27. Juli 1887 Prof. Dr. 0. Lieb-
reich einen Vortrag über das obengenannte
Thema, dem wir Folgendes entnehmen :
Die Frage, ob der längere Gebrauch der
Borsäure dem menschlichen Organismus
schädlich sein könne, hat eine besondere Be-
deutung, weil es sich darum handelt, eines
unserer wichtigsten Nahrungsmittel , die See-
fische, für einen weiteren Kreis von Consu-
menten zugänglich zu machen, als es bisher
leider der Fall sein konnte.
Die Durchführung solcher Metboden, welche
zur Conservirung von Nahrungsmitteln oder
als Ersatz derselben dienen, ist heut zu Tage
um Vieles erscbwerter, als es früher der Fall
war. — Wer hätte die Einführung von Pökel-
fleisch, Raachfleisch oder dergleichen Dingen
von einer chemischen oder pharmakologischen
Untersuchung abhängig gemacht! Beim
Pökeln des Fleisches werden beträchtliche
Quantitäten Salpeter verbraneht, von welchem
ein nicht unbeträchtlicher Bruch theil in den
Körper des Consumenten gelangt. — Wir
kennen die schädlichen Wirkungen dieser
Substanz, aber die Quantitäten, welche dem
Organismus einverleibt werden, liegen so weit
unterhalb der toxikologischen Grenzen , dass
die eventuelle Giftigkeit nicht in Betracht
kommt. — Der Gennss von Kohlenoxyd fleisch
sogar ist von keiner schädlichen Wirkung
begleitet, wie es in einer aus dem hiesigen
pharmakologischen Institut hervorgegangenen
Dissertation nachgewiesen ist, und doch wissen
wir, welchen schrecklichen Einfluss dieses
Gift eingeathmet auf den lebenden Organis-
mus ausüben kann. Die Annahme ist wohl
nicht übertrieben, dass, wenn heute Pökel-
fleisch und Bauchfleisch eingeführt werden
sollten, sich eine nicht geringe wissenschaft-
liche Agitation gegen die Zulässigkeit des-
selben bemerkbar machen würde. — Das
Uebergewicht der praktischen Erfahrung für
die Nützlichkeit und Gefahrlosigkeit der
Pökelconserven würde jetzt jede Discnssion
überflüssig machen.
Wie fast bei allen in der Therapie ge-
brauchten Substanzen ist im Laufe der Zeit
auch über die Boraxwirkung ein Wechsel der
Anschauungen zu erkennen. Leider und
merkwürdiger Weise haben sich die irrigsten
Vorurtheile bis auf den heutigen Tag er-
halten. — Von vornherein möchte ich be-
merken, dass, wenn man von der Wirkung
des Borax spricht, dieselbe natnrgemäss iden-
tisch sein muss, wenigstens der inneren An-
wendung nach , mit der Borsäure. — Diese
ist kaum als eine Säure zu betrachten. —
Jedenfalls aber als eine der schwächsten in
Bezug auf'den menschlichen Organismus.
Prof. 2/. fährte dann die verschiedenen
Ansichten über die Wirkung de% Borax an,
und kam zu folgenden Schlüssen :
„Blicken wir auf das, was wir vom Borax
wissen, zurück, so ergiebt sich dessen Un-
schädlichkeit in kleinen und grossen Dosen
und dessen Nützlichkeit als verdünnend harn-
treibendes Mittel in relativ grossen Dosen. '^
Bei dem Verfahren der Conservirung von
Seefischen mit Borsäure handelt es sich um
eine Combination einer schwachen Borsäure-
lösung, welche allein nicht im Stande ist, zur
Conservirung zu dienen, mit der Wirkung
eines Druckes von circa 6 Atmosphären.
Nach diesem Verfahren präparirte Fische,
welche mehrere Wochen im Berliner Aqua-
430
riam gelegen hatten, bat Prof. L. untersucht
und sie in Yortrefflichem Zustande gefunden.
— Die Fische werden auf dem offenen Meer
sofort nach dem Einfangen in eiserne Tonnen
Yerpackt, welche die Conserveflussigkeit ent-
halten. Nachdem die Tonne fest yerschlossen
ist, wird mittelst einer Handdruckpumpe
durch eine kleine Ventilöffhung Flüssigkeit
nachgepumpt und der Inhalt der Tonne zu*
gleich unter den nöthigen Druck gebracht.
Sobald das Manometer den richtigen Druck
von 6 Atmosphären anzeigt, wird auch die
Ventilöfinung der Tonne geschlossen.
Durch diese Methode wird es möglich,
einer Bevölkerung, die ihr ganzes Leben
hindurch keine Seefische zu sehen bekommt,
den Genuss derselben zu verschaffen. Die
Qualität der Fische mag etwas härter als die
der Eisfische sein, aber sie ist ausgezeichnet
an Frische. Eisfische lassen sich übrigens
nicht beliebig conserviren und müssen von
den Consumenten schnell verbraucht werden.
Die conservirten Fische können nach Bedarf
aus kleinen oder grossen eisernen Qefässen
entnommen werden. — Sind die Fische aus
den Fässern entleert, so halten sich dieselben
nur noch einige Tage in unzersetztem Zu-
Stande, ein Beweis, dass die Borsäure allein
zur Conservirnng nicht ausreicht!
Nach einer Analyse von Stein bleiben pro
Kilo circa 2 g Borsäure im Fischfleisch, welche
aber beim Kochen zn V^ wieder herausge-
nommen werden. Die Menge von Borsäure,
welche selbst mit einer sehr reichlichen Mahl-
zeit von diesen' Fischen in den Körper ge-
langt, wird, eine Einfuhr von selbst 500 g
Fischfleisch angenommen , nur 1/4 bis V^ g
betragen , da 1/2 bis '/4 g in das Kochwasser
übergehen und abgegossen werden. Selbst
bei täglichem Genuss wird eine so kleine
Dose keine schädliche Einwirkung ausüben
können.
In Betreff der Conserven theilt Prof. L,
den Standpunkt, welchen J, Munk vertritt:
,idas8 nämlich eine chemische Substanz zur
Conservirnng nur dann zulässig ist, wenn
sichere Beweise vorliegen, dass dieselbe weder
an sich, noch in den Mengen, in welchen sie
mit den Conserven aufgenommen wird, schäd-
lich ist, also das Allgemeinbefinden nicht
•tdrt, dass sie die Verdauung und Ausnützung
der Nährstoffe nicht beeinträchtigt, und dass
sie endlich bei länger fortgesetztem Genuss
keine gesundheitsschädliche Wirkung aus-
übt. Es war diesem Grundsätze folgend
nur noch zu constatiren, dass die Ausnutzung
als Nahrungsmittel der mit Borsäure conser-
virten Fische durch die beschriebene Methode
nicht beeinträchtigt würde.
Die nach dieser Richtung angestellten Ver-
suche geben einen sicheren Anhalt, dass dies
nicht der Fall ist.
Bei dem Borax hat sich bisher nur gezeigt
durch die Angaben von Ornber, dass beim
Hunde durch sehr grosse Gaben, 10 g pro
Tag, eine Verminderung der Ausnutzung der
Nährstoffe im Darm und eine vermehrte Diu-
rese eintritt, bei Menschen wollen Forster
und SchlenJcer schon nach 1 bis 3 g Borsäure
pro Tag eine verringerte Ausnutzung der
Nahrung im Darm gesehen haben, allein diese
Verringerung ist relativ. Der absolute
Nährverlust von Nährstoffen durch den Darm
ist ganz geringfügig und kommt gegen-
über dem thatsächlich zur Besorption
gelangten Ei weiss kaum in Betracht.
Es handelt sich aber nicht um grosse
Dosen Borsäure, sondern um noch viel
kleinere als in den Versuchen von Forster
und Schlenker und dürfte daher hier der ge-
ringe Eiweissverlust vollkommen in Weg&II
kommen.
Prof. L. hofft, dass durch die Kenntniss
von der Unschädlichkeit der Borsäure die An-
wendung der Methode der norwegischen Fisch-
conservirung eine weite Verbreitung finde
und durch ungerechtfertigte Vorurtheile auch
seitens mancher Aerzte ein so nützliches Ver-
fahren dem Publikum nicht länger vorent-
halten werde.
Berl, Klin, Wochenschr. 1887, Nr. B3.
Die
der SublimatlösimgeiL
Von Victor Meyer.
Lösungen von Sublimat in deBtillirtem
Wasser erleiden nach 36tägigem Stehen, ob-
gleich sie einen geringen weissen Nieder-
schlag absondern, einen nennenswertben
Verlust an HgC]2 nicht, gleichgültig ob sie
in offenen, leicht bedeckten oder gut ver-
schlossenen Gefässen aufbewahrt werden.
Lösungen von HgCl^ in Göttinger Leitungs-
wasser, noch mehr aber in schlechtem
Brunnenwasser oder Teichwasser, scheiden
bei längerem Stehen (38 Tage) beträchtliche
Mengen des Salzes aus, am meisten in offenen,
431
weniger in leicht mit Filtrirpapier ver>
bundeiseii , am wenigsten ki gnt verkorkten
Gefässen. Durch Zusatz einer 4tm HgO)^
gleichen Menge yon Kochealzwird im letzten
Falle, also bei gnt Terkorfetem Geffiese wenig
geändert, die Ansscheidnngsmenge bleibt
nahezu dieselbe. Bei ofifenen und lose ver-
schlossenen Gefässen wirkt der Kochsalz-
zDsatz dagegen entfehieden conservirend
Aach durch Vermehrung des Kochsalzzusatzes
wurde in nur mit Filtrirpapier verbundenen
Gefässen die HgCl^- Ausscheidung zwar ver-
ringert, aber fand doch noch in merklichem
Maasse statt. Versuche mit gr&sserem ClNa-
Zosatz bei gut verkorkten Gefässen werden
noch angestellt werden. (Vergl. auch den
Artikel: Sublimat-Koch salzpastillen in Nr. 10
dieses Jahrganges der Pharm. Centralhalle.
D. Bed.)
Therap. Monatek. 1687, Heft 8, S. 3t4,
3. Das reine Methylenehlerid bewirkt dt«
Narkose' ebenso sebn^li und ebenso tief als'
beide t)bengenannten Präparate, iat aber in
seiner Wirkung nicht ganz so. nachhaltig.
4. Di* Wirktang des röineo Methylen-
Chlorids tfuf Circülätlon ifnd Reöpiratibn hi
Wi Weitem nicht so gefährlich , wie dfe der
änderen beiden Präparate.
Methylenohlorid (CE^Cl^y
als Narkotikum.
lo der Deutsch. Med.-Zeit. 1887, S. 749
zeigen Dr. Eichholz und Prof. GetUher auf
Grand von Analysen, dass das Methylen-
chlorid des Handels auch nicht annähernd
reines Methylenchlorid sei, sondern das eng-
lische Präparat „Methylene^ ein Gemisch
?on 1 Th. Methylalkohol und 3,5 Th. Chloro-
form (dies wurde übrigens schon von M. C.
Traub Ph. C. 23« 401 nachgewiesen) sei,
während drei deutsche Präparate aus je 1 Th.
Methylenchlorid und 4 Th. Chloroform be-
standen. 100 g käufliches Methylenchlorid
kosten auch nur SufT 50 ^m während 100 g
chemisch reines Methylencblorid bis vor
Kurzem 25.4^ kosteten. Die Verf. stellten
Versuche mit chemisch reinem Methylen-
Chlorid an , welches die Farbfabriken vorm.
Fr, Beyer d; Co, in Elberfeld jetzt zu einem
sehr billigen Preise in den Handel bringen
und fanden, dass dasselbe sowohl in reinem
Zustande als gemischt mit Chloroform als
Anästhetikum viele Vorzüge besitzt. Die
Ergebnisse der Untersuchungen werden in
folgenden Sätzen zusammengefasst :
1. Das bisher als Mefthyleneblorid ver-
kaufte Präparat ist eine Mischung von Chloro-
form und Methylalkohol.
2. Diese Chloroformmethylalkoholmisch-
ung ist dem reinen Chloroform zur Erzeugung
von Narkosen vorzuziehen.
Ueber den Eeimgehalt von Seifen
und Verbandsmaterialien.
Von V. "EiseUberg.
Auf Anregung von Bülroth hat E, es unter-
nommen, die Seifen und Verbandmaterialien,
wie sie in der Klinik benutzt wurden, auf
ihre Reinheit an ßacterien zu untersuchen.
£r verfuhr dabei in der gewohnten Weise,
dass er kleine Theile von den Untersuchung»-
objecten mit den nöthigen Cauteleu in Nähr-
gelatine- oder Agar-Agar- Eprouvetten brachte
und bei geeigneter Temperatur im Brutofen
die eventuelle Entwickelung der Bakterien
beobachtete. Eine genauere Feststellung der
Art der Pilze schien E, nicht nöthig, da der
Nachweis von Bacterien allein schon genügt,
um zu zeigen, dass eine Infection durch die
untersuchten Materialien möglich ist. Die
erhaltenen, sehr bemerkenswerthen Resultate
sind kurz folgende :
Unter den Seifen erwiesen sich Glycerin-,
Mandel- und JTtma'sche Sublimatseife (Ph,
Centralh. 27, 58) in ihrem Centrum stets
absolut keimfrei, dagegen ergaben Schmier*
seifen und ganz besonders Kernseifen zu
wiederholten Malen Entwickelung von Pilz-
colonien.
Seifenproben von der Oberfläche der
Stucke, so wie sie im Operationssaal im Ge-
brauch waren, ergaben meist negative Resul-
tate; einige Male aber zeigten sich doch
Pilzcolonien , so einmal auch Colonien von
Staphylococcus pyogenes aureus. Es Hess
sich constatiren , dass das betreffende Seifen-
stück vordem zum Abwaschen eines kurz vor-
her spontan aufgebrochenen Panaritiums ge-
dient hatte.
Hatte die Kernseife wShrend i/a Stunde in
einer Iprom. Sublimatlösung gelegen, so er-
wies sich die Oberflftche als vollständig keim-
frei.
Die in der Gkburtsbülfe oft benutzte Man-
delkleie zeigte sich stets als sehr unrein;
432
durch Erhitzen auf 100 <) während einer halben
Stunde ward sie vollständig sterilisirt.
Sehr wichtig sind, die Ergebnisse der Unter-
suchung der gewöhnlichen hydrophilen
Gaze, da sie einen Uauptbestandtheil des
Verbandes bildet und zur Bereitung der Jo-
doformgaze u. s. w. dient. Es zeigte sich,
dass sich selbst von Stücken, die der Mitte
der direct vom Lieferanten gebrachten Gaze-
ballen entnommen waren, unter 40mal 30mal
reichliche Colonien entwickelten ; noch be-
deutend schlechtere Resultate aber ergaben
Untersuchungen der im Operationssaal und
in den Krankenräumen vorräthigen Gaze, in
welcher sich wiederum unter zahlreichen an-
deren Pilzsorten auch verschiedene Eiter-
coccen nachweisen Hessen.
Die sterilisirte Subiimatgaze, wie sie in der
BiUroth' sehen Klinik anstatt der Schwämme
bei Laparotomien benutzt wird, erwies sich
als vollständig keimfrei , dagegen zeigte sieh
die auf gewöhnliche Weise durch Verdunsten
von alkoholisch-ätherischer Lösung von Jodo-
form frisch dargestellte Jodoformgaze unter
47mal 17mal verunreinigt, die aus den Be-
hältern des Operationssaales entnommene
ergab unter 32mal 20mal Culturentwickelung.
Im Gegensatz hierzu wurde die Carbolgaze,
sowie, was besonders wichtig ist, die Jodo-
formgaze, welche durch Einreiben von Jodo-
formpulver in Carbolgaze dargestellt war,
desgleichen die so bereitete Jodoformtannin-
gaze stets als vollständig steril gefunden.
Dea Weiteren wurden in derselben Weise
Jodoformdochte , JSnms'sche Verbandwatte,
Penghawar Djambi, gewöhnliche Watte^ Ca-
licot, Pressschwamm, Tupelo, Laminaria
untersucht. Alle erwiesen sich als nicht keim-
frei , bei allen aber gelang es , sie durch Er-
hitzen im Koch'Bchen Trockensterilisations-
apparat vollständig pilzfrei zu machen. Die
drei letzten Stoffe hatten allerdings dadurch
etwas von ihrer Quellungsfähigkeit eingebüsst.
Zum Schluss seiner Arbeit zieht £. aus
seinen Untersuchungen die praktischen, sehr
zu beherzigenden Folgerungen: Mandel-,
Glycerin-, Sublimatseife können in der Regel
als keimfrei ohne Weiteres benutzt werden ;
bei Kernseife wird man im Ganzen gut thun,
sie vor dem Gebrauch 1/4 bis Va Stunde in
Iprom. Sublimatlösung zu legen. Die hydro-
phile Gaze muss vor dem Gebrauch, des-
gleichen stets vor der Imprägnirung mit Jo-
doform durch Auskochen sterilisirt werden;
das Trocknen darf nicht in ELrankenräumen
stattfinden, die Aufbewahrung muss in luft-
dicht schliessenden Gläsern geschehen. Die
übrigen genannten Verbandstoffe, desgleichen
Mandelkleie, müssen durch Sterilisiren keim-
frei gemacht werden.
Schmidts Jahrbücher 188/. 5. 48.
Inhalt der Polveroblaten.
Mareau hat an einer Reihe verschiedener
M edicamente ausprobirt, wieviel die verschie-
denen Grössen der Pulveroblaten davon
zu fassen vermögen.
Die Tabelle umfasst viele für diese An-
wenduugsform ungebräuchliche Medicamente
(so z. B. die Angabe, dass die kleinsten Oblateo
0,25 g Apomorphin oder 0,25 g Moschus
fassen u. s. w.). Im Nachfolgenden ist deshalb
nur eine Auswahl der wirklieh gangbaren
Medicamente wiedergegeben. Die nachstehen-
den Mengen werden von einer Oblate klein-
ster Sprte gefasst; die mittlere Sorte fasst die
doppelte, die grosse Sorte die vierfache Menge.
g
Acetanilid 0,15,
Acidom bensEoicum O.IO,
,, salicylicum 0,10,
f, tannicum O.IO,
Aloö 0^20.
Ammonium bromatum .... 0,50,
Antipjrin 0,20,
Bismuthnm salic^licum. . . . 0,25,
„ subnitricum . . . 0,30,
„ tannicum .... 0,25,
Calcium phosphoricum .... 0,90,
„ sulfurosum 0,35,
Camphora monobromata . . . 0,35,
Garbo Ligni 0,10,
Chininum bisulfuricum .... 0,30,
hydrobromicum . . . 0,15,
„ hydrochloricum . . . 0,15,
,, lacticum 0,15,
salicylicum .... 0,15,
„ sulfuricum . . . . 0,15,
„ tannicum 0,90,
„ valerianicum .... 0,30,
Coffeinum 0,15,
Colocynth. praep 0,20,
Cubebae 0,20,
Ferro -Kalium tartarieum . . . 0,90,
Ferrum hydricum 0,40,
,1 (pyro-) phosphoricum . 0,30,
Flores Koso 0,30,
Gutti 0,25,
HydrargVTum chloratum . . . 1,10,
Kalium bromatum 0,65,
„ chloricum 0^50,
„ jodatum 0,65,
Lithium benzoicum 0,30,
„ salicylioum 0,30,
Magnesia usta 0,SO,
433
Magnesiom carbonicnm. . .
„ lacticom . . .
Natrium benzoicnm . . . .
bicarbomcam . . .
ohloratam . . . .
h}n[>opho8phoro8iim .
jodatam
pboephorienm . . .
salicjlicnin ....
Bolfiurosam ....
tbiosolfaricum . .
Podophyllin
Polfia fpecaoaaohae opiatns .
»*
»»
»»
»»
»♦
*i
g
0,10,
0,15,
0,26,
0,45,
0^75,
0,35,
0,86.
0,40,
0,20,
0,40,
0,50,
0,20,
0,36,
8.
g
Radix Ipecacaanhae 0,20,
„ Kbei 0,20,
Besina Scammoniae 0,20,
Salicin 0,15,
Seeale cornatam 0,25,
Semen Cinae 0,20,
Stibium snlfurat. aar 0,80,
Snlfur 0,86,
Tnbera Jalapae , 0,20,
Zincam lactienm 0,40,
„ valerianicnm .... 0,10.
Archivs» de FharvMtcie 18S7, 339.
^,/- --v '■^r-v'^«i^^/-v
Eilteratar nsd Kritik.
Encyklopftdie der Natarwtosensehaf-
ten. Zweite Abtheilung. Hand-
wörterbuch der Chemie. 22.
und 23. Lieferung. Subseriptionspreis
pro Lieferung 3 Mk. Breslau 1887.
Eduard Trewendt.
Die swei Lieferungen enthalten folgende
zumeist grössere Auisfitze : „Harze (Schlass).
— Heptjlverbindangen — Hexylverbind-
nngen — Homologie — Horngewebe —
Hydrazine — ImidoXther — Imine — In-
digogruppe — Indium — Jod — Iridium
— Isomerie.^* Zwei der wichtigsten Beiträ-
ge „Hydrazine** und „Jod", von denen der
letztere auch illustrirt ist, sind von Dr.
Stoehr in Kiel bearbeitet
Die natfirliehen Pflanzenfamilien nebst
ihren Gattungen und wichtigeren Arten,
insbesondere den Nutzpflanzen. Be-
arbeitet unter Mitwirkung zahlreicher
hervorragender Fachgelehrten von
A. Engler, Professor der Botenik in
Breslau und K. Prantl, Professor der
Botanik in Aseha£fenburg. 7. und 8.
Lieferung. Preis pro Lieferung 1 Mk.
50 Pf. (Einzelpreis 3 Mk.) Leipzig
1887. Verlag von W. Engeltnann.
Die Torliegenden Lieferungen enthalten
Gramineae (bis zur Unterabtheilung Agrosti-
deae), Coniferae (Schlnas) und Gnetaceae.
Die Bearbeitung des Textes und die zahl-
reichen , prächtigen Abbildungen lassen
nichts zu wünschen Übrig.
Abries der ehern iflchen Technologie
mit besonderer Bücksicht auf Statistik
und Preisverhältnisse. Von Dr. Chr,
HemserUng , Docent am Polvtechni-
kum in Zürich. Lieferung 3 bis 5.
Preis pro Lieferung 2 Mk. Gassei
und Berlin 1887. Verlag von Theo-
dar Fischer,
Die Eigenthümlichkeit und der Vorzug
dieses Werkes besteht, wie schon im Titel
ausgedrückt ist, in der eingehenden Be-
handlung der Statistik, wie sie noch in kei-
nem ähnlichen Werke zuvor dagewesen ist.
Die Statistik berücksichtigt bei den einzel-
nen Industriezweigen die Produktion in
den einzelnen Ländern und verschiedenen
Jahrgängen, den Verbrauch an Rohstoffen,
die Ein- und Ausfuhr in einzelnen Ländern
und Jahren, das betheiligte Kapital, die
Anzahl der Arbeiter und Maschinen, die
Lohnverhältnisse u. s. w. In Verbindung
mit diesen statistischen Daten werden die
Preisverhältnisse behandelt und die Ur-
sachen der Preisschwankungen dargelegt.
Was den technologischen Theil betrifit,
so sind die bekannteren Industrieen, um
das Werk nicht zu voluminös zu machen,
möglichst knapp beschrieben und nur die
weniger bekannten Fabrikationsmethoden
haben eine ausführlichere Behandlung er-
fahren.
Handwörterbnch der gesammten Me-
dicin. Unter Mitwirkung von zahl-
reichen Fachgelehrten herausgegeben
von Dr. A. Villard. 1. Lieferung.
Erscheint in 18 bis 20 Lieferungen
k 2 Mk. Stuttgart 1887. Verlag von
Ferd. Enke.
Wir leben in der Zeit der Handwörter-
bücher und Encyclopädien. Das neu er-
scheinende Handwörterbuch der gesammten
Medictn, wovon die 1. Lieferung (5 Bogen
grössten Lexikon - Oktavs) hier vorliegt , hat
sich das Ziel gesteckt, dem Arzte, insbeson-
434
dere dem praktischen Arzte, der neben der
Erftillung seiner täglichen Bertifspfl ich t nicht
im Stande ist, der eminenten Entwickelang
der medicinischen Wissenschaft zu folgen,
über die nenen ErscheiKongen in seiner
Wissenschaft, nnter gleichmlCBsiger BeHick-
sichtigung aller ^N'ebenzweige , in klarer,
knapper nnd doch erschöpfender- Form
Belehrung zn bieten.
Das Werk ist für Aerzte bestimmt , es
wird sich aber anch dem A^odieker ntitzlich
erweisen, znmal auch die^ die Chemie, Phar-
makognosie, Physik u. s. w. betreffeQde^
Artikel sehr gut abgefaßt sind. Einen be-
sonderen Vorzug hat das Werk vor allen
anderen Shnliohen Werken, das ist der,
dass anf die Etymologie ansserord entliche
Sorgfalt verwendet wird. Die HinzufÜgnng
der französischen , englischen nnd italieni-
schen Ansdrücke in absolut CO rrecter
Form verdient ebenfalls grosse Anerkenn-
nng.
Drnck, Papier nnd sonstige Ausstattung
des Werks sind sehr gut. g.
Beal-Encyclopädie der gesammteii
Heilkunde. Medicinisch - Chirurg.
Handwörterbuch für praktische Aerzte.
Herausgegeben von Prof. Dr. Albert
Eulenburg in Berlin. Zweite umge-
arbeitete und vermehrte Auflage.
Zehnter Band, Heft 91 bis 100. Mit
zahlreichen Illustrationen. Wien und
Leipzig 1887. Urban & Schwarssen-
berg.
Der vorliegende Band umf«£at die Artikel
Hydrotherapie bis Kindslage.
Ausser zahlreichen kleineren Artikeln
und Hinweisen gestatten wir uns auf fol-
gende grössere Aufsätze dieses Bandes be-
sonders hinzuweisen : Hydrotherapie (Win'
temüjg, Wien), Hyosoyamin, Hyoseyamus
{Sckuüf, Greifswald), Hypertrichosis {JBeh*
rendy Berlin), Hypnotismus {Binswcmger,
Jena), HypodermatischeMethode {Bernateik^
Wien), Jeqnirity {L.Jjewiny Berlin), Impfung
FürbringeTy Berlin), Indol {J. MunJe^ Berlin),
lofection, Infectionskrankheiten {Klebs, Zü-
rich), InhalationstherapieCiGwau^^e, Dres-
den), Jod, Jodoform, Irrenanstalten (Pet-
mannj Grafenberg), Kaliunipräparate,Kawa,
(X. Lewin).
Zeitsehrift fSr die Chemische In-
dilstrie mit besonderer BerQckBichtig-
ung der chemisch-technische.n Unter-
^udiungsverfahrenl Herausgegeben
von Dr. Ferdinand Fischer in Han-
nover. Jahrgang 1887. Erster Band
(Januar bis Juui 1887). Berlin 1887.
Verlag von Julius Springer.
V6n dieser neuen Zeitschrift Hegt der
erste Band nunmehr abgeschlossen vor.
Das Programm, welches bei dem: ersten Er-
scheinen derselben aufgestellt wurde , war
folgendes : ,
„Die Zeitschrift für die Chemische In-
dustrie soll ttber alle, das Gesammtgebiet
der chemischen Industrie betreffenden Vor-
kommnisse und Fragen in Originalarbeiten
und Auszügen aus allen hier in Frage kom-
menden Zettschriften und Patenten berich-
ten; auch die neu erschienene sonstige Li-
teratur wird berücksichtigt. Die Berichte
werden übersichtlich geordnet unter die
Abschnitte :
1. Wasser und Eis (Patentkl. 13, 17, 85).
2. Brennstoflfe und Belenchtang (Patentkl. 4,
10, 26).
3. Feueningsanlagen (Patentkl. 13, 24, 36, 82).
4. Hüttenwesen (Patentkl. 18, 40, 48).
6. Glas, Thon, Cement (Patentkl. 82, 80).
6. Apparate (Patentkl. 12, 21, 58).
7. AlkaUen und Sfturen (Patentkl. 12, 62, 75).
8. Sprengstoffe und Zündmittel (Patentkl. 78).
9. Sonstige unorganische Stoffe (Patentkl. 12,
22, 7^).
10. Organische Verbindungen.
11. Organische Farbstoffe (Patentkl. 22).
12. Bleichen, Färben, Papier (Patentkl 8, 29, 55).
13. Zucker, Stärke (Patentkl. 89).
14. GährungBgewerbe (Patentkl. 6).
15. Nahrungsmittel (Patentkl. 2, 53).
16. Fettindustrie (Patentkl. 23).
17. Leder, Leim, Kautschuk (Patentkl. 22, 28, 39),
18. Dünger, Abfall (Patentkl. 16).
19. Technische üntersuchungsverfehren (Patent-
kl. 42).
20. Neue Bücher.
21. Verschiedenes (Statistik, Handelsberichte
u. dergl.).
Alle chemisch -technischen Untersuch-
ungsverfahren , welche für die Betriebsauf-
sicht in chemischen Fabriken, einschliess-
lich Hüttenlaboratorien, fUr Handelslabora-
torien u. s. w. in Betracht kommen, werden
besonders barückaichtigt, möglichst unter
Hinweis auf die ältere Literatur, so dass
diese Zeitschrift gleichseitig eine Ergänz-
ung aller bisherigen BUeher über technische
Analyse bilden wird.**
486
Die Zeitschrift ftlr die Chemische In-
duBtrie hat in dem ersten Band das, was
ihr Prospect versprochen hat, voll gehalten,
es war dies nicht anders zu erwarten. Sie
besitzt in Dr. Ferdinand Fischer einen für
die Leitung eines chemisch - technischen
Blattes selten geeigneten nnd erfahrenen
Redactenr , der , wie er durch die Heraus-
gabe von Wagner^B Jahresbericht schon do-
camentirt, die gesammte Literatur voBstfin-
dig beherrscht und überblickt. e.
Etikett» Ar PflaAzeisamBüU|en. Zusammen-
gestellt von Emil Fischer. Zweite Termehrte
und verbesserte Auflage. Preis 1 Mk. 50 Pf.
Leipzig, Oscar Leiner.
Diese Etikettensammlunff erschien zum ersten
Male im Jahre 1885 (siehe Pharm. Centralh.
26, 203) und ist in der vorliegenden Auflage
vermehrt und verbessert resp. verschönert wor-
den, insofern die Etiketten eine Umrandung in
Farbendruck erb alten haben. Durch die Be-
nutzung der Etiketten erspart sich der Sammler
viel Zeit und kann mit wenig Mühe seiner
Sammlung ein recht freundliches Ansehen geben.
Die GesebicMe der Erde von E, Ä, BossmässUr.
"Vierte Auflaire. VoUstftndig umgearbeitet,
mit neuen Illustrationen versehen und auf
den Stand des heutigen "Wissens gebracht
von Dr. J% Engel, Mit einer freologiscben
Karte von Deutschland. Vollständig in ca.
6 bis 8 Lieferungen. Preis pro Lieferung
60 Pf. Lieferang 2. Stuttgart 1887, Verlag
von Otto Weisert.
Physiologie oder die Lehre von den Lebens-
f org&ngea im menscklicbea und thieriiehen
Körper, populär dargestellt von Dr. S, Bah-
tner. Mit zahlreichen Farbendrucktafeln und
Holsschnitten. Vollständig in ca. 6 bis 8
Lieferungen. Preis pro Lieferung 60 Pf.
Lieferung 1 und 2. Stattgart 1887. Verlag
von Otto Weisert,
Ueber W&rme- ud Velum&Bderiiiig bei chemi-
schen Vorgängen von Q. A. Hagemann, Ko-
penhagen. Aus dem Dänischen Übersetzt
von Dr. P. Knudsen. Preis 60 Pf. Berlin
1887. K Friedländer d Sohn, Karlstr. 11.
Bintee MtUche Betttrinngen sir Afldit&ts-
lormel von O. A, Hagemannf Kopenhagen.
Aus dem Dänischen übersetzt von Dr. P.
Knudsen. Preis 60 Pf. Berlin 1887. E.
Friedländer dt Sohn, Karlstr. 11.
JHlscellen.
Milch - Konaeryinmg.
Von A. G. D
(Wir reproduciren in Nachstehendem einen
,,Original- Artikel" aus einer pharmaceuti-
sehen Zeitschrift wörtlich, einzig aus dem
Grunde, um unseren Lesern zu zeigen, welcher
Unsinn in der Zeit der sauren Gurken seinen
Weg in die Fachbl&tter findet. Die Red.)
„Das Sauerwerden der Milch während der
Sommermonate resnltirt hauptsächlich aus
dem geringen Milchzucliergehalte imVergleich
zu den in dieser Periode vorwaltenden Mar-
gariu-Elain und Kasein- Bestandtheilen der
Milch, herrührend von der kräftigen Mast des
leichter zu verdauenden Qrünfutters für die
Milchkühe. Es ist deshalb nothwendig und
ratsam, derartiger Sommermilch einen grösse-
ren Procentgehalt von Milchzucker beizu-
mischen, was in der Weise geschieht, dass
man pro Eimer, mit Bücksicht auf die Grösse
der Meierei - Gefässe ca. 50 bis 100 g Milch-
zncker in pulverformigem reinem Zustande
beigibt, und damit das specifische Gewicht
derselben erhöht. Diese Versüssungs -Vor-
nahme mnss sofort naeh dem Milchen der be-
treffenden Kühe geschehen und löst sich der
Milchzuckersusatz bei der natürlichen Wärme
der Milch sehr leicht; um so besser ist es
auch, wenn die Lösung sukcessive erfolgt.
Die erst im warmen Wasser gelösten Milch-
zucker-Bestandteile der zu verbessernden
Milch zuzusetzen, ist dagegen nicht zu em-
pfehlen , weil die Milch leicht dann in ihren
chemischen konstanten Verbindungen ver-
ändert wird, und dadurch die später erfolgende
Sahne^Aussoheidung leidet* Ein weiterer Zu-
satz von • einigen Gramm phosphorsanrem
Natrum (Natrium phosphorioum) und salz-
saurem Kalcium (Calcium mnriaticum), etwa
von jedem 3 bis 4 Gramm pro Eimer kann
dazu dienen, die Milch vollends für einen Zeit-
raum von einigen Wochen vor dem völligen
Verderben und Sauerwerden zu schützen.
Die Versuche, die mit derartig behandelter
Milch gemacht worden sind, erwiesen sich als
sehr lobend. Solche Milch verblieb mindestens
14 Tage säurefrei , und lieferte während der
Zeit eine bedeutende Sahne -Ausbeute. Ver-
gegenwärtigen wir uns die Lehren für die orga-
nische Chemie der täglichen praktisch - Öko-
nomischen Verhältnisse, so geht daraus her-
vor, dass die Gewissheit eines gelungenen Kon-
servirungs -Verfahrens vorhanden ist. Denn
der grössere Milchzuckergehalt muss selbst-
verständlich das specifische Gewicht der Milch
436
verbessern, dessgleicben die LÖslichkeitsver-
faältnisse mit den sonstigen schweren Fett-
und Kaseinstoffen der Milch konstanter er-
halten nnd dadurch jede Milchsäuregährnng
aasschliessen. Ausserdem wird die Beigabe
von phosphorsaurem Natrium und salzsaurem
Kalk in chemische Wechselwirkung treten,
darnach phosphorsaure Kalkerdc und Chlor-
natron zu Wege bringen, Stoffe, die in jeder
Milch schon vorhanden sind, und wird auf
diese Weise jede Acidität der Milch einerseits
gebunden an die Kalkerde, andererseits erhält
die Milch durch Chlornatriumgehalt eine
flüssigere Form und bessere Konservirung.
Die chemisehen Salze sind nach dem Erkalten
der Milch und der Durchseihung zuzusetzen,
und zwar im ungelösten Zustande. Sonstige,
anderweitige Säureabstumpfungen mit Borax,
doppeltsaurem Natron und Kali sind in che-
mischer Beziehung opposit, natürlich aus dem
Grunde, weil die Fettteile der Milch, wie das
Kasein, eine Verseifung erleiden und Koagu-
lationsprodukte erzeugen. Um Butter von
Rancidität zu schätzen, braucht man dieselbe
nur mit einigen Procenten milchsanrem
Natrium durchzuarbeiten. Das milchsaure
Natrium entzieht der Butter jede vorhandene
Buttersänre und bildet saure Milch und Butter-
säure-Natrum-Verbindungen, die in der Chlor-
Natriumlauge mit in Lösung übergehen, auch
durch Auskneten und Auswässern beseitigt
werden können/'
In einem anderen Fachblatte leistet sich der
VerfSasser des vorstehenden Artikels bei Be-
sprechung der Bereitungsweise von* K a f f e e -
Extract folgenden Satz: „Bemerkt muss
ausserdem werden , dass jeder Zusatz von
Natrum etc. zur Extraction verderblich ist,
weil dadurch Coffein in Präexistenz gebildet
und solches an die Alcalinität gebunden bleibt,
daher dergleichen Extracte sehr schädlich
wirken."
X. ordentliche
Oeneralversammluiig des Vereins
analytischer Chemiker
abgehalten in
UaiiB»Ter Ten 10. bis 18. September 1887.
Sonntag, den 11. September.
Erste Sitzung: Geschftftliches.
Montag, den 12. September.
Zweite Sitzung: Vorträge, Referate und
allgemeine Discnssionen:
1. Die BegriffsbcCTenzangen „Naturwein'',
„Wein" und „Kunstwein" unter Berück-
sichtigung der Bestandtheile und Zusam-
mensetzung ohne Zucker- und Wasserzusatz
vcrgohrenen Tranbensaftes ans den Kelle-
reien des Staates, sowie bekannter Wein-
futsbesitzer des Rheingaucs, derl^falz und
er Mosel von Director Dr. C. Schmitt-
Wiesbaden.
2. Ein Vorschlag Kur Lösung der Etiketten-
frage Ton Karl ä^eAnZtir- Hannover.
3. Mittheilungen aus dem städtischen ünter-
snchnngsamt Stuttgart von Dr. A, KUnger-
Stuttgart.
4. Zur Bestimmung des Glycerins in Seif(*n-
laugen und Kohglycerinen von Dr. F, Fü-
singer- Dresden,
5. Eisen und Stahl als Untersuchungs-Objecte
des Handels von Dr. C. Meineke-Y^ieshiAeii.
6. Uebcr die Wirkung bis jetzt angewandter
und empfohlener Chemikalien zor Klärung
und Unschädlichmachung der städtischen
Abwässer von Dr. Atig, Pfei/fer-Wieshaden,
7. Die Adains*sche Milch fettb estimmun gsme-
thode mit Demonstrationen von Dr. J.
Skalweit - Hannover.
8. Uebcr Gcheimmittel und Geheimmittelunter-
suchung im Lichte objectiver Beurtheilung
von Dr. C. Sehmitt.
9. Ueber Bombay -Macis von Dr. R. FrukUng-
Braunschweig.
10. Die Salpetersäurebcstimmung im Allge-
meinen; eine neue Methode dazu von Dr
B, Eöse -Wiesbaden.
11. Vorschläge zur Reform der Müdianaijse von
demselben.
12. Vorschlag zu einer einlieitlichen Zinkbe-
stimmungsmethode von Dr. S. J^etn-Berlin.
13. Einiges zur Untersuchung bekannter Arznei-
mittel im Sinne der deutschen nnd aus-
ländischen Pharmakopoen, erläutert an
einem Streitfalle von Dr. G, A. Raupen-
Strauch -Wiesbaden.
14. Ueber die Mängel technischer Bleiprobimng
von Dr. C, Meineke.
15. Agriculturchemische Mittheilungen von Dr.
H. Oübert'EBmhwtg.
16. Kleine Mittheilungen aus verschiedenen Ab-
tbeünngen des SSimit^schen Laboratoriums,
erstattet von den Decementen.
17. Wünsche nnd Anträge aus und von der
chemischen Gross-, HQtten- und Bergwerks-
Industrie.
Dienstag, den 13. September.
Dritte Sitzung: Erledigung der am 12.
September znrflck^ebliebenen Vorträge, Re-
ferate und Discnssionen.
VerUfer und veruitwortllcber Redactenr Dr. K. eeiisler In Dreeden.
In Baehhuidel dvrbh JaltuiBprlager. Berlin N., MonbUonplati S.
Draek der Kttnlfl. Bofbnehdmokerei von 0.01 Meinhold ftSOnne In Dretdea.
WiesbadenerKocbbrunnen
und seine Producte.
yöUniigdefl
IBnumenB ond
Hentollung d«r
Fräparata untar
untlloher Con-
trole der Stadt
WleBbnden und
dttr Cnrdiractlon.
üntenelchnetei empfiehlt Beine Bnclidnickerei
den Herren Apothekern zur Aofertignag von
SiCtiMtarent Ktlaaetten (nach der Nor-
mueintheUnDg), Hcehniin|rcii Q- lonstiKen
feinen DrookarDeiten bei billigster Berechnnnf.
Pteis-Coonnt mit Hiutei atehen jedeneit
ftuico la Diensten. Vertret«r f^r Berlin und
send Herr Ci " "
iBtruB« 9.
J. ■. ••m, BoolidnickeTd. Kufteum.
Der Wesbadtner KDchbninneii
Anwondang
llndet mit MiucrordentUcheni Erfolgi
■renn aento und «hranlachaMsBCB-Hat— ■—,•'— ■ —
Halarrke, Leber - KranUieltcii. HaUrrhe der Re-
»IratlBni-arnae, de« fUcheaa, de« Hehlkaan«
und äei BreBAlen. Oegen Sicht und Fettleibig-
keit'gleitbUla TOraüsUch wiiksun. *
PreiB per Flwche 80 Pf.
Ferner Wiesbadener Kochbninnen - Sftlz-
PastlUea per Schachtel Jl 1.—. Wiesbadener
Kocbbmnnen-Seife per 8tflck 80 Ff., per Carton
T. 3 Stflck Jl 2.—. Wiesbadener KoworuuieB.
qaeU*Salie per Qlas Jt 3.—.
Versand durch das
Wiesliaieniir Bmii-Goiiiloii
WIESBADEN,
Niederlagen in den Apotheken, Drogen- nnd|
Minetalwaseer - Hsndlongen. Die Wiesbadener i
Kocbbrnnnen' Seife ist aach bei allen besseren!
Parfameriewiaren -Handlangen ni beliehen. i
Mavelaar 4 Sos
Materlalwaaren,
OlieinleaUen
Rotterdam.
Alkaloide, Glycoside,
Natr. caTbonicum,
Natr. und Kali hydilcum
in den Terschiedenea Reinheitsgraden.
Acid. und Ammoniiun mo-
lybdaenicnm.
Oi^anlsch« nnd anorganlsehe Salze
nnd Sftnren.
H. Trommsdorir*
Chemisohe Fabrik, Erfurt.
Preiiconrante ant Wnnsch gralis nnd franco.
daner-
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der Pharmacie.
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Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 36. Berlin, den 8. September 1887. ?Al 'jS^^l
Der 'ganzen Folge XXVIIL Jalirgang.
Inhalt: CheMle «■« PhfttViMle: Zar mikroskopischen PrOfbng der KraflfattermiUel. ^ Ueber Strophantin. —
Terpinhydnit nnd Terpfnol. — Darstellung der Holxessigsänre. — Th«rap««Uaeli« llotll«a: Oatgnt als Naht-
matcrial. — Hy^ne des Haares. — Asthmaolgarottea. — Bin heilsamer, natürlicher BacAlvptoshonig. — Llierat«r
■■d Kritik. -^MlteelleB: Creolin. ~ Amylaeetat. — Drnmin. *- Colx Lachryma. — Farblose Hydrastis. — Ana-
lyse der Blätter Ton Tussilago Farfara. — Analyse der Caoaosebalen. — Emulsionen mit Ohloroform nnd Acther.
— Zusatnmensetsung venchiedener ExplosiTStoflls. — Offeae CorrMpOBieai* — ABielgea«
diemle und Pharmacie.
Zur mikroBkopiBchen Prflfimg der
XraftfdttermitteL
Von Dr. F. Benecke.
Allgemein bekannt ist, in welcher Aus-
dehnung heut das Geschäft des Fälschens
betrieben wird. Derjenige, welcher am
meisten unter der Yerfalschungssncht zu
leiden hat, ist nicht der Consument, son-
dern der ehrliche Producent. Und zu
den Producenten gehört in erster Linie
der Landwirth. Sein Gewerbe ist es,
welches auch am ersten des staatlichen
Schutzes bedarf, denn es werden nicht
nor die menschlichen Nahrungsmittel,
die der Landwirth producirt, verfälscht,
sondern auch thierische Futtermittel
welche er zur Production jener bedarf,
nnd so kommt es, dass gerade der Land-
wirth in doppelter Weise durch die ehr-
lose Kaste der Fälscher geschädigt wird.
Bei der Wichtigkeit, welche der Zu-
stand der Landwirthschaft fQr das Wohl
and Wehe eines Landes hat, sollte es
das Bestreben eines Jeden sein, soweit
er es Termag, sich dem Landwirthe
nützlich zu machen.
Mit diesem letzten Satze berühre ich
die Ursache, der zufolge ich in dieser
Zeitschrift zur mikroskopischen Prüfung
der sogenannten „Kraftfuttermittel" das
Wort ergreife.
Ich habe nämlich die Ansicht, dass
auch mancher Apotheker im Stande ist,
den Landwirthen seines Kreises eine sehr
werthvolle Unterstützung angedeihen zu
lassen. In welcher Weise dies geschehen
kann, werde ich in Folgendem darlegen.
Die „Kraftfuttermittel" sind fett-
und eiweissreiche Producte, welche meist
von aussen dem landwirthschaftlichen
Betriebe zugeführt werden. Zu ihnen
gehören in erster Linie die Sückstände
der Oelfabrikatiou (Oelkachen), ferner das
Fleischfuttermehl, die Bückstände der
Müllerei (Kleien) etc. Alle diese Kraft-
futtermittel, welche ein rationell wirth-
schaftender Landwirth nicht entbehren
kann, gehören zu den besonderen Lieb-
lingsobjecten der Fälscher.
Die Prüfung derselben kann auf che-
mischem und auf mikroskopischem Wege
geschehen. Ich habe in meinem kleinen
Werk „Anleitung zur mikroskopischen
438
Untersuchung der Eraftfüttermlttel auf
VerAlschungen xmi Verunreinlgongen"*)
beide Untersuchungsmethoden in der Ein-
leitung beleuchtet und gezeigt, dass oft
die mikroskopische Prüfung allein aus-
reicht und dass diese in jedem Falle der
chemiechen voranzugehen hat, weil dar
durch Zeit und Geld in beträchtlichem
Grade gespart werden kann.**)
Meine „Anleitung'' ist insbesondere fQr
den praktischen Landwirth selbst be-
stimmt. Wir haben ja jetzt glücklicher-
weise in unseren Staaten Gontrolstationen,
welche die Nahrungs- und Futtermittel
überwachen. Es ist aber Thatsache und
ist ganz natürlich begründet, dass zu ge-
wissen Zeiten derartige Anstalten so mit
Aufträgen überbürdet sind, dass sie nicht
mit der erwünschten und auch meist
erforderlichen Schnelligkeit die Unter-
suchung der eingesandten Producte aus-
zuführen Termögen. Man wird einge-
stehen müssen, dass es gewiss fQr den
Landwirth sehr vortheilhaft wäre, wenn
er selbst eine Prüfung seiner Kraftfutter-
mittel vornehmen könnte. Die Ausführ-
ung einer chemischen Analyse gehört
fTir ihn in das Gebiet der Unmöglich-
keit, was dem Leserkreise dieser Zeit-
schrift ohne Weiteres klar sein wird.
Aber ich glaube in meiner „Anleitung"
gezeigt zu haben, dass die mikroskopische
Untersuchung in den meisten Fällen aus-
reicht und dass sie von einem intelli-
genten Landwirth selbst ausgeAihrt werden
kann. Ich möchte dies hier nicht weiter
begründen, indem ich auf die „Anleitung"
verweise.
„So einfach aber die Methode der
Untersuchung ist**, sagte ich in der Ein-
leitung des citirten Werkes, „wird doch
gar mancher Landwirth aus diesem oder
jenem ISrunde sich nicht mit mikrosko-
pischen Prüfungen befassen wollen. Aber
es existiren landwirthschaftliche Vereine,
welche in einigen Gegenden für die Ge-
sammtheit ihrer Mitglieder Dünger, Kraft-
futter etc. ankaufen. Es wird einem
•) Erschienen 1886 im VcrlBge ton P. Parey
in Berlin. Preis 8 Jf.
**) Eingehender habe ich diesen Gegenstand
behfttadelt in einem AnÜButec, Welcher in der
Zeitschrift fär Nahrungsmittel - Untersachong
und Hygiene, Heft 4, erschienen ist.
solchen Vereine dann auch nicht «chwer
fallen, aus seinetn Kreise oder in seiner
Nähe einen Mann zu finden, der für den
Terein die mikroskopische Untersuchung
übernimmt. So mancher Apotheker
auf dem Lande z. B. wäre froh,
seine freie Zeit nützlich auszu-
füllen. Gerade an solche möch-
ten wir den ßuf richten, sich der
Sache anzunehmen; es giebt wohl
kein schöneres Verdienst, als behilflich
zu sein, das in der Welt herrsehende
Maass von Lug und Trug wenigstens zu
vermindern. Den staatlichen Gontrol-
stationen wird dadurch nicht wesentlich
Abbruch gethan, sondern im Gegentheil
eine solche Hülfe könnte und müaste
ihnen nur willkommen sein."
Es ist wohl keine Illusion, der ich mich
hingab, wenn ich von der freien Zeit
eines Landapothekers sprach. In vielen
Fällen steht solche gewiss zu Gebote.
Wissen wir doch, dass gerade unter den
Apothekern viele und ausgezeichnete
Floristen existiren. Wohl nicht zof&Uig
ist es, wenn gerade Apotheker die freie
Zeit benutzen, um die Kinder der ein-
heimischen Flora zu studiren. Mag doch
wohl gerade ihnen die frische Lnfl in
freier Natur wohl thun, wenn sie aus
ihren Giftküchen herauskommen. Aber
trotzdem verbleiben dem Apotheker wohl
wöchentlich ein paar Stunden, die er
noch einem anderen Zwecke widmen und
opfern kann. Der Zweck ist nicht we-
niger edel, aber ungleich praktischer!
Ich habe bereits angeführt, dass der
Landwirth oft nicht auf schnelle Unter-
suchung seiner Producte bei den Gon-
trolstationen rechnen kann. Schon des-
halb Wäre es wünschenswerth, dass hier,
wenn der Landwirth nicht selbst die
Prüfung vornehmen will oder kann, der
ApotheKer helfend eintritt. Ab^r es trifft
dies noch aus einem anderen Grunde zu.
Der Oonservativismus unserer Landwirthe
ist bekannt und sie üben ihn nicht nur
in politischen Dingen. Die Gontrolsta-
tionen gehören zu den „neuen'' Einricht-
ungen. Hierin müssen wir wohl theil-
weise die Ursache suchen, dass die Land-
wirthe vielfach sich geradezu lässig
zeigen, selbst wenn es sich um ihr eigenes
Wonl handelt. Trotzdem an manchen
489
Orten die üntersaehangeii der Fatter-
inittel von den Staatsinsti tuten kostenfrei
aosgef&hrt werden, trotzdem ist vielfach
die Benutzung dieses sebdnen Secbtes
eine auffallend geringe.
Der Apotheker auf dem Lande gehOrt
zu den einflussreichen Persönlichkeiten.
Es nützt aber wenig, wenn er gelegent-
lich Diesem oder Jenem zusprient, doch
ja seine Producte an die Station zu
schicken« Da verspricht der Landwirth
allenfalls es zu thun, schliesslich ist es
ihm aber doch zu umständlich. Und der
Factor der Umständlichkeit ist ein nicht
zu unterschätzender. Tinte und Feder
nehmen, den Brief schreiben, zur Post
tragen Herrgott I was för compli-
cirte Beschäftigung ist das ftlr «nanchen
Landwirth!
Kommt nun aber der Apotheker her
und sagt: „Ich will es selbst thunl",
dann ist die Sache ganz anders. Es ist
dabei auch zu berücksichtigen, dass der
Apotheker dem Landwirth bekannt ist
und in Ansehen bei ihm steht. Dahin-
gegen habe ich schon oft selbst Land-
wirthe ihren Zweifel äussern hören, ob
nicht der Chemiker in dem „Dingsda''
mit dem Producenten oder Händler unter
einer Decke stecke. So vollständig un-
begründet dieser vielleicht mehr als man
glaubt verbreitete Verdacht den staatlichen
Controlstationen gegenüber ist, so ist es
doch andererseits ganz begreiflich, dass
in unserer schwindelreichen Zeit auch
dieser Verdacht auftaucht; gerade der
Bauer ist überdies in gewissen Dingen
ebenso ungläubig, wie er in anderen
gläubig ist.
Zum Schlüsse halte ich es für meine
Pflicht und im Interesse der von mir
verfochtenen Sache liegend, wenn ich die
Methode, nach der die mikroskopische
Prüfung ausgeführt werden soll, in Kürze
angebe.
So Mancher denkt wohl zunächst an
mikroskopische Schnitte und ein ge-
heimes Grauen überftLUt ihn« Ja, wenn
wir diese nöthig hätten, so wäre es der
reine Unsinn, daran zu denken, dass ein
Landwirth die mikroskopische Prüfung
selbst ausführen kann, und mit Becht
würde sieh auch naancher Apotheker
gegen eine so zeitraubende und mög-
licherweise, namentlich bei älteren Herren
längst verlernte Beschäftigung sträuben.
Es ist mir überhaupt nicht fasslich, was
man z. B. bei einem Oelkucben mit An-
fertigung mikroskopischer Schnitte aus-
richten will. Bringt man nicht äusserst
lange Zeit mit einer einzigen Untersuch-
ung zu, so ist es meist nur Zufall, wenn
man auf diese Weise eine richtige An-
schauung von der Zusammensetzung eines
Kraftfuttermittels gewinnt Wie will man
z, B. in einem Leinkuchen, der mit 20 pGt.
Mohnkuchen verfälscht ist, die Verfälsch-
ung durch Herstellung mikroskopischer
Schnitte constatiren? Man bedenke, wie
schwierig es ist, einen ausreichend feinen
Querschnitt durch ein Samenschalfrag-
ment herzustellen. Wie leicht kann es
dabei passiren, dass man zufällig in einem
Dutzend Bruchstücken nur Leinkuchen-
fragmente erkennt und in Folge dessen
das Product für rein erklärt. Trifft man
andererseits bei Untersuchung eines zu-
fällig mit Spuren von Mohn verun-
reinigten, aber sonst reinen Leinkuchens
unter zwölf Schnitten ein oder zwei, die
Mohn anzeigen, so wäre der Schluss auf
eine Verfälschung ebenso unberechtigt.
Man wendet & Oelkuchen noch ein
anderes, und noch mehr verwerfliches
Mittel an, das höchstens - nur eine nütz-
liche Vorprüfung abgiebt. Dasselbe hat
den Vorzug der grössten Einfachheit,
aber gleichzeitig leider den Nachtheil
einer Möglichkeit der allergrössten Täusch-
ung. Das Mittel besteht darin, dass man
den Oelkuchen auf ganze Samen unter-
sucht, diese herausliest und nun einfach
daran erkennt, woraus der Kuchen be-
steht. Der Fächer ist oft weit klüger
als der Untersuchende. Wie bequem wird
es da dem Fälscher gemacht I Will er
einen Kuchen als Leinkuchen taxirt haben,
so zermablt er sein Sohwindelmaterial
recht fein, fügt eine geringe Portion
ganzer Leinsamen hinzu und der
Leinkuchen ist fllr iiin, für den Unter-
suchenden, ftir den Landwirth und für
das Vieh fertig!
Die von mir in meiner „Anleitung^'
empfohlene Methode ist für die Oel-
kuchen — ohne irg^dwie näher auf die
erforderlichen Details einzugehen — fol-
gende: •
440
Um sich eine wahre Dorehschnitts-
probe vom Oelkuchen zu versehafifen,
nimmt man eine gewöhnliche Säge, zer-
sägt den Enchen einmal kreuz, einmal
quer, sammelt das dabei erhaltene Säge-
mehl in einem gewöhnlichen Kfichen-
mörser und zerstampft dasselbe, so lange
bis es durch ein feines Eüchensieb geht.
Das so gewonnene Oelkuchenmehl (oder
das als solches gekaufte, oder ein anderes
in Mehlform erworbenes Eraftiuttermittel)
wird zunächst durch Jod auf Stärke ge-
prüft, die nur in einem Euchen (Erdnuss-
kuchen) vorhanden sein darf, andernfalls
der Euchen ohne Weiteres schon als
verfälscht erkannt ist
Alsdann nimmt man einen Eaffeelöffel
voll Mehl, behandelt es schwach mit
Eönigswasser , filtrirt schnell durch ein
Zeugfilter, kocht den Sückstand mit Na-
tronlauge und filtrirt wieder. Man erhält
so ein Präparat, das den Vergleich mit
der Beschreibung und der Figur im be-
treffenden Eapitel der „Anleitung" aus-
halten muss, wenn das Prodnct als rein
bezeichnet werden soll.
Man wird nicht leugnen können, dass
diese Methode, die in den meisten Fällen
zum Ziele führt, eine verhältnissmässig
recht einfache ist. —
Hoffend, dass in den Apothekerkreisen
Interesse für den hier behandelten Gegen-
stand vorhanden ist, werde ich im An-
schlüsse an diesen Aufsatz, den ich auch
schon in der Pharm. Zeit 1887 Nr. 57
veröffentlichte, in einzelnen mit Abbild-
ungen versehenen Eapiteln in der Pharm.
Gentralhalle die Ergänzungen zu meiner
„Anleitung" geben , welche ich in Folge
fortgesetzter Arbeiten auf diesem Gebiete
als erforderlich erachte.
üeber Strophantiii.
Unseren auaf&hrlichen Mittheilungen über
Strophantns von Q. Vülpit$8 in Nr. 27, 1887
der Pharm. Centralh. ftigen wir noch die nach-
stehenden aus englischen Blättern hinzu. Das
Strophantin isolirte zuerst Prof. Fräser; es
wurde von Elbome und Udbing, sowie von
A, TF. Qerrard näher untersucht.
Oerrard (Pharm. Joum. Transact. 1887,
924) isolirt das Strophantin anf folgende
Weise. Das Extraet ans den Samen wird in
Wasser gelöst nnd von dem harzigen Bück-
stand abfiltrirt. Die Lösung wird mit Gerb-
säure im Ueberschuss gefällt, der graue Nie-
derschlag gesammelt, mit Wasser gewaschen,
und darauf noch feucht mit einem Ueberschuss
von basischem Bleiacetat gemischt. Die Misch-
ung wird sorgfältig getrocknet und mit warmem
Alkohol ausgezogen. Durch die filtrirte Lös-
ung lässt mau Schwefelwasserstoff gehen.
Nach dem Abfiltriren und Verdunsten des
Alkohols erhält man das Strophantin als blass-
gelbe amorphe Substanz. Durch Thierkohle
kann es gereinigt werden. Das Strophantin
ist löslich in Wasser und Alkohol , unlöslich
in reinem Aether, sowie in reinem Chloroform.
Die von Elbome und anderen beobachtete
Opalescenz beim Vermischen der Strophantus-
tinctur iflit Aether glaubt Oerrard auf Ab«
Scheidung von Strophantin zurückfuhren sa
sollen.
Das Strophantin hat ausgesprochen gljco-
sidischen Charakter und sehr starke thera-
peutische Wirkung. Salpetersäure scheint
ohne Einwirkung auf den Körper, Schwefel-
säure dagegen, mit einigen Kömchen der
Substanz zusammengerieben, giebt eine grüne,
in schwarz übergehende Farbe. Silberlösung
wird beim Erwärmen reducirt.
Fräser erhielt das Strophantin in Krystallen.
Nach Oerrard erwies sich ein Milligramm
bei einem Hunde bereits als tödtliche Dosis.
Die auch von Helbing angegebene Probe
mit Schwefelsäure wird von Hanausek zur
mikroskopischen Entdeckung des Strophan-
tins angewendet; erfand dasselbe in reich-
licher Menge im Embryo. (Pharm. Post,
8. Mai 1887.)
Helbing (Pharm. Joum. Transact.) giebt
jetzt folgende Vorschrift zur Identitätsreaction
auf Strophantin. Eine Spur des Körpers
wird in einem Tropfen Wasser gelöst, darauf
eine Spur Eisenchlorid hinzugefügt und da-
rauf Schwefelsäure. Em rothbrannei^ Nieder-
schlag wird gebildet, der nach einiger Zeit,
manchmal nicht vor ein bis zwei Stunden,
in eine schön dunkelgrüne Farbe übergeht.
Sehr kleine Spuren Strophantin können auf
diese Weise entdeckt werden.
Diesen Mittheilungen fügt neuerdings T.
JS. Fräser einige weitere hinzu. Er erhielt
das Strophantin in unvollkommenen Kry-
stallen und stellt für dasselbe die Formel
CjQ Hgi^O^o auf. Durch Säuren wird das Stro.
phantin in Glykose und Strophantidin
441
welehee sehr schön krystalliairt , Benetzt.
Anuer den genannten Körpern wurde noch
eine eigenthümliche Sftnre, Kombinsftare,
in dem Strophantae aafgefnnden. — o# —
Terpinhydrat und Terpinol.
Unter den in der Therapie nenerdings Ter-
wendeten Terpenen und Campherarten scheint,
nach einer Mittbeilüngi?a&<Hr'« in den Therap.
Monateheften, das Terpinhydrat und das Ter-
pinol bemfen zn sein, eine nicht nnbedentende
Rolle zn spielen. Ersteres ist das dreifache
Hydrat des Terpens C^qH^^ nnd hat die For-
mel Cjo^ss^s ^^^ ^0^16 ' (^2^)s* I^iosor
Körper bildet sich , wenn man Terpentinöl,
Alkohol nnd Salpetersänre in derKfilte einige
Tage hindurch sich selbst überlässt; dabei
scheiden sich grosse rhombische , färb- nnd
gemchlose Krystalle ab, welche leicht löslich
in Wasser, Alkohol nnd Aether sind nnd
nentrale Beaction zeigen.
Mit diesem interessanten Körper sind sei-
tens der Aerzte seit 2 Jahren Yersnche ge-
macht worden $ im Oanzen geht darans her-
vor, dass die Wirknng ähnlich ist, wie die
des Terpentinöls, nnd sich besonders Äussert
auf die Aihmnngsorgane, Nieren nnd das
Nervensystem. Vornehmlich wird von ver-
schiedenen Antoren die secretionsbeschrftn-
kende Wirknng (bei Bronchitis etc.) gerfihmt.
Ueberhanpt ist Terpinhydrat in allen den
Fällen anwendbar, in welchen Terpentinöl
mit Erfolg verwendet wird; von diesem nnter-
scheidet es sich aber vortheilhaft nicht allein
dnrch den schwach aromatischen Geschmack,
sondern anch dadurch, dass es bei längerem
Gebranch keine Yerdanangsstörongen herbei-
führt.
Minder übereinstimmend sind die An-
schauungen über das Terpinol. Während
es der Eine zn den inoffensiven Substanzen
rechnet, behauptet ein Anderer, dass es yiel
mehr leiste, als das Terpinhydrat. Das Ter-
pinol ist eine farblose, ölige, nach Hyacinthen
riechende Flüssigkeit ypn 0,852 spec. Gew.
und 1680 Siedepunkt Es bildet sich beim
Behandeln von Terpinhydrat mit verdünnter
Schwefelsäure und hat die Formel
C1OH10 (
^lo^ie)
HgO.
Für die Verwendung des Terpinhydrats
wie des Terpinols, welch letzteres fast nur
in Pillen Terwendet wird, giebt jRa^oiff einige
Beispiele.
Für Terpinhydrat:
Bp. Terpin. hydrat. 3,0.
Sacchari.
Mucil. Gumm. arab. ää. q. s.
et f. pilul. No. 30.
2>. S. 3 mal täglich eine Pille.
Bp. Terpin. hydrat. 10,0.
Spirit. 150,0.
Aq. desttll. 100,0.
üf. D. 6. 3 mal täglich einen Esslöffel.
Für Terpinol:
Bp. Terpinoli
Ammon. benzoic.
Gerae flavae ää 10,0.
Gummi arabic.
Bad. Althaeae pulv.
Sacchari ää 3,5.
Mucil. Tragac. q. s.
et f. pilul. No. 100.
Bp. Terpinol.
Natr. benzoic. ää 1,0.
Sacchar. q. s.
et f. pilul. No. 10.
D. 8. 1- bis 2stündlich eine Pille.
Therap. Monatshefte 1887, 8.
DanteUung der HolzeBBigsftore.
Wenn man den Holaessig direct mit Kreide
sättigt, Bo schäumt die FluBsigkeit sehr stark
auf, und die Sättigung gebt in Folge der
Büdong von saurem, kohlensaurem Kalk nicht
bis SU Ende. Ein ganz anderes Ergebniss er-
reicht man, wenn man die Sättigung mit
Kreide dadurch bewirkt, dass man den Hola-
essig destillirt, wobei nnr die flüchtigen Säuren
in Calcinmsalze verwandelt werden.
S. Wiemkowsky empfiehlt auf Qmnd seiner
Unteisnehnngen folgendes Vexfishien ab das
beste. Man destillirt den Holsessig aus einem
kupfernen Kessel und führt die Dämpfe in
einen Kühler, so lange der Holzgeist über-
geht; nach dem Abdestilliren des letzteren
leitet man die Dämpfe, ohne sie abkühlen zu
lassen, in Kreidemileh, die beständig bei
Siedetemperatur gehalten wird. Die Flüssig-
keit muss während der ganzen Destillation
umgerührt werden nnd einen Ueberschuss an
Kreide enthalten. Nach Beendigung der
Destillation läset man die Flüssigkeit ab-
sitzen ; dann giesst man die klare Lösung ab
und verdampft, bis die Masse sieh in einen
kiystaliinisehen Brei verwandelt. Dieser wird
von der Mutterlauge in einer Sohlender-
'442
maschine getrennt und mit einer Lösung von
reinem essigsaurem Kalk, oder mit einer
kleinen Menge Wasser ausgewaschen. Das
Salz zersetzt man mit verdünnter Schwefel-
säure , trennt die Flüssigkeit von ausgeschie-
denem Gyps Qnd destillirt. Die so erzielte
verdünnte Essigsäure (:anii durch nochmalige
Destillation mit einer entsprechenden Menge
englischer Sohwefelsänre in conoentrirte ver-
wandelt werden. Die nach dieser Destillation
zurückgehliebene verdünnte Schwefelsäure
benutzt man zur Zersetzung neuer Mengen
von ecwigsäurem Kalk. '
Chem. Centr-Bl. 1887, Nr. 31 u. 32,
I ^>., ' vy-<
Therapeutische Wotizen.
Catffut als Nahtmaterial. jtiinein, dem auf lOOOg 20gGlycerin und
. 1,0 g Sublimat hinzugesetzt sind. Wenn es
Verf. bespricht in den „Therapeutischen . 24 Stunden in dieser Lösung gelegen hat,
Monatsheften" die Vorzüge des Catgut gegen- 1 jgt das Catgut geeignet zum Gebrauch. Ich
über der Seide, und hebt hervor, dass es, | ziehe dieses Juniperusölcatgnt demjenigen,
wenn antiseptisch präparirt, die Vortheile welches von Schede besonders empfohlen,
der Seide besitzt, ohne die Unannehmlichkeit
der Entfernung zu haben. Verf. spricht gleich-
zeitig seine Ueberzengung ans, dass der Arzt
rohes Catgut beziehen und die antisep-
tischePräparationundAufbewahr-
nng selbst in die Hand nehmen
müsse. Er sagt darüber :
Zum Aufbewahren empfehle ich in erster
Linie schmale. Cylinder aus Glas, welche mit
einem Glasstöpsel gut verschlossen sind. In
diesen befindet sich eine Glasplatte, welche
oben eine und in der Mitte neben einander
zwei Oeffnungen hat. Derartige Gefässe
braucht man zwei. Dieselben dienen zur
Bereitung des Catgute für die unter-
brochene Naht , die ja diejenige Methode
ist, welche im Allgemeinen in der Praxis
angewendet wird. Das rohe Oatgnt wird zer-
schnitten in Fäden, welche doppelt so lang
sind, wie die beschriebenen Glasplatten ; das
eine Ende des Fadens wird durch die eine
Oeffnung in der Mitte hin durchgesteckt j der
Faden läuft dann zu der Oeifnnng am oberen
Ende und kehrt durch die zweite Oeffnung
in der Mitte nach unten zurück. Diese Glas-
platte kann mit 20 bis 30 solcher Fäden, die
etwa einen halben Meter lang sind, gefüllt
werden. Die Bereitung, welche ich am meisten
vorziehe, ist dieselbe, wie sie von E, Küster
angegeben ist; sie besteht darin, dass ich
die so gefüllte Glasplatte in das eine cylin-
drische Gefäss, welches mit Oleum baccarum
Juniperi gefüllt ist, eintauche und zweimal
24 Stunden darin lasse. Nach dieser Zeit
— es schadet keinen Falls, wenn man die
Zeit etwas ausdehnt, viel geringrer als die
oben angegebene darf sie nicht sein— tauche
ich die Glasplatte mit dem Catgut in Alkohol
zuerst 24 Stunden lan^ in wässrige Lösung
von Sublimat und dann in Alkohol gelegt
wird, bei Weitem vor. Ich habe bei der
früheren Anwendung desselben durch die
leichte Quellbarkeit mancherlei Unbequem-
lichkeiten gesehen. Das Chromsänrecatgut,
das Kocher zuerst angab und das sich weiter
Verbreitung in den Kliniken erfreut, wird
bereitet dadurch, dass es zuerst in Carbol-
glycerin (10 acidi carboliei auf 100 Glycerin)
für 24 Stunden gelegt wird und dann für
5 Stunden in eine Chromsäurelösung (V« : 100)
kommt, aus der es dann in Alkohol, dem
gleichfalls Glycerin hinzugesetzt wird, auf-
bewahrt wird. Ueber dieses Catgut stehen
mir keine grossen Erfahrungen zur Seite;
ich halte die Bereitung mit dem Juniperusöl
für so sicher, dass ich nicht Veranlassung
hatte, davon abzugehen, und der Vortheil
der besonderen Haltbarkeit, welcher dem
Chromsänrecatgut nachgerühmt wird, trifft
für das von mir empfohlene gleichfalls zu.
Will man far die fortlaufende Naht
sich das Catgut präpariren , so empfiehlt es
sich, kleine Glasbehälter mit Bollen, oder
für den Transport kleine Glasflaschen zu
nehmen, in deren Gummistöpsel mit einer
Glasstange eine Rolle befestigt ist. Die
Technik der Präparation ist ganz dieselbe.
Thera/ps Monaiia^. 1887, Heß 8, 8, 299.
Hygiene des Haares.
Von «7*. Leslee Forley in Boston.
Von Kindheit auf sollte das Haar gepflegt
werden. Deif Kopf des S&agUnga «oll von Ge-
burt an mit lauwarmem V^aaaer und Castil-
seife swei- oder dreimal wöchentlich gewaschen
443
and täglich mit möglichst weicher Bärate ge-
bürstet wefdeo. Sp&ter behandelt mAn üas
Haar der Kinder mit einer härteren Bürstei
um Staub und Schuppeirsu entfernen und
mit einer weichen, um das Maar zu glätten.
Es darf nicht ein feiner, sondern nur ein
grober Kamm beim Kinde sum Scheiteln des
Haares zur Verwendung gelangen. Der Jfing-
ling soll seine Kopfhaut durchschnittlich min-
destens einmal im Monat mit einem Oelbei
oder Weissei waschen. - Dieses wird gut in
die Haarwurzeln eingerieben und dann mit
heissem Wasser und Seife abgewaschen, end-
lich mit klarem kaltem Wasser abgespült, die
Kopfhaut wird dann sorgfältig durch tüchtiges
Reiben mit einem Handtuch abgetrocknet,
bis ein angenehmes Wärmegefühl entsteht.
Dann wird als Pomade etwas CocosnussÖl an-
gewendet, welches nieht so schnell ranzig
wird wie thierische Fette. Besonders wichtig
ist es, dass sprödes, trockenes Haar eingefettet
wird. Zu viel Oel schadet, weil das Haar zu
leicht sich mit Staub bedeckt. Es ist zu em-
pfehlen , dem Oel kein Aroma zu geben , da
dieses ein Ranzigwerden desselben verdecken
könnte. Das beste Aroma giebt Bau de Co-
logne. Man fette daa Haar unmittelbar nach
dem Waschen, weil das Oel dann schneller
aufgesogen wird. Gtegen eine starke Anhäuf-
UDg von Finnen wendet man tägliche Wasch-
ungen von Alkohol SOpCt. und aromatischem
Salmiakspiritus ana mit etwas weichem Wasser
an. Die fixen Alkalien, wie Borax, weinsanre
Salze, Soda, sind schädlich, weil sie die natür-
liche Elaeticität des Haares veimindem. Bei
den Waschungen mit Salmiakspiritus muss
man die Augen schliessen, damit nichts hinein*
geräth. Die Kopfhaut muss ebenso gut täg-
lich gewaschen werden wie Hände und Ge-
sicht. Täglich, am besten Morgens und Abends,
muss das Haar gebürstet werden, und zwar
sanft in der Richtung, in welcher es liegt.
Die Behandlung mit harter und weicher Bürste,
wie oben bereits angegeben, regt die Cironla-
tioa in den Haarpapillen an and dadurch wird
das Waehathum befordert. Denselben Effect
haben die Haartonica. Ein ausgezeichnetes
Haartonicum ist:
Rp. Aoid. carbol. 2,0,
Tinct. nuc. vom. 7,5,
Tinct. cinehon. rubr. 30,0,
Tinct. eantharid. 2,0,
Aq. coloniens.) j *n/\n
^/ ; ana qt. ad 120,0.
Ol. eoeois. ♦ ^ '
M. D. 1- bis 2 mal täglich mit einem wei-
chen Schwamm eiazuztiben.
Das wird das Ausfallen der Haare verhin-
dern und einen luxuriösen Haarwuchs hervor^
rufen. Feinaähnige Kämme sollten nur nach
Sportsmansausdruok angewandt werden, „um
Jagd zu machen.'* Sie machen Hautabschürf-
ungen und können dadurch Eingangepforten
für Pilzkrankheiten Behaffien. Dr. LeonJuurd
urtheilt über die Wahl von Barste oder Kamm
wie folgt: Eine Bürste mit> silbernen Borsten
zerkratzt die Kopfhaut, ein Kamm mit zu
scharfen Zähnen zerbricht die Haare. Die
Büschel einer guten Haarbürste müssen gleieh-
weit von einander stehen, die einzelnen Borsten
aber müssen nicht ganz gleich lang sein , da-
mit jeder Theil der Kopfhaut von der Bürste
bedeckt wird und jedes Haar in ihr Bereich
kommt. Die Zähne eines guten Kammes
müssen regelmässig stehen und ihre Spitzen
müssen abgerundet sein. Man muss ihn gegen
das Lieht halten , um Splitter oder Rauhig-
keiten an den Zähnen zu entdecken, denn
diese zerbrechen die Haarschäfte. Bekommt
ein Zahn einen Splitter, so wird er am besten
ganz ausgebrochen. Drahtbürsten leisten nicht
mehr als Kämme und sind nicht so gut wie
gute Borstenbürsten. Für Sauerstoffzufnhr
zum Kopf muss durch leichte, luftige Hüte
gesorgt werden. Man sollte immer oder mög-
lichst häufig ohne Kopfbedeckung gehen.
Leute, die fortwährend eine Kopfbedeckung
tragen, verlieren leicht ihre Haare, die Frauen-
hüte gestatten eine bessere Ventilation, daher
haben Frauen auch längere Haare. Das Haar
muss regelmässig einmal im Monat geschnitten
werden. Häufiges Haarschneiden soll den
Haarwuchs begünstigen, doch ist Dr. PinctM
aus Berlin der entgegengesetzten Ansicht.
Die Enden der Haare spalten sich und müssen
abgeschnitten werden. Scharfe Scheeren
müssen gebraucht werden. Der Bart sollte
während seiner Entwiokelung nicht abrasirt
werden, damit sein natürliches Wachsthum
nieht gestört werde. Das Rasiren macht die
einzelnen Haare frühzeitig steif und hart und
verändert ihre Farbe, indem es sie roth oder
braun färbt. Oel und Bürste mag nach Be-
lieben beim Bart benutzt werden. Das Rasir-
messer sollte vor dem Gebrauch in schwache
Carbolsäurelösung getaucht werden, um die
Uebertragung von Bartkrankheiten zu ver-
hüten. Die Frauen sollten ihr Haar lieber
bürsten als kämmen , die gespaltenen Enden
444
abschneiden und es lose flechten , damit die
Kopfrentilation freier ist und damit die Haare
nicht durch zu starken Zug zerbrochen oder
ausgerissen werden und die Saftcirculation im
Haare nicht durch mechanischen Druck ge-
stört wird. Vor dem Zubettgehen sollen die
Frauen ihre Haare lösen . Die Haare in Locken
zu brennen oder zu bleichen, ist schädlich.
Bei bettlSgerigen Kranken soll das Haar täg-
lich gefettet und mit einem groben Kamm
gekämmt werden. Die Haut wird zweimal
wöchentlich mit Schwamm und etwas Seifen-
wasser gewaschen. Das Ausfallen der Haare
kann Folge sein von permanenten Beizen,
wie schweren Coiffuren, Scheitel (letztere
machen KopfiBchmerzen), täglichen Douchen,
Färben (letztere enthalten Blei oder Silber-
nitrat). Uebermässige körperliche und geistige
Anstrengungen, Schlaflosigkeit schädigen das
Wachsthum des Haares. In Fällen, wo es an
Fett aus den Talgdrüsen fehlt, macht Tinctura
IJTae ursi dasselbe weich, glänzend und ge-
schmeidig.
Med, -Chirurg. Bundschau,
AsthmadigarretteiL
Eirt0 giebt in der Union m6d. (24. Febr.
1887) folgende Vorschrift für Asthma-
cigaretten:
Rp. Eztr. Stramon 5,0
Alkohol 45,0
FoliaTabac 90,0
Kai. jod.
Kai. nitr. ana .... 5,0
Hundert Cigarretten sollen hieraus gemacht
werden.
Deutsche Med.-Ztg, 1887, Nr, 62.
Einen heÜBamen, natürlichen
EucalyptuBhonig
Ton wilden Bienen Australiens auf Eucalj'ptus*
Bäumen von 80 bis 120 m Höhe in Stöcken
hervorgebracht, fand ein französischer Bei-
sender Guümeth (ProgrÖ8m^d;No.Xyi. 1887)
im Innern des Landes. Er hatte Bienenstöcke
mit Myriaden von schwarzen Bienen 80 m
hoch wahrgenommen, Hess den Baum um-
hauen, der einen Dorehmesservon 19bb20m
hatte und mit grosser Vorsicht den Honig
sammeln, welcher einen starken Greschmaok
nach Eucalyptusöl hatte. 3,6 kg wurden zur
Analyse nach Paris geschickt, und man fand
in 1000 g Honig 171 g Eucalyptol, Eucalyp-
ten , Terpen , Cymol , harzige und riechende
Substanzen. Nach Beobachtungen in Austra-
lien, wo die Einwohner den Honig bei Krank-
heiten vielfach anwandten , und nach ange-
stellten Thierexperimenten gelangte Dr. Cara-
mavm zu folgenden der Acad^mie des sciences
mitgetheilten Resultaten. Der sehr zucker-
reiche Honig, 611 g in 1000 enthaltend,
schmeckt sehr stark nach Eucalyptus und
riecht intensiv danach, ist tief orangefarbig,
löst eich leicht in Wasser, Milch, Wein, we-
niger in Alkohol, geht sehr schwer in Gähr-
ung über. Die Aschenbestandtheile betragen
1,8; der Inhalt an Wasser 215,6.
Eine künstliche HonigÜAbrikation durch
Mischung von Eucalyptuspräparaten mit fran-
zösischem Honig, um ein dem natürlichen
Euoalyptttshonig ähnliches Fabrikat hervor^
zubringen, gelang nicht, da die Zusätze sich
vom Honig trennten, der Honig seine ge-
wöhnliche Qualität wieder annahm, die flüch-
tigen Substanzen verdampften.
Versuche an Thieren mit dem Encalyptus-
honig ergaben, dass derselbe eine Verlang*
samung des Herzschlage, eine Herabsetzung
des Pulses und Temperaturverminderong be-
wirkt, wie dies auch Mosler von den Euca-
lyptuspräparaten nachgewiesen hat. Thera-
peutisch lässt sich dieser Honig 1. bei
scrophulösen Krankheiten sowie Affectionen
der Bronchien anstatt des Leberthrans sowohl
als Nahrungs- wie ab Heilmittel verwerthen;
2. als Herzsedativum wie die Digitalis, ohne
dass das Mittel die cumulative und toxische
Wirkung des Fingerhuts besitzt; 3. alssecret-
befordemdes, die Bronchial- und Lungen-
Schleimhaut modificirendes Mittel; 4. als
Mittel gegen Malaria in Fällen, wo Chinin
sich unwirksam erwiesen , da es bekannt ist,
dass die Anwesenheit von Eucalyptusbftnmen
die Fiebermiasmen zu tilgen im Stande ist;
5. als Antiparasiticum und Antiputridum bei
Phthisis und TyphusfiUlen durch seinen
grossen Qehalt an Eucalyptnssabstanzen,
welche in die Blutmasse eindringen und durch
die Schleimhäute ausgeschieden werden ; 6.
als Mittel gegen Blennorrhoe der Harnröhre
wegen seines Gehalts an Eucalypten» Ter-
pen , und übertrifft der Honig hier noch den
Balsam. Copaivae, sowie das Saatalöl.
Dem Berichte wurde eine Beihe von Heil-
ungsföUen hinzugefügt und darauf hinge-
wiesen, dass der Eucalyptushonig in der
446
Therapie eine grosse Zukunft besitzt, viel-
leicht dereinst geeignet , nicht nur Mikroben
im Körper zu tödten, ohne selbst toiische
Eigenschaften su besitaien, sondern auch als
ein angenehmes Nahrungs- sowie Heilmittel
den Menschen zu dienen. Dazu dürfte es
nöthig sein, grössere Quantitäten aus Austra-
lien herbeizuschaffen und damit Versuche in
yermehrter Anzahl anzustellen , oder Bienen
nach Eucalyptusanpflanzungen zu bringen
und die Resultate abzuwarten , ob daselbst
Eucaljptushonig durch dieselben bereitet
werden wird.
Der Reisende OiUlmeth bezweifelt letzteres
und glaubt, dass nur die schwarze Biene, von
ihm Apis nigra mellifica genannt, die sich
von allen anderen Bienen Frankreichs und
Algeriens unterscheidet, diesen Honig zu be-
reiten im Stande ist.
Deuta^e Med. Wochensd^r. 1887, 659.
/^ t r^r ■■
JLlteratnr uad Kritik«
Stöchiometrie mit besonderer Berück-
sichtigung der Deutschen Pharma-
kopoe, sowie der maassanalytisehen
Untersuchung der Arzneistone. Be-
arbeitet von Apotheker Dr. Max
Bieehele. Preis 5 Jf. Eiehstätt 1887.
Verlag von Anton Stillkrauth.
Herrn Dr. Biechele verdankt die pharma-
ceutische Literatur schon manche werthvolle
Bereicherung; auch das vorliegende Werk
ist gewiss geeignet, Nutzen zu stiften; es
will mir aber scheinen , als ob dasselbe ein
wenig gar zu umfänglich ausgefallen sei. Es
soll dasselbe dazu dienen, die Kenntniss
Btöchiometrischer Berechnungen beizubrin-
gen. Um dies zu erreichen, enthält der erste
Theil des Buches auf 10 Seiten eine Dar-
legung der Begriffe von einfachen und zu-
sammengesetzten Körpern, Atom und Mole-
kül, Atom-, Molekular- und Aequivalentge-
wicht, chemischen Gleichungen, Werthigkeit
der Elemente und eine Anleitung zur Be-
rechnung der Molekular - Formeln, sodann
aber auf ca. 110 Seiten gegen 800 stöchio-
metrische Aufgaben und als zweiter Theil
auf ca. 230 Seiten die Auflösungen dieser
stochiometrischen Aufgaben, wie in einem
Rechenbuch abgefasst. Das scheint mir nicht
ganz der richtige Weg zur Verbreitung stöchio-
metrischer Kenntnisse. Eine stöchiometrische
Aufgabe ist — wenn die nöthige Formel-
gleichung aufgestellt ist, ein einfaches Regel-
de-tri-Exempel; auf die Formelgleichun-
gen kommt es an. Diese letzteren aber kann
man aus dem Buche nur durch die Masse
der Beispiele lernen , nach der Methode wie
wie man frfiher Sprachen lehrte, indem man
den Schfilem Sätze einprägte, ohne ihnen
zuvor etwas über Grammatik gesagt zu haben.
Wandtafeln fftr den Unterricht in
der Chemie nnd clieniisclien Tecli-
nologie, mit erläuterndem Text, her-
ausgegeben von Dr. O. von Schroeder
in Basel und Prof. Dr. J. von Schroeder
in Tharandt. 3. Lieferung. Inhalt:
Salzgarten , Gradirwerk , Salzsiederei,
Sodafabrikation , Condensation der
Salzsäure. Cassel 1887. Verlag von
Theodor Fischer,
Diese Wandtafeln sind ihrer Grösse nach
für solchen Unterricht bestimmt , der mehre-
ren Hörern zugleich ertheilt wird, bei welchem
also die gewöhnlichen Abbildungen der Lehr-
bächer nicht benützt werden können. Schon
Dem, der mehr als vier oder fünf Zuhörer hat,
können diese Abbildungen auf das Wärmste
empfohlen werden; sie sind von ausgezeich-
neten Lehrern verfasst und fördern bei Er-
klärungen das YerständnisB ungemein, e.
Ostfrlesland nnd die ostfriesisclien
Inseln in ilirem Yerhältnlss znr
netteren Oesnndlieitslelire nnd
znr Yerbessernng der Bodenfrage.
Von Apotheker F. Schreie in Pewsum.
Norilen 1887. Verlag von Hermann
Braams.
Eine kleine, kaum bogenstarke Broschüre,
welche ein Thema behandelt, das vielen un-
serer Leser fem liegen dürfte und doch der
Beachtung der Fachgenossen sehr wohl werth.
Hygieine und analytische Chemie sind Qe-
biete , auf denen die Apotheker , besonders
solche, welche in kleineren Orten thätig sind,
fleissig thätig sein sollten, sie werden dies
sicher auch nieht ohne materiellen Nutzen
thun. Ein Beispiel, wie ein wissenschaftlich
tüchtiger Apotheker sich durch Eingehen
auf die genanntaa Gebiete seiner Landschaft
446
fiütilidi machen kann, bietet die Torliigeade
Broichfire.
Beispiele zur Erlemniig der quanti-
tativen ehemisehen Analyse von
A. Geuther, Professor der Chemie in
Jena. Jena 1887. Verlag von Carl
Loebereiner Naehfolger.
Die Flechten Dentschlands* Anleitung
znr Kenntniss und Bestimmung der
deutsehen Flechten. Von P. Sydow.
Mit zahlreichen in den Text gedruck-
ten Abbildungen. Preis 7 Mk. Berlin
1887. Verlag von JtUitM Springer.
Lehrbneh der Physiologie für akade-
mische Vorlesungen und zum Selbst-
studium. Hamburg und Leipzig 1887.
Verlag von Leopold Voss.
BegrÜDdet Yon Bud, Wäffner, fortgeführt yod
OUo Funke j nen heransgegeben von Dr. Ä.
Oruenhagen. Professor der Medicin. Phjsik an
der Universität ta Königsberg i. Pr. Siebente,
neu bearbeitete Auflage. Mit 285 in den Text
eingedrnckten Holzschnitten. Dreizehnte Lie-
ferang. (Schloss des Werkes.)
Syllabns der Yorlesmigen über pflauUebe Fhar-
macognosie von Dr. A, F, w. Schimper, a.
0. Professor der Botanik und Pharm acognosie
an der üniversit&t Bonn, ßtrassburg 1887.
J. K Ed. Heitz (EeiU dt Mündd).
Der „Syllabns der Vorlesungen über pflanz-
liche Pharmacognosie" soll ähnlich wie EtMer's
unübertrefflicher „Sjrllabns der Vorlesungen über
specielle und medicinisch-pharmaceutische Bo-
tanik** einerseits dem Lehrer das »lästige und
zeitraubende Anschreiben an die Tafel sparen,
einerseits den Studirenden ein präciseres und
richtigeres Heft liefern, als sie bei einem durch
Demonstrationea und Zeichnungen beständig
unterbrochenen Vortrag nachzuschreiben ver-
mOgen.'
Venelehftif < iimBitlioher Präparate iftd Drora
Yon E. lerek. Fünfte Auflage. Preis 1 Mk.
Darmstadt im Juli 1887.
Häufige Anfragen der Herren Apotheker rer-
anlasstea die Herausgabe des Torlieeenden Ver-
zeichnisses. Dasseloe soll kein fireiscourant,
sondern ein Nachschlagebuch für Diejenigen
sein, welche sich über die MOgUchkeit eines
Bezuges einzelner, zumal seltener und neuer
Präparate zu informiren wünschen. Ferner soll
das Verzeicbniss den Herren Coüegen ein Bath-
geber bei der Wahl bestimmter Qualitäteii für
den jeweiligen Zweck sein. Es sind deshalb in
ausgedehnter Weise Notizen über Abstammung,
Anwendung und Synonyme beigegeben.
Wir ^eben ein Beispiel dieser Bemerkungen:
Anilin und Phenolfarben: Notizen über
die Verwendung in der Mikroskopie. Zur Unter-
suchung Ton ^utum und gehärteten Organen
auf Tuberkel -Bacillen bedient man sich nach
Dr. Oaffhy einer gesättigten Losung von Me-
thylTiolett (nicht zu verwechseln mit Methylen-
blau) in Spiritus (90 pC!t. der Ph. G. IL), mit
welcher die Tuberkel -BaeiUen geftibt werden;
zur Gontrastfärbung des Grandes benütit man
eine gesättigte Losung yon Bismarckbraun in
destillirtem Wasser, welche man durch Ein-
lesen eines Stückchens Gampher vor Schimmel-
bildung schützt. Die Methyltiolettiüsung be-
reitet man stets frisch nach folgender Yorsehiift:
In ein etwa zur Hälfte mit destillirtem Wasser
gefülltes Beagirglas giebt man 10—12 Tropfen
Anilinül, schüt< wiederholt und gründlich
und flltnrt durch ein angefeuchtetes Füter etwa
30 — 40 Tropfen in ein IJhrschälchen. Zu dem
völlig klaren Filtrat fügt man dann 3 — 4
Tropfen der gesättigten MethylviolettlOsung zu.
Man kann auch statt der obigen Doppel-
färbung Fuchsin und Methylenblau anwenaen,
in welchem Falle man zu 30 Tropfen des fil-
trirten Anilinwassers etwa 8 Tropen einer ge-
sättigten alkoholischen FuchsinlOsun^ (Rubin S,
weil nur wasserlöslich, eignet sich nicht hierzu)
hinzusetzt Die Methylenolaulüsung wird zum
Gebrauche mit so yiel destillirtem Wasser ge-
mischt, dass die FlQssigkeit kaum noch durch-
sichtig ist. — Die Losungen der Farbstofie
müssen soweit concentrirt oder gesättigt sein,
dass sich stets noch ein Ueberschuss Ton unge-
löstem Farbstoffe vorfindet
Export Prices Cvreiit» published by 6. Upsau
ä Cfeffcken, Hamburg, etablirt 1746.
Dieser Exportpreiscourant verfolgt das Be-
streben, deutschen Erzeugnissen direeten Absatz
nach allen Ländern der Welt zu versdiaffen.
Derselbe steht Interessenten auf Anmeldung bei
der Firma zur Verfügung.
BIlscelleB.
GreoliiL
Greolin ist ein nenes Desinfectionsmittel,
weichet die Firma Pierson dt Co. in Hamburg
in den Handel bringt Dasselbe ist in Eng-
land patentirt, nähere Angaben Aber seine
cbemiBche Snaammensetittng werden jedoch
nicht gemacht Ee soll aas den Prodncten
der trockenen Destillation einer bestimmten
Sorte englischer Steinkohle nach Znsatz Ton
Aetzalkalien zn denselben durch wiederholtes
Fraktioniren gewonnen werden und eine con-
stante chemische Verbindung sein. Creolio
stellt eine schwarzbraune sympOse Flüssig-
keit Ton scharfem an Theer erinnernden 6e-
44?
mcb dar, welche mit Waseer eine milehAhn-
liche Emulsion bildet und sieb in Alkohol
löst.
FrotFröhmer an derKönigl.Thierarznei-
schule in Berlin hat das Creolin und Präpa-
rate desselben, Creolinseife nnd -Palver, auf
ibre Verwendbarkeit gegen Bändemilben, als
antiseptiscbes Verbandmittel wie als Desin-
fectionsmittel geprüft. Als Oesammtresnltat
seiner Versuche hat sich ergeben, „dass das
Creolin als nngiftiges sowohl flficbtiges als
festes nnd als sehr billiges Antiseptikum
(1 kg kostet 2 Mark) zu unseren besten Des-
inficientien gchOrt und der Carbolsäure im
Allgemeinen vorzuziehen ist.^
Archiv f. ThierheOhmde 1887, 340.
Amylacetat
Dieser Körper hat in neuerer Zeit als Los-
ungemittel vielfach Anwendung in der Indu-
strie gefunden. Er eignet sich nach H. Trimble
aueh für pharmacentische Zwecke, besonders
als Iifistingamittel des Pyroxylins, femer fQr
Tannin, fette und flüchtige Oele, Harze und
Campher. Der K5rper ist eine ätherartige
Flüsaigkeit, siedet bei 137 o C, hat ein spe-
cifisches Gewicht von 0,876 bei 15 o C. und
ist vollkommen unlöslich in Wassen
Zur Darstellung erhitzt man in Qlasretorten
ein Gemisch ron Natrium- oder Calcium-
acetat, Schwefels&ure und Fuselöl. ~os—
Ämer, Journ. Pharm, 6, 1867,
Auf diese Weise erhält man ein Product,
welches min d est ens noch 50 pCt. unrer-
bundenen Amylalkohol enthält.
Dmmin.
Das auch Ton uns bereits in Pharm. Cen-
tralh. Nr. 2, 1887 erwähnte Alkaloid Drumin,
an dessen Reinheit wir uns gestatteten Zweifel
zu hegen, wird nunmehr ron Tanner als ein
gans unreines, üsst nur aus oxalsaurem Kalk
bestehendes Piftparat bezeichnet. Da ein an«
deres Alkaloid in der Pflanze (Euphorbia
Drummondli) nicht entdeckt werden konnte,
sowie auch keine anästhetische Wirkung, so
dürfte einstweilen die Existenz des Drumins
überbaupt noch bezweifelt werden, ^os^
Ther. Gcuf. Jtüi 15. 1887.
nisehes Qärten siebt, werden in Amerika als
„Job*s tears* (Job's Thränen) in den Apo-
theken gefordert. Wie bei uns früher Semen
Paeoniae, so geniessen diese Früchte den
Ruf, dass sie, um den Hals der Rinder ge-
hängt, das Zahnen erleichtem. —os—
Coix Laohryma.
Die Früchte dieser eigenthümlichen Gra«
minee, die man auch bei uns in den bota-
FarbloBO Hydrastis.
Q, Steinmann untersuchte mehrere Proben
der in Amerika angepriesenen sogenannten
farblosen Hjdrastis ; es ergab sich, dass diese
Präparate nichts weiter als schwache sehwefbl-
saure oder salzsaure Auflösungen des Üy-
drastins waren, theilweise enthielten die Lös-
ungen auch Borsäure. —ob-—
Amer, Pharm. Joum. VI, 1887.
Analyse der Blätter von Tnssilago
Farfara.
Nach einer Untersuchung von Ch. 8» Bon-
durani enthalten die Blätter 2,63 pCt. einer
Substanz von gljcosidischen Eigenschaften.
Die Substanz ist ein weisser amorph er Körper,
geruchlos, aber von stark bitterem Geschmack ;
nach der Zersetzung mit verdünnten Säuren
einen starken eigenthümlichen Qeruch ent-
wickelnd. Alkaloide wurden nicht aufgefun-
den, dagegen kautschukartige Substanz,
Dextrin, Schleim, Gallussäure, sowie 6,21 pCt.
eiweissartige Materie. Die Asche betrug
17,10 pCt. der getrockneten Blätter. — os—
Amer. Joum. Pharm. Juli 18&/.
Analyse der Cacaoschalen.
Clarkson (Amer. Joum. Pharm. VI, 1887)
giebt eine Untersuchung der Oacaoschalen ;
es fand sich darin unter anderem :
9,07 pCt.
«
Das Alkaloid gab die Reactionen des Theo-
bromins; die Menge scheint jedoch etwas
hoch, auch die Abscheidungsmethode muss
als nicht genügend ezact bezeichnet werden.
— OS—
£malBionen mit CSiloroform
und Aether.
Um Verluste, welche beim Arbeiten im
Mörser entstehen, au vermeiden, yerföhrt
Fett . « . .
5,32
Harz . . . .
0,93
Alkaloid . .
0,90
Cellulose • .
20,92
Cacaoroth . .
4,70
448
Wiegand in folgender Weise : Man schüttet
das GiiinmipnlTer in die trockene Flasche,
daraaf das Chloroform oder den Aether, schüt-
telt gut durch und setzt jetzt unter Schütteln
allmälig Wasser hinzu. —os—
Amer. Joum, Pharm. 1887 ^ Nr. 5.
Zusammensetzung verschiedener
Explosivstoffe.
Durch die gerichtliche Verfolgung der
Atlantic Giant Powder Comp, gegen rer-
schiedene Fabrikanten von Sprengstoffen
wurden die folgenden Zusammensetzungen
ermittelt. Vu Ican -Pulver : 32,60 Nitrogly-
cerin, 49,4 6 salpetersauresNatron, 9,63 Kohle,
8,31 pCt. Schwefel. Neptun-Pulver : 32,66
Nitroglycerin, 45,04 salpetersaures Natron,
17,44 Kohle, 4,86 Schwefel und 0,94 pCt.
Asche. Dynamit der Miner*s Powder Co. be-
steht aus 32,91 Nitroglycerin, 49,88 pCt.
salpetersaurem Natron, 17,21 Kohle, Höh
und th eil weise verkohltem Holz, 1,18 pCt.
Asche. Bradys Dynamit aus 33,00 Nitro-
glycerin, 50,0 salpetersaurem Natron , 10,00
Kohle und 700 Schwefel.
Somit ergiebt sich , dass alle diese Stoffe
in Wirklichkeit Dynamite sind, in welchen
Schiesspulver die Stelle der Infusorienerde
vertritt.
Eepert. d. ancU. Chemit 1887, Nr. 29.
1
' \y *y «^Ny-v-»%
/-v^>-/%* -f
Offene CorrespoBdenst
A^ih. R. in G. Die in dem übersandten
10 g-Fl&schcben befindliche Losung besteht aas
Glycerin, das mit etwas Actherweingeist ver-
setzt ist. Das in der kleinen Blechschachtel
befindliche graaweisse Pulver ist Mehl und
Magnesia mit etwas Anis- und Fenchel öl. Sie
haben leider nicht geschrieben, zu welchem
Preise und fflr welche Zwecke diese beiden
Mittel bei Ohrenleidcn abgegeben werden. Die
mitgesandte kleine Broschüre über Nichol-
son's patentirte künstliche Ohrtrom-
meln — schon erwähnt in diesem Jahrgange
S. 217 — ist eine der unverschämtesten I&-
klamen, welche uns noch vorgekommen sind,
insbesondere erscheint das letzte Umschlagbild
als ein kaum noch zu übertreffender Glanzpunkt
derartiger Leistungen. Auf diesem befinden sich
die Porträts von 11 »hervorragenden amerika-
nischen Erfindern.** In der Mitte Herr J. //.
Mc^?8on, Erfinder der Ohrtrommeln, um ihn
herum, halb so gross in den Abbildungen ge-
halten, Geister geringerer Güte, wie FramMin,
Ftdtcn, Morse etc.
Apoth. 8t. tn B. Durch Streifband über-
sandten wir die gewünschten zwei Nummern,
müssen aber, wie schon so oft, ausdrücklich
hervorheben, dass die betreffende Postanstalt
zur Nachlieferung reklamirter Nummern unbe-
dingt verpflichtet ist.
Apoth. Dr. P« in P« Durch Jodkalium- oder
Jodzinkstärkekleister und Schwefelsäure weist
man im Wasser nicht nur salpetrige Säure,
sondern alle diejenigen Stoffe nach, welche ver-
ändernd auf Jodkaliamstärkekleister einwirken
können und deren Zahl ist nicht klein. In
einer Aqua bisdestillata dürfen freilich derartige
Stoffe nicht vorkommen. Haben Sie mit den-
selben Beagentien in einem Brunnenwasser
keine Beaction auf salpetrige Säure bekommen,
ist dagegen eine solche in Ihrer Aqua bisdestil-
lata, so ist entweder letztere oder die benutzten
Gcfasse nicht rein gewesen. Ein drittes giebt
es kaum. Um ein Wasser wegen Gehalt^ an
salpetriger Säure zu vemrtheilen, muss deutliche
Blaufärbung eintreten, ein schwach rOthlicher
Schimmer beweist nichts.
Apoth. S* in W* Als bestes Schmiermittel
für Yelocipede gut das WallrathOl , ein gutes
säurefreies Olivenöl vrird den Zweck auch er-
füllen, freilich erstarrt das letztere leicht, b£i
grimmiger Kälte werden die „Fahrräder" aber
doch wohl auch nicht benutzt Für Wagen-
lampen soll sich ein Gel ans Vi Petroleum und
*/, Büböl mit 2 bis 3 pCt Eampher sehr gut
eignen.
Apoth. H« tn K* Superphosphatic nennen
die Amerikaner solche Präparate, welche saure
phosphorsaure Salze enthalten; die Ph. C. !2&«
352, 2. Spalte zuerst angegebenen 2 Präparate
sind z. B. derartig zusammengesetzt.
Dr. K« tn H. Der von Ihnen erwähnt«
Muskelschläger, ein Instrument, welches
den Kranken die Massage selbst ausführen lässt
ist auch in Deutschiana schon hier und da an-
gewendet. Wir haben eine kurze Beschreibung
m Nr. 23 d. J. der Pharm. Centralh. gebracht
Die Urtheile der Aerzte Über dieses Instrument
sind getheilt; für einige Zwecke seh eint es je-
doch brauchbar zu sein. Sie werden durch
eine Handlung chirurgischer Instrumente das-
selbe beziehen können. Verfertiger der Hluskel-
Bchläger in verschiedener Form ist auch John
JE. Euebaam in Washington.
Apeth. H« tn H« Eine gesättigte, mit SOproc.
Alkohol im Wasserbad bereitete Schellaeklösung.
der ein Dreissigstel bis ein Zwanzigstel vene-
tianischer Terpentin und Copalfimiss zugesetzt
ist, soll nach erfolgtem Absetzen einen guten
Fussbodenlack geben..
Verleger und vtrftntwortlielier Redaetavr Dr. S« Qelssler In Dretdea.
Im Bnehhaadel durch Jnllni 8priBf«r, Bwlia R. MoabyonpUti t.
Draek d«r Xdaigl. HofbttcdidniekMet tob 0. OL Ifeiahold k BOhae la DrMd«a.
Pharmaceuiische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung för wissenschaflliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Gelssler,
R recheint jeden Donnerttaff. — Abonnementspreis durch die Pott oder den Buchhandel
7iertelj&hrlich ä Mark. Bei Zuieudung unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Aufträge, Manuscripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 37. BerHn, den 1 5. September 1 887. vVil jaUlJ^
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: C*eMle •■< FhsniMle: EmpAndUcbkelt der BcMtlontn. — MiUhellniig«n aas dem Öffentlichen ehe-
mischen Laboratorinm von Dr. Otto Schwelsainger sn Dresden: 14. Pepsfnnm Ph. G. II Byk 15. Verfälsohnng'
Ton Damar mit Colophonlnm. — MliMllen: Creolin. -^ Seaftnehl mit Stärke verfttachl ~ Battar-Verpacknng.
~> Verpackung von Salpetersäure. — Offeae CoireipOBdeai. —
▲■B«tt«a.
Chemie und Ptaarmaclee
it der Reactionen.
Von Corps -Stabsapoth. Schneider.
Für die Anwendbarkeit einer Beaction
ist die Kenntniss ihrer Schärfe oder
Empfindlichkeit von Bedeutung. Die
für den qualitativen Nachweis eines Kör-
pers gebräuchlichen verschiedenen Reac-
tionen sind meistens nicht in gleichem
Grade geeignet, geringe Mengen nach-
zuweisen. Während die eine Beaction
bei einer gewissen Verdünnung resultat-
los verläuft, kann eine andere Beaction
noch im Stande sein, eine deutliche,
Zweifel ausschliessende Beaction zu geben.
Dieser Umstand ist häufig in Erwägung
zu ziehen, wenn es sich, wie z. B. bei
ArzneimittelprüfuDgen, darum handelt,
nur grössere Spuren eines als Verun-
reinigung vorhandenen Stoffes nachzu-
weisen, minimale Spuren jedoch, welche
aus praktisch-technischen Gründen nicht
zu beanstanden sind, zu vernachlässigen.
Durch verschiedene Modificationen in
der Ausfiihrung der Beactionen durch
Auswahl gewisser Goneentration und An-
wendung verschiedener Handgriffe lassen
sich grosse Verschiedenheiten erzielen.
Es sind verschiedene Verfahren erdacht
worden, wodurch die Empfindlichkeit und
Deutlichkeit einer Beaction vergrössert
werden kann. Als erstes gilt hier die
Erhöhung der Goneentration, indem sehr
verdünnte Lösungen durch Abdampfen
des Lösungsmittels in eine concentrirtere
Lösung des nachzuweisenden Stoffes ver-
wandelt werden; ferner die Beobachtung
der eingetretenen Beaction bei verschie-
dener Beleuchtung: im durchfallenden
Lichte, im auffallenden Lichte oder
gegen entsprechend gefärbten Hinter-
grund (weisse Trübungen gegen eine
schwarze oder blaue Fläche, geförbte
Lösungen gegen eine weisse Fläche);
VergrösseruDg der Flüssigkeitsschicnt
(Beobachtung der im Probirglas befind-
lichen Flüssigkeit von oben her gegen
einen entsprechend gefärbten Untergrund);
Ausführung der Beaction durch Ueber-
schichten oder Unterschichten der zu
prüfenden Flüssigkeit mit dem Beagens,
ohne dass dieselben sich mischen, worauf
an der Berührungsstelle die Beaction als
Trübung oder Färbung, je nachdem, auf-
450
tritt (Schiehtprobe^Zonenreaction);
Anstellung der Keaetion durch Einwirken-
lassen der beiden Flüssigkeiten auf einem
Streifen Filtrirpapier , der von beiden
Seiten in die betreffenden Lösungen ein-
taucht, wodurch in der Mitte des Papier-
streifens die Beaetion eventuell als ge-
färbter Fleck oder Linie sichtbar wird;
Einwirkenlassen des nachzuweisenden
Stoffes in Dampf form auf einen mit
dem Beagens getränkten Filtrirpapier-
streifen (Keagenspapiere) oder eine
aus Filtrirpapier gefertigte, an der Spitze
mit dem Beagens getränkte Papierdüte
(Dütenprobe).
Die Beactionen, welche bei Gegenwart
grösserer Mengen eines Körpers als weis-
ser Niederschlag auftreten, zeigen sich
bei geringen Mengen als weisse Trübung,
beziehentlich Opaiescenz; die Beagentien,
welche mit grösseren Mengen eines Kör-
pers einen gefärbten Niederschlag geben,
bewirken mit geringen Mengen ent-
sprechende Färbungen der Lösung. —
Da es häufiff von Wichtigkeit ist, zu
wissen, welche Beaetion von mehreren
die empfindlichere ist, folgt im Nach-
stehenden eine Zusammenstellung der-
selben nach den in der Literatur ver-
streuten Angaben. Ueber die Ausführung
der Beactionen selbst, über die Farbe der
Niederschläge und die eintretenden Färb-
ungen u. s. w. ist unter den betreffenden
Artikeln nachzulesen.
Die Zahlen bedeuten das Yerhältniss,
in welchem der nachzuweisende Körper
in Lösung befindlich, beziehungsweise
verdünnt sein darf, um noch zu reagiren
(die bei den angegebenen Yerdünnungs-
graden eintretenden Beactionen sind die
eben noch erkennbaren). Bei Beactionen,
die nicht mit Lösungen angestellt werden
können, bedeutet die angegebene 2iahl
direct die Menge der Substanz in Gramm,
die zu einer schwachen Beaetion nöthig
ist.
Aceton
durch NatriamDÜaropmssid
„ Qnecksilberozyd
„ Ammoniak nnd JodÜnctnr
Aconitin
durch Tannin
„ Pikrinsäure
„ Phosphormolybd&nsftnre
H Phosphorwoliramsftnre
„ Ooldchlorid
„ EaUomquecksilheijodid
M Bromwasser
» Jodkai innrjodid
„ Jodwasser
„ Phosphorantimonsfiare
AlbnminkOrper
dnroh die Binretreaction
n Millon's Beaffens
„ concentiirte Supetenftnre
„ Essi^fture nnd concentrirte LOsnng eines
Nentralsalzes
M Essigsäure nnd Ealiameisencyanllr . . .
„ Gkrbs&nre
N Phosphorwolframsftnre
M EalinmqnecksilbeQodid
N Ealinmwismnijodid
M Goldehlorid nnd Ameisensftnre
Aldehyd
doreh Hetaphenjlendiamin (Hjdrochlorid) . . .
Anilin
durch Chlorkalk
n Bromwasser
M elektrischen Strom
M Schwefelwasserstoff
Antimon
dnreh metanisches Zink
n Kalkwasser •...«.••#•••
0.00025 ff
0.00001 ff
O.OOOOOfg
1
1
1
1
2000
4000
5000
5000
1 :6000
1
1
1
1
1
20000
20000
20000
20000
2500
1:2000
1:20000
1:20000
1:20000
1:50000
1
1
1
1
1
100000
100000
100000
100000
1000000
1:200000
1:26000
1 : 69000
0.00003 g
1:2500«)
1:90000
1:1200
Le Nohel.
n
n
Jürgens.
tf
>»
>«
»
Hofmeister.
>»
t«
ff
>f
ff
II
ff
Windisch.
Dragendorff.
Landolt.
Letheby.
Jacqnemin.
Fresenins.
45t
•«
Antimon
durch Ealinmeurbooat
Schwefelwasserstoff
Antifebrin
durch Indopheuolreaction
„ QuecksUberoxydnitrat und Schwefelsfture
Antipjrin
durch Eisenchlorid
»9
«t
Salpetrigsfiure
Arbutin
durch concentnrte Schwefelsfture und Eisenohlorid
Silbemitrat
Chlorwasser und Ammoniak ......
Arsenigs&ure
durch Kalkwasser
KupfersulfatUlsung
Schwefelwasserstoff (als Arsen berechnet) •
SilbemitratlGsnng
Marsh' Probe
9f
9«
19
9»
99
99
99
99
99
99
9»
99 99
Beinsch' Probe ....
Fresenius-Babo's Methode
Zwenger's Methode . . .
Bettendorf 's Methode . .
„ Elektrolyse
Atropin
durch Phosphorantimons&ure . . .
Kaliumquecksilbeijodid . .
99
99
99
99
Kaliumwismutiodid
Jodkaliun^'odia .
99
99
99 ...
Phosphormolybdftnsäure
Phosphorwolframsfture . .
Goldcblorid
Pikrinsäure
Baryum
durch Kieselfluorwasserstoffsfture
Natriumsulfat
Schwefelsfture
Berberin
durch Chlor
Blausfiure
durch Silberlosung
Jodstfirke
Berlinerblaureaction . .
99
99
99
99
99
»»
»»
f»
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«I
1>
»»
»9
t«
99
99
Guajac • Eupferreaction
Guajac - Eupferpapier .
Rhodanreaction (Alm^n)
Pikrins&ure
Nitroprussidprobe . .
n
1«
Kupfersall und Kalilauge (Lassaigne) .
Ammoniumeisenoxydulsulfat und Urannitrat
Blei
durch Natriumsulfat
Kaliumjodid
1
1
2000
100000
0.0002 g
0.001 g
99
99
n
99
9t
99
Kaliumferrocyanid
Kaliumcarbonat .
Schwefelwasserstoff
1
1
1
100000
500000
10000
0.00002 g
0.001g
0.0001g
1:4000
1:8640
1:3600000
1:200000
1:600000
1:100000
1:250000
0.0002 g
0.00002g
1:1000000
0.00076 g
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
5000
5000
4000
15000
4000
8000
80000
4000
20000
1000
100
500
3800
: 71000
; 833000
1:250000
Yulpius.
Delia Cella und Arieno.
Kohn.
Blumenbach.
Laurents.
99
99
Taylor.
Cooper.
Scherer.
Mohr.
Deyergie, Otto.
Beinsch und Scherer.
Fresenius.
Zwenger.
Bettendorf.
Dragendorff.
Mayer.
Dragendorff.
Rhyme.
Dragendorff.
99
Rhyme.
Dragendorff.
Rhyme.
Dragendorff«
99
Rhyme.
1:250000
1:250000
1:500000
1:660000
1:66000
1:3000000
1:120000000
1:4000000
1:3000
1 : 812500
1:660000
1:16600
1:660000
1:5000
1:10000
1:40000
1:18000
1:20000
1:100000
1:100000000
Kluge.
Link und Möckel.
99
99
99
99
99
99
Carey Lea.
Husemann.
Link und MOckel.
SchOnbein.
Link und MCckeL
Vogel.
Yortmann.
Carey Lea.
Carey Lea.
JeanneL
Pappenheim.
Cooper.
452
Blei
durch Kaliamchromat
„ Elektrolyse, Einwirkung tot Chlorgas;
hierauf Nachweis durch Ealiumjodid,
Schwefelwasserstoff.
Brom
durch Chlorwasser und Chloroform
Chlorwasser und Schwefelkohlenstoff . .
Brucin
durch Ealiumqnecksilheijodid
••
n
n
tt
«*
M
»t
»
t»
Jodkaliumjodid
Pikrinsfture
Phosphormolybd&nsäure
KaUnmwismutjodid
Gerbsfture
Goldchlorid
Salpetersäure und conoentrirte Schwefel-
säure
Calcium
durch Ammoniumoxalat
Cerium
durch ijnmonacetat und Wasserstoffsuperoxyd .
Chelidonin
durch Fluorescenz in Roth
Chinidin
durch Ealiumquecksilbeijodid
Chinin
durch Tballeiochinreaction
Pbosphorantimonsäure
Ealiumquecksilbeijodid
N
N
>»
EaUumwismutjodid '« * *
Bromwasser, Ealiumeisencyanflr und Borax
(Vogel) • •
Bromwasser, Quecksilbercyanid und Ealk .
Bromwasser (Bloxam)
EiJk und Bromwasser
Jodkaliunq'odid
Pikrinsäure
Phosphormolybdänsäure
Fluorescenz in Blau
Bitterkeit
Cinchonin
durch Pbosphorantimonsäure
EaliumquecksÜbeijodid
M
tt
tt
tt
tt
tt
tt
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tt
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tt
tt
M
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tt
M
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tt
Phosphormolybdänsäure
>t
Pikrinsäure
tt
Goldcblorid • . • . •
Ealiumcadmiumjodid
Gerbsäure ....
Jodkaliumjodid . .
tt
Cocain
durch Ealiumquecksilbeijodid
Phospbormol^bdänsäure
Jodkaliumjodid
Pikrinsäure
GefOhl der Unempfindlichkeit auf der Zunge
Codein
durch Phosphorantimotisäure
M PhosphormolybdäDfiäure
tt
tt
tt
tt
1:4000000
1:150000
1:20000
1:80000
1
1
1
1
1
1
1
1
80000
50000
50000
6000
10000
5000
2000
25000
0.0001g
1:400000
1:100000
In saluanrar
Löaang
1:2000
1:50000
1:2500
1:5000
1 : 125000
1:90000
1:500000
1:60000
1:500000
1:15000
1:50000
1:80000
1:40000
1:30000
1:10000000
1:100000
1:5000
1:75000
1:600000
1:100000
1:500000
1:50000
1:200000
1:60000
1:200000
1:100000
1:40000
1:500000
1:100000
1:140000
1:50000
1:50000
1:1500
0.000005 g
1:1000
1:50000
Cooper.
Mayen9on und Bergerei
Fresenius.
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Rhyme.
Mayer.
Rhyme.
»
n
Dragendorff.
n
n
n
Harley.
Dragendorff.
Mayer.
Mayer.
Rhyme.
Dragendorfl
Eiloart.
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t«
I
Rhyme.
Flückiger.
tt
Mayer.
Dragendorff.
Rhyme.
Dragendorff.
Rhyme.
Dragendorff.
Rhyme.
tt
tt
tt
tt
Squibb.
Dragendorff, Rhyme.
453
Codein
dnrch Ealmmwismutiodid .
Kaliainqaecksuberjodid
»
>*
tt
Kaliameisencyanür
Jodkaliamjodid .
Pikrinsäure
Coffein
durch Jodkalionijodid
Pikrinsänre
Phosphormolybdftnsänre ......
Colchicin
durch Jodkaliumjodid
Phosphormolybd&nsfture
Kalium wismutjodid
GerbB&ure
Goldchlorid
concentrirte Schwefelsäure und Salpeter-
säure . .
>«
ii
11
»
jt
»t
Coniin
durch Kalium quecksilbeijodid
it
n
>•
tt
tt
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tt
tt
tt
tt
tt
tt
tt
9t
tt
PhoBphorantimonsäure
Jodkaliumjodid .......
Kaliumwismutjodid
Phosphormolybdänsäure
Gerbsäure
Curarin
durch concentrirte Schwefelsäure
„ Schwefelsäure und Kaliumbichrom at .
„ Platin Chlorid
Di^italin
durch Phosphormolybdänsäure
PhosphorantJmonsäure
Schwefelsäure und Brom
Eisen, als Oxydulsalz,
durch Gerbsäure
Kalium eisencyanid
Eisen, als Oxydsali,
durch Gerbsäure
Kalium eisen cy an ür
Kalium sulfocyanid
Salicylsäure, alkoholische LOsung . .
Emetin
durch Kaliamquecksilberjodid
Jodkaliumjodid
Pikrinsänre
Gerbsäure
Gold Chlorid, Kaliumrhodanid .
FrOhde's Reagens
Erdmann's Reagens
Ergotinin
durch Kaliumquecksilbeijodid . . .
Eserin
durch Jodkaliumjodid
Bromwasser
Phosphormolybdänsäure
Kaliomwismutiodid
Kaliumquecksilberjodid
Goldchlorid
Gerbsäure
Furfurol
durch Anilin und Salzsäure
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
50000
60000
15000
1000
50000
60000
600
3000
100
25000
3300
3300
3300
2600
1000
0.0001g
in neutraler
Löanng
1 : 1000
in schwefeUanrer
Lösung
1:800
1:250
1:10000
1:6000
1:1000
1:100
0.00006 g
0.00012 g
1 : 10000
1 :1600
1: 1000
0.0001g
1:440000
1:440000
1:300000
1:500000
1:1600000
1:82000
1:200000
1:25000
1:36000
1:5000
1:2500
0.00001 g
0.00001g
Dragendorff.
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Rhyme.
Dragendorff.
tt
Rhyme.
tt
tt
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Dragendorff.
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Zalewsky.
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Dragendorff.
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Trapp.
Wagner.
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Smith.
Zinoffsky.
Dragendorff.
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tt
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1:1240000 Tanret.
tt
It
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1
1
1
1
1
1
1
25000
5000
25000
25000
10000
2000
1000
Dragendorff.
1 :3000000
Traube.
454
Gallenfarbstoffe
durch Brom und Salzsäare ' . . .
Harnstoff
dnrch Fermentpapier
Indol
durch Fichtenholz
Inosit
durch Erwärmen mit Salpetersäure und Befeuchten
mit Ammoniak und Calciumchlorid . .
Jod
durch rauchende Salpetersäure und Schwefel-
kohlenstoff
„ Salpetrigsäure und Stärke ......
FreiesJod
durch Stärkelosung bei O^'
Jodoform
durch Phenolkalium
Kalium
durch Flatinchlorid
Weinsäure
Kalium, als Kaliumchlorid,
durch NatriumwismutthioBulfat
Kaliumcarbonat
durch Jodgalläpfeltinctur
Ealiumhydrozyd
durch rothes Lackmuspapier
„ Curcumapapier
Kobalt
durch Ealiumeisen Cyanid
Eohlenoxyd
mittelst verdünnten Blutes in einem Luftgemisch,
welches 0,05 pGt. Koblenoxyd enthält .
durch PalladiumchlorürlOsung
Kupfer
durch Kaliumarsenit
Kaliumcarbonat, Aetzkali
Schwefelwasserstoff
Bromwasserstoffsäure
Elektrolyse (Abscheidung auf Eisen) . . .
Ammoniak
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if
Kalium citfencyanür
Kaliumzanth ogenat
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Guajactinctur und Alkalichlorid
„ „ Blausäure
AbFcheidung dnrch Platin* Zink
Magnesium
durch Ammoniak
„ Ammoniumphosphat ....
Morphin
durch Kaliumquecksilberjodid . . .
1»
Kaliumwismuljodid • . . .
Eisenchlorid
Jodsäure und Schwefelkohlenstoff. . . .
Silbemitrat
Cblorwasser und Ammoniak
Sulfomorphidreaction
concentrirte Schwefelsäure und Kalium-
permanganat
(mit Zucker gemischt) durch concentrirte
Schwefelsäure
Jodkaliumjodid
in ohlorofonniger
Löanng
1:2()0000
1:10000
1:142800
0.0005 g
1 idOOOOOO
l : 1000000
1 -.528000
0.0002 g
1:205
1:220
0.00005 g
1:1000000
1:60000
1:40000
1:60000
1
1
1
1
1
1
1
1
1
l
1
1
1
1
10000
14000
4150000
10000
15000
25000
100000
1000000
200000
4000000
900000
1000000
100000
500000
0.00024 g
1:6000
1:200000
1
1
1
1
1
1
1
2500
1200
5000
5000
10000
1000
1000
0.00025 g
0.0001g
0.00001g
1:5000
1 : 2000 Gew.
1 : 200 Vol.
Capranica.
Musculus.
Singer.
Scherer.
KOttstorfer.
Fresenius.
Lustgarten.
Pauly.
Seh weissing er.
Dieterich.
»»
Skey.
Hempel.
Hfinefeldt
Gooper.
Husemann.
Wagner.
Will.
Gooper.
Wagner.
Gooper.
Wagner.
Schwarz.
Purgotti.
Uusemann.
Mayer.
Rhyme.
Dragendarff.
Flfiekiger.
Nadler.
Siebold.
W e p p e n.
Dragendorff, Khyme.
455
Morphin
dorch Schwefelsäure und NatriuinmoW\idft|iat . .
„ „ AmmoDinoljbdänat . .
FrOhde's Reagens :• • •
Schwefel- und Salpe tersänre (H u s e m a n n)
Brom
Phosphormolybd&ns&nre . . ^ . ;. . .
Kaliomeisencyanid and Eisencblorid*. . .
Schwefelsäure, Eisenoxjdulsulfat uiyi Am-
moniak .
vüd Am-
moniak .
>*
>f
n
>i
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Naphtol
durch Kalilauge und Chloroform
Narceln
durch concentrirte Schwefelsäure
Verdunsten mit yerdUnnter Schwefelsäure
Jodwasser
Narcotin
durch Phosphorantimonsäure :• • •
Kaliumquecksilbeijodid
FrOhde^s Reagens
Phosphor Wolfram säure
KaÜumcadmiumjodid
Brom
Natriumacetat
Nickel
durch Ealinmxanthogenat
Nicotin
durch Kaliumquecksilbeijodid
n
tt
n
n
>f
>•
n
*t
f«
Phosphorantimon säure .
Kaliumwigmutjodid . .
Goldchlorid
Platinchlorid ....
Gerbsäure
Quecksilberchlorid . .
Ph osph onnolybdänsäure
Papayerin
durch ifatriumaoetat . . . .
KaHumeisencyanfir . .
Phenol
Eisenchlorid ....
n
n
»1
»
it
n
n
»
n
It
II
II
ti
Ammoniak und Natriumhypochlorit
„ n Chlorkalk . . .
Chlorkalk und Schwefelammonium
Ammoniak und Brom
Anilin und Natriumbypochlorit
II 1» I«
Brom Wasser
It
II
I»
II
II
M
II
tl
«I
Qaecksilberozydulnitrat und Salpetrigsäure
It
n
II
QueckRÜberoxydnitrat „
Millon's Reagens
Chlor und Ammoniak . . . .
Aethylnitrat und Schwefelsäure
Phloroglucin
darch Vanillin und Salnäure . . .
Phosphor
nach Mitscherlich's Methode . .
durch Üeberfabrung in Phosphorsäure
Phosphorsäure
durch Bleiacetat
n Kalkwasser .
II.
II
0.00005 g
0.000001g
0.000005 g
O.OOOOlg
1: 1200
1:20000
1: 14000
0.0006 g
0000006g
0.016 g
0.000006 g
0.000015 g
0.000015 g
1 :2500
1:50000
0.0001g
1:8000
1:8000
1:6000
1:40000
O.OOOOlg
15000
25000
250
:40000
10000
5000
500
1000
40000
: 30000
:4000
1000
3000
50000
20000
250000
10000
50000
66000
60000
430000
100000
15000
100000
200000
2000000
12000
2000000
0.000001g
1:200000
1 : 140000
1:20000
1:20000
Dragendorff.
Nagelwort
Prägen der ff,
•I»
Eiloart.
Rhvme.
Kalkbrunner.
J 0 r i 8 s e n .
Donny.
Lustgarten.
Plugge.
i>
It
Mayer.
Dragendorff.
II
11
Eiloart.
Plugge.
Braun.
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ragen
dorff.
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11
II
Plugge.
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Cloetta und Schaer.
Almön.
II
Lex.
Ja c quem in.
CloQtta und Schaer.
Alroän.
Jaquemin.
II
Landolt.
Cloetta und Schaer.
Alm^n.
Cloetta und Schaer.
Alm^n.
II
Kice.
Eykmann.
Lindt.
Fresenius und Neubauer.
Mulder.
456
»
11
it
*f
Pikrinsäure
durch EaliuiD Cyanid
Ealiamsalfid
Eupfersnlfat und Ammoniak
Quecksilber, als Oxjdsalz,
durch Ealiumferrocyanid ....
Ealkwasser
Aetzkali
EaHumcarbonat
Ammoniak
Ealiumjodid
Schwefelwasserstoff ....
Zinnchlorfir
»
*t
tt
Elektrolyse
„ hierauf Einwirkung von Chlor-
gas und Nachweis durch Kaliumjodid .
Quecksilber, als Oxydulsalz,
durch Natriumchlorid
Salicylsäure
durch Eisenchlorid
„ Millon's Reagens und Salpetersäure
Salnetersäure
durch Salzsäure und Blattgold . . .
Naphtol
Eifenoxydulsulfat (als Stickstoff) . .
Pyrogallussäure
Diphenylamin (als Stickstoff) ■ •
M
»
Brucin und concentrirte Schwefelsäure .
i> ♦» »> »» (*"
Stickstoff)
Paratoluidin
Salpetrigsäure
durch Metaphenylendiamin (als Stickstoff) . . .
i>
9»
t>
»
n . . . .
Jodstärkelosung (als Stickstoff)
Naphthylamin (als Stickstoff)
Brucin und concentrirte Schwefelsäure (als
Stickstoff)
Eisenozydnlsulfat (als Stickstoff) ....
Diphenylamin (als Stickstoff)
Schwefelsäure
durch Calcium Chlorid
Bleiacetat
Baryumchlorid : . . .
Freie Schwefelsäure
durch blaues Lackmuspapier
Campecheholzpapier . . .
Canipecheholztinctur auf Porzellan platte .
Silber
durch Ealiumjodid
Ealiumchromat
Ealiumarseniat
Schwefelwasserstoff
Natriumchlorid * . . .
Ealiumxanthogenat
Ealiumeisencyanflr
Elektrolyse, Einwirkung von Chlorgas und
Nachweis durch Pyrogallussäure . . .
Strychnin
durch Phosphormolybdänsänre .......
Phosphorantimonsäure
Metawolframsäure
Ealiumqueeksilberjodid
It
19
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1:4000
1:4000
1:5000
1:1500
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1:6000
1:7000
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1:8000
1:200000
1:40000
1:50000
1:48000
Carey Lea.
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1:100000 bis
150000
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1:
1:
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1
1
1
1
1
100000
1000000
240
8000
800000
500000
10000000
20000000
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20000000
32000
10000000
33000000
200000000
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1000000000
1000000
300000
10000000
250
40000
60000
60000
10000
40000
4000
10000
10000
35000
24000
40000
3300
Schneider.
Overbeck.
Schneider.
Overbeck.
Mayen^on und Bergeret
Almen.
99
Hager.
Warington.
Curtmann.
Warington.
NickolsoD.
Warington.
Longi.
Warington.
Warington.
Ekin.
Warington.
99
»9
»9
Dieterich.
Ashby.
99
1:200000
1
1
1
20000
25000
330000
150000
Wagner.
Quessand.
Mayen^on und Bergeret.
Bhyme.
Scheibler.
Mayer.
457
Stryohnin
durch Kalitunqneclisilbeijodid
Kalinmwismatjodia . . .
Goldcblorid
PikrinsAttre
Gerbs&nre
Oeroxyd und Schwefels&uie
Ealiombichroinat . . .
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ff
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JodkaliQnyodid
NatriQmmtropraBsid
Bitterkeit
Ammoninmtanadat und 8ehwefel8&iire . .
Thallin
dnicb Eisenchlorid
Goldchlorid
Thebaln
durch Fhoephormoljbd&ns&nre
„ EaUarnquecksilbeijodid
„ Gerbe&nre
Jodkalinnjjodid
Goldchlorid
Theobromin
durch Phosphorantiinonsftnre
ThioBchwefelsftare, als Natrinm-
thiosnlfat,
durch EaHampermangafiat
Thymol
durch Essi^änre und concentrirte Schwefelsftnre
» Aetskali and Chloroform
Veratrin
durch PhospborantimonBäare
EaÜomquecksilberjodid
»«
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Phoephonnolybdlnaäare
«>
Jodkaliunyodid . • .
n
Gerbsftnre
Pikrinaftore
9f
Goldcblorid
Ealiamrhodanid . . . .
concentrirte Schwefelsftare
M SalzflAore . .
Zink
durch Ammoniak
}> Ammoninmcarbonat . . .
ff Kalinmcarbonat . . . .
Ealituneisencyanflr
ff
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ff
11
tf
11
ff
Schwefelammoninm
Zucker (Tranbenineker)
durch Trommer'B Probe .
M
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Fehling's Beaction
»
Molisch^ Reaetion . .
Diazobensolsnlfoeänre . .
Bleizacker nnd Ammoniak
Wismntsabnitrat ....
Kochen mit Kalilauge . .
G&hmngBprobe . . . .
1
1
80000
500000
1:10000
1:10000
1:1250
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0.0000012 g
1:80000
1:5000
1:420000
O.OOOOOlg
1:100000
1:100000
1
1
1
1
50000
50000
10000
50000
1:10000
1:1000
1:100000
1:1000000
0.01g
1:5000
1:5000
1:20000
1:5000
1:10000
1:5000
1 : 15000
1:5000
1:1000
1:15000
1:1000
1 :500
0.00017 g
0.00017 g
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
6000
8000
10000
100000
2860
2500000
40000
200
125000
1000
10000000
1000
1000
1000
200
1000
Bbyme.
Dragendorff.
Bhyme.
De Vrij nnd Barg.
Sonnenschein.
De Vrij and Barg.
Jordan nnd Herapath.
Bhyme.
Helwig.
Mandelin.
Blamenbach.
n
Dragendorff.
ff
If
M
n
Haagk.
Hammarsten and Boberi
Stürmer.
Dragendorff.
Bhyme.
DragendorfH
Bhyme.
Dragendorff.
Bhyme.
Dragendorff.
Bbyme.
Dragendorff.
Maeing.
