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Full text of "Pharmazeutische Zentralhalle für Deutschland"

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f /'Ut^-  <{Jj 


Pharmaceutische  Centralhalle 


für  Deutschland. 


€      € 


i  5  ^  ^* 


Heraiiso;egeben 


von 


Br.  Hermann  Hager  und  Br.  Ewald  Geissler. 


ZZVni.  Jahrgang. 

(Der  Neuen  Folge  YIII.  Jahrgang.) 

1887. 


iO 


Berlin  18S7. 

Verleger:  Dr.  E.  Geissler,  Dresden. 

In  ComnilsBion  bei  Julius  Springer.    Berlin  N.,  Monbijouplatz  3. 


i.-l 


Inhal  ts-Verzeichniss 

des 

XXVIII.  (Neue  Folge  VIII.)  Jahrganges  1887 

der 

Pliarmacentischen  Oentralhalle  für  Deutschland, 


*  bedeutet:  mit  Abbildniig. 

(M.  D.)  bezeichnot  Artikel  des  Pbarmacentifcben  MAnnslt  von  E.  Dieterleh. 

(Ph.  R.)  bcKeichnet  Arbeiten  der  Pbannakopüe-Commission  des  Dentschen  Apothekrr- Vereins. 


A. 

Abras  precatorivft  (Jequlritj),  624. 
Abschänmen  (M.  D.),  579. 
Acetanilid.  Stractanorniel  dess.»  159. 

—  (Antlfebrinvm)  (?b. R),  643. 

—  siehe  auch  pAntitebriD.* 
Acetpheneditiiiy  StmctnrfoTTnel,  143,  197. 
Aeetonapbtylamid,  177. 
Acetotoluid,  177. 

AcetometeF)  Abänderang  am  Otto^scben  A  ,  165. 
Acetam  Dracancali  (M.  I).),  579. 

—  Sinapis  (M.  D.),  580. 
Acidum  asepticnm  pamm,  155. 

—  carbolicum     cradom,     Bestimmung     des 

Phenols  in  ders.,  5. 
liqaefactum,  Gebaltsprüfung.  7. 

—  hTdrochlorlcum,  Prüfung  auf  HBr,  149. 

—  nitricam  (Ph.  RA  111. 
fuinans  (Ph.  K.),  111. 

—  phosphoricnm  (Ph.  R.),  111. 

—  pjrogaliicuiii  (Ph.  R.),  111. 

—  salicylicum  (Ph.  R.),  212. 

—  ralforlenm  (Ph.  R.),  212. 

crodam  (Ph.  R.),  212. 

dUntnm  (Ph.  R.),  212. 

~  tannicam  (Ph.  R.).  212. 

—  tartaricum  (Ph.  R.),  427. 

Prüfung  auf  Metall,  198. 

Adepg  Lanae  (Lanolin)  (Ph.  R.),  643. 

—  SDillns.  Eigenschaften,  198. 
(Ph.R.),  427. 

flltratus  (M.  D.),  580. 

—  yiridls  (M.  D.),  17. 
Aether  (Ph.  R.).  427. 

—  zor  Prüfung  dess.,  489. 

—  aceticns  (Ph.  R.),  427. 
Prüfung  auf  Fuselöl,  148. 

—  broniatii»9  Prüfung  dess.,  272. 
Aetliylen,  Erstarrungspunkt  dcss.,  280. 


Aethylacetanilld,  177. 

Aethyltballln,  Structurformel  dess.,  161. 

AfflnitätHbestlmmongren^  chemische,  135. 
Agar-Agar,  Nfthrsubstanz  für  Bacterien,  472. 
Agrnine,  Bestandtheile  dess.,  474. 
Alantifurzel,  chemische  Untersuchung,  122. 
Alantol,  122. 
Alantsänre,  122. 
Alantol -LebertbraOf  242. 
Alann,  DarsteUung  des  porüsen  A..  306. 

—  Rubidium- Alaun  enthaltend,  126. 
Aletris  farinosa  (Unicorn  root),  201. 
Aleuronat  (Pfianzeneiweiss),  519. 
Alkalische  Tinctoren  und  Extracte«  76. 
Alkaloid  -  Lösungen  durch  Kampfer  haltbar  zu 

machen,  144. 
Alkohol,  sein  Einfluss  bei  der  Verdauung,  375. 

Alkohole,  mehratomige,  ihre  Einwirkung  auf 
Mischungen  von  Borsäure-  und 
NatriumbicarbonatlOsungcn,  192. 

Alligator-  und  Krokodillöl,  424. 

AUium  ursinum,  Bestandtheile  des  ätherischen 

Oeles,  525. 
AUyl  •  Trimethylamiuhydroxyd,  495. 

AloYn- Pillen,  Formel  dazu,  292. 
Alpenkräuterthee,  Webers,  Vorschrift,  20. 
Aluminium,  Löthen  dess.,  'All. 
Ammoniakgas,  Einfius^  auf  den  Organismus,  88. 
Ammoniaksal/e,  Dünge werth  ders.,  488. 
Ammonium  bromatum,  Prüfung  dess.,  133. 

—  picronitrieum ,  Vorsicht  bei  Verarbeitung 

zu  Pillen,  229. 
Ampelopliile^  Zusammensetzung  dess.,  14. 
Amygdalin.  im  Leinsaaroen  enthalten,  66,  94. 
Amylacetat,  Verwendung  dess.,  447. 

—  zur  HerstelluDg  von  Firnissen,  635. 
Amyleuhydrat,  ein  neues  Hypnotikum,  339,  373. 
Amylose,  Bedeutung  des  Wortes,  144. 
Aniylpbenol,  tertiäres,  Darstellung  dess.,  528. 


IV 


Analyse  9    nener    Gang    der   organischen    Ele- 
mentar-A.,  410. 
Anethol,  Eigenschaften,  5ö5. 

Angostiirabitter,  Vorschrift,  79. 

Anlllnfarbstoffe,  Nachweis  durch  die  Isonitril- 
Beaction,  19. 

—  LCslichkeitstabelle,  386. 

—  Verwendung  in  der  HilEroskopie,  446. 
AniUnDm  camphoricam,  283. 

Anis,  Vermischung  mit  Coniumfrflchten,  348. 

—  gerichtliche  Entscheidung,  Verkauf  von  erd- 

igem A.  betreffend,  217. 
Antifebrllla  9  Structurformeln  der  neueren  A., 

[167,  197. 
Antifebrin,  Structurformel  dess.,  159. 

—  Eigenschaften  und  Anwendung,  176. 

—  Nachweis  dess.,  249. 

—  Nachweis  im  Harn,  401. 

—  neue  Reactionen  dess.,  315,  401. 
Antlfebrinnm  (AcetanUid)  (Ph.R.),  643. 
AnttAmgin,  Bestandtheile  dess.,  281,  294. 
Antipyrin,  Structurformel  dess.,  161,  196. 

—  und  Antifebrin  bei  nervösen  Erscheinungen, 
Antithermin,  Structurformel  dess.,  197.      [576, 
Antimon.  Verdampfungspunkt  dess.,  280. 
Antiseptlca,  einige  neue,  563. 
Antrophor,  Beschreibung,  65. 
Apothekerdeutsch,  Vorschläge  zur  Umwandlung 

fremdsprachiger  Ausdrücke,  6^. 
Apparat,    Destillations -A.    für  jodometrische 
Arbeiten,  295*,  416. 

—  für  constante  Gasentwickelung,  293. 

—  für  (jasentwickelung  nach  Nordblad,  514. 

—  für  gasometrische  Analyse,  316. 

—  Gas-Waschgefäss,  303^ 

—  Einfttlltrichter,  337.* 

—  Kühler  mit  innerer  Kühlung,  337.* 

—  für  volumetrische  Bestimmung  der  Kohlen- 

säure in  Carbonaten,  394.* 

—  Luftprfifungs-A.,  395. 

—  zur  liilchfettbestimmung,  180.* 

—  Vacuum-A.  nach  Christ,  515. 

—  zur  Zuckerbestimmung  im  Harn.  553,* 
Aqaa  Amygdalar.   amar«,   Zusammensetzung 

dess.,  354,  365. 

neue  Darstellungsweise  mit  Benzal- 

dehydcyanhydrin,  391. 

— Prüfung  im  Allgemeinen,  368. 

Bestimmung  der  Blausäure,  131,  239, 

245,  308,  330. 

—  quantitative  Bestimmung  des  Benzal- 
dehyds, 527. 

— Unterscheidung   des   durch  Mischung 

hergestellten  vom  destillirten,  568. 

—  Ersatz   durch  Chloralcyanhydrat,  396. 

Aqna  phosphorica  llasterlik,  627. 

Aqaae  aromatieae  (M.  J)X  bHO,  636. 

Arabiu-phospborsanrer  Kalk,  337. 

ArgInJn,  Darstellung  und  Formel,  104. 

Aristolochia  reticnlata,  624. 

Arnica- Gallerte,  Amica- Jelly  (M.D.),  581. 

ArHen,  Trennung  von  den  alkaliscnen  Erden,  389. 

Artar-Root,  Alkaloide  der  Kinde  ders.,  313. 

Arzneimittel,  Einfluss  der  Form  der  Verordnung 
auf  die  Wirkung.  565. 

—  erwärmt  darzureichen,  543. 
Arzneiröhren,  Anwendung  ders.,  517. 


Asarnm  enropaenin,  Untersuchung  des  äthe- 
rischen Oeles,  525. 

Aseptinsl&are,  155. 

Asparagin,  rechts  drehendes,  554. 

Asparagine  sucr^e,  76. 

A8thnia-Cigaretten,  444. 

Atherosperma  moschata,  neue  Droge,  519. 

Athlophoru8,  amerikanische  Specialität,  282. 

Aner'sches  easginhlicht,  90,^  349. 

Anrantlnm  amamm,  Bestandtheile  der  Binde 
dess.,  301. 

AngsteUung,  Welt-A.  in  Brüssel,  364,  589. 

—  der  Naturforscher- Versammln  ng  in  Wiesbaden , 

|513. 


Bacilli  gelatittOBi  (M.  D.),  601. 

cum  Alnmine  (M.  D.),  601. 

com  Chloralo  hydr.  (M.  D.),  602. 

cum  Kalio  Jodato  (M.  D.),  602. 

Bacterien   in   Seifen  und  Verbandmaterialien, 

[431. 

Balsame,  Harze  und  Gummiharze,  Prüfung 
nach  Kremel,  199,  202. 

Balsamnm  Peruvlannm ,  Prüfung  auf  Benzoe 
und  Storax,  527. 

Baryumcblorid,  Unlöslichkeit  in  gewissen  Salz- 
lösungen und  Säuren,  389. 

Barynmhydrat,  neue  Fabrikationsweise,  303. 

Banmwollsamenöl,  Erkennung  in  anderen 
Oelen,  629. 

Bausteine,  Ursachen  der  Verwitterung  ders.,  91. 

Belladonna -Präparate  von  bestimmtem  Ge- 
halte, 348. 

Bengalisehe  Flammen,  590. 

Benzaldebyd,  quantitative  Bestimmung  im 
Bittermandel  Wasser,  527. 

Benzaldebydcyanhydrin,  Bereitung  dess.,  392. 

Benzanilid,  Structurformel  dess.,  159,  177. 

Benzoesäure,  Structurformel  ders.,  158. 

Berberin,  Abhandlung  über  B.,  225. 

—  Darstellung  in  Krystallen,  494. 
Betol,  Eigenschaften  dess.,  280. 
Bieniba-Oel,  Abstammung  dess.,  46. 

Bier,  vergleichende  Tabelle  über  deutsche 
Porterbiere,  96. 

—  Prüfung  auf  Salicylsäure,  244. 

—  wann  ist  das  Bier  „sauer,"  631. 

—  ist  hefetrübes  Bier  im  Verkehr  zulässig?  632. 
Binden,  Gaze-  und  Gypsbinden  (M.  D.).  83. 
Biskuithonig,  Bestandtheile  dess.,  66. 
Bismutum  oxyjodatum,  113,  290,  504. 
Bismutum  subnitricum  Natro  nitrico  präei- 

pitatum,  202. 
Bittermandelöl,  Prüfung  dess.,  191. 

—  Zusammensetzung  und  künstliche  Darstellung 

dess.,  567. 

Bittermandel wasser,  siehe  „Aqua  Amygdnl. 
amar.** 

Blaugefärbte  Stoffe,  Prüfung  ders.,  469. 

Blausllure,  neuer  Nachweis  ders..  144. 

BleirOhren,  Verunreinigung  des  Wassers  durch 
B.,  387. 

Blei-  und  zinkhaltige  Gegenstände,  Gesetz- 
entwurf, betreffend  Verkehr  mit 
dens.,  149. 

desgl.  Gesetz,  352. 


Blumeu,  Conservirang  frischer  B.,  317. 
Blut.  Coagiilation  dess.  za  verhindeni,  182. 

—  Menge  des  Gehaltes  an  Hämoglobin  und  Blut- 

körperchen, 413. 

—  spectroskopischer  Nachweis  dess.,  f>37. 
Bluttaiig,  Mittel  gegen  B.  (M.  D.),  602. 
Boldoglnein,  143. 

Borneol  and  Menthol,  Darstellung,  bOil 
BorsSiire,  Bestiminung  ders.,  164. 
Botanische  Nomenciatur,  fehlerhafte,  117. 
Bovinine,  Znsammensetzung  dess.,  474. 
Branntwein  9    durch    einen    kautschukartigen 

Stoff  verunreinigt,  93. 
Bromftthyl,  Darstellung  des?.,  124. 

—  Prüfung  dess.,  272. 
Bromlaagre^  Bereitung  ders.,  306. 
Bromsalze,  Prüfung  der  officinellen  B.,  133. 
Bromwaaser,  falsche  Bezeichnung,  294. 
BromwasserstoflTBl&iire,  Nachweis  ders.  in  Salz- 
säure, 149. 

Brucin,  chemische  Constitution,  424. 

—  und  StTjclinitt)   Ferro-   und   Ferricyanate 

ders.,  107. 

quantitative  Bestimmung  ders.,  119. 

Bromata-Leim  (M.D.),  86. 

BuddVIie  Pillen,  Vorschrift»  14. 

Ball'g  Congrb-Symp,  amerikanische  Specialität, 

BQretten,  üher  das  Reinigen  ders.,  305.     [282. 

—  für  Brom,  306. 

Burstyn'sehe  SRuregrAde,  Bedeutung  ders.,  10. 
Butten  chemischer  Vorgang  heim  Kanzigwerden 
der  B..  412. 

—  Ahnahme  der  flüchtigen  Säuren  hei  Zunahme 

der  Bancididät,  244. 

—  üher  vorläufige  Prüfung  ders.,  128. 

—  neue  üntersuchungsmethoden,  79. 

—  Verhesserung  der  Reichert-Meissl'schen  Prüf- 

ungsmethode, 584. 

—  Zusammensetzung  des  Butterfettes,  412. 

—  Bestimmung  des  specifischen  Gewichts  des 

Butterfettes,  77. 
~  Mikroskopie  des  Butterfettes,  79. 
*-  Nachweis  und  Bestimmung  des  Bntterfettes 

in  Margarine,  320. 

—  Nachweis  künstlicher  Farbstoffe,  886. 

—  Prüfung  auf  den  Farbstoff  der  gelben  Rübe, 

[101. 

—  Unterscheidung  von  Natur-  und  Eunstbutter 

im  Haushalt,  294.  ^ 

—  Abhandlung  über  Milchbvitter   und  der  zu 

ihrem  Ersätze  dienenden  Fette,  77. 

—  Ersatz  durch  Cocosnussbutter,  281. 

—  ErsatK  durch  Danks,  544. 

—  Gesetz,  betreffend  Verkauf  von  Ersatzmitteln 

für  B.,  376. 
~  beste  Verpackungsweise  ders.,  460. 

—  Schwindel  mit  Preisfragen,  426. 

—  bromojodirte,  368. 

Buttersäure,  Nachweis  im  Magensafte,  582. 

c. 

(Siehe  auch  unter  K«) 

CacaopiÜTer,  ISslielieSi  neues  Herstellungs- 
verfahren, 155. 
Caeaoaehaleii,  Analyse,  447. 
Cachott  Prinee  Albert  (M.  D.),  602. 


Calamin,  Darstellung  und  Eigenschaften,  232. 

Calcimetre  Sidersky,  Apparat  zur  Kohlensäure- 
bestimmung, 394.* 
Cali-NUsse^  Herkoromen  und  Eigenschaften,  113. 
Galomelpulver^  Ursache  des  Geschmacks  dess., 
Gamphoröl,  leichtes,  Eigenschaften,  190.    [170. 
Canadol  ist  mit  Petroläther  identisch,  590. 
Cantharidin,  chemisches  Verhalten  dess ,  97. 
Carbollösnng  zum  Verband  (M.  D.),  84. 
Carbolstture,  Structurformel  ders.,  157. 

—  Grund  der  Färbung  ders.,  72. 

—  Nachweis  bei  gericntlich- chemischen  Unter- 

suchungen, 40. 

—  Bestimmung  ders.  als  Tribromphenol,  43. 

—  Bestimmung  des  Phenols  in  der  rohen  C,  5. 

—  Bestimmung  ders.  in  Seifen,  103. 
Carbonaphtolsäore  ist  =  a-Ozjnaphtocsäure, 
Carotin,  Bestimmung  dess.,  599.  [610. 
Carrageen,  als  Substitut  für  Gummi  arabicum, 
Carvol  ist  Ketodihydrocymol,  424.  [504. 
Cascara  sagrada,  verschiedene  Abstammung, 
CasefUj  als  Emulgens,  569.  [313. 
Cassiaöl,  specifiscnes  Gewicht  dess.,  191. 
Gastoreum  in  Tinctur  zur  Heilung  der  Morphin- 
sucht, 645. 

Catgut,  Vorzüge  als  Nähmaterial,  442. 

—  Tabelle  Über  die  Zerreissungsfestigkeit,  514. 

—  Carbol-,  Juniperus-  und  Su6limat-C.  (M.  D.), 
Gatha  edulis,  neue  Droge,  544.  [83. 
Gentrifaglren  (M.  D.),  602. 

Gera  flara,  Prüfung  auf  Reinheit,  199. 
Gerata  (M.  D.),  603. 
Geresin,  Prüfung  dess.,  200. 
Gharta  exploratoria  (M.  D.j,  603. 
amjlacea  (M.  D.),  604. 

—  —  Azolithmlni  (M.  Ü.),  604. 

Gongo  (M.D.),  604. 

Goreumae  (M.  D.),  604. 

Haematoxylini  (M.D.),  613. 

Laceae  mus.  caer.  (M.  D.),  613. 

rubra  (M.  D.),  614. 

Malvae  (M.  D.),  614. 

—  nitrata,  Verbrennungsproducte,  117. 
Chemische  Gärten,  Herstellung  ders.,  408. 
Chiasamen  von  Salvia  Ghian,  301. 
Chimaphila  umbellata,  205. 

Cbfnaalkaloide  sitzen  ausschliesslich  im  Binden- 

parenchym,  477. 
Gbinaextract  in  Verbindung  mit  Borax,  599. 
Chinarinden -Asche,   Zusammensetzung  ders., 

[389. 
Cbininsalze,  Tabelle  über  ihre  Löslichkeit  in 

Wasser  304 
Ghininam  blsnlfurlcun  (Pb.K.),  112. 

—  ferro -citrlcom  (PLR.),  112. 

—  salfuricum,  Prüfung  durch  die  Chromat- 

und  Oxalatprobe,  44,  163. 

Uebersicht  der  Prüfungsmethoden,   369, 

GhinoYdinnm  (Ph.  R.),  212.  [377. 

Ghinojodin«  medicinische  Anwendung,  66. 

Ghinolin,  Structurformel  dess.,  159. 

Ghinotoxin,  515. 

Gbloral  com  Gampbora  Br.  Ph.  C.,  560. 

Ghloralcyanhydrat,  Ersatz  der  Aqua  Amygdal. 
amar.,  396. 

Gbloralhydrat,  Werthbestimmung  durch  Zer- 
legung mit  Natronlauge,  144. 


VI 


Chloralnm  hydratum  (Ph.  K),  213. 

Chlorgras,  Entwickelang  mittels  des  Kipp'sclien 

Apparates,  127. 
Chlorkalk.  Umwandlung  in  Chlorsäuren  Kalk, 
Chlorofonnium  (Ph.R),  213.  [411. 

Chloroform,  arsenhaltiges,  62. 

—  Prüfung  auf  Reinheit  speciell^Spiritusgehalt, 

—  Wirkung  des  Ammoniaks  auf  dass.,  302. 
Chlorophyll«  Verhalten  dess.  zu  Koblensfiure, 

[413. 

—  quantitative  Bestimmung  in  Pflanzen,  564. 
Chlorzink -Pasten,  Bereitung,  229. 
ChoUn,  Ueberführung  in  Neurin,  494. 
Chrom,  quantitative  Bestimmung  dess.,  402. 
Chromsesquichlorid,  Modificationen  dess.,  401. 
Chrotograph,  Uautschreibstift,  372. 
Chrysarobinum  fPh.  R.),  213. 
Chrysarobin,  Bedeutung  des  Namens,  294. 
Chrysophansfiure  im  Harn  vom  Santoninfarbstoff 

zu  unterscheiden,  19,  486. 
Cinehol  und  Capreol,  106. 
Coca-Cigaretten,  215. 
CocaTn,  Bereitung  aus  Rohcocaln,  35. 

—  über  amorphes  C,  300. 

—  Spaltungsproducte  dess.,  516. 

—  Gegengifte  dess.,  292. 

—  ist  Antidot  von  Strychnin,  105. 

—  Wirkung  beim  Bergsteigen,  252. 
CocaYnnm  hydrochlor.,  Prflfung  dess.,  394. 
CocaYnwolle,  33. 

Coccerln.  79. 

Cochenille,  Werth  als  Indicator,  316. 

Cocosnnss- Butter,  als  Buttersurrogat,  281. 

CodeVnnm  (Ph.  R.),  427. 

Codefn,  bei  Diabetes  angewendet,  105. 

CoffeYunm  (Ph.  R.),  428. 

Coffein -Gehalt  des  Kaffees  vermindert  durch 

Rösten  des  K.,  317. 
Cognac,  Bestand theile  des  Cognacsprits,  423. 

Colchicln,  Chemie  des  C,  163. 
CoUodium  (Ph.  R.),  428. 

—  über  Bereitung  dess.,  559. 

—  Bereitung  unter  Zusatz  von  Aethylnitrat,  305. 

—  cantharidatnni  (Ph.  R.),  428. 

—  elasticum  (Ph.  R.),  428. 

—  jodoformiatum,  281. 

—  salicyiatam   mit  Extr*  Caouabis  ist  an- 

geblich gefährlich,  306. 

Columbia,  Darstellung  und  Eigenschaften,  128. 

Compositen,  Anzahl  der  Strahlenblüthen  ei- 
niger C,  387. 

Conessin  und  nrlghtin,  114,  516. 

Congoroth,  Werth  als  Indicator,  316,  325. 

Congoroth- Papier.  Eigenschaften,  114,  293. 

Bereitung,  604. 

Coniferen-Cigaretten,  531. 

Conifereugeist,  Vorschrift  zu  C,  206. 

Coniferin,  neues  Reagens  auf  C,  116. 

Conserresalz,  lUlger's,  340. 

Copairabalsam»  Entstehung  dess.  in  der  Pflanze, 

[476. 

Creolln,  neues  Desinfectionsmittel,  446, 459,  471. 

Crotonftl  und  Crotonolsäare,  246. 

Capreol  und  Cinehol,  106. 

Corcama,  Werth  als  Indicator,  316. 

—  Bereitung  des  C- Papiers,  604. 


Cynoglossl  offlc.  herba,  Mittel  gegen  Mäuse, 
Cytisin  und  Cytisinnitrat,  114.  [ö77. 

Cypripediam  parviflorom,  561. 

D. 

Dambose  ist  Inosit,  544. 

Dammarharz,  mit  Colophonium  verfälscht,  459. 

Danain,  aus  Danais  frageans,  103. 

Danks,  Er.«atz  ffir  Butter,  544. 

Denatnrirungsmittel  fQr  Spiritus,  vergleichende 
Werthbestimmung  ders.,  557,  621. 

—  des  Spiritus  geruchlos  zu  machen,  645. 

Desinfectionsmittel,  Werth  der  verschiedenen 
D.,  425. 

Destillationen,  das  Stossen  zu  verhüten,  501 ,  536. 

Destillationsapparat  für  jodometrische  Arbeiten, 

[295,*  416. 

Dextrin  aus  umgewandelter  Glucose,  102. 

Dextrin -Kleister,  293. 

Dextrin -Leim,  162. 

Diastase.  Darstellung  reiner  D.,  400. 

Digestyltn,  Zusammensetzung  dess.,  474. 

Digitalinnni  germanicnm,  Digitaline  IIo- 
moUe ,  Digitaline  crystallisee 
und  Digitoxinnm  pnrom,  Zu- 
sammensetzung ders.,  516. 

Dihydrocamphin,  362. 

Ditaua  digitifolia  ist  ein  Schwindel,  612. 

Drumin  und  Lewinin,  zwei  neue  Anästhetika, 
18,  242,  292,  447. 


Ean  de  Lys  de  Lohse,  Zusammensetzung,  2ü6. 

Eisencyanide,  neue  Verbindungen,  585. 

Eisenmilch,  Bereitung,  538. 

Eisenoxyd  und  Thonerde,  Bestimmung  in  Phos- 
phaten, 412. 

Eisenverbindangen,  indifferente  nach  Dieterich, 
581,  618,  625. 

— ,  siehe  auch  unter  „ Ferra m*  und  „Liquor 
Ferri.« 

Eiskeller  im  Kleinen,  351. 

Eiweiss,  Nachweis  dess.  mit  Salzsäure,  277. 

Elaidin-Reaction,  ihr  Werth  bei  Untersuchung 
fetter  Oele.  136. 

Elixir  Cascara  sagrada  Br.  Ph.  C,  560. 

—  (i;aaranae  Br.  Ph.  C,  560. 

—  Simplex  Br.Ph.C,  560. 
Email -Tinten,  14. 

Emetin,  Bestimmung  dess.  in  der  Ipecacuanha- 
wurzel,  337. 

—  chemische  Constitution,  423. 
Emilian-Gefftsse  für  pharmaceut.  Gebrauch,  515 
Emplastmm  Hydrargyri  sine  Terebinthlna, 

[354. 

—  Lithargyri,  Untersuchung  anf  Bestandtheile, 

[214. 
Emulsionen,   einfache  Bereitung  von  Oel-E., 

|280. 

—  mit  Chloroform  und  Aether,  Bereitung  ders., 

—  mit  Ca  sein  zu  bereiten,  569.  [447. 
Emulsio  Olei  Jecoris  Br.  Ph.  C,  560. 
Entflammnugstemperaturen    verschiedener 

tiüssiger  Handelsartikel,  164. 


VII 


Erdbeersyrnp,  rationelle  Bereitung  dess.,  414. 

Eriodyctiou  Calirornicnm  (Yerba  Santa),  Prä- 
parate aus  dems.y  75,  76. 

ErnähruDsrs-Klyätiere,  ^52. 

Eseridin,  Unterschied  von  Ph jsostvgmin ,  516. 

Essenzen  9  italienische,  deren  YerfälschunKen, 

[191. 

EsHi^s&nre,  Nachweis  im  Magensaft,  582. 

Ester,  ihre  chemische  Stellang,  218. 

Eucalyptus -Honig,  444. 

Eucalyptusöl  und  Eucalyptol,  191. 

Eapliorbia  Drnmondii  enthält  das  Alkaloid 
Drurain,  242. 

Erodia  pasinifolfa,  neue  Droge,  519. 

Explosive  Mischungen^  253. 

Extracte,  Bestimmung  des  Alkaloidgehaltes 
der  narkotischen  £.,  21,  29, 
134,  200,  257,  505. 

-  Präfang  auf  Suhstitutionen,  200. 

-  Reinigung  kupferhaltiger  E..  218. 
Extraetum    Aconiti,    Belladonnae,     Conii, 

Hyoscyami  und  Strychni,  Be- 
stimmung des  Alkaloidgehaltes,  29, 
134,  257,  506. 

-  Colombo,  Untersuchung  und  Prüfung,  297. 

-  Ferri  pomatum  (Ph.  B.),  428. 
Bestimmung  des  Eisengehaltes,  296. 

-  Filicls  aeth.  zu  Pillen  zu  verarheiten,  304. 

-  Grindeliae  liq.  Br.  Ph.  C,  561. 

-  Hamamelidis  liq.  Br.Ph.C,  561. 
~  Hydrastis  liq.  Br.  Ph.  C,  661. 

-  Opii,    Prüfung    auf    Morphingehalt    siehe 

„Opium." 

-  Qnasslae  (Ph.B.),  112. 

-  Rhei  (Ph.R.),  112. 

compositnm  (Ph.  R.),  112. 

-  Sabinae  (Ph.  R.),  112. 

-  Scillae  (Ph.R.).  213. 

-  Seealis  eornuti  (Ph.  B.),  213. 

-  Strychni  (Ph.  R.),  213. 

Werthbestimmung  dess.,  30,  256,  508. 

-  Taraxaci  (Ph.R.),  213. 

-  Trifoiii  flbrini  (Ph.  R.),  213. 

P. 

Färbung  von  aufzubewahrenden  Pflanzen  zu 
verhüten,  66. 

F3ulnissprocesse,  Freiwerden  von  gasförmigem 
Stickstoff,  290,  312. 

Farben,  Gesetz  betreffend  Verwendung  gesund- 
heitsschädlicher F.,  862. 

-  Teig-F.  mit  Thonerdehydrat,  97. 
Farfarae  folia,  Untersuchung,  447. 
Fehllng'sehe  Lösung,  Deutlichmachen  der  End- 

reaction,  106. 
Beobachtungen    bei    der   volumetrischen 

Zuckerbestimmung.  269. 
Ferri-  und  Ferrocyanate  des  Strychnin  und 

Brucin,  107. 
Fermm  ciirbon,  saeehar.  (Ph.R.),  428. 

-  Jodatum  (Ph.  R.),  428. 
haltbare  Lösung,  304. 

-  lacticnni  (Ph.  R.l,  428. 

-  oiydatum  saccnar«  solubile,   verbesserte 

Darstellung,  202,  495,  592,  619. 
galaclosacchar«  solub.,  592,  619. 


Ferrum  oxydatum  mnnnasacchnrat.  solnb., 

593,  619,  626. 

dextriuat.  solub.,  593,  620. 

inulatum  solub.,  620. 

—  rcductum  purum,  163. 

—  sallcylicum,  Bereitung,  304. 

Fette,  medicinischer  Werth  bei  chronischen 
Krankheiten,  138. 

—  und  Oele,  Methoden  zur  Prüfung  ders.,  9, 

136,  203,  510. 

FettsUuren,  Bestimmung  der  freien  F.,  10. 

Fettsockel,  Mischung  zu  dens..  118. 

Fettstifte  zum  Schreiben  auf  Glas,  351. 

Feuchtigkeit  der  Luft,  Bestunmung  und  Be- 
rechnung, 646. 

Filtrirplftttchen  nach  Witt,  513. 

Filtrirrorrichtung,  eine  neue,  303. 

Fire  Proof  Faiut,  Zusammensetzung,  330. 

Firnisse,  mit  Amylacctat  bereitet,  635. 

Flaschenverschluss,  Sicherheits-Fl.,  181.* 

Fleisch  und  Fleischwaaren ,  Conservirungs- 
methoden,  630. 

Fliegenleim  (M.  D.),  H6. 

Fluor,  Darstellung  von  reinem  F.,  101. 

Fluor  Verbindungen  als  Antiseptica,  563,  645. 

Frostbeulen,  Mittel  gegen  F.,  398. 

Frostwunden,  rationelle  Behandlung  ders.,  93. 

Fuselöl,  Bestimmung  dess.  nach  Traube,  406. 

—  in  Branntweinen,  253. 

~  Nachweis  in  Spirituosen,  98. 
Fussbodenlack,  Vorschrift,  448. 
Futtermehle,  Werth  verschiedener  F.,  338,  437, 
461,*  521,*  545.* 

6. 

Galazima,  Bereitung,  294. 

Galle,  die  Uafner'sche  Reaction,  553. 

Gase,  Einfluss  technisch  wichtiger  G.  auf  den 

Organismus,  88. 
Gas-£ntwickelungs- Apparate,  constante,  203. 

—  —  für  gasometr.  Analysen,  316. 
nach  Nordblad,  514. 

Gas -Wasch -Apparate,  303.^^ 
Gasgliihlicht,  Auer'sches,  90.*  349. 
Gaze,  als  Verbandstoff  (M.  D.),  52. 
Geheimmittel  und  Kurpfuscherei: 

Alliot's  Heilung  des  Krebses,  6:J5. 

Berliner  Hühneraugen -Extract,  635. 

Bödicker  &  Co.  Krankentrost,  217. 

Bremicker's  Heilmittel,  635. 

Chader  in  Genua,  Augenarzt,  217. 

Clary's  Asthmapulver,  94. 

Deutsche  Gesundheits  •  Gomnagnie,  217. 

Einsiedler  Magentropfen,  635. 

Exner*s  Mittel  gegen  Blasenkatarrh,  635. 

Falkenberg's  Trunksuchtmittel,  425. 

Fritsche'sche  Heilmittel  426. 

Hartzema's  Hämaton,  217. 

Haugk's  Rothlaufschutz,  635. 

Hess'sche  Lebenstropfen,  205. 

Himrod's  Cure  gegen  Asthma.  635. 

Jacobi^s  Deutscher  Kaisertrank,  635. 

Indian -Pflaster,  217. 

Karrer  -  Galatti's  Trunksuchtmittel,  425. 

Lieber's  Nervenkraft- Elixir,  217. 

Micholson's  Ohrtrommeln,  217,  448. 


VIII 


Geheimmittel  und  Knrpfiigcherei : 

Oidtmann's  Purgativ  (s.  auch  unter  „0*)  49. 

Otto*scher  Lebenswecker,  426. 

Retzlaffs  Trunksuchtmittel,  635. 

Bochow's  Mittel  gegen  Genickstarre,  685. 

Sanitas  -  Compagnie  in  Stuttgart,  49. 

Sanjana- Heilmethode^  4V5. 

Schmidt'sche  Angenmittel,  426. 

Schniidt's  (Karoline)  Flechtensalbe,  635. 

Schöne's  Lnftäther,  426. 

Seiferts  prfiparirte  Schafwolle,  94. 

Simpson^sche  Lotion,  217. 

Stein er's  Hezenschusspfiaster,  49. 

Wamer's  Safe  Cure,  205. 

Weismann's  Schlagwasser,  49. 

Wildenmann's  Flechtenmittel,  635. 

Winter'sche  Gichtketten,  94. 

Zenker's  American  ("ons.  Cure,  205. 

Gefaeimmiitel- Analysen,  falsche,  73. 

—  -Sehwindel  auf  Actien,  566. 
Gelssospermin  und  Pereirin,  114. 
i^elatine-Ueberzng  der  Pillen,  Löslichkeit  dess., 
ii^elatine  Ferri  oxjdati,  596.  [348. 
Gelsemin  und  Gelseminin,  289. 

öerben  mittelst  Pjrrofuscin,  141. 
Üermaninni-Präparate,  515. 
Gemclu  Physiologie  des  G.,  488. 
Getr&nEe,  beste  Temperatar  ders.,  570. 
ijliesshttbler  Brunnen.  Eohlensfturegehalt  dess., 
iilanz wichse  (M.  D.),  86.  [306,  318. 

Glas  abzusprengen,  106. 
— ,  Stifte  zum  Schreiben  auf  G.,  351. 
Glaubersalz,  arsenikhaltiges,  143. 
Gledltsehla  triacanthos,  angebliche  Stamm- 
pflanze vom  Stenocarpin,  561. 
Glncose,  Umwandlung  in  Dextrin,  102. 
Glycerin,  neue  Bestimmungsmethoden,  18. 

—  Tcrflflchtigt  sich  nicht  mit  Wasserdämpfen, 
Glyceritum  Gelatinae,  339.  [302. 
Glycosurinsänre.  neu  aufgefundene  Säure  im 
Glycyphyllin,  143.                            [Harn,  248. 
Grubengas  zur  Kesselheizung,  541. 
Guarana,  Werthbestimmung  ders.,  247. 
Gummi  Arabicum,  Verhalten  in  Salzlösungen,  74. 
Gummiharze,  Prüfung  nach  Eremel,  199. 
Gummo- Phosphate  de  chaux,  337. 
Guttapercha -Mull  (M.  D.),  84. 

—  neue  Art,  32. 

Gymnema  syiretre   hebt   die   Greschmacks- 
empfindung  für  Süss  und  Bitter 
auf;  314. 


Haar,  Hygiene  des  Haares,  442. 
Uaaröl,  braunf&rbendes  Walnuss-H.,  340. 
Haarwasehwasser,  bestes  443. 
Habjelia  aetliiopica,  neue  Droge,  519. 
Hände,  Mittel  zur  Erhaltung  glatter  Hände, 

155,  340. 
Hamburger  Thee»  Bereitung,  543. 
Harn,  ei^enthflmliche  Eiweissart  in  dems.,  293. 

—  verschiedenes  Vorkommen    von   Zucker    in 

dems.,  164. 

—  Isolirung  der  Glycosurinsänre,  248. 

—  Unterscheidung  von  Santoninharn  u.  Bhenm- 

ham,  19,  486. 


Harn,  Nachweis  von  Antifebrin,  249. 

—  Nachweis  von  Blut,  106. 

—  spectroskopischer  Nachweis  von  Blnt,  637. 

—  Nachweis  von  Riweiss  mit  Salzsäure,  277. 

—  desgl.  mit  Natriumnitroprussid,  402. 

—  Nachweis  der  /ff-Oxybuttersäure,  599. 

—  Nachweis  von  Pepton,  101. 

—  vereinfachter  Nachweis  von  Quecksilber,  486. 

—  Nachweis  von  Zucker  mittelst  Perrosulfat  und 

Aetzkali,  80G. 

—  Nachweis  der  verschiedenen  Färbung.  144. 

—  Zuckerbestimmung  durch  Gährang,  553  * 

—  ein  neues  Uroskop,  276.* 

Harnsäure-Ausscheidung  beeinflosst  durch  Gly- 

cerin,  Zucker  und  Fett,  397. 
HarnstoflT,  Bestimmung  dess.,  423. 

—  Bestimmung  nach  Squibb,  115. 

Harze  und  Balsame,  Prüf ong  nach  Eremel,  199. 

Hautscbreibslift,  372. 

Heber,  zwei  neue,  li)3.* 

Heftpflaster  durch  Ueberstreichen  mit  Aether 
besser  klebend  zu  machen,  66. 

Hehner'sche  Zahl,  Bedeutung  ders.,  10. 

Heiner's  Wundsalbe,  Bestandtheile,  474. 

Hektographen,  Herstellung  scharfer  H.- Ab- 
züge, 48. 

Helenin,  122. 

Helfenberger  Annalen  188«,  197,  209. 

Hensel's  Tonieum.  Zusammensetzung,  460. 

Herbarien,  Behanalung  der  Orchideen,  562. 

—  desgl.  von  dickblätterigen  Pflanzen,  624. 
Heu,  Untersuchung  eines  arsenhaltigen,  243. 
Heufleber  wird  durch  Pollenkömer  hervorge- 
rufen, 566. 

Himbeer-  u.  ErdbeerbranntwMn,  Bereitung,  92. 
Holzessigsäure,  Darstellung.  441. 
Holzgeist  zum  Denaturiren  des  Spiritus,  557, 621. 
Holzstoff,   neues  Reagens  auf  U.,  116. 
Holzwolle,  als  VerbandstoflF,  81,  155. 
Homoopatnischer  Kaffee^  352. 
Honig  darf  nur  das  von  Bienen  bereitete  Natur- 
product  genannt  werden,  156. 

—  Untersuchung  dess.,  £09. 

—  kflnstlicher,  66,  92. 

—  Eucalyptus  -  Honig,  444. 
HopeTn  taucht  wieder  auf,  143. 
Hopfen,  antiseptische  Wirkung  dess.,  539. 

—  Erkennung  von  geschwefeltem  H.,  488. 
Hnamauripa,  104. 

Hflbl'sehe  Jodzahl,  Bedeutung  ders.,  11. 
Hydrangin,  Eigenschaften,  2C'5,  300. 
Hydrargyrum  (Ph.R.),  112. 

—  biehloratum  (Ph.  K),  112. 

—  bijodatum  (Ph.  B.),  112, 

—  carbolicum  oxydatuni,  137,  156. 

—  cliloratum  (Ph.  R.),  112. 
vapore  parat.  (Ph.R),  112. 

—  oyanatum  (Ph.Rh.j,  213. 

—  Jodatum  (Ph.R.),  213. 

—  oxydatum  (Ph.  R.),  213. 
via  hum.  par.  (Ph.  R.),  213. 

—  prHcipit.  album  (Ph.  R.),  213. 

Hydrastin,  chemische  Stellung  dess.,  202. 

—  Zusammensetzung  und  Eigenschaften,  494. 
Hydrastis,  farblose,  447. 

Hydrochinon,  Structurformel  dess.,  158. 
Hydrocotyles  asiatieae  herba,  202. 


IX 


Mfdronaphtol.Un  terschic  J  von  Betau  aphtol,  30G. 
Hjdropliile  Watte,  67.  • 
Hj^ophylla  asiattea.  nene  Droge,  519. 
Ifyosein,  therapeut.  Werth  dess.,  404. 
HjposQlflte,  neue  Rpaction  ders ,  193. 

J. 

Jflcobsol,  Zasammensetznng  dess-,  49. 
JanbuL  nene  Droge,  519. 
Ichthyolsalze,  Za^ammensetznng  ders.,  518. 
Jeaniiity,  Isolimng  des  Abrin,  624. 
Ifidieatoren ,   Werth  verschiedener  I.  in  der 
Titriranaljse,  316. 

-  Empfindlichkeit  der  verschiedenen  I.,  501. 
ineio,  im  Strophantassamen  enthalten,  334. 
Infti8a  (Ph.  R),  428. 

Inftasum  Sennae  compos.  (Ph.  K.),  428. 
iD^Iurlii,  Hühnerkropfpepsin,  318,  340. 
Injeciionen,  Sterilisimng  subcutaner  T.,  544. 
Injeetionsflasehe  mit  filtrirten  Lösungen ,  514. 
loosit,  Darstellung  und  Eigenschaften,  279. 
Inseetenfressende  Pflanzen,  20. 
iBseetenstlehe  mit  Chloroform  zu  behandeln,  590. 
Job*stears  (Job's  Thränen),  Abstammung,  447. 
Jod,  Beinigung  dess.  zu  analjt.  Zwecken,  12. 
Jodum  (Ph.  K.),  429. 

Jodadditionsmethode,  Veränderlichkeit  d.  Jod- 
lOsung,  146. 

—  Verbesserung  der  Methode,  240. 

—  grosse  Brauchbarkeit  ders.,  510. 
Jodaseptol,  515. 

JodkallamstärkelSsuDg,  haltbare,  349. 
Jodl5siiii|^eD,  Titerstellung  ders.,  389. 
Jodoform  ist  als  Antisepticum  werthlos,  63. 

—  Zersetzbarkeit  in  ätherischer  L0sung,  163. 

—  mit  Glycerin  zu  emulgiren,  386. 

—  Nachweis  dess ,  117. 

—  Desoderisirung  durch  Naph talin,  94. 

-  desgl.  durch  Sassafrasöl,  144. 
--  desgl.  durch  Terpentinöl,  387. 

—  desgl.  durch  Canadabaham  und  Eaffeepulver, 

-  -Boeht,  Verbandstoff,  543.  [590. 

-  •tiaze,  Bereitung  mit  durch  Sublimat  steri- 

lisirter  Gaze,  504. 
~  -LeJmpflaster,  253. 
iodofoimlaiii  (Ph.  R.),  429. 
Jodoiwachs,  426. 
Jodometrische   Arbeiten,   Apparate   hierzu, 

295*  416. 
Jodstlrke,  Constitution  ders.,  400. 
Jodtriehlorid,  Desinflciens  u.  Antisepticum,  519. 
Ipecaeuanba-Idlosyncrasie,  92. 
lpeeae«anluiwiirzel,  Anal^^se  der  Asche,  301. 

-  Bestimmung  des  Emetins,  337. 
Irisin,  Eigenschaften,  402. 
IrNöl,  Darstellung,  191. 

Jimreba,  Brasilianische  Droge,  166,  519. 
Jite,  als  Verbandstoff  (M.  D.),  71. 

K. 

(Siehe  auch  anter  ۥ) 

Kaffee,  geftrbter,  565. 

-  homöopathischer,  352.  [339. 

-  Werth  des  gerösteten  K.  als  Antisepticum, 


KafTce-Thee,  KaHeeblätter,  203. 
Katrin  und  Ka¥rolln,  Structurformeln  ders.,  160. 
Kali  cansticnm  ehem.  purum  Merck,  114. 
Kalinm,  Nachweis  durch  Natrium- Wismutthio- 
sulfat.  187,  205. 

—  bromatnm,  Prüfung  dess.,  133. 

—  carbonlcam,  neue  Fabrications weisen,  422. 

—  chloricnm,  Prfifung  auf  Salpeter,  533,  554. 

—  manganicom ,    Darstellung    des    chemisch 

reinen,  320. 

—  und    Natriumbicarbouat ,    Nachweis    von 

Monocarbonat,  149. 

—  und  Natrinmmetall,  Fabrikation,  416. 
Kalmoswiirzel,  Bestandtheile  ders.,  231. 
Kamala»  Aschengehalt  dess.,  S02. 
KapokvfoUe  <  Pflanzendiinen),  33. 
Karlsbader  Braasepnlrer,  156. 
Kautschak,   Ersatz  dnroh  Eaphorbia-Gummi, 

[645. 

Kantsckoköl ,   rohes ,    zum   Denaturiren   des 
Spiritus,  622. 

Kantsehnkiraaren,  Aufbewahrung  ders.,  c06, 

Kawa-Kawa,  Anwendung,  375.  [318. 

Keimgehalt  (Bacterien)   von   Seifen   und  Ver- 
bandmaterialien, 431. 

Kellah  (El  Kellah)  und  Kellin,  376. 

Kesselsteinbildnng  durch  Speckstein  verhindert, 

Kies,  als  Medicament,  339.  [93. 

Kieselguhr,  medicinische  Verwendung,  66. 

Kindermehl  nach  Neawe,  229,  245. 

Kitt,  für  Aquarien.  282. 

—  für  Poriellan,  49. 

—  Pariser  Zahncement,  49. 

—  Metallkitt,  351. 
Klanenöl,  fluorescirendes,  97. 
Kleister  haltbar  zu  machen,  590. 
Klystiere,  ernährende,  105,  252. 

—  Mikroclysmata  nach  Unger,  529. 
Köttsdorfer'sche  Verself ungszahl,  11. 
Kohle -Bisqnits,  330,  531. 

Kohlenoxya,  bequeme  Darstellungsmethode,  303. 
Kohlensäure,  volumetr.  Bestimmung  in  Garbo- 
naten,  394.* 

—  Bestimmung  der  Menge  der  ausgeathmeten 
Kolaehocolade,  519.  [K.,  401. 
Kork  gegen  Schimmelbildung  zu  schützen,  66. 
Kraftfüttermehle,  Werth  verschied.  E.,  338. 

—  mikroskopische  Prüfung,  437. 461.* 52 !.♦  545.* 
Kreosot,  innerliche  Anwendung  dess.,  302. 
Ktthler  (¥ngelktthler)  nach  Soxhlet,  514. 
Ktthlnng,  Ersatz  für  Eisumschlag,  532. 
Knnstbatter,  s.  unter  „Butter." 

Knpfer,  neues  Reagens  auf  K.,  600. 

—  eine  Verbindung  mit  N.,  412. 

—  und  Bronze  der  Alten,  577. 

—  und  Zink  dürfen  bei  Bauarbeiten  nicht  zu- 

sammen verwendet  werden,  254. 
Kupferne   Kessel    werden   geschwfirzt   durch 

Ungt.  Farafflni,  577. 
Knpfersalfat,  basisches,  295. 
Kwlcda's  Vlehpnlrer,  156. 
KyanIsireD)  eine  Art  Holzconservirung,  254. 

L. 

Lae  Ferrl,  Bereitung,  538. 
Lachuanthes  tinctorla,  neue  Droge,  519. 


Lacke,  Messinglack,  352. 
--  8.  auch  unter  „Firniss." 
Lactina,  schweizer,  Werth  ders.,  338. 
Lactocrit,  neuer  Apparat  zur  Milchfetthestinira- 

ung,  180* 
Lftyalinsäare,  Structurformel,  197. 
Laniiiiarla,  aseptische,  143. 

—  Nachweis  des  Jods,  393. 
Lamlnarlastifte,  Terhindertes  Quellen  dcrs.,  9?. 
Lanolin,  Eigenschaften  dess.,  209. 

—  enthalt  L.  Pilzkeinie?  92. 
Lanoliiiam  (Ph.  B.).  643. 
Lanolimentum  autlrhcumaticuni,  35. 
Lappa  ofüclnalls,  561. 

Lathraea  sqaamaria,  insectenfressendc  Pflanze, 
Leberthrau,  japanesischer,  18.  [20. 

—  Prüfung  auf  Verfälschung  mit  Pflanzpnr.len, 
Lecithin,  Nachweis  in  fetten  Oelen,  102.  [628. 
Leder,  Probe  auf  gute  Gerbung,  206. 

—  -  Appretur  (M.  D.).  86. 

Leim,  Deitrin-  oder  Packleim,  162. 
Leinöly  Untersuchung  dess.,  240. 

—  und  Leinölftrniss,  Unterscheidung  ders.,  410. 
Leinsamen  enthfilt  Amygdalin.  6S,  94. 
Lencantliernnm  vulgare  ist  giftig,  292,  314. 
Leachten  faulender  Organismen.Ursache  dess.,14. 
Leuchtgas,  rationelle  Bereitung.  540. 
Lewinln  und  Drumin,  zwei  neue  Anästhctika,  18. 
Limonaden-  und  medicinisclie  Boubons,  Be- 
reitung, 349. 

Lindenkohle  -  Blsqults,  330,  531. 
Linimentum  Opii  ammoniatum  Br.  Ph.  C,  561. 
Llnt,  Bor-  und  Jodoformlint  (M.  D.),  81. 
Liquenr  de  Laville,  Bestandtheile,  488. 
Liquor  antihydrorrhoicus,  156,  474. 

—  Ferri  albuminati,  verbesserte  Darstellung, 

536,  554.  593,  594,  614,  620,  625. 

saccharatus,  595. 

hypophosphltis  compos.  Br.  Ph.  C,  561. 

peptonati,  595. 

Kesquichloratl,  arsenhaltiger,  214. 

—  Kalii  arsenicosi,  Klärung  dess.,  75. 

—  Magnesii  Bromidi,  49. 

—  pancreaticus  Benger,  105. 

Literatur  und  Kritik,  siehe  am  Schluss  des 

Inhalts  verzeich  nisses. 
Litliolydium,  Bestandtheile  dess.,  318. 
Lobeliae  Delesseae  radix,  Ersatz  fQr  Senega, 
Lösungen  zu  Injectionen  zu8terili8iren,544.  [18. 
Luft,  Apparate  zur  Prüfung  ders.,  395. 

—  Bestimmung  und  Berechnung  der  Feuchtig- 

keit, 646. 
Luftblasen  an   mikroskopischen   Schnitten   zu 

entfernen,  473. 
Luftreinigungsmlttely  170. 

M. 

Maccassarol,  echtes^  202. 
Magensaft,  Nachweis  der  Salzsäure,  144,  145, 
156,  581,  645. 

—  Nachweis   der  Milch-,   Essig-  und   Bntter- 

säure,  582. 
Magnesia  usta,  unverwendbar  bei  Bestimmung 

der   Blausäure    im   Bittermandel- 

wasser,  239,  245. 
Magnesium,  Schmelzpunkt  dess.,  178,  280. 


Mangan,  Bestimmung  mittels  HtO«,  388. 

—  Trennung  von  Eisen,  117. 

-—  borsaures,  Untersuchung  auf  Cl  u.  H2SO4,  97. 

Mangansaures  Blei,  als  Bleichmittel,  472. 

Manual  Dieterich's,  Zusätze  und  Verbesser- 
ungen, 579. 

Marcipanmasse,  Analyse  ders.,  16*2. 

Harienbader  Reductionspillen,  14. 

Margarine,  Nachweis  u.  Bestimmung  d.  Kuh- 
butterfettes in  M.,  320. 

—  Gesetz,  betr.  Verkehr  mit  M.,  376. 
Marmor,  Imitation  von  M.,  340. 
Matta,  GewflrzYerfälschungsmittel,  205. 
Medicamente,  erwärmt  zu  reichen,  543. 
Medicinalpflanzen-Cultur,  329. 
Meerwasser,  zur  Chemie  dess.,  411. 

Mehl,  alkaloidartige  Körper  in  altem  M.,  33. 
Mißlänge  de  Gregory  (unreines  Methylal),  105. 
Melonen  Wurzel  wirkt  brechen  erregend,  600. 
Menschlicher  KOrper,  chemische  Zusammen- 
setzung dess..  33. 
Menthol  und  Borneol,  Darstellung,  509. 

—  in  Salbenform,  206. 
Mentholeat,  Zusammensetzung,  105. 
ffcrcurius,  Kesselsteinmittcl,  426. 
Hercuronitratprobe,  Unsicherheit  ders.,  568. 
Metalle,  über  die  Härte  ders.,  421. 

—  Trennung  in  der  Analyse  durch  Oxalsäure  180. 
Wetallkitt,  351. 

Methylacetanilid,  177. 

Methylacetat«  Verhalten  bei  Einwirkung  von 

verdtLnnten  Säuren,  135. 
Methylal,  neues  Hynnoticum,  104. 
Xethylalkoliol.  Vorkommen  im  Pflanzenreiche, 
Wethylenchlorid,  als  Narkoticum,  431.      [195. 
Miesmuscheln,   neues  Auftreten  von   giftigen 

M.,  577. 
MigrUne,  Kochsalz  als  Mittel  gegen  M.,  252. 
Mikroclysma  nach  ünger,  529. 
Mikromembranfllter,  Wirksamkeit  ders.,  350. 
Xilch,  Notiz  zur  Fettbestimmung,  162. 

—  neuer  Apparat  zur  Fettbestimmung,  180.* 

—  Fettbestimmung  nach  Adam,  460. 

—  unsinnige  Conservirung  ders..  435. 

-^  Berliner  Verordnung,  betr. Verkehr  mit  frischer 

M..  364. 
MllchsSnre,  Nachweis  in  patholog.  Fällen,  166. 

—  Nachweis  im  Magensafte.  582. 
Xilchzueker,  verschied.  Polarisation  dess.,  19. 

—  in  PflanzenstofFen,  413. 
Mistole,  Zusammensetzung  dess.,  519. 
Modellirwachs,  156. 

Molisch's  Zuckerreaction,  227. 
Mollin  fSapo  unguinosus),  Eigenschaften,  202, 
iWoos,  als  Verbandstoff,  82.  [211. 

Morphin,  neue  Beaction  auf  M.,  190. 

—  Bestimmung    desselben    im    Opium ,    nach 

Schlickum,  61,  203. 

nach  Beckurts,  171,  183. 

nach  Dieterich,  219,  261,  276,  479. 

Morphinum    hTdrochloricum ,    Prafnng    auf 

Codein  und  Narkotin,  60. 
in  Verbindung  mit  Amylnitrit,  599. 

—  phtalicum.  467. 

Morphiusueht,  Heilung  durch  Castoreumtinctur, 
Mörteln,  Bestandtheile  dess.,  14.  [645. 

Motten,  Mittel  gegen  M.,  402. 


XI 


Mneilairo  Uammi  Arabici  (Ph.  R.).  11^ 

—  Salep  (Ph.  R.),  113. 

Mnein,  neue  Arbeiten  über  M.,  293. 

HQeken  n.  Mflekenstiche^  Mittel  dagegen,  414. 

Mandwasser,  antiseptiscbes,  154. 

Haskelacbllger,  Ersatz  der  Massage,  292,  448. 

Matitia  ylciaefolia,  gegen  Phtisis,  242.' 

Matterkorn,  Mais-M.  und  Diss-M.,  lOG. 

Mjrioearpin,  Darstellung  u.  Eigenschaften,  487. 

MjrlBÜca  offlcinalis«  Stammpflanze  d.  Bicuiba- 
Oeles,  46. 

Myrrha  (Ph.  R.),  113. 

Myrtolf  Eigenschaften,  191. 

N. 

Xaphtalin,  Structorformel  dess.,  159. 
~  als  Vermifugura,  205. 

—  Mittel  gegen  Bremsen,  390. 

—  mit  Fetroleuni,  als  Denaturirungsmittel  des 

Spiritus,  622. 
5areeTn,  neue  Rcaction  auf  N.,  289. 

Narkotische  Extracte,  Bestimmung  des  Alka- 

loidgehaltes,  s.  „Extracte." 
Natrimn  aceticum  (Ph.  R.),  213. 

—  benzoicam  (Ph.  R.),  213. 

—  bicarbonlcam  (Ph.  R.),  213. 

Prüfung  auf  Ammon   and  Ursache   des 

Ammongehaltes,  125. 

Prüfung  auf  Monocarbonat,  149. 

desgl.  mit  Phenolphtaleln,  569,  597,  598. 

—  bromatum  (Ph.  R.),  502. 
Prüfung  dess.,  133. 

—  carbonlcnm  (Ph.  R.),  502. 

erQdum  (Ph.  R.),  502. 

slceum  (Ph.  R.),  502. 

—  -HjposiilQtlOsiing,  Titerstellung  ders.,  12. 

—  snlraricnin,  arsenikhaltiges,  143. 
~  Hulfobenzoienin,  624. 

—  -  Thiosulfat,  als  Ersatz  des  HaS  in  der  Ana- 

lyse, 100. 

—  -mrisiniittmosDlfat,  Reagens   auf  Kalium, 

187,  205. 

—  und  Kaliambiearbonat,  Nachweis  von  Mono- 

carbonat, 149. 

—  und  Kaliammetall,  Fabrikation  ders.,  416. 
NatronJiydrat,  ein  neues,  424. 
Naturforseher  -  Versammlung    in    Wiesbaden, 

230,  267,  389,  475,  489,  505. 

Ausstellung,  513. 

Ndllo-Oel,  Anwendung,  519. 
NeaTe's  Kindermehl,  229,  245. 
NeroUn,  chemische  Structur  dess..  35. 
Neorin,  Entstehung  aus  Cholin,  494. 
Nickel,  Schalen  und  Tiegel  aus  N.,  48. 

—  ZuläsBigkeit  der  Nickelküchengeräthe,  583. 
NidLelsalxe,  physiolog.  Wirkung  ders.,  583. 
Nigritine,  Znsammensetzung,  ^8. 

Mob- 9  Tantal-,  Titan-  und  Zlnnslnre,  Rc- 

actionen  ders.,  204. 
?yimo«  Rinde,  Untersuchung,  175. 
Nomenelator«  Missstände  und  Yerirrungen  in 

der  chemischen  N.,  94,  287,  415. 

—  fehlerhafte  botanische  N.,  117. 


o. 

Oblaten,  zur  Verabreichung  von  Flüssigkeiten 
229. 

—  ihr  Fassungsvermögen  für  verschied.  Medi- 

camente, 432. 
Oehsenwein  (Fleischwein),  352. 

Oele,  ätherische  9  Tabelle  über  den  Gehslt  an 
äther.  Oele  in  Drogen  u.  Pflanzen- 
theilen,  537. 

Tabelle  der  specifischen  Gewichte,  192. 

—  fette,  Unterscheidung  ders.  durch  die  Elaldin- 

Reaction,  136. 
Untersuchung  nach  HöbVs  Jodadditions- 

methode,  146,  240,  510. 

Kritik  der  Untersuchungsmethoden,  628. 

Nachweis  von  Lecithin,  102. 

Oxydation  der  fetten  0.,  20. 

—  oxydirte  (blown  oils),  246. 

—  und  Fette,  Methoden  zur  Prüfung  ders.,  9, 

136,  146,  203,  240,  510,  628. 
Oidtmann'8  Purgalif.  Analyse  dess.,  73,  275, 

285.  330,  341,  531. 
Olenm  Cacao,  Prüfung,  209. 
~  cinerenm,  Vorschrift  32. 

—  Hyoscjrami,  verbess.  Bereitungs weise,  210. 

—  Nucistae,  Prüfung,  209. 

—  Olivarum,  Prüfung,  210. 
desgl.  auf  Cottonöl,  629. 

—  phosphoratnm,  627. 

Opiam  und  Opiamprftparate,  Bestimmung  des 
Morphins  nach  Schlickum,  61,203. 

nach  Beckurts,  171,  183. 

nach  Dieterich,  219,  261,  276,  479. 

Orchideen,  Behandlung  ders.  fflr  Herbarien,  562. 

Oro,  eine   eine  Art  Euphorbiumharz  liefernde 

Pflanze,  76. 
OrseiUefarbstoff,  Nachweis  neben  Fuchsin,  95. 

Orthosyphon  staminens,   gegen  Nierenleiden, 

242. 
Oxalsäure,  Bildung  ders.  in  Pflanzen,  412. 

—  Darstellung  der  sublimirten  0.,  424. 

—  als  Gruppenreagens,  180. 
Oxybuttersaare,  Nachweis  der  ß-O.  im  Harn, 

599. 
OxynaphtoSsänre  (a-Oxyn.),  als  Desinfections- 

mittel,  610. 
Ozon,  Verflüssigung  dess.,  280. 

P. 

Papier.  Festigkeitsprüfer,  90.* 

—  Prüfung  auf  Leimung,  Holzschliff  und  Chemi- 

kalien, 317. 

—  Ursachen  des  Vergilbens,  139. 

—  kupferhaltiges,  254. 

—  Herstellung  von  Plakatpapier,  624. 

—  verbessertes  Reispapier,  636. 
Papiemormalien,  623. 
Paraacetphenetidin,  Structurformel,  197. 
Paraffin,  als  Scbaumbrecher  bei  Destillationen, 

[419. 
Paraffinnm  liquidum,  als  Vehikel  für  subcutane 
Injectionen,  253. 

—  molle.  66. 
Parafflnfarben,  351. 


xn 


Partlieniu,  aus  Partlieuiuiu  hysterodhorus, 
Pastillenmascbiiie.  207  *  [103. 

Pastillenmasse,  208. 
Pepslnom  Byk,  Pr&faDg  dess.,  458. 
Pepton,  Nachweis  im  Harn  und  Blat,  101. 
Peptone   des  Handels,  Besprechang  der   yer- 

schiedenen  Sorten,  629. 
Peptonpräparate  nach  Brann,  519. 

Perelrln  und  Gelssospermln,  114. 

Petrolenm  -  Naphtalin    zum   Denaiuriren    des 

Spiritu?,  622. 
Pfeffer,    welche  Bestandtheile   bedingen   den 

Gebrauchswertb,  644. 

—  künstlicher,  182. 

Pflanzen,  Verbreitung  und  Wanderung  der  F., 
Pflanzendanen  (Kapokwollo),  33.  [551. 

Pflaster,  Gassformen  für  Pf.  in  Tafeln,  310. 
Pharbitis  -  Früchte,  Untersuchung  ders.,  270. 
Pharmacentische  8ection   der  Naturforscher- 

YersammluDg  in  Wiesbaden,  475, 

489,  £05,  521. 
Pharinacentischer  Kalender  1887,  Correctur 

eines  Druckfehlers,  49. 
Pharmacognosle ,  Studium  ders.  während  der 

Lehrzeit,  477. 
Pharmacopoea  Oenuanica  ed.  IL,  zur  Beyision 

ders.,  111,  212,  417,  502,  643. 
Pharmakop<>e  -  Commisslon     des     Deutschen 

Beichs,  169. 
Phenacetin,  Structurformel  und  Eigenschaften, 
Phenetidin,  Structurformel,  197.         [197,  583. 
Plienylhydracin,  Structurformel,  197. 
Phenol,  Structurformel  dess.,  157. 

—  siehe  auch  Carbolsäure. 
Phenol -Quecksilber,  137,  156. 
Phosphor,  Maximal 'Dosis  dess.,  115. 

—  zu  Pillen  zu  verarbeiten,  645. 

Phosphorescirendes  Schwefelcaleinm,  138. 

PhosphormolybdänsUnre,  Benutzung  der  äthe- 
rischen Lösung  zu  einem  Maximum- 
Thermometer.  316. 

Phosphorsänre,  zur  Bestimmung  ders.,  388. 
Photograpbisohes  Verfahren  mit  Anilinscbwarz, 
Photoxylln,  neue  Art  Collodium,  414.       [350. 

—  Bezugsquellen,  624. 

Pikrinsäure  und  Terpentinöl,  Wirkung  auf 

einander,  302. 
Pillen   mit  ätherischen  Oelen  und  Balsamen, 

Bereitung  ders.,  75. 

—  mit  Chinin,  Bereitung  durch  Anstossen  mit 

HCl,  75. 

—  LOslichkeit  der  verschiedenen  Ueberzüge  ders., 

[348. 
Piiulae    aloSticae   ferratae,    Nachweis   von 

Soccotrina-Aloö,  31. 
Pingnin,  Zusammensetzung  dess.,  35,  242. 
Piperonal,  als  Antiseptikum,  253. 
Plakatpapier,  Herstellung  dess.,  624. 
Plaster  of  Paris  für  Beschlag -Analysen,  624. 
Platinschwamm  als  therapeutisches  Mittel,  574. 
Plnmbnm  cansticam,  Zusammensetzung  dess., 

?79. 
Polirmittel,  Werth  der  verschiedenen  P.,  181. 
Potascfae,  neue  Fabrikations weisen,  422. 
Ptomaln,  ein  dem  Strychnin  ähnliches,  644. 
Pulpa  Tamarlndomm,  Gehalt  an  Weinsäure, 
Pulris  aerophorus  (Ph.  K.),  113.  [210. 


Pulvis  aerophorus  auglicus  (Ph.B.),  113. 
laxans  (Ph.R.),  113. 

—  gummosus  (Ph.  R.),  113. 

—  Ipecacuanhae  opiatus  (Ph.  B.),  214. 

—  Liquiritiae  compos.  (Ph.  R.),  214. 

—  Magnesiae  c  Rheo  (Ph.R.),  214. 

—  Talci  salicylatns  (Ph.R.),  214. 
Pyrethrin,  aus  Anacyclus  Pyrethrum,  314. 
Pyridin,  structurformel  dess.,  159. 
Pyridinbasen   zum   Denaturiren   des  Spiritus, 

—  geruchlos  zu  machen,  645.  [557,  621. 
Pyrofusein,  neues  Gerbverfahren  mit  P.,  141. 

Queeksilber,  Destillation  und  Reinigung,  178, 

[280. 

—  Nachweis  bei  toxikologischen  Untersuchungen 

organischer  Substanzen,  4C0. 

—  Nachweis   in   Flüssigkeiten,    besonders   im 

Harn,  486. 

—  Art  der  Wirkung  in  der  Qu.-Salbe,  645. 

—  eiche  auch  Hydrargynim. 
Quecksilberchlorid,  Verhalten  gegen  Ammon- 

bicarbonat,  247. 


Radix  Althaeae  (Ph.  R.),  214. 

—  Angelicae  (Ph.  R.),  214. 

—  Colombo  (Ph.  R.),  214. 

—  Gentianae  (Ph.  R.),  214. 

—  Ipecacuanhae  (Ph.R.),  502. 

—  Levistici  (Ph.  R.),  502. 

—  Liquiritiae  (Ph.  R.),  502. 
mnndata  (Ph.  R.),  502. 

Raps-  und  RUbsenkuchen,  mit  Senf  verfälscht, 

[461.* 
Reactionen,  Tabelle  über  Schärfe  und  Empfind- 
lichkeit der  R.,  449. 
ßeagenspapiere,  Bereitung  ders.  (M.  D.),  603. 

—  Empfindlichkeit  der  diversen  R.,  200,  498. 
Rectalcapseln,  390. 

Reichert'sche  Zahl,  Bedeutung  ders.,  10. 
Reispapier,  Verbe^serong  dess.,  636. 
Remy's  an ti septische  Losung,  532. 
Resorcin,  Structurformel  dess.,  158. 
Ricinuskuchen ,    Erkennung   in   anderen  Oel- 

kuchen,  521.* 
Ricinusöl,  in  Mixturen,  230. 

—  auflösbares,  246. 

—  Prüfung  auf  Verfälschungen,  204,  294. 
Riechsaize,  Bereitung,  33. 

Robinia  Pseudacacia  ist  giftig,  292,  314. 
Rosenöl,  deutsches,  3(X),  538. 
Rost  von  Eisen  zu  entfernen,  590. 
Rotoin  und  8copolein,  494. 

s. 

Saecharinnm  (Ph.  R.^,  648. 

—  LOslichkeit  dess.,  203. 

—  Dosirung  dess.,  590,  258. 

—  schmeckt  dass.  den  Thieren  bÜss?  361. 

—  in  Verwendung  mit  Stärkesyrup,  532. 

—  Nachweis  im  Weio,  466. 


XIII 


Saceliarinaiii^  Präparate  dess.,  516. 

-  -Tabletten.  645. 

Safran,  Gewürz  oder  Färbemittel?  79. 
Safransurrograt  (Dinitrokresol) ,  giftig  oder 

nicht?  565. 
Salben.  Haltbarkeit  ders.,  211. 
Salbenblfttteheuj  neue  Salbenform.  82. 
Salbenmnl!  (M.  D.),  87. 
Sallcjlanilid,  177. 
SallcylsHnre,  Stractorformel  ders.,  158. 

-  zum  Nachweis  ders.,  193. 

-  Absorption  ders.  darch  die  Hant,  55G. 
Salix  ni^a,  neue  Droge,  519. 
Salolnm  (Ph.  R.).  614. 

-  Stractorformel  dess.,  158. 

-  Dosirnnff  dess.,  376. 
Salol-Miindwasger,  14. 

Salpeter,  Gehalt  an  Chlorsäuren  Salzen,  425. 
Salpeterpftpier,  Yerbrennnngsprodacte,  117. 
Salpetersäure  9   Nachweis  in   Wässern   dnrch 
Pikrinsäare,  128. 

-  bewirkt   Eotzündnnff  yegetabilischer  Stoffe, 

-  Verpackong  ders.,  4B0.  [305. 
Sainfer,  neues  antiseptisches  Präparat  615. 
SahlotnDgeD  zu  Beceptnrzwecken,  Vonräthig- 

halten  ders.,  56. 
*-  das  Niedersinken  ders.,  249. 
Salzsiiire,  Desarsenirane  ders.,  509. 

-  Verwendung  der  arsenhaltigen  S.  zur  Kohlen- 

säure -  Erzeugung    für    Bierdruck- 
apparate, 229. 

-  Nachweis  im  Magensaft,  144,  145,  156,  581, 

-  Oxydation  ders.  im  Licht,  425,  577.       [645. 

Salisänreiriu,  Einfluss  auf  den  Organismus,  88. 
Samenrelehthom  einiger  Pflanzen,  398. 
Sand,  Carbol-,   Jodoform-   und  Sublimatsand 

(M.  D.),  82. 
Saadaandelkleie  Vorschrift,  242. 
Hapo  mnniiiosiis«  Bereitung  und  Verwendung, 

[211. 
Sanerstoir^  Gewinnung  aus  der  atmosphärischen 

Luft,  402. 

-  wechselnder  Gebalt  desselben  in  der  atmo- 

sphärischen Luft,  503. 

-  Menge  des  Verbrauchs  bei  der  Athmung,  401. 

-  •Mofekttl,  Abhandlung  über  das  S.,  344,  357. 
Sehimnel  Sb  Go«,  Geschäftebericht,  191. 
Seklangengifl,  Zusammensetzung  dess.,  397. 

Hehmierdl  für  Yelocipede,  448. 
Sehnee,  Bestimmung  der  Schweflig-  und  Schwe- 
felsäure in  de  ms.,  552. 
Hchnltrank,  sogenannter,  in  Paris,  600. 
Sehwännie,  Carbolschwämme  (M.  D.).  84. 
7  antiseptische,  589. 
^kwefel,  Über  den  Nachweis  dess.,  403. 
Vhwefelathyle ,  physiologische  Wirkung  der 

gechlorten  Seh.,  374. 
»^wefelealeiiiin,  Darstellung  des  phosphores- 

cirenden,  138. 
Sfhwefelstare^  maassanaly tische  Bestimmung 

in  Wässern,  126. 
Hckwefelwasserstoff,    bequeme   Methode   zur 

DarsteUung,  361. 
^  Ersatz  durch  Natriumthiosulfat  in  der  Analyse, 
^l^lia- Wurzel,  Bestandtheile,  493.        [iOO. 
Srtttm,  Prüfong,  211. 
^^«€ale  cenvt«»  sine  oleo,  87. 


SecretbehSIter  der  Pflanzen,  476. 
Seeluft,  angeblicher  Salzgehalt  ders.,  48. 

Seewasser,  Ursprung  der  Färbungserschein- 
ungen, 555. 

Seide,  Carbol-,  Jodoform-  und  Sublimatseide 
(M.  D.),  83,  84. 

—  künstliche  Herstellung  ders.,  339. 
Seifen,  zur  Analyse  ders.,  485. 

—  Bestimnnung  der  Garbolsäure  in  S.,  103. 

—  Untersuchung  d.  Dresdner  präparirten  Wasch- 

seife, 873. 

—  neue  medicinische,  106. 
Seifengeist,  Hebra'seher,  298. 

Senega,  Ersatz  ders.  durch  Radix  Lobeliae 
Delesseae.  18. 

—  neue  Verfälschung  aers.,  101. 
Senftaiehl,  mit  Stärke  verfälscht,  460. 
Senföl,  russisches,  191. 

—  enthält  immer  StC,  495. 

Sentoapier,  quantitatire  Bestimmung  des  Senf- 
flls,  211. 

Sesamknchen  als  Futtermittel,  545.* 

SicherheltsYerschlass  für  Narcotica,  181.* 

Siedepunkt  unter  dem  Einflüsse  des  atmo- 
sphärischen Druckwechsels,  179. 

Siegesbeekia  orientalis,  neue  Droge,  519. 

Silbersalze  als  Antiseptica,  563. 

Silk- Protektiv,  carbolisirt  (M.D.),  84. 

Simnlo.  neue  Droge,  518. 

Soda,  aie  Leblanc  sehe  S.  im  Concurrenzkaropfe 
mit  Ammouiak-S.,  541. 

Sommersprossensalbe  nach  Hebra  (M.  D.),  2. 

Sonnenlicht,  Einwirkung  auf  den  menschlichen 
Körper,  249. 

Soz^odol,  515. 

Speciflsches  Gewicht,  Bestimmung  dess.  nach 
einem  neuen  Princip,  317. 

Bestimmung  des  spec.  Gew.  leicht  lös- 
licher Substanzen.  4t$. 

Speckstein  als  Kesselsteinmittel,  93. 

Speisen  und  Getränke,  beste  Temperatur  ders., 

Spiritus,  Dcnaturirungsmittel,  557,  620.     [570. 

—  Verdeckung  des  Geruchs  ders.,  645. 

—  Steuer- Controle  in  den  Apotheken,  609. 

—  Bedeutung  der  „Literprocente,"  610. 
Spiritus  saponatus,  verbesserte  Vorschrift,  298. 

—  Sinapis,  AUjlurethan  enthaltend,  32. 

—  Vini  Cognac.  deutscher,  3B0. 
SprengstolTe ,  Zusammensetzung  yerschiedener, 

[448. 
Staub,  Versuche  über  das  Verhalten  dos  Luft- 
staubes, 19. 
Steatinnm  (tf .  D.),  37. 

Steine,  Ursachen  der  Verwitterung  der  Bausteine, 
Stenocarpin,  neues  Anästhetikum,  487.    ,   [91. 

—  ist  ein  Schwindel,  635. 
Stemanis,  Bestandtheile  dess.,  494. 
Stibinm  sulftiratum  anrant.  (Ph.  R.),  113. 
nigrum  (Ph.  R.),  118. 

StickstofT,  Gewinnung  aus  der'atmosphärischpn 
Luft,  402. 

—  Freiwerden  von  gasförmigem  S.  bei  Pilulniss- 

processen.  290,  312. 

—  Bestimmung  des  Gesammt-St.  627. 
Stiefelsclimiere  (M.  D.),  86. 
Stiefelwichse  (M.  D.).  86. 
Streichhölzer,  explodirende,  97, 


XIV 


StrophanthlD ,  Eigenschaften.  Wirkung  und 
Dosirune,  B34,  440. 

—  ist  ein  Glycosid,  516. 

StrophantnssameD.  Abstammung,  Beschreibung 

und  Wirkung,  331. 
Strychnin^  neue  Farbenreaction  dess.,  424. 

—  ein  dems.  ähnliches  Leichen-Alkaloid,  644. 

—  und  Brucin,  quantitative  Bestimmung  ders., 

Ferro-  und  Ferricyanate  ders.,  107.  [119. 

Stryehniniini  iiltricum  (Ph.B.),  113. 

Strychnol  (Strychiiinhydrat),  116. 
Strychnos- Präparate,  Wcrthbestimmuns^  ders.« 
Styrax  liqnidas  (Ph.R.),  113.      PO,  257,  508. 
Sublimat -Kochsalzpastillen,  123. 
Snblimat- Lösungen  zum  Verband  (M.  D.),  84. 
Haltbarkeit  ders.,  430. 

—  -Verbandstoffe,  Bereitung,  464. 

Behandlung  ders.  mit  Weinsäure,  564. 

Werthbestimmung  ders.,  608,  639. 

Snceus  Jnniperi  inspiss.,  191. 
(Ph.  B.).  214. 

—  Liqniritlae  (Ph. R),  214. 
depuratas  (Ph.R.),  214. 

Sttss  und  Bitter,  Aufhebung  der  Gescbroacks- 
emptindung  für  S.  und  B.  durch 
Gymnema  sylvestre,  314. 

Sulfite,  Nachweis  neben  Thiosnlfat,  425. 

SnlfoMnate,  verschiedene  Bezeichnung  den:., 

Sulftirine,  Bestandtheile  dess.,  268.  [645. 

Sulfnr  depuratum  (Ph. R),  214. 

—  prttcipitatuni  (Ph.  R.),  214. 

—  sublimatnm  (Ph.  R.),  214. 
Summitates  Sabinae  (Ph.  R.),  214. 
Superphosphatic,  Bedeutung  des  Namens,  448. 
Suppositorien,  Bereituog,  472. 

—  ernährende,  375. 
Suppositorienkapseln,  517. 
Syndetikon,  Bestandtheile  dcss.,  218. 
Syringin,  114. 

Syrupi  (Ph.R.),  502. 

Syrupos  Althaeae  (Ph.  R.),  502. 

—  iimygdalanini  (Ph.  R.),  502. 

—  Aurantii  cort.  (Ph.  R.).  502. 
florum  (Ph.  R.),  502. 

—  Apomorphinae  Br.  Ph.  C,  561. 

—  Cascara  sagrada  Br.  Ph.  C.  561. 

—  Balsnmi  Tolut«,  beste  Bercitungs  weise,  349. 

—  corrigens,  aus  Herba  Eriodyctii  bereitet, 

—  Ferri  albumfnatf,  595.  [75,  76. 
Jodati,  grosse  Differenzen  in  der  Stärke. 

[340: 

—  —  oxydati  solub«,  verbesserte  Darstellung, 

[592,  619. 

—  hypopliosphitnm  (Fellow^s),  282. 

—  Sennac  cum  Manna,  verbesserte  Bereitung, 

[612. 

T. 

Tabloid,  Bedeutung  des  Wortes,  518. 
Tantal-  und  Titansttnre,  Reactionen  der?.,  204. 
Tapeten,  abwaschbare,  515. 
Tartarus  boraxatus  des  Handels,  137. 
Taxe.  Unklarheiten  in  der  sächsischen  Arznci-T., 

(556. 
Tchucliiakabi«  Japan.  Heilmittel  bei  Harnleiden, 
Teigfarben  mit  Thonerdchydrat,  97.  [76. 


Temperatur  der  Nacht,  Vorausbestimmung,  169. 

—  unserer  Speisen  und  Getränke,  570. 

Terpentin,  Herstellung  aus  Coniferenbarzen,473. 

Terpentinöl  und  Pikrinsäure,  Wirkung  auf 
einander,  302. 

Terpinliydrat  und  Terpinol,  Eigenschaften  und 
Dosirung  ders.,  441. 

Tliallin,  Structurformel  dess.,  161. 

Tliallium,  Bestimmung  dess.  neben  Blei,  388. 

Thee,  schlechte  Sorten,  206. 

Thein,  quantitative  Bestimmung  in  Theeblättem, 

Tliermometer  (Minuten-Tb),  514.  [301. 

Thomasseliiaeke,  Verwendung  ders.,  34. 

Tlionerde  und  Eisenoxyd,  Bestimmung  in  Phos- 
phaten, 412. 

Thonwaaren,  Fabrikation  poröser  T.,  818. 

ThymoL  Structurformel  dess.,  158. 

—  als  Täniafugnm,  398. 

Tincturen,  Detanniren  ders.,  13. 

—  zur  Prüfung  ders.,  125. 

—  Untersuchung  käuflicher  T.,  604. 
Tinetura  antiperiodica  Warburg,  87. 

—  Colocynthidis  (Ph. R).  118. 

—  Croci  (Ph.  R,),  113. 

—  Digitalis  (Ph.R.),  113. 

—  Ferri  acet.  aetlier«  (Ph.  R),  214. 

cblorati  aetlier.  (Ph.  R.),  214. 

pomata  (Ph.  R.),  214. 

—  Ci^allamm  (Ph.  R.),  214. 

—  Gentianae  (Ph.  R.),  214. 

—  Jodi  (Ph.  R.),  503. 

decolorata  mit  Resorcin  bereitet,  106. 

—  Ipecaeuanhae  (Ph.  R.),  503. 

—  LobeHae  (Ph.  R.),  503. 

—  Moschi  (Ph.  B.),  503. 

—  Myrrhae  (Ph.  R.),  503. 

—  Opii    Simplex,     verschiedener    Ochalt    an 

Morphin,  215. 
Prüfung  auf  Morphin  siehe  Opium. 

—  Stropbanti,  Bereitung,  193,  517,  530. 
Tokayer  Wein,  Schwindel  damit,  2ä2,  426. 
Toliwuth,  Heilung  durch  Impfungmit  Schlangen- 
gift, 304. 

Torfmull,  Carbol-,  Jodoform-  und  Sublimat-T. 

(M.  D ),  82. 
Trichter,  verbesserte,  407.* 

—  Schutztrichter  nach  Meyrr,  513. 
Tumbeeki  (Nicotfanae  persicae  folia),  103. 

u. 

ünguenta  (M.  D.),  1. 

—  extensa  (M.  D.),  37. 

Unguentum  aere  (M.  D.),  1. 
ad  usnm  veterin.  (M.  D.),  2. 

—  aegyptiacum  (M.  D.),  2. 
--  Aemginis  (M.  D.),  2. 

—  anteczematicum  Unna  (M.  D.),  2. 

—  antephelidicum  Bebra  (M.  1).).  2. 

—  arsenicale  Hellmund  (M.  D).  2. 

—  Belladonnae  (M.  D.),  2. 

—  Bismnti  (M.  D.),  2. 

—  boraxatom  (M.  D.),  2. 

—  boricnm  C'red^  (M. D),  2. 
Lister  (M.  I).},  17. 

—  cadinnni  (M.  D.),  3. 


XV 


üB^entuB  earbolisatum  (M.  D.),  3. 
Lisier  (M. D),  3. 

—  emaipliormtiun  (M.D.)t  3. 

-  Chlorofarmii  (M. D),  3. 

-  Chloraüi  hrdrati  (M. D),  3. 

-  Chrj 8«rob{iii  (M.  D.),  3. 

~  ad  combostiones  Stahl  (M.  D.),  3. 

-  CoBÜ  (M.  D.),  3. 

—  Com!  (M.  D.).  2. 

—  di^estiTum  (M.  D.l  17. 

—  I%itali8  (M.  D.),  3. 

—  Elemi  (M.  D.),  3. 

—  epispastlenm  (HD.).  5. 
->  Euphorbii  (M.  D.),  3, 

—  extensum  (M.  D.),  37. 

—  ad  foBticiüos  (M.D.),  5. 

-  Hjdrai^jTl  biehiorati  (M.  D.).  3. 
bijodati  (M.  D.),  3. 

ciBeremn  mite  (M.D.),  3. 

eitriniuD  (M.D.),  4. 

Jodati  (M.  D.),  4. 

nitriei  (M.  D.),  4. 

oxydati  Pagensteelier  (M.  D.),  4. 

—  Hjoscjami  (M.  D.),  4. 

—  Jod!  Kademacher  (M.D.),  4. 

—  Jodoformii  (M.  D.),  4. 

-  Jodoli  (M.  D.),  4. 

-  Kalii  bromati  QU.  D.),  4. 

—  Kreosoti  (M.  D.),  4. 
Balieylatnm  (M.D.),  4. 

—  lanrinam  (M.  D.)\  4. 

—  Linariao  (M.  D.),  4. 

—  Majoranao  (M.  1).),  5. 

—  Hexerei  (M.  D.).  5. 

-  :9raphtaliBi  (M.  D),  5. 

^  narc^t.  balsam.  Hellmund  (M.  D.), 
--  ophtalmicum  (M.  D.K  15. 

eompositam  (M.  I).),  15. 

Pagensteclier  (M.  D.),  4. 

St.  Yres  (M.D.).  15. 

—  opiatum  (M.  D.),  15. 

—  oxygeDatam  (M.  D.),  15. 

-  ad  perniones  Hiifland  (M. D),  2. 

-  PIcb  liquidae  (M.  D.),  16. 

-  Plnmbi  (M.D.).  16. 
jodati  (M.D.),  16. 

-  Popiüi  (M.  D.).  16. 

-  Pyrogalloli  (M.D.),  16. 

-  Resorcini  (M,  D.),  16. 

—  rosatiun  (M.  D.),  16. 

-  galicylatum  (M.  D.),  16. 

-  fOBtra  seabiem  (M.  D.),  16. 

-  Stramonii  (M.  D.),  16. 

-  Styraeis  (M.  D.),  17. 

-  gBlfaratain  (M.  D.),  17. 

eorapositum  (M.  D.).  17. 

UVilkinson-Hebra  (M.D.),  17. 

—  Terebinthina«  compos.  (M.  D.),  17. 

—  Yaselinl  lenlens  (M.D.),  17 

-  Tirlde  (M.  D.).  17. 

~  ralnerarittm  Lister  (M.  D.),  17. 

-  Zinci  galfnratnm  (M.  D.),  17. 
Unna  (M.  D.),  17. 

Wilson  (M.  I).),  17. 

Unfruentnm  extensnin  (M.  D).  37. 

BiHmnti  (M.  D.),  ;^8. 

borlenm  (M.  D.),  38. 


5. 


IJngaentum  extensnm  carboUsatum  (M.  D.), 

Cemssae  (M.  D,).  38.  [38. 

Chrysarobini  (M.  D.),  38. 

diacbylon  (M.  D.),  38. 

balsamicnm  (M.  D.),  38. 

boricum  (M.  DX  38. 

—  carboUsatum  (M.  D.),  38. 

piceatnm  (M.  D.),  38. 

HydrarsTri  albi  fM. !>),  38. 

biehiorati  (M.  D.),  38. 

cinerenm  (M.  D.).  39. 

earbolisatnm  (M.  D.),  39. 

rubrum  (M.  D.),  39. 

lehthyoli  (M.  I).),  39. 

Jodoformli  (M.  D.),  39. 

Jodoli  (M.  D.),  39. 

Kalii  jodati  (M.  D.),  39. 

Kreosoti  saiicjlatnm  (M.  D.),  39. 

MinU  rubri  (M.  D.),  39. 

piceatnm  (M.  D.).  39. 

Plumbi  (M.  D.),  39. 

Jodati  (M.  D.),  39. 

Besorcini  (M.D.),  39. 

salicylatum  (M.  D.),  40. 

sapouatum  (M.  D.),  40. 

Thymoli  (iL  D.),  40. 

Wilkinson  (M.  D.),  40. 

Zinci  (M.  D.),  40. 

carWisatum  (M.D.),  40. 

iehthyolatum  (M.  D.),  40. 

salicylatum  (M.  I).),  40. 

Urticaceen,  Bau  der  Brennbaare  und  der  giftige 

Stoff  ders.,  104,  305. 
Ustilago  Maldis  (Maismutterkom),  106. 

Ulexin,  Darstellnng  dess.,  278. 

Urethan,  Antidot  von  Strycbnin,  105. 

Uroskop,  ein  neues,  276.* 

Urinal  Calces,  Zusammensetzung,  488. 

V. 

Yacuumapparat  nach  Christ,  515. 
Vaginallcapselny  antiseptische,  519. 
Yalerate,  neue  zusammengesetzte  V.,  423. 
Vanillin,  quantitative  Bestimmung  in  der  Vanille, 

—  Vorkommen  im  Weingeist,  527.  [5*26. 
VanillinznclLer  (M.D.),  51. 
Yaselincoldcream  (M.  D.),  51. 

Vaseiinöl)  als  Vehikel  für  subcutane  Injcctionen, 
Yaselinum  benzoinatum  (M.  I).),  51.  |253. 

—  camphoratum  (M.  D.),  51. 

—  Jodatum  (M.  D.),  51. 

—  labiale  (MD.),  51. 

—  salicylatum  (M.  D.),  52. 

Verbandbaumwolle  (M.  D.),  67. 
Verbandgaxe  (M.D.),  52. 
Verbandjute  (M.D.),  71. 
Verbandmull  (M.  D.),  52. 
Verbandpulver  nach  Bottini  (M.  D.).  82. 
Verbandsalbe  nach  Lister  (M.D.),  17. 
VerbandstofTe,  Bacteriengehält  ders.,  431. 
VorbandstofTe  (M.  D.),  52. 

I.  Gaze,  20  verschiedene  Sorten,  52. 

IL  Jute,  11  „  „       71. 

IIL  Watte,  21        „  „       67. 


XYi 


Verbandstoffe  (M.D.),  52. 
IV.  Diverse: 

Binden.    Gaze -Binden,  83. 

—  Gyps- Binden,  83. 
CarboilSsung,  84. 
Catgrut.    Roli-Cat^ut,  83. 
--  Carbol- Catgrut,  83. 

—  Juniperus -Catinit^  83. 
-  Sublimat -Catgrut,  83. 

Guttapercha -Mull,  84. 
Holzwolle,  81. 

—  Sublimat -Holzwolle,  81. 
Llnt.    Bor-Lint,  81. 

~  Jodoform -Lint,  81. 
Moos.    Sublimat -Moos,  82. 
Sand.    Carbol-Sand,  82. 

—  Jodoform  -  Sand,  82. 
~  Sublimat -Sand,  82. 
Seliwämme«    Carbol- Schwämme,  84. 
Seide.    Carbol -Seide,  83. 

—  Jodoform -Seide,  84. 

—  Sublimat -Seide,  84. 
Silk-ProtektiT,  carbolisirt,  84. 
SublimatlSsung,  84. 
Torfknall.    Carbol -Torfknull,  82. 

—  Jodoform -Torfmull,  82. 

—  Sublimat -Torfmull,  82. 
VerbandpnWer  nach  Bottlni,  82. 
HVattebUuschchen.    Salicyl-lV.,  82. 

—  Snblimat-Wattebänschchen,  82. 
Wergr.    Jodoform -Wergr,  82. 

~  Sublimat -Werg,  82. 

Verseif ungszahl,  Bedeutung,  11. 

Viehpulrer:  Thorley's  englisches  V.,  Verv-Good, 
aromat.  V. ,  englisches  Milcn  -  und 
Mastpulver;  Werth  ders.,  338. 

Vinum  Absinthü  (M.  D.),  84. 

•;-  antiscorbuticum  (M.  D.),  84. 

^  aromaticum  (M.  D.),  84. 

—  Anrautll  (M.  D.),  84. 
martiatum  (M.D.),  84. 

—  Cardui  benedicti  (M.  D.),  85. 

—  Chinae  (M.  D.),  85. 

Vorschrift  der  Ph.  Germ,  ist  mangelhaft, 

[62,  239. 

neue  Vorschrift  von  Dieterich,  326. 

ferratum  (M.  D),  85. 

—  Chinini  (M,  D.),  85. 

neue  Vorschrift  von  Dieterich,  326. 

~  Condurango  (M.  D.),  85. 

—  Gentianae  (M.  D.),  85. 
compositum  (M.  D.),  85. 

—  Jodatum  (M.  D.),  85. 

—  Ipecacuanhae,  detannirter,  65. 

—  Peptonl  (M.  D.),  85. 

—  Seealis  cornuti  (M.  D.),  85. 

—  Sennae  (M.  D.),  85. 

—  Valerianae  (M.  D.),  85. 
Viscum  aucuparium  (M.  D.),  85. 

—  bmmaticeps  (M.  D.),  86. 

—  musearium  (M.  D.),  86. 
Vogelleim  (M.  D.),  85. 

Wachholderbeersaft,  als  Ncbcnproduct,  101. 
WachK,  Prüfung  dess.,  199. 


Warburg's  Tinctur,  Vorschrift,  87. 
IVaschmittel  für  Strohhüte  (M.  D.),  86. 
Vfasser,  Reaction  auf  salpetrige  Säure,  448. 

—  Nachweis  von  SalpetersÄure,  128,  636. 

—  maassanalytische  Bestimmung  von  Schwefel- 

saure, 126. 

—  Aufbewahrung  der  Schmutzwftsserfür  die 

Analyse,  35. 

—  Verunreinigung  durch  BleirOhren,  387. 

—  Zul&ssigkeit  von  Bleiröhren,  486. 

—  für  Stärkefabriken  taugliches,  474. 

—  chemische  Umsetzung  des  Trinkwassers  durch 

Bacterien,  248. 
IVasserbad  in  konischer  Form,  513. 
IVasserstoff^  bequeme  Darstellungsmethode,  303. 
WasserstoJIsuperoxyd ,    Verwendung    in    dor 

Maassanalyse,  407. 
Watte,  als  Verbandstoff  (M.  D.),  67. 
Watteolluschchen.  als  Verbandstoff  (M.  D.),  82. 
Weber's  Alpenkräuterthee,  Vorschrift,  20. 
Wein,  Differenzen  bei  der  Extractbestimmung, 

—  Nachweis  von  Saccharin,  466.  [102. 

—  Prüfung  auf  fremde  Farbstoffe,  291. 

—  Nachweis   von   Anilinfarbstoffen    durch    die 

Isonitril  -  Reaction,  19. 

—  Untersuchung  von  Ungar -Weinen,  234. 

—  über  Südweine  und  Medicinalweine,  236. 

—  Schwindel  mit  Tokayer  Wein.  282,  426. 

—  Phosphatiren  dess.  statt  des  Gypsen,  532. 
~  Gesetzentwurf,  den  Verkehr  mit  Wein  betr., 
Werg,  als  Verbandstoff  (M.  D.),  82.  [632. 
Wichse.  Glanz-Wichse  (M.  D.),  86. 

—  Stiefel -Wichse  (M.D.),  86. 

—  Wichse -Appretur  (M.  D.),  86. 
Wiesbadener  kochbrunnen,  Verfahren  zur  Ab- 
dampfung dess.,  528. 

Witterung  für  Raubthiere  (M.  D.),  86. 
Whiter's  antizymotie  Solution,  Bestandtheilc 

ders.,  488. 
Wolframsäure,  an  Stelle  von  Chromsfturc  für 

galvanische  Apparate,  268. 
Wolle,  Untersuchung  auf  fremde  Stoffe,  467. 
Wrightin  und  Conessin,  114,  516. 
Wnndlaufen,  Wundsein  etc.,  Mittel  dagegen. 

[398. 

Y. 

Terba  Santa,  Geschmackscorrigens  des  Chinins, 
Präparate  aus  ders.,  75,  76.  [75. 


Zahncement,  Pariser,  49. 
Zahnpulver,  -seifen,  •tincturen,  rationell  zu- 
sammengesetzte, 154. 
Zahnwasser  nach  Kothe,  206. 
Ztthne,  prophylaktische  Pflege  ders.,  153. 

—  Mittel  gegen  das  Losewerden  ders.,  398. 
Zincum  acetieum  (M.D.),  87. 

—  chloratum  in  bacillis  (M.D.),  87. 
Zink,  Moleknlargrösse  dess.,  103. 

—  analytische  1  rennung  von  Eisen,  556. 

—  und  Kupfer  dürfen  bei  Bauarbeiten  nicht 

zusammen  verwendet  werden,  254. 
Zinn,  toxische  Wirkungen  dess.,  544. 
ZinnsEure,  Reaction  neben  Niob-,  Tantal-  und 

Titansänrc,  204. 


xrn 


ZkkMlielrtr  an  Stelb  ¥«i  Kalkliebt,  411. 
Zucker,  Molisch's  Reaction  aaf  ^«  TeraalMedenen 
Znckerartm,  227. 

—  dievanchiedenan  Zockerartan  in  den  Cerealien^ 

—  baiythaltiger,  '254.  [413. 

—  Beatimmting  im  Harn.  IM,  306^  56&J^ 
Zoekeveoalenr,  arsenhftltiga,.  62. 
ZtoltfeT,  elektrische,  350. 

Zymine  (£xtr.  FanerestlB),  518. 


Uteratur  imd  Kritik. 

ämM,  Dr,  C,  ^oftlttatiTe  chemiselie  Analyse, 

543. 
AfmM,  Dr.  C,  Rapetitomm  der  Gbemie,  57& 

Baumgarten,  P,,  Jahreabericht  Aber  Bacterio- 
lofie,  409. 

Beekwrts,  Dr.  K,  Jahresbericbt  über  Pbanna- 
IcogBoaie*  Pharmaeie  und  Toxikelogie,  Jahr- 
gang 1885.  13.  ~-  Jahrgang  J886,  612. 

BedStrts,  Dr.  H.  and  Hirsch,  Dr.  B.,  Handbuch 
der  praktischen  Pharmacie,  1.  bis  7.  Lie- 
femngfl.  Band),  240,  826,  470,  634. 

Behrens,  W.^  Tabellen  fttr  mikroskopische  Ar- 
beiten. 588. 

Biechde,  Dr.  M.,  StOchiometrie,  445. 

BiederwMnn,  Dr.  B.,  technisch-chemischeB  Jahr- 
bncfa,  1885186,  47. 

Biedermann,  Dr.  B.,  Chemiker- Kalender  fflr 
1888,  554. 

Böckmann,  Dr.  F.,  chemisch-technische  Unter- 
snchnngsmethoden,  587. 

BdUger,  Dr.  H.  und  Fischer,  Dr.  B.,  Pharma- 
ceutischer  Kalender  1888,  542. 

Bonn,  R.,  die  Structurformeln,  327. 

Buchheister,  G.,  Handbuch  der  Drogisten-Praxis 
634. 

Bunsen,  R.,  Analyse  der  Aschen  und  Mineral- 
wasaer,  575. 

Chemiker 'Kalender  für  1888,  554. 

Dammer,  Dr.  0.,  Bibliothek  der  gesaromten 
Naturwissenschaften,  14. 

Danger,  L.,  Unkrfiuter  und  pflanzliche  Schma- 
rotzer, 471. 

Detmer,  Dr.  W,,  pflanzenphysiologisches  Prak- 
tikum, 586. 

Dieterich,  E.,  Neues  Manual,  215. 

Eneydopädie  der  Naturwissenschaften,  siehe 
.Jjodenburg." 

Engier,  A.  und  Prantl.  K.,  die  natürlichen 
PflanzenfamUien,  241,  328,  433,  471,  5»8. 

Erlenmeyer's  Lehrbuch  der  organischen  Chemie, 
fortgesetzt  von  H.  Göldschmidt,  328. 

Eule^mrg,  Dr.  A.,  Bea1-Enc;^cIopädie  der  ge- 
sammten  Heilkunde,  8.  bis  11.  Band,  65, 
242,  434,  555. 

Ewald,  Dr.  A.,  Arzneiverordnungslehre,  11.  Auf- 
lage, 216. 

Fiädher,  Dr.  B.,  die  neueren  Arzneimittel,  47, 
2.  Auflage,  586. 

Fischer,  E.,  Pflanzen  •  Etiketten,  435. 

Fischer,  Dr.  F.,  Wagner's  Jahresberichte  über 
chemische  Technologie,  32.  Jahrgang,  327. 

Fisdur,  Dr.  F.,  Zeitsdirift  für  die  chemische 
Industrie,  4*il. 


Formulae  magtstraks  BeraUnsnses  f%ßr  1887^  65. 

FünfsAuek,  Dr.  M.y,  Natnxgeschichte  des  Pflan- 
zenreichs, 142,  217. 

Qeissler,  Dr.  E.  und  Möüer,  Dr.  J.,  Real-Ency- 
clopfldie  der  gesammten  Pharmacie,  II.  Bd. 
8.  Liefernng  —  IV.  Bd.  8.  Lieferung.  168, 
470.  612. 

Gesundheitsamt,  VeTüffiBntiichuBffen  und  Aibeitefi 
des  Kaiserlichen  G.,  241,  542. 

Osuther,  Dr.  A.,  Beispiele  zur  ErlernunjK  der 
Quantitativen  chemischen  Analyse,  446. 

Gmetin- Kraufs  Handbuch  der  Chemie,  II.  Bd. 
I.  Abtheilung,  142. 

Cfrünhagen,  Dr.  A.,  Lehrbuch  der  Physiologie 
(Schluss),  446. 

Hagemann,  G.,  1.  W&rme  und  Volum  &nderung 
bei  chemischen  Vorgängen;  2.  Kritische  Be- 
merkungen zar  Aviditfttsformel,  435. 

Hager,  A.,  Untersuchung  des  Schweinefleisches, 
142. 

Hageres  Untersuchungen,  bearbeitet  von  Dr.  Hot- 
dermann,  II.  Bd.  I.  bis  4.  Lieferung,  13,  217. 

Hanausek,  Dr.  E.,  Jahresbericht  der  Wiener 
Handelsakademie,  587. 

Heinzerling,  Dr.  Chr.,  chemische  Technologie, 
1.  bis  8.  Lieferung  (Schluss),  217,  242,  433, 
543.  555. 

Hilger,  Dr.  A.,  Bericht  über  die  6.  Versamm- 
lung der  bayrischen  Chemiker,  576. 

Hirsch,  Dr.  B.,  siehe  unter  „Beckurts.^ 

von  Höhnel,  Dr.  F.,  Mikroskopie  der  technischen 

Faserstoffe,  142. 
Jacobsen,  Dr.  E.,  Chemisch-technisches  Reper- 

torium  4  85  bis  5/86,  168,  242,  410,  543. 
Jahretbericht  über  chemische  Technologie,  siehe 

„Fischer." 
Jahresbericht  über  Pharmakognosie  etc.,  siehe 

„Becktirts." 
Jansen,   Dr.   K.,    Leitfaden    der   Physik    und 

Chemie,  168. 
Kassner,  Dr.  G.,  Repetitorinm  der  roedicinischen 

Hilfswissenschaften,  168. 
Köbert,  Dr.  2?.,  praktische  Toxikologie,  576. 

Ladenburg,  Dr.  A.,  Entwickelungsgeschichte  der 

Chemie,  167. 
Ladenburg,  Dr.  E.,  Handwörterbuch  der  Chemie, 

20.  bis  25.  Lieferung,  142,  433,  554. 
Leümann,  Dr.  E.,  Organische  Synthese,  167. 

Levy,  Dr.  8.,  Darstellung  organischer  Präparate, 

Liebreich,  Dr.  0.  und  Langgaard,  Dr.  A.,  Com- 
pendium  der  Arznei veiordnnng,  1.  bis  3.  Ab- 
theilung (Schluss),  215  328,  542. 

Lorscheid,  Dr.  J.,  Leb  rhu  cn  der  anorganischen 
Chemie,  575. 

Mayer,  Dr.  W.,  kaafroännische  Buchführung  für 
Apotheker,  471. 

Merck,  E.,  erläuterndes  Verzeichniss  sämmtlicher 
Präparate  und  Drogen,  446. 

Mierzinski,  Dr.  S.,  die  Biechstoffe,  588. 

Möller,  Dr.  J.,  siehe  unter  „Geissler.** 

Der  Natundssenschafter,  Wochenschrift,  redigirt 

von  Dr.  C.  Biemann,  471. 
Pinner,  A.,   Einführung  in  das  Studium  der 

Chemie,  327. 
Fharmaceutischer  Kalender  1888,  542. 


xvni 


Babenhorsfs  Kryptogamenflora,  65,  554. 

Böhmer,  Dr,  S.,  Populäre  Physiologie,  435,  471. 

Beal'Encydopädie  der  gesammten  Heilkunde, 
Biehe  „Eulenburg." 

BecU'Encydf'pädie  der  gesammten  Phaxmacie, 
siehe  „GeissUr." 

Bemsen,  Dr.  Ira,  Einleitung  in  die  Chemie, 
deutsch  Yon  Seubert,  4D9. 

Bevue  tnternationcde  des  falsificcUions  etc.,  587. 

Bossmässler's  Geschichte  der  Erde,  neu  bearheitet 
von  Dr.  Th.  Engel,  1.  bis  6.  Lieferuug,  328, 
435,  471. 

Both,  Dr.  0.,  Arzneimittel  der  heutigen  Medicin, 
588. 

Sehelenz,  H.  E.,  Wasserversorgung  von  Rends- 
burg, 470. 

Schimper,  Dr.  A.,  Syllabus  der  Vorlesungen  über 
pflanzliche  Pharmakognosie,  446. 

Schmidt f  Dr.  E.,  Lehrbuch  der  pharmaceutischen 
Chemie,  I.  Band,  1.  und  2.  Abtheilung,  141. 
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Schmidt,  Dr.  F.,  Beichsgeseize ,  Verkehr  mit 
Eunstbutter  etc.  betreffend,  576. 

Sehrage,  F.,  Ostfriesland,  445. 

von  Schroeder,  Gebr.,  Wandtafeln  fftr  Chemie. 
3.  Lieferung,  445. 


SchuUf,  Dr.  B.,  officinelie  Pflanzen  und  Pflanzen- 

pr&parate,  65. 
Stephan,  C,  Tabelle  der  officinellen  Drogen,  586. 

Sydow,  P.,  die  Flechten  Deutschlands,  446. 

Therapeutische  Monatshefte,  herausgegeben  von 

JOitbreich,  64. 
VtUard,  Dr.  Ä.,  Handwörterbuch  der  Medicin, 

1.  bis  4.  Lieferung,  433,  58^<. 

Vogl,  Dr.  A.,  Anatomischer  Atlas  zur  Pharma- 
kognosie, 167,  327. 

Vomäcka,  A,,  Geschftftsprazis  des  Apothekers, 

168. 
Wagner* s  Jahresbericht,  siehe  „JPVscÄtfr.* 

von  Weinzierl,  Dr.  Th.,  mikroskopische  Analyse 
der  Mahlproducte,  471. 

Wigandf  Dr.  A.,  Lehrbuch  der  Pharmakognosie, 

167. 
Zeitschrift  für  Nahrungsmitteluntersuchnng  und 

Hygiene,  64. 

Zeitschrift  für  Naturwissenschaften,  59.  Band, 

217. 
Ziegeler,  Dr.  G.,  Analyse  des  Wassers,  675. 

Zipperer,  Dr.  F.,  Cacao  und  dessen  Präparate, 

Zwetz,  K,  Anleitung  zur  BuchfQhrung  für  Apo- 
theker, 328. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

£[ir  Deujbschlaiid. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäf^u:JM^  J^ji^ijesis^en 

der  Pharmacie. 

Henratgi^ebeii  yon 

Ojr.  jHi^afn  lUfef  und  Dn  Swal|  jBel88li»r. 

Erscheint  jeden  DonnerBtag.  —  Abonnementspreit  dnreh  ^  JPoi^  p^gr  den  Bnckb|Uidel 

vierte Ij ährlieb  3  Mark.  %d  Ensendtinr  unter  Streifband  2,50  Marie.    Eintölne  lAmtiiörn 

S6  H.   JaseraAe:  die  einmal  gemaltene  reiit-Zeile  95  Pf.,  hei  n^toseren  Inseratcua  oder 

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Anfragen,  Aoftrfige,  Manuacripte  etc.  woÜe  jnan  an  den  Be^actenr  Prof.  Dr.  »E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnltzet  Strasse  56  adressiren. 


Mt 


SßrJi»,  im  ß*  Januar  1887. 


TULMkQMW* 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Inhal ti  CfceBle  msi  Phanaaele:  Renet  pb*nnaeeiitl«ohM  Manual.  —  MlttbelliingeB  aas  dem  pharmacetttlsehon 
Laboratoriom  der  teehnlsehen  floebtobule  io  Bmonscbwelg:  28.  Bestlmmang  des  >^J*heii0l8  :1b  4er  t^ben  »OairtKil- 
läare.  29.  Ueber  die  GebaltsprtlÄing  ron  Acldnm  carbollemn  llqueCaetmiB.  —  Die  nenei^n  Methoden  zur  Prl^fang 
der  0«le  und  Fette.  >-  «Detanniren  der  THndtoren.  —  LlUmtvr  ud  IMIlk.  —  MInMlIe»«  MaHenbade<nIUduc> 
tionepillen.  -^  Salol  -Mundwasser.  —  Amp^lophile.  •--  pUtte  Cemspoadea^  ^  ^^filf  ea* 


SHaax 


Ohearfc  und  Pliamiacie, 


Neues  pharmaoentisches  MwuaL 

Von  Eugm  JKe^tw^. 
(Fortsetzung.) 

Nachdruck  untersagt. 

»Uagaeata. 

Es  wird  den  Salben  heute  eine  höhere  Be- 
deutung TOP  ärzt]i(;her  Seite  zugemessen,  als 
noch  Tor  wenigen  Decennien.  l^ieEntwickel- 
QBg  der  Dermatologie hatam jnan4hQxn Mittel 
und  mancher  IForm  zuk&dLgraiftn  ilaasen,  die 
als  veraltet  anzusehen  man  sich  bereits. gio- 
wöhatJiatte.  Ans  4dn.Salhefi  sind  auch  die 
in  ^einom  »waiterep  Capitel  zu  behan/ielpden 
ünita'schen  Salbenmulle  hervorgegapgen. 

üeber  die  Bereitung,  die  als  bekannt 
vorausg^setat  4rerden  jftarf ,  möge  nur  so  viel 
gesagt jwecdeo,  daas  anf.die. feine  Vertheilung 
incoiyyprirt^r  Substanzen  alle.Sor^^falt  ver- 
wendet werden  muss  und  dass  sich  hierzu 
die  sogenannten  Salbenmühlen  vortrefflich 
eignen.  Es  ist  nicht  möglich ,  das  Zinkoxjd 
oder  j^31ei,weiss  bei  Herstellung  grösserer 
Mengen  der  hetreffenden  Sälben  in  einer 
Beibsehale  so  fein  zu  prftpariren,  wie  dies 
die  erwähnte  Mfihle  ohne  jedwede  Anstreng- 


ung vollzieht.  Da  man  aber  an  alle  Präpa- 
rate ,  die  aus  der  Apotheke  hervorgehen ,  die 
höchsten  Anforderungen  st^lUn  äsat,  so  halte 
ich  die  maschinelle  Herstellupg  der  vprräthig 
gehaltenen  Salben  f&r  i^nifiQeni  firebQt|dn  und 
kann  zu  deren  Gunsten  noch  anfnljrein ,  dass 
sie  bei  höherer  Leistung  noqh  eine  Zeit- 
ersparniss  in  sich  schliesst.'  Ausserdem  ist 
der  Preis  der  Salbenmiahlen  ein  sehr  niederer. 

Zum  Mischen  von  Salben  in  der  ßeceptur 
bedient  man  sich  heute  vielfach  uh^j  wie  ich 
mich  überzeugte,  mit  Yortheil  der  gläseni^n 
PrSparirplatten.*} 

Als  Beibmittel  dient  ein  dünner,  messer- 
artiger Stahlspatel,  mit  dem  sich  das  Präpa- 
riren von  Metallozyden  in  überras^end  kur- 
zer Zeit  und  exacter  vollziehen  lässt ,  wie  in 
der  Beibschale. 

Ungaentum  aere. 

Scharfe  Salbe.    HufiMÜbe. 

25,0  Euphorbii  subtile  pulv., 
125,0  Gantharidum  snbtile  pulv. 
reibt  man  unter  Erwärmen  mit 


*)  Die  Firma  8Mag  <&  Berend  in  Berlin  führt 
dieselben. 


200,0  TerebinÜiinae 


an. 


Andererseits  schmilzt  man  im  Dampfbad 

600,0  Adipis  suilli, 
50,0  Gerae  flavae, 
setzt  die  andere  Masse  zn  nnd  digerirt  bei 
50  bis  60^,  nachdem  man  das  Gefäss  be- 
deckte, zwei  bis  drei  Stunden. 

Man  lässt  nnn  fast  erstarren  nnd  rührt 
bis  znm  völligen  Erkalten  zn  einer  gleich- 
mftssigen,  knotenfreien  Salbe. 

Unguentam  aere  fortius. 

(Ad  usum  Veterinär.) 

8,0  Gantharidini 
verreibt  man  mit  einigen  Tropfen  Terpentinöl 
und  vermischt  mit 

800,0  Unguenti  basilici, 
200,0        „        acris, 

die  man  vorher  schmolz. 

Man  agitirt  nan  bis  zum  Erkalten. 

Der  Zusatz  von  Ungt.  acre  hat  nur  den 
Zweck,  die  Art  der  Salbe  sofort  erkennen 
zu  lassen  und  einer  Verwechselung  mit  Ungt. 
basilicum  vorzubeugen. 

Unguentam  Aeruglnis. 

Aegyptische  oder  Apostelsalbe. 

140,0  Gerae  flavae, 
450,0  Olei  Olivarum, 
200,0  Emplastri  Gerassae, 
80,0  Besinae  Pini 
schmilzt  man  im  Dampfbad. 
Andererseits  prftparirt  man 

80,0  Aeruginis 

möglichst  fein  mit 

50,0  Olei  Olivarum, 
setzt    die   Yerreibung    der    geschmolzenen 
Masse  und  zuletzt 

100,0  Olibani  subtile  pulv. 
zu. 
Man  agitirt  bis  zum  Erkalten. 

Ungaentum  anteczematieum  Unna. 

25,0  Lithargyri 
kocht  man  mit 

75,0  Aceti, 
bis  das  Gewidit  der  Masso 

50,0 
beträgt. 

Man  mischt  dann 

25,0  Olei  Olivarum  Proviucialis, 


25,0  Adipis  benzoinaü 

hinzu  und  rührt  bis  zum  Erkalten. 

Nach  Unna  soll  dies  die  beste  Salbe  gegen 
nässende  Eczeme  sein. 

Unguentam  antephelidienm  Hebra. 

Sommersprossensalbe. 

5,0  Hjdrargyri  praecipitati  albi, 
5,0  Bismutoi  subnitrici, 
20,0  Unguenti  Glycerini 

werden  l.  a.  gemischt. 

Man  bestreicht  mit  dieser  Salbe  Sommer- 
sprossen und  Leberflecke  alle  zwei  bis  drei 
Tage.  Eine  tägliche  Anwendung  würde  zu 
stark  reizen. 

Ungnentnm  arsenicale  Hellmundi. 

unguentam  Cosmi. 

10,0  Pnlveris  arseniealis  Gosmj 
mischt  man  sehr  genau  mit 

80,0  Unguenti  ^narcotico  -  balsamici 
Hellmundi. 

Unguentam  Belladonnae. 

10,0  Extracti  Belladonnae 
verreibt  man  in 

5,0  Glycerini 
und  mischt 

85,0  Unguenti  cerei 
hinzu. 

Der  Olycerinzusatz  trägt  wesentlich  zur 
Conservirung  der  Salbe  bei. 

Ungaentum  Bismuthi. 

20,0  Bismuthi  subnitrici, 
80,0  Unguenti  lenientis 

mischt  man  sehr  genau. 

Die  Salbe  dient  als  Schönheitsmittel  bei 
aufgerissener,  rauher  Haut  und  wird  Abends 
eingerieben. 

Unguentum  boraxatunu 

ünguentum  ad  pemiones  Hufeland. 

20,0  Boracis  subtile  pulverati, 
80,0  Unguenti  rosati 

werden  gemischt. 

Unguentum  boricum  Cred6. 

12,5  Aeidi  borici  subtile  pulverati 
mischt  man  mit 

87,5  Unguenti  cerei. 


üngraentnm  cadinam. 

5,0  Olei  Juniperi  empyrematiei 
miscbt  man  mit 

95,0  Adipis  gailli. 

Ungaentnm  earbollsatam. 

5,0  Acidi  earboliei 
mischt  man  mit 

95,0  Adipis  suilli. 

Ungaentam  carbollsatimi  Lister. 

5,0  Acidi  earboliei, 

20,0  Olei  Lini 
Termischt  man  mit 

q.  8.  Cratae  praeparatae, 
dass  eine  weiche  Salbe  darans  entsteht. 

Ungaentam  eamphoratom. 

20,0  Gamphorae  tritae 
Termischt  man  mit 

80,0  Unguenti  cerei 
nnter  Erwfirmen  der  Masse,  die  man  bis  znm 
Erkalten  agitirt. 

Ungaentam  Chloroformli. 

75,0  Unguenti  cerei 
vermischt  man  unter  allmftligem  Znsetzen 
mit 

25,0  Ghloroformil. 

Ungaentam  Chlorali  hydrati. 

10,0  Gerae  flavae, 

80,0  Adipis  suilli 
schmilzt  man,  setzt 

10,0  Ghlorali  hydrati  triti 
zn  nnd  erwärmt  bis  znr  Lösung  des  letzteren. 
Man  agitirt  nun  bis  zum  Erkalten. 

Ungaentam  Chrysarobinl. 

10,0  Ghrysarobini, 
90,0  Adipis  suilli 
mischt  man  got  mit  einander. 

Ungaentam  ad  eombastioaes  Stahl. 

Stahl'sche  Brandsalbe. 

10,0  Gerae  flavae 
schmilzt  man,  setzt 

20,0  Bntyri  recentis  non  saliti 
zn  and  rührt,  bis  die  Masse  gleichmässig 
nnd  wieder  erkaltet  ist. 

Ungaentam  Conü. 

10,0  Extracti  Gonii, 
6,0  Glycerini. 


Man  löst  und  mischt 

85,0  Adipis  suilli 
hinzu. 

Ungaentam  Digitalis. 

10,0  Extracti  Digitalis 

verreibt  man  in 

5,0  Glycerini 
nnd  mischt  "* 

85,0  Adipis  suilli 
hinzu. 

Ungnentam  Elemi. 

Balsamom  Arcaei. 

25,0  Elemi, 

25,0  Terebinthinae  laricinae, 

25,0  Sebi  ovilis. 

25,0  Adipis  suilli 

schmilzt  und  colirt  man. 

Ungaentam  Eaphorbii. 

5,0  Euphorbii  subtile  pulverati 
mischt  man  mit 

95,0  Adipis  suilli. 

Ungaentam  ad  fontienlos. 

Man  dispensire  Unguentum  Cantharidum 
oder  Mezerei. 

Ungaentam  Hydrargyri  bichlorati. 

1,0  Hydrargyri  bichlorati 
löst  man  in 

5,0  Spiritus, 
5,0  Glycerini 

und  vermischt  die  Lösung  mit 

90,0  Adipis  suilli  bcnzoinati. 
Eine  in  der  Dermatologie  viel  gebrauchte 
Salbe. 

Ungaentam  Hydrargyri  b^odati. 

3,0  Hydrargyri  bijodati 
verreibt  und  mischt  man  mit 

97,0  Unguenti  Hydrargyri  cinerei. 

Ungaentam  Hydrargyri  einerenm 

mite. 

800,0  Unguenti  Hydrargyri  cinerei, 
200,0  Sebi  benzoinati, 
400,0  Adipis  benzoinati 

vermischt  man  La. 

Die  Verwendung  von  Benzoöfett  bez.  -Talg 
conservirt  diese  Salbe  ganz  ausserordentlich. 


Unguentiim  Hydrargyri  eitrinam. 

Ungnentum  Hydrargyri  nitrici. 

5,0  Hydrargyri, 
15,0  Acidi  nitrici  puri 
giebt  man  in  ein  Handertgramm  -  EOlbchen 
nnd  erwärmt  Vörsiclitig  so  lange,  als  noch 
Gasentwickelung  stattfindet. 

Man  giesst  nan  die  Lösnng  von  dem  etwa 
nngelOst  gebliebenen  Beste  Qaecicsiibcrr  ab, 
vermischt  mit  vorher  geschrmofeeWen  und 
halberkalteten 

90,0  Adipis  snilli 
und  giesst  in  15  mm  dicker  Schicht  in  eine 
Papierkapsel  ans.  Nach  dem  Erkalten  zieht 
man  das  Papier  ab,  theilt  die  Tafel  mit 
scharfem  Hornmesser  oder  einem  lanzett- 
förmig zugeschnittenen  Stückchen  harten 
Holzes  in  Quadrate  und  bewalrt  diese  in 
Porzellangefässen  auf. 

Um  zu  vermeiden,  dass  die  Salbe  über- 
schüssige Säuren  enthält,  ist  die  Salpeter- 
säuremenge  etwas  knapp  bemessen. 

Ungaentnm  Hydrargyri  jodati. 

5,0  Hydrargyri  jodati 
verreibt  und  mischt  man  mit 
96,0  Adipis  suilli. 

Ungnentüm  Hydrargyri  oxydati 
flari  Pageasteciier. 

Uugumitam  ophthalmicum  Pdgetiäte«her. 

0,15  Hydrargyri  oxydati  flavi 
verreibt  und  mischt  man  mit 

5,0  Unguenti  lenientis. 

Ungnentüm  Hyoscyanii. 

10,0  Extracti  Hyoscyami 
lost  man  in 

5,0  Glycerini 
und  vermischt  mit 

85,0  Adipis  suilli. 

Ungnentüm  Jodi  Rademaclier. 

5,0  Jodi 
verreibt  man  mit 

5,0  Spiritus 
und  mischt  dann 

95,0  Adipis  suilli 
hinzu. 

Ungnentüm  Jodoformil. 

10,0  Jodoformii 
verreibt  und  mischt  man  mit 
90,0  Adipis  suilli. 


Ungnentüm  Jodoli. 

10,0  Jodoli 
verreibt  und  mischt  man  mit 
90,0  Adipis  suilli. 

Ungnen4nm  Kalii  bromati. 

20,0  Kalü  bromati 
verreibt  man   zu  sehr  feinem  Pulver  und 
mischt  mit 

10,0  Olei  Olivarum  Provincialis 
und 

70,0  Unguenti  cerei. 

Ungnentnm  Kreof^otl. 

15,0  Ejreosoti, 
85,0  Unguenti  oerei 
werden  gemischt. 

Ungnentnm  Sreosoti  salicytatnm. 

10,0  Acidi  salicylici 
verreibt  man  sehr  fein  mit 

20,0  Kreosoti 
und  mischt  dann 

70,0  Unguenti  cerei 
hinzu. 

Diese  Salbe  entspricht  im  Gehalt -an  Kreo- 
sot und  Salicylsäure  dem  CTnna'schen  Salben- 
stifte. 

Ungnentnm  lanrinnm. 

700,0  Adipis  suilli, 
150,0  Sebi  ovilis 
schmilzt  man  und  löst  dann  in  der  warmem 
Masse 

150,0  Olei  laurini  expressi, 
2,0  Chlorophyll  Söhütz. 
Schliesslich  fügt  man 
3,0  Olei  Cajeputi, 
3,0    „     Juniperi, 
3,0    „     Sabinae, 
3,0    „     Terebinthinae 
hinzu. 

Ungnentnm  Linariae. 

200,0  Herbae  Linariae  grosse  pülv. 
befeuchtet  man  in  einer  Steiogutbüchse  mit 

150,0  Spiritus, 
drückt  fest  ein  und  verbindet  das  Gefäss  mit 
Pergamentpapier. 

Nach  zwölf  Stunden  schmilzt  man 
1000,0  Adipis  suilli, 
trägt  das  angefeuchtete  Kraut  ein ,  digerirt 
unter  öfterem  Umrühren  fünf  bis  sechs  Stun- 
den bei  einer  Temperatur  von  50  bis  60  ^ 
und  presst  dann  aus. 


Man  fiUrirt  non  durch  deu  unter  ^Cera^ 
angegebenen  Dampftrichter. 

Je  graner  nnd  schöner  das  Kraut  war, 
desto  hübscher  wird  die  Salbe  sein. 

Ungnentum  Migoranae. 

200,0  Herbae  Majoranae  grosse  pulv., 
150,0  Spiritus, 
1000,0  Adipis  suilli. 
Bereitnn^  wie  bei  Ungnentnm  Lioariae. 
Auch  hier  erzielt  man  eine  sohön  grüne  Salbe 
oer  durch  Verwendung  eines  entsprechend 
schönen  Erantes. 

Ungaentom  Mezerei. 

ÜBgQentiun  epispaeticnm. 
Unguentum  ad  fonticolos. 

10,0  Eztraeti  Mezerei 
löse  man  in 

5,0  Spiritns 
und  vermische  mit 

85,0  üngueBti  cerei. 

Ilngnefttufli  NapbtalinL 

20sO  Naphtalini 
verreibt  man  sehr  fein  und  mischt  mit 
70,0  Adipis  benzoinati, 
10,0  Olei  Olirarum  Provincialis. 

UBgDeiit»m  nareoiico-balsamiGiiin 

Hellmmidi. 

2.0  Plumbi  acetici  subtilissime  triti, 
3,0  Extracti  Conii 
mischt  man  genau  und  setzt  dann  zu 
48,0  Unguenti  cerei, 
6,0  Baisami  Peruviani, 
1,0  Tincturae  Opii  erocatae. 

Mittheiloiigeii  aus  dem  pharma- 

eentischen  Labaratorium  der 
teclmieehea  Hochschule  in  Braun* 

schweig.*) 

Von  Dr.  H.  Beckuris. 

28.  Bestimmiing  des  Fhenols 
in  der  rohen  Carbolsäare. 

Die  Yon  der  Pharmacopoea  German. 
ed  alt  reeipirte  Methode  der  Werthbe- 
Stimmung  der  fohen  Garbolsäure  besteht 
bekannüieh  dairia,  daaa  man  ein  bekann- 
tes Volumen  Carbolsäure  in  einer  eali- 
biirtea  Bohre  mit  einer  verdünnten  Na- 


tronlauge einige  Zeit  schüttelt  und  nach- 
her das  Volumen  der  ungelöst  bleiben- 
den Kohlenwasserstoffe  abliest.  Bei  dieser 
ursprünglich  von  Crookes  vorgeschlage- 
nen Prüfungsmethode  verwandelt  sich  das 
Phenol  in  das  in  Wasser  lösliche  Phenol- 
natrium, während  die  Kohlenwasserstoffe 
wenigstens  bei  Anwendung  verdünnter 
Natronlauge  ungelöst  bleiben.  In  con- 
centrirten  alkalischen  Flüssigkeiten  lösen 
sich  auch  die  Kohlenwasserstoffe  —  die 
sogenannten  neutralen  Oele  —  auf,  wo- 
von man  sich  leicht  überzeugen  kann, 
wenn  man  die  durch  Schütteln  von  roher 
Carbolsäure  mit  starker  Natronlauge  er- 
haltene Lösung  von  Phenolnatrium  mit 
Wasser  verdünnt.  Die  entstehende  Trüb- 
ung findet  in  Folge  Abscheidung  von 
Kohlenwasserstoffen  statt.  Durch  Ablesen 
des  in  Natronlauge  unlöslichen  Volumens 
erfährt  man  nur  den  Grad  der  Beinigung 
von  den  oben  erwähnten  sogenannten 
Neutral- Oelen,  nicht  aber  auch  den  Ge- 
halt an  Phenolen,  welcher  eigentlich 
nur  den  Werth  der  Carbolsäure  bedingt. 
Da  nämlich  die  Carbolsäure  beträchtliche 
Mengen  (ca.  33  pCt.)  Wasser  ohne  Trüb- 
ung aufzunehmen  vermag  und  diese  beim 
Schütteln  mit  Natronlauge  gleich  dem 
Phenol  in  die  alkalische  Lösung  über- 
gehen, so  kann  die  Zunahme  des  Volu- 
mens dieser  Flüssigkeit  keinen  Maassstab 
für  den  Gehalt  der  rohen  Carbolsäure  an 
Phenolen  abgeben.  Weiterhin  wendet 
man  gegen  diese  Methode  ein,  dass  es 
oft  schwer  hält,  die  Säule  der  meist 
dunkel  gefUrbten  Kohlenwasserstoffe  ge- 
nau abzumessen,  und  dass  bisweilen  diese 
sich  nur  schwer  selbst  beim  Einstellen 
in  warmes  Wasser  von  der  Phenolnatrium 
enthaltenden  Lösung  trennen. 

Aus  diesem  Grunde  wird  meist  die  von 
Koppeschaar  ausgearbeitete  Brommethode 
zur  Werthbestimmung  der  rohen  Carbol- 
säure benutzt.  Eine  abgewogene  Menge 
C^bolsäure,  deren  Grösse  sich  nach  dem 
Gehalte  der  Säure  an  Phenolen  richtet, 
wird  mit  warmem  Wasser  zu  einem  Liter 


'*')  In  Nr.  52  vor.  Jahrg^.  rndflsen  die  zwei 
Formeln  auf  S.  649,  Spalte  2  unten  folgender- 
maassen  lauten: 

CeH»OH  +  Bro  =  C»H,]fo.OB-haHBr 

und 
C^HjOH-l-Bre  =  C,H,Br,0Br  +  4HBr 


6 


verdünnt,  nach  dem  Abkühlen  sollen  die 
braun  geförbten  theerigen  Substanzen  an 
den  Wandungen  des  Kolbens  fest  an- 
haften, so  dass  man  in  den  meisten 
Fällen  nach  dem  Verdünnen  auf  genau 
1  Liter  eine  bestimmte  Menge  der  Flüs- 
sigkeit klar  und  farblos,  ohne  zu  filtriren, 
abpipettiren  kann.  In  dieser  eventuell 
filtrirten  Flüssigkeit  wird  auf  die  ange- 
gebene Weise  mittelst  Bromwasser  der 
Gehalt  an  Carbolsäure  bestimmt  und  dar- 
aus der  Procentgehalt  der  rohen  Carbol- 
säure an  Phenol  berechnet. 

Der  umstand,  dass  die  rohe  Carbol- 
säure neben  Phenol  auch  kleine  Quanti- 
täten Kresole  und  andere  Homologe  des 
Phenols  enthält,  welche  auch  in  Wasser 
löslich  sind  und  durch  Einwirkung  von 
Brom  in  Bromsubstitute  übergehen ,  ist 
nach  Angabe  von  Koppeschaar  und  Sa- 
lomon^)  nicht  erheblich  genug,  um  die 
Besultate  der  Methode  zu  beeinträchti- 
gen, weil  die  Prüfung  der  rohen  Carbol- 
säure meistens  ausgeführt  wird,  um  den 
Werth  derselben  zum  Desinficireu  zu  er- 
mitteln und  die  verschiedenen  Kresole  etc. 
wahrscheinlich  die  gleiche  Wirkung  aus- 
üben, wie  Phenol,  und  man  den  Werth 
der  Carbolsäure  in  Procenten  Phenol 
ausdrückt. 

Nach  E,  Enäemann^)  entfernt  Wasser 
das  Phenol  nicht  vollständig  aus  den 
Oelen,  indem  sich  die  Phenole  zwischen 
Wasser  und  Oelen  im  Verhältniss  ihrer 
Löslichkeit  in  beiden  Lösungsmitteln  und 
im  Verhältniss  der  relativen  Quantität,  in 
welcher  beide  vorhanden  sind,  vertheilen. 
Da  die  Phenole  in  den  Oelen  bedeutend 
löslicher  sind,  als  in  Wasser,  so  sei  selbst 
ein  sehr  grosser  Ueberschuss  des  letzte- 
ren nicht  im  Stande,  das  Phenol  voll- 
ständig der  Carbolsäure  zu  entziehen. 

Neuerdings  machte  Julius  Toth^) 
einige  Mittheilungen  zu  der  Anwendung; 
der  Methode  Koj^eschaar'^  bei  der  Prü^ 
ung   der  rohen   Carbolsäure.    Er   fand, 


>}  Die  anantitativen  Methoden  zur  Bestimm- 
nng  des  Pnenols  von  F.  Salomonf  Repertor.  fdr 
analytische  Chemie  I,  197. 

*)  Bemerkungen  zu  Koppesehaar'B  Bestimm- 
ung des  Phenols  von  K  tmdemann,  D.-Amer. 
Apothekerzeitang  5,  365. 

>)  Zeitschrift  fflr  analytische  Chemie  1886, 
Heft  2. 


dass  die  Trennung  des  Phenols  von  den 
theerigen  Bestandtheilen  der  Carbolsäure 
eine  langwierige  Arbeit  sei,  wenn  sie 
eine  vollständige  sein  solle,  und  empfahl 
deshalb,  20  ccm  der  rohen  Säure  mit  dem 
gleichen  Volumen  Kalilauge  vom  speci- 
fisehen  Gewicht  1,25  bis  1,30  zu  versetzen, 
das  Gemisch  eine  halbe  Stunde  stehen 
zu  lassen  und  dann  mit  Wasser  auf  ^4 
Liter  zu  verdünnen.  Dabei  scheiden  sich 
alle  theerigen  Substanzen  aus  und  wer- 
den durch  Filtriren  getrennt,  mit  Wasser 
sodann  ausgewaschen,  bis  das  Wasch- 
wasser keine  alkalische  Beaction  mehr 
zeigt.  Das  Piltrat  und  Waschwasser  ward 
mit  Salzsäure  angesäuert  und  mit  Wasser 
auf  3  Liter  verdünnt.  Diese  Lösung  wird 
nach  der  Methode  von  Koppeschaar 
titrirt. 

Da  unter  den  Bestimmungsmethoden 
der  Carbolsäure  die  Koppeschaar' sehe 
allein  auf  streng  wissenschaftlicher  Basis 
beruht  und,  wie  früher  beschriebene  Ver- 
suche lehren,  genaue  Resultate  zu  sehen 
im  Stande  ist,  so  wurde  die  Braucnbar- 
keit  dieser  ftlr  den  genannten  Zweck  zu- 
nächst geprüft,  und  gefunden,  dass  die 
Phenole  sich  von  den  theerigen  Sub- 
stanzen wohl  durch  Wasser  vollständig 
trennen  lassen,  dass  diese  Operation  aber, 
wie  weitere  Versuche  lehrten,  sehr  erleich- 
tert wird,  wenn  man  nach  dem  Vorschlage 
von  Töth  die  Phenole  zunächst  in  Na- 
triumphenylate  überführt.  Trotz  der  leicht 
ausführbaren  Isolirung  der  Phenole  in 
reinem  Zustande  ist  die  Koppeschaar- 
sche  Methode  aber  dennoch  völlig 
unbrauchbar  zur  Werthbestimm- 
ung  der  rohen  Carbolsäure,  und 
zwar  in  Folge  des  Gehaltes  dieser 
Säure  an  oft  namhaften  Mengen 
von  Eresolen  und  anderen  Ho- 
mologen des  Phenols,  an  welchen 
namentlich  die  hochgradige,  von  der 
Pharmakopoe  vorgeschriebene  Carbol- 
säure des  Handels  sehr  reich  zu  sein 
scheint.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  der  sogenannten  lOOprocentigen 
rohen  Carbolsäure  des  Handels  absicht- 
lieh Kresole  und  deren  Homologe,  für 
welche  nicht  genügend  Verwendung 
existirt,  in  grösserer  Menge  beigemischt 
werden. 

Das  Verhalten  der  Kresole  und  seiner 


Homologen  gegen  über  dem  Brom  ist  zur 
Zeit  Doch  so  gut  wie  gar  nicht  studirt. 
Die  Annahme,  dass  sieh  dem  Tribrom- 
phenoI  analog  zusammengesetzte  (homo- 
loge) bestandige  Verbindungen  bilden, 
ist  eine  irrige,  vielmehr  entstehen,  so  weit 
einige  von  mir  ausgeführte  vorläufige 
Versuche  schon  einen  Schluss  zu  ziehen 
gestatten,  aus  den  drei  isomeren  Kresolen 
neben  Tribromkresolbrom,  einer  sehr  unbe- 
ständigen Verbindung,  in  Wasser  lösliche, 
bromärmere  Verbindungen,  welche  durch 
Jodkalium  unter  Abscheidung  von  Jod 
zersetzt  werden  und  in  Folge  dessen 
auch  Jodzinkstärkepapier  blau  färben. 
Die  Folge  davon  ist ,  dass  in  Gemengen 
von  Oarbolsäure  und  Kresolen  der  Gehalt 
au  Phenol  bei  Anwendung  der  Koppe- 
schaar'scheTi  Methode  stets  viel  erheb- 
licher, oft  um  20  pGt.,  zu  niedrig  gefun- 
den wird,  als  das  ungleiche  Molekular- 
gewicht des  Phenols  und  Kresols  bedingt, 
weil  bei  der  Umwandlung  der  Brom- 
analyse in  eine  Jodanaljse  den  gebrom- 
ten  Kresolen  Brom  entzogen  wird,  und 
das  dadurch  eliminirte  Jod  auf  Kosten 
überschüssigen,  nicht  gebundenen  Broms 
gesetzt  wird.  Wendet  man  aber  die  Brom- 
methode  in  der  Modification  von  Seübert 
an;  so  ist  die  Methode  erst  recht  un- 
brauchbar, weil  Jodzinkstärkepapier  auch 
daun  noch  gebläut  wird,  wenn  dies  Brom 
durch  die  Phenole  bereits  gebunden  ist, 
und  zwar  durch  die  in  Wasser  gelösten 
Bromkresole.  *) 

Mithin  kann  die  Koppeschaar'sehe 
Methode  zarWerthbestimmung  der  rohen 
Carbolsäure  nicht  verwandt  werden.  Für 
die  Verwerthung  der  rohen  Säure  wird 
es  jedoch  in  den  meisten  Fällen  genügen, 
den  Gehalt  an  Phenolen,  ohne  Bücksicht 
auf  die  Art  derselben,  kennen  zu  lernen. 
Die  Bestimmung  dieser  geschieht  nach 
einer  grossen  Anzahl  sorgfältig  ausge- 
iahrter  Versuche  am  besten  durch  die 
folgende  Methode,  welche  das  Verfahren 
von  Crookea  in  etwas  abändert  und  alle 
gegen  dieses  geltend  gemachten  Einwände 
beseitigt. 

Ein  bestimmtes  Volumen  roher  Garbol- 
saure  wird  mit  dem  gleichen  Volumen 

*)  Weitere  Mittheilongen  über  das  Verhalten 
der  Eresole  gegen  £rom  behalte  ich  mir  für 
eine  spätere  Mittheilnng  vor. 


Petroleumäther  gemischt  und  mit  lOpro- 
centiger  Natronlauge  in  einem  graduirten 
Gylinder  geschüttelt.  Der  Zusatz  des 
Pelroleumäther  bewirbt,  dass  die  Kohlen- 
wasserstoffe völlig  zurückgehalten  werden 
und  eine  besser  sichtbare  und  vollstän- 
dige Scheidung  der  alkalischen  Flüssig- 
keit von  den  Kohlenwasserstoffen  schon 
innerhalb  10  Minuten  erzielt  wird.  Aus 
dem  in  Natronlauge  unlöslichen  Antheile 
erfuhrt  man  nach  Abzug  des  bekannten 
Volumens  Petroleumäther  den  Gehalt  der 
Säure  an  Neutralölen  und  harzigen  Sub- 
stanzen. Ein  Theil  der  von  diesen  in 
geeigneter  Weise  getrennten  alkalischen 
Flüssigkeit  wird  ebenfalls  in  einem  gra- 
duirten Gylinder  mit  roher  Salzsäure 
übersättigt  und  das  Volumen  der  sich 
als  Oel  abscheidenden  Phenole  gemessen. 
Je  nach  der  Menge  des  vorhandenen 
Phenols  braucht  man  hierzu  einen  mehr 
oder  minder  grossen  Antheil  der  alkali- 
schen Flüssigkeit.  Um  die  Abscheidung 
der  Phenole  vollständig  zu  machen, 
dampft  man  das  Volumen  der  alkalischen 
Flüssigkeit  vor  dem  Zusatz  der  Säure 
auf  die  Hälfte  ein  oder  setzt  derselben 
bis  zur  Erzielung  einer  gesättigten  Flüs- 
sigkeit Kochsalz  zu. 

Die  sich  abscheidenden  Phenole  sind 
vollständig  mit  Wasser  gesättigt,  da 
schon  bei  Zusatz  eines  Tropfens  Wasser 
Trübung  der  klaren  öUgen  Flüssigkeit 
eintritt.  Da  nun  Phenol  ca.  33  pGt., 
Kresole  nach  meinen  Versuchen  nur  ca. 
15  pGt.  Wasser  ohne  Trübung  aufzuneh- 
men im  Stande  sind,  so  kann  man  bei 
Unkenntniss  des  Verhältnisses  zwischen 
Phenol  und  Kresolen  in  dem  Gemische 
der  Phenole  eine  den  Wassergehalt  der 
abgeschiedenen  Phenole  berücksichti- 
gende Gorrection  nicht  vornehmen.  Diese 
ist  auch  um  so  weniger  erforderlich,  als 
stets  auch  in  der  concentrirtesten  Salz- 
lösung die  wasserhaltigen  Phenole  in  ge- 
wisser Menge  gelöst  bleiben,  und  zwar 
ungefähr  so  viel,  als  Wasser  von  den 
Phenolen  aufgenommen  ist. 


29.    Ueber  die  Oehaltsprfifnng  von 
Acldnm  carbollcnm  liquefaetnm. 

Aus  den  in  der  Arbeit  über  die  Be- 
stimmung der  Garbolsäure  als  Tribrom- 


8 


phenol  erörterten  Gründen  bedarf  die 
Ausführung  zur  Gehaltsbestimmung,  wie 
dieselbe  die  Pharmakopoe  yorgeschrieben 
hat,  einer  Modification.  Zweckmässig 
wird  der  Vorschrift  zur  Prüfung  folgende 
FassuDg  gegeben: 

„In  einer  Mischung  von  50  ccm  der 
Lösung,  welche  durch  Auflösen  von  lg 
verflüssigter  Carbolsäure  in  1000  ccm 
Wasser  bereitet  ist,  mit  je  50  com  der 
vol.  Ealiumbromat«-  und  vol.  Kaiium- 
bromidlösong,  dürfen  nach  Zusatz  von 
5  ccm  concentrirter  Schwefelsäure  und 
einem  weiteren,  nach  einer  Frist  von 
10  Minuten  erfolgten  Zusatz  einiger 
Krystaiie  von  Jodkalium,  zur  Bindung 
des  freigemachten  Jodes  1,5  ccm  Vio  N.- 
Natriumthiosul&tlösung  verbraucht  wer- 
den. Sobald  eine  grössere  Menge  Vio  ^'' 
Natriumthiosulfat  verbraucht  wird,  ist  die 
Carbolsäure  zu  schwach." 

Aus  der  Menge  der  Natriumthiosulfat- 
lösung  kann  man  leicht  die  zu  voll- 
ständiger Ausfällu&g  des  aus  je  50  ccm  der 
volumetrischen  Lösungen  freigemachten 
Broms  erforderlichen  Mengen  der  Garbol- 
Säurelösung  berechnen. 

1  ccm  Vio  N.-Natriumthiosulfat  = 
0,008  Br  =  0,00156  Phenol. 

Je  50  ccm  beider  Lösungen  entwickeln 
durch  Schwefelsäure  soviel  Brom  als 
0,0469  Phenol  zu  Tribromphenol  zu  bin- 
den vermögen.  Zieht  man  nun  von 
0.0469  die  aus  der  verbrauchten  Menge 
Natriumthiosulfat  sich  berechnende  Menge 
Carbolsäure  ab.  so  muss  sich  die  Differenz 
zu  0,0469  wie  die  angewandten  50  ccm 
Carbolsäurelösung  zu  der  gesuchten  über- 
haupt erforderlichen  verhalten.  Daraus 
berechnet  sich  bei  dem  Verbrauch  von 
1  ccm  Vio  N.-Natriumthiosulfatlösung 
51,6  ccm  Carbolsäurelösung,  bei  dem  Ver- 
brauch von  1,5  ccm  =  52,6  Carbolsäure- 
lösung. 

In  Folge  der  Umständlichkeit  des 
Verfahrens  der  Pharmakopoe  sind  von 
verschiedenen  Seiten  einfachere  Prüfungs- 
vorschriften vorgeschlagen. 

So  gründet  0.  Schlickum  i)  ein  Ver- 
fahren auf  die  Volumzunahme,  welche 
verflüssigte  Carbolsäure  bei  dem  Schütteln 
mit  dorn  gleichen  Volum  Wasser  erfährt, 

»)  Pharm.  Zeitung  1884,  797. 


und  G.  Vttlpius'^)  ein  solches  auf  das 
Verhalten  des  wasserfr^en  und  wasser- 
haltigen Phenols  gegen  Schw^fdkohlen- 
stoff.  Während  sich  nämlich  wasserfreies 
Phenol  mit  Schwefella)bleii6toff  klar 
mischt,  ruft  wasserhaltiges  darin  eine 
Trübung  hervor,  zu  deren  Aufhebung 
um  so  mehr  Säure  erforderlich  ist,  je  mehr 
diese  Wasser  enthält.  Eine  dritte  Me- 
thode von  Vulpius  und  Baiser^)  gründet 
sidi  endlich  darauf,  dass  eine  flüssige 
Carbolsäure  sich  mit  einer  um  so  grösseren 
Menge  Wassers  klar  mischen  läset,  je 
weniger  Wasser  sie  bereits  enthält. 

Diese  drei  Methoden,  namentlich  aber 
die  Fw^peWsche  Schwefelkohlenstoflfprobe 
und  die  Mischprobe  von  Vulpius- Salzer, 
welche  von  mir  einer  eingehenden  Prüf- 
ung unterzogen  wurden,  sind  zur  Ge- 
haltsbestimmung der  verflüssigten  Carbol- 
säure recht  wohl  brauchbar,  sobald  es 
sich  in  derselben  um  Gemenge  von  reiner 
Carbolsäure  und  Wasser  handelt. 

Dieser  Fall  dürfte  stets  vorliegen,  so- 
bald die  verflüssigte  Carbolsäure  in  der 
Apotheke  aus  vorschriftsmässig  beschaffe- 
ner Carbolsäure  selbst  bereitet  ist,  und 
nur  zur  Controle  des  Personals  die  Be- 
stimmung ausgeführt  wird.  Nun  hat  aber 
schon  Vulpius  darauf  hingewiesen,  dass 
in  den  Preislisten  der  meisten  Drogen- 
handluDgen  sich  Acid.  carbol.  liquef.  ver- 
zeichnet findet.  In  dieser  hat  man  nicht 
allein  den  Gehalt  an  Wasser  zu  contro- 
liren,  sondern  muss  auch  auf  einen  Ge- 
halt an  den  Homologen  des  Phenols, 
der  Kresole  etc.  Bedacnt  nehmen. 

Wie  verhält  sich  nun  eine  Kresol  und 
andere  Homologe  des  Phenols  enthaltende 
verflüssigte  Carbolsäure  gegenüber  den 
zur  Controle  des  Phenolgehaltes  vor- 
geschlagenen Methoden? 

Wie  ich  schon  bei  Gelegenheit  der 
Werthbestimmung  der  rohen  Carbolsäure 
ausgeführt  habe,  ist  die  Koppeschaar'^QYi^ 
Methode  zur  quantitativen  Bestimmung 
des  Phenols  bei  Gegenwart  von  Kreselen 
etc.  unbrauchbar.  Sind  erhebliche  Men- 
gen des  letzteren  zugegen,  so  geben  sich 
diese  bei  der  Gehaltsbestimmung  von 
Acid.  carb.  liquef.  durch  den  geringen 


»)  Pharm.  Zeitung  1884,  787. 
3)  Pharm  Zeitung  1886,  Nr.  1. 


9 


Verbrauch  von  Brom  m  erkennen,  kleinere 
Yenrareinigungen  (lbis2%)  sind  dagegen 
nkht  nactiwdsbar. 

In  einer  aas  50g  Phenol,  absol.,  50 g 
Kresol  nnd  10  g  Walser  bereiteten  Acid. 
carb.  liquef.  ergab  die  Bestimmung  80  pCt. 
Phenol. 

In  einer  ans  90  g  Phenol,  absol,  5  g 
Eresol  nnd  10  g  Wasser  bereiteten  Acid. 
carb.  liquef.  ergab  die  Bestimmung  86,6  pCt. 
Phenol. 

Was  nnn  die  übrigen  Verfahren  an- 
betrifft, so  ergab  sich  bei  Befolgung  von 
Schlidkum^  Methode,  dass  das  Volum 
von  10  ccm  Acid.  carb.  liauef. ,  die  mit 
Hülfe  eines  50  pCt  Kresol  enthaltenden 
Phenol,  absol.  bereitet  war,  sich  beim 
Umschwenken  mit  dem  gleichen  Volumen 
Wasser  auf  10,5  ccm  vermehrte.  Das 
Volumen  von  10  cem  Acid.  carbol.  liquef. 
(bereitet  mit  Hülfe  eines  10  pCt.  Kresol 
enthaltenden  Phenol,  absol.)  vermehrte 
sieh  beim  Umschwenken  mit  dem  gleichen 
Volumen  Wasser  auf  11,4.  Das  Volumen 
von  10  ccm  Acid.  carbol.  liquef  (bereitet 
mit  Hälfe  eines  SpCt.  Kresol  enthalten- 
den Phenol,  absol.)  vermehrte  sieh  beim 
Umschütteln  mit  dem  gleichen  Volumen 
Wasser  auf  11,5.  Beine  verflüssigte  Car- 
bols&nre  verlangt  eine  Volum  Vermehrung 
auf  11,85. 

Bei  Benutzung  der  Schwefelkohlenstoff- 
Methode  von  Vulpius  bedarf  es  bei  20  ^ 
zur  Wiederaufhellung  der  anfönglich  ent- 
standenen Trübung  in  je  10  ccm  Schwefel- 
kohlenstoff von 

Acid.  carb.  liquef. 

8  cem,  bereitet  aus    5  pCt. 
Q  10 

^      n  »j  >»     ^^     « 

18    „  „  „   50    „ 

Kresol  enthaltenden  Phenol,  während  von 
einer  reinen  verflüssigten  Carbolsäure 
7  ecm  erforderlich  sind. 

Endlich  «rgab  die  Methode  von  VuU 
piuS'Salgery  dass  10  g  Acid.  carb.  liquef., 
bereitet  aus 

Kresol  halt.  Phenol  abs.  Wasser 

öOpCt.  bleib,  getrübt  wurde  durch  1 ,1  ccm 

■■y  »>        >»  »»  f»         I»     A"  )t 

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während   10  g  reine  verflüssigte  Carbol- 
säure durch  2,4  ccm  getrübt  wurden. 

Wie    diese    Versuche    beweisen,    ge- 


statten auch  diese  Methoden  alle  den 
Nachweis  grösserer  Mengen  Kresols, 
nicht  aber  die  Erkennung  kleinerer 
Mengen  desselben.  Das  Besultat  der  im 
Voi*8tehendeD  geschilderten  Versuche  ist 
daher  dahin  zusammenzufassen,  dass  es 
ausser  durch  die  Methode  Koppeschaar  % 
auch  durch  die  empirischen  Methoden 
von  SekUckum,  Vulpiu$  und  SaUer 
möglich  ist,  zu  ermitteln,  ob  die  aus 
reinem  Phenol  dargestellte  verflüssigte 
Carbolsäure  den  rieht  igen  Gehalt  an 
Carbolsäure  besitzt,  nicht  aber  dargethan 
werden  kann,  ob  dieselbe  aus  reinem 
oder  einem  mit  Eresolen  verunreinigten 
Phenol  dargestellt  ist,  da  durch  das  vom 
Phenol  vorschiedene  Verhalten  der  Ero- 
Bole  geg^n  Brom,  Wasser,  Schwefelkohlen- 
stoff wohl  grössere  Mengen  der  letzteren, 
nicht  aber  auch  kleinere  Mengen  sich 
zu  erkennen  geben. 

Da  08  auch  zur  Zeit  an  anderen  Be- 
actionen  fehlt,  in  verflüssigter  Carbol- 
säure Verunreinigungen  durch  Kresole 
zu  erkennen,  aber  wohl  nicht  ohne 
Grund  ein  sehr  grosser  Werth  auf  Ver- 
wendung einer  möglichst  reinen  Carbol- 
säure gelegt  wird,  so  erseheint  der  Be- 
schlnss  d^  Pharmakopöe-Commission  des 
deutschen  Apothekervereins,  Acid.  carbol. 
liquef  als  besonderesPräparat  zu  streichen, 
durchaus  gerechtfertigt. 


Die  neueren  Methoden 
zur  Prüfung  der  Oele  und  Fette. 

Die  FarbenveränderuBgeii ,  welche  bei  der 
Mischung  der  Oele  und  Fette  mit  ver- 
schiedenen Beagentien  entstehen ,  waren  bis 
vor  nicht  langer  Zeit  die  einzigen  Prüfongs- 
mittel  auf  die  Echtheit  und  Reinheit  dieser 
organischen  Substanzen.  Obgleich  nun  zwar 
nicht  bestritten  werden  soll,  dass  für  einzelne 
Fälle  jene  Farbenveränderungen  von  Werth 
sein  können,  so  fällt  doch  die  ganze  Unsicher- 
heit fast  aller  dieser  Prüfungsmethoden  ins 
Auge,  sobald  man  es  mit  Qemischen  zu 
thun  hat,  ausserdem  ist  bei  Beurtheilnng  der 
Färbung  dem  subjectiven  Empfinden  des 
Experimentators  ein  zu  weiter  Spielraum  ge- 
lassen, als  dass  jenen  Farbenreactionen  der 
Name  wirklich  wissenschaftlicher  Methoden 
zuerkannt  werden  könnte. 

Die  neueren  Forschungen  haben  uns  auch 


10 


auf  dem  Gebiete  der  Chemie  der  Fette  und 
Oele  wesentliche  Fortschritte  gebracht  und 
uns  mit  einer  Anzahl  von  Prufungsmethoden 
bereichert,  welche  verdienen,  allgemeiner  in 
Anwendung  gezogen  zu  werden. 

Abgesehen  von  der  Bestimmung  des 
Schmelzpunktes  und  Erstarrungspunktes  der 
Fettsäuren,  der  Bestimmung  der  Viscosität, 
der  spectroskopischen  Untersuchung,  des 
Lichtbrechungsvermögens  und  des  electrischen 
Leitungsvermögens,  sind  es  hauptsächlich  die 
Bestimmung  der  freien  Fettsäuren ,  der  Ycr- 
seifungszahl ,  der  ITeftner'schen  Zahl,  der 
HeicherfBchen  Zahl,  der  Jodzahl. 

Die  meisten  dieser  Methoden  und  die  Her- 
stellung der  für  Ausführung  derselben 
nöthigen  Lösungen  sind  schon  in  der  Cen- 
tralhalle  beschrieben  worden,  immerhin 
dürfte  es  gerechtfertigt  sein,  um  die  allge- 
meinere Anwendung  in  der  Praxis  zu  er- 
möglichen, hier  kurz  die  Methoden,  sowie  die 
Vorschriften  jener  Lösungen  niederzulegen 
und  dieselben  mit  einigen  praktischen  Notizen 
zu  versehen. 

Alkoholische  Kalilauge  zur  Bestimm- 
ung des  Gehaltes  an  freien 
Fettsäuren. 

56  g  reinen  geschmolzenen  Aetzkalis  wer- 
den in  90proc.  Alkohol  zu  einem  Liter  ge- 
löst. Da  selbst  das  Kalium  causticum  alkohol. 
depurat.  des  Handels  häufig  noch  kohlen- 
saures Kali  enthält  und  mit  Alkohol  Fäll- 
ungen oder  trübe  Lösungen  giebt,  so  muss 
man  sich  entweder  selbst  reines  Aetzkali  dar- 
stellen oder  besser  auf  folgende  Weise  ver- 
fahren. Man  übergiesst  die  abgewogene 
Menge  Aetzkali  mit  etwa  950  ccm  Alkohol, 
schüttelt  bis  zur  Auflösung  und  lässt  24  Stun- 
den stehen ,  hierdurch  klärt  sich  die  Flüssig- 
keit, welche  nun  in  einen  Messcylinder  filtrirt 
wird.  Man  stellt  nun  mit  Normalozalsäure 
die  Kalilauge  ein,  indem  man  Phenolphtalein 
als  Indicator  anwendet.  Will  man  die  Ein- 
stellung mit  Normal-Salzsäure  oder -Schwefel- 
säure vornehmen^  so  muss  man  mehr  Wasser 
hinzufügen,  da  sich  sonst  in  dem  Alkohol- 
gemisch die  Salze  ausscheiden  und  die  Beac- 
tion  undeutlich  machen. 

Will  man  in  einem  Oele  die  freien  Fett- 
säuren  bestimmen,  so  wägt  man  2,3  oder 
am  besten  5  g  desselben  in  ein  kleines 
Bechergläschen,  lost  in  etwa  20  ccm  Aether, 
setzt   einige    Tropfen   Phenolphtalei'nlösung 


hinzu  und  lässt  aus  einer  in  Zehntelgrade 
getheilten  Bürette  Kalilauge  hinzufliessen. 
Trübe  Fette,  auch  Butter,  müssen  vorher  filtrirt 
werden. 

Da  eine  so  starke  alkoholische  Kalilauge 
sich  in  ihrem  Werthe  ziemlich  schnell  ver- 
ändert, so  hat  sich  als  praktisch  die  Her- 
stellung einer  halbnormalen  Lauge  erwiesen  ; 
wendet  man  5  g  Gel  zur  Titrirung  an ,  so  er- 
giebt  die  Anzahl  der  verbrauchten  Cubik- 
centimeter  Lauge  mit  10  multiplicirt  die 
Anzahl  der  Burstpn'eohen  Säure- 
grade. Man  bezeichnet  also  mit 
^t^rs^^n'schen  Säuregraden  die- 
jenige Menge  Alkali,  welche  zur 
Neutralisation  von  lOOgOel  noth- 
wendig  ist,  dagegen  ergiebt  die  Titrirung 
nicht  die  Menge  freier  Fettsäuren  in  dem 
betreffenden  Oele. 

Die  Uehner'sche  Zahl 

giebt  an  die  Menge  der  unlöslichen 
Fettsäuren,  welche  100  Th.  Fett 
oder  Ocl  liefern.  Die  Methode  ist  eine 
gewichtsanalytische.  3  bis  4  g  Fett  werden 
mit  etwa  1,5  bis  2  g  Aetzkali  und  50  ccm 
Alkohol  im  Wasserbade  verseift,  der  Alkohol 
verjagt,  die  Seife  in  etwa  150 ccm  heissen 
Wassers  gelöst  und  n^it  verdünnter  Schwefel- 
säure angesäuert.  Vorher  hat  man  ein  bei 
100  ^  getrocknetes  und  gewogenes  Filter 
zurecht  gestellt.  Man  füllt  dieses  halb  mit 
heissem  Wasser  und  giesst  jetzt  von  der  sauren 
Lösung,  welche  man  bis  zum  Schmelzen  der 
Fettsäuren  erhitzt  hat ,  nach.  Darauf  wäscht 
man  mit  heissem  Wasser  nach,  bis  das  Filtrat 
nicht  mehr  sauer  reagirt;  es  ist  die  Anwend- 
ung eines  ziemlich  dichten  Filtrirpapiers 
nöthig ,  weil  sonst  ein  trübes  Filtrat  erhalten 
wird.  Die  Hehner'sche  Zahl  beträgt  für  die 
meisten  Oele  95  bis  97 ,  für  Butter  dagegen 
87,5.  Es  stützte  sich  daher  längere  Zeit  hin- 
durch der  Beweis  für  die  Echtheit  einer 
Butter  auf  die  Ermittelung  der  Hehner^ sehen 
Zahl,  seit  jedoch  die  Sekhert-Meisd'Meihode 
zur  Bestimmung  der  flüchtigen  Fettsäuren 
ausgebildet  wurde ,  ist  jene  mehr  und  mehr 
verlassen  worden. 

Die  Beichert'sche  Zahl. 

Die  ReicherVsehe  Zahl  bezeich- 
net diejenige  Anzahl  Cubikcenti- 
meterZehntelnormallauge,  welche 
nöthig  sind,  um  die  flüchtigen  Fett- 


11 


jäuren  aus  5g  Fett  oder  Oel  zu 
sättigen. 

Man  verfahrt  jetzt  allgemein  nach  Reichert- 
Meissl,  5  g  des  filtrirten  Fettes  werden  mit 
2,5  g  Aetzkali  und  100  ccm  70proc.  Wein- 
geist in  einer  Schale  auf  dem  Wasserbade 
Tcrseift,  der  Weingeist  Tollkommen  verjagt, 
die  Seife  in  Wasser  gelöst,  in  einen  Qlas- 
kolben  gebracht,  mit  verdünnter  Schwefel- 
siure  zersetzt  und  nun,  nachdem  man  zur 
Vermeidung  des  Stossens  einige  erbsengrosse 
Bimsteinstückchen  in  den  Kolben  gethan 
hat,  bei  Anwendung  eines  Liel>ig*9chen 
Kühlers  desttllirt,  in  einer  Stunde  ist  die 
Destillation  beendet. 

Das  Destillat  wird  filtrirt,  nachgewaschen, 
mit  einigen  Tropfen  Phenolphtalein  versetzt 
und  mit  Zehntelnormallauge  titrirt. 

Meissl  schreibt  genau  vor,  die  Seife  in 
100  ccm  Wasser  zu  lösen,  mit  40  ccm 
Schwefelsäure  (1  -f- 10)  zu  zersetzen,  110  ccm 
abzudestilliren  ,  davon  100  ccm  abzufiltriren 
und  zu  der  Anzahl  der  verbrauchten  Cubik- 
centimeter  Zehntelnormallauge  ein  Zehntel 
zu  addiren.  Man  erhält  auf  dem  oben  be- 
schriebenen Wege  dasselbe  Resultat. 

Da  die  ReieheffBQhe  Zahl  von  einzelnen 
Forschem  auf  2,5  g,  von  anderen  auf  5  g 
Fett  bezogen  wird,  so  dürfte  wohl  der  Vor- 
schlag BenedfkVs  Beachtung  verdienen ,  der 
dahin  geht,  die  Eetcherfsche  Zahl  stets  auf 
10  g  Fett  zu  beziehen. 

Die  Kottntorfer'sche  Zahl 
oder  YerseiftangszahL 

Die  Kötistorfer'Bche  Zahl  giebt 
die  Anzahl  der  Milligramme  Kali- 
umhydrat an,  welche  nothwendig 
sind,  um  lg  Fett  vollkommen  zu 
verseifen.  Die  Bestimmung  dieser  Zahl 
geschieht,  indem  man  1  bis  2  g  des  Fettes 
in  einem  weithalsigen  Kolben  mit  25  ccm 
Halbnormalkalilange ,  deren  Bereitung  oben 
beschrieben  ist,  übergiesst  und  vollkommen 
durch  Erhitzen  im  Wasserbade  verseift  und 
das  überschüssige  Aetzkali  mit  auf  die  Kali- 
lauge eingestellter  HalbnormalsalzsSure  zu- 
rüektttrirt.  Die  zur  Verseifung  verbrauchte 
Menge  Kalinmhjdrat ,  d.  i.  die  Differenz 
zwischen  der  angewandten  und  der  zurück- 
titrirten  Anzahl  Milligramme  Kaliumhjdrat 
ei^ebt  auf  1  g  Fett  berechnet,  die  Köüstorfer- 
sehe  Zahl.  Wendet  man  statt  der  halbnor- 
malen,    Nonaalsalzsftare   an,    so   hat  man 


natürlich  die  Anssahl  der  abzuziehenden 
Cubikcentimeter  Kalilauge  mit  2  zu  multi« 
pliciren ;  es  ist  jedoch  nothwendig,  die  beiden 
Titerflüssigkeiten  vor  erneutem  Gebrauch  auf 
ihren  Werth  zu  prüfen ,  da  schon  durch  ge- 
ringe Veränderung  der  Kalilauge  nicht 
unbedeutende  Differenzen  erhalten  werden 
können. 

Die  Jodzahl. 

Die  HübVBche  Jodzahl  giebt  die- 
jenige Menge  Jod  an,  welche  100  g 
eines  Fettes  bindet. 

Durch  die  Ermittelung  dieser  Zahl  kann 
festgestellt  werden  ^  ob  Oele,  resp.  die  aus 
denselben  isolirten  Fettsäuren,  der  Oelsäurc- 
reihe  (CnH2n'— 2  0^)  oder  derLeinöIsäurereilio 
(CnHgn  —  4  O2)  angehören;  ausserdem  giebt 
diese  Zahl  in  vielen  Fällen  für  die  Abstamm- 
ung eines  Oeles  und  für  die  Zusammensetzung 
von  Oelgemischen  werthvolle  Anhaltspunkte. 
Die  Ausführung  der  HübVschen  Methode 
kann  nicht  mit  der  gewöhnlichen  Jodlösung 
erfolgen,  sondern  man  bedarf  dazu  einer 
alkoholischen  Quecksilberchlorid  -  Jodlösung, 
welche  auf  Natriumhyposulfitlösung  ein- 
gestellt ist,  ferner  reinen  Chloroforms,  Jod- 
kaliumlösung  und  Stärkelösung. 

Jodlösung.  Man  löst  25  g  Jod  für  sieh 
in  500  ccm  95proc.  Alkohol,  ebenso  30  g 
Quecksilberchlorid  in  500  ccm  Alkohol, 
mischt  beide  Flüssigkeiten  und  stellt  einen 
Tag  bei  Seite.  Der  Titer  dieser  Lösung  än- 
dert sich  in  den  ersten  Stunden  sehr  schnell, 
später  langsam,  er  rouss  also  vor  jeder  neuen 
Versuchsreihe  neu  eingestellt  werden. 

Natrinmhyposulfitlösu  ng.  Man 
kann  hierzu  die  Zehntelnormallösung,  welche 
im  Liter  24,8  g  Natriumhyposulfit  enthält, 
anwenden ,  doch  darf  man  nicht  vergessen, 
dass  die  alkoholische  Jodlösung  von  etwa 
doppelter  Stärke  ist,  wie  die  gewöhnliche 
zehntelnormale. 

Die  Stellung  der  Natriumhjposulfitlösung 
geschieht  nun  mit  chemisch  reinem  Jod, 
dessen  Darstellung  weiter  unten  beschrieben 
ist  0,2  g  Jod  wägt  man  aus  einem  kleinen 
Wägegläschen  in  ein  Becherglas,  welches 
etwa  1  g  Jodkalium  und  10  g  Wasser  ent- 
hält. Nach  der  Lösung  lässt  man  aus  einer 
Bürette  sofort  von  der  zu  stellenden  Natrium- 
hjposulfitlösung hinzufliessen  bis  zur 
schwachen  Gelbfärbung,  setzt  dann  etwas 
Stärkelösung  hinzu  und  titrirt  weiter  bis  zur 
vollständigen  Entfärbung;    man   nimmt  das 


12 


Mittel  aus  2  oder  3  Yersucheii.  Mit  dieser 
Hyposulfitlosang  wird  nun  der  Werth  der 
Jodfösung  bestimmt.  Man  verbraucht  auf 
lOccm  JodlösuQg  annähernd  20ccmNatriam- 
hyposnlfitl  ösun  g. 

Reines  Jod.  Da  selbst  das  Jodam 
resublimatum  des  Handels  für  den  oben  be- 
zeichneten Gebrauch  noch  zu  unrein  ist,  so 
reinigt  man  dasselbe  nochmals  durch  Subli- 
mation. Hierzu  kann  man  sich  einer  sehr 
einfachen  Yorrichtnug  bedienen.  In  einen 
kleinen  Porzellantiegel  giebt  man  einige 
Gramm  Jod^  setzt  den  Tiegel  in  einen  Drei- 
fuss  oder  in  ein  Drahtdreieck  und  erwärmt 
durch  eine  kleine  Flamme  sehr  gelinde.  Das 
sich  yerfluchtigende  Jod  lässt  man  an  dem 
Boden  eines  Becherglases  ,  in  welches  man 
etwas  kaltes  Wasser  gegeben  hat  und  welches 
man  durch  eine  passende  Vorrichtung  über 
dem  Porzellantiegel  befestigt,  krystallisiren. 
Man  erhält  lauge  glänzende  Blättchen  und 
Federchen,  welche  man  abstreicht,  in  einem 
Achatmörser  zerreibt,  auf  einem  grösseren 
Ubrglas  ausbreitet  und  über  Schwefelsäure 
trocknet«  Da  die  Joddämpfe  den  damit  in 
Berührung  kommenden  Exslccator  stark 
bräunen,  so  bedient  man  sich  praktisch  eines 
grossen  Becherglases,  unter  welches  man  drei 
kleine  Tiegel  mit  Schwefelsäure  aufstellt. 
Das  getrocknete  Jod  bringt  man  nun  in  ein 
kleines  mit  Glasstöpsel  gut  yerschliessbares 
Wägegläschen  und  bewahrt  dasselbe  für  den 
weiteren  Gebrauch  trocken  auf. 

Auch  die  Volhard'sche  Methode 
ist  zur  Titerstellung  der  Natriumhjposulfit- 
lösung  vorgeschlagen. 

Man  verfahrt  dabei  auf  folgende  Weise. 
In  eine  Stöpselflasche  giebt  man  1  g  Jod- 
kalium, löst  in  etwas  Wasser,  versetzt  mit 
5  ccm  Salzsäure  und  fugt  nun  aus  einer 
Bürette  20  ccm  Kaliumbichromatlösung 
(3,874  g  in  1  Liter)  hinzu.  Jeder  Cubikcen- 
timeter  dieser  Lösung  macht  0,01  g  Jod  frei, 
und  dies*wird  also  wie  oben  beschrieben  mit 

m 

der  Natriumhjposulfitlösung  titrirt.  Obgleich 
durch  diese  Methode  die  Beindarstellung  des 
Jodes  und  das  jedesmalige  Abwägen  des- 
selben umgangen  wird,  ziehe  ich  doch 
das  letztere  Verfahren  vor,  da  ich  nach 
Volhard  nicht  so  bestimmte  Resultate  er- 
halten^kounte. 

Chloroform.  Wie  weiter  unten  be- 
schrieben'werden' wird,^mu86  die  Einwirkung 
des  Jodes  auf  die  Gele  in  chietoformiger  Lös- 


ung stattfinden.  Man  bedarf  daher  eines 
Chloroforms,  welches  auf  Jod  ohne  Einwirk- 
ung ist.  Das  in  den  Apotheken  vorhandene 
Chloroform  ist  meistens  genügend  rein ;  man 
prüft  es ,  indem  man  10  ccm  desselben  mit 
10  ccm  Jodlösung  mischt,  etwa  3  Stunden 
stehen  lässt  und  dann  titrirt;  es  darf  kein 
Verbrauch  an  Jod  stattgefunden  haben. 

Jodkaliumlösung.  Am  besten  eine 
Lösung  von  1  Tb.  Jodkalium  in  10  Th. 
Wasser. 

Stärkelösung.  Man  kann  sowohl  die 
offieinelle  Jodzinkstärke  als  anch  einen  frisch 
bereiteten  dünnen  Kleister,  etwa  1  oder  2  Th. 
Stärke  auf  100  Wasser,  benuts^a. 

Ausführang  der  Methode. 

Benedikt  (Analyse  der  Fette)  giebt  zur 
Ausführung  der  Methode  folgende  Vorschrift, 
nach  welcher  man,  wie  ich  mich  überzeugte, 
stets  gute  Resultate  erhält.  Man  bringt  von 
trocknenden  Oelen  0,2  bis  0,3,  von  nicht 
trocknenden  0,3  bis  0,4,  von  festen  Fetten 
0,8  bis  1,0  g  in  eine  circa  200  ccm  fassende, 
mit  gut  eingeriebenem  Glasstöpsel  versehene 
Flasche,  löst  in  etwa  10  ccm  Chloroform  und 
fügt  20  ccm  Jodiösung  hinzu.  Tritt  binnen 
kurzer  Zeit  fast  vollständige  Entfärbung  der 
Flüssigkeit  ein ,  so  fügt  man  weitere  10  ccm 
Jodlösung  hinzu.  Nach  2  Stunden  ist  die 
Reactton  beendet ;  man  fügt  10  ccm  Jod- 
kaliumlösung, darauf  150  ecm  Wasser  hinzu 
und  titrirt  jetzt  mit  Hjposulfitlösung  zurück. 
Ist  die  Flüssigkeit  schwach  gelb  geworden, 
so  setzt  man  einige  Tropfen  Stärkelösung  hin- 
zu und  titrirt  darauf  weiter  bis  zur  voll- 
ständigen Entfärbung. 

Von  grosser  Wichtigkeit  ist  der  Zusatz 
von  Jodkaliumlösung,  welcher,  wie  hier  be- 
schrieben ist,  vor  dem  Wasserzusatz  ge- 
macht werden  muss. 

Aus  der  Menge  der  verbrauchten  Jodiösang 
berechnet  man  nun  die  Jodzahl. 

Diese  Methode  kann  dadurch  noch  branch- 
barer gemacht  werden,  dass  man  die  Jodzahl 
nicht  für  die  Fette  selbst,  sondern  für  die 
ans  denselben  isolirten  festen  Fettsäuren  be- 
stimmt. Man  kann  in  diesem  Falle  auch  die 
Bestimmung  des  Schmelzpunktes  der  Fett- 
säuren (Pharmac.  Centralh.  84 ,  159)  damit 
verbinden. 

Es  sind  in  den  vorstehenden  Mittheilungen 
theoretisehe  Erörterungen  über  den  Werth 
und  die  Fehler  der  beschriebenen  MetSieden 
vermieden,   sondern  allein  die  Vorschriften 


)3 


ZW  Aasföhruqg  dieser  Methoden  gegeben 
worden  \  für  das  «ähere  Studiom  dieses  Gegen- 
standes kann  das  kleine  vorzügliche  Budi 
.Analyse  der  Fette  und  Wachs- 
arten'' von  Dr.  Jtiulolf  JBeneäJJct  empfohlen 
werden.  0.  Schweissinger. 

JMnmx&n  der  Tincturea. 

Mit  „Detaninkea'*  bezeidbmt  C.  E.  P. 
Meumatm  (Pharm  ac.  Eundschaa,  New- 
York  Dec.  1886)  die  Entfernung  des 
6eriMo&  «BS  den  Tin^tttran  «dtteM 
feüAten  Eisenoiydhydrates.  Er  Mit  zu 
diesen)  Zwecke  in  gewöhnlicher  Weise 
a«8  Ei6eQ;iriJiriol  das  Eisenoxydhydrat, 
presst  stark  ab  und  setzt  eine  gewogene 
Menge  den  Tincturen  zu.    Bei  den  von 


Meumann  angezogenen  Beispielen  wir4 
Tinctura  Chinae  in  der  Weise  „detanjiirt/* 
dass  man  Eisenoxydhydrat  mit  dem 
ßindenpulver  und  verdünntem  Alkohol 
6  Tage  hindurch  macerirt,  darauf  ab- 
filtrirt.  Wir  erwähnen  das  oben  beschrie- 
bene Verfahren  aus  dem  Grunde,  weil 
es  in  einzelnen  Fällen  vielleicht  praktische 
Dienste  leisten  kann;  eine  allgemeinere 
Anwendbarkeit,  wie  dieselbe  von  Meu- 
mann, wie  es  scheint,  vorgeschlagen 
werden  soll,  ist,  abgesehen  davon,  dass 
der  Begriff  der  Tinctur  eine  wesentlidlie 
Aenderung  daclurch  erleiden  würde,  auch 
noch  aus  mehrfachen  praktischeii  un4 
wissenschaftlichen  Gründen  ausge- 
schlossen. 


■^  08  ^ 


,  ■\y-v'^  s»^s/-'^x 


Literatur  und  Krilik. 


Jahresberiehte  Aber  die  Fortsehritte 
der  Pharmakognosie,  l^harmacie 
und  Toxikologie.  Herausgegeben 
von  Prof.  t)r.  &  BecJcurts  in  Braun- 
schweig. Neue  Folge.  20.  Jahrgang 
(1885).  Göttingen  1886.  Vanden- 
lioek  &  Üuprednfs  Verlag. 

Der  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der 
Pharmakognosie,  Pharmacie  und  Toxikologie 
ist 'im  Wesentlichen  ein  Bericht  über  Arbeiten, 
welche  der  Fleiss  von  Pharmaceuten  geschaf- 
fen hat.    Diese  letzteren  haben  deshalb  auch 
die  meiste  Veranlassung,  dem  Herausgeber 
dieses  Werkes  dankbar  zu  sein.    Die  Bedeut- 
ung   derartiger   Jahresberichte    ist  für    die 
wiseenschaftliche  Disciplin,   der  sie  dienen, 
eine  sehr  grosse.     Ohne  solche  umfassende 
Beri<^hte  verschirinden  sehr  viele  Einzelbedb- 
adhtnngen,  besonders  wenn  dieselben  in  nicht 
sehr  verbreiteten   oder  in  solchen  Journalen 
erscheinen,  die  die  Wissenschaft  nur  nebenbei 
mit  betreiben.     In  solchem  Berichte  werden 
alle  Arbeiten  vereinigt  und  hierdurch  kann 
eist  fltersefaen  werden^  was  auf  dem  betreffen- 
den Gebiete  die'Forschung  gesehaffen  hat,  und 
ist  dies  zusammen  etwas  Ordentliches,  so  ge* 
winnen  die  Vertreter  des  Gebietes  hierdurch 
natürlich  an  Ansehen.    Ein  vielseitiger,  ge- 
lehrter ,  'gewiAsenhafter  und  selbstloser  Her- 
ausgeber gehört  freili<ih  dazu,  denn  seine  un- 
geheuere'Arbeit  wird  nur  von  ^Wenij^n  ge- 
würdigt, sie  glänzt  nicht.    Unsere  Berichte 
haben  einen  solchen  Heraui^geber,  keine  Mit- 
theilung scheint  seinem  Auge  zu  entgehen, 


fuhrt  er  doch  in  dem  Verzeichniss  der  be« 
nutzten  Literatur  4k90  Nummern  auf.  Sein 
Werk  sei  altgemeiner  Beachtung  warm  em- 
pfohlen. Oeisder. 

Hager's  ÜaterHochtm^n.  Zweite  um- 
gearbeitete Auflage.  LB^gd.  Leipzig 
1887.    ErnM  Guniher's  Verlag. 

Es  war  ohne  Zweifel  ein  guter  Gedanke 
des  Verfassers,  die  zahlreichen  eigenen  und 
fremden  Erfahrungen,  welche  bei  Untersuch- 
ung ,  Prüfung  und  tVerthbestim.mung  aller 
möglichen  Handelswaaren,  ^atur-  undEnnst- 
erzeugnisse,  Gifte,  Lebensmittel,  Geheim- 
mittel etc.  gemaciht  worden  sind,  in  einem 
besonderen  Handbu($he  niederzulegen.  Schon 
die  Nothwendig'keit  der  Herauseabe  einer 
zweiten  AMage  zeugt  davon.  Dieselbe  ist 
von  dem  Verleger  Dr.  Edldermann  über- 
tragen worden  und  bei  demselben  in  guten 
Händen ,  wie  einerseits  die  durch  die  Fort- 
schritte der  Wissenschaft  gebotene  gründ- 
liche Umarbeitung,  Andererseits  ,^as  verhält- 
nissmässigrascheFortsehreiten  de&Lieferoogs- 
werlces  lehrt,  dessen  zweiter  abschliessender 
Band  mit  der  heute  vorliegenden  Doppel- 
lieferung begonnen  ihat. 

Man  begegnet  d^rin  unter  Anderem  einer 
Besprechung  der  Untersuchung  der  Silikate 
und  solcher  enthaltenden  Fabrikate,  sowie 
der  Bodenanalyse,  ein  Gegenstand,  welcher 
mit  grosser -Soigfolt  and  so  behandelt  ist, 
dass  sich  an  der  Hand  der  gegebenen  Anleit- 
ung direct  arbeiten  lässt.    Gleiches  gilt  von 


14 


den  Kapiteln  über  Luft,  Leuchtgaa  und 
Was 8 er y  welcbe  durchweg  auf  der  Höhe 
ihrer  Aufgabe  und  der  Zeit  stehen.  Für  die 
Untersuchung  des  Essigs  auf  Mineralsauren 
scheint  der  Verfasser  derZinksulfhydratprobe, 
welche  in  neuerer  Zeit  empfohlen  worden  ist, 
wenig  Werth  beizulegen. 

Wie  weit  sieb  das  Werk  sein  Ziel  gesteckt 
bat,  mag  beispielsweise  auch  daraus  ent- 
nommen werden,  dass  Selbst  der  Nachweis 
der  Harnsaure  und  die  Untersuchung  der 
Urate  eine  Stelle  gefunden  haben ,  also  wohl 
aller  im  pharm aceutischen  Laboratorium 
möglichen  Untersuchungen ,  einschliesslich 
der  physiologisch  -  chemischen  gedacht  ist. 
Dass     die     beschriebenen    Prüfungs-     und 


Untersuchungsmetboden  nieht  allein  che- 
mische, sondern  auch  physikalische  sind,  be- 
darf bei  dem  heutigen  Ineinandergreifen  der 
naturwissenschaftlichen  Disciplinen  kaum  be- 
sonderer Erwähnung. 

Zur  besonderen  Empfehlung  dürfte  es  dem 
Werke  dienen ,  dass  sein  Äbschluss  und  da- 
mit das  Erscheinen  des  Hauptregisters  mit 
Sicherheit  noch  in  diesem  Jahre  zu  erwarten 
ist.  F— 


Bibliothek  der  gesammtea  RatarwisseBsehaften, 

unter  Mitwirkung  hervorragender  Fach- 
männer herausgegeben  von  Dr.  Otto  Dammer, 
Mit  Farbdracktafeln  und  Hohschnitten. 
Lieferung  2.  Preis  1  .^.  Stuttgart  Verlag 
von  Otto  Weisert. 


Mise 

Marienbader  Beductionspillen. 

Nr.  1. 
Bp.  Kalii  bromati, 

Natrii  bicarbon.  ää  10,0, 
Pulv.  Scillae  35,0, 

—  Ligni  Guajaci, 

—  Senegae  ää  7,0, 
Eztr.  Taraxaci  q.  s. 

fiant  pil.  pond.  0,15  consp.  Pulv. 
Cinnamoni. 

Nr.  2, 
Rp.  Kalii  bromati, 

Natrii  bicarbon.  ää  35,0, 
Pulv.  Scillae  10,0, 

—  Ligni  Quajaci, 

—  Senegae  ää  7,0, 
Extr.  Ferri  pom.  q.  s. 

fiant  pil.  pond.  0,15  consp.  Pulv. 
Calami. 

Präger  Bundachau. 


e  1 1  e  n. 

Said  -  Mundwasser. 

Rp,   Saloli  1,0, 

Spiritus  100,0, 
Tinct.  Coccionellae  3,0—5,0, 
Olei  Rosae  gutt.  1, 
—  Menthae  piper.  gutt.  2. 
M.  Einen  Theelöffel  voll  zu  einem  Grlase 
Wasser  anzusetzen  und  diese  Mischung  zum 
Mundausspülen  zu  benutzen. 

Pharm.  Zeitung. 


Ampölophile. 

Unter  diesem  Namen  empfiehlt  Laffon 
rohes  Quecksilberozjdulnitrat  als  Mittel  gegen 
Beblaus.  Es  soll  in  Wasser  gelöst  (15  g  in 
10  Liter  Wasser  auf  einen  Stock)  und  in 
Löcher  um  die  Stöcke  herum  eingegossen 
werden.  g. 

Ärchives  de  PJiarmacie  1886,  522. 


Offene  Correspondenz. 


Äpoth,  M«  in  E«  Das  Leuchten,  welches 
faulende  Fische  oder  Fleischstacke  zuweilen 
(nicht  ganz  selten)  verbreiten,  wird  auf  niedere 
Pilze  zurückgefahrt,  die  aber  nur  dann  Leuchten 
Terursachen,  wenn  reichliche  Sauerstofizufuhr 
und  nicht  zu  niedere  Temperatur  denselben 
energische  Athmung  gestatten.  Insbesondere 
soll  es  Micrococcus  PflAgeri  sein,  welcher  die 
Oberfl&che  von  Fleisch  mit  einem  leuchtenden 
Schleim  aberzieht.  Er  wurde  zuerst  von  Pflüger 
beobachtet,  daher  der  Name.  Auch  auf  ge- 
kochtem Eiweiss  und  Kartoffeln  soll  er  wachsen. 
Wenn   er  sich  in  einer  Niederlage  eingenistet 


hat,  wird  das  Leuchten  natürlich  öfter  vor- 
kommen. Diese  Auskunft  entnehme  ich  dem 
sehr  empfehlenswerthen  Buche  von  C.  Flügge, 
die  Mikroorganismen. 

Apotk.  E«  «n  S«  Mörteln  ist  fein  gepulver- 
tes, mit  Ultramarin  schwach  gefärbtes  Insecten- 
pulver. 

Apoth.  K.  in  F.  Die  Vorschrift  zu  Budd^schen 
Pillen  lautet:  Kreosot  1  g,  Mica  panis,  Mucilago 
aa  q.  s.  ut  fpü»  40. 

£•  8.  in  If.  Emailtinten  sind  Wasserglas- 
lösungen, denen  die  entsprechende  Farbe  mecha- 
nisch beigemischt  ist. 


i  T«rla|i«  a«r  BfravcMbiir.    VenatwortllohOT  BaiMtoar  Dr.  ■•  QHmUh  Ib  Draad«». 

Im  Bnohlumd«!  dnreh  Jnllni  Sprlngert  BbtUii  N,  Koab^ouplalB  S. 
Dniek  d«r  Könlgl.  Hofbaebdniekartl  toh  O.  0.  Melnhold  k  SOkn«  la  Dresden. 


igi»  i  c< 


LEIPZIG. 

Ungar -Wein  -  Grosshandlung. 


Fhannaceuüsche  Ausstellung  zu  Hädelberg  1881. 

(Auszug  ans  dem  Central -Anzeiger.) 
„Das  Haus  hat  seiner  Zeit  den  Ungarweinen  den  deutschen  Markt  erobert" 


Herbe  und  süsse 


Tokajer  Hegyalja -Weine. 


Ungarische  Roth-  und  Weiss -Weine. 


Medaillen : 

Bordeaux  1882,  Boston  1883, 
HannoTer  1885. 


von  PONCET,  GiashQtten.Werke, 

Berlis  SO.,  P.  A.  16,  Köpnicker-StrasiMi  §i, 

eigene  (HasMUeaverl!«  FrUdncbsbais  V--l>- 

Emailleschuelzerei  nnd 
Schriftmalerei 

Fabrik  und  Lager 

Blramtlioher 

Ctefftsse  nnd  Utensilien 

nm  pkarmMenUackra  Sebrmnck 

«qpfehleB  sieb  tsr  TallflUndigeQ  Einrichtaag  tod  Apotheken,  aoirie  lor  Ergtninng  cmiQl)Ui 

Aatmratv  Awafühna^  bei  (fureAatM  hUUntn  Preisen. 

lieipziger  Hetallwaarenfabrlk  M.  Tferner 

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der  Pharmacie. 

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Dr.  Hemaui  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 


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-  Anfragen,  Auftrftge,  Manuscripto  etc.  wolle  man  an  den  Redacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M2.        Beriin,  den  13.  Januar  1887.    Äil ÄS^. 


Der  ganzen   Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  Cfeeale  mm4  Fkaimacle:  Nea««  pliarinaeeotliiehM  Manoal.  —  Drumin  und  Lewinin,  sw«l  neu«  Anae- 
stb«tiea.  —  EnatB  fUr  Sanas».  —  JapanUcb«r  Laberthian.  —  Nene  Glycerinbestlnimungsmethode  in  vergohrenen 
FIBMigkelten.  —  Polarisation  dei  Milohsacker«.  —  Zum  Nacliweis  mit  Anilinfarben  gefärbter  Weine  und  Frucht» 
aifte.  —  Zar  Unterteheldung  der  ChryMophau säure  von  dem  Santöntsfarbstoff  im  Harn.  —  Vorlesungsversucbe 
&b«r  da«  Verhalten  dea  Luftatanbea.  —  Ueber  dio  Oxydation  der  Oele.  —  Ijatbraea  aquamaria,  eine  insekten- 

freaaende  Pflanze.  —  Weber'«  Alpenkrkuterthee.  —  Anselgem» 


Chemie  und  Pharmacie. 


Heuea  pharmaeeutisehes  ManuaL 

Von  Eugen  JHHerkh, 

(Fortsetiung.) 

Nachdruck  untersagt 

Ungueotun  ophthalmicum. 

60,0  Olei  Amjgdalarum, 
38,0  üerae  flavae  filtratae 

schmilzt  man  nnd  lässt  nahezu  erkalten. 
Man  verrührt  dann  zn  einer  gloicbmässigeu 

Mass«  nnd  mischt  1.  a.  hinzu 

2,0  Hydrargyri  oxydati  rubri. 

Unguentam  ophthalmicum 
compositan. 

Caguentum  ophthalmicum  ISt  Yves. 

70,0  Adipis  suilli, 

12,0  Gerae  flavae  filtratae 

schmilzt  man ,  lasset  erkalten  nnd  präparirt 
und  mischt  damit 

7,5  Hydrargyri  oiydati  rubri, 
3,0  Zinci  oxydati. 

Maa  f&gt  dann  noch 
2,5  Camphorae, 


gelöst  in 

5,0  Olei  Amygdalarum . 
hinzu. 

Unguentom  opiatum. 

5,0  Eitracti  Opii, 
gelöst  in 

5,0  Glycerini, 

vermischt  man  mit 

90,0  üngaenti  cerei. 

Ungaentum  oxygenatam. 

100,0  Adipis  suilli, 

in  einer  Porzellanschale  geschmolzen,  ver- 
setzt man  mit 

6,0  Acidi  üitrici 

und  erhitzt  bei  einer  Temperatur,  welche  45  ^ 
nicht  übersteigt,  unter  fortwährendem  Kuhren 
mit  einem  Glasstabe  so  lange,  bis  eine  ent- 
nommene Probe  blaues  Lackmuspapier  nicht 
mehr  röthet.  Man  gicsst  nun  in  15  mm 
dicker  Schicht  in  Papierkapseln  aus,  zer- 
schneidet die  erkaltete  Tafel  mit  einem  Horn- 
niesser  oder  einem  lanzettförmig  geschnitte- 
nen Stückchen  harten  Holzes  in  Quadrate 
und  bewahrt  diese  in  Porzellanbüchsen  auf. 


16 


p 


Ungnentam  Picis  liquidae. 

60^0  Picis  liquidae, 

20,0  Cerae  flavae, 

20,0  Sebi  ovilis 
werden  durch  Schmelzen  gemischt. 

Die  geschmolzene  Mischung  ist  bis  zum 
Erkalten  zu  rühren. 

Ungnentam  Flumbi, 

a)  92,0  üngaenti  cerei, 

8,0  Liquoris  Plumbi  subacetici. 

b)  92,0  Adipis  benzoinati, 

8,0  Liquoris  Plumbi  subacetici. 

c)  84,0  Adipis  suilli, 

8,0  Glyeerini, 

8,0  Liquoris  Plumbi  subacetici. 

Alle  drei  Vorschriften  igeben  Bleisalben, 
welche  ihre  Farbe  nicht  verändern,  nichts- 
destoweniger zersetzen  sie  sich  unter  Frei- 
werden von  Essigsäure. 

TJngnentnm  Plnmbl  jodati. 

10,0  Plumbi  jodati, 
90,0  Adipis  suilli 

werden  1.  a.  gemischt. 

TJngnentnm  Popnli. 

250,0  Gemmarum  Populi  siccarum 

zerstösst  man  zu  gröblichem  Pulver,  feuchtet 
dieses  in  einer  gläsernen  Weithalsbüchse  mit 

200,0  Spiritus  aetherei, 
druckt,  nachdem  die  Mischung  vollzogen  ist, 
fest  ein  und  verkorkt  die  Büchse. 

Nach  24  stündigem  Stehen  schmilzt  man 
50,0  Gerae  flavae, 
600,0  Adipis  suilli 

mit  einander,  trägt  den  Inhalt  der  Glasbüchse 
ein  und  digerirt  unter  zeitweiligem  Rühren 
bei  einer  70  ^  nicht  übersteigenden  Tempe- 
ratur vier  bis  fünf  Stunden  lang. 

Man  presst  dann  in  einer  erwärmten  Presse 
aus,  digerirt  den  Pressrückstand  nochmals 
vier  Stunden  mit 

400,0  Adipis  suilli 
und  presst  wieder  aus. 

Die  vereinigten  Auszüge  erhitzt  man  im 
Dampfbad  unter  Rühren  so  lange ,  als  noch 
Aethergeruch  wahrzunehmen  ist,  und  filtrirt 
dann  durch  den  unter  „Gera''  angegebenen 
Dampfirichter. 

Eine  auf  diese  Weise  bereitete  Pappelsalbe 
ist  schon  apfelgrfin  und  von  kräftige^n  Ge- 


ruch. Künstliche  Färbemittel  sind  hier  nicht 
nothwendig. 

Ungnentnm  Pyrogalloli. 

10,0  Acidi  pyrogallici 
verreibt  man  möglichst  fein  und  vermischt 
mit 

90,0  Unguenti  cerei. 
Die  Salbe  ist  vor  Tageslicht  zu  schützen 
und  in  dicht  verschlC^ssener  Buchse  aufzu- 
bewahren. 

Ungnentnm  Besorcini. 

10,0  Besorcini  resublimati 
verreibt  man  zu  sehr  feinem  Pulver  und  ver- 
mischt mit 

90,0  Adipis  benzöinati.   "  , 

Ungnentnm  rosatnm. 

15,0  Gerae  albae, 

75,0  Adipis  suilli 
schmilzt  man  und  vermischt  mit  der  balb- 
erkalteten  Masse 

10,0  Aquae  Bosae. 

Ungnentnm  saiieylatnm. 

a)  10,0  Aoidi  salicylici 
löst  man  in 

5,0  Spiritus, 
5,0  Glyeerini 
und  vermischt  mit 

80,0  Unguenti  cerei. 

b)  10,0  Acidi  salicylici 
verreibt  und  mischt  man  mit 

90,0  Adipis  benzoinati.  i 

Ungnentnm  contra  scabiem. 

a)  10,0  Ealii  sulfurati 
löst  man  in 

10,0  Aquae 
und  vermischt  mit 

90,0  Adipis  suilli. 

b)  20,0  Styracis  depurati, 
10,0  Olei  Bicini 

mischt  man  und  setzt 

70,0  Adipis  suilli 
zu. 

Ungnentnm  Stramonii. 

10,0  Extracti  Stramonii 
verreibt  man  in 

5,0  Glyeerini 
und  vermischt  mit  .  .  •  . 

85,0  Unguenti  cerei.   .  . 


17 


Ungnentom  Styracis. 

^    .    .  Ungneiitiuii  Styri^cis  compositum. 

20,0  Styraeis  liquidi  depnraii, 
30,0  ünguenti  Elemi, 
50,0         „        basilici 
Verden  gemischt. 

Unguentam  salfaratanu 

a)  10,0  Solfiiris  depurati, 
20,0  Adipis  suillL 

b)  .  30,0  Sttifuris  praeeipitati, 

1 0,0  Olei  Olivarum  Provineialis, 
60,0  Adipia  benzoinaii. 
Man  mischt. 

IJiigpentam  salfaratum  compositum. 

Üngtfentnm  Ziocisidfaratam. 

10,0  Sulfuris  depurati, 
10,0  Zinci  snlfiinci  pulverati, 
,  ^  80,0  Adipis  saUU 

werden  pr&parirt  und  gemischt. 

Ungtieiitöm  sulfnratiim 
Wilklnson- Bebra. 

16,0  Salfuris  sublimati, 

15,0  Olei  Basci  cradi, 

30,0  Saponis  domestici  pulverati, 

30,0  Adipis  suilli, 

10,0  Cretae  laevigatae. 
Die  Kreide  wurde  nach  meinen  Erfahr- 
ungen besser  wegbleiben ,  da  sie  beim  Er- 
wärmen und  bei  längerem  Lagern  mit  der 
Seife  Ei^lkolei^t  bildet  und  die  Zersetzung  der 
äalbe  herbeifthrt. 

tTngaentom  Terebinfhiiiae 
compositum. 

Ünguentum  digestivurn. 

-    70,0  Terebinthinae  laricinae, 
-  8^0  Vitelli  ovomm 
euHilgirt  man  gut  und  mischt  dann  hinzu 

.2,0  Hyrrhae  puk^atae, 
2,0  A!o^  pulveratae» 
18,0  Olei  OUyar^m  Provineialis. 

Vnguentnm  Tasellni  leniens* 

Vaseline  *  Cold  <- Cream. 

a)    160,0  Unguenli  Paraffini, 

5,0  Saponis  medicaü  pulverati 
näsoht  man/  seiet:  nach  Ufid  nach 

10,0  Olycerini, 

40,0  Aquae  destiliätae 


•  T 


und  schliesslich 

gtt.  2  Olei  Bosae, 

„    2     „    Neroli, 

„    2     .,    Bergamottae 
zu. 

b)     100,0  ünguenti  Paraffini, 
50,0  Lanolini, 

3,0  Saponis  medicati  pulverati 
mischt  inan,  setzt  nach  und  nach 

50,0  Aquae  destillatae 
und  zuletzt 

gtt  2  Olei  Bosae, 
„    2     „    Neroli, 
„    2   „    Bergamottae 
zu. 

Ünguentum  viride. 

Adeps  viridis. 

1000,0  Adipis  suilli, 

2,0  Chlorophyll  Schütz. 

Man  lOst  letzteres  im  geschmolzeuen  iFctt. 

Ünguentum  vulnerarium  Lister. 

Unguentam  horicum  Lister. 
Lister's  Yerhandsalbe. 

10,0  Aeidi  borici  subtilissime  pul- 
verati 
präparirt  man  sehr  fein  mit 

10,0  Olei  Amygdalarum. 
Andererseits  schmilzt  man 

10,0  Olei  Amy^dalarum, 

10,0  Cerae  albae, 

20,0  Paraffini  solidi 
mit  einander,  setzt  die  Terreibung  zu  und 
agitirt  bis  zum  Erkalten. 

ünguentum  Zinci  reflrigerans  Unna. 

10,0  Zinci  oxydati  albi 
präparirt  und  mischt  man  mit 

90,0  ünguenti  rosat|. 

ünguentum  Zinci  Wilson. 

20,0  Zinci  oxydati  albi 
präparirt  man  mit 

70,0  Adipis  benzoinati 
und  setzt  schliesslich 

10,0  Aquae  destillatae 
zu.  . . 

Wie  bei  der  vorigen  Salbe  hält  auch  hier 
Dr.  Unna  den  Wasserzusatz  für  noth^eudfg. 


18 


Drumin  und  Lewinin,  zwei  neue 
Anaesthetica. 

Unter  dem  Namen  D  r  a  m  i  n  besdireibt 
Dr.  John  JReid  ein  Alkaloid,  welches  er  ans 
einer  australischen  Euphorbiacee,  Euphorbia 
Drummondii  Boiss. ,  isolirt  hat.  Der  neue 
Körper  soll  atiaesthe tische  Eigenschaften  be- 
sitzen, welche  denjenigen  des  Cocains  fast 
gleich  kommen.  In  Süd  -  Australien  ist  die 
Pflanze  bei  den  Farmern  bekannt  und  ge- 
fürchtet, weil  öftere  Vergiftungen  des  Viehes 
mit  derselben  vorkommen. 

Meid  erhielt  den  Drumin  genannten  Körper, 
indem  er  die  Pflanze  mit  Alkohol  auszog, 
den  Alkohol  verdunstete,  mit  Ammoniak  im 
Ueberschuss  behandelte,  filtrirte,  den  Rück- 
stand in  verdünnter  Salzsäure  löste,  durch 
Thierkohle  filtrirte  und  eindampfte.  Das 
Hydrochlorat  ist  von  strahlig  krystallinischem 
Gefdge,  unlöslich  in  Aether,  leicht  löslich 
in  Chloroform  und  Wasser.  Eine  4proc. 
Lösung  des  Körpers  soll  auf  der  Zunge  eine 
ausgesprochene  Anaesthesie  hervorbringen. 
(Austr.  Med.  6az.  October  1886.)  Jedenfalls 
ist  der  von  Iteid  Drumin  genannte  Körper 
nach  der  angegebenen  Parstellungsmethode 
nicht  rein  and  dürften  wohl  weitere  Unter- 
suchungen abzuwarten  sein.    (Ref.) 

Das  zweite  der  genannten  Anaesthetica, 

Lewini n,  ist  ein  Bestandtheil  des  Kava- 

harzes  und  wurde  von  Lewin  (Brit.  Journ. 

Dental.  Sc.  Dec.  1886)  in  verschiedenen  Fällen 

angewendet.     Höchst   geringe   Dosen    einer 

Lösung  dieses  Stoffes  (die  Höhe  der  Dosis  ist 

nicht  genau  angegeben;  Ref.)  bringen  eine 

langandauernde  Gefühllosigkeit  hervor.  Wenn 

eine  Spur  des  Harzes  auf  die  Zungenspitze 

gebracht  wird ,  erscheint  selbst  die  bitterste 

Arznei  geschmacklos.  — os — 

Pharm,  Jouni,  Transact,  Dec.  1886. 


Ersatz  für  Senega. 

Ausser  der  von  Köbert  als  Eraatz  der 
Senega  empfohlenen  Quillajarinde  (Pharm. 
Centralh.  26,  473)  empfiehlt  Qairckb  die 
Wurzel  von  Lobe  Ha  Delessea,  welche 
in  Mexiko  heimisch  ist  und  seit  20  Jahren 
daselbst  medicinische  Verwendung  findet. 
Die  Wurzel  schmeckt  anfangs  etwas  süss, 
hierauf  scharf,  wenig  bitter  und  kratzend; 
der  Staub  erregt  Niesen  und  das  concentrirte 
Decoct  bewirkt  Erbrechen,  Schweiss  und 
manchmal  Diarrhöe.    Die  wässrige  Abkoch- 


ung wird  mit  etwas  Syrapus  baisam  icus  ver- 
setzt. Löffelweis  gegen  Husten  gereicht,      s. 
Jonnuil  de  Pharm,  et  de  Chemie  1886,  362. 

Japanischer  Leberthran. 

Wie  ,Nature  (Dec.  16,  158,  1886)«  be- 
richtet, hat  die  japanesische  Regierung  einen 
Vertreter  nach  Norwegen  geschickt,  welcher 
die  Gewinnung  des  Leberthrans  genau 
stndiren  soll.  An  den  Nordkusten  von  Japan 
erscheinen  alljährlich  grosse  Massen  von 
Kabliau's,  welche  schon  jetzt  für  die  Ge- 
winnung von  Leberthran  ausgenütst  werden. 
Dieser  Thran  kommt  auf  den  Londoner 
Markt,  und  es  steht  zu  erwarten,  dass  Japan 
ein  starker  Concurrent  auf  dem  Leberthran* 

Markte  werden  wird.*)  —  os— 

^    Phww.  Joum.  Tramad.  Dec.  1886. 


Neue 

Olycermbestimmungsmetliode 

in    vergohrenen  FlftVBigkeiten. 

L.  Legier  empfiehlt,  um  die  Verluste  bei 
dem  Ausziehen  des  Rohglycerins  mit  Aether- 
Alkohol  zu  verhüten  ,  die  nach  seinen  Be- 
obachtungen bis  30  pCt.  betragen  können, 
eine  Methode,  welche  auf  der  Eigenschaft 
des  Glycerins  beruht ,  mit  Kalinmdichromat 
und  Schwefelsäure  Kohlensäure  zu  entwickeln. 
Die  Zersetzung  Srerläuft  nach  folgender 
Gleichung 

SCgHgOg  +  TKgCrjOy  -f  28H2SO4 
=  7  K2SO4  +  7  Crj{S04)3  +  9  CO2  +  40  H^O. 

Zur  Gljcerinbestimmung  aus  dem 
Wein  veii&hrt  man  in  folgender  Weise: 

Das  Bohglyoerin ,  welches  ans  100  ccm 
Wein  nach  dem  Eindampfen  desselben  mit 
3  ccm  Kalkmilch  (200  g  CaH^O^  in  500  ccm) 
und  2  g  Quarzsand  nach  Extraotion  mit 
96procent.  Alkohol  reraltirte,  wurde  nach 
vorläufiger  roher  Wägung  auf  ein  bestimmtea 
Volumen  gebracht  und  entsprechende  An- 
theile  davon  fOr  die  Ozjdation  und  Aschen- 
bestimmung  verwendet.  Diese  vorläufige 
Wägung  diente  nur  zur  Bemessung  des  an- 
zuwendenden Volumens  für  die  Oxydation. 

Ein  Weisswein  (Forster -Traminer)  mit 
8,54  pCt.  Alkohol  und  2,07  pCt.  Extract 
ergab  auf  100  ccm  1,40  g  vorläufig  gewogene« 
Gljcorin  mit  0,1278  Asche. 

25  ccm  des  auf  50  cem  TerdQnnten  Qlj- 

♦)  Vergl.  auch  Ph.  C.  ?«,  SOL 


19 


ceWns  lieferten  0,725  g  CO2 ,  entsprechend 
einem  Qehalt  von  1,01  pCt.  Qljcerin,  ein 
zweiter  in  derselben  Weise  angestellter  Ver- 
•uch  ergab  1,47  Rohglycerin  mit  0,1360 
Asche,  ferner  0,710  g  CO^  entsprechend 
0,99  pCt.  Gljcerin.  Das  Mittel  beider  Ver- 
iQche  sonach  1,00  pOt.  and  das  Verhältniss 
von  Alkohol  und  Glycerin  =  100  :  11,7. 

Die  Bestimmungen  wurden  von  Legier  im 
WÜVieken  Kohlens&urebestimmungsapparat 
suagefÜhrt,  man  kann  jedoch  wohl  jeden 
DJeht  zu  schweren  Apparat  verwenden. 
Kalinmdichromat  und  Schwefelsäure  werden 
im  Ueberschnss  angewendet  und  die  Ein- 
wiiknng  durch  schwaches  Erwärmen  unter- 
•tützt.  lUpert.  anal.  Ch.  — os— 


Polarisation  des  Milchzuokers. 

P.  Tieth  bestätigt  die  schon  früher  von 
Schmoeger  und  auch  von  Erdmann  gemachte 
Beobachtvag',  dass  Milchzucker  in  ver- 
Bchiedenen  optiaehen  Modificationen  vor- 
komme. 

1.  Starke  Doppeldrehung,  krystallisirter 
Nilchsneker. 

2.  Starke  Doppeldrehung,  anhydrischer 
Milchzucker,  erhalten  durch  Entwässern  bei 
130  0  C. 

B.  Sehwache  Doppeldrehung,  anhydrischer 
Milchzucker,  erhalten  durch  rasches  Ab- 
dampfen von  Lösungen  des  Milchzuckers, 
QDter  Zasats  von  indifferenten  Stoffen, 
welche  die  Oberfläche  vergrössern. 

4.  Halbe  Drehung.,  anhydrischer  Milch- 
zucker, ebenso  erhalten  wie  bei  3,  jedoch 
ohne  Zusatz  von  anderen  Körpern. 

5.  Normale  Drehung.  Alle  oben  be- 
ichriebenen  Arten  in  wässriger  Lösung  ent- 
weder durch  Erhitzen  bis  zum  Kochen  oder 
dareh  kaltes  Stehenlassen  von  4  bis  24  Stun- 
den erhalten.  —os— 

Analyst.  1886,  S.  141. 


Zum  Nachweis  mit 

Seftrbter  Weine  und  Fruchtsäfte. 

Ch,  O.  Ct4rtman  benutzt  dte^o/fntann*scho 
Isonitril-Beaction  zum  Nachweis  von  Chloro- 
fonn  in  umgekehrter  Weise  zur  Entdeckung 
der  Anilinfubstoffe.  4  cem  Wein  werden 
mit  2  Tropfen  Chloroform  und  4  ccm  Kali- 
lauge etwa  eine  Minute  massig  erwärmt  und 
dun  zur  Austreibung  des  Chloroforms  auf- 
gekocht.   Der   entatehende  durchdringende 


Geruch  des  Isonitrile  zeigt  die  Anwesenheit 
der  geringsten  Spur  eines  Anilinderivats. 

Mit  Fuchsin  ist  die  Reaction  sehr  scharf, 
weniger  mit  Rosanilinsulfosäure,  es  muss  hier 
erst  einige  Zeit  mit  Kali  lange  digerirt  werden. 

Methylviolett  und  Chrysanilinsalze  er- 
fordern vor  dem  Zusatz  von  Chloroform  und 
Kalilauge  eine  Behandlung  mit  Säure. 

—OS— 

Neuf'  Yorker  RnndscJiau,  Decemher  1886. 


Zur  Unterscheidung  der  Chryso- 

phans&ure  von  dem  Santoninfarb- 

stoff  im  Harn. 

Wird  nach  Hoppe -Seyler  ein  Santonin- 
färbst  off  enthaltender  Harn  mit  Natron- 
lauge versetzt  und  das  Gemisch  mit  Amyl- 
alkohol ausgeschüttelt,  so  nimmt  der  letztere 
den  rothen  Farbstoff  vollständig  auf. 

Die  Chrysoph ansäure  wird  dagegen 
nur  aus  saurem  Rheum-  oder  Senna-Harn  von 
Amylalkohol  ausgezogen.  Beim  Schütteln 
der  gelben,  amylalkoholtschen  Losung  mit 
ammoniakalischem  Wasser  geht  dann  der 
rothe  Farbstoff  in  dieses  über.  .9. 

Med.-cJiirurg,  Ewidschau  1886,  807. 


Vorlesungsversuche  über  das 
Verhalten  des  Lnftstaubes. 

Von  Eenk. 

Die  feinsten,  nicht  mehr  im  Sonnenstrahle 
sichtbaren  Stäubchen  lassen  sich  noch  nach- 
weisen ,  durch  YergrÖsserung  und  intensive 
Beleuchtung,  man  kann  sie  vergrössern  durch 
Ueberziehen  mit  einem  Wassermantel,  indem 
man  mit  Wasserdampf  gesättigte  Luft  ab- 
kühlt, wobei  sich  das  Wasser  nur  auf  festen 
Körpern  (Staub)  niederschlägt.  Fehlt  der 
Staub  in  der  Luft,  so  entsteht  kein  Nebel 
(in  filtrirter  Luft),  ist  Staub  vorhanden,  so 
erscheint  ein  deutlicher  Nebel,  in  welchem 
bei  guter  Beleuchtting  (Lichibüschel  im 
finsteren  Zimmer)  sich  jedes  einzelne  Stäub- 
chen noch  erkennen  lässt.  Besonders  inter- 
essant ist  ein  Versuch,  welcher  das  Verhalten 
des  Staubes  in  den  Respirationsorganen  zeigt. 
Inspirirt  man  staubfreie  Luft ,  so  erhält  man 
auch  staubfreie  Exspirationsluft.  Bei  Inha- 
lation staubh altiger  Luft  werden  auch  die 
letzten  Portionen  aus  der  Lunge  noch  staub- 
haltig  gefunden.  Im  geschlossenen  Zimmer 
werden  auch  nach   1/2  Jahre  noch  die  un- 


26 


sichtbaren  Stänbchen  gefanden  und  auch 
noch  entwickelungsföhige  Pilze ,  jedoch  viel 
weniger  als  bei  Beginn  des  Versuches.  Die 
Sonnenstänbchen  fehlen  fast  vollkommen. 

Chem.  Centr,-Bl  XVII,  45. 


üeber  die  Oxydation  der  Oele. 

Von  Ach,  Livaehe, 

Der  Verfasser  hat  schon  früher  gezeigt, 
dass  die  Trocknüngsffihigkeit  der  trocknen- 
den Oele  dnrch  die  Anwesenheit  gewisser 
Metalle,  unter  denen  Blei  und  Mangan  den 
ersten  Rang  einnehmen,  auf  ihr  Maximum 
gebracht  wird ,  und  dass  dieselbe  anf  einer 
sehr  beschleunigten  Aufnahme  von  Sauerstoff 
beruht.  Die  Methode  zur  Darstellung  eines 
trocknenden  Oeles,  welche  ihm  die  besten 
Ergebnisse  geliefert  hat,  besteht  darin,  das- 
selbe mit  einem  Gemenge  von  Mangannitrat 
und  fein  yertheiltem  Blei  (erhalten  durch 
Fällung  einer  Bleilösung  mittels  Zink  oder 
Eisen)  zu  schütteln  und  nach  dem  Decantiren 
den  üeberschuss  des  gelösten  Mangannitrats 
durch  Schütteln  mit  Bleioxyd  zu  entfernen. 
Ein  so  behandeltes  Leinöl  trocknet  in  24 
Stunden.  Der  Verf.  hat  nun  in  der  gleichen 
Weise  zehn  sowohl  trocknende  wie  nicht 
trocknende  Oele  behandelt  und  ihr  nachträg- 
liches Verhalten  beobachtet.  Er  bestimmte 
die  Qewichtsznnahme  derselben  nach  einem 
Jahr  und  nach  zwei  Jahren  und  nach  der 
gleichen  Zeit  auch  die  Menge  der  in  Wasser 
löslichen  und  unlöslichen  Fettsäuren.  Es 
ergab  sich  hierbei,  dass  die  trocknenden  Oele 
nach  einem  Jahre  ihr  Gewicht  um  6 — 10  pCt. 
vermehren  und  hierbei  fest  und  elastisch 
werden,  dagegen  im  zweiten  Jahre  wieder  an 
Gewicht  verlieren  und  etwas  klebrig  werden. 
Die  nicht  trocknenden  Oele  dagegen  nehmen 
weit  länger  an  Gewicht  zu  nnd  liefern  in 
manchen  Fällen  ebenfalls  eine  feste,  nur 
wenig  klebrige  Masse.  Hierbei  nimmt  in 
beiden  Fällen  die  Menge  der  in  Wasser  lös- 
lichen Fettsäuren  auf  Kosten  der  unlöslichen 
zu  und  es  zeigen  die  nicht  trocknenden  Oele 
nach  zwei  Jahren  ein  ähnliches  Aussehen 
und  eine  ähnliche  Zusammensetzung  wie  die 
trocknenden  nach  einem  Jahre.  Es  scheint 
daher  in  beiden  Fällen  der  Vorgang  in 
gleicher  Weise  und  nur  mit  verschiedener 
Schnelligkeit  vor  sich  zu  gehen.  Der  Verf. 


konnte  auch  in  diesbezüglichen  (nicht  be- 
schriebenen) Versuchen  aus  nicht  trocknen- 
den Oelen  feste  Körper  erhalten. 

Chem,  Centralbl.  - 


Lathraea  squamaria, 
eine  insektenfressende  Fflans^e.- 

Den  insektenfressenden  Pflanzen,  deren 
unsere  einheimische  Flora  Ja  mehrere  besitzt, 
ist  jüngst  eine  nene  hinzugefügt  worden  in 
der  Lathraea  squ^ämaria,  der  ziemlieii 
allgemein  verbreiteten  ^  auf  den  Würzein  des 
Haselstranchs  schmarotzenden  Schuppen - 
würz.  A.  Kerner  nnd  JT.  W^i^em  haben 
die  Bemerkung  gemacht^  dass  diese  Pflanze, 
deren  unterirdische  Achse  mit  eigenartig  ge- 
bildeten Schuppen  bedeckt  ist,  in  diesen 
Schuppen  kleinere  Thiere  —  Infusorien, 
Amöben,  Wurzelfüssler,  kleine  Milben,  Blfitt- 
läuse  —  zurückhält  nnd  aussaugt.  Dies  ge- 
schieht nicht  wie  bei  anderen  insektenfressend 
den  Pflanzen  durch  Absonderung  .eines  ver«^ 
dauenden  Saftes ,  sondern  dadurch ,  dass  diQ 
Schuppen  im  Innern  Drüsenbildungen  und 
in  Form  eines  Kugelsegmentes  hervorragend^ 
Zellen  haben,  welche  an  ihrer  Anssenwand 
in  regelmässiger  Weise  durchbohrt  sind  und 
aus  deren  Durchbohrungen  durch  die  verur.- 
sachte  Beizung  Plasmafaden  '  ausstrahlen. 
Diese  Plasmaföden  versehen  hier  den -Dienet 
wie  die  Pseudopodien  der  Wurzelfüsslef| 
niederer  thierischer  Meeresbewohner..  — os-^ 


Weber's  Alpenkr&uterthee.  ' 

Der  Verfertiger  veröffentlicht  in  der  Pharm. 
Zeitung  die  Originalvorschrift,  nach  der  sein 
Qesundheitsthee  zusammengesetzt  sein  soll: 
Bp.  Fol.  Sennae  Alexandr.  parv.  ;20, , 
Flor.  Acaciae, 

—  Calendulae, 

—  ^  C^rthaipi, 

—  Sambuci  ää  1, 
.  Herb.  Matrisylv,  • 

—  Miliefolii, 

Fol.  Menthae  pip.,  ■'  % 

—  Farfarae,  ^     ^  O   \  > 
Ligni  Sassafras  ää  2,  ' 

—  Guajaci  3,  ::     '  -.     •.  t 
Bad.  Althaeüe,  .  \ 

-^  Liquiritlae  Bblsrää  £.    :. 
M.  f.  species.   80g  «50^4*  ^^  * 


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Im  Baeliluadal  dnMh  JallniSpriafsr,  B^rnn'N,  Moa^youiitota  Si  >     ^    J 
Drnek  der  KSnlfl.  Bofbnelidniokarai  ron  O.  O.  Metnbold  Ä  SShna'tn  Dräidai^ 

Der  heutigen  Nnmmer  liegen  Vitel  und  MnhaM^vermeiehni^U^ 

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Anfragen,  AnfbrSge,  Mannscripte  etc.  wolle  man  an  den  Redacteur  Prof.  Dr.  E.  Geitsler, 

Dresden,  Pilin itzer  Strasse  56  adressiren. 

Nene  Folge 
Till.  Jahrgang. 


^3. 


Berlin,  den  20.  Januar  1887. 


Der   ganzen    Folge  XXVIII.   Jahrgang. 


Inhalt;  «-ieMi^  um4  Pharmacia:  Der  Alkaloidgehalt  der  narkotischen  Rxtracte.  —  U^bcr  die  ZiifiainmsnBotanng 
der  Pllnla«  aloütieae  ferratae  (Pilnlae  Italtcae  nigrae).  —  Brobachtang  an  Spiritus  Slnapl*,  —  MlHceUea:  Gutta* 
perchamnll.  —  Oleum  cinrreum.  —  Salbenbl&ttchen.  —  Cocainvrolle.  —  lltpclisaiis  —  AlKiilolde  in  altem  Mehl.  — 
CfaemUehe  ZmAmmeosetzung  dea  Menschen.  —  Uober  die  Bedeutung  der  Fftanxendunen.  —  Die  ThomasscIUaeka. 

—  Offene  CorreipoBdens«  —  Anzeigen. 


Cbeinie  und  Pharmacie. 


Der  Alkaloidgehalt 
der  narkotischen  Eztracte. 

(Mitthellang  der  Papier-  nnd  chemischen  Fabrik. 
Eugen  Dieterich,  in  Helfenberg  bei  Dresden.) 

I. 

Das  Bedürfniss,  alle  Extracte  auf  ihren 
Werth  prüfen  zu  können,  tritt  bei  den 
narkotischen  £xtracten  besonders  in  den 
Vordergrund,  und  ist  hier  sicherer  zu 
befriedigen,  weil  wir  zumeist  mit  dem 
(}ehalt  an  bestimmten  und  bekannten 
chemischen  Stoffen,  den  Alkaloiden, 
rechnen  können.  Wenn  wir  einfach  das 
Alkaloid  in  seiner  Menge  feststellen,  so 
soll  damit  nicht  gesagt  sein,  dass  mög- 
licherweise neben  demselben  nicht  noch 
andere  wirksame  Stoffe  vorhanden  seien; 
wir  halten  uns  vielmehr,  wie  man  dies 
auch  bei  der  Benrtheilung  des  Opium 
thut,  nur  an  den  einen  Bestandtheil  des- 
halb, weil  er  bekannt  und  abscheidbar 
ist,  nnd  lassen  die  Frage,  inwieweit  ihm 
der  Löwenantheil  der  Wirkung  zuge- 
schrieben werden  mässe,  unberührt.  Auf 
diese  Weise  kommen  wir  zu  dem  Scbluss, 
dass  ein  narkotisches  Extract,  wenn  es 


normal  sein  soll,  eine  gewisse  Men^e  des 
oder  der  ihm  eigenen  Alkaloide  enthalten 
und  dass  ein  zu  geringer  Gehalt  daran, 
sei  er  durch  irrationelle  Bereitung  oder 
Fälschung  herbeigeführt ,  beanstandet 
werden  müsse. 

Die  Anforderungen,  wie  sie  unsere 
jetzige  Pharmakopoe  mit  problematischer 
Beschreibung  der  Farbe  und  dem  „lim- 
pide"  oder  ,.turbide  solubile"  stellt,  sind 
offenbar  nicht  mehr  zeitgemäss  und  .er- 
heischen bei  so  wichtigen  Arzneimitteln, 
wie  wir  sie  in  den  narkotischen  Extracten 
besitzen,  eine  durchgreifende  Verbesser- 
ung, mindestens  aber  eine  schärfere  Prä- 


cisirung. 


Viel  Anregung  für  derartige  Arbeiten 
gaben  Veröffentlichungen  von  Kunz  und 
Schweissinger,  die  von  denselben  Gesichts-» 
punkten,  wie  wir,  ausgingen,  während 
Leuken  einfach  Identitätsreaetionen  fest- 
stellte. 

Mit  der  Absicht  umgehend,  die  Unter- 
suchung der  narkotischen  Kxtracte  gleich- 
falls zum  Gegenstand  des  Studiunis  zu 
machen,  hielten  wir  es  nach  den  schon 
Öfter   in   der  Centralhalle   betönten   Qe- 


22 


siehtspunkten,  besonders  aber  im  Interesse 
einer  vergleichenden  Kritik  für  noth- 
wendig,  für  alle  unsere  Arbeiten  Zahlen- 
belege zu  erbringen;  vorerst  aber  unter- 
zogen wir  alle  uns  bekannt  gewordenen 
Untersuchungsmethoden,  selbst  die  uns 
nicht  berührenden  Identitätsreactionen 
von  Leuken y  einer  Prüfung,  um  uns 
durch  Autopsie  ein  ürtheil  zu  bilden 
und  dann  auf  den  dabei  gewonnenen 
Erfahrungen  weiterbauen  zu  können. 

Ehe  vnr  zur  Mittheilhng  der  selbst- 
ständigen Arbeiten  übergehen,  wollen  wir 
daher  berichten,  welche  Resultate  wir 
nach  dem  Vorgänge  Anderer  erzielten, 
und  mit  den  LeuÄ;en'schen  Identitäts- 
reactionen^) beginnen. 

Das  Verfahren  als  bekannt  voraus- 
setzend, unterlassen  wir  die  Beschreibung 
desselben.  Wir  operirten  mit  Extraclum 
Aconiti,  Belladonnae,  Digitalis  und 
Hjoscyami  und  erhielten  im  Allgemeinen 
die  von  Leuken  angegebenen  Beactionen  ; 
aber  die  Farbenunterschiede  zwischen 
violett  und  himbeerroth,  die  Differenzen 
zwischen  stärkerer  und  schwächerer  Fäll- 
ung und  Färbung  (Unterschied  zwischen 
Extr.  Belladonnae  und  Hjoscyami)  sind 
doch  nicht  so  gross,  dass  der  Minder- 
geübte mit  Sicherheit  Schlüsse  ziehen 
könnte.  Wir  wenigstens  würden  uns 
nicht  getrauen,  die  Identität  eines  der 
vier  Extracte  nach  der  £eu2;en'schen 
Methode  positiv  festzustellen,  wollen  aber, 
da  wir  die  Proben  nur  einige  Male 
machten,  den  Stab  nicht  darüber  brechen 
und  gern  zugeben,  dass  das  Urtheil  mit 
der  längeren  Uebung  sicherer  wird. 

Schfceissinger's  Behauptung  ^) ,  dass 
ein  unverfälschter  Extr.  Belladonnae  die 
FeKUng'sche  Lösung  nicht  reduciren 
dürfe,  hat  sich  nicht  bestätigt  und  ist 
inzwischen  von  ihm  zurückgezogen 
worden. 

Wie  wir  früher  bereits  berichteten  3), 
hatte  sich  dagegen  das  Schweissinger' sehe 
Verfahren*),  das  Alkaloid  in  Extr.  Aconiti, 
Belladonnae ,  Hjoscyami  und  Str jchni 
gewichtsanaljtisch  zu  bestimmen,  bei  uns 
bewährt  und  unsere  Zahlen  stimmten  mit 


1)  Phum.  Zeit.  1886,  Nr.  13. 

s)  PhAnn.  Zeit.  1886,  Nr.  12  und  21. 

')  Helfenberger  Geschäftsbericht.  April  1886. 

«)  Phann.  Zeit.  1885,  Nr.  64. 


denen  von  Schtveissinger  gut  überein,  so 
dass  man  von  einem  „guten  Anfang'^ 
sprechen  durfte. 

Während  damals  das  fragliche  Extract 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  behandelt, 
mit  Ammoniak  schwach  alkalisch  gemacht 
und  mit  Chloroform  ausgeschüttelt  wurde, 
änderte  Kun^  die  Methode  dahin  ab^), 
das  Extract  mehrmals  mit  Weingeist  aus- 
zuziehen, den  Auszug  einzudampfen,  al- 
kalisch zu  machen  und  mit  Aether  und 
schliesslich  mit  Chloroform  zu  behandeln. 
Durch  Verdunsten  der  Aether-  und  Chloro- 
formlösungen wurde  das  Alkaloid  ge- 
wonnen und  nun  nochmals  einer  Beinigung 
unterworfen.  Es  ist  nicht  zu  verkennen, 
dass  durch  diese  drei  Vorgänge  ein  reines 
Alkaloid  erzielt  wurde,  aber  man  muss 
dabei  berücksichtigen,  dass  Kune  50  g 
Extract  in  Arbeit  nahm  und  sich  bei  einer 
solchen  Quantität  wohl  erlauben  durfte, 
Umwege  zu  machen. 

Schtveissinger  ^) ,  der  gleich  uns  von 
der  Ansicht  ausgeht,  dass  eine  Prüfungs- 
methode, welche  leicht  ausführbar  sein 
soll,  sich  vor  Allem  mit  Meinen  Quan- 
titäten begnügen  müsse,  adoptirte  vom 
Kunjs'schen  Verfahren  die  Wein^eist- 
behandlung  des  Extractes  und  erreichte 
damit,  dass  das  Chloroform  beim  Aus- 
schütteln sich  nicht  so  leicht  mit  der 
alkalischen  Extractlösung  emulgirte.  Er 
ging  ferner  noch  einen  Schritt  weiter, 
sofern  er  das  Alkaloid  nicht  blos  ge- 
wichtsanaljtisch, sondern  auch  volu- 
metrisch  bestimmte. 

Wir  folgten  hier  ebenfalls  den  Schtoeis- 
^m^er'schen  Vorschlägen,  zogen  die  be- 
treffenden Extracte  vor  Allem'  mit  Wein- 
geist aus,  dampften  die  Auszüge  ab  und 
schüttelten  sie,  nachdem  sie  mit  Ammo- 
niak alkalisch  gemacht  worden  waren, 
mit  Chloroform  aus.  Das  aus  der  Chloro- 
formlösung resultirende  Alkaloid  hatte 
das  früher  schon  von  uns  gefondene  und 
von  Schufeissinger  angegebene  Gewicht. 
Merkwürdigerweise  stimmten  aber,  wenn 
wir  dasselbe  Alkaloid  durch  Titration 
controlirten,  die  gefundenen  Zahlen  mit 
den  gewichtsanaljtischen  nicht  überein. 


»)  Archiv  d.  Pharm.  1885,  Sept.,  S.  701. 

*)  Vortrag  auf  d.  Natarf.-Vers.  Berlin   und 
Pharm.  Centralh.  1880,  Nr.  40. 


23 


So  erhielten  wir  zwischen  „Gewogen"  und 
,,Titrirt^'  folgende  Unterschiede: 

bei  Extractum  Belladonnae 
Gewogen  Titrirt 


m 

1,060  pCL 

0,070  pGt.  Alkaloid, 

2) 

1,020  „ 

0,116  ., 

3) 

1,320  „ 

0,335  „ 

4) 

1,480  „ 

0,188  „ 

5) 

1,446  „ 

0,046  „ 

6) 

1,318  „ 

0,470  „ 

bei  Extractam  Hyoscyami. 

7)  0,572  pCt.         0,058  pCt.  Alkaloid. 

8)  0,710  „  0,116  „ 

Wenn  auch  selbstredend  die  durch 
Titration  gewonnene  Zahl  hinter  der  beim 
Wiegen  sich  ergebenden  zartickbleiben 
mnss  und  im  letzteren  Fall  das  Plus  in 
der  unreinen  Beschaffenheit  des  Alkaloids 
gesucht,  werden  darf,  so  waren  doch  die 
Unterschiede  zu  ungleich  und  gross,  um 
hierin  allein  ihre  Erklärung  zu  finden. 

Gewissheit  hierüber  erhielten  wir  durch 
Titration  Ton  reinem  Atropin ;  0,04  davon 
verbranchte  13,6  ccm  Hundertstel  -  Nor- 
malsäore  und  berechnete  sich  hieraus 
0,0393  Atropin,  ein  Besultat,.  welches  be- 
friedigen durfte. 

Wir  wurden  in  der  Vermuthung,  dass 
irgend  eine  Zersetzung  vor  sich  gehen 
mfisse,  bestärkt  durch  die  Beobachtung, 
dass  sich  beim  Verdunsten  der  Chloro- 
formlösung auf  dem  Wasserbad  im  La- 
boratorium ein  stechender  Geruch  und 
weisse  Nebel  bemerklich  machten,  und 
erinnerten  uns,  dass  Chloroformdampf  in 
der  Glühhitze  in  Kohle,  Chlor  und  Chlor- 
wasserstoff zerlegt  wird.  Die  Vermuthung, 
dass  eine  solche  Zersetzung  durch  die 
in  der  Nähe  des  Wasserbades  befindlichen 
Flammen  herbeigefQhrt  werde  und  dass 
wir  in  dem  Alkaloidrückstand  theilweise 
die  Chlorverbindung  erhielten,  fand  ihre 
Bestätigung  durch  folgende  Experimente: 

Wir  hielten  ein  Stückchen  gefeuchtetes 
blaues  Lackmuspapier  über  eine  der 
Flammen,  während  die  Chloroform -Ver- 
dunstung im  Gange  war,  und  konnten 
sebr  bald  die  Bötnung  desselben  wahr- 
nehmen. Ferner  Hessen  wir  in  einem 
ireschlossenen  Glaskasten,  in  welchem  ein 


^}  Ln  Interesse  der  Uebersichtlichkeit  werden 
wir  die  Yersnehe  nameriren. 


flaches  Schälchen  mit  Ammoniak  auf- 
I  gestellt  war,  Chloroform  in  flacher  Schale 
verdunsten.  Sobald  wir  eine  brennende 
Weingeistlampe  dazu  brachten,  entstan- 
den die  weissen  Nebel  des  Chlorammo- 
nium und  schon  nach  kurzer  Zeit  erhielten 
wir  in  dem  mit  Salpetersäure  sauer  ge- 
machten Ammoniak  mittels  Silbemitrat 
eine  starke  Chlorreaction.  Es  war  nun 
nicht  mehr  zweifelhaft,  dass  das  durch 
Verdunsten  der  Chloroformlösung  zurück- 
bleibende Alkaloid  zum  Theil  durch  Chlor- 
wasserstoffsäure gebunden  wurde  und  da- 
durch für  die  Titration  verloren  ging. 

Selbstverständlich  war,  ehe  wir  das 
beschriebene  Experiment  ausftlhrten,  das 
verwendete  Chloroform  geprüft  und  als 
rein  befunden  worden. 

Da  eine  Controle  der  Gewichtsanalyse 
durch  Titration  im  vorliegenden  Fall 
wünschenswerth  erschien,  mussten  wir 
danach  trachten,  das  Chloroform  durch 
ein  anderes  Lösungsmittel  zu  ersetzen.  Wir 
fanden  dasselbe  im  Aether  und  erhielten 
damit  befriedigende  Besultate,  soweit  es 
sich  um  Uebereinstimmung  der  durch 
Gewicht  und  Titration  gefundenen  Zahlen 
handelte ;  kleine  Schwankungen  der  Alka- 
loid-Ausbeuten  unter  sich,  trotzdem  die 
oben  besprochene  Uebereinstimmung  vor- 
handen war,  machten  sich  dagegen  wieder- 
holt bemerklich  und  betrugen  z.  B.  bei 
Extr.  Belladonnae  0,144  pCt.  =  den  8.  Theil 
des  ganzen  Alkaloidgenaltes.  Wie  sich 
beim  längeren  Arbeiten  herausstellte,  war 
ein  ungenügendes  Ausschütteln  die  Ur- 
sache besagter  Differenz  und  überhaupt 
zu  bezweifeln,  ob  durch  Ausschütteln 
alles  Alkaloid  gewonnen  werden  könne. 

Wir  sehen  davon  ab,  -die  ganze  Beihe 
der  diesbezüglichen  Versuche  hier  ziffer- 
mässig  zu  belegen,  um  die  Arbeit  nicht 
unnöthig  zu  verlängern,  wir  fuhren  da- 
gegen diese  Thatsache  an,  weil  sie  die 
Ursache,  einen  anderen  Weg  zur  Alkaloid- 
bestimmung  einzuschlagen,  für  uns  war. 

Nach  unseren  Erfahrungen  dürfen  wir 
mit  Bestimmtheit  annehmen,  dass  man 
mit  Ausschüttelungen  eben  so  wenig,  wie 
mit  Präcipitation  im  Stande  ist,  einer 
Flüssigkeit  eine  darin  gelöste  organische 
Substanz  vollkommen  zu  entziehen. 

Andererseits  erzielt  man  in  dieser  Be- 
ziehung radikale  Erfolge  mit  verhältniss- 


24 


massiger  Leichtigkeit  durch  Extrahiren 
mit  Bückflasskuhlang.  Um  dies  zu  er- 
möglichen, mussten  wir  das  Extract  mit 
einem  Alkali  aufschliessen,  ihm  eine  poröse 
Beschaffenheit  geben  und  nun  die  Ex- 
traction  mit  Aether  vornehmen. 

Als  Aufschliessungsmittel  schien  uns 
nach  dem  Vorgang  Anderer  der  gebrannte 
Kalk,  Aetzbaryt  und  das  Ammoniak  ge- 
eignet, als  poröse  Zwischenlagerung  im 
ersten  Fall  der  Kalk  selbst  und  dann  ge- 
pulverter, gewaschener  Bimstein. 

Nachdem  in  Bezug  auf  den  Aetzkalk, 
den  wir  in  Form  gebrannten  Marmors 
anwandten,  festgestellt  worden  war,  dass 
er  auf  Atropin,  Hyoscyamin,  Strychnin, 
Brucin  etc.  keine  zersetzende  Wirkung 
ausübte,  war  wohl  das  anzuwendende 
Mehr  oder  Weniger  keine  brennende 
Frage,  aber  es  blieb  zu  entscheiden,  wie 
viel  Wasser  zum  Lösen  des  Extractes  und 
wie  viel  Ealk,  beziehentlich  Bimstein  zur 
üeberftthrung  der  Lösung  in  ein  trocknes 
extrahirbares  Pulver  nothwendig  sei. 

Wir  verfuhren  nun  derart,  dass  wir  die 
in  den  folgenden  Versuchen  angegebene 
Menge  Extract  im  gleichfalls  notirten 
Wasser  lösten  und  mit  dem  feingeriebenen 
Aetzkalk  und  eventuell  mit  Bimstein 
mischten.  Das  wenig  feuchte  Pulver 
extrahirten  wir  in  dem  mit  dem  Drei- 
röhrensystem versehenen  Extractions- 
apparat^)  eine  halbe  Stunde  lang  mit 
Aether,  ein  Wasserbad  als  Wärmequelle 
.  benutzend,  verdunsteten  die  Aetberlösung 
bis  auf  ungefähr  1  ccm,  nahmen  den  Bück- 
stand mit  einigen  Tropfen  Weingeist  und 
10  ccm  Wasser  auf  und  titrirten  unter 
Benützung  der  Bosolsäure  als  Indicator 
mit  Hundertstel  -  Normalsäure. 

So  erhielten  wir  durch  Titration  fol- 
gende Alkaloid  -  Ausbeuten : 


pCt. 
0,665. 


0)  1,0  Belladonna -P]xtract,  j 

1,0  Wasser,  f 

2.5  Aetzkalk,  i  ' 

10,0  Bimstein,  ' 

10)  2,0  Belladonna-Extract,  i 

2,0  Wasser.  (  ^ 

5,0  Aetzkalk,  (  =  ^'^•^^• 

10,0  Bimstein,  I 


»)  Phann.  Centralh.  1886,  S.  273. 


I 


==  0,925. 


=  0,982. 


1,040. 


=  1,040. 


=  1,128. 


-  1,069. 


=  1,180. 


11)  2,0  Belladonna-Extract,. 
1,0  Wasser,  ( 
5,0  Aetzkalk, 

10,0  Bimstein, 

12)  1,0  Belladonna-Extract, 
'2,0  Wasser, 

5,0  Aetzkalk, 
5,0  Bimstein, 

13)  2,0  Belladonna-Extract  i 
2,0  Wasser,  ( 
5,0  Aetzkalk, 
5,0  Bimstein, 

14)  2,0  Belladonna-Extract,] 
2,0  Wasser,  ' 
5,0  Aetzkalk,  i 

10,0  Bimstein,  ' 

15)  2,0  Belladonna-Extract,) 
3,0  Wasser,  ( 

10,0  Aetzkalk,  i 

5,0  Bimstein,  ! 

16)  2,0  Belladonna-Extract,  i 
2,0  Wasser, 

10,0  Aetzkalk,  I 

17)  2,0  Belladonna-Extract,  . 
3,0  Wasser, 

10,0  Aetzkalk,  ! 

In  obiger  Reihenfolge  kamen  wir  zu 
den  geeignetsten  Verhältnissen,  wie  sie 
der  Versuch  17  kennzeichnet  Ein  üeber- 
schuss  von  Ealk  legte  also  das  Alkaloid 
am  Besten  für  die  Aufnahme  in  Aether 
blos.  Wohl  war  damit  die  Methode  fest- 
gestellt, aber  es  musste  von  Interesse  sein, 
nun  auch  mit  Ammoniak  und  Baryt  das 
Glück  zu  versuchen.  Wir  verfuhren 
genau  wie  bei  der  Kalkmethode  und  er- 
hielten durch  Titriren   folgende  Zahlen: 

Alkaloid. 

18)  2,0  Belladonna-Extract,! 
2,0  Ammoniak, 

15,0  Bimstein,  ' 

19)  2.0  Belladonna- Extracf, 
2,0  Wasser, 
1,0  Aetzbaryt, 

15,0  Bimstein, 
Beim  Ammoniak -Verfahren  tritt  der 
üebelstand  auf,  dass  der  Aether  neben 
dem  Alkaloid  Farbstoffe  aufnimmt  und 
dass  hierdurch  das  Titriren  erseiwert 
wird.  Aehnlich,  wenn  auch  etwas  gün- 
stiger, liegen  die  Verhältnisse  bei  der 
Barytmethode.  Vor  beiden  Verfahren 
hat  die  Kalkmethode  den  Vorzug,  dass 
der   Kalk   eine   Menge   von   färbenden 


pCt. 
=  1,156. 


=  1,127. 


25 


Stoffen  bindet  und  dadurch  unlöslich 
macht,  vielleicht  auch  gerade  hierdurch 
das  Alkaloid  Ton  einhüllenden  Stoffen 
befreit  und  für  die  Aether -Einwirkung 
vorbereitet. 

Ehe  wir  zur  positiven  Aufstellung  einer 
Methode  schritten,    machten  wir  noch 
Proben  über  a)  die  Zersetzlichkeit  des 
Alkaloids  und  b)  über  die  Extractions- 
fahigkeii  des  mit  Ealk  aufgeschlossenen 
Extractes. 
a)  Wir  lösten 
10,0  Belladonna-Exlract 
in 

15,0  Wasser, 
versetzten  mit 
50,0  Ealk, 
extrahirten  eine  halbe  Stunde  mit 

q.  s.  Aether 
und  erhielten 

100  ccm  aether.  Alkaloid -Lösung. 
Letztere  theilten  wir  in  fünf  Partien 
von  je  20  ccm  und  verfuhren  folgender- 
inaassen: 

20j    20  ccm  an  freier  Luft  verdunstet, 
bei  40  0  getrocknet,  gaben 
gewogen  l,322pCt.  Alkaloid, 
titrirt       1,165    „  „ 

21)  20  ccm   auf  dem   Wasserbad   vor- 

sichtig verdunstet  bis  auf  etwa 
1  ccm  Bückstand,  diesen  mit  ei- 
nigen Tropfen  Weingeist  und 
Wasser  aufgenommen,  gaben 

gewogen  l,315pCt.  Alkaloid, 

titrirt       1,159    „ 

22)  20  ccm   auf  dem   Wasserbad   ver- 

dunstet, trockneten  wir  den  BQck- 
stÄnd    15    Minuten    bei    60  ^C, 
wogen    und    titrirten    dann;    sie 
gaben 
gewogen  1,222  pCt.  Alkaloid, 
titrirt       1,045    „  „ 

23)  20  ccm   auf  dem   Wasserbad  ver- 

dunstet, trockneten  wir  den  Bück- 
sUluA  10  Minuten  bei  100^,  wogen 
und  titrirten  dann;  sie  gaben 

gewogen  1,117  pCt.  Alkaloid, 

titrirt       0,627    „ 

24)  20  ccm    auf  dem   Wasserbad   ver- 

dunstet, trockneten  wir  den  Bück- 
stand 15  Minuten  bei  100^  und 
erhielten 

gewogen  1,110  pCt.  Alkaloid, 

ritrirt       0,569 


?^ 


j» 


Die  Versuche  20  und  21  können  als 
normal  gelten,  während  von  22  bis  24 
je  nach  der  Höhe  der  Temperatur  und 
der  Länge  des  Trocknens  ein  Bückgang 
in  der  durch  Titration  gefundenen  Zahl 
bemerklich  ist. 

Es  entstand  nun  die  Frage,  ob  durch 
das  Trocknen  des  Alkaloides  eine  Zer- 
setzung stattfinde  oder  ob  das  getrocknete 
Alkaloid  gegen  die  Lösung  in  Säure  nur 
widerstandsföhiger  geworden  sei.  Dies  zu 
entscheiden,  Hessen  wir  die  titrirten  Lös- 
ungen der  Versuche  23  und  24  einen  Tag 
lang  stehen  und  untei7;ogen  sie  dann 
nocnmals  einer  Prüfung.  Sie  waren,  wie 
am  Tage  vorher,  vollkommen  neutral, 
hätten  aber,  wenn  es  sich  nur  um  Schwer- 
löslichkeit handelte,  alkalisch  reagiren 
und  weitere  Mengen  Säure  beanspruchen 
müssen.  Wir  durften  daher  eine  Zer- 
setzung annehmen. 

Für  die  aufzustellende  Methode  war 
somit  in  Bezug  auf  vorsichtige  Behandlung 
des  Alkaloides  eine  Directive  und  durch 
die  Versuche  20  und  21  das  Verhältniss 
desrohen  gewogenen  zum  reinen  titrir- 
ten Alkaloid,  100:88,  gewonnen. 

b)  Um  zu  erfahren,  ob  der  Aether  bei 
der  Extraction  das  Alkaloid  leicht  oder 
schwierig  aufnehme,  lösten  wir 

25)    2,0  Belladonna -Extract 
in 

3,0  Wasser 
und  mischten 

10,0  Aetzkalk 
hinzu. 

Wir  brachten  das  Pulver  in  den  Ex- 
tracteur  und  gössen  fünf  Partien  Aether 
auf,  den  Ablauf  eines  jeden  Aufgusses 
separat  auf  den  Alkaloidgehalt  unter- 
suchend. 

Wir  erhielten  auf  diese  Weise  folgende 
Ausbeuten : 

I.  Auszug  =  0,968  pCt.  Alkaloid, 
II.       „       =  0,072 

III.  „       ==  0,072 

IV.  „       =  0,057 
V.       „       =a  Spuren 

Sa.  =  1,169  pCt.  Alkaloid, 

und  durften  durch  die  Uebereinstimmung 
der  Summe  mit  den  Werthen  der  Versuche 
20  und  21  die  Sicherheit  gewinnen,  dass 
das  Alkaloid  leicht  löslich  und  die  Aether- 


»j 


)i 


j» 


» 


» 


1» 


26 


ExtraeUon  wohl  geeignet  sei,  das  ge- 
sammte  Alkaloid  zur  quantitativen  Be- 
stimmang  zu  bringen. 

Eine  Oontrole  dieser  Annahme  flihrten 
wir  noch  dadurch  aus,  dass  wir 

26)  2,0  Belladonna-Extraet 
in 

3,0  Wasser 
lösten, 

0,040  Atropin.  pur. 
fein  damit  verrieben  und  schliesslich 

10,0  Aetzkalk 
zumischten. 

Wir  extrahirten,  wie  bereits  beschrieben 
wurde,  eine  halbe  Stunde  mit  Aether, 
dunsteten  den  Auszug  vorsichtig  bis  auf 
1  com  ab,  nahmen  in  einigen  Tropfen 
Weingeist  und  lOccm  Wasser  auf  und 
titrirten. 

Wir  verbrauchten 
21,7  ccm  Hundertstel -Normalsäure, 
zogen  18,6  ccm  für  0,040  Atropin  ab  (der 
Yerbrauch  dieser  Menge  wurde  durch 
besonderen  Yersuch  festgestellt)  und  be- 
rechneten somit  aus  dem  Best  von  8,1  ccm 
=  1,170  pCt  Alkaloid. 

Auch  dieses  Besultat  musste  zufrieden- 
stellend genannt  werden  und  wiederholte 
ausserdem  die  schon  früher  gemachte 
Erfahrung,  dass  sich  der  Aetzkalk  in- 
different gegen  das  Alkaloid  verhielt. 

Es  erübrigte  schliesslich  nur  noch ,  den 
Extractionsversuch  mit  reinem  Atropin 
zu  machen. 

27)  Wir  verrieben 
0,024  Atropin.  pur. 

mit 

3  com  Wasser, 
mischten 

10,0  gepulverten  Aetzkalk 
zu,  extrahirten  mit  Aether,  verdampften 
und  titrirten,  nachdem  wir  den  Bückstand 
in  einigen  Tropfen  Weingeist  und 

10  ccm  Wasser 
aufgenommen  hatten.    Wir  verbrauchten 

8,1  ccm  Hundertstel- Nor malsiiure, 
woraus  sich 

0,0234  Atropin 
berechnet. 

Der  entstandene  Verlust  ist  also  so 
gering,  dass  die  Extraetion  vor  der  Aus- 
sehüttelung  unbedingt  den  Vorzug  ver- 
dient. 


Wir  hatten  bis  jetzt  fast  nur  mit  Bella- 
donna-Extract  operirt  und  damit  gute 
Besultate  erzielt;  es  fragte  sich  aber 
weiter,  ob  und  wie  sich  die  Extractions- 
Methode  auch  auf  andere  narkotische 
Extracte  anwenden  lasse. 

Der  besseren  Beurtheilung  wegen 
wandten  wir 

1.  die  gewöhnUche  Ealkmethode, 

2.  die  Kalkmethode  mit  fractionirtem 

Deplaciren, 

3.  die  Ammoniak -Methode, 

und  zwar  auf  Extr.  Aconiti,  Gonii  und 
Hyosciami  an  und  erhielten  hierbei  fol- 
gende Alkaloid -Ausbeuten: 

Methode  1.        2.         3. 
Extr.  pCt.     pCt.     pCt 

28—30)  Aconiti  1,279,  1,299,  1,305, 
31-33)  Gonii  0,685,  0,618,  0,647, 

34—36)  Hyoscyami  0,837,  0,837,  0,803. 

Während  die  Extraetion  von  Extr. 
Aconiti  und  Extr.  Hyoscyami  leicht  in 
einer  halben  Stunde  beendet  war,  ging 
sie  bei  Extr.  Conii  schwieriger  von  Statten, 
insofern  wir  bis  zur  vollständigen  Er- 
schöpfung IV2  bis  2  Stunden  bedurften. 
Wir  sehen  dies  auch  durch  die  niedrigere 
Zahl  der  fractionirten  Deplacirung  be- 
stätigt. Mit  den  erhaltenen  Zahlen  schien 
uns  der  Beweis  für  die  Anwendbarkeit 
des  neuen  Verfahrens  auf  die  genannten 
drei  Extracte  erbracht. 

Nach  den  bisherigen  Erfolgen  war  es 
kaum  mehr  zweifelhaft,  dass  auch  Ex- 
traetum  Strychni  in  derselben  Weise  auf 
den  Alkaloid-Gehalt  geprüft  werden  könne : 
es  blieb  nur  zu  entscheiden,  ob  Aether 
als  Lösungsmittel  geeignet  sei,  nachdem 
nach  verschiedenen  Lehrbüchern  Strychnin 
in  1250  Theilen  Aether  löslich,  Brucin 
dagegen  unlöslich  sein  sollte. 

Um  auch  diese  Frage  zu  beantworten, 
wurde 
37)     0,1  Strychnini  puri, 

0,1  Brucini  „ 

mit 

3  ccm  Wasser 
fein  verrieben  mit 

10,0  Aetzkalkpulver 
gemischt  und  in  den  Extractions- Apparat 
gebracht. 

Nach  Istündiger  Extraetion  mit  Aether 
wurde  der  Auszug  abgedampft,  mit  eini- 


27 


gen  Tropfen  Weingeist  und 

10  ccm  Wasser 
aafgenommen  und  titrirt. 

Wir  verbrauchten  7,5  ccm  Hundertstel- 
Normalsäure,  was  0,1365  Alkalold  ent- 
spricht. 

In  der  Zwischenzeit  setzten  wir  die 
Eitraction  noch  eine  Stunde  lang  fort, 
Terfohren  wie  vorher  und  verbrauchten 
jetzt  zum  Titriren  3,1  ccm  Hundertstel- 
Xormalsäure  »  0,0564  Alkaloid,  so  dass 
die  Gesammtausbeut-e  0,1929  betrug. 

Es  war  demnach  Brucin  durchaus  nicht 
unlöslich  in  Aether  und  konnte  es  in 
amorphem  Zustände,  in  welchem  es  sich 
in  dem  durch  Alkalien  aufgeschlossenen 
Extraete  befinden  würde,  noch  weniger 
sein. 

Die  naue  Untersuchungsmethode  musste 
für  die  Anwendung  auf  Extr.  Strychni 


insofern  eine  Modification  erfahren,  als 
mit  Beibehaltung  der  bisher  benützten 
Wassermenge  in  Anbetracht  des  hohen 
Alkaloidgehaltes  weniger  Extract  genom- 
men werden  durfte  und  die  Extraction 
auf  die  Dauer  einer  Stunde  auszudehnen 
war.  Die  Bosolsäure  behielten  wir  als 
Indicator  bei,  verwendeten  aber  nicht 
Hundertstel-,  sondern  Zwanzigstel  -  N  or- 
malsäure,  für  die  Berechnung  das  Vor- 
handensein gleicher  Mengen  (Wittstein) 
Brucin  und  Strychnin  annehmend,  so 
dass  1  ccm  Zwanzigstel-Normalschwefel- 
säure gleich  war  0,0182  g  Alkaloid. 

Aehnlieh  wie  bei  Extr.  Belladonnae 
benützten  wir  in  den  hier  folgenden  Ver- 
suchen ausser  Kalk  auch  das  Ammoniak 
als  Auf  schliessungsmittel,  deplacirten  frac- 
tionirt  und  setzten  ferner  eine  bestimmte 
Menge  Strychnin  und  Brucin  zu. 

Wir  gewannen  so  folgende  Werthe: 


=  18,92  und  18,74  pCt.  Alkaloid. 


38/39)  1,0  Extr.  Strychni, 
3,0  Wasser, 
10,0  Aetzkalk, 
40)       1,0  Extr.  Strychni,  ]  1.  Auszug  15,10  pCk. 

3,0  Walser,  2.      „        2,36 

10,0  Aetzkalk  [  3.      „        0,36 

wurden  3  mal  mit  kaltem  Aether  deplacirt  1 4.      „        0,92  _ 
und  schliesslich  im  Apparat  extranirt.    )  Alkaloid:  18,74  pCt. 


j> 


»> 


'» 


41) 


42) 


1,0  Extr.  Strychni, 
1,0  Wasser, 
2,0  Ammoniak, 
15,0  Bimstein. 
1,0  Extr.  Strychni, 
04  Strychnini  puri, 
0,1  Brucini  „ 

3,0  Wasser, 
gtt.  5  Acidi  sulfurici  diluti 
wurden  verrieben  und  mit 

10,0  Aetzkalk 
gemischt. 

Ad  42  wurde  durch  besonderen  Ver- 
such festgestellt,  dass  0,1  Brucin  und  0,1 
Strychnin  10,8  ccm  Zwanzigstel-Normal- 
schwefelsäure verbrauchen.  Da  zur  Ti- 
tration des  Aether  -  Auszuges  21,1  ccm 
genannter  Säure  nothwendig  waren  und 
die  durch  den  Brucin-  und  Strychnin- 
Zusatz  bedingte  Zahl  in  Abzug  gebracht 
werden  musste,  so  verblieb  ein  Säurerest 
von  10,3  ecm  ==  18,74  Alkaloid. 

Die  Versuche  38  bis  42  lieferten  uns 
die  Beweise,  daas  sowohl  die  Kalk-  wie 


Nach  1  stündigem  Extrahiren 
Nach  einer  weiteren  Viertelstunde 


18,38  pCt. 
0,18    „ 


Alkaloid:  18,56  pCt. 


«  18,74  pGt.  Alkaloid  nach  Abzug  des 
zugesetzten  Brucin  und  Strychnin. 


die  Ammoniak-Methode  unter  den  voraus- 
geschickten Modificationen  bei  Extract. 
Strychni  anwendbar  seien.  Beobachtet 
wurde  nur,  dass  bei  der  Titration  die 
Endreaction  weniger  scharf  eintrat ,  wie 
bei  den  anderen  !&tracten,  und  dass  sich 
das  Tüpfeln  auf  empfindlichem  Beagens- 

S»apier  als  Controle  nebenher  bewwrte; 
iBmer  dass  sich  während  der  Extraction 
Alkaloidkrystalle  in  i&c  AetherlOsung 
ausschieden  und  dass  diese,  nm  sie  schliess- 
lich alle  zu  gewinnen,  in  Weingeist  ge- 


28 


löst  werden  musaten.  Wie  schon  früher, 
hatte  auch  hier  die  Kalk -Methode  vor 
dem  Ammoniak -Verfahren  den  Vorzug, 
durch  reinere  Alkaloidlösungen  die  £nd- 
reaction  beim  Titriren  leichter  erkennen 
zu  lassen. 

Die  vorstehenden  Erfolge  bere(5htigten 
zu  dem  Schlüsse,  dass  der  eingeschlagene 
Weg  wohl  geeignet  sei,  den  Alkaloid- 
gehalt  in  den  narkotischen  Extracten 
ziemlich  genau  zu  bestimmen;  sie  setzten 
aber  auch  ein  sehr  exactes  Arbeiten,  vor 
Allem  ein  vollständiges  Aufschliessen  des 
Extractes  voraus.  Da  durch  ein  zu  rasches 
Hinzumischen  des  Kalkes  zur  Extract- 
lösung  nnd  die  dadurch  herbeigeführte 
zu  schnelle  Wasserentziehung  ein  Theil 

43)  2,0  Aconit-Extract,  | 
2  ccm  Normal -Ammoniak,  i 

10,0  Aetzkalkpulver,  ' 

44)  2,0  Belladonna -Extract,       1 
2  ccm  Normal-Ammoniak,  j 

10,0  Aetzkalkpulver,  ' 

45)  2,0  Hyoscyamus- Extract,    j 
2  ccm  Normal -Ammoniak,  j 

10,0  Aetzkalkpulver,  ) 

46)  1,0  Strychnos- Extract, 
2  ccm  Normal-Ammoniak, 

10,0  Aetzkalkpulver, 

Wie  der  Vergleich  zeigt,  erhielten  wir 
dieselben  Werthe  wie  vordem,  so  dass 
wir  annehmen  durften,  dass  die  Anwend- 
ung von  Ammoniak  oder  Kalk,  oder 
beide  gemeinsam  sämmtliches  Alkaloid 
zur  Extraction  geeignet  machen.  Die 
kleine  Differenz  bei  Extractum  Hyos- 
cjami  erklärt  sich  daraus,  dass,  als  wir 
nach  mehreren  Monaten  diese  die  Vor- 
arbeiten abschliessenden  Versuche  vor- 
nahmen, nicht  mehr  das  früher  von  uns 
benützte  Präparat  am  Lager  war.  Wir 
hatten  leider  übersehen,  für  unsere  Unter- 
suehungszwecke  eine  Probe  zurückzu- 
behalten. 

Der  ganze  Entwickelungsgang  der  im 
nächsten  Kapitel  aufzustellenden  Methode 
zur  Alkaloidbestimmung  in  den  narkoti- 
schen Extracten  spielte  sich  natürlich 
nicht  so  glatt  ab,  wie  wir  ihn  in  Vor- 
stehendem schilderten.  Um  aber  nicht 
zu  viel  Baum  in  Anspruch  zu  nehmen 
und  den  Leser  nicht  zu  ermüden,  be- 
schränkten wir  uns  auf  das  zum  Verständ- 


Alkaloid  hätte  unaufgeschlossen  und  da- 
mit unextrahirbar  bleiben  können,  klaub- 
ten wir,  trotzdem  die  Besultate  des  Kalk- 
und  Ammoniak- Verfahrens  übereinstimm- 
ten, auch  diese  Frage  noch  durch  be- 
sondere Beweise  beantworten  zu  sollen. 

Wir  lösten  zu  diesem  Zwecke  das  be- 
treffende Extract  in  Normal -Ammoniak 
und  vermischten  dann  mit  Kalk,  so  dass 
die  Alkaloidsalze  durch  das  Ammoniak 
aufgeschlossen  wurden  und  dem  Kalk 
nur  die  Mission  zufiel,  Wasser  und  Farb- 
stoff aufzunehmen  und  das  aufgeschlossene 
Alkaloid  durch  feine  Vertheilung  extrac- 
tionsf&hig  zu  machen. 

Die  folgenden  Versuche  zeigen,  was 
wir  damit  erreichten: 

=  1,279  pCt.  Alkaloid. 

Vergl.  Versuche:  28-80.    , 

=  1,156  pCt.  Alkaloid. 

Vergl.  Versuche:  17,  18,  20,  21,  25. 

=  0,766  pCt.  Alkaloid. 

Vergl.  Versuche :  34—36. 

=  18,74  pCt.  Alkaloid. 

Vergl  Versuche:  38—42. 

nisse  Notwendige.  Wir  glauben  darin 
eher  zu  Viel,  wie  zu  Wenig  gethan  zu 
haben,  und  werden  uns  daher  gestatten, 
die  Methode  in  ihrer  praktischen  An- 
wendung so  kurz  wie  nur  möglich  im 
folgenden  Absatz  zu  behandeln. 


II. 

Der  sich  aus  vorstehendem  Kapitel  er- 
gebende Untersuchungsgang  kann  in  vier 
Perioden  eiogetheilt  werden  und  zwar: 

1.  Aufschliessen  des  Alkaloides, 

2.  Extrahiren  mit  Aether, 

3.  Abdampfen  der  ätherischen  Lös- 

ung, 

4.  Titriren. 

Von  den  vier  Nummern  verlangt  die 
dritte  die  grösste  Aufmerksamkeit  und 
demnächst  die  erste.  Wir  werden  nicht 
verfehlen,  bei  der  nun  folgenden  Methode 
das  Verfahren  genau  zu  beschreiben,  und 
glauben,  dass  zum  Gelingen  dann  nur 
noch  das  gewissenhafte  Einhalten  des 


29 


von  uns   vorgezeichneten   Weges   noth- 
wendig  ist. 