>t
E. Myliae.
Aarlandt.
Cooper.
Molisch.
Pensoldt.
Molisch.
Worm-Mflller.
Molisch.
Penzoldt.
Babner.
Penioldt.
n
II
Eine groBee Anzahl giftiger Körper
sind, da es an charakteristischen Merk-
malen f&r ihren chemischen Nachweis
(bei Vorhandensein kleiner Mengen) fehlt,
458
sicherer durdi ihre phyriologuehe Wirk-
img (subcutane Application, Einwirkung
auf das Auge etc.) nachzuweisen. Bereits
0,00005 g Antiar in bewirkt bei
Fröschen systolischen Herzstillstand
(Schmiedeberg).
0,0001 g Atropin bewirkt bei Warm-
blütern Pupillenerweiterung (Gräfe).
0,0000005 g A t r 0 p i n desgl. {Donders
und EiM/ter).
0,0001 g Ganthari din wirkt blasen-
ziehend (Bragendorff).
0,000005 g C u r ar i n bewirkt b. Fröschen
Lähmung der motorischen Nervenendig-
ungen (Freyer).
0,0012g Digitalin und Digitalein
bewirken bei Fröschen Verlangsamung
der Herzbewegungen und Stillstand in
der Systole (Schmiedeherg).
0,0001 g Digitoxin bewirkt bei
Fröschen systolischen Herzstillstand
(Schmiedeherg),
0,00001 g E s e r i n bewirkt bei Hunden
Oofttr^ction der Pupille (Pander).
0,0000005 g Es er in bewirkt bei Ka-
ninchen und Meerschweinchen Gontrac-
tion der Pupille (Fander).
0,0001 g Muscarin bewirkt bei
Fröschen diastolischen Herzstillstand
(Schmiedeherg).
0,0005 g N e p al i n bewirkt bei Fröschen
Lähmung (Adelheim).
0,00005 g Strychnin tödtet Frösche
und Mäuse unter Tetanus (Falk jun.)
0,00006g Strychnin desgl. (Pick-
ford).
0,00005 g y e r a t r i n bewirkt bei
Fröschen Verlängerung der Muskeleurven
(v. Bejsold).
0,0004 g Veratrin bewirkt bei
Fröschen Brechbewegungen und Verlang-
samung der Herzbewegungen (Weigelin).
Nach Bosshach zeigen die Infusorien
bei Einwirkung von Alkaloiden charak-
teristische Erscheinungen (BosshacK^xAL^
Giftprobe): Blitzschnelle Aufhebung
ihres Molekularzusammenhan^es , sowie
vollständiges Zerfliessen in emen form-
losen Detritus ; bei kleinen Dosen: Dreh-
bewegungen, starkes Aufquellen des ganzen
* Körpers, starke Dilatation, Lähmung der
contractilen Blase, schliesslich Zerfliessen.
Diese Wirkungen werden von Alkaloiden
noch hervorgebracht bei einem Ver-
dOnnungagrad -der Lösung von Strychnin
1 : 15000; Veratrin 1 : 8000; Chinin
1:5000; Atropin 1:1000, dagegen von
Aetzalkalien und Säuren 1 : 400 bis 600
(Salze wirken bei 1 : 200 bis 300 nicht
mehr giftig).
Nach Bockey haben sich vorstehende
Angaben indessen nicht bewährt.
Literatur: Dragendorff, Geiichtlieh-chemi-
Bcbe Ansmittluiig von Giften. Petersburg 1876.
— Dragendorff, Chemische Werthbestimmiing
starkwirkeDder Drogen. Petersburg 1874. —
Dorvaült, L'Officine. Paris 1875/80. ^Fresenius,
Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden.
Mit besonderer Genehmigung der Verleger,
Herren ürhan i& Schwarzenberg in Wien, aus
Becd ' Eneyklopädie der gesammten Pharmaeie.
Mittheiltuigen aus dem öjSentlichen
chemischen Laboratorium von
Dr. Otto Schweissinger zu Dresden.
14. Pepsinam Ph. G. IL Byk.
In letzter Zeit kommt ein neues Pepsin-
Präparat Yon Dr. Heinr. JByX;- Berlin in
den Handel.
Das Präparat stellt ein fast rein weisses,
trockenes, nicht hygroskopisches Paker
von sehr schwachem angenehmem Gemch
dar, es ist von völlig reinem Geschmack,
verbrennt fast ohne Rückstand, und löst
sich leicht in reinem, wie auch in salz-
sanrem Wasser.
Die Bestimmung der verdauenden Kraft
wurde mit Hühnereiweiss nach der von
Oeissler gegebenen verbesserten Vorschrift
(Ph. Gentrsuh. 1885, Nr. 2) vorgenommen.
Das Eiweiss wurde durch ein Sieb« wel-
ches Oeffnungen von 2 mm hatte, gerieben,
und je 10 g desselben in der vorgeschrie-
benen Weise behandelt Der Bückstand,
welcher nach 4 Stunden geblieben war,
wurde abfiltrirt, ausgewaschen und ge-
wogen.
Versuch L Von 1 0 g Eiweiss, welche
1,414 g trockenem Eiweiss entsprachen,
wurden nach 4 Standen 9,745 g verdaut.
Versuch II. Von 10 g Eiweiss, welche
1,388 g trockenem Eiweiss entsprachen,
wurden nach drei Standen verdaut 9,825.
Versuch III. Wurden einmal 10g,
ein anderes Mal 20 g Eiweiss (10 g »
1,414 g trocken) in der Yorgesehnebenen
459
Weise mit 0,1g Pepsin behandelt, so
waren verdaut
von 10 g von 20 g
9,944 g 16,60 g
Es ist bekannt, dass die Forderung der
Pharmakopoe, 10g feuchtes Eiweiss in
4 Stunden völlig zu lösen, nicht ganz
correct ist, da eine völlige Lösung einer-
seits fast nie eintritt, andererseits bei
Anwendung von grösseren Mengen Ei-
weiss viel mehr gelöst wird. Legt man
dagegen die Forderung zu Grunde, dass
0,1g Pepsin in 150 com 0,2 procentiger
Salzsäure gelöst in 4 Stunden bei 40^ G.
mindestens lg trockenes Eiweiss lösen
soll, so erhält man bei dem Pepsin Byk
bei Anwendung von
10g 20g
feachtem Eiweiss feuchtem Eiweiss
1,406 g 2,347 g
Das Pepsin Byk übertrifft demnach die
Anforderungen, welche die Pharmakopoe
an das Pepsin stellt, bedeutend, und kann
das Präparat den besten Pepsinhandels-
marken beigezählt werden.
16. YerflUschang von Damar
mit Colophoniam.
Eine Dresdner Firma hatte kürzlich
einen ziemlich grossen Posten Damar
von einem holländischen Hause bezogen.
Bei der näheren Untersuchung der Waare
stellte sich heraus, dass dieselbe in ge-
schickter Weise mit einem in kleine
Stückehen zerschlagenen sehr hellen
Golophonium verfälscht war.
Die Golophoniumstücke waren mehr
kantig, während die Damarstücke grössten-
theils abgerundet w<u*en; in Spiritus ge-
worfen, löste sich Golophonium, resp.
wurde durchsichtig, während sich das
Damarharz mit einer weissen trüben
Schicht bedeckte. Es kann jedoch durch
Alkohol eine gute Trennung nicht her-
bei^efahrt werden, da auch Damar sich
nach einiger Zeit zum Theil löst. Eine
gute Durchschnittsprobe mit absolutem
Alkohol bei 30 ^^ behandelt und nach
Auflösung der hellen Stücke sofort ab*
gegossen, ergab 40pGL in Alkohol lös-
Uches Harz.
Von sehr grosser Brauchbarkeit erwies
sich dagegen die von Kremel zur Identi-
ficirung von Harzen vorgeschlagene Be-
stimmung der Säurezahl (Ph. Gentralh.
1886, 390). Die Säurezahl des Damars
ist nach Kremel 31, diejenige von hellem
Golophonium ist 163,2. In dem vor-
liegenden Falle wurde gefunden
Säurezahl der klaren Stücke 165,
„ trüben , 30,8.
Femer wurde die Säurezahl aus einem
zerriebenen Durchschnittsmuster bestimmt,
dieselbe war 62,0.
Legt man diese Zahl bei der Berech-
nung zu Grunde, so ergiebt sieh, dass
dem Damar etwa 25pUt. Golophonium
beigemischt waren.
Mfgcellen.
CreoUn.
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Wie wir in Nr. 36 Ihres geschätzten
Blattes vom 8. September sehen, macht
die Empfehlung des Herrn Prof. Fröhner
über das von Pearsan & Co. in Hamburg;
in den Handel gebrachte „Greolin" als
„neuestes'' und „billiges'* Desinfec tions-
mittel die Bunde durch alle Zeitungen.
Wir erlauben uns nun, Sie darauf auf-
merksam zu machen, dass der Artikel
weder neu, noch billig ist.
Derselbe ist vollständig identisch mit
unserm Sapocarbol roh Nr. 2, welches
wir schon im Frühjahr 1884 itf den
Handel brachten und das damals bereits
durch Herrn Dr. Herrn. Hager in der
Pharm. Gentralh. lobend Erwähnung fand.
Wie wenig Berechtigung die Be-
zeichnung „billig'' bei dem Greolin
hat, geht wohl genügend daraus hervor,
dass das Greolin bei Engros- Bezug mit
165 ul^, bei kleineren Fackungen mit
180 uT, sogar mit 200 uT pro 100 kg
notirt wird, während wir unser rohes
Sapocarbol zu dem, den Bestand-
theilen des Artikels angemesse-
nen Preise von 33 uf pro 100 kg bei
Engros -Bezug in den Handel bringen.
Ausser dem rohen Sapocarbol stellen
wir auch noch ein raffinirtes Sapo-
460
earbol, von weit grösserer Eeinheit und
doppelt so grosser Wirksamkeit wie das
rohe, beziehungsweise das Greolin, dar.
Selbst hierfür stellt sich aber der
Engrospreis erst anf 66 Jl pro 100 kg.
Wir empfehlen Ihnen, Ihren Leser-
kreis hierüber aufzuklären.
Chemische Fabrik Eisenbüttel.
Dr. Schackel p. p. Albert Sachse,
Senfinehl init Stärke verfälscht.
Ueber die Untennchung einer Anzahl von
Senfproben (Sinapis alba) berichtet R, G.
Werner (Amer. Pharm. Joum. VI, 1887).
Er fand folgendes :
Asche:
Nr. 1 6,00 pCt.
• 2 6,00 „
» 3 4,50 „
n 4 4,25 .
» 5 6,26 „
Stärke:
nicht
17 pCt.
25 „
30 ,
12,5 „
Die Probe Nr. 1 war rein, die übrigen
Sorten waren mit Stärke yerfalscht ; mit der
Zunahme des Stärkegehaltes fällt der Aschen-
gehalt. Nr. 2 nnd 8 wurden aus Material-
geschäften, Nr. 4 und 5 aus Apotheken ent-
nommen. — 08^
Butter -Verpackung*
Auf einer Versammlung der Butter-, Cheese-
andEgg-CouTention — des Vereins der Butter-,
Käse- und Eierhändler — in Chicago wurde
die Frage erörtert, ob sich Holz oder Blech
besser zur Verpackung Ton Butter eignet.
Einige gaben dem einen, andere dem anderen
Material den Vorzug je nach den Gewohn-
heiten und der Vorliebe der Kunden. Gegen
bölzerte Gefässe wurde eingewendet, dass
nngeeigaetes Holz zur Herstellung der Ton-
nen und Kisten benutzt werde, sowie, dass
die letzteren nicht gehörig ausgelaugt und
mit Salzlake vor dem Gebrauche gesättigt
werden, woraus derHolzgesohmack der Butter
entsteht. Der einzige Grund gegen die Ver>
Wendung von Blech war theoretischer Art,
insofern durch die Einwirkung des im Salz
enthaltenen Chlors auf das Zinn vielleicht
Zinn -Chlorid entstehen kann. Dr. T^ in
Elgin hat Fälle dieser Art mitgetheilt ; aber
eine lange Erfahrung hat gelehrt, dass Butter
in Blechdosen nach Südamerika geschickt
wird und in gut konservirtem Zustande da-
selbst anlangt. Auch die zur Verproviantir-
ung der amerikanischen Marine auf drei Jahre
in Dosen verpackte Butter zeigt keine Spur
von Metallsalzen.
B^ert. d. anal. Chemie IQ&T, Nr, 29,
Verpackung von Salpetersäure.
Schützenberger empfiehlt zur Vermeidung
von Brandunglück durch Bruch von Ge-
fassen, welche gewöhnliche oder rauchende
Salpetersäure enthalten, die Ge&se nicht
ganz zu füllen und das Holz der Kiste, sowie
das Packmaterial (Stroh, Heu, Seegras) mit
kalt gesättigter Lösung von Natriumsul&t
oder Zinksulfat zu tränken und an der Luft
trocknen zu lassen. Seegras (varech) soll
auch ohne mit jenen Salzen getränkt worden
zu sein, dem Zweck genfigen.
Ärchives de pharmacie 16S7, 378.
Bekanntlich ist in Deutschland vorge-
schrieben, dass die für Eisenbahntransport
bestimmten, rauchende Salpetersäure ent-
haltenden Flaschen und Ballons mit einem,
mindestens ihrem Inhalte gleichen Volumen
getrockneter Infusorienerde oder anderer ge-
eigneter trockenerdiger Snbstansen umgeben
sein müssen« g.
Offene €orre§pon«lensE.
ÄpoHh. B. ifi P« Um HenseV^ Tonicum zu
einem Mittel von dem Eisen fianivalentem Ealk-
S ehalt XU machen, muss die Menffe der ersten
er beiden Lösungen geändert werden wie folgt:
60,0 Calcar. carDonici solve in,
80,0 Acid. formicic. (p. spec. 1,12),
S0,0 Add. acetiei,
300,0 Aq. destilL
Äwxth, H« ffi D. Das Jc2ama*sche Verfisthren
der Milchf et tbe Stimmung beruht im We-
sentlichen darauf, dass die zu untersuchende
Milch auf Papierstreifen eingetrocknet wird und
diese dann mit Aether erschöpft werden. Da
die Papierstreifen aus einer besonderen Sorte
Papier hergestellt und dann wieder in Ringe
von Platindraht auf eigentbflmliche Weise ein-
geschoben werden müssen, so ei^et sieh das
Verfahren nicht gut fOr Laboratorien, in denen
nur ab und zu eine JMilchfettbestimmung aus-
geffihrt wird.
T«rl«««r nttd ▼«raatwofUieher BadAotonr Dr. tu CMssler in DrM4«ii.
tA Bnehhuidel Aanh Jnlltta Sprinter, Berlin H., Monb(|onpUti 3.
Druck der KO&Igl. Hofbaclidraekerei Ton 0. €L Mein hold 4 SSh&e In Dreadea,
Pharmaceuiische Ceniralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wisdenschafUiche und geschäfUiche Interessen
der Pharmacie.
Heratttgegeben Ton
Dr. Hermtmi Hager nad Dr. Ewald Gelssler.
Entkaint jo4«ii DoBnerttmg. — Abottnementspreis durch die Pott oder den Bachhaodel
rierteljäbrlich 2 Mark. Bei Zasenduiff unter Streifband 3,60 Mark. Kiniebe Nnrnmen
25 P£ Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf.» bei grOiseran Inseraten oder
wiederholnnl^en Babatt.
Anfragen, Auftrage, Mannscripte etc. wolle man an den Bedactenr Prof. 'Dr. E. GeisBler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
Berlin, den 22. September 1887. ^AVj^^
M^S,
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt: VienU «a4 PkAraMele: Zar nlkroakoplMhea Prflftinf der Kraft/nttarralttel. — Uel»er die Bereitung
Ton BablimatvertMUidatoiren. — TJeber den Nachweis de« flaeohaTln«. — Merphlnm phtalleirai. ^ IMennnng und
Beetlnmanf der in der itekftmmten oder In der ▼eraponnienen Wolle Torkommenden Babstancea. — 2«r Prttftoog
biMifenMter StodRab ^ UienAar «ad Kritik. ^ Mlieellea: Oreolin. — Mangan«anrea Blei. — 2ar Bereitung
Ton Soppoeltorlen. — Agar-Agar-Kfthniubstaas fQr Bakterieneulturen. — Verfahren sar Heratellusg Ten Terpentin
aae OonflBreoharaeii. ~ Wie vertralbt der Alkohol die Lnftblaaen. — Fttr Stärkefabriken brauchbares Wasser. —
Geh«lnmilttel und SpeeialMUsn. — AaaelgeM.
Chemie und Pbarmaclee
Zur inikroakopisehen Frafang
der KraftfuttermitteL*)
Von F. Benecke.
1. Kapitel.
Prfifang von Raps- und BBbsenkaehen
mit besonderer Berflckslehtignng
des schwarzen Senfes.**)
Der Bapskuchen wird hergestellt aus
den Samen vom Baps = Brassica Napus,
der Bflbsenkuchen aus denen Yom Büb-
sen ~ Brassica Rapa. Für die Praxis ist
eine Unterscheidung der beiden Euchen-
sorten ohne Bedeutang, da der Futter-
werth beider derselbe iei, vorausgesetzt,
dass die verwendeten Saatinaterialien
gleich gut nnd die Art dar Pressung die-
selbe ist. Die Unterscheidung der beiden
Kirchen ist anf mikroskopischem Wege
wohl möglich, aber schwierig, wofttr die
*) Vergl. Fbarmac. Centralballe 1S87, Nr. B6,
^ Als Ergannmg mm 5. Kapitel meiner
,,A]Kleitiaig,*' welches aber „Baps- und Rfibsea-
kedbflB" beedelt, and zocfkich als Ergftaswig
som HL Abschnitt, der besazicbjt: y,F.intge be*
sonders wichtige Stoffd, dirrcn welche die Kraft-
Mftonnilllel teMMki <rfer vvmnreinigt nnd.*'
Ursache darin liegt, dass die beiden
Pflanzenarten, von welchen die Samen-
materialien stammen, sehr nahe verwandt
sind und dass diese Verwandtschaft auch
ihren Ausdruck findet in der Aehnlichkeit
des Baues der Samenhüllen, welchen wir
zur Unterscheidung allein nur benützen
können.
Baps- und Bflbsenkuchen gehören neben
Leinkuchen zu deigenigen Odkuchen,
welche am meisten der Verflllschnng aus-
gesetzt und auch cun häafigsten durch
Unkrantsamen verunreinigt sind. Die
Brassica -Arten gehören za der Familie
der Ereuzblathler « Omcifera^. Sind
Unkrautsamen vorhanden, welche von
Pflanzen stammen« die einer anderen Fa-
milie angehören, so ist es flir gewöhnlieh
leicht, dieselben von den Samenschalen
des Baps und Bflbsens za «nterseheiden,
und wir brauchen gar nicht die einzelnen
' Bilder m kennen, welche solche Unkrant-
samen geben; es genügt, zu sehen, dass
die Schalenfragmente, welche wir bei der
mikroskopischen Untersuchung finden,
wadar Bi^ soeh Bübsan aagehdren kX)n-
nen, indem wir alsdann wissen, der Kfh
eben ist; verl&lseht oder Terimreinigt.
Viel schwieriger liegt die Sache, wenn
die beigemischten Unkraatsamen von
Päanzea herrühren, die mit äujenigen
Fdanze, welche die Samen znr Herstell-
nng des Oeiknchens liefert, verwandt
sind. Diesem Fall begegnen wir aber
gerade bei Baps- oder Bflbsenkuehen,
und zwar ist' es in erster Linie der
achwarze'Senf = Brossfctt nigra, welcher
^erbei.in Betracht zu ziehen ist, indem
er am häufigsten vorkommt und über-
dies giftige Wirkung auf den thierischen
Organismus ausübt. Ausserdem aber kön-
nen wir noch eine ganze Beihe anderer
Unkrautsamen aus der Familie der Crn-
ciferae im Kaps- oder Bübsenkueben als
Verffilaehung resp. Verunreinigung an-
treffen. Da — wie gesagt — der schwarze
Senf am meisten zu fürchten ist, so wol-
len wir auch bei der mikroskopischen
Untersuchung auf ihn besonders Büek-
sicht nehmen.
In Folge der Aehnlicbkeit der mikro-
skopischen Bilder, welche uns die Samen
vom Baps, Bübsen und schwarzen Senf
liefern, dürfen wir nicht — wie es ge-
wöhnhch anzurathen — das Oelkuchen-
mehl mit Salz- und Salpetersäure und
darauf mit Natronlauge kochen, sondern
wir müssen ein anderes Verfahren wäh-
len. Ich möchte folgendes empfehlen,
das ich als das zwei^mässigste erprobt
habe.*)
Mao bringt einen Kaffeelöffel toU Oel-
knchenmehl in eine Porzellanschale, fügt
ca. 15 Kubikcentimeter Wasser hinzu, rOl^t
um, giesst ein gleiches Quantum eoneen-
trirte Salzsäure hinzu, rührt wieder tun
und erhitzt unter stetem Umrühren bis
zum Eochen, giesst kaltes Wasser hinzu,
filtrirt, wäscht mit Wasser gut aus, bringt
den durch Ausdrücken vom Wasser mög-
lichst befreiten Böekstand in eine Por-
zellanschale, fügt ca. 15 Cubikcentimeter
Gljcerin hinza und erhitzt unter lang-
samem Umrühren, höre aber auf, ehe das
Glvcerin zu sieden beginnt. Nach dem
Erkalten bringen wir mit Hülfe eines
. ') Der Eflne halber mniB ich die allgemeiiie
Metbode der Behandlang als bebannt voranB-
«•taen ; man vei^l. „Anleitnng, Alteemeioer Theil,
IILÄbicluiitt: .IHe Uethode dal ÜnUnachniiff,"
StjitoSS bli 47. .,
Qlasröhrchens genügend SehälentheilcheD
mit Glycerin auf einen Objecttr&ger ond
betrachten dieselben bei ca. lOOfacher
Vergrösserung, am besten nach Auflegung
eines Deckglases.
An der ü»nd der Figuren 1, 2 und 3
wollen wir nunmehr die Bilder kennen
lernen, welche uns die Samenhüllen vom
Baps, Bübsen und schwarzen . Senf nach
einer sojcbeu Behandlungsweise im Ge-
sichtsfelde des Mikroskopes darbieten.
ncnt I.
Suoasligil« TOD Brtiataa Mapni.
(VargrÖHernaB «ft. 100 heh)
Figur 1 zeigt uns die Samenhülle vom
Baps. Wir sehen kleine, meist itinf- oder
sechseckige Zellen, welche runde oder
ovale Löcher in ihrer Mitte aufweisen.
In Natur -erscheinen die Zellen braun ge-
iaht. Mitunter sind nur die Locher und
nicht auch die Begrenznngslinien der
Zellen deutlich zu sehen.
SamanliBna Toa Braolo Bapa.
(VergfS—nat ei. 100 Auh.)
Rübsen liefert ein ganz Bhnliches Bild,
jedoch — wie Figur 3 erkennen lässt —
ist noch eine weitere charakteristische
Zeichnung vorhanden. In der Figur,
welche vne jede alndere immer mehr oder
weniger schematisch sein muss, ist diese
Zeichnung eher zu deutlich als zd schwach
angegeben. Es erscheinen knrze Zell-
reixien, die zu einem Netz rerbmtden
Bind, dunkler scbattirt.
Figur '8 st«U^ di^ SunanhoUa Tom
schwarzen Senf dar. Die (ebenfalls bran-
nen) Zellen sind ungleicli kleiner als bei
Bapa und Bübsen ; ilire durchschnittliche
Grüsse beträgt etwa die Hälfte.
Oft sind auch hier die Begrenzungs-
linieB der eckigen Zellen nicht wahr-
nehmbar, oder umgekehrt sieht ntan die
Löcher nicht deutlich. Es hängt dies
theils von der Behandlungsweise, theils
von der Lage des Scbalenstückes und
theils von der Einstellung des Mikro-
skopes ab. Das Netz fehlt nie und ist
ungleich deutlicher als beim Babsen, so
dass dadurch ein zweiter Unterschied ge-
geben ist. Da die Masehen des Netzes
beim Bübsen und schwarzen Senf nicht
wesentlich verschieden gross sind, wob)
aber die einzelnen Zellen, so ist in Folge
dessen die Zahl der Zellen, welche beim
Rflbsen anf eine Masehe kommen, viel
kleiner als beim schwarzen Senf. Einen
weiteren sehr wesentlichen Unterschied
zwischen schwarzem Senf einerseits und
Raps und Bübsen sndererseits nehmen
wir wahr, wenn vrir den Band der Samen-
hüUstQckoben beachten. Suchen vrir nns
beim schwarzen Senf SchalenstOckchen,
welche ein wenig gerollt sind, so dass
wir auf den Band des ursprünglichen
Samens schauen kßnnen, so beobachten
wir fingerartige Hervorragungen. Diese
sind nicht an allen Samenhüllstückchen
vorhanden oder wenigstens nicht deutUch
erkennbar; dann mfissen die zuerst ge-
nannten Unterschiede ansreichen. Sehen
wir aber auch die in Figur 3 bei a wie-
dergegebenen Bandzeichnungen, so kön-
nen wir absolut sicher sein, dass schwarzer
Senf TorhÄnden ist; solche oder ähnliche
HerTorragangen am Band zeigen bei der
empfohlenen Behandlungsweise Baps lUi^
Bübsen oiel
Wollen wir die Unterschiede, welche
sich aus Torstehendem ergeben haben,
kurz zusammenfassen, so erhalten wir
folgendes Schema:
I. ZeOen verhSltnissmSssig
groaa , keine Hervor- '■'■
rftgnngen am Hände :
A. Kein Neti: Ritpe = Brasiica Sapiiei
B. Undentliches Netz: '
RflbfleD = Branica Eäpa^-
IL Zellen TerhUtDiiamSBsig
klein, sehr dentlicboa . ;
Neti, fingeriÖrmiüeHer- , . .
vorragnngen am Bande: ' '
' Scnwaner Senf ^ Brassica itigra.'
Man ersieht, der Nachweis von sehwar-'
zem Senf in Baps- und Bübsenkucheu hat
keine Schwierigkeiteo. Um uns nun zii.
flberzeugen, dass auch keine anderen Bei-
mengungen vorhanden sind, ist noch Fol-
gendes nöthig:
1. Prüfung mit Jod auf Stfeke.*) ' ;
2. Prüfung auf mineralische, anorga-
nische Zusätze.*) - -{
3. Prüfung auf Yernnreinigung oder-
Verfälschung durch andere orga-,
nische, von Samen, Früchten, Sage-
mehl etc. herrührende Produete.
Ihrer Dicke wegen völlig nndurchsich»
tige (holzige) Schalenstückchen dürfen,
bei der in Anwendung gebrachten Be-
handlung nicht vorhanden sein, ebenso,
wenig andersartige charakteristische Scha-
lenstOckchen als die, welche Figur 1 und 2.
darstellt. Hierbei ist nun noch auf einen
anfangs berührten Punkt kurz zurückzu-'
kommen. Im Baps- und Bubsenkuehen
können sich ausser Brassica nigra, dem
schwarzen Senf, noch eine Beihe anderer
Crtici'feren- Samen finden, deren mikro-
skopische Bilder, ebenfalls mit denen von
Brassica Napus, Baps, und Brassica
Bapa, Bobseo, Aehnlichkeit haben. 8o;
giebt es z. B. Hüllen von Owci/eren-
Samen, welche in der ZellgröBBC mit
Baps und Bübsen übereinstimmen, aber-
ein deutliches Netz zeigen, oder solche,'
deren Zellgrösse dem Bilde von Brassica-
nigra entspricht, aber ohne oder nur mit'
undeutlichem Netzwerke; weiterhin giefot
es Hüllen von Ouc^eren- Samen, deren
•) Vergl.. „Anldtang," Sdte 86 nnd 64.
404
tdteft 1b OrOiM tmd Fotm mit dendn
vom Baps und Bübsen Aehnlidhkeit haben,
di^ Jedoch nicht — wie beim Bübsen oder
sohwafzw Senf — mit einem Netze be-
^eekt 8in4| sondern mit dunklen Längs-
streifen, indem bestimmte, der ganzen
Länge nach verlaufende Zellreihen dunk-
lere Schattirung besitzen.
Beachtet man aber stets gewissenhaft
die erwähnten Charakter istica von Baps
und BQbsen und wendet man zur Con-
trole stets Yergieichsmaterialien an, was
besonders fQr die sichere Beurtheilung
der 6rössenverhältnisse von höchster Be-
deutung ist, so wird man in der Lage
sein, ein zutreffendes Urtheil über die
Beinheit und damit auch über den Werth
von Baps- und Bübsenkuchen sieh bilden
zu können.
(Fortsetzung folgt.)
lieber dieBereitang von Sublimat-
verbandstoffen.
Ueber dieses Thema veröffentlicht Prael
in der Ptiimiiaceutischen Zeitung 1887, Nr.
67 bis 69 die Beobachtungen und Erfahr-
ungen, welche bei Anfertigung von Sublimat-
rerbandstoftfeii nach Anleitung der Kriegs-
Sattitftts-Ordnung votn Jahre 18T7, Beilage 5
(k«u 1886) gemacht wurden.
Die 2ur Verwendung gelangende tmpräg-
airflassigkeit enthält 0,33 pCt. Sublimat und
ist nach obengenannter Beilage 5 , wie auch
bereite Ph. C. 1886, S. 3^2 mitgetheilt wurde,
fblgendermaassen zusammengesetzt :
Hydrargyr. bichlorat. . . 50,0
Spiritus 6000,0
Glycerin 2500,0
Aquadestillat 7500,0
fe^uchsin 0,5
Die Verbandstoffe, welche der Sublimat-
iHiprägaimDg mnterworfeii werden. Bind Watte,
Mallf Cambvic.
Die gelnaint^ Beilage 5 ttmcht keineridi
aiiitee Aagabeii fiber die Art und W«ite, wie
die Imprfigniruag auageMirt werden soll,
iimIi wifd ein hesütomter StibMnialyehait in
dia imprftgairten Verbandstoffen verlangt.
Nor die Bvttieikuag, dass 1,5 kg dieser
Fliwigkeit g«A6ga, am 1 Stück Mull & 40 m
SU imprftgniren, ergiebt in Anbetracht der
Thatsacke» dftsi eia Stack MnU usfeflbr 1
bis 1,1 kg Wiegt uad dass dte ia 1,5 kg der
Flässigkeit tothalteae Glycerin (250,0) naeh
dem Treekaen ia dem Verbaadstoff bleibt,
dass der imprKgairte Mull ungefthr die 0,5
pCt. Sublimat entsprechende Menge Queck-
silber enthalten werde. Erfahrungsgemäs«
ist das Gewicht eines Stückes MuU je nach
der Herkunft etc. schwankend.
Die Praxis ergab , dass Mull ungefähr das
l,5fache seines Gewichts an Impragnirungs-
üüssigkeit, Watte ebenfalls das l,5fache und
Cambric das Ifache aufiiimmt. Die frisch
impräguirten Stoffe sind hierbei so gedacht,
dass sie bei heftigem Drücken keine über-
schüssige Flüssigkeit abgeben, jedoch gleich-
mSssig durchfeuchtet sind und dass auch,
während die Stoffe zum Trocknea aaf Leinen
gehängt sind, ron den Stoffen keine Flüssig-
keit abtropft.
Aus den ebea aagegebeaen Verhältaisaen
der Aufsaugung ergiebt sich also | dass Mull
ungefähr die 0,5 pCt. Sublimat, Walte die
0,5 pCt. Sublimat und Cambric die 0,83 pCt.
Sublimat entsprechende Menge Queeksilber
enthalten müsse.
Es eigab sich bald, dass für dieHerstaliung
grösserer Mengen von Sublimatrex^aadstoffen
in kürzester Zeit aidit der voa Slmberget
(Militär-ärziliehe Zeitschrift 1886) vertretene
Modus Anwendung ünden koaate. Naeh
diesem sollte der betreffeade Verbaadataff in
einem entsprechenden Geftles befiadÜch mit
der abgewogenea Meage Impri&gnirflasmgkeit
begossen und diese durch Knetea nsit den
Händen gleichmässig vertheilt wardea. Es
fimd deshalb eiae Wriagmaschiae mit Kaat-
sohukwaliea Verweadung, die ein raaehes
und ezactes Arbeitea ermöglicht. (An aa-
dereai Orte fimd ia g!ei<^er Weiee eine
Wringmaseiitae Verwendung, deren etellbare
Holawalaen mittelst einer Beazia-Paraffialos*
uag getränkt wurden , was sich bAt gut be-
währt hat. Ref.)
Die Verbandstofife werden in die ia geeig-
neten Gefiiesea befindliche Imprägnirangs-
flüseigkeit untergetaucht, aater öfteram Be-
arbeitaa mit hölaeraen Keulen 1/4 Staada laag
daselbst belassen, hiemaf heraaegehobea aad
dureh die wriagmaschine gerolh. Hietbei
ist et praktisch, Arbeitrtheüuag eintreten sa
laasen und Jedem Arbeiter eiaa beetlauate
Faaetiea sa ibertragaa, eowfa die Bäade
deijlettigea Arbeiter , welche aü melatan mit
der £l«ssigkelt in BetÜhiang kaanaan, tarek
465
KautscbnkhandBchahe vor der schädlichen
EinwiricQDg jener va schätaen.
Die ans den Tollgesogenen Verbandstoffen
abgepresste Flüssigkeit läuft in dasselbe Ge-
lEss zardck. Diese znrücklaafende Flüssig-
keit ist durch die Berührung mit den Ver-
bandstoffen schwächer an Sublimat geworden,
demnach müssen auch die mit der schwächeren
Flüssigkeit weiterhin bereiteten Sublimat-
▼erbandstoffe immer schwächer in Gehalt
werden.
Um über diese Paukte Aufklärung zu er-
halten, wurden von Prael quantitative Be-
stimmungen des in schon gebrauchter Im-
prägnirflüssigkeit enthaltenen Sublimats , so-
wie des in den imprägnirten Verbandstoffen
als Sublimat , beziehentlich in anderer Form
vorhandenen Quecksilbers ausgeführt.
1. So enthielt frisch bereitete Imprägnir-
ungsflfissigk eit 0,3574 pCt. Sublimat; 2. nach
Imprägnirung von 10 bis 12 kg Watte (auf
36 kg Flüssigkeit) enthielt die restirende
Flüssigkeit nur noch 0,2920 pCt. Sublimat,
und 3. nach weiterem Verbrauch der Flüssig-
keit zum Imprägniren, so dass nur ein kleiner
Best der letzteren noch übrig war, enthielt
derselbe 0,2125 pCt. Sublimat. Die Unter-
suchung der mit jenen Imprägnirflüssigkeiten
verschiedenen Gehalts (1, 2, 3) hergestellten
Sublimatwatte ergab folgende Resultate , wo-
bei die Bezeichnungen der Watte (1, 2, 3)
den obigen Flüssigkeitsproben entsprechen.
Watte
1
2
3
pCt.
Sabliroat
Qneeksilber
In anderer
Form als
Sablimat
bereefanet.
0,4234
0,3445
0,2394
0,1226
0,0934
0,0642
Aae der
Imprägnir-
rechneter*)
Snblimat-
gehalt.
Gesammt
qneck-
aU Snbll
mat be-
rechnet.
0,5460
0,4379
0,8036
0,5361
0,4380
0,3187
Während der Gehalt der Lösung II gegen
I um 18,29 pCt. und der Lösung 111 gegen I
um 40,54 pCt. des ursprünglichen Sublimat-
gehalta abgenommen hat, beträgt die Ab-
nahme der imprägnirten Watte II gegen I
19,79 pCt. und III gegen I 44,39 pCt., von
dem als Sublimat berechneten Quecksilber.
Die Untersuchung der Watte wurde so
ausgeführt , dass , nachdem durch 4 - bis 5^
*) Hierbei ist angenommen , dass 1 kg Watte
l^kglmpr&gnirungäfissiglceit aufgenommen hat
maliges Erschöpfen das in Wasser lösliche
Sublimat entfernt war, durch Behandlang der
sublimatfreien Watte mit Salzsäure und Ka-
liumchlorat das als Chlorür oder in anderer,
in Wasser unlöslicher Form vorhandene
Queeksilber in Lösung erhalten wurde. Die
Fällung des Quecksilbers mittelst Schwefel-
wasserstoff und die Reinigung des Nieder-
schlags geschah nach bekannten Methoden.
Die oben erwähnte Abnahme des Qneck*
silbergehalts der mit der gleichen Flüssigkeit
nach einander imprägnirten Verbandstoffe
lässt sich vermeiden durch fortwährendes Zu-
fliessenlassen frischer Quantitäten Imprägnir-
ungsflüssigkeit, was am besten selbstthätig
vermittelet eines Glashebers aus einem Vor«
rathsgefäss ausgeführt wird. Ausserdem ist
eine kürzere Berührungsdaner der Verband-
stoffe mit der Flüssigkeit (als 1/4 Stande) in
demselben Sinne der Gleichmässigkeit forder-
lich; die entfetteten Verbandstoffe, welche
die Flüssigkeit sofort aufsaugen , können bei
>/48tündigem Liegen in der Flüssigkeit sich
auch nicht voller saugen, was auch belanglos
wäre , da der Ueberschuss wieder abgepresst
wird. Im Gegentheil ist die längere Berühr-
ungsdauer schädlich, da hierdurch, vermnth-
lich durch Oberflächeu.anziehung , beziehent-
lich Bildung von Cellulosequecksilberverbind-
ungen die Flüssigkeit unverhältnissmässig
des Sublimats beraubt wird.
Auf Grund des oben angeführten Auf-
nahmevermögens der verschiedenen Verband-
stoffe für die zu verwendende Flüssigkeit und
wegen der nicht immer ganz gleich ausfallen-
den Beschaffenheit (z. B. bezüglich des Ge-
wichts eines Stücks Mull etc.) und, da auch
die Stellung der Walzen der Wringmaschine
während des Gebrauchs sich ändern kann, ist
es nöthig , das Gewicht der eben der Wring-
maschine entnommenen feuchten Verband-
sto£Pe häuüg mittelst der Waage zu control-
liren.
Das vorstehend für Watte Ausgeführte
gilt natürlich auch in gleicher Weise für Mull
und Cambric.
Die von mebrerwähnter Beilage 5 für Her-
stellung der Imprägnirungsflüssigkeit ge-
stattete Ersetzung des Wassers durch Spiritus
(bei eiliger Darstellung der Verbandstoffe)
oder des Spiritus durch Wasser — Brunnen-
wasser — (bei Mangel an Spiritus und destil-
lirtem Wasser) erfordert einige Abweichungen
von den vorhergehenden Angaben.
466
Bei Ersetzung des Wassen durch Spiritas
ist zu berücksichtigen , dass die so erhaltene
Imprägnirungsflüssigkeit ein anderes speci-
fisches Grewicht besitzt und die Verbandstoffe
dem entsprechend ein anderes Aufhahmever-
mögen für diese modifioirte Lösung zeigen
werden, gegenüber der mit Wasser und Spiri-
tus bereiteten. Das Gleiche gilt in ähnlichem
Sinne in den Fällen der theilweisen oder
völligen Ersetzung des Spiritus durch Wasser.
Für den Fall der Ersetzung des Spiritus
durch Brunnenwasser ist auf den Kalkgehalt
und dessen Unschädlichmachung Bedacht zu
nehmen, wozu sich ein Zusatz von Salicyl-
säure empfiehlt (vergl. Pharm. Centralh. 27,
402). ^____ «.
üeber
den Nachweis des Saccharins.
Von a Sehmüt,
Da die Ortho - Sulfaminbenzoesäure (Fahl-
berg's Saccharin) wegen ihrer intensiven
Süssigkeit trotz der unangenehmen Eigen-
schaft des „Kratzens** und trotz des hohen
Preises von 100 Jt per Kilo Beachtung in
immer weiteren Kreisen findet, so. liegt die
Möglichkeit nahe, dasselbe zum Versüssen
gewisser Weinsorten, sowie zur Schaumwein-
bereitung verwendet zu sehen , und dasselbe
in solchen Fabrikaten nachweisen zu müssen.
Zu diesem Behufe schlägt Verf. im Verein
mit Pinette und Bösler zunächst vor, die
LÖBungsfähigkeit des Aethers zu benutzen,
um nach Abscheidung aller ebenfalls in den
Aether übergehenden Bestandtheile des
Weines das Saccharin in Substanz zu ge-
winnen und zu identificiren. Es gelingt das
am besten, wenn man den zur Trockne ein-
gedampften ätherischen Auszug eines Weines
mit heissem Wasser aufnimmt, mit Bleiessig
behandelt, das überschüssige Blei durch
Schwefelsäure abscheidet, und die Schwefel-
säure nach dem Filtriren unter Erhitzen mit
Barjnoimcarbonat neutralisirt. Die nach dem
Abfiltriren des Barjumsulfats resultirende
Flüssigkeit liefert bei Anwesenheit von
Saccharin den rein süssen Geschmack des
Saccharin - Baryums. Da indessen die Zunge
allein als Identitätsbeweis nicht genügt,
müssen noch Controlreactionen gemacht
werden. Man kann zu dem Behufe entweder
den obigen Aether-Bückstand mit conoen-
trirter HCl erhitzen (es bildet sich bei An-
wesenheit von Saccharin NH3 resp. NH4CI)
oder mit Aetznatron schmelzen (es bildet sich
dann N%2S04). Schmitt räth indessen nicht
zu diesen Methoden, da einerseits die Mög-
lichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass in den
Aether-Bückstand anderweite Stickstoffver-
bindungen übergehen, welche dann gleich-
falls NH3 bilden würden, andererseits aber
der Schwefelsäurenachweis von H2SO4 absolut
freie Reagentien voraussetzt, was bekanntlich
nicht immer der Fall ist.
PineUe hat im weiteren Verlaufe der Unter-
suchung constatirt, dass beim Schmelzen von
Saccharin mit Natron sich nicht allein Sulfat,
sondern auch salicylsaures Salz bildet. Man
könnte also auch die Anwesenheit des
Saccharins durch die bekannte scharfe Be-
action mit Eisenchlorid nachweisen; esmasste
dann jedoch vor dem Schmelzen in jedem
Falle eine Prüfung auf Salicjlsäure voraus-
gehen.
Schmitt hat sodann noch die Beobachtung
gemacht, dass Tannin und ebenso die im
Weine enthaltenen Gerbstoffe beim Schmelzen
mit Natron Spuren von Salicjlsäure liefern;
endlich hat Böse gefunden , dass Tannin in
gleichen Theilen Aether und Petroleumäther
fast unlöslich ist. Durch geschickte Com-
bination der vorstehenden Beobachtungen
hat Schmitt dann nachfolgenden Gang zum
Nachweis des Saccharins aufgestellt : 100 ccm
des stark angesäuerten Weines werden drei-
mal mit je 50 ccm einer Mischung aus gleichen
Theilen Aether und Petroleumäther aus-
geschüttelt und nach der Trennung im
Scheidetrichter die ätherische Lösung sofort
filtrirt. Die so gewonnenen drei Auszüge
versetzt man mit etwas Natronlauge und Ter-
dampft fast zur Trockne. Den Rückstand
erhitzt man in einem Silber- oder Porsellan-
schälchen 1/2 Stunde auf 260 0 ; die Schmelze
löst man in H2O, bringt die Lösung in- einen
Scheidetrichter, übersättigt mit 112804 und
zieht die gebildete Salicylsäure mit 60 ccm
Aether aus. Den filtrirten Auszug dampft
mau zur Trockne, nimmt mit wenig H^O auf
und versetzt mit einigen Tropfen Eisenchlorid.
Enthielt der Wein Saccharin , dann tritt die
bekannte rothviolette Färbung auf. Es gelang
auf diese Weise noch 0,006 pCt., ja noch
weniger, mit grosser Sicherheit nachzuweisen.
467
Morphium phtaUcum.
E, Bombeion bezeichnet das Morphium
phtalicum als dasjenige Morphinmsalz , wel-
ches wegen seiner Haltbarkeit, Beständigkeit,
leichten Löslichkeit, Neutralität etc. die
Wunsche und Anforderungen des praktischen
Arztes am besten erfüllen dürfte.
Zur Darstellung desselben ist ein ganz
reines Morphin und eine ganz reine Phtal-
säure erforderlich, weil die Verbindung nicht
krjstallisirt , es also auch keine Mutterlauge
giebt. Man fällt Morphinhydrochlorid mit
Aetzammon aus, wäscht gut ans , presst ab,
löst das Morphin wieder in Essigsäure, um
nochmals mit Aetzammon auszufallen, zu
waschen, abzupressen etc. Von diesem so
gereinigten Morphin bringt man so viel in
heisse Phtalsäurelösung , bis etwas Morphin
ungelöst bleibt , lässt dann erkalten , filtrirt,
dampft die Lösung bei gelinder Wärme bis
zur Dicke eines Syrups ein und bringt diesen
auf Glasplatten , um in der bekannten Weise
das Präparat in Lamellen zu erhalten.
Das Morphium phtalicum bildet schöne
glashelle Blättchen und löst sich bereits in
5 Th. Wasser; die Lösung ist völlig neutral
und hält sich auch in sehr Terdünntem Zu-
stande lange unverändert. Die Einspritz-
ungen unter die Haut sind schmerzlos, g.
Pharm, Zeitung,
Erkennung und Bestimmung der
in der gek&mmten oder in der ver-
sponnenen Wolle vorkommenden
Substanzen.
Von A. Retwfiard.
Die fremden Stoffe können auf drei Arten
in die Wolle gelangen.
1. Die bei der Bearbeitung der Wolle zu-
gesetzten Stoffe wurden nicht vollständig ent-
fernt.
2. Während der Arbeit haben sich auf der
Wolle neue Verbindungen gebildet und sind
in die Fäden eingedrungen.
3. Beabsichtigte Verfälschungen.
Zu der ersten Gruppe gehören alkalische
Seifen, Glycerin und Fettsubstanzen. Die
alkalischen Seifen bewirken die Fixirung von
Erden und der Metalle auf der Wolle, indem
sich unlösliche Seifen bilden. Diese Stoffe
beschweren die Wolle, machen sie hart,
brüchig, schwierig zum Verspinnen und un-
geeignet zum Färben. Die Fette bewirken
nicht diese Uebelstände; sie verhindern je-
doch das gleichförmige Benetzen der Wolle,
wodurch beim Färben Flecke entstehen. Das
Glycerin giebt keine Niederschläge mit den
Erden, erleichtert das Benetzen und macht
die Wolle zum Verspinnen sehr geeignet. Da
es jedoch im Wasser ungemein leicht löslich
ist, so wird es beim Ausfärben sowie beim
Waschen vollständig entfernt, wodurch Ver-
luste für den Färber am Gewicht der Wolle
entstehen.
Die Verunreinigungen der zweiten Klasse
bilden Kalk-, Magnesia-, Eisen- und selbst
Bleiseifen. Dieselben entstehen durch Ein-
wirkung der in der Wolle enthaltenen Al-
kalienseifen , wenn man die Wolle in nicht
genügend reinem Wasser spült. Kalk und
Magnesia sind fast in jedem Wasser vor-
handen. Eisen und Blei kommen aus den
Leitungen. Femer sind die unlöslichen oder
die etwas löslichen Sulfate zu erwähnen.
Uebersteigt die Menge der genannten Ver-
bindungen einen gewissen Grad, so kann man
annehmen, dass sie zu Verfälsch ungsz wecken
hinzugesetzt worden sind. Es sind z. B. Ba-
ryumsulfat, Kaolin u. a. Stoffe in der Wolle
gefunden. Alle solche Verfälschungen sind
in der Asche zu suchen. Die Asche darf
übrigens nicht mehr als 1,25 pCt. der trocke-
nen Wolle betragen.
Qualitative Analyse. Hierzu ge-
nügt ein einziger, etwa 100 g schwerer Wollen-
strang.
A. Lösliche Bestandtheile. Die
Wolle wird in 100 bis 150 g kochenden
Wassers hineingelegt, wobei man Sorge trägt,
dass sie sich nicht zusammenzieht. Man
lässt auf 25 ^ erkalten , giesst die Flüssigkeit
ab und spült die Wolle in lauwarmem Wasser
so lange aus, als noch durch Bleiacetatlösung
ein Niederschlag erfolgt. Das Wasch wasser
wird dann auf 500 ccm eingedampft und mit
Barytwasser versetzt.
a. Der erhaltene Niederschlag wird durch
Abgiessen gewaschen, alsdann in einen Kolben
gebracht und mit etwas Wasser und einigen
Tropfen blauer Lackmustinctur angerührt.
Man setzt nun allmälig verdünnte Salzsäure
hinzu. Findet dabei Aufbrausen statt und
nimmt die Lackmustinctur eine weinrothe
Färbung an , bevor sie reinroth wird , so sind
Alkalioarbonate in der Wolle zugegen. Bleibt
nach dem Aufkochen mit etwas überschüssiger
468
Salzsäure ein unlöslicher Rückstand, so waren
in der Wolle lösliche Sulfate vorhanden.
Die in diesem Falle filtrirte Lösung wird
mit Kalihydrat neutralisirt. Erhält man dabei
einen Niederschlag, so besteht er aus der
Barytseife; es waren also in diesem Falle
Alkaliseifen in der Wolle enthalten.
Nach Entfernung dieses Niederschlages setzt
man Essigsäure und dann Ammoniak im
Ueberschuss hinzu, um auf Thonerde und
Eisen zu prüfen.
b. Man fallt den überschüssigen Baryt
durch verdünnte Schwefelsäure aus und setzt,
um wieder den Ueberschuss der Schwefelsäure
zu entfernen, so lange Baryumcarbonat hinzu,
als noch Aufschäumen stattfindet. Man filtrirt
nach dem Aufkochen und untersucht eine
Probe der erhaltenen Flüssigkeit mit einer
Lösung von salpetersaurem Silber auf
Chloride. Sind dieselben vorhanden (nach
den Erfahrungen des Verfassers kommen sie
nur spurenweise in der Wolle vor), so be-
handelt man die gesammte Flüssigkeit mit
schwefelsaurem Silber, wodurch die Chloride
der Alkalien einerseits in Chlorsilber, anderer-
seits in Alkalisulfate umgewandelt werden.
Nach dem Filtriren entfernt man das über-
schüssige Silber mittelst Schwefelwasserstoff,
filtrirt, sättigt die freigewordene Schwefelsäure
mit Baryumcarbonat ab, filtrirt wieder und
dampft das Filtrat bei 80^ ab. Ist Glycerin
vorhanden, so bleibt schliesslich ein Syrup,
der bei 80'* nichts mehr an Gewicht verliert.
Man lässt ihn dann erkalten, setzt das gleiche
Volumen Alkohol von 95 ^ pCt. zu und
filtrirt von den gefällten Alkalisulfaten ab.
Das Filtrat, nun eingedampft, giebt als Rück-
stand Glycerin.
B. In Wasser unlösliche Sub-
stanzen. Derselbe Wollenstrang wird nun
mit warmer Sodalösung behandelt. Die ab-
gegossene Flüssigkeit wird dann mit Essig-
säure angesäuert und bis zur vollständigen
Entfernung der Kohlensäure gekocht. Man
setzt alsdann Bleiacetatlösung zu; entsteht
ein Niederschlag , so waren freie Fettsäuren
vorhanden.
C. Carbonate und Seifen der Erden.
Die Wolle wird mit 2 ^ B. starker Salzsäure
behandelt. Die Flüssigkeit wird eingeengt
und auf gewöhnliche Weise auf Eisen, Thon-
erde, Kalk und Magnesia untersucht.
Die mit Salzsäure behandelte Wolle wird
nun wieder nach B mit Sodalösung digerirt.
Waren nämlich Seifen der Erden vorhanden,
so wurden sie durch Salzsäure zersetzt und
die entstandenen Fettsäuren müssten sich nun
in Soda lösen.
D. Substanzen, die in den ge-
nannten Bädern unlöslich sind.
Das mit Wasser, Soda und Salzsäure aus-
gewaschene Stück wird nun getrocknet, ver-
brannt ^ und die Asche, falls die Menge ab-
norm sein sollte, auf gewöhnliche Weise unter-
sucht.
Quantitative Analyse. £. Be-
stimmung des hygroskopischen
Wassers. Eine gewogene Menge (lOOgJ
wird bei 105 ^ getrocknet und wieder ge-
wogen. Der Verlust giebt den hygrosko-
pischen Feuchtigkeitsgehalt an. Die so ge-
trocknete Wolle kann nicht mehr zu den
übrigen Gewichtsbestimmungen dienen. Die
trockne Hitze verursacht nämlich das Coa-
guliren gewisser organischer Stoffe, was die
Einwirkung der Lösungsmittel erschweren
würde.
F. Gesammtbestimmung der in
Wasser löslichen Stoffe. 100g Wolle
werden nach A behandelt, dann getrocknet
und wieder gewogen. Indem man dieses Ge-
wicht von demjenigen des nach E behandelten
Musters abzieht, erhält man die Menge der
in Wasser löslichen Stoffe.
G. Bestimmung des Stau bes. Das
vereinigte Waschwasser wird von dem darin
vertheilten Staube nicht sofort filtrirt, da es
sehr schwer filtrirbar ist. Man lässt erst ab-
sitzen, giesst ab und wäscht zwei- bis dreimal
den Bodenabsatz durch Decantixen aus.
Schliesslich bringt man alles auf ein doppeltes
Filter, dessen einzelne Filter genau auf einer
Fräcisionswaage gleich tarirt wurden, wäscht
aus und wägt. Die Gewichtsdifferenz des
inneren und des äusseren Filters giebt die
Menge des Staubes an. Durch Calciniren der
Filter und Wägen der Asche kann man noch
die Menge der organischen Substanzen in
dem Staube bestimmen.
H. Durch Barytwasser fällbare
Stoffe. Die Flüssigkeit wird nach Aa be-
handelt. Der erhaltene Barytniederschlag
wird gesammelt und gewogen.
Zur Bestimmung der löslichen
Sulfate behandelt man dann einen Theil
des Barytniederschlages mit SalasSare, wie
oben (A) angegeben wurde. Der unlösliche
Rückstand wird gewogen.
469
Znr Bestimmung der löslichen
Seifen wird die dnrcfa Kalibydrat nieder-
geschlagene Harytseife auf einem doppelten
Filter gesammelt and gewogen.
Znr Bestimmung der löslichen
Carbonate wird in einem Theile des
Barytniederschiages die Kohlensäure be-
stimmt,
J. Durch Barytwasser nicht fäll-
bare Stoffe. Die von dem Barjtnieder-
schlag abfiltrirte Flfissigkeit wird nach b be-
handelt. Sind Chloride vorhanden, so werden
sie als Chlorsilber gewogen. Die Alkalien
wägt man als Salfate. Erhält man beim Be-
bandeln der Alkalisalze mit Salzsäure und
Platinehlorid einen Niederschlag, so muss
Kalium als Platindoppelsals bestimmt werden.
Glycerin dampft man am besten in einem
getheilten Geftase ab, um gleichceitig sein
Gewicht und sein Volnmen zu wissen.
K. Bestimmung der freien Fett-
säuren. Ein dritter Wollenstrang von 100 g
wird mit Sodalösnng behandelt, gewaschen,
getrocknet und gewogen. Von dem erhaltenen
Gewichtsverlust muss man das Gewicht der
in Wasser löslichen Stoffe (F) abziehen, um
die Menge der freien Fettsäuren zu erhalten.
L. Bestimmung der in Wasser
und Soda unlöslichen Stoffe. Ein
vierter Wollenstrang wird mit Wasser ge-
waschen und dann, ohne getrocknet zu werden,
mit Salzsäure nach C behandelt. Sind Seifen
der Erden vorhanden, so wäscht man die
Wolle wieder mit Soda und bestimmt die
Menge der Fettsäuren folgendermaassen: Man
säuert die Flüssigkeit mit Salzsäure an , ver-
treibt die Kohlensäure durch Aufkochen und
setzt Bleiacetatlösung hinzu. Die erhaltene
Bleiseife wird gewogen und daraus die Menge
an Oel berechnet. Die Erden und Metalle
werden auf gewöhnliche Weise in der salz-
sauren FlÜBsigkeit bestimmt.
M. Bestimmung der in den vor-
genannten Bädern unlöslichen
Stoffe. 20g Wolle werden geglüht und
die Aschenbestandtheile je nach ihrer Zu-
sammensetzung quantitativ bestimmt.
Zeitsehr, f. d. ehem. Indmtr. 18S7, Heft 17.
Zur Prnfang blaugeflrbter Stoffe.
W. LenM (Zeitschr. f. analyt. Ohemie
26, 535) prüfte die versehiedenen Metho-
den, welche seither angewandt wurden
um festzustellen, ob Stoffe nur mit Indigo
oder mit Indigo und anderen blauen
Farbstoffen gefärbt seien. Er fand, dass
es nur durch verschiedene, ziemliche Ge-
schicklichkeit und Erfahrung erfordernde
Versuche möglich sei festzustellen, weiche
Farbstoffe angewandt worden sind. Han-
delt es sich nur um Prüfung eines an-
geblich nur mit Indigo in der Küpe ffe-
fUrbten Garnes u. s. w., so muss dasselbe
den folgenden Anforderungen genügen:
Aus den zu prüfenden Fäden soll Wasser
auch beim Sieden keinen Farbstoff auf-
nehmen. Weingeist von 50 und von 95
Volumprocent soll selbst bei gelindem
Erwärmen (nicht Kochen) in der Regel
keinen Farbstoff auflösen. Kalt gesättigte
Oxalsäurelösung, Boraxlösung, lOprocen-
tige Alaunlösung, SS^sprocentige Lösung
von Ammoniummolvbdat sollen bei Siede-
hitze dem Garn keinen Farbstoff ent-
ziehen. Der Boraxauszug darf beim Ver-
setzen mit Salzsäure nicht roth, hiernach
mit Eisenchlorid nicht blau werden. Ent-
sprechende Lösungen von Zinnchlorür
und von Eisenchlorid sollen in der Wärme
den blauen Farbstoff völlig zerstören,
Eisessig soll bei wiederholtem Auskochen
des Stoffes den Farbstoff völlig lösen;
werden die Auszüge mit etwa dem dop-
pelten Volumen Aether gemischt und
Wasser zugesetzt, so dass der Aether sich
wieder abscheidet, so soll derselbe sich
als eine wenig intensiv gefärbte, blaue
Lösung abscheiden, in welcher die Haupt-
menge des Indigos an der Trennungs-
fläche der ätherischen und wässerigen
Schicht suspendirt bleibt; die wässerige
saure Schient sei farblos und färbe sich
auch nicht, wenn man in dieselbe durch
den Aether etwas concentrirte Salzsäure
einfallen lässt. Beim Kochen des Garnes
mit concentrirter Salzsäure soll sich kein
Schwefelwasserstoff entwickeln; nach an-
haltendem Kochen, Uebersättigen der
Flüssigkeit mit einem starken Ueberschuss
concentrirter Aetzkalkkalilauge, Erwärmen
und Zusatz einiger Tropfen Chloroform
soll kein Isonitril entstehen.
470
Iiiteraknr und Kritik.
Handbneh der praktischen Pharm aele
für Apotheker, Drogisten, Aerzte und
Medieinalbeamte, bearbeitet von Dr.
Heinrich Beckurts, Professor an der
technischen Hochschale in Braun-
schweif und Dr. Bruno Hirsch,
Apotheker in Frankfurt am Main, 3.
und 4. Lieferung. Stuttgart 1887.
Verlag von Ferdinand Enke,
In der yorliegenden 3. Lieferung wird mit
dem Abschnitte „ Polarisation'* daa Kapitel
über .Identitätsbestimmung , Prüfung und
Untersuchung der Arzneimittel zu Ende ge-
bracht. Es folgt nun „die ph arm aceu tische
Buchführung. '* Wenn man die vielen mehr
oder minder weitschweifigen Anleitungen für
Apotheker zur kaufmännischen Buchführung
und besonders die in jüngster Zeit erschienene
Anleitung zur Doppelten Buchführung von
H Z. , zu deren Einrichtung allein die An-
schaffung von Geschäftsbüchern im Werthe
von 42 Ui^ 65/^. nöthig ist, vergleicht mit
dem, was im vorliegenden Handbuche auf 15
Seiten über die pharmaceutische Buchführung
gesagt wird, so wird man sich bald überzeugt
haben , dass Inhaber von kleinsten , kleinen
und selbst mittleren Geschäften dem Verf.
dankbar sein werden für die sachgeroässe An-
leitung, die er ihnen an die Hand giebt, um
mit wenig Mühe und mit Aufwand von wenig
Zeit eine trotzdem durch und durch klare,
übersichtliche und beweiskräftige Buchführ-
ung einzurichten. „Wozu,** sagt der Verf.,
„sollte ein Mann, der sich Tag und Nacht
plagt, des Lebens Nahrung und Nothdurft zu
erringen und dessen Jahresabschluss eine
Gesammtbruttoeinnahme von 5, 6^ vielleicht
höchstens 10,000 jM erweist — sich in die
Fiction versetzen , der Verwalter eines Ver-
mögens zu sein, aus dem er zu jeglicher Aus-
gabe erst das benöthigte Geld vereinnahmen
und dem er jede Einnahme an G^ld oder
Geldeswerth als anderweitig zu buchende
Ausgabe wieder zuzuführen hat?**
Es folgt nun die zweite grosse Abtheilung
des Werkes : „Die in den Apotheken gebräuch-
lichen Waaren und Arzneimittel nach Vor-
kommen, Gewinnung, Darstellung, Erkenn-
ung und Prüfung in alphabetischer Anord-
nung.** Sie beginnt mit Absinthiinum und
endet in der 4. Lieferung mit Nr. 168: Aqua
Amygdalarum amararum. Die Bearbeitung
der einzelnen Artikel ist eine vortreffliche
und umfasst auch eine grössere Anzahl aus-
ländischer Pharmakopoen. g.
Real - Eneyclopädie der gesammten
Pharmaeie. Handwörterbuch für
Apotheker, Aerzte und Medicinalbe-
amte. Unter Mitwirkung zahlreicher
Fachmänner herausgegeben von Prof.
Dr. E, Geissler und Prof. Dr. J.
Moeller. IIL Band. Wien und Leipzig
1887. ürban dt Schwär eenberg.
Der vorliegende HI. Band dieses Werkes
reicht von Chinarinden bis Emetica und
bringt unter seinen zahlreichen Artikeln
zweifellos Jedem etwas, wenn auch dies Etwas
dem Einen zu viel, dem Andern zu wenig
scheinen wird, je nach dem Standpunkt,
welchen er einnimmt. Wie verschieden
das Urtheil über ein solches Werk ausfilllt,
je nach dem Standpunkt des betreffenden
Kritikers, das zeigen zwei der letzten Be-
sprechungen desselben in zwei hervorragenden
pharmaceutischen Fachblättem. Was in der
einen dieser Besprechungen als besonders
lobenswerth bezeichnet wird, wird in der
andern getadelt, und umgekehrt; der eine der
Kritiker aber ist ein praktischer Apotheker,
der andere ein akademischer Lehrer. Da nun
der Praktiker die Besprechungen der prak-
tischen Fragen, der Theoretiker die Be-
sprechungen der theoretischen Fragen lobt,
so ist dies ein Beweis, dass die Herausgeber
des Werkes nicht ohne Erfolg sich bestreben,
beiden Richtungen reichlich Raum au ge-
währen. Die Noth wendigkeit, dies zu thun,
vergrÖBsert allerdings den Umfang der Real-
I Eneyclopädie der Pharmaeie, vermehrt aber
auch deren Werth. Denjenigen Facbgenossen,
welche eine etwas grössere Ausgabe für ihre
Bibliothek nicht zu scheuen brauchen, em-
pfehlen wir das ebengenannte Werk deshalb
lebhaft. Es wird nicht viele Fragen in
Theorie wie Praxis der Pharmaeie geben, bei
denen dasselbe im Stich läset.
e.
itrag zur Losnng der Frage der
Wasaerrersorgung und Entwisser-
nng der Stadt Bendsbarg yon H.
E. Schelene, Bendsburg, August 1887.
Druck von H. MöUer (Ä Gütiein
Nachf.) in Rendsburg.
471
Wiederum die Arbeit eines Apothekers auf
dem Gebiete der Hjgieine, welche wir ent^
sprecbend den in Nr. 35 d. J. ausgesproche-
nen Ansichten mit grosser Freude begrüssen.
üntar&ater und pflauUche Schmarotxer. Ein
Beitrag zur Erkenntniss und Bekämpfong
derselben für Landwirthe und Gartenfreunde
Yon L. Dmtger, erster VorsitieDder des bnd-
wirtbschaftlichen Vereins für Beinfeld und
ümgeeend, zweiter Vorsitzender des Qarten-
bau -Vereins für Oldesloe und Umgegend.
Preis 2 Mk. 40 Pf. Hannover 1887. Verlag
von Carl Meyer (Guttat Prior),
Ein Werk» welches in populftr- wissenschaft-
licher Form die zahlreichen pflanzlichen Feinde
der Cultarge wachse eingehend behandelt und
allen Landwirthen und Gartenfreunden warm
empfohlen werden kann.
Ue kaafinliiiicbe Bichtttliniig In dir Apotheke, |
nach bequemer und praktischer Methode an i
der Hand eines Beispiels in instmctirer
Weise da^estellt von Dr. W, Mayer, Apo-
theker, ^eite vermehrte Auflage. Preis
1 Mk. 40 Pf. Berlin 1887. Verlag von Ju-
lius Springer.
Üeber den Werth einer geordneten Buch-
ffihrung für die Apotheke sind die Meinungen
wohl nicht mehr ^etheilt, nur Über das Wie
derselben, da die ei^enthümlichen Verh<nisse
der Apotheken Modificationen nOthig machen.
Es existiren deshalb schon eine Anzahl An-
leitungen zur pharmaceutischen Bucbftlhrung,
auch die Beal-Encyklopftdie der Phannacie hat
eine solche von Dr. Hartmann, die viel belobt
worden ist, gebracht. Der vorliegende Leitfaden,
welcher bereits in zweiter Auflage erschienen ist,
zeichnet sich durch Kürze und Klarheit aus.
Pritog des kiof liehen sebwefeUtoren Chloüia
von Dr. G. Kemer und Dr. A. WtUer. 11
u. III. Separat -Abdruck aus dem Archiv
der Pharmacie 1887 Bd. 26 , Heft 16 u. 17.
Halle a. S. 1887. Buchdruckerei des Waisen-
hauses.
Die aualitatlfe und ouiutitatife mechaaiich-
misroskopiscbe Analyse, eine neue Unter-
suchongsmetbode der Mahlproducte auf deren
Futterwerth und eventuelle Verf&lschungen.
Von Dr. Th. Ritter v. Weineierl, Vorstand
der Samen -Control- Station und Docent der
Botanik a. d. k. k. Hochschule für Boden-
cultur in Wien. Mit 5 Figuren in Holz-
schnitt. Separat-Abdruck aus der Zeitschrift
für Nahrangsmitteluntersuchung und Hy-
giene, Juli 1887. Wien 1887. Verlag der
Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersucnung
und Hygiene. In Commission bei W. FYick,
k. k. Hofbuchhandlung, Wien, Graben 27.
Die natürUehen Pianxenfkmilien nebst ihren
Gattungen und wichtigeren Arten, insbeson-
dere den Nutzpflanzen, bearbeitet unter Mit-
wirkung zahlreicher hervorragender Fach-
gelehrten von Professor A, Engler und Pro-
fessor K, Pra/ntl. 9. Lieferung. Palmen
von 0. Drude. Mit 141 Einzelbildern in
25 Fig[uren. Leipzig 1887. Verlag von Wil-
helm lEngelmann.
Der latnrwlstensGhafter. Allgemein verstand-
liche Wochenschrift für sftmmtliche Gebiete
der Naturwissenschaften. Erster Jahrgang.
Bedaction: Dr. Carl Riemann. Abonne-
mentspreis vierteljährlich 2 Mk. Verlag von
Riemann dt Möller, Berlin S.W. 48.
Die Geschichte der Erde von E. A, Rossmässler,
Vierte Auflage. Vollstfindig umgearbeitet,
mit neuen Hlustrationen versehen und auf
den Stand des heutigen Wissens gebracht
von Dr. Th, Engel» Mit einer geologischen
Karte von Deutschland. Lieferung 3 bis 6.
Stattgart 1887. Vertag von Otto WeiseH.
Phytiole^e oder die Lehre Ten den Lebens-
vorgftngen im menscldichen ind thieriseben
Körper, popul&r dargestellt von Dr. S. Rah-
mer. Mit zahlreichen Farbendrucktafeln und
Holzschnitten. Lieferung 3 und 4. Stuttgart
1887. Vertag von Otto Weieert,
Sar le dosage des gax dana ies eanx naturelles;
par Alf. JJdlieu. Extrait du Journal de phar-
macie d'Anvers. Anvers 1887.
EzpMences cemparatifes snr di? ers precM^s
de titrage des matidres tannantes; par A.
Lalieu. Extrait du Journal de pharmacie
d^Anvers. Anvers 1886.
Handels -Bericht von Gehe ft Co. in Dresden.
September 1887.
Plant Chemistry as Illustrated in the Production
of Sogar flrom Sorghum. Abbott.
Iscellen.
Creolin.
Die Herren Pearson dt Co. (nicht Pierson
wie Nr. 36 gedruckt) verwahren sich in einer
längeren Zuschrift an uns gegen die in
voriger Nummer unseres Blattes von der
chemischen Fabrik Eisenbüttel (gezeichnet
Dr. Schenkel) gebrachte Behauptung, dass
das Creolin identisch mit dem Sapocarbol II
der gedachten Fabrik sei. Creolin sei in
England seit 10 Jahren patentirt und die
damit Seiten hervorragender Chemiker und
Aerzte erzielten Erfolge seien sehr bedeuten-
de. Für diese letzeren können sie auch die
Zeugnisse hochgeachteter deutscher Forscher
aufweisen.
Wir veröffentlichen diese Verwahrung, wie
wir den Angriff veröffentlicht haben , und
müssen es nun den Betheiligten tiberlassen,
durch vergleichende Versuche zu beweisen,
wer Recht bat.
472
Mangansaures Blei.
Das mangaDsaure Blei, ein chocoladeo-
l)raune8 Pulver PbMnO^, ist ein vorzüglicbes
Bleichmittel für organische Farbstoffe in
neutraler, alkalischer oder schwach saurer
Lösung, da es die Eigenschaft besitzt, wie
Wasserstoff- Superozyd, Sauerstoff abzugeben
und dadurch bleichend zu wirken, ohne Zer-
störungen auszuüben. £s verdankt diese
Wirkung dem Umstände, dass es durch die
Abgabe von Sauerstoff zu PbMnOß wird,
welche Verbindung eine braune Farbe besitzt
und ebenfalls unlöslich ist. Ans diesem
Grunde werden die gebleichten Flüssigkeiten
durch das Bleichmittel nicht verunreinigt,
denn die sich wegen ihrer Schwere sehr leicht
zu Boden setzenden Theile, mögen sie einen
Ueberschuss des Bleichmittels enthalten oder
nur aus dem braunen Beductionsproduct
bestehen, können leicht durch Absetzen lassen
oder Filtration durch Filterpressen wieder
beseitigt werden. Der Hauptschwerpunkt
des Verfahrens beruht nur* darin , dass das
Reactionsproduct PbMnO^ sich in der be-
handelten Flüssigkeit rasch zu Boden setzt
und wieder regenerirt werden kann. Im
Gegensatz zu dem gleichfalls zu Bleichzwecken
s. Z. empfohlenen mangansauren Baryt, welcher
beim Rochen eine fortwährende Zersetzung
erleidet, giebt das mangansaure Blei auch
keine Spur von Blei ab, so dass nicht die ge-
ringste Verunreinigung der bleichenden Sub-
stanz bewirkt wird. Die Anwendung des
mangansauren Blei's geschieht folgender-
maassen :
Mau zerreibt denselben mit Wasser zu
einem dünnen Brei und trägt diesen portions-
weise in die heisse oder kochende zu bleichende
Flüssigkeit ein und zwar so lange, bis eine
herausgenommene und filtrirte Probe den ge-
wünschten Effect zeigt.
Das mangansaure Blei eignet sich als
Bleichmittel vorzugsweise für Leimlösungen,
Lohbrühen, Eztractlösungen, ausserdem auch
als Oxydationsmittel zur Darstellung gewisser
chemischer Präparate, wie z. B. Ferricyan-
kalium etc.
Die Vorzüge des mangansauren Blei's als
Bleichmittel sollen darin bestehen, dass es
billiger als Wasserstoff-Snperozyd von gleich
kräftiger Wirkung ist, haltbarer ist, wie dieses,
die damit behandelten Flüssigkeiten nicht
verunreinigt, sowohl in neutraler, als auch
alkalischer und schwach saurer Lösung wirkt,
ohne Schwierigkeit in der Ausführung anzu-
wenden ist, ein milde wirkendes Bleichmittel
ist, welches werthvolle Theile der betreffenden
Flüssigkeiten, wie z. B. Leimsubstanz, Tannin
u. dergl. nicht verändert oder zerstört, Rück-
stände hinterlässt, welche noch verwerthbar
sind und eventuell zur Begenertmng des
mangansauren Blei's dienen können.
Znr Bereitung von Suppositorien.
Lehoutie schlägt folgendes Verfahren vor:
Die Cacaobutter wird in einem Mörser ver-
rieben , dann die vom Arzte verschriebenen
Arzneien, wie Jodoform, Cocain, Eztr. Bella-
donn. u. s. w. beigemengt. Giebt man nun
eine kleine Menge gepulverter Medicinalseife
und einige Tropfen Wasser hinzu, so lässt
sich die Masse wie eine Pillenmasse verar-
beiten , die dann leicht in Suppositorien
getheilt werden kann.
Nach diesem Verfahren kann man in fünf
Minuten zwölf Suppositorien bereiten , deren
Consistenz sowie Anwendung nichts zu wün-
schen übrig lässt. g.
Durch Phartn. Post,
Agar-Agar*N&hrsubstanz filr Bak-
terienculturen.
Von Bez.-Physikus Dr. Richter in Berlin.
Bekanntlich war die HerstelluDg der mit
Agar-Agar zusammeDgesetzten Nährsabatanz
farBakteriencultnren bisher amständlicb und
zeitraubend, da Agar-Agar so sehr schwer
sich im Wasser auflösen lässt.
Durch ein seit einiger Zeit von mir ange-
wandtes Verfahren lässt sich die fragliche
Nährsubstanz sehr leicht und schnell bereiten
und zwar einfach dadurch, dass die klein-
geschnittenen Agar -Agar -Fäden vorher in
Wein zur Quellnng und Lösung gebracht
werden.
Meine gewöhnliche Art der Darstellung
der Agar -Agar -Nährsubstanz ist folgende:
An demselben Abend, an dem ich, behn£s
Bereitung des bekannten Fleischwassers, das
zerhackte Fleisch (250 g) mit Wasser dber-
giesse, bringe ich in ein etwa 250 ccm hal-
tendes Kölbchen 10 g klein geschnittene
Agar -Agar -Fäden und übergiesse dieselben
mit 150 ccm Moselwein, lasse die Fäden den
Wein etwa zwei Stunden lang einsangen, nnd
«n
«rbitie iuin 4m KölMheU mit e^inem In-
halt im Wasserbade bis snm Siedepunkt.
Nach ganz kurzer Zeit lesen sich die Ffiden
in de» heissen Wein anf. Ist dies geschehen,
80 stelle ich den Agar -* Agar - Wein bei
Seite, nnd lasse ihn sieh abkfihlen nnd
erstarren. Am nitohstsn Morgen mache ich
ihn im Waeserbade wieder flflssig ind nen-
tralisire ihn mit der bekannten Lösnng
Yon kohlensanrem Natron. Dann bereite ich
auf die gewehnliehe Art meine Gelatine*
Fleischbrfihe mit 2 pCt. Oelfttine. Wenn die-
selbe fertig ist, giesse ich den noch iüseigen
oder wieder flüssig gemachten Agar-Agar-
Wein zn derselben hinzn, nnd lasse die ganze
Mischung noch kurze Zeit (V« Stunde)
kochen nnd filtrire sie in einem Heisswasser-
Trichter durch ein einfaches Filter. Die zu-
erst durchfliessende Flüssigkeit (etwa 20 bis
30ocm) ist ein wenig Mbe, die fernerhin
durchfiiessende ganz khr. Es wird deshalb
das Filtrat, so lange es trübe ist, noch ein-
mal wieder auf dasselbe Filter gegossen nnd
fillrirt.
Damit meine Nährsubstanz die richtige
Concentration erhält, nehme ich zur Herstell-
ung des ursprünglichen Fleischwassers statt
der Torgeschriebenen Menge ton 500 ccm
auf 250 g Fleisch) nur 350 ccm Wasser,
also 150 ccm Wasser weniger entsprechend
der zur L&sung der Agar- Agar- Fftden be-
nutzten Menge Wein. Die auf die vorstehend
angegebene Art hergestellte Näfarsubstanz
hat eine schwadi gelbliche Farbe » ist aber
Tollkommen klar tind durdisichtig.
Bed, um. Wö^henBOvr. 1887, 8. 600.
Verfahren zur Herstelliuig von
Terpentin aus Coniferenliarzen.
Ton Eugen Schaal
Ein dem venetianiBchen Terpentin %hn*
liebes Product whilt man, indem man Coni-
ferenharae, z. B. Fichtenharz oder Colopho-
nium, zunächst bis 270^ im Vacuum abde-
Btillirt und dann die zwischen 270 — 310 oC.
in luftverdünntem Baum siedenden Bestand-
tbeile durch Einleiten von Kohlensäure, sauer-
stofflßreien Yerbrennnngsgasen , von Methyl-,
Aethyl-, Butjl-, Amylalkohol, von leichtem
Harzöl, Aceton, Terpentinöl, Kienöl, Kampfer-
öl und von Petroleum-, Stein- und Braun-
kohlenbenzin übertreibt; inabesondere wird
für diesen Zweck Terpentinöl rerwendet
Das Produet untereeheidet sieh Jedeeh noch
in mancher Binsicht von dem Terpentin, da-
gegen erhält man einen wirklichen Ersatz für
venetianischen Terpentin sowohl aus den wie
oben angegeben erhaltenen Prodtteten, als
auch überhaupt aus den hochsiedenden, ter-
pentinartigen Destillaten, die man mit Hülfe
des luftverdünnten Baumes oder vermittelst
eines überhitzten Stromes von Wasserdampf,
von Kohlensäure oder von Verbrennungsgasen
erhält, ^dadurch, dass man die rohen Terpen-
tine mit ungefähr 2 Theilen Weingeist be-
handelt, die geklärte, obenstehende alkoholi-
sche Terpentinlösnng abtrennt und durch
Destillation von Weingeist befreit.
Ber, d. deutsch, ehem. Ges. XX, Nr. 19.
Wie vertreibt der Alkohol
Luftblasen*
Von Leo Errera.
Jeder Mikroskopiker weiss aus Erfahrung,
mit welcher Hartnäckigkeit kleine Luftblasen
an den zu untersuchenden Gewebeschnitten
haften und wie schwierig es ist, sie zu ver-
treiben. Man erwärmt entweder das Präparat
oder setzt es ins Vacuum der Luftpumpe oder
taucht es in ausgekochtes Wasser, in welchen
drei Fällen die Art des Vorganges ganz durch-
sichtig ist. Weniger verständlich hingegen
ist eine oft benutzte Methode , welche darin
besteht, das Präparat in absoluten Alkohol
zu tauchen; man sieht dann, wie die Luft-
blasen schnell au&teigen und an der Ober-
fläche des Alkohols platzen.
Herr Errera erörtert die physikalischen
Vorgänge, welche hierbei in tVage kommen,
und zeig^, dass die grosse Beständigkeit der
kleinen Luftblasen darauf bemht, dass sie
in Wasserhäntchen eingeschlossen sind, die
wegen ihres Gehaltes an au^löster, organi-
scher Substanz und wegen ihrer starken
Krümmung eine grosse Widerstandskraft be-
sitzen. Kommen aber diese Wassercalotten
mit Alkohol in Berflhrung, so entsteht wegen
der leichten Mischbarkeit dieser beiden
Flüssigkeiten eine Lösung, welche, wie experi-
mentelle Messungen gelehrt haben , eine viel
geringere Oberflächenspannung besitzt als
die Wasserhäute ; die Calotten der Alkohol-
lösung um die Lnftbläschen zerplatzen sehr
leicht und lassen die Luft cntweiehen.
Andere Flüssigkeiten, welche sich leicht
mit Wasser mischen und eine geringere
474
Oberfl&ehen'Bpftnnung besitzen, müsaen eben-
so wirken wie der Alkohol. Der Versuch
zeigte, dass dies in der That für Aether der
Fall ist.
NaUmmsemck. Bwndschau 1887, Nr, 37.
Für
brauchbares
Wasser
soll nach Saare (Z. Spirit. 1886, 511) fol-
genden Anforderungen genügen. 1. Das
Wasser muss frei sein von darin schweben-
den Stoffen, wie organischen Ausscheidungen
und Pflanzenresten (Schlammflocken), Eisen-
hydrat und Algen oder höheren Pilzen. Alle
diese Stoffe oder Organismen kOnnen durch
die Siebe mit der St&rke gehen und auch in
den Schleudern zum Theil in der Stärke ver-
bleiben und treten dann im trockenen' Zu-
stande in der fertigen Waare als Stippen auf,
welche je nach der Menge, in der sie vor-
handen sind, die Qualität der Stärke herab-
drücken können. 2. Das Wasser muss frei
sein von Gährungserregern, hefenartigen oder
Spaltpilzen. Erstere verhindern das Absitzen
der Stärke nnd tragen zum Entstehen der
sogenannten fliessenden Stärke bei , die an-
deren bilden in der Stärke organische Säuren
(Milchsäure , Buttersäure), welche durch das
sorgfältigste Waschen nicht wieder ganz zu
entfernen sind, und welche in Prima- Waare
nicht vorhanden sein dürfen; oder sie geben
ausserdem der Stärke noch einen schlechten
Geruch nach Buttersäure oder einen dum-
pfigen, fauligen Geruch. Je tiefer in die
warme Jahreszeit hinein die Fabrikation
dauert, um so gefährlicher ist das Vorhanden-
sein der Pilz^. 3. Das Wasser daJrf weder
Ammoniak noch Balpetrigsänre enthalten, da
die Anwesenheit dieser Stoffe, ebenso wie
eine zu erhebliche Menge von leicht zersetz-
licher organischer Substanz (die im Liter
mehr als 10 mg übermangansaures Ealinm
zur Oxydation verbraucht) auf Gegenwart
faulender organischer Massen und Ffinl-
niss bewirkender Bacterien schliessen \§ssL
Besonders wichtig ist es aber noch, dass
das Wasser frei von Eisenverbindungen ist^
da diese die Stärke gelblich färben.
Zeitschr. f. d, ehern, Indusbr. 1887, Heß 5.
Geheimmittel und SpecialitäteiL
Aguine ist der Name für ein von einer
Firma in Boston hergestelltes Wollfett
ohne Wasser.
Digestylin nennt die herstellende Firma
in New-Tork ein Verdanungspulver,
welches nach ihrer Angabe besteht aas :
Pepsin 10 Th. , Pancreatin 6 Th. , Ptyalin
3 Th., cholsauree Natriam 0,25 Th.
Bovinine heisst ein , nach Angabe der
Fabrikanten in New- York 34,7 pCt. lösliehe
Eiwei888to£fe enthaltendes, aus Rind- nnd
Hammelfleisch bereitetes Fleischpriparat.
Hemer'% Wandsalbe ist naeh Angabe
von Prospecten ein Bensoesfiure-Cho-
lesterin-Ester. — Liquor antihjd-
rorrhoicns ist nach Angabe des Fabri-
kanten concentrirte Salzs&are, in der 15 pCt.
eines gechlorten Aethers au%elöst sind nnd
die durch Ijackmus roth gefärbt ist. g.
Fhofm. Emds^MU 1^81, 8. 152.
. JNe Erneuerung des Abonnen^entM
bringen tcir in geneigte Erinnerung und bitten dringend, die Bestellungen vor
Ablauf des Monats bewirken eu wollen, damit in der Zusendung keine Unter-
brechung eintritt.
Wir bemerken gleichseitig, dass im nächsten Vierteljahr Herr Eugen Dieterich
eine Beihe Artikel veröffentlichen wird, welche Verbesserutigen und Ztiaötze
enthalten sfu seinem mit so grossem Beifall aufgenommenen f^pharmaceu^
tischen Maaiual*^.
Fehlende Nummern wötte man sofort reclamiren und zwar bei, derjenigen
Postanstalt oder Buchhandlung, welche die regelmässige Bestellung besorgt. Bei
unserer Expedition kostet jede einzelne Nummer 25 Pf.
Vom laufenden Jahrgang sowohl, wie von dm Jahrgängen 1881 bis 1886
sind noch sämmtUche Nummern mu habere
YOTtofM' vad T«mitworfIieh«r Bedaet«iur Dr. K. HelMler in Dreidan.
Im Bvehhaad«! dnr«h Jnllni Syriagcr, Bwlia N., MimbQovylati %.
DrMk d«r KO&lfl. Bofbttohdnwlttfftl Ton>a OL Kiiallold li SSaas ia DMidta.
Alkaloide, Olycoside,
Natr, carbonicimi,
Hatr. nnd Kali hydiiciim
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der Pharmacie.
Hennsgegeben tob
Dn Hermaim Hager und Dr. Ewald Geissler.
ErecheiDt jeden Donnerstag. — Abonnementspreis dnreh die Poet oder den Buchhandel
yierteljäbrlich 2 Mark. Bei Zasendong unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grösseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Auftrlge, Manuseripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
^ Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 39. Berlin, den 29. September 1887. ^Al M^.
Der ganzen Folge XXVIIL Jalirgang.
Inhalt: Vkraile u« PhArmMle: Die Section Pbarmaci« der 60. Matnrforseher-Versammlnng su Wiesbaden.—
Ueber die Be«tliiimiiD|ir einiger Stoffe in Seifen. — Zur Unteneheidnng der ChrysopbanaKnre von dem Santonin-
farbatoff. — Eine reroinfaehte Methode snm Nachweis von Qaecktllber in Fltluigkeilen. — MlsMllen: Zur Frage
der Vemnreinignng des Wassers dnreb bleierne Leitongsröhren. — Stenocarpia, ein looales Anaesthotiknni. —
Oacnr. Myriocarpio. — Liqnenr dn Dr. Ijaville. — Gefaeimralttel nnd Speclall täten. — Erkennung von geschwefel-
tem Hopfen. — Der Düngewerth der Ammoniaksalse. — Znr Physiologie des Geraohs. —
iBielgea»
Cbemie und Pbarmacie.
Die Section Fharmaeie der 60.
Naturforscher •Versammlung
zu Wiesbaden.
Unsere Section war auch auf der dies-
jährigen Naturforscherversammlunff sehr
gut besucht, die Präsenzliste, welche in-
dess ein ganz vollständiges Bild nicht
giebt, da sich nicht alle Theilnehmer
eingezeichnet haben, zeigte folgende
Namen:
Neuss - Wiesbaden , Dr. Lade - Wies-
baden, JKatt^-Elberfeld , «Tac^W-Elber-
feld, Prof. Ömrfer-Dresden, Dr. Tschirch-
Berlin, E. Z)i«<mcÄ - Helfenberg , Dr.
FwcÄcr-Berlin, Engelhardt-YvKnkixixi a.M.,
Prof. ScÄiwtä^-Marburg, Dr. Beckmann-
Leipzig, Ibd^ - Oestrich , Prof. Poleck-
Breslau , Friedlander - St. Petersburg,
Grahe - Kasan , Schering - Berlin, Med.-
Rath Oyerftcci- Halle a. S., Äschoff-Eer-
ford, Flügge-FrtaikfuTi a. M., Prof. Dragen-
döf/f-Dorpat, Springer - St Avold, Ste-
jpÄa«-Treuen, Loo/f-Caasel, Torwotr-Stolp,
Stö'cfccr-Elberfeld, Danninghoff- Schwelm,
Oswald 'Msrbvrgj Dr. C%ßr- Würzburg,
WestphaUGeWQj Dr. H. Trommsdorff-Er-
fürt, Kiül -Wlnsehim, Ä. ScÄne«der-Dres-
den, Eberhardt-Plmen i.V., Seyberth-Wies-
baden, S^mpe? - Wiesbaden, Bodenstab-
Calvörde, Dr. Weisstein-BreBlm, Thomas-
Wiesbaden, jBfoc*- Heiligenstadt, TratJib-
Bern, Siß6er/-Marburg, Schmidt-Leipzig,
Prof. Seubert'lüühingen, Dr. v. Schröder-
Strassburg i. E., Prof. -Sfeyer-Marburg, Dr.
Zimmermann -'R^meln, JTrtf^-Eeval, Dr.
Scheel - Teterow , Prof. Beckurts -Braun-
schweig, Dr. Jiö/fAci(ji-Orefeld. Denner-
Marburg, JaAn - Hadamar , Lt'Zf^- Wies-
baden, Dr. jRaupötw^raticA- Wiesbaden,
Dr. O^fermayer- Erfurt, Prof. Eykmann-
Zaandam , Assmann - Wiesbaden, JSur-
cAard^-Mainz, LommeJ-Oiessen, Dr. JRüdi-
gr^- Hamburg, Frederking 'B,ig2L , Pohl-
Schönbaum, Dr. TFiWe-London, Dr. Christ-
Berlin , Wissler - Priedrichsdorf , Robert
Stock, Dr. Ähren, Dr. J?aa6 -Frankfurt
a. M., F, Simon, Preeiger -FfoTzheim,
Dr. JBam&CTflrcr- München, Hilgendorf-
Bensberg, JViajrcK - Cassel, ito^^ßZ- Lands-
berg a. W.
Vorsitzende waren in den 4 Sitzungen,
welche abgehalten wurden: Prof. Dragen-
dorff- Dorpat . Prof. Schmidt - Marburg,
476
Hofapotheker J/eti55 - Wiesbaden , Prof.
Pofec*- Breslau; Schriftführer: Professor
ScAfWfd^- Marburg, Apoth. Dr. Lade-
Wiesbaden, Prof. Get^^Zer -Dresden.
In zwei treffliehen Ansprachen, welche
bei Beginn und bei Schluss der Sitz-
ungen Seiten der Herren Neuss und Geh.
Eath Poleck gehalten wurden, wurde auf
die Wichtigkeit der Section ftlr unser
Fach hingewiesen und zugleich mit
warmen Worten der Herren BleU und
Dr. Hartmann gedacht, welche die Sektion
in Magdeburg wieder in's Leben riefen.
Die zahlreichen Vorträge betrafen fast
sämmtlich sehr interessante, wissenschaft-
lich wie praktisch wichtige Gegenstände
und riefen zum Theil lebhafte Debatten
hervor. Wir bringen die Vorträge theils
in extenso, theils in ausführlichen Referaten
zum Abdruck, ohne uns an die Reihenfolge,
in der sie gehalten wurden, zu binden.
Versehiedene Mittheilnngen
von Dr. T«c^«fcA- Berlin.
1. Weitere Untersuchungen über
die Secretbehälter der Pflanzen
und die Entstehung einiger
Secrete.
a) Die epidemialen Drüsen der
Labiaten und Compositen, welche
das in diesen beiden Familien so häufige
ätherische Oel enthalten, sind nach zwei
durchweg verschiedenen Typen gebaut.
Die Drüsen der Labiaten besitzen
alle, ob sie nun an den Blättern, Blüthen
oder Stengeln voikommen, einen Kranz
von Secemirungszellen, die neben ein-
ander liegen und deren Zahl stets durch
vier theilbar ist (meist sind es 8 oder
16). Die Eöpfchenzelle wird hier also
durch radiale, senkrecht zur Organsober-
fläche gerichtete Wände getheilt
Die Drüsen der Compositen da-
gegen besitzen etagenartig über einander
liegende Secemirungszellen, von denen
oft nur die beiden obersten Secemirungs-
zellen im engeren Sinne sind, d. h. durch
Ausscheidung eines Secretes die Gnticula
emporheben. Sämmtliche Secemirungs-
zellen sind durch eine in der Mitte
liegende Badialwand, die meist recht-
winkelig zur Längsachse des Organs ent-
steht, in zwei getheilt Die Sahl der
Secemirungszellen beträgt also bei 2
Etagen 4, bei 3 Etagen 6. Die Theilung
der Köpfchenzelle geht in der Weise vor
sich, dass zunächst die tangentialen, pa-
rallel zur Organoberfläche gerichteten
Wände und dann erst in jeder der so
gebildeten über einander liegenden Zellen
je eine Badialwand entsteht.
Von oben (von der Fläche betrachtet)
zeigen also die Oeldrüsen der Labiaten
einen um eine Gentralzelle angeordneten
Kränz von meistens 8 Zellen, die der
Compositen dagegen bilden ein gestrecktes
in der Mitte getheiltes Oval.
Dieser Unterschied ist diagnostisch
verwerthbar.
b) Die Entstehung desGopaiva-
balsams in der Pflanze, die der
Vortragende an reichlichem Herbar-
material wenigstens in den Hauptzügen
verfolgen konnte, steht ohne jedes Ana-
logen da. Obwohl auch das Mark Oel-
bez. Balsambehälter enthält, liefert doch
ausschliesslich das Holz und zwar die
älteren Partien desselben die enormen
Massen Balsam, die selbst aus einem
Baume gewonnen werden. Trotzdem ent-
hält das Holz keine Balsamgänge, son-
dern der Balsam entsteht durch
rückschreitende Metamorphose
zunächst der Gefässwandungen,
in welche Metamorphose alsdann andi
die umliegenden Holzzellen mit hinein
gezogen werden. Durch diese eigen-
thümliche Entstehungsart wird es ver-
ständlich, dass im Innem alter Stämme
zollweite Kanäle entstehen können. Die
Metamorphose beginnt sehr frühzeitig.
Schon in eiiy'ähri^en Zweigen sind im
inneren Holz eimge Oeftsse in Meta-
morphose begriffen. Ausser den (ent-
wickelungsgeschichtlich sich ganz anders
verhaltenden) sog. Harzgallen der Goni-.
feren ist dies der erste sicher festgestellte
Beleg ftir die Möglichkeit der Umwand-
lung von Gellulosemembranen in Harz
bez. harzartige Körper in der Pflanze.
Der Vortragende kam alsdann andi
auf die Entstehung der Myrrha, des
Gurjunbalsams und desOlibannm
in der Pflanze zu sprechen und beschrieb
den Bau der Secretbehälter der betreffen-
den Pflanzen.
477
2. Eigenthümliche in einer sonst
vortrefflichen GalisayaBenewed
Bark aufgefundene Maserknollen
(Holzkngeln), die zu einer Beanstandung
der betreffenden Binde gelegentlich einer
Bevision geführt hatten. Dieselben ent-
sprechen in ihrem Bau denen anderer
Laubhölzer (Frank, Pflanzenkrankheiten
S. 131), sind aber bisher in der Binde
der Cinchonen nicht aufgefunden wor-
den. Sie sind rundlich oder traubig,
werden einige Gentimeter dick und zeigen
eine deutlich maserige Oberfläche. Trotz-
dem sie mitten in der sehr alkaloid-
reichen Binde liegen, enthalten sie keine
Chinaalkaloide. Sie scheinen in Folge
des Eingriffes in den normalen Lebens-
process beim Schälen (behufs Erzeugung
der sog. „erneuerten Binde") zu ent-
stehen, sind hier also wohl pathologischen
Ursprungs. In normaler Binde fand sie
der Vortragende niemals.
3. Herr Tschirch hat durch zahl-
reiche Versuche festgestellt, dass der Sitz
der Chinaalkaloide fast ausschliess-
lich das Bindenparenchym ist
(und zwar der Inhalt der Zellen). Da
dieses Bindenparenchym bei den er-
neuerten Binden in ganz ausserordent-
lichem Maasse vermehrt wird, so sehr,
dass alle anderen Bindenelemente (Bast-
zellen, Siebtheil, Kork) dagegen ver-
schwinden, so ist es erklärlich, warum ge-
rade diese Binden so alkaloidreich sind.
Die Vermehrung des Alkaloidgehaltes
beruht also vorwiegend in einer ver-
stärkten Ausbildung der dünnwandigen
alkaloidfQhrenden Gewebselemente, nicht
in einer Vermehrung des absoluten Ge-
haltes der einzelnen Zelle an Alkaloid.
Durch verminderte Ausbildung der dick-
wandigen Elemente wird zudem das Ver-
hältniss des Trockengewichtes zu dem
Alkaloidgehalt zu Gunsten des letzteren
beeinflusst
Der Umstand, dass in den trockenen
Binden die Alkaloide scheinbar in der
Membran vorkommen, ist dahin zu er-
klären, dass die Alkaloidlösung des Zell-
inhaltes beim Absterben der Zelle von
der Membran aufgesogen wird. Die
Alkaloide gelangen also in die Membran
durch nachträgliche Imbibition derselben
mit der Lösung.
Dasselbe scheint auch bei den Farb-
hölzem (Campeche, Pemambuc) der Fall
zu sein.
Debatte: Herr Prof. Eyhnan-Am-
sterdam erbittet einige weitere Auf-
schlüsse von Herrn Dr. Tschirch, da er
in seinen Untersuchungen zu einigen an-
deren Besultaten gelangte.
In der Praxis erprobte Methode
des Studiums bez. Unterrichts
der Pharmakognosie während
der Lehrzeit
Von (7. Stephan ^Treuen,
Bei dem Geschäftsbetriebe in den Apo-
theken, wie er vor einigen Jahrzehnten
üblich war, wurde dem sich heranbilden-
den Pharmaceuten reichlich Gelegenheit
geboten, mit den Drogen im unzerklei-
nerten Zustande in tägliche Berührung
zu kommen, so dass das ,,Eennenlernen
der Drogen" in den praktischen Theil
der Lehre fiel. Heute werden die Blätter,
Kräuter und Wurzeln meist im zerkleiner-
ten Zustande eingekauft, die Pflaster und
Eztracte in Fabriken pharmaceutischer
Präparate oder nur in einzelnen grösse-
ren pharmaceutischen Laboratorien dar-
gestellt, so dass dem Lehrlinge die Ge-
legenheit, die Bohdrogen in die Hände
zu bekommen, nicht mehr in dem Maasse
geboten wird, um alle ofGicinellen Drogen
in der Praxis kennen zu lernen. Es ist
daher Aufgabe des wissenschaftlichen
Unterrichts geworden, dem jungen Pach-
genossen die Kenntniss der officinellen
Drogen beizubringen, da die Aneignung
des Elementaren aus der Pharmakognosie,
die Grundsteinlegung für diese Wissen-
schaft von der Ausbildung während der
Lehrzeit verlangt werden muss.
Unter dem Elementaren verstehe ich
hier die Kenntniss der officinellen und
sonst gebräuchlichen Drogen, ihrer Ab-
stammung und der Einreihung der Ab-
stammungs-Pflanzen resp. -Thiere in die
gebräuchlichen Eintheilungssysteme. Fer-
ner muss der Lehrling über die Art der
Gewinnung der Droge orientirt sein und
angeben können, woher die Droge stammt
und welcher Theil der Pflanze oder des
Thieres der bei uns gebräuchlichste ist.
Die leicht vorkommenden Verwechsel-
478
Tingen nnd Verfälschungen, die wirksamen
Bestandtheile und die Verwendung der
Droge zu pharmaceutischen Zwecken zu
kennen, dürfte ebenfalls ein gerecht-
fertigtes Verlangen sein.
Die Aneignung dieser Kenntnisse zer-
fällt in zwei Theile, in ein mechanisches
Auswendiglernen der eben angeftihrten
Daten und in das Kennenlernen der Dro-
gen an der Hand einer Sammlung. Für
das Auswendiglernen des hier als wis-
senswerth aufgeführten Materials ist es
unbedingt nothwendig, dasselbe in einer
Tabelle übersichtlich geordnet beisammen
zu haben. Da yielen Lehrlingen die
nöthiffe Zeit fehlt, sich eine derartige
Tabelle selbst auszuarbeiten, habe ich alles
für einen Lehrling Wissenswerthe zusam-
mengestellt und diese Tabelle in Druck
gegeben.
Ich halte die erste Hälfte der Lehre
für die geeignetste Zeit, den Inhalt dieser
Tabelle dem Gedächtnisse einzuprägen.
Dieselbe enthält circa 240 Nummern, so
dass, wenn jeden Tag nur eine Nummer
neu hinzugelernt wird, in 240 Arbeits-
tagen oder in 10 Monaten die anfangs
Manchem vielleicht schwierig erschei-
nende Aufgabe gelöst ist, wobei ich
natürlich voraussetze, dass die früheren
Nummern stets fleissig repetirt werden.
Für die zweite Hälfte der Lehre würde
der Unterricht an der Hand der Drogen
an die Reihe kommen. Hierzu ist eine
pharmako^DOstische Sammlung ebenso
erforderlich, wie far das Studium der
Botanik das Herbarium.
Ich habe es als ein Bedürfniss erkannt,
dass, wie die Herbarien, so auch phar-
makognostische Sammlungen im Handel
zu haben sind, und war bestrebt, diesem
Bedürfnisse abzuhelfen, indem ich solche
zusammenstellte. Sie enthalten die offt-
cinellen Drogen der Ph. Germ. Ed. II,
Ph. Helvetica Ed. II, Ph. Austriaca Ed. VI
und der für die Ed. VII dieser Pharma-
kopoe vorgeschlagenen Drogen, so dass
in derselben alle bei uns gebräuchlichen
zu finden sind, auch die neuesten, wie
Coca, Eucalyptus, Hydrastis Canadensis,
Kola, Quebracho, Strophantus etc., wie
auch solche Bobstoffe, die uns officinelle
Drogen liefern, als Oliven, Cacaobohnen,
Croton-, Ricinus-, Sesarasamen etc.
Die Beschaffung sämmtlicher Drogen
in ftlr den Unterricht ausgesuchten Exem-
plaren haben die Herren Theuerkauf rf-
Schetbner in Leipzig besorgt, welche in
anerkennenswerther Weise bemüht waren,
auch die selten am Markt erscheinenden
Drogen zu liefern.
Wie an der Hand solch einer Samm-
lung die Drogen kennen zu lernen sind,
bedarf wohl kaum einer näheren Erörter-
ung. Fleissiges Durchgehen der Sammlung
und genaues Betrachten der Querschnitte
und Vergleichen derselben mit den Ab-
bildungen und Beschreibungen der Lehr-
bücher, verbunden mit stetem Bepetiren
der wissenswerthen Daten aus der Tar
belle , werden den jungen Fachgenossen
in den Stand setzen, sich die elemen-
taren Kenntnisse in der Pharmakognosie
ohne grossen Zeitaufwand anzueignen und
ein dauerndes Interesse für diese Wissen-
schaft als ein Fundament der Pharmacie
in ihm hervorzurufen.
Neueste Erfolge
In der Morphin - Bestimmong«
Von Eugen Dieterich,
Die eingehenden und vielfachen Ver-
suche, welche mit dem Opium-Prüfungs-
verfahren der Pharmakopoe im Labora-
torium der Helfenberger Fabrik angestellt
wurden, und die hierbei gesammelten
Erfahrungen führten bekanntlich zur Auf-
stellung einer neuen Methode, die ich
als „Helfenberger" zu bezeichnen mir er-
laubte.
Dieselbe gipfelt darin, das im wässe-
rigen Opiumauszug neben dem Morphin
ebenfalls als Salz enthaltene Narkotin mit
einer bestimmten Menge AmmoniaJc aas-
zuftLllen und abzufiltriren, und dann erst
das Morphin aus diesem Filtrat durch
weiteren Ammoniakzusatz unter Hinzu-
ftigen von Aether abzuscheiden.
In der Abfiltration des Narkotins und
in der Weglassung des Weingeistes unter-
scheidet sich das neue Verfahren von
dem der Pharmakopoe.
Ammoniak Ifällt aus den Narkotinsalz-
lösungen das Narkotin sofort aus, ans
einer concentrirten Morphinlösnng das
Morphin ebenfalls, wogegen in einer
schwachen Morphinlösung, als die aoch
479
der Opjumauazug gelten darf, durch Am-
moniak anfäDfflich keine Beaction ein-
tritt; erst naen längerer Pause scheidet
sich das Moi^phin in grösseren Erystal-
len ah.
Diese Spanne Zeit wird bei der neuen
Methode dazu benutzt, das Narkotin durch
Abfiltriren zu beseitigen und damit die
Bedingung flEIr Gewinnung eines reinen
Morphins zu schaffen.
Da Narkotin zu den sehwachen Basen
gehört, so reagiren seine Salze und so-
mit auch der Opiumauszug, der ausser-
dem noch etwas freie Säure enthalten
dfirfte, sauer. Zur Neutralisation eines
aus 6,0 Opium gewonnenen Auszuges
braucht man 1,8 bis 1,8 cem Normal-
Ammoniak und ftllt damit ungefähr die
grössere Hälfte des Narkotins aus. Zur
Äbscheidung des gesammten Narkotins
bedarf man bis 8 ccm Normal-Ammoniak
und darttber.
Das gefällte Narkotin ist ziemlich
voluminös und hält infolge dessen ?iel
Filtrat Eurück. Um yon leteterem nicht
zu viel zu verlieren, begnügt man sieh
damit, nur den grösseren Theil des Nar-
kotins mit Ammoniak zu präcipitiren und
sbzufiltriren, dagegen den im Opiumaus-
zug verbleibenden Kest, nachdem er durch
den nothwendigen weiteren Ammoniak-
zusatz frei geworden ist, durch Aether
ia Lösung zu halten.
Auf Grund zahlreicher Versuche schrieb
ich bei Aufstellung der neuen Methode
zum Ausfallen des Narkotins 2 ccm und
als weiteren Zusatz, welcher der Zerleg-
ung des Morphinsaizes galt, 4 ccm Nor-
mal-Ammoniak vor.
Wie jedes Naturproduct Verschieden-
heit in seinen Bestandtheilen zeigt, so
musste auch beim Opium angenommen
werden, dass die Ammoniakmenge nicht
fQr alle Sorten gleich normirt werden
könne, vielmehr dem Alkaloidgehalt an-
gepasst werden müsse.
So lauteten, und vom theoretischen
Standpunkte aus mit Becht, die Bedenken,
welche bald nach Publication meiner
Methode laut wurden«
Bezüglich der zur Ausfüllung des Nar-
kotins verwendeten Ammoniakmenge
konnte durch oine Reihe von Analysen
bewiesen werden, dass dieselbe die Neu-
tralität des Opiumauszuges weit über«
schreiten und bis 3 ccm betragen könne,
ohne dass ein Morphinverlust zu befürch-
ten wäre. Dieses Mehr wurde regel-
mässig von der zweiten Portion Normal*
Ammoniak abgebrochen, so dass die w
Anwendung gekommene Qesammtmenge
stets 6 com betrug.
Für die Bichtigkeit der zweiten Por-
tion, der 4 ccm, gab es bis jetzt jedoch
keine Beweise, da man kein Mittel be^
sass, sämmtliches im Opium enthaltene
Morphin zu bestimmen, somit auch nicht
in der Lage war, die Leistungsfähigkeit
einer Morphin -Bestimmungmethode zu
controliren.
So gut die neue Methode functionirte,
so konnte es doch nicht zweifelhaft sein,
dass die von der Gewinnung des Mor-
phins verbleibenden Filtrate noch kleine
Mengen Morphin gelöst enthielten. Bei
dem Nichtbekanntsein des „Wieviel''
lastete also auf der neuen Methode der
Verdacht, mit der fest normirten Am-
moniakmenge nicht jedem Alkaloidgehalt
des Opiums zu entsprechen, res^'. den
Morphin^ehalt eines Opiums nicht immer
vollständig zur Bestimmung zu bringen.
Das Bestreben musste also dahin gehen,
die gesammte Menge des in einem Opium
enthaltenen Morphins zu erfahren.
Herr Schlichum suchte dieses Ziel auf
indirectem Wege zu erreichen und stellte
das Manco bei Versuchen mit reinem
Morphin fest. Er fand, dass in jedem
Oubikcentimeter des restirenden Filtrates
1 mg Morphin gelöst zurückblieb. Die
gleichen von mir angestellten Proben er-
fiben etwas weniger, nur s/3 mg für
ccm.
Alle diese Versuche der indirecten Be-
stimmung konnten nicht die Kraft des
exacten Beweises haben, weil es fraglich
war, welche Stellung die in den Opium*
auszügen enthaltenen, grossentheils coUoi«*
dalen Extractivstoffe zur Morphinaus-
scheidung einnahmen.
Sie konnten letztere fc^rdem dadurch,
dass sie die Flüssigkeit sättigten, ebenso
gut aber konnten sie die Auskrjstallisa-
tion hindernd beeinflussen.
Um den Gesammt-Morphingehalt eines
Opiums festzustellen, gmubte ich am
besten zu fahren, wenn ich den von den
m
Untersuchungen übrig bleibenden Filtra-
ten das Morphin, und zwar dureh Aus-
söhtlttelung, entzog. Obgleich ich früher
mit Ausschüttelungen, die mit reinem
Äether oder Chloroform ausgeführt wor-
den waren, keine Erfolge erzielt hatte,
so griff ich doch darauf zurück, nach-
dem Beckurts die Strychnos - Alkaloide
durch Ausschütteln mit Chloroform unter
Mitanwendung von Weingeist einer Lös-
ung ToUständig zu entziehen vermochte.
Ich suchte jetzt vor allen Dingen zu
erfahren, welches das geeignetste Aus-
schüttelungsmittel sei, und studirte des-
halb das Verhalten der hauptsächlichsten
Opium -Alkaloide zu den verschiedenen
Lösungsmitteln.
Als Lösungsmittel wendete ich an:
Wasser,
Normal - Ammoniak,
Vio Normal - Ammoniak,
Aethyl - Alkohol,
Methyl -Alkohol,
Amyl -Alkohol,
Essigäther,
Aether,
Aceton,
spiritusfreies Chloroform,
Schwefelkohlenstoff,
Benzol,
Xylol,
Toluol,
Petroleumaether.
Als hauptsächlichste Alkaloide dürften
gelten: Morphin, Narkotin, Co-
dein, Papaverin, Narcein und
Thebain. Die beiden ersteren, Mor-
phin und Narkotin, waren selbst her-
gestellt, während ich die übrigen der
Güte der Herren Gehe & Co. in Dresden
verdankte.
Die LOslichkeit wurde bei Morphin
und Narkotin quantitativ, bei den übrigen
qualitativ bestimmt.
Das eingehaltene Verfahren bestand
darin,, das fein verriebene Alkaloid in
solcher Quantität mit dem Lösungsmittel
zu erhitzen, dass ein ungelöster Rest
verblieb, das Ganze 24 Stunden in
Zimmertemperatur bei Seite zu stellen
und nun durch Verdunsten einer ge-
wogenen Menge der klaren Lösung den
Rückstand quantitativ ^u bestimmen oder |
im qualitativen Fall die restirende Menge
einfach abzuschätzen.
Zehntel-Normal-Ammoniak wurde in's
Bereich der Versuche gezogen, weil es
im Ammoniakgehalt ungeiUhr dem ammo-
niakalischen Opiumauszug entspricht.
Die Zusammenstellung auf Seite 481
^nthält die Resultate dieser Arbeits
Die gewonnenen Zahlen weichen theil-
weise recht erheblich von denen anderer
Autoren ab. So giebt Hager in seinem
Handbuch an, dass sich Narkotin in
85 Theilen Aether löse, während nach
den eigenen Versuchen die Zahl 178
eingestellt werden musste. Nach der-
selben Quelle*) fand van der Burg,
dass sich das Morphin in 14800 Theilen
spiritusfreien Chloroforms löse. Die un-
gewöhnlich hohe Zahl sank bei den
ieigenen Versuchen auf 1660 herab. Die
grosse Menge solcher Differenzen dürfte
die Folge der verschiedenen Bestimm-
ungsmethoden sein. Fein verriebenes
Morphin mit spiritusfreiem Chloroform
kalt behandelt ergab z. B. nach 24 Stun-
den die Zahl 5000, nach 48 Stunden
3500 und nach 72 Stunden 2800. Wenn
also van der Burg das Chloroform nur
Vi oder Vs Stunde oder sogar etwas
länger hat einwirken lassen, ist es wohl
denkbar, dass das von ihm angegebene
Verhäliniss richtig ist. Es erscheint
daher nothwendig, beim Anführen solcher
Zahlen stets den Weg der Bestimmung
mit anzugeben
Ich glaube, dass der von mir ein-
geschlagene Weg die gleichmässigsten
Besultate zu liefern im Stande ist
; Von den einzelnen Lösungsmitteln
keigt^ der Essigäther ein bemerkens-
werthes Verhalten. Seinen übrigen
Eigenschaften entsprechend konnte man
annehmen, dass er zwischen Aethyl-
alkohol und Aether rangire, d. h. mehr
Morphin und Narkotin wie der Aether
und weniger wie der Weingeist lösen
Würde. Während er dem Narkotin
f gegenüber das erwartete Verhalten zeigt,
öst er dagegen noch weniger Morphin
wie der Aether.
*) Hager's Handbuch der Pharm. Praxis m,
S. Itb,
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482
Da bei der Helfenberger Morphin-
Bestimmungsmethode eine gewisse Menge
Aether auf Grund seiner Eigenschaft,
Narkotin leicht und Morphin nur sehr
wenig zu lösen, Anwendung findet, so
dürfte der Essigäther, naohdem er diese
Eigenschaften in noch höherem Maasse
besitzt, ein passender Ersatz des Aethers
sein.
Galten iirsprflnglich die Löslichkeits-
ver suche der Aufsochuns eines zum
Ausschütteln geeigneten Mittels, so er-
schien es mir geboten, eine Beihe von
Versuchen, bei welchen der Aether durch
Essigäther ersetzt wurde, vorher ein-
zuschieben und auch die hierbei ge-
wonnenen Filtrate zu den beabsichtigten
Ausschüttelungen zu benützen.
Ich erreichte damit einen doppelten
Zweck :
1. Eventuelle Verbesserung der Methode
durch Anwendung von Essigäther;
2. Gontrole der Methode überhaupt und
speciell dieser mit Essigäther an-
gestrebten Verbesserung.
So. wurden denn 2 Beihen von Unter-
suchungen der zu Gebot stehenden Opium-
sorten und zwar einerseits mit Aether
und andererseits mit Essigäther gemacht.
Wie die später folgenden Belege
zeigen, ist ein kleiner Unterschied in
der Morphinausfoeute zu Gunsten der
Essigätherreihe bemerklicfa ; in der Bein-
heit des Morphins zeigte sich kein Unter-
schied, wohl aber war das Morphin der
Essigätherreihe von hellerer Farbe, ent-
hielt also weniger Farbstoff, so dass man
in dieser Hinsicht von dner grösseren
Beinheit sprechen darf
Dieser Vorzug und die etwas höhere
Ausbeute berechtigen dazu, bei der
Helfenberger Morphin - Bestimmungs-
methode für die Folge den Aether durch
Essigäther zu ersetzen und zwar ohne
eine Aenderung des Gewichtes.
Zur Feststellung eines Verfahrens, nach
welchem man einem ammoniakalischen
Opiumauszug das Morphin durch Aus-
scnütteln entziehen könne, kamen in den
Vorversnchen Aether und Chloroform zur
Anwendung« Ee wurde dabei constatirt,
dass das &rch Ammoniak freigemachte
Morphin Hur se lange in Aetner oder
Ghlorofoirm überzqgehep Terpaochte, ^Is
es sich in Lösung befand, und umgekehrt
dass die Ausschüttelung misslang, sobald
sich das Morphin in fester Form aus-
geschieden hatte.
Da bei grösseren Mengen Morphin die
Auskrvstallisation rascher ging, wie das
Ausschütteln, so hatten die Versuche in
diesen Fällen keine Erfolge ; um so besser
gelangen sie dagegen bei minimale Men-
gen, wie ich sie in den von den Opiom-
untersuchungen übrig bleibenden Filüra*
ten vor mir hatte.
Dem Chloroform wurde wegen seiner
specifischen Schwere der Vorzug var dem
Aether gegeben.
Die ersten quantitativen Bestimmungen
wurden mit remem Morphin in der Weise
gemacht, dass man
55 mg reines Morphin,
welches bei 100 ^ getrocknet worden
war, in
Iccm Normal- Schwefelsäure
löste, mit
50 ccm Wasser
verdünnte und nach Zusatz von
15 ccm Weingeist
und
1,5 ccm Normal 'Ammoniak
3 mal mit je
15 ccm Chloroform
ausschüttelte.
D^ durch Abdampfen der vereinigten
Chloroformauszüge gewonnene Büekstand
wog bei 3 gleichzeitig angestelU^a Proben
nach dem Trocknen bei 100^
54 bis 56 mg.
Wie schon der nicht mehr bittere Ge-
schmack der ausgeschüttelten Hüssig-
keiteh annehmen liess, war die Ent-
ziehung des Morphins durch Ausschütteln
eine vollständige.
um die Methode auf die schom öfter
erwähnten von den Opiumuntersuckungen
übrig bleibenden Filtrate anzuwenden,
schlug man folgenden Weg ein.
Man vereinigte die Filtrate von 2 Unter-
suchungen, versetzte sie mit
20,0 Spiritus
und schüttelte 2 mal mit
je 30,0 Chloroferm
aus.
Den durch Abdanq^fen des Chloroforms
gewonnenen BQcksttnd Uste man in
. 2 qcm liiTormal -Schwefelsäure,
4S8
verdünnte mit
3 cem Wasser
nnd Itlgte
2 ccm Normal - Ammoniak
hinzu. Man filtrirte den entstandenen
Niederschlag ab und wusch mit wenig
Wasser nach.
Das Filtrat yennischte man mit
2,0 Aether,
f>e
0,5 ocm Normal - Ammoniak
hinzu und stellte 24 Stunden bei Seite.
Das auskrystallisirte Morphin wurde
nun wie gewöhnlich gessflinielt, getroek-
net und gewogen*
Die Zusammenstellung auf nächster
Seite bringt die Belege Aeat einerseits mit
Aether und andrerseits mit Essigäther
gemachten Untersuchungen, femer der
bei beiden üntersuchungsreihen durch
Ausschfittelung gewonnenen Morphinaus-
beuten, aus denen sich durch Addition
beider Ausbeuten die Gesammtmenge des
Morphinffehalts des Opiums ergiebt
Wie schon früher hervorgehoben wurde,
sind die mit Essigäther gewonnenen
Morphia-Ausbeuten durchffehends etwas
höher, wie die der Aetherreihe, und
dementsprechend fielen die Gorrectur-
zahlen der Essigätherreihe überall nied-
riger aus. Die Oesammtmenge aber
ist die gleiche.
Nach den gewonnenen Oorrecturzahlen
entziehen sieh bei Anwendung der Helfen-
berger Methode Vö bis ^[s pCt. Morphin
der Bestimmung, so dass in jedem Oubik-
centimeter der restirenden Flüssigkeit
Vs bis 2/3 mg Morphin gelöst zurück-
bleibt
Vergleielit man hiermit das Löslich-
keitsvermögen des Vio Normal- Ammo-
niaks, das im Ammoniakgehalt ungefähr
dem ammoniakalischen Opinmaaszug
gleichkommt, so scheint die schon früher
betonte Möglichkeit, dass die im Opium^
auszug enthaltenen Extractivstoffe der
Morphin - Ausscheidung förderlich sein
konnten, ahne Bestätigung zu finden;
denn das Vio Normal- Ammoniak hält in
jedem .ddakoentimeter 1,6 mg Morphin
gelöst zurüde, also ungefähr dreimal so
viel wie -die ausgebeuteten Filtrate.
in dem geringen Itetersdiied awisaben
den Ciorie^tmsMthlen '4er -ut Morphin
ärmeren und reicheren Opiumfsorten, der
nur 0,4 pCt. beträgt, finden die Bedenken,
welche gegen die von mir fest normirte
Ammoniakmenge erhoben wurden , ihre
Widerlegung. Die Helfenberger Methode
lässt das Morphin in reinem Zustande
bis auf durchschnittlich 0,5 pGt. bestimmen
und zwar bei niederem und hohem Mor-
phingehalt gleich gut. Ich glaube, dasis
dieses Besultet em günstiges genannt
werden darf.
Die sich dar Bestimmung entziehende
kleine Menge Morphin schliesslich durch
das beschriebene Ausschüttelungsver-
fafaren festzustellen, erscheint mir im
Allgemeinen flberflüssig. Für pharma-
ceutische Zwecke ist eine Differenz von
0,5 pCt. Morphin im Opium nicht von
Bedeutung; wenigstens ist mir mit Aus-
nahme des persischen Opiums, das 6 bis
9 pGt Morphin enthält, noch keine
Smyma - Waare vorgekommen , welche,
nach der Helfenberger Methode unter-
sucht, unter 11 pCt. Morphin enthalten
hätte. Die Ausschüttelung wird gute
Dienste thun, wenn es sich darum
handelt, die Leistungsfähigkeit einer
Methode zu controlliren , resp. den Oe-
sammt- Morphingehalt in einem Opium
festzustellen. Darin ausschliesslich scheint
mir der Schwerpunkt dieser Ergänzungs-
untersuchung zu liegen.
Theilweise wurden die vorliegenden
Analysen bei der letzten grossen flitze
ausgeführt. Es hatte manchmal den
Anschein, als ob die hohe Temperatur
die Morphin-Ausscheidungen beeinträch-
tige. Wenn es sich auch nur um
Differenzen von Vio Prozenten handelt,
so will ich dach die Sache im Auge be-
halten und gelegentlich darauf zurück-
kommen.
Mit dem Mitgetheilten haben die im
Helfenberger Laboratorium gemachten
Opiumarbeiten vorläufig ihren Abschluss
gefunden. Es erübrigt nur noch, jene
Versuche gelegentlich zu besprechen,
welche zwar iceine positiven Erfolge
hatten, wohl aber zur Bereicherung der
Erfahrungen beitrugen.
Eine vielfache Anwendung der Metbede,
die ich mir in erster Linie angelegen
sein keeen werde, wird nun ihren
praklisdieft W^ b^eisen müssen.
484
* \ Morphin - Bestimmiiiigeii nach der Helfenberger Methode
, oater yergleichender Anwenduug von Aether und Essigäther nebst Gorrecturzahlen.
Opiamsorten.
Morphin ^Ausbeute
mit
Aether.
Nachträglich durch Chloro-
form-Ausschfittelnng pro
Versuch im DnrchBchnitt
gewonnenes Morphin.
Morphin -Ausbeute
mit
Essigäther.
Smyrna L
13,87 pCt.
13,62
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14,00
13,80
14,00
14,08
13,95
n
»I
ff
ff
ff
13,62—14,08 pCt.
• 0,44 pCt 0,31 pCt.
Gesammtmenge:
Aether 14,06—14,52
Essigather 14,11—14,56
13,82 pOt.
14,07
13,90
13,80
14,20
13,80
14,08
14,25
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13,80—14,25 pa
Smyrna IL
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14,15 pCt.
13,92
13,82
13,90
14,19
»1
ff
ff
13,82—14,19 pCt.
13,15 pCt
13,25
13,20
13,39
13,20
ff
ff
ff
13,15— 13,39 pCt
' 0,45 pCt. 0,18 pCL <
GesalQmImeDge:
Aether 14,27—14,64
Essigftther 14,50—14,70
14,50 pCt.
14,52
14,45
14,40
14,32
ff
ff
ff
14,82—14,52 pCt
> 0,48 pCt 0,40 pCt. '
Gesammtmenge :
Aether 13,63—13,87
Essigäther 13,70— 13,97
13,52 pCt
13,30
13,57
13,45
13,50
ff
ff
ff
13,80—13,57 pCt
Salonique I.
18,00 pCt.
17,95
18,12
17,98
18,00
ff
ff
ff
17,95— 18,12 pCt.
> 0,66 pCt 0,50 pCt <
Gesammtmenge :
Aether 18,61—18,78
Essigäther 18,42— 18,82
18,15 pCt.
18,00
17,92
17,96
18,32
ff
ff
n
17,92—18,32 pCt
Saloniqne II.
17,32 pCt
17,20 „
17,15 „
17,18 „
16,95 „
16,96r-1732 pOt.
{),62pOt. 0,57 pCt.
■ Gesammtmenge:
Aether 17.57—17,94
E8jBig&therl7,67— 17,89
17,10 pOt
17,10
17,82
17,05
17,00
»
n
n
17,00—17,82 pa
485
In' der D e b a 1 1 e sprachen Saläer, Dt,
Fischer, Prof. Schmidt. Letzterer gab
an, dass er sowohl nach Dieterieh's Me-
thode als nach anderen Methoden eine
grosse Anzahl Praktikanten seines Labo-
ratoriums habe arbeiten lassen. Na^h
2). 's Methode seien von allen Arbeitern
immer gleichmässige , gut übereinstim-
mende Besnltate erlangt worden, nach
der Methode von Schlichum dagegen
nicht.
Prof Beckurts hält das Verfahren von
D. ebenfalls f&r sehr genaa, jedoch wird
dasselbe bei der Untersachong von ge-
ringwerthigem Handelsopium keine guten
Besultate geben, weil dann die Ammo-
niakmenge zu gross ist. Hier empfiehlt
sich die Kalkmethode mit der Modifica-
tion, welche B, in der Pharm. Centralh.
angegeben hat.
üeber die Bestiminuiig einiger
Stoffe in Seifen.
Von Frant Maximilian Hom,
In den meuten BOchem über Seifen analyse
sind tische Vorschriften znr Bestimmung des
Na Gl, Naa COs und Naa SO4 (bei K CI, Ks COa
und KsSD«) Yorhanden, die, wie ich mich zu
aberzeugen Gelegenheit hatte, zu anrichtigen
Ergebnissen und demsufolge ku falscher Be-
gutachtung Ton Seifen Veranlassung geben.
Na Gl, Na^iCOa und NasS04 werden nach
solchen Vorschriften derart bestimmt, dass
man die Seife, wie sie ist, in sogenanntem
absolutem Alkohol auflöst, das Unlösliche ab-
filtrirt, mit Alkohol wftscht, dann den Rflck-
itaod mit heissem Wasser behandelt; das in
Wasser Unl6sliche fSr sich bestimmt und das
wasserige Filtrat in drei Theile theilt.
Ein Theil wird zur Titration des NatCOa,
der zweite zur Chlor- und der dritte zur
Schweüels&ure - Bestimmung TerwendeL •
Die ganze Vorschrift ist aufc folgenden
Grandea falsch :
Zanichst ist eine beträchtliche Menge der
oben erwähnten Salze in dem sogenannten
absolaten Alkohol des Handels löslich, selbst-
verstindlioh ist je nach der Oradhaltigkett
und Menge des angewendeten Alkohols die
Menge der in Lösung gehenden Salze yer-
whieden, doch würde der Fehler, welcher da-
durch entsteht, nicht so gross sein ^ wenn die
Seifen nicht wasserhaltig wären. .
Dtid Seüeii wleisen einen Wassergehalt Ton
20 bis 60 ond mehr, im Durchschnitt 35 pCt.
auf; dieses Wasser YOrdQnnt den angewen-.
deten Alkohol sehr stark und eine Folge
dessen ist, dass noch mehr Salze in das alko-
holische Filtrat gelangen. Da für die Finanz-
behörden der NaCl(KCl)-Qehalt öfters ge-
nau erhoben werden muss, so ist ein solches
Verführen sei bstrerständ lieh unbrauchbar.
Tch habe in dieser Richtung mehrere Ana-
lysen durchgeführt und fihre die Ergebnisse
zweier solchen, bei denen die oben be-
sprochene, als auch das von mir später ange-
führte Verfahren angewendet wurde, an.
(Qew.-Proc.)
I. B2O NaCl Na2C03 Na2S04
Gljcerin(Harz)-
Seife 35,7 3,86 2,01 0,73
Mandelseife (Co-
cosnussölseife) 55,4 4,58 1,60 0,61
II.
Gljcerinseife . . 35,7 5,06 3,96 1,25
Cocosnussölseife 55,4 9,5 3,35 1,28
Beide Seifen gehören zu den schlechtesten
Toiletteseifen , die hier in den gewöhnlichen
Bazars Terkauft werden.
Die oben angefahrten Zahlen sind
sprechend genug, da sich ein Fehler von
50 pGt. und darüber in jeder Bestimmung
ergiebt.
Man muss deshalb, weil in manchen Fällen
der Chlorgehalt Ton hoher Wichtigkeit ist,
die Seife in Wasser losen, die Fette, bez.
Harzsäuren mit Salpetersäure abscheiden und
im Salpetersäuren Filtrat derselben das Chlor
mit Silbemitrat in bekannter Weise ftlllen
und bestimmen.
Will man NasCOa (Ka COs) bestimmen'; so
muss man die Seife durch längere Zeit erst
bei 20 bis 400 and dann erst bei 110 bis 120^
trocknen, da bei yielen Seifen nur durch
diesen Vorg^g das gesammte Wasser ent-
feriibar Ist, ein etwaiger Verlust an flfichtigen
Fettsäuren odef Glycerin ist hierbei belapg-'
los. Die nun getrocknete und wasserfreie-
Seife wird in möglichst hochgradigem Alkohol
(mindestens 97,5 bis 98 Gkw.-Proc.) gelöst,
das Unlösliche abfiltrirt, mit Alkohol ge-
waschen, der Rückstand mit kochendem
Wasser behandelt und im Filtrat das NaaCOi .
durch Titration bestimmt.
Noch besser ist es, wenn man eine directe
COi-Bestimmung In der Seife vornimmt,
486
Da» Nta SO« (Ka SO4) kaan in wamn Ttieile
d«i iHUnerigea Auszages des Alkohol- Bfick-
staades bestimmt werden; es kaaa jedoch
aaeh eiae Sehwefelsfture • Bestianaung im
salflsaaren Auszage der Asehe Torgeaommea
werdeu, da die sehwefelsaurea' Alkaliea aidit
so iöehtig siad, als die Chloralkaliea.
ZeitBChr» f. d, d^em, Ind., lBS7y II, 85.
Zur Uatenöheidung der Chryso-
phant&uire von dem Sa&tonin-
fkrbstoff.
Von Georg Hoppe -Seyler.
Ans alkalisch gemachtem Saatoninham
geht der rothe f^arbstoff in Amylalkohol über,
nicht oder kaum aus alkalisirtem Rheumham.
Dagegen nimmt aus saurem Rheumham Amyl-
alkohol die Chrysophans&ure auf; die gelbe
Lösung giebt an ammoniakalisches Wasser
den Farbstpff vollständig ab. Beim Santonin-
ham wird dutich das gleiche Verfahren der
Farbstoff nicht extrahirt. Wird aber frisdier
Saatontnharn zuerst mit Natronlauge versetat,
dann mit Essigs&ure stark angesäuert aad
stehen gelassen , so geht nunmehr der gelbe
Farbstoff, der wahrscheinlich basischer Natur
ist, in den Amylalkohol aber. Die beim Stehen
nach Munk allmälig yor sich gehende Ent-
färbung des alkalisirten Santoninhams erfolgt
in der amyl - alkoholischen Lösung noch
rascher, nicht aber, wenn der Harn über
Quecksilber luftdicht abgeschlossen ist, ver-
dankt also wohl einer Oxydation durch den
Luftsauerstoff seinen Ursprung. Der rothe
Farbstoff des alkalischen Santoninhams zeigt
in wässeriger wie in amyl-alkoholischer Lösung
einen. breitea Absorptionsstreifen bei £• Der
des Bheumbams zeigt keine charakteristische
AibaorptioBi ebensowenig die gelben Farb-
stoffe, die mth auft dem (sauren) Saatoainkani
gewinnen lassen.
Dun^ Öentram. f. 4. tmd. Wim. 188^, 8.569.
ISne Tereiiilkohte Methode
ztun Nachwefai von Qneckeilber
in Flüssigkeiten.
An Stelle der voa FiirMmger benataten
Messingwolle und der von Friedrich MMer*)
empfohlenen Knpferfeile bedient K AU sich
des künstUcben Rauschgoldes (Legiruag Ton
Euipfer und Zink) , von dem ein 8 cm langes,
4cm breites, an dea Kerkstopfen festge-
klemmtes Blittchea in die mit etwas HCl an-
gee&nerte la prüfeade Flfissigkeit eingesenkt
wird i die Flüssigkeit wird ^1% Stande auf
600 erwftrmt und nachher noch 15 Standen
ruhig stehen gelassen, so dass 4u frei-
werdende Quecksilber sich auf der OberfiAche
des Blättchens ausscheidet Letzteres wird
alsdann heri^usgehoben, dufch Wasser hin-
durchgezogen, mit Alkaböl und Aether ge-
trocknet, sorgfthig zusammengeftütet in ein
Reagensglss gebracht, darin etwa >/t' Minute
erhitzt und während dessen mittelst eines
kleineni im Original beschriebenen Apparates
eine Spur Joddampf zngeblasen; sofort ent-
steht beim Yorhandensein von Hg dicht über
dem Rauschgold , auf der inneren Glasfläche
desReagensglaseS) die charakteristische rothe
Jodyerbindong des Quecksilbers (Jodid und
Jodür). Im Harn konnte sonach 0,016 mg
Sublimat auf 100 ccm Harn nachgewiesen
werden, während die Grenze des Nachweises
beim Verfahren von Fikrhringer bei 0,2 mg,
bei dem von MMer bei 0,06 mg für 100 ccm
gelegen ist
Bmdh OeMTßlbL f. d. med. Wies. ÜBST, Nr. 29,
*) Ph.'Centr. 22, 46, 436; 26, 3S2; 27, 392.
• 1
Mlseellen.
Z«]r l^n^ der Venrnreinignng des
Wassers durch Meieme Leitungs-
rohren.
Vi» Dv. PiiOiiiaftfi ia Offenbach a. M.
IMe Ansichten über die Zweckmässigkeit
oder Gesnndhettsgeffthrlichkeit der BleirOhren
bei Wasserleitungen sind noch nicht fest
begründet Die Zahl der wirkliidien Beob-
achtungen von Mei-Intoxicstionen, welche
lediglich in Folge eines fortgesetziett Ge-
nusses Ten Röhrleitungswaaser, de« ans den
Bleirfthren Blei aufgenommen hatte, her?er-
gsfufen Wurden , ist TerhAttnissm&ssig Sehr
gering. Yeriasser hat Tsm Standpunkte des
praktischen Arztes ans diese hygienisch
wichtige Frage experimentell yerfoigt und
ist hierbei- zn folgenden Ergebnissen ge^
kommen. Die BleirOhrenTerhalten sich gegen
yerschiedeney durch sie geleitete WSsser nr-
487
schieden. Freie Kohlensäure, sowie ein
niedriger Härtegrad des Wassers greifen das
bleierne Leitnngsmaterial an, während hohe
Härtegrade das Bleirohr Tor stärkeren In-
solten schützen. Es ist dabei anwesentlich,
ob es sich um geschwefelte (weiche), im
Innern mit einem Ueberzng Ton Schwefelblei
versehene oder harte (angeschwefelte) Bohren
handelt, aach beeinflasst der Drack, anter
dem das Wasser in der Leitang steht, nicht
dessen Verhalten gegen das Blei. Bei längerer
Benatzang (6 Monate) werden die Bleiröhren
aber aach g^en weiches and kohlensänre-
haltiges Wasser anempfindlich, da sich das
Innere der Bohren mit der Zeit mit einer
Schicht anlöslichen Bleisalzes überzieht
Was die Frage der Oefahren der Blei-Intoxi-
cation darch Röhren wasser betrifft, so ist
heryorzoheben, dass bei dem einfachen an*
nnterbrochenen Passiren des Wassers darch
ein Bleirohr toxische Eigenschaften des
Wassers nicht entstehen ; es erscheint aber
gleichwohl erforderlich, bei jeder za installi-
renden Leitang vor deren Inbetriebsetzang
das Wasser zn analysiren and (besonders
wenn es weiches ist) sein Verhalten za Blei-
robr experimentell za prüfen and dann dem
consamirenden Pablikam die Ergebnisse and
die daraas za folgernden Maassnahmen, be*
ziehentlich Vorsichtsmaassregeln , mitza-
theilen. Für ein Trinkwasser einen unteren
Grenzwerth zulässigen Bleigehaltes festza-
setzen, ist anstatthaft, vielmehr mass jedes
Wasser, welches so viel Blei enthält, dass
solches darch Schwefelwasserstoff nachweis-
bar wird, TomGenasse ansgeschlossen werden.
Durch Schmidts Jährbücher 215, 76.
Stenocarpin, ein locales
Anaesthetikum.
Wiederam kommt von Amerika die
Kunde über ein neues locales Anaesthetikum.
Dasselbe ist von Dr. Seward in einer Pflanze,
deren Abstammung nicht genau bekannt ist,
aufgefunden. Die Pflanze wächst sehr reich-
lich in Luisiana und soll zu den Acacien ge-
hören. (Acacia stenocarpa?) Einstweilen
nennt Seward das Alkaloid Stenocarpin ; die
Isolirungsmethode ist jedoeh bis Jetzt nicht
angegeben. Nach den Versuchen von Dr.
Claibome (Med. Record. VIII, 1887) be-
wirken zwei Tropfen der wässerigen Lösung
in wenigen Minuten vollständige Empfindungs-
losigkeit der Cornea und Oonjuncüva mit Er-
weiterung der Pupillen. Die Anaesthesie
dauert etwa eine halbe Stunde, die Pupillen-
erweiterung 36 Stunden. Dr. Claibome
wandte eine zweiprocentige Lösung an und
glaubt, dass der Stoff tou stärkerer Wirkung
ist als Cocain. Ther. Gae. Auffust 1887,
Man darf sich gegen die Torstehende Mit-
theilung mit Recht einstweilen abwartend
Terhalten. Abgesehen davon, dass in letzter
Zeit eine Anzahl Anaesthetica aufgetaucht
und wieder verschwunden sind, ist in dem
vorliegenden Falle die Pflanze nicht genau
bekannt, die Darstellnngsmethode nicht an-
gegeben und der Stoff selbst nicht genügend
bestimmt. Auch die wenigen Versuche, welche
angestellt worden sind, reichen nicht aus, die
Wirksamkeit des Mittels zu beweisen. (Anm.
d. Ref.) — OS—
Cacur. Myriocarpin.
Die bei den Kaffem Cacur genannte Frucht
stammt von CucumisMyriocarpus (Cu-
curbitaceae). Es ist ein Emeticum und Pur-
gativum zugleich, in der Stärke etwa der Colo-
quinte gleich. Die Frucht ist nur etwa von
der Grösse einer grossen Stachelbeere, unreif
ist dieselbe grün, reif dagegen gelb. Die Pulpa
ist sehr wässerig, hat einen gurkenartigen
Geruch und sehr bitteren Geschmack. Beim
Trocknen der Frucht muss vorsichtig verfahren
werden, da bei stärkerer Hitze sich das wirk-
same Princip zersetzt. Die Eingeborenen von
Südafrika nehmen als Abführmittel eine
Frucht, als Vomitiv zwei Früchte. Armstrong
AtJUnson untersuchte die Früchte und isolirte
daraus auf folgende Weise einen wirksamen
Körper. Er befreit die Frucht von den
Samen, trocknet sie bei niederer Temperatur,
pulvert und zieht mit verdünntem Alkohol
ans. Die spirituöse Lösung wird abgedampft,
mit Wasser aufgenommen und mit frisch ge-
fälltem Bleioxyd entfärbt. Das Filtrat wird
mit Aeiher ausgeschüttelt. Der Aether ent-
hält den wirksamen Körper, den Armstrong
Myriocarpin nennt. Der Körper red ucirt
Fehling'Bcht Lösung, hat aber keine glyco-
sidische Eigenschaften , kiystallisirt nicht,
sondern ist harzartig; er löst sich in Aether,
Wasser und verdünntem Alkohol, weniger
leicht in starkem Alkohol. — 08—
Pharm, Journ. Transact. 18&T, 1.
488
Liqueur dn Dr. Laville.
Der yielbesprochene Liqueur de Laville
ist auf Veranlassung des Königl. Sächsischen
Landes -Medicinal-Colleginms von der Che-
mischen Centralstelle in Dresden einer Unter-
suchung unterworfen worden und es hat sich
dabei ergeben, „dass dieses Mittel aus einem
weingeistigen, resp. weinigen Auszug von
Herbstzeitlosensamen und Chinarinde besteht
und in lOOTheilen 15,55 Th. Alkohol, 80,85
Th. Wasser, 0,11 Th. Colchicin (das Alkaloid
der Herbstzeitlose), 0,09 Th. Chinin, 2,94 Th.
Extract- und Farbstofife (Weinfarbstoffe) und
0,46 Th. Mineralstoffe enthält. Da Colchicin
zu den stärksten Pflanzengiften gehört, so hat
das Königl. Ministerium des Innern Veranlass-
ung genommen, darauf hinzuweisen, dass der
Liqueur du Dr. LaviUe nach den bestehenden
Vorschriften nur auf besondere ärzt-
liche Verordnung, nicht aber im Hand-
verkäufe in den Apotheken abgegeben werden
darf. Hierdurch hat das von der Dresdner
Medicinalpolizeibehörde auf Grund einer
früher bereits veranlassten chemischen Ana-
lyse dieses Mittels erfolgte Einschreiten gegen
den Handverkauf desselben die volle Bestätig-
ung der Oberbehörde gefunden." g.
Geheimmittel und Specialitäten.
Wither'B antizymotie Solution ist
nach der Analyse von Bierbach eine wäss-
rige Flüssigkeit, welche enthält 0,207 pCt.
Quecksilberchlorid , 0,084 pCt. Aluminium-
chlorid, 0,048 pCt. Zinkchlorid, 0,087 pCt.
Kaliumchlorid, 0,788 pCt. Natriumchlorid,
0,06 pCt. fireie Salzsäure.
Urinal Cakes sollen als Desinfections-
mittel Verwendung finden und bestehen nach
Bierbach aus Fichtenharz, mittelst dessen die
nachfolgenden Bestandtheile : Kupfervitriol,
Eisenvitriol, Zinkvitriol, Alaun, Glaubersalz
zusammengeklebt sind.
Pharm. Bundscha^ 1887, 8. 152.
Erkennniig von geschwefeltem
Hopfen.
Man leitet heisse Wasserdämpfe Ober den
Hopfen und destillirt auf diese Weise das
Hopfenöl ab. Gel aus gutem Hopfen zeigt
auf Zusatz von Phosphorsäure oder einer
anderen starken Säure keine Veränderung.
Geschwefelter Hopfen giebt ein Oel , welches
auf Zusatz einer Säure starken Gkruch nach
Schwefelwasserstoff verbreitet. Die Gegen-
wart desselben kann man auch durch Blei-
essigpapier nachweisen. — os —
Durch Analya. August 18S7.
Der Düngewerth der Ammoniak-
Balze
ist nach Versuchen von C 0. Har^ höher,
als meist angenommen wird. Die meisten
Pflanzen: Hirse, Gerste, Reis, Buchweizen,
Incamatklee, Erbse gedeihen entschieden
besser bei der Ammoniakdüngung als bei der
mit Salpeter. Mais und Hafer verhielten sich
umgekehrt. Weizen und Gerste stehen in
der Mitte , der Weizen neigt mehr zum Am-
moniak, die Gerste mehr zur Salpeter-
nahrung hin.
Zeitschr, f. d. ehem. Industrie 1887, Heft 14.
Zur Physiologie des Gemchs.
Aronsohn bestreitet auf Grund seiner Ver-
suche die Richtigkeit des TFis&tfr'schen Satzes,
dass eine G^ruchsempfindung nur dann zu
Stande komme, wenn die riechenden Theil-
chen in einem Luftstrom zugeführt werden.
Er fand , dass die Geruchsfahi^eit der Nase
intact erhalten wird durch Anwendung einer
0,73 proc. Kochsalzlösung als Spnlmittel.
Aehnlich wirken andere Salzlösungen; jede
Salzlösung hat ihr eigenes Optimum der
Concentration. Die Verhältnisse dieser Werthe
nennt Aronsohn „osmoteretische"
(TrjQia behüte) oder geruchserhaltende
Aequivalente.
Das kleinste osmoteretisehe Aequivalent
besitzt das Rochsalz ; dieses wird &» 1 gasetzt
(entsprechend einer 0,73proc. Ldsimg). Die
übrigen wesentlichen Salze des Blntserams
haben folgende osmoteretisehe Aequivalente:
Natriumcarbonat 2, Natriumsul&t 4, Natrium-
phosphat 6, Magnesiumsnlfat 6. Misehnngen
dieser Salzlösungen ergänzen einander, naek
Verhältniss ihrer osmoteretischen Aequi-
valente angewandt, zu indifferenten Späl-
flüssigkeiten, $,
MediC' Chirurg, Sundsch. 1837, S. 623.
Verlttgor und Tenintwoitlielier R«daet0ttr Dr. K. Gelssler in DrMden.
Tm Bnehhand«! dvreb Jvllaa Springer, Berlin N., Monb^onpUta S.
Dmek der KSnlgl. Rofbnebdniekerei tob O. 0. Kelnbold* SShaelB DrstdeA.
JMe Erneuerung de» Abonnement»
bringen wir in geneigte Erinnerung und hüten dringend, die Bestellungen vor
Ahlauf des Monats bewirken eu wollen, damit in der Zusendung keine Unter"
hrechung eintritt.
Wir bemerken gleichzeitig, dass im nächsten Vierteljahr Herr Eugen Dieterich
eine Reihe Artikel veröffentlichen wird, welche Verbesserungen und ZiisMze
enthalten eu seinem mit so grossem Beifall aufgenommenen „pha/rmaceu^
tischen Mantial^.
Fehlende Nummern woüe man sofort reelamiren und ewar bei derjenigen
PostanstaÜ oder Buchhandlung, welche die regelmässige Bestellung besorgt. Bei
unserer Expedition kostet jede eineeine Nummer 25 Pf.
Vom laufenden Jahrgang sowohl, wie von den Jahrgängen 1881 bis 1886
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Zeitung för wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermanii Hager and Dn Ewald Geissler.
Erecheiiit jeden Donnerstag. — Abonneraenttpreis durch die Post oder den Bnchbandel
Tiertelj ährlich 3 Mark. Bei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
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Wiederholungen Rabatt.
Aofiragen. Aufträge, Manusoripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. G eis s 1er,
DrendeD, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 40.
Berlin, den 6. October 1 887.
Nene Folge
Till. JahrgaDg.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt: <'fe«Mle aaii PlimraiAcies Die Section Pharmacia der 00. Matarforaeher^Vertainmlniig an Wiesbaden:
lIlUbeilnn^D cur AetherprÜfang. Verschiedene Mitthoilnngen ans dem Laboratorinm. Arbeiten ans dem phar-
maeentlschen Institut «n Dorpat. Znr Darstellung des Ferrlsaecharats. Ueber die Empflndliebkeit der Reagens-
papiere und fiber Indikatoren. — Das Stossen bei Destillationen. — Zur Revision der Pharmaoopoea Oermanica
edit II. — Ueber den SanerstoiFgehalt der atmosphärischen Lnft. — HiseelleB! Oarragheen als Substitut fBr
Gammi arabicum. — Blsmutnm ozyjodatnoi. — Offene ConeifeBdeai« —
Ameifea.
Chemie und Pharmacie.
Die Section Pharmacie der 60.
Naturforscher - Versammlimg
zu Wiesbaden.
Mitthellnngen znr Aetherprfifang.
Von G. Vuipius.
Im Torigen Jahre bei der Prüfung
eines sehr starken, ein specifisches Ge-
wicht von 0,722 besitzenden Aethers ge-
machte ungünstige Erfahrungen, worüber
ich in Nr. 22 der Pharmac. Centralhalle
von 1886 berichtete, wurden die Veran-
lassung fortgesetzter Beobachtungen in
dieser Richtung. Die Gesammtergebnisse
derselben Ihnen heute zu unterbreiten,
war die Absicht, als am 20. Juni die be-
treffende Anmeldung an den Herrn Schrift-
führer unserer Section gesandt wurde.
Inzwischen sind nicht nur seitens der
Pbarmiükopöe-Commission des deutschen
Apotbekervereins in den Motiven, welche
die zur Fassung des Artikels „Aether**
der Pharmakopoe beantragten Aender-
ungen begleiteten, ausführliche kritische
Bemerkungen über Beinheitsbedingungen
und Proben des Aethers veröffentlicht
worden, welche sich mit meinen Erfahr-
ungen vielfach decken, sondern es ist
auch erst vor sechs Wochen eine hoch-
interessante Arbeit von Herrn Professor
Schär im „Archiv" erschienen, welche
in ihrem zweiten Theile eine vorzügliche
Zusammenstellung eigener und fremder
Beobachtungen und Anschauungen über
gewisse Eigenthümlichkeiten und Ver-
unreinigungen des Aethers enthält.
Diese Publicationen neuesten Datums
entkleiden meine beabsichtigten Mittheil-
ungen so gründlich desBeizes der Neuheit,
dass ich auf dieselben überhaupt verzichtet
haben würde, wenn nicht Herr Professor
Schär am Schlüsse seiner eben erwähn-
ten Arbeit in so liebenswürdiger Weise
den Wunsch ausgesprochen hätte, dass
auch fernerhin Wahrnehmungen Anderer
über diesen Gegenstand nicht unterdrückt,
sondern immerhin bekannt gegeben wer-
den möchten.
Gleichwohl wird es angezeigt sein,
unter den bezeichneten Verhältnissen die
heutigen Mittheilungen nicht zu stark
auszudehnen, um so weniger, als über
das gleiche Thema schon von Warden,
490
Börrigter, Daecomo, Plagge, Fischer und
Anderen gearbeitet und gesehrieben wor-
den ist.
Leitendes Moment für den Apotheker
wird in dieser Frage der Wunsch sein
mQssen, feste Gesichtspunkte zu gewin-
nen bezüglich der Anforderungen, welche
an die Reinheit des officinellen Aethers
fortan gemacht werden dürfen und müs-
sen. Einen ersten Schritt in dieser Sicht-
ung hat die Pharmakopoe - Gommission
des deutschen Apothekervereins gethan,
indem sie verlangt, dass der Aether vor
Licht geschützt autbewahrt werden solle.
Zu einer derartigen Forderung liegt
eine praktische Berechtigung allerdings
vor, denn auch meine Versuche bestätig-
ten die Beobachtung, dass ein durch
Waschen mit Kalilauge gegen eine zehn-
procentige Jodkaliumlösung indifferent
gewordener Aether unter Umständen aus
letzterer Jod abspaltet, wenn er dem
Lichte, besonders dem directen Sonnen-
lichte, lange genug ausgesetzt wird.
Um ein Urtheil zu gewinnen über den
etwaigen Einfluss sonstiger äusserer Be-
dingungen, wurde der mittelst der be-
zeichneten Behandlung gegen Jodkalium
inoffensiv gewordene, aber nicht rectifi-
cirte, sondern von der Kalilauge nur im
Scheidetrichter getrennte Aether mit einem
Zehntelvolumen jener Jodkaliumlösung in
ganz und halb gefüllten, mit Kork- und
Glasstöpseln verschlossenen, sowie endlich
in solchen Gläsern in Berührung gelassen,
durch deren Korkstöpsel eine feine Glas-
röhre ging, während einzehie der Glas-
stöpselgläser noch durch äussere Yerkitt-
ung absolut luftdicht gemacht waren.
Unter allen diesen Bedingungen zeigte
sich bei den im Dunkeln gebliebenen
Gläsern der Inhalt nach einer Woche
vollständig farblos, während andererseits
das diffuse Tageslicht schon nach 24 Stun-
den in sänuntlichen Gläsern eine zwar
sehr leichte, aber doch wahrnehmbare
Färbung hervorgerufen hatte, welche nach
zwei weiteren Tagen etwas deutlicher
geworden war.
Dabei war jedoch eine auffallende Aus-
nahme zu constatiren insofern, als in
demjenigen Glase, dessen Inneres sieh
mittelst einer durch den Kork gesteckten
GlascapiUare in beschränkter Gommnni-
cation mit der äusseren Luft befand, die
Färbung erst einen Ta^ später erkennbar
wurde. So nahe es liegt, den Grand
dieser eigenthümlichen Ausnahme in dem
gewährten schwachen Luftzutritte zu
suchen, welcher ja bekanntlich auch bei
der Aufbewahrung von krystallirtem
Ferrosulfat am besten vor Oxydation
schützt, so denke ich doch eher an irgend
eine Zufälligkeit.
Wurden die Versuche im offenen Be-
agircylinder am Tageslichte ausgeführt
unter zeitweiligem Umschütteln, so trat
leichte Gelbfärbung um so früher ein, je
mehr die rasche Verdunstung des Aethers
durch einen über die Oberfläche dessel-
ben geleiteten Luftstrom begünstigt wurde.
Unter allen Umständen Shrte ein Ver-
tauschen des diffusen gegen directes
Sonnenlicht zu schnellerer und tieferer
Gelbfärbung, und auch hier stand der
fördernde Einfluss gleichzeitigen, reich-
hohen Luftzutrittes ausser allem Zweifel.
Anders gestaltete sich die Sache, wenn
der Aether nach Behandlung mit festem
oder gelöstem Aetzkali nicht nur von
diesem mechanisch getrennt, sondern
rectificirt wurde. Dann geschah das Ge-
gentheil von dem, was man hätte er-
warten sollen, d. h. die Wirkung des
diffusen Lichtes musste jetzt viel länger,
mehrere Tage hindurch andauern, bis in
einer Mischung von Aether mit Jod-
kaliumlösung die ersten Spuren von
Gelbfärbung sich zeigten. Jene kleinen
Antheile von Alkali in dem damit be-
handelten, aber nicht rectificirten Aether,
welche sich durch die Wirkung des letz-
teren auf Phenolphtalein sehr deutlich
nachweisen liessen, hatten also nicht
etwa dauernd schützend auf den belich-
teten Aether und das damit in Berühr-
ung gebrachte Jodkalium gewirkt, son-
dern es widerstand bei ihrer Anwesen-
heit der Aether der Lichtwirkung nicht
Dagegen muss constatirt werden, dass,
bevor es zu einer Gelbfbbung des mit
Ealilage behandelten und dann anfäng-
lich Phenolphtalln röthenden Aethers
kam, diese schwach alkalische Beaction
unter der Wirkung des Lichtes znnächst
vollkommen wieder verschwanden war.
Daraus scheint hervorzugehen, dass in
dem nicht rectificirten Aether nach dem
491
Waschen mit Kalilauge noch eine Sub-
stanz vorhanden war, aus weicher sich
jener Körper wieder regeneriren konnte,
welcher direct oder indirect auf Jod-
kalium zersetzend in dem nicht mit Al-
kali gewaschenen Handelsäther gewirkt
hatte. Aber auch dem über Alkali recti-
fieirten Aether, welcher 'nur nach länge-
rer und stärkerer Belichtung Jodkalium
zerlegt, konnte letztere Eigenschaft in
ausgezeichneterweise durch Zusatz einer
Säure ertheilt werden, wobei es gleich-
giltig blieb, ob hierzu Schwefelsäure,
Pbosphorsäure, Salpetersäure, Salzsäure,
Essigsäure, Gitronensäure oder Weinsäure
verwendet wurde, ein Umst^d, welcher
dafür spricht, dass auch jene den Aether
zur Zersetzung des Kaliumjodids dispo-
nirende Verunreinigung einen sauren
Charakter haben dürfte.
Mit dem bisher Berichteten soll übri-
gens keineswegs gesagt sein, dass die
Beobachtungen Anderer, wonach ein ab-
solut reiner Aether weder durch die Ein-
wirkung von Licht, noch durch die der
Luft die Eigenschaft annehme, Jod aus
Jodkaliuin abzuspalten, unrichtig seien,
sondern es wird eben nur das Verhalten
desjenigen Aethers damit constatirt, wel-
chen man durch mehrmaliges Waschen
mit Kalilauge und nachfolgende Bectifi-
cation gereinigt hat, der ja aber immer
noch minimale Spuren der verhän^niss-
vollen Verunreinigung enthalten Kann.
Auf eine noch bessere, eine absolut reine
Handelswaare wird aber der Apotheker
in der Begel verzichten müssen.
Es ist femer noch hervorzuheben, dass
die Menge Jod, welche ein bestimmtes
Gewicht Aether unter sonst ganz gleichen
Verhältnissen in einer bestimmten Zeit
aus Jodkalium abspaltet, erheblich grösser
gefunden wurde, wenn von Zeit zu Zeit
die Flüssigkeit mit Thiosulfat wieder ent-
färbt, also das abgeschiedene Jod öfters
weggenommen wird, als wenn man ohne
dieses am Schlüsse der Einwirkungsdauer
das freie Jod in einem Zuge austitrirt.
Von einem solchen käuflichen, das Jod-
kalium zersetzenden Aether verbrauchten
10 com bei dreistündiger directer Insola-
tion im ersteren Falle 0,8, im zweiten
nur 0,5 ccm Zehntel-Normal-Natriumthio-
sulfat zur EntjßUrbung. Inwiefern das im
ersten Falle nothwendige öftere Schütteln
mit neuen Luftmengen dabei eine Bolle
spielt, mag dahingestellt bleiben.
Endlich sei noch erwähnt, dass auch
die Gegenwart von Jodkaliumlösung den
belichteten reinen Aether zum Erleiden
derjenigen Veränderung zu disponiren
scheint, welche eben die Vorbedingung
der Spaltung von Jodkalium ist, denn
ein gleichlang für sich belichteter reiner
Aether äusserte bei nachheriger Berühr-
ung mit Jodkaliumlösung in gleichen
Zeiten auf diese eine merklich geringere
Wirkung, als wenn er vorher über jener
stehend belichtet wurde.
Schien es nach dem früher Gesagten
erwiesen, dass auch ein durch Behandeln
mit Kali und nachfolgende Bectification
gereinigter Aether unter den bezeich-
neten, geflissentlich möglichst nachtheilig
gestalteten äusseren Umständen die Eigen-
schaft gewinnen kann, Jodkalium zu zer-
setzen, so geht doch auf der anderen
Seite aus den angestellten Versuchen auch
hervor, dass er unter den gewöhnlich in
Apotheken vorhandenen Aufbewahrungs-
verhältnissen, wo es sich für diegrösse-
ren Vorräthe höchstens um die Wirkung
von gedämpftem Kellerlicht, für die klei-
nen Verbrauchsmengen um diejenige von
massigem zerstreutem Tageslicht handeln
kann, jene Eigenschaft nur in bescheide-
nem Umfange annehmen wird und dass
daher sofortige zersetzende Wirkung
von Aether auf zehnprocentige Jodkalium-
lösung ihren Grund noch in anderen Ver-
unreinigungen haben muss, als in jener,
welche unter längerem und starkem Licht-
einHuss in reinem Aether entstehen kann.
Jene anderen Verunreinigungen auch der
besseren Handelssorten des Aethers sind
es, welchen der Hauptantheil an der zer-
setzenden' Wirkung auf das Jodkalium
zukommt, denn sie veranlassen dieselbe
sowohl direct als auch indirect, indem
bei ihrer Anwesenheit der Aether selbst
wieder Stoffe erzeugt, welche auf s Neue
zersetzend auf das Jodkalium einwirken,
mögen dieselben nun Wasserstoffsuper-
oxyd oder activirter Sauerstoff oder Aethyl-
peröxyd heissen.
Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt,
dass ich die bekannte Blaufärbung bei
Behandlung auch eines das Jodkalium
492
sehr stark zersetzenden, entschieden un-
reinen Aethers mit einer Spur Chrom-
säure nur ein einziges Mal und zwar nur
in sehr geringem Grade erhalten konnte,
dass also gerade diese für die Anwesen-
heit von WasserstoflFsuperoxyd entschei-
dendste Beaetion im Allgemeinen versagte,
während der gleiche Aether 5 pCt. seines
Volumens einer zehntelprocentigen Lös-
ung von Kaliumpermanganat beim Schüt-
teln innerhalb einer Minute entfärbte und
ebenso auch Indiglösung, diese jedoch
nur unter Zuhilfenahme einer Spur Ferro-
sulfat. Dagegen wurde keine von allen
diesen Reactionen mit einem selbstge-
reinigten und rectificirten Aether er-
halten.
Zur Reinigung des Aethers von der
auf Jodkalium wirkenden Substanz er-
wiesen sichEaliumcarbonat und gebrannte
Magnesia wenig, Mafnesiumcarbonat gar
nicht geeignet, während dieselbe mit
Ealkhydrat hinlänglich, am besten aber
mit festem Ealihydrat oder mit Kalilauge
gelang, wobei zuerst die Lauge sich gelb
fkrbte, dann die Färbung in den Aether
überging, sich letzterem aber wieder durch
neue Waschungen mit verdünnter Kali-
lösung entziehen Hess.
Bei dieser Behandlung und ebenso bei
der mit Kalkhydrat verliert der Aether
nicht nur seine etwa vorhanden gewesene
Reaction auf Jodkalium,' sondern auch
die Eigenschaft, Kalihydrat gelb zu förben,
ein Verhalten, welches er einer anderen
Verunreinigung und zwar wahrscheinlich
einer solchen mit Aldehyd verdankt. Her-
vorheben möchte ich, dass es mir nicht
gelang, diese durch. Behandlung mit Al-
Ealien einmal beseitigte Reaction des
Aethers durch Belichtung wieder hervor-
zurufen, ein prägnanter unterschied von
der Wirkung auf Jodkalium und bewei-
send, dass zwei verschiedene Ursachen
diesen beiden Reactionen zu Grunde liegen
müssen, obgleich dieselben in der Regel
gleichzeitig einem bestimmten Aether
zukommen nnd beide durch Behandlung
mit Alkali beseitigt werden können.
Die Acidität des käuflichen Aethers
bleibt unter allen Umst^den ein wesent-
lich begünstigendes Moment fSr dessen
zersetzende Wirkung auf Jodkalium. Zur
Beurtheilung ihrer Grösse sei mitgetheilt.
dass 5 ccm eines käuflichen , den heuti-
gen Ansprüchen der Pharmakopoe ge-
nügenden Aethers mit 5 ccm Wasser,
etwas Phenolphtale'in und 0,1 ccm Zehntel-
Normalkali einen Augenblick geschüttelt
eine farblose Flüssigkeit lieferten. Dass
wenige Tropfen Terpentinöl besonders
beim Schütteln mit Luft im directen Son-
nenlicht bei dieser Probe denselben Effect
in noch höherem Grade zeigen, wie
Aether, ist vielleicht ein Fingerzeig be-
züglich des Charakters jenes Vorganges.
Scheint doch auch hierbei die Menge des
Aethers eine weniger wichtige Rolle zu
spielen, als die Grösse des mit der Misch-
ung geschüttelten Luftvoluroens und die
Stärke der Insolation.
Unter Berücksichtigung aller bespro-
chenen Verhältnisse wird man nun zwar
von einem officinellen Aether nicht ver-
langen dürfen^ dass derselbe unter allen
Umständen, bei jedem Belichtongsver-
hältnisse und während unbegrenzter Ver-
suchszeit gegen JodkaliumTösüng oder
gar gegen die noch viel empiindliehere
Jodzinkstärkelösung sich vollkommen in-
different zeige, allein man wird anderer-
seits doch manche Verschärfung der seit-
herigen Anforderungen eintreten lassen
können und hauptsächlich in Erwägung,
dass ein Säuregehalt des Aethers den-
selben besonders zu jener eigenthüm-
lichen, durch die Abspaltung von Jod
aus Jodkalium eharakterisirten Veränder-
ung disponirt, eine weit engere Beschränk-
ung seiner Acidität fordern müssen, als
sie durch die heutige wenig empfindliche
Probe der Pharmakopoe gegeben ist.
Nur dann, wenn man beim Einkaufe
des Aethers sich überzeugt hat, dass der-
selbe die zu formulir^den strengeren
Bedingungen erftUlt, kann dessen Auf-
bewahrung unter Lichtabschluss ihren
vollen Werth haben, denn es würde
wenig Zweck haben, diesen Schatz einem
Präparate angedeifaen zu lassen, von dem
man nicht weiss, ob es etwa jene Fehler
schon besitzt, vor deren Erwerbong der
Lichtabschluss es bewahren soll.
Man wird verlangen können
1. dass der etwa noch 0,1 cem betra-
fende Bückstand der freiwilligen
erdunstung von 5 ecm Aether blaues
Lackmaspapier nieht rOthe;
493
2. dass 10 ecm Aether mit gleichviel
Wasser, einigen Tropfen .Phenol-
phtaleinlösung und 0,1 ccm Zehntel-
Normalkalilösong im gefüllten 61a»-
eylinder durchgeschüttelt, nach kur-
zem Stehen eine röthlieh gei&rbte
wässerige Schicht geben;
3. dass Eaühydrat, mit dem Aether Über-
gossen, sich innerhalb einer Stubde
nicht gelblrch färbe, and
4. dass 10 ccm Aether mit 1 ccm einer
zehnprocentigen Jodkaliumlösang im
vollen geschlossenen Glasstöpsel-
glase öf^rs geschüttelt im zerstreu-
ten Tageslicht innerhalb einer Stande
keinerlei Färbung erkennen lassen.
Hat der Aether durch Bectification über
Aetzalkalien diesen Reinheitsgrad erwor-
ben, so bleibt ihm derselbe bei massiger
Beleuchtung oder gar unter Lichtabschluss
erfahrungsgemäss auf länge hinaus ge-
sichert. Man darf auch annehmen, dass
es der chemischen Grossindustrie, welche
heute zttf Aetherfabrikation vielfach äuis-
serst geringe Spritsorten benutzt, keine
Schwierigkeiten bereiten wird, einen den
bezeichneten Anforderungen entsprechen-
den 4^^^^^ zu liefern, während dem
heutigen Aether der Apotheken noch
jüngst Hesse das bedenkliche Zeugniss
ausgestellt hat, dass dessen Säuregehalt
den Werth seiner Prüfungsmethode für
Ghininsulfat stark beeinträchtige.
Es soll übrigens mit diesen Ausführ-
ungen keineswegs gemeint sein, dass die
Pharmakopoe- Commissi on unseres deut-
schen Apothekervereins die vorbezeichne-
ten oder ähnliche Forderungen jetzt schon
hätte erheben sollen. Dazu befindet sich
die ganze Frage noch zu sehr im Stadium
des läammelns von Erfahrungen und der
Discttssion. Wenn di^se Mittheilungen
letztere aufs Neue anregen und einem
positiven Abschlüsse näher bringen, so
ist ihr Zweck erreicht.
Debatte: Dr. Ostennayer-'ETfxat be-
merkt, dass der Gehalt an Aldehyd im
kiufliehen Aether wohl von wesentlichem
Einfluss auf dessen Eigenschaften UQd
Verhalten gegen Beagentien ist Er hat
den Aldehydgehalt schon vor 2 Jahren
quantitativ bätimmt und gefunden, dass
derselbe in den meisten Fällen zwischen
0,18 bis 0,24 pGt. schwankt. Die Be-
stinunung geschah durch Einleiten von
trockenem Ammoniakgas in den vorher
entwässerten Aether und Oewichtsbe-
Stimmung des erhaltenen Aldehyd-Am-
moniaks, das sieh direct in KrystaUen
abscheidet.
B, Fischer giebt an, dass nach seinen
Erfahrungen blosses Schütteln mit Kali-
lauge zur Reinigung von Aether nicht
genügt, vielmehr sei dazu eine Mace*
ration über festem Ealihydrat erforder-
lich. Auch erlange reiner Aether seine
zerseteenden Eigenschaften gegenüber
Jodkalium oder Jodoform nicht lediglich
unter dem Einflüsse des Lichtes, viel-
mehr sei hierzu die gleichzeitige Gegen*
wart von Luft nöthig.
Sdtneider-Dresden erwähnt eine seines
Wissens bisher noch nicht bekannt ge-
gebene Erscheinung. Ein Aether (im
Blechgefäss aufbewahrt) gab die Aetzkali-
Beaction, nicht jedoch die Ealiumjodid-
Beaction (selbst nicht bei Anwendung
von Lösung 1 : 1). Wurde dieser Aether
in einer ^ßhale am Licht und freiwillig
verdunstet und der -Bückstand mit Aether
aufgenommen, so gab diese Lösung nun-
mehr beide obengenannte Beactionen.
Prof. Poleck theilt mit, dass Apotheker
Thümmel in seinem Laboratorium damit
beschäftigt ist, den verunreinigenden
Körper des Aethers seiner Natur nach
festzustellen. Derselbe scheine Yinyläther
zu sein.
Yersehiedene Mitthellangeii aas . dem
Laboratorlam.
Von Professor Ernst iS^^mtdt- Harburg.
1. Ueber die Bestandtheile der
Wurzel von Scopolia janonica.
Im Anschluss an die bezüglicne Mit-
theilung auf der vorjährigen Versamm-
lung berichtet Vortragender, dass die
Scopoliawurzel Atropin, Hyöscyamin und
Hyoscin in sehr wechselnden Mengen-
verhältnissen enthält Der Schillerstoff
der Scopoliawurzel , das Scopoletin, ist
idantiseh mit dem Schillerstoff der Bella-
donna (Ghrysatropasäure), wie durch
vergleichende Untersuchungen, conslatirt
vmrde.
Das als Mydriatioum empfohlene Sco*
494
p ö 1 e 1 n besteht aus einem Gemenge von
obigen Basen mit deren Zersetzungs-
prodocten und harzartigen Körpern. Das
käufliche Botoln erwies sich meist als
das Alkalisalz einer kohlenstofifreichen
Fettsäure, also als eine Seife; ist also
nicht, wie behauptet wurde, ein Alka-
loid.
2. In der Wurzel einer im botanischen
Garten zu Marburg cultivirten Scopo-
lia Hlardnackiana fand Vortragen-
der ebenfalls Hyo&cyamin vot. Ob die
Scopolia atropoides gleichfalls my-
driatisch wirkende Basen enthält werden
weitere Versuche lehren.
3. üeber Berberin. Vortragender
bespricht die Versuche, das fr^ie Ber-
berin in chemischer Beinheit und in
guter krystallographischer Ausbildung zu
erhalten, Versuche, die dadurch er-
schwert werden, dass das Berberin mit
den als Lösungsmittel benutzten Kör-
pern, wie Chloroform, Aceton, Alkohol,
Aether, zum Theil sehr beständige Ver-
bindungen eingeht. Vortragender legt
Chloroform - Berberin in Krystallen von
1 cm Länge vor. Im Anschluss hieran
erörtert Vortragender die Resultate, wel-
che die. weiteren Oiydationsversuche
des Berberins, sowie die Untersuchung
der Abkömmlinge des Hydroberberins
ergeben haben.
4. Ueber das Hydrastin. Unter
Vorlegung der bezüglichen Präparate
macht Vortragender Mittheilungen über
die Darstellung, Zusammensetzung und
Eigenschaften des durch besondere Kry-
stallisations- und Beactionsföhigkeit aus-
gezeichneten Hydrastins. Die Zusammen-
setzung dieses, durch das Verhalten gegen
Jodalkyle etc. als tertiäre Base charak-
terisirten Alkaloids entspricht der von
Eyhman öufgesteUten Formel C2iH2iN0e.
Die Beductionsversuche ergaben in saurer
und alkalischer Lösung ein negatives Re-
sultat. Durch Oxydationsmittel wird das
Hydrastin leicht in Opiansäure , bezüg-
lich Hemipinsäure, sowie in die von Will
und Freund mit, dem Namen Hydrastinin
belegten Base (oder deren weitere Zer-
setzungsproduete) zerlegt. Braunstein und
Schwefelsäure, Platinchlorid, Ohromsäure
spalteten das Hydrastin ^latt in Hydra-
stinin und Opiansäure. Die gleichen Pro-
ducte entstehen auch, neben Kohlensäure
und Methylamin, bei der Oxydation mit
Kaliumpermanganat in saurer Lösung.
In alkalischer Lösung lieferten Kalium-
permanganat: Hemipinsäure, Oxalsäure,
Kohlensäure, sowie Nicotinsäure, Methyl-
amin und geringe Mengen einer stiek-
8to£fhaltigen Base (Hydrastinin?)
Die Versuche der Ueberführung von
Hydrastin in Narkotin, bezüglich des
Narkotins in Hydrastin sind noch nicht
vollständig zum Abschluss gediehen.
5. Ueber die Bestandtheile des
Sternanis, Ilicium anisatum. Das
ätherische Oel des Sternanis jsetzt sich
im Wesentlichen aus Anethol, dem ge-
ringe Mengen eines Terpens, eines phenol-
artigen Körpers und Safrot beigemischt
sind, zusammen. In den Extracten der
Samen fand sich eine noch näher zu
charakterisirende Zuckerart, Protocatechu-
säure, eine der Chinasäure in dem Ver-
halten sehr ähnliche Säure, sowie die
von EyJcman als Shikiminsäure bezeich-
nete Verbindung.
6. üeber Cholin und verwandte
Körper. Vortragender bespricht zu-
nächst die Versuche, welche angestellt
wurden, um das Cholin durch Wasser-
abspaltung in das giftige Neurin (Vinyl-
Trimethylaminhydroxyd) überzufuhren.
Salzsäure bewirkt, unter Anwendung des
Platindoppelsalzes , diese Umwandlung
nicht (in Uebereinstimmung mit Brieger,
im Widerspruch zu Gram). Salzsaures
Cholin liefert dagegen durch Einwirkung
von faulendem Blut und von Heuinfnsom
eine Base, die in ihrer Wirkung und in
ihren Eigenschaften dem giftigen Neurin
entspricht. Bei Anwendung von milch-
saurem Cholin trat auf Zusatz von Hen-
infusum schon nach 12 Stunden starker
Trimethylamingeruch auf. Aus freiem
Cholin wird in wässeriger Lösung unter
Umständen leicht Neurin erzeugt. Die
Ueberführbarkeit des Cholins in eine
^ftige Base (Neurin) durch den Ein-
fluss von Mikroorganismen ist in man-
chen Fällen vielleicht geeignet, die toxische
Wirkung zu erklären, welche lecithin-.
bezüglich cholinhaltige Futtermittel plötz-
lich unter gewissen Umständen ausüben.
Cholin ist eine im Pflanzen- wie Thier-
reiche sehr verbreitete Substanz, die.
49r>
wahrscheinlich ein Zersetzungspi^odact der
Lecithine, Yollständig un giftig ist. Es
ist die Ueberführong desselben in das gif-
tige Neurin nnter den dargelegten Ver-
hältnissen deshalb eine Entdeelung von
Wichtigkeit
Das mit dem Neurin homologe All v 1-
Trimethylaminhydroxyd, welches
nach den verschiedensten Bichtungen hin
untersucht wurde, zeigt, wie Prof. Hans
Meyer constatirte, eine wesentlich andere
Wirkung als das Neurin. u- und ß-
Homobetain erwiesen sich als nicht
giftig.
Trimethylenbromid verbindet sich mit
Trimethylamin zu zwei Verbindungen:
Letztere Verbindung ist bereits von
Boih dargestellt. Zur Scheidung von
Methylamin, Dimethylamin und Trime-
thylamin wurde bisweilen die Fällbar-
keit des Trimethylaminhydrochlorats in
wässeriger, salzsäurehaltiger Lösung durch
Jod-Jodkalium : N(CH3)3HJ + J4, benutzt.
Methylamin- und Dimethylaminhydro-
ehlorat werden hierdurch nicht gefällt.
Herr Prof Hans Jüfeyer- Marburg be-
merkt, dass nach vorläufigen Versuchen
die von Herrn E, Schmidt dargestellte
Ällylbase an Thieren eine dem Pilocar-
pin ähnliche Wirkung hervorruft.
Arbeiten aus dem pharmaceutischen
Institut zu Dorpat.
Von Professor Dragendorff.
Da diese Arbeiten zum Theil augen-
blicklich noch fortgesetzt werden, so be-
richten wir über dieselben nur ganz kurz.
Das ßeferat berührte vorzugsweise fol-
gende Gegenstände:
1. Fortsetzung der Untersuchungen über
die Alkaloide des Aconitum Lycoctonum
von Dohrmann und Einherg.
2. Fortsetzung der Arbeit von A,
Jürgens über die Alkaloide des Aconi-
tum Napellus.
3. Bearbeitung der Alkaloide der Fu-
maria officinalis und Gorydalis cava von
Reichioald.
4. Untersuchung der Samen der Sina-
pis juncea, des daraus dargestellten äther.
Senföls, resp. eines Gehaltes desselben
an Schwefelkohlenstoflf von Birkenwald.
Es stellte sich bei diesen Untersuchungen
heraus, dass alle natürlichen Senföle, so-
wohl die aus Sinapis juncea, als die aus
S. nigra, Schwefelkohlenstoff enthalten.
Derselbe wird wahrscheinlich gebildet
durch Einwirkung von KflS04 auf Senföl.
Der Gehalt des Senföls an Schwefel-
kohlenstoff beträgt bis zu mehreren Pro-
centen , verschiedene Umstände tragen
zur Bildung grösserer oder kleinerer
Mengen bei, wie Dr. an selbst herge-
stelltem Senföl constatirte.
5. Vergleich der aus Trehalose ge-
wonnenen Glycose mit dem Traubenzucker
von Böhning.
6. Eine in Dorpat beobachtete Ver-
giftung mit Anilinöl und die Schicksale
des Anilins und Toluidins im Körper.
7. Bestimmung des Kohlensäuregehaltes
der Luft bei Dorpat durch Feldt.
Als Mittelzahl wurden 2,66 in 10000
Theilen gefunden, also eine verhältniss-
mässig sehr niedrige Zahl. Dr. weist
darauf hin, dass in jüngster Zeit der
Koblensäuregehalt der Luft wiederholt
niedriger gefunden worden sei, als man
früher für die Durchschnittszahl ange-
nommen.
8. Vergleichende Untersuchungen des
Alkaloidgehaltes narkotischer Extracte
verschiedener Pharmakopoen von 2?.
Kordes.
9. Pharmakognostische Bearbeitung der
gelben Chinarinden der Dorpater Samm-
lung durch Wilhiischewite und der fal-
schen Chinarinden derselben Sammlung
durch Grewe.
Eine zweifellos ächte Chinarinde zeigt
neben den soliden Bastfasern der ächten
Chinarinden auch Bastfasern mit grossen
Lumina, die man sonst als ein Kenn-
zeichen falscher Chinarinden auffasst.
Eine falsche Binde der Sammlung da-
gegen, welche kein Chinin enthält,
stimmt im Bau mit den ächten Binden
vollkommen überein.
Zur Darstellong des Ferrisacoharats.
Von M. C. Traub.
Bis zu dem Zeitpunkt des Erscheinens
der zweiten Auflage der deutschen Phar-
496
inakopöe sollte das Eisensaccharat vom
Pharmaceuten in der Weise dargestellt
werden, dass er zu einer Lösuno^ von
Ei^enchlorid und Zucker eine bestimmte
Menge Natronlauge zusetzte, das so
gebildete Eisennatriumsacebarat durch
heisses Wasser fällte und den Nieder-
schlag in bekannter Weise weiter ver-
arbeiten sollte. Diese Methode, welche ein
ganz gut lösliches Präparat lieferte, krankte
an dem Umstand, dass es nicht möglich
war, ohne grossen Verlust an Eisenna-
triumsacebarat das überschüssig vorhan-
dene Aetznatron ganz zu beseitigen, was
nun weiter eine lästige Einwirkung des-
selben auf den Zucker bei Gelegenheit
des Eintrocknen des fertigen Präparates
zur Folge hatte. Wohl wurden von
Ficinus, Hoffmann y Schneider und An-
deren eine Reihe von Modificationen vor-
geschlagen, dieselben konnten aber, da
sie in der Hauptsache sich auf Eeduc-
tion der Natronlaugemenge oder auf die
Verwendung von Spiritus als Fällungs-
mittel beschränkten, nicht zur Geltung
gelangen.
Die Vorschrift der neuen deutschen
Pharmakopoe hat in erster Linie Ji Förster
in Rostock zum Vater, welcher das von
der ersten Auflage der deutschen Phar-
makopoe gegebene Verfahren in der Weise
zu verbessern suchte, dass er Kohlen-
säure in die alkalische Eisenzuckerlösung
so lange einleitete, bis ein Niederschlag
erfolgte. Dieser wurde nun ausgewaschen,
mit Äucker vermischt und eingetrocknet.
Im Anschluss an diese Arbeit publi-
cirte Brunnengräber die in die zweite
Auflage der deutschen Pharmakopoe auf-
genommene Vorschrift, welche an Stelle
der Kohlensäure Natriumbicarbonat ver-
wendet und so die überschüssige Natron-
lauge in Natriumcarbonat überführen will.
Beide Methoden unterscheiden sich nur
in diesem Punkte von derjenigen der
früheren Pharmakopoe, abgesehen davon,
dass Förster nicht mit heissem Wasser
fällt und dass an Stelle der grossen Menge
Natronlauge hauptsächlich Natriumcar-
bonat getreten ist. Beide Methoden sind
aber erfunden unter völligem Ausser-
achtlassen der Bedingungen, unter wel-
chen ein gut lösliches Eisensaccharat ent-
steht.
Wie schon Hager in seinem Oommen-
tar zur ersten Ausgabe der deutsehen
Pharmakopoe ausgesprochen hat, ist im
Perrisaccharat die Existenz einer Doppel-
verbindung von Natrium und Eisensaccha-
rat anzunehmen. Hager hat inzwischen
seine damalige Hypothese durch den Ver-
such bestätigt. Eine Grundbedingung für
die Bildung eines löslichen Eisensaceba-
rates ist also die Gegenwart einer be-
stimmten Menge Natriumsaceharates.
Förster leitet nun Kohlensäure ein, bis
der Niederschlag erfolgt, Brunnengräber
setzt eine Menge Natriumbicarbonat zu.
welche hinreicht, fast die doppelte Menge
der vorgeschriebenen Quantität Natrium-
hydroxyd in Garbonat zu verwandeln; in
beiden Fällen wird also das gebildete
Natriümsaccharat gleichzeitig mit der
Natronlauge in Garbonat verwandelt, da
ja das Natriümsaccharat nicht der Ein-
wirkung der Kohlensäure zu widerstehen
vermag. Behandelt man eine alkoholische
Lösung von Natriümsaccharat mit Kohlen-
säure, so scheidet sich sofort Nati'ium-
carbonat ab.
Es kann also in beiden Fällen nach
der Behandlung des in der einen oder
anderen Weise erhaltenen Niederschlages
nur mehr so viel Natrium und Zueler
vorhanden sein, als in Folge des unge-
nügenden Auswaschens vom Eisenoxyd
zurückgehalten wird. Die Löslichkeit des
fertigen Präparates sowie auch seine Zu-
sammensetzung hängt also davon ab. wie
weit das Auswaschen getrieben wurde.
Ich habe in einer Reihe von Versuchen
den Natrium- und Zuckergehalt des Eisen-
niederschlages bestimmt und finde in
Uebereinstimmung mit Hager, dass der-
selbe für Natrium zwischen 0,35 bis
0,4 g. für Zucker zwischen 0,5 bis 0,7 g
in dem aus 100 g Liquor ferri sesquichlo-
rati erhaltenen Niederschlage schwankt.
Ein anderer Missstand der Bicarbonat-
methode ist. dass der Niederschlag sich
in der Regel so fein ausscheidet, dass er
durch dichte Golatorien hindurchgeht,
sich ajso schwierig sammeln lässt
Als Product erhielt ich immer ein Prä-
parat, welches, wenn es gut ausgetrocknet
war, nicht rothbraun, sondern mxi ge-
färbt war. Auch Gdtes HaBdelsbericht
erwähnt diesen umstand, und FSrsierselhsi
497
empfiehlt, das Saccbarat so lange an der
Luft auszubreiten, bis es die gewünschte
Farbe erbalten habe.
Was fernerhin die Löslichkeit betrifil,
so finde ich in Uebereinstimmung mit
Hager, dass dieselbe eine zu geringe ist.
Zwar fordert die Pharmakopoe auch nur,
dass sich das Präparat in 20 Theiien
heissen Wassers lösen solle, lässt aber
doch zur Bereitung des Syrupus ferri
oxydati gleiche Theile Eisensaecharat und
Wasser yerwenden.
Arbeitet man dagegen nach der Vor-
schrift der Pharmakopoe, ohne Natrium
bicarbonicum zuzusetzen, so wird, hat
man das Auswaschen des Niederschlages
nicht zu weit getrieben, ein ganz gut
lösliches Präparat resultiren, ja auch der
mit Hülfe von Bicarbonat erhaltene Nie-
derschlag liefert oft ein solches, wenn
man die mit Zucker versetzte Miscbung
vor dem Eintrocknen längere Zeit im
Darapfbade digerirt, wie dies auch Schli-
4ikum in seinem Gommentar zur Pharma-
kopoe empfiehlt.
Dieser Umstand fllhrte mich dahin, zu
versuchen, ob sich nicht der aus der Eisen-
chloridlösung mit kohlensaurem Natrium
erzeugte Niederschlag beim directen Be-
huideln mit Zucker zu lösen vermag.
Da ich nun vorhergehend gezeigt habe,
dass der nach der Bicarbonatmethode er-
haltene Niederschlag nur Spuren von
Zucker und Natrium enthält« so war die
Aussicht für das Gelingen des Versuches,
die Behandlung mit heissem Wasser ganz
zu umgehen, eine sehr grosse.
Zu diesem Zwecke wurden Versuche
unternommen, den aus Eisenchloridlös-
ung durch Natriurocarbonat erhaltenen
Niederschlag, nachdem derselbe vom Chlor
gänzlich befreit war, in Zucker aufzu-
lösen, dem Natriumcarbonat zugezetzt
war. Der Erfolg des Versuches bestä-
tigte ganz die Voraussetzung. Ein Zusatz
von 0,5 pCt. Soda lieferte ein Präparat,
welches in Bezug auf Löslichkeit mit
dem Pharmakopöesaccharat concurriren
konnte, ein Zusatz von 1 pGt Soda ver-
mehrte die Löslichkeit bedeutend. Es
"war nur noch nöthig, die Soda durch
Natriumhydroxyd zu ersetzen, um ein
TöUig blank lösliches Saccharat zu er-
zeugen.
Das Eisenhydroxyd löst sich demnach
in einer Mischung von Zucker und Aetz-
natron nur dann gut auf, wenn bei
Gegenwart geringer Mengen Zucker ein
Ueberschuss von Aetznatron oder im an-
deren Falle bei geringen Mengen Aetz-
natron ein Ueberschuss von Zucker vor-
handen ist.
Hager zieht das erstere vor; er ar-
beitet bei seinem Orthosaccharat mit einem
Ueberschuss von Natron und entfernt das
nicht verbrauchte Alkali durch Alkohol;
ich ziehe jetzt das letztere vor, da ich
so ein Präparat erziele, welches den laugen-
haften Geschmack nicht besitzt, und da
ich überdies bezweifle, dass die Gegen-
wart einer grossen Menge Natron iur den
therapeutischen Werth des Saccharates
ohne Einfluss ist.
Ich ermittelte daher die kleinste Menge
Natron, welche nöthig ist, um ein blank
lösliches Saccharat zu erzeugen und konnte
nun meine Methode in folgender Vor-
schrift zusammenfassen:
100 g Liquor ferri sesquichlor. Pharm.
Germ. II werden mit Wasser auf 500 g
verdünnt und dann allmälig mit einer
Lösung von 85 g krystallisirtem Natrium-
carbonat in 500 g Wasser versetzt. Es
empfiehlt sich hior, nach dem Vorgange
Hager's, das letzte Viertel der Lösung
in kleinen Portionen von 5 zu 5 Minuten
zuzugeben.
Der vom Chlor vollständig befreite
Niederschlag wird gepresst und dann mit
100g Zucker, dem vorher eine Lösung
von 1,5 g Aetznatron in 3 g Wasser zu-
gesetzt wurde, vermischt.
Verdampft man nun im Wasserbade,
so tritt in kurzer Zeit völlige Auflösung
des Eisenbydroxydes ein, der dunkle
Syrup löst sich so klar im Wasser, wie
äager'% Orthosaccharat. Man trocknet
dann die Zuckermasse völlig aus und be-
stimmt ihren Eisengehalt, die Menge zu
erfahren, auf welche mit Zucker verdünnt
werden soll , um ein Sproc Saccharat zu
erzeugen. Dadurch begegnet man am
besten dem Uebelstande, welcher Mylius
zu seiner Klage über zu niederen Eisen-
gehalt der meisten Eisenpräparate treibt,
indem man vorher die Verluste feststellt,
welche beim Arbeiten mit diesen Nieder«
schlagen sich einstellen.
498
Interessant, ist. dass das durch Ammo-
niak erzeugte Eisenhydroxyd sich nicht
in Zucker löst: es unterscheidet sich der
mit Soda bewirkte Niederschlag von er-
sterem dadurch, dass er, selbst wenn er
gründlich ausgewaschen wird, beim üeber-
giessen mit Salzsäure reichliche Mengen
Kohlensäure entwickelt. Ich habe schon
seit längerer Zeit dieses eigenthümliche
Verhalten beobachtet und finde, dass
durch Fällen von Eisenchlorid mit kohlen-
saurem Natron, je nach der Temperatur
und je nachdem man eines zum anderen
bringt, mehr oder weniger Kohlensäure
haltende Niederschläge erzeugt werden,
welche sich auch ihrer Farbe nach sehr
gut unterscheiden. Es sei dies hier nur er-
wähnt, um den Unterschied im Verhalten
beider Niederschläge gegen Zucker zu
erklären.
Ich föge hier noch an, dass das nach
meiner Methode erhaltene Eisensaccharat
auch vollständig alle von der Pharma-
kopoe vorgeschriebenen Prüfungen aus-
hält, es wird von Tannin und Ferrocyan-
kalium nicht verändert und weicht nur
in der Löslichkeit vortheilhaft von dem
Pharmakopöepräparate ab.
Interessiren wird Sie schliesslich noch
die Mittheilung, welche ich dem Director
einer unserer grössten chemischen Fa-
briken verdanke,, dass nämlich wohl kein
Fabrikant von Eisensaccharat mehr mit
Alkohol oder heissem Wasser etc. ar-
beitet.
Heber die Empfindlichkeit der
Beagenspapiere und fiber Indika-
toren.
Von Eugen Dieterich.
Seit Jahren werden unter meiner Leit-
ung grosse Partien Beagenspapiere her-
gestellt. Während ich mich früher damit
beruhigte, le^e artis gearbeitet zu haben,
und darin eme genügende Garantie für
Gewinnung empfindlicher Papiere er-
blicken zu dürfen glaubte, lasse ich seit
ca. 2 Jahren die höchste EmpfindUchkeit
beziffern.
Die grossen Unterschiede, welche ich
Anfangs bei gleich guter und sorgsamer
Arbeit erhielt, liessen mich nach weiteren
Bedingungen fQr eine hohe Empfindlich-
keit forschen und zu Resultaten gelangen,
welche theilweise recht inteiessant sind.
Die in dieser Richtung angestellten
Versuche sind zu weitläufig, um hier
mitgetheilt werden zu können. Ich be-
schränke mich deshalb darauf, nur die
Resultate zu berichten.
Es wurde festgestellt, dass z. 6. Cur-
cuma- und Lackmuspapiere auf die dop-
' pelte Empfindlichkeit gebracht werden
konnten einfach durch Verdünnung der
! Pigmentlösungen. Ebenso konnte eine
^ Erhöhung der Empfindlichkeit erzielt
werden durch vorherige Neutralisation
der mehr oder weniger im Papier vor-
handenen Säure.
I Bei Bezifferung der äussersten Em-
, pfindlichkeit tritt ferner die Erscheinung
auf, dass dieselbe stets grösser ist gegen
Ammoniak wie gegen Aetzkali, und
grösser gegen Salzsäure wie gegen
Schwefelsäure.
Ich erkläre mir das daraus , dass die
Reagentien mit den Pigmenten bestimmte
Verbindungen eingehen und dass die
Farbenveränderung erst mit dem Ueber-
schuss der Säuren oder Alkalien eintritt.
Wir haben es, wenn ich mich so aus-
I drücken soll, mit einem Sättigungsprozess
zu thun und finden hierfür in der schon
berichteten Beobachtung, dass mit der
Verringerung des Farbstoffes im Papier
die Empfindlichkeit steigt, ihre Bestätig-
ung. Je niedriger das Molekulargewicht
einer Säure oder einer Base ist, um so
weniger wird davon nothwendig sein,
um das Pigment zu sättigen und die
Farbenveränderung eintreten zu lassen.
Ueber die Empfindlichkeit der Beagens-
papiere sind die Meinungen vielfach ge-
theilt und oft recht irrige. So findet
man überall das Georginenpapier als das
Non pkis ultra aller Empfindlichkeit ge-
rühmt, ja es werden zur Erhöhung d^
Empfindlichkeit von z. B. Lackmuspapier
oft recht wunderliche Vorschläge ge-
macht.
Gerade auf Grund der zahlenmassigen
Beurtheilung bin ich dahin gelangt, das
eben erwähnte Lackmuspapier ohne alle
früher üblichen Cautelen herzustellen and
mich auf die Verwendung neutraler Boh^
papiere und nicht zu eoncentrirter Pig-
mentlösungen zu beschränken. Ich er-
499
reiche damit dieselben hohen Ziffern der
Empfindliehkeit , wie mit dem reinen
Lackmusblau, dem Azolithmin.
Wohin die qualitative Beurtheilung
führt, erlebte ich am Gongorothpapier.
Veranlasst durch meine Yeröffentlieh-
ung über dieses Thema in den Industrie-
blättern machte mich* Herr Dr. Jacobsen
auf das Gongorothpapier aufmerksam und
nannte es das Reagens der Zukunft.
Obgleich ich das Gongoroth auch an
anderen Stellen hatte rühmen hören, so
hatte ich doch aus Mangel an Zeit unter-
lassen, Versuche damit anzustellen. Um
so schneller leistete ich dagegen der
Aufforderung Jacohseri% Folge, dehnte
aber meine Versuche auf eine ganze
fieihe von Pigmenten, die mir in Form
von Beagenspapieren geeignet schienen,
aus.
Die Bezifferung der Empfindlichkeit
konnte natürlich nur eine bedingte sein;
wenigstens spielen bei hohen Ziffern ein
oder selbst mehrere Tausend gar keine
Bolle mehr. Es handelt sich aber theil-
weise um so hohe und andererseits nie-
dere Zahlen, dass die Unterschiede
trotzdem ein sicheres Urtheil zulassen.
Aeasserste Empfindlichkeit Terschiedener Beagenspapiere.
Beagenspapiere.
1
x-lbohe Verdünnung von:
SOs
HCl
KHO 1
1
NHs
1
Blaues Lackmaspapier
40000
50000
2
Rothes Lackmnspapier
20000
60000
3
Curcumapapier .
18 000
35000
4
Rothes AlkanDaDaDier
25000
35 000
8000Ö
60000
!
5
Blaues Alkannapapier
80000 i
i_ 1
6
Blanholzpapier
___ 1
—
90000
7
Fernambukpapier
1
1
30000
1
80000
8
Papier aus Flor. Malvae arbor
10000 i! 13000
ii
8000
20000
9
,. aoB Flor. Malvae vulgaris
1
8000
15000
10
aus Geurfirinen
8000
10000
8000
20000
11
,. aus Flor. Rhoeados
20000 ', 25 000
1. 1
15 000
40000
12
„ aus Damascener Rosen
- 6000
15000
13
„ aus Flor. Violae odorat
'1
li
7000
20000
14
„ aus dunkl. Stiefinütterchen (Viola tricolor)
1
1
10000
30000
15
aus Heidelbeeren .........
■1
6000
15 000
16
„ aus Hollanderbeeren
1
5000
-10000
17
,, aus Kreuzbeeren
—
15 000
35 000
18
aus Cochenille
8000 10000
1
19
„ aus Rhabarber
1
8000
20000
20
„ aus Zwiebelschalen
—
8000
20000
21
„ aus Phenolphtalel'n
—
20000
•
22
aus Tronaeolin
10000
15 000
—
23
„ aus Rosols&are
t
20000
90000
24
aus Confforoth ........
2500 ! 3000
—
wwa»
1
500
Zu welch überraschenden Resultaten
meine Versnehe schliesslich föbrlen, zeigt
Ihnen die zur Vertheilung gelangte (vor-
stehende) Empfindlichkeitstabelle.
Sie ersehen aus meiner Znsammen-
stellung die überall hervortretende und
schon früher betonte höhere Empfind-
liebiceit gegen Salzsäure einerseits und
Ammoniä andererseits.
Als sehr empfindlich darf das Alkanna-
papier genannt werden; leider aber ver-
liert es diese schätzbare Eigenschaft
schon nach wenigen Tagen.
Als beachtenswerth ist ferner das
Blauholzpapier zu erwähnen; es gäht aber
ebenfalls bei längerem Liegen etwas zu-
rück.
Das überall so gerühmte Georginen-
papier steht weit hinter dem Lackmus
zurück und mit dem Malvenpapier, mit
dem es grosse Aehnlichkeit hat, auf einer
Höhe. Das Malvenpapier hat den grossen
Vorzug, dass das Bohmaterial überall er-
hältlich ist und dass ebensowohl Säuren
wie Alkalien die Farbe desselben ver-
ändern.
Das Gongorothpapier nimmt den letzten
Platz ein und scheint nicht zu Hoffnungen
zu berechtigen.
Ziehe ich aus all diesen Bestimmungen
einen Schluss, so geht er dahin, dass
die Lackmus- und Gurcumapapiere vor-
läufig noch unübertroffen sind sowohl
in Empfindlichkeit, als auch in Haltbar-
keit.
Zur Herstellung empfindlicher Beagens-
papiere möchte ich Folgendes zu be-
merken mir erlauben:
In allen Papieren ist Säure vorhanden
und ungleich vertheik, so dass sehr dünne
und empfindliche Pigmentlösuogen flock-
ige Papiere^ liefern. j(Bedner zeigt Blau-
holzpapier vor, welches mit nicht neu-
tralisirtem Strohpapier hergestellt ist und
eine Menge von Säureflecken zeigt.) Um
vollständig neutrale Papiere zu ernalten,
lege ich dieselben in zehnfach verdünn-
ten Salmiakgeist, lasse 24 Stunden liegen,
presse ans und trockne durch Aufhängen
auf Stäbe in ungeheizten Bäumen. Das
Ammoniak neutralisirt die Sftore, entzieht
aber auch dem Papiere organische Sub-
stanzen; der Ammoniaküberschuss geht
beim Trocknen in die Luft. Ein so prä-
parirtes Papier ist die GnmdbediiiCTng
eines guten Beagenspapieres und nlhrt
sicher zum Ziel wenn auf demselben eine
nicht zu reichliehe Menge Pigment fixirt
wird.
Während man in Laboratorien zn Be-
agenspapieren ausschliesslich das Filtrir-
Sapier benützt, zieht man in industriellen
TeiMn vielfach das Postpapier vor.
Bei gleicher Empfindlichkeit hat das-
selbe manche Vorzüge. Die Beaction
tritt, weil die Flüssigkeit das Papier nicht
sofort zu durchdringen vermag, etwas
langsamer, dabei aber schärfer ein, weil
das Postpapier der Farbenschieht quasi
als weisse Unterlage dient. Es eignet
sich daher gut zum Tüpfeln.
In der Ihnen überreichten Gollection
befinden sich auch 2 gefärbte Postpapiere,
die ich Ihnen zu Versuchen zu empfehlen
mir erlaube.
Zur Bestimmung der Empfindlichkeit
ist zu bemerken, dass sieh die starken
Verdünnungen von Schwefelsäure, Salz-
säure, Aetzkali, Ammoniak in wenigen
Tagen verändern und deshalb stets frisch
bereitet werden müssen.
Die Beschäftigung mit den verschie-
denen Pigmenten bot eine passende Ge-
legenheit, sie auch als Indikatoren einer-
seits? im weiteren Sinne und andererseits
auf ihre Brauchbarkeit bei der directen
Titration kohlensaurer Alkalien zu ver-
suchen.
Als sehr beachtenswerth als Indika-
toren im weiteren Sinne darf ich her-
vorheben die spirituöse Tinetur von Blatt-
holz, Bothholz und den Blüthen von
Malva arborea. Besonders bei den beiden
Hökern ist die Endreaction eine so scharfe,
dass sie präciser kaum gedacht werden
kann.
Es ist ja möglich, dass diese Farbstoffe
hier und da bereits zum Titriren benützt
werden, in der Literatur konnte ich da-
gegen nichts darüber finden. Ich werde
mir nun erlauben, Ihnen die genannten
Indikatoren vorzuführen.
(Bei der Demonstration zeigt beson-
ders die Blauholztinctur scharfe End-
reactionen.)
Bei der Titration deir kohlensaoren Al-
kalien überragte das Tropaeolin alle an-
deren.
501
Die Zasammenstellung der gewonnenen
Besultate befindet sich in Ihren Händen. *)
Es ist dabei zu bemerken, das nur solche
Farbstoffe aufgeführt wurden, welche als
Indikatoren überhaupt Dienste leisten
können, wenn sie auch dem Einfluss der
Kohlensäure unterliegen.
Im Allgemeinen iässt sich von der
Empfindlichkeit eines Beagenspapieres auf
die Verwendbarkeit des Pigmentes als
Indikator kein Schluss ziehen. Ein sehr
brauchbarer Indikator kann trotzdem in
der Form von Beagenspapier un verwend-
bar sein. Bei den Papieren spielen die
Pflanzenfarbstoffe die grössere Bolle,
während sich die Theerfarben in höherer
Zahl zu Indikatoren zu eignen scheinen.
Bei der Verwendung der Pflanzenfarb-
stoffe sowohl zu Indikatoren als auch zu
Beagenspapieren, da sie von Natur aus
etwas freie Säure enthalten, ist eine
genaue Neutralisation nothwendig.
So setzt man der Blau- und Bothholz-
Tinctur, welche man durch Maceration
von
1 Theil Holz
mit
20 Theilen Weingeist
bereitet, tropfenweise so viel Normal- Am-
moniak zu, bis ein Dunklerwerden der
.Tinetur eintritt.
Die Malventinctur bereitet man durch
Maceration von
20 Theilen MalvenblQtben,
200 „ Weingeist,
1,5 ccm Normal -Ammoniak.
Ein so scharfes Einstellen der aus
Pfianzenstoffen gewonnenen Indikatoren
ist besonders geboten bei der Titration
von Alkaloiden.
Bei der Verwendung von Indikatoren
spielt die Gewohnheit eine so grosse Bolle,
dass eine grosse Zahl derselben unbe-
achtet bleibt. Jeder Indikator hat aber
seine für bestimmte Fälle nutzbare Eigen-
tfaümliehkeiten; es wäre nur nothwendig,
die massenhaft in dieser Bicfatung vor-
handenen Erfahrungen zu sammeln und
zu publiciren. Ich möchte wünschen,
dass mein kleiner Beitrag zu diesem
*) Ans Mangel an Raum unterlassen wir den
Abdruck. D. Ked.
Thema die Anregung zu einer solchen
Zusammenstellung bildete.
Das StoBsen bei Destillationeu
ist eine zur Genüge bekannte, unange-
nehme Erscheinung, gegen welche die
verschiedensten Mittel empfohlen sind.
Jedes derselben hat noch seine Nachtheile.
Eine Platinspirale veranlasst zufolge ihrer
zu geringen Bauheit oft zu wenig I)aropf-
bildung, Birastein- oder Eohlestückchen«
die obenauf schwimmen, werden durch
die Girculation der Flüssigkeit beim Sie-
den nur wenig in die Nähe des Bodens
von Olasdestillationsgef&ssen gebracht.
Sand lagert zu schwer am Boden und
schadet oft mehr, als er verhindern soll,
und das Leiten eines Luftstroms durch
siedende Flüssigkeiten erfordert erst um-
ständliche Einrichtung.
Gelegentlich einer Destillation brachte
ich in die Flüssigkeit eine Platinspirale
und ausserdem noch Bimsteinstückchen.
In der Spirale hatte sich ein Stückchen
Bimstein gefangen, und konnte ich dabei
sehen, wie von dieser Stelle aus das Sie-
den am regelmässigsten stattfand. Seit
jener Zeit combinire ich daher diese bei-
den Mittel gegen den Siedeverzug stets
in der Weise, dass ich in eine ent-
sprechend diehtgewundene Platinspirale
mehrere längliche Bimsteinstückchen
schiebe und die Spirale an beiden Enden
zubiege, so dass die Stückchen nicht
herauskönnen, trotzdem aber darin hin
und her beweglich sind. Selbstverständ-
lich muss das Gewicht der Spirale hin-
reichend gross genug sein, um die leich-
ten Bimsteinstückchen in der zu destil-
lirenden Flüssigkeit untersinkend zu
machen, wozu durchaus nicht sehr star-
ker Draht erforderlich ist. Hat man
grosse Destillationsgefösse, so kann man
mehrere derartige Spiralen einbringen.
Bei Anwendung dieser combinirten
Methode habe ich stets ein so regel-
mässiges Sieden erhalten, wie es auf
andere Weise nicht möglich ist , und
glaube ich sicher, dass erwähntes Ver-
fahren schon nach der Besehreibung
praktisch einleuchtend sein wird. Durch
Zufall finden sich oft Dinge, die an sich
502
doch so einfach, aber gerade darum meist
recht praktisch sind.
Bei Bestimmung der flüchtigen Fett-
säuren der Butter nach Beichert - Meissl
sei das Verfahren besonders auch em-
pfohlen.
Seh m Ol In, S.-A. A. Beissmann,
Zur ttevision der Fharmacopoea
Germanica edit. II.*)
11. Fortsetzung; vergl. Jahrg. 28, S. 427.
Ifatrinm bromatnm. „Weisses krystalli-
nisches Pulver, in lyj2 Theilen Wasser und
10 theilen Weingeist löslich, in 100 Theüen
mindestens 95 Theüe wässerfreies Sah ent-
haltend." Das Natriumbromid ist kein „an
trockner Luft unveränderliches Pulver,*' wie
die Pharmakopoe sagt, sondern nimmt, indem
es sich in NaBr -[- 2 H2O verwandelt und ohne
dass es äusserlich sehr sichtbar wird, bis zu
einem Drittel seines Gewichts aus sogenannter
trockner Luft Wasserdampf an ; .es erschien
deshalb unbedingt nöthig, einen Mindest-
gehalt an Na Br zu verlangen. Die Löslich -
keitsverhältnisse des Natriumbromids sind in
der Pharmakopoe ebenfalls nicht richtig an-
gegeben und haben die entsprechende Cor-
rectur erfahren. An Stelle der Titrirung mit
Silbernitrat ist folgende Prüfungsmethode auf
Chlor getreten, die sich durch das, was G.
Vulpitts in der Pharm. Centralb. Seite 133
über „die Prüfung der officinellen Bromsalze**
mittheilt, erklärt. „Wird 0,1 g Natrium-
bromid in 10 ccm Wasser gelöst, mit 4 com
Ämmoniumcarbonatlösting vermischt und
unter Umschütteln mit 11 ccm Zehntelnor-
mal-ßüherlösung ausgefällt, darauf die Misch-
ung kurjse Zeit auf 50 bis 60 ^ erwärmt, so
darf die nach dem ErkaUen äbfiltrirte Flüs-
sigkeit, mit Salpetersäure angesäuert, nur
schwach opalisirehd getrübt werden.*^ Die
Prüfung ist überdies dadurch noch vervoll-
ständigt worden, da^s „Schwefelwasserstoff die
wässrige Lösimg nicht verändern darf,"
Natriam carbonicum. Die Löslichkeits-
Verhältnisse des Salzes haben eine Correctur
erfahren, insofern es als „in 1,6 Theilen kal-
ten und 0,2 Theilen siedenden Wassers lös-
lich** bezeichnet wird. — Die bei der Prüf-
ung auf Chlor gestattete Opalescenz darf nur
eine „weissUche" sein; hiermit sind zugleich
*) Kach Archiv der Pharmacia.
Sulfite und Thiosulfate ausgeschlossen. —
Neu aufgenommen wurde eine Prüfung auf
Ammoniak: „Mit Natronlauge erwärmt darf
das Salz kein Ammoniak entwickeln,"
Katrium carbonicum crndam. „In ^Thei-
len (statt 3 Tb.) Wasser löslich.** Zur Prüf-
ung auf den verlangten Mindestgehalt wird
die Titrirung der Soda vorgeschrieben : 5,3 g
des Salees bedürfen zur NeutrcdiscUion min^
destens 32 ccm Normalsalzsäure.**
Natrium carbonicum sicciun. Als deut-
scher Name ist an Stelle von „entwässertes
Natriumcarbonat** — „getrocknetes Natrium-
carbonat*^ gewählt worden , da das Präparat
thatsächlich ein vollständig wasserfreies Sals
nicht ist.
Badiz Ipecacuanhae,
Radix Levistici,
Radix Liqniritiae (Spanisches SüsshoU)
und
Radix Liqoiritiae mondata (Russisches
Süssholz) sind unverändert geblieben, es wird
jedoch empfohlen , bei Neuherausgabe der
Pharmakopoe den Artikel „Spanisches Süss-
holz** ganz zu streichen, weil dasselbe in der
Pharmakopoe gar keine Vervfendung findet,
und für das Russische Süsshqlz die einfache
^ Bezeichnung Radix Liquiritiae zu wählen.
Syrupi. Nichts verändert.
Syrnpus Althaeae. Um einen recht klaren
und haltbaren Eibischsyrup zu erhalten , soll
die Eibischwurzel vor der Maceration „mit
Wasser wohl abgewaschen** und aus der er-
haltenen Colatur ohne Verzug mit Zucker der
Syrup bereitet werden.
Syrnpua Amygdalämm. In der Vor-
schrift sind die Gewichtsverhältnisse . der
Pharmakopoe auf 100 Theile (jetzt 340 Th.)
Syrup umgerechnet worden.
Syrnpus Aurantii corticis. Der Scblnss-
passus in der Vorschrift: „welcher (der Syrup)
nach dem Erkalten zu filtriren ist,** ist weg-
geblieben, weil im allgemeinen Abschnitte
alle Syrupe, mit Ausnahme des Mandelsyraps,
klar verlangt werden und es also Saehe des
Apothekers ist, in welcher Weise er die Klar-
heit eines Syrups bewirken will. Im vor-
liegenden Falle empfiehlt sich die Filtration
des weinigen Auszuges, wodurch, bei Ver-
wendung von gutem Zucker, immer ein klarer
Syrup' gewonnen wird.
SsrrupuB Änrantii flonun. Auch hier ist
die Schlussbemerkung: „welcher su filtriren
ist** weggelassen worden.
503
Tinctnra Jodi. Bei der PrafuDg der Tinc-
tur sind die Zahlen yerändert resp. umge-
recfaDet worden: ,^1,27 g (1,4 ccm) Jodtino-
tuz müssen nach Znsatz von J35 com Wasser,
0,3 g Kaliumjodid und etwas Stärkelösung
8,8 bis 9,1 ccm Zehntelnormal- Natriumtbio-
sulfatlösung zur Bindung des Jods yerbrau-
eben.'' Hierdurch ist es möglich, aus der
Zahl der Tcrbraucbten Cubikcentimeter Na-
trium tbiosulfats direct den Procentgehalt der
Tinctur an Jod zu ersehen.
Tinctnra Ipeoaonanbae,
Tinctura Lobeliae,
Tinetura Koacbi und
Tinctura Myrrbae
sind unverändert geblieben. g.
XTeber den Sauerstof^ehalt der
atmosphärischen Luft.
Die Zusammensetzung der atmosphärischen
Luft , speciell ihr Gehalt an Sauerstoff, galt
nach den exacten Bestimmungen von Bansen,
RegnaiUt, Lewy und Anderen allgemein als
constant, bis im Jahre 1878 v, Jolly eine
Versuchsreihe publicirte, durch welche er
verhältnissmässig bedeutende Schwankungen
des Sauerstoffs nachzuweisen und zu erklären
versuchte. Diese Arbeit regte eine Reihe von
Nachuntersuchungen an, unter denen die der
Herren Hempd und Morley zuerst die Be-
funde V, JoUy'% bestätigen, während Herr
Ereusler in Poppeisdorf bei Bonn in einer
systematischen Untersuchungsreihe, die sich
über ^4 Jahre erstreckte, den Sauerstoffgehalt
constant gefunden und ausserdem im Stande
war, den Fehler aufzufinden, den v. Jolly bei
seinen Analysen gemacht, da er sich ganz
derselben Methoden, wie dieser, bediente.
Später haben auch Herr Hempel f&r Dresden
und 'ELert Morley für Cleveland in Nordameri-
ka constatirt, dass die Schwankungen in dem
Sauerstoffgehalt der atmosphärischen Luft
lange nicht die Grösse erreichen, welche v,
Jolly gefunden hatte; gleichwohl haben sie
Aenderungen beobachtet, die nicht innerhalb
der Grenzen der angewandten Metboden lagen.
Es erschien daher von hervorragendem In-
teresse, einerseits den mittleren Sauerstoff-
gehalt der Luft möglichst genau zu ermitteln,
und andererseits zu bestimmen, ob etwa
grössere Schwankungen an Orten vorkämen,
die nahe den Polen und dem Aequator, also
sehr weit von einander entfernt liegen. Herr
Hempel forderte zu diesem Zwecke die Herzen
Kreualer und Morley auf, mit ihm gemein-
schaftlich an einer Beihe : von Tagen ZU: ge-
nau derselben Z e i t Luftproben z u ent-
nehmen und zu analysiren. Nicht ohne In-
teresse war es, dass jeder der drei Beobachter
sich einer anderen Methode bediente; Herr
Kreusler bestimmte nämlich' den Sauerstoff
durch Verbrennen mit glühendem Kupfer,
Herr Morley durch Verbrennen mit Wasser-
stoff und Herr Hempel durch Absorption mit
pyrogallussaurem Kali. Alle drei Methoden
sind grosser Exactheit fähig, und verglei-
chende Bestimmungen haben gezeigt,. daSs
ihre Resultate unter einander höchstens um
2 bis 3 Hundertstel Procente differirten.
Die Herren KreiMler und Morley haben
die Luftproben in der Nähe von Bonn und
Cleveland gesammelt, Herr Hempel in der
Nähe von Dresden; ausserdem standen Letz-
terem die zu den gleichen Zeiten entnomme-
nen Luftproben aus Para in Brasilien und
aus Tromsö in Norwegen zur Verfügung.
Diese Luftproben waren . in sorgfaltig ver-
packten Röhren gesammelt und kamen zum
grossen Theil in gutem Zustande nach Dres-
den. Die Entnahmen erfolgten vom 1. April
bis 15. Mai 1886 täglich, überall um 2 h.
38 Minuten Dresdener Zeit.
Ohne Weiteres vergleichbar sind die
Sauerstoffbestimmungen, welche in Dresden
gemacht worden. Es ergab sich aus ihnen
als Mittel des Sauerstoff- -j- Kohlensäurege-
haltes: für Tromsö 20,946 pCt., für Dresden
20,928pCt., für Para 20,923 pCt.; und wenn,
wie es nach den neuesten Untersuchungen
zulässig ist , der Kohlensäuregehalt constant
und durchschnittlich gleich 0,03 pCt. ange-
nommen wird, so stellen, sich die mittleren
Sauerstoffgehalte für Tromsö = 20,92 pCt.,
für Dresden = 20,90 pCt. und für Para :=
20,89 pCt. In den genannten Monaten wäre
also der Sauerstoffgehalt in der Nähe des
Poles etwas höher gewesen , als in der Nähe
des Aequators.
Als Mittel für den Sauerstoff ergab sich
aus den Beobachtungen zu Bonn der Wertb
20,922 pCt. und aus den zu Cleveland 20,933
pCt. Als Gesammtmittel der Analysen von
203 verschiedenen Luftproben, welche an
fünf verschiedenen Orten zur selben Zeit
gesammelt und nach drei verschiedenen Me-
thoden untersucht wurden, «rgiebtsioh 20yäl
pCt. Sauerstoff. Nimmt man die Dresdener
504
Bestimmungen als etwas zn oiedrig an, so
erbält man den mittleren Sanerst offgeh alt
gleich 20,98 pGt.; das beobachtete Maximum
wäre dann 21,90pCt. am 22. April 1886 in
Tromsö nnd das Minimum 20,86 pCt. in Pars
am 26. April.
NattmoiasenBch. Bunda^u 18Sff, ür, 37.
BIi§ Celle n.
Oarragheen als Substitut
für Oummi arabicum.
In der gegenwärtigen Zeit, deren hohe
Preise f&r arabisches Gummi schon mehrfach
den Wunsch nach einem Elrsatzmittel für
arabisches Gammi rege gemacht hat , dürfte
ein Vorschlag von P. Boa (Amer. Journ. of
Pharm. 7, 1887) Beachtung yerdienen. Der-
selbe will als Mucilago ffir sich und auch zu
Oelemulsionen einen dicken Schleim yon
Carragheen yerwenden und hat nach seinen
Versuchen gute Resultate damit erhalten.
Nach Church enthält das Carragheen :
Wasser 18,8,
Albuminoide 9,4,
Schleim 55,4,
Cellttlose 2,2,
Mineralstoffe 14,2.
Ein . dicker Schleim von Ciarragheen, wel-
cher heiss colirt werden soll , hält sich nach
Boa mehrere Wochen ohne ein Conserrir-
ungsmittel, auch wird der Schleim nicht sauer
wie Mucilago gummi arabici. Selbst in halb-
gefüllter offener Flasche hielt sich der
Schleim zwei Monate lang.
Es wäre noch zu überlegen, ob der Schleim
Ton Carragheen sich nicht in ein trockenes
Pulver verwandeln lässt, um dadurch als Er-
satz für das Gummipulrer dienen sa können.
(Anm. d. Bef.) — o# —
Bismutum ozyjodatuiiL
Zur Darstellung des WismutoxTJodids
(vergl. S. 113 und 290} giebt B. Fischer
folgende vereinfachte Vorschrift : 95,4 g krj-
stallisirtes Wismutnitrat werden unter schwa-
chem Erwärmen in 120 bis 150 ccm Eisessig
(Acid. aceticum der Pharmakopoe) gelöst und
unter Umrühren allmälig in eine Lösung von
32,2 g Jodkalinm und 54,4 g krystallisirtes
Natriumacetat in 2 bis 3 Liter Wasser ein-
getragen. Jede eingegossene Menge der W^is-
mutlösung erzeugt einen grünlich - braunen
Niederschlag, der im Anfang der Operation
sofort citronengelbe Färbung annimmt, dessen
Farbe aber mit weiterem Wismutzusatx immer
mehr ins Ziegelrothe übergeht. Man wäscht
den Niederschlag zuerst durch Decanthiren,
dann auf dem Filter und trocknet ihn bei
100«.
Das so dargestellte Wismutoxjjodid bildet
ein lebhaft ziegelrothes Pulver, und verdient
das Prädicat „rein" vollkommen; im Mittel
enthält es 67,21 pCt. BigOj, während die
Theorie 66,96 pCt verlangt. p.
Fharm. Zeittmg.
Offene Correspondens.
Apoth. Dr, M« in B* Nach meiner Ansicht
ist es darchans erlaubt, bei Bereitung von Jodo-
formgaze die Gaze, ehe sie mit der Jodoform-
lösung durchtränkt wird, vorher mit Sublimat-
lOsQD^ SU steriUsiren. Yon mehreren Seiten
wird jetzt eine Mischung von Sablimat und Jodo-
form zur Wundbehandlung empfohlen, nachdem
nachgewiesen worden ist, dass die bakterien-
tOdtenden Eigenschaften des Jodoforms nidit be-
deotend sind. Diese Beobachtung hatte übrigens
schon vor Jahren ein Dresdner Arzt gemacht,
er theilte sie mir gelegentlich mit, mit der
Frage, ob wohl eine neue chemische Verbindong
hierbei entstehe. Ich stellte damals fest, dass
sich Jodoform in einer Snblimatlösang sehr viel
reichlicher lOse als in reinem Wasser, konnte
aber die Versuche leider nicht fortsetzen, wahr-
scheinlich bildet Sablimat mit Jodoform eine
Dop|>elverbindung, wie es solche mit vielen
Haloidsalzen der Alkalien bildet. Die eine der-
selben, mit dem Cblomatrium, welche jetrt neu
entdeckt worden ist, trotzdem Mylius schon
früher auf die Verwendbarkeit derselben hin-
gewiesen hatte, wirkt genau so antiseptisch wie
Sublimat allein. Es ist oeshalb wohl aniunehmeD,
dass auch Jodoform durch Sublimat nichts an
seiner Wirksamkeit einbüsst, ausserdem werden
ja nur äusserst geringe Mengen von Sublimat
zum SteriUsiren gebraucht gegentlber der Menee
Jodoform, welche eine nur 6proc. Gaze enthält
Ueber die Verwendung nickelplattirten Ge-
schirrs vergL Sie ffef. Ph. C. 24, 505, weitere
Beobachtungen sind seitdem nicht bekannt ge-
worden.
Vertofvr and v«rmiitwortlieher Radaetaor Dr. E, <l^elMler In Dresden.
Im Bneklmdel dnreh Jnllni Sprint« r, Berlin N.. Monb^onplnlB 1»
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viertel} ftnrtick 9 Mark, fiel Zosendimg nnter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nummern
26 ¥L iBwrate: dde einmal g^epaHene Petit- Zeile 2& Pf., bei gfSsseren Inseraten oder
Wiedflvliolnngen Babatt.
Anfragen, Aoftrfige,. Mannscripte etc. wolle man an den Bedacteor Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M^ Berlin, den la October 1887. ^ArjX^^lj,
' - ■ — 1^»— 1^^^»»^ ■ I ... . I ■ I — I Jll I ■ I H . .11 ■■ I ■ ■ I ^« I I I I I I II I I —
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
lak*lt& 4!a«aite «jM VkAmatflet im» Saation PbMaaci« d«r 60. Natarforieher-VerMmmlang sn Wieabsden:
T?eb«r die WeiiAbeatimmang narkotischer Eztracte. Zar Deaarsenirung dar Salzsäure fttr gerichtlich - cheiuischo
UateffBuehaBaBit. fjebar dia Darstatlmifir von Mantbol nad Boraaal. — Bin Wort fttr Hflbl^s JodadditIoBsmetho.de.
— Von dar Ansstelliing m Wiesbaden« gelegentlieh der 60. Varsammlnng deotseher Natarforsaher und Aerate.
— JodtrlcbK)rl^ als desin Hellendes und antiseptisches Mittel. —
diemte und Pliarmacfea
Bie 9eeti<m Pharmaeie der 60.
Naturforscher - Versanunlung
zu Wieabaden.
Hefter Me Wertbbestrmmnvg
nartetiscber Extracte.
Von M BeckurU.
WiUiTead zur Zeit das deutsefae Arznei-
geseftabndü der BeschalBfenheit der ehemi^
sehen Präpaiate hinsiehtlicb der voli-
ständigen oder möglichst Tollkommenen
Abwesenheit aller, aaeh selbst ganz un*
seh&dücher Venmrei&sgangen die grdsste
Sorgfalt aagedeihen lässt, ist den Bob-
waaren des Pianzenreichs und den aus
diesen bereiteten Präparaten (Extracteo
und Tincturen), welche ihre Wirksamkeit
nmr einem oder wenigen in geringer
Menge in ersteren vorhandenen Körpern
verd^keB, dasselbe Interesse nicht zu
Theil geworden, nad doch sind auch diese
aiffiser der mikroskopischen Untersudiiing
naeh Bedarf noch chenüschen Identitäts-
reaetionen , Beinheitsprüfuugen und
WeitUbeetiuBfiliigen zu unterwerfen.
Zar Zeit finden wir in der dleutoehen
Pharmakopoe Werthbestimmungen nur
bei Opium und dessen PrS^paraten und
Cori Chinae, die neueste britische Phar-
makopoe hat auch eine solche des Extract.
und der Tinct. Strychni aufgenommen.
Aligemein bekannt dürfte sein, dass
man in den letzten Jahren bestrebt ge-
wesen ist, diese Lücke auszufüllen, und
durch Ausarbeitung von Methoden ftir
eine zukünftige deutsche Pharmakopoe
Materiid zu liefern. Vielfache Anregung
auf diesem Gebiete verdanken wir
O. Sehweissinger und E, Dieterich. Ge-
wiss ist, dass die Ausarbeitung prakti-
scher Methoden zur Ausführung der
Werthbestimmung von Bohwaaren und
aus diesen bereiteten galenischen Präpa-
raten unter den Aufgaben der pharma-
centischen Forschung einen hervorragen-
den Platz einnehmen. Die bei solchen
Untersuchungen in Anwendung kommen-
den Methoden beruhen auf einer richti-
gen Auswahl und Anwendung geeigneter
Lösungs- und Trennungsmittel.
Gestatten Sie mir, dass ich ans diesem
umfengveiehen Arbeitsgebiete heute einen
, Theil zum Vorwurfe meines Vortrags
606
mache; und zwar sollen es die narko-
tischen Extracte sein, fUr welche
ich Ihnen eine einfache Methode zur
Werthbestimmung vorschlagen möchte.
Den Werth eines narkotischen Extractes
kann man wohl mit Becht nach dem
Gehalte an dem ihm eigenen Alkaloide
bemessen, da andere eventnell auch wirk-
same Stoffe in den meisten Fällen wohl
in normaler Menge anwesend sein wer-
den, wenn der Alkaloidgehalt ein zu-
treffender ist. Alle Arbeiten, welche seit-
her zur Werthbestimmung der narkoti-
schen Extracte bekannt gegeben sind,
halten die Alkaloidbestimmung für die
wichtigste; auch ich habe keine Veran-
lassung genommen, hiervon abzuweichen.
Es kann natürlich nicht meine Absicht
sein, Ihnen hier eine historisch kritische
Uebersicht über die Arbeiten zu geben,
welche zur Lösung der hier in Betracht
kommenden Frage angestellt sind, jedoch
werde ich nicht umhin können, einige
der neueren Untersuchungen hier zu be-
sprechen.
Nach dem ersten von Schweissinger
angegebenen Verfahren wurde das frag-
liche Extract mit verdünnter Schwefel-
säure (1 -f 10) digerirt, das Filtrat mit
Ammon alkalisch gemacht und mit Chloro-
form mehrmals ausgeschüttelt. DerVer-
dunstungsrückstand des Chloroforms
wurde bei 105 ^ getrocknet und gewogen.
Diesem Verfahren hafteten die grossen
Schwierigkeiten an, dass in Folge der nie
fehlenden Schleimkörper die Filtration
des schwefelsauren Auszuges sehr er-
schwert wird, und dass bei der Ausschüt-
telnng der ammoniakalisch gemachten
schwefelsauren Lösung mit Chloroform
leicht Emulsionsbildung eintritt Dem Vor-
gange von Kunz bei Extract. Belladonnae
folgend, schlug darauf Schweissinger vor,
das fragliche Extract wiederholt mit Al-
kohol auszuziehen, bis die anfangs schmie-
rige Masse in eine pulverige verwandelt
ist, dann die filtrirten Auszüge einzu-
dampfen, den Bückstand mit verdünnter
Schwefelsäure (1 + 20) eine halbe Stunde
auf dem Wasserbade zu erwärmen, zu
filtriren, das Filtrat mit Ammoniak al-
kalisch zn machen und mit Chloroform
wiederholt auszuschütteln. Statt nun den
Verdunstungsrückstand des Chloroforms
zu wägen, löst ihn Schweissinger in Al-
kohol und titrirt die alkoholische Losung
mit Vioo Normal -Salzsäure. Diese Me-
thode wurde uns auf der voijährigen
Versammlung deutscher Naturfors<£er
und Aerzte mitgetheilt, inzwischen bat
E, Dieterich die Angaben Schweissinger s
bestätigt, nur an Stelle des Chloroforms
Aether zum Ausschütteln empfohlen^ ans
Gründen, welche sich aus einer beim
Verdunsten des Chloroforms auftretenden
Zersetzung unter Abspaltung von Salz-
säure herleiten. Dieterich fand aber bei
Ausftlhrung einer grossen Anzahl von
Versuchen, dass bei mehreren mit dem-
selben Extracte ausgeführten Bestinam-
ungen kleine Differenzen auftraten, welche
ihren Orund nur im ungenügenden Aus-
schütteln haben konnten. Auf Grund der
von ihm gesammelten Erfahrungen glaubt
er mit Bestimmtheit annehmen zu müs-
sen, dass weder Ausschütteln noch Prä-
cipitation im Stande ist, einer Flüssig-
keit die darin gelöste organische Sub-
stanz völlig zu entziehen. Er empfiehlt
deshalb Extraction mit Bückflusskühlong.
Um diese zu ermöglichen, ist das Extract
mit einem Alkali aufzuschliessen, ihm
eine poröse Beschaffenheit zu geben und
nun die Extraction mit Aether vorzu-
nehmen. Als Aufschliessungsmittel wurde
gebrannter Kalk, und derselbe auch als
poröse Zwischenlagerung gewählt Das
Verfahren von Dieterich besteht nun
darin, das Extract mit Wasser und reinem
Aetzkalk zu verreiben, dann eine grössere
Menge Aetzkalk hinzuzumischen and das
fast trockene Gemisch im Extractioni»-
apparate wiederholt mit Aether zu ex-
trahiren, sodann den Aether abzudestO-
liren, den Verdunstiingsrüekstand in Spi*
ritus zu lösen und die spirituöse Lösung
mit einer verdünnten Normal-Sänre unter
Benutzung von fiosolsäure als Indic&tor
zu titriren.
Für Extract. Strychni, Bella-
donnae , Hyoscjami , Aconiti.
Conii sind von Dieterich genau fonno-
lirte Vorschriften gegeben and durch eine
grosse Anzahl von Analys^i ist die
Brauchbarkeit der Methode bewiesen
worden.
Trotz des hervorragenden pharmaceo-
tischen Interesses dieser Arbeit ist die-
507
selbe Gegenstand einer eingehenden Dis-
cnssion bislang nicht geworden. Nur
vereinzelt hat man sich scheinbar mit
dem Gegenstände beschäftigt, so A. Kre-
mel (Pharmac. Post, 1887, Nr, 14), wel-
cher keine besonders günstigen Besnl-
tate mit derselben erlangen konnte, und
O. Sehtoeissinger und C. Schnabel, deren
Versuche als Tomehmlichstes Besultat
ergaben, dass man die Mischung des Ex-
iraetes mit dem Ealk bald nach ihrer
Anfertigung mit Aether extrahiren müsse,
wenn man nicht eine Zersetzung des Al-
kaloids gewärtigen wolle, die bei längerer
Berührung des Extractes mit dem Kalk
eintrete. Andere abfällige oder die Be-
deutung der Methode einschränkende
Mittheilungen sind nicht bekannt worden,
dagegen sollen privaten Mittheiluogen
zufolge von anderen Seiten gute Besul-
tate mit Dieterieh'a Methode erhalten sein.
Ich bedaure, solches nicht bestätigen
zu können, schon in der von mir in Ge-
meinschaft mit Q- Holst publicirten Ar-
beit über die Werthbestimmung der
Strychnospräparate gaben wir, allerdings
sehr reservirt, einigen Bedenken Ausdruck,
die auch nach weiteren mit G. Holst aus-
geführten Versuchen nicht geschwunden
sind.
Da über die Ursache der verschiede-
nen von Dieterich und uns erhaltenen
Resultate wir, Dieterich und ich, uns
keine Bechenschaft geben konnten, die-
selbe aber in der Beschaffenheit des ver-
wandten Kalkes vermuthen, worüber jetzt
Versuche angestellt werden, so habe ich
mich entschlossen, meine Beobachtungen
hier kurz mitzutheilen in der Hoffnung,
dass der eine oder andere der Anwesen-
den Beiträge zu dieser Frage liefern kann.
Damach ist es nicht zu vermeiden,
dass in die Aetherauszüge Kalk in sehr
feiner Vertheilung belangt. Dieses war
meist der Fall, auch wenn die Abfluss-
röhre des Extractionsapparats mit einem
Wattepfropf verschlossen und in den un-
teren Theil desselben eine feste Schicht
Watte eingelegt war. Diese Spuren Kalk,
welche später bei der Titration ziemlich
gewichtig in Bechnung gehen, sind an-
fangs kaum sichtbar, sondern scheiden
sich erst nach längerem ruhigem Stehen
ab. Filtration des Aetherauszuges , oft
mehrfache, ist deshalb dringend noth-
wendi^.
Zweitens wirkt der Kalk auf die Al-
kaloide zersetzend ein.
So wurden z. B. in einem Extr.
Strychni, welches 18,1 p Ct. Alkaloide
(Brucin und Strychnin) enthielt, nach
dem Verfahren von E. Dieterich gefunden:
1. 12,012 pGt., als das Gemisch des
Extractes mit Kalk sofort der Extraction
unterworfen wurde.
2. 13,8 pGt., als das Gemisch des Ex-
tractes mit Kalk sofort der Extraction
unterworfen wurde.
3. 8,08 pGt., als das Gemisch des Ex-
tractes mit Kalk nach 24 Stunden der Ex-
traction unterworfen wurde.
4. 6,91 pGt, als das Gemisch des Ex-
tractes mit Kalk nach 48 Stunden der
Extraction unterworfen wurde.
5. 4,26 pGt., als das Gemisch des Ex-
tractes mit Kalk nach 5 Tagen der Ex-
traction unterworfen wurde.
Der Verlust an Alkaloiden betrug also
bei sofortiger Extraction der frisch be-
reiteten Mischung von Kalk und Extract
23,8 resp. 33,6 pGt., war aber erheblieh
grösser, als die Kalkmischung einige Zeit
vor der Extraction bereitet war.
Beines Strychnin unter denselben
Bedingungen mit Kalk behandelt, verlor
nur 6,5 pUt, während reines Brucin
in verschiedenen Versuchen 58,5, 90,1,
ja 100 pCt. verlor. Ein Gemisch gleicher
Theile Strychnin und Brucin verlor
38 pCt. ; die wiedergewonnenen 62 pCt.
bestanden zu 39 pGt. aus Strychnin und
zu 23 pCt. aus Brucin.
Ein i,7jpC%. Atropin enthaltendes Extr.
Belladonnae enthielt nach dem Die-
terich' sehen Verfahren 1,5 p Ct. Atropin;
reines Atropin verlor bei der Behand-
lung mit Kalk nach den Angaben von
Dieterich 67 pCt.
In einem Extr. Hyoscy ami, welches
0,7 pCt. Hyoscyami enthielt, wurden nach
dem Verfahren von E. Dieterich 0,2312,
resp. 0,4974 pCt. Hyoscyamin gefunden,
während reines Hyoscyamin unter den-
selben Bedingungen 45,3, resp. 72,6 pCt.
verlor.
Ich könnte diese Belege noch weiter
ausdehnen, verzichte aber darauf, weil,
wie schon erwähnt, eine gemeinschaft-
508
liehe Arbeit DiefertcKs mit mir die Ur-
sachen der Differenzen unserer Bestim-
ni\ingen aufklären soll.
Ich will Ihnen aber heute nur ei« Ver-
fahren mitt]aedlei^, welches in einfacher
^p^ sicherer Weise die Bestimmung des
Ajkaloidgehaltes in den narkotischen Ex-
tracten gestattet. Einfachheit und Sicher-
heit in der Ausfuhrung sind aber die
yoruehn^sten Bedingungen, welche man
an für die pharmaceutische Prai^s be-
stimmte analytische Methoden stellen muss.
Pie YOi^ Bolst und mir ausges^rbeitete
Methode besteht in der Ausschüttelung
A^X Alkaloid^ aus der ammoniakalisch
gemachten wässerig-weingeistigen
Extractlösung durch Chloroform, wobei
das bei dem Schtoeisstnger^hßSL Ver-
fahren nad^theilig bemerkte Emulgiren
der Flüssigkeiten voUkonunen vormieden
wird. Für heute sollen für folgende Igx-
tracte. VoüTSQhriflen zur Alkaloidbestim-
mung gegeben, werden:
1. Extractum Strychni.
2 g fein xerriebenes Extract werden mit
5 ccm Salmiakgeist, 5 ccm Wasser und
lOccm Spiritus bis zur Lösung geschüttelt.
Die Lösung wird dreimal hintereinander
mit je 30, 10 und 10 ccm Chloroform
ausgeschüttelt.
Die vereinigten Chloroformauszüge
werden durch Destillation vom Chloro-
form befreit; der Rückstand wird mit
15 ccm Vio Normal-Salzsäure aufgenom.-
men und einige Minuten auf dem Wasser-
bade erhitzt, worauf filtrirt und mit Was-
ser das Filter nachgewaschen wird. Das
Filtrat wird dann unter Zusatz von Coche-
nille als Indicator mit Vioo Normal-Alkali
titrirt. Zieht man von 150 die verbrauchte
Anzahl ccm Vioo Normal-Alkali ab und
multiplicirt die Differenz mit 0,00364, so
erhält man die in 2 g Extract enthaltene
Menge Gesammtalkaloid , und hieraus
durch Multiplication mit 50 den Procent-
gehAlt an Alkaloiden (angenon^men ist
bei dem Factor 0,00364 ftlr 1 ccm Vioo
Normal-Säure, dass Strychnin und Brucin
zu gleichen Mengen in dem Extract vor-
handen sind; in wie weit eine solche
Annahme berechtigt ist, soll demnächst
gezeigt werden).
Nach dieser Methode wurden z. B. in
einem käuflichen Extract gefunden:
12 3 4
18,38 18,2 18,02 17,95
5 6 7
18,02 17,94 18,07
Procente Strychnin und Brucin.
2. Extractum Belladonnae,
Hjoscyami, Aconiti.
2,5 g Extract werden in einer Miseh-
ung von 3 cem Spiritus und 6 eem Wasser
gelöst; die Lüsung wird mit 1 eem Sal-
miakgeist versetzt und dreimal mit je
20 , 10 und 10 cem Chloroform hinter-
einander ausgeschüttelt. Von d^i ver-
einigten ChloroformaossehüttelimgeB wird
das Chloroform abdeatillirt, der Bftokstand
mit 5 eem Vio Normal - Saks&nre aafge-
nommen, worauf emige Minuten auf dem
Wasserbad« erwärmt, fiHrirt, und das
Filter mit Wasser naokgewaseban wird.
Das Filtrat wird unter Zlnsats von Coche-
nille als Indicalor mit Vioo Normal-Alkali
titrirt Die zwischen 50 und der zur
Sättigung verbrauchten ccm ^Ik^ Normal-
Alkali bestehende Differenz giebt die zor
Bindung der vorhandenen Alkaloide ver-
brauchten ccm Vioo Normal-SalzstaFe an.
. .. ( 0,00289 Atropin,
1 ccm Vi(K) = 0,00289 Hyoscyamin,
Norm-Salzsäure j qqq^^^ Aconitin.
Nach dieser Methode wurden z. B. ge-
funden:
1. Atropin im Extr. Belladonnae
1,734; 1,722; 1,622; 1,66; 1,647 pCt.
2. Hyoscyamin im Extract Hy-
oscyami 0,7167; 0,6936; 0,682; 0,7 pGt
3. Aconitin im Extract. Aconiti
4,85; 4,7705; 4,71705 pCt.
Für Extr. Conii ist die Methode in
Folge der Flüchtigkeit des Ooniins nicht
anwendbar.
Mit den titrirten Lösungen sind noch
Identitätsreactionen anzustellen. Msd
macht zu dem Zwecke die neutralen Flüs-
sigkeiten alkalisch, schüttelt mit Chloro-
form oder Äether aus und stellt in be-
kannter Weise mit dem Yerdunstungs-
rückstande dieser Extractionsmittel die
für Strychnin, Brucin, Atropin etc.
charakteristisohen Beaction^ an.
Weitere yei:sucl^e und eine ausnihr-
509
lichere Mittheilung derselben stehen noch
aus.
In der Debatte weist Dr. Fischer-
Berlin darauf hin, dass bei der Kalk-
methode der sich bildende kohlensaure
Kalk das Alkaloid einhüllen und dieses
hierdurch der Bestimmung entziehen
könne. Er meint ferner, dass bei ab-
sichtlichem Zusätze fremder billiger Al-
kaloide zu Extracten die Methode zu
schweren Täuschungen Veranlassung ge-
ben könne. — Prof. Eykmann pflichtet
dem bei und möchte der Alkaloidbestimm-
ung in Extracten überhaupt nicht so
grossen Werth beilegen, da ja noch sehr
viele andere Substanzen die Wirkungs-
weise der Extracte bestimmen. — Prof.
Poleck nennt dagegen die Ermittelung
des Alkaloidgehaltes den Indikator da-
für, ob die Extracte wahrscheinlich nor-
mal seien oder nicht. — Prof. Geissler
constatirt, dass die Kalkmethode bei Be-
stimmung des Nicotins in Tabakextracton
sehr gute Resultate gebe, wie ihm viel-
nUtige Analysen bestätigt haben. Auch
bei Opium werde Kalkmilch angewandt
und ohne Weiteres zu verwerfen sei sie
deshalb nicht.
Zur Desaraenimng der Salzsäure
fBr gerichtlich - chemische Unter-
suchungen.
Von II. Beckurts.
Als zweekmässigste Methode zur Des-
arsenirung der Salzsäure für gericht-
lich-chemische Untersuchungen habe
ich vor einiger Zeit die fractionirte Des-
tillation unter Zusatz von Eisenchlorür
empfohlen. Von Hager ist dieser Methode
der Vorwurf gemacht worden, dass nach
derselben eine eisenhaltige Säure entstehe.
Abgesehen davon, dass dieses sich durch
vorsichtige Destillation vermeiden lässt,
ist der Einwurf Hager's auch für eine zu
gerichtlich - chemischen Untersuchungen
bestimmte Salzsäure irrelevant. Neuere
Versuche haben die Brauchbarkeit meiner
Methode wiederholt dargethan; es wird
zwar eine nur ca. 20procentige Salzsäure
erhalten, in welcher Arsen aber selbst bei
Prüfung von 2 1 nicht nachweisbar ist.
Gleicherzeit ist aber ermittelt worden, dass
die von anderer Seite warm empfohlene
Desarsenirung der Salzsäure durch Mace-
ration derselben über Kupferschnitzel
und darauf folgender Destillation wohl
eine pharmaceutisch verwendbare, aber
für gerichtlich -chemische Untersuchun-
gen nicht brauchbare Säure liefert
Ueber die Darstellung von Menthol
und Borneol.
Von Priv.-Doc. Ernst Beckmann -Leiipng.
Bei der Gewinnung von Menthol durch
Ausfrierenlassen der Pfefferminzole fallen
reichlich flüssige Producte ab, über deren
chemische Natur seither nichU Sicheres
bekannt war. In Fachkreisen wurden
dieselben als Menthen oder auch als flüs-
sige Isomere des Menthols angesehen.
Eine von Athinson ausgesprochene Ver-
muthung, dass in den Pfeffermünzölen
das flüssige Menthon, CioHigO, vorkom-
men dürfte — welches zum Menthol,
C10H20O, in der gleichen Beziehung steht,
wie Campher, CjoHieO, zum Borneol,
OioHißO — , schien durch das Experi-
ment nicht bestätigt zu werden und fand
deshalb wenig Beachtung.
Das Menthon macht nun aber wirklich
einen wesentlichen Bestandtheil aller Pfef-
ferminzöle aus, insbesondere auch des
zur Gewinnung von Menthol vorzugsweise
dienenden Japan -Oels.
Zur Isolirung eignet sich die fractio-
nirte Destillation nicht; die Siedepunkte
vom Menthon, 206^, und Menthol, 212 »,
liegen einander zu nahe.
Durch Behandlung mit freiem Hydroxyl-
amin giebt aber das Menthon eine Oxi-
midoverbindung, CjoHigNOH, welche in
Folge ihrer Löslichkeit in verdünnten
wässerigen Säuren leicht von Menthol
und Kohlenwasserstoffen getrennt werden
kann. Aus der gewonnenen sauren Men-
thoninlösung scheidet sich beim blossen
Stehen alles Menthon als farbloses,
schwach nach Pfefferminze riechendes
Oel wieder ab.
Aus der Hauptfraction des Abfallpro-
ductes von der Mentholgewinnung resul-
tirten bei solcher Behandlung nicht weni-
ger als 60 pCt. Menthon. Die übrigen
40 pCt. bestanden fast vollkommen aus
krystallinischem Menthol, welches durch
Ausfrierenlassen nicht hatte gewonnen
610
werden können, nnn aber, nach Entfern-
ung des Lösungsmittels, alsbald erstarrte.
Im Interesse der Mentholgewinnung
handelte es sich nach dieser Erkenntniss
um eine geeignete Methode, Menthon in
Menthol überzuführen.
Die zur analogen Verwandlung von
Campher in Borneol angewandten Ver-
fahren entsprechen den Anforderungen
der Praxis nicht.
Bei der neuerdings sehr empfohlenen
Beduction mit Natrium bei Gegenwart
von Alkohol geht zu viel von diesem
Metall zwecklos verloren. Versuche, den
nascirenden Wasserstoff durch Einwirk-
ung alkalischer oder saurer Flüssigkeiten
auf andere Metalle zu erzeugen, gaben
unbefriedigende Resultate.
Die Menge des Natriums lässt sieh
aber auf die theoretische beschränken,
wenn man, wie früher schon Baubigny,
Lösungsmittel anwendet, welche auf Na-
trium nicht selbst einwirken.
Statt des von Bauhigny für Gampher
empfohlenen hochsiedenden Kohlenwas-
serstoffs, Toluol, empfiehlt es sich, wegen
der leichter mögliehen Abtrennung, ein
nichtflüchtiges oder sehr leicht
flüchtiges Lösungsmittel zu wählen.
Wie die Erfahrung gelehrt hat, wirkt
Natrium schon bei gewöhnlicher Tem-
peratur in ätherischer Lösung sehr ener-
gisch.
Zunächst entstehen gleiche Molecüle
Menthonnatrium und Mentholnatrium
2 CioHigO + 2 Na = CioHnNaO -f
CioHjgNaO.
Eine Abtrennung des Reductionspro-
ductes, welche JSawJf^y — für Borneol —
vermittelst Kohlensäure zu bewerkstelli-
gen sucht, lässt sich umgehen.
Schüttelt man die ätherische Lösung
der Natriumverbindungen mit Wasser, so
werden dieselben unter starker Wärme-
entwickelung zersetzt. Im Aether ver-
bleiben gleiche MoIecQle Menthon und
Menthol.
CioHxTNaO + CioHjgNaO -J- 2 H^O =
CioHißO -I- OioHgoO + 2 NaOH.
Wird zu der entwässerten ätherischen
Lösnng nun nochmals dieselbe Quantität
Natrium wie zu Anfang gefügt, so ver-
wandelt sich zunächst das vorhandene
Menthon wieder zur Hälfte in Menthon-
natrium, zur Hälfte in Mentholnatriom.
Die noch unangegriffene halbe Menge
Natrium entwickelt aber, wenn man die
Beaction durch Wärme unterstützt, auch
aus dem Menthol Wasserstoff und dieser
führt das vorhandene Menthonnatrium
ebenfalls und zwar vollkommen in Men-
tholnatrium über. Beim Zusatz von Was-
ser wird aus diesem sofort Menthol frei.
Mischungen von Menthon mit minde-
stens dem gleichen Gewicht Menthol, wie
sie in den Pfefferminzölen vorliegen, las-
sen sich also durch einmalige Behand-
lung mit der theoretischen Menge Na-
trium vollständig in Menthol verwandeln.
Da das Menthon die Pfefferminzöle
mehr oder weniger unangenehm bitter
schmeckend macht, ist mit der üeber-
führbarkeit desselben in Menthol eine
Handhabe zur Verbesserung dieser Oele
gegeben.
^
*
In ganz analoger Weise wie Menthon
lässt sich der Gampher reduciren.
Der gewonnene sogenannte Bomeo-
Campher (Borneol) zeichnet sich vor dem
gewöhnlichen Japan-Gampher in mandier
Weise vortheilbaft aus und findet bereits
zu kosmetischen Zwecken, Zahnpulvern
etc. Anwendung.
Ein Wort für HübFa Jod-
additionsmethode.
Mittheilang ans dem Laboratoriom der Papier-
und chemischen Fabrik Eugen DieteriA
in Helfenberg bei Dresden.
Zu Ende des Jahres 1884 veröffent-
lichte Hübl sein neues Oelprüfon^ver-
fahren*) und durfte ftlr dasselbe ein ge-
wisses Vertrauen voraussetzen, nachdem
sich seine Wachsprobe so glänzend be-
währt hatte. Im Laufe der Jahre 1885
und 1886 wendeten vrir die Jodadditiou,
wie wir den Gang kurz nennen wollen,
bei den sehr zahlreich hier vorkommen*
den Untersuchungen von Olivenülen aa
und dehnten unsere Tersnehe aach auf
andere Oele und jene Oelmischungen
*) Pharm. Post 1884, Nr. 45 bis 47.
511
aus, welche im Handel vielleicht als Oli-
venölfälschungen vorkommen konnten.
An zwei Stellen"^) erlaubten wir uns die
gewonnene Ueberzeugung, dass die HübU
sehe Methode sich besser wie jede andere
zur Prüfung von Oelen eigne, auszu-
sprechen und diese unsere Ansicht durch
Reihen von Zahlen zu belegen.
Da wir uns immer in der grossen
Mehrzahl mit den Untersuchungen von
Olivenölen zu beschäftigen hatten und
hier, ob wir neue oder alte Jodlösung
anwendeten, stets dieselben Zahlen er-
hielten, so existirte für uns kein Zweifel
mehr über den Werth der Methode. Wir
erstaunten daher nicht wenig darüber,
als ein sehr entschiedener Einspruch von
Seiten des Herrn Dr. 0. Schweissinger
in Dresden erfolgte.***) Derselbe führt
vor Allem die schon von HÜbl hervor-
gehobene Veränderlichkeit der Jodlösung
in Ziffern vor, beweist die Veränder-
lichkeit durch Erhitzen ebenfalls ziffer-
mässig und bringt dann 7 Leinöl-Unter-
suchungen, welche, mit verschieden
starken Jodlösungen gemacht, verschie-
dene Jodzahlen lieferten.
Herr Dr. Schweissinger knüpft nun an
diese mit Leinöl gemachten Versuche
folgende Schlüsse und Speculationen :
„Die durchaus verschiedenen Besul-
tate, welche mit den verschieden star-
ken Lösungen erhalten tvurden, be-
weisen, dass es nicht gleichgültig ist,
von welcher Concentration man die
Jodlösung nimmt etc*f
ferner:
^1. Die UubVsche Jodlösung ist von zu
grosser Veränderlichkeit, um als
Titerflüssigkeit benutet werden zu
können.
2. Die erhaltene Jodzahl giebt nicht
allein die Menge des an das Oel
gebundenen Jodes an, sondern sie
ist die Summ^ aus diesem und
dem bei den verschiedenen oben
beschriebenen Processen gebundenen
Jod.
3. Die erhaltenen Jodzahlen fallen bei
concentrirten Lösungen höher, bei
**) Geschäftsbericht April 1886 und Helfen-
berger Annalen 1886.
♦*♦) Pharm. Centralh. 1887, Nr. 12.
verdünnteren niedriger aus, und
auch die Zeit der Einwirkung ist
von wesentlichem Einfluss auf die
Jodzahl.
4. Es ist nicht möglich, aus der Jod-
zahl eines Oeles, welche mit der
HübVschen Lösung bestimmt ist,
einen Schluss zu ziehen auf die
Menge der Beimischung eines Oeles
zu einem anderen.*^
Nachdem Herr Dr. Schweissinger nur
mit Leinöl gearbeitet hatte und für die
hier erhaltenen Misserfolge die Methode
auch in ihrer Anwendung auf alle ande-
ren Oele verantwortlich machte, so konn-
ten wir uns einiger Zweifel in so weit
gehende Speculationen nicht erwehren;
wir hielten es auch für unsere Pflicht,
der Sache näher zu treten, nachdem wir
die Jodaddition früher warm empfohlen
hatten.
Um unsererseits die von Schweissinger
aufgestellten Thesen zu prüfen, schien es
uns nothwendig, alle gebräuchlichen fetten
Oele in s Bereich der Untersuchungen zu
ziehen und besonders folgende Fragen
ins Auge zu fassen:
a) Wird bei Anwendung gleichen Oeles
dieselbe Jodzahl erzielt mit alter
= schwächerer oder mit neuer =
stärkerer Jodlösung?
b) Ist die Jodzahl unabhängig von dem
kleineren oder grösseren Jodüber-
schuss, nachdem Hubl ausdrücklich
vorschreibt, dass die genommene
Menge Jodlösung so gross sein
müsse, um die Flüssigkeit noch nach
2 Stunden stark braun gefärbt er-
scheinen zu lassen?
Zur Beantwortung von a bestimmten
wir die Jodzahlen ein und desselben Oeles
mit ein und derselben Jodlösung, nach-
dem sie 3 Tage und wieder, nachdem
sie 8 Wochen alt war.
Zu b machten wir die Bestimmungen
aller verfügbaren Oele mit drei verschie-
den grossen Mengen Jodlösung.
Umstehende Tabelle enthält die ge-
wonnenen Werthe.
Erhebliche Differenzen bestehen also bei
. Oleum Lini b . . . . mit 34,6,
,, „ a . . . . „ l"jO,
„ Jecoris Aselli alb. „ 10,5,
„ ., „ citr. ,, t,/Q,
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513
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Oleum Bapae .... mit 6,7,
„ Uelianthi . . . „ 5,5,
während bei
Oleum Amygdalarum,
Arachis,
Gossypii,
Nucis Juglandis,
Olivarum,
., Papaveris,
., Bicini,
„ Sesami
die Jodzahlen Abweichungen von höch-
stens 3,8 ergeben.
Wenden wir uns den Schweissinger-
sehen Thesen mit Zugrundelegung obiger
Zahlen wieder zu, so kommen wir zu
folgenden Bichtigstellungen :
ad 1. Die Veränderlichkeit, der Ilubl-
sehen Jodlösung ist so leicht
controlirbar , dass daraus kein
Hindemiss für Anwendung und
Zuverlässigkeit der Methode er-
wächst,
ad 2. Die erhaltene Jodzahl kann nur
die Menge des an das Oel ge-
bundenen Jodes ausdrücken; es
hätten sonst bei Anwendung der
anderthalbfachen und doppelten
Menge Jodlösnng höhere Zahlen
resultiren müssen. (Einenennens-
werthe Ausnahme macht nur das
Leinöl.)
ad 3. Die erhaltenen Jodzahlen fallen
bei concentrirten Lösungen nur
beim Leinöl höher und bei
schwächeren dementsprechend
niederer ans, während sie sich
bei allen anderen Oelen gleich
beiben.
ad 4. Mit Ausnahme des Leinöles ist
es sehr wohl möglich, die Ver-
mischung zweier Oele, deren Jod-
zahlen nicht zu nahe beisammen
liegen, mit der jEfö6Z'schen Me-
thode zu erkennen.
Die Schlüsse des Herrn Dr. Sehweis-
Singer sind also in so weit, als sie sich
nicht auf die nur mit Leinöl gemachten
Versuche stützen, unzutreffend und lassen
sich selbst bei Oleum Jecoris, Bapae,
Helianthi nur in geringem Maasse auf-
recht erhalten. Für Olivenöl — und um
d<'is handelt es sich vor allen Dingen —
wird die Iföftrsche Jodadditionsmethode
ein Kriterium bilden, wie wir es schärfer
bis heute nicht weiter besitzen.
Von der Ausstellung zu Wies-
baden, gelegentlich der 60. Ver-
sammlung deutscher Naturforscher
und Aerzte.
Bei ähnlichen Anlässen verfolgte die
Centralhalle bisher das Princip, den Lesern
nicht eine Wiederholung des Ausstellungs-
Eataloges zu bringen, sondern sie griff
die nach ihrer Ansicht für das Leserpubli-
kum der Pharm. Centralh. wissenswerthen
und wichtigen Neuigkeiten heraus. Auch
diesmal soll nicht von dieser Gepflogen-
heit abgewichen werden. Eine Anzahl
neuerer Apparate und Präparate, welche-
erst kürzlich in der Centralhalle besprochen
wurden, werden deshalb auch hier keine
Erwähnung finden.
Die bekannte Firma De^a^a-Heidel-
berg führte die von Witt empfohlenen
Piltrirplättchen vor, welche zum Ein-
legen in einen Trichter bestimmt, mit
einer wenig grösseren Schicht Filtrir-
papier belegt, dazu dienen, Krystalle und
ähnliche Abscheidungen unter Absaugen
rasch von der Mutter lange zu trennen.
Zu gleichem Zwecke benutzte man bisher
ausser dem Platinconus auch Uhrgläser,
welche man mit der Wölbung nach oben
in einen Trichter einlegte; die mit vielen
Löchern versehenen, sauber gearbeiteten
Filtrirplättchen sind ein willkommener
Fortschritt. Zu bemerken wäre noch,
dass die Filtrirplättchen nicht für quan-
titatives, sondern für präparatives Arbeiten
bestimmt sind.
Ein recht hübscher Apparat ist das
Wasserbad in conischer Form, mit Vor-
richtimg für constantes Niveau. In Folge
der conischen Form hat man immer nur
eine kleine Menge Wasser zu erhitzen
und spart deshalb an Gas. An Stelle
der bekannten Porzellanringe kann auch
eine Porzellanplatte mit 4 Oeffnungen
aufgelegt werden. Am Bande des Wasser-
bades befinden sich 3 Lager zum Auf-
setzen des Victor Meyer' ^ohen Schutz-
trichters; derselbe schützt vor Staub,
wirkt die Dämpfe absaugend und ver-
hindert durch seinen nach Innen um-
514
gebogenen mit Tabus versehenen Band
das Henintertropfen der sich im Innern
des Trichters condensirenden Flüssig-
keiten. Wird der Schutztrichter mit
einem genügend weiten Gummischlauch
verbunden und dieser in nicht zu grosser
Länge durch ein im Fensterkreuz befind-
liches Loch in's Freie geführt, so kann
man mittels dieser Vorrichtung, an deren
Stelle auch eine Wasserluftpumpe treten
kann, unangenehme Dämpfe abftihren
und deren Verdampfung also im Zimmer
vornehmen.
Sehr bequem und wenig Platz erfor-
dernd ist der Eugelkühler von Soxhlet.
Derselbe dient als Bückfiuss- und De-
stillir - Kühler und besteht aus zwei con-
centrisch gelagerten Messingblechkugeln ;
durch die innere Kugel fliesst kaltes
Wasser; das Einströmungsrohr für das
Kühlwasser ist durch eine Einkerbung
gekennzeichnet. In dem Zwischenraum
zwischen innerer und äusserer Kugel
findet die Oondensirung der Dämpfe an
der verzinnten Fläche statt. Der Kugel-
kühler wird beim Gebrauch in ein Stativ
eingehängt. — Die ausgestellten Fett-
stifte in Holzhülse dienen zum Sehreiben
auf Glas (gelb) und Porzellan (blau).
Die Firma Miüer, Dr. Geissler^8 Nach-
folger-Bonn, stellte Gasen twickelungs-
Apparate nach Norhlad aus. Der
Apparat hängt in einem Stativ, ist U-
förmig und trägt an dem einen Schenkel
das Entwickelungsgef&ss , am anderen
Schenkel das Beservoir für die Zersetz-
ungsflüssigkeit. Die Entwickelung von
Wasserstoff, Kohlensäure, Schwefelwasser-
stoff geschieht aus den bekannten Mate-
rialien, für trockenes Salzsäuregas war
ein Apparat mit Ammoniumchlorid und
concentrirter Schwefelsäure beschickt. —
Um die Gasentwickelung zu unterbrechen,
wird der über dem Entwickelungsgeftsse
befindliche Kopftheil in derselben Weise
gedreht, wie es von den Patenttropffiaschen
bekannt ist. Die Entfernung der gesättigten
Salzlösung erfolgt sehr bequem und rasch,
im Gegensatz zu dem Kipp'sa\ien Apparat.
Doch ist daftlr der Apparat von Nord-
blad auch sehr viel theurer, wohl auch
zerbrechlicher.
Die Firma H. Trommsdorff - Erfnrt
brachte neben sehr schönen anderen Prä-
paraten (s. u.) die Ghlorkalkwtirfel nach
WincMer zur Chlorentwieklung , femer
Schwefelcalcium Würfel nach Fresenius för
Schwefelwasserstoff, Calciumsulfidwürfel
nach Neumann für Schwefligsäure und
Braunsteinwürfel nach JVfewiwan» ffir
Sauerstofl* mittelst concentrirter Schwefel-
säure und für Chlor mittelst Salzsäure,
zur Ansicht.
Minutenthermometer stellte Carl
5ac^BerIin aus, dieselben erreichen inner-
halb einer, höchstens zwei Minuten das
Maximum der Temperatur der betreffen-
den Körperhöhle, worauf nach Entfern-
ung von der Wärmequelle in Fol^e einer
Knickung der Thermometerröhre der
Quecksilfoerfaden abreisst und noch nach-
träglich ablesbar bleibt. Die Baschheit
der Erreichung der höchsten Temperatur
ist durch flache Form des QuecKsilber-
gefässes und durch Anwendung eines
Silberamalgams, welches die Wärme
rascher leiten soll als Quecksilber, er-
reicht.
Kahler und jlfar^mi - Berlin stellten
eine „Flasche für filtrirte sub-
cutane Injection" aus. Betreffendes
Fläschchen ist zweischenkelig ; in den
weiteren Schenkel giesst man die, in den
im Etui enthaltenen Lösungsröhrehen
vorbereitete Lösung und nimmt die filtrirte
Lösung aus dem anderen Schenkel mittelst
der Injectionsspritze auf. Als Filtrir-
materisJ dient entfettete Watte, welche
sich an der Verbindungsstelle der beiden
Schenkel befindet.
Heilung -B&t\m stellte Bismutoxy-
jodidgaze und -Watte aus; beide
sind von braunrother Farbe und ohne
Geruch. Ausserdem kam mit Sublimai
sterilisirtes (sublimatisirtes) Jodo-
form, sowie desgleichen Gaze and Watte
zur Ausstellung; an diesen Präparaten
ist äusserlich natürlich nichts Auflf&Uiges
zu bemerken; über diesen Gegenstand
wurden Gentralhalle 28, Seite 504, Off
Gorresp., einige Bemerkungen gemacht
Paul Hartmann - Heidenheim hatte
Oatgutfäden mit Gewichten belastet,
um die bedeutende Zerreissungsfestigkeic
des Catgut „Marke Wiessner^ zu zeigen.
Nachstehende Tabelle nach Hartmawis
Angaben giebt am besten Aufschluss
hierüber:
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Nr.
Dnreh-
meteer
in
mm.
Qoer-
sehnitt
in
qmm.
Maxittnm
der Tng-
Icraft Ton
1 Faden.
Haximum
pro 1 qmm
Qnenchnitt.
0
0,2
0.0314
1.2» kg
2,75 „
7.6 „
15.5 .,
16.6 .,
40 kjr
1
0,3
0,070
39.3 ,.
38,7 ..
40 .,
2
0,5
0.196
3
0.7
0,385
4
0,8
0,50
33 „
5
0,9
0.63
1» .
28.5 .,
6
1,05
0,86
24. „
28 „
Zum Vergleiche sei bemerkt, dass beste eng-
lische N&hseide durchschnittlich 20 kg, Messing-
und Knpferdraht 50 kg Maximal - Tragkraft je
pro 1 qmm Qnerschnitt ergeben.
Dr. Por^ - München stellte als neues,
im Nothfall rasch herstellbares Verband-
material Holzspäne aus, die von ge-
wöhnlichem Holze durch Abschaben mit-
telst Glasscherben in der Längsrichtung
des Holzes leicht zu erhalten sind. Das
feinen Hobelspänen zu vergleichende Ma-
terial war in Folge dicht bei einander
liegender Querwellungen sehr elastisch.
^möW^-Elgersburg in Th. stellte Ge-
fässe aus Emil i an fiir pharmaceuti-
schen und chemischen Gebrauch aus.
Das Emilian (eine Masse eigener Com-
position) soll weniger spröde als Por-
zellan sein und besonders wechselnde
Temperaturen und grosse Hitze gut ver-
tragen. Aus gleichem Material waren
Gefässe für die antiseptische Wundbe-
handlung gefertigt, bei denen behufs
gründlicher Beinigung im Inneren alle
Ecken, Winkel und todten Bäume ver-
mieden waren und die mit Deckeln filr
Wa^serverschluss (Sublimatlösung) ver-
sehen waren.
Crusiav Christ-Berlm hatte einen La-
boratoriumsvaeuumapparat aus-
gestellt, dessen verzinnte Vacuumpfanne
durch eine mittelst Gummidichtung
schliessende Glasglocke verschlossen
wurde, so dass der Vorgang im Vacuum
jederzeit sichtbar ist. Es war femer die
Einrichtung getroffen, für empfindliche
Flüssigkeiten in die Vacuumpfanne eine
Porzellanscbale einzusetzen.
PriUiۆ0'BeTliu flibrte Tapeten vor,
die nach einer, dem Referenten nicht be-
kannten Methode von H. Campe so im-
prägnirt sind, dass sie mit Wasser, Gar-
bols&urelöaung, verdünnter Schwefelsäure
und 1 %o Sublimatlösung abgewaschen
werden können, ohne dass hierbei Farbe,
Glanz oder Muster der Tapeten leiden.