Da  das  Extraetum  Stryehni  eine  etwas 
andere  Behandlung  erfordert,  muss  hier- 
für ein  besonderer  Untersuchungsgang 
normirt  werden. 

a)  Untersuchung  von  Extraetum  Aco- 
nit! ^  Belladonnae,  ConiL  Hyoseyami 
auf  den  Alkaloid-Uehalt 

0,2  Galcariae  eausticae  e  marmore 
verreibt  man  mit 

3,0  Aquae  destillatae, 
löst  darin 

2,0  Extraet 
und  vermischt  damit  recht  sorgfältig 

10,0  Galcariae  eausticae  e  marmore, 
die  man  vorher  zu  Pulver  rieb. 

Man  bringt  die  Mischung  in  einen  unten 
mit  Watte  verschlossenen  Extractions- 
Apparat  ^),  setzt  ein  Drei r Öhrensystem  auf 
und  fügt  in  eine  Eochflasche  ein,  welche 
ungefähr 

30,0  Aether 
enthält. 

Man  klemmt  nun  die  Eochflasche  des 
Apparates  in  einen  Halter  ein ,  bringt 
sie  über  ein  nicht  zu  heisses  Wasserbad 
und  regulirt  den  Gang  der  Extraction 
dadurch,  dass  man  die  Entfernung  zwi- 
schen dem  Wasserbade  und  der  den 
Aether  enthaltenden  Eochflasche  vermin- 
dert oder  vermehrt. 

Bei  Extraetum  Aconiti,  Belladonnae 
und  Hyoseyami  extrahirt  man  30,  höch- 
stens 45  Minuten,  während  Gonium- Ex- 
traet mindestens  2  Stunden  bea^prucht. 
Der  Vorsicht  wegen  extrahirt  man  mit 
Aether  stets  ein  zweites  Mal,  falls  durch 
die  erste  Extraction  auch  bei  Einhaltung 
der  vorgeschriebenen  Zeit  nicht  alles 
Alkaloid  gewonnen  worden  wäre.  Diese 
zweite  Lösung  dampft  man  für  sich  ab 
und  controlirt  auf  diese  Weise  den  Er- 
folg der  ersten  Extraction. 

Die  ätherische  Alkaloidlösung  giesst 
man  in  ein  nicht  zu  kleines  tarirtes 
Porzellanschälchen,  die  Eochflasche  2  bis 
3mal  mit  etwas  Aether  nachspülend,  setzt 

1  com  Aquae  destillatae 
zu  und  verdunstet  vorsichtig  über  dem 
zur    Extraction    benützten   Wasserbade 


»)  Pharm.  Centralli.  1886,  S.  273. 


bei  höchstens  30  ö,  wobei  zu  vermeiden 
ist,  dass  in  der  Nähe  mit  Ghlorwasser- 
stoS*-,  Salpeter-  oder  Essigsäure,  überhaupt 
einer  flüchtigen  Säure  gearbeitet  wird. 

Man  unterstützt  die  Aether  Verdunstung 
durch  Blasen  mit  dem  Mund,  dampft 
bis  zu  einem  Gewicht  von 

1,5 

ab,  setzt,  um  das  Alkaloid  zu  lösen 

0,5  ccm  Spiritus  diluti 

zu  und  verdünnt  mit 

10  ccm  Aquae  destillatae. 

Nach  Hinzufügung  von 

gtt.  1—2  Bosolsäurelösung  (1:100 
Spir.  dil.) 
titrirt  man  mit 

q.  s.    Hundertstel  -  Normalschwefel- 
säure 
und  berechnet  aus  dem  Verbrauche  die 
Alkaloidmenge  nach  folgenden  Gleich- 
ungen : 

1  nnrr.  i  0,00289  Atropiu, 

Hundertetel-       ^'^^^^^  Hyoscyamin, 
Mundertsiei-     <.  o,00533  Aconitin, 
Normalsaure  «  ( o;o0127  Goniin, 

Wie  sich  schon  aus  den  Mittheilungen 
des  vorigen  Eapitels  ergiebt,  könnte  die 
Methode  dahin  abgeändert  werden, 

1,0  Extraet 
in 

2,0  Normal -Ammoniak 
zu  lösen, 

10,0  Galcariae  eausticae  e  marmore 
pulv. 

unterzumischen  und  die  Mischung  wie  oben 
zu  behandeln. 

Die  erstere  Methode  praktisch  angewandt 
lieferte  folgende  Besultate 

bei  Extraetum  Belladonnae: 


47) 

1,170  pCt. 

Alkaloid, 

48) 

1,184 

J» 

» 

49) 

1,163 

»» 

j» 

50) 

1,170 

»» 

1? 

51) 

1,156 

J> 

»» 

52) 

1,142 

)9 

»» 

63) 

1,156 

V 

?» 

54) 

1,142 

») 

j> 

55) 

1,156 

V 

»j 

56) 

1,170 

>» 

»» 

57) 

1,184 

n 

j» 

58) 

1,170 

» 

» 

59) 

1,170 

n 

>j 

30 


bei  Extractum  Aconiti: 

60)    1,305  pCt  Alkaloid, 

1,252 


61) 
62) 
63) 
64) 
65) 


1,279 
1,252 
1,279 
1,279 


n 


n 


11 


11 


II 


« 


I» 


1» 


11 


11 


bei  Extractum  Hyoscyami: 
66)    0,780  pCt.  Alkaloid, 
0,766 


67) 
68) 
69) 
70) 
71) 


0,766 
0,751 
0,751 
0,766 


>» 


» 


»» 


1» 


11 


1? 


»» 


>l 


II 


1« 


bei  Extractum  Conii: 
72)  0,609  pCt.  Alkaloid, 
0,597 
0,622 
0,622 
0,597 
0,589 


« 


» 


» 


j> 


73) 
74) 

75) 
76) 
77) 

Die  an  der  Spitze  dieses  Kapitels 
stehende  Methode  hätte  damit  ihre  Feuer- 
probe bestanden ;  sehen  wir  nun,  was  sie 
in  ihrer  Modification  beim  Nachweis  von 
Brucin  und  Stryehnin  leistet. 

b)  UntersachuHg  ron  Extractum 
Strychni  auf  den  Alkaloid -Gehalt. 

0,2  Galcariae  causticae  e  marmore, 

1,0  Extracti  Strychni 
verreibt  man  möglichst  fein  mit  einander, 
setzt 

3,0  Aquae  destillatae 
zu  und  miscnt  schliesslich  recht  gleich- 
massig 

10,0  Galcariae  causticae  e  marmore 
pulv. 
unter. 

Genau  wie  bei  der  Methode  a  extra- 
hirt  man  die  Mischung  mit 

30,0  Aether 
IV2  bis  13/4  Stunde  lang,  controlirt  durch 
eine  zweite  Extraction  den  Erfolg  der 
ersten,  bringt  die  ätherische  Alkaloid- 
lösung  in  ein  nicht  zu  kleines  tarirtes 
Porzellanschälchen,  spült  die  Kochflasche, 
um  das  ausgeschiedene  Alkaloid  zu  lösen, 
2mal  mit  Weingeist  und  schliesslich  noch- 
mals mit  Aether  nach,  fügt 

1  ccm  Aquae  destillatae 
hinzu  und  verdunstet  vorsichtig  bei  einer 
Temperatur  von  höchstens  30^  and  unter 


den  bei  a  angegebenen  Gautelen  bis  zu 
einem  Gewicht  von 
1,5. 
Man  setzt  nun 

0,5  ccm  Spiritus  diluti 
zu,  verdünnt  mit 

10  ccm  Aquae  destillatae 
und  titrirt  nach  Hinzufügung  von 

gtt.  2  Bosolsäurelösung  (1 :  100  Spir. 
dil.) 
mit 

q.  s.  Zwanzigstel  -  Normalschwefel- 
säure. 
Wie  schon  früher  erwähnt,  tupft  man, 
da  die  Endreaction  nicht  sehr  scharf 
eintritt,  zur  Gontrole  derselben  etwas 
der  Flüssigkeit  mittels  Platindrahtes  auf 
empfindliches  blaues  Lackmuspapier  und 
fährt  mit  dem  Säarezusatz  so  lange  fort, 
bis  hier  Böthung  wahrgenommen  wird. 
Man  kann  hierdurch  den  Neutralisations- 
punkt sehr  genau  einstellen. 

1  ccm  Zwanzigstel -Normalsäure  ent- 
spricht, was  hier  wiederholt  sein  möge, 
0,0182  g  Alkaloid. 

Ganz  wie  bei  den  anderen  Extracten 
könnte  die  Methode  dahin  abgeändert 
werden,  dass  man 

1,0  Extracti  Strychni 
mit 

3  ccm  Normal -Ammoniak 
anrührte,  dann 

10,0  Galcariae  causticae  e  marmore 
pulv. 
zumischte  und  im  Uebrigen  wie  oben 
verfiihre. 
Die  Anwendung  der  ersteren  Methode 

lieferte  folgende  Kesultate: 

Alkaloid 

78)  10,3  ccm  H2SO4  ^^^  -  18  74  pCt. 

79)  10,4    „        „         „      =18,92 

80)  10,3    „        „         „      =18,74 

81)  10,2    „        „         „      =18,56 

82)  10,25  „        „         „      =  18,65 

Die  beim  Strychnos-Extract  gefundenen 
Werthe  sind  gleichmässiger,  wie  wir  sie 
bei  den  anderen  Extracten  erzielten;  aber 
wir  hatten,  was  wohl  zu  berücksichtigen 
ist,  die  zehnfache  Menge  Alkaloid  vor  uns. 

Im  grossen  Ganzen  dürfen  wir,  ohne 
unbescheiden  zu  sein,  sagen,  dass  die 
von  uns  ausgearbeitete  Untersuchungs* 
methode  ihrem  Zwecke  entspricht  und 
die  Mittel  an  die  Hand  liefert,  die  nar- 


n 


»» 


n 


»> 


31 


kotisehen  Extracte  aaf  ihren  Werth  zu 
prüfen. 

Sie  lässt  «dabei,  wie  dies  nicht  anders 
sein  kann,  unberührt,  ob  der  Minder- 
gehalt an  Alkaloid  von  einer  ungenügen- 
den Bereitungsweise  oder  von  einer  Fälsch- 
ung herrührt,  und  kommt  erst  zur  Gelt- 
ung, sobald  wir  von  den  in  Frage  stehen- 
den Präparaten,  ähnlich  wie  beim  Opium, 
einen  bestimmten  Gehalt  an  Alkaloid 
beanspruchen. 

Man  wird  der  Methode  vorwerfen  kön- 
nen, dass  sie  umständlich  und  nicht  von 
Jedermann  ausjführbar  ist.  Wir  können 
dem  allerdings  nicht  widersprechen  und 
gesteben  zu,  dass  derartige  Arbeiten  nur 
von  geübten  Analytikern  ausgeführt  wer- 
den und  nicht  bei. jeder  Apotheken-Re- 
vision zur  Anwendung  kommen  können. 
Wenn  wir  uns  aber  erinnern,  dass  die 
Verhältnisse  bei  Opium  ganz  ebenso  liegen 
und  dass  man  andererseits  Chemikalien, 
welche  in  ihrer  therapeutischen  Bedeut- 
ung sehr  oft  hinter  den  Extracten  zurück- 
stehen, mit  grosser  Peinlichkeit  prüft, 
so  wird  nur  die  Sicherheit  der  Methode 
in  Betracht  kommen  können. 

Nar  reine  Chemikalien  zuzulassen,  ist 
gewiss  ein  hübsches  Ziel,  welches  sich 
unsere  Pharmakopoen  stecken;  als  un- 
genügend muss  es  dagegen  bezeichnet 
werden,  wenn  sie  sich  bei  den  Extracten 
mit  dem  Freisein  von  Kupfer  begnügen 
und  alles  Andere  als  selbstverständlich 
voraussetzen.  Die  Wissenschaft  giebt 
sicherlich  die  Mittel  an  die  Hand,  die 
pharmaceutischen  Präparate  ähnlich  wie 
die  chemischen  auf  die  hauptsächlichsten 
Bestandtheile  zu  untersuchen,  wenn  auch 
solche  Prüfungen  mühevoller  sind  und 
mehr  Geschicklichkeit  erfordern. 

In  unserem  Bestreben,  die  pharma- 
ceutischen Präparate  in  Bezug  auf  Con- 
trole  auf  eine  ähnliche  Stufe  wie  die 
Chemikalien  zu  bringen,  reebnen  wir  auf 
die  Unterstützung  und  Zustimmung  aller 
Apotheker. 

üeber  die  Zusammensetzung 

der  Pilulae  aloöticae  ferratae 

(Pilulae  Italicae  nigrae). 

.Italienische  Pillen,  entnommen  aus 
einem  Leipziger   pharmaceutischen   Ge- 


schäfte, wurden  mir  eingehändigt,  ihre 
Zusammensetzung  zu  prüfen,  da  ihre 
Wirkung  von  derjenigen  der  nach  Vor- 
schrift der  Pharmacopoea  Germanica  be- 
reiteten Pillen  anfallend  abweiche.  Von 
letzteren  genügten  seit  Jahren  z.  B. 
einem  Manne  2,  höchstens  3  Pillen,  um 
einen  normalen  starken  Stuhlgang  zu  er- 
zeugen, während  die  Leipziger  Pillen 
selbst  bei  doppelter  Anzahl,  sogar  auf 
einmal  genommen,  ohne  Wirkung  blieben. 
Diesen  Umstand  konnte  ich  auf  dem 
physiologischen  Wege  nur  constatiren, 
auch  die  chemische  Untersuchung  ergab 
ebenfalls  eine  auffallende  Differenz  und 
liess  die  Wahrnehmung  machen,  dass  in 
den  Leipziger  Pillen  nicht  die  officinelle 
Capaloe,  sondern  eine  Art  gewöhnlicher 
Sucotrina-Aloe  vertreten  sei.  Letztere 
liess  sich  theils  an  grösserer  Auflöslieh- 
keit  in  Wasser  und  an  dem  Gehalt  eines 
höchst  dunkelrothen  Farbstoffes  erkennen. 
Auch  das  Verhalten  sowohl  gegen  abso- 
luten Weingeist,  wie  gegen  Wasser  bei 
einer  Wärme  von  60  bis  70  o  C.  erwies 
sich  als  auffallend  entgegengesetzt  dem 
entsprechenden  Verhalten  der  officinellen 
Pillen. 

Mit  dieser  Mittheilung  erlaube  ich  mir 
daran  zu  erinnern,  nur  die  officinelle 
Cap-Aloe,  Aloe  lucida,  zu  den  ita- 
lienischen Pillen  zu  verwenden,  diese 
am  besten  mit  eigener  Hand  darzustellen 
oder  aus  einer  sicheren  (!)  Hand  zu 
entnehmen. 

Der  Uebersender  der  Pillen,  ein  Apo- 
theker, hatte  in  Folge  Abgabe  dieser 
Leipziger  Pillen  mehrere  unangenehme 
Auftritte  mit  seinen  Kunden  durchzu- 
machen. Wahrscheinlich  hatte  der  eine 
Kunde  den  anderen  auf  den  Wirkungs- 
mangel dieser  Pillen  aufmerksam  ge- 
macht, doch  glaubte  der  Apotheker  im 
Rechte  zu  sein,  nur  gute  Pillen  abge- 
geben zu  haben,  da  er  dieselben  aus 
sehr  guter  Hand  bezogen  zu  haben 
glaubte. 

Es  liegt  auch  die  Wahrscheinlichkeit 
vor,  dass  der  Anfertiger  der  Pillen  die 
Absicht  hatte,  eine  sehr  gute  Aloe  zu 
denselben  zu  verwenden,  er  sich  jedoch 
in  der  Aloe -Art  irrte.  ^  ^^^^^ 


32 


Beobachtung  an  Spiritus  Sinapis. 

Von  Dr.  E.  Mylius. 

Bei  Gelegenheit  der  NeufuIIuDg  einer 
kleinen  Hausapotheke  fiel  mir  der  nur 
schwach  senfartige,  mehr  stinkend  lauch* 
artige  Geruch  eines  noch  vorhandenen 
Bückstandes  von  Spiritus  Sinapis  auf. 
Da  ich  mich  erinnerte,  an  älteren  Senf- 
spiritusproben schon  ähnlichen  Geruch 
wahrgenommen  zu  haben,  schien  mir  der 
Umstand  fiir  die  Praxis  insofern  interes- 
sant, als  er  auf  Veränderungen  im  Senf- 
spiritus schliessen  und  dessen  unbegrenzte 
Haltbarkeit  zweifelhaft  scheinen  liess.  In 
der  That  gab  dieser  Best  Spiritus  Sina- 
pis beim  Abdampfen  unter  der  Luft- 
pumpe neben  Schwefelsäure  einen  öligen 


Bückstand,  der,  bis  zur  Verflüchtigung 
noch  vorhandenen  Senföls  schwach  er- 
wärmt, einen  laucharti^en  Geruch  und 
etwas  lauchartig  scharen,  dabei  anis- 
artigen Geschmack  besass,  nicht  erstarrte 
und  bei  stärkerem  Erhitzen  sich  rauchend 
verflüchtigte.  Es  war  seinen  Eigen- 
schaften   nach    halbgeschwefeltes 

Allylurethan    CS  j^^^Hs-H  ^^Iches 

demnach  sich  nicht  nur  beim  Erhitzen 
von  Alkohol  mit  Senföl  auf  110®,  son- 
dern schon  bei  gewöhnlicher  Tempera- 
tur im  Laufe  der  Zeit  bildet.  Für  die 
Praxis  dürfte  sich  daraus  der  Schluss 
ergeben,  dass  man  vom  Spiritus  Sinapis 
nicht  überflüssig  grosse  Vorräthe  halten 
sollte. 


Outtaperchamull. 

Herr  Apotheker  Hellwig  in  Berlin  sendet 
nns  als  Nenheit  eine  Probe  seines  Gatt apercba- 
muUs,  ein-  und  zweiseitig  gestrichen.  Nach 
von  anderer  Seite  uns  zugegangenen  Mit- 
theilungen ist  dieser  Guttaperchamull  von 
Beiersdorf  zuerst  hergestellt  worden.  Ist 
also  das  vorliegende  Fabrikat  auch  nicht  als 
ganz  neu  anzusehen ,  so  ist  es  doch  jeden- 
\  falls  werth ,  in  weiteren  Kreisen  bekannt 
zu  werden.  Es  repräsentirt  ein  auf  hydro- 
philen VerbandstofiF aufgewalztes  Guttapercha- 
papier und  dürfte  vielfach  mit  Freuden  he- 
grüsst  werden,  da  es  dauerhafter  und  schmieg- 
samer ist  als  das  Guttaperchapapier  selber, 
also  die  Yortheile  desselben  besitzt,  ohne 
dessen  bekannte  Nachtheile  zu  haben.  Ins- 
besondere die  leichte  Auf  bewahrbarkeit  und 
die  Billigkeit  dürften  diesem  neuen  Verband- 
mittel bald  manche  Freunde  erwerben. 

—di, 

Oleum  cinereum. 

Dieses  in  neuerer  Zeit  in  Form  hjpoderma- 
tischer  Einspritzungen  gegen  Syphilis  mit 
Erfolg  angewandte  Oel  ist ,  wie  leicht  zu  er- 
klären, eine  Quecksilber-Extinction.  Zu  dem 
Zwecke  werden  gleiche  Theile  Fett  und 
Quecksilber  verrieben  bis  zur  vollständigen 
Eztinction;  dann  wird  sehr  allmälig  fettes 
Oel,  und  zwar  so  lange  zugesetzt,  bis  das 
dickflüssige  Gemisch  einen  Gehalt  von  20pCr. 


]IIi§cellen. 

oder,  wenn  man  lieher  will,  von  lOpCt.  hat. 
—  Nach  Prof.  Dr.  Lang  soll  dieses  Oleum 
cinereum  (Hydrargyri),  in  Dosen  von  0,1  bis 
0,2  ccm  täglich  oder  zwei  täglich  subcutan 
injicirt,  ein  ziemlich  rasches  Verschwinden 
syphilitischer  Symptone  bewirken,  wesentlich 
rascher  als  nach  anderen  Behandlungs- 
methoden. Diese  Injection  soll  sehr  g^t  von 
dem  Patienten  vertragen  werden;  sie  soll 
indessen  an  solchen  Stellen,  die  früher  jodirt 
waren  ,  möglichst  nicht  applicirt  werden ,  um 
die  Bildung  von  Jodquecksilber  auszu- 
schliessen.  Deutsch.  Med,  Zeit. 


Salbenbl&ttchen. 

In  England  wird  jetzt  eine  neue  Salben - 
form  benutzt,  deren  feste  Basis  aus  einem 
Gemenge  von  Cacaobutter,  Wachs  und  Oel 
oder  Lanolin  besteht  und  welche  in  Gestalt 
kleiner  runder  Plättchen  direct  auf  diejenigen 
Körperstellen ,  woselbst  die  Einwirkung  des 
in  den  Scheibchen  enthaltenen  medicamen- 
tösen  Stoffes  nöthig  ist,  gelegt  werden.  Wird 
über  eine  solche  Stelle  Heftpflaster  gelegt^  so 
haben  wir  damit  ein  Mittel  in  der  Hand,  um 
bei  gewissen  Krankheiten  der  Haut  das  Medi- 
cament  längere  Zeit  wirken  lassen  zu  können, 
da  die  Blatt chen  nur  sehr  langsam  schmelzen. 
Insbesondere  bei  Verwendung  von  Chrysarobin 
wird  diese  Salbenform  sehr  empfohlen. 

Tktreh  Zeüsckr,  d,  Oest,  ApoiJi,  -  Ver, 


33 


Cocainwolle. 

K.  Edler  empfiehlt  in  Folge  der  so  viel* 
seitigen  Änveiidiing  des  Cocains,  dieses  zur 
bequemeren  Dosirung  in  Charpiebanmwolle 
absorbirt  zu  verabreicben.  Er  scblSgt  folgende 
Znbereitangen  vor,  za  denen  eine  3proc. 
Cocainlosang  zn  verwenden  ist. 

Ein&che  Cocainwolle.  1  Tbeil  Cbarpie- 
banmwollo  wird  mit  1  Tbeil  einer  3proc. 
Cocainlosang  getränkt  und  getrocknet. 

Cocainwolle  mit  Morphin  (gegen  Zahn- 
schmerz and  Ohrenreissen).  30  g  Charpie- 
banmwoUe  werden  getrankt  mit  30  g  einer 
3proc.  Cocainsolntion,  in  welcher  0,7  g  Mor- 
phinanlfat  gelöst  wurden. 

Borsaare  Cocajfiiwolle  (gegen  Brandwunden). 
30  g  2proc.  Cocainwolle,  1,9  g  Borsäure,  4  g 
Gljcerin,  1,2  g  Carbolsäure,  30  g  Charpie- 
baumwoUe.  Die  Borsäure  wird  in  Glycerin 
und  in  der  Cocainsolntion  gelöst,  die  Carbol- 
säure zngefttgt  und  die  Wolle  nun  getränkt. 
Durch  Zeitschr.  d.  Gest.  Apoih.-  Ver. 


BiecliBalz. 

Biechsalz  kann  leicht  ex  tempore  dargestellt 
werden,  wenn  man  2  Tb.  grob  gepulvertes 
Ammon.  hjdrocblorat.  mit  1  Th.  Kalium 
carbon.  pur.  mengt,  das  Biechfläschchen  da- 
mit nahezu  fallt  und  die  Oberfläche  mit  Watte 
fest  bedeckt.  Auf  diese  tröpfelt  man  ein  he* 
liebiges  Parfüm,  am  besten  eine  alkoholische 
Lösung  Ton  Heliotropin  und  schliesst  dann 
das  Flaschchen  mit  gutem  Glasstöpsel. 

Amerik.  Pharm.  Rundechau, 


Alkaloidd  in  altem  Mehl. 

Bäüaud  hat  aus  altem  Mehl  (Termuthlich 
als  Zersetsungsproduet«  des  Klebers)  alkaloid- 
artige  Körper  extrahirt  durch  Extraction  der 
nicht  getrockneten  Mehle  mit  kochendem 
Aether,  und  Behandeln  des  Aetherextractions- 
rnckstandos  mit  etwas  saarem  Wasser.  Diese 
Flfissigkeit  giebt  Alkaloidreactionen.  Schon 
bei  1  Jahr  altem  Mehl  sind  diese  Reactionen 
zu  erhalten,  mit  2  bis  3  Jahr  altem  Mehl 
sehr  deutlich.  s. 

Arehiv€8  de  Pharmacie  1886,  254. 


far  Eisenindustrie  „Iron*'  unter  anderem 
Folgendes :  Der  Mensch  besteht  aas  13  Grund- 
stoffen, Yon  denen  5  gasformig  und  8  fest  sind. 
Der  Hauptbestandtheil  ist  Sauerstoff.  Ein 
Normalmensch    ron   70  kg  Gewicht  enthält 

44  kg  Sauerstoff,  welche  unter  gewöhnlichen 
Verhältnissen  einen  Raum  Ton  28  cbm  ein- 
nehmen wärden.  Femer  birgt  besagter 
Mensch  6  kg  Wasserstoff,  welche  in  freiem 
Zustande  einen  Raum  yon  80  cbm  fällen 
würden.  Die  drei  übrigen  Gase  sind  Stick- 
stoff (1,72  kg),  Chlor  (0,8  kg)  und  Fluor 
(0,1  kg).  An  festen  Stoffen  enthält  der  Nor- 
malmensch 12  kg  Kohlenstoff,  800  g  Phos- 
phor, 100  g  Schwefel,  1750  g  Calcium,  80  g 
Kalium,  70  g  Natrium,  50  g  Magnesium  und 

45  g  Eisen.  Edelmetalle  birgt  der  mensch- 
liche Körper  nicht. 

Ihtrch  med.'ühir.  Bundschau, 


Chemische  Zusammeiuietzung 
des  Menschen. 

lieber    die   chemische   Zusammensetzung 
des  Menaehen  bringt  das  englische  Journal 


üeber  die  Bedeutong  der 
Pflanzendnnen. 

Yon  Professor  Dr.  Fram  wm  Höhnd  in  Wien. 

Eine  Handelswaare  yon  steigender  Bedeut- 
ung ,  welche  als  Polstermaterial  und  aur  An- 
fertigung von  Putzgegenständen  in  den  Tro* 
penländern  schon  längst  angewendet  wird, 
sind  die  Pfianzendunen,  welche  im  Verkehre 
unter  den  verschiedensten  Namen  vorkom- 
men. Sehr  gebräuchlich  sind  die  Ausdrucke: 
Kapok,  Simool,  Bandoe,  Bandoekapok,  femer 
deutsch  :Ceibawolle,WoUbaumwolle,  Bombaz- 
wolle ;  französisch :  idridon  vegetaHe,  duvel, 
caton  soyeuXy  ouatte  vegiiale;  englisch:  atSk- 
coUcn,  simool  cotton,  vegetable  wool,  tree- 
cotton,  ratßCoUon.  Die  Kapokwolle  ist  ent- 
schieden das  beste  pflanzliche  Stopf-  oder 
Polstermaterial  und  stehen  die  besseren  Sor- 
ten den  echten  Dunen  an  Elasticität  und 
Leichtigkeit  nicht  viel  nach,  wovon  ich  mich 
durch  einige  Versuche  iiberzeugte.  Der 
Werth  der  Kapokfaser  ist  aber  auch  schon  in 
einigen  aussertropischen  Ländern  zu  voller 
Würdigung  gelangt ,  so  namentlieh  in  Hol- 
land und  Südaustralien. 

Die  KapokwoUe  besteht  aus  0,5  bis  2  cm 
langen,  seidenartig  glänzenden  Fasern  von 
gelblich  weisser  bis  brauner  Farbe.  Vermöge 
ihres  Qlanzes,  ihrer  Kurze  und  Färbung 
unterscheidet  sie  sich  leicht  von  der  Baum- 
wolle. Die  sichere  Unterscheidung  beider  ist 
deshalb  von  Wichtigkeit,  weil  nicht  nur  ver- 
suchsweise Kapok  zusammen  mit  Baumwolle 
versponnen  wurde,  sondern  auch  umgekehrt 


34 


Banmwollabfdlle  schon  als  VerfaUchuDg  Ton 
Kapok  vorkommen.  Allein  während  sich  die 
Eapokfaser  (wegen  ihrer  Steifheit  und  Kürze) 
kanm  zum  Verspinnen  eignet,  ist  auch  die 
Baumwolle  als  Polstermatenal  nicht  verwend- 
bar. Es  geht- dies  schon  daraus  hervor,  dass 
letztere  bei  gleicher  Pressung  ein  mehr  als 
dreimal  so  grosses  Volumengewicht  hat  als 
die  Kapokfaser ;  sie  ist  eben  zu  wenig  steif 
und  elastisch. 

Dass  die  Kapokfaser  bedeutend  billiger  zu 
stehen  kommt,  als  die  thierischen  Polster- 
materialien, ist  naturlich.  Der  Preis  wechselt 
je  nach  Güte  und  Reinheit  für  das  Kilogramm 
etwa  von  1/2  bis  2  Jf. 

'  Die  Kapokwolle  kommt  hauptsächlich  aus 
Java,  Indien  und  Ceylon.  In  Java  ist  die 
Kapokerzeugung  schon  in  eine  Art  System 
gebracht  und  wird  gegenwärtig  aus  Java  nur 
gereinigte  Waare,  und  zwar  in  3  Nummern, 
versendet.  Nr.  1  ist  die  ,,  extra  reine, '^  Nr.  2 
die  n best  gereinigte,*  Nr.  3  die  „gereinigte^ 
Waare.  Nr.  1  ist  ganz  reine,  samenfreie  Faser 
utid  wird  mittels  Maschinenarbeit  gewonnen ; 
Nr.  2  wird  durch  Handarbeit  gewonnen  und 
enthält  nur  einzelne  Samen,  während  Nr.  3 
reicher  an  solchen  ist  und  auch  noch  Knoten 
und  Fruchtschaltheile  enthält.  Die  maschi- 
nelle Reinigung  geschieht  in  den  sogenannten 
Kapokmühlen,  deren  es  auch  in  Australien 
schon  giebt. 

Die  Pflanzendunen  stammen  von  den 
Früchten  einiger  Wollbäume  oder  Bomba- 
oeen ,  und  zwar  von  den  vier  Gattungen : 
Bombax,  Eriodendron,  Ochrama  und  Chori» 
sia.  Ein  ähnliches  Produet  liefert  auch 
Coehlospermum  Qossypium  in  Indien,  eine 
Pflanze  zweifelhafter  Stellung,  welche  bald 
zu  den  Bombaceon,  bald  zu  den  Bizaceen 
oder  Temströmiaceen  gerechnet  wird. 

Die  wichtigste  Stammart  ist  Eriodendron 
anfractuosum  2>.  C,  ein  Baum,  welcher  in 
verschiedenen  Varietäten  fast  in  der  ganzen 
Tropen  weit  theils  wild ,  theils.  als  Zierbaum 
gepflanzt  vorkommt. .  Bombax  Ceiba  und 
Ji^dphyllüm  sind  amerikanische  Kapok- 
bäume. In  Westindien  liefert  Ochroma  La- 
gapus  Sto. .  ein  ähnliches  Produet.  Bambckc 
guinense  und  malabaricufn  sind  afirikantsche 
Vertreter;  letztere  Art  kommt  auch  in  Ost- 
indien vor. 

Die  Angaben  in  der  Literatur  über  die 
Natur  der  Kapokwolle  sind  nicht  richtig; 
denn  das  in  Rede  stehende  Produet  ist  nicht, 


wie  die  Baumwolle,  das  Samenhaar  und  auch 
nicht  ausschliesslich  das  Fruchthaar  der 
Wollbäume. 

Mikroskopisch  lassen  sich  die  Kapokfasem 
nicht  nur  leicht  von  den  übrigen  Fasern, 
namentlich  der  Baumwolle  und  den  Pflanzen - 
seiden ,  unterscheiden ,  sondern  auch  theil- 
weise  unter  einander. 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  die 
Wollbäume  überhaupt  zu  den  technisch 
interessantesten  Gewächsen  der  Tropen  ge- 
hören. Der  Bast  dient  in  den  Tropen  statt 
Hanf.  Die  Samen,  welche  bei  der  Reinigung 
der  Wolle  abfallen ,  haben  einen  ähnlichen 
Werth  zur  Oelfabrikation,  wie  die  Baumwoll- 
samen, das  leichte  Holz  wird  als  Korkholz 
ausgenützt,  und  es  ist  immerhin  möglich, 
dass  die  Kapokwolle  auch  als  Textilfaser 
späterhin  Anwendung  finden  könnte. 

Dingl.  pölyl,  Joum. 


ie  Thamasschlacke. 

In  einem  zu  Celle  gehaltenen  Vortrag  be- 
schreibt der  Gommerzienrath  Meyer,  Director  der 
Ilseder  Hütte,  den  Entphosphorungsprozess  wie 
folgt:  ^^Das  zu  entphosphomde  ^heisen  wird 
zuerst  sehr  heiss  eingeschmolzen,  dann  in  ein 
sich  um  seine  Axe  drehendes  Geföss,  den  Con- 
vertor,  geleitet,  welches  mit  einer  basischen 
feuerfesten  Masse  ausgefüttert  ist.  Der  Converter 
hat  einen  ei^enthümiich  durchlöcherten  Boden, 
welcher  durch  eine  Rohrleitung  niit  einer  kräf- 
tigen Gebläsemaschine  in  Verbindung  steht.  Für 
den  Prozess  wird  in  den  Convertor  zunächst 
ganz  frisch  gebrannter  Kalk  gegeben,  dessen  Ge- 
wichts verhä^tniss  sich  nach  dem  Phosphorgehalt 
des  Roheisens  richtet,  in  der  Re^el  16  bis  m 
Pfund  auf  1  Centner  Roheisen,  dann  wird  der 
Convertor  gedreht,  so  dass  die  obere  Mündung 
und  der  Boden  in  einer  Horizontale  liegen,  das 
flüssige  Roheisen  hineingeleitet,  dann  die  Ge- 
blfisemaschine  in  Betrieb  gebracht  und  nunmehr 
dem  Convertor  eine  vertikale  Stellung  gegeben. 
Der  Luftdruck,  den  die  Gebläsemaschine  ausübt, 
muss  stark  genug  sein,  um  das  Eintreten  des 
sehr  dünnflüssigen  Eisens  in  die  Lücher  des 
Bodens  zu  verhindern  und  um  den  Widerstand 
der  schweren  flüssigen  Masse  gegen  das  Durch- 
strömen der  Luft  übenvinden  zu  können.  Bei 
der  hohen  Temperatur  des  Eisenbades  verbrennt 
die  durchströmende  Luft  nun  zunächst  die  iin 
Eisen  befindlichen  anderen  fremden  KOrper,  na- 
mentlich den  Kohlenstoff,  und  erst,  nachdem 
dieser  verbrannt  ist,  den  Phosphor,  und  zwar 
mit  solcher  Vehemenz,  dass  die  Temperatur  der 
Schmelzmassen  um  600  bis  iXlO^.  erhöht  wird, 
so  dass  auch  der  zugegebene  Kalk  in  Fluss  ge- 
räth  und  sich  mit  dem  Verbrennungsprodukt 
des  Phosphors,  der  Phosphors&ure,  zu  phosphor- 
saurem Kalk  verbindet,  welcher  als  Schlacke 
obenauf  schwimmt.    Durch  diesen  Prozess  wird 


35 


der  Phosphor  fast  ganz  beseitigt,  so  dass  z.  B. 
in  der  Peiner  Hfltte,  welche  ein  Roheisen  mit 
3  pCt.  Phosphor  verarbeitet,  im  fertigen  Pro- 
dukt nicht  mehr  als  0,04  bis  0,06  Phosphor  ent- 
halten ist,  so  dass  also  ca.  98  pCt.  des  Phosphors 
entfernt  werden.  Nach  Beendigane  des  Prozesses 
wird  die  obenanfschwimmende  Schlacke,  welche 
den  phosphorsanren  Kalk  enthält»  in  einen 
Wagen  ^gössen  nnd  nach  dessen  Entfernung 
das  flüssige  gereinip;te  Eisen  in  eine  Giesspfanne 
gegeben  und  in  eme  besondere  GiesshaUe  ge- 
bracht. Die  Blasezeit,  d.  h.  der  eigentliche 
Prozess,  währt  ca.  15  Minuten,  und  die  Dauer 
aller  Manipulationen  einer  Charge  45  bis  50  Mi- 
nuten, so  dass  in  der  Schicht  bei  guten  Be- 
triebsemrichtongen  14  bis  15  Chargen  Terblasen 
werden  kennen.  In  Peine  besteht  Jede  Charge 
aus  ca.  190  Centner  Eisen,  und  der  Kalkzuschlag 
beträgt  pro  Charge  ea.  36  Centner.  Die  Schlacke, 
welche  nach  dem  Erkalten  eine  feste  Masse 
bildet,  zerfiült  nach  einiger  Zeit  an  der  Luft 
und  Usst  sich  dann  leichter  zerkleinern, 'als  in 


frischem  Zustande."  —  Es  werden  in  Deutsch- 
land jetzt  monatlich  ca.  1  Million  Centner  Boh-k 
eisen  nach  obigem  Verfahren  veredelt.  Dies 
Eisen  dürfte  einen  durchschnittlichen  Phosphor- 
gehalt von  2i/i  pCt.  haben,  demnach  kann  man 
Ö>.  den  Gewinn  an  abfallendem  Phosphor  pro 
onat  auf  20000  Centner  oder  ca.  45000  Centner 
Phosphorsäure  schätzen.  Da  die  Thomasschlacke 
mit  ca.  18  bis  21  pCt.,  durchnittlich  20  pCt., 
Phosphorsäure  eewonnen  wird,  entspricht  dies 
einer  JahresproCmktion  von  2  Millionen  700000 
Centner  Schlacke.  —  Rechnen  wir  den  Durch- 
schnittsgehalt einer  Eömeremte  pro  Morgen  auf 
10  Phosphorsäure  (hoch  angenonunen),  so  reicht 
die  Thomasschlacke  zum  Ersatz  der  Phosphor- 
säure auf  5Vi  Millionen  Morgen  Halmfrüchte. 
Es  wird  jedoch  erst  Vs  ^^^  zur  Entphosphorung 
geeigneten  Roheisens  Deutschlands  entphosphort 
—  so  dass  nach  allgemeiner  Einführung  des 
Verfahrens  16 Vi  Millionen  Morgen  Halmfrüchte 
versorgt  werden  können. 

Zeitschr.  d,  landw.  Centr.-  F.  1886, 12, 


r-  r*  '^  '•* 


r    ^  ^\.r  .  t 


Offene  CorrespoBdesB. 


G»  tu  B«  Als  Bestandtheile  des  Pinguin, 
spedfisches  Heilmittel  gegen  Tuberkulose  von 
Cr.  Marpmanny  werden  m  einer  Zeitungsreclame 
angegeben:  Leberthran,  Peptone,  Pancreaspro- 
ducte,  Alantol,  Alantsäure,  Clsaurer  Kalk,  phos- 
phorsaurer  Kalk,  Taurocholsäure,  Salze  etc.  Preis 
pro  Flasche  IJf  60^.  (Taxwerth).  Sie  sehen 
hieraus,  dass  es  gar  nicht  leicht  ist,  ein  Heil- 
mittel gegen  Tuberkulose  zu  construiren;  wer 
weiss,  was  noch  hinter  dem  etc.  sich  verbirgt 
ond  wieviel  etc.  in  dem  Pinguin  enthalten  ist. 
Nach  Angabe  der  Annonce  ist  das  Pinguin  zum 
Patent  angemeldet.  Abgesehen  davon,  dass 
Hedicaxnente  bekuintlich  nicht  patentfähig  sind, 
sondern  nur  das  Verfahren  ihrer  Darstellung, 
ist  aufrichtig  zu  hoffen,  dass  das  Verfahren  zur 
Darstellung  des  Pinguins  nicht  patentirt  werden 
mOge.  Neu  ist  übngens  ein  derartiges  mixtuni 
compositum  keineswegs.  Vergleichen  sie  ge- 
fälligst Pharm.  Centrsüh.  äS»  Sd2,  woselbst  sie 
dieselben  Medicamente  als  Bestandtheile  für 
einige  amerikanische  Geheimmittel  ebenfalls  an- 
g^eben  finden.  Ob  der  Erfinder  des  Pinguin 
mit  dem  Autor  der  Schriften:  Allgemeine  Be- 
trachtungen über  Spaltpilz-Infectionskrankheiten, 
SpedeUe  Vntersucnungen  über  Tuberkulose 
und  deren  Heilung,  sowie:  Die  S^alt^ilze 
von  Marpnumn  identisch  ist,  wissen  wir  nicht, 
möchten  es  aber  kaum  glauben. 

ifagfui.  F.  J.  in  T.  (Rumänien).  Für  Ihre 
Zwecke  dürften  sich  empfehlen:  mediew,  An- 
leitung zur  qualitativen  und  quantitativen  Ana- 
lyse; Behrens,  Hülfsbuch  für  mikroskopische 
Untersuchungen ;  Flüekiger  und  Tsehirch,  Grund- 
riss  der  Pharmakognosie. 

W»  B.  in  W«  Die  Beantwortung  Ihrer  An- 
fragen beb'eflend  die  Prüfung  des  Cocains  mit 
^hwefelsänre  nnd  mit  Kaliumpermanganat 
finden  Sie  im  vor.  Jahrg.  unsr.  Bl.  S.  140flg. 

L,  S*  in T.  Mit  Roncocain  wird  ein  Hau- 
delsproduct  des  Grossbandeis  bezeichnet,  welches 
UT  Beindarstellang  des  Cocains  nach  Europa 


importirt  wird.  Wie  zu  erwarten  war,  ist  die 
Darstellung  des  Cocains  in  dem  Heimathlande 
der  Coca  m  die  Hand  genommen  und  werden 
also  in  Zukunft  ein  grosser  Theil  der  Fracht- 
spesen für  dieses  Präparat  gespart  werden.  Die 
Einfahr  nach  Hamburg  an  Cocablftttem  betrug 
übrigens,  wie  wir  erfahren,  im  Jahre  1886  noch 
88,000  Kilo.  Es  sollen  dagegen  von  mehreren 
deutschen  Finnen  Abschlüsse  erfolgt  sein,  dem- 
zufolge dieselben  in  Zukunft  nur  noch  das  peru- 
vianische  Rohcocain  in  Verwendung  nehmen 
wollen.  Der  Preis  für  Rohcocain  in  Hamburg 
betrug  zuletzt  etwa  80  Pf.  per  Gramm. 

Apoth.  H«  in  B.  Um  Schmutzwässer  längere 
Zeit  so  aufzubewahren,  dass  dieselben  analysirt 
werden  können,  also  ihr  Gehalt  an  Ammoniak, 
Salpetersäure,  organischer  Substanz  u.  s.  w.  sich 
nicht  verändert  nat ,  empfiehlt  sich  Chloro- 
form. Dasselbe  hebt  die  Selbstreinigung 
der  Wässer  vollständig  auf.  Die  ebengenannto 
Selbstreinigung  geschieht  nach  j^mt^'s  Ver- 
suchen ausschfiesslich  durch  die  Thätigkeit  von 
Mikroorganismen  und  wird  durch  Einwirkung 
von  Luftsauerstoff  durchaus  nicht  begünstigt. 
Es  scheint  aber  doch  gar  nicht  unmöglich,  dass 
das  Chloroform  sich  hierbei  zersetzt  und  die 
Menge  der  durch  Silber  fällbaren  Chlorverbind- 
ungen vermehrt. 

Apoth,  Dr,  K«  in  A.  Vergl.  Sie  über  Ne- 
rolin  gef.  Ph.  C.  26,  509,  nach  neueren  An- 
gaben ist  dasselbe  der  Methyläther  des  Naphtols. 

Apoth.  N.  in  F.  (Finnland).  Ein  Lanolimen- 
tum  antirheumaticum  werden  Sie  leicht  com- 
poniren  können,  wenn  Sie  in  einer  der  Vor- 
schriften^  die  für  ünguenta  zu  dem  gedachten 
Zwecke  ja  reichlich  vorhanden  sind,  das  Fett 
durch  Lanolin  ersetzen,  entsprechend  den  Ph. 
C.  26,  596  hierüber  aufgestellten  Grundsätzen. 

Fragen: 

Was  ist  Diamant-  oder  Grillenpuder? 
Wer  liefert  Maschinen  zur  Herstellung  von 
Medicinaloblaten  ? 


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mati,  Zinci  etc., 
lJDg;neiitDni  boricum,  carbolisat.,  Hydrarg.,  Ichthyoli,  Jodoformü,  Besorcini. 

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lagei  bei  den  Herren:  Dr.  BrnnDengraeber-BoBtot^k;  Fr.  8ebaefer' DarniBtadt;  Henn 
nnd  Kittler,  ütraasborg;  M.  Claude.  MetK;  Kahle  .  K6nlgsber^ ;  Andrae  •  Frankfurt ; 
PeU-Scbfiobanm;  fifldiiiKeD-Frankfnrt';  Richard  Jacobf-Elberffld;  W.  äHet«wHambBrK ; 
I>r.  Unrer-WOnborgi  8<'bDelder  &  Gotirrled-CasBel;  tlebr.  Edner>HBtrdbbDrr}  Ra4lMier- 
Pvsei}  J.  A.  Hieniano  Je  Comp.'Hombnrg  und  PdlkiiD-Apotheke  in  Stettin. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschlands 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heransgegeben  tod 

Dr.  Herrn  ftnn  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 


EiBcheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Bnehhandel 

vierteljährlich  2  Mark.    Bd  Znsendnng  unter  Streifband  2,60  Mark.    Einiehie  Nunmem 

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Wiederholungen  Rabatt 
Anfragen,  Aufträge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  £.  G  ei  ssler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M'L 


Berlin,  den  27.  Januar  1887.    Äil  j1^ 

■       ■  ■       .     ■    ■       -  .  .^       — I  ,  ,  ...         ■  ■  : 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jaihrgang. 

Inhalt:  CMMile  bb4  PlumB«ele:  NeaM  pbamiAeeatlscbM  AUnnal.  -^  Mlttbailnnffen  ans  dem  phAnB«6«nU«ob6a 
Laboratoriam  der  technitohen  Hoohsehule  In  BrsQiieohweig:  30.  Ueber  den  Nachweis  der  Carbelslnre.  31.  Nonnal- 
losangen  für  die  Bestimmtinc  der  Carbolsinre  al«  Trlbrompbenol.  —  Die  Löavng  der  Cbininprttfüngifhiffe.  — 
Myristica  offlcinalis.  —  Llterfttsr  ud  Kritik«  —  Mlseelleai  Berstellnng  soharfer  Hektographen -AbsOffe.  —  Be- 
fümmnng  des  speciflicben  OewIehU  leicht  löslicher  Snbstansen.  —  Tiegel  and  Schalen  ans  nSckel.  —  Salzgehalt 

der  Seelnft  —  Geheimmittel.  —  Offene  CorrcspOBdeas*  —  Imself ea« 

.Ur~^j=       II     II  aaaaga      ■■    '"  erssssass  ••         —  ••  ■  i,         ■  ■»*■    "---aciss^j s — r-;--7T   r  r  n. 

Cbemle  nnd  Ptaarmaclee 


Ifenes  pharmacentischeB  MannaL 

Von  Eugen  JDieterich. 
(Fortsetzung.) 

Nachdruck  untersagt. 

Unguentmii  extensam. 

Steatinmn.    Salbenmull. 

Der  «Salbenmnll^y  d.h.  ein  unappre- 
tirter,  mit  Salbenmasse  gefüllter  Mull,  ent- 
stand Tor  ungefähr  zehn  Jahren ,  indem  der 
bekannte  Dermatologe  Unna  in  Gemeinschaft 
mit  dem  Apotheker  Dr.  Mielck  in  Hamburg 
die  Idee 9  Salben,  ähnlich  wie  Pflaster,  auf 
Stoffe  zu  streichen,  ausführte. 

Die  Anwendung  besteht  darin ,  dass  der 
Mull  aufgelegt,  mit  Ceresin  -  Seidenpapier 
isolirt  und  mit  Binden  oder  sonstwie  be- 
festigt wird.  Die  Besorption  der  Salbe  geht 
auf  diese  Weise  ganz  von  selbst  und  gleich- 
massiger  yon  statten,  als  dies  durch  Ein- 
reiben erzielt  werden  kann. 

Um  Salbenmnlle  schön  gleichmässig  zu 
fabriciren,  sind  grössere  maschinelle  Ein- 
richtungen nothwendig;  kleinere  Quantitäten 
lassen  sich  aber  auch  in  folgender  Weise  gut 
kerstellen : 


Man  nässt  ein  entsprechend  grosses  Stfick 
Pergamentpapier,  legt  dasselbe  auf  eine 
gleichmässig  glatte  Tischfläche ,  streicht  mit 
einem  Tuche  glatt  und  trocknet  hierbei  alles 
überflässige  Wasser  ab. 

Man  befestigt  nun  das  zn  füllende  Stuck 
Mull  mit  Copirzwecken  auf  dem  Pergament- 
papier und  streicht  die  Salbenmasse,  die 
halb  erkaltet  sein  muss ,  mit  einem  minde- 
stens 75  mm  breiten  Borstenpinsel  so  gleich- 
mässig, als  dies  möglich  ist,  auf. 

Wenn  alle  Masse  aufgetragen  ist,  glättet 
man  mit  zwei  elastischen  Pflasterspateln, 
die  man  durch  Eintauchen  in  heisses  Wasser 
erhitzt  und,  um  keine  Zeit  zu  verlieren, 
wechselt.  Natürlich  muss  das  anhängende 
Wasser  vor  dem  Glätten  abgewischt  werden. 

Sobald  man  eine  glatte  Fläche  erzielt  zu 
haben  glaubt,  entfernt  man  die  Copirzwecken, 
wickelt  das  eine  Mull -Ende  um  ein  gerades 
Stück  Holz  oder  Lineal  und  zieht  den  Salben- 
mull vom  Pergamentpapier  ab.  Man  hängt 
nun  in  kühlem  Baum  über  eine  Schnur,  be- 
legt mit  Geresin- Seidenpapier  und  rollt  auf. 

Bei  einiger  Geschicklichkeit  erzielt  man 
auf  diese  Weise  eben  so  schöne  Salbenmulle, 
wie  man  seiner  Zeit  Sparadrape  von  grosser 


38 


Gleichmtoigkeii  mit  der  Hand  zu  «treichen 
im  Stande  war. 

Da  die  Herstellung  der  Terscbiedenen 
Massen  sehr  einfach  ist,  werde  ich  bei  den 
Vorschriften  nur  die  Ingredienzen  aufführen. 

Ung^entam  Bismathi  exteHSam« 

10  pCt. 

Wismat  -  SalbenmoU. 

70,0  Sebi  benzoinati, 

S0,0  Adipis     n 

10,0  Biamuti  snbnitrici. 

ÜDgaentain  boricam  extensnm. 

10  pCt. 

Bor-Salbenmall. 

70,0  Sebi  benzoinati, 

20,0  Adipis      ^ 

10,0  Aeidi  borici  pulv. 

Ungnentaiii  earbolisatam  extensom« 

10  pGt 

Carbol  -  SalbenmaU. 

90,0  Sebi  benzoinati, 
10,0  Acidi  carbolici. 

Itagnentiini  Ceniasae  extensun. 

30  pGt. 

Bleiweiss  -  SalbenmnlL 

60,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Adipis     „ 
S0,0  Cerussae. 

Ungnentam  Chrysarobini  extensam« 

10  pa 

Chxysarobin  -  ßalbenmnll . 

70,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Adipis     n 
10,0  Chrysarobini. 

Ungnentum  dlaehylon  exteusam. 

Hebra's  Salbenmoll.    Bleipflaster -Salbenmnll. 

50,0  Emplastri  Lithargyri, 
30,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Adipis     . 

Ungaentum  dlachylon  bHlttmlciiin 

extensnm« 

10  pa. 

Balsamischer  Bleipflsster-SalbenmolL 


60,0  Emplastri  Litbi 
80^  Sebi  benzoimUi, 


10,0  Adipis  benzoiaati, 
10,0  Baisami  Pera?iani. 

IJQgiieAtiiai  diachyloB  borieam 
extensnm. 

lOpGt 

Bor-Bleipflaster  -SalbenmaU. 

60,0  Emplastri  Lithargyri, 
20,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Adipis      » 
10,0  Acidi  borici  pulv. 

Ungnentam  diachylon  earboÜMtnm 

extensnnL 

10  pOt. 

Carbol  •  Bleipflaster  -  Salbenmoll. 

60,0  Emplastri  Lithargyri, 
80,0  Sebi  benzoinati, 
10,0  Adipis     , 
10,0  Acidi  carbolici. 

Ungnentam  diachylon  pieeatnm 
extensnm« 

10  pCt. 

Theer  -  Bleipflaster  -  Salbenmnll. 

60,0  Emplastri  Lithargyri, 

80,0  Sebi  benzoinati, 

10,0  Adipis     » 

10,0  Picis  liqoidae. 

Ungaentnm  Hydrargyri  praeclpitati 
albi  extensnm. 

10  pOt 

Weisser  Pracipitat-SalhenmalL 

70,0  Sebi  benzoinati, 

20,0  Adipis     » 

10,0  Hydrargyri  praecipitati  albi. 

Ungnentnm  Hydrargyri  blchloratt 

extensnm. 

0,2  pOt 

Sublimat- Salbenmnll.    0,2  pCt 

90,0  Sebi  benzoinati, 

6,0  Adipis     « 

0,2  Hydrargyri  bichlorati, 

6,0  Spiritos. 

Ungnentnm  Hydrargyri  blchtorati 

extensnm. 

1  pCt 

Snblunat  -  Salbenmnll.    1  pCt. 

86,0  Sebi  benzoinati,  * 
6,0  Adipis     p 


dd 


1,0  Hydrarjjyri  biclilorati, 
9,0  Spiritus. 

Viiguentiiiii  Hyärargyri  elnerenm 

extensam, 

20  pCt. 

Grauer  Qaeckrilber-Salbennnll. 

60,0  Ungoenti  Hydrargyri  dnerei, 
40,0  Sebi  benzoinati. 

UDguentam  Hydrargyri  einerenni 
earbolisatam  extensam. 

20 : 5  pCt- 

Carbol  •  Quecksilber-  SalbenmiilL 

60,0  Un^aenti  Hydrargyri  cinerei, 
35,0  Sebi  benzoinati, 
5,0  Acidi  carbolici. 

Ungoentain  Hydrargyri  mbrum 
extenrain« 

io  pCt. 

Rother  Prftcipitat-SalbeniDnll. 

80,0  Sebi  benzoinati, 

10,0  Adipis     „ 

10,0  Hydrargyri  oxydali  rubri. 

Uoguentam  lehthyoli  extensom. 

10  pCt 

Ichthyol  -Sftlbenmiill. 

80,0  Sebi  benzoinati, 

10,0  Adipis     n 

10,0  Ammonii  sulfo -ichthyolici. 

Uagnentam  Jodoformii  extensani. 

5  pCt 

Jodofonn  -  Salbenmiill.    5  pCi 

85,0  Sebi  benzoinati, 
10,0  Adipis     ^ 
5,0  Jodoformii. 

Ungaentaiii  Jodoformii  extensnn« 

10  pCt 

Jodoform  •  Salbenmiill.    10  pGi 

75,0  Sebi  benzoinati, 
15,0  Adipis     9 
10,0  Jodoformii. 

Ungaentam  Jodoll  extenram« 

10  pGL 
Jodol-Salbemirall. 

76,0  SeU  benzoinati, 
15,0  Adipfis     „ 
10,0  Jodali. 


ViigiieiifQin  KalM  JödatL 

10  pCt. 

Jodkaliöm  •  SalbenmuU. 

70,0  Sebi  benzoinati, 

5,0  Adipis     „ 
10,0  Kam  jodati, 

1,0  Natrii  subsolfarosi, 

5,0  Aqoae  destillatae^ 

9,0  Glycerini. 

Ungaentiim  Kreosoti  saUcylatnm. 

20 :  10  pGt 

Kreo9ot  -  Sallcjl  -  Salbenmall. 

65,0  Sebi  benzoina^, 
5,0  Gerae  flavae, 
10,0  Acidi  salicylici, 
20,0  Kreosoti. 

Ungaentam  Kinii  rubri  eirtenanm. 

25  pCt 

Rother  Mennig -'SalbenmalL 

64,0  Sebi  benzoinati, 

10,0  Adipis     « 

1,0  Can^pborae^ 

25,0  Minii  praepairati. 

Ungaontaiii  pleeatam  exttii«««. 

10  pCt 

Theer  -  Salbenmoll. 

85,0  Sebi  benzoinati, 
10,0  Picis  liqaidae(OI.  Bosci,  cadin.), 
5,0  Gerae  flavae. 

Ungaentam  PlomM  extenaam. 

Blei  •  Salbenmull. 

80,0  Sebi  benzoinati, 
4,0  Adipis      4 
8,0  Glycerini, 
8,0  Liquoris  Plumbi  subacetici. 

Ungaentam  Plambl  jodati  extensam« 

10  pGt 

Jodblei  -  Salbenmull. 

70,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Adipis     „ 
10,0  Plumbi  jodati. 

Ungaontam  Resoreiäi  extenaam, 

10  pGt 

R^sorcin  -Salbenmnll. 

70,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Adipis     , 
10,0  Besorcitti. 


40 


Ungiientaiii  Mlieylatam  extensam. 

10  pCt 

Salicyl-Salbenmiill.    10  pCt 

80,0  Sebi  benzoinati, 
10,0  Adipis     „ 
10,0  Acidi  salicylici. 

Ungaentum  salieylatam  extensam« 

20pCt. 

SaUcyl-Salbenmall.    20pGt, 

65,0  Sebi  benzoinati, 
15,0  Adipis     ,1 
20,0  Acidi  salicyliei. 

Ungnentam  saponatam  extensnm. 

10  pCt. 

Kaliseife  -  Salbcnmall. 

80,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Saponis  kalini. 

Ungaentam  Thymoli  extensnm. 

5  pCt 

Thymol  -  Salbenmall. 

85,0  Sebi  benzoinati, 
10,0  Adipis     ri 
5,0  Thymoli. 

Ungnentnm  Wilklnsonli  extensnm. 

Wilkinson  -  Salbenmnll. 

12,5  Salfuris  sublimati, 

7,5  Gretae  praeparatae, 
15,0  Olei  Busci, 
30,0  Sebi  benzoinati, 

5,0  Cerae  flavae, 
80,0  Saponis  kalini. 

Ungnentnm  Zinci  extensnm. 

10  pCt. 

Zlnk-Salbemnull. 

70,0  Sebi  benzoinati, 
20,0  Adipis      „ 
10,0  Zinci  oxydati. 

Ungnentnm  Zinci  earbollsatnm 
extensnm. 

:10:5  pCt. 

Carbol  -  Zink  -  Salbenmall. 

70,0  Sebi  benzoinati, 
15,0  Adipis     ri 
5,0  Acidi  carbolici, 
10,0  Zinci  oxydati. 


Ungnentnm  Zinci  lehthyolatnm 
extensnm. 

ää  10  pCt. 

Icbthyol  -  Zink  -  Salbenmall. 

70,0  Sebi  benzoinati, 

10,0  Adipis     „ 

10,0  Ichthyoli, 

10,0  Zinci  oxydati. 

Ungnentnm  Zinci  salicylatnm 
extensnm. 

10:5  pCt. 
Salicyl  -  Zink  -  Salbenmall. 

70,0  Sebi  benzoinati, 
15,0  Adipis      n 
5,0  Acidi  salicylici, 
10,0  Zinci  oxydati. 


Mittheilnngen  aus  dem  pharma- 

centischen  Laboratorium  der 
technischen  Hochschule  in  Braun- 
schweig. 

Von  H.  Beckurts, 

30..  Ueber  den  Nachweis  der  Carbol- 

sänre  bei  gerichtlich  -  chemischen 

Untersnchnngen. 

Es  ist  bekannt,  dass  ftkr  vieley  nament- 
lich organische  Gifte  die  Methoden  zum 
qualitativen  Nachweis  bei  gerichtlich- 
chemischen Untersuchungen  noch  ver- 
besserungsbedürftig sind,  in  noch  weit 
höherem  Grade  ist  dieses  bei  den  Me- 
thoden, welche  zur  quantitativen  Ab- 
scheidung des  qualitativ  erkannten  Giftes 
dienen,  der  Fall. 

Gelegentlich  der  Anstellung  der  in  der 
Nummer  52  dieser  Zeitschrift  vom  Jahre 
1886  beschriebenen  Versuche  über  die 
quantitative  Bestimmung  der  Carbolsäure 
habe  ich  mich  auch  mit  dem  Nachweis 
derselben  bei  toxikologischen  Untersuch- 
ungen beschäftigt. 

Seitdem  Carbolsäure  zu  therapeutischen 
und  hygienischen  Zwecken  vielfach  An- 
wendung findet,  sind  Vergiftungen  durch 
die  Säure  sowohl  nach  äusserlicher  vv^ie 
innerlicher  Anwendung  sehr  häufig  be^^ 
obachtet  worden.  In  Folge  dessen  hat 
der  Nachweis  derselben  f&r  den  mit 
gerichtlich -chemischen .  Untersuchungen 


41 


sich  beschäftigenden  Chemiker  ein  nicht 
geringes  Interesse.  Da  Phenol  aber, 
wie  wir  schon  lange  wissen,  in  geringer 
Menge*)  im  menschlichen  Harn  vor- 
kommt und  wie  neuere  Arbeiten  von 
Baumann  und  Brieger**)  gelehrt  haben, 
Phenol   nebst  seinen  Homologen  in  weit 

f'össerer  Menge  bei  der  Fäulniss  von 
iweisskörpern  sich  bildet,  so  dürfte  es 
bei  der  Untersuchung  faulender  Organe 
in  den  seltensten  Fällen  genügen,  einfach 
qualitativ  die  Anwesenheit  von  Phenol 
darznthun,  vielmehr  erforderlich  sein,  die 
Menge  des  vorhandenen  Phenols  quan- 
titativ zu  bestimmen.  In  allen  Fällen 
wo  solches  nicht  möglich  ist,  wird  es 
nieht  gestattet  sein,  aus  einer  Anzahl 
qualitativer  Beaetionen  einen  Schluss 
auf  eine  Carbolsäurevergiftung  zu  ziehen. 

Zur  Isolirung  des  Phenols  bei  gericht- 
lich -  chemischen  Untersuchungen  sind 
mehrere  Wege  bekannt  geworden. 

Nach  Jacqitemtn  soll  man  die  Organe 
mit  schwefelsäurehaltigem  Wasser  mehr- 
mals extrahiren,  die  durch  Eindunsten 
der  wässrigen  Auszüge  erhaltenen  Ex- 
tracte  mit  dem  gleichen  Volum  90proc. 
Alkohols  behandeln,  filtriren,  die  Säure 
mit  Natriumcarbonat  abstumpfen,  ein- 
dunsten  und  mit  Aether  ausschütteln, 
welcher  letztere  beim  Verdunsten  das 
Phenol  hinterlassen  soll.  Diese  Methode 
wird  von  Dragendorff  neben  einer 
Destillationsmethode  empfohlen.  Nach 
letzterer  sollen  die  Organe  nach  dem  Zusatz 
von  Schwefelsäure  oder  Phosphorsäare 
der  Destillation  unterworfen  und  aus  dem 
Destillat  durch  Ausschütteln  mit  Aether 
oder  Petroleumäther  f)  das  Phenol  isolirt 
werden.  Der  Verdunstungsrückstand 
bildet  eine  farblose  bis  bräunliche  dick- 
liche Flüssigkeit,  welche  in  Wasser  auf- 
genommen und  nach  Beseitigung  sich 
etwa  nicht  lösender  Antheile  durch  die 


*)  Die  von  eiDem  Menschen  bei  gemischter 
Nahrung  tSglich  abgesonderte  Phenolmenge 
^oU  0,015  g  betragen. 

**)  Baumann  erhielt  aus  100  g  Pankreas  und 
1^  g  nassem  Fibrin  bei  sechs  Tage  anhaltender 
Fäulniss  0,0208  bis  0,022g  Phenol;  BHeger 
erhielt  ans  einer  Leber  von  2000  g  Gewicht 
0,72  g  Phenol  bei  sechstägiger  Fäulniss  mit 
Panbeas  nnd  Schlammferment. 

t)  IHe  LOslichkeit  des  Phenols  in  Petrolenm- 
ither  ist  nur  eine  sehr  geringe. 


für  Phenol  charakteristischen  Beaetionen 
als  solches  erkannt  werden  kann.  Wie 
schon  C.  Bischoff  bemerkt  hat,  eignen 
sich  beide  Methoden  nicht  zur  quantita- 
tiven Bestimmung  des  Phenols,  weil  bei 
der  Methode  von  Jacquemin  sich  beim 
Eindampfen  der  wässrigen  oder  alkoho- 
lischen Lösungen  merklich  Phenol  ver- 
flüchtigt und  bei  dem  späteren  Aus- 
schütteln mit  Aether  sowohl  bei  dieser 
Methode,  wie  der  von  Dragendorff  vor- 
geschlagenen es  nicht  gelingt,  sämmt- 
liches  Pnenol  der  wässrigen  Lösung  durch 
Aether  zu  entziehen. 

Neuerdings  wird  von  Dragendorff 
das  Ausschüttelungsverfahren  namentlich 
zum  Nachweise  sehr  kleiner  Mengen 
Phenol  in  folgender  Form  wieder  em- 
pfohlen. 

Die  betreffenden  Organe,  Speisemisch- 
ungen  etc.  werden  mit  96  procent.  Alkohol 
gemischt  und  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure versetzt.  Nach  24stüDdiger  Macera- 
tion  wird  filtrirt,  der  Alkohol  bei  mög- 
lichst niederer  Temperatur  und  Luft- 
verdünnung (circa  400  bis  500  mm 
Manometerstand)  abdestillirt,  der  wäss- 
rige  Bückstand  nochmals  filtrirt,  einmal 
mit  wenig  Petroleumäther  zur  Beseitig- 
ung von  Fett  ausgeschüttelt,  dann  nach 
der  Abscheidung  des  Petroleuraäthers 
mehrmals  mit  Benzin  behandelt  und  die 
völlig  klaren  wasserfreien  Benzinauszüge 
verdunstet.  Es  gelang  ihm,  aus  100  ecm 
Mischung  von  Blut  und  Speisebrei, 
welche  nur  0.001  g  Phenol  enthielten, 
Phenol  noch  in  solcher  Menge  zu  iso- 
liren,  dass  die  wichtigeren  Beaetionen 
gelangen. 

Eine  quantitative  Abseheidung  des 
Phenols  ist  nach  dieser  Methode,  meinen 
Versuchen  zu  Folge,  abgesehen  von  den 
schon  angeführten  Umständen,  schon  aus 
dem  Grunde  nicht  möglich,  weil  es  nicht 
gelingt,  aus  Organen  durch  Extraction 
mit  angesäuertem  Alkohol  sämmtliches 
Phenol  zu  gewinnen.  In  einem  Ver- 
buche ,  bei  welchem  200  g  zerkleinerte 
Leber  mit  1  g  Phenol  innig  gemischt 
wurden,  konnte  aus  dem  Bückstande  von 
der  Extraction  noch  0,2068  g  Phenol, 
also  20,6  pCt.  der  ursprünglich  vor- 
handenen Menge  nach  der  gleich  zu  be- 
schreibenden Destillationsmethode  isolirt 


42 


werden.  Deshalb  wird  sie  bei  foren- 
sischen Untersuchungen  Anwendung 
nicht  finden  können. 

Der  empfehlenswerthe  Weg  zur  Isolir- 
ung  der  Oarbolsäure  besteht  in  der  von 
LandoU  zuerst  angegebenen  Destillation 
der  Üntersuchungs-Objeete  mit  Wasser- 
dämpfen und  der  Fällung  des  Phenols 
aus   dem   Destillate   in   Form   von  Tri- 
bromphenol.       Die     zerkleinerten ,    mit 
Wasser   verdünnten    und   mit  Schwefel- 
säure    oder     Weinsäure     angesäuerten 
übjecte     werden    mittelst    Durchleitens 
eines  Wasserdampfstromes  der  Destillation 
unterworfen.       Der    Wasserdampfstrom 
wird  nach  C,  Bischoff  zweckmässig  durch 
das   zum   Sieden   erhitzte   Gemisch   der 
Organe  mit  den  gleichen  Gewichtsmengen 
einer  2proc.  Schwefelsäure  geleitet  und 
die  Destillation  so  lange  fortgesetzt,  bis 
in  den  übergehenden   Antheilen  Brom- 
wasser  keinen    Niederschlag    mehr    er- 
zeugt.   Die  quantitative  Bestimmung  des 
Phenols  im  Destillate  darf  nicht  durch 
Zusatz  von  überschüssigem  Bromwasser 
und  Wägen  des  abgeschiedenen  Nieder- 
schlages geschehen,   weil  dieser   neben 
Tribromphenol  stets  Tribromphenolbrom 
enthält.    Sie  muss  vielmehr  in  der  von 
mir  in  der  Arbeit  über  die  Bestimmung 
der  Oarbolsäure  als  Tribromphenol  ein- 
gehend   beschriebenen    Weise    mittelst 
Vioo    N.  -  Kaliumbromat-   und    V»oo   N.- 
Kaliumbromid -Lösung  und  Umwandlung 
der  Bromanalyse  in  eine  Jodanalyse  aus- 
geführt werden.    Da  aber  zweckmässig 
nur   solche   Lösungen,    welche   0,3   bis 
1  g   Phenol    im    Liter   enthalten ,    nach 
dieser  Methode  titrirt  werden,  so  muss 
mit  dem  Destillate,  welches,  falls  es  un- 
gelöstes Phenol  enthält,  sofort  bis   zur 
Lösung   desselben    mit  Wasser   zu  ver- 
dünnen ist,  erst  eine  vorläufige  Bestimm- 
ung ausgeführt  werden,  von  deren  Aus- 
fall es  abhängt,  ob  das  Destillat  vor  der 
eigentlichen    Bestimmung    mit    Wasser 
verdünnt   werden   muss.     Solches   muss 
geschehen ,   wenn  zur  Bindung  des  aus 
je  öOccm    der  V>"o    N.  -  Kaliumbromat- 
und   Vi«»   N.  -  Kaliumbromidlösung   frei 
gemachten  Broms  weniger  als  46,9  ccm 
verbraucht  werden.    (Von  einer  Carbol- 
Säurelösung  1 :  1000  werden  genau  46,9 
ccm  zur  Bindung  des  Broms  verbraucht.) 


Durch  die  folgenden  Versuche  wurde 
die  mich  interessirende  Frage  entschieden, 
wie  viel  Procent  des  ursprünglich  vor- 
handenen Phenols  sich  aus  Organen  und 
Speisegemischen  auf  dem  angegebenen 
Wege  isoliren  Hessen. 

In  diesen  Versuchen  wurden  Speisen, 
Fleisch,  Organe,  Blut  mit  bestimmten 
Mengen  Phenol  vermischt  und  die  Phenol 
haltigen  Massen  sodann  der  Destillation 
unterworfen.  Diese  wurde  solange  fort- 
gesetzt, bis  eine  Probe  des  Destillates 
durch  Bromwasser  nicht  mehr  getrübt 
wurde. 

L  100  g  Bier  wurden  nach  dem  An- 
säuern mit  Schwefelsäure  mit  0,2  g  Phenol 
gemischt  und  im  Dampfstrom  destillirt. 
Nachdem  250  ccm  abdestillirt,  trübten 
sich  die  weiteren  Antheile  des  Destillates 
durch  Bromwasser  nicht  mehr. 

Gefunden  wurde  im  Destillate  0,171  g= 
85,5  pCt.  des  zugefügten  Phenols. 

IL  120  g  Milch  wurden  mit  0,2  Phenol 
vermischt,  mit  Schwefelsäure  angesäuert 
und  im  Dampfstrom  destillirt.  Nachdem 
250  ccm  abdestillirt  waren ,  enthielt  der 
Nachlauf  kein  Phenol  mehr. 

Gefunden  wurde  im  Destillate  0,1702 
=  85,1  pCt.  des  zugefügten  Phenols. 

III.  100  g  eines  Gemisches  von  Bier 
und  saurer  Milch  wurden  mit  1  g  Phenol 
und  Schwefelsäure  gemischt  und  destillirt. 
Nachdem  500  ccm  abdestillirt  waren,  ent- 
hielt der  Nachlauf  kein  Phenol  mehr. 

Gefunden  wurden  0,9  g  =  90  pCt.  des 
zugefügten  Phenols. 

IV.  100  g  Fleisch  wurden  nach  dem 
Ansäuern  mit  Schwefelsäure  mit  0,2  g 
Phenol  gemischt  und  im  Dampfbade 
destillirt.  Abdestillirt  mussten  250  com 
werden. 

Gefunden  wurden  0,1922  g  =  96  pCt. 
des  zugefügten  Phenols. 

V.  100  g  Brod,  welche  0,3  g  Phenol 
enthielten,  wurden  mit  der  gleichen 
Menge  2  proc.  Schwefelsäure  gemischt 
und  im  Dampfstrome  destillirt.  Nach- 
dem 250  ccm  abdestillirt  waren,  ent- 
hielten die  übergehenden  Antheile  kein 
Phenol  mehr. 

Gefunden  wurden  0,2726  g  =  90,8  pCt. 
des  zugefügten  Phenols. 

VI.  200  g  saure  Milch  und  Brod  wur- 
den mit  0,18  g  Phenol  versetzt,  mit  der 


43 


gleichen  Menge  2proc.  Schwefelsäure 
vermischt  und  im  Dampfstrome  destillirt. 
Nachdem  400  ccm  abdestiliirt  waren, 
enthielten  die  folgenden  Antheile  des 
Destillates  kein  Phenol  mehr. 

Gefunden  wurden  0,1656  g  =  92  pCt. 
des  zugefügten  Phenols. 

VII.  100  g  Milz  wurden  fein  zer- 
schnitten mit  0,5  g  Phenol  vermischt  und 
nach  dem  Vermischen  mit  2proc.  Schwefel- 
säure im  Dampfstrome  destillirt.  Nach- 
dem 600  ccm  abdestiliirt  waren ,  ent- 
hielten die  übergehenden  Antheile  kein 
Phenol  mehr. 

Gefunden  wurden  0,4658  g=93,16pCt. 
des  zugefügten  Phenols. 

VIII.  100  g  Blut  wurden  mit  0,5  g 
Phenol  vermischt,  das  gleiche  Volumen 
2proc.  Schwefelsäure  zugefügt  und  im 
Dampfstrome  destillirt. 

Abdestiliirt  mussten  700  ccm  werden, 
in  welchen  gefunden  wurden  0.4625  g 
=  92,5  pCt,  des  zugefügten  Phenols. 

Die  Versuche,  welchen  ich  noch  eine 
Anzahl  anderer  anreihen  könnte,  er- 
geben ,  dass  85  bis  96  pGt.  des  Speise- 
gemisehen,  Fleisch,  Blut  beigemischten 
Phenols  sich  durch  die  Destillations- 
methode  wieder  gewinnen  lassen,  wenn 
die  organischen  Gemische  bald  nach 
dem  Zusatz  des  Phenols,  jedenfalls  vor 
eingetretener  Fäulniss,  der  Untersuchung 
unterworfen  werden.  Wie  grosse  An- 
theile des  Phenols  sich  aus  Organen 
nach  letal  verlaufener  Vergiftung  auf 
diesem  Wege  isoliren  lassen,  müssen 
Mitiheilungen  aus  der  Praxis  ergeben. 
Zur  Zeit  liegen  über  die  Quantitäten  des 
aus  Organen  isplirten  Phenols  und  über 
die  Vertheilung  desselben  in  den  einzelnen 
Organen  nach  einer  Vergiftung  nur  Mit- 
theilungen von  Fleck  und  Bischoff  vor, 
^ber  nur  in  zwei  von  den  angeführten 
Fällen  ist  die  den  Tod  veranlasste  Dosis 
Carbolsäure  bekannt.  Die  Mittheilung 
solcher  Untersuchungen  ist  ebenso  werth- 
Toü,  vne  die  Anstauung  von  Versuchen 
über  die  bei  der  Fäulniss  entstehenden 
Phenolmengen.  Da  nach  den  Angaben 
von  Baumann  die  Menge  des  sich  bei 
4er  Fäulniss  bildenden  Phenols  bei  fort- 
schreitender Fäulniss  wieder  abnimmt, 
so  ist,  worauf  schon  Bischoff  aufmerk- 


sam gemacht  hat,  nicht  ausgeschlossen, 
dass  das  aus  einer  Vergiftung  stammende, 
dem  Körper  einverleibte  Phenol  ganz 
oder  theilweise  verschwinden  kann, 
üeber  diesbezügliche  Versuche  werde 
ich  demnächst  berichten. 

Literatur.  J<icqmmin,  Joutb.  de  pharm, 
et  de  chim.  T.  19,  S.  105;  G.  Dragendorff,  Ge- 
richtlisch-chemische  Ermittelang  von  Giften,  1. 
und  2.  Auflage;  Beiträge  zur  gerichtlichen 
Chemie,  Pharm.  Zeitschnft  far  Rassland  1886, 
Nr.  21,  S.  324;  C.  Bisehoff,  Vertheilung  der 
Carholsfture  im  Organismus  hei  akuter  Vergift- 
ung, B.  d.  d.  ehem.  Gesellschaft,  XXI,  S.  1339; 
Baumann,  Zeitschrift  f.  phys.  Chemie,  I,  61; 
L,  Brieger,  Zeitschrift  f.  phys.  Chemie,  III, 
139;  Fkck,  Repert.  d.  anal  Chemie,  I,  295. 


31.  Normallosangen  für  die  Bestimm- 
ung der  Carbolsänre  als  Tribrom- 

phenol. 

Zur  Bereitung  der  von  Seubert  vor- 
geschlagenen V>  ^  N.  -  Kaliumbromat- 
lösung  und  V^oo  N.-EaIiumbromidi<^sung 
müssen  vollkommen  reine  Salze  benutzt 
werden,  wenn  die  Lösungen  ohne  Prüf- 
ung als  richtig  angesehen  werden  sollen. 
Die  im  Handel  befindlichen  Präparate 
besitzen  nicht  immer  die  dazu  erforder- 
liche Beinheit<.  Beine  Salze  sind  aber 
auch  zur  Bestimmung  der  Carbolsäure 
durchaus  nicht  erforderlich,  Geissler^), 
Vidpius^),  Koster^),  A.  Schock*),  Jassoy^) 
u.  A.  haben  sich  über  die  zweckmässigste 
Bereitung  dieser  Lösungen  mehr  oder 
minder  ausführlich  geäussert.  In  ein- 
fachster Weise  habe  ich  stets  mit  aus 
unreinen  Salzen  bereiteten  Lösungen 
richtige  Bestimmungen  ausführen  können,  . 
wenn  nach  der  Vorschrift  Geissler's  der 
Wirkungswerth  beider  Bromsalzlösungen 
zuvor  ermittelt  wurde.  Man  mischt 
gleiche  Baumtheile  beider  Lösungen, 
lässt  das  durch  Schwefelsäure  aus  dieser 
Mischung  frei  gemachte  Brom  auf  Jod- 
kalium einwirken  und  misst  die  Menge 
des  sich  ausscheidenden  Jods  mittelst 
Vio  N.  -  Natriumthiosulfat. 


')  Grundriss    der    pharm aceu tischen    Maass- 
analyse. 

«)  Archiv  der  Pharmacie  (3)  XXI,  S.  186. 

3)  Pharm.  Zeitung  1883,  Nr.  45.  S.  366. 

*)  Pharm.  Zeitung  1883,  Nr.  86. 

»)  Archiv  der  Pharmacie  (3)  XXII,  S.  613. 


44 


1  ccm  V»o  N.-Natriumthiosulfat  ist  = 
0,0127  g  Jod=  0,0080  Brom  =  0,0015666 
Phenol. 

Man  erfuhrt  mithin  durch  Multipli- 
cation  der  zur  Bindung  des  Jods  ge- 
brauchten Anzahl  Cubikcentimeter  V^o 
N.-Natriumthiosulfat  mit  0,0015666  die 
Menge  des  Phenols,  welche  von  dem 
aus  den  angewandten  Quantitäten  Brom- 
salzlösungen durch  Schwefelsäure  frei 
gemachten  Brom  zu  Tribromphenol  ge- 
bunden werden,  d.  i.  der  Wirkungswerth 
der  Bromsalzlösungen. 

Die  Lösung   der   Chininprüfangs- 

frage. 

Von  Dr.  G.  Vulpius, 

Seit  zum  letzten  Male  in  diesen  Blättern 
über  die  in  stets  neuem  Gewände  auf- 
tauchenden Vorschläge  zur  Prüfung  des 
Handelschininsulfates  berichtet  wurde,  sind 
neben  einer  Beihe  weniger  wichtiger 
Beiträge  zu  dieser  Sache  wieder  vier 
bedeutendere  Publicationen  erfolgt,  von 
denen  die  jüngste  in  den  nächsten  Wochen 
erst  zur  Ausgabe  gelangt,  durch  gütige 
briefliche  Mittheilung  des  Herrn  Ver- 
fassers mir  aber  schon  seit  einiger  Zeit 
ihrem  Inhalte  nach  bekannt  war,  so  dass 
Versuche  danach  gemacht  werden  konnten. 
Doch  verfahren  wir  chronologisch! 

Noch  im  December  des  vorigen  Jahres 
veröflFentlichte  Hesse  im  „Pharmaceutical 
Journal"  einen  auch  als  Separatabdruck 
versandten  Artikel  über  den  „Cincho- 
nidingehalt  im  Ghininsulfat  des  Handels/ 
Diese  auf  einem  reichen  Versuchsmaterial 
basirende  Erörterung  der  brennenden 
Frage  hat  in  der  Hauptsache  einen  pole- 
mischen und  negativen  Charakter.  Sie 
weist  einerseits  auf  die  sowohl  der  opti- 
schen, wie  auch  der  Bisulfat-  und  Chromat- 
proben  anhaftenden,  übrigens  längst  ein- 
geräumten Schwächen  hin  und  betont, 
dass  speciell  de  Vrij  eigentlich  kaum 
das  Eecht  zusteht,  gegen  jede  Verun- 
reinigung des  Chinins  so  schneidig  vor- 
zugehen, da  er  selbst  ja  früher  ein  Ge- 
misch der  Chinaalkaloide  unter  dein  Namen 
„Quinetum"  angelegentlich  als  billigen 
Eisatz  des  Chinins  für  therapeutische 
Zwecke  empfohlen  habe.  Hesse  übersieht 
dabei   in   der   Hitze  des  Gefechts,   dass 


jenes  Quinetum  als  das  empfohlen  wurde, 
was  es  war,  als  Rohalkaloid,  während 
man  allerdings  von  einem  Präparate, 
welches  als  Chininsulfat  in  die  Welt 
geht,  wenigstens  verlangen  darf,  dass 
Nebenalkaloide  nur  in  bescheidenem  Um- 
fange sich  darin  vorfinden. 

Um  so    interessanter  ist  die  Angabe 
von  Hesse,  dass  die  bei  der  Ziemer'schen, 
jEK^^e'schen ,    wie   Bisulfatprobe    des 
Chinins  erhaltenen  kritischen  Ausscheir 
düngen  keineswegs,  wie  man  bisher  an- 
nahm, reines  Cinchonidin  seien,  sondern 
dass  vielmehr  diese  Ervstalle  eine  nach 
der   Formel    C20H24N2O2.  2C19H22N2  O 
zusammengesetzte  Verbindung  darstellen, 
also  aus  2  Mol.  oder  64,5  Procent  Cin- 
chonidin und  1  Mol.  oder  35,5  Procent 
Chinin  bestehen.     Sind  diese   Angaben 
richtig,  wofür  der  Name  des  Autors  doch 
jede  Garantie  bietet,  so  mussten  selbst- 
redend die  seitherigen  quantitativen  Schätz- 
ungen  der  Verunreinigung   des  Chinins 
mit  Cinchonidin  um  ein  Drittel  zu  hoch 
ausgefallen  sein,  und  auch  bei  der  Bi- 
chromatprobe  würde  dieser  Umstand  nicht 
ohne  Einfluss  auf  die  Bechnung  geblieben 
sein.    So  kann  es  denn  nicht  befremden, 
dass  Hesse  auf  Grund  des  beschriebenen 
Umstandes  den  neuen  Literaturangaben 
über  die  beobachtete  Höhe  des  Cincho- 
nidingehaltes      im     Handelschininsulfat 
Werth  und  Geltung  bestreitet.   Uebrigens 
tritt  er  gleichwohl  für  Gestattung  eines 
Cinchonidingehaltes  bis  zu  4  Procent  aus 
ökonomischen   Erwägungen   warm    ein, 
ein  Standpunkt,  welchen  natürlich  weder 
Pharmakopoe  noch   Apotheker    zu    den. 
ihrigen  machen  dürfen,  und  zwar  um  so 
weniger,  als  eine  Reihe  deutscher  Fabri« 
kanten  die  Forderung  höherer  Beinheit 
als    leicht    und   ohne   s^hr    erheblichen 
Preisaufschlag  erfüllbar  erklärt,  wie   de 
Vrij  in  einer  Sitzung  der  Pariser  Aca- 
demie  de  Mödecine  zur  Ehre  der  deut- 
schen   chemischen    Industrie    öffentlich, 
constatirte. 

Seine  Chromatprobe  nahm  de  Vrij 
in  der  „Nieuw  Tijdschrift  voor  de  Phar- 
macie"  unter  Nr.  54  seiner  chinologischen 
Studien  gegen  einzelne,  ungenügend  be- 
gründete Vorwürfe  nachdrücklich  in  Schutz 
und  gleichzeitig  brachte  er  an  derselben 
laut  brieflicher  Mittheilung  die  Aender- 


45 


ung  an,  dass  zur  Verhütung  einer  Ver- 
wechslung der  beim  Erkalten  der  ein- 
geengten Mutterlauge  von  Ghininehromat 


Cinchonin  unbedingt,  zu  dem  von  Cin- 
chonidin  dann  empfiehlt,  wenn  man  eine 
Gegenprobe  mit  chemisch  reinem  Chinin- 


sich mitunter  ausscheidenden  kleinen  sulfat  anstellt  und  vergleicht,  wo  dann 
Mengen  von  Ghininhydrat  mit  Ginchoni-  bei  sorgfältiger  Beobachtung  in  richtiger 
din  ein  Einengen  überhaupt  nicht  mehr  |  Beleuchtung  die  eingetretene  leichte 
stattfinden,  sondern  jene  Mutterlauge  nach  flockige  Trübung  sicher  wahrgenommen 
Zusatz  des  Tropfens  Natronlauge  einfach  '  werden  kann. 

in  einem  Kolben  im  Wasserbade  erwärmt '  Auch  de  Vrij  selbst  hat  eine  ähnliche 
werden  soll.  Enthält  das  Ghininsulfat  Modification  seiner  Ghromatprobe  erson- 
über  4  Procent  Ginchonidin ,  so  findet  nen  und  versucht.  Er  zerreibt  %  g  des 
schon  bei  40^,  wenn  2  Procent  vorhanden,  j  zu  prüfenden  Ghininsulfats  in  der  Beib- 
bei  25^  Trübung  der  Lauge  statt,  während  <  schale  unter  alUnäligem  Zusatz  von  200  g 
die  Flüssigkeit  auch  bei  Siedetemperatur  Wasser,  fügt  der  in  ein  Glas  gebrachten 
klar  beibt,  wenn  sie  frei  von  Ginchoni-  Mischung  eine  Lösung  von  0,5  g  reinem 


din  ist. 


gelben  Ealiumchromat  in  20  g  Wasser 


Schlickum  gebührt  das  Verdienst,  die  hinzu,  schüttelt  während  i^f  Minuten 
Ghromatprobe  von  de  Vrij  in  einer  Weise  ,  tüchtig  durch ,  wirft  den  Inhalt  auf  ein 
ausgestaltet  zu  haben,  welche  dieselbe ;  Filter  und  erhitzt  das  Filtrat,  selbstr 
eventuell  auch  für  Apothekenrevisionen '  redend  nach  vorherigem  Zusatz  von  eini- 
brauchbar  machen  würde,  da  sein  Vor-  gen  Tropfen  Natronlauge,  zum  Kochen 
schlag  die  Zeitdauer  sehr  verkürzt  und  i  und  lässt  erkalten,  wobei  reines  Ghinin 
die  Manipulation  vereinfacht  Derselbe  stets  eine  klare,  mit  Nebenalkaloiden  ver- 
lautet nach  der  schliesslich  angenommenen  |  unreinigtes  dagegen  eine  durch  Aus- 
Fassung in  Nr.  3  der  Pharm.  Zeitung '  Scheidungen  getrübte  Flüssigkeit  liefern 
dahin,  dass  man  im  Beagensglas  0,5g {soll.  Mischungen  von  Ghininsulfat  mit 
Ghininsulfat  mit  JOg  Wasser  zum  Sieden  2  pGt.  Nebenalkaloidsulfat  gaben  mir  bei 
erhitzt,  alsdann  0,15  g  geriebenes  Kalium-  genauer  Beobachtung  obiger  Vorschrift 
Chromat  zusetzt,  unter  öfterem  Schütteln  und  obgleich  ich  auf  0^  erkalten  liess, 
4  Stunden  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nur  bei  Ginohoningehalt  ein  vorzügliches, 
stehen    lässt,    nltrirt    und    dem   Filtrat  dagegen   für  Ginchonidin  und  Ghinidin 


einen  Tropfen  Natronlauge  hinzufügt. 
Hierdurch  soll  weder  sofort,  noch  im 
Verlauf  einer  Stunde  eine  Ausscheidung 


zweifelhafl;e  Resultate,  so  dass  die  erzielte 
Vereinfachung  und  Abkürzung  der  Arbeit 
zu  thener  erkauft  scheint. 


erfolgen,  welche  nach  Schlickum  eintreten  Trotz  alledem  wäre  ich  aber  doch  ge- 
würde,  wenn  mehr  als  V2  Procent  Gin-  neigt,  der  von  Schäfer  ausgearbeiteten, 
chonin  und  mehr  als  1  Procent  Ghinidin- ,  auf  ähnlichem  Principe  fussendenOxal  at- 
oder  Ginchonidinsulfat  zugegen  ist.  probe  den  Vorzug  einzuräumen*).  Schon 

Beim  Untersuchen  von  Ghininmisch- 1  Shimoyama  hat  bei  seinen  Arbeiten  über 
ungen  mit  1  Procent  der  Sulfate  von  die  quantitative  Bestimmung  der  Ghina- 
Ginchonidin,  Ginchonin  und  Ghinidin  er-  j  alkaloide  sich  für  seine  Zwecke  der  ver- 
hielt ich  genau  nach  jener  Methode  schiedenen  Löslichkeit  ihrer  Oxalate  in 
arbeitend  bei  Ghinidin  durch  den  Natron- !  Wasser  bedient  und  auf  Grund  der  von 
Zusatz  sofort  eine  sehr  starke  Trübung, '  Hesse  angegebenen  Zahlen  seine  Methode 
bei  Ginchonin  nach  einigen  Minuten  eine  construirt.  Da  hiernach  das  Oxalat  des 
namhafte  Ausscheidung  von  Krystall-  Chinins  1030  Theile,  des  Ginchonidins 
flittern,  bei  Ginchonidin  dagegen  erst  im  '''"'  "^^  -^       ^      -r.u--_-.j-_-   -1-^  mu.-i. 

Verlauf  einer  Stunde  kleine  und  nur 
wenig  in*s  Auge  fallende  Flocken,  welche 
allerdings  etwas  deutlicher  wahrnehmbar 
waren,  wenn  man  den  Ginchonidingehalt 
auf  2  Procent  erhöhte.  Die  Ausführung 
dieser  Prüfung  ist  so  bequem,  dass  sie 
fiich   zum   Nachweis  von  Ghinidin  und 


250  Theile,  des  Ghinidins  150  Theile, 
des  Ginchonins  100  Theile  Wasser  von 
gewöhnlicher  Temperatur» zur  Lösung 
verlangen,  so  ist  es  unter  Berücksichtigung 

*)  Herr  Dr.  Schäfer  hat,  da  sich  der  Druck 
seiner  Abhandlung  im  Archiv  verzögert,  zu 
dieser  vorläufigen  Mittheilung  über  seine  Me- 
thode seine  Zustimmung  gegeben. 


46 


der  Lösliehkeitsverhältnisse  der  betreffen- 
den reinen  Älkaloide  einleuchtend,  dass 
zwar  schon  ungesättigte  Lösungen  der 
drei  letztgenannten  Oxalate  leicht,  da- 
gegen selbst  gesättigte  Lösungen  von 
Ghininoxalat  nicht  durch  Alkalien  gef&Ut 
werden.  Daraus  folgt,  das  eine  Lösung 
von  Chininsulfat  nach  dem  Fällen  mit 
einem  Al&alioxalat  ein  Filtrat  Uefert, 
welches  nur  dann  durch  Alkali  getrübt 
wird,  wenn  jenes  Sulfat  eine  bestimmte 
Menge  von  Nebenalkaloiden  enthielt. 

Man  kocht  nach  Schäfer  2  g  des  zu 
untersuchenden  Chininsulfats  mit  55  g 
Wasser  im  tarirten  Kölbchen  einige 
Minuten  lang,  setzt  dann  eine  Lösung 
von  0,5  g  neutralem  krystallisirten  Ealium- 
oxalat  in  5  g  Wasser  zu,  bringt  mit  Wasser 
das  Gesammtgewicht  auf  62,5  g,  lässt 
unter  zeitweiligem  Umschütteln  in  einem 
Wasserbade  von  20^  eine  halbe  Stunde 
lang  stehen,  bringt  auf  ein  Filter  und  ver- 
setzt 10  g  des  Filtrats  mit  1  Tropfen 
Natronlauge,  wodurch  weder  Trübung 
noch  sonst  irgend  welche  Ausscheidung 
erfolgen  soll 

In  der  That  blieb  bei  den  Versuchen, 
welche  ich  nach  diesem  Verfahren  mit 
chemisch  reinem  Chinin  ausführte,  die 
Flüssigkeit  absolut  klar,  trübte  sich  da- 
gegen nach  dem  Zusatz  des  Alkali  sofort 
stark,  wenn  auch  nur  ein  Procent  irgend 
eines  der  drei  Nebenalkaloide  dem  Chinin 
beigemischt  worden  war. 

Einen  geringeren  Gehalt  an  Neben- 
alkaloiden wird  man  wohl  in  der  pharma- 
ceutischen  Praxis  nie  nachweisen  wollen. 
Auf  der  anderen  Seite  hat  man  es  ganz 
in  der  Hand,  die  Probe  durch  Verminder- 
ung der  Sulfat-  oder  Erhöhung  der 
Wassermenge  weniger  scharf  zu  gestalten. 
Der  Hauptvortheil  dieser  Methode  liegt 
in  dem  Umstände,  dass  sie  sämmtliche 
Nebenalkaloide  annähernd  gleich  scharf, 
alle  aber  schon  in  sehr  kleinen  Mengen 
anzeigt.  Ihr  Nachtheil  besteht  in  der 
Nothwendigkeit,  mit  Uhr  und  Thermo- 
meter in  der  Hand  zu  arbeiten  und  ein 
neues  Beagens,  das  Ealiumoxalat,  ein- 
führen zu  müssen.  Beide  Methoden  sind 
auch  für  Chininhjdrochlorat  direct  brauch- 
bar. Für  Diejenigen,  welche  nach  der 
Oxalatmelhode  arbeiten  wollen,  sei  be- 
merkt, dass  man  nach  der  Fällung  mit 


Kaliumoxalat  am  besten  den  Inhalt  des 
Kölbchens  selbst  durch  einen  über  letz- 
teres geleiteten  Wasserstrahl  auf  20^  ab- 
kühlt und  dann  erst  in  das  Wasserbad 
von  20^  stellt,  da  sonst  leicht  die  Tempe- 
ratur im  Kölbchen  sich  höher  hält,  was 
mir  einige  Male  falsche  Besultate  gab. 

Die  früher  ausgesprochene  Erwartung, 
dass,  nachdem  de  Vrij  die  Chininfrage 
in  Fluss  gebracht,  befriedigende  Methoden 
zur  Prüfung  gefunden  würden,  hat  sich 
also  bewahrheitet.  Man  wird  die  Frage 
der  Prüfung  der  Chininsalze  des  Handels 
als  gelöst  betrachten  dürfen,  und  so  mögen 
denn  diese  heutigen  Zeilen  den  Schluss 
der  Beferate  über  diese  wichtige  Ange- 
legenheit bilden. 


Myristica  officinalis. 

In  den  Urwäldern  Brasiliens  wächst 
eine  Myristicee,  genannt  Myristica  offiei- 
nalis,  deren  Fett,  welches  aus  dem  Samen 
gepresst  wird,  für  pharmaceutische  Zwecke 
in  grosser  Menge  m  Brasilien  Verwendung 
findet  statt  des  bei  uns  gebräuchlichen, 
bekanntlich  von  einer  anderen  Myristica- 
Art  herstammenden  Ol.  Nucistae. 

Neulich  erhielt  ich  aus  der  Provinz 
St.  Catharina  von  einem  dortigen  deut- 
schen Oelfabrikanten  das  Oel,  Samen  und 
die  Presskuchen  von  Myristica  officinalis 
Übersand  t  und  gestatte  ich  mir  folgendes 
darüber  mitzutheilen.  Der  Samenkem 
ist  von  einer  braunen,  holzigen,  sehr 
spröden  Schale  umgeben,  welche  durch 
Zerdrücken  in  der  Hand  oder  mittelst 
Schälmaschinen  sich  sehr  leicht  von  dem 
Kern  trennen  lässt  Die  Samen  sind 
durchschnittlich  2g  schwer  und  enthalten 
100  g  Samen  ungefähr  16  g  Schalen  und 
84  g  der  ölhaltigen  Samenkerne.  Letz- 
tere haben  im  Querschnitt  ein  marmor- 
irtes  Ansehen,  sind  sehr  fett,  in  einer 
Beibschale  leicht  zerreiblich  und  besitzen 
einen  scharf  aromatischen  Geschmack, 
der  indess  nicht  so  stark  ist  wie  bei  den 
von  den  Molucken  zu  uns  kommenden 
Myristica -Samen.  Das  ausgepresste,  bei 
Lufttemperatur  völlig  starre  Oel  wird  von 
den  Brasilianern  Bicuiba-Oel  genannt. 

Die  Analyse  der  enthülsten  Muskat- 
nüsse ergab  folgendes: 


47 


w 


» 


Fett  und  aetherisches  Oel  72,20  pGt. 

Proteinstoffe  9,45   „ 

Stickstofffreie  organische  Be- 
standtheile  (Kohlehydrate, 

GeUolose)  12,19 

Wasser  3,90 

Mineralstoffe  2,26  „ 

100,00. 
Der  Gebalt  an  aromatischem  Fett  ist 
ein  aasserordentlich  hoher  und  dürfte  es 
der  Mühe  werth  sein,  einige  Versuche 
über  die  Anwendbarkeit  desselben  zu 
machen,  zumal  dasselbe  in  Brasilien  seit 


langer  Zeit  Verwendung  findet.  In  älte^ 
ren  pharmakognostischen  Handbüchern 
findet  sich  die  Angabe,  dass  das  brasitia- 
nische  Bicuiba-OeT  eine  schmutzig -roth- 
braune Masse  sei,  welches  in  röhrenartigen 
Schäften  einer  Gannacee  versandt  werde. 
Dies  trifft  heute  nicht  mehr  zu,  seitdem 
die  fieissigen  deutschen  Golonisten  in  den 
Provinzen  Parana  und  St.  Gatharina  die 
Herstellung  des  Oeles  in  rationeller  Weise 
betreiben  und  dasselbe  in  zugelötheten 
Blechbüchsen  versenden. 


Bonn 


Dr.  SiuUer. 


\./^  -_''  y  ^».^w  V 


liiteratar  und  Kritik. 


Die  neueren  Arzneimittel.  Für  Apo- 
theker, Aerzte  und  Drogisten  bear- 
beitet von  Dr.  Bemh.  Fischer,  Assistent 
am  Pharmakologischen  Institut  der 
Universität  Berlin.  Mit  in  den  Text 
gedruckten  Holzschnitten.  Berlin,  Ver- 
lag von  Julius  Springer.  1887.  Preis 
(gebunden  in  Leinwand)  5  Jf. 

Das  Yorliegende  Werkchen  ist  eine  Erwei- 
terung   der   vom  Verfasser  im   diesjährigen 
Phannaceutischen  Kalender  gegebenen  „Zn- 
sammenitellung  der  haoptsächlichsten  neue- 
ren Heilmittel'*  und  wird,  wie  diese,  von  den 
Fachgenossen  gewiss  äusserst  dankbar  aufge- 
nommen werden,  denn  es  hilft,  indem  es  die 
Unmasse  Ton  Notizen,  welche  über  die  vielen 
„neueren   Arzneimittel''   in   Fachzeitungen, 
Broschüren,  Handelsberichten  u.  s.  w.  zerstreut 
sind,  in  ausgezeichnet  klarer  Weise  zu  einem 
einheitlichen,    übersichtlichen   Ganzen   ver- 
einigt, in  der  That  einem  wirklichen  Bedürf- 
nisse ab.  Die  Behandlung  der  in  Frage  kom- 
menden Stoffe  ist  eine  sehr  anschauliche ;  bei 
jedem   einzelnen  Artikel  wird   über  dessen 
Herkunft,  Darstellung,  Eigenschaften,  Prüf- 
ung, Aufbewahrung  und  Anwendung  das  zur 
Zeit  Bekannte ,  bezw.  Wissenswertheste  mit- 
getheili.    Die  Anordnung  der  einzelnen  Ab- 
handlungen ist  keine  alphabetische,  sie  lehnt 
sieh  vielmehr  an  das  zur  Zeit  gültige  chemi- 
sche  Sjttem  an;    wo  es  die  Interpretation 
chemischer  Vorgänge  wünschenswerth  macht, 
werden   Strukturformeln   gegeben,    und   da 
die  einzelnen  in  Beaction  tretenden  Substan- 
zen durch  verschiedenartige  Typen  gekenn- 
zeichnet sind,   so  erhält  man  auch  von  den 
complicirteren  Verbindungen    ein    sehr  in- 
Btractives  Bild. 


Das  .Werk  beginnt  mit  „Allgemeinen  Be* 
merkungen"  (Bestimmung  des  Schmels*  und 
des  Siedepunktes) ,  dann  folgen  IfetaUe  und 
Metalloide  (Osmiumsäure,  die  neuen  Wisaat- 
und  Quecksilberpräparate),  organisefae  Ver- 
bindungen ,  und  zwar  a)  Methan  •  Derivate 
(Paraldehjd,  Urethane,  Nitroglycerin,  Lano- 
lin etc.) ,  b)  Benzol  -  Derivate  (Aatifebrin, 
Salol,  Hjpnon  ete.),  weiter  dtganiscb«  Basen 
(Chinolin,  Kairin,  Thallin,  Pyridin  etc.)»  Ter- 
pene  und  Campherarten,  Substanzen  unbe- 
stimmter Zusammensetzung  (Arbutin  und 
Agaricin)  und  schliesslich  ein  „Anhang,"  in 
welchem  Eisenalbuminat,  Keratin-  und  loh- 
thyolpräparate ,  Kefir  etc.  abgehandelt  wer- 
den; 

Verfasser  hat  sich  mit  seinem  neuen  Buohe, 
dessen  Anschaffung  jedem  Apotheker  aufs 
Wärmste  zu  empfehlen  ist,  ein  grosses  Ver- 
dienst erworben. 

Die  Ausstattung  des  Werkes  ist  eine  ganz 
vortreffliche.  g, 

Teeli]ii8ch*€lieini8elies  Jahrbuch  1885 
bis  1886.  Ein  Bericht  über  die  Fort- 
schritte auf  dem  Gebiete  der  chemi- 
schen Technologie  vom  Juli  1885  bis 
April  1886.  Herausgegeben  von  Dr. 
Budolf  Biedermann,  Achter  Jahr- 
gang. Mit  263  in  den  Text  gedmck« 
ten  Illustrationen.  Berlin,  Ckirl  Hey- 
manns  Verlag. 

Ueber  den  Inhalt  dieses  Jahrbuchs  ein 
Referat  abzugeben,  ist  wohl  nicht  nOthig; 
das  Werk  an  sich  ist  mit  Fleiss  zusammen- 
gestellt und  erfreut  sich  als  solches  eines 
guten  Rufes. 


48 


Iscellen; 


Herstellung  scharfer  Hekto- 
graphen -  Abzüge. 

Bekanntlich  bildet  die  Undeatlichkeit 
der  Abzüge  einen  Hauptöbelstand  bei 
Benutzung  des  Hektographen.  Man  er- 
höht nun  bei  Verwendung  der  gewöhn- 
liehen, mit  alkohollöslichen  Anilinfarben 
hergestellten  Hektographen  -  Tinten  die 
Schärfe  der  Abzüge  wesentlich,  wenn 
man  das  Papier,  auf  welches  letztere 
gedruckt  werden  sollen,  vorher  mittelst 
eines  Schwämmchens  mit  Alkohol  be- 
feuchtet. Nach  der  Befeuchtung  lässt 
man  das  Papier  eine  Minute  lang  hegen, 
drückt  dasselbe  dann  auf  Fliesspapier, 
um  den  überschüssigen  Alkohol  zu  ent- 
fernen, und  zieht  darauf  die  Copie  wie 
gewöhnlich  ab. 

Ist  die  Hektographen  -  Masse,  wie  oft, 
etwas  klebrig,  so  empfiehlt  sich  die  Ver- 
wendung recht  starken  Alkohols  (von  96 
Volumprocenten).  —  Die  Mehrausgabe 
stellt  sich  bei  diesem  Verfahren  unbe- 
trächtlich; ebenso  kommt  der  durch  das 
Anfeuchten  entstehende  Zeitaufwand,  wel- 
cher bei  einiger  Erfahrung  übrigens  recht 
gering  wird,  gegenüber  der  ergiebigeren 
Ausnutzung  des  rf  egativs  und  der  besseren 
Verwerthbarkeit  der  Abzüge  kaum  in 
Eechnung.  H—g. 

Bestimmang  des  specifischen 

Gewichts  leicht  löslicher 

Substanzen. 

Für  leicht  lösliche  Substanzen  schlägt 
Zehnter  vor,  in  folgender  Weise  bei  der  Be^ 
Stimmung  des  spec.  Gew.  zu  verfahren.  Man 
bringt  den  zu  bestimmenden  gewogenen 
Körper  in  ein  Pyknometer,  taucht  dieses  in ! 
Wasser  ein ,  öffnet  es  in  umgekehrter  Stell- 
ung unter  Wasser,  so  dass  der  Körper 
aus  dem  Pyknometer  fällt,  die  Luft  aber 
zurückbleibt.  Man  lässt  also  das  vom  Körper 
verdrängte  Volumen  durch  Wasser  ersetzen 
und  wägt  hierauf  wieder«  Aus  den  durch 
Wägung  ermittelten  Zahlen  (Gewicht  des 
Körpers,  Volumen  des  Körpers,  resp.  Ge- 
wicht des  gleichen  Volumens  Wasser)  be- 
rechnet sich  leicht  das  spec.  Gew.  g. 
Naturumenschaftl.  Rundschau  iSS7,  2. 


Tiegel  und  Schalen 
ans  NickeL 

Nach  WanJcUyn  sind  Tiegel  von  reinem 
Nickel  für  viele  Zwecke  ebenso  gut  verwend- 
bar, wie  Platintiegel,  die  etwa  zehnmal  theu- 
rer  sind  als  etstere.  Nickeltiegel  widerstehen 
der  Einwirkung  von  Alkalien  sehr  gut ,  man 
kann  Aetzkali  in  ihnen  schmelzen,  ohne  dass 
sie  eine  Gewichtsveränderung  erleiden.  Ver- 
dünnte oder  concentrirte  Schwefelsäure  und 
Salzsäure  sind  ohne  Wirkung,  von  concen- 
trirter  Salpetersäure  aber  werden  sie  ange- 
griffen. Nickelschalen  dürften  sich  besonders 
bei  der  Analyse  von  Wasser  und  Milch,  zum 
Eindampfen  dieser  Flüssigkeiten  als  ebenso 
brauchbar  wie  Platinschalen  erweisen,     g. 

Durch  Chemiker-Zeit. 


Salzgehalt  der  Seeluft. 

Es  ist  eine  unter  Laien  ziemlich  verbreitete 
Ansicht^  dass  die  „Seeluft**  salzhaltig  sei ;  es 
giebt  aber  auch  nicht  wenige  Aerzte,  welche 
in  ihren  Empfehlungen  und  Berichten  über 
dieses  oder  jene  Seebad  den  reichen  Salz- 
gehalt der  Luft  als  etwas  ganz  Besonderes 
rühmen,  ja  es  giebt  solche,  welche  noch  eine 
Meile  vom  Strande  den  Salzgeschmäck  spüren. 
Durch  Versuche  und  Nachweise  unterstützt 
wurden  freilich  derartige  Behauptungen  noch 
niemals. 

Schelenz  benutzte  einen  Aufenthalt  in  St. 
Peter,  einem  Nordseebade  mit  ziemlich  kräf- 
tigem Wellenschlage,  dazu,  der  Sache  auf  den 
Grund  zu  gehen.  Er  Hess  je  1000  Liter  Luft 
in  verschiedener  Entfernung  vom  Strande  und 
in  verschiedener  Höhe  über  dem  Niveau  der 
Ebbe,  wie  dem  der  Fiuth,  durch  Höllenstein- 
lösung  streichen  und  überzeugte  sich  bald, 
dass  in  der  „Seeluft"  nicht  eine  Spur  von 
Kochsalz  vorhanden  war. 

Dagegen  fand  Schelenjs  die  Luft  fast  abso- 
lut frei  von  organischen  Stoffen  (die  Unter- 
suchung von  je  5  Liter  Luft  auf  ihren  Gehalt 
an  Mikroorganismen  ergab  bei  Landwind  14 
Keime,  bei  Seewind  nur  einen)  und  auf  Grund 
der  Messungen  mit  Rudeck's  Ozonometer  sehr 
ozonreich.  Die  anerkannte  Heilkraft  der  See- 
luft dürfte  somit  nur  dem  Umstände  zuzu- 
schreiben sein,  dass  sie  sehr  rein  von  organi- 
schen Stoffen  ist  und  verhältnissmässig  viel 


49 


Ozon  enthält ;  Kochsalz  ist  jedenfalls  nicht 
darin.  g, 

Archiv  der  Pharm, 


OeheüuinitteL 

Unter  der  Firma  „Sanitas  Stattgart*' 
betreibt  ein  gewisser  Josef  Heiden  in  Gemein- 
schaft mit  seiner  Frau  Panny  und  zeitweise 
mit  seinem  Sohne  Max  in  Stuttgart  ein  6e- 
heimnuttelgesch&ft  und  preist  besonders  ein 
„unfehlbares**  Mittel  ffir'^rust-  und  Lungen- 
kranke und  Schwindsuchtleidende  an.  Wer  sich 
an  die  Firma  wendet,  erhält  ein  hektographirtes 
Schieiben  mit  dem  Ersuchen,  6  JK  einzuschicken, 
worauf  die  Zusendung  der  betr.  Mittel  erfolgen 
werde.  .  Die  Mittel,  Thee  und  Brustgel^e, 
welche  wiederum  Ton  einem  sehr  markt- 
schreierischen, hektographirten  Schreiben  be- 
gleitet sind,  bestehen  in  mit  Zucker  versetzten, 
unreinlichen  Pflanzenabkochungen  —  es  fanden 


sich  verkochte  Mücken  darin  —  und  sind  gegen 
die  genannten  Sjrankheiten  wirkungslos;  der 
Preis  von  6«#  ist  ein  übermässiger. 

Nach  Bekanntmachungen  des  Ortseesundheits- 
raths  zu  Karlsruhe;  nach  demselben  besteht 
femer: 

das  Schlagwasser  des  früheren  Militär- 
arztes Boman  Weissmann  zu  Vilshofen,  welches 
durch  das  berüchtigte  Gehcimmittel^eschäft  des 
JtUias  Kirehhöfer  in  Triest  vertrieben  wird, 
lediglich  aus  rothgef&rbter  Amicatinctur.  Dem 
Kirchhöfer  mussten  für  60  g  in  einem  Falle  5  uff 
bezahlt  werden; 

Dr.  Oidtmann's  Purgatif  aus  einer  durch 
Essigäther  und  KamillenOl  aromatisirten  wässe- 
rigen Lösung  von  Oelnatron seife  mit  viel  Gly- 

cerio; 
das  H e X e n 8 c h u ssp fl ast er  von -4(JoZ/'5*e«ner 

in  Hamburg,  welches  Apotheker  H.  SehoUnus  in 
Flensburg  bereitet,  aus  gestrichenem  Mutter- 
pflaster, das  noch  überdies  sehr  mangelhatt  prä- 
parirt  ist. 


Offene  Correspondenz. 


An  die  Besiteer  des  Pha/rmaceutischen  Ka- 
lenders von  1887*  E.  Schulze  macht  (in  der 
Phannac.  Zeitung)  auf  einen  Druckfehler  auf- 
merksam, der,  wie  er  selbst  sagt,  seinen  Cha- 
rakter an  der  Stirn  trägt;  den  ich  aber  doch 
nicht  uncorrigirt  lassen  wül.  Auf  Seite  60  des 
l  Tbeiles  des  Kalenders  heisst  es  nämlich  bei 
B.  Prädsionswaagen  in  4.  Reihe 


Vwoo  =  0,2 


»» 


für  jedes  Kilo  etc. 


and  in  5.  Reihe 

Vioooo  =  0.1    „    für  jedes  Kilo  etc. 
Hier  muss  an  Stelle  des  Wiederholungsstriches 


für  Milligramm  „Gramm"'  stehen. 


Geisder. 


4potA.  M«  tnZ.  Liquor  Magnesii  Bromidi 
wird  erhalten  durch  Sättigen  von  flüssiger 
BromwasserstofTsäure  mit  Magnesiumcarbonat. 
Was  Über  die  Dosis  und  Wirkung  dieses  Liquors 
Totf  Amerika  aus  berichtet  wira,  bezieht  sich 
immer  auf  Acidum  hydrobromicum  Ph.  U.  St., 
was  Sie  beachten  müssen. 

ApoOi,  0.  in  R.  Die  „Industrie  -  Blätter« 
Keben  über  die  Bereitung  des  St.  JacobsOles 
folgendes  an :  2  Th.  Capsicumpulver  werden  mit 
32  Th.  Chloroform  ausgezogen,  in  der  filtrirten 
Tinctur  werden  32  Th.  Kampfer  gelöst,  dann 
32  Th.  Sassafrasöl,  32  Th.  Olivenöl  und  192  Th. 
Terpentinöl  gelöst.  —  Was  wir  vor  7  Jahren  als 
St  JaeobsOl  in  .den  Händen  ffehabt  haben  (di- 
rect  aus  Baltimore  anher  gelangt),  entsprach 
dagegen  der  in  der  Pharm.  Centralhalle  21,42 
angegebenen  Zusammensetzung. 
,  il|)o(Ä.  M.  »n  T.  Zu  Kitt,  für  die  ver- 
Bcbiedensten  Gegenstände,  enthalten  die  früheren 
Jahrgänge  der  Centralhalle  eine  Menge  Vor- 
schrSten;  für  Porzellan  haben  wir  eine  ein- 
fache Mischnng  von  1  Th.  Gummi  arabicum- 


Pulverund2Th.  geschlemm ter  Kreide  mit  Walser 
zu  einem  Brei  angerührt,  als  das  Beste  befunden. 
Die  Bruchflächen  werden  mit  dem  Brei  be- 
strichen und  recht  fest  aneinander  gedrückt, 
dann  lässt  man  an  der  Luft  völlig  trocken  werden. 
Pariser  Zahncement  ist  ein  Kitt  aus  Zink- 
oxychlorid:  1  Th.  feinstes  Glaspulver  wird  mit 
3  Th.  frisch  ausgeglühtem  Zinkoxyd  vermischt 
und  in  einer  Flasche  aufbewahrt;  anderseits 
löst  man  1  Th.  Borax  in  möglichst  wenig  Wasser 
und  vermischt  mit  gleichviel  einer  Zinkchlorid- 
lösung von  1,5  bis  1,6  spec.  Gewicht.  Zum  Ge- 
brauche versetzt  man  eine  kleine  Menge  des 
Pulvers  mit  so  viel  von  der  Flüssigkeit,  um 
einen  Brei  zu  bilden,  welcher  sehr  schnell  fest 
und  hart  wie  Marmor  wird. 

Apoth.  D.  in  F.  ad  1.)  Andere  .Vorschriften 
zu  Hektographentinte  als  die  in  Nr.  52 
vorigen  Jahrganges  enthaltenen  vermögen  wir 
Ihnen  nicht  zu  geben.  ad  2.)  Gressler  in 
Halle  a.  S. 

Apoth.  F.  Groth  in  Moskau,  Brief  an  Sie 
kam  als  unbestellbar  zurück. 

Anfragen. 

Ist  Jemand  die  Zusammensetzung  von  T.  Mea- 
sures  Ornamental  Hair  Workcr  West  Ken- 
sington London  bekannt? 

Existirt  in  Preussen  eine  Verordnung,  dass 
der  Spirit.  caeraleus  bei  den  Sachen  der  Tab.  C 
aufbewahrt  werden  soll,  oder  ist  dies  dem  Er- 
messen des  Revisors  anheim  gegeben  ? 

Mir  ist  nämlich  in  meiner  Praxis  der  Fall 
vorgekommen,  dass  der  eine  Revisor  monirte, 
dass  es  in  der  Tab.  C  stünde,  der  andere  da- 
sresren  denselben  darin  haben  wollte. 
^  *  Apoth.  Dr.  S, 


B  ▼•rUm  d«r  H«raiitg6b«r.    V«rmntwortlleh«r  RMlaetenr  Dr.  S«  Oeliiler  in  Dreadon. 

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Wiederholungen  Babatt. 
Anfragen,  AnfMge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Redacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


J^  5. 


Berlin,  den  3.  Februar  1887. 


Nene  Folge 
Till.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt;  Cfeenl«  ■■<  Phsnueie:  Neoo«  pharmaeeatlsebos  Masoal.  —  Dflifen  Salslösmigeii  in  Beceptanweeken 
In  den  Apotheken  rorrftthlg  sein?  —  Zar  Prttfang  de«  Morphlnbydrochlorid«.  —  Znr  llorpblnbestimmnng  im 
Opinau  —  Anenbaltlgea  Ohloroform.  —  Anenhftltige  Znekereoulear.  —  Chlnaweio.  —  Dm  Jodoform  als  Anti- 
Mptienm.  —  JLlteratar  wnA  Kritik«  —  MUeellen:  Antropbor.  —  Detannlrter  Ipecacuanbawein.  —  Sogenannter 
Biaknithonig.  —  Die  Brannfllrbang  der  SchmarotserpflanEen.  —  Verfabren,  Kork  gegen  Schimmelbildnng 

an  sehatsen.  —  Offeae  Correipondens«  —  ABselgeB. 


Chemie  und 

Nenea  pharmaeentiBchen  Manual 

Von  Eugen  DieUrkh, 
(Fortsetzung.) 

Nachdrack  untersagt. 

YanlUin-Zncker. 

Elaeomechamm  seu  Sacchamm  Yanillini. 

2,0  Vanillini     ^ 
verreibt  nnd  mischt  man  sorgfältig  mit 

98,0  Sacchari  albi  subt.  pulv., 

nnd  bowahrt  die  Hischnng  in  gnt  verschlos- 
senen Glasbücbsen  anf. 

Diese  Mischnng  hat  ungefähr  die  Stärke 
der  Vanille  und  wird  an  deren  Stelle  ge- 
braucht; sie  verhält  sich  daher  wie  1  :  10 
Elaeosaccbari  Vanillae. 

Yaselinnm  benzolnatum. 

60,0  Paraffini  liquidi, 
40,0        „         soiidi 
schmilzt  man,  lOst  darin 

2,0  Acidi  benzoici 
nnd  parfnmirt  mit 

gtt.  1  Baisami  Peruviani. 

Man  giesst  in  Stangen ,  welche  in  Dosen 


Pharmacie. 

mit  verschiebbarem  Boden  dispensirt  wer* 
den. 

Vasellnnm  camphoratam. 

60,0  Paraffini  liquidi, 
40,0        „         soiidi 

schmilzt  man,  löst  darin 
5,0  Gamphorae 

und  giesst  in  Stangen,  welche  in  Metalldosen 
mit  verschiebbarem  Boden  dispensirt  werden 
können. 

Vasellnnm  jodatum. 

60,0  Paraffini  liquidi, 

40,0        „         soiidi 
schmilzt  man,  löst  darin 

5,0  Jodi 
und  giesst  in  Stangen,  welche  man  in  Wachs- 
oder Guttapercha -Papier  einwickelt. 

Vasellnnm  labiale. 

60,0  Paraffini  liquidi, 
40,0        „        soiidi 
schmilzt  man,  löst  darin 

1,0  Acldi  benzoici, 
0,2  Alcannini, 
setzt 


52 


gtt.  2  Ol  BergainotUie, 
.    2   „    Citri 
ZQ,  giesst  Id  dünne  Stangen  ans  und  schlägt 
diese  in  Stanniol  ein. 

Yaselinum  salieylatam. 

60,0  Paraffini  liquidl, 
40,0        „         solidi 
schmilzt  man,  mischt 

2,0  Acidi  salicylici, 

die  mau  mit  einigen  Tropfen  der  geschmol- 
zenen Masse  im  erwärmten  Mörser  fein  ver- 
rieh, hinzu  nnd  parfömirt  mit 
gtt.  2  Olei  Citri, 

„    2    „     Bergamottae, 

„    1    „     Wintergreen. 

Man  giesst  in  dicke  Stangen  and  dispen- 
sirt  diese  in  Metalldosen  mit  verschiehharem 
Boden. 

Die  Salicjlsänre  löst  sich  nur  zu  geringem 
Theil  in  Kohlenwasserstoffen,  weshalh  sie, 
fein  verrieben,  darin  snspendirt  wird. 

Verba  n  d  Stoffe. 

Seit  Einführung  der  Antisepsis  gehören 
besondere  Verbandstoffe  zu  den  unentbehr- 
lichen Hilfsmitteln  der  Chirurgie  und  bilden 
einen  stehenden  Handelsartikel  der  Apothe- 
ken. Die  Herstellang  der  zu  verarbeitenden 
Rohstoffe  setzt  bedeutende  maschinelle  Ein- 
richtungen voraus,  während  dasimprägniren 
derselben  mit  Yortheil  in  kleinem  Maassstab 
ausgefahrt  werden  kann.  An  dieser  Stelle 
kommen  daher  nur  die  imprägnirten  Ver- 
bandstoffe in  Betracht,  und  zwar  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  gebräuchlichen 
Formen,  Packungen  etc. 

Der  Uebersichtlichkeit  wegen  theile  ich 
das  ganze  Material  in  folgende  4  Gruppen: 

I.  Gaze, 
II.  Watte, 

III.  Jute, 

IV.  Diverse, 

und  werde  ich,  um  die  Vorschriften  mög- 
lichst kurz  fassen  zu  können,  zu  Eingang 
einer  jeden  Abtheilang  die  in  Bezug  auf  Her- 
stellung etc.  nothwendigen  allgemeinen  An- 
gaben machen.  Ausserdem  füge  ich  noch, 
soweit  ich  dies  im  Stande  bin ,  die  Bezugs- 
quellen für  die  fiohmaterialien  bei. 

Dass  sämmtliche  Arbeiten  mit  grosser 
Accuratesse  und  Sauberkeit  ausgeführt  wer- 
den müssen,  ist  selbstverständlich. 


Wie  mir  von  verschiedenen  Seiten  be- 
stimmt versichert  wird,  machen  es  sich 
einige  Winkelfabrikanten,  die  ja  auch  in 
dieser  Branche  nicht  fehlen,  insofern  bequem, 
als  sie  ihre  Stoffe  nicht  durch  Eintauchen 
und  Auspressen  bis  zu  einem  bestimmten 
Gewicht,  sondern  einfach  durch  Vertheilen 
der  Flüssigkeit  mittels  Verstäubers  impräg- 
niren.  Dass  damit  eine  gloichmässige  Ver- 
theilang  der  Flüssigkeit  nicht  erzielt  werden 
and  ein  solches  Verfahren  hier  keinen  Platz 
finden  kann,  ist  selbstverständlich. 

Erwähnung  verdient  noch,  dass  Verband- 
stoffe, welche  durch  Lagern  an  Qualität  ver- 
jlieren,  nicht  in  zu  grossen  Mengen  ange- 
fertigt werden  dürfen,  und  dass  der  Verpack- 
ung alle  Aufmerksamkeit  zugewendet  werden 
muss. 

I.  Gaze.*) 
Yerbandmull. 

Man  benutzt  am  besten  gebleichte  und 
durch  Laugenbehandlung  entfettete  Gaze, 
welche  aus  15x15  Fäden  pro  1  qcm  besteht, 
1  m  breit  ist  und  pro  1  laufenden  Meter 
(==  1  qm)  40  bis  45  g  wiegt,  so  dass  22  bis 
25  m  1  kg  entsprechen. 

Um  die  Gaze  zu  tränken ,  stellt  man  vor 
Allem  ihr  Gewicht  fest,  bereitet  diesem  ent- 
sprechend die  nöthige  Menge  Präparirflüssig- 
keit,  knetet  die  Gaze  in  dieser  15  bis  20 
Minuten  und  presst  sie  dann  bis  zu  einem 
bestimmten  Gewicht  und  so  weit  aus,  dass 
der  verlangte  procentische  Gehalt  an  Medi- 
kament in  der  Gaze  zurückbleibt. 

In  der  Kegel  hält  eine  gute  hydrophile 
Gaze  trotz  Auspressen  noch  die  IV«  fache 
Menge  Flüssigkeit  von  ihrem  Eigengewicht 
zurück,  so  dass  z.  B.  1000,0  Gaze,  welche  in 
eine  wässerig  -  weingeistige  SalicjIsäurelDs- 
ung  getaucht  wurde,  nach  dem  Pressen 
2250,0  wiegen  muss.  Es  wird  Sache  der 
einzelnen  Vorschriften  sein,  hierfür  die 
nOthigcn  Anleitungen  zu  geben. 

Für  grössere  Mengen  läset  man  sich  zum 
Tränken  Becken  von  emaillirtem  Eisenblech 
machen  und  benutzt,  wo  diese  nicht  statthaft 
sind,  wie  z.  B.  bei  Salioylsäure ,  Ghamotte- 
Gefässe,  bez.  Tröge.  Bei  kleinen  Quantitäten 
behilft  man  sich  mit  der  gewöhnlichen  Ab- 
dampfschale. 


*)  Bezugsquellen  für  hydrophile  Gaze: 

1.  F.  A.  Böhler  tS;  Sohn,  Plauen  i.  V. 

2.  StoQk  (^  Schröder,  ebenda. 


53 


Als  Wärmequelle  steht  das  Dampfbad  zur 
YerAgnng  und  das  Auspressen  bewirkt  man 
bei  grösseren  Quantitäten  in  einer  beliebigen 
Presse,  hat  aber  im  Interesse  der  gleich- 
massigen  Tertheilung  der  Masse  im  Stoffe 
darauf  zu  achten,  dass  derselbe  eine  gleich- 
förmige Lage  bildet.  Verfugt  man  nicht  fiber 
eine  Presse  mit  Holzschalen  oder  will  auch 
diese  nicht  mit  Jodoform  oder  sonst  stark 
riechenden  Stoffen  in  Berührung  bringen,  so 
legt  man  die  Pressschalen  mit  Pergament- 
papier aus. 

Will  man  eine  bestimmte  Menge  Gaze 
tränken,  ohne  einen  Uoberschuss  Imprägnir- 
ungsfiussigkeit  abzupressen,  so  legt  man 
den  Stoff  in  diese,  knetet  10  bis  15  Minuten 
und  beschwert  ihn  mit  Oewichten.  Nach 
mehrfachem  Drehen  und  Wenden  sind,  even- 
tuell bei  Anwendung  einer  Wärme  von  50 
bis  60  ^,  nur  wenige  Stunden  nothwendig, 
um  die  Imprägnirungsflussigkeit  gleich- 
massig  im  Stoffe  zu  vertheilen.  Der  Vorsicht 
wegen  kann  man  schliesslich  den  Stoff  noch 
in  eine  Presse  unter  Anwendung  von  nur  so 
viel  Druck ,  dass  keine  Flüssigkeit  abläuft, 
einpressen. 

Dasselbe  Verfahren  wendet  man  bei  Tränk- 
ungen an,  bei  welchen  Lösungsmittel  fehlen, 
wie  bei  der  Lister'schen  Eucalyptus-  und 
Carbol  -  Gaze. 

Um  einzelne  Meter  stets  frisch  zu  berei- 
ten, stellt  man  sich  eine  grössere  Menge  der 
betreffenden  Flüssigkeit  her,  tränkt  die  Gaze 
darin,  legt  sie  auf  Pergamentpapier  in  läng- 
licher Form  zusammen,  umhüllt  mit  dem- 
selben Papier  und  dreht  durch  eine  Wring- 
maschine. Man  übt  damit  ungefähr  den 
Druck  ans,  der  bei  Gaze  nothwendig  ist,  um 
ihr  das  1  y^fache  des  eigenen  Gewichts  an 
Flüssigkeit  zu  erhalten. 

Das  Trocknen  kann  bei  weingeistigen  und 
wässerigen  Lösungen  auf  Schnüren  oder 
Holzstäben  erfolgen ,  bei  fettigen  oder  äthe- 
rischen dagegen  haspelt  man  den  aus  der 
Presse  kommenden  Mull  auf  einen  Haspel 
?on  entsprechender  Breite,  belässt  ihn  hier 
ungefähr  24  Stunden  und  schneidet  nun 
nach  Wunsch  ab. 

Alle  Verbandgazen  kommen  in  Längen 
Ton  1,5  und  10  m  in  den  Handel  Je  nach- 
dem das  incorporirte  Medikament  flüchtig 
oder  nicht  flüchtig  ist,  benutzt  man  als 
Emballage  Glasbüchsen,  Pergamentpapier, 
Ceresiapaifier  und  Std^nniol.   Besondere  An- 


gaben hierfür  zu  machen ,  halte  ich  dagegen 
nicht  für  nothwendig ,  da  die  Preislisten  der 
Verbandstofffabriken  hierüber  jedweden  Auf- 
schluss  geben. 

BenzoS  -  Gaze  naeh  Brans  jan. 

a)  5  pCt. 
60,0  Acidi  benzoici, 

86,0  OW  Eioini  -g»  g*gk 
1415,0  Spiritus  (94  pCt). 
Man  tr&nkt  mit  dieser  Lösang 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  26  m) 
and  presst  dieselbe  bis  zn  einem  Gewicht  Ton 

2250,0 
ans. 

b)  10  pCt. 

120,0  Acidi  benzoici, 

60,0  01.1  Eictai- j  II  ätS'- 

1330,0  Spiritus  (94  pCt.), 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  trinkt  und  presst  bis  zu  einem  Ge- 
wicht Yon 

2250,0 
ab. 
Beide  Nummern  trocknet  man  auf  dem 

Haspel. 

Borsäure  •  Gaze. 

10  pCt. 

120,0  Acidi  borici, 
1380,0  Aquae  fervidae, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  trfinkt  heiss,  presst  bis  zu  einem  Ge- 
wicht Yon 

1520,0 
ab    und    trocknet    auf   Uolzstäben    oder 
Schnüren. 

Carbol -Gaze  nach  Bruns  jun. 

10  pCt 

480,0  Colofonii, 

50,0  OleiEicini  (oder  100,0  Stearini), 
120,0  Aoidi  carbolici, 
850,0  Spiritus  (94  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  tränkt  warm,  presst  aus  bis  zu  einem 
Gewicht  von 

2250,0 
und  trocknet  24  Stunden  auf  dem  ^spel. 


54 


Carbol-Gaze  nach  Lister. 

a)  5  pCt. 

50,0  Acidi  carbolici, 
500,0  Colofonii, 
700,0  Paraffini, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  tränkt  2  Stunden  dorch  Beschweren 
mit  Gewichten  bei  einer  Temperatur  von  50 
bis  60^,  wie  in  der  Einleitung  angegeben 
ist,  presst  zwischen  erwärmten  Pressplatten 
ein,  verpackt  dann  sofort. 

b)  10  pCt. 

100,0  Acidi  carbolici, 
500,0  Colofonii, 
700,0  Paraffini, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Bereitung  wie  bei  a. 

Essigsaare  Thonerde  •  Oase 
nach  Burow. 

a)  5  pCfc. 

750,0  Liquoris  Alaminii  acetici, 
750,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  trfinkt  und  presst  bis  zu  einem  Ge- 
wicht von 
2250,0 
ab« 

b)  10  pCt. 

1500,0  Liquoris  Aluminii  acetici. 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  tränkt  und  presst  bis  zu  einem  Ge- 
wicht von 
2250,0 
ans. 

Beide  Gazen  werden  auf  Schnuren  oder 
Uolzst&ben  getrocknet. 

Eucalyptus  -  Gaze  nach  Lister. 

4  pCt. 

120,0  Olei  Eucalypti, 
240,0  Besinae  Dammar, 
360,0  Paraffini, 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis 25m). 
Bereitung  wie  bei  derLister'schenCarbol- 
Gaze. 

Jodoform  -  Gase  nach  y,  Mosetig« 

a)  10  pCt. 

100,0  Jodoform, 
700,0  Aetheris, 


700,0  Spiritus, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

b)  20  pOt. 

200,0  Jodoform, 
1200,0  Aetheris, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  trftnkt  in  beiden  Fällen  die  Gaze  mit 
der  Lösung,  schlägt  in  Pergamentpapier  ein, 
beschwert  so  einige  Stunden  mit  Gkwicbteu 
und  trocknet  dann  auf  dem  Haspel. 

Um  höhere  Procentsätze  zu  gewinnen, 
zieht  man  die  einmal  präparirte  und  ge- 
trocknete Gaze  zweimal  oder  öfter  durch  die 
Jodoformlösung. 

Jodoform  -  Gaze  nach  ?.  Blllroth« 

20  pCt. 

200,0  Jodoform,  feinst  pr&parirt, 
streut  man  mittels  Streubüchse  in 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m) 
ein  und  verreibt  tfocken  damit.  Auf  eine 
gleichmässige  Yertheilung  ist  besonders  zn 
achten. 

Jodoform  •  Gaze^  klebend^ 
nach  y.  BlUroth« 

50  pCt. 

300,a  Colofonii, 
900,0  Spiritus, 
100,0  Aetheris. 
Man  löst,  setzt 
150,0  Glyeerini 
zu  und  tränkt  mit  der  Lösung  durch  Kneten 
und  2-  bis  3  ständiges  Belasten 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25m). 
Man  streut  dann  in  die  feuchte  Gaze  mit- 
tels Streubüchse  möglichst  gleichmässig 

500,0  Jodoformii  praeparati 
ein,  haspelt  auf  und  lässt  auf  dem  Haspel 
24  Stunden  trocknen. 

Zur  Bereitung  ex  tempore  reibt  man  das 
Jodoform  in  Garbol-Gaze,  und  zwar  20  g  anf 
1  Meter  ein. 

Jodoform  -  Gaze  nach  Wolfer« 

20  pCt. 

250,0  Colofonii- 
löst  man  in 

1000,0  Spiritus, 
setzt  der  Lösung 

200,0  Glyeerini 
zu  und  tränkt  damit 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  hU  25  m> 


55 


durch  längeres  Kneten  nnd  2-  bis  3  stfindi- 
ges  Belasten. 

Die  feuchte  Gaze  bestreut  man  recht  gleich- 
massig  mittels  Streubuchse  mit 
200,0  Jodoformü  praeparati, 

haspelt  auf  und  Iftsst  24  Stunden  auf  dem 
Haspel  trocknen. 

Auch  hier  dürfte  es  in  pressanten  Fällen 
gestattet  sein,  die  Carbol-Oaze  als  Grundstoff 
zn  nehmen  und  8,0  Jodoform  pro  1  Meter 
einzustreuen  und  zu  yerreiben. 

Naphtalln  -  Gaze. 

20  pCt. 

200,0  Naphtalini, 
100,0  Colofonii 
I6st  man  durch  Erhitzen  in 

1200,0  Spiritus, 
trankt  damit  durch  Kneten  in  erwärmtem 
Becken 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25m), 

beschwert  mit  Gewichten  und  haspelt  nach 
3  Stunden  auf,  um  nach  24  Stunden  zu  ver- 
packen. 

Ein  Auspressen  aus  Ökonomischen  Grün- 
den ist  nicht  statthaft ,  weil  mit  Emiedrig- 
BTig  der  Temperatur  sich  sofort  die  Naphta- 
linkrystalle  aus  der  Lösung  ausscheiden. 

Besorein-Gaze« 

10  pCt 

120,0  Besorcini 
lost  man  in 

120,0  Glycerini, 
800,0  Aquae  destillatae, 
460,0  Spiritus, 
tränkt  mit  dieser  LOsung 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  ra), 

presst  bis  zu  einem  Gewicht  Ton 

2250,0 
ans  und  trocknet  durch  Aufhängen. 

8alieyi-Gase  naeh  Thiergch. 

a)  4  pGt 

48,0  Acidi  salicylici 
lOst  man  in 

450,0  Spiritus, 
1000,0  Aquae  ealidae, 
tränkt  mit  dieser  Lösung 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m), 

presst  dieselbe  bis  zu  einem  Gewicht  von 
2250,0 


ab  und  trocknet  durch  Hängen  auf  Schnüre 
oder  Holzstäbe. 

b)  10  pOt. 

120,0  Acidi  salicylici, 
680,0  Spiritus, 
700,0  Aquae  caJidae, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  presst  bis  zu  einem  Gewichte  von 
2250,0 
ab  und  verfährt  wie  bei  a. 

Salieyl  -  Gaze^  flxirt, 
naeh  v.  Brans  Jan. 

a)  5  pCt. 
60,0  Acidi  salicylici, 

S6,0Ol..Bl.ini-|j|f«fWg.,, 

1415,0  Spiritus  (94  pCt), 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

b)  10  pCt. 
120,0  Acidi  salicylici, 

50,0  Ol«  Ei«i-||;»  gi«  Kf- 
1330,0  Spiritus  (94  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  ra). 

Man  presst  a  und  b  bis  zu  einem  Gewicht 
Yon 

2250,0 
ab  und  verfährt  im  üebrigen  wie  bei  der 
Benzo§-Gaze. 

Sero  •  Sublimat  -  Gaze  nach  Lister. 

6,0  Hydrargyri  bichlorati 
verreibt  man  fein  und  löst  es  durch  Reiben  in 
600,0  Pferdeblut -Serum. 
Man  verdünnt  mit 
900,0  Aquae  destillatae, 
colirt  und  tränkt  damit 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 
Nachdem  man  bis  auf  ein  Gewicht  von 
2250,0 
abgepresst  hat,  hängt  man  die  getränkte 
Gaze  zum  Trocknen  auf  Schnüre  oder  Holz- 
stäbe, vermeidet  aber  hierbei  die  Einwirkung 
des  Tages-  oder  gar  Sonnenlichtes. 

Da  Pferdeblnt  -  Serum  nicht  überall  zur 
Verfügung  steht ,  möchte  ich  zum  aushilfs- 
weisen  Gebrauche  das  früher  von  mir  be- 
schriebene „Hydrargyrum  albuminatum  so- 
lutum'^  empfehlen.  Die  Vorschrift  for  obige 
Gaze  würde  dann  lauten : 


56 


6,0  Hydrargyri  bichloraö, 
6,0  Natrii  cnlorati 

168t  man  durch  Verreiben  in 
30,0  Hühnereiweiss, 
welches  vorher  zn  Schnee  geschlagen  worden 
war  nnd  sich  wieder  Terflfissigt  hat^  yerdfinnt 
die  Losung  mit 

1460,0  Aqnae  destillatae, 
colirt  durch  ein  dichtes  Leinentnch    nnd 
trankt  damit 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 
Man  presst  bis  zu  eiAem  Gewichte  von 
2250,0 
ab  und  yerfUirt  wie  oben. 

Sublimat -Oaase  naeh  Bergnumn. 

V»  pct. 

4,0  Hydrargyri  bichlorati 

löst  man  in 

150,0  Glycerini, 
150,0  Spiritus, 
1200,0  Aquae  destillatae, 

trftnkt  damit 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m) 
und  presst  bis  zu  einem  Gewichte  von 

2250,0 

ab.  Man  trocknet  durch  Hängen  auf  Schnüre 
oder  Holzstäbe  unter  Vermeidung  von  Tages- 
licht. 

« 

Sablimat-Gaae  naeh  Haas« 

a)  V*  pCt. 

2,5  Hydrargyri  bichlorati, 

500,0  Natrii  chlorati, 

200,0  Glycerini, 
1200,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

b)  V«  pOt- 

5,0  Hydrargyri  bichlorati, 

500,0  Natrii  chlorati, 

200,0  Glycerini, 
1200,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m). 

Man  knetet  bei  beiden  Nummern  die  Gaze 
in  der  betreffenden  Flfissigkeit,  beschwert 
sie  dann  einige  Stunden  mit  Gewichten  und 
trocknet  schliesslich  durch  Hängen  auf 
Schnfire  oder  Holzstäbe  unter  Vermeidung 
Ton  Tageslicht 


Sablimat  -  Gaze  naeh  der  Deutschen 
Kriegs  -  Sanitätsordnung. 

50,0  Hydrargyri  bichlorati, 
5000,0  Spiritus, 
7500,0  Aquae  destillatae, 
2500,0  Glycerini, 
0,5  Fuchsin. 
Mit  dieser  Lösung  werden  ungefähr  400 
Meter  Gaze  getränkt  und  durch  eine  Wring- 
maschine gezogen.  Das  Trocknen  geschieht 
wie  bei  den  vorhergehenden  Nummern.    Die 
Färbung  hat  nur  den  Zweck,  die  impräg- 
nirte  Gaze  von  der  unimprägnirten  zu  kenn- 
zeichnen. 

Thymol-Gaze  nach  Ranke. 

1,6  pCL 

16,0  Thymol, 
50,0  Colofonii, 
500,0  CetÄcei, 
1500,0  Spiritus. 
Man  I6st,  ^änkt  in  der  warmen  Masse 
1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m), 
belastet  sie  einige  Stunden  unter  Erwärmen, 
bringt  dann  auf  den  Haspel  und  lässt  hier 
2d  Stunden  trocknen. 

Zlnksnlfophenylat-Gaze  naeh  Bottini. 

10  pCt. 

100,0  Zinci  sulfo  -  carbolici 
Ust  man  in 

1500,0  Aquae  calidae, 
tränkt  darin 

1000,0  hydrophiler  Gaze  (22  bis  25  m), 
belastet  sie  einige  Stunden  durch  Gewichte 
und  trocknet  durch  Hängen  auf  Schnüre  oder 
Holzstäbe. 


Dürfen  Salzlösungen  sn  Reeeptur- 

swecken  in  den  Apotheken 

Yorräthig  sein?*) 

Im  Laufe  des  verflosBenen  Jahres  ist  bei 
den  Apothekenrevisionen  in  unserem  Magde- 
burger Regierungsbezirk  zum  ersten  Male 
gegen  das  Vorräthighalten  Ton  Salz- 
lösungen zu  Recepturswecken  in  der 
Apotheke  amtlich  Stellung  genommen  worden. 
Die  vorgefundenen  Salzlösungen  wurden  znm 
Gegenstand    eines  Monitums   im  Revisions- 


*)  Von  der  „Magdeburger  Apothekcr- 
Conferenz"  gef&lligst  eingesandt. 


57 


Protokoll  gemacht.  Id  den  betreffenden 
Revisions  -  Bescheiden  heisstes,  im  Wesent- 
lichen gleichlautend:  « 

„Die  in  der  Offizin  vorräthig  gefundenen 
Salzlösungen  haben  Sie  zu  beseitigen,  da 
dies  gesetzlich  nicht  zulässig  ist.  ^ 

Auf  eine  einschlagende  Gesetzes-  oder 
Verordnungsstelle  ist  dabei  nicht  Bezug  ge- 
nommen. 

Salzlösungen  —  so  gut  wie  Extractlösungen 
—  zu  Recepturzwecken  sind  wohl  von  jeher 
und  allenthalben,  zumal  in  geschäftsreicheren 
Apotheken ,  je  nach  Bedarf  in  grösserer  oder 
kleinerer  Zahl,  meist  in  regelrechten  mit  An- 
gabe des  Lösungsverhältnisses  vorschrifts- 
massig  signirten  StandgefEssen  vorräthig  ge- 
wesen und  zwar  nicht  nur  zur  Bequemlichkeit 
des  Keceptars ,  sondern  meistens  als  unent- 
behrliches Hilfsmittel,  um  die  sich  oft  in 
wenige  Tagesstunden  zusammendrängende 
Recepturarbeit  möglichst  schnell  zu  er- 
ledigen, wie  es  das  Interesse  der  Arznei- 
empfluiger  fordert. 

Aus  diesem  ehren werthen  Streben  nach 
möglichst  schneller  Befriedigung  des  Arznei- 
bedürftigen  auch  bei  gehäuften  Anforderungen 
sind  in  den  Apotheken  von  jeher  nach  Be- 
darf allerlei  Hilfsarzneiformen  und  -Misch- 
ungen hervorgegangen.  Und  man  sollte 
meinen,  dass  die  Aufsichtsbehörde  dies 
Streben  nur  billigen  könnte,  sofern  nur 
dreierlei  dabei  streng  ausgeschlossen  bleibt, 
nämlich: 

1.  Veränderlichkeit  des  Arzneimittels  in 
der  Hilfsform; 

2.  leichtere  Möglichkeit  einer  Verwechsel- 
ung mit  anderen  ; 

3.  mindere  Genauigkeit  in  der  Dispensa- 
tion. 

Nur  diejenigen  Hilfsformen  und  Misch- 
ungen, welche  gegen  einen  dieser  drei  Grund- 
sätze Verstössen ,  sind  als  blosse  Bequemlich- 
keits-Präparate zu  betrachten  und  zu 
bekämpfen.  Zu  ihnen  gehören  aber  die  vor- 
räthigen  filtrirten  Lösungen  häufig  verord- 
neter Salze  sicherlich  nicht. 

Und  so  hat  wohl  kein  Apotheker  gemeint, 
sich  einer  Ungesetzlichkeit  oder  Gewissen- 
losigkeit schuldig  zu  machen ,  wenn  er  bei 
der  Einrichtung  seiner  Apotheke  eine  Reihe 
von  Standflaschen  für  Salzlösungen  mit- 
bestellte und  in  Reih*  und  Glied  einordnete, 
obwohl  er  eine  gesetzliche  Vorschrift  zu  ihrer 
Bereitung  und  Aufbewahrung  in  der  Pharma- 


kopoe nicht  fand,  sondern  nur  aus  den^ 
Mangel  eines  Verbots  die  Zulässigkeit  her- 
leiten durfte. 

Muss  doch  der  Apotheker  nur  zu  oft  bei 
Artikeln  oder  Arzneiformen,  welche  die  Phar- 
makopoe nicht  aufgenommen  hat,  nach  Ana- 
logie selbstthätig  handeln;  ja  dies  verlangt 
sogar  die  Behörde  von  ihm,  wie  z.  B.  erst 
jüngst  wieder  in  Bezug  auf  die  Zurechnung 
von  Arzneimitteln  zu  Tab.  B  und  C  durch 
die  Min.-Verf.  vom  11.  Januar  1884  (Pharm, 
Zeitung  1884,  Nr.  17). 

So   durfte  er   nach  Analogie  der  Salzlös- 
ungen,^ zu  welchen  die  Pharm.  German.  (wie 
alle   anderen    und  früheren   Pharmakopoen) 
I  Vorschriften    giebt,    und    deren    Vorräthig» 
.  haltung  sie  geradezu  fordert  (wie  Liq.  Kalii 
I  acetici ,  Liq.  Kalii  arsenicosi ,  Liq.  Kalii  car- 
,  bonici),  wohl  schliessen,  dass  gegen  eine  vor- 
räthigc  Solutio  Natrii  sulfurici,  Natrii  carbo- 
nici,    Magnesiae   sulfuricae  u.   A.  gesetzlich 
auch  nichts  werde  zu  sagen  sein;  ja  sogar 
weniger  als  gegen  jene,  da  deren  ünver- 
änderlichkeit  zum   Theil  erheblich .  weniger 
sicher  ist,  als  diejenige  der  letzteren. 

£r  durfte  in  neuerer  Zeit  diese  Analogie 
noch  weiter  ziehen  im  Hinblick  auf  die  jetzt 
vorgeschriebene  lange  Reihe  von  Liquores 
volumetrici  von  genauestem  Gehalt,  deren 
nicht  wenige  sich  gleichfalls  erheblich  ge- 
ringerer Unveränderlichkeit  erfreuen;  so 
z.  B.  Liquor  Jodi  und  Liquor  Kalii  per- 
mangan.  volumetricus. 

Und  ein  Verbot  des  Vorräthig- 
haitens  anderweiter  Salzlösungen 
ist  weder  im  Gesetzes-  noch  im 
Verordnungswege  jemals  erfolgt. 
Demgemäss  hatte  sich  auch,  im  Laufe  der 
Zeit  zwischen  den  Aufsichtsbehörden  und 
den  Apotheken  ein  langjähriger  „modus 
vivendi^'  herausgebildet,  auf  Grund  der  still- 
schweigenden Duldung  der  gesetzlich  weder 
ge-  noch  verbotenen,  aber  als  nützlich  er- 
kannten und  zugegebenen  Einrichtung. 

Woher  nun  diese  plötzliche,  veränderte, 
abweisende  Stellungnahme  der  Aufsichts- 
behörde? Dieselbe  säumte  auf  vertrauliche 
Anfrage  der  betroffenen  Apotheker  nicht,, 
auf  eine  ihr  höheren  Orts  zugegangene 
Weisung  hinzudeuten.  Die  Aenderung  war 
um  so  auffallender  und  befremdlicher,  als  sie 
erfolgte  zur  Zeit  der  Geltung  der  Pharm. 
Germ.  Ed.  II;  denn  diese  hatte  zum  ersten 
Male   die  narkotischen  Extractlösungen  — 


58 


welche  ebenso  lange ,  ebenso  verbreitet  und 
aus  eben  den  Gründen  in  den  Apotheken 
vorräthig  gehalten  worden  sind,  wie  die 
Salzlösungen  —  nicht  nur  ausdrücklich  zu- 
gelassen ,  sondern  sogar  eine  genaue  Bereit- 
ungsvorschrift dazu  gegeben.  Es  ist  nicht  zu 
verkennen,  dass  dem  Apotheker  hiermit  eine 
neue,  noch  schlagendere  Analogie  geboten 
war ,  um  nun  erst  recht  an  der  Zulässigkeit 
der  wieder  erheblich  minder  der  Veränderung 
ausgesetzten  Salzlösungen  nich  t  zu  zweifeln. 

Eine  Rückfrage  an  gut  orientirter  Stelle 
in  Berlin  ergab  nun  die  überraschende  Ant- 
wort, „man  erkläre  maassgebenden  Orts  das 
Yorräthigh alten  und  die  Verwendung  von 
Salzlösungen  zu  Recepturzwecken  deshalb 
für  unerlaubt,  weil  die  Arzneitaxe  keine 
„Solutionen"  kenne ,  sondern  für  jeden  ein- 
zelnen Recepturfall  einen  besonderen  Arbeits- 
preis für  Auflösen  und  Filtriren  von  Salzen 
vorgesehen  habe  ,  der  seitens  des  Apothekers 
auch  jedesmal  in  Rechnung  gestellt  werde, 
Der  Apotheker  mache  sich  daher  bei  Ver- 
wendung vorräthiger  Salzlösungen  und 
Berechnung  des  besonderen  Arbeitspreises 
sogar  eines  Betruges  (!)  schuldig/' 

Das  klingt  doch  gar  zu  unglaublich.  Da- 
nach wäre  es  auch  ein  „Betrug,"  wenn  z.  B. 
ein  Apotheker,  wie  es  öfter  vorkommt,  drei 
gleichzeitig  eingehende  und  gleichlautende 
Ordinationen  eines  Arztes  für  verschiedene 
Empfänger  (z.  B.  Pilulae  Blaudii  Nr.  30) 
gemeinschaftlich  anfertigt,  dann  auf  die 
Einzelnen  vertheilt,  und  nun  bei  der  Taxation 
jedem  den  vorschriftsmässigen  ganzen  Arbeits- 
preis (für  30  Pillen) ,  nicht  aber  den  dritten 
Theil  des  Gesammtarbeitspreises  (für  90 
Pillen)  verrechnet,  was  ein  total  unbrauch- 
bares Princip  sein  würde,  da  sich  dann  der 
Arbeits-  und  damit  der  Gesammttaxpreis 
jedesmal  änderte,  je  nachdem  das  Recept 
einzeln,  oder  zu  zweien  oder  mehreren  gleich- 
zeitig bereitet  worden  ist. 

Eines  gleichen  „ Betruges **  würde  sich  der 
schuldig  machen,  der  eine  ärztlich  verordnete 
„Sol.  Kali  acetici  10 :  100  durch  Vermisch- 
ung von  30  Liq.  Kalii  acetici  mit  70  Aqua 
destillata  bereitet,  die  Auflösung  aber  lege 
artis  taxirt,  wie  er  auch  verpflichtet  ist. 

Noch  mehr:  jede  Verwendung  einer  der 
eben  erst  durch  die  Pharmacopöe  sanctio- 
nirten,  vorräthigen  Extractlösungen,  für 
welche  in  der  Arzneitaxe  auch  kein  Preis 
ausgeworfen    ist,    so    dass    eben    auch     der 


Arbeitspreis  ,, Auflösen"  für  den  Einzelfall 
in  Ansatz  kommen  muss,  würde  denselben 
Vorwurf  des  „Betruges"  verdienen. 

Die  Arbeitspreise  der  Arzneitaxe  sollen 
dem  Apotheker  ein  Aequivalent  bieten  für 
seine  Geschäftsunkosten,  deren  bedeutendster 
Theil  die  Lohnung  und  Erhaltung  seines 
Hilfspersonals  darstellt.  Dieses  wird ,  zumal 
in  grösseren  Städten  und  in  Krankenkassen - 
districten,  wo  viele  verordnete  Aerzte  gleich- 
zeitige Sprechstunden  haben ,  zu  manchen 
Stunden  des  Tages  mit  gehäufter  R^ceptur- 
arbeit  vollauf  beschäftigt ,  während  sonst  die 
Hälfte  der  Kräfte  entbehrlich  wäre.  Um  den 
gehäuften  Anforderungen  möglichst  schnell 
gerecht  zu  werden,  schafft  sich  der  Apotheker 
gewisse  Arbeitserleichterungen  und  Verein- 
fachungen ,  deren  er  in  jenen  Drangstunden 
ohne  namhaften  Zeitverlust  für  den  Arznei- 
empfönger  gar  nicht  entbehren  kann.  Und 
dann  soll  es  ihm  als  Unredlichkeit  ausgelegt 
werden,  wenn  er  unter  Anderem  die  zeit- 
raubende Lösung  und  Filtration  von  diesem 
und  jenem  Salz  für  so  und  so  viel  Mixtureiv 
im  Voraus  bereitet ,  während  er  sie  für  den 
Einzelfall  berechnet?  Ist  es  nicht  Sache 
seiner  Gewissenhaftigkeit  ganz  allein,  wie 
er  die  Anordnungen  des  Arztes  ausführt» 
wenn  dies  nur  vorschriftsmässig,  gut  und 
möglichst  schnell  geschieht? 

Wird  es  etwa  dem  Arzte,  dem  Notar  oder 
sonst  einem  Beamten  als  „Betrugt  ange- 
rechnet, wenn  er  zu  mehreren  auswärtigen 
Consultationen  oder  Terminen  an  demselben 
Orte  sich  eines  und  desselben  Beförderung-s- 
mittels  bedient,  in  jedem  Einzelfalle  aber  die 
ihm  /.ukommende  Reisekostenentschädigung^ 
voll  liquidirt? 

Nein,  diese  Motivirung  für  die  veränderte 
Stellungnahme  der  Behörde  zu  demVorräthig- 
halten  der  Salzlösungen  ist  unmöglich 
ernsthaft  zu  nehmen. 

Glaublicher  erscheint  noch  die  Annahme^ 
dass  man,  während  bisher  bei  der  stillschweig- 
enden Duldung  immer  die  Salz-  und  Extract- 
lösungen  ganz  gleichartig  behandelt  worden 
sind,  nunmehr  aus  der  Aufnahme  einer 
besonderen  generellen  Vorschrift  für  E  x- 
tract-Lösungen  in  die  Pharmakopoe, 
bei  gleichzeitiger  Hinweglassung  einer 
entsprechenden  Vorschrift  für  S  a  IzlÖsungen 
den  Rückschluss  gezogen  hat,  fortan  sollte 
nur  von  den  ersteren  ein  Vorrath  zulässig 
sein,    von   den   letzteren   aber  nicht.     Aber 


59 


dieser  Rü^kschluss  ist  docb  weder  richtig 
noeh  zweckmässig;  vielmehr  ist  es  der  vor- 
wärts gerichtete  Schlnss  und  Entschluss, 
der  gesetzlichen  Regelung  des  einen  Theils 
die  des  andern  ungesäumt  folgen  zu  lassen. 

Wohl  würde  sich  diese  gesetzliche  Regelung 
des  Vorräthighaltens  von  Salzlösungen  nicht 
ebenso  durch  eine  einzige  kurze  generelle 
für  alle  gleichmässige  Bereit ungsvorschrifl 
bewirken  lassen ;  das  verböte  sich  schon  um 
der  so  verschiedenen  Löslichkeitsverhältnisse 
der  Salze  willen.  Es  bedarf  aber  auch  gar 
keiner  „Vorschrift".  Wenn  nur  in  der  Pharma- 
kopoe durch  einen  besonderen  Artikel  „8olu- 
tiones  Salium'*  bestimmt  würde : 

„Von  Salzen,  welche  im  aufgelösten  Zu- 
stande auch  nach  längerer  Zeit  eine  Zer- 
setzung oder  Veränderung  nicht  erleiden, 
dürfen  filtrirte  wässrige  Lösungen  vorräthig 
gebalten  werden.  Die  Standgefässe  dafür 
müssen  genau  und  unter  Berücksichtigung 
etwaiger  Zugehörigkeit  des  Salzes  zu  Tab.  B 
oder  C  vorschrifbsmässig  signirt  sein.  Auf 
dem  Schilde  muss  das  Verhältniss  zwischen 
Salz  und  Lösungsmittel  genau  angegeben 
sein.** 

Und  wenn  dann  ausserdem  die  Pharma- 
kopoe bei  denjenigen  Salzen,  deren  Lösungen 
die  erforderliche  Unveränderlichkeit  nicht 
zeigen,  oder  bei  denen  irgend  ein  anderes 
technisches  Bedenken  dagegen  spricht,  der 
Beschreibung  den  Zusatz  hinzufügte  „darf  im 
aufgelösten  Zustande  für  Recepturzwecke  nicht 
▼orräthig  gehalten  werden**;  dann  sollte  man 
doch  meinen,  das«  allen  Vorsicht smaassregeln 
billig  Rechnung  getragen  wäre.  Denn  diö 
drei  am  Eingang  aufgeführten  Grundbeding- 
ungen sind  erfüllt: 

1.  Alle  in  Lösung  veränderlichen 
Salze  sind  von  der  Zulassung  alsdann  gesetz- 
lich auBgeachlossen. 

2.  Die  Möglichkeit  der  Verwechslung 
zweier  wasserheller  Salzlösungen,  bei  sonst 
genauer  Signatur,  ist  nicht  grösser,  als 
die  von  zweien  der  sonstigen  zahlreichen 
wasserhellen  flüssigen  Arzneistoffe,  oder  auch 
als  die  zweier  weisser  Salze  in  Pulverform. 

3.  Die  Genauigkeit  schneller  Dispen- 
sation von  Salzen  ist  in  Lösung  nicht  nur 
nicht  geringer,  sondern  zweifellos 
einegrössere  als  bei  ihrer  Verwendung  in 
Substanz. 

Ausser  diesem  letzten  Punkte,  der  schon 
als  wesentlicher  Vorzug  zur  Empfehlung  der 


gesetzlichen  Sanctionirung  auch  der  Salz- 
lösungen dient,  kommt  aber  zu  gleichem 
Zwecke  noch  viel  mehr  die  Zeitersparniss 
bei  der  Receptur  in  Betracht.  Durch 
eine  Reihe  von  vergleichenden  Versuchen  in 
den  Apotheken  der  drei  Unterzeichneten  ist 
Folgendes  festgestellt:  Ein  gewandter  Recep- 
tar  gebraucht  an  Zeit  zu  einer  Mixtur,  vom 
Ergreifen  des  Glases  bis  zum  Anbinden  der 
geschriebenen  Signatur  gerechnet,  im  Durch- 
schnitt: 


Zeitdauer  bei 

Verwendung  von 

■1 

•s 

il 

—    • 

a  s 

51 

a  * 

Darin  sind 

aufgelöst  und 

filtrirt  enthalten 

IS2 
-St  ^ 

M  a 

■    • 
9  'S 

o  — 

O 

9* 

m 
'S 

s 

Hinnt. 

Hinttt. 

Hinnt. 

600 

1  g  Aeid.  salicjlic. 

9-10 

2—3 

7 

200 

5  „  Kai.  chloricura 

6-7 

2-3 

4 

ICO 

50.,  Magn.  sulfuric. 

9 

2-3 

6-7 

100 

38  „          do. 

8-9 

2-3 

6 

2C0 

5  „  Natr.  nitricum 

6-7 

2-3 

4 

im  Durchschnitt 

7    8 

2    3 

5 

Das  will  sagen:  wenn  zur  Zeit  der  ge- 
häuften Arbeit  nur  vier  Mixturen 
mit  Salzlösungen  gleichzeitig  ein- 
geliefert werden,  so  empfängt  der 
Letztgekommene  seine  Arznei,  bei 
Verwendung  der  Salze  in  Substanz, 
schon  20  Minuten  später,  als  wenn 
vorräthige  Solutionen  zurVerfügung 
stehen. 

Die  von  dem  betr.  Revisions- Monitum  be- 
troffenen Apotheker  des  Regbz.  Magdeburg 
haben  in  der  Beantwortung  des  Revisions- 
Bescheids  ungefähr  gleichlautend  Folgendes 
erwidert : 

,,In  Gemässbeit  etc.  beehre  ich  mich  zu 
berichten,  dass  ich,  der  hohen  Verfügung 
entsprechend,  die  seit  meiner  Geschäftsüber- 
nahme bisher  unbeanstandet  in  der  Officin 
vorräthig  gehaltenen  Salzlösungen  nunmehr 
aus  derselben  beseitigt  habe. 

In  Bezug  auf  diese  Maassregel  bemerke  ich 
gehorsamst,  dass  deren  Befolgung  kaum  ohne 
erhebliche  Störungen  und  Verlangsam  un gen 
der  Receptuir  -  Arbeiten  wird  durchgeführt 
werden  können,  und  dass  ich  daher  ungesäumt 
versuchen  werde,  geeigneten  Orts  auf  die  Zu- 
lassung der  Salzlösungen  auch  für  Receptur- 


60 


zwecke  hinzuwirken,  nachdem  die  Pharma- 
copoea  Germanica  einerseits  dergleichen  Salz- 
lösungen, darunter  viel  leichter  dem  Verderben 
ausgesetzte,  Ton  genau  bestimmtem  Gehalt 
zu  Unter Buchungsz wecken  vorräthig  zu  halten 
vorschreibt,  und  andererseits  das  Vorräthig- 
halten  von  gleichfalls  leichter  verderblichen 
Extractlösungen  zu  Recepturzwecken  zulässt 
und  durch  eigne  Vorschriften  regelt/' 

Die  Magdeburger  Apotheker-Con- 
ferenz  hat  auf  den  Vortrag  der  Betroffenen 
die  Angelegenheit  aufgenommen  und  be- 
schlossen, zunächst  durch  Darlegung  des  Sach- 
verhalts in  der  pharm aceutischen  Tagespresse 
das  Interesse  der  Herren  Collegen  in  weiteren 
Kreisen  und  etwa  weitere  Aeusserungen 
zur  Sache  bezw.  Zustimmungs-Er- 
klärungen wachzurufen.  Die  Conferenz 
hat  die  drei  Unterzeichneten  mit  diesem  Auf- 
trage betraut,  dessen  sich  dieselben  hiermit 
erledigen  in  der  Hoffnung,  auch  auf  diese  in- 
directe  Weise  einigen  Einfluss  darauf  auszu- 
üben, dass  diese  lange  im  Ungewissen  schwe- 
bende und  doch  sicher  nicht  unwichtige  An- 
gelegenheit ihre  endliche  und  zwar  gesetz- 
liche Regelung  finde. 

Magdeburg,  im  Januar  1887. 
C.  Blell.  H.  Danckwortt. 

Dr.  G.  Hartmann. 


Zur  Prüfung  des  Morphin* 
hydrochlorids. 

Von  H.  Hager. 

In  irgend  einem  pharm.  Blatte  fand 
ich  eine  Mittheilung  über  die  Prüfung 
des  Morphinhydrochlorids  auf  einen  Ge- 
halt von  Codein,  Narkotin  etc.  Man 
soll  eine  concentrirte  (?)  Lösung  des 
Morphinsalzes  mit  Aetzammon  fällen,  den 
Niederschlag  in  Natronlauge  lösen  und 
die  Lösung  mit  Aether  ausschütteln.  Beim 
Verdunsten  des  Aethers  darf  kein  merk- 
licher Bückstand  verbleiben. 

Abgesehen  davon,  dass  das  gefällte 
und  in  Natronlauge  gelöste  Morphin  beim 
Ausschütteln  mit  Aether  allerdings  nur 
in  geringen  Mengen  in  diesen  übergeht, 
so  erscheint  das  erwähnte  Verfahren  als 
ein  umständliches  und  Material  und  Zeit 
in  Anspruch  nehmendes,  ohne  ein  sicheres 
Besultat  zu  gewähren. 

Der  Umstand,  dass  das  leichte  Mor- 
phinhydrochlorid  sich  in  seiner  Wirkung 


stets  schwächer  erwies  als  die  schwere 
Waare  und,  von  der  Wahrscheinlichkeit 
ausgehend,  dass  in  der  leichten  Waare 
ein  Gode'ingehalt  vorliegen  könne,  babe 
ich  bereits  einige  Male  eine  Prüfung  des 
Morphinsalzes  vorgenommen,  und  zwar 
auf  dem  einfachen  Wege  der  6uttalar- 
methode,  welche  ich  in  Nr.  22  der  pharm. 
Centralhalle  1884  näher  besprochen  habe. 

Man  wäge  0,1  g  des  Morphinhydro- 
chlorids  ab,  übergiesse  es  in  einem  kleinen 
kurzen  Beagirgläschen  mit  2,0  g  oder 
2  ccm  dest.  Wasser  und  erwärme  sanft 
bis  zur  Lösung.  Von  dieser  noch  war- 
men Sprocentigen  Lösung  giebt  man 
etwa  3  Tropfen  auf  ein  grosses  Object- 
glas  mit  Hülfe  eines  Glasstabes  und 
breitet  diese  3  Tropfen  zur  Grösse  eines 
Markstückes  aus,  so  dass  die  Flüssigkeit 
eine  Scheibe  mit  etwas  erhabenem 
Bande  bildet.  In  das  Gentrum  dieser 
Scheibe  giebt  man  nun  einen  Tropfen 
Aetznatronlauge  (1,160  spec.  Gew.).  Je 
nach  dem  Maasse  der  Verunreinigung  ent- 
steht sofort  eine  weisse  Scheiben-  oder  ring- 
förmige Trübung  oder  erst  nach  1—2  bis 
3-5  Secunden.  Sind  die  Flüssigkeiten 
von  verschiedener  Temperatur  oder  hatte 
man  das  Glas  unter  Abreiben  gereinigt, 
so  tritt  auch  wohl  eine  Diffusion  der 
Natronlauge  ein  und  am  Bande  der  Flüs- 
sigkeitsscheibe bildet  sich  allmählich  ein 
weisser  Beif,  welcher  einige  weissliehe 
Arme  nach  dem  Centrum  sendet.  Um 
von  dem  Objectglase  etwa  anhaftende 
Electricität  zu  beseitigen,  streiche  man 
es  ein-  oder  zweimal  mit  dem  etwas 
feuchten  Ballen  der  Hand  aufdrückend 
der  Länge  nach.  Nur  auf  electricitäts- 
freiem  Glase  lassen  sich  die  Tropfen  der 
Morphinlösung  zu  einer  Scheibe  mit 
glattem  Bande  ausbreiten. 

Um  mit  aller  Sicherheit  eine  nur 
schwache  Trübung  zu  erkennen,  muss 
das  Objectglas  gegen  einen  finsteren  oder 
dunklen  Luftraum  betrachtet  werden. 
Steht  ein  solcher  Baum  nicht  zur  Dis- 
position, so  stellt  man  unterhalb  des 
Fensterbrettes  einen  etwa  0,5  m  hohen 
offenen  Kasten  mit  dem  Boden  gegen 
das  Fenster,  so  dass  der  Innenraum  nach 
dem  Zimmer  ausmündet,  oder  man  be- 
trachtet die  Beaction  gegen  eine  matt- 
schwarze Fläche,  welche  beschattet  ist. 


61 


Am  eiBfaehsten  ist  es,  die  Beaciion  auf 
dunkelblauem  Glase,  Eobaltglas*),  vorzu- 
nehmen und  im  schräg  auffallenden  Lichte 
zu  betrachten. 

Diese  oder  jene  Vornahme  und  Be- 
trachtungsweise  ist  übrigens  nur  dann 
nothwendig,  wenn  die  Trübung  eine  sehr 
schwache  ist,  wenn  also  z.  B.  nur  eine 
sehr  geringe  Verunreinigung  mit  Gode'in 
vorliegt. 

Bei  Sporen  anwesenden  Godeins  schwin- 
det die  Trübung  in  einigen  Minuten 
völlig,  nicht  aber  bei  Gegenwart  des 
Narkotins. 

Eine  sehr  schwache  und  erst  nach  3  bis 
5  Secunden  eintretende  Trübung  dürfte 
die  Waare  nicht  verwerflich  machen, 
denn  ein  von  Godeln  freies,  total  reines 
Morphinhydrochlorid  darzustellen,  ist  mit 
vielen  Schvnerigkeiten  verknüpft. 

Die  Beaction  beruht  auf  der  schein- 
baren Indifferenz  der  Morphinsalzlösung 
gegen  Natronlauge.  Versetzt  man  die 
anf  dem  Glase  befindliche  Scheibe  der 
Lösung  eines  reinen  Morphinsalzes  mit 
Natroäauge,  so  erfolgt  keine  Trübung. 
Die  gegenseitigen  Berührungspunkte  bei- 
der Flüssigkeiten  bleiben  ungetrübt.  Bei 
einer  Verunreinigung  mit  Narkotin  tritt 
stets  kräftige  Trübung  ein,  selbst  wenn 
dasselbe  in  nur  unbedeutenden  Spuren 
vertreten  ist. 

Diese  Beaction  lässt  am  deutlichsten 
den  eminenten  Werth  der  Guttular- 
methode  fQr  die  Analyse  erkennen.  Giebt 
man  die  Lösung  des  schwach  code'in- 
haltigen  Morphinsalzes  in  ein  Beagirglas 
und  versetzt  sie  mit  Aetznatronlauge,  so 
bleibt  die  Mischung  klar.  Eine  Trübung 
ist  nicht  wahrnehmbar,  während  sie  auf 
dem  Wege  der  Guttularmethode  sicher 
za  erkennen  ist.  Dann  tritt  dazu  der 
Verbrauch  eines  sehr  geringen  Maasses 
Material  und  die  Verwendung  weniger 
ADgenblicke  Zeit. 

Für  denselben  Zweck  schlug  ich  auch 
den  mikroskopischen  Weg  ein,  konnte 
aber  keinen  sicheren  Erfolg  erlangen. 

Zur  Erkennung   des   Narkotins   kann 


*)  Um  sehr  unbedeutende  weissliche  Trüb- 
ungen auf  dem  Wege  der  Gattularmethode  zu 
erkeniieD,  empfiehlt  sieb  besonders  die  Ad- 
wendnng  des  annkelblaiien  Eobaltglases  in  der 
Form  grosser  ObjectgUser» 


man  ebenfalls  die  Guttularmethode  be- 
folgen. Auf  das  Objectglas  giebt  man 
3  Tropfen  der  5procentigen  Morphin- 
hydrochloridlösung,  dazu  5  bis  6  Tropfen 
Aetznatronlauge  und  mischt  durch  Um- 
rühren mit  dem  Glasstabc.  Liegt  als 
Verunreinigunff  nur  Codein  vor,  so  wird 
die  Mischung  Klar  und  durchsichtig,  bei 
Gegenwart  von  Narkotin  tritt  sofort 
weisse  Trübung  ein,  welche  nicht  schwin- 
det, und  während  man  mit  dem  Glas- 
stabe im  Kreise  rührt,  zeichnet  dieses 
weisse  Kreislinien  auf  der  Glasfläche.  Der 
weisse  Niederschlag  besteht  aus  minu- 
tiösen stumpfen  tetragonalen  Prismen 
und  nadeiförmigen  Krystallen. 

Die  Beantwortung  der  Frage,  welche 
Umstände  den  Grund  des  leichten  und 
schweren  Morphinhydrochlorids  reprä- 
sentiren,  wird  hoffentlich  später  erfolgen. 
Möglicher  Weise  steht  ein  Oodeingehalt 
damit  in  irgend  einer  Beziehung,  denn 
in  der  leichten  Waare  traf  ich  immer 
etwas  Godein  an. 


Zur  Morphinbestimmung 
im  Opium. 

O.Schlickum  helejichiei  in  einem  längeren 
Artikel  (Archiv  d.  Pharm.  1887,  S.  13)  die 
neueren  Methoden  zur  Morphinbestimmung 
im  Opium  und  in  dessen  Präparaten  und 
kommt  zu  dem  Besnltate,  dass  die  Helfen- 
berger  Methode  (Ph.  C.  27,  529  und  540) 
die  beste  sei,  jedoch  auch  noch  den  Uebel- 
stand  zeige,  dass  sie  änsserste  Sorgfalt  bei 
der  Neutralisation  mit  Ammoniak  erfordere, 
da  bei  nicht  genügender  Sättigung  Narkotin 
in  Losung  bleibe ,  bei  —  auch  geringem  — 
UeberschuBs  an  Ammoniak  aber  Morphin  sich 
vorzeitig  ausscheide  und  dadurch  der  Bestim- 
mung sich  entziehe.  Schlickum  fand  nun, 
dass  eine  Morpbinsalzlösnng,  im  Falle  sie 
nicht  zu  concentrirt  ist,  also  etwa  in  der 
Stärke  sich  befindet,  wie  in  den  Opiumaus- 
zugen  und  Tincturen,  beim  Versetzen  mit 
einem  kleinen  Ueberschuss  von  Ammoniak 
(bis  :^r  schwach  alkalischen  Beaction)  das 
Morphin  zwar  nach  kurzer  Zeit  auszuscheiden 
beginnt,  dies  aber  nicht  mehr  tbut  und 
dauernd  klar  bleibt,  wenn  man  die 
schwach  ammoniakalische  Mischung  mit  der 
Hälfte  ihres  Gewichts  Weingeist  versetzt  und 
darauf  denselben   durch   Abkochen  wieder 


62 


entfernt.  Die  weingeisthaltige  Fldssigkeit 
lässt  in  der  Hitze  kein  Morphin  anskrystal- 
lisiren,  umgekehrt  bewirkt  sie  Wiederanf- 
lösnng  von  etwa  zuvor  ansgeschiedenem 
Morphin.  Zugleich  mit  den  Weingeist- 
dämpfen  yerflüchtigt  sich  der  Ueber- 
schuss  des  Ammoniaks,  so  dass  eine 
vollständig  neutrale  Flüssigkeit 
restirt,  wenn  man  das  Abkochen  bis  znr 
Hälfte  der  Mischung  fortsetzt.  Dann  bleibt 
die  auf  ihr  ursprüngliches  Gewicht  mit  Was- 
ser ergänzte  Probe  klar  und  trübt  sich  weder 
bei  tagelanger  Aufbewahrung,  noch  lässt  sie 
Morphin  anskrystallisiren. 

SMickum  weist  nach,  dass  sich  diese 
Thatsachen  auch  bei  der  Prüfung  des  Opiums 
verwenden  lassen  und  gründet  hierauf  Vor- 
schläge zur  Morphinbestimmung  im  Opium, 
Opiumextract  und  -tinctur. 

Auf  die  Einzelheiten  dieser  Verfahren  soll 
hierum  desswillen  nicht  speciell  eingegangen 
werden,  weil  mir  (dem  Bedacteur  der  Phar- 
macentischen  Centralhalle)  für  die  nächste 
Zeit  noch  weitere  experimentelle  Studien  zur 
Opiumprüfting  zugesagt  sind,  welche  sich 
jedenfalls  auch  mit  dem  SchUckunC&cYieü  Ver- 
fahren beschäftigen  werden.  Kur  den  Hin- 
weis möchte  ich  mir  gestatten,  dass  auch 
SMickum  wieder  genöthigt  ist  eine  Cor- 
recturzahl  anzubringen,  weil  etwas  Morphin 
gelöst  bleibt  (was  natürlich  auch  bei  dem 
Helfenberger  Verfahren  zutrifft).  Es  ist  mir 
dies  Beweis  dafQr,  dass  die  Ansicht  richtig 
ist,  welche  ich  bereits  Pharm.  Centralh.  24, 
216  bei  der  ersten  Besprechung  der  neuen 
Pharmakopoe  äusserte,  die  Ansicht, 

dass  man  Morphin  kaum  je  wird  genau 
bestimmen  können   dadurch,    dass  man 
es  aus  einem  wässerigen  oder  Spirituosen 
Opiumauszug  direct  auszufällen  versucht, 
da  in  diesem  immer  etwas  gelöst  bleibt. 
Ich  bin  der  festen  üeberzeugung,  dass  nur 
nach  dem  Verfahren,  wie  es  in  Nr.  3  dieses 
Jahrgangs  unseres  Blattes,  Seite  24,  einge- 
schlagen worden  ist,  oder  einem  ähnlichen, 
sichere  Resultate  zu  erlangen  sind.   ^  .  , 

Arsenhaltiges  Chloroform. 

Dr.  2/.  SchoUnen  weist  darauf  hin,  dass  er 
wiederholt  bei  der  Untersachnng  von  Chloro- 
form eine  deutliche  Reaction  mit  SüberlÖs- 
ung  erhielt.  Die  ursprünglich  auf  Chlor  oder 
irgend  einen  organischen  Körper  bezogene 


Trübung,  welche  in  dem  mit  Chloroform  ge- 
schüttelten Wasser  auftrat,  stellte  sich  schliess- 
lich als  Arsen  heraus;  dasselbe  wurde  aus 
einem  Kilo  Chloroform  in  etwas  grösserer 
Menge  hergestellt  und  konnten  alle  Reactio- 
nen  damit  angestellt  werden.  Die  Destillation 
des  arsenhaltigen  Chloroforms  lieferte  ein 
Destillat,  in  dem  Arsen  nicht  mehr  nachzu- 
weisen war,  während  sich  der  Rückstand  als 
stark  arsenhaltig  erwies. 

Als  Urheber  der  Verunreinigung  könnte 
sowohl  der  Chlorkalk,  als  auch  die  Schwefel- 
säure angesehen  werden.  Scholvien  will 
übrigens  hierüber  weitere  Versuche  und  dem- 
nächst Mittheilnng  machen.  — os — 

Apoth.'Ztg.  1887,  Nr.  3. 


Arsenhaltige  Zuckercouleur. 

In  Anknüpfung  an  die  obige  Mittheilung 
möchte  ich  daraufhinweisen,  dass  die  Zucker- 
couleur des  Handels  ebenfalls  häufig  arsen- 
haltig ist,  und  dass  sich  hier  Arsen  schon  in 
relativ  kleinen  Mengen  der  Zuckercouleur 
nachweisen  lässt.  Eine  Zucker^Eurbe  für 
Conditoreizwecke  wurde  von  einem  Abnehmer 
als  arsenhaltig  zurückgewiesen,  und  es  erwies 
sich ,  dass  aus  der  Asche ,  welche  von  30  g 
der  Zuckercouleur  zurückblieb,  ein  deut- 
licher Arsen  Spiegel  erhalten  werden  konnte ; 
in  einem  anderen  Falle  gelang  dasselbe  schon 
aus  20  g. 

Wie  nothwendig  die  Aufstellung  von  einem 
Grenzwerth  für  den  Arsenikgehalt  solcher 
Zuckerfarben  ist,  ergiebt  sich  aus  dieser  Be- 
obachtung von  Neuem.  Wahrscheinlich  ent- 
stammte im  vorliegenden  Falle  das  Arsen 
der  zum  Verzuckern  benutzten  Schwefelsäure. 

Wenn  man  viel  Material,  1  kg  und  mehr, 
wie  oben  beim  Chloroform,  zur  Untersuchung 
nimmt,  wird  man  wohl  noch  in  sehr  vielen 
Präparaten  Arsen  nachweisen  können. 

0.  Schtoeissinger. 

Chinawein. 

Liebreich  wendet  sich  neuerdings  gegen 
die  von  Pharm.  Germ.  II  recipirte  Vorschrift 
zu  Vinum  Chinas,  bei  welchem  er  den 
Zusatz  von  Gljcerin  verwirft.  Er  findet^  dass 
die  neue  Vorschrift  nur  die  Aufnahme  der 
China- Alkaloide  im  Auge  hat,  beziehentlich 
eine  später  erfolgende  Abscheidung  derselben 
verhüten  will,  die  Aufnahme  der  wirksamen 
Chinagerbsäure   jedoch    gar    nicht   berück* 


63 


sichtigt.  Der  Chinawein  wird  als  touisirendes 
Amamm  benatzt ,  nicht  aber  als  temperatur- 
erniedrigendes  Mittel,  für  welchen  letzt* 
genannten  Zweck  die  Chinasalze  Verwendung 
finden.  Der  Zusatz  von  Qlycerin  zu  den 
Lösungen  verdauender  Fermente  (Pepsinwein) 
ist  ganz  zweckmässig;  ein  Zusatz  von 
Gljcerin  zum  Chinawein  jedoch  hebt  dessen 
tonisirende  Wirkung  auf.  Der  Arzt  ist  ge« 
nöthigty  ein  Medicament,  welches  plötzlich 
eine  derartig  veränderte  Zusammensetzung 
besitzt,  wie  der  Gljcerin- China  wein 
(Yinum  Chinae  gljcerinatum),  neuer- 
dings ausprobiren  zu  müssen. 

Zum  Schluss  sagt  Liebreich,  das«  dem 
Arzt,  Apotheker  und  Kranken  besser  gedient 
sei,  wenn  nur  die  von  Aerzten  als  bewährt 
erprobten  Formeln  in  die  Pharmakopoe  auf- 
genommen würden  und  man  sich  nicht  ledig- 
lich durch  rein  pharmaceutisch  -  chemische 
Gesichtspunkte  leiten  lasse.  8. 

Therapeuiische  Monatshefte  1687,  S.  18. 


Das  Jodoform  als  Antisepticnm, 

untergucht  von  Chr.  Heyn  und  ThorUld  Botsing 

in  Kopenhagen. 

Verf.  haben  es  unternommen,  eines  der  bis- 
her als   unfehlbar  betrachteten  Antlseptica, 
das  Jodoform,  mit  Hilfe  der  modernen  bacteri- 
ologischen     Untersuchungsmethoden     einer 
strengen  Kritik  zu  nnterwerfen.    Seit  Jahren 
galt  dasselbe  den  Chirurgen  als  ein  unent- 
behrliches antiseptisches  Verbandmittel  und 
wenn   es  dem  Sublimat  auch  gelang,    sich 
neben    dem   Jodoform   als    ein  Desinficieus 
ersten  Banges  einen  Platz  zu  erobern,  so 
blieb  letzteres  doch  das  fast  universelle  Ver- 
bandmittel   der  meisten   chirurgischen  Kli- 
niken. Mit  Ausnah  me  der  von  Miculicz  1881, 
Rummo    und  Meyer  im  Jahre  1883  ange- 
stellten, zu  keinen  entscheidenden  Resultaten 
fahrenden  Versuchen  lagen  bisher  keine  exak- 
ten Untersuchungen  über  den  antiseptischen 
Werth  de«  Jodoforms  vor. 

£a  ist  daher  dankenswerth ,  dass  sich  die 
Verf.  diesen  Versuchen  unterzogen,  freilich 
gelangten  sie  hierbei  zu  sehr  überraschenden 
Hesaitaten. 

Die  erste  Versuchsreihe  wurde  in  der 
Weise  angestellt,  dass  auf  Gelatineplatten  in 
SIsicbform  Beincultnren  von  Bacillus  subtilis, 
StaphylococcuB  aureus  und  ein  weissgrauer 
Schimmelpilz  eingesät  wurden   (4  Platten), 


dieselben  wurden  theils  ''sofort ,  theils  erst 
nachdem  sie  sich  am  dritten  Tage  normal 
entwickelt  hatten ,  mit  einer  2  mm  dicken 
Jodoformschicht  bedeckt,  diese  war  aber 
nicht  im  Stande  das  Wachsthum  der  ein- 
gesäten Mikroorganismen  zu  hemmen,  ge- 
schweige denn  zu  verhindern.  Theils  wuchsen 
die  Colonien  unter  den  Jodoform  wällen  her- 
vor, theils  konnte  man  ihre  ungeschwächte 
Lebensfähigkeit  dadurch  beweisen,  dass 
kleine  Mengen  der  unter  der  Jodoformdecke 
gewachsenen  Colonien  in  verflüssigte  sterile 
Nährgelatine  übertragen,  sich  ganz  normal 
entwickelten. 

2.  In  vollständig  sterile  Aufschwemmungen 
vom  Jodoform  mit  Nährgelatine  oder  Agar- 
Agar,  die  in  üblicherweise  inBeagensgläsem 
enthalten  waren  und  sich  bei  Stägiger  Beob- 
achtung als  völlig  keimfrei  erwiesen  hatten, 
wurden  Stichculturen  von  Pneumococcen, 
Staphjlococcus  aureus,  Bacillus  subtilus  und 
ein  Mikrococcus  aus  Batteneiter  angelegt. 
Schon  wenige  Tage  nachher  entwickelten 
sich  in  allen  stark  Jodoform  enthaltenden 
Nährböden  die  charakteristischen  Pilz- 
colonien. 

3.  Ebenso  wuchsen  die  gedachten  Mikro- 
organismen in  einem  Gemisch  aus  gleichen 
Mengen  4proc.  Jodoformöl  und  Kalbsblut- 
serum vollständig  ungeschwächt  nach  Verlauf 
von  zwei  Tagen  bei  Körperwärme. 

4.  Ebensowenig  vermochte  in  einer  vierten 
Versuchsreihe  eine  Lösung  von  Jodoform  in 
sterilisirtem  Kalbsblutserum  die  Entwickel- 
ung  der  hierin  durch  Stich  ausgesäten 
Staphylococcus  aureus,  Bacillus  subtilus  und 
eines  weissgrauen  Schimmelpilzes  auch  nur 
im  Geringsten  zu  hemmen. 

5.  In  zwei  sterilisirte  Beagensgläser 
wurden  ungefähr  5  g  trocknes  Jodoform- 
pulver gebracht,  in  eines  der  Gläser  eine 
Platinöse  einer  Cultur  von  Staphjl.  aureus, 
in  das  andere  eine  gleiche  Menge  das  Mikroc* 
aus  Batteneiter  gebracht.  Beide  Beinculturen 
wurden  mit  dem  Jodoformpulver  vermischt 
und  ruhig  stehen  gelassen.  Nach  Wochen, 
ja  selbst  nach  2  Monaten  der  Jodoform- 
bacterienmischung  entnommene  Proben  wur- 
den mit  verflüssigter  Gelatine  vermischt,  in 
welcher  sich  die  eingeimpften  Pilzkeime 
normal  entwickelten.  Selbst  ein  zweimonat- 
liches Aufbewahren  in  Jodoformpulver  hatte 
ihre  Infectiosität  nicht  vernichtet,  woraus 
lesultirt,   dass  die   in   chirurgischen 


64 


Infectionsk  rankheiten  häufigste 
pathogene  Bacterienform  der 
Stapbylococcns  aureus  pjogenes 
sich  wenigstens  einen  Monat  lang 
in  trockenem  J o d o f o r m p u  1  v e r 
lebensfähig     zu    erhalten    vermag. 

6.  In  weiterer  Ausführung  dieses  Ver- 
suches wurde  mit  einem  auf  einem  chirur- 
gischen Hospital  benutzten  liegenden  Jodo- 
formspray nach  der  Operation  (mit  je  20  Zu- 
sammenpressungen) Jodoform  in  zwei  grosse 
Kolben  mit  sterilisirter  Gelatine  geblasen, 
deren  Oberfläche  hierdurch  mit  einer  feinen 
Jodoformschicht  bedeckt  wurde.  In  den  mit 
sterilisirter  Watte  verschlossenen  Kolben 
entwickelten  sich  bis  zum  vierten  Tage  nicht 
nur  zahlreiche  Schiromelcolonien ,  sondern 
auch  (circa  10  in  jedem  Kolben)  kleine  weisse 
Bacteriencolonien ,  welche  eine  Verflüssigung 
der  Gelatine  bedingten. 

9.  Zu  ähnlichen  Resultaten  ist  nach  der 
Mittheilung  der  Verf.  auch  0.  Johan- Olsen 
bei  seinen  Versuchen  mit  der  Osteomyelitis- 
bacterie  gekommen.  Auch  er  konnte  con- 
statiren ,  dass  ein  auf  eine  mit  einer  Milli- 
meter -  Jodoform^chicht  bedeckten  Kartoffel- 
scheibe geimpfte  Cultur  dieses  Pilzes  sowohl 
ober-  als  unterhalb  der  Jodoform  schiebt 
munter  gewachsen  sei   (^sie  wuchs ,  dass  es 


eine  Frisude  war  es  anzusehen,  sowohl  ober- 
halb, als  unterhalb  der  Jodoformschicht**). 

Verf.  ziehen  nun  aus  ihren  anscheinend 
mit  bacteriologischer  Gründlichkeit  an- 
gestellten Versuchen  den  Schluss: 

Dass  das  Jodoform  nicht  nur  trotz  seiner 
sonstigen  vorzüglichen  Eigenschaften  als 
Antisepticum  werthlos  sei ,  sondern  dass  es 
sogar  als  ein  gefährliches  Mittel  deshalb  be- 
trachtet werden  müsse,  weil  es  selbst  pathogene 
Mikroorganismen  enthalten  könne,  auch  nicht 
im  Stande  sei ,  die  bei  der  üblichen  Appli- 
cationsmethode  aus  der  Luft  oder  mit  un- 
reinen Pinseln  und  Jodoformzerstäubem  in 
die  Wunden  gebrachten  pathogenen  Keime 
zu  zerstören. 

Die  Verf.  stimmen  vollständig  dem  Ent- 
schluss  McLX  Sckede'B  in  Hamburg  zu,  welcher 
das  Jodoform  vollständig  aus  seiner  Klinik 
verbannt  hat,  nachdem  er  trotz  der  sorg- 
fältigsten Antiseptis  in  derselben  innerhalb 
5  Monaten  23  Fälle  von  Erysipelas  und 
Pyämie  mit  9  Todesfällen  beobachtete  und 
deshalb  zum  Sublimat  übergegangen  war. 

Diese  Mittheilungen  dürften  einen  neuen 
Markstein  in  der  Geschichte  der  Wund- 
behandlung bilden  und  dem  Sublimat  einen 
Concurrenten  um  die  Priorität  in  derselben 
aus  dem  Wege  schaffen. 


liiteratnr  nnd  Kritik. 


Therapentlselie  Monatehefte.   Heraus- 
gegeben von  Dr.  Oscar  Liebreich  unter 
Eedaction  von  Dr.  A.  Langgaard  und 
Dr.  S.  Eabow.    Erster  Jahrgang.    Ja- 
nuar 1887.    Heft  1.    Preis  pro  Jahr- 
gang  12  Mark.     Verlag   von  Julius 
Springer  in  Berlin  N. 
„Die  grosse  Fülle  neuer  Heilmethoden  und 
Mittel,  welche  die  beiden  letzten  Decennien 
zu  Tage  gefördert  haben,  und  das  voraus- 
sichtlich in  Zukunft  noch  schneller  anwach- 
sende  Material    verlangen    eine   sorgfältige 
Sichtung,  da  einerseits  bei  den  phjsiologisch- 
pharmakodynamischen  Untersuchungen  man- 
cher Arzneimittel  der  wünschenswerthe  Zu- 
sammenhang mit  der  Therapie  nicht  immer 
genügend  gewahrt  werde,  andererseits  es  auch 
an  Beispielen  nicht  fehlt,  dass  neue  Arznei- 
mittel und  Heilmethoden  in  die  Praxis,  ohne 
die  erforderliche  Vorprüfung  oft  nicht  zum 
y ortheil,  eintraten.'' 
•    Daa  ist  der  Grund,  weshalb  die  „Thera- 


peutischen  Monatshefte''  ins  Leben  gerufen 
worden  sind.  Dieselben  sollen  nicht  nur  refe- 
riren,  sondern  auch  kritisiren,  gewiss  ein  nur 
lobenswerthes,  wenn  auch  zum  Theil  müh- 
seliges Unternehmen.  Wie  sehr  Kritik  bei 
der  Fülle  neuer  Arzneimittel  und  Arznei- 
formen noth  thut,  das  lehrt  ja  recht  drastisch 
das  Referat  über  Jodoform,  welches  wir  auf 
Seite  63  heutiger  Nummer  bringen.  Da  nun 
dib  Apotheker  an  den  neuen  Arzneimitteln 
vielfach  ebenso  grosses  Interesse  haben  als  die 
Aerzte,  denn  die  letzteren  brauchen  das,  was 
ihnen  nicht  scheint,  nicht  anzuwenden >  so 
werden  auch  die  Apotheker  aus  den  Therapeut. 
Monatsheften  Nutsen  ziehen  können  und  wir 
verfehlen  deshalb  nicht,  auch  an  dieser  Stelle 
auf  das  neue  Unternehmen  aufmerksam  su 
machen.  Ueber  einen  Artikel  des  vorliegen- 
den 1.  Heftes  referiren  wir  Seite  62  heutiger 
Nummer.  e. 


65 


Zeitschrift  fflr  Nahrungsniittelunter- 
sachuBg  und  Hygiene«  Eine 
Monatsschrift  ftir  ehemische  und 
mikroskopische  Untersuchung  von 
Nahruugs-  und  Genussmitteln,  Ge- 
brauchsgegenständen und  fflr  Hygiene. 
(Beiblatt  der  Wochenschrift  „Phar- 
maceutische  Post'')-  Herausgegeben 
und  redigirt  von  Dr.  Hans  Heger. 
I.  Jahrgang,  Heft  1.    Wien  1887. 

Diese  neue  Zeit8i*.hrift  erscheint  als  Bei- 
blatt zar  „Pharm.  Poet,"  kann  aber  auch  fär 
sich  allein  anm  Preise  von  6  Jl  bezogen 
werden.  Die  Zahl  der  Mitarbeiter  ist  eine 
stattliche  und  unifasat  viele  anerkannte  Fach- 
leute. Das  vorliegende  erste  Heft  enthält 
allerdings  fast  nor  Referate,  doch  ist  besonders 
darauf  hingewiesen ,  dass  die  nächsten  Num- 
znem  reichhaltiger  sein  werden.  In  Oesterreicb 
erschien  bisher  kein  Specialblatt  für  Nahr- 
ungsmittelanalyse ,  es  ist  deshalb  sicher  an- 
zunehmen, dass  das  vorliegende  Journal  dorl 
ein  weites  Feld  fiir  seine  Thätigkeit  finden 
wird,  snmal  unter  der  tüchtigen  Redaction 
Dr.  IUeger'u. 


e. 


Die  offleinellen  Pflanzen  nnd  Pflanzen- 
präparate. Zum  Gebrauch  für 
Studirende  und  Aerzte  übersichtlieh 
zusammengestellt  von  Dr.  Hugo  Schula, 
0.  ö.  Professor  der  Arzneimittellehre 
an  der  Universität  Greifswald.  Mit 
vienindzwanzig  Illustrationen.  Wies- 
baden 1885.  Verlag  von  J.  F.  Berg- 
mann. 

Das  kleine  Werk  behandelt  in  alphabetisch 
nach   den  Namen  der  Stammpflanzen  geord- 


neten kurzen  Artikeln,  welche  mit  zahlrekbcn 
guten  Abbildungen  versehen  sind,  Her- 
kommen und  Beschaffenheit  der  offleinellen 
Pflanzen  und  Pflanzenpräparate  in  der  Aus- 
dehnung oder  vielmehr  Beschränkung,  welche 
den  bescheidenen  Ansprüchen,  die  in  dieser 
Richtung  an  die  Mediciner  gestellt  werden, 
genügt.  Als  Repetitorium  wird  das  Buch 
aber  auch  von  Pharmaceuten ,  welche  vor 
dem  ersten  Examen  stehen,  gewiss  gut  be- 
nutzt werden  können.  e. 


Real  •  Fncjdop&dle  der  geiaiimtea  leOkiade. 

Medicmiscn  -  Chirurg.    Handwörterbuch    für 

Eraktische  Aente.  Heraosgegeben  von  Prof. 
^r.  Albert  EuUnhurg  in  Berlin.  Zweite  um- 
Searbeitete  und  vermehrte  Auflage.  Achter 
iand  (Heft  71-80).  Lex.  8«.  TW  Seiten. 
Erscheint  in  Bänden  von  ie  45— &0  Druck* 
bop^en  l>mfang.  Mit  zahlreichen  IllustrationeD. 
Wien  und  Leipzig  lb87.  L>5afi  dt  Sdiwar^ 
zenberg. 

Dr.  L.  Rabmberft's   Krjptogmti  •  Fleri    fei 
DeatsoUaid,  Oefterreiek  ud  der  Schweb. 

Vierter  Band:  Die  Laubmoose  von  K.  Gustav 
LitnpricJU,  6.  Lieferan|^:  Brvineae:  Steso- 
carpae  (Acroearpae).  Mit  zahlreichen  in  den 
Text  gedruckten  Abbildungen.  Preis  pro 
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von  Eduard  Kummer, 

Formalae  magistrales  Berolteeises.   Mit  einem 

Anbange,  enthaltend:  1.  die  Handverkaufs- 
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beim  Verordnen  von  Arzneien.  Ausgabe  fflr 
1887.  Berlin  1887.  K  GaeHner'B  Verkgs- 
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Berlin  M.,  Fennstrasse  11  und  19,  Januar 
1887. 


^y-^xJ-^  ^/~\.'y^ 


Iscellen. 


Antrophor. 

Dor  Antrophor  ist  ein  Instrument,  welches 
daza  bestimmt  ist,  in  Wunden,  Fisteln  oder 
Höhlangen  des  Körpers  etc.  Medicamente 
einzofuhren,  er  ähnelt  also  den  Bougies.  Der 
Antrophor  besteht  aus  einer  vernickelten, 
sehr  elaatischen  Drahtspirale,  welche  mit  dem 
in  eine  Qelatinemasse  eingeschlossenen 
Hedieament  umhüllt  ist.  Aussen  ist  die 
GelAtinemaiae  mit  Talkpulver  bestreut  oder 
eingerieben.  Apotheker  iS^^Aan  in  Treuen 
fabricirt  den  Antrophor. 

In  der  Klinik  der  Königlichen  Thierarznei- 
Bchole  in  Dreeden  werden  in  geeigneten  Fällen 


ähnliche  Stäbehen  benutzt,  die  Seele  der- 
selben ist  aber  keine  Drahtspirale}  sondern 
gezwirnter  Bindfaden. 


Detannirter  Ipecaonaiüiaweiii. 

Zur  Entfernung  der  Gerbsäure  aus  dem 
Ipecacuanhawein  empfiehlt  Jlfa&cn,  den  Gerb« 
Stoff  durch  Gelatine  auszufiillen ,  damit  nicht 
beim  Aufbewahren  ein  Theil  des  Emetio« 
als  Taunat  sich  ausscheiden  könne.  Vergl. 
Ph.  Oentralh.  XXVIII,  13.  s. 

Drugg.  Curcular  1866,  ^ 


66 


Sogenannter  Baskuithonig. 

Die  ßonigfabrikation  scheint  in  ein  ganz 
neaes  Stadium  getreten.  Prof.  Finkener 
(Mitth.  d.  Kgl.  techn.  Versuchsanstalten, 
Berlin  1886,  142)  hat  ein  von  Holland 
aus  unter  dem  Namen  „Bischuithonig"  in 
den  Handel  gebrachtes  Kunstproduct  unter- 
sucht, das  sich  als  ein  Gemenge  von  Rohr- 
zuckersjrup  mit  Oleomargarin  herausstellte. 
Die  Analyse  ergab  in  100  :  30  Oleomargarin, 
29  Rohrzucker,  4  Traubenzucker,  7  Dextrin, 
0,5  Sand  und  Holztheilchen ,  29  Wasser, 
0,5  kohlensaures  Natron.  — os— 


Braunfärbung  der 
Schmarotzerpflanzen, 

besonders  von  Orobanche  und  Mono- 
tropa,  welche  diese  Pflanzen  beim  Auf- 
bewahren in  Spiritus  annehmen  , .  yerhütct 
man  nach  Dr.  H.  de  VrieSy  indem  man  dem 
Spiritus  2  pCt.  Salzsäure  hinzufügt.  Es 
können  hierdurch,  besonders  wenn  der 
Spiritus  öfter  erneuert  wird ,  farblose  Präpa- 
parate erhalten  werden;  ganz  alte  Präparate 
lassen  sich  auf  diese  Weise  nicht  mehr  ent- 
färben ,  sondern  verlaUgen  einen  Zusatz  von 
etwas  Schwefelsäure  und  chlorsaurem  Kali. 
Pflanzen  mit  lederartigen  Blättern  entfärben 
sich  häufig  erst  beim  Behandeln  mit  heissem 
Alkohol.     Pharm,  Joum.  Transact,  Bec.  1886. 


Vielleicht  Hesse  sieh  durch  Eintauchen  in 
sauren  Alkohol  auch  das  Braunwerden  der 
genannten  Pflanzen  beim  Trocknen  verhüten. 

'-OS— 


Verfahren^  Kork  gegen  Schimmel- 
bildung zu  schützen. 

Um  Korkpfropfen  für  Weinflaschen  u.  dgl. 
zu  reinigen  und  gegen  Auftiahme  von  Pilz- 
sporen zu  schützen,  bringt  man  sie  nach  dem 
Vorschlage  von  E»  Bousquet  in  Bordeaux 
(D.  R.  P.  Kl.  64,  Nr.  36433  vom  20.  Decem- 
ber  1885)  zunächst  in  ein  Dampf-  oder 
Wasserbad  von  etwa  110  o  und  lässt  sie  so 
lange  in  demselben,  bis  die  vorhandenen 
Pilzsporen  getödtet  sind ;  dann  legt  man  die 
Korke  noch  heiss  in  eine  wässerige  Albumin- 
lösnng  (500  g  trockenes  Albumin  auf  100  1 
Wasser)  und  darauf  in  eine  Lösung  von  Gerb* 
säure  und  Salicjlsäure  (500  g  Gerbsäure, 
250  g  Salicylsäure  auf  100  1  Wasser).  An 
Stelle  des  Albumins  kann  auch  Fischleim  an- 
gewendet werden;  dazu  löst  man  1000  g 
Fischleim  und  eben  soviel  Salicjlsäure  in 
100  1  kochendem  Wasser  und  behandelt  die 
Korke  mit  dieser  Lösung;  vor  dem  Erkalten 
taucht  man  sie  hierauf  in  eine  Gerbsäure- 
lösung (200  g  Gerbsäure  auf  100  1  Wasser) 
und  trocknet  sie  bei  massiger  Wärme.  Das 
letztere  Verfahren  eignet  sich  besonders  für 
Korkplatten. 


•v^.^s./^  f^.r^  '^  ^^f 


Offene  Correspondense. 


A.  tn  ])•  Paraffinum  molle  Br.  P.  ist 
ufaser  Unguentum  Paraffin! 3=  Vaseline. 
Die  Bezeichnung  P.  molle  ist  gegenüber  den 
von  Ph.  G.  II  acceptirten  Namen  Paraffinum 
liquidum  und  Boliaum  gut  verständlich  und 
richtig. 

S»  »n  D«  Das  Ueberstreichen  des  Heftpflasters 
mit  einem  mit  Aether  befeuchteten  Schwamm 
soll  zur  Fol^e. haben,  dass  das  Heftpflaster  rasch 
und  gut  klebt.  ^Versuchen  Sie  es  einmal  auf 
diese  Weise.  Jedenfalls  ist  es  aber  bequemer 
ein  Pflaster  zu  haben,  welches  auch  ohne  diese 
Manipulation  klebt.  Es  Riebt  im  Handel  sehr 
gute  Sorten  gestrichenen  Heftpflasters. 

C«  tn  N*  Vermögen  wir  doch  zu  beant- 
worten. Ob  die  Leinsamen  Amygdalin  ent- 
halten, ist  noch  nicht  sicher  festgestellt,  bis- 
lang wohl  nur  vcrmuthet,  Thatsache  aber  ist, 
dass  sich  ans  mit  Wasser  angerührtem  Lein- 
samenmehlbrei ein  Cyanwasserstoff  enthalten 


Geruch  wahrnehmen.  Es  ist  darum  zu  ver* 
wnndem,  dass  die  Blausänrebildung  in  diesem 
Falle  nicht  schon  länger  bekannt  ist.  Meyer 
und  Meier  sind  die  Entdecker  (vor  IV9  bis 
2  Jahren);  in  Ht^emann- Hilger  die  Pflanzen- 
Stoffe  ist  noch  nichts  darüber  erwähnt.' 

Apoth,  M«  m  T,  Das  Ghinojodin  wurde 
vor  Jahresfrist  als  Antisenticnm  empfohlen,  es 
ähnelt  im  Geruch  den  Cninolin,  im  Aussehen 
dem  Jodoform.  Das  Ghinojodin,  ein  Chlor-  and 
Jodaddition  sproduct  des  Chinolin  soll  die 
Formel  CsHrNJCl  besitzen.  Es  ist  unlöslich 
in  Wasser,  schwer  lOslich  in  Alkohol  und  Aether. 
Fflr  die  medicinische  Anmeldung  wurde  es  in 
Mischung  mit  Talcum,  als  Salbe  mit  Vaselin, 
als  Polver  mit  CoUodium  angeschüttelt,  aber 
als  Paste  mit  Wasser  angerührt  empfohlen. 
Man  hat  sehr  lange  nichts  mehr  davon  gehört. 

Apoth,   T*  tn  P»    Kiesclguhr  wird   anch 
Hier  und  da  medicinisch  angewendet  und  zwa 


de6  DefitiUat  gewinnen  lässt.    Beim  Anrühren  P'''  ''""  lAr  "v"  r°^  RURewenuei,  una  zwar 
von  Leinmehl  mit  Wasser  kann  m^n  bei  sorg-  ").  l^Ä^,^^^^^^^  *^^  Streupulver  reap. 

fEltigem  Riechen  bereits  den  blausSoreartigln  *"  ^*^"^  ^^"  ^^^^^  *^***- 


mm 


Im  V9T\tLgB  d«r  H«imiit(«ber.    V«nuitwortUeb«r  Badaetour  Dr.  E«  Gelsiler  In  t>r«Md^n. 
Druck  der  KSnifl.  Hofbnehdroekerei  tob  0.  O.  MetnholdA  S9bm6  tn  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Dr.  Hennanii  Hager  and  Dr.  Ewald  6el00ler« 


Eneheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  dorch  die  Post  oder  den  Bacbhandel 

Tierteljfthrlich  2  Mark.    J3ei  Zasendung  nnter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nnmmem 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespidtene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt 
Anfragen,  Anftrftge,  Manuscripte  ete.  wolle  man  an  den  Redactenr  Prof.  Dr.  E.  G eis s  1er, 

Dresden,  Pilin  itzer  Strasse  56  adressiren. 


Mi^. 


Berlin,  den  10.  Februar  1887.  ^}rjj[;;!>g^. 

Der  ganzen   Folge  XXVIIL  Jahrgang. 

Inbaltt  vatHile  mB4  Pkarmaeie:  Nenat  pbArmaoeotUehM  Man  aal.  —  Notls  inr  Färbang  der  CarboUftnre.  — 
Kotls  nb«r  fitliebe  Oebeimmlttclanalyien.  —  SaUlösniifeii  mit  Gamml  arablenm.  —  Liquor  Kalil  arseniooal.  — 
Ein  gute«  Exelplens  fttr  Plllenmaasen.  —  Cblnlnplllen.  —  Yerba  Santa  als  Qetcbmaokseorrigens  dei  Ohlnlm.  — 
AlkjUUebe  Tlnetiireii  and  Extraete.  —  Tinctnra  Cbinae  et  ErlodyctU.  —  Neuere  Drogen  nnd  Pflansenstolfe.  — 
Beitrige  snr  Xenntalaa  der  Hilebbntter  nnd  der  an  Ibrem  Ertata  in  Anwendung  gebrachten  anderen  Fette.  — 

Offese  CorretpOHdeu«  —  ABielgem« 


Chemie  nnd  Pliarmacle. 


Heues  phannaoentiBchee  MannaL 

Von  Eugen  Dieteridt, 
(Fortsetzung.) 

Nachdruck  untersagt. 

n.  Watte-*) 

Hydrophile  Watte.    Verband -Baumwolle. 

Das  Entfetten  der  Rohbaumwolle  geschieht 
durch  wiederholte  Laugenbehandlung  und 
nicht,  wie  man  Terschiedentlich  angegeben 
findet,  durch  Extraction  mit  Benzin  oder 
dergl.  Der  Laugenbehandlung  folgt  das 
Bleichen,  dann  das  Trocknen  und  den  Schluss 
macht  das  Krempeln,  um  der  Watte  die  durch 
die  Terschiedenen  Wäschen  verloren  ge- 
gangene lockere  Beschaffenheit  wieder  zu 
geben.  Diese  Arbeiten  sind  nur  im  Grossen 
durehfBhrbar,  so  dass  es  sich  ffir  unseren 
Fall  gebietet,  die  hydrophile  Watte  zu  be- 
ziehen und  nur  die  Imprägnation  vorzu* 
nehmen. 

Yerbandwatte  besitzt  ein  grosses  Aufsauge- 


*)  Besu|8quellen  ffir  hydrophile  Watte :  Ma- 
schinenfabrik Germania  und  Max  Arnold  in 
Chemnitz. 


vermögen  und  hält ,  in  Wasser  getaucht  und 
ausgepresst,  davon  das  Doppelte  des  eigenen 
Gewichtes  zurück. 

Das  Imprägniren,  ähnlich  wie  bei  der 
Gaze,  besteht  darin,  die  hydrophile  Watte  in 
der  Flüssigkeit  zu  kneten  und  sie  je  nach 
Vorschrift  entweder  bis  zu  einem  bestimmten 
Gewicht  auszupressen  oder  mit  Gewichten  zu 
belasten  und  einige  Stunden  ruhig  sich  selbst 
zu  überlassen.  Die  Pigmentzusätze  haben 
den  gleichen  Zweck  wie  bei  der  Gaze. 

Das  Trocknen  geschieht  auf  Hürden  in 
Trockenschränken  oder  in  Zimmertemperatur. 

Die  getrocknete  Watte  wird  durch  Aus- 
einanderzupfen gelockert  und  in  Packete  zu 
25,  50,  100  und  250  g  Inhalt  gepackt. 

Als  Einhüllungsmaterial  dient,  je  nachdem 
es  sich  um  flüchtige  oder  nicht  flüchtige 
Stoffe  handelt,  Glas,  Stanniol,  Pergament-  und 
Ceresin -Papier. 

Arniea- Watte. 

800,0  Tincturae  Amicae, 

200,0  Glycerin 
verdünnt  man  mit 

2500,0  Spiritus  diluti, 
tränkt  damit 


68 


1000,0  hydrophiler  Watte 
nnd  presst  bis  zu  einem  Gewicht  von 

3000,0 
aas. 

» 

Man  trocknet  vorsichtig  und  verpackt  in 
Glas. 

Die  Watte  enthält  20  pCt.  Arnicatinctur. 

Benzoe- Watte  nach  t.  Bruns  jun. 

a)  3,  4,  5  pCt. 

45,0  (60,0  oder  75,0)  Acidi  benzoici, 

30,0  Olei  Bicini, 
2925,0  Spiritus  (94pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

b)  10  pCt. 
150,0  Acidi  benzoici, 
60,0  Olei  Bicini, 
2790,0  Spiritus  (94  pCt.), 

0,2  spirituslösl.  Anilinblau, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 
Man  tränkt  und  presst  beide  bis  zu  einem 
Gewicht  von  3000,0  ab.  Die  übrige  Behand- 
lung findet  sich  in  der  Einleitung  angegeben. 

Borsäure  «Watte. 

a)  5  pCt. 
75,0  Acidi  borici, 

2925,0  Aquae  fervidae, 
1000,0  hydrophiler  Watte, 

b)  10  pCt. 
150,0  Acidi  borici, 

2850,0  Aquae  fervidae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

c)  20  pCt. 
300,0  Acidi  borici, 

2700,0  Aquae  fervidae, 

0,2  Fuchsin, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 
Man  presst  bei  den  3  Nummern  die  Flüs- 
sigkeit sofort  nach  dem  Tränken  bis  auf  ein 
Gesammtgewicht  von  3000,0  ab  und  ver- 
fährt im  Uebrigen  laut  Einleitung. 

Carbol  -  Watte  naeh  v,  Bruns  jun. 

a)  5  pCt. 
75,0  Acidi  carboUei, 
30,0  Olei  Bicini, 
300,0  Colofonii, 
2600,0  Spiritus  (94  pCt), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 


b)  10  pCt. 

150,0  Acidi  carbolici, 
60,0  Olei  Bicini, 
450,0  Colofonii, 
2340.0  Spiritus  (94  pCt.). 
1000,0  hydrophiler  Watte. 
Man  verfährt  laut  Einleitung  und  presst 
beide  bis  auf  ein  Gewicht  von  3000,0  ans. 

Chlorzink- Watte  nach  Bardeleben. 

10  pCt. 
150,0  Zinci  chlorati, 
2850,0  Aquae  fervidae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 
Man  verfährt  laut  Einleitung  und  presst 
noch  heiss  bis  zu  einem  Gewicht  von  3000,0 
aus. 

Cocain  -  Watte. 

3  pCt. 

3,0  Cocaini  hydrochlorici, 
100,0  Aquae  destillatae, 
50,0  Spiritus, 
100,0  hydrophiler  Watte. 
Man  tränkt  laut  Einleitung  und  trocknet 
bei  300. 

Cocai* n  -  Bor  -  Watte. 

2,0  Cocaini  hydrochlorici, 
5,0  Acidi  borici, 
3,0      „     carbolici, 
10,0  Glycerini, 
50,0  Spiritus, 
80,0  Aquae  destillatae, 
100,0  hydrophiler  Watte. 
Man  tränkt  laut  Einleitung  nnd  trocknet 
durch  Ausbreiten  an  der  Luft. 

Die  Cocain -Bor -Watte  soll  ein  gutes 
Mittel  gegen  Brandwunden  sein. 

Cocain  -  Morphium  -  Watte. 

3,0  Cocaini  hydrochlorici, 
1,5  Morphii 
75,0  Spiritus, 
75,0  Aquae  destillatae, 
100,0  hydrophiler  Watte. 
Man  tränkt  laut  Einleitung  und  trocknet 
bei  300. 

Die  Cocain -Morphium -Watte  wird  als 
schmerzstillendes  Mittel  zum  Tamponiren 
hohler  Zähne  benfitzt. 

Eisenchlorid  -  Watte. 

750,0  Liquoris  Fern  sesquichlorati 
75,0  Glycerini,  ' 


n 


69 


1175,0  Aqnae  dest., 
1000,0  Spiritus  (90  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

Man  tr&nkt,  pr«sst  bis  auf  ein  Gewicht  von 

3000,0 

ans,  trocknet  nnter  Abhaltung  des  Tages- 
lichtes nnd  bewahrt  in  brannen  Gläsern  auf. 

Essigsanre  Thonerde  -  Watte 
nach  Borow. 

a)  5  pCt 

1000,0  Liqooris  Aluminii  acetiei, 
2000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

b)  10  pCt. 

2000,0  Liquoris  Aluminii  acetiei, 
1000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

Man  tränkt,  presst  beide  je  bis  zu  einem 
Gewicht  vom  3000,0  ans  und  verfährt  im 
üebrigen  nach  Angabe  der  Einleitung. 

Ichthyol -Watte. 

a)  20  pCt. 

300,0  Amraonii  sulfo-ichthyolici, 

700,0  Spiritus, 
2000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

b)     750,0  Ammonii  sulfo-ichthyolici, 

750,0  Spiritus, 

1500,0  Aquae  destillatae, 

1000,0  hydrophiler  Watte. 

Man  tränkt,  presst  beide  je  bis  zu  einem 
Gewicht  von  3000,0  aus  und  trocknet  in 
einer  Temperatur,  welche  25^  nicht  über- 
steigt. 

Jod -Watte. 

10  pCt. 
10,0  Jodi 

breitet  man  auf  dem  Boden  einer  Weithals- 
glasbüchse  aus,  schichtet 

100,0  hydrophiler  Watte 

darüber ,  verbindet  die  Buchse  mit  glyceri- 
nirtem  Pergamentpapier  und  erhitzt  nun  die 
Glasbnchse  in  einem  Wasserbad  von  50 — 60^ 
80  lange ,  bis  sich  alles  Jod  verflächtigt  und 
die  Baumwolle  gleichmässig  durchzogen  hat. 
Man  dispeosirt  in  gut  verkorkten  Glas- 
büchseD. 


Jodororm- Watte  nach  y.  Mosetig. 

a)  4  und  5  pGt. 

60,0  resp.  75,0  Jodoformii, 
600,0  resp.  750,0  Aetheris, 
2340,0  resp.  2175,0  Spiritus  (94  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

b)  10  pCt. 

150,0  Jodoformii, 
50,0  Olei  Bicini, 
50,0  Colofonii, 
1250,0  Aetheris, 
1500,0  Spiritus  (94  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

c)  20  pCt. 

300,0  Jodoformii, 

100,0  Olei  Ricini, 

100,0  Colofonii, 
2000,0  Aetheris, 

500,0  Spiritus  (94  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

Bei  Herstellung  der  vier  Procentsätze  muss 
man  sich  einer  gewissen  Schnelligkeit  be- 
fleissigen. 

Man  schlägt  jede  Nummer  nach  dem 
Tränken  in  dünnes  Pergamentpapier ,  sticht 
am  Kand  eine  Reihe  von  Löchern  ein  und 
presst  jede  Partie  bis  zu  einem  Oewicht  von 
3000,0  aus. 

Das  Trocknen  geschieht  durch  Ausbreiten 
an  der  Luft. 

Naphtalln -Watte. 

10  pCt. 

150,0  Naphtalini, 

30,0  Colofonii, 

20,0  Olei  Bicini, 
2800,0  Spiritus  (90  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

Man  löst  durch  Erhitzen,  tränkt  die  Watte 
in  der  heissen  Lösung  und  presst  rasch  bis 
zu  einem  Gewicht  von  3000,0  aus. 

Man  trocknet  durch  Ausbreiten  an  der 
Luft. 

Resorein -Watte. 

a)  3  pCt. 

45,0  Besorcini  purissimi, 

55,0  Glycerini, 
900,0  Spiritus  (90  pCt.), 
2000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 


70 


b)  5  pOt. 

75,0  Sesorcini  purissimi, 
75,0  Glycerini, 
850,0  Spiritus  (90  pCt), 
2000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 
Man  verfährt  nach  der  Einleitung  und 
presst  jede  Partie  bis  zu  einem  Gewicht  von 
8000,0  aus.    Die  zum  Trocknen  geeignetste 
Temperatur  liegt  zwischen  25  und  30  o. 

Salicyl- Watte  nach  y.  Brnns  jun. 

a)  5  pGt. 

75,0  Acidi  salieylici, 

50,0  Olei  Bicini, 
2875,0  Spiritus  (94  pOt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

b)  10  pCt. 

150,0  Acidi  salieylici, 
100,0  Olei  Bicini, 
2750,0  Spiritus  (94  pCt.), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 
Man  verfahrt  nach  Angabe  der  Einleitung 
und  presst  jede  Partie  bis  zu  einem  Gewicht 
von  3000,0  aus. 

Man  trocknet  in  einer  Temperatur  von  25 
bis  300. 

Salicyl- Watte  nach  Thiersch. 

a)  4  pCt. 

60,0  Acidi  salieylici, 

10,0  Glyeerini, 
4C0,0  Spiritus  (90  pCt.), 
2500,0  Aquae  fervidae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

b)  10  pCt. 

150,0  Acidi  salieylici, 
25,0  Glyeerini, 
825,0  Spiritus  (90  pCl.), 
2000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 
Man  verfährt  laut  Einleitung,  presst  jede 
Partie  bis  auf  ein  Gewicht  von  3000,0  aus 
und  trocknet  bei  einer  Temperatur  von  25 
bis  300. 

Sero -Sublimat -Watte  nach  Lister.*) 

Va  pCt. 
7,5  Hydrargyri  bichlorati 
löst  man  durch  Verreiben  in 
750,0  Pferdeblut  -  Serum, 


*)  Vergl.  anch  Ph.  C.  26,  52  u.  267. 


verdnnnt  mit 

2250,0  Aquae  destillatae 
tr&nkt 

1000,0  hydrophiler  Watte 

und  presst  bis  zu  einem  Gewicht  von 

3000,0 
aus. 

In  Ermangelung  von  Pferdeblut  benützt 
man  das  von  mir  beschriebene  „Hydrargyrum 
albuminatum  solutum'^  Die  Vorschrift  lautet 
dann: 

7,5  Hydrargyri  bichlorati, 

7,5  Natrii  chlorati 
lOst  man  durch  Verreiben  in 

40,0  Hühnereiweiss, 
verdünnt  mit 

2950,0  Aquae  destillatae, 
tränkt  damit 

1000,0  hydrophiler  Watte 
und  presst  bis  auf 

3000,0 
aus. 

Man  trocknet  die  nach  beiden  Vorscfariiten 
hergestellte  Watte  bei  25  bis  30  o. 

Die  Einwirkung  von  Tageslicht  ist  zu  ver- 
meiden. 

Sublimat -Watte  nach  Schede. 

1/4  und  Va  pCt. 

3,7  resp.  7,5  Hydrargyri  bichlo- 
rati, 
300,0  Glyeerini, 
700,0  Spiritus, 
2000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

Man  verfahrt  laut  Einleitung,  presst  bis 
auf  ein  Gewicht  von  < 

3000,0 
ab  und  trocknet  unter  Abhaltung  des  Tages-       i 
lichtes  bei  25  bis  30^. 

Tannin  -  Carbol  -  Watte. 

10:8  pCt 

150,0  Acidi  tanniei, 

120,0      „     carbolici, 

230,0  Olei  Bicini, 
2500,0  Spiritus  (94  pCt), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

Man  verfährt  lautEinleitung,  presst  bis  zu 
einem  Gewicht  von 

3000,0 
ab  und  trocknet  durch  Ausbreiten  aii  der 
Luft 


71 


Thymol- Watte  nach  Ranke. 

a)  2  pCt  ^ 

30,0  Thymoli, 

60,0  Oolofonii, 
410,0  Cetacei, 
2500,0  Spiritus  (90  pCt), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

b)  5  pCt. 

75,0  Thymoli, 

150,0  Colofonii, 

475,0  Cetacei, 
2300,0  Spiritus  (90  pCt), 
1000,0  hydrophiler  Watte. 

Bei  beiden  löst  und  tränkt  man  unter  An- 
wendung von  Wärme ,  presst  je  bis  auf  ein 
Gewicht  von  3000,0  aus  und  trocknet  durch 
Ausbreiten  an  der  Luft. 

HL  Jute.*) 

Man  verwendet  eine  ungebleichte,  sog. 
Roh -Jute  und  eine  gebleichte  Jute.  Da  sich 
die  letztere  besser  zum  Imprfigniren  eignet, 
wie  die  erstere,  so  wird  in  den  folgenden 
Vorschriften  nur  die  bessere  Waare  Berück- 
sichtigung finden.  Im  Allgemeinen  besitzt 
Jute  kein  so  grosses  Aufsaugevermögen,  wie 
Baumwolle ;  dafür  ist  sie  aber  durchlässiger 
und  bäckt  nicht  so  leicht  zusammen. 

Ganz  wie  bei  der  Oaze  und  der  Watte 
knetet  man  die  Jute  in  der  Imprägnirungs- 1 
flussigkeit  und  presst  sie  eventuell  unter  den 
in  der  Einleitung  zu  Gaze  angegebenen  Mo* 
dalitsten  bis  zu  einem  bestimmten  Gewicht 
ab. 

Das  ganze  Verfahren,  ebenso  die  Verpack- 
ung, ist  das  bei  der  Watte  gebräuchliche. 

Benzoe-Jnte. 


a)  5  pCt. 

75,0  Acidi  benzoici, 

30,0  Olei  Bicini, 
1400,0  Spiritus  (94  pCt.), 
1000,0  gebleichter  Jute. 

b)  10  pCt. 

150,0  Acidi  benzoici, 
50,0  Olei  Ricini, 
1300,0  Spiritus, 
1000,0  gebleichter  Jute. 
Man  presst  a  und  b  bis  auf  ein  Gewicht 


*)  Bezuf^gqucUe:   Braunschweiger  A  eilen  ge- 
<«ellschaft  ffir  Jutefabrikation,  Braunschweig. 


von  20()0,0  ab ;  im  üebrigen  ist  die  Behand- 
lung wie  bei  Benzoe  -Watte. 

Carbol-Jute^  anflxirt» 

a)  5  pCL 

75,0  Acidi  carbolici, 
1000,0  Spiritus  (90  pCg, 
425,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

b)  10  pOt. 

150,0  Acidi  carbolici, 
1000,0  Spiritus  (90  pCt.), 

350,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

Man  presst  bei  a  und  b  bis  auf  2000,0  ab 
und  trocknet  an  der  Luft. 

Carbol-Jute,  iBxirt  nach  Mannlch. 

8pCt. 

80,0  Acidi  carbolici, 

200,0  Colofonii, 

100,0  Cetacei, 
1250,0  Spiritus  (94  pCt), 
1000,0  gebleichter  Jute. 

Man  tr&nkt  in  warmer  Lösung,  ohne  ab- 
zupressen, beschwert  unter  Erwärmen  einige 
Stunden  mit  Gewichten  und  trocknet  an  der 
Luft. 

Carbol- Spiritus  -  Jute. 

10  pCt. 

100,0  Acidi  carbolici, 
600,0  Spiritus. 
Man  begiesst  mit  dieser  Lösung 
1000,0  Pressstücke  von  Jute 
von  allen   Seiten  möglichst   gleichmässig, 
schlägt  sie  dann  in  Pergamentpapier  ein  und 
bewahrt  sie  so  auf. 

Chlorzink -Jute  nach  Bardeleben. 

10  pCt. 

100,0  Zinci  chlorati, 
1250,0  Aquae  fervidae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

Man  tränkt  durch  Kneten  und  trocknet  bei 
25  bis  300. 

Essigs.  Tlionerde-Jnte  nacli  Bnrow. 

a)  5  pCt. 

650,0  Liquoris  Aluminii  acetici, 
850,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 


72 


b)  10  pCt. 

1300,0  Liquoris  Aluminii  acetici, 
200,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

Man  tränkt  bei  a  und  b  durch  Kneten  und 
trocknet,  ohne  auszupressen,  bei  25  bis  30^. 

Jodoform- Jute. 

10  pCt. 

100,0  Jodoformii, 

30,0  Colofonii, 

30,0  Olei  Bicini, 
700,0  Aetheris, 
500.0  Spiritus, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

Man  tränkt  und  trocknet,  ohne  auszu- 
pressen, an  der  Luft. 

Resorcin-Jnte. 

5pCt. 

50,0  Resorcini  purissimi, 

50,0  Glycerini, 
400,0  Spiritus, 
1000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

Man  knetet  und  trocknet,  ohne  vorher  aus- 
zupressen, bei  25  bis  30^. 

8alieyl-Jate. 

a)  4  pCt. 

60,0  Acidi  salicylici, 

30,0  Olei  Bicini, 
1400,0  Spiritus  (90  pCt), 
1000,0  gebleichter  Jute. 

b)  10  pCt. 

100,0  Acidi  salicylici, 
60,0  Olei  Bicini, 
1340,0  Spiritus  (90  pCt.), 
1000,0  gebleichter  Jute. 

a  und  b,  gut  getränkt,  presst  man  bis  auf 
ein  Gewicht  von  2000,0  aus  und  trocknet  bei 
25  bis  30«. 

Sero-  Sublimat- Jnte. 

a)  1/4  pCt. 

2,5  Hydrargyri  bichlorati, 
250,0  Pferdeblut -Serum, 
1250,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 


b)  Va  pCt. 
5,0  Hydrargyri  bichlorati, 
500,0  Pferdeblut -Serum, 
1000,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

aundb,  gut  getränkt,  trocknet  man,  ohne 
sie  vorher  auszupressen,  bei  25  bis  30^. 

In  Ermangelung  von  Pferdeblutserum  be- 
nützt man  das  von  mir  beschriebene  „Hydrar- 
gyrum  albuminatum  solutum.*'  Die  Yor- 
schrift  lautet  dann: 

2,5  resp.  5,0  Hydrargyri  bichlorati, 
2,5    „    5,0  Natrii  chlorati, 
10,0    „  25,0  Hühnereiweiss, 
1500,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 
Herstellung  wie  oben. 

Sublimat -Chlornatriam  •  Jote. 

V2  pCt. 

5,0  Hydrargyri  bichlorati, 

200,0  Natrii  chlorati, 

100,0  Glycerini, 
1200,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  gebleichter  Jute. 

Man  tränkt  und  trocknet  bei  25  bis  30^, 
ohne  vorher  auszupressen. 


Notiz  zur  Färbung  derCarbolsäure. 

Von  Dr.  E.  Mylius. 

Für  die  leidige  Rothfarbung  des  Phenols 
sind  bereits  die  allerverschiedenartigsten 
Ursachen  verantwortlich  gemacht  worden, 
ohne  dass  man  dadurch  zu  einer  völligen 
Klarheit  gekommen  ist.  Auch  meine 
heutige  Beobachtung  bringt  dieselbe 
nicht,  scheint  mir  aber  für  manche  der- 
artige Fälle  eine  Erklärung  zu  bringen. 
Man  kann  beobachten,  dass  dieselbe 
Oarbolsäure  anfangs  weiss,  nach  der 
Verflüssigung  durch  Wasser  in  ver- 
schiedenen Flaschen  sich  verschieden 
verhält,  indem  sie  in  der  einen  Flasche 
roth  wird,  in  der  anderen  weiss  bleibt. 
Nun  habe  ich  den  Versuch  gemacht, 
zwei  Flaschen,  in  deren  einer  sich  die 
Oarbolsäure  roth  gefärbt  hatte,  während 
sie  in  der  anderen  weiss  geblieben  war, 
aufs  Neue  mit  farbloser  Säure  zu  füllen. 
Letztere  färbte  sieh  wiederum  in  der 
einen,  während  sie  in  der  anderen  farb- 
los blieb,    wenn  auch  der  Unterschied 


73 


das  zweite  31  al  weniger  bedeutend  war. 
Der  Sebluss  lag  nahe,  dass  der  Unter- 
schied der  Lösliehkeit  der  Flaschen- 
substanz hier  das  verschiedene  Yerhalten 
der  Carbolsäure  verursachte.  Berück- 
sichtigt man  andere  hierher  gehörige 
Erscheinungen :  Ausfällen  von  Morphin 
und  Anlimonoxyd  aus  Morphin-  und 
Brechweinsteinlösungen,  das  Grtünwerden 
der  Apomorphinlösungen,  wenn  diese 
keinen  Säureüberscbuss  enthalten,  die 
Thatsacbe,  dass  alle  Phenole  bei  Gegen- 
wart von  Alkali  sich  an  der  Luft  unter 
Färbung  oiydiren,  so  ist  die  Wahrschein- 
lichkeit naheliegend,  dass  auch  die 
Carbolsäure  beim  Aufbewahren  in  Glas- 
flaschen in  der  fragliehen  Weise  beein- 
flusst  werden  kann,  wenn  die  Flaschen 
aus  einer  leicht  zersetzlichen  Glasmasse 
herorestellt  sind. 

Um  für  obige  Ansicht,  dass  in  einem 
Theil  der  Fälle  von  Rothwerden  der 
Carbolsäure  nicht  diese  selbst,  sondern 
die  Glasge  fasse  verantwortlich  zu 
machen  sind,  weil  diese  Alkali  abgeben, 
einen  weiteren  Anhaltpunkt  zu  gewinnen, 
habe  ich  folgenden  Versuch  gemacht 

Je  100  g  eines  Acid.  carbolic.  lique- 
factuna.  welches  sich  der  Begel  nach 
als  farblos  bleibend  gezeigt  hatte,  that 
ich  in  grüne  Flaschen .  welche  hinsicht- 
lich der  Löslichkeit  ihrer  Bestandtheile 
noch  keinen  Anlass  zur  Klage  gegeben 
hatten,  und  zwar:  1.  ohne  Zusatz,  2.  mit 
1     Tropfen    Liquor    Ammon.     causlici, 

3.  mit  1  Tropfen  Liquor  Kali   carbonici, 

4.  mit  0,1  g  Zinkoxyd,  5.  mit  0,1  g 
Ferrum  hydricum.  Ferner  wurde  6.  in 
eine  Flasche,  in  welcher  die  Carbolsäure 
zweimal  rolh  geworden  war,  wiederum 
von  derselben  Carbolsäure  gethan  und 
gleichzeitig  Salzsäure  bis  zur  sauren 
Reaetion  auf  Lackmus  zugefügt.  Die 
Flaschen  stehen  jetzt  seit  6  Wochen  in 
einem  ziemlich  dunklen  Baume.  Kei  1 
ist  der  Inhalt  farblos,  bei  2  rosa  mit 
Hwas  bläulichem  Stich  ,  bei  3  röthlich- 
braun ,  bei  4  und  5  farblos ,  desgleichen 
bei  6.  Dies  beweist  folgendos:  Bei 
tif'genwart  von  Spuren  Alkali,  selbst 
kohlensaurer  Salze,  färbt  sich  die  Carbol- 
Näare  roth;  Gegenwart  von  Eisenhydroxyd 
und  Zinkoxyd  (die  man  auch  schon 
verantwortlich    gemacht   hat)    veranlasst 


die  Bothfärbung  nicht;  Salzsäuregegen- 
wart verhindert  das  Rothwerden  in  einer 
Flasche,  in  welcher  die  Carbolsäure  vor- 
her roth  geworden  ist.  Hier  hat  sich 
Kali  carbonicum  und  Liq.  Ammon. 
caustic.  gleich  wirksam  erwiesen.  Allein 
ich  betone,  dass  die  Fiirbung  der  mit 
Ammoniak  versetzten  Probe  anders 
war,  als  man  sonst  bei  rothgefärbter 
Carbolsäure  wahr  nimmt.  Es  hatte 
offenbar  die  Bildung  eines  wirklichen, 
lebhaft  gefärbten  Farbstoffes  stattgefunden. 
Ich  glaube  daher  nicht,  dass  die  frei- 
willig sieh  roth  färbende  Carbolsäure 
dem  Ammoniak  die  Bothfärbung  ver- 
dankt, wie  dies  Hagere  Ansicht  ist.  Ich 
glaube  aber  auch  nicht,  dass  ich  für  alle 
Fälle  eine  zutreffende  Erklärung  gegeben 
habe,  vielmehr  nur  für  die  Fälle,  in 
denen  eine  und  dieselbe  Carbolsäure  in 
der  einen  Flasche  roth  wird,  in  der 
anderen  nicht.  Für  diejenigen  Carbol- 
säuren,  welche  unter  allen  Umständen 
roth  werden,  passt  die  obige  Erklärung 
nicht.  

Notiz  über  falsche  Geheimmittel- 
an alysen. 

Von  Dr.  E.  Mylius. 

An  einem  Beispiel,  welches  mir  zu- 
fallig in  die  Hände  gelaufen  war.  habe 
ich  dargethan,  dass  man  30  Jahre  lang 
falschen  Analysen  glauben  und  werth- 
lose  Nachahmungen  darnach  herstellen 
kann.  Ob  nun  letzteres  eine  Arzneifälsch- 
ung  zu  nennen  ist,  kann  ja  einmal  von 
anderen ,  ebenso  vorurtheilsfreien  Ver- 
fassern, wie  ich  einer  bin,  besprochen 
werden,  bevor  es  zu  Parteizwecken  auf- 
gegriffen und  verwerthet  wird. 

Ausser  dem  erwähnten  Beispiel  einer 
falschen  Geheimmittolanalyse  aus  alter 
Zeit  (Liqueur  de  Laville)  erlaube  ich 
mir  ein  solches  nicht  minder  drastisches 
aus  der  allerneuesten  Zeit  vorzulegen. 
Es  hat  seiner  Neuheit  wegen  den  Vor- 
zug, dass  der  Analytiker  nicht  einwenden 
kann:  Der  Fabrikant  hat  inzwischen  die 
Zusammensetzung  geändert.  Der  ,,Orts- 
gesundheitsrath  zu  Karlsruhe'*  veröffent- 
licht Folgendes: 

Dr.  Oidlnfanns  Purgatif,  ein  gegen 
Hiimorrhoiden ,    Leberleiden,   chronische 


74 


Darmkatarrhe  etc.  angepriesenes  Mittel, 
besteht  aus  einer  durch  Essigäther 
und  K  am  i  11  en  ö  1  a  r  0  m  a  t  isirten 
wässrigen  Lösung  von  Oelnatron- 
seife  mit  viel  Glycerin.  Das  Pur- 
gatif  ist  ein  unschädliches  Abflihrmittel, 
entbehrt  aber  der  ihm  angerühmten  Wirk- 
samkeit und  ist  viel  zu  theuer. 

Karlsruhe,  den  10.  Januar  1887. 

Der  Ortsgesundheitsrath. 

Ich  kümmere  mich  um  den  übrigen 
Inhalt  dieser  Bekanntmachung  nicht, 
weil  er  mich  nichts  angeht;  die  an- 
gegebene Zusammensetzung  des  Mittels 
aber,  zu  welcher  der  Vorsitzende  des 
Ortsgesund  hei  tsrathes  seine  Unterschrift 
giebt,  die  ist  falsch. 

Mein  Beweis,  dass  dies  der  Fall  ist, 
liegt  in  Folgendem: 

Da  OicUmanfi's  Purgatif  als  Miniatur- 
klystier,  als  welches  es  empfohlen  wird, 
gewisse  Vorzüge  hat,  so  wünschte  ich 
seine  Zusammensetzung  kennen  zu  lernen. 
Ich  habe  daher  eine  Analyse  damit  an- 
gestellt, bin  aber  bisher  zu  einer  Kennt- 
niss  der  wirksamen  Bestandtheile  nicht 
gelangt.  Es  verhielt  sich  folgender- 
maassen:  Schwach  alkalisch  enthält  es 
geringe  Mengen  Kohlensäure  und  etwa 
2  pCt.  Asche,  aus  Natriumcarbonat  be- 
stehend. Auf  Zusatz  von  Schwefelsäure 
sondert  es  etwa  8  Volumprocent  eines 
braunen  Oeles  ab.  Dieses  wurde  mit 
Aether  ausgeschüttelt,  in  welchen  es 
schwer,  nur  nach  Anwendung  grosser 
Mengen  desselben  überging.  Der  Aether 
hinterliess  beim  Abdampfen  einen  oran- 
gerothbraunen  wasserlöslichen  Fir- 
niss  von  Geruch  nach  Capronsäure  und 
deren  nahen  Verwandten,  der  aber  nach 
längerem  Erwärmen  verschwand;  von 
saurem  und  zusammenziehendem,  sowie 
coloquinthenartig  bitterem  Geschmack. 
Diese  Säure  löst  sieh  in  Wasser  leicht  und 
giebt,  wie  auch  das  Purgatif  vor  und  nach 
dem  Ansäuren  mit  Salzsäure,  einen 
Niederschlag  mit  Eisenoxydsalzen.  Diese 
Säure,  oder  ihr  Natronsalz  mit  Glycerin 
gemischt,  in  den  Mastdarm  in  kleinen 
Giengen  eingespritzt,  bewirkt  den  Drang 
zur  Kothentleerung,  welchen  auch 
Oidimann'^  Purgatif  hervorruft.  Der 
Bückstand  der  Aetherausschüttelung,  mit 


Soda  neutralisirt,  war  dagegen  wirkungs- 
los. Demnach  tbeilt  die  aus  dem  an- 
gesäuerten Purgatif  mit  Aether  aus- 
geschüttelte saure  Masse  dem  Purgatif 
die  fragliche  Wirkung  mit.  Die  Natur 
dieser  Masse  ist  mir  bis  jetzt  noch  unbe- 
kannt. Ihre  angeführten  Eigenschaften 
zeigen,  dass  sie  mit  der  Oelsäure  nichts 
gemein  hat.  Schon  die  Unlöslichkeit 
der  Oelsäure  in  Wasser  würde  bewirken, 
dass  auf  Zusatz  von  Säure  zu  dem  mit 
Wasser  verdünnten  Purgatif  Trübung  in 
Folge  Ausscheidung  von  Oelsäure  ein- 
träte. Dies  geschieht  aber  nicht,  folg- 
lich ist  meine  Behauptung  richtig,  dass 
die  Analyse  des  Ortsgesundheitsrathes 
von  Karlsruhe  falsch  ist,  insofeni  anzu- 
nehmen ist,  dass  es  sich  um  dieselbe 
Flüssigkeit  in  jenem,  wie  in  meinem 
Falle  handelt. 

Nebensächlich  erwähne  ich,  dass  ich 
auch  Essigäther  und  Kamillenöl  im  Pur- 
gatif nicht  gefunden  habe,  den  Beweis 
der  Abwesenheit  aber  nicht  führen 
kann. 

Endlich  bemerke  ich  ebenso  neben- 
sächlich ,  dass  auch  alle  anderen  bis- 
herigen Mittheilungen  über  die  Zu- 
sammensetzung, beziehungsweise  die 
wirksamen  Bestandtheile  von  Oidtmanns 
Purgatif,  welche  bisher  der  Oeffentlich- 
keit  übergeben  worden  sind,  offenbar 
falsch  sind.  Weder  Frangula  noch  Ni- 
cotiana  hat  damit  etwas  zu  schaflfen. 

Auch  die  von  Dr.  Oidtmann  angeführte 
Zusammensetzung,  wonach  Fluidextraete 
von  Allium,  Frangula  etc.  die  Haupt- 
bestandtheile  sein  sollen,  ist  unrichtig. 


Salzlösungen 
mit  Gummi  arabicum. 

L.  Levin  macht  in  der  Berliner  kl  in. 
Wochensehr.  darauf  aufmerksam,  dass  in 
dem  bekannten  Eecept:  Plumbum  acet., 
Zincum  sulf.,  Gummi  arabicum  und  Aqua 
das  sich  bildende  schwefelsaure  Blei  den 
wesentlichsten  Theil  des  ßeceptes  dar- 
stelle. Die  Umsetzung  des  Zinksulfats 
und  des  Bleiaeetats  gehe  jedoch  gar 
nicht  oder  nur  sehr  langsam  von  Statten, 
wenn  die  Gummilösung  erst  mit  einer 
der  Salzlösungen  gemischt  und  dann  die 
andere  Salzlösung  zugefügt   werde.      Es 


75 


sei  nothwendig,  die  beiden  Salzlösungen 
zuerst  zu  einander  zu  mischen,  dann 
Gummi  arabicum  zuzusetzen,  oder,  wenn 
man  es  anders  macht,  die  niederschlag- 
lose Flüssigkeit  zu  erhitzen,  es  bilde  sich 
beim  Erhitzen  sehr  rasch  der  Nieder- 
schlag.   

Liquor  Ealii  arsenicosi. 

Zur  Bereitung  des  Liquor  Kali  arsenicos. 
Ph.  G.  II  wird  uns  mitgetheilt,  dass  durch 
einen  kleinen  Zusatz  von  ehem.  reinen 
Kaolin,  etwa  0,5  auf  200,0  Liquor  derselbe 
in  einigen  Tagen  sich  vollständig  absetzt, 
und  ganz  klar  abfiltrirt  werden  kann.  Etwaige 
Veränderungen  des  Liquor  wurden  bei 
wiederholter  Prüfung  desselben  nicht  wahr- 
genommen. Da  der  Liquor  auch  bei  längerer 
Aufbewahrung  stets  klar  bleibt,  so  dürfte  das 
Klären  mit  Kaolin  wohl  das  einfachste  Mittel 
sein ,  um  einen  der  Pharmac.  G.  II  ent- 
sprechenden klaren  Liquor  zu  erhalten.  In 
chemischen  Fabriken  und  in  der  Technik 
wird  Kaolin  schon  längst  zum  Klären  ver< 
wendet,  so  dass  es  nahe  lag,  auch  in  diesem 
Falle  davon  Gebrauch  zu  machen.  Es  em- 
pfiehlt sich  vor  dem  Filfriren  gut  umzu- 
schutteln,  dass  der  Kaolin  mit  auf  das  Filter 
kommt.  Vergl.  Ph.  C.  26,  202.  Ein  Theil 
des  ätherischen  Oeles  wird  wohl  bei  beiden 
Methoden  entfernt  werden. 


Ein  gutes  Excipiens  fAr  Pillen- 
massen 

mit  äthe  rischen  Gelen  oder  Balsamen 
bildet  pnlverisirtes  gelbes  Wachs.  Man  er- 
hält dasselbe  durch  Verreiben  von  Wachs  mit 
der  gleichen  Menge  harten  Zuckers  unter  Zu- 
satz von  einigen  Tropfen  Alkohol.  Zwei  Theile 
dieser  Mischung  geben  mit  einem  Theile  des 
Balsams  oder  ätherischen  Oeles  und  etwas 
Amjlam  oder  dergl.  eine  gute,  nicht  zu  volu- 
minöse Masse.  g. 

Durch  Pharm.  Zeit 


Chininpillen. 

Zur  Bereitung  derselben  empfiehlt  Waage 
Anstossen  des  Chininhydrochlorats  mit  Salz- 
säure, obne  jeden  weiteren  Zusatz.  Auf  5  g 
Chininbydrochlorat  sind  etwa  6  Tropfen 
(wechselnd   nach    der    Grosse    der  Tropfen) 


Salzsäure  nöthig.  Der  Zusatz  der  Säure  hat 
vorsichtig  zu  geschehen ,  da  ein  Tropfen  zu- 
viel die  Pillenmasse  schmierig  macht.  Mit 
der  richtigen  Menge  Säure  erhält  man  eine 
vorzügliche  Pillenmasse,  die  sich  leicht  ver- 
arbeiten lässt  und  Pillen  giebt,  die  schön 
weiss  aussehen,  bald  hart  werden,  ohne  ihre 
leichte  Löslichkeit  einzubüssen  und  auch  an 
feuchter  Luft  nicht  weich  werden  oder  sonst- 
wie verderben.  g. 

Pharm,  Zeit.  f.  Bussland. 


Terba  Santa  als  Geschmacks- 
corrigens  des  Chinins. 

Die  Blätter  von  Criodyction  Cali- 
fornicum  Benth.,  in  ihrer  Heimath  Yerba 
Santa  genannt  (Pharm.  Centralh.  24,  217), 
sind  schon  länger  in  Form  von  Geheimmitteln 
als  Geschmackscorrigens  für  Chinin  im  Ge- 
brauch gewesen. 

Hartjs  giebt  (Deutsch  -  Amerikan.  Apoth.- 
Zeitung  1886,  746)  eine  Vorschrift  zu  einem 
von  ihm  Syrupus  corrigens  genannten 
Präparat.  £r  bereitet  aus  75  Theilen  ge- 
pulverter Yerba  Santa  mittels  eines  Gemisches 
von  1  Volumen  Alkohol  mit  2  Volumen 
Wasser  ein  Fluidextract  (75  Theile)  und  fil- 
trirt  dasselbe  von  dem  ausgeschiedenen  Harz 
ab.  Andererseits  bereitet  er  einen  aroma- 
tischen Syrup,  indem  er  1,5  Theil  Oleum 
Aurantiorum  dulcium  mit  10  Theilen  Cal- 
ciumphosphat  fein  verreibt,  das  Pulver  mit 
7,5  Th.  Alkohol,  1,5  Th.  Chloroform  und 
250  Th.  Wasser  versetzt  und  in  einer  Flasche 
eine  halbe  Stunde  lang  schüttelt.  Nachdem 
er  die  wässerige  Flüssigkeit  filtrirt  hat,  löst 
er  darin  420  Zucker,  vermischt  mit  obigen 
75  Th.  Fluidextract  von  Yerba  Santa  und 
bringt  das  Ganze  durch  Zusatz  von  Wasser 
auf  780  Th.  4,0  g  dieses  Syrupus  corrigens 
sollen  genügen,  um  den  bittem  Geschmack 
von  0,1  g  Chinin  derart  zu  verdecken,  dass 
nur  eine  geringe  Bitterkeit  kurze  Zeit  nach 
dem  Verschlucken  verspürt  wird. 

Bother  behandelt  (Drugg.  Circular  und 
Chemical  Gazete  1886,  3)  ein  ähnliches 
Thema,  indem  er  aber  als  wesentlich  vor- 
schreibt, zum  Extrahiren  alkalischer  Flüssig- 
keiten zu  verwenden.  (Ueber  einige  weitere 
alkalische  Tincturen  s.  nächste  Artikel). 

Eriodyction  soll  eine  harzartige  Säure  — 
Eriodyctionsäure  —  enthalten,  welche 


76 


sich  mit  Chinin  zu  einem  unlöslichen  und 
geschmacklosen  Salz  verbindet.  Die  Erio- 
dyctionsäure  ist  unlöslich  in  Wasser  und  in 
der  Pflanze  frei  enthalten,  zu  ihrer  Eztraction 
ist  deshalb  der  Zusatz  einer  Base  nöthig,  mit 
der  sie  ein  lösliches  Salz  zu  bilden  vermag. 
Ammoniak  eignet  sich  gut  zu  diesem  Zweck, 
die  Präparate  dunkeln  jedoch  allmälig  nach, 
Bother  zieht  deshalb  zu  jenem  Zwecke  das 
Magnesiumoxyd  vor.  Zur  Darstellung  von 
Syrupus  Eriodyctii  giebt  Rother  fol- 
gende Vorschrift :  1 25,0  Yerba  Santa  (Pulver 
Nr.  20),  15,0  Magnesia  usta  werden  mit  einer 
genügenden  Menge  verdünnten  Alkohols  (Al- 
kohol 1  Volumen,  Wasser  7  Volumen)  ge- 
mischt, in  einen  Percolator  gebracht  und 
nach  128tündiger  Maceration  mit  Alkohol- 
mischung von  derselben  Starke  percolirt,  so 
dass  475,0  erhalten  werden,  die  mit  8,0  Mag- 
nesia usta  vermischt  12  Stunden  lang  der 
Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt  werden.  In 
dem  Filträt  wird  unter  Anwendung  gelinder 
Wärme  800,0  Zucker  gelöst.  (Die  in  Troy- 
ounces  und  Pints  angegebenen  Mengen  sind 
hier  umgerechnet  und  abgerundet  worden.) 


schliessende  doppelte  Scheiben  von  Filtrir- 
papier.    Siehe  ausserdem  oben  die  Vorschrift 
zu  Syrupus  Eriodyctii  unter  l^erba  Santa. 
Drugg,  Circular  J886,  4, 


8. 


Alkalische 
Tincturen  und  Extracte. 

Bother  giebt  Vorschriften  zu  mehreren 
der  in  der  Ueberschrift  genannten  Präparate, 
denen  er  nachrühmt,  dass  sie  sich  auf  Zusatz 
von  Wasser  nicht  trüben  sollen. 

Tinctura  Capsici  alkalina:  I25,0g 
ganze  Capsicumfrüchte  mit  4,5  1  Spiritus 
dilutus  und  7,5  g  Aetzkali  zur  Tinctur  zu 
bereiten. 

Tinctura  Cantharidum  alkalina: 
30,0  Cantharides  mit  ,300,0  g  Spiritus,  600,0  g 
Wasser  und  2,0  g  Aetzkali  zur  Tinctur  zu 
bereiten,  diese  nach  dem  Filtriren  mit  8;0  g 
Magnesia  usta  öfter  schütteln  und  nochmals 
filtriren. 

Extractum  fluidum  Ipecacuanhae 
alkalinum.  500,0  g  grobes  Pulver  von 
Ipecacuanha  mit  30,0  g  Magnesia  usta  und  I 
genügend  Spiritus  zu  (500,0)  Fluidextract  zu  j 
verarbeiten.  Bother  findet  feinstes  Pulver 
weniger  geeignet  und  empfiehlt  ausserdem 
noch  speciell  für  Ipecaeuanhaextraction  eine 
besondere  Vorrichtunp,  er  legt  im  Percolator 
zwischen  die  zu  extrahirende  Masse  in  Zwi- 
schenräumpii     einige     querüber     völlig     ab- 


Tinctura  Chinae  et  Eriodyctii 

bereitet  Bother  in  folgender  Weise : 

180,0  Cortcx  Chinae  (Pulver  Nr.  24),  45,0 
Yerba  Santa  (Pulver  Nr.  20 j  genügend  Spiri- 
tus dilutus  werden  in  bekannter  Weise  per- 
colirt (Pharm.  Centralh.  25,  299  flg.),  so 
dass  850,0- Tinctur  erhalten  werden. 

Ein  Zusatz  eines  Alkalis  ist  hierbei  ausge- 
schlossen ,  da  die  Verbindung  der  Eriodyc- 
tionsäure  mit  dem  Chinin  in  Alkohol  von  der 
angewendeten  Stärke  löslich  ist.  Auf  Zusatz 
von  Wasser  scheidet  sich  aus  der  Tinctur  ein 
reichlicher  weisser  Niederschlag  jener  Ver- 
bindung ab;  hierin  liegt  der  Vorzug  obiger 
Tinctur'  da  diese  Chininverbindung,  wie 
schon  gesagt,  in  Wasser  unlöslich  und  daher 
geschmacklos  ist. 

Der  Niederschlag  ist  l-öslich  in  Ammoniak 
und  ebenfalls  wieder  in  Alkohol  verschiedener 
Stärken,  wenn  nicht  zu  sehr  verdünnt;  Säuren 
zersetzen  ihn  unter  Abscheidung  der  Eriodyc- 
tionsäure  und  Lösung  der  Chinabasen.      s. 


Neuere  Drogen  und  Fflanzenstoffe. 

Die  Fruchtkapseln  einer  japanischen  Or- 
chidee bilden  unter  dem  Namen  „Tchucfa  ia- 
k ab  i*' ein  Heilmittel  bei  Erkrankungen  der 
Harnwege  und  Blase.  Als  Bestandtheile 
werden  ein  Harz,  eine  Säure  und  ein 
Glucosid,  dem  die  Hauptwirkung  zukommen 
soll,  genannt.  Der  Geschmack  ist  sauer  und 
bitter  und  als  Medikament  soll  sich  das 
wässerige  Extract  der  Droge  eignen. 

Therap.  Gazette  1886,  212. 

Eine  nicht  näher  gekannte  Eupborbiaeae 
,,0ro"  soll  eine  besondere  Art  von  Euphor- 
biumharz  liefern.  Die  Oro  -  Pflanze  ist  in 
Sierra  Leone  heimisch. 

Pharm.  Joum.  JSS6,  879. 

Aus  den  Mutterlaugen  des  gewöhnlichen 
Asparagins  hat  Piufti  eine  Modiflcation  dcs> 
selben  dargestellt.  Das  neue  Asparagin 
lenkt  den  polarisirten  Lichtstrahl  eben  so 
weit  nach  rechts  ab,  wie  das  gewöhnliche 
nach    links.      Es    besitzt    einen    süssen      Oe- 


77 


Bchmack ,  weshalb  PhUti  e»  „A  s  p  a  r  a  g  i  n  e 
saer^e'*  nennt;  die  chemischen  Eigen- 
schaften beider  Asparagine  «sind  dieselben. 
Aus  6500  Kilo  gekeimter  Erbsen  wurden 
20Kilo  Asparagin  (0,31  pCt.)  und  100  Gramm 
des  neuen  Asparagins  (0,0015  pCt.)  erhalten. 
Archivea  de  Tharmacie  1886,  442, 


Beiträge  ssur  Kenntniss  der  Milch- 
butter und  der  zu  ihrem  Ersatz 
in  Anwendung  gebrachten  an- 
deren Fette. 

Von  Regierungsrath  Dr.  SeU* 

In  der  unter  Yorstehendem  Titel  veröffent- 
lichten Abhandlung  (Arbeiten  aus  dem  Kaiserl. 
Gesundheits-Amt  Bd.  1,  529)  liefert  der  Verf. 
insofern  eine  Ergänzung  des  in  Nr.  35  bis  39 
der  Pharm.  Centralh.  vom  vorigen  Jahre  im 
Auszüge  wiedergegebenen  Aufsatzes  über 
Kunstbutter,  als  hierdurch  das  dort  nur  kurz 
gefasste  Urtheil  des  Gesundheits-Amtes  über 
den  Werth  der  betreffenden  Verehren  ein- 
gehender begründet  wird. 

I.  Ueber  die  Bestimmung  des  speci- 
fischen  Gewichtes  des  Butterfettes 
bei  100 ^'C.  nach  Koenigs  vAb  Grund- 
lage   für    die    Controle    des    Markt- 

verkehra. 
Eine  Reihe  von  Versuchen  ergab  zunächst 
in  Uebereinstimmung  mit  den  sonst  vorhan- 
denen Angaben,  dass  das  Butterfett  in  seinem 
specififlchen  Gewichte  bei  100  ^  zwischen 
0,866  und  0,868  schwankt ;  die  Zahl  0,865 
konnte  bei  keiner  Untersuchung  beobachtet 


werden.  Die  auf  Binderfett  und  Schweine« 
schmalz  bezüglichen  Zahlen  stimmen  im 
Wesentlichen  ebenfalls  mit  den  von  anderer 
Seite  gemachten  Erfahrungen  überein.  Be- 
treffs der  verschiedenen  Proben  von  direet 
aus  der  Presse  kommendem  Oleomargarin, 
über  dessen  specifisches  Gewicht  bei  100  ^ 
in  der  Literatur  Angaben  nicht  gefunden 
werden  konnten,  ist  bemerken s werth ,  dass 
dasselbe  in  dieser  Beziehung  keine  Abweich- 
ung vom  Binderfett  aufzuweisen  hat. 

Es  wurden  dann  aus  Butter  und  deutscher, 
aus  Oleomargarin,  Milch  und  ErdnussÖl  her- 
gestellter Kunstbutter ,  sowie  aus  Butter  und 
Rinderfett  bezw.  Schweinefett  Gemische  von 
bekannter  Zusammensetzung  bereitet  und 
nach  Koenigs  geprüft. 

Es  zeigte 


Butter  .  .  . 
Kunstbutter  . 
Rinderfett  .  . 
Schweineschmalz 


hei  100  0  ein  Vol.-Gew. 
.     0,867—0,868, 

0,861, 

0,859, 

0,860. 