H. Trommsdorff'^Tfwct brachte unter
anderen drei neuere Präparate zur Ansicht.
Sozojodol = Jodparaphenolsulfo-
säure.
Jodaseptöl« Jodorthophenolsulfo-
säure.
Chinotoiin = Dichinolylin - Di-
methylsulfat.
Das Sozoiodol ist nach Versuchen
von Lassar sehr wohl geeignet, dermatolo-
gischen Zwecken zu dienen; es ist voll-
kommen geruchlos und farblos, löst sich
Idcht in Wasser und lässt sich mit fast
jedem Vehikel, mischen ohne sich zu
zersetzen.
Das Ghinotoxin, vor einigen Jahren
von Ostermayer dargestellt, wirkt nach
Hoppe - Seyler bei Thierversuchen wie
Curare, hat aber dabei keine wesentlichen
Nebenwirkungen gezeigt und eignet sich,
da es sich rein darstellen und gut dosiren
lässt, wohl als Ersatzmittel für Curare.
Professor Dr. TFiViifer-Freiberg stellte
Germanium und Präparate desselben
aus. Wir begnügen uns, die Namen der
hergestellten Verbindungen aufzuzählen:
Germanium,
oiyd,
hydroiyd,
oxydul,
hydroiydul,
suifür, gefällt und
sublimirt,
Sulfid, gefällt,
tetrachlorid,
Chloroform,
oxychlorid,
tetrajodid,
fluorid,
äthyl.
Dem Specialkatalog der Firma Merck-
Darmstadt entnehmen wir nachstehende
interessirende Angaben:
Digitalinum purum pulv. germ.
Merck. Die officinellen Digitaline sind
keine einheitlichen Körper. Das soge-
nannte „Deutsche Digitalin" besteht
in der Hauptsache aus Digitale'in, ausser-
dem etwas Digitonin und Digitalin
Schmiedeberg' %.
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Kalium-
V
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516
Digitalinam puram amorphum
Ph. Gallic. et Belg. Dieses entspricht
im Ganzen dem „Digital ine Ho-
mo 1 1 e." Hauptbestandtheil : Digitalin
Schmiedeberg' ^ neben etwas Digitoxin.
Digitoxinum purissimum. Dieses
Nichtglyeosid ist der giftigste Digitalis-
bestandtheil. Das „Digitaline cry-
stallisöe Nativelle'' bestellt nahezu
vollständig daraus.
Strophanthin. purissimum eryst.
Merck. Glycosid. „In der fünften Auf-
lage (Juli 1887) des Verzeichnisses mei-
ner sämmtlichen Präparate etc. ist noch
angegeben „Nichtglyeosid," während des
Druckes desselben erschien indess die
Arbeit von Prof. Fräser, welche bewies,
dass Strophanthin doch ein Glycosid ist."
Conessin. purum crystall. Al-
kaloid aus Halorrhena antidysenterica
R. Br., einer Apocynee Ostindiens, wo-
selbst die Samen als Febrifugum, Anti-
dysentericum und Anthelminthicam im
Gebrauche sind. Mit Wrightin, der
Base aus Wrightia antidysenterica, ist
Conessin nicht identisch, wohl aber sind
beide homolog.
Dem Specialkatalog der Firma Böh-
ringer & SöÄne- Waldhof bei Mannheim
entnehmen wir über Eseridinum pu-
rum und salicylicum folgende An-
gaben :
„Wir bemerken zu dem letztgenannten
Oalabaralkaloid , welches wir kürzlich in
den Galabarbohnen entdeckten, dass sich
dasselbe in bemerkenswerther Weise von
dem Physostigmin unterscheidet. Wäh-
rend das Physostigmin eine starke Base
ist, hat das Eseridin sehr schwachbasi-
sche Eigenschaften. Physostigmin ist in
Aether sehr leicht löslich, das Eseridin
löst sich ziemlich schwer in Aether. Der
Schmelzpunkt des Eseridins ist 132^0.,
die Zusanmiensetzung desselben
C16H23N3O3,
d. h. das Molekül enthält H2O mehr als
das Molekül des Physostigmins. Ueber
die physiologischen Eigenschaften des
neuen Alkaloides sind Untersuchungen
soeben im Gange."
Genannte Firma brachte eine Anzahl
Spaltungsproducte des Cocains und ein
aus denselben aufgebautes Homologes des
Cocains, welches neben gleicher Wirk-
samkeit mit Bezug auf geringere Giftig-
keit dem Cocain überlegen sein soll, zur
Ansicht. Ecgonin. purum und hydro-
chloricum, Benzoesäure aus Cocain ab-
gespalten , Anhydroecgonin , Anhydro-
ecgoninjodhydrat und -perjodid, Benzoyl-
ecgonin; Homococain (Syn. Cocäthylin)
= Benzoylecgoninäthylester.
Die Firma Zimmer in Frankfurt a. M.
stellte eine Beihe Salze des amorphen
Chinins aus: Chininum amorph, puris-
simum ; — muriaticum ; — sulfuricum ; —
boricum; — tannicum neutrale Zimmer.
Dieselben finden zum Theil ihres billigen
Preises wegen in der Thierheilkunde be-
deutende Verwendung. Ueber diese Prä-
parate wurde bereits Centralh. 21, 464
berichtet. Neu ist das gerbsaure Salz,
das für die Kinderpraxis, gleich dem rei-
nen, empfohlen wird; Einzelgabe 0,5 bis
1,0 bei kleinen Kindern; bei grösseren
Kindern und Erwachsenen entsprechend
mehr. Es ist ein gelblich -graues Pul-
ver, das sich unter Zusatz von einigen
Tropfen Salzsäure in kaltem Wasser mit
dunkelgoldgelber Farbe leicht löst
Gleichzeitig wurde das von Hesse ent-
deckte Hydrochinin als schwefelsaures
Salz ausgestellt, das durch seine Gegen-
wart im käuflichen Chinin, sulfuric. in
letzter Zeit Interesse erregte.
Fahlberg, List d; Co. in Salbke-West^r-
hüsen a. Elbe brachten zum ersten Mal
in grösseren Mengen das S a c c h a r i n(Ben-
zoesäuresulfinid) zur Anschauung, gleich-
zeitig fllhrte LuUze (Dr. Kades 0 r a n i e n -
apotheke) Berlin Saccharinprä-
parate vor.
Unter den Bezeichnungen Solutio
Saccharini und Saccharinum mix-
tum versteht Luise eine Saccharinlösung
in verdünntem Alkohol, beziehentlich eine
Mischung von Saccharin mit Mannit in
solchen Verhältnissen, dass 1,0 g der
Lösung oder des Pultergemisches dem
Süsswerth von 10,0 g Zucker oder 15,0 g
Syrupus simplex entspricht.
Ausserdem gelangten fertige Mixtaren
und Pulvermischnngen, z.B. Mixtura acidi
hydrochlorici, Mixtura Chinini sulfiiriei,
Mixtura Natrii salicylici, Pulvis Liqui-
ritiae compos., Pulvis aörophorus, sowie
Extractum Filicis aethereum, Oleum Jecoris
Aselli, Oleum Bicini, Balsamum Copaivae.
M7
Tinctura StFophanUii, Ymum Chinae und
andere mit Saeehariii vereOisst bot Aus-
stellung.
Auch weitere Saecbarinpräparate, wie
Essigessenz, Himbeersaft, Punschessenz,
selbst Champagner und Gebäck wurden
gezeigt. Dass das Saccharin bei der Be-
handlung Diabetischer in Auftiahme kom-
men werde, ist wohl kaum zu bezweifeln,
dass aber der Zucker in der Haoswirth-
sehaft Yor dem Saecharin wird weichen
müssen, ist kaum zu erwarten. Nach
den gelegentlich der Ausstellung vor-
genommenen Eoststudien ist, wie allge-
mein eonstatirl wurde, der Oeschmack
des Saccharins in Folge seiner äusserst
langdauernden Besistenz auf der Zunge
nicht Allen angenehm. Dass Saeebarin
ättsserst süss schmeckt, unterliegt durch-
aus keinem Zweifel, dass es aber wie
Zucker schmeckt, möchte Beferent nicht
beh&upten. Wie Saccharin den Thieren
zu schmeekea seheint, darüber vergleiche
man Seite 861 dieses Jahrg. der Pharm.
Centralh.
Letztgenannte Firoia (Dr. Kaäe'% Ora-
Hienapotheke) hatte auch Tropaeolin-
p ap i e r ausgestellt. Durch Versuche mit-
tels der in verschiedenen Verdünnungen
vorhandenen Säuren (Milchsäure, Salz-
säure etc.) konnte man sich sofort von den
Beactionen überzeugen. Femer wurde
Tinctura Strophanthi, wie auch noch
von einigen anderen Firmen, ausgestellt.
Hierbei fiel eine f»4i)lo8e (durch Kohle
entf&rbte? Bef.) TJnctura Strophanthi auf,
über welche nichts Besonderes gesagt
und auch nichts zu erfahren war.
.£n^2Aard - Frankfurt a. Main stellte
Ghina-Beerwein aus Chinarinde mit
Fromme Heidelbeerwein bereitet aus.
Derselbe soll absohil klar haltbar sein
und sämmtliche fiealandtheiie de? China-
rinde enthalten. Der QeaehnMck des Ghi-
na-Beerweines ist angenehm. Ferner ge-
langten sdiön gearbeitete 6 ranul es mit
Arsenprftpantten, z. & Liiqfnor Kalii arseni-
cofiiy Ferrum arsenicnm mit Tinokura
Strophanthi etc. %m Anschkaonng. Zur
besseren Unterseheidnag sind dieselben
verschieiien gedarbt. E, ist nach seiner
Angabe der einzige Apotheker in Deutseh-
land, wekher diese Gcanules selbst dar-
stelHi
PoM-Sehönbanm-Danüg fahrte neue
Suppositorienkapseln vor; dieselben
sind von Gelatinemasse gefertigt, dünn in
der Wandung, mit stumpfer Spitze und
vertragen Druck sehr gut.' Zum Verschluss
dient entweder ein gut passender Schiebe-
deckel von gleicher Masse oder kleine
Stapsei von Sebum. Diese Kapseln in
verschiedenen Grössen gefertigt (die grös-
seren aneh als Vaginalkapseln) werden
vom Apotheker selbst gefüllt und ver-
schlossen. Ausserdem wfuren elastische
Gelatinekapseln ausgestellt, welche mit
Unguentum Hydrargyri cinere-
um und mit Hydrargyrom oleini-
cum gefüllt sind; ein Beweis, welcher
Modifieationen eine Sache fähig, wenn
sich die Industrie mit derselben beschäf-
tigt — bekanntlich existirte Unguentum
Hydrargyri ausserdem noch in Gelatine-
d&rmen mit je 1,0 g entsprechenden
Skalenzeicben. neben den Hat Cacaeöl
überzogenen Kugeln von Quecksilbersalbe,
der ersten und wohl auch verbreitetsten
Form ft^r bequeme Dispensation derselben.
PoA2 stellte unter anderen auch noch
Gelatinekapseln mit Kreosot 0,05 g und
Tolubalsam 0,2 g, nach Prof. Dr. S^m-
metfkrodi gefüllt, aus, ferner Kapsek mit
Extractum Filieis aeth^r. und Kamala
(beide Bertandtheile sind nicht gemischt,
sondern getrennt zu sehen), sowie Aether-
kapseb, wie die bekannten Bicinusöl-
kapseln gearbeitet, also ohne die ringsum
laufende Naht, die man an den franzö-
sischen Perles d'^ther kennt.
Jir<rtt0«- Wiesbaden stellte schön aus-
sehende Brausende Bromsalze aus,
die einen bequemen und billigen Ersatz
für Bromwasser (Bromalkaliwasser) dar-
stellen.
Dr.LaJFbfi<a«M6-Gondel8heim bei Karls-
ruhe hatte sog. Arzneiröhren ausge-
stellt Diesell^n sind federspuldicke, aus
imprägnirlem Filtrii^^^ier gerollte Boh-
ren, welche aus mier Bolzspitae wie
Cigarren geraucht werden sollen. Die
zur Imprägnirung b^utzton Medicamente
sind) Benzoesäure, Salioylsäure, Campher,
Sublimat, Opium, Stramonium, Cannabis
Belladonna, Digitalis etc., ausg-eschlossen
sind aus technischen Gründen Pyridin
luuk AmmoniQjnchlosid. Jede Bohre
(0,5 g Fiiltariffpapier) eathätt ansäendem
518
0,02 g Kaliumchlorat, genügend, am das
Olimmen za unterhalten.
Stephan 'Trenen brachte eine Phar-
macognostische Sammlung zur
Ausstellung, wie er sie als Hilfsmittel
bei dem pharmacognostischen Unterricht
der Apothekerzöglinge in jeder Apotheke
gehalten wissen will, analog dem be-
kannten Herbarium vivum.
Auf die passende Auswahl der Samm-
lungsstücke muss gebührend hingewiesen
werden, wie es ebenfalls lobend hervor-
zuheben Ist, dass die Sammlung die Boh-
Drogen enthält, die eigentlich nie in die
Apotheke gelangen und deren Kenntniss
doch unbedingt nOthig und wichtig ist.
Als wohlgemeinten Bath, nur die Samm-
lung noch zweckentsprechender zu machen,
mochten wir uns den Vorschlag erlauben,
neben jenen Boh-Drogen dieselben Drogen
auch im halb- oder ganz mundirten Zu-
stande, je nachdem diese im Handel ge-
f&hrt werden, beizulegen. Dadurch kann
nach unserer Ansicht die Sammlung nur
an Werth für den Lernenden gewinnen
und dessen Interesse in noch höherem
Maasse in Anspruch nehmen.
Die Firma Bwroughs Wellcome & Co,-
London brachte comprimirte Tablet-
ten zur Ansicht, von welchen einige
neuere Sorten Erwähnung finden sollen:
Gascara-sagrada-Tabletten als gelindes
Abführmittel, Manganoxyd-Tabletten und
die in Deutschland nicht gekannten Per-
manganat-Tabletten, ferner Tabletten, be-
stehend aus Ealiumchlorat und Borax,
Chininbisulfat etc. Die Tabletten werden
je nach der Art des Medicamentes, be-
ziehentlich der Anwendungsweise, ver-
schieden hart comprimirt; die Tabletten
von Galomel oder Bismutsubnitrat zer-
fallen in kürzester Zeit in Wasser, wäh-
rend Tabletten von Kaliumchlorat oder
Ammoniumchlorid hart comprimirt sind^
da dieselben bestimmt sind, längere Zeit
im Munde gehalten zu werden, um sich
langsam aufzulösen.
Eine neue Sorte derartiger Tabletten,
die mit Zucker überzogen sind, hat den
Namen »Tabloid* erhalten. Unter
dem Namen „Zymine*' oder Extractum
Pancreatis (Pairchild) wurde ein hellgelbes
Pulver in Glasröhrchen (0,8 g Extractum
Pancreatis und 0,9 g Natriumbicarbonat)
abgeftllt ausgestellt Dasselbe dient dazu,
Milch zu peptonisiren, weshalb es auch
den Namen Peptonisirpulver erhalten hat
Die Gebrauchsanweisung lautet:
In eine reine Flasche oder Porzellansebale
tbne % Liter Iriscbe Milch und 1 Tasse kaltes
Wasser, in welches 1 Peptonisir-Polver ein-
gerührt ist, mische, setze es in heisses, aber
nicht kochendes Wasser und rühre oder schüttle
es einige Male nm. Nach etwa *20 Minuten koche
2 bis 3 Minuten lang nnd stelle dann kalt
Oft genügt es warme Milch mit dem Peptonisi>
Palver einfach anznscbütteln nnd dem Kinde
oder Patienten so zu geben.
Der Grad der Verdauung (Peptonisirung) wird
geregelt durch den Zeitraum, w&hrend welchen
die Milch mit dem Peptonisir-Palver zasammen
warm gehalten wird.
Peptonisirte Milch ist süss und angenehm
schmeckend und ähnelt von allen anderen
Präparaten der Muttermilch am meisten.
Ist die Verdauung (Peptonisirung) weit vor-
schritten, so wird <üe Milch bitter.
Es ist für die meisten F&Ue nicht nOthi^, die
künstliche Verdauung (Peptonisirung) bis zu
diesem Punkte gehen zu lassen, wenn ea nicht
ausdrücklich vom Ante vorgeschrieben ist
Milch, als Flaschennahrnng für kleine Kinder,
braucht ' gewöhnlich nur wenig peptonisirt zu
werden,
In dem warmen Gemisch von Milch und
Peptonisir-Pulver ist die Verdauung (Peptonisir-
ung) von Minute zu Minute fortschreitend ; man
kann daher leicht den Grad der künstiichen
Verdauung erreichen, welcher dem Ernährungs-
zustände des Kindes oder des Kranken angemes-
sen ist.
Kochen des Gemisches hebt die Wirkung des
Peptonisir-PuWer Yollständig auf; auf Eis steUen
verzögert den Process der künstlichen Verdauung
nur um so lange, als das Gemisch kalt bleibt.
Nachdem die Milch theil weise oder ganx pep-
tonisirt ist, genügt ein Aufkochen während 2 bis
*6 Minuten, um die Milch für längere Zeit halt-
bar zu machen.
Peptonisirte Milch kann mit Cognac, Arrac
oder Knm gemischt und zur Bereitung ron Mehl-
speisen oder Puddings benutzt werden.
Die Firma Chrisiy dt (7o. -London stellte
eine Beihe neuer und zum Theil zum
ersten Male gesehener Drogen aus. Von
einer Beschreibung der Drogen absehend,
wollen wir uns damit begnügen, die
neuesten derselben zu nennen und die
ihnen zugeschriebenen. Wirkungen und
Eigenschaften laut des Drogenberiehtes
von Chrisiy & Co. aufzuführen:
Simulo, die Früchte von Oapparis
coriacea gegen Hysterie und Epilepsie
empfohlen.
Jambul, die Früchte des indischen
Syzygium Jambolanum (Eugenia Jam-
519
bolana), als Mittel gegen Diabetes em-
pfohlen und in Dosen Ton 0,8 g yiermal
täglich zu geben.
Evodia pasinifolia, deren äthe-
risches Oel als Geruchscorrigens des
Jodoforms empfohlen wurde.
Atherosperma moschata, deren
Rinde einBeruhigungsmittel gegen Asthma
und Bronchitis sein soll.
Salix nigra, deren Binde besonders
als Sedativum auf die Oesehlechtsorgane
eine Wirkung haben soll.
Solanum, paniculatum, unter dem
Namen Jurnbeba in Brasilien in Ge-
brauch, welches als vorzügliches Ab-
führmittel empfohlen wird und in grösseren
Dosen auch harntreibende Eigenschaften
besitzen soll.
Hygrophyllaasiatica, eine Acan-
thacee, die gegen Wassersucht als Diu-
reticum mit Erfolg verwendet werden soll.
Sigesbeckia orientalis, eine
Composite, die als Abkochung bei Herpes
tonsurans, als Tinctur mit Oel vermischt
bei Geschwüren gute Besultate geben soll.
Lachuanthes tinctoria, die von
den Homöopathen als Tinctur gegen
Pneumonie, typhöses Fieber etc. gebraucht
wird.
Eolapasta, durch Zusatz von Gacao-
öl, was die Consistenz betrifft, der Oacao-
masse ähnlich gemacht und als Eola-
Chocolade bezeichnet. Der Geschmack
ist bei Weitem nicht so angenehm, wie
von Gacao und im Halse etwas kratzend.
Ndilo-Oel von Oalophyllum
inophyllum als Mittel gegen Rheu-
matismus empfohlen.
Habjelia aethiopica, deren
Früchte wie Cubeben Verwendung finden.
M i s 1 0 1 e ist eine Mischung aus Chaul-
moograöl, Menthol und Ooca'in und als
Mittel gegen Rheumatismus und Eeuch-
hnsten empfohlen.
Änderson's antiseptische Va-
ginalkapseln sind aus carbolisirter
Gelatine gefertigte dünnwandige Kapseln
mit abnehmbarem Deckel. Die eigent-
liche Kapsel enthält einen Bausch Ver-
bandwatte, der mit einem Faden zu-
sammengehalten ist und mit verschie-
denen Medicamenten getränkt werden
kann. Der Faden geht unten durch ein
kleines Loch, so dass äusserlich die Kapsel
wie an einem Faden hängend erscheint.
Neben Flüssigkeiten können auch Pulver
verwendet werden, wenn man die Watte
mit Glycerin und Wasser tränkt und die
gewünschte Quantität des Pulvers nun
in die Watte stäubt.
Nachdem der Tampon genügend lange
in der Vagina verweilt (die Gelatine ist
in 10 Minuten resorbirt), wird er an
dem Faden wieder herausgezogen.
frtfnn -Wiesbaden zeigte Pepton-
Präparate nach eigenem patentirten
Verfahren. Der Verfertiger benutzt die
peptonisirende Wirkung des Sauerteigs,
beziehentlieh der Milch- und Buttersäure-
Oäbrung. Zu dem Zwecke werden ani-
miJische Eiweisskörper (Milch, Blut,
Fleisch etc.) mit den Mehlen der Gere-
alien, Wasser und etwas Sauerteig ge-
mischt, einer Gährung bei 40 bis 46^ G.
ausgesetzt, die entstandene Säure abge-
stumpft und die abgegossene Flüssigkeit
eingedampft
Dr. ffundAate^an-Hamm stellte Aleu-
ronat aus. Das Aleuronat (Pflanzen-
eiweiss) ist nach patentirtem Verfahren
hergestellt; rein und angeblich so leicht
verdaulich, dass es in dieser Beziehung
dem Thiereiweiss nahe kommen soll.
Wenn man bedenkt, dass selbst heute
noch dieser wichtige Nährstoff* aus dem
Pflanzenreiche in der Stärkefabrikation
häufig ganz verloren geht, so dürfte die
Beindarstellung dieses Präparates für
billige Volksernährung sehr erwünscht
sein.
Jodtrichlorid als desinflcirendes
und antiseptisches MitteL
Ueber dieses Thema findet sich eine Ab-
handlang von Stabsarzt Dr. Biedd im 3. bis
5. Heft des II. Bandes der Arbeiten aas dem
Kaiserlichen Relehs-Qesandbeitsamte, welche
Hefte wir an anderer Stelle noch besprechen
werden. Dr. JRiedel weist in dieser Abhand-
lang darauf hin, dass sa den wenigen Mitteln,
welche den hohen , aber berechtigten Anfor-
derungen, die in neaerer Zeit an ein Des-
infectionsmittel gestellt werden, genügen,
aach das Chlor gehört, dass dasselbe aber
nar in wftssriger, frisch bereiteter
Lösung seine volle Wirksamkeit ent<et.
In Gasform wirkt es sohon weniger rasch.
620
Der allgemeiaen Verwenduag des Chiorwas-
sers stehen seine leichte Zersetzbarkeit^ die
Umstündlichkeit jedesmaliger frischer Be-
reitung desselben und sein stechender Ge-
ruch entgegen.
C. Langenbuch hat nun in neuester Zeit
die desinficirendc Kraft des Chlors, unter
Vermeidung der Unauträglichkeiten , welche
die Benutzung des Chlorwassers mit sieh
bringt, den Zwecken der Chirurgie dienstbar
au machen versacht , indem er das Chlor in
Gestalt einer Chloijodverbindung , des Jod-
trichlorids, yerwendet. Zu Gunsten des Jod-
triehlorids als Desinfectionsmittel spnieh Ton
vornherein einerseits die Thatsache^ dass die
Wirkung der Chlorverbindungen auf orga-
nische Körper in Gegenwart von Jod eise
besonders lebhafte ist, andererseits der Um-
stand, dass von dem in Folge Zersetaung des
Jodtrichlorids entstehenden Clor in statu
nateendi an und für sieh eine kräftigere
Wirkung erwartet werden darf.
Dr. JRiedeVB Untersuchungen haben sich
9«nächst nur auf eine experimentelle Prüfung
der desinficirenden und der antiseptischen
Eigenschalten de» genannten Prftpatatea be-
schränkt. Die Vortheile, welche daa Jod^
trichlorid vor dem Chlorwasser , wie vor an-
deren gebränohlicheren Antiseptieis für die
Verwerthung in der Praxis besitsk , müssen
von chirargischer Seite gepriifit, bei. bestätigt
werden.
Das zu den Versuchen benfitsAe Jodtri-
ohlorid, von der Firma Schering (Berlin,
Grün» Apotheke) bezogen, war etn gelb-
rothes, pomeranzenfarbenes Pulver von einem
äusserst stechenden , zu Thränen und Husten
reizenden G«ruch.*) Durch diese Eigenschaft
wird das Hantiren mit dem pulveinförmigen
Jodtrichlorid sehr erschwert. Es empfiehlt
sich daher, das Präparat in Gestalt einer
concentrirten wässrigen Ldsung vorräthig au
hateen. Die letztere besitzt einen weniger
sellarfen Gerueh und eine bernsteingelbe
Farbe, welche wochenlang unvwändert bleibt.
Die für den Gebraveh täglieh £risch her-
zneMlenden 'verdünnten Lösungen (l<yoo)
*) JCl, bildet sich, wenn eiti üeberschuss von
Cl über schwach erwärmtes Jod geleitet wird,
bis dieses sich in ein kiystallinischeB gelbes
Pulver verwandelt.
nehmen bald eine dunklere, braune Fäcb«ng
an.
Die Ergebnisse der Unteraaekungen waren
im Wesentlichen folgende:
1. ,|Da8 Jodtrichlorid ist in Wlssriger Los-
ung ein wirksames Desinfeetionsmittel, da es
selbst in grosser Verdünnung (1 : 1000) wider-
standsföhige Baeillensporen in verhähniss-
massig kurzer Zeit zu tädten im Stande ist.
Lösungen in Alkohol oder 0^ sind unwirk-
sam.
Die sporentödtende Kraft des Jodtrichlorids
übertrifi^ bei Weitem die der Carbolsäure;
das Jodtrichlorid steht in dieser Hinsicht
unter den gebräuchlichen Desinfbctionsmitteln
dem Sublimat am nächsten.
2. In seinem Verhalten gegenüber sporen-
freien Baeillen i^nd gegenüber Kokken zeigte
das Jodtrichlorid in einer Lösung von 1 <>/qo
ungeföhr dieselbe Wirksamkeit wie eine
Carbolsäurelösung von 3 pCt. Bei weiteren
Verdünnungen der genannten beiden Misch-
ungsverhältnisse zeig;te sieh in einigen Ver-
suchen das Jodtrichlorid der Carbolsäure
überlegen.
S. Die antiseptischen , eoiwickelun^
hemmenden Eigenschaften des Jodtricklorids
kommen gegenüber den Mikroorganismen
der Wmndinfectionskraakheiten zur Creltung,
wenn das Jodtrichlorid im Verhäkniaa von
1 : 1200 zur Nährgelatine hinzugefügt ist.
4. Die an Kaninchen miitelat intraveMeer,
imtrapentomaler und suboataaer fiinv«vleib-
jung angestellten Versuehe geben im €kgen-
sat» zu den bei Venreodung von SulUimat
oder Carbelsävre erhaltenem Besuitaten keiBcn
Anhalt dafür, dass bei einer Yeffwertkvoag des
Jodtrichlorids in der ehiruigischen Praxis
Vevgiftnng^efahieB zu befiioebten wSren.^
In der letzten Nummer der Berliner klin.
; Wochenschrift berichtet im Anscblms an
I diesen Auftatz Dr. Ikm^en&ud^ über selhr
günstige Erfolge mit dem Jodtrielhlorid in
der chirurgischen Praxis. Er erwähnt, dass
sich Lösungen von 1:1200, esef^ehretse
genommen, bei Dispepsien wirksam gezeigt
und dass es wahrscheitilieh sei, diam Joätii-
Chlorid auch bei Hantkrtinklieilen gute
Dienste leisten würde.
I
Verleftr und TentttwortlUh^r HetUotaur Dr. i; CI«|mIw In. B4!«id««..
Im Bnehhandel darch Jallai Springer. Berllo N^ HonbQoapIats S.
Dmek d»r KSalcl. Hofbüelidraatanl vom 0. Qi X^ialL«!* 4 aeaa« Ifr Mm
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Herausgegeben yon
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Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalti Ofeeale mai PhaniMle: Zar mikroskopliohen Prnfang der Kraflfattermlttel. — Die 8e«tion Pharmacie
der 60. Natnrforseher-yersAininlang sn Wiesbaden: Ueber die flttehtlgen BetUndtbeile der Wursel und des Wnr-
seUtoeks von Aaamm enropaenm L. Verscbiedene Mlttbellnngen von Deaner. Ueber Vanillin Im Weingeist.
Teraebledene Mittheilnniien von Fiscber. Ueber die Verdampfting, speelell des Wiesbadener Koabbrnnnens. —
Mikroelysma. — Ueber Peptone und die Peptone des Handels. — Tinctara Stropbanti. — lilseeUeBS Holxkoble-
Bisqnlts. — Pnrgatif OidtoianB. — Ooniferen > Cigaretten. — Saccharin. — AngenblickskUhlnng. — Phosphatireu
des Weines. — Reroy^s antiseptlsehe Lösnng. — OCeae GomsvOBAeas« — ABielfM«
Clieiiile und Pbarmacle.
Zur mikroskopiaohen Prftfong
der Kraftfattermittel.
Von F. Benecke.
2. EapiteL
Erkemnng TOn Bicliia8kaeheii.i)
Der Bicinasknchen wird hergestellt aus
den Samen Tom Btcinus communis. Seine
Gharakterisirung ist deswegen von Be-
deutung, weil er unzweifelhaft schäd-
lich auf den thierischen Organismus ein-
wirkt. Welcher Stoff eigentlich die giftige
Wirkung ausQbt, ist hier ebenso wenig
wie f&r manche andere im Verdacht gif-
tiger Wirkung stehende Producte mit
Sicherheit ermittelt worden. 2) Obwohl
aus Tetsehiedenen Gründen^) nicht anzu-
nehmen ist, dass der Bicinuskuchen oft
als Yerftlschungsmittel Anwendung findet,
>) Alfl Erffftnnmg des IQ. Abflchnittes meiner
,,Aiil«itiiiiff,'* welcher bandelt über: „Einige be«
sonders wichti^^ Stoffe, durch welche die Kraft-
fnttermittel yerf&lscbt oder yernnreinigt sind.''
*) Man yergL bierfiber des Verf. Abhandlung::
„Bicümskiicheik ab Yerfftlsehungsinitter' in
Nobb^ß , jMdwiithAchaftLYexitiohiatation'* 1887,
Seite 146 bis l&L
so ist doch die Möglichkeit eines solchen
Falles nicht vollends ausgeschlossen, und
zwar am wenigsten, wenn es sich nicht
um einen Oelkuchen, sondern mn ein
Oelkuchenmehl handelt, indem alte Oel-
kuchenmehle, wenn sie nicht von sehr
respectablen Firmen bezogen werden, von
vorn herein verdächtig sind; es sei nur
der Thatsache Erw&hnung gethan, dass
z. B. Holdefleis vor Jahren von 23 unter-
suchten Leinkuchenmehlen kein einziges
als ,jein'' bezeichnen konnte.
Wir wollen uns in Folge dessen mit
den mikroskopischen Bildern, welche uns
der Bicinuskuchen liefert, bekannt machen;
Alle Bicinuskuchen, welche ich bis-
her untersucht habe, enthalten in reich-*
lieber Menge pilzliche Organismen. Ich
habe die Muthmaassung ausgesprochen,^)
dass diese vielleicht Ursache der giftigen
Wirkung seien. Sie würden alsdann die-
selbe Bolle spielen wie die Pilze, welche
das Maismehl befallen, wodurch dasselbe
die berüchtigte Erankheit , „Pellagra"
(oder „Mailändische Böse," „Lombardi-
scher Aussatz") genannt, erzeugt Be-
sonders eine Pilzform, wie ich sie in
Fiffur 4 abgebildet tLabe,''isrBtet8 ansn-
treffan, so dass gewissermaassen dieser
Pilz mit zur Charakteristik des Riciniis-
kncbene benutzt werden kann. Wir wei-
sen diesen Pilz am siebersten dnreb An-
wendung folgender Methode nach:
1 EaffeelßSel toU Oelkücheiimehl wird
in einem Mörser mit wenig Wasser zu
^ % $ '^
{Tarfra*HrB>i «■. MKIIiHk.)
einem dflnnen Brei tachtig verrieben,
diesen Brei giesst man dnrcb ein Mnll-
filter ■), lässt die trübe Flüssigkeit in ein
kleines Gefäss laufen und drückt über
demselben das Filter vollkommen aus
dann fQgt man ca. 10 Tropfen conceutrirte
Natronlauge hinzu, xührt nm, erwfirmt
ein wenig, ohne zn kochen, lässt absitzen
und bringt mit Hülfe eines Glasröhrebens
Tom Bodensatz einen Tropfen auf einen
ObjeottrBger, legt ein Deckglas auf nod
betrachtet bei starker (ca. 400- bis 600-
facher) Vergrasaernng. Neben uns jetzt
nicht interessirenden, undeutlichen Zell-
resten und neben rundlichen Pilzformen
werden wir dann stets die elliptischen
Pilzzellen der Figur 4 bemerken, welche
meist einzeln, häufig aber auch gruppen-
weise noch zusammenhängen.
Die angeffihrte Methode ist notbwen-
dig, nm uns vor Irrthamern zn hflten.
Durch das Erwärmen mit 'Natronlauge
werden etwa Torhandene Stärkekömer
verkleistert, die Eiweissmassen werden
gelöst und Fetttröpfchen verseift, so dass
alle diese Gebilde, welche zn Verwechsel-
ungen Veranlassung geben können, zer-
stört werden.
Die zweite Operation, welche wir Tor-
■} Te^l. .^Dldtnng," 8«it« 39.
nehmen, ist die Prflfung mit Jodlösnng
auf Stärkemehl.*) Da die Bicinnssamen
— wie fast alle Oelsamen^) — keine
Stärkekömer enthalten, so werden wir in
Folge dessen auch keine solchen im Bi-
cinoskueben antreffen.
Die dritte Operation besteht in Be-
handlung eines Eaf^elöffels voll Kuchen-
mehl mit Salz- und SalpetersSure und
hierauf mit Natronlauge.^) Die Samen-
hüllen von lÜeinus comtnunts sind ver-
bältnissmässig sehr derb und resistent
Daher sehen wir nach Behandlang mit
Säuren und l^auge in
der Begel unr braun-
schwarze , dicke Scha-
lentheilchen , an wel-
chen wenig ZQ erken-
nen isL Hingegen
können wir ausser die-
sen nndnrchsichtigen
Schalen zarte Lamellen
wahrnehmen , welche
entweder farblos oder
gelb gef&rbt erschei-
z...« di fll.rt«« iien. Die Figuren 5
TOD RiBiDo* und 6 bi'ingan diesel-
fv^^nm^tm. ^^ ^^ Darstellong.
loofHk.) Für den Bicinuskucben
besonders charakteri-
stisch ist die Figur 6. Durch dieselbe
•) Vergl. „Anleitung," Seite 36 bis 38.
') Nor die Erdnflase m&chen eine Aamahiue.
') üeber die Einielheiten dei Vertalireii*
retgl „Anleitong/' Seite 88 bi« 42.
Bind zarte Hftatchen dargestellt, welche
bald yblWg farblos, bald gelbbraun ge-
förbt sind. Sie faJleii auf durch ihre
Sasserst eckigen Segrenzungea , welche
daher rühren, dass sich die einzelnen
Zellen dieser Eftntchen bei der Behand-
lung mit Königswasser nnd Natronlauge
stets ganz ablösen. Mitunter sind die
Zellhftute, welche die Zellen nach innen
begrenzen, gar nicht siebtbar, mitunter
dagegen aoch sämmtlich sehr klar. Der
häufigste Fall ist der, dass Zickzack-
linien, welche durch Äuseinanderweichen
des Häutchens in der Mitte oder an an-
deren Stellen entstehen, mehr oder weni-
ger deotlich , oft sehr scharf, hervor-
treten. Die einzelnen Zellen dieser Häut-
chen haben das Ansehen, als ob ein Netz
Ober ihnen aasgespannt wäre oder als ob
sie punktirt sind.^) Bei genügender Durch-
sichtigkeit ist das Bild sehr charakteri-
stisch. Um solche zu erzielen, htkte man
sich sehr, das zur mikroskopischen Un-
tersuchung Torzubereitende Kuchenmehl
irgendwie stark mit dem Säuregemisch
in behandeln, sondern ftlge in dem Mo-
ment, wo die Masse zu schäumen be-
ginnt, kaltes Wasser hinzu ; ebenso lasse
man die Natronlauge eher noch schwächer,
als in meiner „Anleitung" im Allgemeinen
angegeben , einwirken. Behandelt man
das Kuchenmehl zu stark, so treten die
Häntchen nicht deutlich hervor.
Ganz besonders ist auch darauf auf-
merksam zu machen, dass diese Häut-
ehen leicht Obersehen werden können,
wenn man ein zu helles Gesichtsfeld hat;
man stelle deshalb den Beleuchtungs-
spiegel des Mikroskopes in der Weise,
dass die Helligkeit des Gesichtsfeldes nur
ausreicht, die Objeete Überhaupt noch
dentitch erkennen zu lassen.
Die Bilder 5 und 6 wären besonders
dann von Wichtigkeit, wenn einmal der
Fall vorläge, dass ein Material als Ver-
fälschung diente, welches aus Samen her-
gestellt wurde, die vorher ihrer Samenhülle
beraubt worden sind, übrigens ein Fall,
der kaum vorkommen wird.^]
') Eb hingt diet von der EiiuteUatig de«
Uitroskopes ab, tbeilweise anch wobl von der
BehandlaDgBweiie des Hateriala mit SSaren
nad Lange, sowie von der Mgevandten Ver-
Uro das GharakteristiBche der dicken
Samenhtlllen zu erkeonen, ist eine vierte
und letzte Operation nothwendig. Den
nach Behandlung mit Säuren und Laage
erhaltenen Bückstand erhitzen wir noch
einmal mit Salz- und Salpetersäure, hdren
aber nicht auf, wenn die Masse zu schän-
men beginnt, sondern lassen mehrere
Minuten lang tüchtig schäumen, indem
wir die Flamme verkleinem oder auch
löschen. Dann f^gen wir kaltes Wasser
hinzu, filtriren und waschen aus. Jetzt
müssen die meisten SchalenstUckchen
wenigstens am Bande eine deutliehe
Zeichnung aufweisen, andernfalls wieder-
holt man dieselbe Operation. Zeigen die
meisten Sehalenstflckcben erkennbaren
Band, so thuen wir gut, noch mit GI7-
cerin zu erhitzen, wie es im vorigen
Kapitel fttr Baps, Bübsen und Senf an-
gegeben ist. m werden dadurch die
Bilder noch etwas deutlicher.
Die Samenballen bieten uns zwei Arten
von Bildern, welche durch Figur 1 und 8
wiedergegeben sind. Am häufigsten ist
das Bild der Figur 7 anzutreffen. Wir
sehen parallel neben und oft auch über
einander Hegende, sehr lang gestreckte
Zellen; bald sieht das Bild mehr der
rechten, bald mehr der linken Seite un-
serer Figur ähnUch. Dos durch Figur 8
zur Darstellung gebrachte Bild erweckt
den Schein, als ob Kugeln in mehr oder
weniger deutlichen Längsreihen neben
524
einander liegen. Oft werden wir in der
Mitte der Kugelfl&chen einen Punkt wahr-
zunehmen vermögen.
Nur selten sind die Bilder so klar wie
die gezeichneten. Es genügt aber — wie
überhaupt stets — , wenn wir nur am
Bande eines Schalenstüekchens die eine
oder die andere Zeichnung erkennen kön-
nen, um Gewissheit darüber zu erreichen,
ob das Sehalenstück von Bicinussamen
stammt oder nicht.
Nicht oft wird die Aufgabe gestellt
werden, einen Bicinuskuohen auf Einheit
zu prüfen. Derselbe darf ja eben seiner
giftigen Wirkung wegen nicht als Futter-
mittel Verwendung finden, sondern darf
nur als Dungmittel angewandt werden.^)
Pur Denjenigen, dem die Controle ob-
liegt, wird es sich in der Begel nur
darum handeln, andere Eraftfuttermittel
auf Anwesenheit von Bicinuskuchen zu
prüfen. In obiger Darstellung habe ich
die Mittel zur Erkennung desselben ge-
geben. Es sei aber noch etwas näher
auf den Nachweis in anderen Oelkuchen
eingegangen.
Was zunächst das Auffinden der be-
schriebenen und abgebildeten Pilzformen
anbelangt, so kann daraus natürlich nicht
mit Bestimmtheit der Schluss gezogen
werden, dass Bicinusmaterial vorliegt.
Für die Praxis aber ist es ohne Bedeut-
ung, woher derartige pilzliche Organis-
men stammen, denn jeder Oelkuchen,
welcher sie enthält, ist verdächtig und
soll nicht ohne Weiteres verfQttert wer-
den. Ein guter Oelkuchen soll eben pilz-
frei sein.
Am einfachsten gestaltet sich die Frage,
ob Bicinusmaterial in einem Oelkuchen
") Bei dieser Gelegenheit mochte ich darauf
aufmerksam machen, dass es sich sehr empfiehlt,
Oelkuchen, welche als Don^ittel dienen, mlkro«
skoptoch auf ihre Reinheit zu prüfen. Die ün-
tersnchnns ist leicht nnd ohne irgendwie er-
hehliche Kosten ansznfflhren. Es dürfte hier
auch die mikroskopische Analyse allein vOUig
genügen nnd die chemische Analyse überftüssiff
machen, denn es kommt bei einem Dnngmittel
noch weit weniger als bei einem Kraftfiitter-
mittel darauf an . oh ein paar Procent Eiweiss
mehr enthalten sind oder nicht, nnd der Ge-
halt an Fett und Kohlehydraten ist ganz nnd
gar bedentongsloB, da diese Stoffe ja den Boden
an Nfthrsnbstanzen nicht bereichem können.
vorhanden ist oder nicht, wenn Kuchen
aus folgenden Materialien zur Prüfung
vorliegen : aus Sesam, Mohn, Lein, Baps,
Bübsen, Leindotter und enthülsten Erd-
nüssen. Alle diese enthalten keine schwarz-
braunen, ihrer Dicke wegen völlig oder
last völlig undurchsichtigen Schalen.
Fehlen also solche nach einfacher Be-
handlung mit S&uren und Natronlauge,
so darf man getrost auf Abwesenheit von
Bicinuskuchen schliessen. Anders liegt
schon die Sache, wenn Kuchen geprüft
werden sollen, die hergestellt wurden:
aus Palmnüssen, Coeosnüssen, Bucheekem,
Niger-, Madia-, Sonnenblumen- oder Baum-
wollsamen, weil diese Materialien auch
oft zunächst undurchsichtige Präparate
liefern. Bei weiterer, nach meiner „An-
leitung*' und der obigen Darstellung zu
vollziehender Behandlung wird aber den-
noch mit Leichtigkeit festzustellen sein,
ob solch ein dieses Schalenstück jenen
Materialien entstammt oder voi^ Bicinus-
samen herrührt
Am meisteq Schwierigkeit dürfte —
wenigstens dem weniger Geübten — der
Nachweis von Bicinuskuchen in sogenann-
ten unenthülsten Erdnusskuchen I^reiten,
weil die Fruchtscl^alen (nicht Samen-
schalen!) der £rdnuss einige Aehnlieh-
keit mit den Samenhüllen von Bicinus
besitzen. Dazu kommt, daßs auch der
Erdnusskuchen zarte Häutchen wie die
in Fi^ur 5 dargestellten aufweist ^ und
fernerbin, dass auch im Bicinuskuchen
oft Fruchtschalen des Bicinussamens ent-
halten sind, die nun noch eine grössere
Aehnliebkeit mit den Frucht9chalen der
Erdnüsse besitzen, als di^e Samenhüllen
von Bicinus. Trotzdem aber gehört bei
nur einigermaassen sorgfttltiger Arbeit
und sorgftiltigem Beobachten audi der
Nachweis von Bicinus im unenthfilsten
Erdnusskuchen keineswegs zu einer
irgendwie schwierigen Aufgabe.
^m Schlüsse sei bemerkt, dass, wenn
es sich darum handelt , Bicinusfaiehen-
mehl in irgend . einem anderen Kraft-
futtermittel (wie z. B. in Kleien) n&ebzu-
weisen, dieser Nachweis stets ebenfalls
mit Leichtigkeit gelingen muss.
525
Die Section Pharmacie der 60.
Naturforscher -Versammlung
zu Wiesbaden.
Ueber die flüchtigen Bestandtheile
der Wurzel und des Worzelstocks
Ton Asaram enropaeam !•
Von Geh. Rath Poleck in Breplao.
Nach einigen einleitenden Worten über
die Aufgaben und Ziele der pharmaceu-
tisehen Chemie bemerkt der Vortragende,
dass das pharmaceutische Institut der
Universität zu Breslau schon seit längerer
Zeit das Studium der ätherischen Oele in
den Bereich seiAer Arbeites gezogen habe.
So sei soeben eine Arbeit über das äthe-
rische Oel von Allium ursinum ver-
öffentlicht worden , in weichem Herr
Semmler als wesentliche Bestandtheile
Vinylsulfid (C3H3)jjS und Polysul-
furete des Vinyls nachgewiesen und
im Laufe des verflossenen Sommers habe
Herr Petersen aus Kopenhagen eine Un-
tersuchung des ätherischen Oels von Asa-
rum europaeum L. beendigt und sei zu
nachstehenden Resultaten gelangt.
Das Material zu dieser Untersuchung
war aus der rähmlichst bekannten Fabrik
ätherischer Oele von Schimmel & Co. in
Leipzig bezogen. Das Bohproduct war
ein dunkelbraunes, trübes und dickflüs-
siges Oel von eigenthümlich aromatischem
Geruch, p. sp. 1,046, welches nach und
nach in der Kälte grosse Mengen Asaron
absetzte. Nach Beseitigung desselben
wurde durch Destillation mit Wasser-
dämpfen und wiederholtes Fractioniren
ein leichteres, auf Wasser schwimmendes
und ein darin untersinkendes Oel er-
halten.
Das erstere war ein links polarisiren-
des Terpen, CjoHie, p. sp. 0,860, Sdp.
162 bis 165^. Nach seiner Bectiflcation
über metallischem Natrium besass es einen
an Lavendel oder Rosmarin erinnernden
Geruch. Sein Verhalten gegen Brom be-
wies seine Identität mit dem Pinen von
Wallach, Es wurde ein flüssiges Sub-
stitutionsproduct G^oHisBr und nach Er-
hitzen des Terpens im zugeschmolzenen
Rohr auf 250 ^ und nachheriger Bromir-
ung das bei 125^ schmelzende Dip en-
tentetrab romid erhalten. Dieses Ter-
pen ist nur in geringer JSIenge im Roh-
öl vorhanden.
Die Hauptfraction des Rohöls war ein,
innerhalb enger Grenzen bei 250 ^ sieden-
des, schwach gelbes, optisch inactives
Oel, p. sp. 1,06, welches nur sehr schwer
von den letzten Resten des Asarons be-
freit werden konnte. Analyse und Dampf-
dichte führten zu der Formel C11H14Ü2.
Dieser Körper zeigte keine besondere
Reactionsfthigkeit. Brom wurde zwar
zuerst addirt, dann substituirt, ohne dass
es gelang, eine feste oder krystallinische
Verbindung zu erhalten. Ebenso verhiel-
ten sich Chlor und Jod und deren Was-
serstoff'säuren. Dagegen entstand bei der
Behandlung der Lösung des Oels in Eis-
essig mit Natriumnitrit ein in gelben
Nadeln krystallisirendes Additionsproduct,
CHH14O2N2O3, welches bei 118^ schmolz.
Von besonderem Interesse waren die
Resultate der Oxydation durch Kalium-
permanganat. Es entstanden Kohlensäure,
Essigsäure, Oxalsäure und eine bei 180^
schmelzende krystallinische Säure, deren
Analyse zu der Formel C9H1QO4 führte,
v^lche dann durch die Untersuchung
ihres Silbersalzes bestätigt wurde. Bei
Behandlung mit Jodwasserstoff' wurde sie
quantitativ in zwei Moleküle Jodmethyl
und in Prolocatechusäure gespalten. Diese
durch Oxydation gebildete feste Säure
war daher Dimethyl-Protocatechu-
säure oder Veratrumsäure
^6^3 I COOK •
Diese zwei Oxymethylgruppen müssen
schon in dem Molekül des schweren Oels
vorhanden sein, und in der That gelang
es, nahezu zwei Moleküle Jodmethyl ab-
zuspalten. Neben diesem entstand eine
schwarze harzige Masse, welche jeder
weiteren Reinigung widerstand.
Nehmen wir im Molekül des schwe-
ren Oels CiiHi402 zwei Methoxylgruppen
OCH3 und einen Benzolrest G0H3 an, so
bleibt die Gruppe C3H5 übrig, welche
wahrscheinlich mit der Allylgruppe iden-
tisch ist. Dafür spricht die reichliche
Bildung von Essigsäure bei der Oxyda-
tion, die Entstehung eines Additionspro-
ducts mit Brom und einer Verbindung
mit salpetriger Säure, wie solche schon
52G
bei mehreren aromatischen Allylverbind-
ungen erhalten worden ist. Die Stellung
der Seitenketten CoHsj'^^^.^^s)^ jst durch
die Entstehung der Veratrumsäure ge-
geben und mit der Anordnung derselben
im Methyläther des Eugen ols
identisch, einer Verbindung, welche bis
jetzt in den Pflanzen noch nicht aufge-
funden, dagegen unter anderen auch von
Tiemann und Matsmoto synthetisch dar-
gestellt worden war.
Die noch höher siedenden Antheile des
Asarumöls sind Asaron und ein bei
800 ^ und darüber siedendes Oel von in-
tensiv grüner Farbe. Es war nicht mög-
lich, aus letzterem einen Körper darzu-
stellen, welcher Garantien für seine Rein-
heit bot.
Von hohem Interesse ist die Vergleich-
ung der chemischen Natur der flüchtigen
Bestandtheile der beiden einander so nahe
stehenden Arten Asarum europaeum und
canadense. Von letzlerem besitzen wir
eine Untersuchung durch Potver aus dem
Jahre 1880. Weder Power, noch früher
Procter konnten in dem Oele Asaron
auffinden, eine Thatsache, welche jetzt
von Petersen bestätigt wurde. Dagegen
fand Power ein Terpen OioHnj, ferner
einen monovalenten mit Borneol isomeren
Alkohol CioHjgO in Verbindung mit Es-
sigsäure und Baldriansäure, endlich ein
neutrales bei 250 ^ siedendes Oel und
einen über 300 ^ siedenden tief blauen
Bestandtheil.
Die Formel C12H16O2, welche Power
dem bei 250 ^ siedenden Anlheil des Oels
giebt, unterscheidet sich durch CH2 von
dem entsprechenden Bestandtheile des
Oels von Asarum europaeum. Bei der
Oxydation mit Kaliumdichromat erhielt
Power eine bei 172^ schmelzende Säure,
deren Analyse zu der Formel C9H10O4
führte und deren Identität mit Veratrura-
säure Petersen nachwies, als er das Oel
mit Kaliumpermanganat oxydirte. Es
würde daher das von Power abgeschie-
dene Oel entw^eder mit dem analogen Be-
standtheile von Asarum europaeum iden-
tisch sein oder seine Zusammensetzung
durch die Formel CgHs j ^^Q^y ihren
Ausdruck finden müssen, womit seine
Oxydationsproducte vollständig im Ein-
klang stehen.
Nach der von Staats begonnenen und
vom Vortragenden fortgesetzten Unter-
suchung des Asarons kommt diesem die
Formel CjgHigOs zu. Sie findet ihre Be-
stätigung durch zahlreiche Analysen und
mehrere Dampfdichtebestimmungen, durch
das Bromadditionsproduct, sowie durch
die Producte der Oxydation durch Kalium-
permanganat und der Erhitzung mit Zink-
staub, wobei nur geringe Mengen flüssiger
Kohlenw^asserstoffe, dagegen grosse Quan-
titäten Methan, Wasserstoff und Kohlen-
oxyd auftreten. Boutlerow und Rizza
nehmen in dem Asaron 2 Atome Wasser-
stoff" und 1 Atom Kohlenstoff" weniger an.
obwohl ihreDampfdiehtebestimmung sich
weit mehr obiger Formel nähert. Da das
Asaron drei Methoxylgruppen enthält und
bei der Oxydation Kohlensäure. Essig-
säure, Oxalsäure, einen festen Aldehyd
und eine Säure von der Zusammensetzung
so würde seine Molekularformel
p ri I (OCH^jg .
^6 "2 , C4H7
sein , wodurch eine bemerkenswerthe
Analogie mit dem im Oel von Asarum
canadense enthaltenen Bestandtheil
(.p, |(0CH3)3
^6"^« C4H7
hervortreten würde. — Die Untersuch-
ung des Asarons ist noch nicht zum Ab-
schlüsse gebracht und wird fortgesetzt.
Verschiedene Mittheilangen.
Von Apotheker C Denner in Marburg.
a) Ueber die quantitative Be-
stimmung des Vanillins in der
Vanille. Vortragender modifiieirte die
Tiemann- und Haarmannsehe Methode
zu diesem Zwecke in der Art, dass er
nur 3 g Vanille verwenden lässt, welche
zerschnitten und mit Seesand zerrieben,
im Soxhlet'schen Apparat mit Aether ex-
trahirt werden. Der Rest des Verfahrens
entspricht dem Tiemann^ und Haarmann'
sehen, nur wird die Menge der Bisulfit-
lösung entsprechend verringert und die
Entfernung der schwefligen Säure nicht
527
^arch Wasserdämpfe, sondern durch einen
Strom Kohlensäure bewirkt, welcher unter
Erwärmen im Wasserbade durch die
Flüssigkeit hindurchgeleitet wird. Ver-
suche, die Methode in der Art zu verein-
fachen, dass das Vanillin nicht als solches
zur Wägung gebracht, sondern, nach
einer vom Vortragenden für die Bestim-
mung des Benzaldehyds als praktisch be-
fundenen Methode mit Phenylhydrazin
indirect bestimmt wird, führten vorläufig
zu keinem brauchbaren Eesultate. In
einer im botanischen Garten zu Marburg
kultivirten Vanille fand Vortragender
4,3 pCt. Vanillin. In verschiedenen Proben
-einer auf der vorjährigen brasilianischen
Ausstellung zu Berlin erschienenen sog.
brasilianischen Vanille, ebenso in den
käuflichen Vanillen fand Vortragender
0.1 bis 0,2 pCt. Aldehyde, welche nur
zum Theil aus Vanillin bestanden. Ob
der nur in sehr geringer Menge vor-
handene Begleiter desselben mit Piper-
onal identisch, ist noch zweifelhaft; im
Gegensatz zu Tümann und Haarmann
wird indess die Identität desselben mit
Benzaldehyd bestritten.
b) LFeber die quantitative Be-
stimmung des Benzaldehyds im
Bittermandelwasser. Die Bestim-
mung beruht auf dem bekannten Ver-
halten des Benzaldehyds gegen Phenyl-
hydrazin, sowie auf dem durch A,v. Meyer
bekannt gewordenen eigenthümlichen Ver-
halten des Phenylhydrazins gegen ver-
dünnte Jodlösung. Das Verfahren ist ent-
weder ein gewichts- oder ein maass-
analytisches. Im ersteren Falle wird das
durch Erwärmen von 10 g Bittermandel-
wasser mit der gleichen Menge einer,
10 g Phenylhydrazin in 1 Liter ganz ver-
dünnter Essigsäure enthaltenden, Lösung
dieses Körpers gebildete Benzylidan-
phenylhydrazin nach 12 stündigem Stehen
an einem kühlen Orte abfiltrirt, getrocknet
und gewogen. Das Gewicht des erhal-
tenen Niederschlages mit 0,5408 multi-
plicirt, ergiebt die entsprechende Menge
Benzaldehyd. Bei dem maassanalytischen
Verfahren wird das überschüssige Phenyl-
hydrazin der Mischung von 10 ccm Mandel-
wasser mitlOccm obiger Phenylhydrazin-
lösung, welche Mischung V2 Stunde im
Wasserbade zu erwärmen ist, nach dem
Erkalten mit Vio Normaljodlösung zurück-
titrirt. Die Titerstellung der Phenyl-
hydrazinlösung muss vor jeder Versuchs-
reihe aufs Neue und unter denselben
Versuchsbedingungen (V2 stündiges Er-
wärmen) erfolgen. Die Anzahl der für
1 Occm der Pheny I hy drazinlösung nach dem
Erwärmen mit dem Bittermandelwasser
weniger verbrauchten ccm Vio Jodlösung
mit dem Factor 0,00265 multiplicirt, er-
giebt die vorhandene Menge Benzaldehyd,
c) Ueber die Prüfung des Peru-
balsams auf eine Verfälschung
mit Benzoeharz und Storai. Vor-
tragender giebt zunächst, unter Vorleg-
ung einiger bezüglicher Präparate, eine
üebersicht über die Bestandtheile des
Perubalsams, des Storaxes und des Ben-
zoeharzes. In der Sumatrabenzoe hat der-
selbe nachgewiesen neben freier Zimmt-
und Benzoesäure: Zimmtsäurebenzyläther,
Styracin, Styrol, Vanillin und dieses be-
gleitende geringe Mengen Benzaldehyd;
ferner drei den Storesinen des Storaxes
ähnliche, Benzoresine genannte Körper.
Die hiernach mitgetheilte Methode zur
Erkennung einer Verfälschung des Peru-
balsams mit Storax und Benzoe beruht
auf dem Nachweise der Storesine und
Benzoresine, welche im Perubalsam nicht
enthalten sind. Ihr Nachweis gelingt,
indem man sich gewisser Eigenschaften
derselben bedient, wie der Unlöslichkeit
ihrer Erdalkalisalze in Wasser, Löslich-
keit dagegen in Alkohol und eigenthüm-
licher, dem Cholesterin ähnlicher Reac-
tionen derselben.
An der Debatte betheiligten sieh Dr.
Beckmann, Denner, Neuss,
Ueber Tanillin im Weingeist.
Th. Salzer spricht über das von ihm
beobachtete Vorkommen von Vanillin im
Weingeist, über dessen Menge und über
die Frage, ob es als Gährungsproduct
auf natürlichem Wege in den Weingeist
gelangt oder ob es absichtlich zugesetzt
wird, um den Geruch von etwa vorhan-
denem Amylalkohol zu verdecken. Salzer
neigt der letzteren Ansicht zu; die quan-
titative Bestimmung führte er durch ein-
faches Verdampfen des Weingeistes aus.
An der Debatte betheiligten sich die
528
Herren: Beckurts, Dieterich ^ Schmidt^
Trommsdorff, welche darauf hinwiesen,
dass das Vorkommen von Vanillin so-
wohl in den Kartoffeln als in den Gähr-
ungsprodacten nachgewiesen und seine
Gegenwart in Alkohol deshalb erklär-
lich sei.
yerschledene Mitthei langen.
Von Dr. B, Fischer in Berlin.*)
1. Ueber die Darstellung von
reinem Wismuthoxy Jodid unter Vor-
zeigung einer grösseren Menge des von
ihm (s. Vorschrift Pharm. Ztg. Nr. 71)
nach seiner Vorschrift dargestellten, rein
ziegelrothen und salpetersäurefreien Prä-
parates.
2. üeber Dars t eilung und Eigen-
schaften des von ihm in Gemeinschaft
müLutee dargestellten tertiärenAmyl-
phenols. Das letztere wird durch Gon-
densation von Phenol und Amjlenhydrat
mittelst Ghlorzink dargestellt. Zu gleicher
Zeit bildet sich stets etwas tertiärer
Amyl-Phenyläther, der durch Behandlung
mit Alkali beseitigt wird. Das Amyl-
phenol siedet bei etwa 256 ^ schmilzt
bei 92 0 und bildet eine farblose, dem
Thymol ähnlich riechende Erystallmasse,
aus Petroläther krystallisirt seidenglän-
zende verfilzte Erystallnadeln.
Das Präparat, dessen Derivate dem-
nächst an anderer Stelle werden be-
schrieben werden, unterliegt gegenwärtig
der pharmakologischen Prüfung. Eine
grössere Menge (250 g) des Präparates
wurde vorgezeigt.
3. Ueber Ichthyolsalze. Der
Vortragende hat gelegentlich der Ab-
fassung seiner Arbeit „die neuen Arznei-
mittel'' gefunden, dass von Ichtbyolsalzen
nur das Natriumsalz analysirt worden
ist und hat im verflossenen Jahre daher
die anderen Salze gleichfalls gewichts-
analy tisch bestimmt. Nach seinen Re-
sultaten ist die Zusammensetzung der
Salze keine ganz eonstante, immerhin
aber kann die von Baumann und Schotten
angegebene Formel für die Ichthyol-
sulfosäure G2gH36S3H20e als die den tbat-
*) Die Mittheikngen des Herrn Dr. FisiAer
bringen wir nach dessen eigenem Referat in der
Pharm. Zeitnng.
' sächlichen Verhältnissen am besten Rech-
nung tragende angesehen werden. Die
Säure hat sieh, namentlich bei der Ana-
lyse des Zinksalzes, welches augensehein*
lieh ein primäres ist, als eine zweibasischa
Säure erwiesen. Die Zusammensetzung
der gebräuchlichen Ichtbyolsalze würde
sich demnach durch nachfolgende For-
meln ausdrücken lassen:
Natr. sulfoichthyolic. G2gH36S3Na2 0|;
Lithinin „ Ggg H^g 83 L\^ Oq
Ammon. „ GggHgeSaCNHjgO^
Zinc. „ [OsgHgYSgOßljZn.
Ueber die Verdampfung, speciell des
Wiesbadener Kochbrnnnens.
Von Apotheker C. Neuss in Wiesbaden.
Die Verdampfung des Wiesbadener
Eochbrunnens muss in der, in der inneren
Stadt gelegenen Apotheke des Herrn
Nfuss geschehen, ohne dass die Nach-
barschaft durch Wasserdämpfe belästigt
wird.
Die Aufgabe wurde erschwert
1. durch den geringen Salzgehalt (nicht
ganz J pCt.), wodurch grosse Mengen
Heizmaterial erforderlieh sind;
2. durch die Dampfentwickelung in ver-
hältnissmässig beschränktem Räume.
Diese Aufgabe wurde zur Zufriedenheit
gelöst dadurch, dass die Dämpfe zunächst
bei getrenntem Systeme vaeuumartig
durch einen hinlänglich weiten Kamin
angezogen und dann in zweitem Kessel
mit der zur Verbrennung nöthigen Luft
durchs Feuer zurückgeführt wurden.
Auf diese Weise wurden mit 1 kg Stein-
kohle 10 1 Wasser zur Verdampfung, resp.
das entsprechende sehr hygroskopische
Salz zur Trockne gebracht.
Anschliessend beschreibt Herr Dr. Wiite,
London, einen neuen amerikanischen Ab-
dampfapparat, welchen er zur Coneen-
tration von Flüssigkeiten sehr empfiehlt
Die Flüssigkeit strömt in demselben
heisser Luft entgegen.
An der weiteren Debatte betheiligen
sich die Herren Dieterich nnd Neuss
Letzterer hebt den grossen Vorzog der
Billigkeit und einfachen Handbabang
hervor, welchen sein Verfahren hat, bei
welchem deshalb auch Betriebsstörungen
fast nie vorkommen.
529
Mit vorstehenden Mittheilungen haben
wir das Wesentlichste aus den Verhand-
lungen der Seetion Pharmacie gebracht,
nur der Vortrag des Herrn Dr. ünger
steht nooh aus, wir werden denselben
separat in nächster Nummer bringen.
Am Schluss der Sitzungen regte Herr
Prof. Dr. Beckurts, Braonsehweig, noch
einige geschäftliche Fragen an und wird:
1. eine Gommission, welche die Vorbe-
reitungen itlr die Seetion für Phar-
macie bei der nächstjährigen Ver-
sammlung treffen soll, gewählt, und
zwar als Mitglieder derselben die
Herren: Apotheker von Garteen,
Köln, Prof. Dr. E, SchtnicU, Mar-
burg, Prof. Dr. E. Beekurts, Braun-
schweig ;
3. beschlossen, diese Gommission zu er-
suchen, Vorträge, welche die Frage
des Unterrichts und der Ausbildung
des Apothekers betreffen, nicht auf
die Tagesordnung der Seetion zu
setzen.
MikroolyiHia.
Von Dr. H. Unger in Würzburg.
Wenn es überhaupt richtig ist, dass
die sogenannten milden Drastica nur
durch eine leichte Beizung der Nerven
der Darmwände eine einfache Entleer-
ung des Darmkanales bewirken, und
wenn der Arzt in bestimmten Fällen von
einer chemischen (vielleicht in Schlund
und Speiseröhre auch mechanischen?)
Einwirkung in Mag«n und Dünndarm
absehen kann, so müsste man von allen
hierher gehörigen Drogen, Senna, Bheum,
Bhamnus frangula oder purshiana etc.,
Mikroclysmata darstellen können, die den
Arzt befriedigten. Die fragliche Arznei-
form ist eine zeitgemässe und werden
derartige Eljstiere auch nach positiver
Lösung der Fr^e, wie bei Laxantien
die chemischen Wirkungen im Darmrohr
sich abspielen, ihre Bolle behaupten. Ich
habe ein derartiges Medikament darge-
stellt und haben die bis dahin damit
angestellten Versuche vollkommen be-
friedigt 100 g 2 Jahre aller Gort. Bham-
ni Frangul. habe ich mit heissem Wasser
vollkommen erschöpft , auf 100 g einge-
dampft und diesem Fluid - Extract ein^
Lösung von 30 g Sapo medicat. in 100 g
Glycerin zugeftigt. Nach mir gütigst
gewordenen Mittheilungen der behan-
delnden Aerzte genügte einem erwachse-
nen Menschen zu einer vollkommen* be-
friedigenden Wirkung jedesmal einGlysma
von 5 bis 10 g. Das Medikament ge-
latinirt, nach obiger Vorschrift bereitet,
lässt sich aber selbstverständlich, in war*
mes Wasser gestellt, leicht wieder ver-
flüssigen. Ein kleiner Glycerinzusatz von
5 pGt., der die Wirkung des Medikamentes
nicht allzusehr beeinträchtigt, verhindert
ebenso das Erstarren. Bei einem Hunde
von 38,5 kg Körpergewicht konnte ich
nach eigenen Versuchen auch nach Appli-
cation von 10 g, nach 16 Minuten wohl
eine lebhaftere peristaltisehe Bewegung
wahrnehmen, aber keine Entleerung be-
obachten, doch kann bei der mannig-
fachen experimentellen Verwendung dieses
Thieres mit grosser Wahrscheinlichkeit
ein mechanisches Hinderniss angenommen
werden.
Bei einem kleineren 8 kg schweren
Hunde bewirkten 3,5 g prompt in 5 Mi-
nuten eine starke, geformte Entleerung.
Die Beizung zu lebhafterer Darmbeweg-
ung dauerte 5 Minuten. Weitere der-
artige Fluid-Extracte habe ich dargestellt
und werde ich unter Beibehaltung des
Glycerin- und Seifenzusatzes Versuche
erbitten, eventuell an Thieren selbst an-
stellen.
üeber Peptone und die Peptone
des Handels
hielt in der hygienischen Seetion der Natur-
forscherversammlnng in Wiesbaden Herr Dr.
Oerlach einen Vortrag, welcher eine lebhafte
Debatte hervorrief. Von dem Grundsatz
ausgehend, dass man mit dem Namen Pepton
nicht die verschiedenen Modificationen der
Eiweisskörper , in welche dieselben bei der
Verdauung übergeführt werden, bezeichnen
solle , stellt sich Redner auf den Standpunkt
Kühnes, indem er sagt, dass man unter Pep-
ton Endproducte der Verdauung zu verstehen
habe, welche sich leicht in Wasser und ver-
dünnten Säuren lösen, welche die Fähigkeit
haben , durch Membran zu diffundiren und
welche durch schwefelsaures Ammoniak nicht
gefällt werden. Sie la«sen sich von den übri-
530
gen naher bekannten. Verdanangsprcdncten,
den Albnmosen, dadurch unterscheiden, dass
diese , durch schwefelsaures Ammoniak voll-
ständig fällbar, nicht durch Membran diffbn-
dii^n und die sogenannte Biuretreaction nicht
geben. Die scheinbare Schmelzbarkeit der
Peptone, wenn man dieselben auf das Wasser-
bad bringt, rühre daher, dass dieselben Was-
ser sehr fest eingeschlossen halten , wenn sie
nieht bei 100 bis 110<> C. mehrere Stunden
lang getrocknet wurden. Wenn man Anti-
pepton längere Zeit einer Temperatur von
140 bis 160^ C. aussetzt, so yerändert sich
dasselbe in der Weise, dass es zum Theil un-
löslich wird. Die Biuretreaction bleibe er-
halten. Man habe es dann mit Spaltungs-
producten, nicht aber mit Albuminkörpern
zu thun. Die Körper lassen sich nicht mehr
als Peptone ansprechen, weil sie zum Theil
unlöslich geworden seien, während der ge-
löste Theil mit schwefelsaurem Ammoniak
▼oUkommen fällbar ist. Aber auch Album osen
seien diese Körper nicht mehr, weil sie sich
durch Behandlung mit künstlichem Magen-
oder Pankreassäft nicht in Pepton überführen
Hessen. Die in dieser Kiehtung gemachten
Untersnchungen Ton Hofmeister und ffen-
wmger seien um deswillen nicht einwandfrei,
weil bei den Versuchen wesentlich Albumo-
sen, nicht aber Peptone verwandt wurden.
Wenn man Peptone in die Blutbahn leben-
der Thiere bringt, so bringen dieselben
Sinken des Blutdruckes und Narkose hervor,
während das Blut für einige Zeit seine Ge-
rinnbarkeit einbüsst. Redner glaubt schon
aus diesem Gmnde nicht, dass die Peptone
als solche in den Blutkreislauf eintreten, hält
es vielmehr für wahrscheinlich, dass. schon
innerhalb der Darmschleimhant die Rück-
bildung in Albumin vor sich geht.
Bei Besprechung der einzelnen Peptone,
welche Redner — soweit dieselben durch
Fermente hergestellt sind — in Pepsinpytone,
Trfptone und Pytone, welche durch Behand-
lung mit Pflanzenfermenten entstehen , ein-
theilt, schildert derselbe die Vorzüge der Pep-
sinpytone (guter Geschmack, Haltbarkeit) ge-
genüber den in ekelhaftem Geruch und Ge-
schmack bestehenden Nachtheilen der Pan-
kreaspjtone. Die Frage, weshalb wir dann im
Organismus zur Verdauung eines und dessel-
ben Körpers, des Eiweiss, zwei verschiedene
Fermente haben, sei zu beantworten unter
Zugrundelegung der IBSAne'schen Entdeckung,
dass nur bei der Pankreasverdanung Amido-
säuren entstehen. Diese Amidosäuren seien
aber nicht als Excretstoffe zu betrachten ; ihnen
komme vielmehr die Fähigkeit zu, die leim-
artigen Körper in ächte Albuminkörper um-
zuwandeln und so zum Ersatz des Eiweiss
geeignet zu machen.
Redner zählt sodann eine Reihe von soge-
nannten Peptonen des Handels auf (GriMer,
Wük, Kochs, Eemmerkh) und theilt in Bezug
auf dieselben mit, dass sie fast kein oder gar
kein Pepton enthalten , vielmehr aus Albn-
mosen bestehen. Die Präparate von Kodis
und Kemmerich seien in Bezug auf ihre
praktische Verwendbarkeit und ihren Nähr-
werth näher untersucht; ersteres enthalte
ca. 48 pCt., letzteres ca. 58 pCt. Eiweiss« und
verwandte Körper. Der Nährwerth der Prä-
parate sei grösser als derjenige der entspre-
chenden Menge Fleisch , nicht aber gelinge
es, das gesammte Eiweiss der Kost durch
eines dieser Präparate zu ersetzen.
Ein vom Redner in neuester Zeit unter-
suchtes, von Kemmerich hergestelltes trocke-
nes Fleischpepton sei in Bezug auf Eiweiss-
gehalt das beste der jetzt ezistirenden. Das-
selbe enthält über 70 pOt. Eiweiss- und ver-
wandte Körper. Redner schliesst mit dem
Hinweis, dass die sogenannten Peptone, wenn
sie in ihren Eigenschaften dem ächten Pep-
ton auch nicht entsprechen, doch sehr werth-
volle Nahrungsmittel seien, die besonders
bei geschwächter Verdauung und bei Reeon-
valescenten gute l^rfolge erzielen werden.
Tinetnra StrophantL
Zu der Bemerkung unseres Referenten über
wasserhelle Tinctura Strophanti in dem Be-
richt über die Wiesbadner Ausstellung in
voriger Nummer theilt uns Herr IaUsc (Dr.
Kaders Oranien-Apotheke) mit, dass er genau
nach der von Professor Froher veröffentlichten
neuen Vorschrift ohne jedes weitere Kunststück
arbeitet. Alle Mänij^ulätionen, wie dieselben
theilweise hier und vor Allem in England ge-
bräuchlich sind (Entfärben mit Thierkohl«,
um Äether zu ersparen u. s. w.), wendet er
grundsätzlich nicht an. Es ist dies nicht
noth wendig, da beim Verarbeiten grosser
Mengen Samen auf einmal Und genauer und
gewLssenhafterEinhaltung der Fretser-
sehen Vorschrift stets eine fastwasserhell^
aber gleichmässig und zuverlässig wirkende
531
Tinctur resultirt. Herr Lütge meiDt ferner,
dasB in Folge der Conenrrenz, wie so yielffush,
80 ancb bei der Herstellung der Strophantas-
solnt ansgesohlosBen sein mnss, und dadurch
die Befürchtung, dass selbst ein so Torsfig-
liebes Arsneimittel , wie Strophantas , leicht
Tinctur kolossal gesündigt, und die Preise in | in Misscredit kommen kann , mehr wie ge-
einer Weise gedrückt werden, dass ein reelles j rechtfertiget sei. Red.
Arbeiten, Tor Allem bei geringem Absatz, ab-
Hlscellen.
Holzkohle - Bisqnits
bilden eine Form snr innerlichen Darreichung
der Holakohle, welche bis jetzt hauptsächlich
in Form Ton Pastillen , in Oblaten und Ge-
latinekapseln zum innerlichen Gebrauch dis-
pensirt wurde. Die genannten Bisquits, welche
Tom Ho£apotheker Dr. Caro in Dresden mit
Hülfe einer grossen Bisquitfabrik hergestellt
werden, enthalten 10 pCt. Garbo Tiliae, wie-
gen pro Stück circa 3 g und sehen trotz
ihrer schwarzen Farbe ganz appetitlich aus,
schmecken auch ganz gut.
Ob die Holzkohle in dieser Form, in
welcher sie durchfeuchtet in den Magen ge-
langt, ihre Eigenschaft, Gase zu binden, eben-
10 gut auszuüben yermag, als wenn sie in
Oblaten gegeben wird, das zu entscheiden,
ist natürlich Sache der Aerzte.
In Dresden werden die Kohle - Bisquits
jedenfalls schon yielfach verordnet, nachdem
eine sehr hochgestellte Patientin dieselben
mit Erfolg gebraucht haben soll.
Porgatif Oidtmann.
In Nr. 1.37 der deutschen med. Wochen-
schrift macht Kreisarzt Dr. Anacker darauf
anfmerksum, dass man mit Klystieren von
reinem Glycerin dieselben Wirkungen er-
zielen könne, wie mit dem Porgatif Oidtmann.
Dr. A. geht hierbei von der Ansicht aus, dass
das gedachte Purgatif medikamentöse Zu-
sätze enthalte, nach den in Nr. 28 unseres
Blattes mitgetheilten Analysen ist dies nicht
der Fall. Die Versuche Dr. jl.'s beweisen
bierdurch die Bichtigkeit dieser Analysen.
Coniferep - Cigaretten.
Unter dem Namen Coniferen - Cigaretten
werden zur Zeit Cigaretten in den Handel
gebracht, welche in dem hinteren Theile des
Mandstücks einen kleinen Pfropfen aus grüner
Pflanzenfaser haben, angeblich aus Fasern
einer Coniferenart der Hochalpen. Dieses
Pfröpfchen soll die Eigenschaft haben, aus
dem Bauche das Nicotin und alle anderen
schädlichen Stoffe zu beseitigen. Dr. Schwets-
Singer stellte mit diesen Cigaretten Versuche
an. Durch einen kleinen Apparat, in Form
einer Waschflasche, Hess er die Cigaretten
aufrauchen, indem durch einen schwach gehen-
den Aspirator der Bauch aufgesogen und durch
den in der Flasche befindlichen Aether absor-
birt wurde. Auf diese Weise, welche die
Thätigkeit des Bauchens ziemlieh gut nach-
ahmte, wurden je zwei Cigaretten mit und
ohne den Coniferenpfropfen verraucht und
schliesslich wurden die Pfropfen für sich,
welche aus den aufgerauchten Cigaretten
entfernt waren und nun die giftigen Stoffe
enthalten sollten, ebenfalls mit Aether aus-
gezogen. Alle drei Aetherauszüge wurden
für sich bei gewöhnlicher Temperatur ver-
dunstet, der schwach alkalisch reagirende
Rückstand, welcher in den Fällen I und II
Alkaloidreactionen ergab, mit Schwefelsaure
neutralisirt auf ein geringes Volumen ge-
bracht und nun weissen Mäusen unter die
Haut eingespritzt. Der Erfolg war folgender:
I. Die Maus, welche die Einspritzung aus
den gewöhnlichen Cigaretten (nach Entfernung
des Coniferenpfropfens) bekam, starb unter
heftigen Krämpfen in 15 Sekunden.
II. Die Maus, welche die Einspritzung aus
den Coniferen-Cigaretten bekam, starb eben-
falls unter denselben Erscheinungen in genau
15 Sekunden.
III. Die Maus, welche mit dem Eztraet des
Pfropfens behandelt wurde, zeigte zunächst
keine Erscheinungen, starb dagegen nach
vier Stunden.
Controlversuche bestätigten diese That-
sachen, aus denen hervorgeht, da96 durch
diese Pfröpfchen aus Coniferennadeln nur ein
sehr geringer Theil der schädlichen Sub-
stanzen aufgenommen wird, dass dieselben
daher ebenso nutzlos sind, wie die früher für
denselben Zweck angepriesenen Wattepfröpf-
ehen. Es möge bei dieser Gelegenheit noch
582
bemerkt sein , daes ja überhaupt die Gegen-
wart von Nicotin im Tabakraucbe zweifel-
haft ist. Der grösste Tbeil desselben ist jeden-
falls zersetzt und es könnte sich nur noch um
Spuren handeln. Dagegen finden sich pTridin,
Lutidin etc., sowie auch Blausäure im Rauche,
und auf diese Körper muss die toxische
Wirkung des Tabakrauches wohl hauptsäch-
lich zurückgeführt werden. —09—
Verhandle d. Ges. f, NcUur- und Heilkunde
in Dresden.
Saccharin.
In einem Circular der Saccharin - Fabrik
S'a25Ä;e-Westerhüsen, die Verwendung von
Saccharin betreffend , findet sich ausser der
vollständigen Anleitung zur Herstellung von
Schnäpsen, feinen Liqueuren, Punschessenzen
u. 8. w. mit einem Gemisch von Saccharin
und Starkesyrnp, folgende Vorschrift zur
Bereitung von Himbeersyrup :
„Nach nacl^stehend gegebener Vo r s c h r i f t
zu Himbeersyrup lassen sich alle übrigen
Fruchtsyrupe bezüglich der Mengenverhält-
nisse leicht bereiten. Steht frischerr Himbeer-
saft zur Verfügung, so gebe man 32 Liter in
einen Kupferkessel. Mit Sprit conservirter
Saft muss durch vorsichtiges langsames Er-
wärmen, event. Abziehen desselben auf der
Destillirblase davon befreit werden. Zu ge-
nanntem Quantum reinen, event. spritfreien
Saftes gebe man 8 Liter Kirschsaft, erwärme
sodann bis nahe zum Sieden und füge 60 Kilo
Stärkesyrup zu. Nach vollständigem Auflösen
des letzteren lasse man einmal aufkochen und
schäume sodann recht sauber ab. Nunmehr
gebe man 140 Gramm Saecharin dazu und
lasse ganz gelinde sieden , bis dasselbe voll-
ständig gelöst und setze zum Schluss 100
Gramm Citronensäure zu. Da das Aroma des
Himbeersaftes flüchtiger Natur ist, so ver-
meide man allzu langes und heftiges Kochen
und fülle den heissen Sjrup sogleich auf ein
geeignete« Fass.**
Eine so offenkundige Empfehlung des
Stärkesyrnps zum Schmieren von Genuts-
mittein, wie in dem erwähnten Ciicalar, ist
wohl etwas ebenso Neues, wie das Saccharin
selbst. p.
Aiigenblickskühlnng.
Unter diesem Namen hat Bäschlin io
Montpellier auf der, gelegentlich des 6* inter-
nationalen Congresses für Hygiene und Der-
mographie zu Wien 1887', veranstalteten
Ausstellung einen Ersatz für EisninBcfalag
ausgestellt. Derselbe besteht aus einem FiU
von Baumwolle, Jute, Werg, Chinagras etc.
und ist mit mehreren Salzen (AmmoniamBitrat|
Ammoniumohlorid, Kaliumnitrat , Natrinm-
sulfat etc.) getränkt, die beim Befeuchten mit
Wasser eine Kältemischnag ergeben. 3.
Wiener Zeüachr. f. Nahrungsm.- Untersudiung
und Hygiene. 1887, 197.
Phosphatiren des Weines.
Als besseren Ersats für das Gypeen (pla*
trage) der Weine empfiehlt Hugaumencq das
Pbosphatiren (phosphatage) derselbeo.
Das Phosphatiren des Weines besteht in
einem Zusatz von geftUtem CSaleiumpfaoaphat
welches eine rasche Klärung bewirkt nnd den
Geschmack dabei nicht ungünstig beeinfiasst.
Für den Analytiker bemerkenswertfa sind die
Angaben, dass der phosphatirte Wem einen
höheren Phosphorsäuregehalt (bis 0,25 bis
0,27 g im Liter) aufweist, sowie dass der Ge-
halt an Kaliamsulfat und die Asche gegen-
über normalem Wein sich nicht erhöhen, s,
Journ. de pharm, et de chimie 188/. S. 124.
Bemy's antiseptische Lösim^.
Dieselbe besteht aus :
Quecksilberbijodid . . . 0,05 g
Alkohol 30,0 g
Wasser 1000,0 g. Lose.
8.
Journ. de pharm. H de chimie ls8/^ S. 1€9.
Offeae CorrespondeiiE.
Dr. U« in B« Die Zusammensetzung einer
Specialitftt von Eimer & Amend in New -York
R. A 2851 for Bheumatism ist uns nicht be-
kannt.
J. D. in New 'York. Vom Handbuch der
Pharmaceutischen Praxis ist noch ein dritter
Band, ein Supplement -Band, erschienen. Sie
erhalten denselben sicher durch jede gute dortige
Buchhandlung, ebenso ein Register n aUen
drei Bänden.
Yerlecer und venuitworaielker B«dMtMir Dr. K» CMssler In Dratdi
Im Bnehband«! dnreli J vi Ins Springer, B«rlln N., HonbllonpUlSi S.
\ 4«r Xflniffl. BQAn«hdnMk«ni von 0. a ll«lnkold * 8«ntt0 In Dh
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Heraasgegeben von
Dr. Hermanii Hager nnd Dr. Ewald Gelssler.
Erscheint jeden Donnerstag. — Abonnements preis durch die Post oder den Bachhandel
TierteljftbTlich 2 Mark. Bei Zusendong anter Streifband 2,50 Mark. Einielne Nnmmem
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholangen Rabatt.
Anfragen, Aoftrftge, Manaseripte etc. wolle man an den Bedacteor Prof Dr. E. Gelssler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 sdressiren.
M 43. Berlin, den 27. October 1887. ^Al M^ll
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
labalt! Oa«Hle MBd PhftrmMle: Zur Prüfung von chlorsanrem Kallnm auf Salpeter. — Da« StoMen bei
Destillationen. — Liquor Ferri albnminati. — Tabelle über den Gehalt an ätherischem Oele in einer Ansahl
Drogen nnd Pflanxenthellen. — Eisenmilch, Lac Ferri. — Deutsches Rosen-Oel. — lieber die antiseptisohe Wirk-
nng des Hopfens. ~ Teeluilseho Hotlsea: Studien über Oasbereltnng. — lieber die gegenwärtige Lage der Leblanc-
schen Sodafabriken im Concnrrenzkampfe mit der Ammoniaksoda. — Grubengas zur Kesselheiiung. — Literatur
«nd Kritik. — msMllea: Jodoformdocot — Hamburger Tbee. — Erwärmung von Medicamenten. — Sterilislmng
subentener IiOeetionen. — üeber die toxischen Wirkungen des Zinns. — Catha edulls. -> Danks. — Dambose =
Inosit. — Anselfea«
Ctaemfe und Ptaarmacle.
Zur Prüfung von chlorsaurem
Kalium auf Salpeter.
Von Dr. L» Sehohnen.
Zum Nachweis von Salpeter in chlor-
saurem Kalium lässt die Ph. G. II. das
Salz im bedeckten Tiegel glühen und den
Bückstand auf seine Beaction gegen Lack-
mus prüfen. Alkalische Beaction soll
die Anwesenheit von Salpeter beweisen.
Nun beobachtete schon Marignac vor
sehr langer Zeit, das^ beim Glühen von
chlorsaurem Kalium dem entweichenden
Sauerstoff eine Spur Ghlorgas beigemengt
ist, und dass im Chlorkalium eine Spur
Kali zurückbleibt. Eine diesbezügliche
Mittheilung findet sich schon in Omelind
Handbuch der Ghemie vom Jahre 1844
und, wie Vtdpius*) mittheilt, auch von
Wagner in der Zeitschrift für analytische
Chemie. Hager macht ausserdem im
Conmientar zur Ph. G. IL auf diesen Um-
stand aufmerksam und empfiehlt, die Er-
hitzung des Salzes nicht zu weit zu
steigern. Jedem Analytiker ist ja auch
*) Pharm. Centralhalle 1884, pag. 566.
bekannt, wie sorgftltig der aus chlor-
saurem Kalium dargestellte Sauerstoff zur
Entfernung eines Chlorgehaltes gereinigt
werden muss, um ihn für Verbrennungen
geeignet zu machen.
Es lag nun die Frage nahe, ob bei
Abwesenheit von Salpeter jedes chlor-
saure Kalium beim Glühen einen alka-
lischen Bückstand hinterlässt, oder ob,
wie vermuthet wurde, Verunreinigungen
durch organische Substanz oder durch
chlorsauren Kalk die Schuld daran tragen,
und ob femer Chlorkalium ebenfalls beim
Glühen mit Hinterlassung eines alka-
lischen Bückstandes zersetzt wird.
Vorausgeschickt muss werden, dass
zum Glühen stets Platintiegel und zur
Prüfung auf Alkalität ein sehr empfind-
liches Lackmuspapier genommen wurde
und dass die Einwirkung der Lösung auf
das Papier oft auf längere Zeit, bisweilen
auf mehrere Stunden, ausgedehnt werden
musste.
Ein chlorsaures Kalium, welches, ab-
gesehen von dem scheinbaren Salpeter-
gehalt, nach Ph. G. IL als vorzüglich
rein bezeichnet werden konnte, lieferte
534
IfeM Ert\Uiöh fcis ftu*i aberta^tligen Fe*-,
werden der Masse, einen stärker allca-
lischen beim Glühen bis zürn vöTlstän-
diffen Schmelzen des verbleibenden Ohlor-
kaifiiras. 1000 g dieses Salzes wurden
umkrystallisirt. Aus der Mutterlauge:
wurden nach und nach noch drei Krystal-i
lisationon 4frhM(!en. Die zirietzt verbM-
bende Mutterlauge, ungefähr 50 g, ent^.
Iifelt nrcht unbedeutende Mengen Kalk.
IKe etste Krystallisation wurde in der-
seflben Weise behandelt, wobei mit der'
grössten Sorgfalt jede Berührung mit
organischer Substanz, das Hineinfallen'
vöH «tÄöb ti. 'S. w. verhtfide'rt wurde. We
schliesslich 'zurückbleibefnde MatterlstugB'
erwies ^ich frei Von Kalk.
Sämmtliche, auf diese Weise er-
HaTteüeii Salze ga'be'n nach dem Glühen
dleiselbe^eichmässig starke al-
kalisclie iteaction. !^n Gehalt an
iCalk öder ot^gatiischer Substanz konnte
also flicht wohl die Ursache der Alkalität
des Glühfüidcstaa^s sein.
Nun wurde reines Chlorkalium, wel-
ches zuvor auf Abwesenheit von Salpeter
untersucht war, in gleicher Weise be-
landelt, ^ur wurde die Schmelze einige
ieit im PIuss erhalten. Auch hier er-
hielt man stets einen schwaqh alkalischen
Glührückstand, so da^ die Annahme ge-
rechtfertigt erscheint, dass auch das Ohlor-
kalium beim längeren ^rhitfisen geringe
Zejrsetzung erleidet.
Die Anwesenheit von Salpeter in den
nach obigem Verfahren erhaltenen ersten
Krystallisationen des chlorsauren Kaliums
musste ^Is ausgeschlossen gelten, um so
mehr, als^ sich die, Glqhrüek§tände der
ersten und der letzten Krystallisatio^en
als eleich stark alkalisch erwiesen. Die
P];ümngsmethode der Ph.. G. IL, nach
welcher auch das reinste chlorsanre Ka-
liuni für salpeterhaltig amesehen werden
müsste, lässt sich demnach nicht aufrecht
er^lten.
Sine Ton I(epaire, resp. Rougues"^)
veröffentlichte Arbeit sucht die Aufgabe
in der Weise zu lösen, dass das'Kalium-
chlorat mit Braunstein geschmolzen, die
Schmelze ausgelaugt und die Salpeter-
**) j&rchives cle Pharm. 1887, pag. 6.
mh i^ fe>6iM NMA I^MV^i« HHS^
Üeseto w^i^. Al^^l^elb vMi kik iJm-
ständlichkeit des Verfanrens wird die
EtoipfinKilichkeit der Probe schwerlich so
gross sein, dass sich der Nachweis mini-
maler Mengen mit genügendefr Sicher-
heit führen lässt. Ausserdem müsste der
Prüfung eine noch ebenso umständliche
Prüfung des irM*weiidetoii Bra«t6teins auf
Nitrate voraufgehen.
Als einfachster Weg, zürn Ziele zu ge-
langen, erschien es nun, vom Qlührück-
stanä des chlorsauren £aliums auszu-
gehen, in welchem ja bei etwaiger An-
vveSemjcSt von Salpeter dieser sich als
sälpetrigsäures li^aTium wiedei^nSlen
mi^sste. — D^ GIfthrtckstand I^Sfenrgei
Kaliumehlorats , welches als «bsolut frei
von Salpeter angesehen werden musste,
"würde iii der Vierfaeheii Mcaige Wasser
gelöst und vefflüiäite Scftwefeflsftti'fe Zu-
gesetzt. Beim biiteuA^^n von Jodzink-
stärkelösung trat merkwürdiger Weise
sofortige ©lairfSfbung attf , wäclüB afller-
difigs mdit ¥OfL tiNdso&d^fer lirteBritöc
war und nicht über ein helles, durch-
si(9itfge8 felati %ifö düsging. Die Lösung,
mit Diphenylaminlösun^ gemischt und mit
ScliWefelsäure untöifsc*hi(Sitct, gib sdfort
den tiefbl&tten Siig, -die lös Vor Kurzem
{Lunge bewies dse Auftrete derselben
Färbung durch selenige Säure*) als
charakteristisch für 'StickstoffsSuren an-
gesehene Beactiön. Versuche, die taiit
Wiederholt umkrystiritisirtem chlorsaurem
Kalium gömacHt vvurden, lieferten stets
dieselbe aufl(lLllijg[e Erscheinynj?. Da dies
eigenthüinliehe y erhalten bei Öeto so
häufigentJmkrystiallisiren nicTit wohl lurch
Anwesenheit von Salpeter erklärt tveräen
konnte und da ich schon früher T)eoV
achtet hatte, 'dass auch Wasserstoffsuper-
oxyd mit Diphenylamin 3ieselbe BeiaoäöD
wie Salpetersäure giebt, so glaubte ich,
die Färbung der Jodzmkstär^ and des
Diphenylaihins auf die 'Bildung äciss'elbeii
zurückmhren zu können. *B^i der bis
zum Ende des Glühens gleichmässigen
Sauerstöffentwickelüng wäre eine Bildung
von K^aliümsuperöxyd niöht Qntaelikb&r
gewesen und 'würde 'damit ztigiddh auch
*) Lu^e, Ber. der denisch.'Cliem. 6es.l8S7.
pag. 2081.
595
die aUuiÜsobe iteacüoii ihce SirklärfiDg
gefunden haben. Kaliamsaperoxyd, in
Wasser oxid verdünnter Sdiwefete&ure
gelöst, giebt aber Wasserstofboperoxyd.
War dieaes wirklich entstanden, dann
nusste aooh die Einwirkung desselben
auf Jodunkstörkelösung bei Anwendung
der 2Vdiii&'Bchen Beaetion'*') (Zusatz von
'Kq[>fiBrsttlfat- und Sügenoxydulsalzlösung)
eine bedeutend stärkace werden, also
tiefere £lftiiung auftreten. Der Versuch
lieferte den l^eweis, dass Wasserstoflf-
8Qperoi;yd nidit zugegen war.
£8 4ifieb nun noeh die Annahme, dass
eratens «entweder beim Glühen das ohlor-
saure Salz niefat Tollstäadig zersetzt war,
•dass die »igeaetKle Schwefelsäure auf
das fpdbildete Ghlofkalinn wtar Frei*
werden von SaksAure eingewixdst und
dass diese Bfdzeftiu» aas dem unzeraetz-
ten iBcat tjou ehlersaurem :Kalium Chlor
frei f emariit htttte , oder dass zwettons
eiae niedsre Ohlorsanerstoffverbindung,
z. B. ■Btenehlorigaaiires £ali gebildet
üorden mm. — Sine Misdhuig «TonChlor-
keinmoiävmg mit wenig ehloiwaarem Ka-
liim und Sehwefelsäuce blieb, ao lange
keine JinrArmang stattfand, ohne £in-
wiriruBg auf Jadsiiikslärkriöaimg. Wurde
•vor dem Zaaate der StivkelitaiBg gekocht
und ^iedar abgekühlt, so ze^te sich,
dass 2ersetBUDg in obigem Sinne eing^
tMton wiar. Ba bei allen Veeaudien die
fimwiidcaBg ««f Jodzinkstäcke stets ohne
TarberioeB Erwärmen erfolgte, so bleibt
als fir&ming des merkwürdigen Ter-
haiftMs, weiahes der Glührfieksiand des
ehkn^samren Kaliums zeigt, nur noeh die
letelei« AimabiBe, die Bildong einer
niederen GhloBsanevstoffverbindung. In
d^ Tbat aaigt eine Misebung von Chlor-
kaUnm mit aur Spur^ Ton unterchlorig-
saorem Salz aaefa Zusatz von verdünnter
Schwefelsäure genau dasselbe Verhalten
sowohl gegm Jodziakstärkeldsung , als
aueh gegen Diphenylamin. Brucinlösung
nimmt mit i)eiden Mischungen eine gelbe
>Färb«ng an, ohne dass sieh jedoch, zum
Untersäied V'On Salpetersäure, ein rother
Bing bemerkbar macbte.
IMe Verau<Ae wurden unter jeweiligem
Zusatz ¥an SaJpeter zimi Chlorsäuren
*) M. Tronib, ebendas. 1884, pag. 1894.
Ealium wiederholt und zeigte sich, dass
sieh die Methode trotz der Bildung von
unterchlorigsaurem Salz (oder einer ähn-
lichen Verbindung) sehr wohl zum scluMr-
fen und sicheren Nachweis des Salpeters
benutzen läset.
0,001 g Salpeter auf 10 g chlorsaures
Kali (also ein Verhältniss von 1 : 10,000)
ergab eine Schmelze, welche nach der
Lösung in Wasser und Zusatz von
Schwefelsäure mit Jod/Jnkstärkelösung
eine bis zur völligen Undurchsieh-
tigkeit gefärbte blaue Mischung lieferte.
Ausserdem wurde mit Brucinlösung so-
fort der bekannte rothe Bing erhahen.
Wurde die Verdünnung verdoppelt, also
Salpeter im Verhfiltniss von 1:20,000
zugesetzt, so war die Färbung immer
nocb so scharf, dass sie nicht wohl mit
der oben beschriebenen Färbung durch
den Gltihrückstand des reinen chlorsanren
Kaliums verwechselt werden kann.
Nicht unerwähnt darf jedoch bleiben,
dass, wenn die Erhitzung längere Zeit
(20 bis 30 Minuten) vor dem Gebläse er-
folgte, der Bückstand des reinen oder
des mit Salpeter versetzten Sal-
zes eine Reaction auf Jodzinkstärke
nicht mehr giebt, dass also sowohl
das etwaige unterehlorigsaure , als auch
das salpetrigsaure Salz vollständig zer-
setzt sind.
Die Resultate aus vorstehender Arbeit,
kurz zusammengefasst, sind folgende:
1. Chlorsaures Kalium, auch in reinster
Form, zersetzt sich beim Glühen stets
unter Hinterlassung eines alkaliseh rea-
firenden Rückstandes, welcher aus Ohlor-
alinm mit geringen Mengen von Kalium-
oxyd und (wahrscheinlich) niederen
Chlorsauerstoffverbindungen besteht. Letz-
tere werden, ebenso wie salpetrigsaures
Kalium, durch anhaltendes, heftiges Er-
hitzen vollständig zerstört.
2. Chlorkalium erleidet ähnliche Zer-
setzung, der Glührückstand reagirt eben-
falls alkalisch.
3. Die Prüfung nach Ph. G. II. auf
Salpeter muss aus diesem Grunde stets
zu unrichtigen Schlüssen führen.
4. Zur Prüfung auf Salpeter wird das
chlorsaure Kalium erhitzt, bis das resti-
rende Chlorkalium nochmals geschmolzen
[ist. Die Lösung der SdUmdze in Was-
536
ser nach Zusatz von verdOimter Schwefel-
säure darf durch Jodzinkstärkelösung
nicht bis zur ündnrchsichtigkeit gef&*bt
werden. Eine lichte Blaufärbung ist zu-
lässig.
LaboratoT. der ehem. Fabrik J. D. Biedeü'
Berlin.
Das StoBsen bei
Der Aufiatz des Herrn Ä. Retssmann
in Nr. 40 d. 61. veranlasst mich, auf den
Asbest aufmerksam zu machen, den ich
bei gar häufigen Destillationen als sehr
praktisch und den Zweck erfüllend kennen
gelernt habe. Er ist schwer genug, um
in allen Flüssigkeiten unterzusinken, ist,
wie Sand oder Glaspulver, indifferent
gegen alle, legt sich nicht, wie diese,
schwer an den Boden (wodurch manchmal
erst recht Blossen entsteht), sondern bleibt
locker, befördert durch seine unzähligen
feinen Spitzen die Dampfbildung und —
ist billiger als Platindraht. In einer
meiner früheren Defecturstellen (in Han-
nover) wurde, um ein Beispiel anzuführen,
häufig rohe Salpetersäure zu einem
technischen Zwecke durch Bectification
annähernd gereihigt Die Destillation
geschah aus einem eigens dazu hergestellten
Glaskolben mit eingeschliffenem Uelmrohr,
welcher mit 40 Pfund Säure beschickt
und über freies Eohlenfeuer gesetzt wurde.
Es leuchtet ein, dass da schon eiu
schwaches Stossen verhängnissvoll werden
konnte. Platindraht verbot sich wegen
des Chlorgehaltes der Säure, Sand, grobes
Glaspulver wirkten unvollkommen, ja
beförderten gegen Ende der Destillation
das Stossen. Besser schon wirkten Glas-
splitter von möglichst dünnem Glase
(Boden zerbrochener Betorten). Voll-
kommen aber wurde der Zweck erreicht
durch Asbest, filr jene Menge etwa ein
haselnussgrosses Bäuschchen, womöglich
etwas langfaseriger. Damit ging die
Destillation rasch (Morgens 8 Uhr ein-
geleitet, Nachmittags gegen 4 Uhr fertig)
und glatt von statten.
Fulda. E. Dannenberg.
Liquor Ferri albnminati.
Ei&e anderweite Vonchrift zu diesem Prä-
parate (vergl. Pharm. Centralli. 27, 641} ver-
offenüiebte W. Chünrng in der ,,Pharm. Ztg.
fUr Basal.''; nie lautet:
45 g trockeneB Hfihnereiweiss werden mit
270 g Wasser darchgemiscbt and nacb toU-
kommener Losung dieselbe mit 89 g too
1,044 bis 1,046 spec. Gew. (Pharm. Germ. 11)
▼ersetzt, einige Male durchgeschüttelt und,
falls erforderlich, durch ein leinenes Colato-
rium gegossen. Der Rückstand kann noch mit
40 bis 50 g Wasser gewaschen werden. Als-
dann bringt man die Flüssigkeit in einen mit
Pergamentpapier yersebenen Dialjsator und
dialjsirt so lange , unter häufiger Ersetzung
des Wassers im Exalysator, bis das Ganze
eine gallertartige Masse bildet. Za dieser
setzt man 10 g Acidum muriaticum dilutnm,
schwenkt um, bis Alles in Lösung gegangen
ist und dialjsirt weiter, bis die Flüssigkeit
nur noch ganz schwach sauer gegen Lackmus
reagirt. Die Dialyse ist beendet y wenn eine
Probe in ein flaches Schälchen gegossen, mit
einigen Tropfen Ammoniak versetzt und mit
einem durch Schwefelsäure angefeachteten
Papier bedeckt, nach einigen Stunden noch
flüssig bleibt. Hierauf bringt man die Flüs-
sigkeit, welche vielleicht wieder ganz schwach
gelatinirt ist , aus dem Dialysator and fugt
ganz alimälig yerdünnte Natronlauge za , bis
der anfängliche Niederschlag gerade wieder
in Lösung geht, wobei jedoch ein Ueberschuss
durchaus vermieden werden muss, weil sich
sonst gelatinirendes Natriumalhuminat bildet.
Man versetzt daher der Vorsicht halber zuerst
mit so viel Lauge, bis sich eine Lösung des
Niederschlags eben stark bemerkbar macht,
stellt dann etwa 12 Stunden bei Seite, coUrt
und löst , falls ein Buckstand geblieben ist,
denselben noch in einigen Tropfen Lauge.
Weiter fiigt man dann 75 g Aqua Cinnamomi
spirituosa und darauf so viel Wasser za, dass
das Gewicht der ganzen Flüssigkeit 750 g
beträgt , schliesslich setzt man unter starkem
Umschwenken der Flüssigkeit noch 250 g
Alkohol von 90 o T. zu.
Das Präparat muss folgenden Anforder-
ungen entsprechen: Spec. Gew. 0,982 bis
0,986; Reaction neutral oder kaum merklich
alkalisch ; Eisengehalt =0,5 pCt. Eisenoxjd ;
in einen mit Pergamentpapier bespannten
Dialysator gebracht und dialysirt, gebe es
in 2 Stunden so viel Eisenalbuminat ab, dass
sich Eiweiss durch die gewöhnlichen Reactio-
neu deutlich nachweisen lässt. g.
587
Tabelle über den Gehalt an
ätherischem Oele in einer Anxahl
Drogen nnd Fflanzentheilen;
nach Ermittelangen im GroBsbetrieb von
Schimmel <& Co, in Ldpxig.
litil. lubeite
▼oa 100 kg.
Artikel.
WML liikeite
Ton 100 kf.
AioTan-Samen
Alant-Wnnel
AngelicA-SameD
Angelica-Wnneli thflr.
„ Sachs.
Anis-SameD, russischer
thflringer
mfthrischer
Chüi
spanischer
levantiuer
Amica-Blüthen
Arniea-Worzel
Ana foetida
Bären tranbe
Baldrian -Wurzel, dentsche
., hollindische
japanische
Basilicnm-Krant, msches
Ba^-Blfttter
Beifnss-Eraat
Beifdsa-Wnrzel
Betel-BlAtter
Birken-Theer
Buccn-Blfttter
Calmns-Wnrzel
Cardamomen, Ceylon
Madras
Malabar
,, Siam
Cascanll-Binde
Cassia-BlQthen
Cassia lignea
Cedemholx
Cbamillen, deutsche
,, römische
Chekan-Blfttter
CopaiTa-Balsam, Para
., ostind.
Coriander-Samen, thflringer
rnssiscner
holländischer
ostindiacber
italienischer
Mogadore
Cubebcn
Cnlilaban-Rinde
Cnmin-Samen, Mogadore
Malteser
syrischer
„ ostindischer
Cnrcnma-Wnnel
Dill-Samen, deutscher
,. russischer
ostindischer
»»
»?
•»
»'
1»
kg
3,000
0,600
1.150
0,750
1,000
2,800
3,400
2,600
2,400
3,000
1,800
0,040
1,100
3.250
0,010
0,950
1,000
0,040
2,300-2,600
0,040
0,100
0,550
20,000
2,600
2,800
4,000-6,000
5,000
4,250
4,800
1,750
1,360
1,500
3,500
0,285
0,700-1,000
1,000
45,000
66,000
0,800
0,900
0,600
0,160
0,700
0,600
12,000--.16,000
3,400
8,000
3,900
4,200
2,250
5,200
3,800
4,000
2,000
Elemi-Han
Encalvptns-Blätter, getrocknet
Feldthymian
Fenchel-Samen, sSchsischer
„ galiziscber
„ ostindischer
Flieder-Blnmen
Galbannm-Harz
Galgant-Wurzel
Hasel-Wurzel
Heracleum-Samen
Hopfen-Blflthe
Hopfenmehl, Lupulin
Ingber-Wnrzel, afrikanische
,1 bengalische
>r
>f
japanische
Cochinchina
Iris-Wurzel
Isop-Kraut
Iva-Eraut
Kransemflnz-Krant
Kflmmel-Samen, cult. deutscher
holl&nd.
ostprenss.
manrisch.
wilder deutsch.
it
ff
1»
»>
11
M
»I
norweg.
russisch.
Layendel-Blflthen, deutsche
Liebstock-Wnrzel
Linaloe-Holz
Lorbeeren
Lorbeer-Blfttter
Lorbeer, Galifornische
Macis-Blflthen
Majoran-Kraut, frisch
„ trocken
Mandeln, bittere
Massoy-Rinde
Matricaria- Kraut
Matiko-BlAtter
Meister-Wurzel
Melissen-Kraut
Michelia-Rinde
Möhren- Samen
Moschus-Samen
Moschus-Wurzel
Muscat-Nflsse
Myrrhen
Nelken, Amboina
„ Bourbon
„ Zanzibar
Nelken-Stiele
Nelken-Wurzel
OUbanum-Harz
Opoponax-Harz
Pap|>el-Sprossen
Pastinak- Samen
Patch ouli-Kraut
Peru-Balsam
Peatwunel-Oel
Petersilien-Kraut
Petersilien- Samen
kg
17,000
3,000
0,200
5,000-5,600
6,000
2,200
0.025
6,500
0,750
1,100
1,000
0,700
2,250
2,600
2,000
1,800
1,900
0,100
0,400
0,400
1,000
4,000
5,500
5,000
5,000
6.000-7,000
6,000-6,600
3,000
2,900
0,600
5,000
1,000
2,400
7,600
11,000-16,000
0,350
0,900
0,400-0,700
0,030
2,400
0,800
0,100
0,300
1,650
0,200
0,300
8,000—10,000
2,500-6.500
19,000
18,000
17,500
6,000
0,040
6,800
6,500
0,500
2400
1,500—4,000
0,400
0,056
0,300
3,000
538
Artikel.
litt!. luiNüte
von 100 kg.
Pfeffer, schwarzer
Pfefferminze, frische
„ trockene
Pfirsich-Kerne
Piment
Hmpinell-Wurzel
Porsch-Oel
BainCarm-Krant
Raaten-Kraat
Kosen-Holz
Bosen-!31&then, frische
Sadebf^om-Erant
Salbei-Kraat, deutsches
„ italienisches
Sandelholz, ostindisches
„ Macassar
„ westindisches
Sassafias-Holz
Schafgarben-Eraat
Schlangen-Wnrzel, canadische
„ yirginische
SchwATzkümmel-Samen
Sellerie-Erant
Sellerie-Samen
Senf-Samen, holländischer
deutscher
ostindischer
pnglieser
rassischer
Spanisch-Hopfen-Kraat
Speick-Wnrzel
Sternanis, chinesischer
,. Japan.
Storax
Vetiver-Wurzel
Wachholder-Beeren, deutsche
,, italienische
., ungarische
Wasserfen chel-Samen
Wermnth-Eraut
Zinunt, Ceylon
Zimmt-Blflthen, s. Cassia-Blüthen.
Zimmt, weisser
Zittwer-Samen
Zittiwer-Wurzel
ff
t»
kg
2,200
0,300
1,000-1,250
0,800-1.000
3,500
0,026
0,350
0,150
0,180
0,040
0.050
ajöO
1,400
1,700
4,500
2,500
2,700
2,600
0,080
2,800-3,250
2,000
0,300
0,200
3,000
0,850
0,760
0,590
0,750
0,500
3,500
1,000
5,000
1,000
1,000
0,200-0,350
0,500-0,700
1,100-1,200
1,000—1,100
1,300
0,300—0,400
0,900-1.250
1,000
2,000
1,800
l^isenmilch» Lac Ferri.
Bei der Darstellung Ton Eisenmilch, die
in manchen Gegenden ein sehr beliebter
HandverkaufBartikel ist, tritt sehr oft der
Uebjel^tand ein, dass der Niederschlag von
Eisenpjrophosphat, welcher aiugudwuschen
werden soll, trotz tagelangen Stehens sich
nicht absetzen will. Der G-rand liegt naeh
einer Notiz in der „Pharm. Zeitung*' darin,
daif bei Benutzung der seitherigen Vorschrif-
ten einUeberschuss TonNatriampTrophosphat
▼orhanden ist, welcher eine theilweise Lösung
des Eisenpyrophosphats bewirkt und zugleich
das Absetzen hartnäckig yerl\jndert; fugt man
dagegen nachträglich etwas Eisenchlorid in
Wasser gelöst hinzu , so setzt sieh der Nie-
derschlag vom. EiseopTropliospkat schneU und
gut ab. Das Verfahren ist folgendes :
Zur Daratellung Yon 1000 g Eisenmilch
löst man 22 g Natrium pjrophosphoricum
in 3000 g heissen destillirten Wassers auf und
setzt der erkalteten Lösung auf einmal
unter beständigem Umrühren 30 g Liquor
Ferri sesquichlor., mit der zehnfiachen Menge
Wassers Terdünnt, hinzu; dann stellt man
2 — 3 Stunden bei Seite. Fängt die Flüssigkeit
nach dieser Zeit nicht an, sich klar abzusetzen,
so fugt man noch 1 g Liquor Ferri sesqaichl.
in der zehnfachen Menge Wassers gelöst unter
Umrühren hinzu und stellt wieder zum Ab-
setzen, bei Seite. Meistens wird jetzt ein kla-
res Absetzen schnell vor sich gehen; sollte
dies jedoch nicht der Fall sein , so ist man
gezwungen, noch weitere 0,5 g Liquor Ferri
sesquichl. mit 5 g Wasser verdünnt hinzuzu-
fügen; nach Verlauf von 24 bis 36 Stunden
hat sich dann die Flüssigkeit soweit geklärt,
dass man die über dem Niederschlage befind-
liche Kochsalzlösung bequem abziehen kann.
Dann wäscht man zweimal mit je 3000 g
Wasser aus, indem man jedesmal den Nieder-
schlag 24 bis 36 Stunden absetzen lässt. Zn
dem so gewonnenen Niederschlag von Eisen-
pjrophosphat setzt man 50 g Glyoerin und
noch so viel destillirtes Wasser, dass das Ganze
1000 g beträgt. Eine so dargestellte Eisen-
milch ist rein weiss und hält sich Toratiglich.
Sie enthält nngefilhr 1,25 pCt. Eisen. ^
Deutsches Sosen-Oel.
In diesem Jahre sind zum ersten Male die
Erträgnisse der Tor 4 resp. 3 Jahren ange-
legten Centifolien-Anpflanzungen aar Geltung
gekommen und es hat die Ausscheidung aller
anderen Bosensorten streng durchgeführt
werden können. Die Witterung war dem
Waohsthum der Pflanaen. ungemein günstig
und die einen Zeitraum von etwa fünf Wochen
in Ansprach nehmende Blüthezeit war eben-
falls von bestem Wetter begünstigt, so dass
die Pflücke ohne Unterbseohang täglich statt-
finden konnte.
Die Gesammtproduction belauft sich in
diesem Jahr auf nahe an 2 kg ceiaes Rosen-
Gel und etwa 3000 kg Boaenwasser, daige-
stellt in dem Verhältniss Ton 1 kg Rosen auf
539
1 kg Wasser. Dieser noch geringe Ertrag
wird sich voraussichtiich im nächsten Jahre
verdreifachen, da dann erst die vor ein und
zwei Jahren angelegten Anpflanzungen er-
tragsfähig werden. Im Ganzen dürften sich
jetzt in nächster Nähe von Leipzig ungefähr
25 prenss. Morgen oder circa 6 Hectaren
unter Cultur befinden und es unterliegt
keinem Zweifel mehr, dass mit der gewonne-
nen Ueberzeugung von der Rentabilität die
Rosencultor grössere Verbreitung in der Um-
gegend von Leipzig gewinnen wird.
Das deutsche Rosen- Oel kann ohne Ueber-
hebnng als das beste von den im Handel be-
findlichen Sorten bezeichnet werden. Es ist
von ungemein feinem Parfüm und bei einem
Vergleich mit türkischer Waare drängt sich
gewiss jedem Kenner ein verschärftes Miss-
trauen gegen letztere auf. Wie durch die
Untersuchungen Flückiger^s erwiesen, ent-
hält es mehr feste Bestandtheile als das
türkische Oel und erstarrt in Folge dessen
schon bei circa -f* 20^. Es wird sich nun im
Laufe der Zeit herausstellen, ob das türkische
in reinem Zustande nicht ebensoviel Stearop-
ten enthält, oder ob die Ansicht, dass das in
den höheren Lagen gewonnene Oel weniger,
das in der Ebene erzeugte mehr Stearopten
enthält, zutreffend ist. Sollte der Mehrgehalt
an Stearopten irgend welche Schwierigkeiten
bereiten, so kann man dasselbe ganz oder
th eil weise mit Leichtigkeit entfernen. Man
löst zu dem Zweck das Rosen -Oel in lau-
warmem Alkohol zuerst vollständig auf und
filtrirt die Losung, sobald sie trüb zu werden
beginnt. Das auf dem Filter zurückbleibende,
in kaltem Alkohol unlösliche Stearopten
wäscht man nochmals mit Alkohol aus und
erhält es dann in reinem, geruchlosem Zu-
stande. Diese Manipulation ist nur da nöthig,
wo das deutsche Rosen-Oel entweder zu spiri-
tnösen Eztraits oder zu Liqueuren verwendet
werden soll. In allen anderen Fällen ist das
Stearopten nicht störend, sondern eher vor-
theilhaft, da es dem Parfüm einen gewissen
Halt verleiht g.
Aus d, BeriM von Schimmel dt Co, in Leipzig.
lieber die autieeptische Wirkung
des Hopfens.
Auf der 5. Generalversammlung des Ver-
eins „Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei
in Berlin" hielt Herr Dr. Tlaydack einen
Vortrag über den Hopfen und seine Be-
standtheile. B ereits vor zwei Jahren h atte
der Autor auf Grund seiner Versuche mitge-
theilt, dass der Hopfen in keiner Weise die
alkoholische GUhrung nachtheilig beeinflusst,
dagegen hemmend auf die Milch sänregährung
wirkt. Weitere Studien hat nun Dr. Hayduck
über die Frage gemacht, welchen Hopfen-
bestandtheilen die an tiseptischc
Wirkung zuzuschreiben ist.
Das Hopfenöl, sowie auch der Hopfengerb-
Stoff erwiesen sich als unwirksam, die Milch-
säuregährung zu unterdrücken. Bessere Er-
folge wurden mit der Hopfenbitter säure und
den harzartigen Bestandtheilen erhalten.
Hayduck isolirte aus dem Hopfen zwei weiche
Harze und ein festes Harz, und schlug dazu
folgendes Verfahren ein.
Der Hopfen wurde vollständig mit Aether
'eztrahirt. Nach der Gewinnung des Extracts,
welches nach Entfernung des Aethers zurück -
blieb, wurde dasselbe in Alkohol aufgelöst,
und hierbei blieb ein weisses Wachs im Rück-
stande, welches im Hopfen in sehr grosser
Menge vorhanden und für die Bierbrauerei
von keiner Bedeutung ist. Die alkoholische
Lösung wurde dann mit einer alkoholischen
Lösung von essigsaurem Blei versetzt, wobei
ein reichlicher gelber Niederschlag entstand.
Derselbe wurde von der Flüssigkeit durch
Filtration getrennt , sorgfältig ausgewaschen
und nachher in geeigneter Weise mit Schwe-
felwasserstoff versetzt, und hieraus schliess*
lieh ein weiches Harz gewonnen. Das Filtrat
wurde nach Entfernung des Alkohols mit
Petroläther behandelt, dieser zog aus dem
Gemisch ein zweites weiches Harz aus, wel-
ches nach dem Verdunsten des Petroläthers
zurückblieb; im Rückstande blieb schliess-
lich ein festes Harz, welches in Petroläther
unlöslich , wohl aber löslich in Aether und
Alkohol war.
Es wurden somit drei sehr gut charakteri-
sirte Harze aus dem Hopfen dargestellt,
nämlich :
1. ein weiches Harz, welches durch Blei
fällbar ist. Dasselbe giebt eine sehr
wichtige Reaction. Wenn, man eine
ätherische Lösung desselben mit Kupfer-
vitriollösung versetzt, so färbt sich die
ätherische Kupferlösung intensiv grün.
Das Harz geht dann mit dem Kupfer
eine grüne Verbindung ein , welche in
540
Aether löslich ist. Ansserdem ist dieses
Harz in Petrolätfaer löslich.
2. ein weiches Harz , welches mit dem
obengenannten insofern übereinstimmt,
als es sowohl im Petroläther löslich ist,
als auch die Kupferreaction zeigt, sich
aber dadurch von dem ersteren unter-
scheidet , dass es durch Blei nicht
fällbar ist.
3. ein festes Harz, welches durch Blei
nicht f&Ubar ist, die Kupferreaction
nicht zeigt und in Petroläther unlös-
lich ist.
Diese drei Körper konnten durch genaue
Keactionen scharf von einander unterschieden
werden.
Die Hopfenbittersäure konnte mit diesem
Verfahren nicht erhalten werden.
Alle drei genannten Harze zeigen das
Verhalten von schwachen Säuren^ sie sind iir
wässeriger Auflösung sehr veränderlich und
zersetzbar. Die Löslichkeit der Harze im
Wasser ist nicht constant, sondern wenn mau
dieselbe Harzmenge immer mit neuen Was*
scrmengen kocht, nimmt die Löslichkeit all-
mälig ab.
Mit der Hopfenbittersäure steht nun das
unter 2 genannte Harz in Verbindung, in-
dem die Säure durch Oxydation in dieses
Harz übergeht. Durch eine sehr grosse An-
zahl von Versuchsreihen wurde nun weiter
gefunden, dass die beiden weichen Harze,
sowohl das Derivat der Hopfenbittersäure, als
auch das andere weiche Harz, welches mit
der Hopfen bittersäure in keinem Zusammen-
hange zu stehen scheint, im höchsten Grade
gährungshemmend auf die Milchsäurebacte-
rien wirken, dass dagegen das im Hopfen in
grösserer Menge enthaltene schwach bittere
feste Harz so gut wie gar keine oder nur eine
sehr schwache antiseptische Wirkung gegen-
über den Milch säurebacterien zeigt. Dieses
feste Harz zeigt in so fern eine etwas hem-
mende Wirkung , als die Entwickelung der
Milchsäurebacterien langsamer verläuft, als
bei Abwesenheit dieses Harzes.
Also für die antiseptische Wirkung kom-
men nur die beiden im Hopfen enthaltenen
weichen Harze, nicht das in demselben in
grosser Menge enthaltene feste Harz in Be-
tracht. Das ist in anderer Beziehung dadurch
für die Brauerei wichtig, dass es dem Biere
vielleicht einen besonderen Geschmack ver-
leiht; das ist eine interessante Frage, die
noch erst gelöst werden muss.
Das Resultat der chemischen Untersuch-
ung wurde durch die mikroskopisch-bacterio-
logische bestätigt. Die verschiedenen Hopfen-
bitterstoffe wurden auch in ihrer Wirkung
auf Essigsäurebacterien geprüft; es ergab
sich jedoch, dass diese durch die Harze nicht
in ihrer Entwickelung gehemmt wurden.
Auch der in der Brauerei so unliebsame
Kahmpilz wird durch die Hopfenharze nicht
zurückgehalten. — os —
Nordd, Bramr-Ztg. 1887, 30.
Technische IVotizen.
Studien über Oasbereitung.
Von W, Hempel
Während in Europa Leuchtgas in der
Hauptsache durch trockene Destillation ge-
eigneter Kohlen aus Retorten, welche von
aussen geheizt werden, dargestellt wird, hat
in Nordamerika die Leuchtgasfabrikation in-
folge des Vorkommens des Anthracits und des
Petroleums eine nach anderer Richtung hin-
gehende grossartige Entwickelung genommen.
Man bedient sich dort in ausgedehntestem
Maasse einiger neuer Verfahren, welche' ge-
wissermaassen auf einer Combination des
Wassergasprocesses mit dem Oelgasprocess
beruhen. Durch Ueberleiten von Wasser-
dampf über weissglühende Kohle (Anthracit)
wird „Wassergas'' — ein Gemenge von
Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure —
erhalten; dieses Wassergas wird mit den
Dämpfen von flüssigen Kohlenwasserstoffen
(Petroleum -Naphta) beladen und nun weiter-
hin der Einwirkung der Glühhitze überlassen,
wodurch jene flüssigen Kohlenwasserstoffe in
gasformige Kohlenwasserstoffe und Kohle
zerlegt werden. Zur Ausführung dieses Prin-
cips sind eine ganze Reihe von Processen
ausgearbeitet worden.
Für europäische Verhältnisse hält Herr
Hempel eine directe Uebertragnng der ameri-
kanischen Processe nicht für aussichtsvoU, ds
die zur Verwendung geeigneten Oele bei uns
einen viel höheren Preis haben als in Amerika.
Dagegen weist er auf die Bedeutung hin,
welche jene Verfahren für die Verwerthuog
des von den Gasfabriken producirten Theers
541
erlangen ISnnten. Die Preise des GastheerB
sind nSmlich seit Jahren derart gesnnken,
dass es far die Gasfabriken fast vortbeilhafter
ist, den Theer als Heizmaterial zu benutzen,
als ihn zu den vorhandenen niedrigen Preisen
zu Terkanfen. Herr Hempd schlägt nnn vor,
diesen Theer entweder direct, oder nachdem
ihm durch eine Destillation die far die Farben-
indnstrie werthyollen Bestandtheile entzogen
sind, durch einen Wassergasprocess in Kohle
nnd Leuchtgas überzuführen. Es würde dem-
nach in Europa nach wie rot die Hanptquan-
tit&t des Gases nach dem alten Processe direct
aus Kohlen darzustellen sein ; daneben aber
sollte auch aus dem dabei gewonnenen Theer
nach Art der amerikanischen Processe Gus
erzeugt werden.
Natuno. Bundschau 18&r, Nr. 42.
üeber die gegenwärtige Lage der
Leblano'schen Sodafabriken
im Concurrenzkampfe mit der
Ammoniaksoda.
Von Bcbert Hasenclever.
Von der gesammten Sodaproduction liefern
die Ammoniaksodafabriken in England 22,
in Oesterreich 47, in Frankreich 60, in
Deutschland 75pCt.; Deutschland hat von
1878 bis 1886 seine Erzeugung von 42,500 1
auf 150,000t gesteigert, und an Stelle eines
Importes Ton 27,000 1 ist ein Export getreten,
der sich jedoch dauernd nicht leicht gegen
die englische Concurrenz behaupten könneu
wird. Infolge der Ueberproduction ist der
Preis pro 100 kg calcinirter Soda von 98 pCt.
Ton 20 Mk. auf 8 Mk. gesunken , und die
Rentabilität der Fabriken ist sehr gering,
ohne dass Aussicht auf Besserung Yorhanden
zu sein scheint. Die Ueberlegenheit des
AmmoniakTerfahrens über das Leiblanc^Bche
tritt immer mehr hervor, so dass z. B. die
Gutschrift Ton 1 Mk. pro 100 kg Salzsfiure,
wie sie auf manchen Werken üblich ist, nicht
mehr genügt, um das Leblanc-Y erfahren con-
currenzföhig zu erhalten. Die Theuerung der
Salzsäure hat bewirkt, dass gewisse Industrien
unrentabel wurden, z. B. die Verarbeitung
der Thomasschlacken nach Scheibler'B Patent,
und dass andere die Verwendung billigerer
Säuren (SOg » H^SO^ vorzogen, z. B. Farben-
fabriken , Erzeztractionen , Rnochenextrac-
tionen zur Gewinnung von Leimleder etc.;
ausserdem hat mit der Anwendung der
Knochenkohle in der Zuckerfabrikation auch
der sehr bedeutende Salzsäureverbranch der-
selben aufgehört. Die Schaffner'' sehe und
MonSsehe Methoden zur Schwefelregeneration
aus Sodarückständen sind gleichfalls un-
rentabel geworden und sollen durch die Ver-
fahren von Opl, von Müler und Opl, und
Biemann ersetzt werden, die sich jedoch noch
im Versuchsstadium befinden. Inzwischen
hat auch Solvay's Verfahren der Gewinnung
von Cl oder HCl aus CaCh mittelst SiOa Ver-
besserung und praktische Anwendung ge-
funden, auch hat derselbe neue Methoden
mittelst der Oxyde des Nickels und anderer
Metalle beschrieben, welche gegenwärtig
gleichfalls praktisch erprobt werden und im
Falle des Grelingens die Vortheile des Ammo-
niakverfahrens noch merklich steigern würden.
Chem. Centr.'Bl 1887, Nr. 43.
Ombengas zur Kesselheizimg.
Seitdem man bei der Untersuchung der
Schlagwetterexplosionen auf die Beschaffen-
heit der den Steinkohlengruben entströmen-
den Gase näher eingegangen ist, hat man die
Möglichkeit ins Auge gefasst, die explosiblen
und daher brennbaren Gase, anstatt sie durch
den zugefuhrten Luftstrom der Gruben-
ventilation zu verdünnen und in die freie
Luft entweichen zu lassen, aus der Grube in
verwendbarer Zusammensetzung abzusaugen
und nach Art des Naturgases in Pennsylvanien
der Kesselheizung zuzuführen. (Stärkere Gas-
ausströmungen, sogenannte „Bläser," sind
schon in früheren Fällen unter Tage ent-
zündet und brennend erhalten worden, wie
denn z. B. auf der fiscalischen Grube Louisen -
thal bei Saarbrücken eine solche , fast 1/2 m
hoch brennende Flamme eines Bläsers zur
Beleuchtung der Förderstrecke dient.) Dieser
Gedanke und die dazu erforderlichen Appa-
rate zum Aufsaugen der Grubengase und
deren Zuführung unter die Kessel sind von
dem Director Eilt zu Aachen auf der Königs-
grube im Wurmreviere ins Werk gesetzt
worden. Aus den frisch angehauenen Fiötz-
theilen wird das aufsteigende Grubengas in
einem Röhrensysteme durch eine Luffcsauge-
maschine in die Höhe geführt, und enthält
die angesaugte Luft 6 bis 12pCt. Grubengas,
während die in der Grube zurückbleibende
Luft davon nur 3/4 bis 1/4 pCt. zurückhält,
womit derselben die Gefährlichkeit der Ex-
U2
pIoBiTität beDommen ist. Der 6€ha1t der ab^
geführten Luft an Grubengas fällt so gering
ans, weil vor die Arbeitsörter 3 bis 4cbiii
Luft pro Kopf zur Versorgung mit frischer
Luft zugeführt werden müssen. Die an-
gesaugte Grnbenluft wird mittels dieser unter
die Kessel geführt, und hat sich bei der täg-
lichen Production von 1000 cbm Luft schon
ein merklicher Vortheil erzielen lassen, welcher
bqi geeigneter Ausdehnung des unterirdischen
Röhrennetzes zu einer Ersparniss von 60,000
bis 70,000 Mk. jährlich an Heizmaterial ge-
bracht werden kömite. Die centeibelflte Ver-
wendung aber würde dieses QnibeoigM als
Ersatz des Leuchtgases bei Qaskrafimaschinen
unter geeigneter Constmctionsändenui^ der-
selben findea, da sich leicht der Cabikmater
zu 10 Pf. anstatt 16 Pf. fÜr^Leuchtigae liefiam
Hesse, und würde der Vereinigu^g^geaeUschaft
im Wurmreviere aas deren gesanuntean Gra-
benbestande bei LieferuQg ^on Grubengas
ein jährlicher Gewinn von 500,000 Mk. er-
wachsen.
B^pert. d, anal. Chem. 1887, Nr. 39,
JLfteralur kmd KrtCflL.
Pharmaceatischer Kalender 1888.
Mit Notizkahender zum täglichen
Gebrauch nebst Hilfsmitteln för die
pharmaceutische Praxis. Herausge-
geben von Dr. K Böttger und Dr.
B.Fischer. 17. Jahrgang. (XXVIII.
Jahrgang des Pbarmacentischeti Tfa-
lenders flir Norddeatschland.) Preis
3 Mark. Berlin, Verlag von Jvliu$
Springer.
Der allbekannte und beliebte „Pharmaoeu-
tische Kalender^ hat in seiner Ausgabe für
1888 eine Aenderungin der Eintheilnng nieht
erfahren ; der erste Theil enthält Kalendarium,
Schreib- und Notizkalender, Hilfsmittel für
die pharmaceutische Praxis ; den zweiten Theil
bildet das „pharmaceutische Jahrbuch.'' Die
Anzahl der Tabellen im ersten Theile ist von
59 auf 63 gestiegen, in die Maximaldosen-
und Löslichkeitstabe lle sind die neuen und
neuesten Arzneimittel aufgenommen worden.
Der zweite Theil enthält als OriginaUrtikel
eine Fortsetzung der im Yorigen Jahrgänge
begonnenen ^ Zusammenstellung der haupt-
sächlichsten neueren Heilmittel" in der Weise,
dass in alphabetischer Reihenfolge etwa 30
der neueren Drogen in Bezug auf ihre Ab-
stammung, Eigenschaften, Bestandtheile etc.
geschildert und die aus den Rohstoffen dar-
gestellten pharm aceutischen Präparationen
vorgeführt werden. ^.
Compendinm der Arznelverordnung
von Dr. Oscar Liebreich und Dr. A.
Langgaard. „Medicinisches Becept-
Taschenbuch." Zweite Auflage. Ab*
theilung HI fSchluss). Berlin 1887,
Fischer' 8 medie. Buchhandlung.
Mit der vorliegenden Abtheilung HI ist
das Weik in «BezkeBaesaweiilMr «Qasdhkeit
zum Schluss gekommen. Es «mfaMt jelzt
850 Seiten ^OM Oetev; dseteiden Register,
das Sachregister und das -Krankheitsregister,
sind «ekr voHeläiiaig, s«* sM am tittke
sämmtlieher in das Werk «offaaoamienen
1598 Becepte, von Schering'B 4p^eke in
'Berlin nach der preussi sehen Taxe "berechnet,
in einer Tabd^He 'beigeAgtiMiyitlen. Auf den
Werth de90Mnpwidiufl9to*«nidllen Nutzen, den
dieses aUe^aea^agefebfftMi Heilmittel ^qrfick-
sichtigende Werk «Meer 4em ^AiMte^weifaUos
auch de« Apotltf^er gei^Mirt, iat «ehoa beifli
Erseheinea der «L Abibeiknig hingewiewn
worden. 9.
AvbeitM «fts id^m MaheM^lkBm «fie«
fiasdbeitMiEito. (BeahiUe «an -^en
VeröffanÜichuftgen 4e8 KüaMriiohen
'GesundheUaamtes). Zweker Bond.
drittes bis f^üm Heft SeSbimm des
zweiten Baades. Pf eis HMk. Ber-
lin 1887. Verlag ven Julim }ßprim§er.
Die Arbeüeo o«s dem iS^iuesUehen Qe-
sundbeitsanxt sind kn AllgeiBea&en ovar der
Zahl naeh -nicht sehr gcosSjiJede^eiBBeLae der-
selben Aber basirt «uf einer «olelMn Meage
von wohliibeiiegten md sevgfölttg ansgr
führten UntersochuQgen, ae »m^MaeBden
Literatarstudien, dass jede ^ewoHien ^««th
einen ^ewicfatjgen Abaehaiit in dem Gkbiete
der betreffenden Ferackang bedeatet. Diese
allgemeine Bemerkung gilt «aeh>l3r4ea Xn-
halt ' der verüi^eadea -diei -Beute. >Pir «nt
iateresiant sind in diesen Heftaa: Todbniscihf
Erlästerangen an dem Bvtwarf dee CUwtif»
über gesundheitsscbadliehe «Salinen «iiaPiif-
Seil-, Versacke über .JodtrieUodd veiiJ>r.
Biedel (in voriger Nuauser Anseses JUalles
543
berichtet); Wasserrersorgiing und Bleiver-
giftung von "Prot Woißügel.
Kurse Jlnlettang zur quiditativen
^emisAeii Analyse, namentlich
^m Gebrauche für Mediciner und
l^^harmacetiten bearbeitet von Dr. Carl
Atnold, Hannover. Zweite Auflage
mit 12 Tabdlen. Hannover 1887.
Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior),
Eine sehr häbtche Anleitung zur quali-
tativen Analyse 9 itberaicbtlich und klar, die
An&igem besonders gute Dienste leisten
wird.
Eighteenth anntal report öf de State
Board of Healtii of Masaachaaetts.
Boston 18B7.
Ein stattlicher Band, welcher alles, was auf
äem 'Gebiete äer Gesundheitspflege geschehen
ist, durch ausführliche Berichte zusammen-
stellt. Sowohl die Uebersicht der anstecken-
den Krankheiten, als Berichte über Verfälsch-
ungen cler Kalirungsmittel, sowie schliesslich
Gesetze und Verordnungen finden sich vor,
so dass dieser ausführliche Jahresbericht auch
für weitere Kreise Beachtung verdient. — o8_
Chemisch -technisches RepertoriimL üebersicht-
lich ee(ftä.n^kt Hfittbeilungen der neuesten
Erfindungen, Fortschritte und Verbesserungen
auf dem Gebiete der technischen und in-
dustriellen Chemie mit Hinweis auf Ma-
schinen, Apparate und Literatur. Heraus-
gegeben von Dr. Emil Jacobsen» 1886.
zweites Halbjahr. — Erste Hftlfte. Mit in
den Text gedruckten Hohschnitten. Viertel-
j&hiüch erscheint ein Heft. Jedem 4. Hefte
(H., 2.) wird ein voUstftndiges Sachregister
Über den ganzen Jahrgang beigegeben, rf erlin
1887. B, Gaertnet^ Verlagsbuchhandlung
(ßernmmn HtffeJder), 8chOnehergerstr. 26.
ttiln der ^eatocten fMbaologfte mit beson*-
derer RQckaicht auf Statistik und Preisver-
hftltnisse. Von Dr. Chr. Heimerh'ng, Docent
am Polytechnikum in Zürich. Lieferung 6/7.
Pteh 4 Mark. Cassel und Berlin 1887. Ver-
lag von Theodor Fisther.
HtMA tta Bthliiaiel ä €o. (Inhaber Gebrüder
FrÜBsche) in Lelpilg. Fabrik &ther. Oele,
Essenzen und chemischer Präparate. October
1887. Leipzig 1887.
Mf »«eilen.
J^dofonodocht.
'jR. *€M^silliy ter^mifliit iltstt der Jodoform-
gttftwtfetito teil Voftbeil l>»cht, der «tfs
Baonswollengaze gefertigt und tthi MoteHal
für Strickarbeiten der Frauen im Handel ist.
Der Docht wird mrtfirlUh vorher desinficirt
und impriignirt. Er soll den Vortheil haben,
dass er nicht so leicht, wie die Gaze, kleine
Fäden in der tVunde zurücklässt , mit dieser
auch niclit so innig verklebt und leichter aus
derselben zu entfernen ist. In BiUroih'B Kli-
nik wird der Jodoform docht noch mit Tannin-
pulver bestreut, damit er gleichzeitig blut-
stillend witkt. Thermp. MamMi. I, 4€7.
HambiugM Thee.
'Weim We fQr diesen in Korddentschland
^iel giMnrsutl^ten ^Thee bestittnuten Bestand-
IfKf^iie QittfMn vusammengemischt werden, wie
«8 YneiHtens^etrcbie^t, so bat der Thee ein
tmticMoes tmd wenig appeütliehes Aussehen.
Ü.'S'.-gMt In der „Pharm. Zeitung« einVer-
falhren an, nach welchem ein Prä]^rat erzielt
wIM , wifMkos '^Meh ^em A'Vge gef&llt. Zur
HewtMllüUg iMeuBu : IgOO-Ttrette-Pulla flcnuae
eonc«9 60 Tb. Semen Coriandri cont., 100 Th.
Maäna und 8 Th. Acidum tartarieum. Die
Manna wird im Trockenschranke während
einiger Tage scharf getrocknet, zerkleinert,
nochmals .getrocknet und nun durch ein mas-
sig feines Sieb geschli^en. Dem Pulver wird
die Weinsäure beigemischt, die Mischung mit
verdünntem Spiritus schwach angefeuchtet
und ilttn durch ein feines Speciessieb gerie-
ben, auf dessen -Boden sieh das Gemisch von
Sennesbiattem und Coriander befindet. Die
in Uosengrossen , anfangs wenig zusammen-
hängienden Kömehen durebfallende Manna
wird nach und naofa unter die Blätter vertheilt
und es resultirt ein schön aussehendes Thee-
gentseh.
Erwärmung von Hedicamenten.
X. Lowm macht in der „Berliner klin.
Woebensohr." darauf aufmerksam, dass es
fSndie meisten Zwecke vortheilbaft sei, fiüs-
aige Medioamente erwärmt zu verabreichen.
Schon eine Temperatur von '40 o bewirkt eine
viel eneagitchefe «nd schnellere Beserption
und deriMiFb bessere Wirkung , als dies der
x< ml IST, wenn uie nrcnrcHuion vs wni gogcucu
werden. Von erwärmten Medicamenten wer-
544
den deshalb auch kleinere Dosen gebraucht.
Für subcutane Injectionen dürfte sich das
Erwärmen ebenfalls empfehlen.
Sterilisirung subcutaner
Injectionen.
Pohl empfiehlt neuerdings in folgender
Weise zu verfahren. Das benöthigte Wasser
wird hergestellt durch zweimaliges Destilliren
mit je 2 pCt. Permanganat und Aetznatron
unter Verwerfung der zuerst uberdestillirenden
ammoniakhaltigen Theile. Das so hergestellte
destillirte Wasser wird mit 1 pCt. Chloroform
versetzt, das betreffende Alkaloidsalz zugefügt
und die Mischung mit eingesenktem Thermo-
meter in einem Glasgefäss so lange bei 60
bis 62^^ erhitzt, bis das Chloroform völlig ver-
dunstet ist. Die Lösung wird hierauf sofort
durch ein, mindestens eine Stunde lang, auf
125 bis 130<> erhitztes und hierdurch sterili-
sirtes Filter gegeben, hierauf mit genügender
Menge destillirtem Wasser zum gewünschten
Gewicht gebracht. Die Stopfen sind mit de-
stillirten Wassers gewaschen und bei 125 bis
130^ Bterilisirt, die Gefasse in gleicherweise
vorbereitet. Nach PöhVe Angabe halten sich
derartig hergestellte Lösungen Monate lang
ohne Veränderung.
Joum. de pfmrm. et de ehimie 1887, 8. 85.
Vergleiche über dasselbe Thema : Pharm.
Centralh. 27, 330. 331. 651. s.
lieber die toxischen Wirkungen
des Zinns.
Dr. Emü Ungar und Dr. Guido Bodländer
haben in einer früheren Arbeit festgestellt,
dass in verzinnten Conservebüchsen aufbe-
wahrte, verschiedene Nahrungs- und Gennss-
mittel, besonders Spargel, stark zinnhaltig
seien. Obwohl in den Conserven nur in schwer
löslicher Verbindung enthalten , gelangt das
Zinn, in den Magen aufgenommen, zur Re-
sorption. Im Interesse der Frage nun, ob und
inwieweit aus der Aufnahme des Zinns in den
S&ftekreislauf eine Schädigung der Gesund-
heit erwachsen könne , brachten die Verf. in
zahlreichen Versuchen Hunden, Kaninchen
und Katzen theils mittelst subcutaner Injec-
tion, theils per os verschiedene Mengen von
Zinn in Form von weinsaurem Zinnozydnl«
natrium und essigsaurem Zinntrimethyl
längere oder kürzere Zeit bei. Die Resultate
dieser Untersuchungen gehen dahin, dass das
Zinn ein dem Organismus durchaus nicht in-
differentes Metall bildet; selbst kleinste Dosen
Zinn, wenn sie nur häufiger dem Organismus
zugeführt werden, vermögen eine Reihe von
krankhaften Störungen und schliesslich das
letale Ende herbeizufuhren. Da eine solche
chronische Zinnvergiftung auch durch Auf-
nahme des Zinns per os erfolgen kann, so ist
die Frage, ob durch den Grenuss zinnhaltiger
Conserven, abgesehen von einer etwaigen
Lokalwirkung, eine AUgemeinintozication ent-
stehen könne, zu bejahen.
Catha ' edulis.
Die Blätter dieser Pflanze, welche von den
Arabern gat oder kat genannt und als Reiz-
mittel, ähnlich dem Thee, genossen wird,
untersuchte Dr. B. H. Paul, (Pharm. Joum.
Transact 1887, 1009.) Es konnte in diesen
Blättern jedoch kein Coffein, auch kein an-
deres Alkaloid, aufgefunden werden. Da-
gegen bemerkt der Autor, dass eine Gerb-
säure, ähnlich derjenigen des Kaffee's und
Thee^s, in den Blättern zu finden sei nnd
dass vielleicht auf die Gregenwart dieser die
eigenthümliche Wirkung der Blätter zmrfick-
zufahren sei.
Danks.
Unter diesem Namen wird in Frankreich
ein Ersatzmittel für Butter in den Handel
gebracht, welches mit Margarinbutter iden-
tisch sein soll. $.
Joum. de pharm, et de ehimie 1887, S. 153,
Dambose = Inosit.
Ma^^ienne erklärt die Dambose (die als
Monomethyläther im Borneo-Kautschak vor-
kommende Zuckerart) als identisch mit Ino-
sit und den Dambonit (den im Kautschuk
von Gaben vorkommenden Dimethyläther der
Dambose) für Dimethjlinosit und wünscht
im Anklang an Namen wie Mannit, Dulcit,
Quercit auf für die Dambose die Beibehaltung
des (älteren) Namens Inosnit. s.
Joum. de pharm, et de ehimie 1887. 8. 181.
Verleger und. Terantworilicher Redaeteur Dr. JB* GelMler In Dreaden.
MHe heutige Sfu^ntner enthäii ein Meihiati.
Beiblatt zu Nr. 43 der „Pharmaoeutischen Gentralhalle" 1887.
<>•<>•
Yorbildung für Apotheker.
Vortrag, gehalten anf der 60. Natarforscher-Versammlnng in Wiesbaden Ton
Apotheker Dr. H. ünger in Würzborg.
Hochverehrte Herren! Hier glaube ich, ist
der rieb tage Platz diese fflr nns und das Ge-
meinwohl nngemein wichtige Frage zu erOrtem,
um so mehr, als gerade die Unterrichtsfrage auf
der dietnfihrigen Yersammlnng eine so grosse
Rolle spielt Wenn ich mir auch bewnsst bin,
dass icn selbst nichts Vollkommenes leiste, so
habe ich doch den guten Willen, und jedenfalls
ist der fragliche Geffenstand mein steter Lieb-
lingsgedanke, der mich immer beschäftigte. In
der That, wenn wir dem 8tande nfltcen wollen
— und das ist wohl nnser aller Streben — , so
mflssen wir nnten anfangen, wir mflssen die
junge Generation besser erziehen, als wir selbst
sind, wir müssen nnsere Fehler erkennen, um
sie an den ans zur Bildung AnTortranten gründ-
lich heilen zu können. Wir sind ja in der
glücklichen Lage, unsere Nachfolger heranbilden
zu können, wir sind darin glQcklicher, als manche
andere Stände, lassen Sie uns diese Gelegenheit
festhalten und den gesunden Unterbau, auf dem
unsere Ausbildung staatlich aufgebaut ist. nicht
umstonen, nur corrigiren. Die geschicntUche
EntwickeluBg der Ausbildung, wie sie in Nord-
ond Süddeutscbland nebeneinander herging und
wie sie endlich zusammengeschmolzen wurde
zu dem jetzt Bestehenden, muss ich als be-
kannt Toraussetzen , ich stelle mich auf den
Boden der Thatsachen und erlaube mir, Ihnen
von diesem Standpunkte meine Ansichten und
Wünsche vorzutragen.
Der augenblicklich vom Staate verlangte
Bildungsgang hat seine Berechtigung. Der junge
Mann darf mit der erlangten Keife fflr Ober-
secunda abgehen und Apotheker werden. Die
drei Jahre, welche bis zur Absolvirung der Schule
bleiben, sind für den Apotheker die Lehrzeit.
Darauf folgen drei Jahre Conditionszeit, welche
fflr uns die Erlangung einer allgemeineren Bild-
ung oder Ausbildung oedeuten sollen, und dann
das Studium: drei Semester. Der Apotheker
macht sein Examen zu einer Zeit, in dem auch
jeder andere Bfldungsgang gelehrter Stände ab-
geschlossen sein soll.
Verlangen Sie das Abiturientenexamen , so
mfissen Sie die flbrige Zeit der Ausbildung in
irgend einer Weise abkürzen, denn Sie kflnnen
unmöglich verlangen, dass der Apotheker ganz
allein drei Jahre länger auf seine Ausbildung
verwenden soU, als jeder andere studirende Stand.
Es bleibt jedoch nicht ausgeschlossen, dass ein
besonders befl&higter Mensch die Schule absol-
virt und dann noch Apotheker wird. Wenn er
es in derselben Zeit leiitet, dann ist er ein be-
vorzugter Mensch, der auch im Fache ein be-
sonderes Ansehen geniessen wird, aber Sie kön-
nen eine solche anssergewOhnliche Leistung nicht
von jedem Menschen verlangen. Die Lehre
ist wichtiger als das Abiturienten-
examen.
Etwas anderes wäre es freilich, wenn — und
das kann ja nur eine Frage der Zeit sein —
der naturwissenschaftliche Unterricht zum Theil
in die Gymnasien verlegt wfirde, dann wflrde
man auch den ersten Abschnitt der -Ausbildung
um ein Jahr kflrzen können, denn man bekäme
Lehrlinge mit verwerthbaren Vorkenntnissen, die
man unter Zurflckgreifen auf Bekanntes anweisen
konnte.
Die Frage: ob Abiturientenexamen oder nicht,
hän^ also wesentlich davon ab, ob irgend ein
Theil der Ausbildung abgekürzt oder fallen ge-
lassen werden darf. Von der Lehre darf meiner
Ansicht nach unbedingt nichts gestrichen wer-
den, ebensowenig vom Universitätsstudium, und
verweise ich auf meine gegentheUigen Forder-
ungen Ph. Zeit. 1877.
Es bleiben demnach nur die drei Jahre
zwischen Lehre und Universität. Man hat an
dieser Forderung so mit Ueberzeugung festge-
halten, dass man dem Abiturienten (Reichs-
kanzleramt, 25. December 1879) ein Jahr Lehre
schenkte, die drei Conditionsjahre aber aushalten
Hess. Diese Conditionszeit fUlt in die Zeit, in
der der Abiturient seine ersten Semester Uni-
versität absolvirt, und soll in ergänzender und
vorbildender Weise benutzt werden. Werden
die c[u. drei Jahre richtig^ angewendet, so kann
der junge Pharmaceut viel Nutzen aus dieser
Zeit ziehen. Meiner Ansicht nach sollte er zur
fixen Erlernung einer neuen Sprache mindestens
ein Jahr in's Ausland gehen, dann anerkannt
gute, vor Allem, wenn er in einem kleinen Ge-
schäft lernte, ein grosses aufsuchen und um-
gekehrt, sich den Verhältnissen folgsam an-
passen, Land und Leute kennen lernen, sich
gute Gebräuche aneignen und, wie ein Herr
College neulich in einem dem Augenblicke ent-
sprungenen Stossseufzer fordert«, Provinzialis-
men, im Allgemeinen Engherzigkeiten sich ab-
gewöhnen.
Die Conditionszeit ist noch ein Best der
früher rein praktischen Ausbildung des Apo-
thekers. Chemie, Botanik, Pharmakognosie gab
es ia im grossen Ganzen nur in der Apotheke,
und der Apotheker lernte Chemie in der Art,
dass er in eine Apotheke eintrat und nun die
Präparate, welche in Folge des Strebens der
latrochemie zar Heilnnff meoBchlicher und
thierischer Leiden yerwendet worden, darstellte,
und in zweiter Linie in möglichst zweckent-
sprechender Form dispensirte. So lernte der
Apotheker die Eigenscnafben der Pflanzensäfte,
Oele, Mineralien etc. kennen, die dem Bedürf-
niss entsprechend herangezogen wnrden. Das
Lahoratonom stand in semer vollen BlQthe; es
gah kaum Universitätslehrer, die dem Apotheker
das lehren konnten, was er braachte, er konnte
nnr in einer Apotheke die nothwendi^en Kennt-
nisse sammeln; in einer drei- oder vierjährigen
Lehre war es nicht möglich, Alles in dieser
umständlichen, praktischen Weise durchzuarbei-
ten, und es hatte seine volle Berechtigung, wenn
der Staat noch in diesem Jahrhundert eine
weitere Ausbildung in einer längeren Zeit nach
der Lehre verlangte. Es ist ja noch nicht so
lange her, dass man sich durch längeres Con-
ditioniren einen Theil des im Anfange dieses
Jahrhunderts in Berlin 1831 resp. 1854 in Bres-
lau etc. eingeführten pharmaceuüschen Studiums
ab verdienen, d. h. dass man auch ohne die Uni-
versität besucht zu haben, ein Staatsexamen
machen konnte. Die staatlichen Anforderungen
können ja nur der Entwickelung des Standes
folgen, und der Staat konnte den wahrhaft
verständigen Bestrebungen von Trommsdorff^
Schweiager ' Seidel , Wackenrodefy die mit der
That den Wtlnschen Anderer vorauseilten, sein
Ohr nicht verschliessen.
Heute ist das anders. Die verschiedenen Dis-
ciplinen haben sich grossartig aus dem EOnnen
der Apotheker herausentwickelt und stehen
selbstbewusst da, zuerst an den Universitäten
vertreten fast ausschliesslich durch Apotheker,
nun aber immer mehr durch eigenst ausgebil-
dete Fachleute, die ihrer Stammmutter leider
manchmal gar fremd gegenüberstehen. Und
merkwürdig, diese Disciplinen sind durch ihre
Ofifentliche Wirksamkeit, sowie so mannichfache
Vertretung besonders an den Universitäten im
Allgemeinen selbstständiger anerkannt im Staate,
während die Pharmacie, die Trägerin der Na-
turwissenschaften im Volksleben, als ein Anhang
an eine andere Facultät erachtet wird.
Diese Verhältnisse müssen von entscheiden-
der Bedeutung sein für den Lehrplan des jungen
Apothekers.
Es wird in einer Apotheke, wie sie meiner
Ansicht nach sein soll, von dem jungen, selbst-
ständig arbeitenden Apotheker nicht nur manu-
elle Fertigkeit, entsprechende chemische und
pharmaceutische Technik und pharmakognosti-
sche Erfahrung verlangt, sondern er soll auch
seine Hülfs Wissenschaften in zeitentsprechender
Weise beherrschen , damit er die jetzt ungleich
mannichfaltigeren Präparate, die zu Heilzwecken
verwendet werden, in sachverständiger Weise
bearbeiten und er auch seiner idealen Aufgabe,
dem Volke als Eathgeber in naturwissenschaft-
lichen Fragen hülfsbereit zur Seite zu stehen,
gerecht werden kann. Wenn ich nun auch nicht
der bin, der sich selbst schont auf Kosten der
Aasbildung seiner Lehrlinge, und wenn ich auch
durchaus nicht die Principale schonen will,
wdchc Lehrlinge halten wouen, so bin ich mir
doch klar, dass man während der Lehre nicht
auch noch den Lehi^lan der ünhrersität mit
erledigen kann. Das ist unmöglich, würde auch
während weiterer drei Jahre nnmOglich sein.
Der junge Pharmacent mnss zu Reinlichkeit,
Ordnung und Wahrheitsliebe erzogen werden,
er soll systematische Botanik wissen, fertig be-
stimmen können, er soll Vegetabilien zu sam-
meln . verstehen , trocknen und sachgemäss ver-
arbeiten können. Er soll einen Ueberblick haben
über anorganische und organische Chemie, Tech-
nologie (vorläufig natürlich an der Hand der
Theorie nur insoweit, als es die Pharmacie an-
geht) , einige Anleitung ia der Analyse , beson-
ders schematische Vorübungen fleissig geübt
haben und bezüglich der wichtigsten ThAtaftchen
der Physik und Pharmakognosie Bescheid wissen.
Oder wollen Sie den augenblicklich
sich leider so breit machenden Zustand
bestehen lassen, dass oft der sachver-
ständige Apotheker nur das Dispen-
satorium leitet für nicht sachverstän-
dige Drogisten?
Ferner soll der Lehrling unsere Literatur zn
benutzen wissen, Präparate und Drorai unter-
suchen und bestimmen können. Da Kann man
auch mit dem besten Willen den voUkonmen
unvorbereiteten, jungen Mann nur sehnlan, in
die einzelnen Discipünen nur einführen, dann
mnss die Universität ergänzend und stets mit
dem Besten versehen, abschliessend, ausfüllend
und ordnend eingreifen. Freilich mnss danti
ganz besonders der theoretische Unterrieht viel-
mehr dem jungen Pharmaeeuten angepasst wer-
den, der nicht ohne Vorkenntnisse mehr die
Universität aufsucht, wie der Mediciner oder
spec. Chemiker und die Forderung Flückigefs
verdient die vollste Beachtung, dass nnr einige
Universitäten, aber diese auch wirklich fUr Phar-
maeeuten eingerichtet werden sollten, denn so
viele Pharmaeeuten giebt es allerdings nicbt
dass man von jeder Universität verlangen
konnte, die Einrichtungen und in erster Linie
Lehrkräfte, die der Pharmaceut für seine Aus-
bildung fordern muss.
Dieses voransgegriffen , leuchtet ein, dass
jetzt in die Ausbildung des Apothekers viel
mehr als vor 20 Jahren eine Lücke gerissen
wird durch die dreijährige Conditionsieit, die
ganz gewiss für seine sachliche Ausbildung nicht
besonders nützlich sein kann. Diese Lücke, in
der das Denken wieder einrostet, mnss minde
stens sehr stark beschnitten werden ; ich würde
meiner Erfahrung und Beobachtung nach di«
Conditionszeit ganz fallen lassen, lesp. hinter
das Staatsexamen verlegen.
Der Einwand, weicher ffegen meinen Vor-
schlag gemacht werden wird, ist mir bekannt.
Er hat von vornherein keine Berechtignng und
steht unversöhnlich dem Streben gegenüber,
unseren altehrwürdigen Stand zu heben und
selbstständig zu machen, damit seine Mitffliedfr
dem Staate und dem Publikum so ntttslii» wer-
den, wie sie es vermOge ihres Bernfes zn werden
vermögen.
Ein alter, erfahrener und höchst gewissen-
hafter Arzt, den ich so hoch schätze« wie di«
Besten seines Standes, sagte einmal, als idi an-
fing, Apotheker zu werden: „Es ist eine f&r den
Apothekerstand hiebst rahmliolie Enoheiiiaiig»
dass in dieeem Stande, der wie kein anderer
die 6kleffenbeit zum Verbrechen in der Hand
bat, gar leine aolchen Verbrechen Torkonunen!'*
Die wirklich einsichtige und verst&ndi^e Mein-
ui^; f&r unsere Ehrenhaftigkeit und die Noth*
wendigkeit, nneeren Stand mit gedieirener Vor-
nnd ^nsbildong zu erbalten, haMn wir fflr uns,
wer sich überhaupt die Mflhe nimmt, die For-
derungen durohsndenken, die das Publikum an
den Apotheker zu stellen berechtigt ist und ge-
nügendes Verständnifls dafür hat, der kann sich
dieeer Meinung nicht Terschliessen. Jeder weiss,
wie treue und tüchtige Staatsbürger unser Stand
einscbliesst, wollen wir einen solcnen Stand, der,
wenn auch still, aber so uneigennützig wirkt
und wirken kann, wenn seine Ausbildunff mit
fortsehreitet, Terküminem lassen? Die Mediciner
haben meiner Ansieht nach die Praxis in der
Ausbildung zu sehr eingeschränkt. Wir wollen
diesen Fehler nicht machen, aber wir wollen
doch deshalb nicht die Theorie Temachlüesigen.
Nur in der Hand des praktischen Mannes kann
die Theorie unmittelbar zum Se^en werden.
Was nützt uns und der Gesammtheit im grossen
Ganzen ein Pharm aceut, der eben die Lehre
verUsst? Wenn ich auch annehmen will, dass
er die landlAnfigen Becepturarbeiten fehlerlos
besorgt, so können Sie doch weder in der Apo-
theke, noch im Laboratorium selbstetündiges
Arbeiten Ton ibm verlangen, dürfen es auch
nicht, denn die Verantwortung unseres Berufes
können Sie einem so jungen llanne nicht oder
doch nur sehr ausnahmsweise anvertrauen. Nur
SU oft wandern diese Heiren Ton einer möglichst
bequemen Rece^turstelle in eine andere noch
bequemere. Weil er im Durchschnitt die Trag-
weite seiner Arbeit nicht beurtheilen kann, ohne
ToUes Verst&ndniss arbeitet, verflacht er immer
mehr — in drei Jahren kann es einer darin
uoter Umständen, wenn er z. B. Principale findet,
die es mit ibm und unserem Stande nicht gut
meinen, einen solchen Herren sich selbst über-
lassen und mit einem möglichst unwahren Zeug-
nisse weiter com^^limentiren, weit bringen —
er wird ein Arbeiter im schlimmen Sinne des
Worte«, der viel weniger vorbereitet auf die
Universität geht, als er es nach dem Gehülfen-
examen gewesen wäre. Ich glaube, damit ist
fenng angedeutet, ich will mich über diese
cbi^nseite unseres Berufes nicht weiter ver-
breiten, ich stehe auch nicht hier, um zu lamen-
tiren, sondern ich wollte feste, greifbare Vor-
Fchläge begründen und weiterer sachgemässer
Ueberiegung übergeben, vor Allem auch den
maasigenenden Behörden, denen doch die auB
dem Stande herausgegebenen Vorschläge be-
achtenswertb sein müssen.
Nehmen wir an, dass die Verhältnisse im
Gymnasium vorläufig noch dieselben bleiben,
d. h. den spedfiech philologischen Charakter
beibehalten, und meinem Wunsche und meiner
Ansiold} nach wird man wohl nur soweit davon
abzweigen, dass Gymnasium und Bealsohule
gleiche Berechtigungen erhalten oder das
Deutsehe noch viel mehr als jetzt in den Vor-
dergnmd des Unterrichts gedrängt und viel-
leicht eine Theihing in Seeunda erreicht würde.
einmal für eine reine philologische Schulung,
andererseits eine naturwissenschaftlich mathe-
matische mit neueren Sprachen, welche letztere
Abzweiffung für uns die obligatorische
Einfünrrung des Maturiums unbe-
dingt bedeuten würde. Bis dahin halte
ich mit Berücksichtigung des Erwähnten das
Reifezeugnlss für Obersecunda im Allgemeinen
für genügend. Der Grund, dass sich Manche
nur bis dahin durch würgen, ist nicht zu-
treffend, denn das konnte beim Abitarienten-
examen auch vorkommen. Wenn ich gefragt
würde, würde ich aus bestimmten Gründen,
weil nämlich gewöhnlich in Secnnda einer idea-
len und weiäerzigeren Anschauung im Un-
terrichte durch bessere alte Klassiker, Erklären
deutscher, besonders auch altdeutscher Dichter,
dem vollkommneren deutschen Aufsatz etc. Rech-
nung getragen wird, das Keifezeu^ss für Prima
wünschen, damit dieser entschiedene Nutzen
der Klasse dem Apothdcer noch voll und ganz
zu Gute kommt Damit tritt der junge Mann
in die Lehre. Hier bt er nun freilich mehr
als in der Schule der Gewissenhaftigkeit seines
Lehrers anheimgegeben. Es muss und wird
natürlich Jedem überlassen bleiben müssen, sich
eine gute Lehrstelle auszusuchen, der Staat kann
auch von vornherein nicht diesem oder jenem
Apotheker die Berechtigung nehmen, junge
Fachgenossen heranzubilaen , er wird sich auch
wohl hüten, ein Zwischenexamen einzuführen,
nur kann er bei der Ausnahmestellung, die der
Apotheker im Interesse des Publikums einnimmt,
die Anzahl der Anfänger beschränken, die Aus-
bildung seitens des Principals während der Lehre
controliren und selbstverständlich die Forder-
ungen an den zu Examinirenden feststellen.
Die beiden ersten Forderungen halte ich für
ausserordentlich klug und segensreich. Sehen
Sie — erlauben Sie mir dieses eine Beispiel —
den uns nahe verwandten Drogisten -Stand an.
Ich kenne Geschäfte, in denen 10 und mehr
Lehrlinge neben einem oder zwei Commis ar-
beiten. Wo sollen, abgesehen von anderen Un-
zuträglichkeiten, diese Leute alle später unter-
gebracht werden? Beispiele, die schrecken-
erregend aus anderen ständen uns warnen,
können wir in unserem verantwortungsvollem
Berufe, dem das Publikum das denkbar
grOsste Vertrauen entgegenbringen
muts, nicht herbeiwünschen, ohne dass wir
mit Recht der Unüberlegtheit angeklagt werden
müssten. Die Controle der Lehrthätigkeit des
Principals, obgleich sie in Bayern nicht zu be-
stehen seheint, ist vorzüglich, sollte gesetzlich
bindend sein für das Deutsche Reich und in
folgender Weise festgesetzt werden.
Ln Beisein des Besitzers und des Medicinal-
rathes prüft der revidirende Apotheker die Lehr-
linge nach seinem Gutdflnken und der Aus-
bildungszeit des Lehrlings entsprechend über
in das Fach eingreifende Gegenstände etwa 10
bis 15 Minuten, dann fragt ebenso im Beisein
Aller der Medicinalrath Über gesetzliche Be-
stimmungen, die in Receptur und Defectur zu
beachten sind und endlich examinirt der Lehr-
principal selbst. Die Ausarbeitungsbücher und
Herbanen müssen von sämmtlichen Theilneh-
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
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der Pharmacie.
Henasgegeben yon
Dr. Hermann Hager und Dn Ewald Gelssler.
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Dresden, Pülnitzer Strasse 56 adressiren.
M 44. Berlin, den 3. November 1887. ^Al 'jl^H
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt: Chenle «nd PhAraiMle: Zar mikrotkopftchen PrUfang der KraAfnttermittel. — Zar Verbreitaug and
Wnndemng der Pflnnsen. — Zar Bestimmang der Bchwefllgaänr« und Sehwefelsäare im Schnee. — Apparat cur
quantitativen Zackerbestimmnng. — Ueber die HUfner*sehe Reaetion bei amerikanischer Ochsengalle. — Rechts-
drehendes Asparsgin. -> Berlchtlgangen. — Lllerat«T «nd Kritik. — MliMlleB! Ueber den TTraprang der Färb-
QDgBeneh«Innngen des Meerwassers and des Wassers der Seen. — AnethoL — Absorption der Salicylsäare dorch
die Haut — QaantltatlTe Abscheidnng nnd Bestimmung des Zinks. — Offeae GOrrMpOBdeni. —
ABMlgea«
Chemie und Pharmacle.
Znr mikroskopischen PrOfang
der
')
Von F» Benecke,
3. Kapitel.
Die Tersehiedenen Sesamarten and
Sesamkaehen des Handels. 2)
Den bisherigen Angaben gemäss wer-
den die Sesarokaehen hergestellt aus den
Samen von Sesamum indicum X* und
8. Orientale i. Diese beiden Iri«W6"sehen
Arten werden heute als Varietäten einer
Art betrachtet, welche den Namen Se-
samum indicum I>. C. fahrt Die Sa-
men der ersten Varietät werden als weiss
oder gelb, die der letzteren als roth,
braun oder schwarz bezeichnet, wonach
denn also die hellen Sesamkuchen von
Ä indicum X. und die dunklen von S.
Orientale X. abstammen würden.
Ich selbst habe in meiner „Anleitung" ^)
>) Vergl. nPharin. Centraih." 1887, Nr. 86,
38 nnd 42.
*) Als ErgSnzQXig und Berichtigiing des 2. Ka-
pitels meiner „Anleitung."
>) Seite 57. — Far die einzelnen Theile der
die Angabe gemacht, dass die Sesam-
kuchen aus den Samen von S. indicum
D. C. hergestellt werden, aber ich unter-
schied zwei Arten: 1. „Sesamkuchen aus
doppelthülsiger Saat" und 2. „Gewöhn-
licher Sesamkuchen." Ich stellte fest,
dass die mikroskopischen Bilder, welche
diese beiden Kuchenarten nach Behand-
lung mit Säuren und Natronlauge geben,
sehr verschiedene sind, und schon damals
hegte ich Zweifel, ob der „Sesamkuchen
aus doppelthülsiger Saat"^) aus den Samen
Samenhfllle habe ich daselbst ganz nnrichtige
Bezeichnungen gebraucht.
*) Die Bezeichnung ^aus doppelthülsiger Saat'^
rührt übrigens nicht etwa von mir her. Ich
erhielt die Kuchensorte durch die Güte der
Firma Dinner & Co. in Marseille, welche sie
mir unter der Bezeichnung „Tourteau de S^same
enveloppö" sandte, wonach ich den deutschen
Namen gebildet hatte, ohne mich einstweilen
darum zu kümmern, wie er entstanden und
welche Berechtigung er hat.
Neuerdings schreibt mir die Firma Dinner
Si Co, darüber Folgendes: Tourteau de s^same
double envelopne werden aus Sesam hergestellt,
der 4U8 den aie Stadt Bombay umgebenden
Landestheilen Indiens kommt. Die hier Übliche
Bezeichnung „double envelopp^'* ist eigentlich
546
derselben Art hergestellt werde, wie der
„gewöhnliche Sesamkuchen," jedoch Hess
ich mich verleiten, die ganz falsche und
nach meinem jetzigen Wissen vollständig
unberechtigte Annahme zu machen, dass
die Saraenmaterialien von einer und der-
selben Art stammen und dass die „ge-
wöhnliche" Saat aus der „doppelthülsigen"
entstehe, indem die äussere Hülle sich
loslöse.
Die darüber angestellten Untersuch-
ungen belehren mich nun, dass dieses
durchaus nicht der Fall ist. Wie ich
glaube annehmen zu dürfen, stammt Se-
samkuchen aus sogenannter „doppelthül-
Biger" Saat von den Samen des Sesa-
mtim occidentale Heer et Begeh ^)
Nach den Stammpflanzen hätten wir
somit drei verschiedene Kuchenarten zu
unterscheiden: eine, welche von 8, occi-
dentale Heer et Rgl. stammt, und zwei
von zwei Varietäten des S, indict*m
D. a
Es ist aber fraglich, ob nur die beiden
genannten Varietäten der letzteren Art
oder ob nicht noch eine dritte Varietät
als Stammpflanze in Betracht kommt.
De Candoue^) unterscheidet von 8. in"
dicwn D, C:
a) grandidentaium = 8. indicum L.
ß) sid>dewtatum = 8. indicum 8ifn8.
y) sübtndivisum = 8, Orientale L.
Es ist deshalb sehr wohl möglich, dass
nicht nur die Varietäten a und y, son*
dem auch ß der Oelindustrie das Samen-
material liefern.
Um nun für die verschiedenen Sesam-
kuchen des Handels eine zutreffende Be-
zeichnung zu gewinnen, würde ich vor-
schlagen, den Namen von den Arten,
von welchen die Samen stammen, abzu-
uniichtiff; dieselbe rfihrt daher, dase der Samen
erheblich dickere Häatchen hat als die tlbrigen
Sorten. Erst vor einigen Jahren erschienen nn-
versehends grobbäutige Samen ans Bombay.
A) Meine Annahme beruht darauf, dass das
Samenmaterial dieses Kuchens gleichen ana-
tomischen Bau mit den Samen von 8. oecidentaHe
Heer et Bgl. zeigt. Die von mir als Yergleichs-
material benutzten Samen stammen von einer
Pflanze, welche von Sdumburqk in Guyana ge-
sammelt wurde; ich. erhielt oie Samen durch
die Güte des Herrn Dir. ürban aus dem Berliner
Herbarium.
*) Ä, de CandoUe^ Prodromus systematis na*
turalis regni vegetabilis, pars IX, pag. 250.
leiten, wenn nicht zu befurchten wäre,
dass durch eine Unterscheidung in „in-
dischen" und „occidentalischen" Sesam-
kuchen von den Oelkuchenfabrikanten
beständig Irrthümer begangen werden,
indem diese meinen, die iTamen sind von
den Gultnrländern gewählt. Eine Unter-
scheidung der Hauptarten nach der Farbe
ist gar nicht zulässig, da die Samen von
Ä. indicum D. C. und die von 8. occi-
dentale Heer et Bgl. sich eben auch
nicht nach der Farbe unterscheiden lassen.
Wie wir im Folgenden sehen werden,
können wir nun aber leicht die beiden
Arten durch den mikroskopischen Bau
ihrer Samenschalen unterscheiden, und
es liegt in Folge dessen nahe, die Be-
nennung davon herzuleiten. Indem ich
schliesslich noch den Umstand berück-
sichtige, dass nach dem anatomischen
Bau gebildete, streng wissenschaftliche
Samen dem Praktiker nicht willkommen
wären, mache ich den Vorschlag flir fol-
gende Unterscheidungen :
1. Der aus den Samen der verschiede-
nen Varietäten von 8esamum indicum
Z). C. hergestellte Kuchen heisse:
9»DtiiischaUger Sesaakichei.'*
2. Der aus den Samen von Se$amum
occidentale Heer et Bgl. hergestellte Ku-
chen heisse:
,,DickschaIlger SesaBkicheH.*^
Nach der Farbe können wir dann bei
dem „dünnschiüigen'' Sesamkuehen noch
helle und dunkle oder weisse, gelbe, rottie.
braune und schwarze Sorten unte^hei-
den, während der „dickschalige'* Sesam-
kuchen — so weit meine Erfahrung reichi
— stets rothbraun ist, wozu ich bemerken
muss, dass aber doch noch hier mög-
licher Weise die Farbe variirt. £a hängt
ja übrigens der Farbenton bis zn einem
gewissen Grade nicht nur von der Farbe
der verwendeten Samen ab, sondern auch
von der Art der Pressung und dem Alter
der Kuchen.
Der dickschalige Sesamkuchen "0 unter-
scheidet sich von dem dünnschaligen^
sehr erheblich in den mikroskopischen
^) In meiner „Anleitung" ist er „SeaamkneheB
aus doppelthfllsiger Saat" geoannt.
') In meiner „Anleitung ist er nOew^bn-
lieber Sesamkuchen" genannt.
547
Bildern, welche wir bei der üntersuehang
erhalten, während die verschiedenfarbigen
Sorten des dünnschaligen keine verschie-
denartigen Bilder liefern. Dieses mass
darin seinen Grund haben, dass die zur
Herstellang für die letzteren verwandten
Samen gleichen anatomischen Bau be-
sitzen, m ist dies um so weniger auf-
fallend, da ja die Samenmaterialien von
Pflanzen stammen, die systematisch nur
als Varietäten einer und derselben Art
aufgefasst werden.
Im Folgenden gebe ich nun zunächst
Mittheilungen über den anatomischen Bau
des Samens von Sesamum indicum D. C.
Der erste, welcher in eingehender
Weise die Anatomie dieses Samens
studirte, war der rühmlich bekannte
Flückiger.^) In neuerer Zeit veröffent-
lichte Untersuchungen hierüber Hare ^%
ohne wesentlich Neues den Mittheilungen
Flückiger'a hinzuzufügen. Meine eigenen
Untersuchungen belehrten mich, dass die
von FUickiger resp. von Har/s gemachten
Angaben einiger, wenn auch nicht be-
deutender Berichtigungen bedürfen. Wenn
ich hier die Ana^mie der Samenschale
beschreibe, so geschieht es theils dieser
nothwendigen Berichtigungen wegen,
theils deshalb, weil es iür den Vergleich
zwischen den Samenschalen von S. in-
dicum D. C. und von S. occidentale
Heer et Rgl, erforderlich ist. Auch die
von Flüekiger und Hare gegebenen Fi-
guren sind nicht ausreichend und ersetze
ich dieselben durch diejenigen, welche
meinen Beobachtungen entsprechen.
Flüekiger giebt als Unterschiede zwi-
schen den Samen von 8. indicum L.
und 8. Orientale L. nur den der Farbe
an, während B(Mr» noch weitere Ver-
schiedenheiten beobachtet hat. Es sei
gleich hier bemerkt, dass ich in diesem
Punkte HarM nicht beipflichten kann.
In Folge dessen behandle ich auch die
beiden Varietäten im Folgenden gemein-
sam.
Was das Aeussere der Samen von
Sesamium inäicum D. C. anbelangt, so
*) VergL F, A, Flüekiger „Zni Eenntniss des
Setamtunens*' in »»Schweizerisehe Wochenschrtft
ffir Phaiinaeie,* Nr. 87 vom 14. September 1806.
i(») HoTM, Landwirthschaftliche Samenknnde,
Seite 900.
beschreibt sie Harjs correct folgender-
maassen: „Samen weisslich, hellgelb bis
schwach bräunlich" (S. indicum L.) oder
„schwarzbraun,schwarzviolettbis8chwarz"
(S. Orientale L,), „im Umriss eiförmig,
seitlich comprimirt mit dunklerer vor-
stehender Nabelgegend. An den beiden
Bändern der Schmalseiten mit je zwei
seitlichen kurzen, auf der einen der Breit-
seiten mit einem medianen Längsstreifen
von der Länge des Samens. Samen 3
bis 3,3 mm lang, 1,8 bis 2,1mm breit,
0,9 bis 1 mm dick, mit glatter oder un-
merklich feinst punktirter Oberfläche.
Ihr Gewicht beträgt nach Flüekiger im
Durchschnitt 4mg.'^
Als einzelne Theile des Samens von
Sesamum indicum D. C, kann man drei
unterscheiden, und zwar: den Embryo,
welcher rings umgeben ist von einem
drei- bis vierschichtigen, mit Eiweiss und
Fett erfüllten Keimnährgewebe ^^) und
femer die wiederum dieses umhüllende
Samenschale.
Betrachten wir einen durch den Samen
geführten Querschnitt in Nelkenöl, so
stellt sich die Samenschale so dar, als
ob sie aus einer Schicht von Zellen be-
steht, welche gleich abgeplatteten Engeln
neben einander liegen. Nach Behand-
lung eines Querschnittes mit NolTs Be-
agens^^) erhalten wir ein Bild, wie es
in Fig. 9 wiedergegeben ist. Wir seh^n,
dass die Hauptschicht der Samenschale
(bei A) aus langgestreckten (auf der
Flächenansicht fUnf- bis siebeneckigen)
Zellen besteht, in deren nach aussen
liegendem Ende ein dunkler kugeliger
Körper erscheint. Derselbe enthäU meist
eine sogenannte Erjstalldruse, angeblich
bestehend aus ozalsaurem Ealk. Die
11^ f.Keimnäfargewebe" nenne ich denjenigen
Theü oefl Samens, welcher gewohnlich mit „Al-
bamen" oder „Eiweissgewebe*' (kurzweg auch
„Eiwein") bezeichnet wird, eine Bezeichnung, die
längst ansfferottet sein sollte, weil ja das bo-
f «nannte jEiweisa*' ein Gewehe ist, das neben
em Eiweias des Chemikers stets andere Sub-
stanzen wie Oel oder Stärke etc. fflhrt, welche
fdr den Keimling ebenso wenig entbehrlich sind
wie die Eiweissstoffe. Durch Einfflhrung des
Aasdruckes „Keimnfihrgewehe" würde man nicht
mehr ein chemisches und ein botanisches „Ei-
weiss * unterscheiden mflssen!
^*) NoU's Reagens ist eine Losung von Kalium-
hypochlorit (^au de Javelle")-
Höhe dieser Zellen beträgt dorchsehnilt-
lich circa 60 ^, doch kommen nicht
unerhebliche Schwankungen vori^); auch
ist an einer und derselben Samenschale
die Höhe nicht überftll gleich.
Eine besondere Entwickelung erlUbrt
diese KrjstalldrDsen-Schichtan denjenigen
Stellen, wo schon bei makroskopischer
Betrachtung der Same Herrorragungen
zeigt, nämlich an den Kanten.") Hier
(in der Figur bei a) sind die .Zellen
meist von Krystalldrusen frei und stehen
nicht parallel neben einander, sondern
quellung des Schnittes an ihnen nichts
dentlieh erkennbar ist.
Auf die Samenschale folgt das drei-
bis vierschiehtige Keimnäbrgewebe ^^)
(Fig. 9, C). Die äusserste Zelllage des-
selben zeigt (in Nelkenöl betrachtet) nach
aussen eine verdickte Membran, welche
durch Behandlung mit „Eau de Javelle"
äusserst stark aufquillt und alsdann schon
einen geschichteten Bau zeigt Die Zellen
des Keimnährgewebes sind so angeordnet.
dass drei oder vier (mehr oder weniger
deutlich) hintereinanderliegend eine kurze
{VBrgTa«ernng m. J-Vifuli.)
sie sind angeordnet, wie bei einer Feder
die Fahne an dem Kiel.
Unter der Krystalldrnsen-Sehicht liegen
mehrere Lagen von sehr zarten Zellen
(Fig. 9 bei B), welche meist so zusammen-
gedrückt sind, dasa auch na«h der Änf-
'») Hör« (a. a. 0.) giebt als Unterschiede
zwischen 8. indicum L. and S. Orientale L. an:
„grossere Oberhantzellen, grossere Kalkdrflsen
nnd Anhäufungen von Pigment." Ich traf eine
darchEcbnittlicne Hohe von circa 60 /i bei beiden
VarieUten; auch könnt« ich in Benu; auf die
GrOsae der KrretalldmBen keine dorcngreifen-
den Unterechiedc anfänden. Ea zeigt sich hier
wieder einmal, dass auf OtOb Ben Verhältnisse
basiite Unterschiede meist hinffillig sind. Eb
bliebe somit höchstens noch der FarbeDnnteT'
schied Qbri^.
'•) Die Fignr von Bare trttgt dem Ban dieser
Kanten keine BBcksicht, die von Fl&dnger giebt
ein nicht zutreffendes Bild derselben.
Zellenreibe bilden. Es scheint danach
als ob die 3 bis 4 Schichten ane einer
einzigen Zelllage durch wiederholte Theil-
ung derselben hervorgegangen sind.
Der einzige Unterschied, welchen ich
zwischen den Spielarten von S. indieuu
D. C. auffinden konnte '^), besteht in der
Farbe der Samensehale. Flückiger gab
an, dass die Färbung den Zellhtluten der
Krystalldrusen -Schicht zukommt, wäh-
") In meiner „Anleitung" ist dasselbe mit
dem Anadmck „innere S&menhtllle" bezeichnet
Big jetzt sind von Niemandem entwi ekeln ng»-
Seschichtliche Üntersachnngen fSr den Samen
er desomwm- Arten ansgenihrt; durch solche
aber wird erst mit Sicherneit festcnstdlen win,
welche Beieiehnnng diesem Theile des Samens
lokommt.
"} Vergl. die 13. Anmetkang.
rend Hotm behanptel, dass der Zell-
jnbftlt gefärbt ist. Diese Angabe von
Harz kann ich nur bestätigen, nonas
aber berichtigend binzaftlgen, dass nicht
nur der [nhalt der Krystalldrueen-Schicht
(A), sondern anch der Inhalt der zu-
saminengedröekien PareDebymschicht (B)
geiärbt ist.
Vergleichen wir nun den soeben be-
schriebenen Samen von Seaamum indi-
atm D. C. mit dem von Sfsamwn ocei-
dentale Heer et Rgl., so flnden wir hier
in Bezog auf das Aenssere keine wesent-
Die äusserste Kelilage (Fig. 10 bei A>
besteht aus einer Schiebt von Scleren-
ebj^mzelien, welche ungefähr 60^ hoch
sind. Dieselben zeigen starke und eigen-
thümliche Verdick nngen. Am sUlrksten ver-
dickt sind die senkrecht zur Oberfläche
des Samens gestellten Wände, und zwar
zuerst zunehmend von aussen nach innen
und dann, nach dem Grnnde zu, wieder
ein wenig abnehmend. Dabei hat sich
die Membran der senkrecht stehenden
Wände so modificirt. dass man an ihnen
einen üusseren und einen inneren Theil
liehen Unterschiede, jedoch sind die Kan-
ten des flach gedrückten Samens ausge-
prägter und kann man hier schon eher
von Beginn einer Flügelung des Samens
reden, wie wir sie bei Spsamum-Arien,
welche der Section Sesamopteris ange-
hören, ausgeprägt wieder finden. Sowohl
bei Sesamum indicum D. C. als auch
bei S. occidetitaJe Heer et R<ß. sind übri-
gens die Kantenleisten selten gleichartig
ausgebildet. Die Samen, wcHic mir vor-
lagen, haben eine rothbrauue Farbe.
Die einzelnen Theile des Samens ^^ind
dieselben wie bei Sesanmm indicum D. C. :
Samenschale, Keimnührgewebe und Em'
bryo. Betrachten wir den anatomischen
Bau der Samenschale und des Keimuähr-
gewebes (vergl. Fig. 10), so ergiebt sich
für letzteres durchaus nicht der geringste
unterschied, während nun aV>er die Samen-
schale ein ganz anderes Kild darbietet.
laniiiin occldinoiX Hin- el Hgl.
unterscheiden kann; oft erkennt man in
letzterem st^hwach die Grenzlinie zwi-
schen zwei Itenachliarten Zellen.
Das Lumen der Zellen ist mit hraun-
gefiirbtem Inhalte erfüllt. Nach aussen
sind sie unregelmiissig und undeutlich
begrenzt und es scheint fast, als ob hier
ursprünglich noch eine Zellschicht vor-
handen gewesen wäre.
Auch hier zeigt die Samenschale an
den Kanten besonderen Bau (Fig. 10 bei a)
und entspiicht die Anordnung der Zellen
ganz der von Sisamitm indicum D. C.
(Fig. 9 bei a).
Betrachten wir die Sclerenchymsehicht
von oben, -so erhalten wir die Fläehen-
ansicht. wie ich sie durch Fig. 8 in
meiner „Anleitung" gegeben habe. Wir
sehen fünf- bis achteckige Zellen mit
einer weilen Oeffnung, welche sich bei
tieferer Einstellung des Mikroskops ver-
550
kleinert*^). weil wir bei hoher Einstell-
ung den Rand des Trichters — wenn
ich 80 die Form des Zelllamens in Fig. 10
bei A bezeichnen darf — betrachten,
hingegen bei niedriger die Ausflussöff-
nung.
unter dieser Sclerenchymschicht liegen
(Fig. 10 bei B) mehrere Lagen von ge-
färbten, zarten Zellen, welche denjenigen
von Sesamum indicum D, C. völlig
gleichen. Dasselbe ^ilt — wie schon
gesagt — für das Keimnährgewebe (Fig.
10 bei C).
Vergleichen wir die Fig. 9 und 10, so
sehen wir, dass die JMfferenzen nur die
äussersle Zellschicht betreffen. So ver-
schiedenartig die Schicht A bei den
beiden Sesamum-Arten aber auch gebaut
ist, so scheint es doch unzweifelhaft, dass
diese beiden Schichten sich entsprechen.
Dies zeigt die Bildung an den Kanten
und ganz besonders die Lage der Zellen.
Der wesentliche Unterschied besteht da-
rin, dass die äussere Samenschale (A) bei
S. occidentale Heer et Bgt sclerenchy-
matisch verdickt ist, während sie bei
S, indicum D, C. unverdiekt und mit
Krystalldrusen versehen ist. ^*)
Nachdem wir die Samenschal-Anatomie
von Sesamvm indicum D. C. und S.
occidentale Heer et Rgl. kennen gelernt
haben, kann es uns nicht schwer fallen,
die Prüfung der aus ihnen hergestellten
Oelkuchen vorzunehmen.
Für die mikroskopische Untersuchung
des dickschaligen Sesamkuchens habe
ich meinen obigen Ausführungen und den
in meiner „Anleitung" gemachten An-
gaben wenig hinzuzufügen. Nach Be-
handlung mit Königswasser und Natron-
lauge erhalten wir das charakteristische
Bild der Flächenansicht, wie ich es in
") Vorausgoaetzt , dass die Samenschale mit
ihrer Oberfläche nach oben liegt.
^*) Es sei bemerkt, dans ich bei den Samen
von S. Orientale L., die ich durch die Güte des
Herrn Dr. Urban von einer Pflanze erhielt,
welche in P^rsien dnrch Hausknecht gesammelt
wnrde, die Zellschicht A frei von Krystalldrusen
fand. Bei denselben Samen war die Zusammen-
setinng der Zellschicht B auBnahmsweise deut-
lich erkennbar. Beide Umstftnde werden wohl
darauf zurückzuführen sein, dass die Samen nicht
ausgereift waren; wenigstens Iftsst GrOs^e und
Ansehen der Samen diesen Schluss zu.
dieser Abhandlung beschrieben und in
meiner ^.Anleitung" gegeben habe. Mit-
unter — wenn auch nur selten — wer-
den wir auch Querschnitts-Ansichten er-
halten/ die dann unserer Fig. 10 bei A
oder bei a entsprechen müssen.
Eine Unterscheidung der Varietäten
des dünnschaligen Sesam kuchens können
wir nur nach der Färbung vornehmen,
auf mikroskopischem Wege lässt sieh
kein anderer Unterschied const-atiren.
Wollen wir die Krystalldrusen -Schiebt
erhalten, so empfehle ich bei Prüfung
des indischen und des orientalischen Se-
samkuchens folgende besondere Operation
auszuführen :
Ein Theelöffel voll Kuchenmehl wird
mit circa 30 ccm Wasser angerührt, mit
circa 30 ccm concentrirter Natronlauge
versetzt und tüchtig ausgekocht, darauf
filtrirt, ausgewaschen und mit Glyeerin
schwach erhitzt. Wir erhalten dann von
der Krystalldrusen-Schicht ein klares Bild.
Wir sehen polyedrische, lückenlos an-
einander schliessende, in mehr oder we-
niger deutlichen Reihen liegende Zellen,
welche meist von einem unregelmässig
kugeligen Gebilde (der schlecht ausge-
bildeten Krystalldruse) erfüllt sind. Mit-
unter bemerken wir Stückchen, deren
Bild unserer Fig. 9 bei A oder a ent-
spricht. Ausserdem treffen wir die gar
nicht charakteristischen, farblosen und
dünnwandigen Zellen des Keimnährge-
webes und des Embryos an.
Bevor ich dieses Kapitel beende, sei
mir noch gestattet, einige Worte über
den Werih der verschiedenen Sesam-
kuchen-Sorten zu sagen. So viel mir be-
kannt, liegen für dieselben keine beson-
deren chemischen Analysen vor ^^) ; trou-
*•) Ich finde nur in „Schaedler, Technologe
der Fette und Oele** für die hraune nnd leibliche
Varietät der Samen von S. indicum 3, C. he-
sondere Analysen. Dieselben ergeben, dass die
dunklen Samen circa 5 pGt. mehr Oel (angeb-
lich auch besseres) enthalten und dass der Ei-
weissgehalt fast bei beiden der gleiche ist, wo-
raus sich Allerdings schliessen lies-^^e, roraasge-
setzt. die Kuchen enthalten nach der Pres^^iuig
gleich viel Oel und Walser, dass der belle
dflnnschalige Sesamkuchen reicher an Protein
ist als der dunkle dünnschalige, aber es finngt
Pich, aus wieviel Analysen die von SchaedUr
gegebenen Zahlen das Mittel ^anteUeo.
5Ö1
dem aber hat der Landwirth wohl den
Glauben, dass die weissen Sorten die
besseren sind. Ohne eine gegentheilige
Ansicht aussprechen zu wollen, möchte
ich (doch darauf hinweisen, dass diese
Ansicht möglicherweise nur auf einem
Vorurtheil beruht, denn es ist von vorn-
herein gar nicht einzusehen, weshalb die
dunkelfarbigen Varietäten an Nährstoffen
ärmer sein sollen als die hellfarbigen.
Hierüber sind noch Aufschlüsse von den
durch chemische Analyse gefundenen
Zahlen zu erwarten. Wahrscheinlich ist
allerdings, dass der dickschalige Sesam-
kuchen seiner dickeren Schale wegen
etwas geringwerthiger ist als der dünn-
schalige, aber auch dieser Umstand
könnte durch einen möglicherweise rei-
cheren Gehalt an Eiweissstoffen aufge-
wogen werden.
Zur Verbreitung und Wanderung
der Pflanzen.
VoD 6r. de Bossi, Neviges.
Der Hauer und der Gärtner bringen ihre
Kulturpflanzen und Blumen durch sorgfältige
Bearbeitung und Düngung des Bodens, durch
Freihsltung desselben von Unkraut zum Gre-
deiben. Sich selbst überlassen, gehen diese
Pflanzen bald zu Grunde und werden von der
einheimischen Flora verdrängt. Einzelne
Arten siedeln sich jedoch auch im Freien an ,
meistens nur vorübergehend, manchmal auch
dauernd. Auf Garten- und Ackerland säen
sich Papaver somniferum L. und Calendula
officinalis L. selbst aus und machen manch-
mal schüchterne Wanderungen auf benach-
barte Parzellen. Namentlich auf solchem
Boden, der ähnlich wie das Kulturland einer
fortwährenden Umarbeitung unterworfen ist,
an den Flussufern und auf den Flussinseln
durch die Wellen, an den Bahndämmen, den
Böschungen der Landstrassen, auf Schutt-
platzen durch Menschenhand, wachsen manche
Garten- und Ackerpflanzen.
Aehn liehe Beobachtungen machen wir in
weit grösserem Umfange bei unseren wilden
Pflanzen. In der Ebene giebt es manche
Arten, die im Gebirge fehlen und umgekehrt;
nicht immer ist die Höhenlage über dem
Meeresspiegel die Ursache dieser Erschein-
ung, sie beruht häufig auch auf dem Vor-
handensein oder Fehlen dieser oder jener
Bodenart. Von solchen Gewächsen, die im
Rheinthal bei Düsseldorf gemein, hier im
Vorgebirge mir aber noch nicht vorgekommen
sind, nenne ich nur: Coronilla varia L.,
Saxifraga granulata L., Saponaria officinalis
L., Lychnis vespertina Sibth. ; Viola canina
L. (bei Neviges durch silvestris Lam. ver-
treten), Malachium aquaticum L., Cerastium
arvense L., Holosteum umbellatum L., Alys-
sum calycinum L., Thlaspi arvense L , Re-
seda lutea L., Ranunculus bulbosus L., ar-
vensis L., Deiphinium Consolida L., Solanum
nigrum L., Salvia pratensis L., Lamium ma-
culatum L., Frimula officinalis L. (hier nur
elatior L.), Urtica urens L., Uordeum muri-
num L.
Der Bewohner der Ebene findet manchmal
zu seiner Ueberrascbung an den Flussufern
Blumen, die von Samen herrühren, welche
der Strom aus dem Gebirge herabgeführt hat.
Umgekehrt wandern Pflanzen aus den Thä-
lern, den Strassenböschungen und nament-
lich den Eisenbahndämmen folgend, weit ins
Gebirge hinein. In der Gegend von Neviges,
wo der Boden aus den verwitterten Felsen der
Grauwackeformation und an einigen Stellen
aus denen des Kohlenkalks besteht, kommen
kiesige Stellen von Natur fast gar nicht vor
— was davon am Bachufer vorhanden ist,
sind auch nur der Grauwacke entstammende
Geschiebe — , da bieten denn die Eisenbahn-
dämme mit ihren Anschüttungen von frem-
dem Kies und Saud einen trefflichen Unter-
grund für viele Pflanzen der Ebene. Die
Keime dieser Gewächse werden theils mit
dem Kiese selbst schon herbeigebracht, theils
durch den Verkehr der Züge, beim Aussteigen
der Personen, beim Ausladen der Thiere und
der Waaren eingeschleppt. Manche Arten
werden aber auch nur durch Ausstreuung
ihrer Samen ganz allmälig an den Bahn-
dämmen weiter fortwandern. Dabei macht
man die Beobachtung, dass an solchen Stellen,
wo fortwährende Neuanschüttungen etc. den
Boden der Dämme in Bewegung halten, jene
Fremdlinge vortrefflich gedeihen, während an
Strecken, wo die Böschungen jahrelang un-
gestört bleiben, letztere von dem einhei-
mischen Pflanzenwuchs immer mehr über-
zogen, und die fremden Eindringlinge häufig
vollständig vertilgt werden.
Dass Wassergewächse von Vögeln, na-
mentlich wilden Enten, welche unverdaut ge-
bliebene Samenkörner wieder von sich geben,
552
ausgebreitet werden, i»t eine bekannte That-
sacbe; Verfasser selbst hat in einem isolirt
liegenden kleinen Teiche, in dem früher nar
Wasserlinsen und FroschlöfFel vorkamen, im
vorigen Sommer plötzlich Potamogeton pu-
sillas L. gefunden, dessen Samen jedenfalls
durch einen Vogel dorthin gelangt sind.
Obwohl nun viele einheimische Pflanzen
aus der Ebene ins Gebirge und aus letzterem
ins Thal wandern^ so will ich andererseits,
um den Beweis zu liefern, wie schwer es ist,
gewisse Arten an Orten anzusiedeln, deren
Höhenlage oder Bodenbeschaffenheit ihnen
nicht zusagen, hier einige Versuche mitthei-
len, die in dieser Beziehnng angestellt worden
sind. Ein Bekannter von mir säete vor
einigen Jahren reife aus dem Rheinthal
stammende Samen der Nymphaea alba L. in
den hiesigen Schlossteich, in welchem Nuphar
luteum L. schon seit langer Zeit wächst —
bisher hat sich noch kein einziges Exemplar
der weissen Seerose gezeigt. Am Ufer der
Ruhr und auf den Saodinseln derselben
kommt in grosser Menge Saponaria officina-
lis L. vor. Ich brachte nun im Herbste 1884
wenigstens 2 bis 300000 reife Samen mit
nach Neviges und säete dieselben an geeig-
neten Stellen am Ufer des Hardenberg er
Bachs aus, sie theilweise unter den Sand und
das Geschiebe verscharrend. Von allen die-
sen Samen scheint kein einziger zur Ent-
Wickelung gelangt zu sein; ich habe in den
Jahren 1885 und 1886 trotz vielen Suchens
bis zu 3/4 Stunden Entfernung unterhalb der
besäet en Stellen kein Stück der Pflanze auf-
gefunden. Im Sommer 1885 brachte ich
ein Exemplar des Nasturtium amphibium L.
aus der Ruhr mit und pflanzte dasselbe auf
einer kleinen Insel im Bache an, die gewöhn-
lich überflutet ist, und auf welcher Nasturtium
officinale R. Br. und palustre DG. in grosser
Anzahl gedeihen. Im Spätherbst fand ich,
dass die Pflanze, der ich durch Entfernung
jedes anderen Krautes einen schönen Platz
geschaffen und letzteren ausserdem durch
Steine und Kies befestigt hatte, gut ange-
schlagen war und lustig grünte. Im Früh-
jahr 1886 war sie sehr schön entwickelt, wenn
auch theilweise von Phaedon armoraciae L.
angefressen, welchen Käfer ich in Anzahl
darauf fand. Im Laufe des Sommers haben
aber die benachbarten Pflanzen, namentlich
Polygonum und Glyceria, den compacten
Strauch durch Dazwischen dran gen ihrer
Triebe nach und nach ganz auseinander-
gerissen und, da ick den Vorgang absiefatlieb
nicht weiter hinderte, so vollständig zerstört,
dass im Spätherbst die Pflanze zu Grsnde
gegangen war.
Wenn ich mir nun vorstelle, wie sehr sich
die hiesige Flora namentfrch durch Ansrod-
ung der Wälder und KuFtivirnng des so ge-
wonnenen Bodens verändert hat, seit auf
einer isolirten Bergkuppc, wo die Ruine
eines alten Wartthurms stand, „Wittekind
dat Düwelskind*"*) die fränkische Grenze
beobachtet, so muss ich Bertbold Sigismand
Recht geben, der in seiner Skizze „Die Um-
wandlung der Flora" (Aus der Heimat, 1860,
Seite 705) sagt, die Worte des Dichters:
.,Unter demselben Blau, Ober drm nfimlichen
Grtln
Wandeln die nahen und wandeln vereint
die fernen Geschlechter*
seien, so anmuthig sie uns entgegentönen,
nur halb wahr, und im Grunde, wie manches
Trostwort eines Freundes, bloss eine schöne
Täuschung. — Freilich, in dem alten Eichen-
walde auf der Höhe, zwischen dessen mäch-
tigen Stämmen im Frühling Sauerklee, Wald-
Veilchen und Anemonen bliihen, dort aieht
es heute wohl noch ebenso aus wie in jenen
Tagen, wo die alten Germanen hier dem
Waid werk auf Bären und Hirsche oblagen !
D. botan. Monatsschr. ISST, Nr. 7. 8.
Zur Bestimmung
der Schwefligsäure und Schwefel-
säure im Schnee
wurden von 2?. Sendtner (Bayer. Ind. G. V.
1887, 70) 1 bis 2 kg Schnee mit Hülfe einer
kleinen Porzellanschale, um auch jede Ver-
unreinigung durch die Hände auszuschliessen,
in ein geräumiges tarirtes Glasgefösa ge-
schaufelt und abgewogen. Zu dieser Scfanee-
masse wurden sofort 10 bis 12 ccm einer
ziemlich concentrirten Auflösung von Kalium-
permanganat gegeben, um die vorhandene
Schwefligsäure in Schwefelsäure überzufahren.
Nachdem die Schneemasse bei Zimmertem-
peratur im bedeckten Glase allmälig ge-
schmolzen war, wurde das Schneewasser fil-
trirt und über freiem Feuer concentrirt, dann
bei gelinderem Hitzegrad auf etwa 50 ccm
*) Wie eine Inschrift auf einem Steine be-
sagt, der in jener Ruine gefunden wurde.
553
«iDgedampft. Zu dieser heissen Lösung wurde
nun allm&lig Oxalsäurelosung (1 : 10) , die
ebenfalls vorher auf ihre Beinheit geprüft
worden war, bis zur Entfärbung des Schpee-
wassers gegeben ; in der Regel genügten bei
Anwendung von 25 com der Kaliumperman-
ganatlösung 10 com der Oxalsäurelosung.
Noch warm wurde das Schneewasser durch
ein Saugfilter filtrirt und gut abgesaugt unter
mehrmals wiederholtem Nachwaschen mit
heissem destillirtem Wasser. Das Filtrat
wurde mit einigen Tropfen reiner concen-
trirter Salzsäure versetzt, zum Kochen er-
hitzt und die vorhandene Schwefelsäure mit
BarjTumchlorid (1 : 10) in geringem Ueber-
scbuss (3 bis 5 ccm) heiss gefallt, filtrirt,
getrocknet, im Platintiegel geglüht und ge-
wogen.
Im Hofe des hygienischen Institutes in
Hünchen frisch gefallener Schnee enthielt
in 1 kg z. B. 7 mg Gesammtschwefelsäure,
am folgenden Tage 17,6 mg, nach 10 Tagen
62,2 und nach 16 Tagen bereite 91,8 mg.
Der Schnee nimmt also sehr rasch die in
der Stadtluft vorhandene Schwefelsäure bez.
Schwefligsäure auf; letztere geht bald in
Schwefelsäure über. Frischer Schnee enthielt
z. B. 3,1 mg SOs und 3,4 mg SO2, zwei
Tage alter Schnee 29,4 mg SOs und 1,6 mg
SOs. Dieser stark schwefelsäurehaltige Schnee
ist für im Freien stehende Marmordenk-
mäler u. dgl. sehr verhängnissvoll. Erwähnt
wird femer, dass in München die Coniferen
durch die Schwefligsäure bez. Schwefelsäure
des Steinkohlenrauches getödtet werden.
Zeitschr. f. ehem. Ind. 1887, Heß 20,
Apparat zur quantitativen
Znckerbestimmung.
Fleischer construirte einen Apparat zur
Anstellung der Gab rung^sp rohe, der von
dem bisher gebrauchten und bekannten Appa-
rat etwas abweicht. Er besteht aus einem
Olascylinder, in welchem sich unten Queck-
silber befindet. Dieser untere Theil ist durch
eine eingeschmolzene Glasplatte von dem
oberen Theil abgeschlossen, steht jedoch
durch ein Glasrohr, welches in den unteren
mit Quecksilber zum Theil gefüllten Raum
ausmündet, mit dem oberen in Verbindung.
Der untere Theil steht weiterhin in Verbind-
ung mit einer rechtwinkelig gebogenen gra-
duirten Glasröhre. In [den Apparat werden
10 ccm des zu prüfenden Harns mit frischer
Hefe gebracht und dann der Apparat oben
durch einen Kautechuk-
y-K stopfen geschlossen. In
' I einen ebensolchen zwei-
ten Apparat kommen 10,0
g Wasser und Hefe, sowie
0,1 g Traubenzucker (in
Gelatinekapseln vorräthig).
Beide Apparate bleiben 1 2
bis 14 Stunden an einem
warmen Orte stehen^
Durch die entwickelte Koh-
lensäure wird das Queck-
silber in der graduirten
Röhre in die Höhe ge-
drückt und durch eine
Vergleichung des Quecksilberstandes in bei-
den Apparaten lässt sich die Menge des
Zuckers im Harn berechnen. s.
Durch Medic. chir. Bundschau 1887, 743 und
AufisdeUung in Wiesbaden, 18. bis 24. Sept. 1887.
lieber die Hüfner'sche Seaction
bei amerikanischer Ochsengalle.
Von J. MarshaU.
Zur Gewinnung farbloser krysfallisirter
Glykochol8äure filtrirt Verfasser mit einigen
Tropfen Salzsäure versetzte fVische Galle
durch Sand, setzt zum Filtrat auf 100 Th.
5 Th. Salzsäure und 30 Th. Aether oder
Petroläther; die ausgeschiedene Masse wird
mit HCl- und ätherhaltigem Wasser aus-
gewaschen. Zur quantitativen Bestimmung
der Tauro- und GljkocholsSure wurde in der
einen Hälfte des Alkoholauszuges aus 100 ccm
eingedampfter Galle der Schwefelgehalt durch
Schmelzen mit Kali und Salpeter bestimmt,
in der anderen Hälfte mit HCl und Aether
die Glykocholsäure ausgefällt, getrocknet und
gewogen. Von 543 frischen Gallen gaben
nur 121 (22pCt.) die HO/ner'sche Keaction,
und zwar die gelbe Galle mehr, denn doppelt
so häufig als grüne; der Inhalt der Ochsen-
gallenblase betrug im Mittel 320 g. 3 nicht
reagirende Gallenproben enthielten 4,2, 4,8,
2,1 pCt. Taurocholsäuro , 0, 0,09, 0,17 pCfc.
Glykocholsäure. Bei reagirenden Gallen fand
sich 2,2, 3,3, 3,0pCt. Glykocholsäure, die
Menge der Taurocholsäure war im Mittel nur
um V3 höher.
Durcfi Centralbl. f. d. med: Wiss. 1887, Nr. 29.
554
SechtsdrehendeB Asparagin.
Von A. Ptutti.
Das seit langer Zeit wohlbekannte Asparagin
ist linksdrehend. Fassend auf die Analogie
der dem Asparagin nahestehenden rechts -
und linksdrehenden Aepfelsänren und der
beiden Weinsäuren muthmaasste man bereits
vor 30 Jahren die Existenz eines rechts
drehenden Asparagins und Pasteur hat die-
selbe zuerst mit Bestimmtheit vorausgesagt.
Verf. hat nun neulich das rechtsdrehende
Asparagin aus Wickenkeimlingen er-
halten, von denen 6500 kg eine Ausbeute von
20 kg Roh - Asparagin geben. Beim Um-
krystaliisiren scheidet sich zunächst links-
drehendes Asparagin aus , erst aus der con-
centrirten Mutterlauge scheidet das rechts-
drehende Asparagin in rein süss schmeckenden
Krjstallen aus; die Ausbeute betrug etwa
100 g. Der süsse Geschmack bleibt den
Krystallen auch nach mehrmaligem Um-
krystallisiren und auch nachdem sie in
Kupferverbindung übergeführt und ans dieser
wieder abgeschieden worden waren. Im
Uebrigen zeigen sie TÖilig das Verhalten des
Asparagins und auch genau dessen Elementar-
Zusammensetzung. — ag—
Bert Ber. XIX, 1692.
Berichtigungen.
In dem Artikel: „Zur Prüfung von
chlorsaurem Kalium auf Salpeter'^
in voriger Nummer muss es Seite 535.
1. Spalte zweimal heissen Traub'sche
Beaction, nicht Tromb'sche Beaetion.
In dem Artikel: „Liquor Perri al-
buminati" in voriger ffummer ist die
6. Zeile (2. Spalte von oben) ausgefallen,
es muss dort heissen: 80 g Liquor
Ferri acetici Pharmacopoeae Ger-
manicae II. Bed.
f\^ _ vy^ %. ' . ' .^ \.
'vyxy^y^ ^^ ^ ^ *
ülteratar und Kritik.
Eneyclopidie der Natarwlssenschaf-
ten. Zweite Abtbeilung, Handwörter-
buch der Chemie, 24. und 25. Liefer-
ung. Subscriptionspreis pro Lieferung
3 Mark. Breslau, Eduard Trewendi,
1887.
Mit den zwei neuen Lieferungen des
„Handwörterbuchs der Chemie'* wird bereits
der V. Band dieses trefflichen Werkes abge-
schlossen. Sie enthalten die Aufsätze „Iso-
morphie — Kalium — Kautschuk — Ke-
tonalk'ohole — Ketone — Ketonsäuren —
Knochen, Knorpel und Zähne — Kobalt^'
und ein ausführliches Register des betreffen-
den Bandes. Dass das genannte Werk dem
Gebiete der angewandten Chemie stets Rech-
nung trägt, beweisen wiederum die für die
Technik und die Physiologie bedeutsamen
Beiträge der Professoren Engler über „Kaut-
schuk" und Brechsei über „Knochen'^ etc.
Den Aufsatz „Kobalt'^ hat der neu hinzu-
getretene Mitarbeiter Dr. Stöhr in Kiel ge-
liefert.
Chemiker -Kalender fOr 1888. Von
Dr. Rudolf Biedermann. 9. Jahr^an^.
Mit einer Beilage. Preis 3 Mark.
Berlin 1887. Verlag von Julius
Springer.
Die Ausstattung dieses verbreiteten Hvlfs-
buches ist die gewohnte. Der Inhalt hat
von Neuem Zusätze und Verbetaerangen
erfahren.
Dr. L. Babenhorsf s Kryptoganen-
Flora Yon Deutsehland« Oegter-
reich und der Schweiz« Mit vielen
in den Text gedruckten Abbildungen.
Preis : 2 Mark 40 Pfg. pro Lieferung.
Erster Band, 11. Abiheilung: Pilze.
27. Lieferung, Schluss der zweiten Ab-
theilung, ryrenomycet^s (Sphaeri-
aceae, Dothideaceae, Laboulbeniae).
Bearbeitet von Dr. ö. Winter. Be-
gister der 11. Abtheilung (Lieferung
14 bis 27). — Erster Band, HI. Ab-
theilung : Pilze. 28. Lieferung. Hys-
teriaceae, Discomjcetes (Pezizaceae).
Bearbeitet von Dr. Ä Rehm. — Vierter
Band : Die Laubmoose von K Gustav
Limpricht 7. Lieferung. Bnrineae.
Siegocarpae (Acrocarpae). Leipzig
1887. Verlag von Eduard Kummer.
Real-Encfdopldie der getammtea leOknde.
Medicmisch - chirurgisches Handwörterbuch
für praktische Aerzte. Herausgegeben tod
Frotlh. Albert JEuienimrajjiBttm. Zweite
umgearbeitete und Tenneiirta Auflag«. EU*
555
ter Band (Heft 101 bis 110). Erseheint in
Bänden von je 45 bis 50 Druckbogen Um-
fang. Mit zahlreichen Illustrationen. IJrhan
<& Schvoarzenberg. Wien und Leipzig 1887.
Von obigem WeAe, welches auch in Liefer-
ungen zum Preise Ton Mark 1 .50 per Lieferung
in rascher Folge erscheint, wurde soeben der
elfte Band der zweiten umgearbeiteten und yer-
niehrten Auflage vollendet. — Dieser Band um-
fasBt die Artikel Kindspech bis Lenk.
Abriss der ehemlschen Technologie mit beson-
derer Rücksicht auf Statistik und Preisver-
hältnisse. Von Dr. Chr. Heinzerlina, Docent
am Polytechnikum in Zflncb. 8. Lieferung.
Preis 2 Mark. Cassel und Berlin 1887. Ver-
lag von Theodor Fischer,
PreisconraBt der chemischeB Fabrik H. Tromins-
dorfll Vorzugspreise. Erfurt. Wintersemester
1887/8«. I.
Hlscelleii.
üeber den Ursprung der Färbungs-
erscheinungen des Heerwassers
und des Wassers der Seen.
Nach den Versuchen von Fol und Sarasin,
welche photograpbische Platten bis zu ge-
wissen Tiefen einsenkten , dringt das Tages-
licht nicht weiter als 200 m (nach neueren
Versuchen 360 bis 400 m) unter die Ober-
fläche ein. Demnach müsste das Wasser der
Gewässer , weiche tiefer sind , schwarz er-
scheinen. Dass dieses nicht der Fall ist,
rührt dayon her , dass das scheinbar klarste
Wasser feste Theilchen suspendirt enthält,
da sich ein in das Wasser fallender Licht-
strahl gerade so markirt , wie in der gleich-
falls klar erscheinenden, mit Sonnenstänb-
eben erfüllten Zimmerlaft. In beiden Fällen
ist es die Reflexion von unendlich kleinen
Partikelchen, durch welche der Gang des
Lichtstrahls sichtbar erscheint. Der Gegen-
wart dieser PartikeFchen ist es zuzuschreiben ,
dass von dem Lichte, das. in ein tiefes Ge-
wässer eindringt, ein Bruchtheil wieder
reflecttrt wird. Wenn jene Theilchen nicht
zu dick gesäet sind, so wird das heraus
tretende Licht im Wasser einen langen Weg
zurückgelegt haben und uns daher ebenso,
wie wenn wir durch eine lange , mit Wasser
gefüllte Röhre blicken, in der Eigenfarbe des
Wasser d. h. blau erscheinen.
Anders gestaltet sich die Sachlage , wenn
das Wasser stärker getrübt ist und zwar ge-
trübt durch farblose Theilchen von solcher
Feinheit, dass sie durch ein Filter nicht mehr
zurückgehalten werden und sich gewisser-
maassen in einem der Lösung nahestehenden
Zustande befinden. Einen solchen „pseudo-
colloXdalen" Zustand können z. B. Thon und
Kalkstein annehmen. In einem derartigen
Medium erleidet das weisse Licht eine eigen-
thümliche Zerlegung, wie durch Versuche
fsstgeftellt wurde. Die brechbaren Strahlen
. I
werden unter bedeutender Schwächung ihrer
Intensität seitlich zurückgeworfen , während
die rothen und gelben Strahlen weit weniger
geschwächt werden und ihre Richtung fast
ungeändert beibehalten. Es ist hiemach
sehr leicht, sich über die verschiedenen Nu-
ancen der Gewässer — vom Grün bis zum
Brilunlichgelb — Rechenschaft zu geben.
Wenn Wasser Stoffe im pseudo - collöidalen
Zustande in mehr oder weniger reichlicher
Menge enthält, so wird das Licht, welches
es durchstreicht, eine mehr oder weniger
dunkle gelbbraune Färbung zeigen ; es kann
sogar vorkommen, dass das Wasser — selbst
in relativ dünner Schicht — kein Licht mehr
durchlässt, dass es undurchsichtig, also
schwarz erscheint. Jenes gelbe Licht wird
sich für unser Auge mit dem blauen Li€ht
combiniren , so werden je nach dem Mengen-
verhältniss des Gelb, grfinlichblaue, bläulich-
grüne, grüne und gelblichgrüne Färbungen
entstehen.
Wenn das Gelb gegen das Blau bedeutend
im Uebergewicht ist , so wird letzteres sogar
völlig ausgelöscht werden; das Wasser wird
dann eine gelbbraune oder noch dunklere
Farbe zeigen.
Diesen Erwägungen zufolge muss das Licht,
das aus einem blauen See austritt, einen
grossen Weg innerhalb des Wassers zurück-
gelegt und daher eine erheblichere Schwäch-
ung erlitten haben, als das Licht eines grünen
Sees, und letzteres wieder hinter dem von
einem gelbliohgrünen See ausgesendeten
Licht an Intensität zurückbleiben. Durch
Versuche , welche Spring ausführte , wurden
diese seine Folgerungen bewiesen. g,
Naturto. Emdachau 18S7, Nr. 28, S. 226,
AnethoL
Eberhardt giebt Mittheilungen über das
ätherische Gel , welches sich aus der Wurzel
556
von Osmorrhiza longistjlis Hafi-
m e s q n e destilliren läast. Die Wurzel dieser
Umbellifere besitzt deutlich den Geruch nach
Anis und Fenchel und ist schon seit längerer
Zeit als Anethol führend unter den Namen
Sweet Sicily, Sweet Root, Sweet Anise be>
kannt. Das ätherische Oel enthält neben
Anethol noch einen der geringen Menge
wegen nicht weiter untersuchten Kohlen-
wasserstoff. Das aus dem Oel isolirte Anethol
siedet bei 226 bis 227 ^^ C, erstarrt bei
16 0 ,' besitzt das spec. Gew. = 1,072 bei
7,5 ^ und dreht die Ebene des polarisirten
Lichtstrahles nicht. Durch Oxydation mit
Chromsäaremischnng wurde wie bei den
anderen Anetholarten ebenfalls Anissäure
erhalten, welche denselben Schmelzpunkt
wie die aus Anis -Anethol dargestellte Anis*
säure zeigte. g.
Pharm. Bmidsch, 1887, S. 149,
Absorption der Salicylsäure durch
die Haut.
Ingria konnte durch die Reaction des
Harns mit Eisenchlorid nachweisen, dass
Salicylsäure mit Mandelöl gemischt auf die
Haut eingerieben, von hier aas resorbiit
wird. Die Resorption erfolgt langsam und
unvollständig, so dass 1 cg per es gleich ist
25 cg auf die Haut eingerieben. 15 bis 20 g
Salicylsäure in dieser Weise eingerieben, be-
wirken keine unangenehmen Symptome;
werden nicht mehr als 4 g eingerieben , so
werden HautrÖthungen nicht beobachtet.
B, Mediein.'Chirurg. Bundsch. 1887, S. 628.
Quantitative Abscheidung und
Bestimmung des Zinks.
Von S. Bein.
Zur Trennung des Zinks von Eisen oxyd-
satz empfiehlt Verf. , letzteres durch Zusatz
von bernsteinsaurem Natrium abzuscheiden.
Das Zink selbst bringt er als ZnO seur Wäg-
ung, indem er die concentrirte Losung in der
Siedehitze mit Natriumcarbonat fällt, den er-
haltenen Niederschlag in HNO3 lost und
glüht. — o^^
Bep, anal. Chem. 275^383.
V >• ^ , / ^
Offene CorrespoiiclenaE.
Moff. Pharm. H. »n B. Wir veröffentlichen
Ihre Anfrage : Kennt Jemand die Pflanze, welche
zur Herstellung eines Thees (zerschnittene grüne
Blätter mit den Stengeln) benützt wird, der mit
folgender Reclamc vertrieben wird:
„Erstes Pflanzenproduct zur Vertilgung der
Mäuse und Eatten. Dieses empfehlenswerthe
Mittel, durch einige Jahre von Oeconomen und
GctrcidchÄndlern erprobt, besitzt die Kraft
Mfiuse und Ratten, überhaupt Nagethiere, voll-
kommen zu vertilgen. Menschen und allen
nützlichen Hausthieren ganz unschädlich, daher
bis jetzt allen bekannten Mitteln vorzuziehen.
Preis per Packet sammt Gebrauchs-Anweisung
ÖO Pf. Dieses Mittel ist echt im Haupt-Depöt
hei Herrn F. L. Bütner, Droguist in Brunn,
zu beziehen."
Anfrage: „Kennt Jemand die Zusammen-
setzung des Jodotannins, das in der Julius-
hospitals - Apotheke in Würzburg angewandt
wird?"
Apoth, W. in P. Auch in der Sftchsi-
schen Arzneitaxe kommen Ähnliche Ver-
hiiltnisse vor, wie folgender Fall beweist. Unter
den Arbeitspreisen für Auflösen befinden sich
nachstehende Bestimmungen:
„Für das Auflösen von krvstallisirter Carbol-
saurc sind incl. des Schmelzen s derselben zu
berechnen 10 Pf. Bei Verwendung von Acid.
carbolic. liquefactum fällt eine Berechnung für
Schmelzung und Auflösung weg."
Bei Berechnung einer Solutio acidi car-
bolic i 3,0:100,0 ergeben sich nun, je nach-
dem ob Acidnm carboUcum liqnefaetmn oder
angeblich crjstallisatum Verwendung fand,
folgende Preisansätze:
1. Acid. carbolic. liquefact 3,3 g 5 Pf ,
Wasser 96,7 g 5 »
Wfigungen 6 ,
Glas 15 " _
31 Pf.
rund = 85 Pfennige.
2. Acid. carbolic. crystallis, 3,0 g 5 Pf.
Wasser 97,0 g 5 «
Wägnngen 6 „
Lösung 10 »
Glas 15 .
41 Pf.
rund = 45 Pfennige.
Verschreibt jedoch der Arzt dasselbe Medica-
ment unter dem Namen Aqua carbolisats
(3 pCt) 100,0, so kommt der speciell hierför
ausgeworfene Preis in Betracht und die Ge-
sammtsumme beträgt:
Aqua carbolisata (bis 3 pCt)
100,0 g 8 Pf.
Wägung 3 ,
Glas 15 .
rund = 80 Pfennige.
26 Pf.
Also für dasselbe Medicament drei
verschiedene Preise.
Verleger und ▼erantwortliehor Redaetenr Dr. E» Oelitler in Dresden.
Pharmaceuiische Centralhalie
für Deutschland.
Zeitung för wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Oelssler.
Flrecheint jeden Donnerstag. — Abonnementipreis dnroh die Post oder den Buchhandel
vierteljährlich 3 Mark. Bei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. Einielne Nummern
35 Pf. Inserate: dio einmal gehaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Aufträge, Manuseripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Piünitzer Strasse 56 adressiren.
M 45. Berlin, den 10. November 1 887. ^^l M^^rj.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt; Chemie nail PhtraiMiei Ueber die Denatarirung des Spiritus. — Ueber di« Bereitung des Collodiams
naeh der Torsehrilt der Ph. G. 11 und über diejenige mit Kalisalpeter. — Nicht officlnelle Formeln der Pharm.
Britt — Pharmacognostisches. — Die Prilparatioa der Orebtdeen fttr Herbarien. — Antiseptika. — Qoantitative
Bestimmnng des Chlorophylls. — MIteelleBS Einflnss der Form der Yerordnang auf die Wirkung der Arznci-
initlel. — Dinitrokresol. — üeber geflirbten Kaffee. — Pollenkörner nnd Henfleber. ^ Oeheimmlttelschwlndel
auf Aotien. — ABielgea.
Ctaemie und Pharmacie.
üeber die Denatnrinmg
des Spiritus.
Durch das neue Spiritusgesetz i9t als
allgemeines Denaturirungsmittel ein Ge-
misch von 2 Th. Holzgeist und 1 Th.
Pyridinbasen vorgeschrieben.
Es ist bekannt, dass vor etwa 2 Jahren
der Verein für Spiritusindustrie ein Preis-
ausschreiben ftlr das beste Denaturirungs-
mittel erliess und dass von demselben
das rohe Eautschuköl und eine Lösung
von Naphthalin in Petroleum mit einem
Preise ausgezeichnet wurden. Die offi-
cielle Gommission für die Spiritusdenatu-
rirung glaubte sich jedoch ftir keines
der beiden Mittel entscbliessen zu sollen,
sondern empfahl zunächst ein Gemisch
von 2 Th. Holzgeist und 0,4 Th. Pyridin.
Dieses Gemisch schien der obersten
Steuerbehörde jedoch noch nicht genü-
gende Gewähr daftir zu bieten, dass der
damit denaturirte Spiritus für den Ge-
nuss unbrauchbar wäre, und man nahm
schliesslich ein Gemisch von 2 Th. Holz-
geist und 1 Th. Pyridinbasen auf 100 Th.
Spiritus an.
Der Holzgeist oder Methylalkohol
ist ein Product der trockenen Destillation
des Holzes und in reiner Form eigent-
lich gar kein Denaturirungsmittel, da
er sehr angenehm riecht und schmeckt;
das Gesetz schreibt aber ein unreines,
stark Aceton und Allylalkohol enthalten-
des Präparat vor. Das specifisehe Ge-
wicht soll bei 15 o 0. 0,840 nicht über-
steigen. Für die genauere Prüfung, wie
dieselbe von den Steuerbehörden verlangt
wird, folgen untenstehend Anweisungen.
Die Pyridinbasen stellen eine mehr
oder weniger gelblieh gefärbte Flüssig-
keit von starkem unangenehmen Gerüche
und bitterem Geschmacke dar ; diese Py-
ridinbasen bestehen aus einem Gemisch
verschiedener Körper, dem Pyridin, Pi-
colin, Lutidin, Collidin und Parvolin,
welche mit dem Anilin und seinen Ho-
mologen zwar gleiche Zusammensetzung
haben (Picolin = C6H7N = Methylpyridin
= isomer mit Anilin), aber in ihrer Con-
stitution und in ihren Eigenschaften
völlig verschieden von denselben sind.
Die Pyridinbasen vereinigen sich wie
das Ammoniak direct mit Säuren zu
668
Salzen. Früher war das Bobproduct zur
Gewinnung des Pyridins das Thieröl
(Oleum animale Dippel), welches ausser-
dem noch verschiedene Säuren (Propion-
säure etc.), sowie Benzolderiyate enthielt.
Man schüttelte die Lösung des Thieröls
mit Schwefelsäure und schied aus der
schwefelsauren Lösung durch Natron-
lauge das Pyridin ab.
Weiter entsteht das Pyridin bei der
trockenen Destillation verschiedener stick-
stoffhaltiger Körper und besonders bei
der Verarbeitung des Steinkohlentheers
auf Benzol.
Es ist hier in den sauren Wasch-
wässem vorhanden, aus denen es eben-
falls durch Neutralisiren mit Alkalien
abgeschieden wird. Die Ausbeute ist
jedoch nur eine ausserordentlich geringe
(0,5 p. mille), so dass einerseits der hohe
Preis, andererseits der Mangel, welcher
bei dem jetzt starken Gebrauche über-
haupt auf dem Markte eingetreten ist,
sich hierdurch erklärt.
Vor einigen Jahren wurde das Pyridin
einmal von Oermain See als vorzüg-
Uches Mittel bei Asthma empfohlen; es
konnte sich jedoch im Arzneischatze
nicht halten.
Für die Prüfung der beiden, jetzt als
Denaturirungsmittel vorgeschriebenen
Präparate giebt die Steuerbehörde eine
Anweisung, welche wir nachstehend
folgen lassen.
Anweisung zur Prüftmg des Eolzgeistes
und der Pyridinbasen.
L Holzgeist.
1. Farbe.
Die Farbe des Hohgeistes soll nicht dookler
sein, als die heUen Rheinweines.
2. Specifisches Gewicht
Die Ermittelnng des specifischen Gewichts
hat mit einem amtlich beglaubigten Thermo-
Arfiometer zn geschehen.
8. Siedepunkt.
100 ccm Holzgeist werden in einen ICetall-
kolben gebracht; auf den Kolben ist ein mit
Kugel versehenes Siederohr aufgesetzt, welches
durch einen seitlichen Stutzen mit einem JJie-
&i^schen Kühler verbunden ist. Durch die
obere Oeffnnng des Siederohrs wird ein amtlich
beglaubigtes Thermometer mit hnnderttheiliffer
Scala eingefQhrt, dessen Quec^ilbergelftss ois
unterhalb des Stutzens hinabreicht Per Kolben
irird so mftssig erhitzt, dass das Übergehende
DestiUat aus dem Kühler tropfenweise abl&uft
Das DestiUat wird in einem graduiiten Glas-
cylinder aufgefangen und soll, wenn das Ther-
mometer 75<* zeigt, 90 ccm mindestens betragen.
4. Mischbarkeit mit Wasser.
Beim Yermischen yon 20 ecm Holzgeist mit
40 ccm Wasser dürfen anch nach Iftngerem
Stehen keine OeltrOpfchen ausgeBchioden werden.
5. Gehalt an Aceton.
Beim Durchschütteln Ton 20 ccm HolzgeiBt
mit 40 ccm Natronlauge von 13 spedfiBchem Ge-
wicht sollen nach einif^em Stehen noch minde-
stens 4,0 ccm des Holzgeistes abgeschieden werden.
6. Aufnahmefähigkeit für Brom.
10,0 ccm einer Losung Ton Kaliumbromat und
Kaliumbromid, welche nach der unt^stehenden
Weise hergestellt ist, werden mit 20 ccm einer
in der gleichfaUs unten angegebenen Weise Ter-
düunten Schwefelsäure yersetzt Zu diesem Ge-
misch, das eine BromlOsung Yon 0,703 g Brom
darsteUt, wird aus einer in 0,1 ccm getneüten
Bürette tropfenweise unter fortwährendem Um-
rühren so lange Holzgeist zugesetzt, bis Ent-
färbung eintritt. Zur Entfärbung sollen nicht
mehr als 10 ccm und nicht weniger als 7,5 ccm
genügen. Sodann wird eine Flasche mit Glas-
stöpsel von hinreichendem Ranmgehalt mit frisch
ausgeglühten, erbsennossen KohlenstUcken an-
gefQUt und auf die &ohle eine IGschung von
gleichen Mengen Holzgeist und Wasser aufge-
gossen. Nach swOlfstündigem Stehen sollen Ton
dem Filtrat noch mindestens dO ecm zur Entftr^
bun^ obiger BromlOsung genügen.
Die Prüfungen der Aufnanmefthigkeit Ar
Brom sind stets bei yoUem Tageslichte
auszuführen.
Anweisung zur Herstellung der Bertand-
theile der BromlSsung.
a) Bromsalze. Nach zweistündigem Trocknen
bei lOO«' und Abkühlenlassen im Exsiccator
werden 2,447 g Kaliumbromat und 8,719 ^ Ka-
liumbromid, welche rorher auf ihre Reinbett ge-
prüft sind, abgewogen und in Wasser gelOst Die
Losung wird zn einem liter aufgeAlUt.
b) Verdünnte Schwefelsäuije. Ein Vo-
lumen concentrirte Sdiwefelsäure wird mit drei
Volumen Wasser Tormischt, das Gemisch lässt
man erkalten.
n. PjTldlBbMeii«
1. Farbe.
Die Farbe der Pyridinbasen ist die des Holz-
feistes, doch soll m Bücksicht auf das leichte
fachdunkeln des Pyridinbasengemisohes bei
längerem Stehen nocn eine Färbung bis in der
des Madeiraweines zulässig sein.
2. Verhalten gegen Cadmiumchlorid.
20 ccm einer Losung Ton 1 ocm der Pyridin-
basen in 250 ccm Wasser werden mit einer flnf*
procentigen wässerigen Losung von Cadmium-
chlorid versetzt; es soll nach wenigen Augen-
blicken eine deutliche Trübung eintreten.
8. Siedepunkt
Man Teri&hrt wie bemi Hoh^geist» doch soll
■
I
559
das Destillat, erst wenn das Thermometer anf
140<> gestiegen ist, mindestens 90ccm betragen.
4. Mischbarkeit mit Wasser.
Wie beim Holzgeist.
5. Wassergehalt.
Beim Durchschütteln Yon SOccm Basen and
20 ccm Natronlauge von 1,4 specfischem Gewicht
sollen nach einigem Stehenlassen mindestens
18,0 ccm der Basen abgeschieden werden.
6. Flüchtigkeit.
Vier Tropfen des Basen gemisches auf einem
Platinblech in die Flamme eines Bunsenbrenners
gehalten, sollen mit mssender Fl&mme ver-
brennen nnd keinen Rückstand hinterlassen.
Die Frage, ob noch weitere Denatu-
rirangsmittel zulässig sind, ist zu be-
jahen, und setzen wir hierher den § 10
des Gesetzes vom 27. September 1887,
welcher dieselben aufführt.
2. Besondere Denatarirnngsmittel.
§ 10. Gewerbtreibenden kann es gestattet
werden, die Denatarimng von Branntwein für
den eigenen gewerblichen Bedarf statt mit dem
allgemeinen Denatnrimngsmittel mit Pyridin-
basen von der im § 8 Abs. 2 vorgeschriebenen
Beschaffenheit in dem YerhSltniss von Va Liter
zn je 100 Liter reinen Alkohols vorzunehmen.
Bezüglich der Voraussetzungen , unter denen
dieses Denatnrirungsmittel zugelassen werden
darf, finden die Vorschriften des § 9 ent-
sprechende Anwendung.
Zur Fabrikation von Essig kann Branntwein
mit dem bezeichneten Zusatz von Pyridinbasen
oder mit ICO pCt. Wasser und 100 pCt. Essig
von 6 pGt. Gehalt an Essifrsfiure (Essigsäure-
hydrat) oder mit 100 pCt Wasser nnd öO pCt.
Essig von 12 pCt Gehalt denaturirt werden,
wobei auf Verlangen des Antragstellers auf die
beizumischende Wassermenge sowohl die das
vorgeschriebene Maass übersteigende Menge zu-
fesetzten Essigs als die in dem vorgeführten
Iranntwein enthaltene Wassermenge in An-
rechnnng gebracht werden darf. An Stelle des
Wassers kann auch Bier oder Hefenwasser ver-
wendet werden.
Bis auf Weiteres können femer als Denatn-
rirungsmittel fElr den zu verwendenden Brannt-
wein gestattet werden:
Zur Herstellung Ton
a) Lacken aller Art und Polituren, soweit die*
selben zur Verarbeitung im eigenen Fabrikations-
betriebe bestimmt sind : '/t pCt Terpentinöl,
b) Knallquecksilber: V« pCt. Terpentinöl oder
0^ pCt. Thieröl,
c) Anilinfarben : 0,025 pCt Thieröl,
a) Chemikalien:
1. der Alkaloide: V, pCt. Terpentinöl oder
0,025 pCt. Thieröl,
2. der als Arzneimittel gebrauchten Extrac-
tivstoffe, wie Jalappenharz und Scammonium:
i/t pCt Terpentinöl,
8. des Chloroforms, des Jodoforms, des Schwe-
felftthers, des Antipirins aus Essigäther, des
Chloralhydrats: 0,025 pCt. Thieröl.
4. des CoUodinms des Tannins, der Salicyl-
sfture und der salicylsaaren Salze: lOpCt Schwe-
felftther,
5. von Blei weiss und essigsauren Salzen (Blei-
zucker): 0,025 pCt Thieröl.
Die Denaturirung von Branntwein in jeder
der vorbezeichneten Arten darf jedoch nur zu
dem angemeldeten Zwecke und in den Gewerbs-
räumen des betreffenden Gewerbtreibenden ge-
schehen. Das Ablassen dergestalt denaturirten
Branntweins an Andere ist unzulässig.
Die Frage nach einem geeigneten De-
naturirungsmittel f&r den medicinisch zu
verwendenden Spiritus ist noch offen und
dürfte ein solches Mittel, das im kleinen
pharmaceutischen Betriebe allgemein ver-
wendbar wäre, wohl kaum gefunden
werden. Dagegen scheinen sich die
meisten Regierungen der Ansicht zuzu-
neigen, dass der pharmaceutisch ver-
wandte Spiritus nicht zn versteuern sei,
und ist daher in einzelnen Staaten (Sach-
sen) bereits jetzt steuerfreier Spiritus
durch die Apotheker zu beziehen, in an-
deren die Bückvergütung wahrscheinlich.
— OS—
üeber die Bereitung des Collo-
dioms nach der Vorschrift der
Ph. 6. II und über diejenige mit
Kalisalpeter.
Zur Darstellung von Collodium gab
die Ph. B. VII zwei Vorschriften, welche
unverändert in die Ph. G. I aufgenom-
men wurden. Die letzte der beiden
Vorschriften, die einzige der Ph. G. II,
wurde in derselben soweit geändert, dass
in dasselbe Quantum des Säurege-
misches Vio Gossjrpium mehr eingetragen
wurde; femer wurde die Zeitdauer der
Einwirkung auf 24 Stunden festgesetzt.
Von der gewonnenen GollodiumwoUe
lässt die Ph. G. II in 6 Th. Weingeist
und 42 Th. Aether 2 Th. auflösen, wäh-
rend die Pharmakopoe - Gommission nur
1 Tb. Wolle auflöst, so dass sie nur
ein um die Hälfte so starkes Präparat
erhält.
Bei genauer Befolgung der Vorschrift
der Ph. G. II erhielt ich in allen Fällen
eine Wolle, die sich in dem Aether-
weingeist ohne den geringsten Sückstand
löste. — Da die mir zur Verfügung
560
stehenden Säuren zu leicht waren, so
brachte ich sie durch Zusatz von rau-
chender Schwefel- und Salpetersäure auf
das vorgeschriebene spec. Gewicht. In
einem Falle, in dem ich es vernach-
lässigte, die zu schwache Säure zu cor-
rigiren, erhielt ich ein kurzfaseriges
Product, das sich im Aetherweingeist
nicht löste. Dasselbe betrug auch we-
niger, als die in Arbeit genommene
Baumwolle; conc. Salpeter- und Schwe-
felsäure wirkt nämlich auf Gellulose we-
niger auflösend.
Einen sehr erfreulichen Erfolg erhielt
ich auch nach einer Vorschrift, die
Schliehim in seinem Oommentar zur
Ph. 0. II angiebt, und über die sich
auch Mohr im Oommentar zur Ph. ß. VII
und Muspratt im Handbuch der tech-
nischen Chemie lobend äussert.
In einer Porzellanschale mischte ich
grobgepulverten Kalisalpeter 450 Th. und
Schwefelsäure vom spec. Gewicht 1,820
1000 Th. und trug, nachdem sich die
Mischung bis auf 40^ G. erwärmt hatte,
Baumwolle 50 Th. ein, arbeitete gut unter
und Hess genau eine halbe Stunde stehen.
Dann goss ich Ober das Ganze Brunnen-
wasser, lockerte den OoUodiumwolle-
Kuchen auf und wusch das langfaserige
Product, zuletzt mit destillirtem Wasser,
so lange aus, bis blaues Lackmuspapier
vom Waschwasser nicht mehr geröthet
wurde. Nunmehr drückte ich die Wolle
tüchtiff aus, um sie dann, mit Spiritus
befeuchtet, in Fliesspapier eingeschlagen,
eine halbe Stunde zwischen Ziegelsteinen
zu pressen. Wie mir zwei Versuche
bewiesen, und es auch von Mohr und
Mitspraü erwähnt wird, löste sich die
noch schwach spiritusfeuchte Wolle leich-
ter, als die durchaus trockene im Aether-
weingeist,
Erwähnt sei noch besonders, dass ich,
mit Ausnahme des Falles, wo ich zu
schwache Säuren nahm, jedesmal das
doppelte Gewicht GollodiumwoUe der in
Arbeit genommenen Baumwolle erhielt,
während Schliehim, Hager u. A. 150 pGt.
erhielten.
O, Renner, Pbannaceat.
Nicht offi<sinelle Formeln der
PhamL Britt
Die British Pbannftceatical Conference
setzte aaf ihrer V.enammlong in Birmingham
1886 eine Commisaion Ton 10 Mitgliedern
ein, am für eine Ansahl ron nicht of&cinellen,
aber trotzdem häofig gebraachten Mitteln
allgemein gültige Formeln festzusetzen. Wir
geben in Nachstehendem einen Theil dieser
Formeln, soweit sie fSr die deutsche Phar-
macie ebenfalls von Werth sind. Leider
sind in der Originalmittheilnng (Ph. Jonm.
Transact Sept. 1887) anstatt der Verhfilt-
nisszahien noch immer die alten englischen
Maasse und Gewichte stehen geblieben.
Chloral cum Camphora.
Chloral. hydrat.
Camphora ää part. aequal.
Blizir Caseara sagrada.
Tinctura Aurant. cort. . . 2 Theile,
Aqu. Cinnamom 3
Syrup. simpl 6
Spirit. dilut 1
Extr. fluid. Caseara sagrad. . 8
Elixir Gnaranae.
Guarana palrerat. . . .
Magnesia usta. ....
Symp. simpl
Ol. Cinnamomi . . .
Spiritus q. s.
Die PuItct werden gemischt, mit 90 g
Alkohol einen Tag macerirt, mit 250 g gro-
bem Sand gemischt^ in einen Pereolator ge-
bracht, und mit soviel Alkohol pereolirt, dass
480 ccm erhalten werden ; das fertige Elixir
wird mit 6 Tropfen Zimmtol und 60 g Syrup
versetzt.
Elixir Simplex.
Ol. Aurantii (amar.) • . 2 Theile,
Spirit. dilut 200
Aqu. Cinnamom. . . . 230
Syrap 230
Misce.
Emulsio Olei Jecoris«
»»
»V
19
»»
120 s,
16 „
60 „
6 Tropf.,
»1
»I
91
Ol. Jecoris Aselli •
Tragacanth. pulr. .
Tinctura Benzoes .
Spirit. Chloroform ii
Glycerin . . .
Ol.
1200 Theile,
12
15
15
30
7.5 „
99
99
9»
99
Mf. lege artis emulsio ad 2400 Theile.
561
Extraetam Orindeliae liquidom.
Eid Eztract aus den Bl&ttern nnd blüben-
den Aesten von Grindelia squarrosa und
robnsta.
600 g der grob gepulverten Droge werden
mit yerdunntem Spiritus zuerst macerirt,
darauf ausgezogen, dass das Percolat 600 g
beträgt.
Extractum Hamamelidis liquidum.
Folia Hamamelidis 600 g werden mit
einem Gemisch von einem Tbeil verdünntem
Spiritus und zwei Tbeilen Wasser in der
oben beschriebenen Weise behandelt und
ebenfalls auf 600 g gebracht.
Extractum Hydrastis liquidum.;
600 g gepulverte Rbizoma Hydrastis cana-
densis werden mit einem Gemisch von glei-
chen Theilen verdünntem Spiritus und Was-
ser erschöpft nnd zwar die ersten 500 ccm
aufgefangen, der Spiritus von dem nachher
abtropfenden abdestillirt und mit den übri-
gen 500 ccm vereinigt, so dass das Ganze
600 g beträgt.
Linimentum Opii ammoniatum.
Liniment, saponat. (Ph. Br.) 6 Theile,
Liniment, camphor. comp.
Ph. Br 6
Tinctura Opii 6
Liniment. Belladonnae . 1
Liquor Ammonii caust. . . 1
Misce, filtra.
Liquor Ferri hypophosphitis
compositus.
Calcium bypopbosphoros. . 20 Theile,
Natrium hjpophosphoros. . 20
Magnesium hypophosphoros. 10
Ferrum sulphuricum . .15
Natrium carbonicum ... 20
Acidum hypopbosphorosnm
(spec. Gew. = 1,186) . 30
Aqu. destill, q. s. ad 600 Theilen.
Die Hypophosphite werden in 240 Theilen
Wasser gelöst.
Eisensulfat und Natriumcarbonat werden
in gesonderten Portionen Wasser gelöst, ge-
mischt und der Niederschlag von Eisencarbo-
nat so lange mit versüsstem Wasser aus-
gewaschen, bis das Ablaufende mit Baryum-
nitrat keinen Niederschlag mehr giebt. Der
feuchte Niederschlag wird nun in die Lösung
der Hypophosphite gebracht und die Säure
in kleinen Portionen hinzugefügt. Das
Ganze wird auf 600 Theile gebracht.
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Syrupus Apomorphinae hydro-
chloratis.
Apomorphin. bydrochloric. 0,50
Acid. hydrochlor. dilut. 15,00
Spiritus dilut 50,0
Aqu. destill 50,0
Syrup ad 1000,0
Misce.
Syrupus Cascara sagrada.
Extract. liquid. Cascar. sagrad. 120
Extract. liq. Liquiritiae 90
Tinctura carminativa . 7,5
Syrup. q. s. ad 600.
Es folgen nun noch
Syrup. Ferri hypophosphitis,
Syrup. Ferri phosphatis compositus,
Syrup. Ferri, Quiniae et Strychniae phos-
phatum,
Syrup. hypophosphitum compositus,
von welchen Präparaten schon mehrfach Vor-
schriften gegeben sind, sowie femer eine
Beihe von Tincturen, welche theils 1 : 5,
theils 1 : 8 dargestellt werden. Nur für
Tinct. Stropbanti ist das Verhältniss 1 : 20
angenommen. .^Qg^^
Lappa officinalis. Wechsler (Amer.
Joum. of Pharm.) fand ein Giycosid in der
Wurzel dieser Pflanze, sowie auch fettes Gel
und ein Harz.
Cypripedium parviflorum. Be-
shore fand in dieser Pflanze einen eigenthüm-
lichen Gerbstoff, sowie fettes und flüchtiges
Gel und eine kleine Menge eines Harzes, aber
weder ein Alkaloid noch ein Glykosid.
Gleditsohia triacanthos. Paul
und Coumley erhielten eine geringe Menge
der Blätter dieser Pflanze und stellten damit
Versuche an, um das Stenocarpin, wel-
ches in dieser Pflanze enthalten sein sollte,
zu isoliren. Das Stenocarpin wurde von
Goodman und Claibome in dieser Pflanze
aufgefunden und als ein Seitenstück des
Cocains erkannt. Paid und Cownley (Pharm.
Joum. Transact.) konnten aber nichts erhal-
ten, was einem Alkaloid, und am wenigsten
dem Cocain ähnlich gewesen wäre.
Es ist nun aus der Originaimittheilung
nicht genau ersichtlich, ob das Stenocarpin
aus der oben genannten Pflanze oder aus
Acacia stenocarpa erhalten wurde. Die an-
geführten volksthüm liehen Namen passen
562
aber auf Gleditschia triacanthoS) und es ist
also nicht unmöglicbf dass auch die Existenz
dieses Auaestheticums sich als ein Traum
herausstellen wird.
— 08—
Die Präparation
der Orchideen für Herbarien.
Von Robert Regler,
Die P^amilie der Orchideen war schon lange
das Schmerzenskind aller Systematiker, wel-
che sich mit dem Präpariren derselben be-
hufs Einleguug in Herbarien beschäftigten.
Die Orchideen besitzen grösstentheils die
Eigenschaft bei gewöhnlichem Pressen zwi-
schen Fliesspapier mehr oder weniger die
Farbe zu verlieren resp. zu verändern.
Um diesem Uebelstande abzuhelfen, wur-
den schon die verschiedensten Vorschläge
gemacht, welche mehr oder weniger ihrem
Zwecke entsprachen.
Das Eintauchen der Pflanzen in siedendes
Wasser ist nur für Knollen gut brauchbar.
Eine zweite Methode ist die von F. Hen-
nings im Botaniker- l^lender von 1886 an-
gegebene spirituöse Seh wcftigsäure-
lösung, welche hergestellt wird durch
Sättigen einer Mischung von 4 Theilen
Wasser und 1 Theil Spiritus mit Schweilig-
säuregas. Diese Vorschrift ist zwar ausge-
zeichnet, allein sie führt doch nicht in allen
Fällen zu wirklich musterhaften Resultaten
und dies um so weniger, als es ziemlich
schwer ist, die zum Eintauchen nöthige Zeit
für jede Pflanze richtig zu bemessen.
Mit Borsäure, welche als Pulver auf die
Pflanze aufgestreut wurde, erhielt Verfasser
in manchen Fällen gute Resultate. Bei
einigen Pflanzen erhielt sich namentlich die
Farbe der Blätter ziemlich gut, wogegen,
namentlich wenn der Trockenprocess nicht
durch häufiges Wechseln der Zwischenlagen
und vorheriges Erhitzen der neuen auf
60 bis 70^ im Lufttrockenschrank beschleu-
nigt wurde, die Pflanze sich trotzdem theil-
weise verfärbte.
Nebenbei stellte er Versuche mit Borsäure
in Lösung an, welche zu bedeutend bessern
Resultaten führten. Hegler verwandte hierzu
eine Flüssigkeit, welche durch Auflösung von
60 g Borsäure in 500 g heissem Wasser und
Zusatz von 500 g 90 procentigem Alkohol
und 10 g Glycerin hergestellt wurde.
Von allen untersuchten Körpern gab allein
Salicylsäure überraschend gute Resultate.
Dieselbe wurde zuerst in Pulverform ange-
wendet und auf die im Pressbogeu befindliche
Pflanze wenig aufgestreut. Nach dem Pres-
sen und Trocknen lässt sich die Salicylsiiure
mit einem Pinsel von der Blüthe abwischen
und kann von Neuem benützt werden.
Die Salicylsäure besitzt insbesondere die
Eigenschaft den rothen Farbstoff nicht nur
sehr schön zu conserviren, sondern der Blüthe
sogar noch eine feurigere, intensivere Farbe
zu verleihen.
Gute Resultate wurden mit folgenden
Pflanzen erzielt:
1. Cypriped. Calceolus L.
2. Epipactis latifolia All.
3. „ atrorubens Schult.
4. „ palustris Crantz.
5. Orchis globosa L.
6. ., maculata L.
7. Piatanthera bifolia Rieh.
Sehr gute Resultate mit folgenden:
8. Cephalanthera rubra Rieh.
9. ,. grandiflor. Babgrt.
10. Neottia nidus avis Rieh.
11. Listera ovata R. Br.
12. Spiranthes aatuiiin. Rieh.
13. „ aestival. Rieh.
14. 6ood3'era repcns R. Br.
15. Epipogon Gmelini Rieh.
16. Ophrys muscitVra Huds.
17. ,. apifora Hud:«.
18. „ arachnites Murr.
19. Orchis foi'ca Jacq.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
2«.
,, militaris L.
ustulata L.
morio L.
mascnla L.
Spitzelii Sauter.
latifolia L.
angustifolia Wimm.
»I
»•
•1
»'
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V
27. Anacampt, pyramidalis Rieh.
28. Himantogloss. hlrcinum Spreng.
29. Gymnaden. conopea R Br.
30. „ conopea var. alba.
31. ., albiaa Rieh.
32. Herminium monorchis R. Br.
Voxi der Serie 8 bis 32 zeichneten sich
besonders die Präparate von 10, 15| 18, 21,
22, 23, 24, 25, 29 und 30 aus.
Ausser Salicylsäure in Pulverform wandte
Verfasser solche auch in Lösung an oder
tränkte kleine Löschpapierstücke mit einer
Lösung Yon 1 Theil Salicylsäure in 14 Thei-
len Alkohol, femer Baumwolle in ebensolcher
Lösung und bedeckte die Blüthe der Pflanxe
unten und oben mit so präparirtem Papier
oder Baumwolle, welche jedoch beim Umlegen
der Pflanzen nicht erneuert wurden. Ent-
fettete Baumwolle eignet sich hiersn bedeo-
563
tend besser, da sie mehr Feuchtigkeit aufzu- dass diese Antiseptica von anerkannter Wirk-
nehmen vermag. Besitzt man jedoch keine ung, wie Salicjlsäure, Borsäure und schwef-
solche, so kann man gewöhnliche Baumwolle, j lige Säure, die Veränderung dieses Farbstoffes
welche durch mehrmaliges Ausziehen mit : beim Pressen aufheben. — os —
Benzin und Trocknen lassen nahezu vom Fett- Burgtorf in der Schweiz im Juli 1887.
gehalte befreit ist, verwenden. Diese An- 1 D. botan. Manatsschr. 1887. Nr, 7. 8.
Wendung der Salicylsäure besitzt vor der . — — —
pul verförmigen den Vortheil grösserer Ein- - ^- x*|.
fachheit, da nach dem Trocknen die Salicyl- ' ÄIlUSepXlKa,
säure nicht erst abgewischt werden muss. , Die antiseptischen Eigenschaften des Sil-
Um den oben erwähnten, bei Behandlung , bers hat Behring in der Deutschen med.
mit schwefliger Säure auftretenden üebel- Wochenschr. 37/38 einer eingehend interes-
ständen abzuhelfen, wendet Hegler jetzt eine i santen Prüfung unterworfen; es hat sich hier-
schwächere Lösung derselben an und versetzt bei herausgestellt , dass die Silberlösungen
diese ebenfalls mit Salicylsäure : einen hohen antiseptischen Werth besitzen.
400 g Wasser werden vollständig mit Sie werden von dem Sublimat an Wirkung
schwefliger Säure gesättigt, hierauf 400 g . überall d» übertroffen, wo es sich um reich-
Wasser zugegeben and eine Lösung von ! liehen Chlorgehalt handelt; ferner verdient
20 g Salicylsäure in 200 g Alkohol zuge- , Sublimat den Vorzug, wo Oberflächen zu des-
setzt. j inflciren sind und in allen Flüssigkeiten von
Die Zeitdauer ist für diese Lösung und | geringerem Eiweissgehalt. ,,Aber überall
normal entwickelte Pflanzen ungefähr: da, wo wir es mit dem Blute selbst, oder mit
5 — 10 Min.: Nr. 12. 13. 14. 32. i Flüssigkeiten zu thun haben, welche in ihrer
20 — 30 ,, : Nr. 1. 11. 15. 16. 17. 18. 29. Zusammensetzung dem Blute mehr ähnlich
20 — 30 ,, : Nr. 30. 31. sind, als jene künstlichen Nährlösungen, ist
30 — 60 „ : Nr. 2. 3. 4. 6. 8. 9. 20 21. das Silber in seinen Lösungen unter allen
30 — 60 ,, . Nr. 22. 23. 24. 27. 28. ' bisher geprüften antiseptischen Mitteln das
2 — 4 Stund.: Nr. 5. 7. lO. 19. 25. 26. leistungsfähigste, und leistet etwa fünf Mal
Unter Beobachtung dieser Expositions- mehr als Quecksilberchlorid.'^ B. hat auch
Zeiten erreichte Uegler mit obiger Lösung die die Wirkung des Silbers auf inflcirte Thiere
besten Resultate und glaubt, dass diese Flüs- geprüft. Er zieht aus den Versuchen den
sigkeit zum Präpariren der Orchideen am Schluss, dass bei Kaninchen, Meerschweinchen
geeignetsten ist. und Mäusen durch genügend grosse Silber-
Betrachtet man diese drei letzten Methoden mengen die Entwickelung der Milzbrand-
näher, so drängt sich unwillkürlich die That- bacillen im lebenden Thierkörper gehemmt
Sache auf, dass sowohl Borsäure und Salicyl- wird. Daraufhin vertritt er entschied('u die-
säure als auch schweflige Säure geschätzte jenige Anschauung von der Wirkung der
gähruugs- und fäuluisswidrige, also den Oxy- inneren Antisepsis, wonach dieselbe durch
dationsprozess unterbrechende und verhin- directe Einwirkung chemischer Ageutien auf
dernde Körper sind. den Krankheitserreger im Körper selbst zu
Beim Pressen der Orchideen tritt demnach i Stande kommen kann,
entweder direct eine Oxydation des Orchideen- Auch zur Behandlung localer Infections-
farbstoffes ein, wobei einer der sich bildenden krankheiten hat B. die antiseptische Eigen-
Körper eine braune Farbe zeigt; oder aber . schaft des Silbers praktisch verwerthet, indem
es zerfällt durch das Trocknen zwar nicht der er mit günstigem Erfolge die Gonorrhoe
Farbstoff selbst, jedoch ein anderer in den durch Injection einer Lösung von Silber-
betreffenden Pflanzen beflndlicher Körper, chlorid-Natrium subsulfurosum (1,0 g frisch
wobei eines der entstehenden Spaltproducte gefälltes Silberchlorid in destillirtem Wasser
die ursprüngliche Farbe entweder verdeckt gelöst durch 10 bis 15 g Natrium subsul-
und aufhebt oder zersetzt. furosum) in einer Verdünnung von 1 : 7500
Es ist hierüber noch nicht eingehender behandelt hat.
gearbeitet worden und findet sich in der Auf der Versammlung der British associa-
Literatur nur Weniges über den Farbstoff tion in Manchester wurde auf die hohe anti-
der Orchideen, immerhin ist es merkwürdig, | septische Kraft der völlig ungiftigen Fluor-
564
Terbindungen von Thompson aufmerksam ge-
macht. Speciell das Kieselfluornatrium,
welches leicht herstellbar, billig und völlig
unschädlich sein soll, soll bei Fehlen jeglicher
Irritation sehr stark antiseptisch wirken. Wo
ein neues Antisepticum auftaucht, findet es
natürlich sofort in der Phthisistherapie An-
wendung und so theilt denn Garcin der Aca-
d^mie de mM. mit (Semaine m^d. 38), dass
er seit dem August lOO Phtbisiker durch
Inhalationen mit Fluorwasserstoff behandelt
hat, die er täglich eine Stunde in einem
Räume , dessen Luft hiermit gesättigt war,
sich aufhalten Hess. Von diesen 100 Kranken
hat er so in der kurzen Zeit dl gebessert,
35 geheilt und nur 10 durch den Tod ver-
loren. Die Bacillen schwinden bei dieser
Behandlung.
Laplace unterzog (D. med. Woch., 40)
im Berliner hygienischen Institute die ge-
bräuchlichen Verbandstoffe einer Untersuch-
ung und fand, dass die Sublimatverbandstoffe
zwar keimfrei, also aseptisch sind, nicht
aber, ebensowenig wie die anderen Stoffe,
antiseptische, entwickelungshemmende Eigen-
schaften besitzen. Dies beruhe auf der Bild-
ung von Queoksilberalbuminat in Berührung
mit dem Körper; dieselbe könne aber durch
Hinzufügen von Säuren verhindert werden.
In den Säuren sei demnach ein Mittel gege-
ben, dem Sublimat und den mit ihm impräg-
nirten Verbandstoffen auch bei Berührung
mit den Säften des Organismus die antisep-
tischen Eigenschaften zu wahren. Aus prak-
tischen Gründen empfiehlt L. die Weinsäure
als Zusatz zu Sublimatverbandstoffen. Die
von L. empfohlenen und auch schon klinisch
mit Erfolg verwandten Formeln sind :
1. für die Lösungen 1,0, Acid. tartar. 5,0,
Aqu. deatill. 1000,0;
2. für die Verbandstoffe Tränkung in
einer Lösung von Acid. tartar. 20,0,
Sublimat 5,0, Aqu. destill. 1000,0.
Quantitative Bestimmung
des Chlorophylls.
Gelegentlich der Fortsetzung seiner Unter-
suchungen über das Chlorophyll hat
Tschirch die Menge des in den Blättern ver-
schiedener Pflanzen enthaltenen Chlorophylls
unternommen. Die Bestimmungen wurden
nach der spectralanaly tischen Methode auf-
geführt und durch eine chemische Methode:
welche gut übereinstimmende Zahlen lieferte,
controlirt.
Als NormflAlösung wurde eine alkoholtscbe
Auflösung von 0,01 g reiner aschefreier Phyl-
locyaninsäure (Tschirch) im Liter bereitet
Dann wurde eine, sowohl ihrer Oberfläche
nach gemessene, als gewogene Menge eines
Blattes , dessen Trockensubstanz und Asche
zuvor in einem Parallelversuch bestimmt wor-
den war, mit Alkohol extrahirt, die grüne
Farbe der Tinctur durch einen Tropfen ver-
dünnter Salzsäure in Gelb übergeführt (das
Chlorophyll also in Chlorophyllan beziehent-
lich Phyllocyaninsäure übergeführt) und der
Auszug auf einen Liter verdünnt. Dieses
Blatteztract besitzt (abgesehen von den hier-
bei nicht störenden Xanthophyllbändem) das
Spectrum der Phyllocyaninsäure, ist also
spectralanaly tisch mit der Normallösung ver-
gleichbar. Hierbei ergab sich , dass (ver-
schieden dunkel gefärbte) Blätter von Fuch-
sia ovata 2,55 bis 4,71 pCt. der aschefreien
Trockensubstanz und auf 1 qm Blattfläche
berechnet 0,6081 bis 1,0 g absorbirender
Chlorophyllsubstanz enthielten.
Ein sehr matt geförbtes Blatt von Bego-
nia manicata enthielt nur 1,8 pCt. der
asc'hefreien Trockensubstanz und 0,3808 g
auf 1 qm der Blattfläche.
Ein dunkelgrün gefärbtes Blatt von Plec-
togyne spec. enthielt dagegen 1,2328 g in
1 qm Blattfläche, da die Blätter sehr derb,
also cellulosereich waren, nur 1,92 pCt. der
ascheftreien Trockensubstanz an absorbirender
Chloropbyllsubstanz.
Zur Controle dieser Bestimmung wurde
eine Methode herbeigezogen , die auf der
Bildung einer Verbindung der Phyllocyanin-
säure mit Zink beruht.
Eine gewogene Menge von Fuchsiablät-
tern, deren Trockengewicht und Ascbegehalt
in einem Parallelversuch ebenfolls bestimmt
war, wurde mit Alkohol extrahirt, die Tinctur
mit Zinkstaub erhitzt, filtrirt, eingedampft,
mit heissem Wasser gewaschen, verascht und
in der Asche das Zink bestimmt. Bei An-
wendung dieser Methode wurde 2,71 und
2,79 pCt. der aschej^eien Trockensubstanz
an Chlorophyll gefunden.
Die Zinkverbindung der Phyllocyaninsäure
enthält 11,07 pCt. Zink; sie stellt kein eigent-
liches Salz vor, wenigstens lässt sich die
Phyllocyaninsäure durch stärkere Säuren
nicht wieder unverändert daraus abscheiden,
565
aucB Sckwefelwassentoff «eheidet das Metall
daraus nicht ab. Die DantelloDg der Zink-
yerbiadung geschiebt aaf oben geschilderte
Weise, sie bildet sich jedoch auch bei der
Behandlung von Chlorophyllanlösungen mit
Zinkozyd. Nach dem Eindampfen ihrer al-
koholischen (aetherischen u. s. w.) Lösung,
die eine schon smaragdgrüne Färbung besitzt,
wird dieselbe als schwarzes Pulver ron blauer
Oberfläohenfarbung erhalten.
Die PhjUocyaninsäure selbst enthält nach
den Untersnchnngen von Tschirch und Woü"
heim keine Spur Eisen. Die Phyllocyanin-
säure geht huqh mit Kupfer eine Verbindung
ein; dieselbe bildet sich beim Erhitzen der
Lösung der Phyllocyaninsäure mit Kupfer-
oxyd oder metallischem Kupfer. Die Kupfcr-
▼erbindungist interessant durch den Umstand,
dass ihre Lösungen nicht fluoresciren ; auch
ist dieselbe gegen die Einwirkung von Licht
und von Salzsäure ausserordentlich wider-
standsfähig. 8.
Sonderotbdfuck aus Ber. der Deutseh, Botan,
Geseüsch, 1887, Seite 128 flg.
Hiscellen.
Einflnss der Fonn
der Verordnung anf die Wirkung
der Arzneimittel.
Kaliumjodid in 0,3 g-Dosen in 1 Esslöffel
Wasser halbstündlieh vor der Mahlzeit wird
Bronchitis in 4 Tagen bessern, während die-
selbe Dosis in einem halben Glas Wasser
nach der Mahlzeit wochenlang ohne Erfolg
genommen wird. Eisen in heisser Lösung
bringt oft bei Anämie einen guten Effect
hervor; in anderer Form nützt es nichts oder
wird sogar schlecht vertragen. Morphinsalz
bessert in wässeriger Lösung den Husten
nicht, wohl dagegen, wenn es in einer kleinen
Quantität eines schleimigen Menstruums ge-
löst ist. Magnesiumsulfat zu 20,0 bis 30,0 g
mit soviel heissem Wasser als gerade nöthig
ist, um es zu lösen und fräh morgens ge-
nommen, ohne etwas darauf zu trinken, ist
von zweifellosem Erfolg bei pleuritischen
Ergüssen. In grosseren Mengen Wassers
gelöst, übt es diese Wirkung nicht aus. Naz
vomica, Digitalis, Belladonna (und wahr-
scheinlich auch andere Drogen) sind wirk-
samer, wenn ihre Tincturen vor dem Ein-
nehmen mit etwas Wasser gemischt werden,
als wenn sie in Mixturen verordnet werden,
wo sie oft Tage lang mit alkalischen Salzen
in Berührung sind. s.
Durch Medic, chir, Bundschau 1887, 750.
Dinitrokresol.
Dinitrokresol ist in dem Reichsgesetz über
die verbotenen Farben nicht aufgeführt. Dr.
We^l (Sitznngsber. der Berl. med. Ges.) ist
der Ansicht, dass diese Farbe giftig sei, da
0,26 g derselben pro Kilogramm auf Kanin-
ehen todtlieh wirken. Martin sgelb und
Buttergelb (ein Azofarbstoff) seien da-
gegen nicht giftig.
Wenn man bedenkt, wie wenig Dinitro-
kresol bez. Safransurrogat zum Färben von
Genussmitteln noth wendig ist, so scheint
durch Obiges die Schädlichkeit desselben
noch nicht genügend erwiesen, besonders
im Hinblick auf unsere eigenen Versuche
(Ph. C. 21, 000), die Th, Weyl übrigens
erwähnte. Red.
üeber gef&rbten Kaffee.
Von K. Sykara.
Verf. gelang es, vier Farbproben zu er-
halten, wie sie zum „Appretiren^ billiger
Sorten oder auch verdorbenen Kaffees ver-
wendet werden. Dieselben zeigten bei der
Untersuchung folgende Zusammensetzung :
I. Ein Gremenge von Indigo, Kohle, chrom-
saurem Blei und Porzellanerde; IL (approxi-
mativ): 5pCt. Indigo, 10 pCt. Kohle, 4,5 pCt.
PbCr04, 65,5 pCt. Porzellanerde, 15 pCt.
Ultramarin; III. (approximativ): 5 pCt. In-
digo mit einem organischen gelben Farbstoffe
(Gummigutti?), 3 pCt. Kohle, 8 pCt. PbCrO^,
82 pCt. Porzellanerde , 2 pOt. Ultramarin ;
IV. (approximativ) : 1 2 pCt. Indigo und or-
ganischen gelben Farbstoff, 5,5 pCt. Kohle,
4,5 pGt. PbCr04, 6,6 pCt. Porzellanerde und
12 pCt Ultramarin.
Beim Untersuchen von Kaffeebohnen
auf künstliche Färbung wäscht Verf. die
Bohnen unter Anwendung eines Pinsels mit
destillirtem Wasser , wobei die Bohnen ge-
wöhnlich ein fleckiges Aussehen annehmen.