Die  Mischungen  ergaben  die  in  Tabelle  I 
beobachteten  specifischen  Gewichte,  aus  wel- 
chen es  hervorgeht,  dass,  bei  der  nahen 
Uebereinstimmung  des  Vol.  -  Gewichtes  der 
Kunstbutter  bei  100  ^  mit  demjenigen  des 
Rinderfettes  und  des  Schweineschmalzes  und 
dem  Abstände  von  demjenigen  der  Milch- 
butter unter  gleichen  Verhältnissen,  der  Ver- 
such, Kunstbutter  ohne  Weiteres  als  Milch- 
butter fälschlicher  Weise  in  den  Verkehr  zu 
bringen,  mit  Hilfe  des  in  Rede  stehenden 
Verfahrens  ohne  besondere  Schwierigkeit  ver- 
eitelt werden  kann« 


Tabelle  I. 
1.  90pCt.  reine  Butter,  10  pCt.  Kunstbutter 


2.  75  „ 

3.  66,6,, 

4.  50 

5.  25 

6.  10 

7.  72 

8.  90 

9.  80 
10.  70 


11 


11 

1» 
>f 
11 

II 


)1 

n 
j> 
1) 


26  „ 

t>*J,tJ  ,, 

50 
75 
90 
28 
10 
20 
30 


9) 


Schweinefett 
Rinderfett 


ToL-Gew. 
.'   0,865- 
.'   0,865, 
.•  0,864- 
.•   0,863- 
.     0,862- 
.     0,860- 
.     0,865, 
.     0,866, 
.     0;865- 
.     0,861- 


bei  100  0 
-0,866, 

-0,866, 
-0,864, 
-0,863, 
0,861, 


0,864, 
0,865. 


CompHeirter  wird  die  Sachlage,  wenn  es 
sieh  um  die  Feststellung  der  Beschaffenheit 
einer  Mischbutter  handelt.  Hierbei  wird  man 
in  erster  Linie  zu  fragen  haben,  welche 
unterste   Grenze  man  bei^inem  Untersuch- 


nngsobjccte  für  dessen  Inanspruchnahme  als 
Milchbutter  praktisch  zulassen  will.  Als 
solche  dürfte  sich  auf  Grund  vorliegender 
Daten  die  Zahl  0,866  mit  der  Toleranz  em- 
pfehlen, dass  die  zwischen  0,866  und  0,865 


78 


liegenden  Ablesungen  der  Aräometerskala 
der  ersteren  Zahl  gleich  geachtet  würden, 
w&hrend  bei  einer  scharfen  Ablesung  von 
0,865  wenigstens  der  Verdacht  einer  yor- 
gekommenen  FlUschung  berechtigt  erscheint. 

Unter  dieser  Voraussetzung  würde  man  in 
gewiss  nicht  wenigen  Fällen  bei  einem  Zu- 
sätze von  einem  Viertheil  fremden  Fetten 
eine  stattgehabte  Fälschung  zum  Mindesten 
für  wahrscheinlich  erklären  müssen.  Will 
man  aber ,  im  Hinblick  auf  die  Schwierigkeit 
einer  genauen  Ablesung,  nicht  so  rigoros 
sein  y  so  wird  man  jedenfalls  alle  eine  Aräo- 
meteranzeige von  weniger  als  0,865  ergeben- 
den Untersuchungsobjecte  beanstanden,  bezw. 
der  eingehenden  chemischen  Untersuchung 
überweisen  müssen.  Im  letzteren  Falle  hat 
man  es  alsq  in  der  Hand,  einer  Verfälschung 
der  Butter  mit  einem  Dritttheil  fremden 
Fetten  wirksam  entgegentreten  zu  können, 
und  das  ist  bei  einer  Methode,  die  nichts 
mehr  als  eine  Orientirungsmethode  zu  sein 
beansprucht,  immerhin  ein  beachtenswerthes 
Ergebniss ,  zumal  nicht  zu  leugnen  ist ,  dass 
selbst  die  als  die  beste  anerkannte  chemische 
Methode  von  Beichert '  Meissl  geringe  Ver- 
fäkchungen  der  Butter  mit  fremden  Fetten 
auch  nicht  immer  mit  Sicherheit  aufdeckt. 
Ein  Vergleich  der  beiden  Verfahren  führte 
zu  nachstehenden  Ergebnissen. 

Es  verbrauchten  von  den  oben  erwähnten 
Fetten  und  Fettgemischen 

com  Vio  N.-Alkali  nach 
Beichert- Meissl 


Beine  Butter  • 

29,7, 

Kunstbutter   . 

1,98, 

Binderfett .     . 

0,70. 

Schweinefett  . 

0,90, 

Qemisch 

.    1        . 

27,52, 

2     . 

23,10, 

3     . 

21,78, 

4     . 

17,93, 

5    . 

8,91, 

6     . 

4,45, 

7     . 

22,70, 

8     . 

27,2, 

*                       A* 

9     . 

23,72, 

10    . 

22,42. 

Nimmt  man  die  Zahl  26  ccm  N.-Alkali  als 
die  unterste  Grenze  für  reine  Butter  an ,  so 
wird  man  ohne  Weiteres  die  Kunstbutter,  das 
Kinder-  und  Schweinefett,  femer  die  Gemische 
mit  20  pCt.  und  mehr  fremdem  Fett  heraus- 
greifen,  dagegen   die   Gemenge  1    und  8, 


welche  lOpCt,  fremde  Fette  enthalten,  als 
solche  nicht  erkennen.  Ein  Vergleich  obiger 
Zahlen  mit  denen  in  Tabelle  I  lässt  dann 
ohne  Weiteres  die  Uebereinstimmung  der 
einzelnen  zusammengehörigen  Zahlen  ausser 
Zweifel  erscheinen. 

Die  Untersuchung  von  fünf  Proben  Handels- 
buiter  ergab  in  vier  Fällen  das  spec.  Gew. 
0,866  bis  0,867  und  26,8  bis  28,5  ccm  N.- 
Alkali, in  einem  Falle  das  spec.  Gew.  0,865 
und  24,8  bis  25  ccm  N.-Alkali. 

Eine  Anzahl  von  Buttersorten,  Proben  von 
Oleomargarin  und  Kunstbutter  amerika- 
nischen Ursprungs,  welche  im  Gesundheits- 
Amt  untersucht  wurden,  ergab  folgende 
Zahlen : 

bei  100  0      22€fVÄere 

1.  St.  Louis-Butter  A  .     0,865,         12,7, 

2.  „       „         >i     B  .     0,867,         13,7, 
3*    „       „         „     C  •     0.868,         13, 7y 

4.  „       „         „     D  .     0,866,         13,0, 

5.  Kunstbutter  I  k  20 

Cents    ....     0,865,         11,5, 

6.  Kunstbutter  11  &  16 

Cents    .     ^     .     .     0,863,  ll,9, 

7.  Oleomargarinbutter     0,862,  1,3, 

8.  Prima     Oleomarga- 

rine       ....     0,862,  0,35. 

Das  bei  der  Vorprobe  bei  der  St.  Louis- 
Butter  A  erhaltene  spec.  Gew.  0,865  erregt 
den  Verdacht,  dass  man  eine  gefälschte  Waare 
vor  sich  habe;  derselbe  wird  durch  die  che- 
mische Untersuchung  gerechtfertigt  (12,5  com 
ist  die  Grenze  nach  Reichert). 

Diese  Versuche  lassen  es  als  wünschens- 
werth  erscheinen,  dass  die  Methode  von 
Koenigs^  wenn  es  sich  darum  handelt,  Grund- 
lagen für  die  Controle  des  Marktverkehrs 
festzustellen,  nicht  ausser  Acht  gelassen 
werden.  Allerdings  setzt  ihre  Ausführung 
einen  geeigneten  Ort  zur  Aufstellung  des 
Apparates  voraus.  —  Trotz  alledem  muss 
man  sich  aber  keiner  Täuschung  hingeben, 
dass  noch  manche  Punkte  au^Euklären  sind, 
ehe  dem  Verfahren  von  maassgebender  Seite 
eine  entscheidende  Stellung  beigemessen 
wird ,  z.  B.  würden  hierher  gehören  der  Ein- 
fluss  des  Barometerstandes  und  im  Zusammen- 
hange damit  der  wechselnden  Siedetemperatur 
des  Wassers  auf  die  Aräometerangabe,  wie 
auch  die  Frage  bezüglich  der  wirklichen 
Temperatur   der   geschmolzenen  Fette,    die 


79 


thatsächiich  nur  selten  auf  100  <*  erw&rmt 
werden.  Es  gehört  ferner  dabin  die  Erwignng, 
an  Stelle  des  Aräometers  eine  entsprechend 
constmirte  ilfoAr  -  TTtfs^p/koI'sche  Wage  zn 
setsen ,  trotadem  für  den  die  Controle  aus- 
übenden Beamten  ersteres  ans  praktischen 
Grfinden  manebe  Vortbeile  bietet. 

II.     Beiträge    snr    Mikroskopie    der 

Fette  und  Prüfung   der  Methode  von 

Dr.  Thomas  Taylor  zur  Unterscheid- 

nng  Ton  Butter  und  Fetten. 

Verf.  prüfte  diese  Methode  (Ph.  C.  27, 474) 
sehr  eingebend  und  äussert  sich  über  den 
Wertb  derselben  wie  folgt:  Als  Besultat 
ergiebt  sich,  dass  ein  specifischer  Unterschied 
zwischen  den  Krystallen  der  Butter,  denjenigen 
des  Rinderfettes  und  des  Schweinefettes  in 
Bezug  auf  die  optischen  Verhältnisse  unter 
dem  gewohnliehen  und  unter  dem  polarisiren- 
den  Mikroskop  nicht  besteht ,  da  es  möglich 
ist ,  Bedingungen  herbeizuführen ,  unter  wel- 
chen die  yerschiedenen  Fettarten  oder  deren 
Bestandtbeile  in  gleichen  Formen  erscheinen. 
—  Wenngleich  der  Arbeit  Taiflor'B  ein 
wissenschaffclicbes  Interesse  nicht  abge- 
sprochen werden  kann,  ist  die  praktische 
Aufgabe,  Milchbutter  Yon  Kunstbutter,  bezw. 
Mischbutter  zu  unterscheiden,  durch  dieselbe 
ihrer  Losung  nicht  naher  gebracht.  Die 
Yersuchsergebnisse  müssen  daher  daron  ab- 
mahnen, die  Beobachtungen  des  genannten 
Verf.  zur  Entscheidung  da  herbeizuziehen, 


wo  es  sich  z.  B.  um  die  Ehre  und  das  Ver- 
mögen eines  Angeschuldigten  oder  sonst  eine 
andere  Frage  Yon  Bedeutung  handelt. 

Ueber  die  von  PratesBOT  Ä.Ma$fer  in 
Wageningen  in  Vorschlag  gebrachte 
einfache  Methode,  rerfälschte  Butter 

zu  erkennen. 

Die  Prüfung  der  Methode  (Pharm.  Centralh. 
18S6,  190,  wo  es  übrigens  statt  Wagner 
Mayer  heisseu  muss)  führte  zu  folgendem 
Resultate:  Es  lässt  sich  nicht  yerkennen, 
dass  eine  häufige  Wiederholung  der  Versuche 
dem  Experimentator  einen  gewissen  Blick 
für  die  Unterschiede  zwischen  Butter  einer- 
seits und  den  anderen  Fetten  andererseits 
insbesondere  dann  yerschafft,  wenn  er  weiss^ 
was  er  Tor  sich  hat.  Diese  sind  aber  nicht  so 
prägnant,  dass  sie  im  Ernstfälle,  z.B.  bei 
Beschlagnahme  einer  Marktwaare  oder  dergl., 
als  ausschlaggebend  angesehen  werden 
können.  Demzufolge  war  auch  die  Beur* 
theilung  der  Proben  seitens  der  in  dem  Ver- 
fahren geübten,  mit  der  Natur  der  Fette  nicht 
bekannt  gemachten  Chemiker  eine  unsichere* 

Es  würde  nun  yoreilig  und  ungerecht  sein, 
wenn  man  auf  Grund  der  zuletzt  erwähnten 
Versuche  ohne  Weiteres  den  Stab  über  die 
Methode  tou  ä,  Itayer  brechen  wollte ,  die 
im  Princip  Vieles  für  sich  hat,  wenn  auch  die 
Einzelheiten  ihrer  Ausführung  bezüglich  der 
Sicherheit  ihrer  Angaben  zu  wünschen  übrig 
lassen.  P. 


Offene  GorrespondeiiB. 


S«  K.  tu  K.  (Norwegen).  Zu  Angostura* 
bitter  finden  wir  zwei  Vorschriften,  eine  mit, 
die  andere  ohne  f!)  Angostnra.  1.  IVO  Angostura- 
rinde,  SO  Kamülen,  9  Gardamomen,  9  Zimmt, 
iSO  Orangen  schalen  und  450  Th.  Rosinen  werden 
mit  12(ra0  Alkohol  einen  Monat  lang  differirt, 
dann  ausgepresst  und  filtrirt.  —  2.  Je  8  Caryo- 
phjrlli,  Sad.  Angelicae  und  Bad.  Zingiberis,  je 
15  Rad.  Ghdangae,  —  Gentianae  und  — -  Zedo- 
ariae,  je  20  Catdamomen  und  Cori  Cinnamomi, 
^  Cort.  Aurantü  amar.,  je  80  Fabae  Tonco  und 
Santali   rubri,    lOO  Cort    Chinae   fusc. 


erden  mit  5000  Spiritus  ((90  pCt)  15  Tage  di- 
rerirt,  dann  ausgepresst;  oie  Colatur  wird  mit 
Sog  Malagawein  yersetzt,  mit  Saccharum  tostum 
nach  Be&rf  gefärbt,  dum  absetzen  lassen  und 
filtrirt.  —  Zu  Caracasbitter  kennen  wir 
keine  Vorschrift. 

L«  3L  in  K.  Die  Frage,  ob  Safhm  ein  Ge- 
würz ist  oder  nicht,  wurae  kürzlich  wieder  Tor 
dem  KgL  Landgericht  Wünburg  erörtert.  Das 
Geriebt  entschied,  dass  der  Safran  kein  Gewün, 
Bondem  ein  Färbemittel  sei  und  schloss  sich 


der  Ansicht  ^vt  Drogisten  an,  welche  zugleich 
erklärten,  dass  :„feinst  gem.  Safran*'  auf  den 
Etiquetten  beisse  „feinst  ff emischter  Safran.'* 
J.  aern  fBep.  der  anal.  Chemie)  spricht  sich  in 
scharfer  Weise  gegen  die  Auffassung  der  Dro« 
gisten  und  des  Gerichts  aus.  Eine  Substanz, 
welche  so  wesentlich  auf  den  Geschmack  ein- 
wirkt, welche  so  stark  wirkende  Stoffe  enthält, 
dass  bereits  Vergiftungen  damit  vorgekommen 
Bind,  muss  unbedintt  als  Gewürs  aufgefasst 
werden,  wenn  dieselBe  auch  zuweilen  nur  als 
Färbemittel  dient. 

A.  in  8«  Unter  dem  Namen  Gerhardts 
Plumbum  cansticum  ist,  soviel  uns  bekannt, 
eine  Mischung  von  Bleioxyd  mit  Kalium« 
carbonat  versanden,  die  zur  Entfernung  von 
Feigwarxen  Verwendung  finden  soll. 

Apoth.  H.  in  Seh«  Den  weissen  silber- 
glänzenden Ueberzus  der  Cochenille  hat  Lieber- 
mann  als  ans  einer  besonderen,  in  Benzol  leicht 
loslichen  Wachsart,  Coccerin  bestehend  ge- 
fanden. 


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M7.        Berlin,  den  17. Februar  1887.   ÄiiVÄS;. 


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Lanolin  Püakeinie?  —  Ipecaeuanha-Idloaynerasie.  —  Kttnatlicber  Honig.  —  Ueber  Himbeer-  und  Erdbeerbnmnt- 
welne.  —  Kautaehnkartigo  Btoffe  im  Branntwein.  —  Geheimmittel.  —  Behandlung  von  Froatwunden.  —  Speck« 

atein  ala  Keaaelaleinmittel.  —  OffNi«  ComtpoaAeBl«  —  ASMlgmu 


Gliemle  und 

Heues  pharmaceutischee  Manual. 

Von  Etilen  JHeUrußh. 

(Scbluss.) 

Nachdruck  untersagt. 

IV.  Diverse. 
Holzwolle.*) 

Eine  leichte,  Toluminöse  Masse,  welche 
grosse  Mengen  Flüssigkeit  in  sich  aufzu- 
nehmen Termag,  und  sich  dabei  durch  Billig- 
keit auszeichnet.  Sie  findet  sowohl  in  rohem 
Zustand,  als  auch  mit  Sublimat  getränkt 
Anwendung,  wird  aber  jetzt  yielfach  durch 
gesiebte  Sägespäne  ersetzt. 

Sabllmat-  Holzwolle. 


»/lo  und 


V2  pct. 


3,0  resp.  5,0  Hydrargyri  bichlorati, 
50,0  Qlycerini, 
500,0  Spiritus, 
1500,0  Aquae  destillatae, 
1000,0  Holzwolle. 


2  Bezugsquelle:  Holzstoff- und  Pappenfabrik 
egenrflck  in  Thttringen. 


Pliariiiaclee 

Man  mischt  gut  und  trocknet  bei  25  bis 
300. 

Bor-LInt.**) 

5  pCt. 

50,0  Acidi  borici, 
1000,0  Aquae  fervidae; 

man  löst,  setzt 

500,0  Spiritus  (90  pCt), 
zu,  tränkt  damit 
1000,0  Lint 
und  trocknet  durch  Hängen  auf  Schnüre  oder 
Holzleisten. 

Jodoform-Lint. 

10  pCt. 

100,0  Jodoformii, 
700,0  Aetheris. 
Man  begiesst  mit  dieser  Lösung 
1000,0  Lint, 
beschwert  mit  Gewichten  nnd  hängt  nach  3 


*^)  BezugsqueUe  fflr  Lint: 

1.  The  Liverpool  Lint  Co.,    N.  Liverpool, 
Mark-Street  Mills,  Netherfleld  Road. 

2.  Robinson  &  Sons,  Cotton-Spinners,  Wheat* 
bridge  Mills,  near  Chesterfleld. 

3.  Lottis  Eüe,  Hamburg. 


82 


bis  4  Stundea  zum  Trocknen  auf  Scbnnre 
und  Stftbe. 

Carbol-TorfinuU*)  naeh  Nenber. 

3,  5  und  10  pCt. 

20,0  (resp.  50,0  und  100,0)    Acidi 
carbolici, 

40,0  Colofonii, 

20,0  Olei  Bicini, 
1000,0  Spiritus  (90  pCt), 
1000,0  gereinigten  Torfmulls. 

Lösung  und  Torf  misolit  man  möglichst 
gleicbmftssig  und  trocknet  in  gewöhnlicher 
Zimmertemperatur. 

Jodoform -Torfmull  nach  Nenber. 

2,  5  und  10  pOt. 

10,0  Colofonii, 
2,5  Glyeerini, 
1000,0  Spiritus  (90  pCt), 
1000,0  gereinigten  TorfniuUs. 

Man  yertheilt  die  Lösung  möglichst  gleich- 
massig  im  Mull  und  mischt  dann  sofort  durch 
Einstreuen  mittels  Streubüchse 

20,0   (resp.  50,0  und  100,0)  Jodo- 
formii  praeparati 
unter. 

Zum  Trocknen  genügt  Ausbreiten  au  der 
Luft. 

Sublimat-Torfmoll  nach  v.  Bruns  jun. 

Va  pCt. 

5,0  Hydrargyri  bichlorati, 
50,0  Glyeerini, 
1000,0  Spiritus 
löst  man. 
Andrerseits  nässt  man 

1000,0  gereinigten  Torfmulls 
mit 

5000,0  Aquae, 
presst  aus  und  begiesst  den  Presskuchen  mit 
der  Sublimatlösung. 

Man  zerreibt  und  mischt  gut  und  trocknet 
bei  25  bis  30  o. 

NB.  Das  Beinigen  des  Boh  -  Torfmulles 
geschieht  durch  öfteres  Auswässern. 

Jodoform  -  Werg. 

Wird  wie  Jodoform -Jute  bereitet. 


Sublimat  -  Werg. 

Wie  Sublimat- Jute  zu  bereiten. 

Sublimat -Moos."^) 

1/2  pCt. 

Wird  wie  Sublimat-Torfmull  bereitet. 
NB.  Das  Moos  muss  vor  der  Imprägnation 
gut  ausgewässert  werden. 

Salicyl  -  Wattebäuschehen. 

Zehnprocentige  Salicyl -Watte  wird  in 

2,0  schwere  („grössere"), 
1,0        ,.        („kleinere'^ 
Bäuschchen  abgetheilt  und  verpackt. 


♦)  Roh-Torfmull  liefert  G.  Neuber,  üetersen 
in  Bfolstein. 


Sublimat  -  Wattebäusehchen. 

Herstellung  aus  Sablimatwatte   wie  Sa- 
licyl-Wattebäuschchen. 

Yerbandpulver  nach  Bottini. 

90,0  Magnesiumoxyd  oder  Zucker- 
pulver, 
10,0  Zinci  sulfo-carbolici 
werden  gemischt. 

Carbol-Sand  naeh  Juri^. 

5  und  10  pOt. 

50,0  resp.  100,0  Acidi  carbolici, 

100,0  resp.  200,0  Colofonii, 

200,0  Aetheris, 

1000,0  geglühten  Sandes. 

Man  mischt  gut  und  trocknet  bei  gewöhn- 
licher Zimmertemperatur. 

Jodoform -Sand  naeh  Sehede. 

10  pCt. 

50,0  Colofonii, 
50,0  Olei  Eicini, 
100,0  Aetheris, 
1000,0  geglühten  Sandes. 

Man  mischt  gut,  streut 

100,0  Jodoformii 

ein  und  wiederholt  das  Mischen. 

Sublimat -Sand  nach  Sehede» 

2/10  und  */io  pCt. 

2,0  resp.  4,0  Hydrargyri  bichlorati 
20,0  resp.  40,0  Glyeerini, 


*)  Besngsqnelle  fOr  Verband-Moos:  Apotheker 
BecJcstrÖm  in  Neustrelitz. 


sa 


100,0  Spiritus, 
1000,0  geglühten  Sandes. 

Man  mischt  nnd  trocknet  bei  gewöhnlicher 
Zimmertemperatur. 

Gaze -Binden. 

Carbol  -  Gaze, 

Jodoform  -  Gaze, 

Salicyl- 

Sublimat- 
5  m  Yon  jedem  legt  man  0,5  m  breit  und 
mdglicfast  gleichmSssig  zusammen,  schneidet 
mit  einer  Papierschneidemaschine  oder,  in 
Ermangelung  einer  solchen ,  mit  Lineal  und 
Messer  5,8  oder  10  cm  breite  Streifen  und 
wickelt  diese  mit  dem  Bindenwickler*)  auf. 


« 


»♦ 


6yp8- Binden. 

10  m  appretirter  Gaze,  6,  8  oder 
10  cna  breit, 
wickelt  man  mit  dem  Bindenwickler  auf  und 
streut  währenddem  möglichst  reichlich 

q.  8.  Verbandgyps 
ein,  80  dass  die  Maseben  von  letzterem  ge- 
füllt sind. 

Die  fertigen  Bollen  setzt  man  in  Blech- 
büchsen, deren  Deckel  gut  scbliessen,  ein 
und  umklebt  den  Deckelrand  mit  einem  Pa- 
pierstreifen, der  die  Bezeicbnung  trägt. 


Besorbirbares  Boh  -  Catgnt  **) 

Dasselbe  wird  in  der  Weise  hergestellt, 
dass  der  „grüne**  (dem  Thier  frisch  entnom- 
mene) Hammcldarm,  nachdem  er  gut  gereinigt 
ist,  in  Streifen  geschnitten  und  sofort  zu 
Saiten  gedreht  und  getrocknet  wird. 

Das  Glätten  geschieht  auf  maschinellem  auf: 
Wege. 

Carbol  •  Catgnt  nach  Lister. 

9,0  Acidi  carbolici, 
1,0  Aqaae  destiUatae, 
50,0  Olei  Olivarum  Provineialis 
giebt  man  in  eine  Weithalsglasbüchse  und 
ßgt 

q.  s.  Boh-Gatgats 
hinzu,  dass  letzteres  Ton  der  Flüssigkeit  voll- 
ständig bedeckt  wird. 

Unter  zeitweiligem  Umschüttoln  mnss  das 
Catgut  80  lange  in  der  trüben  Flüssigkeit 


bleiben ,  bis  sieh  letztere  ToUstfindlg  geklärt 
hat.  Damit  ist  das  Catgut,  welches  die  Car- 
bolsäure  und  das  Wasser  in  sich  aufgenom- 
men hat,  geschmeidig  und  weich  (»reif  ^  lautet 
der  Terminus  technicus)  geworden,  wird  nun 
auf  Glasrollen  aufgewickelt  und  in  einer 
Mischung  von 

20,0  Acidi  carbolici  crystallisati, 
80,0  Olei  Olivarum  Provincialis 
(ohne  Wasserzusatz  1) 
aufbewahrt. 


Jnniperns- Catgut  nach  Kocher. 

Eoh- Catgut 
legt  man  24  Stunden  in 

Oleum  Juniperi  aethereum  e  ligno, 

wickelt  es  dann  auf  Bollen  auf  und  bewahrt 
es  dann  entweder  in  Ol.  Juniperi  aeth.  e  ligno» 
oder  in  folgender  Lösung  auf:  •'• 

0,5  Hydrargyri  biehlorati, 
100,0  Glycerini, 
900,0  Spiritus.     • 

Sublimat-  Catgut 

nach  Schede -Kümmell,  modiflcirt 

Yon  Dronke» 

ßoh- Catgut 
legt  man  in  eine  Lösung  von 

1,0  Hydrargyri  biehlorati 
in 

100,0  Aquae  destillatae, 

und  zwar  die  dünneren  Sorten  8,  die  mittleren 
10  und  die  dicken  12  Stunden. 

Man  wickelt  dann  das  Catgut  fest  auf 
Glasrollen  und  bewahrt  in  folgender  Lösung 


0,5  Hydrargyri  biehlorati, 
100,0  Glycerini, 
900,0  Spiritus. 


*)  Bindenwickler  liefert  Apotb.  Just,  Füehne. 
**i  Bezugsquelle :  Dr.  F.  Dronke,  Berlin  W, 
WicnmiiiiiLstr.  15. 


Carbol -Seide  nacli  Lister. 

üngef&rbte  starke  Nähseide 
legt  man  in  eine  warme  Mischung  von 
1,0  Cerae  albae, 

10,0  Acidi  carbolici  crystallisati 
und  belässt  bis  zum  Erkalten  darin. 

Man  befreit  die  Seide  durch  Abreiben  mit 
einem  Tuche  vom  Uebersebuss  und  bewahrt 
sie  dann  in  folgender  Mischung  auf: 

5,0  Acidi  carbolici, 
45,0  Glycerini, 
50,0  Spiritus. 


84 


Jodoform- Seide  nach  Partseh. ' 

Man  wiokelt 
ungefärbte,  kräftige  Nähseide 
aaf  ObjecttrSger,  legt  8io  in  dieser  Form 
2  Tage  in  eine  Lösung  von 

10,0  Jodoformii 
in 

90,0  Aetheris, 
lässt  dann  einige  Augenblicke  trocknen  und 
bewahrt  in  gut  verschlossenen  GlasbSchsen 
auf. 

Sublimat -Seide. 

Ungefärbte  starke  Nähseide 
legt  man  24  Stunden  in  eine  Lösung  von 

1,0  Hydrargyri  bichlorati 
in 

100,0  Aquae  destillatae 
und  bewahrt  dann  in  nachstehender  Lösung 
auf: 

0,6  Hydrargyri  bichlorati, 
100,0  Glycerini, 
900,0  Spiritus. 

Carbolisirtes  Silk- Protektiv. 

Silk.Protekti?!) 
bestreicht  man  auf  einer  Seite  mittels  breiten 
Fischhaarpinsels  mit  folgender  Lösung: 
5,0  Deztrini, 
10,0  Amyli, 
80,0  Aquae 

erhitzt  man  bis  zur  Verkleisterung  der  Stärke 
und  setzt  nach  dem  Erkalten 
5,0  Acidi  carboliei 
zu. 

Guttapercha- Mnli.  3) 

P.  Beierdorf  in  Hamburg  verwendete 
diesen  Stoff  zuerst  zu  seinen  Outtapercha- 
PflastermuUen.  Neuerdings  wird  er  an  Stelle 
des  Silk  -  Protektiv  und  des  Outtapercha- 
papieres  bentitzt  und  kann  hierfar  empfohlen 
werden. 

Carbol  •  Schwämme, 

Gebleichte  Schwämme^ 
legt  man  24  Stunden  in  folgende  Lösung : 
60,0  Addi  carboliei, 

200,0  Spiritus, 

750,0  Aquae  destillatae 
und  bewahrt  in  derselben  Lösung  auf,  nach- 


M  Beragsqnelle:  Ltmia  Säg,  Hamburff. 
*)  BezngBonelle:    A,  Baumert,    Berlin   S, 
Landsberger  Str.  71. 

*)  S.im  Manual:  „Bleichen  von  Schwämmen/' 


dem  man  sie  mit  dem  gleichen  Volumen 
Wasser  verdünnt  hat. 

Carbol -Losang 

zum  Einlegen  von  Drainröhren,  Instro- 
menten,  Schwämmen,  Seide  etc. 

25,0  Acidi  carboliei, 
975,0  Spiritus. 

Sublimat-  Losung 

für  denselben  Zweck. 

1,0  Hydrargyri  bichlorati, 
100,0  Glycerini, 
900,0  Spiritus. 

Tinum  Absinthii. 

40,0  Herbae  Absinthii, 
1000,0  Vini  albi. 

Man  macerirt  8  Tage,   presst  aus  und 
filtrirt. 

Yinnm  antiscorbntienm. 

5,0  Natrii  chlorati, 
10,0  Extracti  Trifolii  fibrini 
löst  man  in 

900,0  Vini  albi 
und  mischt 

25,0  Spiritus  Sinapis, 
55,0  Spiritus  Cochleariae 
hinzu. 

Nach  mehrt&gigem  Stehen  filtrirt  man. 

Yiiinm  aromaticnm. 

100,0  Specierum  aromaticarum, 
200,0  Aquae  vulnerariae  spirituosae, 
800,0  Vini  rubri. 

Man  macerirt  8  Tage ,  presst  dann  ans 
und  filtrirt  die  Colatur  nach  mehrt&gig'em 
Stehen. 

Yinnm  Anrantll  eortlels. 

50,0  Plavedinis  Aurantii  cortieis 
1000,0  Vini  Xerensis. 

Man  macerirt  8  Tage,  presst  dann  ans 
und  filtrirt  nach  mehrt&gigem  Stehen. 

Yinnm  Anrantii  martiatnnu 

1,0  Extracti  Ferri  pomati, 
löst  man  in 

100,0  Vini  Aurantii  cortieis 
und  filtrirt  nach  mehrtflgigem  Stehen. 


85 


Tinnm  Cardut  benedieti. 

50^0  Herbae  Oardui  benisdicti, 
1000,0  Vini  Xerensis. 
Man   macerirt  8  Tage,   preBst  ans  nnd 
filtrirt  die  Colatnr  nach  mehrtägigem  Stehen. 

Tinnm  Chinae. 

40,0  Corticis  Ghinae  gr.  ra.  pulv., 
150,0  Sacchari  albi, 
100,0  !Melli8  depurati, 
10,0  Tincturae  Aurantii  corticis, 
40,0  Spiritus  Vini  Cognac, 
700,0  Vini  albi  generosi. 
Man   macerirt  8  Tage,  presst  aus,  lässt 
die  Colatnr  noch  8  Tage  knhl  stehen  nnd 
filtrirt  schliesslich. 

Der  nach  dieser  Vorschrift  bereitete  Wein 
hält  sich  ToUkommen  klar,  sobald  man  einen 
wirklich  gnten  Weisswein  verwendet.  Aus- 
geschlossen sind  gerbstoffhaltige  Weine, 
also  anch  sog.  Schieler  oder  Schiller,  welche 
gleichzeitig  ans  weissen  nnd  rothen  Tranben 
gewonnen  Bind;  desgleichen  darf  der  Honig 
nicht  mit  Tannin  gereinigt  sein. 

Wird  ein  Wein  von  Malaga- Farbe  verlangt, 
so  setzt  man  die  entsprechende  Menge  Tinct. 
Sacchari  zn. 

Vinnm  Chinae  ferratnm. 

1,0  Extracti  Perri  pomati, 
99,0  Vini  Chinae. 
Man  löst,  lässt  8  Tage  in  kaltem  Ranm 
stehen  nnd  filtrirt  dann. 

Vinnm  Chinini. 

1,0  Chinini  hydrochlorici, 
lost  man  in 

20,0  Aqnae  destillatae, 
gtt.  10  Acidi  hydrochlorici 

nnd  setzt 

100,0  Mellis  depurati, 
150,0  Sacchari  albi, 
50,0  Spiritus  Vini  Cognac, 
700,0  Vini  albi  generosi 

zn.     Nach  achttägigem  Stehen  filtrirt  man. 
Es  gilt  hier  das  bei  Vin.  Chinae  Gesagte. 

Vinnm  Condnrango. 

100,0  Corticis  Condurango 
pnWert  man  gröblich,  macerirt  mit 

1000,0  Vini  Xerensis 
8  Tage  lang,  presst  ans  nnd  filtrirt  die  Co- 
latnr nach  mehrtägigem  Stehen. 


ViiHim  Oentianae. 

50,0  Badicis  Gentianae, 
1000,0  Vini  Xerensis. 
Man  macerirt  8  Tage,  presst  ans  nnd  fil- 
trirt die  Colatnr  nach  mehrtägigem  Stehen. 

Vinnm  Gentianae  compositum. 

50,0  Tincturae  Aurantii  corticis, 
25,0         ,,         aromaticae, 
925,0  Vini  Gentianae 
mischt  man  nnd  filtrirt  nach  mehrtägigem 
Stehen. 

Vinnm  jodatum. 

5,0  Tincturae  Jodi, 
1000,0  Vini  albi  generosi 
werden  gemischt. 
Gerbstofifhaltige  Weine  sind  zn  vormeiden. 

Vinnm  Peptoni. 

5,0  Peptoni 
löst  man  ohne  Anwendung  von  Wärme  in 
95,0  Vini  Malaga. 
Nach  mehrtägigem  Stehen  filtrirt  man. 

Vinnm  Seealis  cornnti  Balardlnl. 

25,0  Seealis  cornnti  gr.  ni.  pulv., 
1000,0  Vini  albi  generosi. 
Man  macerirt  8  Tage  und  filtrirt  dann. 

Vinnm  Sennae. 

50,0  Foliorum  Sennae  Alexandrinae 

deresinat., 
850,0  Vini  Xerensis. 
Man  macerirt  8  Tage,  presst  ans  nnd  ver- 
setzt die  Colatnr  mit 

30,0  Tincturae  Aurantii  corticis, 
15,0         „         Zingiberis, 
5,0         „        aromaticae, 
100,0  Mellis  depurati. 

Nach  achttägigem  Stehen  filtrirt  man. 

Vinnm  Valerianae. 

50,0  Eadicis  Valerianae  conlus., 
1000,0  Vini  Xerensis. 
Man  macerirt  8  Tage ,  presst  ans  nnd  fil- 
trirt die  Colatnr  nach  mehrtägigem  Stehen. 

Viscnm  anenparinm. 

Vogel -Leim. 

700,0  Besinae  Pini, 
300,0  Olei  Lini 
schmilzt  man  mit  einander. 


86 


YImiiiii  lintiiiattf  eps. 

Bmmata-Leim. 

a)  550,0  Eesinae  Pini, 
450,0  Olei  Lini, 

15,0  Paraffini  solidi. 

b)  900,0  Picis  liquidae, 
100,0  ßesinae. 

Man  schmilzt  und  rührt  bis  zum  Erkalten. 

Yisemii  oiascariam. 

650,0  Besinae  Pini, 
340,0  Otei  Lini, 
10,0  Gerae  Japonicae. 

Man  schmilzt  und  rührt  bis  znm  Erkalten. 

Colofon  kann  bei  den  drei  Yorsteheadea 
Vorschriften  keine  Verwendung  finden,  weil 
die  damit  bereiteten  Leime  abtropfen  würden. 

Waschmittel  fftr  Strohhflte. 

I.        10,0  Natrii  subsulfarosi, 
5,0  Glycerini, 
10,0  Spiritus, 
75,0  Aquae  destillatae. 

Man  löst  und  filtrirt 

IL        2,0  Acidi  citrici, 
10,0  Spiritus, 
90,0  Aquae  destillatae. 

Man  löst  und  filtrirt. 

Beide  Flüssigkeiten  werden  mit  foljg^ender 
Gebrauchsanweisung  ans  Publikum  abge- 
geben : 

„Den  Inhalt  der  Flasche  I  streicht  man 
mit  einem  Schwämmchen  auf  den  zu 
waschenden  Strohhut,  so  dass  jede  Stelle 
getrcifen  ist,  und  legt  den  Hut  24  Stunden 
in  den  Keller. 

Man  streicht  nun  die  Flüssigkeit  n 
darüber,  legt  nochmals  24  Stunden  in  den 
Kt^er  und  plättet  dann  mit  einer  reinen, 
nicht  zu  heissen  Plättglocke/* 

Wasserdichte  Stiefelschmlere. 

Jagdstiefel  -Schmiere. 

700,0  ffelben  Vaselinöles, 
50,0  Olei  Olivamm  communis, 
250,0  gelben  Ceresins, 
1,0  Alcannini, 
gtt  10  Essentiae  Mirbanae, 
„     5  Olei  Gitronellae. 

Man  giesst  die  geschmolzene  Masse  in 
Blechdosen  von  200,0  Inhalt  aus. 


Wiehse. 

Stiefelwichse.   Olantwicfase. 

300,0  Beinschwart, 
160,0  Dextrin, 
20,0  Alaun 
mischt  man  oberflfichlich^  rührt  dann 
240,0  Melasse, 
100,0  Holzessig, 
30,0  Wasser 
und,  wenn  die  Masse  gleicfamtssig  ist, 

65,0  ordin&res  Baumöl 
darunter. 
Zuletzt  mischt  man  noch 

85,0  Englischer  Schwefelsäure 

hinzu  und  giesst  sofort  in  Blechdosen  aus. 

Diese  Wichse  zeichnet  sich  durch    sehr 
hohen  Glanz  aus. 

Wlehse  •  Appretar. 

Französische  Leder -Appretur. 

125,0  Laceae  in  tabulis, 
40,0  Boracis  gr.  m.  puk., 
815,0  Aquae 

bringt  man  in  eine  tarirte  Schale,  erhitzt  im 
Dampfbad  unter  öfterem  umrühren  so  lange, 
bis  sich  Alles  gelöst  hat,  trägt  dann 

20,0  Nigrosin, 

welches  man  mit  etwas  Wasser  anrührte,  ein 
und  ergänzt  den  durch  das  Erhitzen  ent- 
standenen Gewichtsverlust  durch  Zusatz  von 
Wasser. 

Die  Gebrauchs  -  Anweisung  lautet: 

„Kutsch-Geschirre  und  -Wagen,  Stiefel 
und  sonstiges  Lederzeug  reinigt  man  gut 
durch  Waschen  mit  Seifenwasser,  lässt 
trocknen  und  überstreicht  dann  mit  der 
Appretur,  wozu  man  sich  eines  Pinseis 
oder  Schwämmchens  bedient.'^ 

Witterung  Ar  Banbthi^re. 

0,3  Moschi  Tonquinensis, 
0,2  Zibethi  veri., 
3,0  Castorei  Oanadensis, 
gtt.  5  Olei  Gascarillae, 
„    5     ,,    Valerianae, 
„    5     „    Angelicae, 
„    5     „    Patchouly, 
100,0  Parinae  Tritici. 
Man  mischt  gut,  bringt  in  eineGlasbüchae 
und  yerschliesst  dieselbe  fest. 

Bei  der  Herstellung  sowohl,  wie  beim  Dts-* 
pensiren  ist  jede  Berührung  mit  den  Händen 


87 


za  TarmeideOy  da  eine  solehe  von  den  zu 
ködernden  Thieren  unfehlbar  gewittert  würde, 

Zinenm  aceticam. 

100,0  Zinci  oxydati, 
100,0  Aqaae  destitlatae 

giebt  man  in  eine  Kochflascha,  Mast  24  Stali- 
den  stehen,  filgt 

500,0  Aeidi  aeetici  diluti, 
10,0  Zinci  metallici  raspati 

hinzn,  erhitzt  5  bis  6  Stünden  im  Wasserbad, 
filtrirt  noch  heiss  nnd  stelK  das  FiHrat  zur 
Krysiallisation  znrdck. 

Nach  mehrtägigem  Stehen  giesst  man  die 
Hntterlange  von  den  Krystallen,  welche  man 
auf  Löschpapier  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
trocknet,  ab,  dampft  auch  nngefihr  die 
Hälfte  des  Yohimen  ein  und  Iftsst  nochmals 
krystalüsiren. 

Die  Ansbente  wird  gegen 

800,0 
betragen. 

Die  längere  Berührung  des  Zinkoxydes 
mit  Wasser,  bevor  die  Sftnre  zugesetzt  wird, 
erhöht  die  Löslichkeit. 

ZiBfVBi  chlontnm  inbaeillisKoebner. 

80,0  Zinci  chlorati, 
20,0  Ealii  nitrici 

zerreibt  man  mit  einander,  schmilzt  in  einem 
Porzellanschälchen  über  einer  Flamme  unter 
Vermeidung  7on  Ueberhitznng  (Entwickelang 
▼on  Untersalpetersänredämpfen]  und  giesst 
in  5  mm  weite  Glasröhren  ,  welche  man  vor- 
her mit  etwas  Cacaoöl  ausgewischt  und  mit 
einem  Baumwollepfropfen  nachgewischt  hatte, 
aus. 

Die  auf  beiden  Seiten  verkorkten  Glas- 
röhren lässt  man  12  bis  24  Stunden  in 
kühlem  Baum  liegen ,  stösst  dann  die  Stifte 
ans,  taucht  sie  in  geschmolzenes  Cacaoöl, 
hüllt  sie  nach  dem  Erkalten  in  Zinnfolie  und 
bewahrt  sie  unter  sorgfältigem  Abscbluss  der 
Luft  in  Glasbüchsen  auf. 


Zwei  Jahre  lang  hat  der  Verfasser  des 
Manuals  viel  Mühe  und  Arbeit  im  La- 
boratorium wie  am  Schreibtisch  gehabt, 
viele  Hunderte  von  Versuchen  hat  er  an- 
gestellt, um  aus  der  zahllosen  Menge  von 
Vorschriften,  welche  sich  in  der  Literatur 
herumtreiben,  die  besten  heraus  zu  finden 
oder  neue  aufzustellen.  Seine  Artikel 
haben  daher  auch  des  Nützlichen  und 
Anregenden  viel  geboten  und  ihm  sicher 
auch  als  besten  Lohn  fllr  sein  Streben 
die  Anerkennung  der  Fachgenossen  ein- 
getragen. Geisder. 

WarburgpB  Tinetnr. 
(TixLctara  antiperiodica.) 

Zu  dieser  auch  ia  Deutschland  manchmal 
verlangten  Tinetur  giebt  die  „New -Yorker 
Pharm.  Buadeehan'*  folgende  Vovschrilt: 
Rhabarber,  Angelikafrucht  je  56  Gran ;  Alant- 
Wurzel ,  Safran ,  Fenchelfruoht ,  Opium  je  98 
Gran;  Eniian,  Zedoaria,  Cubeben,  Myrrhe, 
Lärchenseliwamm,  Kampfer  je  14  Gran.  Die 
theiU  c<mtundiTten ,  tbeils  grob  gepulverten 
Ingrediensien  werden  mit  14  Volum -Unaen 
verdünnten  Spiritus  (spec.  Gew.  0,92)  12 
Stunden  digerirt.  Dann  wird  ausgepretst  und 
in  derColatar  werden  unter  gelinder  Erwärm- 
nng  160  Gran  Chininaulfat  und  28  Gran 
AloS-Extraot  gelöst.  Wenn  erkaltet,  werden 
28  Gran  präcipitirte  Kreide  sur  Flüssigkeit 
gesehfittelt  nnd  dann  filtrirt;  der  Rückstand 
auf  dem  Filter  wird  mit  soviel  Terdünntem 
Spiritus  nachgespült,  dass  das  Filtrat  16  Vo- 
lum-Unzen betr&gt.  —  Da  Warbnrg'a  Tinetur 
Buweilen  ohne  Alo8  verordnet  wird,  so  hält 
man  einen  kleinen  Vorrath  von  Tinetur  ohne 
den  Zusats  von  Aloe-Eztract.  g. 


Hit  obigen  Vorschriften  schliesst  das 
Manual  f&r  jetzt  ab.  Die  Zusätze  und 
Verbesserungen,  welche  durch  die  Fort- 
sdiritte  der  Wissenschaft  und  Praxis 
sieh  f&r  einzelne  Vorschriften  nöthig 
machen  werden,  sollen  geeigneter  Zeit 
im  Zusammenhaxige  an  dieser  Stelle  wie- 
der veröffentlicht  werden. 


Seeale  eemutam  sine  oleo. 

Nach  Eöldermann  geschieht  die  Prüfung 
des  Mutterkompulvers  auf  einen  etwaigen 
Qehalt  an  fettem  Oel  am  einfachsten  in  der 
Weise,  dass  man  einige  Gramm  des  Pulvers 
in  Gestalt  eines  Kegels  auf  einem  Stück 
weissen  Papiers  aufhäuft,  die  Spitze  des  Kegels 
mit  einem  Löffelchen  eindrückt  und  in  die  so 
gewonnene  Vertiefung  so  viel  Aether  giesst, 
dass  das  gesammtePulyer  davon  angefeuchtet 
wird.  Der  Aether  breitet  sich  auf  dem  Papier 
aus    und    wird   bei  einem  völlig  damit  er- 


88 


schöpften  Pulver  beim  freiwilligen  Verdunsten 
keine  Spnren  hinterlassen ,  während  sich  ein 
noch  anhaftender  Oelgehalt  durch  gefärbte 
und  durchscheinend  gewordene  Ringe  um  den 
Kegel  herum  zu  erkennen  giebt. 

Das  fette  Oel ,  das  bei  der  Exti'action  des 
Mutterkornpulvers  mittelst  Aether  zu  etwa  | 
33  bis  35  pCt.  gewonnen  wird,  giebt  einen; 
Anhaltspunkt  zur  annähernden  Beurtheilung 
des  Alters  der  zum  Pulver  verwendeten 
Waare.  Ein  möglichst  bald  nach  der  Ernte 
gepulvertes  und  sofort  nachher  mit  Aether  be- 
handeltes Mutterkorn  liefert  ein  ziemlich  hell 
gefärbtes,  Anfangs  flüssiges  Oel,  aus  dem  sich 
erst  nach  längerem  Stehen  krystallisirte  Par- 
tien von  hellerer  Färbung  ausscheiden.  Das 
Oel  aus  altem  Mutterkorn ,  noch  mehr  aber 
aus  einem  daraus  hergestellten  Pulver^  das 
vor  der  Eztraction  einige  Zeit  gelegen  hat, 
ist  viel  dunkler  gefärbt  und  wird  nach  Be- 
seitigung des  Aethers  rasch  durch  die  ganze 
Masse  butterartig  fest. 

Noch  sei  auf  einen  Punkt  aufmerksam  ge- 
macht, der  nicht  immer  die  nöthige  Berück- 
sichtigung erfährt  und  zum  nachträglichen 
Verderben  eines  mit  aller  Sorgfalt  durch 
Aether  erschöpften  Mutterkornpulvers  Ver- 
anlassung geben  kann.  Wenn  man  nämlich, 
wie  dies  wohl  stets  geschehen  wird,  den 
Aether  aus  dem  entölten  Pulver  wieder  ge- 
winnt, so  erhält  man  ein  anscheinend  staubig 
trockenes  Pulver,  das  aber  noch  den  Wasser- 
gehalt des  Aethers  zurückhält,  was  beim 
Aufbewahren  im  verschlossenen  Gefasse  zur 
Folge  hat,  dass  das  Pulver  gern  „muchlig" 
wird,  ja  sich  ganz  mitPenicillium-Mycelfäden 
durchsetzt.  Es  ist  deshalb  erforderlich ,  das 
mit  Aether  vollkommen  erschöpfte  Pulver 
noch  scharf  nachzntrocknen ,  nachdem  der 
Aethergeruch  längst  verschwunden  ist. 

Bei  der  grossen  Wichtigkeit,  die  das  Mut- 
terkorn als  Arzneimittel  beanspruchen  kann, 
dürfte  es  sich  empfehlen,  von  dem  nur  in 
entöltem  Zustande  vorräthig  zu  haltenden 
Pulver  auch  zu  verlangen,  dass  es  eininfusum 
von  der  charakteristischen  Färbung  des  Mut- 
terkorn -  Infuses  geben  soll ,  da  man  hierin 
wieder  ein  Merkmal  besitzt,  um  ein  aus  ver- 
legenem Mutterkorn  bereitetes  Präparat  von 
einem  mit  Sorgfalt  aus  frischer  Waare  be- 
reiteten zu  unterscheiden.  Dem  Jufusum  des 
ersteren  geht  der  eigenthümlich  violette  Far- 
benton gänzlich  ab,  durch  welchen  man  schon 
seit  den  längsten  Zeiten  die  gute  BescliafFcn- 


hcit  des  Mutterkorns  in  der  Praxis  geprüft 
hat.  g. 

Süddeutsche  Apoth.-Zeü. 


Experimentelle  Stadien  über  den 

Einfluss  teohniaoh  und  hygienisch 

wichtiger  Oase  und  Dämpfe 

auf  den  Organismus. 

Von  K.  P.  Lehmann. 

Als  obere  Grenze  der  Schädlichkeit  von 
Salzsäuregas  glauht  Verf.  1  bis  1  i/a  Zehntel 
pro  mille  festsetzen  zu  dürfen.  0,1  bis  0,14 
wurden  von  Katzen  und  Kaninchen  aber  noch 
mit  geringen  Reactionserscheinungen  •  und 
ohne  Nachwehen  ertragen,  0,3  pro  mille 
zeigte  schon  eine  leichte  Wirkung  auf  die 
Cornea  von  Kaninchen  und  Meerschweinchen 
bei  längerer  Einwirkung  und  erzeugte  auch 
Katarrhe.  Verf.  glaubt,  dass  bei  1  pro  mille 
der  Aufenthalt  wenigstens  für  kurze  Zeit 
(einige  Minuten)  ohne  Gefahr  riskirt  werden 
kann  —  wenn  die  beim  Menschen  viel  leb* 
hafter  functionirenden  reflectori sehen  Glottis- 
schlieseer  bei  einer  solchen  Concentration 
noch  eine  Respiration  gestatten.  Abgehärtetere 
Personen ,  bei  denen  noch  eine  gewisse  Ge- 
wöhnung hinzukommt,  werden  wohl  auch 
noch  etwas  stärkere  Dosen  ohne  allzu  grosse 
Belästigung  zu  ertragen  im  Stande  sein;  0,1, 
höchstens  0,2  pro  mille  dürften  aber  auch 
für  diese  die  Grenze  für  einen  längeren  Auf- 
enthalt darstellen. 

Nach  den  Thierversuchen  macht  i/s  pro 
mille  Am  moniak  geh  alt  schwache,  1  pro 
mille  schon  starke  Reizsymptome;  bei  2  pro 
mille  beginnen  schon  Zustände  durch  das 
Ammoniak  erzeugt  zu  werden ,  die  einen 
längeren  Aufenthalt  in  dem  Räume  nicht  un- 
bedenklich, wenn  nicht  unmöglich  erscheinen 
lassen.  Eine  Katze  zeigte  nach  SVotündigeui 
Aufenthalte  bei  2^2  pro  mille  schon  Bcbr 
ernste  Schädigungen ,  Hamorrhazien  in  die 
Stimmbänder,  eiterige  Trachei'tis,  Coxguncti- 
vitis  u.  B.  f.  Dosen  über  4  bis  5  pro  mille 
wurden  häufig  rasch  lebensgefährlich  oder 
veranlassten  doch  wenigstens  fast  stets  Pneu- 
monien, die  sich  in  den  Tagen  nach  dem 
Versuche  entwickeln.  Von  2  pCt.  an  fftn^t 
Ammoniak  rasch  an  unter  schweren  Er- 
scheinungen tödtlich  zu  wirken,  die  Dosen 
um  1  pCt.  herum  waren  einmal  rasch  tÖdtlicb, 
andere  Male  schienen  sie  wenig  zu  schaden. 


89 


Verf.  hielt  bei  drei  SelbstversQehen  0)20| 
0,33  and  0,33  pro  mille  je  30  Minuten  aus 
und  2wei  weitere  VersaehsperBonen  verweilten 
20  Hinnten  ebenfiills  bei  0,3  pro  mille. 

0,3  bis  0|5  pro  Mille  dürften  bei  einiger 
Gewöhnung  längere  Zeit  ohne  wesentKehen 
Sehaden  ertragen  werden  und  sind  wohl  selbst 
1  bis  2  pro  mille  bei  kurzem  Aufenthalte 
ohne  Gefahr.  Jedenfalls  sind  aber 
Mengen  über  0,5  pro  mille  Ammo- 
niak in  Räumen  für  längeren  Auf- 
enthalt als  entsehieden  unzu- 
lässig zu  bezeiohnen« 

Was  nun  die  Maassregeln  zur  Ver- 
hütung von  Sehädiguagen  der  Ar- 
beiter durch  ätzende  Gase  und  schädliche 
Luftbeimengungen  überhaupt  anbetrifft,  so 
kann  ala  allgemein  anerkanntes  Princip  an- 
gesehen werden,  dass  die  wirksamsten  Schutz- 
nrittel  ^egen  alle  GasTcrgiftungen  zweick- 
mässige       Construetion,       dichtes 
Schliessen  der  verwendeten  Appa- 
rate     und     daneben      Einrichtung 
einer   wirksamen    Ventilation   sind. 
Nur  auf  diesem  Wege,  nicht  durch  Masken 
oder  andere  persönliche  SchutzTorrichtungen, 
lässt  sich  der  ständige  Aufenthalt  in  einem 
Räume ,  in  dem  mit  Gasen  und  Dämpfen  ge- 
arbeitet wird,   ungefährlich  gestalten.     Mit 
Hilfe  von  Dampfinjectoren ,  von  Hochdruck- 
wasserventilatoren,  von  energisch  wirkenden 
Schraubenventilatoren    wird    es   bei    gutem 
Willen  immer  gelingen ,  die  zum  bleibenden 
Aufenthalte  der  Arbeiter  dienenden  Räume 
mit  einer  guten  Luft  zu  versehen.  Wir  dürfen 
uns  dabei  daran  erinnern,  dass  vielfach  diese 
geBlhrlicben  Betriebe   nur  einzelne  Zweige 
von  Grossindustrien  sind ,  die  grosse  Mengen 
Wasser-    oder  Dampfkraft   consumiren  und 
fast  stets  so  viel  davon  überflüssig  haben,  als 
•ine   rationelle  Ventilation  erfordert.     Zum 
Veniiliren  kleiner  Loeale ,  einzelner  Arbeits- 
plätze,  wo  giftiger  Dampf  oder  Staub  sich 
entwickelt,    durften   die   kleinen   Turbinen 


(Grösse  eines  Fünfmarkstückes),  welche,  mit 
Hochdruckwasserleitung  verbunden  ^  sehr  be- 
deutende Luftmengen  absangen ,  empfehlens- 
wertbe  Apparate  darstellen.  Dieselben  werden 
in  Winterthur  (Preis  60  bis  70  frcs.)  gefertigt 
und  sind  in  der  Schweiz  schon  mehrfach  mit 
Erfolg  in  Gebranch« 

Zahlreiche  Opfer  werden  dann  gefordert, 
wenn  durch  Unglücksfälle  plötzlich  giftige 
Dämpfe  austreten,  z.  B.  bei  Eismaschinen 
das  plötzliche  Ausströmen  von  grossen  Mengen 
von  Ammoniak  durch  Leckwerden  der  Appa- 
rate. Handelt  es  sich  darum,  das  Leck  zu 
schliessen,  so  empfiehlt  sich  ein  vom  Ingenieur 
Päifner  angegebener  Apparat.  Derselbe  be- 
steht aus  einem  Helme  oder  einer  Kapuze 
aus  weichem  Gummistoff  und  umschliesst 
locker  Kopf  und  Hals ;  für  die  Augen  sind 
zwei  grosse  runde  Glasfenster  eingesetzt.  In 
der  Gegend  des  Mundes  setzt  sich  an  die 
Maske  ein  weiter,  starkwandiger  Schlauch  an, 
der  in*s  Freie  führt  und  mit  einem  kräftigen 
Blasebalge  in  Verbindung  steht.  Während 
sich  der  Arbeiter  im  Räume  befindet,  wird 
fortwährend  ein  starker  Strom  frischer  Aussen - 
luft  gegen  seinen  Mund  geblasen,  der  zwischen 
Hals  und  Maske,  wo  dieselbe  locker  anliegt, 
entweicht  und  verhindert,  dass  in  entgegen- 
gesetzter Richtung  giftige  Gase  eindringen. 
Nach  angestellten  Versuchen  ist  Verf.  geneigt, 
in  der  Maske  ein  höchst  einfaches  und  des- 
wegen empfehlenswerthes  Hilfsmittel  zu  sehen, 
um  Arbeitern  das  vorübergehende  Betreten 
von  Räumen  zu  gestatten,  in  denen  sich 
giftige  und  ätzende  Dämpfe  entwickeln  und 
für  die  keine  Ventilation  eingerichtet  ist. 
Vielleicht  könnten  sich  auch  Chemiker  des- 
selben manchmal  bedienen.  (In  Räumen,  die 
von  einem  die  Augen  nicht  besonders  stören- 
den Staube  [z.  B.  Bleiweiss]  erfüllt  sind ,  ge- 
nügt bei  kurzem  Aufenthalte  ein  Watte- 
respirator.)  P, 

Arch.  f,  HygUinc  d,  1—126. 


'V-       j  ■^  ^- 


Technische  srotlzen« 


Zar  genaueren  Erläuterung  des  schon 
mehrfach  in  diesem  Blatte  (Nr.  18  u.  30  v.  J.) 
besprochenen  Gktsglfihlichtes  bringen  wir  hier 
eine  Beschreibung  des  dem  Herrn  AfMr  von 
We^hach  pisttenürten  Brenners.*  *  - 


Die  beiden  Haupttheile  des  Apparates  sind 
der  den  unteren  Theil  bildende ,  etwas  modi- 
ficirte  Bunsen'sche  Brenner  m  und  das  über 
demselben  befindliche  Gewebe  G,  Das  Ge- 
webe ist  mit  verschiedenen  chemischen  Sub- 
stanzen getränkt ,  welche  der  Erfinder  einst- 
weilen  geheim   hält,   welche  jedoch   wahr 


92 


gri£Pe  aaeh  nur  für  kurze  Zeit  zu  widerstehen. 
Die  genauere  Untersuchung  des  in  grossen 
Städten  erzeugton  Staubes  hat  ergeben,  dass 
er  aus  einer  Anzahl  verschiedener  Stoffe  be- 
steht, namentlich  scharfem  Quarzsand,  einem 
merkbaren  Betrage  von  Eisen  und  anderen 
Bestandtheilen,  die  zwar  an  sich  weniger  hart, 
aber  doch  scharf  genug  sind ,  um  die  Ober* 
fläche  der  Quader  abzuschleifen.  Auf  vielen 
Kirchhöfen  wurde  diese  Thatsache  dadurch 
festgestellt,  dass  da,  wo  auf  den  Denkmälern 
eingemeiselte  Inschriften  der  herrschenden 
Windrichtung  ausgesetzt  stehen,  der  Stein 


soweit  weggeschliffen  war,    dass  die  Buch- 
staben kaum  noch  erkennbar  sind. 

Endlich  findet  Eglesiofiy  dass  an  den  Bau- 
werken früherer  Jiüirhunderte  eine  grossere 
Sorgfalt  in  der  Auswahl  gleichartiger  und 
durch  ihre  Bindemittel  eine  lange  Dauer  ver- 
bürgender Steine  erkennbar  iat,  als  an  den 
Denkmälern  unserer  Zeit,  und  dass  unsere 
Architekten  bei  der  Bildung  derGresimseund 
Wasserschläge  es  oft  an  der  nötibigen  Vor- 
sorge fehlen  lassen ,  dass  aufschlagende  und 
abtropfende  Niederschlagwasser  unschädlich 
zu  machen.  Inäustriebl 


r\'^  ^V/>. r-\,/N>^  f-K/ 


Isc^illen. 


Qlnelleii  der  Laminariastifte. 

In  Brunnenwasser  quellen  Laminariastifte 
weit  weniger  als  in  destillirtem  Wasser, 
macht  man  dem  letzteren  kleine  Zusätze  von 
Kalksalzen  (Calciumchlorid  1 :  5000,  Caldum- 
phosphat,  so  viel  sich  löst),  so  wird  die  Quell- 
ung ebenfalls  vermindert.  Der  Kalk  scheint 
eine  Verbindung  mit  der  quellbaren  Substanz 
einzugehen,  denn  ist  letztere  einmal  in  kalk» 
haltigem  Wasser  gequollen  und  dann  ge- 
trocknet, so  quillt  sie  nun  auch  in  destillirtem 
Wasser  weniger,  als  frische  Substanz,  während 
wiederholtes  Quellen  und  Trocknen  im  destil- 
lirten  Wasser  die  Quellbarkeit  nicht  herab- 
«etzt.  Wird  mit  dem  Kalk  Kochsalz  in  ge- 
ringer Menge  dem  Wasser  zugesezt,  so  wird 
die  quellungswirdrige  Wirkung  des  Kalkes 
compensirt.  Kochsalz  oder  Chlorammonium 
fär  sich  verzögern ,  aber  verringern  nicht  die 
Quellung. 

Ceniraibl.  f.  d.  med.  Wis$.  2Ö,  63. 


reine  Lanolin,    erwiesen  sich  dagegen  stets 
vollständig  keimfrei, 

Cewh'Mi  f.  Bakteriologie  I,  129. 


Ipecacnanha  -  Idiosyncrasie, 

Als  Mittel  gegen  die  manchen  Personen 
sehr  lästigen  Einwirkungen  eiageathmeten 
Staubes  von  Ipecacuanha  wird  Fluidextract 
von  Quebracho  empfohlen.  a. 

Phann.  Jaum.  1880,  840, 


EHnstlipher  Honig. 

Wie    wir  den  Pharm.  „Joum.   Transact. 
1S86  Nr.  850*'  entnehmen,  ist  der  Process 
einer     künstlichen     Honigbereitung     durch 
Mischung  von  Dextrose,  Laevulose  und  Bohr- 
zucker,  in  dem  Verhaltuiss  wie  dieselben  im 
Honig   vorkommen ,    der  Gegenstand   eines 
neuen    englischen    Patentes.     Man    nimmt 
35  Th.  Dextrose,  40 Th.  Laevulose  und  so- 
viel Rohrzucker,   dass  eine  lOproc.  Lösung 
eine  Drehung  von  1  o  im  Soleil-  Venteke'schen 
Polariseop  zeigt.  Der  eigenthümliche  Geruch 
und  Geschmack  soll  durch  gewisse  Essenzen 


Enth&lt  Lanolin  Filzkeüne? 

Lanolin    wird  aus   den   Wollhaaren   der 
Schafe  gewonnen  und  es  ist  bekannt,  dass  | hervorgebracht    werden.     Wir  können    nur 


durch  diese  der  Milzbrand  nicht  selten  weitere  wünschen ,  dass  die  Nachricht  von  diesem 
Verbreitung  findet.  Es  lag  deshalb  nahe,  das  I  patentirten  Fälschungsmittel  sich  nicht  be- 
Lanolin darauf,  ob  es  entwickelungsfi&hige  I  stätigt.  _oa 

Keime  enthielte,  au  prfifen.  Es  wurde  sowohl  

rohes  Wollfett,  als  Proben  aus  den  ver-     Ueber  Himbeer-  und  Erdbeer- 

schiedenen  Zwischenstationen   der  Lanolin-  «            . 

bereitung  in  üblicher  Weise  mit  Nährgelatine  DranMWeine, 

sEOsammengebracht.    Nur  das  rohe  Wollfett  V®»  ^Ö>ä.  KomnUer, 

wurde  hierbei  einige  Male  (6  Prüfungen  wnr-  Nach  den  Beobachtungen  von  LeBd  gahrt 

den  angestellt)  schwach  keimhaltig  befunden,  der   Himbeersaft   nur   langsam  und  uutoII. 

die  übrigen  Präparate  und  insbesondere  das  ständig,  weil  die  Beere  unter  der  Haut    ein 


93 


eigenthümliehes  Ferment  besitzt,  welehes 
Dicht  fUhig  ist,  den  Zocker  rollst&ndig  in  Al- 
kohol amsnwandeln.  Der  Uimbeerwein  ent- 
hält deshalb  anch  nur  2  bis  2,5  pCt  Alkohol, 
anstatt  5  pCt.,  welche  er  enthalten  müsste, 
wenn  die  Gihrang  regelmiisig  anr  Vollend- 
ung k&me.  Um  lu  untersuchen,  ob  dieser 
Mangel  an  ActiTität  der  Hefe  in  einer  ge* 
ringeren  Energie  derselben  liege,  oder  ob 
ihre  Wirkung  durch  gewisse,  in  der  Beere 
enthaltene  Stoffe  paralysirt  werde,  hat  der 
Verfiwser  ansgepressten  Himbeersaft  mit 
ellipsoidischer  Weinhefe  versetzt  und  ge- 
fanden, dass  hierdurch  nicht  nur  der  im  Saft 
enthaltene  Zucker,  sondern  noch  weitere 
Mengen,  die  man  hinzusetzte,  Tollst&ndig  zur 
ZerstoroDg  gebraeht  werden  konnten. 

Der  Himbeerbranntwein  besitzt  einen  sehr 
angenehmen  Geruch,  der  zugleich  an  Him- 
beeren und  GeneTor  erinnert« 

Um  Erdbeerweine,  bez.  Branntweine  zu  er- 
halten, muss  man  dem  ausgepressten  Saft 
ebenfalls  ellipsoidische  Weinhefe  zusetzen 
und  kann  dann  noch  einen  Zusatz  von  Zucker 
geben.  Der  Wein  ist  weniger  sauer  als 
Himbeerwein,  angenehmer  zu  trinken  und 
gut  aufisubewahren,  wenn  er  so  bereitet  ist, 
dass  er  ungefähr  16  pCt.  Alkohol  enthält. 
Der  Branntwein  besitzt  den  angenehmen  Ge- 
rach der  Erdbeeren.  Der  aus  englischen 
Erdbeeren  dargestellte  ist ,  selbst  wenn  man 
ihm  zweimal  soriel  Zucker  zugesetzt  hat,  als 
in  den  Fruchten  enthalten  ist,  immer  noch 
ao  stark  aromatisch,  dass  er  kaum  zu  trinken 
ist ;  giesst  man  aber  eine  kleine  Menge  davon 
in  Wasser  oder  Thee,  so  tritt  der  ananasartige 
Geruch  in  seiner  ganzen  Beinheit  auf. 

Chm.  Centr.'Bl  1887,  5. 


Kantsohiikartige  Stoffe 
im  Branntwein. 

In  einem  Branntwein  wurde  ein  Bestand- 
theil  gefunden,  der  jedenfalls  nicht  zur  Ver- 
beaaemng  des  Geschmacks  desselben  beitrug 
und  Tielleicht  häufiger  vorkommt,  als  man 
meint.  Ein  zu  untersuchender  Branntwein 
worde  eingedampft  und  der  Bfickstand  ge- 
glüht. Dabei  zeigte  sich  ein  so  deutlicher 
und  starker  Geruch  nach  verbrennendem  Kaut- 
schoky  dass  sich  kaum  bezweifeln  lässt,  dass 
der  Tzo^enrfickstand  theilweise  aus  Gummi 
bestand.    Derselbe    stammt  JedenfsUs  aus 


Gummidichtungen  am  Brennapparat.  Ob- 
gleich die  Menge  Gummi  im  Branntwein  nur 
eine  ganz  minimale  gewesen  sein  kann,  so 
scheint  es  doch  nicht  ausgeschlossen,  dass 
auch  noch  so  geringe  Mengen  den  Geschmack 
ungunstig  beeinflussen.  Man  muss  daher 
Gummidichtungen  auf  das  sorgfältigste  über- 
all da  vermeiden,  wo  sie  mit  Alkohol  in  Be- 
rührung kommen. 

Bepert.  d.  Anal.  Chemie  188T,  2. 


Behandlang  von  Frostwunden. 

Für  offene  oder  durch  falsche  Behandlung 
mit  Fettsalben  etc.  in  Eiterung  gekommene 
Frostbeulen  und  -Wunden  empfiehlt  sich  zu- 
nächst Beinlichkeit  durch  ein-  oder  zweimal 
ttgliches  Auswaschen  mit  sommerwarmem 
Wasser;  nach  vorsichtigem  Trocknen  wird 
die  Wunde  jedesmal  mit  fein  gepulverter 
Borsäure  bestreut  und  gegen  Zutritt  von 
Staub  verbunden.  Wenn  sich  sogenanntes 
wildes  Fleisch  zeigen  sollte,  so  kann  anstatt 
Borsäure  ein-  oder  zweimal  Jodoform  für 
Vs  bis  1  Stunde  aufgestreut  werden.  Die 
erfrorenen  Theile  sind  gegen  Temperatur- 
Extreme  zu  schützen,  also  weder  warm  zu 
verbinden  oder  zu  waschen,  noch  am  Ofen 
oder  unter  Federbetten  zu  überhitzen.  So 
behandelt  und  bei  Vermeidung  jeden  Ge- 
brauchs von  Fettsalben  wird  Besserung  der 
Wunden  sehr  schnell  und  Heilung  in  kurzer 
Zeit  erfolgen.  g. 

Fr,  K  in  New-YorJcer  Pharm,  Eundscfiau. 


Speckstein  als 

P.  Viffier  theilt  mit,  dass  der  gepulverte 
Speckstein  ein  ausgezeichnetes  Mittel  sei, 
um  das  Ansetzen  von  Kesselstein  -^  falls 
wesentlich  Carbonate  gegenwärtig  sind  —  zu 
verhindern.  Der  Gedanke  ist  durchaus  plau- 
sibel ,  da  das  Specksteinpulver  —  etwa  wie 
Lycopodium  •—  in  siedenden  Flüssigkeiten 
eine  lebhafte  Bewegung  annimmt  und  so  me- 
chanisch das  Ablagern  von  Calciumcarbonat 
in  dichten  Massen  verhindert,  eine  That- 
sache,  welcher  die  Chemiker  sich  schon  lange 
beim  Destilliren  »stossender*'  Flüssigkeiten 
bedient  haben.  Durch  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen hat  Tigier  festgestellt,  dass  es  genügt, 
dem  betreffenden  Wasser  den  sehnten  Theil 
seines  Abdampfrückstandes  an  Speekstein 
zuzusetoen ,  um  der  Kesselsteinbildung  wirk- 


94 


satti  entgegen  eu  treten.  Das  gleiche  Mittel 
empfielik  Vigier  sünci  Laboratoriamgebr&ttch 
für  Waaserbäder  etc. 

PJiarm:  Handelsblatt 


Oeheimmittel. 

Der  OrtsgfsnDclheitsrath  in  EarlHrabe  erlfisst 
folgende  warnende  Bekanntmachungen: 

1.  Pulver  geeen  Asthma  Von   H.   Clery  in 
Marseille,   dorcn  Einathmen   des  bei  der  Ver- 


brennung ^icb  eDtwickelnden  Dampfes  auch  in 
den  schwersten  Fällen  der  Schwindsuebt  heil- 
sam, ist  Lobeliakraut  mit  Salpeter  imprägnirt. 
Preis  3  fcs.  50  cts.,  Werth-  50^ 

2.  ö.  Seiferts  „eigenartig  prSparirte  Schaf- 
wolle," zu  Watte  und  Decken  verarbeitet,  ein 
augenblicklich  wirkendes  Mittel  gegen  Gicht, 
ist  bereits  in  der  Centralhalle  27,  244  be- 
sprochen worden. 

3.  A.  Winter^Bche  Gichtketten,  ein  alter 
Schwindel,  tlber  den  schon  in  der  Centralhalle 
28,  195  und  24,  56  berichtet  wurde. 


^./Ny  V"^/' N-^N.'  Vv   w" 


Offene  Correspondenz. 


E^rm  D*  in  E«  Die  englische  Nonenclatur 
ist  bemflht,  möglichst  correct  zu  verfahren, 
indem  sie  streng  darauf  achtet,  dass  die  einer 
Klasse  angehOrigen  KCrper  sich  von  denen  an- 
derer Klassen  durch  die  Endsilben  unterscheiden 
aolleo.  Den  Alkoholen  soll  allein  die  Endung 
•ol  zukommen,  z.  B.  die  Bezeichnung  Besorcinol 
für  Resorcin.  Die  Endung  -in  hingegen  ist  le- 
diglich für  Glucoside  und  ähnliche  Stoffe  reser- 
virt,  w&hrend  die  Endungen  'ine  oder  -ia  allein 
den  Alkaloiden  zukommen.  Es  ist  hierbei  zu 
beachten,  dass  in  Folee  der  englischen  Aus- 
sprache -in  und  -ine  allerdings  bedeutend  ver- 
schieden sind.  Neuerdings  ist  für  die  AJkaloide 
speciell  wieder  eine  Unterscheidung  aufgetaucht, 
indem,  conform  mit  den  Bezeichnungen  ammcnia 
(Ammoniak,  NE^)  und  ammonium  (Ammonium, 
KHi)  —  z.  B.  in  Verbindungen:  ammonium 
Chloride  — ,  die  Endung  -ia  nur  der  freien  Base, 
die  Endung  -mm»  oder  'ine  und  auch  -enium 
den  Salzen  derselben  zukommt:  z.  B.  Morpkia 
=  Morphin  und  Morphium  Chloride,  Morphine 
Chlorid  oder  Morphonxum  Chloride  für  die  Chlor- 
wasserstoffverbindung; Cocaia  =  Cocain  und 
Cocaine  chlorid,  Coconium  Chloride  für  die 
Salze. 

Die  in  Deutschland  von  Hager  angeregte 
Frage  über  die  Bezeichnung  der  chlorwasser- 
stoffsauren  Alkaloidsalze  als  Bydrochlorat,  Hj- 
drochlorid,  Chlorid  (in  entsprechender  Ang- 
lisirung  jener  Nameo)  steht  damit  in  Zusam- 
menhang und  wird  lebhaft  ventilirt. 

Auch  der  Vorschlag  ist  aufgetaucht,  dem 
Alkaloidnamen  die  Silbe  Hydro-  vorangehen  zn 
lassen,  wenn  es  als  Salz  auftritt,  z.  B.  Hydro- 
Cocaine  cMorid, 

Yeraleichen  Sie  übrigens  das  (Ph.  C.  25,  282 
und  26,  64)  über  die  Bezeichnung  der  chlor- 
wasserstofisanren  Alkaloidsalze  Gesagte. 

Die  lateinische  Nomenclatur  der  Pharma- 
kopoe und  die  entsprechende  deutsche  sind 
zwar  für  den  erfahrenen  Praktiker  nicht 
schwierig,  immerhin  bieten  dem  Anfänger  die 
Bezeichnungen  Kalium  eMoratum  =  Kalium- 
chlorid oder  Chlorkalinm,  nowie  Kalium  cMori- 
cum  =  Kaliumchlorat,  chlorsaures  Kalium; 
ferner  Ferrum  stUfuricum  =  Eisenozydnlsulfat 
schwefeUaures   Eisenoxydul   und   Ferrum  sul- 


furatum  b  Eisensulfüi«  Schwefeleisen,  sicherlich 
manche  Schwierigkeiten. 

Die  Österreichische  Pharmakopoe  benennt  die 
Drogen  in  der  Weise,  dass  sie  die  Worte  dem 
Modus  der  deutschen  Pharmakopoe  entgegen- 
gesetzt (zusammenstellt,  nämlich  Chinae  cortex 
ffir  Cortex  Chinae,  Altheae  radix  etc.  Analog 
dieser  Bezeichnungsweise  werden  in  Oesterreicn 
Stimmen  laut,  die  Bezeichnung  der  Chemikidien 
in  gleicher  Weise  zu  construiren  (Pharm.  Post 
1887,  70),  z.  B.: 

Kdlii  Chloras  =  Kaliumchlorat.    ECIO«. 

Kala  CMoridum  =  Kaliumchlorid.  KCl. 

Kala  Jodidum  =a  Kaliumjodid. 

Kala  Bromidum  =  Kaliumbromid. 

Kala  Sulfidum  =  Kalium sulfid. 

Kala  Sulfas  =  Kalium sulfat. 

Cäleii  Phospkidum  vs  Calciumpfao&phid. 

Calcii  Fhosphas  =  Calciumphosphat 

Kala  Hydroxydum  =  KaUumhjdroxjd. 

Zinci  Oxydum  =  Zinkoxyd. 

C.  in  K.     Herr  Dr.   Gfosschopff  in  Rostock 
theilt   uns    mit,   dass  die   Herren  Meier   und 
Meyer  (vor.  Nr.  uns.  BL)  keineswegs  die  Ent- 
decker der  Blausfiurebildung  im  Lein- 
samen bei  Wasserzusatz  sind  (ihre  Veröffent- 
lichung datirt  vom  15.  October  1885),  sondern 
dass  schon  TT.  0.  Senior  am  8.  September  1885 
in  der  British  pharm.  Conference  zu  Aberdeen 
hierüber  sprach  und  dass  bereits  1873  in  einer 
Versammlung  der  Apotheker  Berlins  als  auf  eine 
von  ihm  gemachte  Entdeckung  hierauf  hinge- 
wiesen wurde,  was  aber  aus  den  Sitzungsberich- 
ten in  weiteren  Kreisen  nicht  bekannt  geworden 
zu  sein  scheint 

H.  K.  in  0.  Besten  Dank  für  Ihre  Mittheil- 
ung, dass  der  Geruch  des  Jodoforms  durch 
Naph talin  verdeckt  wird.  Wir  haben  Ihre  Be- 
obachtung bestätigt  gefunden,  nur  blieb  es  uns 
zweifelhaft,  welcher  Geruch,  der  des  Jodoforms 
oder  der  des  Naphtalins,  der  weniger  ange- 
nehme  ist. 

Anfrage:  In  Süddeutschlaad  nnd  der  Schweiz 
wird  jetzt  als  Düngemittel  „Schwarzsalz**  an- 
geboten.  Ist  Jemand  die  Zusammenaetzung 
dieses  Präparats,  von  dem  vermuthet  wird,  dass 
es  rohes  Ammoniumsulfat  enthalte,  bekannt? 


in  V«rlM»  der  B«r»nM;«b«r.    V*r»ntwortilohM  Bo<laet«ar  .Dr.  K*  tteUiler  In  DrMdsau 
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Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M,  8. 


Berlin,  den  24.  Februar  1887.  ÄirjahÄ' 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Inbslt:  CMeaile  mm4.  PharmMle:  Mlttheilongen  aui  dem  Sffenüleheii  obemlgchen  Laboratorinm  von  Dr.  Otto 
SehwolMlnger  su  Dretden.  —  Ueber  das  Gantharldin.  —  Zum  N«chwols  de.  Fn.elöla  in  Spirltnoien.  —  Ueber  dio 
Aawendang  des  NAtriamthloanlfat.  an  Stolle  des  Bcbwefelwatsentoffirefle..  —  Darstollnng  von  Fluor.  —  Eine 
Prfifanff  «nf  die  Farbe  ron  gelben  Rflben  bi  der  Butter.  —  Naehweli  Ton  Peptonen  im  Harn  und  Blnt  —  Ex- 
tractbeetimmnsg  im  Wein.  —  Nachweis  Ton'  Lecithin  in  fetten  Oelen.  —  Umwandlung  von  Qlncose  in  Dextrin. 
—  MoleknlargrOsse  des  Zinks.  —  Bestimmung  der  Carbolslure  in  Seifen.  —  Aus  französischen  und  englischen 
Journalen.  —  Tkerspemtlsehe  HotlieB:  Methylal.  —  Kleinere  Motiaen.  —  Ernährende  Klystiere  nach  Berrj.  — 
MfMelleB:  SIehere  Methode  aum  Absprengen  von  Olas,  etc.  —  Offene  Correti^OBdeBi«  —  ABielges* 


Chemie  und  Pharmacie. 


Mittheilnngen  aus  dem  öffentlichen 

chemischen  Laboratorium  von 
Dr.  Otto  Schweissinger  zu  Dresden. 

Die  unter  dem  yorstehenden  Titel  za- 
sammengefassten  und  zwanglos  unter  ein- 
ander gestellten  IMittheilungen  verschie- 
denen Inhaltes  sind  die  Resultate  ge- 
legentlieh ausgeführter  Untersuchungen. 
Obgleich  dieselben  den  Anspruch  auf  ab- 
geschlossene wissenschaftliche  Arbeiten 
nicht  erheben,  so  dürfte  ihr  Inhalt  doch 
in  manchen  Fällen  wissenswerth  sein,  be- 
sonders da  das  Gebiet  der  chemischen 
Analyse  der  Nsdirungsmittel  und  der 
technischen  Handelsobjecte  in  vieler  Hin- 
sicht ein  noch  wenig  durcharbeitetes  ist. 

1.  Ueber  die  Trennimg  des  Fuchsins 
Ten  dem  OrseUlefarbstoff. 

Ueber  das  Verhalten  des  Orseillefarb- 
stoffes  zu  Bleiessig  finden  sich  in  den 
Lehrbüchern  noch  immer  falsche  oder 
wenigstens  nur  zum  Theil  richtige  An- 
gaben. 

Oraeillefarbstoff  ist  durch  Bleiessig  in 
aenfrider  oder  schwach  alkalischer  Lösung 


zum  Theil  sofort,  nach  einiger  Zeit  voll- 
ständig fällbar. 

0,25  g  reinen  Orseillefarbsto£fes  mit 
Spiritus  ausgezogen,  verdunstet,  der  Bück- 
stand in  50  ccm  Wasser  aufgenommen 
und  mit  10  ccm  Bleiessig  versetzt,  giebt, 
sofort  filtrirt,  ein  gefärbtes  Filtrat, 
dessen  Farbstoff  in  Amylalkohol  übergeht, 
lässt  man  dagegen  eine  halbe  bis  eine 
ganze  Stunde  stehen,  so  ist  der  Farbstoff 
vollständig  ausgefällt.  Es  gelang  auf  diese 
Weise,  das  Fuchsin  vom  OrseiUefarbstoff 
zu  trennen  und  noch  kleine  Mengen  von 
Fuchsin  neben  Orseille  nachzuweisen. 
Während  0,25  g  Orseille  nach  einsttlndigem 
Stehen  in  der  oben  beschriebenen  Weise 
behandelt,  im  Filtrat  keinen  Farbstoff 
mehr  enthielt,  war  in  einer  Mischung  von 
0,01  ft  Fuchsin  und  0,25  g  Orseille,  welche 
in  gleicher  Weise  behandelt  war,  das 
Fuchsin  noch  mit  grosser  Schärfe  im 
Filtrat  nachweisbar. 

Ich  füge  hier  nur  noch  an,  dass  sich 
die  vorstehende  Notiz  auf  die  im  Handel 
befindlichen  rohen  Farbstoffe,  nicht  aber 
auf  den  Nachweis  und  die  Trennung  im 
Wein  bezieht 


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3.  T^riflArtiKe  Ftfkem  mU,  TJioneakle- 

Als  Conditorfarben  kamen  während  des 
letzten  Jahres  zn  yerschiedenen  Malen 
teigariige  Farben  zur  TJntersnehung ,  zu 
denen  als  Gonstitoens  Thonerdehydrat 
genommen  war.  JMese  Farben  waren 
meist  aus 

lOpGt  eines  Anitinfarbstoffes, 

10   „     Thonefde, 

80  „  Wasser 
zusammenges^tet.  Die  Thonerde  war 
dnr<^  Senweüalsftare,  Alüun  oder  Soda 
nicht  venmreiniigt,  so  dass  angenommen 
werden  musste,  dieselbe  sei  Yorhar  gefällt 
und  »o^ewaachen  worden.  Als  Farbe 
ftr  Oelb  war  Naphtolgelb  8,  ft)r  Oran 
ein  gelbstichiges  BriU^nl^rün  angewendet. 
Die  Bereitung  dieser  Farben,  welche  dicke 
breifftrinige  Massen  d.ar8tellen,  scheint  iui 
der  Weise  geschehen  zu  sein,  das  10  Th. 
des  heiss  gelösten  Farbstoffes  mit  dem 
feuchten  'nionerdehydrat  auf  100  Th. 
gebracht  wurden. 

4.  Unreines  borsanres  Mangan. 

Das  borsaure  Man^^an,  welqhes  in  der 
Pirnissfabakatjon  jetzt  nelfach  Verwend- 
ung findet,  wurde  mehrere  Male  imter- 
sucnL  Die  proben  s^igten  in  einem  Falle 
e^ien  Gehalt  von  1^  pOt.  Chlor,  in  einem 
anderen  von  8pGt  Ghlor,  in  einem  weiteren 
Ton  7pCt  Schwefelsäure. 

6..  Cx^Iodirende  Streichhölzer. 

Obgleich  die  meisten  Zündmassen  der 
sehweclischen  Streichhölzer  chlorsaures 
Kali  enthalten,  so  explodiren  dieselben 
doeh  nicht;  es  wurde  jedoch  kürzlich 
eine  Sorte  sogenannter  ,Paraffinzündhölzer 
ohne  Sehwefi^r*  aus  der  Fabrik  zu  Zanow 
untersnefat,  welche  mit  heftigem  Knall  und 
Spritzen  explodirtQn>  «obaid  ein  Schlag 
mit  einem  hart^  Gegenstand  auf  die- 
aeiben  aus^ef^t  wurde.  Die  Streioh- 
hoker  enthielten  chlorsaures  Kali  in  reich- 
licher Menge.  Die  Brandpolizei  war 
aof  diese  Streichhölzer  aufinerksam  ge- 
worden, weil  ein  Schulknabe  eine  Schachtel 
derselben  aof  das  Pferdebahngeleise  aus^- 
geefcreut  hatte.  Zum  Schrecken  d^  In- 
aaesou  eines  .dAhinroU^nden  Wagens  gab 

fartwährende  kleine  Detonationen. 


6.  Kbmeiiol  mit  Ftacngeenz. 

Zu  verschiedenen  Malm  wurde  Klauenöl 
wegen  einer  bläuliehen  Fluoreseenz  und 
darauf  gegründeten  Verdachtes  auf  Gehalt 
an  Mineralöl  beanstandet  und  anr  Unter- 
suchung gegeben ;  es  erwies  sich  jedoch 
in  drei  Fällen,  dass  die  betreffenden  Gele 
▼oDkommen  frei  tos  Mineralöl  waren  und 
dass  daher  der  bläuliche  Schimmer  auf 
andere  Ursachen,  aus  der  Fabrikation 
herrührend,  Burückgefbhrt  werdm  muss. 


TTeber  das  Caatharidin. 

Zu  den  ttteren  bekannten  Arbeiten  über 
das  Cüntharidin  tind  in  den  leisten  Jahi^en 
drei  Arbeiten  ron  Biocard  (Beriehjt  d.  deutsch, 
ebem.  Gesellschaft  187«.  X,  lAM.XI,  2121. 
X2I,  677X  EMi  (Pharm.  CentralbalU  1885, 
401),  Dieterich  (Zeitsobr.  d.  jdlgem.  deutsch. 
Apotheker -Vesralns  30,  489)  und  HomolJca 
(Ber.  d.  deutsah.  ebem.  iSeseUflch.  1886, 1082) 
binzagekommen,  deven  Eesnltale»  soveit  sie 
für  die  Pbamaeie  tou  Interesse  simd,  im  Fol- 
genden zasammengestellt  werden  sollen. 

Wm  zunftchst  die  Formel  betrifft,  die  von 
firübetenJorBcbem  {Dragendorff,  Masing  etc.) 
C^H^Of  afigegebea  wer,  so  wie«  Piccard 
4«veb  3«stiinmuiig  der  Dampidiebte  nach, 
dass  die  Formel  auf  CJjQHjgO^  verdoppelt 
werden  müsse.  Das  Cantharidin  ist  eine  gegen 
alle  gebräuchUehen  chemischen  Beagentien 
ausserordentlich  widerstandsflihige  Substanz. 
Beim  Erbitaen  mit  concentrirter  Schwefel- 
sAure  unter  Zusata  von  Kaliumcbvomat  giebt 
es  eine  prliobUg  gfüne  Färbung,  die  nach 
einigen  Stunden  trüb  blattgrün  wird.  Zu 
seiner  Kachweiflung  eignet  sich  nsLchJMeterich 
ausser  der  phyaiolegisoben  Wujkang  nament- 
lich die  firscbeiaung,  welehe  das  foste  Cantha- 
ridin im  polarisirten  Liebte  aeigt  utid  die  be- 
sonders schön  berYortritt,  wenn  man  einen 
Tropfen  der  Lösung  in  Chloroform  verdunsten 
lässt  und  den  Rückstand  unter  dem  Polari- 
sations-Mikroskope betrachtet.  Die  Lösungen 
des  Cantharidins  Üben  keine  Wirkung  auf  das 
polarisirte  Licht  aus. 

Das  Cantharidin  löst  sich  nach  Dieterich 
in  30000  Theilen  kaltem,  und  15000  Theilen 
heissem  Wasser;  schwefolsäurehaltiges  Wasser, 
oder  solches,  das  so  viel  ätherisches  Gel  ent- 
hält ^  als  es  aufzunehmen  vermag,  haben  ein 
noch  grösseres  Lösangsvermögen.  So  sind 
von  Waseer,  welches  1  pOt.  Sofawefelsäure-Hy- 


98 


C8Hl2  0 


drat  enthält ,  auf  1  Theil  Cantharidin  8000 
Theile  erforderlich.  —  Alkohol,  Aether, 
Essigäther,  Chloroform,  Terpentinöl,  lösen 
das  Cantharidin  sehr  gut^  noch  leichter  wird 
es  von  fetten  Oelen,  Fetten,  Wachs  und  Harzen 
aufgenommen.  —  Essigsäurehjdrat  und  con- 
centrirte  Schwefelsänre  lösen  das  Cantharidin 
eben&lls,  durch  Wasserznsatz  wird  es  wieder 
gefäUt 

In  chemischer  Hinsicht  zeigt  es  sich  als 
eine  schwache  Säure,  die  mit  den  Alkalien 
salzartige,  sehr  unbeständige  Verbindungen 
bildet,  die  sich  schon  durch  Anziehen  der 
Kohlensäure  aus  der  Luft,  oder  bei  der  Ammon- 
Verbindung  durch  Verflüchtigung  dasselbe 
unter  Ausscheidung  desCantharidins  zersetzen. 

In  Alkalien  löst  sich  Cantharidin  bei  an- 
haltendem Erhitzen  auf;  die  Lösung  enthält 
das  entsprechende  Alkalisalz  der  Cantharidin- 
säure  von  der  Zusammensetzung 

(  COOMe 
)  COOMe 

die  Cantharidinsäure  entsteht  demnach  aus 
dem  Cantharidin  durch  Aufnahme  von  1  Mole- 
kül Wasser 

CioHi204  +  H«0===C8HiaOJ^Q^]^ 

und  figurirt  als  zweibasische  Säure ,  während 
die  unbeständige  Verbindung  desCantharidins 
event.  als  saure  Salze  der  Formel 

(COOH 

\  COOMe 
zu  betrachten  sind. 

Die  aus  ihrem  Salze  durch  Mincralsäuren 
in  Freiheit  gesetzte  Cantharidinsäure  soll 
nach  Dragendorff  und  Masing  sofort  in 
Wasser  und  Cantharidin  (Cantharidinsäure - 
Anhydrit)  zerfallen.  Piccard  erhielt  durch 
Einwirkung  von  Jodwasserstoff  auf  das  Can- 
tharidin eine  mit  diesem  isomer  einbasische 
Säure,  die  Cantharsäure  Co  Hu  0-2  COOH, 
und  durch  Destillation  dieser  mit  Kalk  das 
Cantharin,  Cs  H12.  Homolka  hat  neuerdings 
den  Dimethyläther  der  Cantharidinsäure  dar- 
gestellt nach  der  Formel 

(OCH3 
\  OCH3, 

farblose,  just  glänzende,  flache  Prismen,  leicht 
löslich  in  Alkohol  und  Holzgeist,  in  kochendem 
Aether ,  wenig  in  kaltem  ,  ziemlich  leicht  in 
heissem  Wasser.  Von  der  Cantharsäure  hat 
Homolka  das  Silbersalz  von  der  Formel  Cio 
Hu  O4  Ag,  als  schweren  weissen  Niederschlag; 
weiter     der     Cantharsäuremonometbjläther 


Cs  Hia  0 


C10H12O8 


Ci 0 Hl  1  04.CH8  als  farblose,  schwach  ange- 
nehm riechende  Flüssigkeit,  die  bei  210 
bis  220«  C.  siedet. 

Die  weiteren  Untersuchungs  -  Resultate 
Hoynolkä'ß  haben  ein  synthetisches  Interesse. 

dt 

Zum  Nachweis  des  Fuselöls 
in  Spirituosen. 

Von  Uffelffumn. 

Zur  Nach  Weisung  des  Fuselöls  in  Spiri- 
tuosen ist  zuerst  die  Abscheidung  desselben 
durch  reinen  Aether  oder  Chloroform  erforder- 
lich. Nach  dem  anhaltenden  Schütteln  damit 
fügt  man  so  viel  Wasser  zu ,  dass  sich  die- 
selben abscheiden,  trennt  die  Schicht  und 
lässt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  verdunsten. 

Bleibt  nur  Fuselöl  zurück ,  so  ist  dasselbe 
sicher  am  Gerüche  zu  erkennen.  Bei  gleich- 
zeitiger Anwesenheit  von  PfefferminzÖl  und 
dergleichen  wird  diese  Probe  aber  unsicher. 
Auf  gewöhnlichem  weissen  Papier  giebt  Fusel- 
öl einen  allmälig  wieder  verschwindenden  Fett- 
fleck; ätherische  Oele  zeigen  allerdings  das 
gleiche  Verhalten. 

Fügt  man  zu  dem  Rückstande  des  Aether- 
oder  Chloroformauszuges  ein  wenig  reines, 
unzersetztes  Diamidobenzol   und  stellt 
dann  ins  Dunkle,  so  entsteht ,  falls  Fuselöl, 
namentlich   Kartoffelfnselöl ,    zugegen   war, 
sehr  rasch  eine  deutliche  Gelbfärbung,  wie 
sie  durch  massige  Mengen  Salpetrigsäure  er- 
zeugt wird.    Diese  Reaction  tritt  selbst  dann 
ein,  wenn  der  Rückstand  nur  12pCt.  Fuselöl, 
im   übrigen  Aethylalkohol  oder  ätherisches 
Oel  enthält.     Freilich  rührt  jene  Reaction 
keineswegs  vom  Amylalkohol  her,  da  reiner 
Amylalkohol  mit  Diamidobenzol  keine  Spar 
von  Gelbfärbung  giebt.     Den  Hauptantheil 
an  der  Diamidobenzolreaction  hat  zweifellos 
das  mit  dem  Fuselöle  ausgezogene  Furfdrol. 
Bringt  man  eine  sehr  schwache  Lösung  von 
Fttrfurol  in  Wasser  oder  in  reinstem  Amy^l- 
alkohol  mit  Diamidobenzolpulver  zusammen, 
so  wird  sie  zuerst  gelb,  dann  gelbroth,  dann 
roth,  fast  fuchsinroth,  darauf  braun,  schlieas- 
lieh  schwarz.     Trocknet  die  Mischung  ein 
und  giesst  man  dann  Wasser  auf,  so  nimmt, 
letzteres  eine  rubinrothe  Farbe  an  und  lässt 
im  Spectrum  eine  dunkle  Absorption  von  P 
bis  E^D  erkennen.    Farbe  und  Absorption 
verschwinden   auf  Zusatz  von  NatronUnpe. 
Ganz  vollständig  deckt  sich  aber  doch  die 


99 


reine  Furfuroldiamidobenzolreaction  nicht 
mit  derFaselÖldiamidobenzoIreaction,  so  dass 
man  die  Mitwirkung  der  einen  oder  anderen 
in  das  Faselöl  mit  übergebenden  Substanz 
nicht  wird  ausschliessen  können.  Im  Uebrigen 
ist  diese  Reaction  von  sehr  grosser  Schärfe. 

Ein  treffliches  Mittel,  das  Fuselöl  im  Rück- 
Stande  nachzuweisen,  ist  eine  durch  Salzsäure 
grün  gefärbte,  irisch  bereitete  Methylviolett- 
lösung. Man  verwendet  dazu  1  Th.  Methyl- 
violett, 100  Th.  Wasser  und  so  viel  einer 
2  proc.  Salzsäure,  dass  die  Lösung  entschieden 
grün  wird.  Von  dieser  lässt  man  dann  zu 
dem  in  einer  Porzellanschale  befindlichen 
Rückstände  etwa  das  drei-  oder  vierfache  Vo- 
lumen desselben  hinzulaufen.  Besteht  der 
Ruckstand  ganz  oder  auch  nur  zu  einem 
Theile  aus  Fuselöl,  so  werden  augenblicklich 
röthlichblau  gefärbte  Tröpfchen  erschei- 
nen und  auf  der  noch  grünlichen  und  grün- 
lich bleibenden  Flüssigkeit  schwimmen.  Es 
hat  nämlich  Fuselöl  die  Fähigkeit,  aus  noch 
hinreichend  frischen ,  durch  Säuren  grün  ge- 
färbten Lösungen  von  Methylviolett  letzteres 
in  seiner  natürlichen  Farbe,  d.  h.  röthlichblau 
auszuziehen  und  hartnäckig  festzuhalten.  Die 
ätherischen  Gele,  namentlich  Kümmel-,  Anis- 
und  Pfefferminzöl,  vermögen  erst  bei  starkem 
Schütteln  aus  solchen  grünen  Lösungen  ein 
wenig  Farbstoff  an  sich  zu  ziehen.  Aber  der- 
selbe ist  dann  ganz  mattblau,  nicht  röth- 
lichblau, und  erscheint  niemals  beim  blossen 
Zulaufenlassen  der  grünen  Lösung ,  wie  dies 
regelmässig  der  Fall  ist,  wenn  Fuselöl  im 
Rückstande  sich  findet.  Die  Methylviolett- 
probe ist  daher  sehr  werthvoll,  da  kein  anderer 
aus  den  Spirituosen  ausgezogener  Stoff  eine 
ähnliche  Wirkung  auf  das  Methylviolett  aus- 
übt. 

Reiner  Amylalkohol  und  Fuselöl  haben  die 
Fähigkeit,  Bromdämpfe  aufzunehmen  und 
lange  festzuhalten ,  wie  man  an  der  Gelb- 
färbung erkennt.  Ein  Furfurolgehalt  des 
Fuselöls  ändert  daran  nichts.  Aethylalkohol 
wird  zwar  auch  durch  Brom  dämpfe  gelb,  giebt 
sie  aber  rasch  wieder  ab.  Von  den  ätherischen 
Gelen  färbt  sich  Pfefferminzöl  durch 
Bromdämpfe  schön  wein-  bis  orseiUe- 
r o t b  ,  während  Anis-  und  Kümmelöl 
ihre  Farbe  nicht  verändern.  Zum  Nachweise 
von  Fuselöl  zersetzt  man  den  Rückstand  des 
ätb  erischen  Auszuges  mit  ein  oder  zwei  Tropfen 
Wasser  und  fährt  unmittelbar  darauf  mit  einem 
in  Brom  getauchten  Olasstabe  über  die  Flüs- 


sigkeit langsam  hin.  War  Fuselöl  vorhanden, 
so  färben  sich  die  nunmehr  isolirten  und  auf 
dem  Wasser  schwimmenden  Tropfen  desselben 
alsbald  tief  gelb,  das  Wasser  selbst  nur  ganz 
mattgelb.  Jene  gelben  Tropfen  können  aber 
nur  Fuselöl  sein ;  denn  Tropfen  der  ätherischen 
Gele  würden  nicht  gelb  werden.  Die  Probe 
genügt,  wenn  in  dem  Rückstande  sich  nur 
1  mg  Fuselöl  findet. 

Setzt  man  zu  einem  Tropfen  reinem 
Amylalkohol  1  ccm  concentrirte  reine  Schwe- 
felsäure und  erwärmt  dann,  so  stellt  sich  schon 
bei  60  bis  70  <^  Gelbfärbung  ein.  Erhitzt 
man  weiter,  so  wird  die  Flüssigkeit  goldgelb, 
dann  gelbroth,  roth,  schliesslich  rothbraun 
und  tief  dunkelbraun.  Untersucht  man  die 
Flüssigkeit,  so  lange  sie  gelb  aussieht,  mittelst 
des  Spektroskops ,  so  findet  man  ein  dunkles 
Band  zwischen  F  und  G^  welches  etwa  den 
dritten  Theil  dieses  Feldes  einnimmt.  Ver- 
dünnt man  die  durch  Erhitzung  tief  gelb  ge- 
wordene Flüssigkeit  mit  Wasser,  bis  sie  kaum 
noch  etwas  gelb  gefärbt  ist,  so  erkennt  man 
noch  immer  das  eben  bezeichnete  Band,  und 
kocht  man  nunmehr,  so  nimmt  dasselbe  sehr 
bald  an  Breite,  namentlich  aber  an  Dunkel- 
heit zu.  Es  ist  dies  ungemein  charakteristisch. 
Verwendet  man  nicht  reinen  Amylalkohol, 
sondern  Fuselöl,  so  tritt  auf  Zusatz  von 
concentrirter  Schwefelsäure  meist  sofort 
Schmutziggelbfarbung  auf.  Erwärmt  man 
hierauf,  so  verwandelt  sich  das  Schmutziggelb 
in  Rothgelb ,  in  Roth ,  in  Weinroth ,  dann  in 
Schwarzbraun.  Untersucht  man  die  gelb  ge- 
wordene Flüssigkeit  mittelst  des  Spektroskops, 
so  findet  man  zunächst  wiederum  das  vorhin 
beschriebene  Band  zwischen  F  und  6r,  ausser- 
dem aber  noch  ein  anderes  zwischen  F  und  h. 
Wird  die  tief  gelb  oder  roth  gewordene  Flüs- 
sigkeit mk  Wasser  verdünnt,  bis  sie  mattgelb 
erscheint,  so  erkennt  man  wiederum  beide 
Absorptionen.  Kocht  man  dann  aber,  so 
verdunkelt  sich  nur  diejenige  zwischen  F 
und  G^  während  die  andere  schwächer  wird 
und  nur  noch  scharf  auf  der  Linie  h  zu  Tage 
tritt.  Diese  zweite  Absorption  gehört,  wie  es 
scheint,  dem  Furfurol  an ;  sie  findet  sich  nie- 
mals bei  Verwendung  reinen ,  wasserhellen 
Amylalkohols. 

Von  den  hier  in  Frage  kommenden  Stoffen 
geben  ausser  Fuselöl  nur  ätherische  Gele  mit 
concentrirter  Schwefelsäure  gelbe,  gelbrothe 
oder  rothe  Farbe  und  dann  ein  ähnliches 
Spektrum.       Versetzt    man     einen    Tropfen 


100 


Pfefferminz  öl  mit  1  ccm  reiner  concen- 
trirter  Schwefelsäure,  so  stellt  sich,  allerdings 
ohne  dass  besondere  Erwärmung  nöthig  wäre, 
eigelbe  oder  rothgelbe  Färbung  ein.  Die  be- 
treffende Flüssigkeit  erzeugt  dann  ein  dunkles 
Band  von  F  bis  h  und  selbst  bis  E.  Erhitzt 
man  aber  zum  Sieden,  so  verschwindet  dieses 
Band ,  indem  die  Farbe  der  Flüssigkeit  tief- 
roth,  dann  braunroth,  dann  dunkel  wird. 
A  n  i  s  ö  1  giebt  mit  reiner  concentrirter  Schwe- 
felsäure eine  alsbald  gelblich  •  röthliche ,  un- 
mittelbar darauf  fast  rubinrothe  Flüssigkeit, 
welche  im  Spektrum  ein  dunkles  Band  zwi- 
schen J^  und  6,  selbst  bis  nach  E  hin  erzeugt. 
Erhitzt  man,  so  wird  die  Färbung  immer 
dunkler  roth.  Verdünnt  man  nun  mit  lang- 
sam zufliessendem  Wasser,  so  wird  die  Flüs- 
sigkeit weinroth  und  zeigt  dann  neben  dem 
schwächer  werdenden  Bande  von  F  bis  h  ein 
dunkleres,  von  h  bis  über  jE?  hinaus.  Wird 
die  Lösung  erhitzt,  so  tritt  die  röthliche 
Farbe  stärker  hervor,  ohne  dass  eine  Ab- 
sorption zwischen  G  und  J^  erscheint.  Aehn- 
lich  verhält  sich  K  ü  m  m  e  1  ö  1. 

Die  spektroskopische  Prüfung  ist  da- 
her nur  dann  sicher,  wenn  ätherische  Gele 
in  dem  betreffenden  Branntwein  nicht  vor- 
handen sind. 

Führt  man  alle  diese  Versuche  aus,  so 
kann  man  noch  0,05 ,  ja  selbst  0,03  pCt. 
Fuselöl  nachweisen. 

Die  Methylviolettprobe  lässt  sich  auch  für 
eine  annähernd  richtige  quantitative 
Bestimmung  des  Fuselöls,  wenigstens  im 
Branntwein  verwerthen.  Man  bringt  zu 
diesem  Zwecke  250  ccm  der  zu  untersuchen- 
den Flüssigkeit  in  eine  etwa  750  ccm  fiassende 
Flasche,  giesst  100  ccm  Aether  auf,  schliesst 
die  Flasche  und  schüttelt  sehr  stark  zu  wieder- 
holten Malen.  Dann  fügt  man  die  zur  Ab- 
scheidung des  Aethers  nöthige  Menge  Wasser 
hinzu,  hebt  die  Aetherschicht  ab,  schüttelt 
noch  einmal  mit  anderen  100  ccm  Aether, 
vereinigt  die  beiden  ätherischen  Auszüge, 
verflüchtigt  den  Aether,  lässt  noch  5  Minuten 
stehen ,  setzt  aufs  Neue  etwa  40  ccm  Aether, 
darauf  einige  Cnbikcentimeter  frisch  bereitete 
grüne  Methyl violettlösung  hinzu,  schüttelt 
und  stellt  in  einem  eingetheilten,  etwa  25  mm 
weiten  Glasrohre  hin.  Der  Aether  verdunstet 
nach  und  nach ;  sobald  man  darin  eine  bläu- 
liche Färbung  wahrnimmt  und  mittelst  des 
Spektroskops  die  erste  Andeutung  der  Methyl- 
violett- Absorption  bei  D  erkennt,  liest  man 


ab ,  wie  viel  Aether  noch  vorhanden  ist.  In 
je  10  ccm  desselben  befinden  sich  jetzt 
0,2 ccm  Amylalkohol.  Reiner  Aether 
nimmt  nämlich  kein  Methylviolett  auf,  wohl 
aber,  wenn  er  Amylalkohol  enthält;  dabei 
erkennt  man  eben  die  Blaufärbung  in  25  mm 
tiefer  Schicht,  ebenso  auch  die  Methylviolett- 
Absorption  in  gleich  tiefer  Schicht,  wenn  er 

2  pCt.  Amylalkohol  in  sich  fuhrt.  Allerdings 
wird  der  Aether  auch  dann  jenen  Farbstoff 
aufnehmen,  wenn  er  statt  Amylalkohol  Aethyl- 
alkohol  enthält.  Doch  erkennt  man  in  solchem 
Falle  die  Blaufärbung  in  25  mm  tiefer  Schicht 
erst  dann,  wenn  der  Aethylalkoholgehalt 
12pCt.  beträgt.  Selbst  wenn  daher  in  dem 
Rückstande  etwas  Aethylalkohol  verblieben 
sein  sollte,  so  würde  dieser  einen  grossen 
Fehler  schwerlich  bewirken,  zumal  man  ja 
doch  durch  eine  Vorprobe  das  Vorhandensein 
von  Fuselöl  überhaupt  festzuhalten  hat. 

Nach  einem  anderen  Verfahren  werden 
250  ccm  der  zu  untersuchenden  Flüssigkeit 
in  der  angegebenen  Weise  mit  Aether  2-  oder 

3  mal  ausgezogen  ,  die  ätherischen  Auszüge 
vereinigt  und  in  einem  Glasgefösse  verdunstet. 
Zu  dem  Rückstande  lässt  man  die  dreifache 
Menge  Wasser  oder  grüner  Methylviolett- 
lösung hinzulaufen  und  bringt  die  Mischung, 
falls  Fuselöl  tropfen  erscheinen,  rasch  in  eine 
enge,  auf  0,1  ccm  getheilte  Glasröhre.  Man 
hat  dann  in  der  Höhe  der  oberen  Schicht 
einen  Anhalt  für  die  Mengen  des  in  250  ccm 
enthaltenen  Amylalkohols,  da  die  aufschwim- 
menden Tropfen  lediglich  Fuselöl  sind. 

Bemerkenswerth   ist,   dass  Kartoffelfuselöl 
mehr  Furfurol  enthält  als  Kornfuselöl. 

Rei)ert.  d.  anal.  Chem.  VI,  44. 


üeber  die  Anwendung  des 
Natriumthiosulfats  an  Stelle    des 
Schwefelwasserstoffgases  im 
(}ange  der  qualitativen  chemi- 
schen  Analyse. 

Vortmann  hat  das  Verhalten  der  Metall - 
salze  zu  Natriumthiosulfat  einer  erneuten 
Untersuchung  unterzogen  und  einen  syste- 
matischen Gang  der  qualitativen  Analyse 
ausgearbeitet;  nach  demselben  sind  folgende 
Gruppen  zu  unterscheiden : 

I.  durch  Salzsäure  fällbare  Metalle, 

IL  durch  Schwefelsäure  fällbare  Metalle 


101 


IlL  durch    Natriumthiosulfat    auB    saurer 

Lösung  fällbare  Metalle, 
IV.  durch  Schwefelammonium  fallbare  Me- 

Ulle, 
V.  Fällung  des  Calciums  mit  Ammonium- 

Oxalat, 
VI.  Fällung  des  Magnesiums  mit  Natrium- 
phosphat, 
VII.  Prüfung  auf  Kalium,  Natrium,  Ammo- 
nium. 
In  der  Gruppe  III  befinden  sich  alle  durch 
Schwefelwasserstoff  aus   saurer  Lösung  fäll- 
baren Metalle,  mit  Ausnahme  des  Cadmiums, 
welches  in   der  Gruppe  IV  bei  Kobalt   und 
Nickel  gefunden  wird. 

Auf  die  mit  der  Gruppe  III  möglicherweise 
mitfallenden  Metalle  der  Schwefelammonium- 
Gruppe  wurde  gehörige  Rucksicht  genommen, 
ebenso  auf  etwaige  Unregelmässigkeiten  im 
Gange,  welche  von  unvollständiger  Ausfällung 
der  Metalle  oder  geringer  Löslich  keit  der 
Niederschläge  herrühren. 

Pharmac,  Post  1886,  Nr.  44, 


Darstellong  von  Fluor. 

Moissau  ist  es  gelungen ,  die  Fluorwasser- 
stoffsäure   durch  den  electrischen  Strom  zu 
xersetaen   und  das  Fluor  zu  isoliren.    Die 
dnrch  Erhitzen  von  möglichst  entwässertem 
Fluorwasserstofffluorkalium  gewonnene  Fluor- 
wasserstofibäure   wird   in  einem  U- förmigen 
Platinrohr  durch  Abkühlung  mittelst  Aethyl- 
chlorid  zur  Flüssigkeit  oondensirt  und  diese 
durch  einen  electrischen  Strom  zersetzt.  An- 
fangs wird  etwas  Ozon  gebildet ,  herrührend 
▼on  geringen  Mengen  anhängenden  Wassers ; 
plötzlich    zeigt    das  eingeschaltete  Ampöro- 
meter  einen   grossen  Widerstand  in  der  zu 
zersetzenden   Flüssigkeit    und    es    wird   am 
—  Pol  Wasserstoff,   am  +  Pol  Fluor  ent- 
wickelt.   Das  Fluor  ist  farblos,   sehr  unan- 
genehm   und   stark  riechend   (chlorähnlich), 
die  Schleimhäute  heftig  reizend.     Schwefel, 
Phosphor ,  Jod ,  Silicium ,  Arsenik  und  Anti- 
mon als  feine  Pulver  verbinden  sich  sofort 
niit      dem    Fluor    unter    Feuererscheinung. 
Waseer  wird  unter  Bildung  von  Ozon  und 
Flaorwasserstoff  zersetzt.  Kaliumchlorid  wird 
nnter  Chlorentwickelung  zersetzt,  Kohlenstoff 
seheint  nicht  angegriffen  zu  werden.    Metalle 
werden   weniger  energisch  angegriffen  als  die 
Metalloide,   vermuthlich  weil  die  sofort  ge- 
bildete   Schicht    der    Fluoride    vor  weiterer 


Einwirkung   schützt;    Quecksilber   absorbirt 
Fluor   sofort  unter  Bildung  von  hellgelbem 
Fluorür.  Alkohol,  Aether,  Benzin,  Terpentin- 
öl werden  sofort  entflammt.  g, 
Journ,  de  Pharm,  et  de  Chimie  18S6,  165. 


Eine  Prüfdng  auf  die  Farbe 
von  gelben  Rüben  in  der  Butter. 

Von  R.  W.  Moore, 

Bei  der  Prüfung  von  Butter  auf  künstliche 
Färbung  wurde  als  das  gebräuchlichste  Farb- 
stoffmaterial bisher  Orlean  verwandt.  Dieser 
Farbstoff  lässt  sich  leicht  dadurch  erkennen, 
dass  man  die  Butter  mit  einer  verdünnten 
Kalilauge  behandelt,  wodurch  Orlean  leicht 
daraus  ausgezogen  werden  kann.  Neuerdings 
kommen  jedoch  Fälle  vor,  in  welchen  Butter 
durch  den  Farbstoff  gelb  gemacht  worden  ist, 
welcher  aus  der  gewöhnlichen  gelben  Rübe 
(Carotte)  erhalten  wird.  Dieser  Farbstoff  wird 
dnrch  Kalilauge  nicht  gelöst,  löst  man  jedoch 
das  Fett  in  Schwefelkohlenstoff,  fugt  Alkohol 
hinzu,  schüttelt  stark,  lässt  absetzen,  so  trennt 
sich  der  Inhalt  in  zwei  Schichten.  Die  eine 
besteht  aus  Schwefelkohlenstoff,  welcher  das 
Fett  gelöst  enthält  und  tief  dunkel  gefärbt  ist. 
Die  andere  besteht  aus  dem  farblos  geblie- 
benen Alkohol.  Lässt  man  die  Lösung  auch 
längere  Zeit  stehen,  so  nimmt  man  keine  Ver« 
änderung  wahr.  Setzt  man  jedoch  einen 
Tropfen  verdünnte  Eisenchloridlösung  hinzu 
und  schüttelt,  so  bemerkt  man,  wie  der  Farb- 
stoff allmälig  in  die  alkoholische  Schicht 
übergeht,  während  der  Schwefelkohlenstoff 
farblos  wird.  Natürliche,  ungefärbte  Butter 
wird  bei  diesem  Verfahren  nicht  entfärbt. 

Repert,  d,  otioZ.  Chem.  VI,  44. 


Nachweis  von  Peptonen  im  Harn 

und  Blut. 

Auf  Grund  der  Beobachtung  von  Tanret, 
dass  der  mit  dessen  Reagens  (Kaliumqueck- 
silberjodid)  und  Pepton  entstehende  Nieder- 
schlag sich  völlig  in  Essigsäure  beim  Kochen 
auflöst,  während  der  in  gleicher  Weise  mit 
Eiweiss  entstehende  Niederschlag  in  Essig- 
säure unlöslich  ist,  empfiehlt  Gearges  folgen- 
den Weg  zum  Nachweis  von  Peptonen.  Durch 
Kochen  wird  zunächst  sämmtliches  Eiweiss 
coagulirt  und  das  mit  Essigsäure  angesäuerte 
Filtrat  mit  Kaliumquecksilberjodid  gefällt. 
Der   mit  essigsaurem  Wasser,   von   gleicher 


102 


Stärke  wie  der  angesaaerte  Harn,  ausge- 
waschene Niederschlag  wird  mit  essigsaurem 
Wasser  von  gleicher  Stärke  hierauf  gekocht 
und  filtrirt.  Aus  dem  Filtrat  scheidet  sich 
beim  Erkalten  die  in  Lösung  gewesene  Pepton* 
Verbindung  wieder  aus ,  mit  der  nunmehr  die 
Bürettprobe  zur  Identificirungausgefuhrt  wird . 

8. 

Journ,  de  Pharm,  et  de  Chimie  1886,  353. 


Extractbestimmung  im 

Bouükon  constatirt  die  bekannte  That- 
sache ,  dass ,  je  nach  der  Menge  des  zu  ver- 
dampfenden Weines,  der  Gestalt  der  Gefasse, 
sowi^  der  davon  abhängigen  Grösse  der  ver- 
dampfenden Fläche,  die  Ausbeute  an  Eztract 
eine  sehr  variirende  ist.  Bekanntlich  sind  aus 
diesen  Gründen  für  die  Menge  und  die  Gestalt 
der  Schalen  Vereinbarungen  getroffen  worden. 
Bouükon  ezperimentirte  unter  der  Luftpumpe, 
indem  er  je  10  ccm  bei  20  bis  25  ^  8  Tage 
lang  in  verschieden  grossen  Gefässen ,  zum 
Theil  mit  einer  5  mm  dicken  Schicht  Sand, 
im  Vacuum  verdampfen  liess.  Er  erhielt  hier- 
bei folgende  interessante  Zahlen  (Gramme 
Eztract  auf  1  1  Wein) : 


OeOsB 
mit 

Bor- 

de»nx 

Veln  Ton 

Gers    1  ^^^^' 
"®"-  '  sillon 

1 

Ver- 
schnitt- 
Wein 

25,6 

Wasser  mit 

lOo/oAlcohol 

u.Glycerln- 

Zusatx 

88  qcm. 
Oberfläche 

1 
22,4         30,8 

34,2 

34,8 

70  qcm. 
Oberfläche 

22,0 

30,8 

33,0 

25,1 

33,2 

70  qcm. 

Oberfläche 

u.  8&nd 

21,2 

29,1 

80,4 

! 

23,8 

31,7 

Jowm,  de  Pharm^  et  de  Chimie  1886, 359. 


Nachweis  von  Lecithin 
in  fetten  Oelen. 

Zum  Nachweis  von  Lecithin  in  Pflan- 
zen geben  Hechel  und  Schlagdenhauffen 
folgende  Methode  au.  Das  Material  wird 
mittelst  Aether,  Benzin,  Chloroform  eztrahirt, 
das  Lösungsmittel  abdestillirt  und  der 
Destillationsrückstand  unter  Zusatz  von  Kali- 
salpeter verascht.  Der  Rückstand  wird  mit 
Wasser  aufgenommen,  mit  einem  Ueberschuss 
Salpetersäure  zur  Trockene  verdunstet  und 
auf  140  ^  erhitzt,  hierauf  wieder  mit  Wasser 
aufgenommen  ,  angesäuert  und  mit  Ammoni- 
um molybdänat  geprüft.     Die  Phosphorsäure 


ist  gleichfalls  nachweisbar,  wenn  man  die 
mit  Aether  extrahirten  Fette  mit  Aetzbarjt 
verseift;  die  von  der  unlöslichen  Barjtseife 
getrennte  Flüssigkeit  giebt  bei  geeigneter 
Behandlung  Phosphorsäurereaction.  Die 
Verfasser  hoffen  das  dritte  Zersetzungsprodu et 
des  Lecithin  (neben  Phosphorsäure  und 
Gljcerin)  das  Cholin,  welches  nachzuweisen 
bis  jetzt  noch  nicht  gelang,  bei  Bearbeitung 
grösserer  Mengen  ebenfalls  aufzufinden.  Die 
quantitative  Bestimmung  der  Phosphor- 
säure wurde  in  obiger  Weise  unter  Anwend- 
ung der  Uranmethode  vorgenommen  und 
lieferte  für  einige  bekanntere  Drogen  folgende 
Zahlen :  Fettes  Oel  von  Jequirity  0,050 ; 
Arachis  0,005;  Foenum  graecum  0,266; 
Sinapis  nigra  0,040;  Sinapis  alba  0,035  pCt. 
Phosphorsäureanhydrid.  Aus  dem  fetten  Oel 
von  Linum  ,  Ricinis,  Oliva,  Sesam,  Lauras, 
Lupinus  konnte  keine  Phosphorsäure  er- 
halten werden.  «. 

Journcä  de  Pharm,  et  de  Chimie  1886,  213. 


Umwandlung  von  Olucose 
in  Dextrin. 

Grimaut  und  Lefevre  haben  ein  Dextrin 
auf  folgendem  Wege  hergestellt.  Glucose 
wurde  im  Achtfachen  seines  Gewichts  Salz- 
säure (spec.  Gew.  1,026)  gelöst  und  im  Va- 
cuum auf  dem  Wasserbade  destillirt ;  der 
syrupartige,  gelbbraune  Destillationsrück- 
stand wurde  im  gleichen  Gewicht  Wasser  ge- 
löst und  mit  90  <*  Alkohol  ausgefällt.  Der 
gummiartige ,  am  Glasstab  klebende  Nieder- 
schlag wurde  wiederum  in  Wasser  gelöst  und 
mit  Alkohol  gefällt.  Nachdem  die  Lösung 
und  Fällung  5  bis  6  Mal  wiederholt  war, 
wurde  der  Niederschlag  in  Wasser  gelöst,  mit 
Thierkohle  entfärbt,  im  Vacuum  eingedampft 
und  schliesslich  im  Vacuum  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  getrocknet.  Der  langsam  trock- 
nende Rückstand  wurde  schliesslich  gepulvert. 

Das  erhaltene  Pulver,  dem  gewöhnlichen 
Dextrin  sehr  ähnlich ,  wurde  zur  Entfernung 
der  letzten  Spuren  gährungsfähigen  Zuckers 
mit  Hefe  behandelt.  Das  so  gereinigte  Pro- 
dnct  zeigte  ein  Reductionsvermögen  von  17,8 
gegenüber  Glucose  =  100  und  eine  Rotation 
von  [a]j  =  +  97«,  48. 

Die  Elementaranalyse  führte  zur  Formel  : 
3(C6HioOö)  -f  H2O. 

Das  neue  Dextrin  wird  durch  Jod  nicht  ge- 
färbt, Malzaufguss  ist  ohne  Einwirkung,  beim 


103 


Kochen  mit  Terdunnter  Schwefelsäure  wird  es 
sehr  langsam  verznckert  (nacb  24  ständigem 
Kochen  waren  erst  78  pCt.  verzuckert).  Die 
znnickgebildete  Glucose  unterliegt  leicht  der 
alkoholischen  Gährung.  8. 

Jaurn.  de  Pharm,  et  de  Chimie  1886, 383. 


Moleknlargrösse  des  Zinks. 

Die  Molekulargrösse  des  Zinks  ist 
von  Victor  Meiner  bestimmt  und  zu  Zn  ^  ge- 
fanden worden;  es  besteht  also  das  Ifolekül 
des  Zinks  nur  aus  einem  einzigen  Atom, 
ebenso  wie  die  des  Cadmiums  und  Queck- 
silbers. Die  durch  Dampfdichtebestimmung 
bis  jetzt  direct  ermittelten  Molekulargrössen 
der  Elemente  sind  folgende:  Sauerstoff  = 
O2,  Wasserstoff  =»  H^,  Stickstoff  =s  Ng, 
Schwefel  =  Sg ,  Selen  =  Scg ,  Tellur  =s  Tcg, 
Chlor  s=  Clgy  Brom  =3  Brg,  Jod  =  J^,  Phos- 
phor ^sP^,  Arsen  ssAs^,  Quecksilber  es 
Hgj,  Cadmium  s  Cdj,  Zink  »Zuj.  g. 

NaturmasemchafÜ.  Ewndschau  1887,  1, 


Bestimmung  der  Oarbolsäure 
in  Seifen. 

Bei  einer  grösseren  yergleichenden  Unter- 
suchung über  die  Carbolseifen  des  Handels 
befolgte  Ä.H,  Allen  folgenden  Process.  5  g 
der  Probe  wurden  in  warmem  Wasser  gelöst 
unter  Zusatz  Ton  20  bis  30  com  einer  lOpro- 
centigen  Lösung  von  Aetzkali,  je  nach  der 
Menge  der  Carbolsäure,  die  man  vermuthet. 
Die  erkaltete  Lösung  wird  mit  Aether  ge- 
schüttelt, dieser  abgehoben  und  bei  niederer 
Temperatur  yerdunstet.  Man  erhält  im  Bück- 
stande Kohlenwasserstoffe  (Steinkohlentheer- 
öle),  welcbe  sich  durch  ihren  Geruch  zu  er- 
kennen geben.  Die  alkalische  Flüssigkeit 
wird  darauf  in  einem  grossen  Scheidetrichter 
mit  conoentrirter  Kochsalzlösung  gefUlt, 
stark  durchgeschüttelt  und  die  Flüssigkeit 
durch  ein  Filter  gegossen.  In  Fällen,  wo  die 
Seife  nicht  coaguliren  will,  setzt  man  eine 
kleine  Menge  in  Wasser  gelöster  Talg-  oder 
Pälmölaeife  hinzu.  Die  niedergeschlagene 
Seife  wird  zweimal  mit  starker  Kochsalz- 
lösung gewaschen,  diese  zum  ersten  Filtrat 
gebracht  und  mit  Wasser  auf  ein  Liter  ver- 
dünni  100  ccm  dieser  Lösung  (»  0,5  g  der 
angewendeten  Seife)  werden  in  einer  gut  yer- 
sehliessbaren  Flasche  jetzt  mit  yerdünnter 
Schwefelsäure  bis  zum  Klarwerden,  darauf  so 


lange  mit  Bromwasser  versetzt,  bis  die  Gelb- 
färbung einen  geringen  Ueberschuss  er- 
kennen läset.  Das  Bromwasser,  welches  man 
unter  Vorsicht  aus  einer  leicht  bedeckten 
Bürette  ausfliessen  lässt,  hat  man  kurz  zuvor 
auf  reines  Phenol  eingestellt,  und  zwar  in 
der  Weise,  dass  man  0,5  g  Phenol  mit  5  g 
Seife  mischt,  weiter  wie  oben  behandelt  und 
die  Menge  der  Bromlösung,  welche  100  ccm 
des  angesäuerten  Filtrates  verbrauchen,  be- 
stimmt. AUen  hält  diese  Methode  far  ge- 
nügend genau.  Er  bestimmte  nach  derselben 
20  Carbolseifen  des  Handels ,  .welche  sich 
ausserordentlich  verschieden  verhielten ;  zum 
Theil  nicht  der  angegebenen  Menge  der 
Garbolsäure  entsprachen,  zum  Theil  mit  un- 
reiner Säure  bereitet  waren.  — -os— 
Analyst.  1886,  Seite  103,  vol.  XI.  No.  122. 


Aus  französischen 
und  englischen  Journalen. 

Ein  regelmässiger  Handelsartikel  in  Per- 
sien und  der  Türkei  sind  die  Blätter  von  Ni- 
cotiana  persica,  „T  u  m  b  e  k  i**  genannt.  Sie 
werden  geraucht  und  Eastes  und  Ice  fanden 
in  den  verschiedenen  Sorten  folgende  Mengen 
Nicotin :  Ispahan  5,5  pOt.,  Hidjaz  2,0  pCt., 
Kechan  2,9  pCt.,  Shiraz  5,8 pCt.  (abgerundet). 

Pharm.  Jown.  1886,  682. 

Aus  einer  auf  Cuba  und  den  Antillen 
heimischen  Composite,  Parthenium  hystero- 
dhorus,  hat  Egas$e  ein  Alkaloid  Partbenin 
dargestellt.  Die  Pflanze  dient  den  Einge- 
borenen auf  Cuba  als  Febrifugum  und  ent- 
hält neben  dem  Parthenin  nocb  4  weitere 
unwirksame  Alkaloide  und  Parthensäure 
(Acide  parth^nique).  Das  Parthenin  schmeckt 
bitter,  wirkt  in  Dosen  von  1  bis  20  Centi- 
gramm  als  Tonicum  und  zu  2,5  Gramm  setzt 
es  die  Körpertemperatur  etwas  herab;  auf 
die   Hamseoretion  wirkt  es  nicht. 

AreMves  de  Pharmade  1886,  455. 

Aus  der  Wurzel  von  Danais  frageans,  einer 
in  Madagascar  j  einheimischen  Bubiacee  iso- 
lirten  Hechle  und  Schlagdenhauffen  ein  roth- 
braunes Glucosid  „Danain"  (CasHi  Oi 0), 
löslicb  in  Alkohol  und  Wasser.  Das  früher 
von  Bauron  gefundene  Alkaloid  D  an  a i  d i  n 
konnten  HeMl  und  Schtagdenhauffen  nicht 
wieder  erhalten.  s. 

Druggiit  Circular  1886,  8. 


104 


Häberiandt  bat  gelanden,  dafs  d^  AI»- 
brechen  derBrennbaareder  Urtioaee«B 
nnd  fgider^r  Brennbaare  besitzender  Pflanoen- 
Arten  dadnrcb  erleichtert  wird,  doM  die 
Wandangen  des  Haares  dicht  unterhalb  des 
Köpfchens  sehr  dünn  «ind«  Aosserdem  sind 
die  Köpfeben  «eist  schief  gestellt,  so  dass 
durch  Abbrechen  eine  schiefe  Spitae  entst^t, 
welche  sehr  leicht  in  die  Hant  einoodringen 
▼ezmag.  Pie  <Sprödigkeü  dar  Membran  der 
Brennbaare  äb^riiaapt  wird  bei  den  Urtica- 
eeen  darch  Verkieaelnng,  bei  den  Lootaoeen 
durch  reichliche  Einlagerung  ven  Caldum- 
carbonat,  bei  Jatropha  durch  starke  Yw- 
bolzung  bedingt. 

Bisher  wurde  Ameisensäure  ab  der- 
jenige Stoff  angesehen,  der  bei  Breannessel- 
stichen  in  die  Stichwunde  gelangend,  die  be- 
kannte Reizerscheinung  hervorruft.  Haber- 
landtf  welcher  frische  Brennnesselhaare  mit 
einer  Nadel  zerdrückte,  den  an  der  Nadel 
haftenden  Inhalt  des  Brennhaares  eintrocknen 
Hess  «ad  dadurdi  die  Ameisenjdlnre  entfernte, 
fand,  dass  die  mit  der  solchergestalt  pripa^ 
r^ten  Nadel  gemachten  Einstige  in  die  Haut 
dieselben  Folgen  zeigten,  wie  die  Stiche  friadier 
Brennnesselhaare.  £r  sficht  deshalb  das  Gift 
der  Brennnessel  in  einer  nichtflnehtigen  Sfib« 
stanz  und  zwar  vermuthet-er  ein  unge^f  orm- 
tes  Ferment,  da  in  siedendes  Wasser  ge- 
tauchte Brennhaare  ohne  Wirkung  sind.  Das 
Ferment  soll  durch  Alkohol  fällbar  und  in 
Wasser  wieder  lösHch  sein«  Zum  Schluss  wird 
noch  auf  die  bisher  ebenfalls  der  Ameisen- 
stoie  zugeschriebenen  Wirkung  der  Stiche 
yersekiedener  Insekten  hingewiesen.  e. 

Säzwngsber,  d.  Kais.  AJcaä.  d.  Wissenschaft 
z,  Wien  du/rek  Natumo.  Bimtdsotum  iiSdS,  996. 


itirgiaiin  wwrde  vo»  JS.  SoM^.Wd  £• 
SMffer  ans  dfa  Cot^rledonen  etioliairt^r  Lu- 
pinen -  Keimlinge  dargfft^;  die  Alübaute 
ans  2  bis  dwöchentliohen  KeimU^geu  betriigt 
3  bis  4  pCt.  des  Rohmaterials  an  salpeter- 
8aui:«m  Salz- 

Dieses  Salz  krystallisirt  sehr  gut  und 
besitzt  die  Formel  C0H^4N4O9  .  HNO3 
-f-  ^/2H20.  Das  Salzsäure  Salz:  C^H^^N^ 
Of.HCt.  s. 

BirVner  Ber.  i8S6,  tffT;  dupvft  Fhfm.  Zeihmg 

JM9,  «TB. 

Ueber  Suamanripa,  e;ne  Sjnantbere, 
welche  in  deii  AndQp  ia  4  bis  5000  m  Höhe 
wächst  und  den  boti^isehen  Namen  Chypto- 
chaetes  andkölß  trägt,  berichtet  Btgnau.  Die 
Pflanze  iat  sehr  aromatisch  und  harzreioh  und 
wird  als  Infus  25,0  g  a^f  1 1  g^en  Eikrank- 
ungMi  der  Luftwege  angewendet.  $. 

Ifommmx  Bemhdes  dntwfc  ArMt^ea  de 
Fharm.  188$,  80$. 

üeber  eine  Yerfälschung  der  Senega- 
Wurzel  mit  den  Nebenwurzeln  von  Buscus 
acuhains  ^nkU-hom,  hommm)^  eiaar  in 
einigen  Glegenden  Frankreichs  häufigen  Aspa- 
raginee,  berichtet  PatrouiUard  und  giebt  iiir 
die  Erkennung  folgende  Merkmale  an.  Die 
Nebenwurzaln  von  Ruscus  aculeatiis  sind  in 
ihrer  ganzen  Länge  fiskst  cyllndrisch  und  die 
Längsstreifen  sind  von  einem  Ende  bis  zum 
anderen  zu  yerfolgen ;  die  Farbe  ist  heller  und 
auch  auf  dem  Querschnitt  ist  kaum  ein  Far- 
benunterschied zwischen  Holzkörper  und 
Rindenschicht  zu  bemerken.  a. 

Ärchives  de  JPharmacie  1886,  164, 


Thewa^euUfiehe  lirotizeii. 


Als  Hypnoticum  wird  neuerdings  auf 

Grund  von  Versuchen ,  die  PononaU  damit 

anstellte,  das  schon  langer  bekannte  IC  e  t  h  7  - 

lal,     Methylendimethyläther, 

OCH 
C3Hg02  =  CHjj  :^  IZ   *    empfohlen.      Zur 

Darstellung  werden  8  Tb.  Braunstein  mnd 

2  Th.  Holzgeist  mit  einem   G^misoh    van 

3  Th.  Schwefelsäure  und  3  Th.  Wasser 
destillirt,  das  Destillat  fractionirt  und  der 
unter  60  ^  siedende  Antbeil  mit  Aetzkali  be- 


handelt und  dostiUiri.  pie  S^hanAluag  mit 
Aetakali  beziweckt  die  Sersetaoag  des  ayU 
Nebeaprodiiet  aufbcetanden  Anw^sansitoiTe« 
Meihylesteis.  Das  llethyU  besitzt  das  apee. 
Gew.  .0,8651  bei  17  0  und  .siedet  bei  A20; 
es  ist  in  3  Voluman  Wasser  löslich,  CeiOMr 
auch  in  Alkohol,  Fettap  und  ilhariseken 
Gelen ,  nicht  br^nba^  j  ^^^  »biennanden, 
aromatisahen  GeschauMsk  und  äkuaek  ias  €^ 
inieh  eine»  GemiaQh  toa  OUocvform  mmä 
Essig&lher. 

Dm  MethyW  wird  aogewandei  äaeaevUeh 
in  Linimenten    und    Salben,    innerUeh   in 


106 


Mixturen  bu  1,0  g  aaf  150,0  g  and  hypoder- 
matiflch  aU  ansgezeichnetes  Hypnoticwa, 
von  Iniiaar  WidLi«^,  De^gkicban  soll  et 
hjpoimm^Mu/k  ein  Antidot  de«  Strydinin« 
aein. 

D«s  i^Un  fac^ibnte  rohe  Uetb/lal ,  vor  der 
Fraetionimng  und  Behandlung  mit  Aetzkali, 
ist  wie  schon  erwihnt,  ein  Gemisch  von 
IMfcylal,  i4MiMMBDieafethjl«ter  und  jia- 
feriMü«»«  MeO^lalkoiiol.  Diese«  ««- 
misch  war  früher  in  Frankreich  anter  dem 
Hamen:    Melange    de    Gregory    oder 

Formet.hylal  (nadi /Hnnos)  bekannt. 

«. 


Uret^an  als  Antidot  von  8t.rfch- 
niny&esorcin  und  Pik  rotoxin  wird  von 
Amtp  -empfehlen  tind  ist  Ton  demselben 
expci'imentell  gefpitH.  Die  Dosis,  nm  die 
IntoxicBtion  m  antetbredien ,  soll  8  bis  S 
Dnu^knen  seni« 

Codein  beiDinbetesgiehtDr«  AXeiuZon 
(Aostnl.  Med.  Gaz.)  in  Dosen  von  0,015  bis 
0,02  g   3   Mal    tSglich   und   allmäUg  «ich 
steigernd    bis  0,3  g  pro  die.    Die  Erfolge 
bis  jetzt  keine  besonders  günstigen, 
aber  >iiaoh  Lmdon  weter  atadirt 
211.  werden« 

Meotholeat,  ei|ie  (^siing  Ton  Henthol 
in  Ol^mtf«ve,  «oll  naefa  JRm£  lUnmffton  äMB 
beete  Mittel  cor  äuesewn  Anweadang  des 
Menthols  sein  und  beeondefs  #ie  üebektSnde 
▼ermeiden,  welche  in  dem  leichten  Yerdansten 
aaderer  T,iosnwgsmittel  bestehen. 

31^$rap.  Qü9.  Jm^  l&Sf. 

CooaXn  ids  Gegenmitiel  desStrych- 
nins.  4>r.  Vii§mm  thoilt  not,  4asi  mi^ 
seinen  Yersnchen  Honde ,  ureMe  ^/^so  €hn» 
Stiyehnin  aaf  ein  Pfand  Körpergewicht  er- 
lügen bitten,  durch  ^ypoderinatifche  I^jec- 
tionen   tob  Coqaüi   sicdier  gerettet  werden 


2>.  Tiber,  ffoff.  Ja»i. 


EmBhrende  Klyiraere  xiaeli  Bezvy, 

deag<?n  eigener  Conibination  sie  zam  grössten 
Theile  angahöMn.   Er  verwendete  sie ,  als  er 


Hanschirarg  im  St.  Bartholomäns- Hospital 
In  8t.  Petersbarg  war. 

Nr.  1. 
Milch       ....     0,28  Liter 
Fi€|isch-£sseiiz .     .     0,28     „ 

£ier 3  Stuck 

Soda  hicarb.     •     •     3|60  Gramm 

fli  mieehen,  genügend  aii  sieden  qpd  dann 
d«rch  ein  feiaeB  Haasst^b  ^n  paAHren.  60  g 
dieser  Mieehnog,  Yenetat  mit  %  g  Brnffer- 
sehen  Uqnov  pancveatioas,  8  g  Branmtwein 
und  Tittt  Of^ii,  kommen  pfir  Anwendoag. 

Nr.  2. 

Milch       ....  0,28  Liter 

Fleisch  •  Essenz      .  0,28     „ 

Eier 3  Stück 

Soda  bicarb.      .     .  3,60  Gramm 

Liquor  pancreat.    .  24,0       „ 

Gut  za  misoheii  und  bei  einer  Temperatur 
unter  60  <>  C.  za  digeriren,  bis  die  Mischung 
hiU<^  zu  schmecken  beginnt  (was  gewöhnlich 
eine  halbe  Stande  beansprucht),  dann  ein 
oder  «wei  Minuten  lang  sieden  lassen,  um  ein 
weiteres  Digeriren  einzustellen.  Branntwein 
uu4  Yiuct.  Opii  wenn  nöthig  apäter  beizu- 
setzen. 

Nr.  3  (am  leichtesten  herzustellen). 

Milch      ....  35,0  Gramm 

Fleisch  -  Essenz  35,0 

Soda  bicarb.      .     .  0,30 

Liq.  pancreaL  •     .  2,00       „  ^ 

Serry  sagt  in  «einem  Commentar  zu 
diesen  drei  Mitteln,  dass  die  Hauptschwierig- 
keit  beiHerstaUung  deserstenin  d^m  Passiren 
dinrofa  da«  Haarsieb  liege,  es  ist  aber  noth- 
wendig,  damit  die  Mischung  duroh  das  Bohr 
einer  gewöhnlichen  Klystierroritze  darch- 
gehen  könne.  Bei  Nr.  2  muss-Soi^e  getragen 
werden ,  damit  das  Djgeriien  nicht  m  weit 
liehe,  weil  4ie  Oomposition  sonst  Texdorben 
wird.  A«*  diesem  Gbrande  ist  dieses  Mittel 
auQh  am  schwierigsten  von  ^llen  dreien  zuzu« 
.beieilea.  Es  ist  aber,  wenn  es  entsprechend 
hesgeeteUt  mtde,  aaÄ  da«  wiiksamste. 

ZeH§d^r.  f.  Ther.  IV,  fü. 

Der  JSsM^er'sehe  Liqaor  pancreatieus  wiipd  in 
eng Uscbea  Joamalen  viel  anBaoncürt,  seipe  Be» 
reitanf  ist  nicht  bdcannt.  Denelbe  ist  jeden- 
fisUs  airch  lludiche  PankreafiflAssigkeiten  zn 
ersetzen. 


>} 


19 


**^    V.    ^^    ^s^v^^^^^*' 


106 


Miscelleii. 


Sichere  Methode  zum  Absprengen 

von  Olas. 

Nach  E.Beckmann  yerflELhrt  mas  in  folgen- 
der Weise.  Man  macht  an  einer  Stelle  .der 
Sprengzone  einen  kürzen  Feilstrich.  Zn  beiden 
Seiten  desselben  wird  nun  die  Röhre  mit 
Wülsten  von  fenchtem  Filtrirpapier  nm- 
geben,  derart,  dass  zn  beiden  Seiten  des 
Feilstriches  Bahnen  von  1  bis  2  mm  frei 
bleiben.  Erhitzt  man  diesen  Zwischenraum, 
w&hrend  die  Bohre  nm  ihre  Axe  gedreht 
wird ,  über  dem  Bnnsen'schen  Brenner  oder 
besser  über  der  Stichflamme  eines  Gas- 
gebl&ses,  so  entst-eht,  ohne  dass  Wasser 
anfgetropft  wird,  Tom  Feilstrich  ausgehend, 
ein  glatter  Sprangring,  welcher  genau  die 
Mitte  zwischen  den  Papierwülsten  einhält. 
Die  Papierwülste  müssen  etwa  1  bis  2  mm 
dick,  2  bis  4  cm  breit,  sehr  gut  geglättet 
und  beiderseits  eng  an  den  Tbeilstrich  an* 
gelegt  sein. 

Diese  Methode  sollyon  grosser  Zuverlässig- 
keit sein,  und  es  können  sowohl  die  dünn- 
wandigsten Beagensgläser,  wie  auch  die  dick- 


wandigsten Einschmelzröhren,  ferner  Becher- 
gläser,  Flaschen  und  Glasglocken  damit  ab- 
gesprengt werden.  --os'- 
Zeitschr.  f,  ancdyt,  Chem.  1886,  530. 


Endreaction  auf  FUesspapier  beim 
mit  Fehling'scher  Lösimg. 


Die  unsichere  Endreaction  beim  Titriren 
mit  Fehling'scher Lösung  kann  nach  E.Beck- 
mann  in  der  Weise  beseitigt  werden ,  dass 
man  einen  oder  mehrere  Tropfen  der  zu  prü- 
fenden Lösung  auf  Fliesspapier  bringt  und 
auf  der  Bückseite,  wenn  die  Flüssigkeit  durch- 
gezogen ist,  mit  Schwefelammonium  oder 
Ferrocyankalium  in  essigsaurer  Lösung  be- 
tupft. 

Ob  dies  Verfahren  auch  beiZuckerbestim- 
mungen  im  Harn  anwendbar  ist,  scheint  des- 
halb zweifelhafb,  weil  hier  häufig  kleine  Men- 
gen Kupfer  in  Lösung  gehalten  werden  und 
die  Endreaction  mit  Ferrocyankalium  über- 
haupt undeutlich  ist.  -h)8— 
Zeüschr.  f.  analst,  Chem.  1886, 530. 


Offene  Correspondenz. 


Herrn  6.  tn  D«  Die  Zahl  der  medicinischen 
Seifen  ist  neuerlich  durch  Shoemaker  noch 
um  einige  neue  vermehrt  worden :  Sapo  Chamo- 
millae,  Sapo  Anthemidis  mit  10  pCt.  Extr. 
Chamomillae  bei  Seborrhöe  Hyperhidrosis;  Sapo 
Sambuci  (flomm)  mit  10  pCt.  Extr.  Sambuci 
rflor.)  bei  Intertrigo;  Sapo  Seealis  comuti, 
Sapo  Ergosae  mit  10  pCt.  Extr.  Seealis  cor- 
nuti  bei  Eczem,  Acne;  Sapo  Gaoltheriae  mit 
3  pCt  Oleum  Gaultheriae  (Wintergreei^  bei 
Eczem,  Psoriasis;  Sapo  Hamamelis  mit  lOpCt 
Extr.  Hamamelis  beiEczero,  stinkendem  Schweiss, 
Ausfallen  der  Haare;  Sapo  Kino  mit  10  pCt. 
Extr.  Eine  bei  Eczem  gebraacht. 

W*  tn  B*  Cupreol  nennt  Hesse  eine  wachs- 
artige, ans  der  Cupreazinde  isolirte  Substanz,  die 
in  yerschiedener  Hinsicht  vom  Cinchol,  einem 
wachsartigen  Stoff  aus  Cinchonarinde  abweicht. 
Cupreol  schmilzt  bei  140  <^,  ist  leicht  löslich  in 
Aether,  Chloroform,  heissem  Alkohol,  aus  dem 
es  in  farblosen  Schuppen  loTstallisirt.  Es  ist 
in  kaltem  Alkohol  und  retrol&ther  wenig  löslich. 

Herrn  B.  H.  in  P.  Mit  Com  smut  oder 
Üstilago  Maidis  bezeichnet  man  in  Amerika 
den  durch  Pilzvegetation  hervorgerufenen 
krankhaft  yeränderten  Zustand  des  Maiskornes, 


analog  unserem  Seeale  cormutam,  daher  auch 
der  Name:  Maismutter  körn.  Man  Yer- 
arbeitet  dasselbe  zu  Tinctur,  die  Wirkung  soll 
unserem  Mutterkorn  analog  sein.  Das  in 
gleicher  Weise  verwandele  Dissmutterkorn, 
Er^ot  of  Diss,  findet  sich  auf  dem  in  Al- 
gerien, Corsica,  Sicüien  heimiscben  Dissgras- 
Ampelodesmos  tenaz  Link,  Amndo  ampelodes- 
mos. 

Herrn  L.  tn  L*  Der  Nachweis tou  Blut  im 
Harn  nach  Lechini  wird  in  folgender  Weise 
ausgefahrt.  10  ccm  des  Harn  werden  mit  einem 
Tropfen  Essigsäure  angesäuert  und  mit  8  ccm 
Chloroform  ausgeschüttelt  Das  Chloroform  be- 
sitzt nach  dem  Absitzen  eine  rothe  Färbung, 
wenn  Blutfarbstoff  gegenwärtig  war. 

Herrn  Apoth.  St.  in  L.  Als  Mittel  zur  Her- 
stellung einer  farblosen  Jodtinctur  ist  auch  ein- 
mal Besordn  empfohlen  worden.  Die  mit  Na- 
triumthiosulfat  bereitete  TincturaJodi  de- 
colorata  enthält  natflrlich  kein  Jod  mehr, 
sondern  Natriumjodid.  Dem  gegenüber  soll  die 
Verbindung  vcfn  Besorcin  mit  Jod  viel  prak- 
tischer sein,  da  sie,  sich  langsam  zersetzend,  das 
Jod  an  die  Haat  abgiebt. 


Im  T«rlMt  der  H«««SMb«r.   TwaattwoHUäbm  Bedait— r  Dr.  ■•  iMisltr  in  DfMäMi. 
Im  BMhhtad«!  danb  J«lUi  Bprlac«r,  B«rlia  B,  MoaM^oapUM  S. 
DfMk  dOT  SBBigL  BoftMhdmaMH  tob  OO.  ICdUkold  ft  Bekn«  im  OrMdM 


. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

« 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  deissler. 


Erscheint  jeden  Donnerstag. —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

Tierteljfthrlich  2  Mark.    Bei  Zusendang  anter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nummern 

25  PL    Inserate:  die  einmal  gespaJtene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
Anfragen,  Aufträge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Redacteur  Prof  Dr.  E.  G eis s  1er, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

Nene  Folge 
Till.  Jahrgang. 


Md. 


Berlin,  den  3.  März  1887. 


Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  CkeMle  «■<  Pharmaele:  MlUbeilnngen  ans  dem  pbarmaeaatitoben  Laboratorlam  der  teebniscben  Hoota- 
t«haie  In  BranntfDhwelf :  32.  Zar  Kenntoita  der  Ferro*  und  Ferrloyaoat«  des  Strycbnlns  und  Bmelns.  —  Zar  Ro- 
riiion  der  Pharmacopoea  Germanica  edit.  II.  —  Ana  den  Hittbeilnngen  von  E.  Merck  in  Darmttadt.  —  Die  Maxi- 
maldotis  dee  Pboaphora.  —  Harnttoffbettimmnng  nach  Squibb.  —  Stryehnol.  —  Ein  nenes  Coniferinreagens.  — 
Ketix  fiber  die  Verbrennaagiprodaete  von  Salpeterpapier.  —  Directe  Trennang  des  Mangana  von  Eisen.  ■—  Zum 
Jodoformnaebweia.  —  Barbariamen  in  der  botaniaohen  Nomenclatur.  —  Offuie  COrrefpOBdeBi«  — 

ABielges* 

Clieiiiie  und  Pliarmaeie. 


Mittheilimgen  aus  dem  pharma- 

centischen  Laboratorium  der 
techi&ischen  HoGhschule  in  Braon- 

Bchweig. 

Von  K  BeckurtB. 

32.  Zur  Kenntniss  der  Ferro-  und 

Ferrleyanate  des  HtryehniDS 

und  Brnelns. 

Von  Q.  Botst  und  K  Beekurts, 

Vor  längerer  Zeit  ^)  hat  der  eine  von 
ans  Aber  die  Darstellung  nnd  die  Eigen- 
schaften des  Ferrocyanstrychnins  berichtet. 
Das  ans  wässerigen  L5sangen  von  Strych- 
ninsalzen  durch  Ferrocyankalium  gefällte 
Ferrocyanstrychnin  wurde  als  ein  weisses 
ans  nadelförmi^en  Erystallen  bestehendes 
Pulver  beschrieben,  welches  sich  beim 
Verweilen  an  der  Luft  von  der  Oberfläche 
aas  unter  Bildung  von  Ferricyanstrych- 
nin  gelblich  färbt  Bei  längerer  Berühr- 
ung mit  der  Luft  sollte  die  Intensität 
der  Gelbfärbung  von  Tage  zu  Tage  zu- 
nehmeu,  bis  nach  einigen  Monaten  das 

1)  Piese  Zeiticlirift  1888,  Nr.  28,  p.  325. 


ursprüngliche  Ferrocyanstrychnin  voll- 
ständig in  Ferricyanstrychnin  umgewan- 
delt war.  Die  damals  geäusserte  Annahme, 
dass  die  Zersetzung  gemäss  der  Gleichung : 

2  [(02iHo2N202)4H4FeCN6]  +  0«  = 

(CgiHjaNaOa)«  HeFeeCNia  +  HgO  + 

2  (O21H22N2O3) 

unter  Bildung  eines  Oxystrychnins  ver- 
laufe, hat  sich  nicht  bestätigt.  Wie  schon 
an  anderer  Stelle^)  mitgetheilt  ist,  zer- 
setzt sich  das  lufttrockene  Ferrocyan- 
strychnin bei  Zutritt  der  Luft  nach  der 
Gleichung : 

2  [(02iH.2N202)4H4FeCN6]  -h  0  = 

(02iH22Na02)6H6F^0Ni2  +  HgO  + 

2  (C21H22N2O2) 

in  Ferricyanstrychnin,  Wasser  und 
Strychnin. 

Inzwischen  haben  Dunstan  nnd  Short  ^) 
auf  die  Schwerlöslichkeit  des  Ferrocyan- 
strychnins und  die  leichtere  Löslichkeit 
des  Ferrocyanbrucins  eine  Methode  zur 
Bestimmung  von  Brucin  neben  Strychnin 

<)  Berichte  d.  deutsch,  chero.  Gesellsch.  1885, 
p.  1235. 

•)  Pharm.  Jonm.  Transact  UI,  Nr.  694,  p.  200. 


108 


gegründet,  unä  hat  0.  ScHweissinger  ^) 
mit  derselben  "keine  befriedigende  Besnl- 
tate  erhalten  können. 

Diese  Umstände  waren  Veranlassung 
zu  einem  nochmaligen  Studium  der  Ferro- 
und  Ferricyanate  der  Strychnosalkaloide, 
deren  Ergebnisse  der  Mittheilung  werth 
seheinen. 

Je  nachdem  die  Umsetzung  der  Strvch- 
nin-  oder  Brucinsalze  mit  Ferrocyankali- 
um  in  neutraler  oder  saurer  wässeriger 
Lösung  erfolgt,  entstehen  saure  oder 
neutrale  Ferrocyanate  des  Strychnins 
und  Brucins. 

Ausser  dem  sauren  Eisenferrocyanid, 
welches  beim  Kochen  der  freien  Ferro- 
cyanwasserstoffsäure  mit  Wasser  neben 
Blausäure  entsteht,  sind  saure  Metall- 
salze der  Ferro-  und  Ferricyanwasser- 
stoffsäure  nicht  bekannt.  Dagegen  sind 
einige  saure  Salze  diesser  Säuren  mit  orga- 
nischen Basen  dargestellt  worden.  Sie 
wurden  erhalten  durch  Fällung  der  stark 
sauren  Lösungen  organischer  Basen  mit 
Ferro-  und  Ferrieyankalium  oder  durch 
Vermischen  weingeistiger  Lösungen  der 
Basen  und  von  Ferrocyanwasserstoffsäure. 
Emil  Fischer  5)  machte  zuerst  darauf 
aufmerksam,  dass  die  tertiären  Amide 
sowie  die  Ammoniumbasen  mit  Ferro- 
cyanwasserstoff  schwer  lösliche  saure 
Salze  bilden.  C.  Wurster  und  L.  Böser  ^ 
stellten  sodann  eine  grössere  Anzahl 
saurer  und  neutraler  Ferro-  und  Ferri- 
eyanverbindungen  tertiärer  oi^ganischer 
Basen  dar,  desgleichen  berichtet  Louis 
Jtdius  Eisenberg  '^)  über  saure  und  neu- 
trale Verbindungen  der  Ferrocyanwasser- 
stoffsäure. Verbindungen  der  Ferrocyan- 
wasserstoffsäure und  Ferricyanwasserstoff- 
säure  mit  Alkaloiden  sind  Gegenstand 
eingehender  Untersuchungen  nicht  ge- 
wesen. 

Hentrales  Farrdoyanitrychmn. 

(C,iH28N202)4H4FeCN6  +  4  HgO. 

Das  aus  einer  neutralen  Strychnin- 
salzlösung  durch  Ferrocyankalium  gefällte 

*)  Archiv.  Phann.  XXHI,  p.  609. 

*)  Annalen  der  Chemie  190,  p.  184. 

«)  Berichte  der  deutsch,  ehem.  Ges.  1879. 
p.  1828. 

^)  Annalen  der  Chemie  205,  p.  2ö5. 


* 

Strychninferrocyanat  bildet  eiifi .  W^Ssses, 
einen  schwachen  Stich  \n.%  Gelbliche 
zeigende  krystallinisches  Pulver,  welches 
sicn  in  kalteiu  Wasser  schwer,  in  heissem 
Wasser  leichter  und  unzersetzt  löst  und 
beim  Erkalten  in  wohl  ausgebildeten 
prismatischen  Erystallen  abscheidet. 

Das  gefällte  Salz  zeigt  unter  dem 
Mikroskope  meist  grössere,  gut  ausgebil- 
dete Erystalle.  Ammoniakflüssigkeit  und 
Alkalien  zersetzen  das  Salz  unter  Ab- 
scheidung von  Strychnin. 

Analyse. 

1,371  g  wurden  mit  Ammoniakflüssig- 
keit behandelt,  die  Lösung  des  Ferro- 
cyanammoniums  wurde  von  dem  ausge- 
schiedenen StiTchnin  abfiltrirt  und  das 
Filtrat  auf  200  cem .  verdünnt.  20  ccm 
dieser  Lösung  (=  0,1371  g  Salz)  ver- 
brauchten nach  dem  Uebersättigen  mit 
Schwefelsäure  8,4  ccm  einer  Ealiumper- 
manganatlösung  (1  ccm  =  0,000309  K- 
Mn04)  zur  Uebermhrung  der  Ferrocyan- 
wasserstoffsäure in  Ferricyanwasserstoff. 
Diese  entsprechen  0,01718  H4FeCNe 

8,4  ccm  =  0,0025956  KMuOa 

31,6  KMn04  =  216  H^FeCNg 

216 . 0,0025956 


31,6 


=  0,01718 


0,1371  g  eines  Salzes  der  Formel 
(C2iH2aN202)4H4FeCN6  +  4  HgO 

müsste  0,0182  g  H4FeCNe  enthalten. 

Die  Differenz  zwischen  der  berechneten 
und  der  gefundenen  Meng^  erklärt  sieh 
leicht,  wenn  man  berffcksichtigt,  dass  der 
Niederschlag  des  Ferrocyanstrychnins, 
ohne  sich  theilweise  zu  zersetzen,  nicht 
völlig  getrocknet  werden  kann. 

An  der  Luft  verwandelt  sich  das  Salz 
allmälig  vollständig  unter  Abscheidung 
von  Strychnin  in  Ferricyanstrychnin. 

Saures  Ferrooywstrychnin. 

(C2iH22N202)H4PeCN6. 

Wird  Strychnin  in  stark  Salzsäure r 
Lösung  mit  einer  Lösung  von  bekanntem 
Gehalt  an  Ferrocyankalium  zusammen- 
gebracht, so  zeigt  sich,  da^  bis  zu  dem 
Punkte,  wo  sich  überschüssiges  Ferro« 
cy^ankaUum  durch  die  Blaufärbung  einen 
mit  verdünnter  Eisenchloridlösung  be- 
netzten Papieres  zu  erkennen  giebt,  auf 


109 


ein  Molekül  Strychnin  genau  ein  Mole- 
käl  Ferrocyankalium  gebraacht  wird. 

lOecm  einer  Lösung  von  Strychnin 
(=  0,05g  Strychnin)  verbrauchten  12 1  ccm 
einer  Kaliumferrocyanatlösung ,  deren 
Titer  =  0,0051 843  K4PeCN6  +  3  H jO  fest- 
gestellt war. 

12,1  ccm  =  0,06273  KAFeCNg  -I-  3  HgO, 
welche  von  0,05  g  Strychnin  gebunden 
worden;  334g  Strychnin  würden  also 
419  g  K4FeCN6  +  3  HgO  verbrauchen. 

Zur  Bildung  der  Verbindung 

CjiHaaNgOj .  HAFeCNg 

sind  334  g  Strychnin  und  422  g  Ferro- 
cyankalium erforderlich. 

Diese  Zahlen  machen  die  Bildung  eines 
sauren  Strychninferrocyanats  beim  Zu- 
sammentreffen von  Strychnin  und  Ferro- 
cyankalium wahrscheinlich. 

Die  Bildung  eines  Doppelsalzes 

(C2iH22N20j)4H4FeCN6  +  3  K4FeCN6, 

welches  dieselbe  Menge  Ferrocyankalium 
beansprucht,  ist  ausgeschlossen,  da  eine 
wiederholte  Prüfung  des  Niederschlages 
auf  Kalium  negative  Besultate  gab. 

Die  Zersetzung  der  Strychninsalzlös- 
ungen  erfolgt  mithin  in  stark  salzsauren 
Lfosungen  gemäss  der  Gleichung: 

CgiHj^NjOg  .  HCl  +  K4FeCN6  +  3HC1  = 

C21H22N2O2  .  H4FeCN6  +  4  KCl. 

Der  entstandene  Niederschlag  bildet 
nach  dem  Abfiltriren  und  Trocknen  ein 
weisses  Pulver  mit  einem  Stich  in  s  Bläu- 
liche, ist  in  kaltem  Wasser  und  in  Wein- 
geist unlöslich  und  löst  sich  in  heissem 
Wasser  unter  Abscheidung  von  Ferro- 
cy anwasserstoff ,  welche  sich  ihrerseits 
unter  Blaufärbung  und  Entwickelung  von 
Blausäure  zersetzt.  Die  mikroskopische 
Betrachtung  zeigt  kleine  undeutliche 
Krystalle.  Das  Salz  besitzt  stark  saure 
Beaction,  zersetzt  kohlensaure  Salze  und 
wird  durch  Ammoniakflüssigkeit  und  Al- 
kalien unter  Abscheidnng  von  Strychnin 
zerlegt. 

0,6  g  wurden  mit  Ammoniakflüssigkeit 
behandelt,  vom  abgeschiedenen  Strychnin 
ward  abfiltrirt,  und  das  Filtrat  auf  200 
ccm  verdünnt. 

20  cem  des  Filtrats  (»  0,05  g  Salz) 
wurden  mit  Schwefelsäure  übersättigt 
und  bis  zur  vollsMmdigen  Umwandlung 


des  Ferrocyan Wasserstoffs  in  Ferricyan- 
wasserstoff  mit  Kaliumpermanganatlösung 
versetzt  Es  wurden  8  ccm  Kaliumper- 
manganatlösung (1  ccm  =  0,000329  K- 
Mn04)  verbraucht. 

Diese  entsprechen  0,01956  H4  Fe  CNg 
denn 

8  ccm  =  0,0028623  KMn04 

31,6  KMn04  =  216  H4FeCNe 

216.0,0028623 


31,6 


-  0,01956 


0,05  g  eines  Salzes  der  Formel  C^iBL^s- 
NgOa  .  H4FeCN6  sollen  0,01964  enthalten. 

Mit  diesem  Salze  ist  vielleicht  eine 
Verbindung  identisch,  welche  Dietrich 
Brandis  ^)  durch  Vermischen  alkoholischer 
Lösungen  von  Strychnin  und  Ferrocyan- 
wasserstoff  erhalten  hat. 

Neutrales  Ferroeyanbrucin. 

(C23H2eN,04)4H4Fe0N6  -h  4  HgO. 

Eine  neutrale  concentrirte  Lösung  des 
salzsauren  Brucins  wurde  mit  einer  con- 
centrirten  Lösung  von  Kaliumferrocyanat 
versetzt. 

Zunächst  fand  keine  Abscheidung  statt. 
Erst  nach  zwölfstündigem  Stehen  hatte 
sich  eine  reichliche  Menge  gut  ausgebil- 
deter prismatischer ,  zu  quastenartigen 
Bündeln  vereinigter  gelber  Krystalle  ge- 
bildet, welche  in  Wasser  und  Alkohol 
zu  gelben  Flüssigkeiten  löslich  sind. 

An  der  Luft  aufbewahrt,  verwandelt 
es  sich  allmälig  unter  Abspaltung  von 
Brucin  in  grüngelbes  Ferricyanbrucin. 

Ammoniak  und  Alkalien  zerlegen  es 
in  Brucin  und  Ammonium-  resp.  Alkali- 
ferrocyanat. 

In  Wasser  ist  dasselbe  weit  leichter 
löslich ,  als  die  entsprechende  Brucin- 
verbindung. 

L)  1,152  g  wurden  mit  Ammoniak- 
flüssigkeit zersetzt;  das  Filtrat  ward  von 
dem  noch  gelösten  Brucin  durch  zwei- 
maliges Ausschütteln  mit  Chloroform 
befreit  und  sodann  mit  Wasser  auf 
150  ccm  verdünnt. 

15  ccm  (=  0,1152  Brucinferrocyanat) 
verbrauchten  zur  Oxydation  der  Ferro- 
cyanwasserstoffs&ure  5,4  ccm  Kaliumper- 


1)  Ann.  d.  Chemie  66,  p.  363. 


110 


manganatlösung   (1  ecm  =  0,000855  K- 
Mn04). 

Diese  entsprechen  0,0131  H4PeCN6 

5,4  ecm  =  0,001917  KMhOa 
31,6  KMn04  =  216  HAPeCNß 
216 . 0,001917      ^^,„1 

3i;6         =^'^1^1 

0,1152  g  (C.3H2eN204)4H4FeCN6  +  4H2O 
sollen  0,01335  H4PeCN6  enthalten. 

II.)  Das  ans  1,152  g  Brueinferrocyanat 
erhaltene  Bruein  wurde  in  50  ecm  Vio 
N.-Salzsäure  gelöst  und  die  Lösung  auf 
200  ecm  verdünnt. 

20  ecm  der  Lösung  (enthaltend  das 
Bruein  aus  0,1152  g  Salz)  verbrauchten 
zur  Neutralisation  der  überschüssigen 
Säure  25,5  ecm  Vi  00  N.-Natronlauge. 

Zur  Sättigung  des  in  0,1152  g  Brucin- 
ferrocjanats  enthaltenen  Brucins  sind 
gebraucht:  5  ecm  Vio  N.-Salzsäure  — 
21,55  ecm  Vioo  N.-Natronlauge  =  2,45  Vio 
oder  24,5  Vj^q  N.-Salzsäure. 

1  ecm  Vioo^-'S&lzsäure  =  0,00394  Bruein 
24,5  Vioo  N.-Salzsäure  «  0,0965  Bruein 
0,1152g  Brueinferrocyanat  obiger  Formel 
sollen  enthalten  0,0974  Bruein. 

Saures  Ferroeyanbmein. 

(C23H2eNa04)H4FeCN6. 

Das  aus  einer  sehr  concentrirten 
stark  salzsauren  Lösung  von  Bruein 
durch  Ferrocyankalium  gefällte  Salz  bil- 
det ein  v^eisses,  an  der  Luft  bald  blau 
werdendes  Pulver,  welches  unter  dem 
Mikroskope  wohl  ausgebildete  prismatische 
Krystalle  erkennen  lässt.  In  nicht  sehr 
concentrirten  salzsauren  Lösungen  des 
Brucins  ruft  Ferrocyankalium  zunächst 
keine  Veränderung  hervor,  erst  nach 
längerem,  12  bis  24 stündigem  Stehen 
scheiden  sich  schöne  grosse  weisse  Pris- 
men ab.  Beide  Salze  besitzen  dieselbe 
Zusammensetzung.  Das  saure  Bruein- 
ferrocyanat zersetzt  sich  beim  Erhitzen 
mit  Wasser  unter  Abscheidung  von  Ferro- 
cyanwasserstoflbäure,  welche  sich  sogleich 
unter  Blauf&rbung  weiter  verändert. 

Ammoniakflüssigkeit  und  Alkalien  zer- 
legen das  Salz,  welches  stark  saure  Be- 
action  besitzt,  kohlensaure  Salze  zersetzt, 
aber  meist  leichter  als  die  entsprechende 
Strychninverbindung  in  Wasser  löslich  ist. 


Die  Zersetzung  saurer  Brucinsalzlös- 
ungen  mit  Ferrocyankalium  verläuft  ana- 
log der  der  Strychninsalzlösungen  nach 
der  Gleichung: 

C23H86N2O4  .  HCl  +  K4FeCN6  +  3  HCl  = 
O28H26N2O4 .  H4PeCNe  +  4  KCl. 

Analyse. 

I.)  0,5573  g  wurden  mit  Animoniak- 
flüssigkeit  zersetzt,  vom  abgeschiedenen 
Bruein  wurde  filtrirt,  und  das  Filtrat  zur 
völligen  Entfernung  des  Alkaloids  zwei- 
mal mit  Chloroform  ausgeschüttelt,  so- 
dann auf  100  com  verdünnt. 

10  ecm  dieser  Lösung  ( =0,05573  g  Salz) 
wurden  mit  Schwefelsäure  angesäuert  und 
mit  Kaliumpermanganat  titrirt.  Im  Durch- 
schnitt wurden  9,15  ecm  Vioo  KMn04  ver- 
braucht. 

1  ecm  Vioo  KMn04  =  0,00216  H4PeCNe 
9,15  ecm    „        „       «0,01976 
0,01976  g  H^PeCNß  sind  in  0,05573g  des 

Salzes  enthalten. 

100  g  Salz  enthalten  35,45  HAPeCNß. 

IL)  1,0670  g  wurden,  wie  eben  be- 
schrieben, mit  Ammoniakflüssigkeit  und 
Chloroform  behandelt  und  die  von  Bruein 
befreite  Lösung  des  Ferrocyanammoniums 
auf  200  ecm  verdünnt. 

20  ecm  derselben  (=  0,1067  g  Salz) 
verbrauchten  zur  Oxydation  der  Ferro- 
cyanwasserstoffsäure  im  Durchschnitte 
15,3  com  Kaliumpermanganatlösung,  ent« 
sprechend  0,0871  g  HAPeCNg. 

100  g  Salz  enthalten  demnach  34,7  H4.- 
PeCNß. 

O23H26N2O4  .  H4FeCNe  soll  enthalten  = 
35,42  pCt.  H4PeCN6. 

III.}  Das  aus  0,5573  g  Brueinferro- 
cyanat durch  Ammoniak  und  Chloroform 
isolirte  Bruein  wurde  in  25  ecm  Vio  N.- 
Salzsäure gelöst,  und  die  Lösung  auf 
100  ecm  verdünnt. 

10  ecm  dieser  Lösung  verbrauchten  zur 
Neutralisation  im  Durchschnitt  16,1  ecm 
Vioo  N.-Natronlauge. 

Zur  Sättigung  des  in  0,05573  g  Salz 
enthaltenen  Brucins  wurden  also  ge- 
braucht 8,9  ecm  Vioo  N.-Salzsäure. 

1  ecm  Vioo  N.-Salzsäure  =  0,00394  Bruein 

8,9  ecm «0,0351 

0,05573  g  eines  Salzes  der  Formel 


111 


mOssten  0,0860  Bruein  entbalteB. 

IV.)  Das  aus  1,067  g  Brucinferrocyanat 
wie  oben  isolirte  Bracin  wurde  in  50  ccm 
Vio  N -Salzsäure  gelöst,  die  Lösung  auf 
250  ecm  verdünnt.  25  ccm  dieser  Lös- 
ung (=  0,1067  g  Salz)  verbrauchten  zur 
Bindung  der  überschüssigen  Säure  32,7  ccm 
^100  N.-Natronlauge.  Mithin  waren  zur 
Sättigung  des  in  0,1067  enthaltenen  Bru- 
eins  17,3  Vioo  N.- Salzsäure  verbraucht. 
Diese  entsprechen  0,0681  g  Bruein. 

0,1067  g  des  Salzes 

Ca.H^eNoO^  •  H4FeCNß 
müssten  0,0689  Bruein  enthalten. 


Ein  von  dem  Ferrocyankalium  ab- 
weichendes Verhalten  zeigt  das  Ferri- 
e>ankalinm  gegenüber  wässerigen  neu- 
tralen und  sauren  Lösungen  von  Brucin- 
und  Strjchninsalzen.  Es  entstehen  nur 
neutrale  Ferricyanate. 

Femeyanstryolmin. 

(C.|H.oNi0j6H6Fe.jCN,9  4- 12  H^O. 

Das  aus  neutralen  und  sauren  Strych- 
njnsalzlösungen  gefällte  Salz  bildet  gold- 
gelbe flache  Prismen,  welche  in  Wasser 
ziemlich  schwer,  aber  leichter  als  die 
entsprechende  Ferrocjanverbindung,  mit 
gelber  Farbe  löslich  sind. 

0,424  g  lieferten  nach  Zersetzung  durch 
Ammoniakflüssigkeit  und  Ausschütteln 
mit  Chloroform  0,320  g  =  75,5  pCt. 
Strychnin. 

Die  Formel  (CaiHgaNgOäJftHßFeaCNi j+ 
12  HjO  verlangt  75,5  pCt.  Strychnin. 

Ferricyanbmcin. 
(C,8H,eN804)6H«Fe,CNia  +  12  HgO. 

Das  aus  neutralen  und  sauren  Brucin- 
salzlCsungen  geßLllte  Ferricyanid  bildet 
grüngelbe  glänzende  Blättchen,  in  Wasser 
ziemlich  schwer  mit  gelber  Farbe  lös- 
lich. 

0,556  g  lieferten  nach  Zersetzung  mit 
Ammoniak  und  Ausschütteln  mit  Chloro- 
form 0,439  g  «  78,9  pCt.  Bruein. 

0,351  g  lieferten  unter  denselben  Be- 
dingangen  0,275  g  »  78,4  pCt.  Bruein. 

Die  Formel  (C23H36N204)6H6Fe2CNi2+ 
12  HgO  verlangt  78,5  pCt,  Bruein. 


Das  Verhalten  der  Lösungen  anderer 
Alkaloide  gegen  Ferro-  und  Ferricyan- 
kalium  ist  noch  Gegenstand  des  Studiums. 
Es  steht  zu  erwarten,  dass  von  demselben 
bei  der  quantitativen  Bestimmung  der 
Alkaloide  und  zur  Abseheidung  derselben 
aus  organischen  Massen  in  medicolegalen 
Fällen  mit  Vortheil  Gebrauch  gemacht 
werden  kann. 


Zur  Revision  der  Pharmacopoea 
Germanica  edit.  IL*) 

8.  Fortsetzung;  vergl.  Jahrg.  27,  S.  621. 

Aeidnm  nitricnm.  In  dem  Abschnitte,  der 
von  der  Prüfang  der  Salpetersäure  auf  Jod- 
säare  handelt,  ist  der  Schlusssatz  „auch  nicht 
nach  Znsatz  von  etwas  Zinnfeile  und  schwachem 
Erwärmen"  abgeändert  worden  in  ,,anch  nicht 
nach  Zusatz  eines  in  die  Säureschicht  hinein* 
ragenden  Stückchen  Zinks",  weil  bei  Verwen- 
dung von  Zink  die  Reaction  dem  Auge  besser 
wahrnehmbar  und  auch  ohne  Erwärmen  vor 
sich  geht.  —  Zur  Titrirnng  sollen  6,3  g  der 
Säure  (Vi'»  Aequivalent  HNOa)  verwendet 
werden,  weil  dann  die  Zahl  der  verbrauchten 
Cabikcentimeter  (im  vorliegenden  Falle 
30  ccm)  der  Normalkalilösnng  direct  den 
Procentgehalt  der  Säure  angiebt. 

Aeidnm  nitricum  fümans.  „Klare,  roth- 
braune,  in  der  Wärme  flüchtige  Fitissigkeit . .  ^ 
—  Die  Prüfung  mit  Baryumnitrat  und  Silber- 
nitrat ist  in  der  Weise  verschärft  worden,  dass 
die  Säure  „nach  5  Minuten  nur  opcUisirend 
getrübt  werden  darf.'^ 

Acidum  phosphoricum.  Bei  der  Prüfung 
der  Säure  ist  das  Wort  „trüben*^  durch  „ver- 
ändern'' ersetzt  worden,  weil  thatsächlich 
nicht  eine  Trübung,  sondern  eine  Farbenver- 
änderung der  Flüssigkeit  eintritt.  —  Der  letzte 
Absatz  des  Textes  ist  abgeändert  in :  „5  ccm 
Phosphorsäurei  mit  5  ccm  verdünnter  Schwefel- 
säure und  Zink  versetzt,  dürfen  unter  den  bei 
Acidum  hydrochloricum  erwähnten  Beding- 
ungen dem  mit  der  concentrirten  Silberlösung 
(1  SS  2)  befeuchteten  Papier  weder  sogleich 
noch  bei  viertelstündiger  Gasentwickelung  em^ 
gelbe,  heim  Anfeuchten  mit  Wasser  sich  so- 
fort schwärzende,  noch  eine  von  der  Peripherie 
aus  in  Braun  bis  Schwarz  übergehende  Färb- 
ung ertheilen.*'  Die  Weglassung  der  Jodlösung 
und  die  durch  cursive  Schrift  markirten  Ab- 


"**)  Nach  Archiv  der  Pfaarmacie. 


112 


änderungen  erklären  sich  durch  die  Yielen  in 
den  letzten  zwei  Jahren  attsgefiihrten  Arbeiten 
über  die  „Prüfung  auf  Arsen",  die  den  Lesern 
dieses  Blattes  hinlänglich  bekannt  sind. 

Aeidum  pyrogaUicnm.  Die  Angaben  über 
die  Löslichkeit  der  Säure  haben  eine  Correctui 
erfahren :  „sie  löst  sich  in  i,7Thei]en  Wasser 
zu  einer  klaren ,  farblosen  und  neutralen ,  an 
der  Luft  äUmälig  braune  Färhtmg  und  sauere 
Beaction  annehmenden  Flüssigkeit,  sowie  in 
1  TheOe  Weingeist  und  auch  leicht  in  Aether. 
—  Die  Pyrogallussäure  ist  „vor  Licht  ge- 
schütßt  aufetibewahren." 

Ghininum  bisnlfdriiuii.  Dem  ersten  Ab- 
schnitte des  Textes  ist  folgender  Zusatz  ge- 
macht worden :  f,In  höherer  Hüze  verbrennt 
das  Salg  ßwr  Kohlen  welche  bei  fartgesetstem 
Glühen  langsam,  aber  ohne  Bückstand  ver- 
sckwindet," 

Ghininiim  ferro-oitricnm.  Indem  die  Vor- 
schrift zur  Darstellung  des  Präparats  correcter 
ge&sst,  femer  eine  Identitätsreaction  (das 
deutsche  Präparat  unterscheidet  sich  dadurch 
von  dem  aller  anderen  Länder,  dass  es  ein 
Ozjdulozydsalz  des  Eisens  ist)  aufgenommen 
und  drittens  das  Verfüiren  zum  quantitativen 
Nachweise  des  Chinins  modificirt  worden  ist, 
hat  der  Artikel  ziemlich  bedeutende  Abänder- 
ungen erfahren;  er  lautet  jetzt;  „6  Theile 
Citronensänre  werden  in  6<)0  Theilen  Wasser 
gelöst  und  3  Theile  gepulverten  Eisens  zu- 
gefügt. Nachdem  die  Mischung  unter  öfterem 
Bewegen  48  Stunden  im  Wasserbade  digerirt 
worden,  wird  fiitrirt,  zur  dünnen  Sjrupdicke 
abgedampft  und  nach  dem  Erkalten  das  aus 
der  mittelst  Schwefelsäure  bewirkten  wüsser- 
igen  Lösung  vanl^ji  Theü  Chininsulfat  durch 
die  genügende  Menge  Natronlauge  frisch  ge- 
fäMe  und  ausgewaschene  Chinin  noch  feucht 
hinzugefügt.  Nachdem  dieses  TolUtändig  ge- 
löst, wird  die  Flüssigkeit  auf  Glas-  oder  Por- 
zellanplatten ausgebreitet  und  getrocknet.  — 
Glänzende,  durchscheinende,  dunkeiroth- 
braune  Blättchen  von  eisenartigem  und  bit- 
terem Geschmacke,  in  Wasser  langsam  aber 
in  jedem  Verhältnisse  löslich,  wenig  löslich  in 
Weingeist.  Die  mit  Salzsäure  angesäuerte 
wässerige  Lösung  giebt  sowohl  mit  Kalium^ 
ferrocyanid,  wie  mü  Kaliumferricyanid  tief- 
blaue Fällung  und  noch  in  sehr  grosser  Ver- 
dünnung (1 : 60 000)  blaue  Färbung;  durch 
Zusatz  volumetrischer  Jodlösung  trübt  sie  sich 
braunroth  und  noch  in  grosser  Verdünnung 
(1 :  10 000)  opcUisirend.  —  lg  Eisenchinin- 


citrat,  in  4  com  Wasser  gelöst,  mit  Natron» 
lauge  bis  zur  alkalischen  Reaction  versetzt 
und  zweimal  mit  je  5  g  {7  ccm)  Aether  ge- 
schüttelt, liefern  nach  dem  Verdampfen  d^s 
abgehobenen  Aethers  mindestens  0,09  g 
Chinin.<< 

Extractom  QuaMiae.     Nichts  verändert. 

Extractum  Bhei.   Nichts  verändert. 

Extractnm  Rhei  eompodtain.  Die  In- 
gredienzen sollen,  jedes  für  sich,  fein  zerrieben 
und  dann  (ohne  Zusatz  von  verdünntem  Wein- 
geist) gemischt  werden. 

Extraotom  Sabinae.   Nichts  verändert. 

Hydrargyrom.  „Flüssiges,  beim  Erhitzen 
ohne  Rückstand  flüchtiges  Metall.  Specif. 
Gewicht  1S,57.  Es  zeige  stets  eine  glänzende 
Oberfläche.^  Mit  dieser  veränderten,  aber 
immerhin  noch  ziemlich  kurzen  Fassung  soll 
zweifellos  ausgedrückt  werden,  dass  unter 
„Hydrargyrum"  das  gereinigte  Quecksilber 
zu  verstehen  sei. 

Hydrargyrum  biehloratom.  Die  zur  Prüf- 
ung mit  Schwefelwasserstoff  zu  verwendende 
wässerige  Lösung  soll  erwärmt  werden.  Der 
letzte  Satz  im  Prüfungsabsehnitt  hat  folgende 
Fassung  erhalten:  „Wird  das  so  erhaltene 
Schwefelquecksilber  mit  verdünntem  Am- 
moniak geschüttelt,  so  nehme  das  Filtrat  nach 
dem  Ansäuern  mit  Salzsäure  keine  gelbe 
Färbumg  an. 

Hydrargyrum  biijodatnm.  Die  Vorschrift 
zur  Bereitung  hat  insofern  eine  Aenderung 
erfahren,  als  die  klaren  Lösungen  von  Queck- 
silberchlorid und  Kaliumjodid  nicht  unter 
Umrühren  vermischt,  sondern  gleichzeitig  in 
dünnem  Strahle  und  unter  Umrühren  in 
100  Theile  Wasser  eingegossen^  werden 
sollen.  Das  Quecksilberjodid  fällt  schöner 
und  feiner  vertheilt  ans,  lässt  sich  auch  besser 
auswaschen ;  der  Niederschlag  ist  „beigelinder 
Wärme,  vor  Licht  geschützt^*  zu  trocknen.  — 
In  Anbetracht,  dass  das  Jodid  spurenweise 
vom  Wasser  gelöst  wird,  sind  die  Anforder- 
ungen bei  der  Prüfung  mit  Schwefelwasserstoff 
etwas  ermässigt  worden:  „Mit  Quecksilber- 
jodid geschütteltes  Wasser  darf  durch  Schwefel- 
wasserstoffwasser nur  sehr  schwach  gefärbt 
und  durch  Silbemitrat  nur  schwach  opdUsirend 
getrübt  werden. 

Hydrargymm  chloratnm  und 

Hydrargyrum  ohloratom  vapore  para- 
tum.  Das  präparirte  Quecksilberchlorür  so- 
wohl wie  das  durch  Dampf  bereitete  werden 
als  „gelblichweisses"  Pulver  bezeichnet. 


113 


][iieilag0  Omnmi 

Kndlago  flalep, 

Myrrbfty 

Pnl^t  aerophoms, 

PiÜTis  aerophonit  angliont» 

Pulvis  aerophonia  laxans  und 

Pulvii  pimmotns 

haben  keine  Yer&ndening  er&hren. 

Stibimn  tnlfiiratitm  aarantiaeniB.    Die 

Prüfling  des  Goldtchwefels  anf  Säure,  freien 
Sehwefel  und  Arsen  ist  prftciser  gefasst  wor- 
den :  „i  g  Goldschwefel,  mit  20  cem  Wasser  ge- 
Bchattelt,  gebe  ein  Filtrat,  welches  dnreh 
wenige  Tropfen  Silbemi  tratlösnng  nurachwcuih 
opdlisirend  getrübt,  aber  innerhalb  einer  Mi- 
nute nicht  gebräunt  werden  darf.  OJ.  g  Oold- 
Schwefel,  fein  Berrieben  und  mit  20  g  Am- 
momöJb  in  einem  versehloe^enen  Glase  gelinde 
enoärmtj  löse  sich  ohne  erbeblichen  Bück- 
fitaod.  3  cem  Schwefelammonium  nehmen 
0,2g  Ooldschwefel  leicht  auf;  der  aus  dieser 
Lösung  durch  Ansäuern  mit  Salzsäure  erhal- 
tene, mehrfach  mit  Wasser  gewaschene  Nieder- 
schlag werde  noch  feucht  mit  einer  Lösung 
Ton  0,^5^  Ammoniumcarbonat  f»  5ccm  Wasser 
geschüttelt  und  sofort  filtrirt.  Das  Filtrat 
darf  nach  dem  Ansäuern  mit  Salzsäure  nicht 
gelb  gefärbt  sein.'' 

Stibinm  tnlforatiiin  nignim.  Als  Identi- 
titsreaction  wird  verlangt,  dass  der  Spiess- 
glanz  beim  JErtoärmenmü8cdB8äure  Schwefel- 
wasserstoff entwickele.  —  Die  Prüfung  hat 
eine  präeisere  Fassung  erhalten;  „2g  fein- 
gepulverter  Spiessglanz  mit  20  cem  Siüzsäure 
digerirt  und  dann  gekocht,  müssen  sich  bis 
anf  einen  nicht  mehr  als  0,01  g  betragenden 
Räckatand  lösen/* 

Strychninnm  nitricnm.  ZurAusfällungdes 
Strjehninnitrats  soll  statt  Kali  umchromat  das 
bierzn  besser  geeignete  Kaliumbichromat  be* 
nutzt  werden. 

Styrax  liquidns.  Bezüglich  der  Reinigung 
des  Storax  heisst  es :  „Zum  Gebrauche  werde 
der  Storaz,  nachdem  er  durch  Erwärmen  im 
Bampfbade  von  dem  grössten  Theile  des  an- 
hängenden Wassers  befreit  ist,  durch  Auflösen 
m  seinem  gleichen  Gewicht  Weingeist,  Fil- 
tration und  Wiedereindampfen  der  erhaltenen 
Losnng  gereinigt. '*  Alsdann  stellt  derselbe 
eine  braune,  in  dünner  Schicht  durchsichtige, 
halbflnesige  Masse  dar,  welche  sich  Mar  in 
Weingeist,  und  bis  auf  einige  Flocken  in 
Aether,  Schwefelkohlenstoff  und  Benzol  auf- 


löst;   Petroleumbenzin    nimmt    davon    nur 
wenig  auf. 

TinoturaColocynthidis.  Nichts  verändert 
Specif.  Gewicht  0,835 — 0,845. 

TinctiiraGroci.  Nichts  verändert.  Specif. 
Gewicht  0,910—0,915. 

Tinetura  Digitalis.  „Eine  Tinctnr  von 
dunkelgrüner,  später  brauner  Farbe  .  .  .'^ 
Specif.  Gewicht  0,910—0,915.  g. 


Aus  den  „Mittheilangen''  von 
E.  Merck  in  Dannstadt 

Bismathiim  ox^jodatam.  (BiOJ  oder 
BiOJ .  HO.)  WismutozTJodid,  auch  Subjodid 
genannt.  Dasselbe  stellt  ein  bräunlichrothes, 
amorphes,  höchst  sartes  Pulver  dar,  ohne  Ge- 
ruch und  Geschmack.  Es  besitzt  neutrale 
Reaction  und  löst  sich  weder  in  Wasser  noch 
in  Alkohol  oder  Aether.  Das  Prftparat  soll 
nach  den  Untersuchungen  hervorragender 
Kliniker  die  Wirkungen  der  Jod-  und  Wis- 
mut-Präparate in  sich  vereinigen  und  ins- 
besondere bei  eiternden  Wunden,  Ulcerationen 
etc.  vortreffliche  Dienste  leisten. 

Cali-Hüue  (Nuces  Call).  Unter  dieser 
Bezeichnung  kommen  seit  Kurzem  im  Handel 
Samen  vor,  welche  in  ihrem  Habitus  eine 
grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Samen  von  Ph  jso- 
Stigma  venenosum  zeigen  und  daher  richtiger 
als  Call -Bohnen  anzusprechen  wären.  Das 
Aussehen,  sowie  der  anatomische  Bau  der 
Bohne  lassen  keinen  Zweifel  darüber  zu,  dass 
dieselbe  einer  Papilionacee,  aus  der  Abtheilung 
der  Phaseoleen  angehört,  doch  war  seither 
über  die  eigentliche  Stammpflanze  Näheres 
leider  nicht  zu  erfahren.  Sie  gelangt,  gleich 
wie  die  Calabarbohne  von  der  westafrikanischen 
Küste  aus  in  den  Handel.  Der  einzige  in  die 
Augen  springende  Unterschied  zwischen  den 
Calabarbohnen  und  den  in  Rede  stehenden 
Cali-Nüssen  besteht  in  ihren  DimensionsTcr- 
hältnissen,  welche  bei  ersteren  stets  länger 
als  breit,  b  ei  letzteren  dagegen  mehr  rundlich 
erscheinen.  Alle  übrigen  charakteristischen 
Merkmale  der  Calabarbohne,  —  die  schwarz- 
braune, matte,  oft  auch  glänzende  Schale,  mit 
dem  an  der  Schmalseite  erhöhten,  abgerun- 
deten Randwulst,  in  dessen  Mitte  sich  die 
Raphe  als  feine  Linie  hinzieht,  sowie  femer 
noch  die  lufthaltige  Höhlung  in  der  Mitte 
der  durch  einen  Querschnitt  halbirten  Bohne, 
welche  die  beiden,  gelblich  weissen  Keimlappen 


114 


von  einander  trennt,  — *-  finden  sieb  auch  an 
den  Call- Nüssen.  Diese  Bohnen  enthalten 
nach  den  angestellten  Untersuchungen  ein 
Alkaloid,  welches  sich  sowohl  in  chemischer, 
als  in  physiologischer  Hinsicht  wie  Physo- 
stigmin  verhält;  auch  eine  Elementaranalyse 
ergab  die  dem  letzteren  ssukommende  Zusam- 
mensetzung. 

ConesBinnm  (CisH^oN).  Aus  der  Rinde 
und  den  Samen  von  Holarrhena  africana  D.  C. 
und  H.  antidysenterica  stellten  Schirmer  und 
Polsiarff  ein  Alkaloid  dar,  für  welches  sie  den 
von  Haines  der  Base  aus  Wrigthia  antidysen- 
terica beigelegten  Namen  Conessin  gleichfalls 
beibehielten.  Die  von  den  genannten  drei 
Autoren  ausgesprochene  Vermuthung  der 
Identität  beider,  aus  verschiedenen  Pflanzen 
dargestellten  Alkaloide,  wird  jedoch  von 
Warneckehestritten ^  welcher  dem  aus  W.  anti- 
dysenterica dargestellten  Wrightin  die 
Formel  CiiHisN  zuerkennt.  Hiernach  wür- 
den Wrightin  und  Conessin  homologe  Basen 
sein.    (Vergl.  Ph.  C.  27,  195.) 

E,  Merdc^s  Conessin  ist  aus  Holarrhena 
antidysenterica  gewonnen  und  bildet  zarte, 
weisse,  verfilzte  Kry  statin  adeln  von  constantem 
Schmelzpunkte  (121^).  Es  ist  schwer  löslich 
in  Wasser,  leicht  löslich  dagegen  in  Alkohol, 
Aether,  Chloroform  etc.  Eine  minimale  Quan- 
tität Conessin  mit  mehreren  Tropfen  concen- 
trirter  Schwefelsäure  angerieben,  färbt  sich 
auf  Zusatz  einer  Spur  Salpetersäure  goldgelb 
und  schliesslich  orangegelb.  Das  Alkaloid 
findet  Anwendung  als  ein  specifisches  Mittel 
gegen  Dysenterien  und  Diarrhöen;  weniger 
zuverlässig  und  sogar  zweifelhaft  ist  seine 
Wirkung  als  Febrifugum .  Ueber  die  Dosirung 
fehlen  bis  jetzt  noch  nähere  Angaben. 

Gongo- Papier.  (Vergl.  Ph.  C.  26,  384.) 
Die  Eigenschaft  des  Congoroths,  durch  Säuren 
gebläut  zu  werden,  —  und  zwar  stärker  durch 
anorganische  als  durch  organische,  —  bat  zur 
medicinischen  Anwendung  desselben  in  der 
Form  von  „Congopapier*'  geführt.  Das  Congo- 
papier  besitzt  die  Eigenschaft,  wie  der  Farb- 
stoff selbst,  von  freier  Säure  des  Magens  sehr 
schön  blau  gefärbt  zu  werden,  während  saure 
Salxe  keine  Farbenveränderung  hervorrufen. 
Je  höher  der  Salzsäuregehalt  des  Magensaftes 
ist,  desto  intensiver  wird  die  Bläuung  des 
Congopapiers,  bei  fehlender  oder  unzureichen- 
der Menge  von  Salzsäure,  auch  trotz  gleich- 
zeitiger Anwesenheit  von  organischen  Säuren, 
tritt  niemals  deutliche  Bläuung  auf.   In  Folge 


dessen  empfiehlt  sich  das  Congopapier  als 
diagnostisches  und  therapeutisches  Kriterium 
bei  der  Behandlung  von  Magenkrankheiten. 

CytiBinam  (CsoHsrNsO)  und  Cytisinum 
nitricum  (C20H27N1O  .  2NHO3  -f  2H«0). 
Neuere  Untersuchungen  haben  die  Giftigkeit 
der  meisten  Cytisus-Arten  dargethan;  diese 
Eigenschaft  verdanken  sie  ihrem  Gehalte  an 
einem  krystallini sehen,  in  Wasser  und  Wein- 
geist leicht  löslichen  Alkaloid,  dem  Cytisin. 

Das  Cytisinnitrat  stellt  ein  in  schönen 
monoclinischen  Prismen  krystallisirendes  Salz 
dar,  von  schwach  gelblicher  Farbe  und  saurer 
Reaction;  es  ist  nach  Kohert  ein  Gift  von 
prominenter  Wirkung. 

Kalium  oxydatnm  hydricnm  pnmsim. 
Merck  ist  nicht  nur  im  Allgemeinen  reiner 
als  alle  bisherigen  Handelspräparate,  sondern 
auch  speeiell  absolut  frei  von  Kieselsäure  und 
Thonerde  und  deshalb  besonders  chemisch- 
analytischen  Laboratorien  zu  empfehlen. 

Pereirinnm  ist  neben  OeiBSospennin  in 
der  Pao-Pereira -Wurzelrinde  (von  Geisso- 
spermum  lacve  s.  Velozii,  Familie  der  Apo- 
cyncen)  enthalten.  Beide  Alkaloide  haben  in 
der  Wirkung  einige  Aehnlicbkeit  mit  dem 
Gelseminin,  die  specifische  Wirkung  des 
Pereirins  aber  beruht  in  seiner  antifebrilen 
Eigenschaft.  Besonders  das  Hydrochlorat  soll, 
gegen  Snmpffieber  angewendet,  dem  Chinin 
sowohl,  wie  dem  Arsenik  überlegen  sein. 

Syringin  (CioHssOni  +  H-^O).    Das  in  der 
Rinde  von  Syringa  vulgaris  L.  und  von  Lig^u- 
strum  vulgare  L.  enthaltene  Glycosid  wurde 
von  Meillet  und  von  Bemays  ans  der  Syringen  - 
Rinde  dargestellt  und  von  Ersterem  Lilacin, 
von  Letzterem  Syringin  genannt.    In  reinem 
Zustande  bildet  das  Syringin  weisse  Krystall- 
nadeln,  leicht  löslich  in  heissem  Wasser  und 
in  Alkohol,  unlöslich  in  Aether.    Die  wässrige 
oder  weingeistige  Lösung  nimmt  beim  Ver- 
mischen mit  dem  gleichen  Volumen  Schwefel- 
säure eine  schöne  dunkelblaue  Färbung  an. 
Salpetersäure  löst  das  Syringin  mit  blutrotfaer 
Farbe.    Mit  verdünnten  Säuren  spaltet  sich 
das  Syringin  beim  Erhitzen  in   Syringenin 
und  Glycose.    Das  Syringin  wird  angewendet 
als  antifebriles  Mittel  bei  Malaria,  doch  fehlt 
es  hinsichtlich  der  Dosirung  an  zuverlässigen 
Angaben.    Toxische  Wirkungen  scheint   das 
Glycosid  nicht  zu  haben.  g^ 


Die  MazimaldoaiB  des  Fhosphors. 

AngestchtB  der  kürzlich  in  Sacheen  vor- 
g«konimeDeii  PhoiphoT-  Vergiftung  durch 
Wiederholung  einer  vom  Arzte  verordneten 
Arznei  und  in  Anbetracht  des  UroBtaudcB, 
du«  jetzt  öfter  Phoaphor  zum  innerlichen 
Gebrauch  gegen  Rbachitis  verordnet  wird, 
macht  G.  B.  in  der  Pharm.  Zeit,  auf  den  an- 
gehenren  Unterecbied  aufmerksam ,  «reicher 
zwiichen  den  letzten  beiden  Ansgaben  der 
Pharmakopoe  in  Bezug  auf  die  MaximaldoaiB 
beiteht.  WKbrendnSnlich  die  Pharm.  Germ.  I. 
als  Haximaldoaii  1 5  mg  angiefat,  hat  die  gegen- 
wärtig geltende  PharinakopÖe  nur  ein  Milli- 
gramm aDgegebeo.  BesoRdera  gross  wird  die 
Qehbr  ftir  den  Apotheker,  eine  zu  grosse 
Dosis  Phosphor  (ohne  Ansrnfaugsseichen  des 
Arztes)  abzugeben  dann,  wenn,  wie  in  dem 
erwUinten  Falle,  Oleum  phosphoratDm  ver- 
ordnet ist.  Eine  Vorschrift  zu  Oleum  phoi- 
phcratnm  findet  sich  nBmlicb  nur  In  der  ersten 
Ausgabe  der  Reichspharmakopöe,  wfihrend 
die  gegenwfirtig  geltende  dieses  Priparat  nicht 
aufgenommen  hat.  Findet  man  nun  eine  Vor- 
schriften Oleum  phosphoratuminEd.  II  nicht, 
und  consoltirt  infolge  dessen  Ed.  I,  so  ist  es 
seil r  naheliegend,  dass  man  sich,  da  Uaiimal- 
dosen  im  Allgemeinen  ja  nicht  bosonclers  zu 
variiren  pflegen,  «ach  fiber  die  Maiimaldosis 
tDs  Ed.  I  zu  informiren  sucht,  die«  ist  aber 
höchst  gefilhrlicb  für  den  Apotheker;  denn 
lind  z,  B.  0,8g  Phospboröl  pro  doti  verord- 
net, so  würde  dies  nach  der  alten  Pharma- 
kopoe nur  ^f»  der  Haxlmaldosis  für  Phoaphor 
^0,0010  g)  entaprechen,  während  nach  der 
jetxigen dieselbe  zehnfach  überschritten  iat. 


HamstoffbeBtimmung  nachSqtübb. 

Der  von  Squibb  angegebene  Apparat  zur 
annähernden.  Beatimmang  des 
H  a  r  n  s  t  o  f  f  a  wird  von  Paba  aeiner  leichten 
Herstellung  wegen  empfohlen.  Die  Zeiaetz- 
nng  dea  Harnstoffs  bewirkt  Pabsl  vermittelst 
nnterbromigBaoren  Natrons  nach  Kjtops  An- 
gabe (10,0  Aetznatron  werden  in  2.'>0  ccm 
Waaser  gtUost  und  der  abgekühlten  Lösung 
unter  Vermeidung  jeglicher  Erwärmung 
25  ccm  Brom  zugefügt). 

Zur  Erläuterung  des  Apparates  dienen 
folgende  Angaben. 

Die  Flasche  A  enthält  eine  genügende 
Hange  der  Bromlange ,  das  kleine  Oläacfaen 
darin  eine  gemeaaene  Menge  (ca.4ccm}  Harn. 
Die  Flasche  B  ist  aur  Bälfts  mit  Wasser  ge- 
füllt und  es  iat  darauf  zu  achten,  da*a  das 
Abflaaarohr  F  bis  zur  Spitze  S  mit  Waaser 
gefüllt  ist;  ein  Quetaehbahn  am  Gummi- 
sohlanch  Q  verhindert  das  Zufliesscn  des 
Waaaers.  Nachdem  die  Flasche  A  mit  Brom- 
lauge und  durch  voraichtiges  Einsetzen  mit- 
telst einer  Pincette  mit  dem  den  Kam  ent- 
haltenden Böhrchen  beschickt  ist,  wird  durch 
die  beiden  Stöpsel  und  Böbreoansätze  ver- 
mittelst eines  Gummiachlauchea  die  Ver- 
bindung von  A  und  B  hergestellt.  Der 
Quetschhahn  wird  von  G  entfernt,  worauf  so 
viel  Wasser  ans  3  abfliessen  wird,  bis  der 
durch  Aufsetzen  dea  Stopfens  erzeugte 
grössere  Druck  sich  mit  dem  atmosphärischen 
Druck  aoageglicfaen  hat.  Hierauf  wird  der 
bis  zu  einet  bestimmten  Harke  mit  Wasser 
gefüllte  Uasssojlinder  H  unter  die  Spitae 
S  gesetzt,  jedoch  mit  der  Vorsiebt,  dass  die- 
selbe in  das  Waaser  eintaucht.  Dnrcb 
Schwenken  der  Flaacba  A  wird  nunmehr  das 


116 


Zusammenflieuen  tod  Harn  und  Bromlauge 
bewirkt.  Der  entwickelte  Stickstoff  treibt 
die  entsprechende  Menge  Wasser  aus  der 
Flasche  B  in  den  Maasseylinder  M.  Hierauf 
wird  gewartet,  bis  der  Inhalt  der  Flasche  A 
sich  wieder  auf  die  herrschende  Temperatur 
abgekühlt*)  hat,  wobei  eine  entsprechende 
Menge  Wasser  wieder  nach  B  Euröckgesogen 
wird. 

Es  ist  also  deshalb  wichtig,  dass  die  Spitze 
8  in  das  Wasser  eintaucht,  da  sonst  Luft 
nach  B  gesogen  würde.  Ist  der  Temperatur- 
ausgleich erfolgt,  was  daran  zu  erkennen  ist, 
dass  das  Niveau  des  Wassers  in  M  constant 
bleibt,  so  wird  das  Gkfäss  M  entfernt,  und 
der  jetzige  Stand  der  Flüssigkeit  abgelesen. 
Das  Volumen  des  aus  B  ausgeflossenen  Was- 
sers entspricht  direct  dem  entwickelten  Stick- 
stoff (1  ccm  Stickstoff  bei  760  mm  und  Qo  s=: 
0,0027  g  Harnstoff). 

Die  Fehler,  welche  dieser  Methode  an 
sich  anhaften  (Absorption  yon  Stickstoff 
durch  die  Lauge,  störender  Einfluss  von 
Zucker,  Acetessigester ,  Vermehrung  der 
Stickstoffmenge  durch  Gegenwart  von  Krea- 
tinin, Harnsäure,  Ammonsalzen),  sind  natür- 
lich auch  bei  Squibb'B  Apparat  zu  verzeich- 
nen. 8. 

Pharm.  Zeitung  1887,  29. 

*)  Die  Temperaturerhöhung  betrftgt  bei  der 
Beaction  von  4  ccm  einer  Sprocentlgen  Ham- 
stofflOsung  6<>CelB. 


StrychnoL 

Mit  diesem  Namen  bezeichnen  Loebisch 
und  Schoop  das  Strychninhydrat;  sie  gewinnen 
dasselbe  durch  Kochen  von  Strjchnin  mit 
Natrium hydrozyd  in  absolutem  Alkohol.  Beim 
Abdampfen  bleibt  ein  braunes  Gel  zurück, 
welches  nach  einiger  Zeit  erstarrt.  Löst  man 
es  in  Wasser  und  leitet  einen  Strom  Kohlen- 
säure hindurch,  so  bekommt  man  dasStrych- 
nol  als  gelblichen  Niederschlag,  welcher  weiter 
gereinigt  werden  kann.  Zu  bemerken  ist,  dass 
dieser  Körper  die  Strychninreaction  mit 
Kaliumchromat  und  Schwefelsäure  nicht 
giebt,  dagegen  eine  intensiv  carminrothe 
Färbung  mit  Schwefelsäure  und  Salpetersäure. 
Durch  Kochen  mit  verdünnten  Säuren  wird 
das  Strychnol  in  Stiychnin  und  Wasser  zer- 
setzt. Als  Formel  istCaiHaaNaO  +  2H2O  an- 
gegeben. —OS  — 

Monatshefte  f,  Chemie. 


Ein  neaes  ConiferinreageiiB. 

Zum  Nachweise  des  Coniferins  im  Gewebe 
der  Pflanze  bediente  man  sich  bisher  aus- 
schliesslich des  Phenols  bei  gleichzeitigem 
Zusatz  Ton  concentrirter  Salzsäure.  Werden 
coniferinhaltige  Pflanzenschnitte  (z.  B.  Fich- 
tenholzschnitte) mit  den  beiden  genannten 
Stoffen  befeuchtet,  so  förbt  sich  das  Gewebe 
namentlich  im  directen  Sonnenlichte  alsbald 
blaugrün  oder  himmelblau. 

Molisch  hat  im  Thymol  ein  viel  besseres 
und  schärferes  Mittel  gefunden,  um  Coniferin 
nachzuweisen;  er  verfährt  auf  folgende  Weise : 

Eine  20  proc.  Thymoliösung  in  absolutem 
Alkohol  wird  so  lange  mit  Wasser  verdünnt, 
als  die  Flüssigkeit,  vollkommen  klar  bleibt, 
das  heisst  kein  Thymol  herausfallt.  Hierauf 
setzt  man  festes  Kaliumchlorat  im  Ueberschuss 
hinzu,  lässt  mehrere  Stunden  stehen  und  fil- 
trirt.  Das  chlorsaure  Kali  hat  (wahrscheinlich 
in  Folge  seines  grossen  Ozydationsvermögens) 
die  Eigenschaft,  die  l^action  in  hohem  Grade 
zu  verstärken,  ist  jedoch  für  das  Gelingen  der 
Beaction  nicht  unbedingt  nöthig.  Reines 
Coniferin,  mit  einem  Tropfen  alkoholischer 
Thymoliösung  und  zwei  Tropfen  concentrirter 
Salzsäure  zusammengebracht,  f&rbt  sich  im 
directen  Sonnenlichte  beim  Verdampfen  der 
Flüssigkeit  wunderschön  blau.  Dieselbe  Re* 
action  tritt  ein,  nur  viel  rascher  und  schöner, 
wenn  man  sich  nicht  der  einfachen  Thymoliös- 
ung, sondern  des  oben  angegebenen  Gemisches 
von  Thymol  und  Kaliumchlorat  bedient. 

Wird  mit  diesem  Gemenge  Holzstoffpapier 
oder  irgend  ein  Holzquerschnitt  ein  wenig 
befeuchtet  und  sodann  ein  Tröpfchen  concen- 
trirter Salzsäure  hinzugesetzt,  so  färben  sich 
die  genannten  Objecto  selbst  in  tiefster  Finster - 
niss  schon  nach  ganz  kurzer  Zeit  schön  blau. 
Nach  der  herrschenden  Ansicht  bt  Coniferin 
ein  constanter  Begleiter  der  sogenannten  Holz- 
substanz und  es  ist  daher  im  höchsten  Grade 
wahrscheinlich,  dass  die  mit  Thymol  und  Salz- 
säure hervorgerufene  Blaufärbung  verholzter 
Zellwände  von  dem  in  den  letzteren  steckenden 
Coniferin  herrührt.  Da  nur  verholzte  ZelU 
wände  Coniferin  enthalten  und  nur  diese  mit 
dem  neuen  Reagens  Blaufärbung  geben,  so 
kann  Thymol  auch  als  Holzstoffireagens  be- 
trachtet und  als  solches  bei  mikrochemischen 
Untersuchungen  von  Pflanzenschnitten,  Pa- 
pieren etc.  mit  grossem  Nutzen  verwendet 
werden.  g, 

Oesterr,  ZeiU  f.  Tha^nm. 


117 


ITotiz  fiber  die  Terbrennnngs- 
prodncte  von  Salpeterpapier« 

Ton  K  N,  Ijubavin. 
GIfmmendes  salpetergetränktet  Papier 
wird  seit  lange  als  Mittel  gegen  Astbma  ver- 
wendet. Be6  glanbt,  die  Wirkung  renchie- 
d^nttr  RSucheningsmittel  der  Anwesenheit 
▼on  Pjnridin  Im  Bauche  zuschreiben  zn  müssen, 
was  den  Ver^ser  y^ranlasste,  im  Bauche  des 
Salpeterpapiers  nach  Pyridin  zu  fahnden,  doch 
gelang  ihm  nicht,  solches  zn  constatiren. 
Zwar  enthält  der  Bauch  neben  Ammoniak, 
Ton  welchem  gegen  1  pCt.  des  Salpeterpapiers 
erhalten  wiirde,  theerartigen  Producten  und 
einem  Kalisalze  (wahrscheinlich  KsCOa)  auch 
Spuren  einer  organischen  Base,  doch  sind 
diese  zn  gering,  als  dass  sie  die  heilsame 
Wirkung  erklären  könnten. 

Durch  Chem.  Centr.-Bl  1887,  Nr.  & 

-. 

Directe  Trexmnng    des   Mangans 

von  EfiBen. 

X.  Blum  benutzt  zur  directen  Trennung 
des  Mailgans  von  Eisen  die  Thatsache,  dass 
'Ferrocjankalium  in  einer  mit  Weinsäure  ver- 
setzten ammonfakalfschen  Lösung  eines  Eisen- 
ozjdsalzes  keinen  Niederschlag  hervorbringt, 
dass  dagegen  Mangan  als  Manganferrocyanür 
gefällt  wird.  Main  verfährt  in  folgender  Weise. 
Eine  'salzsaure  Losung,  welche  Eiseuchlorid 
und  tfanganchlortir  enthält,  versetzt  man  mit 
soviel  Weinstefnsäure,  dass  auf  Zusatz  von 
Ammoniak  bis 'zur  stark  alkalischen  Beaction 
kein  Nieders^hfag  entsteht.  Die  "kläre,  Am- 
moniak ibk  V^titmhxiBB  entbaltende  Lösung  i 
wird  nun  mitFerrocyankalium  gefallt,  wodurch - 
alles  Mangan  als  Ferrocyannr  abgeschieden 
wird.  Nickel,  Kobalt  und  Zink  fallen  e\>en- 
falls. 

Für  die  quantitative  Trennung  hat  sich  die 
Methode  bis  jetzt  nicht  bewährt,  dagegen  hält 
'Blum  #ie  fQr  cfie  qualitative  Prüfung  geeignet, 
wenn  kleine  Mengen  Maugsln  neben  grossen 
Mengen  Eisen  vorhanden  sind. 

Zeitsit^r.  f.  analyt,  Ch,  188G,  519. 


Zoin  Jodoforinnächweis. 

Poncet  hat  die  Beobachtung  gem'acht,  dase 
beiia  Zusamnienkommen  von  Jod  oform  mit 
metaäischem  Silber,  z.  3.  einer  Münze,  sich 
ein  anangenehmer  Knoblauchgeruch  bemerk- 
bar maeht;  ebenso  schmecken  den  mit  Jodo- 
form behandelten  Personen  die  Speisen  von 


silbernen  Löffeln  nach  Knoblauch.  Er  em- 
pfiehlt deshalb,  um  sich  zu  überzeugen,  ob 
die  Patienten  unter  der  Einwirkung  des  Jodo- 
forms stehen ,  eine  Silbermünze  mit  dem 
Speichel  derselben  zu  befeuchten  tind  mit 
einem  Stück  Leinwand  zu  reiben.  Zeigt  sich 
hierbei  der  charakteristische  Geruch,  so  ist 
dieses  ein  Beweis  von  der  Absorption  des 
Jodoforms.  s. 

ArchiveB  de  Pharmacie  1886,  454. 


Bä^bariBme^ 
in  der  botanischen  Nomenclatnr. 

Von  Prof.  Dr.  SteiU. 

Man  hat  endlich  einmal  einen  An&ng  ge- 
macht, die  botanische  Nomenclatur,  die,  wie 
überhaupt  die  naturwissenschaftliche,  „von 
den  abscheulichsten  Schnitzern  wimm'elf^, 
etwas  zu  säubern.  Aber  man  hat  zum  Theil 
das  Allerärgste  stehen  lassen,  zum  Theil  auch 
falsch  verbessert. 

Vor  Allem  Galium  Cruciäta,  Selinum  Calrvi- 
fblia !  Solche  Dinge  hätten  denn  doc^  nicht 
vorkommen  dürfen  !  Beide  Pflanzen  trugen 
ursprünglich  andere  Gattungsnamen :  Väläntia 
cruciäta,  Angel icacarvifolia.  Diejeiiigeh  müs- 
sen crasse  Ignoranten  gewesen  sein,  die  nicht 
wussten,  dass  mit  dem  Hauptwort  sich  die 
Geschlechtsendung  des  Eigen  seh  aftswoites  zu 
ändern  hatte.  Man  scheint  cruciäta  und  carvi- 
folia  für  Hauptwörter  gehalten  zu  haben  und 
schrieb  sie  nach  bekannter  Sitte  der  N(/men- 
clatar  mitgrossen  AnfkDgfA)nchstaben.  (Neben- 
bei bemerkt  bedeutet  cimciätnm  auch  Viicht 
kreuzfortoig,  ist  Überhai^t  kein 'Atfjectiv,  son- 
dern ein  Particip;  doch  dies  hat  weniger  zu 
sagen.) 

Nach  diesem  ist  der  ärgste  Barbarismus  der 
so  häufig  in  Pflanzenuamen  vorkommende  Ge- 
brauch des  ae  als  Bindcvocal,  wo  der  erste 
Theil  eines  zusammengesetzten  Artnamens  ein 
Substantiv  der  ersten  Declination  auf  a  ist. 
Wer  nur  ein  wenig  Latein  verstände,  tbüsste 
doch  über  musaefolia  u.  dergl.  erschrecken. 
DaiB  Lateinische  kennt,  mit  verschwindenden 
Ausnahmen,  die  für  naturwissenschaftliche 
Namen  nicht  in  Betr&cht  kommen,  'keinen  an- 
deren Bindevöcal  als  i.  Also  hastifolia,  brizi- 
formis,  auch  aquilisgiifolia  —  das  i  des  ersten 
Theiles  macht  dem  Bindevöcal  keine  Schwie- 
rigkeit. In  manchen  Nkmeh  hatte  maln  richtig 
gebildet,  aber  ohne  wirkliche  Kenntniss. 

Nicht  so  arg  sind  die  Fehler  am  Ende  man- 


118 


eher  Artnamen.    Trinervis  muss  es  beissen, 
nicht  Arinervia;  distaehys,  nicht  distacbja. 

Schwer  ist  allein  die  Behandlung  von  ödes 
und  oides.  Beide  Endungen  bedeuten  im 
Griechischen  das  Gleiche,  wie  sich  bei  einem 
anzuführenden  Beispiel  zeigen  wird.  Von 
ildog  Gestalt  abgeleitet  ist  ihr  Sinn :  gestaltig, 
ähnlich,  artig.  Die  Regel  ist  diese:  Griechische 
und  nach  deren  Analogie  auch  lateinische  Sub- 
stantive der  ersten  und  zweiten  Declination 
erhalten  die  Endung  oeiöi^^,  oides.  Also  ist 
richtig  brizoides  von  briza,  ranuncoloides  von 
rannnculus  und  falsch  brizodes.  Substantive 
der  dritten  Declination  haben  derBegel  nach 
die  Ableitungsendung  <iö(g :  (Jtv^  mjodes.  Nun 
giebt  es  aber  einige  Ausnahmen ;  t^gk,  Haar 
bildet  sowohl  i^ixtadr^g  als  tqixoiiSi}^.  Also  ist 
Potamogeton  trichoides  nicht  falsch,  trichodes 
aber  besser.  Die  Bedeutung  beider  Formen 
ist  die  gleiche:  haarähnlich,  haarformig,  haar- 
artig, doch  geht  t^i/c^jjc  mehr  in  die  Bedeut- 
ung haarig  über.  Und  auf  der.  anderen  Seite 
bildet  Tioa  Gras  nur  noddri^f  poodes,  nicht  wie 
es  sollte  pooides.  Aber  poaeoides  ist  entsetz- 
lich.   Und  eine  Endung  ideus  giebt  es  nicht. 

Diese  Unterscheidung  zweier  griechischen 
Endungen  ist  die  einzige  schwierige.  Von 
lateinischen  Endungen  hat  die  der  Adjective 
dreier  Endungen  in  der  dritten  Declination 
auf  er,  is,  e  grössere  Aufmerksamkeit  gefun- 
den, als  jene  argen  Fehler.  Banunculus  aeris 
ist  durchaus  falsch  (archaistisches  Latein 
kommt  nicht  in  Betracht),  aber  Anthriscus 
silvestris  war  ganz  gut  und  Sonchns  palustris 
sogar  besser  als  Sonchus  paluster.  Weitere 
Masculin-Eigenschaftswörter  dieser  Classe  als 


die  angeführten  werden  für  Pflanzeanamen 
schwerlich  gebraucht  worden  sein.  Bei  ein- 
zelnen Wörtern  ist  auch  gefehlt  worden.  Atri- 
plex  ist  kein  lateinisches  Wort,  obgleich  es 
eine  häufig  vorkommende  lateinische  Endung 
hat,  sondern  ein  barbarisches,  also  Neutrum, 
und  es  ist  richtig  Atriplex  roseum.  nicht  rosea. 
Senecio  sollte  nach  einer  bekannten  Regel 
Femininum  sein,  doch  es  gehört  unter  die 
Ausnahmen  und  dieses  Wort  ist  wirklich  im- 
mer mit  masculinischen  Adjectiven  versehen 
worden :  Senecio  viscosus.  Bei  einigen  Namen 
von  Gattungen,  die  eigentlich  mythologische 
Personen  bezeichnen,  ist  das  diesen  zukom- 
mende Geschlecht  auch  für  den  Pflanzennamen 
vorzuziehen :  Adonis  flammeus,  Paris  quadri- 
folius,  wie  jetzt  auch  meist  geschrieben  wird. 
Damit  wird  erschöpft  sein,  was  sich  an  bo- 
tanischen Namen  leicht  bessern  lässt  and  zum 
Theil  gebessert  werden  muss.  Tiefer  einzu- 
schneiden ist  nicht  rathsam.  Nemophila,  zu- 
sammengesetzt aus  einem  lateinischen  und 
einem  griechischen  Wort,  müsste  heissen  Ne- 
moriphila,  wie  nemorivagus.  Und  Galanthus 
wäre  richtig  gebildet  Galactanthos ;  griechische 
Neutra  auf  os  können  diese  Endung  im  La- 
teinischen nicht  in  us  verwandeln,  wie  die 
sogar  in  unsere  Sprache  vorgedrungenen 
Wörter  Epos,  Ethos,  Pathos  zeigen.  An  sol- 
chen Namen  ist  nichts  zu  ändern.  Und  eine 
ganz  gute  Neuerung  ist  die  Zusammensetzung 
der  verneinenden  griechischen  Vorsilbe  a  (» 
privativum)  mit  lateinischen  Wörtern,  wie 
acaulis,  wo  eigentlich  das  lateinische  gleich- 
bedeutende in  zu  gebrauchen  wäre. 

Durch  Süddeutscke  ApoHh^-Z. 


Offene  Correspondens. 


Apoih.  H.  in  IL  Lesen  Sie  über  die  Prüfung 
des  Pepsins  in  Nr.  1  u.  2  von  1885  unsres  Blattes 
nach.  Sie  finden  dort  die  Methode  der  Pharma- 
kopoe besprochen:  auch  die  Anforderung  des 
Lösens  in  6  Stunden  auf  Seite  17  speciell  er- 
wähnt. 

Äpoth.  M*  in  L.  Die  gleiche  Frage  scheint 
an  die  ,,Indn8trie- Blätter  fferichtet  worden  zu 
sein;  nach  denselben  bestehen  die  bei  Parade- 
stflcken  der  Kochkunst  verwendeten  Fettsockel 
aus  einer  Mischung  von  1000  Th.  Schweinefett, 
500  Th.  Wachs,  250  Th.  Stearin,  260  Th.  Pa- 
raffin und  250  Th.  Walrat 

Dr.  M.  in  L.  „Fette  Verbindonfi;''  ist  freilich 
ein  ganz  schauderhafter  Ausdruck,  man  wird 
sich   aber  trotzdem   an   denselben    gewöhnen 


mflssen,  da  er  bereits  das  akademische  Bürger- 
recht erworben  zu  haben  scheint.  Im  Yor- 
lesunffskatalog  einer  süddeutschen  Universität 
kündigt  der  Professor  ord.  fQr  den  Sommer  1887 
ein  fOnfstündiges  CoUeg  über  „Chemie  der  fetten 
Verbindungen"  an. 

Ein  Ah(mnent  in  RussUmd.  Zur  Herstellung 
von  Gipsbinden  finden  Sie  in  Nr.  7,  Seite  83  ds. 
Jahrg.  eine  Yorschrift. 

Anfrage.  Es  wird  um  Yorschrift  einer 
guten  ButterÜArbe,  welche  dieselbe  Farbkraft 
wie  die  der  dänischen  besitzt,  gebeten.  Die 
Yorschrift  fQr  Butt6rfart)e  im  Dieterich'schen 
Manual  von  1886  f&tbt  nicht  stark  genug,  auch 
sind  die  Ingredienzien  zu  theuer. 


Im  V«rUg»  4m  HMMUMiMr.   y«nMitwoifU«b«r  mtdaemor  Dr.  I.  CMsSltr  ia  Diwiaa. 
Im  BttdüMAdci  dttrch  Jnlivt  Bpriag er,  BotUb  K,  MoaMlottvlati  a 
Drask  Ut  XSBifL  HofbiMadniokcrtl  von  a  a  ICeiAkoU  *  BShso  Ia  DiM4«a 


Pharmaceuiische  Centralhalle 

für  Deutschland 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

H«nii8geg'0ben  von 

Dr.  Hemaaii  Hagar  und  Dr.  Ewald  Oeissler. 


Bneheint  jeden  DonnerBtag.  —  Abonnementspreis  dnrcb  die  Post  oder  den  Bachhandel 

▼ierteljährlieh  3  Mark.    Bei  Zueendang  anter  Streifband  2,&0  Mark.    Einielne  Nummern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Babatt 
Anfragen,  AnftrSge,  Mannscripte  etc.  wolle  man  an  den  Redacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pilin itzer  Strasse  56  adressiren. 

Nene  Folge 
Till.  Jahrgang. 


MIO. 


Berlin,  den  10.  März  1887, 


Der  ganzen   Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


iBhftlt;  CkMila  ■■€  PhftimMle:  Ifitlbeilnngen  an»  dem  pbarmaceotUcben  Laboratorinm  der  technischen  Hoch- 
lefaale  in  Bnranachweir:  33.  Zar  qnantttAUven  BMUminnBr  des  Stryohnlns  and  Brncln».  ~  VorUnflge  Mltthell- 
vBgeii  aber  die  wirksamen  Bettandtbelle  der  Alantwortel.  —  Sublimat- KocbsalapastiUen.  —  Daratellnng  von 
Brftmatlijl.  —  S«r  Pfüfavg  von  Tlnctarea.  —  lieber  Natrinm  bicarbonioam.  —  Notia  an  Alamen  oradum.  —  Znr 
maeeeanalytiechen  Beetlmmnng  der  Schwefelftttnre  in  Wftaaern.  —  Bequeme  Metbode  cur  Entwicklung  Ton  Chlor- 
gaa  ana  Chlorkalk  unter  Anwendung  dee  Kipp*sohen  Apparate«.  —  Naohweia  von  Salpetersäure.  —  Zur  Butter- 

prttfaag.  —  Oolumbln.  —  AaielfMi» 


Chemie  und  Pharmacie 


Kittheflangen  ana  dem  pharma- 

ceutiaehen  Laboratorium  der 
teohniaehen  Hochaehule  in  Brann- 

achweig. 

Von  H.  Beckurts, 

33.   Zar  qnaatltatlYen  Bestimmuag 
des  StryelmiBS  und  Braeins. 

Von  G.  HoUt  nnd  K  BecburU. 

Die  Einzelbestimmung  des  Strychnins 
nnd  Brncins  in  Gemischen  beider 
Baeen  ist  mit  völlig  befriedigendem  Er- 
folg bislang  nicht  aos^efbhrt  worden. 
Dragendarff  hat  in  seiner  chemischen 
Werthbestimmang  stark  wirkender  Dro- 
gen ete.  (Petersburg,  1874)  p.  65,  ver- 
schiedene Methoden  aaf  ihre  Brauchbar- 
keit nntersuchli.  Eine  Methode,  welche 
auf  der  sofortigen  und  vollständigen  Aus- 
fällbarkeit  des  Strychnins  aus  seinen 
Sabdösnngen  durch  Ammoniak  und  der 
erst  allm&lig  uu(d  unvollst&ndig  stattfin- 
denden Ausscheidung  des  Brucins  unter 
denselben  Bedingungen  beruht,  hat  wenig 
befiriedigenda  Resultate  geliefert.  Die 
gröfieere  Löslichkeit  des  Brucins  in  Ben- 


zin und  die  Thatsache,  dass  es  mit  die- 
sem übersättigte  Lösungen  giebt,  ist  auch 
zur  Trennung  vom  Btrychnin  und  Brucin 
benutzt  worden.  Dragendorff  kann  das 
Verfahren  aber  nicht  als  ein  ezactes  be- 
zeichnen. Die  von  Wittstein^)  befftr- 
wortete  Trennung  des  Strychnins  und 
Brucins  auf  Grundlage  der  u^leichen 
Löslichkeit  ihrer  Oxalate  in  Weingeist 
eignet  sich  nach  Dragendorff  nicht  f&r 
analytische  Zwecke.  Dagegen  kann  man 
mit  absolutem  Alkohol,  welcher  Strych- 
nin  nicht,  Brucin  leicht  löst,  eine  Trenn- 
ung nach  Dragendorff  ausführen,  wenn 
man  beide  Alkaloide  durch  Ammoniak 
geftllt  hat,  dann  nach  längerem  Stehen, 
nachdem  der  Ammoniakttberschuss  gröss- 
tentheils  abgedunstet  worden,  filtrir^  und 
den  getrockneten  Niederschlag  mit  abso- 
lutem Alkohol  behandelt.  Das  im  Fil- 
trate  vom  Ammoniakniederschlage  etwa 
zurückgebliebene  Brucin  wird  durch  Ben- 
zin oder  Chloroform  ausgeschüttelt.  Aus 
einer  Mischung  von  0,8  g  Strychnin  und 
0,8  g  Brucin  wurden  in  dieser  Weise 


1)  Yiertelj.  f.  prskji.  Pharm.  B.  YIU,  p.  409. 


120 


0,271  g  Strychnin  (90,3  pCt.)  und  0,293  g 
Bmein  (97,6  pGt.)  wiedererhalten.  Ein 
anderes  YonDra^r^dor/f  angegebenes  Ver- 
fahren ist  ein  indirectes,  indem  ans  der 
Menge  des  zur  Fällung  verbrauchten  Ea- 
liumqnecksilberjodids  und  aus  dem  Ge- 
samrotgewicht  der  Alkaloide  sowohl 
Strychnin  und  Brucin  berechnet  werden. 
Auch  0.  Schtoeissinger  ^)  giebt  ein  solches 
indirectesYerfahren  an,  nach  welchem  man 
die  Summe  der  getrockneten  Alkaloide 
wägt  und  darauf  mit  Vioo  N.- Salzsäure 
titrirt.  Eine  directe  Bestimmungsmethode 
haben  Dunstan  und  Short  ^)  auf  das  Ver- 
halten der  Ferrocyanate  gegründet. 
Strychninsulfat  wird  in  verdünnter  wäs- 
seriger Lösung  durch  Ferrocyankalium 
vollständig  gef&Ut,  nicht  aber  Brucin- 
Sulfat.  Eine  unter  0,2  g  betragende  Menge 
der  gemischten  Alkaloide  wird  in  10  ccm 
5  procentiger  verdünnter  Schwefelsäure 
gelöst,  die  Lösung  mit  Wasser  auf  175  ccm 
verdünnt  und  dann  mit  5  procentiger 
Ferrocyankaliumlösung  das  Volumen  auf 
200  ccm  ergänzt.  Nach  mehrmaligem  Um- 
schütteln und  sechsstündigem  Stehenlassen 
wird  der  entstandene  Niederschlag  auf 
einem  Filter  gesammelt  und  mit  ViP^o- 
centiffer  Schwefelsäure  gewaschen,  bis  das 
Waschwasser  nicht  mehr  bitter  schmeckt, 
worauf  der  Niederschlag  auf  dem  Filter 
mit  concentrirtem  Anunoniak  zersetzt  und 
das  Filter  noch  mit  Ammoniak,  schliess- 
lich mit  Chloroform  gewaschen  wird. 
Durch  Ausschütteln  mit  Chloroform  wird 
den  vereinten  ammoniakalischen  Flüssig- 
keiten das  Strychnin  entzogen  und  hin- 
terbleibt wasserfrei  bei  der  Verdunstung 
des  Chloroforms,  es  kann  direct  gewogen 
werden.  Das  Waschwasser  von  dem 
durch  Ferrocyankalium  erzeugten  Nieder- 
schlage wird  mit  Ammoniak  übersättigt 
und  mit  Chloroform  ausgezogen,  bei  des- 
sen Verdunstung  das  Brucin  erhalten  wird. 
Nach  Dunstan  und  Short  beträgt  der 
Fehler  im  Durchschnitt  nicht  über  0,006  g 
(auf  wie  viel  ?  Ä),  während  0.  Schweis- 
Singer  ^)^  welcher  die  Methode  kürzlich 
einer  eingehenden  Prüfung  unterwarf, 
befriedigende  Sesultate   mit   dem  Ver- 

•)  Arch.  Phann.  1885,  p.  620. 
•)  Pharm.  Joum.  and  Transact.  III,  Nr.  694, 
p.  290. 

«)  Arch.  Pharm.  1886»  p.  609. 


fahren  nicht  erhielt.  Die  Besultate  fallen 
nach  ihm  fQr  das  Strychnin  stets  zu 
hoch,  für  das  Brucin  stets  zu  niedrig 
aus,  und  sind  ausserordentlich  abhängig 
von  der  Concentration  der  Flüssigkeit 
und  der  Fällungsdauer.  Solches  hat  sei- 
nen Grund  darin,  dass  das  Brucinferro- 
cyanat  aus  sauren  Flüssigkeiten  sich  auch 
abscheidet  und  zwar  bald  nach  der  Aus- 
scheidung des  Ferrocyanstrychnins  und 
um  so  mehr,  je  concentrirter  die  Lösung 
und  je  längere  Zeit  mit  dem  Abfiltriren 
des  Ferrocyanstrychnins  gewartet  wird, 
und  dass  das  sicn  bildende  saure  Ferro- 
cyanstrychnin  ein  der  Veränderung  aus- 
gesetzter Körper  ist. 

Wir  haben  die  exacten  Versuche 
Schweissinger'&  nicht  wiederholt,  bei 
dem  Studium  der  Ferrocyanate  des 
Strychnins  und  Brucins  aber  Gelegenheit 
gehabt,  manche  Beobachtungen  dieses 
Forschers  zu  bestätigen.  Gleicher  Zeit 
wurde  aber  auch  gefunden,  dass  Ferro- 
cyankalium dennoch  zur  Bestimmung  des 
Strychnins  neben  Brucin  brauchbar  ist. 
Die  von  uns  ausgearbeitete  Methode  ist 
eine  volumetrische  und  zeichnet  sich 
neben  grosser  Genauigkeit  dadurch  vor 
derjenigen  von  Dunstan  und  Short  aus. 

Versetzt  man  eine  stark  salzsaure,  nicht 
zu  verdünnte  (etwa  0,5-  bis  Iprocentige) 
Lösung  beider  Alkaloide  so  lange  mit 
einer  Lösung  von  Ferrocyankalium,  bis 
eine  filtrirte  Probe  der  Flüssigkeit  auf 
mit  verdünntem  Eisenchlorid  getränktes 
Papier  gebracht,  Blaufärbung  hervormfl, 
so  ist  das  gesanmite  Strychnin  als  saares 
Ferrocyanstrychnin 

(C21H22N2O2 .  H^FeONe) 

abgeschieden,  wüirend  das  Brucin  sich 
ebenfalls  vollständig  in  Lösung  befindet 
Das  unter  diesen  Bedingungen  gef&llte 
Strychninferrocyanat  ist  vöUig  frei  von 
Brucin.  Es  wnrde  mit  Ammoniak  zerlegt, 
das  Ammoniak  ward  verdunstet  und  das 
Alkaloid  abfiltrirt,  ausgewaschen  und  ge- 
trocknet Es  löste  sicn  in  concentrirter 
Salpetersäure  völlig  farblos  auf,  war  also 
frei  von  Brucin.  Auch  die  aus  dem  Fil- 
trat  vom  Ammoniakniederschlage  mit 
Chloroform  ausgezogene  Base  erwies  sich 
von  Brucin  frei,  wäirend  das  aus  einer 
sauren  Lösung  der  Strychnosalkaloide  mit 


121 


überschQssigem  Ferrocyankaliam  gefällte 
saure  Ferrocyanstryehnin  stets  Brucin 
enthält. 

Hat  man  eine  Lösung  von  bekanntem 
Gehalt  an  Ferrocjankalium,  so  kann  aus 
dem  verbrauchten  Volumen  derselben  die 
Menge  des  yorhandenen  Strychnins  be- 
stimmt werden. 

Naeh  der  Formel: 

Cj,H«|NaOi+4HCl+(K4FeCNe+3  H^O) 

=  CiiHMNaO^H^FeCNß  +  4KC1  +  3  HgO 

vermögen  244  Gewichtstheile  Ferrocyan- 
kalimn  334  Gewichtstheile  Strychnin  als 
saures  Ferrocyanstryehnin  zu  fällen. 

Nothwendig  ist,  dass  die  Lösung  der 
Alkaloide  ziemlich  concentrirt,  etwa  0,5  bis 
Iprocentig  ist,  weil  sonst  die  Einwirkung 
des  Ferrocyankaliums  auf  das  Strychnin 
zu  träge  ist  und  die  Ausscheidung  des 
Stryehninferrocyanats  nicht  sofort  erfolgt, 
wenn  auch  verdünntere  Lösungen  des 
Strychnins  noch  vollständig  durch  das 
Ferrocyankalium  zersetzt  werden.  Das 
zu  verwendende  mit  Eisenchlorid  ge- 
tränkte Papier  darf  nicht  völlig  getrock- 
net werden,  weil  es  sonst  leicht  zu  hart 
wird  und  das  Eindringen  der  Flüssigkeit 
ersehwert.  Da  Ferrocyanstryehnin,  frisch 
gef&IIt,  mit  Eisenchlorid  getränktes  Pa- 
pier bläut,  so  legt  man  auf  dieses  ein 
gleich  grosses  Stück  Filtrirpapier  und 
bringt  aarauf  mittelst  eines  Glasstabes 
die  zu  prüfende  Flüssigkeit.  Da  ferner 
die  Empfindlichkeit  der  zwischen  Eisen- 
chlorid und  Ferrocyankalium  stattfinden- 
den Beaction  begrenzt  ist,  so  wird  sich 
ein  Uebersehuss  an  Ferrocyankalium 
durch  Blänunff  des  Eisenehloridpapiers 
nur  dann  nachweisen  lassen,  wenn  die 
Verdünnung,  welche  dasselbe  in  der  zu 
titrirenden  Flüssigkeit  erfährt,  nicht 
ausserhalb  der  Grenzen  der  Empfindlich- 
keit jener  Beaction  liefft.  Bei  Benutzung 
kleiner  Mengen  Flüssigkeit  wird  sieh  bei- 
spielsweise schon  ein  Mehrverbrauch  von 
V]  0  ^^^  Ferrocyankaliumlösung  (10: 1000) 
leieht  zu  erkennen  geben,  während  in 
verdfinnteren  Lösungen  ein  gewisser 
Uebersehuss  derselben  erforderlich  ist, 
dessen  Grösse  dadurch  leicht  erkannt 
wird,  dass  man  zu  einem  der  zu  titriren- 
den Flüssigkeit  gleichen  Volumen  salz- 
sänrehaltigem  Wasser  soviel   der  volu- 


metrisehen  Ealiumferrocyanatlösung  hin- 
zufügt, bis  ein  Tropfen  der  Mischung 
Fernchloridpapier  blau  färbt.  Die  hier- 
zu verbrauchte  Menge  der  Ealiumferro- 
cyanatlösung ist  von  der  zur  Ausfällung 
des  Strychnins  erforderlichen  abzuziehen. 

Bestimmung  des  Strychnins  in 

einem  Gemenge  von  Brucin 

und  Strychnin. 

1.  Ein  Gemisch  von  0,145  g  Strychnin 
und  0,036g  Brucin  wurde  in  salzsäure- 
haltigem Wasser  gelöst  und  zu  der  Lös- 
ung eine  volumetrische  Ealiumferro- 
cyanatlösung (1  ccm  =  0,005184  E4Fe- 
CNe  +  3  HaO)  gefügt,  bis  ein  Tropfen 
der  Mischung  unter  den  angegebenen 
Bedingungen  mit  Eisenchlorid  durch- 
tränktes  Papier  bläute. 

Es  wurden  verbraucht  36,1  ccm  Ea- 
liumferrocyanatlösung =  0,1871424  E4- 
FeCN«  +  3  HaO,  welche  0,148  g  Strych- 
nin als  saures  Ferrocyanat  ausfällen. 

334.0,1871424       ...^ 

422 -^  ^'^*^ 

Angewandte  Menge.  Gefundene  Menge. 

0,146  0,148 

oder  berechnet  auf  100: 
'  100  102. 

2.  Ein  Gemisch  von  0,0208  g  Strych^ 
nin  und  0,0052  g  Brucin  vnirde  in  der 
gleichen  Weise  untersucht.  Verbraucht 
wurden  5,1  ccm  Ealiumferrocyanat,  welche 

0,026438  E4FeCN6  +  3  H^O  =  0,02095 

Strychnin  entsprechen. 

Angewandte  Menge.  Gefundene  Menge. 

0,0208  0,02095 

oder  berechnet  auf  100: 
100  100,7. 

Bestimmung  von  Strychnin  und 
Brucin  nebeneinander. 

Soll  in  einem  Gemische  der  Strychnos- 
alkaloide,  wie  solches  aus  den  Brech- 
nüssen,-aus  der  Tinctur.  Strychn.  oder 
aus  dem  Extract  Strychni  isolirt  worden 
ist,  der  Gehalt  an  Strychnin  und  Brucin 
bestimmt  werden,  so  muss  zunächst  die 
Quantität  desselben  auf  gewichts-  oder 
besser  maassanalytischem  Wege  ermittelt 
werden.  Die  maassanalytische  Bestimm- 
ung geschieht  nach  Schweissinger  mittelst 


122 


Vioo  N.  -  Salzsäure.  Man  ermittelt  die 
Menge  derselben,  welche  znr  Sättigung 
der  alkoholischen  Lösung  der  Alkaloide 
erforderlich  ist  Als  Indicator  dient  Goche- 
nillelösung.  Weit  zweckmässiger  —  aus 
Gründen,  welche  in  einer  demnächst 
folgenden  Arbeit  über  die  „Werthbe- 
stimmung  der  Strychnospräparate'' 
erläutert  werden  sollen  —  lOst  man  das 
Gemisch  der  Alkaloide  in  einem  gemes- 
senen überschüssigen  Volumen  Vioo  ^' 
Salzsäure  und  titrirt  den  Ueberschuss  der 
letzteren  mit  Vioo  N.-Natronlauge  zurück. 

Ein  Gemisch  von  0,1  g  Strychnin  und 
0,05  g  Brucin  wurde  in  50  ccm  Vioo  N^-" 
Sieilzsäure  gelöst  und  unter  Anwendung 
von  Cochenille  als  Indicator  mit  Vioo  ^<' 
Natronlauge  neutralisirt 

In  drei  Versuchen  wurden  9,1,  9,05, 
9,05,  im  Durchschnitt  9,05  ccm  Vioo  N-" 
Natron  verbraucht.  Zur  Sättigung  der 
Alkaloide  waren  mithin  50 — 9,05  =  40,95 
Vioo  N.- Salzsäure  erforderlich  gewesen. 
I)ie  bei  diesen  Versuchen  erhaltenen  neu- 
tralen Flüssigkeiten  wurden  mit  Salzsäure 
stark  angesäuert,  auf  je  10  ecm  eingedampft 
und  in  diesen  mit  Ferrocjankaliumlösung 
(1  ccm  s=  0,0039746  g  Strychnin)  das 
Strychnin  bestimmt.  Es  wurden  ver- 
braucht 25,4,  25,6,  25,9,  im  Mittel  25,6 
ccm  Ealiumferrocyanatlösung ,  welche 
0,10175  Strychnin  entsprechen. 

Da  nun  1  ccm  Vioo  N.- Salzsäure  = 
0,00834  Strychnin  ist,  so  werden  0,10175  g 
Stiychnin  30,46  ccm  Vioo  N-- Säure  be- 
anspruchen. Werden  diese  von  dem  f&r 
das  Alkaloidgemisch  zur  Sättigung  er- 
forderlichen l0,95  ccm  Viop  N.-Salzsäure 
abgezogen,  so  bleiben  10,49  Vioo  N.-Salz- 
säure übrig,  welche  das  Brucin  zur  Sät- 
tigung bedurft  hat.  Da  1  ccm  Vioo  ^•* 
Salzsäure  «  0,00466  Brucin,  so  entspre- 
chen 10,49  ccm  0,04915  Brucin. 

Angewandte  Mengen.  Gefundene  Mengen. 

Strychnin  0,1  0,1017 

Brucin      0,06  0,04916 

oder  auf  100  berechnet : 

101,7 
98;B. 

Diese  Methode,  welche  auf  der  quan- 
titativen Ausf&Uung  des  Strychnins  als 
saures  Ferrocyanat  durch  ein  bekanntes 
Volumen  Ferrocyankalium  in  saurer  was- 


S'^"|>«> 


seriger  Lösung  und  der  Nichtf&llung  des 
Brucins  unter  denselben  Bedingungen 
beruht,  hat  uns  in  zahlreichen  Fällen, 
von  welchen  einige  Beispiele  angeführt 
sind,  Resultate  ergeben,  welche  für  den 
in  Betracht  kommenden  Zweck  wohl  ge- 
nügen dürften.  Es  wurden  in  Gemengen 
von  Strychnin  und  Brucin  der  Gehalt  an 
Strychnin  statt 

zu  100  zu  102  101,7  100,7 
gefunden,  während  Sehtoeissinger  riAch 
dem  Verfahren  von  Dunstan  und  Short 
statt  je  100  Th.  des  vorhandenen  Strych- 
nins resp.  109,  111,3,  120,4,  128,7  fand, 
je  nach  dem  zwischen  Strychnin  und 
Brucin  obwaltenden  Mengenverhältnisse. 
Die  Wirksamkeit  der  aus  den  Brech- 
nüssen bereiteten  Präparate  hängt  nicht 
allein  von  der  Gesammtmenge  der  Alka- 
loide ab,  sondern  auch  von  dem  Verhält- 
niss,  in  welchem  die  beiden  Basen  in 
diesen  Arzneistoffen  vorkommen.  Wäh- 
rend nämlich  in  der  Art  der  physiologi- 
schen Wirkung  kein  bedeutender  Unter- 
schied zwischen  Strychnin  und  Brucin 
besteht,  weichen  diese  Stoffe  im  Grade 
der  Giftigkeit  von  einander  ab.  Wir 
sind  mit  Untersuchungen  beschäftigt»  den 
Gehalt  an  Strychnin  und  Brucin  in  Nox 
vomica  etc.  und  den  aus  diesen  bereiteten 
Präparaten  festzustellen  und  werden  über 
diese  Untersuchungen,  welche  einen  wei- 
teren Beleg  für  unsere  Methode  zu  er- 
bringen im  Stande  sind,  in  Bälde  be- 
richten. 

Brannschweig,  im  Februar  1887. 

Vorl&nflge  Mittheilnngen  Aber 
die  wirksamen  Bestandtheile  der 

AlantwurzeL 

Das  Bhizom  der  Inula  Helenium  war 
schon  in  der  alten  Welt  ein  ffeschätztes 
Heilmittel  fUr  Menschen  und  Tniere,  und 
hat  sich  bis  auf  unsere  Zeit  als  Haas- 
mittel erhalten.  Die  fein  gepulverte  Alant- 
wurzel mit  Honig  gemiscnt  wird  in  vielen 
Gegenden  gegen  Erkältungen  mit  Erfolg 
angewandt 

vor  drca  4  bis  6  Jahren  fand  nun 
Karab  in  dem  „Helenin"  ein  Mittel,  welches 
einen  antivitalen  Einfluss  auf  Tuberkel- 
bacillen  ausübte.  Nach  den  Yeranohen 
mit  Meerschweinchen  schien  es  sicher 


123 


dass  diesen  Thieren  eingeimpfte  Tuber- 
kelbaeillen  bei  gleichzeitiger  Anwendung 
Ton  Helenin  nieht  zur  EntWickelung  kamen. 
Seit  circa  zwei  Jahren  habe  ich  mich 
mit  den  Bestandtheilen  der  Alantwnrzel 
beschäftigt  und  kann  hier  bestätigen,  dass 
diverse  Bestandtheile  dieser  Wurzel  aJs 
beste  Antiseptica  auf  Tuberkelbacillen 
wirken.  Nach  meinen  Versuchen  sind 
es  namentlich  die  Alanlsäure  und  das 
Alantol ,  welche  solche  antiseptisehen 
Eigenschaften  in  höherem  Maasse  als 
Heienin  besitzen. 

Die  Alantsäure  C15H22O3  krystallisirt 
aus  Alkohol  in  weissen  Krystallen,  schmilzt 
bei  91<>,  sublimirt  und  verwandelt  sich 
dabei  in  das  Anhydrid  C15H20O2. 

Alantsänre  und  Anhydrid  sind  unlöslich 
in  Wasser,  löslich  in  Alkohol  und  in  fetten 
Oelen. 

IVlit  Alkalien  bilden  sich  leicht  lösliche 
Salze. 

Durch  Destillation  der  Wurzel  mit 
Wasser  erhält  man  ein  Gemenge  von 
Helenin,  Alantsäureanhydrid  und  Alantol. 

Alantol  G20B32O  ist  eine  aromatische 
Flüssigkeit,  welche  bei  200^  siedet;  es 
dreht  die  Polarisationsebene  nach  links, 
verbindet  sich  bei  längerer  Einwirkung 
mit  Wasser  und  besitzt  ozonisirende  Eigen- 
schaften. Es  ist  wahrscheinlich,  dass  sieh 
Alantol  bei  der  Destillation  aus  anderen 
Bestandtheilen  der  Wurzel  bildet.  Nach 
meiner  Darstellungsweise  habe  ich  diese 
beiden  Verbindungen  gemischt  erhalten 
und  diese  Mischung  wurde  auf  Tuberkel- 
bacillen geprüft.  Im  Allgemeinen  kann 
ich  hier  hervorheben,  dass  erwähntes 
Gemisch  sicherer  aseptisch  und  ener- 
gischer antiseptisch  wirkt,  als  das  frf&her 
angewandte  Helenin,  dass  aber  auch  diese 
Wirkung  am  besten  zur  Geltung  kam, 
wenn  frisebe  Alantwurzel  zur  Bereitung 
benutzt  wurde.  Nach  meiner  Ansicht 
hat  die  getrocknete  Wurzel  an  wirksamen 
Bestandtheilen  verloren  und  verliert  noch 
mehr  mit  dem  Alter. 

Durch  Versoebe  an  Thieren  und  Men- 
schen kann  ieb  constatiren,  dass  beide 
Verbindungen  ohne  hrgend  welche  schäd- 
hebe  Einwirkungen  auf  den  Gesammt- 
organiamus  längere  Zeit  hindurch  ein- 
genommen werden  können.  Das  Alantol 
wird  zun  Theii  durch  die  Lungen  wieder 


ausgeschieden  und  dürfte  an  Stelle  von 
Terpentinöl  bei  tuberkulösen  Erkrank- 
ungen anzuwenden  sein. 

Die  Alantsäure  ist  im  Harn  nicht  nach- 
zuweisen; wie  dieselbe  im  Körper  zersetzt 
wird,  ist  noch  nicht  aufgeklärt. 

Jedenfalls  kann  man  annehmen,  dass 
ein  Theil  dieser  Säure  ebenfalls  durch 
den  Athmungsprocess  ausgeschieden  wird, 
und  darauf  beruhen  die  entschieden  gün- 
stigen Einwirkungen  der  Säure  auf  tuber- 
kulöse Proeesse.  Verschiedene  Phthisiker 
in  theils  mehr,  theils  weniger  vorge* 
schrittenem  Stadium  haben  beide  Verbind- 
ungen längere  Zeit  eingenommen  und 
befinden  sich  besser  als  vor  dem  Gebrauch. 

Die  Veröffentlichung  der  einzelnen  Fälle 
bleibt  einer  späteren  Zeit  vorbehalten, 
es  war  nur  der  Zweck,  an  dieser  Stelle 
auf  obige  Medicamente  aufmerksam  zu 
machen. 


Gr.-Neuhausen,  S.-W. 


Marpmatm. 


Auf  dem  j fingst  in  Moskau  stattgehabten 
Congress  rassischer  Aerzte  schlag  Dr.  Krem- 
janhfci  Anilin  als  Mittel  geilen  Phthise  vor. 
Anilin  tCdte  die  Taherkelbacillen  in  kurzer 
Zeit,  es  sei  aber  noch  keine  Anilin vei^ftong 
mit  tOdtlichem  Ansgang  beim  Menschen  be- 
kannt. »Man  brauche  deshalb  nur  meh- 
rere Tage  hintereinander  die  be- 
treffenden Patienten  mit  Anilin  zu 
vergiften,  um  Fämmtliche  Bacillen 
zu  todten  und  die  Kranken  von  der 
Schwindsucht  radikal  zu  heilen." 


Sublimat  -  Eochsalipastillen. 

Zur  raschen  Bereitung  von  Sublimat- 
lösungen bestimmter  Stärke  werden  von 
Professor  j4w^tfr«r  in  München  comprimirte 
Pastillen  empfohlen,  welche  aus  gleichen 
Theilen  Sublimat  und  Chlornatrium  be- 
stehen und  in  verschiedenen  Gewichten 
nach  seiner  Angabe  hergestellt  werden. 

Zweifellos  bieten  derartige  dosirte 
Pastillen  dem  Arzte,  besonders  dem  Land- 
arzte mannigfache  Yortheile,  doch  wird 
man  ebenso  gut  und  praktisch  dosirte 
Pulver  auch  aus  Kochsalz  und  Sublimat  ää 
herstellen  können.  Die  antiseptische  Wirk- 
ung der  leicht  löslichen  Doppelverbindung 
des  Sublimats  mit  Chlomatrium  soll 
gleich  der  des  Sublimats  mit  Chlorammoni- 
um ebenso  gross  sein,  als  diejenige  des 
Sublimats  allein.    Ferner  hebt  Professor 


124 


Angerer  hervor,  dass  sich  Sublimatkoch- 
salzlösungen besser  halten,  als  Sublimat- 
lösungen allein  und  dass  dies  durch  Ver- 
suche in  seinem  Auftrage  von  Apotheker 
Schillinger  nachgewiesen  sei. 

CentrdSbl.  f.  Chirurg.  1887  Nr.  7. 

Zu  letzterem  Satze  sei  die  Bemerkung 
gestattet,  dass  die  Doppelverbindungen 
des  Sublimats  mit  Chloriden  bereits  vor 
40  Jahren  recht  gründlich  studirt  worden 
sind  und  dass  es  nicht  neuer  Versuche, 
sondern  nur  des  Nachschlagens  in  den 
Lehrbüchern  bedarf,  um  sich  über  die- 
selben zu  unterrichten.  Prof.  Liebreich 
hat  erst  kürzlich  (Therapeut.  Monatsh. 
Nr.  1)  in  einem  Aufsatze  „zur  Sublimat- 
frage'' darauf  hingewiesen,  dass  es  kein 
sehr  erhebendes  Schauspiel  sei,  jetzt  mit 
anzusehen,  wie  von  manchen  Seiten  der 
Sublimat  wie  ein  vollständig  neuer  Körper 
behandelt  werde.    Prof  L.  sagt  u.  A.: 

„Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dass  bei  dem 
Gebräu ch  neuer  Heilmittel  sich  dadurch  Schwie- 
rigkeiten fflr  die  Anwendung  zeigen,  dass  die 
bisher  unbekannten  Substanzen  m  ihren  che- 
mischen und  physiologisch  •  chemischen  Eigen- 
thQmlichkeitcn  nicht  genügend  gekannt  sind. 
Wir  sehen,  wie  weitere  Forschungen  zur  Fest- 
stellung der  Individualität  eines  chemischen 
Körpers,  die  Erkennung  des  pharmako- dyna- 
mischen Werthes  fördern  und  richtisr  stellen.  — 
Die  Greschichte  der  Heilmittel  und  Heilmethoden 
zeigt,  dass  sehr  häufig  bei  Substanzen,  die  als 
Medicamente  äusserst  werthvoU  sind,  durch  an- 
fängliche ünkenntniss  und  Mangel  an  Erfahrung 
Aber  die  Eigenschaften  zuerst  sogar  Misserfolge 
eintreten,  welche  später  nicht  mehr  zur  Be- 
obachtung kommen.  — 

Es  gehört  also  eine  gewisse  Eenntniss  der 
Eigenschaften  einer  Substanz  dazu,  um  dieselbe 
therapeutisch  richtig  zu  yerwerthen 

Alle  diese  Gründe  sollten  aber  dach  in  Weg- 
fall kommen,  wenn  es  sich  um  Anwendung  bereits 
längst  bekannter  Substanzen  handelt,  von  denen 
die  chemischen  Eigenschaften,  wenn  auch  nicht 
vollständig,  doch  in  ausgiebigster  Weise  bekannt 
sind. 

Wenn  Eupfersulfat,  Eisenchlorür,  Chlorkalk, 
Sublimat  oder  andere  in  dem  Register  der  an- 
organisch-chemischen Körper  leicht  auffindbare 
und  leicht  verständliche  Substanzen  zu  neuen 
therapeutischen  Indicationen  benutzt  werden, 
sollte  man  meinen,  dass  sich  hier  nicht  dieselben 
umständlichen  Untersuchungen  zu  wiederholen 
brauchten,  die  für  die  Einführung  neuer,  bisher 
nicht  gekannter  Körper  nothwendig  sind.  — 
Eine  Reihe  von  Abhandlungen  jedoch  zeigt,  dass 
Aerzte,  welche  das  durch  Koch'»  Empfehlungen 
in  Schwung  gekommene  Sublimat  benutzen 
wollen,  an  diese  Frage  herantreten,  als  wenn 
es  sich  um  eine  Substanz  handle,  welche  durch 


eine  neue  chemische  Entdeckung  zum  ersten 
Mal  der  medicinischen  Welt  vorgeführt  würde. 

Aber  gerade  beim  Sublimat  zeigt  es  sich,  dass 
dasselbe  nach  allen  Richtungen  hin  ein  gut 
gekannter  Körper  ist. 

Neues  zu  finden  und  als  Solches  hinzustellen, 
gelingt  wohl  nur  Dengenigen,  welcher  einiger- 
maassen  die  Literatur  mit  kritischem  Auge  durch- 
mustert hat." 


Darstellung  voa  BromäthyL 

Das  Bromäthyi ,  über  welches  wir  bereits 
Ph.  C.  21,  339  berichteten ,  soll  neuerdings 
wieder  mehr  in  Aufnahme  gelangen.  Es  wird 
darauf  hingewiesen,  dass  die  ungünstigen  Re- 
sultate, welche  ssuweilen  bei  der  Verwendung 
des  Aethylbromids  auftraten ,  wahrscheinlich 
durch  unreine,  zersetzte  oder  nicht  genügend 
starke  Präparate  verursacht  wurden. 

Dr.  A.  Langgaard  macht  ferner  darauf 
aufmerksam  (Therapeut.  Monatshefte  I,  62), 
dass  das  Bromäthyi  ein  Körper  ist,  welcher 
relativ  leicht  bei  längerem  Aufbewahren 
durch  die  Einwirkung  des  Lichts  und  der 
Luft  eine  Zersetzung  erfahrt. 

Es  ist  deshalb  von  der  Benutzung  eines 
Präparates,  welches  einen  hervorstechend  un- 
angenehmen oder  auch  nur  im  geringsten 
stechenden  Geruch  zeigt  und  beim  Schütteln 
mit  Wasser  diesem  eine  saure  Reaction  er- 
theilt,  unter  allen  Umständen  Abstand  zu 
nehmen. 

Vielleicht  dürfte  auch  bei  dem  Broniäthyl, 
wie  dies  für  das  Chloroform  bereits  lange  be- 
kannt ist,  ein  geringer  Zusatz  von  Alkohol, 
der  für  die  Wirkung  vollkommen  irrelevant 
ist,  die  leichte  Zersetzbarkeit  herabmindern, 
und  ausserdem  würde  ich  die  Aufbewahrung 
in  kleinen,  ganz  gefüllten,  gut  verkorkten 
und  gefärbten  Flaschen  empfehlen.  Ferner 
erläutert  Dr.  LanggcLord  die  Darstellung: 
Das  Bromäthyl  wird  entweder  erhalten  durch 
Einwirkenlassen  von  Brom  auf  Alkohol  bei 
Gegenwart  von  amorphem  Phosphor  oder 
durch  Destillation  eines  Gemenges  von  Alko- 
hol mit  Schwefelsäure  und  Bromkalium. 

Zu  einem  für  die  medicinische  Anwendung 
bestimmten  Präparate  soll  nach  Dr.  Lang- 
gaard nur  die  letztere  Darstellungsweise  be- 
nutzt werden.  Er  hat  gefunden,  dass  die 
Vorschrift  der  neuen  Ausgabe  des  Codex 
fran9.  ein  gutes  Präparat  liefert.  „Nach  der- 
selben werden  70  g  Alkohol  von  95  pCt.  mit 
120  g  concentrirter  Schwefelsäure  unter 
dauerndem  Abkühlen   gemischt  und  in    die 


I 


125 


kalte  Mischung  1 20g  gepulvertes  Bromkalium 
in  kleinen  Portionen  unter  Vermeidung  von 
Erwärmung  eingetragen. 

Der  die  Mischung  enthaltende  Ballon  wird 
mit  einem  Liebig'schen  Ruhler  versehen, 
welcher  mit  seinem  freien  Ende  unter  Wasser 
taacht,  um  eine  Verdunstung  des  gebildeten 
Bromfithyls  zu  verhindern. 

Nach  beendeter  Reaction  wird  aus  dem 
Saodbade  bei  circa  125^  C.  abdestillirt ,  das 
Destillat  mit  einer  öproc.  Lösung  von  kohlen- 
saurem Kali,  darauf  mit  dem  drei-  bis  vier- 
fachen seines  Volumens  destillirten  Wassers 
gewaschen  und  mit  Chlorcalcium  entwässert. 

Das  erhaltene  Produet  wird  mit  dem  >/i<> 
seines  Gewichtes  süssen  Mandelöles  (gutes 
Olivenöl  leistet  dieselben  Dienste)  gemischt, 
aas  dem  Wasserbade  abdestillirt  und  das  bei 
39^  C.  Uebergehende  gesondert  aufgefangen.  ** 

Diese  Darsteliungsweise  weicht  in  etwas 
von  der  in  Ph.  C.  21,  339  gegebenen  ab. 


Zar  Prüfung  von  Tincturen. 