Ein Theil des trüben Wassers wird im Uhr-
glase verdunstet und mikroskopisch unter-
sucht, wobei Trümmer der Farbstoffe und
566
Brucb stücke von Erystallen ans der Porzellan-
erde sieb zu erkennen geben. Der Rest der
Flüssigkeit wird auf einer Platinscbale ver-
dunstet, geglübt und abermals mikroskopiscb
untersucht. Eine Kaffeeprobe fand Verf.
mit gelbbraunem Ocker geförbt.
Chem, Centr.'Bl 1887, Nr. 4.7.
Follenkömer und Heufieber.
Von Dr. M. MackenjBie wurde schon vor
einigen Jahren die Vermutbung aufgestellt,
dass das Heufieber hervorgerufen werden könne
durch Pollenkörner. Durch in den letzten
Jahren angestellte Versuche glA^hiMdckeneie
in dieser Ansicht bestätigt zu sein. Es konnte
bei geeigneten Personen durch Aufathmen
von mit PoUenkörnem angefüllter Luft Heu-
fieber erzeugt werden. Mackenzie glaubt,
dass die Pollenkömer in das Blut eindringen
können und dass ihre Wirkung mehr eine
vitale als eine chemische oder physikalische
sei. Die Gräser, welche beim Heufieber haupt-
sächlich in Betracht kommen (in England)
sind Anthoxanthum odoratum, Holous aven-
aceus, Alopecurus pratensis, Poa fertilis,
Poa trivialis, Poa nemoralis und Lolium
perenne. Ausserdem wirken natürlich die
Pollenkömer der Coniferen und anderer
Bäume sehr mit.
Macketufie stellte auch Versuche über die
Zahl der Pollenkömer, welche die Luft er-
füllen, an. Auf einer zweistündigen Eisen-
bahn&hrt von London nach Bognor waren
auf einem Quadratcentimeter einer Glasplatte
in den Morgenstunden 28 Körner, in den
späteren Stunden 37 Körner. In einer Land-
gegend fanden sich an einem etwas stürmischen
Sommertage auf einem Quadratcentimeter
einer Glasplatte 1250 Pollenkörner. — os^
Durch Fharm, Joum. Transact. 1887^ 1017,
Geheimiiiittelflchwindel auf Actien.
In den letzten Tagen hat ein Fabrikant
pbarmacentifcher Specialitäten in der Schweiz
ein Circular in Umlauf gesetzt mit der
Einladtang zur Aotienzeichnung, die Aetie
k 200 Fr., befaufe Gründung eines Betriebs-
oapitalf von 200,000 Fr. für Verbreitung von
Speeialitäten , zu deutsch Gebeimmittel.
Ab solobe werden genannt: „Einsiedler
Magen- und Lebenttropfen" und „Dr. med.
Wüdenmatm'B Flechtenheilmittel«'.
Der Geheimmittelfabrikant ist der uaer-
scbütterlich^en Ueberzeugung, eine durchaus
sichere und gewinnreiche Capital - Anlage
empfohlen zu haben, und lässt sich darüber
folgendermaassen vernehmen :
„Nach dem heutigen Betriebssysteme dieser
Geschäftsbranche (Geheimmrttelfabiikation)
ist ein Erfolg mit den vorzüglichsten Fabri-
katen gegen die geldmächtige Concurrenz nur
dann möglich, wenn man ihr in den Betriebs-
mitteln gewachsen ist.
Ist dies der Fall, so ist aber auch eine
vorzügliche Rendite gesichert und zwar be-
deutend im Erfolg in dieser Gkscbältsbranche
nicht nur 10 oder 15 pCt. Capitaldividende,
wohl aber das Doppelte und Dreilache.
Es dürfte bekannt sein, .wie Alle, denen
genügende Mittel zur Ausdehnui^g und Pro-
paganda ihres Geschäftes zu Gebote standen
— ich nenne davon nur «71 Hof, Menier und
Eich. Brandt — einen riesigen Erfolg davon
getragen haben.'*
Proponirt werden dann Verzinsung mit
5 pCt. per Jahr und Gewinnbetheiligung
mit Maximum 20 pOt. von der Einlage.
Als Absatzgebiete für diese Specialitäten
werden angeführt Deutschland und die
Schweiz, wo sie schon etwelche Verbreitung
gefunden haben und mit mehr Propaganda
noch hübsche Resultate erzielt werden könn-
ten ; dann aber und hauptsächlich Amerika,
wo, horribile dictu, 25 pCt. der Bevölkerung
mit der Flechtenkrankheit behaftet sein
sollen.
Patron dieses Geschäftes ist ein Ausländer,
der die schöne Schweiz zur Stätte seiner
Thätigkeit gewählt zu haben scheint, weil
sein Heimathland für solche Hantiningen
keinen Boden hat. Der Mann besitzt keiner-
lei fachliche Ausweisschriften, war früher in
verschiedenen Apotheken der Schweiz, nie
in seinem Vaterlande, angestellt nnd hat
einige Zeit im Geschäfte des Bich. Brandt in
Schaffhausen gearbeitet. Vor zwei Jahren
hatte er sich in Einsiedeln als angeblicher
„resignirter Apotheker*^ niedergelaaeen behufs
Fabrikation von Geheimmitteln zum Verkaufe
nach aussen. In Folge Straftirtheils des
Bezirksgerichts Einsiedeln und des Cantons-
gerichts Scbwjz war sein Geschäft in Ein-
siedeln unmöglich geworden, und so ist «r im
Frühjahr nach Herisau ausgewandert.
Corresp.'^ f. S<^w. Aerzte 1887, Nr. SU.
Verleger und Terantwortlielker RedAOtear Dr. K» tteUiler in Dreedea.
Xa Boehhandel dueh Jnllne Sprinf er, Berlin N., XonbfJonpUti t.
und seine Producte.
I'üUongdM
HMsUllong d«
Fripazftta nnt«
amtllohcr Ooa
trol« dar Stadi
d«c OnrdlreeUoa
NiBibadratr Kochbnimn-lluBlI-Siln
zum E^innetimen
«■O^eo alamiliok* hsllkrtnin BabMUMU dei
Tn tu
t, lit die Wlrkmur d«iD KochbrunaaD- Wue«
El DBMltlKt d!a Basebwwden der lUhaioBn-
■nd Vcr4aiiaBjp-A|>MirBte and tat bvaondan fOr dli
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Zeitung fiir wissenschaftliche nnd geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermann Hager nnd Or. Ewald Oeissler.
Rracheint leden Donnerstaff. ~ Abonnementspreis durch die Post oder den BncibbMidel
viertel} Ibrlich 2 Mark. Bei Zneendong nnter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Nommem
25 i^. Iieerate: die einmal geipaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei gr^Jsseten Inieraten oder
wiederbolnngen Rabatt.
Anfragen, Aoftrftge, Mannecripte etc. wolle man an den Bedactenr Prof. Dr. E. Geieiler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 46. Berlin, den 17. November 1 887. ^Ai. j.UUg.
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt; Chemie «ad Phunaelet Oleum AmjgdAlarnin ain*r*rQin aethcraam. — Ueber 41« Anwendnof von
M^renroattratlStiiBf mr UntencbeidoDf des durch Mischung kttnsUlch hergestellten BiOermendelwassers ¥001
ofBoinellea. >- Satrtnin Meerbonlenm. — Casein »nr Bereitung von Emulsionen. — Therapevtltehe Ifotlxen:
üeber die Temperatnr nnserer Speisen nnd Getränke. — Medicamentöae Oxydation dnreh Platinsohwamm als
therapentisohes Mittel. — Utvniha mid Kritik. ~ Mlieellent Antipyrin und Antifebrin bei nervösen Erschoin-
nngen. — Oxydation der Baissäure nnter dem Einflüsse des Lichtes. — Uebor das Kupfer der Alten. >-
Offeae CorreepoBdeBi. — ABselgeB*
Cbemie und Pharmacie.
Oleum Amygdalarum amararum
aethereom.
Von Dr. 0. Linde,
Das ätherische Bittermandelöl war in
Preassen bis 1862 officinell; man gab
es als Arzneimittel auf, weil seine Wirk-
ung des verschiedenen Blausäuregehalts
wegen zu unsicher, ja sogar gefährlich
war.
Ueber die Zusammensetzung des Ol.
Amjgd. aether. ist in den Lehrbüchern
nicht viel mehr 2u finden, als dass es
aus Benzaldehyd besteht und wechselnde
Mengen Blausäure chemisch gebunden
enthält Hiermit ist aber herzlich wenig
gesagt
Man gewinnt das ätherische Bitter-
mandelöl durch Dampfdestillation aus
den bitteren Mandeln, nachdem man
dieselben gepulvert, vom fetten Oele
durch Fressen befreit und mit Wasser
eingeweicht hat Aus dem Destillate
scheidet sich das ätherische Oel am
Boden der Vorlage aus. Das über-
stehende Wasser wird zum Einweichen
einer weiteren Portion Mandelpulver be-
nutzt etc. Aus dem letzten Destillat-
wasser wird das Oel durch Zusatz von
Glaubersalz ausgeschieden. Die Ausbeute
ist nur gering, sie beträgt 1 bis 1 V2 fOt.
der angewendeten Mandeln.
Wie auf Seite 355 dieses Blattes aus-
einandergesetzt, zerfallt das Amygdalin
durch Emulsin bei Gogenwart von
Wasser in Benzaldehydcyanwasserstoff-
säure, d.h. Benzaldehydcyanhydrin, und
Zucker. Durch die hohe Temperatur
bei der Destillation aber wird das Benz-
aldehydcyanhydrin theilweise zersetzt in
Benzaldehyd und freie GyanwasserstofiT-
säure, von welch letzterer ein kleiner
Theil in Gyanammonium überseht Benz-
ald^d und Benzaldehydcyanhydrin sind
in Wasser sehr schwer löslich; sie wer-
den sich demnach zum grössten Theile
aus dem Destillate ausscheiden, während
Cyanwasserstoff und Gyanammonium ge-
löst bleiben. Das ätherische Bitter-
mandelöl wird somit aus Benzaldehydr
cyanhydrin und Benzaldehyd bestehen.
Aber in welchem Verhältniss?
Dieses Verhältniss ist kein bestimmtes;
es hängt von der Höhe der Temperatur
-568
bei der Destillation und der kürzeren
oder längeren Einwirkung derselben ab,
wieviel von dem Benzaldehydcyanbydrin
in seine Bestandtheile gespalten wird.
Der Gehalt an Blausäure schwankt nach
Bager zwischen 2 und 5 pGt, nach An-
deren steigt er sogar bis über 1 0 pGt.
Da die Verbindung Benzaldehydcyan-
hydrin 20,3 pGt. HGN enthält, so lässt
sich die Zusammensetzung des Bitter-
mandelöls berechnen. J- 0. Braithtoaite
untersuchte z. B. 4 Proben (Pharm.
Joum. and Transact. 1886, 814, 659);
dieselben enthielten 6,88, 5,3, 5,5 und
4,15 pGt. Blausäure. Diese Gele bestan-
den hiernach aus 81,5, 26,0, 27,0 und
20,5 pGt. Benzaldehydcyanbydrin und
68,5, 74,0, 78,0 und 79,5 pGt. Benzalde-
hyd. Mit dem grösseren Oehalte an
Blausäure, also an Benzaldehydcyan-
hydrin, steigt das specifische Gewicht.
Anders verhält es sicn mit dem Geruch :
dieser wird um so angenehmer sein, je
weniger Blausäure das Gel enthält, da
das Benzaldehydcyanbydrin einen eigen-
artigen, schwachen, aber durchaus nicht
angenehmen Geruch besitzt.
Die Gehaltsbestimmung nimmt man
am besten so vor, dass man eine ge-
wogene Menge des Gels in einem Ge-
mische von Spiritus und Wasser löst
und wie Bittermandelwasser nach der
Pharmakopoe -Vorschrift titrirt.
Viel einfacher und billiger können
wir das ätherische Bittermandelöl anstatt
durch Destillation durch Mischen von
Benzaldehydcyanbydrin (dessen Bereitung
auf Seite 892 der Pharm. Gentralh. an-
gegeben ist) mit Benzaldehyd darstellen ;
und mehr noch, wir können es auf diese
Weise von einem bestimmten Procent-
gehalte an HGN darstellen. Ich halte
es ftir zweckmässig, in eine neue Auf-
lage der Pharmakopoe das künstliche
blausäurehaltige Bittermandelöl aufzu-
nehmen und einen bestinmiten Procent-
f ehalt an Blausäure vorzuschreiben. Wir
ätten dadurch ein zuverlässiges Präpa-
rat gewonnen, das sich zugleich zur Be-
i'eitun^ des Bittermandelwassers eignete,
wie dieselbe auf Seite 393 dieses Blattes
angegeben ist.
PdtE, hn November 1887.
üeber die Anwendung von
Merouronitratlösung zar Unter-
scheidung des durch Mischung
künstlich hergestellten Bitter-
mandelwassers vom offlcinellen.
Von Dr. 0. Linde,
Auf Seite 316 der Pharm. Centralh.
1885 findet sich eine von Ä Hager
herstammende Notiz, die Unterscheidung
des durch Mischen von ätherischem
Bittermandelöl, Blausäure, Wasser und
Weingeist künstlich hergestellten vom
officinellen. destillirten Bittermandelwasser
betreffend. Hager will zu diesem Zwecke
Mercuronitratlösung benutzen , vvelche
hierzu schon vorher, 1880, von Wood-
land im Pharm. Journal empfohlen war.
Diese So^er'sche Noüz bedarf der Be-
richtigung.
Wie Hager angiebt, soll das officinelle
destillirte Bittermandelwasser mit einigen
Tropfen lOproc. Mercuronitratlösung so-
fort eine dunkelgraue Fällung oder
Trübung, das künstliche, durch Mischung
(aus ätherischem Bittermandelöl, Blau-
säure, Wasser und Weingeist) bereitete
eine schwache, weissliche oder weisslich-
graue Trübung* geben. Woher rührt nun
überhaupt diese Trübung oder Fällung?
Von den Bestandtheilen des destillirten
Bittermandelwassers ist es vorzugsweise
die freie Blausäure, welche auf Mercuro-
nitrat einwirkt nach der Formel:
2HCN + HgsCNOs)^
= Hg + Hg(CN)2 + 2HNO3.
Die grauhe Trübung oder Fällung,
welche hierbei entsteht, wird durch das
ausgeschiedene metallische Quecksilber
hervorgerufen. Je nachdem man nun
eine ganz schwache oder stärkere Blau-
Säurelösung anwendet, erhält man einen
feineren oder gröberen Niederschlag,
eine weisslichgraue oder dunkelgraoe
Trübung oder Fällung. Das destillirte
Bittermandelwasser enthält wohl immer
soviel freie Blausäure, dass man beim
Versetzen mit lOproc. Mercaronitrat-
lösung einen dunkelgrauen Niederschlag
erhält; dasselbe ist aber erst recht der
Fall bei dem durch Mischung ans äthe-
rischem Bittermandelöl, Blausäure, Wasser
und Spiritus dargestellten. Deshalb ist
569
die Mercuronitratprobe zu dem Zwecke,
welchen Hager aogiebt, nicht zu ge-
brauchen.
Wir haben aber auch die Mercuro-
nitratprobe gar nicht nöthig. Bei einem
auf oben angegebene Weise durch Misch-
ung bereiteten Bittermandelwasser wird
die gesammte Blausäure durch Siiber-
nitrat direct als Gjansilber gefällt ; nicht
so beim officinellen. Versetzt man ein
solches mit überschüssiger Silbernitrat-
lösung und filtrirt vom Gjansilber ab,
so giebt das klare Filtrat nach Zusatz
von Ammoniak und Uebersättigung mit
Salpetersäure eine weitere Ausscheidung
von Gjansilber, wie schon seit langen
Jahren bekannt ist (vergl. Pharmaceut.
Centralhalle 1887, S. 355 und 369).
Peitz, im November 1887.
*
um kleinste Mengen Kohlensäure an die
umgebende Luft abzugeben, und wird
ein vorher wirklich probehaltiges Prä-
parat nun schon deutliche Botbf&rbung
zeigen.
So lange nun im Handel nicht besisere
Sorten von Natriumbicarbonat zu er-
halten sind, muss ich die Phenolphtalein-
probe als zu weitgehend erklären.
Bonn.
C. S.
Natriun bioarbonionm.
Obschon eine neue Prüfungsmethode
von Natrium bicarbonicum auf Mono-
carbonat seitens der Pharmakopöe-
Commission bereits im Aprilbefte des
Archivs veröffentlicht worden ist, sind
doch bis heute keine Mittheilungen über
dieselbe gemacht wordem In letzterer
Zeit seitens einer chemischen Fabrik
mehrfach mit der Prüfung des Natrium
bicarbonicum betraut, hatte ich Gelegen-
heit, zu constatiren, dass kein Präparat
diese Probe aushielt. Ich wandte mich
daher an Fabriken in verschiedenen
Gegenden, desgleichen an Drogisten, um
Proben von Natrium bicarbon. puriss.
crjstall. und pulv. zu erhalten. Wohl
mehr als fünfzehn Sorten untersuchte
ich darauf nach der neuen Methode,
indess auch nicht eine war probehaltig;
dagegen hielten alle die sogenannte
BtUasehe Monocarbonatprobe aus, ein-
zelne 8 und 10 Minuten.
Ein Fabrikant schrieb mir noch Fol-
gendes: Was die Probe mit Phenol-
phtale'in anbelangt, so glauben wir kaum,
dass Sie ein im Handel befindliches
Präparat finden werden, welches dieselbe
— auch beim Gebrauehe — stets
aoshält, da unseren Erfahrungen nach
schon ein mehrmaliges Oefihen des be-
trefi'enden Gefässes genügt ~ zumal bei
etwas feuchter, warmer Temperatur — ,
Casein zur Bereitung von Emul-
sionen.
L6ger empfiehlt das Casein als allge-
meines Emulgens, zu welchem Zwecke er aus
Molken einen Caseinzucker herstellt, der
trocken aufbewahrt wird und jeden Augen-
blick zur Darstellung einer Emulsion ge-
eignet ist«
Zur Darstellung des Caseinzuckers
(Saccharure de casein e) wird in folgen-
der Weise verfahren :
4 Liter Kuhmilch werden auf 40^ erwftrmt,
60,0 Salmiakgeist hinzugesetzt und das Ganze
im Scheidetrichter oder einer ähnlichen entf
sprechenden Vorrichtung 24 Stunden der
Ruhe überlassen. Nach dieser Zeit befindet
sich das gesammte Fett der Milöh in Form
einer Rahmschicht an der Oberfläche der
Flüssigkeit; die darunter befindliche Flüssig-
keit, etwas opalisirend durch Grehalt an
Phosphaten und eine geringe Menge Butter-
fett (0,06 pCt nach Quesnemlle) wird Yor^
sichtig abgezogen und durch Zusatz von Essig-
säure das Casein bei gewöhnlicher Tempe-
ratur ausgefallt. Das ausgefällte Casein wird
mit Wasser von 35 bis 40^ durch Decan-
tiren gewaschen, auf einem Leinentuch ge-
sammelt, und mittelst der Presse ausgepresst,
Durch einen Versuch mit 1 bis 2,0 g, die bei
1100 getrocknet werden, wird der Glehalt
des Presskachens an trockenem Casein be-
stimmt. Hierauf wird der feuchte Casein:
kuchen mit 100 g Zuckerpulver und soviel
Natriumbicarbonat, dass 8 g auf 100 g trocke-
nes Casein kommen, innig vermischt.
Unter dem Einfluss des Bicarbonats quillt
das Casein und wird löslich in Wasser, worauf
unter fortwährendem Vermischen noch nach
und nach so viel Zuckerpulver zugesetzt
wird, dass auf 1 Theil des trockenen Casei'ns
9 Tbeile Zucker kommen. Die so erhaltene
Masse von Pastillenconsistenz wird in kleine
&70
Stückchen zertheilt, bei 25 bis 30<^getrockaet|
gepuWert, gesiebt. Wird das feuchte GaseiD
suerst nur mit Bicarbonat yermischt, so ent-
steht eine zähe Masse, welche sich schwer mit
KuckerpaWer vermischen lässt, weshalb von
dem oben angegebenen Weg nicht abgewichen
werden darf.
Der trockene Casei'nzucker ist von grosser
Haltbarkeit (3 Jahre alter zeigt keine Ver-
änderung) und emulgirt alle Arten von Sub-
stanzen (fette und ätberische Oele, Balsame,
Harze und Gummiharze und deren Tincturen)
ihit Leichtigkeit. Die Emulsionen mit fetten
Oelen sind vollständig weiss und die Oel-
tröpfchen sind feiner als in der Milch. Als
Yorsichtsmaassregel ist nar eu beachten, dass
die untan angegebenen Verhältnisse desOeles
etc., des Cate'iftsncken und des Wassers snr
Her8tellii>'g ^^^ eoncentrirten Emulsion nicht
geändert werden. Der Caseinzucker wird
mit der angegebenen Menge Wasser im Mör-
ser Vermischt, so dass ein Schleim entsteht,
dem das fette Oel untergemischt wird, worauf
sofort der andere Theil des Wassers hinzuge-
geben wird. Diesen Emulsionen braucht
kein Bjtnp rageeetst ssn werden, dm genügend
Zuckeir durch den Caseinzucker hinein*
kommt.
Emulsio oleosa: Oleum Amygdalar.
15,0, Caseinzucker 15,0, Wasser 5,0, hierauf
das nöthige Wasser zu 150,0 Gesammt-
gewicht.
Emulsio Ricini: Oleum Hicini 30,0,
Caseinzucker 80,0, Wasser 10,0 ; Wasser zu
175,0 Gesammtgewicht.
Für die Bereitung von Emulsionen mit
den Harzen, Balsamen u. s. w. gilt im All*
gemeinen, dass 10,0 g Caseinzucker auf 125
bis 150,0 g Emulsion genügen, dass das Ver-
hältniss von Wasser und Caseinzucker wie
1 : 1 ist und dass die zu emulgirenden Sub-
stanzen vorher in einer kleinen Menge Al-
kohol gelöst werden müssen ; die Menge des
Alkohols ist je nach der Consistenz der Sub-
stanzen schwankend. Für die Harze und
Gummiharze, Campher, Tolubalsam genfigt
die 10 fache Menge des Medicaments an Al-
kohol; für die harzigen Tincturen — Toln-,
Benzoetinctur — , auch Copatvabalsara, ist
die gleiche Menge Alkohol zuzusetzen; für
Terpentin genfigt die doppelte Menge Al-
kohol ; für die ätherischen Gele ist die vier-
fache Menge Alkohol zu nehmen.
Die Harze zeigen saure Eigenschaften und
könnten deshalb das Casein ausfällen; um
diesen Umstand zu vermeiden, wird in diesen
Fällen eine geringe Menge Natriumbiearbon&t
zugesetzt und zwar ist diese Menge, da ein
Ueberschuss nicht schadet, fest bemessen
worden zu 0,2 g Bicarbonat auf 125 bis
1 50,0 g Emulsion.
Als Beispiel hierfür möge noeh Folgendes
dienen.
Emulsio baisam. Copaivae.
Balsam. Copaiv. 25,0 g, Spiritus 90 proc.
25,0 g werden in dner 125,X)g^Fli»ehe gelost,
andererseits 10,0 g Caseinzucker ^ 10,0 g
Wasser und 0,2 g Natriumbicarbonat im
Wasserbad gelöst. Hierauf wird die Casein-
lösung In die Copaivbalsamlösung gegossen,
verstöpselt und heftig geschuttelti die Emul-
girung geschieht sofort, hierauf wird der Best
des Wassers ($0,0 g) und etwa ein Symp
(25,0g) zugegeben und einmal geechuttelt.
Die in Frankreich viel gebrauchte £ a u
sedative fertigt lAper ebenfalls mit Hilfe
des Casei'nzuckers an, mit dem der zuge-
hörige Campher emulgirt wird.
Die Caseinemulsionen sind nicht lange
haltbar, da sie sich unter denselben Erschein-
ungen wie Milch zersetzen, sie dürfen deshalb
nur zum Gebrauch angefertigt werden.
Zur Verdeckung eines etwas eigenthioa-
lichen Geruches, der allen diesen Caseinemul-
sionen anhaftet, empfiehlt derselbe einen
Zusatz von Oleum Aurantii Flor um, 4
bis 5 Tropfen auf das Kilo Casein.
Journ. de pharm, et de Mai. 1887, XVI, 49. 94.
•\/ j \^^y
/v/- i^u^^
Therapeutische IVotlzen.
tJeber die Temperatar unserer
Speisen und Getränke.
Von Prof. dT. üffehncmn in Eostock.
Auf Grund seiner recht instructiven Er-
örterung obigen Thema's gelangt Verf. zu
folgenden, für die Diätetik des geann-
den Menschen wichtigen Schlnss*
Sätzen:
1. Im Allgemeinen ist fdr den
Gesunden eine Temperatur der
Nahrung, welche der Bluttempe-
ratur gleich ist oder nahe kommt,
als die angemessennte an beseiefa-
571
Den. Für den Säagling ist sie die
allein zulässige.
Bei einer solchen Temperatur tritt die
Pepsinwirkung am raschesten ein, wird die
Wärmeregulation des Körpers am wenigsten
alterirt, kein abnormer Reiz auf die Magen-
schleimhaut ausgeübt, der Schmelz der Zähne
nicht geschädigt.
2. Für denGenuss durstlöschen-
der Getränke gilt die Regel, dass
eine Temperatur von \0^ bis 20" C.
die angemessenste ist.
3.. Jede extrem hohe und extrem
niedrige Temperatur der Speisen
und Getränke kann nachtheilig
wirken, umsomehr, je hastiger die
betreffenden Substanzen genossen
werden. Unter extrem hoher Temperatur
ist diejenige zu verstehen, bei welcher Schmerz
im Munde und Schlünde, unter extrem nied-
riger diejenige zu verstehen , bei welcher
Schmerz an den Zähnen oder das Gefühl
eisiger Kälte im Epigastrium sich kundgiebt.
Diese Symptome sind ja subjectiv und treten
bei verschiedenen Individuen nicht immer bei
den gleichen Temperaturgraden auf. Es
erzeugen aber auch bei den nämlichen Indi-
viduen völlig gleiche Temperaturen der Spei-
sen und Getränke nicht immer das gleiche
Gefühl von Kälte, Wärme oder Hitze. Von
Einfluss ist die Art der Nahrung und nament-
lich die Consistenz derselben. Wenn sich
somit die Begriffe „Allzuheiss** und
„Allzukalt** nicht wohl durch ganz be-
stimmte Temperaturen definiren lassen, so
darf man doch sagen, dass die meisten Men-
schen das Gefühl brennender Hitze im Munde
verspüren , sobald die feste Nahrung mehr
als 55 ^ C, die flüssige mehr als 58 ^ C.
heiss ist, und dass das Gefühl schmerzender
Kälte an den Zähnen, sowie unangenehmer
Kälte im Epigastrium der Kegel nach sich
einstellt, wenn die Nahrung, beziehungsweise
das Getränk weniger als 6 bis 7,5*^ C. hat. —
Hervorgehoben wird vom Verf., dass wahr-
scheinlich auch schon Temperaturen von
mehr als 54 bis 55 " C. auch beim Genuss
flüssiger Kost nicht mehr zuträglich sind.
Mit Späth erklärt Verf. Temperaturen von
40 bis bO^ als im Allgemeinen die ange-
messensten, und stimmt er ihm bei, dass bei
festen, zu zerkauenden Speisen die zulässige
Grenze bei 55^, bei Flüssigkeiten dagegen
erst bei 60 bis 65 o Hege, sobald kleine
Mengen genossen werden.
Jedenfalls sind also alle extrem
heissen und extrem kalten Sub-
stanzen zu meiden. Der Einwurf, dass
manche Menschen ihre Suppen, ihren Kaffee
und ihren Thee Tag für Tag zu 62 o bis
65^ oder noch heisser zu sieh nehmen und
dabei ganz wohl bleiben, verliert an seiner
Bedeutung sehr viel gegenüber der anderen
Thatsache, dass zahlreiche Menschen, welche
eine derartige Gewohnheit haben , an der
einen oder anderen Affection des Magens
leiden. Ebenso bedeutungslos ist der etwa
zu machende Einwurf, dass Manche ungestraft
eiskaltes Wasser und eiskaltes Bier selbst bei
erhitztem Körper trinken ; denn es bleibt das
Factum bestehen, dass sehr Viele nach dem
Genüsse so kalter Getränke, zumal wenn er
hastig war, erkranken.
4. Beabsichtigt man, durch die Nahrung
oder das Getränk dem Körper Wärme zuzu-
führen, wie in der kalten Jahreszeit, so lässt
sich dies sehr wohl erreichen, wenn man die
betreffenden Substanzen nur 10" bis 12 <*
wärmer zu sich nimmt, als die Bluttemperatur
ist. Damit übe^chreitet man also nicht die
Grenze des Zuträglichen. Will man dagegen,
wie in der warmen Jahreszeit, durch die
Nahrung und das Getränk kühlen, dem Kör-
per Wärme entziehen, so wird man — selbst-
verständlich unter Festhaltung des Grund-
satzes, die vorhin gezogene Temperaturgrenze
nicht zu überschreiten — gut daran thun,
solche Speisen und Getränke auszuwählen,
welche auch bei geringerer, als der Tempera-
tur des Blutes, wohlschmeckend und bekömm-
lich bleiben. (Es gehören dahin z. B. Milch,
Buttermilch, Obstsuppen, Kaltschale, Obst,
kalter Braten, Gallerten, Schinken, Rauch-
fleisch, Salate, Brot.)
5. Rascher Wechsel von heissen
und kalten Substanzen ist schon
aus Rücksicht auf die Zähne zu
vermeiden. Uebrigens mildert der Ge-
nuss kalter Substanzen, namentlich kalten
Wassers, die schädliche Wirkung extrem
heisser Substanzen auf den Magen, wenn er
dem Genüsse der letzteren unmittelbar nach-
folgt. I
Für die Diätetik des kranken Men-
schen lassen sich nun nach Verf. aus den
obigen Feststellungen folgende Sätze ableiten :
1 . Kaltes Getränk und kalte Speisen setzen
572
die Körperwärme, auch die krankhaft erhöhte,
herab. Diese Herabset zung ist dabei
als reiner Wärmeverlast aufzu-
fassen (Fiebertherapie).
2. Die Ingestion kalter Substanzen, na-
mentlich kalter Flüssigkeiten, vermag eine
krankhaft gesteigerte Reizbarkeit der Magen-
schleimhaut heiubzu setzen.
3. Kalte Ingesta erhöhen den Tonus des
Magens, steigern die Peristaltik desselben
und des Darmes, wirken dadurch den Stuhl
befördernd, unter Umständen (z. B. bei Dy-
senterie^ aber auch schmerzenerregend.
4. Kalte Speisen und kalte Getränke
steigern einen etwa vorhandenen Hustenreiz.
5. Heisse Ingesta können unter Umständen
eine geringe Erhöhung der Körpertemperatur
zu Wege bringen und können Schweiss
hervorrufen.
6. Heisse Substanzen stimuliren, und heisse
Oenussmittel stimuliren in stärkerem Grade,
als kalte.
7. Heisse Ingesta vermindern wahrschein-
lich bei öfter wiederkehrendem Genüsse den
Tonus des Verdauungstractus und der Ge-
fasse des Abdomen.
Sowohl warme als heisse Jngesta vermögen
vorhandenen Hustenreiz zu mildern.
Zum Schluss erörtert Verf. noch die Ge-
tränke mit Bäcksicht auf die Temperatur,
in der sie am vorth eilhaftesten genossen
werden :
1. Trinkwasser. Die Temperatur des
Brunnen- und Quell wassers liegt in der Mehr-
zahl der Fälle zwischen 8 o und 16 <' C. Die-
jenige von 12,5^ C. wird als kühl und ange-
nehm, diejenige von 8^* C. als recht kühl,
diejenige von 6 bis 7,5 ^ (siehe oben) als
unangenehm kalt empfunden. Ein Wasser
mit 21 ^ C. schmeckt schon nicht mehr frisch,
erscheint uns bereits etwas fade, erregt, in
grösserer Menge getrunken, bei den Meisten
Uebelkeit. Die angemessenste Temperatur
des Trinkwassers wird hiemach für den ge-
sunden Menschen diejenige von 12,5" sein.
Ein Wasser von solcher Temperatur löscht
den Durst vortrefiflich und erzeugt keinerlei
nble Nebenwirkungen.
2. Selters- und Sodawasser. Das
künstliche kohlensäurehaltige Mineralwasser
•ncheint bei gleichem Temperaturgrade käl-
ter, als gewöhnliches Trinkwasser. Bei einer
Tenperatmr von + 8 *' bis 9 <> 0. ruft es da«
Gefühl eisiger Kälte hervor; noch bei einer
Temperatur von 12,5" C. ist es ungemain
kühl , bei einer solchen von 6 " C. aber so
intensiv kalt, dass man es nur in ganz kleinen
Portionen hinabschlucken kann und aaeh
dann noch Schmerz an den Zähnen, wie im
Schlünde verspürt. Als angemessene Tem-
peratur für das kohlen säurehaltige Mineral-
wasser muss diejenige von 14 bis 16 " C.
bezeichnet werden.
3. Bier. Dasselbe schmeckt, wie das
Mineralwasser, noch bei einer Temperatur
von 14 bis 15" C. angenehm kalt, bei einer
solchen von 8 " eisig kalt. Wiel empfiehlt
es nicht kälter, als zu 9" K., d. i. 11,2" C.
zu trinken, und stimmt ihm Verf. hierin
rückhaltlos bei. Die angemessenste Tem-
peratur dürfte, wie beim Mineralwasser, die-
jenige von 14 bis 16" C. sein.
4. Wein. Beim Weine muss man die
verschiedenen Arten desselben unterscheiden.
Roth wein hat erfahrungsgemäss seinen
angenehmsten Geschmack bei 17 bis 19" C,
Weisswein dagegen bei 10 " C, C h a m-
paguer bei 8 bis 10" C. Kühlt man letz-
teren durch Einstellen in einen Eiskübel bis
auf 4- 2 oder 3 " C. ab, so ruft er zwar Kälte
im Munde und Magen hervor, doch ist dieselbe
kaum unangenehm zu nennen. Jedenfalls
erzeugt ein so stark abgekühlter Champagner
bei Weitem nicht ein so intensives Gefühl
von Kälte im Epigastrium, wie Trinkwasser
oder Selterswasser von -f- 2 bis 3 '* C, ein
Factum, welches wohl aus dem Alkoholge-
halte des Weines zu erklären ist.
Nach Wiel liegt die angemessenste Tem-
peratur für Roth wein bei 15" B. (19" C.;,
leichten Weisswein bei 12" R. (15" C),
schweren Weisswein bei 8^ R. (10 " C. >, wo-
mit Verf. sich vollkommen einverstanden er-
klärt.
5. Kaffee und Thee: Beide Gktränke
werden als Genussmittel allermeistens in
einer Temperatur von 40 bis 56" C. genos-
sen; doch trinken einzelne sie viel beisser,
nämlich zu 60 bis 65 " C. und darüber. Eine
Temperatur von 43 bis 52 " findet Veif. an-
genehm heiss, und sollte dieser Temperatar-
grad nicht überschritten werden. — Die
erregende Wirkung des Kaffee und Thee
steigert sich mit der Zunahme der Tempera-
tur, was wohl zu beachten i»t. Zweifellos
beruht die stimulirende Wirkung beider Ge-
nttssmittel zu einem grossen Theile auf dem
Umstände, dass sie heies genomman ward«D.
678
Will man decbalb in einem bestimmten Falle
•ine itark »timulirende Wirkung erzielen,
wie nacb oder unmittelbar vor groMen körper-
liehen Ansirengongen, so yerordne man jene
Getränke so beiss, wie es fiberhaapt zuUUsig
ist. Dass dagegen die durstlöschende
Eigenschaft des Kaffee und Theo am besten
bei einer Temperatur von 10 bis 18'^ C.
hervortritt, ist bekannt.
6. Fleischbrühe. Die Fleischbrühe
hat ihren angenehmsten Geschmack bei 37
bis 52^ C. Lauwarm, in einer Temperatur
von etwa 28 bis 30^ C. genossen, bflsst sie
nicht unerheblich an Wohlgeschmack, sehr
erheblich an ihr^r belebenden Wirkung ein.
Kühl verliert sie ihre Appetitlichkeit gans,
weil das Fett alsdann gerinnt.
7. Milch. Die Milch erscheint uns
innerhalb der Temperaturgrade von 6 bis
20^ kühler als Trinkwasser, gleicht in dieser
Besiehung also dem kohlensauren Wasser.
Eine auf 6,5 <^ abgekühlte Milcb ist so un-
gemein eisigkalt, dass man sie allerhöcbstens
in ganz kleinen Portionen hinabschlucken
kann. Mit einer Temperatur von 10 '^ C.
ist sie noch sehr kalt, nach Verf/s Gefühle
unangenehm kalt, mit einer solchen von
12,5** C. recht kalt, mit einer solchen von
16 bis 18 <* C. kühl und erfrischend. Frisch
von der Kuh gemolken und im Glase unter
dem Euter aufgefangen, hat sie eine Tem-
peratur von 34 bis 35 *^ C. In dieser letz-
teren wird sie erfabrungsgemäss von Erwach-
senen am besten vertragen ; auch besitzt sie
alsdann noch in vollem Umfange ihr schönes
nussartiges Aroma, welches beim künstlichen
Erwärmen und namentlich beim Aufkochen
zum grossen Theile verloren geht. Doch
sagt der Geschmack frisch gemolkener, kuh-
warmer Milch nicht Allen zu. Diejenigen,
welche sie nur abgekühlt lieben, sollten sie
nach dem oben Gesagten nicht kühler, als
zu 16 bis 18 <^ C. trinken, es sei denn, dass
irgend welche therapeutischen Gründe den
Grenuss eiskalter Milch rathsam erscheinen
lassen. Milch von mehr als 45 '* C. erzeugt,
wenn in grösseren Mengen genossen , bei
diaphoretischem Verhalten leicht Schweiss,
niemals Uebelkeit.
8. Getreidemeb Is uppen und H ü 1-
senfruch tsuppen. Kühl sind diese
Suppen von geringerem Wohlgeschmacke,
als in einer Temperatur von 37 bis 52<*;
auch werden sie doreh die Abkühlung dick-
licher.
9. Obstsuppen. Das Erfrischende,
Kühlende der Obstsuppen, welches sie für
die heisse Jahreszeit zu einem so angenehmen
Nahrungsmittel macht, tritt erfabrungsgemäss
am meisten hervor, wenn sie in einer Tem-
peratur von 20 bis 32 <* genossen werden.
10. Brot. Es ist ein alter und ganz
richtiger Erfahrungssata, dass die Bekömm-
licbkeit des Brotes durch die Temperatur
desselben sehr wesentlich beeinflusst wird.
Heiss, oder auch nur warm in einer Tempe-
ratur von etwa 37'* genossen, ruft es unge-
mein leicht Cardialgie, Druck und Völle im
Epigastrium hervor. Ja, es kommt vor, dass
diese Symptome nach einem blos einmaligen
Genüsse solchen Brotes Tage und Wochen
hindurch anhalten. Dafür kann man nicht
wohl die Temperatur des Gebäckes direct
anschuldigen, vielmehr mvss jene Schwer-
bekömmlichkeit auf andere Weise erklärt
werden. Das Brot wird, indem es erkaltet,
zugleich trockener; so verliert das aus Wei-
zenmehl gebackene bereits innerhalb der
ersten 24 Stunden 7,71 pCt. seines Gewichtes
an Wasser. Aber es ist, zumal der Verlust
bei dem Roggenbrot wesentlich niedriger sich
stellt, das Austrocknen schwerlich als Grund
der besseren Bekömmlichkeit des altbackenen
Brotes anzusehen. Wir wissen ja (Bous-
smgauU), dass letzteres, wenigstens in den
ersten Tagen, wieder frischschmeckend zu
machen ist, wenn man es eine ganz kurze
Zeit auf 70 <^ C. erhitst, wobei es, nebenbei
gesagt, noch Wasser verliert (gegen 3 pCt.).
Nach der Ansicht von B%bra^% geht nun die
Feuchtigkeit des Brotes mit dem Kleber oder
der Stärke nach dem Erkalten eine chemische
Verbindung ein, auf deren Zustandekommen
das beruht, was man das „Altbackene** des
Gkbäckes nennt. Beim Wiedererwärmen
des letzteren auf 70^ C. wird das vorher
chemisch gebundene Wasser frei, und dadurch
erhält das Brot aufs Neue die Geschmeidig-
keit, wie den Geschmack frischen warmen
Gebäckes, aber auch dessen Schwerbeköuim-
licbkeit. Die letztere hängt nun aller Wahr-
scheinlichkeit nach damit zusammen, dass
das heisse oder warme, frische Gebäck elasti-
scher, nachgiebiger ist, deshalb weniger gut
zerkaut, in grösseren Bissen hinabgeschluc)(t,
minder vollständig eingespeichelt wird, und
dass es in Folge der Beschaffenheit seiner
574
Masse die Digestionssäfte weniger leicht in
sich eindringen lässt, als das zerkaulichere,
altbackene Brot. Das warme, frische
Gebäck wird dementsprechend im
Magen nicht so rasch zerfallen und
verdaut werden. Es folgt- daraus die
Hegel, dass man das Brot nicht eher essen
darf, als es auch im Innern vollständig ab-
gekühlt ist. Die Zeit, innerhalb deren dies
erfolgt, wechselt selbstverständlich nach der
Temperatur des Aufbewahrungsraumes und
der Grösse des Gebäckes, lässt sich aus diesem
Grunde nicht präcisiren.
11. Breiige Speisen. Breiige Spei-
sen, wie Reis- und Kartoffelbrei, Erbsen- und
Boggenbrei kühlen sich im Munde und im
Magen viel weniger leicht ab, als flüssige
Substanzen, und zwar um so weniger, je con-
sistenter und je fetter sie sind. Es ist des-
halb für die meisten Menschen unmöglich,
sie heisser als 54 bis 55^ C. zu essen,
ohne sich den Mund zu verbrennen. — Am
zuträglichsten scheint für Speisen dieser Art
eine Temperatur von 37 bis 42" C. bis
45*^ C, vielleicht auch bis 48" C. zu sein.
Kühlt man sie stark ab, so verlieren sie
wesentlich an Wohlgeschmack; auch werden
sie dann weniger bekömmlich, erzeugen
leicht Druck und Völle im Epigastrium.
12. Braten fleisch. Wie für die brei-
igen Speisen, dürfte auch für Bratenfleisch
die zuträglichste Temperatur diejenige des
Blutes sein. Bei einer wesentlich niedrigeren
erstarrt das Fett und wird gleichzeitig die
Fleischmasse selbst derber, also den Ver-
dauungssäften weniger leicht zugänglich.
Bei einer sehr hohen Temperatur dagegen
(55^ C. und darüber) wird der Bissen des
eintretenden Schmerzes wegen nicht gehörig
zerkaut, gelangt noch sehr heiss in den Ma-
gen und bewirkt hier eine Schädigung, wäh-
rend er ausserdem in Folge der geringeren
Zerkleinerung langsamer verdaut wird.
Kaltes Bratenfleisch hat, wie schon
oben angedeutet wurde, einen von dem war-
men verschiedenen Geschmack. Wenn es
aus irgend einem Grunde, z. B. in der heissen
Jahreszeit, oder bei Reizbarkeit des Magens,
vorgezogen wird, so soll man es möglichst
frei von dem geronnenen Fette und möglichst
fein zerkleinert geniessen, eben weil es con-
sistenter, als das warme, zu sein pflegt.
13. Gefrornes. Der Genuss von Ge-
frornem an sich ist diätetisch nicht gut zu
heissen, da die Temperatur desselben ja weit
unter die vorhin fix! rte Grenze hinabgeht,
und so wird es nur etwa bei ganz langsamem
Genüsse ohne Nachtheil vertragen werden,
bei rascherem Genüsse und bei Personen mit
etwas empfindlichem Magen aber wird es sehr
leicht Dyspepsien zu Wege bringen, anch
wenn es, was ja selten genug der Fall, aus
diätetisch an sich unverfänglichen Substanzen
bereitet wurde. Besonders nachtheilig muss
es als Schlussgericht reichhaltiger Mahlzeiten
wirken, weil es die Temperatur des Magen-
inhaltes herabsetzt, dadurch die Pepsinwirk-
nng beeinträchtigt, diese aber gerade nach
dem Genüsse grösserer Menge Nahrung mög-
lichst gefördert werden sollte. Nicht minder
nachtheilig wirkt es, wenn es bei erhitztem
Körper genossen wird.
Aügem. Medic, Centr.Ztg., LVI, 77 u. 78,
Medicamentöse Oxydation durch
Flatinschwamm
als therapeutisches Mittel.
Herr Onismus empfiehlt einen Apparat,
dessen Hauptbestandtheil Platinschwamm ist,
der durch das Verdampfen von Alkohol,
Aether oder ätherischen Oelen im Glühen
erhalten wird (ähnlich der bekannten Glüh-
lampe, Raucher- oder Luftreinigungslampe
nach Prof. Japer-Stuttgart Ref.). Es ent-
steht eine Oxydation der in Berührung mit
dem Herd kommenden Substanzen und es
bilden sich Ozon und ätherische Producte.
Wendet man alkoholische oder ätherische
Tincturen an oder löst man Substanzen in
Mineralölen auf, so erhält man sehr schnell
eine Wirkung, wenn man nur einige Zeit den
Apparat in einem Zimmer functioniren lässt.
Die deutlichste Wirkung dieses therapeu-
tischen Mittels besteht darin, dass es die
Schleimhäute austrocknet, so bei Coryza, bei
Bronchitis mit Katarrh, bei gewissen Reiz-
zuständen der Nasenhöhlen oder des Schlun-
des bei dem Heufieber. Nach wenigen Stun-
den bringt man durch Mischungen von Al-
kohol mit Terpin, Terpentin, Eukaljptol,
Tct. Aconit! die Schleimhautsecretion zum
Stillstand, während die allgemeinen Symp-
tome bestehen bleiben. Diese meticamen-
töse Application zeichnet sich auch dadurch
aus, dass sie die Respirationsbewegungen
erleichtert.
Be^Bthe Med,'&g., I887y Nr. 90.
575
Iilteratnr and Kritik.
Jknleitniig zur Analyse der Aschen
nnd Mineralwasser von Robert
Bunsen. 2. Auflage. Preis 2 Mark.
Heidelberg 1887. Carl Winters üni-
versitätebuchhandlaiig.
Durch wie viele neoe Unteranchungeo nnd
Entdeckungen auch Bunsen die Wissenschaft
bereichert hat, an selbstständigen Schriften
hat er doch nur wenige verfasst. Eine dieser
wenigen nnd den übrigen an Klarheit und
Uebersichtlichkeit ebenbürtig ist die „Ana-
lyse der Aschen nnd Mineralwasser.'' Die
Benutzung der Broschüre seist chemische
Kenntnisse voraus, wie der Verfasser der-
selben voraussetzt, dass Jedermann weiss, wer
der auf dem Titelblatt schlichtweg Bohert
Bimsen Genannte ist. Wenn ein Werk dieses
Gelehrten noch irgend welcher Empfehlung
bedarf, so soll dieselbe für die vorliegende
Anleitung von- uns im reichlichsten Maasse
gegeben sein. g,
Lekrtach der anorganisehen Chemie
mit einem kurzen Grnndriss der Mi-
neralogie. Von weiland Professor Dr.
e7. Larscheid. Hit 230 in den Text
gedruckten Abbildungen und einer
Spectraltafel in Farbendruck. Elfte
Auflage, bearbeitet von Dr, Ä Hove-
Stadt, Preis 4 Mark. Freiburg im
Breisgau 1887. //erder'sche Verlags-
handlung.
Die Vorzügliehkeit der LorseheidBch^u
Lehrbücher haben wir an dieser Steile wieder-
holt rühmend hervorgehoben. Die vorliegende
Neubearbeitung ist nicht minder zu loben,
obscbon es uns scheint, dass dieselbe für An-
fänger etwas zu viel Theorie bringt. «.
Repetitoriam der Chemie. Mit be-
sonderer Berfictasichtigung der ftlr die
Medicin wichtigen Verbindungen, so-
wie der Pharmakopoea Germanica,
namentlich zum Gebrauche ftlr Me-
dieiner und Pharmaeeuten. Bearbei-
" tek Yon Dr. Carl Arnold. Zweite Auf-
lage. Hamburg und Leipzig 1887.
Verlag ?on Leopold Voss.
Bei den verschiedenen Anforderungen,
welche an die chemischen Kenntnisse der
Mediciner nnd Pharmaeeuten gestellt werden,
eracheint auf dea ersten Blick die Abfiwsung
von Repetitorien, welche beiden Ständen
gleichzeitig dienen sollen, nicht recht zweck-
mässig. Wenn das vorliegende Buch es trotz-
dem in sehr kurzer Frist zu einer 2. Auf-
lage gebracht bat, so muss es demnach be-
sondere Vorzüge besitzen, welche wohl vor-
wiegend in der hübschen Anordnung des
Ganzen beruhen. Durch grösseren und klei-
neren Druck ist Wichtiges und minder
Wichtiges auch schon äusserlich geschieden;
ein sehr ausführliches und sorgfaltig ausge-
arbeitetes Register erleichtert das Na6h*
schlagen. Einzelne Abschnitte sind, obscbon
man sagen darf, dass das Ganze für die medi-
cinische naturwissenschaftliche Prüfung mehr
als genug bringt, doch zu knapp wegge-
kommen, so der über Ptomai'ne, welcher kaum
eine halbe Seite umfasst. «.
Die Analyse des Wassers. Nach eige-
nen Erfahrungen bearbeitet von Dr.
G. A. Ziegeler, Mit 32 in den Text
gedruckten Abbildungen. Stuttgart
1887. Ferdinand Enke. Preia 3 Mark.
Das Torliegend« kleine Werkohen wird
besonders von Denjenigen mit Freuden be-
grüsst werden, welchen eine grössere Bi-
bliothek nicht zur Verfügung steht. Der Ver-
fasser hat in der That Reeht, wenn er in der
Vorrede sagt, dass es an einem mögliehst
Alles berücksichtigenden Leitfaden der Was-
seranaljse fehlt und dass der Anfänger ge-
nöthigt ist, eine grosse nnd umfangreiche
Literatur zu benutzen. Das Ztegder^Bche
Buch beansprucht nun wohl keineswegs, die
Frage nach einem grossen, einheitlichen
Werke, das nach jeder Riebtnng die ein-
gehendste Antwort giebt, zu erledigen, son-
dern es will nur Anfängern möglichst sichere
Fingerzeige an die Hand geben. Das Buch,
welches 120 Seiten einnimmt, theilt sich
in 6 Abschnitte, von denen der erste
die zur Wasseranalyse zu benützenden
Reagentien behandelt. Der Abschnitt hätte
vielleicht kürzer sein könpen, da die
Kenntniss der Prüfung der gewöhn-
licheren Reagentien bei Denjenigen, die sich
mit Trinkwasseranalyse besohäftigen wollen,
wohl vorausgesetzt werden darf; immerhin
wird man auch in diesem Abschnitte Wertfa-
volles finden. Der zweite (Haupt-) Abschnitt
bespricht die eigentlichen ehemischen Unter-
576
sacbaugsmethoden des Wassers und zwar hat
der Verfasser nur diejenigen und zwar mit
Gründlichkeit aufgeführt, welche er selbst bei
seinen Untersuchungen benützte, resp. welche
ihm gute Besultate ergaben. Die sogenannte
Härtebestimmung ist mit Recht fortgelassen.
Die Härtebestimmnng mit Seifenlösung giebt
gar keinen Aufschluss über die wirkliche
£escha£Fenheit des Wassers und kann nur
etwa als annähernde Vorprüfung (z. B. bei
dem Kesselspeisewasser der Locomotiven etc.)
dienen, nicht aber als eine chemische Me-
thode, welche stets durch die Bestimmung
von Kalk, Magnesia, Kohlensäure und Schwe-
felsäure auszuführen ist. Der dritte Ab-
schnitt, bacteriologische Untersuchung des
Wassers, ist kurz gehalten und wird auch
nicht als Leitfaden dienen können; gründ-
liche praktische Beschäftigung mit diesem
Gegenstande unter erfahrener Leitung sind
die einzige Möglichkeit, sich auf diesem schwie-
rigen Gebiete vor groben Irrthümem zu be-
wahren. Wir sind übrigens rollständig der
Ansicht des Verfassers, dass die bacteriolo-
gische Prüfung viel mehr in das physiologi-
sche oder pathologische Laboratorium gehört,
als in das chemische, denn der beschäftigte
Chemiker wird den Gegenstand gern, als
ausserhalb seines eigentlichen Wirkungskreises
liegend , von der Hand ' weisen. Nur in
wenigeren Fällen werden die Verhältnisse so
liegen, dass chemische und bacteriologische
Prüfung von derselben Person ausgeführt
werden können.
Der vierte Abschnitt, mikroskopische Prüf-
ung des Bodensatzes, ist für den Rahmen des
Buches mit grosser Gründlichkeit behandelt,
und durch zahlreiche, deutliche Figuren er-
läutert. Ebenso bietet der fünfte Abschnitt,
Beurtheilung des Wassers, besonders was das
Trinkwasser anbelangt, vieles Beachtens-
werthe.
Mit vollster Ueberzengung kann das kleine.
mit Liebe gearbeitete Werk Jedem, besonders
aber Denjenigen, welchen eine grössere Li-
teratur nicht zu Gebote steht, empfohlen
werden.
— 08—
Compendium der praktischen Toxi-
kologie zum Gebrauche fQr praktische
Aerzte und Studirende auf Grundlage
des „Lehrbuchs der praktischen Toxi-
kologie" von Ä. Werber als zweite
Auflage zeitgemäss umgearbeitet von
Dr. Rudolf Kohert, ord. Professor der
Pharmakologie zu Dorpat. Stuttgart
1887. Verlag von Ferdinand Enke.
Preis 4 Mark.
Das vorliegende Werk ist für Mediciner
geschrieben und es ist ihm die Form eines
Compendium gegeben, damit es insbesondere
„von solchen Aerzten und Studirenden, wel-
che auf die Toxikologie weder viel Zeit noch
viel G^ld zu verwenden im Stande sind, mit
Vortheil benutzt werden könne.*' g.
Bericht tiber die sechste Versammlang der Freien
Yereinlgung Bayerischer Vertreter der an-
gewandten Chemie zu Manchen am 20. und
21. Mai 1887. Herausgegeben im Auftrage
des geschftftsfElhrbnden Ausschnsses von Pro-
fessor Dr. A. Hilger in Erlangen, Dr. K.
Kayser in Nürnberg und Dr. E, List in
Würzburg. Preis 2 Mark 60 Pf. Berlin 18Ö7.
Verlag von JtUitis Springer.
Deutsche Reichsgesetse, betreffend I. den Ver-
kehr mit Eunstbutter (Margarine); IL die
Verwendung gesundheitsschädlicher Farben;
ni. den Verkehr mit blei- und zinkhaltigen
Gegenständen; IV. den Verkehr mit KiSir-
ungsmitteln, Genussmitteln und Gebrauchs-
gegenständen; Ausführlich erläutert durch
die Regierungsmotive und Gommissionsbe-
richte des Reichstages von Dr. JP. Schmidt.
Bielefeld. Verlag von August Helmich.
The Hahnemannlan Monthly. Vol. XXn. Kr. 7
bis 9. Pablished by the Hahnemannlan
Company, Limited, Eighteenth Street, 8. £.
Corner of Mount Vernon, Philadelphia, Pa.
Miscellen.
Antipyrin und Antifebrin
bei nervösen Erscheinungen.
In jüngster Zeit sind die beiden genannten
Antipjretica von verschiedenen Seiten gegen
nervöse Leiden empfohlen , und es scheinen
in der That auch in der Praxis vielfach
giinstige Besnltate erhalten worden zu sein.
Dr. OgUvy (Brit. Med. Joum. 123) giebt
0,5 g bei nervösem Kopfischmerc mit Torzfig-
liebem Erfolge; suweiien ist Wiederholung
der Dosis nöthig. Von M, See (Compt. Rend.
— Pharm. Joum. Trantact. 27. Ang.) ist das
Antipyrin als Ersati des Morphiums in sub-
cutaner Ii^ection empfohlen, und swar bei
Gelenkrheamatismos Oi6g in gleiaher Menge
577
Wasser gelost. Auch bei Neuralgie, Lnmbago,
Angina sind Torsügliche Erfolge eraielt. Das
Antipyrin in dieser Form gegeben bringt
keinen Schlaf herror, bewirkt auch keinen
Brechreiz , stillt dagegen in kurzer Zeit die
Schmerzen.
In der ,6es. f. Natnr- und Heilkande zu
Dresden ** wurden die mitgetfaeilten Erfahr-
ungen theilweise bestätigt, besonders bei
Tabetikem wurden rorzügliche Erfolge erzielt,
dagegen war das Antipyrin belMorphlophagen
wirkungslos. -ros—
Oxydation der Salzsäure unter
dem Einflüsse des Lichtes.
Sowohl gasformiger, als auch in Wasser ge-
löster Chlorwasserstoff wird bei Gegenwart
von Luft oder Sauerstoff kräftig ozydirt, unter
Abscheidung von Chlor. Die Zersetzung
findet nicht statt, wenn die Luft vorher durch
Chlorwasserstoff verdrängt worden war.
Chem, Central-BlatU 1887. Nr. 44.
Ueber das Kupfer der Alten.
Von M. Berihelot
Für Kupfer und Bronze finden wir bei den\
Alten eine gemeinschaftliche Bezeichnnug:
aes bei den Römern, jifailxo; bei den Griechen ;
der Name cuprum für das reine Kupfer er-
scheint erst im 3. Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung. Obiger Bezeichnungen bedienten
sich die Alten überhaupt für jedes gelb oder
roth gefärbte, im Feuer Teränderlicbe Metall
und Metallgemisch, plumbum dagegen wurde
jegliche weisse, im Feuer veränderliche Me-
tallmasse genannt. Man unterschied indessen
in späterer Zeit noch zwei Arten von plum-
bum, eine schwarze, unserem heutigen Blei,
und in seltenen Fällen dem Antimon eut-
sprechende, und eine weisse Art, gleich
unserem Zinn oder gewissen Legirungen
desselben mit Blei und Silber. Das Aes
charakterisirte man nur nach dem Orte seiner
Herkunft (Aes von Dolos, Regina, Cypem)
oder benannte es nach dem Namen des
Eigenthümers der Grube (Livianisches, Ma-
rianisches Erz). Bestimmte und scharfe
Unterscheidungsmerkmale kommen nach den
Autoren der Alten nur zur Anwendung,
erstens bei dem Orichalkos, wahrscheinlich
einer Art Bronze, woraus die härteren und
darum werthTolleren Münzen gefertigt wur-
den, während das cyprische Erz die geringeren
Münzsorten lieferte, und zweitens bei dem
korinthischen Erze, einer Mischung des /ailxo^
mit Silber und Gold in drei verschiedenen
Verhältnissen, mit Vorherrschen des Silbers,
Goldes oder gleicher Betheiligung der drei
Erze. Die beiden ersteren MischuDgen be-
zeichnete man näher als weisses, resp. gelbes,
korinthisches Erz.
CJhem. Centr.'Bl. 1887, Nr. 46.
Offene CorrespondenE.
Ävoih, W» m M« Nach einem Berichte in
der Berliner med. Ges. sind in Wilhelmshaven
wieder giftige Miesmuscheln gefunden
worden. Im Herbst 1885 waren die giftigen
Miesmusehein fast flber die ganze Hafenanlage
verbreitet Anfang 1886 trat sowohl eine Be-
sclnränkune des Ausdehnungsgebietes der gift-
igen Muscheln, als eine Abnahme der Giftigkeit
der Miesmoscheln überhaupt ein. Die Wirk-
ungen selbst solcher giftiger Muscheln, welche
an Stellen vorkamen, die früher sehr giftige
Muscheln geliefert hatten, waren sehr viel
schwächere. Die Vermuthung, dass im Laufe
der Sommermonate (1886) die Muscheln ihre
Giftigkeit wieder erlangen wflrden, traf nicht
ein. Im December 1886 waren giftige Muscheln
kaum noch zu finden. Seit October 1887 aber
finden sich wieder stark giftige Miesmuscheln
in erschreckender Menge. Wodurch das Auf-
treten und Verschwinden dieser siftigen Moschein
bedingt wird, ist hiernach noch unaufgeklärt
J« C* tfi Z« Die Beobachtung, dass ein
kupferner Kessel bei Bereitung von Unguentum
Parafifinioi Phum. Germ. 11 geschwärzt wird»
soweit die Salbe reicht, ist schon oft gemacht
worden, eine genügende Erklärung für diese
Erscheinung ist uns aber niclit bekannt. Es
liegt nahe, an einen Gebalt von Salfoverbind-
nngen zu denken, die bei Reinigung der Kohlen-
wasserstoffe mit Schwefelsäure entstehen und
zurflckbleiben können, dem widerspricht aber,
dass der schwarze Ueberzug sich leicht ab-
waschen lässt Man hat auch die ganz feinen
Kohletheilchen, welche im Paraffin oder Paraffin-
Ol sich häufig noch finden, verantwortlich ge-
macht, wären diese Schuld, so mflsste sich aber
der Niederschlag auch in Emailgefässen bilden,
was nicht der Fall ist.
B. m M. Die in England und Amerika ge-
bräuchliche Schreibweise z. B. 1— 2g, 1— Ig
u. B. w. bedeutet •/■ gi ^U ^ ü» s. w.
Zu der Anfrage in Nr. 44 wird uns ge-
schrieben, dass vor einigen Jahren Herba Cvno-
glossi off. als Mittel gegen Mäase empfohlen
worden sei Das Kraut sollte in die Mause-
löcher gestreut werden. Ob damit Erfolge er*
zielt worden sind, ist dem Einsender unbekannt
geblieben.
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Berlin SO., P. A, 16, Eöpnicker- Strasse 64,
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Zeitung für wissenschaftliche und geschäfüiche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben yon
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Oeissler.
£neheint jeden Donnerstag. — Abonnementspreis dnreh die Post oder den Buchhandel
Tierteljihrlich 3 Mark. Bei Znsendnng nnter Streifband 2,50 Mark. Einselne Nnmmem
95 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Aufträge, Manusoripte etc. wolle man an den Bedaeteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 47. Berlin, den 24. November 1887. ^Al ^^X
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: Chemla mnä PhAraiftele: Znsätse und VerbeMerangen fttr daa Neue pharmaoentlBobe Bfannal. — Ueb«r
den NaebweU freier SSnren im Mageninhalte. — Pbenaoetln. — Vertnehe über die pbytlolofiMhen Wirkungen
df» Niekelaeetatfl mit Rfleksicht auf den Oebraneb dieeea Metalles fUr Kaobengerlth« — ueber die Belehert-
MelMrsehe Botterprflfangtmethode. — Eine nene Klaaie von Eltenejanlden. — litantar wmi. Kritik. — Mli-
eeUeat WeltauMtellnng In BrOetel 188S. — Antlteptiiehe Behwämme. — Zur Herstellung Ton Bnntfeuer. — Ent-
fernung Ton Bisenrost. — Haltbarer Kleister. — danadol. -^ Gegen Inseotenstiobe. — OiTeae ConMpOBieBl« —
iBielffMU
Chemie nod Pliarmaclee
ZuB&tie und Verbesserangen
f&r das
Nene pharmacentische Mannal.
Von Eugen DieUrich,
Nachdruck yerboten.
«
Um das Manual auf der Höhe der Zeit zu
erhalten, habe ich die zum Erproben und
NeuaufsteUen von Vorschriften nothwendigen
Arbeiten fortgesetzt, und es hat sich hierbei
soviel Material angesammelt, dass ich mit Ver-
öffentlichung desselben beginnen kann.
Die Verbesserungen werden sich auf
die im Manual befindlichen Vorschriften, bei
welchen durch fortgesetzte Versuche günsti-
gere Besultate erzielt wurden, beziehen.
Die Zusätze bringen neue Formeln für
pharmaceutische und technische Präparate,
letztere mit besonderer Berücksichtigung des
Handverkaufs ; femer gedenke ich diejenigen
technischen Vorgänge, welche im pharmaceu-
tischen Laboratorium vorkommen , einer Be-
sprechung zu unterziehen und meine Erfahr^
ungen, soweit sie sich an gedachter Stelle ver-
werthen lassen, niederzulegen.
Die allgemeinen Cresichtspunkte , welche
mich bei Abfassung des Manuals leiteten (Ph.
C. 26, 99), sind natürlich auch für die Nach-
träge maassgebend.
Helfenberg bei Dresden, November 1887.
Abschäumen.
Es bildet einen Theil des Elärprocesses
und besteht darin, mit einem siebartig durch-
löcherten Löffel den durch Kochen auf einer
Flüssigkeit hervorgebrachten Schaum abzu-
nehmen und nach Abtropfenlassen der mit-
geschöpften Flüssigkeit zu reserviren. Ist der
Abschäumungsprocess beendigt, so bringt
man den Schaum auf ein CoUrtuch und ge-
winnt hier noch jenen Theil der Flüssigkeit,
der zwischen den Schaumblasen eingelagert
und zurückgehalten worden war.
Die Bedingungen, unter welchen die
Schaumentwickelung stattfindet, werden im
Capitel „Klären" besprochen werden.
Acetnm Dracunculi.
Estragon- (Speise-) Estig.
100,0 Herbae Dracnnculi recentis
concisae,
1000,0 Aceti Vini,
1,0 Acidi salicylici
macerirt man 8 Tage, presst aus, flltrirt nach
580
mehrtägigem Stehen die Oolatur und fQllt das
Filtrat auf nicht zu grosse Flaschen, die man
fest verschliesst und liegend aufbewahrt.
Die Einwirkung von Tageslicht ist zu ver-
meiden.
Acetnm Sinapis.
Senf- (Speise-) Essig.
200,0 Seminis Sinapis pulv.,
200,0 frischer Meerrettigwurzel,
200,0 „ Selleriewurzel,
200,0 frischen Estragonkrautes,
100,0 Zwiebeln,
50,0 frischer Citronenschalen,
10,0 Knoblauch,
sämmtlich entsprechend zerkleinert , macerirt
man 8 Tage mit
1000,0 Spiritus,
9000,0 Weinessig,
presst dann aus, setzt der Colatur
500,0 Zucker
zu und filtrirt nach mehrtägigem Stehen.
Adeps suillns flltratus.
1000,0 Schmer, von Fleischtheilen
befreit,
werden auf der Fleischhackmaschine ge-
mahlen und im Dampfbade zerlassen. Man
colirt nun, presst aus, behandelt die Colatur
^2 Stunde lang unter Rühren im Dampfbade
mit
100,0 Natrii sulfurici dilapsi subt.
pulv.
und filtrirt durch Filtrirpapier im Dampf-
trichter (s. Filtriren).
Das so erhaltene Fett ist von gleich-
massiger Conslstenz , sehr weiss und frei von
jenem Bratengeruche, wie er jedem auf freiem
Feuer ausgelassenen Fette anhaftet. Der ver-
wendete Schmer muss ganz frisch sein; ein
mehrtägiges Lagern, selbst im Eiskeller, be-
einträchtigt bereits die Consistenz. Ein Aus-
waschen mit Wasser, wie es in älteren Wer-
ken vielfach empfohlen wird, kann durch
Beinigen des Schmers von blutigen oder
Fleischtheilen umgangen werden ; eine Haupt-
sache ist es dagegen, erstens die 2^rkleinerung
des Schmers auf der Fleischhackmaschine
vorzunehmen , um den Erhitzungsprocess ab-
kürzen zu können , zweitens das ausgelassene
Fett mit Glaubersalz zu entwässern und
schliesslich zu filtriren. Zur Aufbewahrung
sind Holzgeiasse nicht, sondern nur Glas-,
Steingut- oder Blechgefösse zu verwenden.
Aqaae aromaÜMe.
Es ist eine unbestrittene Thatsache , dass
die durch Destillation gewonnenen aromati-
schen Wässer die aus Oelen bereiteten bei
Weitem übertreffen, während andererseits
nicht übersehen werden darf, dass die Halt-
barkeit aller solcher Wässer, gleichgültig ob
sie durch Destillation oder mit Oel bereitet
sind, eine sehr beschränkte ist. Während man
z. B. ein mit Oel gemischtes Aqua Menthae
piperitae an dem bitteren kratzenden Nach-
geschmäcke sofort erkennt, entspricht auch
der Geschmack der destillirten Wässer, wenn
sie zu alt sind und sich selbst nur im An-
fangsstadium des Verderbens befinden , nicht
den Vorstellungen, welche wir von ihnen
haben müssen.
Der Verbrauch an aromatischen Wässern
ist ein relativ geringer und damit die Gefahr
des Verderbens nahe liegend. Da verdorbene
Wässer nicht gegeben werden dürfen, so greift
man bei den gangbaren Nummern am besten
zu den auf dem Destillationswege gewonnenen
Essenzen und stellt hieraus die Wässer ei
tempore her, bei den seltener begehrten da-
gegen bedient man sich der ätherischen Oele
und bereitet dieselben entweder durch Ldsen
des Oeles in heissem Wasser oder aus Essen-
zen, welche aus Oel und Weingeist bestehen
und vorräthig gehalten werden.
Von der Aufführung der durch Destillation
gewonnenen Wässer , welche sich in der Ph.
G. II befinden, kann hier abgesehen werden.
Ich möchte auf eine Erfahrung hinweisen,
welche ich wiederholt in der Fabrikation
machte und weldie im Gegensatze steht zn
den betreffenden Angaben der meisten unserer
Lehrbücher.
Allseitig hält man es für geboten, eine mit
dem Dampfstrome zu destillirende Droge
mit Wasser vorher anzufeuchten und so filr
das Eindringen des Dampfes in die ZeUen
geeignet zu machen. Jahre lang arbeitete
auch ich nach diesem Gnmdsatze, bis einmal
beim Abtreiben von Oel durch ein Versehen
die übliche Anfeuchtung unterblieb und nicht,
wie ich erwartete, weniger, sondern sogar
ein Plus von 15 bis 25 pCt. an Oel gewonnen
wurde. Eine Beihe von in dieser Sichtung
angestellten Versuchen ergab dann die über-
raschende Thafsache, dass man eine höhere
Ausbeute von Oel oder ein kräftigeres Wasser
gewinnt, wenn man die zerkleinerte Droge
581
trocken auf das Sieb der Blase bringt Eine
weitere Nothwendigkeit bestebt, wie nnter
,, Destillation" noch eingehender besprochen
werden soll, darin, Anfangs mit möglichst
wenig Dampfentwickelang zu arbeiten. Das
meiste Oel kommt Anfangs znm Uebergehen ;
ist die Dampfentwickelung zu rapid, so reisst
die sich in der Blase befindliche und durcn
die Erhitzung rasch sich ausdehnende Luft
die Gase des Oeles mit fort, und zwar so
schneU, dass eine Abkühlung im Eflhler nicht
stattfinden kann. Es tritt damit ein Verlust
an Aroma ein , der sich beim Destilliren von
ätherischen Oelen beziffern und bei aromati-
schen Wässern am Qeschmacke erkennen
lässt.
Erwähnt möge noch sein, dass manche
frische Vegetabilien, z. B. Mores Sambuci,
Tiliae kräftiger und besser riechende Wässer
liefern, wie die getrockneten, femer, dass ein
gleiches Verhältniss besteht zwischen frisch
getrockneten und gelagerten Kräutern. Ich
selbst mache mir diese Erfahrung zu Nutze,
sofern ich die hundertfachen Essenzen ent-
weder aus Mschen oder doch frisch getrock-
neten Vegetabilien bereite.
Bei der Bereitung aromatischer Wässer
aus Oel erhält man ein gebundeneres Präparat
durch Verwendung von heissem Wasser;
die Oele lösen sich leicht darin , so dass der
früher von mir vorgeschriebene Weingeist-
zusatz entbehrlich wird.
Zur Aufbewahrung der aromatischen Wäs-
ser ist zu bemerken, dass dieselben weder
Licht , noch Luft und hohe Temperatur ver-
tragen.
Jkrnfca* Gallerte.
Amica- Jelly.
10,0 Amyli Tritici
verrührt man mit
20,0 Aquae destillatae,
in welchem man vorher
0,2 Kalii caustici
löst, fügt
100,0 Glycerini
hinzu und erhitzt bis zur Verkleisterung.
Man rührt dann
15,0 Tincturae Amieae
unter und füllt noch warm in Zinntuben.
(FortsftziiDg folgt.)
üeber den Nachweie freier Säuren
im Mageninhalte.
Von Aug. Brunner, Heidelberg.
Welche Bedeutung der Salzsäuregehalt
des Magensaftes für die Diagnostik von
Magenerkrankungen besitzt , unterliegt
noch mannigfachen Gontroversen. Gewiss
ist derselbe nicht gleichgültig und eine
Folge davon ist, dass im pharm. Labora-
torium öfter Veranlassung eegeben wird,
S&nrebestimmnngen des Mageninhaltes
vorzunehmen.
Die in der Magenflfissigkeit neben
Salzsfture vorkommenden S&uren sind
bekanntlich Milchsäure, Essig- und Butter-
säure. Der Nachweis der letzteren bietet
keine Schwierigkeiten und soll weiter
unten kurz angegeben werden.
Zur Prüfung auf Salzsäure ist eine
ganze Beihe von Reagentien vorgesehlagen
worden, ohne dass eines seinen Zweck
vollständig erfüllte; bald störten die im
Mageninhalte vorhandenen Peptone und
Albuminate, bald die gleichzeitige An-
wesenheit mehrerer Säuren nebeneinan-
der, oder das Vorhandensein saurer Salze
die Beaction. Erst durch Vergleich der
mit der Methylviolett-, Gongo-, Brillant-
grün- und Eisenchloridprobe erhaltenen
Besultate konnte man ein einigermaassen
sicheres Urtheil bekommen, ob die ge-
prüfl;e Magenflüssigkeit freie Salzsäure
enthielt oder nicht.
In jüngster Zeit ist es nun J. Boas*)
durch Modification eines älteren üffel-
mann'schen Verfahrens gelungen, freie
Salzsäure im Mageninhalte auf eine ein-
fache und sichere Weise zu bestimmen.
Man bringt 3 bis 4 Tropfen einer al-
koholischen Tropaeolinlösung (0,1
Tropaeolin 00 in 100,0 Spiritus) in ein
kleines Porzellanschälchen, vertheilt die-
selben durch Schwenken an der Wand-
ung und lässt dann 3 bis 4 Tropfen des
fillrirten Magensaftes zufliessen. Erwärmt
man nun unter Umschwenken vorsichtig
auf der Spiritusflamme, so entstehen bei
Anwesenheit von Salzsäure violette Spie-
gel mit lila Bändern, die auf Zusatz von
Aether persistiren.
Die Methode ist elegant und einfach
*) Deutsche med. Wochenschrift Nr. 89.
582
und verdient vor der gleichzeitig von
Boas empfohlenen mit Tropaeolin-
papier entschieden den Vorzug- Das
Tropaeolinpapier, welches in der letzten
Zeit von einigen Berliner Firmen viel-
fach angekündigt wurde, wird auf die
einfachste Weise durch Sättigen eines
säurefreien Filtrirpapiers mit concentrir-
ter sJkoholischer Tropaeolinlösung und
nachfolgendes Trocknen hergestellt.
Qiebt man einen Tropfen Magenflüssig-
keit auf einen Streifen Tropaeolinpapier,
so soll man nach Boas bei hoher Acidi-
tat des Magensaftes eine stark rotb braune
Färbung erhalten, welche sich an den
Bändern ins Violette abtönt. Wird der
Papierstreifen vorsichtig über der Spiritus-
flamme erhitzt, so soll bei Anwesenheit
von Salzsäure die früher rothbraune
Färbung in ein mehr oder weniger ge-
sättigtes Lila übergehen, welches bei
Aetherzusatz nicht verschwindet
Ich habe nun mit Magenflüssigkeit,
die im Porzellanschälchen die Salzsäure-
reaction in eclatanter Weise er^ab, wie-
derholt die Probe versucht und die Er-
fahrung gemacht, dass die Beaction auf
dem Papierstreifen erst gelang, nachdem
das Papier 3 bis 4 Mal mit dem Magen-
saft gesättigt und wieder getrocknet
wurde, aber auch dann in nicht sehr aus-
gesprochener Weise.
Die Methode ist also jedenfalls un-
sicherer und auch zeitraubender ds die
zuerst beschriebene.
Die Milchsäure bestimmt man am
besten nach der ]7/fe/inann'schen Me-
thode mit Eisenchlorid -OarboUösung.
Zu diesem Zwecke bereitet man sich
eine Lösung von 0,4 Acid. carbolic. in
80,0 Wasser und einem Tropfen Liq.
ferri sesquichlor. , giebt von dieser etwa
1 ccm in ein Beagensglas und setzt dann
tropfenweise von der Magenflüssigkeit zu.
Die schöne blaue Farbe der Eisenchlorid-
Garbollösang geht hierbei ins Gelbe über,
wenn Milcliääure zugegen war.
Wird infolge reichlichen Peptongehalts
die Flüssigkeit stark getrübt oder durch
einen erheblicheren Gehalt an Salzsäure
ganz entfärbt, so muss man den Magen-
saft zuvor mit Aether ausschütteln, den
Aether verdunsten und den hierbei er-
haltenen Bückstand zu obiger Prüfung
verwenden. Nach Uffelmann soll selbst
0,lo/oo an Milchsäure auf diese Weise
noch erkannt werden.
Essig-, besonders aber Buttersänre
verrathen sich meist schon durch ihren
eigenthümlichen Geruch. Will man die-
selben chemisch bestimmen, so schüttele
man die Magenflüssigkeit mit Aether aus,
lasse denselben verdunsten und mache
mit einem Theile des Bückstandes die
bekannte Beaction mit Eisenchloridlösung
auf Essigsäure, zum anderen Theile setze
man einige Tropfen Wasser, dann zur
Entziehung des Lösungsmittels ein Stück-
chen Ghlorealcium hinzu, worauf sich etwa
vorhandene Buttersäure in kleinen Tröpf-
chen abscheidet.
Zur qualitativen Prüfung des Magen-
inhalts auf freie Säuren dürfte sich dem-
nach folgende Methode empfehlen:
Zunächst wird mit Lackmus- und Oongo-
papier die Beaction festgestellt. Ist die-
selbe sauer, so bestimme man nach obigem
Verfahren die Salzsäure*) und die Milch-
säure. Eine weitere kleine Menge titrire
man mit ^m Normallauge, wodurch dann
ein ungefähres Bild von der Beschaffen-
heit des Mageninhalts gewonnen wird.
Zur Gegenprobe gebe man jeweils einige
Tropfen von den entsprechenden ver-
dünnten Säurelösungen zu und controlire
so jede einzelne Beaction. Die Anwesen-
heit flüchtiger organischer Säuren ergiebt
sich, wie schon gesagt, meist durch den
Geruch.
Mit wenigen ccm Mageninhalt und in
kurzer Zeit lassen sich diese Bestimm-
ungen bewerkstelligen.
Zur genaueren Analyse sind grössere
Mengen erforderlich und ist dann das
Verfahren von Cahn und v, Mering, über
welches ich in No.lä der Pharm. Central-
halle von diesem Jahre berichtet habe.
*) Wem die Tropaeolinreaction allein nicbt
enü^ der kann anch die in diesen Tagen Ton
Mneburg im Centralblatt f. klin. Med. verOffent*
lichte Phloroglncin-Vanillinprobe noch Teraach«!.
welche in der AnsfOlhrang mit der BMw'schen
übereiD stimmt. 2,0 Phlorofflacin und 1,0 Vaninin
werden in 30,0 absol. Alkohol gelOtt Erhitst
man nnn yorsichtig etwa 8 Tropfen dieser L6s*
nng mit ebensoviel der MagenflCIssigkeit, so ent-
stehen schon rothe KrTstUlchen, welche selbst
einen Salzsänregehalt von Vm pro mOle noch
anzeigen sollen.
583
immer noch das brauchbarste. Doch
möge es gestattet sein, aaf einen Um-
stand aufmerksam zu machen, welcher
dabei leicht zu Irrthümern führen könnte.
Nach jener Methode soll zur Bestimm-
ung der Milchsäure der Bückstand des
Destillats 6 Mal mit 500 ccm Aether aus-
geschüttelt und nach Verdunstung des
Aethers im Bückstand der Milchsäure
titrirt werden. Da nun nach Untersuch-
ungen von Vidpius ein den Anforder-
ungen der Pharmakopoe vollkommen
entsprechender Aether ganz erhebliche
Mengen von Säure enthalten kann, so
liegt es nahe, dass bei dem grossen
Quantum, welches zur Ausschüttelung
benöthigt wird, leicht eine Fehlerquelle
entstehen könnte. Der Aether wäre also
för obige Zwecke durch Bebandeln mit
festem Aetzkali zuvor von seiner Säure
zu befreien.
Phenacetin.
(Para-Acetphenetidin).
Wir haben diese Verbindung bereits unter
„Neuere Antifebrilia** in Nr. IG unseres BI.
besprochen und bringen im Nachstehenden
einige speciellere Angaben über Eigenschaften
und Wirkung derselben.
Phenacetin ist zuerst von dem Che-
miker der ^Farbenfabriken vorm. Friedr,
Bayer dt Co.*" in Elberfeld, Herrn Dr. 0.
Hinsherg, dargestellt worden.
Es ist die Acetylverbindung des Pheneti-
dins, d. h. des Aethjläthers des Paramido-
phenols und besitzt die Constitutionsformel :
Veränderungen im Befinden derselben auf.
Auch auf die Körpertemperatur der Qesunden
war keine Einwirkung zu constatiren, während
in allen Fällen von fieberhaften Erkrankungen,
selbst nach verhältnissmässig kleinen Dosen
von 0,3 bis 0,4 g niemals ein merklicher
antipyretischer Effect vermisst wurde.
Die Dosirnng bewegte sich bei den ersten
Versuchen aus der durch die Neuheit des
Mittels gebotenen Vorsicht in Gaben von 0,2
bis 0,4 g. Es wurden dabei wohl regelmässig
Temperaturabfälle erzielt, doch waren die-
selben von geringer Intensität und kurzer
Dauer. Erst als man sich von der vollkom-
menen Unschädlichkeil des Mittels überzeugt
hatte, wurde zu grösseren Dosen gegriffen
und gegenwärtig wird die Anwendung dieses
Antipyreticums an der Klinik gewöhnlich in
der Weise geübt, dass das betreffende Indivi-
duum bei der ersten Verabreichung nur 0,5 g
erhält, um ein immerhin noch mögliches
individuell abweichendes Verhalten des Pa-
tienten gegenüber dem Mittel erkennen zu
können. Bei der nächsten eintretenden Indi-
cation für einen antipyretischen Eingriff wird
nun zu den eigentlich erst energisch wirken-
den Dosen von 0,6 bis 0,7 g geschritten. Un-
angenehme oder schädliche Nebenwirkungen
wurden nicht beobachtet.
MiWi. d. Farhenfabr. vorm, Friedr, Bayer dt Co.
Cg H4
/ 0 . C2 H5
\ NH . (CO —
CH3)
Seine Zusammensetzung ist also analog
der des Antifebrins (des Acetanilids).
Es ist ein nur ganz schwach röthliches,
geruch- und geschmackloses Pulver, das sich
in Wasser sehr schwer, etwas besser in 61y-
cerin, am leichtesten in Alkohol, namentlich
heissem, löst. In saurer oder alkalischer
Flüssigkeit ist es unlöslich, ebenso hatten
Versuche über seine Löslichkeit in saurem
Magensafte und dem Eztracte des Pankreas
bei Körpertemperatur ein negatives Ergebniss.
Das Mittel wurde auf der Klinik des Prof.
von Bamherger in 50 Fällen erprobt. Nach
Verabreichung des Phenacetins bei Gesunden
in Dosen von 0,5 bis 0,7 g traten gar keine
Versuche über die physiologischen
Wirkungen des Nickelacetats mit
Rücksicht auf den Gebrauch dieses
Metalles für Eüchengeräthe.
I Von Dr. P. F. van Hamel B008 in Amsterdam.
Die Frage bezüglich des Qebrauchs der
Küchengeräthe aus Nickel ist heutzutage eine
sehr brennende. Während die oberste Sani-
täts- Behörde in Oesterreich den Gebrauch
dieser Gegenstände verbietet, ezistirt in den
anderen Staaten kein officielles Verbot in
dieser Hinsicht und es ist einleuchtend, dass
sich aus diesen entgegengesetzten Meinungen
grosser Nachtheil für Industrie und Handel
ergeben muss.
Herr Prof. SchuU hat vor einigen Jahren in
der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur-
wissenschaften zu Bonn eine Arbeit veröffent-
licht, in welcher er die physiologischen Experi-
mente mit Nickelsalzen beschreibt.
Ein kräftiger Hund empfing täglich 500
584
mg Nickelacetat , bis eine totale Quantität
von 10,3 g verbraucht war. Das Versuchs-
thier blieb vollkommen gesund und mehrte
sein Gewicht von 6550 g bis auf 7500 g.
Versuche von mir, in letzter Zeit ausge-
führt, hatten den Zweck, die von Prof. Schule
ausgeführten Experimente zu wiederholen und
gaben vollständig analoge Resultate.
Ein gesunder Hund, welcher vor dem Ver-
suche 4856 g wog, empfing während 34 Tage
eine Menge von 16,926 g Nickelacetat
(C2H3 02)2Ni,
entsprechend 5,642 g metallischem Nickel.
Die Quantität war per Tag ungefähr 0,1 66 g
metallischen Nickels (die Lösung enthielt
0,0062 g Ni per ccm) und diese wurde mit
der Nahrung gemischt (Fleisch, Karto£Peln
und Brot). Der Hund zeigte keinen Wider-
willen gegen die Mischung, im Gegen theil
nahm er Alles mit grosser Begierde zu sich.
Nicht die geringsten Zeichen einer Vergiftung
zeigten sich, — das Thier war munter und
gesund. Den 34. Tag wurde der Versuch be-
endet, und die Menge Nickel überragte die
von Prof. Schulz verabreichte um mehr als
50 pCt. Das Gewicht des Hundes war n ach
dem Versuch 5216 g, daher eine Vermehrung
von 330 g oder ungefähr T'/a pCt. des ur-
sprünglichen Gewichtes. Die Autopsie, im
Laboratorium der Thierarzneischuie zu Ut-
recht von Dr. Zwaardemäker ausgeführt,
zeigte die vollständige Abwesenheit abnor-
maler oder pathologischer Symptome. Die
von mir ausgeführte chemische Analyse der
Leber und Nieren zeigte die Anwesenheit von
nicht bestimmbaren Mengen Nickel.
Ohne aus diesen Versuchen entscheidende
Schlüsse ziehen zu wollen, erscheint jeden-
falls das absolute Verbot von Nickelgeräthen
nicht genügend motivirt, wenigstens mit
Rücksicht auf den physiologischen Effect des
Acetats , — die Form , in welche das Nickel
wohl am meisten im Haushalt umgewandelt
wird. Itevue international Z, pag. 31.
üeber die Beichert - HeissFsche
Batterprüfangsmethode.
Von Dr. Rudolf WoUny.
Das Gesammtergebniss der sehr zahlreichen
Untersuchungen ist in Kurzem folgendes:
„Die Beichert'MeissVBche Butterprü-
fungsmethode ist mit folgenden
Fehlerquellen behaftet:
1. Fehler durch absorbirte Kohlensäure
während der Verseifnng (kann bis -f-
10 pCt. betragen).
2. Fehler durch Aetherbildung bei der Ver-
seifung (kann einen Verlust bis zu
8 pCt. bewirken).
3. Fehler durch Aetherbildung bei der De-
stillation (kann das Resultat bis um
5 pCt. vermindern).
4. Fehler durch die Cohärenz der Fett-
säuren bei der Destillation (kann in
extremen Fällen bis — 30 pCt. er-
reichen).
5. Fehler durch Verschiedenheit in Form
und Grösse der Destillationsgefösse
und der Zeitdauer der Destillatiott
(kann das Resultat bis um + 5 pCt.
alteriren.
Die Methode ist daher in i hrer bis-
herigen Form für die Fettanalyse
gänzlich unbrauchbar und muss zu
falschen Resultaten führen. —
Sämmtliche Fehler lassen s ich jedoch
durch bestimmte Modificationen in
der Ausführung vollkommen be-
seitigen, und das Verfahren kann
dadurch zu einer durchaus zuver-
lässigen analytischen Methode er-
hoben werden."
Auf Grund der obigen Untersuchungen
möchte Wollnf^ für die Methode folgende
Norm in Vorschlag bringen, bei deren all-
gemeiner Annahme seiner Ueberzeugung
nach ezacte und übereinstimmende Resultate
zu erzielen sein werden^ und womit hoffent-
lich der bisherigen Unsicherheit der Butter-
prüfungsmethoden ein Ziel gesetzt werden
wird.
„5 g ausgeschmolzenes vom Bodensatze ab-
gegossenes und klar filtrirtes Fett werden in
einem Kolben von 300 ccm Inhalt (runde
Form, Ualslänge 7 bis 8 cm, Halsweite 2 cm)
genau abgewogen, 2 ccm 50proc. Natronlauge,
welche unter Kohlensäureabschluss bewahrt
und abgemessen wird und 10 ccm Alkohol
(96 Vol.-Proc.) hinzugefügt and die Mischung
am RückfluBskühler unter zeitweiliger Bewe-
gung des Kolbens im siedenden Wasserbade
eine Viertelstunde lang erwärmt. Danach
wird der Alkohol aus geschlossenem Kolben
abdestillirt , wobei der letztere mindestens V*
Stunde lang im kochenden Wasserbade liegen
muss und darauf mittelst Pipette 100 ccm
destillirtes Wasser in den Kolben eingefüllt.
welcher danach gegen Kohlensäurezutritt ge- ' Eisenchlorid nicht völlig auBgefUllt worden
schützt noch eine Viertelstunde lang im waren, nach dem Abfiltriren durch weiteren
Wasserbade liegen bleibt, so dass die Seife Zusatz von Eisenchlorid ein violetter
vollständig aufgelöst ist. Die klare Seifen- Niederschlag erzengt wurde. Weitere Ver-
losung wird darauf sofort und kochend heiss suche und Aufschlüsse liefert Müller. Der
mit 40 ccm Schwefelsäure (wovon 30 bis 35 violette Niederschlag wurde heiss mit Pot-
ccm 2 ccm der angewandten Natronlauge neu- aschelösung behandelt, das Filtrat sehr con-
tralisiren , 25 ccm englische Schwefelsäure ' centrirt und mit Alkohol ausgefallt. Das
auf 1 Liter Wasser) und zwei erbsengrossen i alkoholische Filtrat wurde verdunstet und der
Bimssteinstückchen versetzt und der Kolben Verdunst ungsrückstand aus Wasser umkrj-
sofort mit dem Kühler verbunden. Zur Ver- stallisirt. Das so erhaltene Salz, dem MiÜler
bindung des Kolbens mit dem Kühler dient die empirische Formel: FeKsCeNftO-K 3,5
ein 0,7 cm weites Glasrohr, welches 1cm H20giebt, krystallisirt entweder in sehr
über dem Kork zu einer Kugel von 2 bis 2,5 feinen Schüppchen oder in mehr oder weniger
cm Durchmesser aufgeblasen und unmittelbar dicken rechtwinkeligen Tafeln und ist sehr
darauf in stumpfem Winkel nach oben um- leicht löslich in Wasser (100 Tbeile Wasser
gebogen ist, dann ca. 5 cm in dieser Richtung von 18^ lösen 148 Theile des Salzes). Die
yerläuft and nochmals in stumpfem Winkel i Lösung des Salzes ist ohne Einwirkung auf
sehräg nach unten umgebogen ist. Mit dem ! Lackmus oder PhenolphtaleTu und giebt mit
Kühler wird es mittelst eines nicht zu engen Reagentien folgende Erscheinungen :
Kautschukschlaucbes verbunden. Ist dies ge- Kup f ers ulfat : apfelgrüner Nieder-
schehen, so wird die Mischung im Kolben zu- schlag, unlöslich in Salzsäure.
nächst durch eine ganz kleine Flamme so c» - u i • j - t 4,4. j:»- u u
, , ^ , .. . . ,. .... Eisenchlorid : violette Färbung, nach
lange ohne Rochen erwärmt, bis die unlos- . u: • rp u^ r-- u* xt» j
,. -^ _ „ .,,.,. I ein bis zwei Tagen ebenso gefärbter Nieder-
Iichen Fettsäuren zu einer durchsichtigen' ,1 ., ., . ,.. ,.^, . 1 i. ^ ... ^
, , _ _ , , . , , - , schlag, theilweise löslich in kalter, verdünnter
klaren Masse geschmolzen Bind; darauf werden ^ 1 ..
innerhalb einer halben Stunde genau 110 ccm
in einen Messkolben abdestiUirt, das Destillat , Ammoniummol ybdäna t(salpetersaure
durch Schütteln gemischt und davon 100 ccm Lösung) : kanariengelber Niederschlag.
in einen Messkolben abfiltrirt. Aus letzterem Manganch lorür: weisser voluminöser
werden sie in ein Becherglas gegossen, 1 ccm , Niederschlag, löslich in Salzsäure.
Phenolphtaleinlösung (0,5 g auf 1 I 50proc. i Ammonium- Eise nozydulsulfat:
Alkohol) zugefügt und mit Zehntelnormal- weisser Niederschlag, der auf Zusatz von Sal*
barytlauge titrirt. Ist Rothfarbung eingetreten, petersäure sofort gebläut wird.
so wird der Inhalt des Becherglases in den Robaltnitrat: pfirsichrother Nieder-
Kolben zurückgegossen, die wieder entfärbte ' schlag, der beim Erwärmen blau wird und
Flüssigkeit ins ßecherglas zurückgebracht > beim Erkalten wieder seine ursprüngliche
und mit einigen Tropfen bis zur eben sieht- ■ Farbe annimmt; unlöslich in Salzsäure.
baren Rothfarbung versetzt. (Durch einen C a d m i u m c h 1 o r i d : milchweisser Nieder-
Tropfen ist der Versuch zu entscheiden.) schlag, beim Erhitzen sich zusammenballend,
Von der dabei verbrauchten und mit 1,1 , löslich in Salzsäure,
multiplicirten Anzahl ccm ist diejenige Zahl: Goldchlorid: rothbraune Färbung,
abzuziehen, welche bei einem genau ebenso Urannitrat: orangegelber Niederschlag,
ausgeführten blinden Versuch (ohne Fett) • unlöslich in Essigsäure, jedoch löslich in
sich ergeben hat und welche nicht mehr als Ammoniumacetatlösung.
0,33 betragen darf." Separatahdruck ' ^^® wasserfreie Kaliumverbindung dieses
a. d. Milchzettg. 1887, Nr. 32 Ms 35, neuen Eisencyanids bei Luftabschluss auf
Man vergl. anch Ph. C. Nr. 26 von 1887. 300 bis 400« bis zum Aufhören der Gasent-
_ Wickelung erhitzt, verliert 9,05 pCt. ihres Ge-
Eine neue Klasse von Eisen- ''^^*»*» '^"^ "«^«'* ^»^^ p^*- Kohienoxydgas,
.n ' welches von einer Kupferchlorürlösung völlig
Cyaniaen. verschluckt wird. Die Formel FeCGCyöK-i
(Kaliumcarbonylferrocyanid) ergiebt 8,47 pCt.
Orttieb beobachtete, dass in den Mutter-
laugen des Blntlaugensalzes, wenn diese mit
Kohlenoxyd. Wird die neue Kaliumeisen-
586
Cyanid Verbindung mit Chlor so lange behan-
delt, bis Eisenchlorid keine violette Färbung
mehr erzeugt, so wird eine gelbe Lösung er>
halten, die sich durch folgende Reactionen
von der Lösung des rothen Blutlaugensalzes
unterscheidet.
£ isenoxjdul Sulfat giebt einen blau-
violetten Niederschlag.
Quecksilbe roxydulnitrat giebt einen
Niederschlag, der im Augenblick der Fällung
weiss ist.
Silbernitrat giebt einen kastanienbrau-
nen Niederschlag, der nachher weiss wird.
Dem Kaliumcarbonjlferrocyanid scheint
auch ein Carbonylferricyanid zu entsprechen.
Jaum. de pharm, et de chitnie 18S7,, XVI, 77,
liiteratnr und Kritik.
Ausführliches Lehrbuch der Pharma-
ceatischen Chemie. Bearbeitet von
Prof. Dr. Ernst Schmidt, Director des
£harm.-chem. Instituts der Universität
[arburg. 2. vermehrte Auflage. I.
Band, IL Abtheilung. Braunschweig
1887. Verlag von Friedrich Vietoeg
& Sohn, Preis 13 Mark.
Die erste Abtheilung dieses Werkes, Metal-
loide, besprachen wir in Nr. 1 1 des laufenden
Jahrganges unseres £1., heute liegt bereits
die II. Abtheilung, Metalle, vor. Was wir
a. o. a. 0. zur Empfehlung dieses trefflichen
Werkes gesagt haben, können wir hier nur
wiederholen : Die Pharmacie kann auf dieses
Lehrbuch, wie darauf, dass sie den Verfasser j
desselben zu den Ihrigen zählt, stolz sein. :
e. i
Die Neueren Arzneimittel. Bearbeitet ;
von Dr. Bernhard Fischer. Berlin, j
Mit in den Text gedruckten Holz-
schnitten. Zweite vermehrte Auflage.
Berlin 1888. Julius Springer, Preis
5 Mark.
„Verf. hat sich mit seinem neuen Buche,
dessen Anschaffung jedem Apotheker aufs
Wärmste zu empfehlen ist, ein grosses Ver-
dienst erworben". Mit vorstehendem Satz
sc bloss unsere Kritik der ersten Auflage der
„Neueren Arzneimittel". Das Verdienst des
Verfassers ist nicht unbelohnt geblieben, in
10 Monaten ist eine neue Auflage seines
Werkes noth wendig geworden , gewiss ein
schöner Erfolg. Die neue Auflage hat wesent-
liche Aenderungen nicht erfahren, sondern
ist nur den Fortschritten der Wissenschaft
entsprechend ergänzt worden. Neu aufge-
nommen wurden : Wismuthoxyjodid, Queck-
silberphenylate, Amylenhydrat, Metbyläthjl-
äther, Methylal, Bromäthjl, Aetphenetidin,
Betal und Antithermin. Zu Liquor Ferri
albuminati ist eine neue, bisher noch nicht
veröffentlichte Vorschrift von Dieterieh ge-
geben. Es darf sonach auch diese II. Auflage
als wirklich verbesserte und vermeh rte
der allgemeinen Beachtung empfohlen werden.
Tabelle der in der Pharmaeopoea
Germanica Ed. II., Pharmaeopoea
Austriaca and Pharmaeopoea Hel-
Tetia Ed. II. ofBcinellen Drogen
mit Angabe ihrer Abstammung, Her-
kunft, Gewinnung, der Verwechslungen
resp. Verfälschungen, der pharmaceu-
tischen Verwendung und ihrer wirk-
samen Bestandtheile von Apotheker
a Stephan, Treuen 1887.
Diese Tabelle gehört zu der Drogensamm-
lung, welche Apotheker Stephan ffir den
Unterricht der Lehrlinge zusammengestellt
hat. Von welchen Grundsätzen sich derselbe
bei der Znsammenstellung leiten liess, haben
wir in dem Referate über seinen Vortrag, auf
Seite 477 und 78 in Nr. .39 unseres Bl. dar-
gelegt. Es scheint uns, dass besonders das
Bestreben der Beachtung werth ist, den phar-
macognostischen Unterricht der Lehrlinge
einzuschränken auf die Kenntniss der ausser*
liehen Merkmale der Drogen, deren Abstamm-
ung, Vaterland, Gewinnungsart, hauptsäch-
lichsten chemischen Bestandtheile und der
ans denselben hergestellten Präparate. Wenn
die Lehrlinge nur über diese Dinge genau
und ganz sicher Bescheid wissen, so wird man
die Erwerbung von Kenntnissen über den
anatomischen Bau getrost auf die UniTersitäts-
zeit Terschieben können.
Die Tabelle sollte immer nur neben der
Sammlung benützt werden; indem wir jene
empfehlen, möchten wir zugleich deshalb
nochmals auf die Nützlichkeit und Billigkeit
dieser Sammlung hinweisen.
Das pflanzenphysiologische Prakti*
kam. Anleitung zu pflanzenphysio-
587
logischen Untersuchnngen für Stu-
dirende und Lehrer der Naturwissen-
schaften. Von Prof. Dr. W.Detmer
in Jena. Jena 1888. Verlag von
Gust. Fischer. Preis 8 Mark.
Wie alle einzelnen Zweige der Natur-
wissenschaften kann anch die Pflanssenphy-
Biologie nicht ausschliesslich in Vorlesungen
und durch Lehrbücher gelehrt werden, son-
dern es sind hierzu auch eigene Arbeiten im
Laboratorium nöthig. Zu solchen Arbeiten
soll das Torliegende Buch eine Anleitung
geben. Der Verf. hat sich bemüht, nur ver-
h<nissmässig einfache Experimente, jeden-
falls aber nur solche zu empfehlen, deren
Ausführbarkeit und Werth er selbst erprobt
hat. Viele der Untersnchungsmethoden er-
fordern trotzdem noch Apparate, welche
ziemlich kostbar sind, viele sind aber auch
mit ganz bescheidenen Mitteln auszuführen
und eine Anleitung zu denselben wird den
zahlreichen Freunden der Botanik unter
unsem Fachgenossen gewiss erwünscht sein.
e.
Mlttheflnngen ans dem Laboratorium
fQr Waarenkande an der Wiener
Handels - Akademie* Separat - Ab-
druck aus dem Jahresberichte der
Wiener Handels- Akademie 1887. Wien
1887. Im Selbstverlage der Wiener
Handels-Akademie.
Die Broschüre enthält aus der Feder von
Prof. Eduard Hanausek Mittheilungen über
das bedeutende Waaren-Museum der Wiener
Handels-Akademie, Über eine unechte Macis
(welche die Curcuma-Beaction giebt) und über
die cultiyirten Sorghum - Arten«
Chemiscli-teclinfsehe Untersnchnngs*
methoden der Orossindustrie , der
Versuchsstationen und Handelslabora-
torien. Unter Mitwirkung von C.
Balling, M. Barth, Th. ßecJcert, B.
Benedikt, C. Bischofs E. Büchner,
C, Councler, C, v. Eckenbrecher. 0.
OfUtmann, W* Hereberg, P. Jeserich,
C. Kreteaehmar , 0. Hertens, A.
Margen^ K Nieteki, Ä. Pfeiffer^ E.
Scheele, K. Stammer, A Stutzer,
Herausgegeben von Dr. Fr. Böckmann,
Chemiker der Solvay'sehen Sodafabrik
zu Wyhlen. Mit 52 in den Text ge-
druckten Abbildungen, zweite ver-
mehrte und umgearbeitete Auflage,
Preis 22 Mk. Berlin 1888. Verlag
von Julius Springer.
Die erste Auflage dieses Werkes hat sich
nicht ungetheilten Beifalles zu erfreuen ge-
habt. So werthvolle Beiträge das Buch ent-
hielt, die Anordnung desselben war nicht so
getroffen, wie sie nöthig ist für ein Werk, das
im Laboratorium sehr oft zu rascher Auskunft
benützt werden soll; auch waren die einzel-
nen Abschnitte nicht gleich massig bearbeitet.
Diese Mängel der ersten Auflage sind in
der zweiten zum grössten Theile vermieden,
auf Uebersichtlichkeit und leichte Hand-
habung des Werkes ist augenscheinlich grosses
Gewicht gelegt worden.
Die einzelnen Abschnitte sind fast sämmt-
lich von hervorragenden Fachmännern bear-
beitet worden. Vollkommen gleichmässig sind
die Bearbeitungen allerdings nicht; während
einzelne als ganz vorzüglich bezeichnet wer-
den können, sind einige wenige recht knapp
und mager. Es sind aber derartige Lücken
ja immer der Fluch der Sammelwerke und
von denselben, wie es leider scheint, fast un-
zertrennlich. Sie sind hier auch nicht derart,
dass sie das günstige Urtheil über das Ge-
sammtwerk erheblich abschwächen könnten,
welches letztere insbesondere für analytische
Chemiker sich als ausserordentlich brauchbar
erweisen wird.
Bevne internationale scientiflque et
populaire des Falsiflcatlons des
Denr^es Alimentalres. 1. Ann^e.
l.Livraison. Amsterdam 1887. Attert
de Lange, Editeur.
Das erste Heft dieser gross angelegten von
Dr. P. F. van Hamd Boos redigirten Zeit-
schrift enthält Artikel in französischer, deut-
scher und englischer Sprache; die in fran-
zösischer Sprache überwiegend an Zahl, wie
leicht erklärlich, auch befindet sich neben
den deutschen und englischen Artikeln eine
französische Uebersetzung. Die Autoren der
Artikel gehören den verschiedensten Ländern
an, 80 dass man wirklich von einer interna-
tionalen Zeitschrift sprechen kann. Gelingt
es, das Blatt stets so reichlich und interessant
auszustatten, wie die erste Nummer, so wird
es demselben an Lesern nicht fehlen. Einen
der Artikel desselben drucken wir Seite 583
heutiger Nummer ab, da er einen Gegenstand
betrifft, über den wir oft Anfragen erhalten.
588
Die Batürlichen Pflansenftmilien nebst ihren
Gattungen und wichtigeren Arten, insbeson-
dere den Natzpflanzen, bearbeitet nnter Mit-
wirkung zahlreicher hervorragender Fach-
ffelehrtln von A, Engler, ord. Professor der
Botanik und Director des botan. Gartens in
Breslau, und K. Prantl, Professor der Bo-
tanik an der Forstlehranstalt Aschaffenburg.
10. und 11. Lieferung enthalten die Fami-
lien Amaryllidaceae, Yelloziaceae, Taccaceae,
Dioscoreaceae, Iridaceae, Flagellariaceae, Be-
stionaceae , Centrolcpidaceae , Mayacaceae,
Xjridaceae, Eriocaulaceae, Kapateaceae und
Bromeliaceae. Mit 258 Einzelbildern in ö7
Figuren. Leipzig 1887. Verlag von Wilhelm
JSngdmann,
Tabellen um Gebranoh bei mikroskopischeii
Arbeiten. Zusammengestellt von W. Behrens,
Preis 2 Mark 40 Pf. Braunschweig 1887.
Harald Bruhn, Verlagsbuchhandlung für
Naturwissenschflit und Medicin.
Diese Zusammenstellung enthält Tabellen zur
Vergleichung von Gewicht und Maass, speci-
fische Gewiente einer Anzahl Flüssigkeiten etc.
etc., femer die gebräuchlichsten optischen Con-
stanten und endlich Zusammenstellung der ge-
bräuchlichsten mikroskopischen Heagentien, Fär-
bemittel und Aehnliches. Sie wird sich für den
Gebrauch im mikroskopischen Laboratorium ge-
wiss zweckmässig erweisen.
The ethical reUtions ezlsting between Medidne
and PharmaGy. With illustrations of an im-
proved method for the collective and sci-
entific investigation of new drugs. 1887.
Scientific department of Parke, Davis dt
Company. Detroit and New York.
HandwOrterbnch der jesammten Medicin. Unter
Mitwirkung von Docent Dr. A. Baginsky in
Berlin, Docent Dr. B. Baginsky in Berlin,
Dr. Beets in München, Docent Dr. Behrend
in Berlin, Dr. Benda in Berlin, Docent Dr.
Bessel' Hagen in Heidelberg, Dr, Bidder in
Berlin , Dr. Maximilian Bresgen in Frank-
furt a. M., Dr. Broese in Berlin, Prof. Dr.
Cantani in Neapel, Dr. Czempin in Berlin,
Stabsarzt Dr. Düms in Leipzig, Geh.-Bath
Dr. Eulenberg in Bonn, Dr. L. Ewer in
Berlin, Docent Dr. Fehleisen in Berlin, Prof.
Dr. A, Fraenkel in Berlin, Docent Dr. Freud
in Wien, Docent Dr. Gad in Berlin, Dr.
Gast in Berlin, Prof. Dr. Gluck in Berlin,
Dr. Goldscheider in Berlin, Dr. Grawitg in
Berlin, Docent Dr. Grunmach in Berlin, Di-
rector Dr. P. Guttmann in Berlin, Sanitäts-
rath Dr. S. GuUmann in Berlin , Prof. Dr.
Ghittstadt in Berlin, Dr. J. Hettzmann in
Wien, Stabsarzt Dr. Hiüer, Docent in Bres-
lau, Djf. Holz in Berlin, Docent Dr. Horst-
mann in Berlin, Dr. Hueppe in Wiesbaden,
Dt. James Israel in Berlin, Dr. Junker von
Langega in London, Dr. Keitel in Berlin,
OberstaDsarzt Dr. Koerting in Hamburg, Dr.
Krön in Berlin, Dr. Langhoff in Potsdam,
Docent Dr. Leo in Berlin, Docent Dr. Lewin
in Berlin, Docent Dr. Lewinski in Berlin,
Dr. Lublinski in Berlin, Docent Dr. Jjutt-
? arten in Wien, Dr. B. Martiny in Berlin,
*rof. Dr. MUler in Berlin, Docent Dr. Pasch'
kis in Wien, Dr. Posner in Berlin, Dr. Pus€h
in Berlin, Stabsarzt Dr. Benvers in Berlin,
Dr. Schnirer in Wien, Beg.-Bath Prof. Dr.
Seil in Berlin, Prof. Dr. SonnetUmrg in Ber-
lin, Oberstabsarzt Dr. Stricker in Danzig,
Dr. Thomer in Berlin, Dr. Th, Weyl in
Berlin herausgegeben von Dr. A, Vwaret.
Zwei Bände. 2. bis 4. Lieferung. Encheint
in 18 bis 20 Lieferungen a 2 Mark. Stutt-
gart 1887. Verlag von Ferdinand Enke,
Wir verweisen auf die Empfehlung des Wer-
kes Seite 433 und 434 unseres Blattes.
Mittel nnd Wege phylogenetischer Erkenntnin
von Arnold Lang, Dr. phil., Inhaber der
Bitter* Professur für Phylogenie an der Uni-
versität zu Jena. Erste öffentliche Bede, ge-
halten am 27. Mai 1887 in der Aula der
Universität zu Jena entsprechend den Be-
stimmungen der Paul von i^ter'schen Stift-
ung für phylogenetische Zoologie. Preis
1 Mark 50 Pf. Jena 1887. Verlag von Gugtav
Fischer.
Dr. Otto Roth. Die Anneimlttel der heitisen
MediGln mit therapeutischen Notizen zusam-
mengestellt für praktische Aerzte und Stn-
dirende der Medicin. Sechste Auflage. Neu
bearbeitet von Dr. Gregor Schmitt, KOnigl.
Begier ungs- und Kreis - Medicinalrath zu
Würzburg. Preis 4 Mark 60 Pf. Wfirsboig
1887. A. 8tuber*s Verlagshandlung.
Die Riechstoffe und ihre Verwendung zur Her-
stellung von puftessenzen, HaarOlen, Po-
maden, Biechkissen etc., sowie anderer kos-
metischer Mittel. Sechste neu bearbeitete
und stark vermehrte Auflage des „Parfümeor"
von Dr. St. Mierzinski. Mit 70 Abbildungen.
Preis 6 Mark 76 Pfg. Wehnar 1888. Bern-
hard Friedrich Voigt,
Brockhana' Conversations- Lexikon. Allgemeine
deutsche Beal-Encvclopädie. 13. vollttändig
umgearbeitete Auflage. Mit Abbildungen
und Karten. Supplementband A — Z. Re-
gister. Leipzig 1887. F. A. BrodAaus.
Dieser Ereänzungsband ist dazu bestimmt,
das in den Jahren 1882 — 87 in 16 Bänden er-
schienene und im März d. J. abgeschlossene
Hauptwerk in dessen ganzem Umfange bis znr
Schwelle der Gegenwart, fortzuführen. Dem-
entsprechend enthält er, abgesehen von «oaser-
ordentlich zahlreichen kleineren Ergänzungen,
welche viele Artikel des Hauptwerks erfuhren,
auch noch eine bedeutende Anzahl gröeserer
Artikel, die theils ebenfalls eine Ergänzung von
bereits vorhandenen bilden, theils aber auch
vollständig neu sind. Unter den mediciniBehen
Artikeln ist zu nennen: .»Bacterien'', welchem
eine Chromotafel in theils lOOOütcher, theils
&60facher Vergr^sserunff der Objecto beigegeb««
ist. Der Naturgeschichte sind sewidmet die
interessanten Artikel „Architectnr des thierischen
Körpers", »Pflanzengeographie'' (mit zwei mehr-
farbigen Karten: „Verbreitung der wichtigsten
Colturgewächse'*), ,/Fbiergeographie'' (mit fiaite
inBnntdmck: ^/Yerbreitiug wichtiger undcha-
589
rakteristisclier Wirbeltbiere*0» »Tiefseeleben'*
(mit Tafel In Tortrefflieher Aiufflhriing) und
„Wandemngen der Thiere''.
AnnQffe ans mediciniscben md pharmacent-
iscnen Journalen: IMsslge Eztracte Im All-
gemeinen und in dieser Form dargestellte
nevere Annelmittel betreffend. Versendet
dnrcb Brückner, Lampe dt Co., Berlin C.
Special -Katalog für Cbemlker und Pharmacei-
tOB. Zweite, voUsUludig umgearbeitete nnd
vermehrte Aaflsge. Ausgegeben von der
kaiserl. kOnigl. Hofbuclihandlung Karl Pro-
duuka, Tescnen, Schlesien.
Wird Interessenten auf Verlangen kostenfrei
sngesendet.
Empfehlenswerth« Werke Aber Landwlrtbtehaft,
Garteoban und Forstwesen aus dem Verlage
von Pail Parey in Berlin 8W.
Preisliste von Dr. Theodor Schnchardt, chemische
Fabrik in GOrlitx. Winter-Semester 1^87/88.
MlBcellen.
WeltauBstelluiig in Brflssel 1888.
Ausser den Phami. Centralh. 28, 364 aufge-
führten 8 Classen der Ausstellungsobjecte
fttr Pharm acie sind noch weitere 4 Classen
geplant:
9. Wissenschaftliche Sammlungen aus dem
Bereich der Pfaarmacie fAntiseptica,
Desinfectionsmittel, Verbanastoffe).
10. Herbarien; periodische und andere Ver-
öffentlichungen.
11. Taschen-, Reise-, Feldapotheken; Rett-
. ungsk ästen.
12. Homöopathische Pharmacie.
Ausserdem ist eine Ausstellung alter-
thflmlicherApothekenstand^ef&ssennd
-Gerfithe geplant und wir^ su diesem Zwecke
um üeberlassung derartiger Gegenstände ge-
beten.
In der Section 85 (Pharmacie) der Brüsseler
Ausstellung sind folgende Aufgaben fflr den
Wettbewerb (Grand Concours) gestellt:
1. Geschichte der „schlagenden Wettert
2. Angabe der Mittel und We^e, dieselben
unschädlich su machen oder wenigstens deren
Wirkung abzuschwächen.
3. Forschungen Über das beste Eisenpräparat
(haltbarste, billigste) als Heilmittel der Anämie.
4. Studien über die pharmaceutischen Extracte
hinsichtlich :
a) der Auswahl der zu verarbeitenden Stoffe,
b^ ihrer Verarbeitung,
c1 ihrer Merkmale,
d) ihrer Bestimmung und Aufbewahrung.
5. Darlegung des Einflusses, den die Fort-
schritte in der Pharmacie und Chemie im Ver-
lauf des letzten Jahrhunderts auf die Medicin
ausgeübt haben.
6. Forschungen über die vortheilhaftesten
Vehikel für pharmaceutische Präparate hinsicht-
lich der rationellsten Darstellung der Medica-
mente und deren guter Haltbarkeit.
7. Verlieren die Pflanzen beim Trocknen wirk-
same Bestandtheile?
8. Studien Über pharmaceutische Nahrungs*
mittel (Peptone^ Fleischextracte), Angabe ihrer
Nährbestandtheile und der besten Art ihrer
Darstellang.
9. Studien über die Darstellung von Frucht-
säften (8}Tupen), besonders 'deijenigen, welche
Handelsartikel sind.
10. Angabe der Mittel und Wege (leicht aus-
führbare), um mit Zucker bereitete Syrupe von
gefälschten zu unterscheiden.
11. Geschichte des Margarine (Oläo-mar-
garin e).
12. Die beste und vollständigste Sammlung
von antiseptischen Mitteln.
18. Die Bedeutung des Mikroskops fär die
Pharmacie.
14. Apparat zur Venuckerung von Pillen
(Dragee); derselbe soll klein, einfach und an
einem Tisch zu befestigen sein.
15. Pillenmaschine zur Fertigung von 8 kg
Pillen in der Stunde ; dieselbe muss auch kleine
Mengen Pillen (20 Stück) anzufertigen erlauben ;
der Preis darf 40 JH (50 Fr.) nicht überschreiten.
16. Billiger Apparat, om in der Luftleere zu
verdampfen.
17. Spirituslampe mit doppeltem Luftzug.
18. Leicht zu zerlegende und zu reinigende
kleine Mühle, für die grOsste Anzahl pharma-
centischer Präparate geeignet
19. Kupferne Destiflirblase für directc Feuer-
ung; Fassungsraum des Wasserbades 25 1, Preis
280 Ur (350 Fr.) nicht übersteigend.
20. Vollstänai^ Pastillenmaschine« welche
mindestens 1 kg Pastillen mit Aufschrift liefert
und deren Preis 80 JH (100 Fr.) nicht übersteigt
21. Experimentelle Nachweise über den ver-
schiedenen Gehalt an Alkaloiden eines aus der
frischen Pflanze bereiteten Eztractes und eines
aus der entsprechenden Menge derselben ge-
trockneten Pflanze bereiteten Extractes.
22. Studien über den innern Bau, die che-
mische Zusammensetzunff und die Vermisch-
ungen der hauptsächlichsten Nahrungsmittel.
Als Präsidenten des Comit^s fflr Section 35
werden jetzt genannt Charles Büls, Lion Someie,
als Secretair Victor Beding. s.
BuUetin de la societi roycde de pharm, de
BruxeUes 1887, 161, 236.
Antiseptische Schwämme.
Man legt die Schwämme 24 Stunden in
folgende Lösung:
Bp. Sublimat 1,0
Ac. carbol. od. thymic« 5,0
Spirit. vin. rect. . . 50,0
Aqu. coctae .... 444,0
M. D. S.
690
Dann drückt man sie aus und trocknet sie
an der Luft. Man kann sie dann imprägniren
mit Bor, Jodoform etc., indem man sie in
folgende Lösungen einweicht:
1. Ac. boric 15,0
Aqu. coctae .... 485,0
2. Ac. tannic 25,0
Aqu. coctae .... 475,0
3. Liq. ferr. sesquicblor. . 40,0
Aqu. coctae .... 460,0
4. Jodoform 6,0
Aeth., Spir 60,0
Deutsche Med,'Ztg,, 1887. Nr. 90.
Zur Herstellung von Buntfeuer
nimmt man in dem Rönigl. Laboratorium
zu Woolwich (Chem. N. 56, 139)
Chlorsaures Kalium . 2,00 Tb.
Salpetersanren Baryt 5,00 „
Schwefel .... 1,50 „
Calomel .... 1,00 „
Holzkohle . . . 0,20 „
Schellack .... 0,12 „
Die Verwendung von Calomel erscheint
unerklärlich.
Zeitschr. f. d. Chem. Ind. 1887, Heft 21.
Entfernung von Etsenrost
Hierzu dient eine Lösung von Zinnchlorid,
in welcher der Gegenstand längere oder kür-
zere Zeit eingetaucht wird. Die Lösung darf
nur schwach sauer sein, weil freie Säure das
Eisen selbst angreift. Nachdem die Gegen-
stände aus dem Bade genommen sind, werden
sie ibH Wasser, dann- mit -ammoniakalMehem
Wasser abgespült und hierauf schnell abge-
trocknet. Chem. Centr.-Bl. 1887, Nr: 49.
Haltbarer Eleister.
Als ConservirungsmittelfürStarke-
k l e i 8 1 e r und Gummischleim für teehnische
Zwecke (vermnthlich ebenfalls für Deztrin-
kleister) wird ein Zusatz von Terpentinöl
(125,0 g auf ungefähr 2 1 Kleister) em-
pfohlen.
Ditrch Archivee de Fharmaeie 1887, 411.
Ein Zusatz einer geringen Menge Carb Öl-
säure zu dem zum Kleben bestimmten
Gummischleim etc. bewirkt gleichfalls eine
lange Haltbarkeit. «.
CanadoL
Als Neuigkeit wird in französisehen Zeit-
ungen berichtet, dass ein russischer Arzt
Pliouchhine das Canadol als locales An-
aestheticum bewährt gefunden habe.
Es sei deshalb darauf hingewiesen, dass
Canadol mit dem leiehtest flüchtigen Pe-
troläther, dessen Verwendung zu dem
oben genannten Zweck längst bekannt ist,
identisch ist. «.
Gegen Insectenstiche*
O^rard empfiehlt das Chloroform gegen
Insectenstiche. Nach Einreibung mit
demselben verschwindet der Schmers und die
rothen Flecke. g.
Durch Archives de Pharmade 1887, 406.
Offene CorrespondenE.
Apoth. U« W. in B, ,,Boman Weissmann'n
Schlagwasser'' ist mit Kino rothgef&rhte Ar-
nikatinctur; rergl. Seite 48 dieses Jahrganges
der Oentralhalle.
Apoth. F* in B* Bezüglich der Dispensation
des Saccharins in der Beceptur macht F.
Lutze in der Pharm. Zeitung Voisehläge, welche
sehr zweckmässig erscheinen. Derselbe empfiehlt
nämlich, für Mixturen eine SaccharinlOsung in
▼erdünntem Weingeist und fOr Palver eine
Saccharinmischunff mit Mannit hennateilen,
beide in dem Verhältniss, dass 1 g der Losung
der des Gemisches dem Sfisswerth Yon 10 e
Zucker resp. 15 g Syrupus simplez entspricht.
Die LOsnng konnte man als Sointio Saccnarini,
das Palvergemisch als Saccharinum mixtum be-
zeichnen.
Apoth. S, in D. Zur Verde ckunr des
J od oform gerne hs empfiehlt Oraiydan (duich
Med.-chir. Rundschau 1887, 831) Canadabal-
sam in gleicher Heng^ wie Jodoform oder andi
Terpentinöl, welkes letrtere aich besondeis
zum Reinigen der mit Jodofonn Teniiireinigten
Hände und Gefässe bewähren soll. Dao bereits
bekannte GeruchsTerdeckungamittel des Jodo-
forms Eaffeepulver wuroe kürzlich in einer
amerikanischen Zeitschrift in Form einer Salbe
empfohlen. Zur Darstellung derselben wurden
240,0 ff frisch gerosteter, gepulverter Kaffee mit
1 kg fett oder Yaseline m der Wärme behan-
delt und dann durchgegosBen. s.
Um Angabe einer Bezugsquelle ron Pho-
tozjlin wird gebeten.
Verleger und T«xuitwortlloh«r B«d«etevr Dr. !• Oelisler te DrMd«a.
Im Buebluttdal durah JallmSpriBftr, Berlin N.. MoBbyovplati t.
Dratk der KSatffl. BofbnAdraekertl rw^ O. C Melahold ft Bibae la OfMdea.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung fiir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
■
Herausgegeben von
Dr. Hermann Hager und Dn Ewald Oelssler.
g. — Abonnementt preis doroh die Post oder den Buchbaiidel
Bei Zasefldnng anter Streifband 2,50 Mark. Einzelne Mumnem
Ersebeint jeden Donnersta
▼ierteljftbrlieb' 2 Mark.
26 Pf. Inserate: die einmal gespaltene iPetit- Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederbolnngen Rabatt.
Anfragen, AnftrAge, Mannscripte etc. wolle man an den Bedactenr Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M4S. Berlin, den 1. December 1887. tiil aÄ!
=- '■ '*' " I L ■ ■ I. . .1 I , . I -
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
Inhalt) Chemie nad FkAraiaelet MltthelluDgen aas dem Laboratorinm der Papier- nnd ebeoilfchen Fabrik,
Engen DleterioL, in Helfenberg bei Dresden: Ueber Indifferente Eisenverbindungen. — ZarPrfifang von Natrinm
bicarbonlenm. — Morphinbydrochlorld nnd Amylnitrlt. — Ohlnaextraet nnd Borax. — Bestimmung See Carotins
in den PliaaBenbltttern. — Nachwels der activen ^-Oxybnttersänre. — Neues Reagens auf Knpfer. — Melonen-
wnnel. — Schnltrank in Paris. — Aaietgea.
■Ja.
Cbemie und PliariiiaGle,
Mittheiliingen aus dem Labora-
toriam der Papier- und chemischen
Fabrik, Eugen Dieterich, in Helfen-
berg bei Dresden.
lieber
Indifferente EisenTerbindnngen.
Von Eugen Dteterkh und Gustav BartheL
Die Verbindungen von Eisen mit Säuren
und Halogenen zeichnen sich alle durch
bestimmte charakteristische Beactionen
und ihre mehr oder weniger adstrin-
girende Wirkung aus. Die letztere äussert
sich besonders stark bei Berührung mit
den Schleimhäuten und macht dadurch
häufig die innerliche Anwendung der
Eisensalze unmöglich.
Im Liquor Perri oiychlorati kennen
wir dangen ein wesentlich milder wir-
kendes Fräparat und im Ferri - Saccharat
der Deutscnen und Schweizer Pharma-
kopoe, femer im Albuminat und im Pep-
tonat Verbindungen, welche des Charak-
ters von Eisensalzen theilweise oder völlig
entbehren. Gerade weil sie die bekaimten
Beactionen nicht oder nur in vermin-
dertem Grad ergeben und adstringirende
Eigenschaften nicht besitzen, glaubten
wir sie als „indifferente'' bezeichnen zu
sollen.
Obwohl therapeutisch hochgeschätzt,
ist ihre Herstellung mit Ausnahme des
Saccharates bis jetzt nicht Gemeingut
und die Nachfrage nach „guten Vor-
schriften" eine allseitige und immer
wiederkehrende.
Wir stellten uns daher die Aufgabe,
Herstellun^smethoden fär die bereits be-
kannten „indifferenten*' Formen auszu-
arbeiten; wir fanden aber bei dieser Ge-
legenheit einen Weg, Eisenoxyd auch mit
anderen organischen Stoffen, z. B. Milch-
zucker, Mannit, Dextrin und Gelatine zu
verbinden. Alle die neuen Verbindungen
sind in unserem Sinn als „indifferent'' zu
bezeichnen.
Die Umwege, auf welchen wir zum
Ziel gelangten, zu schildern, würden, ob-
wohl sie manches Interessante bieten, zu
weit führen; wir werden uns daher auf
die Beschreibung der Herstellungsmethö-
den und der danach gewonnenen Prä-
parate beschränken.
592
Ferrum oxydatnm saecharatnm
solnbile.
86,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
150,0 Syrupi simplicis
erhitzt man im Dampfbad in einer Ab-
dampfsehale, setzt unter Bühren allmälig
7,5 Liqnoris Natri caostiei
zu nnd dampft zur Trockne ein.
Man reibt zu Pulver und bringt mit
q. 8. Sacehari albi pulv.
auf ein Oesammtgewicht von
100,0.
Ein hellbraunes Pulver ohne Geruch
und von süssem , wenig an Eisen er-
innernden Geschmack, klar und leicht
löslich in der Hälfte seines Gewichtes
Wasser. Hundert Theile enthalten 3 Theile
Eisen.
Die coneentrirte wässerige Lösung re-
agirt sehr schwach alkaUsch, die ver-
dünnte erscheint neutral ; Ammoniak und
Schwefelammonium bringen keinen Nie-
derschlag darin hervor. Bhodankalium
giebt keine Beaction, selbst nicht nach
Zusatz von Säure. Ealiumferrocyanat
giebt eine blass-blaugrüne Färbung, die
sich nach Zusatz von Säure etwas ver-
mehrt. Infolge des Gehaltes an Ghlor-
natrium hält es die Prüfung auf Chlor
nicht aus.
Lässt sich in Milch und eiweisshaltigen
Flüssigkeiten lösen, ohne dieselben irgend-
vvie organisch zu verändern.
Der Unterschied zwischen diesem und
dem Präparat der Pharmakopoe besteht
darin, dass sich ersteres in der Hälfte
und letzteres in 20 Theilen Wasser löst.
Ob unserem Präparat ein Vorwurf da-
raus zu machen ist, dass es eine sehr
geringe Menge Ghlomatrium enthält,
möchten wir bezweifeln; im Gegentheil
meinen wir, dass die übrigen Eigen-
schaften entscheidend und der Ghlor-
natrium-Gehalt nebensächlich sind. Wir
gestatten uns daher, unser Verfahren zur
Aufnahme in die Pharmakopoe zu em-
pfehlen.
Nach obiger Vorschrift lässt sich auch
ein Präparat mit 6 pGt. Eisen herstellen,
wenn man unter Beibehaltung der übri-
gen Verhältnisse von
75,0 Syrupi simplicis
ausgeht. Obwohl ftlr 8 Theile Eisen nur
die dreifache Menge Zucker (auf 86,0 Liq.
Ferri oxychlorat. nur 9,0 Sacehari) noth-
wendig sind, um eine klar lösliehe Ver-
bindung zu erhalten, so war eine solche
Goncentration doch praktisch nicht aus-
führbar, weil nicht eine trockene, sondern
eine extractartige hygroskopische Masse
resultirte.
Syinpas Ferri oxydatl solubilis.
, 29,0 Liquoris Fern oxychlorati,
100,0 Syrupi simplicis
erhitzt man in einer tarirten Abdampf-
schale im Dampfbad, setzt unter Bühren
nach und nach
2,5 Liquoris Natri caustici
zu und dampft bis zu einem Gewicht von
100,0
ab.
Ein klarer rothbrauner Saft von den
Eigenschaften des Ferrum oxydatam sac-
charatum solubile. Er enthält 1 pGt. Eisen.
Wir stellen dieses Herstellungsverfahren
dem der Pharmakopoe gegenüber und
erlauben uns, es für die Neubearbeitung
derselben zur Berücksichtigung za em-
pfehlen.
Fermm oxydatam galaetosacehara-
tam solubile.
90,0 Sacehari Lactis pulv.
50,0 Aqnae destillatae,
86,0 Liquoris Ferri oxychlorati
erhitzt man im Dampfbad bis zur Lösung
des Milchzuckers, filtrirt nnd wäscht das
Filter mit etwas Wasser nach.
Das Filtrat bringt man in einer Ab-
dampfschale im Dampfbad auf eine Tem-
peratur von 70 bis 90 o G., Ifbgt nach und
nach unter Bühren
7,5 Liquoris Natri caustici
hinzu und dampft zur Trockne ab.
Man reibt die trockne Masse za feinem
Pulver und bringt mit
q. s. Saccnari Lactis subt pulv.
auf ein Gewicht von
100,0.
Ein graubraunes Pulver ohne Geraeh
und eisenartigschmeckend, klar löslieb
in 8 Theilen Wasser.
Hundert Theile enthalten 3 Theile
Eisen.
Chemisch und gegen Milch und eiweiss-
593
haltige Fitiflsigkeiten yerhält sich das
Ferri • Oalaetosaccharat wie das Sac-
eharat
um die in 86,0 Liqaoris Ferri ozy-
ehlorati enthaltenen 8,0 Eisen zu binden,
sind nnr 9,0 Milehzncker nothwendig,
Dieses Yerhältniss lässt sich aber prak-
tisch nicht verwerthen, weil ein mit mehr
als 8 pGt. Eisen hergestelltes Präparat
eine schmierige, höchstens krümlich-
fenchte Masse vorstellt.
Fermin oxydatnm mannasaeeharatnm
«oUbile.
Fenimannitat. Eisenmamit
70,0 Hannitis
löst man durch ErhitzM in
430,0 Liqaoris Ferri oxychlorati,
fiUrirt die Lösung noch heiss und wäscht
das Filter mit etwas heissem Wasser
naeb.
Das Filtrat «rhitzt man in einer Ab-
dampfschale auf 70 bis 90 <> C, setzt all-
mälig unter Bühren
37,5 LiqiMNris Natri cauatici
zu und dampft zur Trockne ein.
Man reibt zu Pulver, bringt mit
q. s. Mannitis
das Gesammtgewicht auf
100,0
und bewahrt, da das Präparat Lichtschutz
beansprucht, in braunen Glasbüchsen auf.
Ein hell -och er braunes luftbeständiges
Pulver ohne Geruch und schwach eisen-
artig schmeckend, klar löslich in 3 Thei-
len Wasser. Hundert Theile enthalten
16 Theile Eisen.
Chemisch und gegen Milch und eiweiss-
haltige Flüssigkeiten verhält sich das
Ferrimannitat ebenso wie das Saccharat.
Man ist im Stande , ein Präparat mit
25 pGt. Eisen herstellen; dasselbe löst
sich aber bei längerem Aufbewahren
nicht mehr völlig klar in Wasser, wes-
halb ein Mannit-Üeberschuss gerathen
erscheint.
Ferram oxydatnm dextrinatnm
solobile.
Ferrideztrinai
80,0 Dextrini puri
löst man in
80,0 Aqoae destillatae,
verdtant die Lösnz^ mit
290,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
filtrirt und wäscht das Filter mit etwas
Wasser nach.
Das Filtrat erhitzt man in einer Ab-
dampfschale auf 70 bis 90^ 0., setzt nach
und nach unter Bohren
26,0 Liquoris Natri eaustici
zu und dampft zur Trockne oder zur
OonsJstenz eines dicken Saftes ein, um
die Masse auf Glasplatten zu streichen
und Lamellen zu gewinnen.
Die trockene dunkelbraune, glasig
durchsichtige, im durchfallenden Licht
rothbraune Masse zerreibt man zu feinem
Pulver und fügt
q. s. Dextrini puri pulverati
bis zum Gesammtgewicht von
100,0
hinzu.
Ein dunkel chokoladenbraunes, luft-
beständiges Pulver oder rothbraun durch-
scheinende Lamellen ohne Geruch von
kaum eisenartigem, an Dextrin erinnern-
dem, etwas salzigem Geschmack, klar
löslich in IV2 Theil Wasser. Hundert
Theile enthalten 10 Theile Eisen.
Chemisch und gegen Milch und eiweiss-
haltige Flüssigkeiten verhält sich das
Ferridextrinat wie das Saccharat.
Es ist möglich, einDextrinat mit 15pGt.
Eisen herzustellen; dasselbe verliert aber
mit der Zeit die Eigenschaften, sich völ-
lig klar in Wasser zu lösen. Durch die
Vermehrung des Dextrins bleibt die Ver-
bindung dauerhafler.
Liquor Ferri albnminatl.
(Nach Drees,)
Die Untersuchung des Drees'schen
Original - Präparates ergab folgende Re-
sultate :
8,59 pOt. Abdampfrückstand,
0,57 „ Eisenoxyd,
0,68 „ Asche, welche nicht
alkalisch reagirte,
3,52 „ mit Spiritus fällbar,
14,54 „ Alkohol.
Subtrahirt man das Eisenoxyd vom
Abdampfrückstand, so bleiben ungei&hr
3 pGt. für Albumin.
Ammoniak wurde qualitativ nachge-
wiesen, während eine Zuckerbestimmung
keine Besultate gab.
5M
Mit Zagrundele^ng dieser Zahlen
konnte nach einer Reihe von Versuchen
folgende Vorschrift festgestellt werden:
2,5 Albuminis ex ovis sicci*)
löst man in
30,0 Aquae destillatae,
filtrirt und wäscht das Filter mit etwas
Wasser nach.
Andererseits verdünnt man
12,0 liquoris Ferri oiychlorati
mit
40,0 Aquae destillatae
und setzt
12,0 Spiritus
zu.
Man mischt nun beide Flüssigkeiten,
fügt sofort hinzu
0,5 Liquoris Ammonii caustici,
0,5 „ Natri caustici,
schüttelt die Mischung und bringt mit
q. s. Aquae destillatae
auf ein Gesammtgewicht von
100,0.
Trübe, alkalisch reagirende Flüssigkeit
von brauner Farbe und fadera, weingeisti-
gem, an Eisen erinnerndem Geschmack.
Hundert Theile enthalten 0,42 Eisen.
unverdünnter Liquor, mit Weingeist
versetzt, scheidet alles Eisenalbuminat ab.
In dem mit 2 Theilen Wasser verdünn-
ten Liquor bringt dagegen weder Wein-
geist noch Erhitzen eine Trübung her-
vor; aus derselben Verdünnung fällt aber
eine genügende Menge Chlornatrium-
lösung das Eisenalbuminat aus.
Der Liquor verhält sich indifferent
gegen Ammoniak; durch Schwefelammon
wird er dunkler gefärbt, bleibt aber klar.
Durch Säurezusatz findet eine Ausscheid-
ung 8tatt.
Die Eisenalbuminatlösung lässt sich mit
Milch und eiweisshaltigen Flüssigkeiten
mischen, ohne dieselben organisch zu
verändern.
Obige Vorschrift zeigt gegen die Herrn
Dr. Bemh. Fischer in Berlin privatim
mitgetheilte **) eine kleine Veränderung,
ist aber, wie wir uns im Laufe der Ver-
suche überzeugten, die richtigere.
Wir möchten an Stelle des Weingeistes
*) Von E, Merck in Darmstadt in vorzflg-
licher QnalitAt bezogen.
••) Pbann. Zeit 1887, Nr. 92.
dem Cognac den Vorzog geben; da der-
selbe aber in der Begel nur einige 30
Gewichtsproeente Alkohol enthält, so
müsste man dreimal so viel davon neh-
men, als Spiritus vorgeschrieben ist, and
von der Wassermenge entsprechend ab-
brechen.
Mit der Zeit gelatinirt der Liquor
öfters; man erwärmt ihn dann auf 35
bis 40 0 G. und erreicht damit eine we-
nigstens theilweise Verflüssigung.
Liquor Ferri albaoiinatL
1,0 Albaminis ex ovis sicci ^)
löst man in
35,0 Aquae destillatae
und filtrirt die Lösang.
Andererseits mischt man
12,0 Liquoris Fern oxyehloraü,
37,0 Aquae destillatae
mit einander, vereinigt die Eiweisslösnng
mit dieser Mischung and erhitzt das
Ganze im Dampfbad eine halbe Stunde
lang auf 90 bis 95 o G.
Man lässt erkalten, ftgt
15,0 Cognac
und
q. s. Aquae destillatae
hinzu, dass das Gesammtgewicht
J00,0
beträgt.
Eine neutrale, klare, im auffallen-
den Licht etwas trübe erscheinende Flüs-
sigkeit von rothbrauner Farbe. Geruch
und Geschmack erinnern an Cognac.
Hundert Theile enthalten 0,42 Eisen.
Der Liquor lässt sich mit Spiritus in
allen Verhältnissen mischen, onne dass
eine Abscheidung erfolgte, ebenso bleibt
er beim Erhitzen unverändert und onter-
scheidet sich dadurch vortheilhaft vom
Drees'sehen Liquor. Ammoniak bringt
einen Niederschlag hervor, der sich im
Ueberschuss wieder löst. Schwefelaramo-
nium erzeugt ebenfalls einen Nieder-
schlag und löst denselben bei weiterem
Zusatz wieder auf, wobei die resaltirende
klare Flüssigkeit eine dunklere Farbe an-
nimmt Kaliumferrocyanat und Bhodan-
kalium bringen keine Veränderuog her-
vor. Säuren geben Ausscheidungen.
*) YoD E. Menk in Damstadt.
595
Der Liquor verändert Milch nicht, wohl
aber eiweisshaltige Flüssigkeiten.
Da ein neutraler Eisenalbuminatliquor
noch nicht existirte, schien es uns nicht
unwichtig, einen solchen rait aufzustellen.
Liquor Ferri albnminati saccharatas*
Synipns Fem albnminati. Efsenalbnminatsyrup.
(Nach BrauÜecht)
Die Analyse des Originalpräparates er-
gab:
54,0 pGt. Trockenrückstand,
50,6 „ Zucker (invertirt und
titrirt),
0,084 „ Stickstoff,
2,1 „ Asche (reagirte stark
alkalisch),
0,9 „ Eisenoxyd.
Die nach diesen Zahlen angestellten
Versuche liessen uns bei folgender Vor-
schrift stehen bleiben:
1,0 Albuminis ex ovis sicci
löst man in
10,0 Aquae destillatae,
fiigt zur Lösung
2,5 Liqnoris Natri caustici
und erhitzt im Dampfbad auf 80 bis
90 0 c.
Andererseits mischt man
16,0 Aquae destillatae,
18,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
löst durch Erhitzen auf 80 bis 90 o C.
50,0 Sacchari albi pul?,
darin, vereinigt mit der heissen Albumin-
lösung, f>
2,0 Tincturae aromaticae
hinzu und bringt mit
q. s. Aquae destillatae
auf ein Gesammtgewicht von
100,0.
Man decantirt 8 Tage und giesst klar
von dem sehr geringen Bodensatz ab.
Eine dicke, klare, dunkelrothbraune
Flüssigkeit von aromatischem Geruch.
Der Geschmack ist süss, aromatisch und
lässt den Eisengehalt wohl erkennen.
Hundert Theile enthalten 0,63 Eisen.
Der Saft reagirt schwach alkalisch.
Mit Spiritus gemischt trübt sich derselbe.
Ammoniak bringt keine Veränderung her-
vor. Durch Schwefelammonium wird der
Liquor dunkler, ohne dass eine Aus*
Scheidung st^ttfftnde. Zusatz von Säure
bewirkt Trübung, ebenso scheidet sich
beim Kochen ein flockiger Niederschlag,
wahrscheinlich Eiweiss, ab.
Der Eisenalbuminatsaft lässt sich mit
Milch und eiweisshaltigen Flüssigkeiten
vermischen, ohne dieselben organisch zu
verändern.
Liqnor Ferri peptonatl.
(Kach Pijszala.)
Die Analyse des Original - Präparates
ergab :
4,31 pCt. Trockenrückstand,
0,56 „ Eisenoxyd,
0,62 „ Asche (reagirte nicht
alkalisch),
2,00 „ Zucker,
3,41
j»
Alkohol.
Die Vorschrift, zu welcher wir nach
obigen Zahlen schliesslich gelangten,
lautet :
1,0 Albuminis ex ovis sicci
löst man in
19,0 Aquiie destillatae,
ftigt zur Lösung
0,05 Pepsini Witte
hinzu und digerirt 4 Stunden bei 40 ^ 0.
Andererseits mischt man
12,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
55,0 Aquae destillatae,
3,0 Syrupi simplicis,
vereinigt die Mischung mit der Lösung
des peptonisirten Eiweiss und erhitzt das
Ganze im Dampfbad auf 90 bis 95 ^ G.
Man lässt erkalten, fügt
10,0 Spiritus Cognac
hinzu und bringt mit
q. s. Aquae destillatae
auf ein Gesammtgewicht von
100,0.
Man lässt 8 Tage ruhig stehen und
giesst dann klar von dem sehr geringen
Bodensatz ab.
Die Eisenpeptonatlösung nach Pisjsdla
ist eine neutrale, klare, rothbraune Flüs-
sigkeit, welche nach Cognac riecht, ähn-
lich und ausserdem nach Eisen schmeckt
Hundert Theile derselben enthalten 0,42
Theile Eisen.
Der Liquor lässt sich mit Spiritus in
beliebigen Verhältnissen mischen, ohne
dass Ausscheidungen entstehen; ebenso
verändert er sich beim Erhitzen nicht.
596
Ainmoniak bringt einen Niederschlag her*
vor, der sich im üeberschusa von Am-
moniak wieder löst. Schwefelammonium
giebt ebenfalls einen Niederschlag und
löst denselben bei weiterem Zusatz wieder
auf; die hierbei resultirende klare Flüs-
sigkeit nimmt dabei eine dunklere Farbe
an. Kaliumferrocyanat und Bhodankalium
bringen keine Veränderung hervor. Durch
Zusatz von Säuren entsteht ein flockiger
Niederschlag.
Gegen Milch verhält sich der Liquor
indifferent, nicht aber gegen eiweisshal-
tige Flüssigkeiten.
Interessant ist, dass man ein in seinem
physikalischen und chemischen Verhalten
dem Pisfzala' sahen Liquor ganz gleiches
Präparat erhält, wenn mandiePepto-
nisirung des Eiweiss nicht vor-
nimmt und reines Eiweiss benützt.
Gelatlna Ferri oxydatl.
Eisen - G elatine. Eisen - Gel^e.
3,0 Gelatinae albissimae
löst man unter Anwendung von Wärme in
30,0 Aquae destillatae.
Andererseits mischt man
12,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
20,0 Syrupi Aurantii norum,
20,0 Aquae destillatae,
15,0 Spiritus Oognac
mit einander, vereinigt die Mischung
unter Agitiren in einer Abdampfschale
mit der warmen Gelatinelösung und setzt
sofort
0,5 Liquoris Ammonii caustici,
0,5 „ Natri caustici
zu.
Nach dem Erkalten resultirt eine al-
kalisch reagirende durchsichtige Gallerte
von rothbrauner Farbe und angenehmem
Geschmack. Hundert Theile enthalten
0,42 Eisen.
In der Hauptsache ist die Gallerte dem
Liquor Ferri albuminati Drees nachge-
bildet, nur dass sie nicht ein Albuminat,
sondern ein Gelatinat ist. Ihr chemisches
Verhalten weicht in einzelnen Punkten
von dem des Drees'schen Liquors ab und
setzt sich aus folgenden Punkten zu-
sammen:
Spirituszusatz giebt flockige Ausscheid-
ungen, wogegen die Erhitzung
solche nicht hervorbringt Säuren
geben keinen Niederschlag, ebensowenig
Ammonii und Schwefelammonium; bei
letzterem tritt jedoch ein Dunklerwerden
der erwärmten flüssigen Masse ein.
Gegen Milch und eiweisshaltige Flüs-
sigkeiten verhält sieh die Eisengallerte
indifferent.
Wenn man aus dem chemischen Ver-
halten einen Schluss ziehen darf, so
feben Eisenoxyd und Gelatine eine festere
erbindung wie Eisenoxjd und Albumin.
«
Der glückliche Griff, welcher uns so
viele „indifferente" Eisenverbindungen
nachahmen und neu auffinden liess, be-
stand offenbar in der Verwendung des
Liquor Ferri oxychlorati. Es geht dies
daraus hervor, dass alle Versuche, bei
welchen wir unter entsprechender Erhöh-
ung der Alkali -Zusätze den Liquor Ferri
sesquiehlorati zu verwenden suchten,
scheiterten.
In welchem Ziusammenhang das Eisen-
oxyd zu den organischen Stoffen, mit
welchen wir es verbanden, steht und
welche Formeln unseren Verbindungen
zukommen, lassen wir unerörtert, weil
die Zusammensetzung der verwendeten
organischen Stoffe eine stets gleichmässige
nicht sein kann.
Bezüglich der Festigkeit der verschie-
denen Verbindungen dürften nicht un-
wesentliche Unterschiede bestehen. So
lassen sich das Saccharat, Galactosac-
charat, Mannitat und Dextrinat wieder-
holt auflösen und wieder zur Trockne
eindampfen, ohne dass deshalb das che-
mische Verhalten sich änderte, oder die
Löslichkeit verloren ginge, wogegen Al-
buminat, Peptonat und Gelatinat sich
beim Eindampfen zersetzen. Interessant
ist ferner der Unterschied, welcher bei
den verschiedenen Präparaten im Ge-
schmack besteht. Wir stellten uns, so-
weit die Präparate diesen Gehalt nicht
ohnehin hatten, Lösungen beziehentlich
Verdünnungen mit einem Eisengehalt von
0,42 pCt. her und verglichen nach dem
Geschmack. Es zeigte sich dabei, dass
Albuminat, Peptonat und Gelatinat ent-
schieden eisenartig schmeckten, während
dies bei Galactosaccharat wenig» bei Sac-
&91
oharat sehr wenig, bei Mannitat und
Dextrinat aber gar nicht der Fall war.
Nimmt man — wofQr allerdings der Be^
weis fehlt — an, dass das Eisen um so
fester gebunden ist, je weniger es sich
durch den 6eschmack bemerklich macht,
so mitaste dem Mannitat und dem Dex-
trinat der Vorzug gegeben werden.
Jedenfalls sind Albuminat, Peptonat
und Qelatinai sehr lose Verbindungen,
die eines grossen Anstoases nicht be-
dürfen, um sich zu zersetzen. Wir halten
es deshalb auch fdr zweifelhafl, ob ihnen
der bisher beigelegte, tielleicht zur Mode
gewordene therapeutische Werth mehr
zukommt, wie dem Saccharat unserer
Pharmakopoe.*)
Leider konnten wir unsere Arbeit nicht
ganz vollenden und mussten uns mit der
Veröffentlichung beeilen, nachdem die
Vorschrift zu Liquor Ferri albuminati,
die wir dem Herrn Herausgeber der
„neueren Arzneimittel'' privatim überlassen
hatten, durch Erscheinen dieses Buches
publik wurde. Wir fürchteten, dass mit
der von uns anempfohlenen Verwendung
von Liquor Ferri oxychlorati ein Finger-
zeig gegeben sei und dass unsere Arbeit
überholt werden könnte. Wir hoffen aber,
unsere Studien fortzusetzen und gelegent-
lich auf die „indifferenten" Eisenverbind-
ungen zurückzukommen.
Zur Früfimg von Natrium
bicarbonienm.
Zu dem Artikel in Nr. 46 erhielten
wir zwei Zuschriften von den Herren
Dr. Vulpifis uhd 1%. Salaer, welche vnr
beide nachstehend zur Eenntniss unserer
Leser bringen.
Herr Dr. Vfilpius schreibt:
„In Nr. 46 der Pharmaceutischen
Gentralhalle wird von einem CoUegen
Klage geführt über die angeblieh zu
grosse Schärfe der Prüfungsmethode auf
Monocarbonat, wie sie von Kremel an-
gegeben und von dw Pharmakopoe-
Gommission des deutschen Apotheker-
*) Man kann aach. leicht einen Eisenhonig
herstellen, entweder nach dem Verfahren wie
bei Sympu Fervi o^Aati oder ^ hesser —
durch Anfklten des Haonitats eder Dexfoiiats
in Honig.
Vereins in der betreffenden Veröffentlich-
ung im Aprilhefie I des Archivs der
Pharmacie, Jahrgang 1887^ adoptirt
worden ist.
Da nun nicht anzunehmen ist, dass
der Herr Einsender jener Ausstellung
es unterlassen hat, die dieser Publication
der Vereins - Pharmakopoe - Gommission
beigegebenen Motive genau zu lesen
und besonders auch auf die Bedeutung
der Grösse des Phenolphtaleinzusatzes
genau zu achten, da vielmehr vorausge-
setzt werden muss, dass der von ihm
beobachtete Modus faciendi durchaus
richtig war und zu einer bei Normal-
temperatur durch sanftes Bewegen be-
reiteten Lösung von 1 g pulverförmigem
Natriumbicarbonat in 20 ccm Wasser so-
fort 3 Tropfen Phenolphtaleinlösung ge-
setzt wurden, so bleibt, wenn, wie ange-
geben, stets Böthung eintrat, eben nur
die eine Annahme übrig, dass auf die
Fabrikation und Gontrole der von dem
Herrn Gollegen untersuchten Sorten
nicht alle wünschenswerthe Sorgfalt ver-
wendet worden ist Da erfahrungsgemäss
ein in Krusten hergestelltes Natrium-
bicarbonat sich nach dem Pulvern
häufig nicht mehr probehaltig erweist,
so pflegen die Fabrikanten das fertige
Pulver oft nochmals in eisernen Kästen
flach in Schichten ausgebreitet einen
Tag lang mit Kohlensäure unter erheb-
lichem Ueberdruck in Berührung zu
lassen. Ein solches Pulver hält bei
rationeller Aufbewahrung die Phenol-
phtaleinprobe noch nach einem halben
Jahre und mehr ganz vorzüglich aus.
Nach Durchlesen der Beschwerde, welche
zu diesen Zeilen Veranlassung gegeben
hat, entnahm ich sofort dem nalbgefüU-
ten Standgef&sse der Apotheke, bis zu
welchem das im August, also in heisser
Jahreszeit und noch dazu in Papier-
packang bezogene Präparat eine Wander-
ung durch zwei Vorrathsgeiässe durch-
gemacht hatte, eine Probe und führte
damit die Prüfung nach Angabe der
Gommission au& Hierbei trat keine
Spur einer Färbung ein, so dass
es des vorgesehenen und eine Duldung
von 2 pGt. Monocarbonat in sich schlies-
senden Zusatzes von 4 Tropfen Normal-
saksäuie gar nicht bedurfte.
598
Aehnliche Besultate müssen wohl im
Allgememen erhalten worden sein, da,
wie der Herr Einsender selbst constatirt,
bis heute von keiner anderen Seite mit
seiner Verlautbarung tibereinstimmende
Mittheilungen in der wissenschaftlichen
Fachpresse gemacht worden sind. Un-
sere Heidelberger Krankenhausapotheke
bezieht seit 6 Jahren ihr Natrium bi-
carbonicum purissimum pulveratum aus
ein und derselben Quelle und hatte nie-
mals über einen zu starken Oehalt an
Monoearbonat zu klagen. Da es nicht
am Platze sein würde, hier eine Firma
zu nennen, so möge dem Herrn Collegen
das Anerbieten genügen, ihm unsere
Bezugsquelle auf schriftliche Anfrage zu
nennen, und sollte es mich freuen, später
auch von ihm eine Bestätigung der Richtig-
keit der obigen Angaben und damit der
vollen Berechtigung der in ihrer Ausführ-
ung so ungemein einfachen vorgeschla-
genen neuen Prttfungsweise zu erhalten.
Dass übrigens ein diese Probe aushalten-
des Präparat nicht nur von einzelnen, son-
dern von der Mehrzahl der Fabriken
geliefert werden kann, steht wohl
ausser Zweifel."
* ^ *
Herr lÄ. Baiser schreibt:
„Die von der Pharmakopöe-Commission
vorgeschlagene Prüfungsweise dieses Sal-
zes auf einen Gehalt an Soda ist in Nr.
46 als zu weit gehend bezeichnet worden,
indem es nicht möglich wäre, ein Salz
im Handel zu erlangen, welches solcher
Anforderung genüge. Da dies meines
Wissens der erste Fall ist, in welchem
ein Gommissionsvorschlag in der Fach-
presse beanstandet wird, sei gestattet
vorauszuschicken, dass der Vorsitzende
der Gommission unmöglich die Verant-
wortung für alle Abänderungsvorschläge
übernehmen kann, dass aber auch der
erste Bearbeiter eines Artikels nur aus-
nahmsweise die Meinung der übrigen Mit-
glieder erf&hrtund verwerthen oder wider-
legen könnte. Es wird also Derjenige,
welcher einen Abänderungsvorschlag ein-
gebracht hat denselben zu vertheidigen
haben. In dem gegebenen Falle hatte
ich vorgeschlagen, dass eine unter den
bekannten Vorsichtsmaassregeln bereitete
Lösung des Bicarbonats (1 : 20) durch
einen Tropfen Phenolphtaleln nicht ge-
färbt werden solle.
Diese Forderung geht also noch über
den ursprünglichen Vorschlag von Sremel
und über jenen der Gommission hinaus ;
da aber ein Salz, welches dieser Forder-
ung genügt, eben fiir 75 Jt zu haben isu
und die Pharmakopoe im Allgemeinen
nur das beste Präparat verlangt, wird es
das Salz der Ph. Germ. ITI sein. Dass
nicht allen Fabrikanten die Darstellung
eines solchen Salzes gelingt, mag wahr
sein, aber darauf kann doch keine Bück-
sicht genommen werden. Ich glaube
auch nicht daran, dass das Bicarbonat
so sehr geneigt ist, Kohlensäure »bei
mehrmaligem Oefinen des Deckels* abzu-
geben; krystallisirtes Salz, welches ich
vor 3 Monaten bezogen habe und stossen
liess, verhält sich trotz Aufbewahrung
in einfacher Holzschieblade gegen Phe-
nolphtale'in noch ebenso indifferent, wie
bei Empfang.
Will man die Empfindlichkeit der Be-
action beurtheilen, so ist zunächst zu be-
rücksichtifiren, dass, wie ich bereits in
„Pharm. Zeit." von 1884 bemerkt, das
Bicarbonat die Färbung des Phenolphta-
leins durch Monoearbonat bis zu einem
gewissen Grade verhindert, und zwar
bleibt bei den hier eingehaltenen Ver-
hältnissen mindestens 1 pGt Na^COs
-I-2H2O unbeobachtet. Es ist nur
dann zu erkennen, wenn man grössere
Mengen des fein zerriebenen Salzes auf
einem Filter mit Wasser übergiesst und das
Waschwasser zu Phenolphtaleln fliessen
lässt. Salz, welches diese Probe aushäJt,
ist wohl als frei von Monoearbonat zu
betrachten. Nimmt man bei Beurtheil-
ung eines Bicarbonats Salzsäure zu Hilfe,
so kann man leicht zu etwas unrichtigen
Schlüssen gelangen. Tropft man nämlich
die Salzsäure auf die im Beagensglase
befindliche Salzlösung, so kommt die ent-
wickelte Kohlensäure nur mit den oberen
Flüssigkeitsschichten in Berührung und
entweicht, ohne dass sie vollständig zur
Umwandlung von Monoearbonat in Bicar-
bonat ausgenützt werden könnte. Ver-
fährt man jedoch umgekehrte tropft man
die Salzsäure vorher in das Beagensglas
und giesst rasch die Salzlösung za, so
699
wird man den gleichen Zweck schon fast
mit der Hälfte Sänre erreichen wie im er-
sten Fall; 0,2 ccm Normalsalzsäure heben
dann die Phenolphtalein röthende Kraft
von xy^TO Mol. = 0,0282 g NagCOa +
SHgO annähernd auf und ein ISalz mit
3 bis 4 pOt. Monocarbonat wird noch
den Anforderungen der Pharmakopoe-
Commission genügen.
Schliesslich sei bemerkt, dass ich es
für nothwendig erachte, das Bicarbonat
in ähnlicher Weise auf etwaigen Arsen-
gehalt zu prüfen wie das Monocarbonat,
weil es zu jenen Arzneimitteln gehört,
welche von einzelnen Personen in grös-
seren Mengen eingenommen werden/*
Morphinhydrochlorid und
Amylnitrit
Ein Apotheker hatte beobachtet, dass eine
Morphinhydrochlorid und Amylnitrit ent-
haltende Arzneimischang nach einem halben
Tage eine rothe Färbung zeigte, während die
in gleicher Weite jedoch mit Morphinacetat
bereitete Arznei sich unverändert hielt. Die
Ton der Pharm. Germ. ed. II. eingeführte
Ersetzung des Morphinacetats durch Hydro-
chlorid ist demnach in gewissen Fällen be-
denklich and von unangenehmen Folgen be-
gleitet.
FlüMger erklärt diese eigenthümliche
Erscheinung durch die leichte Zersetzlichkeit
des Morphinacetats^ welches in Folge dessen
stets etwas freies Morphin enthält und hier-
durch im Stande ist, die durch allmälige
Zersetzung des Amylnitrits frei werdende
Salpetrigsänre, beziehentlich (nachOiydation)
Salpetersäure zu binden. Das Hydrochlorid
des Morphins zeigt diese Zersetzlichkeit nicht
und etwa auftretende Salpetersäure ist daher
im Stande, mit dem Morphin unter Auftreten
der rothen Färbung zu reagiren. «.
Pharm. Zeitimg 1887, 579, 643,
mandref das Chlnaeztract im gleichen oder
doppelten Gewicht Glycerin zu lösen und
hierauf erst den Borax zuzufügen. a.
Jowm, de Pharm, et de Chim. XVI, 1887, 210.
Chinaeztraot und Borax.
Auger beobachtete, dass beim Zusammen-
kommen Ton Chlnaeztract (desgleichen
Chinaalkaloiden) und Borax sich ein
krümeliger Bodensatz bildet. Derselbe ist
löslieh in Glycerin und tritt bei Gegenwart
einer genügenden Menge Ton Glycerin über-
haupt nicht ein. Es empfiehlt deshalb De-
BeBtimmung des Carotins in den
Fflanzenblättem.
Nach AsmcMd ist das 1832 von Wackenroder
in der Wurzel von Daucus Carota L.
au%efundene Carotin ein beständig ror-
kommendes normales Prodnct der Lebens-
thätigkeit der Pflanzen. £s ist ohne Aus-
nahme aus den Blättern der in ToUer Lebens«
thätigkeit begriffenen Pflanzen darstellbar.
Die Blätter verdanken ihm einen Theil ihrer
Färbung.
Zur Bestimmung des Carotins giebt
Amaud folgende Vorschriften:
Die Blätter werden im luftleeren Raum
getrocknet und 20,0 g mit 1 1 Petroläther
10 Tage lang bei gewöhnlicher Temperatur
macerirt und von Zeit zu Zeit geschüttelt.
Hierauf werden 100 ccm der filtrirten Flüssig-
keit freiwillig verdunsten gelassen und der
Rückstand mit kleinen Mengen Schwefel-
kohlenstoff aufgenommen und auf 100 ccm
gebracht (entsprechend = 2,0 g der ge-
trockneten Blätter).
Die Schwefelkohlenstofflösung ist mehr
oder weniger intensiv roth gefärbt; die ande-
ren mit in Lösung gehenden Substanzen
wie Wachs, Fett, sind nicht störend.
Die Schwefelkohlenstofflösung wird nun
mit einer Lösung von bekanntem Gehalt an
krystallisirtem Carotin in Schwefelkohlenstoff
colorimetrisch verglichen.
Auf diese 'Weise wurden folgende Zahlen
gefunden : Gehalt an Carotin in 100,0 g der
getrockneten Blätter von
Spinacia oleracea 79,5 mg,
Spinacia, anderes Muster 76,ö mg,
Urtica dioica 95,0 mg,
Gras (versch. Gramineen) 71,0 mg. s.
Joum. de Pharm, et de Chim, XVI, 1887, 129.
Nachweis
der activen /9-0zybiittersftiire.
EMß hat die ß - Oxybuttersättre bisher nur
in solchen diabetischen Hamen nachweisen
können, welche die Eisenchloridreaction
gaben; er bestimmte die Drehung derselben
«00
zQ a D — 23|4y die des Anunoniumsalzes der
Säare zu — 16,3.
Die NacbweisiiBg fahrt JETiÜer darch lieber-
fiihniDg der ^'Ozjbattertiure in o-Ooten-
säare ans.
Der frische Harn wird ein^ Vorprüfasg
mit Eisenchlorid unterzogen und hierauf,
falls er zuckerhaltig ist, der G&hrung unter-
worfen. Nachdem eine mit fileiacetat ge-
klavte Prebe auf Linksdrelrang (diese bisneht
nicht Ton Ozjbuttersäure herzurühren) unter-
sucht ist, wird das Filtrat des eingegohrenen
Harns zu einem Syrnp yerdunstet, mit den
gleichen fiaumtheii eonoentrirter Schwefel-
säure gemischt und vorsichtig destilMrt, so
dass das Destillat direct in einem Proberöhr-
chen, ohne Anwendung eines Rühlevt, anf-
gef^gen wird. Je nach dem Qehalt des
Harns an Ozybutterv&ure scheiden sich «chon
beim Abkühlen in einer Kältemischung in
dem Destillat Krystalle der « - Crotonsäure
aus, die nach dem Abpressen auf ihren
Schmelzpunkt (72^) geprüft werden. Ist
dieses nicht der Fall, so wird das gesammte
Destillat mit Aether ausgeschüttelt und der
Verdunstungsrückstand des Aethers auf seinen
Schmelzpunkt untersucht (Phenol wird durch
Bromwasser, Salicylsäure durch Eisenchlorid, |
Benzoesäure durch den Schmelzpunkt [120<^]
erkannt und durch Wasser von der a-Croton-
säure getrennt).
Im Allgemeinen genügen 100 ccm zum
Nachweis, wenn nicht, so werden 1 bis 2 1
Harn, ohne ihn vergähren zu lassen, einge-
dampft, indem durch Zusatz von Soda die
Beaction alkalisch erhalten wird. Der Syrup
wird nach dem Ansäuern mit Schwefelsäure
mit Aether (unter Zusatz von >/io Eaumtheil
Alkohol) ausgeschüttelt und der Verdunst-
ungsrückstand der alkoholisch -ätherischen
Ausschüttelung mit concentrirter Schwefel-
säure der Destillation unterworfen und wie
oben beschrieben weiter verfahren.
Die /9 - Ozybuttersäure im Harn ist keines-
wegs auf den Diabetes beschränkt, sie bean-
sprucht ein allgemeines Interesse. s.
Durch Med.'Chir. Bundschau 1867, 8S7.
gesättigten Lösung Ton Nstriumsulfit besteht,
der eine geringe Menge PyrogallaesSure zu-
gesetzt ist. Die Lösung ist farblos und hält
sieh längere Zeit; mit Kupfersalzlösangen
von mittlerer Concentration giebt es eine
bkttrotfae Färbung, KhnHeh derjenigen des
EiseBsalibc.yanid8. Mit einer Kupfersnifat-
lösung 1 : 2000 ist die Reaction sehr deut-
lich ; mit einer solchen in einer Verdünnung
1 : 8^000000 ist noch eine orangerötfa liehe
Färbung bemerkbar.
Pyrogallussäure allein giebt mit Rup&rsalz
auch eine rothe Färbung, die jedoch weniger
empfindlich ist als bei Gegenwart vonNatrium-
sulfit.
Mit Phenol und Hydrochinin an Stelle der
Pyrogallttssäure angestellte Versuche sind
resultados veriamlen. «.
Durc^ Archwi» de neuimmcie 1887, 493,
Neues Reagens auf Suiifer.
Aliamd hat ein neues Reagens auf
Kupfer angegeben, welches aus einer kalt-
Melonenwurzel.
Nach Hd>€rfftr und Jarceiewice wiriict die
Melonenwursel Brechen erregend.
Die höchste Dosis der Wnnei ist 25,0 g ;
von dem aus der Wurzel daigestellten soge-
nannten Emetin genügen 90 mg um
Brechen zv bewidLcn. Die vorstebendeB
Angaben beziehen sich auf die Wnraeln enl-
tivirter Pflanzen, die der wildwachsendeB
Melonen sind nach Langeudesf viel wirksamer.
s.
Durch Archives de Pharmacie 188! , 410
Schaltrank in Fans.
Dujardin - Beaumetg hat auf Veranlassung
des Poiizeipräfects von Paris folgende Misch-
ung empfohlen, die während der beissen
Jahreszeit den Sefaulkindem in Paris zum
Getränk gereicht werden soll und von
Adrian angegeben worden war:
Olycerin 1,5 kg,
Zucker 1,5 kg,
Weinsäure 1^ kg,
Amorphes Quassln 8 mg,
PfefferminzÖl 120 mg.
Von dieser Mischung kommen 3 g auf 1 1
Wasser.
Durch ArchivcB de Pharmacie 1887, 282.
VerlMsr and verantworUleher RedAOteur Dr. £• Ctelsiler in Dratden.
" • *' - 1».
l>rMd«B.
Im BfwhlMBdsl doNh Jvlisa Spri^er, BacUa H.. ^QabU«apl«t« S.
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(Fortsetzung.)
Baeilll gelatinosi.
Gelatine - Bongies.
Die Bereitung besteht darin, das Medica-
ment mit der nöthigen Menge Wasser anzu-
reiben , beziehentlieh zu lösen und in dieser
Form der Gelatinemasse (siehe Oelatina
glycerinata), die man im Dampfbad schmolz
und mit entsprechender Yorsicht, um sie
dünnflflssiger zu erhalten, auf freier Flamme
etwas nacherhitzte, zuzusetzen. Beim Schmel-
zen und Mischen darf man nur wenig und
langsam rtthren, damit die Masse nicht
schaumig und dadurch dickflüssig wird. Zum
Giessen benutzt man Formen aus Zinn oder
vernickeltem Eisen, von denen ich letzteren
den Yorzug geben möchte, wftrmt sie, nach-
dem man sie mit Oel ausgestrichen hat, an.
giesst die Masse ein und stellt kalt. Nachdem
dispensirt man in Schachteln zwischen Wachs-
papier.
Die Bereitling der Bougies ist so lange eine
einfache, als das zuzusetzende Medicament
keine Zersetzung und Yerflüssigung der Gela-
tine bewirkt; im letzteren Falle muss man
eine Masse mit mehr Gelatine benutzen, die
ich unter Gelatina glycerinata dura aufführen
werde; oder man nimmt auch seine Zuflucht
zum Tragant.
Yon den schwierigeren Formen führe ich
hier als Beispiele die folgenden an :
Baeilli gelatinosi t. Alnmlne.
Alam- Bongies.
5,0 Aluminis
reibt man mit
5,0 Aquae destillatae
an, mischt unter
95,0 Gelatinae glyeerinatae dorae,
die man vorher schmolz, und erhitzt so lange,
bis die anfangs dick gewordene Masse sieh
wieder verflüssigt und ausgiessen lässt.
602
Ikielltt «^Uttnasi c» Oilonlo liyArato.
Chloralhydnt - Bongies.
70,0 Gelatinae glycerinatae darae
schmilzt man, mischt
26,0 Uiiguenti Olycerini
und, wenn die Masse gleichmässig ist,
5,0 Ghlorali hydrati,
welche man vorher vecrieb, unter.
Man giesst aus und kühlt die Form mit Eis.
BmIIU gelatinös! c Kallo jodato.
<
Jodkaliam • Bongies.
1,0 Tragacanthae subt. pulv.
reibt man mit
5,0 Spiritas
an und mischt rasch
95,0 Qelatinae glycerinatae dnrae,
welche man vorher schmolz, unter.
Wenn die Masse gleichmässig ist, fügt man
5,0 Ealii jodati triti
hinzu, giesst aus und befördert das Erstarren
durch Eiskühlung.
In derselben oder ähnlichen Weise sind Zu-
sammensetzungen mit Tannin, salicylsaurem
Natron, Ghlomatrium, Eisenoblorid etc. zu
behandeln.
Oben Gesagtes gilt auch für die Herstellung
von Vaginalkugeln.
Blutlaus -Mittel.
100,0 Saponis kalini venalis
löst man unter Erhitzen in
800,0 Aquae.
Andererseits schmilzt man auf freiem Feuer
50,0 Colofonii,
setzt
1 00,0 schweren Steinkohlentheeröls
(sog. rohe Carbolsäure)
zu und vermischt diese Masse mit der Seifen-
lösung.
Mit dieser Mischung werden die Aepfel-
bäume im Herbst an Stamm und Aesten be-
strichen , nachdem man dieselben durch Ab-
bürsten vorbereitete. Zeigt sich im Sommer
die Blutlaus , so bürstet und bestreicht man
nur die befallenen Stellen.
Cachoa Prinz Albert.
2,5 Ma^dis,
2,5 Bhizomatis Iridis,
2,5 Badicis Liquiritiae,
0,5 Gardamomi,
»»
I?
»>
»1
0,25 Caryophylll,
0,02 Vanillini,
0,05 Gumarini,
0,005 Moschi,
gtt. 3 Olei Menthae pip.,
2 „ Bosae,
2 „ Citri,
2 „ Neroli,
1 „ Ginnamom. Zeylan.
q. s. Mucilaginis.
Man stösst zur Pillenmasse an, fertigt 0,05
schwere Pillen und versilbert dieselben.
Centrifagiren.
Die Centrifugen oder Schlendermaschinen
bilden in der Grossindustrie seit lange die
unentbehrlichen Hilfsmittel zum Trennen
fester Körper von Flüssigkeiten. So schleu-
dert man in den Zuckerfabriken die auskry-
stalliflirten Zuckersäfte und gewinnt auf diese
Weise Farinzuoker und Melasse ; vom Krystall-
brei schleudert man die Mutterlauge ab und
wäscht während des Schleudems die letzten
Beste Mutterlauge mit Wasser nach und nach
ab. Soweit meine Erfahrung reicht, ist die
Schleuder da am Platze, wo man die ge-
trennten Theile, also den festen Körper und
die Flüssigkeit, wieder verwendet, dagegen
nicht in jenen Fällen , in welchen einer der
beiden Theile durch das Oentrifiigiren werth-
los wird. So habe ich gefanden, dass das
Schleudern von extrahirten Vegetabilien ge-
ringere Ausbeute liefert, wie das Auspressen.
Ich führe dies darauf zurück , dass mit dem
Auspressen nach dem erstmaligen Ausziehen
die Pflanzentheile zerrissen und somit für die
zweite Extraction aufgeschlossen werden. Es
verdient dagegen hervorgehoben zu werden,
dass die Arbeit des Schleudems bequemer ist
und rascher vor sich geht, wie die des Fres-
sens, und darin mag der Grund liegen, dass
Centrifugen für Handbetrieb jetzt mehrfach
in pharmaceutischen Laboratorien zur Ge-
winnung von Golaturen benutzt werden und
bis auf den erwähnten Mangel gute Dienste
leisten. Die ersten Schleuderbrühen sind zu-
meist trübe, wenn man auch die Siebtrommel
mit Tuch ausgelegt hat ; giesst man dagegen
die trüben Golaturen in die Gentrifugen wäh-
rend des Schleudems in dünnem Strahl
zurück, so kann man, natürlich mit Aus-
nahmen, fast immer klare Golaturen erhalten,
weil die in der Siebtrommel verbleibende
feste Substanz, die sich gleichmässig an der
603
Wandung augelegt hat, als Filter wirkt und
ie Colatur klärt.
Bei NeaanschafTong solcher Maschinen hat
man auf solide Construction und gute Ver-
zinnung der Siebtrommel zu achten, da im
anderen Fall die Freude eine sehr kurze ist.
Nach meiner Ansicht l)ietet die Centrifuge
dem Kleinbetrieb keine besonderen Vortheile.
Cerata.
Es existiren so verschiedene Methoden,
Gerate in Tafeln oder Stangen auszugiessen,
dass es fast überflüssig erscheint, hierfür
Anleitung zu geben. Immerhin will ich ein
Verfahren anführen, welches einfach ist und
dabei hübsche Besuttate liefert.
Zur Herstellung tabulirter Gerate nimmt
man Chocoladeformen , welche durch Rippen
in Quadrate getheilt sind. In diese kann man
nach Gewicht Oleom Cacao, Ceratum Cetaeei
etc. giessen, nicht aber haräialtige Stoffe,
wie Ceratum Aeruginis, Ceratum Besinae
Pini u. s. w. oder gar Emplastrum fuscum.
Um letztere in derselben hübschen Fa^on
zu erhalten, verfahrt man folgendermaassen:
Man bedeckt die Form mit einem entspre-
chend grossen Stück Stanniol (die glänzende
Seite nach oben), drückt dasselbe mit einem
weichen Wischtuch ein und formt, indem man
mit der einen Hand in der Mitte fest hält, mit
der anderen die Ecken aus. Auf diese Weise
erhält die Blechform einen genau anschliessen-
den Stanniolüberzug. Man giesst nun eine
bestimmte Menge geschmolzener Masse ein,
stellt dann mindestens 24 Stunden kalt und
zieht schliesslich das Stanniol von der Pflaster-
tafel ab.
Eine Vereinfachung dieses Verfahrens be-
steht darin , dass man die Blechformen mit
Seifenspiritus ausstreicht und trocknen lässt.
Die Seifienschicht verhindert das Ankleben
der Pflastermasse an die Blechform , so dass
die Pflastertafeln gut aus den Formen gehen,
sie vermindert aber auch den Glanz auf der
Gussfläehe, wie man ihn bei der Benutzung
von Stanniol erzielt.
Zum Giessen von dünneren Stangen be-
nutzt man Böhrenformen aus Weissblech mit
Korkverschluss auf einer Seite oder, wenn
man mehr Geld anlegen will, die sehr prak-
tischen Gussformen aus Eisen. Die vielfach
üblichen Holzformen haben den Nachtheil,
dass daä in das Holz eingesogene Fett und
Oel mit der. Zeit ranzig wird.
Zum Ausgiessen dicker 'Stangen Ibedient
man sich kreisrunder oder oblonger Bohren
aus Weissblech und verschliesst erstere mit
Kork und letztere durch Einstechen in eine
glattgeschnittene Kartoffel.
Wenn man derartige Formen wenigbraucht,
so kann man sich dadurch helfen , dass man
über einen recht glatten Holzstab von ent-
sprechender Form und Dicke Stanniol wickelt
und über diesen festes Papier, das zugeklebt
und am unteren Ende umgebogen wird.
Nach dem Herausnehmen des Holzes hat
man so eine Form, aus welcher man die
(nicht sehr warm) eingegossenen Stangen
gleich mit Stanniolüberzug erhält.
Die in Formen zu giessende Masse muss,
wenn man tadellose Tafeln oder Stangen er-
halten will, gut abgekühlt sein , desgleichen
muss man dem Erstarrungsprocess eine Zeit
von 24 Stunden einräumen. Ein zu frühes
Ausformen giebt Bruch und matte Guss-
flächen.
Die Benutzung der Papierkapsel ist, für
mich wenigstens, ein überwundener Stand-
punkt.
Charta exploratoria.
Beagenspapier.
Die Herstellung der Beagenspapiere be-
steht darin , dass man Papier mit Lösungen
von Pigmenten, welche durch Säuren oder
Alkalien verändert werden, tränkt. *
Man benutzt dazu Filtrir- und Postpapier.
Da diese Papiere alle mehr oder weniger freie
Säure, und diese oft ungleichmässig vertheilt
enthalten, legt man dieselben 24 Stunden hin-
durch in zehnfach verdünnten Salmiakgeist,
presst dann die übrige Flüssigkeit ab und
trocknet in ungeheiztem Baum an der Luft
durch Aufhängen auf Schnüre oder Holzstäbe.
Das so neutralisirte Papier imprägnirt man
in der Weise, dass man
a) das Filtrirpapier durch die Pigment-
lösung zieht, an einem Glasstab ab-
streicht und durch Aufhängen trocknet ;
b) das Postpapier durch Auftragen der
Pigmentlösung auf einer Seite mit
weichem breitem Pinsel förbt und wie
das vorige trocknet.
Während man in chemischen Laboratorien
nur Filtrirpapier zur Herstellung der Beagens-
papiere benutzt, zieht man in industriellen
Kreisen das Postpapier häufig vor. Bei
gleicher Empfindlichkeit zeigt das Postpapier
604
den Vorzug , die allerdings etwas langsamer
eintretende Farbenveränderong schärfer er-
kennen zu lassen, weil die Flüssigkeit die
Papierfaser nicht durchdringt und dadurch
das Papier der Farbschicht als weisse Unter-
lage dient. Die gefärbten Postpapiere eignen
sich deshalb gut zum Tüpfeln.
Um empfindliche Papiere zu erhalten, sind
die Pigmentlösungen, wo nicht wie beim
rothen Lackmus angesäuerte Papiere ver-
langt werden, scharf zu neutralisiren, so dass
die Neutralität gleichzeitig im Papier
und im Pigment vorhanden ist. Femer
ist es nothwendig, nicht zu concentrirte Pig-
mentlösungen zu verwenden, da mit der Ver-
mehrung des Farbstoffes die Empfindlichkeit
nachlässt und umgekehrt mit der Verringer-
ung steigt.
Die höchste Empfindlichkeit bestimmt man
ziffernmässig und zwar durch die wässerigen
Verdünnungen von Schwefelsäure, Salzsäure
einerseits und Ealiumhydroxyd und Ammo-
niak andererseits. Spricht man z. B. von einer
Empfindlichkeit von 1 : 30 000 SOa, so drückt
die hohe Zahl selbstverständlich die Wasser-
menge aus. Bemerkenswerth ist, dass die
Empfindlichkeit der Keagenspapiere entspre-
chend dem Molekulargewicht gegen Salzsäure
grösser ist, wie gegen Schwefelsäure, und
grösser gegen Ammoniak wie gegen Aetzkali.
Die Aufbewahrung der Beagenspapiere hat
in geschlossenen Gläsern oder Blechbüchsen
unter Abhaltung des Tageslichtes stattzu-
finden.
Charta exploratorla amylaeea.
Starkepapier.
10,0 Amyli Tritiei
werden mit
15,0 Aquae dest
angerührt und dann durch Zugiessen von
475,0 Aquae dest fervidae
in einen dünnen Kleister verwandelt.
Man trägt die noch heisse Masse mittelst
weichen Pinsels auf dünnes Filtrirpapier oder
Postpapier einseitig auf und hat hierbei da-
rauf zu achten, dass man jede Stelle nur ein-
mal mit dem Pinsel berührt, weil sich im
anderen Falle Fasertheile vom Papier ablösen.
Man trocknet in ungeheiztem Baume.
Charta exploratorla Azollthmlnl.
Azolübmin • Papier.
1,0 Azolithmini,
0,5 Natrii carbonici crystallisati
löst man in
1000,0 Aquae destillatae,
neutralisirt mit
q. s. Acidl phosphorici
und verfährt wie in der Einleitung angegeben
wurde.
Die höchste Empfindlichkeit des blau aus-
sehenden und durch Säuren roth werdenden
Papieres beträgt
gegen SOs 1 : 40000,
gegen HCl 1 : 60000.
Charta exploratorla Congo.
CoDgopapier.
0,1 Gongoroth
löst man in
750,0 Spiritus,
250,0 Aquae destillatae
und färbt damit Papier, wie in der Einleitung
angegeben wurde.
Die höchste Empfindlichkeit beträgt
gegen SOs 1 : SOOO,
gegen HCl 1:8500.
Durch Versetzen mit Säuren kann man ein
blaues Congopapier von ähnlichem Werth wie
das rothe herstellen; ich verzichte aber auf
die Einreihung einer Yorschrift.
Charta exploratorla Careuniae.
Charta exploratoria lutea.
15,0 Badicis Gurcumae grosse pul?,
werden mit
100,0 Spiritus
durch Maoeration ausgezogen. Man filtrirt
die Tinctur, verdünnt sie mit
400,0 Spiritus,
500,0 Aquae destillatae
und ver^rt in der in der Einleitung ange-
gebenen Weise.
Die höchste Empfindlichkeit betragt
gegen EHO 1:16000,
gegen NHs 1:40000.
Durchschnittlich darf man eine Empfind-
lichkeit von 10000 resp. 30000 verlangen.
(Fortsetsang folg!)
üeber käufliche Tinctiireii.
Von G, Ftaf»i«M.
Wenngleich der Bezog von Spiritus
zu Heilzwecken nach und naeh in fester
und, wie es scheint, ftlr den Apotheker
605
wohlwollender Weise allenthalben im
Deutschen Beiehe geregelt wird, so
bleibt derselbe fortan doch etwas um-
ständlicher als bisher, und besonders in
der Uebergangszeit war es an manchen
kleineren Orten überhaupt nicht möglich,
nicht denaturirten unversteuerten Wein-
geist zu beschaffen. Damit wuchs natür-
lich auch die Lust zum Bezüge fertiger
Tincturen, welche nicht nur überhaupt
schon ziemlich billig im Handel zu haben !
sind, sondern trotz Einführung der Spiritus- i
Steuer vielfach billiger angeboten wurden,
als sie selbst hergestellt werden können,
ja sogar theilweise unter dem Ankaufs-
preise des zu ihrer Herstellung dienenden
Spiritus, wenn dieser versteuert werden
müsste.
unter diesen umständen schien es
nicht ganz ungerechtfertigt, einmal eine
beliebige Anzahl derartiger Tincturen
dem Handel zu entnehmen und soweit
thunlich auf Bichtigkeit und Gleichartig- ;
keit der Zusammensetzung zu unter- '
suchen, um so mehr, als die ganz ausser-
ordentliche Verschiedenheit der Notir-
ungen in den einzelnen Preislisten die
'Vermuthung ja nahe genug legt, dassj
solche auffallend billig angebotene Tinc- .
turen nicht die richtige Menge wirksamer
Substanz enthalten, oder vielleicht rich-
tiger ausgedrückt, nicht in den vorschrifls- '
massigen Verhältnissen angesetzt sein
könnten. ^
Zu diesem Zwecke wurde von den in '
nachfolgender Tabelle aufgeführten Tinc- 1
turen, welche verschiedenen Quellen ent- [
nommen waren, das specifisehe Gewicht,
der bei 100^ erhaltene Trockenrückstand
und die Aschenmenge, bei den Opium-
tincturen ausserdem der Morphingehalt
nach der neuesten Helfenberger Methode
bestimmt. Bei den einzelnen Tincturen
findet sich stets der Befund derjenigen
Probe vorangestellt, welche mit einer
selbstbereiteten entweder ganz oder doch
so nahe übereinstimmt, dass der Unter-
schied zwischen der einen und der andern
nicht grösser ist, als er zwischen zwei
genau nach der Pharmakopoe und unter
Benutzung der besten Handelssorten der
betreffenden Bohstoffe selbst hergestellten
Tincturen auch vorkommt.
Speclf. Trocken»
Ge- rtick- Asche
wioht stand
pCt. pCt.
Tinctura Aconiti 0,908 2,*26 0,09
0,910 3,11 0,10
0,9f)7 2,20 0,09
0,912 1,75 0,10
Tinctura amara 0,919 5,56 0,16
0,918 5,11 0,16
0,917 4,99 0,14
0.935 5,00 0,14
Tinctura Arnicae 0,926 1,90 0,19
0,902 1,10 0,14
0,910 1,50 0,14
Tinctura aromatica .... 0,904 2,10 0,12
0,904 1,82 0,14
0,901 1,90 0,09
0,880 1,40 0,06
Tinctura Benaoös 0,886 16,93 0,01
0,875 13,94 0,01
0,881 12,22 0,02
Tinctura Cannabis .... 0,840 4,45 0,04
0,872 4,20 0,03
Tinctura Chinae 0,918 4,90 0,04
0,911 4,13 0,04
0,911 3,97 0,09
0.919 4,30 0,03
Tinctura Chin. compos. . 0,920 5,85 0,12
0,915 4,68 0,07
0,914 5,22 0,09
0,921 6,90 0,10
Tinctura Chinioidini . . . 0,933 11,20 0,10
0,925 12,01 0,09
0,926 11,00 0,09
0,863 11,70 0,05
Tinctura Digitalis .... 0,910 3,15 0,26
0,909 2,90 0.26
0,909 3,05 0,28
Tinctura Gallarum .... 0,952 14,38 0.11
0,949 11,40 0,11
0,937 11,50 0.10
Tinctura Myrrhae 0,849 6,05 0,005
0,851 6,70 0,004
0,843 5,20 0,005
0,854 4.20 0,002
Tinctura Opii crocata . . 0,986 6,53 0,28
0,955 6,60 0,22
Tinctura Opii simplex . . 0,978 5,78 0,19
0,973 5,05 0,13
Tinctura Pimpinellae . . 0,903 3,59 0,09
0,908 3,30 0,12
0,913 4,13 0,12
0 915 2 92 0 10
Tinctura Ratanbae .... 0^906 4/20 o!03
0,915 4,00 0,04
0,918 5,20 0,05
0,912 3,96 0,04
Tinctura Spilantbis comp. 0,926 6,20 0,81
0,916 4,35 0,87
Tinctura Valerianae . . ". . 0,912 3,90 0,10
0,910 4,32 0,14
0,913 4,27 0,16
0,918 4,69 0,10
0,919 4,90 0,13
0,886 2,30 0,17
Aus diesen Zahlen ergiebt sich nun zu-
nächst, dass trotz der so sehr schwanken-
606
den Preisnotirungen die auf dem ange-
deuteten Wege festzustellenden Verschie-
denheiten bei mehr als der Hälfte der
untersuchten Tincturen nur sehr be-
scheidene waren. Vor allen Dingen kann
auf das specifische Gewicht ohne gleich-
zeitige Ermittelung des Alkoholgehaltes
nur ein sehr untergeordneter Werth ge-
legt werden. Es ist das auch ganz natür-
lich, denn ein in Folge zu geringen Ge-
haltes an Extractivst offen zu niederes
specifisches Gewicht kann ja durch
gleichzeitige Verwendung von schwäche-
rem Weingeist leicht wieder auf die nor-
male Höhe gebracht werden.
Auch im Aschengehalte zeigen sich
so minimale Schwankungen der ohnehin
minimalen procentualen Mengen , dass
sich aus ihnen absolut nichts schliessen
lässt. Somit bleibt als einzig brauchbarer
Maassstab zur Qualitätsbeurtheilung sol-
cher Tincturen eigentlich nur dieVergleich-
ung der Menge des bei 100^ erhaltenen
Trockenrückstandes übrig.
Hier zeigte sich denn auch bei einer
ganzen Reihe von Tincturen sehr erheb-
liche Verschiedenheit, denn es schwankte
das Gewicht des Trockenrückstandes in
Procenten ausgedrückt bei
Tinctura Aconiti zwischen 1.75 und 3,11
Arnicae „ 1,10 „ 1,90
„ aromatira „ 1,40 „ 2,10
Benzoes „ 12,22 „ 16,93
Chinae „ 3,97 ,. 4,90
Myrrhae „ 4,-20 „ 6,70
Pimpinellae „ 2,92 „ 4,13
Valerianae „ 2,30 „ 4,90
Zweimal , nämlich bei letztgenannter
Tinctur und bei Tinctura aromatica, ging
Hand in Hand damit ein auffallend nie-
deres specifisches Gewicht der sich durch
einen sehr geringen Trockenrückstand
auszeichnenden Proben.
Bei Tinctura V^alerianae konnte die Ver-
schiedenheit der im Gewicht des Trocken-
rückstandes weit auseinander liegenden
Einzelproben auch noch auf einem an-
deren Wege constatirt werden, nämlich
durch Bestimmung des relativen Gehaltes
an Valeriansäure. Es verbrauchten 10 g
der an Trockensubstanz reichsten Sorte
nach vorheriger passender Verdünnung
mit säurefreiem verdünntem Weingeist
und Zusatz von einigen Tropfen Phenol-
phtale'inlösung bis zum Farbenumschlag
in Both 3,5 ccm Zehntel-Normalkali, die
gleiche Menge der leichtesten und extract-
ärmsten Sorte dagegen nur 1,7 ccm. also
kaum die Hälfte.
Hiernach scheint es, dass man in der
so einfachen und bequemen Ermittelung
des Säuregehaltes ein brauchbares Mittel
zur Beurtheilung der richtigen Beschaffen-
heit der Tinctura Valerianae besitzt.
Etwas Aehnliches gilt auch für Tinc-
tura Benzoös, denn es verbrauchten 10 g
der in passender Weise mit Weingeist
verdünnten Proben nach Zusatz von
Phenolphtalein zwischen 2 und 3 ccm
sich bewegende Mengen von Normalalkali
bis zur deutlichen Rothf&rbung.
Noch eines anderen Punktes ist zu ge-
denken, nämlich des Morphiumgehaltes
der Opiumtincturen. Dieser Gehalt wurde
nach der sogenannten verbesserten Helfen-
berger Methode bestimmt und ergaben
sich hiernach für Tinctura Opii simplex
mit dem höheren Trockenrückstand und
specifischen Gewicht 1,37 pCt., für die
andere Probe dagegen nur 0,937 pCt.
Morphium. Bei Tinctura Opii orocatA
wurden von letzterem in der an erster
Stelle in der Zusammenstellung aufge-
führten Probe 1,16 pCt., bei der zweiten
dagegen nur 0,56 pCt. gefunden.
Wie man siebt, lassen sich in manchen
Fällen doch recht erhebliche unterschiede
in der Beschaffenheit der käuflichen Tinc-
turen direct nachweisen. Wo dieses aber
nicht zutrifft, da wird man den Grund
wohl in der Unzulänglichkeit der zur
Verfügung stehenden üniersuchungs-
methoden zu suchen haben, dagegen
kaum annehmen dürfen, dass ein Unter-
schied in der Qualität dort nicht vor-
handen sei, wo die Preisunterschiede so
scharf in die Augen fallen. Es mögen
daher hier noch zum Schlüsse einerseits
die Listenpreise von untersuchten Tinc-
turen, andererseits diejenigen der ver-
schiedenen im Handel vorkommenden
Qualitäten der betreffenden Rohstoffe,
beide pro Kilo, einander gegenüber ge-
stellt sein.
Tinctura Aconiti . . . . Mk. 1,10—1,50—2,00
Tubera Aconiti I» 0,90
„ „ sog. Paserwnriel . . 0,90
Tinctura Arnicae . . . Mk. 1.40—1,60—1.80
Flore s Arnicae sine caljcib 0.82
„ „ cum „ .... 0,55
607
TlBctora uromatica . . . Mk. *2,00— 2,70— 3,00
Cardaroomam Ceylanic. ezcortic. . . . 8^50
„ Malabaric. „ . . .12,00
Tinctara Beazoes . . . Mk. 2,60-4,00-4,00
Benzoe Sumatra Sorte 0 6,70
. !• 4,00
II* ... . 1 80
Tinctiira Cannabls . " . Mk!2,70-3,'00-4,'00
Herba Cannabis Indir. prima .... 2,30
„ „ pro Eitracto . . . 0,90
Tinctara Chinae . . . . Mk. 2,30-3.60-4,50
Tmctnra Ghlnae eomposit. Mk. 1,30-2,60-3,60
Cort. Chinae succirubr. prima .... 3,86
„ „ „ Appretarabfall . 1,20
Tinctara Cbinioidinl . . Mk. 1,80-2,60-2,75
Chinioidintim parissimnm 4,60
n depuratum 3,20
Tinctara GaUarom . . Mk. 1,40-1,60-2,25
Gallae Halepensrs electae 1,50
„ „ naturales .... 1,25
„ „ parvae 0,90
Tinctara lyrrbae . . . Mk. 2,00-2,50—3,00
Myrrha electa 4,40
„ nataralis prima 3,20
„ „ secunda 2,40
„ in granis 2,00
Tinctara Opii crocata Mk. 13,00-15,00—20,00
Crocus Gatinais prima 110,00
electus 126,00
Tinctara Pimpinellae . . Mk.1,40— 2,20-2,50
Ifadiz Pimpinellae electa 1,60
„ „ naturalis .... 1,10
Tinctara Ratanhae . . . Mk. 1,40-2,20—2,50
Hadix Ratanhae electa concisa . . . 2/JO
Abfall 1,10
Tinctara Snilantbis comp. Mk. 3,00- 5.00— 7,50
Radix Pyrethri Gi-rmanica 5,50
„ „ Komana 1,60
Tinctara Yalenanae . . . Mk. 1,50— 1,^0-2 0'^
Radix Yalerianae deparat. prima . . . 1,25
„ „ minntconcis. deparat.
aus guten Wurzelfasern . . 0.45
Zu diesen Preisen muss bemerkt werden,
dass sich dieselben auf grössere Posten
der betreffenden Rohstoffe und theilweise
auch auf sogenannte Specialofferte be-
ziehen, wie solche von manchen Firmen
an Geschäfte versandt werden, in denen
man einen besonders grossen Verbrauch
an bestimmten Artikeln vermuthet, wie
dieses ja dort, wo man Tincturen fabrik-
mässig herstellt, stets der Fall sein wird.
Nun soll ja durchaus nicht behauptet
werden, dass eine billig angebotene Tinc-
tur jedesmal auch unbedingt aus dem
geringsten Rohmaterial hergestellt sein
müsse, allein die Thatsache, dass solche
minderwerthigen Qualitäten der Roh-
drogen überhaupt Handelsartikel sind,
mahnt zur Achtsamkeit und lässt es ge-
rathen erscheinen, beim Kauf von Tinc-
turen, wenn man sich überhaupt der
doch wahrlich nicht grossen Mühe der
Selbstbereitung durchaus entziehen will,
sich nicht durch den Preis allein be-
stimmen zu lassen.
Mittheilungen aus dem pharma-
ceutischen Laboratorium der
technischen Hochschule in Braun-
schweig.
Von H. Beckurts,
37. Die WerthbestfmmDng der Queck-
silberchlorid -TerbandstofTe.
Bei der hervorragenden Wichtigkeit,
welche heute dem Quecksilberchlorid als
souveränes Antiseptieum zukommt^), hat
die Bestimmung desselben in Verband-
stoffen Interesse. Die Ausführung der-
selben kann unter Umständen nicht um-
gangen werden, da die Verbandstoffe,
indem sich das Quecksilberchlorid, wo-
rauf schon E, Getssler^) aufmerksam
machte, bei längerer Aufbewahrung unter
Bildung von Quecksilberchlorür zersetzt,
mit der Zeit an Wirksamkeit Einbusse
erleiden. Die quantitative Bestimmung
des Quecksilberchlorids in den Verband-
stoffen wird durch die schwere Löslich-
keit desselben in Wasser, durch die
unvollständige Fällung durch Schwefel-
wasserstoff aus verdünnter Lösung und
die Flüchtigkeit desselben bei dem Con-
centriren seiner wässerigen Lösung^) er-
schwert. Auch bei Benutzung von Spiritus
lässt sich nur durch wiederholtes Aus-
ziehen alles Quecksilberchlorid den Ver-
bandstoffen entziehen.
Diese umstände legen den Wunsch
nach Ausmittelung einer einfachen und
sicheren Methode zur Bestimmung des
Quecksilberchlorids nahe. Hatte sich diese
auch in erster Linie auf eine leichte
Isolirung des Quecksilberchlorids zu be-
ziehen, so musste doch gleichzeitig auf
') Vergl. u. a. Beilage 5 zur Kriegs-Sanitäts-
Ordnung, enthaltend Anleitung zur Zubereitung
und Verwendung des antiseptisclien Verband-
materials (Sublimatverband), abgedruckt in dieser
Zeitschrift 1886 Nr. iJ9, S. 352 und Nr. 30,
S. 'S*i2M
«) Diese Zeitschr. 1885 Nr. 51, S. 603.
») D. B. Dott fand die Flüchtigkeit einer
wässerigen LOsung von Quecksilberchlorid zu
0,5 pCt. in der Stunde.
608
eine Beseitigung der umständlichen Fäll-
ung des Quecksilbers als Schwefelqueck-
silber, Sammeln und Wägen desselben
Bücksicht genommen werden. Beides
scheint mir in Wünschenswerther Weise
gelungen zu sein; ich will deshalb nicht
unterlassen , meine diesbezüglichen mit
Herrn stud. H. Friehel ausgeführten
Untersuchungen an dieser Stelle mitzu-
theilen.
Die Isolirung des Quecksilber-
chlorids wurde auf die Thatsache ge-
gründet, dass Quecksilberchlorid mit Chlor-
metallen, z. B. mit Chlornatrium, Chlor-
ammonium, Doppelverbindungen liefert,
welche leichter als Quecksilberchlorid
selbst in Wasser löslich sind. Dement-
sprechend wurden die Verbandstoffe nicht
mit reinem, sondern mit kochsalzhaltigem
Wasser ausgezogen.
Die quantitative Bestimmung
des Quecksilberchlorids geschiebt
nacli einer von Mohr zuerst angegebenen
volumetrischen Methode, indem man zu
dem wässerigen Auszuge eine gewogene
Menge schwefelsaures Eisenoiydul- Am-
mon (JföÄr'sches Salz, (NH4)2S04FeS04
4- 6H2O) fügt, und die Lösung mit Aetz-
natron alkalisch macht. Es entstehen
Quecksilberchlorür und Eisenoxydoxydul-
hjdrat. Auf Zusatz von Salzsäure löst
sich letzteres, worauf man das unver-
ändert gebliebene Eisenoxydul durch
Kaliumpermanganat bestimmt. Der Titer
der Ealiumpermanganatlösung wird zu-
vor durch reines Eisenoxydul- Ammon-
sulfat festgestellt.
Da sich Quecksilberchlorid und Eisen-
chlorür gemäss der Gleichung:
2HgCl2 + 2FeCl2 = HggOlj 4- FejCle
umsetzen, so sind gleiche Molekülge-
wichte von Quecksilberchlorid und Eisen-
oxydulsalz äquivalent Es vermögen mit-
hin 392 Theile Eisenoxydul- Ammonsulfat
(1 Mol.) 270,8 Theile Quecksilberchlorid
(1 Mol.) in Quecksilberchlorür zu ver-
wandeln. Aus der Menge des unverändert
gebhebenen Eisenoxydulsalzes erfährt man
die zur Beduction des Quecksilberchlorids
erforderlich gewesene Menge und daraus
nach obiger Gleichung den Gehalt an
Quecksilberchlorid.
Um zunächst zu erfahren, ob durch
kochsalzhaltiges Wasser der Sublimatgaze
leicht und vollständig das Quecksilber-
chlorid entzogen würde, wurde durch
Tränken mit alkoholischer Quecksilber-
chloridlösung eine 2proc. Sublimatgaze
hergestellt. 10 g derselben wurden in
fingerlange Streifen zerschnitten, in einem
Kolben von 500 ccm Inhalt mit 1 g Chlor-
natrium und 100 g heissem Wasser ver-
mischt und darauf nach dem Erkalten
mit Wasser bis zur Marke aufgefüllt.
250 ccm der filtrirten Lösung wurden
mit Salzsäure angesäuert und mit Schwefel-
wasserstoff gesättigt. Das ausgefällte
Schwefelquecksilber wurde gesammelt und
gewogen.
Es wurde Quecksilberchlorid gefunden:
I II m
1,89 pCt. 1,90 pCt. 1,96 pCt.
Dass die oben beschriebene volume-
trische Methode der Bestimmung des
Quecksilbers auch in sehr verdünnten
wässerigen Lösungen des Quecksilber-
chlorids gut stimmende Besultate lieferte,
wurde sodann durch die folgenden Ver-
suche ermittelt.
I. Eine Lösung von 0,05 g Quecksilberchlorid
in 100 ccm Wasser wurde mit 0,1588 g schwefel-
saurem Risenoxjdul-Ammon yermischt, mit Na-
tronlange alkalisch gemacht, mit verdSnnter
Schwefelsäure übersättigt, und darauf das un-
veränderte Eisenozydulsalz durch Titration mit
Kaliumpermanganat bestimmt. Die Menge des-
selben betrug 0,08102; mithin waren 0,07478 g
verbraucht, welche 0,052 g Quecksilberchlorid
entsprechen.
IL Bei einer in der gleichen Weise mit der-
selben Menge Quecksilberchlorid ausgeführten
Bestimmung betrug die Menge des nnTerftnderten
Eisenozydul-Ammonsulfats 0,0864 g, mithin waren
0,0724 , entsprechend 0,05 Quecksilberchlorid,
verbraucht.
III. Eine in gleicher Weise behandelte wisse-
nde Losung von 0,025 g Quecksilberchlorid zu
I 100 ccm verbrauchte zur Beduction des Queck*
Silberchlorids 0,042 g Eisenoxydul-AmmonsolCai
woraus sich 0,028 g Quecksilberchlorid be-
rechnen.
IV. Eine wässerige Lösung von 0,015 Queck-
' Silber Chlorid in 100 ccm Wasser verbrauchte
! bei gleicher Behandlung 0,02275 Eisenozjdiü-
Ammonsulfat zur Beduction, entsprechend 0,0156
Quecksilberchlorid.
Auf Grund dieser Versuche empfehle
ich die Werthbestimmung der Sublimat-
verbandstofife durch Ausziehen mit Chlor-
natrium enthaltendem Wasser and dorcb
Titration des Quecksilberchlorids in der
wässerigen Lösung mit Eisenoxydol*
609
Ammonsalfat und EaliompermaiigaDat
auszuführen.
„20 g der in schmale Streifen
zerschnittenen Sublimatgaze
oder eine gleiche Menge Sabli-
matwatte werden in einem 300 ccm-
Kölbchen mit 1 g Ghlornatrium
und 100 ccm heissem Wasser ge-
mischt und nach dem Erkalten
mitWasseraufSOOccm verdünnt.
150 ccm der filtrirten Flüssig-
keit werden sodann mit 0,5 g
schwefelsaurem Eisenox jdu 1-
Ammon^), darauf mit Natron-
lauge undendlichmitverdünnter
Schwefelsäure bis zur sauren
Keaction zersetzt, worauf das
unveränderte Eisenoxydul salz
mit Ealiumpermanganatlösung
(1 : 1000) zurücktitrirt wird. Die
nach Abzug desselben von 0,5 g
sich ergebende Menge mit 10
multiplicirt giebt die zur Be-
dnction des in lOOgdes Verband-
materials enthaltenden Queck-
silberchlorids erforderliche
Quantität Eisenoxydul-Ammon-
sulfat, aus weicher sich das vor-
handene* Quecksilberchlorid
leicht berechnen lässt, da 100
Theile des Eisenoxydul-Ammon-
sulfats^) 69,08 Theile Queck-
silberchlorid entsprechen." 3)
Die Methode gestattet in einfacher und
sicherer Weise, sowie in kürzester Frist
die Werthbestimmung der Sublimat- Ver-
bandstoffe.
Wir haben ans Apotheken bezogene und
vor längerer Zeit selbstbereitete Queck-
silberchlorid-Verbandstoffe untersucht und
gefunden, dass sämmtliche Präparate ent-
weder neben Quecksilberchlorid oder aus-
schliesslich das in diesem Falle unwirk-
same Quecksilberchlorür enthielten.
Die Ermittelung des Gehaltes
*) An SteUe dieses Salzes kann auch schwe-
felsaures Eisenoxydul benatzt werden.
*) Entsprechend 70,92 Th. schwefelsaurem
Eisenoxydul (FeS04-*-7H,0)
■) Die KaliumpermanganatlOsunff ist mit Hilfe
einer gewogenen Mentre Eisenoxydulsalz einzu-
stellen. Man lOst 0,5 Eisenoxydul- Ammonsulfat
in schwefelsäurehaltigem Wasser und versetzt
mit KaliumpermaBganatlOsung bis zur ROthung.
>
09
"öS
es
n
a
e8
Qieekiilber-
Qoeekiilbef
Chlorid
ehiorlr
0,35
—
0,232
0,200
0
0,174
0
0,2706
an Quecksilberchlorür geschieht
durch Behandlung von 20 g Verband-
material mit verdünnter Salzsäure und
Kaliumchlorat, Verjagen des überschüs-
sigen Chlors in der Wärme und Ver-
dünnen mit Wasser auf 300 ccm. In
150 ccm des Filtrats wird, wie oben be-
schrieben, der Gehalt an Quecksilber-
chlorid ermittelt, von demselben die durch
Extraction mit kochsalzhaltigem Wasser
erhaltene Menge in Abzug gebracht
und die Differenz auf Quecksilberchlorür
berechnet. 100 Theile Quecksilberchlorid
entsprechen 86,92 Theile Quecksilber-
chlorür.
In 100 g VerbandstoflF
wurden gefunden :
1. Verbandgaze
2. Verbandgazo
3. Verbandgaze
4. Verbandgaze
e 1 Jahr alte selbst aija n^a
^- Verbandwatte, bereitet, "'^*" "'^^
g 6 Monate alte selbst q ^gg ^^902
Verbandgaze, bereitet, ' '
Die Menge des gefundenen Queck-
silberchlorürs ist erheblich grösser, als
die von Geissler gefundene. Dieser fand
in zwei Proben 0,5proc. Sublimatholz-
wolle neben resp. 0,315 und 0,33 pOt.
Sublimat nur 0,06 pCt. Quecksilberchlorür.
Gelegentlich sollen weitere Erfahrungen
mitgetheilt werden
Braunschweig, im November 1887.
Der Spiritus der Apotheken.
Die Steuerbehörden verlangen als Con-
trole über die ^esetzmässige Verwendung
des den Apotheken steuerfrei überlassenen
Spiritus nur eine genaue Buchung des
Zuganges und Verbrauches (sogenannte
Buch-Oontrole).
Das Schema zu dieser Buchführung
wird den Apothekern seitens der Steuer-
behörden mitgetheilt, weshalb die Wie-
derholung desselben hier unterlassen
werden soll, um so mehr, als die in den
einzelnen Bundesstaaten gegebenen Sche-
mata in Kleinigkeiten von einander ab-
weichen.
Der zu Heilzwecken verwendete Spiri-
tus wird in Zukunft relativ billiger sein
610
als früher, da (ebenfalls nach vorläufigen
Ausführungsbestimmungen) am Jahres-
schluss die auf die verbrauchte Menge
des Spiritus entfallende Maischbottich-
steuer auf Antrag zurückgezahlt wer-
den soll.
Die einzige Schwierigkeit erwächst dem
Apotheker dadurch, dass er den Spiritus,
wie dieses im Princip der deutschen
Pharmacie liegt, dem Gewicht nach ver-
wendet, während die Steuerbehörde in
der Buchcontrole den Nachweis in Litern
und Literprocenten und zwar für jeden
einzelnen Betrag verlangt.
Zur Umrechnung der Kilo in Liter und
Literprocente diene untenstehende Tabelle,
welche die beiden Sorten Spiritus (Spi-
ritus Ph. G. II und Spiritus dilutus
Ph. G. II) umfasst, mit denen der Apo-
ther ausschliesslich zu thun hat.
Die Buchung des Spiritus nach Liter-
procenten'*'), welche bisher schon in
der Spiritusindustrie üblich war, ermög-
licht es, Spiritus verschiedener Stück-
grade zusammen zu berechnen. Die Liter-
procente werden auf einfache Weise ge-
funden, durch Multipliciren der Quantität
(in Litern ausgedrückt) mit der Qualität
(in Volumprocenten — Graden nach TriU-
les — ausgedrückt).
z. B. 1 Liter lOOprocentiger Spiritus sind
100 Literprocente,
1 Liter 90 procentiger Spiritus sind
90 Literprocente,
1,25 Liter 60 procentiger Spiritus sind
75 Literprocente (1,25 x 60).
'") Literprocent ist eine Qnantitäts- (nicht
Qaalitäts-) Bezeichnang; 1 Literprocente 10 ccm
wasserfreien Spiritas.
Spiritas Ph. G. II.
00 Tol.-pCt.
Speclf. Gewicht = 0,8332 bei 15,56 oCeU.
Spiritus dilntss Ph. G. IL
68 ToU-»Ct.
Speoif. Gewicht = 0,8941 bei 15,560 CeU.
kg
Liter
Liter-
procente
kg
Liter
Liter-
procente
kg
Liter
Liter-
procente
kg
Liter
Liter-
procente
0,500
0,60
54
25
30,00
2 700
0,500
0,56
38
25
27,96
1901
0,833
1,00
90
30
36,01
3241
0,894
1,00
68
30
33,55
2 281
1
1,20
108
40
48,01
4321
1
1,12
76
40
44.74
3042
2
2,40
216
50
60.01
5401
2
2,23
152
50
55,92
3808
3
3,60
324
60
72,02
6481
3
3,35
228
60
67,11
4563
4
4,80
432
70
84.02
7 562
4
4,47
304
70
78,29
5 324
5
6,00
540
80
96,02
8642
5
5,59
380
80
89,48
6064
6
7,20
648
90
108,02
9 722
6
6,71
456
90
100,66
6845
7
8,40
756
100
120,02
10802
7
7,83
532
100
111,84
7605
8
9,60
864
200
240,05
21605
8
8,95
606
200
223,69
15 211
9
10,80
972
300
360,08
32407
9
10,07
684
300
335,53
22 816
10
12,00
1080
400
480.10
43209
10
11,18
^60
400
447,38
30422
15
18,00
1620
500
600,13
54012
15
16,77
1141.
500
559,22
38027
20
24,00
2160
1000
1200,26
108024
20
22,37
1521
1000
1118,45
76054
a - OzynaphtoöBäure
alfi DesixifectioxiBmitteL
Diese in der periodischen Presse kürz-
lich vielfach als neu bezeichnete Säure
wurde bereits vor 20 Jahren von Etter
entdeckt und mit GitHgO» und der Gon-
X OH
stitutions- Formel GioHexcOOH ^^^^^
bezeichnet. EUer schlug als Namen
Carbonaphtolsäure vor, senied aber nicht
die aus «-Naphtol gewonnene von der
aus /J-Naphtol hervorgehenden.
Diese Trennung bewirkte bald darauf
L. Schäffer (Annalen der Chemie und
Pharmacie, .152. Band, 1869, Seite 291).
Er fand, dass die a- Säure durch Eisen-
Chlorid blau, die /'-Säure: „tintenartig
611
violett-schwarz" wird. Die a-Sfime schmilzt
bei 185 <> 0. — Die schwerer herstellbare
/9-Säüre, welche erst bei 285^0. schmilzt,
lehrte 1873 Battershall (a.a.O. 168. Band,
Seite 121) näher kennen, dessen Angaben
1877 Sfetiinp/' (ebenda 188. Band, Seite 4)
bestätigte.
Unter den seit dieser Zeit hergestellten
zahllosen Naphtolderivaten erregten diese
Säuren durch starke iUulnisswidrige Eigen-
schaften praktisches Interesse. Unter
dem 8. Juli 1886 erhielt die ehem. Fabrik
von Heyden Nachf. ein Patent (Nr. 38052),
Garbonaphtoesänren durch Einwirkung
von Kohlensäure unter Druck bei 120 bis
140 ^ G. auf die Alkalisalze des «- und
/9-Naphtols herzustellen. Der Entdecker
dieses Verfahrens war jB. Schmitt, wel-
cher mit Burkard (Ber. d. D. Chem. Qes.
20. Jahrgang, 8. 2699) eine ganze Beihe
neuer Verbindungen der Garbonaphtoe-
sänren kennen lehrte.
Wegen der grösseren Beständigkeit kam
bisher zunächst die o- Säure in Frage,
welche durch das neue Verfahren sehr
billig (das Kilo je nach der Beinheit en
gros für etwa 6 bis 10 uT) hergestellt
werden kann. Es sind nadeiförmige, farb-
lose Krystalle, die sich schwer (angeb-
lich 1:30000) in reinem kaltem Wasser
lösen. Der Geruch erinnert an Naphtol,
er erregt Niesen. Vorsichtig erwärmt,
sublimirt die Säure unzersetzt. Die Lös-
ung wird, wie erwähnt, durch Eisen-
chlorid gebläut, mit einem Stich in's Grüne.
War die Säure rein, so hält sich die
Lösung unverändert, die der rohen Han-
delswaare wird im Sonnenlicht bald gelb,
dann roth. In der Siedehitze entsteht in
der Lösung durch Abspalten von Kohlen-
säure Naphtol. Die ätherischen, alko-
holischen u. s. w. Lösungen kommen fQr
die Praxis zur Zeit nicht in Frage, eben-
sowenig die bisher schwer darstellbaren,
meist wenig characteristischen Salze. —
Die rohe Säure enthält 0,4 pGt. Glührtick-
stand, aus Kalk, Eisen, Thonerde, Ghlor,
Schwefelsäure u. s. w. bestehend. Die
antizymotische Wirkung der «-Oxy-
naphtoösäure soll nach einer Notiz von
Holmes (nach der „Pharmaceutischen
Zeitung'', 32. Jahrgang, Seite 662 ; vom
19. November 1887) fünf Mal stärker als
bei Salicylsäure sein. Ist es auch bedenk-
lich, eine derartige Wirkungsstärke in einer
Ziffer anzugeben, so kann man sich doch
von der grösseren Kraft des neuen Des-
infectionsmittels leicht durch einen Ver-
such mit Blut überzeugen. Rührt man
beispielsweise in 50 ccm frisches Rinds-
blut einige Decigramm Salicylsäure, so
wird dadurch die faulige Zersetzung nicht
wesentlich aufj^ehalten , während nach
gleich starkem Zusatz von «-Qxynaphtoe-
säure wochenlang der Fäulnissgeruch aus-
bleibt. — Noch auffallender ist die ftul-
nisshemmende Wirkung auf Harn.
Die erwähnte Eigenthümlichkeit der
neuen Säure in Verbindung mit dem Um-
stände, dass sie billig im Handel zu er-
halten ist, haben ihr die Aufmerksamkeit
der Hygieniker und Veterinaristen zuge-
wandt. Es sind demnächst Veröffent-
lichungen von Versuchsreihen über ihre
physiologischen und Bakterien tödtenden
Eigenschaften von LÜbbert und Seitens
einiger thierärztlicher Institute in der
Fachpresse zu erwarten.
Leider erschwert die geringe Wasser-
löslichkeit der Substanz die allgemeine
Anwendung, auch wird ihre Giftigkeit
voraussichtlich eine Verwendung zur
Gonservirung von Nahrungsmitteln aus-
schliessen. Dagegen wird nach den beim
Sublimat gemachten Erfahrungen diese
Giftigkeit den Gebrauch als Antisepticum
in der Chirurgie nicht hindern.
Zur Geruchloshaltung von Kleister und
ähnlichen Stoffen, zur Desinfection von
Nachteimern, Pissoirs, Latrinen, überhaupt
überall da, wo man mit Vortheil pulver-
förmige Desinficientien verwendet und
endlich dort, wo Sublimat wegen An-
wesenheit bindender Eiweiss - Stoffe aus-
geschlossen ist, scheint aber die «-Oxy-
naphtoesäure eine Zukunft zu haben.
— y.
Liquor Ferri albuminati.
lieber dieses Thema hat ans Herr Apotheker
Reisimann in SchmOUn nnterm 26. November
dieses Jahres eine Arbeit eingeschickt, also
vor der Veröffentlichung der Arbeiten der
Herren Dietertch nnd Barthel in voriger Nammer
unseres Blattes. Wir constatiren dies im Inter-
esse des Herrn Eetssmann, da wir seinen Artikel
wegen Eaummangel nicht in heutiger Nummer
abdrucken kennen, sondern dies erst in n&chster
Nummer zu thun vermögen. Red.
612
ülterator und Kritik.
r
Beal - Eneyklopädie der gesammten
Pharmaele. Herausgegeben von Prof.
GeissleT' Dresden und Prof. Möller-
Innsbruck. IV. Band, Lieferung 1 bis 8.
Wien und Leipzig 1887. Ürban d
Schwär zenlerg. Preis pro Lfg. l Mk.
Wir machen auf dieses umfangreiche Nach-
schlagewerk wiederholt aufmerksam, um so
lieber, als dasselbe jetzt rasch vorschreitet,
die letzterschienenen Lieferungen reichen bis
mit F. Sind von den zahlreichen Artikeln
auch manche für die Zwecke des praktischen
Apothekers etwas lang, so geben sie doch auch
Auskunft über fast alle Zweige der Pharmacie.
Wer die bereits erschienenen 3 Bände der
Eeal- Eneyklopädie besitzt und benutzt, wird
zugeben, dass dieselben bei nur ganz wenigen
Fragen 'm Stich lassen und wird das Werk
zur ras hen Orientimng und Auskunftserhol-
nng mit Vorliebe verwenden.
Jahresbericht über die Fortschritte
der Pharmakognosie, Pharmacie
und ToxilLOlogie. Ueraosgegeben
von Prof. Dr. Beckurü. 21. Jahrgang
1886. Göltingen 1887. Vandenhoek d;
BuprecJWa Verlag.
Wir haben dieser Berichte wiederholt mit
Worten höchster Anerkennung gedacht, und
können dies auch nach Durchsicht des heute
vorliegenden Jahrganges thun. Diese Berichte
bringen, seit Prof. Beckurts dieselben redigirt,
eine geradezu staunenswerthe Menge von
Material, und zwar auf verhältnissmässig ge-
ringem Baum, da die Artikel, welche gleiche
oder ähnliche Themata behandeln, nicht ein-
zeln referirt, sondern sachlich bearbeitet und
miteinander verschmolzen sind. Es sollten
diese Berichte keiner pharmaceutischen Biblio-
thek fehlen.
Hlscel 1 e
Ditana digitifolia.
Vor läogerer Zeit ging darch die medi-
oiniBchen und pharmaceuti sehen Blätter die
Nachriebt von einer Pflanze Ditana digitifolia,
welche die Milchsecretion vermehren sollte.
SorgfältigeErhebangen, welche H, H, Bushy
(Therap. Qaz. 1887, 588) angestellt hat,
haben nunmehr ergehen, dass Alles, was uns
über diese Pflanze erzählt ist , in das Reich
der Fabel gehört. Ditana digitifolia ist nie-
mals beschriehen worden , es ist kein bota-
nischer Name, die ganze beschriebene Figur
ist eine Monstrosität. In gleicher Weise
werden auch die mit der Pflanze erhaltenen
grossartigen therapeutischen Wirkungen an-
gezweifelt und dieselben ganz allein als irrige
Sensationsnachrichten hingestellt. Busby
fordert zum Scbluss Prof. Giurleo auf, die
Wahrheit über Ditana digitifolia zu sagen,
wenn er nicht wünsche, dass er. unter die
Charlatans gezählt würde. — Es wäre in der
That Zeit, dass dieses Treiben, welches in
jüngerer Zeit mit Leichtsinn, theilweise sogar
mit offenbarer Frechheit neue Körper, Alka*
loide von sonderbarer Wirkung etc., gezeitigt
hat, aufhörte und wissenschaftliche Blätter
vor der Scham des Widerrufs dieser Schwindel-
Untersuchungen bewahrt blieben. —os—
Sympus Sennae cmn Manna.
Es ist bekanntlich mit mancherlei Schwierig-
keiten verbunden, einen klaren und, was die
Hauptsache ist, haltbaren Syropus Sennae
cum Manna herzustellen ; aus diesem Grande
lässt wohl auch Pharm. Qerm. U. den Symp
nicht mehr vorräthig halten , sondern durch
Mischen von Mannasyrup und Sennesbl&tter-
syrnp bereiten.
0. Kasper hat gefunden, dass ein Monate
lang haltbarer Syrup erhalten wird , wenn
man bei der Bereitung desselben alle Wärme
vermeidet.
Die Sennesblätter werden mit der nöthigen
Menge kalten Wassers während einer Nacht
stehen gelassen , dann wird ausgepresst und
in der Colatur die Manna ebenfalls kalt
gelöst; nach eintägigem Absetzenlassen wird
filtrirt, der Zucker kalt im Filtrate gelöst
und schliesslich der fertige Syrup wenn
nötbig colirt oder nochmals filtrirt. Ein so
bereiteter Syrup ist schön klar und hält sich,
in kleinen, gut ausgetrockneten Flaschen
aufbewahrt, mehrere Monate lang ohne zu
gähren oder sich zu trüben. „
Schweiz. W. f. Pharm.
V«Tl«ter und Terantwortlioh«r Red«ot«ar Dr. IL Oelsaldr in DMtden.
Im Baohhandel durah Jullm Springer, Berlin M., MonbyonpUto S«
Dmek der KSnifl. Hofbaehdraekerei von 0. O. 11 einhold 4 SOhne in Dresden.
Pharmaceutische Centralhalle
• - • *
für Deutschland.
Zeitung iiir wissenschaftliche und geschäftliebe Interessen
der Pharmacie.
Heraasgegeben yon
Dr. Hermanii Hager und Dr. Ewald Oelssler.
g. — AboiiD«nieiit«pr0i8 dureh die Post oder den BachbaiideT
Bei ZuBendiing anter Streifband 3,60 Mark. Einzefaie KnAimdril
Erscheliit ieden Donnersta
Tiertelj&hrlicb 2 Mark.
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene "Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholnngen Rabatt.
Anfragen, Anfträge, Manneeripte etc. wolle man an den Bedactenr Prof. Dr. E. Gelssler,
Dresden, PiOmtzer Strasse 56 adressiren.
M 50. Berlin, den 15. December 1887. yhl UricUg.
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
•
Inbalt: CMenl« VBd PMftrBMlet Zniatse nnd Terbeuerang«]i fOr das Nene pharmaceattsche Manval. — Liqaor
Ferrl albuminatl. — Mitthellangen aat dem Laboratorium der Papier- and ohemltehen Fabrik, Engen Dieterieh
In Helfenberg bei Dresden: Ueber Indifferente ElsenYerblndnngen. — Denatarlrnngsmlttel fSr Bplrltoe. — lUi-
eelless Paplernormallen. — Pharmakognovtliebes. •» Herriehtang dickblättriger Gewächse fQr das Herbarium. —
Offeae Comipondent. — ABtelsea.
Cbemie und Pbarmacle.
Zusätze und VerbeBaeruugeu
f&r das
Neue pharmaceutiaoke Manual.
Von Eugen Dieterieh.
Nachdruck Terboten.
(Fortsetznng.)
Charta exploratorla Haematoxyliai.
BlanbolEpapier. Campechepapier.
20,0 Blaaholz
macerirt man mit
1,0 Liquoris Ammonii caustici,
750,0 Spiritus,
250,0 Aquae destillatae
24 Stunden und tränkt oder bestreicht mit
dem Filtrat Papier, wie in der Einleitimg
angegeben wurde. Die Lösung muss rasch
verarbeitet werden , da sie in kurier Zeit die
Empfindlichkeit verliert; desgleichen ist das
Tageslicht sorgsam abzuhalten.
Die höchste Empfindlichkeit des frisch be-
reiteten lichtgrau aussehenden und durch Al-
kalien roth- violett werdenden Papieres be-
trägt
gegen Nfia 1:90000,
gegen KHO 1 : 35000.
Man könnte also eine Mindest-Empfindlich-
keit von 65000 resp. 2i000 verlangen. Die
Empfindlichkeit lässt bei längerem Aufbe-
wahren sehr nach.
Charta exploratoria Laccae mdsieae
caerulea.
Blanes Lackmuspapier.
60,0 Laccai9 musieae opL
zieht man durch Maceration 12 Stunden lang
mit
q. s. Aquae dest.
aus, dass schliessliöh das Filtrat
1000,0
beträgt. Man setzt nun tropfenweise
q. 8. Aeidi phosphorie.
zu, bis das Blau einen schwaeh röthliohen
Schein anzunehmen beginnt, nnd verfährt in
der in der Einleitung angegebenen Weise.
Die höchste Empfindlichkeit beträgt
gegen Söa 1 : 40000,
gegen HCl 1 : 60000.
Es darf daher eine minimale Empfindlich-
keit von 30000 resp. 45000 beansprucht
werden.
614
Charta exploratoria Laecae mnsicae
rubra.
Bothes Lackmnspapier.
50,0 Laccae mnsicae opt
macerirt man 24 Standen mit
1100,0 Aquae destillatae
und filtrirt.
Man setzt nnn
q. 8. Acidi phosphorici.
zu, bis volle Böthnng eingetreten ist, decan-
tirt 24 Stunden und filtrirt nochmals.
Man verfährt nnn so, wie in der Einleitung
angegeben wurde.
Das zweite Filtriren macht sich noth-
wendig, weil durch das Ansäuern ein bräun-
licher, flockiger Niederschlag, der entfernt
werden muss, entsteht.
Die höchste Empfindlichkeit beträgt
gegen KHO 1:20000,
gegen NHs 1:60000.
Man kann daher als Minimum 16 000 resp.
46000 verlangen.
Charta exploratoria Halyae.
Malvenpapier.
20,0 Florum Malvae arbor.,
1,0 Liquoris Ammonii caustici,
900,0 Spiritus,
100,0 Aquae destillatae
macerirt man 8 Tage, presst aus und filtrirt.
Mit dem Filtrat färbt man Post- oder Fil-
trirpapier in der in der Einleitung ange-
gebenen Weise.
Die äusserste Empfindlichkeit beträgt gegen
SO» 1 : 10000,
HCl 1 : 13000,
KHO 1: 8000,
NHs 1 : 20000.
Das Malvenpapier sieht violett aus, und
wird durck Säuren roth, durch Alkalien grün.
Es hat viel Aehnlichkeit mit dem so viel ge-
rühmten Georginenpapier, ist aber empfind-
licher wie dieses.
Yen der Yorsohrift zur Herstellung von
Georginenpapier sehe ich ab, weil dasselbe
den Erwartungen durchaus nicht entspricht
und kaum das Malvenpapier in Empfindlich-
keit erreicht.
(Fortseta^nng folgt)
Liquor Ferri albnminatL*)
Von Ä. £etS9manfi-8ehmGlln.
In Nr. 92 der Pharmaceutischen Zeitung
d. J. ist dieses Schmerzenskind unserer
Literatur der letzten Jahre wiederum in
zwei Artikeln behandelt Beide Aufsätze
enthalten Analysenergebnisse, welehe be-
zflfflich des gefundenen Eisenoxyd-- und
Albuminge^altes gut übereinstimmen.
0,5 pGt. FegO^ und 3,0 pGt Albumin darf
man wohl als die richtigen Yerhältniss-
zahlen im Dre^^'sehen Liquor annehmen;
auch ich fand vor zwei Jahren bei einer
gleichen Untersuchung dieselben Gehalte.
Die Analysen von W, Grüning und Eugen
Dieterich stimmen indess nidit im Al-
koholgehalt« tiberein , erstere giebt 24,8
pGt, letztere 14,54 pGt., während bei
meiner Analyse seiner Zeit 19,2 pOt er-
mittelt wurden. Ammoniak, welches
K Dieterich qualitativ nachgewiesen
hat, habe ich nicht constatiren können,
dagegen in der Asche kleine Mengen
Natron, die ich jedoch nicht quantitativ
bestimmte. Die so verschieden gefunde-
nen Alkoholgehalte berechtigen vielleicht
zu dem Schlüsse, dass nicht in all^i drei
Fällen ein Präparat gleicher Herkonft
vorgelegen hat oder von Ofüning Yola-
menprocente gemeint sind. Der Chlor-
gehalt, auf den ich damals geprüft habe,
war ein nur geringer, so dass ich von
einer quantitativen Bestimmung absah.
Ich glaubte, dieses um so mehr (hon zu
können, weil ich schon damals annahm,
dass der 5procentige Liquor Ferri oxy-
chlorati dyalisati des Handels das ricn-
tigste Ausgangsmaterial zur Herstellung
des Eisentdbuminats sein mflsste, derselbe
aber selten gleich stark im Saks&orege-
halte ist Dass sich dieser 5procentige
dialysirte Liquor Ferri oxychlorati am
Besten zur Bereitung des Eisenalbomi-
nats eignet, haben mir viele Versuche
bewiesen. Auch habe ich es nicht fehlen
lassen, die gut erscheinenden Yorschrif-
*) Wir constatiren hier nochmals, dass der
Aufsatz von Ä. Seissmann vor YerOffentlichiuig
der DieUrich^scheji Arbeit in Nr. 48 unseres
Blattes verfiisst wurde, wie hinwieder die neue
Arbeit von Dieterich und Barthd (Seite 618 in
heutiger Nommer) ^hne Kenntnisa der Arbeit
von A, SeiMmamn,.
615
ten, weletie in Fachzeitschriften veröffent-
licht wurden, zu probiren ; aber ich habe
dabei von allen solchen Vorschriften mit
dem Probiren abgesehen, welche die Eisen-
albnminatlösung durch Dialyse herstellen
lassen. Ich konnte nicht die Ueberzeng-
ung gewinnen, dass dieses Verfahren
nothwendig sein müsste, um ein tadel-
loses Präparat zu erhalten; besonders
darum, weil uns in dem 5procentigen
Liquor Ferri oxychlorati schon ein mög-
lichst säurefreies Präparat zu Gebote steht,
welches sich deshalb schon mehr zur Dar-
stellung des £isenalbuminats eignen dürfte,
als irgend eine andere Eisenoxydlösung.
Auch glaube ich sicher annehmen zu
dürfen, dass der Drees'sGhe Liquor Ferri
albuminati nicht durch Dialyse bereitet ist.
Von diesen Gesichtspunkten ausgebend,
habe ich alle meine Versuche eingerichtet
gehabt, und wenn ich heute das End-
resultat derselben veröffentliche, so ist
es zunächst die Vorschrift des Herrn
E. Dieterieh, welche in Nr. 92 der Pharm.
Zeitung wiedergegeben ist, die mich dazu
veranlasst. Diese Vorschrift mit einem
Zusätze von 1,0 Liquor Ammon. eaustic.
auf 100,0 Liquor Fern albuminati er-
scheint mir geradezu bedenklich, denn es
kann, je nach der Menge der im Liquor
Ferri oiychlorati vorhandenen Säure, ein
recht deutlich riech- und schmeckbarer
Ammoniaküberschuss eintreten , wovon
mich auch ein Versuch überzeugt hat.
Auch bildete dieser ammoniakalische Li-
quor eine nicht unbedeutende Menge
Bodensatz. Das Ammoniak hat sich auch
gerade bei meinen früheren Versuchen
unt^r den Alkalien als dasjenige gezeigt,
welches am wenigsten zur Herstellung
einer Eisenalbuminatlösung geeignet ist.
Ammoniak scheint auch sehr die Halt-
barkeit zu beeinträchtigen. So mancher
missglückte Versuch, den Dree^^schen
Liquor nachzuahmen, tritt mir überhaupt
heute zurück in die Erinnerung, und leb-
haft muss ich dabei auch an jene Zeit
zurückdenken, wo Tinct. Bhei aquosa in
der Fachliteratur eine Hauptrolle spielte,
bis man endlich eine gute und einfache
Vorschrift zu ihrer Herstellung fand, die
wir auch heute noch benützen. Aehnlich
wird es mit der Vorschrift zur Anfertig-
ung der Eisenalbuminatlösung ergehen,
nur liegt hierbei die Sache insofern an-
ders, als es sich darum handelt, ein tadel-
loses Präparat anzufertigen, das Allen
bekannt ist, über dessen Bereitungsweise
aber nur noch ein geheimnissvolles Dunkel
schwebt. Vielleicht gelingt es, dasselbe
etwas zu lichten, und wenn ich mir einige
Notizen zur Lösung der Frage erlaube,
so möchte ich nicht blos die bereits ver-
öffentlichten Vorschriften zur Herstellung
des Liquor Ferri albuminati um eine
vermehren, sondern, auf Oontrolirung
meiner Angaben durch werthe CoUegen
rechnend, vor Allem einige Gesichtspunkte
und Thatsachen hervorheben, welcne bei
der Bereitung des Liquor Ferri albumi-
nati sehr in Betracht gezogen werden
müssen und welche, meines Wissens nach,
zum Theil noch gar nicht oder nicht
deutlich genug hervorgehoben worden
sind. In den Hauptpunkten sind diese
im Folgenden niedergelegt.
Das Eisenalbuminat ist löslich in klei-
nen Mengen freier Salzsäure, wie auch
in geringem üebersehusse von Alkalien.
Es lässt sich daher ein Liquor Ferri
albuminati von saurer und auch ein sol-
cher von alkalischer Beaction herstellen.
Ein völlig neutraler Liquor kann als
Lösung im wahren Sinne des Wortes
nicht bestehen. Ist der Liquor absolut
neutral, so enthält er das Eisenalbuminat
immer als mehr oder weniger fein flocki-
gen Niederschlag.
Dieses lässt sich beweisen, wenn man
einerseits eine klare alkalische Eisen-
albuminatlösung herstellt und andererseits
eine solche anfertigt, welche ebenfalls
klHr ist und die dem Alkali äquivalente
Menge freier Säure enthält. Beim Ver-
misclien gleicher Gewichtstheile beider
Flüssigkeiten fällt das Eisenalbuminat
völlig aus, während sich die nach länge-
rem Stehen überstehende wasserhelle
Schicht neutral zeigt. Diese Versuche
wurden angestellt mit den kleinsten zur
Lösung des Eisenalbuminats erforder-
lichen Säure- und Alkalimengen (HCl und
NaOH).
Der alkalische Liquor lässt sich als
eine Lösung von Natrium Ferri -albumi-
nicum betrachten, und wenn diese Ver-
bindung existirt, so muss auch eine im-
mer sich gleichbleibende Natronhydrat-
616
menge zur Bildung derselben erforder-
lich sein. Diese Menge kann nur durch
den Versuch ermittelt werden, mit theo-
retischen Betrachtungen wird man nicht
weit kommen. Es befriedigt, zunächst
zu wissen, dass das Eisenalbuminat sehr
empfindlich gegen verschiedene Ein-
flüsse ist.
Ebenso, wie eine bestimmte Menge
Aetznatron nöthig ist, um das Eisenalbu-
minat in eine lösliche Verbindung über-
zuführen, ebenso ist auch eine bestimmte
Menge Salzsäure erforderlich, um Eisen-
albuminat in saurer Lösung zu erhalten.
Nach meinen Ermittelungen ist die
kleinste zur Lösung des Albuminats er-
forderliche Menge Aetznatron aber äqui-
valent grösser als andererseits zur Dar-
stellung einer salzsauren Eisenalbuminat-
lösung.
Da nur der schwach alkalische Liquor
die mehrseitig hervorgehobenen Vorzüge
der Mischbarkeit mit Milch, Blut u. s. w.
besitzt, so hat der saure Liquor wenig
pharmaceutisches Interesse, weshalb ich
von näheren Mittheilungen über diesen
jetzt absehe und lieber weitere Erörter-
ungen über den schwach alkalischen Li-
quor anstelle.
Wenn zur Löslichmachung des als
Präcipitat vorhandenen Eisenalbuminats
immer die gleiche Menge Aetznatron
ausreichen soll, so müssen die Quanti-
täten von Niederschlag, Wasser und Al-
kali ebenfalls immer in gleichem Ver-
hältnisse zu einander stehen. Zuviel vor-
handenes Wasser wird in verdünnender
Wirkung mehr Alkalizusatz nöthig machen.
Ebenso darf aber auch nicht zu wenig
Wasser vorhanden sein, denn es muss
zum Lösen des sich bildenden Natron-
eisenalbuminats ausreichen.
Zur Fällung des Eisenalbuminats ist
der Sprocentige Liquor Ferri oxychlorati
des Handels die geeignetste Eisenlösung,
doch muss man den Gehalt derselben an
freier Säure unbedingt kennen. Es muss
ermittelt werden, wieviel Aetznatron durch
diese gebunden werden kann.
Zu diesem Zwecke verdünnt man am
besten 10,0 des käuflichen Liquors mit
20,0 destillirtem Wasser und fügt aus einer
Bürette tropfenweise unter fortwähren-
dem Schütteln der Flüssigkeit ohne Er-
wärmen 80 lange V^ normale Natronlauge
(20,0 NaOH im Liter) hinzu, bis sich
deutliche, aber schwache Trübung zeigt
Durch empfindliches blaues und rothes
Lackmuspapier wird man vortheilhait die
Endreaction noch controliren.
In der Begel verbrauchen 10,0 des
käuflichen Liquors gegen 2 com V2 i^or-
male Natronlauge = 0,0365 HCl im freien
Zustande.
Ferner ist zur Herstellung des Liquor
Ferri albuminati das getrocknete Hfihner-
eiweiss des Handels am geeignetsten.
Im frischen flüssigen Hühnereiweiss ist
der Gehalt an Trockensubstanz zu
schwankend ; auch kann man vom trocke-
nen Eiweiss eine noch concentrirtere
Lösung herstellen, als wie sie das flüs-
sige frische bietet.
Wird das Eisenalbuminat in einer mög-
lichst concentrirten Eiweisslösung als
Niederschlag erzeugt, so wird derselbe
compacter, oindet weniger Wasser, und
darum wird man zur Auflösung des Nie-
derschlages in Natronlauge auch eine
verhältnissmässig kleinere Menge der-
selben gebrauchen, als wie bei volaoii-
nöseren Niederschlägen.
Ein frisch gef&lltes Eisenalbaminat
löst sich rascher und in verhältnissmässig
weniger Natronlauge, als ein längere Zeit
gestandenes Präcipitat Es muss daher
eine praktische Vorschrift zur Bereitung
des Liq. Ferri albuminati derartig einge-
richtet sein, dass die Auflösung des mög-
lichst compact zu erzeugenden Nieder-
schlags in NaO H auch in kürzester Zeit
nach der Fällung geschehen kann.
Anwendung von Wärme, selbst wenn
diese nur 30 bis 40 ^ C. beträgt, darf
bei der Auflösung des gefällten Albu-
minats nicht stattfinden, da ja nach der
Menge freien Alkalis sich mehr oder
weniger leichte Niederschläge bilden und
im günstigsten Falle nur ein geringer
Theil des Eisenalbuminats in Lösung
verbleibt. Bei Anwendung einer Wärme
von 90 ^ G. konnte ich wohl einen Liquor
herstellen, der 0,5 pGt. Fe^O^, aber blos
0,9 pOt. Eiweiss enthielt. Alkalizusatz
war dabei nicht erforderlich, es war eine
schwach saure Eisenalbum inatlösung.
Alle Vorschriften, welche ein quantnm
satis an Alkali zur Auflösung des Eisen-
617
albuininats yorschreibes, können aus ge-
nau denselben Gründen ein mangelhaftes
Präparat geben, wie bei Bereitung des
Ferrum oxydatum saccharatum, von dem
zuweilen recht stark alkalische Präpa-
rate im Handel vorkommen.
Die Verwendung von Glycerin, wie es
einige Vorschriften angeben, ist bei der
Herstellung des Liq. Ferri albuminati
durchaus nicht nothwendiff. Der Drees-
sche Liquor enthält auch Kein solches.
Auch Zucker ist nicht erforderlich, um
die Löslichkeit des Albuminats zu erhöhen.
Die kleinste erforderliche Menge von
Aetznatron, welche einen Niederschlag
von Eisenalbuminat, gebildet aus 3,0
trockenem Ei weiss und 0,6 Fe2 03, zur
Lösung bringt, beträgt 4 bis 4,5 ccm
Va normale Lauge = 0,08—0,09 NaOH.
Dabei ist die Gegenwart von 24,0 Wasser
(incl. der Lauge) und neutrale Flüssig-
keit Bedingung.
Nach diesen vorstehenden Thatsachen,
welche eine längere Beihe von Versuchen
ergaben, habe ich nun eine Vorschrift
zur praktischen und auch schnellen Be-
reitung eines haltbaren Liq. Ferri albu-
minati aufgebaut, welche alle geschilder-
ten umstände berücksichtigt. Voraus-
gesetzt ist nur das Vorhandensein der
Vs normalen Natronlauge (20,0 NaOH im
Liter), die ja leicht herzustellen ist und
auch unentbehrlich erscheint, wenn man
es bei der Bereitung der Albuminat-
lösung so genau nimmt, wie es die Sache
zweifellos erfordert. Uebrigens wird
sonst jede Natronlauge von genau be-
kanntem Gehalt die V2 normale ersetzen
können.
Bei der nun zu gebenden Vorschrift
nehme ich einen zur Verftigung stehenden
Liquor Ferri oxjchlorati mit 5 pCt.
Fe^Os- Gehalt ^^ ^^^ ^^^ ^^^ Ueber-
schuss von soviel Salzsäure, dass 100,0
Liquor 20 ccm obiger Natronlauge ab-
sorbiren.
30,0 trocknes Hühnereiweiss werden
in einem Ausgnssmörser, welcher 1 1
Flüssigkeit zu fassen vermag, zunächst
zu feinem Pulver zerrieben. Alsdann
setzt man auf einmal eine vorher berei-
tete Mischung von 100,0 Liq. Ferri
ozychlorati mit 100,0 destillirtem Wasser
zu und reibt das Ganze unter öfterem
Abkratzen des anfangs sich klumpenden
Eiweisses vom Pistill, so lange, bis man
einen völlig gleichmässigen Brei des
gebildeten Eisenalbuminats vor sich hat.
Dieser Brei enthält nun auch neben dem
gebildeten Niederschlag die freie Salz-
säure aus den angewendeten 100,0 Liq.
Ferri oxychlorali. Da nun nach obigen
Angaben für je 0,5 FegOg und 3,0 Ei-
weiss bei Gegenwart von 24,0 Wasser
0,08 (bis 0,09) NaOH erforderlich ist,
so wird hier 10 mal so viel, also 0,8
NaOH = 40 ccm der Lauge zur Lösung
des Albuminats nöthig sein, ferner aber
noch weitere 20 ccm zur Abstumpfung
der freien Säure. Man lässt demnach
zu dem ' im Mörser befindlichen Brei
60 ccm der Lauge auf einmal hinzu-
laufen und rührt das Ganze um, wobei
sich unter Dünnflüssigwerden die Lösung
rasch vollzieht. Hierauf fügt man zur
Ergänzung auf 500,0 Flüssigkeit das
erforderliche Quantum destillirtes Wasser
allmälig hinzu, unter angegebenen Ver-
hältnissen 210,0.
Andererseits hat man sich 330,0 Aq.
Cinnamomi Ph. G. II mit 170,0 Spiritus
(90 pGt.) gemischt, welche Mischung man
nun der alkalischen Eisenalbuminatlösung
unter Umrühren nach und nach zusetzt,
so dass man schliesslich 1000,0 des fer-
tigen Liquors vor sich hat.
Derselbe scheidet nach mehrtägigem
Stehen nur sehr wenige Flocken ab, von
denen er durch Abgiessen bequem zu
trennen ist. Auch die Filtration findet
verhältnissmässig leicht statt.
Die Beaction und der Geschmack
dieses Liquors sind kaum merklich alka-
lisch, die Färbung braun und schwach
durchscheinend, aber nicht trübe. Ammo-
niak erzeugt, dem Liquor zugesetzt, keine
Fällung. Setzt man zu 10 ccm des Li-
quors a Tropfen Acid. hydrochloric. dilut.
und schüttelt um, so erhält man eine
ebenfalls schwach durchscheinende Flüs-
sigkeit, die saure Lösung des Eisenalbu-
minats. Ein geringerer Zusatz verdünn-
ter Salzsäure, etwa V2 Tropfen, zu 10 ccm
des Liquors bewirkt Fällung des Eisen-
albuminats, weil dasselbe in neutralen
oder nahezu neutralen Flüssigkeiten nicht
gelöst bestehen kann. Milch mischt sich
mit dem Liquor in jedem Yerhältniss,
618
ohne dass eine Fällung eintritt. Ebenso
wird es mit frischem Blute der Fall sein,
was ich jedoch bis jetzt nicht selbst
probirt habe. Fügt man eine 10 proe,
Kochsalzlösung zu einem gleichen Vo-
lumen des Liquors, so tritt keine Fällung
ein. Auch beim Zufügen einiger Tropfen
des Liquors zu einer grösseren Menge
dieser Kochsalzlösung resultirt eine
Flüssigkeit, die nur schwach opalescirt,
aber keinen Niederschlag fallen lösst.
Mit einer colirten Lösung von gleichen
Theilen Eiweiss und Wasser mischt sich
der Liquor in jedem Verhältniss ebenfalls
zu einer opalescirenden Flüssigkeit, die
sich auch beim weiteren Verdünnen mit
Wasser so erhält. Erst nach mehrstün-
digem Stehen stellt sich Trübung ein.
Das specifische Gewicht des Liquors
beträgt 0,984 bis 0,987, der Gehalt an
Fe203 0,5 pCt. , an trockenem Eiweiss
3 pCt. und an Alkohol ca. 17,5 Gewichts-
procent. Man könnte den Alkoholgehalt,
ohne Fällung zu befürchten, entsprechend
erhöhen, jedoch sind 17,5 pCt. zur Halt-
barmachung des Liquors ausreichend.
Auch dürfte zu viel Weingeist in diesem
Präparate seitens der Aerzte nicht er-
wünscht sein.
Zu der im Vorstehenden gegebenen
Vorschrift möchte ich noch bemerken,
dass es gut ist, wenn man bei jedes-
maliger Herstellung des Liq. Ferri albu-
minati zuerst nur 100,0 bis 200,0 anfer-
tigt, um die kleinste erforderliche Natron-
menge möglichst genau für jede Dar-
stellung zu ermitteln und jeden unnöthi-
gen üeberschuss zu vermeiden.
Schliesslich bitte ich noch, meine An-
gaben möglichst genau prüfen zu wollen
und besonders die Versuche über die-
jenige kleinste Menge NaOH zu erweitern,
welche zur Bildung des löslichen Natrium
Ferri -albuminicum nöthig ist, wenn man
den Liquor mit obigen Eiweiss- und
Eisengebalten herstellt. Darnach könnte
meine jetzt gegebene Bereitungsvorschrift
eventuell noch entsprechende Abänder-
ungen erfahren, obwohl ich es selbst an
möglichst vielen Versuchen nicht fehlen
liess. Enthält der zur Darstellung des
Albuminats angewendete Liq. Ferri oxy-
ehlorati, dessen Eisengehalt man eben-
falls jedesmal feststellen soll, etwas
weniger als 5 pGt FeaOg, so werden sieh
selbstverständlich aucn in dieser Bezieh-
ung kleine Abänderungen der Vorschrift
nöthig machen, gerade so wie mit Buck-
sicht auf den stets zu ermittelnden Säure-
gehalt.
Mittheilungen aus dem Labora*
torinm der Papier- und chemischen
Fabrik, Engen Dieterich in Helfen-
berg bei Dresden.
Ueber
indifferente Eisenverbindangen.
(Nachtrag.)
Von Eugen Bieterich and GnkStw Barikd.
Am Schlüsse unserer in Nr. 48 dieser Zeit-
schrift veröffentlichten Arbeit hatten vrn
weitere Mittheilungen bereits in Aussicht ge-
stellt; heute sind wir in der Lage, unser Ver-
sprechen einzulösen und die nachträglich
erzielten Resultate vorzulegen.
Nachdem wir gefunden hatten, dass Zacker,
Milchzucker, Mannit und Dextrin unter Zu-
hilfenahme von Aetznatron mit Eisenoxyd
lösliche Verbindungen gaben, lag die Ver-
muthung nahe, dass auch andere Kohle-
hydrate ein ähnliches Verhalten zeigen
würden. Wir zogen daher des Weiteren in
unser Versuchsbereich Glucose, Inulin und
Stärke, erzielten aber nur mit beiden ersteren
einen Erfolg, während Stärke eine losliche
Verbindung nicht ergab.
Das Glucose -Präparat bestand in einer
klar löslichen, aber klebrigen Masse, die sich
nicht pulvern liess, während das Inulin eine
ähnliche Verbindung mit 10 pCt. Eisen wie
das Dextrin lieferte, jenem aber insofern
nachstand, als es sich nur in heissem Wasser
löste.
Vielleicht mit Ausnahme des Inulinates
dürften die nachträglich studirten Verbind-
ungen eine praktische Bedeutung nicht bean-
spruchen ; immerhin hielten wir es für noth-
wendig, unsere Arbeit damit zu vervollstän-
digen.
Gleichzeitig damit suchten wir dorch Ver-
suche zu ergründen, ob die bereits von ans
veröffentlichten Methoden in der einen oder
anderen Weiße verbesserungsfähig wären.
Wir fanden dabei, dass sich das Eisenoxyd
in concentrirten Lösungen leichter, wie in
verdünnten mit Natron und den froher ge-
619
nannten Kohlehydraten verhihdet, ja dass
diese Verbindung bei höheren Yerdünnnngen
überhaupt nicht mehr stattfindet, femer dass
sich dieses letztere Verhalten auch bei zu
starker Concentration bemerklich macht.
Auffällig war , dass die aus dünnen Lös-
ungen gewonnenen Präparate von dunklerer
Farbe und hygroskopischer waren, wie solche
aus concentrirten, und dass das zu lange Ein-
dampfen ebenfalls von ungünstigem Einfiuss
zu sein schien.
Unser Bestreben musste nach diesen Be-
obachtungen dahin gehen , jeden unnöthigen
Zusatz von Wasser zu vermeiden, und den
Abdampfprocess nachMöglichkeit abzukürzen.
Wir erreichten letzteres dadurch, dass wir bei
dem Saccharat und Galactosaccharat zur
Herbeiführung der löslichen Eisenverbindung
nur die dazu unbedingt nothwendige, empi-
risch festgestellte Menge von Zucker beziehent-
lich Milchzucker in Anwendung brachten, die
Lösung bis zu einem bestimmten Gewicht ab-
dampften und nun den Best des Zuckers, be-
ziehentlich Milchzuckers hinzufügten.
Auf Grund der hierbei gemachten Erfahr-
ungen erlauben wir uns, mehrere unserer
früheren Vorschriften in folgender Weise ab-
zuändern :
Fernun oxydatum saceharatnm
solubile.
20,0 Sacchari albi subtile pulverati
löst man durch Erhitzen im Dampfbad in
einer tarirten Abdampfschale in
86,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
mischt von
7,5 Liquoris Natri caustici
ungefähr den dritten Theil hinzu, rührt immer,
unter Erhitzen , so lange, bis die eingetretene
Verdickung der Flüssigkeit verschwunden,
und verfahrt mit den 2 restirenden Dritteln
der Lauge in derselben Weise.
Man dampft nun ab bis zu einem Gewicht
von
60,0,
fügt
70,0 Sacchari albi subtile pulverati
hinzu und setzt das Abdampfen so lange fort,
bis eine feuchtkrümelige Masse resultirt.
Man bringt dieselbe auf Pergamentpapier,
trocknet bei 25 bis 35^ C, setzt zur trockenen
Masse
q. 8. Sacchari albi gr. m. pulv.
bis zum Gesanuntgewioht von
100,0
zu, und verwandelt durch Stossen und Sieben
in feines Pulver.
Syrnpns Ferri oxydati solubilis.
29,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
10,0 Sjrupi simplicis
erhitzt man im Dampfbad in einer tarirten
Abdampfschale, fügt unter Bühren
2,5 Liquoris Natrii caustici
in drei nach dem Augenmaass bemessenen
gleichen Partien und in Pausen von je 1 Mi-
nute hinzu, und erhitzt so lange, bis ein
herausgenommener Tropfen sich in Wasseir
völlig klar löst.
Man setzt nun
90,0 Syrupi simplicis
zu und dampft unter Bühren bis zu einem
Gewicht von
100,0
ab.
Ferram oxydatum galacto-
saceharatnm solabile.
30,0 Sacchari Lactis subtile pulv.,
86,0 Liquoris Ferri oxychlorati,
7,5 „ Natri caustici.
Man verfährt so , wie unter Ferrum oxy-
datum saccharatum solubile angegeben wurde,
dampft bis zu einem Gewicht von
70,0
ab, setzt
60,0 Sacchari Lactis subtile pulv.
zu und fährt mit dem Eindampfen so lange
fort, bis eine consistente krümelige Masse zu-
rückbleibt.
Man breitet dieselbe auf Pergamentpapier
aus, trocknet sie bei 25 bis 35^ C., bringt das
Gewicht der trockenen Masse mit
q. s. Sacchari Lactis gr. m. pulv.
auf
100,0
und verwandelt sie nun durch Stossen und
Sieben in ein feines Pulver.
Ferrum oxydatum manna-
saceharatum solubile.
Die frühere Vorschrift bleibt, nur fällt die
Filtration des imEisenliquor gelösten Mannits
weg.
Ein he 11 -graubraunes Pulver, das sich
mit gelbbrauner Farbe in Wasser löst ete.
(Das nach der früheren Yorsehnft gewonnene
620
Präparat gab mit Wasser eine dtmkelbranne
Lösung.)
Ferrum oxydatum dextrlnatom
solubile.
Im Gfegensatz zur früheren Yorschrift wird
das Dextrin nicht in Wasser, sondera durch
Erwärmen direkt im EisenUquor gelöst.
Das Filtriren der Lösung unterbleibt; mfm
setzt sofort die Natronlauge in 5 bis 6 Partien
zu und verfährt im Uebrigen , wie früher an-
gegeben wurde,
Das resulürende Präparat stellt ein choco-
ladebraunes, nicht dunkel chocoladebraunes
Pulver vor.
Liquor Ferrl albuminatl.
(Nach Drecs.)
Die von uns in Nr. 48 dieser Zeitsohnfk
gegebene Yorschrifk weicht von der früher in
der Pharm. Zeitung Nr. 92 veröffentlichten
durch Yerringenmg der Ammoniakmenge und
die Yerwendung von Natronlauge ab. Neuere
Yersuche haben nun ergeben, dass der be-
tretene Weg weiter zu verfolgen und das Am-
moniak ganz durch Natron zu ersetzen war;
unsere Studien sind aber noch nicht so weit
gediehen, um eine verbesserte Yorschrift vor-
legen zu können.
Gleichzeitig angestellte Yeigleiche zwischen
Präparaten, welche mit frischem und
trockenem Eiweiss bereitet wurden, Hessen,
soweit wir heute urtheilen können, dem
ersteren den Yorzug geben.
Jedenfalls werden wir uns erlauben, auf
den Liqu. Ferri albuminati nach Drees später
nochmds zurückzukommen.
Ferrum oxydatum Inullnatum
solubile.
Ferriinnlinat. EiBeDionlin.
Man verfährt wie bei Perrum oxydatum
dextrinatum solubile und erhält ein chocolade-
braunes Pulver, welches sich analog dem
Inulin wenig in kaltem, leicht in heissem
Wasser löst. Ohne Geruch, schmeckt die
concentrirte Lösung schwach salzig, kaum
nach Eisen. Hundert Theile enthalten 10
Theile Eisen.
Chemisch und gegen Milch und eiweiss-
haltige Flüssigkeiten verhält sich das Innlinat
wie das Saccharai
Als ' Nachtheil des Inulinata muss sein
hoher Preis bezeichnet werden.
* * *
Wie schon in der Einleitung erwähnt, lässt
sich mit Glucose gleichfalls eine lösliche
Ferrinatrium-Yerbindung herstellen. Dieselbe
ist aber ausserordentlich hygroskopisch and
bietet ausserdem nicht mehr Yortheile, wie
die übrigen Eohlehydratverbindungen.
Wir dürfen deshalb von einer eingehenden
Beschreibung absehen.
Alle trockenen Präparate erfordern ein
flottes Arbeiten, und fallen desto schöner aus,
je rascher der Herstellungsprozess, den man
durch stetes Sühren beim Abdampfen unter-
stützt, verläuft. Zu Saccharat und Gralacto-
saccharat dürfen nur bester Zucker, beziehent-
lich Milchzucker benutzt werden.
Bezüglich des Alkoholgehaltes des Liquor
Ferri albuminati Drees bemerken wir zum
Schluss, dass das uns zur Untersuchung vor-
liegende Präparat nicht mehr und nicht
weniger als 14,54 Gewi cht sprocente Al-
kohol enthielt, und dass, da anderwärts^)
andere Zahlen gewonnen wurden, Schwank-
ungen im Gehalt des Originalpräparates an-
genommen werden müssen.
Es wird nun Sache der Herren Therapeuten
sein, die neuen Eisenverbindungen anzu-
wenden und zu entscheiden, welchen darunter
der Yorzug gebührt.
i
Denatariungamittel fitkr Spiritna.
Auf Grund des Branntweinsteoer-
gesetzes (vom 24. Juni 1887) wird
Spiritus, falls derselbe von der Ver-
brauchssteuer befreit bleiben aoll,
nur im denaturirten Zustande ab-
egeben. Eine Ausnahme wird bekannt-
en nur hinsichtlich des fttr Heilzwecke
(und wissenschaftliche Zwecke) verwende-
ten Spiritus gemacht. An Stelle des de-
naturirten Spiritus den nicht denaturirten
zu technischen und häuslichen Zwecken zn
verwenden, wird durch die beträchtliche
Preisdifferenz unmöglich gemacht, da
der Liter denaturirter SpiritOB (ein-
schliesslich der Kosten fttr das Denatorir-
ungsmittel und die Vornahme der De-
naturimng) im Orossbezug nngeAhr 45
bis 50 Pfennig kostet, der Preis ftr nidit
*) Pharm. Zettong 1B87, Nr. 99 und 97.
621
denatnrirten Spiritus dagegen ungefthr
100 Pfennig beträgt
Es ist deshalb nicht anwichtig, dass
das durch diev&asführangsbestimm-
nngen des neuen Branntweinsteuer-
gesetzes als allgemeines Denaturirungs-
mittel angenommene Gemisch von Holz-
geist und Pyridin (Pharm. Gentralh. 28,
557) keine allgemeine Befriedigung er-
weckt. Aus diesem Grunde sei es auch
gestattet, im Nachfolgenden die für Spi-
ritus etwa geeigneten anderweitigen De-
naturirungsmittel näher zu beleuchten.
Es wird hierbei nur die Verwendung
des denatnrirten Spiritus zu häuslichen
Zwecken und im Kleingewerbebetrieb im
Auge behalten werden, da für die Ver-
wendung des Spiritus in der Grosstechnik,
in Fabriken, wo die Gontrole eine leichtere
ist, seitens der Steuerbehörden den Wün-
schen der Fabrikanten betre£fs Anwend-
ung anderer geeigneter Denaturirungs-
mittel im weitesten Maasse nachgegeben
wird. (Pharm. Centralh. 28, 557 flg.)
Die im Jahre 1885 seitens des Ver-
eins der Spiritusfabrikanten mit Unter-
stützung des Ministers für Landwirth-
schaft etc. ausgeschriebene Preisfrage
um ein Denaturirungsmittel für
Spiritus hat gewiss schon in einem ur-
sächlichen Zusammenhange mit dem jetzt
gültigen Branntweinsteuergesetz gestan-
den. Es ist deshalb wohl auch erlaubt,
die bei jener Gelegenheit als Erforder-
nisse eines Denaturirungsmittels aufge-
gestellten Bedingungen (Pharm. Gentralh.
26, 214), als hinsichtlich des neuen
Branntweinstenergesetzes noch gültige
zu betrachten.
Die Bedingungen, denen jenes De-
naturirungsmittel genügen sollte, sind
sämmtlich, obwohl sie viel yerlangen,
doch als selbstverständliche zu betrachten,
wenn eben das Denaturirungsmittel seinen
Zweck erfüllen soll.
Von den, so viel bekannt, in grosser
Anzahl eingereichten Versuchen zur Lös-
ung der Preisfrage wurden nur zwei als
tauglich anerkannt, nämlich prämiirt
der Vorschlag, rohes (pyrogenes)
Eautschuköl dem Spiritus zuzusetzen
und angekauft der Vorschlag, den Spi-
ritus mit einer Auflösung von rohem
Naphtalin in Petroleum zu ver-
setzen. Gleichwohl ist schliesslich in den
Ausfährungsbestimmnngen des mehr-
erwähnten Branntweinsteuergesetzes ein
anderes Denaturirungsmittel vorgeschrie-
ben worden (eine Mischung des schon
früher benutzten rohen Holzgeistes
mit einem bisher nicht verwendeten Py-
ridin bas enge misch).
I. c jener Bedingungen (Pharm. Gen*
tralh. 20, 214) verlangt: Der denaturirte
Spiritus darf keinen üblen Geruch be-
sitzen , vielmehr nur durch seinen Ge-
schmack zum Genüsse untauglich sein.
L g verlangt : Der denatunrte Spiritus
muss äusserlich möglichst kenntlich sein;
jedenfalls muss die erfolgte Denaturirung
durch eine Untersuchung, welche schnell
und leicht auch durch einen Nicht-
Ghemiker ausführbar ist, festzustellen sein.
I. h verlangt : Das Denaturirungsmittel
muss schwer aus dem denatnrirten Spiritus
abscheidbar sein, d. h. weder durcn* De-
stillation, noch durch sonstige einfache,
resp. billige Manipulationen.
Li verlangt: Der Spiritus darf durch
die Denaturirung möglichst nicht ver"
theuert werden.
Es zeigt sich nun, dass der denaturirte
Spiritus, wie er sich auf Grund des neuen
Branntweinsteuergesetzes im Kleinhandel
befindet und für häusliche, sowie tech-
nische Zwecke Verwendung finden soll,
diesen Bedingungen meistens nicht ent-
spricht
Er besitzt (entgegen der Bedingung
unter I. c) einen sehr üblen Geruch, der
schon direct bemerkbar ist und bei dem
Hantiren mit demselben (Putzen, Ver-
giessen) sich in unangenehmer Weise
äussert. Bei der Benutzung desselben
zum Brennen und Heizen wird ein Theil
des Denaturirungsmittels allerdings ver-
brannt, ein beträchtlicher Theil der Py-
ridinbasen jedoch hinterbleibt nach dem
Verlöschen oder Ausblasen der Flamme
in dem Brenngpfäss oder Docht und
kommt (besonders durch das heiss ge-
wordene Brenngeftss) nachträglich zum
Verdunsten, wodurch sich in dem Baume
der unangenehme Geruch zeigt.
Ein normaler Mensch wird derartigen
Spiritus allerdings nicht geniessen; den
Genuss verhindert jedoch auch schon ein
weidg^r unangenehmer Geschmack und
622
Oerneh. Mit derartigen normalen Men-
schen ist aber in dieser Angelegenheit
wohl allein zu rechnen, denn auf die-
jenigen wenigen Menschen, denen dies
schmeckt, was Spiritus enthält, braucht
nicht vornehmlich Bücksicht genommen
zu werden; dass aber die unbegreiflich-
sten Sachen getrunken werden, beweisen
die Politursäufer (s. Pharm. Gentralh. 22,
36).
Das neue Denatnrirungsmittel ist, ent-
gegen der Bedingung unter I. h, leicht
abscheidbar; bei der Destillation der-
artig denaturirten Spiritus mit einem ge-
ringen Ueherschuss an Schwefelsäure
enthält der erste Theil des Destillats,
den Holzgeist, hierauf folgt ein gut rie-
chender Spiritus und erst im letzten Theil
des Destillats treten die unangenehm rie-
chenden Bestandtheile des Holzgeistes und
geringe Mengen von Pyridinbasen (durch
Zersetzung des schwefelsauren Salzes)
wieder auf.
Dem gegenüber bieten die bekannt ge-
wordenen und prämiirten Lösungen der
Preisfrage (siehe oben) und das zu glei-
chem Zwecke vom Verfasser 1885 einge-
reichte Denaturirungsmittel (siehe unten 3)
einige Yortheile.