M.  C  Traub  bespricht  in  der  Schweiz. 
Wochenschr.  f.  Pharm.  28t  57  im  Anschluss 
an  die  Arbeiten  von  Schneider -SprottAu.  und 
BieUrich  -  Helfenberg  die  Prüfung  der  Tinc- 
turen. Er  weist  darauf  hin,  dass  die  heute 
üblichen  Methoden  der  Bereitung  von  Tinc- 
turen vieler  Verbesserungen  fähig  und  be- 
dürftig seien  und  führt  zum  Beleg  hierfür 
die  Resultate  der  Analysen  von  30  Proben 
Tinct.  Chinae  spl.  auf,  welche  er  ausgeführt 
hat.  Diese  30  verschiedenen  Muster  düFerir- 
ten  in  Bezug  auf  ihren  Gehalt  an  Alkohol 
und  Eztract  allerdings  ganz  erheblich.  Die 
Bestimmungen  selbst  führte  Trwib  in  folgen- 
der Weise  aus.  Er  destillirte  von  50  g  Tinc- 
tur  den  Alkohol  ab  und  unmittelbar  nachdem 
das  Destillat  wieder  auf  50  g  ergänzt  war, 
dessen  spec.  Qewicht,  also  den  Alkoholgehalt. 

Zur  Bestimmung  der  Trockensubstanz  wog 
er  in  einem  tarirten  Kölbchen  10  g  Tinctur 
ab  and  trocknete  diese  im  Wasserbade  bei 
70  ^  unter  gleichzeitiger  Evaluirung  des 
Trockengefiteses  so  lange  aus,  bis  drei  Wäg- 
un^en  keine  Gewichtsdifferenz  mehr  ergaben. 
Die  Vortheile,  welche  das  Arbeiten  im  Vacuum 
gegenüber  der  Verwendung  des  gewöhnlichen 
Trockenofens  bietet,  liegen  auf  der  Hand, 
auch  die  Verwendung  eines  leicht  verschliess- 
baren  Kölbchens  an  Stelle  eines  Uhrglases 
bietet  beim  Wiegen  sowohl  der  Tinctur  als 


des  oft  hygroskopischen  Extractes  bestimmt 
Erleichterungen.  Nebenbei  bemerkt  er,  dass 
das  Austrocknen  in  der  Regel  einen  Zeitraum 
von  drei  bis  vier  Stunden  beansprucht  und 
durch  Eintauchen  des  Kölbchens  bis  hart  an 
seinen  Rand  wesentlich  befördert  wird. 

Die  Bestimmung  des  Alkoholgehaltes  ge- 
stattet einen  richtigeren  Einblick  in  die  Zu- 
sammensetzung einer  Tinctur,  als  dies  durch 
Ermittelung  des  spec.  Gewichtes  möglich  ist. 

Schliesslich  stellt  M..  C  Traüb  weitere 
Mittheilungen  in  Aussicht,  in  denen  er  Vor- 
schläge zur  rationelleren  Herstellung  von 
Tincturen  machen  will. 


üeber  Natrium  bioarbonicmn. 

Zeftmafm-Rendsburg  macht  in  der  Pharm. 
Zeit,  darauf  aufmerksam,  dass  in  neuerer  Zeit 
ein  Natrium  bicarbonicum  purum  Ger  man.  im 
Handel  vorkommt,  welches  als  probehaltig 
declarirt  wird,  jedoch  stark  ammoniakhaltig 
ist  und  auch  thioschwefelsaures  Natrium  (aber 
kein  Arsen)  enthält.  Es  ist  ein  weisses  Pulver, 
bei  grösseren  Mengen  mit  einem  Stich  ins 
gelblich- röthliche,  von  nicht  bitterem,  aber 
salzigem ,  deutlich  ammoniakalischem  Ge- 
schmack, und  entwickelt,  in  einem  Reagens- 
glase für  sich  erhitzt,  Wasserdämpfe  mit  stark 
ammoniakalischem  Geruch.  Die  quantitative 
Bestimmung  ergab  0,85  pCt.  Ammoniak,  was 
einem  Gehalte  von  2,6  pCt.  Ammoncarbonat 
entspricht;  von  thioschwefelsaurem  Natrium 
waren  0,06  pCt.  vorhanden. 

Th.  Salzer  weist  in  demselben  Blatte  da- 
rauf hin,  dass  Erhitzen  einer  Probe  im  Glas- 
röhrchen, in  dessen  oberes  Ende  man  ein 
Stückchen  befeuchtetes  Curcumapapier  ein- 
gelegt, noch  0,05  pCt.  Ammoniumcarbonat 
erkennen  lasse.  Zweifellos  ist  diese  Prüfung 
die  rationellste  und  genaueste. 

lieber  die  Ursache  des  in  letzter  Zeit 
öfters  beobachteten  Vorkommens  von  Natri- 
umthiosulfat  und  Ammoncarbonat  im  Natri- 
umbicarbonat  bringt  die  Chem.-techn.  Zeit, 
folgende  Notiz :  Noch  vor  einigen  Jahren  war 
alles  in  den  Handel  kommende  Natrium  bicar- 
bonicum nach  der  alten  bekannten  Methode 
dargestellt,  nämlich  durch  wochenlanges  Ein- 
leiten von  Kohlensäure  in  Kammern,  in  denen 
sich  Kxystallsoda  befindet,  und  Trocknen  des 
Productes  in  einer  Kohlensäure -Atmosphäre. 
Bei  dieser  Methode  dürfte  eine  Verunreinig- 
ung mit  unterschwefligsaurem  Natron  wohl  so 


126 


ziemlich  aasgeschlossen  sein.  Letzteres  könnte 
nur  dann  in  der  Krystallsoda  enthalten  sein, 
wenn  dieselbe  nicht  aus  calcinirter  Soda,  son- 
dern direct  aus  carbonisirter  Rohsodalauge 
dargestellt  worden  wäre,  sollte  dies  aber  der 
Fall  sein,  so  dürfte  es  wohl  mit  dem  dnrch 
die  Umwandlung  des  Monocarbonates  in  Bi- 
carbonat  aus  der  Erystallsoda  frei  werdenden 
und  abfliessenden  Krystailwasser  entfernt 
werden. 

In  den  letzten  Jahren  wird  das  Natr.  bicarb. 
im  Grossbetriebe  in  der  Weise  hergestellt, 
dass  in  besonderen,  sich  um  ihre  Axe  drehen- 
den Trommeln  Kohlensäure  mit  Sodasalz,  er- 
halten durch  Aussoggen  von  Rohsodalauge, 
in  Berührung  gebracht  wird.  Ein  Präparat, 
nach  dieser  Methode  dargestellt,  kann  ziemlich 
leicht  mit  unterschwefligsaurem  Natron  be- 
haftet sein,  da  letzteres  durch  das  Carbonisiren 
der  Rohsodalauge  nicht  verändert  wird  und 
beim  Aussoggen  einer  solchen  Lauge  zwar 
zunächst  Ausschläge  erhalten  werden,  die  frei 
von  unterschwefligsaurem  Natron  sind,  später 
aber,  wenn  die  Laugen  reicher  an  diesem  Salz 
geworden  sind,  sich  auch  Ausschläge  ergeben, 
die  kleine  Mengen  davon  enthalten. 

Was  nun  die  Verunreinigung  des  Natrium 
bicarbonicum  mit  kohlensaurem  Ammoniak 
anbetri£Pt,  so  entstammt  ein  solches  Natr. 
bicarb.  dem  Ammoniaksodaprocess.  Der  Ge- 
danke ,  aus  dem  durch  Behandeln  gesättigter 
Kochsalzlösung  mit  Kohlensäure  und  Am- 
moniak erhaltenen  Bicarbonat  ein  Natrium 
bicarbonicum  herzustellen,  liegt  gewiss  nahe, 
allein  die  Ausfuhrung  stösst  auf  Hindemisse ! 
Das  kohlensaure  Ammoniak  haftet  jenem  Bi- 
carbonat—  jedenfalls  in  Gestalt  von  Doppel- 
verbindungen —  dermaassen  fest  an,  dass  es 
weder  durch  Auswaschen  noch  dnrch  üm- 
krystallisiren  gelingt,  dasselbe  zu  entfernen. 
Es  enthält  daher  alles  Natrium  bicarbonicum, 
durch  Trocknen  des  im  Ammoniaksodaprocess 
erhaltenen  Zwischen productes  hergestellt,  Am- 
moniaksalze ;  die  Menge  der  letzteren  wechselt, 
da  sie  verschieden  ist,  je  nach  den  Bedingun- 
gen, unter  denen  die  Fällung  des  Ammoniak- 
sodabi carbonats  vor  sich  geht.  Ein  solches 
Natrium  bicarbonicum  hat  stets  eine  mehr 
oder  minder  grau-röthliche  Färbung  von  ganz 
geringen  Mengen  Eisenoxyd  herrührend,  die, 
so  winzig  sie  auch  sein  mögen,  doch  die  Weisse 
des  Präparates  beeinflussen.  g. 


JStoÜz  zu  Alnmen  cradnm. 

Th,  Salzer  (Pharm.  Zeit.)  untersuchte  einen 
Al&un,  welcher  allen  Anforderungen  der 
Pharmakopoe  entsprach  und  nur  dadurch  auf- 
fiel, dass  er  verhältnissmässig  schwer  löslich 
war.  Kall- Alaun  löst  sich  in  101/2  Theilen 
Wasser,  das  vorliegende  Präparat  gebrauchte 
die  18  fache  Menge  Wasser  zur  Lösung.  Die 
Spektralanalyse  verrieth  die  Gegenwart  von 
Rubidium  (auch  etwas  Cäsium)  und  Saleer 
schätzt  die  Menge  des  im  betreffenden  Kali- 
Alaun  enthaltenen  Rubidium-Alaun  auf 
20  bis  25  pCt. 

Das  Vorhandensein  von  Rubidium  -  Alaun 
erklärt  sich  dadurch,  dass  gegenwärtig  viel 
Alaun  aus  Lepidolith  dargestellt  wird.  Das 
ganze  Vorkommniss  ist  aber  wieder  ein  Be- 
weis für  die  Nothwendigkeit,  der  Prüfung  der 
Arzneimittel  um  so  mehr  Aufmerksamkeit  zu- 
zuwenden, je  mehr  die  chemische  Industrie 
bestrebt  ist,  stets  neue  und  billigere  Darstell- 
ungsweisen der  Chemikalien  aufzufinden. 

9- 

Zur  maassanaljrtischen  BeBtimin- 
luig  der  SchwefelsAure  in  Wässern. 

Dr.  Fricke  giebt  in  seiner  Inaugural-Disser- 
tation  „Die  Hydrographie  der  8tadt  Königs- 
lutter und  des  Elmgebietes**  nach  einer  Prüf- 
ung und  Kritik  der  bis  jetzt  bestehenden 
Methoden  zur  maassanalyti sehen  Bestimmung 
der  Schwefelsäure  (s.  a.  Fresenius  Bd.  I)  die 
folgende  Methode  an: 

Eine  neutrale  Kaliumsulfatlösung ,  welehe 
2,688  Schwefelsäureanhydrid  im  Liter  ent- 
hielt, wurde  mit  Barytwasser  von  bekanntem 
Gehalt  gekocht,  aus  der  siedend  heissen  Flüs- 
sigkeit der  Ueberschuss  des  Barythydrates 
durch  wenige  Blasen  Kohlensäure  gefällt  und 
nun  etwa  10  Minuten  lang  gekocht.  Der  aus 
Baryumsulfat  und  Baryumearbönat  bestehende 
Niederschlag  wurde  abfiltrirtund  mit  i/m  Nor- 
malsalzsäure zur  Zersetzung  des  kohlensauren 
Baryts  gekocht.  Aus  der  Menge  der  ver- 
brauchten Salzsäure  war  der  Ueberschuss  des 
Baryumhydroxydes  zu  berechnen  und  ans  der 
Differenz  dieses  mit  der  gesammten  Menge 
des  angewendeten  Baryumhydroxydes  die  zur 
Fällung  vorhanden  gewesene  dehwefeMore 
constatirt. 

Eine,  allerdings  sehr  kleine  FehlerqneUe 
bei  dieser  Methode  besteht  darhk,  daas  bei 
dem  Einleiten  von  Kohfensiure  in  Barftwasser 


127 


Spnren  Ton  loslithem  kohlensauren  Baryt 
entstehen,  welche  beim  Kochen  nicht  ganz 
sersetit  werden  und  £3r  die  Beelimmung  ver- 
loren  gehen. 

Für  die  Beetimmnng  der  Schwefelaänre  im 
Trinkwaeeer  moes  die  Abecheidnng  des  Kalks 
der  Operation  Toransgehen. 

Man  kocht  äOOcem  Wasser  mit  einigen 
Tropfen  Natrinmearbonatl5enng,  wodnrch  der 
Kalk  Tollstfittdig  and  sehneil  gefällt  wird. 
Von  dem  genau  auf  200  ccm  wieder  anfgefuU- 
ten  Filbrate  werden  100  eem  abgenommen, 
genau  neotralisirt  und  wie  oben  angegeben 
veiter  geprüft. 

D.  Südd.  Apo(h.'Ztg,  1887,  Nr.  4. 

Wenn  man  bedenkt,  dass  die  gewichtsana- 
l/tische  Bestimmung  der  Schwefelsäure,  wenn 
dsB  Filter  mit  dem  Baryumsulfat  feucht  ver- 
brannt wird,  in  ziemlich  kurzer  Zeit  zu  einem 
Bieheren  Resultate  führt,  so  wird  die  oben 
erwähnte  Methode  nur  da  Vortheile  bieten, 
wo  viele  Bestimmungen  nebeneinander  aus- 
geführt werden  sollen.  —os.— 


Bequeme  Methode  zur  Entwicklung 

von  Chlorgas  aus  Chlorkalk  unter 

Anwendung  des  Kipp'schen 

Apparates. 

Von  Clemens  Winkler. 

Die  im  Laboratorium  noch  immer  allge* 
mein  gebräuchliche  Methode  der  Chloigas- 
entwickelung  unter  AnwendungvonBraunstein 
ist,  abgesehen  von  ihrem  unregelmässigen 
Yerlaaf,  schon  der  erforderlichen  Erwärmung 
halber  mit  mancherlei  Unbequemlichkeiten 
verbunden ;  vor  Allem  aber  leidet  sie  an  der 
Unvollkommenheit,  dass  man  die  GkMont- 
wickelnng  nicht  beliebig  unterbrechen  und 
wieder  in  Gang  setzen  kann. 

Chlorkalk  entwickelt  schon  bei  gewdhn- 
licber  Temperatur  mit  verdünnter  Salasänre 
reicblieh  Chlorgas,  aber  bei  der  pulverformi- 
gen Beeebaffenheit  desselben  ist  die  Ent- 
wickelung eine  anfiinglich  stfirmische  und 
dann  rasch  nachlassende. 

Man  kann  aber  Chlorgas  mit  derselben  Be- 
quemlichkeit aus  Chlorkalk  entwickeln,  wie 
beispielsweise  Kohlensäure  aus  Elalkstein, 
wenn  man  den  Chlorkalk  unter  Anwendung 
eine«  geeigneten ,  indüferenten  Bindemittels 
zu  Stficken  formt  und  mit  diesen  einen  ge- 
wöhnlichen   JC^'sehen    Gasentwickelnngs- 


apparat  fHllt.  Als  ein  für  diesen  Zweck 
brauchbares  Bindemittel  hat  sich  der  ge- 
brannte Gyps  erwiesen.  Die  Formung  selbst 
wird  auf  folgende  Weise  vorgenommen : 

Man  mengt  besten,  trockenen  Chlorkalk 
mit  einem  Viertel  seines  Gewichts  gebrannten 
Gyps  auf  das  Innigste  und  feuchtet  das  Ge- 
menge mit  kaltem  Wasser  in  dem  Maasse  an, 
dass  beim  Durcharbeiten  eine  feuchte,  bröck- 
lige Masse  entsteht,  die  sich  nur  mit  Mühe  zwi- 
schen denFingern  ballen  lässtGrössererW  asser 
Zusatz  ist  zu  vermeiden.  Durch  kurzes  Stampfen 
mit  einer  eisernen  Mörserkeule  ertheilt  man 
dieser  Masse  die  erforderliche  Homogenität 
und  schlägt  sie  sodann  in  ein  auf  horizontaler 
Grundlage  ruhendes,  eisernes  Kahmengeviert 
von  10  bis  12  mm  Höhe,  wozu  man  sich 
eines  flachen,  eisernen  Schlägels  bedient. 
Wenn  der  Bahmen  reichlich  vollgestampft 
ist,  breitet  man  über  seinen  Inhalt  ein  Stück 
Wachstuch  oder  Gummiplatte  und  unterwirft 
das  Ganze  dem  Druck  einer  starken  Presse. 
Die  jetzt  fertige  viereckige  Chlorkalkscheibe 
wird  dann  unter  Anlegung  einer  eisernen 
Beissschiene  an  den  sie  umschliessenden 
Rahmen  zu  Würfeln  geschnitten,  dann  aus 
dem  Rahmen  heraus  und  auf  eine  Holz-  oder 
Blechunterlage  gedrückt  und  bei  einer  20® 
nicht  überschreitenden  Temperatur  möglichst 
rasch  getrocknet.  Die  noch  lose  an  einander 
haftenden  Würfel  trennt  man  zwischen  den 
Fingern  und  bewahrt  sie  in  gut  schliessenden 
Gelassen  zum  Gebrauche  auf. 

Um  diese  Würfel  sur  Chlorentwickelung 
zu  benutzen,  füllt  man  sie  in  einen  JErpj^'schen 
Gasentwickelungsapparat  mit  eingeschlifiTenem 
Glashahn  und  beschickt  diesen  im  Uebrigen 
mit  Salzsäure  von  1,124  spec.  Gewicht,  die 
vorher  mit  ihrem  gleichen  Volumen  Wasser 
verdünnt  worden  war.  Die  angewendete 
Säure  braucht  nicht  chemisch  rein  zu  sein, 
aber  sie  darf  keine  Schwefelsäure  enthalten, 
weil  sonst  Auskryitallisation  von  Gyps  ein- 
tritt. Der  als  Bindemittel  verwendete  Gyps 
verursacht  dagegen  keine  Störung;  er  fällt  in 
dem  Maasse,  als  der  Chlorkalk  zur  Auflösung 
gelangt,  als  dichtes  Pulver  nieder  und  lagert 
sich  am  Boden  des  Apparates  als  wenig  volu- 
minöse Schicht  ab. 

Die  chemische  Fabrik  von  ZT.  TrommS" 
dorff  in  Erfurt  hat  sich  bereit  erklärt,  die 
Herstellung  und  Lieferung  von  Chlorkalk  in 
Würfelform  an  übernehmen. 

Ber.  d.  D.  Chem.  Ge$.  XX,  U. 


128 


Nachweis  von  Salpetersftnre. 

Der  Nachweis  und  die  Bestimmang  von 
Salpetersäure  in  Trinkwässern  von  Grandväl 
und  Lajoux  beruht  auf  der  Bildung  von 
Pikrinsäure  und  der  colorimetrischen  Yer- 
gleichung  der  gelbgefarbten  Ammonium- 
picrinatlösung  mit  einer  ähnlichen  Lösung 
Ton  bekanntem  Gebalt.  100  com  des  Wassers 
werden  zur  Trockne  verdampft,  5  Tropfen 
Phenolschwefelsäure  (18|5  ccm  concentrirte 
Schwefelsäure,  1,5  ccm  Wasser,  3,0g  Phenol) 
und  dann  2  ccm  destillirtes  Wasser  zugefügt, 
hierauf  mit  einem  Ueberschuss  von  Ammoniak 
versetzt,  filtrirt  und  mit  destillirtem  Wasser 
auf  100  ccm  verdünnt.  Als  Controlflüssig- 
keit  dient  eine  Lösung  von  0,936  g  Kalium- 
nitrat  in  1  1  =  0,0005  N205  in  1  ccm  oder 
0,72214  g  Kaliumnitrat  in  1 1  =  0,0001  N 
in  1  ccm. 

10  ccm  der  Controlflüssigkeit  werden  in 
ähnlicher  Weise  mit  Phenolschwefelsäure  be- 
handelt und  auf  500  ccm  verdünnt  und  hierauf 
beide  Flüssigkeiten  colorimetrisch  verglichen. 
8.  AnaiysL  1885,  19, 


Zur  Butterprüfung. 

Sanitätsrath  Dr.  TToif/f- Erfurt  glaubt  auf 
Grund  seiner  Erfahrungen  folgende  vor- 
läufige Prüfung  der  Butter  empfehlen  zu 
können.  Das  Verfahren  besteht  darin,  dass 
man  von  der  verdächtigen  Butter  eine  grössere 
Quantität,  etwa  10  bis  15  g  mit  kochendem 
Wasser  zusammenrührt.  Besteht  die  Butter 
aus  reiner  Sahne,  so  wird  diese  sich  nach  dem 
Erkalten  als  eine  unverbundene,  lockere 
Sahnenschicht  auf  der  Oberfläche  ansammeln ; 
im  Gegensatz  hierzu  bildet  bei  derselben 
Manipulation  die  Margarinbutter  wegen  ihres 
beträchtlichen  Talggehalts  einen  festen  Klum- 


pen, während  die  Milchbutter  je  nach  ihrer  Be" 
schaffenheit  sich  mehr  der  Sahnen-  oder  mehr 
der  Margarinbutter  nähert,  sich  aber  in  jedem 
Falle  durch  unverkennbare  gröesere  Härte 
und  Gebundenheit  von  der  reinen  natürlichen 
Butter  unterscheidet.  Jedes  derartige  Resul- 
tat wird  zweifelsohne  eine  weitere  Untersuch- 
ung rechtfertigen  and  daher  sollen  mit  dem 
Verfahren  die  betreffenden  Execativbeamten 
vertraut  gemacht  werden,  um  auf  diese  Weise 
dieselben  zu  befähigen,  eine  ständige,  vor- 
läufige Butterkontrole  in  derselben  Art 
vorzunehmen,  wie  sie  eine  solche  bei  der 
Marktmilch  schon  längst  ausüben. 


Coltunbin. 

Zur  Darstellung  des  Colnmbins  giebt 
Duquesnel  folgende  neuere  Methoden : 

Die  gepulverte  Columbowurzel  wird  mit 
95  proc.  Alkohol  ausgezogen,  der  Alkohol  ab- 
destillirt  and  der  Destillationsnickstand  zum 
SjTup  verdunstet,  der  mit  Chloroform  behan- 
delt wird.  Der  nach  dem  Abdestilliren  des 
Chloroforms  zurückbleibende,  darin  gelost 
gewesene  Theil  wird  mit  60  proc.  Alkohol  be- 
handelt, der  nur  färbende  Stoffe  löst,  das  Co- 
lumbin  aber  nicht  auflosst.  Das  letztere 
wird  unter  Zuhilfenahme  von  Thierkofale  aus 
starkem  Alkohol  umkrystallisirt. 

Die  Ausbeute  beträgt  0,35  bis  0,4  pCt. 

Die  Angabe  über  die  Eigenschaften  des 
Columbins  sind  die  schon  bekannten,  in  den 
Lehrbüchern  enthaltenen ;  anffallig  ist  jedocli 
die  Angabe,  dass  sich  das  Columbin  mit 
Säuren  verbinde,  während  es  nach  Angabe 
der  Lehrbücher  (Husemann'Hüger;  Pflanzen- 
Stoffe)  von  wässrigen  Alkalien  gelost  and 
durch  Säuren  daraus  niedergeschlagen  wird. 
8,  Ärchives  de  Phamuneie  1887,  7. 


J9f 6  XJrneuerung  des  Abonnentents 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  die  Bestellungen  vor 
Ablauf  des  Monats  bewirken  zu  wollen^  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter^ 
brechung  eintritt. 

Fehlende  Nummern  wolle  man  sofort  reclamiren  und  moar  bei  derjenigen. 
PostanstaJt  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestellung  besorgt.  Bei 
unserer  Expedition  kostet  jede  einsfelne  Nummer  25  Pf. 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  188S 
sind  noch  sämmtliche  Nummern  eu  hohen. 


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Unser  Geschäftshans  nnd  Läger  sind  am  23.  d.  M.  von  einem 
Brandschaden  betroifen  worden,  doch  werden  wir  vermöge  der 
Lagerrorr&the  anf  unserem  in  ToUem  Betriebe  befindlichen 
Werke  Tschemltz  theilweise  nur  unerhebliche  Störungen  haben 
und  halten  uns  dem  Wohlwollen  unserer  Geschäftsfreunde  bestens 
empfohlen. 

Berlin  C,  den  28.  Februar  1887. 

40^  Rosenthalerstrasse. 


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Dresden,  Fillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


Mll. 


Berlin,  den  17.  März  1887. 


Nene  Folge 
Till.  Jahrgang 


3C 


Der  ganzen   Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


la haltt  Cfe«MU  ■■«  FhArwMle.  MtUhtilnvgon  aas  den  pharnMcotlsehea  Lab^ratorinm  der  technliobeii  Hoeh* 
Kitale  In  Braoniehweig!  M.  Motit  sor  Prifntir  des  Bittennan de I wettert.  —  Zar  Prfifnog  der  efdclnellen  Brom- 
talze.  —  Mitthei  langen  ant  dem  offen tlietaen  ehemiteben  Laboratorlam  von  Dr.  Otto  Bebwefstlnger  in  Dresden. 
—  Uebar  den  Blnauss  einiger  Nentovlsatae  anf  die  Katalyse  des  Metbyiacelats  dnreh  Oblorwasserstoflhinre  nnd 
SehwefeUanre.  —  Die  BlaTdla  •  Reaetlon.  -^  Tartarus  borakatas.  ~  Hydrarcrmtt  oarbolicnm  oacydatvm.  —  Dar- 
reiebnag  von  Fetten  bei  ebronlsehen  Zebr-Krankbeiten.  —  TeehBisebe  Hollseai  Ueber  die  Darttellnng  des 
Sehwefeleal^oms  mit  TioUtter  PhoepboreeeeDa.  —  Untersncbnngen  ;flber  das  rascbe  Vergilben  des  Papiers.  — 
Gerb-Terfabren  mittelst  Pyrofutein.  —  Llterstvr  luid  Krillk.  ->  MlseeUeBt  p-Aeeipbenidin.  —  aiyeypbylHn.  — 
Boldoglneia.  —  Aseptisebe  Lamlnarla.  —  HopeTn.  —  Vergiftung  eto.  —  Offene  CorrespOBdeai.  —  Akielgea. 


Clienile  und  Pharmade. 


Mitiheiliingen  ana  dem  pharma- 

cenldaclien  Laboratorium  der 
teehnitohen  Hoohschtile  in  Brann- 

Bchweig. 

Von  H,  Beckurts. 

S4«  Notli  znr  Prflflang  des  Bitter- 
mandelwassers. 

Versetzt  man  nach  Maassgabe  der  Phar- 
inakopöe  Bittennandelwasser  bis  zur  be- 
ginnenden Undnrchsichtigkeit  mit  Mag- 
fiffiiam  hydricQin  pultiforme  und  titrirt 
aaeh  Znsatz  einiger  Tropfen  Kaliumchro- 
maüösong  sofort  mit  V^q  N.-8ilbernitrat 
bis  zur  stehenbleibenden  Bölhung,  so 
ftllt,  wie  Mylius^)  zuerst  beobachtete, 
die  Bestimmnng  stets  zu  niedrig  aus, 
da  das  chromsanre  Silber  sich  nur  lang- 
sam mit  dem  Magnesiumeyanid  umsetzt. 
Spatere  von  mir  ausgeführte  Versuche^) 
ergaben,  dass  ein  die  Durchsichtigkeit 
des  Bittermandelwassers  aufbebender  Zu- 
satz von  Magnesia  eine  genaue  Bestimm- 

0  Pharm.  Centralballe  1882,  p.  515. 
*)  ibidem  1883,  Nr.  28,  p.  333. 


ung  der  Blausäure  allerdings,  aber  nur 
in  längerer  Zeit  ermöglicht,  ein  Üeber- 
schuss  an  Magnesia  die  BiBaction  aber 
erheblich  beschleunigt  loh  glaubte  diese 
Thatsache  nur  dadurch  erklären  zu  können, 
dass  das  bei  der  Neutralisation  des  Bitter- 
mandelwassers mit  Magnesia  entstehende 
Gyanmagnesium  mit  dem  eventuell  noch 
vorhandenen  Magnesiumhydroxyd  ein 
durch  chromsaures  Silber  leichter  als  das 
Gyanmagnesium  zersetzbares  Doppelsalz 
bildet,  und  stellte  Versuche  zur  Darstell- 
ung dieses  Doppelsalzes  in  Aussicht. 

Inzwischen  hat  W.  Kübel  ^)  die  von 
ihm  zuerst  dargestellte,  überschüssiges, 
d.  i.  ungelösstes  Magnesiumhydroxyd  ent- 
haltende alkalisch  reagirende  Lösung  eines 
basisch  essigsauren  Magnesiums^)  als  ein 
sehr  brauchbares  Magnesiumpräparat  em- 
pfohlen. Die  Prüfung  des  Bittermandel- 
wassers vollzieht  sich  mit  diesem  Prä- 
parate^), wie  KtJihel  vermuthet,  in  Folge 

")  Archiv  Pharm.  (3),  XXIV,  1885  p.  82. 

*)  Archiv  Pharm.  (3J.  XX,  p.  620. 

B)  Zar  Darstellaag  aesselben  giebt  KUbd  die 
folgende  Vorschrift :  25  g  reine  verdünnte  Essig- 
säure werden  mit  etwa  100  g  Wasser  und  10  g 


(       « 


132 


des  Gehaltes  desselben  an  gelöstem  basi- 
schen Magnesinmacetat  ausserordentlich 
schnell  und^^ganz  sieher.  Die  von  mir 
ausgefthrteni versuche  bestätigen  die  An-, 
gaben  JTtiieZ's  —  die  Umsetzung  des 
chrbmsauren  Silbers  mit  dem  Cranmagne- 
sium  erfolgt  momentan,  die  Endreaction 
ist  unzweifelhaft  sicher  zu  erkennen.  Da- 
mit steht  nun  die  von  mir  angenommene 
Bildung  eines  Doppelsalzes  von  Gyan- 
majgnesium  und  Magnesiumhjdroxvd 
nicht  im  Einklang,  und  weitere  Versuche 
lehrten,  dass  die  beobachtete  langsame 
Umsetzung  des  chromsauren  Silbers  nicht 
auf  einer  trägen  Einwirkung  des  Cyan- 
magnesiums  auf  das  Silberchromat  be- 
ruht, sondern  seine  Ursache  in  der  all- 
mälig  stattfindenden  Entstehung  des 
Magnesiumcjanids  aus  dem  im  Bitter- 
mandelwasser enthaltenden  Cyanwasser- 
stoff-Benzaldehyd  hat. 

Titrirt  man  nämlich  eine  wässe- 
rige Lösung  von  Blausäure  nach 
Zusatz  von  Magnesium  hydricum  pulti- 
förme  und  einiger  Tropfen  Ealiumchro- 
matlösung  mit  Silbernitrat,  so  erfolgt  die 
Umsetzung  des  chromsauren  Silbers  mit 
dem  Cyanmagnesium  momentan.  Die 
vollendete  Ausfällung  der  Gyanwasser- 
«toffsäure  als  Gyansilber  ist  stets  un- 
zweifelhaft sicher  zu  erkennen.  Die  Be- 
nutzung des  KubeVsehen  Beagens  be- 
schleunigt die  Beaction  in  keiner  Weise. 
Anders  verhält  sich  das  Bittermandel- 
wasser. Im  Anfange  der  Titration  er- 
folgt die  Umsetzung  des  Silberchromats  bei 
Benutzung  beider  Beagentien  —  des  ba- 
sisch essigsauren  Magnesiums  und  des 
Magnesium  hydricum  pultiforme  —  gleich 
schnell.  Nach  Verbrauch  einiger  Gubik- 
centimeter  Silbemitratlösung  beginnt  aber 


chlorfreie  gebrannte  Magnesia  Tersetzt.  Die 
Mischung  wird  snm  Kochen  erhitzt,  wohei  sich 
die  nicht  gelöste  Magnesia  in  schleimiges  Hydrat 
verwandelt  nnd  anf  150  g  mit  Wasser  yerdflnnt. 
Ist  die  verwandte  Magnesia  nicht  chlorfrei,  so 
testimmt  man  ein  fttr  alle  Male,  wie  yiel  Siloer- 
lOsnng  bei  Anwendung  von  reinem  Wasser  und 
einer  bestimmten  Menge  des  Magnesinmpräpa- 
rates  unter  Zusatz  von  chromsauren  Valium 
nOthiff  ist,  um  die  charakteristische  Färbung 
des  cnromsauren  Silbeis  herYoizurufen,  welche 
"enge  von  der  bei  der  Prflftmg  des  Bittermandel- 
verbrauchten  SüberlOsung  in  Abrechnung 
wird. 


die  Umsetzung  des  Silberehromates  eine 
sehr  träge  zu  werden,  wenn  Magnesium 
hydricum  benutzt  wird,  es  bedarf  dazu 
dann  eines  kräftigen  Umsehüttelns  und 
längerer  Zeit,  während  bei  Zusatz  des 
basisch  essigsauren  Magnesiums  die  Um- 
setzung des  Silberchromats  von  Anfang 
bis  zu  Ende,  d.  h.  bis  zur  vollständigen 
Ausfüllung  der  Blausäure  als  Gyansilber 
gleich  schnell  sich  vollzieht. 

Dieses  erklärt  sich  dadurch,  dass  das 
gelöstes  basisch  essigsaures  Magnesium 
enthaltende  KubeTsGhQ  Beagens  das  neben 
freier  Blausäure  im  Bittermandelwasser 
stets  enthaltene  Gyanwasserstoff-Benzal- 
dehyd  sofort  unter  Bildung  von  Cyan- 
magnesium zersetzt,  während  das  unlös- 
liche Magnesiumhydroxyd  im  Magnesium 
hydricum  pultiforme  jene  Verbindung  nur 
allmälig  bei  kräftigem  UmschQtteln  zer- 
setzt. 

Man  kann  nun  aber  nach  meinen 
mit  Herrn  stud.  pharm.  OeUe  angestellten 
Versuchen  das  Bittermandelwasser  unter 
Zusatz  von  Magnesium  hydricum  ebenso 
sicher  und  schnell,  wie  unter  Zusatz  von 
basisch  essigsaurem  Magnesium  titriren, 
wenn  man  die  Titration  erst  V2  Stunde 
nach  dem  Zusatz  des  Magnesiumhydroxyd 
beginnt,  in  welcher  Zeit  auch  das  Cyan- 
wasserstofi-Benzaldehyd  vollständig  unter 
Bildung  von  Cyanmagnesium  zersetzt  ist. 
Zweckmässig  lautet  deshalb  die  Vorschrift 
zur  Prüfung  des  Aqua  amygdalarum 
amararum :  xl  g  Bittermandel wasser,  mit 
54  g  Wasser  verdünnt,  versetze  man  mit 
breiförmigeh  Magnesiumhvdroxyd  bis 
zur  Undurchsichügkeit  und  fQge.  einige 
Tropfen  Ealiumchromatlösung  hinzu. 
Hierauf  lasse  man  nach  Verlauf  einer 
halben  Stunde,  innerhalb  welcher  die 
Mischung  mehrmals  umKeschüttelt  wurde, 
so  lange  Zehntel-Normal-Silberlösung  zu- 
fliessen,  bis  die  bei  jedesmaligem  Zusätze 
entstehende  rothe  Färbung  von  Silber- 
chromat eben  nicht  mehr  verschwindet. 
Die  Anzahl  der  verbrauchten  Gubikeenti- 
meter  Silbemitratlösung  mit  0,0027  mol- 
tiplicirt,  ergiebt  die  Menge  der  Blaua&ure. 

Braunscbweig,  im  Februar  1887. 


133 


Zur  Pritfang  der  ofAcinellen 
Bromsalze. 

Von  Dr.  G.  Vulpius. 

Zur  Prüfung  auf  Chlorgehalt  lässt  die 
Pharmakopoe  bei  den  Brommetallen  einen 
anderen  Weg  einscblaffen,  als  bei  den 
entsprechenden  JodverDindungen.  Jod- 
kaliiun  nnd  Jodnatrium  sollen  bekannt* 
lieh  durch  Fällen  mit  Silbemitrat  in  stark 
ammoniakalischer  Lösung  und  Ansäuern 
des  Filirats  mit  Salpetersäure  geprüft 
werden,  wobei  ein  etwaiger  und  fast  nie- 
mals fehlender  Chlorgehalt  sich  durch 
eine  Trübung  zu  erkennen  giebt,  deren 
Starke  die  Pharmakopoe  auf  einen  be- 
stimmten, nämlich  nicht  bis  zur  völligen 
ündurchsiehtigkeit  der  Flüssigkeit  ge- 
steigerten Orä  beschränkt  hat.  Gegen 
diese  Untersuchungsweise  dürfte  im  Prin- 
zipe  kaum  etwas  zu  erinnern  sein,  denn 
sie  filhrt  den  gesuchten  Körper,  das  Chlor, 
als  Chlorsilber  in  sichtbarer  Gestalt  vor 
Augen,  und  auch  eine  Verunreinigung 
mit  Brommetall  würde  dabei  wohl  nicht 
ganz  unbemerkt  bleiben  können,  da  ja 
das  Bromsilber  in  verdünntem  Ammoniak 
wenigstens  nicht  ganz  unlöslich  ist. 

Der  letztere  Umstand  wird  wohl  der 
Grund  gewesen  sein,  weshalb  von  Aus- 
dehnung dieser  Untersuchungsmethode 
auf  die  offieinellen  Brommetalle  abge- 
sehen, zu  einer  anderen,  volumetrischen 
Prttfoogsweise  gegriffen  und  eine  Maxi- 
malmenge von  Zehntelnormalsilberlösung 
bestimmt  worden  ist,  welche  zur  voll- 
ständigen Ausfüllung  von  0,3  g  der  Bro- 
fflide  von  Kalium,  Natrium,  Ammonium 
genügen  soll,  wobei  eine  Toleranz  von 
wenigen  Procenten  Ghlormetall  schon  mit 
in  Bechnung  gezogen  ist. 

Sieht  man  sich  die  Sache  genau  an, 
so  wird  man  sich  der  Einsicht  nicht  ver- 
sehliessen  können,  dass  der  Werth  dieser 
Methode  ftlr  die  einzelnen  of&cinellen 
Brommetalle  ein  verschiedener  ist 

Beim  Bromkalium  dürfte  derselbe 
ein  unanfechtbarer  sein,  denn  nicht  nur, 
virenn  dasselbe  Chlor  entiiält,  vnrd  der 
Terbranch  an  Silberlösung  ein  grösserer 
werden,  sondern  auch  dann,  wenn  neben 
Ghlormetall  die  Bromide  von  Natrium 
oder  Ammanium  vorhanden  sind,  da  diese 
beiden  Metalle  .ein  niedereres  Äquivalent- 


gewicht  besitzen,  als  Kalium,  der  Effect 
dieser  Beimischungen  bei  der  Titration 
mit  Silberlösung  sich  folglich  in  gleichem 
Sinne,  wie  bei  einem  Chlorgehwe,  d.  h. 
in  einer  weiteren  Erhöhung  des  Silber- 
verbrauches äussern  würde.  Man  kann 
also  nicht  in  Gefahr  gerathen,  einen 
etwaigen  Chlorgehalt  zu  übersehen,  höch- 
stens könnte  es  vorkommen,  dass  man 
letzteren  übersehätzen  oder  vielleicht, 
wenn  gar  kein  Chlor,  dageeen  etwas 
Natrium  oder  Ammonium  als  Bromid 
vorhanden  ist,  einen  dadurch  bedingten 
Mehrverbrauch  an  Silberlösung  irrtbüm- 
licher  Weise  auf  Bechnung  eines  Chlor- 
gehaltes setzen  würde.  Allein  die  Ab- 
wesenheit von  Natrium  wird  ja  dnrch 
die  Pharmakopoe  mittels  der  allerdings 
in  Folge  ihrer  zu  grossen  Schärfe  nnr 
relativen  Werth  besitzenden  Flammen- 
probe controlirt,  und  die  Gegenwart  von 
Ammon  kann  ja  leicht  durch  Erhitzen 
mit  etwas  Kalilauge  nachgewiesen  wer- 
den, wenngleich  die  Pharmakopoe  die 
Aufnahme  einer  derartigen  Prüfung  nicht 
für  angezeigt  erachtet  hat. 

Ganz  anders  liegen  nun  aber  die  DiUjge 
beim  Bromnatrium,  denn  hier  kann 
thatsächlich  eine  Verschleierung  auch 
des  beträchtlichsten  Chlorgehaltes  durch 
gleichzeitige  Gegenwart  von  Bromkalium 
statt£nden,  da  Chlornatrium  ein  niedri- 
geres, Bromkalium  aber  ein  höheres 
Äquivalent  besitzt,  als  das  zu  unter- 
suchende Bromnatrium.  Daraus  folgt,  dass 
unter  Umständen  ein  durch  das  vorhan- 
dene Chlomatrium  veranlasster  Mehrver* 
brauch  an  Silberlösung  wieder  ganz  oder 
theilweise  wieder  ausgeglichen  werden 
kann  durch  einen  Minderverbrauch,  wel- 
chen gleichzeitig  anwesendes  Bromkalium 
bedingt. 

Das  Aequivalent  des  Bromnatriums 
ist  =s  103,  dasjenige  des  Chlomatriums 
»  58,6,  jenes  des  Bromkaliums  »  119,1, 
somit  beträgt  die  Differenz  von  deEmeni- 
gen  des  Bromnatriums  fbr  das  Chlor- 
natrium 44,5,  für  das  BromkaHum  16,1, 
folglich  wird  eine  im  umgekehrten  Ver- 
hältnisse hergestellte  Mischung,  welche 
also  aus  78,48  pCt.  Bromktuium  und 
26,57  pCt.  Chlomatrium  zu  bestehen  hätte, 
genau  gleiche  Aequivalentgrösse  mit 
chemisch  reinem  Bromnatrium  besitzen, 


134 


und  ^man  wird  von  einem  solchen  Ge- 
menge beliebig  grosse  Quantitäten  dem 
Bromnatrinm  beifügen  können,  ohne  dass 
die  Yolometrisehe  Silberprobe  davon  das 
Geringste  zn  erkennen  giebt.  Der  Silber- 
verbraoeh  wird  genau  der  nämliehe  sein, 
wie  bei  chemisch  reinem  Bromnatrium. 
Daas  ein  derartig  präparirtes  Bromnatrium 
durch  die  Forderung  der  Pharmakopoe 
ausgeachlossen  sei,  wonach  die  durch  ein 
blaues  Glas  betrachtete,  durch  Erhitzen 
am  Platindrahte  erzeugte  Flamme  nicht 
«dauernd"  roth  erscheinen  darf,  wird 
sich  ftr  die  Praxis  wohl  nicht  mit 
Sicherheit  behaupten  lassen,  weil  ja  das 
„dauernd*'  ein  etwas  unbestimmter  Begriff, 
ein  kleiner  Ealiumgehalt  nothgedrungen 
gestattet,  die  Grenze  zwischen  diesem 
und  einem  unzulässigen  grossen,  aber 
durch  die  Flammenbeobachtung  schwer 
zu  ziehen  ist. 

Aehnlich  liegt  der  Fall  für  Brom- 
ammonium.  Auch  hier  wird  ein  Ge- 
halt an  Chlorammonium  bei  der  Silber- 
probe verdeckt  werden  können  durch 
gleichzeitige  Anwesenheit  von  Brom- 
natrium oaer  Bromkalium,  oder  von  bei- 
den. Nur  gestaltet  sich  die  Sache  da- 
durch etwas  günstiger,  dass  man  eben 
beim  Bromammonium  in  der  Erhitzung 
ein  einfaches  Mittel  an  der  Hand  hat, 
um  die  Abwesenheit  des  nicht  flüchtigen 
Natrittm-  und  Ealiumbromids  mit  Sicher- 
heit zu  constatiren,  wenngleich  die  Phar- 
makopoe die  Forderung  vollständiger 
Flüchtigkeit  des  Bromammoniums  nicht 
ausdrücklich  formulirt,  sondern  die  Flüch- 
tigkeit des  Salzes  nur  unter  den  Eigen- 
schaften erwähnt. 

Unter  diesen  Umständen  dürfte  sich, 
wenn  nicht  für  alle  drei  officiuellen  Brom- 
salze, so  doch  für  das  Bromnatrium,  sei 
es  an  Stelle  der  seitherigen  volumetri- 
sehen  Prüfungsweise  oder  neben  ihr,  die 
Aufnahme  einer  anderen,  derjenigen  des 
Jodnatriums  nachgebildeten  Probe  auf 
Chlorgehalt  empfehlen.  Nur  wird  man 
hier  in  Anbetracht  der  Löslichkeit  des 
Bromsilbers  in  starkem  Ammoniak  den 
Zusatz  von  letzterem  beträchtlich,  viel- 
leicht auf  ein  Zehntel,  verringern  müssen. 
Die  zu  gestattende  Trübung  beim  Ueber- 
s&ttigen  des  vom  Bromsilber  geschiede- 
nen Filtrais  mit  Salpetersäure  hängt  von 


dem  Chlorgehalte  ab,  welchen  man  höch- 
stens zulassen  will,  und  hierüber  wird 
die  Pharmakopöecommission  sich  zu  ent- 
scheiden haben. 


Mittheilungen  au8  dem  öffentlichen 

chemischen  Laboratorium  von 
Dr.  Otto  SchweisBinger  zu  Dresden. 

7.  Werthbestimmnng  einiger  narko- 

tischer Extracte. 

Von  C.  Schnabel, 

Von  der  Firma  Gehe  &  Co.  wurde  uns 
eine  Auswahl  zumeist  trockener  Extracte 
zur  Verfügung  gestellt  Unter  denselben 
befand  sich  ein  schön  gelblichweises  Ex- 
tract.  Scillae  spirit.,  ein  ganz  hellbraunes 
leichtes  Extract.  ßtrychni,  Extract.  Gan- 
nabis  Indicae  sicc.  c.  Dextrine  und  die 
Ghinapräparate  von  dem  hellsten  Extract. 
Ghinae  regiae  frig.  par.  bis  zum  dunkel- 
braunen Extract  Ghinae  sucei  rubrae 
Ph.  G.  IL  Alle  diese  Extracte  waren 
von  verhältnissmässig  heller  Farbe,  leich- 
ter, blasiger  Form  und  Hessen  sich  ohne 
Mühe  zu  einem  sehr  feinen  Pulver  zer- 
reiben. Hervorzuheben  ist  noch,  dass 
diese  Extracte  auch  nach  häufigerem 
Oeffnen  der  Gef&sse  ihr  gutes  Aussehen 
bewahrten  und  nach  mehrmonatliehem 
Aufbewahren  nicht  zusammengeballt  wa* 
ren.  Dass  die  Flaschen  wieder  gut  ver* 
schlössen  werden,  ist  hierbei  nat&rlich 
Bedingung. 

Wir  nahmen  Gelegenheit,  einige  der 
hier  angeführten  narkotischen  Extracte 
auf  ihren  Alkaloidgehalt  zu  prüfen  und 
benutzten  dazu  das  von  Dieterieh  (Pharm. 
Gentralhalle  Nr.  8, 1887)  angegebene  Ver«- 
fahren. 

Es  ergaben  sich  dabei  folgende  Be- 
sultate : 

1.  Extr.  Belladonn.  Ph.  G.  spiss. 

1,156  Alkaloid. 

2.  Extr.  Belladonn.  Ph.  Austr.  e  radice 

a)  spiss.  2,03  pGt  Alkaloid, 

b)  sicc.  c.  dextrino  0,896  pOt. 

8.  Fxtr.  Hyoscyam.  sicc.  Ph.  ö.  L 

0,491  pGt.  Alkaloid. 
4.  Extr.  Hyoscyam.  sicc.  Ph.  G.  IL 

0,318  pGt  Alkaloid. 
6.  Extr.  Strychni  Ph.  G.  IL 

16,92  pGt.  Alkaloid. 


135 


V 


?♦ 


T1 


»» 


Hierzu  ist  noch  Folgendes  zu  be- 
merken: Von  einer  zweiten  Extraetion 
des  Extr&ct-Ealkgeoiiscbes,  wie  sie  Die- 
terich  vorschreibt,  wurde  Abstand  ge- 
nommen; dagegen  wurde  die  Dauer  des 
Proeesses  um  etwa  eine  Viertelstunde 
verlängert. 

P's  ist  wesentlich,  dass  man  den  Kalk 
auf  das  Extract  nicht  zu  lange  einwirken 
lässt,  sondern  alsbald  nach  dem  Fertig- 
stellen der  JMischung  das  fast  trockene 
Pulver  in  den  Extractor  bringt  und  mit 
Aetber  befeuchtet.  Durch  längere  Ein- 
wirkung des  Kalkgemisches  wird  das 
Alkajöfd  vollkommen  zersetzt,  was  durch 
die  hier  wiedergegebenen  Zahlen  belegt 
sein  möge. 

Eg  worde  die  fertige  trockene  Extract- 
Kaikmiechnng  in  dem  Falle  6  einen  Tag, 
in  den  Fällen  7  und  8  zwei  Tage  bei 
Seile  gestellt,  und  es  wurden  gefunden: 

Extr.  Belladonnae  Ph.  G,  II: 

6.  0,217  pCt.  Alkaloid. 

7.  0,108 

8.  0,043 

Zur  Extraetion  wähle  man  namentlich 
in  warmen  Räumen  statt  der  einen  Bfick- 
flussrohre  ein  System  von  3  Röhren. 

Mit  der  Watte  sei  man  nicht  zu  spar- 
sam, verstopfe  vielmehr  die  Abflussröhre 
mit  einem  kleinen  Wattepfropf  und  drücke 
ausserdem  noch  in  den  unteren  Theil 
des  Extractionsgefässes  eine  Watteschicht 
von  ungef^r  ^^  ^^  Höhe  leicht  ein. 
Man  ist  dann  sicher,  dass  keine  Kalk- 
theijchen  mitgerissen  werden  können. 

äei  der  Titration  empfiehlt  es  sich, 
besonders  wenn  man  genöthigt  ist,  bei 
Lieht  zu  arbeiten,  zur  genauen  Erkenn- 
ung der  Farbengrenze  für  jeden  einzel- 
nen Fall  eine  uontrolflüssigkeit  herzu- 
stellen, nämlich  eine  der  zu  untersuchen- 
den Flüssigkeit  annähernd  gleiche  Menge 
destillirten  Wassers  mit  einer  gleichen 
Tropfenzabl  der  Rosolsäurelösung  zu  ver- 
setzen. Bei  älterer  Lösung,  welche  durch 
aufgenommenes  AmmoniaK  dunkelroth  ge- 
färbt ist,  ist  es  nöthig,  auch  die  Control- 
flössigkeit  mit  Vioo  Normal-Schwefelsäure 
bis  zum  völi^en  Verschwinden  der  rothen 
Farbe  zu  ätnren.  Selbstverständlich  muss 
man  die  hier  erhaltene  Zahl  (auf  2  Tropfen 
Bosolsäurelösung  z.  B.  0,2  ccm  Hundertstel 


Normalsäure)  von  der  zur  Sättigang  der 
Base  nötbigen  Säuremenge  abziehe. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  der  Untersuch- 
ung von  zwei,  im  Juni  1886  von  Dr. 
Schtveissinger  hergestellten  Belladonna- 
extracten  erwähnt,  deren  Alkaloidgehalt 
schon  früher  von  Dr.  Schweissinger  nach 
der  bereits  (Pharm.  Centralb.  1886,  Seite 
492)  beschriebenen  Ausschüttelungsme- 
thode  bestimmt  war. 

Es  ergaben  sich: 

Extract  Extract 

aus  Bl&ttern      ans  Stengeln 

Juni  1886    1,98  pCt.  Alk.  1,05  pCt.  Alk., 
Febr.  1887   1,71    „      „      0,90    „      „ 

Der  Unterschied  im  Gehalte  ist  zum 
kleineren  Theile  wohl  auf  eine  bei  den 
in  sehr  kleinen  Mengen  aufbewahrten 
Extracten  vorgegangene  Zersetzung,  zum 
grösseren  Theile  aber  wohl  darauf  zu- 
rückzuführen, dass  seiner  Zeit  von  Dr. 
Schfceissinger  die  dreifache  Menge  des 
Extractes  angewendet  worden  war. 


Ueber  den  Einfluss  einiger  Neu« 

tralBalze    auf  die   Katalyse    des 

Hethylacetats  duroh  Chlorwasser- 

stofbäure  und  Schwefelsäure. 

Von  H.  Trty, 

Im  Verlaufe  seiner  „ehemischen  Affinit&ts- 
bestimmungen"  hatte  Herr  Ostwald  einen 
interessanten  Unterschied  zwischen  einbasi- 
schen und  zweibasiscben  S&aren  aufgefunden. 
Es  ergab  sich,  dass  die  chemische  Wirksam- 
keit der  zweibasischen  Säuren  durch  die  Ge- 
genwart ihrer  Neutralsalze  geschwächt  wird, 
diejenige  der  einbasischen  Säuren  dagegen 
durch  das  gleiche  Moment  beträchtlich  erhöbt 
wird. 

Bestimmt  man  z.  B.  die  Menge  Scbwefel- 
zinky  welche  eine  Salzsäure  gewisser  Concen- 
tration  einmal  für  sich  allein,  ein  anderes 
Mal  in  Gegenwart  Yon  Cblomatrium  wirkend, 
unter  Zersetzung  in  Chlorzink  und  Schwefel- 
wasserstoff zu  lösen  vermag ,  so  ergiebt  sich 
im  zweiten  Falle  ein  erheblich  höherer  Betrag. 
Umgekehrt  vermag  Schwefelsäure  in  Gegen- 
wart von  Natriumsulfat  nur  ein  geringeres 
Quantum  von  Schwefelzink  zu  zersetzen,  als 
für  sich  allein  wirkend. 

Die  Erscheinung  war  von  Herrn  Ostwald 
an  mehreren  Beispielen  ähnlicher  Art  verfolgt. 


136 


Auf  seine  VeranlassuDg  hat  nun  Herr  Trey 
im  Laboratorium  des  Polytechnicums  zu  Riga 
das  Versucbsmaterial  auf  einen  chemischen 
Process  anderer  Art  ausgedehnt.  Das  Methyl- 
acetat  (Essigsäuremethylester,  CHs  .  CO .  0  .- 
CHa)  wird  bei  der  Einwirkung  von  verdänn- 
ten  Säuren  entsprechend  dem  Verhalten  aller 
Ester  nach  der  Gleichung : 

CHa  .  CO .  0 .  CHs  +  HaO 
=  CH3 .  COOH  +  CHa  .  OH 

unter  Wasseraufnahme  in  Essigsäure  und 
Methylalkohol  zerlegt.  Die  Geschwindigkeit 
nun,  mit  welcher  diese  Beaction  unter  der 
Einwirkung  der  Salzsäure  verläuft,  wird  er- 
höbt, wenn  man  der  Salzsäure  Chlornatrium, 
Chlorlithium  u.  s.  w.  zusetzt.  Bewirkt  man 
die  Beaction  dagegen  durch  Schwefelsäure, 
so  beobachtet  man  bei  Zusatz  von  Natrium- 
sulfat oder  anderen  Sulfaten  eine  Verzögerung 
der  Beactionsgeschwindigkeit. 

Die  Schwächung,  welche  die  zweibasischen 
Säuren  durch  die  Gegenwart  ihrer  Neutral- 
salze in  ihrer  Wirkungsweise  einfahren ,  hat 
nichts  Auffallendes.  Durch  die  Constitution 
der  zweibasischen  Säuren  ist  ja  die  Fähigkeit 
bedingt,  saure  Salze  zu  bilden.  Freie  Schwefel- 
säure tritt  also  z.  B.  mit  Natriumsulfat  in 
chemische  Beaction,  indem  sich  nach  der 
Gleichung : 

H2SO4  4.  Na2S04  =  2NaHS04 

saures  Natriumsulfat  bildet.  Durch  diese 
Beaction  wird  eine  gewisse  Menge  Schwefel- 
säure verbraucht  und  demnach  dem  Haupt- 
process  entzogen.  Für  die  höchst  merkwürdige 
Thatsache  indess,  dass  die  einbasischen  Säuren 
durch  Gegenwart  ihrer  Salze  erhöhte  Wirk- 
samkeit erlangen,  ist  es  noch  nicht  gelungen, 
eine  befriedigende  Erklärung  zu  finden. 

Naturw.  Bundschau,  II,  4. 


ie  Elaldin- Beaction. 

Nach  Prof.  FifiJcener  ist  es  durchaus  nicht 
gleichgültig,  wie  man  die  Elaidin -  Probe  an- 
stellt. Fugt  man  zu  lOccm  reinen  Olivenöls 
in  einem  verschliessbaren  Beagensglase  Iccm 
Salpetersäure  von  1,4  spec.  Gewicht  und  0,4g 
metallisches  Kupfer  in  etwa  1  mm  starken 
Spänen,  so  beginnt  die  Einwirkung  der  Säure 
auf  das  Kupfer  sofort  unter  merklicher  Tem- 
peraturerhöhung und  ist  nach  einer  halben 
Minute  wesentlich  beendet.  Schüttelt  man 
den  Inhalt  des  Beagensglases  durch  einander, 


so  werden  die  rothen  Dämpfe ,  die  sich  ober- 
halb des  Oels  befanden,  absorbirt,  und  das 
Oel,  auf  10  bis  12^  abgekühlt,  erstarrt  inner- 
halb 30  Minuten  zu  einer  vollständig  festen 
Masse.  Ersetzt  man  die  Salpetersäure  durch 
Schwefelsäure  von  1,53  spec.  Gew.  und  das 
Kupfer  durch  eine  concentrirte  Losung  von 
salpetrigsaurem  Kali,  so  bilden  sich  rothe 
Dämpfe  wie  vorhin.  Beim  Schütteln  werden 
dieselben  absorbirt,  aber  das  Oel ,  auf  10  bis 
12^0.  abgekühlt,  erstarrt  auch  nach  24  Stun- 
den nicht. 

Behandelt  man  das  Oel  auf  gleiche  Weise 
mit  Salpetersäure  von   1,2  spec.  Gew.  nnd 
salpetrigsaurem  Kali,  so  fängt  das  Oel  erst 
nach   etwa  12  Stunden   an  fest  zu  werden. 
Nimmt  man  Salpetersäure  von  1,4  spec.  Gew. 
und  salpetrigMrares  Kali,  so  tritt  die  Erstarr- 
ung nach  3  Stunden  ein.    Beim  Mischen  dea 
Oels  mit  Salpetersäure  von   1,4  spec.  Gew. 
ohne  einien  andern  Zusatz  erstarrt  das  Oel 
nicht.    Ein  Gemisch  aus  gleichen  Volumen 
rauchender  Salpetersäure  und  Wasser  bringt 
das    Oel    nach   4    Stunden   zum   Erstarren. 
Werden  salpetrigsaure  Dämpfe  durch  das  Oel 
geleitet,   so  tritt  die  Erstarrung  erst  nach 
mehreren  Stunden  ein.  Wendet  man  statt  der 
Kupferspäne  Quecksilber  an,  so  hält  die  Ein- 
wirkung der  Säure  auf  das  Quecksilber  länger 
an ,  und  die  Erstarrung  des  Oels  geht  nicht 
so    schnell   vor    sich.     Bei  Anwendung  von 
0,8 g  Kupfer  statt  0,4 g  auf  Iccm  Salpeter- 
säure  wird   die  Erstarrung   nicht   geändert. 
Verdoppelt  man  die  Menge  des  Kupfers  and 
der  Salpetersäure,  so  erstarrt  das  Oel  später. 
Wird  die  Menge  der  Salpetersäure  und  des 
Kupfers  halbirt,  so  wird  das  Product  fester. 
Ein  Ersatz   der  Kupferspäne   durch  Kupfer 
in  einem  Stück  ändert  die  Erstarrung  nicht 
merklich.    Stellt  man  eine  Probe  einer  durch 
gelindes  Erwärmen    erhaltenen  Lösung  von 
reinem  Elaidin  in  der  gleichen  Menge  reinen 
Olivenöls  eine  halbe  Stunde  in  Wasser  von 
10^  C.  und  darauf  in  Wasser  von  15^  C,   so 
ist  am  folgenden  Tage  diese  Probe  fester  als 
eine  andere,  die  von  Anfang  an  in  Wasser 
von  15^  C.  gestanden  hat. 

Nach  den  angeführten  Versuchen  ist  die 
Elaidin  -  Beaction  so  auszuführen,  dass  die 
Umstände  bei  der  chemischen  Einwirkung 
und  bei  der  Erstarrung  möglichst  dieselben 
sind.  Salpetersäure  und  Kupfer  haben  die 
Erstarrung  am  besten  herbeigeführt  und  iftsst 
sich  hierbei  der  Verlauf  der  Beaction  auf  eine 


137 


einfiche    Weise     hinreichend    gleichmässig 
machen. 

Die  Besnltate  für  die  verschiedenen  Ver- 
sache  sind  in  10  Tabellen  zusammengestellt, 
ans  denen  sich  absolut  sichere  Schlüsse  noch 
nicht  ziehen  lassen.  Das  Wenige,  was  daraus 
sicher  hervorgeht,  ist,  dass 

1.  von  den  untersuchten  Oelen  das  reine 
Olivenöl  (Nizza-Speiseöl)  unter  allen  Beding- 
ungen am  schnellsten  erstarrt,  Baumwoll- 
samenöl ,  Mohnöl  und  Leinöl  jedweder  Pro- 
venienz aber  nicht  erstarren. 

2.  dass  Klauenfett  (Ol.  pedum  Tauri)  und 
Erdnussöl  (Arachis  -  Oel)  —  besonders  aber 
das  erstere  —  hinsichüich  des  Beactions- 
producta  der  Elaidin-Reaction  dem  guten 
Olivenöl  am  nächsten  stehen  und  sich  ledig- 
lich durch  die  längere  Erstarrnngsdaner  von 
ihm  unterscheiden  lassen. 

3.  dass  Gemische  zweier  Oele  durchaus 
ahwdchende  Resultate  geben  und  dass  mithin 
die  Elaidin-Reaction  bei  Gemischen  keinen 

festen  Anhalt  bietet. 

Mitth,  d.  eh.  techn.  Vers.  A. 


Tartarus  boraxatus. 

Cr.  Vidpius  macht  darauf  aufmerksam,  dass 
der  Tartarus  boraxatus  des  Handels  vielfach 
nicht  den ,  allerdings  ziemlich  strengen  An- 
forderungen, welche  die  deutsche  Pharma- 
kopoe an  dieses,  aus  2  Th.  Borax  und  6  Th. 
Weinstein  durch  Lösen  in  20  Th.  Wasser  und 
Entfernung  des  Lösungsmittels  durch  Wärme 
zu  bereitende  Präparat  stellt,  genügt.     Es 
soll  u.  A.  die  mit  Salpetersäure  angesäuerte 
lOproc.  wässrige  Lösung  durch  Baiyumnitrat 
gar  nicht  verändert  und  durch  Silbemitrat 
nur    schwach     opalisirend    getrübt  werden. 
Nun  war  es  im  vorigen  Sommer  thatsächlich 
nicht  möglich,  einen  Tartarus  boraxatus  durch 
Vermittelung  einer  Drogenhandlung  oder  di- 
rect  ans  einer  chemischen  Fabrik  zu  erhalten, 
welcher  diesen   beiden  Forderungen  gleich- 
zeitig genügt  hätte,  eine  Erfahrung,  deren 
Erinnerung  durch  eine  ähnliche  Mittheilung 
von  anderer  Seite  unlängst  wieder  aufgefrischt 
wurde,  und  deren  Erwähnung  vielleicht  ge- 
eignet ist,  einerseits  die  Werthschätzung  des 
pfaarmaceutischen  Laboratoriums  für  Selbst- 
darstellung   von  Präparaten    wieder  zu   er- 
höben, andererseits  auch  solohen  Stiefkindern 
der  Fabrikation   eine  erhöhte  Aufioaerksam- 
keit  zu  verschaffen. 

£in  Widerspruch  existirt  freilich  zwischen 


den  Forderungen,  welche  die  Pharmakopoe 
an  die  Reinheit  des  Präparates  einerseits,  an 
diejenige  der  zu  seiner  Herstellung  dienenden 
Materialien  andererseits  gestellt  hat.  Während 
nämlich  dem  dabei  verwendeten  Borax  eine 
opalisirende  Trübung  durch  Bariumnitrat 
nachgesehen  wird,  soll  die  Lösung  des  Borax- 
weinsteins dadurch  nicht  geföllt  und ,  da  von 
Gestattung  irgend  einer  Trübung  überhaupt 
nicht  die  Rede  ist ,  also  wohl  auch  sonst  in 
keiner  Weise  verändert  werden.  Zum  Glücke 
bietet  die  Erlangung  eines  völlig  schwefel- 
säurefreien ,  also  in  seiner  Reinheit  über  die 
Anforderungen  der  Pharmakopoe  hinaus- 
gehenden Borax  längst  keine  Schwierigkeiten 
mehr,  und  ist  damit  die  Möglichkeit  der 
Selbstherstellung  eines  völlig  ent- 
sprechenden Boraxweinsteins  an 
die  Hand  gegeben. 

Chemiker-Zeitung  18S7,  Nr.  20. 


Hydrargymm  oarbolicum 
oxydatum. 

Dr.JTaWiScAadeÄ^inNeisse  berichtet  in  den 
Monatsheften  f.  pract.  Derm.  VI,  195  über 
das  obengenannte  Präparat,  welches  er  gegen 
Sjphilis  empfiehlt.  Dasselbe  wird  dargestellt 
durch  Fällen  einer  verdünnten  wässrigen  Su- 
blimatlösung mit  einer  concentrirten  alko- 
holischen Lösung  von  Kaliumphenol.  Es 
entsteht  ein  gelblicher  bis  weisser  Nieder- 
schlag, welcher  auf  ein  Papierfilter  gebracht 
und  so  lange  mit  destillirtem  Wasser  gewaschen 
wird,  als  die  Waschflüssigkeit  noch  Ohlor- 
reaction  giebt,  dann  wird  über  Schwefelsäure 
getrocknet.  Das  so  gewonnene  Product  soll 
die  Zusammensetzung  (CeHöO)«Hg  +  H2O 
besitzen.  (In  den  Lehrbüchern  ist  angegeben, 
dass  beim  Zusammenbringen  der  Lösungen 
von  Raliumphenol  und  Sublimat  ein  rother 
Niederschlag  entstehe,  die  Zusammensetzung 
dieses  Niederschlages  sei  wahrscheinlich 
CsHsO  .  Hg(OH) ,  sichere  Angaben  darüber 
fehlten  jedoch.  Es  werden  wahrscheinlich,  da 
die  Salze  des  Phenols  wenig  beständig  sind, 
je  nach  der  Concentration  der  Lösungen  ver- 
schieden zusammengesetzte  Verbindungen 
erhalten.  Die  Angaben  Dr.  Schadek^B  über 
die  Zusammensetzung  seines  Präparates  sind 
etwas  dürftig,  seine  Mittheilungen  über  das 
Verhalten  des  Präparates  gegen  Reagentien 
berücksichtigen  die  allgemeinen  Reactionen 
der  Salze  des  Phenols  sehr  wenig. 


138 


Das  Hydrargyrum  carboliQum  oxydatum 
wird  in  Pillenform  gegeben  und  soll  vorzüg- 
lich vertragen  werden.  Gleichzeitig  macht 
Dr,Schadek  darauf  aufmerksam,  dass  im  Handel 
ein  Hydrargyrum  earbolicum  cryst.  czistire, 
welches  die  Zusammensetzung  (C6H&)2Ug  habe 
und  mit  seinem  Präparat  nicht  verwechselt 
werden  dürfe. 

(Diese  Phenylverbindung  wird  aus  Brom- 
benzol und  Natrium  am  algam  hergestellt, 
schon  die  Bildungsweise  ergiebt,  dass  im 
chemischen  Sinne  die  Präparate  weit  von  ein- 
ander entfernt  sind.)  e. 


Darreichung  von  Fetten  bei 
chronischen  Zehr  -  Krankheiten. 

Bei  chronischen  Krankheiten  mit  grosser 
Abmagerung,  in  denen  es  erwünscht  ist,  dem 
Fettschwund  entgegen  zu  treten,  stellen  sich 
der  Darreichung  von  Fett  grosse  Hindernisse 
entgegen.  Die  Fette  werden  bekanntlich  im 
Magen  nicht  verändert,  sondern  hindern  sogar, 
bei  Körpertemperatur  flussig  geworden ,  die 
Verdauung,  indem  sie  die  Nahrung  wie  eine 
Kapsel  umhüllen  und  auf  diese  Weise  die 
Einwirkung  des  Magensaftes  auf  die  Albumi- 


nate  unmöglich  machen  oder  doch  wesentlich 
verzögern.  Nur  ein  kleinen  Theil  der  Fette 
wird  im  Magen  gespalten  (das  dabei  frei- 
werdende Glycerin ,  welches  leicht  Zersetz- 
ungen erleidet,  giebt  hierbei  zu  anderen 
Uebelständen  Veranlassung),  dies  geschieht 
weiter  abwärts  im  Darm,  hauptsächlich  durch 
die  Bauchspeicheldrüse,  während  die  Galle 
die  Fette  zu  in  Wasser  löslichen  Seifen  um- 
wandelt und  dann  resorbirt.  Da  also  nur  die 
Fettsäuren  verdaut  werden,  giebt  Prof. /Seno^r 
entweder  einen  den  Fetten  nahestehenden 
Körper,  Wallrath  (chemisch  gedacht  ist  Wall- 
rath  ein  Wachs,  es  besteht  hauptsächlich  aus 
Palmitinsäure,  Cetyläther  kann  also  bei  der 
Spaltung  kein  Glycerin  liefern),  oder  er  giebt 
freie  Fettsäuren  oder  Seife  in  Pillenform. 
Prof.  Liebreich  schlägt  vor,  saure  Seifen, 
welche  sich  leichter  zerlegen ,  zu  geben  nnd 
hierbei  insbesondere  die  höheren  Fettsäuren, 
von  der  Myrixtinsäure  angefangen ,  zu  be- 
nützen. 

Jedenfalls   bietet  sich  hier  ein  Feld    zur 
Herstellung  neuer  Präparate. 

Verhandle  d.  Berl.  med.  Ges. 
durch  deutsch.  Med.-Zeit. 


Tecbnisclic  MTotlzen. 


üeber  die  Darstellung  des 

Schwefelcalciums  mit  violetter 

Fhosphorescenz. 

Von  A.  Vemeuü. 

Im  Handel  kommt  ein  Schwefelcalcium 
vor,  das  durch  den  Glanz  und-  die  Dauer 
seiner  violetten  Phosphorescenz  sich  aus- 
zeichnet und  dessen  Herstellung  bis  jetzt 
Geheimniss  war.  Nach  der  Analyse  besteht 
dieses  Product  aus  ungeföhr  37  pCt.  einfach 
Schwefelcalcium,  50pCt.  Kalk,  7  pCt.  schwefel- 
saurem Kalk  und  5  pCt.  kohlensaurem  Kalk 
neben  Spuren  von  Kieselsäure,  Magnesia, 
Phosphorsäure  und  Alkalien.  Das  Vorhanden- 
sein kieseliger  Foraminiferen schalen  lässt 
darauf  schliessen,  dass  der  benutzte  Kalk  aus 
den  Schalen  von  Seethieren  dargestellt  wurde. 

Wenn  man  Austernschalenkalk  mit  Schwefel 
in  den  Verhältnissen,  die  der  Zusammensetz- 
ung des  „Phosphors  von  Kanton **  entsprechen, 
glüht,  erhält  man  nichtsdestoweniger  Körper 
von  nur  geringem  Phosphoresceuzvermögen. 
Verf.  kam  daher  auf  die  Vermuthung ,   dass 


ein  Körper ,  der  der  Analyse  entgangen  war, 
jene  Eigenschaften  bedinge ,  und  fand  in  der 
Tfaat ,  dass  der  Phosphor  von  Kanton  einer 
kleinen  Menge  Schwefelwismut  seine 
Phosphorescenz  verdankt. 

Hiemach  ist  als  beste  Arbeitsweise  za  em- 
pfehlen :    20  g  Kalk  aus  den   Schalen    von 
Hypopns   vulgaris    (Riesenmuschel)    werden 
fein  gepulvert ,  dann  innig  mit  6  g  Stang^en- 
Schwefel  und  2  g  Stärke  gemengt.  Man  ^iesst 
über  das  Pulver  8  ecm  einer  Lösung,  die  aus 
100  ccm  absolutem  Alkohol,  0,5  g  Wismat- 
subnitrat  und  einigen  Tropfen  Salzsäure  her- 
gestellt worden  ist ,  tropfenweise  zu  und  er- 
zielt dadurch  eine  passende  Vertheilung  des 
Wismutsalzes  in  der  ursprünglichen  Masse. 
Nach  dem  Verdunsten  des  Alkohols  an    der 
Luft  wird  die  Masse  im  bedeckten   'Piegel 
20  Minuten    lang  auf  helle  Kirschroth^lutfa 
erhalten ,  wozu  ein  Holzkohlenofen  oder  ein 
Ferro t*scher  Gasofen  benutzt  wird.  Man  lüsst 
den  Tiegel  erkalten ,  hebt  die  dünne  Schiebt 
von  schwefelsaurem  Kalk  ab,  pulvert  clen  In- 
halt und  erhitzt  nochmals  eine  halbe  Stunde 


139 


lang  auf  dieselbe  Temperatar.  Wenn  die 
Hitze  nicht  zo  gross  war,  bildet  die  Masse 
kleine  KÖmer,  die  kaum  an  einander  backen 
und  durch  schwachen  Druck  sich  leicht  zer- 
theilen  lassen ;  ein  nochmaliges  Pulvern  ist 
zu  vermeiden ,  weil  dadurch  die  Phosphor- 
escenz  erheblich  vermindert  wurde. 

Der  Verf.  hat  auch  Versuche  angestellt, 
um  die  grüne  Phosphoreseenz ,  weiche  man 
mit  Schalenkalk  und  Schwefel  allein  erzielt, 
durch  andere  Metalle  zu  erhöhen  und  zu  Sn- 
dern.  Ohne  bemerkenswerthe  Wirkung  sind 
die  Sulfide  von  Antimon ,  Cadmium ,  Queck- 
silber, Zinn,  Kupfer,  Platin,  Uran,  Zink  und 
Molybd&n ;  die  Phosphoreseenz ,  welche  die 
Hasse  mit  kleinen  Mengen  dieser  Salze  an- 
nimmt, wechselt  von  gelb  -  grün  bis  bläulich- 
grun;  aber  der  Glanz  des  ausgestrahlten 
Lichtes  nach  der  Insolation  nimmt  nicht 
merklieh  zu.  Die  Sulfide  von  Kobalt,  Nickel, 
Eisen  und  Silber  drucken  die  Phosphoreseenz 
berab,  Mangan  giebt  die  schon  von  Becquerel 
beobachtete  Orangefarbe.  Die  Menge  des 
If etallsalzes  kommt  hierbei  in  Betracht ,  wie 
folgende  Versuche  zeigen.  Eine  Masse  aus 
100g  Schalenkalk,  30g  Schwefel,  10  g  Stärke 
und  0,035  g  Bleizucker  liefert  eine  schön 
gelblicb-grüne  Phosphoreseenz;  nimmt  man 
auf  dasselbe  Verhältniss  0,400  g  Bleizucker, 
so  wird  die  Phosphoreseenz  gelblich -weiss 
und  sehr  scliwach.  Mit  l)60g  erhöht  sich  die 
gelbe  Farbe,  mit  3,50  g  ist  das  ausgestrahlte 
Licht  orangefarben ,  ähnlich  der  durch  Man- 
ganznaatz  bewirkten  Farbe.  Noch  grössere 
Mengen  Bleizucker  färben  das  Product  grau 
usd  die  Phosphoreseenz  verschwindet. 

Die  Versuche  lehrten  ferner,  dass  Schwefel- 
ealciam  an  sich  keine  dauernde  Phosphor- 
eseenz besitzt  und  lassen  vermuthen,  dass  die 
idiwache  Phosphoreseenz  mancher  Producte 
auf  dem  Dasein  von  Verunreinigungen  beruht. 
Dass  kleine  Mengen  fremder  Substanzen 
einen  grossen  Einflnss  auf  die  Art  und  Stärke 
der  Phosphoreseenz  ausüben  können,  wird 
bestätig  durch  Versuche  mit  Strontian :  wird 
Chlorstrontium  mit  kohlensaurem  Ammon 
geßlllt  und  der  kohlensaure  Strontian  (100  Tb.) 
mit  Schwefel  (30  Tb.)  und  arseniger  Säure 
{.5  Tb.)  geglüht,  so  hat  das  Product  eine  leb- 
haft grünlich  -  blaue  Fluorescenz;  war  das 
Carbonat  durch  doppelt  kohlensaures  Natron 
geeilt  und  gut  ausgewaschen,  so  ist  die  Phos- 
phoreseenz lebhaft  gelb.  Diese  Verschieden- 
heit rührt  von  kleinen  Mengen  Natron  her. 


da  der  Zusatz  von  Soda  (^/looo)  zu  dem  ersten 
Satze  dieselbe  Wirkung  besass. 

Chem,  tet^n.  C-Am, 


Untersuchungen  über  das  rasche 
Vergilben  des  Fapieres. 

Von  Jul.  Wtesner. 

Das  rasche  Vergilben  der  Papiere  wird  der- 
zeit ausschliesslich  dem  Holzschliffpapiere  zu- 
geschrieben. Aus  Nadelholz  erzeugtes  Papier 
soll  der  Verg^lbung  mehr  unterliegen  als 
Papier,  welches  aus  Laubholz  bereitet  wurde. 
Aus  jungem  Holze  erzeugte  Papiermasse  soll 
besonders  rasch  vergilben.  Viele  betrachten 
auch  diese  Art  der  Vergilbung  als  eine  durch 
Feuchtigkeit  begünstigte  rasche  Hnmificirung 
der  Holzfasern  des  Papieres.  Dieser  Ansicht 
scheint  auch  Hoyer  hinzuneigen ,  obwohl 
einige  seiner  Angaben  vermuthen  lassen,  dass 
er  auch  dem  Lichte,  ja  sogar  dem  Ammoniak- 
gehalte  der  Atmosphäre  eine  Rolle  bei  diesem 
Processe  zuschreibe. 

Zu  seinen  Versuchen  dienten  dem  Verfasser 
zunSchst  Papiere ,  welche  nach  Ausweis  der 
von  ihm  vorgeschlagenen  Phloroglucin probe 
reich  an  Holzsubstanz  waren  und  die  bei  mi* 
kroskopischer  Untersuchung  als  Holzschliff* 
papiere  sich  erwiesen. 

Stücke  solchen  Papieres  wurden  dem  un- 
mittelbaren Sonnenlichte  ausgesetzt  und  von 
Zeit  zu  Zeit  mit  Proben  desselben  Papieres 
verglichen,  welche  vor  Einwirkung  selbst  des 
schwächsten  Lichtes  geschützt  waren.  Bei 
hohem  Sonnenstande  und  nahezu  senkrechtem 
Einfalle  der  Sonnenstrahlen  Hess  sich  schon 
nach  einer  Stunde  der  Beginn  des  Vergilbens 
erkennen.  Da  bei  jenen  Temperaturen,  wel- 
chen die  Papiere  während  der  Bestrahlung 
ausgesetzt  waren,  im  Dunkeln  keine  Veränder- 
ung wahrnehmbar  wurde,  so  musste  geschlossen 
werden,  dass  das  Licht  bei  der  Vergilbung  der 
Holzpapiere  betheiligt  ist. 

Wird  ein  Stück  desselben  Papieres  in  der 
TorricelU'BQhen  Leere  dem  Sonnenlichte  aus- 
gesetzt, so  stellt  sich  auch  nach  monatelanger 
Einwirkung  keine  Spur  einer  Vergilbung  ein, 
selbst  wenn  man  im  Quecksilber  etwas  Wasser 
aufsteigen  lässt  und  das  Probepapier  alsbald 
im  feuchten  Räume  sich  befindet.  Dieser  Ver- 
such zeigt,  dass  auch  die  Luft  bei  der  Ver- 
gilbung betheiligt  ist,  und  es  kann  wohl,  na- 
mentlich mit  Rücksicht  auf  den  Umstand, 
dass  Stickstoff  und  Kohlensäure  dem  Holz- 


140 


8chli£[papiere  gegenüber  sich  völlig  indifferont 
verbalten ,  keinem  Zweifei  unterliegen ,  dass 
die  Yergilbung  des  Holzpapieres  ein  durcb 
das  Licht  bedingter  Ozjdationsprocess  ist. 

Die  Stärke  des  Lichtes,  ganz  besonders  aber 
die  Brecbbarkeit  desselben  (Lichtfarbe)  haben 
auf  die  Vergilbnn'g  der  Holzpapiere  grossen 
Einflnss,  wie  sich  aus  folgendem  Versuche 
ergiebt. 

Verf.  füllte  eine  doppelwandige  Glasglocke 
{Senebier'Bche  Glocke)  mit  einer  Lösung  von 
doppeltchrom saurem  Kali,  eine  zweite  mit 
schwefelsauremKupferoxydammoniak.  Schich- 
tendicke und  Lösung  waren  so  gewählt,  dass 
die  eine  Glocke  —  kurz  die  „gelbe  Glocke*' 
genannt  —  blos  Koth  bis  Grün,  die  andere 
—  „blaue  Glocke"  —  Grün  bis  Violet  durch- 
lässt.  Während  unter  der  blauen  Glocke,  na- 
mentlich im  Sonnenlichte,  sehr  rasch  die  Ver- 
gilbung des  Holzschliffpapieres  sich  einstellt, 
ist  dieselbe  im  diffusen  Tageslichte  gar  nicht 
abzuwarten,  so  schwach  ist  die  Wirkung.  Da 
nun,  wie  bekannt,  photographisch  empfind* 
liehe  Platten  und  Papiere  (z.  B.  das  Tälbot'- 
sehe  Papier)  ein  gleiches  Verhalten  unter  den 
beiden  Glasglocken  darbieten,  so  folgt,  dass 
es  ähnlich  der  Wirkung  des  Lichtes  gegenüber 
den  Silbersalzen  vorwiegend  die  stark  brech- 
baren Strahlen  sind  (blaue  bis  ultraviolette), 
welche  die  Vergilbung  des  Holzschlifipapieres 
bedingen. 

Einige  chemische  Veränderungen,  welche 
Folge  der  Vergilbung  sind,  lassen  sich  leicht 
und  mit  Sicherheit  feststellen.  Um  ein  rich- 
tiges Verständniss  dieser  Verhältnisse  zu  er- 
möglichen, schildert  Verf.  die  chemische  Be- 
schaffenheit der  verholzten  Zellwand  in  Kürze. 
Man  nahm  früher  an ,  dass  in  den  verholzten 
Geweben  neben  Cellulose  noch  ein  anderes 
chemisches  Individuum,  der  Holzstoff  (Lignin) 
vorkomme.  Diese  auch  mit  dem  sehr  unpassend 
gewählten  Worte  „inkrustirende**  Materie  be- 
zeichnete Substanz  ist  nun  nach  den  haupt- 
sächlich vom  Verfasser  und  seinen  Schülern 
ausgeführten  Untersuchungen  ein  Gemenge 
mehrerer  Körper,  unter  welchen  Vanillin, 
Coniferin,  femer  eine  durch  Salzsäure  sich 
gelb  färbende,  nicht  näher  bekannte  Substanz 
und  mehrere  Gummiarten  nie  fehlen.  Das 
Vanillin,  welches  nach  des  Verfassers  Unter- 
suchungen die  sogen.  Holzstofireactionen  be- 
dingt ,  ist  am  sichersten  durch  Phloroglucin 
und  Salzsäure,  das  Coniferin  durch  ein  Ge- 
menge von  Phenol,  Salzsäure  und  chlorsaurem 


Kali  nachzuweisen,  welche  Reagentien  das 
Coniferin  durch  eine  besonders  im  Sonnen- 
lichte stark  hervortretende  Blaufärbung  zu 
erkennen  geben. 

Im  Lichte  wird  nun  im  Papiere  die  durch 
Salzsäure  sich  gelb ,  färbende  Substanz  nicht 
zerstört ,  wohl  aber  Coniferin  und  Vanillin. 
In  stark  am  Sonnenlichte  gebräuntem  Holz- 
schUffpapiere  ist  in  der  Begel  kein  Coniferin 
durch  Phenolsalzsäure  nachweisbar.  Hin- 
gegen lässt  sich  die  Gegenwart  des  Vanillins 
feststellen.  Allein  ein  Vergleich  mit  frischem 
Holze  oder  frischem ,  noch  nicht  vergilbtem 
Holzschliffpapiere  lehrt,  dass  das  Vanillin  bei 
der  Vergiibung  stark  abgenommen  hat. 

Weiter  lässt  sich  noch  feststellen,  dass  die 
Stärkemenge  in  dem  am  Lichte  vergilbten 
Papiere  abgenommen  hat,  indem  dasselbe  im 
Vergleiche  zu  dem  übrigen  Papiere  mit 
wässeriger  Jodlösung  nur  eine  sehr  schwache 
Blaufärbung  annimmt,  selbst  wenn  man  früher 
mit  Salzsäure  angesäuert  hat.  Das  am  Liebte 
vergilbte  Papier  wird  durch  Kalilauge  stark 
braun.  Weder  durch  Wasser,  noch  durch 
Aether  und  Alkohol  lässt  sich  ein  vergilbtes 
Papier  entfärben,  auch  dann  nicht,  wenn 
Siedehitze  angewendet  wird. 

Da  es   die  Bestandtheile   der  verholzten 
Zellwand  sind,  welche  die  im  Lichte  sieh  ein- 
stellenden Veränderungen  des  Papieres    be- 
dingen, so  ist  es  eigentlich  selbstverständlich, 
dass  erstens  alle  diejenigen  Papiere,  welche 
irgend  welche  verholzte  Gewebsbestandtbeile 
enthalten,  dieselbe  Erscheinung  zeigen  müs- 
sen, und  dass  Holzstoffpapiere ,  deren  Faaem 
von  der  sogen.  Holzsnbstanz  vollkommen  be- 
freit wurden,    der  Vergilbung  nicht   unter- 
liegen.   Zu  den  letzteren  sind  die  in  neuerer 
Zeit  so  viel  gebrauchten,  im  Vergleiche   zu 
Holzschli^apieren  so  guten  Holzstofipapiere 
zu   zählen,    deren  Fasern   durch   chemische 
Mittel  aus  dem  Holze  gewonnen  wurden.   Aas 
Juteabfallen  bereitete  Papiere  verhalten  aicli, 
da  die  Jutefaser,  wie  Verf.  zuerst  zeigte,  sehr 
stark   verholzt   ist,    wie    Holzschlifl^apiere. 
Strohstoff  enthält  namentlich  in  den  GeflUsen 
Holzsubstanz.  Ist  Strohstoff  nicht  vollständig 
gebleicht,  so  vergilbt  ein  daraus  bereitetes 
Papier,    aber  selbstverständlich  weniger  als 
Holzschliffpapier.     Aus  völlig  unverholzten 
Fasern  bestehende  Papiere  (aUe  guten  Sorten 
von  reinem  Hadernpapier)   unterliegen     gar 
nicht  der  Vergilbung.    Im  Lichte  sowohl ,  als 
im  Finsteren  der  Luft  ausgesetzt,  behalten 


141 


sie  vollständig  ihre  ursprüngliche  Farbe,  wenn 
nnr  dafür  Sorge  getragen  wird ,  dass  auf  die- 
selben kein  Staub  auffällt. 

Die  kleinen  Mengen  von  Ammoniak,  welche 
steta  in  der  Atmosphäre  vorkommen,  scheinen 
gar  keinen  Einfluss  auf  die  Holzschlif^apiere 
auszuüben ,  wie  man  aus  dem  Verhalten  von 
Holzschliffpapieren,  die  Monate  lang  dem 
Luftzutritte  bei  Ausschluss  des  Lichtes  aus- 
gesetzt sind,  entnehmen  kann.  Wohl  aber 
färben  Ammoniakdämpfe  das  Holzschliffpapier 
sofort;  an  ireier  Luft,  rascher  in  Essigsäure- 
dämpfen Terliert  sich  diese  Färbung  wieder. 

Da  die  staik  brechbaren  Strahlen  des  Lichtes 
bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  die  rasche  Ver- 
gilbnng  aller  jener  Papiere  hervorbringen, 
deren  Fasern  noch  sogen.  Holzsubstanz  ent- 
halten, dieser  Process  aber  durch  Feuchtigkeit 
sehr  begünstigt  wird,  so  ergeben  sich  die  Re- 
geln zum  Schutze  solcher  Papiere,  bez.  von 
Werken,  welche  auf  Holzschliffpapier  gedruckt 
sind,  von  selbst;  Sonnenlicht  wirkt  schädlicher, 
als  diffoses  Licht ;  sehr  schwaches ,  stark  ab- 
gedämpftes Tageslicht  wird,  zumal  in  sehr 
trocknen  Räumen,  von  ungemein  geringer 
Wirkung  sein.  Gaslicht  ist  wegen  seines  ge- 
ringen Gehaltes  an  stark  brechbaren  Licht- 
strahlen fast  ganz  unschädlich.  Hingegen 
wird  elektrisches  Bogenlicht,  und  überhaupt 
jede  kräftige  Lichtquelle,  welche  viel  stark 
brechbare  Strahlen  aussendet,  das  Vergilben 
begSnstigen.     Mit  Rücksicht  auf  die  Gefahr 


der  Verg^lbung  der  Papiere  wird  somit  in 
Bibliotheken  die  Gasbeleuchtung  der  elektri- 
schen Beleuchtung  im  Allgemeinen  vorzu- 
ziehen sein.  Chem,  Centr.-Bl  1887,  4. 


Oerb*yerfahren  mittelst  Fyro- 

fusoin. 

Prof.  22^n«cA- Erlangen  veröffentlicht  in 
den  „Industrie- Blättern"  ein  neues  Gerb- 
Verfahren  mittelst  eines  alkalischen  Stein- 
kohlen -  Eztractes.  Dieser  neue  Gerbstoff  ist 
nach  dem  Verfasser  in  fast  allen  Steinkohlen, 
aber  in  sehr  wechselnden  Mengen  vorhanden 
und  scheint  in  die  Classe  derHuminkörper  zu 
gehören,  von  denen  er  sich  in  der  Hauptsache 
durch  hohe  Beständigkeit  gegen  Agentien  und 
Licht  auszeichnet.  Zur  Herstellung  des  Pjro- 
fttscins  wird  die  Steinkohle  mit  kochender 
Natronlauge  wiederholt  ausgezogen  und  die 
Lösung  durch  HCl  oder  HNO4  gefällt.  Seine 
näheren  chemischen  Eigenschaften  sind  bis 
jetzt  noch  wenig  bekannt,  doch  erweist  es  sich 
als  eine  schwache  Säure. 

Zum  Behufe  der  Gerbung  wird  die  alkalische 
Lösung  des  Pyrofuscins  durch  genügend  langes 
Stehenlassen  an  der  Luft  und  durch  Einleiten 
von  CO2  neutralisirt.  Die  Fasergewebe  der 
Thierhaut  erweisen  sich  bei  Behandlung  von 
Pyrofnscin  schon .  nach  kurzer  Zeit  als  völlig 
unlöslich  in  Wasser,  d.  h.  also  in  Ledersub- 
stanz umgewandelt. 


j   /   *  ^ 


.  \.j^  -/^  /■  _<^  ^^\  f^^/ 


Ijiteratnr  und  Kritik, 


Avsftthrliches  Lehrbuch  der  Pharma- 
eeutisehen  Chemie.    Bearbeitet  von 
Professor  Dr.  Umst  Schmidt,  Direk- 
tor des   pharm.  -  ehem.  Instituts   der 
UiÜYersitllt  Marburg.  Mit  zahlreichen 
Holzschnitten.  Zweite  vermehrte  Auf- 
lage. I.  Band,  1.  Abtheil.   Metalloide. 
Braunschweig  1887.  Verlag  von  Frie- 
drich Vietceg  dt  Sohn. 
„Das  ausführliche  Lehrbuch  der  Chemie 
iBt  bestimmt,  dem  angehenden  Pharmacenten 
als  Anhalt  bei  den  privatenjind  akademischen 
Stadien,    dem    praktischen  Apotheker  als 
Fährer  und  Bathgeber  bei  den  chemischen 
Arbeiten  zu  dienen.  **   Es  soll  dasselbe  dem- 
nach  den  Pharmacenten  begleiten  können 
vom  Beginn  bis  zum  Schluss  seiner  pharma- 
centtscben  Thätigkeit.  Der  angehende  Phar- 
macent  bedarf  vor  Allem  der  Kenntniss  der 


Grundbegriffe ,  der  allgemeinen  Eigen- 
schaften und  Reaktionen  der  Elemente  und 
ihrer  Verbindungen,  der  praktische  Apo- 
theker sucht  dagegen  zumeist  Auskunft  über 
specielle  Eigenschaften  der  EOrper,  über 
ihre  Herstellung,  Verunreinigungen,  Werth- 
bestimmung,  über  die  Verwendung  derselben 
auch  in  der  Technik  und  im  täglichen  Leben. 
Der  Letztere  wird  im  Allgemeinen  in  aus- 
führlichen Abhandlungen  das  ihm  Ndtiiige 
leichter  herausfinden  als  der  Anfänger,  wel- 
cher leicht  Nebensächliches  mit  Hauptsäch- 
lichem verwechselt  und  in  dem  Bestreben, 
Alles  zu  lernen,  in  Gefahr  geräth  Nichts, 
oder  wenigstens  nichts  Ordentliches  zu  lernen ; 
für  ihn  gilt :  non  multa  sed  multum. 

Es  sind  demnach  die  Aufgaben ,  welche 
ein  Lehrbuch  zu  lösen  hat,  das  sich  die  oben 
erwähnten  Ziele  gesteckt  hat,  keine  gleich- 


142 


artig«!),  in  so  vielen  Stücken  sie  sich  aach 
berühren ,  und  ihre  gemeinsame  Lösung  ist 
schwierig. 

Wie  die  üeberwindnng  dieser  Schwierig- 
keiteii  dem'  Verfasser  gelungen  ist,  wie  er  es 
möglich  gemacht,  ein  Lehrbnch  zu  schreiben, 
welches  zagleich  ein  praktisches  Handbach 
far  Prüfung  der  Arzneimittel ,  für  chemische 
Untersuchung  in  der  Hjgieine  und  im  Ge- 
biete der  Technik  ist,  ohne  dass  das  Hand- 
buch das  Lehrbuch  beeinträchtigt,  dies  zu 
beschreiben  ist  leider  nicht  möglich,  denn 
dieses  Kunststück  beruht  auf  der  Vortrags- 
weise des  Verfassertf«  Die  Art  der  Schilderung 
grenzt  weit  besser  und  genauer  theoretisch 
und  praktisch  Wichtiges,  Allgemeines  und 
Specielles  von  einander  ab,  als  es  durch 
grossen  und  kleint^n  Druck  und  sonstige 
Hülfsmittel,  welche  hier  natürlich  auch  an- 
gewandt sind,  möglich  ist  Wenn  es  dafür, 
ein  wie  vielseitiger,  begabter  und  erfahrener 
akademischer  Lehrer  für  Pharmaceuten  der 
Verfasser  ist,  noch  eines  Beweises  bedürfte, 
durch  das  vorliegende  Lehrbuch  würde  der- 
selbe erbracht  worden  sein.  e. 


Encyklopädie  der  Natarwissensehaf- 
ten.  IL  Abtheilung.  Handwörterbach 
der  Chemie.  Herausgegeben  von  Prof. 
LadefAurg.     20.  und  21.  Lieferung. 
Breslau  1886.    Verlag   von   Eduard 
Trewendt 
Die  vorliegenden  beiden  Lieferungen  des 
vortrefflichen  Werkes  enthalten  wieder  eine 
Anzahl    Monograpfaieen ,    welche    geradezu 
mustergäitig  abgefasst  sind.     So  Glykoside 
(Schluss),  Gold,  Guanidin,  Harn,  Harnsäure- 
gruppe, Harnstoff.  e. 

Omeliu-Kraiit's  Handbuch  der  Chemie. 

Anorganische  Chemie  in  8  Bänden. 
6.  umgearbeitete  Auflage  von  Prof. 
Dr.  K  ErafU  in  Hannover.  IL  Band, 
1.  Abtheilung,  14.  bis  16.  Lieferung. 
Heidelberg  1886.  Carl  Winters 
Universiftätsbiichhaadlnng. 

Diese  Lieferungen  enthalten,  in  bekannter 
eingehender  Weise  besprochen,  die  Verbin- 
dungen des  Siiicinm's.  Es-  ist  insbesondere 
den  Doppelverbindungen  der  Kiesels&ure 
grosse  Sorgfalt  gewidmet  und  Glas  z.  B.  in 
einem  besonderen  Anbange  besprochen. 

e. 


Die  Mikroskopie  der  teelmiseh  ver- 
wendeten Faserstoffe.  Ein  Lehr- 
und  Handbuch  der  mikro^kopisehen 
Untersuchung  der  Faserstoffe,  Gewebe 
und  Papiere.  Bearbeitet  von  Professor 
Dr.  Frans  Ritter  von  Höhnel  in  Wien. 
Mit  69  Holzschnitten  4  uT  50  4  A, 
Hartlehen's  Verlag  in  Wien,  Pest  und 
Leipzig. 

Die  Untersuchung.von  Qeweben  und  Papier 
hat  gewiss  Jedem,  welcher  chemische  und 
mikroskopische  Untersuchungen  berüfstnässig 
auszuführen  hat,  schon  Stossseufzer  abge- 
presst,  wenn  die  Deutung  des  vielgestaltigen 
mikroskopischen  Bildes  des  zu  analysirenden 
Präparates  ihm  nicht  gelingen  wollte.  In  der 
Literatur  war  dabei  bis  jetzt  nicht  viel  Aus- 
kunft zu  holen,  denn  die  verschiedenen  Lehr- 
und  Handbücher  enthalten  nur  einzelne  Par- 
tien von  Fasern  abgebildet,  aber  keinen  syste- 
matischen Gang  zur  Erkennung  verschiedener 
Fasern  neben  und  mit  einander.  Ein  solcher 
wird  nun  in  dem  vorliegenden  Buche,  nach- 
dem zuerst  die  einzelnen  Fasern  gründlich 
besprochen  und  durch  Abbildungen  erläutert 
worden  sind,  gegeben.  Hierdurch  erhält  das 
Werk  für  den  Praktiker  besonderen  Werth 
und  wird  demselben  für  die  Untersuchung 
von  Geweben  und  Papier  geradezu  unent- 
behrlich. 


e. 


Raturgescbicbte    des    Pflanzenreicbs.     Grosser 

Pnanzenatlas  mit  Text  fQr  Schale  und  Haus. 
80  fein  colorirte  Doppeltafeln  mit  Qber  2000 
\       naturgetreuen   Abbilaungen   und  40  Bogen 
begleitendem  Text  nebst  vielen  Holzschnitten. 
I       Herausgegeben  von  Dr.  M.  Fünfstüek,  Privat- 
I       docent  am  KOnigl.  Polytechnikum  zu  Statt- 
gart.   Emü  Hänsdmann^s  Verlag,  Stuti^irt. 
'       Ig  Lieferungen  k  50  Pf. 
'     Von  diesem  nübschen  Werke  sind  bis  jetzt 
!  d5  Lieferungen  erschienen.  Bei  der  Besprecnung 
!  derBlflthenpflanzen,  die  mit  Heft  15  beginnt,  wird 
besonders  auf  die  einheimische  Flora  Bedk^ht 
ffenommeni  ausserdem  sind  die  wichtigeren  aus- 
ländischen Pflanzen,  namentlich  Arznei-,  Han- 
dels- und  Kultnrgewächse,  sowie  besonders  inter- 
essante Vertreter  tropischer  Familien    berück- 
sichtigt worden.  Die  farbigen  Abbildungen  g^ben 
zum    weitaus    überwiegenden   Theil   die    dar- 
gestellten Pflanzen  gut  und  naturgetreu  wieder. 

Die  UntersieliiiuE  des  Selnretaelelflches  a«f  Tri- 

Ohinei  Ulli  niMn  nebst  einer  Zusammen- 
stellung^ der  neuesten^  die  Fleischschau  be- 
treffenden Gesetze  und  Verordnungen,  sowie 
Beschreibung  des  Mikroskops  von  Arru^d 
Rager^  bestallter  Fleischbeschauer.  Mit  56 
in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  Frank- 
furt a.  Oder  1886.    B.  Waldmann\  Verlag. 


148 


JikrakMUM  UM  TOB  a  F.  iMMigff  *  Uhiel 

Jatobnsh  flkr  nolqnrtphle  ud  HeprodiiettOM- 
teeludk  (du  das  Jiht  UH.  Unter  nitwirkang 
herrorragender  FaehmAniier  heransgre^eben 
TOB  I^.  Joief  Nmria  Eder,  \,  k.  Professor 
an  der  Staatsgewerbesehide  und  Docent  an 


der  teobnischen  Hocbsebnle  in  Wien.  Erster 
Jabrgang.  Halle  a.  S.  1887.  Druck  und  Yer- 
lag  Ton  Wilhehn  Knapp. 
frice  List  for  Februaiy,  188T  of  Tb.  Os.  Cbrtsty 
A  Co.  Importers  and  Introducers  of  v^ew 
Dmgs  and  Remedies.  26»  Lime  Street,  Lob* 
don  E.a 


Hlscelleii. 


p  -Acetphenidin 

oder  acetjlirtes  p -Amidopbenol 

NHi .  CeH40  .  CHs .  COiH 
ist  das  neueste  ABtipTretieom.  £•  bildet 
&rblo8e  oder  sebwacb  rotblicbe  kleine 
Nadeln,  welcbe  sieb  in  Wasser  scbwer,  in 
Älkobol  nnd  Eisessig  etwas  besser  lösen ,  bei 
135<^  sebmelzea  nnd  gescbaacklos  sind.  Das 
Priparat  wird  in  Gaben  Yon  0,2— 0,5  g  Terab- 
reichtf  aber  ancb  Dosen  von  1  —  2  g  erwiesen 
sieb  nach  Hin^betg  dt  Säst,  welcbe  dasselbe 
prüften,  noch  als  nnschädlioh.  Zu  becieben 
ist  das  neue  Mittel  tob  den  Farbenfabriken 
Torm.  Bayer  dt  Co.  ia  Elberfeld. 

CetiirQM.  f.  d.  med,  Win.  18S7,  I^.  9, 


GlycyphylliiL 

Ueber  Glycypbyllin,  den  süss 
scbmeckeBden  Körper  ans  der  Smilaz  glycj- 
pbjlla,  giebt  E.  S.  Benme  neue  Mittbeil- 
Qngtn. 

Smilax  glycypbjlla  ist  eine  Pflanze,  die 
sehr  reichlich  in  den  nördlichen  Theilen  Ton 
Ken -Süd -Wales  und  den  sfidlicben  Theilen 
▼OB  Queeneland  witehst.  Der  süss  schmeokende 
Körper,  der  schon  früher  ^on  Wright  unter- 
sucht wurde,  hat  die  Formel  CaiH240o;  er 
kiystallisirt  aus  wässerigem  Aether  mit  drei, 
aus  Wasser  mit  4  >/«  Mol.  Wasser.  Er  serfiillt 
dareh  Spaltung  in  Pbloretin  und  Isodulcit : 

&iU«40»  +  2H2O  =  CiöHmOs  +  CeHuOe. 
— OS—  D,  Chem,  Drugg.,  Jan,  16G7, 


Boldoglucin 

ist  etB  Oljeorid,  welchem  hypnotische  Eigen* 

•cbafIteB  Bukommen  sollen.    Dasselbe  wurde 

ron  Chapoteaux  aus  den  Blättern  von  Boldo 

fragrans  iaolirt  und  ist  tob  Dr.  Beni  Juranvüle 

In  einer  ABsahl  tob  Fällen  mit  gutem  Erfolg 

gegebeu  worden.  Die  Dosis  betrug  1  bis  5  g. 

Der  Körper  lat  aicht  au  Terwecbselu  mit  BoldiB, 

ei  Dem    aus  den  Blättern   derselben  Pflanae 

ieolirten  Alkahnd.  — os — 

Therap.  Qom.,  Fdbr.  IQ&T, 


AMptiuiohe  Iiaminaria. 

Q-,  Dimer  bezeichBct  die  seitherige  trockeBC 
Aufbewahrung  der  Preassebwämme  nad  der 
Laminaria  als  durchaus  Terwerflich 
und  als  unvereinbar  mit  den  Qrundsätsen 
der  Antisepsis.  Er  empfiehlt  die  Aufbewahr- 
ung iB  eiaer  1  proc.  LÖsuBg  tob  Subliuiat  i& 
Alkohol  absolutus.  Die  Quellkraft  der 
Laminaiia  leidet  durch  diese  Anfbewabrungs- 
weise  nicht.  (Vergl.  Kr.  7,  pag .  92  d.  Ph.  C. 
dies.  Jahres.) 

J)¥/rch  Cerr.'Bl.  f.  Schweiz,  Äente. 


Hopeln. 

Das  Hopetn  soll  noch  nicht  zur  Ruhe  kom* 
men.  Die  Concentrated  Produce  Co.,  Ld.  10., 
Camomile  Street,  London,  E.  C.  schreibt 
einen  Preis  ron  6000  Mark  aus  für  die  beste 
Arbeit  Ober  die  physiologische  Wirkung  des 
narkotischen  Alkaloides  des  Hopfens.  Das 
für  die  Versuche  erforderliche  Al- 
kaloi'd  liefert  die  gedachte  Gesell- 
schaft, Ton  welcher  auch  die  näheren  Be- 
dingungen zu  erfahren  sind. 

Uns  will  es  scheinen ,  als  ob  es  besser  für 
die  Klärung  der  Hopeinftrage  —  wenn  eine 
solche  noch  nöthig  —  sein  würde,  wenn  das 
Hopein  mit  Hopfenalkaloiden,  welche  Ton  an- 
derer Seite  aus  dem  Hopfen  darzustellen 
wären ,  yerglicben  würde,  als  wcbb  die  Ge- 
sellschaft ihr  Präparat,  von  dessen  Herstell- 
ung man  nichts  weiss,  liefert. 


Vergiftung  von  Vieh  durch 
arsenikhaltiges  Glaubersali. 

Ein  irischer  Farmer  gab  seinen  20  Kühen 
ein  AbfQbrmittel,  welches  aus  Sennaaufguss 
und  Glaubersalz  bestand;  die  Kühe,  welcbe 
vorher  nicht  eigentlich  krank  waren,  er- 
krankten plötzlich  unter  heftigen  Ersdiein- 
ungen  und  zebn  derselben  starben  am  andern 
Tage. 

Die  Eingeweide  eiaer  Kuh  nnd  ein  Theil 


144 


des  zurückgebliebenen  Glaabersalzes  worden 
von  Charles  Ä.  Cameron  untersdcbt.  Es  er- 
gab sich,  dasB  in  dem  Glaubersalz  Arsenik  in 
Gestalt  Ton  arsenigsaurem  Natron  vorhanden 
w«r,  und  zwar  über  0,1  pGt. 


'  Cameron  glaubt,  dass  der  Ar^^gehlüt  aus 
einer  unreinen  Schwefelsäure  herrührte;  es 
war  jedoch  leider  nicht  möglich,  d^  Ursprung 
des  Glaubersalzes  festzuBtellen.  — ob— 

Analyst,  Febr,  1887. 


V^ -V^  \yv^  N<r  >.<  N*  Vy 


Offene  CorrespondenB. 


Apoih.  K«  in  ,B.  Besten  Dank  föi\  Ihre  Mit- 
theiliing,.  die  wir  hierbrin^n:  ,,Da»beWÄhrteste 
lind  jEUglcicb  angenehmste  Mittel  znr  VerdecXung 
des  Jodoforms  dürfte  Ol.  Sassafras  sein, 
welches  in  wenigen  Tropfen  dem  Jodoform  zu- 
gesetzt; mit  denselben  eilten  ganz  angenehmen 
Mernch  erzeugt.  Ebenso  empfiehlt  es  jsich,  einen 
Spiritus  Ol.  Sassafras  vorräthig  zu  halten,  um 
nach  dem  Arbeiten  mit  Jodoform  (z.  B.  Bacilli  etc.) 
die'  vorher  mit  ^eife  gewaschenen  Hftnde  ein* 
zuijeiben." 

B«  in  F.  Zum  Nachweis,  ob  die  Färbung 
eines  Harn  durch  den  Gebrauch  von  Santonin, 
Senha,  -Bhabarber  oder  Ghrysarobin  bewirkt  ist, 
empfiehlt  Hoppe -Seyler  die  Ausschtttelung  mit 
Amylalkohol.  Zu  diesem  Zwecke  wird  der  Harn 
mitAetzkali  versetzt  und  mit  Amylalkohol  aus- 
geschüttelt. Rührt  die  Färbung  von  dem  Ge- 
brauch von  Santonin  her,  ibu  geht  der  Farbstoff 
fast  völlig  in  den  Amylalkohol  über  und  der 
Harn  entSrbt  sich,  während  nach  .Chrysoph an- 
säure (Rhabarber^  Senna,  Chiysarobin)  der  Harn 
roth  gef&rbt  bleibt  und  der  Amylalkohol'  nur 
Spuren  von  Farbstoff  aufnimmt.  Wird  der  Harn 
jedoch  angesäuert,  so  nimmt  der  Amylalkohol 
die  Chrysophansäure  auf  und  giebt  sie  nach  der 
Trennung  im  Scheidetrichter  beim  Schütteln 
mit  ammoniakalischem  Wasser  an  dieses  ab.  Der 
Santoninfarbstoff  wird  unter  dem  gleichen  Ver- 
hältniss  nicht  aufgenommen. 

M.  in  8.  •  Zur  Verhütung; von  Pilzbildung  in 
Alkaloidlösungen  ist  neuerdings  ein  Zusatz  von 
Camp  hör  (0,5<foo)  oder  Oampborspiritus  em- 
pfohlen worden.  Auch  Thymol  dürfte  sich  dazu 
eignen. 

'S.  K.  in  0«  Mit  Amylose  bezeichnet  man 
den  durch  Speichel  und  Diastase  nicht  loslichen 
Antheil  der  Stärke  (Cellulose). 

0.  tn  P.  Während  der  Bauer  der  Verdauung 
soll  der  Magensaft  entweder  Salzsäure  allein  oder 
mit  Milchsäure  gemischt  enthalten,  während  er 


bei  Vorhandensein  von  .Ereibs  nur  Milch- 
säure enthält.  Hierauf  soll  sich  nun  eine 
Diagnose  einer  ^ ^Erkrankung  an  Magenkrebs 
gründen,  indem '^der  umstand  für  Krebs  ent- 
scheidend ist,  dass  der  Magensaft  keine  Salz- 
säurereaction  giebt.  Als  '.Reagentien  hierzn 
werden  benutzt:  Gentianaviolett  (mit  Salzsäure 
blau),  Orange  Poirier  Nr.  1  (mit  Salzsäure  roth). 
Congoroth  (mit  Salzsäure  blau). 

JDass  natürlich  sowohl  Salzsäure  als  auch 
andere  Mineralsäuren  nicht  etwa  als  Medikament 
vorher  genommen  sein  dürfen,  ist  selbstver- 
ständlich, da  genannte  Reagentien  nicht  specicll 
Salzsäure,  sondern  Überhaupt  Mineralsänren  an- 
zeigen und  nur  durch  organische  Säuren  nicht 
verändert  werden. 

A.  in  M*  Neuerdings  ist  von  Vorthmann 
eine  neue  Methode  zum  Nachweis  von  Spuren 
Blausäure  (auf  der  Bildung  von  Nitropmssiat 
beruhend)  angegeben  worden.  Zu  der  zu  prüfen- 
den Flüssig^keit  werden  einige  Tropfen  einer 
NatriumnitritlOsung  gegeben,  einige  Tropfen 
Eisenchloridlosung  und  sehr  wenig  Schwefelsäure 
zugefügt  und  das  Gemisch  erhitzt.  Dur^sh^ Ansatz 
von  wenig  Ammoniak  wird  der  Ueberschuss  de^ 
Eisens  ausgefällt,  abfiltrirt  und  das  Filtrat  durch 
Zugabe  von  wenig  Schwefelammoninm  geprüft 
Die  Reaction  soll  empfindlicher  sein  ala  die 
Berliner  Blau-Reaction,  jedoch  weniger  empfind- 
lich als  die  Rbodanprobe.  Es  soll  der  Nachweis 
von  1  Theil  Blausäure  in  312.500  Theilen  Wasser 
auf  diese  Weise  gelingen. 

Apoth.  J.  m  B.  Chloralhydrat  wird  durch 
Natronlauge  in. Chloroform  und  ameisensaores 
Natron  zersetzt  und  diese  Reaktion  soll  8ich 
nach  A'  Krönet  zur  Werthbestiromung  dos 
Ghloralhydrats  verwenden  lassen.  Man  lOst  eine 
abgewogene  Menge  desselben  in  Wasser,  fügt 
Normalnatronlauge  hinzu  und  titrirt  nach  karzor 
Zeit  mit  Salzsäure  zurück.  1  g  chemisch  reines 
Chloralhydrat  gebraucht  6.04NaOH  Viooo- 


Hie  Bmefse^^ung  des  AbonnetHents 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  die  BesteUimgeh  vor 
Ablauf  des  Monats  bewirken  zu  tbollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter- 
brechung eintritt 

Fehlende  Nummern  wolle  man  sofort  reelamiren  und  ewar  bei  derjenigen 
JPostanstait  oder,  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestellung  besorgt.  Sei 
unserer  Expedition  Jcostetjede  eiwelhe  Nummer  äöPf, 

Vom,  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämmtliche  Nummern  ßu  haben. 

Verleger  und  Terautwortlieher  Bedactenr  Dr.  £•  Gelisler  in  Dreaden. 
.  Ia  Baobhandal  durch  Ja  Hat  Springer,  Berlin  N«,  VonbUotiplAte  9. 
Dmok  der  K9iii^.  Hoflmelildniokerei  voa  C.  C.  Meinhold  ftSOhneln  Dreaden. 


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25  P£    Inserate:  die  einmal  gespdtene  retit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabati 
Anfragen,  Auftrftge,  Mannseripte  ete.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  G  ei  ssler, 

Dresden,  PiUnitzer  Strasse  56  adressiren. 

Nene  Folge 
Till.  Jahrgang 


Mn. 


Berlin,  den  24.  März  1887. 


Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  €a«Hte  maS  Fkunade:  Ueb«r  d«»  Naehweft  freier  Bluren,  ■peeiell  der  Salulnre  Im  Mageniafle.  — 
WttlMiliiafeii  au  dem  öffentllohen  ehemUeben  Laboratortom  Ton  Dr.  Otto  Bchwelwlngfr  an  Dreeden.  ->  Zar 
Pfflftuif  dae  Eaefgithen.  —  2am  Maehwele  dar  Alkallmoiioearbonate  in  Alkallbioarbonaten.  —  Prafong  der  Sali- 
•iare  asf  eiaa  VamBrei&lgnng  mit  BromwaMeratoffsäare.  —  Bntwnrf  eina>  Oeaetaea«  betreirend  den  Verkebr  mit 
Mai-  nad  alnkhaltifeii  Oageniandaa.  —  TkenfmilMtik^  Kallirai  Die  pronbylaktiaoha  Behandlang  dar  Zähne. 
—  Mii— 11— :  Holswolle.  —  Bin  naaei  VarlhhraB  dar  Fabrikation  von  entSllam  lOilichen  Gaeaopalver.  —  Aiep- 
Ünainra.    Aaidvm  aaepUonm  param.  —  Erprobtes  Mittel  aar  Erhaltung  glatter  HSnde.  — 

OflSne  CemflpOBdrai«  —  AaMlgea* 

Chemie  und  Pharmacie. 


Ueber  den  Nachweis  freier  Säuren, 
apeeiell  der  Salzaänre  im  Magen- 
säfte. 

In  letzter  Zeit  häufiger  veranlasst,  in 
der  hiesigen  Exankenhaasapotheke  Unter- 
saehnngen  Aber  den  Säuregehalt  des 
Magensaftes  ansznfthren,  gestatte  ich  mir, 
durch  Anfragen  in  der  pharm.  Presse 
Ober  den  „schnellen  und  sicheren  Nach- 
weis freier  Salzsäure  des  Magens"  be- 
stimmt, nachfolgend  einige  Erfahrungen 
Dber  cUesen  Gegenstand  wiederzugeben. 

Methoden  zum  Nachweis  freier  Salz- 
säure im  Magensäfte,  die  bei  sieheren 
Bcmltaten  einfach  und  schnell  aus- 
führbar wären,  existiren  bis  heute  noch 
nicht 

Tropäolin ,  Gentianaviolett ,  Fuchsin, 
Congopapier  etc.,  welche  seither  zu  diesem 
Zwecke  benutzt  wurden,  erftlUen  denselben 
leider  nur  in  geringem  Maasse.  Die 
Parbenveränderungen,  welche  diese  Kör- 
per beim  Terset^n  mit  Sahssäure  ein- 
gehen, treten  nämlich  bei  manchem  Magen- 
safte trotz  seines  Gehaltes  an  Salzsäure 
steht  ein^  andererseits  kann  die  gleiche 


Farbenveränderung  durch  andere  im 
Magensafte  vorkommende  Verbindungen 
hervorgebracht  werden. 

Das  von  üffehnatm  gegebene  Beagens 
—  eine  Mischung  von  1  Tropfen  Liq. 
ferri  sesquichlor. ,  0,4  Acid.  carbol.  und 
100,0  Wasser — ,  welches  durch  Salzsäure 
entf&rbt,  durch  Milchsäure  gelb,  durch 
Buttersäure  milchig  getrübt  werden  soll, 
ist  ebenfalls  nicht  von  der  erwünschten 
Sicherheit,  da  kleine  Mengen  HCl  neben 
grösseren  Mengen  der  anderen  Säuren 
damit  nicht  nachgewiesen  werden  können. 

Die  besten  Methoden,  welche  zugleich 
den  Vortheil  haben,  zu  quantitativen  Be- 
stimmungen verwerthbar  zu  sein,  wurden 
von  Cohn  und  v.  Mering  gegeben.*) 
Nach  einer  derselben  wird  d^e  im  Magen^ 
safte  enthaltene  Salzsäure  an  Ginchonin 
gebunden  und  aus  dem  salzsauren  Gin- 
chonin dann  die  Säure  berechnet.  Das 
Yerfahren  ist  ziemlich  complicirt  und 
deshalb  für  häufigere  Bestimmungen  nicht 
recht  anwendbar. 

Die  andere  in  jedem  pharm.  Labora- 

*)  Deatich,  Archiv  t  Uin.  tfed.  XXXEC,  28S. 


146 


torium  ausführbare  Methode  ist  folgende : 
50  com  filtrirter  Haffensaft  werden  l.  über 
freiem  Feuer  destillirt,  bis  ^  drei- Viertel 
übergegangen  sind,  wieder  auf  SOccm 
aufgefüllt  und  nochmals  drei  Viertel  ab- 
destillirt;  im  Filtrat  werden  die  flüchtigen 
Säuren  mit  Normallange  titrirt.  2.  Der 
Bückstand  wird  in  demselben  Gefass 
(zweckmässig  ein  Erlenmeyer'Bches  Eölb- 
chen)  mindestens  6  mal  mit  je  50ecm 
Aether  gut  ausgeschüttelt;  dabei  geht  alle 
Milchsäure  in  den  Aether  und  wird  im 
Bückstande  der  vereinigten  abdestillirten 
Aetherportionen  ebenfalls  durch  Titration 
mit  Normallauge  bestimmt.  8.  Die  nach 
der  Erschöpfung  mit  Aether  verbleibende 
saure  Flüssigkeit  wird  wie  oben  titrirt, 
dieser  Werth  giebt  die  Salzsäure. 

Die  gefundenen  Zahlen  lassen  sich 
leicht  durch  Titration  des  reinen  Magen- 
saftes mit  Normallauge  controliren,  da 
die  Summe  der  fQr  die  einzelnen  Säuren 
verbrauchten  Gubikcentimeter  Lauge 
gegen  die  zur  Titration  des  reinen  Magen- 
saues  benöthigten  sich  decken  soll. 

Nach  dieser  Methode  t;.  Mering  habe 
ich  wiederholt  Magensaftbestimmungen 
gemacht  und  recht  befriedigende  Besultate 
erzielt.  Allerdings  muss  hinzugeftigt 
werden,  dass  der  von  mir  untersuchte 
Magensaft  stets  frei  war  von  flüchtigen 
organischen  Säuren  und  Milchsäure  nur 
in  geringer  Menge  enthielt  Die  An- 
wesenheit grösserer  Mengen  organischer 
Säuren  dürftie  die  Genauigkeit  der  quan- 
titativen Bestimmung  etwas  beeinflussen, 
fQr  den  qualitativen  Nachweis  der  Salz- 
säure aber  ist  sie  wohl  ohne  Belang. 

Heidelberg.  A,  Brunner. 


MittheilimgeB  aas  dem  öffentUehen 

ehemiseiian  Laboratorium  von 
Dr.  Otto  Schweininger  zu  Dresden. 

8.   lieber  die  Veränderlichkeit  der 
zur  Jodadditiongmethode  benutzten 

Jodlosnnff^ 

Von  0.  ScJnceissinger  und  B.  Marzahn, 

Bei  den  im  hiesigen  Laboratorium 
häufiger  vorkommenden  Untersuchui^en 
fetter  Oele  hatten  wir  seit  längerer  Zeit 
auch  die  BubVsahQ  Jodadditionsmethode 
(Dingl.  Journal  1884,  Bd.  258,  S.  881  flg.) 


in  Anwendung  gebracht.  Obgleich  die- 
selbe im  Allgemeinen  wenigstens  bei  ver- 
gleichenden Untersuchungen  gute  Dienste 
leistet,  so  fiel  doch  besonders  bei  einer 

Srösseren  Untersuchung  von  Leinöl  auf, 
ass  zu  verschiedenen  Zeiten  sehr  ver- 
schiedene Jodzahlen  erhalten  wurden. 

Da  im  Uebrigen  genau  nach  der  auch 
von  Benedict  angenommenen  IBibVsehen 
Vorschrift  (Pharm.  Centralh.  1887,  S.  11 
und  12)  gearbeitet  wurde,  so  musste  der 
Verdacht  auf  die  benützte  Jodquecksilber- 
chloridlösung fallen.  Es  ist  zwar  bereits 
von  Hübl  darauf  hingewiesen  worden, 
dass  der  Titer  der  Jodlösung  sich  in  den 
ersten  Stunden  schnell,  später  langsam 
ändere;  es  ist  jedoch,  wie  es  scheint, 
nicht  die  Frage  studirt  worden,  ob  der 
sich  stetig  verändernde  Titer  einen  Ein- 
fluss  auf  die  Höhe  der  Jodzahl  hat  und 
ob  man  das  während  der  Zeit  der  Ein- 
wirkung auf  das  Oel  durch  Bindung  an 
Quecksilberchlorid  verloren  gehende  Jod 
vernachlässigen  darf. 

Es  war  nun  zunächst  festzustellen,  in 
welcher  Weise  die  Jodlösung,  welche 
durch  Auflösen  von  25  g  Jod  und  30  g 
Quecksilberchlorid  in  je  600  ccm  Alkohol 
und  Mischen  der  beiden  Flüssigkeiten 
bereitet  wurde,  im  Laufe  der  Zeit  sich 
veränderte. 

Es  wurden  stets  je  10  ccm  Jodlösung 
nach  Hinzufügen  von  Jodkaliumlösung 
mit  Natriumhyposulfitlösung  (im  Liter 
24,8  g)  titrirt  und  es  ergaben  sieh  hier- 
nach: 

Tabelle  L 


Zelt. 

Titer  10  ccm  = 

MITeTcaz. 

nach  1  Std. 

19,1  ccm 

NaAO, 

^.^ 

n     3    „ 

19,1    n 

— 

n      6     11 

19.0  „ 

0,1  ecm 

„  12    ., 

18,8  „ 

0,3   „ 

„    1  Tag  6  Std. 

18,6  ., 

0.6  ., 

„    8  Tagen 

17,7  „ 

1.4   „ 

wo» 

".4  „ 

1.7    „ 

7 

17.0  „ 

2.1    ,. 

,,  10     ,. 

16,4  „ 

2.7    ., 

„  18      „ 

16,2  „ 

8.9   ,. 

21 

14,3  „ 

4,8   ,. 

Um  festeustellen,  ob  die  Jodlösnng 
vielleicht  durch  Erhitzen  schneller  sti 
einem    einigermaassen  constanten   Titer 


147 


zu  bringen  sei,  wurde  die  fertig  gestellte 
Lösang  im  Wasserbade  3  Standen  erwärmt, 
indem  dem  Glaskolben  ein  einfaches  Olas- 
röhr  als  Bfiekäusskübler  aufgesetzt  war, 
darauf  bei  Seite  gestellt. 

Tabelle  II. 


Zeit. 


Jo419fiui9X  Tit«r  nach 

38tttnd.  Erbiteen  10c«iu 

=  11,4ccm  Na^SsOs 


DlffereBi. 


Dach  1 

Tag 

TT 

2 

Tagen 

•  • 

3 

1» 

11 

5 

»» 

•^ 

7 

»1 

1' 

9 

1» 

11,2  ccm 

0,2  ecm 

10,8   „ 

0.6   „ 

10,8   „ 

0,6   „ 

10.7    „ 

0.7    ., 

10,7    „ 

0.7    „ 

10,7    .. 

0,7    ,. 

Diese  Tabelle  zeigt,  dass  in  der  That 
die  Veränderlichkeit  der  Flüssigkeit  ab- 
nahm, wenn  dieselbe,  wie  in  dem  obigen 
Falle .  schnell  durch  Erwärmen  auf  den 
Titer  von  11^4  gebracht  wurde. 

Schliesslich  war  die  Frage  zu  erledigen, 
ob  überhaupt  die  Jodlösung  etwa  an 
einem  gewissen  Punkte  die  für  eine  Titer- 
flüssigkeit nöthige  Beständigkeit  hätte. 
Zu  diesem  Behufe  wurde  bei  einem  Theile 
der  Jodlösung,  von  welcher  lOccm  = 
17,4  ecm  Natriumhyposulfitlösung  ent- 
sprachen, die  Erhitzung  weiter  forlgesetzt. 
Hierbei  ergaben  sich  folgende  Zahlen: 


Tabelle  III. 

1 

1 

JoAltaug: 

Zelt.           1 

Titer  10  ecm 

DIff«T«BZ. 

=3  17.4  ecm  NftaSaOs 

nach  V.  Stde. 

13,5  ecm 

3,9  com 

■,     1      „ 

11.0   „ 

6,4   „ 

.,     IV.  ., 

9,7   „ 

7.7    „ 

'1         *           ?? 

8,4   „ 

9,0   „ 

«     3      „ 

6,8   „ 

11.1    „ 

4 

•»        *          n 

5.4   „ 

12.0    „ 

.   10      „ 

Spar  freies  Jod 
nachweisbar 

wahrscheinlich  in  verschiedenen  Verbind- 
ungen, denn  man  erhält  bei  dem  lang- 
samen Verdunsten  drei  verschiedene  Arten 
von  Krystallen,  und  zwar  in  der  Haupt- 
sache roth  gefärbte  sehr  gut  ausgebildete 
gerade  Prismen,  femer  gelbe  Krystalle 
von  mehr  rhomboedrischer  Form  und 
schliesslich  weisse  federartige  Krystalle 
in  kleinerer  Menge.  Eine  Verbindung 
von  der  Zusammensetzung  HgJ,  2HgCl 
ist  bereits  von  Liehig  beschrieben  worden 
und  diese  sollte  in  weissen  farrenkraut- 
artigen  Blättchen  krystallisiren.  Eine  in 
blassgelben  Krystallen  vorkommende 
Doppelverbindung  beschreibt  Boullay 
und  schliesslich  ist  von  Larocque  eine 
Verbindung  in  theils  rothen,  theils  gelben, 
sich  bald  röthenden  Krystallen  beschrieben. 
Nach  der  Ansicht  von  Lassaigne  (Gmelin, 
Handb.  d.  anorg.  Ghem.,  V.  Aufl.,  3.  Bd.) 
bildet  sich  in  einer  weingeistigen  Sublimat- 
lösung bei  Zusatz  von  Jod  ausser  den 
Ohlorjodquecksilberverbindungen  von  ver- 
schiedener Zusammensetzung  durch  Bind- 
ung des  freiwerdenden  Chlors  noch 
Ohlorjod. 

In  der  W  arme,  in  geringerem  Maasse 
auch  in  der  Kälte,  bemerkt  man  jedoch 
auch  die  Bildung  von  Chlor-,  resp.  Jod- 
derivaten des  Alkohols. 

Alle  diese  Factoren  wirken  also  bei 
der  Herstellung,  resp.  bei  der  Anwend- 
ung AerHubl  sehen  Jodquecksilberchlorid- 
lösung mit  und  es  war  demnach  unsere 
Aufgabe,  festzustellen,  ob  die  in  der  Zeit 
von  zwei  Stunden  bei  verschieden  starker 
Jodlösung  entstehenden  Fehler  gering 
genug  seien,  um  vernachlässigt  zu  werden. 
Die  nachstehende  Tabelle  giebt  eine  Beihe 
von  Jodzahlen  wieder,  welche  unter  Ein- 
haltung der  Einwirkungszeit  von  zwei 
Stunden  bei  ein  und  demselben  Leinöl 
erhalten  wurden. 


Hieraus  geht  nun  zunächst  hervor,  dass 
ein  Zeitpunkt,  an  welchem  die  Jodlösung 
vollkommen  constant  geblieben  wäre, 
nicht  gefunden  werden  konnte,  und  dass 
schliesslich  eine  vollständige  Bindung  des 
Jods  unter  gleichzeitiger  Entfärbung  der 
Flüssigkeit  stattfand. 

Der  hierbei  vor  sich  gehende  chemische 
Process  ist  ein  sehr  complicirter.  Es 
bildet  sich  in  der  Hauptsache  Ghlor- 
quecksilber- Jodquecksilber,     und    zwar 


Tabelle  IV. 

~  "■  "■ 

V^^IH 

' 

Gefun- 

Dlffereai mit  der 

J0€lo«aB9 : 

dene 

/^öA/'aohen  Jod- 

Tlter  IC 

1 

Iccm  = 

Na»S,03 

Jo4sAhl 

sahl  =  158. 

Nr. 

1    19,0  ecm 

172,8 

-1-14,8 

2    17,0    „ 

161,2 

.-   3,2 

3    15,2    „ 

158,1 

--   0,1 

4   U,3    „ 

157,5 

-   0,5 

5,11,2    „ 

155,1 

-   P 

6  i  10,7    „ 

150,6 

-   7,* 

7     9,5    „ 

142,9 

-15,1 

148 


Die  durchaus  verschiedenen  Resultate, 
welche  mit  den  verschieden  starken  Los- 
ungen erhalten  wurden,  beweisen,  dass 
es  nicht  gleichgültio:  ist,  von  welcher 
Concentration  man  die  Jodlösung  nimmt 
und  aus  dem  vorher  Gesagten  geht  hervor, 
dass  es  auch  nicht  gleichgültig  ist,  ob 
die  Titrirung  nach  zwei  oder  nach  acht- 
undvierzig Stunden  vorgenommen  wird, 
wie  dies  z.  B.  von  Benedikt  angegeben 
ist. 

Es  möge  hier  noch  ausdrücklich  be- 
merkt werden,  dass  das  zur  Ausführung 
der  Prüfung  benutzte  Chloroform  mehr- 
mals geprüft  und  vollkommen  rein  be- 
funden wurde,  sowie  dass  ferner  stets 
mit  Ueberschuss  von  Jodlösung  und  ge- 
nau nach  den  Bedingungen  gearbeitet 
wurde,  welche  Hübl  angiebt.  Es  müssen 
daher  die  erhaltenen  sehr  verschiedenen 
Jodzahlen  allein  auf  die  veränderten 
Wirkungsbedingungen,  welche  durch  das 
Oel  in  der  Chloroform-  und  weingeist- 
haltigenPlüssigkeit  hervorgerufen  wurden, 
zurückgeführt  werden. 

Die  Resultate  der  vorstehenden  Mit- 
theilung lassen  sich  in  folgenden  Schluss- 
sätzen zusammenfassen: 

1.  Die  Hübr sehe  Jodlösung  ist 
von  zu  grosser  Veränderlich- 
keit, um  als  Titerfltissigkeit  be- 
nützt werden  zu  können. 

2.  Die  erhaltene  Jodzahl  giebt 
nicht  allein  die  Menge  des  an 
das  Oel  gebundenen  Jodes  an, 
sondern  sie  ist  die  Summe  aus 
diesem  und  dem  bei  den  ver- 
schiedenen oben  beschriebenen 
Processen  gebundenen  Jodes. 

3.  Die  erhaltenen  Jodzahlen 
fallen  bei  concentrirten  Lös- 
ungen höher,  bei  verdünnteren 
niedriger  aus,  und  auch  die  Zeit 
der  Einwirkung  ist  von  wesent- 
lichem Einfluss  auf  die  Jodzahl. 

4.  Es  ist  nicht  möglich,  aus 
der  Jodzahl  eines  Oeles,  welche 
mit  der  //üirschen  Lösung  be- 
stimmt ist,  einenSchluss  zu 
machen  auf  die  Menge  der  Bei- 
mischung eines  Oeles  zu  einem 
andern. 

Es  haben  also  nach  unseren  Erfahr- 
ungen  Jodzahlen    von  Oelen   nur   dann 


einigen  Werth,  wenn  entweder  der  Titer, 
unter  dem  dieselben  erhalten  wurden, 
angegeben,  oder  wenn  ein  für  allemal 
bei  ein  und  demselben  Titer  nach  ganz 
bestimmten  Regeln  gearbeitet  wird.  MM 
scheint  mit  einer  Jodlösung  gearbeitet 
zu  haben,  von  welcher  10  ccm  =  15  ccm 
Natriumhyposulfitlösung  waren. 

Jedenfalls  wäre  es  bedauerlich,  wenn 
eine  auf  wissenschaftlichen  Grundlagen 
basirte  Prüfungsmethode  für  die  Oelc 
durch  die  Veränderlichkeit  der  Tiler- 
flüssigkeit  zu  Fall  gebracht  werden  sollte 
und  es  wäre  daher  zu  wünschen,  dass 
an  die  Stelle  der  HubVschen  Jodqueck- 
silberchloridlösung eine  Flüssigkeit  gesetzt 
würde,  welche  neben  gleicher  Reaetions- 
i%higkeit  eine  genügende  Beständigkeit 
zeigte. 

Leider  sind  wir  bisher  bei  unseren 
Versuchen  noch  zu  keinem  günstigen 
Resultat  gekommen  und  wir  müssen  daher 
die  hier  aufgeworfene  Frage  offen  lassen. 


Zur  Prüfung  des  Essigäthers. 

Die  Pharmakopoe  verlangt  vom  Easigäther 
als  Zeichen  der  Güte  und  Reinheit  unter  An- 
derem  vollkommene   Flüchtigkeit  desselben 
und  einen  eigenthümlichen  angenehmen  Ge- 
ruch.    Werner  untersuchte  einen  Essigäther, 
welcher,  wenn  die  Geruchsprobe  so  ausgeführt 
wurde,  dass  man  einige  Tropfen  des  Aethers 
auf  Filtrirpapier  verdunsten  lässt,  einen  sehr 
deutlichen  Geruch  nach  Amylalkohol  zurück- 
liess.     Wird  solcher  Easigäther  in  der  Weise 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  geprüft,  dass 
man  zunächst  eine   1  bis  2  cm  hohe  Schiebt 
Essigäther  in  das  Proberöhrchen  giebt  und 
dann  ein  ungefähr  gleiches  Volumen  Schwefel- 
säure an  der  Wandung  des  Glases  vorsichtig 
herablaufen  lässt,  so  zeigt  sich  an  der  Be- 
rührungsfläche    sofort     eine    dunkle ,      fast 
schwarze  Zone ,  welche  in  dem  Maasse ,   als 
Aether  und  Säure  sich  mischen,  nach  beiden 
Seiten  an  Breite  zunimmt  und  in  der  Aether- 
schicht  nach  oben  hin  heller  wird,  und  diese 
durch  die  ganze  Masse  violett  färbt;  der  deut- 
lichste Beweis,  dass  der  Essigäther  fdaelhaltig 
ist.    Ob  nun  diese  Färbung  von  Amylalkohol 
allein  herrührt  oder  ob  weitere  Zersetzungs- 
producte  desselben  noch  mitwirken,  ist  noch 
nicht  festgestellt. 


149 


Reiner ,  aus  gutem ,  rectificirten  Weingeist 
bereiteter  Essigäther  hinterlässt  oaclf  dem 
Verdunsten  keinen  Geruch  und  bleibt  beim 
Vermischen  mit  concentrirter  Schwefelsäure 
vollkommen  farblos.  g, 

Apotheker  -  Zeitung. 


Zam  Nachweis  der  Alkalimono- 
carbonate  iu   Alkalibicarbonaten 

stellte  JE.  Kuhlmann  Versuche  an,  welche  von 
der  Loslichkeit  organischer  Farbstoffe  mit 
Säare  -  Charakter  in  Alkali monocarbonaten 
und  deren  Unlöslichkeit  in  Bicarbonaten  aus- 
gingen. 

A  1  i  z  a  r  i  n  löst  sich  mit  purpurrother 
Farbe  in  Alkalimonocarbonaten.  Da  dies 
aber  nur  in  concentrirten  Lösungen  der  Fall 
ist,  kann  Alizarin  nur  zur  Unterscheidung 
Ton  Alkalimono-  und  Bicarbonaten  dienen. 
Das  den  V^erhältnissen  des  Handels  am  besten 
entsprechende  Reagens  ist  die  Rosolsäure. 
Eine  concentrirte  Lösung  von  reinem  Natrium- 
bicarbonat,  mit  einem  Körnchen  Rosolsäure 
versetzt,  bleibt  selbst  nach  viertelstündigem 
Stehen  absolut  farblos.  Enthält  das  Bicarbo- 
nat  1  bis  4  Proc.  Monocarbonat,  so  tritt  nach 
wenigen  Augenblicken  RosafUrbung  ein.  Bei 
einem  Mehrgel^alt  an  Monocarbonat  tritt 
diese  Färbung  sofort  ein  und  geht  alsbald  in 
Purpurroth  über.  Von  sechs  Proben  färbten 
sich  drei,  als  Natr.  bicarb.  anglicum  bezeich- 
nete, sofort  rosa,  bald  dunkler  werdend ;  die 
drei  andern,  als  Natr.  bicarb.  purum  bezeich- 
neten, erschienen  erst  nach  einigen  Minuten 
schwach  rosa  gefärbt.  Beim  Kaliumbicarbo- 
Dat  ist  infolge  der  leichteren  Löslichkeit  des- 
selben das  Reagens  empfindlicher. 

Als  sehr  empfindliches  Reagens  mag  das 
Phenolphtaleiti  erwähnt  sein,  es  ist  ohne 
Einflttss  auf  Bicarbonat,  mit  Monocarbonaten 
aber  zeigt  es  die  bekannte  Rothfarbung. 
Setzt  man  zu  1  ccm  der  von  der  Ph.  Germ, 
vorgeschriebenen  Lösung  des  Phenolphtalein 
einige  Tropfen  einer  Lösung  von  Alkalibi- 
earbonat  (1  :  50),  so  tritt  keine  Rothfärbung 
auf;  deutlich  wahrnehmbar  wird  aber  diese 
hervorgerufen,  wenn  das  Alkalicarbonat  mehr 
als  0,23  Proe.  Monocarbonat  enthält.  Diese 
Reaction  durfte  für  die  Verhältnisse  des 
Randeis  wohl  zn  empfindlich  sein.  g, 

Archiv  der  Fharmacie. 


Früfung  der   Salzsäare  auf  eine 
Veranreinigung  mit  Bromwasser- 

stoffsäure. 

Die  Prüfung  des  officinellen  Acidum  hydro- 
chloricum  auf  eine  Verunreinigung  mit  Brom- 
wasserstoflPsäure,  welche  in  der  Pharmakopoe 
nicht  vorgesehen  ist,  führt  man  nach  Hager 
am  besten  in  folgender  Weise  aus  : 

In  einen  etwa  1,2  cm  weiten  Reagircy linder 
giebt  man  annähernd  0,06  g  Kaliumchlorat 
und  etwa  6  ccm  der  25proc.  Salzsäure  (eine 
concentrirte re  wäre  mit  Wasser  auf  diesen 
Gehalt  zn  verdünnen)  und  agitirt  sanft  bis 
zur  Lösung  des  Kaliumchlorats.  Dann  setzt 
man  3  bis  4  ccm  Schwefelkohlenstoff  hinzu, 
verschliesst  das  Glas  mit  dem  Finger  oder 
einem  Korke  und  wendet  es  einige  Male  mit 
der  Oeffnung  nach  unten,  so  dass  der  Schwefel- 
kohlenstoff mehrmals  die  gelb  gewordene 
Säure  durchfliesst.  Der  Schwefelkohlenstoff, 
welcher  als  schwerere  Flüssigkeit  stets  zu  Boden 
sinkt,  färbt  sich  gelb,  wird  aber  bei  Abwesen- 
heit von  Brom  nach  10,  höchstens  15  Minuten 
farblos,  bei  Gegenwart  von  Brom  aber  bewahrt 
er  gelbe  Farbe  etwa  12  Stunden  hindurch. 
g.  Pharmac.  Zeitung, 


Entwurf  eines  (Gesetzes,  betreffend 
den  Verkehr  mit  blei-  und  zink- 
haltigen Gegenständen. 

Bereits  im  Jahrg.  1882,  Seite  624  un- 
seres Blattes  berichteten  wir  über  den 
Entwurf  einer  Kaiserl.  Verordnung,  be- 
trelfend  die  Verwendung  von  Blei  und 
Zink,  welche  damals  dem  Bundesrathe 
vorgelegt  worden  war.  Die  definitive 
Regelung  dieses  Gegenstandes  scheint 
nun  —  gewiss  zur  Freude  aller  Bethei- 
iigten  und  nicht  am  wenigsten  der  Ana- 
lytiker—  nahe  bevorstehend.  Der  Entwurf 
stimmt  mit  dem  vom  Jahre  1882  in  der 
Hauptsache  überein  (nur  die  Aufnahme 
der  Flüssigkeitsmaasse^nebenEss-, 
Trink-  und  Kochgeschirr,  ist  neu)  und 
lautet: 

§  !•  Ess-,  Trink-  und  Kochgeschirr,  sowie 
Flüssigkcitsmaasse  dürfen  nicht 

1.  ganz  oder  tbeilweise  ans  Blei  oder  einer, 
in  lOO  Gewichtstheilen  mehr  als\10  Gewich ts- 
theile  Blei  enthaltenden  MetalUegirung  ver- 
fertigt, 

2.  mit  einer  in  100  Gewichtstheilen  mehr  als 
einen  Gewichtstheil  Blei  enthaltenden  Metall- 


150 


legii  ung  verzinnt  oder  mit  einer  in  100  Gewichts- 
theilen  mehr  als  10  Gewichts theile  Blei  ent- 
haltenden MetalUegirong  gelOthet, 

3.  mit  Email  oder  Glasur  versehen  sein,  welche 
bei  halbstQndigem  Kochen  mit  einem  in  100  Ge- 
wichtstheilen  I  Gewichtstheile  Essigsäure  ent- 
haltenden Essig  an  den  letzteren  Blei  abgeben. 
Zur  Verfertigung  von  Bierdruckvorrichtungen, 
sowie  von  Siphons  für  kohlensäurehaltige  Ge- 
tränke dürfen  nur  Metalllegirungen  verwendet 
werden,  welche  in  100  Gewichtstheilen  nicht 
.  mehr  als  einen  Gewiq}itstheil  Blei  enthalten. 

§  2«  Zur  Herstellung  von  Mundstücken  für 
Saugflaschen,  von  Warzenhütchen  und  Trink- 
bechern darf  blei-  oder  zinkhaltiger  Kautschuk 
nicht  verwendet  sein. 

Das  gleiche  Verbot  findet  auf  Schläuche  för 
Bierleitungen  mit  der  Maassgabe  Anwendung, 
dass  zinkhaltiger  Kautschuk  nur  bei  Schläu- 
chen für  Bierdruck  Vorrichtungen  ausgeschlos- 
sen ist. 

Zur  Herstellung  von  Spielwaaren  darf  blei- 
haltiger Kautschuk  nicht  verwendet  sein. 

§  3«  Nahrungs-  und  Genussmittel  dürfen 
nicht  unter  Verwendung  solcher  Geschirre  oder 
Gefösse  hergestellt,  verpackt  oder  aufbewahrt 
sein,  welche  ganz  oder  theilweis  aus  Metall 
oder  Metalllegirungen  der  im  §  1  Absatz  1  Nr.  1 
bezeichneten  Art  verfertigt,  oder  auf  der  Innen- 
seite mit  einem  Metallüberzug  oder  Bindemittel 
der  im  §1  Absatz  1  Nr.  2  bezeichneten  Art 
oder  mit  Email  oder  Glasur  der  im  §  1  Absatz  1 
Nr.  3  bezeichneten  Art  versehen  sind.  In- 
gleichen dürfen  zur  Aufbewahrung  und  Ver- 
packung von  Niüirungs-  oder  Genussmitteln  nicht 
Gefässe  mit  blei-  oder  zinkhaltigen  Kautschuk- 
verschlüssen oder  Gefösse,  in  welchen  sich  Rück- 
stände von  bleihaltigem  Schrote  befinden,  oder 
solche  Metallfolien  verwendet  sein ,  welche  in 
100  Gewichtstheilen  mehr  als  einen  Gewichts- 
theil  Blei  enthalten.  Das  Verbot  erstreckt  sich 
jedoch  nicht  auf  die  Verwendung  von  Metall- 
folien zur  Herstellung  von  Kapseln  auf  ver- 
schlossenen Geissen. 

§  4.  Mit  Geldstrafe  bis  zu  einhundertfünfzig 
Mark  oder  mit  Haft  wird  bestraft: 

1.  wer  Gegenstände  der  in  den  §§  1  bis  3 
bezeichneten  Art  den  daselbst  getroffenen  Be- 
stimmungen zuwider  gewerbsmässig  herstellt; 

2.  wer  Gegenstände,  welche  den  Bestimm- 
uneen  in  den  §§  1  bis  3  zuwider  hergestellt, 
aufbewahrt  oder  verpackt  sind,  gewerbsmässig 
Terkauft  oder  feilhält; 

3.  wer  Bierdruckvorrichtungen  der  im  §  1 
Absatz  2  und  §  2  bezeichneten  Art  zur  Leitung 
Ton  Bier  gewerbsmässig  verwendet. 

§  5.  Gleicl^e  Strafe  trifft  denjenigen,  welcher 
zur  Herstellung  von  Nahrungs-  oder  Genuss- 
mitteln bestimmte  Mühlsteine  an  der  Mahlfläche 
mit  Blei  oder  bleihaltigen  Stoffen  ausbessert 
oder  derartig  ausgebesserte  Mühlsteine  zur  Her- 
stellung von  Nahrungs-  oder  Genussmitteln  ver- 
wendet. 

§§  6  bis  8  behandeln  strafrechtliche  Be- 
stimmungen. 


Aus  den  Motiven: 

Ess-,  Trink-  und  Kochgeschirr,  überhaupt 
alle  Geräthe,  Gefässe  und  Umhüllungen,  welche 
zur  Herstellung,  Aufbewahrung  oder  Verpack- 
ung von  Nahrungs-  und  Genussmitteln  dienen, 
werden  unter  Umständen  von  ihrem  Inhalte  an- 
gegriffen und  geben  Bestandtheile  an  denselben 
ab.  Dieser  Vorgang  kann  erfahrungsgemäss  die 
menschliche  Gesundheit  gefährden,  wenn  die 
bezeichneten  Gegenstände  in  Folge  einer  unge- 
eigneten Art  ihrer  Herstellung  oder  Behandlung 
solche  Stoffe  enthalten,  welche  schon  in  ver- 
hältnissmässig  kleinen  Mengen  gesundheits- 
schädlich zu  wirken  im  Stande  sind.  Andere 
Geräth Schäften ,  wie  die  Mundstücke  von  Saug- 
flaschen, die  Warzenhütchen  und  dergleichen, 
können  bei  einer  derartigen  Beschaffenheit  dem 
menschlichen  Organismus  auch  unmittelbar 
durch  die  Berührung  mit  dem  Munde  gesund- 
heitsschädliche Bestandtheile  zuführen. 

Namentlich  ist  es  die  Verwendung  von  Blei, 
welche  eine  sorgsame  Beachtung  erfordert,  da 
das  Blei  seine  gesundheitsschädliche  Wirk- 
ung in  tückischer  Weise  äussert,  indem  es  ohne 
warnende  Erscheinungen  lange  Zeit  in  den 
menschlichen  Organismus  eingeführt  werden 
kann,  ehe  die  Vergiftung  zu  Tage  tritt. 

Hei  der  Herstellung  von  Kautschukwaaren 
wird  neben  Bleiozyd  sehr  häufig  Zinkoxyd  ver- 
wendet. Letzteres  steht  zwar  unter  den  ge- 
gebenen Verhältnissen  hinsichtlich  seiner  Be- 
deutung als  Gift  weit  hinter  dem  Blei  zurück. 
Wegen  der  sehr  geringen  Widerstandsfähigkeit, 
welche  der  kindliche  Organismus,  znmal  im 
Säuglingsalter,  gegenüber  äusseren  Einflüssen 
zeigt,  ist  es  aber  als  ein  Gebot  der  Vorsicht  an- 
zuerkennen, dass  auch  der  Zusatz  von  Zinkoxyd 
zum  Kautschuk,  soweit  letzterer  zur  Fabrikation 
der  Saugflaschen  -  Mundstücke  und  Warzenhüt- 
chen dient,  verboten  werde.  Die  Schläuche  von 
Bierdruckleitungen,  sowie  die  Trinkbecher  und 
die  Flaschenverschlüsse  aus  Kautschuk  können 
unter  den,  bei  ihrem  Gebrauche  obwaltenden 
Bedingungen  zuweilen  an  ihren  Inhalt  Zinkozyd 
in  Mengen  abgeben,  welche  gesundheitsschäd- 
liche Ynrkungen  hervorzurufen  geeignet  sind. 

Zu  §  1. 

Wenngleich  erfahrungsmässig  manche  Speisen 
und  Getränke  auch  aus  Zinnbleilegirungen  von 
hohem  Feingehsdte  unter  Umständen  noch  Blei 
aufnehmen,  so  kann  doch  eine  Vorschrift,  durch 
welche  die  Verwendung  bleihaltigen  21inns  zur 
Herstellung  von  Ess-,  Trink-  oder  Kochgeschirr 
schlechthin  verboten  wird,  nicht  in  Aussiebt 
genommen  werden.  Zu  einer  solchen  Maass- 
regel liegt  vom  hvgienischen  Standpunkte  aus 
ein  Bedürfniss  nicht  vor,  da  durch  den  Ueber- 
gang  von  Blei  aus  den  Speise-  und  Trinkge- 
rätben in  die  Nahrung  eine  StArung  der  (xe- 
sundheit  nur  dann  verursacht  werden  kann, 
wenn  dem  menschlichen  Organismus  das  Blei 
fortgesetzt  in  einer  nicht  allzu  geringen  Men^ 
zugeführt  wird.  Die  Gesundheitsnflej^e  muss  m 
ihren  Ansprüchen  sich  von  dem  Gesichtspunkte 
leiten  lassen,  dass  die  Angreifbarkeit  der  blei- 
haltigen Gegenstände  je  nach  Art  ihrer  Benutz- 


151 


ang  eine  Terschiedene  ist,  and  dass  zum  Bei* 
sBiel  das  Kochen,  die  I&ngere  Berühroriff.  die 
HitwirkoDg  der  Luft  (bezw.  Ton  SaaerBtotT  and 
KohlensAare).  eine  saare  oder  salziffe  Beschaffen- 
heit oder  der  feuchte  Zastand  des  Inhalts  a.  s.  w. 
die  Ahgibe  Ton  Blei  wesentlich  begünstigen. 
Man  hat  daher  an  das  Terzinnte  emaillirte  and 
gUsirte  Geschirr,  an  Bierdrackrorrichtangen, 
biphons,  MetaUfolien  nnd  dergleichen,  wegen 
der  beim  Toranssichtlichen  oder  bestinunungs- 
mässigen  Gebrauche  obwaltenden  Bedingungen 
höhere  Ansnrüche  zu  stellen,  als  an  Gegen- 
stände, bei  deren  Benutzung  die  erwähnten,  dem 
Angriffe  günstigen  Factoren  nicht  in  gleichem 
Grade  mitwirken.  Bei  den  Flüssigkeitsmaassen 
kann  der  Umstand,  dass  dieselben  nicht  jedes- 
mal nach  dem  Gebrauche  mit  der  nCthigen 
Sorgfalt  gereinigt  werden,  zur  Folge  haben, 
dass  die  darin  zurückbleibenden  Reste  von 
saueren  oder  znr  Säuerung  geneigten  Lebens- 
mitteln Blei  aufnehmen  und  dass  dieser  Blei- 
gehalt bei  einer  späteren  Benutzung  des  Ge- 
mässes  in  den  Inhalt  übergeht. 

Im  Deutschen  Reiche  sind  für  die  Beschaffen- 
heit der  Flflssigkeitsmaasse  einheitliche  Vor- 
schriften schon  durch  die  unterm  6.  Mai  1871 
erlassene  Nachtragsbestimmung  zu  §  7  der  Aich- 
ordnnng  vom  16.  Juli  lb69  gegeben  worden. 
Nach  fieser  Bestimmung  dürfen  Flüssigkeits- 
maasse  nicht  weniger  als  %  reines  Zinn,  mit- 
hin hikshstens  16%  pCt.  Blei  in  ihrer  Masse 
enthalten.  Diese  Vorschrift  hat  zwar  den  aich- 
technischen  Ansprüchen  bisher  genügt,  jedoch 
Tom  sanitären  Standpunkt  aus  Einwendungen 
erfahren,  welche,  aoi  eq>erimentelle  Ermittel- 
ungen gestützt,  als  begründet  anzusehen  sind. 
Der  Torliegende  Entwurf  schlägt  auf  Grund  ein- 
gehender neuerer,  namentlich  auch  im  Kaiser- 
uchen  Gesundheitsamte  angestellter  Untersuch- 
ungen Tor,  dass  Flüssigkeitsmaasse,  sowie  Ess-, 
Trink-  und  Kochgeschirr  weder  ganz  noch  theil- 
weis  aus  Blei  oder  einer  in  100  Gre wich tsth eilen 
mehr  als  10  Gewichtstheile  Blei  enthaltenden 
Metalllegirung  angefertigt  werden  dürfen. 

An  das  zur  Verzinnung  Yon  Ess-,  Trink-  und 
Kochgeschirr  zq  verwendende  Metall  sind  be- 
züglich des  Bleigehaltes,  wie  bereits  hervorge- 
booen  ist,  erheblich  strengere  Anforderungen  zu 
stellen,  als  an  dasjenige,  welches  zur  Veiterti^- 
nnff  des  Geschirres  selbst  dienen  soll.  Für  die 
Industrie  ist  dies  mit  Nachtheilen  nicht  yer- 
knfipft.  Es  handelt  sich  bei  der  Verzinnung 
nur  um  geringe  Quantitäten,  so  dass  die  durch 
die  Verwendung  reinen  Zinnes  bedingte  Preis- 
erhöhung noch  weniger  in  Betracht  kommt, 
wie  beim  Zinngeschirr,  auch  ist  zur  Verzinnung 
aus  technischen  Gründen  ein  Bleizusatz  nicht 
nothwendiff.  Uebrigens  liegt  es  auch  im  eigenen 
Interesse  der  Fabräanten,  bei  der  Verzinnung 
Bleiiusltze  thunlichst  fem  zu  halten,  weil  die 
letiteren  den  silberähnlichen  Glanz  des  reinen 
Zinnes  beeinträchtigen  und  den  Waaren  ein 
bläulich-graues  Ansehen  geben,  so  dass  sie  Tom 
Publikum  weniger  begenrt  werden.  Der  Ent- 
wurf läast  indessen  eine  Toleranz  yon  einem 
Proeent  zu,  weil  selbst  reines  Handelszinn,  wie 
das  Bankazinn,   geringe  Verunreinigungen   mit 


j  Blei   aufweist,    deren   Beseitigung   das   Metall 
j  ausserordentlich  yertheuem  würde. 

Was  das  zur  Lothung  von  Geschirr  dienende 
I  Metall  betrifft,  so  würde  es  an  sich  ebenfalls 
würschenswerth  sein,  bleihaltiges  Zinn  gänzlich 
'  auszuschli essen.  Allein  technische  Rücksichten 
!  nOthigen  dazu,  den  Maximalgehalt  an  Blei,  ent- 
I  sprechend  der  unter  Nr.  1  für  das  Zinngeschirr 
I  getroffenen  Bestimmung,  auch  hier  auf  10  pCt. 
I  testzusetzen. 

Wenn  es  anch  an  sich  ausführbar  ist ,  jeden 
Bleigehalt  bei  Email  und  Glasar  zu  yermeiden, 
so  würde  doch  ein  unbedingtes  Verbot  in  dieser 
Richtung  sich  nicht  rechtiertigen  lassen.  Die 
Töpfer  sind,  wenn  sie  concurrenzfähig  bleiben 
wollen,  darauf  anjg;ewiesen,  zum  irdenen  Geschirr 
den  Tnon  in  dei^enifi^en  Qualität  zu  nehmen,  in 
welcher  er  in  der  Nähe  des  Fabrikationsortes 
gefunden  oder  doch  ohne  zu  grossen  Kosten- 
aufwand aus  einer  benachbarten  Gegend  be- 
zogen werden  kann.  Da  nun  die  geringeren 
Thonsorten,  welche  reich  an  Kalk  und  Eisen, 
aber  arm  an  Kieselsäure  und  Thonerde  sind, 
beim  Brennen  die  für  bleifreie  Glasuren  erfor- 
derlichen hohen  Temperaturen  nicht  vertragen, 
so  sind  die  TOpfer  häutig  gezwungen,  sich  der 
leichter  schmelzbaren  Bleiglasuren  zu  bedienen. 
Letztere  verleihen  dem  Geschirr,  wenn  sie  mit 
der  nOthigen  Umsicht,  und  nOthigenfalls  wieder- 
holt, eingebrannt  werden,  keine  gesundheits- 
schädlichen Eigenschaften,  weil  dann  das  in  der 
Glasurmasse  enthaltene  Blei  mit  dem  Thon  hin- 
reichend unlösliche  Silikate  bildet.  Nur  wenn 
die  Menge  des  verwendeten  Bleies  im  Verhält- 
nips  zum  Kieselerdegehalt  des  Thones  zu  gross 
oder  das  Geschirr  nicht  gar  gebrannt  ist,  Kann 
bei  der  Benutzung  des  letzteren  ein  Uebergang 
von  Blei  in  den  Inhalt  des  Gef&sses  stattfinden. 
Derartig  schlecht  gearbeitetes  Geschirr  soll  nach 
dem  Entwürfe  nicht  mehr  vertrieben  werden 
dürfen.  Die  bleifreie  Emaillirung  des  Eisen- 
geschirres ist  zwar  heutzutage  anscheinend  mit 
erheblichen  technischen  Schwierigkeiten  eben- 
faUs  nicht  mehr  verknüpft.  Nichtedcstoweniger 
sieht  der  Entwurf  im  Interesse  der  Industrie 
davon  ab ,  die  Verwendung  von  bleihaltigen 
Emaillen  unbedingt  zu  unterFsgen,  da  den  An- 
sprüchen der  Gesundheitspflege  Genüge  geleistet 
ist,  wenn  vom  Verkehr  nur  das  schlecht  email- 
lirte Geschirr  ausgeschlossen  wird,  welches  beim 
Gebrauche  Blei  in  merklicher  Menge  abgieht. 

Damit  diese  Anforderung  an  die  Beschaffen- 
heit des  emaillirten  und  des  glasirten  Geschirres 
sich  bei  Ausführung  der  gesetzlichen  Bestimmung 
nicht  ungleichmässig  gestalte,  ist  vorgeschrie- 
ben, dass  das  Geschirr  nur  dann  zu  beanstanden 
ist,  wenn  es  bei  halbstündigem  Kochen  mit 
einem  in  100  Gewicbtstheilen  4  Gewichtstheile 
Essigsäure  enthaltenden  Essig  (dem  üblichen 
Handelsessig)  an  den  letzteren  Blei  abgieht. 

Strengere  Vorschriften  sind  bezÜgUch  der 
Bierdruckvorrichtungen  nnd  der  Siphons  für 
kohlensäurehaltige  Getränke  erforderlich,  weil 
der  starke  Kohlensäuregehalt  der  Flüssigkeiten, 
zu  deren  Aufnahme  diese  Geräthe  bestimmt  sind, 
geeignet  ist,  den  Uebergang  von  Blei  erheblich 
zu  befördern. 


152 


Zu  §  2. 

Bei  der  Fabrikation  yon  Kantschukwaaren 
werden  za  gewissen  Zwecken  (Verniehrang  der 
Masse  oder  des  Gewichts,  Erzielang  einer  be- 
stimmten Farbe  etc.)  nicht  selten  Verbindungen 
von  Blei  oder  Zink  dem  zu  vulkanisirenden 
Material  zugesetzt.  Im  Kautschuk  sind  jedoch 
nicht,  wie  früher  angenommen  wurde,  die  Metall- 
salze in  dem  Maasse  eingeschlossen,  dass  sie 
ausser  Stande  wären,  bei  der  Benutzung  von 
Eautschnkgegenständen  sich  zu  lOsen ,  und  — 
sei  es  direct,  oder  durch  Vermittelung  von 
Speisen  und  Getränken  —  in  den  menschlichen 
Organismus  zu  gelangen.  In  Berücksichtigung 
der  von  technischer  Seite  geltend  gemachten 
Wünsche  ist  für  die  Herstellung  von  Bierleit- 
ungsschlänchen  und  Spielwaaren  von  einem  Ver- 
bote der  Verwendung  des  zinkhaltigen  Kaut- 
schuks mit  Rücksicht  auf  die  geringere  Schäd- 
lichkeit des  ZinKes  abgesehen  worden. 

Zu  §  3. 

Der  Entwurf  will  in  §  3  Geschirre  und  Ge- 
fasse,  welche  aus  Metallen  oder  Metalllegirungen 
der  in  §  1  Absatz  1  Nr.  1  bezeichneten  Art  her- 
gestellt oder  auf  der  Innenseite  mit  einem  der 
Vorschrift  des  §  1  Absatz  1  Nr.  2  nicht  ent- 
sprechenden Metallüberzüge  oder  Bindemittel 
versehen  sind,  von  dem  Georauche  bei  der  Her- 
stellung, Aufbewahrung  und  Verpackung  der 
zum  Verkaufe  bestimmten  Nahrungs-  und  Ge- 
nussmittel ausschliessen.  Die  Bestimmung  gilt 
nicht  blos  dem  Ess-,  Trink-  und  Kochgeschirr, 
sondern  auch  allen  sonstigen  Geräthen  und  Ge- 
fässen ,  welche  zu  den  vorgedachten  Zwecken 
Verwendung  finden,  und  zwar  sowohl  den  im 
Inlande,  als  auch  den  im  Auslande  verfertigten. 
Namentlich  fallen  unter  den  §  3  die  Conserven- 
büchsen ,  bei  welchen  strenge  Vorschriften  um 
deswillen  angezeigt  erscheinen,  weil  die  Nahr- 
angs- und  Genussmittel  darin  in  der  Regel 
Monate,  oft  selbst  Jahre  lang  verwahrt  bleiben 
und  die  längere  Berührung  der  Conscrven  mit 
dem  Metalle  die  Bleiautnahme  begünstigt. 
Jedoch  ist  die  Forderung^ einer  den  Vorschriften 
des  §  1  entsprechenden  Verzinnung  bezw.  Löth- 
ung  auf  die  Innenseite  der  GefSsse  zu  be- 
schränken, da  nur  diese  mit  den  Nahrangs-  und 
Gcnussmitteln  während  längerer  Zeit  in  Be- 
rührung kommt. 

Im  Weiteren  verbietet  der  §  3  die  Aufbe- 
wahrung und  Verpackung  von  Nahrungs-  und 
Genussmitteln  in  Gefässen  mit  blei-  oder  zink- 
haltigen Kautschukverschlossen,  in  Gefässen  mit 
Bleischrot  -  Rückständen  und  in  Metallfolien, 
wenn  letztere  mehr  als  1  pCt.  Blei  enthalten. 

Die  Metall folien  schützen  die  Waaren  vor 
Feuchtigkeit  und  Verunreinigung  und  geben 
ihnen  ein  gefalliges  Aussehen,  sie  sind  daher 
sehr  beliebt,  erweisen  sich  aber,  wenn  sie  unter 
Zusatz  von  Blei  hergestellt  sind,  als  gesund- 
heitsgefahrlich.  Von  den  Genussmitteln,  welche 
man  in  Metallfolien  zu  verpacken  pflegt,  greifen 
manche,  wie  der  Schnupftabak,  in  Folge  ihrer 
chemischen  Zusammensetzung  die  Umhüllung 
ohne  Weiteres  stark  an.    Andere,  wie  gewisse 


Kaffeesurrogate,  verhalten  sich  zwar  an  und  für 
sich  indifferent,  namentlich  so  lange  sie  luft- 
trocken sind  und  ihre  Verpackung  noch  unver- 
sehrt ist;  wenn  aber  derartig  verpackte  Waaren 
in  Gebrauch  genommen  sind  una  etwa  gar  in 
feuchter  Luft  aufbewahrt  werden,  kann  der  In- 
halt Feuchtigkeit  anziehen,  auch  säuern  und 
dann  unter  Beihülfe  der  Luft  auf  die  Metall- 
hülle einwirken. 

Es  konnte  in  Frage  kommen,  ob  nicht  ein 
Zinnüberzug  an  der  Innenseite  der  FoHe  oder 
eine  Zwischenlage  von  Papier  und  dergleichen 
zwischen  der  metallischen  Umhüllung  und  dem 
verpackten  Gegen  stände  genügt,  um  die  Gefahr 
eines  Ueberganges  von  Blei  auszuschliessen. 
Allein  die  in  dieser  Hinsicht  angestellten  Er- 
mittelungen haben  zu  dem  Ergebnisse  geführt, 
dass  weder  die  Verzinnung  der  Folien  noch  die 
Anwendung  einer  aus  anderem  Material  be- 
stehenden Zwischenlage  einen  wirksamen  Schutz 
darbieten  kann.  Es  sind  Fälle  bekannt  gewor- 
den, in  welchen  trotz  einer  solchen  Vorsicht 
eine  Verunreinigung  von  Gennssmitteln,  beson- 
ders von  Tabak,  mit  Blei  durch  die  Umhüllung 
zweifellos  entstanden  war.  Eine  derartige  dop- 
pelte Verpackung  erweist  sich  aber  jedenfalls 
von  dem  Augenblicke  an,  wo  die  Packet«  ge- 
öffnet und  in  Gebrauch  genommen  werden,  als 
wirkungslos,  indem  dann  die  Bedingungen  des 
Angriffs,  wie  bereits  angedeutet,  sich  erheblich 
günstiger  gestalten ,  und  zugleich  mechanische 
Einflüsse  die  Bleiaufnahme  vorbereiten. 

Zu  Gunsten  der  aus  Blei  oder  Zinnbleilegir- 
ungen  hergestellten  Kapseln,  welche  auf  ver- 
korkte oder  sonst  verschlossene  Gefässe  (Wein- 
oder Liqueorflaschen .  Fleischextraktbüchsen 
u.  s.  w.)  zur  besseren  Verwahrung  derselben  gegen 
äussere  Einwirkungen  gepresst  werden,  ist  eine 
Ausnahme  zu  machen,  da  die  Erfahrung  in 
dieser  Hinsicht  auf  die  Noth wendigkeit  eines 
sanitären  Schutzes  nicht  hinweist. 

Zu  §§  4,  6,  7  und  8. 

In  §  4  sind  die  erforderlichen  Strafandroh- 
ungen enthalten;  in  den  §§  6  und  7  sind  in 
Anlehnung  an  die  Vorschritten  des  Nahrnngs- 
mittelgesetzes  nähere  Vorschriften  über  die  Ein- 
ziehung der  vorschriftswidrig  hergestellton 
Gegenstände,  über  die  Veröffentlichung  der  er- 
gehenden Strafurtheile  und  über  die  Verwendung 
der  auf  Grund  des  Gesetzes  auferlegten  Geld- 
strafen getroffen.  Ausserdem  ist  im  §  7  zur  Ver- 
meidung von  Zweifeln  ausdrücklich  hervor- 
gehoben, dass  die  Vorschriften  des  Nahrungs- 
mittelgesetzes durch  das  gegenwärtige  Gesetz 
nicht  berührt  werden. 

Für  das  Inkrafttreten  des  Gesetzes  ist  im 
Entwurf  ein  bestimmter  Zeitpunkt  nicht  an- 
gegeben, da  die  Festsetzung  desselben  von  dem 
Zeitpunkte  der  Verabschiedung  des  Gesetzes 
abhängig  zu  machen  sein  wird.  Hierbei  wird 
darauf  Rücksicht  zu  nehmen  sein,  dass  den  be- 
theiligten gewerblichen  Kreisen  genügende  Zeit 
bleibe,  um  sich  mit  der  Fabrikation  auf  die 
neuen  Vorschriften  einzurichten  und  mit  den 
vorhandenen  Waarenbeständen  zu  räumen. 


153 


TherapeDtische  üTotlzen. 

nngSTorgänge  (Sfinrebildnng)  Dicht  frei  in 
der  Mundhöhle  stattfinden ,  sondern  in  Ver- 
tiefungen, Fissuren,  Zwiscbenräamen,  Zahn- 
höhlen etc.,  da,  wo  darch  mangelhafte  Bei- 
nigung  der  Zähne  Speisereste  sitzen  geblieben 


Die  prophylaktische  Behandlung 

der  Zähne. 

Von  Professor  Dr.  Miüer  in  Berlin. 


Man  darf  mit  der  Zahnpflege  nicht  warten, 
bis  die  permanenten  ZShne  erschienen  sind,  j  sind.  Des  Nachts  wirkt  diese  Säure  beson- 
sondern  man  soll  in  frühester  Kindheit  da-  ^^^rs  stark,  da  sie  nicht,  wie  am  Tage,  durch 
mit  beginnen.  Essen,  Trinken  und  durch  die  Speichelsecre- 

Die  prophylaktische  Behandlung  der  Zähne  ^io°  fortgespUlt  wird, 
hat  den  Zweck,  das  Auftreten  der  Zahncaries       ^^^^^  Stellen,  in  welchen  durch  die  Gähr- 
und  die  aus  ihr  resultirenden  weiteren  Er-  |  «d©  ▼od  Speiseresten  eine  beständige  Säure- 
kranknngen  zu  verhindern.  v^ildung  stottfindet,  sind  die  Ausgangspunkte 

Normale  Zähne  zeigen  von  allen  thieri-  <ier  Zahncaries,  und  auf  diese  muss  bei  jedem 
sehen  Geweben  die  grösst«  Widerstandskraft '  Versuch ,  der  Zahncaries  vorzubeugen,  die 
gegen  Fänlniss  und  es  kommt  nie  vor,l  Aufmerksamkeit  besonders  gerichtet  werden, 
dass  Zähne  ausserhalb  der  Mund- j  Verf.  nennt  sie  Cariescentra. 
bohle  durch  Fäulniss,  Verwesung'  Aus  dieser  Schilderung  der  Entstehungs- 
oder Vermodern  ng  zerstört  werden,  weise  der  Zahncaries  ist  leicht  ersichtlich. 
Entzieht  man  aber  den  Zähnen  die  Kalk-  ^^8  zur  prophylaktischen  Behandlung  der 
salze,  so  geht  die  znrvckbleibende  organische   Zähne   die  Zahnreinigungsmittel   in   erster 


Grnudsubstanz  unter  geeigneten  umständen 
sehr  schnell  in  Fäulniss  über. 


Beihe  gehören.    Von  diesen  ist  das  bei  Wei- 
tem wichtigste  die  Zahnbürste. 


Die  Ursache  dieser  Entkalkung  der  Zähne  1  Solche  Cariescentra  (Zwischenräume),  die 
in  der  Mundhöhle  ist  das  Auftreten  von  •  man  mit  der  Börste  nicht  erreichen  kann, 
Säuren,  und  zwar  solcher,  welche  durch  I  versucht  man  mit  dem  Zahnstocher  oder  mit 
Gährung  von  Kohlehydraten  gebildet  werden;]  einem  gewachsten  Seidenfaden,  den  man 
hauptsächlich  ist  der  Milchsäure  die  Schuld  iDTiö^rmals  zwischen  die  Zähne  durchzieht, 
beizumessen.  Es  ist  gleichgültig,  ob  diese  .  von  Speiseresten  zu  befreien. 
Kohlehydrate  aus  Stärke ,  Rohrzucker  oder  Auf  Zahnpulver  als  Zahnreinigungsmittel 
Traubenzucker  bestehen.  Durch  das  Ptyalin  i  legt  Verf.  nicht  besonderen  Werth.  Allerdings 
des  Speichelfi  wird  Stärke  und  durch  das "  kann  n^an  damit  die  sichtbaren  äusseren 
lovertin  der  Mundpilze  wird  Rohrzucker  in  ,  Flächen  besonders  bei  den  Vorderzähnen 
kürzester  Zeit  in  Dextrin  und  gährungsfähige  weisser  machen,  aber  die  Cariescentra  werden 
Znckerarten  umgewandelt  (Dextrose ,  Lävu-  ,  durch  Zahnpulver,  besonders  wenn  es  unlös- 
losp)  und  letztere  dann  durch  die  Mundpilze  I  lic^e  Bestandtheile  enthält,  eher  verstopft 
in  Milchsäore  mit  kleinen  Quantitäten  von  '  als  gereinigt. 
Nebenproducten  zerlegt.  Etwas  zweckmässiger  sind  die  Zahnseifen, 

Die  Mundhöhle,  besonders  wenn  auf  ihre  J  insofern  sie  fette  Bestandtheile  lösen,  ohne 
Reinigung  nicht  genügend  geachtet  wird,  bil-<iie  Zähne  anzugreifen,  und  das  Penetriren 
det  einen  ausserordentlich  günstigen  Boden  ^er  Borsten  der  Zahnbürste  in  die  Caries- 
fär  Spaltpilz -Vegetation  dar,  und  die  Zahl  1  centra  vielleicht  etwas  erleichtern.  Siesollen 
der  Pilze,  welche  unter  verschiedenen  Um- '  aus  neutraler  Seife  hergestellt,  neutral  oder 
ständen  sich  da  aufhalten  können,  ist  enorm  |  schwach  alkalisch  reagiren.  Unter  allen  Um- 
gross. Verfasser  hat  bis  zum  heutigen  Tage  ständen  ist  aber  die  gründliche  Anwendung 
über  50  verschiedene  Arten  aus  den  Mund-  ^er  Bürste  das  Wesentliche. 
Säften  etc.  rein  cultivirt.  Es  seien  folgende  als  gut  betrachtete  Zahn 

Eine  grosse  Zahl  dieser  Mundpilze  bewirken   pulver  und  Zahnseifen  erwähnt: 
die  Spaltung  der  Kohlehydrate  und  Bildung  Rp.  Calcar.  carb.  praec.  ...  120 

von  Milchsäure  und  erlangen  dadurch  ihre  Gort.  Chin.  fnsc 60 

hohe   Bedeutung    bei    der   Entstehung   der ;  Gonch.  praep 60 

Zahncaries.  |  Pulv.  Myrrh 30 

Sehr  bemerkenswerth  ist,  dass  die  Gähr- I  „     Garyophyll 15 


154 


Ol.  Cinnam.  .  .     gtt.  10 — 15 
M.  exact*.  F.  pulv. 

Bp,  Calc.  carb.  praec 120 

Rhiz.  Irid.  Florent.    ...  60 

Obs.  Sep.  pulv 30 

Sacch.  alb.    ..'.....  30 

Natr.  bicarb 15 

Ol.  Rosae gtt.  V 

M.  exact.  F.  pulv. 

Rp,  Magnes.  carbon. 
Bhiz.  Irid.  Florent. 
Talci 

Sap.  medicat ää  5,00   '^ 

Ol.  Menth,  pip gtt.  X 

Mncilag.  gum.  arab.  q.  s.  u.  f. 
massa.   Zabnseife. 

Bp.  Calc.  carb.  praec 100 

Pulv.  Rhiz.  Irid.  Flor. .  .  5 

Oss.  Sep.  pülv 4 

Sacch.  alb 2 

Myrrh.  pulv 2 

Mel.  et  Glycerin  .  .     ää  q.  s. 
ut  f.  pasta. 

Wie  oben  schon  auseinandergesetzt,  be- 
wirkt die  anhaltende  Wirkung  der  Säur^/ 
die  durch  Gährung  von  Kohlehydraten  in 
den  Cariescentra  gebildet  wird,  im  Laufe  der 
Zeit  eine  Entkalkung  des  Zahngewebes  und 
lässt  eine  knorpelartige,  leimg^bende  Masse 
zuruckj  welche  ihre  weitere  Zerstörung  den 
Mund-  und  Zahnpilzen  verdankt,  die  sie  all* 
mälig  verdauen  resp.  auflösen,  wodurch  ein 
Loch  im  Zahne  zu  Stande  kommt. 

Diese  Auflösung  des  entkalkten  Zahn- 
gewebes ist  nicht  die  Wirkung  eines  be- 
stimmten Pilzes,  sondern  ein  jeder  der  im 
Munde  vorkommenden  Pilze,  die  eine  pepsin- 
artige  Fermentwirkung  ausüben  (und  daä 
tbun  sehr  viele),  können  sich  an  dem  Zer- 
störungsprocess  betheiligen.  Aus  verschie- 
denen Gründen  ist  daher  die  Tödtung  der 
Pilze  von  gleicher  Bedeutung  wie  die  mecha- 
nische Entfernung  der  gährungsfähigen  Sub- 
stanzen. Zu  diesem  Zwecke  wendet  man  die 
antiseptischen  Mundwasser  an. 

Wenn  ein  Mundwasser  nützlich  sein  soll, 
ist  es  vor  allen  Dingen  nöthig,  dass  es 
schnell  wirkt,  und  nicht  allein  die  Spaltpilz- 
vegetation hemmt,  sondern  die  Pilze  tödtet. 
Kein  Mundwasser,  und  hat  es  noch  so  starke 
entwickelungshemmendeEigenschaftenykann 
daher  nutzen,  wenn  es  nicht  im  Stande  ist, 


die  Spaltpilzzellen  und  zwar  innerhalb  einer 
Minute  abzutödten,  da  man  wohl  selten  beim 
Ausspülen  des  Mundes  das  Wasser  länger 
als  eine  Minute  im  Munde  behält.  In  dieser 
Beziehung  zeigen  die  Antiseptica  grosse  Ver- 
schiedenheiten. 

Wasserstoffsuperoxyd,  welches  schon  in 
einer  Verdünnung  von  1  :  8000  die  Ent- 
wickelung  von  Spaltpilzen  hindert,  ist  als 
Mundwasser  nutzlos,  da  selbst  eine  5-proc. 
Lösung  nach  15  Minuten  Spaltpilzzellen 
nicht  getödtet  hatte. 

Nach  einer  grossen  Reihe  von  Versuchen 
ist  Verf.  auf  die  untenstehende  Mischung  ge- 
kommen, welche  in  einer  in  der  Mundhöhle 
anwendbaren  Concentration,  in  einer  Minute 
auf  Spaltpilzzellen  tödtlich  wirkt,  eine  Eigen- 
schaft, welche,  soweit  mir  bekannt  ist,  keiner 
anderen  Mischung,  welche  man  ohne  Gefahr 
auf  die  Dauer  in  der  Mundhöhle  gebrauchen 
kann,  zukommt. 

Rp,  Acid.  thymic 0,25 

„     benzoic 3,00 

Tinct.  Eucalypt.  .  .  .     15,00 

Alcohol.  absol 100,00 

Ol.  Gaultheriae    .     gtt.  XXV 
(sive  Ol.  Menth,  pip.  gtt.  XX) 
M.  D.  S.   Zahntinctur. 

Das  Mundwasser  wird  aus  dieser  Tinctur 
so  bereitet,  dass  man  einen  Esslöffel  voll 
derselben  einem  Wasserglase  toU  Wasser 
hinzufügt,  so  dass  eine  starke  Trübung  ent- 
steht. Man  spült  die  Mundhöhle  nach  jeder 
Mahlzeit,  besonders  beim  Schlafengehen  da- 
mit aus  und  behält  das  Wasser  dabei  min- 
destens eine  Minute  im  Munde. 

Ein  von  SMenker  angegebenes  antisep« 
tisches  Mundwasser  besteht  aus 

Thymol 0,30 

Spirit.  Cochlear. 

„     Meliss.  comp,  ää  30,00 

Tinct.  Ratanh 10,00 

Ol.  Menth,  pip 0,50 

„    Caryoph 1,00 

10  Trpf.  in  i/x  Glas  Wasser  z.  giessen. 

Vor  der  Anwendung  eines  jeden  Mund- 
wassers müssen  die  Cariescentra  von  ver- 
stopfenden Speiseresten  befreit  werden,  wenn 
man  Erfolge  erzielen  will,  im  andern  Falle 
dringt  das  Mittel  sehr  wenig  oder  gar  nicht 
in  dieselben  hinein. 

Die  häufig  beobachtete  saure  Reaction  des 


155 


Speichels  miisa  durch  alkaltiche  Mnndans« 
spülnng  corrigirt  werden.  Am  besten  nimmt 
man  eine  dünne  Lösong  (1 :  100)  Ton  Natr. 
bicarb.  Anch  bei  Einnahme  von  Mineral- 
s&aren,  Eisenchlorid  etc.,  ferner  bei  Frncht- 


knren  mnss  man  stete  für  die  Neutralisation 
der  Mundhöhle  Sorge  tragen.  Wer  dies  nicht 
thnt,  geht  der  Gefahr  entgegen,  viel  mehr 
Schaden  als  Nutzen  ans  dor  Behaildlung  za 
ziehen. 


-/^    •»^     .■'  ••- v.'--^> 


l8cellen< 


Holswolle. 


Mit  Bexng  a«f  unsere  Angabe  über  eine 
Bezugsquelle  f&r  Holzwolle  in  Nr.  7  des  lau- 
fenden Jahrg.  d.  BL  theilt  uns  "Herr  Paul 
nartmann  in  Heidenheim  mit,  dasi  er  zuerst 
auf  Anregung  Ton  Prof.  Bruns  Holzwolle 
dargestellt  habe,  dass  er  Inhaber  von  2  Pa- 
tenten für  Holzwolle  in  Deutschland  und  in 
Tielen  anderen  Staaten  sei  und  dass  sieh  die 
Empfehlongen,  welche  bedeutende  Chirurgen 
ond  Kliniker  der  Holzwolle  zu  Theil  werden 
liessen,  auf  Erfahrungen  stützten,  welche 
nur  beim  Gebrauch  seines  (Paul  Hartmanns) 
Fabrikats  gewonnen  worden  seien.        Bed. 


Ein  neues  Verfahren  der  Fabri- 
kation von  entöltem  löslichen 
CaoaopnlTer. 

Die  Löslich  machung  oder  Aufscbliessung 
des  Cacaos  durch  Behandlung  der  Cacao- 
bohnen  oder  -masse  mittelst  Chemikalien, 
wie  Soda,  Potasche,  doppelt  kohlensaures 
Natron 9  Magnesia  etc.,  haften  verschiedene 
Nachtheile  an :  Einmal  bleibt  das  angewandte 
AnfMhliessungsmittel  in  dem  Präparate,  und 
zweitens  geht  durch  diese  Behandlung  die 
Feinheit  des  Aromas  zum  grossen  Theile  ver- 
loren, weil  die  als  Aetherarten  aufisufassenden 
aromatischen  Stoffs  Zersetzung  erleiden. 

tietaü  man  nach  dem  D.  K.-P.  No.  30  894 
(Inhaher  Lobech  <t  Cc^  Dresden)  Cacaobobnen 
roh ,  geröstet ,  geschält ,  zerrieben  oder  sonst 
irgend  wie  mechanisch  vorbereitet  in  ge- 
schloBsenen  Apparaten  erhöhter  Temperatur 
and  starkem  Dampfdrucke  längere  Zeit  aus, 
so  geht  damit  folgende  Veränderung  vor  sich : 
Zunächst  werden  die  Albuminate  in  theils 
wasserlösliche  Modificationen  übergeführt,  die 
Caeaoatarke  verwandelt  sieh  in  ebenfalls  auf* 
lösliche  Verbindungen,  femer  zum  Theil  in 
I>eztrin  und  Glucose,  und  die  Holzfaser 
wird,  wenn  auch  nicht  nachweisbar  chemisch 
reränderty  so  doch  derartig  gelockert  und  er* 
weicht,  dass  dadurch  die  schnelle  und  vor- 
theilhaJfte  Ausnutzung  der  von  ihr  allseitig 


durchdrungenen  Frucht  wesentlich  erleichtert 
ist.  Besonders  auffällig  tritt  der  Einfluss  auf 
die  aromatischen  Bestandtheile  hervor;  sie 
werden  kräftig  entwickelt  und  kommen  in 
voller  Reinheit  und  Stärke  zur  Geltung. 
Eine  ähnliche  Einwirkung  wie  auf  die  Cacao- 
stärke  wird  das  Dampfdruckverfahren  wahr- 
scheinlich auch  auf  diejenigen  Bohnebbestand- 
theile  ausüben,  welche  man  jetzt  als  „sonstige 
stickstofffreie  Substanzen*  in  den  Analysen- 
resultaten aufführt. 

Das  neue  Fabrikationsverfahren  muss 
wegen  absoluter  Ausschliessung  aller  Chemi- 
kalien und  in  Rücksicht  der  Güte  des  Fabri- 
kates als  wesentlicher  Fortschritt  in  der 
Cacao- Industrie  bezeiohnet  werden. 

ehem.- Zeit  X,  Nr.  9». 


AseptinBäure.    Aoidam  aMpticum 

pnniiiit 

Dieses  von  der  chemischen  Fabrik  Busse 
in  Hannover  Linden  dargestellte,  als  Salicyl- 
aldehydwasserstoffiiuperoxyd  bezeichnete  und 
mit  ziemlich  viel  Reclame  als  unübertreff- 
liches Antisepticum  angepriesene  Präparat 
ist  nach  H.  Thoms'  Untersuchung  ein  5  proc. 
Wasserstoffsuperoxyd  (das  im  Handel  befind- 
liche Wasserstoffsuperoxyd  ist  meistentheils 
lOproc),  welchem  auf  1000  g  etwa  3  g 
Salicylsäure  und  5  g  Borsäure  zugesetzt  sind. 
(Vergleiche  auch  Pharm.  Centralh.  37^  457.) 

Pharmäc,  Zeitung,       g. 

Erprobtes  Mittol   snr  Erhaltung 
glatter  Hftnde. 

Prof.  Dr.  Välenta  in  Laibach  empfiehlt 
folgendes  Verfahren : 

Nachdem  die  gewaschenen  Hände  gut  ab' 
getrocknet  sind,  werden  dieselben  innig  mit 
Unguentum  emolliens  eingerieben,  hierauf 
wird  auf  eine  Hohlhand  etwas  Spir.  saponatus 
aufgegossen,  dann  die  Salbe  durch  gegen- 
seitiges Reiben  der  Hände  verseift,  und 
schliesslich  mit  einem  trockenen  Handtuche 
der  fette  Schaum  einfach  abgewischt,  womit 


156 


iie  ganze,  ein  paar  Minuten  in  Anspmcb 
nehmende  Prozedur  abgethan  ist. 

Auf  Prof.  VaUfUa's  Klinik  ist  dieses  Mittel 


schon  mindestens:  zwei  Decennien  in  An- 
wendung. Es  ist  demnach  überfettete  Seife, 
welche  er  benützt.     Zeüsckr.  f.  Ther.  V.  6. 


Offene  Correspondens. 


K.  in  M.  üeber  die  Zusammensetzung  oder 
Bildung  des  Liquor  antihidrorrhoicus 
int  uns  nichts  Näheres  bekannt   Es  soll  zu  den 

fechlorten    Aethem    gehören    uud    wird    von 
Wandau     als    Mittel     gegen     SchweissfQsse, 
Hyperhidrosis  pedum  empfohlen. 

Apath.  Em  in  B.  Zu  Modellir  wachs  lesen 
wir  in  der  „Sadd.  Apoth.  Ztg."  folgende  Vor- 
schrift: 1000  Th.  Gera  flava,  120  Th.  Terehintb. 
yeneta,  60  Th.  Adeps  suiUus  und  760  Th.  feinst. 
gepuW.  Bolus  rubra.  Versuchen  Sie  es  einmal 
mit  dieser  Composition;  ob  sie  den  hohen  An- 
forderungen, .die  die  Zahnkünstler  an  ModelHr* 
wachs  stellen  (dasselbe  soll  in  warmem  Wasser 
zu  einer  schön  plastischen  Masse  erweichen,  die 
Plasticität  ohne  an  den  trockenen  Fingern  an- 
zuhängen einige  Zeit  bewahren  und  dann  zu 
einer  sehr  harten,  aber  nicht  sprOden  Masse 
erstarren),  genügen  wird,  kann  ohne  eine  Probe 
zu  machen,  nicht  versichert  werden. 

Apoth,  K.  in  R«  Lippmann's  Karls* 
bader  Brausepulver  soll,  nach  einer  Notiz 
in  der  „Wiener  Pharm.  Post"  zusammengesetzt 
sein  aus:  a)  Sal  thermar.  Carolin.  10,0,  Natrii 
bicarbon.  8,0.  Det.  in  eh.  alb.  b)  Acid.  tartarici 
3,0.  Det.  in  eh.  coeml. 

A^ih.  C«  m  B«  Die  Zusammensetzung  von 
Ewizda's  Viehpulver  wird  verschieden  an- 
gegeben, ganz  fthnlich  dem  echte'n  soll  folgende 
Mischung  sein:  Je  1  Theil  Magnesia  sulfor.., 
Flores  Sulfuris,  Antimonium  crudum,  Semen 
Faenugraeci  und  Badix  Gentianae  und  20  Tbeilen 
Natrium  sulfor.  dilapsum. 

Br,  B.  in  K«  In  Bezug  auf  Surrogate  der 
Nahrungsmittel  hat  der  Kanton  Oraubünden  vor 
Kurzem  eine  buchst  dankenswerthe  Verordnung 
den  „Honig]'  betreflfend  erlassen,  dieNaohahmung 
verdient.  Es  heisst  da  u.  A.:  Als  „Honig**  dan 
nur  das  reine  von  den  Bienen  bereitete  Natur- 
product  verkauft  werden.  Die  bisher  unter  den 
Namen  wie  „Tafelhonig,  Schweizerhonig  u.  s.  w." 
im   Handel    gehenden    Surrogate    (meist    aus 


Stärkesyrup  oder  aus  Mischungen  von  solchen 
mit  geringem  Honig  bestehend)  dürfen  femer 
nicht  unter  Bezeichnungen  verkauft  werden,  in 
denen  das  Wort  „Honig"  vorkommt.  Leider 
ist  Oraubünden  nur  ein  sehr  kleines  Stück  der 
lieben  Schweiz  und  werden  wir  wahrscheinlich 
nach  wie  vor  die  Glucose  crystaUis^e  als  feinsten 
Honig  auf  den  Frühstüekstafeln  der  grossen 
Hotels  finden. 

4f>otA.  N«  tn  B.  (Russland).  Die  gewünschten 
^Formen"  werden  Sie  von  den  meisten  der 
Finnen,  welche  pharmaceutische  Ger&thsch alten 
verkaufen  j  beziehen  kennen ;  von  Warmbrvinn, 
(^uüite  4k  Co,  in  Berlin  wissen  wir  sicher,  dass 
sie  dieselben  führen. 

AiMith,  T.  tn  ۥ  Das  in  vor.  Nummer,  S.  187, 
erwähnte  Phenolquecksilber  wird  unsres  Wissens 
von  chemischen  Fabriken  noch  nicht  dargestellt, 
zur  Selbstherstellung  sind  die  entsprechenden 
Verhftltuisse  ja  leicht  zu  berechnen.  Wenn  die 
Formel  von  SdMdek  richtig  ist,  so  müssen  auf 
264  Tbl.  Phenolkalium  verbraucht  werden 
271  Tbl.  SubUmat. 

B.  in  H«  Besten  Dank  für  Ihre  Zuschrift: 
i.Gestatten  Sie  mir  zu  der  Briefkastennotiz  in 
der  letzten  Nr.  der  Pharm.  Centralh.  die  Mit- 
Üieilung  zu  machen,  dass  nach  den  Untersnch- 
un^en  von  Cohn  u.  v,  Mering  (die  mir  sehr 
exät  erscheinen)  „selbst  die  schwersten  Er- 
krankungen des  Magens  nicht  im  Stande  sind, 
die  HCl  aus  dem  Magensaft  verschwinden  zn 
lassen.*'  „Bei  Carcinoma  pylori  ist  das  Vor» 
kommen  von  Salzsäure  die  Regel,  das  Fehlen  eine 
Ausnahme."  Das  Gelingen  oder  Ausbleiben  der 
HCl-Beaetion  im  Magensaft  hat  demnach  die 
diagnostische  Bedeutung  nicht  in  dem  Grade, 
wie  man  seither  annehmen  zu  dürfen  glaubte. 

Nebenbei  erlaube  mir  noch  die  Bemerkung, 
dass  die  im  Antwortkasten  der  Ph.  Ztg.  g^ebene 
Beaction  mit  Ferr.  acet  und  Snlfocyankalium 
nicht  allein  mit  Mineralsfiure,  sondern  auch  mit 
Milchsfture  eintritt,  also  zum  Nachweis  der  HCl 
im  Magen  ebenfalls  nichts  taugt." 


me  Xmeuerung  de*  AbonnewnenU 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  die  Bestellungen  vor 
Ablauf  des  Mtmats  oeunrken  eu  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter^ 
breehung  eintritt. 

Fehlende  Nu/mmem  wolle  man  sofort  reclamiren  und  zwar  bei  derjenigen 
Postanstalt  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestellung  besorgt.  Bei 
unserer  Expedition  kostet  jede  eineeine  Nummer  25  Pf. 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämnMiche  Nummern  mu  haben. 


Verleger  und  TerantwortUcher  Bedaetenr  Dr.  E«  ClelMler  In  Dreedan. 

Im  nuehlumdel  dureh  JbIIui  Springer,  Berlin  N..  MonbUonplsts  9. 

Dmek  der  KSsIfl.  Hofbiiebdmek«t«i  von  0.  Q.  Meinhold  h  BSli&e  ia  Dreiden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dn  nermaini  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Rrecheint  jeden  Donneritag.  —  Abonnementipreit  durch  die  Post  oder  den  Bucbhandel 

▼terteljäDrlieh   S  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einielne  Nummern 

25  Pf.    Inaerate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraton  oder 

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Anfragen»  Anftrftge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedactcur  Prof.  Dr.  E.  6  eis  sie  r, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M 13. 


Berün,  den  31.  März  1887. 


Neae  Folge 
Till.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Iah  alt:  Vlenle  ma«  PhanM«le:  Die  StracUrforiDelD  einiger  nener  Antifebrilia.  —  Zar  FeUbeaUmmnng  der 
mich.  —  AaalTS«  einer  MarsipaDmasM.  —  Pack-Leinif  Dextrln-Lolm.  —  Zar  Prtlfang  des  Chlniiinm  snlfarlcnm. 
—  Fermm  hydrogenlo  rtdnct  pnr.  —  Ueber  das  Colchlclo.  —  Jodoform -Aetberlöiiangeii.  —  Vorkommen  von 
Zaeker  im  Hara.  —  Znr  Bestimmung  von  BorsSnro  —  Ueber  Entflamipnags*  und  BntsUndaDgttemperatarea  einiger 
SHaeiger  Handelsartikel.  —  Modiflealion  des  Otto'scben  Aeetometers.  —  Ueber  den  Nachweis  and  die  qaanti- 
tatlT-e  B««timmnag  der  Milchsftnre.  —  Jarabeba.  —  Die  prophylakt.  Rehandlnng  der  Zähne.  —  Uteratar  aad 
Kritik«  —  MIlcelieB;  Die  Voraasbestimmang  der  ticf«ten  Temperatar  der  nüchsten  Nacht  —  Amtliche  Bekannt- 
machangen. Verordnen  gen  ete.  —  Otttut  Correipoadeas.  —  Aas«lgeB« 


Chemie  und  Pharmacie. 


Die  Stmcturformeln  einiger  neuer 

Antifebrilia. 

Unter  diesem  Titel  bringt   Letvin  in 
der  „Deatschen  Medicinal-Zeitang  1886, 
1135"   die  chemischen  Formeln  einiger 
Fiebermittel  bildlich  zur  Darstellung.    Da 
an  nns  mehrfach  die  Aufforderung  er- 
gangen ist,  das  Gleiche  zu  thun,  kommen 
wir  diesen  Wünschen  im  Folgenden  nach, 
indem  wir  gleichzeitig  an  entsprechen- 
der Stelle  die  Darstellung   jener  Stoffe 
sinzziren.    Es   bezieht  sich   dieses  vor- 
wiegend  auf  diejenigen  Körper,  die  in 
Folge  ihrer  vor  nicht  gar  zu  langer  Zeit 
erfolgten  Entdeckung  sich   naturgemass 
erst   in   den   neueren   Lehrbtichern   der 
Chemie  etc.  beschrieben  finden  können. 
Die    im    Nachstehenden    besprochenen 
Körper  sind  sämmtlich  aromatische  Ver- 
bindungen und  es  sind  deshalb  diejenigen 
Atomcomplexe,  welche  in  ihnen  Benzol- 
wasserstoffe   vertretend    fungiren,     zur 
lieferen   Orientirnng   und  Klärung   der 
TJebersicht    andersartig    gedruckt.      Die 
Namen  der  jetzt  oder  früher  als  Fieber- 
mittel benutzten  Körper  sind  fett,  die  der 


Ausgangsstoffe    oder    Zwischenproduete 
schwach  gedruckt. 

Von  Oxy- Derivaten  des  Benzols,  in 
denen  Wasserstoff  durch  Hydroxyl  (OH) 
ersetzt  ist,  sind  als  hierher  gehörig  zu 
nennen:  Phenol,  Resorcin,  Hydro- 
chinon.  Die  synthetischen  Bildungs- 
weisen, sowie  die  Darstellungsmethoden 
dieser  Körper  dürfen  als  bekannt  voraus- 
gesetzt werden,  desgleichen  die  durch 
verschiedene  Stellung  der  Substituenten 
im  Kern  bedingten  Verschiedenheiten  der 
Isomeren. 

Phenol 


Benzol 

(CcHc) 

H 

0 

/\ 
H  C      C II 

J       !' 
HC      CH 

u 

H 


Karbolsinre 
Monooiylifiizol  (GeH^O) 

OH 

C 


H  (;     C  H 


HC      CH 

\/ 

c 

H 


158 


ftesoreiB  (C«,  Hg  0^)  Bydrochinoi  (Og  Hg  Og) 
Metadiraybenzel        P«r«dioxybenzol 


OH 

0 

/\ 
HC      CH 

HG      COH 

\/ 

C 

H 


OH 

C 

/\ 
HO      CH 


HC      CH 

Y 

OH 


Bekannt  sind  ebenfalls  die  Darstellungs- 
weisen der  Benzoesäare  und  Salicyl- 
s  ä  u  r  e ,  in  denen  einmal  Carboxyl  (COOH), 
das  andere  Mal  Carboxjl  und  Hjdroxyl 
ein,  beziehentlich  zwei,  Wasserstoffatome 
substitnirend  vorhanden  sind. 


BcHzoSvSiare 

(CtHöO^) 

COOH 


c 


HG      C 


H 


HG      GH 


Y 


H 


SalicylSMre  (G7  Hg  O3) 
OrlhooiybenzoSsiare 

OH 

C 

/\ 
HC      GGOOO 

HC      CH 

Y 

H 


Die  Salze  derselben  entstehen,  indem 
der  Wasserstofl'  des  Carboxyls  durch  ein 
einwerthiges  Element,  beispielsweise  Na- 
trium ersetzt  wird.  (Mehrwerthige  Ele- 
mente erfordern  die  entsprechende  Anzahl 
Atome  der  Säure.) 

Ganz  analog  diesen  Salzen  liegen  die 
Verhältnisse  beim  Salol,  da  dieses  Salicyl- 
säurephenylester  ist.  Zur  Darstellung  wird 
ein  Gemenge  von  Phenolnatriara  und 
Natriumsalicjlat  in  stöchiometrischem 
Verhältniss  bei  höherer  Temperatur  mit 
Phosphorchlorid  behandelt.  Durch  Wasser 
wird  aus  dem  Beactionsproduet  das  ge- 
bildete Natriumchlorid  und  die  Phosphor- 
säure entfernt  und  das  Salol  aus  Alkohol 
umkrjstallisirt.  Oder  Phenolnatrium  und 
Natriumsalicylat  werden  im  stöchiometri- 
schen  Verhältniss  gemischt  und  unter  ge- 
legentlichem Erwärmen  Phosgengas  zu- 
geleitet, aus  dem  Beactionsproduet  durch 
Wasser  das  gebildete  Natriumchlorid  ent- 


fernt und  das  Salol  aus  Alkohol  uinlry« 
stallisirt. 

Salol 

Salicylsiorepkenylesler  (G13  H^q  O3) 

OH 

C 

HC      GGeVQels 

HG      CH 

Y 

H 

Wie  aus  der  Structurformel  des  Salols 
ersichtlich  ist,  vertritt  das  einwtrtbige 
Radical  Phenyl  (CßHs)  hier  den  Wasser- 
stoff des  Carboxyls. 

Im  Thymol  sind  drei  Benzol  Wasser- 
stoffe ersetzt;  einer  durch  Hydroxyl  und 
die  beiden  anderen  durch  die  Badicale 
Methyl  (CH3)  und  Propyl  (CsHr).  Dio 
Formel  zeigt  sich  daher  in  folgender  Weise 
gebildet: 

Tbymol  (CioHi^O)  Methylpropyloxybenzol 

CH3 

G 

HG      GH 

I       11 
HG      COH 

Y 

C3H7 

Im  Antifebrin  finden  wir  einen 
Körper,  der  entsteht,  wenn  im  Anilin 
(Amidobenzol)  CgHg.NHa  ein  Wasser- 
stoffatom des  Amids  (NH^)  durch  Aceiyl 
(CH3GO)  ersetzt  wird.  Zur  Darstellung 
des  Antifebrins  wird  Anilin  mit  Eisessig 
im  geringen  üeberschuss  längere  Zeit 
(2  bis  3  Tage)  am  BückflusskUhler  ge- 
kocht, bis  das  Ganze  nach  dem  Erkalten 
fest  wird  und  das  Beactionsproduet  naeh 
Entfernung  des  nicht  angegriffenen  Anilin - 
acetats  durch  Behandlung  mit  Waaser 
(Eingiessen  des  geschmolzenen  Beaetionis- 
productes  in  Wasser)  aus  Alkohol  um- 
kryst-allisirt.  Bei  diesem  Process  bildet 
sieh  in  erster  Linie  durch  direete  Aneia- 
anderlagerung  von  Anilin  und  Essigafiore 
Anilinacetat,  welches  erst  beim  wei- 


159 


teren  Erhitzen  nnter  Abscheidung  von 
Wasser  sich  zuAcetanilid  (Anti^brin) 
condensirt. 

AltirebrIiiCGgHsNO) 
PIlcHylacetenid  oder 
Aiiliiaceftl  AceUnilld 


NBsCBsCOOH 

C 

HC      CH 


HC      CH 

Y 

H 


NH  GH»  GO 

C 

HC      CH 

HO      CH 

\/ 

0 

H 


Analog  ist  die  Conslruction  der  Anilide 
mit  anderen  Säureradicalen ;  von  diesen 
Stoffen  scheint  es  bis  jetzt,  als  ob  das 
Benzanilid  (Berl.  klin.  Wochenschrift, 
26 — 30)  die  grösste  Aussiebt  hätte,  in 
den  Arzneischatz  eingeitlhrt  zu  werden. 
Die  Daratellung  des  Benzanilids  ist  ana- 
log der  des  Acetonilids;  die  Formel  ist: 

■eatMilid  (CisHuNO) 

NflGeHgCO 
C 

/\ 
HC      CH 


HO      CH 

V 
C 

H 

Eine  Beihe  der  hier  zu  behandelnden 
Stoffe  leitet  sich  vom  Chinolin  ab, 
dessen  Zusammenhang  mit  dem  Benzol 
durch  die  Formeln  des  Naphtalint 
und  Pyridins  veranschaulicht  wird. 
Die  Darstellung  und  Gewinnung  dieser 
ebengenannten  Körper  ist  als  bekannt 
voransznselzen  und  in  jedem  Lehrbuch 
der  Chemie  beschrieben. 

Pyridin (CjHftN)  NaphtalinCCioHg) 


H 

0 

HC      CH 

I       II 
HC      CH 

\/ 
N 


H      B 

C      C 

HC      C      CH 


HG      C      GH 

YY 

H     H 


Ckinolin  (Co  H7  N) 
H     H 

c    c 

HC      C      CH 


HC      C      CH 

\/\^ 

C      N 

H 

Bei  der  graphischen  Darstellung  der 
Formeln  ist  im  Folgenden  daher  die  Chi- 
nolin-Formel  zu  Grunde  gelegt 

ChiDOllii  (C9  H7  N) 

H      H 
C      C 

,    ^\/\ 
HC      C      CH 


•    HC      C      CH 

\/\/ 
C      N 

H 

Bei  dex  Verbindung  des  Chinolins  mit 
Säuren  zu  Salzen  addirt  sich  die  Säure 
direct  zum  Chinolin  (ohne  Wasserstoff- 
substitution). 

DasEairoIin  undEairin  sind  zwei 
unter  sich  und  dem  Chinolin  nahe 
stehende  Körper;  beide  sind  hydrirtc 
Chinoline  (Anlagerung  von  Wasserstoff 
an  die  CH-Gruppen)  und  enthalten  ausser- 
dem Wasserstoff  durch  Alkyle  ersetzt; 
das  Eairin  enthält  ausserdem  noch  Hy- 
droxyl  an  Stelle  von  Wasserstoff. 

Durch  Einwirkung  von  nascirendem 
Wasserstoff  (Zinn  und  Sal/säure)  bildet 
sich  aus  dem  Chinolin  neben  Dihydro- 
chinolinTetrahydrochinolinC9HiiN, 
welches  mit  llethyljodid  in  bekannter 
Weisen  behandelt,  ein  tertiäres  Amin, 
das  Eairolin  bildet  Dieses  E  ai  r  0 1  i  n  M, 
ist  demnach  Methyltetrahydro- 
chinolin,  Methyl  chinolin  te tra- 
hydrür  CjoHigN,  H2SO4  (als  schwefel- 
saures Salz).  Bei  Verwendung  von  Aethyl- 
jodid  statt  Methyljodid  in  analoger  Weise 
bildet  sich  Eairolin  A,  Aethyltetra- 
hydrochinolin,  Aethylchinolin- 
tetrahydrür  C11H15N,  H2SO4  (als 
schwefelsaures  Salz). 


160 


C      C      C 


M.  Kairolii 

(C,oH,sN,HaS04) 

SchwefelsMres 

Heihyltetrahydro- 

ekimliii 

Tetrahydro-  (Methykhiiollitein- 
chinolin(0<,HiiN)  hydrtr) 

HB«  H      Ho 

C      C  CO 

HC      C      CBa 

HC      C      CB, 

N  C     N 

HB  H    (GH3)HgS04 

A.  K«irolli(C,iHi5N,H^S04) 

SehuelelsMres  Aetliyl(elr«hydrociiinolin 

(Aelhyifhinolinieirahydriir) 

H      H2 

C      C 

/\/\ 
HC      C      CB2 

I        II 
HC      C 

W 

C     N 

H     (C2H6)B2S04 

Wahrend  die  Substitutionen  in  den 
Kairolinen  sämmtlich  im  Pyridinkern 
statthaben,  finden  beim  Kairin  die  Sub- 
stitutionen zum  Theil  im  Pyridinkern, 
zum  Theil  im  Benzolkern  statt.  Erläuter- 
ungen fiber  die  Stellung  und  deren  Be- 
zeichnungen sind  als  zu  weit  führend 
hier  weggelassen,  ausserdem  aus  jedem 
Lehrbuch  der  Chemie  zu  ersehen. 

Durch  Erhitzen  von  Chinolin  mit 
rauchender  Schwefelsäure  bildet  sieh 
1  -  Chinolinsulfosänre  (Ortho-), 
welche  durch  Schmelzen  mit  Kali  1-Ozy- 
chinolin  (Ortho  -  Ozychinolin) 
CsHtNO  giebt. 

Durch  Einwirkung  von  nascirendem 
Wasserstoff  wird  analog  wie  beim  Eairolin 
aus  dem  Ortho -Oxychinolin:  l-(Ortho) 
Tetrahydrooxychinolin  Co  Hu  NO 
und  aus  diesem  durch  Behandeln  mit 
Methyljodid:  Tetrahydro  methyloxy- 
chinolin,  Oxychinolinmethyftetra- 
hydrflr,  Kairin  M,  C10H13NO1HCI -|- 


CH. 


HjO  (als  salzsanres  Salz)  gebildet.  Bei 
Anwendung  von  Aethyljodid  f8r  Methyl- 
jodid entsteht:  Tetrahydroaethyl- 
oxychinolin,OxyehinoIinaethyl- 
tetrahydrür,  Kairin A,  CuHisNOi 
HCl  (als  salzsanres  Salz)  —  kurzweg 
Kairin  genannt. 

I-Tetrahydrooiy- 
l-Oxvchinolin  chinolin 

Ortho-Oiy-     Ortho-Tetrahydro- 
chinolin  oxychinolin 

(C9H7NO)  (C9H11NO) 


H      H 

C      C 

HC      C      CH 

HC      C      CH 

\/\/ 

C     N 

OB 


H     B, 

C      C 

HC      C      CBä 
HC      C      CBo 

YY 

OH    H 


A.  Rairiii 

M.  Kairin  (Cn  Hiß  NO,  HCl) 

(Cio  Hl  3  NO,  HC1+H,0)  SilManrcs 

Salzsaurfs  Oiylctra-  Oiytetrakydro- 

kydrometliylciiiBOlia  .  ilhylehlDolia 

( H  f  thyloxyrliiiioliB-  (AtkyloiyehlaoliB- 

IftrahydHir)  tetrakydrlr) 

H     H.2  H     Hj 

c    c  c    c 

HC      C      CH.2     HC      C      CH.i 

HC      0      CHi     HC      C      CB3 

YY       YY 

OH   (CH3).Hrj        OH    (CdH5).HCI 

Wie  durch  Erhitzen  von  Anih'n  (oder 
Anilin  und  Nitrobenzol)  mit  Glycerin 
und  Schwefelsäure  auf  ungefähr  190  ^ 
(Skraup'sche  Beaetion  oder  Chi- 
ne linsynth  es  e)  Chinolin  entsteht,  bil- 
den sich  homologe  Ohinoline  in  analoger 
Weise. 

Paraamidoanisol  und  Paranitroanisol 
mit  Glycerin  und  Schwefelsäure  längere 
Zeit  auf  140 — 150  ^  erhitzt  geben  Para- 
chinanisol,  C10H9NO,  welches  aus 
alkalischer  Flflssigkeit  mit  Wasserdampf 
abdestillirt  wird.  Der  Einwirkung  nasci- 
renden  Wasserstoffs  unterworfen  geht  das 


161 


Parachioanisol  in  Tetrah jdropara^ 
chinanisol,Thallin,  über.  Durch  Er- 
hitzen mit  Aethyljodid  kann  (Wasserstoff 
substituirend)  Aethyl  eingeführt  werden 
nnd  das  entstandene  PrQduct  ist  Aethyl - 
tetrahydroparaehinanisol,  Ae- 
thylthallin,  C12H17NO. 

In  den  Salzen  des  Thalh'ns  nnd  Aethyl- 
Ihallins  ist  die  betreffende  Säure  direot 
zuaddirt.  Da  das  Anisol  als  Phenyl- 
methyläther  O6H5.O.CH3  zu  be- 
trachten ist,  ist  das  Thallin  dement- 
sprechend derMethyläther  des  Tetra - 
hydroparaoxychinolins,  wie  d  urch 
nachstehende  Formel   verdeutlicht  wird. 

3-Oxychinoliii         Tetrahydro- 
Paraoxychinolin   paraoxychinolin 


(O9  H,  NO) 
H      H 

('     er 
/■N/S, 

I     II      I 

H(;     0     OH 

C     N 
H 


((',,»„  NO) 


H 

(' 


OHO      (^ 


(;h.. 


H(!       C       (!H, 

0      N 
H      H 


ThalliR  (r,oH,..,NO) 
Parachinanisol       Tclrahydropar«- 
(O.oHsNO)  chlHABiSOl 

H      H  H      H., 

CG  C      0" 

^\/\  /\/\ 

(Gll30)O      C      OH  (CH3e)0      0      OB, 


CH 


i 


HC      C      CB.^ 

V>      N 
H      H 


Af(liyllliAtliii(Ci.IInN<)) 
Aelhyltetrabydroiiaracbinauisoi 

H     Ho 

C      C^ 

D      C      CB> 
HC      C      CHa 

C     N 
H    (C,H5) 


(CH30)C 


Bei  der  Einwirknng  gleicher  MolekQle 
Pbcnylhydracin  und  Acetessigester  auf 
einander  entsteht  unter  Austritt  von 
Wasser  und  Alkohol  durch  Condensation 
M  e  t h  y  1 0  X  y  c  h  i  n  i  z  i  n  C^q  Hio  N^  0. 
(Das  hypothetische  Chinizin  CgHio^g 
ist  durch  die  in  ihm  angenommene  Bind- 
ung der  zwei  Stickstoffatome  interessant.) 
Das  Methyloxvchinizin  wird  durch  Er- 
hitzen mit  MotWljodid  und  Methylalkohol 
im  Rohr  auf  100^  in  Dimethyloxy- 
chinizin,  0  x  y  d  i  m  e  t  h  y  1  c  h  i  n  i  z  i  n 
oder  Antipyrin  CnHi^NgO  über- 
goftihrt. 

Das  Dimethyloxychinizin  oder  Anti- 
pyrin ist  nicht  zu  verwechseln  mit  einem 
('ondensationsproduct  des  Methyloxychini- 
zin,  dem  Di  -  Methy loxychin izin, 
('.J0H18N4O2,  welchips  entsteht,  wenn 
Methyloxychinizin  mit  überschussigem 
Phenylhydrazin  erwärmt  wird.  Das  Di- 
Meihyloxychinizin  findet  keine  medici- 
nische  Verwendung. 

(Die  nachfolgend  gebranchte  gegen  die 
bisherige  abweichende  Schreibart  ist  aus 
praktischem  Grunde  gewählt  worden.) 


Chinizin 
(OsH.oNJ 

H 

C     N  — NH 

H  C      0      CH 

I       II        I 
H  0      0      C  H.. 

•\/\/ 
H     H., 


Methyloxvchinizin 
(CioH,"oN,0) 

H 

0     N  — MH 

HC      C      C-CH3 


H  0      (J      0  H2 
H      0 


Oiydinethylchiiizln,  DiMetbyloxycbiiiizin 

(Methylirtes  Methy  loxychin  izin). 

Anlipyriii 

(C„HioN,0) 

H 

G      N  — MGBu 

HC     (;     c  — CB3 


H  (^      C      C  B2 

C      0 
H      0 


s. 


162 


Zur  Fettbestimmung  der  Milch. 

Zur  Bestimmung  des  Fettes  in  der  Milch 
werden  lOccm  derselben  zur  Trockene 
eingedampft  und  aus  dem  Bückstand  das 
Fett  mit  Aether  extrahirt 

Allgemein  dürfte  diese  Bestimmung 
derart  ausgeführt  werden,  dass  nicht  die 
Milch  ftir  sich  allein,  sondern  mit  Sand 
gemengt  eingetrocknet  und  der  Bückstand 
im  Soxhlef  sehen  Apparat  extrahirt  wird. 

Ausser  Sand  werden  in  den  Lehr- 
büchern andere  Substanzen,  wie  €rlas- 
pulver,  gebrannter  Oyps,  Strontium-  und 
Bariumsulfat  zum  Eintrocknen  der  Milch 
empfohlen. 

Ich  habe  bei  meinen  Untersuchungen 
bisher  ausschliesslich  Sand  angewendet. 
Da  ich  mich  aber  auch  von  dem  Werth 
der  anderen  Substanzen  überzeugen  wollte, 
benutzte  ich  bei  der  letzten  Bestimmung 
Gyps  und  erhielt  aus  einer  ganzen  Milch 
nur  0,265  pCt.  Fett.  Der  Gyps  in  der 
Papierhülse  war  auf  die  Hälfte  seines 
Volumens  zusammengefallen,  bildete  eine 
feste  teigartige  Masse  und  enthielt  noch 
2,5  pCt.  Fett,  welches  ich  derselben,  nach- 
dem ich  sie  in  der  Beibschale  verteilt, 
entziehen  konnte. 

Bell  verwirft  den  Soxhlefsehen  Apparat 
durchaus,  Bmenack  eoipfiehlt  in  seinen 
Bemerkungen  zu  der  Uebersetzung  der 
JB^Zfschen  Arbeit  die  Anwendung  ganz 
groben  Sandes  und  es  ist  auch  zweifellos, 
dass  man  hier  Besultate  erhält,  die  für 
die  Praxis  genügen.  Gebrannter  Gyps 
ist  aber  durchaas  zu  verwerfen ;  vielleicht 
lässt  sich  derselbe  bei  ganz  wasserfreiem 
Aether  anwenden,  ans  dem  gewöhnlichen 
Aether  wird  er  aber  das  Wasser  fest- 
halten und  damit  eine  feuchte  Masse 
bilden,  die  der  Aether  nicht  durchdringen, 
also  auch  nicht  extrahiren  kann.  Auch 
die  Feinheit  des  Gypses  dürfte  überhaupt 
nachtheilig  wirken  und  deshalb  Strontium- 
und  Bariumsulfat  ebenfalls  zu  verwerfen 
sein.  Da  trotzdem  diese  in  den  meisten 
Lehrbüchern  empfohlen  werden,  glaube 
ich  auf  die  Unzulänglichkeit  dieser  Metho- 
den aufmerksam  machen  und  nur  die  Ver- 
wendung groben  Glaspulvers  oder  grob- 
kömigen  Sandes  als  zulässig  erklären  zu 
dürfen. 

Dr.  G,  Ä,  Ziegeler, 


Analyse  einer  Marzipanmasse. 

Die  Marzipanmassen,  wie  sie  in  den 
Handel  gebracht  werden,  werden  meistens 
unter  Garantie  als  aus  %  Mandeln  und 
Vs  Zucker  bestehend  verkauft.  Da  sich 
in  Königes  Tabellen  die  Analyse  eines 
solchen  Marzipans  nicht  findet,  gebe  ich 
hier  die  Besultate  einer  von  mir  im  Auf- 
trage des  Fabrikanten  ausgeführten  Ana- 
lyse als  zweifellos  lege  artis  bereiteten 
Marzipanmasse. 

Dieselbe  enthielt 

18  pCt.  Wasser, 
28  „  Zucker, 
28,5  „     Fett. 

Wenn  diese  Zahlen  auch  je  nach  dem 
Zuckergehalte  des  Zuckers  und  dem  Fett- 
gehalt der  Mandeln  geringen  Schwank- 
ungen unterworfen  sein  werden,  so  dürfte 
doch  eine  Marzipanmasse,  in  der  Fett 
und  Zucker  zu  annähernd  je  28  pCt.  ent- 
halten sind,  als  im  obigen  Verhältniss 
angegeben,  bereitet  sein  und  Abweich- 
ungen sich  zur  Beurtheilung  eines  grös- 
seren Zuckerzusatzes  eignen. 

Stralsnnd.  Dr.  G.  Ä.  Ziegder. 


Stralsund. 


Pack-Leim,  Dextrin-Leim 

zun  Aufkleben  toh  Adressen^  Signataren  etc. 

Bei  den  hohen  Preisen  des  Gummi  er- 
laube ich  mir  folgenden  Ersatz  za  em- 
pfehlen : 

1)  400,0  Gommelin  {Gehe  &  Co.) 
pulvert  man  gröblich,  löst  kalt  in 

600,0  Aquae, 

fügt 

10,0  Glucose, 
20,0  Glycerin 
hinzu  und  erhitzt  bis  auf  QO^  C. 

2)  400,0  Dextrin 
rührt  man  mit 

400,0  Aquae 

an,  verdünnt  mit 

200,0  Aquae, 

flögt 

20,0  Glucose, 

10,0  Aluminii  sulfurici 
hinzu  und  erhitzt  im  Dampfbad  auf  ca. 
90^  0.    Die  anfänglich  dicke  Masse  wird 
dadurch  klar  und  dünnflüssig. 
Beide  Massen  eignen  sich  zum  Garn- 


163 


miren  ?on   Etikettepapier^   Briefmarken 
etc.,  doch  verdient  erstere  den  Vorzug. 

Eugen  Dieteridu 


Zar  Früfang  des  Chininum 


lieber  die  Prüfung  der  Chininsalze 
sind  in  letzter  Zeit  wieder  einige  Publi- 
kationen gebracht  worden,  welcEe  jedoch 
mehr  Negationen  fremder  Angaben  als 
neue  Vorschläge  enthalten.  Wir  werden 
die  so  wichtige  Frage  im  Auge  behalten 
und  geeigneter  Zeit  wieder  über  dieselbe 
im  Zusammenhange  referiren,  wie  dies  im 
vorigen  Jahrgang  durch  Herrn  Dr.  Vulpius 
geschehen  ist 

Möchten  auch  recht  viele  Apotheker 
sich  in  der  nächsten  Zeit  speciell  mit 
der  Controle  ihrer  Chininsalze  und  mit 
vergleichender  Prüfung  der  verschiedenen 
Methoden  befassen.  Wir  haben  specielles 
Interesse  daran,  nur  reinste  Präparate 
abzugeben,  ein  Interesse,  welches  leider 
viele  Fabriken  nicht  haben.  Eed, 


Ferrum  hydrogenio  reduct  pur. 

Wie  uns  die  chemische  Fabrik  von 
H,  Trommsdorff  in  Erfurt  mittheilt,  ist 
es  derselben  gelungen,  ein  Ferrum  hydro- 
genio reduct.  puriss.  herzustellen,  welches 
allen  Anforderungen  der  Pharm.  Germ.  IL 
genügt  Bekanntlich  wurde  seither  be- 
hauptet, dass  die  Anforderungen  der 
Pharmakopoe  zu  strenge  seien.       Eed, 


Ueber  das  Colchicin. 

Von  8.  Zeisel. 

Den  weaentlichen  Inhalt  dieser  Arbeit  faast 
der  Vf.  in  folgende  Sätze  zusammen.  Dem 
Colchicin  kommt  die  Formel  CasHsöNOö  zu. 
Es  besitzt  die  Fähigkeit,  sich  mit  Chloroform 
znr  kiystallisirten  Verbindung  Ci2Ht6N06. 
2CHC]ä  zu  Tereinigen,  welche  durch  Wasser 
leicht  in  ihre  Componenten  zerlegt  wird.  Es 
besitzt  den  Charakter  einer  schwachen  Base. 
Seine  einfgushen  Salze  können  zwar  nicht  aus 
ihren  wässrigen  Lösungen  isolirt  werden, 
indessen  hi  wenigstens  die  Existenz  einer 
DoppelTerbindung  Ton  Colchicinchlorbydrat 
mit  Goldchlorid  von  der  Formel  CsaHzftNOs. 
HCl.  AaCU  mit  Bestimmtheit  nachgewiesen 


worden.  Die  Existenz  einer  zweiten  QoldTer- 
bindung  des  Colchicins,  C44H6oN20ia(HCl}2- 
AnCls»  ist  noch  fraglich. 

DasColohieein  ist  nach  der  Formel  (CsiHsa* 
NO«).  9  HaO  zusammengesetzt.  Wenn  in  Be* 
t rächt  gezogen  wird,  dass  die  Differenz  in  der 
Zusammensetzung  des  Colchielns  und  des 
kiystallwasserfreien  Colchiceins  ein  Kohlen- 
stoff- und  zwei  Waaserstoffatome  beträgt,  und 
dass  bei  der  Umwandlung  der  einen  Ver« 
bindong  in  die  andere  auch  die  Bildung  Ton 
Methylalkohol  beobachtet  werden  konntCi 
wird  man  wohl  zum  Schlüsse  gedrängt,  dass 
das  Colchicein  entmethylirtes  Colchicin  sei. 

Die  Entstehung  des  Colchiceins  ist  dann 
ducch  die  Gleichung  CmHmNOo + HiO» Cu- 
HcsNOs  -|-  CHsOH  auszudrucken.  Auch  das 
Colchicein  verhält  sich  wie  eine  schwache 
Base;  Beweis  dessen  die  unter  Erwärmung 
stattfindende  Lösung  der  an  sich  schwer  lös- 
lichen Substanz  in  wässriger  Salzsäure  und 
die  Existenz  der  Doppelverbindung  Colchicein- 
chlorhydrat,  Goldchlorid,  für  welche  die  Zu- 
sammensetzung Csi  HasNOs,  HCl.  AuCls  nach- 
gewiesen worden  ist.  Das  Colchiowin  zeigt 
zugleich  den  Charakter  einer  schwachen  ein- 
basischen Säure  oder  Tielleicht  richtiger  eines 
einatomigen  Phenols.  Dem  entsprechend  löst 
es  sich  in  Kalilauge  und  in  Ammoniak  und 
bildet  die  Kupferverbindung  C2iH«2N0s)aCu. 

Da  dem  Colchicin  keine  sauren  Eigen- 
schaften zukommen,  ist  man  berechtigt,  an- 
zunehmen, dass  bei  seinem  Uebeigange  in 
Colchicein  ein  Methoxyl  in  ein  Hydroxyl  um- 
gewandelt wird.  Somit  sind  auf  Grund  der 
bekannt  gewordenen Thatsachen  (C2iHa20C8)- 
NOft  und  C3iHc2(0H)N06  als  theilweise  auf- 
gelöste Formeln  für  Colchicin,  resp.  Colchicein 
anzunehmen.  Ob  die  Molekularformel  beider 
Verbindungen  nicht  etwa  verdoppelt  werden 
muss,  lässt  sich  jetzt  noch  nicht  entscheiden. 

Dass  endlich  bei  der  complicirten  Zu- 
sammensetzung der  hier  besprochenen  Sub- 
stanzen auch  bezüglich  der  Zahl  der  Wasser- 
stoffatome vorläufig  ein  gewisser  Vorbehalt  ge- 
macht werden  muss,  liegt  in  der  Natur  der 
Sache.  Chm.  CetUr.-Bl  1887,  Nr.  11. 


Jodoform  - Aetherlöaungen. 

Hebheler  machte  in  der  „Münohener  medi- 
cinischen  Wochenschrift"  auf  die  leichte  Zer- 
setzbarkeit  des  Jodoforms  in  Aether  aufmerk- 
sam und  schlug  vor,  diese  Zersetsong  durch 


164 


Lichtschutz  sa  hindeiii  oder  zu  verlangsamen. 
Daccomo  hingegen  schrieb  die  Ursache  derZer- 
setzangdem  Sauerstoffzu,  £oerr^^^  wiederum 
einem  Gehaltdcs  Aethers  an  Wasserstoffsuper- 
oxyd. Zar  Entscheidung  dieser  Differenzen  hat 
Fischer  (Pharm.-Ztg.  1887,  21)  Versuche  an- 
gestellt, aus  denen  er  folgert,  dass  die  Ursache 
der  Zersetzung  in  einer  dem  Aether  eigen- 
thüm liehen  Verunreinigung  zu  suchen  sei, 
welche  sich  durch  Rectification  über  trockenen 
Kalihydrat  entfernen  lasse.  Ein  derart  be- 
handelter Aether  giebt  eine  der  Färbung  des 
Jodoforms  fast  entsprechende  Lösung,  welche 
sieh  nicht  merklich  verändert.  Weiter  gebt 
aus  den  Versuchen  Fischer'B  hervor,  dass 
Luftzutritt  die  Zersetzung  wesent- 
lich beschleunigt;  und  ferner,  dass 
rei  n  er  Aether,  in  Berührung  mit  der  Luft, 
bald  wieder  jene  Verunreinigung  enthält, 
welche  Fischer  als  Ursache  der  Zersetzung 
betrachtet.  Lichtabschluss  verzögert  nur, 
verhindert  aber  nicht  die  Zersetzung.  Auch 
Fischer  scheint  der  Ansicht  zu  sein,  dass  das 
verunreinigende  Agens  HiOs  sei.  Ref.  ist  in- 
dessen der  Ansicht,  dass  diese  letzte  Annahme 
doch  auch  durch  weitergehende  Versuche 
nachgewiesen  werden  müsse.  dt. 


Vorkommen  von  Zucker  im  Harn. 

V.  Jaksch  hat  gefunden,  dass  der  Harn 
nach  Vergiftung  mit  Kalilauge  oder  Schwefel- 
säure und  nach  einer  Arseuvergiftung  keinen 
Traubenzucker  enthielt,  wiewohl  derselbe 
reich  an  reducirenden  Substanzen  war.  Da- 
gegen enthielten  die  Harne  von  drei  mit 
Kohlenoxyd  Vergifteten,  ebenso  die  Harne  in 
,  zwei  Fällen  von  Asphyxie  (nach  Einathmung 
irrespirabler  Gase),  ferner  nach  tiefen  Chloro- 
form narkosen  und  nach  grösseren  Sa  Hey  l- 
säuredosen  Traubenzucker,  v,  Jaksch  em- 
pfiehlt hierzu  die  Phenylhydraciureaction 
(Pharm.  Centralh.  25,  50O),  doch  ist  zu  er- 
wähnen, dass  sehr  eiweissreiche  Hanie  vorher 
enteiweisst  ir erden  müssen.  Die  Methode  ge- 
stattet auch  im  enteiweissten Blute,  desgleichen 
in  einer  ganzen  Reihe  von  Transsudaten  und 
Exsudaten  der  Bauch-  und  Pleurahöhle  den 
Traubenzucker  nachzuweisen.  Milchzucker 
konnte  v.  Jaksch  im  Harn  von  Wöchnerinnen 
bis  jetzt  nieht  nachweisen. 

Die  entstehende  Doppelverbiudung  des 
Phenylhydracins  und  Traubenzuckers,  das 
Phenylglucosazon ,  schmilzt  bei  205^  C,  was 


in  zweifelhaften  Fällen  zur  Identificirung  dos 
entstehenden  Niederschlages  benutzt  werden 
kann.  $. 

MediC'Chirurg.  Bundschau  1S86,  785. 

Als  Reagens  I  um  bei  Zuckerbestimmung 
zu  prüfen ,  ob  noch  unzersetzte  Fehling'ache 
Lösung  vorhanden  ist,  empfiehlt  Quinquand 
Hauseublaseulösung.  Er  stellt  letztere  dar, 
indem  er  2,5  g  Hauseublase  mit  lOccm  Kali- 
lauge erwärmt,  erkalten  lässtund  auf  250 ccm 
verdünnt.  Bei  Vorhandensein  von  Kupfer  in 
der  zu  prüfenden  Probe  tritt  auf  Zusatz  von 
dieser  Hauseublaseulösung  eine  violette  Färb- 
ung (Biuretreactiou)  auf.  s. 
Journ.  de  Pharin,  et  de  Cliim.  86,  462, 


Zur  Bestimmung  von  Borsäure. 

Von  F.  A,  Gooch. 

Die  Methode  beruht  darauf,  dass  sich  die 
Borsäure  mit  Methylalkohol  leicht  und  voll- 
kommen verflüchtigen  lässt.  Man  bebandelt 
daher  die  zu  untersuchende  Substanz  mit  Sal- 
peter- oder  Essigsäure,  um  das  borsaure  Salz 
zu  zersetzen,  destillirt  die  Flüssigkeit  ab, 
fügt  zu  dem  Rückstande  Methylalkohol ,  wel- 
chen man  ebenfalls  abdestillirt,  und  wieder- 
holt die  letzte  Operation  einige  Male.  Die  in 
dem  Destillate  befindliche  Borsäure  wird  mit 
einer  gewogenen  Quantität  von  Calciumoxyd 
zur  Trockne  eingedampft.  Die  nach  dem 
Glühen  beobachtete  Gewichtszunahme  giebt 
alsdann  die  Menge  der  Säure  an.  Der  Apparat, 
dessen  sich  der  Verf.  bedient,  ist  leider  etwas 
complicirt.     j^^^  jfer.  d.  diem.  Ges,  20,  US, 


Ueber   Entflammungs-    und    Ent- 
zündungstemperaturen   einiger 

flüssiger  Handelsartikel. 

Von  Dr.  F.  Gmtter. 

Zum  Zwecke  der  Tarifirung  und  Einschätz- 
ung in  Gefahrenklassen  hat  sich  seit  einiger 
Zeit  schon  das  Bcdürfniss  nach  einer  Za- 
sammenstellung  der  Entflammungs-  und  Ent- 
zündungstemperaturen verschiedener  HandeU- 
waaren  geltend  gemacht.  Um  die  Gefährlich- 
keit in  Graden  auszudrucken,  wurde  der  Ent- 
flammungspunkt des  Aethyläthers,  der  bei 
—  20^  C.  liegt,  =  100  Grad  angenontmen 
und  die  Differenz  von  dieser  Temperatur  um 


165 


je  5^0.  s=  1^  Geföhrlichkeit  gerechnet. '  mit  dem  Sinken  der  Entflammungstemperatur, 
Für  den  praktischen  Zweck  der  Eintheilung  sondern  rascher  zunehmen  muss, 
in  Gefahrenklassen  gieht  diese  Art  der  Be-  In  der  folgenden  Tahelle  sind  die  unter- 
rechnunggenügende  Anhaltspunkte,  obgleich  sachten  Flüssigkeiten  nach  ihrer  Gefahrlich - 
sie  nicht  ganz  genau  die  wirkliche  Gefährlich-  keit  geordnet,  um  als  Beispiel  für  die  Klassi- 
keit  ausdrückt,  da  letztere  nicht  gleichmässig  j  fication  zu  dienen. 


Gegenstand 


Siedej)unkt 


Entflamm- 

ungs- 
temperatur 


Ent- 
zündungs- 
temperatur 


Aethyläthcr  (Handelswaaro) 

Schwefelkohlenstoff 

Petrolenmäther  (spec.  Gew.  0,70) 
Steinkohlentheerhenzol  (90  pCt.) 

(50  pCt.) 
Methylalkohol  (Holzgeist)     .    . 

Toluol,  rein 

Aethylalkühol  (95  pCt.)     .    .    . 

(60pCt.)     .    .    . 

(45pCt.)     .    .     . 

Petroleum  (Test) 

Xylol  (aus  Steinkohlentheer) 
Ter[)entinöl ...         .... 

Cumol,  roh,  aus  Steinkohlen theer 

Eisessig 

Amylalkohol  (Fuselöl)  .... 

Solaröl     

Theeröl  (Mittelfractioii)    .    .    . 

Anilin  (rein) 

Dimethylanilin 

Anilin  (für  Roth) 

Toluidin  (ffewöhnl.)      .... 

Nitrobenzol 

Xj lidin  (technisch) 

Paraffinöl 

Mineralöl  (Naphtoliiij  .... 


Urad 

Grad 

34,5 

20 

46 

20 

90-100 

-20 

82-115 

-15 

88-125 

-  5 

66 

0 

111 

7 

78-80 

14 

— 

16 

— 

20 

150  bis  aber  360 

25 

138    140 

30 

155     165 

35 

140-170 

39 

119 

44 

130 

46 

190-270 

60 

— 

63 

182 

76 

192     194 

76 

190-198 

85 

196—198 

85 

207-210 

90 

213-218 

97 

260  bis  über  360 

107 

350 

200 

Grad 

—20 

—20 

-20 

-15 

-  5 

0 

21-22 

15 

27 

31 

43 

47 

44 

56 

75 

47 

80 

83 

103 

90 

105 

107 

103 

121 

150 

227 


Gefähr- 
lichkeit 


100 
KO 
100 

99 

97 

96 

94,5 

93,4 

92,8 

92 

91 

90 

89 

88,2 

87,2 

68,8 

84 

83,4 

8(J,8 

80,8 

79 

79 

78 

76,6 

74,6 

56 


Die  Tabelle  giebt  einen  sicheren  Auf- 
schi ass  über  die  Gefährlichkeit  der  einzelnen 
Materialien  und  zeigt  auch ,  wie  nothwendig 
eine  Berücksichtigung  derselben  beim  Erlass 
feuerpolizeilicher  Vorschriften  ist.  Bemerkens- 
werfh  ist  bei  der  Tabelle  noch  das  Verhält- 
nis« zwischen  Siedepunkt  und  Gefährlichkeit. 
Man  ist  gewöhnlich  geneigt  anzunehmen, 
dass  mit  dem  Fallen  des  Siedepunktes  die 
Gefährlichkeit  steige.  Tbatsächlich  verhält 
CS  sich  jedoch  nicht  ganz  so ;  Petroleumäther 
siedet  z.  B.  bei  90  bis  100  <>  und  hat  den 
Entflammungspunkt  bei  --20<^y  Aethyl- 
alkohol  dagegen  siedet  bei  80  ^  und  ent- 
flammt bei  -f  14^.  Aus  der  Tabelle  ergiebt 
sich  ferner,  dass  die  Enlflammungstemperatur 
derjenigen  Körper,  welche  von  jeher  als  ganz 
besonders  feuergeföhrlich  gelten  ,  unter 
-|-  10<*  C.  liegt.  Diejenigen  Körper,  welche 
den  Entflammungspunkt  erst  oberhalb  dieser 
Temperatur  zeigen,  und  deren  Reihe  mit  dem 


Aethylalkohol  beginnt,  können  nicht  aU 
„besonders  feuergefährlich^  bezeichnet  wer- 
den, obwohl  selbstverständlich  beim  Aufbe- 
wahren und  Transport  derselben  grosse  Vor- 
sicht nicht  ausser  Acht  gelassen  werden  darf. 

Bei  einer  Entflammungstemperatur  von 
-|-  60^  C.  an  nimmt  jedoch  die  Leichtig- 
keit der  Entflammung  und  der  Entzündung 
so  stark  ab ,  dass  man  von  besonderen  Vor- 
sichtsmaassregeln  in  den  meisten  Fällen  ab- 
sehen kann  und  nur  darauf  achten  muss,  dass 
diese  Producte  nicht  mit  brennenden  Körpern 
in  Berührung  kommen. 

Bepertorium  d.  analyU  Chem.  18S7,  Nr.  i;?. 


Modification  des  Otto'schen  Ace- 

tometers. 

Der  0/^o'sche  Acetometer,  eine  eingetheilte 
cylindrische  Röhre,  in  welcher  der  mit  dem 
Indicator  versetzte  Essig  bis  eben  zur  Neu- 


166 


iralisution  mit  einer  AlkalilÖsung  versetzt 
wird,  erfahrt  nach  W.  Fresenius  folgende 
verbesserte  Einrichtung, 

Eine  12  mm  weite,  17  bis  18  cm  lange 
cylindrische  Glasröhre,  welche  an  dem  Punkte, 
bis  zu  welchem  sie  5  ccm  fasst,  eine  Marke 
trägt  und  die  von  da  aufwärts  in  Cubikcenti- 
meter  bis  zu  12  nach  ^/lo  Qraden  eingetheiit 
ist,  füllt  man,  am  besten  mit  einer  Pipette, 
bis  zur  5  ccm-Marke  mit  dem  zu  prüfenden 
Essig  an,  setzt  1  Tropfen  Phenolphtalei'n 
hinzu  und  versetzt  nun  mit  titrirter  Natron- 
lauge bis  zur  Röthung.  Die  Rechnung  wird 
bei  Normalnatronlauge  in  bekannter  Weise 
ausgeführt.  Man  kann  sich  jedoch  auch  eine 
Natronlauge  zur  Essigprüfung  her- 
stellen und  von  dieser  geben  die  verbrauchten 
Cubikcentimeter  direct  Gramme  wasserfreier 
Essigsäure  in  100  ccm  (also  den  Procentgehalt) 
an.  Diese  Natronlauge  zur  Essigprüfung  stellt 
man  in  der  Weise  ein,  dass  man  zu  1000  ccm 
Normalnatronlauge  noch  200  ccm  Wasser 
setzt.  (Fresen.^  Quant,  ehem.  Analyse,  2.  Bd. 
»S.  261.)  1000  ccm  dieser  verdünnten  Lauge 
sättigen  nun  genau  50  g  Essigsäure,  —os— 
Zeüschr.  f.  anältß,  Chem.  1887,  L 


Ueber    den    Nachweis    und    die 

quantitative      Bestimmung      der 

Milchsäure     in      physiologischen 

und  pathologischen  Fällen. 

B.  Palm  weist  darauf  hin,  dass  noch  immer 
in  den  Lehrbüchern  zur  Abscheidung  der 
Milchsäure  die  Darstellung  des  Zinklactats 
auf  einem  sehr  umständlichen  Wege  be- 
schrieben ist,  während  er  bereits  vor  einigen 
Jahren  die  Mittheilung  machte,  dass  die 
Milchsäure  unter  gewissen  Bedingungen  ein 
basisches,  in  Wasser  anlösliches  Lactat  von 
der  Constanten  Formel:  3PbO,  2  (CsHöGs) 
bildet  und  dass  dasselbe  entsteht,  wenn  Milch- 
säure mit  Bleiessig  und  alkoholischem 
Ammon  vermischt  wird.  Man  verfährt  nach 
Palm  auf  folgende  Weise: 

Das  zerkleinerte  Untersachungsobject  wird, 
im  Falle  man  nur  freie  Milchsäure  nachweisen 
willy  erschöpfend  mit  Aether  ausgezogen,  da 
letzterer  nur  Milchsäure,  Fett  und  etwa  Farb- 
stoffe löst.  Der  ätherische  Auszug  wird  auf 
dem  Wasserbade  verdunstet,  der  Rückstand  in 
Wasser  gelöst,  wobei  Fett  zurückbleibt  und 
die  filtrirte  wässrige  Lösung  jetzt  mit  Bleiessig 
vermischt.  Entsteht  ein  Niederschlag,  so  wird 


filtrirt.  Das  Filtrat  wird,  wenn  darin  nicht 
vorher  überschüssig  zugesetzter  Bleiessig  zu- 
gegen ist,  erst  mit  diesem,  darauf  mit  alkoholi- 
schem Ammon  so  lange  versetzt,  als  noch  eine 
Fällung  wahrnehmbar  ist,  wodurch  bei  An- 
wesenheit von  Milchsäure  ganz  constant  das 
Bleilactat  nach  der  oben  angegebenen  Formel 
herausfallt.  Ist  an  Basen  gebundene  Milch- 
säure zu  bestimmen,  so  hat  man  vorher  mit 
Schwefelsäure  anzusäuern  und  darauf  mit 
Aether  weiter  zu  behandeln.  Um  sich  zu 
überzeugen,  dass  in  dem  Bleiniederschlage 
wirklich  Milchsäure  vorhanden  ist,  hat  man 
denselben  mit  Schwefelwasserstoff  zu  zersetzen 
und  das  Gemisch  voll  Schwefelblei  und  Milch- 
säure mit  Aether  zu  behandeln,  wobei  nach 
dem  Verdunsten  der  ätherischen  Flüssigkeit 

die  Milchsäure  rein  resultirt.  —  os  — 

Zeitschr.  f,  antüyt.  Chem,  1887,  L 


Jurubeba. 

Unter  den  auf  der  „1886er  Südamerika- 
nischen Ausstellung  in  Berlin"  ausgestellten 
Drogen  erregten  grosses  Interesse  die  aus 
Brasilien  eingeschickte  Jurubeba  und  die 
aus  ihr  hergestellten  Präparate.  Jurubeba  ist 
die  (geschält  verwendete)  Wurzel  von  Solanum 
paniculatum  L.,  sie  geniesst  in  Brasilien  den 
Ruf  eines  vorzüglichen  Abführmittels,  haupt- 
sächlich bei  Verstopfung  und  Entzündung 
der  Leber  und  Milz,  und  eines  -nicht  minder 
ausgezeichneten  harntreibenden  Mittels.  Aus- 
gestellt war  neben  der  Bohdroge  (diese  leider 
nur  in  sehr  geringer  Quantität)  die  ver- 
schiedenartigsten aus  ihr  gefertigten  Arznei- 
mittel, wie  Syrup,  Wein,  Pillen,  Eztracte, 
Tinctur  und  Pomade,  Pflaster,  Oel,  letztere 
drei  zum  äusserlichen  Gebrauch  bestimmt. 

Wenn  die  Jurubeba  auch  nur  einen  Theil 
der  ihr  von  brasilianischen  Aerzten  nach* 
gerühmten  Heilkräfte  wirklich  besitzt,  so  er- 
scheint sie  doch  einer  eingehenden  Unter- 
suchung und  Prüfung  unbedingt  werth  und 
diese  wird  auch,  sobald  grössere  Mengen  der 
Droge  beschafft  sind,  in  Berlin  zur  Ausführung 

kommen.  g, 

Export  Nr,  7. 

Prophylakt  Behandlung  der  Zähne. 

Der  Artikel  über  dieses  Thema  in  voriger 
Nummer  unseres  Blattes  entstammt  den 
Therapeut.  Monatsheften.  Durch  ein  Ver- 
sehen war  die  Quellenangabe  unterblieben. 

Eed. 


^  ,  ^'^^  *y^\^'\ 


167 


üiteratnr  und  Kritik. 


Lehrbuch  der  Pharmakognosie.    Mit 

besonderer  Bücksicht  aiif  die  Pharma- 
eopoea  Germanica  ed.  II,  sowie  als 
Anleitung  znr  naturhistorischen  Unter- 
suchung vegetabilischer  Bohsto£fe  von 
Prof.  Dr.  Albert   Wigand,  Marburg. 
4.  Aufl.  mit  188  Holzschnitten.    Ber- 
lin 1887.  Verlag  von  August  Hirsch- 
tvald. 
Diese  Pharmakognosie  ist  speciell  für  den 
Apotheker  geschrieben.   Entgegen  so  vielen 
anderen  Werken,    welche   auf  ihren   Titel- 
blättern wohl  die  Bezeichnung  „für  Pharma- 
centen'^  mit  tragen,  im  Uebrigen  auf  die  Be- 
dürfnisse derselben  wenig  Rücksicht  nehmen, 
lässt  schon  das  Vorwort  dieses  Lehrbuches 
keinen  Zweifel,    dass  es  wirklich  „Pharma- 
kognosie für  Pharmaceuten,"  nicht  „Pharma- 
kognosie mit  einiger  Rücksicht  auf  Pharm a- 
ceaten'*  enthält.   Prof.  Wigand  ist,  wie  wohl 
allgemein  bekannt  ist,  im  October  vor.  Jahres 
gestorben,  wir  dürfen  wahrlich  um  ihn  trau- 
ern,  denn  wir  haben  einen  warmen  Freund 
an  ihm  verloren.    Wenige  Universitätslehrer 
werden    so   freundliche  Worte  über  unsern 
Stand  geschrieben  haben,  als  Prof.  Wigand 
in  dem  Vorwort  zur  II.  Auflage  seiner  Pharma- 
kognosie, wenige  auch  die  Pharmakognosie 
in    so    praktischer   und   für   Pharmaceuten 
speciell  nutzbarer  Weise  aufgefasst  und  vor- 
getragen haben.    Er  hat  die  4.  Auflage  noch 
zum  Druck  fertig  machen  können,  die  Korrek- 
turen hat  sein  Sohn,  Assistent  am  pharma- 
kognostischen   Institut,   besorgt.     Wigand ^ 
Lehrbuch  der  Pharmakognosie  sollte  keinem 
deutschen  Apotheker  unbekannt  bleiben,  in 
unserem  eigenen  Interesse  wünsche  ich  dem- 
selben die  allerweiteste  Verbreitung. 

Geissler, 

Anatomischer  Atlas  zur  Pharma- 
kognosie,  60  Tafeln  in  Holzschnitt 
von  Dr.  A.  E.  Vogl,  k.  k.  o.  ö.  Pro- 
fessor der  Pharmakologie  und  Pharma- 
kognosie an  der  Wiener  Uni?ersität. 
I.  Heft  (Tafel  1—15).  Holzschnitte 
aus  dem  xylographischen  Atelier  von 
F.  X.  Matoloni  in  Wien.  Wien  1887. 
Urban  S  Sehwarzenherg.  Erscheint  in 
4  rasch  aufeinander  folgenden  Heften. 

Wir  werden  auf  diesen  Atlas  zurückkommen , 
sobald  derselbe  abgeschlossen  vorliegt,  wir 


empfehlen  denselben  aber  schon  jetzt  der 
Aufmerksamkeit  unserer  Leser.  Die  einzelnen 
Tafeln  sind  ausserordentlich  schön  ausgeführt 
und  auch  die  sonstige  Ausstattung  derselben 
ist  brillant,  so  dass  der  Preis  als  ein  massiger 
erscheint. 


Vorträge  fiber  die  Entwieklangs- 
gesehiehte  der  Chemie  in  den 
letzten  hundert  Jahren  von  Dr. 
A.  Ladenburg,  o.  Professor  der  Chemie 
an  der  Universität  Kiel.  Zweite  ver- 
besserte und  vermehrte  Auflage. 
Preis  6  Mark.  Braunsehweig  1887. 
Druck  und  Verlag  von  Friedrich 
Vieweg  &  Sohn. 

Die  Kenntniss  der  Entwicklungsgeschichte 
einer  Wissenschaft  ist  für  jeden  Jünger  der- 
selben eine  Noth wendigkeit,  mindestens  gilt 
dies  von  den  letzten  Phasen  der  Entwicklungs- 
geschichte, welche  in  die  heutige  Zeit  hinein- 
reichen. Entwicklungsgeschichte  der  Chemie 
wird  nicht  an  allen  Universitäten  gelehrt, 
aber  auch  wo  sie  gelesen  wird,  hat  der  Pharma- 
ceut,  welcher  nur  die  übliche  Zeit  studirt, 
selten  Zeit  sie  zu  hören.  Das  vorliegende 
Werk  bietet  ihm  Gelegenheit,  das  in  dieser 
Richtung  Versäumte  nachzuholen.  Es  giebt 
in  ausserordentlich  ansprechender  Form  in 
fünfzehn  Vorlesungen  ein  Bild ,  wie  sich  die 
chemischen  Theorien  aus-  und  nacheinander 
entwickelt,  welche  Bedeutung  sie  für  die 
Chemie  gehabt  und  was  wir  durch  sie  bis 
jetzt  erlangt  haben.  e. 


Prinelpien  der  organlsehen  Synthese 

von    Dr.  Fugen   Lellmann,    Privat- 

docent  an  der  Universität  Tübingen. 

Preis    10  ^.     Berlin   1887.    Verlag 

von  Robert  Oppenheim. 
Die  vorliegende  Darstellung  der  für  die 
Chemie  des  Kohlenstoffes  wichtigeren  syn- 
thetischen Methoden  ist  für  Solehe  bestimmt, 
welche  die  Chemie  als  Hauptfach  erwählt 
haben  und  wird  diesen  ebensowohl  als  Hülfs- 
mittel  beim  Studium  als  beim  praktischen 
Arbeiten  in  der  synthetischen  Chemie  gute 
Dienste  leisten.  Das  Werk  bringt  in  einer 
Einleitung  die  Besprechung  der  Substitutions- 
regeln und  sodann  in  grösseren  Kapiteln  mit 
den  entsprechenden  Unterabtheilungen  die 
Bearbeitung  aller  Reaetionen  von  allgemeine- 


168 


rem  Charakter :  Reactionen .  durch  welche 
die  in  einer  Verbindung  enthaltene  Anzahl 
von  Kohlenstoffatomen  nicht  verändert 
wird;  Anfbau  einer  Verbindung  mit  einer 
grösseren  Anzahl  von  Kohlenstoffatomcn  aus 
solchen,  die  weniger  Kohlenstoffatoroe  ent- 
halten ;  Zerlegung  einer  Verbindung  in  meh- 
rere andere,  deren  jede  eine  kleinere  Anzahl 
von  Kohlenstoffatomen  enthält. 

Mit  ausserordentlichem  Fleiss  und  grosser 
Sachkenntniss  sind  die  zahlreichen  zum 
Theil  weit  verstreuten  Literaturangaben  fUr 
das  Werk  zusammengetragen. 

Real-Eneyblopädie    der  geHammten 
Pharmacie    fiir   Apothokor,    Aerzto 
nnd  Medicinalbeamte,   unter   Mitwir- 
kung]: zahlreicher  Faehmiinner  heraus- 
gegeben von  Prof.  Dr.  J?.  Geissicr  in 
Dresden    und  Prof.  Dr.  Jos,  Moellcr 
in   Innsbruck.     Mit  zahlreichen  Ilhi- 
strationen    in   Holzschnitt.     24.  —  32. 
Lieferung.    Wien   und  Leipzig  18S7, 
IJrhan  S;  Schwär zeiiherg,    Preis  pro 
Lieferung  1  Jl. 
Die   vorliegenden  9   Lieferungen    reichen 
von   Brenzschleimsäure  bis   Cholagoga,   das 
Werk   schreitet   demnach,   wenn   auch  nicht 
sehr  rasch ,  doch  auch  nicht  langsam  vor 
wSrts.  Auch  diese  Hefte  enthalten  wieder  viele 
vorzügliche  Artikel ,  leider  aber  auch  solche, 
welchen  den  Worten  des  Prospectcs,  dass  die 
einzelnen  Aufsätze   „kurz  und  abgerundet'* 
sein  würden,  nicht  ganz  entsprechen. 

Die  Geschärtspraxis  des  Apothekers 

und  seine  Nebengeschäfte.  Aus  der 
Praxis  für  die  Praxis  von  Ph.  Mr. 
Adolf  Vomdcka,  Redacteur  der  Rund- 
schau. Prag,  1887.  Selbstverlag  des 
Verfassers. 

Der  sehr  rührige  und  federgewandte  Herr 
Verfasser ,  welcher  den  Lesern  dieses  Blattes 
aus  seinen  früheren  Büchern:  „Unsere  Hand- 
verkaufsartikel*' und  „Neue  Ideen ^'  schon 
bekannt  ist,  giebt  in  dem  vorliegenden 
Werkchen  recht  beachtenswerthe,  wenn  auch 
mitunter  sehr  ph  rissen  rei  che ,  Winke  und 
Raihschläge,  wie  sich  der  Apotheker  eine 
richtige  Geschäftspraxis  zu  eigen  machen 
kann.  Er  zieht  in  den  Kreis  seiner  Betrach- 
tungen das  wie  jedem  Menschen  auch  dem 
Apotheker  innewohnende  Streben  nach 
Selbstständigkeit,    das  Sachen   nach  einem 


Kaufsohjectc,  die  Uebcrnahme  eines  Geschäf- 
tes, das  Verhältniss  des  Apothekers  zu  Arzt 
Und  Publikum,  die  selten  ausbleibende  Con- 
currenz  etc.,  giebt  eine  mit  Beispielen  er- 
läuterte Anleitung  zur  Buchführung  und  ver- 
breitet sich  in  nützlichen  Bathschlägen  beim 
Einkaufe  der  Waaren,  beim  Annoncircn,  beim 
Entrircn  eines  Neben geschaft es  und  was  der- 
gleichen mehr  ist.  Das  Werkchcn  liest  sich 
ganz  angenehm;  weniger  angenehm  ist  der 
hohe  Preis  desselben :  3  »/^  50  x^  für  ein  Ht?ft 
von  72  Seiten  in  Gross -Octav,  das  ist  weit 
mehr,  als  was  in  der  „Geschäftspraxis  des 
Apothekers'*  üblich  ist.  g. 

Chemisch-technisches  Repertoriam.    Uebersicht- 

lieh  geordnete  Mitibeilnngen  der  neuesten 
Erfinaangen,  Fort^^ohritte  und  Verbessrr- 
nnsren  anf  dem  Gebiete  der  technischen  und 
industriellen  Chemie  mit  Hinweis  auf  Mn- 
schincn,  Apparate  und  Literatur.  HerauK- 
pegeben  von  Dr.  J^Jmü  Jncnhsen.  1885. 
Zweites  Halbjahr.  Zweite  HUlfte.  Berlin 
1H87.  Ji.  O'ärtfier's  Verlagsbuchhandlung 
(Hermann  Helffelder). 

Von  diesem  beliebten  und  weitverbreiteten 
Nachschlagewerke  ist  mit  der  soeben  erschie- 
nenen vierton  Lieferung  wiederum  ein  Band 
vollendet. 

Repetitoriom    der    medieinischeii   Bfllfswissen- 
scbaften:  Chemie,  Physik,  Botanik  und  Zoo- 
logie.   Für  Studircnde  der  Medicin,  Phar- 
macie, Thierjirzneikunde,  Chemie  etc.    Theil 
I.    Chemie,  hearbeitft  von  Dr.  Gtartj  Kasa- 
ner,  1.  i^ssistent  am  pharmaoeutischen  In- 
stitut der  Universität  Bre.^-lau.    Preis  3  Mk. 
Bre>lau  1887,    Verlag  von  Prettss  &  Jünger. 
Phamiaceuten  und  Chemilcer  studiren  Chemie. 
Physik    und    Botanik    nicht    als   medicinische 
H  Ulfs  wissen  Schäften ,  sondern  als  reine  Natur- 
wissenschaften.   Der  für  das  kleine  Werkchen 
?:e wählte    Titel    darf   deshalb    wohl    anfTallen. 
]8  wäre  richtiger  gewesen,  dasselbe  nur  als  Re- 
petitorium    für  ,Medi einer    zu   bezeichnen,    für 
diese  genfigt  es  auch. 


Methodischer  Leitfaden  der  Physik  nnd  Chemie. 

Für  höhere  Töchterschulen,  Lehrerinncn- 
seroinarien  und  Portbildungsanstalten.  H<^- 
arb  itet  von  Dr.  Karl  Jansen^  Oberlehrer 
am  Iteal^ymnasium  zu  Düsseldorf.  Mit  200 
in  den  Text  gedruckten  Ahbildunjzen.  Preis 
3  Mk.  Freiburg  im  Breisgau  IS^if.  Herder- 
sche  Verlagsbuchhandlnng. 

Die  Kronenqnelle  zn  Obersaltbmnn  in  Schlesien. 

Von  Dr.  Carl  Lnuchnr,  k.  b.  Med.-Rath  und 
Landgerichtsarzt  in  Straubing.    1887. 

SpecialCatalog  für  Ghemle  nnd  Pharmacie,  che. 

mische  Technologie  und  chemisch-technische 
Nebengewerbe.  18.V6/87.  Polytechni«cho 
Buchhandlung  (A.  Seydd)  in  Berlin  W. 


169 


Das  Jleie  ^lurBiMitfsche  ■unal"  von  E.  Die- 
teneh,  welches  in  den  Jahrgfingen  1885, 1886 
nnd  1887  der  Pbarmacentischen  Centralballe 


abgedruckt  worden  ist,  wird  demnächst  auch 
in  Bachform  herausgegeben  werden  and  zwar 
im  Verlage  von  Julius  Springer  in  Berlin. 


i  sce 1 1 e 


DieVoraasbestiinmnng  der  tiefsten 
Temperatur  der  nächsten  Nacht 

soll  A.  Eammerwumn  Ton  der  Sternwarte  in 
Qenf  mit  Hilfe  des  „fenchten  Thermometers ** 
geluBgen  sein. 

Die  EiBrichtnng  ist  bekanntlich  folgende: 
Ein  gutes  lOOtbeiliges  Thermometer  mit 
mogKebst  grosser  Qradeintheilnng  ist  an 
seiner  Kngel  mit  einer  Halle  von  Musselin 
oder  Leinwand  in  einfaeher  Lage  umwickelt 
nnd  wird  aas  einem  darunter  aufgestell- 
ten, mit  Wasser  gefBtlten  Geftsse  ununtcr- 
broebcn  feucht  erbalten.  Dies  anf  dem  Wege 
der  Haarröhrchen-  (Capillar-)  Leitung  an  ver- 
mitteln,  dient  ein  genfigend  langes  Bündel 
von  etwa  10  Baumwollenfäden ,  welche  ober- 
halb der  Thermometerkngel  znsam menge- 
schlangen,  weiter  unten  ausam mengeflochten 
werden  nnd  in  das  Wasser  des  damit  gefüllten 
Geftoes  hineinhängen.  Die  Musselinhülle, 
sowie  die  Banmwollenfädcn  müssen  vor  dem 
Gebrauebe  in  warmem ,  weichen  Wasser  aus- 
gewaschen nnd  fernerhin  sehr  sauber  gehalten 
werden;  es  empfiehlt  sich  ein  Wechsel  der- 
selben jeden  Monat.  Das  feuchte  Thermo- 
meter ist  sodann  an  einem  Orte  aufzustellen, 
wo  es  vor  den  Sonnenstrahlen  und  auch  vor 
den  Ansstrablnngen  des  Hauses  geschützt  ist, 
am  besten  innerhalb  eines  weiss  angestriche- 
nen, nicht  ZQ  stark  gelüfteten  Kastens,  wie 
solcher  zn  dem  Zwecke  vom  Mechaniker  an- 
gefertigt wird. 

Die  wichtige  Thatsache  nun,  welche 
Kammermann  fand  und  auf  welcher  dieVor- 
hersagnng  begründet,  ist,  dass  die  kälteste 
Temperatur  der  Nacht  4^0.  unter  den  Stand, 
welchen  das  feuchte  Thermometer  Nach- 
mittags zeigt,  hinabgeht.  Nachtfrost  steht 
also  zn  erwarten,  wenn  eine  Verminderung 
des  tiefsten  Standes,  welchen  das  feuchte 
Thermometer  Nachmittags  zeigt,  um  2  bis 
4  <>  C.  nnter  dem  Gefrierpunkt  vorauszusehen 
oder  vorher  zn  berechnen  ist.  Dieser  Erfolg 
wird  von  allen  Beobachtern  als  durchaus 
sicher  bezeichnet  und  dnrch  mehrere  Berichte 
der  „Meteorologischen  Zeitschrift^  des  laufen- 
den Jahres  bestätigt. 


Antlielie  BekinfanadiBigei,  VerirdiniigeB, 
KeidugeriditBentsckeMaogei  etc. 

Errichtung  einer  ständigen  Pharma- 
kopoe -  Commission* 

Der  Bundesrath  hat  aus  Anlass  der  auf  S.  712 
der  Veröffcntl.  von  1886  bezeichneten  Vorlage 
am  17.  Februar  1886  (§  93  des  Protokolls)  be- 
schlossen: 

1.  In  Verbindung  mit  dem  Kaiserlichen  Ge- 
sundheitsamt wird  eine  ständige  Commission 
errichtet,  welcher  die  Aufgabe  oolie^,  die  Be- 
schlflsse  des  Bandcsrathes  über  periodisch  herbei- 
suffihrende  Berichtigungen  und  Ergänzungen 
der  Pharmakopoe  vorzubereiten«  Die  Commission 
hat  zu  diesem  Behuf  das  einschlägige  Material 
zu  sammeln,  zu  sichten  und  zu  prüfen,  sowie 
in  Zwischenräumen  von  etwa  zwei  Jahren  ihre 
bestimmt  formulirten  Anträge  auf  Berichtigung 
und  Ergänzung  der  Pharmakopoe  dem  Beichs- 
kanzler  zur  weiteren  Veranlassung  zu  unter- 
breiten. 

9.  Den  Vorsitz  in  der  Commission  führt  der 
Director  des  Gesundheits-Amts,  welchem  auch 
die  Leitung  der  laufenden  Geschäfte  obliegt. 
Die  Bnreauarbeiten  werden  im  Gesundheits-Amt 
ausgeführt. 

8.  Die  Commission  besteht  ausser  dem  Vor- 
sitzenden aus  denjenigen  ausserordentlichen 
Mitgliedern  des  Gesundheits-Arots,  welche  eine 
Steflung  in  der  obersten  Medicinalverwaltungs- 
behürde  eines  Bundesstaates  einnehmen  und 
aus  weiteren  Mitgliedern,  welche  vom  Beichs- 
kanzler  ernannt  werden.  Die  Zahl  der  letzteren 
ist  vorläufig  nicht  über  12  zu  bemessen.  Die 
Mitglieder  erhalten  Reisekosten  und  Tagegelder 
für  die  durch  die  Sitzungen  der  Commission 
bedingte  Abwesenheit  von  ihrem  Wohnort.  Die 
Gewährung  einer  besonderen  Vergütung  für  er- 
hebliche Arbeitsleistung,  sowie  für  die  den 
Mitgliedern  durch  experimentelle  oder  literari- 
sche Arbeiten  etwa  erwachsenden  haaren  Aus- 
lagen bleibt  vorbehalten. 

4.  Die  durch  die  Errichtung  der  Commission 
bedingten  Kosten  werden  aus  den  Fonds  des 
Gesundheits-Amts  bestritten. 


Erlass  des  KönigK  Prenss.  Kriegs* 
minlsterinm,  die  dienstliehen  Ob- 
liegenlieitenderCorps-Stabsapotlielter 

betreffend. 

1.  Die  die  Gesundheitspflege  der  Truppen  be- 
treffenden chemischen  Untersuchungen  (Natura- 
lien und  sonstige  Bedarfsgegenstänoe);  dieselben 
sind  von  dem  Corps-Stabsapotheker  selbst  oder 
unter   seiner   Leitung    und   Verantwortlichkeit 


170 


Ton  einem  eifljShrJg- freiwilligen  Militär -Phar- 
Hiacenten  anszirfübren, 

2.  die  militargerichtlicb- chemischen  oder 
ph arm alcognos tischen  Untersuchungen, 

3.  die  Arzneiprüfungen ,  soweit  deren  Aus- 
führung nach  dem  Ermessen  des  Corps -Arztes 
durch  den  Corps  -  Stabsapotheker  erforderlich 
scheint, 

4.  diejenigen  chemischen  und  mikroskopischen 
Untersuchungen  für  den  Haushalt  der  Truppen 
u,  s.  w.,  welche  dem  Corps -Stabsapotheker  auf 
Gntnd  besonderer  diesseitiger  Verfügungen  Über- 
tragen werden,  wie  die  Untersuchung  von  Wäsche- 
stücken und  Kosshaaren. 

Die  vorstehend  bezeichneten  Untersuchungen 
haben  die  Corps-Stabsapothelier  nach  Maassgabe 
der  ihnen  dienstlich  zur  Verfügung  stehenden 
Mittel  auszuführen.  Wo  letztere  nicht  ausreichen, 
sind  die  betreffenden  Untersuchungen  an  die 
zuständigen  hygienisch  -  chemischen  Untersuch- 
ungsrtellen  zu  überweisen,  event.  entsprechende 
Anträge  hierher  zu  richten. 

Die  von  den  Corps-Stabsapothekcm  auf  Grund 


der  ausgeführten  Untersuchungen  zu  erstattenden 
Gutachten  sind  so  abzufassen,  dass  bei  einer 
etwaigen  Vorlage  hier  der  Zweck  der  Unter- 
suchung, die  angewendeten  Untersuchungs- 
methoden, die  erhaltenen  Resultate  und  die  aus 
denselben  gezogenen  Schlussfolgerungen  so  er- 
sehen werden  können,  dass  ein  Urtheil  über  den 
Werth  der  ermittelten  Thatsachcn  möglich  ist. 
Die  Verantwortlichkeit  für  die  Richtigkeit  ihrer 
Untersuchungen  tragen  die  Corps-Stabsapotheker 
allein,  und  haben  sie  demzofolge  die  betreffenden 
Gutachten  allein  zu  unterzeichnen. 

Eine  Zusammenstellung  der  im  Laufe  des 
betreffenden  Jahres  ausgefürten  Untersuchungen 
ist  dem  allljährlich  hierher  vorzulegenden  Jahres- 
bericht des  Corps -Stabsapothekers  beizufügen. 

Den  Corps  -  Stabsapothekem  werden  hiemach 
I  eine  grosse  Anzahl  chemischer  und  hiegieinischer 
{  Untersuchungen  Überträgen.    Die  Militärbehör- 
den theilen  also  jedenfalls  nicht  die  Annahme, 
dass  der  Apotheker  zur  Ausführung  derartiger 
Untersuchungen  unfähig  sei.  e. 


\,rv^     .^^  vy  s,^~<K^\^    w     y-  -'   .f   ^-  ^^^  \y 


Offene  Correspondenz, 


Apoth.  F.  t'fi  B«  Das  .neue"  Berliner  Lnft- 
reinigUDgsmittel,  ein  Gemisch  aus  10  Th. 
Ol.  Rosm«rini,  2'/»  Th.  Ol.  Lavcndulae,  2»/«  Th. 
Ol.  Thymi  und  BÖ  Th.  Acid.  nitricum,  womit  ein 
Schwamtn  getränkt  werden  und  dann  der  frei- 
willigen Vmunstnng  in  Enmkenzimmern  etc. 
Überlassen  werden  soll,  findet  sich  bereits  in 
Ewald  und  Lüdecke,  Ausgabe  von  1889,  unter 
dem  Namen  Rimmels  desinficirende  Flüssigkeit 
aufgeführt.  Der  Unterschied  ist  nur  der,  dass 
die  Rinimersche  Vorschrift  den  dreissigsten 
Theil  des  obigen  Quantum  von  Salpetersäure 
vorsehreibt  und  das  scheint  das  nichtigere, 
denn  ein  Gemisch  ans  1  Theil  ätherischem  Oel 
und  2  Theilen  Salpetersäure  dürfte  eine  nahezu 
gefährliche  Mischung  sein. 

Apoih,  A.  in  F«  Wir  veröffentlichen  zuerst 
Ihre  Zuschrift: 

„Ist  es  nur  Einbildung,  dass  nach  dorn  Pro- 
biren eines  Calomelpulvers  mit  Zuckor  auf  der 
Zunge  eine  Spur  von  metallischem  Geschroacke 
im  Graumen  und  besonders  auf  der  Zunge  zu- 
rückbleibt. Das  Calomelpulver  wurde  einige 
Stunden  blos  nach  der  Misch  nng  mit  Zucker 
niit  Zunge  und  Gaumen  controlirt.  Noch  mehr 
Fpü'rt  man  diesen  metallischen  Nachgeschmack, 
wenn  maÄ  das  Calomelpulver  (Galomel  0,05, 
Sacch.  0,20)  mit  etwas  Wasser  in  ein  kleines 
Liqueurglas  bringt,  verrührt  und  dann  von  der 
Fltssiirkeit  versucht  —  es  schwimmt  dabei  immer 
etwas  Calomel  oben  anfand  gerade  diese  Spur  lässt 
^was  davon  im  Munde  zurück  und  der  Metall- 
gescbattok  ist  notoh  deutlicher  zu  spüren.  Wäre 
nicht  die  Bildung  von  etwas  Sublimat  durch  die 
Chlorsalze  des  Speichels  möglich?  Das  Calo- 
mel ist  reiti.** 

Wir  (Red.)  bestätigen  sodann,  dass  Calomel- 


pulver einen  deutlichen,  wenn  auch  sehr  ge- 
ringen metallischen  Nachgeschmack  hinterlässt. 
Ueber  die  UmseUnng  des  Calomels  im  Organis- 
pius  möchten  wir  —  nach  Husemannf  Anmei- 
mittellehre  —  Folgendes  hinzufügen :  Queck- 
silberchlorür  setzt  sich  in  Berührung  mit  Ei- 
weis  in  Quecksilberchlorid  und  Quecksilber  um, 
ebenso  Quecksilberjodür,  aus  welchem  Jod  frei* 
gemacht  wird,  das  als  Jodkalium  resorbirt 
wird.  VoH  uud  Andere  nahmen  früher  an, 
dass  auch  bei  dieser  Ueberf öhrung ,  soweit  sie 
im  Magen  stattfönde,  das  Chlomatrinm  des 
Magensaftes  die  hauptsächlichste  Bolle  spiele* 
indess  ist  dies  unwahrscheinlich,  da  nur  con- 
centrirte  Kochsalzlösungen  aus  Calomel  bei 
Gegenwart  von  Luft  Sublimatbildungen  ver- 
anlassen, nicht  aber  solche,  wie  sie  dem  Gehalte 
des  Magensaftes  an  Chlornatnum  entsprechen 
(Blomberg),  Für  Calomel  ist  also  nur  eine 
tli eilweise  Uro  wandlang  in  Sublimat  im  Magen 
gegeben,  ein  Tiieil  wird  zu  Quecksilbermet  all 
verändert,  welches,  wenn  auch  bei  Schütteln 
von  QueckFÜbermetall  mit  concentrirter  Koch- 
salzlösung bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  sich 
Calomel  und  Sublimat  bilden  (Fott),  doch  im 
Magen  dieser  Umwandlung  nur  in  sehr  geringem 
Maasse  zu  unterließen  scheint.  So  erklärt  sieb, 
dass  Calomel  u.  a.  sich  ähnlich  verhaltende  Mer- 
curialien  nicht  die  caustiscben  Effecte  des  Sub- 
limats, wohl  aber  die  demselben  und  dem 
Quecksilbermetall  gemeinsamen  entfernten  Wir- 
kungen —  und  zwar  relativ  stärker  —  ent- 
halten. Es  erklärt  sich  femer  aus  dem  Ter- 
halten  des  Calomels  u.  s.  w.  gegenüber  den 
Eiweissstoffen ,  dass  es  trotz  seiner  Unlösslich- 
keit  in  Wasser  auch  bei  subcutaner  Application, 
d.  h.  ohne  den  Einfluss  des  Magensaftes  reacr- 
birt  wird  und  entfernte  Er^cheinangen  bedingt. 


Verleger  und  TeniiitwörtHeber  Redsctenr  Dr.  E.  Oelssler  in  Dresden. 

Im  Bnchhandel  dnrch  Julias  Springer,  Berlin  N..  llonbUonplatz  3. 

Druck  der  K6nltl.  Hofbnehdrackerei  von  0.  O.Meinholaft89hnein  Dreiden. 


bringen  itjir  in  geneigte  Erinnerung  und  hüten  dringend,  die  Bestelhmgen  vor 
Ahlauf  des  Monats  bewirken  zu  woUen,  damä  in  der  Zusendung  keine  Unter- 
brechmtg  eintritt, 

FÄlende  Nummern  woüe  man  sofort  reclamiren  und  svoar  bei  derjenigen 
PostanstaU  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestdlung  besorgt.  Bei 
unserer  Expedition  hostet  jede  einselne  Nummer  25  Pf, 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämmüiche  Nummern  sfu  haben. 


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mitteln)  so  übernehmen  und  sieht  Antragen  von 
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redigiert  von 
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Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


MU, 


ßerün,  den  7.  AprU  1887. 


Nene  Folge 
YIII.  Jahrgang. 


Der  ganzen   Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Jnhsttt  CbeBil«  MBd  Pharmaeie:  Mittbeilungen  au»  dem  phannacentischen  Laboratorinm  der  technlteken  Hoch- 
■cbnle  In  Branaaehweig:  S&.  Ein  Beitrag  aar  Bestimmana  de«  Morphins  im  Opinm.  —  NJtmo- Rinde.  —  lieber 
Aatlfebrln.  —  Schmelzpunkt  des  Magoesiums.  —  Destillntion  und  Reinigang  de«  Quecksilber^.  —  Der  BfaHnn 
dca  ataaoephlriftchon  DrackwechneU  naf  den  Koehpunkt  der  K9rper.  —  OxnUMure  cur  qualitativen  und  auanti- 
Utiven  Trennung  der  Meulle.  —  Lav&r«  Lactorit,  Apparat  znr  Besilmmung  des  Fettes  in  der  Miloh.  —  Sicher- 
heita-Versehlnts  für  Nnrcotica.  —  Mlicellea:  Schleif-  und  Polirroittel   —  Kttnetllober  Pfeffer.  ~  Die  Goagalatlon 

des  Blutes  an  verhindern.  —  Anselgea. 


Chemie  und"  Pharmacie. 


.■». 


mttheiliixigen  aus  dem  pharma* 

ceutiBchen  Laboratoritun  der 
technischen  Hochschule  in  Braun- 

Bchweig. 

Von  H.  Beckurta, 

36.  Ein  Beitrag  rar  Bestimmung  des 
Morphins  im  Opinm. 

r 

Nach  Versuchen  yon  A.  Schraut  und  H.  Beckurts. 

Die  Bestimmung  des  Morphins  im 
Opium  ist  in  der  jüngsten  Zeit  wiederum 
Gegenstand  ausgedehnter  Untersuchungen 
gewesen.  Nachdem  F.  A.  Flückiger^) 
im  Jahre  1885  in  einer  sehr  gründlichen 
Abhandlung  die  gesen  das  von  der 
zweiten  Ausgabe  der  Pharmacopoea  Ger- 
manica aufgenommene  Verfahren  der  Be- 
stinunung  des  Morphins  im  Opium  bis 
zu  dieser  Zeit  gemachten  Einwände, 
welche  hier  als  bekannt  vorausgesetzt 
werden,  einer  kritischen  Besprechung 
unterworfen  und  schliesslich  der  Phar- 
makop5e-Commis8ion  des  Deut- 
sehen Apothekervereins  die  Bei- 

')  Arclüv  d.  Pharmacie  1885,  p.  254,  289,  476. 


behaltung  dieses  Verfahrens  mit  nur  ge- 
ringen Aenderui^en  vorgeschlagen  hatte, 
ist  es  vor  allen  Eugen  Dieterich  geweseil, 
welcher  neue  auf  experimenteller  Basis 
gewonnene  Bedenken  gegen  dieses  Ver- 
fahren erhob.  Die  Besultate  der  von 
ihm  in  ganz  ausserordentlich  grosser  An- 
zahl ausgeführten  Versuche,  welche  an 
verschiedenen  Stellen  ^)  niedergelegt  sind, 
bestehen  im  Wesentlichen  aus  dem  Fol- 
genden: Bei  der  Ausführung  des  Ver^ 
fahrens  der  Pharmakopoe  ist  die  Schüttel- 
bewegung von  grossem  Einflüsse  auf  die 
Menge  und  die  Reinheit  des  Morphins. 
Bei  ruhigem  Stehenlassen  scheidet  sich 
der  Niederschlag  langsam  in  ge* 
ringerer  Menge  und  mit  dem  nied- 
rigsten Gehalt  an  Kalksalz  ab,  wäh- 
rend  umgekehrt  die  Ausscheidung  desto 
schneller  und  reichlicher,  und  mit 
um  so  grösserem  Ealk^ehalt  vor  sich 
geht,   je  mehr  geschüttet  wird.     Des 


*)  Gesch&ftsberichte  der  Papier-  und  ehem. 
Fabrik  Helfenberfir  1885,  p.  d9,  und  1886,  p.  58; 
Tagebl.  der  59.  Naturforscher-Vers,  lü  fierlin 
18^,  p.204;  Pharm.  Centralhalle  1886,  Nr.  41, 
p.  509 ;  Pharm.  Zeitung  1886,  p.  246  u.  594. 


172 


weiteren  soll  nach  Angaben  von  Dieterich, 
welche  von  Oeissler^)  xmi' SeJUichum^) 
bestätigt  werden,  trotz  Ausfährung  der 
von  F.  A,  Flüchiger  ^)  vorgeschlagenen 
Entnarkotisirung  des  Opiums  mittelst 
Aether  das  ausgeschiedene  Morphin  nicht 
frei  von  Narkotin  sein,  und  endlich  wird 
die  schon  früher  zuerst  von  Geissler 
betonte  Thatsache,  dass  Morphin  aus 
weingeisthaltigen  Flüssigkeiten  nur  un- 
vollkommen gefällt  wird,  von  Dieterich, 
Gdssler  und  Schlickum  wiederholt  gegen 
die  Brauchbarkeit  des  Verfahrens  der 
Pharmakopoe  vorgebracht. 

Die  nicht  vollständige  Ausscheidung 
des  Morphins  wäre  an  und  für  sich  nicht 
im  Stande,  die  Beibehaltung  des  Flüssiger' 
sehen  Verfahrens  in  der  Pharmakopoe 
zu  beanstanden,  da  ein  jedes  Opium, 
welches  nach  diesem  Verfahren  geprüft 
10  pGt  Morphin  enthält,  zu  allen  medi- 
camentösen  Zwecken  brauchbar  ist,  eine 
genaue  Dosirung  des  Morphins  aber  nicht 
nötlrig  erscheint,  weil  eine  Schwankung 
von  etwa  2  pGt.  im  Morphingehalt  von 
medicinischer  Seite  bislang  gestattet  ist. 
Dagegen  sind  die  übrigen  Bedenken  sehr 
wohl  geeignet,  das  Verfahren  der  Phar- 
makopoe trotz  des  Vorzuges,  das  Morphin 
in  sehr  reinem  Zustande  abzuscheiden, 
ungeeignet  erscheinen  zu  lassen.  Dieser 
Erkenntniss  verdanken  wir  auch  eine 
neue  Methode  von  Fugen  Dieterich  ^), 
welche  aber  schon  von  0.  Schlickum'^) 
in  einigen  Punkten  abgeändert  wurde. 

Auf  der  59.  Versammlung  Deut- 
scher Naturforseher  und  Aerzte 
in  Berlin  theilte  ich  bereits  in  An- 
schluss  an  die  Untersuchungsresultate, 
welche  E.  Dieterich  dort  vortrug,  mit, 
dass  im  hiesigen  pharmaceutischen 
Laboratorium  befriedigende  Resultate 
mit  der  Pharmakopöemethode  auch  nicht 
erzielt  seien.  Meine  Angaben  bestätigten 
in  mancher  Beziehung  die  Angaben 
Dieterich'8.  Mittheilung  einer  bereits 
begonnenen  kritischen  Prüfung  anderer 
Methoden  zur  Bestimmung  des  Morphins 
im  Opium  stellte  ich  damals  in  Aussicht. 

>)  Pharm.  Centralhalle  1883,  Kr.  16--19. 
4)  Archiv  d.  Pharmacie  1887,  p.  13. 
*)  L  c 

«)  Pharm.  Centralhalle  1886,  Nr.  43  n.  44. 
f)  Archiv  d.  Pharmacie  1887,  p.  13. 


Nachdem  diese  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  abgeschlossen  ist,  gestatte  ich  mir 
die  Besultate  derselben  in  Kürze  hier 
mitzutheilen. 

Die  beste  Methode  zur  Bestimmung 
des  Morphins  im  Opium  wird  diejenige 
sein,  welche  die  Abscheidung  des  Mor- 
phins in  reinem  Zustande,  in  con- 
stanter  Menge  und  auf  einfachstem 
Weffe  gestattet.  Von  den  zahlreichen 
Methoden,  welche  in  Vorschlag  gebracht 
worden  sind,  wurden  die  folgenden, 
nämlich  die  Methode  der  Phar- 
macopoea  Germanica,  die  Methode 
F.  DieterichSy  die  Methode  0.  Schlickum s 
und  die  sogenannte  Kalkmethode 
einer  gewissenhaften  Prüfung  unter- 
worfen. 

L  Die  Früfangsmethode  der  Pharmaoopoea 
Germanica  Ed.  IL 

Den  neuerdings  von  Dieterich,  Geissler 
und  Schlickum  hervorgehobenen  Schatten- 
seiten und  Mängeln  dieser  Methode  ist 
weniff  hinzuzufügen.   Die  unvollkommene 
Abscheidung  des  Morphins  aus  weingeist- 
haltiger  Flüssigkeit,  welche  Flückiger^) 
bereit43  früher  selbst  anerkannt  hat,  könnte 
allein  die  Brauchbarkeit  der  Methode 
für   pharmaceutische   Zwecke,    so 
lange  von  den  Pharmakopoen  ein  Opium 
verlangt  wurde,  welches  nach  derselben 
geprüft    eine   bestimmt  vorgeschriebene 
Menge  Morphin  liefert,  nicht  in  Frage 
stellen.     Dagegen  ist   der  Einfloss    der 
Schüttelbewegung    und    die   Dauer    des 
Stehenlassens   auf  die  Menge  des  aus- 
geschiedenen Morphins  und  auf  die  Bein- 
beit  desselben  (Gehalt  an  Calciummekonat) 
erheblich   genug,    um    die   Anwendung 
anderer  Methoden  zur  Bestimmung  des 
Morphins    im   Opium    auch    für    phar- 
maceutische  Zwecke    in    Erwägung    zu 
ziehen« 

2.  Sie  Methode  von  E.  Sieteriob. 

In  dieser  Zeitschrift  1886,  Nr.  43 
und  44,  hat  F.  Dieterich  einen  Beitrag 
zur  Opium-Prüfung  veröffentlicht  Diese 
Arbeit  hat  uns  einen  wissenschaftlich 
wohl  begründeten  neuen  Prüfangsgang 
gebracht,    welcher    mit   Secht     grosse 

•)  Archif  d.  Pharmacie  1885,  p.  2&5. 


173 


Im  Opiam 
I. 


Im  Opium 

n 


Aufmerksamkeit  erregt  hat.  Dieterieh 
scheidet  zunächst  durch  vorsichtige 
genaue  Neutralisation  des  wässerigen 
Opiumauseugos  mit  Ammoniak  nur  das 
N  a  r  k  0 1  i  n ,  dieses  aber  yoUständig,  und 
sodann  aus  dem  Filtrate  von  demselben 
durch  Zusatz  einer  weiteren  Menge  Am- 
moniak im  Vereine  mit  Aether,  ohne  Zu- 
satz von  Weingeist,  wodurch  die  Ab- 
Scheidung  von  Galoiummekonat  verhindert 
wird,  das  Morphin  ab,  welches  auf  einem 
Filter  gesammelt,  mit  äthergesättigtem 
Wasser  gewaschen  und  dann  bei  100  <^ 
getrocknet  wird.  Nach  der  in  Nr.  44 
der  Gentralhalle  vom  Jahre  1886  genau 
angegebenen  Vorschrift  sind  verschiedene 
Opinmsorten  geprüft  worden. 

Es  wurde  gefunden: 

a)  11,96  pCt.  Morphin, 

b)  12,11 

c)  12,1 

d)  12,26 

e)  12,22 

a)  14,7    pGt.  Morphin, 

b)  14,91 

c)  14,95 

d)  14,925  „ 

e)  14,98 

f)  14,34 

Das  Morphin  war  frei  von  Narkotin 
and  Kalk. 

Das  Morphin  mit  dem  Filter  zu  wägen 
ist  nicht  rathsam,  weil  das  Filter  in 
Folge  des  nothwendig  beschränkten  Aus- 
waschens  des  Morphins  stets  zufolge  ge- 
ringer Mengen  Mutterlauge  schwerer  zu- 
rflekbleibt  Diese  Beobachtung  Dieterich'B 
und  SMickum'^  habe  ich  auch  wieder- 
holt gemacht. 

Die  Menge  des  Morphins  im  Opium  II 
t)etrug: 

bei  dem  Wägen  auf  dem  Filter 

a)  b)  c) 

16,66  pCt,  16,85  pCt.  16,29  pCt., 

bei  dem  Wägen  des  Filterinhaltes 

auf  dem  Uhrsohälchen 

a)  b)  c) 

14,7  pCt  14,91  pGt.  14,95  pGt. 

Aach  das  von  Schlickum  wieder  in 
£rinnenmg  gebrachte  Verfahren,  sich 
zum  Filtriren  zweier  gleich  grosser,  aber 
aoeh  gleich  schwerer  Filter,  welche  in 


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einander  gesteckt  werden,  zu  bedienen, 
und  nach  dem  Trocknen  das  äussere  als 
Tara  zu  gebrauchen,  kann  bei  der 
Schwierigkeit,  sieh  solche  Filter  zu  ver- 
schaffen, kaum  empfohlen  werden.  Das 
Gewicht  einer  Anzahl  aus  einer  renom- 
mirten  Fabrik  stammenden  gleich  grosser 
sogenannter  quantitativen  Filter  (mit 
bestimmtem  Aschengehalt)  betrug  z.  B. 
nach  dem  Trocknen  bei  100  <^: 

0,3420  g, 

0,3995  „ 

0,4280  „ 

0,3850  „ 

0,4480  „ 

0,4145  „ 
Es  ist  aber  auch  möglich,  die  auf  dem 
Filter  befindlichen  Mor^hinkrystalle  ohne 
Verlust  von  dem  Papiere  zu  entfernen 
und  deshalb  beide  vorhin  genannte  Mani- 
pulationen zu  umgehen. 

Das  Verfahren  von  Dieterich  besitzt 
grosse  Vorzüge.  Das  Morphin  scheidet 
sich  rein,  frei  von  Narkotin  und  meeon- 
saurem  Kalk,  und  quantitativ  gleichmässig 
aus.  Die  von  uns  mit  demselben  bei  ver- 
schiedenen Analysen  erhaltenen  Resultate 
beweisen  solches.  Gegen  dieses  Verfahren 
sind  nun  verschiedene  Bedenken  erhoben 
worden.  Die  sichere  Entfernung  des  Nar- 
kotins,  die  vollständige  Ausscheidung  des 
Morphins  soll  von  dem  richtigen  Zusätze 
der  Ammoniakflüssigkeit  abhängen.  Dieser 
lässt  sich  unmöglich  ftir  alle  Opiumsorten 
gleichmässig  fixiren,  da  sowohl  der  Ge- 
halt an  Säure  wie  auch  der  an  Morphin 
im  Opium  Schwankungen  unterworfen  ist. 
Die  Neutralisation  des  wässerigen  Opium- 
auszuges mit  Ammoniak  behufs  Abscheid- 
ung des  Narkotins  musste  deshalb  mit 
grosser  Vorsieht  geschehen ;  ein  geringer 
Ueberschuss  Ammon  würde  auch  Morphin 
zur  vorzeitigen  Ausscheidung  bringen, 
also  einen  Verlust  an  Morphin  zur  Folge 
haben;  bei  nicht  genügender  Sättigung 
würde  das  Narkotin  nur  unvollkommen  aus- 
fallen. Die  von  Dieteriah  auf  empirischem 
Wege  ermittelte  Menge  Ammon  —  2  ccm 
Normal  -  Ammoniak  auf  eine  angegebene 
Menge  des  nach  Vorschrift  bereiteten 
Opiumauszuges  —  hat  bei  den  von  uns 
untersuchten  Opiumsorten  ebenfalls  zur 
genauen  Neutralisation  hingereicht.  Ob 
dieses  stets  der  Fall  sein  vrird,  darf  bil- 


174 


liger  Weise  bezweifelt  werden.  Aber  die 
Yermeidung  eines  geringen  Ueberschusses 
an  Ammon  bei  der  Ausscheidung  des 
Narcotins  ist  durchaus  nicht  erforder- 
lich. Versuche,  welche  ich  auf  Anregung 
DtetericVs  ausiführte,  lehrten  mich,  dass 
zuin  Ausfällen  des  Narcotins  ohne  Beein- 
trächtigung der  später  zu  erhaltenen 
Menge  Morphin,  statt  2ccm  dreist  2,5 
und  3  ccm  Normal  -  Ammoniak  benutzt 
werden  konnten.  Ein  Opium,  welches 
bei  Anwendung  von  2  ccm  Normal-Am- 
moniak zur  Ausscheidung  des  Narcotins 
und  4  ccm  Normal  -  Ammoniak  zur  Ab- 
scheidung des  Morphins  11,3  pGt.  Mor- 
phin lieferte,  gab  bei  Anwendung  von 
resp.  2,5  und  3  ccm  Normal-Ammoniak  zur 
Ausscheidung  des  Narcotins,  und  resp. 
3,5  und  3  ccm  Normal -Ammoniak  zur 
Abscheidung  des  Morphins  11,4, 11,3, 11,3 
und  11,35  pGt.  reines  Morphin.  —  Da- 
gegen ist  die  zur  quantitativen  Aus- 
scheidung des  Morphins  erforderliche 
Menge  Ammoniak  nicht  für  alle  Fälle 
genau  vorzuschreiben,  wie  dieses  Dieterich 
thut.  Ist  sie  auf  die  grösstmögliche 
Menge  Morphin  berechnet  so  wird  bei 
geringwerthigeren  Opiumsorten  leicht  ein 
Üeberschuss  Ammon  vorhanden  und  da- 
mit ein  Verlust  an  Morphin  verbunden 
sein. 

Dessenungeachtet  wird  sich  die  Dte- 
tericVsche  Probe  für  pharmaceutische 
Zwecke  durchaus  bewähren,  so  lange 
man  nur  einen  Minimalgehalt  an  Mor- 
phin verlangt  und  auf  diesen  die  zur  Aus- 
scheidung des  Morphins  bestimmte  Menge 
Ammoniak  berechnet 

3«  Die  Methode  von  0.  Schliokum. 

Die  angebUche  Schwierigkeit,  das  Nar- 
kotin  aus  dem  Opiumauszuge  völlig  abzu- 
scheiden, ohne  Gefahr  zu  laufen,  das  ge- 
ringste Quantum  Morphin  zu  verlieren,  hat 
0.  ScUichum  veranlasst,  die  Dieterich- 
sehe  Methode  zu  modiflciren. 

Schlickum  fand,  dass  aus  einer  Mor- 
phinsalzlösung, im  Falle  sie  nicht  zu 
concentrirt  ist,  sich  also  etwa  in  der 
Stärke  befindet,  wie  in  den  Opium- 
auszügen, beim  Versetzen  mit  einem 
kleinen  Üeberschuss  Ammoniak  (bis  zur 
schwach  alkaUschen  Beaction)  das  Mor- 
phin sich   zwar  nach  kurzer  Zeit  aus- 


zuscheiden beginnt,  dieses  aber  nicht 
mehr  thut  und  dauernd  klar  bleibt,  wenn 
man  die  schwach  ammoniakalische 
Mischung  mit  der  Hälfte  ihres  Ge- 
wichtes Alkohol  versetzt  und  darauf  den- 
selben durch  Abkochen  wieder  entfernt. 
Zugleich  mit  den  Weingeistdämpfen  ver- 
flüchtigt sich  der  Üeberschuss  des 
Ammoniaks,  so  dass  eine  vollständig  neu- 
trale Flüssigkeit  entsteht,  wenn  man  das 
Abkochen  bis  zur  Hälfte  der  Mischung 
fortsetzt.  Dann  bleibt  die  auf  ihr  ur- 
sprüngliches Gewicht  mit  Wasser  er- 
gänzte Probe  klar  und  trübt  sich  weder 
bei  tagelanger  Aufbewahrung,  noch  lässt 
sie  Morphin  auskrystalUsiren. 

Auf  diese  VerhältnissegründetiScAb'cium 
seine  Vorschläge  zur  Morphinbestimmung 
im  Opium. 

Die  Vorschrift  zur  Prüfung  des  Opiums 
lautet : 

3  g  Opiumpulver 

werden  mit  einer  Mischung  aus 

15  g  verdünntem  Weingeist 

15  g  Wasser 
unter  öfterem  Durchschütteln  12  Stunden 
verschlossen  digerirt  Das  Filtrat  wird 
seinem  Gewichte  nach  bestimmt,  mit 
einigen  Tropfen  Ammoniak  bis  zur 
schwach  alkalischen  Beaction  versetzt 
und  auf  die  Hälfte  seines  Gewichtes  ein- 
gekocht Nachdem  man  die  rückstiLndige 
Flüssigkeit  mit  Wasser  auf  ihr  ursprüng- 
liches Gewicht  verdünnt  hat,  filtrirt  man 
sie. 

21,25  g  dieses  Filtrates  werden  mit 
5  g  Aether  und  0,4  g  Anamoniak  ge- 
mischt und  5  bis  6  Stunden  unter  zeit- 
weiligem Umschütteln  bei  Seite  gestellt 
Darauf  wird  die  ätherische  Schicht,  so 
viel  es  geht,  mit  einer  Pipette  klar  ab- 
gehoben und  die  übrige  Mischung  durch 
zwei  gleich  grosse  und  gleich  schwere 
Filter  von  50  bis  80  mm  Durchmesser 
filtrirt  Man  sammelt  sämmtliches  aus- 
geschiedene Morphin  sprfff&ltig  auf  dem 
f^ilter ,  wäscht  es  zweimal  mit  je  2  ccm 
Wasser  aus,  trocknet  es  auf  dem  Filter 
bei  100^  und  wägt  es,  das  äussere  Filter 
als  Tara  benutzend.  (Sein  Gewicht 
muss  mindestens  0,2  g  betragen.) 

Das  nach  dieser  Methode  gewonnene 
Morphin  soll  etwas  gelblich  gefiürbt  und 


175 


klein  krystallisirt  sein,  sieh  aber  durch 
Beinheit  nnd  klare  und  vollständige  Lös- 
Iichkeit  in  Ealkwasser  auszeichnen.  .  Es 
reprftsentirt  nicht  die  Gesammtmenge  des 
Torhandenen  Morphins,  welche  erst  erhalten 
wird,  wenn  man  bei  Innehaltung  des  Ver- 
hältnisses Ton  10,625  g  Auszug  auf  1  g 
Opiumpulver  zur  gefundenen  Morphin- 
menge 0,016  g,  d.  i.  1,5  pGt  Morphin 
hinzurechnet.  Wir  haben  die  Methode 
wiederholt  geprüft,  uns  mit  ihr  aber 
nicht  recht  befreunden  können.  Das 
Abwägen  der  Eztractionsflflssigkeiten  und 
des  Fällungsmittels  wurde  unangenehm 
empfunden,  die  genaue  Dosiruns  von 
0,4  Ammoniakflüssigkeit  hat  seine  Schwie- 
rigkeiten. Aber  auch,  wenn  die  in  der 
jSdUfieifim'schen  Vorschrift  in  Grammen 
angegebenen  Flüssigkeitsmengen  auf 
Volumina  umgerechnet  wurden  und  der 
Zusatz  des  Ammons  in  Form  von 
V«  Normal -Ammoniak  (4,7  ccm)  statt- 
fand,  hafteten  der  so  modifioirten 
Methode  noch  einige  Mängel  an.  Be- 
denklich erscheint  das  Abdampfen  der 
alkalisch  gemachten  Opiumauszüge  bei 
der  leichten  Zei^etzbarkeit  des  Morphinsi 
Wenn  irgend  thunlich,  soll  man  Er- 
wärmen und  namentlich  Eindampfen  Ton 
Opiumauszügen  yermeiden,  sobald  es  sieh 
um  quantitative  Bestimmung  des  Morphins 
handelt.  Das  Filtriren  des  vom  Wein- 
geist befreiten  und  mit  Wasser  auf  das 
ursprüngliche  Gewicht  gebrachten  Opium- 
auszuges  ist  —  wie  übrigens  schon 
SchUehum  selbst  hervorhebt  —  eine  um- 
ständliche Arbeit.  Geschieht  das  Fil- 
triren sofort  nach  beendetem  Eindampfen 
UDd  Verdünnen  mit  Wasser,  so  scheiden 
sieh  aus  dem  Filtrat  nach  kurzer  Zeit 
dunkle  harzige  Massen  aus,  welche  sich 
dem  ausscheidenden  Morphin  beimengen. 
Dieses  lässt  sich  aber  umgehen,  wenn 
man  nach  dem  Eindampfen  des  wässrig- 
weingeistigen  Opiumauszuges  und  dem 
Verdünnen  desselben  mit  Wasser  bis  zur 
Filtration  einen  Tag  wartet  Der  auf 
diese  Weise  geklärte  Opiumauszug  filtrirt 
rasch  und  blank.  Trotz  dieser  letzteren 
Modification  des  Verfahrens  besass  das 
sieh  ausscheidende  Morphin  stets  eine 
gelbbraune  Fai-be,  löste  sich  in  Ealk- 
wasser  nicht  klar  und  enthielt  nur  86 
bis  88  pGt.  reines  Morphin. 


Aus  2  g  Opium  wurden  erhalten: 
Unreines  Morphin. 


»» 


»» 


»♦ 


0,3205  g  entsprechend  16,025  pGt 
0,3180  g  ,.  15,90 

0,8210  g  „  16,05 

0,819  g  „  16,95 

Der  mit  Weingeist  bereitete  Auszug 
dieses  unreinen  Morphins  wurde  mit 
einem  gemessenen  Volumen  Vio  Normal- 
Salzsäure  versetzt  und  der  Ueberschuss 
der  letzteren  mit  Vioo  Normal -Alkali 
zurücktitrirt  Aus  der  verbrauchten 
Menge  Säure  (1  ccm  Vioo  Normal -Salz- 
säure =  0,00308  Morphin)  wurde  der 
Gehalt  an  reinem  Morphin  ermittelt. 

In  drei  Versuchen  wurde  gefunden: 
88,8,  88,7  und  86,2  pGt  Morphin.  Die 
geschilderten  Verhältnisse  lassen  uns  die 
ScUfcifcufn'schen  Methode  nicht  em- 
pfehlenswerth  erscheinen;  da  Schlickum 
aber  erheblich  bessere  Resultate  erhalten 
hat,  so  ist  anzunehmen,  dass  andere 
Opiumsorten  ein  abweichendes  Verhalten 
in  verschiedenen  Punkten  zeigen,  so  dass 
Mittheilung  anderweitiger  mit  diesem 
Verfahren  gesammelten  Erfahrungen  nur 
erwünscht  sein  kann. 

(Schlass  in  nftchster  Nmn^icr.) 


Njimo-Rinde. 

Von  Dr.  Niederstadt  in  Hamburg. 

Die  Njimo  oder  Doundake-Binde  stammt 
von  Sarcocephalus  esculentus  aus  der 
Familie  der  Ginchonaceen;  letztere  findet 
sich  besonders  häufig  in  West- Afrika, 
wo  das  Holz  derselben  von  dortigen  Ein- 
geborenen als  Heilmittel  verwandt  wird. 
Das  Holz  ist  schön  gelb  gefärbt,  stellen- 
weise röthlich  geflammt,  grobrissig,  mit 
unregelmässig  gebildeter  Bindenfaser  be- 
deckt und  hat  im  frischen  Zustande  einen 
eigenartigen  angenehmen,  an  Moschus 
erinnernden  Geruch ;  der  Geschmack  des 
Holzes  beim  Kauen  ist  bitter.  Schon  mit 
blossem  Auge  erkennt  man  auf  dem 
Querschnitt  des  Holzes  eine  grosse  Menge 
kleiner  kreisrunder  Poren,  so  dass  dasselbe 
förmlich  siebartig  durchlöchert  erscheint. 
Diese  Poren  enthalten  eine  Menge  gelb- 
gef&rbtes  Harz. 

Digerirt  man  das  gepulverte  Holz  auf 
dem  Wasserbade  mit  Wasser    so  erhält 


176 


man  eine  gelbgef&rbte  ölige  Flüssigkeit 
von  süssem  Geschmack.  Beim  Ausziehen 
des  Holzes  mit  Alkohol  am  Bückfluss- 
kübler  erhält  man  eine  prächtig  fluores- 
eirende  Flüssigkeit.  Behandelt  man 
grössere  Mengen  des  Holzes  mit  absolutem 
Alkohol  und  destillirt  einen  Theil  des 
Alkohol  ab,  so  setzt  dich  bei  längerem 
Stehen  eine  harzige,  sdimierige  Masse 
ab,  welche  sieh  in  kohlensaurem  Natron 
theilweise  auflöste  und  beim  Behandeln 
mit  Salzsäure  flockig  abgeschieden  wurde ; 
es  lag  also  eine  Harzs&ure  vor.  Dieselbe 
ist  in  Wasser  unlöslich  in  Alkohol  leicht, 
in  Aether  schwer  löslich.  Der  in  kohlen- 
saurem Natron  unlösliche  Theil  ergab 
beim  Behandeln  mit  Alkohol  und  Aether 
eine  prächtig  fluorescirende  Flüssigkeit, 
während  Benzol  nicht  darauf  einwirkte. 
Das  Njimo-Holz  nebst  Binde  enthält 
also  einen  Bitterstoff  von  leicht  aromati- 
schem Geruch  und  einen  Farbstoff,  der 
die  Fluoreseenz  hervorruft.  Der  Bitter- 
stoff wirkt  auf  die  Polarisationsebene 
nicht  ein.  Eine  Analyse  der  Binde  er- 
gab folgendes  Besultat: 

Fruchtzucker 8,28  pCt. 

Feuchtigkeit 13,00  „ 

Asche 7,90  „ 

Bitterstoff 4,96  „ 

Gummi 3.65  „ 

Holzfaser 25,30  „ 

Stickstofffreie  Extractstoffe  .  36,91  „ 

100,00 

Der  Fruchtzucker  bei  oben  angegebener 
Analyse  wurde  durch  Polarisation  be- 
stimmt. Der  Bitterstoff  wurde  durch 
wiederholtes  Ausziehen  mit  absolutem 
Alkohol  und  nachherigem  Abdestilliren 
desselben  ermittelt.  Bei  der  Bestiuunung 
der  Holzfaser  bin  ich  der  Methode  von 
Hofmeister  gefolgt.  3  g  des  fein  zer- 
kleinerten Holzes  wurden  mit  kochendem 
Alkohol  und  Aether  und  dann  mit  100 
ccm  einer  3  proc.  verdünnten  Schwefel- 
säure bei  80^  Celsius  während  zwei 
Stunden  unter  Ersatz  des  verdampfenden 
Wassers  digerirt.  Alsdann  wurde  mit 
Wasser  gut  ausgewaschen,  zwei  Stunden 
mit  einer  verdünnten  3  proc.  Kalilauge 
bei  80^  Celsius  und  dann  nach  aber- 
maligem Auswaschen  eine  Stunde  mit 
80  ccm  Essigsäure  digerirt.    Nach  dem 


Auswaschen  aufgewogenem  Filt^  trocknet 
man,  wägt  alsdann,  bestimmt  die  Asche 
und  nach  Abzug  der  Asche  die  Holz- 
faser. 

Eine  Prüfung  der  Binde  und  des  Holzes 
mittelst  Phosphormolybdänsäure  und 
anderen  Alkaloidreagentien  auf  Alkaloide 
ergab  ein  negatives  Besultat.  Es  ist 
dieses  um  so  eigenthümUcher,  da  die 
sonst  bekannten  (Snchonaceenarcen  Alka- 
loide enthalten  und  dadurch  ihre  sani- 
täre Bedeutung  erlangt  haben. 

üeber  Antifebrin. 

Als  Identit&tsreaetion  des  Antlfebrins  giebt 
Yvon  (Jonnial  de  Pharm,  et  de  Chim.  1887, 
20)  ao,  dasselbe  mit  Quecksilberozydulniirat 
gelinde  za  erhitzen ,  wodareh  ein  in  Alkohol 
mit  grüner  Farbe  löslicher  Körper  entsteht 
Anf  die  Anwesenheit  von  nnzersetztem  Anilin- 
acetat  in  dem  Handelspräparate  prüft  er  mit 
Hilfe  bekannter  Anilinreaetionen. 

Die  Reaction  mit  Qaecksilberoxydnlnitrat 
empfiehlt  er  auch  zum  Nachweis  des  Anti* 
febrins  im  Harn  nach  innerlichem  Gebrauche 
dieses  Fiebermittels.  Er  lässt  den  Harn  mit 
Chloroform  ausschütteln  nnd  den  Verdunst- 
nngsrückstand  in  obiger  Weise  prüfen ,  sagt 
jedoch  selbst  am  Schluss  (a.  o.  O.  Seite  23) : 
,,. .  .  .on  obtient  la  coloration  verte  du  moins 
avec  Turine  dans  laquelle  on  a  ftdt  dissoudre 
des  traces  d'acetanilide.^' 

Cohn  und  H^p  haben  (Berl.  klinische 
Wochenschr.  1887,  28)  auf  folgende  Weise 
im  Harn  nach  Antifebringebrauch  dasselbe 
anfgefanden.  Der  Harn  wurde  eingeengt,  mit 
Aether  ausgeschüttelt,  die  vereinigten  Aether- 
Portionen  mit  verdünnter  Natronlauge,  dann 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  gewaschen,  und 
der  Aether  verdunstet.  Es  blieben  nach  dem 
Verdunsten  Kzystalle  zurück,  die  in  heissem 
Wasser  gelöst,  mit  etwas  Thierkohle  entflb'bt, 
beim  Erkalten  in  feinen  Plättchen  sich  aus- 
scheidend, durch  ihr  Aussehen,  Ünlöslichkeit 
in  Säuren  und  Alkalien,  durch  die  Schmelz- 
punktbestimmung  (113^)  und  dadurch  als 
Antifebrin  identificirt  wurden,  dass  sie  mit 
SchwefSelsäure  im  Rohr  auf  120^  erhitzt  unter 
Freiwerden  von  Essigsäure  sich  zersetasten 
und  Anilinsulfat  lieferten. 

Da  nach  Schmiedeberg' b  Versuchen'*)  dem 

*)  ÄTCh.  f.  exper.  Path.  und  PhannaV.  Bd  8. 
S.  11. 


177 


Ot^Miitmat  engeführtefl  Anilin  denielbeii  toU- 
ständig  aU  gepaarte  SehwefeUänie  (Amido- 
phenolsehwefelsänre)  verläsat,  to  haben  Cohn 
nnd  H^pp  (a.  o.  0.)  Tor,  wtthrend  und  naeh 
der  Daneiebung  ron  Antifebrin  die  gepaarte 
nnd  prafonnitte  Scbwefelsftnre  im  Harn  nach 
Baumann*B  Methode  (Pharm.  Centralb.  IS, 
138,  81,  389)  bestimmt.  AnsdeninTabeUen- 
fonn  gegebenen  Besnltaten  erhellt ,  daee  erst 
bei  mittleren  Dosen  (täglieh  Tiermal  0,5  g 
AntifelMrin)  das  Verhältniss  der  gepaarten 
Schwefelsäure  aar  präformirten  steigt,  jedoeh 
selbst  bei  mehrti^pigem  Fortgebraach  nicht 
wesentlich  grösserwird, 

Cohn  und  Hepp  glauben  durch  die  ror- 
stehend  angegebenen  Versuche  nachgewiesen 
Bu  haben,  dass  das  Antifebrin  au  einem  Theile 
den  Organismus  unverändert  verläset,  eu  einem 
anderen  Theile  beim  Durchgang  durch  den 
Körper  gespalten  und  als  Anilinverbindung 
ausgeschieden  wird. 

CoJm  und  H^  haben  ferner  einige  dem 
Antifbbrin  (Acetanilid)  chemisch  ähnlich  zu- 
sammengesetate  Körper  auf  ihre  Temperatur 
herabsetsende  Wirkung  geprüft  und  gefunden, 
dass  dem  Antifebrin  in  der  Wirkung  das 
Benzanilid  am  nächsten  steht. 

Vom  Benzanilid  (CgHgNH .  C^HgCO)  sind 
etwa  doppelt  so  grosse  Dosen  nöthig  wie  von 
Antifebrin ,  um  denselben  Effect  zu  erzielen, 
beim  Nachlassen  der  Wirkung  steigt  jedoch 
die  Temperatur  etwas  langsamer  an. 

DasSalicyIanilid(C^HjNH.CeH4(0H). 
CO)  ist  in  Alkalien  leicht  löslich,  hat  aber 
nur  geringe  fieberwidrige  Elraft. 

Dasa-AcetonaphtylamidCCjoH^NH. 
CH3CO)  erwies  sich  in  Dosen  von  2,0  g  bei 
Kaninchen  ungiftig,  bei  fiebernden  Menschen 
war  eine  Herabsetzung  der  Temperatur  durch 
dasselbe  nicht  zu  bemerken. 

Acetotoluid  (CeH^CH^NH .  CHgCO), 
von  dem  sowohl  die  Ortho-  wie  die  Paraver- 
bindnng  versucht  wurden,  war  viel  schwächer 
wirksam  als  das  Acetanilid;  die  Orthoverbind- 
ung  wurde  zudem  schlecht  vertragen. 

Meth7lacctanilid(C^H5N(CHa).CH8* 
CO)  und  Aethylacetanilid  (CeHgNCCji- 
H^ .  CH5CO)  sind  für  den  Gebrauch  am  Men- 
schen verwerflich ;  schon  mittlere  Dosen  tödten 
E^inchen  schnell  unter  heftigen  Krämpfen. 

Letzterwähnte  Stoffe  wurden  in  das  Bereich 
der  Versuche  geaogen,  weil  die  Erfahrung 
gelehrt  hat,  dass  z.  B.  beim  Kai'rin,  Antipyrin 


und  Thallin  in  den  Alkylgmppen  eine  wesent- 
liche Ursache  ihrer  Wirkung  liegt. 

Oohn  und  Hepp  mfissen  nach  alledem  das 
Antifebrin  als  den  geeignetsten  Repräsentanten 
dieser  Gruppe  von  Fiebermitteln  halten,  da 
es  $ls  ein  sicheres  und  starkes,  von  unange- 
nehmen Nebenwirkungen  relativ  freies^  schon 
in  kleinen  Dosen  wirksames  Febrifugum  zu 
bezeichnen  ist  und  ausserdem  den  grossen 
Voraug  besitat,  billig  zu  sein,  so  dass  es  in 
der  Hospital-  und  Armenprazis  ganz  besondere 
Berückaichtiguttg  verdient. 

JMnear6  Wut  unter  einer  Reihe  von  Theer« 
farbstoffen  und  zu  deren  Darstellung  dienen* 
den  aromatischen  Verbindungen,  welche  er 
durch  Thierversuche  als  tödtlich  wirkend 
fand,  auch  Acetanilid  auf.  (Medic.  chir.  Rund- 
schau 1887,  8.  147.) 

Als  Formel  ffir  die  Anwendung  des  Anti- 
febrins  empfiehlt  Langgaard  (Therapeut. 
Monatshefte  1887,  8.  22)  für  Erwachsene: 

Antifebrini  2,0 

Saechari  albi 

Gummi  Arabici  ana  1,0 

Aquae  q.  s.  ut  fiant  pilulae  No.  20. 

Conspeq^  Tako. 

Signa:  3 — 6  Pillen  zu  nehmen. 
Als  sonstige  An^irendungsweisen  werden  an- 
gegeben: die  Darreichung  in  Oblaten,  als 
Schüttelmiztur  —  mit  Wasser  angerieben, 
was  wohl  richtiger  mit  Syrup  oder  Gnmmi- 
sehleim  geschieht — ,  als  wässerig-alkoholische 
Lösung,  in  Wein,  Cognac.  Auf  die  Eingangs 
beschriebene  Reaetion  des  Antifebrins,  sowie 
den  Nachweis  des  Antifebrins  in  dem  nach 
seinem  Gebrauch  gesammelten  Harn  zurück- 
kommend, bemerkt  der  Schreiber  dieser  Zeilen, 
dass  es  ihm  nicht  gelungen  ist,  aus  Antifebrin« 
ham  Antifebrin  zu  isoliren.  Antifebrin  lässt 
sich  aus  wässerigen  angesäuerten  oder  alka- 
lisch gemachten  Lösungen  mit  Aether  oder 
Chloroform  leicht  ausschütteln,  nach  dem 
Verdunsten  der  Aether-  oder  Chloroformlösung 
hinterbleibt  das  Antifebrin  in  schönen  Kiy- 
stalien.  Aus  Antifebrinham ,  der  durch  die 
Liebenswürdigkeit  der  Herren  Oberstabsarzt 
Dr.Stecher  und  Assistenzarzt  am  Stadtkranken- 
haus zu  Dresden  Dr.  Faust  zur  Verfügung 
gestellt  wurde,  gelang  es  weder  direct  noch 
nach  dem  Einengen  durch  Ausschütteln  mit 
Aether  oder  Chloroform  im  Bückstand  jener 
Lösungen  Antifebrin  nachzuweisen.  Die  Rück- 
stände bildeten  gelb  bis  braun  gefärbte  Massen , 
die  mit  Quecksilberoxydulnitrat  nach  Yvont 


178 


Angabe  geprüft,  keine  grüne  Färbung,  noch 
grüne  Lösung  mit  Alkohol  gaben,  selbst  nicht 
nachdem  der  braungefärbten  mit  Chloroform 
ausgeschüttelten  Masse  Antifebrin  zugesetzt 
und  durch  Lösen  des  Ganzen  in  Alkohol 
und  Verdampfen  des  Alkohols  einverleibt 
worden  war.  Die  von  Tvon  angegebene  Be- 
action  tritt  mit  Antifebrin  direct  sehr  prompt 
und  schön  ein  —  Ueberhitzen  ist  streng  zu 
vermeiden,  es  darf  nur  gelinde  erwärmt  werden 
—  und  nebenbei  ist  deutlich  ein  bittermandel- 
artiger  Geruch  zu  constatiren,  wovon  Yvon 
nichts  erwähnt.  Dass  aber  die  aus  Harn  ausge- 
schüttelten färbenden  Stoffe,  selbst  nach  dem 
Zusatz  von  Antifebrin  zu  denselben,  im  Stande 
sind,  die  auftretende  grüne  Färbung  völlig 
zu  verdecken,  ist  durch  Vorstehendes  erwiesen. 
Es  ist  dieses  besonders  in  Hinsicht  auf  den 
von  Yvon  gethanenen  Ausspruch  (s.  oben  und 
Journal  de  Pharm,  et  de  Chim.  1887,  23)  er- 
wähnenswerth. 

Eine  andere  bekannte  Reaction  (Joum.  de 
Pharm.  d'Alsace  Lorraine  1887,  43),  die 
sämmtlichen  Aniliden  zukommt,  nämlich  beim 
Kochen  mit  wässriger  oder  alkoholischer 
Kalilauge  gespalten  zu  werden,  worauf  sich 
aus  dem  Destillat  oder  durch  directes  Aus> 
schütteln  mit  Aether  oder  Chloroform  Anilin 
isoliren  lässt,  während  die  restirende  Flüssig- 
keit die  betreffende  Säure  enthält,  die  alsdann 
in  bekannter  Weise  nachgewiesen  werden 
kann,  Hess  bei  vorstehenden  Versuchen  mit 
Antifebrinham  auch  im  Stich. 

Verfasser  glaubte  diese  Mittheilungen 
schuldig  zu  sein,  um  vor  Irrthümem  zu 
warnen,  die  eventuell  aus  der  Anwendung 
der  von  Yvon  gegebenen  Beaction  mit  Anti- 
febrinhamen  entstehen  könnten,  ohne  in  der 
Lage  zu  sein ,  jetzt  etwas  Positives  über  den 
Nachweis,  beziehentlich  die  Gegenwart  des 
Antifebrins  in  derartigen  Untersuchungsob- 
jecten  angeben  zu  können ,  hofft  jedoch  in 
nächster  Zeit  weiter  hierüber  berichten  zu 
können. 

Dresden.  Ä,  Sdmeider. 


Schmelzpunkt  des  Magnesiums. 

Von  Victor  Meyer, 

Der  Schmelzpunkt  des  Magnesiums  wird 
in  den  Lehrbüchern  zu  ca.  500^  angegeben. 
Von  einem  Fabrikanten  dieses  Metalls  wurde 
ich  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  jene 
Angaben  mit  vielen  in  der  Fabrikation  ge- 


machten Beobachtungen  im  Widerspruche 
stehe,  und  ich  veranlasste  daher  Herrn 
Alexander  Meyer  zu  einer  neuen  Sehmels- 
pnnktbestimmung.  Dieselbe  ergab,  dass  Mag- 
nesium ,  gleichzeitig  mit  kleinen  Proben  von 
Bromnatrium  erhitzt,  noch  nicht  schmilzt, 
wenn  dieses  Salz  vollkommen  flüssig  ist,  und 
es  folgt  daher,  dass  der  Schmelzpunkt  des 
Magnesiums  über  700  ^  C  liegt  Erhitzt  man 
Magnesium  in  einer  Atmosphäre  von  reinem 
Wasserstoff  neben  reiner  wasserfreier  Soda  (in 
getrennten  Schiffchen)  auf  starke  Bothgluth, 
so  kann  man  sieh  Überzeugen,  dass  beide  an- 
nähernd gleich  schmelzen ;  es  gelang  einmal 
den  Schmelzversneh  in  dem  Augenblicke  zu 
unterbrechen,  als  die  Soda  zum  kleinen,  das 
Magnesium  zum  grösseren  Theile  geschmolzen 
war.  Da  Soda  bei  800  ^  schmilzt ,  so  liegt 
demnach  der  Schmelzpunkt  des  Magnesiums 
zwischen  700  und  800  0,  und  man  wird  kaum 
fehl  gehen,  wenn  man  ihn  als  sehr  nahe  unter 

800^  liegend  bezeichnet. 

Ber,  d,  D.  cTiem,  Oe$.  U,  4. 

Destillation   und  Beinigung    von 

Quecksilber. 

Von  Vieler  Meyer, 
Gewöhnlich  wird  angenommen,  dass  Queck- 
silber  sich  durch  blosse  Destillation    nicht 
völlig  reinigen  lasse.   Ich  selbst  habe  früher 
gefunden,  dass  eine  dreimalige  Destillation 
in  rohem  Quecksilber  noch  erhebliche  Ver- 
unreinigungen zurücklässt.   Es  entstand  da- 
her die  Frage,  ob  die  Dämpfe  des  Queckailbers 
die  fremden  Metalle  mit  überreissen,  fthnlich 
wie  es  bei  der  Destillation  mit  Wasserdampf 
geschieht,  oder  ob  die  Metalle  mechanisch  mit 
verspritzt  werden.  Um  diese  Frage  zu  prüfen, 
habe    ich   gemeinschaftlich    mit   Herrn    Dr. 
Daccomo  einige  Versuche  angestellt.   Qaeck- 
Silber   wurde  absichtlich   mit  einer   Anzahl 
Metalle  (gleichzeitig  mit  Blei,  Wismut,  Zinn, 
Natrium  und  Kupfer)  vermischt  und  daa  Ge- 
misch zunächst  aus  einer  porzellanenen ,  dann 
aus  einer  Glas-Retorte  wiederholt  destillirt. 
(So  lange  das  Metall  unrein  war,  wurden  die 
Glas-Retorten  jedesmal  zerstört ,  so  das«  An- 
fangs die   Destillation   aus   Porzellan ,    erst 
später  ausGlasgefassen  vorgenommen  wurde.) 
Hierbei  ergab  es  sich,  dass  nach  12  Destilla- 
tionen keine  Spur  eines  Rückstandes  in  der 
Glas-Retorte  blieb.     Das  nun  übergebende 
Quecksilber  enthielt  aber  auch  keine  fremden 
Metalle  mehr  beigemengt,  sondern  war  Tollig 


179 


rein*  Dies  wurde  darch  folgenden  Versuch 
bewiesen:  ca.  2  g  wurden  in  Salpetersäure 
gelöst,  die  Losung  im  gewogenen  Platintiegel 
verdampft  und  geglüht.  Das  Gewicht  des 
Tiegels  blieb  unverändert. 

Für  die  rasche,  vollkommene  Reinigung 
des  Quecksilbers  d&rfte  indessen  trotzdem  der 
bekannteWeg  der  Ueberföhmng  in  das  Oxydul- 
nitrat  und  dessen  Reinigung  durch  wieder- 
holtes Umkiystallisiren  vorzuaiehen  sein. 

Btr.  d.  X>.  chem,  Ges.  JI,  4* 


Der  EinfluBB  des  atmoBphärischen 

DniekwechselB  auf  den  Koch- 

ptinkt  der  Körper. 

Von  Georg  W.  A.  Kahlbanm. 

Mehrfach  im  Verlaufe  meiner  Arbeiten,  a.  B. 
bei  Anwendung  des  von  mir  angegebenen 
Thermor^gulators ,  der  nicht  vom  täglichen 
Wechsel  des  Ijnftdruckes  unabhängig,  schien 
es  von  Interesse,  mich  durch  das  Experiment 
von  dem  Einflüsse  eben  dieses  Wechsels  auf 
den  Kochpunkt  der  Körper  zu  belehren. 

Ausser  den  vom  Herrn  General  Broch  aus 
Herrn  MegnatM^  Messungen  berechneten: 
„Tempöratures  d'äbullition  de  Teau  pure** 
liegen  meines  Wissens  genauere  Bestimm- 
ungen für  regelmässige  Druckintervalle  nicht 
vor.  Ich  unternahm  es  deshalb,  mittelst  einer 
grossen  Menge  von  Einzelbestimmnngen ,  die 


ich  im  Verlaufe  von  vier  Monaten  fast  täglich 
anstellte,  für  einen  Aethyläther  vom  speo. 
Gew.  0,720  eine  solche  Reihe  au^EUstellen. 

Gekocht  wurde  in  einer  etwa  300  ccm 
fassigen  Platinblase  und  stets,  wenn  von  den 
angewendeten  150  ccm  deren  50  übergegangen 
waren ,  der  Kochpunkt  bestimmt.  Als  Baro- 
meter diente  ein  vorzügliches  Aneroid  von 
Naudet  in  Paris,  das  ebenso  wie  das  Thermo- 
meter mit  der  Lupe  abgelesen  wurde. 

Das  Experiment  lehrte. deutlich,  dass  die 
Siedecnrven  des  Wassers  und  des  Aethers 
innerhalb  der  Sohwankungsgrenzen  des  at- 
mosphärischen Luftdruckes  so  gut  wie  pa- 
rallel verlaufen.  Gilt  dies  für  einen  Kör- 
per, dessen  Kochpunkt  bei  760  mm  um 
-f  70  0  unter  demjenigen  des  Wassers  liegt, 
so  wird  die  Annahme  erlaubt  sein  müssen, 
dass  das  Gleiche  auch  für  Körper  vom  Koch- 
punkte bis  170  0  mit  dem  gleichen  Grade 
von  Genauigkeit  Geltung  haben  werde,  d.  h. 
innerhalb  der  Drucke  720  bis  780  mm  werden 
die  aus  der  Siedecurve  des  Wassers  zu  be- 
rechnenden Werthe  für  die  Verschiebung  des 
Kochpunktes  mit  einer  für  den  Chemiker 
durchaus  hinreichenden  Genauigkeit  auf  alle 
zwischen  +.30»  und  etwa  180 oQ.  kochen- 
den Körper  direct  übertragen  werden  können. 

Um  also  den  normalen  Kochpunkt  irgend 
eines  Körpers  bei  760  mm  anzugeben,  ist  den 
Beobachtungen  hinzuzufügen: 


bei  mm 

bei  «  C. 

bei  mm 

bei  o  C. 

bei  mm 

bei  <>  C. 

bei  mm 

bei  <>  C. 

720,5 

+  1.48 

730,5 

+  1,10 

740.5 

+  0,72 

750,5 

- 

h0,35 

721 

+  1,46 

731 

+  1.08 

741 

+  0,70 
+  0,69 

751 

- 

-0.33 

721,5 

+  1,44 

731,5 

+  1,06 

741.5 

751,5 

- 

-0,31 

722 

. 

hM2 

732 

+  1.04 

742 

+  0,67 

752 

- 

-0,29 

722.5 

- 

-1,41 

732,5 

. 

f-1,02 

742,5 

+  0,65 

752,5 

- 

-0,28 

723 

. 

-1,39 

733 

. 

-1,01 

743 

1-0,63 

753 

- 

-0,26 

728,5 

- 

-1.37 

733,5 

. 

-0,99 

743,5 

-0,61 

753,5 

- 

-0,24 

724 

. 

-1.35 

734 

. 

-0,97 

744 

-0,59 

754 

- 

-  0,22 

724,5 

- 

-1,33 

734,5 

- 

-0,95 

744,5 

-0,57 

754,5 

- 

1-0,20 

785 

-1,81 

735 

- 

-0,93 

745 

-0,56 

755 

+  0,18 

725,5 

- 

-1,29 

735,5 

- 

-0,91 

746,5 

-0,54 

755,5 

+  0.17 

726 

- 

-1,27 

736 

. 

-0,89 

746 

-0,52 

756 

+  0,15 

726,5 

- 

hl.25 

736,5 

- 

-0,87 

746,5 

-0,50 

756,5 

+  0,13 

727 

_ 

-1,23 

737 

. 

-0,85 

747 

-0,48 

757 

+  0,11 

727,5 

. 

-1,21 

737.5 

^ 

-0,84 

747,5 

-0,46 

757,5 

+  0,09 

728 

. 

-1,20 

738 

- 

-0,82 

748 

+  0,44 

758 

+  0,07 

728,5 

. 

-1,18 

738,5 

+  0,80 

748.5 

+  0,42 

758,5 

+  0,06 

729 

. 

-1,16 

739 

-  -  0,78 

749 

+  0.41 

759 

+  0,04 

729,5 

,. 

-1,14 

789,5 

+  0,76 

749,5 

+  0,39 

759.5 

+  0,02 

730 

*■ 

hl,12 

740 

- 

^0,74 

750 

hO,37 

760 

-1 

hO,00 

Für  die  Drucke  über  760  bis  780  mm 
dnr^m  ohne  Weiteres  die  entsprechenden 
Ewischen  740  und  760  mm  oben  gegebenen 


Werthe  abgezogen  werden ,  da  die  Di£Ferenz 
höchstens  0,01  <>  beträgt. 

Aus  der  oben  angeführten  Tabelle  berech- 


net  sich  die  VerBchiebnag  des  KoohpnDktes 
demoticfa  zwischen 
720—730  mm  =  4-  0,038  »  für  joden  i 
730—740    .    =  +0,037«    „ 
740—750    „    =  +0,0370    „ 
750—760    „    =  +0,037"    ,        „ 
760-770    „    =—0,0360    „ 

770—780    „ 0,036  0    , 

Dem  cntBpräche  etvra  fflr: 

0,10c.  =  2,69  mm. 
Ber.  d.  D.  lAtm.  Get.  18,  m. 

Oxalsäure    zur  qualitativen    und 

quantitativen  Trennung  der  He- 

taUe. 

C.  Lucko«  benntzt  die  EigeDtchaft  der 
OialsSnie ,  mit  einigen  Hetallea  «chwerlös- 
liche  NiedencblSge  zu  gebeo,  mit  ftnd«ni  da- 
gegen nicht,  znrTrenanng  einsalner  Qrnppen 
derselben. 

Eine  Abscfaeidnng  von  nnlÖBliohen  Oxa- 
laten findet  nicbt  at&tt  in  den  Lösungen  der 
nentnUen  Salse  der  Alkalimetalle  nnd  in  den 
Löinngeu  des  Chrom-,  Alumininm-,  Eiien», 
Mangan-,  Uian-  nnd  Zinnoz^da,  der  Chrom' 
■Bnre,  UangansBnre,  Antimona&nre  und  der 
Säuren  dei  Anen». 

Die  Metalle  der  5.  Gmppe  werden  sKmmt- 
lich  aui  ihren  Lösungen  abgeschieden.  Faat 
tmlösHch  sind  die  oialsanren  Salze  de«  Bleii, 
Wismuts,  Silbers,  Kupfers,  des  Quecksilbers, 
schwer  löslich  ist  das  Cadmiumsale. 

Alle  Metalle,  besonders  das  Kupfer,  sind 
ans  helssen  Lösungen,  womöglich  mit  kooben- 
der  OialsaurelÖBnng  zu  föUen.  Die  Ueber- 
fShrang  in  die  Oi^de  durch  Glühen  mnss 
mit  grossei  Vorsicht  geschehen. 

Unter  den  Metallen  der  lY.  Gruppe  f&llt 
die  Ozaisänre  das  Nickel-,  Kobalt-,  Mangan-, 
Eisen-  nnd  Uranoijdul,  sowie  das  Zinkoijd 
ans  nentialen  oder  schwach  sauren  Lösungen 
als  schwer  lösliche  Oxalate  nnd  es  lassen  sich 
also  Eisen  -,  Mangan  -  und  Uranoijdul  Ton 
ihren  Oijrden  durch  Oialsänre  trennen.  Die 
hier  angeführten  Eigenschaften  der  oxalaauren 
Salze  der  Metalle  benutzt  Xucifcoto  sowohl  zur 
qaalitaÜTen  als  auch  zur  quantitatirea  Tren- 
nung derselben;  die  Fällung  mnss  meistens 
in  conceutcirter  Lösung  geschehen,  der  Nieder- 
schlag nnd  das  Filter  wird  mit  -reidQnnter 
Ozalsäarelösnng  gewaseben,  datMifgetroeknet 
nnd  vorsichtig  geglSht.  —  0«  — 

ZeitKhr.  f.  mab/t.  Chtmie.  ISST,  I. 


Laval'8  Lactoorit,  Apparat  lor 
Bestimmung  des  Fettes  in  derHlloh. 

Den  verschiedenen  Methoden  zur  Hilcfa- 
fettbostimmnng  hat  Dr.  deLavol  in  Stoefcholm 
eine  neue  hinzugefügt,  welche  sich  besonders 
für  Molkereien  u.  s.  w.,  wo  zabbviche  Be- 
stimmungen nothwendig  sind,  eignen  soll. 
Der  Apparat  beruht  auf  dem  schon  früher 
von  fWAs  und  Fjord  ausgesprochenea  Ge- 
danken, das  Fett  auf  einer  kleinen  Centri- 
fuge  ansznschleudeTn.  Wir  geben  den  kleinen 
Apparat,  über  welchen  H.  F^)er  küralieh  in 
der  „80a.  of  Public  Analjst's"  berichtet  bat, 
in  nebenstehender  Abbildung  wieder.  Die 
Aafsohliessung  des  Fettes,  d.h. die  Abscheid- 
ung  der  Fetttröpfchen  geschieht  nicht  mit 
Kalilauge,  sondern  mit  concentrirter  Esaig- 

Dei  Apparat  besteht  ans  einer  runden 
Stahlscheibe  auf  einer  Spindel,  einer  sohfiroel- 


formigen  UmhüUang  und  ans  Probeivbren 
von  Messing  mit  Fiatin besch lag ,  in  denen 
eine  gradnirte  Glasröhre  sich  befindet.  Die 
Ansführung  geschieht  in  folgender  Weise. 

10  ccm  der  zn  prüfenden  Milch  werden  nebst 
lOcctn  concentrirter  BsrigsKme,  welche  noch 
5  Volum  pro  cente  ooncentrirte  Schwefttslare 
enthält,  in  ein  Beagenglas  gegeben,  diesea 
mit  einem  durchbohrten  Stepfen,  in  den  eine 
Glasröhre  eingesetzt  ist.  Das  Beagens^oa 
wird  nun  in  einem  Wassoriiad,  «elcbta  in 
praktischer  Weise  gleich  fQr  13  derartiga 
Oliser  eingerichtet  ueio  kann,   7  bis  ä  Mi- 


Daten  flrhitEt,  nach  welcher  Zeit  daa  Cuein 
Tollatindig  gelSat  tit  und  die  Flfiieigkeit  eine 
schwach  violette  Farbe  angenommen  bat. 
Die  nächste  Operation  itt  die  FuUnng  der 
Proberdhren.  Dieie  bestehen  aas  einem 
kleinen  Becher,  in  dea  «ehr  eng  ein  Bohr 
eingesetat  weiden  kann,  welches  die  graduirte 
OlaarShre  einhfilt.  Da  die  Pettkörperchen  in 
der  Milch  ein  grosses  Bettreben  haben,  sich 
ob^i  abanaetcen,  lo  mnu  das  Milcbgemisob 
Tor  dem  Einfüllen  in  den  Becher  gat  ninge- 
schSttelt  werden.  Hon  fdllt  den  Becher  ganz 
voll  nnd  setat  das  Rohr  so  ein ,  daas  es  noob 
einen  Tbeil  der  FlÜMigkeit  Tcrdräagt. 

Nachdem  die  Probeiöbrchen  in  dieser 
Weite  gefallt  eind,  weiden  «ie  in  die  Scheibe 
eingelegt.  WilL  man  nicht  mit  12  Röhren 
arbeiten,  so  vertheilt  man  die  geringere  An- 
■abt  in  der  Bohre  gleichmSisig.  Die  Scheibe, 
welche,  wie  gesagt,  12  Bohren  aninelimeD 
kann,  mass  vorher  in  Wasser  auf  60"  C.  er- 
wärmt werden.  Sind  die  Bohren  eingesetzt, 
■0  fBUt  man  die  Hdblang  mit  Wasser  und 
Tenetzt  die  Scheibe  in  Botation  (6000  in  der 
Uinute).  Nacbdem  der  Apparat  in  Ruhe  ge- 
kommen ift,  nimmt  man  die  Bohren  heraus 
nnd  liest  die  Menge  des  Fettes  in  der  gradu- 
irten  Röbie  ab;  die  Theilstriche  entsprechen 
Zehn  tel-Ge wich  tspiocenten  Milubfett. 

Die  erhaltenen  Besnltate  sollen  nkc\i  Faber 
sehr  gnte  sein  (Analyst.  1S87,  pag.  9),  doch 
dürfte  sich  der  Apparat  wohl  nnr  dort  em- 
pfehlen, wo  sehr  viele  Analjsen  m  gleicher 
Zeit  RaagefShrt  werden  sollen.  Wir  haben 
den  Apparat  hier  trotsdem  ausführlich  be- 
schriebt), weil  er  vielleioht  Anregung  zn  ein- 
scheren Constmctionen,  die  auch  im  Kleinen 
anwendbar  sind,  geben  kann.  _  ot — 


Sicberheits-VeTBohlutB  fOr 
Narcotica. 

In  England  hat  man  den  in  beifolgender 
Zeichnung  Terausohan lichten  Flaschen  -Ver' 
schlust  erfanden  nnd  empfohlen.  Derselbe 
bezweckt  die  Unmöglichmachung  TcrhSng- 
nissTolleiVeTwechseinDgeD  von  Standgefilssen 
nnachuldiger  nnd  solcher  drastischer  Hedica- 
mente,  wie  etwa  zwischen  Chinin  nnd  Mor- 


phium, Bismnth.  nitric,  nnd  Calomel,  Tinet. 
Opii  und  Tinct.  Bhei,  Ein  derartiger  Sicher- 
beits- Verschluss  besteht  aus  einer  Complica- 
tion  TOn  MctallbKndern ,  nach  deren  Lösung 
es  eist  möglich  ist,  den  Stöpsel  zu  entfernen. 
DieHandbabung  geht  wohl  ans  der  Zeichnung 
selbst  hervor.  Ob  durch  eine  solche  Vorrichtung 
der  Zweck  besser  oder  leichter  erreicht  wird, 
als  die  mancherlei  anderweit  vorgeschlagenen 
Sicherbeita  Vorrichtungen,  bleibt  fraglich. 


Sfiscellen. 


Schleif-  und  PolirmitteL 

Da*  anerkannt  beste  Polirmittel  ist  das 
sogenannte  Pariser  Roth;  dasselbe  kommt  in 
vieles  Farben nfiancen ,  von  Ziegelroth  bis 
Chocoladen braun,  im  Handel  vor.  Die  Farbe 
giebt  über  die  GBte  nnd  Reinheit  des  Mate- 
rialea  wenig  Anfsohlnss ,  doch  kann  sie  als 
Haaasatab  für  die  Htlrte  des  betreffenden  Po- 
lirpnlvors  angesehen  werden.  Je  dank  1er 
dasselbe  ist,  desto  intensivere  Härte  besitzt 
e«;  das  rothe  oder  röthliche  Pulver  ist  stets 
sehr  weich,  weshalb   man  ersteres  zumeist 


zur  Behandnng  von  Stahl  nnd  letzteres  für 
weichere  Hetallsorten  verwendet.  Das  Pariser 
Both  besteht  der  Hauptsache  nach  ans  Bisen- 
oxyd oderEisenoiydoijdui.  Zu  seiner  PrSparir- 
nng  wird  dieE  igen  Schaft  der  meisten  Eisensalze 
benutzt,  in  der  Glühhitze  Eisenoxid  nnszu- 
scheiden.  Gewöhnlich  wird  zu  diesem  Bebufe 
käaflicher  Eisenvitriol  bei  massiger  Wärme 
so  lange  erhitzt,  bis  derselbe  zu  einem  weissen 
Pulver  zerfällt,  worauf  dann  letzteres  in  einem 
Tiegel  geglüht  wird,  hie  keine  Dämpfe  mehr 
entweichen  und  der  Rückstand  als  zartes, 
rothei  Pulver  verbleibt.    Je  höher  die  Tem- 


182 


peratur  bekn  GlGlien  war,  atn'se  tiefer  er- 
scheint die  Farbe  des  Eisenoxydes.   Will  man 
besonders  reines  Pariser  Hoth  präpariren,  so 
empfieblt  es  sich,  das  rückständige  Pulver 
wiederholt    mit    schwacher  Sodalösung    zu 
kochen  und  mehrere  Mal  auszuwaschen.  Hier- 
bei werden  alle  eventuell  dem  Eisenozjd  noch 
anhaftenden   Unreinigkeiten    ausgeschieden. 
Zur  Erzeugung  von  Pariser  Roth  für  gans 
specieil  spiegelblank  zu  polirende  Gegenstände 
dient   nachstehendes  Verfahren :    Man    löst 
käuflichen  Eisenvitriol  in  Wasser  auf;  ebenso 
löst   man    eine   gleiche   Menge  Eleesalz    in 
Wasser,  filtrirt  beide  Lösungen,  mischt  die- 
selben  und  erwärmt  bis  auf  60^;   der  sich 
bildende  gelbe  Niederschlag,  welcher  wegen 
seiner  Schwere  sich  anstandslos  absetzt,  wird 
ausgewaschen,  getrocknet  und  wie  vorhin  ge- 
glüht. Auf  diese  Weise  erhält  man  ein  äusserst 
zartes y  tiefrothes  Pulver,  welches,  wenn  es 
vorsichtig  präparirt  wurde,  keinerlei  Schlemm- 
procesB  zu  unterziehen  ist,  sondern  sofort  zum 
Poliren  benutzt  werden  kann.    Mit  solchem 
Präparate  werden  zumeist   die  für  optische 
Zwecke  dienenden  Gläser  und  Linsen,  welche 
feinstens  geschliffen  sein  müssen,  behandelt. 
'Phosphorsaurer    oder   kohlensaurer   Kalk 
wird  nicht  selten  auch  zum  Poliren  benutzt; 
derselbe  wird  meistens  durch  Ausglühen  von 
Knochen  in  einem  offenen,  möglichst  flachen 
Tiegel   hergestellt;   hierbei   verbrennen   die 
organischen  Substanzen  der  Knochen,  während 
die  mineralischen  Bestandtheile  derselben  als 
feines  Pulver  zurückbleiben.    Waschen  und 
Schlemmen  dieses  Pulvers  ist  vor  dessen  Be- 
nutzung   immer    nothwendig,    insbesondere 
wenn  es  sich    um  schöne  Polirung  handelt. 
Zinnsalz,    welches    mit   Oxalsäurezusatz    in 
Wasser  gelöst  und  erwärmt  wird,  giebt  einen 
pulverigen  Bückstand,  welcher,  geglüht  und 
ausgewaschen,  auch  vorzügliche  Dienste  beim 
Poliren  von  Metallen  leistet.    Auch  der  ge- 
wöhnliche Lampenruss    ist   als    Polirmittel 
verwendbar.  Der  als  Handelsartikel  bekannte 
Tripel,  der  Hauptsache  nach  fein  pulverisirter 
und   geschlemmter  Bimsstein,  soll  nur  für 
gröbere  Polirungen  verwendet  werden ,  da  er 
zumeist  Verunreinigungen  enthält  und  leicht 
Risse   und  Rillen  in  der  zu  bearbeitenden 
Metallfläche  hervorbringt.    Wiener  Kalk  ist 
als  Polirmittel  geradezu  verwerflich,  da  er 
fast  immer  krjstallinische  Sandtheilchen  ent- 


hält, die  mittinter  durch  A&rei äsender Fiäehc 
die  ganze  mühevoll  erlangte  Polirung  zer- 
stören; wird  er  verwendet,  so  bewahre  man 
ihn  stets  in  wohl  verschlossener  Flasche  und 
reibe  ihn  unmittelbar  vor  dem  Gebrauche 
Stückchen  weise  mit  Oel  und  Spiritus  an. 

Chem,  Gentr.'Bl.  1887,  12. 

Eilnstlicher  Pfefbr. 

Vor  einigen  Tagen  mit  der  Untersuchung 
mehrerer  confiscirter  Pfefferproben  beschäftigt, 
kam  ich  einer  eigenthümlichen  Verfälschung 
auf  die  Spur,  die  heute  bereits  eine  grosse 
Verbreitung  gefunden  haben  dürfte.  Es  ist 
dies  künstlich  hergestellter  Pfeffer  von  der 
Form  einer  gerippten  Pille  und  besteht,  wie 
die  Untersuchung  ergab,  aus  Mehl  (Teig), 
welches  mit  Paprikapulver  gemischt  ist*). 
Dieser  in  Budapest  fabrikmässig  erzeugte 
Kunstpfeffer  quillt  im  warmen  Wasser  auf 
und  giebt  deutliche  Stärkereaction. 

Unter  dem  Mikroskope  sind  Stärkekörber 
und  die  rothen  Zellen  von  Paprika  zu  sehen. 

Nach  einem  mir  vorliegenden  Preiscouraate 
vom  März  d.  J.  der  Firma  Job.  W.  Na d  1er 
&  Comp,  in  Budapest,  welche  die  Händler 
auf  diese  Imitation  von  ^  echtem  Singapor* 
pfeffer*  auftnerksam  macht,  mit  der  Bemerk- 
ung, dass  derselbe,  aus  Pfeffereztract  erzengt, 
ohne  wesentlichen  Nachtheil  der  Qualität  mit 
dem  Singaporpfeffer  gemischt  werden  kann, 
kostet  der  Kunstpfeffer  65  fl.  per  1 00  kg  gegen 
150fl.  für  echten  Singaporpfeffer, 

Sämmtliche  untersuchte  Proben  waren  bis 
zu  70pCt.  mit  diesem  Falsificate  gemischt. 
Ne%ii,mann  Wender ,  Mag.  pharm. 

Czernowitz,  den  2.  März  1^7. 

Zeitschr.  d.  aüg.  österr.  Apoth,'V.,  25,  9, 


*)Nach  einer  vom  Herrn  Prof.  Dr.  T.  E.  Ha- 
nausek  durchgeführten  Untersuchung  besteht 
das  Eunstproduct  aus  Weizenmehl,  ist  höchst 
wahrscheinlich  mit  einem  weingeistigen  Extract 
von  echtem  Pfeffer  getränkt  und  mit  einer 
schwarzen  Farbe  (Kassfarhe)  gefärbt,  Paprika- 
pulver ist  darin  nicht  vorhanden. 

Die  Coagulation  des  Blutes  zq 
verhindern. 

Freund  hat  gefunden,  dass  eine  dannc 
Schicht  eines  fetten  Oeles  das  daninter  be- 
findliche Blut  vor  dem  Coagnliren  schfitsL 
Archiv  de  Pharm.  1886,  525.       s. 


Yorl«ter  und  tvMtotworUtalMr  BMUetMr  J>t,  JL  Qelstlsr  in  Drwdea. 

Im  BaebkAnddl  dorcb  JalinaSprlnfer,  Berlin  K,  Monb^onplats  8. 

Dmek  der  KOnlfl.  Bofbachdmcker«!  von,  0.  0.  Melnhold  &  SOnne  in  Draiden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenBchaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Herausgegeben  Yon 

Dr«  Hermann  Hager  und  Dn  Ewald  Geissler. 

Enekeuft  laden  DonDerttag.  —  Abonnementspreis  durob  die  Post  oder  den  BDchbandel 

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Wiederholungen  Babatt. 

Avfragctt,  A'VfMge,  Manaseripte  ete.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pülnitser  Strasse  5B  adressiren. 


M 15. 


Berlin,  den  14,  April  1887. 


Neue  Folge 
Till.  Jahrgang. 


Der  ganzen  folge  XXVIII.  Jahrgang. 


labftlt;  t'amele  aa«  nanasele:  Mlttbeilnngen  ans  dem  f harmfteeatlaeben  Laboratorlnm  der  tsohalaclren  Hoch- 
tehale  in  Braonaehwels:  35«  Bin  Beitrag  svr  Beetlmtnanff  dee  Morphine  im  Opium.  — >  Ueber  Erkennen  andNaoh- 
weienng  dee  Kelinms  mittelst  Natrium -Wifmutthloeulfet.  —  Eine  Horplilnreaotlon.  —  Aus  dem  Beriebt  ¥00 
SAhttIa«!  ft  Oe.  in  I^ipsig.  April  1867.  —  Einwirkung  mehratomlfer  Alkohole  «uf  Misebnngen  reo  BoralMm 
a»d  II«trlWBble«rb«eatl9aangen.  —  Zum  Kachwela  ron  Salicyls&ure.  —  Nene  Reaction  der  Hyposulflte.  — 

Ttnctnra  Stropbanti.  —  Nene  Heber.  —  Aaselfea« 

■         L^^^JteBBgggg IJ ii-     --      -  -  i -■      ■  3gg 

Clieiiiie  I1II4  Pbarmacie. 


mtüieflongen  aus  dem  pharma- 

ceutisehen  Laboratoriuia  der 
tedmiadieii  Hochschule  in  Braun«» 

schweig. 

Von  H.  Beckurta. 

3&.  Ein  Beitrag  nr  Bestimmung  des 
Morphins  Im  Opiam. 

Kadi  Versuchen  von  A,  Schraut  und  K  Beckurts. 
(Schlttss  aus  Toriger  Kummer.) 

4.  IXe  Vrfifti&gtniethode  unter  Aawendang 

Ton  Kalkfaydrat 

Schon  bevor  die  Methoden  DietericJis 
und  Sehlickum's  bekannt  geworden  waren, 
hatte  ich  mein  Augenmerk  auf  diese 
Methode  gerichtet.  In  der  Annahme, 
dass  dieselbe  geei^et  sei,  am  sichersten 
den  Gehalt  an  A&rphin  zu  bestimmen, 
wurde  ich  dadurch  bestärkt,  dass  eine 
Modification  der  Ealkmethode  nach  mir 
gewordener  Mittheilung  in  der  Praxis 
(Morphiumfabrik)  mit  Erfolg  benutzt 
wird. 

Die  {[alkmethode  beruht  auf  der  von 
Sobinet  (nach  Hager  von  Thiboumery) 


beobachteten  Löslichkeit  der  Verbindung 
des  Kalkes  mit  Morphin,  des  Morphin- 
kalkes, in  Wasser  und  der  Zersetzung 
desselben  durch  Chlorammonium,  wie 
uns  Mohr  zuerst  gelehrt  hat,  in  Ohlor- 
calcium,  Ammoniak  nnd  Morphin,  waches 
sich  vollständig  ausscheidet.  Bei  der 
Behandlung  des  Opiums  mit  Kalkmilch 
geht  nur  das  Morphin  nnd  dieses  rasch 
in .  Verbindung  mit  Kalk  in  Lösung, 
während  alles  Narkotin  ungelöst  bleibt. 
Die  Fällung  des  Morphin  aus  seiner 
Kalkverbindung  durch  Chlorammonium 
ist  eine  vollständige ;  die  von  dem  Nieder- 
schlage abfiltrirte  Flüssigkeit  enthält  kein 
Morphin  oder  doch  keine  nennensw^then 
Mengen  desselben  mehr.  Einen  warmen 
Vertreter  hat  das  Princip  dieser  Methode 
in  H.  Hager  gefunden,  welcher  im 
Oommentar  zur  zweiten  Auflage  4er 
Pharmacopoea  Germanica  eine  genaue 
Vorschrift  zur  Ausftlhrung  derselben  an- 

?;iebt.    Neuere  Vorschriften  für  die  Aus- 
Ührung  der  „Kalkmethode"  geben  auch 
Fortes  und  Langioü^),  eowie  die  Phar- 


•)  Rupert,  de  Pharm.    1882.    100. 


184 


makopöe  der  Vereinigten  Staaten 
(1882).  Man  macht  ihr  den  Vorwurf, 
dass  das  abgeschiedene  Morphin  nicht 
rein,  stark  durch  ,Ga1ciummekonat 
und  braune  harzige  Stoflfe  verunreinigt 
sei,  so  dass  Hager  sogar  in  der  yon  ihm 
beliebten  Ausiiührung  dieser  Methode 
10  pCt.  vom  Gewicht  des  Morphins  in 
Abzug  bringen  lässt 

Trotzdem  diese  letzteren  Angaben  nicht 
sehr  errauthigend  flir  die  Wieder -Auf- 
nahme der  Ealkmethode  waren,  so  war 
die  nicht  bestrittene  vollständige  Ab- 
scheidung eines  von  Narkotin  freien 
Morphins  und  die  vorauszusehende  gleich- 
massige  Brauchbarkeit  der  Methode  für 
alle  Opiumsorten  verlockend  genug,  nach 
einer  Modificotion  zu  suchen,  die  alle 
Vorzüge  der  Methode,  aber  nicht  ihre 
Nachtheile  hat.  Die  folgende  Vorschrift, 
welche  sich  sehr  an  die  der  Pharma- 
kopoe der  Vereinigten  Staaten  anlehnt, 
schien  mir  eine  geeignete  zu  sein: 

8  g  Opium  werden  mit  77  ccm 
Wasser  in  einer  verschlossenen  Flasche 
eine  halbe  Stunde  auf  dem  Wasserbade 
digerirt,  nach  dem  Erkalten  3  g  frisch 
gelöschter  Kalk  (aus  Marmor)  hinzu- 
gefügt und  nach  Verlauf  einer  Stunde, 
innerhalb  welcher  öfter  umgeschüttelt 
wird,  mit  Hilfe  einer  Saugvorrichtnng 
51,5  ccm>o)  (entsprechend  5  g  Opium) 
in  ein  weithalsiges  Stöpselglas  abfiltrirt 
Diese  Lösung  wird  mit  30  ccm  einer 
Mischung  von    1  Volum  Alkohol  und 

5  Volumen  Aether,  welche  über  Morphin 
gesättigt  ist,  überschichtet,  darauf  mit 

6  ccm  einer  bei  Zimmertemperatur  ge- 
sättigten wässrigen  Ghlorammonium- 
lösung  versetzt  und  kräftig  umgeschüttelt. 
Nach  Verlauf  von  6  bis  o  Stunden  giesst 
man  zunächst  den  Aeäier- Alkohol  vor- 
sichtig durch  ein  mit  Aether  benetztes 
Filter,  schüttelt  die  Mischung  nochmals 
mit  10  ccm  Aether -Alkohol,  giesst  nach 
dem  Absetzen  den  Aether  wiederum 
durch  das  Filter  ab,  wartet  bis  die  äthe- 
rische Flüssigkeit  abgelaufen  ist,  und 
brinfft  schliesslich  das  sämmtliche  aus- 

•  geschiedene  Morphin  sorgfältig  auf  das 

'®)  Oder  soviel  als  5  e  Opinm  entspricht, 
wenn  das  Opinm  weniger  us  m  pCt.  seines  Ge- 
wichtes an  Wasser  abgieht. 


Filter.    Nachdem  dieses  geschehen  und 
die  Flüssigkeit  vollkommen  abgelaufen 
ist,   wäscht   man  den  Filterinhalt  mit 
6  ccm  einer  über  Morphium  gesättigten 
Mischung  gleicherTheileAether-Alkohol 
und  Wasser  und  trocknet  Filter  samrat 
Inhalt    bei    100  o   eine   Stunde.     Man 
wägt  sodann  das  von  dem  Filter  durch 
Abklopfen  und  Abreiben  sorgfältig  ent- 
fernte Morphin  auf  einem  tarirten  Uhr- 
schälchen.    Das  Gewicht  des  Morphins 
mit  20  multiplicirt  ergiebt  den  Procent- 
gehalt des  Opiums  an  Morphin.     Bei 
Ausarbeitung    dieser,    wie    auch    der 
meisten   anderen   bekannten  Methoden 
ist  angenommen,  dass  Opium  60  pOt. 
seines   Gewichtes    an  Wasser   abgiebt: 
In  zweifelhaften  Fällen  wird  es  sich 
empfehlen,  durch  einen  besonderen  Ver- 
such zu  ermitteln,  wie  viel  das  Wasser 
aus    der    zu    prüfenden  Waare   wegzu- 
führen vermag.    (Flückiger.) 

Eine  Certification  des  nach  dieser 
Methode  gewonnenen  Morphins  ist  nicht 
erforderlich.  Dasselbe  ist  klein  krystalli- 
nisch,  grau  gef&rbt,  frei  von  Narkotin, 
enthält  aber  Galciummekonat,  jedoch  nur 
wenig,  falls  nicht  mit  dem  AbfiUriren 
des  Morphins  länger  als  12  Stunden  ge- 
wartet wurde,  um  die  Abscheidung  von 
Galciummekonat  zu  verhindern,  liegt  es 
nahe,  den  Galciummorphinat  enthaltenden 
Opiumauszug  mit  der  Hälfte  seines 
Volumens  Weingeist  zu  versetzen,  von 
dem  ausgeschiedenen  Galciumniekonat 
abzufiltriren,  das  Filtrat  bis  zur  Yer- 
jagung  des  Weingeists  einzudunsien  und! 
nach  dem  Filtriren  mit  Ghlorammonium^j 
Alkohol  und  Aether  zu  zersetzen.  Dt 
jetzt  abgeschiedene  Morphin  ist  zws 
frei  von  Galciummekonat,  aber  vi( 
weniger  an  Gewicht,  da  das  Eindanstet 
der  alkalischen  Flüssigkeit  nicht  ohnj 
Verlust  an  Alkaloid  möglich  ist.  Dij 
Gewinnung  von  51,5  ccm  Filtrat  bereite 
keine  Schwierigkeit,  wenn  man  si« 
einer  Saugvorrichtung  bedient,  und  di| 
Opium- Ealkmischung  zunächst  sich  al 
setzen  lässt,  und  sie  dann  auf  ein  eb< 
gerade  hinreichend  ^osses  Filter  brin^ 
Die  später  ausgescniedenen  Morphii 
krystalle  lassen  sich  bequem  anf  d^ 
Filter  bringen,  festes  Ansetzen  46r  K] 
stalle  an  die  Gefässwandungen  findet  nie] 


185 


statt  Der  Zusatz  von  Aeiher,  ureleher 
mit  Vs  seines  Volumens  Alkohol  ver- 
mischt ist,  hat  auf  die  gleichmässige  Ab- 
scheidung des  Morphins  keinen  Einfluss, 
scheinbar  auch  nicht  auf  die  Menge 
desselben,  ist  aber  von  günstigem  Ein- 
fiuss  auf  die  Beinheit  des  sich  abschei- 
denden Morphins. 

Nach    der  oben  genau  beschriebenen 
Modification   des  Kalkverfahrens   wurde 


gefunden : 


Im  Opium  I 


( 


12,2  pCt.  Morphin. 
12,3 


Im  Opiam  II 


I  12,22 

14,82 

14,92 

14,82 

14.62 

14,58 

14,6 

14,68 


•» 


J» 


»1 


*» 


11 


11 


n 


17 


Im  Opinm  III  j  }}'^g 
Im  Opium  IV  j  }gj 


1» 


11 


19 


11 


*1 


11 


1» 


Die  in  dem  Opium  I  und  II  nach 
DieierieK's  Methode  ausgeführten  Be- 
slimmimgen  zeigen  mit  den  nach  der 
Kalkmethode  erhaltenen  Zahlen  grosse 
L^ebereinstimmung. 

Es  enthielten  nach: 

Z)i€^mi?Ä's Verfahren;  dem  Kalkverfahren 

Opium  L 

pCl  Morphin.  pCt.  Morphin. 


11,96 

12,2 

12,11 

12,3 

12,1 

12,22 

12,26 

13,22 

Opium  n. 

14,7 

14,82 

14,^1 

14,92 

14,95 

.   14,82 

14.925 

14,58 

14,98 

14,6 

14,34 

14,68 

Wie  weitere  Versuche  lehrten,  ist  auch 
der  GehaU  an.  Calciummekonat  in  dem 
fiaeh  dem  oben  -  beschriebenen  Kalk- 
Terfahren  abgescbiedenenMorphinein  sehr 
|eringer,  wenn  reiner  gebif  annter  Kalk,  aus 
narmor  hergestellt^  benntzt  wurde. 


0,54  g  ded  aus  5  g  Opium  afoges^hiedellBn 
Morphins  hinterliessen  beim  Qlüheili 
0,003  CaCOa. 

0,574  g  des  aus  5  g  Opium  abge^obie-T 
denen  Morphins  hinterliessen  beimQlähea^ 
0,0031  GaOOg. 

Auf  Calciummekonat  (G7H20.,Ga+H)ü): 
berechnet,  entsprechen  diese  Mengen 
Calciumcarbonat  0,0197  und  0,0?03:  g, 
wodurch  sich  die  Menge  des  wirklich 
vorhandenen  Morphiums  auf  0,5203  und 
0,5587  reducirt.    Auf  Procente  berechnet 

Morphin +Calcian]roekonat         Beines  Morphin 

10,8  10,406 

11,48  11,074 

Bei  Verwendung  einer  aus  gewöhn- 
lichem Kalkstein  hergestellten  Kalkmilch 
ist  allerdings  das  Morphin  reicher  an  aus 
Kalk  und  Magnesia  bestehenden  Mineral- 
bestandtheilen : 

Morphin 

0,734  hinterliessen  beim  Glflhen  0,0}4 

0,741  „  „  „  0,014 

0,589  „  „  „  0,007 

Für  diese  grössere  Menge  dürfte  aber 
wohl  nicht  eine  entsprechende  Quantität 
Calciummekonat  in  Rechnung  gesetzt 
werden.  Immer  ist  die  von  mir  vor- 
geschriebene Verwendung  eines  reinen, 
aus  Marmor  gewonnenen  Aetzkalks  rath- 
sani. 

In  Kalkwasser  löst  sich  das  nach 
dieser  Methode  abgeschiedene  Morphin 
nicht  vollkommen  klar  auf.  Jedoch  ist 
der  Einwaitd,  dass  durch  Kalkhyd/at 
gleichzeitig  mit  dem  Morphium  in  Lös- 
ung übergeführte  und  ebenfalls  durch 
Chlorammonium  abgeschiedene  harzartige 
Substanzen  das  Gewicht  des  abgeschie- 
denen Morphins  in  nennenswerthem 
Grade  beeinträchtigten,  nicht  berechtigt. 

Will  man  jedoch  die  Menge  des  in 
dem  abgeschiedenen  Morphium  enthal- 
tenen reinen  Alkaloids  erfahren,  so  ger 
lingt  dieses  in  einfacher  Weise  durch' 
Titration  der  filtrirten  weingeistigen  tös- 
ung  des  abgeschiedenen  Morphins  mit 
Vio  Normal  -  Salzsäure  unter  Benutzung 
von  Cochenille  als  Ii^dicator.  Man  über- 
sättigt die  Lösung  mit  Vio.N.- Salzsäure 
und  titrirt  mit  Vioo  N.- Natron  zurück. 
1  ccm  VtQ  Normal- Salzsäure  entspricht 
0,0303  Morphin,  ,    ■  [■     ,'  '    : 


186 


Versttohe  Mit  reinem  Morphin  lehrten, 
dftSB  di^  Bdbtimmang  genau  ausföllt 

Man  kann  das  gesammelte  noch  feuchte 
M0)t)hüi  direct  auf  dem  Filter  mit  sie- 
d^&aem  Weingeist  ausziehen,  das  Filtrat 
mit  einem  gemessenen  Volumen  Vio  N.- 
Sates&ure  versetzen  und  den  Ueberschuss 
an  letzterer  tioit  Vioo  N.-Natron  zurüek- 
titrirett. 

1.  0,6405  g    des    unreinen   Morphins 

Wurden  in  siedendem  Weingeist 
gelöst,  die  filtrirte  Lösung  mit 
80  ccm  Vio  N.- Salzsäure  versetzt 
und  mit  Wasser  auf  150  ccm  ver- 
dünht  Je  50  ccm  derselben  ver- 
brauchten zur  Neutralisation  im 
Mittel  30,5  Vioo  N.- Natron.  Es 
sind  mitbin  vom  Morphin  verbraucht 
10  —  3,05  =  6,95  Viq  N.-Salzsäure 
=  0,210585  g  Morpmn,  welche  in 
50  ccm  enthalten  sind.  150  ccm 
enthalten  also  0,631755  g  Morphin. 

2.  0,254  g  des  unreinen  Morphins,  in 

ganz  gleicher  Weise  behandelt,  ver- 
braucaten  8,2  ccm  Vio  N.-Salzsaure 
=  0,2486  g  Morphin. 

Z.*)  0,2735  g  eines  unreinen  Morphins, 
in  gleicher  Weise  behandelt,  ver* 
brauchten  8,3  ccm  Vio  N.-Salzsäure 
»  0,25149  g  Morphin. 

4.  0,4405  ^  eines  unreinen  Morphins, 

in  gleicher  Weise  behandelt,  ver- 
bitiuehten  14,1  ccm  Vio  N.-Salzsäure 
«  0,427  g  Morphium. 

5.  0,4845  g  eines  unreinen  Morphins, 

in  gleicher  Weise  behandelt,  ver- 
brauchten 14,1  ccm  Vio  N.-Salzsäure 
=  0,427  g  Morphium. 

8.  0,6130  g  unreines  Morphin  ver- 
brauchten unter  denselben  Beding- 
ung:en  19,8  ccm  Vio  N.-Salzsäure 
Entsprechend  0,59994  g  Morphin. 

Diese  Versuche  ergeben,  dass  das  nach 
der  Ealkmetbode  abgeschiedene  M  orphium 
an  reinem  Alkaloid  enthielt: 

i.  2.  3. 

98,6  plGt.    98,0  pOt    92,06  pCt. 

4.  6.  6. 

»8,8  pOt.    98,8  pOt.    97,8  pCt. 


*)  XHe  AbscbeidnDg  dieses  Morphins  hatte 
Uager  als  12  Stunden  gewfthtt 


Die  Titration  des  Morphins  bietet  noch 
den  y ortheil,  bei  der  Bestimmung  ded 
Morphiums  im  Opium  nur  eine  Wägung, 
nämlich  die  des  Opiums,  ausfuhren  zu 
müssen. 

Auch  die  Bestimmung  des  Morphiums 
im  Opiumextract  und  in  der  Opiumtinctur 
ist  mittelst  der  Ealkmethode  bequem  zu 
bewerkstelligen.  Nach  den  am  Schlüsse 
dieser  Abhandlung  gegebenen  Vor- 
schriften wurden  z.  B.  die  folgenden 
Mengen  Morphin  gefunden: 

Im  Opiumextract 

gewogen       titrirt 

1.  22,02  pOt.    21,35  pCt. 

2.  21,73     „       21,35     „ 

In  der  Opiumtinctur 

1.  1,016  0,9944 

2.  1,099  1,0056 

Die  üebereinstimmung  der  durch  Titra- 
tion ermittelten  Morphin  -  Mengen  Mt 
vortheilhaft  auf. 

Diese  Methode  der  Morphinbeetknmung 
bietet  den  Vortheil,  das  Morphin  in 
reinem  Zustande  auf  einem  einfachen 
Wege,  nur  mit  Hilfe  einer  WiiguDg, 
nahezu  voUkommra  und  jedenfalls  quan- 
titativ gleichmässig  aus  dem  Opium  und 
den  Opiumpräparaten  zu  isoliren.  6ie 
besitzt  Tor  dem  DtrfencÄ'schen  Verfahren, 
dem  sie  ja  an  Einfachheit  nachsteht,  Aen 
Vorzug,  für  alle  Opiumsorten  gleichmässig 
anwendbar  zu  sein. 

In  dem  Folgenden  sind  neue  Vor- 
schriften zur  Bestimmung  des  Gehaltes 
des  Opiums,  des  Opiumeztractes  und  der 
Opiumtinctur  an  Morphin  formulirt,  wel- 
ches natürlich  ebenso  gut  in  der  einen 
oder  anderen  Form  hätte  geschehen 
können. 

VntersQchnng  des  Opititts. 

8  g  Opium  werden  mit  77  ccm  Wasser 
eine  halbe  Stunde  in  einer  verschlossenen 
Flasche  auf  dem  Wasserbade  digerirt, 
nach  dem  Erkalten  8  g  frisch  gelöschter 
Ealk  (aus  Marmor)  fainzugef&gt  und  imch 
Verlauf  einer  Stunde,  innerhalb  welcher 
öfter  umgeschfittelt  wird,  mit  Hilfe  einer 
^tigvorrichtung  51,6  eem  (entspfedheiid 
5  ^  Opium)  in  ein  w^üQialsiges  Stöpsel- 
glas aMiltrirt.    Diese  Lösuiig  ward  mit 


1 


30 ccm  einer  Misctissf  \-  n  1  Vvl.  Ait  L«  1   dtrs  i:ef.:r.it'-tr.  M.r: h  r>  »%:  -V»  f::Vj.r: 


und  5  ToL  A«-üi«r.  wrlrhe  It-^rr  H^rj  L:2 
gesauigt  kt.  tber^L:jL:e(.  d^r^zi  c::: 
6  eem  eiaer  i^i  Ziaimerseiiip««rrÄ:ur  g^ 
sHtigtoi  wie&aigeji  Cklormmici  niun:- 
lösoiig  Tersetzt  ciui  krifiig  iin:^e>c!.u;;rl*u 
Xa^h  Verlwif  Toa  6  bis  S  Siuaden  g!*>>i 
m&n  znnichs:;  den  Aeiher-Alkohul  vor- 
^iebüg  dureh  ein  mit  AeiLer  bene'z'.r-s 
Fiker«  seböueli  die  lÜM-Lung  n<.n:bmä!> 
mit  10  ecm  Aether-AlüüL.jL  girs^:  nacb 
dem  Absetzen  leizlereD  wiederum  durch 
das  Filier  ab,  wanei.  bis  die  ä:htrr:>che 
Flüssigkeil  abgeUafen  hi  und  ^rin::; 
sohliesslieb  düs  aosgeschiedene  M<*rphio 
^«irgiällie  auf  das  Filter.  Zum  Nach- 
dpuien  dient  da&  Filirat.  S«*h!ie^^!ieh 
wird  der  Fiiterinhalt  mit  6  ecm  einer 
ütjer  Morpbin  gesättigten  Ml^ehung  glei- 
cher Tbeile  Aetber-Alkofaol  und  Wasser 
gewaschen.  !llan  trocknet  nun  eniwt>der 
das  Morpbin  sammt  Filier  bei  100^  eine 
Stunde  und  wägt  das  Ton  dem  Filter 
dureb  Abklopfen  und  Abreiben  sorgialiig 
entfernte  Morpbin  auf  einem  tarirten 
Ubrsebäleben,  oder  löst  das  noch  leuchte 
Morpbin  anf  dem  Filter  in  siedendem 
Alkohol  Tersetzt  das  Filtrat  mit  25  bis 
30  cem  Vio  N.- Salzsäure  und  titrirt  den 
Ueberscbuss  der  letzteren  unter  Benutz- 
ung Ton  Cochenille  als  Indicator  mit 
^  100  X.-Xatron  zurück.  1  com  ^lo^•- 
Salzsäure  entapricbt  0.0303  g  Morpbin. 
—  Die  Men^e  des  gefundenen  Morphins 
mit  20  multiplicirt  ergiebt  den  Procent- 
gehalt des  Opiums  an  Morpbin. 

Untenochuig  des  Extractom  Opii. 

3  g  Opiumextract 

löst  man  in 

42  ecm  Wasser 

versetzt  mit  2  g  friscb  gelöschtem  Kalk 
(aus  Marmor),  lässt  eine  Stunde  unter 
öfterem  Umscliütteln  steben  und  filtrirt 
mit  Hilfe  einer  SaugTorricbtung  30  ecm 
ab.  Diese  30  com  =  2  g  Extract  werden 
mit  30  ecm  einer  Miscbung  von  1  Yol. 
Alkohol  und  5  Yol.  Aetber,  welche  über 
Morpbin  gesättigt  ist,  überscbicbtet,  dar- 
auf mit  6  ecm  einer  bei  Zimmertemperatur 
[gesättigten  wässerigen  Cbloranmionium- 
öscmg  Tersetzt  und  weiter  wie  beim 
Opinm  behandelt.    Durcb  Multiplikation 


man  drr  I^<.vvn:i:-.hÄ!:  ir  M^»n..n, 

üntanackuif  d«r  TüiOaim  Opii 
lad  TiBctafm  0]^i  cncmta. 

50  g  Op:un:;inc:.a* 

werden  auf  d:e  Häiite  eiTiiredami ::.  n::: 
de^iillirten*  Wasser  wit-der  auf  da>  ur- 
spruniTiiohe  Gewicht  s^ebniv^ht  und  :r:: 
ä  s  friscb  ffeiösohtem  Kaik  »ius  Marmor 
Torsftn,  eine  Stunde  unter  öfterem  l'm- 
sch'.rteln  stehen  gelassen  und  mit  Hiife 
einer  San^vorrirbtunir  liltrirt.  So  e\'m 
des  Fii:rai>  werden  mi:  15  eem  eini-r 
über  Morphin  gesdiiiirten  MisohuusT  >on 
1  Vol.  Alkohol  und  o  Vol.  Aether  ülH?r- 
^ehiehtet,  mit  3 com  bei  Zimmertemperatur 
ffesätt  ixrter  Chlorammoniumlosun?  ver- 
setzt  und  weiier  wie  beim  Opium  be- 
handelt. Durch  Multiplikation  des  ge- 
fundenen Morphins  mit  i  ertahrl  man  den 
Pnx-ent£rehalt  an  Morphin. 

Erlabruniren,  welche  bei  Beioliruni: 
dieser  und  der  von  Dit^f*  nth  und  SihiiAuni 
gegebenen  Methoden  iremaeht  sind,  und 
•  Versuche,  welche  dieselben  zu  verbessern 
lim  Stande  sein  können,  werden,  sobald 
;  beide  in  genügender  Menge  gesammelt 
!sind.  mitgeibeilt  werden, 

Braun  schweig,  im  Mfin  1887. 


üeber  Erkennung  und  Nach- 
weisung des  Kaliums  mittelst 
Natrium  -WismutthiosulÜBtt 

In  einer  Correspondenz  vom  7.  Aug.  187i> 
(Berichte  der  deutsch,  ehem.  Gesellsch,  9. 
1434)  erwähnt  Henmnger  eines  Bericbtes 
von  A.  Camot  über  Natrium -Wismut- 
thiosulfat  als  Reagens  auf  Kaliumsalze; 
dieselbe  Verbindung  benutzte  auch  Gia- 
conto  Campari  zur  Trennung  des  Kali- 
imis  von  anderen  Metallen,  worüber  sich 
im  Archiv  der  Pbarmacie  1883  pag.  67 
eine  Notiz  befindet. 

leb  habe  mich  neuerdings  mit  dem- 
selben Gegenstande  bescbäfligt  und  eben- 
falls in  dem  Natrium-Wismuttbiosulfat 
ein  ebenso  charakteristisches  wie  scharfes 
Beagens  auf  Kalium  gefunden.  Der  Um* 
stand,  dass  leb  in  keinem  der  mir  zur 
YerfUgtmg  stebenden  neueren  Werke  über 


188 


analytische  Chemie  diese  Ealiamreaction 
erwähnt  finde,  veranlasst  mich,  die  Auf- 
merksamkeit auf  sie  zu  lenken.  Ich  halte 
diese  Beaction  deshalb  für  beachtens- 
werth,  weil  die  Erscheinungen,  welche 
sie  darbietet,  nur  iUr  Kalium  charakte- 
ristisch sind,  weil  man  durch  sie  Kalium- 
verbindungen neben  den  Verbindungen 
einer  ganzen  Seihe  anderer  Metalle  er- 
kennen und  nachweisen  kann,  ohne  erst 
eine  Trennung  vornehmen  zu  müssen, 
was  namentlich  bei  Gemischen  von  Ka- 
liumsalzen mit  den  Salzen  der  anderen 
Alkalien,  der  Erdalkalien  und  des  Ammo- 
niums von  grossem  Yortheil  ist.  Denn 
die  sonst  fQr  Kalium  gebräuchlichen  Be- 
agentien  sind  nicht  für  dieses  Metall 
allein  charakteristisch  und,  mit  Ausnahme 
des  Platinchlorids,  auch  nicht  einmal 
scharf  zu  nennen,  während  sich  mittelst 
Natrium -Wismutthiosulfats  noch  in  sehr 
verdünnten  Lösungen  Kalium  unzweifel- 
haft erkennen  lässt. 

Kaliumsalze  erzeugen  in  einer  wein- 
geistigen Lösung  von  Natrium-Wismut- 
thiosiüfat  einen  lebhaft  gelb  gefärbten, 
krystallinischen  Niederschli^  von  Kalium- 
Wismutthiosulfat  Kß  Bi  (S2  03)3 ,  welches 
in  Wasser  leicht  und  farblos  löslich  ist. 
durch  Weingeist  aber  unverändert  wieder 
abgeschieden  wird.  Neutral  reagirende 
Natrium-,  Lithium-,  Calcium-,  Magnesium- 
und  Ammoniumsalze  rufen  in  der  wein- 
geistigen Lösung  des  Beagens  keine  Ver- 
änderung hervor,  woraus  ich  schliesse, 
dass  die  Salze  der  genannten  Metalle  mit 
Natrium-Wismutthiosulfat  entweder  keine 
Umsetzung  erleiden  oder,  was  wahrschein- 
licher ist,  dass  die  etwa  entstehenden 
Doppelthiosulfate  in  Weingeist  ebenso 
leicht  löslich  sind,  wie  das  Natriumsalz; 
Baryum  und  Strontiumsalze  erzeugen 
allerdings  Fällungen,  aber  diese  sind 
weiss  und  wie  es  scheint  weit  leichter 
löslich  als  das  Kaliumdoppelsalz  und  mit 
diesem  gar  nicht  zu  verwechseln. 

Ueber  die  Darstellung  des  Beagens  ist 
in  der  Henninger'sehen  Mittheilung  nur 
gesagt,  dass  eine  mit  Natriumthiosulfat 
versetzte  Wismutlösung  weder  durch 
Wasser  noch  durch  Weingeist  getrübt 
werde  und  •  dass  die  weingeistige  Lösung 
als  Beizens  auf  Kalisalze  benutzt  werden 
kann.  Öampari  giebt  folgende  Vorschrift: 


Ein  Theil  basisches  Wismutnitrat  wird 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  möglichst 
wenig  Salzsäure  gelöst  und  ebenfalls  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  zwei  Theile 
krystallisirtes  Natriumthiosulfat  in  mög- 
lichst wenig  Wasser,  worauf  die  das  klei- 
nere Volum  einnehmende  Lösung  durch 
Zusatz  von  Wasser  auf  ein  der  anderen 
gleiches  Volumen  gebracht  wird.  Dies 
war  bei  meinen  Versuchen  immer  die 
Wismutlösung,  welche  ich  zur  Ver- 
grösserung  ihres  Volumens  mit  ange- 
säuertem Wasser  verdünnte,  um  Aus- 
scheidung von  basischem  Wismutsalz  zu 
verhindern.  Beide  Lösung^i  werden  ge- 
trennt aufbewahrt  und  sind  im  Bedarfs- 
falle zu  gleichen  Volumen  zu  mischen,  weil 
das  entstehende  Natrium  -  Wismutthio - 
Sulfat  sowohl  in  wässriger,  als  auch  in 
weingeistiger  Lösung  Zersetzung  erleidet. 

Die  so  gewonnenen  Lösungen  erfüllen 
zwar  ihren  Zweck  ganz  gut,  doch  habe 
ich  es  im  Laufe  meiner  Untersuchungen 
für  besser  gefunden,  ihnen  einen  ganz 
bestimmten  Gehalt  ku  -geben,  so  dass 
gleiche  Volumina  so  viel  Wismut  be- 
ziehungsweise Natriumthiosulfat  enthalten, 
als  der  Theorie  nach  zur  Bildung  des 
Doppelsalzes  erforderlich  ist.  Zu  dem 
Zweck  muss  man  den  Gehalt  des  Wis- 
mutsubnitrates an  Oxyd  bestimmen  und 
danach  die  Menge  des  Wismutsalzes 
und  des  Natriumüiiosulfates  berechnen, 
deren  nicht  zu  concentrirte  Lösungen 
schliesslich  auf  gleiche  Volumina  gebracht 
werden.  1  Mol.  =  468  Th.  K2O3  er- 
fordern 6  Mol.  =  1488  Th.  NagSjO^, 
5  HjO.  Bei  der  Bereitung  der  Wismut- 
lösung ist  darauf  zu  achten,  dass  sie 
möglichst  wenig  überschüssige  Salzsäure 
enthalte. 

Camat  und  Campari  haben  überein- 
stimmend gefunden,  dass  eine  Mischung 
von  Natriumthiosulfat  mit  der  Wismut- 
lösung  durch  Zusatz  von  Wasser  nicht 
getrübt  werde,  auch  soll  nach  Campari 
die  Mischung  beider  Salzlösungen  farblos 
sein.  Mit  diesen  Angaben  stimmen 
meine  Beobachtungen  nicht  überein,  ich 
fand  vielmehr,  dass  die  Mischung  beider 
Salzlösungen  zwar  klar,  aber  intensiv 
gelb  gefärbt  ist  und  dass  durch  Zusats 
von  starkem  Weingeist  eine  beträchtliche 
Trübung  hervorgerufen  wird.  In  welchem 


189 


Verhältniss  immer  ich  die  beiden  Lös- 
iiDgen  anwandte,  stets  traten  dieselben 
Erscheinungen  auf.  Die  nahe  liegende 
Yermuthung.  dass  die  Ursache  der  Trüb- 
ung ein  Ealiumgehalt  einer  der  beiden 
Lösungen  sei,  war  nicht  zutreffend,  denn 
beide  er?nesen  sich,  in  geeigneter  Weise 
mit  Platinchlorid  geprüft,  als  y ollkommen 
frei  von  Kalium;  erst  später  erkannte 
ich  die  Trübung  als  von  ausgeschiedenem 
Natrinmthiosulfat  herrührend  und  sie 
fand  nicht  mehr  statt,  als  ich  ziemUch 
stark  verdünnten  Weingeist  anwandte  oder 
besser,  als  ich  der  Mischung  beider  Salz- 
lösungen erst  etwas  Wasser  und  darnach 
starken  Weingeist  zusetzte.  Damit  aber 
erhielt  ich  eine  Flüssigkeit,  welche  sich 
als  äusserst  empfindliches  Reagens  auf 
Kalisalze  erwies. 

Nach  zahlreichen,  in  verschiedenster 
Weise  abgeänderten  Versuchen  habe  ich 
das  folgende  Verfahren  zur  Prüfung  auf 
Kalium  als  am  sichersten  gefunden :  Man 
setzt  zu  1  bis  2  Tropfen  der  Natrium- 
thiosnlfatlösung  ebensoviel  der  Wismut- 
lösung, dann  etwa  1  ccm  Wasser  und 
darnach  10  bis  15  cm  absoluten  Wein- 
geist; sollte  hierdurch  eine  Trübung  her- 
vorgerufen werden,  die  auch  beim  üm- 
schütteln  nicht  versehwindet,  so  setzt 
man  tropfenweise  Wasser  hinzu,  bis  die 
Flüssigkeit  klar  geworden  ist.  Zu  dieser 
klaren  Lösung  fSgt  man  tropfenweise 
die  auf  Kalium  zu  prüfende  Lösung, 
welche,  selbst  bei  sehr  geringem  EaUnm- 
gehali,  alsbald  eine  schöne  gelbe  Fällung 
von  Kalium- Wismutthiosulfat  hervorruft. 

Ich  erhielt  bei  Zusatz  eines  Tropfens 
«iner  Iproc.  Lösung  von  Ghlorkalium 
eine  ziemlich  starke  Fällung  und  selbst 
-ein  Tropfen  einer  ^liojproe.  Lösung  er- 
zeugte noch  eine  starke  gelbe  Trüoung 
oder,  das  Gemcht  eines  Tropfen  »» 0,0ß  g 
angenommen,  konnte  ich  noch  0,00005  g 
Eu  unzweifelhaft  nachweisen;  ein  Tropfen 
derselben  verdünnten  Lösung  erzeugte  in 
^eingeistiger  Platinchloridlösong  eine 
kaum  sichtbare  Trübung. 

Das  Kalium -Wismutthiosulfat  ist  in 
starkem  Weingeist  unlöslich,  aber  löslich 
in  verdünntem;  daher  tritt  eine  Fällung 
nicht  ein,  wenn  das  Beagens  zu  viel 
Wasser  enthält  oder  wenn  ihm  durch 
den  Zusatz  der  auf  Kalium  zu  prüfenden 


Lösung  zu  viel  Wasser  zugeführt  wird; 
der  Niederschlag  erscheint  aber  in  solchem 
Fall  sicher,  wenn  man  vorsichtig  abso- 
luten Weingeist  überschichtet. 

Ebenso  deuüich  und  unzweifelhaft,  wie 
bei  reinem  Kaliumchlorid,  erhielt  ich  die 
Beaction  auch  bei  Gemischen  von  diesem 
Salze  mit  Ammonium-,  Natrium-,  Calcium- 
und  Magnesiumchlorid,  auch  dann,  wenn 
der  Gehalt  der  Mischung  ein  sehr  ge- 
ringer an  Kaliumchlorid  war.  Und  das 
gerade  lässt  die  Beaction  so  werthvoll 
erscheinen,  dass  nicht  erst  eine  Abscheid- 
ung jener  Metalle  vorgenommen  zu 
werden  braucht ;  dagegen  ist  sie  f&r  eine 
Trennung  weniger  brauchbar  wegen  der 
Mengen  Wismut  und  Natrium,  welche 
dabei  in  das  Untersuchungsobject  ge- 
langen. 

Camot  benutzte  diese  Beaction  auch 
zur  (quantitativen  Bestimmung  des  Kali- 
ums, mdem  er  das  abfiltrirte  Kalium- Wis- 
mutthiosulfat in  Wasser  löste,  mittelst 
Schwefelammonium  zersetzte  und  aus  dem 
Schwefelwismut  das  Kalium  berechnete. 
Ich  habe  auch  in  dieser  Bichtung  Ver- 
suche angestellt,  aber  die  Besultate  haben 
mich  nicht  recht  befriedigt,  weil  mir  die 
Zersetzungsproduete  des  überschüssig 
angewandten  Natrium  -Wismutthiosulfats 
immer  hinderlich  waren;  doch  ich  bin 
keinen  Augenblick  zweifelhaft,  dass  sich 
die  Methode  sehr  gut  zur  quantitativen 
Bestimmung  des  Kaliums  eignet;  es 
handelt  sich  nur  darum,  die  zu  ihrer 
Ausführung  günstigsten  Bedingungen  zu 
ermitteln,  was  wohl  durch  weitere  Ver- 
suche gelingen  wird;  ich  gebe  mich  so- 
gar der  Hoffnung  hin,  die  Methode  zu 
einer  brauchbaren  maassanalytischen  aus- 
bilden zu  können. 

Kalium -Wismutthiosulfat  ist  eine  sehr 
beständige  Verbindung;  es  krystallisirt 
aus  concentrirter  wässriger,  etwas  Wein- 
geist enthaltender  Lösung  in  langen, 
nadeiförmigen,  grünlich-gelben  Krystallen, 
welche  nach  Camot  BiK3(Sa03)3 .  HaO 
zusammengesetzt  sind.  Die  wässrige  Lös- 
ung bleibt  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
lange  unverändert,  bei  anhaltendemKochen 
scheidet  sie  Schwefelwismut  ab;  auch 
Säuren  wirken  in  der  Kälte  nur  sehr 
langsam  zersetzend  ein,  aber  Alkalicarbo- 
nate   scheiden  sogleich  Wismutcarbonat 


190 


ab.  Dagegen  ist  Natrium -Wismutthio- 
sulfat  sehr  leicht  zersetzlich ;  sowohl  die 
wässrig«  als  auch  die  weingeistige  Lös- 
ung des  Salzes  erleiden  freiwillige  Zer- 
setzung. Die  wässrige  Lösung  scheidet 
stets  schwarzes  oder  braunschwarzes 
Schwefelwismut  ab,  ebenso  auch  die 
weingeistige  beim  Kochen,  in  der  Kälte 
aus  letzteren  Lösungen  sich  abscheidende 
Niederschläge  sind  aber  verschieden  ge- 
färbt und  demnach  auch  wohl  verschieden 
zusammengesetzt,  wenn  Natriumthiosulfat 
und  Wismutsalz  in  wechselnden  Ver- 
hältnissen gemischt  werden.  Eine  wein- 
geistige Lösung,  welche  beide  Salze  in 
dem  zur  Bildung  des  Doppelsalzes  er- 
forderlichen Verhältnisse  enthielt,  Wieb 
längere  Zeit  vollkommen  klar,  liess  sich 
auch  mit  Wasser  ohne  Trübung  mischen, 
hatte  aber  über  Nacht  einen  reichlichen, 
lebhaft  rothbraunen  Niederschlag  abge- 
schieden. Eine  Mischung  mit  über- 
schüssigem Natriumthiosulfat  erlitt  durch 
Weingeist  eine  starke  Fällung,  die  sich 
auch  in  Wasser  nicht  löste ;  der  anfangs 
lebhaft  gelbe  Niederschlag  förbte  sich  all- 
mähg  dunkler  und  war  über  Nacht  dunkel- 
kermesfarben  geworden.  Eine  dritte 
Mischung,  welche  Wismutsalz  in  Ueber- 
schuss  enthielt,  bheb  auf  Zusatz  von 
Weingeist  völlig  klar,  hatte  auch  nach 
mehrtägigem  Stehen  nur  einen  geringen 
schwärzlichen  Niederschlag  abgesetzt, 
ergab  aber  beim  Vermischen  mit  Wasser 
eine  starke  weisse  Fällung,  wie  dies  bei 
dem  üeberschuss  an  Wismut  vorauszu- 
sehen war. 

Mit  der  Untersuchung  aller  dieser  Er- 
scheinungen, deren  Aufklärung  mir  für 
die  quantitativeKaliumbestimmung  mittelst 
Natrium-Wismutthiosulfat  wichtig  scheint, 
werde  ich  mich  weiter  beschäftigen. 

Harzbarg.  C  Pauly. 

Eine  Morphinreaction. 

G.  VtUpius  bat  gefunden,  dass  die  von 
Dona^A  angegebene  Morpbiamreaction,  welche 
auf  gleicbzeitiger  Einwirkung  von  Schwefel- 
säure and  Kaliumarseniat  beruht,  auch  bei 
Anwendung  eines  phosphorsauren  Salzes 
zu  Stande  kommt. 

Wenn  man  einige  Tropfen  einer  Flüssig- 
keit, welche  mindestens  >/4  mmg  eines  Mor- 


phiumsalzes gelöst  enthält,  oder  auch  letzteres 
in  Substanz  und  gleicher  Menge  in  einer 
Porzellanschale  mit  etwa  6  Tropfen  concen- 
trirter  Schwefelsäure  ubergiesst,  einige  Centi- 
gramme  Natriumphosphat  zusetzt  und  dann 
unter  fortwährendem  Bewegen  der  Schale 
über  der  Flamme  erwärmt,  so  nimmt  mit  dem 
Beginn  der  Entwickelung  weisser  Dämpfe  der 
Inhalt  der  Schale  eine  violette  Färbung  an 
und  erscheint  nach  dem  raschen  Abkühlen 
dem  Veilchensjrup  überraschend  ähnlich. 
Wird  die  Erwärmung  etwas  länger  fortgesetzt, 
so  geht  die  Farbe  in's  Bräunliche  über. 
Tropfenweise  der  erkalteten  Mischung  zuge- 
setztes Wasser  lässt  zuerst  eine  lebhaft  rothe 
Farbe  hervortreten,  an  deren  Stelle  ein 
schmutziges  Grün  tritt,  wenn  die  beigefügte 
Wassermenge  etwa  3—  5g  beträgt.  Schüttelt 
man  jetzt  mit  einer  gleichen  Gewichtsmenge 
Chloroform  im  Reagircjlinder  tüchtig  durch, 
so  erscheint  letzteres  nach  der  Wiederab- 
scheidung  sehr  schön  blau  gefärbt.  Letzteres 
Verhalten  ist  ein  scharfer  Unterschied  gegen- 
über der  durch  Eisenchlorid  in  Morphinm- 
lösungen  hervorgerufenen  blauen  Farbe» 
welche  nicht  in  Chloroform  übergeführt  werden 
kann,  sondern  dieses  absolut  farblos  lässt. 
g.  Archiv  der  Fharmacie. 


Aus  dem  Bericht 
von  Schimmel  &  Co.  in  Leipzig» 

AprU  1887. 

Camphoröl,  leichtes.  Eine  weitere  vor- 
treffliche Eigenschaft  dieses  für  viele  Indu- 
striezweige äusserst  brauchbaren  Oeles  (vergl. 
Jahrg.  37,  Seite  535)  ist,  dass  es  sich  weit 
schwerer  entzündet,  als  Petroleum,  Benzin  etc., 
ja  sogar  als  Terpentinöl,  wie  nachstehender 
Vergleich  zeigt: 

Terpentin  -Oel. 

Spec.  Gewicht  0,870 
Siedepunkt  160^  C. 
Entflammungspnnkt  i 


bei  763  mm 
Barometerstand 


) 


33,75  0  C. 


Leichtes  Camphor-Oel. 

Spec.  Gewicht  0,895—0,900 
Siedepunkt  175^  C. 
Entflammungspunkt  | 


bei  763  mm 
Barometerstand 


I 


44,5»  C. 


191 


ftatMl.  Die  betto  Prüfäng  aaf  die  Ecbt- 
heit  des  Cassiaoles  ist  die  Bestimmung  des  spe- 
mßmkvtk  Qewiehtes  desselben;  gntes  Cassiadl 
soll  mindestens  ein  spec^  Gewfekt  tob  1,068 
bei  15^  faabeh  und  es  giebt  kein  praeticabies 
YorfiUschiingsmittel,  welches  nicht  bedeutend 
leichter  ist. 

Ssaenien  (Bergamottöl,  Citronenöl  etc.). 
In  BeBüg  anf  die  tielen  YernUschungen,  denen 
die  Essensen  unterliegen,  enthält  der  Be- 
richt eine  bemerkenswerthe  Anslaasnng: 
„Das  bisher  nnr  ron  einseinen  italienischen 
Firmen  befolgte  Prindp,  nicht  nnr  t^ine 
Prima-Essenzen,  sogenannte  Essenzen  „nso 
profameria",  sondern  auch  geringe  gefiüschte 
Waare  zu  fahren,  findet  immer  mehr  Nach- 
ahmung; dagegen  sollte  g^en  die  Bezeich- 
nung „uso  drogneria"  von  Seiten  der  Dro- 
gisten energisch  protestirt  werdMi,  denn 
wenn  aneh  im  allgemeinen  iin  Drogenhandel 
reine  Essenzen  schwer  auf  Preise  zn  bringen 
sindy  so  ist  diese  Bezeichnung  doch  anzüglich 
genug,  um  den  Unwillen  bereehtigt  erscheinen 
zu  lassen.'* 

BnealyptMÖl.  Es  hat  sich  als  thatsftchüoh 
herausgestellt,  dass  rorzugsweise  das  aus  den 
Eucalytus  Globulus-  Species  gewonnen^  Gel 
Eucaljptol  enthält,  letzteres  aber  in  dem 
Oel  des  australischen  Eucalyptus  Amygdalin. 
ganz  fehlt.  Das  Eucalyptol  wird  nach  dem 
WäRach^h^n  Verfahren  gereinigt  und  hat 
dann  die  Eigenschaft,  in  Kältemischungen  zu 
prSehtigen  langen  Nadeln,  deren  Schmelzpunkt 
bei  ca.  — 1^  l>egt,  zu  terstarren,  welche  Er- 
scheinung zugleich  als  Probe  auf  die  Reinheit 
des  Präparats  dient. 

Iriiol.  Die  Darstellung  dieses  äusserst 
delicaten  Körpers  betreiben  wir  nach  einer 
Methode,  bei  der  die  Hitze  auf  das  abirolut 
nothwendige  Minimum  reducirt  wird  und 
keinen^eills  fiber  den  Siedepunkt  dels  Wassers 
steigt.  Die  Tielfachen  Versuche  behufs  De- 
stillation derartiger  Oele  im  InftTcrdünnten 
Räume  haben  sich  bisher  wohl  im  kleinen 
Maassstabe,  leider  aber  im  Grossen  nicht 
durchführen  lassen,  doch  bleiben  wir  unaus- 
gesetst  mit  diesem  Problem,  dessen  Losung 
als  ein  grosser  Fortschritt  in  der  Technik 
unseres  Industriezweiges  zu  begrässen  sein 
wöffdei  besehäftigt. 

MaaMöl  (Bittermandelöl)«  Die  leicht 
ausfe«MireBde  Probe  auf  eine  Beimischung 
ton  Miibaftdl  (Nitrobenzol)  beruht  auf  der 


L6sli«Akeit  des  BittetiMuideföls  In  46ptee. 
Spiritus.  Man  mieelrt  2  een  des  zu  pdMnden 

i/eles  mit  94  eem  4opree*  tspintwi^  e^bvieeit 
um  und  setzt  die  Mischung  bei  Seite;  nach 
24  Stunden  hat  Mch  das  Nitit>benMl  km 
Boden  ausgeschieden. 

Kyrtol  ist  der  Antheil  des  Myrthenöls, 
welcher  bei  160  bis  170^  siedet;  die  dem 
Myrtol  Ton  Paris  aus  nachgerühmten  Wirk- 
ungen bei  gewissen  Bronchialkatarrhen,  bei 
Katarrhen  Seh  windstich  tiger,  so  wie  als  vor- 
zügliches Desinficiens  haben  noch  keiae  Be- 
stätigung gefunden. 

SenfoL  Man  wird  sich  erinnern,  dass  ton 
Seiten  der  russischen  Fabrikanten,  mit  «denen 
wir  (ScMmmd  &  Co)  Tor  Jabfeii  den  Inter- 
essanten Process  wegen  Lieferung  roii  ver^ 
fälschtem  Senföl  führten,  behauptet  wurde, 
es  bilde  eich  bei  der  DestiUation  Ton  ff«sm- 
schem  Senftamen,  tou  Sinapis  Janleea  ab- 
stammend , .  Schwefelkohlenstoff  in  grdSMttren 
Mengen ;  diese  Behauptung  wurde  s.  Z»  sehen 
gründlich  widerlegt,  jetzt  findet  lie  wmfh  eme 
Widerlegung  in  dem  Uttiitande,  duM  MMl- 
sches  Senföl  im  Handel  ist,  welches  sieh  als 
durchaus  acht  und  probohaltig  erweist. 

Wachholderbeer-Baft  wird  alu  N^ten- 

product  nach  der  Destillation  der  Beeren  ge- 
wonnen, dieselben  enthalten  dann  selbstver- 
ständlich nur  noch  Spuren  Ton  ätfaMM^ieita 
Oel,  aber  selbst  diese  werden  in  dem  !^ri%en 
Safte  nicht  enthalten  sein.  (Wenn  fetlier 
S.  <St  Co,  bei  dieser  Gelegenheit  nrit  Beng 
auf  einen  in  der  Fachpresse  bespiwtheneii 
Fall  andeuten,  dass  auch  in  dem  nach  der 
Pharmakopoe  bereiteten  Succus  Juniperi 
inspiss.  kein  ätherisches  Oel  enthalten  eein 
könne,  so  ist  das  zweifelltM  zu  riel  geei^; 
ein  in  einem  guten  pharmaceutlsi6hen  Lltbo- 
ratorium  bereiteter  Sueous  Juniperi  ist  ein 
Ton  dem  als  Nebenprodaet  erhaHenen  Wai4i- 
holdersaft  sehr  Tcrschiedenefe  Präparat,  ftrf«, 
welcher  selbst  riel  Wachholdersaft  als  Neben- 
product  dargestellt  hat,  will  nicht  behaupten, 
dass  der  pharmamaeentische  Succus  Junip. 
wohlschmeckender  sei,  besser  aussehe  und 
—  billiger  sei  als  das  Product  der  Fabriken 
äther.  Oele,  aber  gehaltreicher  und  wift- 
sanier,  als  letztei^es,  ist  er  jedettfislls  und 
deshaH)  als  Medicament  allein  «uHMg.) 

Der  interessante  frericht  enthält  als  An- 
hang eine  Tabelle:  „Speeifisehe  Ge- 
wichte der  toupteilehUchiten  «temehen 


192 


Qeie  'des  fiandeU   nach  :BrinittelUngeii    an 
n  o.r  m  a le  n ,   r 6 1  n  e  n  Qualitäten"  »  welche 

L.L»iü-j  ^  i 


ihrer  Wichtigkeit  halber  nttchstehend  «n^r- 
kOrzt  folgt.  \        ' 


LI.  , 


NaAd^i»  der  etherischen  Ocle^  bezw.  Präparate. 


Temperat.  n.  Celsius 


10' 


15' 


20' 


Bemerkungen. 


Anis-Oel  .    .    .• 

iliys-Oel,  extra  ^  reines  Anethol.' 

lAngelica-Oel  aus  Wurzeln     .    .    . 

Bafdrian-Öer 

Ber^amott-Oel  I»  Reggio  .... 

Bittermandel-Oel  ........ 

CaieputrOel  (grün)    ...    ...    .    . 

CaImns.'Oer.    .    !    .    :    . 


Oarvöl  ...;..'..* 

Gs^99i$k  <Ziniintblüthon-Oel) 

Cj^isif-Ocl  (rect.)  . . 

Cedefnhplz-'Oel 

Cardimomeii-Oel  (Ceylon) 

Oitronell-'O0l'(DBtindisGhes  Melissen -Gel)    .    . 

Qi^ronen-Oel  •  

Cunjin-Oer 

'Cuhcben-Oel 

Cdriandcr-Oel 

Eüoalyptol  purum  album   ........ 

.Eucalyptus- Qel  (globnl.) 

Pill-Oel 

Fenchel- Gel  I  aus  Samen,  rect 

Ingber-Oel 

Krausemflnz-Gel,  deutsch.,  rect 

Kümmel -Gel,  dopp.  rect.  aus  Wiesen -Kümmel 
Kümmel -Gel,      „        „       „    holländ. 
Macis-Gel     ....:'...-. 

Mirban-Gel 

I^elkei^-Gel  aus  Stielen 

Nelken -Gel  aus  Nelken  .     .     . 

I^ffeffemiünz-Gel  F.  8.  &  Co 

:Pfeffermünz-Gel  Mitcham  .    . 

Pomeranzen -Gel  (süss) 

Safrol  .....'  p 

Sassafras- Gel    .    ." 

Senf- Gel  (echt  äther.) 

Settf-Gel  (künstliches) 

:Sandelhöl2-Gel  (superf  ostind.)      .    . 
.Stemanis-Gel    ,,....... 

Wachholderbeer-Gel  (dopp.  rect)  .    . 
Wlntetgrün- Gel  (natürliches! 
Wintergrün- Gel  (künstliches)     .    .    . 
jQnkint-Gel,  Ceylon       


»» 


0,860 
0,947 
0,887 
1,063 
0,927 
0,961 
0,967 
1,073 
1,0&8 
Q,948 
0,902 
0.900 
0,866 
0,925 
0,918 
0,872 
0,935 
0,925 
0,905 
0,975 
0,885 
0,930 
0,905 
0,911 
0,858 

1,065 
1,065 
0,906 
0,905 
0,854 
1,109 
1,068 
1,030 
1,025 
0,978 
0,990 
0,863 
1,189 
1,192 
1,035 


0,985 


0,858 
0,945 
0,883 
1,060 
0,925 
0,959 
0,963 
.1,068 
1,055 
0,945 
0,900 
0,896 
0,854 
0,922 
0,915 
0,867 
0,931 
0,922 
0,900 
0,970 
0,882 
0,925 
0,900 
0,908 
(^855 

1,061 
1,062 
0,903 
0,900 
0,850 
1,104 
1,065 
1,025 
1,020 
0,975 
0,985 
0,858 
1,185 
1,187 
1,030 


0,980 

0,985 

0,853 
0,940 
0,880 
1,055 
0,922 
0,957 
0,958 
1,063 
1,052 
0,940 
0,897 
0,893 
0,851 
0,918 
0,912 
0,864 
0,928 
0,918 
0,896 
0,965 
0,878 
0,922 
0,896 
0,905 
0,852 
1,200 
1,057 
1,059 
0,901 
0,898 

1,100 
1,060 
1,020 
1,016 
0,973 
0,980 
0,855 
1,182 
1,188 
1,027 


t  bei  25°.  (Schmelzpunkt 
I         .    21- 22°) 


dschntti.  1,060 

,;        0,962-0,966 
„        1,05-1,06 


»I 


0,860-0,870 


0,965-0,975 


n 
y* 


»I 


1,060-1,065 
1,060-1,065 
0,900—0,910 
0,900—0,905 


1,05-1,07 


1,08-1,035 


.Bemerkung.  Bei  den  Torstehenden  Zahlen  kOnnen  allenfalls  Abweichungen  in  der 
'dritten  Deciniale  vorkommen,  ohne  dass  deswegen  der  Verdacht  einer  Verfälschung  berechtigt 
ist,  allein  grüssei^  Differenzen  sind  aOsgeschlossen.  g. 


£ikwirkuiig  mebratoinigei'  Alko- 
hole .auf  tfischungen  v6h  Borsäure 
und  NatriumbiparbonatlösuQgen. 

..  '.  .    Von  Di.  Carl  Jehn. 

'  V  Ve^fiwser  weist  znnächst  auf  die  Beohaeht- 
wif^SaiMer'B  hin,  dw«  sowohl  Oiyeorio  als 


Honig  den  Lösungen  des  Borax  -saure  Beaction 
yerleihe , '  wUhrend  Rohrzucker'  and  ' Milch- 
zucker diese  Eigenschaften  niöht  bedlzeli. 
Verf.  hat  die  SäUei^tehen  Versnehe  wieder- 
holt, and,  von  der  firwägiong  ausgoheaid,  dlass 
4ie  Beactions-Erreger  mehratomige  Alkohole 
aeien,  die  gleicfien  Versuche  mit  Maniiil 


193 


angestellt.  Die  Resultate  ergaben,  daes  der 
Mannit  in  gleicher  Weise  wirke,  wie  Glycerin 
nsd  Hon  igt  so  swar,  dass  Ldsnngen  von  Bor- 
sanre  nnd  Natriumbicarbonat  nicht  aufein- 
ander reagirten^  wohl  aber  auf  Zusatz  ron 
Mannit.  Verfasser  hat  dann  auch  den  Ery- 
thrit  in  den  Bereich  seiner  Untersuchungen 
gezogen  und  gefunden,  dass  derselbe  sich 
ebenso  Terhält  wie  der  Mann  it.  —  Ans  der 
Thatsache,  dass  Rohrzucker  nnd  Milchzucker 
diese  Reaction  nicht  geben,  glaubt  Verfasser 
folgern  su  sollen,  dass  Tomehmlich  diejenigen 
mehratomigen  Alkohole  die  Reaction  hervor- 
zurufen fähig  erscheinen,  welche  sich  von  der 
Formel  CnHsn  4-2  ableiten,  und  so  viel  Hydro- 
xvljd  etc.  enthalten,  als  sie  Koblenstoffatome 
haben.  Archiv  der  Pharmacie. 


Zorn  Nachweis  von  Salioylsäure. 

T€iffe  empfiehlt  zum  Ausschütteln  der 
Salicylsänrean  Stelle  von  Aetlier  ein  Ge- 
misch aus  gleichen  Theilen  Aether  und  Pe- 
trolSther  (spec.  Gew.  =  0,650)  als  geeigneter. 
DerVortheil  liegt  darin,  dass  der  Petroläther 
aas  dem  Aether  das  Wasser  ausscheidet, 
welches  dieser  enthält  und  das  Gemisch  dann 
während  des  Schütteln  nicht  wieder  wässerig 
wird,  wie  es  Aether  allein  thut.  Er  belegt 
das  oben  erwähnte  Gemisch  mit  dem  Namen 
i^ther  hydrocarhurL  «. 

Joum.  de  Pharm,  et  de  Ckim.  1887,  162. 


Neue   Reaction    der    Hyposulfite. 

Behandelt  man  nach  L.L,  deKoninck  die 
Hyposnliite  der  Alkalien  bei  Gegenwart  von 
Kali-  oder  Natronhydrat  mit  Aluminium ,  so 
liefern  sie  Alkalisulfide ,  welche  sich  in  der 
Lösung  leicht  durch  die  charakteristischen 
Reagentien,  z.  B.  Nitroprussidnatrium,  er- 
kennen lassen.  '  Diese  Umsetzung  verläuft 
voraoasiehtlieh  nach  der  Gleichnng 

MftSaOs  +  2NaOH  +  2H 
=  MaSOs  4-  NaaS  +  2HaO, 
wobei  der  Wasserstoff  durch  Einwirkung  des 
Aluminiums  auf  das  Natronhydrat  entsteht. 
Prof.  L.  de  Komnek  giebt  dies  als  vorläufige 
Mittheilung  und  wird  femer  die  Einwirkung 
des  Aluminiums  auf  die  Salze  der  Thionsäuren 
avsdehnen.  •  —  os~ 

Zeitkhr.  f.  analffi.  Chem.  1, 1887. 


Tinctnra  StrophuitL 

Zur  Bereitung  dieser  Tinetur  .empfehlen 
englische  Autoren  die  gepulverten  Samen  zu- 
erst dureh  Aether  von  Fett'zu  befreien  und 
darauf  mit  verdünntem  Alkohol  zu  percoliren. 
Fräser  schlägt  die  Stärke  1  :  8  vor,  Mariin- 
dale hält  dieselbe  aber  für  zu  stark  und  hält 
1 :  20  für  besser;  die  Dosis  von  der  stärkeren 
Tinetur  beträgt  etwa  0,1  bis  0,2  g.      '—  os  — 

Fharm,  Joum,  Transact. 


Neue  Heber. 

Joller  und  Brilka  haben  neue  Heber-Con* 
structionen  in  dem  „Rep.  d.  Analyt.  Chem/' 
und   der  „Chem.-Ztg.*'  veröffentlicht.     Der 


Erstere  erzeugt  den  InftverdünntenRaum  durch 
Ansaugen  bei  a  nach  vorheriger  Schliessung 
des  Quetschhahns  b ;  der  andere  beruht  auf 


dem  Princip  des  Injectors,  und  wird 'durch 
Bineinblasen  in  das  Injectorstück  des  Hebers 
in  Thätigkeit  gesetzt.  Bei  beiden  Helietn  i^ 
ein  etwaiges  Einschlucken  der  Flüssigkeit  aus- 
geschlossen. .    ' 


194 


Amsterdam  1883:  Sllbeme  Medaille. 

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Betlehtiffuif  •  In  Toriger  Nummer  hat  sich  in  dem  Inserat  von  Eugen  Bieteridi  in  Helfen- 
berg,  Neoes  pharmaceatiscbes  Manual  betreffend,  durch  unsere  Schuld  ein  FeMer  einfteseblicben 
mm  musB  es  dasdfbst  statt  Spottpreis  beissen:  Nettopreis«        Exped.  d.  Pharm.  Oentnlb. 


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Anfragen»  Anifarftge,  Mannscnpte  etc  wolle  man  an  den  Eedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dretiden,  Pillnitzer  Strasse  50  adressiren. 


MW, 


Berlin,  den  21.  April  1887. 


Nene  Folge 
Till.  Jahrgang. 


Der  ganzdn  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


lBta»lt:  VfeMile  ■■«  PharaiMl«:  Ueber  das  Vorkommen  des  Methylalkohols  im  Pflanzenreiche.  —  Ueber  die 
StmetBiformel  des  Antipyrins.  —  Neuere  Antifebrllia.  —  Holfenberger  Annalen,  188S.  —  Aus  dem  Handels -Be- 
richte TOB.  Gebe  &  Co.  in  Dresden.  April  1&87.  —  Eine  neue  Methode  zur  Analyse  der  Fette.  —  Reactionen  der 
Tltaa*.  Hieb-,  Tantal-,  Zinnsftnn».  —  Hydrangea  arboresccns.  —  Chlmaphila  nmbellata.  —  Naphthalin  als  Vermi* 
fogam.  »  Berichtigung.  —  MlieelleB:  Oeheimmittel.  —  Matta.  —  Schlechte  Theesorten  des  Handelt.  -^ 
Elnftbebe  Probe  fttr  die  Qualität  von  Leder.  —  Offene  CorretpOBdeBS«  —  Aaselfea. 


Chemie  und  Pharmaciee 


TTeber  das  Vorkommen  des  Methyl- 
alkohols im  Pflanzenreiche. 

Die  in  dieser  Zeitschrift^)  enthaltene, 
dem  Journ.  de  Pharm,  et  de  Gbimie  1886, 
78,  entnommene  Mittheilung  Maquennds, 
dass  er  dareh  Destillation  einer  Anzahl 
verschiedener  Pflanzen  im  frischen  Zu- 
stande (Evonymus,  Hedera,  Zea  Mays, 
Lolium,  Urtica,  Gah'um,  Dahlia)  Destillate 
erhalten  habe,  welche  Methylalkohol  ent- 
hielten, dass  er  aber  noch  unentschieden 
lassen  mGsse,  ob  der  Methyjalkokol  als 
solcher  in  der  Pflanze  vorhanden  sei 
oder  eich  während  der  Destillation  durch 
Zersetzung  eines  anderen  Körpers  bilde, 
veranlasst  mich,  die  Thatsache  in  Er- 
innemng  zu  bringen,  dass  die  Existenz 
derartiger  Methylverbindungen  im  Pflan- 
zenreiche nicht  mehr  neu  ist  —  ganz 
abgesehen  von  dem  bereits  1843  durch 
Cahowre^)  im  Kraut  der  Gaultheria  pro- 
cumbens  constatirten  Vorkommen  der 
Metbylsaiicylsaare, 

')  Pharm.  Centralh.  1886,  g.  5&9. 
•)  Compt.  rend.  1«,  853,  und  Phnrni.  Ccntralbl 
1813,  698. 


Schon  1875  habe  ich^)  darüber  aus- 
führlich berichtet,  dass  in  den  über 
Früchten  von  Heracleum  gigant.  hört., 
Pastinaca  sativa  L.  und  Anthriscus  Cere- 
folium  Hoffm.  abdestillirten  Wässern 
Methylalkohol,  ja  sogar  Aethyl- 
alkohol  enthalten  ist,  und  1876  hat 
Wilhelm  MösUnger^)  auf  Grund  einer 
unter  Leitung  des  Herrn  Professor  Foleclc 
in  Breslau  ausgeführten  Untersuchung 
raitgetheilt : 

„Ebenso  müssen  die  6rM^^c/rschen 
Angaben  über  die  Zusammensetzung 
der  Destillationswässer  bei  Heracleum 
giganteum  auch  für  diejenigen  von 
Heracleum  sphondylium  als  maass- 
gebend  angesehen  werden." 

Mit  Sicherheit  war  also  die  Existenz 
von  Methyl-  und  Aethylverbindungen  im 
Pflanzenreiche  von  mir  nachgewiesen 
worden,  aber  es  war  damals  noch  unent- 
schieden geblieben,  ob  die  Alkohole  als 


')  Liebig's  Annalen  177^  314,  nnd  Jenaischc 
ZcitßchriCt  fflr  Naturwifsenschaften,  Bd.  9,  8.161. 

*)  Liebiff's  Annakn  186,  20,  und  Berichte  d. 
J.  chemisch.  Gesellschaft  zu  Berlin,  Bd.  9,  S.  998. 


196 


solche,  oder  aber  Aether  von  ihnen,  die 
bei  der  Destillation  mit  Wasser  unter 
Alkoholbildung  sich  zersetzten,  die  ur- 
sprünglichen Bestandtheile  seien. 

1879  habe  ich^)  sodann  durch  Extrac* 
tion  junger  Heracleumfrüchte  mit  alkohol- 
freiem Aether  den  Nachweis  geliefert, 
dass  nicht  nur  Aether  der  genannten 
Alkohole  im  Pflanzenreiche  vorhanden 
sind,  sondern  dass  Methylalkohol  und 
Aethjlalkohol  auch  als  solche 
in  frischen  Pflanzensäften  vorkommen. 

Dieser  geschichtlichen  Darlegung 
schliesse  ich  noch  die  Mittheilung  an, 
dass  ganz  neuerdings  wieder,  ebenfalls 
im  hiesigen  chemischen  Universitäts- 
Laboratorium,  aus  Wässern,  welche  über 
Pflanzentheilen  abdestillirt  waren,  Methyl- 
alkohol isolirt  worden  ist,  und  zwar  ge- 
legentlich einer  Untersuchung  von  Be- 
standtheilen  des  Bhizoms  von  Acorus 
Galamus  L.,  deren  Ergebnisse  demnächst 
veröffentlich  werden. 

Jena,  den  8.  April  1887.  H.  Gutzeit 


TTeber  die  Stmcturformel  des 
Antipyrins. 

Anknüpfend  an  die  Zusammenstellung 
in  Nr.  13  „die  Structurformeln  einiger 
neuer  Antifebrilia"  sei  es  mir  gestattet, 
darauf  hinzuweisen,  dass  Knorr,  bekannt- 
lich der  Entdecker  des  Antipyrins,  in 
dem  zuletzt  ausgegebenen  Hefte  von 
Liebig'8  Analen  (Bd.  238,  S.  137:  Synthe- 
tische Versuche  mit  dem  Acetessigester) 
eine  Ansicht  Ober  die  Structurformel  des 
Antipyrins  veröffentlicht  hat,  welche  von 
der  früher  gegebenen  wesentlich  ab- 
weicht. Knorr  hatte  bei  seinen  ersten 
Veröffenllichungen  (Berl.  Ber.  Bd.  17) 
allerdings  das  Antipyrin  als  Dimethyl- 
oxychimzin  (nicht  zu  verwechseln  mit 
dessen  Di-Methylozychinizin)  bezeichnet, 
dabei  aber  bemerkt,  dass  dessen  Constitu- 
tion noch  nicht  endgültig  festgestellt  sei. 

Es  würde  hier  zu  weit  ftihren,  die 
Thatsachen  anzugeben,  welche  Knorr  ver- 

^)  Beiträffe  zur  Pflanzenchemie,  Jena,  1879, 
desgl.  m  der  Jenaischen  Zeitsehrift  für  Natur- 
wissenschaften 18«  Bnppl.-Heft  I,  1,  nnd  im 
chemischen  Jahresoericiit  von  Fittica  ftlr  1879, 
8«  905« 


anlasst  haben,  die  frühere  Ansicht  zu 
verlassen;  es  mögen  also  nur  die  Grund- 
züge der  neuen  Theorie  mitgetheilt  werden. 

Knorr  leitet  die  neue  Eörperklasse  von 
dem  Pyrazol  G3H4N2  ab,  einem  aus  zwei 
Stickstoffatomen  und  drei  Eohlenstoff- 
atomen  gebildeten  (also  fQnfgliedrigen) 
Bing,  welcher  in  derselben  Beziehung 
zum  Pyrrol  O4H5N  steht  wie  das  Pyridin 
zum  Benzol,  indem  hier  wie  dort  die 
Gruppe  GH  durch  ein  Atom  Stickstoff 
ersetzt  wird,  also  Pyrazol  = 


NH 


H 


CH     CH 

Hierans  kann  entstehen  durch  doppelte 
Hydrirung  ein  Dihydropyrazol  oder  Py- 
razolin: 


NH 


NH 


'..  B.:        /\       oder:        /\ 
NH     CHg  N     OH2 


I 


CH      CE 


CH      CH 

=  CflHeNg 

und  durch  vierfache  Hydrirung  das  Tetra- 
hydropyrazol  oder  Pyrazin 

NH 

NH     CHa 

•'  -  \ 
C  H2     C  Hg 

=  GsHgNg. 

Wird  eine  GH^- Gruppe  im  Pyrazolin 
durch  GO  ersetzt,  so  entsteht  ein  so- 
genanntes Pyrazolon 

z.  B.:  GgH^NgO  = 

NH  NH 

y\         oder:         y\ 

NH     CH  NH     CO 

J II 

CO     GH  GH~CH 

Das  Antipyrin  ist  nun  nach  Knarr'a 
Auffassung   ein   solches  Pyrazolon,    in 


197 


welchem  je  ein  Imidwasserstoff  durch 
Phenyl  resp.  Methyl  and  dann  noch  ein 
weiteres  Wasserstofifatom  darch  Methyl 
ersetzt  ist,  also: 

Phenyl  -  dimethyl  -  py razolon  ^ 

C6H5.(CH8)2.CsHN20 

oder: 
N.CßHfi 

H3C.N     CO 


H3G .  C      CH 

(genauer,  d.  h.  mit  Bezeichnung  der  Stell- 
ung) :  (1)  -  Phenyl  -  (2, 3)  -  dimethyl  -  (5> 
pyrazolon).  Th.  S. 


Neuere  Antifebrilia. 

(Fortsetzung  ans  Nr.  13,  S.  157.) 

Ein  dem  Acetanilid  ähnlich  construir- 
ter  Körper,  das  Aeetphenetidin 
(Pharm.  Centralh.  28,  1^-?),  ist  neuer- 
dings als  Fiebermittel  empfohlen  worden. 
Dasselbe  wird  dargestellt  durch  Nitriren 
von  Phenol,  Trennung  der  gebildeten 
Ortho-  und  Paranitrophenole,  Aethylirung 
des  letzteren  und  Beduction  des  entstehen- 
den p-Nitroäthylphenols. 

Der  hierbei  entstehende  Körper,  der 
Aethylester  des  Paraamidophenols ,  ist 
das  rhenetidin,  das  durch  Behand- 
lung mit  Eisessig  das  p  -  Aeetphenetidin 
liefert. 

Aethylester  des 
Paraamido-    Paraamidophenols, 
phenol  Phenetidin 

CeH4(NH2)0H      CeH4(NHa)00^H5 
OH  0(&H5) 


HC      CH 


CH 


HC      OH 
HC      CH 


Y 


Y 


NE 


i 


NB 


8 


*)  Die  daselbst  angegebene  Formel  nnd  6e- 
nenmiig  «tnd  entapnchend  tu  eorrigiren. 


Aeetylirtes  Phenetidib, 

Paraaeetpkeielidii 
CgH^CNH  .  CH3CO) .  OCjH^    ^ ; 

0  •■;,.. 

HC      CH 

HC      CH 


Y 


IIH(GH3G0) 

Eine  andere  Verbindung,  die  P  h  e  n  y  1  - 
hydracin-LäTuIin  säure,  wirkt  nach 
Nicot  Temperatur  herabsetzend ;  es  ist 
ihr  die  empyrische  Bezeichnung  Anti- 
t  h  e  r  m  i  n  beigelegt  worden  (Pharm.  Ztg. 
1887,  168). 

Das  Antithermin  bildet  sich  beim  Zu- 
sammenkommen von  Phenylhydracin  mit 
L&vulinsäure  in  essigsaurer  Lösung  dur^h 
Condensation  unter  Wasseraustntt  als 
gelber  Niederschlag. 

Die  Lävulinsäure  wird  betrachtet  als 

Acetylproprionsäure,  C5HgO^.==5 
CH3CO.CHa.CHa.COOH.- 

Dem  Phenylhydracin  kommt  die 
Formel  CßHö-NaUg  oder  CßHs.NH. 
N  Ha  zu. 

Phenylhydracin  —  Lävulinsäure, 

ABtltkeralB 
CH3C(C6HßN-NH)CHa-CHa-C!OOH 


(CH3C)N  —  N(CHa  .  CHa  .  COOH) 
C 

^0 


A 
Y 


8. 


Helfenberger  Annalen,  1886.  ' 

Von  Dr.  G.  VtUpius. 

Unter  diesem  .Namen  prSsentirt  sich 
als  stattliches,  Ober  60  Seiten  starkes 
Octavheft  der  in  diesem  Jahre  -Erstmals 
gesondert   erschienene  wissenschaftliche 


198 


Theil  des  von  Bugen  Dietenxh  heraus- 
gegebenen Jahresberichtes  der  Papier- 
und  ehemischen  Fabrik  Helfenberg,  deren 
Einriehtiing  und  Führung  der  in  diesen 
Tagen  von  der  Pharmaceutischen  Zeitung 
abffedruckte  Theil  des  jüngsten  von  dem 
sächsischen  Landesmedicinal  •  Oollegium 
erstatteten  JahresberichU  ein  so  yorzüg- 
liebes  Zeugniss  ausstellt 

Man  ist  versucht  zu  bedauern,  dass 
nicht  schon  lange  diese  scharfe  Trenn- 
ung des  merkantilen  und  geschäftlichen 
Th^iles  der  Helfenberger  Berichte  statt- 
gefunden hat,  denn  die  bisherige  Ver- 
einigung hat,  wenn  auch  nicht  mehr  in 
den  let^n  Jahren,  so  doch  früher  viel- 
fach die  Veranlassung  zu  der  irrigen 
Memung  oder  den  Vorwand  zu  der  Be- 
hauptung abgegeben,  dass  eine  schwer- 
wiegende wissenschaftliehe  Bedeutung 
diösen  Berichten  nicht  zukomme.  Heute 
freilich  war  eine  Aenderung  in  dem 
äusseren  Oewande  der  letzteren  nicht 
mehr  nöthig,  um  ihnen  die  wohlverdiente 
Geltung  und  Beachtung  zu  verschaffen, 
demi  sie  haben  sieb  dieselbe  trotz  aller 
entgegenstehenden  und  entgegengestellten 
Hindernisse  durch  ihre  innere  Qualität 
selbst  errungen.  Es  giebt  heute  kein 
pharmaceutisches  FachbTatt  diesseits  und 
jenseits  des  Oceans  mehr,  welches  seinen 
Lesern  nicht  mindestens  Aaszüge  aus 
dem  wissenschaftlichen  Theile  der  Helfenr 
berger  Berichte  vorlegte,  und  es  ist  eine 
feststehende  Thatsache,  dass  eine  Anzahl 
von  Abhandlungen  Dieteridis  aus  den 
letzten  Jahren  zu  dem  Besten  gehört, 
was  die  pharmaceutische  periodische 
Literatur  der  neuesten  Zeit  aufzuweisen 
hatte.  Gerade  deshalb  scheint  es  aber 
durchaus  zweckmässig,  dass  die  alljähr- 
lich erscheinende  Sammlung  von  wissen- 
schaftlichen Erfahrungen  und  Arbeiten, 
welche  im  Helfenberger  Laboratorium 
gemacht  und  ausgeführt  wurden,  einen 
besonderen  und  ihren  wissenschaftlichen 
Charakter  feststellenden,  dabei  auch  kurzen 
Namen  erhielt  welcher  die  Angabe  dieser 
von  den  Facnjoumalen  so  neissig  be- 
nutzten Quelle  bei  B(rferaten  und  Gitaten 
erleichtert 

Zu  den  Einzelheiten  des  Berichtes  uns 
wei||dend,  sei  Toraosgeschicki;,  dass  wir 
denjenigoi  Theii  seines  Inhaltes,  welchen 


die  Pharmaceutische  Gentralhalle,  sei  es 
als  Originalmittheilungen  von  Dieterieh, 
sei  es  in  Gestalt  ausßihrlicher  Beferate 
über  die  von  dem  genannten  Verfasser 
in  anderen  Fachzeitschriften  veröffent- 
lichten Arbeiten,  schon  iTrOher  zur  Kennt- 
niss  ihrer  Leser  gebracht,  bei  diesen  als 
bekannt  voraussetzen  und  daher  ver- 
hältnissmässig  kurz  darüber  weggehen 
werden. 

Die  Art  und  Weise,  wie  das  Helfen- 
berger pharmaceutische  Laboratorium 
seine  Aufgabe  auffasst,  wird  wohl  am 
besten  illustrirt  durch  die  That^sache,  dass 
im  Laufe  eines  Jahres  daselbst  nicht 
weniger  als  1811  analytische  Untersuch- 
ungen in  Verwendung  genommener  Boh- 
materi  allen  und  daraus  hergestellter  phar- 
maceutischer  Präparate  ausgeführt  wurden. 
Dass  bei  einer  derartigen  Selbstcontrole 
die  Qualität  der  Erzeugnisse  nur  fort- 
schreiten und  gewinnen  muss,  ist  zu 
einleuchtend,  als  dass  noch  ein  Wort 
darüber  zu  verlieren  wäre. 

Das  specifische  Gewicht  des  Acetum 
aromaticum  sank  nie  bis  in  die  Nähe 
der  von  der  Pharmakopoe  angegebenen 
unteren  Grenze,  sondern  schwankte  stets 
nur  zwischen  0,990  und  0,991. 

Bei  Acetum  Scillae,  ftir  welchen 
die  Pharmakopoe  ein  specifisches  Gewicht 
überhaupt  nicht  vorschreibt,  bew^te  sieb 
dasselbe  zwischen  1,023  und  1,026,  der 
Säuregehalt  zwischen  5,10  und  5,16  pGt. 

Die  oft  gemachte  Erfahrung,  dass  die 
von  der  rhwmakopöe  vorgeschriebene 
Prüfungsweise  von  Acidum  tartaricuni 
auf  Metallgehalt  nicht  scharf  genug  sei, 
da  eine  beim  blossen  Uebergiessen  mit 
Schwefel wasserstoffwasser  unverändert 
bleibende  Säure  deutliche  Metall-,  bez. 
Bleireaction  giebt,  wenn  man  deren  Lösang 
vor  dem  Zusetzen  des  Bea^ens  mit  Natron- 
lauge annähernd  neutralisirt,  ist,  wie  nicht 
anders  zu  erwfU'ten  stand,  auch  in  Helfen- 
berg  bestätigt  worden. 

Umgekehrt  konnte  Adeps  snillus 
niemals  in  der  von  der  Pharmakopoe 
verlangten  Säurefreiheit  erhalten  werden, 
da  auch  ein  unmittelbar  nach  vorsichtig- 
stem Ausschmelzen  und  sorgfaltigstem 
Auswaschen  untersuchtes  Fett  stets  da- 
mit geschütteltem  heissem  Weingeist  saure 
Beaction  in  dem  Umfange  ertheilto,  dass 


199 


auf  je  1  g  Fett  0,01  bis  0,015  ccm  Normal- 
kalilaoge  verbraucht  wurden,  entsprechend 
einem  Gebalt  von  0,00282  bis  0,00423  pCt. 
ireier  Säure,  als  Oelsäure  berechnet.  Der 
Sehmelzpunkt  absolut  reinen  Fettes  war 
häufig  2^  tiefer,  als  die  Pharmakopoe 
angiebt,  nämlich  bei  36^;  das  specifische 
Gewicht  lag  zwischen  0,934  und  0,938. 

Für  die  Untersuchung  der  Balsame. 
Harze  und  Gummiharze  hat  Kremel 
bekanntlich  die  volle  Anwendung  des 
von  Hübl  ftlr  die  Untersuchung  von 
Wachs  angewendeten  Verfahrens  (Ph. 
Centralh.  1883,  Nr.  40)  empfohlen.  Er 
bestimmt  also  mit  Normalalkali  die  freie 
Säore,  dann  die  zur  Yerseifung  noth- 
wendige  Menge  und  construirt  aus  bei- 
defi  WerthoB,  der  sogenannten  Säure- 
ond  Esterzahl,  durch  Addition  die  Yer- 
seifongszahl.  Dieterich,  welcher  sich 
früher  auf  Ermittelung  der  Säurezahl 
beschränkt  hatte,  gesteht  für  bestimmte 
Fälle  dem  KremeVüehen  Verfahren  Vor- 
züge zu.  —  So  haben  beispielsweise 
Styrax  und  Terebinthina  veneta  so 
nahe  bei  einander  liegende  Säurezahlen, 
dass  aus  letzteren  allein  eine  Verfälsch- 
ung von  Styrax  mit  Terpentin  nicht 
festzustellen  ist,  wogegen  der  letztere 
Oberhaupt  keine  Esterzahl  besitzt,  so 
dass  auf  diesem  Wege  allein  das  ge- 
wünschte Ziel  erreicht  werden  kann. 
Etwas  Aehnliehes  gilt  für  manche  Fälsch- 
ungen von  Copaivabalsam,  da  dieser 
oor  freie  Säure  und  keinen  Ester  enthält. 
Desgleichen  kann  ein  im  Handel  vor- 
kommendes und  sehr  mit  Unrecht  als 
gereinigtes  Galipot  bezeichnetes  Fichten- 
harz, welches  aus  geschmolzenem  Golo- 
phoninm  durch  Einrühren  von  Natron- 
lauge hergestellt  wird,  auf  dem  ange- 
deuteten Wege  durch  die  sich  natürlich 
ergebende  viel  zu  niedere  Säurezahl 
leicht  erkannt  werden.  Uebriffens  stimm- 
ten die  von  Dieterieh  ermittelten  Zahlen- 
werthe  durchaus  nicht  immer  mit  den 
Ton  Kremel  gefundenen  überein,  so  dass 
jedenfalls  noch  sehr  viele  Erfahrungen 
in  dieser  Bichtung  zu  sammeln  sind, 
bevor  man  daran  denken  darf,  diese 
üntersuchungsmethode  zur  Grundlage 
pbarm^opöischer  Feststellungen  und  An- 
forderungen zu  machen. 

Ganz  besonders  machten  sich  die  von 


Dieterieh  beobachteten  Abweichungen 
und  Unsicherheiten  bei  den  Gummi- 
harzen geltend  und  es  ist  derselbe  aus 
diesem  Grunde  hier  schliesslich  wieder 
zu  der  früher  geübten  Bestimmung  der 
freien  Säure,  der  Löslichkeit  in  Wein- 
geist und  des  Aschengehaltes  zurück- 
gekehrt. Hierbei  wurden  die  folgenden 
Werthe  erhalten: 


Ammoniac.  orud. 


Verbraach 
an  ccin 

loono 

KOH-Lös- 

ung  pro 

GraiDDi 

Substanz 

16,0 

15,8 

14,G 

Ammoniac.  depiir.     13,C 

14.1 
6,5 
4,2 
3,6 
4,0 
7,5 


Asa  foetid.  cnid. 
„       depur. 
Galban  crud.   .    . 
.,      depurat.  . 


»1 


I) 


Ajiclien- 
procente 


1,6 
1,7 
1,7 
1,3 
1.4 
6;5 
1,8 
9,2 
1,4 
1,6 


Löslich- 

keits- 

procente 

in  Spiritns 

65,5 
81,4 
71,8 
88,2 
76,2 
48.0 
73,7 
03,6 
85,6 
88,7 


Bei  der  grossen  Bolle,  welche  erdige 
Beiniengungen  in  den  rohen  Gummi- 
harzen spielen,  wird  die  Sfturezahl  nur 
bei  Vergleichung  gereinigter  Präparate 
unter  emander  von  Werth  sein  können. 

Für  Gera  alba  und  flava  bestätigt 
Dieterich  aufs  Neue  die  Vortrefflichkeit 
der  Hübrschen  Titrationsmethode  zur 
Untersuchung  auf  Reinheit,  welche  letz- 
tere in  204  Einzeli&llen  ausgeführt  vmrde. 
Er  legt  aber  auch  der  Bestimmung  des 
specifischen  Gewichtes  einen  gewissen 
Werth  bei,  wenn  dabei  in  rationeller 
Weise  verfahren  und  nicht  etwa  nur  ein 
beliebiges  abgeschlagenes  Stückchen 
Wachs,  sei  es  direct  oder  nach  einigem 
Kneten,  benutzt  wird.  Es  zeigte  sich 
nämlicb.  dass  in  ersterem  Falle  das  spe- 
cifische Gewicht  meist  etwas  zu  gering 
und  noch  geringer  dann  gefunden  wird, 
wenn  man  die  Probe  nur  kurze  Zeit, 
etwa  eine  Minute  lang,  geknetet  hat, 
während  es  nach  längerem  Kneten  wieder 
etwas  steigt.  Dagegen  werden  ganz 
constante,  also  brauchbare  Zahlen  er- 
halten, wenn  man  von  einem  Wachs- 
stücke über  einer  schwachen  Flamme 
Tropfen  abschmilzt  und  in  Wasser  fallen 
lässt.  Diese  Wachsperlen  dienen  nach 
24  stündigem  Liegen,  während  dessen  ihr 


200 


speeifisches  Gewieht  das  mögliche  Maxi- 
mum erreicht,  zu  dessen  Bestimmung 
mittelst  der  Schwimmprobe  in  verdünn- 
tem Weingeist  von  verschiedener,  zwischen 
0,960  und  0,967  liegender  Dichte.  Bei 
reinem  gelben  Wachse  wurde  bei  dem 
beschriebenen  Verfahren  stets  ein  speei- 
fisches Gewicht  von  0,9625  ermittelt,  bei 
weissem  im  Maximum  0,970.  Auch  lag 
der  Schmelzpunkt  des  gelben  Wachses 
bei  63,5  bis  64,5  ^,  der  Erstarrungspunkt 
etwa  2,5  ^  niedriger. 

Dem  Verlangen  der  Pharmakopoe, 
dass  300  Theile  siedender  Weingeist  von 
gelbem  Wachs  nur  einen  sehr  geringen 
braungelben  Bückstand  hinterlassen 
sollen,  wird  die  Behauptung  gegenüber 
gestellt,  dass  völlig  reines  Wachs  bei 
mehrstündigem  Kochen  sich  überhaupt 
vollständig,  unreines  dagegen  unter 
Hinterlassung  von  grauem  Schmutz 
auflöst. 

Welchen  Vortheil  eine  beim  Einkaufe 
geübte  strenge  Gontrole  mit  der  Zeit 
verschafft,  erhellt  in  überzeugender  Weise 
aus  der  That^ache,  dass  im  Laufe  eines 
ganzen  Jahres  unter  den  grossen  in  Hel- 
fenberg  zur  Verarbeitung  gelangenden 
Wachsmengen  sich  nicht  eine  einzige 
Sendung  befand,  welche  beanstandet  wer- 
den konnte. 

Das  zur  Imprägnirung  von  Papier  ver- 
wendete Ceresin  zeigte  bei  einem  zwi- 
schen 69  und  76  ^  schwankenden  Schmelz- 
punkt ein  speeifisches  Gewicht  von  0,914 
bis  0,922.  Der  Hauptwerth  ist  auf  Ab- 
wesenheit jeglichen  empyreumatischen 
Geruches  zu  legen,  was  am  besten  beim 
Kochen  mit  Wasser  in  ofifener  Schale  er- 
kannt wird. 

Ueberraschend  klingt  die  Beobachtung, 
dass  blaues  Lackmuspapier  beim 
Lagern  an  Empfindlichkeit  gewinnt. 
Während  dasselbe  frisch  bereitet  durch 
verdünnte  Schwefelsäure  1  :  10000,  bez. 
24000  und  35000  gerade  noch  beein- 
flusst  wurde,  wurde  nach  mehrmonat- 
licher Aufbewahrung  noch  Empfindlich- 
keit bei  Verdünnungen  von  1  :  30000, 
bez.  60000  und  40000  je  nach  der  Auf- 
bewahrungsdauer und  der  anfänglichen 
Empfindlichkeit  wahrgenommen. 

Bei  Curcuma  und  rothem  Lack- 


muspapier wurden  keinerlei  Veränder- 
ungen beobachtet. 

Ueber  den  Alkaloidgehalt  der 
narkotischen  Extracte  haiDietertch 
in  Nr.  3  dieser  Zeitschrift  eine  sehr  inter- 
essante, mit  reichem  Zahlenmaterial  be- 
legte Arbeit  veröffentlicht,  welche  in  den 
Annalen  zum  Wiederabdruck  gelangt  ist. 
Es  ist  demnach  den  Lesern  der  Pharm. 
Oentralhalle  bekannt,  dass  das  Extract 
zur  Aufschliessung  des  Alkaloides  zu- 
nächst in  Kalk  Wasser  gelöst,  diese  Lös- 
ung zum  Hydratiren  von  Aetzkalk  ver- 
wendet, die  entstandene  pulverförmige 
Mischung  sofort  im  Aetberextractions- 
apparat  erschöpft,  der  Aetherauszug  vor- 
sichtig vom  Aether  befreit  und  dann  nach 
Zusatz  von  Wasser  und  etwas  Weingeist 
das  Alkaloid  durch  Titration  mit  Hun- 
dertel-Normalschwefelsäure unter  Benutz- 
ung von  Bosolsänre  als  Indicator  be- 
stimmt wird.  Wenn  seither  l^emel  mit 
dieser  so  rationellen  Methode  nicht  gut 
zarecht  kam,  so  ist  der  Grund  vielleicht 
in  dem  Umstände  zu  suchen,  dass  er  die 
Vorschrift  sofortigen  Ausziehens  der 
Mischung  mit  Aether  möghcherweise  nicht 
buchstäblich  befolgt  oder  in  nicht  ganz 
säurefreier  Luft  den  Auszug  eingeengt  hat 

Abgesehen  von  diesen  Gehaltsbestimm- 
ungen hat  der  Verfasser  der  Helfenberger 
Annalen  eigentliche  Fälschungen  und 
Substitutionen  bei  den  verschiedensten 
Extracten  noch  auf  anderem  Wege  zu 
ermitteln  gesucht,  indem  er  erstens  das 
specifische  Gewicht  ihrer  Lösung  im 
doppelten  Gewicht  Wasser  bestimmte, 
femer  den  procendschen  Wassergehalt 
durch  dreistündiges  Erwärmen  von  3  g 
Extract  auf  100^  feststellte,  und  endlich 
sowohl  die  Asehenmenge  wog,  als  auch 
den  Gehalt  der  Asche  an  Garbonaten 
durch  Titration  mit  Salzsäure  constatirte 
und  auf  Kaliumcarbonat  berechnete.  Da- 
bei zeigte  sich,  wie  seiner  Zeit  im  Archiv 
der  Pharmacie  (1887,  p.  60)  ausführlich 
mitgetheilt  wurde,  dass  das  specifische 
Gewicht  nur  innerhalb  'relativ  enger 
Grenzen,  nämlich  zwischen  1,1030  bei 
Extractum  Sabinae  und  1,1372  bei  Ex- 
tractum  Taraxaci  schwankt,  so  dass  sich 
hierdurch  höchstens  die  Identität  con- 
statiren,  nicht  aber  eine  Fälschung  ent- 
decken lässt.    Vorauszusehen  war,    dass 


201 


der  Trockengehalt  sehr  schwanken  würde, 
und  in  der  Thai  wurden  als  ftusserste 
Orenzzahlen  ermittelt:  10,1  pOt.  Troek- 
nungsverlust  bei  Extractam  Conii  nnd 
31  pGt.  bei  Extraetnm  Gaseariilae.  Gleich- 
wohl wird  man  ans  diesen  Werthen  ab- 
solot  nichts  Anderes  entnehmen  können, 
als  dass  das  betreffende  Eztract  dicker 
oder  dünner,  wasserreicher  oder  wasser- 
armer war,  als  es  gewöhnlieh  zu  sein 
pflegt,  vorausgesetzt  natürlich,  dass  ein- 
mal ein  Normalwassergehalt  flir  jedes 
einzelne  Extract  festgesetzt  wird. 

Weitons  günstiger  liegen  die  Verhält- 
nisse bezüglich  der  Aschenmenge  and 
ihres  Gehaltes  an  Kalinmcarbonat.  Jene 
bewegt  sich  zwischen  0,7  pCt.  bei  Ex- 
traetom  Scillae  und  23,2  pCt.  bei  Ex- 
tractum  Lactucae  virosae  und  Extractam 
Quassiae.  Sie  beträgt  beispielsweise  bei 
Extractum  Digitalis  12,  bei  Extractum 
Belladonnae  14,  bei  Extractum  Conii  20, 
bei  Extractum  Hyoscyami  sogar  22,  bei 
Extractum  Secalis  cornuti  II,  bei  Ex- 
tractum Graminis  dagegen  nur  5  pCt., 
so  dass  sich  eine  erhebliche  Beimischung 
des  letzteren  zu  den  vorhergenannten 
Extracten  recht  deutlich  bei  der  Aschen- 
bestimmang  bemerklich  machen  würde. 
Dazu  kommt  noch,  dass  auch  der  Ralium- 
carbonatgehalt  der  Asche  von  Extractum 
Graminis  mit  3,68  pGt.  nur  die  Hälfte 
bis  ein  Viertel  der  bei  den  anderen  ge- 
nannten Extracten  gefundenen  Werthe 
beträgt,  abgesehen  von  dem  Extractum 
Secalis  cornuti,  welches  hierin  mit  Ex- 
tractam Graminis  etwa  gleichsteht. 

Interessante  spätere  Mittheilungen  stel- 
len die  Annalen  in  Aussicht  bezüglich 
des  Gehaltes  eines  aromatischen 
Wassers  oder  der  zu  seiner  Mischung 
benatzten,  vorläufig  aber  noch  nicht 
legalisirten  sogenannten  handertfacben 
Essenzen.  Man  ist  derzeitig  in  Helfen- 
berg  damit  beschäftigt,  sich  zu  den  dies- 
bezüglichen Bestimmungen  der  von  Hubl 
fQr  Fette  angewandten  Jodadditions- 
methode zu  bedienen  und  hofft  auf  gün- 
stige Ergebnisse.  Bestätigt  sich  dies,  so 
würde  der  exacten  Werthbestimmung 
wieder  eine  neue  Gruppe  galenischer 
Präparate  zugänglich  gemacht  werden, 
«in  za  begrüssender  Fortschritt. 
(SchluBS  in  nächster  Nuinmer.) 


Ans  dem  Handels  -  Berichte 
von  Oehe&Co.  in  Dresden. 

April  1887. 

Aletris  &rinoia  (Umcorn  Boot).  Die 
Pflanze  ist  in  Nordamerika  einheimitch  und 
gehört  znr  Familie  der  Haemodoraceen ,  sie 
gilt  in  ihrer  Heimath  als  Tonicum  und  Sto- 
machicum,  wird  auch  gegen  Kolik  und  Wasser- 
sucht angewandt.  Man  giebt  dieselbe  als 
Fiuidextract  (Dosis  0,5  bis  2  com)  nnd  in  Form 
einer  Concentration :  Aletrin  (Dosis  0,03  bis 
0,15  pro  die). 

Alnminipm  metalliciuii«  Bei  dem  su- 
nehmenden  Verbranche,  welchen  das  Alu- 
minium in  den  Metallgewerben  findet,  wird 
es  zeitgemäss  sein,  einige  Angaben  hinsieht* 
lieh  des  Löthens  von  Aluminium  zu  machen. 
Eine  Liegirung  von  5  Th.  Zink,  2  Th.  Zinn, 
1  Th.  Blei  wird  zusammengeschmolzen  und 
zu  feinem  Blech  ausgewalzt.  Die  zu  löthen- 
den  Stelleu  des  Aluminiums  müssen  ganz 
blank  geschabt  oder  gekratzt  und  dann  mit 
Paraffin  oder  einem  ähnlichen  leicht  flüch- 
tigem Körper  bestriehen  werden.  Hierauf 
legt  man  ein  Stück  der  Legirung  auf  jede  der 
beiden  Flächen  und  erhitzt  dieselben.  Das 
Paraffin  schmilzt  zuerst;  man  steigert  die 
Erhitzung,  bis  die  Legirung  schmilzt,  und 
nach  dem  Erkalten  findet  man  dieselbe  fest 
mit  dem  Aluminium  rerbunden.  Die  beiden 
mit  der  Legirung  überzogenen  Flächen  werden 
dann  auf  gewöhnliche  Manier  znsammen- 
gelöthet.  —  Wenn  Aluminium  mit  andereh 
Metallen  znsammengelöthet  werden  soll,  so 
hat  man  nur  nöthig,  die  Oberfläche  des  Alu* 
miniums  mit  der  Legirung  zu  überziehen. 
Diese  Methode  gründet  sich  auf  die  That* 
sache,  das  Aluminium  sehr  bald,  wenn  es  an 
die  Luft  kommt,  sich  mit  einer  kaum  sicht- 
baren Oxydsebicht  (Thonerdeschicht)  über- 
zieht. Diese  verhindert  eine  weitere  Oxy- 
dation und  führt  zu  der  gebräuchlichen  An- 
sicht, dass  Aluminium  sich  an  der  Luft  nicht 
verändere.  Die  Thonerdeschicht  ist  für  das 
Löthen  eine  unübersteigliche  Schranke,  die 
nur  dadurch  vermieden  werden  kann,  dass 
man  sofort,  nachdem  das  Aluminium  blank 
geschabt  ist,  einen  Ueberzug  von  Paraffin  an- 
wendet. Durch  das  Schmelzen  des  Paraffins 
wird  das  Aluminium  mit  einer  luftdichten 
Paraffinhaut  überzogen :  es  kann  nicht  ozy- 
diren ,  und  inzwischen  hat  sich  dann  bei  ge- 


202 


Bteigerter  Erhitzung  die  Legirung  auch  mit 
dem  Metalle  verhunden. 

Salsamum  Copaivae  und  Balsamum 
Peravianom.  .Bei  ersterem  Balsam  giebt 
die  KremeVsche  Prüfungsmethode  (vergl. 
Pharm.  Centralh.  27,  390)  keine  verwerth- 
baren  Resultate,  denn  bei  Prüfung  einer 
grossen  Anzahl  von  Balsamen  verschiedener 
Provenienz  schwankte  die  S&urezahl  zwischen 
19,7  und  90,22;  sie  scheint  in  gewissem 
Verhältniss  zur  Dickflüssigkeit  zu  stehen,  die 
dünnflüssigen  Balsame  ergaben  stets  die 
niedrigsten  Säurezahlen  \ind  umgekehrt. 

Dagegen  bildet  die  KremeVBdhe  Prüfungs- 
methode jedenfftlls  einen  werthvollen  Beitrag 
für  die  Beurtheilung  des  Perubalsam a. 
Nach  den  bei  Prüfung  von  21  Proben  (welche 
mit  Ausnahme  von  zweien  in  ihrem  Gesammt- 
verhaiten  keinen  Anlass  zu  Zweifeln  an  ihrer 
Aechtheit  gaben)  erhaltenen  Besultaten 
scheint  es,  das«  sich  eine  bestimmte  Relation 
zwischen  Säure-  und  Esterzahl  nicht  fest- 
stellen läset,  dagegen  durfte  die  Verseif ungs- 
zahl  240  als  niedrigst  zulässige  Qrenze  eines 
ächten  Balsams  anzunehmen  sein. 

Bismnthnm  subnitrionm  natro  nitrico 
pr&cipitatnm  soll ,  wie  von  ärztlicher  Seite 
versichert  wird,  eine  weit  kräftigere  Wirkung 
als  das  officinelle  Präparat  haben.  Es  hängt 
dies  wahrscheinlich  mit  der  äusserst  feinen 
Yertheilung  des  Präcipitates  zusammen.  Das 
mikroskopische  Bild  ist  ein  vom  officinellen 
wesentlich  abweichendes  und  dem  des  basi- 
schen Salicylats  sehr  ähnliches.  Erst  bei 
400facher  YergrSsserung  lässt  sich  krystalii- 
nische  Strnctur  wahrnehmen,  bei  geringerem 
Grade  erscheint  der  Niederschlag  amorph. 

Fermm  ozydatnm  saccharatimi.  Wir 
stellten  kürzlich  eine  grössere  Partie  dieses 
Präparates  nach  der  von  ^aptfr  (vergl.  Pharm. 
Centralh.  85,  669)  gegebenen  Vorschrift  — 
also  ein  Ortho-Natrinm-Ferrisaccharat  —  her; 
der  Herstellungsmodus  beruht  bekanntlich  im 
Wesentlichen  auf  zweimaliger  Präcipitation 
eines  Natrinm-Ferrisacoharats  mittelst  Alkohol 
und  Trocknen  des  Niederschlages  nebst  da- 
rauf folgendem  Vermischen  mit  Zucker  bis 
zum  gewünschten  Gehalte.  Bei  einem  Ge- 
halte von  3  pCt.  Eisen  (der  Pharm.  Germ, 
entsprechend)  besitzt  das  Präparat  ein  weit 
helleres  Aussehen  und  giebt  eine  rothbraone, 
im  Farbenton  hellere  Lösung  als  das  nach 
der  Vorschrift  der  Pharmakopoe  gefertigte. 

Herba  Hydrocotylaa  Asiaticae  ist  neuer- 


dings wieder  in  lebhafterer  Nachfrage  al» 
Heilmittel.  Die  Pflanze,  eine  Umbellifere  des 
südlichen  Asiens ,  gilt  in  ihrer  Heimath  als 
kühlendes,  eröflPnendesund  di  u  retische«  Mi  ttel, 
wird  auch  bei  Leprose  und  Syphilis  ange- 
wandt; das  wirksame  Princip  apU  eine  ölige, 
nicht  flü<^tige  Substanz,  Vellarin  genannt, 
sein.  Wahrscheinlich  wird  unsere  einhei- 
mische Hydrocotyle  vulgaris ^  deren  Kraut 
früher  als  „Hd>a  cotyledonis  aquaticae*^  ge- 
bräuchlich war,  dieselben  Dienste  leisten. 

Hydraatinum»  Interessant  in  chemischer 
Richtung  ist  die  nahe  Beziehung,  in  der  Hy- 
draatin  nach  Freund  und  Wiü  zum  Narkotin 
steht,  was  speciell  in  den  Spaltungsproducteu 
zum  Ausdruck  gelangt: 

Hydrastin  (  •  r. Opiansäure,  Hydrastini n 

C21H21NO6) "'""'"  CioHio05"*"CiiCiiNO-2 

Narkotin   (    ,  /^ Opiansäure  ,  Cotamin 

C.22H23NO7)  "*"    ■"  CioHioOi  +Ci2Hj3NOa 

Kamala,  Auch  bei  der  sorgfaltigsten  Be- 
arbeitung ist  es  nicht  möglich,  aus  dem  jetzt 
vorhandenen  Materiale  eine  Qualität  darzu- 
stellen, welche  der  Anforderung  eines  Aschen- 
gehalts von  nur  6  pCt.  entspricht.  Unsere 
1*^  Waare  zeigt  einen  solchen  von  14  pCt. 

Maoaaaar-Oel.  Das  ächte  Macaasaröl, 
ans  dem  Samen  von  Sckleichera  trifuga,  einer 
Ostindischen  Sapindacee,  gepresst,  besitzt  in 
seiner  Heimath  einen  grossen  Ruf  als  haar- 
wuchsbeforderndes,  Schinnen  und  Ekzeme 
beseitigendes  Gel  und  ist  in  früheren  Jahren 
bereits  zu  uns  importirt  worden.  Später  ge- 
langten unter  dem  Namen  Macassaröl  Pro- 
ducte  in  den  Handel,  die  aus  Cocosöi  bestan» 
den ,  das  mit  den  Blüthen  der  Cafutnga  odo- 
rata  (Anonacee)  und  der  Michelia  Champaca 
(Magnoliacee)  digerirt  war,  bis  noch  später 
unter  demselben  Namen  meist  inländisehe, 
beliebig  parfnmirte  und  häufig  mit  Alkanna 
roth  gefärbte  Oele  als  Macassaröl  vertrieben 
wurden.  Wir  erhielten  kürzlich  ein  Pöstchen 
des  ersterwähnten  iLchten  Oeles.  Es  ist  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  halbflüasig,  sieht 
gelblich -weiss  ans  und  riecht  schwach  nach 
Bittermandelöl.  In  der  That  enthält  es  auch 
Blausäure  (circa  0,05  pCt.),  und  es  wäre  nicht 
undenkbar ,  dass  in  der  antiaeptischen  Elraft 
derselben  die  Ursache  der  günstigen  Wirkung 
des  Oeles  liegt. 

Kollin,  seit  einiger  Zeit  als  dermatolo- 
gisches  Medicament  (vergl.  Pharm  aceuti sehe 
Centralhalle  21,  470)  in  Gebrauch,  ist  eine 


203 


um  15  pCf .  überMtete,  mit  30  pCt.  Glyceria 
Tenetste  weiche  Seife.  Dieselbe  zeigt  im  an- 
▼ermiachlen  Zastuide  eine  mattweiese  Farbe, 
beeitst  weiche  gleichmistige  Consistenz  und 
üUst  sieh  sehr  leicht  nnd  gleiehroissig  auf 
der  Hant  vertheilen.  Mit  Quecksilber  Ter- 
rieben  besitit  das  ,yMollinum  Hydrargyri" 
den  Vorzug  der  Sauberkeit  und  Bequemlich- 
keit Tor  der  grauen  Salbe,  da  es  mit  Wasser 
sich  leicht  abwaschen  lässt;  ausserdem  werden 
▼OA  Mereurmollin  intensiTcre  Wirkung  und 
die  Fähigkeit,  sich  in  kürzerer  Zeit  Terreiben 
zu  lassen,  gerahmt.  In  gleicher  Weise  lassen 
ticli  auch  andere  Medicamente,  wie  Styraz, 
'  Pix  liquida  etc.,  dem  Mollin  mit  Leichtigkeit 
incorporiren. 

OpiuBL  So  weit  unsere  (Gehe  dt  Cd.)  Er- 
fahrungen reichen,  möchten  wir  das  Die- 
ierich^Mehe  Verfahren  mit  der  von  SchUckum 
(▼ergl.  Pharm.  Centralh.  88,  61  nnd  174) 
Torgeschlagenen  Abänderung  als  die  em- 
pfehleoswertheste  Methode  zur  Prüfung  des 
Opiums  auf  Morphingehalt  empfehlen. 

Saccharin.  Die  Einführung  dieses  viel- 
besprochenen Süssstoffes,  des  Benzoesäure- 
8ulfinid*s,  in  den  Handel  steht  ftir  die  nächste 
Zeit  bevor.  Dasselbe  wird ,  soweit  die  medi- 
cinische  Verwendung  in  Frage  kommt ,  bei 
Diabetes,  Poljsarcie,  Magen-,  Darm-  und 
Blasenleiden ,  iür  die  Pbarmaeie  als  6e- 
Bchmackscorrigens,  zur  Herstellung  von  Salzen 
mit  bitter  schmeckenden  organischen  Alka- 
loiden,  etc.  von  Bedeutung  werden,  zumal 
sammtliche  physiologische  Versuche  dessen 
völlige  Unschädlichkeit  für  den  menschlichen 
Oiganismns,  selbst  in  Dosen,  die  in  der  Praxis 
nie  in  Frage  kommen,  ergeben  haben.  Nach 
Fahlberg  d;  List  lösen  je  1000  Theile : 

Waaaer 3,33  Saccharin, 

lOprocentiger  Spiritus     5,41 
20       „  „  7,39 

:)0       „  „  11,47 

40       „  „  19,88 

60       „  „  27,63 

60      „  „  28,90 

70       „  „  30,70 

SO       „  „  82,15 

90       „  „  31,20 

100       „  „  30,27         „ 

Die  Loslichkeit  kann  durch  Zusatz  kohlen- 
saurer Alkalien  oder  aikaiischer  Erden  be- 
liebig gcateigert  werden.  In  dieser  Form  ge- 
laagtc  daaedbe  s«  B«  in  ßba  Chaiitö  zu  Berlin 


» 


>i 


>» 


11 


Bur   Verwendung.      Auf  0,05  g  Saccharin 
rechnet  man  0,02  g  Natronoarbonat. 

Thea.  Erwähnenswerth  ist  eine  neue  Ai^ 
Tfaee,  der  Kaff ee-Thee,  d.h. die  gerösteten 
Blätter  des  Kaffeebaumes.  Die  Malayen  ziehen 
diesen  Thee  der  Kaffeebohne  vor,  da  er  an- 
geblich mehr  Bitterstoff  enthält  und  nahr- 
hafter ist.  Wenn  die  Blätter  sorgfältig  ge- 
röstet sind,  so  giebt  der  Aufguss  mit  kochen- 
dem Wasser  eine  dunkelbraune  Flüssigkeit, 
die  wie  Kaffee  aussieht,  wie  grüner  Theo 
riecht  und  einen  Geschmack  wie  eine  Misch- 
ung beider  hat.  Als  Stärkungsmittel  bei  Er- 
schöpfung in  Folge  von  schwerer  Arbeit,  von 
Hitze  oder  Kälte  oder  langem  Regen  soll  er 
ausgezeichnet  wirken.  Der  Coffeingehalt  der 
Kaffeeblätter  beträgt  nahezu  die  Hälfte  des- 
jenigen der  Bohnen  (0,5  bis  0,7  pCt.).  Es 
läge  daher  nahe ,  die  Blätter  als  Material  für 
Coffein  zu  verwerthen,  wenn  sich  dieselben 
nicht  wesentlich  höher  einstellten  als  gehalt- 
reicher Abfallthce.  g. 


Eine  neue  Methode  nur  Analyse 

der  Fette. 

Die  „quantitativen  Reactionen''  in  der 
Fettanalyse  sind  von  Benedikt  und  Ulzer 
(Pharm.  Post,  1887,  Nr.  X)  um  eine  vermehrt 
worden. 

Die  natürlichen  Fette  bestehen,  abgesehen 
von  wacbsartigen  Beimengungen  und  geringen 
Mengen  von  Kohlenwasserstoffen,  aus  Gljce- 
riden  von  flüchtigen ,  wasserlöslichen  und 
nicht  flüchtigen  unlöslichen  Fettsäuren.  Die 
nicht  fluchtigen  Fettsäuren  kann  man  in  ge- 
sättigte oder  ungesättigte  unterscheiden  oder 
die  Eintheilung  in  der  Weise  vornehmen, 
dass  man  die  Ozyfettsäuren  jenen  Säuren 
gegenüberstellt,  welche  keine  Hydroxylgrup- 
pen enthalten. 

Die  ungesättigten  Fettsäarea,  die  ttules- 
liehen  und  die  flüchtigen  Fettsäuren  konnten 
schon  nach  den  Methoden  von  HMlj  HAmtar 
und  Heichert  bestimmt  werden. 

Die  Lficke,  welche  bisher  dadurch  hiitand, 
dass  man  die  Ozyfettsäuren  nicht  bestimmen 
konnte ,  füllen  die  oben  genannten  Autoren 
nun  durch  eine  Methode  ans,  welche  sie  anch 
für  die  Analyse  von  AeetylverbinduBgea  iber- 
haupt  anwenden« 

Man  kann  also  neben  der  Verseifungsiahl 
und  der  Siufvcahl  eine  „Aeetyizirtil<<  finden ; 


204 


die  Verseifangszahl  ist  die  Summe  der  beiden 
letzteren  Zahlen. 

Zar.  Ausführung  des  Verfahrens  bedient 
man  sich  des  von  Köttstörfer  (siehe  auch 
Pharm.  Centralh.  Nr.  1,  1887)  auch  zur  Be- 
stimmung der  Verseifungszahl  vorgeschlage- 
nen Ganges. 

Benedikt  und  üleer  verfahren  folgender- 
maassen : 

100  g  des  Oeles  werden  mit  70  g  in  50ccm 
Wasser  gelösten  Kalihydrates  und  150  ccm 
starken  Weingeistes  bis  zur  vollständigen 
Verseifung  am  Bückflussk übler  gekocht.  Der 
Kolbeninhalt  wird  in  eine  geräumige  Schale 
ausgegossen ,  mit  1  Liter  Wasser  verdünnt, 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  angesäuert  und 
so  lange  gekocht,  bis  die  Fettsäuren  als  voll- 
kommen klare  Schicht  oben  aufschwimmen 
und  der  Alkohol  vertrieben  ist.  Die  Fett- 
schicht wird  noch  zweimal  mit  Wasser  aus» 
gekocht,  dann  durch  Abheber  oder  mittelst 
des  Scheidetrichters  vom  Wasser  getrennt 
und  in  ein  kleines  Becherglas  gegossen,  aus 
welchem  sie  nach  dem  völligen  Absetzen  des 
Wassers  im  Lufttrockenkasten  bei  einer  ihren 
Schmelzpunkt  um  20  bis  30  o  übersteigenden 
Temperatur  auf  ein  trockenes  Filter  gegossen 
werden. 

50  g  der  Fettsäuren  werden  sodann  mit 
40  g  Essigsäureanhydrid  zwei  Stunden  in 
einem  Kölbchen  mit  Rückflussrohr  gekocht, 
die  Mischung  in  ein  hohes  Becherglas  von 
einem  Liter  Inhalt  entleert,  mit  500  bis  GOO 
ccm  heissem  Wasser  übergössen  und  ge- 
kocht.'^) Um  ein  Stossen  der  Flüssigkeit  zu 
vermeiden,  leitet  man  durch  ein  nahe  dem 
Boden  des  Bechers  mündendes  Capillarrohr 
einen  langsamen  Kohlensäurestrom  ein.  Nach 
einiger  Zeit  hebert  man  das  Wasser  ab  und 
kocht  noch  dreimal  mit  der  gleichen  Wasser- 
menge aus.  Dann  ist,  wie  man  sich  durch 
Prüfung  mit  Lackmuspapier  überzeugen  kann, 
alle  Essigsäure  entfernt.  Endlich  filtrirt  man 
die  acetylirten  Säuren  im  Luftbade  durch  ein 
trockenes  Filter  und  wägt  4  bis  5  g  zur  Be- 
stimmung der  Sänrezahl,  2  bis  3  g  zur  Be- 
stimtonng  der  Verseifungszahl  ab.    Bei  Bici- 


^  Essigsäureanhydrid  wird  durch  warmes 
Wasser  sehr  rasch  zerlegt  Versuche,  die  Ent- 
fernung der  Essigsäure  dadurch  zu  beschleunigen, 
dass  man  nach  dem  Kochen  mit  Essigsänre- 
anhydrid  statt  in  Wasser  in  verdünnten  Wein- 
geist eingoss,  haben  ergeben,  dass  sich  dabei 
tili  Tlieü  der  Fettainre  teUht  ätherifleiit. 


nusöl  wird  man  zweckmässig  die  doppelte 
Menge  alkoholischer  Kalilange,  also  50  ocm 
zur  Verseilung  verwenden. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  bei  der 
Untersuchung  einiger  Gele  gefundenen  Zahlen 
zusammengestellt. 


Nicbt  «eelylirt: 

Aeetyllrt 

Fettaäaren 
ans: 

S&are- 

Mol«- 

cnlar- 

fe  wicht 

Sftnr«- 
Mhl 

Veneif- 
ubl 

Aeetyl- 
«ttbl 

ArachisM 
Cottonöl 
OrotonOl 
Hanföl 
Leinöl 
Mandelöl 
MohnOl 
NussOl 
Olivenöl 
Pfirsich- 
kernöl 
Ricinusöl 
Büböl 
Sesamöl 

198.8 

199.8 
201.0 
199.4 
201.8 
201.6 
200.6 
204.8 
197.1 

202.5 
177.4 
182.5 
200.4 

282.2 
280.8 
279.1 
281.3 
278.7 
278.3 
279.7 
273.9 
284.6 

277.0 
316.2 
807.4 
279.9 

193.8 
195.7 
195.7 
196.8 
196.6 
196.5 
194.1 
198.0 
197.3 

196.0 
142.8 
178.5 
192.0 

196.7 

212.8 
204.2 
204.3 
205.1 
902.3 
207.2 
205.6 
202.0 

202.4 
296.2 
184.8 
203.5 

8.4 
16.6 
8.5 
7.6 
8.5 
5.8 
13.1 
7.5 
4.7 

6.4 

153.4 

6.3 

11.5 

Das  Verfahren  lässt  sich  somit  sehr  gut  zur 
Untersuchung  von  Ricinusöl  anwenden, 
indem  es  ermöglicht,  die  Abwesenheit  von 
Verfälschungen  zu  constatiren  und  die  Quan- 
tität beigemischter  Gele  genau  zu  bestimmen, 
da  schon  ein  Zusatz  von  nur  5  pCt«  eines 
anderen  Oeles  die  Acetylzahl  um  7,5  Ein- 
heiten erniedrigt. 

Die  Identificirung  von  GottonÖl  kann  durch 
Bestimmung  der  Acetylzahl  leicht  bewirkt 
werden. 

Die  Verfasser  wollen  die  Anwendbarkeit 
dieser  Methode  auf  die  festen  Fette  und 
Wachsarten  ebenfalls  prüfen.  — os.— 


Reactionen  der  Titan-,  Niob-, 
Tantal-,  Zumsänre. 

Livif  hat  die  Färbungen  zusammengestellt, 
die  beim  Zusammenkommen  von  Titan- 
sänre,  Niobsänre,  Tantalsänre, 
Zinnsäure  mit  einer  Bethe  verschiedener 
Körper  (Alkaloide,  Phenole)  und  Schwefeltänre 
auftreten.  Da  er  diese  Beactionen  weniger  zum 
Nachweis  der  Alkaloide  und  Phenole  ver- 
wenden will,  sondern  vielmehr  umgekehrt 
diese  zum  Nachweis  der  oben  genannten 
Säuren,  so  seien  im  folgenden  nur  die  be- 
treffenden Beactionen  anfgef&brt:  Zum  Nach- 
weis von  Titan-,  Niob«,  Tantal-,  Zinnaäme, 
selbst  im  Gemenge ,  werden  dieaelben  snr 


205 


Entfemnng  jeder  Spnr  von  Salpetenäarc  mit 
Ammoninmcarbonat  geglüht,  hierauf  in  klei- 
ner Menge  mit  einer  Spar  Morphin  und  eini- 
gen Tropfen  eoncentrirter  SehwefeUäure  zu- 
sammengebracht. Eine  auftretende  lebhafte 
carmoisinrothe  Färbung,  die  auf  Zusatz  eines 
einzigen  Tropfens  Wasser  yersch windet,  zeigt 
Titansäure  an ;  eine  mit  einer  zweiten  Probe 
bei  gleicherBehandlung  mitCodein  entstehende 
blaurothe  Färbung  zeigt  Niobsäure  an;  mit 
einer  dritten  Probe  in  gleicher  Weise  unter 
Zusatz  Yen  Resorcin  verfahren,  zeigt  eine 
amethystrothe  Färbung  oder  (bei  Gegenwart 
von  bedeutenden  Mengen  der  beiden  ersten) 
grüne  Färbung  Tantalsäure  an;  in  einer 
vierten  Probe  mit  n-Naphtal  in  gleicher  Weise 
behandelt  zeigt  eine  amethystrothe  Färbung 
Zinnsäure  an.  g. 

Jaum.  de  Pharm^  et  de  Chitn.  1887,  70. 


satz  einiger  Tropfen  Wasser  wird  eine  divei»' 
grüne  Färbung  erhalten. 

Ausser  dem  oben  beschriebenen  Stoffe  fand 
Bondurant  etwa  2pCt.  fettes  Gel,  zwei  harz- 
artige Körper,  im  Gegensatz  zu  einer  früheren 
Untersuchung  von  Ait«r  jedoch  kein  Tannin. 

Amer,  Joum,  of  Pharm,  IIT,  1887,       — os—  * 


Hydrangea  arborescens. 

Bondurant  fand  in  dieser  Pflanze  ein  Gly- 
kosid, Hydrangin.  Die  wässrige  alkalische 
Lösung  desselben  fluorescirte  ähnlich  wie 
Aesculin.  Hydrangin  ist  löslich  in  Aether, 
unlöslich  in  starker  Salzsäure.  Es  wird  nicht 
gefallt  durch  Silbemitrat,  Quecksilberchlorid 
und  neutrales  Bleiaeetat ;  es  unterscheidet 
sich  hierdurch  zugleich  vom  Aesculin.  Von 
eoncentrirter  Schwefelsäure,  wie  auch  von 
Salpetersäure  wird  es  farblos  gelöst.  Als 
charakteristische  Seaction  für  Hydrangin  führt 
Bondurant  folgende  an :  Löst  man  den  Körper 
in  Schwefelsäure  und  fügt  einen  kleinen  Kry- 
stall  Kaliumbichromat  hinzu,  so  erhält  man 
eine  dunkel  purpurne  Färbung,  welche  nach 
einigen  Minuten  in  Violett  übergeht,  auf  Zu- 


Chimaphila  umbellata. 

Die  Analyse  dieser  Pflanze,  welche  zu  den 
Pyrolaceen  gehört  und  in  Nord  •  Amerika, 
Nord -Asien,  sowie  auch  in  Nord-  und  Central - 
Europa  einheimisch  ist,  hat  E,  S.  Beehore- 
vorgenommen.  Er  fand  einen  dem  Ursen 
ähnlichen,  diesem  jedoch  nicht  identischen 
Körper  von  der  Formel  C10H19O.  Am  besten 
krystallisirte  derselbe  aus  Chloroform. 

Amer,  Jowrn.  of  Pharm,  111, 18S7.       -  os-^ 


Naphthalin  als  Vermifugain. 

Koriander  giebt  Kindern  von  1  bis  ^ 
Jahren  0,15  bis  2,0  g  zweimal  täglich.  Er- 
wachsenen giebt  er  1,25  bis  6,0  g  pro  die  in 
Pulvern  mit  Zucker.  Koriander  will  auch 
ausgezeichnete  Erfolge  mit  Naphthalin  gegen 
Bandwurm  erhalten  haben.  ->  ös  — 

Pharm.  Zeitung  f.  K^issh  d.  Amerika  Journ, 
of  Pharm,  III,  1887, 


Beriehtigung, 
Natrinm  -  WismuththloHalfat. 

Auf  Seite  188,  2.  Spalte,  Zeile  19  von  unten 
muBS  es  heissen: 

BiaOj  statt  K,Oa. 

Desgleichen  Zeile  10  von  unten : 

von  Wasser  und  WeiDgelst  etc. 


IHIscellen. 


Ctoheiinmittel. 

DerOrtsgesundheitsrath  in  Karlsruhe  warnt 
vor  dem  angeblich  Wunder  wirkenden  Heil- 
mittel: Warner's  Safe  Cure,  über  dessen 
Zusammensetzung  die  Pharm.  Centralh.  schon 
im  vorigen  Jahre  ausführlich  berichtet  hat, 

Die  Polizei-Direction  in  Berlin  warnt 

1.  Tor  dem  Brüderpaar  Albert  und  Emü 
Zenker  in  Berlin ,  welche  unter  der  Bezeich- 
nung: American  Consumption  Cure 
ein  Schwindsuchtsmittel  vertreiben ,  welches 
in  der  Hauptsache  aus  mit  Zwiebelsaft  ein- 


gekochtem Zuckersyrup  besteht  und  2|/2  «/^^ 
pro  Flasche  kostet ;  und 

2.  vor  den  sogenannten  Hess'schen 
Leben fftropfen  von  Albert  Wolffsky  lA 
Berlin,  die  eine  gewöhnliche  Bau  ,de  Cologiie 
mit  einem  Zusatz  von  Essigäther  darstelteti 
und  zvL  d  JK  pro  Flasche  verkauft-  werden.)  , 


Mattat 

Auf  Seite  370  der  Pharm.  Centralh.  ybm 
V.  J.  ist  bereits  der  Matta,  des  Wiener  Ge- 
würzverfälschungsmittels  en  gro«,  Erwähnung 


206 


geschehe«  .umd  dabei  getagt  worden.,  deis 
das  Haoptmaterial  der  Mättaprodaction  die 
Hirse  sei.  Hanausek  (Wiener  Zeit.  f.  Nahr- 
ungsm. -  Unters.)  hat  dies,  soweit  es  die  Yer* 
fölschnng  Ton  Caseia,  Pfeflfer,  Macis  ete.  be- 
trifil,  bestätigt  gefanden,  die  P  i  m  e  n  t  matte 
dagegen  ist  nach  seinen  Untersuchnngen  das 
Palver  gedörrter  Birnen.  g. 


Schlechte  Theesorten  des  Euidels. 

Dr.  Kappel  berichtet  über  die  schlechte 
BeschaffenheitTieler,  besonders  geringer  Thee- 
sorten des  Handels. 

Eine  sogenannte  Pecco  II.  Sorte  bestand  aus 
50pCt.  jungen  Theebl&ttem,  21  bis  22pCt. 
älteren  Blättern  nebst  Stielen.  Der  Rest  war 
ein  Gemenge  von  Weidenblättem  mit  den 
Blättern  von  Pmnus  spinosa,  der  Esche  und 
einigen  Fliederblättem. 

Der  Wasseigehalt  dieser  Theesorte  betrug 
8y2pCt.,  dej  Qehalt  an  Miaeralbestandtheiien 
6,2  pCt.   Die  Asche  enthielt  geringe  Mengen  { 


Ton  Kup&r,  sowie  auch  Lithion.  Beide 
Metalle  Hessen  sich  übrigens  auch  in  anderen 
Theesorten  nachweisen  und  auch  in  den 
jungen,  frischen  Blättern,  welche  aus  dem 
botanischen  Qarten  der  Universität  zu  Er- 
langen stammten,  waren  Spuren  von  Kupfer 
enthalten.  Ueber  weitere  Versuche  wird  Dr. 
Kcg^pel  später  berichten.  — os-* 

Ber»  d.  F.  Vers,  bayr.  anoAyt»  Chem.  1867, 


Einfache  Probe  für  die  Ctnalit&t 

von  Leder. 

Ein  kleiner  Abschnitt  des  Leders  wird  in 
Essig  gelegt;  wenn  das  Leder  vollkommen 
gegerbt  ist,  verändert  sich  nur  die  Farbe  des- 
selben in  eine  etwas  dunklere,  ist  jedoch  das 
Leder  nicht  vollkommen  mit  Tannin  impr&g- 
nirt,  so  schwellen  die  Fasern  in  kurzer  Zeit 
stark  an,  und  nach  und  nach  verwandelt  sich 
das  ganze  Lederstück  in  eine  gelatinöse 
Masse. 

Bepert.  d.  atialyt.  Chem.  1687,  Nr.  U. 


Offene  Correspondenz« 


Apoth,  F.  in  D.  Ueber  das  Menthol,  seine 
Gewinnung  und  Eigenschaften  finden  Sie  Näheres 
in  Nr.  6,  Jahrg.  1881  d.  Pharm.  CentralhaÜe. 
Neuerdings  wira  demselben  seitens  der  Aerzte 
mehr  Aunnerksamkeit  geschenkt.  Lanagaard 
empfiehlt  seine  Anwendung  als  Salbe  (Menthol 
1,0,  01.  Olivar.  0,5,  Lanolin  8,5)  oder  Liniment 
(Menthol  6.0,  Ol.  OKvsr.  45,0,  Aq.  Calcis  50,0J ; 
femfr  ia  Verbindung  mit  Chloral  als  Chlorai- 
Menthol  gegen  Caries,  bei  Schnupfen  als  Schnupf- 
pulver und  neuerlichst  sowohl  in  Form  von 
Inhalationen  sls  auch  innerlich  gegeben  bei 
epidemischen  Xnflu^nxen,  Diphtherie  und  Tuber- 
culose. 

C«  F,  in  Fr*  Eothe's  Z  ahn  was  s  er  ist 
(nach  Schädler)  eine  Losung  von  0,3  g  Salicyl- 
siure  in  100  g  65 procentigem  Spiritus,  par- 
Üipirt  mit  PfdFermfinzO).  —  Zu  Ooniferen- 

geist  finden  Sie  eine  Vorschrift  im  Jahrg.  26, 
eite  185.  Eine  andere  Vorschrift  lautet:^  Th. 
Ol  Lavandulae,  6  Tb.  Ol.  Pini  Puroil.,  15Th. 
Aethsr.  aeet.  und  200  Th.  Alkohol  sn  mischen 
uad  die  Miaehung  mit  ChloiophjU  gase  schwach 
grfln  au  ftrben. 

Prüf.  Dr.  S*  iH  H*  Betten  Dank  fOr  Ihre 
Mittheflung,  welche  wir  hier  bringen,  da  nach 
froheren  Angaben  das  betreffende  Mittel  eine 
etwas  andere  Zusammensetxnng  hatte: 

,.Ein  hier  sehr  angepriesenes  Prilparat,  aller 
Naenridbt  nach  aus  Berlin   besogen  und  mit 


dem  schönen  Namen  ,.Eau  de  Lys  deLohse'' 
oder  „Lilien milch"  ausgestattet,  habe  ich 
untersucht,  weil  die  Hauttarbe  dadurch  nach 
längerem  Gebrauch  erdfahl  oder  grau  ward, 
ein  Umstand,  den  ich  m  verschiedenen  Malen 
constatiren  konnte.  Es  besteht  aus  Bosenwasser 
mit  fein  vertheiltem  Zinkoxyd,  das  sich  beim 
Stehen  in  dicken  Lagen  absetzt.  Ich  ver- 
muthete  „reines  Zinkoxyd",  aber  es  war  sehr 
unrein,  enthielt  so  viel  Ksamiumoxyd,  dass  die 
Losung  in  Chlorwasserstoffsäure  eine  starke 
Gelbf&rbong  mit  H^S  gab.  Es  war  also  wahr- 
scheinlich Käufliches,  rohes  Zinkoxyd." 

Apoth.  H.  in  W*  Besten  Dank  für  Ihre 
Nachricht,  auch  von  anderer  Seite  wurden  wir 
bereits  aufinerksam  gemacht,  wie  Sie  der 
heutigen  Nummer  entnehmen  wollen. 

Apoth.  K.  in  D«  Jeder  Fabrik  pharm,  und 
chem.  Apparate. 

!!•  &  St.  Zu  Lederappretur  und  Lederglanz 
finden  Sie  in  frfiheren  Jahrgingen  der  Pharm. 
Centralhalie  noch  viele  V€Nre<£riften.  -r-  Die 
Zusammensetzung  des  „Syndetikon"  ist  uns 
unbekannt,  wie  das  Mittel  selbst 

B.  in  K.  Ihre  Anfrage  veröffentlichen  wir 
hier,  da  wir  diesselbe  nicht  beantworten  kOnnen. 
Um  eine  Voischrift  su  Removat  (Foikeniferg 
und  Bi8chl!:ow  in  Waidenburg  in  Schlesien) 
wird  gebeten. 


TOTicferiiad  ▼«nativortllfilier  RadMiMur  I>r.  E»  iMmltr  in  DnadÜBs. 

Im  B«ebhand«l  darcb  J«ltu8  Bprlngar,  Berlin  N.,  Monb^onpUts  8. 

Dmck  e«r  KOnlgl.  Sdllhiclidnicktrsi  von  C.  C  Mein  hold  ä  SSbne  in  Dretdea. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 


Dr.  Hermann  Hager 


Herausgegeben  von 
und 


Dr.  Ewald  Geissler. 


Erscheint  ieden  Donnerstas.  —  Abonnementspreis  dnrcb  die  Post  oder  den  Buchbande] 

vierteljährlich  2  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  2,50  Mark.    £inzelne  Nummern 

25  FL    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grOaseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 

Anfragen,  Auftrige,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Eedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

DrcKden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


MIZ 


Berlin,  den  28.  Aprü  1887. 


Nene  Folge 
Till.  Jahrgang. 


SB 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  ca«aile  «ad  FliarBMle:  Eine  nene  Pastillenmucblne.  —  Helfenberger  Annalen,  t88<i.  —  ZurRovlsion 

dar  Pharmaeopoaa  0«rinatiloa  edit  II.  —  Arsengebalt  dei  Liquor  Ferrl  aeMialehlorati  des  Handais.  —  Prflfüng 

von  Emplastram  Llthargyrl.  —  Üeber  Tinctara  Opii  slmpIex.  —  Coea-CigareUen.  —  Literatur  «nd  Kritik.  — 

lÜMeileat  Ctohelmmittel  und  Cnrpfkueherel.  —  Amtliehe  Bekanntmachungen,  Verordnungen  etc.  — 

ABielgen. 


Ctaemie  und  Ptaarmaeic. 


Eine  neue  Pastillenmaschine. 

Von  Dr.  Ernst  Myiius -Leipzig, 

Seit  Jahren  bin  ich  mit  den  herkömm- 
lichen Pastillenstechern  unzufrieden  ge- 
wesen. Ich  habe  alle  neu  auftretenden 
Modelle  versucht  und  daran  herumprobirt, 
ohne  je  zu  einem  befriedigenden  Resultat 
gekommen  zu  sein.  AJs  das  beste  hatte 
sich  anch  hier  immer  noch  das  alte  be- 
währt, nämlich  das  einfache  Bohr  mit 
Stempel.  (Vergl.  Dieterich,  Ph.  Centr., 
Neues  Manual.)  Allein  auch  dies  hat 
mir  nicht  genügt,  weil  man  damit  zu 
langsam  arbeitet  und  keine  gutgeprägten 
Pastillen  erzielt. 

Dass  keiner  der  vorhandenen  Pastillen- 
stecher den  zu  stellenden  Ansprüchen 
ganz  genügen  wollte,  hat  folgende  Ur- 
sachen: Ein  Theil  dieser  Stecher  ist  für 
plastische  Massen  bestimmt,  welche 
ausgewalzt  und  ausgestochen  werden 
müssen.  Die  aus  solchen  Massen  gewon- 
nenen Pastillen  sind  hart,  wie  die  fran- 
zösischen. Andere  sind  zum  Ausstechen 
ausgewalzter  feuchter  Zuckermassen  ge- 
eignet; dieselben  geben  nur  bei  sehr  ge- 


schickter Behandlung  äusserlich  tadelfreie 
und  gleich  grosse  Pastillen.  Noch  andere 
sind  bestimmt,  Pastillen  stets  gleicher 
Grösse  aus  feuchten  Massen  zu  gewinnen; 
mit  diesen  arbeitet  es  sich  langsam  und 
man  kann  in  der  Beceptur  nicht  mit 
Sicherheit  und  einer  bestimmt  abgewoge- 
nen Masse  eine  bestimmte  Anzahl  Pastil- 
len erhalten.  Kurzum,  jeder  der  vorhan- 
denen Pastillenstecher  erwies  sich  nur 
für  gewisse  beschränkte  Zwecke  dienlich, 
leistete  aber  nicht  das,  was  ich  für  mein 
Geschäft  bedurfte.  Die  Anforderungen, 
welche,  ich  an  einen  Apparat  zur  Her- 
stellung von  Pastillen ,  -  wie  man  ihn  in 
der  Apotheke  braucht,  zu  stellen  geneigt 
bin,  sind  folgende: 

Es  müssen  sich  Pastillen  sowohl  in 
beschränkter  Anzahl  in  der  Beceptur  als 
auch  grössere  Mengen  zum  Yorrath  gleich 
leicht  herstellen  lassen.  Die  Arbeit  muss 
so  fördern,  dass  man  mindestens  doppelt 
so  schnell  vorwärts  kommt,  wie  bei  der 
Dosirung  von  Pulvern.  Die  erhaltenen  Pa- 
stillen müssen  so  stark  zusammengepresst 
sein,  dass  sie  in  der  Beceptur  ohne  vor- 
heriges  Trocknen    sogleich    abgegeben 


9pft 


werden  können.  Öie  Pfistillen  müsaea 
gleich  gross,  gnt  geformt  und  deutlich 
geprägt  Bein,  ftie  Arbeit  muas  so  leicht 
sein,  dass  sie  selbst  von  einem  Lehrling 
oder  einem  Arbeiter  aufgeführt  werden 
kann,  ohne  vorherige  Uebung.  7jU  einer 
kleinen  Maschine,  welche  diesen  Anforder- 
ungen genügt,  bin  ich  mit  Hilfe  des  Herrn 
W.  Martin  in  Leipzig  gelangt  Diese 
Maschine  hat  nach  mancherlei  Versuchen 
beistehende  Gestalt  und  Einrichtung  an- 
genommen. Sie  besieht  aus  einem  in 
GeradfDhmng  laufenden ,  durch  einen 
Hebel  beweglichen  vernickelten  Stempel 


an.s  Messing,  welcher  genau  in  das  Loch 
einer  Platte  passt,  unter  welcher  ein  mit 
einem  Loche  versehener  Schieber  beweg- 
lich ist.  Das  Loch  in  der  Platte  bildet 
das  Maass  fßr  die  einznschflttende  feuchte 
Masse.  Mau  wirft  letztere  mit  einem 
Hornlöffel  in  dieses  Loch,  während  letz- 
teres von  nnten  durch  den  Schieber  ge- 
schlossen ist  und  der  Stempel  durch  den 
Hebel  emporgehalten  Wird,  streicht  glatt 
ab,  drückt  den  Hebel  fest  herab,  lüftet 
ihn  etwas,  schiebt  den  Schieber  zniHek, 
welcher  das  Loch  der  Platte  von  nnten 
schliesst  und  drflckt  nun  die  Pastille  her- 
ans.  Darauf  schiebt  man  den  Schieber 
wieder  Vor  nnd  beginnt  Ton  Neuem. 

Die  Maschine  giebt  Pastillen  von  ganz 
gleicher  OrOsse,  wenn  man  nicht  ansser- 
gewöhnliches  Ungeschick  besitzt.  Man 
kann  daher,  wenn  man  das  Gewicht  genau 
kennt,  mit  welchem  die  Pastille  erhalten 
wird  (bei  meiner  Maschine  1,2  g)  auch 
selbst  in  der  Beceptur  wie  angegeben 
verfahren;  allein  man  kann  auch,  wenn 
man  nnr  6  bis  10  Pastillen  nach  einem 
Becept  ZQ  machen  hat,  die  angefltossene 
Blasse  nftch  Art  tos  Pnlvem  mit  der 


Waage  tbeÜen  oBd  kiü  Abt  06;pjmtbtur 
in  das  Loch  schatten. 

Wie  leicht  mit  dieser  Pastillenmasehine 
zu  arbehen  ist,  mag  daraus  hervorgehen, 
dass  bei  einer  Gelegenheit  einem  Lehr- 
ling, welcher  noch  nicht  reeeptirt,  ge- 
schweige denn  Pastillen  gemacht  hatte, 
läOg  Masse  übergeben  wurden,  um  daraus 
Pastillen  berzust^en.  Statt  100  Stück 
bekam  er  96  tadellose  Pastillen,  eine  Ge- 
nauigkeit, welche  durch  Auswiegen  hinter- 
einander, ohne  m^rmaliges  Theilen, 
kaum  erreicht  werden  dürfte.  G^btere 
Personen  erhalten  oft  ganz  genau  die  be- 
rechnete Anzahl  Pastillen. 

Was  die  Pastillenmassen  anbetrifft,  so 
sehreibt  ja  bekanntüch  die  Pharmakopoe 
vor,  Zuckerpnlver  mit  Spiritus  dilntua 
anzufeuchten.  Die  so  erttaltene  Maese 
ist,  lege  artis  bereitet,  ftir  den  in  Rede 
siebenden  ZWeck  gut.  Ste  wird  noch 
besser,  wenn  man  dem  ZuAer  '/s  Milch- 
zucker Kuftgt.  AlkJn  abgesehen  davon, 
dass  für  diese  Masse  in  dem  „lege  artis" 
ein  Stein  des  Anstosses  liegt,  Welcher  zu 
seiner  Vermeidnng  viel  Erfahrung  voraus- 
setzt, 80  verdampft  der  Spiritus  in  Folge 
seiner  Flüchtigkeit  so  schnell,  dass  von 
50  Pastillen  im  Sommer  die  erste  zu  nass, 
die  letzte  zu  trocken  sein  kann.  Ich  wende 
daher,  uBi  eine  auch  von  nngeobten  H&n- 
den  sicher  zu  behandelnde  Masse  m  be- 
sitzen, für  vorr&thige  Phätilfen  folgende 
Masse  an,  *e  sehr  weiss  ist,  sich  sehr 
gnt  verarbeiten  Issst  und  nnr  deswegen 
beanstandet  werden  konnte,  weil  die  zu- 
gesetzte Stfirke  mit  der  Zunge  geftbU 
werden  kann. 

Bp.  Sacchw.  pnlv.  30,0, 
Sscehar.  Lactis  30.0, 
Palv.  Oryzae  10,0, 

Tr^aeanth.  pnlv.      0,5, 
Aq.  destillat.  3,6. 

Bei  dieser  Gelegenhfflt  möChfe  ieh  tnir 
gestatten,  auf  einen  Irrthum  aufmerksam 
zu  machen,  deti  ieh  mft  Anderen  Imge 
Zeit  gethellt  habe,  in  letzter  Zeit  aber, 
und  zwar  bei  Gelegenheit  der  HerateUnng 
comprimirter  Tabletten,  zu  berichtigen 
Grund  ttod.  Es  wird  vielfach  angenom- 
men, daas  daa  Wagen  eines  Pulvers  ge- 
nauere Doslrnng  gestattet,  als  das  Ab- 
messen fn  einem  pasHenden  Gefte,  oder 
erat  recht  ala  dos  Dosirea  mit  Hltfe  des 


ao9 


LJ^S€'\B  in  die  Kapeel,  woftir  der  bekannte 
Ennitaiisdnick :  Dosiren  mit  ier  Fanst- 
waage  laolet.  Yerraefae,  welche  zu  dem 
Zweik  angestellt  worden,  dies  zu  enir 
seheiden,  ergaben,  dass  bei  gleicker 
Schnelligkeit  der  Arbeit  die  Dosir- 
nng  kleiner  Mengen  (bis  0,5  g)  am  sicher- 
slen  mit  einem  Maassgeftss,  demn&ehat 
mit  3ilfe  des  Augenmaasses  und  am 
sehlecbtesten  mit  der  Waage  gelingt. 
Ea  ist  deshalb  oach  meiner  Meinung 
mindestens  pedantisch,  von  Jemand,  der 
leidlidie  Uebaug  im  Polvertheilen  hat, 
zu  yerlangen,  dass  er  die  Pulvw  aus- 
wfigen  soll  leh  erinnere  mich  bei  dieser 
Gel^enheit  einer  Beschämung,  die  mich 
als  jui^en  Gehilfen  traf,  als  ich  eiumal 
vor  den  Auffen  eines  Kunden  Pulver  mit 
der  Waage  tneilte.  Mein  Zuschauer  sagte 
mir  auf  den  Kopf  zu,  die  Pulver  seien 
nngteidi  und  bezeichnete  die  grösseren 
und  kleineren.  Als  ich  nachwog,  musste 
ich  ihm  Beoht  geben,  wodurch  unmittel- 
bar und  ohne  Yorurtheil  der  Vorzug, 
weichen  das  Augenmaaas  beim  Theilen 
von  Pulvern  der  gewöhnlichen,  oberfläch- 
lichen Anwendung  iex  Waage  gegenllber 
hat,  festgestelR  war. 

flMtfmlMrgw  AoAalett  1806. 

Von  Dr.  O.  VkOpius. 
(ScUuBs  aus  voriger  Kammer.) 

Dem  Lanolin  steht  der  Verfasser 
der  Annagen  sympathisch  gegenäber.  Er 
Cimetalirt  die  im  Vergleiche  mit  den  ge- 
wöhnUchttd  Fettaaiben  grössere  Halt- 
barkeit der  mit  Lanolin  bereiteten,  ein 
Vonrag,  welcher  besonders  bei  dem  sonst 
80  empfindlichen  Unguentom  diachylon 
zur  Gteltong  konmit,  nicht  minder  auch 
bei  der  sottst  so  l^cht  ranzig  werdenden 
grauen  Qieoksilbersalbe.  Schon  ein  Zu- 
8at£  von  26  pCt.  des  an  und  für  sich  zur 
AuvMDdmag  zu  zähen  Lanolins  zu  den 
Fett«di»en  soll  zur  namhaften  Erhöhung 
der  Haltbarkeit  der  letzteren  hinreichen. 
Das  LMreich'Hciie  Lfmolin,  wie  es  Jjaffe 
imd  IkirmsiäiSer  produciren,  wurde  in 
neuerer  Zeit  bei  einem  minimalen  Sänre- 
und  Aschengehalt  völlig  gerucdüos  ge- 
fimden  und  glaubt  Duierich,  welcher 
uns  sehen  firflher  einmal  me  Probe  selbst- 
gereiiugten  WolHettes  sandte,  das  ein 


schneeweisses  Lanolin  gab,  dass  die  ge- 
nannte Fabrik  in  nicht  zu  femer  Zeit 
dahin  gelangen  werde,  den  letzten  Best 
der  ihrem  Producte  noch  anhaftenden 
schwach  gelblichen  Farbe  zu  beseitigen. 
Ein  verfälschter  Honig  gelangte  im 
abgelaufenen  Jahre  nicht  zur  Unter- 
suchung, wohl  aber  war  mitunter  der 
Qährungszustand  ein  unerwünschter,  so 
dass  die  zur  Neutralisation  von  10  g  ver- 
brauchte Menge  Vi  0000  KOH- Lösung  1,9 
bis  4,2  ccm  betrug.  Die  Linksdrehung 
bewegte  sich  zwischen  6^2'  und  8^8',  das 
spec.  Gew.  der  Lösung  in  2  Th.  Wasser 
zwischen  1,111  und  1,121.  Unterschiede 
zwischen  heimischem  und  amerikanischem 
Producte  fehlten.  Die  ausgeführten  Unter- 
suchungen von  Oleum  Oacao  lehrten, 
dass  auch  ein  frisch  gepresstes  Oel  nie 

fanz  säurefrei  ist,  denn  es  wurden  zur 
[eutralisation  von  je  lg  solchen  Oeles 
0,06  bis  0,16  ccm  Zehntel-Normalkalilauge 
verbraucht,  welcher  Verbrauch  sich  nach 
dreimonatlicher  Aufbewahrung  etwa  ver- 
doppelte und  nach  einem  hieben  Jahre 
beiläufig  verdreifacht  hatte. 

Sehr  interessant  sind  die  mit  Oleum 
Nucistae  angestellten  Versuche,  welche 
sich  sowohl  auf  drei  vorzügliche  Handels- 
sorten, als  auch  auf  Tünf  Proben  von 
durch  Extraction  mit  Aether  selbst  her- 
gestelltem Producte  erstreckten  und  nach 
der  HubVsehen  für  Wachs  angegebenen 
Methode  in  zweiprocentiger  durch 
Digestion  mit  Knochenkohle  und  Filtration 
gereinigter,  warm  bereiteter  alkoholischer 
Lösung  ausgeführt  wurden.  Dabei  zeigte 
sich,  dass  das  selbst  gewonnene  Oel  stets 
eine  niedrigere  Säurezahl  und  eme  höheie 
Aetherzahl  als  die  Handelswaare  ergab. 
Der  Schmelzpunkt  der  letzteren  wurde 
zu  42  bis  48^  bestimmt,  beim  eigenen 
Fabrikate  zu  51^.  Auch  war  das  spec. 
Gew.  des  letzteren  constant  0,996,  beim 
gekauften  zwischen  0,945  und  0,966 
schwankend.  Femer  bedurfte  dieses  zur 
Lösung  nur  10  bis  12,  das  ächte  Oel  da- 
gegen 15  Th.  heissen  Alkohol.  Aus  allen 
diesen  Unterschieden  ergiebt  sich  eine 
gewisse  Wahrscheinlichkeit  für  die  früher 
schon  aufgestellte  Annahme,  dass  in  den 
Productionsländern  den  Muskatnüssen  vor 
der  Pressung  noch  irgend  ein  anderes 
fetthaltiges  Material  zugesetzt  werde. 


210 


Ganz  besonders  bemerkenswerth  aber 
ist  die  gemachte  Erfahrung,  dass  die  ans 
selbst  bereiteter  Muskatbutter  durch  Er- 
wärmen mit  ihrem  zehnfachen  Gewicht 
Weingeist  gewonnene  und  nach  dem 
Erkalten  filtrirte  Lösung  durch  Ammoniak 
roth  und  durch  Eisenchlorid  grünbraun 
gef&rbt  wird,  also  genau  das  thut,  was 
sie  nach  der  Pharmakopoe  nicht  thun 
soll.  Da  wird  eine  baldige  Herstellung 
des  Einklanges  sehr  wünschenswerth. 

Wohl  zum  ersten  Male  ist  das  alt- 
überkommene Oleum  Hyoscyami  auf 
seinen  Gehalt  an  wirksamen*  Bestand- 
theilen  im  Helfenberger  Laboratorium 
untersucht  worden,  und  zwar  nach  der 
weiter  oben  bei  der  Alkaloidbestimmung 
in  narkotischen  Extraeten  angegebenen 
Methode  mit  dem  Unterschiede,  dass 
man  zuerst  ein  Oleum  Hyoscyami  duplex 
mit  Weingeist,  der  mit  etwas  Schwefel- 
säure angesäuert  war,  wiederholt  aus- 
schüttelte und  den  nach  Wasserzusatz 
genügend,  auf  etwa  10  ecm,  concentrirten 
Auszug  mit  Ealk  und  Aether  wie  früher 
mitgetheilt,  behandelte.  Die  schliessliche 
Filtration  ergab  für  500  g  Oleum  Hyos- 
cyami duplex  0,0101  g  Hyoscyamin,  also 
715  derjenigen  Menge,  welche  ein  Ex- 
tractum  Hyoscyami  aus  der  zur  Bereitung 

i'enes  Oelquantums  verwendeten  Bilsen- 
:rautmenge  aufgenommen  haben  würde. 
Inmierhin  ist  damit  der  Nachweis  ge- 
liefert, dass  das  gekochte  Bilsenkrautöl 
Alkaloid  enthält.  Dieterich  wollte  sich 
aber  auch  der  Aufgabe  unterziehen,  zu 
ermitteln,  bei  welcher  Bereitungsweise 
der  Alkaloidgehalt  des  Oeles  der  höchste 
wird,  und  er  fand,  dass  derselbe  auf  das 
Dreifache  der  angegebenen  Menge  steigt, 
wenn  man  dem  zur  Maceration  mit  dem 
Bilsenkraut  bestimmten  Weingeist  auf  je 
750  Th.  20  Th.  Liquor  Ammonii  caustici 
zusetzt  und  das  so  gewissermaassen  auf- 
geschlossene Kraut,  welches  nun  nicht 
mehr  Alkaloidsalz ,  sondern  das  in  Oel 
leichter  lösliehe  freie  Hyoscyamin  enthält, 
mit  dem  Oel  10  Stunden  lang  auf  50  bis 
60^  erwärmt.  Ein  solches  Präparat  be- 
sitzt ausserdem  noch  den  Vorzug  einer 
lebhaft  grünen  Farbe. 

Oleum  Olivarum  untersuchte  man 
in  Helfenberff  stets  mit  durchaus  zu- 
friedenstellendem Erfolge  nach  der  von 


Wibl  angegebenen  Jodadditionsmethode, 
welche  früher  in  der  Pharm.  Centralhalle 
des  Näheren  beschrieben  worden  ist.  Es 
scheint  hiernach,  dass  die  in  Nr.  12  dieser 
Zeitschrift  von  anderer  Seite  gegen  diese 
Methode  wegen  rascher  Zersetzung  der 
benützten  Jodlösung  erhobenen  Bedenken 
doch  noch  weiterer  experimenteller  Be- 
gründung bedürfen.  Vielleicht  nimmt 
auch  der  Verfasser  der  Helfenberger 
Annalen  gelegentlich  einmal  Veranlassung, 
sich  gerade  über  diesen  Einwand  gegen 
die  von  ihm  bevorzugte  Methode  ein- 
gehend zu  äussern. 

Den  Methoden  von  Äudoynaud  (Be- 
handlung des  Oeles  mit  Ealiumbichromat, 
Salpeter-  und  Schwefelsäure)  und  Bechi 
(Benandlung  mit  ätherwemgeistiger  Sil- 
bernitratlösung und  einer  Lösung  von 
Büböl  in  Amylalkohol)  gesteht  Dieterich 
wie  allen  Farbenreactionen  nur  relativen 
Werth  und  secundäres  Interesse  zu. 

Nächst  dem  famosen  Ghininsulfatprfif- 
ungsstreit  hat  wohl  keine  fachwissen- 
schaftliche Polemik  in  jüngster  Zeit 
grösseres  Aufsehen  gemacht,  als  die  be- 
treffenden Publicationen  über  die  Be- 
stimmungsweise von  Morphium  im  Opium 
und  dessen  Präparaten.  Dieterich  hat 
sich  mit  einer  Beihe  von  gediegenen  in 
den  Annalen  reproducirten  Arbeiten  an 
diesen  Erörterungen  betheiligt  und  sind 
dieselben  den  Lesern  der  Centralhalle 
theils  im  Original,  theils  als  Referat  schon 
früher  zur  Eenntniss  gebracht  worden 
und  wollen  wir  daher  nur  erwähnen, 
dass  auch  wir  nach  dem  Helfenberger 
Verfahren  nicht  nur  gute  Resultate  be- 
kommen, sondern  auch  gefunden  haben, 
dass  dasselbe  einen  äusserst  geringen 
Aufwand  an  Zeit  und  Mühe  beansprucht. 
Wir  haben  jeweils  Abends  8  ühr  das 
Opium  mit  dem  Wasser  angesetzt,  während 
der  nächsten  2  Stunden  mehrmals  und 
ebenso  am  anderen  Morgen  noch  einige- 
mal umgeschüttelt,  haben  also  das  von 
Herrn  Dr.  Fischer  in  der  Pharm.  Zeitung 
scherzweise  präsumirte  Opfer  der  Nacht- 
ruhe nicht  gebracht  und  sind  gleichwohl' 
zum  Ziele  gekommen. 

Für  Pulpa  Tamarindorum  crnda 
schlägt  der  Verfasser  vor,  einen  Minimal- 
gehalt von  12  pCt.  Weinsäure  zu  fiiiren 
und  denselben  durch  den  Verbrauch  von 


211 


Normal -Ammoniak  nach  dem  Verfahren 
von  K,  Müller  zu  bestimmen.  Der  Durch- 
schnittsgehalt betrug  bei  den  Helfenberger 
Versuchen  nahezu  18pCt.  in  der  rohen 
Droge  und  lOpCt.  in  der  gereinigten 
Pulpa. 

Die  als  Sapo  unguinosus  bezeichnete 
überfettete  Seife  bereitet  Dieierich  durch 
Kochen  von  1000  Th.  £aliumcarbonat  mit 
700  Th.  zur  Milch  gelöschten  Aetzkalk 
und  Vermischen  der  auf  ein  spec.  Gew. 
von  1.180  eingedampften  Lauge  mit 
4000  Th.  Adeps  suillus.  Nach  halb- 
stündigem Bühren  werden  400  Th.  Spiritus 
und  nach  zwölfstündiger  Digestion  bei 
50  bis  600  schliesslich  1500  Th.  Glycerin 
zugesetzt.  Der  so  erhaltene  geschmeidige 
Salbenkörper  kann  nach  den  in  grosser 
Zahl  angestellten  Versuchen  keineswegs 
in  allen  Fällen  benutzt  werden,  besonders 
nicht  zu  Mischungen  mit  Kaliumjodid, 
Quecksilberoxyd,  Bleioxyd  und  weissem 
Quecksilberpräcipitat;  vortrefflich  soll  er 
sieh  eignen  zur  Aufnahme  von  metallischem 
Quecksilber,  also  zur  Herstellung  der  an 
vielen  Orten  in  Aufnahme  gekommenen 
Mercurialseife.  Eb,enso  kann  Sapo  un- 
guinosus ohne  Bedenken  gemischt  werden 
mit  Perubalsam,  Camphor,  Chloroform, 
Ichthyol ,  Jodoform ,  Schwefelalkalien, 
Kreosot,  Schwefel,  Styrax,  Theer,  Thymol 
und  Zinkoxyd. 

Der  massenhafte  Verbrauch  von  S  e  b  u  m 
in  der  Helfenberger  Fabrik  gab  dort 
reiche  Gelegenheit  zur  Sammlung  maass- 
gebender  Daten  bezüglich  Schmelzpunkt, 
spec.  Gew.  und  Säuregehalt.  Dabei  stellte 
sich  heraus,  dass  ein  absolut  säurefreier 
Binds-  oder  Hammeltalg  überhaupt  durch 
Ausschmelzen  nicht  zu  erhalten  ist,  denn 
1  g  des  Talgs  verbrauchte  bei  der  Titration 
im  Minimum  0,07  und  im  Maximum 
0,35  ccm  einer  zehntelprocentigen  Kali- 
lauge zur  Neutralisation,  der  Bindstalg  am 
wenigsten.  Der  Schmelzpunkt  des  letz- 
teren schwankte  zwischen  47,5  ^  und 
48  <^,  der  des  Hammeltalgs  zwischen  48,5 
und  50,5  ®,  das  spec.  Gew.  des  Hammel- 
talgs zwischen  0,937  und  0,953,  das- 
jenige des  Bindstalgs  von  0,943  bis  0,952. 

Von  den  Tincturen  wurde  nicht  nur, 
wie  in  früheren  Jahren  spec.  Gew.  und 
Trockenrückstand  ermittelt,  sondern  auch 
die  Asche  bestimmt.    Eine  ausführliche 


Tabelle  enthält  die  festgestellten  Werthe. 
Die  specifischen  Gewichtszahlen  stimmen 
mit  den  von  der  Pharmakopöecommission 
des  Deutschen  Apothekervereins  ge- 
fundenen selten  überein,  sondern  sind 
meist  höher.  Ob  der  Grund  hierfür  in 
der  starken  Zerkleinerung  der  auszu- 
ziehenden Substanzen  zu  suchen  sei,  wie 
die  nAnnalen^  meinen,  lassen  wir  dahin- 
gestellt. Vergleichende  Versuche  in  dieser 
Bichtung,  welche  beabsichtigt  sind,  werden 
ja  diese  Frage  entscheiden  müssen. 

Eine  für  die  Salbentherapie  wichtige 
Frage,  die  nämlich,  ob  der  von  Unna 
so  hoch  angeschlagene  Wassergehalt  der 
sogenannten  Kühlsalben  auf  deren  Halt- 
barkeit von  bedeutendem  ungünstigem 
Einflüsse  sei,  ist  von  Dieterich  experi- 
mentell studirt  .worden,  indem  er  den 
Säuregehalt  verschiedener,  mit  10  pGt. 
Wasser  gemengter  Salben-  und  Talgarten 
alsbald  nach  der  Bereitung,  sowie  nach 
3  und  6  Monaten  dm*ch  Titration  be- 
stimmte. Nach  der  letztgenannten  Frist 
betrug  der  Mehrverbrauch  von  hundertel- 
procentiger  Kalilösung  pro  1  g  Substanz 
bei  Adeps  suillus  0,2,  bei  Adeps  snillus 
benzoinatus  0,1,  bei  Sebum  bovinum  0,23, 
bei  Sebum  ovile  0,90,  bei  Sebum  ovile 
benzoinatum  0,15,  bei  üngt.  cereum  0,1, 
bei  üngr.  diachjlon  3,3,  bei  Ungt.  Zinci 
0,4  ccm.  Benzoefette  sind  also  auch  unter 
diesen  Umständen  von  überlegener  Halt- 
barkeit. Ungt.  cereum  hat  sich  gleichfalls 
als  sehr  haltbare  Gomposition  erwiesen, 
imd  die  grössere  Haltbarkeit  des  Binds- 
talgs gegenüber  dem  Hammeltalg  tritt  in 
das  schärfste  Licht.  Im  Grossen  und 
Ganzen  aber  ist  die  Säuerung  der  wasser- 
haltigen Salben  weniger  bedeutend,  als 
man  erwarten  sollte. 

Einen  würdigen  Abschluss  des  Annalen- 
heftes  bildet  eine  Arbeit  über  den  quan- 
titativen Nachweis  des  ätherischen 
Senf  Öls  im  Senfsamen  und  Senfmehl, 
hauptsächlich  aber  im  Senfpapier,  dessen 
Werth  bekanntüch  von  rascher,  nach- 
haltiger und  reichUcher  Entwickelung 
von  ätherischem  Senföl  abhängt.  DietericJi 
verfährt  in  folgender  rationeller  Weise. 
Ein  gemessenes  Blatt  Senfpapier  wird 
nach  dem  Zerschneiden  in  kleine  Streifen 
in  einem  Destillirkolben  mit  50  ccm  Wasser 
von  20  bis  25  ^  übergössen  und  nach  einer- 


212 


bestimmten  Anzahl  von  Minuten  durch 
Zusatz  von  5  com  Alkohol  die  Senföl- 
gährung  unterbrochen.  Nachdem  man 
zur  Verhütung  des  Aufschäumens  2  g 
Olivenöl  zugegeben  und  ein  mit  10  g 
Salmiakgeist  beschichtetes  Kölbchen  vor- 

felegt  hat,  werden  unter  Benützung  eines 
fiebzg  sehen  Kühlers  etwa  30  g  Flüssig- 
keit überdestillirt.  Dem  mit  Wasser  auf 
100  ccm  gebrachten  Destillat  giebt  man 
einen  geringen  Ueberscbuss  von  Silber- 
nitratlösung zu  und  wägt  das  ausgeschie- 
dene, nach  24  Stunden  gesammelte 
Schwefelsilber  nach  vorherigem  Aus- 
waschen und  Trocknen  bei  100^.  Sein 
Gewicht  mit  0,4301  multiplicirt  giebt  die 
Menge  des  gebildet  gewesenen  Senf- 
öles an. 

Diese  Methode  hat  sich  ganz  vorzüglich 
bewährt.  Von  100  qcm  des  Senfpapieres 
wurden  je  nach  der  Bezugsquelle,  der 
Feinheit  des  Mehles  und  seiner  auf  jener 
Fläche  befindlichen  Menge  (1,15  bis  3,75  g) 
nach  1  Minute  Gährungszcit  0.0069  bis 
0,0326  g,  nach  5  Minuten  0,0133  bis 
0,0363  g,  nach  10  Minuten  0,0143  bis 
0,0369  g  Senföl  erhalten. 

Bei  der  Wichtigkeit  eines  guten  Senf- 
papieres wäre  es  nur  am  Platze,  wenn 
hierfür  sowie  für  das  Senfmehl  der  Apo- 
theken eine  Werthbestimmung  an  der 
Hand  des  beschriebenen  Verfahrens  all- 
gemein üebung  oder  Vorschrift  würde. 

Indem  wir  hiermit  von  den  diesjährigen, 
so  interessanten  und  dankenswerthen  Mit- 
theilungen aus  dem  Helfenberger  Labora- 
torium Abschied  nehmen,  können  wir 
den  Wunsch  nicht  unterdrücken,  dass 
doch  auch  die  Besitzer  anderer  grosser 
pharmaceutischer  Laboratorien  dem  von 
Dieterich  gegebenen  Beispiele  folgen  und 
die  doch  wohl  auch  bei  ihnen  sich  er- 
gebenden Erfahrungen  und  zur  Förderung 
der  praktischen  Pharmacie  unternommenen 
wissenschaftlichen  Arbeiten  zu  Nutz  und 
Frommen  des  ganzen  Apothekerstandes 
bekannt  geben  möchten.  In  welch'  hohem 
Grade  müsste  auf  diesem  Wege  die  Ent- 
wickelung  der  pharmaceutischen  Wissen- 
schaft gefördert  werden,  wenn  wie  von 
Helfenberg,  so  auch  von  noch  vielen 
anderen  Seiten  gleich  werthvolles  Material 
zu  ihrem  Weiterbau  regelmässig  in  Gestalt 


ähnlicher  „Annalen""  zur  Verfügung  ge- 
stellt würde! 


Zur  Revision  der  Fharmacopoea 
Oermanica  edit.  IL*) 

9.  Fortsetzung;  vergl.  Jahrg.  28)  S.  111. 

Aoidum  salicylicam.  „Schüttelt  man  die 
Lösung  der  Säure  in  fiberschässigem  Natrium- 
carbonat  mitAether,  so  darf  dieser  beim  Ver- 
dunsten nur  einen  unhedetUenden,  nicht  nach 
Carholsäure  riechenden  Bückstand  hinter- 
lassen.^ 

Aoidum  sulfaricum.  Es  wird  die  Prüfung 
auf  Selen  resp.  Selensäure  vorgeschrieben : 
„  Werden  2  ccm  der  Schwefelsäure  mit  2  ccm 
Salzsäure,  worin  ein  Körnchen  NalriumsulfU 
gelöst  worden  y  ilberschichtet,  so  darf  weder 
eine  röthliche  Zone,  noch  heim  Erwärmen 
eine  rothgefärbte  Ausscheidung  entstehen,^ 

Acidum  solforioam  crudnm  soll  (wie  auch 
die  rohe  Salzsäure,  vergl.  Pharm.  Centralh.  37, 
612)  auf  Arsen  geprüft  werden:  j^Mit  dem 
3  bis  4  fachen  Volumen  Sdlesäure  und  mit 
einem  Streifen  Zinnfolie  versetet,  darf  sich 
die  Säure  nicht  sofort  bräunen.'^ 

Acidum  sulfuricum  dilutum.  Nichts  ver- 
ändert. 

Acidum  tannicum.  Der  Satz :  „  ^  ?  hinter- 
lasse beim  Einäschern  einen  unwägbaren 
Bäckstand*'  wurde  abgeändert  in:  »l  g 
hinterlasse  beim  Einäschern  keinen  wäg- 
baren Böckstand,**  da  ja  auch  das  Tannin 
von  der  Beinheit  sein  kann,  dass  es  ohne 
allen  Bäckstand  verbrennt. 

Chinoidinum.  Der  Artikel  hat  folgenden 
Wortlaut  erhalten :  „Braune  oder  schwarz- 
braune harzähnliche  Masse,  leicht  zerbrech- 
lich, mit  muscheligem,  glänzendem  Bruche, 
in  Wasser  wenig  löslich ,  beim  Sieden  darin 
schmelzend;  leicht  löslich  in  angesäuertem 
Wasser,  Weingeist  und  Chloroform  su  sehr 
bitter  schmeckenden  Flüssigkeiten,  von  denen 
die  beiden  lästeren  rothes  Lackmuspapier 
bläuen.  1  g  Chinoldin  muss  sich  in  einer 
Mischung  von  1  ccm  verdünnter  Essigsäure 
und  9  ccm  Wasser  in  der  Kälte  klar  oder 
nahezu  hlar  lösen.  1  g  Cbinoldin  sei  in 
10  ccm  kalten,  verdünnten  Weingeistes  klar 
löslich.  Beim  Verbrennen  darf  es  nicht  melir 
als    Q,7  pCt,   Asche    hinterlassen."       Die 


*)  Nach  Archiv  der  Pharmacie. 


213 


durch    Carsivscbrift    heiTorgefaobenen  Ab- 
ändernogen  erklären  sich  von  selbst. 

Chloralum  hydratnxn.  Die  Prüfung  auf 
Säaregehalt  ist  bestimmter  gefasst  bezw. 
versch&rft  worden:  ^Die  Lösung  yon  1  g 
€hloralh7drat  in  10  com  Weingeist  darf  blaues 
Lackmaspapier  erst  beim  Abtrocknen  schwach 
röthen  nnd,  nach  dem  Ansäuern  mitSalpeter" 
säare,  durch  Silbernitrat  nicht  sofort  ver- 
ändert werden. 

Chloroformiom.  Bezüglich  der  Prüfung 
auf  freies  Chlor  wird  das  unsichere  Verfahren 
mittels  Jodkaliumlösung  fallen  gelassen  und 
dafür  folgendes  vorgeschrieben :  „  Wird  das 
Chloroform  mit  Jodzinkstärhetösung  ge- 
schüttelt, so  darf  weder  eine  Bläuung  der- 
selben^ noch  eine  Färbung  des  Chloroforms 
eintreten." 

Chryaarobmnm, 

Extractnm  Scillae, 

Eztraettun  Seealis  cornuti, 

Extractnm  Strychni, 

Extractum  Tarazaci, 

Extractnm  Trifolii  fibrini  und 

Hydrargymm  eyanatum 
haben  keine  wesentlichen  Veränderungen  er- 
fahren (was  bezüglich  der  Extracte  z.  Z.  wohl 
anch  das  Beste  ist ,  denn  unsere  seitherigen 
Extracte  können  wir  doch  so  wie  so  nicht  in 
eine  Editio  tertia  der  Pharm.  German.  mit 
hinübemehmen.   Anm.  d.  Kef.).j 

Hydrarg3rrum  jodatum.  Das  Jod  soll 
unter  Besprengung  mit  Weingeist  (statt  ;,mit 
einigen  Tropfen^  Weingeist)  mit  dem  Queck- 
silber zusammengerieben  werden,  bis  auch 
unter  mehrfacher  Vergrösserung  keine  Qneck- 
silberkügelchen  mehr  bemerkbar  sind.  Bei 
Lichtabschlussm^e^mc^TFdfrme  zu  trocknen. 

Hydrargyrnm  oxydatnm.  Die  Prüfung 
auf  Salpetersäure  ist  nach  dem  Mylius'schen 
Verfahren  auszuführen :  „  Wird  das  Queck- 
süberoxyd  in  einem  Glasrohre  erhitzt,  so 
dürfen  die  Dämpfe  angefeuchtetes  Lackmus- 
papier nicht  röthen.^ 

Hydrargymm  oxydatnm  via  homida 
paratnm  ....  „mit  Oxalsäure  (l=sl2)  ge- 
schüttelt, liefert  es  allmälig  weisses  Oxalat.  ** 

Hydrargyrnm  pr&cipitatnm  albnm. 
„Weisse  Masse  oder  amorphes  Pulver,  fast 
unlöslich  in  Wasser  ...,*'  denn  der  weisse 
Präcipitat  ist  tbatsächlich  nicht  völlig  unlös- 
lich in  Wasser.  „Beim  Erhitzen  im  Probir- 
rohre sei  der  weisse  Präcipitat,   ohne  zu 


schmelzen,  unter  Zersetzung  ohne  Bückstand 
flüchtig.» 