1. Bohes pyrpgenesEautschuk-
ö 1. Dasselbe ertheilt dem Spiritus laut
I. c keinen üblen Geruch, wohl aber sehr
unangenehmen Geschmack; der damit
yersetzte Spiritus ist äusserlich dadurch
kenntlich, dass ein nicht zu kleiner Zu-
satz Ton Wasser ihn weisslich trübt,
welche Trübung tagelang bestehen bleibt.
Durch Destillation ist es leicht, das
Eantschuköl im Bückstand zu belassen,
beziehentlich in den letzten Theil des
Destillats überzuführen.
Beim Verbrennen des derartig denaturir-
ten Spiritus bleibt der grösste Theil des
Eautschuköls in dem kleinen Bückstand,
der nach dem Ausblasen bleibt oder auf
dem Docht und entwickelt nachträglich
durch die erhitzten Wände des Brenn-
gefässes einen unangenehmen Gerudi
oder bewirkt ein Verschmieren des
Dochtes.
2. Bohesf Naphtalin und Petro-
leum. Dieses . Denaturirungsmittel er-
theilt dem damit versetzten Spiritus Ge-
ruch und Geschmack; der Geruch des
Naphtalins ist natürlich auch beim Ar-
beiten mit dem denaturirten Spiritus be-
merkbar und bekanntlich s^r yielen
Personen unangenehm und mitunter schon
schädlich gewesen.
Beim Verbrennen russt der denatarirte
Spiritus und hinterlässt nach dem Aus-
löschen im Bückstande Petroleum und
Naphtalin, welches letztere durch die
heisse Wandung des Brenngeftsses nach-
träglich verdunstet und das fflmmer mit
seinem Geruch erfüllt
Da das Petroleum nicht völlig in
Spiritus löslich ist, so ist der denaturirte
Spiritus, wenn frisch denaturirt oder ge-
schüttelt, trüblich und erst nach längerer
Zeit, wenn die unlöslichen PetrolenmÜieile
sieh oben abgesetzt haben, klar; sein Aus-
sehen kann demnach ein verschiedenes
sein, was nicht wünschenswerth erscheint
Der denaturirte Spiritus ist äusserlich
durch den Geruch und auch durch die
auf Zusatz von Wasser eintretende, tage-
lang bestehen bleibende Trübung er-
kennbar.
Bäi der Destillation eines derartig de-
naturirten Spiritus besitzen die einzelnen
Fractionen sämmtlich die Eigenschaft,
sich auf Zusatz von Wasser durch Trüb-
ung als denaturirt erkennen zu lassen.
1. Petroleumfraction 100-2000.
Dieses Denaturirungsmittel wurde von
dem Verfasser im Jahre 1886 als Lösung
der oben erwähnten Preisfrage vorge-
schlagen, und hält Verfasser dasselbe
auch heute noch für empfehlenswerth.
Es zeigte sich, dass gewöhnliches Brenn-
petroleum sich nicht völlig im Spiritus
löst, dass sich jedoch der zwischen
100 — 2000 überdestillirende Theil darin
auflöst. Die Löslichkeit ist nicht gross,
jedoch dem Zwecke völlig genügend.
Verfasser empfahl deshalb seiner Zeit
dem zu denaturirenden Spiritus
0,5 pGt der zwischen 100 und
200O 0. überdestillirten Antheile
gewöhnlichen Brennpetroleums
zuzusetzen. Der so hergestellte de-
naturirte Spiritus besitzt einen schwachen
Geruch nach Petroleum und einen unan-
genehmen Petroleumgeschmack; seine
Verwendbarkeit zum Putzen, Brennen etc.
ist nicht beeinträchtigt Beim Brennen
russt derselbe nicht, erzeugt keinen Geruch^
and nach dem TerlOschen hinterbleibt
kein riechender BOcIistand, da die schwer
flfichti^en Bestandtheile des Petroleums
fehlen.'*{ÄenBserlich. kenntlich ist der de-
naturirte Spiritna durch die aaf Zusatz
einer geringen Menge Wasser eintretende,
tagelang bestehen bleibende weisse TrOb-
ting. (10 cem eines 80 proc. Spiritus,
der 0,5 pCt. Petroleumfraelion 100—200«
enthiUt, werden durch Zugabe weniger
Tropfen Wasser danemd getrabt.)
Das Denatnrirnngsmittel ist sos
dem damit versetzt«!! Spiritus schwer
abscfaeidbar. Wird der Spiritus mit
Wasser versetzt nnd dadurch ein Theil
der Petrolenmfraction als dauernde Trflb-
ong ans^escbiedea , so ist immer noch
ein Theil derselben, der nunmehrigen
St&rke des Spiritus entsprechend, in Lös-
nug nnd die, etwa dnreh Filtration Aber
S^esp&ne, Thon etc. gekl&rte Flflssig-
keit besitzt noch Petroleumgeschmack.
Durch Aasschfltteln mit fettem Oel ist
dem dnroh Wasserzusfttz getrtlbten de-
natnrirten Spiritus die TrOboiig (die in
feinen Tröpfchen ausgeschiedenen Petro-
leumantheile) nicht zu entziehen. Beim
Destilliren des denatorirten Spiritus allein
oder nach Zusatz von Wasser sind die
Petroleumantheile nicht zu entfernen,
selbst nicht durch Zugabe von fettem
Oel; alle Fractionen zeigen die Eigen-
schaft, durch Wasser weiss getrtlbt zu
werden und schmecken nach Petroleum.
Das Denaturimngamittel ist billig.
Der Hauptsehwerpnnkt bei Auswahl
eines Denaturirungsmittels Ar Spiritus
ist nach Ansicht des Verfassers darauf
zu legen, dass das Denatnrirungsmittel
nicht durch Destillation (weder allein,
noch nach Zusatz von Chemikalien) ent-
fernbar sei. Dieser wichtigen Anforder-
ung entspricht aber das jetzige allgemeine
Denaturirungsmittel (rober Holzgeist und
Pjridinbasen] nur sehr wenig.
A.S<AHeideT.
BEIscellen.
Papiemormalien.
Urkunden-, 8clireib- nnd ConMpt- Papiere
fflr den amtliehen Oebranofa der K. preuui-
lehen Behörden werden nach folgenden
FeBtigkeiteclaBten
FestigkeiUclai
=
6
5
4
8
2
ifi
4
»
2,5
ä
6
6
6
4
8
■. Mittlere Beiulänge
miodest. km. . .
b. Hittlera Dehnimg in
Ptoc der nrsprttngl.
Uinge, mindect.
c.WldenUmdgAgenZer-
knittem . . . .
und 8toffela«*en beortketU:
I. Pkpiere nnr ans Hftdem, mit nicht mehr
all 2 pCt Asche.
IL Papiere nnr sub Hadern mit Zasatc von
CellnlMe, Strohttoff, Esputo, ftber ftei Ton Holi-
Bchliff*), mit nicht mehr tle b pCt. Asche.
in. Papiere von beliebiger StofFinaammen-
MttQsg, jedoch ohne Zusatz von Eoliachliff, mit
weniger als l&pCt. Asche.
17. Papiere von beliebiger Stafineammen-
letiting nnd mit beliebigem Aschengehalt.
Jedes Papier moss lelmfeat nnd ohne
freie Sinre sein.
Ein Papier, welches nicht gleicbieitig die in
dner TerGcalntalte unter a nnd b angefOhirtei)
FestigkeitBiahun besitit, gebort in eine tiefere
Clasae. Wenn i. B. ein Papier bei 6000 m Bein-
Ifinge nur 3 pCt. Dehnnns aufweist , so gehOrt
es m Cläsce 8, nicht in Classe S,
Der Kegel nach soll allerding* auch die
Nnmmei des „Widerstandes gegen Zerknittern"
der unter der entoprechenden Glasse angege-
uigeseheu weiden.
Terwendnng der Papierclaisen. Ale
Anhalt für die Beamten, welche Liefemngen
von Papier in bestimmten Gebraachsi wecken
anainscnreiben haben, dienen die folgenden
Normen :
Gassen nnd StoQiasammenaetBnDgen bei der
Anawahl von Papier:
1. Pfir besonders wichtige nnd auf eine lange
Anfbewahrnngsdaner berechnete Urkunden:
Festdgkeilsclasse 1, Stoffclasse I.
2. Fflr Urknoden, Standesamtsregister, Qe-
achiftvbflcber u. s. w.
a) erste Sorte: Gl. S; StolbsaamioenBetinng I.
b) zweite „ ,, 8; nnd „ IL
8. FOr das m danemder Aufbewahmng he-
atimmte Actenpapier:
a) fflr Canzlei-, Hnndir-, Brief- n. dgl. Papier:
Clatse 3, Btoffiusammensetzong 11.
b) fflr Conceptpapier : Classe 4; Stofbnsam-
menietinng II.
4. FOr Papiere, welche flir den gewöhnlichen
Oebraooh besümmt sind nnd nnr einige Jahre
in Acten etc. aufbewahrt werden iollen:
a) für Canilei-, Hnndir-, Brief- n. dgL Papier :
Claase 3; Stofiiniammensetziing m.
624
i>) für Conceptpapiet: Classe 4; StofFznsam-
mensetzung III.
5. FQr Briefnmscblftge, Packpapier n. dgL und
zurar:
a) für. erste Sorte: Clasae 3; Stofizusammen-
, Setzung IL .
b) fir zweite Sorte: Classe 5; Stoffznsanimen-
setzQDg III.
6. Für Papiere, welche ze uortergeordodteD
Zwecken im täglichen Verkehr verwendet wer-
. neu solleD, und für welche Ansprüche auf Dauer-
haftigkeit nicht gemacht werden, kann die Stoff-
zusammensetzung IV ohne besoudete Bfloksieht
auf eine Classe gewählt werden.
physiologischen W^rth beider Korper gedenkt
Verfasser in Gemeinschaft mit Dr. Wolfenden
Näheres zu yerÖffentlichen, einstweilen theilt
derselbe mit, dass in vieler Beziehung eine
Uebereinstimmung stattfände zwischen den
Proteiden des I^apains und des Abrins.
Amer. Journ, of Pharm. X, 1887^
PharmakognostiBches.
Aristolochia reticulata. FergiMon
isolirte aus dieser Pflanze ein Alkaloid, wel-
ches er Aristolochin nennt; dasselbe ist
geruchlos und schmeckt sehr bitter; es ist
Tielleicht identisch mit dem von Chevallier
aus der Serpentaria dargestellten Körper.
Ausserdem enthält die Pflanze ein eigen-
thümliches ätherisches Oel von campher-
artigem Geschmack.
Abrus precatorius, Jequirity.
In den ^Pi'oceed. of the Royal Society* be-
richtet Sidney Martm über den giftigen Kör-
per der «lequirity- Samen. Derselbe, zuerst
A b r i n genannt, besteht aus einem Gemisch
von Proteiden, welche Martin in Globulin
und Albumose schied, und zwar bestimmte
er die Körper als vegetabilisches Paraglobulin
und a * Phytalbuminose. Letztere ist sowohl
mit der Deutero-Albumose. von JOiAfie und
Chiäenden als such mit der im Papai'n vor-
kommenden a-Phytalbuminose. lieber den
Herrichtung diekblftttriger
Oewächse fitkr das Herbarium.
Zwei Methoden, Crassulaceen oder über-
haupt chlorophyllreiche Pflanzen zu prSpa-
riren, bat SchlcUterer (Botan. Verein Prei-
I bürg) erprobt und haben beide sowohl in
i Bezug auf Schnelligkeit,, als auch auf £r-
; haltung der Farbe die besten Besultate er-
I geben :,
1. Man übergiesse die ganze Pflanze mit
siedendem Wasser , nehme sie sofort wieder
heraus und nachdem das Wasser abgelaufen,
lege man sie sofort ein und trockne sie ent-
weder an der Sonne oder , was besser ist , in
einem massig geheizten Ofen unter mittel-
starkemi Di^ücke (z. B. einer Drahtpresse.)
2. Man bringe die Pflanzen in einen
einigermaassen luftdicht abschliessbaren
Baum (z. B. eine alte Botanisirbüchse) und
zünde in demselben Schwefel (am beaten sog.
Schwefelblumen) an. Nach etwa einer halben
Stunde sind die Pflanzen zum Trocknen bereit
und können nun wie bei 1. behandelt werden.
Mit Anwendung der Ofenwärme sind auf
diese Weise viele. Pflanzen binnen einer
Stunde herbarfUhig gemacht.
— 0«—
r\y^^*-„J"\^'^^^f\^ v^ .'\.^'-
Offene Corregpondenz.
Apoth, B. in W. Natrium sulfoben-
feoioum soll in 0,4 bis O,öproc. L<teung ein sehr
gutes Mittel für antiseptische Verbinde abgeben.
H. Z. in 0. Für Ihre Zwecke wird eine Fil-
tration des Wassers durch Saud und Eies wahr-
scheinlich genügen, verel. Sie über Filtration
auch Pharm. Centralh 27 ^ 546.
Apoth, J« T« in 0« Das Übersandte Plakat-
Sapier ist mit einem Lack gefirnisst, welcher
urch das betreffende Papier so durchgeschlagen
ist, dass dasselbe durchscheinend und wie ge-
fettet aussieht. Nach Angabe eines Fabrikanten
ist der hierbei verwendete Lack Copallack, wel-
chem man Harze zugesetzt hat. die ein Weich-
bleiben des Bückstandes veranlassen. Welche
Harze und in welcher Menge man dieselben
verwendet, wollte der Fabrikant jedoch nicht
sagen, wahrscheinlich Weichhane wie Elend
und dergjL
G« inu* V, Bunaen verwendete ursprünglich
als Unterlage für die Jodid-, Oxyd- und SSfid-
Beschl&ge PorzeUansehälchen oder unglasirte
Porzellanplatten. Die neuerdings zu gleichem
Zwecke verwendeten ^.Piaster of Paris*'-
Täfe leben sind Gypstfif eichen, einfach
herstellbar durch Ausgiessen von Gjpabrei auf
geölte Glasplatten und Erh&rtenlasaen.
Antwort auf die in Nr. 47 gesteQte An-
frage. Photoxylin von Mann ist zu baben
bei der „Russischen Pharmaceutischen Handels-
gesellschaft' in St. Petersburg und bei JStoU
d; Schmidt, Droguenhandlung'* in St Peters-
burg; femer liefert Photoxylin die Firma Karl
Fr. TÖUner in Oldenburg.
Verleger und Terantwortlielier Redaetenr Dr. S» <}elsiler ia Dragdea.
Im Bnohbaadel durch Julius Sprlufer, Berlin H., If oub^ ouplftta t.
Druck der KSalcl. Hefbnohdruekerel von 0« OL Kelnhold k SOline In Draidea,
Pharmaceuiische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
Dr. Hermann Hager
der Pharmacie.
Herausgegeben Yon
and
Dr. Ewald Gelssler.
Eraeheiiit Jeden Donnerstag. — Abonnementspreis doreb die Post oder den Bncbbandel
fierteljAnrlieh 3 Mark. Bei Znsendnng unter Streifband 3,60 Mark. Einielne Kammern
35 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit- Zeile 35 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen» Auftrftge, Manuseripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, PiUnitzer Strasse 56 adressiren.
M 51. Berlin, den 22. December 1887. ^Al M^ll
Der ganzen Folge XXVIII. Jahrgang.
I Bbalt: CkeMle ma4 PhAnuMle: MittheünnffeB am dem Laboratorinm d«r Papier- nnd chemiMhen Fabrik,
Bnfen Dieterich ia Helfenberg bei Dresdea: üeber iadifferente Elsenverblndttsgen. — Aqua phoaphoriea Haster*
llkii. — BottlmmiiBf des Gecammtetickitoflni. — BeiCrilge xu den Unterenebangtmetboden dee Lebertbrana und
der PflanxenSle. — Ueber die Methoden snr Entdeckung des BanmwoIlsamenSlee In Oemiachen mit anderen
Oelen. — Ceneerrimng ven Fleisch nnd Fleiacbwaaren. — Wann ist ein Bier saner? ~- Entwurf eines Gesetses,
betreffend den Verkehr mit Wein. — Lttontar ud Kritik. ^ MlieeUeai Oeheimmittel nnd Kurp^iMherei. —
Stenoearpla. — Aaylflrni ss. ~ Ueber Keispapier. — Machweis von Balpeteralore im Brunnenwasser. — Bereitung
aromatischer Wttsser. » Aas^lgw.
Cliemle und Pliarmacle.
Mittheilnngen aus dem Labora»
torinm der Papier- und chemischen
Fabrik^ Engen Dieterich in Helfen-
berg bei Dresden.
Ueber
iHdlfferente Elsen yerbindangen.
Von Etigen Dieierich and Gustao BartheH.
(Schluss.)
In unseren Mittheilmigen , welche wir als
,,Nachtrag'' in der vorigen Nummer dieser
Zeitschrift veröffentlichten, erwähnten wir be-
reits, dass wir in der Vorschrift zu Liquor
Ferri albuminati Drees das Ammoniak voll-
ständig durch Natronlauge zu ersetzen ge-
dächten, während dies in der in Nr. 48 dieser
Zeitschrift gegebenen Bereitungsweise erst
theilweise geschehen war. Heute sind unsere
Untersuchungen und Versuche zu einem be-
friedigenden Abschluss gelangt; wir sind
daher im Stand, die geplante Veränderung,
welche sich nur auf den einen erwähnten
Punkt erstreckt, und die übrigen Verhältnisse
des Verfahrens unberührt läset, zu publiöireu
und unserer Vorschrift folgende Fassung zu
geben :
3,0 Albuminis ex ovis sicei
löst man in
30,0 Aquae Ginnamomi.''')
Anderei'seits verdünnt man
12,0 Liquoris Ferri oxychloraü
Ph. G. II
mit
40,0 Aquae destillatae
und setzt
12,0 Spiritus
zu.
Man mischt nun beide Flüssigkeiten, fügt
sofort
0,75 Liquoris Natri caustici Ph.
G. II
hinzu und stellt zurück. Nach mehrstündigem
Stehen filtrirt man durch etwas Watte und
wäscht diese mit so viel Wasser nach, dass
das Gesammtgewicht
100,0
beträgt.
Um den so gewonnenen Liquor mit dem
Drees'schen auch analytisch zu vergleichen,
machten wir die entsprechenden Bestimm-
*) In Nr. 48 der Centralb. heilst es irrthüm-
lich „Aqoae destillatae*'.
626
ungen. Wir gestatten uns, die gewonnenen
Besnltate gemeinsam mit denen , welche wir
bei Untersuchung des Originalpräparates er-
hielten, hier anzuführen :
Original. Nachahmung.
3,59 pCt. 3,55 pCt Trockenrüekstand,
0,68 „ 0,92 „ Asche,
0,57 „ 0,60 „ Eisenoxyd,
3,52 „ 3,51 „ m. Spiritus ftllbar.
Es stimmen diese Zahlenreihen so gut
Uberein , dass man obiger Vorschrift die Be-
rechtigung nicht wird versagen können. Ein
darnach gewonnener Liquor kommt auch dem
Drees*schen vollkommen gleich, sowohl phy-
sikalisch wie chemisch.
Bei weiteren Versuchen fanden wir, dass
man ein noch weit schöneres Präparat erhält,
wenn man unter Belassung der übrigen Ver-
hältnisse statt 3,0 nur
2,5 Albuminis ex ovis sicci
nimmt.
Die mit dieser Beduction erhaltene Ferri-
albuminat-Lösung zeichnet sich durch grössere
Durchsichtigkeit aus und besitzt sonst die
gleichen guten Eigenschaften.
Verringerten wir bei Beibehaltung der
Eisenmenge das Albumin unddementsprechend
auch die Natronlauge noch weiter, so erzielten
wir gleichfalls klare Lösungen und gelangten
schliesslich mit 1 pOt. Albumin dahin, die
Natronlauge ganz missen zu können. Nur
mussten wir dann ein Erhitzen im Dampf-
bad anwenden, um eine klare Lösung zu be-
kommen. Wir erhielten damit jenen Liquoi
Fern albuminati, zu welchem wir in Nr. 48
dieser Zeitschrift bereits eine Vorschrift auf-
gestdlt hatten.
Eine vortrefOiche Arbeit über denselben
Gegenstand von Herrn Ä. Beissmann in
Scbnölln durften wir mit Freuden deshalb
begrttssen, weil unsere Beobachtungen und
Besultate mit jenen fast durchgehends über-
einstimmen. Wir kamen nur etwas später
und erst auf Umwegen dahin, wo sich Herr
Beissmann schon früher beflEUid.
Zur Anwendung von Ammoniak wurden
wir durch das in Nr. 48 d. Bl. mitgetheilte
Untersuchungsergebniss des Originalpräpa-
rates veranlasst. Die Differenzen im Alkohol-
gehalt, die durch Herrn Beissmann ebenfalls
constatirt werden, bestimmten uns, uns Ori-
glmdpräparate von verschiedenen Depots zu
beschaffen. Dieselben waren äusserlich z. Th.
normal, es befanden sich aber auch solche
darunter, welche theilweise und andere, die
vollständig gelatinirt waren. Da das Gela-
tiniren mit der Zeit eintritt, durfte darnach
das Alter des Präparates bemessen werden.
Die Prüfung auf Ammoniak ergab nun, dass
es in älteren Präparaten reichlich, und desto
weniger darin nachgewiesen werden konnte,
je flüssiger der Liquor war; dementsprechend
nahm mit dem öelatiniren die Ammoniak-
menge zu und war offenbar von durch das
Alter des Präparates bedingten Veränderungen
abhängig.
Wir erhielten femer mit frischem Hühner-
eiweiss sehr gute Resultate; wir nahmen fünf-
mal so viel wie trockenes.
Die mit frischem Eiweiss hergestellten
Ferri - Albuminatlösungen zeigten stets
grössere Klarheit und Durchsichtigkeit. Wir
glauben nicht, dass der Trockengehalt des
frischen Albumins so stark wechselt, um
seine Verwendung schwierig erseheinen zu
lassen. Ebenso sind wir im Gegensatz zu
Herrn Beissnumn der Ansicht, dass man
bei einer fest normirten Natronmenge stehen
bleiben kann, sobald man einen Liq. Ferri
oxychlorati anwendet, welcher die Prüfung
der Pharmakopoe aushält.
Alle diese Fragen sind nebensädilich,
nachdem die ausgezeichneten Arbeiten des
Herrn Reissmann*') durch die von uns er-
zielten Besultate im Princip ihre volle Be-
stätigung finden ; es wird sich deshalb auch
gleich bleiben, ob ein Liquor Ferri albu-
minati nach der JßeMmtofin'schen oder nach
unserer Vorschrift gearbeitet wird.
*) In dessen Artikel mnss et Seite 616, 2
Spalte 18. bis 11. Zeile von unten heissen: »,da
je nach der Menge freien Alkali's sich mehr
oder weniger leicht Niederschläge bilden"»
nicht , wie dort gedruckt ist, „da j a nach der
Menge etc. leichte Niederschläge etc."
Beriehtigang.
In Nr. 50, Seite 619, 2. Spalte unten, letaste
3 Zeilen muss es heissen :
,,Ein heU ockerbraunes j luftbesUMiges
Fulver ohne Geruch und schwach eisen-
artig schmeckend^ Mar löslich in 3 Theilen
Wasser/*
Der irrthünilich hier stehende Absatz ge-
hört an den Schluss des Artikels: „Fermm
oxydatum galactosaccharatum solubile."
627
Aqna phosphorica Hasterlikü
Da die AnweDdang Ton Phosphorleber-
thran mitunter wegen Verdauungsstörangen
nicht angeseigt ist, empfiehlt Eseherid die
Aqna phosphorica, zu welcher ^os/^ItX;
die folgende Vorschrift gab :
Bp, Phosphori 0,01 g solve in
Carbonei snlfureti 0,26 g adde
Aqnae destillatae 100,0.
M. D. S. Zweimal täglich einen Thee-
löffel ToUzu nehmen.
Die Flasche ist gut TerstÖpselt sn halten,
nm ein Verdunsten des Schwefelkohlenstoffs
und dadurch bedingte Ausscheidung des
Phospors zu Termeiden. Ein Zusatz von Zucker
oder Sjrup als Geschmackscorrigens ist zu
vermeiden und nöthigenfalls erst vor dem
Einnehmen zu machen. Durch Zuckerzusatz
wird der brennende Rettiggeschmack fast
völlig verdeckt. Die Kinder sollen an dem
unangenehmen Geruch keinen Anstoss neh-
men und die Arznei um so besser nehmen,
je jSnger sie sind. (An Stelle der Bezeichnung
Aqna phosphorica wäre Aqua pbosphorata
richtiger gewesen, da erstere nach unserer
Nomenolatur ein Phosphorsäurewasser be-
zeichnet. Ref.)
Med. Mr. Bunägchau t8S7, 768,
Gegen das im Vorstehenden genannte Prä-
parat „Aqua phosphorica Haster-
likü" wenden sich Selttnann und Müller
(Breslauer ärztl. Zeitschrift 1887,6), indem
sie die Vorschrift als unrationell bezeichnen
und die Anwendung des Präparates der üblen
Eigenschaften des Schwefelkohlenstoffs wegen
widerrathen.
Zu gleicher Zeit (an demselben Orte) wer-
den die äbrigen Zubereitungen des Phosphors
einer Kritik unterzogen.
Spiritus phosphoratus wird als ganz
unzuveriässiges, zu Heilzwecken durchaus un-
geeignetes Präparat bezeichnet.
Oleum phosphoratum der Pharm.
Germ. I, im Verhältniss 1 : 80 bereitet, schei-
det, entgegen der Angabe von Kattowitz^ Phos-
phor aus; es kann sogar vorkommen, dass
Phosphoröl keine Spur Phosphor mehr ent-
hält.
Selimann verlangt die Aufnahme von
Oleum phosphoratum in die Pharm.
Germ. III, jedoch Im Verhältniss 1 : 600 (1 g
Phosphor wird in 500,0 g Gel unter Erwärmen
im Wasserbade allmälig gelost. «.
Tharmac. Zeitung 1887. 637.
Bestimmang des Oesammtstick-
stoffo«
Zur raschen Bestimmung des G e s a m mt-
s tick Stoffs (des in omanischer Form, als
Ammoniak und als Salpetersäure vorhandenen
Stickstoffs) giebt Hotueau ein neues Ver-
fahren an. Dasselbe beruht auf dem Um-
stände, dass alle Stickstoff- haltigen Körper
beim Glühen mit einem Gemenge von Na-
triumacetat, Natriumthiosulfat und Natron-
kalk in Ammoniak übergeführt werden. Das
Gemisch von Acetat und Thiosulfat wird
hergestellt durch Schmelzen von gleichen
Gewichtstheilen Natriumacetat und Natrium-
thiosulfat in ihrem Krystallwasser im Wasser-
bad ; nach dem Erkalten wird gepulvert und
das Gemisch für einige Tage in gut ver-
schlossenen Glasgefössen aufbewahrt. Wird
die Gegenwart von Ammoniak in den be-
treffenden Salzen vermuthet, so wird dem
geschmolzenen Salzgemisch etwas festes Aetz-
kali zugesetzt. Die Bestimmung des Stick-
stoffs geschieht in folgender Weise : In das
an einem Ende zugeschmolzene Verbrenn-
ungsrohr (von Glas oder Eisen) werden 3,0 g
des mit 2,0 g Natronkalk (grob gepulvert)
gemischten Salzgemisches von Acetat und
Thiosulfat gefüllt, darauf eine einige Centi-
meter lange Schicht Natronkalk gegeben.
Hierauf folgt die Substanz (von Stickstoff-
reichen Stoffen ungefähr 0,6 g, von Acker-
erde 10,0 bis 26,0 g), feinst gepulvert (und
über Schwefelsäure getrocknet) und mit 10,0g
des obengenannten Salzgemisches und 10,0 g
Natronkalk innigst vermengt. Die weitere
Füllung des Rohres geschieht mit Natronkalk,
schliesslich folgt ein Bäuschchen Glaswolle
oder Asbest. Die Verbrennung geschieht in
bekannter Weise von vom nach hinten. Die
am hinteren Ende befindliche Menge des
Salzgemisches entwickelt ungefthr 200 ccm
indifferentes Gas.
Das entwickelte Ammoniakgas wird in
einem mit Wasser beschickten WilVBchen
Absorptionsapparat aufgefangen, dessen Was-
ser durch einige Tropfen Lackmus gefärbt
ist. Das Ammoniak wird während der Ver-
brennung in dem Maasse, wie es auftritt, in
dem TTiZT sehen Absorptionsapparat selbat
628
titrirty zu welchem Zwecke das gewöhnlich
schräg yerlaufende offene Ende desselhen
etwas nach oben gebogen worden ist.'^)
Die Vermischung des ammoniakalischen
Wassers mit der zulaufenden titrirten Säure
geschieht von selbst durch die Schwankungen
der Torgeschlagenen Flfissigkeit.
Es empfiehlt sich die Säure so einzustellen,
dass 1 ccm 0,01 g Stickstoff entspricht, um
weitere Rechnung zu vermeideki. Für tech-
nische Zwecke soll es genügen, den Kugel-
apparat durch ein einfaches gebogenes Rohr
zu ersetzen, das in ein offenes Gefass mit
Wasser eintaucht. Der Verlust an Ammo-
niak soll Temachlässigt werden können.
Eine Person soll Tier derartige Bestimm-
ungen zu gleicher Zeit beaufsichtigen und
ausführen können.
Folgende Zahlenangaben dienen zur Be-
urtheilung der Genauigkeit der Methode :
Stickstoff in Procenten
gefunden: berechnet:
Reines Natriumnitrat . 16,4 16,47
Gemisch von Eiweiss,
Natriumnitrat und
Ammoniumchlorid . 16,4 16,77
Durch Bulletin de la soc. royaU de ph.
8. d. BruxeUes 1867, 308.
Beiträge zu den üntersachiings-
methoden des Leberthrans und
der Pflanzenöle.
Die Schwierigkeit, einen Leberthran auf
etwaige Verfälschungen mit Pflanzenölen zu
prüfen, Tcranlassten Prof. Salkoivski dazu,
aufs Neue eine Anzahl Ton Methoden, welche
zum Nachweis von Pflanzenölen dienen
können, zu prüfen.
I. Bestimmung des Erstarrungs-
punktes und Schmelzpunktes.
Der Erstarrungspunkt des Leberthrans liegt
ziemlich tief, aber bei den yerschiedenen un-
zweifelhaft echten Sorten zeigten sich ausser-
ordentliche Unterschiede. Während einzelne
Thrane erst bei — 15<* C. fest wurden, er-
starrten andere schon bei 0^ und eben so
grosse Unterschiede zeigten sich bei der Be-
stimmung des Schmelzpunktes, welcher bei 5
bei oder über 0», bei 6 Sorten unter 0» lag.
*) Zn diesem Zwecke wird das offene Ende
desselben etwas weiter constrairt werden müs-
sen, als es bisher meistens üblich war. Bef
Ausserdem erwies sich , wie dies ja bei der
Bestimmung der Schmelzpunkte, besonders
deijenigen der Fette, häufig beobachtet wird,
dass die Zeit der Einwirkung von ausser-
ordentlichem Einflttss auf die Erstarrnngs-
temperatur ist; ein Leberthran, der als
flüssig bei — 15 ^ C. angegeben wurde and sich
auch in der That bei — 15^ C. demonstriren
Hess, erstarrte schon bei — 4^0., wenn diese
Temperatur stundenlang einwirkte. Man
muss also entweder den definitiTen
Aggregatzustand herbeiführen, oder ausser
dem Temperaturgrade auch die Zeit an-
geben, während welcher die betreffende Tem-
peratur einwirkte, besser noch die Zeit,
während welcher das Oel selbst die betreffende
Temperatur zeigte. Trotz dieser Hindemisse
sind einzelne Oele, wie Palmöl, Cocosnussöl,
Palmkemöl, wenn dieselben in Mengen von
etwa 20pCt. zugesetzt sind, an der schnellen
Erstarrung des Leberthrans bei 0^ zu er-
kennen. SaUcowski glaubt den Unt-ersehied,
welchen die Terschiedenen Leberthrane bei
ihrer Erstarrung zeigen, darauf zurückführen
zu sollen, dass bei einzelnen Thranen bereits
die schwerer schmelzbaren Antheile durch
Abkühlen abgeschieden sind, bevor sie in
den Handel gelangen.
IL Anwendung der Reichert-
Meissl - Methode.
Im Durchschnitt wurde die Beicheri'nche
Zahl bei den Leberthranen nach Abrechnung
der Correctur von 0,2 (für den Indicator) zu
0,1 bis 0,2 (auf 5 g) gefunden. Für die
meisten fetten Oele wurden wenig höhere
Zahlen gefunden, nur für Cocosnussöl und
Palmkemöl wurden 7,28 und 3,48 gefunden.
Nur die beiden letzteren Oele dürften daher
mit einiger Wahrscheinlichkeit, und zwar
nur in grösseren Mengen, im Thran anf-
zufinden sein. Wie unsicher übrigens die
Reichert -MeissVache Methode für den Nach-
weis geringer fremder Fettmengen ist, hat
auch Schweissinger (Pharm. Centralh. 1887,
Nr. 26) nachgewiesen.
UI. Die Reaction mit Schwefel-
säure-Phytosteringehalt.
Die Probe wird zweckmässig in zwei Formen
angestellt , einerseits , indem man zu Leber-
thran im Uhrglas direct Schwefelsänre zu-
fliessen lässt, andererseits, indem man einige
Tropfen Leberthran in Chloroform löst,
fi29
Sobwefelsiiure xnfiieMen llstt and tehütteh.
Die Frage , welcher Körper die charakte-
ristische B 1 a Q f^hnDg Teranlassep wird dahin
entschieden, dass dies nicht das Cholesterin
•ei 9 von welchem die Thrane etwa 0,3 pCt.
enthalten, anch nicht ein Gallenfarbstoff,
Tielmehr ein Körper, der su den Ton W. Kühne
näher stndirten Lipochromen gehört. An
der bekannten Reaetion des Leberthrans mit
Schwefeisänre sind daher das Cholesterin, die
Fettsinren nnd das Lipochrom betheiiigt.
Von thierischen Fetten zeigen einen Gehalt
an Lipochromen namentlich das Eidotterfett
and in geringerem Grade das B otterfett ; den
anderen Fetten fehlt dieser Farbstoff ganz
oder fast ganz, von pflanzlichen Fetten ist
nach Kühne das orangegefSbrbte Palmfett
dnrch hohen Gehalt an Lipochromen ans-
gezeichnet, welche mit den ans Eidottern
identisch sind. Salkoivski bestätigt das
Besaitet Kühne**. Cholesterin konnte Sal-
howM ans allen nntersuchten Oelen dar-
stellen, und zwar ans Leinöl, Rüböl nnd
Banmwollensamenöl rein 0,15 bis 20. Die
nähere Untersnchnng ergab aber, dass das
Cholesterin ans Leberthran nnd das ans
Pflanzenölen nicht identisch sei, dass das
letztere vielmehr mit dem von Hesse 1878
zuerst beschriebenen Fhjtosterin fiber-
einstimme. Das Cholesterin erstarrt zu einem
Brei von Krystallblättchen , das Phytosterin
zu bnscheliormig gmppirten soliden Nadeln.
Bei langsamer Ausscheidung erscheint das
PhTtosterin in Form schön ausgebildeter,
laug gezogener sechsseitiger Tafeln, was beim
eigentlichen Cholesterin nie vorkommt. Der
Schmelzpunkt des Phytosterins liegt bei 132
bis 134^, derjenige des Cholesterins bei 146<>.
Diese Unterschiede sind charakteristisch ge-
nug, um den Nachweis von Pflanzenfetten in
liCbertbran zu ermöglichen. Salkoioski ver-
seift 10 g Leberthran mit 10 g Kalibjdrat
und etwas Alkohol , löst mit Wasser zu 600
bis 700 , schüttelt mit Aether (500 ccm) aus,
flltrirt den Aetherauszug, verdunstet, reinigt
eventuell durch nochmaliges Verseifen mit
wenig alkoholischer Kalilauge und erhält
dann die Cholesterine ziemlich rein. Aus
reinem Leberthran wurde der Schmelzpunkt
zu 146 <*, aus mit 20pCt. Pflanzenölen ver-
mischtem zu 139 bis 140 <* gefunden. Auch
die mikroskopische Untersuchung ermöglichte
in fast allen Fällen den Nachweis der Ver-
fälschung.
IV. Gehalt des Leberthrans an
freien Fettsäuren.
Im Einklänge mit Bager stellte Salkowdd
fest, dass die guten Handelssorten von Leber«
thran nur ganz unbedeutende Mengen von
Fettsäuren entbalten. SaJhnoski fhnd 0,25
bis 0,69 pCt. an Oelsänre und nur bei einem
Thran 6,5 pCt. Die meisten käuflichen
Pflanzenöle haben höheren Gehalt an Oel-
sänre.
Zum Schluss whlägtSalkowskiBh Erweiter*
ung der Eeiehert^MeissV sehen Methode ^oeh
die Bestimmung der flfichtigen, aber nicht
in Wasser löslichen Fettsäuren vor.
Für CocosnnssÖl nnd Palmöl ergeben sieh da
ziemlich hohe Zahlen. Man verfährt in der
Weise, dass man das Destillat auf 10 bis 12 ^
abkühlt, die nicht gelösten Fettsäuren auf
einem Filter sammelt, mit Wasser nachwäscht,
darauf in Alkohol löst und titrirt. Was dieser
Methode entgegensteht, ist der Umstand, dasa
bei einmaligem Ueberdestilliren von 110 ccm
nur ein Theil der flfichtigen, unlöslichen
Fettsäuren übergeht, dass man die Destillation
daher mehrmals wiederholen muss, um ein
genaues Besultat zu erhalten. ^os —
Zeitschr. f, anal Chem. 1687, 657.
üeber die Methoden zur Ent-
deckung des Baumwollsamenöles
in Gemischen mit anderen Oelen.
Eine Commission, gebildet aus St. Cannüf'^
earOy F. Sestini^ T, Brugnatelli, P. Tassmari
G. Del Torre und präsidirt von St. Cannüf-
jsaro, prüfte im Auftrage des italienischen
Finanzministeriums die Methode von E. Bechi
zur Auffindung des Cottonöles in Oelgemi«
sehen. Die Scblässe jener Commission waren
die folgenden. Die beiden Beagentien sind
zu bereiten einerseits aus 1 g salpetersaurem
Silber, 200 ccm Aethylalkohol von 98 pCt.,.
40 ccm. Aethyläther und 0,1 g Salpetersäure
(HNOs), andererseits aus 100 ccm Amylal-
kohol und 15 g gereinigtem Kohlsaat-(Colza-)
Oele. Die zu untersuchenden Oele mfissen
klar flltrirt werden. Zur Anstellung der
Prüfung versetzt man 10 ccm des fraglichen
Oeles mit 1 ccm der Silberlösung und 100-
ccm des Colzaöl • Amjlalkoholgemisches ,
mischt gut und theilt in zwei etwa gleiche
Portionen. Die eine erhitzt man eine^Yiertel-
stnnde lang auf 100^ und vergleicht sie als-
dann mit der anderen rücksichtlich der Färb-
638
ung. Alle in dieser Weise von der Rommis-
eion geprüften Olivenöle ergaben keine Farben-
Verilnderang« alle Cottonöle worden intensiv
rothbrann. Cottonöl, anefa solches, welches
«peciell zar Vermischnng mit Olivenöl £abri-
cirt worden war, Hess sich mit dieser Methode
in Menge von nicht unter 10 pCt. xiemlich
gat, in solchen von 15 pCt. sicher entdecken.
Eine kleine Abweichung in der Darstellung
des Silberreagens, namentlich bez. der Menge
der Salpetersäure, oder die Untersuchung
nicht völlig klarer Oele führt zu Irrthfimem.
Ein zu wenig saures Reagens kann auch mit
reinem Olivenöle die rothbraune Färbung
liefern ; zu viel Säure schwächt die Reaction
Cottonöl enthaltender Gemische ab. Glycerin
oder freie Fettsäuren enthaltendes Olivenöl
gestattet keine sichere Prüfung.
Ein mit Ameisensäure versetztes Olivenöl
giebt die Cottonölreaction. Die Commission
erachtet, dass bei dem gegenwärtigen Stande
der Oelindustrie die besprochene Reaction
ihren Zweck erfülle , dass sich dies aber mit
der Zeit ändern könne, und daher auch die
anderen üblichen Oeluntersuchungsmethoden
zu Rathe zu ziehen seien, welche H. Del
Torre in einem den Commissionsbeschlüssen
beigefügten Berichte über die von ihm aus-
geführten Untersuchungen bespricht. In
lezterem ist gleichzeitig sehr reichhaltiges
Belegmaterial für obige Beschlüsse enthalten.
Es wurden n. A. in 40 Olivenölen verschie-
dener Provenienz und Bereitung (darunter
auch Oelo erster Pressung, ferner aus mit
Seewasser conservirten, aus frischen und ge-
gohrenen Oliven, aus den Kernen mit Aether
ausgezogene Oele etc.) die Jodzahl (HÜbl),
die Bromzahl {Levallois), die Temperaturer-
höhung beim Mischen mit Schwefelsäure von
66o B (Maumene), die Dichte- und die Arä-
metergrade nach Pinchon bei 10^, 15®, 20^
und 30^ sowie die Dichte bei 100», der Per-
forationswiderstand bei — 190 nach Serra-
Carpi (C.-Bl. 87. 999) etc. bestimmt. Das
Gleiche geschah bei Cottonöl und anderen
Samenölen verschiedener Qualität, sowie bei
Gemischen von Olivenöl mit Cottonöl.
Chem. Centr.-Bl, 1887, Nr. 48,
Gonserviruag von Fleisch und
Fleischwaaren.
In einem vor der 6. Versammlung des
Vereins bayr. analyt. Chemiker gehaltenen
Vortrage gab Prof. Dr. Herrn. Kaemmerer
zunächst dem Bedauern Änsdmek, dan,
während auf allen Zweigen der Nafarnngs*
mittelchemie die regste Arbeit herrscht , das
Fleisch und die Fleisch waaren völlig ver-
nachlässigt worden sind. Ansseir dem Nach*
weis des Fuchsins und der Bestimmung des
Stärkemehles ist kaum etwas zu verzeichnen,
was zur Beurtheilung von Fleisch gethan
wäre. Besonders die Conservirungsmethoden,
die für Fleisch angewendet werden, ent-
sprechen gar nicht den Grundsätzen , welche
die Chemie bisher im Verein mit der Hygiene
aufgestellt hat.
Kaemmerer stellt folgende Grundsätze auf
für die an jede Conservirungsmethode zu
stellenden Anforderungen:
1. Der Nährwerth des Fleisches oder des
FUischfabrikates darf durch den Einflnss der
Conservirungsmethode nicht oder nicht wesent-
lich abgemindert werden, und es muss
2. die leichte Verdaulichkeit derselben
möglichst erhalten bleiben.
3. Sollte kein fremder, jedenfalls kein der
menschlichen Gesundheit schädlicherBestand-
theil oder doch ein solcher nur in unscfaSd*
liehen Quantitäten durch die Conservirungs-
methode in das Fleisch gelangen, und
4. während eines entsprechenden Zeit-
raumes der Eintritt der Fäulniss und ihrer
giftigen Wirkung auf den menschlichen Or-
ganismus sicher verhütet werden.
Von diesen Gesichtspunkten geleitet, glaubt
Kaemmerer die verschiedenen, bekannt ge-
wordenen Conservirungsmethoden klassifi-
ciren zu sollen in
I. Methoden, welche die Conservirung des
Fleisches im frischen Zustande, ohne Zu-
führung fremder Ingredienzien in die Fleiseh-
masse, erstreben resp. bewirken.
II. Methoden, welche die Conservirung des
Fleisches im frischen Zustande mit Hülfe
eines fremden Körpers, gewöhnlich eines in das
Fleisch gelangenden Antisepticums, erzielen.
III. Methoden der Conservirung des Flei-
sches durch alleinige Wasserentziehung auf
trockenem Wege.
IV. Methoden der Conservirung durch
Wasserentziehung auf nassem Wege unter
Anwendung von chemischen Mitteln, welche
dabei in die Fleischmasse eingehen, unier
Verlust werthvoller Nährbestandtheile des
Fleisches, auch durch ganzes oder theilweises
Garkochen desselben«
631
V. CoDserrirung durch AoBtroekonng und
Imprägniren mit antiseptisch wirkenden Stof-
fen ohne Enteiehong von werthvoUen Beetaad-
Iheilen des Fleisches (Räuchern).
- VI. ConserviruDg durch Entziehen von
Wasser auf nassem Wege, verbunden mit
Terlust von werthy ollen Nährbestandtheilen
€lea Fleisches, und nach heriges massiges
Trocknen und Imprägnation mit antiseptisch
wirkenden Dämpfen (Salzen und Räuchern).
VIT. Besondere Methoden und Combina-
tionen mehrerer der Torhergeh enden.
Eine der besten Methoden bleibt, die Con-
eerrirung durch Kälte, welche besonders dem
Handel von Fleisch aus den aussereuropä-
ischen Landern grosse Dienste leistet.
Vollständig verwirft Kaemmerer diejenigen
Methoden, welche auf der Anwendung von
Borsäure , Gljcerin ,' Salicylsäure , doppelt-
sehwefligsaures Calcium und Natrium, schwef-
lige Säure, Holztheer und ähnlichen Sub-
stanzen beruhen, die wir bei andern Nahrungs-
mitteln verwerfen. Kaemmerer glaubt , dass
ans der Bestimmung der freien Säure sowie
auch des specifischen Gewicht des Fleisches
(der Würste) Schlüsse auf die Güte derWaare
gezogen werden können ; es sind jedoch noch
zu wenig Untersuchungen gemacht, um ge-
nugende Anhaltspunkte zu gewinnen. Der
Vortragende fordert die Chemiker und Aerzte
dringend auf, an der Ausarbeitung der Me-
thoden zur Prüfung des Fleisches mitzuarbei-
ten, ein ebenso grosses chemisches, wie auch
bacteriologisches Gebiet liegt hier noch un-
bebaut. Q$ —
Wann ist ein Bier saner?
Ueber diese wichtige Frage hatten auf der
^VI. Versammlung der freien Vereinigung
bayerischer Vertreter der angewandten Che-
mie'' X. ^u&r^ - München und H, Vogel-
Memmingen das Referat übernommen. Wir
geben aus dem nunmehr erschienenen Bericht
folgendes.
Ein gewisser Säuregehalt des Bieres ausser
der vorhandenen Kohlensäure gehört bekannt-
lich zum Wesen desselben. Als Ausdruck
für die Menge der freien Säure eines Bieres
überhaupt wird die zur Neutralisation ge-
brauchte Menge Alkali angenommen und
zwar die Anzahl Cubikcentimeter einer Nor-
mallösung des Alkalis für 100 g Bier und
al8Acidität(Sänregrad) des Bieres bezeichnet.
Gewöhnlich nimmt man, und zwar mÜ
einiger Begründung, an, dass die Milchsäortf
unter den organischen Säuren vorherrschend
im Biete vertreten sei und man pflegt daher
auch den Säuregrad in Procenten Milchsäure
auszudrücken. Ausser der Milchsäure sind
auch noch andere organische Säuren in ge-
ringer Menge bei der Säurebildung vertreten.
Bier ist ein Produet, welches, nachdem es
alle Stadien der Fabrikation durchgemacht
hat, sich noch immer verändert, indem es
stärker vergährt, an Alkohol und Kohlensäure
reicher wird. Ist die vergährbare Substanz
bis auf einen kleinen Rest aufgebraucht, als-
dann ist Gefahr vorhanden, dass an Stelle der
alkoholischen Gährung rasch fortschreitende
Säuerung tritt. Wenn es auch schwer er-
scheint, für die Biere eine Grenze als Maass-
stab zur Beurtheilung des Säuregrades zu
ziehen, dürfte dennoch die Thatsache, dass
mit der Säuerung auch das Auftreten von
Säurebacterien in grösserer Menge und nicht
etwa vereinzelt, wie sie auch in Absätzen ge-
sunder Biere gefunden werden können , ver-
bunden ist , die Feststellung des Verdorben-
seins durch Säure erleichtem. Es giebt zwei
Gruppen saurer Biere, milchsaure und essig^
saure. Die Gesammtacidität wird immer einen
guten Maassstab für Beurtheilung der Acidität
eines Bieres abgeben. Nach den bisherigen
Erfahrungen sind Biere, deren Gesammt-
Säuregrad höher als entsprechend 3 ccm Nor-
malalkali zur Neutralisation von 100 ccm
Bier, äusserst selten und zeichnen sich solche
dann schon durch einen sehr sauren Ge-
schmack aus.
Schliesslich wurden von der Versammlung
folgende drei Sätze angenommen :
1. Im Allgemeinen ist für untergährige
Braunbiere die in den Vereinbarungen festge-
setzte Grenze für die Gesammtsäure mit 3 ccm
etc. aufrecht zu erhalten.
2. Jedes Bier, welches durch einen auf-
fallend schlechten und sauren Geschmack
sich auszeichnet, dessen Acidität 3 ccm Nor-
malalkali überschreitet und in dessen Absatz
und suspendirt sich gegenüber der Hefe vor-
tretend Säurebacterien nachweisen lassen, ist
als sauer zu bezeichnen.
3. Jedes Bier, dessen Gesammtacidität die
nach den Vereinbarungen gesetzte Grenze
nicht überschreitet, das aber grössere Mengen
von Essigsäure enthält, ist als sauer zu be-
zeichnen , wenn die Menge der letzteren aus
632
100 ccm Bier melir als 1 ccm i/io Normal-
natron zor Neatralisatioo erfordert.
Das Referat erstreckte sich auch auf die
Frage, ^ob hefetrübes Bier im Verkehr
Bulässig sei," und es wurden schliesslich
die folgenden Sätze angenommen :
I. Biere, welche wenig Tergohren sind,
müssen für den G^enuss vollkommen klar sein,
d. h. es darf Hefe nicht in staubiger Suspension
darin vorhanden sein.
n. Gut vergeh rene Biere mit mindestens
48 pCt. wirklicher Vergährung und von sonst
normaler Beschaffenheit sind mit einem
leichten Hefeschleier noch für den Gennss zu-
lässig, doch darf letzterer nicht so stark sein,
dass sich bei 24 stündigem Stehen bei Zimmer-
temperatur merklich Hefe absetzt.
III. Als verdorben sind hefetrübe Biere
dann zu betrachten , wenn neben den Hefe-
arten noch Bacterien in reichlicher Menge
sich vorfinden und wenn die chemische Unter-
suchung Anhaltspunkte für fortgeschrittene
Zersetzung giebt, wenn zugleich auch der
Geschmack ein schlechter ist. — os—
Entwurf eines Gesetzes,
betreffend den Verkehr mit Wein.
§1.
Die nachbezeicbneten Stoffe, nämlich:
BarynxnverbinduDgen,
metallisches Blei oder BleiverbinduDgen,
Glycerin,
Kenn es beeren,
Ma^o esinm Verbindungen,
Salicylsäure,
unreiner (freien Amylalkohol enthalten-
der) Sprit,
unkrystalüsirter Stärkezucker,
Theerfarbstoffe
oder Geroische, welche einen dieser Stoffe ent-
halten, dfirfen Wein, weinhaltigen und wein-
ähnlichen Getränken, welche bestimmt sind,
Anderen als Nahrun gs- oder Genussmittel zu
dienen, bei oder nach der Herstellung nicht zu»
gesetzt werden.
.Dasselbe gilt von lOslicben Aluminiumsalzen
(Alaun etc.) und solche Stoffe enthaltenden Ge-
mischen. Der Zusatz derselben zu Schaumweinen
unterliegt diesem Verbote jedoch nur, insoweit
in Folge dessen in einem Liter des fertigen Ge-
tränks mehr als 0,01 g Alaun enthalten ist.
§2.
Wein, weinhaltige und wein ähnliche Getränke,
welchen den Vorschriften des § 1 zuwider einer
der dort bezeichneten Stoffe zugesetzt ist, oder
deren Gehalt an Schwefelsäure in einem Liter
Flüssigkeit mehr beträgt, als sich in 2 g neu-
tralen schwefelsauren Kaliums vorfindet, dürfen
gewerbsmässig weder feilgehalten, noch veikanft
werden.
Wer den Vorschriften der §§ 1 oder 2 vor-
sätzlich zuwiderhandelt, wird mit Gcdftngniss
bis zu sechs Monaten und Geldstrafe bis tu
eintausend fünfhundert Mark oder mit einer
dieser Strafen bestraft. Ist die Handlung aus
Fahrlässigkeit begangen worden, so tritt ^Id-
strafe bis zu einhundertundfünfzig Marii oder
Haft ein.
§4.
Neben der Strafe kann auf Einziehung der
Getränke erkannt werden , welche den Vor-
schriften der §8 1 oder 2 zuwider hergestellt,
verkauft oder leilgeh alten sind, ohne Unter-
schied, ob sie dem Verurtheüten gehören oder
nicht.
Ist die Verfolgung oder Verurtheilung einer
bestimmten Person nicht ausführbar, so kann
auf die Einziehung selbständig erkannt werden.
§5.
Die Vorschriften des Gesetzes, betreffend den
Verkehr mit Nahrungsmitteln , Genussmitteln
und GebrauchsgegensUnden, vom 14. Mai 1879
(Eeichs- Gesetzblatt S. 145) bleiben unberührt;
die Vorschriften in den §§ 16, 17 desselben fin-
den anch bei Zuwiderhandlungen gegen die
VorFchriften des gegenwärtigen Gesetzes An-
wendung.
§6.
Dieses Gesetz tritt am in Kraft»
Begründung.
Die Anwendung des Gesetzes, betreffend den
Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genussmitteln
und Gebrauch sfi^egensänden, vom 14. Mai 1879
(Beichs-Gesetzblatt S. 145) auf den Verkehr mit
Wein begegnet in der Praxis mannigfachen
Schwierigkeiten. Die Vorschriften dieses Ge-
setzes bewegen sich zum Theil auf wirtiischaft-
lichem , zum Theil auf gesundheitspolizeilichera
Gebiete. In ersterer Beziehung ist im § 10 mit
Strafe bedroht:
1. wer zum Zweck der Täuschung im Handel
und Verkehr Nahrungs- oder Gennss-
mittel nachmacht oder verfälscht;
2. wer wissentlich Nahrungs- oder Genuss-
mittel, welche nachgemacht oder ver-
fälscht sind, unter Verschweigung dieses
ürostandes verkauft oder unter einer zur
Täuschung geeigneten Bezeichnung feil-
hält.
Die Schwierigkeit der Feststellung des Be-
griffs der Verfälschung mit Bezug auf den
Wein hat zu Zweifeln Veranlassung gegeben,
welche auch in der Hecht sprechung zu Ta^e ge-
treten sind und welche sich hauptsächlich diar-
auf beziehen, ob diejenigen Verfahrungsweben
zur Verbesserung des Weins, welche unter dem
Namen des Cha||talisiren8, Gallisirens und Pe-
tiotisirens in weitverbreitetem Gebrauche sind,
sowie die unter der Bezeichnung des Mouüli-
rens geübte Behandlung des Roth wein s als eine
Verfälschung im Sinne des Nahrungsroittelge-
setzes zu betrachten sind. Die hierauf bext^-
633
liehen technischen and wirthschaftlichon Fragen
bilden seit Ifingerer Zeit den Gegenstand ein-
gehender Erwägungen; insbesondere haben be-
reits im Jahre 188d nnter Zuziehung von Sach-
yerstfindigen aus den Kreisen der Weinprodu-
centen, Weinhfindler and Weincheroiker com-
missariscbe Verhandlungen über die einschla-
genden Fragen stattgefunden. Diese Verhand-
lungen haben jedoch ergeben, dass die Ansichten
und Wünsche der betheiligten Kreise gerade in
den wichtigsten wirthschaftlichen Fragen weit
auseinandergehen und sich unvermittelt geiaren-
übersteben. Eine Regelung d^r Angcleerenheit
auf der Grundlage der von der Commission ge-
machten Vorscliläge wflrde ohne grosse Ver-
kehrsstörung nicht zu ermöglichen Fein. Auch
in den Verhandlungen, welche seither im Beichs-
tage wiederholt fiber den Gegenstand «repflogen
worden sind, sowie in den in grosser Zaiil ein-
gegangenen Petitionen ist ein gleicher Wider-
streit der Meinungen zu Tage getreten, und die
Frage kann zur Zeit noch nicht als hinreichend
geklärt betrachtet werden, um bestimmte ge-
set^eberische Vorschläge darüber zu machen,
ob und in welchem Sinne etwa zur Behebung
jener Zweifel eine Abänderung oder Ergänzung
des Nahrungsmittelgesetzes in Aussicht zu neh-
men sein mochte.
Was die gesundheitspolizeiliche Seite
der Angelegenheit anlangt, so ist nach dem
Nahrungsmittelgesetze §§ 12 bis U strafbar,
wer Nahrungs- oder Genussmittel derart
herstellt, dass der Genuss derselben die
menschliche Gesundheit zu beschädigen oder
zu zerstören geeignet ist, und wer derartig
hergestellte Gegenstände wissentlich yer-
kauft, feilhält oder sonst in den Verkehr
bringt.
Auch diese Vorschriften haben in der prak-
tischen Anwendung zu Schwierigkeiten und
Zweifeln geführt. Die Entscheidung der Frage,
ob die Beimischung gewisser Stoffe geeignet ist,
die Gefahr einer Gesnndheitsschädij^ung zu be-
eründen, ist zur Zeit lediglich der Beurtheilnng
durch Sachverständige überlassen, und die Er-
fahrung hat gezeij^, dass die einzelnen chemi-
schen und medicinischen SachverstAndigen ge-
rade bei Beurtheilung des Weines Ton sehr
verschiedenen Gesichtspunkten ausgehen und in
den Anforderungen, welche sie in hygienischer
Hinsicht an den Wein stellen, unter einander
erheblich abweichen. Es ist nicht ausgeschlos-
sen, dass über jene Fra^e im einzelnen Falle
yerscbiedene Sachverständige unter Umständen
Terschieden urtheilen. Für die betheiligten Ge-
werbetreibenden ist es daher nicht immer mög-
lich, im Voraus mit Sicherheit zu beurtheilen,
ob die Verwendung eines bestimmten Stoffes
Ton den Sachverständigen und den Gerichten
als ein Verstoss gegen das Nahrungsmittelgesetz
betrachtet und demgemäss geahndet wird. Um
diese Zweifel nach Möglichkeit zu beseitigen,
erscheint es im Interesse der betheiligten Kreise
des Handels- und Gewerbestandes erwünscht,
dass klare und bestimmte Vorschriften darüber
ergehen, welche Stoffe von der Weinbereitung
unter allen Umständen ausgeschlossen sein sollen.
Der vorliegende Entwurf macht sich die Regel-
eng dieser Frage zur Aufgabe.
Im 6 1 sind diejenigen Stoffe aufgefahrt,
deren Verwendung bei der Herstellung des
Weines ausgeschlossen sein soll. — § 22 ent-
hält das Verbot des Feilhaltens und des Ver-
kaufs von Weinen, denen jene Stoffe zugesetzt
sind, sowie femer eine Vorschrift über den zu-
lässigen Maximalgehalt des Weines an Schwefel-
säure. Die fQr diese Bestimmungen maass-
gebenden technischen Gesichtspunkte sind in
>len beifolgenden technischen Materialien näher
«largelegt.
Bei der im § 3 enthaltenen Strafandrohung
empfiehlt es' sich, mit Rücksicht auf die Ge-
meingefährlichkeit der Verwendung gesundheits-
schädlicher Stoffe bei der Bereitung zum mensch-
lichen Genüsse bestimmter Getränke für den
Fall vorsätzlicher Zuwiderhandlung über
das im § 8 des Nahrungsmittelgesetzes festge-
setzte Strafmaass {\bOJf Geldstrafe oder Haft)
hinauszugehen, und zwar um so mehr, als eine
so geringe Strafe nicht in richtigem Verhält-
nisse zu dem materiellen Gewinne steht, wel-
chen der Zuwiderhandelnde fQr sich erwirkt.
Es ist daher im Entwürfe Gefänenissstrafe bis
zu 6 Monaten und Geldstrafe bis zu 1500 uff
oder eine dieser beiden Strafen vorgesehen. Im
Falle der Fahrlässigkeit dagegen erschien
jene niedrigere Strafe als ausreichend, zumal da
es für den dritten Erwerber schwierig, zum
Oefteren kaum möglich sein wird, sich darüber
Gewi.^sheit zu verschaffen, ob dem Weine einer
der in Bede stehenden Stoffe zugesetzt wor-
den ist.
Im Uebrigen beschränkt sich der Entwurf dar-
auf, bezüglich der Einziehungnäes den Bestimm-
ungen zuwider hergestellten Weines , sowie be-
zuglich der Veröffentlichung der ergehenden
gerichtlichen Straf urtheile und der Verwendung
der erkannten Geldstrafen die einschlagenden
Vorschriften des Nahrungsmittelgesetzes wieder-
zugeben, beziehungsweise für anwendbar zu er-
klären; ausserdem ist zur Vermeidung etwaiger
Zweifol ausdrücklich hervorgehoben, dass die
Vorschriften des Nahrungsmittelgesetzes durch
die neuen Bestimmungen nicht berührt werden.
Für das Inkrafttreten des Gesetzes ist im Ent-
würfe ein bestimmter Termin nicht angegeben,
da derselbe von dem Zeitpunkte der Verabschied-
ung des Gesetzes abhängig zu machen sein wird.
Die Festsetzung einer lungeren Frist wird hier-
bei nicht angezeigt sein; denn es handelt sich
lediglich um die Verwendung gesundheits-
schädlicher Stoffe, und es scheint erwünscht,
den mit solchen Stoffen zubereiteten Wein mög-
lichst bald vom Verkehre auszuschliessen.
Der Entwurf wurde im Reichstage von man-
chen Seiten deshalb getadelt, weil er sich nur
auf den gesundheitlichen Standpunkt stellt, den
Kunstwein aber nicht erwähnt. Der Entwurf
wurde einer Commission überwiesen.
634
Iiiteratur und Kritik.
Handbuch der praktischen Pharma-
cle für Apotheker, Drogisten, Aerzle
und Medicinalbeamte, bearbeitet von
Dr. Heinrich Bechirts, Professor in
Braunscbweig, und Dr. Bruno Hirsch,
Apotheker in Berlin. 5., 6. und 7.
Lieferung. Stuttgart 1887. Verlag
von F, Unke.
In der zweiten Hauptabtheüang , welche
„die in den Apotheken gebräuchlichen Waaren
und Arzneimittel nach Vorkommen, Ge-
winnung, Darstellung, Erkennung und Prüf-
ung, in alphabetischer, der Nomenclatur der
Pharm. Gkrman. analoger Anordnung*^ be-
handelt, gelangt die 7. Lieferung, welche
zugleich den ersten Band (732 Seiten) ab-
schliesst, bis zu Eztractum Valerianae. Bei
alier Anerkennung der Reichhaltigkeit des
Inhalts (das genannte Eztract hat die Nummer
680) und des eminenten Fleisses , womit die
einzelnen Artikel bearbeitet sind , kann Ref.
nicht verhehlen , dass ihm diese zweite Ab-
theilung des schönen Werkes nicht in gleichem
Maasse behagt, wie die so ansprechend, klar,
interessant geschriebene erste Abtheilung.
Die zweite Abtheilung entfernt aich einiger-
maassen vom Hauptzweck des Werkes , ein
„Handbuch der praktischen Pharmacie'' zu
sein, und wird — zur Universal-Pharmakopöe.
Was nützt es beispielsweise dem Defectar,
der Extractum Graminis bereiten will, zu
erfahren , dass die Eztraction der Wurzel
nach der Dänischen Pharmakopoe mit Wasser,
nach der Römischen mit warmem Wasser,
nach der Helvetischen mit heissem Wasser,
nach der Griechischen und Niederländischen
mit kochendem Wasser vorgenommen wer-
den soll etc. Dies gilt von vielen Artikeln.
Eine Ausnahme machen aber diejenigen über
solche „neuere Arzneimittel'', die nicht oder
noch nicht Aufnahme in einer der vielen im
Werke berücksichtigten Pharmakopoen ge-
funden haben. Diese, z. B. Bismutum salicy-
licum, Chinolin, Coea'in, Cotoin erfahren eine
höchst sachgemässe und nach jeder Richtung
befriedigende Behandlung.
Auch kann sich Ref. nicht enthalten,
noeh ein paar Worte über den Titel des
Werkes zu sagen ; wie dieser einem bekannten
älteren Werke ähnelt, so fehlt in demselben
auch wie in jenem die Bezeichnung „für . . .
Drogisten ..." nicht. Man darf annehmen,
dass dazu weniger die Autoren Veranlassnng
gewesen sind, als der Verleger. Was die Dro-
gisten selbst dazu meinen, geht deutlich ans
einer Recension des Werkes in einer Dro-
gisten-Zeitung hervor; dort heisst es: «Da
unser Stand sich nur dadurch von der Phar-
macie unterscheidet, dass derselbe nicht
receptiren darf, so ist der Unterschied ein so
geringer, dass alles jene, was für die Phar-
maceuten geschrieben , auch von den Dro-
gisten benutzt werden kann.' Das durfte
doch kaum den Ansichten der Autoren ent-
sprechen.
Die vorstehenden kleinen Ausstellungen
sind dem lebhaften Interesse entsprungen,
welches wir an dem schönen Werke, einer
wahren Zierde der pharmaceutischen Litera-
tur, nehmen. g.
Handbuch der Drogidten-Praxis. Ein
Lehr- nnd Nachschlagebuch fllr Dro-
gisten, Farbwaareiib&ndler etc. Im
Entwurf vom Drogisten- Verband preis-
gekrönte Arbeit von G.A. Buchheister,
600 Seiten in gross Octav. Berlin.
1888. Preis 10 Mark. Verlag von
J. Springer.
Das vorliegende Buch macht einen recht
günstigen Eindruck und dürfte den prak-
tischen Bedürfnissen des Drogisten vollauf
entsprechen. Von gelehrter Wisaenschaft-
liohkeit hält et sich fem. In einer Einleitung
wird über die Einrichtung des Gesehaftes
gesprochen, über Waagen und Gewichte,
Maasse und Messen , verschiedene technische
Arbeiten etc. In hierauf folgenden drei
Hauptabtheilungen werden die Handeltartikel
selbst behandelt, zuerst die Drogen aus dem
Pflanzen- und Thierreiche, dann die che-
mischen und technischen Pr¶te, in der
dritten endlich die Farben, Firnisse, Lacke etc.
A.cadeiiii8Cber PbarmaeentM-Tereia Üiclm.
Zweiter Jahresbericht.
XII. und XITI. Semester- (Jahres-) Bericht des
WlueaschaflUeh pharmtMvtUehea Tcreiu »
BresUn. Wintersemesteic 188C/B7 und Sommer-
semester 1887.
635
Hlscelleii.
Oeheimmittel und EorpfusohereL
Von dem Ortsgesandheitsrathe in Karlsruhe
und anderen Behörden wnrden weitere warnende
Bekanntmachungen erlassen:
1. unter dem Namen „Himroä^s Cure*' wird
in Form eines PolTers ein Mittel gegen Asthma,
Bronchitis, Croup, Diphtherie etc. yerlaiift, wel-
ches eine Hischnng ans Fenchel und Stramoninm-
hlättem (nach anderen Angahen Lobelia, Stra-
moninm und Theehlätter oder Stramoniam, Bella-
donna und Opium), mit Salpeter inspergirt, dar-
stellt Das Pulver soll angezündet und der
Rauch eiugeathmet werden. Preis einer Dose
4 Mk., Werth etwa 70 Pfg.
2. A. Eamer in Wamsdorf erbietet sich lur
Bekanntgabe eines billigen Hausmittels gegen
Blasenkatarrh »ohne Bezahlung eines Hono-
rars nur gegen Nachnahme der dseraten- und
Portospesen.' Gegen Nachnahme ron 4 Mark
erhält man einen gedruckten Zettel, auf welchem
allerhand Mittel, wie Krebsaugenpulver, Bftren-
traubethee, Wachholderbeersaft u. s. w. verzeich^
net sind.
3. £in gewisser Bremiekery angeblich pract.
Arzt in Glarus, preist in den Zeitungen Heil-
mittel gegen die Terschiedenartigsten Krank-
heiten an. Durch den Buchhändler L. Magg in
Constanz erhält man in allen Fällen Tropfen
nnd Pulver, die im Wesentlichen nichts weiter
als Weingeist und Zucker sind.
4. Karoline Schmidt geb. Borsie in Berlin
verkauft in Kmken mit 12 g Inhalt eine
Flechtensalbe, welche aus weisser Präcini-
tatsalbe mit Opinmpulver besteht. Preis 2 Mk.
60 Pf., Werth etwa 70 Pf.
5. Baugk^M Roth lauf schütz ist ein spiri-
tuGser Auszue von Arnika und Angelikawurzel.
Preis eines Glases mit 15 g Inhalt f Mk., Werth
etwa 10 Pf.
6. Ueber das im Canton Schwyz auf Actien
zu grflndende Schwindelgeschäft mit Einsiedler
Magen-und Lebenstropfen und Dr. WHden-
fnofin's Flechtenheilmittel siebe Seite 666
dieser Zeitung.
7. Wiederholte Warnungen vor »Warn er 's
Safe Cure."! Siehe Seite 205 dieser Zeitung.
8. B. Boehaw in Berlin verkauft als Heil-
mittel gegen Genickstarre eine weiche Seife
mit Kampfer und Nelkenöl versetzt. Preis 8 Mk.,
Werth IVi Mk.
9. Das in Berlin unter dem Namen .H fl h n e r-
augen-Extract" verkaufte Geheimmittel ist
braun gefärbte unreine Essigsäure. Preis eines
Fläsehobens 50 Pf., Werth etwa 10 Pf.
10. JC. Jaeobi^s in Berlin „Deutscher Kaiser-
trank" oder „Deutsche Kaisertranklimonade' ist
ein rothgeftrbter Obstwein, der mit Zimmt aro-
matisirt nnd dem ausserdem noch Salic^lsäure,
Glyeerin und Zucker zugesetzt ist. Preis einer
Flasche 1 Mk., reeller Werth gleich 0.
11. R BeUlaffs in Dresden Mittel gegen
die Trunksucht besteht in drei Pajtpschächtel-
I eben mit zusammen 85g gepulverter Enzian-
wurzel. Preis 12 Mk., Werth höchstens 30 Pf.
12. Dr, Aüiol's in Paris Institut m^dicsl be-
fasst sich angeblich „mit radicaler Heilung des.
Krebses und aller anderen bösartigen Ge-
Bchwfllste,'' treibt thatsächlich aber nur eine
gemeingefilhrliche Kurpfuscherei, vor der dringend
zu warnen ist. g.
Das y^neue" Alkaloid Stenocarpin,
welches von uns ron yornherein (vergl. Seite
487) mit Misstrauen angesehen wurde, hat
sich als ein amerikanischer Schwindel
erwiesen , würdig dem , der vor nicht langer
Zeit mit Hopein in London getrieben worden
ist. Das Stenocarpin sollte in geringen Meu
gen in den Blättern der in Louisiana wachsen-
den Qleditschia triacanthos enthalten sein;
auf&illigerweise behaupteten die Entdecker, es
nicht in fester Form liefern zu können und
brachten das neue Anästhetikum nur in sehr
verdünnter Lösung in den Handel ; es gelang
ihnen auch wirklich, eine Anaabl Aerzte zu
tftnschen und von diesen Atteste über die
ausgezeichnete Wirkung des Mittels zu er-
halten. In New-York angestellte Untersuch-
ungen haben ergeben, dass die angeblich
2proeentige Stenocarpinlösung eine Lösung
ist Ton 6 pCt. Cocainhydrochlorat undO,5pCt.
Atropinsnlfat , welcher, um sie haltbarer zu
machen, etwas Salicyls&nre zugesetzt worden
ist. g,
Amylfimiss.
Seit lange schon wurde das Amylacetat in
der Herstellung künstlicher Fruchtessenzen
angewandt, hielt sich aber so hoch im Preise,
dass seine Anwendung als ein Lösemittel
sich nicht Bahn brechen konnte. In den
letzten Jahren sind in England zwei Patente
genommen, das eine in Hinsieht auf das
Lösungsvermögen für Schiessbaumwolle, das
andere für gewerbliche Zwecke. Das erstere
Patent hält die Flüssigkeit für sehr wichtig
bei Herstellung von Firnissen und dass damit
eine Masse hergestellt werden kann, nämlich
durch Mischung von 200 Tb. von Nitrocellu-
lose und 600 Th. Amylacetat, eine Masse
von teigartiger Consistenz, die für alle Zwecke,
in denen Celloloid gebraucht wird, verwendet
werden kann. Mit einem Zusatz von Hicinus-
636
öl, Porzellanerde und einer kleinen Menge
gewisser Oele erhält man eine Masse, welche
sich zur £rzeaguDg künstlichen Leders be-
nutzen lässt.
Die in Amerika gebräachlichste Herstell-
ungsmethode besteht in Erhitzung Ton essig-
saurem Natrium oder Calcium mit Schwefel-
säure und Fuselöl. Der Aether destillirt bei
137 ^ C. und hat bei 15 ^ ein spee. Gew. von
0,876 und ist fast unlöslich im Wasser nnd
besitzt ausser den angeführten Eigenschaften
noch die der Lösung von Tannin , rerschie-
dener Oele, Harz und Kampfer.
Bepert. d. Anal. Chem, 1887 , Nr. 47,
Ueber Reispapier.
Von Franz Maximilian Hörn.
Bekanntlich wird dieser papierähnliche
Stoff, welcher im Handel den Namen chine-
sisches Reispapier führt, aus den weissen
Wurzeln Ton Aeschynomene palndosa oder
ans dem Mark von Arali.a papyrifera gewonnen.
Dieses in Blättern und Rollen aus China
nach Europa eingeführte Product dient zur
Aquarellmalerei und findet in der Kunst-
blumenfabrikation Verwendung; zu diesen
Zwecken eignet es sich vorzüglich , da es
ziemlich grobporig ist, die Farben sehr gut
aufnimmt und eine mattglänzende Oberfläche
aufweist.
Leider hat das Reispapier den Fehler,
dass es sehr leicht bricht und für zarte
Blumen etwas zu steif ist. Durch Einlegen
in eine schwache alkoholische Kalilauge wäh-
rend 2 bis 3 Stunden bei 25 bis 300, Ab-
tropfenlassen der anhängenden alkoholischen
Kalilauge und Trocknen auf Glasplatten er-
hält das Papier, ohne seine Festigkeit ein-
zubüssen , die gewünschte Eigenschaflt der
Geschmeidigkeit vollkommen.
Will man dieses Papier blos fest machen,
so kann man es für einige Augenblicke in
Salpetersäure tauchen, dann gut' mit Wasser
auswaschen und trocknen.
Zeitschr. f. d. ehem. Induär. 1887, Heft 2t.
Nachweis von Salpeteraftore
im Bnmnenwasser.
Die Prüfung auf Salpetersäure mit Zink,
Schwefelsäure und Jodkaliumstärkekleister
wird von Otto Binder in folgender Weise
abgeändert :
Zu 30 ccm Wasser wird eine sehr geringe
Menge Zinkstaub gegeben und gut uinge-
schüttelt. Hierdurch bleibt oft ein Theil des
Zinkstaubes suspendirt. Nun fugt man einige
Tropfen verdünnter Schwefelsäure za nnd
schüttelt wieder. Setzt man nnn Jod-
kaliumstärkekleister zu, so tritt die Reaetion
sofort , oder bei einem sehr geringen Qehalt
an Nitraten , doch nach einiger Zeit ein.
Bei einem Gehalt von 2Q mg N2O5 im Liter
trat die Reaetion sogleich ein , bei 2 mg im
Liter nach 8 Minuten starke Reaetion. De-
stillirtes Wasser zeigte erst nach 12 Minuten
eine Spur von Blaufärbung. — os —
Zeitschr. f, analyt, Chemie 1887, 606.
Bereitung aromatischer W&SBer.
Zur Bereitung kleiner Mengen aromatiechet
Wässer schlägt Igel vor, das betreffende
ätherisehe Oel auf ein Stück reines Fliess-
papier tropfen zu lassen und dieses nnn
mit destillirtem Wasser zu einem Brei zu
dnrehschütteln. Darauf wird fittrirt nnd
durch Nachwaschen auf ein bestimmtes \<h
lumen gebracht. — os —
Amer. Joum. of Pharm VIII, 8T,
Man vergl. auch die Angaben von F. Die-
terieh in Nr. 47.
JMe t£rnefierun§ des Abonnewnents
bringen wir in geneigte Erinnerung und bitten dringend, die Bestellungen vor
Ablauf des Monats bewirken su wollen, damit in der Zusendung keine Unter-
breehung eintritt.
Fehlende Nummern wolle man sofort redamiren und zwar bei derjenigen
Postanstalt oder Buchhandlung, welche die regelmässige Bestellung besorgt. Bei
unserer Expedition kostet jede einzelne Nummer 25 Pf.
Vom laufenden Jahrgang sowohl, wie von den Jahrgängen 1881 bis 1886
sind noch sämmtliche Nummern zu haben,
VerlAfW and Tenntworüicher IUd«et«iir Dr. E. Gelssler in Drwden.
Im Bnehhandel dnroh Jallns Springe r, Berlin M., MonbQonplntt t.
DnieiK der KSniffl. Hefbnelidniekerel von a G ICetnliold h 88bae ia Dmdna.
Pharmaceutische Centralhalle
für Deutschland.
Zeitung fiir wissenschaftliche und geschäftliche Interessen
der Pharmacie.
Herausgegeben von
Dr. Hermann Hager und Dr. Ewald Geissler.
Erscheint jeden Donnerstag. — Abonnementspreis dnrcb die Post oder den Bnchbandel
▼ierteljäbrlich 3 Marl. Sei Zusendung unter Streifband 2,50 Mark. Einselne Nummern
25 Pf. Inserate: die einmal gespaltene Petit -Zeile 25 Pf., bei grosseren Inseraten oder
Wiederholungen Rabatt.
Anfragen, Aufträge, Manusoripte etc. wolle man an den Bedacteur Prof. Dr. E. Geissler,
Dresden, Pillnitzer Strasse 56 adressiren.
M 52. Berlin, den 29. December 1887. ^t; j^Jj,
Der ganzen Folge XXVIIL Jahrgang.
Inhalt: Ckanüa uid PfearaiMle: Ueber den spectroako piachen Nachweia minimaler Blatmengen im Harn, ao-
wie auch in anderen FlUasigkeiten. — Znr Werthbestimmang der Sublimatrerbandstoffe. — Apothekerdeutach. —
Mitthetlnngen der Pharmakopöe^Commtaalon. — MlseeUeas Ueber ein dem Strychnin fthnllohea Leichen- Alkalold.
— Ueber die den Gebraachawerth bedingenden Bestandtheile dea Pfeffers. — Eine neue Clasae von antlseptiachen
Stoffen. — Absorption des Qnpcksilbera. — Heilung der Morphlnancht — Euphorbia -Gnmmi als Ersatz für
Kaataohuk. ~ OlTeBa Comflpoadaai. — Aaielfea.
Chemie und Pharmacle.
Ueber den spectroBkopischen Nach-
weis minimaler Blutmengen im
Harn, sowie auch in anderen
Flüssigkeiten.
Von a H. TToZ/f - Blankenese.
Zum Nachweis von Blutfarbstoff im
Harn eignet sich nach C, Rosenthal i) von
den vorhandenen Methoden die spectro-
skopische nur in geringerem Maasse. Zwar
lassen reine Hämoglobinlösungen die Ab-
sorptionsstreifen noch in einer Verdünn-
ung von 1 : 10 000 erkennen , im Harn
ist jedoch ein viel höherer Gehalt erfor-
derlich, so dass Bosenthal bezweifelt, dass
es gelingt, Blut in einem Harn spectro-
skopisch zu erkennen, der nicht schon
makroskopisch bluthaltig erscheint. L.
Letotn und C. Posner ^) machen darauf auf-
merksam, dass in Blutharn der Nachweis
von Methämoglobin und Hämatin neben
J) Zeitschrift für analytische Chemie 2«, p. 123
ans Archiv f. pathol. Anatomie yon Virchow 108,
516.
<) Zeitfichriftfflr analytische Chemie 26, p.673
ans Centralblatt für die medicin. Wissenschaften
1887, 854.
Oxyhämoglobin mittelst des Spectroskops
oft nur bei Verwendung so dicter Schich-
ten gelingt, dass das ganze Spectrum mit
Ausnahme des Roth ausgelöscnt ist. Zum
Nachweis der geringsten Blutmengen im
Harn empfehlen dieselben daher, den
Blutfarbstoflf in reducirtes Hämatin über-
zuführen, dessen charakteristischer Ab-
sorptionsstreif a=l 564—547 an Intensität
alle übrigen in Blutspectren auftretenden
Absorptionsstreifen übertrifft. Dieses zu-
erst von Stockes entdeckte so überaus em-
pfindliche und charakteristische Absorp-
tionsspectrum des reducirten Hämatins
diente auch mir in dem gleich näher zu
beschreibenden Verfahren zum sicheren
Erkennen sehr kleiner Mengen von Blufc
im Harn.
In dem Archiv für Pharmacie 1876
p. 302 u. f. findet sich in den dort von
Professor Dragendorff publicirten Unter-
suchungen aus dem pharmaceutischen In-
stitute in Dorpat eine ausführliche Arbeit
von Victor Schwäre über forensisch - che-
mische Nachweisung von Blut in wässe-
rigen Flüssigkeiten und giebt derselbe
der von Ounntng und von Geuns em-
638
pfohlenen Methode der Fällung mit essig-
saurem Zinkoxyd den Yorzug. Der, bei
den zahlreichen mit den versehiedensten
Flüssigkeiten, denen minimale Blutmengen
zugefugt waren, erhaltene Niederschlag
Yon Zinkozyd - Hämoglobin resp. Zink-
oxyd-Hämatin wurde sowohl zur Dar-
stellung der Teichmann'sehen Ery stalle
verwandt, wie zum grösseren Theil in
Eisessig gelöst und spectroskopisch auf
Hämatin untersucht. In der Mehrzahl
der Fälle gelang ihm sowohl die Dar-
stellung der Häminkrystalle, wie auch der
spectroskopische Nachweis. Wenn der
letztere nun zeitweilig undeutlich oder
überhaupt ausblieb, so liegt wohl der
Grund in der geringen spectralen Em-
p^ndlichkeit des Hämatins in saurer Lö-
sung. Hiervon kann man sich sehr leicht
durch nachstehenden vergleichenden Ver-
such überzeugen. Man nehme 3 gleich
weite und grosse Seagensgläser, etwa von
15 mm Durchmesser und 15 cm Länge, fülle
das eine voll Wasser und setze vorsichtig so
viel Blut hinzu, dass vor dem Spectroskop
in der 15 nmi dicken Schicht eben die
Oxy hämoglobinstreifen siebtbar wwden.
Diese verdünnte BlutLösung wird nun
gleiehmässig auf die drei Seagensgläser
vertheilt, zu dem einen 10 Tropfen Essig-
säure, zu dem zweiten 10 Tropfen Sal-
miakgeist gesetzt, während das dritte zum
Yergleich ohne Zusatz bleibt Erwärmt
man die beiden ersten Beagensgläser jetzt
vorsichtig, bis die gelbrötbliche Färbung
der Flüssigkeit versehwunden und die-
selbe eine mehr gelbe oder gelblichgrüne
Färbung angenommen» so hat die Um-
wandlung in Hämatin stattgefunden. Die
beiden Bea^ensgläser enthalten jetzt eine
sehr verdünnte Lösung desselben, aber
weder die saure, noch die alkalische
Hämatinlösung derselben Verdünnung
geben, spectroskopisch geprüft, irgend
welche erkennbare Absorption, während
der bekannte ebarakteristisehe Absorp-
tionsstr^f des reducirten Hämatins sofort
mit grosser Deutlichkeit ericennbar wird,
sowie der ammoniakaJischen Hämatin-
lösung ;! bis 2 Tropfen Schwefelamme-
nium zugesetzt werden. Ein Yergleich
des Spectrums derselben mit denjenigen
der in dem dritten Beagensglase enthal-
tenen Oxyhämoglobinlösung ergiebt sofort
die grössere Empfindlichkeit der erfttaren.
Es ist demnach immer darnach za streben,
eine alkalische Hämatinlösung zu erhalten,
in der durch Zusatz geeigneter reduci-
render Agentien das Spectrum des redu-
cirten Hämatins erhalten wird.
In mancherlei Weise abgeänderte Ver-
suche haben mich schliesslich zu nach-
folgendem günstigem Ver&hreE gefOhrt
Ein bestimmtes Volumen des zn prü-
fenden Harns (30 bis 60 ccm) wird in
einem genügend weiten und grossen Re-
agensglase mit Vio Volumen (3 bi$ 6 eem)
3 proc. essigsaurer Zinklösung versetzt und
darauf am besten im Wasserbade so lange
erwärmt, bis der anfänglich sehr fein
vertheilte Niederschlag zusanyosenballt
und in Folge dessen sieh schon hmerfatdb
10 bis 15 Minuten so rasch absetzt, dass
der grösste Theil der überstehenden Flüs-
sigkeit klar abgegossen werden kann. Der
auf einem kleinen Filter gesammelte u&d
ausgewaschene Niederschlag wird, nach-
dem der Trichter auf ein kleines Beagens-
glas von circa 13 mm Weite und 10 em
Länge gestellt ist, mit einigen Gubikcenti-
metem Salmiakgeist übergössen, in wel-
chem sich der Niederschlag, indena man
ihn mit einer kleinen Federfahne umrührt
und vom Filter loslöst, alsbald auflöst
und als mehr oder weniger gefärbte klare
Lösung in das Beagensglas filtrirt Das
Filter wird mit einiges Gubikcentimetem
Wasser nachgespült, so dass das Ge-
sammtfiltrat im Beagensgläschen 4 bis
5 ccm beträgt Auf diese werden zunächst
einige Cubikcentimeter Benzin geschichtet
zum Schutz vor dem oxydirenden Ein-
fluss der Luft und alsdann 2 Tropfen
einer weinsäurehaltigen, schwefelsauren
Eisenoxydullösung zugesetzt (Weinstein-
säure und schwefelsaures Eisenoxydol je
1 g, Wasser 10s) welche alsbald durch ihre
reducirende Wirkung etwa vorhandenes
Hämatin in reducirtes Hämatin umwandeln
und so, mit einem kleinen Taschenspec-
troskop beobachtet, die kleinsten vor-
handen gewesenen Blutmengen dmnclt das
Absorptionsspectmm des redudrten Hä-
matins zu erkennen gestattet
Um die EmpfindUehkeit de» Na^weisas
noch zu steigern, habe ich mir von den
Optischen Institut voa Ä. Sriss in Ham-
burg verschiedene lange Qlaäröbren, unteii
099
mit breiten MefalMiiss tind Fftssuiig, nach
Art der Polarisationsröhren , machen
laesen, ^ie, auf den Tisch des Mikroskops
gestellt, eine Beobachtung der Flfkssigkeii
in 4er Lftoggrichtung durch das Zeiss'sche
Mikroepectroskop gestatten.
Bei grösserem Gehalt an Blutfarbstoff
ist auch der viel schwächere ß Hämatin-
streifen X 5ä00 bis 5150 zu erkennen.
Die zu tiberwindenden Schwierigkeiten
lagen, ohne durch verschiedene weitere
Manimilationen das ganze Verfahren zu
cornfMiciren, in der richtigen Wahl des
Ldsungsmittels fär Zinkozyd - Hämatin,
dem riditigen Seduetionsmittel und, nach-
dem dies in dem von Stokes empfohlenen
Weinsäuren Eisenozvdul gefunden, die Be-
duction bei Abschluss von Luft vorzu-
nehmen. Letzteres gelingt nun vorzüglich
durch die aufgegossene Benzinschicht und
hält sich die ernaltene reducirte Hämatin-
lösung darunter, sowie deren Spectrum,
tagelang unverändert und ungefärbt, wäh-
rend sich bekanntlich eine ammoniaka-
lische, weinsaure Eisenoxydullösung bei
Luftzutritt alsbald grün f^bt. Die Ver-
wendung von Schwefelammonium als Be-
ductionsmittel war wegen der stattfin-
denden Bildung von Schwefelzink und
dadurch bedingten Trübung von vorn-
herein ausgeschlossen.
Ehe die Lösung des Zinkoxyd -Hä-
matins auf dem Filter durch Ammoniak
erfolgt, kann mit kleinen Mengen des-
selben in bekannter Weise die Darstellung
der Tetchmann' sehen Häminkrystalle ver-
sucht werden. Die Versuche sind von
mir mit normalem, sauer reagirendem
Menschenharn unter Zusatz von minimalen
Mengen Blut angestellt. In wie weit dies
eben so günstige Besultate mit patholo-
gischem, namentlich eiweisshaltigem Harn
ergiebt, müssen weitere Versuche, die ich
leider nicht in der Lage bin anzustellen,
ergeben. Nach Rosenthal (a. a. 0. p. 123)
wird die Darstellung der Häminkrystalle,
in eiweisshaltigem Barn, nach dem Ver-
fahren von Struve sehr erschwert durch
den voluminösen Eiweissniederschlag.
Aber auch für blutverdfichtige Flüssig-
keiten anderer Art, vrie dies schon Schwarz
in seiner oben eitirten Arbeit durch zahl-
reiche Versuche Baehgevnesen hat, eignet
sieh ot)iges Verfahren vorzüglich. Als
Beweis hierfttr möge nachfolgender von
mir in praxi ausgeführter Versuch dienen.
I<äi hatte auf der Jagd, beim Aufnehmen
von erlegtem Wild, etwas Schweiss an
die Hand bekommen. Derselbe trocknete
bald ein und da die Jagd in mit dichtem
Unterholz bewachsenen Föhren und
Tannenbeständen stattfand, durch die nur
mühsam Bahn zu brechen war , so war
es natürlich, dass man am Abend mit
nichts weniger wie sauberen, vom Fichten-
harz klebrigen Händen zu Hause ankam.
Ich wusch meine Hände nun tüchtig in
reinemWasser ab und stellte das schmutzig-
trübe Waschwasser , es waren 720 ccm,
in einem lose bedeckten Olashafen im
Laboratorium bei Seite. Nach Verlauf
von 4 Tagen , während sich die Flüssig-
keit etwas geklärt und Bodensatz gebildet
hatte, wurde das Ganze durch Umschüt-
teln wieder gemischt, mit Zinkacetat-
lösung versetzt und bis zur Goagulation
im Wasserbade erwärmt. Der schmutzig
geftrbte, auf dem Filter bleibende Nieder-
schlag lieferte sowohl zahlreiche Hämin-
krystalle, wie auch die ammoniakalische
Lösung, in oben angegebener Weise re-
ducirt, ein ausgeprägtes, beide Hämatin-
streifen zeigendes, Absorptionsspectrum
ergab.
Zur Werthbestimmiing
der SubUmatverbandBtofBB.
Von Alfred PaiHMü.
In Nr. 49 der Pharm. Centralhalle ver-
öflFentlicht Herr Prof. Beckurts unter den
Mittheilungen aus dem pharmaceutischen
Laboratorium der technischen Hochschule
in Braunschweig eine Anleitung zur Werth-
bestimmung der Quecksilberchlorid -Ver-
bandstoffe. Ich habe im Laufe des letz-
ten Jahres im Königl. Gamisonlazareth
zu Königsberg i. Pr. eine sehr grosse An-
zahl von Sublimatbestimmungen, theils
in Lösungen, welche zum Imprägniren
von Verbandstoffen verwendet werden
sollten, theils auch in fertigen Verband-
stoffen auszuführen gehabt. Die Umständ-
lichkeit der Fällungsanalyse legte mir
ebenfalls den Gedanken nahe, den Queck-
silbergehalt zu titriren, doch mussten die
dahin zielenden Versuche bald wieder
aufgegeben werden. Der von BecJcurts
640
vorgeschlagene Weg ist für die Analyse
rein wässeriger Sublimatlösungen selbst-
verständlich gut; für die nach der Kriegs-
Sanitätsordnun^, Beilage Y hergestellten
Verbandstoffe ist er leider nicht anwend-
bar. Die von der Eriegs-Sanitätsordnung
vorgeschriebene Imprägnirungsflüssigkeit
ist nämlich folgendermaassen zusammen-
gesetzt :
Sublimat 50 g,
Spiritus 5000 „
Glycerin 2500 „
Aqu. dest. 7500 „
Fuchsin 0,5 „
Dieses Quantum soll für etwa 10 Kilo
Verbandstoff ausreichen. Es erhellt, dass
die mit dieser Lösung hergestellten Ver-
bandstoffe einen bedeutenden Gehalt an
Glvcerin besitzen müssen. Das Glycerin
geht in den nach BecJcurts mit Chlor-
natrium und warmem Wasser hergestell-
ten Auszug über, und, da Glycerin nicht
indifferent gegen Kaliumpermanganat ist,
wird beim Titriren mehr Chamäleonlös-
ung verbraucht, als wenn eine von Gly-
cerin freie Lösung mit gleichem Subli-
matgehalt angewendet wird. Es wird
also der Sublimatgehalt zu niedrig ge-
funden. Ausserdem giebt der Verband-
stoff soviel Fuchsin an warmes Wasser
ab, dass schon allein dadurch das Er-
kennen der Endreaction sehr erschwert,
wenn nicht unmöglich gemacht wird.
Für die stark gef&rbten Imprägnirungs-
flüssi^keiten wäre aus demselben Grunde
ein Titriren nach Mohr's Methode un-
möglich.
Auch die Anwendung der Liebtg'schen
Methode (Fällen mit phosphorsaurem Na-
tron und Titriren mit Kochsalzlösung)
gab in den stark gefärbten etc. Lösungen
keine guten Besultate, so dass ich schliess-
lich zur Fällung mittels Schwefelwasser-
stoff, Behandehi mit Chlor und abermali-
gem Fällen mit phosphoriger Säure zu-
rückkehrte. Es wurden auf diesem Wege
beispielsweise aus 11,687 g einer Im-
prägnirungsflüssigkeit welche in 63,05 kg
einen Gehalt von 287,65 g Quecksilber-
chlorid besass, 0,043 Quecksilberchlorür
erhalten. Die Bechnung liess 0,045 HggCIs
erwarten. Dies Besultat ist so gut, dass
man die Umständlichkeit des Verfahrens
wohl in den Kauf nehmen kann.
Handelt es sich nur um schnelle Oon-
statiruDg der Brauchbarkeit eines Subli-
matverbandstoffes, so möchte es wohl
genügen , ein circa 5 g schweres Stuck
desselben mit circa 100 ccm kochsalz-
haltigen warmen Wassers zu extrahiren,
und den filtrirten Auszug mit Schwefel-
wasserstoffwasser zu ver^zen. Tritt eine
deutliche Braunfärbung ein, so kann man
wohl annehmen, dass noch soviel Subli-
mat vorhanden ist, um die antiseptische
Wirksamkeit des Stoffes zu garantiren.
Zur quantitativen Bestimmung schlage
ich vor, folgendermaassen zu verfahren:
Eine gewogene Menge des Verband-
stoffes extrahire man auf dem Verdräng-
ungswege mit warmem, kochsalzhaltigem
Wasser Dis zum Verschwinden der Queck-
silberreaction , f&lle den Auszug mit
Schwefelwasserstoff, und überlasse bis
zum anderen Tage der Buhe. Den Nie-
derschlag bringe man sodann auf ein
Filter, wasche aus, gebe Niederschlag
sammt Filter nebst circa 60 ccm Wasser
in ein Becherglas und leite Chlor ein,
bis alles Schwefelquecksilber gelöst und
das Filter grösstentheils zerstört ist.
Dann filtrire man, befreie vom überschüs-
sigen Chlor und f&lle das Quecksilber
mittels phosphoriger Säure als Queck-
silberchlorür. Man lasse 24 Stunden ab-
setzen , bringe den Niederschlag auf ein
gewogenes Filter, wasche aus, trockne
bei 100^, lasse im Exsiccator erkalten
und wäge.
Apothekerdeutsoh.
Nachdem schon früher Stimmen laut
geworden waren, welche die Entfernung
der entbehrlichen fremdsprachigen
Ausdrücke auch in der Pharmaeie forder-
ten , hat neuerdmgs F. Kunise in der
Pharmac. Zeitung 1887, Nr. 71 diesen
Gegenstand wieder in Anregung gebracht.
In die Tagesblätter sind hierüber, zum
Theil falsch verstandene, Berichte über-
egangen, hervorgerufen durch die von
1 Kuntse gewählte, nicht zutreffende
Ueberschrift: Apothekenlatein.
In den Fachblättern ist nach Veröffent-
lichung einiger Einsendungen, die so-
gar zuletzt bis zum nHötel'' und cur
f.
641
„Table d'h6te*' absehweiften, eine Buhe- ^ des. Yerzeiehnisses zasammengetr^n wa-
pau^e eiBgetretan. ren, al& dasselbe abgeschlosseiL ;
Unsererseits wurde das Verdeutschüngs- Abstract (Arzneiform), Agitakel, agi-
bestreben von Anfang an mit Aufmerk- 1 tiren, Alembic, ana, Apotheke, Aqna-
samkeit verfolgt und die Ansieht gehegt,
dass der bis jetzt beschrittene Weg zur
Lösung dieser Frage lediglieh eine Ver-
zettelung der ganzen Angelegenheit zur
Folge haben werde.
Um dfesem vorzubeugen, wurde derj
Entsehlnss gefasst, ein Verzeiehniss der'
sämmtlichen hier in Frage kommenden i
Wörter aufzustdien, nach und nach zu'
veröffentlichen und die seitens der Leser
eingeschickten Verdeutschungen zu sam-
meln, zu ordnen und zu veröffentlichen.
So glaubten wir, gewissermaassen durch
Abstimmung, die von der Mehrzahl der
Apotheker gebilligten Verdeutschungen
feststellen zu können. Bei dem Versuche,
diese Wörter zusammenzutragen, wurde
jedoch sehr bald die Ueberzeugung ge-
wonnen, dass die fremdsprachigen Aus-
drücke in der Pharmacie sehr dOnn ge-
säet sind und dass ihrer durchaus nicht
so viele sind, als man ohne näheres Ein-
gehen auf die Sache vielleicht glauben
könnte.
Wenn es sich darum handelt, das
Apothekerdeutsch von Fremdwörtern zu
reinigen, so können selbstverständlich nur
diejenigen in Frage kommen, welche
der Apotheker entweder allein
oder doch wenigstens vorwie-
gend gebraucht Für die Fremd-
wörter, die andere Stände ebenfalls und
ebenso häufig wie er gebrauchen, kann
der Apothekerstand nicht verantwortlich
gemacht werden; diese letzteren Fremd-
wörter sind, so weit die Bestrebung unter
der Ueberschrift « Apothekerdeutsch "
geht, deshalb auszuschliessen.
Im Nachstehenden sind die fremd-
sprachigen Ausdrücke aufgeführt,
welche der Apotheker häufiger
als andere Stände oder allein ge-
brauchty für welche er demnach
verantwortlich zu machen ist.
Unsere Leser werden erstaunt sein, wie
gering an Umfang dieses Verzeiehniss
ist; es erging der kleinen Gesellschaft
v,bn GoUegen nicht anders, welche auf
unsere Veranlassung zyr Aufarbeitung
Vit, Auxiliargiftschrank.
Bacille (Arzneiform), Balsam.
Cachet, Cachou, candired, Gapsule,
Gerat, Cito-ßecept^ cohobiren, Cola-
torium, Golatur, coliren, GoUege,
eomprimirte Tabletten, Gompte-gout-
tes, Concentration, concentriren, cori-
densiren , Gondition , eonditloniren,
Gonsistenz, Gonstituens, Gonto-Becept,
Gontrol- Marke, contundiren, Gonvo-
lut, Gorrigens.
Decantiren, Decoct, Decoction, Decoc-
torium, decrepitiren, Defect, Defectar,
defectiren , deplaciren , deponiren,
desodorisiren , digeriren , Digestor,
Digestorium , Dispensation , Sspen-
siren, dividiren, dosiren, Doäis, dra-
giren.
Edulcoriren, effervesciren, effloresdren,
elastische (Kapseln), Elizir, emaillirte
(Geftsse) , Emulgens , emulgiren,
Emulsion, Empyreuma, empyreuma-
tisch, Eprouvette, Essenz, Etikette,
Eztract, Extractivstoff, extrahiren.
Filtration, filtriren.
Infundiren, Infusion, Ingredienzien.
Laborant, Laboratorium, laboriren, lae-
vigiren, lutiren.
Maceriren, Maceration, malaxiren, Ma-
nual , Maximaldosis , Medicament,
Mensur , mensuriren , Menstruum,
Mixtur.
Obsolet, Ofßcin, oilScinell, opalesciren,
ordiniren.
Pastillen, Percolation, Percolator, per-
coliren, Perforat, perforiren, Pnar-
macie, Pharmakopoe, Präcipitat«
präcipitiren , Präparat , präpariren,
pulverisiren.
Bancid, Bancidität, Becept, Beceptar,
receptiren, Beceptur, Beiteratur, re-
iteriren, Bemanens, repetiren, JBepe-
tition, revidiren, Eevisiort, Bevisor,
roUiren.
Saponjflciren, Saturation, saturiren, Sedi-
ment, sedimentiren, Series, Signatur,
Signiren, Solution, Sparadrap, Spe-
cialität, Speeies, spirituös, Substanz^
Syrup.
e4a
Xijgfi^ißii, Twk» teriren, Taxe, Taxprin-
oipieii, Teetiren, Tector, Tenakel,
Tincbr, Tisiuie.
üs|:uioG8, UriB.
Ve^etiübil, yegetabilisch , Yebikel^ Tis-
eid, Yoluxnen.
YoB vorstehenden Wörtern lassen sich
folffei^de ohne Zwang durch die dabei-
stehenden deutschen Ausdrücke wieder-
gaben, was meistens sogar bereits viel-
fach geschieht. Für die übrigen wenigen
sind gute, leicht verständliche und tref-
fende Verdeutschungen nicht zu finden
gewesen oder die Beibehaltung des Fremd-
wortes ist aus irgend anderen Gründen
wünschenswerth :
Agitakel ^ Bührscheit, Bührstab; agi-
tiren «> rühren; ana » von jedem
{gleichviel; Aquavit= Schnaps; Auxi-
iargiftschrank = Hilfs- oder Hand-
giftschrank.
Bacille « Stäbchen.
Cachet = Oblate; candiren = über-
zuckern; Capsule = Kapsel ; Gerat —
Wachssalbe ; Colatorium = Seihetuch ;
Oölatur = Seihung, Durchguss; coli-
ren» seihen, durchgiessen ; compri-
mirte Tabletten =» gepresste Täfel-
cheh; Compte-gouttes « Tropfen-
zähler, Tropfglas ; Concentration =
Sättigungsgrad, Sättigung, Eineng-
ung; concentriren = sättigen, ein-
engen; condensiren » verdichten;
Gondition= Stellung; conditioniren»
in Stellung sein, — sich befinden;
Oonsistenz » Dicke; coptundiren ^
zerstossen, quetschen; Gonvolut =
Schiebekfistchen , Umhüllung; Gor-
rigens ^Yerdeckungsmittel, Yerbes-
serungsmittel.
Deeantiren *» abgiessen; Decoct, De-
eootion ^ Abkochong ; Deeoctorium
«;» Eochvorrichtun^ ; decrepitiren ^
verknistem; deplaciren» verdrängen;
deponiren= absetzen; desodorisiren»
gerucblosmachen; digeriren » warm
ausziehen ; Dispensation » Abgabe ;
dif pensiren » abgeben; dividiren <=
abtneilen; dosiren » abwägen » ab-
th^len ; Dosis •« Qabe ; dra^iren ««
überzuckern,
Edulcoriren i*>» auswaschen; efferves-
ciren -• aufbrausen; effloresciren «*
ausblühen; elastische (Kapseln) ^
federnde; SoraisioB « Mileh; Em-
pjreuma » Brenzgemch; empyreii-
matisch « brenzUeb; Eprouvette »
Probeglas, Proberöhrellen ; Eiäette
»Aufschrift; exirahiren «= apanehcp.
Filtration »Filterung; filtriren»filtaii.
Infundiren » aufgiessen; Infusion »
Aufj^uss; Ingredienzien « Bestand-
theile.
Lävigiren » schlämmen.
Maceriren » kalt ausziehen; malaxiren
= kneten; Manual » Handbueh:
Maximaldosis = grösste Gabe ; Uedi-
cament » Arzneistofi*; Mensur »
Maass, Mess^ei^s; mensuriren »-
abmessen; Mixtur = Mischung, Ge-
misch.
Obsolet == veraltet ; opalesciren = schil-
lern; ordiniren — verordnen.
Pastillen = Plätzchen; Percolation =»
Yerdrängung ; percoliren = verdrän-
gen; Perforat = Durchschlag; per-
foriren = durchschlagen ; Präcipitat
«= Niederschlag; präcipitiren = nie-
derschlagen; präpariren ~ fein pul-
vern; pulverisiren = pulvern.
Bancid =» ranzig ; Bancidität <= Banzig-
keit; Beiteratur = Wiederholung;
reiteriren » wiederholen ; Bemanens
= Bückstand; repetiren » wieder-
holen; Bepetition =^ Wiederholung;
rolliren -» rollen.
Saponifi^ation » Yerseiiung; Satura-
tion » Sättigung; saturiren] « sät-
tigen; Sediment » Bodensi^; sedi-
mentiren » absitzen; Signatur » An-
weisung; Signiren » anweisen; So-
lution B Lösung, Auflösung; Spara-
drap« gestrichenes Pflaster^ Speeies
B Theegemiseh; spirituös «= wein-
geistig, alkoholisch ; Substanz»Stoff ;
Syrup « Zuckersaft, Saft.
Tabletten •» Täfelchen; Tara » Qeftss-
gevncht; Taxe >» Preisveraeiehniss ;
tectiren » zubinden, vidbindes; Te-
nakel «= Seihrahmen ; Tisaite «> Thee-
anfguss.
Unguinös «> salbenartig j Urin >» Harn.
Ye^etabil •« Pflanzentheil; ?egeldi>i-
luch « pflanslidi; viscid «■ acklei«
mig; Yolumen « Baum,
Etwaige AuslassimgeB , welche aieber
nur vereinzelt sein können, sind wir gon
bereit, berichtigend naehzutragen und er-
648
BQcben wir die geehrten Leser deshalb
am Mittheilong (unter BerOcksiehtieuog
unserer Eingangs angebraditen Auslass-
nngen bezQgiicn des Terhftltnisses der
Fremdwörter znr Pbarmacie). Bed.
Mittheilnngen der Pharmakopoe*
ComnuBsioii.
<V6ifL Pbam. OfDiraDi. 87, 115.)
Folgeode aetien Anoei mittel werden zuf
Anfttabme in Phamacopoea Germanica ed.
III TergetehlageB :
Antlfebrinnm. Aeetanilid.
Farblose, glänzende KrjstalibllUtcfaen ohne
Gerneh, Ton ichwach brennendemGetohmacke,
bei 122 bi« 123<> scbmebBend, bei 296 <* tie-
dend, angaiSndet ohne Hückstand Torbren-
nend« Sie lösen sich in 194 Theilen kalten
und 18 Theilen siedenden Wassers, in 3,5
Theilen Weingeist, leicht in Aether und
Chloroform. Die wässerige Lösung reagirt
nentral.
Die beissbereitete wässerige Lösnng wird
durch Eisenchlorid geröthet. Mit Kalilange
erbitst, entwickelt Aeetanilid aromatisch rie-
chende Dämpfe.
0,1 g Aeetanilid, mit 1 ccm Salzsäure eine
Minute gekocht, giebt eine klare Lösung,
welche nach Zusatz von 3 ccm Wasser und
1 Tropfen verflüssigter Carbolsäure durch
Cblorkalkl5sung(l »^10) zwiebebroth getrübt
und nach darauffolgender Uebersättigung mit
Ammoniak indlgblau gefUrbt wird.
Die kaltgesättigte wässerige Lösung, mit
Eisenchlorid rersetzt, darf dessen Färbung
nicht Terändem,
Adeps Lanae. Wollfett
Das gereinigte, mit Wasser irersetzte Fett
der Schafwolle. Eine gelblichweisse Masse
▼Ott dieker Salbeneonsistens, schwachem eigen-
thflmliehem Qer«ehe, gegen 40^ schmelzend,
ualMich In Wasser, aber das mehrfache Ge*
wicht desselben aufnehmend, ohne die salben*
artige Beschaffenheit zu veriieren. Mit Ae-
ther oder Chloroform giebt ee trübe Lösungen
▼OB neutraler Reaellon. Auf demWaseerbade
erhitzt, kinterlliet es ehie hn g^sohzftolsenen
Zustande klare, erkaltet honiggelbe, zähe
salbemurtige Maese, welche Yon Aether und
Chloroform leicht gelöst wird, in Weingeist,
selbst ia heiasem absolutem, jedoch nur theil-
wei^ löslich ist. Die Chloroformlösüng dieses
wasserfreien Wollfettes (1 = 50), dbcr Schwe-
felsäure geschichtet, bildet allmäblich eine
tiefbraunrothe Zwischenschicht.
Angezündet ▼erbrennt das Wollfett mit
leuchtender, stark russender Flamme und
hinterlässt beim Glühen eine kaum walir-
nehmbare Asche (0,1 bis 0,3 Procent), welche,
mit etwas Wasser befeuchtet, rothesLaclcuius-
papier nicht ▼erändert.
Das Wollfett darf, im Wasserbade erhitzt,
nicht mehr als 30 Procent seines Gewichtes
▼erlieren. Mit Natronlauge erwärmt, darf es
kein Ammoniak entwickeln. 2 g Wollfett, in
10 ccm Aether gelöst, dürfen durch einen
Tropfen Phenplphtaleinlösung nicht ▼erändert
werden, sollen jedoch auf Zusatz von 1 Trop-
fen Nonnalkalilösung sich stark roth färben.
Saeeharinam. Saceharin.
Weisses, theilweise mikrokrystallinisches
PuWer ohne Geruch, von ungemein süssem,
auch in Lösungen von 1 : 50000 wahrnehm-
barem Geschmacke, beim Erhitzen im Glas-
rohre unter Braunf&rbung und Ausstossung
bittermandelartig riechender Dämpfe schmel-
zend, angei^undet bis auf einen unmerklichen
Rückstand verbrennend. Es giebt mit 400
Theilen kalten, mit 28 Theilen siedenden
Wassers eine sauer reagirende Lösung; auch
ist es in 30 Theilen Weingeist, schwierig in
Aether löslich. Aetzalkalien nehmen es leicht
auf, sich damit sättigend.
Die mit Alkalien neutralizirte, nicht aber
die rein wässerige Lösung des Sacebarins
wird durch Eisenchlorid bräunlichgelb gefällt ;
der Niederschlag zerlegt sich auf Zusatz ▼on
Salzsäure, unter Abscheidnng ▼on Saccharin.
Mit der mehrfachen Menge Natrium carbonat
erhitzt, ▼erkohlt das Saccharin unter Ver-
breitung von Benzoldämpfeo; der Glührück-
stand, in Wasser gelöst und nach dem Filtri-
ren mit Salpetersäure fibersättigt, scheidet
auf Zusatz ▼on Barjnmnitrat isinen weissen
Niederschlag ab.
0,18" g Saccharin, in 6 eem Wasser '▼er-
theilt, müssen sich bei Znsatz ▼on'l eem
Normalkalilösung tn einer neutralen Flüssig-
keit auflösen; die gewonnene Flüssigkeit,
naeli Zusaitz mehrerer Cubikcentimeter Nor*
malkalllösttBg zum Sieden erhitzt, darf sidi
nicht färben.
Mit Schwefelsäure übergössen darf das
Saceharin sieb nicht schwärzen; wird die
644
Mischung 10 Minuten in siedendes Wasser
gestellt, 80 trete zwar eine schwache Braun-
fKrbuug, aber keine Schwärzung ein.
Wird das Saccharin auf einem Filter mit
der mehrfachen Menge Aether Übergossen
und das Filtrat mit seiner zehnfachen Menge
Wasser gemischt , so darf Eisenchlorid darin
weder eine Fällung, noch eine violette Färb-
ung hervorrufen.
Salolnni. Salol.
Weisses, krystallinisches Pulver von sehr
schwachem, aromatischem Gerüche und Ge-
schmacke, bei 42 ^ schmelzend und angezün-
det mit russender Flamme ohne Rückstand
verbrennend. Das Salol löst sich nicht in
kaltem, kaum in heissem Wasser, in 10 Th ei-
len Weingeist, ^3 Theile Aether, auch reich-
lich in Chloroform und leicht in verflüssigter
Carbolsäure.
Die -weingeistige Lösung des Sslols wird
durch Eisenchlorid violett gefärbt. Wird das
Salol mit der mehrfachen Menge Natronlauge
gekocht, so löst es sich zu einer Flüssigkeit,
die nach dem Erkalten mit Salzsäure ange-
säuert, den Geruch des Phenols verbreitet und
eine weisse Ausscheidung giebt, die nach
dem Abfiltriren und Auswaschen mit heissem
Wasser geschüttelt, sich darin löst and bei
Zusatz von Eisenchlorid eine bUn - violette
Färbung annimmt.
Das Salol darf befeuohietes Lackmnspapier
nicht röthen. Mit der 50 fachen Menge
Wasser geschüttelt, gebe es ein Filtrat, wel-
ches auf Zusatz von 1 Tropfen Eisenchlorid
nicht violett gefärbt und weder durch Silber-
nitrat noch durch Baiyumnitrat sofort ver-
ändert wird.
Hiseellen.
üeber ein dem Strychnin ähn-
liches Leichen -AlkaloicL
Anlässlich eines in Verona 1880 statt-
gehabten Giftmord -Processes fand Professor'
Francesco Ciotto in Padua in Leichentheilen
ein Alkaloid, welches er nach den Reactionen ^
als Strychnin ansprach.
Professor Selmt-Bolognti sprach die Ueber- '
Zeugung aus, dass es nicht ausgeschlossen sei, >
dass im vorliegenden Falle eine Verwechsel-
ung mit einem Ptomain vorliege.
Auch Dr. C, Amthor (Her. der VI. Ver-
sammlung bayr. analyt. Chem. 1887) fand
bereits zweimal bei Untersuchung von Leichen-
theilen , die etwa acht Tage alt waren , ein
solches Ptomain, das dem Strychnin ahnliche
Reactionen gab. Das Ptomain war im Gegen-
satz zum Strychnin nur schwach bitter. Wei-
tere Unterscheidungsmerkmale sind die, dass
die Niederschläge des Ptomains mit Rhodan-
kalium, Ferridoyankaliuip, chromsaurem Kali
und Pikrinsäure braun, gelb und amorph,
die des Strychnins hellgelb , resp. weiss und
kiystallinisch sind.
Während die geringste Dose Strychnin bei
einem Frosch Tetanus erzeugt, hatte eine
saboutane Injeetion einer aiemlich beiräoht-
liehen Menge desPtomaVns keine nachtheilige
Wirkung auf den Frosch. — os—
Ueher die den Oebranchswerth
bedingenden Bestandtheile dcB
Pfeffers.
Man führte bisher den charakteristischen
scharfen Geschmack auf das Vorhandensein
scharf schmeckender harzartiger Körper zu-
rück. R, Kayser stellte bei einer (eingehen-
den Untersuchung fest, dass ein derartiger
Körper nicht im Pfeffer vorhanden ist. Auch
ein Glycerid konnte im Pfeffer nicht auf-
gefunden werden. Alle wirksamen Bestand-
theile waren in dem Aetherauszuge vorhanden
und bestanden in dem Piperin, ätherischem
Pfefferöl und Pfefferdicköl. Am Scblusse
seiner Arbeit sagt Kayser:
1. Das Piperin ist der alleinige Träger des
scharfen Pfeffergesohmackes ;
2. die Lösung des Piperins in ätherischem
Pfefferöl oder Dicköl bildet, auf die Zunge
gebracht, mit der Mandfenchtigkeit eine
Emulsion, in welcher der scharfe Oeschmack
des Piperins, seiner ausseriMrdentlich feinen
Vertheilung wegen, zur Geltung kommt.
Mit der hieraus folgenden Annahme, dass
das Piperin im Pfe£f^korne sich in Losung
befinde, steht auch die mikroskopiaehe Be-
obachtung in UebereinatimmQ.ng, da nur
selten Piperinkrystalle im Pfeffer beobachtet
werden. — iw—
VI. Versa^nml. hayr, Vertreter d. angeic, Chemie^
J8B7,
645
Eine neue Classe
von antiseptischen Stoflfen.
Auf eiae neue Classe von antiseptiscben
Stoffen hat jüngst der berühmte englische
Chemiker WiUiain Thompson aufmerksam
gemacht, die von allen bekannten Nachtheilen
der bisher gebräuchlichen Antiseptica (Car-
hol, Jodoform, Sublimat) frei sein sollen ; es
sind die durchaus nicht giftigen und dabei
sehr stark antiseptisch wirkenden Fluorsili-
cate, besonders das Kieaelfluornatrium. Das-
selbe ist geschmack- und geruchlos, nur
langsam löslich in Wasser, lässt sich aus
Flussspath oder Kiyolith in beliebiger Menge
und überaus billig herstellen. Das neue
Mittel ist bereits patentirt und hat den Namen
„Salufer*' erhalten.
ZeÜBchr, f. Therap. 1887, Nr. 22,
Absorption des Ctuecksilbers.
Nach den Versuchen Ton Ferrari und
Asmondo wird metallisches Queck-
silber Yon der Haut nicht ab sorbirt,
wenigstens wenn die Quecksilbersalbe keine
Quecksilbersalze enthält. Bei der Queck-
silberschmiercur verflüchtigt sich das Queck-
silber und wird eingeathmet. s.
Durch Archives de Pharmacie 1887, 510,
Heilung der Morphinsucht.
Cramer erkannte durch Zufall in derTinc-
tura Castorei (Canadensis spiri-
tuosa) Pharm. He Iv. (Castor. 1, Spirit. 5)
ein Abgewöhnungsmittel des Morphins. $.
Durch Med. chir. Rundschau 1887, 812.
Euphorbia - Gummi als Ersatz
für Kautschuk.
Frühere Versuche, welche mit diesem
Material angestellt wurden, hatten keine
guten Resultate ergeben ; in neuerer Zeit hat
man jedoch die Mischung mit vulkanisirtem
Kautschuk versucht und es bewährte sich
eine Zumischung von 50 pCt. des Eupborbia-
Gummi sehr gut.
Offene Correspondens.
Apoih. D« m P. Die Mittel, welche jetzt zur
Verdeckuog des Geruchs des denaturirten Spiritus
empfohlen werden, enthalten wohl sämmtlich
Säuren, mit oder ohne Zusatz von parffimiren-
den Stoffen. Die Säuren bilden mit den PjridiD-
basen Salze und diese letzteren sind weder so
stark riechend noch so flüchtig als freie Py-
ridinbasen. Weinsäure und Schwefelsäure wer-
den für die gedachten Zwecke am meisten em-
pfohlen.
^potA. M.tnM. Zu Saccharin-Tabletten,
bei denen selbstverständlich irgend welches
Kohlehydrat als Vehikel nicht verwendet werden
darf, giebt B. Fischer (Pharm. Zeit.) folgende
Vorschrift:
Saccharini 3,0 g
Natrii carbon. sicci 2,0 g
Manniti 50,0 g
fiant pastilli Nr. 100.
Eine Pastille genügt zum Versüssen einer
Tafse Kaffee, Thee oder Cacao. Die Soda wird
zugesetzt, um die L<Jslichkeit des Saccharins zu
befördern; vergl. S. 203 und 253.
Apoth. L. in W* Die Sulfolelnate, gewonnen
durcn Einwirkung von Schwefelsäure auf Oele,
werden von den Herren, welche sich bemühen,
dieselben in die Therapie einzuführen, bald mit
dem Namen Polysolve, bald mit dem Namen
Soloin bezeichnet. In dem Artikel Ph.C. 27, 410
ist allerdings nur der erstere Name genannt.
Apoih, IL in M, Zur Bereitung von Pillen
mit Phosphor wurde Torgeschlagen, denPhos-
8 bor in einem Reagensgläschen in einer geringen
[enge Chloroform unter vorsichtigem Erwärmen
zu iGsen, die Losuncr einer geschmolzenen Masse
ans gleichen Theilen Cacaobutter und Wachs
beizumischen und bis zur Verflüchtigung des
Chloroforms zu erwärmen. Nach dem Erkalten
fi^iebt man die nOthige Menge Magnesiumcarbonat
hinzu und formt zu Pillen, die man noch mit
Gelatine überziehen kann.
M. in 8« Die Nachweisune der Salzsäure im
Magensaft vermittels Phloroglucin und Vanillin
geschieht auf folgende Weise:
Einige Tropfen des filtrirten Magensaftes
und einige Tropfen einer Losung von Phloro-
glucin und Vanillin in Alkohol werden in einem
Porzellanschälchen vorsichtig verdampft, wobei
auf das Entstehen eines rothen Ueberzuges zu
achten ist. Auf diese Weise werden ausnahms-
los noch rothe Kry ställchen bei Vio°/oo üreier
Salzsäure erhalten. Bei '/so ^/oo (also Verdünnung
== 1:20,000) werden nur noch feine rothe Striche
erhalten, unterhalb dieser Concentration tritt
keine Reaction mehr auf; es werden dann gelbe
Krystalle wie bei Abwesenheit von Mineralsäure
ausgeschieden. Ein nachträgliches Auftreten
braunrother Zersetzungsproducte kann Täusch-
ung veranlassen ; die Farbe der charakteristischen
Krystalle ist hoohroth. Bei Gegenw^ von viel
organischer Substanz, besonders Peptonen, än-
dert sich das Verhalten etwas, indem einzelne
Krvstalle nicht mehr zu sehen sind, sondern die
Scnale gleichmässig mit einer rothen Paste,
in welcher AlbuminkOrper und die Krystallchen
e4ß
TQrtbeilt siod, ttberzogen ist; dio Farbenkrftftig-
leit leidet hingegen nicht.
Verdünnte organische Säuren geben gar keine
Beaction ; concentrirte organische Sftnren üben
keinen Einfluss -auf dio Färbung ans. Anch
Chloride mit concentrirten organischen Säuren
geben keine Bothfärbnng.
Bei einiger Uebung soll diese Probe bei Ver-
wendung von Terdünnter Salzsäure bekannter
Stärke auch colorimetrisch Terwerthbar sein.
Äpoth. Lm in W. (BusdoMd). Die Menge
Ton Wasserdampf, welche die Luft zu einer
bestimmten Zeit besitzt, nennt man ihre ab-
solute Feuchtigkeit; man bezeichnet
und misst dieselbe durch den Druck, den
der Wasserdruck ausübt und zwar ausgedrückt
durch die Hohe der Quecksilbersäule; oder man
drückt die absolute Feuchtigkeit durch das Ge-
wicht des Wassers in einem kg Luft aus.
Ausserdem kann man noch die Feuchtigkeit
der Luft durch- das Verhältniss angeben , wel-
ches zwischen der thatsächlich in der Luft yor-
haodenen Feuchtigkeit und derjenigen Feuchtig-
keitsmenge besteht» welche die Luft überhaupt
bis zu ihrer Sättigung aufnehmen kann; dieses
Verhältniss l)ezeichnet man mit relative
Feuchtigkeit. Nachstehende Tabelle ent-
hält das Verhältniss von Temperatur und abso-
luter Feuchtigkeit (letztere nach Spannkraft des
Wassers und Gewicht des Wasserdampfes) für
Temperaturen von — 10» C. bis -f 35« C.
Temperatur
C.
10
9
8
7
6
Grösste
Spannkraft des
Wasserdampfes
Millimeter
2,1
2,3
2,5
2.7
2,9
Gewicht
des Dampfes in
1 Cubikmet Luft
Gramm
2,3
2,5
2,7
2,9
3.2
5
8,1
3,4
4
3,4
3,7
3
3,7
4,0
2
4,0
4,8
1
4,3
4.6
0
4,«
4,9
Temperatur
C.
+ 1
3
4
5
Grosste
Spannkraft des
Wasserdampfes
Millimeter
5,0
5,7
6,1
6.5
Gewicht
des Dampfes in
1 Cubikmet Luft
Gramm
5,3
5,6
e,o
6.4
6,8
+ ö
7,0
7^
7
7,6
7,8
8
8,0
8^
9
8,6
8,9
10
9,2
9,4
11
9,8
10.1
12
10,5
10.7
13
11,2
11,4
14
11,9
124
15
12,7
12,9
16
13,5
ia,6
17
14,4
14,5
18
15,4
15,4
19
16,3
16,3
20
17,4
17,3
n
18,5
18,4
22
19,7
19,4
23
20,9
20,6
24
22,2
21,8
25
23,6
23.1
26
25,0
24,4
27
26,5
25,8
28
28,1
27,2
29
29,8
28,8
SO
81,6
30,4
31
32
88
34
35
33,4
35,4
87,7
39.5
41,6
32,1
38,8
35,7
37,9
39,3
Aus dieser Tabelle kann man durch Reolisuilg
leicht die relative Feuchtigkeit finden; bmt z.S.
Luft Ton 26» C. nur 20 mm Spannkraft, so ist,
da sie bei ihrer S&ttigune Wasserdampf von
25 mm Spannkraft besitzen Könnte, Ihre Telatire
Feuchtigkeit nur «»/« = 0,8 = 80 pCt
Hie JErnef§erun§ des Abonnement*
bringen wir in geneigte Erinnerung und litten dringend, die BestelUmgen vor
Ablauf des Monats beunrken gu wollen, damit in der Zusendung keine Unter-
brechung eintritt.
Fehlende Nummern woUe man sofort reclamiren und ewar bm detjemgen
PostanstaU oder Buchhandlung, welche die regelmässige Besteüung besorgt. Bei
unserer Ea^edäion kostet jede eineeine Nummer 35 Pf .
Vom laufenden Jahrgang sowohl, wie von den Jahrgängen 1881 bis 1886
sind noch sämmüiehe Nummern eu haben.
Die Zfisätze und Verbesserungen für das Neue phartnaeeu^
tische Manual werden im neuen Jahrgang in rascher Beihenfolffe ersdteinm
und jedenfalls im ersten Halbjahr au Ende gefuhrt werden.
Verleger und ▼«rmntworüioher RedAOtaiir Dr. E. Gelssler ia Dretdea.
Wiesbadener
Kochbrunnen-Rohsalz
für Bäder
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OontrolB der Stadt Wieebaden
ood dar Kurdireotion.
Du WlwbidBMr KochbrunMn-Rohiili f&r BXdir
lit Ton bdlkriUllBUn Wlrkvw bei allfD Kvuik-
hellen, weluli« Man unter dem &etig „rtKumiKicha
UMm'' cuMininairfkaN. Oeauklchen befltarrMknnk-
lialttn, LUmMft», M *tBrun««n der HutlMIIgkill
uDdganibaionfrtkBlKrinkkelUn ■-■•—•'
der tillodinaucn, weldi* iili I . ,
Krankheil aproceweB aa Knoeben,
Wef«bUiell«n,EnUüiiiIungen,Neabnd
n Krlctia ■lud weltbekannt
«n, Ell »üiinungen. Neu blidanaen oder nacn
. jn VtniulidiinDtn lUi'ückgeblteGeD ilnd. Die
Känaligen Erf»)8a liel „-■-'■■- " -■-■
<lea dsBlMti-nraia&iUfih;
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f*«i ftii 3«Hni )a uidta tVNMn bewnTtbarfBfttt — »n Offnh. — Uiin «»«im (rtUt
eincON IRfbelln lab «(na^tfil Mt Xii«*flwiaai In «rMtllti 1S8S, enlii ISSfr. «Biftli U66,
fftudlnt e. ». 1886, Sri»)(0 1881, 6t(liln 1837, fl*(ttM BRtbitiat «Bnlitfttfl i. 9r. 1887, 9lid'
ber( 1B87, Hriat. t3jH. eteaWnrtalB« gitrtbtn 1887. -
Verbandstoff-Fabrik
■>*•>« von Kax Arnold in Chemnitz (Saohsen).
Utest* Falnik dieser Branche,
■tt tttw Ovdarh, W^banl, BIdtkani itd ekax.' Mfl^MfA%
Verband-Watterund TerbandtMidl
(Cbnpie-BanmwoIIa) (HydrapUler TerinaMoff)
ttMpttnhi.TMbMdatoffB mwIi PPlraf. DDr.UMw, TUmah, Voft'
, Bnitie. Mwl« alle «brigan Mr beite ^oaUttt anerkannt« TartMfcMIl Wt
ICHTHYOL
Wir brinpen liierdnrch zur KenntnisB der Benm Hediänei nud
Apotheker, dass wir folgende Präparate unter ärrllicher CoDtrolle
anfertigen :
T^V|-|'V|-w-A|^AMuaeniim (mlgo „ICHTHYOL»)
Hallnm
» Z lue am
lilUiiam
lO o/o Alkohol - Aether ■ Icbthrol - lifiaan^
SO o/o do. do. do. do.
IClltliyOl^Satrlum-PUlea, abersncker« . . ä 0,10 ffr.
■■^^^■^■'■■J^''" »»trlum-Kapieln «,«5 gr.
„ IiUfalam-Iiapieln 9,>tt gw.
lOHTHTOL-Pflaster
200/0 und 50»/o ICHTHTOL-Watte
10 »/o ICHTHYOL -Seife
nnd sind diese Prfiparate durch die bekanntea grosseren Drognen - Handlungen zd Otigioal-
Preben und in Original -Eafknngen zu beziehen.
Ichthyol ■ Gesellschaft
Cordes, Hermanni & Co. in Hamburg.
Phenacetin.
Para- Acetphenetidin.
Nach den ansBerordentlich gflnstiyen Eesul taten, welche die Herren Professoren Käst, von
Bamberger und Ändere mit diesem, aneschlieaalich von tins hergestellten Denen AnlfpjreUkim
bnieltcn, haben wir ans der Herstellmig desselben im Grossen nnterzogen und bringen dasselbe
durch die Beiren Gehe & Co. in Dresden, welche deren Alleinverkauf fflr die mittelcuropä'
iscBeii Linder abernommen haben, in den Handel.
Farbenfabriken vorm. Ffiedr, Bayer d; Co. in Elberfeld.
C^Ä. Jimgclaiissen's Eindernahning
aus Weizenkleie bereitet.
Keich an .Blat und Kuoclien bildenden Sabatauen. £in geringer Zosatz von otneer
vollBtSndig.lflalicher Nahrung zu verdflnnter Kuhmilch verleiht letiterer den Mlhrwerth 3er
Hnttermilch und macht dieseibe eelbst fSr sehr schwache Kinder verdanlich. Seit Jahren mit
eclatatitem Erfolg hei chronischem Magen- und Darmkatarrh, Brechdurchfall, wie allen Störungen
im Vetdaiiwesa|9ara( iec Kloder'ia Anwendnbg, '
' Zwei Ehrädlplftme. 2ahlrei<A« Atteste and AnerVenwnBgBSChrelbeo,
Öenerftl'Sepöt haben für Provinz Bannover, üroBshenoKtb. Oldenburg, FtlTstetitii. Lipfe:
Keaierdt & Smidt, HannoTer; für Altena: Alberg & Hlernftc, Alton»; fflr Kiel: Apotfaebei
Apotheker C, A. JunsrdausBen, Hambni^.
Cotillon
Max Kormes, Hainichen i/s.
^ Woll- nnd BanmwoU-Welierei »
' Spec VeriiaiHlstoffe u.-Blndei '
U.A. Moll- D. Ca» l»rle- Binden mit ^webterEant
MuBtor" und Preislisten grklis und frtnoo. ^^
und CArneT^-QegeiiBtaiide, komiache Ufltien, Orden, Cotillon toaren,
Ättrapen, EraHboDboDS, HaskcQ, PerrQcken, Stoff- und P&jiier-
l^'ostUme, PapicrUt einen. Bi^o^hones, Spie!(^, ChriEttianmscbinacb etc.,
Bowiekflnsillclie Fflanien
empfiehlt' die Fabrik Ton
Clelbke A neneiHctn», Dremlen.
Illustr. dentsche und Granz. PreiBb&cher Saison 86 gratis und franco.
Terbaadflanelle, , ^m^nm.
6» em breit, p. Meter von 65 Pfg, an. ^ *^^
Verbandgaze, # Natup-
98/I18cm breit, p. Stflck (40ni) Ton .*&.— an. *^— — — ■.
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