Hatriom  aceticum.  Giebt  mit  1  Theüe 
(statt  1,4  Theilen)  Wasser  eine,  rothes  Lack- 
muspapier bläuende  Lösung  und  ist  in  1  Theüe 
(statt  2  Theilen)  siedenden  Weingeistes  lös- 
lich. Zu  den  Identitätsreactionen  kommt 
noch :  „Die  tvässrige  Lösung  des  Salzes  wird 
auf  Zusatz  von  Eisenchlorid  dunkdroth  ge- 
färbt" —  Die  Prüfung  der  wässrigen  Salz- 
lösung mit  Schwefelammonium  ist  als  zweck- 
los gestrichen  und  bei  der  Prüfung  mit 
Silbernitrat  wird  der  Zusatz  von  Salpeter- 
säure weggelassen  (dagegen  die  Lösung  mit 
einer  gleichen  Menge  Wassers  verdünnt),  um 
neben  dem  Chlor  auch  noch  andere  Ver- 
unreinigungen, z.  B.  Phosphorsäure,  arsenige 
Säure,  Arsensäure,  Ameisensäure  erkennen 
zu  können. 

Natrium  bensoloum.  Den  Identitäts- 
reactionen ist  hinzugefügt  worden :  „Eisen- 
chlorid  ruft  in  der  wässrigen  Lösung  einen 
voluminösen  gelblichen  Niederschlag  hervor.^ 
—  Die  Prüfung  des  Salzes  wurde  durch  die- 
jenige mittels  HgS  auf  Schwermetalle  ver- 
mehrt und  die  auf  einen  Chlorgehalt  wurde 
präciser  gefasst:  „Die  wässrige  Lösung 
(1  =  20)  Yiwt^b  weder  durch  Schwefelwasser- 
stoffwasser^  noch  durch  Barjumnitrat  ver- 
ändert. Mü  dem  gleichen  Volumen  Weingeist 
und  der  hinreichenden  Menge  Salpetersäure 
versetzt  t  darf  sie  di4rch  SUbemürat  nur 
opälisirend  getrübt  werden,^ 

Natrium  bicarbonioum.  Neben  dem  Salze 
in  Krusten  ist  auch  das  in  Form  eines  weissen 
Pulvers  aufgenommen.  Durch  ein  blaues 
Glas  betrachtet,  darf  die  durch  das  Salz  g<- 
färbte  Flamme  nicht  dauernd  roth  (statt  „nur 
vorübergehend  roth**)  erscheinen.  Im  Glas- 
rohre erhitzt,  entwickele  das  Salz  kein  Ammo- 
niak. Für  die  übrige  Prüfung  wird,  unter 
Wegfall  einer  Prüfung  in  salpetersaurer 
Lösung,  Folgendes  vorgeschrieben:  „Dio 
wässrige  mit  Essigsäure  übersättigte  Lösung 
(1  =50)  darf  durch  Schwefelwasserstoffwasser 
nicht  verändert  und  durch  Barjumnitrat  erst 
nach  2  Minuten  opälisirend  getrübt  werden  ; 
mit  Silbemitrat  darf  sie  erst  nach  10Minut<>n 
eine  weissUche  Opalescenz  geben.  Die  unter 
sanftem  Umschwenken  bewirkte  Lösung  von 
1  g  Natriumbicarbonat  in  20  com  Wasser 
darf  bei  Zusatz  von  3  Tropfen  Phenolphtalein- 
lösung  sofort  nicht  geröthet  werden;  eine  etwa 
entstehende  schwache  Böthung  n»uss  durch 


214 


4  Tf^opfen  Normalsalzsäure  verschwinäen,^ 
—  Die  durch  Cnrsivschrift  hervorsrehobenen 
Abänderungen  beziehen  sich  anf  die  Prüfnng 
anf  Ammoniak,  Katrinmthiosnlfat ,  Chlor, 
Arsen*,  Schwermetalle  und  Monocarbonat, 
worüber  in  der  Pharm.  Centralh.  schon  zn 
wiederholten  Malen  ausführlich  berichtet 
worden  ist. 

Pulvis  Ipeeaenanhae  opiatns, 

Polyis  Liqniritiae  compositns, 

Pulvis  Magnesiae  cum  Eheo, 

Pulvis  Talci  salicylatus  (statt  des  sinn- 
losen „Pulvis  salicylatus  cum  Talco"), 

Eadiz  Althaeae, 

Eadix  Angelicae, 

Eadiz  Colombo, 

Eadix  Gentianae, 

Snceus  Juniperi  inspissatns  (soll  „trübe 
braun''  statt  „dunkelbraun^  sein), 

Succus  Liqniritifte, 

Snceus  Liquiritiae  depnratus, 

Sulfnr  depuratum, 

Sulfur  präcipitatum, 

Sulfur  sublimatum  und 

Snmmitates  Sabinae 
liaben  keine  Abänderungen  erfahren. 

Tinotura  Ferri  acetici  aetherea  werde 
durch  Mischen  von  8  Theilen  Eisenacetat- 
lösung,  1  Theile  Weingeist  und  1  Theile 
Essigäther  nur  zur  Dispensation  bereitet. 

Tinotura  Ferri  chlorati  aetherea, 

Tinctura  Ferri  pomata, 

Tinctnra  Oaliarum  und 

Tinctura  Oentianae 
sind  unverändert  geblieben.  g. 


Arsengehalt  des  Liquor  Ferri  ses- 
quichlorati  des  Handels. 

G,  Buchner  macht  darauf  aufmerksam,  dass 
fast  alle  EisenchloridflÜBsigkeit,  welche  von 
chemischeD  Fabriken  in  den  Handel  gebracht 
wird,  nicht  unbedeutend  arsenhaltig  ist.  Die 
Pharmakopoe  nimmt  bei  der  Prüfung  des 
Liquor  Ferri  sesquichlorati  auf  einen  etwaigen 
Arsengehalt  keine  Rücksicht,  weil  sie  wahr- 
scheinlich von  der  Voraussetzung  ausgeht, 
dass  der  Apotheker  nach  ihrer  Vorschrift  unter 
Benutzung  der  officinellen,  reinen,  arsenfreien 
Salzsäure  den  Eisencbloridliquor  darstellt. 
Wohl  die  wenigsten  Apotheker  werden  jetzt 
noch  ihre  Eisenchloridlösung  selbst  herstellen, 
besonders  da  diese  zu  äusserst  billigem  Preise 
im  Handel  ist,  und  dieses  Handelsproduct, 


nach  der  Pharmakopoe  untersucht^  sich  zu«» 
meist  ganz  tadellos  erweist.  Versetzt  man 
aber  einige  Cnbikcentlmeter  des  Handels- 
prodnctes  mit  Zink  und  Salzsäure  \  um  nach 
dem  bekannten  Prüfungsverfahren  der  Phar» 
makopöe  anf  Arsen  zu  prüfen,  so  erhält  man 
fast  immer  eine  deutliche  Arsenreaction.  Ver* 
muthlich  kommt,  um  das  Präparat  recht  billig 
herstellen  zu  können ,  eine  nur  oberflächlich 
von  Arsen  gereinigte  Salzsäure  zur  Verwend- 
ung, vielleicht  in  dem  Glauben ,  dass  bei  der 
Einwirkung  der  Säure  auf  das  Eisen  der  Rest 
des  Arsens  als  Arsenwasserstoff  entweiche^ 
was  jedoch  nicht  der  Fall  ist.  Das  Arsen- 
dürfte  wohl  als  Arsensäure,  resp.  arsensaure» 
Eisenozyd  im  Liquor  enthalten  sein.        g^ 

Chemiker 'Zeit  11,  417. 


Prüfung  von  Emplastram 
Lithargyri. 

Es  kann  unter  Umständen  erwünscht  sein,, 
schnell  feststellen  zu  können,  ob  ein  Blei- 
pflaster nach  Vorschrift  der  Deutschen  Phar- 
makopoe mit  Olivenöl  und  Schweinefett  zu 
gleichen  Theilen ,  oder  nach  Pharm.  Austr. 
mit  Schweinefett,  oder  nur  mit  Olivenöl  oder 
mit  Oelsäure  (wie  es  Yon* Mohr  zur  Bereitung  , 
von  Heftpflaster  empfohlen  wurde)  hergestellt 
ist. 

Die  Untersuchung  ist,  wie  Eremel  in  der 
„Pharmac.  Post"  mittheilt,  eine  sehr  ein- 
fache: Ein  mit  Oelsäure  hergestelltes  Blei- 
pflaster ist  in  Aether  vollständig  oder  nahezu 
vollständig  löslich,  da  es  fast  nur  aus  Ölsaurem 
Blei  besteht.  —  Ein  mit  Olivenöl  bereitetes 
Pflaster  wird  entsprechend  dem  Gehalte  des 
Olivenöls  an  Stearin-  und  Palmitinsäure  auch 
die  in  Aether  unlöslichen  Bleisalze  dieser 
festen  Fettsäuren  enthalten  und  es  beträgt 
die  Menge  derselben  in  von  Gljcerin  und 
Wasser  befreitem  Pflaster  17  bis  20  pCt.  — 
Ein  mit  Schweinefett  hergestelltes  Pflaster 
wird  selbstverständlich  noeh  mehr  Blei- 
verbin  düngen  der  festen  Fettsäuren,  und  zwar 
40  bis  50  pCt.,  enthalten.  g. 


üeber  Tinctura  Opii  sünplex. 

Th.  Schlosser  hat  in  einer  Reihe  sehr  inter» 
essanter  Versuche  festgestellt,  wie  viel  von 
dem  in  einer  bestimmten  Sorte  Opium  ent- 
haltenen Morphin  in  Lösung  kommt,  je  nach- 
dem  zur  Bereitung  der  Tinotur  ein  mehr  oder 


215 


minder  starker  Spirittts  verwendet  wird.  Es 
kommen  nämlich  in  Lösang:  69  pCt.  des 
Morpkins,  wenn  die  Tinctar  mit  70proc. 
Spiritus  bereitet  wird;  72,3  pCt.  bei  Ver- 
wendung Yon  35proc.  Spiritus;  73,3  pCt.  bei 
Verwendung  Yon  25proc.  Spiritus;  75,1  pCt., 
wenn  man  das  Opium  mit  der  siebenfachen 
Gewichtsmenge  Wasser  macerirt  und  dem 
Filtrate  die  einem  25  proc.  Spiritus  entspre- 
chende Menge  Alkokol  zusetzt;  SOpCt.,  wenn 
das  Opium  nur  mit  Wasser  allein ,  und  zwar 
mit  der  zehnfachen  Menge  macerirt  wird. 
Kommt  also  Opium  mit  einem  Gehalte  von 
lOpCt.  Morphin  in  Verwendung,  so  können 
in  100  g  je  einer  dieser  Tincturen  in  obiger 
Reihenfolge  nur  enthalten  sein:  0,69  —  0,72 
—  0,73  —  0,75  —  0,80  g  Morphin.  g, 
Zeit  d.  Ö8t$rr.  Apoth,- Vereins, 

Coca  •  Cigarretten. 

Dr.  Nachtigal  in  Stuttgart  bespricht  die 
Tortrefflichen  Eigenschaften  der  Coca,  ins- 
besondere des  Cocaweins  als  hungerstillendes, 
anregendes  und  belebendes  Genussmittel  bei 
anstrengenden  Märschen  oder  sonstigen  Stra- 
pazen, und  empfiehlt  dann  ein  ganz  neues 
Product  der  Coca  -  Industrie  —  die  Coca- 
cigarretten  —  der  allgemeinen  Aufmerksam- 
keit.  Er  schreibt  darüber :  „Zunächst  ist  der 


höchst  angenehme,  milde  Geschmack  und 
Geruch  derselben  zu  rühmen.  Nachdem  ich 
sie  selbst  und  an  zuverlässigen  Personen  aus 
Bekanntenkreisen  rersucht  hatte,  gab  ich  sie 
Asthmatikern ,  weiterhin  bei  katarrhalischen 
Affectionen  der  Athmungsorgane  und  schliess- 
lich auch  bei  Migräne,  und  zwar  der  nerrösen 
Form.  Ich  bin  der  Ansicht,  dass  die  hierbei 
beobachteten ,  stets  gleich  günstigen  Erfolge 
auf  die  massig  anästhesirende  Wirkung  des 
Cocarauches  auf  die  Nerven  der  in  Betracht 
kommenden  Schleimhäute  zurückzuführen  ist. 
Niemals  waren  dabei  irgend  welche  nblen 
Folgeerscheinungen  zu  beobachten,  so  dass 
auch  der  „Nichtraucher''  oder  solche,  die  den 
gewöhnlichen  nicotinhaltigen  Tabak  wegen 
schlechten  Magens  nicht  vertragen,  ungestraft 
den  Cocatabak  rauchen  können.  Ich  bin 
überzeugt,  dass  diese  neueste  Asthmacigarre 
die  bisher  gebräuchlichen  aus  Hyoscyamus, 
Stramonium ,  Belladonna  etc.  sehr  bald  und 
für  immer  verdrängen  wird,  und  kann  einen 
Versuch  damit  nur  warm  empfehlen.  Ich 
glaube  aber ,  dass  der  Cocatabak  nicht  nur 
bei  Kranken ,  sondern  auch  Gesunden  mehr 
und  mehr  Anklang  finden  und  mit  Recht  sehr 
bald  einen  hervorragenden  Platz  in  der  Reihe 
der  Genussmittel  einnehmen  wird.**         g, 

Deutsche  MediC'Zeit 


>.<-K.'\>%^\ 


liiteratnr  und  Kritik. 


Neues  Pharmaeeotisclies  Manual  von 
Eugen  Dieterich.     344  Seiten   gross 
Octav.      Berlin    1887.      Verlag  von 
eT".  Springer.     Preis  eleg.  gebunden 
7  Mark. 
Sehen  vor  Vollendung  des  in  diesem  Blatte 
während  eines  Zeitraums  von  1^/4  Jahren 
veröffentlichten     Neuen     Pharmacentischen 
Haouals  wurde  der  Wunsch  laut,  dasselbe  als 
geschlossenes  Ganze,  in  BncbfonD,  in  der 
Hand  zu  haben.  Dem  ist  entsprochen  worden. 
Es  wird  genügen,  hierauf  hinzuweisen ;  die 
Leser  der  Pharm.  Centralb.   haben   vollauf 
schätzen  gelernt,  wie  sich  das  Die^encA'sche 
Manna!  vor  allen  anderen  ähnlichen  Werken 
dadurch  auszeichnet,  dass  es  nicht  eine  ein- 
fache Zasammenstellnng  von  Vorschriften  ist, 
dasa  es  alle  unbestimmten  Angaben  überMen- 
ge,  Zeit  und  Temperatur  vermeidet,  dass  es  nur 
erprobte  und  fßr  eine  grosse  Anzahl  Artikel 
ganz  besonders  ausgearbeitete  Vorsehriften 
enthält    Das  f&r  ein  Manual  beste  Lob,  ein 


durchaus  zuverlässiges  Buch  zu  sein,  ver« 
dient  das  vorliegende  in  Tollstem  Maasse. 

Durch  Beigabe  eines  sehr  ausführlichen 
Sachregisters  wird  die  Brauchbarkeit  des 
Manuals  noch  wesentlich  unterstützt      g. 


Compendiam  der  Arznelyerordnang 

von  Dr.  Oskar  Liehreich  und  Dr.  -4. 
Langgaard.    „Medieinisches  Becept- 
taschenbuch.''    Zweite  Auflage.    Ab- 
theilung L     Berlin  1887.     Tischer's 
medicin.  Buchhandlung. 
Das  vorliegende  Werk  kündigt  sich  als 
zweite  Auflage  des  im  Jahre  1884  erachie* 
neuen  „Medicinischen  Becepttaschenbuchs" 
an ;  es  hat  aber  die  äussere  Form  als  Taschen* 
buch  abgestreift  und  birgt  nun  als  Oompen« 
dium   einen  reich  vermehrten  Inhalt.    Die 
alphabetische  Anordnung  der  Arzneimittel 
ist  beibehalten  worden ;  bei  den  chemischen 
und  pharmacentischen  Präparaten  wird  zuerst 


316 


die  DamiUihnig  nnd  h%i  den  DrogMi  die  AIh 
stammmig  dersell^B  kurz  gewfaildtfrt,  dasmi 
fol^eti  Angaibett  fiber  ZvaamneiiBetziing  irnd 
^eosdrsfieii,  Besprecbnog  der  Wirkimg, 
AntreDdmig  md  DeBimAg,  den  SckkiM  maekt 
enre  Aitsrwahl  toh  Beeeptfermeln.  in  Bezug 
avf  letztere  lo^ge  zb  bM&erkcn  gestattet  sein, 
daos  Hecepte,  wie  das  za  der  Iftiigst  ata  im- 
sinnige  Mieebmig  erkannte«  X^fido^^sehen 
Aetzpaete  webi  wegbleiben  k^^miten. 

So  ?ie1  ans  der  vorliegenden  I.  Abtbeihmg 
zu  ersehe»  ist,  wird  das  GompendHrm  den 
neiMn  und  nenesten  Mitteln  insbesendere 
▼eile  Berftoksiehügung  zn  Theil  werden 
lassen  und  deshalb  zweifetles  seinen  Platz 
anMh  in  Apotheken  sehr  nntzbringeird  ans- 
fNtan.  Es  ist  doch  I/iebreich's  Name  mit 
den  Forschungen  über  eine  grossere  Anzahl 
vewer  Mittel  eng  yerknüpfl  ond  legt  er  doch 
vielfach  anch  avf  die  phamacentische  Ans^ 
fBhrnng  heben  Werth. 

Die  ftnssere  Anstattong  des  Werkes  ist 
tadellos. 


ff- 


ÜMidlNnii  der  allgemetiiea  nmä  s^ 
cMl6H     Anni«fTerDr(ftiimiig8lebre. 

Auf  Gründlage  der  neuesten  Pharma- 
kopoen bearbeitet  von  Dr.  G.  Ä.  Ewald, 
Professof  an  der  UniversitÄt  Berlin. 
Elfte    neu    umgearbeitete    und    ver- 
mehrte Auflage.  Berlin  1887,  Verlag 
von  Aug.  HirsehwcM. 
Das  vorstehend  genannte  Haadbnch  der 
ArzneiverordfMiiigriehre  ist  in  aUen  grosseren 
Apotheken  wohlbekannt;  es  verdankt  seine 
Beliebtheit  bei  den  Apothekern  zum  nicht  ge- 
ringsten Theile  dem  Umstände ,  dass  es  von 
der  2.  Auflage  an,  d.  h.  seit  länger  als  30 
Jahren,  immer  von  einem  Arzt  und  einem 
Pllaiviaeenten  (bis  zur  neunten  Auflag«*  der 
allbekannte  Berliner  Apotheker  Dr.  Simon) 
gemeinBchaffliieh  herausgegeben  wurde,  wo- 
durch seine  praktis^e  BraucMark^it  auch 
Ar  den  Apotheker  gewissermaassen  gai>antirt 
war.    Wenn   nun  auch  auf  dem  Titel  der 
neuesten,  elften  Auflage  nur  ein  Arzt  als 
Herausgeber  genannt  ist,  so  ist  doch  durch 
ZuiielMiBg  des  Apotheker  Dr.  Dranke  die 
sehr  wichtige  nnd  fir  den  Erfolg  des  Buches 
nicht  zu  unterschätzende  Mitarbeit  eines  Apo- 
thekers auch  diesmal  gewahrt 

Das  Werk  ist  in  allen  seinen  Theilen  durch- 
gesehen, ergänzt  und  kritiech  überarbeitet 
werden,  gänslioh  Veraltetes  wurde  ausge- 


schieden, Neues  nach  GkbtMnr  verwertiiet 
Als  eine  wesenttiolieikweitemng  und  zigleteh 
sehr  nGtzlidie  Keuerung  ist  die  BerückncM%- 
ung  der  au^ändischen  Pfaairniafeo|if6en  (Pbam. 
Austriaca,  AnvericafBa,  Brittani^i',  Qallica, 
Hehetiea,  Malica,  Neerlandica  vndNorwefnca) 
U9»d  die  Angabe  der  in  den  genaanten  Ländern 
gebräui^liciieii  Namen  der  Armehnittei  zu 
bezeiehnen.  Bei  dem  immer  mehr  zuneinveD- 
den  Verkehr  zwischen  dm  einzetoelif  Knllnr- 
staaten  und  der  grossen  Verschiedenheit  der 
ZusammenvetBungvieferolftcinelleD  Präparate 
ist  es  iuT  de«  Arzt  wie  fir  den  ApMfaAer 
durehams  netbwendig,  einen  Berather  an  der 
Hand  zu  hmben.  Beispielsweise  sei  erwähnt, 
dass  der  Gehalt  an  Jodeisen  im  Sympne  9erri 
jodati  der  verschiedenen  Fharmtfliep&en 
zwischen  Ofi  und  20  p€t.  sdiwankt  und  dass 
das  Extractum  Aconit!  der  einen  Pharmakopoe 
6  bis  7  Mai  so  e^ttriE  Wirkt,  wie  das  der  an- 
deren. 

Im  Uebrigen  ist  die  fiintheiiung  den  Stoffes 
die  seitherige,  praktisch  bewährte,  geblieben. 
Die  äussere  Aosstaltug  des  Werkes  läast 
nichts  zu  wünschen  übrig*  f. 


KaUncescUehte   des    Päanzeareichs.     Grosser 

Pnanzenatlas  mit  Text  ftlr  Schule  und  Haus. 
80  fein  colorirte  Doptdtafeln  mit  überSOtK) 
imtutj^etreuen  Abbildungen   und  4^  Bogen 
begleitendem  Text  nebst  yielen  Holzschnitten. 
Herausgegeben     von     Dr.     M.    JB^fetück, 
Priratdeeeat  am  KOnigl.  Polytechnikum  zu 
Stuttgart.      40  Lieferungen    li  50  ^  oder 
elegant    in    Prachtt»and    gebunden    fh  Jf. 
Emil  HämBOmm/in's  Verlag  in  Stnttgurt. 
Die  ersten  4  Hefte  entfad^  als  Einleitung 
einen  kurzen,  durch  eine  grosse  Anzahl  Holz- 
schnitte   erläuterten    Abriss    der  GestaHüehre. 
Hierauf   folgt  bis  Heft  14  eine  ausA^lichere 
Besprechung  der  blUthenleeen  Pflanzen,  eben- 
falls  dureh    sahireiche  Holaschnitte   erläutert. 
Ueberall  sind  die  praktischen  Bedürfoisse  in  den 
Vordergrund  ffestellt;  so  sind  beispielsweise  der 
fftr  den  Haunialt  des  Mensehen  so  wi^Migen 
Familie  der  Hautpilze  allein  circa  9  Tafeln  und 
3  Bogen  Text  anc^ewiesen.   Mit  Heft  15  beginnt 
die  Behandlung  der  Blüthenpflanzen.  deren  Dar- 
stellung bis  zu  Ende  stets  fleh  gleidibieibende 
Sorgfalt  eikennen  lässt. 

äbrlss  der  cheuUschea  Techatiogie  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  Statistik  und  Preis- 
yerhältnisse.  Von  Dr.  Chr,  HeinfeHinff, 
Doeent  an  Polyteehnikum  in  Zirfch.  Erste 
lieferung.  Pros  2  Jf,  Cassel  und  BerMn 
1887.  Verlag  von  Theodor  FMur, 
Wir  werden  auf  das  Werk  surUckkommen, 

sobald   eine  Anzahl  Lieftnrsngen  desselben  er^ 

schienen  sind. 


217 


tem  QiUfmMlNip».  Ein  Handbncli  4er 
UfilerstMfeniDg,  Prfiftmg  «Ad  Wertbbesttn»»- 
nng  aner  Handelswaären,  Natur-  und  Kunst- 
enenmisse.  Gifte,  Lebensmittel,  G^beim- 
Mlltei  «^c.  Zweite  «mgeflrbeitete  Auflftf^e, 
h^mvs^^ebeift  T<m  Dr.  H.  Hager  «nd  Dr. 
E.  Hoiäerfiumn.  Zwölfte  «nd  dreizehnte 
lA^mmg.  (Zweiten  Bandes  dritte  vnd  vierte 
Liefern«^.)  Leipzig  1887.  Hörnst  Oünthers 
Verlag.         _  _  ^_ 

ZMülVm  flT'  MWVlMeftSilitflli.  Ori^iial- 
abhundtiuigien  and  Berichte.  Heransipe^eben 
im  Auftrag  des  naturwiesenscbaftlichen 
Verefas  för  Sachsen  und  Thüringen  v(wi 
Dr.  Br<M9  in  Marbtirg.  Geb.  Bergrath 
Dmnker.  Pteiherr  von  FrHs^^,  Plrofessor  in 
Hdle.  Ptnf.  I>r.  Oürcke  in  Berlin.  Prof. 
Dr.  Kfiöbkntch,  Geh.  Beg.-Rath,  Prflsident 
der  Leeipoldlniflchen  Academie  der  Natnr- 
foTBcber  in  Ha&e.  Geh.  Kath  Prof,  Dr. 
Ijgu^mH  in  Leif>«ig.  Prof.  Dr.  Lueäeeke  in 
Haue.  Prof.  Dr.  %.  SdUmidt  in  Marbvrg 
nnd  Privatdocent  Dr.  Zönf  in  Halle.  Der 
ganzen  Reihe  LIX.  Band.  Vierte  Folge. 
Fflfefter  Band.    Fflnfles  Heft.    Mit  1  Tafel 


Preis     pro     Jahrgang     (6    Hefte)     16  uT. 
Halle  a.  S.     18b6.     Verlag  von  Tausch  dt 
^^  Grosse, 

MMUgrapMe   dta  Sdenees  HedtealM.     Index 

möthodiqve  et  catalogne  descriptif  des  livreis 
et  jovrnanx.  Anciens  et  modemes ,  francais 
et  Tangers  sxn  les  sciences  m^dicaies.  Prix, 
franco  par  la  noste,  2  fr.  50  cts.  Paris,  1887. 
Librairie,  J.-B.  Boilli^re  et  flls,  Rne  Hante- 
feaille  19. 
FMs4i8le.  Chemisehe  Fabrik  von  lax  Jif^. 
Berlin  SW. ,  Kommandanten  -  Strasse  82. 
Febniar  1887. 

hrehi  -  YemleMss   von   Oiesar  ft  Loretx   in 

Haue  a.  8.  Special -Handlnne^  fffr  regeta- 
btlische  Drogen  in  gansem  nnd  bearbeitetem 
Zustande.  Ptrlyerisir-  nnd  Sehneide-AnstaH 
mit  Dampfbetrieb.    Anfang  April  1887. 

PMswrteMnl«  Hr.  10  Hlkroskoftfcher  Priyt- 
rate  Ton  J.  EHne  ft  0.  Mller.  Berlin  S., 
Prmsenstrasse  71.    1887. 

PMS'LtsU  der  Fabrik  ftlr  mediciniscbe  Verband- 
stoffe, gestrichene  nnd  gerollte  Pflaster  von 
Apotheker  E.  WeMe,  Königsberg  i.  Pr. 
April  1887. 


"•-^  W      x-'       / 


lllscellen. 


Geheimmittel  und  XarpfoftchereL 

Die  Polizeibehörden  verschiedener  Städte 
nnd  der  Ortsgesnadheitsrath  in  Karlsruhe  er- 
lasseli  weiinre  wametide  Bekanntmachangen 

vor: 

1.  Simpson'sche  Lotion  gegen  „Tanb- 
heit*  ist  Gljcerin,  dem  etwas  Aether  nnd  Al- 
kohol beigemischt  ist;  der  Inhalt  der  um  4  uff 
50  4-  abgegebenen  Flasche  hat  einen  Werth  von 
etwa  ib4, 

2.  Hartzema^s  Hflmaton,  „ein  erfdlg- 
reichee  Universal-Medieament  geeen  Gicht  nnd 
Rhevnmtismns*',  ist  eine  mit  indifferenten  or- 
ganischen Sttbatanzen  versetite  sahrsanre  LOanng 
ven  Bbenehlorid  nnd  Kochsah.  Der  Verfertiger 
ist  ein  schon  mebrikch,  n.  a.  mit  2  Jahren 
ZeUengefibigmflB  bestrafter  Apothekergehfllfe. 

3.  fttdian  Pflaster,  „ein  sicher  wirkendes 
Mittel  gegen  Flechten  aller  Art'',  ist  Emplastmm 
fascom  mit  einem  kleinen  Znsatz  von  Peru- 
balsam. 

4.  Dr.  Lieber'B  Nerven-Kraft-Elixir, 
„ein  Kiltel  znr  dauernden,  rsdicalen  nnd  siche- 
rn HeUttig  aHer,  seihet  der  hartnftckigtten 
Nertenldd^^S  ist  ein  Aloe  enthaltender  aroma- 
tisch -  bitterer  Sohnaps.  Verfertiger  sind  ein 
schon  oft  nnd  wegen  jBetmgs  schwer  bestrafter 
Wondinmeidieiier  nnd  dessen  ebenfalla  schon 
heatnifke  Mutter. 

5.  Nicholton's  patentirte  vervoll- 
kommnete künstliche  Ohttrommeln, 
„ein  sidieres  Ifittel  gegen  Tanbheit^  sind  eine 
Modiflemkion  der  sehon  lingat  bekannten  kfinst- 
HeneB  TkoBBrneifeHe.  Dan  Paar  soieher  Ghi^ 
trommeln  kostet  SO  bis  42  uT,  wShrend  die  Her- 
BtellnngskosteB  kaum  1  Uf  betragen. 


6.  Die  Dentsche  Gesnndheits-Com- 
pagnie  in  Berlin  wird  von  dem  bekannten 
bandwarm -Heilkfinstler  Eich.  -  Mohrmann  und 
dem  wegen  seines  Buches  „Der  Jugendspiegel" 
anrüchigen  Schriftsteller  Bernhardt  geleitet. 
Die  beiden  Pfascher  beuten  das  verfrauens- 
selige  Publikum  in  unverschämtester  Weise  aus 
durch  Abgabe  von  Mitteln  zu  unerhört  hohen 
Preisen. 

7.  Dr.  Bödiker  k  Co.  in  Hannover  ver- 
senden ein  Büchlein  „Krankentrost  für  akute 
und  chronische  Krankheiten"  und  empfehlen 
zugleich  allerhand  sehr  theure,  aber  nichts- 
nutzige Ifittel,  wie  Hjdrops-Essenz,  Kmft-Elixir, 
Barterzengnngsmittel,  Mittel  gegen  Tronksucht, 
SchOnheitswasser  etc. 

8.  Ein  gewisser  Chader  in  Genua  empfiehlt 
sich  in  vielen  Zeitungen  als  Augenarzt;  der- 
selbe verlangt  bei  Anfragen  znvorige  Einsendung 
von  60  Francs,  l&sst  aber  nach  Empfang  des 
Geldes  nichts  mehr  von  sich  horen. 


Antlidie  BtktsitDiMhifgei,  Venrlnng«»», 
RoielttgerkiitBeiituheMangeii  ek. 

Beehtsprechung. 

Verkauf  von  Anis,  welcher  6,86  pCt.  erdige 
TheDe  enth&lt,  durch  einen  Kaufmann,  der  naco- 
weislich  für  genaue  Aussiebun  g  seiner  Waare  Sorge 
getragen  hatte,  ist  nicht  als  Vergehen  gegen 
das  l7ahrungsmittelgeseta  bestraft  Meinungs- 
verschiedenheit der  Sacbverstftndigen  üb^r  oen 
höchsten  zulässigen  Gehalt  von  Anis  an  Erd- 
theUen.    §  10  Qes,  vom  14.  Mai  1879. 

Entscheidung  des  Konigl.  bayerischen  Land- 
gerichts KU  Fürth  vom  7.  Juli  1886  gegen  JB. 


218 


Gründe: 

Es  ist  thatsftclilich  festgestellt,  dasB  die  im 
Herbste  Torigen  Jahres  vom  PoliEeioffizianten 
0.  di^er  dem  Laden  des  Angekläfften  ent- 
.nommene  Anisprobe  6,86  pCt  erdige  Tneüe  ent- 
hielt Es  liegt  jedoch  kein  Beiweis  dafür  Yor, 
das«  dem  JB.  wegen  des  genannten  Procentsaties 
Sand  oder  Erde  irgend  ein  Verschulden  trifft. 
Der  Zeuge  J,  Th,  fnngirt  seit  drei  Jahren  als 
Anslanfer  bei  B.  nnd  bekundet,  dass  er  Ton 
diesem  streng  angehalten  ist,  bei  der  jedes- 
maligen Anffüllong  des  Anis,  diesen  genan  ans- 
SU  denen,  dass  er  den  ihm  gewordenen  Befehl 
jedesmal  nnd  swar  seit  drei  Jahren  genan  ans- 
geftthrt  bat  nnd  hierbei  vielfach  von  seinem 
Dienstheirn  überwacht  worden  ist  BesOglich 
der  Frage,  ob  dorch  sorgfftltiges  Sieben  der 
Anis,  der  bei  der  Ernte  mit  Erdtheilen  ver- 
unreinigt wird,  soweit  gereinigt  .werden  kann, 
dass  der  zu  verkaufende  Anis  nicht  mehr  als 
8  pCt.  Erdtheile  enthftlt,  welchen  Procentsatz 
Dr.  ü.  als  unbeanstandbar  erkl&rt,  gehen  die 
Ontachten  der  Sachverständigen  Dr.  L.  und 
Johann  BapM  St.  auseinander.  Lettterer  ver- 
neint dies  nnd  ersterer  glaubt,  dass  es  möglich  ist. 
Immerhin  giebt  Dr.  L.  soviel  tu,  dass  es  sehr 
schwer  ist,  sn  Fagen,  ob  bei  dem  im  Handel 
befindlichen  Anis  nicht  auch  bei  sorgf&ltieem 
Sieben  Aber  6  pCt  erdige  Theile  der  Waare  bei- 
gemengt bleiben.  Hiemach  büdet  selbst  das 
strengere  Urtheil  des  Dr.  L.  keine  sichere  Grund- 
laffe  für  die  Annahme,  dass  der  Angeklagte  in 
fenrUssiger  Weise  mit  Erde  vennengten  Anis 
in  seinem  Laden  feilgehalten  hat.  Das  Glutachten 
des  Dr.  X.  muss  bei  Beurtheilung  der  Schnld- 
frage  nm  so  vorsichtiger  behandelt  werden,  als 
die  Chemiker  mit  geringen  Proben  zu  mani- 
pnlir^  pflegen,  und  bei  diesen  die  Reinigung 


mit  einem  Siebe  selbstverständlich  die  Beduc* 
tion  auf  einen  g[eringeren  Procensatz  von  Ün- 
rath  ermöglicht  ist,  als  bei  grosseren  Quanti- 
täten von  Anis,  mit  denen  Eamleute  zu  rechnen 
haben.  Da  Dr.  X.  angegeben  hat,  dass  er  mit 
Dr.  H.  in  E.  in  Verkehr  trat,  um  Anhaltspunkte 
dafür  zu  gewinnen,  welches  Quantum  von 
erdigen  THeilen  beim  Anis  als  unbeanstandbar 
zu  erklären  sei,  dass  beide  Sachverständige  ur- 
sprünglich in  Bezug  auf  die  Fehl -Grenze  uneins 
waren,  nnd  dass  den  Chemikern  in  Bezug  auf 
den  Anis  eine  er^ebige  Praiis  nicht  zurSeite 
steht,  ferner,  da  eine  gesetzliche  Vorschrift  da- 
für, welcher  Procentsatz  von  erdigen  Bestand- 
theilen  im  Anis  nicht  zu  beanstanden  ist,  nicht 
ezistirt  da  endlich  die  von  den  Chemikern  auf- 
gestellten Regeln  rechtliche  Beachtung  nur 
dann  verdienen,  wenn  sie  mit  den  Productions- 
und  kaufmännischen  Verhältnissen  in  Ein- 
klang i^ebracht  werden  kOnnen,  so  hat  das  Ge- 
richt die  Ueberzeugung  gewonnen,  das  auf  Grund 
des  von  Dr.  L.  abgegebenen  Gutachtens  eine 
Verurtheilung  des  Angeklagten  ebensowenig 
eintreten  kann,  als  nach  Maassgabe  des  Gut- 
achtens des  qu.  St,  welcher  bestimmt  erklärt 
hat,  dass  B.  seinen  Kunden  reineren  Anis  nicht 
liefern  kann,  es  sei  denn,  dass  er  solchen  vor- 
her wäscht  oder  ausliest  Das  Waschen  ist 
ausgeschlossen,  weil  hierdurch  die  Waare  un- 
verkäuflich wird,  kein  Eaufmannsgnt  mehr  bildet, 
und  letzteres  können  wohl  die  Consumenten 
beim  Einkauf  kleinerer  Quantitüten  besorgen, 
es  kann  aber  dem  Kaufmann  nicht  zugemuthet 
werden,  weil  es  diesem  rein  unmöglich  ist 

Bei  der  vorgeschilderten  Sachlage  hat  der 
Berufungsrichter  gleich  dem  Unterrichter  die 
Ueberzeugung  gewonnen,  dass  der  Angeklagte 
des  ihm  zur  Last  gelegten  Beates  nicht  Über* 
führt  ist 


Offene  Gorrespondenz. 


Apoth.  8*  in  G«  Ester  sind  Säureäther,  ge- 
wissermaassen  Salze,  bei  denen  die  H -Atome 
der  Säure  durch  ein  einwcrthiges  Alkohol -Ra- 
dical  ersetzt  ist  Sie  bilden  sicn  bei  Einwirkung 
von  Säuren  auf  Alkohole,  unter  gleichzeitiger 
Bildung  von  Wasser,  z.  B.  Aethjialkobol  C«  Hs . 
OH  +  Essigsäure  CH. .  COOH  =  Essigsäure  ^ 
Aethjlester,  vulgo  Essiffestcr«  CH, .  COO .  CH, 
-|-  H«0  oder  Amylalkohol  C5H11 .  OH  +  Ameisen- 
säure H  .  COOH  =  Ameisensäure  -  Am jlester 
H  .  COO  .  C5H1,  -I-  HtO.  Die  Ester  charakte- 
risiren  sich  somit  als  Alkohole,  deren  Hydrox^l- 
wasserstoff  durch  ein  Säure -Radical  ersetzt  ist 
Essigester  ist  unser  Aether  aceticus. 

4|H>t^.K.mZ«  Reinigungkujjferhaltiger 
Extracte?  Abgesehen  davon,  ob  die  Behandlung 
eines  kupferhaltigen  Extracts  mit  Natriumhjpo- 
sulfit  wirklich  eine  „Reinigung*'  des  Extractes  zu 
nennen  sein  dürfte,  ist  es  uns  ^nz  unverständlich, 
wie  sich  viele  Fachzeitschriften  wiederholt  mit 
diesem  Thema  beschäftigen  kOnnen.  Es  ist  doch 
nur  zweierlei  denkbar;  entweder  der  Apotheker 


bereitet  das  Eitract  selbst  und  da  wäre  es 
schlimm,  wenn  er  sich  vor  dem  Kupfer  nicht 
zn  schützen  wüsste,  oder  er  bezieht  aas  fertige 
Extract  und  da  wird  er  sich  doch  nicht  dazu 
hergeben,  das  kupferhaltige  Fabrikat  eines 
Schmierfinken  (denn  wer  kupferhaltige  Extracte 
zum  Verkauf  bringt,  ist  ganz  sicher  einer)  lu 
„reinigen.^ 

Nt  ȧU  Dank  der  Auskunft  eines  unserer 
Leser  smd  wir  in  der  Lage,  Dmen  über  rfijri' 
detikon^*  etwas|  Näheres  mittheflen  zu  können. 
Syndetikon  ist  „garanürt  reiner  flüssiger  Fisdi- 
leim,  stets  fertig  zum  Gebrauch,  klebt,  leimt, 
kittet  Alles.'*  £an  guter  flüssig^  Leim,  wozu 
Sie  Vorschriften  in  der  Pharm.  Centralh.  finden, 
wird  wohl  dasselbe  thun. 

Apoth,  M.  in  L«  Ueber  die  Bestimmung  des 
Zuckers  im  Harn  mittels  CyanqnecksÜber  wollen 
Sie  gefälligst  im  Pharm.  Kalender  L  Theil, 
Seite  102  nachlesen. 

Um  Angabe  der  Vorschrift  zu  der  „Perrini- 
sehen  Worcestershire  Sauce  wird  ersucht** 


Yerln^r  vad  ▼•natwortllelkOT  Redaetciir  Dr.  E»  Oelftler  In  DrMden. 

Im  Bvcbhaiid«!  doreh  Juli««  Springer,  Berlin  H.,  Monb^onplAts  8. 

Drvck  der  Kdalffl.  Hoffimchdniekerel  von  C.  0.  Melnhold  ft  Sdhne  In  Dreedes. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fUr  wissenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heraosgegeben  von 

Dr.  Hennann  Hager  und  Dn  Ewald  Geissler. 

Encheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Bncbbandel 

riertelj&nrlicb  8  Mark.    Bei  Zusendung  unter  Streifband  2fiO  Mark.    Einzelne  Nummern 

35  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 

Anfragen,  Aufträge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Redacteur  Prof.  Dr.  E.  G  ei  ssler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

Neue  Folge 
YIIL  Jahrgang. 


MIS. 


ßerlin,  den  5.  Mai  1887. 


aar: 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Inhaltx  €a«Bl«  BBS  PkAnuMl«:  Dia  Helfenberger  Opiam-PrOfaDgtmetbode  ond  ihre  Modifleation  dnreh 
Sehliekam.  —  Üeber  Berbertn.  —  Moliseh*  Zackerreaetlon.  —  Yerwondung  arteDhaltiger  roher  SalEaänre  snr 
Kohlenfläoreeraengung  bei  Blerdmckftpparaten.  —  Pillen  mit  Ammonium  pieronltrlenm.  —  Ghlorsinkpaiten.  — 
Obiftten  snr  Verabrclebnng  scbleoht  schmeekendor  FlOMlgketton.  —  Neave's  Kindermehl.  ~  Dentocbe  Natur» 

foneherversamminng.  —  Offene  CorrefpOBdeai«  —  iBielgeB« 


Ctaemle  und  Ptaarmadee 


Die  Helfenberger  Opium-PrüfangB- 

mefhode  und  ihre  Modification 

dorch  Schlicknm. 

Mittbeiinng  der  Papier*  und  chemischen  Fabrik 
Eugen  JHeUrich,  in  Helfenberg  bei  Dresden. 

Während  wir  uns  in  unseren  früheren 
Arbeiten  darauf  beschränkten,  die  Methode 
der  Pharmakopoe  nach  allen  Seiten  hin 
ausznprobiren,  dehnten  wir  die  späteren 
YersQche  anf  weiter  gehende  Gombina- 
tionen  aus  und  gelangten  durch  die  hier- 
bei gesammelten  Erfahrungen  schliesslich 
dahin,  ein  eigenes  Untersuchungsverfahren 
für  Opium  aufstellen  und  veröffentlichen 
zu  können  (Pharm.  Centralh.  1886,  Nr.  43 
u.  44).  Die  hierbei  gemachten  {positiven 
Vorschläge  mussten  nothwendig  die  Kritik 
heransfordem  und  zu  Control -Versuchen 
anregen.  Wir  durften  denn  auch  kurz 
nach  unserer  PubUcation  bedeutende  Ab- 
handlungen über  denselben  Gegenstand 
von  iSfeWfVsfcim  (Archiv  d.  Pharm.  1887, 
1.  Januarheft),  Fischer  (Pharm.  Ztg.  1887, 
Nr.  28)  und  Beckurts  (Pharm.  Centralh. 
1887,  Nr.  14  u.  15)  und  zwar  freudig 
begrüssen. 


Die  beiden  letzteren  finden  die  von 
uns  gemachten  Angaben  bestätigt,  wo- 
gegen Herr  ScMickum  unsere  Methode 
für  zu  difficil  hält  und  deshalb  eine 
Modifleation  für  dieselbe  vorschlägt.  Wir 
befinden  uns  daher  in  der  Nothwendig- 
keit,  unseren  Untersuchungsgang  ver- 
theidigen  und  im  Anschluss  hieran  die 
SchliclMfn' sehen  Vorschläge  kritisiren  zu 
müssen. 

I. 

Es  ist  uns  eine  angenehme  Pflicht, 
den  Scharfsinn  und  die  Gründlichkeit, 
mit  welcher  Herr  Schlickum  die  Opium- 
frage behandelt  und  die  einzelnen  Metho- 
den beleuchtet,  in  erster  Linie  anzuer- 
kennen. Der  Herr  Verfasser  geht  ganz 
richtig  von  den  Eigenschaften  der  Opium- 
alkaloide  und  den  Modalitäten  der  in 
Frage  kommenden  Verfahren,  aus,  um 
dann  hieraus  seine  Ansichten  zu  ent- 
wickeln und  Kritik  zu  üben,  beziehentlich 
Verbesserungsvorschläge  zu  machen.  Die 
gezogenen  Schlüsse  sind  unzweifelhaft 
in  den  meisten  Fällen  scharf  und  theo- 
retisch wohl  begründet,  so  dass  die  Arbeit 
sich  mit  grosser  Ueberzeugungskraft  ein- 


220 


itihrt  Bekanntlich  aber  befinden  sieh 
Theorie  und  Praxis  nicht  immer  im  Ein- 
klang und  es  tritt  nur  zu  oft  an  den 
Forscher  die  Nothwendigkeit  heran,  seine 
scheinbar  unumstösslichen  Theorien  durch 
praktische  Versuche  zu  legalisiren. 

Wir  bedauern  (wie  B.  Fischer)  den 
Mangel  von  Zahlenbeweisen  in  der 
Schltckum  sehen  Arbeit  und  meinen,  dass 
von  der  Verpflichtung,  solche  Arbeiten 
ziffernmässig  zu  belegen,  die  Versicherung 
anderweiter  Beschäftigung  (Apoth.  Ztg. 
1887,  Nr.  30)  nicht  entbinden  könne. 

Wenn  Herr  ScMickutn  übrigens  (1.  c.) 
zu  glauben  scheint,  dass  nur  e  r  Versuche 
„mit  den  mannigfaltigsten  Com- 
plicationen  und  Variationen'' 
ausgeführt  habe  und  wir  dagegen  „nach 
wenigen  feststehenden  Methoden" 
gearbeitet  hätten,  so  befindet  er  sich  sehr 
im  Irrthum.  Auch  wir  sind  erst  durch 
ein  genaues  und  gründliches  Studium, 
welches  ebenfalls  reichlich  mit  „Gompli- 
cationen  und  Variationen"  der  Versuche 
verknüpft  war,  zu  unserem  Verfahren 
gekommen,  wenn  auch  unsere  diesbezüg- 
liche Veröffentlichung  davon  nichts  er- 
wähnt und  sich  auf  das  zum  Verst^ndniss 
Nothwendige  beschränkt. 

Wir  werden  diese  Versuche  demnächst 
publiciren,  um  den  Beweis  für  das  oben 
Gesagte  zu  liefern  und  um  femer  die 
Gegner  zu  einem  gleichen  Handeln  und 
zum  Nachholen  des  Versäumten  zu  ver- 
anlassen. 

In  der  Kritik  unserer  Methode  erkennt 
Herr  SchUcJsum  unser  Verfahren,  die 
grösste  Menge  des  Narkotins  durch  einen 
Theil  Ammoniak  auszufällen,  als  rationell 
an  und  hat  auf  diesem  Wege  gute  Re- 
sultate erhalten.  Sein  anfänglich  günstiges 
Urtheil  schlägt  bald  in  das  Oegentheil 
um  und  er  s^  Seite  13: 

91  Wie  sehr  mich  auch  anfangs  die 
nach  dieser  (Helfenberger)  Methode 
ausgeführten  Analysen  befriedigten, 
so  nahm  ich  hei  später  toiederholten 
Untersuchungen  grosse  Morphinver- 
luste  wahr,  wenn  nicht  eine  Über' 
grosse  Vorsicht  beim  Neutralisiren 
mit  Ammoniak  geübt  wurde  etc." 

Angenommen,  was  aber  nicht  der  Fall 
ist,  wir  hätten  Neutralisation  bei  unserem 


Verfahren  vorgeschrieben»  so   sind  wir 
sicher  berechtigt  zu  der  Frage: 

Wie  gross  waren  denn  jene 
Verluste? 

Wir  zweifeln  gar  nicht,  dass  Herr 
Schliekum  Verluste  hatte;  um  aber  Ver- 
gleiche anzustellen,  müssen  wir  die  Zahlen 
kennen  lernen. 

Anschliessend  an  den  oben  citirten 
Satz  sagt  Herr  Schliekum  weiter: 

„Die  Ausscheidung  des  Morphins 
schliesst  sich  beim  ersten  Tropfen 
Ammoniak  an,  der  Über  den  Punkt 
der  Neutralität  zugesetzt  ist." 

Auch  diese  These,  welche  in  Bezug 
auf  Neutralität  die  vorige  Aengstlichkeit 
verräth,  entbehrt  der  ziffemmässigen 
Begründung,  so  plausibel  sie  theoretisch 
erscheint. 

Da  Herr  Schliekum  unsere  Methode 
an  der  Neutralisation  scheitern  lässt,  so 
wird  er  uns  die  weitere  Frage  gestatten 
müssen : 

Wo  steht  denn  in  unserer 
Methode,  wie  sie  auf  Grund 
der  Voruntersuchungen  schliess- 
lich in  Nr.  44  der  Pharm. 
Centralh.  Jahrg.  1886  festge- 
stellt ist,  etwas  von  Neutrali- 
siren und  wie  kommt  Herr 
Schliekum  dazu,  die  so  gefähr- 
liche Neutralisation  in  unsere 
Methode  einzuschieben? 

Bei  unseren  Voruntersuchungen,  wie 
sie  in  Nr.  48  der  Centralhalle  nieder- 
gelegt sind,  hatten  wir  allerdings  die 
Entdeckung  gemacht,  dass  der  aus  einem 
wässeri^enOpiumauszug  durch  Ammoniak- 
Neutralisation  gewonnene  Niederschlag 
zum  ffrössten  Theil  aus  Narkotin  bestand 
und  frei  von  Morphin  war. 

Wir  hatten  uns  damit  aber  keineswegs 
beruhigt,  sondern  (s.  S.  532)  sofort  zu 
erfahren  gesucht,  ob  genaue  Neutrali- 
sation nöthig  sei. 

Wir  erfuhren  bei  Anwendung  der  uns 
zur  Verfügung  stehenden  Opiumsorten, 
dass  jede  Portion  Auszug  1,3  bis  1,7  ecm 
Normal -Ammoniak  zur  Neutralisation 
bedurfte,  dass  aber  bei  Anwendung 
selbst  der  doppelten  Menge  Nor- 


221 


mal-Ammoniak  Morphinverluste 
nicht  eintraten.  Der  Umstand,  dass 
verschiedene  Opiumsorten  verschiedene 
Ammoniakmengen  zar  Neutralisation  be- 
dürfen, war  uns  also  schon  früher  be- 
kannt. 

Nachdem  sich  die  Morphin-Ausbeuten 

fleich  blieben,  ob  wir  1,5  bis  3  ccm 
Formal -Ammoniak  zum  Ausfällen  des 
Narkotins  verwendeten,  entschlossen  wir 
uns  zu  2  ccm ,  weil  der  durch  mehr 
Ammoniak  reichlicher  entstandene  Nieder- 
schlag das  Filtriren  erschwerte,  ohne 
dass  dadurch  ein  reineres  Morphin  er- 
zielt worden  wäre.  Bei  dem  grossen 
Umfang  unserer  Arbeit  unterliessen  wir 
die  Einzelbesprechung  jener  Analysen, 
holen  aber  heute  das  Versäumte  nach. 
In  unserer  schliesslich  normirten  Methode 
durften  und  mussten  wir  das  Wort: 
„ Nentralisiren ''  fallen  lassen,  1.  weil 
nicht  sie,  sondern  die  Ausfüllung  des 
Narkotins  den  Schwerpunkt  bildete,  und 
2.  weil  durch  die  von  uns  vorgeschrie- 
bene Ammoniakmenge  der  Neutralisations- 
punkt weit  überschritten  wurde. 

Unsere  Methode  lässt  bekanntlich  6  ccm 
Normal -Ammoniak  anwenden  und  zwar 
2  ccm  zum  Ausfällen  des  Narkotins  und 
4  ccm  zum  Ausscheiden  des  Morphins. 
Wird  die  erstere  Menge  erhöht,  so  muss 
von  der  zweiten  entsprechend  abgebrochen 
werden,  so  dass  die  Gesammtmenge  6  ccm 
beträgt.  Wir  werden  in  den  folgenden 
Versuchen  nur  die  Ziffern  der  Ammoniak- 
mengen aufführen  und  schicken  voraus, 
dass  die  erstere  Menge  zum  Ausfällen  des 
Narkotins  und  die  zweite  zum  Ausscheiden 
des  Morphins  benutzt  wurde. 

Zur  Verwendung  kam  ein  Smyrna- 
Opiam,  dessen  w&s^riger  Auszug  1,5  ccm 
Normal- Ammoniak  bedurfte. 

Nachfolgend  legen  wir  die  erzielten 
Werthe  vor: 

a)  2:4  ccm  Normal- Ammoniak: 


12,14  ] 

pGt.  Morphin, 

12.00 

ti 

II 

11,90 

II 

if 

12,82 

1) 

II 

12.30 

II 

II 

il,9Ö 

»1 

II 

12,29 

II 

II 

12,23 

>» 

II 

12,36 

1». 

II 

12,80 

II 

II 

12 
13 

15 
16 

17 
18 
19) 
20) 


II 
♦I 
II 
II 
II 
II 
II 
»I 


»1 


II 


I» 


II 


I» 


II 
I» 
II 
II 
II 


II 


1» 


V 
II 


II 

II 


II 
II 


II 


II 

I» 


II 


II 


b)  3:3  ccm  Normal -Ammoniak: 
11)    12.30  pCt.  Morphin, 

12,20 
12.12 
12,05 
11,90 
12,22 
12,09 
11,98 
12,42 
12,29 

c)  4:2  ccm  Normal -Ammoniak: 

21)  11.42  pCt.  Morphin, 

22)  11.40 

23)  12,00 

24)  11.89     „ 

d)  5:1  ccm  Normal  -  Ammoniak : 

25)  10,72  pCt.  Morphin, 

26)  10,80 

27)  11,12 

28)  10,92     „  , 

e)  6  com  Normal -Ammoniak  anf  einmal: 

29)  10,58  pCt.  Morphin, 

30)  10,42 

81)  10,55 

82)  10,81 

Bei  d  und  e  resultirte  nach  Zusatz  der 
ersten  Portion  resp.  der  ganzen  Menge 
Ammoniak  infolge  der  grossen  Menge 
Niederschlags  weniger  Filtrat,  so  dass 
wir  uns  mit  einem  Filtrat,  welches  nur 
3  g  Opium  entsprach,  begnügen  und  den 
weiteren  Ammoniakzüsatz  bei  d  ent- 
sprechend reduciren  mussten. 

Nachdem  wir  schon  bemerkten,  dass 
die  benützten  OpiumauszOge  nur  1,5  ccm 
Normal-Ammoniak  zur  Neutralisation  be- 
durften, so  wurde  bei  Gruppe  b  zum 
Ausfällen  des  Narkotins  noch  einolal 
so  viel  Ammoniak  angewandt ,  als  nach 
Ansicht  des  Herrn  Schltckum  hätte  ge- 
nommen werden  dürfen;*  die  Neutra- 
lisation, welche  nach  Schltckum  „nicht 
um  einen  Tropfen  Ammoniak" 
tiberschritten  werden  darf,  war  bei  diesen 
Versuchen  energisch  überschritten,  aber 
ohne  dass,  wie  auch  Beckurts  be- 
richtet, weniger  Morphin  gewonnen 
worden  wäre,  wie  bei  Gruppe  a.  Die 
Grenzen  liegen  also  recht  bequem  aus- 
einander und  die  guten  Besultate,  welche 
wir  früher  und  jetzt  erhielten,  sind 
nicht,  wie  Herr  Schlickum  Seite  14 
sagt,  nur  durch  äusserste  Sorgfalt 
bei  der  Neutralisation  erreicht. 
Bei  allen  unsem  zahlreichen  Analysen 
nach  eigner  Methode  haben  wir  ohne 
Unterschied  erheblich  übersättigt  und 
Herrn   Schlickum  muss,   wenn   er  sich 


222 


genau  an  unsem  Gang  hielt  und  zum 
Ausfällen  des  Narkotins  2  ccm  Normal- 
Ammoniak  verwendete,  genau  dasselbe 
passirt  sein,  da  uns  bis  jetzt  noch  kein 
Opium  vorkam,  das  mehr  als  1,7  ccm 
Normalammoniak  zur  Neutralisation  be- 
durft hätte.  Wenn  Herr  Schlichum  gegen- 
theilige  Beweise  besitzt,  so  sehen  wir 
deren  nachträglicher  Veröffentlichung  sehr 


gern  entgegen. 


II. 


Die  SchltcJcuni'sGlie  Methode  lehnt  sich 
an  die  unsere  insofern  an,  als  sie  eben- 
falls durch  Ammoniak  zuerst  das  Nar- 
kotin  und  dann  erst  das  Morphin  aus- 
scheidet, dies  aber  aus  weingeistigem 
Auszug  thut  und  durch  Abdampfen  eine 
neutrale  Lösung  zu  gewinnen  sucht.  Da 
aus  der  Schlichen' säien  Arbeit  nicht  er- 
sichtlich, was  das  neue  Verfahren  eigent- 
lich leistet,  so  blieb  nichts  Anderes  übrig, 
als  diese  Lücke  für  Herrn  Schlickum  aus- 
zufüllen und  seine  Methode  mit  der  un- 
seren dadurch  zu  vergleichen,  dass  wir 
nach  beiden  das  schon  im  vorigen  Absatz 
benutzte  Opium  durch  eine  grössere  An- 
zahl von  Analysen  prüften.  Wir  durften 
hierzu  die  im  Kapitel  1  aufgeführten 
Analysen  1  bis  20  für  unsere  Methode 
mit  heranziehen,  um  schliesslich  aus  der 
Gesammtzahl  die  Abweichung  für  jedes 
einzelne  Verfahren  zu  berechnen. 

Wir  erhielten  folgende  Ziffern: 


Morphin 

i -Ausbeute 

Morphin  -  Ausbeute 

nach 

nach  der 

Schlickums  Methode: 

Helfenber{2:er 

Methode: 

pCt. 
12,90 

pCt. 

pCt. 

33) 

63) 

12,15 

12,14 

34) 

11,60 

54) 

12,15 

12,00 

35) 

12,00 

55) 

12,02 

11.90 

36) 

11.80 

56) 

12,20 

12,32 

37) 

11,50 

57) 

12,12 

12,30 

38) 

11,75 

58) 

12,17 

11,90 

89) 

12,85 

59) 

12,32 

12,29 

40) 

12,55 

60) 

12,20 

12,23 

41) 

11,55 

6)) 

12,00 

12,36 

42) 

12,20 

62) 

12,04 

12,30 

43) 

12,00 

63) 

11,98 

12,30 

44) 

9,80 

64) 

12.30 

12,20 

45) 

11,90 

65) 

12,20 

12,12 

46) 

10,75 

66) 

12,12 

12,05 

47) 

10,25 

11,90 

48) 

11,65 

12,22 

49) 

1130 

12,09 

60) 

12,00 

11,98 

51) 

11.15 

12,42 

52)^ 

10,50 
)  Analysen 

Unt 

12,29 

Unter  2( 

er  34  Analysen 

3,1  pCt  IMerenz.     | 

0,46 

pCt  Differenx. 

Mit  dem  Schlichum' sehen  Verfahren 
hatten  wir  einige  noch  tiefer,  als  9,80 
liegende  Zahlen  erhalten,  wir  unterdrück- 
ten dieselben  aber,  weil  wir  die  Ursache 
daftir  nicht  in  der  Methode  suchen  woll- 
ten. Der  Vergleich  zeigt  ja  ohnehin  deut- 
lich, auf  welche  Weise  gleichmässigere 
Werthe  erhalten  wurden,  und  ist  von  um 
so  schwerer  wiegender  Bedeutung,  weil 
die  Parallelen  nicht  aus  einigen  wenigen, 
sondern  einer  grossen  Zahl  von  Analysen 
bestehen. 

Zu  einem  endgültigen  Urtheil  gehörte 
noch  die  vergleichende  Untersuchung  der 
respectiven  Morphine  und  der  zuerst  durch 
Ammoniak  gewonnenen  Ausscheidungen. 

Das  nach  Schlickum  gewonnene  Mor- 
phin sah  etwas  bräunlicner  aus,  wie  das 
nach  hiesiger  Methode  erhaltene,  löste 
sich  auch  mit  etwas  mehr  Farbe  und 
nicht  so  vollständig,  wie  das  unsere  in 
Kalkwasser.  An  Aeiher  gab  äeLsSchlickum- 
sche  Morphin  1,8  pCt.,  das  unsere  1,2  pGt. 
ab,  eine  Differenz,  welche  nach  unserer 
Ansicht  nicht  ins  Gewicht  i&Wt  Beckurts 
fand  zu  Gunsten  des  letzteren  den  durch 
Titration  bestimmten  Unterschied  weit 
bedeutender.  Als  die  Beckurts'sche  Ar- 
beit erschien,  besassen  wir  die  beiden 
Morphinsorten  nicht  mehr  und  konnten 
daher  zu  unserem  Bedauern  nicht  auch 
den  von  Beckurts  empfohlenen  Titrations- 
weg einschlagen. 

Die  nach  Schlickum  durch  Ammoniak- 
zusatz und  Abdampfen  gewonnenen  Aus- 
scheidungen betrugen  getrocknet  9,23  pCt. 
mit  8,33  pOt  ätherlösTichen  Theilen  vom 
angewandten  Opium,  während  der  nach 
unserem  Verfahren  erhaltene  und  getrock- 
nete Niederschlag  sich  auf  5,10  pCt.  mit 
4,11  pCt.  ätherlöslichen  Theilen  vom  ver- 
arbeiteten Opium  bezifferte. 

Es  ist  erklärlich,  dass  der  nach  Schlickum 
hergestellte  weingeistige  Auszug  viel  har- 
zige Theile  und  unser  Verfahren  durch 
den  Ammoniaküberschuss  mehr  Narkotin 
ausscheidet.  Dieser  Unterschied  macht 
sich  auch  geltend,  sofern  unser  Morphin 
etwas  weniger  wie  jenes  durch  Narkotin 
verunreinigt  ist. 

Der  Schwerpunkt  beim  Vergleich  liegt 
in  den  gewonnenen  Werthen.  Auf  Grund 
dieser  konnten  wir  keinen  Augenblick  in 
Zweifel  sein  darüber,  ob  Schlichum  unsere 


233 


Mediodd  verbessert  habe  oder  nicht.  Das 
Interesse  an  der  Sache  und  die  HoShung, 
die  Qnelle  jener  Differenzen  zn  entdecken, 
Hess  uns  noch  zu  Versuchen  schreiten, 
welche  überraschende  Sesultate  ergaben 
und  im  nächsten  Kapitel  Platz  finden 
sollen. 

III. 

Unsere  Analysen  1 1  bis  20  haben  gezeigt, 
dass  die  bei  Anwendung  des  Schtickum" 
sehen  Verfahrens  beobachteten  Morphin- 
yerloste  (Analysen  88  bis  52)  nicht  in 
dem  schwachen  üeberschuss  von  Ammo- 
niak, welchen  Herr  Schlichwin  vor  dem 
Eindampfen  geben  lässt,  ihre  Ursache 
haben  können.  Wir  glaubten  aber  nicht 
fehl  zu  gehen  mit  der  Vermuthung,  dass 
das  Einkochen  des  weingeistigen  Aus- 
zuges nicht  allen  Weingeist  auszutreiben 
vermöge  und  dass  die  restirenden  Mengen, 
die  von  dem  Grad  des  Kochens  abhängen, 
einen  Einfluss  auf  die  Morphinausschei- 
dung ausüben  müssten. 

Obgleich  wir  die  Versuche  mit  reinem 
Morphin  im  Allgemeinen  ftir  die  Morphin- 
ausscheidung aus  Opiumauszügen  nicht 
für  maassgebend  betrachten,  so  konnten 
sie  doch  bei  Beantwortung  der  vorliegen- 
den Frage  von  Nutzen  sein. 

Wir  verfuhren  in  nachstehender  Weise : 

0,5  Morphin!  puri 

lösten  wir  in 

2  cem  Normal- Schwefelsäure, 

verdünnten  mit 

19,0  Aquae  destillatae, 
19,0  Spiritus  diluti, 

machten  mit 

0,5  Liquoris  Ammonii  caustiei 

schwach  alkalisch  und  kochten  bis  auf 
die  Hälfte  des  Gewichtes  ein. 
Mit 
q.  3.  Aquae  destillatae 

auf  das  ursprüngliche  Gewicht  gebracht, 
versetzten  wir  mit 

10,0  Aetheris, 
0,7  Liquoris  Ammonii  caustiei 

usd  stellten  10  Stunden  zurück. 

Wir  erhielten  bei  8  derartigen  Ver- 
suchen folgende  nach  Procenten  des  an- 
gewMdten  Morphins  berechnete  Ans- 
beirteii: 


a) 

90,6  pOt. 

b) 

89,6    „ 

c) 

90,0    „ 

d) 

94,0    „ 

e) 

89,4    „ 

f) 

88,0    „ 

g) 

89,0    „ 

h) 

98,0    „ 

Unter  8  Analysen  eine  Differenz 
von  6  pCt. 

Diese  Zahlen  stimmen  mit  den  von 
Schlickum  auf  gleiche  Weise  erhaltenen 
(Seite  15  und  16)  überein.  SchlieJcum 
erhielt  von  0,386  g  Morphin  0,257  g  « 
89,9  pCt.  und  aus  0,20  g  sogar  nur  0,170  g 
«  85  pOt.  zurück. 

Es  ist  nicht  erklärlich,  dass  Herr 
Schlickum  durch  diese  seine  Resultate 
bei  einer  Differenz  von  5  pCt  befriedigt 
sein  konnte. 

Im  Gegensatz  zu  mit  Weingeist  ge- 
machten Analysen  liessen  wir  zwei  folgen, 
bei  denen  wir  das  Morphin  aus  wässe- 
riger Lösung  ausschieden.  Wir  erhiel- 
ten so 

i)  94,2  pCt.  Morphin, 
k)  93,4    „ 
zurück. 

Die  Differenz  zwischen  den  Werthen 
der  beiden  Verfahren  schien  unseren  Ver- 
dacht zu  bestätigen.  Um  uns  Gewissheit 
zu  verschaffen,  kochten  wir  100,0  g  eines 
nach  Schlickum  bereiteten  Opiumauszuges 
auf  die  Hälfte  ein,  brachten  mit  Wasser 
auf  das  ursprüngliche  Gewicht,  filtrirten 
und  unterwarfen  das  Filtrat  der  Destil- 
lation. Aus  dem  specifischen  Gewichte 
des  Destillates  berechneten  wir  den  Al- 
koholgehalt und  erhielten  in  zwei  Ver- 
suchen, die  stärker  resp.  schwächer  ge^ 
kocht,  sonst  aber  gleich  behandelt  wor- 
den waren, 

2,04  und  2,94  Gewichtsprocente 
Alkohol. 

Das  Vorhandensein  wechselnder  Mengen 
Alkohol  stand  also  ausser  Zweifel;  es 
musste  aber  auch  der  Einfluss  dieser 
Mengen  ziffermässig  bewiesen  werden. 

Wir  griffen  zu  diesem  Zwecke  auf 
unsere  eigene  Methode  als  diejenige, 
welche  bis  jetzt  die  gleichmässigsten  Re- 
sultate gegeben  hatte,  zurück  und  setzten 
hier  verscniedene  Weingeistmengen  zu* 


224 


Wir  erinnern  daran,  dass  wir  in  den 
Analysen  1  bis  20  und  53  bis  66  Mor- 
phinausbeuten von  11,90  bis  12,36  pCt. 
erhallen  hatten.  Vergleichen  wir  nun  die 
bei  Benutzung  desselben  Opiums,  aber 
mit  Weingeistzusatz  erzielten  Besultate 
damit : 

Zusatz  .von: 

0,5  g  Alkohol  jS}J;?« Pf  »7«". 


1.0  „ 


»» 


»> 


>l 


» 


»> 


169)    9,12    „ 
)70)  10,25    „ 

2  0  ''^1)    8,23    „ 

^,v>„        „        172)10,08    „ 

Die  Differenzen  zwischen  den  gleich- 
artigen Versuchen  vergrössern  sidi  mit 
der  Vermehrung  des  Alkohols  und  sind 
denen,  welche  wir  bei  Anwendung  des 
Schlickum' scheu  Verfahrens  in  den  Ana- 
lysen 33  bis  52  erhielten,  vollkommen 
gleich.  Der  ungünstige  Einfluss  des 
Weingeistes  wurde  zuerst  von  Geissler 
und  später  auch  von  uns  beobachtet;  wir 
glauben  aber  keine  gewichtigere  Auto- 
rität, wie  Herrn  Schlickum  selbst,  in  die- 
sem Falle  anziehen  zu  sollen.  Er  sagt 
in  seiner  Arbeit  auf  Seite  7  u.  A.: 

„Es  folgt  daraus,  dass  bei  d^r 
Quantitätsbestimmung,  wo  es  sich  in 
erster  Linie  um  Erzielung  sicherer 
BesuUate  handelt,  das  Morphin 
aus  wässeriger,  nicht  aus  wein- 
geisthaUiger  Flu  ss  igheit  ab  zu- 
scheiden  ist." 

Der  Gegensatz,  in  welchem  sich  auf- 
f&lligerweise  die  Methode  Schlickum'^  zur 
Ansicht  desselben  befindet,  beeinträchtigt 
die  Bichtigkeit  der  letzteren  durchaus 
nicht.  Wir  sehliessen  uns  dieser  These 
voll  und  ganz  an  und  dürfen  dieselbe 
unter  Hinweis  auf  obige  Zahlenbelege 
gegen  das  Schlickum' sthe  Verfahren  in 
zwei  weitere  hier  folgende  Thesen  ver- 
werthen : 

1.  Das  Einkochen  des  Schlickum^ 

sehen  Opinmansznges  ist  nicht 
im  Stande,  den  verwendeten  Al- 
kohol wieder  vollständig  zn  ver- 
jagen. 

2.  Der  zurückbleibende  Alkohol  be- 

einträchtigt die  Horphinans- 
scheidnng  und  ist  die  Ursache 
der  Schwankungen  in  den  nach 


Schlickum   gewonnenen   Mor- 
phinausbeuten. 

Der  Alkohol-Einfluss  hätte  vielleicht 
noch  weiter  ventilirt  werden  können; 
wir  glaubten  aber,  uns  auf  Vorstehendes 
beschränken  zu  dürfen,  da  vrtr  uns  in 
dieser  Beziehung  mit  Herrn  Schlickum  im 
Einklang  wissen.  Wir  selbst  zogen  für 
unsere  Methode  in  ihrer  Anwendung  auf 
Tinctur  die  Lehre  daraus,  dass  die 
Tinctur  auf  Vs^  nicht  V2  ihres  Gewichtes 
einzudampfen  ist,  wenn  nicht  Weingeist- 
reste zurückbleiben  sollen. 

Eine  gleiche  Verbesserung  Hesse  sich 
auch  für  die  Schlickum' sehe  Methode  vor* 
schlagen;  wie  wir  aber  im  nächsten  Ab- 
sätze des  Weiteren  auszuführen  gedenken, 
ist  die  Verwendung  von  Weingeist  über- 
haupt nicht  empfehlenswerth  und  damit 
auch  das  Einkochen  überflüssig. 

IV. 

Die  Schlickum'sGhe  Methode  weicht  von 
der  unserigen  dadurch  ab,  dass  sie  zum 
Ausziehen  des  Opiums  Weingeist  vor- 
schreibt und  durch  Einkochen  des  am- 
rooniakalisch  gemachten  Auszuges  Ver- 
dunstung des  Weingeistes,  Wiederauflös- 
ung etwa  ausgefällten  Morphins  und  vor 
Allem  Neutralisation  anstrebt 

Den  Weingeist  wendet  Herr  Schlickum 
an,  um  eine  Aufnahme  von  Galcium- 
Mekonat  in  den  Auszug  zu  verhindern. 
Er  motivirt  dies  Seite  16  folgender- 
maassen : 

„Da  es  besser  ist,  das  Calcium- 
Mekonat  gar  nicht  in  Lösung  zu 
bringen,  um  der  Gefahr  zu  entgehen, 
bei  zufällig  längerem  Stehen  ein 
mit  diesem  Mekonate  verunreinigtes 
Morphin  zu  erhalten  etc." 

Weiter  verwendet  Herr  Schlickum  den 
Weingeist,  um,  wie  er  Seite  15  sagt, 

„Wiederauflösung  von  etwa  zuvor 
durch  Ammoniak- Ueberschuss  aus- 
geschiedenem  Morphin  zu  bewirkend* 

Wir  hatten  schon  bei  Publikation  un- 
serer Methode  darauf  hingewiesen,  dass 
die  Ausscheidung  von  Calcium -Mekonat 
aus  wässerigem  und  ammoniakidisch  ge- 
machtem Opiumauszug  erst  nach  12  Stan- 
den erfolge,  während  die  Morphinaos- 
krystallisation   bereits   nach  6  Standen 


225 


beendet  sei.  Eine  Yernnreinigong  des 
Morphins  darch  das  Kalksalz  ist  ako  bei 
eorrecter  Arbeit  ausgeschlossen  und  that- 
sächlieh  weist  das  nach  unserer  Methode 
gewonnene  Morphin  kaum  Spuren  davon 
nach.  Herr  Schlickum  bestätigt  das  spä- 
tere Ausfallen  des  Kalksalzes  auf  Seite  2. 
Es  gehört  also  eine  recht  grosse  Fahr- 
lässigkeit dazu,  ein  kalkhaltiges  Morphin 
zu  gewinnen. 

Von  diesem  Standpunkte  aus 
muss  die  Verwendung  ?on  Wein- 
geist für  unberechtigt  erklärt 
werden. 

Die  zweite  mit  der  Weingeist  anwend- 
ung  verknüpfte  Absicht,  durch  Ammo- 
niak-Ueberschuss  ausgeschiedenes  Mor- 
phin in  Lösung  zu  halten,  ist  ebenfalls 
als  eine  verfehlte  zu  bezeichnen,  da,  wie 
unsere  Analysen  11  bis  20  beweisen, 
selbst  bei  dem  dort  angewendeten  be- 
deutenden Ammoniak- Ueberschuss  keine 
Morphinverluste  entstanden  sind.  Wenn 
also  kein  Morphin  ausgeschieden  ist,  ist 
der  Weingeist  auch  hier  Qberflüssig. 

Zum  Einkochen  des  weingeistigen 
Opiumauszuges,  das  Herr  Schlickum  vor- 
nehmen lässt,  weil  dadurch  (s.  Seite  15) 
„eine  vollständig  neutrale  Flüssig- 
keit restirt,"  haben  v?ir  uns  auf  unsere 
Analysen  1  bis  20  zu  berufen  und  zu 
constatiren, 

dass  diese  von  Herrn  Schlickum  so 
sehr  betonte  Neutralität  gar  nicht 
nothwendig  ist; 

sie  wird  aber  auch  nicht  erreicht,  denn 
die  eingekochte  Flüssigkeit  reagirt, 
nebenbei  bemerkt,  alkalisch« 

Die  Zerlegung  der  Ammoniakverbind- 
ung durch  ausgeschiedenes  Morphin  ist 
gleichfalls  unmöglich,  weil,  wie  schon 
bemerkt,  kein  ausgeschiedenes  Morphin 
vorhanden  ist 

Da  die  Flüssigkeit  während  des  Kochens 
stark  spritzt,  liegt  noch  die  Gefahr  eines 
Verlustes  vor,  vielleicht  auch  ist  die  von 
Beckurts  befürchtete  Möglichkeit  einer 
Zersetzung  vorhanden.  Diese  zweite  Eigen- 
thümlichkeit  des  Schlickum' ^iihsn.  Ver- 
fahrens, das  Einkochen  des  Auszuges, 
muss  diaher  ebenfalls  als  unnöthig  be- 
zeiehnet.  werden.  .  . 
.  Fassen,  wir  imaer  Urtheil  auf  Grund 


der  beigebrachten  Beweise  srasammen,  so 
kann  es  nur  ablehnend  lauten.  Wir  ver- 
mögen die  jScMtcA^m'schen  Vorschläge 
als  Verbesserungen  nicht  anzuerkennen 
und  glauben,  £iss  Herr  SchUchum  das 
sich  vorgesteckte  Ziel  (Seite  2): 

„die  Morphinprüfung  sowohl  beim 
Opium  wie  hei  dessen  JExtract  und 
Tincturen  eu  einer  genauen  und 
sicheren  su  machen  und  diese  Frage 
eu  einem  gewissen  Äbschluss  sm 
bringen/*^ 

durch  Modification  unserer  Methode 
nicht  erreicht  hat. 


üeber  Berberin. 

Prof.  E.  ScAmfd^  -  Marburg  TeröffBntlieht 
im  Archiv  der  Pharmacie  die  Rasoltale  einer 
längeren,  noch  nicht  abgeschlostenen  Arbeit, 
die  er  sam  Theil  in  Gemeinschaft  mit  Schü- 
hoch  anafUhrte.  Durch  die  Analysen  einiger 
Sabe  des  Berberins  (Sulfat,  Nitrat,  Hydro- 
chlorid ,  Golddoppelsalx ,  Platindoppelsalz) 
wurde  die  för  Berberin  von  Perrins  gegebene 
Formel  C20H17NO«  vollkommen  bestätigt. 
Die  Angabe  in  der  Literatur,  dass  das  chlor- 
wasserstoflbaure  Salz  mit  2  Molekülen  Wasser 
krystallisire ,  wurde  jedoch  als  unrichtig  be- 
funden und  der  Gehalt  Yon  4  Molekfilen 
Wasser  constatirt:  O20H17NO4HCI -f  4HaO. 
Das  Platindoppelsalz  erleidet  beim  Um- 
krystallisiren  aus  kochendem,  salzs&nrehalti- 
gem  Wasser  Zersetzung. 

Durch  Mischen  oder  Ueberschichten  einer 
Chloroformlösung  der  freien  Base  mit  Alko- 
hol wurden  nach  einigen  Tagen  praehtroUe, 
glänzende  Krystalle  Yon  B  erb  e r in  -  C h  1  o ro - 
form  erhalten.  Dasselbe  löst  sich  leicht  in 
Chloroform,  jedoch  kaum  in  Wasser,  Alkohol, 
verdünnten  Säuren.  Die  farblosen,  stark  glän- 
zenden, tafelförmigen  i^stalle  des  Berberin- 
Chloroforms  ,  C20  Hj  r  N  0«  .  C  H  eis  nehmen 
bei  der  Aufbewahrung,  namentlich  im  Lichte 
eine  mehr  oder  weniger  intensiT  gelbe  Farbe 
an.  Bei  100  ^  erleidet  das  Berberin  -  Chloro- 
form keine  QewichtsTermindemng,  bei  170  0 
bräunt  es  sieh  und  schmilzt  unter  AufiMshäu- 
men  bei  179<>.  Von  coneentrirter  Salzsäure 
wird  es  beim  Erhitzen  allmälig  au%elöst, 
Chloroform  jedoeh  wird  hierbei  nicht  abge- 
schieden ,  sondern  es  macht  sich  bei. der  De- 
stillalion  G^eruch  nach  Chlorkohlenozyd  be- 
merkbar.        .         . 


226 


WM  diie  m&tsig  WftnM  tlkoholifldie  Lös- 
ung vott  Berberiasttl&t  odet  Hydroeblorid 
mit  gelbem  SchirefelAinmoDiam  yeraetst,  so 
seheidea  Biob  aUbald  sammetbraone ,  giän« 
sende,  nadelfSrmige  Kiyttalle  ron  Ber- 
berin wasterstoffhexasulfid  in  reicb* 
lieber  Menge  ans.  Die  Verbindung  kann  anf 
einem  Filter  gesammelt,  mit  Alkohol  ge- 
waschen und  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
getrocknet  werden^  ist  geruchlos,  bildet 
lockere,  braune  Erystallnadeln  und  entwickelt 
beim  Aufbewahren  Geruch  nach  Wasserstoff- 
poljsnlfid,  80  dass  schliesslich  ein  von  Farbe 
helleres  Gemenge  von  Schwefel  und  Berberin- 
sulfat  zurückbleibt.  Durch  Uebergiesscn  mit 
Salzsäure  wird  das  Berberinwasserstoffpoly- 
sulfid  sofort  unter  Abscheidung  von  Wasser- 
sto^olysulfid  und  Bildung  von  Berberin- 
hydfochlorid  sersetzt.  Das  Berberinwasser- 
stofTpolysolfid  besitzt  die  Formel 
(C20H17NO4)  2  HsSs 
und  ifl  In  Wasser,  sowie  Alkohol  unlöslich, 
deob  seheint  beim  Koehea  Zersetzung  einzu- 
treten» 

Bei  der  Darstellung  des  Hydroberbe* 
rinv,  CcoHaiNOe  wurde  gefunden,  dass,  Ton 
der  von  HlwkoetB  und  von  van  Qüm  ange- 
gebenen Methode  etwas  abweichend,  eine 
bessere  Ausbeute  erzielt  wurde.  Es  werden 
3  Theile  Berberin ,  100  Theile  Wasser,  10 
Tfaeile  Schwefelsinre  und  20  Theile  Eisessig 
mit  einer  reichtiohen  Menge  granulirten  Zinks 
im  Wasserbade  3  bis  4  Stunden  lang  erwärmt. 
Sobald  die  Anfangs  dunkelbraun  geförbte 
Flüssigkeit  eine  weingelbe ,  sich  nicht  mehr 
▼exindernde  Färbung  angenommen  hat,  wird 
rasch  fiHrtrt  und  mit  Ammoniak  versetzt. 
Während  das  Zinkozydhydrat  vom  über- 
schüssigen Ammoniak  zum  gröseten  Theile 
in  Lösung  gehalteii  wird,  fällt  Hydroberberin 
alz  floekiger,  granweisser  Niederschlag  aus, 
der  nach  dem  Auswaschen  mit  Ammoniak 
OBZ  Alkohol  umkiystallisirt  wird.  Aus  con- 
centrirtefen  Liösangen  des  Berberins  resnltirt 
nach  dieser  Methode  ein  dnnkelgraues  Hydro- 
beribeiin,  daa  sieh  schwer  reinigen  lässt. 

Das  Hydraberberin  läset  sieh  dureh  Jod 
giaaititativ  iriedef  in  Berberin  zurttckverwan- 
deUu  Das  ia  Chloroform  gelöste  Hydrober- 
beria  wird  mit  alkoholisier  Jodlösuag  ver- 
miacht,  aach  mehreren  Tagen  das  überschüs- 
sig» Jod  dur^  fibersebüssige»  Thiosulfat 
gehaadsBy  die  Miaehnng  gdinde  erwärait  zur 
Zersetsniag  der  Peijodide    und  der   Ueber^ 


sctiuss  des  ThioenlfiAts  mit  wässeriger  Jödlöe- 
ung  eurüoktitrirt. 

WMel  und  Füri^  hatten  durch  Behand- 
lang  mit  concentrirter  Salpetersäure  aus  dem 
Berberin  Berberonsäure,  C5H2N(C0.0H)8» 
erhalten.  Schmidt  und  ScMbach  gelang  es 
jedoch,  durch  Oxydation  des  Berberins  mit- 
telst Permanganat  in  alkalischer  Lösung  eine 
stickstofifreie  Säure  zu  30  pGt  des  angewen- 
deten Berberins  zu  gewinnen,  die  mit  der 
Hemipinsäure  manche  Aehnlichkeit  zeigte. 
20  Theile  Berberin  in  verdünnter  heisser 
Lösung  werden  mit  6  Theilen  Aetzkali  in 
200  Theilen  Wasser  gelöst  versetzt  und  Ka- 
liumpermanganat portionsweise  vorsichtig  zu- 
gefügt (im  Ganzen  125  Theile),  bis  die  rotbe 
Färbung  eine  Stunde  lang  beständig  war. 
Der  Ueberschuss  des  Permangaaats  wird 
durch  einige  Tropfen  Alkohol  entfernt,  filtrirt, 
das  Filtrat  mit  Schwefelsäure  neutralisirt  und 
zur  Trockene  verdampft.  Die  zerriebene  Salz- 
masse wird  unter  Schütteln  mit  Aether  extra- 
hirt,  der  Verdunstungsrückstand  der  Aether* 
lösung  in  Wasser  gelöst,  die  Säuren  mit  Blei- 
acetat  ge&llt  und  durch  Schwefelwasserstoff 
wieder  aus  der  Bleiverbindung  isolirt.  Da  die 
eine  der  abgeschiedenen ,  bei  der  Oxydation 
entstandenen  Säuren  der  Hemipinsäure  sehr 
ähnelte,  im  Schmelzpunkte  jedoch  bedeutend 
abwich,  wurde  Hemipinsäure  aus  Narkotin 
dargestellt  und  zur  Vergleichung  benutzt. 

Hierbei  ergab  sich,  dass  die  Angaben  der 
Schmelzpunkte  der  Hemipinsäure  (180  <> 
Wähler,  1820  Becker  und  Wright,  175  und 
1790  Wegscheider)  nicht  richtig  sind,  indem 
Schmidt  und  Schübach  für  die  bei  100  0  ge- 
trocknete Hemipinsäure  als  Schmelzpunkt 
160  bis  161  0  fanden,  denselben,  den  die  ans 
Berberin  durch  Oxydation  erhaltene  Säure 
zeigte.  Die  Identität  der  B  erb  er  in -Hemi- 
pinsäure (CioHioOd)-^  2H2O  mit  der  Nar- 
kotin -  Hemipinsäure  wurde  noch  durch  Dar- 
stellung einiger  Verbindungen  (Salze,  Hemi* 
pinsäureanhydrid  und  Hemipinsäure -Aethyl- 
ester)  erhärtet.  Eine  zweite  bei  der  Oxydation 
des  Berberins  mit  Permanganat  gebildete 
Sänre  vom  Schmelzpunkte  218  bis  220«  ist 
noch  nicht  näher  nntersooht. 

Bei  der  Darstellung  dea  BerberfaisalfiMs 
durch  Zuaata  von  verdünnter  Sdiwefelsäure 
ZB  dem  Fluideztraet  von  Hydrastis  Cana- 
densis  wurde  g^egeatlieb  aach  Hydraatia 
dargestellt,  durch  Uebersättigea  cter  «aoreaf 
▼om  Berbeiin  aMUtbteti  Fttasigkeit  b^  Am* 


227 


monUk.  Der  harzige,  braane  Niederschlag 
giebt  getrocknet  dasHydrattin  leicht  an  Essig- 
ftther  ab ,  aus  welcher  Lösung  es  beim  frei- 
willigen Verdunsten  des  Essigäthers  in  wall- 
nussgrossen  Etrystalien  erhalten  werden  kann. 
Archiv  der  Pharm.  1887,  141/181. 

Nach  Hesse  (Archir  der  Pharm.  1887,  258) 
sind  in  der  Wurzel  von  Berberis  Yulgaris 
neben  dem  Berberin  mindestens  noch  vier 
Alkaloide  enthalten.  Wird  die  Mutterlauge 
des  salzsauren  Berberins  mit  Soda  gefällt  und 
der  Niederschlag  mit  Aether  behandelt,  so 
gehen  in  diesen  Oxyaeanthin  und  noch  zwei 
andere  Alkaloide  über,  während  ein  viertes 
amorphes  ungelöst  zurückbleibt.  Das  Ozy- 
acanthin  besitzt  nach  Hesse  die  Formel 
CisHioNOs  und  krystalUsirt  aus  Alkohol  und 
Aether  in  wasserfreien  Nadeln. 

Hesse  isolirte  ferner  aus  der  ätherischen 
LösuDg  ein  aus  Alkohol  in  kleinen  Blättchen 
krystaliisirendes  Alkaloid  der  Formel 
CisHisNOs  +  2H2O,  welchem  er  den  Namen 
B  erb  am  in  beilegt. 

Ueber  Berberin  siehe  auch  Pharm.  Centralh. 
33,  45;  26,  235,  520;  27,  491.  s. 


Holisch'  ZuckerreactioQ. 

Diese  auch  in  der  Centralh.  27,  656  schon 
kurz  erwähnte  Beaction  zum  Nachweise  von 
Zuckerarten  und  indirect  von  Kohle- 
hydraten wird  in  folgender  Weise  aus- 
geführt. >}  1/2  bis  1  ccm  der  zu  untersuchen- 
den Flüssigkeit  wird  im  Beagensglase  mit 
2  Tropfen  einer  15  bis  20proc.  alkoholischen 
a-Naphtollösung  (mit  /9-Naphtol  tritt  die  Re* 
action  nicht  ein)  versetzt  und  geschüttelt, 
wobei  durch  theilweise  Ausscheidang  von 
Naphtol  eine  Trübung  entsteht.  Fügt  man 
hierauf  das  gleiche  oder  doppelte  Volumen 
concentrirter  Schwefelsäure  zu  und  schüttelt, 
so  tritt  sofort,  wenn  Zucker  vorhanden  ist, 
eine  violette  Färbuog  auf.  Auf  Zusatz  von 
Wasser  scheidet  sich  ein  blauvioletter  Nieder- 
schlag aus ,  der  in  Alkohol  und  Aether  mit 
schwach  gelber,  in  Kalilauge  mit  goldgelber 
Farbe  löslich  ist,  mit  Ammoniak  zu  gelb- 
braunen Tröpfchen  zerfliesst. 

Die  Reaction  tritt  ein  mit  Bohrzucker, 
Milchzucker,  Traubenzucker,  Fruchtzucker, 
Maltose,  nicht  aber  mit  Inosit,'Mannit,  Melam* 
pjrit,  Quercit,  wohl  aber  mit  Kohlehydraten 
und  Glukosiden,  da  diese  mit  Schwefelsäure 
Zucker  abspalten,  mit  Ausnahme  des  Indicans. 


Wie  Stärke  verhalten  sich  auch  Baunwetlle, 
arabisches  Gummi,  Dextrin,  Ldehenin)  Glykor 
gen,  Amygdalin,  Aesculin  n.  s.  w^,  wahrend 
Alkohole,  organische  Sänreu,  Fette,  Kohlen- 
wasserstoffe, aromatische  Alkohole,  Säuren, 
Aldehyde  und  Phenole,  ätherische  Oele,  Harze, 
Alkaloide,  Eiweisskörper,  Amidoverbindungen 
diese  Beaction  nicht  geben.  (Vanillin  zeigt 
eine  ähnliche  Färbung,,  doch  löst  sich  der  auf 
Wasserzusatz  entsteheiide  Niederschlag  in 
Kalilauge  mit  vorübergehend  blaugrüner 
Farbe  auf.  2) 

Mit  MoliscK  Reaction  lassen  sich  nach 
seiner  Angabe  i)  0,00001  pCt.  Zneker  nach- 
weisen, während  die  TVommer'sehe  Probe  bis 
0,0025  pCt.  und  die  J'eA^'sche  bis  0,0008 
pCt  Zuckergehalt  geht. 

Auch  mit  ThymoH)  ist  unter  gleichen 
Verhältnissen  eine  tief  zinnoberrothe  bis 
rubin-  und  carmiarothe  Färbung  zu  erhalten. 
Die  Mischung  färbt  sich  auf  Wasserznsaiz 
carminroth,  nach  einiger  Zeit  entsteht  em 
ebenso  geförbter  Niederschlag,  der  in  Alkohol, 
Aether,  Kalilauge  lörikh  ist  und  durch  Am» 
moniak  gelb  wird. 

Statt  a-Naphtol  oder  Thymol  kdnnen  nach 
Leuken^)  noch  viele  aromatische  Körper 
(Oleum  Menthae  erispae,  piperitae,  Thymi, 
Garvi,  Cinnamomi,  Caryophyllomm,  Anisi, 
Rosmarini)  Verwendung  finden.  Mit  den  Ter» 
penen:  Oleum  Citri,  Terebinthinae  tritt  die 
Färbung  nicht  auf,  wohl  aber  bei  Anwendung 
von  deren  sauerstoffhaltigen  Derivaten,,  a.  R. 
Terpin.  Eine  mehr  himbeerrothe  Färbung 
giebt  Laurineencamphor,  Caryophyllin ;  sehr 
schön  tritt  die  violette  R«action  mit  Colo- 
phonium  auf,  weniger  rein  bei  Rerina  Pini 
Burgundica. 

Menthol  ist  naeh  Leuken^)  zur  AnateUung 
der  Probe  noch  viel  geeigneter  als  Thymol, 
da  die  eintretende  Färbung  bestimmter,  ge- 
sättigt kirsehroth  bis  violett  ist.  Einige 
Tropfen  der  auf  Zucker  zu  prüfenden  Lösung 
werden  mit  1  bis  2  Tropfen  einer  16  bis  20- 
proc.  ThymoUösttng  versetzt,  5  bis  6  Tsopfisn 
Schwefblsäure  zugefügt  und  über  der  Flamme 
im  Porzellanscbälchen  gelinde  erwärmt;  bei  zu 
starker  Erhitsung  tritt  Veskohlnng  mm* 
Alkaloide,  sowie  Tannin  geben  nach  Leukm 
die  himbeerrothe  bis  violeito  Fäsbuog  niahA. 


1)  ViertdJahrBchr.  ftb.  d.  Portsehritt  d.  Ghende 
d.  Nahrangs-  u.  Genussmittel  1886,  277, 

«)  Zeitschrift  £  anft^  Chemte.  1887,,  SSa. 


228 


Statt  Schwefelsäure  kann  nach  MoUsch  i) 
ancli  überschüssige  Salzsäare  angewendet 
wierden,  doch  tritt  alsdann  die  Beaction  lang- 
samer und  weniger  empfindlich  ein« 

Malisch^)  verwendet  die  Beaction  zam 
Nachweise  des  normalen  Harnzuckers. 
Harnstoff,  Harnsäure,  Kreatin,  Xanthin, 
Allantoin,  Hippursäure,  Bemsteinsäure,  Phe- 
nol ,  Brenzcateohin ,  Indican ,  Kreatinin, 
Oialursäure  und  Glykuronsäure  geben  die 
Beactionen  nicht ;  mit  normalem  Harn  fallen 
dieselben  auch  bei  grosser  (100  bis  300- 
facher)  Verdünnung  positiv  aus. 

Nach  Seegen^)  kommt  MoliscK  Zuckerprobe 
jedoch  auch  Lösungen  der  Peptone ,  reinem 
Eieralbumin,  Serumalbumin  und  Casein  zu. 

Nach  Molisch  ^)  tritt  bei  Anwendung  von 
sehr  vier  Schwefelsäure  mit  Fibrin,  Pepton, 
Semmalbumin  in  der  That  ein  positives  Be> 
snltat  ein ,  der  Farbenton  soll  jedoch  ein  an- 
derer sein  und  die  auf  Zusatz  von  Wasser 
entstehenden  Niederschläge  auch  anders  ge- 
färbt sein.  Bei  Pepton  z.  B.  ist  dieser  Nieder- 
schlag schwärzlich  «violett,  bei  Fibrin  hell- 
zimmetbraun ;  die  mit  Eiweisskörpem  erhal- 
tenen Niederschläge  sind,  entgegen  den  unter 
gleichen  Umständen  bei  Gegenwart  von  Zucker 
entstehenden  Niederschlägen,  in  Alkohol  und 
Aether  weniger  löslich,  dagegen  in  concen- 
trirter  Salzsäure  (meist  mit  violetter  oder 
brauner  Farbe)  löslich ,  während  die  entspre- 
chenden ,  in  der  a-NaphtoIznckerprobe  erhal- 
tenen Niederschläge  in  Salzsänre  unlöslich 
Bind.  Für  die  Thymolzuckerprobe  gilt  das- 
selbe; 

Verwendet  man  von  vornherein  zur  An- 
stellung der  Farbenreactionen  statt  Schwefel- 
säure concentrirte  Salzsäure  3)  unter  Kochen, 
so  erhält  man  mit  Zucker  und  anderen  Kohle- 
hydraten, sowie  mit  Glukosiden  schön  violette 
Färbungen ,  eine  Beaction ,  welche  Eiweiss- 
körpem und  Pepton  nicht  zukommt.  Mit 
Harn  fällt  auch  diese  Probe  positiv  aus: 
1  ccm  auf  das  2  bis  lOfache  verdünnter  Harn 
mit  1  Tropf  in  a-NaphtoUösung  und  2  ccm 
concentrirter  Salzsäure  gekocht  wird  blau- 
violett. Molisdi  findet  hierin  eine  weitere 
Stütze  dafür,  dass  der  normale  Harn 
Zöeker  enthält.  Gans  besonders  letztere 
Beaötiott »  die  beim  längeren  Stehen  auch  in 
der  Kälte  eintritt,  liefert  der  Harn  viel  inten- 
siver, als  eine  O,0l.proe,  Traabenzucker^ 
lösung» 

Molisch  1)  empfiehlt  seine  Beactionen  feiner 


zum  mikrochemischen  Nachweis  des  Zuckers 
in  Geweben.  Dieselben  Beactionen  verwendet 
Malisch^)  auch  zur  Unterscheidung  von 
Pflanzen-  und  Thierfaser.  Ungefähr 
0,01  g  der  gut  ausgekochten  und  mit  Wasser 
gespülten  (gleichviel  ob  gefärbten  oder  un- 
gefärbten) Faserprobe  wird  im  Probirglase 
mit  1  ccm  Wasser,  2  Tropfen  einer  alko* 
holischen  15  bis  20proc.  «  -  Naphtollösung, 
hierauf  die  Mischung  mit  dem  gleichen  Vo- 
lumen concentrirter  Schwefelsäure  versetzt. 
Liegt  eine  Pflanzenfaser  vor,  so  nimmt  die 
ganze  Flüssigkeit  beim  Schütteln  sofort  eine 
tiefviolette  Färbung  an ,  wobei  sich  die  Faser 
auflöst.  Ist  hingegen  die  Faser  thierischer 
Abkunft,  80  wird  die  Flüssigkeit  mehr  oder 
weniger  gelb  -  bis  röthlichbraun.  Bei  Ver- 
wendung von  Thymol  tritt,  wie  schon  oben 
erwähnt,  statt  der  Violettfarbung  eine  schön 
Zinnober- carminrothe  Färbung  auf,  die  letz- 
tere besonders  beim  Verdünnen  mit  Wasser. 
Thierhaare  zeigen  nach  Molisch  die  ange- 
führten Beactionen  nicht  und  nur  manche 
Seidenarten  (Wild,  Silk)  geben  eine  ganz 
schwache,  rasch  vorübergehende  Beaction. 

Unter  Beobachtung,  ob  die  Faserprobe 
sich  auflöst  oder  nicht,  hdX  Molisch*)  folgende 
Tabelle  zur  Prüfung  von  Geweben  aufgestellt 
(eine  gesonderte  Untersuchung  der  Ketten- 
und  Schlussfäden  ist  empfehlenswerth) : 

Gewebe  giebt  die  a  -  Naphtolprobe  nicht 

oder  nur  schwach  und  vorübergehend  .  1 
Gewebe  giebt  die  Beaction  prachtvoll ...  2 

1.  Gewebe  löst  sich  hierbei  sogleich  voll- 
ständig auf:   Seide. 

1.  Gewebe  löst  sich  hierbei  nicht  auf: 
Thierische  Wolle. 

1.  Gewebe    löst   sich   hierbei   theilweise 

auf:  Thierische  Wolle  und  Seide. 

2.  Gewebe  löst  sich  hierbei  sogleich  auf: 

Beine  Pflanzenfaser  oder  mit  Seide  ge- 
mengt. 
2.  Gewebe   löst   sich   hierbei   theilweise 
auf:  Pflanzenfaser  und  Wolle,  möglicher 
Weise  noch  mit  Seide  gemengt. 

In  etwas  veränderter  Form  bedient  sich 
Molisch  seiner  Beaction  zum  Nachweise 
des  Coniferins  im  Pflanzengewebe.,  wo- 
rüber auf  Seite  116  d.  Bl.  schon  ausführlich 
berichtet  wurde,  g. 


»)  Centralbl.  f.  Physiologie  1887,  7. 
*)  Vierteljahrschr.  üb.  d.  Fortschritt  d.  Chemie 
d.  Kahmngs-  u.  Genussmittel  1886,  274. 


229 


Verwendimg  arsenhaltiger  roher 

Salzsäure  zur  Eohlensäure- 
eneugung  bei  Bierdruekapparaten. 

Durch  Yerordunng  der  Kreisbanpttnann- 
schaft  zu  Dresden  wnrde  vor  einiger  Zeit  die 
Verwendung  arsenhaltiger  HCl  zn  gedachtem 
Zwecke  verboten.  Infolgedessen  hat  das  Mi- 
nisterinm  des  Innern  ein  Gutachten  des  Lan- 
des-Medicinal-Colleginms  eingeholt,  welches 
anf  Gmnd  experimenteller  Versuche  die  Ver- 
wendung arsenhaltiger  Salzsäure  fnr  oben- 
gedachten Zweck  fnr  nnbedenklich  erklärt. 
Die  einschlägigen  Versnobe  sind  dnrch  die 
Chemische  Centralstelle  fnr  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege ansgefahrt  worden  und  haben 
ergeben,  dass  Chlorarsen  (in  dieser  Form  ist 
das  Arsen  in  roher  Salzsäure  vorhanden)  nur 
ans  ganz  concentrirter  Salzsäure  durch 
einen  Gasstrom  (Luft,  Kohlensäure)  ver- 
flöchtigt  werden  könne,  während  bei  ent- 
sprechender Verdünnung  mit  Wasser  (1  -]-  3) 
eine  Umsetzung  in  HCl  und  A82O3  erfolgt, 
welche  die  Eigenschaft  einer  Verflüchtigung 
mit  entweichender  CO2  nicht  zeigt.  Das 
Wasser  in  den  Vorlegeflaschen  wurde  dem- 
gemäss  in  allen  Fällen  absolut  arsenfrei  ge- 
funden, und  es  ist  somit  zur  Evidenz  nach- 
gewiesen, dass  bei  Verwendung  arsenhaltiger 
roher  Salzsäure  zur  CO2- Erzeugung,  wenn 
dieselbe  in  Verdünnung  angewandt  wird,  die 
Uebertragung  von  Arsen  in  das  Bier  nicht 
zu  befürchten  ist. 


Pillen  mit  Ammonium 
picrouitricum. 

Das  Pikrinsäure  Ammonium,  Ammonium 
picronitricum ,  wird  neuerdings  als  ausge- 
zeichnetes Mittel  gegen  Malaria  empfohlen, 
welches  sogar  das  Chinin  in  seiner  Wirkung 
übertreffen  wird.  Es  ist  unzweifelhaft,  dass 
es  in  nächster  Zeit  wiederholt  wird  verordnet 
werden.  Wir  möchten  mit  Bücksicht  darauf 
einige  allerdings  vollkommen  bekannte  Punkte 
in  Erinnerung  bringen. 

Die  für  das  Präparat  empfohlene  Form  ist 
die  Pillenform  und  zwar  werden  for  30  Pillen 
bis  zu  1,0  g  verordnet  um  so  wichtiger  ist 
es  daher,  dass  der  fieceptar  sich  bewusst 
bleibt,  dass  die  Pikrinsäure  und  nament- 
lich die  Pikrinsäuren  Salze  zu  den 
leicht  und  heftig  ezplodirenden  Substanzen 
gehören.  Es  ist  daher,  um  unliebsame  Ueber- 
raschungen  zu  vermeiden ,  nothwendig,  das 


Pikrinsäure  Ammonium   zunächt  im   (Por- 
zellan-) Mörser  mit  Wasser  zu  befeuchten, 
dann   das  Constituens  zuzusetzen  und  die 
Pillen  damit  anzustossen. 
Schweig,  Wodtenschr.  f.  Pharm.  1S87,  Nr.  15. 


Cfhlorzinkpasten. 

Eine  allen  Ansprüchen  der  Chirurgen  ge- 
nügende Chlorzinkpaste  erhält  man  nach 
Ä,  Brunner  auf  folgende  Weise:  20  Theile 
Zincnm  chloratum  werden  mit  20  Theilen 
Weizenstärke  so  lange  unter  Zusatz  von  we- 
nigen Tropfen  Wasser  zusammengerieben, 
bis  eine  teigförmige  Masse  entsteht.  Nun 
mischt  man  5  Theile  Zincum  oxydatum  hin- 
zu, formt  die  Masse  je  nach  Wunsch  in  stär- 
kere oder  schwächere  Cylinder  oder  Kugeln 
und  sucht,  während  die  Paste  unter  beträcht- 
licher Erwärmung  erstarrt ,  die  derselben  ge- 
gebene Form  durch  geeignete  Manipulation 
zu  erhalten.  Als  Conspergens  dient  dabei  am 
besten  Talkpulver. 

Bekanntlich  giebt  Chlorzink  mit  Zinkoxyd 
gemischt,  je  nach  der  Menge  des  letzteren, 
weiche  bis  feste,  cementartige  Massen;  man 
hat  demnach  die  Consistenz  der  Aetzpasten 
vollständig  in  der  Hand.  Die  oben  angegebe- 
nen Zahlen  entsprechen  dem  praktischen  Be- 
dürfnisse am  besten.  Statt  der  Weizenstärke 
kann  man  auch  das  gewöhnliche  Weizenmehl 
verwenden;  die  Verhältnisse  sind  dann  20 
Theile  Chlorzink,  15  Theile  Weizenmehl  und 
5  Theile  Zinkoxyd.  g. 

Pharm.  Zeü.  32,  204. 


Oblaten  zur  Verabreichong 

schlecht  BchmeckeBder 

Flüssigkeiten. 

Im  Centralbl.  f.  klinische  Medicin  macht 
Dr.  Freudenherg  den  Vorschlag,  schlecht 
schmeckende  flüssige  Medicamente  (Ol.  Tere« 
binth.,  Bals.  Copaivae,  Ichthyol  oder  dergl.) 
anf  Zncker,  KafFeepnlvor  oder  Mehl  zn  geben, 
und  dann,  in  Oblaten  gehfillt,  zn  verschlucken. 
Dieser  Vorschlag  ist  so  plausibel,  dass  es 
eigentlich  Wunder  nehmen  muss,  wenn  er 
nicht  schon  früher  ausgesprochen  und  ange- 
wendet wnrde. 


Neave's  Kindermehl. 

Dr.  Stutzer  in  Bonn  hat  eine  Untersuch- 
ung dieses  Nahrungsmittels  ausgeführt,  nach- 


230 


dem  diß  Nalirung  genan  nach  der  in  der  Ge- 
brauchsanweisung gegebenen  Vorschrift  mit 
Milch  zubereitet  war. 

Zwei  gehäufte  Esslöffel  toU  Kindermehl 
wurden  mit  kaltem  Wasser  gemischt,  unge- 
fähr 1/2  Liter  kochendes  Wasser,  sowie  ein 
Theelöffel  voll  Zucker  und  ^4  Liter  gute 
frische  Kuhmilch  hinzugefügt  und  die  Misch- 
ung längere  Zeit  gekocht. 

Die  Untersuchung  dieser  Suppe,  welche 
einen  Raum  von  720  ccm  einnahm ,  ergab 
folgende  Resultate : 

Fett  .  .  . 
Albuminate  . 
Cellulose  .  • 
Kohlehydrate 
Salze  .     •     . 


9,10  g, 

18,12  „ 

1,85  „ 

75,03  „ 

2,89 


» 


»> 


» 


106,99  g. 

Die  Albuminate  enthielten  an  Stick- 
stoff      2,90  g, 

von  den  Albuminaten  waren  leicht 
Terdaulich(=  94V«pCt.)      .     .17,12 

Nährstoff- Verhältniss    .     1:5,3 

Die  Salze  enthielten  Phorphor- 

säure      .  0,98  „ 

„       „  „       Kalk  •     .    0,57  „ 

Die  mikroskopische  Untersuchung  des  mit 
Milch  gut  gekochten  Kindermehls  ergab,  dass 
irgend  welche  bestimmte  Formen  vegetabili- 
scher Zellen  sich  nicht  mehr  darin  erkennen 
Hessen,  und  das  in  dem  nicht  gekochten  Kin- 
dermehl enthaltene  Stärkemehl  beim  Kochen 
genügend  aufgeschlossen  wurde. 

Bei  der  Zubereitung  ist  das  in  der  Ge- 
brauchsanweisung ausdrücklich  verlangte  län- 
gere Kochen  nicht  zu  vernachlässigen,  um 
die  stärkemehlhaltigen  Stoffe  leichter  rer- 
daulich  zu  machen. 


Beutaehe  NatarforBcher« 
TerBammlimg. 

Die  60.  Versammlung  Deutscher  Na- 
turforscher und  Aerzte  findet  vom 
18.  bis  24.  September  1887  im  schönen 
Wiesbaden  statt.  Die  Geschäftsführung 
liegt  bekanntlich  in  den  bewährten  Händen 
der  Herren  Geh.  Rath  Prof.  Dr.  B.  Fresenii$8 
und  Sanitätsrath  Dr.  Arnold  Pagenstecher. 
Mit  der  Versammlung  wird  eine  Fachaus- 
stellung verbunden  werden,  in  der  Neues 
und  besonders  Vollendetes  von  Appa- 
raten, Instrumenten,  Hilfsmitteln  und  Präpa- 
raten in  jeder  der  untenerwähnten  Gruppen 
gezeigt  werden  soll.  —  Die  Aussteller 
werden  weder  Platzmiethe  noch 
Beisteuer  irgend  einer  Art  zu 
leisten  haben,  und  es  darf  eine  der 
Versammlung  würdige,  die  neuesten  Fort- 
schritte repräsentirende  Ausstellung  erwartet 
werden. 

Anfragen  sind  an  den  Vorsitzenden  des 
Ausstellungs-Comit^s,  Herrn  Dreyfus,  Frank- 
furter Strasse  44,  Wiesbaden,  zu  richten, 

Folgende  Gruppen  sind  in  Aussicht  ge- 
nommen : 

1.  Chemie» 

2.  Phvsik,  mit  besonderer  Abtheilnng  fflr 

Mikrologie, 

3.  Naturwissenschaftlicher  Unterricht, 

4.  Geographie, 

5.  Wissenschaftliche  Beiseausrfistung, 

6.  Fhotograr>hie, 

7.  Anthropologie, 

8.  Biologie  und  Physiologie, 


9.  Hygiene, 

10.  Ophtj 


10.  OphtalmolojB^ie, 

11.  Lanrngologie,  Bhinologie  und  Otiatrie, 

12.  Elektro-Therapie  und  Neurologie, 

13.  Gynäkologie, 

14.  Cnirurgie, 

lö.  Militär-Sanitätswesen, 

16.  Orthopädie, 

17.  Zahnlehre  und  Zahnbeilkunde, 

18.  Pharmacie  und  PharmaVologie. 


Offene  CorrespondeuE. 


Ein  Abonnent  in  F«  Ihre  Anfrage  mflssen 
wir,  besonders  da  sie  anonym  gestellt  ist,  in 
den  Inseratentheil  verweisen.  Die  Beantwortung 
derselben  wQrde  einer  Beclame  fGr  einzelne 
Finnen  gleichkommen. 

Apoth.  L«  in  W*  Eine  von  den  Patienten 
gern  genommene  RicinnsOlmixtur  soll  fol- 
gende sein: 


Ol.  Ricini  30,0, 
Syr.  Rhei  20,0, 
Alkohol  15,0, 
Ol.  Menth,  pip.  gti  11. 
Apoth.  G.  in  E.    Wenden  Sie  sich  gefiüli^ 
an  die  Redaction  der  Papierzeitnng  in  Berlin. 

Anfrage:  Befasst  sich  Jemand  fabrikm&ssig 
mit  der  Herstellung  von  CocaTncigaretten  ? 


Verleger  aad  verantworAlleher  BedActenr  Dr.  S.  GelHlar  iv  Dcetdea. 

Im  Bnchhandel  däreh  JnliiisBprliiger,  Berlin  N.,  Monb^onplctsi  3. 

Druck  der  Könffl.  Hofbnchdraekeni  Yon  C.  aMeinholdasobne'In  Dretdea. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  yon 

Dr.  Hermann  Hager  nnd  Dr.  Ewald  Gelssler. 


^am 


Erscheint  jeden  Donnerstae.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  BnchhaDdel 

Yiertel jährlich   2  Mark.     Bei  Znsendnng  nnter  8trein)and  2,50  Mark.    Einzelne  Nammem 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Inseraten  oder 

Wiederholnngen  Rabatt. 

Anfragen,  Aufträge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Gelssler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  5(3  adressireii. 


I^Mtf 


Mld. 


Berlin,  den  12.  Mai  1887. 


Nene  Fol^e 
Till.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


InbAlt:  ClieMle  ««4  PhArmaeie:  Weitere  Mitthcilangen  über  die  BeMtandtheLle  der  Kalmnawuriel.  —  Zur 
UntersncbQtig  der  XJngarweffie.  —  Zur  Arsnelmlttelprfifung.  —  Die  von  Ifttbrseho  Jodaddltionametbode.  —  Li« 
teimtvr  «nd  Kritik.  ~  llIiMlltiil  Neue  Drogen  und  Pflansensloffe.  -»  Ploguin«  oder  Alantol-Leberthran  mtt 

Kalk.  —  Ameisen. 


Cfaemie  nnd  Pharmacie. 


Weitere  Hittheilnngen   über  die 
Beatandtheile  der  EalmuswarzeL 

Von  Dr.  Hermanfi  Thoms. 

In  meiner  Arbeit  über  den  Bitterstoff 
der  Kalmuswurzel  (Archiv  d.  Pharm. 
Juni  1886,  S.  465)  wurde  nachgewiesen, 
dass  die  von  Faust  ausgesprochene  An- 
sicht (Archiv  d.  Pharm.  1867,  132,  214), 
der  in  der  Kalmuswurzel  enthaltene 
Bitterstoff  sei  als  ein  stickstoff- 
haltiges Glykosid  zu  betrachten,  irr- 
thGmlich  ist  und  darauf  zurückgeführt 
werden  muss,  dass  Faust  den  Bitterstoff 
nicht  in  reiner  Form  dargestellt  hat. 
Neben  dem  stickstofffreien  Acorin 
fand  ich  ein  Alkaloid,  welches  ich  mit 
dem  Namen  Calamin  belegte.  Der 
Bitterstoff  Acorin  hat  meinen  bisherigen 
Untersuchungen  zu  Folge  die  Zusammen- 
setzung CaeHgoOe  und  spaltet  beim  Be- 
handeln mit  verdünnten  Säuren  und 
Alkalien  im  Wasserstoffstrom,  ferner  mit 
Fermenten  ätherisches  Kalmusöl  und 
Zucker  nach  folgender  Gleichung  ab: 


Der  volle  Beweis  für  die  Bichtigkeit 
dieser  Forme)  CgeHßoOe  kann  erst  er- 
bracht werden,  wenn  es  gelingt,  noch 
anderweitige  Spaltungs-  und  Substitutions- 
producte  darzustellen,  deren  Analyse  in 
den  Bahmen  der  angegebenen  Formel 
passt.  Eingehende  Untersuchuugen  nach 
dieser  Bichtung  hin,  die  ich  vorzunehmen 
gedenke,  werden  weitere  Aufschlüsse 
bringen. 

Zunächst  lag  mir  daran,  das  Alkaloid 
Calamin,  welches  ich  als  Nebenproduct 
bei  der  Darstellung  des  Acorins  erhalten 
hatte,  näher  zu  bestimmen.  Hinsichtlich 
der  letzteren  benutzte  ich  die  von  Hopff, 
Warrington,  Weppen  u.  A.  empfohlene 
Methode  der  Entbitterung  von  Pflanzen- 
auszügen mittelst  Knochenkohle.  Die 
zu  entbittemden  Flüssigkeiten  werden 
entweder  direct  oder  nach  vorheriger 
Concentration  mit  Thierkohle  digerirt, 
oder  aber  auf  dem  Wasserbade  einige 
Zeit  erhitzt.  Nach  dem  Erkalten  wird 
die  Kohle  mit  kaltem  oder  lauwarmem 
Wasser  ausgewaschen,  gut  ausgetrocknet 
und  dann  der  Bitterstoff  mit  heissem 
02proc.  Alkohol  ausgezogen. 


382 


Bei  iv  Aeorjodarstellung  nach  dieser 
Methode  verfuhr  ich  in  der  Weise,  dass 
ich  den  nach  Abdestilliren  des  Alkohols 
hinterbleibenden  wässrigen  Bückstand  mit 
Aetber  ausschüttelte,  in  walchen  das  reine 
Acorin  überging.  Die  von  der  Aether- 
ausschüttelung  restirende  Flüssigkeit  zur 
Trockene  verdampft,  lieferte  einen  brann 
gef&rbten  Körper  von  bamerkanswerthem 
Stickstoffgehalt.  In  der  wässrigen  Lös- 
ung dieses  Bückstandes  bewirkten  Gerb- 
säure, Jodjodkalium,  Kalium-Quecksilber- 
jodid,  Phosphormolybdänsäure  Fällungen, 
welche  das  Vorhandensein  eines  alkaloid- 
artigen  Körpers  vermuthen  Hessen.  Mit 
Calcinmhydroiyd  erwärmt  machte  sich 
ein  stark  ammoniakaliscber,  schwach 
haringsartiger  Geruch  bemerkbar.  Ob 
diese  Erscheinung  auf  Zersetzungs- 
producte  zurückzuitlhren ,  oder  ob  das 
Calamin  zu  den  flüchtigen  Basen  zu 
zählen  ist,  war  eine  Frage,  die  ich  bis 
dahin  offen  gelassen  hatte.  Seit  einiger 
Zeit  uua  habe  ich  diese  Arbeiten  wieder 
aufgenommen  und  erlaube  mir,  im 
Folgenden  über  die  Ergebnisse  meiner 
Untersnchung  zu  berichten. 

Zur  Darstellung  des  Galamins  wurden 
zunächst  500  g  Ealmuswni;zeln  mit  salz- 
säurehaltigem Wasser  ausgekocht,  die 
durch  starkes  Auspressen  erhaltene 
Flüssigkeit  nahezu  mit  Natriumcarbonat 
neutralisirt  und  sodann  circa  10  g  Mag- 
nesia eingerührt.  Auch  hierbei  trat  ein 
ammoniakaliscber  heringsartiger  Geruch 
sehr  deutlich  auf  Der  Niederschlag 
wurde  auf  dem  Filter  gesammelt,  mit 
Wasser  ausgewaschen  und  nach  dem 
Trocknen  mit  Alkohol  ausgezogen.  Von 
demselben  wurde  nur  Bitterstoff  auf- 
genommen, der  sich  als  vollkommen 
stickstofffrei  erwies,  vrie  andererseits  in 
der  von  dem  Ma^esianiederschlage  ab- 
flltrirten  Flüssigkeit  nach  dem  Abdampfen 
zur  Trockene  Stickstoff  nicht  nach- 
gewiesen werden  konnte.  Es  musste  so- 
mit der  Stickstoffbestandtheil  der  Kalmus- 
wurzel durch  die  Base  in  Freiheit  gesetzt 
und  beim  Abdampfen  sich  verflüchtigt 
haben.  Der  beim  Versetzen  der  Flüssig- 
keit [mit  Ma^esia  auftretende  ammoni- 
akalisch  •  henngsartige  Geruch  legte  die 
Annahme  sehr  nahe,  dass  der  flüchtige 
Körper    einer    der    bereits    bekannten 


Ammoniakbasen  identisch  ist  und  zwar 
einem    der    Methylamine,    welche   sich 
durch  einen  heringsartigen  Geruch  aus- 
zeichnen   und    bei    gewöhnlicher   Tem- 
peratur   gasförmig     sind.      Zur    Fest- 
stellung dieser  Thatsache  wurden  daher 
2  kg   klein  geschnittener,    frischer  und 
ungeschälter  Kalmuswurzeln  zwei   Tage 
lang   mit   6  kg   schwach  säurehaltigen 
Wassers  digerirt,  sodann  stark  gepresst 
und  die  Flüssigkeit  bis  auf  etwa  1  kg  im 
Wasserbade    verdunstet.      Das    so    er- 
haltene,  vom    ätherischen  Oel   befreite, 
dünnflüssige   Extract   wurde   filtrirt,   in 
einen  Destillirkolben  gegeben,  30  g  Mag- 
nesia, mit  der  vierfachen  Menge  destillirten 
Wassers  angerieben,  hinzugefügt  und  so- 
dann der  Destillation  unterworfen.    Das 
Destillationsproduct  wurde  in  verdünnt«^ 
Salzsäure  eingeleitet  und  Vs  der  Flüssig- 
keit   abdestillirt.     In  dem  Destillations- 
rückstand  konnte   ein   Stickstoflbestand- 
theil  nicht  mehr  nachgewiesen  werden, 
andererseits  war  jedoch  auch  der  Bitter- 
stoff in  Zucker  und  ätherisches  Oel  zer- 
setzt    worden,    welches    mit    in    das 
Destillat    überging.     Dieses   wurde   auf 
dem     Wasserbade     abgedampft,      mit 
destillirtem    Wasser    von   Neuem    auf- 
genommen, flltrirt,  wiederum  zurTrockene 
verdunstet  und  dieser  Process  mehrmals 
wiederholt.    Auf  diese  Weise  Hess  sich 
ein    nur  noch   schwach  gelb   gefärbtes 
Salz  erhalten,  dessen  letzte  förbende  Be- 
standtheile  durch  Uebergiessen  mit  ab- 
solutem Alkohol  hinweggenommen  werden 
konnten.    Durch  darauffolgendes  Kochen 
des  Bückstandes  mit  absolutem  Alkohol 
ging    der    grössere  Theil  desselben   in 
Lösung,   während  geringe  Spuren  von 
Ammoniumchlorid  zurückblieben.    Nach 
Yerdampüßn  der   filtrirten  alkoholischen 
Lösung    hinterblieb    ein   völlig  weisses 
Salz,  welches  Über  concentrirter  Schwefel- 
säure   längere   Zeit    ausgetrocknet   dejr 
Analyse  unterworfen  wurde. 

In  Wasser  erwies  sich  dasselbe  sehr 
leicht  löslich,  welche  Lösung  mit  Platin- 
chLorid,  Aurichlorid,  Jodjodkalium  Fäll- 
ungen gab.  Da  mir  augenblicklich  die 
Gelegenheit  fehlt,  eine  Kohlenstoff- 
bestimmung vornehmen  zn  können,  so 
suchte  ich  durch  Bestimmung  des  Chlor- 
gehalts,     des     StielcstofQgebalts     nach 


233 


Kjeldahl  und  einer  Platinbestimmang 
des  schön  krjstallisirenden  Platindoppel- 
salzas  die  Zasammeosetzung  der  Ammo- 
niakbase zu  erfahren  und  glaube  zu 
durchaus  befriedigenden  Besiütaten  ge- 
laugt zu  3eijL 

a)  CUorbettimmnng. 

1.  0,15  g  des  ausgetrockneten  Salzes 
wurden  mit  ehlorfreiem  Calciumcarbonat 
vorsichtig  und  anhaltend  g^lüht,  der 
Glahrückstand  mit  verdünnter  Baipeter- 
sfimre  aufgenommen  und  durch  Silber- 
nitrat das  Chlor  ausgefällt.  An  Chlor 
geftmden  —  0,0795  = 

0,0795  .  100       ^„    .^  ^, 
Q-jg =  53  pCt.  CI. 

2.  0,112  g  Substanz  ebenso  behandelt 
lieferten  0,059  Chlor  = 

■a^i^  =  62,67  paa 

b)  Stiakstoffbestiaunmig  naoh  SjaldaU. 

1.  0,485  g  des  ausgetrockneten  Salzes 
ergaben  0,0075  Stickstoff  = 

0.0975  .  100      ^^.^  ^  .^ 

0,485       -  ^^'l^P^-  ^' 

2.  0,294  g  Substanz  lieferten  0,0599 
Stickstoff  = 

0,0S90  .  100      9.oß«p,  M 
jjggl —  =  20,36  pCt.  N. 

Pie  gewonnene  Menge  Ammoniak 
wurde  nicht  titrimetrisch,  sondern  durch 
Einleiten  in  verdünnte  Salzsäure  und 
Darstellung  des  Platinammoniumchlorids 
gewicht^analytisch  bestimmt. 

c)  PlatiabMtimmunf  des  PlattncUorid- 

doppelsalxet. 

Zu  der  wässrigen  Lösung  des  Salzes 
wurde  Platinehlorid  in  starkem  Ueber- 
sehuss  hinzugeitlgt,  auf  dem  Wasserbade 
zur  Trockne  verdunstet  und  der  Bück- 
stand so  lange  mit  Alkohol  ausgekocht, 
als  dieser  noch  Färbung  annahm.  In 
dem  über  conc.  Schwefelsäure  völlig  aus- 

fetrockneten,  schön  krystallisirten  Platin- 
oppelsalze  wurde  durch  Veraschen  der 
Platingehalt  bestimmt. 

1.  0,813  g  dieses  Platindoppelsalzes 
enthielten  0,1315  Platin  »» 


0,1315  .  100 


=  42,01  pOt.  Pt. 


0,313 

2.  0,132  g  Substanz  lieferten  0,055 
Platin  = 

0,055  .  100       .,  ßß  n.  D* 
— g-jgg —  ™  41,66  pOt.Pt. 

Eine  Zusammenstellung  der  Chloride 
des  Ammoniaks  und  der  Methvlamine, 
welche  hier  nur  in  Betracht  kommen 
können,  nach  ihrem  procentischen  Ge- 
halt an  Chlor  und  Stickstoff  ergiebt: 

für  Ammoniumchlorid 
NH4CI  =  66,35  %  Cl  und  26,16  %  N., 

Methylaminhydrochlorid 
NH2CH3.HCI  =  52,59%  Cl  und  20,74%N, 

Dimethjlaminhydrochlorid 
NH(CH8)iHCl-=43,56%  Ol  und  17,18%  N., 

Tri  methylaminhydrochlorid 
N(CH3)3HC1  =  37,17%  Cl  und  14,66%  N. 

Dieser  Zusammenstellung  zufolge  ent^ 
spricht  der  im  Durchschnitt  gefundene 
Procentgehalt  an 

Cl  =  52,88  pCt. 
N  =  20,23    „ 

dem  Methylaminhydrochlorid. 

Die  entsprechenden  Platinchloriddoppel- 
salze weisen  folgenden  Proeentgehalt  an 
metallischem  Platin  auf  : 

(NH4Cl)oPtCl4  =  44,22  pCt.  Pt, 
(NHaCHsHCljoPtCU  =  41,61  pCt  Pt, 
NH(CH3)2HCI],PtCl4  =  39,29  pCt.  Pt, 
:N(CH3)3HCl]aPtCl4  =  37,22  pCt  Pt 

Der  Befund  an  metallischem  Platin 
war  im  Durchschnitt  41,83  pCt.  Pt  und 
stimmt  so  ebenfalls  mit  dem  Platindoppel- 
salze des  Methyhuninhydrochlorids  über- 
ein. 

Durch  vorliegende  Untersuchung  glaube 
ich  den  Beweis  erbracht  zu  haben,  dass 
der  in  der  Kalmuswurzel  vorkommende, 
bisher  von  mir  unter  dem  Namen  Calamin 
verstandene  Stickstoffbestandtheil  volle 
Identität  niit  der  Ammoniakbase  M  e  t  h  y  1-^ 
amin  zeigt,  welches  sich  im  gebun- 
denen Zustande  in  der  Wurzel  befindet. 
Werden  wäasrige  Auszüge  derselben  oder 
die  Wurzel  selbst  mit  stärkeren  Basen, 
wie  Kaliumhydroxyd,  der  Destillation 
unterworfen,   so  tritt  als  Destillations- 


234 


product  in  ^össerer  Menge  Ammoniak 
auf,  welche  Erscheinung  darauf  zurück- 
zufahren ist,  dass  das  Methylamin  eine 
theilweise  Spaltung  zu  Methylalkohol  und 
Ammoniak  erleidet  und  zwar  nach  der 
Gleichung : 

I  I 

NHaCHaHE*)  +  KOH  =  KR  +  NH3 

+  CH3OH 

Nach  dieser  Gleichung  ist  es  verständ- 
lich, dass  neben  dem  Methylamin,  selbst 
wenn  man  mit  einer  so  schwachen  Base 
wie  Magnesia  destillirt,  stets  Ammoniak, 
wenn  auch  nur  in  geringen  Spuren,  ent- 
wickelt wird.  Andererseits  findet  aber 
auch  das  Vorkommen  von  Methylalkohol 
in  den  Destillationsproducten  von  der 
Kalmuswurzel,  über  welches  Prof.  Gutzeü 
in  Jena  kürzlich  berichtete  (Pharm.  Ztg. 
1887,  S.  225)  seine  natürlichste  Erklärung. 
Ich  habe  mich  selbst  von  dem  Vorhanden- 
sein des  Methylalkohols  überzeugt,  kann 
demselben  jedoch  nur  eine  secundäre  Be- 
deutung zusprechen,  d.  h.  ich  halte  den 
Methylalkohol  in  den  Destillationswässern 
von  der  Ealmuswurzel  für  ein  Zersetzungs- 
product  des  in  derselben  im  gebundenen 
Zustande  vorkommenden  Methylamins. 


Zur  üntennohang  der  üngarweine. 

Von  Dr.  0.  Schtceissinger. 

An  dem  grossen  Streite,  welcher  zwischen 
den  ungarischen  Weinproducenten  und 
den  deutschen  Händlern  vor  einiger  Zeit 
entbrannt  war  und  welcher  noch  immer 
fortdauert,  ist  natürlich  auch  der  chemi- 
sche Sachverständige  betheiligt,  denn  die 
wichtige  Frage:  »Ist  der  vorliegende 
Ungarwein  echt  und  gut  oder  gefälscht 
und  schlecht/*  tritt  sehr  häufig  an  ihn 
heran.  Es  ist  daher  auch  die  weitere 
Frage  von  grosser  Bedeutung:  „Nach 
welchen  Normen  muss  ein  solcher  Wein 
beurtheilt  werden  und  welche  Zahlen 
muss  derselbe  bei  der  Bestimmung  der 
verschiedenen  Substanzen  zeigen.*' 

Ein  Beitrag  zu  dieser  Fra^e,  besonders 
mit  Berücksichtigung  der  nicht  versüssten 
feinen  ungarischen  Weine,  welche  zuerst 
Herrn  Dn  Oeisskr,  dann,  nachdem  ich 


*)  RI  bedeutet  einen  dnwerttügen  Sfturerest. 


dessen  Laboratorium  übernommen,  auch 
mir  in  einer  grösseren  Anzahl  von  Sorten 
durch  die  rühmlichst  bekannte  Firma 
Hoff  mann,  Heffter  &  Co.  in  Leipzig  zur 
Verfügung  gestellt  wurden,  soll  die  vor- 
liegende kleine  Mittheilung  sein. 

Verschiedene  Umstände  haben  die 
Veröflfentlichung  dieser  Mittheilung  bis- 
her verhindert;  trotzdem  aber  der  vor 
etwa  Jahresfrist  sehr  heftige  Streit  zwi- 
schen Händlern  und  Producenten  sieh 
jetzt  in  ruhigeren  Bahnen  bewegt,  stehen 
wir  nicht  an,  die  Besultate  unserer  Anar 
lysen  hier  zu  veröffentlichen. 

Wir  geben  hier  zunächst  in  einer  Ta- 
belle die  Resultate,  welche  die  verschie- 
denen, zum  Theil  sehr  edlen  Sorten  bei 
der  Analyse  gegeben  haben.  (Siehe  die 
Tabelle  zu  Anfang  der  nächsten  Seite.) 

Nr.  6  stammt  aus  dem  Königlich  Ungar. 
Landes  - Gentralkeller  in  München,  die 
Sorte  Tokayer  Auslese  1878er  fein  herb 
soll  den  ersteren  bei  Weitem  an  Qualität 
und  Feinheit  übertreffen.  Die  Jahrgänge 
1874er  Tokayer  Auslese  mild  herb  und 
1868er  Tokayer  Auslese  hochfein  gezehrt, 
wurden  uns  als  das  feinste  übersendet, 
was  dem  Publikum  geboten  werden  kann. 

Die  Nummern  2  bis  4  bezeichnen 
Weine,  welche  noch  nicht  die  nöthige 
Flaschenreife  haben. 

Nr.  5  wurde  als  feiner  Tokayer  Aus- 
bruch ohne  Bohrzuckerzusatz  bezeichnet. 

Was  aus  dieser  Tabelle  nun  zunächst 
hervorgeht,  ist  die  Thatsache,  dass  wirk- 
liche Ungarweine  und  ganz  besonders 
auch  Tokayerweine  bester  Lagen  und 
Jahrgänge,  ordnungsgemäss  vergohren, 
nicht  viel  grössere  Zuckermengen  ent- 
halten, als  unsere  gewöhnlichen  Weiss- 
weine, dass  also  der  Zucker,  wenn  die 
Weine  denselben  in  grösserer  Menge 
enthalten,  diesen  künstlich  zugefügt  ist. 
Ob  dies  nun  in  Gestalt  von  Trockenbeeren, 
oder  von  Rohrzucker  oder  auch,  wie  es 
neuerdings  vielfach  zu  geschehen  scheint, 
von  Invert  -  Zucker  geschieht,  ändert  an 
der  Thatsache  nichts.  Die  natürlichen 
Weine  haben  den  Zucker  nicht  und  die 
Süssweine  sind  daher  ebenso  wie  die 
Schaumweine  als  Kunstweine  aufzufassen. 
Warum  man  nun  gerade  diese  stark  ver- 
süssten Weine  als  MedicinaNTokayer 
bezeichnet  und  in  den  Handel  gebralcht 


235 


i 
Nr.  2        Nr.  3 

Nr.  4 

Nr.  5 

1 

Nr.  6 
Parczali 

1868er 
Tokayer 

1874er 
Tokayer 

1878er 
Tokajer 

Alkohol     .    .    . 

10,38pCt.  10,85  pCt. 

12,08  pCt.  9,36  pCt. 

8,79  pCt 

11,15  pCt 

11,77  pCt. 

10,85  pCt. 

£xtract.    .    ,    . 

1.98  „ 

2,07  ..   i  2,55  „ 

1 

25,22  „      2,25   „ 

2,48   „ 

2,40  „ 

2.10  „ 

▼  or  dem 
5j         Invertiren  '  0,%   „ 

1 

0,19   „      0,25   „ 

20,38   „ 

0,13    „ 

0,23    „ 

0,20   „ 

0,16   „ 

M    1  nach  dem 
\      Invertiren 

1 
1 

1 

20,38   „ 
0,63    „ 

•M^ 

— 

— 

— 

Freie  Sfture   .    .      0,69   „ 

0.69   „ 

0,63   „ 

0,81    „ 

0,63    „    i0,61    „ 

0,67    „ 

Polarisation  Tor 

+  - 

+  - 

+  - 

5.2"  -  j    +  - 

+  - 

+  - 

+  - 

Polarisation  nach 
dem  Invertiren 



1 

-          3,2°  - 



— 

— 

Asche    ....   1  0,19  pCt.   0,18  pCt. 

0,20pCt    0,24pCt. 

0,17pCt. 

0,18pCt. 

0,UpCt. 

0,17t)  pCt. 
0,044    „ 
1,12   „ 

P,05     .    .    .    .    0.046   „    0.043   „    0,062   „ 

0,056   „ 

0,036   „ 

0,042   „ 

0.042    „   ' 

Glyccrin    .    .    . 

1.02   „ 

1,25   „ 

0,88    „ 



0,94    „ 

1,15   „ 

1,02    „ 

hat,  ist  schwer  zu  begreifen.  Jene  kost- 
baren Sorten  von  schweren  ungarischen 
Süssweinen ,  welche  wirklich  natürlich 
gewonnen  werden  und  den  Vorzug  der 
Kostbarkeit  für  Kranke  wohl  verdienen, 
werden  in  so  geringen  Mengen  gewonnen, 
dass  dieselben  auf  dem  Markt  wohl  stets 
nur  in  wenigen  Händen  gewesen  sind. 
Man  hat  also,  das  liegt  ziemlich  klar 
auf  der  Hand,  Aerzte  und  Publikum  Jahre 
lang  wissentlich  in  dem  falschen  Glauben 
zu  erhalten  gewusst,  dass  jene  süssen 
Brühen,  welche  man  als  Tokajer  auf  den 
Markt  brachte,  einerseits  natürlich  ge- 
wonnen seien,  andererseits  wirklich  werth- 
vollere  Weine  seien,  als  sie  es  in  der 
That  waren.  Der  Grund,  warum  dies 
so  lange  geschehen  konnte,  ist  wohl  nur 
in  der  Urtheilslosigkeit  der  Consumenten 
zu  suchen,  und  wir  müssen  zu  unserer 
Beschämung  gestehen,  dass  die  erste 
Anregung  zu  der  Bewegung  gegen  die 
sogenannten  Medicinal-Tokayer  nicht  vom 
deutschen  Publikum,  sondern  von  den 
ungarischen  Produeenten  ausging. 

Die  Frage  der  Tokayer  Süssweine  ist 
Tor  längerer  Zeit  unter  Heranziehung 
einer  grossen  Anzahl  von  Analysen  von 
Eisner  (Pharm.  Ztg.  1886  Nr.  31  u.  43) 


beleuchtet  worden.  Die  am  Schlüsse 
jener  Mittheilung  auf  Grund  der  ange- 
führten Analysen  angegebenen  Zahlen 
liegen  innerhalb  folgender  Grenzen: 


Alkohol 
Freie  Säure 
Extract 
Asche 
Phosphorsäure 


?i 


n 


>» 


?» 


10  bis  15  pCt 
0,5  „  0,8 
10  „  35 
0,25  „0,60 
0,035  „  0,1 
Je  grösser  der  Extractgehalt  ist,  desto 
grösser  muss  der  Gehalt  an  Phosphaten 
sein.  Fünf  buttige  Ausbruchweine  pflegen 
nicht  unter  0,07  pGt.  Phosphorsäure  zu 
enthalten.  Die  Polarisation  pflegt  meist 
stark  linksdrehend  zu  sein  und  darf  vor 
und  nach  der  Invertirung  nicht  erheb- 
lich von  einander  abweichen.  Die  Asche 
muss  kohlensaures  Alkali  enthalten  und 
frei  von  Thonerde  sein." 

Die  Bestimmung  des  Zackers  vor  und 
nach  dem  Invertiren,  sowohl  durch  Ti- 
trirung  als  auch  durch  Polarisation  ist 
allerdings  bei  Süssweinen  stets  auszu- 
führen, wenn  man  ein  einigermaassen 
richtiges  Bild  über  die  Art  des  Zuckers 
haben  will. 

In  neuerer  Zeit  kamen  uns  wieder 
Tokayer  Süssweine  vor,  welche  reichhch 
mit  unvergohrenem  Bohrzucker  versetzt 


236 


waren.  Aber  es  liegt  auch  der  Verdacht 
nahe,  dass  man  neuerdings  diese  Weine 
mit  Invertzucker  versetzt  und  auf  diese 
Weise  dem  Chemiker  den  Grund  für 
eine  Verurtheilung  des  Weines  zu  ent- 
ziehen sucht.  Vielleicht  haben  wir  später 
einmal  Gelegenheit,  auf  diesen  Gegen- 
stand zurückzukommen  und  Gründe  für 
diese  Vermuthung  beizubringen.  Stellen 
wir  nun  im  Gegensatze  zu  den  oben  mit- 
getheilten  Grenzzahlen  EIsner'H  ftlr  Süss- 
weine  die  in  der  aufgeführten  kleinen 
Tabelle  gewonnenen  Zahlen  für  herbe 
Ungarweine  gegenüber ,  wobei  Nr.  5 
natürlich  ausgeschlossen  ist,  so  ergeben 
sich  annähernd  folgende  Zahlen: 

9,0  bis  12,00  pCt. 


j» 


i> 


»t 


^» 


7J 


2,55 
0,30 
0,75 
0,20 
0,062 
1,25 


P 


u 


1» 


«j 


»' 


?5 


Alkohol 

Extract     .    .       1.98 

Zucker      .    .      0,13 

Freie  Säure  .      0,63 

Asche       .     .      0,12 

Phosphorsäure  0,036 

Glycerin   .    .      0,87 

Der  Alkoholgehalt  ist  hieniach,  wie 
dies  ja  auch  den  natürlichen  Verhält- 
nissen entspricht,  niedriger,  als  in  den 
Süssweinen.  Die  Annahme  Elsner's,  dass 
mit  der  Grösse  des  Extractgehaltes  auch 
der  Gehalt  an  Phosphaten  zunehmen 
muss,  ist  nicht  immer  zutreffend,  denn 
wie  aus  der  oben  gegebenen  Tabelle  er- 
sichtlich ist.  finden  wir  einen  Wein  von 
1,98  pCt.  Extract  mit  0,046  pCt.  Phosphor- 
säure und  einen  solchen  von  2,48  pCt. 
Extract  mit  0,042  pCt.  Phosphorsäure; 
die  Asche  ist  wesentlich  niedriger  ge- 
funden worden  und  selbst  die  höchste 
Zahl  0,20  steht  noch  unter  der  niedrigsten 
der  Süssweine  (0,25). 

Der  Glyceringehalt  soll  in  den  Ungar- 
weinen höher  sein,  als  in  Weinen  anderer 
Länder;  im  Allgemeinen  ergeben  die  von 
uns  gewonnenen  Zahlen  höhere  Werthe, 
als  von  Fresenius  und  Anderen  für  die 
ungarischen  Süssweine   angegeben   sind. 

Die  Extractmengen  der  untersuchten 
Weine  weichen  nicht  wesentlich  ab  von 
den  bei  besseren  Weissweinen  anderer 
Länder  gefundenen  Zahlen. 

Es  geht  also   aus   dem  Vorstehenden 
zur  Genüge  hervor,  dass  es  zur  Zeit  leider  | 
noch    vollständig    unmöglich    ist ,    einen  | 
üngarwein  chemisch  von  einem  anderen  , 
Weine    zu    unterscheiden,  ja,    dass    im, 


Grossen  und  Ganzen  das  Ursprungszeug- 
niss  des  Weins  und  die  Ehrlichkeit  der 
Lieferanten  werthvoUer  sind,  als  die  ge- 
nauesten chemischen  Analysen. 

Dasjenige,  was  der  Chemiker  nach 
dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft 
kann,  besteht  darin,  die  Abwesenheit 
grober  Verfälschungen,  Zusätze  von  Wasser, 
Alkohol,  Zucker,  überhaupt  die  normale 
Zusammensetzung  des  Weines  nachzu- 
weisen, ein  Urtheil  über  die  Abstamm- 
ung, das  Vaterland  des  Weines  wird 
dagegen  in  den  meisten  Fällen  zweifel- 
haft, ja  unmöglich  sein,  da  Fälle  genug 
angeführt  werden  können,  in  denen  die 
kostbarsten  Ungar-  oder  Rheinweine 
chemisch  nicht  wesentliche  Unterschiede 
zeigen  von  den  gewöhnlichen  Landweinen. 

In  Anschluss  an  die  vorstehende  Mit- 
theilung nehmen  wir  Gelegenheit,  über 
einen  Vortrag  von  E.  iw^- Würzburg 
„Ueber  Südweine  und  Medicinal- 
weine,  ihre  Zusammensetzung  und  Be- 
urtheilung  zu  berichten."  (V.  Versamml. 
bayr.  Vertr.  d.  angew.  Chemie.)  lAst 
sprach  über  die  Gewinnung,  die  Eigen- 
schaften und  die  daraus  hervorgehenden 
Beurtheilungsnormen  derjenigen  Weine, 
welche  wir  als  Südweine  kennen  und 
die  in  engerem  oder  weiterem  Sinne  ärzt- 
lichen Zwecken  dienen. 

Den  kleinasiatischen  Weinen,  welche 
durch  den  Fleiss  württembergischer  und 
französischer  eingewanderter  Weinbauer 
zu  einem  vorzüglichen  Produet  geworden 
sind,  steht  sicherlich  eine  glänzende  Zu- 
kunft in  Aussicht.  Griechenland  liefert 
Wein  der  allerverschiedensten  Art.  Es 
lassen  sich  jedoch  auch  hier  zwei  Gruppen 
unterscheiden:  Trocken-  und  Süssweine. 
Die  süssen  griechischen  Weine,  welche 
hauptsächlich  von  zwei  Gesellschaften, 
der  Achaia  und  der  Patras,  zu  uns  ge- 
langen, sind,  wie  alle  Süssweine,  Kunst- 
producte,  die  erhalten  werden,  indem  man 
dem  vergohrenen  Weine  durch  Einkochen 
und  Concentriren  haltbar  gemachten 
Traubensaft  zugesetzt  hat.  Es  sind  diese 
Weine,  die  bis  zu  36  pCt.  Zucker  und 
10  pCt.  Alkohol  enthalten,  deren  Phos- 
phorsäuregehalt bis  zu  60pCt.mg  beträgt, 
eine  Handels waare  geworden,  welche 
minder  begünstigten  Ländern  ein  werth- 


237 


volles  Material  zur  Meliorirung  ongenQ- 
gend  gereifter  Traubensäfte  liefert. 

Die  herben  griechischen  Weine,  sagt 
Listy  sind  wegen  ihres  eminent  hohen 
Gerbstoffgehaltes  als  Trinkweine  nicht 
geeignet,  und  sind  gesuchte  Arznei- 
mittel, wenn,  was  ich  nicht  weiss,  der 
Gerbstoff,  in  der  denkbar  theuersten  Form, 
wie  er  hier  vorhanden  ist,  eine  grössere 
Wirkung  auszuüben  vermag. 

List  bespricht  dann  weiter  die  Weine 
der  südöstlichen  und  südliehen  Provinzen 
Oesterreichs  und  Italiens,  sowie  ferner 
die  spanischen  Weine. 

Zur  Erzeugung  des  dunkelbraunen  Ma- 
laga wird  ein  Zusatz  von  Arope  und 
Color  zu  dem  ursprünglichen  trockenen 
oder  süssen  Malaga  gegeben. 

Die  Arope  wird  erhalten,  indem  man 
weissen  Malagamost  über  freiem  Feuer 
auf  etwa  Vs  einkocht.  Sie  schmeckt 
bitter  und  angebrannt  und  bildet  einen 
dickflüssigen  Syrup. 

Dunkler,  doch  weniger  dickflüssig  ist 
Color,  den  man  durch  Eindampfen  von 
Arope  auf  ^/s  des  Volumens  unter  be- 
ständigem Sieden  erhält,  worauf  man 
durch  Zusatz  von  etwas  Wasser  mit 
frischem  Most  das  ursprüngliche  Volumen 
wieder  herstellt. 

List  besprach  dann  noch  die  spanischen 
Bothweine  und  schliesslich  den  Madeira. 
Was  die  Untersuchung  und  Beurtheilung 
aller  dieser  Weine  anbelangt,  so  sind  wir 
nmsomehr  gezwungen,  gemeinsame  Maass- 
regeln zu  vereinbaren,  als  Italien  sowohl 
als  Spanien  grosse  Anstrengungen  machen, 
den  deutschen  Markt  zu  erobern. 

Die  südlichen  Weine  müssen  in  Bezug 
auf  ihre  chemische  Zusammensetzung  und 
Beurtheilung  mit  einem  anderen  Maass- 
stabe gemessen  werden,  als  unsere  ein- 
heimischen. 

Alle  trockenen  südlichen  Weine  zeich- 
nen sich  durch  hohen  Alkoholgehalt  und 
relativ  geringen  Gehalt  an  Phosphorsäure, 
Glyeerin,  Gesammtsäure,  dagegen  durch 
hohen  Gehalt  an  flüchtigen  Säuren  aus. 

Die  Glycerinbesümmungen  sind  meist 
ohne  Werth,  da  die  südlichen  Weine 
anders  vergohren  sind,  als  die  unseren. 

Unter  südlichen  Süssweinen  sind  nach 
List  solche  Eunstproducte  zu  verstehen, 
welche  durch  Zusatz  von  eingedampftem 


Traubensaft  hergestellt  werden  und  die 
einen  grösseren  oder  kleineren  Zusatz 
von  Weingeist  erhalten  haben.  Unter 
Ausbruchweinen  würden  diejenigen  zu 
verstehen  sein,  welche  durch  Extraction 
der  getrockneten  Trauben  erhalten  werden 
und  denen  man  einen  Zusatz  von  Bohr- 
zucker und  Weingeist  erlaubt. 

Diese  beiden  Arten  von  Süssweinen 
sind  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie  die 
Bestandtheile  der  Traube  in  concentrirter 
Menge  haben  und  alle  Versuche, 
diese  Traubenbestandtheile  durch 
andere  einseitig  zu  ersetzen,  er- 
klärt List  für  Fälschung. 

Der  Extractgehalt  in  diesen  Weinen 
kann  also  sehr  hoch  steigen  (nach  List 
bis  36  pCt.)  und  die  Bestimmung  des 
Eztracts  durch  Eintrocknen  hat  grosse 
Schwierigkeiten  und  kann  Fehler  von 
mehreren  Procenten  ergeben.  Es  scheint 
daher  gut,  ebenso  wie  beim  Bier,  die 
Extractbestimmung  in  diesen  Weinen 
durch  Feststellung  des  specifischen  Ge- 
wichtes des  entgeisteten  und  wieder  auf 
sein  ursprüngliches  Volumen  gebrachten 
Weines  zu  machen. 

Die  von  List  in  Bezug  auf  die  Prüfung 
der  Südweine  an  die  Versammlung  ge- 
stellten Anträge  lauteten: 

1.  Bei  allen  südlichen  Süssweinen  sind 

als  wesentliche  Bestimmungen  aus- 
zuführen (ausser  den  bereits  ali- 
gemein ausgeführten)  die  der 
Phosphorsäure,  des  Zuckers  und 
des  Extractes.  Letzteres  wird  be- 
rechnet nach  den  Schultze' ^aYi^ji 
Tabellen  aus  dem  specifischen 
Gewichte  der  entgeisteten  Flüssig- 
keit. 

2.  Alle    concentrirten    Süssweine    und 

Ausbruchweine   haben  eine  Con- 
centration  zu  erreichen,  die  40  mg 
Phosphorsäure  entspricht. 
8.  Alle  Süssweine  sind  auf  Bohrzucker 
zu  prüfen  und  ist  die  Inversion 
durch  dreistündiges  Erwärmen  aus- 
zufahren. 
Der  erste  Antrag  wurde  unverändert 
angenommen,    der  zweite    in   folgender 
Fassung : 

Alle  concentrirten  Süssweine 
und  Ausbruchweine,  die  nach 
Abzug  des  Zuckers  noch  4  pCt. 


238 


Eitractrest  und  40  mg  Phos- 
phorsäure (P2O5)  enthalten, 
sind  als  reine  Weine  zu  be- 
trachten. 

Der  dritte  Antrag  wird  in  folgender 
Fassung  angenommen: 

Alle  Süss  weine  sind  auf  Bohr- 
zucker zu   prüfen  und  ist  die 
Inversion   mittelst   Salzsäure 
vorzunehmen. 
Der  folgende  Zusatz  wird  darauf  eben- 
falls angenommen: 

Die  Invertinmethode  bietet 
ein  geeignetes  Mittel  zur  Gon- 
trole   der   Inversionsmethode 
mittelst  Ghlorwasserstoffsäure. 
Die   weitere    Frage,    welche   List   in 
seinem  Beferate  gestellt  war:   Welche 
Weine    kann    der    Chemiker    als 
Medicinalweine  anerkennen?  und 
welche  Ansprüche  macht  der  Arzt 
an  einen  Wein,  der  als  Medicinal- 
wein   dienen   soll,  erklärt  sich   der 
Vortragende    ausser    Stande    zu    beant- 
worten. 

Die  alkoholisirten  trockenen  Weine, 
welche  heutzutage  medicinischen  Zwecken 
dienen,  verdienen  den  Euf,  den  sie 
haben  und  die  Auslagen,  die  wir  für 
ihre  Anschaflfung  machen,  nicht.  Ist  es 
der  Alkoholgehalt,  den  wir  im  Port  oder 
Sherry  bezahlen?  Ist  es  der  zugesetzte 
Bohrzucker,  der  den  dünnen  Menescher 
Ausbruch  zum  stärksten  aller  Kräfligungs- 
weine  stempelt?  Jedenfalls  müssen  wir 
aus  mehr  als  einem  Grunde  den  fremden 
Eindringlingen  misstrauisch  begegnen, 
und  es  müsste  dagegen  ernstlich  in  Be- 
tracht gezogen  werden,  ob  nicht  unsere 
eigenen  Bothweine,  welche  bisher  die 
Bolle  eines  Stiefkindes  im  eigenen  Hause 
spielen,  es  eher  verdienen,  als  Medicinal- 
weine gebraucht  zu  werden. 

List  richtete  darauf  an  die  in  der 
Versammlung  anwesenden  Herren  Ver- 
treter der  Medicin  die  Bitte,  sich  einmal 
darüber  zu  erklären,  welche  Bestand- 
theile  und  Eigenschaften  der  trockenen 
Südweine  es  sind,  die  ihnen  die  so  be- 
vorzugte Stellung  von  „ärztlich  empfoh- 
lenen Medicinalweinen"  verschafften. 

Medicinalrath  ^^^er-Bayreuth  erklärte 
sich  ebenfalls  ausser  Stande,  diese  Frage 
zu    beantworten.      Was    Medicinalweine 


sind  und  wie  weit  der  Begriff  derselben 
geht,  würde  kaum  zu  definiren  sein. 

Wir  sehen  sogar  Weine  als  Medicinal- 
weine angekündigt,  die  man  vielleicht 
auf  andere  Weise  nicht  an  den  Mann 
gebracht  hätte. 

Kayser^^ürnhecg  weist  noch  besonders 
darauf  hin,  dass  der  als  Medicinalwein 
beliebte  Xeres  sehr  oft  Eunstproduct  ist 

Nach  Fresenius  enthält  der  Sherry 
fast  stets  zu  viel  Schwefelsäure,  weil  er 
gegypst  ist. 

Obermedicinalrath  von  Kerschensteiner^ 
München  erklärt  gegenüber  Kayser,  dass 
in  der  Pharmakopoe -Gommission  der 
Sherrywein  gerade  auf  den  Bath  der 
Ghemiker  hin  als  der  empfehlenswertheste 
herausgesucht  wurde.  Derselbe  sagt 
weiter: 

„Die  Aerzte  verlangen  von  einem  Me- 
dicinalwein 1.  dass  er  gut  schmeckt,  denn 
sonst  nehmen  ihn  die  Leute  nicht,  und 
2.  dass  er  hilft,  denn  sonst  kommen  sie 
in  Misscredit.  Die  Aerzte  werden  gern 
bereit  sein,  den  Wein  zu  nehmen  und 
in  die  Pharmakopoe  aufzunehmen,  wei- 
cher ihnen  von  den  Ghemikern  als  der 
zuverlässigste  und  beste  empfohlen  wer- 
den wird.  Obgleich  ein  gutes  Glas  Bhein- 
wein  wohl  über  alle  anderen  Weine  ge- 
setzt werden  darf,  so  hat  man  doch  hier 
mit  einem  ganz  grossen  Feinde  in  der 
ärztlichen  Praxis  zu  kämpfen  und  das 
ist  die  gänzliche  Unkenntniss  des  Publi- 
kums der  Weine.  Je  miserabler  der 
W^ein,  desto  glücklicher  sind  die  Leute, 
wenn  er  nur  irgend  ein  markantes  Zeichen 
hat.  Wenn  man  ihnen  einen  Wein  em- 
pfiehlt von  deutschem  Boden,  so  heisst 
es:  Ja,  er  ist  halt  doch  sauer.  Wir 
müssen  also  irgend  etwas  haben,  was 
die  Leute  und  ganz  besonders  die  Kinder 
auch  gerne  annehmen,  und  aus  dem 
Grunde  müssen  wir  einen  südlichen  Wein 
haben,  von  dem  man  einigermaassen  die 
Ueberzeugung  hat,  dass  es  ein  Natnr- 
product  ist." 

Schliesslich  tritt  von  Kerschensieiner 
dem  Vorschlage  von  List  bei,  dass  die 
Aerzte  alles  thun  sollen,  um  unsere  in- 
ländischen Weine  den  Kranken  recht 
warm  zu  empfehlen. 

Kayser  schliesst  die  an  den  Vortrag 
von  List  sich  anknüpfende  Debatte,  in- 


239 


dem  er  erklärt,  dass  das,  was  durch  die 
Diskussion  zu  erreichen  war,  erreicht  ist, 
nämlich,  dass  der  augenblickliche  Stand 
der  Angelegenheit  klar  gestellt  wurde. 

Zur  Arzneimittelprüfong. 

Kaeh  einem  Vortrage  von  Dr.  C,  Schacht,  ee- 

halten  in  der  Sitzung  des  Vereins  der  Apotheker 

Berlins  am  19.  April. 

Üeber  die  Verwendbarkeit  der 
Magnesia  nsta  bei  der  maassanaly- 
tiscben  Bestimmung  detBlausäure 
im  Bittermandelwasser.  Die  von  der 
Pharmakopoe  aufgenommene  Vielhäber*Bche 
Methode  znr  Bestimmung  der  Blausäure  im 
Bittermandelwasser  wird  nach  dem  Vorschlage 
von  MpUus  häufig  dahin  abgeändert ,  dass 
statt  des  rorgeschriebenen  Magnesium  pulti< 
forme  eine  Anreibung  von  Magnesia  usta  mit 
Wasser  angewandt  wird«  Myliua  sagt  über 
diese  Abänderung  in  der  Pharm.  Centralhalle 
(1882,  S.  516):  «Das  Reagens  Magnesium 
hydrienm  pultiforme  ist  für  die  Blausäure- 
titrirung  ganz  überflüssig;  vielmehr  kann 
man  sich  ebenso  gut  einer  Anreibung  von 
Magnesia  usta  bedienen  (deutscher,  nicht 
englischer).  Man  reibe  2  g  chlorfreie  Mag- 
nesia nsta  mit  50  g  Wasser  an  und  verwende 
von  diesem  Brei,  der  um  so  besser  ist,  je  älter 
er  wird ,  für  jede  Titrirung  3  g. "  Leider  ist 
diese  äusserst  bequeme  Abänderung  für  die 
Praxis  nicht  branchbar.  *) 

Die  Pharm.  Öerm.  II  verlangt  von  der 
Magnesia  usta ,  dass  die  mit  Hilfe  von  Essig- 
säure bewirkte  wässerige  Lösung,  mit  Salpeter- 
säure angesäuert,  durch  Baryumnitrat  nicht, 
durch  Silbemitrat  nach  2  Minuten  nur  opali- 
sirend  getrübt  wird ;  sie  darf  also  eine  ganz 
geringe  Spur  von  Chlor  enthalten.  Eine  kürz- 
lich erhaltene  Probe  von  Magnesia  usta  hielt 
die  Forderungen  der  Pharmakopoe  gut  aus, 
war  aber  znr  Titrirung  des  Bittermandel- 
wasaers  nicht  zu  verwenden,  weil  dieselbe 
Schwefel,  vielleicht  als  Magnesiumozjsulfuret 
(durch  Barynmnitrat  wurde  keine  Trübung 
erhalten),  enthielt.  Diese  Magnesia,  mit  der 
Silberlösnng  zusammengebracht ,  bewirkte 
nach  ganz  kurzer  Zeit  einen  tief  s  chwarzen 
Niederschlag  von  Schwefelsilber. 

Wird  eine  solche  Magnesia  usta  mit  Salz- 


*)  Wohl  nur  »nicht  immer  brauchbar", 
wie  aus  dem  Folgenden  selbst  klar  hervorgeht 

Bed. 


säure  und  Brom  behandelt,  so  lässt  sich  im 
Filtrat  deutlich  Schwefelsäure  nachweisen. 
Durch  blosses  Auskochen  wird  der  Schwefel - 
gehalt  der  Magnesia  usta  nicht  entfernt. 

Ueber  Vinum  Chinae  Pharm. 
Germ.  11.  C  Schacht  wendet  sich  gegen 
die  von  0.  Liebreich  ausgesprochene  Ansicht 
(vergl.  S.  62)  dass  man  bei  Aufstellung  der 
Vorschrift  zu  Vinum  Chinae  von  der  falschen 
Voraussetzung  ausgegangen  sei,  der  China- 
wein müsste  einen  möglichst  hohen  Alkaloid- 
gehalt  haben,  während  man  die  wirksame 
Chinagerbsäure  gar  nicht  berücksichtigt  hätte, 
die  doch  als  tonisirendes  Amarum  in  erster 
Linie  die  Wirkung  des  Präparates  bedinge. 
Diese  Ansicht  Liebreich*B  ist  aber  eine  grund- 
falsche ,  denn  aus  der  Cortez  Chinae  Pharm. 
Germ.  II  zieht  verdünnter  Weingeist  einen 
Theil  der  Alkaloide,  und  zwar  in  Verbindung 
mit  Chinagerbsäure ,  Chinovin  und  Chinova- 
säure,  vielleicht  auch  in  Verbindung  mit 
Chinasäure,  obwohl  letztere  wohl  mehr  als 
Kalksalz  vorhanden  sein  dürfte,  ans.  Femer 
geht  etwas  rother  Rindenfarbstoff  (Chinaroth?) 
in  Lösung,  gelbliches  Harz  und  Cinchol,  ein 
dem  Cholesterin  ähnlicher  Körper.  In  der 
Pharmakopoe  -  Commission  ,  in  welcher  be- 
kanntlich neben  7  Apothekern  die  stattliche 
Reihe  von  18  Klinikern,  Aerzten  und  Phar- 
makologen  vorhanden  war,  war  man  sich 
selbstverständlich  darüber  klar,  dass  nicht 
die  Chininwirkung  als  solche,  sondern  die 
tonisirende  der  Chinagerbsäure  in  Frage  kam. 
0,  Liehreich  tadelt  femer  den  Glycerinzusatz 
und  behauptet,  dass  das  Qlycerin  die  toni- 
sirende Wirkung  des  Chinaweines  aufhebe« 
Die  betreffenden  18  Mitglieder  der  Pharma* 
kopöe  -  Commission  waren  anderer  Ansicht, 
glaubten  vielmehr  für  die  Vorschrift  stimmen 
zu  sollen,  welche  ein  Präparat  liefert,  welches 
weder  eine  Lösung  von  Chinaalkaloiden  in 
Wein,  noch  ein  durch  Zuckerzusatz  leicht  in 
Gährung  übergehendes  Mixtum  compositum 
ist.  g, 

Apoth,'Ztg.  175. 


Die  von  HübFache  Jodadditions- 

methode. 

Benedikt  bringt  einen  neuen  Beitrag  zu 
dieser  Methode,  hauptsächlich  um  die  kürzlich 
von  Schweissinger  (Pharm.  Centralh.  1887, 
Seite  146)  in  Bezug  auf  die  Unsicherheit  der 
Methode  gemachten  Einwände  zu  widerlegen. 


240 


Benedikt  hat  stete  gute  Resultate  erhalten, 
besonders  für  OliTenöl.  Auch  Dietencfi  erhielt 
für  die  meisten  Gele  gute  Resultate  und  nur 
bei  Arachisöl  von  Htibl  abweichende.  Für 
Leinöl  fand  Benedikt  dagegen  die  von  Ilübl 
ermittelte  Zahl  (154  bis  160)  für  zu  niedrig, 
es  ergab  sich  170  bis  181  und  steht  die 
höchste  ron  Schweissinger  gefundene  Zahl 
(172,8)  hiermit  auch  im  £inklang. 

Benedikt  glaubt  die  niedrigen  Zahlen, 
welche  zuweilen  erhalten  werden ,  auf  nicht 
genügenden  Jodüberschuss  zurückfuhren  zu 
sollen,  auch  die  von ^ü&Z  erhaltenen  niedrigei) 
Leinölzahlen  haben  den  Grund  in  nicht  ge- 
nügendem Ueberschuss  von  Jod. 

Nach  den  Erfahrungen  Benedikts  soll  der 
Ueberschuss  nicht  unter  30pCt.  der  ange- 
wandten Jodmenge  betragen. 

Der  erwähnte  Uebelstand  tritt  ganz  be- 
sonders bei  trocknenden  Gelen  ein,  so  dass  die 
Vorschrift  für  die  Titrirung  von  trocknenden 


Gelen  dahin  abzuftad^rn  ist,  dass  für  je  0fl&. 
bis  0,18  g  der  Probe  25  ccm  eventuell  för 
0,30  bis  0)36  g  50  ccm  Jodlösung  anzu- 
wenden sind. 

Benedikt  fand  für  mehrere  trocknende  Gele 
die  Jodzahlen  höher  als  mtbL 

Jod zahl 
V.  Bühl:       Benedikt: 
Leinöl      .     .     156—160     170—181 
Hanföl      .     .  143  157,5 

Nussöl      .     .     142—144         145,7 
Mohnöl    .     .     135—137         141,4 

Die  hohe  Jodzahl  des  Leinöls  findet  ihre 
Erklärung  in  dem  von  Hazura  gelieferten 
Nachweis,  dass  das  Leinöl  neben  der  Leinöl* 
säure,  CisHssGs  noch  grössere  Mengen  einer 
bisher  unbekannten  wasserstoff&rmeren  Säure, 
CtaHsoGä  enthält,  welche  6  Atome  Jod  zu 
addiren  vermag.  -^o«— 

Zeitsehr.  f.  ehem.  Industrie  18ß7,  Hefl  8. 


liiteratnr  dbcI  Kritik. 


Hundbiich  der  praktischen  Pharmaeie 

für  ApoUieker,  DrogisteB,  Aerzte  und 
Medicinalbeamte  bearbeitet  tob  Dr. 
Heinrich  Beckurts,  Professor  au  der 
technisohen  Hoehsehule  in  Braun- 
schweig,  und  Dr.  Bruno  Hirsch,  Apo- 
theker in  Frankfurt  a.  M.  1.  Liefer- 
ung. Stuttgart  1887.  Verlag  von 
Ferdinand  Ehke.  Erscheint  in  12 
bis  15  sechs  Bogen  starken  Liefer- 
ungen h.  2J(. 

Das  „Handbuch  der  praktischen  Pharma- 
eie, ^  Yon  welchem  die  erste  Lieferung  Torliegt, 
hat  sich ,  wie  im  Prospect  zum  Werke  näher 
ausgeführt  wird,  die  Aufgabe  gestellt,  zunächst 
in  organischer  Entwickelnng  diejenigen  An* 
forderungen  klar  zu  legen,  welche  heutzutage 
einem  nach  den  ?erschiedenen  Seiten  seines 
Berufes  gleichmftssig  durchgebildeten  Apo* 
theker  obliegen,  und  erst  dann  auf  die  Arznei- 
mittel speciell  einzugehen.  Unter  Hinweis 
auf  die  Aufgabe  der  modernen  Pharmaeie 
wird  die  Apotheke  und  ihre  Sinrichtungen 
(die  Officin,  das  Laboratorium,  die  Schneide- 
und  Stosskammer,  die  Vorrathsräume)  be- 
sprochen, wobei  die  bis  vor  wenigen  Jahren 
im  Besitz  des  Herrn  Dr.  Hirsch  gewesene 
jQOthe -Apotheke  in  Frankfurt  a.  M.  durch 
eipige  OroDdrisBe  als  Muster  vorgef&hrt  und 
di#  Beschreibung  der  Einzelapparate  durch 


viele  und  gute  Illustrationen  unterstützt  wird. 
Ein  weiterer  Abschnitt  behandelt  die  phar- 
macentisch- chemischen  und  physikalischen 
Operationen,  deren  man  zur  Herstellung,  Er- 
kennung und  Prüfung  der  Arzneimittel  be- 
darf; die  Torliegende  Lieferung  reicht  bis 
„Sublimation.''  Auch  in  diesem  Abschnitte 
begegnet  man  einer  Menge  sehr  guter  Ab- 
bildungen, besonders  reichlich  sind  die 
Pressen  bedacht  worden. 

Die  zweite  Hauptabtheilung  des  Werkes 
wird  in  alphabetischer  Anordnung  die  in  den 
Apotheken  gebräuchlichen  Waaren  und  Arz- 
neimittel nach  Vorkommen,  Gewinnung,  Dar- 
stellung, Erkennung,  Prüfung  etc.  behandeln 
und  mit  einer  Auswahl  von  Tabellen  fir  die 
pharmaceutische  Praxis  schliessen. 

Was  bis  jetzt  von  dem  Werke  vorliegt, 
macht  den  allerbesten  Eindruck.  Die  Be- 
handlung des  Stoffs  ist  eine  äusserst  in- 
structive,  knappe  und  dabei  doch  erschöpfen- 
de, mit  einer  Fülle  praktischer  Winke  und 
Bathschläge  ausgestattete.  Die  Namen  der 
Herausgeber  des  Handbuches  der  praktischen 
Pharmaeie  sind  dem  ganzen  pharmaceutischen 
Publikum,  speciell  auch  den  Lesern  der  Phar- 
maceutischen Centralhalle  auf  das  Yoriheil- 
hafteste  bekannt,  eine  besondere  Empfehlung 
bedarf  ihre  gemeinschaftliche  Arbeit  wohl 
nicht,  wir  wollen  sie  aber  doch  hiermit  in 


241 


wJiriiMter  und  anfrichtigst^r  Weiae  «osge- 
8iur4KBiiei)  haben.  g, 

Arltoiten  aus  dem  Kaiserlidieii  Cle- 

nndheitMintet     (Beiheile  zu  den 

Veröffeniliobungeii    dea   Eaiaeriichen 

GesundheiteaiDtes,)      Zweiter   Band. 

Erstes  und  zweites  Heft.    Berlin  1887. 

Verlag  Ton  Julius  Springer. 

Dia  wicUigen  Publikationan  das  Eaiserl. 

Gesnndliei tsantea  haben  durch  das  Erscheinen 

des  yorliegenden  Halbbaadea  eine  neue  ind 

werthTolle  Bereicherung  erfahren.  Folgendes 

ist  der  Inhalt  dieser  zwei  Hefte : 

üeber  Mikroorganismen  im  künstlichen  Selter- 
wasser nebst  einigen  vergleichenden  Unter- 
snchnngen  über  ftr  Verbalten  im  Berliner 
Leitungswasser  and  im  destillirten  Wasser  von 
Dr.  M.  HochsUtUr.  Dia  Cholera  in  Gonsenheim 
nnd  Finthen  im  Herbst  1886.  Berichterstatter: 
Regiemngsrath  Dr.  Gctffky.  Ergebnisse  des  Impf- 

Eihäftes  im  Dentechen  Kelche  für  das  Jabr  1883. 
ebnisse  der  Prflfnng  von  Wasserproben  ans 
^Istadt  BerLcbterstatter:  Begierangsrath  Dr. 
Gustan)  WölffhügeH.  lieber  blei-  und  zinkhaltige 
Gebrauchsgegenstände.  Technische  Erläuter- 
ungen zu  dem  Entwurf  eines  Gesetzes  betreffend 
den  Verkehr  mit  biet-  und  zinkhaltigen  Gegen- 
standen. Beriehterstatter:  Begierungsrath  Dr. 
Owtao  Wolffhügd.  Die  Säuglingssterblichkeit 
im  Deutschen  Keiche  wälurend  der  Jahre  1875 
bis  1877.    Von  Dr.  Arthur  Würzhuir§. 


Die  natflrliclieii  Pflanzenfamtlien 
nebst  ihren  Gattangen  nnd 
wi^litigeren  Arten  insbesondere 
den  Nutzpflanzen  bearbeitet  nnter 
Mitwirkung  zahlreicher  hervorragen- 
der Faebgelehrten  ?on  A.  Engler, 
ord.  Professor  der  Botanik  und 
Director  des  botanisehen  Gartens  in 
Breslau,  und  K.  Prantl,  Professor 
der  Botanik  an  der  Forstlehranstalt 
Aschaffenburg.  —  1.  Lieferung: 
Palmen  von  O.  Drude.  IL  Theil, 
3.  Abttieilang,  Bogen  1  bis  8.  Mit 
167  Einzelbildern  in  88  Figuren.  — 
8.  Lieferung:  Juncaceae  von 
R  BiuJtenau;  Stemonaceae  und 
Liliaceae  von  Ä.  Engler.  Mit 
132  Einzelbildem  in  82  Figuren. 
Subseriptionspreis  1.^50  4  Einzel- 
preis 3ur.  Leipzig  1887.  Verlag 
von  Wilhehn  Engelmann. 
Von  dieaas  gross  angelegten  Werke 
bringen  wir  einatweilen  die  AnkSndignng, 
welche  über  den  Plan  Anaknnft  giabi,  eine 


ansfabrlicbe    BesprecbuDg    von    berufener 
Seite  werden  wir  später  bringen. 

„Es  bat  bisher  an  einem  umfassenden  Werke 
gefehlt,  welches^  iMch  strene  wissenschaftlichen 
Gmads&tKen  nnd  yon  anerkannten  Antoritaten 
bearbeitet,  ein  Gesammtbild  der  Nanzenwelt 
in  systematischer  nnd  dabei  doch  allgemeiner- 
verständlicher  Weise  zur  Darstellung  an  bringen . 
suchte.  Die  „natürlichen  Pflancenfamilien" 
hoffen  dies  sa  erreichen;  nicht  nur  die  Art  dor 
Bearbeitung  des  Textes,  sondern  vor  Allem  anch 
die  Zahl  nnd  Schönheit  der  Abbildangen  lassen 
erwarten,  dass  ebensowohl  Botaniker  Ton  Fach, 
als  einigermaassen  vorgebildete  Laien  (Lehrer 
der  Naturwissenschaft,  Apotheker  nnd  Pnarma- 
ceuten,  Aerzte,  Forst-  und  Landwirthe,  Gärtner, 
wissenschaftliche  Beisende  nnd  Kolonisten)  eine 
Falle  von  Anregung  nnd  Belehrung  finden 
werden.  Die  Namen  der  Herausgeber,  wie  der 
zahlreiphen  Mitarbeiter  bieten  die  Gewähr  einer, 
auch  die  strengste  Kritik  bestehenden  Behand- 
lung des  Stoftes. 

Die  Abbildungen  liefern  ein  kostbares,  bis- 
her nur  Wenigen  zugängliches  Material  und 
dürften  zur  Verbreitung  des  Werkes  in  weiten 
Kreisen  ganz  besonders  beitragen. 

Die  Einthailung  des  Werkes  ist  folgende: 
I.  Theil.  Kryptogamen,  redigirt  von  a.  Frantl. 

1.  Algen  nnd  Pilze. 

2.  Moose,  Farne,  Schachtelhalme,  Bär- 
lappe etc. 

IL  bis  V.  Theil.    Phanerogamen ,  redigirt* 

von  A,  Engler. 
IL  Theil.  Gymnospermen  und  monokoty- 

ladone  Angiospermen. 
IIL  bis  V.  Theil.    Dikotyledone  Angio^ 

spennen.'' 


ReaI-Kaa|cleDUie  der  geaamtea  Heilkonde. 

Medianisch  -  chirurgisches    Handwörterbuch 
fflr  praktische  Aerzte.    Herausgegeben  von 
Prof.  Dr.  Albert  Eulenimrg  in  Berlin.   2.  um- 
gearbeitete und  vermehrte  Auf  läge.   Neanter 
Band  (Heft  81—90).     Erscheint  in  Bänden 
von   je  45—50  Druckbogen   Umfang.     Mit 
zahlreichen  Dlustrationen.  Wien  und  Leipzig 
1887.     ürbam  d  ß^warzenberg. 
Dieser  Band  umfasst  die  Artikel  Harn— Hv- 
drorrhoe.    Ausser  sahlreiefaen  kleineren  Artikeln 
nnd  Hinweisen   enthält  dieser  Band  folgende 
grössere   Aufsätze:    Harn,    Harnuntersuchung 
(Loehiachj  Innsbruck).    Hausschwamra  (Sayka, 
Prag).    Haut  und  Hautorgane  (Kkmensiemce, 
Graz).  Hautkrankheiten  im  Allgemeinen  (Schiff, 
Wien.)    Heereskrankheiten  (Frölidi,  Leipzig). 
Heilung   (Samuel,    Königsberg).      Helminthen 
(Peiper,  Greifswald).  Hereditäre  Syphilis  (Grün- 
fdd,  Wien).     Herpes  (KapoBi,  Wien).     Herz- 
knmkheiten  (BoBenbaOi,  Breslau).    Hörprafuag 
rScÄwöAacÄ,  Berlin).  HaftgelenkC(7i*rtt,  Berlin). 
Hydrocephalus    (Eeubner,    Leipzig).      Hydro- 
phtbalmus  (Klein,  Wien). 


Chemlich-teehBiieliei  BepertertUL  üebersicht- 
lieh  geordnete  Mittheilnagen  der  neuesten 
Erfindungen,  Fortaebritte  and  Verbesserungen 


242 


auf  dem  Gebiete  der  tecbnischen  nod  Inda- 
Btriellen  Chemie  mit  Hinweis  auf  Maschinen, 
Apparate  And  Literatur.    Herausgegeben  von 
Dr.  Emil  Jacobsen.    1986.    Erstes  Halbjahr. 
—  Erste  Hftlfte.    Berlin  1887.    B.  Oärtner'e 
Yerlagsbnchbandlnng  (Hermann  Hwfeldtr). 
Inhaltsrerzeichniss:  Baumaterialien,  Cemente, 
kUnstlicbe  Steine.  Farbstoffe,  Färben  und  Zeug- 
drnck.    Fette,  Oele,  Beleucbtungs-  und  Heiz- 
materialien. Gegobrene  Getrftnke.  Gerben,  Leder 
und  Leimbereitung.    Gewebe.    Glas  und  Thon. 
Holz    und   Hom.     Kautschuk.     Kitte,    Kleb- 
materialien, künstllcbe  Massen.   Lacke,  Firnisse 
und  Anstriche.     Metalle.     Die  2.  Hftlfte  wird 
bringen :  Nahrunffs-  und  Genussmittel.    Papier. 
Photographie  und  Vervielfältigung.  Kückstftnde, 
Abfalle,  Dünger,  Desinfection  und  gewerbliche 
Gesundheitspflege.  Seife.  Zflndrequisiten,  Spren^- 
mittel.    Darstellung  und  Reinigung  von  Chemi- 
kalien.    Chemische   Analyse.     Apparate,  Ma- 
schinen.   Elektrotechnik,  Wärmetechnik.    An- 
bau^: Geheimmittel,Verfälschungen  von  Handels- 
prooucten  etc.    Nene  Bücher.    Sachregister. 

Abrtas  der  chemlseheB  Tecbnologle  mit  beson- 
derer Rücksicht  auf  Statistik  und  Preisver- 
hftltnisse.  Von  Dr.  Chr,  Heimerling,  Docent 
am  Polytechnikum  in  Zürich.  2.  Lieferung. 
Erscheint  in  7  Lieferungen  k  2Jf.  Cassel 
nnd  Berlin  1887.  Verlag  von  Theodor  Fischer. 


Jaliresberlelit  aus  der  Fabrik  pharma- 


ceutischer  Specialitäten.  OtteAsen- 
Hamburg.  Ausgegeben  April  1887. 
W.  Kirchmami,  Apotheker. 

Die  Specialitäten  der  Kirchmann'schen 
Fabrik  sind  seit  längerer  Zeit  schon  rühm- 
lich bekannt;  der  Jahresbericht  gedenkt  aus- 
führlicher der  Eisenmagnesia-Pillen, 
der  Pilulae  Santonini  sacchar., 
Pepsin-Bestecke,  Capsules  gela- 
tineuses,  einiger  Polysolve-Prapa- 
rate  und  der  SandmandeUKleie,  wo- 
zu die  Vorschrift  wie  folgt  lautet: 

Rp.  Piacent  amygd.  dulc, 

Amyl.  Iritici  ana     .     .  24  Theile, 
Boracis  pulr. 

Glycerin.  ofßcin.  ana  .  10 
Bhizomat.  Irid.  Flor.  .  5 
Infusorien  Kieselpanzer  25 

Talci  Venet 2 

Misce. 


n 


Preis  -Auszug  von  R.  H.  Paulcke  in  Leipzig.  Pbar- 
maceutische  Centralstelle  fQr  Hygieine  und 
Krankenpflege.    April  1887. 

Preisliste  von  Dr.  Ernst  Saadow  in  Hamburg. 
Spedalität:   Mineralwassersalze. 


miscellen« 

Vene  Drogen  und  Pflansenstoffe, 

Die  Samen  einer  in  Brasilien  beimischen 
Composite  Mutitia  viciaefolia  sollen  sich 
als  Heilmittel  gegen  Pbtysis  bewähren. 

Arehives  de  Pharm,  1887,  11. 

Die  Blätter  von  Orthosyphon  stami- 
n  e  n  8 ,  einer  auf  Java  wachsenden  Labiate, 
finden  seitens  der  Eingeborenen  und  der 
dortigen  Europäer  Verwendung  bei  Nieren- 
und  Blasenleiden.  Die  Blätter  werden  nach 
Art  des  chinesischen  Thees  gerollt  aufbewahrt. 
Die  Dosis  beträgt  5,0  als  Infusum  auf  1  Liter, 
im  Laufe  des  Tages  au  trinken« 

AmhiveB  de  Pharm.  1887,  61. 

Aus  der  in  Australien  heimischen  £  u  p  h  o  r* 
bia  Drumondii  hat  Heid  ein  von  ihm 
D  r  u  m  1  n  genanntes  Alkaloid  isolirt,  welchem 
anästhetische  Wirkungen,  gleich  dem  Cocain 
zukommen  sollen.    Eine  4  proc.  Lösung  des 


Pinguin-  oder  Alantol-Leberthran 

mit  Kalk. 

lieber  dieses  (Pharm.  Centralh.  28,  35 
schon  kurz  erwähnte)  Präparat  giebt  der  Ver- 
fertiger Marpmann  in  den  Ind.-BL  einige 
Erläuterungen.  Die  Grundlage  bildet  eine 
Mischung  halbverdauter  oder  peptonisirter 
Fette,  die  durch  Digeriren  einer  Fett-  (Leber- 
thran?  Bef.)  Emulsion  mit  Pancreas  in  al- 
kalischer (Kalk*)  Lösung  bereitet  und  der 
hierauf  phosphorsaurer  Kalk ,  taurocholsaure 
Salze,  sowie  Alantol  und  Alantsänre  zugesetzt 
werden.  Marpfiumn  fand,  dass  Alantol  und 
Alantsäure  von  energischer  antivitaler  Wirk- 
ung atif  Tnberkelbacilien  seien  und  combi- 
nirte  deshalb  das  Pinguin  als  Heil-  und  Nähr- 
mittel für  Schwindsüchtige.  Dieses  neue  Prä- 
parat unterscheidet  sich  demnach  von  dem 


Chlorhydrats  auf  die  Zunge  applicirt,  soll !  *"f '^^»""„^^^^  Hydro  lein  (Pharm,  Cen- 
es  ermöglichen,  dass  man  die  Bitterkeit  einer '  ^^'  21,  383)  durch  den  Gdialt  von  Alantol 
Chininlösung  nicht  wahrnimmt. 


s. 


Arehives  de  Pharm.  1887,  117, 


und  Alantsäure« 


s. 


ApoOieker^Zeüivmg  18&7,  180. 


Verlecer  und  T8mitworUleh«r  a«d«etear  Dr.  E«  Qelfsler  in  Dresden. 

IIB  BvehliiBdtl  dmnh  Jalivt  Springer,  Berlin  M.,  MonbUonplmti  8 

Draek  der  KSaigl.  Hoflmehdroekerel  von  0.  0.  Meinhold  J^  BSIine  in  Dniden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Herausgegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Encheint  ledeD  Donnerstaff.  —  Abonnementspreis  doreb  die  Post  oder  den  Bucbbandel 

▼ierteljftnrlieb  3  Mark.    Bei  Zusendung  unter  Streifband  2,50  Mark.    Binseine  Numtoeni 

S5  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Inseraten  oder 

Wiederbolungen  Rabatt. 
Anfragen,  Aufträge,  Manuseripte  ete.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  PiDnitzer  Strasse  56  adressiren. 


J|g20. 


Berlin,  den  19.  Mai  1887. 


Nene  JTolge 
Till.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 

Inhalt:  Vhaale  ««4  Fhanufll^t  MltthellUBfeB  aui  dem  öffentlichen  ohemltehen  Laboratorium  von  Dr.  Otto 
Sehweieeinger  in  Dresden.  —  Zur  Axsaeimittelprftftinf.  —  Ueber  dM  CrotonSl.  —  Üeber  oxydlrte  Oele.  ~  Vtfr« 
halten  tos  Qneeketlbereblorid  feson  Ammonblearbonat.  —  Ouarana-WerthbestlmmnBs.  —  Ohemiiche  Umaets- 
«ngen  In  Trlnkwaater.  —  Olyeoenrinaäare.  —  NIedeninken  Ton  BaUlOganfen.  —  Maohwels  Ton  Antifebrin.  — 
Die  Einwirkung  des  Sonnenliehts  auf  den  menschlichen  Körper.  —  TlienipeatlMae  VolUeat  Gegen  Migräne.  ~ 
Vorsebrifl  für  Bmlhmngsklystlere.  ~  CoeaYn  beim  Bergstelgen.  —  Zur  Anwendung  des  Saccharins.  —  Paraffinnm 
liqnldnm  als  Vehikel.  —  Gegen  Wnndlanfen  nnd  Wandrelbeo.  —  Mlfeellens  Eine  ezplosWe  Mischnng.  —  Pipero- 
nal. —  Orenssahl  für  den  Faselgehalt  spIritnOser  Getrftnke  etc.  —  Offene  CorrMfOndens«  —  iBtetgen« 


■■ 


Chemie  und  Pliarmaclee 


Mitfheilungen  aus  dem  öffentlichen 

chemischen  Laboratorium  von 
Dr.  Otto  Schweiasinger  zu  Dresden. 

9*  Arsenhaltiges  Heu. 

Im  Somner  1886  erkrankten  auf  dem 
BiUergate  P.  bei  Würzen  mehrere  Kühe 
and  Sehafe  unter  den  Erscheinungen 
einer  Bronchitis,  an  der  mehrere  Kühe 
und  eine  grössere  Anzahl  von  Schafen 
theils  starben,  theils  hochgradig  krank, 
bez.  zur  Feststellung  der  Diagnose  ge- 
schlachtet wurden. 

Als  Ursache  der  Bronchitis  wurde  von 
dem  hinzugezogenen  Prof.  Dr.  Johne  eine 
Staubinhalation  beschuldigt.  Dieselbe 
schien  durch  das  Einstreuen  zur  Fatter- 
unff  unbrauchbaren,  stark  verschlemmten 
und  beim  Schfitteln  stark  stäubenden 
Heuös  Teranlasst  zu  sein,  da  unter  den 
Lämmern,  in  deren  Ställe  jenes  Heu  nicht 
eingestreut  worden  war  .kein  Fall  dieser 
Knud[heit  aufgetreten  war. 

Betreffendes  Heu  stammte  von  den  an 
der  Mulde  gelegenen  Wiesen  und  da  es 
Prof.  c/oAm  nicht  mimögUcb  erschien, 


dass  der  auf  denselben  abgelagerte 
Schlamm  seinen  Ursprung  zum  Theil  in 
den  Wäschen  der  Muldener  Htttten  bei 
Freiberg  finden  könnte,  so  veranlasste 
genannter  Herr  die  Einsendung  einer 
Quantität  des  verdächtigen  Heues  und 
dessen  Untersuchung  auf  Arsenik. 

Diese  letztere  ergab  denn  auch  das 
überraschende  Besultat,  dass  aus  30  Gramm 
Heu  deutliche  Arsenspiegel  im  Jlfar^%'schen 
Apparat  erhalten  wurden.  Es  unterliegt 
kaum  einem  Zweifel,  dass  dieser  enorm 
hohe  Arsengehalt  den  auf  dem  Heue 
abgelagerten  Schlammtheilen  entstammt, 
die  bei  Hochwasser  von  den  Halden  und 
Wäschen  der  Muldener  Hütten  bis  weit 
in  das  Niederland  gefQhrt  und  dort  aut 
den  Fluren  abgelagert  werden.  Die 
Entfernung  von  Freiberg  bis  Würzen 
beträgt  beiläufig  fast  10  Meilen. 

Dieser  hohe  Gehalt  des  von  dem  ge- 
streuten Heu  massenhaft  abstäubenden 
Staubes  an  Arsen,  der  zum  Theil  von  den 
Thieren  eingeathmet  wurde,  erklärt  ge* 
nügend  die  so  stark  reizende  Wirkung 
desselben  auf  die  Bronchidschleimhaut 
und  bortätigt  von  Neuem  die  schon  firOher 


244 


r     - 


,  Von»  fiawJw^;  Siedamgrotzky  und  Johne 
^emächt^n  MiUhe)4uifgen  über  die  auf 
die  Bespirationsschleimhäute .  so  nach- 
theilige  Einwirkung,  welche  das  beim 
Fressen  ebenfalls  abstäubende,  von  Hütten- 
rauch befallene  Futter  (tes.  Heu)  in  dem 
Hüttenrauchrayon  in  der  Umgebung  der 
Muldener  Hütten  besitzt 

10.  Die  Abnahme  der  flüchtigen 

Säuren  and  die  Zunahme  der 

Raneidit^  in  der  Butter. 

Von  C  Virchato  ist  im  Eeport.  anal. 
Chem.  1886  S.  489  mitgetheilt,  dass  in 
der  Butter  allmälig  eine  Zunahme  der 
Banciditätsgrade  und  eine  Abnahme  der 
flüchtigen  Säuren  (der  Reicherfschen 
Zahl)  stattfände.  Die  gleiche  Beobacht- 
ung wurde  auch  in  dem  hiesigen  Labora- 
torium gemacht,  und  soll  hier  ein  Theil 
der  bei  verschiedenen  Sorten  von  Butter 
gefundenen  Resultate  mitgetheilt  werden. 


Nr. 
Dat. 

1. 

P. 

B. 

Nr. 
Dat. 

2. 
F. 

B. 

18./8. 86 

9./10. 86 

28./12. 86 

29,8 
28,5 
26,3 

15 
18 
22 

• 

18./8.86 
19./10. 86 
20./ 12. 86 

3^6 
29,9 

28,7 

10 
U 
18 

Nr.  3. 


Dat. 


8./12.86 
12./2. 86 


F. 


B. 


26,1 
25,5 


14 
18 


Ausser  di^seil  drei  Sorten,  welche  zu 
verschiedener  Zeit  untersucht  wurden, 
mögen  hier  noch  einige  andere  Butter- 
sorten folgen,  welche  eine  relativ  niedrige 
Reicherfsehe  Zahl  neben  relativ  hohem 
Banciditätsgrade  zeigten,  jedoch  nur  ein- 
mal untersucht  wurden. 


Nr. 

F. 

B. 

1 

4 

25.6 

20 

5 

26,3 

29 

6 

25.4 

21 

7 

25,0 

16 

8 

25,0 

14 

In  den  vorstehenden  beiden  kleinen 
Tabellen  bezeichnet  F  »  die  Retohert- 


sehe  Zahl ,  B  =  die  ^  Banciditätsgrade 
{Burstyn'^Gh^  Grade = Anzahl  der  Kubik- 
centimeter.N'ormalkalilauge,  welche  zur 
Sättigung  der  freien  Säuren  in  100  g 
Butterfett  noth wendig  sind). 

In  üebereinstimmung  mit  C.  Virchoto 
Icann  also  constatirt  werden,  dass  bei 
hohem  Banciditätsgrad  der  Butter  stets 
eine  niedrige  Reicherfsehe  Zahl  gefunden 
wird,  ferner,  dass  die  Banciditätsgrade 
allmälig  zunehmen,  dagegen  die  fluchtigen 
Fettsäuren  allmälig  abnehmen,  aber  nicht 
in  gleichem  Verhältniss. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  mir  bis  jetzt 
keine  Katurbutter  vorkam,  welche  unter 
25,0  Retcherf&che  Grade  gezeigt  hätte, 
selbst  die  Probe  Nr.  5,  welche  28 
Burstyn'sche  Grade  zeigte,  und  von 
ekelhaftem  ranzigen  Geruch  und  Ge- 
schmack war,  hatte  noch  25,3. 

11.  Salicylsänre  im  Biere. 

Die  Prüfung  auf  Salicylsäure  im  Biere 
wurde  zu  verschiedenen  Malen  ausgeführt; 
es  wurden  dabei  mit  der  Methode  von 
Rose  (Pharm.  Centralh.  1886,  Seite  220) 
gute  Eesultate  erzielt. 

Bei  der  Ausführung  der  Methode  darf 
man  vor  allem  das  Ansäuern  mit  Schwe- 
felsäure nicht  unterlassen.  Manchmal 
erhält  man  jedoch  trotz  des  Ansäuems 
beim  Durchschütteln  eine  sehr  starke 
p]mulsion,  die  sich  selbst  nach  12  Stunden 
nicht  gut  absetzt.  Das  Erwärmen  des 
Gjlinders  mit  der  Hand  hilft  meistens 
auch  nicht,  und  es  bleibt  nichts  Anderes 
übrig,  als  die  trübe  Schicht  abzuheben 
nnd  auf  dem  Wasserbade  schwach  zu 
erwärmen. 

In  einigen  Fällen,  besonders  bei  Porter, 
erreichte  ich  dadurch  eine  bessere  Trenn- 
ung, dass  ich  das  Bier  eindampfte,  mit 
Alkohol  fällte,  aus  dem  alkoholisohen 
Filtrat  den  Alkohol  verdunstete  und  jetzt 
nach  dem  Ansäuern  mit  dem  Aether  — 
Petroläther  ausschüttelte. 

Bei  einem  Biere,  welches  von  der 
französischen  Grenze  zur  Prüfting  einge- 
sendet war,  wurde  die  Frage  gestellt,  ob 
es  wahr  sei,  dass  die  deutschen  Brauer 
ein  Mittel  hätten,  den  analytischen  Nach- 
weis der  Salicylsäure  im  Biere  zu  ver- 
hindern. 

Diese  Ansicht  basirte  jedenfalls  auf 


245 


der  Thatsache,  däss  kleine  Mengen  von 
Salieylsäure  im  Riere  nach  einiger  Zeit 
Tollkomnen  zersetzt  werden,  und  dass 
der  directe  Nachweis  der  Salieylsäure 
durch  die  Hopfengerbsänre  überhaupt 
verhindert  wird. 

Von  drei  anderen  Bieren,  welche  ftr 
den  Oberseeischen  Transport  bestimmt 
nnd  als  vollkommen  salieylsäurefrei  be- 
zeichnet waren,  enthielten  zwei  ziemlich 
viel  Salicyls&ure. 

12.  Neave^s  Kindermehl. 

Die  Analyse  von  Neave'Q  Eindermehl, 
welches  jetzt  von  England  durch  die 
Firma  W.  0.  Knoop  m  Hamburg  auch 
nach  Deutschland  in  den  Handel  kommt, 
ergab  folgende  Zahlen: 

Proteinkörper     .    .  12,31  pCt., 

Fett 1,82  „ 

Kohlehvdrate .    .    .  79,46  „ 

Mineralbestandtheile    1,05  „ 

Phosphorsäure    .    .    0,257  „ 

Gellulose    .    .    .    .    1,18  „ 

Feuchtigkeit   .    .    .    8,58  „ 

Die  Analyse  der  aus  diesem  Kinder- 
mehl nach  Vorschrift  mit  Milch  herge- 
stellten Suppe  wurde  ebenfalls  vorge- 
nommen. 

Zur  Bereitung  der  Suppe  wurden  zwei 
gehäufte  Esslöffel  voll  Kindermehl  (60  g) 
mit  etwas  kaltem  Wasser  angerührt,  da- 
rauf etwa  Va  ^  kochendes  Wasser,  Vi  ^ 
Milch  und  1  Theelöffel  voll  Zucker  (10  g) 
hinzugefügt  und  nach  Vorschrift  einige 
Zeit  gekocht.  Die  zur  Bereitung  ver- 
wendete Milch  hatte  folgende  Zusammen- 
setzung : 

Fett 2,99  pCt, 

Trockenröckstand     .  13,05    „ 
Mineralbestandtheile    0,75    „ 

Die  fertige  Suppe  nahm  einen  Baum 
von  750  ccm  ein. 
Die  Analyse  ergab  folgende  Zahlen: 

Fett 8,50  g, 

Eiweissstoffe  .    .    .  17,91  „ 
davon  leichtverdaulich     .    .  16,380  g, 
Gellulose    •    •    .    .    0,98  „ 
Kohlehydrate  .    .    .  71,40  „ 
Mineralbestandtheile    2,59  „ 
darin 
Phosphorsäure ....    0,952  „ 
Kalk 0,501,, 


Im  Allgemeinen  stimmlin  diese  Besul- 
tate  mit  den  auch  von  Dr.  Stutzer  er- 
haltenen (Pharm.  Centralh.  1887,^Nr:i8) 
überein. 


Zur  Arzneimittelprüftmg. 

Von  Dr.  E,  Myliua, 

Aus  dem  Vorkommen  von  Schwefel  .in 
Magnesia  usta  (Pharm.  Centralh.  1887, 
239),  welches  von  Schacht  beobaehtßt 
worden  ist,  scheint  logisch  doch  ein.  an- 
derer Schluss  zu  ziehen,  als  der^  dass 
Magnesia  usta  überhaupt  zum  Titriren 
nicht  brauchbar  ist.  Dass  schwefelhaltige 
Magnesia  zum  Titriren  mit  Silbersalzen 
sich  nicht  eignen  kann,  ist  ja  ohne  Ver- 
such sicher.  Es  folgt  vielmehr  aa^  dem 
Vorhandensein  von  Sulfiden  in  einem 
Muster  von  Magnesia  usta,  dass  1.  diese 
Magnesia  usta  für  pharmaceutische  Zwecke 
überhaupt  nicht  zu  brauchen  ist,  trotzdem 
sie  den  Anforderungen  der  Pharmakopoe 
im  Uebrigen  entspricht ;  2.  die  Probe  der 
Pharmakopoe  auch  auf  Sulfidgehalt  aus- 
zudehnen ist. 

Zu  gebrauchen  ist  sulfidhaltige  Mag- 
nesia usta  deswegen  nicht,  weil  sie  mit 
Säureüberschuss,  folglich  auch  im  Magen, 
Schwefelwasserstoff  entwickeln  muss,  des- 
sen Aufstossen  dem  Gonsumenten  sehr 
bald  verrathen  dürAe,  dass  mit  der  frag- 
lichen Magnesia  usta  nicht  alles  in  Ord- 
nung ist. 

Die  Probe  der  Pharmakopoe  dürfte 
auf  Sulfidgehalt  auszudehnen  sein,  nicht 
indem  man  mit  Salzsäure  und  Brom  be- 
handelt, sondern  sehr  viel  einfacher  nur 
dadurch,  dass  man  die  zu  untersuchende 
Magnesia  In  Salzsäure  oder  verdünnter 
Schwefelsäure  löst  und  an  dem  Reagens- 
röhr,  in  dem  dies  geschieht,  riecht  Wer 
nicht  über  eine  feine  Nase  verfDgt,  be- 
diene sich  noch  des  bekannten  Bleipapiers. 
Es  sei  bei  dieser  Gelegenheit  bemerkt, 
dass  die  Nase  den  Schwefelwasserstoff 
erkennen  lässt  (vorausgesetzt,  dass  man 
sich  nicht  in  Qinem  Baum  befindet,  wel- 
cher von  einer  scbwefelwasserstoffhalügen 
Atmosphäre  erfüllt  ist),  wenn  seine  Ver- 
dünnung so  stark  ist,  dass  es  schwer 
fällt,  ihn  durch  Beagentien  nachzuweisen. 


246 


Uti1)er  dM  CrotoaöL 

Der  zaent  von  Semer  aufgestellte  Satz, 
dasB'dtt  '0  Wirksame^  im  Crotonol  aus  zwei 
total  verschiedenen  Substanzen  bestehe ,  von 
denen  die  eine ,  gleichgültig  wie  angewandt, 
nur  hi^utreizend  und  die  ändere  nur  abfahrend 
wirke,  ist  seither  ziemlich  allgemein  als  rich- 
tig angesehen  worden.  Robert  hat  sich  neuer- 
dings mit  dieser  Frage  beschäftigt,  wobei  sich 
Folgendes  ergab.  Im  Crotonol  ist  die  von 
£i«cMe>m  187.3  entdeckte,  aber  der  Formel 
nach'  noch  jetzt  unbekannte  Crotonol- 
säure  (nicht  mit  Crotons&nre  zu  verwech» 
sein)  theils  frei,  theils  als  Glycerid  enthalten. 
Das  Gljcerid  besitzt  keine  giftigen  Eigen- 
schaften, die  freie  S&nre  aber  sehr  starke  und 
zwar  sowohl  hautreizende  als  darmreizende 
(d.  h.  abfuhrende).  Da  nun  das  Ferment  der 
Bauchspeicheldrüse  auf  das  Crotonolglycerid 
wie  auf  alle  Glyoeride  spaltend  einwirkt,  so 
ist  klar,  dass  auch  das  Glycerid  bei  inner- 
licher Darreichung  abführend  wirken  muss. 
Das  abführende  und  das  hautreizende  Princip 
des  Orotonöls  sind  also  nicht,  wie  Senkr  will, 
principiell verschieden,  sondern  immer  be- 
ruht die  Wirkung  lediglich  auf 
der  Crotonolsäure. 

Auch  die  weitere  Behauptung,  dass  man 
immer  das  Crotonol  durch  Alkohol  in  zwei 
Theile  trennen  könne,  von  denen  der  eine 
das  abführende  und  der  andere  das  haut- 
reizende Princip  enthalte,  erwies  sich  als  un- 
richtig. Ein  bestimmtes  VerhSltniss  der  Lös- 
lichkeit des  Crotonöls  im  Alkohol  kann  viel- 
mehr gar  nicht  festgestellt  werden,  und  ist 
von  der  Menge  der  freien  und  gebundenen 
Crotonolsäure  nicht  direet  abhängig.  Den 
Haupteinfluss  auf  die  Löslichkeit  hat  das 
Alter.  Es  giebt  Sorten  von  Crotonol,  welche 
in  Alkohol  in  jedem  Verhältnisse  löslich  sind. 
Dass  dieselben  die  Crotonolsäure  nur  in 
freiem  Znstande  enthielten  und  dass  nur  diese 
Sorten  sie  in  dieser  Form  enthielten ,  ist  da- 
mit nicht  gesagt ,  obwohl  zugegeben  werden 
muss,  dass  die  freie  Crotonolsäure  in  Alkohol 
leicht  löslich  ist. 

Zur  Reindarstellung  der  Crotonolsäure  em- 
pfiehlt Kebert  fDlgendes  Verfahren :  Der  in 
Alkohol  leicht  lösliche  Theil  des  Crotonöls 
wird  mit  heissgesättigter  Barytlösnng  im 
Ueberschusse  auf  dem  Wasserbade  einige 
Zeit  innig  verrfihrt.  Es  bildet  sich  ein  weisser, 
steifer  Brei,  der  mit  kaltem  destillirtem  Was- 


ser anhaltend  verrührt  und  dadurch  gewazehen 
wird|  indem  der  überschüssige  Ba^,  Farb- 
stoffs und  die  in  Wasser  löslichen  Verbind- 
ungen der  Essigsäure,  Buttersäuze  und  Tiglin- 
säure  mitBaiyum  dabei  nach  Möglichkeit  ent- 
fenit  werden.  Dann  lässt  man  das  Wasser 
abtropfen,  entfernt  die  letzten  Beste  durch 
Erwärmen  und  verreibt  die  steife  Masse  mit 
Aether  zu  wiederholten  Malen.  Dabei  bleiben 
die  Baxytsalze  der  Stearin-,  Palmitin-  und 
Laurinsäure  ungelöst,  während  ölsanres  und 
crotonolsaures  Baryum  in  Lösung  gehen  und 
nach  Verdunsten  des  abfiltrirten  Aethers  als 
gelbe  halbflnsstge  Seife  gewonnen  werden. 
Diese  behandelt  man  mit  Alkohol,  wobei  der 
crotonolsäure  Baxyt  sich  löst,  der  Ölsäure 
aber  nicht.  Aus  der  alkoholischen  Losung 
wird  der  Baxyt  durch  vorsichtigen  Zusatz  von 
HaS04  ausgefällt  und  das  Filtrat,  welches  die 
Crotonolsäure  enthält,  verdunstet.  Die  Cro- 
tonolsäure wird  bei  energischer  Behandlung 
mit  Barytwasser  in  der  Hitze  zerstört,  und 
dies  ist  die  Hauptschwierigkeit  bei  ihrer  Dar- 
stellung. 9- 

Chemiker-Zeit  11,  416. 


üeber  ozydirte  Oele. 

Eine  sehr  interessante  Mitiheilnng  über 
sogenannte  ozydirte  Oele  liegt  von  Benedikt 
und  Uhser  vor  (Zeitschr.  f.  ehem.  Ind.  1887 
No.  9). 

Es  kommen  von  England  aus  sogenannte 
ozydirte  Oele,  „blown  oils"  unter  dem  Namen 
„auflösbares  Ricinusöl*  in  den  Handel;  sie 
unterscheiden  sich  von  dem  ebenso  dick- 
flüssigen Ricinusöl  durch  ihre  Mischbarkeit 
mit  Mineralölen.  Die  Herstellung  dieser  Oele 
geschieht  nach  einem  dem  Patente  von  Thomas 
Henry  Qray  in  London  ühnlichen  Verfiihren. 
Man  leitet  in  mehrere,  mit  Leinöl  oder  anderen 
trocknenden  Oelen  gefüllte  Behälter  Luft, 
welche,  von  einer  Druckpumpe  kommend,  in 
einem  Schlangenrohr  erhitzt  worden  ist.  Das 
Oel  wird  zunächst  einige  Stunden  auf  12()<^ 
erhitzt,  dann  einige  Stunden  h,\]f  2p5^.  Wenn 
die  scharfen  Dämpfe  vollständig  ausgetrieben 
sind,  so  verdickt  sich  das  Oel  plötzlich  und 
bildet  eine  helle,  gelatinöse.  Masse.  (D.  R.-P. 
Nr.  12  825.)  Aehnlicher  Art  sind  die  Ver- 
fahren, welche  zur  Fabrikation  dickflüssiger 
Schmieröle  aus  Cottonöl,  Büböl  etc.  an- 
gewendet werden  und  diesen  wird  dann  der 
Name  ,  auflösbares  Ricinusöl'*  gegeben. 


247 


Nachdem  Benedikt  und  Ulzer  schon  vor 
«iniger  Zeh  die  Vermuthung  ausgesprochen 
hatten ,  dass  ein  unter  dem  Namen  „soluhle 
eastor  oil**  in  den  Handel  kommen  des  Gel 
oxydirtes  Cottonöi  sei ,  stellten  sie  dies  jetzt 
experimentell  fest,  indem  sie  im  Kleinen 
Cottonöi  in  ftbnlinher  Weise,  wie  oben  be- 
,  schrieben,  behandelten. 

Wie  die  Ermittelung  der  Säuresahl  lehrte, 
blieb  das  Gel  bei  dieser  Behandlung  neutral, 
die  Einwirkung  des  Sauerstoffs  erstreckte 
sich  nicht  auf  das  Glycerin  ,  sondern  die  im 
Cottonöi  enthaltenen  Gljceride  flüssiger  Fett- 
sauren wurden  als  solche  oxjdirt  und ,  wie 
aus  der  erhöhten  Acetylzakl  henrorgeht,  zum 
Theil  in  Gljceride  von  Gxyfettsäuren  über- 
geführt. 

Folgendes  sind  die  von  den  Autoren  bei 
der  vergleichenden  Analyse  der  drei  Gele  er- 
haltenen Zahlen. 

Bäore-    Veneirnngs- 
xahl  uhl  AMiyl-     Jod« 

der  acetylirten        zahl:      zahl: 
Fettaä«  r«n: 


Cottonöi.  .  .  195,7  212,3 
Giydirtes 

Cottonöi  .  .  191,6  237,7 
Auflösbares 

Ricinusöl     .  184,5        246,7 


16,6     106 
46,1       78,5 


62,2       72,2 

Die  Löslichkeit  dieser  oxydirten  Gele  in 
Alkohol  ist  bedeutend  höher  als  die  der  ur- 
sprünglichen Gele. 

Auch  k&ufliche  Gelsäure  wurde  in  ähn- 
licher Weise  von  Benedikt  und  Ulzer  be- 
handelt; es  ergab  sich  ebenso  wie  oben  ein 
Steigen  der  Verseif nngs-  und  Acetylzahl,  so- 
wie ein  Fallen  der  Säurezahl.  Das  Gxydations- 
produkt  soll  demnach  grosse  Mengen  von 
Gxyölsäure,  vielleicht  neben  Dioxyölsäure, 
enthalten.  — os— 


Verhalten  von  Quecksilberchlorid 
gegen  Ammonbicarbonat 

'  Thümmel  veröffentlicht  im  Archiv  der  Phar- 
macie  1887,  Heft  6,  seine  Untersuchungen 
über  die  Zusammensetzung  der  weissen  bis 
gel  blich  weissen  Niederschläge,  welche  beim 
Fällen  von  mit  Ammonbicarbonat  verunreinig- 
tem Natriumbicarbonat  einerseits  und  von 
reinem  Ammonbicarbonat  andererseits  mit 
Quecksilberchlorid  erhalten  werden.  Beide 
Niederschläge  erscheinen  in  ihrem  Aussehen 
dem  officinellen  Hydrarg.  praecip.  alb.  ähn- 
lich, werden  beim  Trocknen  gelb,  scheiden 
beim    schnellen  Erhitzen  Calomel   und  me- 


tallisches Quecksilber  unter Entwickelung  von 
N  und  NH3  ab,  hinterlassen  aber  bei  lang- 
samem Erhitzen  ein  rothes  Pulver,  das  nach 
MitscherUch  aus  Quecksilberchlorid  und  Stick- 
stoffquecksilber besteht  (HgCIg  .  N2Hg3).  — 
Dagegen  unterscheiden  sich  die  Niederschläge 
von  dem  Hydrarg.  amidat.-bichlor.  beim  Be- 
handeln mit  H2G.  Dieses  giebt  beim  Kochen 
mit  Wasser  NH3  und  ein  schweres  gelbes 
Pulver,  welches  nach  Kane  aus  Qnecksilber- 
oxyd  und  Quecksilberammoniumchlorid  (HgG . 
NH2  Hg  CI2)  besteht.  Nach  den  Untersuchun- 
gen Thümmels  würde  sich  das  Kane'ache 
gelbe  Pulver  jedoch  als  der  Formel  (HgG  . 
N  H2  Hg  Cl)ß  +  Hg  CI2  entsprechend  zusam- 
mengesetzt erweisen. 

Die  oben  genannten  Niederschläge  dagegen 
entwickeln  beim  Kochen  mit  HgG  kein  Ammo- 
niak; dabei  sind  sie  lichtempfindlich  und 
werden  auch  schon  im  zerstreuten  Licht  grau. 
Auf  Grund  seiner  Analysen  hat  Thümmel 
diese  Präcipitate  als  Verbindungen  von  Queck- 
silberoxydchlorid mit  Quecksilberammonium- 
chlorid von  wechselnder  Zusammensetzung 
erkannt,  und  vindicirt  dem  ersten  aus  ver- 
unreinigtem Natriumbicarbonat  erhaltenen 
Präcipitat  die  Formel  3HgG  .  Hg  Gig  +  NH^ 
Hg  Gl,  dem  Niederschlag  aus  primärem  NH5 
CG3   dagegen*  die   Formel  HgG  .  HgCl^  -\- 


2NH2HgCl. 


-d^ 


Onarana  •  Werthbestimmung. 

Snow  schlägt  zur  Werthbestimmung  der 
Guarana  vor,  folgendermaassen  zu  verfahren : 

5,0  Guarana  werden  mit  44  ccm  Chloro- 
form geschüttelt,  hierauf  6  ccm  einer  Mischung 
von6  Volumen  Alkohol,  und  1  Volumen  concen- 
trirtem  Ammoniak  zugefügt  und  im  verschlos- 
senen Gefass  mehrere  Stunden  unter  öfterem 
Umschütteln  extrahirt  und  hierauf  eine  Nacht 
zum  Absetzen  bei  Seite  gestellt.  Nach  dieser 
Zeit  wird  rasch  filtrirt,  um  Fehler  durch 
Verdampfen  des  Chloroforms  zu  vermeiden. 
Von  dem  Fi  1  trat  werden  40  ccm  (entsprechend 
=  4,0  g  Guarana)  verdunstet,  der  Rückstand 
in  Wasser  aufgenommen  und  filtrirt,  indem 
das  Filter  so  lange  mit  Wasser  nachgewaschen 
wird,  als  die  ablaufende  Flüssigkeit  noch  mit 
Phosphormolybdänsäure  reagirt.  Diese  wäss- 
rige  Flüssigkeit  wird  hierauf  mit  kleinen 
Mengen  Chloroform  so  oft  ausgeschüttelt,  bis 
die  wässrige  Flüssigkeit  durch  Phosphor- 
molybdänsäure nicht  mehr  gefällt  wird.     Die 


248 


Chloroform! ösung  wird  in  tarirtem  Gefass  ver- 
dunstet und  der  Rückstand  gewogen;  das 
Gewicht  desselben  x  25  giebt  den  Procent- 
gehalt der  Guarana  an  Coffe'in. 

Statt  des  Chloroforms  in  vorstehendem 
Prüfungsgang  Aether  anzuwenden  ist  nicht 
zu  empfehlen,  da  derselbe  gegenüber  Chloro- 
form oder  Benzol  eine  geringe  LÖsungsfabig- 
keit  für  Coffein  besitzt.  .s. 

Journ,  de  Pharm,  et  de  Ch.  1887,  561. 


Chemische 
Umsetzungen    im    Trinkwasser^ 
hervorgerufen  durch  Bacterien. 

Ueber  die  schnelle  Zunahme  und  allmälige 
Wiederabnahme  der  Bacterien  in  Trinkwasser, 
welches  nach  dem  Schöpfen  längere  Zeit  bei 
Seite  gestellt  wird,  hat  T.  Leone  sehr  in- 
teressante Beobachtungen  gemacht.  Ein 
M unebener  Wasser,  welches  beim  Schöpfen 
nur  5  Mikroorganismen  in  1  ccm  hatte,  ent- 
hielt am  fünften  Tage  des  Stehens  eine  halbe 
Million,  am  zehnten  Tage  300  000  und  nach 
sechs  Monaten  wieder  so  wenig  wie  anfangs. 

Gleichzeitig  nahm  die  durch  übermangan- 
saures Kali  bestimmbare  organische  Substanz 
beständig  ab;  nach  22  Tagen  war  nur  noch 
ein  Drittel  des  ursprünglichen  Werthes  vor- 
handen. Zugleich  bildete  sich  Ammoniak, 
aber  nur  bis  zum  15.  Tage,  darauf  trat  die 
Bildung  von  salpetriger  Säure  ein,  welche 
nach  25  Tagen  ihren  Höhepunkt  erreicht 
hatte.  Dann  verschwand  auch  diese  und 
schliesslich  war  nur  noch  Salpetersäure  nach- 
zuweisen. 

Durch  Control versuche  wies  Leone  nach, 
dass  diese  Umsetzungen  durch  die  Bacterien 
hervorgerufen  waren.  Weiter  bewies  Leone 
durch  Versuche,  dass  alle  Mikroorganismen 
je  nach  Umständen  Salpetersäure  und  Ammo- 
niak bilden  können  und  dass  daher  eine  £in- 
theilung  in  oxydirende  und  reducirende  Mikro- 
organismen ,  wie  dieselbe  in  der  letzten  Zeit 
angenommen  ist,  nicht  richtig  sei.  Aber 
auch  die  reducirende  Wirkung  ist  nach  Leone 
nur  eine  scheinbare,  denn  die  Bacterien 
haben  im  Grunde  nur  eine  oxydirende  Func- 
tion; dieselben  können  zwar  den  zur  Oxyda- 
tion der  organischen  Substanzen  nöthigen 
Sauerstoff  den  Nitraten  entnehmen ,  aber  die 
scheinbare  Reduction  ist  doch  nur  eine  Oxy- 
dation  der   organischen  Substanz. 

Aus  den  wenigen  angeführten  Versuchen 


ergiebt  sich ,  welch'  ein  grosses  Feld  für  die 
Trinkwasser-Hygiene  hier  noch  offen  liegt. 

— OS— 

(Atti  della  R,  Äccad»  dei  Lincei  1687  8er.  IV, 
D.  NaturtD,  Rundschau  1887  Nr.  19.) 


Glycosurinsäure,  krystallinische 

Säure   im  Harn  von  stark  redu- 

cirender  Kraft. 

Ueber  das  eigenthümliche  Vorkommen 
einer  die  JPeAZtn^'sche  Lösung  stark  redu- 
cirenden  Substanz  im  Harn  berichtet  Johti 
Marshall  (Amer.  Journ.  of  Pharm.  Nr.  3, 
1887).  Bei  der  Person,  von  welcher  der 
Harn  herrührte,  bestand  nur  seit  einiger 
Zeit  Abnahme  des  Körpergewichts,  im  Uebrigen 
aber  kein  Symptom  von  Diabetes.  Alle  Sub- 
stanzen, welche  sonst  reducirende  Körper  er- 
zeugen ,  wie  Campher,  Chloroform,  Chloral, 
Terpentin,  Phenol,  Tannin,  waren  aus- 
geschlossen; die  Menge  des  erhaltenen  Blei- 
salzes aus  100  ccm  Urin  betrug  fast  1  pCt. ; 
10  ccm  Fehling'eche  Lösung  wurden  durch 
0,6  ccm  des  Urins  vollkommen  reducirt. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  der  reducirende 
Harn  mit  Wasser  oder  gewöhnlichem  Harn 
verdünnt,  keinen  Einfluss  mehr  auf  die 
Fehling'schti  Lösung  äusserte.  Marshall 
glaubt  daher,  dass  die  Säure  häufiger  im  Urin 
vorkäme  und  vielleicht  Ursache  des  häufig 
merkwürdigen  Verhaltens  der  Fehling'Bchen 
Lösung  sei.  Durch  Thierkohle  konnte  die 
Säure  vollständig  niedergeschlagen  werden 
und  der  davon  abgegossene  Harn  reducirt 
nicht  mehr. 

Die  Isolirung  der  Säure  geschah  als  Blei- 
salz ;  nach  mehrfacher  Reinigung  und  Fällung 
sowie  Umkrystallisiren  aus  Aether  wurden 
tetragonale  Prismen  erhalten,  welche  bei 
140^  C.  schmolzen.  Die  ätherische  Lösung 
der  Säure  auf  60^  erhitzt,  giebt  eine  schön 
purpurrothe  Färbung,  die  wässerige  Lösung 
verändert  die  Farbe  nicht.  Alkalische  Wis- 
mutlösung wird  nicht  reducirt;  Silbernitrat  da- 
gegen schon  in  der  Kälte.  Die  Säure  hat  kei- 
nen Einfluss  auf  den  polarisirten  Lichtstrahl. 
Mit  einer  verdünnten  Lösung  von  Eisen- 
chlorid giebt  die  Lösung  eine  blaue  Färbung, 
welche  bald  verschwindet.  Das  Bleisalz  ent- 
hielt 33,58  pCt.  Blei.  Eine  Elementaranalyse 
scheint  bisher  nicht  gemacht  za  sein.  Mar- 
shall giebt  der  Säure  einstweilen  den  Namen 
Glycosurinsäure.  -—os  — 


249 


Kiedersinken  von  Salzlösungen. 

Der  folgende  Versuch  zeigt  das  Nieder- 
sinken von  Salzlösungen  in  Wasser  zugleich 
mit  sehr  interessanten  Nebenerscheinungen. 
Ein  grösserer,  nahezu  mit  Wasser  gefällter 
Glascylinder  wird  mit  einer  Glasplatte  be- 
deckt, an  welche  mittels  eines  Stückchens 
Wachsstock  ein  grösserer  Krystall  Kalium- 
permanganat so  befestigt  ist,  dass  er  in 
vertikaler  Stellung  etwa  10  mm  tief  in  die 
Flüssigkeit  ragt.  Alsbald  senkt  sich  ein 
dünner  rother  Faden  von  Salzlösung  hinab. 
In  Folge  der  Reibung  der  niedersinkenden 
Lösung  an  dem  Wasser  bilden  sich  in  den 
Faden  zuerst  kugelige  Anschwellungen,  welche 
sich  zu  glockenförmigen  Gebilden  erweitern 
und  schliesslich  in  schöne,  wirbelnde,  sich 
oftmals  durchdringende  Ringe  verwandeln. 
Dies  wundervolle  .Spiel  dauert  eine  Stunde 
lang. 

Die  Thatsache,  dass  ein  so  effectvolier 
Versuch  in  Schul-  und  Lehrbüchern  nicht 
enthalten,  dürfte  seine  Neuheit  ausser  Zweifel 
stellen.  Selbstredend  handelt  es  sich  dabei 
nur  um  die  bestimmte,  von  mir  aufgefundene 
Art  der  Ausführung,  bei  welcher  die  Wirbel- 
bildung hervortritt. 

Chem.  Centr.'Bl  1SS7,  IS. 


durch  gelbe  Farbe,  sowie  moosgrüne  Fluores- 
cenz  ausgezeichnet  ist  (Fischer  und  Budolph), 
zukommt,  ist  noch  nicht  entschieden. 

Zum  Nachweise  des  Antifebrins,  besonders 
auch  im  Harn  nach  Antifebrin« 
gebrauch,  empfiehlt  Vulpius  eine  andere 
Reaction  (die  bekannte  Indophenin- 
r  e  a  c  t  i  0  n).  Der  durch  Verdunstung  etwas 
eingeengte  Harn  wird  mit  Salzsäure  einige 
Minuten  lang  gekocht,  nach  dem  Erkalten 
mit  Aether  ausgeschüttelt,  der  Verdunstungs- 
rückstand des  Aetherauszuges  in  Wasser  auf- 
genommen, einige  Cubikcentimeter  wässerige 
Phenollösung  und  hierauf  eine  halb  so  grosse 
Menge  1  proc.  Chlorkalklösnng  zugefügt.  Es 
entsteht  eine  zwiebelrothe  Färbung,  die  durch 
Zusatz  von  Ammoniak  in  sehr  schönes  Blau 
übergeht  (Indopheninreaction). 

Bei  nicht  sehr  dunkel  gefärbten  Harnen 
kann  die  Ausschüttelung  mit  Aether  auch 
weggelassen  und  der  mit  Salzsäure  gekochte 
Harn  in  angegebener  Weise  direct  weiter 
behandelt  werden  (MUller  und  Vulpitcs). 

Mit  reinem  Antifebrin  gelingt  die  Indo- 
pheninreaction bereits  mit  0,2  mg.  s» 

Apothekerzeitung  1887,  153. 


Nachweis  von  Antifebrin. 

Vulpius  führt  als  Reaction  zur  Identificir- 
ung  des  Antifebrins  an,  dasselbe  (einige  Centi- 
gramme)  mit  1  ccm  officineller  Kalilauge  in 
einem  weiten  und  nicht  zu  hohen  Reagirglase 
kurze  Zeit  zu  kochen  und  dann  einen  an 
einem  Glasstabe  hängenden  Tropfen  Iproc. 
ChlorkalklÖsung  über  die  Flüssigkeit  zu 
halten.  Die  ChlorkalklÖsung  wird  sehr  bald 
bernsteingelb  gefärbt,  was  sich  besonders  im 
durchfallenden  Lichte  gut  bemerkbar  macht. 
Im  reflectirten  Lichte  erscheint  ein  violetter 
Schimmer,  und  wenn  das  Kochen  mit  Kali- 
lauge längere  Zeit  fortgesetzt  wurde,  so  findet 
alsbald  Violettfärbung  statt.  Diese  Violett- 
farbung  rührt  von  dem  durch  Kochen  des 
Antifebrins  mit  Kalilauge  abgespaltenen 
Anilin  her.  Mit  Anilin  direct  erhielt  Vulpius 
jedoch  stets  sofort  die  Violettfärbung  und  nie 
vorher,  auch  nicht  bei  den  geringsten  Mengen 
von  Anilin ,  die  beim  Antifebrin  beobachtete 
Gelbfiärhnng.  Ob  diese  Gelbfärbung  etwa  ge- 
bildetem Flavanilin,  das  sich  durch  Erhitzen 
von  Antifebrin   mit  Zinkchlorid   bildet  und 


Die  Einwirkung  des  Sonnenlichts 
auf  den  menschlichen  Körper. 

Von  Dr.  A.  Ganswindt 


Es  ist  eine  schwer  verständliche ,  aber  da- 
rum nicht  minder  wahre  Tbatsache,  dass  mau 
bei  den  Relationen  zwischen  den  Ausstrahl- 

I  ungen  der  Sonne  und  dem  menschlichen  Kör- 
per fast  immer  nur  die  Wärmewirkung  in 
ihrer  Totalität  in  Betracht  zieht,  während 
man  die  Lichtwirknng  mit  ihrem  Einflüsse  auf 

!  die  Netzhaut  als  erschöpft  betrachtet.  Wenn 
auch  von  vornherein  zugegeben  werden  soll, 
dass  die  Sonnenwärme  von  dem  gesammten 
Körper,  von  dem  Gefühlssinne,  empfunden 
wird,  während  das  Sonnenlicht  nur  vom  Auge, 
dem  Sinne  des  Gesichts,  empfunden  wird,  so 
ist  damit  doch  noch  keineswegs  bewiesen, 
dass  eben    dieses  Licht   auf  den  sonstigen 

'  Körper  keine  Wirkung  ausübe.  Die  Licht- 
strahlen fallen  doch  nicht  einzig  und  allein 
in's  Auge ,  sondern  auch  auf  den  gesammten 
Körper;  nun  ist  aber  der  menschliche  Körper 
kein  Spiegel  und  keine  polirte  Metallfläche ; 
er  reflectirt  4as  Sonnenlicht  nicht: 
folglich  dringt  das  Licht,  mindestens  doch 
an   den  nicht  bekleideten  Stellen,   in   den 


250 


Körper  ein.  Dass  das  SoDuenlicht  auch 
eine  ganz  bestimmte  Wirkung  auf  die  belich- 
tete Hautfläche  ausübt,  ist  bekannt,  sie  wird 
dunkler,  und  wir  bezeichnen  einen  Mann,  der 
aus  südlicheren,  sonnigeren  Gegenden  heim- 
kehrt, als  „YOn  der  Sonne  verbrannt."  Da- 
mit ist  indessen  die  physiologische  Wirkung 
des  Lichts  jedenfalls  noch  nicht  erschöpft; 
es  ist  yielmehr  alB  sicher  anzunehmen,  dass 
diese  Bräunung  der  Cutis  erst  eine  Folge 
physiologisch  -  chemischer  Vor- 
gänge auf  dieselbe  oder  auf  das  in  ihr  flies- 
sende Blut  ist,  hervorgerufen  durch  die  Ein- 
wirkung des  Sonnenlichts. 

Es  ist  längst  bekannt,  dass  das  Licht  nicht 
lediglich  ein  optischer  Begriff  ist,  sondern 
dass  es  auch  —  analog  der  Wärme  und  der 
Electricität  —  eine  Form  chemischer  Energie 
repräsentirt.  Unbewusst  und  ohne  Kenntniss 
der  chemischen  Wirkung  des  Sonnenlichts 
hat  man  dasselbe  doch  schon  seit  Jahrhun- 
derten angewendet  in  der  Rasenbleiche, 
und  das  Trocknen  der  noch  feuchten  (ge- 
waschenen) Leibwäsche,  das  Sommern  (das 
sogenannte  Lüften)  der  Betten  beruht  schliess- 
lich auf  denselben  Principien.  Disr  Bleich- 
process  ist  lediglich  eine  chemische 
Veränderung  der  Cellulose,  hervor- 
gerufen durch  die  Einwirkung  von 
Sonnenlicht  und  in  Gegenwart  von 
Wasser.  Die  Cellulose  wird  dabei  nicht 
allein  in  ihrer  chemischen  Structur,  sondern 
auch  in  ihrer  äusseren  Gestalt  verändert,  was 
man  am  besten  unter  dem  Mikroskop  beob- 
achten kann.  Diese  Verhältnisse  klar  gestellt 
zu  haben,  ist  das  grosse  Verdienst  WÜJg'i*), 
obgleich  ich  mich  seiner  Bezeichnung  Oxy- 
celiulose  nicht  anzuschliessen  vermag, 
denn  die  durch  das  Sonnenlicht  modificirte 
Cellulose  enthält  2  Wasserstoff- Atome 
weniger,  als  die  ursprüngliche,  während 
eine  Sau  erst  off- Aufnahme  nicht  stattgefunden 
hat.  Eine  derartige  Modiflcation  der  Cellulose 
durch  das  Sonnenlicht  vollzieht  sich  natür- 
lich auch  in  den  aus  Pflanzenfaser  gewebten 
Kleid ungsstoffen ;  diese  sind  meist  gefärbt 
und  die  erste  Wirkung  des  Sonnenlichts  be- 
steht in  einer  Rednction  dieser  Farben,  welche 
entweder  ganz  zerstört  oder  doch  mindestens 
missfarbig  werden :  die  Kleider  „verschiessen." 
Weniger  bekannt  wird   es   aber  sein,    dass 

♦)   Bulletin    de    la   Society    Industrielle    de 
Ronen. 


solche  verschossene  Kleider,  wenn  sie  von 
Neuem  gefärbt  werden  sollen,  nicht  wieder 
sich  gleichmässig  färben  lassen:  die  miss- 
farbigen  Stellen  werden  bei  weitem 
intensiver  gefärbt,  als  die  nicht  ver- 
schossenen, und  alle  Kunst  des  Färbers  ist 
vergebens.  Die  Ursache  hiervon  ist  die  Wirk- 
ung des  Sonnenlichts,  welches  hier  nach  Zer- 
störung des  Farbstoffs  —  oder  vielleicht 
gleichzeitig  damit  —  dieReduction  der  Cellu- 
lose bewirkt;  das  dazu  nöthige  Wasser  liefert 
entweder  die  Feuchtigkeit  der  Luft  oder  viel- 
leicht sogar  die  Ausdünstung  des  mensch- 
liehen Körpers;  am  sichersten  wirkt  natür- 
lich ein  tüchtiger  Regenguss  mit  darauf  fol- 
gender Insolation.  Die  gebleichte  Faser 
aber  las  st  das  Licht  durch,  während 
sie  die  Wärme  theilweise  refiectirt. 
Ich  will  hiermit  nur  klarlegen,  dass  das  Son- 
nenlicht theilweise  auch  an  von  Kleidern  be- 
deckten Stellen  bis  auf  die  Hautfläche  des 
menschlichen  Körpers  zu  dringen  vermag. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  chemische  Energie 
des  Sonnenlichts  in  den  grünen  bis  violetten, 
vornehmlich  in  den  blauen  Strahlen 
zu  suchen  ist.  Hierfür  haben  die  neueren 
Versuche  Soxhlefe  über  das  Ranzigwerden 
der  Butter*)  und  Wiesners  über  das  Ver- 
gilben des  Papiers  **)  unwiderlegliche  Beweise 
gebracht.  Am  bekanntesten  in  dieser  Bezieh- 
ung ist  die  Wirkung  des  Sonnenlichts  auf  die 
Silbersalze  und  die  Verhütung  der  Rednction 
durch  Lichtabsehluss ,  z.  B.  in  braunen  Glä- 
sern. Ist  durch  alle  diese  Thatsachen  die 
chemische  Natur  des  Lichts  ausser  Frage  ge- 
stellt, so  drängt  sich  als  nächste  Frage  die 
nach  der  ArtderWirkung  auf.  Diese  ist 
nicht  in  allen  Fällen  die  gleiche;  bei  der 
Cellulose  wirkt  das  Licht  Wasserstoff  abspal- 
tend, bei  den  Silbersalzen  Sauerstoff  abspal- 
tend. So  heteroform  dies  im  ersten  Moment 
erscheinen  mag,  so  geht  doch  aus  den  be- 
gleitenden Nebenumständen  hervor,  dnss  das 
Sonnenlicht  in  allen  Fällen  be- 
strebt ist,  activen  Sauerstoff  in  Form 
von  Wasserstoffdioxyd  (Wasserstoff- 
superoxyd) zu  bilden,  und  die  daza 
nöthigen  Bestandtheile  den  belichteten  Kör- 
pern zu  entziehen.  Zu  dieser  Theorie  bin  ich 
vor  Allem  durch  die  Bildung  von  Ozon  bei 


*)  Berichte  der  Deutsch.  Chem.  GeseUschaft. 
1886. 

**)  Chem.  Centralblatt,  1887. 


251 


def  Baieiibleidke  gekommen,  und  durch  das 
Aollieten  von  Oson  in  der  N&he  der  Gradir* 
werke,  sowie  aaf  Wischetroekenplfttsen ,  aUo 
in  allen  den  Fällen,  wo  Wasserdampf  auf 
grossen  Oberflilchen  dareh  Wirkung  der  Son* 
neaw&rme  im  Sonnenlichte  Terdampft. 

Es  wfirde  also  das  Sonnenlicht  auf  Wasser- 
dampf ShnUeh  wiiken,  wie  der  galranische 
Strom  auf  das  Wasser:  es  wfirde  die  Mole- 
knlar-Gohlsion  fiberwnnden  werden  und  eine 
theilweise  Trennung  der  Bestandtheile  des 
Wassers  erfolgen.  Von  diesem  Gesichtspunkte 
betrachtet,  wSre  die  dem  Sonnenliebte  zu* 
kommende  chemische  Energie  eine  wesent- 
lich grossere,  als  die  der  W&rme:  diese  Ter- 
mag  nur  den  Aggregatzustand  su 
lockern,  das  Licht  aber  vermag  unter  sonst 
normalen  Yerhiltnissen  die  chemische 
Verbindung  selbst  zu  lockern. 

Es  ist  mir  nicht  bekannt,  dass  über  die 
chemische  Thitigkeit  des  Lichts  bereits  eine 
Hypothese  angestellt  ist;  am  nächsten  kommt 
ihr  noch  die  von  Schönbein  1844  ausge- 
sprochene Ho&ung,  dass  es  Tielleicht  ge- 
lingen werde,  bei  jedem  Ozydationsprocesse 
Ozon  nachzuweisen;  8(Aöfibein  sprach  aber 
nur  Ton  Ozon  ohne  Bezug  auf  das  Sonnen- 
licht. —  Ist  die  Ton  mir  ausgesprochene 
Theorie  der  chemischen  Lichtwirkung  nun 
aber  richtig,  dann  mfisste  in  allen  uns  bis- 
her bekannten  Fällen  das  Auftreten  tou  Ozon 
oder  Ton  Wasserstoffdioxjd  nachgewiesen  wer- 
den können.  Das  Ozon  macht  sich  in  vielen 
Fällen  bemerkbar  durch  seinen  charakteristi- 
schen Geruch ;  man  riecht  dasselbe  selbst  in 
den  Fällen  noch  deutlich ,  wo  die  bisherigen 
Indicatoren  entweder  gar  keine  oder  erst  nach 
mehreren  Stunden  oder  gar  Tagen  eine  sehr 
schwache  Reaction  geben. 

Neuerdings  hat  Wurster*)  in  dem  Tetra- 
methjlparapbenjlendiamin  einen  Körper  ent- 
deckt, welcher  von  gewöhnlichem  Sauer- 
stoff oder  durch  anderweite  Einflüsse  nicht 
verändert  wird ,  in  neutraler  oder  essigsaurer 
Lösung  aber  durch  aetiven  rSauerstoff  — 
selbst  in  fpans  geringen  Spuren  —  in  einen 
intensiven,  blauvioletten  Farbstoff  übergeht. 
Durch  ein&ehe  Beduction,  z.  B.  Kochen  mit 
Alkohol,  gebt  der  Farbstoff  in  die  Ursprung* 
liehe  Base  »urück ,  und  es  tritt  Entftrbung 
ein.     Wurster  hat  mit  diesem  Tetramethyl* 


*)  Berichte  der  Deatsch.  Chem.  Gesellschaft, 
1886,  9196. 


paraphenylendiamin  ein  Beagenspapier  lier- 
gestellt,  welches  von  grösster  Empfindliehkeit 
ist  und  nicht  nur  das  freie  Ozon  und  das  Was* 
serstoffdiozyd  in  der  Luft,  in  der  Nähe  von 
Flammen,  in  den  Pflanzensäften  anzeigt, 
sondern  auch  von  allen  denjenigen  Körpern 
gefärbt  wird,  welche  den  Sauerstoff  nach 
Traube*)  in  molekularer  Form  enthalten**), 
z.  B.  Mennige,  Barjrnmsuperozjd.  Dieses 
Tetramethylparaphenylendiaminpapier  wird 
Yomehmlieh  geeignet  sein,  die  Richtigkeit 
meiner  Anschaaung  voll  zu  bestätigen  oder 
doch  mindestens  zu  zeigen,  ob  sie  sich  in 
solcher  Allgemeinheit  aufrecht  erhalten  läset, 
oder  ob  noch  anderweite  Momente  hinzukom- 
men, die  eine  prägnantere  Fassung  nöthig 
machen.  Andererseits  wird  dasselbe  aber 
auch  vielfach  uns  erst  hinweisen  auf  den 
Sauerstoff  in  concentrirter  Form  (sei  es  als 
Ozon,  sei  es  als  Wasserstoffdioxyd),  an  Stel- 
len, wo  wir  ihn  bisher  nicht  vermutheten ,  so 
z.  B.  im  Kupfersulfat,  auf  der  Catis,  im 
Speichel.  Hier  liegt  bereits,  wenn  ich  auf 
meine  Betrachtungen  über  die  Belichtung  der 
Haut  zurückgreife,  ein  ganz  directer  Be- 
weis von  der  chemischen  Einwirkung  des 
Lichtes  vor. 

Die  Bedeutung  des  Lichtes  für  die  Bildung 
des  Chlorophylls  ist  experimentell  nachge- 
wiesen und  allgemein  bekannt  Im  Hinblick 
auf  die  Aehnlichkeit  in  der  Zusammensetzung 
des  Chlorophylls  und  des  Hämoglobins  hat 
dann  Deichl^f)  die  Yermuthung  ausgespro- 
chen, dass  auch  letzteres  zu  seiner  Entwickel* 
ung  des  Lichtes  bedarf.  Diese  Parallele  ent- 
spricht jedoch  nicht  den  Thatsachen.  Frisches 
Qrün,  thaufeucht  und  unter  einer  Qlasglocke 
belichtet,  giebt  eine  intensive  Eeaction  auf 
das  TFurs^sche  Papier;  aber  weder  das 
Blut,  noch  das  Blutplasma  färben  das  Papier; 
erst  im  Moment  der  Gerinnung  oder  des  Zer- 
falls der  rothen  Blutkörperchen  findet  eine 
Oxydation  statt,  ff)  Welche  Wirkungen  das 
Licht  auf  den  menschlichen  Körper  übt,  nach* 
dem  es  die  Cutis  passirt  hat^  müssen  erst 
weitere  Experimente  lehren.  Dass  die  Cutis 
und    das    darin   fliessende   Blut   das   Licht 


*)  Berichte  der  Deutsch.  Chem.  Gesellschafk 
1886,  3196. 

*•)  Ebenda,  1115. 

t)  Deatsche  Medicinal-ZeitaDg,  1887,  Nr.  2&. 

tt)  Berichte  der  Deutsch.  Chem.  Gesellschaft, 
1886,  8200. 


252 


dardhlassen ,  beweist  ein  einfacher  VerBuch  ; 
sie  läset  aber  nur  die  rothen  und  orangen 
Strahlen  durch ,  .  die  chemisch  wirkenden 
Strahlen  werden  absorbirt,  und  qs  ist  ails&u- 
nehmen,  dass  dieselben  im  Innern  in  irgend 
einer  Weise  in  chemische  Energie  umgesetzt 
werden.    Hier  zu  einem  abschliessenden  Ur- 


theile  zu  geliatag^n ,  dürfte  sehr  schwer  sein, 
da  der  experim€nt<dUe  ^ellzug  am  lebenden 
Thiere'  einen  lange  Zeil?  andauernden  voll- 
ständigen  Lichtabscbluss  bedingen*,  die  Er- 
füllung dieser  Bedingung  aber  gleichzeitig 
die  Möglichkeit  eitier  Beobachtung  ausscblies- 
sen  würde. 


Tbeirapeutlsctae  IVotizeii. 


Gegen  Migräne 

hat  S.  Babow  (Berlin)  in  sechs  Fällen  den 
Gebrauch  des  Kochsalzes  ausserordentlich 
bewährt  gefunden,  wiewohl  es  ihn  in  ander- 
weitigen Fällen  allerdings  im  Stiche  Hess. 
Wo  der  Migräneanfall  mit  Symptomen  seitens 
des  Magens  eingeleitet  wurde ,  wirkte  das 
Kochsalz,  rechtzeitig  gereicht,  häufig  „in 
geradezu  überraschender  Weise.^' 

Wie  Nothnagel  vor  einigen  Jahren  in 
Folge  einer  zufälligen  Mittheilung  eines 
Laien  das  Kochsalz  zur  Coupirung  des  epi- 
leptischen Anfalls  in  manchen  Fällen  geeignet 
fand ,  so  verdankt  auch  Verf.  nur  einem  Zu- 
falle die  Beobachtung,  dass  der  Migräne- 
anfall  mit  einer  geringen  Menge  Kochsalz 
coupirt  resp.  unterdrückt  werden  kann.  Er 
hatte  einem  an  ,,petit  mal'^  leidenden  jungen 
Manne  mit  deutlich  ausgesprochener  Aura 
gerathen,  Kochsalz  bei  sich  zu  tragen  und 
bei  den  ersten  Anzeichen  der  Aura  eine  be- 
liebige Quantität  von  dem  Mittel  herunterzu- 
schlucken ,  was  derselbe  auch  jedes  Mal  mit 
dem  beabsichtigten  Erfolge  that.  Entzückt 
von  dieser  guten  Wirkung,  griff  nun  die  seit 
Jahren  von  heftiger  Migräne  geplagte  Tante 
des  Patienten  gleichfalls  beim  Beginne  ihres 
Migräneanfalls,  der  stets  mit  Beschwerden 
seitens  des  Magens  (Gkfühl  von  Völle  und 
Auftreibung,  Brechneigung  etc.)  begann,  zu 
dem  Kochsalz.  Sie  nahm  davon  einen  halben 
bis  einen  vollen  Theelöffel  nnd  trank  etwas 
Wasser  hinterher.  Auf  diese  Weise  gelang 
es  ihr  regelmässig,  den  lästigen  Anfall  zU 
coupiren  oder,  wenn  er  bereits  eingetreten 
war ,  in  einer  halben  Stunde  zum  Schwinden 
zu  bringen.  —  Wie  die  günstige  Wirkung 
des  Kochsalzes  hier  zu  Stande  kommt,  dar- 
über enthält  sich  Verf.  einer  jeden  weiteren 
Erklärung,  doch  glaubt  er,  annehmen  zu 
dürfen ,  dass  reflectorische  Vorgänge  dabei 
die  Hauptrolle  spielen. 

ÄOgem.  Medic,  Centr.-Ztg,  Id&T,  32. 


Vorschrift '  fülr  EmfthmngB- 
klystiere. 

Nach  JEkoatd. 

2  (oder  3)  Eier  werden  mit  1  Essloffel 
kalten  Wassers  glatt  gequirlt.,  1. Messerspitze 
Kraftmehl  wird  init  1/2  Tasse  einer  20proc. 
Traubenzuckerlösung  gekocht  und  1  Wein- 
glas Bothwein  zugesetzt.  \  Dann  wird  die 
Eierlösung  langsam  eingerührt,  wobei  darauf 
zu  achten,  dass  die  Lösung  nicht  mehr  so 
heiss  ist,  dass  das  Eiweiss  gerinnt.  Die  ganze 
Masse  darf  nicht  mehr  als  knapp  y^  Liter 
betragen.  Hat  man  käufliches  Fleisch-  oder 
Milchpepton  bei  der  Hand ,  so  steht  nichts 
im  Wege  ,  der  Zucker  -  Stärkelösung  auch 
etwa  1  Theelöffel  voll  Pepton  beizugeben. 
Nötbig  ist  dies  nicht,  da  au^ch  die  Eier  resor- 
birt  werden. 

Die  Injection  geschieht  entweder  mit  einer 
Spritze  mit  langem  weichem  Ansatzrohre, 
oder  mit  dem  Irrigator,  der  ebenfalls  ein 
weiches  Ansatzrohr  mit  weiter  Oeffnung 
haben  muss.  Nach  dem  Einlaufen  soll  der 
Patient  noch  einige  Minuten  in  Bücken-  oder 

Seitenlage  bleiben.  9' 

Therap,  Monatsh.  1887,  4, 


Cocain  beim  Bergsteigen. 

In  einer  Sitzung  der  Section  Davos  des 
S.  A.  G.  sprach  Herr  Bzewuehi  über  Cocain. 

Herr  R,  hat  zu  wiederholten  Malen  Ver- 
suche über  die  Wirkung  des  Cocains  beim 
Bergsteigen  angestellt  und  kommt  zn  folgen* 
den  Schlüssen: 

1.  Das  Cocain  steigert  die  individaelle 
Leistungsföhigkeit  sehr  bedeutend.  So  legte 
z.  B.  Herr  J?.  unter  der  Coeainwirkung  (nach 
Einnahme  von  0,1)  1153  m  Höbe  and  4  km 
Entfernung  in  102  Minuten  zurück,  also  per 
Minute  11,2m  gestiegen  und  40,4  m  Hori- 
zontaldistanz zurückgelegt* 

2.  Bei  grosser  Ermüdung  frischt  Coeain 
die  gesunkenen  Kräfte  rasch  wieder  auf. 


253 


3.  Die  sogen.  Bergkrankheit  wird  darch 
dieses  Mittel  in  kurzer  Zeit  spurlos  zum  Ver- 
sobwinden  gebracht. 

Als  Dosis  empfiehlt  Herr  JR.  die  einmalige 
Darreichung  von  0,1  bei  leerem  Magen. 
Ueble  Nachwirkungen  hat  er  nie  bemerkt. 

Das  Cocain  sollte  demnach,  so  meint  Herr 
li.j  in  keinem  Tornister  oder  Röcksack  der 
Tonristen  fehlen.*) 

Sehw.  Woehenschr,  f,  Pharmacie,  1887,  Nr,  13. 

*)  Derartige  all  gemeine  Empfehlungen  sind 
wohl  etwas  bedenklich.  Ked. 


Zur  Anwendung  des  Saccharin. 

Saccharin  ist  bekanntlich  in  Wasser  sehr 
wenig  löslich,  seine  Löslichkeit  wird  aber  he- 
deutend  erhöht  durch  Zusatz  von  etwas 
doppelt  kohlensaurem  Natron.  Eine  geringe 
Menge  einer  solchen  Losung  genügt,  um  die 
für  Diabetiker  bestimmten  Speisen  und  Ge- 
tränke angenehm  säss  zu  machen ,  sie  dient 
aber  auch  als  sehr  gutes  Geschmackscorrigens 
bei  Arzneiverordnungen.  So  wendet  Pollat^ 
sckek  an  Stelle  des  von  Fahlherg  in  den  Han- 
del  gebrachten  Saccharin-Chinins  (welches  in 
100  Tb.  36  Tb.  Saccharin  und  64  Th.  Chinin 
enthält),  eine  Mixtur  an,  welche  aus  Saccharim 
1,0y  Natrii  bicarbonici  1/2,  Aquae  dest.  100,0 
und  Ifi  Chinini  sulfur.  besteht.  .9- 

Nach  Zeit  f.  Therapie, 


Parafi&niun  liquidum  als  Vehikel 
fbr  subcutane  Injöctionen. 

Meunier  empfiehlt  Paräffinnm  li* 
quidum  (Vaseline  liquide)  als  Vehikel 
für  subcutane  Injectionen  von  Jodoform»  In* 
dol,  Etucaljptol,  .Tbymol,  Myrtol,  Schwefel- 
kohlenstoff und  giebt  folgende  Verhältnisse 
an:  . 

Jodoform  1  in  20  Eucalyptol  gelöst,  mit 
100  Paraffinöl  gemischt. 

Myrtol  oder  Eacalyptol  1  mit  4  Paraffinöl 
gemischt. 

Schwefelkohlenstoff  2  mit  9S  Paraffinöl 
gemischt.  s, 

Archiv  de  Pharmacie  1887,  97, 


Gegen  Wundlaufen  und 
Wundreiben 

soll  sich  folgendes  Jodoform -Leimpflaster  be- 
währt  haben. 

Bp,    Gelatin.  pur.  5,0 

Solve  in  aq.  ferv.  26,0 
adde  Glycerini 

Jodoformii  ää  1,0. 
Das  Pflaster   in    mehrfacher  Schiebt  auf 
Shirting  gestrichen.    Vor  dem  Gebrauch  wird 
es  in  Wasser  getaucht  und  durch  sanftes  Er- 
wärmen weich  und  schmiegsaäi  gemacht. 

Durch  med,  Mr.  BundadMU. 


Bflscellen. 


Eine  explosive  Mischung. 

Cavaeei  (Gaz.  chim.)  studirte  den  Einfluss 
des  Kaliumnitrats  auf  yerscbiedene  Substanzen 
und  fand  hierbei;  dass  ein  Gemisch  gleicher 
Theile  ron  Kaliumnitrat  und  Natriumhypo- 
phosphat einen  starken  Knall  giebt,  wenn 
dasselbe  über  den  Schmelzpunkt  der  Mischung 
erhitzt  wird. 

Das  Experiment  sollte  nur  mit  kleinen 
Mengen  gemacht  werden.  Das  obige  Misch- 
ungsverh&ltniss  soll  das  beste  sein,  während 
andere  stark  explodiren.  — ob^ 

(D,  Drttgg,  Circ.  IV,  1887.) 


PiperonaL 

Das  Piperonal,  welches  bisher  nur  als 
Parfüm  Verwendung  fand  unter  dem  Namen 
Heliotropin,  da  es  in  den  Blüthen  von 
Heliotropium    PernYianum     nachge- 


wiesen worden  ist  und  das  durch  Oxydation 
der  Piperinsäure  mittelst  Kaliumpermanganat 
in  alkalischer  Lösung  künstlich  dargestellt 
wird,  empfiehlt  Fraggani  neuerdings  als 
Antisepticum  und  Antipyreticum.  Die  anti- 
pyretische Wirkung  soll  zwar  nicht  hertor- 
ragend  sein  (es  wird  in  Dosen  Yon  1,0  g  alle 
2  bis  3  Stunden  oder  yiermal  täglich  gereicht 
und  selbst  grosse  Dosen  werden  gut  rer« 
tragen) ;  die  antiseptischen  Wirkungen  jedoch 
werden  heryorgehoben,  da  es  unschädlich  ist 
und  in  Dosen  von  2  bis  3  g  auf  einmal  ge- 
geben werden  kann.  $, 
Joum.  de  Pharm,  et  de  Ch.  1887,  216, 


Greniaahl    fttr    den   Fuselgehalt 
spirituöser  Oetrftnke. 

Ueber  den  gesetzlich  zulässigen  Fuselöl- 
gehalt  der  Branntweine  existiren  keine  An- 


254 


m,  ^'  wurde  jedd6h  bisher  auf  Grand 
einer  Arbeit  von  Beer  0,3  pCt.  als  die  böcbate 
snlfissige  Grenze  angenommen.  Bodländer 
und  Traube  (Bäp.  der  anal*  Chemie  Nr.  11, 
1887)  finden  diese  Zahl  2a  hoch.  Auf  Grund 
einer  grossen  Anzahl  von  Untersuchnngen 
eehr  billiger  Branntweine,  welche  nur  in 
Wenigen  Ffiilen  mehr  als  0,2  pCt.  Fuselöl  und 
in  mehreren  Fällen  nur  0,1  pCt.  hatten, 
schlagen  dieselben  vor,  den  ziiliissigen  Fusel- 
ölgehalt auf  0,1  bis  0,16  pCt.  festzasetzen. 
Die  Bestimmungen  wurden  im  Capillarimeter 
ausgeführt.  — 09— 

Barythaitiger  Zucker. 

Yen  Newlands, 
Nachdem  das  Barytyerfahren  zur  Melassen- 
entzuckerung^  eingeführt  ist,  hat  der  Verf. 
mehrmals  Zucker  zur  Untersuchung  be- 
kommen, welche  einen  Gehalt  an  Baryt 
zeigten.  Wegen  der  Giftigkeit  derselben 
reidient  dieser  Gegenstand  die  besondere 
Aufmerksamkeit  der  Handelschemiker  und 
ö£Pentliohen  Laboratorien. 

Chem.  Cenir.'Bl  1887,  18. 


tfnznläSBigkeit  der  gleichaeitigen 

Verwendung  von  Kupfer  und  Zink 

tax  Bauarbeiten. 

Es  ist  eine  alte  Erlahrung ,  dass  Zink  bald 
zerstört  wird,  wenn  es  selbst  in  nicht  un- 
mittelbarer Verbindung  mit  Kupfer  steht  und 
gleichzeitig  Feuchtigkeit  hinzukommt.  -  In 
Folge  dessen  sind  namentlich  Dachrinnen 
aus  Zink,   die  das  Regenwasser  von  einem 


Kupfbrdache  ableiten,  der  fasehen  Zerstörung 
unterworfen,  welche  sich  in  der  Weise  ftussem 
soll ,  dass  der  vom  Wasser  losgelöste  Ghrün- 
span  des  Kupferdaches  sich  theilweise  auf 
dem  Zinkblech  ablagert  und  hier  Löcher  ein- 
frisst.  Eine  ähnliche  Zerstörung  tritt  femer 
ein,  wenn  Ornamente  oder  sonstige  Theile 
aus  Zinkguss  auf  Kupferdächem  angebracht 
werden.  Namentlich  an  den  BAfestigungs* 
stellen  der  Stacke  wird  das  Zink  zerfressen, 
dadurch  die  Haltbarkeit  sehr  vermindert ,  so 
dass  solche  Zinktheile  möglicher  Weise  los- 
gehen und  vom  Dache  follen  können.      g. 

Durch  Industrie 'Bl. 


Entstehung  schwarzer  Flecken  auf 

Papier^  das  zum  Einwickeln  von 

WoUwaaren  diente. 

Von  Wtaiam  Thomson. 

Die  nähere  Untersuchung  dieser  höchst 
auffiilligen  Flecken  y  die  sich  stets  erst  nach 
geraumer  Zeit  auf  dem  vorher  tadellosen  Pa- 
piere bildeten ,  ergab  einen  erheblichen  Ge- 
halt an  Kupfer,  und  sind  dieselben  hiernach 
als  aus  Sdiwefelkupfer  bestehend  anzusehen. 
Das  Kupfer  stammt  vermuthlich  aas  Knöpfen 
u.,  dgl.,  die  an  den  Lumpen  befindlich  waren 
und  sich  wahrend  der  Papierfiibrikation  ober- 
flächlich ozjdirten,  so  dass  Kupferozjd  in 
feinsten  Füttern  in  das  Papier  überging;  die 
Umsetzung  in  Schwefelkupfer  erfolgte  ver- 
muthlich durch  Schwefelwasserstoff,  welcher 
von  neuen  Wollwaaren  häufig  in  nicht  un- 
merklicher Menge  entwickelt  wird. 

Chem.  Centr.'Bl  1887,  Nr.  14. 


OITeDe  Correspondens« 


Apoih.  J*  8«  ^8«  Bas  Evanisiren  ist  eine 
von  dem  Engländer  John  Howard  Kyan  zaerst 
angewendete,  nach  ihm  benannte  Methode  der 
Houconsernrunff,  welche  fälschlich  wohl  auch 
Cvanisiren  geschrieben  wird,  aber  mit  Cyan 
absolut  nichts  zu  thun  hat.  Sie  betiteht 
in  einer  Behandlnncr  deß  Holzes  mit  gescanntem 
Wasserdampf  und  daraitf  folgendes  zweitägiges 
Einlegen  in  eine  Sublimatlösung.  B ei  Bauhölzern , 
welche  zum  Bau  von  Wohnungen  verwendet 
werden  sollen;  ist  wohl. das  Kjanisiren  nicht 
angebracht. 

JLpoilh.  8*  tnJL*  Ihre  Ansicht,  dass  man  Mftose 
dadurch  vom  Kleister  fernhalten  könne,  dass 
man  dem  EleistCF  bittere  Mittel  (Quassiaahkoch- 
ung)  zusetze,  scheint  uns  so  Übel  nicht,  vielleicht 


ist  aber  noch  ein  besseres  Mittel  bekannt  und 
wir  veröffentlichen  deshalb  Ihre  Anfrage. 

Dem  Collegen  C.  8. 9  an  den  die  offene  Cor- 
respondenz  auf  Seite  338,  Jahrg.  1880  der  Pharm. 
Centralh.  gerichtet  war,  wflnscht  ein  Leidens* 
gef&hrte  eine  Mittheilnng  zu  machen  und  bittet 
Adresse  an  die  Redaction  der  Pharm.  Centralh. 
senden  zu  wollen. 

jljpot^.  W. R.  m  W*  Cocacigarettenfabri- 
cirt  nach  uns  gewordener  Mittheilung  Apotheker 
Buntebardt  in  Gotha. 

Anfrage:  Kennt  Jemand,  ein  Mittel,  tun 
M&use  von  Kleister  fernzuhalten?  .  Basselbe 
muss  md^lichst  billig  sein,  da  der  Kleister  in 
grossen  Mengen  gebraucht  wird. 


Verleger  und  TerantworUieher  Bedaoteür  br.  E*  Qelsfler  itt  Dresden.    - 
Im  Bnc^aadftl  doreh  Julius  Bprln gar,  BgBrllB  N.,  M«ikbUoaplcts  S 
Druek  der  KOnlffl.  äofbuehdraekerel  toh  0.  Ü.MeinlioldftBOhnein  DresÜen. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

* 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heraufgegeben  von 

Dr.  Hennanii  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  ieden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

rjerteljährlieh   2  Mark.    Bei  Zasendnng  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nanimern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -ZeUe  25  Pf.,  bei  grösseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Babatt. 
Anfragen,  Aufträge,  Mannscripte  ete.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

Neae  Folge 
YIIL  Jahrgang. 


M^l. 


BerKn,  den  26.  Mai  1887. 


Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  CfeMMte  mm€  FhAnuMie;  Mlttbeiliuigen  aas  dem  pharmMentitobaii  Laboratorium  der  teehnlieb«^  Hoehr 
•cbnle  in  Brannsebweig:  96.  Zur  WerthbeaUmmnng  der  Btryebnoa- Präparate.  —  Eine  Verbesserang  and  eine 
VaraiailMhnag  der  Helftsnbergar  Morpbinbestimmnngt  •  Vetbode.  —  Natarfonobervanammlang  in  Wiesbaden.  — 

Bromojodirte  Butter.  —  Dmckfebler-Berlcbtigung.  —  Offme  CorrMfOaieBS«  — 

iBseigeB. 


Cbemie  und  Pbarmacie. 


HittheOnngoi  aiw  dem  phanna- 

centischen  Laboratorium  der 
technischen  Hochschnle  in  Braun- 

schweig. 

Von  J7.  Beckurts, 

36«  Zur  Werthbestimmoiig  der 
Stryehnog-Prftparate. 

Von  G,  Holst  nnd  K  Beckurts, 

I. 

Die  anerkannte  Wichtigkeit  der  Werth- 
bestimmung  stark  wirkender  Drogen  nnd 
der  ans  diesen  bereiteten  Präparate  — 
Extracte  und  Tincturen  --  hat  in  neuerer 
Zeit  vielfach  Anregung  gegeben,  zuver- 
lässige Heihoden  zur  Ausftmrung  solcher 
Bestimmungen  auszuarbeiten.  Gegenstand 
besonders  eingehender  Studien  ist  neben 
der  Werthbestimmung  des  Opiums  und 
seiner  Präparate  diejenige  der  Strychnos- 
Präparate  gewesen. 

Qewichtsanalytische  Bestimmungsme- 
thoden wurden  nacheinander  von  Dragen- 
dorff  ^),  Eager  2),  Dunstan  und  Short  3), 
Lffonsu.  a.  aufgestellt  0.  Sehweissinger^), 
welchem  wir  manche  Anregung  über  die 
Werthbestimmung  narkotischer  Extracte 


verdanken,  erhielt  mit  der  von  Dunstan 
und  Short  ermittelten  Methode  gute  Be- 
sultate  und  empfiehlt  dieselbe  in  wenig 
modificirter  Weise.  Nach  ihm  werden 
der  Verdampfungsrückstand  von  30  g 
Tinctura  Slrychni  oder  0,3  g  höchst  fein 
verriebenes  Extract  mit  30  g  verdünnter 
Sdiwefelsäure  (1  +  9)  eine  nalbe  Stunde 
erhitzt;  nach  dem  Erkalten  wird  filtrirt, 
mit  etwas  verdünnter  Schwefelsäure,  dann 
mit  Wasser  nachgewaschen,  bis  die  ab- 
laufende Flüssigkeit  nicht  mehr  bitter 
schmeckt,  und  das  Filtrat  mit  Anmioniak 
neutralisirt,  sodann  zweimal  niit  30  g 
und  10  g  Chloroform  ausgeschüttelt,  letz- 
teres nach  mehrstündigem  Stehenlassen 
von  der  Flüssigkwt  getrennt  und  ver- 
dunstet. Der  bei  105^  getrocknete  Ver- 
dunstungsrückstand wird  gewogen. 

Die  nicht  zu  verkennejide  Schwierig-- 
keit,  auf  solche  Weise  nur  wirklich  reines 
Alkalöid  zur  Wägung  zu  brmgen,  ver- 
anlasste schon  Sehweissinger  ^y  es  mit 
einer  maassanalytischen  Bestimmung .  zu 

M  Werthbestimm.  stark  wirkender  Drogen  etc. 
»)  Handbnch  d.  Pharm.  Praxis  1888,  IL  1074. 
•)  Archiv  Pharmacie  1884,  p.  42. 
*)       „  n  1884,  p.  579. 


256 


versuchen.  Er  erhielt  mit  seinen  Alka- 
loiden  unter  Anwendung  von  Viop  N- 
Salzsäure  und  Cochenille  als  Indicator 
gute  Resultate. 

Die  Benutzung  eines  maassanalytischen 
Verfahrens  zur  Bestimmung  der  Alkaloide 
im  Eitractum  Strychni  hat  aber  seine 
Schwierigkeit  in  der  Herstellung  einer 
Flüssigkeit,  welche  sicher  alles  Alkaloid 
des  Exträcts  und  dabei  doch  nur  soviel 
von  dem  Farbstoff  desselben  enthält,  dass 
es  möglich  ist,  bei  der  Titration  desselben 
den  Farbenumschlag  des  Indieators  ge- 
nau zu  erkennen.  Die  Herstellung  einer 
solchen  Flüssigkeit  gelingt  nun  in  der 
Weise  leicht,  dass  man  zunächst  eine 
Lösung  des  Exträcts  in  Ammoniak  und 
Spiritus  herstellt,  diese  mit  Chloroform 
ausschüttelt,  und  den  Verdunstimgsrück- 
stand  des  Chloroforms  direct  mit  einem 
Ueberschuss  von  Vio  N.- Salzsäure  auf- 
nimmt; dabei  bleibt  fast  die  gesammte 
Menge  des  vom  Chloroform  aufgenom- 
menen Farbstofifs  in  Gestalt  eines  harzigen 
oder  flockigen  Bückstandes,  und  es  re- 
sultirt  eine  schwach  gelbliche  Salzsäure 
Alkaloidlösung,  in  welcher  sich  der  Säure- 
überschuss  leicht  durch  Vioo  Normal- 
Alkali  zurücktitriren  lässt.  Hierauf  grün- 
dend wurde  von  uns  eine  Methode  aus- 
gearbeitet, welche  in  bequemer,  und  mit 
einfachen  Hilfsmitteln  arbeitender  Weise 
gestattet,  den  Alkaloidgehalt  in  dem 
Extractum  und  in  der  Tinctura 
Strychni  festzustellen.  Die  Natur  der 
maassanalvtischen  Bestimmung  mit  Rück- 
sicht auf  das  hohe  Molekulargewicht 
der  Strychnos- Alkaloide  gebietet  aller- 
dings die  äusserste  Genauigkeit  des 
Operirens. 

Nadidem  wir  schon  geraume  Zeit  mit 
den  im  Folgenden  niedergelegten  Arbeiten 
beschäftigt  waren,  erschien  der  Berieht 
einer  grösseren  Arbeit  von  Eug, Dieterich  J^) 
In  diesem  wird  aoeli  eine  maassanaljtische 
AlkaloidbestimmongimExtractumStrydini 
empfohlen,  welche  wir  ebenfalls ^  einer 
kurzen  Prüfung  unterworfon  haben. 

Extractum  Strychni  wurde  in  verschie- 
denen Verhältnissen  mit  verdünntem  wäs- 
serigem Ammoniak  (1  Liq.  Ammon.  caust. 
+ 1  Aqua),  Spiritus  und  Ohioroform  zu- 

»)  Diese  Zeitschrlfk  1887,  Nr-  8. 


sammengebraeht ,  itm  eine  brauehbare 
Methode  des  bequemen  A^ufsehliegsens 
und  Ausschütteins  zu  ermitteln.  Das  beste 
Besaltat  wurde  schliesslich  in  der  Weise 
erreicht,  dass  aus  einem  Gemische  von 
2  g  des  gepulverten  Exträcts,  10  ecm 
Spiritus  und  10  ccm  Ammoniakflüssigkeit 
(1  -f  1)  eine  Lösung  herstellt  und  die- 
selbe nacheinander  dreimal  mit  je  20, 
10  und  10  ccm  Chloroform  ausgeschüttelt 
wurde.  Die  erhaltene  klare  Lösung  des 
Exträcts  emulgirte  bei  dem  Schütteln 
mit  dem  Chloroform  nicht;  es  trat  stets 
sehr  rasch  Trennung  in  zwei  Flüssigkeits- 
schichtei^  ein,  die  untere  enthielt  ausser 
dem  Chloroform  ^/iq  des  zugefügten  Alko- 
hols, während  */io  des  Alkohols  in  der 
oberen  wässerigen  Ammoniakflüssigkeit 
verblieben. 

Es  war  nun  fraglich,  ob  das  Chloro- 
form auch  der  schwach  Spirituosen  Lös- 
ung alles  Alkaloid  zu  entziehen  vermag. 
Die  angestellten  Versuche  waren  im  Stande 
diese  Frage  zu  bejahen. 

1)  Die  Lösung  von  0,2085  g  eines 
Gemisches  von  Brucin  und  Strychnin  in 
10  ccm  wässerigem  Ammoniak  und  10  ecm 
Spiritus  wurden  mit  20  ccm  Chloroform 
ausgeschüttelt,  und  nach  Entfernung  des- 
selben die  Ansschüttelung  noch  zweimal 
mit  je  10  ccm  Chloroform  wiederholt. 
Die  Gesammtmenge  des  beim  Verdunsten 
der  Chloroformlösungen  hinterbleibenden 
Alkaloids  wog  0,2118;  also  0,0028  g 
mehr,  als  die  Menge  des  angewandten 
Alkaloids  betrug;  eine  Zunahme,  die 
wohl  durch  unvollständigen  Erystall- 
wassergehalt  des  in  Arbeit  genommenen 
Brucins  zu  erklären  ist.  Uebrigens  war 
der  bei  weitem  grösste  Antheil  der  Alka- 
loide in  die  erste  Chloroforroaussehfittel* 
ung  eingegangen,'  denn  der  iEUlcbstand 
dei:  zweiten  ^loroform-Ausechfit^elang 
betrug  nur  0,0072  g,  der  der  dritten 
sogar  nur  0,001  g.  Die  über  dem  Chloro- 
form stehende  wässerig-weingeistige  Flüs- 
sigkeit schmeckte  absolut  nicht  mehr 
bitter  und  hinterliess  beim  Verdainpfen 
keinen  wägbaren  Büekstand.  Sin  Tiieil 
derselben  wurde  mit  wenig  Salzsäure 
versetzt  und  eingedampft,  der  mii  weuig 
Wasser  aufgenommene  Bückstand  gj& 
mit  den  allgemeinen  AlkaloidreaicaBtien 
keine  Niederschläge,  ein  sicherer  Beweis, 


257 


dass  das  OUorofenn  nach  dreimaliger 
Aassdiütt^Hig  der  s^wach  weing^istigen 
Tidsrag  alles  Alkaloid  entzogen  haUe. 

Zur  weiteren  Beatätigong  wurden  noch 
folgende  Yersnefae  angestellt: 

2)  Gleiche  Gewiehtsmengen  Stryebnin 
Bod  Brucin  wurden  in  Weingeist  gelöst, 
die  Löflfong  ward  zn  100  eem  anfgefüllt. 
10  eem  dieser  Lösung  wurden  mit  80  ccm 
^/loo  N.-Salzsfture  versetzt  und  der  Ueber- 
sehoss  an  letzterer  mit  Vioo  N.-Älkali 
zurücktitrirt,  wozu  2,9  ccm  ViooNormal- 
lösang  erforderlich  waren.  Die  mithin 
zur  Bindanfi;  des  Alkaloids  gebrauchten 
27,1  ccm  i^QQ  N.-Salzsäure  entsprechen 
0,098644wasserfreiem  Strychnos-Alkaloid, 
bei  der  Annahme ,  dass  1  ccm  Vioo  N.- 
Salzsäore  ^  0,00334  Strycbnin  und  = 
0,00394  Brucin,  mithin  bei  Anwesenheit 
gleicher  Mengen  beider  Alkaloide,  = 
0,00364  Strychnos-Alkaloid  ist. 

100  ccm  der  Lösung  enthalten  also 
0,98644  g  wasserfreie  Strychnos-A  Ikaloide. 

3)  10  ccm  dieser  Lösung  wurden  im 
Scheidetoichter  mit  10  ccm  verdünntem 
wässerigem  Ammoniak  (1  +  1)  gemischt 
und  mit  je  20,  10  und  10  ccm  Chloro- 
form ansgeschOttelt.  Die  vereinigten 
GUoroformausschüttelungen  wurden  so- 
dann bei  massiger  Wärme  eingedunstet, 
und  der  Bäckstand  nach  dem  Auflösen 
in  10  ccm  Spiritus  mit  30  ccm  Vipo  N.- 
Saksanre  versetzt;  zum  Zurücktitriren 
der  überschüssigen  Säure  waren  3,1  ccm 
Vieo  N.-Alkali  verbraucht.  Mithin  sind 
zur  Bindung  des  Alkaloids  26,9  ccm 
Vio<>N.*Salzsäure  verbraucht,  entsprechend 
=  0,0079  g  Strychnos-Alkaloid. 

4)  In  einem  zweiten  Versuche  wurden 
zmr  Bindung  der  Alkaloide  in  10  ccm 
der  Lösung  verbraucht  29  ccm  Vioo  N.- 
Salsaäure,  entspreehend  0,09828  g  Strych- 
nos-Alkaloid. 

5)  In  einem  dritten  Versuche  wurden 
abermals  verbraucht  27  ccm  ==  0,09828  g 
Strychnos  -  Alkaloid. 

Die  durch  Aussehüttelung  der  ammo- 
niakalischgemachtenweingeist-wässerigen 
Lösung  mit  Chloroform  erhaltenen  Mengen 
Alkaloide  betrugen  in  diesen  3  Versuchen 
(Nr.  8,  4  u.  5)  0,0979,  0,09828,  0,09828. 
i  mDuretaachnilt  0,00815g  statt  0,098644  g, 
weiche  die  Lösung  enthielt.  Der  Verlast 
bfllnig  ^twa  0,6  pGt;  bei  einem  circa 


20  pGl.  Attaloid  mithaltenden  Ertracte 
wftrde  darnach  eine  wirkliche  von  dem 
Proeentgehalte  um  0,12  pCt.  differirende 
Mrage  Alkaloid  gefunden  w^den,  ein 
Verlust,  der  ohne  Belang  ist. 

Um  sodann  festzustellen,  ob  eine  Salz- 
säure in  der  Stärke  von  Vio  N.-Salzsäure 
im  Stande  ist,  durch  kurze  Digestion  die 
Strychnos- Alkaloide  in  salzsaure  Salze 
überzuführen,  wurden 

6)  10  ccm  der  in  zu  den  Versuchen 
2  bis  5  benutzten  weingeistigen  Lösung 
von  Strychnin  und  Brucin  eingedunstet, 
der  Rückstand  ward  mit  5  ccm  Vio  ^' 
Salzsäure  aufgenommen,  und  der  lieber- 
schuss  derselben  mit  Vioo  N.-Alkali  zu- 
rücktitrirt. £s  waren  erforderlich  28  ccm 
Vioo  N.-Nairon :  zur  Sättigung  des  Alka- 
loids waren  mithin  2,7  ccm  Vio  N.-Salz- 
säure  verbraucht,  diese  entsprechen 
0,09828  g  Alkaloid,  während  0,09864  g 
vorhanden  waren. 

7)  Bei  einem  zweiten  in  derselben 
Weise  mit  10  ccm  jener  weingeistigen 
Lösung  ausgeführten  Versuche  wurden 
2,71  ccm  Vio  N.- Salzsäure  verbraucht, 
diese  entsprechen  0,098644  g  des  Alka- 
loidgemisches;  d.i.  die  vorhandene  Menge. 

Es  war  nöthig,  die  Einwirkung  der 
Salzsäure  auf  das  Alkaloid  des  Chloro- 
formrückstandes durch  gelindes  Erwärmen 
auf  dem  Wasserbade  zu  fördern.  Dass 
dabei  eine  Verflüchtigung  von  Salzsäure 
nicht  stattfindet,  wurde  in  folgender 
Weise  bewiesen. 

8)  10  ccm  Vio  N.- Salzsäure  wurden 
auf  dem  Wasserbade  fünf  Minuten  lang 
erwärmt,  sodann  auf  100  ccm  verdünnt 
und  10  ccm  dieser  jetzt  Vioo  N.- Salzsäure 
mit  Vioo  N.- Natron  titrirt.  Es  waren 
genau  10  ccm  dieser  Lösung  zur  Sättig- 
ung erforderlich. 

Endlich  musste  die  Verwendung  des 
Chloroforms  als  Lösungsmittel  nach  den 
Angaben  DietericK^,  denen  zu  Folge 
der  beim  Verdunsten  des  Chloroforms 
auf  dem  Wasserbade  entstehende  Chloro- 
formdampf durch  die  in  der  Nähe  be- 
findlichen Flammen  die  bekanntlich  in 
der  Grlühhitze  stattfindende  Zersetzung 
in  Kohle,  Chlor  und  Salzsäure  erf&hrt, 
wodurch  ein  Tbeil  des  Alkaloids  der 
Chloroformlösung  in  das  Hydrocblorat 
übergeführt,    demgemäss    der   späteren 


258 


EinwirkuBg  der  Sänre  bei  der  Titration 
entzogen  wird,  bedenklich  erscheinen. 
Unsere  Versuche  lehrten  nun,  dass  diese 
Zersetzung  —  die  wir  in.  gleicher  Weise, 
wie  E.  Dieterich  constatiren  konnten  — 
bclim  Eindnnsten  des  Chloroforms  auf 
dem  Wasserbade  auf  die  Alkaloide  ohne 
Einflnss  War;  man  braucht  aber  auf  die- 
selbe bei  der  Benutzung  des  Chloroforms 
um  so  weniger  Bücksicht  zu  nehmen, 
weil  man  die  Chloroformlösung  nicht 
frei  verdunsten  zu  lassen  braucht,  sondern 
behufs  Wiedergewinnung  des  Chloroforms 
destilliren  kann,  wobei  Chloroformdampf 
nicht  mit  der  Flamme  in  Berührung 
kommt.  Jedenfalls  eignet  sich  Aether 
wegen  der  Schwerlöslicnkeit  des  Strych- 
nins  und  Brucins  in  demselben  als  Lös- 
ungsmittel nur  schlecht. 

Nach  diesen  vorbereitenden  Versuchen 
wurde  nunmehr  zur  Bestimmung  des 
Alkaloidgehaltes  in  drei  verschiedenen 
Extracten  übergegangen. 

9)  2  g  Extractum  Strychni  wurden  in 
10  ccm  Spiritus  und  10  ccm  verdünntem 
wässerigem  Ammoniak  (gleiche  Theile 
Liq.  Ammon.  caust.  Pharm.  Oerm.  und 
Wasser)  gelöst  und  die  Lösung  dreimal 
mit  je  20,  10  und  10  ccm  Chloroform  im 
Scheidetrichter  ausgeschüttelt.  Das  Chlo- 
roform schied  sich  schnell,  und  wenig 
Farbstoff  fllhrend,  von  der  dunkeln  wässer- 
igen Schicht  Die  vereinigten  Chloroform- 
ausschüttelungen wurden  sodann  bei  mas- 
siger Wärme  in  einem  Baume,  welcher 
Säuredämpfe  nicht  enthielt,  eingednnstet.^) 
Der  gelbgef&rbte  Bückstand  wurde  mit 
26  ccm  Vio  N.- Salzsäure  aufgenommen; 
es  unterblieb  eine  gelbe  harzige  Masse 
ungelöst,  von  dieser  wurde  abfiltrirt,  der 

*)  In  mehreren  Yersacheu  wurde  die  Chloro- 
fonmOsnng  anch  deBtillirt. 


Bückstand  ward  mit  Wasser  gewaschen, 
bis  das  Volumen  des  Filtrats  100  ccm 
betrug.  Dieses  war  nur  schwach  gelb- 
lich gefärbt  und  liess  sich  unter  An- 
wendung von  nicht  zu  wenig  Cochenille- 
Tinctur  als'Indicator  gut  titriren.  10  ccm 
dieser  Lösung,  entsprechend  dem  in  0,2  g 
Extractum  Strychni  enthaltenen  Alkaloide, 
wurden  mit  2  Tropfen  Cochenille-Tinctur 
versetzt  und  mit  Vioo  N.- Natron  titrirt. 
Es  wurden  verbraucht  15,05  ccm  Vioo  N.- 
Natron. Zur  Sättigung  des  in  2  g  Ex- 
tractum Strychni  enthaltenen  Alkaloids 
sind  demnach  250  ccm  —  150,5  ccm  = 
99,5  ccm  Vi  00  N.- Salzsäure  erfordwlich. 
Diese  entsprechen,  das  Vorhandensein 
gleicher  Mengen  Strychnin  und  Brucin 
annehmend,  (1  ccm  N.-HCl  =  0,00364  g 
Alkaloid)  0,3618  g  «  18,06  pCt.  Alkaloid. 

10)  Ein  zweiter  mit  2  g  desselben 
Extractes  in  derselben  Weise  aui^eftihrte 
Versuch  ergab  ein  ähnliches  Besnltat. 
Zur  Sättigung  der  Alkaloide  wurden 
98  ccm  Vi  ooN-'^ftlzsäuf®  ^of  braucht,  welche 
0,35672^17,84  pCt  Alkaloid  entsprechen. 

Da  bei  diesen  beiden  Versuchen*  sich 
ein  durch  eine  Differenz  von  nur  0,1  ecm 
ergebender  Fehler  durch  Anwendung  von 
nur  Vio  ^^^  salzsauren  AlkaloidlOsung, 
um  das  zehnfache  durch  Multiplieation 
vergrössert  und  damit  im  Stande  ist,  das 
Besultat  der  Analyse  wesentlich  zu  be- 
einflussen, so  wurde  zur  Vermeidung  des- 
selben in  den  folgenden  Versuchen  stets 
die  ffanze,  aus  2  g  des  Extracts  erhaltene 
Alk^oid  -  Salzlösung  der  Titration  unter- 
worfen, zugleich  aber  auch  der  bedeutende 
Säureüberschuss  dadurch  vermieden,  dass 
der  Verdunstungsrfickstand  des  Chloro- 
forms nur  mit  15  ccm  Vio  N. -Salzsäure 
aufeenommen  wurde. 

Es  verbrauchten  nun,  in  dieser  Weise 
geprüft: 


11}  2  g  Extractum  Strychni  100  ccm  Vioo  N.-Salzsäure  «  0,364     »  18,2  pCt  Alkal. 

12)  „         „  „        99      „     „    „       „         =  0,36036  ^  18,02  „ 

13)  „         „  „        98,6  „     „    „       „         « 0,85890 « 17,95  „ 

14)  «         „  „        99      „     „    „       „         » 0,86036 «  18,02  „ 

15)  „         ^  „        98,75  „     „    „        „         « 0,35950 « 17,97  „ 

16)  „         „  „        99,3  ,     „    „       „         « 0,36145  - 18,07  „ 


»» 


j» 


n 


17)  2  g  desselben  Extracts  wurden  mit 
0,108  ff  Strychnin  und  0,027  g  Brucin 
gemiscnt  und  das  Gemisch,  vrie  beschrie- 
ben, untersucht    Es  wurden  zur  Sättig- 


ung der  gesammten  Alkaloide  187,6  ccm 
Vioo  N.-Salzsäure  verbraucht  Da  0,108  g 
Strychnin  32,3  ccm,  0,027  ff  Brucin  5,9  eem 
Vioo  N.-Salz8äare  zur  Sättigung  bedflrfen, 


259 


so  Yerbleiben  fQr  d&s  Alkaloid  des  Extracts  =  0,3615  =  18,07  pGt  Alkaloid.  —  Es 
137,5  —  38^  =  99,3  ccmViooN.-Salzsäure  verbrauchten: 

18)  2  g  eines  Extractes  anderer  Herkunft 

97,3  com  Vioo  N.-Salzsäure  =  0,35417    =  17,7  pCt:  Alkal. 
.19)    „   desselb.  Extractes  96,98  „     „     „         „       =  0,35308   =  17,65  „ 

20)  „   eines  selbst  bereiteten  Extractes 

95,7  ecm  i/ioo  N.-Salzs&ure  =  0,348348  =  17,4 

21)  ,,   desselb.  Extractes  96,25  „     „     „         „       « 0,35035   «  17,5 

Die  bis  jetzt  geschilderten  Versuche 
wurden  sftmmtlich  in  Säumen  ausgeführt, 
die  von  Säuredämpfen,  welche  das  Alka- 
loid des  Ghloroformauszuges  theilweise 
in  Salze  überHihren  und  dadurch  einen 
Verlust  bei  der  Bestimmung  veranlassen 
könnten,  frei  waren.    Dass  solche  Ver- 


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luste  in  von  Säuredämpfen  nicht  freien 
Bäumen  möglich  sind,  beweisen  zwei 
Versuche,  die  mit  dem  in  den  Versuchen 
18  und  19  benutzten  Extraete  in  dem 
Laboratorium  zu  einer  Zeit  ausgeführt 
wurden,  in  welcher  das  Vorhandensein 
von  Säuredämpfen  sicher  war. 

22)  2  g  Extr.  verbraucht.  92,05  cm  Vioo  N.-Salzsäure  «=  0,335062  =  16,75  pCt.  Alka!. 

23)  „      „  „         91,5    „       „    „    „        « 0,33306    =  16,65    „      „ 

Alkalilösung  von  150  erfährt  man  die 
Anzahl  ccm  '/joo  N.-Salzsäure,  welche 
zur  Sättigung  der  in  2  g  des  Extracts 
enthaltenen  Alkaloide  verbraucht  sind, 
und  durch  Multiplication  derselben  mit 
0,00364  die  Menge  der  Alkaloide,  welche 
wiederum  mit  50  multiplicirt  den  Procent- 
gehalt an  Alkaloid  ergeben,  wenn  man 
Strychnin  und  Brucin  als  zu  gleichen 
Theilen  vorhanden  annimmt 


Es  ergiebt  sich  hier  ein  Unterschied 
von  zufällig  genau  1  pCt. ,  welcher  sich 
natürlich  je  nach  der  Menge  der  im 
ITntersuchungsraum  vorhandenen  Säure- 
dämpfe grösser  oder  kleiner  gestalten 
wird. 

Auf  Grund  dieser  Versuche  haben  wir 
die  folgende  Vorsebrift  zur  Werthbestimm- 
ung  des  Extractum  Strychni  formulirt. 

2  g  fein  zerriebenes  Extract  werden 
in  einem  Scheidetrichter  mit  10  ccm  eines 
mit  dem  gleichen  Volum  Wasser  ver- 
dünnten Liq.  Ammon.  caust.  und  10  ccm 
Spiritus  so  lange  geschüttelt,  bis  völlige 
Lösung  erzielt  ist,  sodann  20  ccm  Chloro- 
form hinzugefQgt,  mehrere  Male  durch- 
geschüttelt und  nach  einer  halben  Stunde 
die  untenstehende  klare  Chloroformflüs- 
sigkeit abgelassen.  Die  Ausschüttelung 
der  im  Scheidetrichter  verbleibenden 
Flüssigkeit  vnrd  mit  je  10  ccm  Chloroform 
zweimal  wiederholt.  Der  Verdunstungs- 
rfiekstand  der  vereinigten  Chloroform- 
lösnngen  vrird  mit  15  ccm  Vio  N.- Salz- 
säure einige  Minuten  auf  dem  Wasser- 
bade erwärmt,  die  Lösung  von  dem  gelb- 
braunen, harzigen  Bückstande  filtrirt  und 
letzterer  so  lange  mit  Wasser  abgewaschen, 
bis  das  Waschwasser  nicht  mehr  sauer 
reagirt  In  der  so  erhaltenen  salzsauren 
Alkaloidlösung  wird  der  Säureüberschuss 
mit  Vioo  N. -Alkali,  unter  Anwendung  von 
nicht  zu  weniff  Cochenille -Tinctur  als 
Indicaior,  zurflcSratrirt  Durch  Subtraction 
der.  hierzu  verbrauchten  ccm  Vioo  ^«* 


Anschliessend  an  die  Mittheilung  der 
mit  diesem  Verfahren  ausgefilhrten  Be- 
stimmungen mögen  nun  noch  einige  Er- 
fahrungen mitgetheilt  werden,  welche 
mit  dem  schon  erwähnten  Verfahren 
DietericVs  gemacht  werden.  Nach  Die- 
terich  ist  Kalk  ein  sehr  geeignetes  Auf- 
schliessungsmittel. Gemäss  der  von  ihm 
gegebenen  Vorschrift  wurde  lg  des  in 
den  Versuchen  11  bis  16  angewende- 
ten Extracts  mit  0,2  Calcaria  usta  e  mar- 
mor.  fein  verrieben,  3  g  destillirtes  Wasser 
zugesetzt  und  alsdann  noch  mit  10  g 
Ciucar.  ust.  e  marmor.  gemischt  Dieses 
Gemisch  wurde  sodann  in  einem  Soxhlet- 
schen  Extractions -Apparate  mit  Aether 
zweimal  je  2  Stunden  lang  extrahirt. 
Die  ätherischen  Auszüge  wurden  filtrirt, 
der  Aether  ward  abdestillirt  und  der 
Bückstand  in  der  Wärme  des  Dampf- 
bades mit  Vio  N.-Salzsäure  aufgenommen 
und  der  Säureüberschuss  mittelst  Vioo 
N.-Alkali  unter  Benutzung  von  Cochenille 
als  Tndicat^r  zurücktitrirt.    Es  ergab  sieh 


260 


ein  Gesammtrerbrauch  von  3,9  ecm  Vio 
N.- Salzsäure  entsprechend  0,14196  jf  « 
14,2  pGt.  wasserfreie  Strychnos-AJkaloide. 
Eine  zweite  in  derselben  Weise  ausge- 
fUbi'te  Bestimmung  ergab  14,02  pCt. 
Strychnos  -  Alkaloid  e. 

Eine  dritte  und  vierte  Bestimmung, 
welehe  mit  der  Veränderung  ausgeführt 
wurden,  dass  die  Extraction  mit  Aether 
das  erste  Mal  vier  Stunden;  das  zweite 
Mal  zwei  Stunden  fortgesetzt  wurde,  er- 
gab resp.  14,48  und  14,05  pCt.  Strychnos- 
Alkaloide.  Mithin  wurde  nach  der 
Dieterieh'scheiL  Methode  um  etwa  8,8  pCt. 
weniger  gefunden,  als  nach  der  von  uns 
benutzten  Methode,  welche  18  pCt.  Strych- 
nos-Alkaloide  ergab. 

Obgleich  von  E.  Dieterich  eine  Filtration 
der  Aetherauszfige  nicht  vorgeschrieben 
ist,  wurden  dieselben  doch  vor  dem  Ein- 
dunsten stets  filtrirt,  denn  trotz  sorgfäl- 
tigster Anfertigung  der  für  das  Extrac- 
tionsgemisch  bestimmten  Patronen  und 
Verschliessen  der  OeflFnung  derselben  mit 
Watte,  war  es  nicht  zu  vermeiden,  dass 
Spuren  von  Ealk  in  den  ätherischen  Aus- 
zug gelangen,  welche  späterhin  im  Stande 
sind,  ziemlich  gewichtig  in  Bechnung 
zu  gehen,  denn  man  bedenke,  dass  28  Th. 
GaO  im  Stande  sind  364  Th.  Strychnos- 
Alkaloid  bei  der  Sättigung  mit  einer 
Säure  zu  vertreten. 

In  einem  Versuche  wurden  10  g  Aetz- 
kalk  mit  3  g  Wasser  gemischt,  in  eine 
oben  und  unten  mit  Watt«  verschlossene 
Patrone  aus  Fliesspapier  gebracht  und 
im  Soxhlet'%(t)x%ii  Extractions  -  Apparate 
zwei  Stunden  mittelst  Aether  ausgezogen. 
Der  Aetherauszug  erschien  anfangs  klar; 
nach  längerem  ruhigen  Stehen  hatten 
sich  indessen  deutlich  sichtbare  Spuren 
von  Kalk  am  Boden  des  Gefässes  ange- 
sammelt. Der  Aether  ward  abdestillirt, 
und  der  Büekstand  mit  30  ccm  Vioo  ^^ 
Salzsäure  aufgenommen ;  zum  Zurück- 
messen des  Ueberschusses  an  Säure  waren 
nur  20,8  oem  Vioo  N.-Alkali  erforderlich, 
mithin  waren  9,2  ecm  Vioo  N. -Salzsäure 
von  übergerissenem  Ealk  gesättigt.  9,2  ccm 
ViooN.-Salz6äureentsprechennurO,002576 
GaO,  aber  0,033488  Strychnos -Alkaloid, 
es  bewirkt  also  der  übergerissene  Kalk, 
dasfi  bei  Benutzung  von  1  g  Strychnos- 


Eztract  der  Alkaloidgehatt  um  8,3488  pGt 
zu  hoch  gefunden  wird. 

Ein  zweiter  in  derselben  Weise  ange- 
stellter Versuch  ergab  ein  ähnliches  Re- 
sultat, nämlich  einen  Acitherrücksta&d, 
welcher  im  Stande  war  9,6  ccm  Vio 
N.- Salzsäure  zu  sättigen,  entsprechend 
0,034944  Strychnos-Alkaloid. 

Dagegen  wurde  bei  einem  dritten  Ver- 
suche, bei  welchem  der  Aetherauszug 
vor  dem  Eindunsten  filtrirt  ward,  zur 
Sättigung  der  30  ccm  Vioo  N.-Säure,  mit 
welcher  der  Verdunstungsrückstand  auf- 
genommen war,  genau  30  ccm  Vioo  N-" 
Alkali  verbraucht.  Der  Bückstand  der 
filtrirten  Aetherlösung  war  also  nicht 
alkalisch. 

Die  Beobachtung,  dass  Kalk  in  die 
ätherische  Lösung  übertritt,  hat  Dieterich 
nicht  gemacht;  es  wird  diese  Differenz 
zwischen  seinen  und  unseren  Beobacht- 
ungen ihren  Grund  in  der  Benutzung 
verschiedener  Extractions- Apparate  haben ; 
immerhin  ist  die  von  uns  constatirte 
Thatsache  so  wichtig,  dass  auf  sie  bei 
den  Arbeiten  nach  der  Methode  Z)«e^cr«Ws 
geachtet  werden  muss. 

Die  Ursache,  dass  von  uns  mittelst  der 
7)j6f^mcÄ'schen  Methode  etwa  3,8  pGt 
Alkaloid  weniger  gefunden  wurde,  als 
nach  dem  von  uns  ausgearbeiteten  Ver- 
fahren, ist  nicht  definitiv  eruirt  worden. 
Es  bedarf  dazu  jedenfalls  ausgedehnterer 
Versuchsreihen,  doch  scheinen  die  Ver- 
suche, welche  zum  Schluss  hier  noch  an- 
geführt sein  mögen,  darauf  hinzuweisen, 
dass  ein  Gemisch  der  Strychnosalkaloide 
und  Kalk  bei  der  Extraction  mit  Aether 
unter  gewissen  Bedingungen  eine  Zer- 
setzung erleidet. 

10  ccm  der  schon  zu  den  Versuchen 

2  bis  5  benutzten  Lösung  von  0,09864  g 
Strychnin  und  Brucin  wurden  einge- 
dunstet, mit  10  g  Kalk  vermischt  und 
das  Gemisch,   nach   dem  Löschen  mit 

3  g  Wasser,  mit  Aether  im  Soa;A!e^'sohen 
Apparat  extrahirt. 

Der  filtrirte  erste  Auszug  hinterliess 
beim  Eindunsten  stark  gelb  gefärbten 
Bückstand,  welcher  zur  Sättigung  23,4  ecm 
Vioo  N.- Salzsäure  gebrauchte. 

Der  filtrirte  zweite  Auszag  hiatarliess 
ebenfalls  gelb  gef&rbtea  Büekstand,  wel- 


261 


eher  zur  Sättigung  1,6  ccm  Vioo  N. -Salz- 
säure bedurfte. 

23,4  +  1,6  =  25ecm  Vioo  N.- Salz- 
säure sind  gleich  0,091  g  Strjehnosalka- 
loid ,  während  0,09864  g  der  Extraction 
mit  Aether  unterworfen  waren.  Der  Ver- 
lust beträgt  mithin  0,00764  g ,  das  sind 
7,8  pOt. 

Ein  zweiter  in  derselben  Weise  aus- 
geflibrter  Versuch  ergab  einen  noch 
grösseren  Verlust,  nämlich  einen  solchen 
von  8,6  pCt.;  auch  bei  diesem  Versuche 
war  der  Verdampfungsröckstand  des 
Aethers  stark  gelb  gefärbt,  während  der 
mit  Aether  extrahirte  Kalk  in  beiden 
Versuchen  schön  rosa  gefärbt  war. 

Wir  wollen  nicht  auf  Grund  der  we- 
nigen Versuche  die  Anwendung  der  Me- 
thode DietericK^,  welche  auf  eine  so 
stattliche  Beihe  von  Versuchen  sich 
stützen  kann,  als  bedenklich  bezeich- 
nen, dazu  bedarf  es  eines  weit  umfang- 
reicheren Beweismaterials.  Die  gemach- 
ten Erfahrungen  lassen  es  jedoch  als 
wahrscheinlich  erscheinen,  dass  bei  Be- 
nutzung derselben  unter  gewissen,  nicht 
genau  erkannten  Bedingungen  Zersetz- 
ungen der  Alkaloide  eintreten  können,  ^j 

Damit  wäre  der  Bericht  über  unsere 
Arbeit  zunächst  abgeschlossen.  Die  nach- 
gewiesene Zuverlässigkeit  der  von  uns 
ausgearbeiteten  Methode  der  Alkaloid- 
bestimmung  im  Extractum  Strychni  dOrfte 
gewiss  Anregung  geben,  es  einmal  mit 
derselben  zu  versuchen,  zumal  sie  den 
Vortheil  bietet,  in  verhältnissmsssig  kur- 
zer Zeit  ausgeführt  werden  zu  können, 
iund  dabei  ausschliesslich  Hülfsmittel  er- 
fordert, welche  wohl  in  jeder  Apotheke 
vorhanden  sein  dürften. 

Die  Werthbestimmung  der  Strychnos- 
präparate  ist  aber  durch  die  Ermittelung 
des  Gesamratalkaloidgehaltes  noch  nicht 
beendet;  die  therapeutische  Wirkung  der- 
selben wird  auch  beeinflusst  von  dem 
Verhältnisse,  in  welchem  sich  Strychni n 
und  Bruein  in  den  isolirten  Strychnos- 
alkaloiden  finden,  da  beide  Alkaloide 
eine  verschieden  starke  Wirkung  besitzen. 
Die  Versuche,  welche  die  Einzelbestimm- 


ung des  Strychnins  und  Brucins  betreffen, 
und  auf  dem  von  uns  studirten  Verhalten 
der  sauren  Ferrocyansalze  beruhen,  sollen 
in  einer  zweiten  bald  folgenden  Mit- 
theilung zur  Discussion  gestellt  werden. 

BrauD schweig,  im  April  18H7. 


^)  Ich  verweise  auf  die  Arbeiten  von  C. 
Schnäbel  in  Nr.  11  dieser  Zeitschrift  vom  Jahre 
1887  und  von  A.  Kremel  in  Nr.  14  der  Phar- 
maceatischen  Post  vom  Jahre  1887.  B, 


Eine  Verbesserung  und  eine  Ver- 

einfaehung  der  Helfenberger 

MorphinbestimmiingB  -  Methode. 

Mittheil  an  g  der  Papier-  und  chemischen  Fabrik^ 
Eugen  Diettrich,  in  Helfenberg  bei  Dresden. 

Die  hiesige  Methode,  wie  sie  in  Nr.  43 
der  Pharm.  Centralh.  1886  festgestellt  ist, 
schreibt  ein  Ausziehen  des  Opiams  durch 
10  Theile  Wasser  und  die  Maceration  vor. 
Sie  lehnt  sich  damit  an  das  Flückiger- 
sehe  Verfahren  an  und  hat,  wie  ja  auch 
von  anderen  Seiten  bestätigt  wurde,  be- 
friedigende Resultate  ergeben. 

Nichtsdestoweniger  glaubten  wir  so- 
wohl auf  die  Maceration,  als  auch  auf 
die  Ooncentration  des  Opiumauszuges 
unsere  Studien  ausdehnen  zu  sollen,  weil 
wir  erstere  im  Interesse  einer  Zeitgewinn- 
ung zu  beseitigen  wünschten  und  letztere 
für  mitbestimmend  für  die  Morphin- 
Ausscheidung  hielten. 

Wir  schlössen  die  weitere  Frage,  ob 
sich  unser  Verfahren  nicht  noch  mehr 
vereinfachen  lasse,  an  und  erlauben  uns 
heute  die  Besultate  hier  vorzulegen. 

Da  die  zur  Eruirung  dieser  Aufgaben 
nöthigen  Versuche,  wie  es  der  grosse 
Umfang  der  Arbeiten  bedingte,  zu  ver- 
schiedenen Zeiten  ausgeführt  wur-den,  so 
kamen  dementsprechend  verschiedene 
Opium- Sorten,  wie  sie  sich  gerade  auf 
Lager  befanden,  in  Anwendung,  und  zwar 
4  Sorten  Smyrna-,  2  Sorten  Salonique- 
und  2  Sorten  Guev^-Optnm.  Die  Smyrna- 
Sorte  I  ist  dieselbe,  von  welcher  wir  in 
unserer  vorigen  Arbeit*)  72  Analysen 
beibrachten. 

A- 
L  Zur  Frage  der  Maceration« 

Die  Kritik  ist  ja  immer  eine  vortreff- 
liche Triebfeder  fiir  allen  Fortschritt  ge- 
wesen und  darf  sehr  oft  das  Verdienst 
der    Anregung    für   sich    in    Anspruch 

♦)  Pharm.  Centralh.  Nr.  18,  1887. 


262 

jiehmen.  So  war  denn  auch  Herr  JV'scAcr  Wir  verfuhren  nun  derart,  dass  wir 
damit,  dass  er  die  hiesige  Methode  als  Pulvis  grossus  mit  wenig  Wasser  in  einer 
unbequem  bezeichnete*),  sofern  die  Ma- ;  Reibschale  sorgfältig  einige  Minuten  ver- 
ceration    eine    Störung    der    Nachtruhe  |  rieben ,    dann    die   Masse   mit  weiterem 


verursache,    die   Veranlassung    für   uns, 


Wasser  verdünnten    und    in  ein  tarirtes 


der  obigen  Frage  näher  zu  treten.  Kölbchen  spülten.     Wir  fügten  nun  den 

Wir  mussten  Herrn  F,  unbedingt  Recht  notwendigen    Rest    Wasser    hinzu    und 

geben;  aber  wie  Abhilfe  schaffen?  filtrirten.     Das  Filtrat  behandelten  wir, 

Die  einzigen  Mittel  dazu  schienen  uns  |  wie  es  unsere  Methode  vorschreibt, 

in   der  Verwendung    eines    Pulvis   Opü       Zum  Vergleich  macerirten  wir  dasselbe 

subtilis  und- in  der  Lösung  mittels  Reib-  Opium    12    Stunden    und    verfuhren    im 

schale  zu  liegen.  |üebrigen  ebenso. 

.  Wir  erhielten  so  folgende  Zahlen: 


Behandeln  in  der  ßeibschalc: 

12st0nd 

ige 

Maceration : 

1  ^) 

13,47 

pCt. 

y) 

13,39 

pCt 

.  Morphin, 

Smyrna- 

Opium 

1  2) 

13.56 

10) 

13.59 

»1 

•* 

II. 

i  3) 

13.42 

11) 

13,50 

•  • 

*  * 

U) 

13,31 

12) 

13.47 

# 

1« 

•1 

1  5> 

16,12 

13) 

16.35 

.« 

''  . 

Sinyrna- 

Opium 

1  6) 

16,28 

14) 

16,30 

»• 

•  • 

III. 

\  '■' 

16.30 

15) 

16.18 

'1 

■  • 

'8) 

16,25 

16) 

16.15 

.. 

>• 

Man  erreicht  also  mit  dem  Verreiben  extractartige  Masse  in  Kalkwasser  lösten, 

eben  so  viel  wie  mit  der  Maceration,  so  die  Lösung  filtrirten  und  das  Filtrat  nach 

dass  hier  eine  Abkürzung  des  Verfahrens  Versetzen  mit  Chlor- Ammonium  zurück- 

sehr  wohl  eintreten   kann.     Da  die  Be-  stellten. 

handlung  eines  gröbliehen  Pulvers,  das  Obwohl  wir  auf  diese  Weise  kein 
wir  zu  unseren  Versuchen  absichtlich  Morphin  erhielten,  Hess  sich  nichtsdesto- 
wählten,  in  der  Reibschale  eine  gewisse  weniger,  wie  wir  uns  1.  c.  bereit-s  aus- 
Fertigkeit erheischt,  werden  wir  bei  Neu-  sprachen,  annehmen,  dass  kleine  Mengen 
aufstellung  der  Methode  Pulvis  Opii  sub-  noch  restirten  und  im  Auszug  gelöst 
tilis  und  ausserdem  eine  einstündige  blieben.  Ueber  das  ,,Wie  viel"  scheint 
Maceration  vorschreiben.  Wir  haben  uns  eine  sichere  Annahme  ausgeschlossen, 
dann  die  Sicherheit,  dass  das  Opium 'weil  die  mit  reinem  Morphin  von  Herrn 
selbst  unter  ungeübteren  Händen  vom  Schlickum*)  und  uns**)  angestellten  Ver- 
■  Wasser  vollständig  ausgezogen  wiid.  suche,  welche  l  rag  bez.  ^/s  mg  pro  1  g 

»»  ^.    «         X    ^.      j     rv  .        «  Lösunff  ergaben,   einen  sicheren  Beweis 

n.  Die  Coiicentration  des  ^lum- Auszuges  ^  ^^^    den  wässerigen  Opium-Auszuff,   der 
und  Ihr  Einflnss  auf  die  Morphium -Aus-  j^^^^en  den  Morphin-  und  Narkotin^^Salzen 

BcHeidung.  ^^^^  ^-^^^  Menge  ExtractivstoflFe  enthält. 

Wir  hatten  s.  Z.  **)  zu  erforschen  ge- .  nicht  zu  liefern  vermögen, 
sucht,  ob  bei  Anwendung  unserer  Methode  Zur  Frage,  ob  die  Ooncentraiion  des 
alles  Morphin  aus  dem  wässerigen  Opium-  Opium -Auszuges  auf  die  Morphin-Aus- 
Auszug gewonnen  werde,  und  hatten  uns  I  Scheidung  von  Einfluss  sei,  kamen  wir 
zu  dem  Zwecke  und  um  gleichzeitig  die ,  durch  folgende  Beobachtung: 
Leistungsfähigkeit  unseres  Verfahrens  zu  a)  Versetzt  man  eine  concentrirte  wäs- 
controliren,  der  Kalkmethode  insofern  serige  Morphin-Salzlösung  mit  Ammoniak, 
bedient,  als  wir  die  auf  dem  von  uns.  so  scheidet  sich  reines  Morphin  in  rai- 
vorgeschriebenen  W^ege  von  Morphin  be-krokrystallinischem  Zustande  als 
freiten  Opium-Auszüge  eindampften,  die  Niederschlag  sofort  aus. 

^•)  Pharm.  Zeit.  Nr.  28,  lö87.  / 

♦*)  Pharm.  Centralh.  Nr.  43,  S.  531  snb  e  nnd  *)  Archiv  d.  Pharm.  1837,  S,  8. 

Helt'enberger  Annalen  1886,  ö.  44  sub  e.  ♦*)  Pharm.  Centralh.  1887,  Xr.  18,  S.  22^ 


2()3 


b)  Versetzt  man  eine  einem  Opium- 
Auszug  entsprechende  einproeentige 
Morphin-Salzlösung  mit  wenig  oder  viel 
Ammoniak,  so  bleibt  die  Lösung 
klar  und  das  Morphin  scheidet  sieh  erst 
nach  und  nach  und  zwar  in  Krystal- 
len  aus. 

Diese  Eigenthümliehkeit  der  Morphin- 
Salze  kommt  unserer  Methode  zu  statten 
und  erlaubt  uns,  zum  Entfernen  des  Nar- 
kotins  einen  starken  Ueberschuss  von 
Ammoniak  (bis  3ccm  Normal-Ammoniak) 
zu  verwenden  und  das  Narkotin  abzu- 
filtriren,  bevor  das  Auskrystallisiren  des 
Morphins  beginnt. 

Es  möge  uns  hier  zu  erwähnen  gestattet 
sein,  dass  dieses  verschiedene  Verhalten 
einer  niehr  oder  weniger  coneentrirten 
Morphinsalzlösung  bei  der  in  unserer 
Pharmakopoe  angegebenen  Prüfung  für 
Morph,  hydroebloric.  und  sulfuric.  hätte 
berücksichtigt  werden  müssen;  denn  eine 
dünne  wässerige  Lösung  bleibt  durch 
Kaliumcarbonat  klar  und  ebensowenig 
giebt  Ammoniak,  wie  schon  oben  er- 
wähnt, einen  Niederschlag.  Bei  beiden 
findet  dagegen  bei  längerem  Stehen  Aus- 
krystallisiren von  Morphin  statt. 

Wir  suchten  nun  festzustellen,  aus  wel- 
cher Concentration  des  Opiumauszuges 
die  höchste  Morphinausbeute  zu  gewinnen 
sei.  Wir  operirten  mit  Auszügen,  welche 
pro  1  Opium  mit  5,  6,  7,  8  und  10  Wasser 
bereitet  waren,  und  behandelten  diese 
unter  Zugrundelegung  der  nöthigen  Be- 
rechnungen und  mit  Heranziehung  ver- 
schiedener Opiumsorten  nach  unserer 
Methode. 

Nachstehend  gestatten  wir  uns  die  Re- 
sultate vorzulegen: 


Opiumauszug :    Morphin  -  Procentc 


OpiumauszQg:    Morphin -Procente: 

.17)  12,95 

18)  12,88 

19)  12,59 
20  j  12.55 


1:5 


I 


1:6 


i 


,21) 
122) 
')23) 
'24) 

25) 
26) 

J27) 
(28) 


12,20 
11.93 
12,41 
12,37 

12,45 
12.37 
12,50 
12.45 


.\ 


O 

• 

s 
£ 

X 


1:8 


1:10 


(29) 
30) 
31) 
32) 

33) 

34) 
35) 
3«) 
37) 
{38) 
39) 
40) 

41) 
42) 
43) 
,44) 
45) 
46) 


12.40 
12,40 
12,50 
12,45j 

16,12 
16.28 
16.30 
16.25 
16.35 
16.30 
16.18 
16.15 

13.90^ 

13.85 

13.82 

13,75 

13,73 

13,80  J 


^47)    12.00  i 

48)  12.11 ! 

49)  11.93 
50)*)  12.28 


51) 
52) 
53) 

54) 
55) 
56) 
57) 
58) 

59) 
60) 
61) 
62) 
63) 
64) 


16,12^ 

16,00 

15,95 

15.88 

15.76 

15.80 

15.88 

16,08  ] 

13.20' 

13.70 

13,45 

13,40 

13.48 

13,57 


i 


c 


c 

c 


CS  *" 


O 

a 

B 


O 


Der  Opiumauszug  1 : 5  hatte  am  meisten 
und  der  Auszug  1 :  10  am  wenigsten  Mor- 
phin geliefert.  Mit  der  höheren  Concen- 
tration erhielten  wir  aber  in  geradem 
Verhältniss  ein  unreineres  und  dunkler 
gefärbtes  Morphin.  Das  hellste  und  reinste 
Morphin  gaben  die  Auszüge  1 : 8  und 
1 :  10.  Heraerkenswerth  ist  der  unter- 
schied in  den  Ausbeuten  zwischen  beiden 
und  beziflfert  sich  nach  Durchschnitts- 
werthen  folgendermaassen : 


*)  Conf.  auch  die  Analysen  1  bis  20  in  Nr.  18 
dieser  Zeitschrift,  da  zu  iluien  das  gleiclie  Opium 
benutzt  wurde. 


264 
Opium  I     1^"^^"S  1:8-  12.42  pCt.  Morphinj  ^gj    ^t.  Differenz. 

TTT  I      „       1:8—  16,23    „  "       '  0  9Q 

"      ^^^  I      „       1 :  10  =  15,94    „  „       I  ^'"^^    " 

"      ^^   /      „       1:10=  13,45    „  „       I  "'^^    " 

Beim  Verhältniss  1 :  8  wurde  also  eine  j  fügt 
um  0,3  pCt.  höhere  Ausbeute  eines  Mor-  4  ccm  Normal- Ammoniak 

phins,  welches  an  Beinheit  dem  aus  den  t  hinzu,  setzt  das  Schwenken  fort,  bis  sich 
Auszügen  1 :  10  gewonnenen  :nicht  nach- '  die  Flüssigkeit  geklärt  hat,  verkorkt  das 
stand,  erzielt,  so  dass  den  mit  der  acht-  Eölbchen  und  überlässt  nun  der  Buhe, 
fachen  Menge  Wasser  bereiteten  Opium-  j  Nach  5-,  höchstens  6stündigem  Stehen 
auszügen  für  die  Folge  der  Vorzug  ge-  bringt  man  vor  Allem  die  Aetherschicht 
geben  werden  musste.  ;  möglichst  vollständig  auf  ein  glattes  Filter 

—    "^  von  8  cm  Durchmesser,  giebt  zu  der  im 

Die  beiden  vorigen  Capitel  zeigen  be-  Eölbchen  zurückbleibenden  Opiumlösung 
reits  genau  vor,  wo  unsere  Methode  ver- ,  nochmals 
bessert   werden   kann ;   es   erübrigt  uns  10,0  Aether, 

daher  nur  noch,  dass  wir  der  Methode ;  schaukelt  die  Flüssigkeit  einige  Augen- 
in  Folgendem  die  entsprechende  Fassung  blicke  und  bringt  vorerst  wieder  die 
geben  und  hierbei  für  Tinctur  die  an  Aetherschicht  aufs  Filter, 
anderer  Stelle  *)  betonte  Nothwendigkeit,  jjach  Ablaufen  derselben  giesst  man 
auf  em  Drittel  des  ursprunglichen  Ge-  j;^  wässerige  Lösung  ohne  Eücksicht  auf 
Wichtes  abzudampfen,  berücksichtigen,     j  ^^^  ^^  ^en  Wänden  des  Kölbchens  haften- 

Verbesserte  Helfenberger  Morphin-  *  ^^^  ^^^'^?!f  ^"^  "?^  ßpült  das  Eölbchen 

,     ..  ^  .^  j  und  das  Filter  zweimal  mit  je 

bestlminnngs -Methode.  .     j,         ..,.         ..^,.  ,       ^'^ 

.  ^.    ^  .      ,  ;     5  ccm  athergesattigtem  Wasser 

6,0  Pulyeris  Opii  subtilis  ""^Nachdem  man  das  Eölbchen  gut  hat 

verreibt  man  in  einer  Beibschale  sorg-  ^^g^^^pf,^  ,^3^^^  ^^^  ^^  pij^^f  ^j,^^. 

laitig  mit  f^jjg  vollständig  abgelaufen  ist,   trocknet 

ou  Aquae,  ^^^  jj^j^g  jj^.  jQQo   bringt  den  zumeist 

verdünn  und  spült  die  Masse  mit  Wasser ,  „.j^j^alen  Filterinhalt  mittelst  Pinsels  in 
m  ein  tarirtes  passendes  Eölbchen  und  ^^  Eölbchen  und  setzt  das  Trocknen 
bringt,  mit  weiterem  Wasser  auf  ^is  zur  Gewichtsconstanz  fort. 

o4,0  Gesammtgewicht.  

Man  macerirt  unter  öfterem  Agitiren       r»  .   tt       •    i_ 
1  Stunde   lang  und  filtrirt  dann  durch      .^^j   Vermischung  des  Opiumauszages 
ein  Faltenfilter  von  10  cm  Durchmesser,  i  ^^^  ^^^.  fsten  Partie  (2  ccm)  Normal- 

42  0  des  Filtrates  Ammoniak  ist  das  v  ermeiden  unnöthigen 

versetzt  man  mit  Schütteins  und  später  beim  Zusatz  des 

2  ccm  Normal -Ammoniak  Aethers  und  der  zweiten  Partie  Normal- 

mischt gut,  aber  unter  Vermeidung  über-  Ammoniak  ist  «Schwenken**  der  Flüssig- 
flussigen  Schütteins,  und  filtrirt  sofort  l^^^  anempfohlen  um  ein  Schäumen  resp. 
durch  ein  bereit  gehaltenes  Faltenfilter  |^"^"'fl!'^?,  der  Flüssigkeit^  zu  vermeiden, 
von  10  cm  Durchmesser  ^""^  Abnltriren  des  Morphins  ist  im  In- 

36,0  dieses  Filtrates  =  4  g  Opium  j  '®^®.^®®  leichteren  Filtrirens  die  Benützung 
mischt   man    in    einem    genau    tanrten  i  «^"PP^^^  ^''^^^*®^  »^2"^**®'^- 
Erlenmey  er'schen  Eölbchen  durch  Seh  wen- i     ß^i  Berechnung  der  4  g  Opium  ent- 
ken  mit 

10,0  Aether, 


sprechenden  Auszugmenge  nahmen  wir 
an,  dass  Opium  60  pCt.  lösliche  Theile 
an  Wasser  abgiebt,  somit  6,0  Opium  +  48,0 


*)  Pharm.  Centralh.  1887,  Nr.  18,  8. 224,  2.  Sp. '  Wasser  51,6  Auszug  liefern  müsste. 


365 


34,4  AüMQg  cfDteprfteke  datier  4,0  Opiam 
Meh  ier  Oteiekung: 

6:61,6  =  4:i 

X  =  84,4. 
Nachdem  wir  42,0  Auszug  mit  2  ccm 
Normal -Ammoniak  versetzt  hatten,  so 
entsprachen  36,0  ?on  diesem  Yom  Narko- 
tin  befreiten  Anszag  4,0  Opiam  und  zwar 
nach  folgender  Gleichung: 

42,0 :  44,0  =  34,4 :  x 


X  =  36,0. 
Wie  wir  im  Eingang  dieses  Theiles  A  I 
bereits  erwähnten,  machten  wir  unsere 
Versuche  nicht  mit  Pulvis  Opü  subtilis, 
sondern  mit  Pulvis  grossus  und  erzielten 
damit,  wie  die  angeführten  Zahlen  be- 
weisen, zufriedeiistellende  Resultate.  Wenn 
ein  feines  Pulver  nicht  zur  Hand  wäre, 
so  genfigt  also  das  gröbere  vollständig. 
Man  hat  nur  bei  der  Yerreibung  mit 
der  ersten  Portion  Wasser  darauf  zu 
achten,  dass  die  Masse  keine  harten  un- 
gelösten Körner  mehr  enth&lt,  wenn  man 
mit  dem  Yerdflnnen  beginnt. 

b)  für  Opiumextract  tritt  nur  in 
Bezog  auf  Goncentration  der  Lösung  eine 
Aendening  ein. 

Man  löst 

3,0  Opinmextract 
in 

40,0  Wasser, 
vermischt,  aber  unter  Vermeidung  un- 
nöthigen  SchütteliiSy  mit 

2  ccm  Normal-Ammoniak 
und  filtrirt  sofort  durch  ein  bereit  ge- 
haltenes Faltenfilter  von  10  cm  Dureh- 
messer. 

30,0  des  Filtrates  ^  2,0  Opiumextract 
behandelt  man  weiter,  wie  unter  Opium 
angegeben  wurde. 

Die  gefundene  Morphinzahl  entspricht 
2,0  C^iumextract  und  giebt  mit  80  mul- 
tiplieirt  die  Morphinprocente  des  respec- 
tiven  Opiums. 

e)  für  Opium-Tineturen. 

50,0  Opium -Tinetur  (simplex  od. 
eroeala) 
dampft  man  in  tacrirter  Schale  auf  dem 
Wteserbad  auf 

15,0 
ein,  TerdtiBBt  mii  Wasser  bis  zum  Oe- 
vob 

38A 


versetzt  diese  mtt 

2  ccm  Normal -AttMoniak, 
mischt  durch  einmaliges  SebMIehi  und 
filtrirt  sofort  durch  ein  bereit  gehaltenes 
Faltenfilter  reu  10  cm  Durchiiiesser. 

»2,0  dieses  Filtrates  »  M,0  'TniolQr 
behandelt  man  nun  weiter,  wie  tatar 
Opium  angegeben  wurde. 

Das  Gewicht  des  Morphins  mit  2,5 
araKipIicirt  ergiebt  den  Morphingilhaft 
der  Tinetur  nach  Procenten,  m4t  96,€ 
multiplicirt  erhalten  wir  die  Morphin- 
procente des  betreffenden  Opiums. 

Die  praktische  Anwendung  dieser  Ver- 
besserungen Werden  wir  am  Schlüsse 
der  Arbeit  su  demon!ltr!re&  uns  erlauben. 

B. 

Eann  man  iem  •ptadwmsMg  4m 
mit  ABim«Biak  amgeftltte  Nurkotin 
dnrdi  eine  grSaaere  Meage  Aetker 
entaieheH  mid  4anitt  «iae  JPiHratlmi 
umgehen  ? 

Nachdem  wir  am  ftisdtieii  Niederschlag 
die  Eigenschaft,  sich  vollständig  in 
Aether  zu  lösen,  zum  öfteren  kennen 
gelernt  hatten,  lag  der  Oedairice  nahe, 
auf  die  in  der  Frage  angedeutete  Weise 
das  Abfiltriren  des  Niederschlags  zu  er- 
sparen. 

Es  war  vorauszusehen,  dass  der  Aether 
auch  einen  Teil  des  durch  Ammoniak 
entbundenen,  aber,  wie  wir  im  Kapitel  A II 
sahen,  noch  in  Lösung  befindliehen 
Morphins  aufnehmen  würde  und  es  flragte 
sieh  nur,  ob  aus  der  narkotingesSttigten 
Aetherlösung  sämmtliches  Morphin  aus- 
zukrystallisiren  im  Stande  sei. 

Man  durfte  femer  bei  dem  M  gewin- 
nenden Morphin  eine  st&iitdiid  'Yeinn- 
reinigung  durch  Narkotin  vernrathen. 

Unsere  Voraussetzungen  wartii  voll- 
kommen richtig,  und  die  gemachten 
Versuche  ergaben,  dass  ein  mit  gleichem 
Volumen  Aether  geschüttelter  Opium- 
auszug sieh  nach  Zusatz  von  Ammoi^k 
wohl  trübte,  aber  bei  nochmaligem  kräf- 
tigen Schütteln  wieder  klfiirte,  so  dass 
die  Morphinausscheidung  aus  dieser  Lös- 
ung regelrecht  vor  sich  ging. 

mm  Unterschied  von  unserer  trrsprüng- 
lichen  und  von  unserer  „verbesserten* 
bezeichnen  wir  die  geplante  Veränderung 
als 


266 


Yereinfachte    Helfenberger    Morphin-' 
bestimnmngs  -  Methode. 

'    Der  Gang  ist  folgender: 

a)  für  Opium. 

5,0  PaWeris  Opii  snbtilis 
verreibt  man  in  einer  Beibsehale  sorg- 
fältig mit 

5,0  Wasser, 
verdünnt  nnd  spült  die  Masse  mit  Wasser 
in  ein  Olaskölbehen  bis  zum  Gesammt- 
gevrieht  von 
45,0. 

Man  macerirt  unter  öfterem  üm- 
scbütteln  1  Stunde  lang  und  filtrirt  durch 
ein  Faltenfilter  von  10  cm  Durchmesser. 

34,4  des  Pikrates  =  4,0  Opium 
versetzt  man  mit 

20,0  Aether, 
schüttelt  kräftig  und  fllgt 

3  ccm  Normal -Ammoniak 
hinzu,  das  kräftige  Schütteln  fortsetzend, 
bis  sich  das  ausgeschiedene  Narkotin  im 
Aether  gelöst  hat. 

Ist  die  Flüssigkeit  klar,  setzt  man 
weitere 

3  ccm  Normal  -  Ammoniak 
zu,   schüttelt  gut  durch   und  überlässt 
nun  der  Buhe. 

Nach  5,  höchstens  6  stündigem  Stehen 
filtrirt  man  das  Morphin  in  der  bei  un- 
serer ^  verbesserten**  Methode  fär  Opium 
angegebenen  Weise  ab. 

Nach  Zusatz  der  zweiten  Partie  Nor- 
mal-Ammoniak emulgiren  sich  die  beiden 
Flüssigkeitsschichten  gern,  trennen  sich 
jedoch  zum  grossen  Theil  wieder  beim 
ruhigen  Stehen.  Für  die  Morphinge- 
winnung bildet  dies  kein  Hinderniss. 

Das  durch  Ammoniak  frei  gemachte 
und  noch  in  Lösung  befindliche  Morphin 
geht  zum  Theil  in  Aether  über,  krjstal- 
lisirt  aber  aus  demselben,  Spuren  abge- 
rechnet, wieder  vollständig  aus. 

b)  für  Opium-Extract. 
2,5  Opium-Extract 

löst  man  in 

35,0  Wasser, 
decantirt  eine  Stunde  lang  und  filtrirt 
durch  ein  Faltenfilter  von  8  cm  Durch- 


messer. 

30,0  dieses  Filtrates 
versetzt  man  mit 

20,0  Aether 
und  2  Mal 


2,0  Extract 


3  ccm  Normal -Ammoniak  ^ 
genau  so,  wie  unter  Opium  angegeben 
wurde, 
c)  für  Tincturen. 

50,0  Opium  -  Tinctur  (simpIex  oder 
crocata) 
dampft  man  in  tarirter  Schale  auf  dem 
Wasserbade  auf 

15,0 
ein,  verdünnt  mit  Wasser  bis  zum  Ge- 
wichte von 

40.0 
und  filtrirt. 

32,0  des  Filtrates  =  40,0  Tinctur 
versetzt  man  mit 

20,0  Aether 
und  2  Mal  mit 

3  ccm  Normal -Ammoniak 
und  verfährt  genau,  wie  unter  Opium  be- 
schrieben wurde. 

C. 

Der  Grundgedanke  unserer  Methode  ist 
bekanntlich,  aus  dem  wässerigen  Opium- 
auszug vor  Allem  das  Narkotin  zu  ent- 
fernen und  dann  erst  das  Morphin  zum 
Auskrystallisiren  zu  bringen. 

Wie  wir  in  dieser  Abhandlung  bereits 
sub  A,  U  zeigten,  unterscheidet  sich  eine 
schwache  Morphinlösung  von  einer  con- 
centrirten  dadurch,  dass  sie  selbst  bei 
Ammoniak-Ueberschuss  das  Morphin  ge^ 
löst  hält  und  erst  nach  längerer  Zeit 
krrstallinisch  ausscheidet  Es  komnit  des- 
halb nicht  so  genau  darauf  an,  ob  man 
zum  Fällen  des  Narkotins  einen  geringe- 
ren oder  grösseren  Ueberschuss  an  Am- 
monii^  anwendet,  wohl  aber,  dass  man 
das  ausgeschiedene  Narkotin  sofort  ab* 
filtrirt,  da  bei  starkem  ueberschuss  an 
Ammoniak  und  verzögerter  Arbeit  Erj- 
stallbildung  und  damit  ein  Verlust  an 
Morphin  eintreten  könnte. 

Dieser  Grundgedanke  bleibt  bei  den 
beschriebenen  Veränderungen  unange- 
tastet; sie  berühren  das  Wesen  der  Me- 
thode nicht  und  sind  eigentlich  nur  tech- 
nische Verbesserungen. 

Wir  mussten,  ehe  wir  uns  ein  ürtbeil 
bildeten  oder  damit  an  die  Oeffentlichkeit 
traten,  beide  Modificationen  durch  Parallel- 
Analj^sen  verschiedener  Opiumsorten 
praktisch  erproben.  In  Nachstehendem 
gestatten  wir  uns  die  erzielten  Mor- 
phin-Ausbeuten vorzulegen: 


267 


Verbesserte  Hettiode 
(Narkotm  abfiltrirt): 


Smyrna- Opium  IV*) 


Qaev^-Opiom  I 


?» 


♦> 


II 


Saloniqne-Opiaml 


V 


» 


II 


65 
66 
67 
68 
69 
70 
71 
72 
73 
74 
75 
\76; 

177 
178 

(79 
180 

(81 
182 

(83 
184; 


13,75  pCt. 

14,07 

18,70 

14,15 

18,75 

13,80 

18,82 

18,78 

14,00 

13,85 

13,98 

13,75 

13,17 
12,95 

12,32 
12,58 

18,02 
17,75 

17,32 
17,10 


11 
>1 

»1 


Verefn&chte  Methode 
(Narkotm  durch  Ter* 
mehrten  Aether  ent- 
zogen): 

85)  13,95  pCt. 

86)  13,80 

87)  18,82 

88)  13,75 

89)  18,82 

90)  13,92 

91)  13,70 

92)  13,68 

93)  13,85 

94)  13,62 

95)  18,75 

96)  18,90 

97)  13,08 

98)  12,92 


>» 


»» 


»» 


»» 


T» 


»t 


>» 


»? 


»' 


»» 


99) 
100) 

101) 
102) 

103) 
104) 


12,80 
12,80 

18,08 
18,30 

17,17 
16,87 


1) 

n 

»> 
>i 


Die  Zahlen  stimmen  gut  mit  ein- 
ander Oberein  und  schwanken  z.  B.  bei 
Smyrna -Opium  I  bei  der  „verbesser- 
ten'' Methode  zwischen  18,70  und  14,15, 
bei  der  „vereinfachten"  zwischen 
13,70  und  13,95.  Das  nach  ersterer  ge- 
wonnene Morphin  gab  1,0  bis  1,6  pGt., 
nach  letzterer  1,0  bis  1,8  pCt.  lösliche 
Theile  an  Aether  ab  und  war  in  beiden 
Fällen  kalkfrei,  so  dass  sich  auch  in 
dieser  Beziehung  beide  Modificationen 
gleichstehen. 

Ein  unterschied  war  nur  insofern  be- 
merklich, als  sich  das  nach  der  „ver- 
einfachten" Methode  gewonnene  Mor- 
phin, welches  sich  in  Folge  des  Schüt- 
teins feinkrystalliniseh  ausgeschieden 
hatte,  langsamer  abfiltriren  Uess  und 
nicht  die  schönen  Krvstalle  zeigte,  wie 
das  nach  der  anderen  Methode  erhaltene. 

Wenn  man  von  diesem  Schönheits- 
fehler absieht,  ist  die  „vereinfachte" 
Methode  sehr  wohl  brauchbar,  ja  sie  könn- 
te, wie  eine  Beihe  von  Versuchen  ergab, 
noch  weiter  modifieirt  werden  dadurch, 
dass  man  den  mit  2  cem  Normal-Ammo- 
niak versetzten  Opiumaaszug,  anstatt  ihn 

*)  TergL  Analjsra  41  Ms  46. 


abzufiltriren ,  durch  wiederholtes  Aus- 
wasehen mit  Aether  vom  Narkotin  be- 
freite. Dieser  Weg  wäre  aber,  wie  sich 
zeigte,  nicht  Das,  was  wir  anstreben, 
nämlich  keine  Vereinfachung. 

Wir  betrachten  unsere  Opium-Arbeiten 
mit  Vorstehendem  noch  nicht  als  abge- 
schlossen und  hoffen,  recht  bald  zu  wei- 
teren Veröffentlichungen  Veranlassung  zu 
finden.  Heute  glaubten  wir  nur  Das  vor* 
legen  zu  sollen,  was  direct  mit  den  vor- 
geschlagenen Aenderungen  unserer  Me- 
thode zusammenhängt. 

NatarforBchervenammlang 
in  Wiesbadeix. 

Von  den  Geschäftsführern  der  60.  Ver- 
sammlaDg  dentscher  Natnrfoncher  und 
Aersie,  welche  dahier  Tom  18.  bis  24.  Sep* 
tember  d.  J.  tagen  wird,  aufgefordert,  haben 
Unterzeichnete  es  fibemommen,  för  die 
Section  ffir  Pharmaeie  die  vorbereiten* 
den  Schritte  sn  thnn.  um  den  Sitzungen 
unserer  Section  zahlreichen  Besuch  tind  ge- 
diegenen Inhalt  zuzuführen,  beehren  wir  uns, 
zur  Theilnahme  freundlichst  einzuladen. 
Beabsiehtigte  Vorträge  oder  Demonstrationen 
bitten  wir  frühzeitig  bei  uns  anzumelden. 


368 


Die  GescbäftifilMr  fg^Mkm  Mitte  JiK  all- 
gemeine Einlttduogeii  zu  Tersenden,  und  wäre 
es  wänschenswertb ,  schon  in  diesen  Einlad- 
ungen das  ProgranuB  4er  Sectionssitsungen 
wenigstens  tlieilweiae  veröffentlichen  zu 
können. 

Wiesbaden,  Aiila»g  Mai  1887. 
Apotheker  C,  Neuss^  Marktstrasse  27,  Ein- 
führender. Apotheker  Dr.  JCoJe,  Langgasse  15, 

Schriftführer. 

Von  den  Geschäftsführern  der  60.  Versamm- 
lang Deutscher  Natarforscher  und 
Aerzte,  welche  vom  18.  bis  ^4.  September  in 
Wiesbaden  tagen  wird,  ist  Herr  Apotheker 
Vigener  in  Biebrich  als  Einfahrender  und  Herr 
Dr.  Cavet,  königl.  Garteninspector  in  Wiesbaden, 
als  Schriftführer  für  die  Section  für  Botanik, 
gewählt  worden.  Anmeldungen  von  Vorträgen 
oder  Demonstrationen  werden  frühzeitig  erbeten, 
damit  das  Programm  der  Sectionssitzungen  für 
Botanik  gelegentlich  der  im  Juli  zur  Versendung 
kommenaen  allgemeinen  Einladungen  veröffent- 
licht  werden  kann. 


Unter  Hinweis  auf  die  Veröffentlichung  in 
Nr.  18  unseres  Blattes  (Seite  230)  bringen 
wir  hierdurch  noch  die  Namen  der  Gruppen- 
vocitände  far  die  Ausstellung: 

ftLr  ■Ultftr'SaaitätBWtBett:  Dr.  von  Langen- 
beck,  Wirkiieher  Geheime  Bath  und  Generalarzt 
a  la  suite,  Eapellenstrasse  54;  Dr.  Dieterichy 
Stabsarzt,  DotzheimerstrassA  24. 

Ohinrgie:  Dr.  med.  Friedrich  Gramer,  Fricd- 
riehstHMte  St. 

Ovhtha]ao](9gU:  Dr.  med.  Hermann  Pagen- 
stemer.  Taunusstrasse  59. 

G^TnakoIogle:  Dr.  med.  Julius  Diesterweg, 
Bosentftrasse  8;  Dr.  med.  Friedrieh  OuntZj  kleine 
Bmgalnwse  d. 

LaigrvgokifeiSUsologiaiindQtiatrie:  Dr.med. 
D.  PrÖbsting,  Adolphstrasse  7. 

OHlropidte;  Dr.  med.  Franz  Staffel,  Mainzer- 
strasse tf. 


Zidsilehre  und  Zahnteohaik:  Dr.  med.  Bai- 
mund  Waither,  Wilhelmstrasse  18;  Zahnarzt 
Anion  Witzel,  Rheinstrasse  15. 

Chemie:  Dr.  Ernst  Hints,  Eapellenstrasse  11. 

Phjsik:  Gymnasiallehrer  J.  Klau,  Bhein- 
strasse  36;  Eealgymnasiallehrer  Ferd,  LautZy 
Schwalbacherstrasse  25. 

ICikrologie:  Ludwig  Drei^uss,  Frankfurter- 
Strasse  44. 

natürwisBenschaftlioher  Vaterrioht:  Ober- 
lehrer Theodor  Lautz,  Herrngartenstrasse  7. 

G^eographie:  Director  Carl  Weldert,  Schul- 
in.^ector,  Luisenstrasse  26. 

wissensohaftllohe  BeiseausrüBtung :  Dr.  Eugen 
Borgmann,  Parkstrasse  10. 

Photographie:  Dr.  Hermann  Weidenbu$ch, 
Parkstrasse  25. 

Anthropologie:  Oberst  n.  D.  von  Ckihausen, 
BheinstraBse  ü;  Dr.  med.  Stoedtke,  Generalarzt 
a.  D.,  Adelhaidstrasse  8. 

Biologie:  Ludwig  Breyfuss,  Frankfurter- 
strasse 44. 

Hygiene:  Dr.  med.  Ferd.  Hueppe,  Eapellen- 
strasse 11. 

Elektrotherapie  und  Neurologie:  Dr.  med. 
Carl  Wilhelm  Müller,  Bierstadterstrasse  6. 

Pharmade  und  Pharmakologie:  Christian 
Neuss,  Marktstrasse  27. 


Bromojodirte  Butter. 

Als  Ersatz  des  Leberthrans  empfahl  Trous- 
seaux  folgendes  Präparat : 

Hp.  Kaliijodati  .     .       0,06  g 
Kalii  bromati     .       0,25  g 
Natrii  cblorati   .       2,0  g 
Butyri  recentis  .  125,0  g 
Die  Mischung  wird  wie  gewöhnliche  Butter 
auf  Brod  aufgestrichen. 

Durch  Zeitschr,  f,  Therapie  V,  SO, 


Druckfehler  -  Berichtigung, 

In  voriger  Nummer  auf  Seite  249,  reehte  Spalte, 
Zeile  1,  18  und  25,  muss  es  statt  Indophenin* 
reaction  heissen:  Indopheiiolreaetieii. 


Offene  Correepondeni;. 


M.  in  0.  An  Stelle  der  Chromsäure  ist  für 
kkine  galTanisebe  Apparate  in  jüngster  Zeit 
WolframsAure  emptohkn  werden,  wenn  wir 
nickt  irren,  von  EisennuLnn,  Um  die  Wolfram- 
säure in  Losung  zu  halten,  genügt  ein  Zusatz 
Ton  FhosphorsRure,  und  um  die  durch  Berührung 
mit  dem  Zinkpel  reducirte  Wolframsäure  wieder 
BS'  eiyditep,  gtnflgt  rs,  ditselbe'  d«r  Einwirkung 
der  Luft  auaausetzen. 

Afoih,  V.  in  B«  Es  werdeu  fortwährend  alte 
Sachen  iJs  hochinterefsante  Neuigkeiten  aus- 
gegraben. Die  Beobachtung,  dass  Liquor  Natri 
(o£r  K«lf)'hypoehlerosi,  Eau  de  Javelie,  öfters 


eine  Rosaftrhung  hat,  ist  sehr  alt  und  der  Grund 
dieser  Färbung  findet  sich  «ohon  in -den  ersten 
Auflagen  der  Du/Zos'schen  pharmaceutisehen 
Werke  besprochen.  —  Das  neulich  empfohlene 
„Excipiens  für  Pillen*'  (Mischung  aus  Traganth- 
pulTcr  und  Glycerin)  ist  etwas  sehr  Kweck- 
massiges,  etwas  Neues  aber  aueh  aifillt.  Vtfgl 
l^ie  gefälligst  Jahrgang  t^j  Seite  578. 

Apoih,  i^.  in  ])•  Die  geruchlose,  krTstallisirte 
Schwefelleber  oder  Sulfurine  enthält  nach 
Pohl  gar  kein  Schwefelkslfam,  sondern  ist  ein 
Gkmisch  ron  Potasche  and  ßehweMIklMMn, 
durch  Kaliumchromat  gdb  geftcht. 


Verleger  und  verantwortlicher  Rodacteur  Dr.  £•  Gelsfler  in  Dresden. 

Im  Bliclüiufetol  dttroh.J«ll«t  fepringer,  Berlin  N.,  >i«nH|onpUtt  S 

Dniek  der  Königl.  Hofbucbdruckerei  von  0.  (XMeinlioldfrSObnein  Dretden. 


Wir  beehren  uns,  die  Anfmer^stmlceit  ider  Herren  Apotheker  ergebenst  darauf  zn  lenkem, 
^89  wir  *  utn  reellen  Sherry  preiBwerth  liefern  zu  können  •—  in  Cadix  (ßpaniea) 
Mit'  einer  Reihe  von  Jahren  ein  Lager  unterhalten,  tob  wo  ans  wir  diesen  Medieiaihreis 
Sirect  an  die  Herren  Apotheker  Tersenden. 

Dieser  Sherry  ist  chemisch  nntersacht  nnd  fttr  rein  befnnden;  —  er  wird  bereits  aa 
eine  Anzahl  der  Herren  Apotheker  regelmfiasig  durch  uns  zu  deren  ZufriddenheU  geiiefeiti 
worQber  nns  viele  Zenenisse  zu  Gebote  nnd  neuen  Herren  Beflectanten  m  Dtenaten  iteaan. 

Dnrch  diesen  directen  Versandt  ab  Cadix  gelingt  es  nns^  den  S^rry  sehr  billif 
fn  liefern  und  zwar  notiren  wir: 

Vi  Both  Ton  circa  480  Liter.mit  Jl  480  ab  Cadix» 

Vi       ij        tt        »»       l-^**       •»         "       n   *-^    »»        M 

Vi«       y»  ti  >t  ^         «I  «f        »»       ^     if  »f 

wodnrcb   sich  dieser  Wein  z.  B.  bei  V«  Bothen  incl.  aller  Fracht  und  Steuer  anf  nnr  circa 
1  Mm  20  Tf.  pro  FlaseliA  berechnet,  bei  30  Liter  -  Gebinden  nur  eine  Wenigkeit  boher. 

Alle  Sendungen  werden  Tenichert  nnd- die  6ei)inde  zum  Sefaotae  gegen  Anbohrengen  in 
Uebergebinden  oder  Mattenemballage  expcdirt. 

Proben  stehen  von  hier  aus  zur  gefälligen  Verfügong. 

Wir  laden  Sie  hoflichst  ein,  sich  durch  einen  Versuch  Ton  der  Preiswfirdigkeit  dieses 
SfaeffTT  überzeugen  zn  wollen  und  zeichnen 

KltBlngen  a.  M.»  im  Mai  1887. 

hoch  aehtnn  gsToIl 

Joh.  Hr.  Henningeri  Both  &  Ck). 

(besteht  seit  1765). 


Zu  M.  30 

rersende  ich  50  Iifter  selbst  gekelterten  RbelnWeln  (Tischwein}.  Dieser  Wein  findet 
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Nach  den  Ton  den  Herren  Professoren  Fresenlas-Wiesbaden,  Ladwi^-Wien,  Koenf gr- 
Mfinster,  Statzeir-Bonn  ansgeführten  Analysen  enthält  das  Kemmerich'sche  Fleisch- 
PeptoB  ausser  den  Salzen  und  Extraktivstonen  des  Mnskelfleisches  anch  in  grosser  Menge 
dessen  flauptnährstoffe,  nämlich  ca.  18  %  leicht  lösliche  Eiweissstojflfe  nnd  ca.  39% 
Pepton«  Das  Kemmerloh'sehe  Fleisch  «Pepton  ist  das  gehaltreichste  unter  allen 
Peptonen  des  Handels  und  das  eiorige^  welches  mit  höchstem  Mhrwerth  einen  auf- 
nehmen Geruch  und  Geschmack  Terbindet.  Dasselbe  ist  überall  su  empfehlen,  wo  Eiweisa- 
zufohr  nöthig  und  eine  kräfUffe  Ernährung  durch  minimale,  den  Magen  in  keiner  Weise 
belästgende  Quantitäten  erforderlich  ist.  Es  eignet  sich  besonders  Torzüglich  zur  Ernähr- 
ung durch  Klystiere«  — •  Kemtnerich^s  Pepton  ist  käuflich  in  den  Apotheken, 


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artige Ohocolade,  ist  ebenfalls  nicht  zu  kochen,  sondern  nur 
mitlLOchendem  Wasser  aufzubrflhen.  Blechbüchsen  ä  >/«  nnd 
1/4  kg  ä  1,10  uT;  Fackete  ä  Vt  und  >/«  hg  ä  95  4^ 

Vanille-       ) 

.»    .•        .    .  11?  bekannte  Yorzfigliche  Kochchocolade,  i  Vshg-904( 

Kromelehocolade ) 


i      LANOLINUM  PURISS.  LIEBREICH 


* 

■  —  ...  .1 


abfiiolnt  g^er achlos»  sftnrefrel  und  fast  weiss,  sowie  lianallniiiii 

anhydrlcum  empfehlen  Benno  JaiTe  &  Darmstädter, 

Martinikenfelde  bei  Berlin. 


(Nerrenstarkendes  Eisenwasser). 

P]io0p]i4»r0aare9  CAleiam  -  Blaen  -  #X74iil.  Trotz  starker  Coneentration 
sehr  lercht  yerdaulich  und  wirksam  gegen  acute  und  chronische  Blutarmuth.  100  Fl.  30  bis 
80  jr  Je  nach  der  Entfernung.  Ifiederlagen  werden  auf  Antrag  errichtet.  SämmOiche  medi- 
cimsche  Brunnen  in  stets  fnscher  Füllung  Torräthig.    Anstalt  für  künstliche  Mineralwasser  ans 

destaiirtem  Wasser.  UToUf  «  Oalmbei«.  Berlin  SW., 

Tempelliofer  Ufer  22. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftUche  Interessen 

der   Pharmacie. 

HeraoBgegeben  ron 

Dn  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. . 


Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementapreis  dorcb  die  Pest  oder  den  Bnokbaadel 

Tierteljfthrlich   2  Kark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nammeift 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
[Anfragen,  Anftrige,  Mariuscripte  eir.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geiisler, 

Drenden«  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M22. 


Berlin,  den  2.  Juni  1887. 


Nene  Folge 
YIIL  Jahn^ang. 


Der  ganzen   Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt!  l'feMiU  bM  PharBaete:  MltthellnngeB  aai  dem  Laboratorium  für  angewandte  Chemie  nnd  pharm. 
Inatitnte  der  Univerflitftt  Erlangen.  —  Da«  Bromätbvl.  ~  Der  Ortsgeanndbeitsrath  %n  Karlsruhe.  —  Bettlmmung 
des  MorphlaiDgehaltea  hn  Opinm.  —  Ein  nenes  Uroskop.  —  Wie  hat  man  die  bekannte  Reaetion  anf  Eiwelu  mit 
Balcsänre  ansaatallen  ete.?  >-  Daratellang  Ton  Ulezin.  —  Ueber  Inoalt.  —  Ozon  nnd  Aetbylen.  —  Zur.  Kenntnis« 
einiger  Metalte.  —  lOseellen:  Oel-Emulsionen.  —  Betol.  —  Jodoformcollodinm.  ->  Bin  nefle«  Bufter^flurrogat  — > 
Aatiftiiiffi«.  —  Amerikaaisebe  fipeciaJit&ten.  —  Kitt  für  Aquarien.  —  Tokayer  Medidnalwein.  —  Aaielgea« 


Chemie  nnd  Pharmacie« 


Vittheilongen    aus    dem  Labora- 
torium   für   angewandte   Chemie 
und   pharmaceutischem   Institute 
der  Universität  Erlangen* 

1.    Beobaehtongen  bei  der  ?ola- 
metrisehen  Zoekerbestimmung  nach 

Fehling 

von  Dr.  B.  Schütze. 

Ln  hiesigen  Laboratoriam  pflegen  die 
Zuckerbestimmungen  mit  Fehling' HQhe^t 
Lösung  nach  den  gebräuchlichsten  Metho- 
den von  Soxhlet  gewichtsanalytisch  o(}er 
Tolometrigch  im  Beisehatier' »ehen  Sterne, 
seltener  in  der  Porzellansehale  ausge- 
führt zu  werden. 

Bei  Anwendung  des  volumetrischen 
Verfahrens  wird  die  Endreaction  durch 
Ferrocyankalium  in  der  durch  6in  drei- 
faches Filter  (3  cm  im  Durchmesser)  von 
Cn20  befreiten  Flüssigkeit  nachgewiesen. 
Die  in  neuerer  Zeit  vorgeschlagene  Aen- 
derong  des  Tüpfeins  wurde  ihrer  leichten 
Ausführbarkeit  wegen  mit  Freuden  be- 
grüsst.  Es  stellte  sich  jedoch  bald  her- 
aus, dass  die  Endreaction  bei  vergleichen- 
den Yersachen  zu  früh  beim  Gebrauche 


des  Tüpfeins  eintrat,  bei  Verwendung 
von  dreifach  zusammengelegtem  Filtrir-^ 
papier.  Der  Uebelstand  Hess  sich  selbst 
bei  Zugabe  von  mehreren  Tropfen  Fil- 
trat  nicht  vermeiden.  (Schwefelammon 
und  Schwefelwasserstoff  erwiesen  sich 
hierbei  noch  unempfindlicher  als  Ferro- 
cyankalium.) Unter  Anderem  wurden 
folgende  vergleichende  Bestimmungen 
ausgeführt. 


Fehlinffsche 

L^Jsiing 
+  gleiches 
Vol.  Wasser; 

1  ccm 

2  „ 

3  „ 


Endreaction  mit  Ferrocyan-   • 
kaliam  nach  Verhrauch  tos 
ccm  Zuckerlösung 
filtrirt:        getüpfelt: 

4,2  4 

2,6  2,5 

8,45  3,35? 

Bei  Wiederholung  der  Versuche  unter 
denselben  Bedingungen  wurden  immer 
dieselben  Besultate  erzielt.  Daher  konnte 
nur  eine  Erklärung  in  dem  umstände 
gefunden  werden,  dass  Filtricpapi er  Kupfer 
zurückhalte,  was  ja  auch  für  Eiweisskörper, 
Zucker  und  dextrin^rtige  Substanzen  in  al- 
kalischer Li^song  schon  beobachtet  wurde. 

Zur  weiteren  Untersuchung  wurden 
nachstehende  Proben  vorgenomifien. 

I.  Je  3  Doppelfliter  von  9  cm  Durch«" 


270 


messer  wurden  auf  einem  Trichter  mit 
Vi -FeÄJfti^'scher  Lösung  gefQUt  und  dann 
mit  eirca  ^/4  1  Wasser  ausgewaschen. 

IL  Je  3  Doppelfilter  von  derselben 
Dimension  wurden  mit  10  ccm  einer 
Lösung  von  1  Th.  FeUing  und  4  Th. 
Wasser  beschickt  und  dann  mit  1 1 
Wasser  ausgewaschen. 

IIL  Ja  S  Doppelfilter  wurden  wie 
unter  2  angegeben  behandelt,  dann  aber 
mit  10  ccm  officinellem  Aetzammon  be- 
handelt und  mit  140  ccm  Wasser  aus- 
gewaschen. 


a. 

Filter  tob 

Düren, 

tnit  HF  avagewueheB 

xeigten: 

L        deutliche 

Cn  BeactioB 
n.    SpnreB  tob  Cn 


b.  C. 

Ftlte>  voB 
der  Firma  Bitekmtnm, 
HaBBOTer, 
mit  Terd.  HCl 

XL.  HNO. 
aBsgewascneB 


BBaBsgewasehen 


III. 


keiB  Ca 


0.00035  g  CnO 
0,0005  g  CqO 

BBWftgbar 


0,0006  g  CbO 

BBwIgbar  aa- 

BcheiBeBd  mehr 

als  bei  hf  HI. 

BpureB 


Im  aanoBlahalieeheB  Filtrate  tob  III : 

starke  Co  Beaction    starke  ReaetioB     Ca  Ib  Sparea 

TorhaBdeB. 

Die  Bindungsf&higkeit  des  Kupfers 
scheint  durch  die  Goncentration  der  al- 
kalischen Kupferlösung  und  die  Natur 
des  Papieres  bedingt  zu  sein,  etwa  da- 
rin enthaltene  stickstoffhaltige  Substanzen, 
sowie  auch  Mineralbestandtheile  (P2O5) 
können  dabei  mit  von  Einfiuss  sein. 

Das  Besultat  dieser  Versuche  deutet 
von  Neuem  darauf  hin,  nur  die  gewichts- 
analytische Zuckerbestimmungsmethode 
nach  SoxJUet  in  Anwendung  zu  bringen, 
da  diese  die  hier  angedeuteten  Fehler 
umgeht  Was  nun  den  kleinen  Fehler 
anbelangt,  der  nach  der  volumetrischen 
Methode  beim  Filtriren  entsteht,  so  ist 
derselbe  nicht  so  bedeutend,  als  es  auf 
den  ersten  Blick  den  Anschein  haben 
könnte,  denn  man  hat  es  ja  bei  der 
Endreaetion  nur  mit  einer  äusserst  ver- 
dOnnten  Kupferlösung  zu  thun  und  seheint 

i'a  in  solcher  Lösung  die  BindungsfUiig- 
:eit  des  Kupfers  an  Papier  nur  eine  ge- 
ringe zu  sein. 

.  Dass  yerdOnnte  JP^Mitt^'sche  Lösung 
auch  Filtrirpapier  zu  lösen  im  Stande 
ist,  wenn  auch  in  noch  bei  Weitem  ge- 
ringerer Menge  als  Knpferorjrdammo- 
niak  xmA  NicEeloxydulammoniak,  schien 
wahrscheinlich  und  wurde  deshalb  mit 


fein  vertheiltem  Filtrirpapier  ein  Versuch 
angestellt.  Das  Papier  wurde  zwei  Tage 
lang  mit  der  Lösung  in  Berührung  ge- 
lassen und  aus  der  filtrirten  klaren 
Flüssigkeit  gelang  es,  durch  überschüssig 
zugesetzte  Salzsäure  weisse  Flöckchen 
von  Cellulose  abzuscheiden. 

Wenn  berücksichtigt  wird,  dass  Zucker 
mit  Metalloxyden  die  sogenannten  Sac- 
charate,  z.  B.  das  ofißcinelle  Ferr.  ozydat 
sacch.  solubile  liefert,  so  gewinnt  hier 
eine  analoge  Verbindung  an  Wahrschein- 
lichkeit. 

Es  mag  noch  bemerkt  werden,  dass 
verdünnte  jPeAZift^sche  Lösungen  lang- 
samer filtriren  als  Wasser,  wdcher  Um- 
stand wohl  nicht  allein  dem  Qnellungs- 
vermögen  der  Cellulose  durch  Kali  zu- 
zuschreiben sein  mag,  da  bei  Annahme 
einer  Kupferozydcellulose ,  höchst  wahr- 
scheinlich, ähnlieh  der  Kupferoxyd- 
ammoniakverbindung, diese  auch  ver- 
kleisternd wirken  mag.  Es  mag  hier 
daran  erinnert  werden,  dass  Kupferoxyd- 
ammoniak zum  Kleben  von  Panier  be- 
nützt wird,  bei  dem  die  Klebestelle  nicht 
ohne  Verletzung  der  angrenzenden  Papier- 
theile  getrennt  werden  kann. 

Ein  häufig  im  Laboratorium  beob- 
achteter üebelstand  besteht  darin,  dass 
beim  Aufkochen  der  Fehling'Beiien  Lös- 
ung sich  Kupferoxyd  durch  lokale  Ueber- 
hitzung  der  Flüssigkeit  abscheidet  Durch 
Unterlegen  eines  grossen  weitmaschigen 
Drahtnetzes,  oder  durch  Einsetzen  des 
Kochgefässes  in  ein  Bad  wird  eine  gleich- 
massige  Erhitzung  herbeigeführt  und  dem 
Uebel  abgeholfen. 

2.  Zur  Kenntnlss  der  Frftehte  Ton 
Pharbltis  trUoba  Selq. 

Von  Dr.  K  ScMUge. 

In  den  Kalädanasamen  (von  Pharbltis 
Nil)  fanden  Fluchiger  und  Hanbmnf^) 
14,4  pCt  fettes  Oel,  8,2  pGt  in  Alkohol 
lösliches,  in  Aether  und  Benzol  unlös- 
liches Harz.  Dieses  ist  unter  dem  Namen 
Pharbitisin  nach  der  indischen  Pharma- 
kopoe officinell  und  scheint  nach  den 
Verfassern  Aehnlichkeit  mit  dem  Oon- 
volvulin  EU  haben.  Femer  enthalten  die 
Samen  noch  Gerbstoff  und  eine  S&ure. 


<)  Ranbury  and  FlüdUger,  PhannaGognphia. 


271 


Der  liebenswflrdiffen  Uebermittelang 
des  Herrn  Dr.  Tamoa  ans  Tokio  ver- 
dankte das  Institut  die  Früchte  von 
Pharbitis  triloba  Meiq.,  von  der  zwei 
Varietäten  vorlagen,  eine  gelbliche  und 
eine  schwärzliche.  Diese  Uonvolvulacee 
ist  in  Japan  einheimisch  und  wird  dort 
Asägaö  oder  wissenschaftlich  Kengiushi 
genannt  und  findet  aach  arzneiliche  Ver- 
wendung. Diese  Früchte  gaben  Veran- 
lassung zu  nachstehend  beschriebenen 
Untersuchungen. 

Die  zerkleinerten  Früchte  wurden  zu- 
erst mit  Aether  extraiiirt  (I),  dann  mit 
Alkohol  (II),  eine  weitere  Erschöpfung 
mit  warmem  Wasser  scheiterte  an  dem 
schleimigen  Aufquellen  der  Samen« 

I. 

Der  grünlichbraun  gef&rbte  Auszug 
enthielt  der  Hauptmenge  nach  fettes  Oel, 
welches  nach  dem  Verdampfen  des  Aethers 
sieh  abschied.  Die  aus  der  Natronseife 
frei  gemachten  Fettsäuren  wurden  in 
Bleisalze  übergeführt,  aus  welchen  durch 
Ausziehen  mittelst  Aether  die  Salze  der 
Oelsäorereihe  in  reichlicher  Menge  er- 
halten wurden. 

IL 

Der  vom  ätherischen  Auszuge  zurück- 
gebliebene Bückstand  wurde  mit  Alkohol 
erschöpft  Beim  Eindampfen  der  Lösung 
schieden  sich  bräunliche  Flocken  in  ge- 
ringer Menge  ab,  welche  abfiltrirt  wurden. 
Der  erhaltene  Bückstand  wurde  nochmals 
mit  Aether  behandelt,  um  den  letzten 
Best  von  darin  löslichen  Stoflfen  zu  ent- 
fernen. Das  braune  Alkoholeztract  mit 
Bleiaeetat  imUeberschusse  versetzt,  schied 
einen  gelben  voluminösen  Niederschlag  a 
ab,  der  abfiltrirt  (Filtrat  b)  und  mit  Al- 
kohol ausgewaschen  wurde. 

Der  Niederschlag  a  wurde  in  Alkohol 
vertheill  und  wie  im  Filtrate  b  das  Blei 
mit  Schwefelwasserstoff  entfernt.  (Zur 
Beinigung  des  Hg  S  haltigen  abdestillirten 
Alkoholes  vnurde  Bleicarbonat  oder  Blei- 
oxyd mit  Vortheil  angewandt.)  a  enthielt 
eiBe  durch  Eisen  grünfallende  Gerbsäure. 
Wiurde  ziär  eingedampften  Flüssigkeit  a 
absoluter  Alkohol  zugemiseht,  so  schied 
sieh  ein  branner  schmieriger  Körper  ab, 
der   in  Wasser  löslich  war  und  einen 


kratzenden  Geschmack  hatte,  sowie  auch 
Fehlmg'selie  Lösung  reducirte. 

Der  Flüssigkeit  aus  a  konnte  noch 
mit  Petroläther  ein  gelber  Farbstoff  ent- 
zogen werden.  Mit  Barytwasser  vmrde 
eine  Trennung  der  Gerbsäure  und  noch 
einer  anderen  Säure  erzielt,  welche  letztere 
damit  einen  aus  feinen  Nadeln  zusammen- 
gesetzten Niederschlag  lieferte.  Dieses 
Barytsalz  gab  mit  Überschüssigem  Kali 
gekocht  nach  dem  Uebersättigen  mit 
Säure  einen  schwachen  Geruch  nach 
Bnttersäure.  Goncentrirte  Schwefelsäure 
röthete  die  Krystalle  nach  einiger  Zeit. 

Das  Filtrat  b  sonderte  nach  dem  Ein- 
dampfen ein  braunes  Harz  ab,  welches 
sich  leicht  durch  Wasser  und  Thierkohle 
in  alkoholischer  Lösung  reinigen  liess. 
Es  stellte  dann  bei  100<^  getrocknet  eine 
weissgelbliche  amorphe  Masse  dar,  die 
sieh  in  ein  weissliches  Pulver  zerreiben 
liess,  welches  fast  geruchlos  und  von 
saurem  Charakter  war.  Der  Staub  reizte 
die  Schleimhäute  und  erregte  Niesen. 
Das  Harz  hatte  seinen  Schmelzpunkt  bei 
etwa  140^,  helldurchsichtig  wurde  es  je- 
doch erst  bei  148  bis  150^,  höher  erhitzt 
zersetzte  es  sich. 

Das  Harz  war  in  Alkohol  und  in 
Essigsäure  leicht  löslich,  in  Wasser 
schwer,  fast  ganz  unlöslich,  im  heissen 
Wasser  tritt  Erweichung  ein,  ohne  dass 
sich  das  Harz  in  nennenswerther  Menge 
löste.  In  Alkali  und  beim  Erwärmen  auch 
in  Alkalicarbonaten  ist  es  löslich  und 
scheidet  sich  beim  Versetzen  mit  Säuren 
als  weisser  Niederschlag  aus.  Unlöslich 
ist  das  Harz  in  Aether,  Chloroform, 
Petroläther,  Benzol  und  Schwefelkohlen- 
stoff. 

Mit  concentrirter  Schwefelsäure  an  der 
Luft  stehen  gelassen  tritt  Bothfärbung 
ein,  welche  sich  schneller  bemerkbar 
macht  beim  Erwärmen  oder  wenn  Wärme 
durch  einen  Tropfen  Wasser  darin  erzeugt 
wird.  Das  Harz  reducirte  FehUng'sahe 
Lösung  nicht;  wohl  aber  enthielt  die 
Flüssigkeit  eine  Fehling  reducirende  Sub- 
stanz, wenn  es  mit  7proc.  Salzsäure  zu- 
vor gekocht  war.  Der  abgespaltene  in 
Wasser  lösliche  Körper  war  gährungs- 
fähig,  auch  wurde  während  der  Spaltung 
der  Geruch  nach  Furfurol  wahrnenmbar. 
Das    andere   in  Wasser   nicht   lösliche 


272 


braun  gefärbte  Zersetzungsproduet  von 
der  Spaltung  mit  Salzsäure  war  löslieh 
in  Petroläther,  Aether,  Chloroform  etc. 
Dieser  Eörper  lässt  sich  mit  Thierkohle 
reinigen  und  zeigt  dann  nach  dem  frei- 
willigen Verdunsten  des  Lösungsmittels, 
im  Exsiccator  getrocknet,  federige  weisse 
Krystalle  in  seiner  gelblichen  Masse.  Der 
Körper  schmilzt  bei  38  %  giebt  mit  conc. 
Schwefelsäure  beim  Stehen  eine  schöne 
Bothf&rbung.  Beim  Kochen  sowohl  des 
Harzes,  wie  auch  des  Spaltungskörpers, 
mit  tiberschüssiger  Kalilauge  und  nach* 
heriger  Zersetzung  mit  Säuren  tritt  starker 
Geruch  nach  Buttersäure  auf. 

Wird  das  Spaltungsproduct  mit  rauchen- 
der Salpetersäure  gekocht,  so  entsteht 
eine  weisse  Säure  (Sebacinsäure). 
.    Die  Elementaranal  j^e  des  Harzes  ergab : 


C.  54,32 
H.    7,78 


54,53 
7,78 


im  Mittel: 

(1  54,43 
H.    7,78 


Coitvolvulin  nach  Meyer. 
Aeltere        Neuere 
Analyse.      Analyse. 

C.  54,53  bis  54,87 
H.    8.07    „      7,73 

Mittel  aus  den  Analysen: 

C.  54,8 
H.    7.9 


Der  Spaltungskörper  lieferte  folgende 
Zusammensetzung : 

Nach  Meyer. 
C.  65,39  C.  65,45 

H.  10,63  H.  10,3 

Es  dürfte  nach  obigen  Daten  wohl 
als  sicher  angesehen  werden  können, 
dass  das  in  Pharbitis  triloba  vorgefundene 
Harz  ein  Gljcosid,  und  da  es  mit  den  für 
Gonvolvulin  bis  jetzt  bekannten  Eigen- 
schaften übereinstimmt,  wirklich  Gon- 
volvulin ist. 

Eine  besondere  entfettete  Probe  der 
Pharbiiisfrüchte  wurde  mit  Weinsäure 
uud  Alkohol  ausgezogen  und  nach  dem 
Verfahren  von  Sias  ein  amorpher  Körper 
isolirt,  der  mit  den  allgemeinen  Alkaloid- 
reagentien  Fällungen  gab  (auch  mit  Gerb^ 
säure).  Es  gelang  jedoch  nicht,  ein 
krysiallisirtes  PlatindoppeUalz  aus  der 
geringen  Menge  Materiales  darzustellen 
und  dadurch  weiter  zu  charakterisiren. 
Dieser  Körper  wurde  besonders  reich 
aus  der  alkalischen  Lösung  von  Aether 
aufgenommen. 

Die  verschiedenen  bei  der  Darstellung 
und   Abscheidung  des  Gonvolvulins  ge- 


machten Beobachtungen  und  das  Stadium 
der  Zerset^ungsproducte  des  Glycosides, 
gaben  Veranlassung  zum  weiteren  Studium 
des  Körpers,  dessen  Beaultate.  später  mit- 
getheilt  werden. 

Das  Brom&thyl. 

Von  M.  C.  Jraufc- Bern. 

Langgaard^)  hat  lieuerdings  die  Auf- 
merksamkeit medicinischer  Kreise  auf 
die  Eigenschaften  des  Bromäthyls  als 
Anästheticum  zu  lenken  versucht,  wie 
es  scheint,  mit  einem  gewissen  Erfolg; 
wenigstens  spricht  hierflir  der  Umstand, 
dass  das  Präparat  in  letzter  Zeit  sich 
wieder  einer  lebhafteren  Nachfrage  er- 
freut. Es  dürfte  daher  nicht  uninter- 
essant sein ,  über  .  die  das  Bromäthyl 
betreffenden  Arbeiten  einen  kurzen  Bück- 
blick zu  werfen,  zumal  unsere  Fachpresse 
mit  Ausnahme  einiger  gelegentlichen 
Referate  den  Werth .  dieses  Mittels  nocb 
nicht  erörtert  hat. 

Da  ich  gerade  Gelegenheit  hatte,  resp. 
noch  immer  habe,  mich  mit  diesem 
Körper  in  präparativer  und  analytischer 
Hinsicht  zu  beschäftigen,  will  ich  es 
an  der  Hand  von  Publicationen  des  Herrn 
Prof.  Müller-Bern^)  und  ^rwand-Givel^ 
versuchen,  meine  Kenntniss  über  den- 
selben den  Interessenten  mitzutheilen. 

Das  Bromäthyl  wurde  zuerst  1849  von 
Niumely  in  der  Ghirurgie  verwendet,  dem 
Anscheine  nach  mit  nicht  ganz  befriedi- 
gendem Erfolge.  ToumeviUe,  TurnbM 
und  Lewis  in  Philadelphia,  ferner  2fem* 
Ion  und  Ferier  benutzten  dann  das  Mittel 
zu  verschiedenen  chirurgischen  Opera- 
tionen. Auf  Toumevilles  Empfehlung  hin 
hat  JB.  Böse  1879  dasselbe .  zu  tiefer  Nar- 
cose  benutzt,  fand  jedoch  die  gerühmten 
Vortheile  nicht  wieder,  hingegen  einen 
für  die  Umgebung  lästigen,  für  den 
Patienten  direct  schädlic^n  Phosphor- 
geruch der  Exhalationsluft. 

Lebert  hat  das  Bromäthyl  zuerst  in 
der  Geburtshilfe  verwendet.  Er  publicirt 
mit  grosser  Begeisterung  vier.  Fälle,  in 
welchen  er  vollständige  Schnierzloagkeit 

')  Fharai.  Gebträlh.  88,  124. 

^)  Berl.  klin.  Wochenschnft  89,  Nr.  4(. 

^)  Dessen  InauguraldissertatioD. 


273 


bei  nur  wenig  gestörtem  Sensorium  her- 
stellte, nnd  erwähnt,  dass  er  das  Mittel 
seit  längerer  Zeit  mit  gleichem  Erfolge 
erprobt  habe. 

Nach  ihm  haben  Wiedemann  und 
Haeckermann  in  sieben  resp.  fünfzig 
Fällen  Versuche  angestellt  und  darüber 
sehr  günstig  berichtet. 

Müller  hat  in  Folge  dieser  Empfehl- 
ungen in  einer  Beihe  von  22  Fällen  das 
Mittel  in  Anwendung  gezogen.  Er  spricht 
sieh  darüber  u.  A.  folgendermaassen  aus: 

Die  Application  geschah  in  der  gleichen 
Weise  wie  das  Chloroform,  sie  ist  aber 
für  die  Gebärende  durchaus  nicht  unan- 
genehm. Ein  Widerstreben  wie  beim 
Chloroform,  das  Würgen  und  Erbrechen 
tritt  nicht  ein.  Ein  Stadium  der  Auf- 
regung fehlt  gänzlich,  dagegen  wird  hin 
und  wieder  eine  geringe  Beschleunigung 
der  Herz-  und  Lungenthätigkeit  beob- 
achtet. 

Die  Wirkung  der  Application  bezeich- 
net Müller  als  eine  in  manchen  Fällen 
frappante.  Bis  zur  förmlichen  Narcose 
kam  es  bei  der  angewendeten  Dosis 
(ea.  100  g)  nicht.  Diese  günstigen  Ke- 
soltate  erhielt  Müller,  im  Gegensatze  zu 
den  Angaben  Schlickum's  in  der  Beal- 
encyclopädie  der  Pharmacie,  welche  be- 
sagen, dass  das  Bromäthyl  keinen  Vor- 
zug vor  dem  Chloroform  besitzt,  mit 
einem  Präparate,  welches  ich  damals  im 
Laboratorium  der  Staatsapotheke  in  Bern 
gelegentlieh  meiner  Thätigkeit  dortselbst 
in  ungeföhr  gleicher  Weise  herstellte,  wie 
sie  Langgaard  vor  Kurzem  empfohlen  hat. 

Als  nun  in  der  Folge  sich  ein  Bezug 
aus  chemischen  Fabriken  nöthig  machte, 
verschwand  die  Zufriedenheit  Müller' s 
mit  der  Qualität  des  Präparates,  und  ob- 
wohl ich  damals  nach  allen  mir  bekann- 
ten Methoden  und  schliesslich  durch 
quantitative  Bestimmung  der  Bestand- 
theile  keinen  Anhaltspunkt  zur  Verur- 
theilung  der  gelieferten  Waare  finden 
konnte,  verblieb  derselben  die  unange- 
nehme Eigenschaft,  der  Exhalationsluft 
der  Mutter  und  des  Kindes  einen  knob- 
laachartigen  Geruch  zu  ertbeilen. 

Müller  liess  in  der  Folge  seine  Ver- 
suche fallen.  — 

Heute,  nachdem  ich  durch  meine  Unter- 
suchungen auf  dem  Gebiete  der  Brom- 


I  wasserstoffsäure  (ich  habe  die  Prüfung 
I  derselben  durch  eine  kurze  Notiz  im 
Fortschritt  wiedergegeben)  über  die  Ver- 
hältnisse der  stattfindenden  Reactionen 
im  Klaren  bin,  ist  es  mir  möglich,  diese 
unangenehmen  Nebenwirkungen  durch 
die  Gegenwart  einer  Verunreinigung  zu 
erklären  und  so  vielleicht  einer  Wieder- 
kehr eines  Misserfolges  vorzubeugen. 

Ich  habe  in  der  eben  citirten  Ab- 
handlung nachgewiesen,  wie  unangenehm 
sich  der  Arsengehalt  des  Phosphors  bei 
Darstellung  der  Bromwasserstonsäure  be- 
merkbar macht,  während  hier  für  die 
Beinheit  des  Bromäthyls  der  Schwefel- 
gehalt seine  Gefahren  birgt 

Es  liegt  mir  gerade  ein  Bromäthyl 
aus  einer  renommirten  chemischen  Fabrik 
vor,  dessen  Gehalt  an  Schwefeläthyl  ein 
so  bedeutender  ist,  dass  nicht  nur  der 
Geruch  des  Aethers  ein  sehr  widerlicher 
ist,  sondern  auch  es  möglich  wird,  den 
Schwefel  in  deutlich  sichtbarer  Weise 
durch  Verseifen  mit  alkoholischer  Kali- 
lauge und  Uebersättigen  der  entgeisteteu 
Kaliumlösung  mit  Säure  nachzuweisen. 
Aber  nicht  in  diesem  Muster  allein  finde 
ich  diese  unangenehme  Verunreinigung, 
auch  zahlreiche  andere,  welche  mir  ex 
officio  oder  durch  freundliche  Ueber- 
lassung  zugängig  wurden,  sind  mehr 
oder  weniger  stark  damit  behaftet. 

Nicht  die  Phosphormethode  allein  bietet 
die  Gefahr  dieser  Verunreinigung,  sondern 
auch  das  von  TumhüU  vorgeschlagene 
Eisenverfahren  erweist  sich  insofern  als 
unbrauchbar,  als  hier  ebensowenig  der 
Schwefelgehalt  des  Eisens  entfernt  werden 
kann,   wie  beim  Phosphor.     Dass  hier 
die   Sulfidbildung    nicht    ausgeschlossen 
ist,  zeigt  Turvbüll  selber,  welcher  sein 
Präparat  als  mit  einem  beissenden  Ge- 
ruch behaftet  und  es  nach  der  Bectifi- 
cation  nicht  unangenehm,  also  auch  nicht 
angenehm  riechend  findet. 
I     Nach  meinen  Erfahrungen  muss  tiber- 
i  haupt  die  Möglichkeit  der  Sulfidbildung 
[von  vornherein  ausgeschlossen  sein,  da 
,  es  nicht  gelingt,  den  Aether  durch  Recti- 
fication  oder  Behandeln  mit  Quecksilber- 
I  oxyd  völlig  davon  zu  befreien. 
'     Ich   liess   daher   die   Phosphor-   und 
die  Eisenreaction   fallen,    arbeitete  nach 
den  Vorschriften  der  französischen  Phar- 


274 


makopöe,  wie  sie  auch  Langgaard  wieder- 
gegeben hat,  und  erhalte  so  ein  Präparat, 
welches  mich  in  jeder  Hinsicht  befriedigt. 

Ausser  diesen  umständen  ist  noch  die 
Zersetzbarkeit  des  Bromäthyls  zu  berück- 
sichtigen, welcher  jedoch  leicht  durch 
Zusatz  von  Alkohol  und  sorgfältige  Auf- 
bewahrung, unter  Ausschluss  von  Luft 
und  Licht,  vorgebeugt  werden  kann.  Ich 
habe  noch  drei  kleine  Proben  Bromäthyl, 
welche  vor  ca.  4  Jahren  von  mir  dar- 
gestellt wurden,  die  ein  specifisches  Ge- 
wicht von  1,385,  1,390  und  1,400  zeigen. 
Dieselben  wurden  in  braunen  Gläsern,  aus 
welchen  vor  dem  Verschluss  die  Luft 
durch  den  Dampf  des  Präparates  ver- 
drängt war,  aufbewahrt.  Von  ihnen 
zeigt  nur  das  von  1.400  specifischem  Ge- 
wicht Spuren  von  saurer  Reaction  resp. 
Bromwasserstoff,  während  die  beiden 
anderen  noch  gleich  gut  erhalten  sind. 
Es  hat  sich  somit  der  grössere  Zusatz 
von  Alkohol  sehr  gut  bewährt. 

Fasse  ich  nun  das  eben  Gesagte  zu- 
sammen, so  wird  der  Beurtheilung  des 
Bromäthyls  folgendes  zu  Grunde  gelegt 
werden  müssen: 

Das  völlig  farblose  Präparat  zeige  ein 
specifisches  Gewicht  von  1,385  bis  1,390 
und  sei  ohne  Rückstand  flüchtig;  die 
entweichenden  Dämpfe  riechen  angenehm 
ätherisch  und  sind  frei  von  jedem  stechen- 
den und  an  Lauch  erinnernden  Geruch. 

Reines  Bromäthyl  in  einer  mit  con- 
centrirter  reiner  Schwefelsäure  gereinig-' 
ten  und  mit  einem  Glasstopfen  ver- 
schlossenen Röhre  mit  eben  solcher  Säure 
geschüttelt,  erzeugt  keine  Veränderung 
der  beiden  Reagentien,  auch  nicht  nach 
3  bis  4  Tagen.  Selbst  geringe  Spuren 
von  Schw.efelverbindungen  ertheilen  der 
Säure  eine  mehr  oder  weniger  intensive 
gelbe  Färbung.  Schüttelt  man  den  Aether 
mit  seinem  gleichen  Volumen  Wasser,  so 
darf  die  wieder  abgetrennte  wässrige 
Schicht  weder  mit  Silbernitrat,  noch  mit 
neutralem  Lackmuspapier  geprüft,  irgend 
welche  Reaction  hervorrufen.  Es  ist 
nicht  zulässig  den  Aether  direct  mit 
Silberlösung  zu  schütteln,  da  hier  unter 
allen  Umständen  Bromsilberbildung  ein- 
tritt. 

Fernerhin  -soll  das  aus  einer  gekühl- 
ten Mischung  von  verdünnter  Schwefel- 


säure, ZiYik  und  Bromäthyl  entwickelte 
Wasserstoffgas  im  Contacte  mit  Bleizucker- 
papier keine  Bräunung  und  Schwärzung 
des  letzteren  bewirken.  Es  können  so 
selbst  geringe  Spuren  von  Sulfiden  nach- 
gewiesen werden.  Ich  schichte  sodann 
gleiche  Volumina  Fuchsinschwefligesäure 
und  Bromäthyl.  Bei  Gegenwart  von 
Aldehyd  wird  sich  eine  dem  Fuchsin 
entsprechend  gefärbte  Zone  bilden. 

Man  verseift  dann  noch  das  Unter- 
suchungsobject  mit  alkoholischer  Kalilauge, 
verdampft  nach  Zusatz  von  Wasser  den 
Alkohol  und  prüft  einen  Theil  des  Rück- 
standes mit  einem  der  zahlreichen  Rea- 
gentien auf  Schwefel.  Bei  einigermaassen 
grösseren  Spuren  wird  derselbe  durch 
Zusatz  einer  Säure  in  Substanz  abge- 
schieden. 

Aus  dem  zweiten  Theile  fUUt  man 
nach  dem  Ansäuern  mit  Salpetersäure 
durch  Silbernitrat  das  Bromsilber  und 
entzieht  demselben  durch  Ammoncarbo- 
nat  nach  dem  von  Hager  schon  oft 
empfohlenen  Verfahren  das  Ohlorsilber. 
Uebersättigt  man  das  ammoniakalische 
Filtrat  mit  Salpetersäure,  so  darf  eine 
die  Grenze  des  Opalescirens  überschrei- 
tende Veränderung  nicht  eintreten.  Den 
Rest  des  Verseifungsrückstandes  kann  man, 
nachdem  mit  verdünnter  Schwefelsäure 
genau  neutralisirt  ist,  mit  Clilorwasser 
oder  Eisenchlorid  auf  die  Gegenwart 
oder  Abwesenheit  von  Jod  prüfen. 

Die  bei  der  Bromwasserstoflfsäure  so 
häufige  Verunreinigung  mit  Arsen  konnte 
ich  im  Bromäthyl  trotz  eifrigen  Suchens 
nicht  nachweisen. 

Ein  diesen  Anforderungen  entsprechen- 
des Präparat  wird  nicht  leicht  auf  andere 
Weise  als  auf  die  von  Langgaard  em- 
pfohlene zu  erhalten  sein,  welche  aller- 
dings ein  theurer  einstehendes  Präparat 
liefert,  als  das  Phosphor-  oder  Eisen- 
verfahren. Aber  ich  glaube,  man  sollto 
sich  durch  mehr  oder  weniger  grosse 
Preisdifferenzen  nicht  verleiten  lassen, 
die  vielleicht  sich  bald  innerhalb  wei- 
terer Grenzen  bewegende  Anwendung 
eines  Präparates,  wenn  auch  unbewusst, 
durch  nicht  zufriedenstellende  Qualität 
von  vornherein  zu  hindern,  dasselbe 
unter  Umständen  zu  discreditiren ,  wie 
dies  z.  B.  beim  Ghinolin.  pur.  des  Han- 


275 


dels  der  Fall  gewesen  sein  könnte,  welches 
in  seinem  Cbinaldin-  und  Isoehinolin- 
gehalte  zwei  Verunreinigungen  enthält, 
deren  lästige  Eigenschaften  dem  be- 
geistertsten Anhänger  die  Verwendung 
bald  verleiden  musste.  Seit  langen  Jahren 
finde  ich  in  der  Hauptsache  kein  anderes 
Chinolin  im  Handel,  als  das  unter  dem 
Drucke  des  Preisherabsetzens  noch  mög- 
liche Steinkohlen theerchinolin  resp.  eine 
Älisehung  von  Chinolin,  Chinaldin  und 
Isochinolin.  Nicht  dass  ich  damit  eine 
Lanze  für  das  Chinolin  einsetzen  möchte, 
nur  darauf  hinweisen  möchte  ich,  wie 
nöthig  es  wäre,  solche  Präparate  von 
der  medicinischen  Anwendung  auszu- 
schliessen. 

Schliesslich  möchte  ich  noch  betreffend 
Nomenclatur  des  Bromäthyls  hier  er- 
wähnen, dass  es  mich  und  mir  bekannte 
CoUegen  immer  mit  einem  gewissen  Ge- 
fühl der  Ruhe  und  Sicherheit  erfüllt, 
wenn  Arzt  und  Apotheker  in  Analogie 
des  Aether  aceticus  „Aether  bromatus'' 
verlangen  und  uns  darüber  nicht  im 
Unklaren  lassen,  ob  wir  für  „Aethyl. : 
bromat."  Aethylum  bromat. ,  Aethylen 
broniat.  oder  Aethyliden  bromat.  dispen- 
siren  sollen. 


Der  Ortsgesundheitsrath 
zu  Karlsruhe 

übersendet  uns  (Eed.  d.  Pharm.  Centralh.) 
folgende  Zuschrift: 

„In  Nr.  6  der  Pharmaceutischen  Cen- 
tralhalle  vom  10.  Februar  1887  greift 
Herr  Dr.  Mylnis  in  einem  Artikel  mit 
der  Ueberschrift  „Falsche  Geheimmittel- 
Analysen"  auch  den  Ortsgesundheitsrath 
in  Karlsruhe  an  mit  der  Behauptung: 
Die  Analyse  von  Dr.  Oidtmantis  Pur- 
gatif,  deren  Resultat  s.  Z.  veröffentlicht 
wurde,  sei  falsch. 

Besagte  Analyse  wurde  von  Herrn  Hof- 
rath  Dr.  Birnbaum,  Professor  der  Chemie 
und  Vorstand  der  chemischen  Schule  an 
hiesiger  technischer  Hochschule,  aus- 
geführt. Der  Genannte,  welcher  leider 
vor  einigen  Wochen  nach  kurzer  Krank- 
heit gestorben  ist,  genoss  einen  aus- 
gezeichneten Ruf  in  seinem  Fache,  und 
galt  besonders  auch  auf  dem  Gebiete  der 
17ntersuchung  von  Lebensmitteln  auf  Ver- 


fälschungen, sowie  von  Geheimmitteln 
als  Autorität  ersten  Ranges.  Es  ist  wäh- 
rend der  vielen  Jahre,  in  welchen  er  als 
chemischer  Sachverständiger  dem  Orts- 
gesundheitsrathe  angehörte,  nie  eine  Be- 
anstandung der  von  ihm  ausgeführten 
Analysen  von  Geheimmittelu  vorgekom- 
men. 

Da  nun  Hofrath  Dr.  Birnbaum^  dessen 
allzufrühes  Hinscheiden  innig  zu  betrauern 
ist,  die  Vertheidigung  seiner  Arbeit  nicht 
mehr  selbst  übernehmen  kann,  so  lassen 
wir  den  Bericht,  welchen  derselbe  am 
12.  Februar  1886  an  den  Ortsgesund- 
heitsrath über  seine  Untersuchung  des 
Oed^wonn'schen  Purgatif  erstattete,  dem 
ganzen  Wortlaute  nach  hier  folgen: 

„Das  übersandte  Medicament  besteht 
aus  einer  braunen  öligen  Flüssigkeit, 
welche  nach  Essigäther  und  Kamillenöl 
riecht.  Das  Lösungsmittel  ist  Wasser: 
im  Destillate  von  einem  Theil  der  Flüssig- 
keit konnten  mit  Hülfe  der  Jodoform- 
reaction  geringe  Mengen  von  Alkohol 
nachgewiesen  werden.  Dass  aber  die  Haupt- 
menge des  Lösungsmittels  nicht  aus  Alko- 
hol bestand,  ergab  sich  schon  daraus, 
dass  das  Präparat  auf  Zusatz  von  abso- 
lutem Alkohol  einen  Niederschlag  lieferte. 
Die  Flüssigkeit  reagirte  alkalisch.  Bei 
100°  C.  hinterliess  die  Flüssigkeit  58  pCt. 
ihres  Gewichtes  an  Rückstand.  Dieser 
Rückstand  war  eine  zähflüssige  Masse, 
welche  sich  als  zum  grössten  Theil  aus 
Glycerin  bestehend  erwies.  Beim  Ver- 
brennen lieferte  dieser  Rückstand  6,07  pOt. 
des  ursprünglichen  Präparates  an  Asche. 
Auch  diese  Asche  reagirte  stark  alkalisch; 
sie  enthielt  die  Carbonate  von  Natrium 
und  Kalium  mit  geringen  Mengen  von 
Eisen  und  Calcium.  Von  Säuren  konnten 
neben  Kohlensäure  und  ziemlich  viel 
Schwefelsäure  noch  Chlor  nachgewiesen 
werden.  Salze  von  schweren  Metallen 
waren  nicht  vorhanden. 

Mit  concentrirter  Salzsäure  versetzt, 
schied  das  Präparat  ein  etwas  braunes 
Gel  ab,  das  in  viel  Wasser  sich  theil- 
weise  löste  und  einen  unangenehmen  Ge- 
ruch nach  ranzigem  Fett  besass,  der  stark 
an  Buttersäure  erinnerte.  Dieses  Gel  be- 
wirkte, auf  die  Haut  eingerieben,  keine 
Entzündung  oder  Pustelbildung:  die  Ver- 
muthung,    es   möchte  Crotonöl   in   dem 


276 


Präparate  sein,  bestätigte  sich  also  nicht. 
Diases  ölige  Fett  war  in  dem  Medicament 
in  Form  von  Natronseife  vorhanden  und 
der  Gehalt  an  dieser  Seife  verursachte 
die  alkalische  Beaetion  des  Präparats. 
Bei  der  Prüfung  des  Medicamentes  auf 
Alkaloide  wurde  sowohl  durch  Aus- 
schüttelung  der  alkalischen  Lösung  durch 
Aether  als  durch  Amylalkohol  eine  geringe 
Spur  eines  alkaloidartigen  Körpers  ent- 
deckt Bei  beiden  Fällen  gab  der  Ver- 
dampfungsrückstand, nachdem  er  mit 
Salzsäure  behandelt  war,  Niederschläge 
mit  Phosphormolybdänsänre,  Kaliumwis- 
mutjodid,  mit  Jodjodkalium  und  Gerb- 
säure. Die  Reactionen  auf  bekannte  Alka- 
loide, von  denen  in  der  ätherischen  Aus- 
sehüttelung  besonders  Hyoscyamin,  in  der 
Amylalkoholausschüttehmg  namentlich 
Morphin  berücksichtigt  wurden,  gaben  alle 
negative  BesuItAte,  so  dass  diese  in  Ely- 
stieren  als  Beruhigungsmittel  besonders 
häufig  vorkommenden  Alkaloide  bestimmt 
abwesend  waren.  Das  „Purgatif"  besteht 
somit  aus  einer  wässerigen  Lösung  einer 
Oel -Natronseife  mit  viel  Glycerin,  welche 
durch  Essigäther  und  Eamillenöl  aroma- 
tisirt  wurde. 

Karlsruhe,  14.  Februar  1886. 

(gez.)  K.  Birnbaum.'^ 

Obgleich  sonach  für  den  Ortsgesund- 
heitsrath  die  Richtigkeit  der  von  Birn- 
baum bei  der  Untersuchung  erhaltenen 
Resultate  ausser  allem  Zweifel  war,  so 
übertrug  derselbe,  um  Nichts  zu  unter- 
lassen, eine  Wiederholung  der  Analyse 
mit  dem  bedeutenden  Reste  des  Oidtmann- 
sehen  Purgatif,  welcher  von  der  früheren 
Untersuchung  vorhanden  war,  Herrn  Rupp, 
Assistenten  an  der  technischen  Hoch- 
schule und  Chemiker  an  der  städtischen 
Untersuchungsstation  für  Lebensmittel. 

Herr  Rupp  berichtet  nun  unterm  21. 
April  1887  in  ausführlicher  Darlegung 
des  Untersuchungsganges,  dass  er  zu  ganz 
den  gleichen  Resultaten  der  Analyse  ge- 
kommen sei,  wie  s.  Z.  Birnbaum  sie  er- 
halten hat. 

Wenn  man  nun  nicht  annehmen  mag, 
dass  Dr.  Mylius  selbst  sich  geirrt,  oder, 
um  seine  eigene  Ausdrucksweise  zu  ge- 
brauchen, „eine  falsche  Analyse'\gemacht 
habe,  so  bleibt  nur  die  Annahme  übrig, 
dass  er  doch  ein  Präparat  von  anderer 


Beschaffenheit  analysirt  hat,  als  dasjenige 
war,  welches  den  von  JBern6ai*m  und  Rupp 
ausgeführten  Analysen  zu  Grunde  lag. 

Der  Artikel  des  Dr.  Mylius  ging  auch 
in  die  in  Wien  erscheinende  Drogisten- 
zeitung über,  in  deren  Nr.  4  vom  20.  Fe- 
bruar 1887  derselbe  benützt  wird,  um 
einer  unbehinderten  schrankenlosen  Frei- 
gebung der  Fabrikation  und  des  Handels 
mit  Geheimmitteln  das  Wort  zu  reden. 
Eine  solche  Benützung  war  von  dem  Herrn 
Verfasser  gewiss  nicht  bezweckt,  hätte 
aber  vielleicht  doch  als  wahrscheinlich 
vorhergesehen  werden  können.'' 


Bestünmnng  des  Morphium- 
gehaltes  im  Opium. 

Von  J.  Bieh 

Verf.  verglich  die  renommirtesten  Metho- 
den, die  von  Flückiger,  Hager  und  Dieterick 
(Helfenberger)  und  zieht  aus  seinen  analyti- 
schen Resultaten  den  Schluss,  dass  die  Helfen- 
berger die  beste  ist ,  1 .  indem  sie  die  grösste 
Ausbeute  an  Morphium  giebt,  2.  indem  das 
ausgeschiedene  Morphium  das  reinste  ist, 
3^.  weil  die  Methode  leicht  und  bequem  aus- 
führbar ist,  und  endlich  4.  weil  die  erhalte- 
nen Resultate  unter  sich  vorzüglich  überein- 
stimmen.        Durch  Chem,- Ztg.  1887,  Nr.  15. 


Ein  neues  üroskop. 

Zueleer  empfiehlt  den  nachfolgenden  Appa- 
rat zum  Nachweis  von£iweis8  und  Hamzucker 
im  Harn.  Der  Apparat  besteht  aus  einer  U- 
förmigen  Röhre,  deren  einer  Schenkel  einen 
Durchmesser  von  1,5,  der  andere  von  0,4  cm 
hat.  Der  enge  Schenkel  endet  in  ein  kleines, 
fest  damit  verbundenes  Trichterchen  und  ist 
zur  Aufiiahme  der  Reagentien  bestimmt.  Der 
weite  Schenkel  ist  mit  mehreren  Marken  ver- 
sehen, welche  je  1  Volumen  von  5  ccm  be- 
zeichnen und  dient  zur  Aufnahme  der  Ham- 
probe. Der  Harn  ist  direct  in  die  Röhre  zu 
filtriren,  man  benützt  dazu  einen  kleinen 
kugelförmigen  Trichter  d<,  dessen  Abflussrobr 
seitlich  gebogen  ist,  so  dass  die  Ausfluss- 
öfinung  sich  an  die  innere  Wandung  anlegt. 
Statt  des  Filtrirpapiers  dient  ein  Bausch  von 
chirurgischer  Baumwolle;  die  Filtration  geht 
ohne  Schaumbildung  vor  sich.  Verfasser  be- 
nützt zu  den  Proben  stets  5  oder  10  ccm, 
für  welchen  Zweck  die  oben  erwähnte  Markir- 


ung  angebracht  ist;  als  Reagens  verwendet 
ei  coDcentrirteCbromtäurelöanng,  welche  bei 
langsamem  ZuflieMen  aich  mit  dem  Harn  nicht 
iiiiacht,  sondern  denselben  in  die  Höhe  hebt. 
Bei  Aowesenbeit  von  Eiweiu  bildet  sieb  an 
der  Beruh raugsatelle    swiMben    der  oberen 


Hanicchicht  a  and  der  nntereo  CbromsKure- 
löaung  c  eine  Zone  6  von  coagalirtem  Ei  weiss. 
Zum  Nachweis  von  Harn z ucker  verwendet 
Verfasser  pine  Lösung  von  CuO  in  NaOU. 
Eine  derartige  LösuDg  wird  durch  Harazucker 
nach  einigem  Stehen  schon  in  derKalte 
reducirt  nnd  es  bildet  sich  beim  Unterschichten 
die  bekannte  Abscheidnng  von  Kupferoiydul- 
hjdntt.  In  der  NSbe  des  geheizten  Ofens 
erfolgt  die  Beaction  noch  viel  Eohaeller  und 
ist  für  die  Anwesenheit  dee  Hamznckers  un- 
zweideutig beweisend ,  weil  andere  Harn- 
bestandtbeile  bei  einer  nnter  35"  liegenden 
Temperatur  Kupfer  nicht  reduciren. 

Beri.  Klin.  WotAtnKhr.  J887,  90. 
(Das  obige  Uroakop  scheint  udb  für  den 
einfach en    qualitativen    Nachweis    doch    an 
conplicirt.    Der  gleiche  Zweck  läaet  rieb  mit 


einem  einfachen  Reagirglase  erreichen ,  in 
welches  man  5  bis  lO  ccm  des  vorher  filtrir- 
ten  schaumfreien  Harns  mittels  einer  Voll- 
pipette giebt,  mit  derVorsicfat,  dase  die  Innen- 
wand des  Glases  nicht  oberhalb  benetzt  wird. 
Dann  l&sst  man  conccntrirte  Chro m säure ■ 
lösung  mittels  eines  kleinen  Glockentrichters 
mit  seitlich  gebogenem  Abäussrohr  durch  ein 
Bäuschcben  Glaswolle  vorsichtig  an  der  Innen- 
wand faerabfliessen.  Man  vergleiche  auch 
den  nächsten  Artikel.] 

Wie  hat  man  die  bekannte  Be- 
action auf  EiweisB  mit  Salzsäure 
ansnstellen  und  wie  läBst  sie  sich 
zum  Nachweis  ^ringer  Mengen 
Eiweias  im  Harne  verwenden? 

Von  Leo  läebermann  in  Budapest 

Die  Eiweiaskörper  geben,  mit  concentrirter 
SalzsSure  gekocht,  bekanntlich  gefSrbte  Lös- 
ungen and  manche  fSrben  sich  schon ,  bevor 
aie  in  Lösung  gehen. 

Diese  Färbungen  dürften  die  verschiedenen 
Beobachter  sehr  Terschiedeo  gesehen  haben. 
Der  Eine  sagt,  sie  sei  violett,  der  Andere  rotb- 
violett,  der  Dritte  hUt  sie  anfangs  für  grün- 
lich u.  8.  w.  Niemand  aber  dürfte  sie  bisher 
ftir  besonders  schön  oder  empfindlich  ge- 
halten haben.  Sie  ist  es  aber,  wenn  die  Ei- 
weisskörper  z  treck  massig  gereinigt  werden 
und  übertriA  dann,  wie  ich  glaube,  wenn 
auch  nicht  an  Empfindlichkeit ,  so  doch  an 
Schönheit  alle  bekannten  EiweisereactioDen, 
besonders  wenn  die  Probe  nach  einer  der 
weiter  unten  angegebenen  Methoden  aus- 
geführt wird. 

Wird  etwas  genügend  fein  vcrtheiltes  Ei- 
weiss  in  einer  Epronvette  3  bis  4  Mal  mit  Al- 
kohol ausgekocht,  der  Alkohol  abgegossen 
und  das  zurückgebliebene  Eiweiss  3bis4  Mal 
mit  kaltem  Aetber  gewaschen  (wieder  nur 
durch  Abgiessen  und  Wiederanfgiesaen),  so 
färbt  es  sich  beim  Erhitzen  mit  concen- 
trirter Salzsäure  prächtig  tief 
violettblan.  Je  reiner  der  Eiweiaskörper 
ist ,  namentlich  je  vollständiger  entfettet, 
desto  rascher  erscheint  die  Färbung  und  desto 
schöner  ist  sie. 

Eiweisskörper,  welche  in  concentrirter  Salz- 
säure schwer  loslich  sind,  geben  blaugefÄrbtc 
Flocken  und  EÖrncheD ,  andere  auch  so  ge- 
färbte Lösungen.    Die  Färbungen  sind  nicht 


278 


sehr  beständig.  Wasser  macht  sie  sofort  ver- 
schwinden. An  der  Luft  geht  das  Blau  in 
ein  schmutziges  Braun  über. 

ZurReaction  genügen  sehr  geringe  Mengen 
von  Ei  weiss;  starkes  und  anhaltendes  Erhitzen 
ist  bei  gut  gereinigtem  Eiweiss  unnöthig-,  die 
blaue  Fatbe  erscheint  schon  bei  massiger 
Wärme. 

Man  kann  die  Reaction  demnach  auch  so 
ausführen ,  dass  man  ein  Körnchen  Eiweiss 
in  ein  weisses  Porzellanschälchen   oder  auf 
ein   Uhrglas   mit    weisser  Unterlage    bringt^ 
einige  Male  mit  Alkohol,  dann  einige  Male, 
mit  Aether,  einfach  durch  Abgiessen  wäscht 
und  dann  mit  etwas  heisserconcentrirter  Salz- 
säure einfach  übergiesst.    Nach  kurzer  Zeit 
sieht  man  die  Blaufärbung  der  Eiweisskörn-  < 
eben.  Fürchtet  man  durch  Abgiessen  des  AI-  • 
kohols  und  Aethers  Verlust  an  Substanz  zu 
erleiden ,   so  saugt  man  mit  Stückchen  von  : 
Filtrirpapier  ab.  ' 

Am  besten  gelingt  die  Reaction  mit  einer 
reinen  höchst  concentrirten  Salzsäure  vom 
spec.  Gewicht  1,196. 

Sehr   elegant  kann  die  Probe   ausgeführt 
werden,  indem  man  etwas  Eiweiss  fein  gepul- 1 
vert    oder    überhaupt   fein    vertheilt  auf  ein  | 
kleines  Filter  bringt ,  dort  3  bis  4  Mal  mit 
heissem  Alkohol,  dann  3  bis  4  Mal  mit  kaltem 
Aether    wäscht,    dann   in    einer   Eprouvette , 
etwas    concentrirte    Salzsäure    zum    Kochen ' 
bringt  und  diese  vorsichtig  an  der  Filterwand 
hinabrinnen  lässt.  (Giesst  man  zu  schnell  auf, 
so  wird  das  Filter  durchlöchert.)    Das  Filter . 
erscheint  dann  überall  dort ,  wo  sich  etwas  j 
Eiweiss  befindet,  schön  violettblau.     Giesst 
man  noch  einmal  concentrirte  Salzsäure  auf, 
so  sieht  man  die  blauen  Flocken  oder  Körn- 
chen in  der  Flüssigkeit  schwimmen. 

Meine  Versuche  habe  ich  mit  Alkalialbu- 
minat,  Casein,  Vitellin,  Blutfibrin,  Syntonin, 
Globulin,  Pflanzenalbumin ,  Pflanzenfibrin, 
Legumin  und  Kleber  mit  positivem  Resultat 
gemacht,  wenn  auch  die  Färbungen  nicht  bei 
allen  gleich  prächtig  waren. 

Ob  auch  Peptone  die  Reaction  geben,  weiss 
ich  nicht.  Ich  besitze  jetzt  kein  völlig  reines 
Präparat. 

Hämoglobin  ist  für  diese  Reaction  unge- 
eignet. 

Mit  Choudrin  und  Keratin  ist  sie  mir  nicht 
gelungen.  Von  Mucin  wird  später  die  Rede 
sein. 


Beim  Harn,  dem  0,1  pCt.  Hübnereiweiss 
zugesetzt  wurde ,  gelang  sie  auf  folgende 
Weise : 

10  ccm  Harn  wurden  aufgekocht,  mit  einem 
Tröpfchen  Essigsäure  versetzt  und  wieder  ge- 
kocht. Hierauf  wurde  derselbe  mit  der  fünf- 
fachen Menge  96  proc.  Alkohols  gefällt,  durch 
ein  kleines  Filter  filtrit,  4  Mal  mit  heissem 
Alkohol  gewaschen,  dann  ebenso  oft  mit  kal- 
tem Aether,  endlich  mit  etwas  heisser  concen- 
trirter  Salzsäure  Übergossen ,  mit  der  Vor- 
sicht, dieselbe  an  der  Filterwand  hinabrinneu 
zu  lassen.  Es  wurde  die  schönste 
Blaufärbung  erhalten,  obwohl  das  Ei- 
weiss selbst  kaum  sichtbar  war. 

Die  Reaction  gelang  auch  mit  5  ccm  des 
obigen  Harns. 

Unterlässt  man  das  Aufkochen  des  Harns 
vor  und  nach  dem  Zusatz  von  Essigsäure 
(vollständige  Coagulation),  so  gelingt  die  Re- 
action nicht  so  gut.  Man  erhält  dann  nur 
eine  violelettblaue  Lösung. 

Da  ich  beobachtet  hatte,  dass  die  aus 
menschlichem  Speichel  mit  überschüssiger 
Essigsäure  erhaltene  und  mit  Essigsäure  ge- 
waschene Fällung  (Mucin)  gleichfalls  die  oben 
beschriebene  Reaction  giebt,  war  es  noth- 
wendig,  zu  prüfen,  ob  mucinreiche  Harne, 
wenn  auch  eiweissfirei,  die  Reaction  geben. 
Das  zweckmässigste  Untersuchungsobject  war 
der  zähflüssige,  fast  fadenziehende  Pferdeharu. 
Eiweissfreier  Pferdeham,  auf  die  oben  be- 
schriebene Weise  untersucht,  gab  die  Re- 
action nicht;  sie  gelang  auf  das  schönste 
mit  Eiweissharnen  von  pneumonischen  Pfer- 
den ,  die  ich  von  der  Klinik  des  Herrn  Prof. 
r.  Azary  erhielt  und  die  eine  nur  schwache 
Salpetersäurereaction  gaben. 

Nach  einem  vom  Verf.  gef.  übersandten 
Separat  abdruck. 

Darstellung  von  ülezin. 

Gerrard  giebt  zur  Darstellung  des  U 1  e  x  i  n  s 
(Pharm.  Centralh.S7,  616),  des  Alkaloids  aus 
Ulex  Europaeus,  folgende  Vorschrift  an.  Die 
Samen  von  Ulex  Europaeus  werden  fein  ge- 
pulvert, mit  84  pCt.  Alkohol  (durch  Perco- 
liren)  erschöpft,  der  Alkohol  abdestillirt  and 
der  fettigharzige  Rückstand  mit  0,1  pCt. 
Salzsäure  enthaltendem  Wasser  aufgenommen. 
Nach  dem  Filtriren  wird  mit  Soda  netttralisirt, 
auf  eine  geringe  Menge  eingedampft,  etwa 
noch  ausgeschiedene  harzige  Theile  abfiltrirt. 


279 


mit  Natronlauge  übersättigt  und  mit  Chloro- 
fonn  mehrmals  ausgeschüttelt.  Die  chloro- 
formige Lösung  wird  hierauf  mit  salzsaurem 
Wasser  ausgeschüttelt,  aus  welcher  Lösung 
das  Ulexin  beim  Verdunsten  auskrystallisirt. 
Beim  Ausschütteln  der  chloroformigen  Ulexin- 
losnng  wird  das  Chloroform  durch  fein  Ter- 
theiltes  Ulexinhjdrocblorid  milchig  getrübt; 
durch  Ausschütteln  mit  warmem  Wasser  wird 
dieser  Theil  des  Ulexins  auch  noch  aufge- 
nommen. Zur  Reinigung  wird  das  Ulexin- 
hydrochlorid  mehrfach  aus  Wasser  umkrystalli- 
sirt,  durch  Natronlauge  wieder  zersetzt  und 
wie  schon  beschrieben  mit  Chloroform  aus- 
geschüttelt. Das  beste  Lösungsmittel  für 
tllexin  ist  Chloroform;  Aether,  Benzin,  Ben- 
zol ,  Amylalkohol  sind  weniger  zum  Aus- 
schütteln geeignet.  Das  freie  Ulexin  ist  ge- 
ruchlos ,  krystallisirt ,  schmeckt  bitter  und 
wenig  scharf,  die  wässrige  Lösung  der  freien 
Base  wird  durch  Eisenoxydulsulfat  grün,  durch 
Quecksilberoxy  du  Initrat  schwarz,  d  urchQueck  - 
silberchlorid  weiss  geföllt. 

Da«  Ulexin  giebt  mit  Salzsäure,  Bromwasser- 
stoffsäure,  Salpetersäure  krystallisirende  Salze, 
die  meist  schwer  löslich  in  Alkohol,  leicht 
\o8licb  in  Wasser  sind.  Die  concentrirte 
wässerige  Lösung  wird  durch  Aetzlaugen, 
nicht  aber  durch  Alkali carbonate  oder  Ammo- 
niak geföllt.  Pikrinsäurelösung  giebt  einen 
gelben  Niederschlag,  Chromsäure  upd  Ka- 
li am  Chromate  fallen  nicht,  Permanganat  wird 
fast  sofort  entfärbt.  Die  Ausbeute  an  Ulexin 
beträgt  nach  dem  oben  beschriebenen  Ver- 
fahren circa  0,10  pCt.  aus  den  Samen;  die 
Rinde  enthält  weniger. 

Die  ursprünglich  von  Gerrard  angegebene 
Darstellungsmethode,  die  im  Nachstehenden 
skizzirt  ist,  ist  von  Gerrard  wieder  verlassen 
und  durch  oben  beschriebene  ersetzt  worden. 

Nach  jener  ersten  Methode  wurden  die  ge- 
pulverten Ulex-Samen  mit  Alkohol  extrahirt, 
der  nach  dem  Abdestilliren  des  Alkohol  hinter- 
bleibende Rückstand  durch  mehrmalige  Be- 
handlung mit  warmem  Wasser  aufgenommen, 
die  Lösung  auf  einen  Theil  verdampft,  mit 
Ammoniak  versetzt  und  mit  Chloroform  aus- 
geschüttelt. Nach  dem  Abdestilliren  des 
Chloroforms  wurde  das  braungefarbte  Roh- 
Ulexin  mit  soviel  Salzsäure  gemischt,  dass 
«ine  neutrale  Mischung  entsteht.  Dieselbe 
erstarrte  fast  sofort  krystallinisch  und  wurde 
hierauf  mit  absolutem  Alkohol  ausgewaschen 
und   80   von  färbenden  Substanzen  befreit. 


Nöthigenfalls    wurde    die    Behandlung    mit 
Ammoniak  und  Chloroform  wiederholt.     9. 
Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim,  1886, 
XIV,  334,  469. 


üeber  Inosit. 

Maquenne  giebt  zur  Darstellung  des  In  0- 
s  i  t  s  folgende  neue  Methode  an ,  die  verhält- 
nissmässig  rasch  die  Gewinnung  grösserer 
Mengen  Inosit  ermöglichen  soll. 

Getrocknete  Walnussblätter  werden  mit 
kochendem  Wasser  ausgezogen,  so  dass  das 
vierfache  Gewicht  der  Blätter  an  Extract- 
lösung  gewonnen  wird.  Die  heisse  Flüssigkeit 
wird  zunächst  mit  Kalkmilch,  nach  dem  Fil- 
triren  mit  Bleiacetat  und  das  Filtrat  von 
dieser  Fällung  mit  Bleiessig  gefällt.  Der 
letzt  erhaltene  Niederschlag  wird  mit  Wasser 
ausgewaschen,  in  Wasser  verrührt  mit  Schwefel- 
wasserstoff zersetzt  und  das  Filtrat  zum  Syrup 
verdunstet.  Diesem  noch  heissen  Syrup  wer- 
den 7  bis  8  pCt.  seines  Volumens  concentrir- 
ter  Salpetersäure  zugefügt.  Sofort  tritt  eine 
heftige  Reaction  ein ,  die  den  grössten  Theil 
der  fremden  Stoffe  zerstört,  ohne  den  Inosit 
selbst  anzugreifen;  die  Flüssigkeit  verliert 
ihre  Schleimigkeit  und  wird  fast  gänzlich 
entfärbt.  Hierauf  werden  allmälig  4  bis  5  Vo- 
lumina Alkohol  und  1  Volumen  Aether  zuge- 
fügt, wodurch  der  Inosit  in  krystallini sehen 
Flocken  gefallt  und  nach  24  Stunden  gesam- 
melt wird.  Dieser  Roh  -  Inosit  enthält  circa 
85  pCt.  reinen  Inosit  und  wird  aus  verdünn- 
ter Essigsäure  einmal  umkrystallisirt,  hierauf 
in  wenig  kochendem  Wasser  aufgelöst  und 
die  Behandlung  wie  oben  noch  einmal  wieder- 
holt. Nach  nochmaliger  Fällung  mit  Aether- 
Alkohol  wird  der  in  Wasser  gelöste  Nieder- 
schlag mit  Barytwasser  versetzt,  um  das  an- 
hängende Calciumsulfat  zu  entfernen,  worauf 
durch  Zusatz  von  Ammoniumcarbonat  der 
Ueberschuss  des  Baryts  ausgefällt  wird.  Das 
Filtrat  wird  zur  Trockene  verdunstet  und  aus 
Wasser  umkrystallisirt. 

Der  auf  diese  Weise  gewonnene  Inosit  ist 
völlig  aschefrei  und  wird  in  einer  Menge  von 
circa  0,3  pCt.  von  den  trockenen  Wallnuss- 
blättern  erhalten. 

Durch  Kochen  mit  verdünnten  Säuren  oder 
Alkalien  wird  der  Inosit  nicht  angegriffen,, 
alkalische  Kupferlösung  wird  nicht  reducirt, 
ebensowenig  ammoniakalisehe  Silberlösung; 
in  Gegenwart  von  Aetznatron  jedoch  entsteht 
mit  Silberlösung  ein  Metallspiegel. 


280 


Dureh  Erhitzen  mit  dem  15  fachen  Gewicht 
Jodwasserstoffsäure  (1»85)  aof  170^  während 
4  Stunden  im  Rohr  wird  aus  dem  luosit  eine 
sehr  geringe  Menge  Benzol  und  Phenol  frei- 
gemacht, während  der  Inhalt  des  Rohres  aus 
Trijodphenol  hesteht.  Cfa romsäure  oxydirt 
zu  Kohlensäure  und  Ameisensäure.  Am  Rück- 
fluBskühler  mit  concentrirter  Salpetersäure 
auf  100  0  erwärmt ,  entsteht  OxalBäure ;  in 
offener  Schale  derselben  Behandlung  unter- 
worfen wird  Tetraoxychinon  gebildet, 
das  durch  Einwirkung  Yon  Alkali  und  Luft 
sich  bald  zersetzt  un<l  beim  Zukommen  von 
Barytsalz  und  wenig  Salzsäure  einen  schön 
rothen  Niederschlag  von  rhodizonsaurem 
Baryt  giebt. 

(Die  bekannte  Reaction  von  Schwer  zum 
Nachweis  von  Inosit,  die  darin  besteht,  den- 
selben mit  Salpetersäure  einzudampfen ,  den 
Rückstand  mit  Ammon  und  Chlorcalcium  zu 
versetzen  und  wieder  zu  verdampfen,  wodurch 
eine  rosenrothe  Färbung  entsteht,  dürfte  auf 
einen  analogen  Vorgang  zurückzuführen  sein. 
D.  Ref.) 

Wird  das  Tetraoxychinon  mit  concentrirter 
Salpetersäure  in  der  Kälte  behandelt,  und  das 
weisse  Pulver,  welches  sich  dabei  ausscheidet, 
mit  Wasser  gekocht,  mit  Aetzkali  neatralisirt 
und  eingedampft ,  so  erhält  man  k  r  o  k  o  n  - 
saures  Kali  in  schönen  Krystallen. 

Der  Verf.  Marqiienne  betrachtet  den  Inosit 
als  Hexaozy benzol-.Hezahydrür : 
C6(0H)eHg  =  CßHigOß.  «. 

Jcumal  de  Pharm,  et  de  Chimie  1887,  326, 


Ozon  und  Aethylen. 

Olszewsky  ist  es  gelungen ,  bei  der  Tem- 
peratur des  unter  Atmosphären  druck  sieden- 
den Sauerstoffs  ( — 181,5^)  das  Ozon  zu  ver- 
flüssigen. Ozonisirter  Sauerstoff  läast  dabei 
das  Ozon  als  dunkelblaue  Flüssigkeit  zurück, 
während  der  Sauerstoff  gasförmig  entweicht. 
Der  Siedepunkt  des  reinen  Ozons  wurde  bei 
— 106  ^  gefunden.  Das  Ozon  zum  Erstarren 
zu  bringen,  ist  noch  nicht  gelungen.  Zur  Be- 
stimmung des  Siedepunktes  wurde  flüssiges 
Aethylen  verwandt,  wobei  sich  zeigte,  dass 
Ozon  in  Berührung  mit  diesem  heftig  explo- 
dirt.  — 

In  dem  nämlichen  Apparat  wurde  zugleich 
auch  unter  Anwendung  flüssigen  Sauerstoffs 
als  Kältemittel  das  Aethylen  zum  Erstarren 
gebracht  und  zwar  bei  — 169^. 

Monaish.  f.  Chem.  8,  69-^72. 


Zur  Eenntniss  einiger  Metalle. 

Der  Schmelzpunkt  des  Magnesiums  liegt 
ziemlich  nahe  unter  800  <>.  —  Victor  Meyer 
hat  durch  zwölfmal  wiederholte  einfache 
Destillation  Quecksilber  als  völlig  reines 
Metall  erhalten,  wodurch  die  Annahme,  dass 
dasselbe  durch  blosse  Destillation  sich  nicht 
völlig  reinigen  lasse,  widerlegt  ist.  —  Anti- 
mon geginnt  bei  einer  Temperatur  über 
1300^  langsam  zu  verdampfen. 

Berl.  Ber,  20,  497-^500. 


'  y^y  ./"w^. 


Miscellen 


Oel  -  Emulsionen. 

Um  Oel-Emulsionen  direct  im  Glase,  ohne 
Mörser,  anzufertigen,  empfiehlt  E,  Kraft  (Ph. 
Zeitg.)  folgendermaassen  (beispielsweise  für 
100  g  Emulsion)  zu  verfahren :  Man  wiegt 
zuerst  7,5  g  Wasser  in  das  Glas,  hierauf  10  g 
Mandelöl ,  giebt  dann  5  g  Gummi  arabicum- 
Pulver  hinzu ,  schüttelt  kräftig  um  und  setzt 
nun  das  übrige  Wasser  nach  und  nach  hinzu. 
Bei  Verwendung  von  gutem  feinem  Gummi 
soll  die  Emulsion  tadellos  sein.  -  (Ein  mehr- 
mals wiederholter  Versuch  ergab ,  dass  auf 
vorstehende  Weise  in  der  That  eine  ganz  leid- 
liche Emulsion  erhalten  wird ;  den  strengen 
Vergleich  mit  einer  im  Mörser  hergestellten 
Emulsion  hält  sie  allerdings  nicht  aus,  indem 
sie  von  Anfang  an  weniger  milchigweiss  er- 


scheint und  schon  nach  wenigen  Stunden  an- 
fangt, sich  in  eine  obere,  dickere,  und  eine 
untere,  dünnere  Schicht  zu  scheiden.  Bei- 
läufig mag  bemerkt  sein,  dass  eine  im  Mörser 
zu  bereitende  Emulsion  am  schönsten  wird, 
wenn  man  die  Verhältnisse  von  Oel ,  Gummi 
und  Wasser  wie  10 :  5 :  10  wählt,  nicht,  wie 
es  meist  geschieht,  10:5:7  V2.) 


BetoL 


Die  dem  Salol  ähnliche  Verbindung  der 
Salicylsänre  mit  dem  j^-Naphtol  wird  neuer- 
dings als  Betol  (Salicyl8äure-/}-Na- 
phtylester)  in  den  Handel  gebracht  Der 
Schmelzpunkt  dieses  nach  patentirtem  Ver- 
fahren von  Dr.  von  Heiden  Nachfolger  in 


281 


Badebeul  hecgeitellten  Präparates  liegt  bei 
950  c.  i. 

Jodof ormoollodiiua* 

Verschiedene  Formeln  sind  zur  Herstellung 
von  Jodöformcollodium  Torgeschlagen ;  einige 
derselben  sind  nachstehend  angegeben. 

1.  Jodoform      .     .  1  Th., 
Collodium     .     •  14t    „ 

2.  Jodoform  5  Th., 
Bals.  peruvian. .  5    „ 
Collodium     .     .  85    „ 
Sapo  medicat.    .  5    , 

M. 

3.  Jodoform      .     .  10  Th., 
Aether     ...  20    „ 
Ol.  ricini   '  .     .  20    ;, 
Collodium     .     .  100    „ 

Mao  darf  nicht  zu  viel  von  diesen  Präpa- 
raten Yorräthig  machen,  da  sich  das  Jodoform 
allmälig  zersetzt  und  die  Lösungen  sich  braun 
färben.  —ob— 


Ein  neues  Butter  -  Surrogat 

Ton  Dr.  G.  Ämbühl  in  St.  Gallen. 

Die  Firma  Jok.  Martin  Wi^emann  in  Statt- 
giri  brisgt  unter  de^  Namen  feinste 
Pf  Unzen  hatte  rein  Speisefett  in  den  Han- 
del, welchea  auf  der  Leipziger  Kochkonst- 
aasstellung  grossen  Anklang  gefunden  haben 
soll.  Es  kommt  in  Blechbüebsen  ä  0,5  Kilo 
in  den  Kleinverkanf. 

Der  Gesdimack  nnd  die  Aasseren  Eigen* 
Schäften  Terrathen  seine  Abstammung ;  Es 
ist  CocosnasB-Botter,  mit  dem  bekann- 
ten Nnsskern-Oelgescbmack,  hart  und  dabei 
doch  leicht  schmelzend.  Schmelzpunkt:  24 
bis  250  c.,  specifisches  Gewicht  bei  100'>C. 
(resp.  980  in  st.  Gallen) :  0,871  oder  71  Butter- 
grade. Aequivalent  der  flüchtigen  Fettsäuren 
in  5,0  g:  4,78  ccm  Zehntel -Kali  (nach 
Reichert  -Meissl). 

Fettgehalt.  .  .  .  99,78 
Wasser  .  .  .  .  0,20 
Ifineralstoffe  *     .     .       0,005 

Das  geschmolzene  Fett  lässt  sich  tief  anter 
seinen  Schmelzpunkt  abkühlen ,  ohne  zu  er- 
starren. Flüchtige  Fettsäuren  Hessen  sich  in 
Torliegebdem  Mtister  nur  In  Spuren  nach- 
weisen, obwohl  Cocos-Fett  bekanntlich  leicht 
ranzig  wird. 

Der  Nachweis  einer  Unterschiebung  dieses 
nenen  Battersnrrogates  als  Achte  Milchbntter 


gelingt  leicht  dnroh  die  Besirmmnng  der 
flüchtigen  Fettsäuren  nach  Reichert*  Statt 
27  ccm,  wie  das  Butterfett,  verlangt  das  Cocos- 
fett  blos  4,7  ccm  Zehntel-Kali  zar  Sättigung 
der  flüchtigen  Fettsäuren  in  5,0  g. 

Dagegen  hat  das  Cocos-Fett,  abweichend 
von  den  ThierkOrperfetten,  Yon  Oliven-,  Bfib^ 
und  SonnenblnmenOl ,  ein  hohes  specifisches 
Gewicht,  ist  schwerer  als  Batterfett,  annäh- 
ernd auf  gleicher  Stufe  mit  Sesamöl  und 
Mohnöl.  Die  Methode  der  speciflschen  Ge- 
wichtsbestimmung reicht  somit  nicht  aus,, 
dieses  neae  Butter«* Surrogat  in  Miscbaftgen 
za  erkennen ;  gegentheils  wäre  es  ein  vor- 
zügliches  Mittel  zur  Yerdeckang  einer  Misoh- 
ung  von  Margarin  nnd  Gelen  nach  altem  Be- 
cept,  wenn  der  besondere  Cocob- Geschmack 
und  —  die  BeicheriwXi^  Methode  nicht  wäre. 
Die  Identificirang  d#s  Qocos-Fettes  im  Labe« 
ratoriam  geschieht  unschwer  darch  Bestimm* 
ung  des  speciflschen  Gewichtes,  des  Schmelz« 
Punktes  und  des  Aeqoivalentes  der  flüchtigen 
Fettsäuren.  g, 

Schweiz.  TT.  f.  Pharm. 

Antifongin 

nennt  Oppermann  eine  ron  ihm  nach  eigener 
Methode  hergestellte  boreaareMagnesia 
„in  einer  bisher  nicht  bekannten ,  leicht  lös- 
lichen Form*;  es  ist  ein  weisses,  süss 
schmeckendes,  der  Gresundkeit  unschädliches 
Pulver,  in  vier  Theilen  kochenden  Wassers 
löslich.  Zur  Verwendung  gelangt  das  Anti- 
fungin  als  15proc.  Lösung  und  diese  soll 
eine  ausserordentlich  kräfUg  desinficirende 
Wirkung  besitzen  and  ein  wahres  Specificum 
gegen  Diphteritis  sein.  .  Je  nach  dem  Alter 
werden  5  bis  20  Tropfen  der  Lösung  als 
Biedicin  ein-  bis  sweisttindlicb  verordnet. 
Ferner  werden  stündlich  einige  Easldfel  Teil 
der  Losung  im  fiLrankenzimmer  aerstftabt, 
und  zwar  ist  dann  die  Deslnfbetion  der 
Zimmerluft  eine  rollstindige ,  wenn  durch 
Einathmen  solcher  Luft  ein  süssHcher  €^ 
schmack  •  wahrgenommen  wird.  Der  Belag 
bei  Diphteritiskranken  (gleichviel  von  wel- 
chem Alter)  wird  so  lange  ein-  bis  zweistfind- 
lich  mit  der  Lösung  gepinselt,  bis  derselbe 
verschwunden  ist.  Wird  aus  Versehen  zuviel 
Lösung  verscihluckt,  'so  erfolgt  infolge  des 
dann  widerlich  süssen  Geschmackes  sofortiges 
Erbrechen.  Nach  den  Mittheilungen  der 
Aerate  ist  bei  der  erwähnten  richtigen  An- 
wendung der  15proc.  Lösung  nach  3  Tagen 


282 


selbst  der  ärgste  Fall  Ton  Diphteritis  toU* 
ständig  geheilt  festgestellt.  —  Bei  Husten, 
KeHehhasten ,  Asthma  tritt  durch  öfteres  In- 
baliren  sofortige  Linderung  und  namentlich 
bei  Keuchhusten  schnelle  Heilung  ein.  Als 
Wundwasser  ist  je  nach  Umständen  eine 
5  bis  15proc.  Losung  mit  grösstem  Erfolge 
verwendet.  (Scheint  uns  sehr  viel  auf  einmal 
versprochen  zu  sein !    Die  Bed.)  g. 

Nach  Äpoih.'Ztg, 


Amerikanische  Specialitäten. 

Buirs  Cough  Syrup  {BvXCn  Hustensaft) 
ist  gewöhnlicher  brauner  Zuckersyrup  mit 
einem  Zusats  von  >/«  bis  Vs  Gran  Morphin- 
sulfat (!)  auf  jede  Unze. 

Athlophorns  (Searle^s  Great  Rheumatic 
and  Neuralgie  Cure),  in  4  Unzen -Flaschen 
verkäuflich ,  besteht  aus  1  Drachme  Kalium- 
acetat,  6  Drachmen  Natriumsalicylat,  4  Unzen 
Zucker  und  14  Yolum-Drachmen  Wasser  mit 
Caramel  rothbrann  gefärbt. 

Sjrupus  hypophosphitum  (FMow'b): 

Gran: 
Hp.  Lösliches.  Ferriphosphat    ...  15 
Natriumhypophosphit  •     .     .     .45 
Chininsulfat  .     •     . '  .     .  .10 

Strychnin  (für  sich  gelöst)      .     .       V^ 
Manganhypophosphit  oder  Sulfnt  15 
Zuckersyrup  so  viel  als  nöthig  für  16 
Unzen. 


N.  N.  aus  Erdö  Benye  zu  mir  und  bot  mir 
Tokayerwein  an.  Nachdem  wir  gegenseitig 
alles  besprochen,  legte  mir  derselbe  meine 
ihm  aufgegebene  Bestellung  (50  Liter  Med.- 
Tokayer),  nachdem  er  alles  auf  dem  Formuhur 
ausgefertigt,  zur  Unterschrift  vor  und  auch 
seinerseits  eine  Abschrift  qu.  Bestellung  und 
entfernte  sich.  Ich  war  etwas  im  Geschäft  in 
Anspruch  genommen,  uod  auch  nichts  Bösef 
ahnend ,  legte  ich  diese  Abschrift  bei  Seite 
und  erst  eine  halbe  Stunde  später  merkte  ich, 
dass  auf  dieser  Abschrift  nicht  allein  50  Liter 
Med.-Tokayer,  sondern  auch  50  Liter  Tokayer 
Ausbruch  (Morgen-  und  Dessertwein)  notirt 
waren.  *-  Ich  schickte  fiberall  nach  der  Per- 
sönlichkeit suchen,  dieselbe  war  aber  wie  vom 
Erdboden  verschwunden.  Es  blieb  mir  nichts 
übrig,  als  an  die  Firma  N.  N.  zu  schreiben. 
Erst  14  Tage  später  erhielt  ich  ein  Schreiben, 
nicht  aus  Erdö  Benye,  sondern  aus  dem  Haag 
(Holland) ,  wo  eine  Succursale  sich  befindet, 
dass  es  nicht  angehe,  meine  Bestellung  um- 
zuändern, jedoch  wäre  die  Firma  geneigt, 
statt  zweimal  50,  hundert  Liter  Med.-Tokayer 
zu  senden. 

Ich  wandte  mich  nun  naeh  dem  Haag  und 
bat  nochmals,  nur  die  wirklich  bestellten 
50  Liter  zu  senden ,  andernfalls  ich  bitte, 
meine  Bestellung  als  nichtig  zu  betrachten. 
Veigangenen  Freitag  erhielt  ich,  diesmal 
nicht  aus  dem  Haag,  sondern  aus  Erdö 
Benye,   eine  Factura  über  79  Liter  Med.- 


Neuh  Yorker  Pharm.  Bundaehau. 


Kitt  tBüc  Aquarien. 

Bleiglätte,  feiner  weisser  Sand,  Gyps  je 
1  kg^  fein  gepulvertes  Harz  350  g  werden  mit 
Leinölfirnis«  sofgfiUtig  zu  einer  Paste  zusam- 
mengestossen  und  etwas  Siocativ  zugesetzt. 

Der  Kitt  ist  erst  naeh  einigen  Stunden  zu 
gebrauchen,  kittet  aber  dann  Salz»  oder 
SQsswasserbehälter  ganz  vortreflPlich.         g, 

Südämtsche  ÄpaUL-Zeit 


.Man   löse  durch  geUndes  Erwärmen  ohne  tokayer  mit  dem  Bemerken,  dass  bereits  der 
»aurezusatz.  g.      ^^.^  unterwegs  sei  und  falle  ich  die  An- 

nähme  desselben  verweigere,  die  Firma  sich 
an  den  schriftlichen  Contract  halten,  d.  h. 
zweimal  50  Liter  senden  wiirde. 

Ich  consultirte  nun  einen  Advokaten,  so- 
gar zwei,  und  ist  nach  deren  Meinung  von 
den  zwei  liebeln  das  kleinere  zu  wählen,  d.  h. 
die  unterwegs  befindliche  Sendung  anzu- 
nehmen. —  Wie  ich  gestern  von  meinem 
CoUegen  hörte,  bin  ich  nicht  der  einzige,  der 
schon  auf  diese  Weise  hereingefallen  ist, 
sondern  machte  er  mir  noeh  swei  namhaft 
und  soll  der  eine ,  weil  er  die  Annahme  ent- 
schieden verweigerte,  den  Proceaa  verloren 
haben. 

Zweck  dieses  Schreibens  ist  nun«  dass 
Sie  gütigst  diese  Thatsache  in  Ihrem  ge- 
schätzten Blatte  veröffentlichen  wollen." 


Tokayer  MedlciiialweiiL 

Ein  Leser    unseres  Blattes    theilt 
Nachstehendes  mit: 

„Am  4.  Mai  kam  ein  Vertreter  der  Firma 


uns 


Vvrloffsr  nnd  Teaatworttlehmr  RadMtanr  Dr.  ■»  G«lMler  In  Dnadaa. 

Im  Baehhand«!  doMb  Jallua  Springer,  BwUa  N.,  MoabUovpUte  S. 

DnMk  d«r  KSnlffl.  BofbocbdrackeMi  tob  a  a  Mtlnhold  *  SShs«  In  Vnwä&u, 


von  Aug.  Qolel  SShne, 

Berlin  K.W.,  Alt*Mo«bIt  U, 

liefert  prompt  und  billieat  aimmtliche  Appurate 
nnd  BohrleitangeD  etc.  iQi  chetniBcbe  ODa  ph&r- 
macesticcfae  Industrie. 


Heidelbeerwein 

Harke  „Feste  Cobni^' 

ginntüt  rdn  nnd  aligelagert,  bei  10  Fl.  k  Fl. 
lÄ;  bei  25  Fl.  ik  1,16;  Liter  1,10,  In  Kotb- 
Wbni  zn  20— 2&  Litern  empflehlt 

P.  Bnntebardt. 

Apotheker  in  Moth». 


|! 
n 


Qehalt 
g&nutirt. 


VERBANDSTOFFE 


Gitligtt«  BemgBqDelle  bes.  f.  samintl.  V«r 
buidwAttaü,  GaMU,  Flanell,  Lint,  alle  Sortei 
Binden.  EefMluter,  BoUirolle,  Binden  fSi 
Pranen  nnd  HUDorrltoidalleideDae,  die  nacli- 
«löfUoli  iwsokentfpiechendBtni  dleief  Art 

Vertiudatofflbbiikuit  in  Cnemniti, 
Kg«ie  Cardnl«  und  eben.  Laboratarlmn. 


Kemmerich's  Fleisch-Pepton. 

Nach  den  ron  äen  Herren  Professoren  Fresenius-Wiesbaden,  Lndwigr-Wien,  Koenig« 
Hftnster,  Statser-Bonn  ausgeführten  Analysen  enthält  das  Kemmerieh'sche  Fleigcb- 
Plftpton  Ausser  den  Salzen  und  Extraktivstoffen  des  Muskelfieisches  auch  in  grosser  M^nge 
d«mn  ÜMptnAhrMoffe,  ntaiKdi  ca.  18  %  leicht  lösliche  Eiweiss^toffe  und  ca.  39  % 
Pei»te».  Das  Kpi»«erWt>g^he  Fleisch-Pepton  ist  das  gekaltreleliste  unter  allen 
Peptonen  des  Haftdels  und  das  einzige y  welches  mit  h(Schstem  Hfthrwerlh  einen  auge- 
n^men  Gremch  und  Gesehmack  terbindet.  Dasselbe  ist  überall  tu  empfehlen,  wo  Eiweiss- 
rafuhr  nOtldg  und  eine  kräftige  Emfihrung  durch  minimale,  den  Magen  in  keiner  Weise 
belistgende  QaaiititlU«n  erforderlich  ist.  Es  eignet  «ich  besonders  vorzüglich  zur  Em&hr- 
ung  dnreh  Eifstlere«  —  Kefmnerieh^s  Pepton  ist  küußich  in  den  Apotheken. 


ZU  Obersalzbrunn  i.  Schi. 

wIrA  totn^rt«lt«  tnttpibhleii  gegen  Iffieren-  und  Blasenleiden,  Gries-  und. Stein- 
b€8cnwerden,  die  Tferschledenen  Formen  der  Gioht,  sowie  Gelenkrheumatismus. 
Ferner  gegen  katarrhalische  Aifectionen  des  Kehlkopfes  und  der  Langen,  gegen  Magen- 
«nd  Barmkatanhe.  —  —  In  den  ersten  6  Versandjahren  wurden  yerschickt : 

1881:  1262$  11^  1882:  55761  fl.,  ISSSt  61808  1^  1884:  143234  L, 

isMt  24718«  I.,  1S96:  40e39S  11. 

I>i6  Kronenquelle  ist  durch  aDe  Mineralwasserhandlungen  und  Apotheken  zu  beziehen. 
Brochttren  mit  Q^termehsanweisuag  Tttsendet  >af  Wunsch  ^ratia  ubd  franoo. 


D'p  Adninistraticf:  der  Krünen-Ouelie.Cbersalzbrunn  i.Sch  . 


mser 


I  OrffUMlmsqLuelle)  * 

seichnet  sich,  laut  Analyse  des  Herrn  Prof.  Dr.  B.  Fresenius  in 

Wiesbaden,  Tor  anderen  Natron-Lithion quellen  durch  die  Menge 
|der  festen  Bestandtheile  Tortheilhaft  aus.   Die  Obersahbrunn  er 

Kronenquelle  mit  0,01140  wasserhaltigem  doppclkohlensaurem 
LiÜrion  gegenüber  0,011528    in    der   Wilhelmsquelle    bat  nur 

0,87264  wasserhaltiges  doppelkohlensaures  Natron  gegenüber 
^,191658  in  der  Wilhelmsquelle.  Versandt  in  %  Litre  •  Glasflaschen 
durch  alle  Mineralwasser -Handlungen  und  Apotheken,  sowie  direct 
durch  die 

iUnig  Willielm*«  Felseni|uellen  In  BaA  Ems. 


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gfftflrei,  roth,  per  100  Bogen  ä  6  Blatt  ==  5,00  Mk., 
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AntefMi,  Aiürtg»,  MMraMii|4e  et«.  woU«  auui  ui  den  Bedaetetir  Praf.  Dr.  8.  Claistler, 

OreiiAti,  Piltaiiteev  Strasse  50  admiirMi. 

'  '  ■     I  1 1       ■ 

Neae  Folge 
Till.  Jahrgang. 


a^^K   iO^m 


fi^lin,  den  9.  Juni  1887. 


D#r  gaaxen  Folge  ZXVIIi;  Jahrgang» 


inhaUs  fSktmU  nmt  AmiMte:  ücber  Aatlinnm  camphorlcnm.  —  Der  OrtBgesandbeltsrttlih  in  K&rfarnhe  tiii<l 
(HdtMD^wft  P«T«ait  —  aiA«  VerUrvüc  der  Mo«i9Bclnt«r.  —  Dl«  iklk«loid«  1^90  OeUernkm  «einpAfTlpeiM.  ~  lUiie 
neo«  ReMtlon  auf  Karce'äi.  —  WismatoxTJodid.  —  Freiwerdea  von  gtLatürmigem  StiekstoiT  berFftnlnlasprocessen. 

—  B^lhweUprifcaff  amf  ftramde  FaabaMi».  —  tawaptutiiafc«  KatiMiit  Orai«a  El««iigcliaft  tm  LeoejuitbaB^am 
'**fe?;.~  Ä*?*^  Wfwacbaft  yon  ftoMa«»  Paaudaeaala.  -,  Draml«  aU  A«^i«tt^e|UaiD.  —  Gifgaiigift  vo»  CocaJji. 

—  Pitnlae  Alolnl.  —  Der  MaskelBcbllger.  —  Mue«aeM:  Congopapfer.  --  Eine  Elwelssart  )tn  mei^clillchnn  Urin. 

^  Ueber  MmeU.  —  GoftalaiKto  «Mentwtekekwfliapparate  •««.  —  Mow  OtKietpeaAMB*  -*  AwtfffMl« 


■Eff- 


^W— ^^^— -9 


Cheaile  und  Pbannacle« 


Uaber  AniHmim  eamphorienm. 

Von  G.  Vulfius. 

WikrmA  u»  synthelkek  iMrgeitollte 
Aatij^Tretida  fraber  aar  unter  den  Gimo- 
liaderivatea  zw  registmaa  hatte,  haben 
die  jadt  «teaa  A/eetenilid  (Aiitifebriii)  g^ 
Biaehtea  firlabraiigen  geseigt,  daee  awsh 
aadereTerbiiiJhuigen  aaUpjjraitiseheEigaa- 
aehaften  in  sehr  aa^gezaiehaetett  Orade 
beataeoa  kiteaea  Besondeia  aahe  li€^ 
ea  mmaiebr,  aalebe  EAraar  anter  im 
Aailinderiyateii  md  dMi  Aailiaaalzea  zu 
aoohea.  SSa  iat  «bei  die  Yeranlaaaaag 
gewarden,  andii  «Ui  ia  firtherea  Jahraa 
YOB    TpmimBi    ate    iatii^[MMMdiowi 


{libtüeiiM  i«Uui$irafarat  wieder  in 
den  Tbm  der  betreffeadea  Verwielie  w 
saehM,  aftaiUeh  daa  Aailinaai  ea«- 
phorieuai. 

Da  möglicherweise  dieses  Aaüiasalz 
ia  nieheter  Zeit  audi  aoasi  da  a«d  dort 
gefragt  werdaa  k&Mte,  $o  ia(igea  hier 
eiaige  bei  aeiiier  BerstelloBg  genaaehte 
ErfMruQgea  um  so  eher  MUtbeiluag 
fiadlai,  m  der  geaaaaie  KQorper  in  .^n 
Preisiietea  der  CÄtemikalieBhaadlm^en 
nicht  ÄgYirirt  ^  also  woU  niieht  raach  zu 


beschaffen  ist,  und  die  Angaben  ttber 
denselben  in  der  pharmaeeuUsohen  lite- 
ratar  gdtur  spärlich  »nd.  Soweit  die 
letztere  dem  Schreibe  dieses  aar  Ver- 
fiigang  steht,  konnte  nnr  in  Ekiger'B 
Handbuch  der  pharmaeeatischen  Praxis 
etjwas  aber  Anilinum  eamphorieaa»  ge- 
funden werden  and  auch  das,  w(U9  an 
dieser  Stelle  tber  die  bezeichnete  Ver- 
bindung mitgetheijt  wird,  ^wies  sieh 
beim  Arbeiten  nidsit  als  ganz  zuibreffend. 

Von  genauer  Ängste  der  DarsteUaag 
der  GamphorsSiare  wird  abgesehen  werden 
können,  da  man  soleha  sieh  leieht  $m 
jeder  GheBuli:a}ienhandluna  T-ersdliaffen 
kann.  £s  sei  daher  ntur  Ibirz  bemerkt, 
dass  nan  dieselbe  durch  Iftaceres  Erhitaau 
von  €amphor  mit  seinem  zehofaehen  Ge- 
wicht S^petereäare  and  Umkryst^llisirein 
der  heim  Erknitan  ansebieasendea  Kry- 
atalle  aus  heissem  Wasser  gewinnt 

Nach  Angabe  des  genannten  Werkes 
seilen  60  Theile  dieser  Camphorsaare, 
GiaHi(04  in  160  Theilen  absolutem  Wein- 
geist gelöst  und  dieser  Lösung  66  Theile 
oder  soviel  AniUn  zugesetzt  werden,  als 
zur  Urzeugung  einer  neutralen  FlOssigkeit 
erferderlich  ist,  worauf  man  das  Qemisoh 


284 


im  Dunkeln  der  freiwilligen  Verdunstung 
überlässt,  nm  so  kleine  weisse  oder  röth- 
liehe  Prismen  zu  erhalten,  welche  sich 
angeblieh  leicht  in  Walser,  Weingeist 
und  Aether  auflösen. 

So  einfach  sich  diese  Bereitungsweise 
auf  dem  Papier  ausnimmt,  so  wenig  ist 
sie  es  in  Wirklichkeit.  Schon  die  ange- 
gebenen Gewichtsverhältnisse  sind  nicht 
zutreffend,  denn  da  das  Aequivalent  der 
zweibasischen  Camphorsaure  200 : 2  =  100 
ist,  und  dasjenige  von  Anilin  der  Zahl 
93  entspricht,  so  werden  auf  50  Theile 
Camphorsaure  nicht  wie  angegeben  56, 
sondern  46,5  Theile  Anilin  genommen 
werden  müssen.  Zwar  könnte  es  scheinen, 
als  ob  diesem  Irrthum  dadurch  die  Spitze 
abgebrochen  sei,  dass  ja  ausdrücklich 
die  Herstellung  einer  neutralen  Flüssig- 
keit verlangt  werde,  allein  es  scheint 
auch  nur  so.  Die  Erkennung  des  Neu- 
tralitätspunktes ist  nämlich  durchaus  keine 
leichte  Sache,  denn  das  Anilin  hat  die 
in  diesem  Falle  sehr  unbequeme  negative 
Eigenschaft,  weder  auf  Curcuma,  noch 
auf  rothes  Lackmuspapier  ausgesprochen 
alkalisch  zu  reagiren.  So  kommt  es, 
dass  man  selbst  bei  grossem  Anilinüber- 
schusse .nicht  nur  keine  alkalische,  son- 
dern fortwährend  saure  Beaction  auf 
Lackmuspapier  erhält.  Was  allein  aus  der 
Verlegenheit  helfen  könnte,  das  mit  dem 
violetten  Farbstoff  der  Blumenblätter  der 
Dahlien  geftrbte  Papier,  welches  durch 
Anilin  grün  wird,  dürfte  in  den  seltensten 
Fällen  zur  Hand  sein. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  das 
allein  Bichtige,  die  beiden  Componenten 
in  den  äquivalenten  Verhältnissen  zu- 
sammenzubringen. 

Ein  zweiter  Missstand  der  erwähnten 
Vorschrift  besteht  in  der  grossen  Menge 
des  verwendeten  Lösungsmittels  für  die 
Camphorsaure.  In  Folge  dessen  nimmt 
die  freiwillige  Verdunstung  selbst  bei 
Benützung  flacher  Schalen  eine  ziemlich 
lange  Zeit  in  Anspruch  und  auch  im 
Dunkeln  tritt  dann  eine  Bräunung  der 
Flüssigkeit  ein.  Erst  wenn  letztere  die 
Consistenz  eines  dicken  Syrups  erreicht 
hat,  beginnt  die  wenig  ansehnliche  Ery- 
stallisation  flacher,  tafelft3rmiger  Säulen. 

Es  lag  daher  nahe,  es  miteiner  geringeren 
Menge  Wemgeist  zu  versuchen,  und  da 


es  sich  zeigte,  dass  hiervon  schon  das 
gleiche  Gewicht  der  Camphorsaure  aus- 
reichend ist,  so  wurde  noch  ein  Schritt 
weiter  gegangen  und  der  Weingeist  ganz 
unterdrückt  In  der  That  nimmt  das  in 
einem  die  Verdampfung  möglichst  ver- 
hindernden Glascylinder  befindliche  Ani- 
lin bei  der  Temperatur  des  kochenden 
Wasserbades  die  äquivalente  Menge  Cam- 
phorsaure rasch  auf,  so  dass  dann  nur 
erübrigt,  die  Mischung  in  möglichst 
dünner  Schicht  in  flachen  Gef&ssen  einer 
niederen  Temperatur  auszusetzen.  Die 
Krystallisation  beginnt  in  diesem  Falle 
sehr  bald,  schon  nach  wenigen  Minuten, 
bedarf  aber  bis  zu  ihrer  Vollendung 
auch  längerer  Zeit.  Hierbei  spielt  aber 
nicht  etwa  ein  Verdunstungsvorgang  eine 
Bolle,  sondern  die  molekulare  Umlagerung 
erfordert  eben  an  und  für  sich  eine  be- 
stimmte Zeitdauer.  Wesentlich  beschleu- 
nigt wird  diese  Aenderung  des  Aggregat- 
zustandes durch  Vergrösserung  der  B^ 
rührungsfläche  mit  der  Gefösswand,  so 
dass  der  nach  Verlauf  einer  Stunde  noch 
flüssige  Antheil  beim  Abgiessen  in  eine 
andere  flache  Schale  und  Aasbreiten  auf 
deren  Wand  sofort  wieder  reichliche 
Erystallausscheidungen  giebt 

Angesichts  dieser  Thatsachen  fragt  es 
sich,  ob  man  überhaupt  auf  die  als- 
baldige Krystallisation  irgend  einen  Wertb 
legen  und  nicht  lieber  das  noch  flüssige 
Präparat  in  ein  gutschliessendes  weit- 
hal$iges  Glasßtöpselglas  giessen  soU,  um 
das  Festwerden  ganz  der  späteren  Zeit 
zu  überlassen.  Dadurch  wird  jede  Ver- 
änderung durch  Einfluss  von  Lufl;  und 
Licht  am  sichersten  vermieden.  Man 
würde  sich  somit  Anilinum  eamphoricuna 
zu  bereiten  haben  durch  Auflösen  von 
100  Theilen  fein  zerriebener  Camphor- 
saure in  93  Theilen  reinem  Anilin,  welches 
sich  in  einem  geschlossenen,  im  kochenden 
Wasserbad  stehenden  Glase  befindet,  und 
alsbaldiges  Ausflüllen  in  das  Aufbewahr- 
ungsgefäss. 

So  rasch  die  Auflösung  der  richtigen 
Menge  Camphorsaure  erfolgt,  so  wenig 
ist  es  möglich,  grössere  Mengen  davon 
in  Lösung  zu  bringen.  Hieraus  erhellt, 
dass  es  sich  wirklich  um  eine  chemische 
Verbindung  und  nicht  etwa  nur  am  eine 
Lösung  oder  ein  Gemenge  handedt,  eine 


285 


Yermuthnng ,  ftr  welche  '  sich  manche 
AnhaltspiinEte  finden  Hessen,  besonders 
in  den  Löslichkeits Verhältnissen. 

i)as  Anilinum  camphoricum,  (OeHYN)^ 
GxqHiqOi,  löst  sich  allerdings  in  Wein- 
geist und  Aether,  aber  nicht,  wie  gleich- 
falls angegeben,  in  Wasser  leicht  auf, 
vielmehr  bedarf  es  von  letzterem  etwa 
30  Theile  zur  Lösung,  also  etwa  ebenso- 
viel, als  das  Anilin  selbst.  Ueberhaupt  sind 
für  seine  eigenen  Löslichkeitsverhältnisse 
diejenigen  des  Anilins  maassgebend,  und 
nicht  diejenigen  der  Gamphorsäure.  So 
wird  es  denn  von  Benzin  gleich  dem 
Anilin  gar  nicht  und  von  flüssigem  Pa- 
raffin nur  in  sehr  geringer  Menge  auf- 
genommen. Bas  Anilin  selbst  bedarf 
von  letzterem  bei  gewöhnlicher  Tempera- 
tur 30,  bei  1000  aber  5  Theile  zur  Lösung. 

Ganz  anders  verhalten  sich  Chloroform 
und  Schwefelkohlenstoff  gegen  Anilin- 
camphorat.  Dieselben  ziehen  nämlich 
das  Anilin  aus  und  lassen  Gamphorsäure 
vollständig  anilinfrei  zurück,  so  dass  mit 
letzterer  nicht  einmal  mehr  die  so  em- 
pfindliche Indophenolreaction  erhalten 
werden  kann.  Erwärmtes  fettes  Gel  wirkt 
ähnlich,  jedoch  weit  langsamer  und  un- 
vollständiger auf  das  Präparat  ein.  Etwas 
abweichend  verhält  sich  das  camphor- 
saure  Anilin  gegen  heisses  Terpentinöl, 
welches  zwar  auch  theilweise  Anilin  aus- 
zieht, aber  ausser  diesem  etwas  unver- 
ändertes Salz  aufnimmt,  denn  beim  Er- 
kalten trübt  sich  diese  Lösung  sehr  stark, 
was  weder  diejenige  des  Anilins,  noch 
ein  mit  Gamphorsäure,  welches  dabei 
spurweise  in  Lösung  geht,  erwärmtes 
Terpentinöl  thut.  Jedenfalls  aber  ist  die 
Gamphorsäure  nur  sehr  lose  an  das  Ani- 
lin gebunden,  da  dieses  sich  ihr  schon 
durch  einseitige  Lösungsmittel  wieder 
entziehen  lässt 

Das  beste  Lösungsmittel  für  Anilin- 
camphorat  ist  das  ulycerin,  wenn  man 
von  der  alkoholischen  und  ätherischen 
Lösung  absieht,  welche  beide  sich  ja 
achleeht  zur  arzneilichen  Verwendung 
und  vor  Allem  gar  nicht  zur  subcutanen 
Anwendung  eignen.  Das  Glycerin  nimmt 
nämlich  den  zehnten  Theil  seines  Ge- 
wichtes Anilinum  camphoricum  auf  und 
es  erträgt  diese  Lösung  eine  Verdünnung 
mit  ihrem  gleichen  Gewicht  Wasser,  ohne 


sich  zu  trüben.  Stärkerer  Wasserzusatz 
veranlasst  Trübung,  bis  dann  bei  noch 
stärkerer  Verdünnung,  entsprechend  dem 
LösHchkeitsverhältniss  des  Salzes  in 
Wasser,  wieder  Aufhellung  eintritt. 

Man  kann  also  mit  Hilfe  von  Glycerin 
0  bis  lOproc.  Lösungen  des  Anilincam- 
phorates  erhalten,  mit  Wasser  dagegen 
nur  3proc.  Dort  allerdings,  wo  Wein- 
geist nicht  vermieden  werden  will,  mag 
verdünnter  Alkohol  füglich  das  Glycerin 
ersetzen,  denn  von  50proc.  Spiritus  be- 
darf das  Anilinum  camphoricum  nur 
etwa  8  Theile,  von  25proc.  ungefähr 
doppelt  soviel  zur  Lösung.  Goncentrirte 
Lösungen  in  starkem  Weingeist  oder 
Aether  würde  man  in  Gelatinperlen  zu 
geben  haben. 


Der  Ortsgesundheitsrath  zu  Karls- 
ruhe  und  Oidtmann's  Purgatif. 

Auf  Seite  275  dieser  Zeitschrift .  sucht 
der  Ortsgesundheitsrath  zu  Karlsruhe 
durch  ein  Gutachten  von  Dr.  Birnbaum, 
bez.  dessen  Assistenten ,  nachzuweisen, 
dass  Otdtmann's  Purgatif  dennoch  aus 
einer  wässerigen  Lösung  von  Oelnatron- 
seife  bestehe,  trotz  meiner  gegentheiligen 
Behauptung.  Ich  habe  das  Beispiel  einer 
falschen  Geheimmittelanalyse  recht  dra- 
stisch aufstellen  wollen  und  mir  dazu, 
wie  man  sich  denken  kann,  einen  Gegen- 
stand ausgesucht,  bei  welchem  ich  keiner 
Autorität  unterliegen,  vielmehr  selbst 
die  Leser  leicht  von  der  Sicherheit  meiner 
Behauptung  überzeugen  kann. 

Das  Gutachten  des  Prof.  Birnbaum 
bestätige  ich  nach  seinem  ganzen  Inhalt, 
mit  Ausnahme  des  letzten  Satzes.  Dies 
beweist,  dass  ich  ein  Präparat  von  glei- 
cher Zusammensetzung  wie  der  Orts- 
gesundheitsrath  in  Karlsruhe  in  Händen 
gehabt  habe.  Allein  mit  so  wenigen 
Versuchen,  wie  der  Sachverständige  des 
Ortsgesundheitsrathes ,  habe  ich  mich 
nicht  begnügt.  Ich  habe  es  wirkUch 
versucht,  die  wahre  Zusammensetzung 
des  Purgatifs  herauszubekommen,  was 
mich  eine  unverhältnissmässige,  vergeb- 
liche Arbeit  gekostet  hat,  die  zwar  zu 
Wahrscheinlichkeiten,  aber  zu  keiner 
positiven  Gewissheit  geftlhrt  hat.  Die 
negative  Gewissheit,  dass  der  Schluss- 


286 


satz  des  Outachtens  aaf  Seite  376  falsch 
ist,  habe  ich  aber  gewonnen  und  der 
Leser  wird  sie  auch  gewinnen. 

Vorausgesetzt,  dass  das  von  Dr.  Birn- 
baum untersuchte  Purgatif  Oelseife  ent- 
hieTt,  musste  es  mit  Salzsäure  ein  Oel 
abscheiden,  welches  sich  in  Wasser  nicht 
löste.  —  Nach  -B.  hat  es  sich  gelöst. 

Das  Oel  musste  sich'  nicht  nur  mit 
conceutrirter  Salzsäure  (in  dem  un- 
verdünnten Purgatif)  ausscheiden,  sondern 
auch  mit  verdünnter  und  in  dem  ver- 
dünnten Purgatif  —  letzteres  geschieht 
nicht.  Liegt  darin  schon  ftr  Jeden  Un- 
befangenen ein  ausreichender  Beweis, 
dass  auch  das  von  B.  untersuchte  Pur- 
gatif Oelsäure,  überhaupt  Säuren  der  Fette 
nicht  enthalten  hat,  so  kann  jeder,  dem 
Purgatif  zur  Hand  ist,  welches  im  üebri- 
gen  sämmtliche  Eigenschaften  des  Karls- 
ruher Musters  besitzt,  folgende  Versuche 
machen  und  deren  Besultate  bestätigt 
finden : 

L  IL 

W&sserige  Oel- 
Pargatif.  BatronseifeBlOsuiig 

mit  Glycerin. 

Verdflnnen  mit  Wasser  nnd  ßcbfitteln. 
Kein  Seifenscbaam.  Seifenscbaiim. 

Verdünnen  mit  Wasser  und  Zusatz 
von  wenig  Salzsäure. 

Bleibt  klar.  Dauernd  mit  Wasser 

nicbt  verscbwindende 
Trdbiuig. 

Zusatz  von  Salzsäure  im  üeberschuss 
uud  Scbfltteln  mit  Aetker. 

OelausscbeiduBg.  welebe    Oelausscbeidung  gebt 
in  geringen  Mengen       vollstindig  in  Aetker 
Aetber  nicbt  übergebt.  über. 

Zusatz  von  Cblorcalciuin  oder  Cblor- 
magnesium. 

Bleibt  klar.  Wird  geMt 

Zusatz  Ton  Cblorbaiyum. 

Feine  unbedeutende       Starke  F&Uung  Yon 
FftUuBg  TOD  BaSO«.  Barytseife. 


Zusatz  von 

unbedeutende  F&Hung, 
wekfa«  beim  Kocbea  zu 
einer  spröden,  zerreib- 
Ucbenllasse  zusammen- 
gebt. Aus  dem  Filtrat 
iSsst  sieb  nacb  AuBf&Uen 
desBleies  dieselbe  Sfture 
ansfiUlen,  welobe  ticb 
aus  d«m  Pumtif  ge- 
winnen USflt. 


Bleiacetat. 

Starke  Ffillung,  welebe 
beim  Eoeben  scbmikt 

wid  piasterartig  ist 
Aus  dem  Filtrat  l&sst 

sieb  Oelsäure  niebt 
mebr  gewinnen. 


Diesen  Nachweis  der  Verschiedenheit 
kann  ich  noch  weiter  fortsetzen,  es  dürfte 
aber  fiir  jeden  Leser  der  Oentralhalle 
bereits  genug  sein. 

Und  nun  noch  eine  Nachschrift.  Wein 
die  Analysen  von  Qeheimmittefai  eineii 
Sinn  haben  sollen,  wenn  aus  ihnen 
Schlüsse  auf  den  Werth  der  untersnehten 
Mittel  gezogen  werden  soHen,  wenn  sie 
zur  Aufklärung  des  Publikums  dienen 
sollen,  wenn  man  sich  ihrer  bedienen 
will,  um  Schwindel  als  solchen  eu  brand- 
marken, dann  ist  die  erste  Forderung, 
die  man  an  sie  stellen  muss,  dass  sie  die 
Wahrheit  enthüllen.  Wie  will  man 
sonst  die  Unwahrheit  und  den  Sdiwindel 
bekämpfen?  Mit  welchem  Rechte  darf 
man  der  Unwahrheit  den  Irrthum  gegen- 
überstellen? Wer  daher  Geheimmittel 
analysirt,  der  darf  das  Resultat  nur  dann 
herausgeben,  wenn  er  sagen  kann :  „Hier 
habt  Ihr  die  Analyse,  setzt  danach  das 
untersuchte  Geheimmittel  zusammen,  so 
werdet  Ihr  es  dem  Original  entsprechend 
und  von  gleicher  Wirkung  finden."  Wer 
das  nicht  kann,  soll  das  Analysfren  blei- 
ben lassen,  oder  sich  doch  nicht  durch 
die  Veröffentlichung  seiner  Besultate  der 
Gefahr  aussetzen,  dass  man  ihm  vorhält, 
sein  Irrthum  habe  nur  dazu  gedient,  das 
Vertrauen  zur  chemischen  Analyse  zn 
untergraben.  Wenn  weder  dem  Orts- 
gesundheitsrath  zu  Karlsruhe,  noch  dem 
Berliner  PoKzeipräsidium  ähnliehe  Un- 
annehmlichkeiten bisher  begegnet  sind, 
so  liegt  das  keineswegs  daran,  dass  die 
bisherigen  analytischen  Etesultate  sämmt- 
lich  unangreifbar  gewesen  sind,  sondern 
nur  daran,  dass  sich  Niemand  gefunden 
hat,  das  Ding  beun  rechten  Namen  zu 
nennen.  Ist  doch  namentlich  der  Ein- 
wand immer  za  f&rchten,  der  auch  im 
vorliegenden  Falle  nicht  unversucht  bleibt 
dass  die  Prodncte  der  Geheimmittelfabri- 
kanten von  wechselnder  Zusammensetz- 
ung seien. 


Um  Missdeutungen  vorzubeufi^en,  muss 
ich  als  Bedacteur  dieses  Blattesnierdurch 
erklären,  dass  ich  den  Ansichten  obiger 
Nachschrift  nicht  zustimmen  kann,  ins- 
besondere nicht  darin,  dass  eine  Analyse 
ftlr  die  vorliegenden  Zwecke  nur  dann 
genüge,  wenn  nach  den  Analjsenresul- 


287 


taten  das  Mittel  vollständig  gleich  zu- 
sammengesetzt werden  könne.  Wenn 
Jemand  zur  Erzeugung  von  Ozon  im 
Zimmer  eine  Flüssigkeit  empfiehlt,  die 
schwach  nach  ätherischen  Oelen  und 
Fruchtäthem  riecht,  eine  Spur  sauer 
reagirt  und  die  bei  lOO^'  siedet  und  voll- 
ständig flüchtie  ist,  so  kann  ich,  auch 
wenn  ich  die  ätherischen  Oele  und  Aether 
nicht  sämmtlieh  namhaft  zu  machen  ver- 
mag, behaupten,  dass  der  Werth  einer 
solchen  Flüssigkeit  gleich  Null  ist.  Wenn 
femer  ein  anderer  Jemand  eine  dicke, 
syrupartige  Flüssigkeit,  in  welcher  Dex- 
trin und  verschiedene  Zuckerarten  mit 
nur  0,2  bis  0,3  pGt  Asche  nachzuweisen 
sind  und  die  an  Aether  und  Chloroform  etc. 
nichts  abgiebt,  gegen  Schwindsucht  an- 
preist so  kann  ich,  auch  wenn  ich  diesen 
Syrup  nach  der  Analyse  nicht  ganz 
gleich  schmeckend  zusammenzusetzen 
vermag,  behaupten,  dass  solche  Schmiere 
werthlos  ist. 

Aehnliche  Beispiele  Hessen  sich  noch 
massenhaft  anführen. 

Gewiss  mag  in  manchen  Stücken  Dr. 
Myltus  recht  haben,  aber  damit  gleich 
alle  solche  Analysen  verwerfen,  heisst 
das  Kind  mit  dem  Bade  ausschütten  und 
Bücksichten  empfehlen  gegen  eine  Klasse 
von  Menschen,  die  solche  am  wenigsten 
verdienen.  Geissler. 


Eine  Verirrung  der  Nomenelatur. 

Von  G.  Vulpiui. 

Wie  bekannt,  sind  die  Regeln  der  chemi- 
schen Nomenelatur  nicht  durchgreifend  in 
den  Pharmakopoen  zur  Geltung  gelangt.  Man 
ist  vielfach  manchen  alten  Bezeichnungen 
treu  geblieben,  welche,  ans  einer  Zeit  stam- 
mend, in  der  die  Kenntniss  der  Zusammen- 
setzung der  betreffenden  Verbindungen  über- 
hanpt  noch  fehlte,  diese  Zusammensetzung 
anch  nicht  durch  die  Wortbildung  ausdrücken 
konnten,  noch  wollten.  Diese  Bezeichnungen 
waren  aber  durch  Jahrhunderte  langen  Ge- 
brauch  fest  eingebtirgert,  jeder  Zweifel  fiber 
ihre  Bedeutung  war  ausgeschlossen,  und  in 
der  Regel  zeichneten  sie  sich  auch  noch  durch 
Kürze  Tortheilbaft  aus. 

So  ist  beispielsweise  det  Name  „Alumen* 
mid  ebenso  die  uralte  «Magnesia  usta"  stets 
unangetastet  geblieben.    Manche  andere  ähn- 


liche Bezeichnungen  sind  bei  uns  in  den 
sechziger  Jahren  zu  Gunsten  einer  wissen* 
schafkli oberen  chemischen  Nomenelatur  aus- 
gemerzt  worden.  So  musste  Cerussa  dem 
Plumbum  hydrieo  -  carbonicum,  Lithargyrum 
dem  Plumbum  oxydatum  laerigatum,  Borax 
dem  Natrum  biboracicum,  Calcaria  chlorata 
der  Calcaria  hjpochlorosa,  Kali  causticum 
dem  Kali  hydricum,  Tartarus  dem  Kali  bitar- 
taricum,  Tartarus  ferratus  dem  Ferro -Kali 
tartaricum,  Tartarus  natronatus  dem  Natro- 
Kali  tartaricum,  Tartarus  stibiatus  dem  Stibio- 
Kali  tartaricum  weieben.  Heute  ist  man  wieder 
zu  den  ursprünglichen  Bezeichnungen  zurück- 
gekehrt.  Man  hat  eingesehen,  dass  dieselben 
für  den  Gebrauch  in  Pharmakopoe  und  auf 
Recepten  ihrem  Zwecke  besser  entsprechen, 
und  hat  bewusst  darauf  verzichtet,  in  jenen 
Fällen  durch  den  Namen  auch  die  chemische 
Zusammensetzung  genau  auszudrücken. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aas  ist  nun 
nichts  dagegen  einzuwenden,  wenn  auch  bei 
Einführung  neu  hergestellter  organischer  Ver- 
bindungen in  den  Arzneischatz  denselben  ein 
kurzer  Name  mit  auf  den  Weg  gegeben  wird, 
welcher  keinen  Anspruch  darauf  macht,  über 
die  näheren  Bestandtheile  des  Körpers  Auf- 
schluss  zu  ertheilen.  So  war  es  gewiss  nur 
zu  loben,  dass  das  seit  einigen  Jahren  als  An- 
tipyreticum  benutzte  Tetrah jdroparamethyl* 
oxychinolin  unter  dem  kurzen  Namen  „  Thal- 
iin **  in  den  Handel  gebracht  wurde. 

Nun  haben  wir  aber  in  den  letzten  Zeiten 
noch  eine  andere  Art  von  Namengebnng  sich 
vollziehen  und  festsetzen  sehen,  gegen  welche 
entschieden  Stellung  zu  nehmen  sehr  im 
Interesse  der  Sache  liegen  dürfte.  Fast  alle 
Namen,  welche  man  bisher  neu  dargestellten 
oder  schon  früher  bekannt  gewesenen,  aber 
erst  neu  in  Gebrauch  gezogenen  Chemikalien 
gegeben  hatte,  drückten,  wenn  nicht  direct 
oder  indirect  die  chemische  Zusammensetzung, 
so  doch  entweder  eine  hervorstechende  physi- 
kalische oder  chemische  Eigenschaft  aus,  er- 
innerten wohl  auch  in  seltenen  Fällen  an  das 
Robmaterial ,  aus  welchem  die  betreffenden 
Körper  gewonnen  waren.  Früher  aber  ist  es 
nicht  Uebung  gewesen ,  solche  neue  arznei- 
lich verwendete  Chemikalien  nach  der  Heil- 
wirkung zu  benennen,  welche  man  von  ihnen 
erwartet. 

Dieser  Weg  ist  jetzt  beschritten  worden. 
Man  hat  das  Dimethyl-Ozychinicin  „Antipy- 
rin**  getauft,  um  einerseits  den  vielsilbigen 


288 


wissenschaftlichen  Namen  durch  einen  kürze- 
ren zu  ersetzen  und  andererseits  dem  nenen 
Chinolinderivat  eine  gute  Empfehlung  mitza> 
gehen.  Es  musste  aher  doch  diese  Bezeich- 
nung einiges  Bedenken  erregen,  weil  schon 


sitz  Yon  einem  Antipjrin,  einem  Antifehrin 
und  einem  Antithermin  gelangt  und  damit  zu 
einer  trefflichen  Gelegenheit  zu  Irrthümern 
unangenehmer  Art.  Da  aber,  was  dem  Einen 
recht,  dem  Andern  billig  ist,  so  können  wir 


einige  Jahre  vorher  die  Salze  des  Ohinolins  morgen  mit  einem  Anticalorin  und  über- 
selbst  zu  gleichem  Zwecke,  wenn  auch  mit  morgen  mit  einem  Antiignin  überrascht 
minder  günstigem  Erfolge  medicinisch  ver- 1  werden,  und  nichts  bürgt  uns  dafür,  dass  man 
wendet  worden  waren.  Andererseits  blieb  im  Falle  des  wahrscheinlichen  Auffindens 
man  ja  immer  noch  bemüht,  synthetische  |  neuerer  und  neuester  Antipyretica  den  Tauf- 
Verbindungen  herzustellen,  welche  dem  alten  i  Verlegenheiten  nicht  dadurch  zu  begegnen 
Antipyreticum  Chinin  womöglich  in  der  suchen  wird ,  dass  man  die  griechische  Vor- 
Wirkung noch  näher  kommen  sollten.  Ge- .  silbe  ,,anti*^  mit  dem  lateinischen  Contra  ver- 
lang dieses,  so  war  der  Name  „Antipynn**  tauscht  und  dadurch  für  ein  Contrapyrin, 
in  gewissem  Sinne  mit  Unrecht  vorwegge-  Contrafebrin,  Contrathermin ,  Contracalorin 
nommen.  und   Contraignin    freie   Bahn  schafft.     Man 

Noch  kurze  Zeit  vorher  hatte  man  einer  in  wird  dann  noch  von  Glück  sagen  dürfen, 
gleicher  Richtung  empfohlenen  Substanz,  wenn  nicht  nachträglich  noch  zu  einem  äus- 
dem  Ozychinolinmethylhydrür ,  den  seiner  sersten  Mittel  gegriffen  und  die  Nomenclatur 
Bedeutung  des  zur  guten  Stunde  Gekommen-  mit  einem  Febrifugin,  Pyrofugin  u.  s.  w.  be- 
seins  nach  keinerlei  Anspruch  auf  einen  spe-   reichert  wird. 

eifischen  therapeutischen  Effect  erhebenden  .  Die  Consequenzen  eines  solchen  Zustandes 
Namen  „Eairin^  gegeben.  Dagegen  folgte '  mag  man  gar  nicht  ausdenken.  Wir  hätten 
dem  „Antipyrin"  nach  kurzer  Frist  als  ab-  dann  fünfzehn  Namen,  von  denen  einer  dem 
kürzende  Bezeichnung  für  Acetanilid ,  ein  ,  Sinne  nach  genau  dasselbe  sagt  wie  der  an- 
übrigens  gar  nicht  langes  Wort,  der  Name  dere,  und  von  denen  immer  je  fünf  und  je 
„ Antifehrin'*.  Man  wird  zugeben  müssen,  drei  die  verdriesslichste  Aehnlichkeit  im 
dass  nicht  der  geringste  innere  Grund  vorlag,  Klange  miteinander  haben  würden,  während 
auf  den  wissenschaftlichen  Namen  zu  Gunsten  |  in  den  Namen  nicht  die  leiseste  Andeutung 
eines  anderen  zu  verzichten,  welcher  nur  sagt,  dessen  läge ,  wodurch  sich  die  beti*effenden 
oder  wenigstens  sagen  will,  dass  die  be- i  Körper  von  einander  unterscheiden,  noch 
treffende  Substanz  die  Fiebertemperatur  irgend  eine  besonders  charakteristische 
herabsetze.  Man  übersah  ferner,  dass  durch  Eigenschaft  des  einzelnen  bezeichnet  wäre, 
die  grosse  Aehnlichkeit  der  Worte  Antipyrin  Dass  damit  aber  der  Zweck  jeder  Namen- 
und  Antifehrin  sowohl  im  Klange,  wie  in  der  |  gebung  überhaupt  verfehlt  wird,  bedarf  keines 
Bedeutung,  die  Gefahr  von  Verwechslungen  j  weiteren  Nachweises. 

bei  der  Verordnung  und  bei  der  Abgabe,  man  ,  Man  mag  nun  einwenden ,  dass  wir  vor- 
möchte  sagen  mit  Gewalt ,  herbeigeführt  läufig  noch  gar  nicht  so  weit  sind ,  sondern 
worden  ist.  erst  drei  solche  Namen  für  Antipyretica  be- 

Man  konnte  ohne  besonderen  Scharfblick  i  sitzen ,  und  dass  daher  in  Vorstehendem  die 
leicht  voraussehen ,  dass  nicht  nur  die  Reihe  Farben  etwas  zu  grell  aufgetragen  seien, 
der  synthetisch  herstellbaren  antipyretisch  Allein  es  kam  darauf  an,  an  einem  drastischen 
wirkenden  Körper  noch  lange  nicht  erschöpft  Beispiel  zu  zeigen,  welche  misslichen  Ver- 
sein  würde,  sondern  dass  auch  spätere  Er- <  hältnisse  speciell  auch  für  die  ärztliche  Ver- 
finder  weiterer  derartiger  Verbindungen  oder !  Ordnung  der  in  Rede  stehenden  Mittel  sich 
die  Fabrikanten  der  letzteren  auf  den  Ge- ;  ergeben  müssten ,  wenn  wir  uns  auf  der  ab- 
danken kommen  müssten ,  nach  ähnlichen  schüssigen  Bahn  dieser  neu  inaugurirten 
empfehlenden  Namen  zu  suchen.  Das  ist  Benennungsweise,  welche  man  wohl  aU  eine 
denn  auch  richtig  geschehen.  Die  Phenylhy-  Verirrung  wird  bezeichnen  dürfen,  weiter  be- 
drazinlävulinsäure  besitzt  angeblich  erheb-  wegen  würden.  Sind  solche  Namen  einmal 
liehe  antipyretische  Eigenschaften  und  soll  da,  so  sind  sie  schwer  wieder  zu  beseitigen, 
nun  unter  dem  Namen  „Antithermin'*  der 'Das  Fortbestehen  des  Namens  „Antipyrin*' 
Heilkunde  dienen.  allein  hat  keine  Nachtheile,  die  Bezeichnung 

Somit  wären  wir  also  glücklich  in  den  Be-   ., Antifehrin**  sollte  aber  so  bald  als  möglich 


289 


mit  dem  klaren  Namen  „Acetanilid'Wertattscht 
werden,  und  gegen  das  neue  Wort  „Antither- 
min*'  sei  hiermit  gleich  im  Beginn  seines 
Anfstehens  nachdräcklicber  Protest  eingelegt. 
Bei  Einfährung  weiterer  neuer  Mittel  wurde 
man  sich  ein  Verdienst  um  die  Heilkunde 
erwerben,  wenn  man  auf  die  in  diesen  Zeilen 
bekämpfte  Nomendatur  ein  für  allemal  Ver- 
zicht leisten  wollte.  Die  letztere  mag  auf  die 
Compositionen  und  Erfindungen  vom  Schlage 
des  „Antimerulion**  beschränkt  bleiben.  Dort 
▼ermag  sie  wenigstens  keine  schädliche  Ver- 
wirrung anzurichten. 

Chemiker^ Zeitung  1887,  Nr.  40. 


Alkaloide  von  G-elsemium 
sempervirens. 

F.  Ä,  Thompson,  von  der  Vermuthung  aus- 
gehend, dass  Gelsemium  semperrirens  viel- 
leicht mehrere  Alkaloide  enthalten  könnte, 
untersuchte  mehrere  Sorten  der  Wurzel  dieser 
Pflanze.  Die  Vermuthung,  dass  in  Gelsemium 
2wei  Alkaloide  oder  stark  wirkende  Körper 
enthalten  seien,  wurde  auf  Grund  der  physio- 
logischen Wirkung  schon  früher  von  Ringer 
und  Murrdl  ausgesprochen. 

ITiompson  schlug  sur  Isolirung  folgenden 
Weg  ein. 

Die  fein  gepulverte  Droge  wurde  mit  etwa 
einem  Sechstel  ihres  Gewichtes  frisch  gelösch- 
ten Kalkes  gemischt  und  mit  starkem  Alkohol 
ausgezogen. 

Das  Percolat  wurde  mitverdünnter  Schwefel- 
säure schwach  sauer  gemacht  filtrirt,  das  Fil- 
trat  zur  Sjrupdieke  eingedampft  und  so  lange 
mit  Wasser  versetzt,  als  noch  ein  Niederschlag 
entstand.  Nach  etwa  24  Stunden  hatte  sich 
die  Flüssigkeit  in  zwei  Schichten  getheilt,  die 
obere,  meist  Gelseminsäure,  und  die  untere, 
die  Alkaloide  in  Form  von  Salzen  enthaltend. 
Die  letzteren  wurden  von  der  Flüssigkeit  ge- 
trennt, zuerst  mit  Wasser,  darauf  mit  Aether 
sorgfältig  ausgewaschen,  damit  die  Gelsemiu- 
säure  möglichst  entfernt  wurde.  In  einem 
Scheidetrichter  wurde  nochmals  mit  Chloro- 
form ansgeschüttell ,  um  die  letzten  Spuren 
der  Gelseminsäure  zu  entfernen ;  dann  wurde 
schwach  alkalisch  gemacht  und  nun  die  Al- 
kaloide mit  Chloroform  ausgeschüttelt;  durch 
nochmaliges  Auflösen  und  Ausschütteln  wur- 
den die  Alkaloide  gereinigt ,  schliesslich  aus 
Aether  krystallisirt  und  durch  Zusatz  von 
Salzsäure  getrennt.  Während  nämlich  Gelse- 


minchlorid  in  Salzsäure  vollkommen  unlöslich 
ist,  löst  sich  das  Chlorid  des  zweiten  Alkaloids 
schon  in  seinem  gleichen  Gewichte  Wasser. 
Dieses  zweite  Alkaloid  nennt  Thompson  Gel- 
seminin. 

Die  Droge  enthält  nach  Angabe  des  Verf. 
0,15  bis  0,25  pCt.  der  Gesammtalkaloide, 
annähernd  ist  das  Verhältniss  des  Gelsemins 
zu  Gelseminin  8:1. 

Abweichend  von  der  Formel  GerrarcFB 
giebt  Thompsof^  die  Zusammensetzung  für 
Gelsem  in  =s  ^54Hg9N^Oj2  "^  965  an.  Der 
Körper  schmilzt  bei  45  ^  C,  löst  sich  in  etwa 
700  Th.  Wasser  und  giebt  schön  krystalli- 
sirende  Salze  (das  Sulfat  ist  nicht  krjstalli- 
uisch).  In  Aether,  Chloroform  und  Alkohol 
ist  das  Alkaloid  ebenfalls  löslich. 

Es  löst  sich  in  concentrirter  Schwefelsäure 
und  in  Salpetersäure  ohne  Färbung,  im  Gegen- 
satz zu  dem  Gelseminin,  welches  mit  ersterer 
eine  hellgelbe,  mit  letzterer  eine  dunkelgrüne 
Färbung  giebt.  Der  Verf.  beschreibt  noch 
eine  Anzahl  weiterer  Reactionen  und  das  Ver- 
halten einiger  Salze. 

Das  Gelseminin  unterscheidet  sich  in 
seinen  chemischen  und  physikalischen  Eigen- 
schaften sehr  von  dem  ersten  Alkaloid;  ob  es 
eine  andere  physiologische  Wirkung  hat,  muss 
dahin  gestellt  bleiben ,  doch  scheint  es  nach 
den  Beobachtungen  von  Ringer  und  Murrell 
der  Fall  zu  sein. 

Da  Thompson  krystallinische  Salze  dieses 
Alkaloids  nicht  erhalten  konnte,  so  gelang 
die  Reinigung  desselben  nicht  und  es  konnte 
die  Formel  nicht  angegeben  werden. 

Die  gewöhnlichen  Alkaloidreagentien  geben 
Niederschläge,  von  dem  Gelsemin  unter- 
scheidet es  sich  durch  die  oben  angegebenen 
Farbenreactionen ,  sowie  durch  den  stark 
bitteren  Geschmack.  Weitere  Untersuchungen 
über  das  Gelseminin  und  über  das  physio- 
logische Verhalten    beider  Alkaloide   sollen 

folgen.  — 08 — 

Pharm.  Journ.    Transctct.   Aprü  1887. 


Eine  neue  Beactiou  auf  Narcein 

hat  C.  Plugge  aufgefunden:  W^enn  man  eine 
Spur  Narcein  in  einer  Porzellanschale  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  übergiesst,  wird 
man  keine  Veränderung  gewahr;  erwärmt  man 
die  Schale  aber  auf  dem  Wasserbade,  so  tritt, 
sobald  die  Säure  hinreichend  concentrirt 
worden  ist,  eine  prachtvoll  violette  Farbe  auf, 


290 


die  bei  läogerer  Erhitzung  in  kirschroth  über- 
geht. Bringt  man  nnn  in  diese  rothe  Flüssig- 
keit, nachdem  sie  abgekühlt  ist,  eine  Spur 
Salpetersäure  oder  Kaliumnitritlösnng,  so 
entstehen  dadurch  blauviolette  Streifen  in  der 
rothen  Flüssigkeit.  — 

Die  angestellten  Gegenproben  mit  den 
übrigen  Opiumalkaloiden ,  wie  Papayerin, 
Morphin,  Codein,  Theba'in  und  Narcotin  haben 
ergeben,  dass  die  beschriebene  Reaction  eine 
für  dasNarcein  durchaus  charakteristischeist. 
Nur  Narcotin  verhält  sich  einigermaassen  ähn- 
lich, indem  es  beim  Erwärmen  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  roth  bis  rothbraun  wird;  diese 
rothbraune  Farbe  ist  aber  leicht  von  der 
violett  -  rothen  Farbe  des  Narcei'ns  zu  unter- 
scheiden und  überdies  ist  Narcotin  auch  daran 
zu  erkennen,  dass  die  Lösung  desselben  in 
Schwefelsäure  durch  eine  Spur  Salpeter- 
säure sehr  intensiv  roth  gefärbt  wird.        g. 

Archiv  der  Pharmacte. 


Wismutozyjodid. 

Für  die  Herstellung  des  auch  in  Deutsch- 
land in  jüngster  Zeit  angewendeten  Wismut- 
oxjjodids  (BiOJ)  (siehe  auch  Pharmac.  Cen- 
tralhalle  Nr.  9,  1887)  giebt  Frank  d'  3fÖrJc 
folgende  Vorschrift: 

Wismutsubnitrat  10  Theile, 
Kaliumjodid  4       „ 

Wasser  50       „ 

Man  kocht  30  Minuten  hindurch,  sammelt 
den  Niederschlag  und  wäscht  denselben  aus, 
bis  im  Filtrat  durch  Silbemi  trat  kein  Nieder- 
schlag mehr  entsteht.  Darauf  trocknet  man 
zuerst  durch  Pressen  zwischen  Fliesspapier 
und  schliesslich  durch  Erwärmen  bei  120<>C. 

Die  Vorzüge  dieses  Präparates  sind:  die 
Abwesenheit  freier  Säure,  die  bestimmte  Zu- 
sammensetzung, der  höhere  Procentgehalt  an 
BiOJ  vor  Präparaten,  die  nach  anderen  Vor- 
schriften gewonnen  sind.  —  os  — 
Amer.  Journ,  of  Pharm.  III,  1S67. 

Freiwerden  von  gasförmigem 
Stickstoff  bei   F&ulnissprocessen. 

Durch  eine  Reihe  verschiedener  Versuche 
hat  Ehrenberg  diese  Frage  zu  beantworten 
unternommen.  Bekanntlich  wurde  bisher  im- 
mer noch  die  Entwickelung  freien  Stickstoffs 
bei  der  Fäulniss  angenommen,  nmsomehr  als 


dieselbe  vom  chemischen  Standpunkte  aus 
schliesslich  durchaus  nichts  Ueberraschendes 
hätte. 

Dietzell  hatte  in  neuerer  Zeit  dieselbe  Frage 
behandelt,  indem  er  Fäulnissgemische  vor 
und  nach  der  Fäulniss  auf  ihren  Stickstoff"- 
gehalt  gewichtsanalytisch  untersuchte  und  die 
sehr  bedeutenden  Differenzen  in  den  Stick- 
stoffgehalten vor  und  nach  den  Versuchen  — 
die  sich  auf  circa  1  Jahr  erstreckten  —  als 
gasförmig  entwichene  Stickstoffe  in  Rechnung 
setzte.  Etwa  entweichendes  Ammoniak  wurde 
in  Apparaten  zurückgehalten  und  mit  in  Rech- 
nung gezogen ;  die  Mengen  desselben  waren 
übrigens  sehr  gering.  Die  nach  DietßdV^ 
Versuchen  entwichenen  Mengen  gasformigen 
Stickstoffs  betrugen  in  verschiedenen  Fäul- 
nissgemischen 5,04  bis  17,07  pCt.  des  ur- 
sprünglich vorhanden  gewesenen  organischen 
ammoniakfreien  Stickstoffs.  Die  Mischungen, 
welche  Dietjsell  der  Fäulniss  unterwarf,  ent- 
hielten Blut,  Kuhharn  mit  beziehentlich  Gyps, 
Erdboden,  kohlensaurem  Kalk. 

Ehrenberg  verwendete  dieselben  Misch- 
ungen, welche  Dieteell  benutzt  hatte,  richtete 
aber  das  Arrangement  seiner  Versuche  so  ein, 
dass  er  den  eventuell  frei  werdenden  Stick- 
stoff selbst  aufsammelte,  denselben  gase- 
metrisch  messen  und  als  Stickstoff  hätte  nach- 
weisen können.  Er  stellte  die  gleichen  Ver- 
suche bei  reger  Sauerstoffzufiihr  sowie  auch 
bei  Sauerstoffmangel  an.  Die  im  höchsten 
Grade  peniblen  Vorsichtsmassregeln  nnd 
Sicherungen  gegen  Täuschungen  irgend  wel- 
cher Art  sind  auszugsweise  nicht  wiederzu- 
geben und  muss  wegen  derselben  und  der  in- 
struirenden  Abbildungen  auf  das  Original 
verwiesen  werden.  Nur  soviel  soll  erwähnt 
sein,  dass  die  Versuch sgefässe  (Glaskolben) 
mit  den  mit  ihnen  in  Verbindung  stehenden 
Gefässen  (Barometern)  sämmtlich  verschmol- 
zen wurden ;  wenn  Glashähne  nicht  zu  ver- 
meiden waren,  so  wurden  dieselben  in  Queck- 
silber-Kappen eingelassen,  so  dass  jeglicher 
Zutritt  von  atmosphärischer  Luft  ausgeschlos- 
sen war;  Kautschukrohre  wurden  naturlich 
völlig  vermieden.  Eine  Reihe  von  Versuchen 
wurden  in  reinem  Sauerstoff  ausgeführt  — 
frühere  Beobachter  haben  angegeben,  dasa 
mit  der  Grösse  der  Sauerstoffzufuhr  die  Menge 
des  entwickelten  Stickstoffs  zunähme  — ; 
wurde  bei  dieser  Anordnung  der  Versncbs- 
bedingungen  Stickstoff  gefunden ,  so  m aaste 
derselbe  unter  allen  Umständen   einer  Zer- 


2dl 


setsiing  der  «ückBioffhaltigea  Materie  ent- 
stammen. 

Zunächst  fand  lebhafte  Sauerstoffabsorption 
(weshalb  wiederholt  frischer  Sauerstoff  zu- 
gegeben wurde),  später  Gasentwickelung  statt. 

Der  Sauerstoff,  der  aar  F«tti«g  des  Kol- 
bens diente,  wurde  stets  geprüft  und  zu 
99,91 — 99,94—99,98  pCt.  aus  Sauerstoff 
bestehend  gefunden.  Die  Gasgemenge  nach 
der  Fftulniss  bestanden  in  wechselnden  Ver- 
hältnissen lediglich  ans  Sauerstoff  und  Kohlen- 
säure. 

Die  gleieheo  Versvche  wurden  bei  Ab- 
wesenheit von  Sauerstoff  in  der  Weise  aus- 
geführt, dass  der  Kolben  zunächst  mit  der 
FäulnisMoischung  beschickt,  mit  Sauerstoff 
gefüllt  wurde.  Nach  Absorption  dieses  Sauer- 
stoffs wurde  kein  neuer  Sauerstoff  zugeführt, 
sondern  der  Api^anA  mh  eeK)er  äberlassen. 

Bei  der  später  auftretenden  Gasentwickelung 
wurden  in  allen  Versuchen ;  wie  die  späteren 
Analysen  bezeugten,  nur  Kohlensäure  und 
Grubengase  frei. 

Es  ergiebt  sich  also  aus  den  Versuchen 
Ehrenberg,  dass  weder  bei  Anwesenheit 
noch  bei  Abwesenheit  von  freiem 
Sauerstoff,  weder  in  Flüssigkeiten  noch 
in  wenig  feuchten  —  von  Gasen  gut  durch - 
dringbaren  —  Fäulnissgemischen  gasför- 
miger Stickstoff  durch  die  Thätig- 
keit  derHikroorganismen  (also  äro- 


bische    sowohl    wie    an ä robische)    im 
Freiheit  gesetzt  wird.  g. 

Sepmraiabdruek  am  Zeitschrift  f.  pk^fwolog» 
Chemie  1886,  S.  145—179. 


Bothweinprttfiaing  auf  fremde 
Farbstoffe. 

Die  schon  so  zahlreichen  Methoden  zum 
Nachweis  fremder  FarlMtoffe  im  Wein  wefden 
von  J,  Uerz  um  einige  neue  vermehrt.  Zur 
Erkennung  von  Säurefuchsin  oder  anderen 
Sulfosäuren  empfiehlt  derselbe  die  Methode 
von  Blarez  (Ph.  Centralh.  1886  Nr.  600). 
Eine  weitere  Methode,  nach  welcher  neben 
den  Sulfosäuren  auch  Orseille  nachgewiesen 
werden  kann,  besteht  darin,  dass  man  30  bis 
50ccm  Wein  mit  20  bis  30ccm  gesättigter 
Magnesiumsulfatlösung  mischt  und  10  bis 
20  ccm  Natronlauge  zusetzt.  Durch  das  Mag- 
nesiumhjdroxyd  werden  alle  Farbstoffe  ausser 
den  Sulfosäuren  und  der  Orseille  gefallt.  Letz- 
tere liefert  ein  dunkelblaues  Filtrat,  erstere 
erkennt  man  beim  Uebersättigen  des  farblosen 
Filtrates  mit  Schwefelsäure.  Gewöhnliches 
Fuchsin  wird  gefallt^  man  kann  es  jedoch  nach 
dem  Eintrocknen  des  Magnesinmhjdroxydes 
diesem  durch  AettMr  entziehen. 

SchfitteU  man  den  urspränglichea  Wein 
mit  Amylalkohol  und  verdunstet  den  gefärbten 
Auszug,  so  ist  der  Rückstand  bei  Gegenwart 
von 


Orseille 
Bordeaux  B 
Poneeau  BBR 
Cassissine 
Vinicoline  Bordelaise 


violetroth 

earmin 

doakelroth 

violetpurpur 

kirschroth 


mit  conc. 
Schwefdsfiore 

blau 

earmin 

carmoisin 

gelb 

braun 


conis. 
Salzsäure 

roth 

earmin 

carmoisin 

gelbbraun 

roth 


Natron- 
lange 

blau 

earmin 

hraan 

roth 

brann 


Wie  sieh  diese  Proben  bei  Mischungen  ver- 
selmdeiier  Farhatoffe  verhalten,  ist  nicht  an- 

g«gefcM». 

Zur  Präfeng  anf  fremde  Pflanzen- 
färben  «chlägt  BerB  eine  kalt  gesättigte 
Byehweinetninloaung  vor,  die  ainch  früher 
ao^n  ?on  JmüMi  empfohlen  wurde.  Man 
iniacht  6ecm  davon  mit  10  bis  16  ccm  Wein, 
stalk  einige  Stunden  bei  Seite  und  beobachtet 
da&n. 

Ei  soUen  sich  ISo^nde  Unterschiede  ei- 

Bolhwein,  eckt  kirschrolk 

Klalaehrosen  (Papav. 

Bhoeas)  dunkelkirschroth 


Kirschen  violet 

Hollunderbeeren  (Sambucus 

nigra)  rothviolet 

Attichbeeren  (Samb.Ebulus)  violet 
Heidelbeeren  violet 

Ligusteibeeien  rein  viofet. 

Her»  hal  g«te  BMultate  mit  dieaer  Methode 
erhaiteii;  er  hat  mJA  gefärbten  Weisswainen 
und  nH  Botiiweiaan,  denen  SM)  pCt.  des  ge- 
färbten Weines  zugesetzt  waren,  operirt.  Bei 
letzteren  ist  die  Erkennung  der  viobien 
FiSrbung  natürlich  schwieriner  nnd  soll  ein 
echter  Wein  sun  Yer^^eiehen  benütat  weiden. 

So  sehr  zu  begrflsien  auch  J«da  einiger* 
I  maassen  brauchbare  Reaction  auf  diesem  Ge- 


292 


biete  ist,  so  sehr  ist  sn  bezwdfeln,  dass  eine 
de?  vorliegenden  zu  einem  ganz  bestimmten 
Ziele  fObrty  wenn,  wie  wohl  sehr  häufig,  Ge- 
mische verschiedener  Farben  vorliegen.    Die 


spectralanalytische  Prüfung  hat,   wie  Befß 
mittheilt,  bisher  kein  Resultat  ergeben. 

— 0«— 


Therapeutische  IVoUzen. 


;e  Eigenschaft 
▼on  Leuoanthemum  yulgare« 

Dr.  J,  S.  Hotoe  (Best.  Med.  Surg.  Joum.) 
berichtet  über  die  giftigen  Eigenschaften  von 
Lencanthemum  vulgare  auf  gewisse  Individuen, 
hauptsächlich  auf  solche ,  welche  auch  unter 
dem  Gift  von  Rhus  Toxicodendron  leiden. 
Die  Symptome  bestehen  hauptsächlich  in  einer 
Hautentzündung,  in  starkem  Jucken  und 
Hitzegefuhl,  schliesslich  in  Blasenbildung  und 
Abschuppung  der  Haut. 

Auch  von  Anthemis  Cotula  sind  uns  ähn- 
liche Erscheinungen  bekannt,   sie  scheinen 
jedoch  nur  in  gewissen  Landstrichen  vorzu- 
kommen. — 08 — 
D.  Pharm.  Joum.  Transact.  Aprü  1887. 


e  Eigenschaft  von 


Unsere  gewöhnliche  Acacie,  Bobinia  Pseud- 
acacia,  wurde  kürzlich  durch  Dr.  Emery  als 
giftig  aufgedeckt.  (Amer.  Joum.  Pharm,  pag. 
153,  1887.)  Zweiunddrelssig  Knaben  eines 
Waisenhauses  in  Brooklyn,  welche  die  innere 
Binde  des  Baumes  geschabt  und  genossen 
hatten,  erkrankten  unter  Erscheinungen, 
welche  den  schon  mehrfach  bei  Vergiftung 
mit  Cytisns  Labumum  beobachteten  ähnlich 
waren. 

Die  Fälle  wurden  behandelt  mit  Wismut- 
subcarbonat  und  Branntwein  innerlich  und 
mit  Morphium  hjpodermatisch. 

Der  giftige  Körper  in  der  Binde  scheint 
bisher  nicht  isolirt  zu  sein.  — 08 — 


Dnunin  als  An&stheticnm. 

Die  von  Dr.  John  Eeid  gemachten  An- 
gaben iiber  die  Wirkung  des  Drumins  als 
localet  Anästheticnm  können  von  anderer 
Seite  durchaas  nicht  bestätigt  werden.  Prof. 
0g8t<m(Bni.  Med.  Joum.  Febr.  1887)  hat  so- 
wohl bei  sich,  als  bei  anderen  Personen  keine 
Anästhesie,  wohl  aber  achraerzhafte  Empfind- 
ungen beobachtet,  Die  Nachricht,  data  dieser 


Körper  ein  Ersatz  des  Cocains  sein  sollte, 
scheint  sich  demnach  durchaus  nicht  zu  be- 
stätigen. —08— 

Gegengift  von  Cocain. 

Als  Gegengift  von  Cocain  wird  Amylnitrit 
angegeben,   zugleich  Bromkalium  und  An- 
wendung kalter  Umschläge.  — o8— 
Lancet.  d.  Pharm.  Joum.  Transact.  803, 1887. 


Pilulae  Aloini. 

Sir  Andrew   Clark  empfahl  vor  Kurzem 
im  „Lancet**  zur  Cur  von  starken  Constipa- 
tionen  folgende  Pillencombination  mit  AloTn : 
Jßjp.  Aloini, 

Eztr.  nucis  vom. 
Ferri  sulphurici 
Myrrhae  pulver. 
Saponis 
ana  0,03  als  Dosis  für  eine  Pille. 
Das  Einnehmen  geschehe  eine  Stunde  vor 
der  letzten  Mahlzeit  des  Tages.    Es  genügt 
meist  eine  Pille,  häufig  auch  weniger  zum 
Eintritt  der  Wirkung  am  folgenden  Morgen. 


Der  Muskelschlftger,   ein  Ersati- 
mittel  der  Massage. 

Die  immer  grössere  Ausdehnung,  welche 
die  Massage  nimmt,  hat  bereits  dazu  geführt, 
die  Arbeit  der  Hand  durch  einen  Apparat 
verrichten  zu  lassen.  Mr.  John  C.  Bttebsam 
in  Washington  hat  einen  „musde-beater^ 
construirt,  welcher  in  der  Hauptsache  aus 
Gummiröhren  oder  -Bällen,  die  an  elastiscbea 
Stäben  befestigt  sind,  besteht.  Dieser  Appa- 
rat soll  mehr  oder  weniger  die  Bewegung  der 
massirenden  Hand  ersetzen,  ausserdem  ist  der 
zu  Massirende  in  manchen  Fällen  nicht  abhän- 
gig von  einer  zweiten  Person.  In  wie  weit  sieh 
die  Vortheile,  welche  dieser  Apparat  bieten 
soll,  bereits  bestätigt  haben,  lässt  sieh  aas 
der  „Therap.  Gaz.«*,  der  wir  diese  Notiz  ent- 
nehmen, nicht  ersehen. 


293 


Hiscellen. 


er. 


Anknfipfend  an  die  in  den  Helfenberger 
Annalen  gemachten  Mittheilungen  über  die 
Empfindliclikeit  der  Reagenspapiere  (Seite 
200  dieser  Bl.)  empfiehlt  E.  Jacöbsen  wieder- 
holt das  Congoroth  als  einen  Lackmus  an 
Empfindlichkeit  weit  übertreffenden  Farbstoff. 
Durch  SSnren  wird  die  schön  rothe  Farbe 
desselben  intensiv  blau,  durch  Alkalien  wie- 
der roth.  Das  Congopapier  macht  die  Be- 
nutzung von  Lackmus-  und  Curcumapapier 
vollständig  entbehrlich,  ja  es  besitzt  vor  dem 
ersteren  noch  einen  weiteren  Vorzug.  Wirft 
man  z.  B.  in  eine  saare  und  alkalisch  zu 
machende  Flüssigkeit  ein  Stückchen  Lack- 
muspapier, wie  dies  vielfach  üblich,  so  wird 
die  Flüssigkeit,  besonders  wenn  das  Lack- 
muspapier stark  gefärbt  ist,  leicht  roth,  be- 
ziehentlich blau;  dies  ist  beim  Congopapier 
nie  der  Fall,  da  das  Congo,  wie  alle  Benzi- 
dinazofarbstoffe,  Pflanzenfasern  vollkommen 
acht  färbt.  Nach  den  bisherigen  Erfahrungen 
kann  man  das  Congopapier  als  das  alleinige 
Reagenspapier  der  Zukunft  bezeichnen.      g. 

Indu$trie'Bimer, 


Eine  eigenthümliche  Eiweissart 
im  menschlichen  Urin. 

Tkormäler  berichtet  im  Archiv  f.  path. 
Anatom,  u.  Physiol.  1887,  322  über  einen 
Ei  Weisskörper,  der  spontan  aus  dem  Urin 
aasgefallen  war,  bei  Siedehitze  nicht  coagu- 
lirte,  und  aus  der  kalten,  wie  aus  der  siedend 
Leissen  wässrigen  Losung  sehr  leicht  fallbar 
war.  Der  bezeichnete  Eiweisskörper  war  von 
Pepton  und  Hämialbumin  scharf  unter- 
schieden, zeigte  sich  vielmehr  dem  Alkali- 
albuminat  nahestehend ,  ohne  mit  ihm  iden- 
tisch zu  sein.  Ein  ähnlicher  Fall  scheint 
anderweit  noch  nicht  beobachtet  zu  sein. 


Kritische  Betrachtung  der  Besul- 

tate  einiger  neueren  Arbeiten 

Aber  das  Mncin. 

Liebennann  tritt  im  Biologisch.  Centralbl. 
Bd.  VII  Nr,  2  den  Anschauungen  Landwehn^B 
entgegen,  nach  welchen  das  Mucin  ein  Ge- 
menge verschiedener  Körper,  vor  Allem  eines 
Kohlehydrates  —  thierisohes  Gummi 


—  sei.  Aus  dieser  Verschiedenheit  der  An- 
schauungen ,  sowie  auch  aus  den  nicht  selten 
sich  widersprechenden  Resultaten  von  SckereTj 
OhoUnsky,  Eichwald,  Eafnmarsten^  Jem- 
ström,  Läbisch  ist  nur  ein  Schluss  möglich,  der 
nfimlich ,  dass  unsere  Kenntnisse  des  Mucins 
noch  nicht  denjenigen  Grad  von  Stabilität  er- 
reicht haben ,  um  daraufhin  weiter  bauen  zu 
können. 

Constante  Oasentwickelungs- 
apparate. 

Steehbuch  beschreibt  im  Journal  f.  prakt. 
Chemie  N.  F.  Bd.  35  einen  Gasentwlckelungs- 
apparat,  bei  dem  hauptsächlich  der  Nachtheil 
vermieden  wird,  dass  die  theilweise  ver- 
brauchte, spedfisch  schwerer  gewordene  Säure 
die  Berührung  der  frischen  Säure  mit  den 
Stoffen  hemmt.  Der  Apparat  basirt  auf  rich- 
tigen Principien ,  ist  aber  nach  Ansicht  des 
Ref.  noch  zu  compiicirt,  auch  zu  zerbrechlich, 
und  wird  daher  die  alten  Krpp'schtn  und 
Wartha*Bchen  Apparate  trotz  ihrer  kleinen 
Schwächen  nicht  so  leicht  verdrängen. 


Dextrin  -  Kleister. 

Für  manche  Zwecke  ist  der  Dextrin-Kleister 
jedem  anderen  vorzuziehen,  so  z.  B.  zum  Be- 
streichen vorräthig  zu  haltender  Etiketten, 
Signaturen  etc.,  welche  ähnlich  wie  Fost- 
marken  zu  unverzüglichem  Gebrauche  dienen 
sollen  und  sich  weder  aufrollen,  noch  zu- 
sammenkleben oder  brüchig  werden  dürfen. 

Zur  Bereitung  rührt  man  500  g  Dextrin 
mit  800  g  kaltem,  zuvor  aufgekochtem 
Wasser  tüchtig  durcheinander,  erhitzt  dann 
das  Gemenge  unter  stetem  Rühren  schnell, 
bis  es  einen  homogenen  Schleim  bildet  und 
durch  das  Emporsteigen  von  Blasen  den  An- 
schein gewinnt,  als  wolle  es  kochen.  Nun 
nimmt  man  sogleich  vom  Feuer,  lässt  etwas 
abkühlen,  giesst  in  eine  weithalsige  Flasche 
und  rührt  nach  dem  Erkalten  30  g  Glycerin 
hinzu.  Sollte  der  Kleister  zu  dick  sein,  um 
rieh  leicht  anfrtreiehen  zu  lassen,  so  verdünnt 
man  ihn  mit  etwas  kaltem ,  zuvor  aufgekoch- 
tem Wasser,  ^. 

Amerik.  Iharm.  Bundsduin. 
Man  vergl.  auch  Seite  162  des  laufenden 
Jahrganges. 


2»« 


Prafüng  von  BieiiuiiöL 

£iB6  einfadi»  Probe,  wekke  siek  besoaders 
für  üe  aoUteelimBehe  Prüliiag  eigaet,  gitbt 
FMfener  (MittheiL  d.  kgL  taehn.  Yen.  Stet 
ztt  Berlin,  4,  141,  ZeiUchr.  f.  anal.  Oke»., 
1887,  lil)  an:  Seiaes  Rkiaauöi  gieb«  nil 
dem  Ifinffacben  Yolnaiea  AUbobol  voa  O^dSd 
8i»ee.  Gem.  hei  normaler Teuperatnr  (15^0.?) 
gescböttelt,  eine  klare  LÖBUUg;  ealftüUt  dai 
Untersachungsobject  auch  nur  10  pCt.  aadwei 
fetter  Oele,  wie  Oliven-,  Sesam-,  Lein-,  Baum- 
woUaanMW-  oder  Böböl,  ao  eatslebea  ftark 
getrübte,  auch  über  20^ C.  niyht  klarwer- 


dende Ii»8ingen,  aus  denen  das  nicht  gelöste 
Oel  sich  zu  Boden  setzt.  — os— 


isi  ein  neoes  lfjlck*Pr&paiai,  Shalicli  den 
Kninys  und  dem  Kephir;  %$  eoU  bereitet 
weiden,  in4em  man  4g  guier  Hefe  ia  w«aig 
Wasaer  serrohrt,  10^  Swsk^r  and  1 1  liilch 
kiaziuetit  und  die  MiaelMu^  dniwibfrhtiitteit, 
Kack  24  Standen  ist  das  Oetraak  fisrtig ;  es 
BoU  sich  angeaehm  nebmiea,  1  yCt.  Alkohol 
eothateen  and  sehr  stark  tfjü  Koklensiwe  ge- 
sättigt sein.  •"-M"' 

Brv^.  eins.  Febr.  1887. 


Offene  Cerrespoadeas. 


Apoth,  B*  in  N,  Ueber  die  angebliche  LOs- 
lichkeit  des  Chinins  oder  eines  der  Chininsalze 
in  Oel  18%  uns  etwas  Nftheres  niekt  bekannt; 
TieUeicht  kaaa  einer  anserer  gesehäMen  Leset 
Auskunft  geben  and  bitten  wir  hiermit  derom. 

ApoÜi.  S*  in  W*  Wir  yerOffentlichen  hier- 
durch Ihre  geschftlste  Zuschrift: 

„Ihre  Be&etlonB- Bemerkung  in  Betreff  des 
Aatifungins  iat  gewiss  bereohtiigt;  Thatsaohe 
aber,  und  zwar  eine  sehr  überraschende  Tbat- 
sache  ist,  dass  Losungen  von  Borax  und  Mag- 
nesiumsulfat,  welche  getrennt  Eatiumpermanga- 
nat- Lösung  unver&ndert  lassen,  nach  der  Ver- 
mischung diese  Lö8un|^  entf&rbeu  können.  Ge- 
heimniss  kann  das  ooch  nicht  lange  bleiben 
und  würde  also  Oppermann  am  besten  thun, 
das,  was  er  über  die  Ursache  dieser  Erscheinung 
weiss,  zu  veröffentlichen;  sonst  könnte  es  wohl 
von  anderer  Seite  geschehen. 

A^th.  F.  inB.  Wir  haben  wiedeihelt  Yoi^ 
schnften  zu  Bromvasser  gebracht,  Sie  dür- 
fen aber  nicht  denken,  dass  das  medicini- 
sche  Anwendung  findende  Bromwasser,  gleich- 
wie CUorwaseeff  eine  Lösung  Toa  dmr  in 
Waes^  ist,  ^e  Lösung  von  Brom  in  Wasser 
sei,  es  ist  vielmehr  eine  Auflösung  von  Brom- 
salzen in  kohlensaurem  Wasser. 

9b*  in  B.  Der  von  Bmen  beobachtete  Dmck- 
feUer  in  der  ^rapUioken  Formel  für  Anti» 
therm  in  iat  nicht  beriehtigt  werdet^  weä  sich 
durch  einen  einfachen  Vergleich  mit  der  dsdrübw 
stehenden  Formel  sofort  ergiebt,  dass  hier  aus 
dem  ausgetassenen  H  ein  überzftUlger  Bindungs- 
Btrioh  geworden  iei 


MJ.  K*  in  lt.  (Dämmari).  Dw  Chi|sarobm 
wurae  früher  f& Ischlich  Acidun»  chrysopha- 
nicum  genannt.  Unsere  deutsche  Pharmakopoe 
bestimmt  aosdricklleli  „QaoÜesownqae  Aei!«« 
chryatohanicu«»  «ä  nsam  exteraa«  paMWcamtaa 
erit,  Cnrvsarobinum  dispensanduro  est.'  Chry- 
sarobin  kann  in  CSirysophansäure  übergefümi; 
werden,  vergl.  Sie  IHiarm.  Centrath.  21,  813. 

Apoth,  D«  in  W,  (Italien).    Am  bebten,  „Fre- 
mu8,   Anleitung  zar  ^aantitaitivea  Analyse; 
Braunsehweig,  bei  #V.  Vuwßj^  dt  Ante."* 

Aptik.  K.  Mft  CU  Wir  werden  die  Vorschrift 
unsem  deutschen  Verhältnissen  entsprechend 
umrechnen,  dieselbe  dann  einmal  probiren  und 
sie  sodsAA,  «ena  ne  sich  bewAbrt,  nendiaMJs 
veröffentlichen. 

^potA.  R.  in  €1«  Die  Unterscheidung 
zwischen  Natiir-  and  Kanstbatter  im 
Haushalt  nach  B,  iranck  Taach  einem  Beferat 
der  Chemiker- Zeitung)  ist  folgende:  Die  Nator- 
butter  schmilzt  anter  Bildung  einer  ßchaum- 
de^e,  wtiurend  die  MargaiinbaMsr  oewOhaMeli 
ak  kUies  Fett  wie  Oel  anseiasndsi^SeBejt.  Die 
Schaumdecke  der  Natnrbutter  verhindert  das 
Spritzen  der  letzteren,  währead  das  Spritzen 
der  Kunstbatter  ganz  auffallend  eintritt  Die 
NataifcuttM:  farftu&  sich  beim  Erhilien,  was  bei 
der Jftargaraabatter  nieht  der  FaH  ißV*  —  Letz- 
teren Umstand  bezeichnet  Verf.  als  einen  FeWer 
der  Marffarinbutter,  dessen  Beseitigung  den 
Weith  dieses  iVodaktes  angemefai  eäöhen 
würde.  Vir  hetm^oMn  die  Sieherheit  dieser 
Methode.  g. 


BedactioB  una  KxpediUoii  der  Mplaarm»- 
eenflselieH  €)eiiCrallialle''  lieflBdeii  sieli 

PUlnitxer  SttaMnm  56  In  BreadttHL 


^mi^f 


Verleger  und  Yerantwortlietaer  Rgflaelefg  Dr.  C»  Mssler  te  HwiefteB. 

Im  Bnehbandel  darok  Jalimi  Springer,  Bwlin  N.,  Monb^onpUti  S. 

]>nMk  der  Kfolgl.  Hofbnehdmelberei  toq  0.  O»  M«iBbold  tt  a&hae  la  Oreidea. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

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der  Pharmacie. 

Heratugegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und 


Dn  Ewald  Getsslen 

Eneheiot  l«dea  Donnerstag.  —  Abonnementtpreis  dnrcb  die  Pott  oder  den  Bncbbandel 

Tierteljftbrlicb  3  Mark.    Bei  Znaendong  unter  Streifbtitd  2^  Mark.    Einzelne  Nnmmem 

25  A    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederbolnngen  Rabatt. 
Anfrafen,  Anftrig«,  Mannseripte  et<*.  wolle  man  an  den  Bedactenr  Prof.  Dr.  E.  Gel  ssler, 

Dresden,  Pülnitzer  Strasse  56  adressiren. 


MU. 


Berlin,  den  1 6.  Juni  1 887.     Ali  SÄ/. 


D«r  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


In  haltt  «keaile  ■■#  FkarMMle:  Mitthelinngen  «at  dem  LAboratorlom  für  angewandte  Chemie  nnd  pharm. 
Institute  der  UnlTereltät  Erlangen.  •»  Eleenbeetimmnng  In  Extractnm  Ferri  pomati.  —  Extractnm  Colomho.  — 
Ueber  Splritns  saponatna.  —  Öentaofaea  Rosenöl.  —  Amorphes  Coeain.  —  Nene  Drogen  nnd  Pflanaenstofltl.  -~ 
Ueber  einige  Bestandtheile  der  Cortiees  Anrantll  amarl.  —  Analyse  der  Asche  Ton  Radix  Ipecacnanhae.  —  Zar 
qnantltaÜTen  Bestimmung  des  TheYns  in  Tbeeblftttem.  —  Inner  liehe  Anwendung  des  Kreosots.  —  Ueber  die 
Niehtllllehtli^eit  des  Glyeerlns  mit  WaMerdäropfen.  —  Wirkung  des  Ammoniaks  nnd  Wassers  auf  Chloroform. 
—  Wirkung  der  Pikrinsäure  auf  Terpentinöl.  —  Zwei  bequeme  Methoden  xnr  Dantellnng  von  ohemiseh  reinem 
Wasserstoir  nnd  Koblenoxyd.  —  Herstellung  von  Barjrnmhydrat. —  Eine  neue  Filtrirvorrichtnng  ete. —  MIaeelleBt 
Ueber  die  Entattndnng  Tegetabilischer  Stoffe  durch  Balpetersfture  etc.  —  Ottemt  CorreipOBdeai«  —  Aatelfea* 


Chemie  und  Ptaarmacie. 


Mittheilnngen   aus   dem  Labora- 
torium   fftr   angewandte   Chemie 
nnd   pharmacentischem   Institute 
der  Universität  Erlangen. 

3.  Basisehes  Kapfersalfat. 

Von  Dr.  B.  SchüUe. 

Bei  AusfiQhrung  einer  Uebungsanalyse 
hatte  einer  der  hiesigen  Studirenden  eine 
Löeung  ?on  normalem  Kupfersulfat  längere 
Zeit  kochen  lassen  und  beobachtete  da- 
bei eine  Trübung  der  klaren  Flüssigkeit, 
die  durch  zugef&gte  Süure  aufgehoben 
wurde.  Mehrere  Yorgenommene  Proben 
zeigten  immer  dasselbe  Verhalten. 

Ans  einer  coneentrirten  Lösung,  die 
etwa  2  kg  reines  Kupfersulfat  enthielt, 
worden  durch  Kochen  0,162  g  dieser  Sub- 
stanz erhalten.  Das  ausgesehiedene  grüne 
Palver  war  aus  Nädelehen,  anscheinend 
von  deicber  Form,  zusammengesetzt 
Diese  Krystfjle  konntai  aber  ihrer  Klein- 
heit wegen  nicht  näher  bestimmt  wer- 
den; sie  sind  in  Wasser  so  gut  wie  un- 
IdslieL 

Zur   Analyse   wurde   über   Schwefel- 


säure getrocknetes  Material  verwandt  und 
konnte  aus  Mangel  an  Substanz  nur  die 
Kupfer-  und  Sehwefelsäurebestimmung 
ausgeführt  werden. 

Gefunden:  CuO  61,98  pOt.,  SO3  23,28 pCt., 
der  Rest  «  HgO  14,79  pCt. 

Diese  Zusammensetzung  würde  für  die 
Formel  SCuOSSOaSHaO  sprechen,  de- 
ren procentische  Zusammensetzung  fol- 
gender Art  sein  würde 

CuO  62,20,  SO3  23,62,  HgO  14,18. 

Ob  längeres  Liegen  des  Kupfersulfates, 
oder  lokale  Ueberhitzung  der  concen- 
trirten  Lösung  oder  die  Goncentration  der 
Lösung  selbst  Ursache  zur  Abscheidung 
des  basischen  Salaes  war,  bleibt  eine 
offene  Frage. 

4.  Destlllstionsapparat  fSr  jodo- 
metrische  Arbeiten« 

Von  Dr.  12.  Schütze. 

Dem  weniger  Geübten  boten  die  für 
Jodometrie  im  Gebrauche  befindliehen 
Destillationsapparate  inuuer  in  ihrer  Hand- 
habung  einige  Schwierigkeiten.    Nach- 


beschriebener  Apparat  sucht  diese  zu 
umgehen  und  wird  seit  zwei  Semestern 
im  hiesigen  Laboratoriam  mit  Vortheil 
gebraucht.  Selbatverstäildlich  eignet  er 
sieh'  aadi  fUr  andere  analytische  Be- 
stimmungen, bei  denen  die  Destillation 
in  Betracht  kommt 

Das  EölbdieEa  (60ccm)  liegt  auf  einem 
Drahtnetze  und  dient  zur  Aufnahme  der 
das  Halogen  entwickelnden  Substanzen, 
es  ist  in  das  Destillationsrobr  b  gut  ein- 


geschlifien.  In  die  obere  Kugel  des  letz- 
teren (20  ccm  fassend)  mündet  das  seit- 
lich hakenförmig  gebogene  Bührchen,  die 
darunter  befindliche  Blase  fasst  60  bis 
60  ccm.  Das  Destiltationsrohr  fllhrt  durch 
einen  zweifach  durchbohrten  paraffinirten 
Kork'  oder  Gummistopfen  in  den  Erlen- 
mejerkolben  c  (250  bis  300  ccm  gross) 
und  taucht  dort  so  tief  in  die  absor- 
birende  Flflssigkeit  ein,  dass  nicht  mehr 
als  etwa  40  bis  50  ccm  davon  aufgenom- 
men werden  können.  Der  Stopfen  trägt 
noch  die  Sicherheitsrfihre  d,  welche  die 
Yerbindung  des  Kolbeninhalts  mit  der 
Luft  herstellt  und  soviel  Absorptiona- 
flflssigkeit  enthält,  dass  die  mittlere  Ver- 
bindung abgeschlossen  ist. 
TÜKh-  beendigtem  Austreiben  des  Halö- 

fens  ans  a  wird  durch  Nachspülen  von 
nnd  d,  sowie  des  Stopfens  die  gesammte 
Flüssigkeit  im  Kolben  e  sofort  titrirt. 

Zwe  Veihinderung  des'  festen  'Haftens 
von  a  an  &  an  der  Sshliffstelle  wird  diese 
mit  einer  Spur  Talk  eingerieben.  Ein 
Zorflckateigeii  der  Flüssigkeit  ans  e  nach 


a  ist  selbst  beim  Wegnehmen  der  Flamme 
während  der  lebhaftesten  Destillation  un- 
möglich, da  die  nach  der  oberen  Kugel 
etwa  mit  znrflckgerissene  Flüssigkeit  an 
der  Hakenröhre  zerschellt  und  dann  der 
Luft  freien  Zutritt  nach  a  gestattet  Da 
die  Zwischenlage  organischer  Substanzen 
zwischen  a  und  h  vermieden  ist-  und  femer 
die  ans  e  aufsteigenden  Joddämpfe  in  d 
gebunden  werden,  sind  Verluste  auf  das 
äusserste  Maass  beschrBukt. 

Beiläufig  mag  noch  bemerkt  sein,  dass 
mit  einem  Kölbehen  o  mehr  als  60  De- 
stillationen ausgeftlhrt  werden  konnten. 

Durch  Einstellen  des  Erlenmeyerkolbens 
in  kaltes  /Wasser  kann  eine  allenfalls 
nöthige  Kühlung  bewirkt  werden. 

Die  Anfertigung  des  Apparates  hat  die 
Firma  F.  A.  Ruhvlenz  in  Frauenwald 
(Thüringen)  übernommen. 


Eisenbestmunnng  in  Extracttun 
Ferri  pomatL 

Weder  die  Pharmakopoe  noch  die 
Gommentare  geben  Prüfungemetboden 
auf  den  Eisengehalt  des  Extraetum  ferri 
pomati  an.  Sollte  es  sich  am  Fest- 
stellung des  Eisengehaltes  in  diesem 
Präparate  bandeln,  so  verlort  man 
nach  dem  Veraschen  des  Extractes  auf 
die  gewöhnliehe  gewicbtsanalytische 
Weise  oder  man  schlägt  folgenden  W^ 
ein.  Man  verascht  3  g  des  Extractes  in 
einem  Porzellantiegel,  übergiesst  die 
braune  Asche  mit  etwas  Salzs&nre 
und  oxydirt  mit  einigen  Kömchen  chlor- 
sauren Kalis.  Darauf  filtrirt  man  in  ein 
mit  einem  Glasstöpsel  verschliessbares 
Gefksa,  giebt  etwa  1  g  Jodkalium  hinzu 
und  stellt  bei  gelinder  Wärme  (etwa 
40  ")  etwa  eine  Stunde  bei  Seite.  Darauf 
titrirt  man  unter  HinzuÄleung  von  etwas 
StärkalOsnng  mit  NatrinrnthioBalfatlöanng. 
Die  jodometrische  Beatimmung  ist  ge- 
nügend genau  nnd  ftlhrt  in  kürzerer 
Zeit  zum  Ziel  als  die  gewichtsanalytisobe, 
welche  anch  deswegen  für  den  vorliegen- 
den Zweck  nicht  ZQ  empfehlen  ist,  weil 
die  Asche  des  Extractum  ferri  pomati 
stets  Phosphorsäure  nnd  auch  Thonerde 
enthält  und  man,  wenn  die  Abtrennung 
dieser  Körper  unterlassen  wird,  stets  za. 
hohe  Besnltate  erhält. 


297 


Ein  Cubikcentimeier  Zehntelnormal- 
thiosulfat  entspricht  bei  der  volometrischen 
Methode  0,0056  g  Fe,  oder  0,10  g  Fe  ent- 
spricht 17,85  ecm  Thiosnlfatlösong.  Bei 
einem  richtig  bereiteten  Eitract,  welches 
im  Dmrchscmiitt  5  bis  7  pGt  Eisen  ent- 
hält, wird  man  demnach  bei  Anwendung 
?on  %  g  Eitract  zur  Bindung  des  frei- 
gewordenen Jods  etwa  18  bis  25  ecm 
Zehntelnormalthiosulfat  verbrauchen.  Wie 
übrigens  der  Eisengehalt  in  den  Ex- 
traeten  der  Apotheken  variirt,  mOgen 
folgende  Zahlen  beweisen,  welche  mit 
zwei  aus  verschiedenen  Apotheken  be- 
zogenen Extraeten  erhalten  wurden: 
I.  5,88  pCt    II.  7,73  pCt. 

Sollte    der   Eisengehalt   der  Tinctura 
ferri  pomati  festgestellt  werden,  so  wägt 
man  zO  g  derselben  ab,  dampft  ein,  ver- 
ascht und  verfahrt  wie  oben  angegeben. 
Es    mbss    jedoch    darauf    hingewiesen 
werden,  dass  nicht  alles  Eisen  aus  dem 
Extract  in  Lösung  geht  und  die  Tinctur 
in    der    Regel    im    Yerhältniss   etwas 
schwächer  gefunden  wird,  als  das  Extract, 
aus  welchem  sie  bereitet  wurde.    Es  be- 
ruht dies  darauf,  dass  im  Extractom  ferri 
pomati  fast  stets  bemsteinsaures  Eisen 
enthalten   ist,    welches   in  verdünntem 
Alkohol   sich  nur  theilweise  löst     Die 
Unlöslichkeit  des  Eisens  kann  zuweilen 
sehr  weit  gehen,  wie  aus  einem  von 
Mylius  (Ph.  C,  1888,  Nr.  22)  behandelten 
F^e  hervorgeht  Ein  von  Mylius  unter- 
suchtes, kömiges  Extraktum  ferri  pomati 
besass    einen   Oesammteisengehalt   von 
8,08  pOt;  hiervoji  waren  5,96  pCt   (!) 
als  bemsteinsaures  Salz  vorbanden.    In 
die     mit  ,  diesem    Extract    hergestellte 
Tinctur  waren  nur  5,6  pCt  Eisen  über- 
gegangen, trotzdem  die  Tinctur  durch 
sorgfUtiges  Anreiben  und  häufiges  Um- 
schütteln hergestellt  war.  Die  yon  Hager 
und  Mylius  geforderte  Prüfung  des  Ex- 
tractum    ferri    pomati    dürfte    demnach 
Wohl    in    der   nächsten   Pharmakopöe- 
commission  zu  erörtern  sein. 

Dr.  0.  Schweissinger. 


Eztraotuxn  Colombo. 

Ueber  Untersucbung  and  Prüluog  des  Co* 
lombo>£xtractet  iit  die  Literatur  eine  ver- 
btttaiMmStsig  tpftrliclie.     Die  nacbfolgende 


Prfifangsmethode'wird  daber  nm  so  mebtmit 
Freuden  begrässt  werden. 

Identit&ttreactiön:  Man  löst  ein  stecknadel- 
kopfgrosses Stück  Extract  in  so  viel  concdn- 
triirter  Salzsäure,  dass  eine  bellgelbe  Losung 
resnltirt  nnd  setst  1  Tropfen  ChlorWasser  bin- 
zu.  Es  tritt  hierbei  infolge  der  Anwesebbieit 
des  Berberins  an  der  Oberfl&ebe  eine  mebi^ 
oder  weniger  -bidibeerTothe  Färbung  auf. 
Uabergiesst  man  ferner  eine  Spur  Extract  mit 
coBcentrirter  Salpetersäure,  so  nimmt  letztere 
eine  rotbe  bis  rothbraane  Färbung* an. 

•Um  Beimengungen  anderer  -  Eztritcte  im 
Colombo-Extraet  nacbznweisen ,  kann  'man 
bierzu  mit  Vortbeil  das  Verbalten  zu  FehÜng- 
scber  Losung  benutzen.  Die  meisten  Ettracte 
redaciren  nämlicb  die  FMmg'9cke  Lösung, 
wäbrend  Colombo-Extract  es  nicbt  tbut.   ' 

Von  den  meisten  übrigen  Extraeten. unter- 
scbeidet    sieb    das   Colombo-Extract '  ftruer 
durcb  sein  mikroskopiscbes  Verhalten.   ^Be- 
reitet man  niUnlich  eine  '  wässerige  Lösung 
derselben,  so  bemerkt  man  einen,  in.  Waiwer 
nur  scbwer  löslicben  kömigen'  Niederschlag, 
der,  gesammelt  und  getrocknet,' oa. '20  pCt. 
des  verwendeten  Extractes  beträgt.  Prüft  man 
nun  diesen  Niederschlag  mikroskopisch,  so 
erscheint  derselbe  durehgebeadfe  krjstalliniscb, 
zum  Theile  aus  farblosen  Prisn^en  bestehend, 
der  Hauptsache  nach  jedoch  aub  gelb-  bis 
braungeförbten   Krjstall  -  Aggregaten.    Setzt 
man  nun  Ammoniak  hinzu,  so  wird  der  gr^sste 
Theil  der  braunen  Masse  gelöst,  und  das 
Qesichtsfeld    ist   mit   zahlreichen,   oft  sebr 
schön  ausgebildeten,  prismatischen  farblosen 
Krjstallen  erfüllt.  Dass  dieselben  ausschtiess-^ 
lieh  dem  Colombin  angehören ,'  kann  infolge 
der  Torhandenen  Menge  nicht  angenommen 
werden.  Höchst  wabvscbeii^licfa  gehlen  die* 
selben  einem  Berberintalae  an,    Möglieherr 
weise  aber  hat  qaan  es  hier  mit  einem  dritten, 
bisher  in  der  C<^ombowurzel  noch  nicht  er^ 
kannten  Körper  zu  thun.    Für  letztere  An- 
nahme sprechen  namentlich  die-FarUosigkeit 
der  Kiystalle,  sowie  der' Umstand,  dass  auch 
in  anderen  Pflanzen'  das  Berberin  oft  von 
mehreren  anderen  Alkaloiden  begleitet  ist. 

Um  den  Gehalt  des' Colombin  und  B^r- 
berin  im  Extracte  festzustellen,  lost  in  an  eine 
bestimmte  Menge  desselben  (1  bis  2  g)  in 
einem  Porzellanschälchen  in  verdänntem  AI- 
kohol,  setzt  die  zwei-  bis  dreifache  Mengb 
Kreidepulver  hin^u  und  trocknet  im  VTa^ser- 
bade  ein.  Aus  dem  getrockneten  Pulrer'wird 


298 


danii  das  Colombin  mit  Aetber,  das  Ber- 
berin mit  Cbloroform  extrahirt.  Ersterer 
Körper  ist  zwar  bei  dieser  Methode  mit  etwas 
Harz  TeruDreinigt,  dürfte  jedoch  für  den  hier 
anzustrebenden  Zweck  hinreichend  rein  sein. 
£i|ie  in  obiger  Weise  durchgeführte  Prüf- 
ung ergab  folgende  Resultate : 

^  •     •  ,  f  Colombin    .     .     0,70  pCt. 

Colombowurzel  ^  »    .     .  o  cn 

(  Berbenn     .     .     2,50    „ 

Eztraetausbente 10,00    , 

Wassergehalt  des  Extractes    .     .     8,29    „ 

Colombin 5,00    „ 

Berberin 13,60    „ 

Freie  Säure  in  1  g  Eztract  129  mg  EG H 

Aschengehalt 12,35  pCt. 

Kohlensaures  Kali  in  der  Asche  .  92,2     „ 

W  as  schliesslich  die  Bereitungsweise  betrifft, 
80  wurde  von  Büta  darauf  aufmerksam  ge- 
macht ^  dass  das  spirituöse  Extract  in  der 
Wirksamkeit  dem  Pulver  oder  einem  wässer- 
igen Decoete  nachsteht. 

Femer  wäre  zu  wünschen,  dass  für  ein 
Elztraet ,  welches  so  entschieden  wie  das  Co- 
lombo  -  Eztract  zur  Schimmelbildung  neigt, 
die  trockene  Form  vorgeschrieben  würde. 

Fharm.  Post  1887,  Nr.  22. 


üeber  Spiritus  saponatus. 

Von  P.  G.  Unna  und  W,  H.  Mielek. 

Zu  den  Heilmitteln  der  Ph.  Q.  IL ,  welche 
oiFenbar  ohne  Beihilfe  eines  Dermatologen 
von  Fach  mit  einer  neuen  Vorschrift  ver- 
sehen sind,  gehört  der  Spiritus  saponatus. 
G^enfiber  der  Vorschrift  der  ersten  Aus- 
gabe: 

Sapon.  oleacei  .     .     .     100 

Spiritus 300 

Aquae 200 

nach  welcher  eine  fast  reine  Natronseife  in 
stark  verdünntem  Spiritus  gelöst  wird,  ver- 
langt dieselbe  als  Grundlage  des  Seifen- 
spiritns  eine  Kaliseife : 

Ol.  olivar 60 

Liq.  Kali  caust.      .     .  70 

Spiritus 300 

Aquae 170 

ohne  an  der  Starke,  der  Concentration  des 
Seifengeistes  zu  rütteln.  Denn  die  neue  Vor- 
schrift ist  nach  Maassgabe  der  alten  berechnet 
und  dann  abgerundet  worden. 

Der  Ersatz  der  Natron  -  durch  eine  Kali- 
seife ist  gewiss  als  eine  zweckmässige  Ver- 


besserung zu  bezeichnen.  Es  ist  damit  nur 
den  seit  langer  Zeit  bekannten  und  besonders 
durch  F.  Hebra^s  Empfehlung  der  Schmier- 
seife zur  Geltung  gekommenen  Vorzügen  der 
Kaliseifen  vor  den  Natronseifen  überhaupt 
—  wo  eine  stärkere  Einwirkung  auf  die  Haut 
beabsichtigt  wird  —  gleichsam  die  staatliche 
Anerkennnng  gegeben.  Aber  eine  andere 
Frage  ist  es,  ob  die  gewählte  Form  der  neuen 
Vorschrift  auch  dem  in  dieser  Richtung  beab- 
sichtigten Fortschritte  wirklich  entspricht, 
und  diese  Frage  müssen  wir  entschieden  ver- 
neinen. 

Zur  Zeit  der  ersten  deutschen  Pharma- 
kopoe war  kein  Dermatologe  im  Zw«fel, 
dass  er  zu  therapeutischen  Zwecken  unter 
allen  Umständen  den  Hebra^Bchen  Kaliseifen- 
geist dem  Natronseifengeist  der  Pharmakopoe 
vorzuziehen  habe.  Als  nun  die  Vorschrift 
der  zweiten  Pharmakopoe  erschien  und  man 
glauben  konnte,  von  nun  an  statt  eines 
officiellen  Scheins eifengeistes  und  eines  aller- 
dings nichtofficiellen  aber  wahren,  wirksamen 
Seifengeistes  daneben  nur  noch  eine  einzige 
ausreichende  Vorschrift  zu  einem  brauch- 
baren Seifengeist  zu  besitzen ,  fand  man  sich 
bald  getäuscht. 

An  die  Fersen  des  beabsichtigten  Fort- 
schrittes hatten  sich  drei  Bückschritte  ge- 
heftet, welche  jenen  illusorisch  machten. 

Zunächst  hätte  man  von  der  vorzüglichen 
Hebräischen  Vorschrift  des  Spiritus  saponatus 
kalinus  lernen  sollen,  dass  die  Concen- 
tration des  Seifengeistes  eine  erheblich 
grössere  sein  muss ,  als  sie  die  erste  Pharma- 
kopoe verlangte.  Diese  setzte  das  Verhältniss 
von  Seife  zur  Flüssigkeit  fest  wie  1  : 6. 
Die  Hamburger  Pharmakopoe  von  1852  — 
wie  viele  ältere  Pharmakopoen  —  die  Pro- 
portion 1  :  5. 

Sapon.  oleacei  .  .  .  100 
Spir.  vini  rectificat.  .  300 
Aq.  Rosarum      •     .     .     100 

Der  J?e&ra'sche  Seifengeist  schreibt  aber 
bekanntlich  eine  Proportion  von  2 :  3  vor. 
Die  betreffende  Stelle  in  Hebra^n  Lehrbuch 
(erste  Auflage,  1860,  S.  299)  lautet: 

„Um  den  unangenehmen  Geruch,  welchen 
jede  Schmierseife  besitzt,  zu  entfernen,  kann 
man  dieselbe,  u.  z.  in  dem  Verhältniss  von 
zwei  Theileu  Schmierseife  und  einem  Theile 
Alkohol  in  letzterem  auflösen ,  dieee  Löcnng 
filtriren  und  abstehen  lassen  und  dann  mit 


299 


einem    beliebigen    wob Iriecb enden  Spiritas, 
z.  B.  Spirit.  lavandul.,  parfQmiren/^ 

Der  Hebra*Bche ,  wirksame  Seifengeist  ist 
also  zunächst  etwa  viermal  so  stark  wie 
der  officinelle,  relativ  sehr  unwirksame. 

Sodann  ist  derselbe  erbeblich  wasser- 
arm e  r,  wie  aus  einer  Vergleicbung  der  Vor- 
schriften hervorgeht,  und  der  Ersatz  des 
Wassers  durch  (mögliebst  wasserfreien) 
Spiritus  trägt  ebenfalls  dazu  bei ,  das  Ein- 
dringen des  Seifengeistes  in  die  Hornschicht, 
die  Wirksamkeit  desselben  zu  erhöben. 

In  dritter  Linie  ist  der  Z/e&ra'sche  Seifen- 
geist, wie  seine  Muttersubstanz,  die  Schmier- 
seife, eine  stark  alkalische  Substanz 
and  als  solche  sehr  geeignet,  die  Hornschicht 
zu  durchdringen ,  dieselbe  zu  erweichen  und 
für  die  Aufnahme  anderer  Medicamente  vor- 
zubereiten. Bei  der  Vorschrift  der  zweiten 
Pharmakopoe  ist  hingegen  das  Bestreben  er- 
sichtlich ,  eine  möglichst  neutrale  Oelseife  zu 
erzielen.  Die  Autoren  derselben  hätten  sich 
klar  machen  sollen ,  dass  die  Idee  eines 
Seifengeistes  an  sich  eine  milde 
Wirkung  ausschliesst.  Wer  anstatt 
einer  neutralen  Natronkemseife  einen  Seifen- 
geist therapeutisch  (nicht  zur  blossen 
Reinigung)  anzuwenden  bescbliesst,  wünscht 
eben  eine  möglichst  starke  Seifenwirkung 
herbeizuführen  und  wird,  wenn  die  Indikation 
überhaupt  richtig  gestellt  war,  vor  der  Alkales- 
cenz  des  Präparates  so  wenig  zurückschrecken, 
wie  vor  der  starken  Concentration  des  be- 
nutzten Spiritus;  er  wird  im  Gegentheile 
diese  Vortheile  zu  benutzen  wissen.  Die  Vor- 
schrift der  zweiten  Pharmakopoe  mag  daher 
wohl  die  Augen  eines  Theoretikers  erfreuen, 
in  der  Praxis  hält  sie  mit  der  einfachen  alten 
Vorschrift  von  Bebra  ebenso  wenig  einen 
Vergleich  aus,  wie  die  der  ersten  Pharma- 
kopoe. 

Diese  Gründe  haben  uns  bestimmt,  auch 
nach  dem  Erscheinen  der  zweiten  Pharma- 
kopoe an  dem  einmal  für  richtig  befundenen, 
von  Hebra  eingeschlagenen ,  bewährten  Dar- 
stellungsmodus festzuhalten  und  als  „Seifen- 
geisf  ausschliesslich  den  nach  folgendem 
Recepte  dargestellten  in  Anwendung  zu 
bringen : 

Sapon.  viridis    .     .     •     100 

Spirit.  960 

vel  Alcohol.  absoluti    .       50 


eine  Vorschrift,  die  wir  zugleich  eindringlich 
zur  Einführung  in  die  dritte  Auflage  der 
deutschen  Pharmakopoe  und  zwar  nicht 
neben  der  bisherigen  Vorschrift,  sondern 
als  die  ausschliessliche,  empfehlen 
möchten. 

Wir  glauben,  diese  Empfehlung  noch  durch 
einen  weiteren  Umstand  begründen  zu  sollen. 
Der  „Seifengeist**  nach  dieser,  der  Hebra- 
sehen,  Angabe  angefertigt,  besitzt  nämlich 
noch  die  sehr  werthvolle  Eigenschaft,  ein 
vorzügliches  Lösungsmittel  für  eine 
Reihe  differenter  Stoffe  zu  sein,  unter  denen 
sich  besonders  auch  mehrere,  heutzutage 
häufiger  gebrauchte  Vehikel  und  Lösungs- 
mittel gewisser  Medicamente  befinden. 

Der  Seifengeist  löst  nämlich  von 

Chloroform, 

Ol.  Terebinthinae, 

Pix  liquida, 

Aether  Petrolei, 

Benzin, 

Aether 

bis  zu  gleichen  Gewichtstheilen  auf  oder  so- 
gar noch  mehr.    Von 

Carboneum  sulfuratum 

ein  Fünftel  des  Gewichtes  bei  gewöhnlicher 
Temperatur ,  etwa  zwei  Fünftel  bei  Körper- 
wärme. 

Diese  Eigenschaft  besitzen  die  nach  den 
Vorschriften  beider  Pharmakopoen  her- 
-gestellten  Spiritus  saponati  nicht. 

Gewiss  ist  es  aber  von  hohem  Werthe  für 
die  Dermatotherapie ,  dass  man  Stoffe  und 
Medicamente,  welche  in  Chloroform,  Aether, 
Petroleumäther  und  Terpentinöl  löslich  sind, 
wenn  sie  sich  in  alkalischer  Lösung  halten, 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  auch  mittelst 
desselben  in  dem  Seifengeist  zu  lösen  ver- 
mag. 

In  dieser  Hinsicht  zeigt  unser  ,, Seifen- 
geist'* eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  den 
ricinosulfoleinsauren  Alkalien  (neuerdings 
unter  dem  Namen  Polysolve  patentirt),  dem 
Türkischrothöl  der  Färber  und  anderen,  mehr 
oder  weniger  unreinen  Sulfosalzen  der  Oel- 
säure,  welche  theils  wegen  ihres  ausgedehnten 
Lösungsvermögens,  theils  wegen  ihrer  Seifen- 
natur ebenfalls  gewiss  die  Beachtung  der 
Dermatologen  verdienen. 

Monatsh.  f.  prakt.  Dermatologie  1887,  11. 


Ol.  Lavandul. 


Sft 


soo 


Oeutsohes  RosenöL 

V.oD  Dr.  A,  Ganswinit 

Das  bisher  im  Handel  befindliehe  Rosenöl 
war  türkischer  Herkunft.  Zu  dem  an  und 
fQr  sich  schon  sehr  theueren  Producte  und 
den  kostspieligen  mit  Risico  rerknilpften 
Transport  -  Spesen  gesellte  sich  stets  das  un- 
heimliche Bewnsstsein,  Dank  der  Verschmitzt* 
heit  der  Orientalen ,  ein  ,, verschnittenes^* 
Rosenöl  erhalten  zu  haben.  Die  verschiedenen 
Prufungsmethoden  erwiesen  sich  ,  bei  Lichte 
besehen,  alle  mehr  oder  minder  unzuverlässig 
Wer  auf  Grund  der  bekannteren  Prüfungs- 
methoden glaubt,  ein  reines  Oel  vor  sich  zu 
haben,  dürfte  meist  ein  ,, Reingefallener**  sein. 
Auf  die  bekannteren  Vermischungen  und  wie 
die  schlauen  Orientalen  es  anfangen ,  auch 
den  routinirten  Fachmann  zu  täuschen,  davon 
vielleicht  an  anderer  Stelle.  Zudem,  wie  will 
man  ein  Oel  als  verfälscht  bezeichnen ,  so 
lange  man  kein  absolut  reines  Oel  vor 
sich  hat.  Wer  aber  garantirt  für  Reinheit  V 
Der  Orientale  schwört  beim  Bart  des  Pro- 
pheten,  das  Oel  sei  völlig  rein,  abgesehen 
natürlich  von  dem  Gebalt  an  Walrath  und 
Pelargoniumöl ,  worüber  des  Sängers  Höf- 
lichkeit schweigt.  So  lange  wir  RoaenÖl 
nicht  selbst  destilliren,  so  lange  vor  unseren 
Augen  und  unter  unseren  Händen  kein  Ol. 
Rosarum  gewonnen  wird,  so  lange  können 
wir  auch  nicht  behaupten,  reines,  von  Ver- 
fälschungen irgend  welcher  Art  unbedingt 
freies  Rosenöl  vor  uns  zu  haben. 

Vor  einer  Selbst -Destillation  ist  man  aber 
zurückgeschreckt;  man  glaubte  der  türkischen 
Concurrenz  nicht  allein  nicht  begegnen  zu 
können ,  man  glaubte  auch ,  dass  unsere 
heimischen  Rosen  nicht  den  süssen  Duft  der 
türkischen  und  persischen  hätten,  und  dass 
endlich  bei  uns  nicht  genug  Rosen  vorkämen, 
um  eine  Destillation  vornehmen  zu  können. 
Diese  acht  deutschen  Gewissens  -  Scrupel 
haben  die  Destillation  deutschen  Rosenöls 
bis  zum  Jahre  1 885  verhindert.  Im  genannten 
Jahre  endlich  haben  zwei  deutsche  Firmen 
den  Versuch  gemacht,  deutsches  Rosenöl 
fabrikmässig  zu  gewinnen  und  —  mit  über- 
raschend günstigem  Erfolge.  Die  Ausbeute 
betrug  nach  den  Angaben  der  Gebr.  Schult- 
heiss  in  Steinfurth  0,64  pro  mille  von  Cen- 
tifolien  -  Rosen ,  0,24  pro  mille  von  Bour- 
bon-,  Remontant-  und  Thee- Rosen;  in  dem 
Berichte    von   Schimmel  <&   Co.   in    Leipzig 


fehlt  eine  Angabe  über  das  quantitative  Re- 
sultat. Beide  Fabrikanten  aber  geben  unab- 
hängig von  efnander  an ,  dass  das  gewonnene 
Oel  das  türkische  an  Feinheit  des  Aromas 
sowohl,  al0  ^b  Ansgfebi^eit  bei  Weitem 
übertreffe.  Beide  Firmen  geben  überein- 
stimmend die  Gefrierb&ckeit  des  deutschen 
Rosenöls  bei  +  32  ^  C.  an ,  während  das 
türkische  erst  bei  ^2Q^  (^.  erstarrt. 

W iedcr  ein  Zeichen  deutschen  Anfschwungs! 


Amorphes  Gocidn. 

Es  war  schon  häufiger  darauf  hingewieseo, 
dass  neben  den  in  den  Cocablättern  ent- 
haltenen Alkaloiden  Cocain  und  Hygrin  noch 
ein  drittes  amorphes  Alkaloid  enthalten  sei, 
ja,  dass  häufig  dieses  sogar  in  überwiegender 
Menge  erhalten  wurde. 

Das  betreffende  amorphe  Alkaloid  sollte 
jedoch  dem  Cocain  ganz  ähnliche  Wirkungen 
haben  und  wurde  von  Squibb  als  amorphes 
Cocain  erklärt.  Dr.  Stockmann  hat  nun 
nachgewiesen,  dass  das  vermeintliche  amorphe 
Alkaloid  ein  Gemisch  von  Cocain  und  Hygrin 
sei. 

Die  Trennung  der  beiden  Körper  ist 
ausserordentlich  schwer,  wenn  bei  der  Iso- 
lirung  der  Alkaloide  dieses  amorphe  Salz, 
ge wisser maassen  eine  Lösung  des  Cocains 
in  Hygrin,  sich  erst  gebildet  hat.  In  der 
ersten  Zeit,  als  das  Cocain  in  der  Therapie  an- 
gewandt wurde,  waren  die  meisten  Präparate 
auf  dem  Markte  hygrinhaltig,  seit  längerer 
Zeit  wird  jedoch  von  Deutschland  aus  Cocain 
von  vorzüglicher  Reinheit  krystallinisch  ge- 
liefert ,  während  auf  dem  englischen  Markte 
noch  immer  amorphe  Präparate  zu  sein 
scheinen.  —^g 

Chem.  Drugg    J887.  518 

Neue   Drogen  und  Pflanzenstofie. 

Aus  der  in  Nord  -  Amerika  heimischen 
Hydrangea  arborescens,  die  gegen 
Blasenstein  Verweudungfindet,hatJ?ondurafi^ 
ein  Glykosid  isolirt.  Das  alkoholische  Eztract 
wird  zur  Entfernung  von  fettem  Oel  mit 
Petroläther  und  zur  Entfernung  von  Farb- 
stoff in  Wasser  gelöst,  angesäuert  und  mit 
Chloroform  ausgeschüttelt.  Zur  Gewinnung 
des  Glykosids,  des  Hydrangins,  wird  die 
saure  Eztractlösung  mehrmals  mit  Aether 
ausgeschüttelt,  der  beim  Verdunsten  dasselbe 
in  Nadeln  zurücklässt. 


SOI 


Auf  Züftatz  Ton  Alkali  zu  dem  Hydrangin 
tritt  eineii^tenBiTe  blaue  Fluoreacdiiz  auf,  tlte 
beim  Ztiaatz  Von  Säure  verscbwindet/  Das 
Hydrangin  Bcbmilzt  bei  1235  ^  C.  ntvd  sublimirt 
ohne  ^er«etzuug.  In  cobcentriTter  Sebwefel- 
säure  lo8t  Bicbr  das  Hydrangiu  ftu*bIos,  welche 
Lösung  sich  auf  Zusatz  eint r  geringelt  M^kige 
von  Raliumbichromat  purpurrotb ;  naeh 
einigen  Minuten  yfolett  förbt,  und  durch  Zu- 
satz einiger  Tropfen  Wasser  eine  olirengrüne 
Färbung  annimmt,  die  allmälig  verschwindet. 
Das  auB  Hydrangea  arborescens  dntch  Pet^ol- 
äther  ausziehbare  fette  Gel  entwickelt  bei 
Einwirkung  ron  Alkali  oder  concentrirter 
Schwefelsäure  einen  Zwiebelgeruch ;  Blei- 
papier  wird  von  dem  fetten  Gel  geschwärzt. 

Jaurn.  de  Pharmacie  et  de  Chimie  87^  i71. 

Die  Samen  von  Salvia  urticaefolia 
und  einigen  anderen  Salvia -Arten  finden  in 
Mexico  und  Califomien ,  der  Heimath  der 
Stammpflanzen,  Anwendung  als  Nahrungs- 
mittel und  zur  Bereitung  eines  kühlenden 
Getränks ,  indem  sie  eine  halbe  Stunde  lang 
in  das  Trinkwasser  eingelegt  werden.  Die 
Chiasamen,  wie  sie  in  der  Heimath  ge- 
nannt werden,  sind  kleiner  als  die  Samen 
von  Flantago  Psyllium  und  in  Gestalt  den 
Leinsamen  ähnlich.  Sie  enthalten  einen 
Schleim ,  den  sie  leicht  an  Wasser  abgeben, 
indem  sie  dabei  auf  das  doppelte  Volumen 
anschwellen ,  ausserdem  ein  dem  Leinöl  ähn- 
liches fettes  Gel.  Die  mezicanische  Pharma- 
kopoe nennt  als  Stammpflanze  Salvia 
Chian.  s. 

Joum.  de  Pharmacie  et  de  Chimie  87,  S60. 


üeber  einige  Bestandtheile  der 
Cortices  Aurantii  amari. 

Tanret  (Compt.  rend.  102,  518  bis  520; 
hat  aus  dem  mit  GOgrädigem  Alkohol  bereite- 
ten Eztract  5  Bestandtheile  erhalten: 

1.  ein  Krystallpulver,  geschmacklos,  unlös- 
lich in  Wasser  und  Aether,  löslich  in  100  Th. ; 
heissem    Alkohol    und    60  Th.    Chloroform, 
so  wie  in  Alkali,  aber  nicht  in  Ammoniak^ 
von  der  Formel  €22^28^7' 

2.  £in  Harz,  erweicht  bei  12  <>,  ist  äusserst 
bitter,  löst  sich  leicht  in  heissem  Wasser, 
Aether,  Chloroform,  Alkohol,  und  giebt  mit 
Schwefelsäure  Gelbfärbung. 

3.  Isohesperidin,    C^H^^Ol^,    dem   Hes- 


))eridin-tsOil[fet^  untel-seheidet  sic^  votif  dietiem 
bittsichtKch'seiofer  EÖsIiebkeit.    •      •'- 

4.  Auranttam'arm, '  «in  Ottrcosid,  löslich  fn 
Wasser  und  Alkohol ,  nicht  löslich  in-  A^h^r 
und' Chloroform:  t)iei'^  Au ¥ant4^m'ttt<in 
ist  der  eigentliche  Bitterstoff  der  PomoMnifött- 
schale.  Df^'Atife^eute  beträgt  15  las  95 
pi^o  mitle';  i. .      I  » 

5.  Hesperidin.  Dieses  befindet  sioh  in 
Aurantiaitaarfn  gelöst ;  5  Th.  Aurantiamarin 
in  20  Th.  Wasser  lösen  1  Th.  Hesperidin. 

Analyse  der  Asche  von  Eadix 
Ipecacuanhae. 

H,  E.  Munus  hat  die  Analyse  der  Asche 
einer  Wurzel  von  Ipecacuanha  mit  nor- 
malem Emetingehalt  ausgeführt  und  folgende 
Resultate  erhalten. 

Gesammtmenge  der  Asche  3,22  pCt.  In 
100  Th.  der  Asche  sind  enthalten  : 

Kieselsäure 31,98 

Eisen  und  Thonerde       .     .  3,53 

Kalk 15,98 

Magnesia 4,57 

Phosphorsäure      ....  6,19 

Alkalien 13,80 

Schwefelsäure       ....  4,84 

Chlor 1,56 

Kohlensäure 15,25 

Unbestimmt,    dabei  Spuren 
Maugan 2,30 

100,00 
—08—  Chem,  Brugg.  1887,  518. 

•       .  _    _ 

Zur  quantitativen  Bestimmung 
des  Theins  in  Theeblättern 

schlägt  Lösch  folgende  Methode  vor,  die  sich 
ihrer  Einfachheit  wegen  auch  zur  Darstellung 
des  Theins  verwenden  läset:  10  bis  20  g 
Theeblätter  werden  zweimal  mit  Wasser  aus- 
gekocht, der  Auszug  filtrirt  und  die  aus- 
gezogenen Blätter  so  lange  mit  heissem 
Wasser  ausgewaschen,  bis  letzteres  farblos 
abläuft.  Hierauf  wird  das  Filtrat  mit  dem 
l'/.i  fachen  Gewicht  der  zur  Analyse  ver- 
wandten Blätter  gebrannter  Magnesia  im 
Wasserbade  zur  Trockene  verdampft.  Der 
Rückstand  wird  fein  pulverisirt  und  mit 
Chloroform  heiss  ausgezogen.  Der  Chloro- 
formauszug wird  concentrirt,  in  einem  tarirten 
Becherglase    zur   Trockene    verdampft,    der 


302 


Bfickfltand  bei  100  bis  105 '^  getrocknet  und 
gewogen.  Das  The'in  erhält  man  auf  diese 
Weise  vollkommen  farblos  und  ohne  jeden 
Verlust. 

Bei  Anwendung  der  Methode  zur  Dar- 
stellung des  Thei'ns  kann  selbstverständlich 
der  grösste  Theil  des  verwandten  Chloro- 
forms durch  Destillation  wieder  gewonnen 
werden.  g 

Pharm.  2M,  f.  Ruisi, 


Innerliche  Anwendung 
des  Kreosots. 

Nachdem  Fräntzel  das  Kreosot  zur  in- 
neren Anwendung  bei  Lungentuberkulose 
empfohlen ,  bringt  Guttmann  nach  der  Bcrl. 
Klin.  Wochenschrift  (1887,  Nr.  23)  dasselbe 
in  folgender  Form  zur  Verwendung: 

Kreosot  ....  1,0, 
Aeth.  acet.  ...  2,0, 
Tinct.  aromat.  .  .  2,0, 
Syr.  simpl.  .  .  .  25,0, 
Aq.  destili.  q.  s.  ad  100,0. 

M.  D.  S.  Dreimal  täglich  1  Theelöffel  in 
V2  Weinglase  Wasser  mit  1  Theelöffel  Him- 
beersyrup.   Vordem  Gebrauch  umzuschutteln. 

Der  Patient  erhält  so  0,05  Kreosot  pro 
dosi. 

Lublinsky  verschreibt  das  Mittel  intern  fol- 
gendermaassen : 

Kreosot  2,0, 

Alkohol, 

Aq.  Menth,  pip.  ää  100,0. 

M.  D.  S.  Zwei-  bis  viermal  täglich  1  Ess- 
löffel. —  Seltener: 

Kreosot  2,0, 

Ol.  Jecor.  Asell.  100,0. 

In  kalter  Jahreszeit  1  bis  2  Esslöffel  täglich. 


dicke  verdunstet  und  hierbei  Verluste  von 
2,4  bis  5,0  pCt.  des  Qlycerins  gehabt. 

Hehner  hält  diesen  Versuchen  gegenüber 
nunmehr  jedoch  seine  Behauptung,  dass 
Glycerin  mit  den  Wasserdämpfen  sich  nicht 
verfltichtigt ,  aufrecht,  und  sagt,  dass  nur 
beim  Eindampfen  zur  Trockne  Glycerin 
fortgehe. 

Nach  den  neueren  Versuchen  von  Hehner 
findet  eine  Verflüchtigung  von  Glycerin  nicht 
statt ,  wenn  eine  Lösung  weniger  als  50  pCt. 
Glycerin  enthält,  dieselbe  beginnt  dagegen, 
wenn  die  Concentration  über  70  pCt.  beträgt. 
Diese  Mittheilungen  beziehen  sich  auf  die 
siedenden  Flüssigkeiten,  welche  über  100^, 
meist  115  bis  116*^  C.  hatten.  —os^ 

Analyst  April  1887. 


Wirkung  des  Ammoniaks  und 
Wassers  auf  Chloroform. 

'SsLch  Andre  (Compt.  rend.  102, 553)  wirken 
Chloroform  und  Ammoniak  in  mindestens 
6  Stunden  bei  200  bis  225  <^  nach  folgender 
Gleichung  auf  einander  ein :  2  CHCI3  -f 
7NH3+  3H20=CO  4-  NH4CI  4-  CHO2 .  NH4. 
(Ammonformiat.)  Erhitzt  man  Chloroform 
5  Stunden  mit  10  Vol.  Wasser  auf  225  ",  so  ent- 
steht Kohlenoxyd,  Salzsäure  und  Ameisen- 
säure, dt. 


Ueber  die  Nichtflüchtigkeit 
des  Olycerins  mit  Wasserd&mpfen. 

0.  Hehner  hatte  schon  früher  dargethau, 
dass  sich  aus  verdünnten  Glycerinlösungen 
beim  Erhitzen,  resp.  beim  Eindampfen  auf 
ein  gewisses  Volumen  Glycerin  mit  den 
Wasserdämpfen  nicht  verflüchtigt.  Kessler 
und  Barth  hatten  darauf  (Zeitschr.  für  anaL 
Chem.  XXI  u.  XXUI)  Versuche  veröffentlicht, 
in  welchen  sie  die  Flüchtigkeit  des  Glycerins 
zu  beweisen  suchten.  Diese  Autoren  hatten 
0,5  bis  ^,Oprocentige  Lösungen  zur  Syrups- 


Wirkung  der 

auf  TerpentinöL 

Nach  Lextreit  (Compt  rend.  102,  555  bis 
557)  wirkt  Pikrinsäure  in  der  Kälte  nicht 
auf  Terpentinöl;  bei  150^  tritt  lebhafte  Beac- 
tion  ein ,  und  wenn  man  nach  kurzem  Auf- 
kochen die  Flüssigkeit  erkalten  lässt,  so  fällt 
eine  gelbe  Masse  aus,  aus  der  sich  durch 
Waschen  mit  kochendem  Alkohol  farblose 
Blätter  von  der  Zusammensetzung  C^qH^^ 
(CqH3N02)302  erhalten  lassen.  Die  Rrystalle 
sind  nicht  in  Wasser ,  sehr  leicht  in  sieden- 
dem Alkohol  und  Aether  löslich;  durch 
Kochen  mit  Kalilauge  liefern  sie  ein  Bomeol 
als  weisses  Sublimat,  welches  bei  200  ^ 
schmilzt,  bei  211  ^  kocht,  mit  Salzsäure  eine 
durch  kochendes  W^asser  zersetzbare  Ver- 
bindung eingeht  und  mit  Salpetersäure  ein 
nach  Geruch  und  Zusammensetzung  mit 
liaurineeDkampfer,  nach  Schmelz-  und  Siede- 
punkt mit  gewöhnlichem  Kampfer  überein- 
stimmendes Product  giebt.  jf. 


30^ 


Zwei  bequeme  Methoden  zur 
Bantellnng  yon  chemisch  reinem 
Wasserstoff  und  chemisch  reinem 

Kohlenozyd. 

Schwäre  (Ber.  d.  deatseh.  dem.  Gesell- 
schaft XIX,  1140)  empfieblt  folgende  Me- 
thoden. 

Gebrannter  Kalk  -wird  dnrch  Befeuchten 
mit  wenig  Wasser,  Absieben  nnd  Trocknen 
bei  100  o  C.  in  Hydrat  übergeführt.  Ver- 
mengt man  22,8  g  hiervon  mit  20  g  Zink- 
staub,  erhitst  im  Verbrennnngsrohr  im  Ver- 
brennungsofen massig,  Ton  hinten  fort- 
schreitend ,  so  erhält  man  nach  der  Formel 
Zn  -f  OaOgHg  =Zn04-CaO  -f  2H  eine  regel- 
m&Mige  Entwickelang  sehr  reinen 
Wasserstoffs.  Die  Ausbeute  betrügt  circa 
5200  ccm. 

Mengt  man  den  Zinkstanb  mit  einem 
gleichen  Molekül  Calcium-Carbonat  (Kreide), 
so  erhält  man  unter  gleichen  Verhältnissen 
die  nahezu  theoretische  Menge  fast  chemisch 
reinen  Kohlenozjdgases.  Zn+CaCOg^ZnO 
-f  CaO  -l-CO.  20  g  Zinkstaub  mit  30  g  Kreide 
geben  6820  ccm  Kohlenoxid.  dt 


Herstellung  von  Baryomhydrat 

Nach  einem  Eugh  Lea  PaUinson  paten- 
tirten  Verfahren  wird  einer  Lösung  von 
Barjnmsulfid  in  äquivalentem  Verhältniss 
Manganoxyd  zugesetzt  und  Luft  durch  die 
Mischung  geblasen.  Ungefähr  66  pCt.  des 
Baxyums  werden  in  Hydrozyd  umgewandelt, 
etwa  33  pCt.  in  unlösliches  Trisulfid,  Ferner 
scheiden  sich  etwa  33  pCt.  des  vorhandenen 
Schwefels  ab.  Dieser  Schwefel  wird  durch 
Lösen  in  Naphta  aus  dem  Niederschlag  ge> 
Wonnen,  das  zurückbleibende  Manganozyd 
dient  zur  Zersetzung  einer  frischen  Portion 
Barjumsulfid.  Durch  die  Imprägnirung  mit 
Naphta  wird  die  Bildung  von  Hyposulfid  ver- 
ringert und  die  von  Baryumhydrat  bis  auf 
BO  pCt.  gebracht.  dt, 

Chem.  Industrie  18S6,  51. 


Rande  so  abgeschrägt  sind,  dass  sie  sieh 
einem  60  gradigen  Trichter  genau  anlegen. 
Als  Material  hierzu  tempfiehlt  Verf.  reines 
Nickel,  auch  haben  sich  Siebplatten  aus 
Spiegelglas  vorzüglich  bewährt,  desgl.  Platten 
von  Porzellan,  welche  auf  der  oberen  Seite 
glasirt  sind.  Beide  sind  sehr  reinlich  und 
widerstandsfähig. 

Durch  Verwendung  dieser  Siebplatten  in 
Verbindung  mit  der  Wasserlnftpumpe  wird 
eine  Einrichtung  hergestellt,  welche  sich  in 
ihrer  Wirkungsweise  der  Filterpresse  nähert 
und  zu  präparativen  Arbeiten  geeignet  ist. 
Beim  Filtriren  werden  diese  Platten  mit 
Filtrirpapier  belegt,  wobei  man  zweckmässig 
nicht  eine,  sondern  zwei  Lagen  Papier  ver- 
wendet. Das  Papier  muss  sehr  stark  und 
langfaserig  sein.  Verf.  benutzt  für  Jede 
Filtration  zwei  Scheiben  von  42  und  46  mm 
Durchmesser,  welche  sich  beim  Befeuchten 
und  Ansaugen  vollkommen  glatt  an  Sieb  und 
Trichter  anlegen.  Da  die  Papierscheiben  un- 
gleich gross  sind,  so  bilden  sie  keinen  Wulst. 
Auf  das  so  entstandene  Papiersieb  wird  die 
zu  filtrirende  Masse  aufgegossen.  Die  Fil- 
tration erfolgt  ausserordentlich  rasch  und  der 
abgesaugte  Krystallbrei  kann  sehr  voll- 
kommen ausgesüsst  und  mit  einem  Spatel 
zusammengedrückt  werden.  Nach  Beendig- 
ung der  Filtration  bedeckt  man  den  Kuchen 
mit  einem  passenden  Uhrglas,  hebt  den 
Trichter  aus  dem  Saugkolben,  kehrt  um  und 
klopft  an  dem  Trichter  oder  bläst  in  den- 
selben. Der  Krjstallkuchen  fallt  dann  auf 
das  Uhrglas  und  kann  nach  Entfernung  des 
Siebes  und  der  beiden  Papiere  sofort  getrock- 
net werden.  —  Handelt  es  sich  um  die 
Filtration  von  Körpern,  welche  in  alkoholischer 
oder  ätherischer  Lösung  suspendirt  sind,  so 
muss  nach  dem  Anfeuchten  des  Papiers  das 
Wasser  dnrch  Alkohol  resp.  Aether  ver- 
drängt werden.  dU 

Ber.  d.  deutsch,  diem,  GeaelUch,  1886,  318. 


Eine  neue  Filtrirvorrichtang. 

Von  0.  Witt 

Veif.  schlägt  vor,  den  Bungen^aehen  Platin- 
conus  durch  runde  siebfÖrmig  durchlöcherte 
Plattes  TOD  40  mm  Durchmesser  nnd  4  bis 
5mm  Dicke  zu  ersetzen,  welche  an  ihrem 


Brinck's  Oas-WaiohgefiUiB 
fta  Kohlensäure  -Entwickelnngs« 

Apparate. 

D.  B.-P.  33  117.  B.  hat  sich  ein  Gas- 
Waschgefäss  patentiren  lassen,  dessen  Ein- 
richtung aus  umstehender  Zeichnung  zu  er- 
sehen. Das  Waschgefäss  B  besitzt  einen 
von  dem  unteren  mit  Waschflüssigkeit  ge- 
füllten Räume  durch  Zwischenboden  h  ab- 


gettennten  Steigraom  f,  in  welchem  sich  diw 
Waschmuur  bei  eintretender  Dmckvermin- 
derong    im    EntwiekelangigefiUa    A    durch 


Rohr  g  ergiesst,  so  dass  ein  directes  Ueber- 
äaagen  des  Waschwauera  durch  Kohr  e  nach 
A  vermieden  wird.  dt. 


AuB  französischen  Journalen. 

Einer  Ton  Boymond  eaBunmengeatellteii 
Tabelle,  welche  die  von  verschiedenen  Phar- 
makopoen anfgenommenen  Chininealse 
nach  ihrer  L5elichkeit,  Qehaltan  SBure  und 
Base ,  KryatallwAuergehalt  aufHibrt ,  ent- 
nehmen wir  folgeade  NotiEen. 
'  NachTerzei ebnete  Cbinintalze  enthalten 
Chinin  in  Procentep  und  lösen  lich  ; 

r  i.  „   \  Th.  laii 

in    nrt      '"  *"*" 


Chininhydrat.    .... 

85,72      1670  Th. 

-    aietrt.    .    .     .    . 

B4^7  sehr  wenig  1. 

-    liTArochlorid 

.-    hirtat.    . 

81,71       81,40 

78,86         10,29 

—    hjdrobromid    (ha- 

Biaches)     .    ■    . 

76,60         45,02 

-    nlerUnkt.    .    . 

76  JH       88,70 
74,81        661 

71>0           3,30 

—    solfoTinat    .    .    . 

—    aneniat  .... 

69,38  sehr  wenig  1 

-    paliejlat  (basisch) 

68.79          868 

'    -    dtrat  ..... 

67,06          820 

■  . —  hydWbromid  (neu- 

tral)     .... 

60,67         6,83 

^    SMlfkt  (mettral) . 

60,12        8,81 
56,05  sehr  Wenig  1 

— .   fenocTBÖid  .    .    . 

(Wie  iMcht  enichtlich,  iat  der  Gehalt  an 
Chinin   nur  aus   der  Formel  bereebnet  ond 
läsat  die  Schwankungen,  die  durch  Gehalt  an 
Nehenalkaloiden  eintreten ,  nnbertickeichtigt. 
Immerbin  sind  die  Terzeichneten  Zahlen  für 
die  Beurtbeiluag  der  vencbiedenen  Piäparate, 
also  für  den  Werth  denelbon  als  Chinin- 
pnparat,    abgesehen    von    der    damit    ge- 
bundenen  Säure ,   sowie  Tür  die  Bemessung 
des  Preiiwertbes  mittheilens werth.  Ref.)  «. 
Arehiveg  de  Fharmacie  87,  145. 
Als     Schutzmittel     gegen     die    Hunds- 
itb    empfiehlt  Femandes   in    Barcelona, 
auf  Grund  Ton  Beobachtungen  und  Verancben 
Hunden,  Impfongen  mit  Schlangen- 
gift 

ArcJtive»  de  I^arm.  87,  188. 
isensalicflat  empfiehlt  BraähwaiU 
gegen  Durchfall  der  Kinder  und  gieht  folgende 
Formel  hierfür  an :  Eisensnlfftt  1,298  g, 
Natrinmaalic^lat  1,2  g,  Glycerin,  Wasser,  Ton 
jedem  90,0  g. 

Das  Eisensnl&t  und  Natrinmsalicjlat  sind 
getrennt  xa  losen  und  hierauf  zu  miscbea. 

Die  Dose  betrSgt  15,0  g  alle  Stunden  ,  bis 
der  Stuhlgang  schwarz  encheint ,  bieraaf  in 
längeren,  Zeitpauaen.  ■. 

Journal  de  Fharw.  et  de  Chimie  87,  433. 
Die  Ton  .Auger  beobachtete  Thatsache, 
dasi  Hiztnren  ans  Chinaeitract  nnd 
Borax  einen  krümeligen  Niederschlag 
geben ,  retanlasste  Demanare  an  Tersnchen, 
diesen  Uebelstand  abzustellen.  Er  fand,  dass, 
wenn  man  das  Cbinaeitract  im  gleichen  oder 
doppelten  Gewicht  Oljrcenu  auflöst ,  Borai 
nicht  mehr  im  Staude  war,  aus  den  Mixturen 
die  Chinaalkaloide  auszufSllen.  g, 

Archives  de  PAorm.  S7,  196. 
Zur  Herstellung  von  Pillen  mit  Ex- 
tractum  Pilicis  «etheream  empfiehlt 
Cayanx  Magnesia  usta ,  deren  Anwendung 
bei  Balsamom  Copaivae  Ittngst  bekannt  ist; 
nach  längerem  Stehen,  je  nach  dar  Menge  der 
zngesetrten  Magnesia,  ist  die  Hasse  fUiig,  iu 
Pillen  geformt  au  werden.  Gewicbtsveritftlt- 
nikse  sind  leider  nicht  angegeben.  «. 

Journ.  de  Fharm.  et  de  Chimie  87,  367. 
Van  de  Tdde  TerSffentlicbt  im  „Cercle 
pharm,  de  Harne"  eine  Vorschrift  Eur  Be- 
reitung eiitei  lange  haltbaren  Eisenjodnilös- 
nng :  20,0  g  Jod,  10,0  g  Eiaenpulrer,  30,0  g 
Wasser  werden  in  bekannter  Weise  auf  «in- 
:  ander  einwlrheB  gelassen,  in  75,0  g  GlTeari» 


305 


filtrirt  und'  die  Mischung  hierauf  im  Dampf- 
bad bis-  auf  100,0  g  eingedampft.  Dar  er- 
haltene Präparat  -  stellt  naeh  vt^n  de  Vdde 
eine  klare,  grüne  Lösnng  dar,  die  25  pCt. 
Eisenjodär  in  Gljcerin  gelöst  enthlUt.  — 
Nach  Angabe  des  Referenten  des  Journal  de 
Pharm,  bewährt  sich  die 'gegebene  Vorschrift 
nicht ,  da  sich  die  Losung  bereits  wäh^nd 
des  Eindampfens'brfii^n  färbt.  .  s. 

Journal  üe  ^kflrmade  d^Msace-Lorratne  S7,  68. 

•Zur  Bei^eitung    d^s  .Gollodiums  giebt 
Blacher  folgende  Vorschrift:  CoUodiumwolle 


10,0  g,  Aether  100,0  g,  Aethylnitrat' 5,0  g,^ 
Alkohol  ^50  35,0  g.  Das .  nacb  dieier  Me-J 
thode  dargestellte  CollDdinm  soll  gegenüber: 
dem  gewöhnlichen ,  ohne  ZüsatK  von  Aethyl«: 
nitrat  dargestellten,  sich  dadurch  auszeichnen, 
dass  es  eine  sehr  dünne ,  elastische  und  gut 
anhaftende  Collodiumhaut  liefert. 

Die  olben^pgeg^bene^l^llj^ä  de»  Aethjl; 
niträts  darf  nicht  überschritten,. w^r^en,  dar 
das  Collodium  sonst  reizende;  und'  hauK 
röthende  Eigenschaften  erhält.    .       '        8,"i 

Joum,  de  Pharm,  et  de  Chimie  87,  365.    .'. 


Hiscellen. 

üeber  die  Entstkndnng 

vegetabilischer  Stoffe  durch 

Salpetersäure. 

Von  E.  Haass. 

Verf.  hat  durch  eine  Reihe  von  23  Ver- 
suchen nachgewiesen,  dass  die  ge wohn- 
liche Salpetersäure  des  Handels 
(Scheidewasser  von  durchschnittlich  36  ^ 
Beäunii)  .bei  der  Jetzigen  Verpack- 
Tingsweise  in  Glasballons,  welche  in  mit 
Stroh  ausgefütterten  Körben  ans  Weiden- 
geftecht  stehen,  als  schlechthin  feuer- 
gefährlich SU  bezeichnen  sei.  Durch 
einen  kleinen  Riss  im  Ballpn  und  Aus- 
sickern der  Säure  in  die  Strohumhüllung  tritt 
anter  gewissen  Verhältnissen  Selbstentzünd- 
ung ein.  Verf.  weist  sogar  nach,  dass  die 
Möglichkeit  einer  Entzündung  selbst  noch 
für  erheblich  schwächere  Säuren,  mindestens 
bis  herab  zu  2d^  Beaumi,  beim  Zusammen- 
trieffen  derselben  ikiit  trockenem  Verpackungs* 
material  gegeben  sei.  In  den  Fällen,  wo  es 
bis  zu  einer  Entzündung  nicht  kommt,  tritt 
wenigstens  Erhitzung  7  unter  hörbarem  Kni- 
stern, deutliche  Ranch-Entwickelung,  und  je 
nach  dem  Loftzutritt  mehr .  oder  jninder 
starkes  Glühen  und  Verkohlc^ng  ein.  Diese 
Erfahrungen  legen  die  Nothwendigkeit  einer 
anderen  Verpackungsmethode  nahe  und  em- 
pfiehlt Verf.  statt  der  Körbe  Kisten  zn  ver- 
wenden,   und  statt  des  Strohes  oder  Heues 

Infusorienerde  oder  Schlackenwolle.        dt. 

Chem.  Indmtrie, 


Ziun  JUBinigen  von  Büretten^ 

welche  infolge  ei|»ex  der  Glaswandung  .an- 
lisitenden  Fettschicht  die  üble  iBigensi^haft 


des  Netzens  zeigen,  empfiehlt  C  Mohff  in. 
dieselben  eine  ziemlich  starke  Lösung  Ton! 
Kaliumpermanganat  einzufüllen,  siel  bis  2' 
Tage  darin  stehen  zu  lassen,  und, nach  de^a^ 
Entleeren  die  Büretten  mit  verdünnter  S.alz- 
säure  und  Wasser  zu  spülen.  —  Nach  unserenr 
eigenen  Erfahrungen  ist  unter  Umstä^aden  die" 
Entfernung   etwa   gebildeten   Mangan supet-^ 
Oxydes    lästig.     Dagegen   wenden'  wir   seit; 
Jahren  nachfolgendes  Verfahren  mit  bestem' 
Erfolg  an:    Man   mischt  eine  kalt  gesättigte 
Kaliumbichromatlösung    mit   dem   gleichen' 
Volumen  concentrirter  Schwefelsäuriä  y  hängt 
die  Büretten  in  die  erkaltete  Flüssigkeit  und' 
saugt  diese  in  geeigneter  Weise  auf.    Je  nach 
dem  Grade  der  Verunreinigung  ist  die  Reinig- 
ung in  6  bis  12  bis  24  Stunden  erfolgt,  man 
lässt  die  Flüssigkeit  ablaufen  und  spült  mit 
Wasser    nach.      Die    Mischung    lässt  .sich 
natürlich   aufbewahren.    Nicht'  unwesentlich 
ist,  dasff  man  bei  diesem  Verfahren  gar  .keine 
Veranlassung  hat,  die  Hände  mit  der  Reinig- ■ 
ungsflüssigkeit  in  Berührung  zu  bring'en. 

Pharm.  Zeitung*  : 


Das  Oift  vder  ^tenniieBBel. 


Die  bisher  geläufige  Annahme,  dass  die\ 
Brennhaare  der  Urtica,  ^dioica  und  ureris. 
Ameisensäure  enthielten  und  dass  diese  die. 
Ursflche-^4ea'Bre|ln^s«flei,  wird  voncDr.  Q. 
BoberUmit  in  Wie(^  dad^urph  widerlj^t^4ass 
er.  nachweist,  V  die  Aäieisensänre  könne,  gar, 
nidbt  in^  490.  kleinen  Mengen  spjc^e  Erschein- 
ungen, hervorbringen.,  -.t^ac^  de|i  Beobacht- 
ungea..J3a&erZaiu2^s  befindet..  aich_ln.jilen 
Qrei^^aaröA  eV^e  elireUiilkrtige  Substanz, 
weiche  duteli'  küeheafdes  WaSfeer<verlegt  wird. 


306 


Die  reisende  Subitaos  ist  walirscbeinlieli  ein 
Ferment.  A»  W.:Bennett  in  London  schliesst 
8ieh  den  AfisfQhrnngen  Haherlandfn  an  nnd 
glaubt,  daA  auch  bei  den.TieIen  baatreizen- 


den  tropiicben  Pflanaen  die  Sacbe  äbnlich 
liege.  — og— 

Pharm.  Xiurn.  Trausact.  1887,  Nr.  867. 


Offene  €orre§pondenz. 


€•  m8«  Hydronaphtol  (Pharm.  Centndb. 
27,  259)  soU  sich  Tom  Betanaphtol  (Scbmelz- 
pnnkt  122  <>  C.)  durch  den  8comelzpnnkt  von 
177  0  C.  und  die  Beaction  mit  Eisencblorid 
nnterscheiden.  Betanaphtol  ^ebt  mit  sehr  Ter« 
dfinnter  EisepchloridlOsnng  eme  hellgrüne  Färb- 
QDg,  Hydronaphtol  dagegen  eine  branngelbe 
Färbung. 

S.  in  0«  Der  por Ose  Alaun  wird,  wie  wir 
vemehmeD,  auf  die  Weise  hergestellt  dass  die 
Ton  Eisen  befreite  AlaunlOsung  eingedampft  und 
Tor  Beendigung  des  Eindampfens  eine  geringe 
llenge  (0,1  bis  0,3  pCt.)  Vatriumbicarbonat  zu* 
gesetzt  wird.  Die  sich  entwickelnde  Kohlen- 
sfiure  giebt  der  im  Erstarren  begriffenen  Masse 
eine  porOse  Beschaffenheit. 

M«  »n  Oh»  Die  Beaction  auf  Zucker  im 
Harn  durch  Kochen  desselben  mit  Eisenoxydul- 
sulfat  und  Aetzksli  will  uns  recht  überflüssig 
erscheinen,  um  so  mehr  als  die  Farbennnter- 
schiede  der  Niederschläge  nicht  bedeutend  sind 
und  durch  die  Färbung  der  überstehenden 
Flüssigkeit  der  Beobachtung  der  Farbe  des 
Niederschlages  sehr.iilnderlich  sein  dürfte.  Mit 
suckerfreiem  Harn  §o]}  der  Niederschlag  grün- 
braun und  die  überstehende  rlüs^igKeit  farblos 
SO  sein ,  bei  Gegenwart  Ton  Zucker  jedoch  soll 
er  Niederschlag  dunkelgrün,  ni^ch  und  nach 
schwarz  werdend  und  die  überschüssige  Flüssig- 
keit rothbraun  bis  schwarz  gefärbt  sein. 

L«  in  P«  Der  im  Tulkanisirteu  Kaut- 
schuk enthaltene  Schwefel  oxydirt  sich 
mit  der  Zeit  zu  Schwefelsfiure,  wobei  die  Hy- 
groscopicität  des  Kautschuks  mit  Ton  Einfluss 
zu  sein  scheint.  Um  die  gebildete  Saure,  welche 
die  Kautschukwaaren  mit  der  Zeit  brüchig 
macht,  zu  entfernen,  empfehlen  sich  yon  Zeit 
zu  Zeit  Tortunehmende  Abwaschungen  der  Vor- 
räthe  Ton  Kautschukwaaren  mit  lauwarmem 
Wasser  und  Seife,  oder  auch  Einlegen  während 
24  Stunden  in  Tcrdünnten  Salmiakgeist  (1  Th. 


Salmiak,  9  Th.  Wasser).  Wenn  Sie  die  Kaut- 
schukwaaren  überdies  in  der  Zwischenzeit  in 
Terschlossenen  Gef&ssen  in  reiner  Schwefel- 
kohlenstoffatmosphäre aufbewahren,  so  werden 
Sie  ganz  zufriedenstellende  Besultate  etzidea. 
F,  in  F.    Die  Ton  einem  französischen  Autor 

glimon)  construirte,  mit  Kugelventil  Tersebene 
rombürette  erscheint  uns  nicht  sehr  zweck- 
mässig, da  man  bei  derselben  doch  ebenfalls 
mit  dem  Munde  saugen  solL  Wir  empfehlen 
Ihnen  rielmehr  zur  Herstellung  der  Bromlauge 
das  Bromum  solidificatum  Ton  Frank  in  Char- 
lottenburg, welches  Lunge  zu  diesem  Zwecke 
Torschlägt,  zu  Tersuchen.  Lunge  empfiehlt 
400,0  Aetznatron  in  1 1  Wasser  zu  lüsen  und 
diese  Lösung  Torräthig  zu  halten.  Zum  Ge- 
brauch nimmt  man  circa  100  ccm  derselben,  fü^ 
10,0. g  Brom  (d.  h.  10  cm  des  Bromum  solidi- 
ficatum —  mit  Brom  getränkte  Kieseiguhr- 
stäbchen, die  pro  cm  1,0  Brom  enthalten)  zn 
und  schwenkt  so  lange  um,  bis  das  Kieseiguhr- 
stäbchen ungefärbt  erscheint. 

Apoth.  D.  in  B.  Wenn  wir  auch  die  Mit- 
theiiung,  dass  durch  das,  Ext^actnm  Can- 
nabj[s  enthaltende,  Collodium  salicylatum 
eine  gefährliche  BlutTcrgiftung  erzeug^  worden 
sei,  als  eine  etwas  allzu  ängstliche  ansehen 
möchten,  so  ist  anderseits  doch  sicher,  dass  das 
Cannabisextract  in  dem  als  Hohnerangenmittel 
angewendeten  CoUod.  salicyl.  keinen  Werth  hat 
Färben  Sie  also,  um  ^nz  sicher  zu  sein  und 
doch  dem  Collodium  die  gewohnte  grüne  Färb- 
ung zu  wahren,  mit  Chlorophyll  oder  sonst  einer 
unschädlichen  grünen  Farbe. 

Abonnent  in  Eusdafid.  Die  drei  Sauer- 
brunnen: Apollinaris,  Birresborner  nnd 
Giesshübler  sind  natürliche,  schwach  kohlen- 
säorehaltige  Wässer,  welche  an  der  Quelle  mit 
Kohlensäure  nochmals  imprägnirt  werden.  Ihre 
Zusammensetzung  finden  Sie  in  Dr.  F.  Raspe, 
Heilquellen -Analysen.    Dresden,  W^.  Baensek. 


nie  Erneuerung  des  Abennemeni* 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  die  Bestellungen  vor 
Ablauf  des  Menats  bewirken  mu  woüen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter- 
bre<^iung  eintritt. 

Fehlende  Nummern  woUe  man  sofort  redamiren  und  ewar  bei  derjenigen 
PostanstaU  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestellung  besorgt.  Bei 
unserer  Expedition  kostet  jede  einzelne  Nummer  26  Pf. 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämmüiche  Nummern  eu  haben. 

V«rl«Mr  «ad  YennprQrOiQfatf  Ba4act«iir  Dr.  &  tMisler  In  Dmfdeii. 

Im  Baenliandel  darah  Jallns  S]prlnger,  Berlin  H.,  Monb^Joaplats  I. 

DrMfc  d«r  KeaicI.  BtflmelidnwktMl  Toa  a  a  Melabold  *  SSbae  In  OreMm. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 


Hemugegeben  yon 

Dr.  Henaann  Hager  und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Enehdint  ledeD  Donnerttaff.  -^  AbonnementspreiB  daroh  die  Post  oder  den  Baehhandel 

▼ierteljährlieh  S  Mark.    Sei  Zoflendnng  unter  Streifband  3,50  Mark.    Einselne  Nummern 

25  Pfl    Inserate:  die  einmal  gefMltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grOfieren  Inseraten  oder 

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Anfragen,  Aufbrflge,  Manusoripte  eti*.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  £.  G eis s  1er, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M2b. 


Berlin,  den  23.  Juni  1887. 


Nene  Folge 
TIIL  Jakrgaag. 


Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  caMale  uiS  PharaMle:  Zur.  mMManaWiiiob^n  BMUmmmiff  0ea  CyanwauentoA  Im  BltteraMuid«!- 
waaaer.  <:>  Ntne  CHmformmi  fir  Pfl«rterUf#lA.  —  Freiw«rd«n  Ton  gMflSrmifem  Stiekttoff  bei  FSnlnlsaproeeMen. 
—  Üeb«r  BTvel  neu«  ant  d«r  Rinde  des  Artar-Root  gewonnenen  Alkaloide.  —  Olftlffkelt  yon  Lencantbennin  ynl- 
gara  nad  noblnik  Pseadaeaofa.  —  Pyrethrin,  wlrkeamer  Beataadtbell  ans  AnaeToIns  Pyrethrnm.  —  Eine  Pflanse, 
irelehe  die  GeiohmacksqnancMtea  des  Sttssen  nad  Bitteren  Temlohtet.  —  AcetaniUd.  —  PhosphormolybdttnsXnre. 
^  GasantwiekelnnsBapparat  für  die'  gasometrlsehe  Ajialysa.  —  lieber  Indleatoren  In  der  Titrlranalyse.  —  Mta- 
eelleBt  Zar  Panier -PrflAinc.  —  Bestiamanc  des  speelf.  Gewichts.  —  Der  Blnflnss  des  Bestens  anf  den  GoffeTn- 
fehalt  des  Kallees.  •—  Censerrlmng  Ten  Blnmen.  —  Erseagnng  von  por9sen  Thonwaarea.  —  VerSndemng  des 
▼nlkaaisirten  Kaatsehuks  beim  Aafbewabren.  -~  Ofene  Gen 


Chemie  notf  Ptaarmaele* 


Zur 

maaasanalytiaehan  Beatimmimg 

des  Cyanwaaaeratofia  im  Bitter- 

mandelwaaaer. 

Von  Dr.  0.  Linde. 

Die  Methode,  welche  die  Pharm.  Oerm.  II 
zur  BeBtiuunang  des  Cyuiwasserstofii) 
im  Bittennandelwasser  anwenden  Iftsst, 
stammt  entweder  von  dem  Begierungs- 
imd  Medicinalrath  Pappenheim  ^  oder 
dem  Apotheker  Bädeck^  her;  sie  warde 
im  Archiv  der  Pharmacie  1878,  Bd.  13, 
pag.  408  Ton  G.  Vielhäber  zaerst  ver- 
öffentlicht 

Nach  dieser  Methode  wird  bekanntlich 
das  Bittermandelwasser  mit  Magnesiom- 
hjdroiyd  bis  zur  Undarchsiehügkeit  ver- 
setzt, dann  mit  einigen  Tropfen  Ealiom- 
cbromatlösnng  nnd  mit  Zehntelnormal- 
silfoerlösong,  bis  die  dadurch  entstehende 
rothe  Fftrbimg  beim  Umschütieln  eben 
nicht  mehr  verschwindet.  Die  hierbei 
stattfindenden  ehemischen  Yorgfinge  sind 
fokende : 

Im  Bittermandelwasser  ist  der  grösste 
Theil  des  Oyrawasserstoft  an  Bensal- 


dehyd  chemisch  gebunden  vorhanden,  als 
Benzaldehydcyannydrin ,  Q^HeO  .  HGN. 
Durch  Zusatz  von  Magnesiumhydroxyd 
wird  diese  Verbindung  zersetzt;  es  ent* 
steht  neben  freiem  Benzaldebyd  und 
Wasser  Gyanmagnesium: 

2  C^HgO  .  HCN  +  Mg(OH)a  «  Mg(0N)2 
+  3  OrHeO  +  2  HjO. 

Der  im    destilh'rten  Bittermandelwasser 
stets   vorhandene   freie  Cyanwasserstoff 
liefert  mit  Magnesiumhydroxyd  ebenfalls 
Gyanmagnesium : 
2  HGN  +  Mg(OH)a  =  Mg(GN)s  +  2HjO; 

Giebt  man  nun  zu  dem  mit  Magnesium: 
hydroxyd  und  ein  wenig  Kaliumchromat* 
lOsung  versetzten  Bittermandelwasser  eine 
Lösung  von  Silbemitrat,  so  entsteht  im 
ersten  Augenblick  Silberchromat  neben 
Ealiumnitrat : 

KsGrO^  +  2  AgNOs  «  Ag,Gr04+  2  KNO3. 
Daher  die  rothe  Färbung.  Silberchroaiat 
und  Gyanmagnesium  aber  sefasen  sich  um 
za  Gyansilber  und  Magnesinm(^omat ; 

Ag,Cr04  +  Mg(CN)2  -  2  AgCN 

*+  Mg0r04.  •         ' 


SOS 


tilüMt  uan  nim  mehr  SilberlOsimg  lim- 
zufliessen,  so  tritt  diese  mit  dem  soeben 
entstandenen  Magnesiamchromat  in  Wech- 
selwirknng,  indem  sieh  Magnesinmnitrat 
nnd  Silberchromat  bilden,  weleh  letzteres 
sich  wiederum  mit  Gyanmagnesinm  um- 
setzt u.  8.  w. 

Die  rotha  Färbung,  welche  von  Silber- 
chromat herrührt,  bleibt  erst  dann,  wenn 
aller  Cyanwasserstoff  als  Gyansilber  aus- 
gefällt ist. 

In  dieser  Weise  wird  der  Process  ver- 
laufen, wenn  man  die  Silberlösung  lang- 
sam hmzutröpfeln  lässt;  etwas  anders 
aber,  wenn  man  eine  grössere  Menge 
derselben  auf  einmal  zusetzt.  Sin  Theil 
des  Silbemitrats  wird  auch  hierbei  it 
Silberchromat  übergeftihrt  werden,  der 
grössere  Theil  aber  sich  mit  dem  Gyan- 
magnesinm direct  umsetzen: 

2  AgNOs  +  Mg(GN),  -  2  AgCN 
+  MgCNOsV 
Nach  dieser  Methode  Iftsst  sich  die 
Bestimmung  des  Gyanwasserstoffis  schnell 
und  sicher  ausführen*  Sie  hat  vor  den 
anderen  bekannten  nuiassanalytisekin 
Methoden  (JAehig^  Buignef)  den  Vorzug, 
dass  sie  Besultate  liefert,  welche  mit  den 
durch  die  Gewichtsanalyse  gewonnenen 
genau  Obereinstimmen,  was  bei  den  an- 
deren nicht  der  Fall  ist  {Vieüiober,  1.  c). 

K  ach  der  Pharm.  Oerm.  II  soll  das 
Bittermandelwasser  bei  der  Prüfung  mit 
der  doppelten  Menge  destillirten  Wassers 
verdünnt  werden.  In  der  oben  citirten 
Arbeit  von  Vielhaber  steht  davon  nichts. 
Dies  Verdünnen  hat  offenbar  den  Zweck, 
das  etwa  im  Bittermandelwasser  ungelöst 
vorhandene  Gel  (Benzaldehydcyanhydrin) 
völlig  zu  lösen  und  so  die  Einwirkung 
des  Magnesiumhydroxyds  zu  erleichtern 
und  zu  beschleunigen.  Es  fragt  sich 
nun,  ist  das  Verdünnen  mit  Wasser  über- 
haupt geeignet,  die  Titration  zu  beschleu- 
nigen, oder  nicht?  Wenn  ersteres  der 
Fall  ist,  thut  dann  ein  kleiner  Zusatz  von 
Spiritus  dieselben  Dienste  ?- 

um  dies  zu  erforschen,  wurde  folgender 
Versuch  angestellt  In  drei  Eölbchen 
wurden  je  27  Gramm  eines  sehr  trüben 
Bittermandelwassers  von  bekanntem  Ge- 
halte gegeben;  die  eme  Probe  wurde 
nicht  veraflnnt,  die  zweite  mit  der  dop- 


pelten Menge  Wasser,  die  dritte  mit 
etwa  soviel  Spiritus,  wie  gut  hinreichte, 
um  dieselbe  klar  zu  machen  (9  Gramm). 
In  jedes  Eölbchen  kamen  dann  2  Tropfen 
KaliumchromatlOsunff  (1 :  10)  und  60 
Tropfen  eines  mit  der  doppelten  Menge 
Wassers  verdünnten  Magnes.  hydric.  pulti- 
form.  Da  das  Bittermandel wasser  0,11 
pGt.  HGN  enthielt,  waren  zum  Hervor- 
rufen einer  bleibenden  rothen  F&rbung 
11  ccm  Zehntelnormalsilberlösung  nöthig. 
Es  wurden  nun  in  jedes  Eölbchen  1  ccm 
weniger,  also  10 ccm,  Silberlösung  auf 
einmal  gegeben,  umgeschüttelt  und  bei 
Seite  gestdlt.  Bis  zur  völligen  Entfärtn 
ung  vergingen  beim  unverdünnten  Wasser 
ca,  60,  hii  dem  mit  destillirtem  Wasser 
verdünnten  ca.  80,  bei  dem  mit  Spiritus 
versetzten  ca.  76  Secunden*). 

Bei  zwei  anderen,  analog  untersuchten 
Bittermandelwässem,  welcne  bedeutende 
Mengen  freien  HGN  enthielten,  ergaben 
sich  folgende  Besultate.  Es  verflossen 
bis  zur  völligen  Entfärbung:  unverdünnt 
10  bez.  SO  See.,  mit  Wasser  verdünnt  5 
bez.  16  See,  mit  Spiritus  verdünnt  20 
bez.  60  See. 

Hieraus  ist  zu  ersehen,  dass  die  che- 
mische Umsetzung  am  schnellsten  in 
dem  mit  Wasser  verdünnten  Bittermandel- 
wasser vor  Rieh  geht,  dass  durch  Spiritus- 
zusatz der  Process  dagegen  verlangsamt 
wird.  Demnach  ist  es  zweckmäs- 
sig, das  Bittermandelwasser  be- 
hufs Prüfung  mit  der  doppelten 
Menge  destillirten  Wassers  zu 
verdünnen. 

SckUckwm  empfiehlt  (Gommentar  zur 
Pharmakopoe  nag.  69)  das  MagnesiQm«> 
hydrozyd  eine  Kurze  Weile  auf  das  Bitter- 
mandelwasser einwirken  zu  lassen,  ehe 
inan  mit  dem  Zutröpfeln  von  Silberlösung 
begmnt,  da  „die  Bindung  der  Blausäure 
etwas  Zeit  w&hrt.''  Ist  dies  der  Fall? 
Ist  eine  l&ngere  Einwirkung  des  Magne- 
siumhydroxyds wirklich  vortheilhaft  fttr 
das  Titriren? 

80  Gramm  Bittermandelwasser,  das 
nur  sehr  wenig  freien-  Gyanwasserstoff 
enthielt,  wurden  mit  60  Gramm  Wasser 
verdünnt  und  mit  Magnesiumhydroxyd 

*)  Die  Zahlen  «Ind  nicht  cim  genau,  geben 
aber  trotideiii  geDttgendeu  Anhalt 


809 


im  üebdfflchius  venetst  Von  der  FIüs^ 
sigkeit  ymrde  sofort  ein  wenig  kUr  i^ 
fillrirt^  weiter  von  Zeit  zu  Zeit  Zu  den 
Kltraten  wurde  SilbemitraÜOsnng  im 
Ueb^fSchiiM  gegeben  und  wiederom  fil* 
trirt  Die  so  erhaltene  klare  Flüssigkeit 
versetzte  ich  mit  Ammoniak,  dann  mit 
flberschüssiger  Salpetersäure.  So  lange 
sieht  aller  Gyanwasserstoff  an  Magnesia 
gebunden,  mnaste  hierdurch  eme  Trübung 
oder  F&Uung  entstdien.  Das  Resultat 
war:  Nach  7  Stunden  entstand  bei 
dieser  Behandlung  im  letzten  Filtrat  noch 
eine  Ffillung,  war  also  das  in  dem 
angewenaeten  Bittermandelwas- 
ser  vorhandene  Benzaldehydcyan- 
hydrin  noch  nicht  durch  das  Mag- 
nesiumhydroxyd  völlig  zersetzt 

Oiebt  man  aber  zu  einer  Misch- 
ung von  Bittermandelwasser  und 
Magnesiumhydroxyd  Silbernitrat- 
lösung im  UeberschuBS,  so  erfolgt 
die  Zersetzung  des  Benzaldehyd- 
eyanhydrins  und  die  Bildung  von 
Cyansilber  momentan;  das  Uare 
Filtrat  wird  durch  Zusatz  von  Ammoniak 
und  überschüssiger  Salpetersäure  nicht 
mehr  |[etrflbt  £s  ist  deshalb  nicht 
ndthig,  Hagnesiumhydroxyd  und 
Bittermandelwasser  eine  Zeit 
lang  auf  einander  einwirken  zu 
lassen,  ehe  man  mit  dem  Titriren 
beginnt 

In  neuerer  Zeit  wurden  als  Ersatz  f&r 
das  Magnesium  hydrieum  pultiforme, 
dessen  Bereitung  recht  umständlich  und 
langvnerig  ist,  einige  andere  Präparate 
empfohlen.  Nach  ScikUckuiin  (Gommentar 
ag.  512)  leistet  eine  Anreibung  von 
'agnesia  usta  mit  10  Tbeilen  Wasser, 
welche  einige  Tage  sich  selbst  überlassen 
ist,  dieselben  Dienste.  Nach  Kübel  lässt 
sich  das  Mägnesiumhydrox^d  durch  ein 
basisch  essigsaures  Magnesiumoxyd  sehr 
gut  ersetzen;  die  Vorschrift  zu  diesem 
Präparate,  welches  schnell  und  leicht 
darzustellen  iM,  findet  sich  im  Archiv 
der  Pharmacie  1886  pag.  82,  ebenso 
Pharmaceut  Centralhalle  1887  Nr.  11, 
pa^.  181  angegeben. 

Ich  stellte  nun  vergleichende  Versuche 
an  mit 

a)  Magnesium  hydrieum  pultiforme 
Ph.  aenn.  IL; 


s 


b)  Anrmbmig    von    Magneaia    usta, 

1 :  10,  mach  bereitet ; 
ei  do.  einige  Tage  alt; 

d)  do.  zum  Sieden  erhitzti  einige  Tage 

alt; 

e)  bas.  essiffsaur.  Magnesiumoxyd  nach 

Kübel 

Bei  Anwendung  der  letzteren  vier  Prä- 
parate ist  zu  beaditen,  dass,  die  Ma^esia 
usta  gewöhnlich  etwas  chlorhaltig  ist 
Dieser  umstand  ist  in  Bechnung  zu  ziehen. 
Am  einfachsten  ist  es,  wie  Kwel  angiebt, 
ein  ftr  allemal  zu  bestimmen ,  wie  viel 
Silberlösung  bei  Anwendung  von  destil- 
lirtem  Wasser  und  einer  bestimmten 
Menge  des  Ma^esiapräparats  nöthig  ist 
bis  zum  Eintntt  der  cnaxakteristischen 
Färbung  und  diese  Menge  bei  der  Prüf- 
ung des  Bittermandelwassers  von  der 
verorauditen  Silberlösung  in  Abrechnung 
zu  bringen. 

Je  40  Tropfen  obiger  Magnesiapräpa- 
rate wurden  mit  80  Gramm  destiUirtem 
Wasser  verdünnt,  mit  2  Tropfen  Kalium- 
chromatlösunff  (1 :  10)  versetzt  und  mit 
Zehntelnormafsilberlösung  geprüft;  es 
worden  bei  allen  bis  zum  Eintreten  der 
rothen  Färbung  6,8  ccm  verbraucht 

Es  handelte  sich  nun  in  erster  Linie 
darum,  zu  constatiren,  ob  man  bei  Ver- 
wendung dieser  verschiedenen  Magnesia- 
Eräparato  gleich  genaue  Resultate  er- 
Ht  Dies  ist  nach  den  vorgenommenen 
Versuchen  der  Fall,  wenn  das  Magnesia- 
präparat im  Ueberschuss  vorhanden  war. 
Eine  zweite  zu  beantwortende  Frage  war 
die:  mit  welchem  obiger  Magnesiapräpa- 
rate kommt  man  am  schnellsten  zum  Ziel? 

27  Gramm  Bittermandelwasser  wurden 
mit  54  Gramm  Wasser  verdünnt  und  mit 
40  Tropfen  eines  der  bezeichneten  Mag- 
nesiapräparate sowie  mit  2  Tropfen 
Ediumchromatlösung  versetzt  (Magnes. 
hydric.  pultiforme  und  KubeVs  Magne- 
siumsubacetat  verdünnte  ich  mit  der 
doppelten  Menge  Wasser  und  gebrauchte 
von  dieser  Mischung  40  Tropfen).  Das 
zu  diesen  Versuchen  verwendete  Bitter- 
mandelwasser verbrauchte,  wie  vorher 
festgestellt  war,  bis  zum  Bleiben  der 
rothen  Farbe  10,5  ccm  Silberlösung.   Zu 

i'eder  der  Proben  wurden  nun  aus  einer 
Pipette  ^enau  10  ccm  Silberlösung  auf 
einmal  huzugegeben,  umgeschflttelt  und 


dto 


bei  Seite  gestellt    £s  yerflössen  bib  zur 
Tölligen  Entfärbung  bei  dem: 

a)  mit    Magnes.   hydric.   pnltiforme 

versetzten  1^/2  Min., 
\))  mit  frischer  Anreibung  von  Mag- 
.    nesia  usta  versetzten  3  Min., 

c)  mit  3  Tage  alter  Anreibung  von 

Magnesia  usta  versetzten  3  Va  Min., 

d)  mit  3  Tage  alter  gekochter  An- 

reibung von.  Magnesia  usta  ver- 
setzten 3Vi2  Min., 

e)  mit  KubeTa  Magnesiumsubaeetat- 

lösung  versetzten  2V4  Min. 

Hiemach  geht  der  Process  am  schnell- 
sten bei  Verwendung  des  Fharmakapöe- 
präparates  vor  sich;  dieses  würde  dem- 
nach vor  den  anderen,  auch  dem  KvbeU 
sehen,  den  Vorzug  verdienen.  Wie  aber 
verhält  sich  die  Sache,  wenn  von  einem 
anderen,  z.  B.  dem  JTti&erschen ,  Mag- 
nesiapräparate eine  grössere  Menge  ge- 
nommen wird?  Lässt  sich  hierdurch  der 
Process  beschleunigen?  In  der  That; 
nahm  ich  von  dem  AMierschen  Subacetat 
zu  derselben  Menge  Bittermandelwasser 
das  doppelte,  also  80  Tropfen,  so  trat 
die  Enterbung  nach  l^a  Min.,  bei  Ver- 
wendung von  120  Tropfen  so^ar  schon 
nach  ^/4  Minute  ein.  Aehnlicn  verhält 
es  sich  mit  den  anderen  Magnesiaprä- 
paraten; je  mehr  man  von  denselben 
zusetzt,  desto  schneller  geht  die 
chemische  Umsetzung  vor  sich. 

Sonach  würde  es  sich  ziemlich  gleich 
bleiben,  welches  von  oben  genannten 
Magnesiapräparaten  man  zum  Titriren 
des  Bittermandelwassers  verwendet;  je- 
doch gebe  ich  dem  £u&erschen  vor  den 
anderen  den  Vorzug.  Das  Magnes.  hvdric. 
pulüforme  der  Pharmakopoe  wird  hoffent- 
lieh bald  dadurch  verdrängt  werden,  und 
zwar  aus  fol|;enden  Gründen.  1.  Seine 
Darstellung  ist  äusserst  unbequem  und 
zeitraubend;  2.  es  ist  zu  dick  breiartig, 
lässt  sich  nicht  tröpfeln  und  sich  mit 
dem  Bittermandelwasser  nur  schwierig 
gleicbmässig  mischen.  Diese  Mängd 
zeigt  das  Au&eZ'sche  Präparat  nicht 

Nach  diesen  Erörterungen  und  auf 
Grund  meiner  sonstigen  Erfahrungen  in 
dieser  Beziehung  kum  ich  Folgendes 
anrathen: 

1.   das   Bittermandelwasser  vor   dem 


Titriren  mit  der  doppelten  Menge  de- 
stillirten  Wassers  zu  verdünnen; 
.  2.  eines  der  obengenannten  Magnesia- 
präparate in  gehörigem  Uebe^rschuss 
hinzuzugeben,  von  der  Ealiumehfcmat- 
lösung  (1:10)  dagegen  nur  1  odw  2 
Tropfen  auf  je  27  Grunm  Aqua  Amyg- 
dalar.  *) ; 

3.  annähernd  soviel  Silberlösung  auf 
einmal  hinzuzusetzen,  als  zur  Aasf&U- 
nng  des  Gyanwasserstofib  genügt; 

4.  die  Titration  bei  Tageslicht  vorzu- 
nehmen; die  bleibende  röthliche  Färbung 
lässt  sich  am  Tage  bedeutend  leichter 
erkennen,  als  bei  Gas*  oder  Petroleam- 
beleuchtung. 

Die  Methode  der  Pharmakopoe  ist  zur 
Bestimmung  des  Gesammtcyangehaltes 
des  Bittermandelwassers  ganz  vorzüglich; 
aber  etwas  ist  dabei  nicht  berücksichtigt, 
der  Gehalt  an  freiem  Granwasserstoff 
nämlich,  welcher  im  destillirten  Bitter- 
mandelwasser nie  fehlt  Hierauf,  wie 
überhaupt  auf  die  Darstellung  und  ge- 
nauere Zusammensetzung  des  Bitterman- 
delwassers gedenke  ich  in  Kurzem  an 
dieser  Stelle  zurückzukommen.  Die  dies- 
bezüglichen Untersuchungen  sind  bereits 
abgeschlossen  und  ermangeln  nur  noch 
der  schriftlichen  Bearbeitung. 

Peitz,  im  Juni  1887. 

Wir  bitten,  auch  den  Artikel  „NoÜs  cur  Prüf- 
ong  des  Bittermandelwassers'*  in  Nr.  11  dieses 
Jahrganges  vergleichen  zn  wollen.       D.  Red. 


Heue 
Oti88fonnen  fta  PflaBtertafeln. 

Yon  Dr.  EnMt  Myliu$,  Leipzig. 

Brauchbare  Formen  zum  Ausgiessen 
von  Pflastern  in  Tafeln  scheinen  bisher 
ein  fronmier  Wunsch  zu  sein.  Dies  weiss 
ich  sowohl  aus  eigener  unlieber  Erfahr- 
ung, als  aus  dem  Umstände,  dass  gar 
nicht  selten  sich  GoUegen  bei  mir  nach 
solchen  erkundigen.  Die  an  mich  er- 
gangenen Anfragen  waren  fast  s&mmüioh 
Variationen  zu  dem  Thema:  Wie  macht 
es  wohl  Eugen  Bteterichl  Nach  seinen 
Anweisungen  bekommt  man  nichts  ge- 

'*')  Bei  grosserem  Zusatz  lAsst  sich  nAalich 
der  gelben  Farbe  desselben  wegen  die  bleibende 
rothliche  Fftrhnng  siihwieriger  wabnehmeo. 


311 


^cheutes  zu  Stande.  —  Nun  hat  freilich 
Eugen  Dieterich  ftir  das  Ausgiessen  von 
Pflastern  in  Tafeln  eine  ganz  brauchbare 
Torschrift  im  Neuen  Manual  gegeben, 
woAach  man  die  talgigen  Pflaster  in 
Chocoladenformen  giessen  soll,  die  har- 
zigen pachdem  letztere  mit  Stanniol  ge- 
füttert sind.  Dieser  Vorschlag  ist  gut; 
allein  die  Ausführung  gelingt  nicht  Jedem, 
zumal  nicht  das  Ausdrücken  mit  Stanniol. 
Während  ich  selber  z.  B.  dasselbe  ganz 
gut  fertig  bekommen  habe,  so  ist  von 
meinen  Lehrlingen  doch  oft  recht  nurk- 
lige  Arbeit  geliefert  worden.  Dies  scheint 
auch  bei  Anderen  der  Fall  gewesen  zu 
sein.  £ine  kürzlich  auf's  Neue  an  mich 
ergangene  Anfrage  rief  mir  den  Gegen- 
stand wiederum  in*s  Interesse,  und  da  ich 
mit  Herrn  W.  Martin  in  Leipzig, 
einem  ebenso  intelligenten  als  strebsamen 
Industriellen,  durch  die  Ausarbeitung  der 
kürzlieh  beschriebenen  Pastillenpresse  be- 
kannt geworden  war,  so  bekam  ich  Lust, 
einoial  selber  für  mich  und  viele  Collegen 
für  den  vorliegenden  Zweck  etwas  brauch- 
bares zu  suchen. 

Ich  stellte  mir  folgende  Forderungen: 
Die  zu  giessenden  Platten  müssen  aus 
jeder  JIdasse  gleich  gut  gerathen;  sie 
müssen  glatte  und  ebene  Bodenfläche 
haben,  senkrechte  Bandflächen  und  scharfe 
Flächen,  überhaupt  ganz  tadellose  Becht- 
ecke  sein.  Ferner  dürfen  sie  sich  nicht 
werfen  (wie  die  in  Papier  gegossenen 
Pflaster).  An  keiner  Stelle  der  Form 
darf  ein  Festkleben  der  Pflastermasse 
erfolgen.  Die  Pflastermasse  muss  in  die 
Form  gewogen  oder  gemessen  werden 
können,  so  dass  alle  gleich  grossen  Pfla- 
stertafoln  gleich  schwer  werden,  um  das 
Abtheilen  in  einzelne  Täfelchen  zu  er- 
leichtern. Endlich  darf  die  Leistungs- 
fähigkeit keine  zu  geringe  sein. 

Um  alle  diese  Anforderungen  zu  er- 
füllen giebt  es,  wie  ich  glaube,  im  Prin- 
cip  nur  ein  Mittel,  das  aber  von  denkbar 
grösster  Einfachheit  ist.  Ich  habe  das- 
selbe angewendet  und  bin  dadurch  zu 
einer  Pflasterform  von  universaler  An- 
wendbarkeit gelangt,  der  zur  idealen 
Vollkommenheit  nur  noch  ein  Fehler 
anhaftet,  dass  nämlich  nicht  gleich  fertig 
tabalii:te  Pflaster  erhellten  werden,  die 
man  nur  auseinandejr  zu  brechen  braucht. 


Freilich  würde  es  keineswegs  schwer 
sein,  auch  dies  zu  erreichen,  allein  im- 
merhin würde  dies  noch  weitere  Ein- 
richtungen voraussetzen.  Trotzdem  nun 
diese  eine  letzte  Forderung  nicht  erfüllt 
ist,  so  wird  der  freundlicpie  Leser,  auch 
ohne  gleich  mir  den  praktischen  Versuch 
gejQQacht  zu  haben,  alsbald  erkennen,  dass 
man  sich  mit  dem  auf  dem  versuchten 
Wege  bequem  Erreichbaren  wohl  be- 
gnügen kann. 

Das  Princip,  um  welches  es  sich  han- 
delt, ist  das  denkbar  einfachste.  Indem 
ich  alles  unerwfthnt  lasse,  was  zum  Ziel 
nicht  führt,  besehreibe  idi  kurz  die  Ar- 
beit mit  der  neuen  Form  wie  folgt: 
Man  legt  über  einen  festen  metallenen 
Bahmen,  der  mit  einem  Stück  weich  ge- 
wordener Natronseife  innen  bestrichen 
ist,,  ein  Stück  trockenes,  dünnes,  geschmei- 
diges Pergamentpapier,  zwängt  einen 
anderen  gerade  passenden  Bahmen  dar- 
über, kehrt  den  so  erhaltenen  Trommel- 
boden um,  stellt  ihn  horizontal,  giesst 
ihn  voll  Pflastermasse,  lässt  dieselbe  er- 
kalten, tabulirt  mit  dem  Lineal  innerhalb 
der  Form,  nimmt  den  äusseren  Bahmen  ab, 
drückt  die  Tafel  aus  dem  inneren  Bahmen 
heraus,  zieht  das  Pergamentpapier  ab 
und  kann  nun  die  Tafel  in  so  viel  Stücke 
zerbrechen,  als  man  abgetheilt  hat.  — 
An  Stelle  des  Pergamentpapiers  kann 
man  Stanniol  verwenden,  muss  dann  aber 
eine  vOlIig  ebene  Unterfläche  haben.  Die 
Trommelböden  aus  Pergamentpapier  las- 
sen sich  mit  der  flüssigen  Pflastermasse 
übertragen,  die  aus  Stanniol  nicht.  Da- 
her kann  man  die  Masse  in  das  Perga- 
mentpapier  einwägen,  in  das  Stanniol 
muss  man  sie  messen. 

Der  vorstehenden  Beschreibung  und 
Gebrauchsanweisung  dürfte  kaum  etwas 
hinzuzufügen  sein.  Doch  will  ich  die 
Gelegenheit  benutzen,  um  mitzutheilen, 
dass  die  Firma  Willam  Martin  in  Leip- 
zig Doppelrahmen  der  gedachten  Art, 
10:20  cm,  zu  60  Pf.  das  Stück  herstellt. 
Grössere  Dimensionen  sind  entsprechend 
theurer. 

Die  Pflastertafeln,  welche  mittels  dieser 
Form  erhalten  werden,  mögen  sie  aus 
einer  Masse  gegossen  sein  aus  welcher 
sie  wollen,  halten  alles  was  oben  gefpr- 
dert  wurde.     Sie  fallen  leicht  aus  der 


312 


Form,  haben  ebenen  Boden,  scharfe  ver- 
tikale Kanten  und  Flächen  an  den  Bän- 
dern und  sind  nicht  krumm.  Ihre  Leist- 
ungsfähigkeit ist  weit  grösser  als  diejenige 
der  Zinnformen,  in  welche  man  Ceratum 
labiale,  Ol.  Cacao,  Sebum  etc.  giesst, 
Empl.  fuscum  und  ad  rupturas  aber  nicht 
giessen  kann ;  das  Product  ist  aber,  weil 
die  Tafeln  getheilt  werden  müssen,  we- 
niger elegant,  wenn  auch  weit  eleganter 
als  das  aus  Papierformen  erhaltene. 


Freiwerden  von  gasförmigem 
Stickstoff  bei  Fäiünissprocessen. 

Ehrenberg  hat  seine  Versuche,  über 
welche  Ph.  Centr.  Seite  290  berichtet 
wurde,  weiter  fortgesetzt,  und  es  soll 
hierüber  im  Anschluss  an  jenes  erste 
Beferat  das  Resultat  derselben  mitgetheilt 
werden. 

Die  benützten  Apparate  waren  dieselben 
und  zum  Theil  auch  die  Fäulnissgemische, 
zu  denen  mitunter  andere  Mischungen 
hinzutreten. 

Eine  Fäulnissmischung,  die  bei  den 
ersten  Versuchen  diente  und  von  der  es 
bekannt  war,  dass  bei  normal  verlaufen- 
der Zersetzung  bei  Gegenwart  von  Sauer- 
stoff kein  Stickstoff  abgeschieden 
wird,  diente  zu  den  folgenden  Versuchen, 
nachdem  derselben  ein  Zusatz  von  Sal- 
peter gemacht  worden  war. 

Die  Versuchsmischung  bestand  aus 
250  g  pulverisirtem  getrockneten  Blut, 
235  g  Kuhharn, 
180  g  kohlensaurem  Ealk, 
5  g  Salpeter  (im  Harn  gelöst). 

Der  Kolben,  welcher  diese  Mischung 
enthielt,  wurde  hierauf  durch  mehrfaches 
Auspumpen  und  NeufOUen  mit  Kohlen- 
säure gefüllt  und  bei  35  ^  0.  sich  selbst 
überlassen.  Es  trat  Gasentwickelung  ein 
und  die  in  Pausen  von  mehreren  Tagen 
entnommenen  Gasproben  bestanden  aus 
Kohlensäure  und  Stickstoff.  Nach  14  tag- 
Iger  Versuchsdauer  bestand  das  Gasge- 
misch aus  69,19  pGt.  Kohlensäure  und 
30,81  pCL  Stickstoff. 

Zu  Entscheidung  der  Frage,  in  welcher 
Weise  dieser  Process  durch  Zugabe  von 
Sauerstoff  beeinflusst  werde,  vnirde  der 
Versuchskolben  abwechselnd  leer  gepumpt 
und  mit  Sauerstoff  gefüllt.    Es  trat  nun 


lebhafter  Verbrauch  von  Sauerstoff  ein, 
weshalb  dieses  Gas  häufig  in  frischen 
Mengen  zugeführt  wurde,  um  eine  zu 
bedeutende  Anreicherung  mit  Kohlen- 
säure zu  vermeiden.  Die  entnommenen 
Gasproben  bestanden  lediglich  aus  Kohlen- 
säure, z.  B.  nach  Stägiger  Dauer  des  Ver- 
suchs aus  39,04  pCt.  Kohlensäure  und 
60,79  pCt.  Sauerstoff. 

Um  klar  zu  legen,  ob  das  vollständige 
Fehlen  von  freiem  Stickstoff  auf  die 
Gegenwart  des  Sauerstoffs  zurückzuführen 
sei,  oder  lediglich  die  Folge  des  ümstan- 
des  sei,  dass  das  zugesetzte  Nitrat  be- 
reits vor  Zugabe  des  Sauerstoffes  völlig 
zersetzt  war,  wurde  nun  kein  Sauerstoff 
mehr  zugeführt,  der  Versuch  aber  sonst 
in  gleicher  Weise  fortgesetzt.  Am  dritten 
Tage  enthielt  eine  entnommene  Gasprobe 
bereits  wied  er  Stickstoff  (91.11  pCt.  Kohlen- 
säure, 2,07  pCt.  Sauerstoff,  6,82  pCt.  Stick- 
stoff). 

Nach  8  Tagen  war  die  Gegenwart  von 
Sumpfgas  oder  Wasserstoff  noch  nicht 
zu  constatiren. 

Zu  einer  anderen  Versuchsreihe  diente 
eine  Mischung  von  Wasser,  Kloaken- 
schlamm und  5  g  Salpeter  auf  1000  ccm, 
der  noch  etwas  in  Fäulniss  befindliche 
Harn  -  Blut  -  Mischung  zugesetzt  wurde. 
Der  Kolben  wurde  mit  Kohlensäure  ge- 
füllt und  auf  35^  erwärmt;  nach  10t%- 
iger  Versuchsdauer  bestand  das  Gas  aus 
14,96  pCt.  Kohlensäure  und  85,04  pCt. 
Stickstoff;  Sumpfgas  hatte  sich  nicht  ent- 
wickelt. Indem  der  Versuchskolben  sich 
selbst  überlassen  und  nur  ab  und  zu 
Proben  des  Gases  entnommen  wurden, 
konnte  das  erste  Auftreten  von  Sumpf- 
gas am  29.  Tage  constatirt  werden,  im 
weiteren  Verlauf  der  Zersetzung  nahm 
die  Stickstoffmenge  mehr  und  mehr  ab, 
bis  nach  weiteren  30  Tagen  nur  noch 
Kohlensäure  und  Sumpfgas,  und  zwar 
54,23  pCt.  Kohlensäure  und  45,70  pCt. 
Sumpfgas  vorhanden  waren.  Der  Stick- 
stoff war  vneder  völlig  verschwunden. 

Mit  Pferdedünger,  beziehentlich  Kuh- 
dünger. Harn  und  Salpeter  in  analoger 
Weise  angestellte  Versuche  verliefen  unter 
ganz  ähnlichen  Erscheinungen. 

Eine  andere  Versuchsreine  ging  von 
Ammonsalzen  aus.  Der  Versuchskolben 
wurde  mit  Bimsteinstüeken  geftUt,  diese 


313 


mit  Ghlorammoniumlösung  (2  g  Salz  pro 
Liter)  befeuchtet  und  eine  geringe  Menge 
in  Nitrification  befindlichen  Erdbodens 
zugesetzt,  der  Kolben  mit  Sauerstoff  ge- 
fallt und  auf  35  ^  G.  gehalten. 

Die  mehrfach  entnommenen  Gasproben 
ergaben,  dass  in  einer  Yersuchsdauer  von 
25  Tagen  kein  Stickstoff  entwickelt  wor- 
den war.  Der  Kolbeninhalt  wurde  nach 
dem  Abbrechen  des  Versuchs  mit  Wasser 
ausgelaugt  und  mit  Diphenylaminsulfat 
auf  Salpetersäure  und  mit  Jodkalium- 
stärkekleister auf  Salpetrigsäure  geprüft; 
mit  beiden  Beagentien  trat  Blaufärbung 
ein.  Eine  Yersuchsmischung  aus  500  g 
salpeterfreiem  Erdboden,  100  g  Gyps, 
50  g  Calciumcarbonat  wurde  mit  0,2  pCt. 
Ghlorammoniumlösung  befeuchtet,  etwas 
in  Nitrification  befindlicher  Erdboden 
zugesetzt,  der  Kolben  mit  Sauerstoff  ge- 
fällt und  auf  35  o  G.  gehalten.  Das  Gas- 
gemisch im  Kolben  bestand  nach  28  Tagen, 
ebenso  wie  in  der  Zwischenzeit,  aus 
Kohlensäure  und  Sauerstoff;  Stickstoff 
hatte  sich  nicht  entwickelt.  Der  Kolben- 
inhalt gab  Beactionen  mit  Diphenyl- 
amin  und  andererseits  mit  Jodkalium- 
stärkekleister. 

Ehrenberg  fasst  die  Besultate  seiner 
Versuche  (der  früheren,  sowie  der  jetzigen) 
wie  folgt  zusammen: 

Während  der  Fäulniss  organischer 
stickstoffhaltiger  Stoffe  bei  Abwesenheit 
von  Sauerstoff  und  bei  der  Zersetzung 
derselben  unter  Anwesenheit  reichlicher 
Mengen  dieses  Gases  ist  eine  Entwick- 
lung von  freiem  Stiokstoff  nicht  zu  be- 
obachten; im  ersteren  Falle  sind  Sumpf- 
gas und  Kohlensäure,  im  letzteren  Koh- 
lensäure allein  die  gasförmigen  Producte. 
Auch  bei  der  weiterhin  in  Gegenwart 
von  Sauerstoff  stattfindenden  Ueberführ- 
nng  der  Ammonsalze  in  Nitrate  lässt 
sich  das  Auftreten  freien  Stickstoffs  nicht 
constatiren ;  befinden  sich  jedoch  in  bei 
Sauerstoffmangel  faulenden  organischen 
Gemischen  Nitrate,  so  wird  der  Stickstoff 
dieser  letzteren  zum  Theil  in  gasförmiger 
Gestalt  in  Freiheit  gesetzt  und  eine  Ent- 
vneklung  von  Sumpfgas  tritt  erst  nach 

erfolgter  Zersetzung  derselben  ein. 

S, 
Separatabdruck  aus  Zeüsehrift  für  pJiyaioIog. 

Chemie  XL  1887,  S.  438-^71. 


Casoara  sagrada. 

Die  unter  diesem  Namen  im  Handel  vor- 
kommende Droge  ist  b&nfig  ein  Gremisch  ver- 
schiedener Binden,  unter  denen  allerdings 
die  von  Rhamnns  Parshiana  vorwiegt. 

Bbamnus  Pnrahiana  — Cascara  sa- 
grada,  Chittem  Bark  ist  schon  seit  Jahr- 
hunderten in  ihrem  Vaterlande  Galifornien 
unter  dem  Namen  Anorous  angewendet 
worden.  Die  Rinde  ist  grau,  etwas  rissig,  mit 
weissen,  von  Flechten  herstammenden  Flecken 
besetzt ;  die  innere  Fläche  ist  fein  gestreift, 
gelb  bis  rothlich  braun ;  der  Geruch  ist  für 
diese  Droge  charakteristisch,  der  Geschmack 
ist  zuerst  snsslich  zusammenziehend,  nachher 
anhaltend  bitter. 

Rhamnus  Californica  —  Wild  Oof- 
fee  Tree,  Buckthorn.  Die  Rinde  ist 
änsserlich  graulichweiss ,  wird  nach  dem 
Trocknen  jedoch  braun,  ihr  Inneres  ist  hell- 
gelb ;  ihr  Geschmack  ist  ein  geradezu  ekel- 
haft bitterer,  sie  hat  fast  gar  keinen  Geruch 
und  unterscheidet  sich  hierdurch  von  ersterer. 

Rhamnus  crocea  —  California 
Mountain  holly  Tree.  Die  Rinde  ist 
aussen  dunkelbraun,  innen  charakteristisch 
roth;  der  Geruch  ist  angenehm  aromatisch. 

Die  Wirkungen  dieser  drei  Rinden  sind 
dieselben,  nur  quantitativ  bestehen  Unter- 
schiede; letztere  wirkt  milder.  «. 

Apotheker -Zeüung  1887,287. 


üeber  zwei  neue  aus  der  Kinde 

des  Artar-Boot  gewonnene 

Alkaloide. 

Ans  den  Untersnchungen  der  Rinde  dieser 
an  der  östlichen  Küste  Afrika's  wachsenden 
Pflanze  sind  Griacosa  und  Monari  zu  folgenden 
Resultaten  gelangt: 

Hält  man  eine  nur  kleine  Menge  der  Rinde 
in  dem  Munde,  so  l&sst  sie  einen  Geschmack 
zurück,  der  jenem  vergleichbar  ist,  welcher 
bei  Application  der  Pole  eines  constanten 
Stromes  hervorgerufen  wird.  Durch  Petrole- 
um-Aether  extrahirten  sie  aus  der  Rinde  des 
Artar-Root  ein  schweres  fettes  Oel ,  nicht 
krystallisirbar  und  von  dem  angegebenen  Ge- 
schmacke,  sowie  ein  Cholesterin,  welches  bei 
120  bis  1300  schmilzt. 

Durch  weitere  entsprechende  Behandlung 
des  alkoholischen  und  ätherischen  Eztractes 
wnrden  zwei  von  einander  wohl  unterschiedene 


314 


Alkaloide  jB^ewon^es.  Dßa  eine  ist  in  der 
Rinde  reichlicher  vorhanden ,  es  löst  sich  in 
Aether,  aber  nicht  in  Waseer  «nf,  luystaÜisirt 
bicbt,  bildet  gelbe  Salse  mit  Schw«lg|gäare, 
Balsi&are  ttnd  Salpetersftnre  und  seigt  nieht 
die  Beaetian  des  B^erberins;  es  wurde 
«owohl  isolirt  als  auch  in  seinen  Salsen  «genau 
aiiiUy«irt ;  bis  jetiet  konnten  aber  die  beiden 
Forscher  seine  chemische  Formel  noch  nicht 
mit  'Bestimmtheit  feststellen.  Das  zweite 
A  Ik a  1  o  i  d  ist  in  geringerer  Menge  vorhanden, 
es  krystatlisirt  in  schönen  rotfaen  BlUttchen, 
ist  in  Wasser  löslich  und  bildet  mit  Säuren 
gelbe  Salze.  Es  wurde  einer  Analyse  noch 
nicht  unterzogen. 

Die  Untersuchung  der  physiologischen 
Wirkung  dieser  Substanzen  ergab  bisher 
Folgendes : 

Das  erste  Alkaloid  erzeugt  eine  Reizung 
in  den  Muskeln  mit  Gerinnung  des  Myosin 
und  Bewegungsstörungen,  ähnlich  denjenigen, 
die  durch  Veratrin  veranlasst  werden. 
Die  Wirkung  auf  das  Herz  manifestirt  sich 
in  bedeutender  Verlangsamung  der  einzelnen 
Contractionen  mit  scheinbarer  Hebung  ihrer 
Energie.  Die  Verlangsamung  ist  unabhängig 
von  dem  Vagus  und  den  anderen  Hemmuugs- 
vorrichtungen  des  Herzens.  Das  Herz  wider- 
steht lange  der  Wirkung  dieses  Alkaloids. 
Iniema^,  Uim,  JßwndscAau  18S7,  Nr,  27. 


Der  ;giftige  Stoff  dieser  Rin<le  scheint  nic]it 
bekannt  zu  ^ein.  — 09-r- 

J).  Ph(mn.  Joum.  Transact,  iSST.Wi, 


Fyrethrüiy  wirksamer  Bwimidthi«!! 
ans  Anaeyclus  Pyrethirum. 

Der  wirksame  Bestandtbeil  der  früher  viel 
gebrauchten  Wurzel  von  Anaeyclus  Pyre- 
thrum  ist  das  Pyrethrin,  ein  scharfes  Harz. 
/.  S.  Thompson  macht  darüber  einige  Mit- 
theilungen.  Eine  gute  Wurzel  soll  etwa 
5  pCt.  Harz  enthalten,  ausserdem  finden  sich 
noch  flüchtiges  Oel,  Gerbstoff,  Gummi,  Inulin. 
Man  kann  das  Pyrethrin  erhalten  durch  £x- 
traction  der  Wurzel  mit  Aether,  sowie  auch 
dadurch,  dass  man  mit  Alkohol  percolirt,  den 
Rückstand  mit  Essigsäure  befeuchtet ,  noch- 
mals mit  Alkohol  auskocht  und  die  filtrirten 
Flüssigkeiten  mischt  und  abdampft. 

Das  Harz  ist  löslich  in  Aether  und  Alkohol, 
sowie  in  Oelen  und  in  Essigsäure,  es  scheint 
aus  mehreren  Substanzen  zu  bestehen ,  be- 
sonders   aus  einem  Harz  und  einem  gelben 

Oel.  —08— 

Fkarm.  Joum.  Transact  1887,864, 


von  Leucanthemum 
vulgare  und  Aobinia  Fseudacacia. 

Ueber  die  Giftigkeit  von  Leucanthemum 
vulgare  berichtet  /.  S,  Howe  (Best.  Med.  and 
Surg.  Journ.  1887,  IH).  Auf  gewisse  Indivi- 
duen soll  diese  Pflanze  wie  Rhus  Tozicoden- 
dron  einwirken.  Zuerst  wird  eine  Haut- 
entzündung mit  Hitze  und  Fieber  hervor- 
gerufen, darauf  erfolgt  Abschuppung  der 
Haut.  Auch  von  Antemis  Cotula  sind  ähn- 
liche Erscheinungen  bekannt.  Vergiftungs- 
erscheinungen nach  dem  Gennss  der  Inneren 
Rinde  unserer  gewöhnlichen  Acazie,  Robinia 
Psendacacia,  hat  Dr.  Emery  (Amer.  Joum. 
Pharm.  1887,  153)  beobachtet.  32  Knaben 
des  Brooklyner  Waisenhauses ,  welche  beim 
Spiel  diese  Rinde  genossen  hatten,  erkrankten 
unter  ähnlichen  Erscheinungen,  wie  dieselben 
bei  Cytisus  Labumnm  vorkommen.  Die 
Fälle  wurden  mit  Bismnthsubcarbonat  und 
Spirituosen  innerlich,  sowie  mit  Morphium 
hypodennatisah  behandelt. 


Eine  Pflanze, 
welche  die  Gtoachmackeqnalitftten 
des  Süssen  und  Bitteren  vernichtet 

Von  Dr.  B.  Berthold. 

Seit  einiger  Zeit  bildet  eine  neue  Droge, 
die  die  Eigenschaft  hat»  den  Geschmack  von 
„Süss  und  Bitter"  aufzuheben,  den  Ge- 
sprächsstoff in  Londoner  medicinischen 
Kreisen,  da  man  hofft,  mit  Hilfe  dieses 
Mittels  weitere  Anfklärnngen  über  die  bis- 
her nur  sehr  mangelhaft  bekannte  Physio- 
logie des  Geschmackssinnes  an  erhalten,  nnd 
auch  von  derselben  eine  Bereicherung  des 
Arzneischatzes  erwartet.  Die  Droge  ge* 
langte  durch  Yermittelung  des  Gouverneurs 
von  Madras,  Sir  MontsttMrt  Gr^nt  Duff^  an 
den  Leiter  des  königlichen  Gartens  in  Eew, 
wo  die  eigenthümlichen  Eigenschaften  der- 
selben durch  hervorragende  Fachleute,  wie 
Prof.  Thiselton  jytf^  ^^^  CÄr.,  geprüft  und 
bestätigt  wurden.  £inem  in  der  Zeitschrift 
„Nature''  pubücirten  Vortrage,  den  der 
Chinologe  JDcmd  Booper  vor  Kurzem  vor  der 
Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  in  Oo* 
tacamund  gel^alten  bftt,  kann  ich  4ie  folgen- 
den   interessanten   D^t^le   über  die   nene 


315 


Drage,  die  Yon  einer  Aselepiadaeee,  Ojmnema 
syWestre,  stammi,  entnehmeii : 

Gymnema  BjWestre  (B.  Br.)  ist  eine  Pflanze 
ans  der  Familie  der  Asclepiadaeeaee,  welche 
auf  der  Halbinsel  yon  Deecan,  in  Assam  nnd 
anf  der  Coromandelküsta  heimisch  ist,  jedoch 
anch  auf  dem  afrikanischen  Continent  yor- 
kommt. 

Sie  reprftsentirt  sich  als  ein  kräftiges,  yer- 
bolstes  Scklinggewflchs  mit  langen,  dünnen 
Zweigchen.  Die  BUtter  sind  1  >/«  his  3  Zoll 
lang  nnd  1  bis  2  Zoll  breit,  glattrandig, 
elliptisch  bis  eiftrmig  zugespitzt,  hie  nnd 
da  an  der  Basis  herzförmig.  Beim  Anfohlen 
sind  sie  häutig,  anf  beiden  Seiten  mit  feinen 
Wollhaaren  yersehen,  ihre  Oberfläche  an  der 
Oberseite  dunkelgrün.  Die  Pflanze  findet 
sich,  allerdings  als  nicht  officinell,  in  der  in- 
dischen Pharmakop&e  angeführt 

Die  gepulyerte  Binde  gilt  schon  seit  langer 
Zeit  bei  den  Hindus  als  ein  Heilmittel  gegen 
Schlangenbiss ,  und  wird  in  solchen  Fällen 
in  der  Form  eines  Decocts  extern  applicirt. 
Aber  die  merkwürdigste  Eigenschaft  dieser 
Pflanze  wurde  yon  Capitain  Edgeworik  be- 
merkt, der  die  Entdeckung  machte,  dass 
nach  dem  Kauen  der  Gjmnemablätter  die 
Zunge  die  Empfindung  für  den  Zucker- 
geschmack yerliert  Er  fand  nämlich,  dass 
gestossener  Zucker,  nachdem  man  einige 
Blätter  gekaut  hat,  nur  so  ein  Gefühl  im 
Munde  heryorrief ,  wie  wenn  man  Sand  ge- 
nommen hätte ;  die  Süssigkeit  blieb  ganz  un- 
bemerkbar, und  diese  Wirkung  hielt  24  Stun- 
den an.  Jüngst  erhielt  ich  durch  Vermittelung 
yon  Mr.  Ix^wson  aus  Ouindy  Park  in  Madras 
einige  Blätter  zur  chemischen  Untersuchung. 

Dieselben  hatten  eineJI  anfangs  bitterlich 
adstringirenden,  später  leicht  sauer  werden- 
den Geschmack.  Unmittelbar  nach  dem 
Kauen  yon  ein  oder  zwei  solcher  Blätter 
konnte  man  sich  zweifellos  dayon  überzeugen, 
dass  Zucker  nicht  mehr  süss  schmecke. 
Wurde  zu  wenig  (lang)  gekaut,  so  hatte  der 
Zucker  einen  salzigen  Geschmack«  Nach  dem 
Qebrauche  dieser  Blätter  bleibt  der  Geschmack 
des  Zuckers  in  zuckerhaltigen  Nahrungs- 
mittehi  aus.  So  Z..B.  schmeckt  Ingwerback- 
werk, nach  dem  Genüsse  der  Blätter  ge- 
nommen, so  wie  ein  geschmackloses  Mehl, 
nnd  %wt  der  brennende  Geschmack  des  Ing- 
wers bleibt  flihlbar.  lest  man  eine  Orange, 
80  wird  einerseits  der  Geschmack  des  Süssen 
unterdrückt,    andererseits    der   saure  Ge- 


schmack der  Citronensfiure  so  gehoben ,  so 
dass  man  glaubt,  eine  mit  Säure  stark  yer- 
setzte  Kalkmilch  im  Munde  zu  haben.  Aber 
merkwürdigerweise  wird  nur  die  Geschmacks- 
empfindung für  das  Süsse  und  für  das  Bittere 
durch  Kauen  der  Blätter  aufgehoben;  der 
brennende,  salzige,  herbe  und  saure  Ge- 
schmack werden  durch  diese  Droge  nicht 
alterirt.  Zucker  schmeckt,  wie  erwähnt 
worden,  wie  Sand,  aber  auch  schwefelsaures 
Chinin  yerliert  seinen  eigenthümlichen  Ge- 
schmack nach  dem  Kauen  einer  grossen 
Menge  yon  Gymnemablättern ,  so  dass  man 
glaubt,  Kalk  im  Munde  zu  haben.  Ich  und 
einige  Freunde  konnten  jedoch  |  nicht  be- 
merken, dass  diese  Wirkung  24  Stunden  an- 
hält Schon  nach  1  oder  2  Stunden  hatte 
die  Zunge  ihr  normales  Geschmacksyerm6gen 
irieder.  Möglicherweise  liesse  sich  die  Droge 
auch  in  der  Medicin  alsCorrigens  in  manchen 
Fällen  yerwenden. 

Die  chemische  Untersuchung  ergab  als 
wesentliche  Bestandtheile  zwei  harzartige 
KOrper,  yon  denen  der  eine  in  Alkohol  lös- 
lich, der  andere,  der  in  grosserer  Menge  yor- 
handen  war,  in  Alkohol  unlöslich  war.  Durch 
geeignete  Behandlung  der  Blätter  konnte 
eine  organische  Säure ,  die  der  Chrysophan- 
säure  nahe  steht,  dargestellt  werden.  Diese 
Säure,  die  Gymneminsäure,  zeigt  ebenfalls 
die  eigenthümlichen  geschmackslähmenden 
Eigenschaften  der  Blätter  und  bildet,  an  eine 
noch  nicht  bestimmte  Base  gebunden,  6  pOt. 
der  Bestandtheile  der  Blätter. 

Wtefner  meäic.  BläUer. 


Aoetanilid. 


Bei  dem  Interesse,  welches  dieser  Körper 
augenblicklich  beanspracht,  wollen  wir  nicht 
unterlassen,  noch  eine  neuerdings  angegebene 
Reaction  desselben  mitzntheilen,  obwohl  die- 
selbe weniger  wichtig  als  die  bereits  Seite 
176  und  249  mitgetheilten  an  sein  scheint, 
da  auch  noeh  eine  Beihe  anderer  Körper 
dieselbe  Baaetion  geben. 

DeUa  CleUa  nnd  Argmo  erwärmen  einige 
Centigramm  Acetanilid  mit  2  oder  3  Tropfen 
Queeksilberozydnitratlösnttg  gelinde  nnd 
setsen,  nachdem  Lösung  erfolgt  ist,  2  oder  3 
TropÜBn  eoncentrirte  Sohwefelsäure  hinzu, 
wodurch  eine  blutrothe  Färbung  eintritt. 
Auf  diese  Weise  soll  noch  1  mg  Aoetanilid 
nachweisbar  sein. 


816 


Dieselbe  Reaetion  tritt  ein  mit  Beeorein, 
Phenol,  Salieyls&are^  Gerbsäarei  Gallastftnre, 
Thymoli  wihrend  sie  mit  Bensoeeftnre  ans* 
bleibt. 

Den  Ver&BBem  ist  es  gleichfalls  nicht 
gelungen ,  aas  Harn  Yon  Kranken ,  welchen 
Acetanilid  gereicht  worden  war,  Acetanilid 
wieder  isoliren  zu  können.  (S.  Pharm.  Cen- 
trälh.  88,  176  flg.)  8, 

Jaum,  de  Pharm,  et  de  Chimie  1887,  4ßZ 


PhoBphorxnolybd&ns&ure. 

PermenHer  hat  gefdnden,  dass  eine  eoneen- 
trirte  Lösung  Tön  Phosphormolybdän- 
säure  in  Aether  sich  mit  einem  Ueber- 
sehuss  desselben  nicht  mischt.  Die  Phosphor« 
molybdäns&ore  löst  sich  in  Aether  unter 
starker  Wftrmeentwickelung  an  einer  intensiY 
gelb  geftrbten  Lösung,  fiber  welcher  der 
überschüssige  Aether  als  farblose  Schicht 
schwimmt.  Bei  steigender  Temperatur  schei- 
det sieh  aus  der  Lösung  Aether  ab,  der  nach 
dem  Abkühlen  durch  Schütteln  wieder  in  die 
Lösung  eingeht.  Der  Verfasser  benutit  diese 
Eigenschaft  der  ätherischen  Phosphormolyb- 
dänsäurelösung, um  ein  siemlich  empfind- 
liches Maximum.- Thermometer  zu 
construiren,  da  nämlich  der  durch  Tempera- 
tursteigerung aus  der  Lösung  ausgetretene 
Aether  in  der  Buhe  (ohne  Schütteln)  nur 
langsam  wieder  in  die  Lösung  tritt  und  trotz 
Sinkens  der  Temperatur  isolirt  bleibt. 

Die  Löslichkeit  der  Säure  in  Aether  steigt 
mit  der  Temperatur;  100  Theile  Aether 
lösen  bei  Qo  80,6  Theile  der  Säure,  bei  19,3<) 
96,7  und  bei  32,9»  sogar  101,9  Theile  der 
Säure.  8, 

Dttfcft  Naturwech.  Bumdachau,  1887,  8.187. 


Gasentwickelnngsapparat  fftr  die 
gasoxnetrische  Axialyse. 

£inen  derartigen  Apparat,  der  die  geson- 
derte (Gewinnung  von  Wasserstoff  und  Sauer- 
stoff gleichzeitig  oder  auch  Yon  Knallgas  er- 
möglicht, hat  Ehrekberg  construirt  Die  Ein- 
richtung des  Apparates,  der  bei  Mechaniker 
Bühler  in  Tübingen  fabridrt  wird ,  soll  im 
Folgenden  nur  skizzirt  werden. 

Die  Füllung  des  Apparates  geschieht  mit 
Terdünnter  Schwefelsäure  (1:10),  die  Zer- 
setzung des  Wasser  durch  eine  JBun8en*9cht 
Batterie.    In  den  beiden  Olascylindem  sind 


die  drei  als  Pölplatten  dienenden  .  Platis- 
bleche  so  angebracht,  dass  in  dem  einen 
GlascyUnder  sich  eines,  in  dem  anderen  zwei 
befinden.  Mit  Hilfe  eines  ein&chen  Hahn- 
commutators  wird  der  Strom  entweder  in  die 
einzelne  Polplatte  geleitet,  dann  erhält  man 
Wasserstoff  und  Sauerstoff  getrennt,  oder  in 
die  eine  der  zwei  unter  einem  Gylinder  be- 
findlichen, alsdann  erhält  man  Knallgas. 

Der  Apparat  ist  Yerstellbar  und  läset  sieh 
demnach  dem  QuecksUbemiYeau  leicht  an- 
passen. 8. 

Sejparatabdnick  aus  Zeitsihrifl  ßr  anedjfi. 
Chemie  XXVI  Heft  U,  S.  226. 


üeber  Indioatoren  in  der 
Titriranalyse. 

Von  £  T.  Thomson. 

1.  Curcuma  (Turmeric)  ist  für  Ammo- 
niak und  dessen  Salze  unbrauchbar,  zeigt 
gegen  Alkalicarbonate  und  Sulfide,  gegen  Sul- 
fite, Phosphate,  Silicate  und  Borate,  theils 
keine  ausgesprochen  deutliche  Beaction  und 
Endreaction,  theils  keine  regelmässige  Wirk- 
ung auf  dasGesammtquantum,  ist  aber  (beson- 
ders als  Papier,  hergestellt  durch  Tränken  Ton 
Streifen  mit  einer  alkoholischen,  durch  NaOH 
schwach  alkalisch  gemachten  Lösung)  äusserst 
empfindlich  gegen  Citronen  - ,  Essig  - ,  Bern- 
stein-, Wein-,  Oxal-  und  Milchsäure,  und 
zwar  auch  in  dunklen  Lösungen,  ferner  sehr 
geeignet  zum  Nachweis  kleiner  Sänremengen 
(0,03  pCt.  Essigsäure)  in  hochprocentigem  Al- 
kohol. 2.  Cochenille  Tcrhält  sich  in  vieler 
Hinsicht  wie  Methylorange  und  Lackmus,  ist 
aber,  wegen  seiner  grossen  Empfindtiohkeit 
gegen  Spuren  Eisen  und  Thonerde,  praktisch 
fast  werthlos.  3.  Dimethylamidoazo- 
benzol  zeigt  sich  im  ganzen  dem  Methyl- 
orange  analog,  doch  ist  ihm  letzteres  überiegen. 
4.  Das  so  sehr  empfolilene  Congoroth  hat 
sich  für  die  meisten  Zwecke  als  ungenau  und 
unbrauchbar  erwiesen.  Am  emp&igliehsteii 
(nicht  am  empfindlichsten  bezüglich  der  End- 
reaction) sind  gegen  Alkalien  die  Glieder 
der  Methylorange-,  gegen  Säuren  die  d^ 
Phenolphtaletngruppe,  während  die  der  Lack- 
mnsgruppe  die  Mitte  halten ;  Speichel,  Milch 
etc.  können  daher  zugleich  alkalisch,  neutral 
und  sauer  befunden  werden,  je  naeh  der  W«bl 
des  orangefothen  indicaftors.  Von  firnMrwi 
Einflüsse  zeigen  sich  die  röllige  chemische 
Beinheit  der  Indicatoren,  sowie  die  Tempere- 


817 


taten  der  Lomngen ,  welehe  d«n  Grad  d^r 
AlkalUftl  erheblich  yerändem  kennen;  aaeh 
Siaren  nad  gewisse  Sabe  seigen  gegen  ver* 
Bchiedene  Indieatoren  and  bei  wechselnden 
Tempeiataren  ein  yariables  Yerhalten,  ersiere 


a.  B«  tersehiedene  Basidtät,  über  welche 
merkwürdige,  noch  wenig  antenuchte  Eigen- 
tfimlichkeit  das  Original  eine  tabellarische 
Uebersieht  giebt. 

€hm,  CetUr.'  m.  1887,  Nr,  2». 


91 1  §  c  e  1 1  e  n. 


Tsas  Pflcpiar-Frttftuig« 

Wurster  benutzt  au  diesem  Zwecke  das 
mit  Tetramethylparaphenylendiamin  getränk- 
te Beagenspapier  y  das  von  Schuchardt  in 
Görlitz  in  den  Handel  gebracht  wird.  Das 
Vergilben  des  Papiers  im  Lichte  soll  nach 
Wwrster  aaf  der  Bildung  eines  Farbstoft 
bemhen,  die  mit  einer  AcÜTirung  des  Sauer- 
itofb  verbunden  ist.  Die  Ursache  soll  das 
znon  Leimen  des  Papiers  vielfach  benutate 
Colophoninm  sein,  das  analog  dem  Terpen- 
tinöl wirkt«  Das  obengenannte  Eteagenspapier 
wird  befeuchtet  und  swischen  dem  au  prüfen- 
den Papier  gepresst;  ist  letzteres  mit  Harz 
geleimt  y  so  fSrbt  sich  das  Papier  nach  weni- 
gen Minuten  blau-violett,  während  harzfreies, 
sowie  mit  thierischem  Leim  geleimtes  Papier 
uch  kaum  fi^bt  In  gleicher  Welse  behandel- 
tes Holzschlifipapier  wird  roth  gef&rbt  und 
zwar  je  nach  dem  €khalt  an  Holzschliff  in 
Terscbiedener  Intensität.  Zur  annähernden 
fiestimmung  des  Holzschliffgehaltes  (auf  5  bis 
10  pCt.  genau)  dient  eine  empirische  Skala, 
mit  der  das  Papier  nach  dem  Trocknen  ver- 
glichen wird. 

Mit,  durch  ehemische  Agentien  bereitetem 
Holzstoff  gefertigtes  Papier  zeigt  diese  Be- 
sction  nicht  oder  nur  ganz  schwach. 

Zum  Nachweis  von  Chlor,  Schwefel  (Schwef- 
ligsäure) im  Papier  dient  ein  von  Eayser  an- 
gegebenes Verfahren.  Zwischen  einige  Blätter 
des  Papiers  oder  die  Spaltflächen  von  Carton- 
papier  wird  ein  Stückchen  Blattsilber  ein- 
gelegt und  hierauf  eine  halbe  Stande  lang 
ein  Wasserdampfstrahl  auf  die  Papierprobe 
einwirken  gelassen.  Enthält  das  Papier 
■chädliche  Verbindungen  von  Chlor  oder 
Schwefel,  so  nimmt  das  Blattsilber  bei  diesem 
VerÜEthren  eine  gelbliche  bis  bräunliche 
Färbung  an,  andernfalls  bleibt  es  unversehrt. 

s.       Ze«7sdbf .  f.  (MMilyt,  Chemie  1887. 8.  392. 


Bestimmimg  des  8peoi£  Oewichts. 

JBohn  wendet   ein   öfter  vorgeschlagenes 
Princip  in  fUge&der  Weise  an.   Ein  Unförmi- 


ges Glasrohr  wird  umgekehrt  und  mit  dem 
einen  Schenkel  in  einen  Cylinder  mit  Wasser 
ganz  eingetaucht,  hierauf  mit  dem  andern 
Schenkel  in  die,  in  einem  Bechergläschen  be- 
findliche Flüssigkeit  eingetaucht,  deren  spe- 
cifisches  Qewicht  bestimmt  werden  soll. 
Hierauf  werden  das  Bohr  und  das  Becher- 
gläschen gleichzeitig  gehoben,  so  dass  der 
erste  Schenkel  aus  dem  Wasser  herausgehoben 
wird,  ohne  jedoch  mit  der  Oeffnung  die 
Flüssigkeit  zu  verlassen.  In  dem  Maasse,  als 
die  Bohre  aus  dem  Wasser  herausragt,  steigt 
die  zu  prüfende  Flüssigkeit  in  dem  andern 
Schenkel.  Bei  einer  bestimmten  Höhe  werden 
die  Flüssigkeitssäulen  gemessen  und  das  spe- 
cifische  Qewicht  in  bekannter  Weise  be- 
rechnet. «. 
Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  1887,  341. 


Der  EinfloBB  des  Böstens  auf  den 
Coffeingehalt  des  JBlafieeB. 

Paul  und  Cownl^  haben  schon  firüher  die 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  das  Coffein  durch 
die  Procedur  des  Böstens  wenig*  verändert 
würde.  Im  Allgemeinen  hat  sich  diese  Ansicht 
durch  eine  grössere  Anzahl  von  Versuchen 
bestätigt.  In  rohem  Ka£fee  fanden  die  ge* 
nannten  Autoren  1,1  bis  1,18  pCt.,  in  ge- 
röstetem Kaffee  dagegen  im  Durchschnitt 
1,3  pCt.  Coffein.  Hierbei  ist  zu  berück- 
sichtigen, daas  beim  Rösten  ein  Gewichts- 
verlust von  etwa  10  pCt.  stattfindet.  In 
einem  Falle,  wo  das  Rösten  sehr  weit  getrieben 
wurde,  entstand  ein  Verlust  von  31,7  pCt., 
das  geröstete  Product  enthielt  nur  1,25  pCt. 
Coffein,  während  die  Menge,  welche  es  nach 
der  Rechnung  hätte  enthalten  sollen  1,61 

pCt.  war.  —06— 

Pharm.  Jawm.  Traneaet.  1887,  878. 


■AiM^^^M^ 


ConBervirang  von  Blumen. 

> 

Nach  der  ^Chron.  industr."  sollen  Blumen, 
in  folgender  Weise  behandelt,  ihre  ganze 
Schönheit  und  Frische  behalten.  Man  löst 
20  g  grob  zerstossenen,  klaren  Copal-Gnouni| 


318 


welefaen  man  mit  etwa  gleichem  Gewichte 
sserstosBenen  Glates  gemischt  hat,  in  500  g 
Aether.  In  diese  Lösung  taucht  man  die 
Blumen,  nimmt  sie  vorsichtig  heraus  und 
lässt  sie  etwa  10  Minuten  an  der  Luft  trock- 
nen ;  dann  taucht  man  sie  aufs  Neue  in  den 
Aether,  lässt  wieder  trockuen  und  wiederholt 
diese  Operation  4  bis  5  Mal. 

Auf  diese  Weise  behandelte  Blumen  sollen 
sich  lange  Zeit  hindurch  halten ,  wenn  sie 
nicht  zu  oft  berührt  werden.  —os— 

Pharm.  Joum.  Transact.  1887,  868. 


Erzeugung  von  porösen  Thon- 

waaren. 

Hierzu  wird  die  Anwendung  von  Naphta- 
lin  empfohlen,  welches  sich  zufolge  ange- 
stellter Proben  weit  besser  zu  dieser  Fabri- 
kation eignet,  als  der  bisher  dafür  in  Gebranch 
gewesene  Kork  und  ähnliche  Materialien. 
Man  vermischt  das  Naphtalin  mit  Wasser 
bis  zu  einem  dicken  Brei,  den  man  mit  dem 
Thone  gut  Termengt.  Die  Stücke  werden  so- 
dann getrocknet,  geformt  und  hierauf  in  eine 
massige  Wärme  gebracht,  welche  gross  genug 
ist,  um  das  Naphtalin  im  Wege  der  Ans- 
schwitKung  zu  entfernen.   Erst  dann  erfolgt 


das  Brennen.  Die  nach  diesem  Verfahren 
gewonnene  Porosität  der  Thonwaaren  ist  eioe 
sehr  regelmässige  und  zweckentsprechende, 
insofern  als  sie  die  Erzengnisse  widerstands- 
fähig gegen  alle  Einflüsse  der  Temperator 

macht.  cÄcm.  Centr.-Bl,  1887,  Nr.2i. 


Veränderung  des  Tulkanieirten 
KauteohukB  beim  Aufbewahren. 

Von  SaiUMd, 

Das  Hart*  und  Brnchigwerden  des  mlkani- 
sirten  Kautschuks  beruht  auf  einer  allm&ligen 
Bildung  Yofl  Schwefelsäure  durch  Einwirkung 
feuchter  Luft  auf  den  darin  enthaltenen 
Schwefel.  Diese  Bildung  wird  begünstigt 
durch  die  Eigenschaft  des  Kautschuks,  Wasser 
anauziehen  oder  abzugeben,  je  nach  den 
hygrometrisehen  Zustande  cter  Luft.  Man 
kann  die  Schwefelsäure  leicht  nachweisen  und 
auch  der  Menge  nach  bestimmen.  Der  Uebel** 
stand  wird  beseitigt,  wenn  man  die  Kant- 
schukapparate  von  Zeit  au  Zeit  mit  einer 
verdünnten  Lösung  von  Natrinmcarbonat  oder 
auch  mit  reinem  Wasser  auswäscht^  Sie  be- 
halten dann  jahrelang  ihre  Weichheit  and 
Elastizität  unverändert  bei. 

Chem.  Centr.-m.  1887 y  Nr,  23. 


'  _    \      •   XN 


v~-^   -<■"  ^y  ^K^  ^/"-^y 


OffeDe  €orre§poBdeBz« 


0«  in  W*  1.  Die  amerikanischen  Qeheim- 
mittelfabrikanten  geben  in  ihren  Annoncen 
immer  die  Bestandtheile  ibrer  Mittel  an,  um 
dadurch  den  Verdacht  zu  entkrSften,  als 
ferti^n  de  Geheim  mittel  an.  H&ufig 
figunrt  am  Ende  der  Aufzählung  der  einxelnen 
Bestandtheile  (theils  mit,  theils  ohne  Gewichts- 
angabe) noch  ein:  „und  aromatische  Stoffe," 
oder  „und  andere  bittere  Mittel"  oder  auch  kurz- 
weg »tetc/S  wenn  die  Beihe  zu  lang  wird.  Dieses 
Venahren  bürgert  sich  leider  neuerdings  auch 
bei  uns  ein. 

2.  Das  Litholydium  besteht,  wie  wir  einer 
Notiz  des  Dr.  Zachariaa  in  der  Pharmaceutisehen 
Zeitung  entoehmen,  aus  Ammonium  chloratum, 
Naixium  chloratum,  Magnesium  boricnm.  Mag- 
nesium citricum,  Lithium  chloratum,  Lithium 
citricum  und  Materia  organica.  Die  Her- 
stellung geschieht  natürlich  nach  einer  eigenen, 
compliciTten  Methode;  das  erhaltene  Product 
ist  nicht,  wie  man  erwarten  sollte,  ein  ein- 
faches Pulvergemisch,  sondern  ein  chemisches 
Pr&parat.  Soweit  der  £rflnder  des  Litbolydium. 
Unter  Materia  organica  versteht  derselbe  merk- 
würdigerweise: Saecharum  album  und  Carbo  (!). 


Das  Litholydium  wird  gegen  alle  auf  einer 
Harnsäure  -  Diathese  beruhenden  Krankheiten 
als  sicher  wirkendes  Mittel  empfohlen,  woran 
füglich  auch  nicht  zu  zweifeln  ist. 

B.  in  D«  Das  In  gl  u  vi  n ,  Hühnerkropfjpepsio , 
für  welches  ueuerdm^s  wieder  Reclame  gemacht 
wird,  ist  durchaus  nichts  Nenes.  Lesen  Sie  ge- 
fälligst Pharmaceutische  Centralhalle  1880,  44 
und  1881,  36. 

Abonnent  in  Euasland.  Berichtigang 
Bezugnehmend  auf  einen  Passes  unserer  »Offe- 
nen Correspondenz*',  betreffend  die  d<«tMnaBnteD 
Säuerlinge,  theilt  uns  Herr  Sdnri^  Mattoniy 
der  Besitzer  des  Giesshübler  Sauerbninnens, 
unter  Beifügung  der  Analyse  der  Herren  DDr. 
Nowak  und  EraU^mer  mit,  daas  die  Giess- 
hübler Eonig -Otto -Quelle  in  10000  Gew.-Tk 
23,7396  Th.  freie  und  6,6004  Th.  halb&de  Kohlen- 
säure enthält;  auf  Volumina  umgerechnet  be- 
trägt die  wirklich  freie  Kohlensäure  bei  0*  nnd 
760  mm  Barometerstand  in  1000  ecm  1905  ccm. 
Der  Giesshübler  Sauerbrunnen  ist  demnach  ein 
von  Natur  mit  Kohlensäure  getadesu  gesättigtes 
Waaser.  Ein  Impriffniren  desselben  mit  künst- 
licher KohlenBäuie  findet  nicht  statt 


YerlegOT  nad  yenoitworaiober  BadMtoar  Dr.  S*  Aelssler  in  Drtsdea. 

Im  Baiikliaiid«!  dnreh  Jalliia  Springer,  Berlin  S.,  MonbUonplcli  8. 

Dmek  der  K8nl(l.  HofbnelidniAlierel  Ton  0.  0.  Melabeld  tt  89nae  ia  Preaden, 


Pharmaceutische  Ceniralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Herausgegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  feden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  dnrcb  die  Post  oder  den  Bncbbandel 

viertel jabrlieh  2  Mark.    Bei  Znsendnng  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Kümmern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederbolnngen  Babatt. 

Anfragen,  Anftrftge,  Mannseripte  etr.  wolle  man  an  den  Bedaetenr  Prof.  Dr.  E.  Oeiaalar, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M2(^. 


Berlin,  den  30.  Juni  1887. 


Nene  Folge 
Till.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


JnbAltt  carail«  ■■«  PkftrmMltt:  Ueber  eine  neue  Chloroform -Reaction.  —  Dantellans  toh  ehemliieh  reinem 
Kalinmmangmnat.  —  Ue2>er  den  NacbweU  gerlnfer  Mensen  Ton  BntterfeU  In  Margarin  und  Ober  einig«  Fehler- 
quellen bei  drr  Bestiminnns.  —  Ueber  den  Indicator  Congoroth.  —  Zn  Vinnm  China«  nnd  Ylnym  Chialnl.  — 
Lltentar  «ad  Kritik«  —  MlMelleBt  Ueber  Medieinal  -  Pilanaenkaltnr.  —  Bpirltns  yinl  Cogaac  — 

Offoie  Gorr«s|iOBdeas.  —  Aaselffea. 


€liemie  und  Pbarmacle. 


Ueber  eine  neue  Chloroform- 

Aeaction. 

Von  Dr.  Adolph  JcUes, 
z.  Z.  im  Gesnndheitsamte  der  Stadt  Breslau. 

Bekanntlicli  erleidet  das  Chloroform, 
zumal  wenn  es  nicht  ganz  wasserfrei  ist, 
nnter  dem  Einflüsse  des  Tageslichtes 
eine  allmälige  Zersetzung,  die  durch  einen 
Zusatz  von  mindestens  0,5  bis  1  pGt. 
Weingeist,  welcher  die  Zersetzungspro- 
dncte  bindet,  mit  aller  Sicherheit  ver- 
hindert werden  kann. 

Die  deutsche  Pharmakopoe  liess  an- 
iangh'ch  nur  ein  specifisches  Gewicht 
von  1,496  bis  1,496  zu,  was  einem  Al- 
koholgehalte von  V2  pC^-  gleichkam,  eine 
Bestimmung,  die  mannigfache  Bedenken 
hervorrief,  indem  darauf  hingewiesen 
ward;  dass  ein  Chloroform  von  obigem 
speeifisebem  Gewichte  immer  noch  die 
Disposition  der  Zersetzung  in  sich  trage 
und  als  ein  gef&brliches  Anästhetikum 
bezeichnet  werden  müsse.  Diese  Bedenken 
wurden  vollends  gehoben  durch  die  ße- 
stimmiing  der  Pharm.  Germ.  II,  die  f&r 
Cbloroibrm  ein  specifisches  Gewicht  von 


1,485  bis  1,489,  also  ein  bis  1  ptt.  Wein- 
geist enthaltendes  Chloroform  vorschreibt. 
1  pCt.  Weingeist  ist  demnach  die  Maxi- 
malgrenze, was  insbesondere  für  Chloro- 
form, das  fiir  therapeutische  Verwendung 
sich  eignen  soll,  von  Bedeutung  ist.  — 
Der  Umstand  nun,  dass  ich  vor  .Kurzem 
mit  einem  Chloroform  gearbeitet  habe, 
das  sich  infolge  des  hohen  Gehaltes  an 
oxydirbaren  Stoffen  für  mich  als  un- 
brauchbar erwies  und  die  quantitative 
Alkoholbestimmung  circa  4pCt.  ergab, 
führte  mich  auf  eine  Methode,  vermöge 
deren  man  leicht  und  sicher  feststellen 
kann,  in  wie  weit  ein  Chloroform  in 
Bezug  auf  den  Gehalt  an  Alkohol  und 
anderen  oxydirbaren  Stoffen  (Aldehyd, 
Aethylen  etc.)  den  Anforderungen  der 
Pharm.  Germ.  II  entspricht. 

Diese  Methode  beruht  in  Folgendem: 
Bringt  man  reines  Chloroform  in  ein 
grösseres  Beagensglas  und  setzt  einige 
Körnchen  chemiscn  reines  Kaliumman- 
ganat  (K2Mn04)  hinzu,  dann  darf  auch 
bei  längerer  Einwirkung  weder  an  der 
Substanz  noch  an  der  Flüssigkeit  irgend 
eine  Veränderung  wahrgenommen  werden. 


320 


BebaBdelt  man  in  derselben  Weise  ein 
Chloroform,  dessen  Alkoholgehalt  circa 
2  pGt.  beträgt  oder  der  mit  gleich wertbigen 
anderen  oxydirbaren  Substanzen  verun- 
reinigt ist,  dann  wird  man  nach  einiger 
Einwirkung  beim  Schütteln  an  den  Stellen, 
wo  die  zugesetzten  Körnchen  Eallum- 
manganat  den  Boden  des  Gef&sses  be- 
rührt haben,  gelblicb -  brause  Flecken 
wahrnehmen,  die 'an  dem  GefSisse  haften 
bleiben.  Die  Grösse  und  Intensität  der 
gelblich-braunen  Flecke  nimmt  mit  höhe- 
rem Alkoholgehalte  entsprechend  zu  und 
schliesslich  hat  ein  Gehalt  von  circa 
6pGt.  Alkohol  die  vollständige  Beducir- 
ung  der  zugesetzten  Körnchen  K2Mn04 
zu  Kaliummanganit  zu  Folge.  Diese 
Beaction  beruht  darauf,  dass  das  Kalium- 
manganat  —  weit  rascher  als  Kalium- 
permanganat —  durch  Einwirkung  von 
Alkohol  oder  anderer  oxydirbarer  Stoffe 
gemäss  der  chemischen  Gleichung 

KjMnb^  +  CgHßQ  =  K^MnOs  +  HjO  + 

eine  Umsetzung  erfährt  in  Aldehyd  und 
Kaliummanganit  von  i^x  c))eq(iia(shen 
Zusammensetzung  K^MnOa,  über  welchen 
Körper  ich  mir  weitere  Mittheilungen  zu 
machen  noch  vorbehalte. 

Die  von  Yvon^  zur  Constatirung  der 
Beinheit  des  Chloroforms  vorgeschlagene 
Beaction  mit  KMnO«  und  Kalihydrat 
kann  selbstverständlich  nicht  mit  der 
Obigen  zusammenfallen,  schon  aus  dem 
Grunde  nicht,  weil  bei  der  r^ow'schen 
Beaction  die  Anwendung  von  Kalilauge, 
mithin  die  Gegenwart  von  Wasser  er- 
forderlich ist 

Breslau,  im  Juni  1887. 


DaxBtellung  von  chemisch  reinem 
Kaliummanganat 

Von  Dr.  Adolph  Jölles, 

Zur  Darstellung  von  Kalinmmanganat 
fttr  analytische  Zwecke  möchte  ich  fol- 
gendes Verfahren  vorschlagen : 
'  Gemäss  der  chemischen  Gleichung 

2  (KMn04)  +  2  KHO  =  2  (KJinO^  + 

0  +  H2O 
erhitzt  man  chemisch  reines  Kalinmper- 

*)  Pharm.  Centralb.  1882,  558. 


manganat  mit  Kalium  caustic.  aik.  depur. 
in  einem  Tiegel  und  zwar  in  der  Weise, 
dass  man  die  abgewogene  Menge  KaU- 
hydrat  zuerst  in  den  Tiegel  bringt,  etwas 
destillirtes  Wasser  hinzusetzt  und  unter 
allmäligem  Erhitzen  und  Umr Ohren  die 
fein  zerriebene  Men^e  des  Kaliumman- 
ganats  hinzufugt.  Nach  etwa  zweistün- 
digem Erhitzen  bei  schwacher  Bothgluth 
lässt  man  den  Tiegel  erkalten  und  bringt 
das  entstandene  mangansaure  Kali  in 
eine  festgeschlossene  Masche,  um  jed- 
weden Zutritt  der  Luft  zu  hemmen.  — 
Es  ist  bei  der  Gewinnung  des  Präparates 
hauptsächlich  darauf  zu  achten,  dass  die 
Temperatur  der  schwachen  BoÜigluth 
nicht  überschritten  werde,  da  sonst  das 
Präparat  infolge  der  secundären  Zersetz- 
ung des  Kaliummanganats  durch  grössere 
oder  geringere  Mengen  MnO-i  verunreinigt 
wird. 

Breslau,  im  Jani  1887. 


üeber  den  Nachweis 
geringer  Mengen  von  Bntterfett 
in  Margarin  und  über  einige  Fehler- 
quellen bei  der  Beatimmung. 

Die  Brauchbarkeit  der  Methode  von 
Reichert -Meissl  zur  Unterscheidung  von 
Naturbutter  und  Kunstbutter  ist  eine  all- 
gemein anerkannte;  dagegen  ist  in  jüng- 
ster Zeit  häufig  die  Frage  erörtert  wor- 
den, ob  es  auch  möglich  sei,  mit  dieser 
Methode  geringe  Mengen  von  Butterfett, 
welche  dem  Margarin  beigemischt  sind, 
mit  hinreichender  Genauigkeit  zu  be* 
stimmen. 

Diese  Frage  ist,  nachdem  der  Beiehs- 
tag  in  dritter  Lesung  das  Kunstbutter- 
gesetz angenommen  hat,  von  grosser 
ractischer  Bedeutung   geworden.     Der 

2  des  Gesetzes,  weldier  bekanntlich 
viel  umstritten  wurde,  lautet: 

„Die  Vermischung  von  Butter  mit  Mar- 
garine oder  anderen  Speisefetten  zum 
Zwecke  des  Handels  mit  diesen  Misch- 
ungen, sowie  das  gewerbsmässige  Ver- 
kaufen und  Feilhalten  derselben  ist  ver- 
boten. 

Unter  diese  Bestimmung  f&llt  nicht 
der  Zusatz  von  Bntterfett,  welcher  aus 
der  Verwendung  von  Milch  oder  Bahm 


321 


W  der  HersteUuDg  von  Margarine  her-* 
rührt,  sofern  dieser  Zusatz  nicht  mehr 
als  4pCt.  beträgt" 

Dieser  Paragraph  wurde  angenommen 
mit  149  gegen  128  Stimmen  und  zwar 
mit  dem  Amendement  Dr.  Schreiner,  wel- 
cher an  Stelle  des  zweiten  Absatzes  fol- 
gende Fassong  setzte: 

„Unter  diese  Bestimmung  föllt  nicht 
der  Zusatz  von  Butterfett,  welcher  aus 
der  Verwendung  von  Milch  oder  Bahm 
bei  der  Herstellung  von  Margarine  her- 
rührt, sofern  nicht  mehr  als  100  Gewichts- 
theile  Milch  oder  10  Gewichtstheile  Bahm 
anf  100  Gewichtstheile  der  nicht  der 
Mildh  entstammenden  Fette  in  Anwend- 
ung kommen. '^ 

Dagegen  vnirde  die  Fassung  des  Ab- 
geordneten Duvigneau^  ftr  welche  be- 
sonders Dr.  -Meyer- Halle  eintrat,  abge- 
lehnt. 

Abgeordneter  Duvtgneau  wollte  dem 
§  2  folgende  Fassung  geben: 

»Der  Zusat«  von  Butterfett  zur  Marga- 
rine durch  Beimischung  von  Milch,  Bahm 
od^r  Butter,  sowie  das  gewerbsmässige 
Verkaufen  und  Feilhalten  dieser  Misch- 
ung ist  verboten,  sobald  der  Zusatz  von 
Butterfett  mehr  als  20pCt.  beträgt« 

Es  wird  also,  wenn  auch  der  Bundes- 
rath  dem  Gesetzentwurf  in  seiner  jetzigen 
Fassung  zustimmt,  in  Zukunft  häufiger 
die  Frage  an  den  Chemiker  herantreten: 
nist  in  dem  vorliegenden  Margarin  der 
Gehalt  von  4  pCt.  Butterfett  erreicht  oder 
nicht?" 

Es  ist  bereits  von  verschiedenen  Seiten 
darauf  hingewiesen  worden,  dass  es  nicht 
möglich  ist,  mit  Bestimmtheit  den  Ge- 
halt von  Butterfett  in  Eunstbutter  zu  be- 
stimmen und  dass  es  immer  nur  möglich 
sei,  diesen  Gehalt  in  ziemlich  weiten 
Grenzen  (von  etwa  5  bis  6  pCt.)  anzu- 
geben. 

Kurz  vor  der  dritten  Lesung  des  Eunst- 
battergesetzes  war  von  deutschen  Eunst- 
butterfabrikanten  der  Versuch  gemacht 
worden,  dem  Seichstage  dies  an  Bei- 
spielen zu  beweisen.  Es  wurde  in  ver- 
schiedenen Fabriken  unter  Aufsicht  von 
Sachverständigen  und  Vertretern  von  Be- 
hörden Eunstbutter  hergestellt,  das  fertige 
Product   darauf  versiegelt  und  je  zwei 


anderen  chemischen  Sachverständiges, 
welche  keine  Eenntniss  von  der  Zusam- 
mensetzung des  Productes  hatten,  über- 
geben. 

Ich  setze  zunächst  hierher  das  Gut- 
achten des  Herrn  Geh.  Hofrath  Professor 
Dr.  Fresenitis,  vvelches  der  Petition  der 
Margarinbutter  -  Fabrikanten  beigegeben 
war,  sowie  eine  Tabelle  über  die  Ana- 
lysen der  verschiedenen  Chemiker,  welche 
nebst  den  daran  geknüpften  Bemerkungen 
ebenfalls  dem  Beichstage  vorgelegen  bat. 

Ontaehteo 

des  Herrn  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  PreseniTifi 

in  TViesbaden. 

Wiesbaden,  den  7.  Jani  1887. 

Fraiikforter  Kargarin-GeBellißhaft 

BornlielM* 

Sie  ersuchten  mich  ein  Gutachten  dar- 
über abzugeben,  ob  die  von  Beichert  und 
Meissl  angegebene  Methode  zur  Bestimm- 
ung der  flüchtigen  Fettsäuren  in  der 
Butter  sich  dazu  eigne,  in  einem  Gemisch 
von  Margarin  mit  kleinen  Mengen  Butter- 
fett, wie  es  die  Margarinbutter  darstellt, 
den  Gehalt  an  Bntterfett  mit  Genauigkeit 
zu  bestimmen.  Speciell  baten  Sie  mioh, 
festzustellen,  wie  gross  die  Schwankungen 
des  Gehaltes  an  mit  den  Wasserdämpfen 
übergehenden  Fettsäuren  bei  den  Boh- 
materialien  der  Margarinbutter,  dem  Mar- 
garin und  dem  Sesam-  und  Arachidöl, 
seien. 

Zu  diesem  Zwecke  übergaben  Sie  mir 
13  Proben  Margarin  und  4  Proben  Oel, 
für  deren  Beinheit  ich  Ihnen  die  Verant- 
wortung überlassen  muss. 

Ich  untersuchte  diese  Proben  alle  zwei- 
mal,  die  Margarine  fast  alle  dreimal, 
unter  genauer  Einhaltung  der  von  Meissl 
angegebenen  Vorschriften. 

Die  Besultate  zeigten  dabei  fast  aus* 
nahmslos  nicht  nur  unter  den  verschie- 
denen Proben,  sondern  auch  bei  den 
verschiedenen  Versuchen  mit  denselben 
Proben  relativ  sehr  beträchtliche  Schwank- 
ungen. 

Um  nur  einige  Beispiele  anzuführen, 
betrug  der  Verbrauch  des  Destillates  von 

5gr  an  Vio"^^!''^^^!^^^*^^  ^^^* 


322 


Jlargarin  Nr.  2 


j» 


»» 


Oel 


>J 


n 


« 


»» 


»j 


j» 


jt 


,2 

0,24 

1,34     0,47  cem 

5 

0,22 

0,55     1,56  „ 

9 

1,61 

1,54     0,44  „ 

12 

0,39 

2,42     0,99  „ 

2 

0,12 

0,55  cem 

4 

0,27 

0,67    „ 

Der  Mehrverbranch,  den  4  ^Ct.  Batter- 
fett  in  einer  Mischung  mit  obigen  Fetten 
bewirken  wQrde,  beträgt  nach  den  An- 
gaben der  Literatur  0,9» — 1,31  cem  Vio" 
^ormalnatronlauge. 

Aus  den  angegebenen  Zahlen  lässt  sich 
schliessen,  dass  die  ursprünglich  für 
Butter  ausgearbeitete  und  anerkannter- 
maassen  für  diese  auch  befriedigende 
Besultate  liefernde  Methode  in  ihrer 
jetzigen  Form  nicht  zur  Untersuchung 
von  Margarinbutter  geeignet  erscheint, 
resp.  dass  sie  erst  bei  einem  relativ  be- 
deutenden Zusatz  von  Naturbutter,  etwa 
erst  bei  10  pGt.  mit  Sicherheit  festzustel- 
len gestattet,  dass  dem  Margarin  Butter 
und  zwar  mehr  als  4pGt.  zugesetzt  ist. 

Die  Differenzen,  wie  ich  sie  oben  an- 
gedeutet habe  und  die  bei  einer  Unter- 
suchung von  Euhbutter  meist  nicht  als 
sehr  bedeutend  zu  bezeichnen  wären, 
sind  bei  den  hier  in  Betracht  kommenden 
Fettarten,  die  an  und  ftlr  sich  nur  einen 
geringen  Verbrauch  an  Natronlauge  zeigen, 


von  so  ffl'osser  Bedeutung,  dass  sie  die 
ganze  Methode  in  ihrer  jetzigen  Form 
als  auf  diese  Körper  nicht  anwendbar 
erscheinen  lassen. 

Aus  dem  Auftreten  derselben  bei  ver- 
schiedenen mit  den  nämlichen  Proben 
ausgeführten  Bestimmungen  lässt  sich 
weiterhin  erkennen,  dass  diese  Schwank- 
ungen nicht  sowohl  auf  Verschiedenheiten 
der  Materialien  als  vielmehr  darauf  zu- 
rückzuführen sind,  dass  die  Art  des 
Operirens  auf  die  an  sich  ja  schon 
niedrigen  Besultate  einen  verhältniss- 
mässig  grossen  Einfluss  ausübt. 

Durch  ein  genaueres  Studium  dieser 
Beeinflussung  Hesse  sich  voraussichtlieh 
die  Methode  soweit  umgestalten,  d.  h.  es 
Hesse  sich  die  einzuhaltende  Art  der 
Operation  soweit  präcisiren,  dass  man 
die  oben  angeführten  Differenzen  ver- 
meiden resp.  erheblich  vermindern,  und 
befriedigendere  Besultate  erhalten  könnte. 

Ob  es  aber  in  der  Tbat  gelingen  wird, 
dieses  Ziel  zu  erreichen,  lässt  sich  mit 
Bestimmtheit  nicht  aussprechen,  dagegen 
steht  es,  wie  erwähnt,  fest,  dass  die 
Beichert'MeissVBclie  Methode  ohne  eine 
solche  Präcisirung  zur  genauen  Bestimm- 
ung kleiner  Buttermengen  in  Margarin- 
butter vollständig  unbrauchbar  ist. 

Dr.  E.  Fresenius. 


Nachstehende  Tabelle  ergiebt  folgende  anffaUende  Erscheinungen : 

Bei  einem  Milchzasatz  von  ca.  50  Liter  auf  100  Kilo  Fett  findet  Dr.  Bein  (Nr.  15)  6,.57pCt 
ala  Minimnm  and  Di,  Sussengtäh  (Nr.  22)  15pCt.  als  Maximam,  eine  Differenz  von  mehr  als 
das  Doppelte,  und  ein  Resultat,  welches  das  Vier-  resp.  Achtfacbe  des  höchstmöglichen  Gehalts 
an  Butterfett  von  1,8  pGt.  reprSsentirt 

Bei  60  Liter  Milch  auf  100  Kilo  Fett  findet  Dr.  Jeserich  (Nr.  21)  als  Minimum  Null,  Dr. 
Füsinger  (Nr.  13)  als  Maximum  6,3  pCt.  und  dech  hfttte  hier  mehr  Butterfett  gefunden  werden 
müssen  als  bei  der  yorhergehenden  Zusammensetzung  von  100  Kilo  Fett  und  nur  ca.  50  Liter 
Milch.  Auch  die  Analysen  der  Zusammensetzung  von  100  Kilo  Fett  und  100  Liter  Milch  erj^eben 
weniger  Butterfett  als  die  Zusammensetzung  von  100  Kilo  Fett  mit  nur  50  Liter  Milch,  indem 
Prof.  Dr.  König  (Nr.  7)  als  Minimum  3,8  pCt.  findet  und  Dr.  0.  Seippd  (Nr.  10)  als  Maximum 
8,9  pCt.,  ako  nahezu  das  Dreifache. 

Lägen  die  Abweichungen  in  der  Individualität  der  Analytiker,  so  mfissten  ihre  Besultate 
stets  nach  derselben  Seite  abweichen,  das  ist  indessen  nicht  der  Fa]l,  vielmehr  findet  der  eine 
Chemiker  gegen  den  anderen  bei  gleichen  Proben  einmiü  das  Maximum,  das  andere  Mal  das 
Minimum.     . 

Durch  sftmmtliche  Analysen  ist  die  weitgehendste  Unzuverlässigkeit  der  Methode  auf  das 
Eelatanteste  dargethan;  wenn  in  Nr.  22  die  höchste  Möglichkeit  (1,8  pCt.)  um  13,2  pCt  flber- 
sehritten  wird,  so  ist  die  Beftlrchtung  sehr  nahe,  dass  bei  Beifflgung  von  4pCt.  Bntterfett 
17,2 pCt  gefunden  wird.  Hieraus  geht  unzweifelhaft  hervor,  dass  eine  Begrenzung  erst  von 
20pCt  ab  beginnen  kann,  wie  das  auch  cUe  Herren  Eenerungsvertreter  in  der  Commission  als 
Resultat  der  angesteUten  zahlreichen  Analysen  hervorgehoben  haben. 


Es  wftre  zu  der  nachstehenden  Tabelle  wohl  noch  zu  bemerken,  dass  der  dort  angegebene 
höchstmöglichste  Gehalt  an  Butterfett  ebenfalls  nur  ein  ann&hemder  ist,  da  die  verwendeten 
Miloharten  von  verschiedenem  Fettgehalt  gewesen  sein  werden. 


323 


Analysen 

des  BnUerfstt-Oehalts  In  Margarinbntter»  hergestellt  von  Mitgliedern 

der  vereinigten  Eanstbntter  -  Fabrikanten. 


■ 

fi 

•  k  s 

0  0 
1% 

,  1-2«» 
•«4«« 

Zvaamaea-    '|^£ 

£  6  !       Fabrikanten. 

9  •■    ^ 

0  Ä 

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h%'^        Chentter. 

Bemerkungen. 

Jz'J 

st 

s&- 

. 

JA  J. 

Fett. 

Kilo 

3iii«ii.>a»fl 

"    f 

'Liter' 

pCt. 

.  pct. 

' 

1   \U.  Lang  dt  Söhne, 

A. 

100 

02,4 

2,18 ' 

2,4- 

Dr,  Ka^^ser, 

B«ide  Proben  sind  von 

'      Nürnberg.           ' 

1 

1 

3.0 

Nflrnberg. 

einem  StIIck  entnem- 

2  i'                               i 

A. 

100 

62,4 

*2,18 ' 

0,511 

1 

FrotDr.Kämmerer, 
Nttniberg. 

*A*^.V* 

o  1,  Gebr.  Eisenlofit, 

B. 

100 

60 

2.1 

4,02 

Dr.  C  Seippel, 

Die  Proben  B,  C  n.  D 

4 

Barmen. 

1 

B. 

100 

60 

8.1 

3,30 

Bannen. 
Dr.  StuUet\  Bonn. 
Prof.  Dr.  /  König, 

Mflnstfr. 
Derselbe. 

■Ind  Je  einem   Bttick 
entnommen. 

5 
6 

1 
( 

B. 

C. 

KO 

100 

60 
100 

3,5  ; 

1,92 
3,0*< 

AafOlllig  bei  dieun  Ter- 
■neben  ist,  data  ein- 
mal der  eine  nnd  dae 
andere  Hai  der  andere 

7   ,!                                  I 

C. 

100 

ICO 

3,6  1 

5,20 

Dr.  Stuteer. 

Cbew  iker  d  ieM  axf  m  al - 

8 

c. 

100 

100  . 

3.5  ! 

3,85 

Dr.  C.  Setppel 

reap  dieMinlmaliifTer 
Iknd 

9  ; 

D. 

100 

100 

8.5  1 

8,9 

Derselbe. 

m^mM^Mm 

}0  1 

1 

D. 

100 

100 

3.5 

7,5 

Dr.  Stutzer. 

11 

Lud.  Küntzeltnanvt, 

D. 

100 

100 

3.5  , 

7,11 

Prof.  Dr.  J.  König. 

12 

K. 

100 

60 

2,1 

2,86 

Dr.  Erwin  Kayser, 

Beide  Proben  Ton  elnrm 

Dresden.              1 

1 

Dresden. 

Stttck. 

13 

1 

1 

E. 

100 

60 

2,1   1 

1 

6,3 

Dr.  Filsinger, 
Dresden. 

14 

Bürmann  dt  Co., 
Berlin.                ' 

P. 

100 

49 

9,12 

Dr.  Bern,  Berlin. 

Beide  Proben  von  einem 
Staek. 

16 

1 
) 

P. 

100 

49 

1,8 

6,57 

Derselbe. 

• 

16 

MMer  tt  Co., 

G. 

100 

6(» 

2.1 

3,3 

Dr.  W.  Thömer, 

Die  Pf^ben  O,  H  «.  J 

1  _  j        j                                    ■ 

Gildehauf:. 

' 

Osnabrftck. 

•Ind    Je    von    ein^m 
StIIek  estnommen  und 

17 

1 

G. 

100 

60 

2,1 

2,5 

Dr.  P.  Jeserick, 

wibfend  der  eine  Ana- 

i 

Berlin. 

lytiker  bei   den   drei 

18  1 

1 

H. 

100 

60 

2,1 

1,1 

Derselbe. 

Proben  etcffenden  Oe- 
balt  findet,  findet  der 
andere  fkllenden   bin 

19  , 

H. 

100 

60 

2,1   1 

!  3,6 

Dr.  W.  Thörner. 

?^  1 

J. 

100 

60 

2.1 

.  w 

Derselbe. 

aa  HoU. 

21  ; 

J. 

100 

60 

2,1 

0,00 

1  Dr.  P.  Jeserieh, 

22 
23^ 

1 

K. 

100 
100 

50 
60 

1,8 
1.8 

15,0 
10,5 

Dr.  H.  SüBsenguth, 

Magdeburg. 
Derselbe. 

Diese  drei  Proben  «ind 
einem  CenaigBatSoas- 
Lager   in   Hagdeborg 
entnommen  nnd  xwar 

^^*  1 

li 

L. 

100 

50 

1,8 

9,5    i  Derselbe.                 1 

die    beiden    K    trots 

'                                '1 

W 

T 

1 

der  grouen  Differens, 

1 

i 

1 

1 

1 

eui  einem  Fasae. 

Von  der  Firma  Ludwf'g  Künüfelmann 
in  Dresden  (Probe  E  der  vorstehenden 
Tabelle)    worde    die    Herstellung    einer 
Knnstbutter  unter  Aufsicht  des  Schreibers 
dieser  JMittheilung  sowie  zweier  Vertreter 
des  Käthes  am  8.  Juni  d.  J.  vorgenommen. 
Zur   Herstellung   wurde  das   folgende 
Misehungsverhältniss  genommen : 
60  Liter  Vollmilch, 
33  Kilo  Oleum  arachidis, 
67     „    Margarin, 
sowie  etwas  Batterfarbe. 

Der  fertigen  Mischung  werden  noch 
SpCt.  Salz  hinzugefbgt. 


Sämmtliche  Bestandtheile  wurden  ge- 
nau  gewogen  resp.  gemessen.  Von  jedem 
dieser  Bestandtheile  wurde  von  mir  per- 
sönlich je  eine  Probe  entnommen  und 
zwecks  Feststellung  der  Reicheri'Bßhe.u 
Zahl  untersucht.  Je  zwei  Proben  der 
fertigen  Butter  wurden  den  Herren  Dr. 
Filsinger  und  Dr.  Kayser  zur  Prüfung 
übergeben.  Herr  Dr.  Filsinger  fand  die 
Heieherfsehe  Zahl  1,80  und  berechnete 
unter  Zugrundelegung  der  Mittelzabl  28,5 
folgerichtig  den  Gehalt  von  6,3  pCt. 
Butterfett.  Herr  Dr.  Kayser  gab  den 
Buttergehalt  zu  2.86  pCt.  an. 


324 


Bei  den  von  mir  ausgeführten  Prüf- 
ungen ergaben  sich  nun  die  folgenden 
Besultate. 

Milch:  Die  verwendete  Milch  zeigte 
einen  Fettgehalt  von  4,14  pCt. 

Die  mit  dem  isolirten  Fette  erhaltene 
Retcherfscihe   Zahl    wurde  =  26,75    ge- 1 
funden. 
Arachisöl:       Reichert' scha  Zahl  =  ; 

1,05.  I 

Margarin:        Schmelzpunkt =35,5^.  i 

Erstarrungspunkt    «= 
33,00  I 

Reicherfsahe  Zahl  ==  1 
1,10. 
Kunstbutter:  Reicherfsche  Zahl  =} 

1,98. 
Nehmen  wir  an,  dass  bei  dem  Fabri- 
kationsprocesse    sämmtliches    Butterfett , 
aus  der  Milch  in  die  Kunstbutter  über- 
gegangen war,  so  hätte  das  Fett  der- 
selben folgende  Zusammensetzung  gehabt : 

2,484  Kilo  Butterfett,  . 

33,0         „     Arachisöl, 
67,0         „     Margarin, 

d.  h.  in  100  Theilen  dieses  Fettes  waren ' 
enthalten: 

2,42  Theile  Butterfett. 
Die    aus   der   Zahl   26,75    berechnete 
ReicherCsohe  Zahl,  welche  hiemach  aus 
dem  Butterfette  entspringen  musste,   ist 
demnach  0,647. 

Die  aus  dieser  Zahl  und  aus  derjenigen 
der  Fette  berechneten  hätte  betragen 
m.ti8S6n  * 

für  Butterfett  =  0,647 
Arachisöl  =  0,338 
Margarin  =  0,718 

Gesammtzahl  »  1,703  | 

gefunden  wurde  1,980. 

Die  gefundene  Zahl  betrug  also  das 
Dreifache  von  der  auf  Butterfett  zu  be- 
ziehenden. 

Wenn  hieraus  allein  schon  die  grosse 
ünzuverlässigkeit  der  Methode  zur  Be-i 
Stimmung  kleiner  Mengen  von  Butterfett 
hervorgeht,  so  kommt  noch  ein  weiteres 
Moment  hinzu,  welches  die  Methode  noch  I 
fragwürdiger  erscheinen  lässt,   zugleich' 
aucli   eine  Erklärung  giebt  für  die  ab- 
weichenden Zahlen,  welche  von  ein  und 
demselben  Chemiker   bei    dem   gleichen 
üntersuchungsobjecte  erhalten  wurden. 


»j 


>» 


Es  ist  dies  die  Fehlerquelle,  welche 
dem  Alkohol  entstammen  kann.  Es  ist 
bekannt,  dass  beim  Kochen  von  Aethyl- 
alkohol  mit  Kalilauge  sich  geringe  Mengen 
von  Aldehyd  und  auch  Essigsäure  bilden 
können;  es  ist  ferner  bekannt,  dass  selbst 
in  den  besten  Handelssorten  von  soge- 
nanntem Spiritus  rectificatissimus  sowie 
sogar  von  absolutem  Alkohol  sich  geringe 
Mengen  dieser  Körper  schon  gebildet 
finden.  Es  wurde,  um  festzustellen,  wie 
gross  der  aus  dem  Alkohol  stammende 
Fehler  sein  könne,  genau  die  Menge 
(100  cc  70procentiger)  Weingeist,  welche 
die  Methode  von  Reichert  -  Meissl  vor- 
schreibt, mit  2,5  g  Aetzkali  auf  dem 
Wasserbade  eingedampft.  Der  zu  obigen 
Versuchen  benützte  Alkohol  ergab  hier- 
bei die  Zahl  =  0,66. 

Derselbe  Versuch  wurde  nun  noch 
mit  zwei  anderen  guten  Alkoholsorten 
gemacht  und  zwar  immer  in  der  Weise, 
dass  mit  dem  auf  70pCt.  verdünnten 
Alkohol  operirt  wurde. 

1.  Bester  Spiritus  verbrauchte  für 

sieh  allein  zur  Sättigung  der  freien 
Säure  in  100  cc  =  0,40  Zehntel- 
normalnatronlauge. 

2.  Derselbe  Spiritus  mit  2,5  g  Aetzkali 

in  30  Minuten  verdunstet  und  mit 
Schwefelsäure  destillirt,  verbraucht 
1,00  cc. 

3.  Derselbe  Spiritus  mit  2,5  g  Aetzkali 
in  45  Minuten  verdunstet,  verbraucht 
1,20  cc. 

4.  Absoluter  Alkohol  für  sich 
allein  in  100  cc  ==  0,40  cc  Zehntel- 
normallauge,  berechnet  auf  70  cc  = 
0,28. 

5.  Derselbe  Alkohol,   in  45   Minuten 

mit  2,5  g  Aetzkali  verdunstete,  ver- 
braucht 1,30  cc. 

Es  geht  aus  diesen  Versuchen  hervor, 
dass  ganz  beträchtliche  Fehler  bei  dieser 
Methode  aus  dem  Alkohol  allein  her- 
rühren; es  werden  diese  Fehler  auch 
eintreten  bei  völlig  säurefreien  Alkoholen 
und  es  werden  schliesslich  diese  Fehler 
selbst  aus  ein  und  demselben  Alkohol 
verschieden  ausfallen  je  nach  der  Länge 
der  Zeit,  welche  die  Operation  des  Ver- 
seifens  in  Anspruch  nahm. 

Es  wird  daher  von  Wichtigkeit  sein, 
den  Fehler,  der  aus  dem  Alkohol  stam- 


325 


men  kann,    durch    einen    Versuch    von 
gleicher  Dauer  zu  bestimmen. 

Es  wird  sich  ferner  dringend  em- 
pfehlen, ausser  dem  muthmaasslichen 
Gehalt  an  Butterfett,  im  Gutachten  stets 
die  Grenzen  anzugeben,  in  welchen  der 
Gehalt  unter  Berücksichtigung  aller  Fehler 
schwanken  kann. 

Dr.  Otto  Schweisainger. 


üeber  den  Indicator  Congoroth. 

Von  G,  Vulpiw. 

Die  Zeiten  sind  f8r  immer  dahin  ,  in  wel- 
chen Lackmus  und  Curcnma  als  einzige  In- 
dicatoren  für  den  Neutralitäts  -  oder  Nicht- 
neatraUtätszustand  einer  Substanz,  einer 
Lösang,  das  Feld  beherrschten.  Ihnen  hat 
sieb  inzwischen  von  den  Pfianzenfarbstoffeo 
das  natürliche  Dahiiaviolett,  welches  sich  mit 
sabstituirten  Ammoniaken,  so  z.  B.  mit 
Anilin,  wo  Lackmaspapier  im  Stich  iässt, 
grün  Hirbty  noch  binaugeselit,  und  der  Coche- 
Dillefarbstoff  hat  sogar  als  Bestandtheil  des 
maassanalytiscben  Apparates  in  Gestalt  der 
Tinctura  Coccionellae  in  der  neuesten  deut- 
schen Pharmakopoe  Bürgerrecht  erhalten. 
Gleiches  geschah  mit  dem  Phenolphtalein, 
während  die  Rosolsäare  nnd  das  Hethylorange 
wenigstens  im  chemischen  Laboratorium  viel- 
ben ätzte  Indicatoren  sind.  Neuerdings  ist 
der  Benzidinazofarbstoff  Congoroth  hinzu- 
gekommen, und  es  kann  ja  gar  keinem 
Zweifel  unterliegen ,  dass  anch  dieser  Indi- 
cator Tortreffliche  Dienste  in  einer  Reihe  von 
Fällen  leisten  wird.  Nimmt  doch  das  jetzt 
schon  im  Handel  befindliche  Congopapier, 
nachdem  es  mittelst  einer  Säure  blau  ge- 
worden ,  nicht  nur  durch  Berührung  mit  un- 
organischen Basen ,  sondern  auch  im  Contact 
mit  Anilin  nnd  ahn  liehen  Körpern,  sowie  mit 
Pflanzen alkaloiden ,  wie  z.  B.  Cinchonin, 
Chinin,  Bmcin,  Strychnin,  Morphin  und 
anderen  seine  ursprüngliche  rothe  Farbe 
wieder  an ,  leistet  also  unter  Verhältnissen 
Dienste,  wo  bald  Lackmus,  bald  Phenol- 
phtale'in,  bald  beide  dieselben  versagen. 

Nun  geht  es  aber  mit  dem  neuen  Indicator 
Congoroth ,  wie  mit  so  vielen  anderen  neuen 
Dingen,  man  schiesst  häufig  in  der  ersten 
Freude  über  die  neue  Erwerbung  etwas  über 
das  Ziel  hinaus.  So  auch  hier.  Das  Congo- 
roth wird  kurzweg  für  den  besten,  für  den  in 
allen  Fällen  brauchbaren  und  daher  zur  Ver- 


drängung der  übrigen  bestimmten  Indicator, 
ja  sogar. für  das  alleinige  Reagenspapier  der 
Zukunft  erklärt. 

£s  soll  gar  nicht  bestritten  werden ,  dass 
neben  den  schon  besprochenen  Vorzügen 
dem  Congopapier  auch  noch  der  weitere  zu- 
kommt ,  seinen  fest  auf  der  Papierfaser  fizir- 
ten  Farbstoff  nicht  an  Wasser  abzugeben  und 
daher  die  Plüss igkeitsprobe ,  weiche  mit 
seiner  Uilfe  auf  ihre  Reaetion  geprüft  werden 
soll,  auch  in  kleinsten  Mengen  nicht  zu 
färben.  Allein  abgesehen  davon,  dass  man 
wohl  heute  in  dem  Zeitalter  tagtäglich  sich 
folgender  interessanter  chemischer  Entdeck- 
ungen und  organischer  Synthesen  kaum 
wissen  kann,  welchem  Reagenspapier  die  Zu- 
kunft gehören  wird,  ist  es  doch  schon  an  und 
für  sich  nicht  wahrscheinlich ,  dass  gerade 
ein  einziger  Indicator  für  alle  Fälle  genügen 
soll.  Das  bekannte  „Eines  schickt  sich  nicht 
für  Alle*'  durfte  mutatis  mutandis  auch  hier 
seine  volle  Geltung  behalten  und  von  einer 
Alleinherrschaft  des  Congopapieres  würde 
nur  dann  die  Rede  sein  können ,  wenn  das- 
selbe alle  guten  Eigenschaften  sämmtlicher 
Indicatoren  in  sich  vereinigte.  Das  ist  nun 
aber  nicht  der  Fall. 

Zu  den  wichtigsten  Vorzügen  eines  Indi- 
cators  gehört  gewiss  in  allererster  Linie  der 
Grad  seiner  Empfindlichkeit,  und  diese  steht 
nun  beim  Congopapier  hinter  derjenigen  eines 
sorgfUltig  bereiteten  Lackmuspapiers  ganz 
ausserordentlich  zurück,  so  dass  man  letzteres 
in  einer  Reihe  von  Fällen  als  mindestens 
zehnmal  empfindlicher  bezeichnen  kann. 

Man  möchte  nun  vielleicht  vom  pharma- 
centischen  Standpunkte  aus  geneigt  sein, 
diesem  Umstände  kein  allzugrosses  Gewicht 
beizulegen,  da  man  mit  weitgetriebenen  Ver- 
dünnungen im  pharmaceutischen  Labora- 
torium selten  zu  thun  bekommt.  Man  würde 
jedoch  hiermit  einen  Irrthum  begehen  ,  denn 
es  handelt  sich  in  der  pharmaceutischen 
Praxis  nicht  immer  nur  um  an  und  für  sich 
starke  Säuren  oder  Alkalien  in  massiger  Ver- 
dünnung, sondern  häufig  auch  um  den  Nach- 
weis von  Substanzen,  deren  differente  Reae- 
tion überhaupt  nur  eine  schwache  ist. 

Ein  Beispiel  möge  zeigen ,  dass  selbst  für 
die  Zwecke  der  pharmaceutischen  Chem  ikalien- 
prüfung  das  Congopapier  nicht  genügt,  wenig- 
stens nicht  in  bestimmten  Fällen.  Die  deut- 
sche Pharmakopoe  verlangt  vom  Aether,  dass 
derselbe    befeuchtetes   Lackmuspapier  nicht 


326 


Töthe.  Wollte  man  bei  dieter  Präfan^  auf 
saure  Reaction  ohne  Weiteres  das  Congo- 
papier  dem  Lackmaspapier  svbetituiren  «nd 
bestimmen,  dass  jenes  dnirch  den  Aetber  nicht 
gebiänt  werden  dürfe,  so  würde  man  eben  d«- 
mit  einen  weit  weniger  reinen  Aetber  zu- 
lassen ,  als  es  bente^  gesebieht.  Nabeso  alle 
gewöbnllcbeu  Handelssorten  des  Aetbers 
rieben  das  so  ^mpfindllcbe  Lackmuspapier, 
w&brend  sie  sieb  gegen  CongopApier  indifferent 
Terbalfen. 

Man  wird  nicbt  febl geben ,  wenn  man  an- 
nimmt, dass  von  den  vier  Hanptbestandtbeilen 
des  die  Verunreinigung  des  Aetbers  bildenden 
sogenannten  scbweren  Wein  Öls  der  Scbwefel- 
s&ureätbylester  und  Sobwefligsäarel&tbyiester 
es  sind,  welebe  Lackmuspapier ,  nicbt  aber 
Congopapier  Terändem.  Der  von  den  Autoren 
der  Pbarmakopöe  beabsicbtigte  Ausscbluss 
dieser  Verunreinigungen  wird  somit  nur  er- 
reicbt,  wenn  man  deren  Abwesenheit  durch 
Lackmuspapier  controlirt  und  es  würde  sich 
specieli  bei  diesem  Präparat  eine  Aenderung 
zu  Gunsten  des  Congopapiers  auch  für  die 
Zukunft  nicbt  empfehlen. 

Etwas  Aebnlicbes  gilt  auch  für  den  Spiritus 
Aethcris  nitrosi.  Die  sieh  bei  dessen  Auf- 
bewahrung in  ungenügend  geschlossenen  oder 
zuviel  Luft  enthaltenden  Gläsern  bildenden 
kleinen  Mengen  Essigsäure  und  Salpetersäure 
werden  viel  früher  von  Lackrauspapier  als 
von  Congopapier  angezeigt. 

Aus  diesen  Gründen  kann  man  wohl  den 
Zeitpunkt  zum  völligen  Ueberbord werfen  des 
Lackmnspapiers    noch  nicbt   als  gekommen 
erachten. 
Zeitsehr,  d,  allg.  österr,  Apoth.-Vtr.  S7,  18.     i 


Zu 
Vinum  Chinae  und  Vinnm  Chiliini 

giebt  E,  Dieterich  folgende,  von  den  im 
„Manual*'  gegebenen  etwas  abweichende  Vor- 
schriften : 

Vinum  Chinae  albam. 
200,0  Cort.  Chinae, 
750,0  Saccbari  albi, 
500,0  Mellis  dep., 
300,0  Cognac, 
4000,0  Vini  albi  generosi. 

Man  macerirt  8  Tage  bei  15^,  stellt  noch 
weitere  8  Tage  unter  öfterem  Uraschütteln  in 
einen  kühlen  Raum  von  10  bis  12^,  um  die 
Ausscbeidnngen  zu  befördern,  und  filtriit 
sebliessiiob  im  kühlen  Raum.  Aitebeate 
5000,0. 

Vinum  Chinae  rubrum. 
200,0  Cort.  Chinae, 
750,0  Saccbari  albi, 
500,0  Mellis  dep., 
200,0  Cognac, 
4000,0  Vini  rubri  Gallici. 

Bereitung  wie  beim  vorhergehenden.  Aus- 
beute 5000,0. 

Vinum  Cbinini  i/jio  pCt. 
5,0  Cbinini  hydrochlorici, 
2,0  Acidi  hydrochlorici, 
750,0  Saccbari  albi, 
500,0  Mellis  dep., 
SOOJO  Cognac, 
4000,0  Vini  albi  generosi. 

Man  stellt  8  Tage  kalt  und  filtrirt  im  kühlen 
Baum.   Ausbeute  5000,0. 

Therap,  Momai9k€fte^ 


Handbuch  der  praktischen  Pharmacie 

ftlr  Apotheker,  Drogisten,  Aerzte  und 
Medicinalbeamte ,  bearbeitet  von  Dr. 
Heinrich  Beckurts,  Professor  an  der 
technischen    Hochschule    in    Braun- 


Iilteratar  vnd  Kritik« 

nun  grössere  Kapitel  über  Ideatitätsbestimm- 
ung,  Prüfung  und  Untersuchung  der  Anmei- 
mittel  a)  auf  sinnlichem .  Wege  (Lape  and 
Mikroskop),  b)  auf  chemischem  Wege  (quali- 
tative Analyse  mit  einem  sehr  gut  geieiehneten 


schweig,  und  Dr.  Bruno  Hirsch,  Apo-  ^^^  der  qualiUtiven  Analyse  aaorguiiscber 


theker  in  Frankfurt  a.  M.  2.  Liefer- 
ung. Stuttgart  1887.  Verlag  von 
Ferdinand  Enke, 

Die  vorliegende  2.  Lieferung  des  rasch 
erscheinenden  schönen  Werkes  beschliesst 
zunächst  die  Sublimation,  und  bebandelt  dann 
Qasentwickelnng  und  Präcipitation.  Es  folgen 


KSiper,  Gewichtsanalyse,  Maassanalyse ,  Be- 
agentien  und  analytische  Apparate)  c)  auf 
physikalischem  Wege  (absolutes  €l«wiebt 
[Waagen  und  Gewichte],  specifiscbes  Gewicht, 
Bestimmung  des  Schmelzpunktes).  Die  Be- 
bandlung  des  Stoffes  ist  eine  sehr  anspreehen- 
de,  kurz  und  bündig  und  doeb  erseböpleiid. 
Den   von  der  Analyse  handelnden  Kapiteln 


327 


sind  eine  lehr  grotse  Aosabl  guter,  instractiver 
Illastrationen  beigegeben.  g, 

AnleitaBg  smr  Darstellnng  orga- 
niseher  Priparate«  Von  Dr.  8.  Levy, 
Privatdoeent  der  Chemie  an  der  Uni- 
versität Genf.  Mit  40  in  den  Text 
gedruckten  Holzschnitten.  Stuttgart 
1887.     Verlag  von  Ferdinand  Unke. 

Diese  „Anleitang'^  wird  in  pbarmacen- 
tischen  Laboratorien  gewiss  sebr  riele  Freunde 
finden.  Dieselbe  ist  so  abgefiksst,  dass  ancb 
der  minder  £r&brene  nacb  derselben  die 
Apparate  zusammenbauen  und  die  Herstell- 
nng  der  entsprecbenden  Präparate  Tomebmen 
kann.  Die  bei  Jedem  Process  Torkommenden 
Beactionen  sind  dnreb  cbemisebe  Qleicbungen 
▼eransebaulicbt.  Es  eignet  sieb  das  Werk 
desbalb  vortreiflicb  für  den  Unterriebt  in  or- 
ganiseber  Cbemie,  speeiell  iÜr  den  Unterrieht 
der  Apotbeker-Lebrlinge,  denen  der  Lebrer 
nicbt  jede  Minnte  cur  Seite  steben  kann. 
Aucb  der  Apotheker,  welcher  sieb  fortbilden 
oder  an  seinem  Vergnügen  experimentiren 
will,  wird  das  Werk  gern  benfitsen. 


Elnfthniiig  in  das  Stadium  der  Che- 
mie« Von  Adolf  Finner.  Preis  2  Jl. 
Berlin  1887.  Verlag  von  Robert  Oppen- 
heim. 

Die  Repetitorien  der  anorgaoischen  sowohl 
als  der  oiganiscben  Cbemie  tou  Prof.  Fmner 
sind  bekannt  als  Master  Ton  knrsen  und  über- 
sicbtlieben  wissensebaftltcb  gehaltenen  kleinen 
Liebrbflehem.  Die  Einleitung  an  dem  einen 
dieser  Bepetitorien  ersoheint  hier  in  etwas 
erweiterter  Form  und  bietet  in  dieser  eine 
knrae  und  leicht  fiwsliche  Uebersicht  über  die 
Orondlebren  und  Gesetzmässigkeiten  der  all- 
gemeinen Cbemie,  welche  Lehrern  wie  Stu- 
direnden,  den  einen  als  Hfllfsmittel  bei  Vor- 
trägen, den  andern  als  Bepetitorinm  sweifel- 
los  Ton  Nutsen  sein  wird. 


Die  Stnietiitformelii.   Geschichte,  We- 
.  sen  und  Beurtheilung  des  Wertbes 
derselben,  bearbeitet  Yon  jR.  Bonn. 
Preis  1  uT  20  4  Frankfurt  a.  0. 1887. 
Druck  und  Verlag  der  Eönigl.  Hof- 
buchdruckerei TrowiUsch  &  Sohn. 
Der  Verf.  ist  in  dem  kleinen  Werkchen 
bemüht,  den  Werth,  weleben  die  Structar- 
formeln  f8r  die  Erklärung  einer  grossen  An- 
aabi chemischer  Vorgänge  haben,  darzulegen. 


Auch  wer  nicbt  in  allen  Stücken  der  Meinung 
des  Verf.  ist,  wird  manche  Anregung  in  der 
Broschüre  finden. 


e. 


Jahresberieht  Aber  die  Leistnngeii 
der  ehemisehen  Technologie  mit 

besonderer  Berücksichtigung  der  Ge- 
werbestatistik für  das  Jahr  1^6.  Jahr- 
gang I  bis  XXV,  bearbeitet  von  jB. 
von  Wagner,  fortgesetzt  von  Dr.  Fer- 
dinand Fischer.     XXXII.  oder  neue 
Folge  XVII.  Jahrgang,  mit  325  Ab- 
bildungen. Leipzig  1887.  Verlag  von 
Otto  Wigand. 
Auf  das  Erscheinen  des  neuesten  Bandes 
dieses    trefflichen  Jahresberichtes,    den  wir 
schon  wiederholt  besprochen  haben ,  machen 
wir  hierdurch  noch  besonders  aufmerksam. 


Anatomiseher    Atlas    smr    Pharma- 
kognosie.   60  Tafeln  in  Holzschnitt 
von  Dr.  A,  E.  Vogl,  k.  k.  o.  ö.  Pro- 
fessor der  Pharmakologie  und  Phar- 
makognosie an  der  Wiener  Universität. 
IL   bis  IV.  Heft  (Tafel  16  bis  60, 
Schluss   des   Werkes).     Holzschnitte 
aus  dem  xylographischen  Atelier  von 
F.  H.  Matoloni  in  Wien.   Wien  und 
Leipzig  1887.     ürban  dt  Schwateenr 
berg. 
Dieser  Atlas  zur  Pharmakognosie  soll  in 
erster  Linie  eine  Ergänzung  sein  zu  dem  vom 
Verfasser   in   Gemeinschaft  mit  F.   C.  von 
Schneider  beransgegebenen  Kommentar  zur 
österr.  Pharmakopoe.     Da  zur  Darstellung 
aber    vorzugsweise   solche    Objecto   gewählt 
wurden,  welche  in  anderen  Atlanten  (z.  B. 
dem  von  Berg)  entweder  keine  oder  nicht 
genügende  BerücksichtiguDg  fanden,  so  bietet 
der  vorliegende  Atlas  nicht  nnr  als  Ergänzung 
des  eben  genannten  Kommentars  Interesse. 
Jeder  Tafel  ist  eine  Tezterklärung  beigegeben, 
so  dass  zum  Verständniss  jede  Pharmakognosie 
genügt.   Es  ist  ferner  als  zeitgemäss  rühmend 
hervorzuheben  ,*  dass  der  Darstellung  der  ge- 
pulverten Drogen  von  dem  Verf.  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt  wurde. 

Die  Ausfuhrung  der  Tafeln  ist,  wie  wir 
schon  bei  Besprechung  des  ersten  Theib  er- 
wähnten, eine  ganz  vorzügliche. 

Untersnebnngen  über  Kakao  und 
dessen  Präparate.  Preisgekrönte 
Schrift  von  Dr.  Paul  Zipperer.   Harn- 


928 


buf«  -  Lßiprig-.  YwlJig  yoa  Leopold 
Voss.    1887. 

Der  Verfasser  suchte  die  Yon  dem  Verein 
analytischer  Chemiker  in  Gemeinschaft  mit 
dfifa  Verlud  deutachez  ClitoGoUde  -  Inter- 
e^^^n^^a  gj^ellte  Preisfrage  über  „Kakao 
11^4  dessen  Präparate"  zu  lösen  und  liefert 
iQ^\\  ^er  vorliegenden  Preisschrift  eine  sehr 
s^äl^ensweyrthe  Monographie.  Kach  einer 
ausfuhr^che^  Anfzäblnng  und  Behandlung 
dQT  einschlägigen  Literatur  bespricht  der  Ver- 
fasser 410  einzelnen  Bestandtheile  der  Kakao- 
bohne und  dere9  analytische  Bestimmung, 
Das  Kakaorot,  ein  Gemenge  von  Harz  und 
Geirbsänre,  giebt  bei  der  Stärkebestimmung, 
weiche  in  der  vorliegenden  Arbeit  mii  be- 
sonderer Sorgfalt  behandelt  ist,  dadurch 
Fehler,  dass  ebenfalls  daraus  durch  Zerfall 
Zucker  gebildet  wird.  Auffallend  sind  die 
sehr.  Yon  eijpander  abweichenden  Zahlen, 
welche  bei  der  Theobrominbestimmung  von 
den  ver^chiedenejd  Forschern  erhalten  wurden 
und.  welche,  auf  die  Verschiedenheit  der  Me- 
thoden zurückzuführen  sind. 

^Pfferets  giebt  eine  auf  das  progressive 
W^ch^thum  des  specifischen  Gewichts  der 
Choi^oladelösungen  gegründete  Zncker- 
be.stimn^ung  für  Ungeübte  (Zollbeamte)  an 
und  behandelt  schliesslich  ausführlich  die 
Frage :  Von  welchen  Gesichtspunkten  hat  der 
Sachverständige  bei  gerichtlichen  Gutachten 
über  Kakao  und  dessen  Präparate  sowie  even- 
tuelle Verfälschungen  auszugehen?  und  be- 
sonders die  ^auptpunkte :  den  Procentgehalt 
des  Fettes  uc^d  des  Stärkemehls,  sowie  das 
Verhäitniss,  in  welchem  die  beiden  Stoffe  zu 
einander  stehen. 

Die  fleissige  und  übersichtliche  Arbeit  wird 
Jedem,  der  mit  der  Verarbeitung  oder  der 
§^naj[ytischen  Bestimmung  des  Kakaos  sich 
bj9Q^chäftigt,^  viel  Belehrendes  bringen. 


■—08— 


Die  natflrliehen  Pflanzenfamilien  nebst 

ihren  Gattungen  und  wichtigeren  Arten, 
insbesondere  den  Nutzpflanzen.  Be- 
arbeitet unter  Mitwirkung  zahlreicher 
hervorragender  I'achgelehrten  von 
4-  Engler,  Professor  der  Botanik  in 
Breslau  und  K,  Prantl,  Professor  der 
Botanik  in  Asehaffenburg.  3.  bis  6. 
Lieferung-  Leipzig  1887.  Verlag  von 
W.  Engebnann.  i?reis  pro  Lieferung 
1  uf  50  4  (Einzelpreis  3  Jl). 


Die  3.  und  4.  Liefej^ung  enthalten  Cyea- 
daceae  und  Coniferae,  Yon  A.  Eiclder, 
Ä.  Engler  und  K.  Prantl  bearbeitet,  die 
5.  Lieferung  enthält  Palmen  (Schluss}  von 
0.  JDrudef  die  6.  Liefbraug  Liliaceae  von 
A,  Engler  und  Haemodoraceae  von 
F.  Fax,  In  diesen  4  Xiieferungen  zusammen 
befinden  sich  115  Figuren  mit  über  600  Ein- 
zelbildern, sämmtiich  in  ganz  vorzüglicher 
Ausführung,  überraschend  schön  die  Palmen. 

Das  Werk  verdient  unbeschränktes  Lob 
und  wärmste  Empfehlung.  g. 


Compendiuni  der  Arznelyerordnaiig 

von  Dr.  Oscar  Liebreich  und  Dr. 
A,  Langgaard.  „MedicinischesSecept- 
taschenbuch.''  Zweite  Auflage.  Ab- 
theilung IL  Berlin  1887,  Fischer's 
medicinische  Buchhandlong. 

Die  Yorliegende  2.  Abtheilung  reicht  von 
EUctuarium  e  Senna  bis  Lycopodtom.  Im 
Uebrigen  mag  auf  die  ausführlichere  Besprech- 
ung des  werth vollen  Werkes  in  Nr.  17  der 
Pharm.  CentralhiJle  verwiesen  sein.  g, 

Anleitung  zur  Doppelten  Bachf&lirang; 
Ar  Apotkeker«     Nach  langj&hriger- 
Erfahrung  leicht  verständlich  und  in 
knapper    Form,    dem   Handelsgesetz 
jedoch  Yollkommen  entsprechend  be- 
arbeitet  von   Apotheker    H.   Zweie, 
Gera-Üntermhaus  1887.    Verlag  ron 
Fr.  Eugen  Köhler. 
Es  ist  eine  bemerkensvertbe  Thatsache, 
dass  die  Apotheker  mehr  und  mehr  erkennen 
lernen,  welch  grossen  Nutzen  es  hat,  ja,  wie 
nothwendig  es  ist,  den  geschäftlichen  Theil 
ihres  Berufes  nach  kaufmännischen  Principien 
zu  führen.    Dazu  ist  vor  Allem  Renntnisa  der 
kaufmännischen  Buchführung  nöthig;  sa  den 
in  den  letzten  Jahren  erschienenen  Bäehem, 
die  sich  die  Aufgabe  ge#tellt  haben,  den  Apo- 
theker hiermit  bekannt  zu  machen,  gesellt 
sich    die  „Anleitung   zur  Doppelten  Buch- 
führung von  H.  2k€eUf,**  welcher  wir  die  volle 
Anerkennung  der  Apotheker  wünseken«    g, 

E.  Erlenmeyer's  Lebriuch  der  organisclieft  Chemie. 

Zweiter  Theil.  Die  aromatischen  Verbind- 
ungen, begonnen  von  Dr.  Richard  Metfer, 
fortgesetzt  von  Phil.  Dr.  Meinrieh  CfM- 
Schmidt,  Professor  am  Eidgen.  Polytechnikum 
in  Zflrich.  Erster  Band.  Sechste  Lieferung. 
Preis  a,00  uT.  Leipafir  1887.  C.  F.  iTwOer- 
sche  YerlagsbuchhandluDg.. 


329 


twt  l9fj||eii  9«luui4li|]ig  4er  BU^t.  Datier  Mj- 
urle,  Ai^vrle  und  Oligiirie.  Zwei  Abband- 
lnngen  von  Prof.  Dr.  Eobert  ültzmann  in 
Wien.  Wien  1887.  M.  BreitensUin's  Bach- 
bandlnng. 

Di«  (iftiekiclite  der  Erde  Ton  E.  A.  EosmäsOer, 
Tiefte  Auflage.  'VollsUndlg  umgearbeitet, 
mit  neuen  mustrationen  vcrseben  und  auf 
den  Stand  des  beutigen  Wissens  gebracbt 
▼on  Dr.  Th.  Engd.  Mit  einer  geologiscben 
Karte  ron  Deutschland.  Vollst&ndig  in  ca. 
6  —  8  Lieferungen.  Preis  pro  Lieferung  50  ^ 
Lieferung  1.  Stuttgart  1887.  Verlag  von 
Otto  WSsert. 

Pregruuü  fflr  den  ¥L  tatematleBalei  OoBgreis 


26.  SeDtenaber-  bis  2.  October  IB87.  l^ifiB, 
1887.  Verlag  der  Organisfitions-Commissiqn! 
des  Congresses. 

Inhalt:  Protector.   EhrenpcftsidentsD.  h  Ol- . 
fidelle  Vertreter.  II.  Rqg^ment  III.  Pmm^ii^. 
ftir  die  Arbeiten  d^s  Congtesses.    IV.  oii^ani-'' 
sations-CommlssioQ.    V.  Permancnz-Commission 
des  IV.  deraographisohen  Congresses  ubd  demo- 
graphiscbes  Coniitä. 

Keoli*s  Enrepa-lilurer.  Ein  kuiiga&isitte  Belser 
Handbuch  f^r  das  Ausland,  mial^^^^ 
Leipzig.    C  Ä.  Koches  Verlag  (J.  Sengousch}, 

Preisliste  von  Dr.  Theodor  Schn^aardt,  chemische 
Fabrik  in  Mrlltx.    Sommer- Semester  188?. 


üeber  Hedicinal  -  Pflanzenkultur 

findet  man  selten  etwas  in  den  Fachschriften^ 
und  doch  wlüre  es  in  maneher  Gegend  ein  ein- 
trägliches Nebengeschäft  kleinerer  Apotheken, 
sich  mit  dieser  Kultpr  zu  befassen,  wen^  anch 
nur,  um  daraus  den  eigenen  Bedarf  an  Med!- 
cinalpflimsen  zu  decken.  Ldbler  versucht  im 
Cas.  cesk.  lökäm.  das  Interesse  der  Kollegen 
Hir  diese  Knltnren  zo  wecken,  indem  er 
richtig  bemerkt,  dass  manche  Anhöhe,  man- 
cher Snmpf  etc.,  welche  bisher  ohne  Ertrag- 
nisssind,  durch  diese  Kulturen  firnchtbringend 
ausgenützt  werden  könntei^.  A^e  eigenen 
Ecfahrongen  berichtet  Verf.  über  die  KuHuren 
nachstehender  Pflanzen:  AUhwa  rosea*  Die 
Pflanze  wird  Yortbeilbafl  aus  Samen  gezogen 
Qud  erfordert  keine  Pflege,  Sie  wird  am 
besten  in  Reihen  ausgesetzt,  so  dass  man  sich 
zwischen  dea  Beeten  bequem  bewegen  kann. 
In  den  Zwischenräumen  wird  Chamomilla 
avfgesäet.  Der  Standort  muss  vor  Winden 
geflchntzt  nnd  warm  sein.  —  ÄUhaea  offic. 
zu  kultiviren,  wollte  nicht  gelingen.  —  Anthe" 
^isnobüis  gedeiht  in  jedem  Boden,  doch  ver- 
langt die  Pflanze  einen  warmen  Standort 
(B^r^abbänge)  und  öfteres  Umsetzen,  da  sie, 
durch  Jahre  an  einer  und  derselben  Stelle 
kultivirt,  fanlt.  Sie  kann  durch  Theilung 
leicht  vermehrt  werden.  Setzlinge  erhält  man 
aus  der  Leipziger  Gegend,  wo  die  Pflanze  im 
Grossen  koltivict  wird.  —  Asperisia  odorata 
wird  am  besten  ans  Samen  gezogen  und  dann 
in  einen  lockeres^  mit  Blättern  untermischten 
Boden  übersetzt.  Sie  gedeiht  auch  au  schat- 
tigen Stellen  dei(  Q^rteoa ,  den  sie  durch  das 
frische  Grün  und  den  Wohlgemch  ziert.  — 
Capsicum  annuum  wird  au^.  Samen  in  einem 
^tbeet  gezogen  wid  dana  auf  eiAC  sonnige 


Mlscelleii. 

Stelle  in^  Garten  übeniet^  Qie  SLi^ltur  iii^n^ 
Pflanze  ist  a^br  rentabel.  —  Chßno^odi^/i^ 
ambrosioiideß,  Di^  Samen  sind  ixi^  Mm^  f^* 
zosäen  und  an  einein  wjxmen  Orte  %nfi^ 
bewahren.  Die  Sl^tzlinge  werdf n  in  ^er  zwai^^ 
Hälfte  desi  Ma^  ausgesetzt.  —  Cnict^  if*9^ 
dicitts  erfordert  keinen  gutez^  Boden,  sondern 
nur  einen  sonnigen,  ^armei^  Standprt.  ^Jijtff 
Samen  werden  im  April  i^usge^äet.  —  Cwipu»^ 
8ßtivtt9  gedeiht  in  einer  vor  S^d-  i^d  W^ 
winden  geschützten  Lage  (aq  der  Garten)m«^i|r. 
ausgesetzt)  in  einam  warmen  und  trQcl^nen 
Boden.  Kälte  «chadet  der  Kul^^r  nicht.  I>i^ 
Zwiebeln  werden  in  einem  l^i^ncfu^reiphen,  gi^ 
gedüngten  ^o^en  im  Augus^  in  I^eibei^  wpf^- 
einer  £ntien|iung  von  je  5  cn^  vo^  ^u^ ander 
ausgesetzt  und.  die  Blüthen  £nde:  Septefuber. 
gesammelt.  Im  Frühjahr  wird  der  Bodei^  un^-, 
gearbeitet,  gut  gejätet  und  die  ^ult^rk^n; 
von  Neuem  beginnen.  Die  Zwiebeln  halt|^ 
in  d^r  Erde  drei  Jahre  ans^,  dai^  n^$i|Sfug^  ^^ 
ausgeklaubt,  getrocknet,  g^^l^igt  und  ^-. 
zeln  im  August  wieder  eingi^tzt  werden. 
Nach  3  bis  4  Jahren  muss  neuerdings  gedüngt 
werden.  —  Digüälis purpurea  wird  am  besten 
aus  Samen  yon  wildwachsenden  Pflanzen  ge- 
zogen. Die  Pflanze  erfordert  ^nen  huin^^s- 
reichen,  keineswegs  gu^^M  9oden  ^ß,(jL  gi^ei^t 
am  besten  in  Wäldern ,  wo  die  Knktar  auck 
am  mei^sten  rentirt.  —  J^ürythrcieQ  Cmtaufiufn 
wird  am  bestejfi  auf  t];Qcknen.t  0Qhleci{^te% 
Wiesen  und  Felden^  g^ogien«  Di^r  l^junft. 
wird  vortheilhaft  gegen  den  Winter,  zu  aua? 
gesäet.  —  Cr^yctrrAiea^Za&narentixtamb^fltep 
auf  sandigenoL  ^oden,  w^O:  di%  Feld£rijU»Ü^^ 
schlecht  gedeiht.  Die  Vennekrnpg  geaeJk^^t 
in  der  Weise,  dasa  man  kleine,  etwa  10cm: 
lange,  schwache,  mit  einigen  Augen  ve]:4ehene^ 
Wurzeln  abschneldfit.  und.  ims.  \Jl  S.Qdfiä  UL 


t 


330 


dner.  etwaigen  Entfernnng  Ton  je  20  cm  von 
einander  einsetzt.  In  den  Zwisclienräümen 
können  andere  Pflanzen  knltivirt  werden. 
Jedes  dritte  Jahr  werden  die  Wnrzeln  aus- 
gegraben, kleinere  und  schwächere  Theile 
derselben  wieder  eingesetzt,  die  stärkeren  ge- 
trocknet nnd  gewaschen  zu  Markte  gebracht. 
—  HeUeborus  mger  gedeiht  in  jedem  nicht 
SU  härten,  besonders  schnell  jedoch  im  humus- 
reichen Boden.  —  Ldbdia  inflaia  kann  aus 
Samen  gezogen,  durch  nachträgliches  Um- 
setzen leicht  in  einem  feuchten  Boden  kultivirt 
werden  und  wird  kurz  vor  dem  Aufblühen 
gesammelt.  —  Matricaria  Chatnomüla  wird 
am  besten  im  April  bis  Anfangs  August  aus- 
gesäet  und  Termehrt  sich  dann  von  selbst. 
In  Deutschland,  wo  diese  Pflanze  im  Grossen 
kultivirt  wird,  säet  man  sie  nach  den  Früh* 
Jahrskartoffeln  ohne  weiteres  Umpflügen  des 
Bodens  ein.  Dort,  wo  man  die  Blüthen 
künstlich  trocknen  kann,  kann  man  sie  auch 
in  das  umgepflügte  Stoppelfeld  säen.  — 
Melissa  ofßc,  wird  am  bebten  aus  Setzlingen 
gezogen«  Die  Pflanze  erfordert  einen  guten, 
mittelst  Jauche  gedüngten,  wannen  Boden 
tind  muss  nach  4  bis  5  Jahren  rersetzt  werden. 
Auch  die  Gartenkultur  diesei'  Pflanze  rentirt 
gut.  -"—  Mentha  crispa  liebt  einen  feuchten, 
warmen,  humusreichen  Boden  und  wird  sonst 
wie  Melissa  kultivirt.  —  Mentha  piperüa  ver- 
langt einen  feuchten ,  warmen  und  humus- 
reichen, mittelst  verdünnter  Jauche  oft  ge- 
düngten Boden  und  als  Hauptbedingung 
öfteres  Umsetzen ,  und  zwar  immer  nach  je 
zwei  Jahren.  Sie  wird  am  besten  aus  Setz- 
lingen kultivirt,  die  aus  Erfurt  in  den  Handel 
gelangen.  Die  Pflanze  wird  in  Reihen  in  einer 
Entfernung  von  je  10  cm  von  einander  aus- 


gesetzt und  kann  2  bis  3  mal  im  Jahre  ge- 
schnitten werden'.  Im  Garten  kultivirt,  ziert 
sie  diesen  durch  ihr  saftiges  Grün  und  den 
erfrischenden  Geruch,  wie  sie  auch  sonst 
besser  rentirt  als  manche  Kfichenpflanze.  — 
Ph^oltuica  decandra  ist  mit  jedem  Boden 
zufrieden  zu  stellen  und  vermehrt  sich ,  ein- 
mal ausgesäet,  ungemein  rasch.  —  Wieum 
verlangt  einen  lockeren,  gut  gedüngten  Boden. 
Im  sechsten  Jahre  wird  die  Wurzel  mächtig 
genug,  um  gewonnen  werden  zu  können.  — 
Sahna  offic.  wird  besser  aus  Setzlingen  als 
aus  Samen  gezogen  und  gedeiht  überall  ohne 
Pflege.  -^  Smapis  älha  et  nigra»  Die  Samen 
sind  möglichst  schütter  zum  Frühjahr  aus- 
zusäen, —  Verhascum  phlomoides  wird  am 
besten  ausgesäet,  gedeiht  in  jedem  vor  Süd- 
winden geschützten  Boden  und  liebt  Morgen- 
sonne.  Empfehlenswerther  ist  7.  Tftapsus 
und  wird  der  Samen  dieser  Pflanze  am  besten 
unter  andere,  niedrigere  Pflanzen  gesäet  und 
so  der  Boden  doppelt  ausgenützt. 

Durch  Pharm.  Bundschau. 


Spiritus  vini  Cpgnac 

Die  Pharmakopoe  vertan gt^  dass  der  Cognac 
aus  Wein  destiUirt  sei ;  es  muss  daher  auch 
ein  aus  deutschen  Weinen  destillirter  Cognac 
den  Ansprüchen  der  Pharmakopoe  genügen 
können.  Die  Firma  Oruner  &  C^.  in  Siegmar 
bei  Chemnitz  bringt  seit  einigen  Jahren  einen 
Medicinal  -  Cognac  in  den  Handel,  der  den 
Anforderungen  der  Pharmakopoe  entsprechen 
dürfte.  Insbesondere  garantirt  die  Firma  far 
absolute  Reinheit,  wodurch  sich  wohl  anch 
das  verhältnissmässig  schwache  Boaquet  er- 
klären lässt. 


Offene  Correspondens. 


jyr.  L.  in  E.  Wir  haben  Über  das  6<^fragte 
bis  jetzt  nur  eine  Notiz  in  den  Mlndnstrie-Bl." 
I^efnnden;  dort  heisst.es:  Fire  Proof  Paint 
ist  eine  fleischfarbene  Schmiere,  die  von  Enfrland 
ans  in  den  Handel  gebracht  wird  als  Schutz- 
mittel für  Theatercoulissen  etc.  ge^en  Feuers- 
gefahr. Man  stellt  sie  her  aus  20  Th.  Wasser- 
gkslösnng,  250  Th.  geschlemmtem  Thon,  100  Th. 
Aetzkalk,  1520  Th.  Kieseiguhr  und  100  Th.  Asbest; 
sftmmtliche  Materislien  werden  aufs  Feinste  ge- 
pulvert und  mit  Wasser  angerieben. 

Apoth.  y*  H»  in  km  Die  Sache  ist  gar  nicht 
80  viel  Aufsehens  werth,  wir  wollen  indess  von 
der  im  »Maandblad  voor  Apothekers"  enthal- 
tenen Mittbeilung,  dass  Oidiinanh'Q  Purgatif 


dMb^ft*M 


nichts  weiter  als  unreines  Glyerin  sei,  Notiz 
nehmen. 

Apoth.  F.  in  B.  Die  suerst  fGr  die  KOnijrin 
von  Sachsen  zur  Linderung  asthmatischer  Be- 
schwerden hergestellten  Lindenkohle-Bis- 
quits  enthalten  lOpCt.  feinst  polverisirte  Lin- 
denkohle und  sind  so  zart  und  weich ,  dass  sie 
auf  der  Znnge  leicht  zerfrehen.  Wegen  des  Be* 
zugs  derselben  werden  Sic  sich  wohl  direct  an 
Krietsch^s  Bisquitfabrik  in  Würzen  (Sachsen) 
wenden  mflssen. 

Druckfehler -BerielitigHiig.  In  Nr.  25  der 
Pharmaceut  Centralhalle  Seite  809,  Spalte  2, 
Zeile  27  von  unten  muss  es  statt  .0,2  ccm" 
heissen  ^0,2  ccm". 


Verl«ger  nnd  vtnntworttlelier  Itedactovr  Dr.  £•  Oeissler  in  DrMdm. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschlaiid. 

Zeitnng  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

flerausgeg^ebeii  Von 

Dr.  HeriHum  Hager  nsd  Dr.  Ewald  äetssler. 

EraelieiBi  j«d6B  DonaerstAg.  —  Abonnemeiitspreis  durch  die  Pest  oder  den  Bucliliaiidel 
vierieljihrlicb  2  M tf k.    Bei  Zasendnnff  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einielne  Nammem 
S5  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder   , 

Wiederboltingen  Rabatt. 
Anfragen,  Anftrige,  MAnnseripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedactenr  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitser  Strasse  66  adressiren. 


jIr  2i. 


Berlin,  den  7.  Juli  1887. 


Nene  Folge 
Till.  Jahrgang« 


Def  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inb«ltx  CfeeMle  Bad  Pkftraiaetd:  Uebor  Btropbantbnt.  —  Emotin-BeatliiainnDg  In  Ipecacnanba.  —  Arabln-phos- 
pbonaurar  Kalk.  —  Ueber  einig«  Lab^ralorinmiappamte.  —  Mlteellen:  Uebor  •ogenaonte  KraftAittormIttel.  — 
Glyctfrltnm  G«latliiae.  —  Ein  neues  Schlafmittel.  —  Ifeber  den  antiseptltchen  Wertb  det  gerotteten  Kaffees.  — 
Kies  All  Medlcament.  —  Gbardonnet^a  Verfahren  anr  HerateHnng  kflnitUcber  Seide.  —  BrannfXrbendes  WallAiits* 

HaaröV  —  Marmer -Imitation.  —  RSgor*«  Conservendala.  — 
Offrae  Correi poaient.  —  lBB«lgea. 


Chemie  und  Plittrma<^e. 


ITeber  Strophanthua* 

Yon  G.  Vfdpim. 

Unter  den  zahlreichen  neuen  Drogen, 
wekhe  alljährlich  am  Londoner  Markt 
anflauehen,  ist  es  nur  einer  verhältniss- 
mäfifiig  sehr  kleinen  Zahl  beschieden, 
eine  ^hebliche  Bedeutung  für  den  Arznei- 
schatz nnd  dadurch  dauerndes  Interesse 
zn  gewinnen» 

Zu  diesen  wenigen  gehören  die 
Strophanthussamen,  welchen  die 
Afrikaforscher  Livingstcne  und  Kirk 
schon  in  ihrem  Beiseberiehte  von  1865 
eine  grosse  therapeutische  Bolle  prophe- 
zeihten.  Lange  allerdings  schien  es,  als 
ob  68  anders  Kommen  würde,  allein  vor 
zwei  Jahren  machte  der  englische  Arzt 
Fräser  seine  Collegen  auf  den  Heil- 
werth  dieser  inzwischen  auch  auf  der 
letzten  Pariser  Weltausstellung  erschiene- 
nen Droge  anfmerksam  und  seither  haben 
sich  besonders  englische  Forscher,  unter 
denen  noch  Christy,  Holmes,  Bradford, 
Helbing,  JUartinaaie  zn  nennen  sind, 
mit  der  neuen  Droge  nach  den  ver- 
schiedensten Bichtungen  hin  beschäftigt. 


Der  Inhalt  ihrer  Arbeiten  ist  es  haupt- 
sächlich, welchem  die  z^lreichen  in 
Jüngster  Zeit  auch  in  der  deutschen 
Fachpresse  erschienenen  Veröffentlich- 
ungen über  Strophanthus  entnonmien 
sind.  Nachdem  es  in  der  That  ausser 
Zweifel  steht,  dass  die  Strophanthus- 
samen  in  der  nächsten  Zeit  eine  gewisse 
Bolle  im  Arzneischatze  spielen  werden, 
dürfte  es  am  Platze  sein,  auch  in  diesen 
Blättern  über  das  neue  Heilmittel  zu  be- 
richten. 

Nicht  als  solches,  sondern  als  Gift, 
haben  die  Strophanthusarten  die  Auf- 
merksamkeit der  Forscher  zuerst  auf 
sich  gelenkt,  da  die  letzteren  bei  den 
afrikanischen  Eingeborenen  Pfeilgifte 
kennen  lernten,  bestehend  aus  mit  passer 
zu  Brei  zerriebenen  Strophanthusspoien, 
womit  Pfeilspitze  und  ein  Theil  des 
Pfeilschaftes  bestrichen  wurden,  um  den 
von  diesen  Geschossen  getroffenen  Jag4- 
thieren,  worunter  selbst  Elephanteh, 
binnen  wenigen  Minuten  ein  jähes  Ende 
zn  bereiten. 

Die  zn  den  Apocjneen  gehörende 
[Gattung  Strophanthus  verdankt  ihreh 


V. 


032 


Namen,  von  nxqoqiog^  gedrehtes  Seil, 
und  ävd^oc,  Blume,  hergeleitet,  der  eigen- 
thümlich  gedrehten  Gestalt  eines  sonder- 
bar schnurformigen  Anhängsels  der 
Blamenkronenlappen.  Sie  seheint  in 
zahlreichen  Arten  durch  die  asiatischen 
und  afrikanischen  Tropenländer  ver- 
breitet, möglicherweise  auch  im  tropischen 
Amerika  vertreten  zu  sein,  wenn  man 
die  Gattung  Strophyantbus  der  16.  Tribus 
der  die  Echiteen  umfassenden  dritten 
Klasse  der  südamerikanischen  von  Miers 
beschriebenen  Apocyneen  als  überein- 
stimmend mit  unserer  Gattung  Strophan- 
thus  ansieht,  wozu  die  Beschreibung 
wohl  berechtigt. 

Von  Strophanthusarten  der  östlichen 
Halbkugel  ist  eine  grössere  Zahl  be- 
schrieben worden,  hauptsächlich  auf 
Grund  vorzüglicher  Herbariumsexemplare. 
Hierher  gehören: 

Strophanthus  dichotomus,  auf 
Java  heimisch,  durch  sehr  stark  geäderte, 
elliptische,  plötzlich  verschmälerte  Blätter 
ausgezeichnet. 

Strophanthus  hispidus,  in  Sierra 
Leone,  Senegambien,  Guinea  zu  Haase, 
mit  borstenhaarigen  Organen  und  wieder- 
holt gegabelten  Blüthenständen. 

Strophanthus  longicaudatus, 
auf  Mafacca  vorkommend,  mit  kahlen, 
länglich  elliptischen  Blättern,  wenig 
blüthigen  Dolden  und  bis  zu  15  cm 
langem  fadenförmigem  Anhängsel  der 
Blumenkronen. 

Strophanthus  Griffithii,  gleich- 
falls in  Malacca,  mit  lederartigen  Blättern 
und  einem  an  der  Basis  verbreiterten 
Anhängsel  der  Eronenblätter. 

Strophanthus^  sarmentosus  in 
Sierra  Leone,  von  bignonienartigem  Ha- 
bitus, mit  grossen  rothen  in  Büscheln 
stehenden  Blüthen. 

Strophanthus  brevicaudatus,  in 
Mergnl  vorkommend,  mit  durch  den 
Nannf  angedeuteten,  sehr  kurzen  Blumen- 
anhingseln. 

Strophanthus  Ledienii  am  Congo 
wachsend,  mit  ledergelben  Blumenblättern 
und  violetter  Nebenkrone. 

Strophanthus  Wightianus,  in 
Travancore  gefunden,  mit  warziger  Binde 
und  Fruchtschale. 

Strophanthus    laurifolius,   mit 


dreizähligen  Blättern,  ffleioh  dem  an  der 
Westküste  vorkommenden  und  wie  Stronh. 
hispidus  und  hirsutus  an  allen  Theilen 
behaarten 

Strophanthus  Komb 6 (=  Pfeilgift) 
eine  afrikanische  Art 

Alle  diese  Strophanthusarten  werden 
als  sehr  rasch  wachsende,  milchsaft^ 
führende,  strauchartige  Schling-  und 
Elettergewächse  beschrieben.  Ohne  Zweifel 
entstammt  auch  das  an  der  ostafrika- 
nischen Küste  zwischen  Zanzibar  und 
Somaliland  gebrauchte  Pfeilgift  „Wa- 
nika''  gleichfalls  irgend  einer  Strophan- 
thusart,  sowie  wahrscheinlich  menrere 
der  vorgenannten  Arten  der  Herstellung 
des  westafrikanischen  Komb£  -  Pfeilgiites 
dienen,  während  das  sogen.  In^pfeilgiA 
aus  Strophanthus  hispidus  in  Ostafrika 
gewonnen  wird.  Besonders  charakteri- 
stisch für  «die  Gattung  Strophanthus  sind 
die  Früchte  und  für  die  einzelnen  Arten 
die  Samen.  Jene  sind  oft  paarweise 
stehende  Balgkapseln,  meist  braun  ge- 
färbt, strohartig,  spitz  auslaufend,  bei 
einer  Breite  von  1  bis  2  cm  bis  zu 
30  cm  lang  und  grösser,  angeblich  mit- 
unter bis  zu  5  Kilogramm  schwer,  in 
einer  Längsspalt«  au&pring^nd.  In  diesen 
Kapseln  bergen  sich  100  bis  200  und 
mehr  Samen  von  verschiedener  Färbung 
und  Behaarung,  wenige  Millimeter  breit 
und  bis  zu  iVs  om  lang,  stets  aber  mit 
einer  bei  manchen  Arten  bis  zu  15  cm 
langen  Federkrone  von  verschiedener  Ge- 
stalt geziert. 

Von  welcher  der  oben  beschriebenen 
Strophanthusarten  nun  die  im  Handel 
derzeit  vorkommende  Handelssorte 
des  „Semen  Strophanthi'*  abstammt, 
das  ist  eine  heute  leider  noch  nicht  mit 
Bestimmtheit  zu  beantwortende  Frage. 
Man  hat  sich  in  Yermuthungen  und  ein- 
ander vridersprechenden  Behauptungen 
erschöpft  und  bald  Strophanthus  Komb6, 
bald  Strophanthus  hispidus,  bald  andere 
nahestehende  Arten  als  Stammpflanze 
der  momentan  allein  durch  den  Handel 
erreichbaren  graugrünen  Samen  bezeich- 
net, allein  heute  erklären  es  die  ersten 
Autoritäten  für  das  allein  Sichtige,  vor- 
läufig auf  jede  derartige,  doch  nur  auf 
Yermuthungen  gegründete  Angabe  zu 
verzichten  und  die  eben  erwähnte  Sorte, 


333 


welche  dermalen  als  Prodtict  der  vor- 
jährigen Sammlung  an^eblieh  ans  den 
ostafrikwisehen  Shiri  Highlands  zu  uns 
kommt,  schlechtweg  als  „graugrünen 
Strophanthnssamen''  zn  bezeichnen 
und  das  Weitere  späteren  Erfahrungen 
und  Forschungen  zn  überlassen.  Nur 
soTiel  glaubt  man  schon  jetzt  mit  6e- 
stiBuntheit  sagen  zu  können,  dass  diese 
Soirfe  von  Samen  nicht  von  Strophan- 
thus  Wifmhi  Oliver  herrühren  kann. 

WAMM  diese  graugrünen  Strophan- 
thussam^Ai,  toen  jüngste  Sendungen 
von  dem  an  Atr  afrikanischen  Ostküste 
unter  24  ^  südlicher  Breite  gelegenen 
Inhambane  aus  verschifft  wurden,  ietzt 
nur  offen  zu  uns  gelangen,  waren  frünere 
Posten  in  den  Balgkapseln  zu  uns  ge- 
kommen, doch  ist  die  erstere  Form  Ar 
den  Käufer  entschieden  günstiger,  weil  sie 
ihm  gestattet,  an  dem  rein  weissen, 
glänzenden  Pappus  sofort  und  auf  den 
ersten  Blick  die  reifen,  vollwichtigen, 
guten  Samen  von  den  minderwerthigen 
zn  unterscheiden,  deren  Federkrone  mehr 
oder  minder  dunkel  gefärbt  erseheint. 

Bisher  herrschte  noch  ein  gewisser 
Mangel  an  brauchbarem  Material,  so  dass 
in  London  für  die  Unze  graugrüner 
Samen  vor  Kurzem  10  sh.  und  fQr  das 
gleiche  Gewicht  ganzer  Frucht  2  bis 
9  sh.  bezahlt  werden  mussten,  nachdem 
in  der  ersten  Zeit  der  Einfahrung  sogar 
noch  viel  höhere,  geradezu  ezorbitfunte 
Preise  bewilligt  worden  waren.  Das 
Durchschnittsgewicht  der  im  Juni  reifen- 
den  und  im  September  abfallenden 
Früchte  beträgt  toaeh  einzelnen  Quellen 
12  g,  wovon  etwa  4  g  auf  die  Balekapsel, 
3  g  auf  die  FederkroMa  und  5  g  auf 
die  eigentlichen  Samen  kommen.  Wie 
die  Grüsse  der  Balgkapseln,  so  bietet 
auch  ihr  SamenreichÜium  Anhiütspunkte 
nir  die  Unterscheidung  der  einzelnen 
Strophanthu^arten. 

Neben  den  heute  allein  am  Markte 
Torhandenen  graugrünen  Samen  kamen 
zeitweise  aucn  weisse  Strophan- 
thussamen  im  Handel  vor,  welche 
ihren  Namen  den  sie  bedeckenden,  langen, 
lockeren,  fast  pelzartig  weiss  aussehen- 
den Seidenhaaren  verdanken.  Der  Um- 
stand, dass  diese  Samenhaare  an  der 
Basis  der  Granne  verlängert  sind  und 


dieselbe  auf  eine  kurze  Strecke  verdecken, 
lässt  sie  selbst  oblonger  erscheinen. 

Endlich  wurden  von  der  Balantyre- 
mission  aus  auch  Strophanthussamen  in 
den  Handel  gebracht,  welche  sich  theils 
als  eine  Mischung,  theils  als  ein  üeber- 
gang  zwischen  der  Graugrünen  und  der 
weissen  Sorte  darstellten. 

Leider  muss  man  es  als  beinahe  selbst- 
verständUch  bezeichnen,  dass  sieh  auch 
beim  Import  dieser  neuen  Droge  alsbald 
wieder  Fälschungen  einstellten,  haupt- 
sächlich in  Gestalt  eines  oft  mit  echter 
Waare  untermischtan »  dunkelbraunen, 
kantigen,  beiderseits  zugtapitzten,  nur 
wenig  bitter  schmeckenden  Smens,  wel- 
tkkeiB.  man  lange  Zeit  ftr  denjenigen  von 
Wrigthia  oder  Holarrhena  hielt, 
bis  er  als  von  Kickxia  africana  ab- 
stammend erkannt  wurde.  Auch  beim 
Durchbre^en  lässt  er  sich  leicht  an 
den  gewundMen  Gotyledonen  als  eine 
ungehörige,  flremde  Beimischung  er- 
kennen. Ein  tweiter  falscher  Strophan- 
thussamen ist  an  dem  nicht  gestielten, 
sondern  an  der  Basis  des  Samens  in 
scheinbar  umgekehrter  Sichtung  sitzen- 
den Pappus  unschwer  zu  unterscheiden. 

Die  echten  graugrünen  Stro- 
phanthussamen, WQlehe  bei  einem 
Durchschnittsgewichte  von  0,(^g  etwas 
schwerer  sina,  als  die  weissen,  haben 
eine  Breite  im  at»s  4  mm  bei  einer 
Länge  von  %  kis  tJSe»,  erseheinen  an 
der  Basis  etwa»  digermdet,  flach,  nach 
oben  hin  zugespitzt  und  hier  kürzer  be- 
haart, als  an  den  übrigen  Stellen,  [wo- 
durch eben  die  Gesammtform  gestreckter 
wird.  Die  dicht  filzig  stehenden  Silber- 
ffrauen  Haare  lassen  die  grüne  Farbe 
der  Sanenhaut  durchschimmern,  wodurch 
eben  die  Samen  ihr  eiffenthümliches 
graugrünes  Aussehen  erhalten.  An  der 
einen  Seite  der  von  der  Basis  nach  der 
Spitze  sehr  wenig  spiralig  gedrehten 
Samen  verläuft  ein  schwacher  Kiel  und 
oben  sitzt  ein  ziemlich  dicker  Pappus- 
stiel,  von  der  4-  bis  6fachen  Länge  des 
Samens,  und  an  seinem  oberen  Theile 
ein  Büschel  von  weissen,  mehrere  Genti- 
meter  langen  Haaren  tragend.  Beim 
Durchbrechen  des  Samens  erscheint  eine 
dünne  hellgelbe  Samenschale  und  ein 
weisser  mandelartiger  Kern. 


3ä4 


Die  auf  dem  Qaerschniitr  runzelig 
ersch^&^i^  SamenhMit  f&rbt  sich  beim 
fetopfen  mi4  Ealikiage  goidbramii  mit 
epnoeiitrirter  Sehwefelsäare  gleich  den 
Haaren  ebenBo,  das  sehmale  peripherische 
EndoSMrin  mit  Kalilauge  gar  nicht  und 
mit  ^awi^lßäare  grün,  die  swei  plaa- 
convexen  Gotyledon^a  endlich  werden 
mit  Kalilaage  grüngelb  und  mit  Schwefel-^ 
sfidire  erst  gelb,  dann  innerhalb  wenig« 
MiMtßn  der  Beihe  nach  gelb,  gtün, 
broncefarben,  kttpferfarbejH,  almandinroth 
und  bltrtroth» 

Der  Pappttsstiel  sieigt  unter  dem 
Mikroskop  geJbliehe,  dickwandige,  skleren- 
ehymatisdie  ^Zellen.  Die  erst  auf  eine 
kurze  Strecke  dicht  dem  Pappussüel  an- 
liegenden imd  dbnn  in  convexem  Bogen 
von  demselb^  abbiiBgdnd^ ,  am  Grunde 
etwas  aufgebaJttchten  einzelnen  Goma- 
haare  lassen  an  der  Innenseite  flache 
Yerdickungsleisten  und  an  der  Basis* 
Seihen  sohlitzförmiger  Tttpfel  und  Poren- 
kanfile  erkennen,  während  man  in  der 
Attdsenfläche  der  Samenhaut  grosse, 
dickwandige,  längliche,  polyedrisch  f^- 
gerundete  Zellen  erblickt 

Der   in  Glyoerin   su.spendirte 

Querschnitt   des  Samens  lässt  in 

den  Gotjjedonen  und  im  Siw^ss  einen 

Gomplez    von   rundlichen   und   eckigen 

Tröpfchen  tind  Eörndhen  ton  Fett  und 

Proteinstoffen,    dagegen  ,  keine    Stärice 

wahrnehmen,  während  der  später  zu  be^ 

schreibende  wirksame  Bestandtheii  der 

Samen  in  der  Masse  ehalten  ist,  in 

■welcher  jene  Gebilde  eingebettet  sind. 

XMe    inneren   Zellen   von   Eiweiss   and 

fimbryo   sind   polygonal,   während  die 

'jileripherisdien  Schichten  kleine,  Würfel- 

lärmige  Zellen  führen.    Das  Parenebym^ 

gewebe    der  Samenhaut    erscheint  zu- 

.samiMng^quetscht ,  ihre  Epi^mis  zeigt 

^elliptaedie   WandatQeke,   welche   auasen 

4i^ch  Membranen  mit^nander  verbunden 

'  sind ,  ans  denen  die  Filzhaare  auslaufen, 

so  dasB  jene  Wandstlleke  vielleieht  auch 

als  untere  Fortsetzung  4er  Verdickunffs-' 

leisten    der  .  Haare    au^efasst    werden 

können. 

Werden  die  vom  Pappug  befreiten 
Sanien  mit  Petroläther,  wasserfreiem 
A^ether,  Alkohol  und  Wasser  suocessive 
erschöpft,  so  erhält  man  ^pCc-  fettes) 


Oel,  0,9  pGt.  GhhNTophyll  und  Fett, 
1,6  pGt  eines  bitteren  iestea  und  2,9  pGt 
eines  zweiten  ähnliehen  Stoffes,  welcher 
mit  jenem  zusammen  Trtiger  der  Wirk- 
ung sei,  Während  der  verbleibende  BQek- 
stwd  zu  etwa  einem  Drittel  ans  eiweiss- 
haltigen  Substanzen  besteht. 

Das  nicht  nur  durch  Petroläther,  son- 
dern auch  durch  Aether  ausziehbare,  mit- 
unter bis  zu  25  pGt  des  Samei^ewichts 
betrag^de  fette  Oel  ist  grfingelb  bis 
dunkelgrün,  dickflüasig,  «eigt  ^n  apec. 
Gewicht  von  0>925,  riecht  nur  sehr 
schwach  narkotisch  und  besitzt  einen 
mildöligen  und  keineswegs  bitteren  Ge- 
schmack, wie  denn  auch  von  mer  phy- 
siologischen Wirkung  desselben  nichts 
bräunt  ist  In  Alkahol  löst  es  sich 
nur  qpurweise,  seine  Lösung  in  Aether 
besitzt  eine  smaragdgräne  Parbe.  Mit 
concentrirter.  Schwefelsäure  behandelt 
giebt  es  eine  grünlichgraue,  schmierige 
MassC)  mit  Salpetersäure  wird  es 
smaragdgrün,  mit  rauchender  Satpeter- 
säure liefert  es  eine  anftnglich  grüne, 
dann  rothbraun  und  zuletzt  wied^  gdb- 
grün  werdende  Lösung. 

Das  Strophanthin,  der  eigentlich 
wirksame  Bestandtheii  des  Samens,  wird 
am  besten  nach  vorheriger  Entfettung 
des  letzteren  mit  wasser-  und  weingeist- 
freiem Aether  in  der  v^hältnissmässig 
bedeutenden  Menge  von  &  bis  10  pGt 
erhalten,  wenn  man  den  alkoheliaohen 
Auszug  einengt,  den  Bückstand  in  Wasser 
auftiimmt,  diese  Lösung  mit  Aether  aus- 
schüttelt^ den  wässerigen  Theil  mit  Blei- 
essig fUllt,  mit  Schwefelwasserstoff  be- 
handelt, mit  Thieckohle  entfiürbt  und  dann 
verdunstet 

Leider  gehen  sowohl  über  die  Eigen- 
schaften, wie  über  die  chemische 
Natur  dieses  Körpers  die  Angaben 
noch  stark  auseinander.  Während  er 
von  dem  £inen  als  weisse  Erystaile  be- 
schrieben wird,  welche  beim  Behandeln 
mit  verdünnter  Salzsäure  keinen  Zucker 
liefern,  bezeichnet  ihn  der  Andere  als 
weiefliß  kristallinische  Substanz,  weldie 
beim  Erhitzen  mit  verdünnter  Sdiwefel- 
säure  in  Zucker  und  den  Paarling 
Strophanthidin  zerfalle,  und  der 
Dritte;  spricht  kurzweg  von  einem  blass- 
gelben,   amorphen;    mit    W^JmT    eine 


335 


schäumende  Litoung  gebenden  Glykosid. 
Diese  Widersprüche  legen  die  Vermuth- 
uDg  sehr  nahe,  dass  die  heute  noch  als 
Strophanthin  bezeichnete  Substanz  kein 
einheitlicher  Körper  sei,  sondern  dass 
man  vielleicht  später  in  demselben  ver- 
schiedene di£Eerente  Substanzen  finden 
wird,  sowie  man  ja  auch  in  dem  alten 
Digital  in  und  Scillitin  noch  ein  besonders 
heftig  wirkendes  Digitoxin  und  Scilli- 
toxin  ermittelt  hat  Die  Annahme,  dass 
man  es  in  dem  Strophanthin  mit  einem 
Glykosid  zu  thun  habe,  gewinnt  an 
Wahrscheinlichkeit  durch  die  Thatsache, 
dass  alle  Chemiker,  welche  sich  bisher 
mit  dem  Strophanthin  beschäftigt  haben, 
dasselbe  übereinstimmend  für  stickstofif- 
frei  und  nicht  basisch  erklären.  Die 
gleiche  Uebereinstiounung  in  den  An- 
gaben gilt  für  die  Löslichkeits- 
Verhältnisse  des  Strophanthins,  wel- 
ches als  leicht  löslich  in  Wasser  und 
Weingeist  bezeichnet  wird,  während  es 
in  Aether,  wenigstens  in  wasser-  und 
weingeistfreiem,  sowie  in  Chloroform 
und  Benzin  unlöslich  ist.  Aus  der  wein- 
geistigen Lösung  wird  es  durch  Aether 
gefällt. 

Das  Strophanthin  ist  geruchlos,  besitzt 
aber  einen  intensiv  bitteren  Geschmack, 
welcher  noch  bei  Verdünnungen  von 
1 :  300,000  bemerkbar  sein  soll.  Das 
reinste  im  Handel  vorkommende  Produet 
entstammt  einer  deutschen  Fabrik  und 
stellt  ein  vollkommen  weisses  Pulver  dar. 
Beim  starken  Erhitzen  verkohlt  es  unter 
Verbreitung  eines  Caramelgeruchs. 

G  egen  A 1  kaloid  reagenti  en  verbalten 
sieh  seine  Lösungen  durchaus  indifferent. 
In  concentrirter  Schwefelsäure  löst  es 
sich  in  der  Kälte  mit  dunkelgrüner,  beim 
Erwärmen  mit  dunkelrothbrauner  Farbe. 
Versetzt  man  seine  wässerige  Lösung  mit 
sehr  wenig  Eisenchlorid  und  setzt  dann 
etwas  Goncentrirte  Schwefelsäure  zu, 
so  entsteht  ein  röthlichbrauner,  nach 
einigen  Stunden  smaragd-  und  dunkel- 
grün werdender  Niederschlag,  ein  Ver- 
halten, welches  sich  zum  Nachweis 
des  Strophanthins  wohl  eignen  dürfte. 

Der  Pappus  der  Strophanthussamen 
enthält  gleich  dem  Endocarp  nur  Spuren 
von  Strophanthin  und  das  in  ersterem 
gefundene  Ine  in  besitzt  keine  nennens- 


werthe  physiologische  Wirkung,  ist  auch 
bisher  seinen  chemischen  Eigenschaften 
nach  noch  nicht  genau  beschrieben 
worden. 

Neben  dem  Strophanthin  hat  man  aus 
den  Strophanthussamen  auch  eine  T in c- 
tur  bereitet  und  es  scheint  gerade  letztere 
die  geeignetste  Anwendungsform  der 
neuen  Droge  zu  sein.  Die  Vorschriften 
zur  Herstellung  derselben  gehen  leider 
noch  stark  auseinander,  obgleich  Ueber- 
einstimmung  bei  einem  so  energisch 
wirkenden  Mittel  von  der  höchsten  Be- 
deutung wäre.  Vor  Allem  sollten  jene 
Tincturen ,  welche  aus  den  Samen  m  i  t 
dem  Pappus  und  den  Fruchtschalen, 
oder  gar  aus  den  beiden  letzteren  allein 
bereitet  sind,  gänzlich  beseitigt  werden. 
Aber  auch  bei  den  reinen  Samentincturen 
sieht  man  das  Verhältniss  vom  Samen 
zum  Weingeist  zwischen  1 : 8  und  1 :  20 
schwanken.  Femer  wird  bald  entfetteter, 
bald  nicht  entölter  Samen  verwendet. 
Für  letzteren  wird  geltend  gemacht,  dass 
man  nur  so  sicher  sei,  den  gesammten 
Strophanthingehalt  auszunützen,  da  beim 
Entfetten  mit  nicht  ganz  Weingeist-  und 
wasserfreiem  Aether  kleine  Mengen  Stro- 
phanthin weggeführt  werden  können. 
Ferner  wird  angegeben,  dass  die  aus 
nicht  entfetteten  Samen  bereitete  Tinctur 
sich  bei  Wasserzusatz  kaum  merklich 
opalescirend  trübe,  also  nur  äusserst  ge- 
ringe Spuren  von  Oel  enthalten  könne. 
Gleichwohl  scheint  man  von  ärztlicher 
Seite  die  Tinctur  aus  entöltem  Samen  zu 
bevorzugen,  im  üebrigen  sieh  dem  Ver- 
hältniss von  1 :  20  zuzuneigen  unter  Be- 
nutzung eines  Weingeistes  von  0,894 
spec.  Gew.,  also  dem  Spiritus  dilutus  der 
deutschen  Pharmakopoe  entsprechend. 

Man  bringt  das  aus  pappusfreiem 
Samen  gewonnene  und  bei  50  ^  getrock- 
nete Pulver  in  den  Percolator.  wo  man 
es  mit  Aether  durchfeuchtet  24  Stunden 
belässt,  um  dann  so  lange  mit  reinem 
Aether  durchzu waschen,  bis  letzterer 
farblos  abläuft.  Hierauf  wird  das  Pulver 
an  der  Luft  getrocknet,  wieder  in  den 
Percolator  gebracht,  48  Stunden  lang 
mit  der  zur  Durchtränkung  nöthigeu 
Menge  des  verdünnten  Weingeistes  in 
Berührung  gelassen  und  nun  soviel  von 
diesem    nachgegossen,    bis    die    201ache 


336 


Menge  vom  Gewicht  des  noeh  nicht 
entfetteten  Samens  an  Tinctur  abgetropft 
ist 

Dieselbe  ist  gelbgrün,  riecht  schwach 
narkotisch,  schmeckt  sehr  bitter  und 
wird  daher  nach  vorherigem  Einengen 
aach  in  Gelatinecapseln  gegeben.  Uebri- 
gens  besitzt  auch  der  im  Percolator 
verbleibende  Bückstand  noch  intensiv 
bitteren  Geschmack. 

Die  arzneiliche,  wie  physiologische 
Wirkung  der  Strophanthussamen  be- 
ruht auf  ihrem  Gehalt  an  Stropbanthin, 
während  das  schwach  und  ganz  anders 
wirkende  In  ein  hierbei,  wie  es  scheint, 
nicht  in  Betracht  kommt  und  das  fette 
Oel  der  Samen  ohnehin  fast  jeder  Wirk- 
ung auf  den  thierischen  Organismus  ent- 
behrt. Hiermit  hängt  es  denn  auch  zu- 
sammen, dass  die  aus  den  ganzen  Samen 
bereitete  Tinctur  stärker  wirkt  als  die- 
jenige der  Samenschale,  während  die  aus 
den  Haaren  hergestellte  nur  ganz  seh  wache 
Wirkung  besitzt. 

Diese  Wirkung  des  Strophanthins,  des 
mächtigsten   bis  jetzt   bekannten   Herz- 

fiftes,  besteht  in  einer  Gontraction  aller 
[uskeln,  in  erster  Beihe  aber  des  Herz- 
muskels, so  dass  durch  hinreichend  klein 
gewählte  Dosen  die  Gontraction  des 
letzteren  allein  und  damit  eine  erhöhte 
Herzthätigkeit  erreicht  werden  kann, 
während  grosse  Dosen  das  Herz  in  der 
Systole  zum  Stillstand  bringen  und  so 
den  Tod  herbeiftihren.  Wie  alle  anderen 
sogenannten  Herzgifte,  das  Scillitoxin, 
Helleborein ,  Convallamarin ,  Adonidin 
und  Digitalin,  so  verursacht  auch  das 
Btrophanthin  eine  Gontraction  und  damit 
Verengerung  des  Lumens  der  Arterien, 
wodurch  dann  die  in  erster  Reihe  an- 
geregte und  erhöhte  Thätigkeit  des  Herz- 
muskels wieder  erschwert  wird.  Die 
Ueberlegenheit  des  Strophanthins  gegen- 
über dem  Digitalin  besteht  nun  haupt- 
sächlich darin,  dass  die  arterienverengende 
Wirkung  bei  letzterem  zehnmal  so  stark 
ist,  wie  bei  ersterem.  In  Folge  dessen 
fehlt  die  bei  fortgesetztem  Gebrauch  von 
Digitalis  so  lästige  und  nicht  nur  den 
Heilerfolg,  sondern  auch  das  Leben  ge- 
fährdende sogenannte  kumulative  Wirk- 
ung bei  Behandlung  mit  Strophanthus 
80   gut  wie  vollständig   und   es  kommt 


die  beabsichtigte  Wirkung  auf  den  Herz- 
muskel vollkommen,  weil  ausschliesslich, 
zur  Geltung.  Daher  verspricht  man  sieh 
von  der  Verwendung  der  neu«n  Droge 
bei  den  verschiedensten  Herzleiden,  ins- 
besondere auch  bei  Herzverfettung,  die 
grössten  Erfolge ,  was  die'  bis  jetzt  ge- 
machten Erfahrungen  auch  vollständig 
zu  bestätigen  erscheinen. 

Durchaus  bemerkenswerth  erscheint 
es,  dass  die  physiologische  Wirkung  einer 
wässerigen  Lösung  des  alkoholischen 
Strophanthusextractes  sich  bei  mehr- 
tägigem ruhigem  Stehen  an  der  Luft, 
aber  unter  Ausschluss  der  Verdunstung, 
erheblich  steigert,  und  ebenso  soll  eine 
namhafte  Steigerung  der  Strophanthin- 
wirkung  erzielt  werden,  wenn  man  die 
gepulverten  und  zur  Verarbeitung  auf 
Stropbanthin  bestimmten  Samen  zu- 
nächst mit  Wasser  zum  Teig  angerührt, 
einige  Tage  lang  stehen  lässt. 

Die  D  0  8  i  r  u  n  g  des  Strophanthins 
muss  natürlich  eine  sehr  vorsichtige  sein, 
da  schon  sehr  kleine  Mengen  toxisch 
wii'ken.  Innerlich  wie  subcutan  scheint 
man  Dosen  von  0,0003  g  nicht  ohne  Ge- 
fahr überschreiten  zu  können  und  über- 
dies sollen  bei  Injectionen  Entzündungen 
an  der  Stichstelle  häufig  sein.  Unter 
solchen  Umständen  ist  die  Tinctur,  von 
welcher  mehrmals  täglich  5  bis  10  Tropfen 
gegeben  werden  können,  ein  entschieden 
vorzuziehendes  Präparat.  Es  walten  hier 
also  ganz  ähnliche  Verhältnisse  ob,  wie 
bei  Aconitin  und  Digitalin,  welche  man 
wegen  ihrer  übermässig  starken  und 
leider  auch  variablen  Wirkung  weniger 
gern  und  entfernt  nicht  so  häufig  ver- 
wendet, als  die  betreffenden  Tincturen, 
Extracte  und  Infusionen. 

Merkwürdig  ist  es.  dass  man  beinahe 
gleichzeitig  mit  der  Kenntniss  des  Stro- 
phanthusgiftes  diejenige  eines  Antidotes 
erlangt  hat,  und  beinahe  noch  mehr, 
dass  uns  auch  hierbei  wieder  die  Ein- 
geborenen Afrikas  als  Wegweiser  gedient 
haben.  Um  das  Fleisch  der  mit  Stro- 
phanthusgiftpfeilen  erlegten  Thiere  ohne 
Nachtheil  für  die  Gesundheit  geniessen 
zu  können,  träufeln  sie  in  die  Pfeilwnnde 
den  frischen  Saft  der  Zweige  des  Baobab- 
baumes. Dieser,  die  zu  den  Sterculia- 
ceen  gehörende  Adansonia  digitata  oder 


337 


Affenbrodbaum ,  enthält  das  krystallini- 
sche  Adansonin,  dessen  physiologische 
Wirkung  sich  in  einem  ausgesprochenen 
Antagonismus  zn  derjenigen  des  Siro- 
pbanthins  befinden  soll. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen, 
dass  die  Folgezeit  nicht  nur  eine  Err 
Weiterung,  sondern  vielfach  auch  wesent- 
liche Aenderungen  der  heutigen  Anschau- 
ungen und  Kenntnisse  von  Strophanthus 
bringen  wird,  und  sind  daher  vor- 
stehende Zeilen  nur  als  eine  in  noch 
etwas  schwankenden  Umrissen  entworfene 
Skizze  der  jetzigen  Annahmen  und  bis- 
her erlangten  Nachrichten  zu  betrachten. 


Emetin  -  Bestimmung 
in  Ipecacuanha, 

25,0g  Ipecacuanhapolver  (Holz  und  Rinde) 
werden  nach  Lignon  mit  25,0  g  Wasser  im 
Mörser  gemischt  und  20,0  g  gelöschter  Kalk 
dazugegeben;  nach  einige  Minuten  lang  fort- 
gesetztem Mischen  werden  weitere  30,0  g  ge- 
löschter Kalk  zugemischt  und  ein  krümeliges 
Pulver  erhalten,  welches  in  einen  Extractions- 
apparat  gefüllt  und  mit  300,0  g  von  Alkohol 
und  Wasser  freiem  Aether  extrahirt  wird. 

Nach  dreistündiger  Extraction  wird  die 
Aetherlösung  filtrirt,  zum  grössten  Theil  ab- 
destillirt,  der  letzte  Rest  des  Aethers  freiwillig 
verdunstet,  der  Bückstand  in  einer  bekannten 
Menge  (10  ccm)  V^  Normal -Schwefelsäure 
gelöst,  filtrirt,  das  Filtrat  gut  ausgewaschen 
und  auf  ein  gewisses  Volumen  gebracht, 
Ton  dem  ein  entsprechender  Theil  (i/ft)  ent- 
nommen und  mit  V^c  Normal -Ammoniak 
unter  Verwendung  von  Lackmus  als  Indica- 
tor  zurücktitrirt. 

Oder  5,0  g  Ipecacuanhaextract  werden  in 
5,0  g  Wasser  gelöst,  portionsweis  25,0  g  ge- 
löschter Kalk  zugefügt  und  gemischt ;  hier- 
auf wird  dieses  Pulver  in  gleicher  Weise  wie 
oben  mit  200,0  g  Aether  extrahirt  und  weiter- 
hin verfahren. 

1  ccm  V20  Normal -Ammoniak  entspricht 
=z  0,0124  g  Emetin  unter  Zugrundelegung 
der  von  GUnard  angegebenen  Formel: 
^15^82^^S  oder  =  0,0121  g  unter  Annahme 
der  von  Lefort  und  Wijirtß  gegebenen  Formel : 

Journal  de  F?iarm.  et  de  Chimie  1887 ^  550, 


Arabin-phosphorsanrer  Kalk. 

((iliimmo  -  Phosphate  de  chaax«) 

Samhuc  empfiehlt  diese  Verbindung  als  Er-« 
satz  für  die  in  Frankreich  gebrauchten  Prä- 
parate: Chlorhydrophosphate,  Citro- 
pbosphate  und  Lactophosphate  de 
chaux,  die  nur  Gemische  der  entsprechen- 
den Salze  sind,  und  giebt  dazu  folgende  Vor- 
schrift: 

300,0g  Senegalgummi  werden  in  600,0  g 
Wasser  gelöst,  24,0  g  Salzsftnre  (1,18)  zuge- 
fügt und  das  Ganze  in  einen  Dialysator  g^ 
bracht,  um  Kalium-,  Calcium-  und  Magne- 
siumchlorid KU  entfernen.  Die  nach  öfterer 
Erneuerung  des  ausserhalb  befindlichen 
Wassers  nach  2  Tagen  zurückbleibende  Lös- 
ung von  Arabinsfture  wird  mit  dem  aus  66,0  g 
nicht  verwittertem  Natrinmphosphat  und 
40,5  g  krystallisirtem  Calciumchlorid  herge- 
stellten, noch  feuchten,  gut  ausgewaschenen 
Galciumphosphat  vermengt.  Das  Calcium- 
phosphat  löst  sich  sofort  in  der  Arabinsfture 
auf.  Das  Prftparat  ist  schwer  zu  conserviren 
und  am  besten  immer  zum  Gebrauch  zu  be- 
reiten. 8. 
Archives  de  Pharmcieie,  1887,  241. 


üeber  einige  Laboratorioms- 
apparate. 

E.   Folläk    empfiehlt    als   praktisch   die 
beiden  nachstehend  beschriebenen  Apparate: 

Fig.  1  stellt  einen  flachen  Trichter  mit 
kurzem,  nach  unten  sich  er- 
weiterndem Stiefel  dar ,  der  an 
Stelle  des  Glanzpapieres  An- 
wendung finden  kann.  Er  em- 
pfiehlt sich  zum  Einfüllen  auch 
feuchter  Pulver  und  gestattet 
—  wenn  nöthig  —  ein  Nach- 
spülen. Die  konische  Erweiter- 
ung des  Stiefels  beseitigt  die 
Unannehmlichkeit  des  Ver- 
stopfens.  Dieser  Trichter  wird 
auch  aus  Milchglas  und  schwär- 


M 


Pig.  1. 
zem  Glas  angefertigt. 


Plg.  2. 


S38 


Fig.  2  ist  eine  neue  Form  eines  Kuhlers 
mit  innerer  Kühlung.  Derselbe  wirkt  be- 
sonders Tortheilhaft  als  Bückflnsskühler,  z.  B. 
bei  Extractionen  mit  Aether,  kann  aber  anch 


zum  Abdestilliren  in  gewöhnlicher  Weise  be- 
natzt   werden.    —   Vorstehende    Apparate 
können  in  bester  Ansführong  Ton  Alt,  Eber- 
hardt  <&  Jäger  in  Ilmenan  bezogen  werden. 
Bepert.  d.  Anal.  Chemie  1S87,  Nr.  19. 


Hiscellen* 


üeber 
sogenannte  Kraftfuttermittel. 

Ea  ist  genugsam  bekannt,  dasa  ÜAt  noch 
mehr  als  die  menschlichen  Nahrungs-  und 
Qenusemittel  die  thierischen  Futterstoffe  zahl- 
reichen Verfälschungen  unterliegen.  Beson- 
ders die  sogenannten  „Kraftfutter- 
mehle**  sind  ein  sehr  beliebtes  Verfälsch- 
ungsmittel,  theils  wegen  des  hohen  Preises 
willen,  theils  wegen  der  abergläubischen  Ver- 
ehrung, welche  der  gate  Landwirth  diesen 
Producten  entgegenbringt.  Es  ist  daher  ein 
Verdienst  von  F.  Benecke  (Zeitschr.  f.  Nahr- 
ungsmittel-Unters, u.  Hygiene  Nr.  6,  1887), 
eine  Ansahl  dieser  mit  pomphaften  Anpreis- 
ungen Yertriebenen  Kraftfuttermehle 
analjsirt  und  auf  ihren  wahren  Werth  zurück- 
geführt zu  haben. 

1.  Thorley's  englisches  Viehpnlver. 

Dieses  Kraftfuttermittel  erhielt  in 
Sydney  1879  und  in  Melbourne  1880  die 
Freismedaille.  Die  demselben  Dachgerühmten 
Eigenschaften  versprechen  Unglaubliches ;  es 
vermehrt  die  Menge  und  Güte  der  Milch,  be- 
sänftigt die  Schweine  und  macht  sie  wunder- 
bar schnell  fett,  die  Wolle  der  Lämmer  und 
Schafe  gewinnt  an  Werth  und  Gewicht,  die 
Pferde  erhalten  ein  glänzendes  Auge  und 
sammetweiches  Haar  etc. 

Ausserdem  wird  versprochen,  dass  das  Mehl 
9öpCt.  Fett  und  stickstoffhaltige 
Stoffe  enthalten  soll. 

In  Wirklichkeit  fand  Benecke  .3,3  pCt.  Fett 
und  11,9  pCt.  Protein.  Das  Kraftfuttermehl 
besteht  hauptsächlich  aus  Maisgries  und  dem 
Mahlproduct  von  Kornabfällen  (viel  Korn- 
radesamen),  femer  ist  beigemischt  Lein- 
kuchenmehl, Johannisbrot  und  Semen  foenu 
graeci. 

2.  Aromatisches  englisches  Viehmastpulver 

Very-Good. 

Preis  1  kg  1  Ur  20  4  (1,50  Fr.  oder  75  Kr.) 
Werth  unter  Zugrundelegung  der  Apotheken- 
preise für  beste  Waare  20  4 


Die  mikroskopische  Prüfung  ergab:  Erd- 
nusskuchenmehl,  Seisfuttermehl,  Maisgries, 
sowie  in  geringer  Menge:  Sals,  Kümmel, 
Pfefferminze,  Kamillen  und  Lavendel. 

Die  chemische  Analyse  ergab  14,7  pCt 
Rohprotein,  7,4  pCt.  Fett.  Vertrieben  wurde 
dieses  Mittel  durch  eine  Firma  Töndurj^d^  Co. 
in  Aarau ,  von  wo  dieselbe  jedoch  jetzt  nach 
Aufklärung  der  Landwirthe  verschwunden  ist. 

3.  Sohwdiserisohe  Laetina. 

Besteht  aus  Erbsenmehl ,  Maismehl,  Reis- 
futtermehl und  Leinkuchenmehl,  parfumirt 
mit  Fenchelöl.  Der  chemische  Gehalt  be- 
trägt 25pCt.  Eiweiss,  6pCt.  Fett,  45pCt. 
Kohlehydrate  und  bestätigt  somit  die  Angabe 
der  Verkäufer. 

Eine  falsche  Vorspiegelung  liegt  jedoch 
darin,  dass  1  kg  dieses  Mehles  und  20 1  Wasser 
eine  sogenannte  künstliche  Milch  für  das 
Vieh  geben  soll. 

Gleich werthige  Mischungen  können  von 
den  Landwirthen  selbst  etwa  für  den  halben 
Preis  hergestellt  werden. 

4.  Englisches  Milch-  und  Mastpulver. 

Dieses  Kraftfutter,  welches  wie  alle  andern 
„wunderbare*'  Eigenschaften  hat,  wird  von 
Zürich  aus  vertrieben  (Kilo  1  Jt).  Es  besteht 
aus  diversen  Blattresten  (darunter  Steinklee), 
Mutterkümmel,  Foenum  graecum,  Kochsalz, 
Salpeter,  Antimonerz  und  Schwefel  (5pCt.). 
Asche  29pCt.  Roggenkleie,  welche  Benecke 
für  ebenso  gut  oder  für  besser  hält,  als  dieses 
Mastpulver,  kostet  den  zehnten  Theil. 
Da  das  Mittel  nur  in  geringen  Dosen  ver- 
abreicht werden  soll,  so  muss  es  als  Arznei- 
mittel betrachtet  werden ,  es  ist  aber  sehr 
fraglich,  ob  es  ratbsam  ist,  täglich  auch 
gesunden  Thieren  von  einem  solchen  Mittel 
zu  geben. 

Aehnlich  wie  die  vorstehend  beschriebenen 
sind  die  meisten  „Kraftfuttermittel"  zu- 
sammengesetzt.  Benecke  hält  den  Werth  dieser 
Mittel  als  in  gar  keinem  VerhäHniss  zu  ihrem 
Preise  stehend  und  glaubt,  dass  alle  sogen. 


389 


M-a BtpnWer  SpekulatieneH  der  Fabrikan- 
ten und  fiändler  auf  den  Geldbeutel  derLand- 
wirthe  sind. 


Olyceritom 

Als  Mittel  gegen  Brandwandeii  ist  in  der 
New -Torker  Hospitalpraxis,  nach  Americ. 
Dm  gg.,  folgenito  Cemposition  in  Gebrancb : 

iZp.  Geliftinae  alb.  .    .  30  pts. 
Gtycerini     .    .     .     4    ^ 
Acid.  carbolici .     .     1    „ 
Aqnao     .    .    .     .  64    n 
Die  Gelatine  wird  in  kaltem  Wasser  bis 
znm  Erweicben  mäcerirt,  bierauf  im  Wasser- 
bade erw&rmt,  bis  die  Masse  gescbmolzen  ist. 
Nacb  Zusatz  des  Glycerins  wird  das  Erwär- 
men 80  lange  fortgesetzt,  bis  eine  feste  glän- 
zende Haut  sieb  an  der  Oberfläcbe  zu  bilden 
beginnt,  sobald'  man  mit  dem  Umrübren  der 
Miscbnng  aussetzt.  Hierauf  wird  diQ  Garbol- 
sänre  zigw«M  tind  innig  durobgeniscbt. 

DiMe0  Piiij^äX  wird  bereil  geb^lien  und 
\m  gvfe  TefseUesMiieB  PMieUaitiegeln  auf- 
bewabrt.  Im  GebnuidiBfalle  «rwftnni  man 
die  Mi0«iHifl|g  am  bedien  im  Waas^rbade  bis 
Mm  Siikmehen  und  trägt  dayon  auf  di«  yop- 
braovte  Eöiperstelle  miHelat  einur  weieben, 
flacben  Bürste  oder  Federfahne  auf,  so  dass 
eine  nndnrcbdringliche ,  gescbmeidige  Haut 
über  der  wunden  Stelle  sith  bildet. 

Dut^  Pharmae.  Pöti. 


tän  UduM  SchlafinitteL 

Prof.  V.  SMtfing  (Miinckener  mediciniscbe 
Woohensebrift)    empfiehlt  Amylen  -  Hydrat 
( tertilsen  Amyl  -  Alkokol )   ab  Schlafmittel, 
besottdei*     m    der    pajohialriselMn   Praxis. 
Das  Mittel  besitct  em  spee.  Gew.  yon  0,8, 
ist  schwer  ßsliah  in  Wasser,  dagegen  in  jedem 
Verhiltnist  mit  Alkohol  mischbar;  Jtfl  giebt 
es  in  Form  einer  Sehüttelmiztjar : 
B§.   Amylenhydrat  4,0 
Aq.  destlll.  40,0 
£itr.  Liquirit.  4,0. 


dass  .er  allen  Ansprüchen  der  ersten  Antisepsis 
im  Felde  wie  in  der  Friedenspraxis  genüge, 
hat  2/.  Heim  diesbezügliche  Untersuchungen 
▼om  baeteriologisehen  Standpunkte  aus  an: 
gestellt.  Er  benutzte  zu  seinen  Versuchen 
ein  Infus  yom  Kaffee,  führte  die  Versuche 
sowohl  yermittelst  inficirter  Seidenfaden ,  als 
auch  durch  die  üblichen  Knltunrerfahren  durch 
und  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  dem  Kaffee- 
InfttB  unter  gewissen  Umständen,  nämlich 
wenn  demselben  die  Pilzkeime  gut  zugänglich 
sind,  allerdings  antiseptische  Wirkungen  inne- 
wohnen und  zwar  gebühre  der  Hauptantheil 
an  denselben  nicht  dem  Caffcin,  sondern  dem 
ätherisch -brenzligen  Gele  des  Kaffees,  dem 
Caffecm. 

Mit  Bezug  auf  die  praktische  Bedeutung 
dieses  Resultates  glaubt  Verf.,  dass  der  frisch 
gemahlene  Kaffee  nur  improyisatorisch 
und  zwar  auch  nur  bei  oberflächlichen  Wun- 
den, wo  er  aufgestreut  wird,  Verwendung 
finden  kann;  in  tiefe  Wunden  ihn  ein- 
zustreuen, erscheine  nicht  zweckmässig,  weil 
er  als  nicht  resorbirbar  für  die  Wunden  leicht 
einen  nachtbeiligen  Reiz  setzen  würde. 

Dwnk  Therap,  Monate. 


üeber  den  antiBeptkchMi  Werth 
des  gerdateten  Kaffees. 

An  die  Empfehlung  des  Kaffees  sar  Deso- 
dorisirong  des  Jodoforms  und  an  die  Meinung 
Oppler'B  (yergl.  Pharm.  Centralb.  27,  21)  an- 
kniirfbod,  dass  der  Kaffee  anch  sehr  erheb- 
liche antiseptische  Eigenschalten  besitze,  so 


Kies  als  Hedicament. 

» 

V.  Kaczorawsky  empfiehlt  als  Abfuhrmittel 
bei  habitueller  Obstipation,  chronischen  Ka- 
tarrhen des  ganzen  Verdauungscanab  Tom 
Bachen  an  bis  zum  Dickdarm,  chronischen 
Herz*  und  Lungenkrankheiten  anämischer 
Individuen  Morgens  und  Abends  einen  Thee- 
löffel  voll  (10,0  g)  hirse*  bis  hanfkomgrossen 
Kies  zu  geben.  «. 

Durch  Med.  chir.  Rundschau  18&r,  430. 

Ohardonnet^B  Terihliren  anr  Her- 
stellimg  künstlicher  Seide. 

Den  natfhrlichen  Vorgang  bei  der  Er- 
zeugung der  Seide  sucht  H.  de  Chardonnet 
in  Besan^on ,  Frankreich ,  künstlich  nachzu- 
ahmen ,  indem  er  aue  besonders  zusammen- 
gesetzten Flüssigkeiten  zähe ,  biegsame  und 
glänzende  Fäden  ziehen  will«  Die  benutzte 
Flüssigkeit  ist  eine  Art  CoUodium ,  welches 
dnreh  Auflösen  von  Pjrroxylin^  eines  redu- 
cirenden  Melalldl&lorfirs  und  einer  kleinen 
M«nge  einer  ozydirbaren,  organischen  Base 
in  einer  Mischung  von  Aether  und  Alkohol 
erhalten  wird;  das  P/roxylin  ist  dabei  auf 
bekannte  Weise  durch  Nitrirung  gereinigter 


340 


Cellulose  Ton  Holz,  Stroh,  Baumwolle  etc. 
gewonnen  worden.  Eine  Losung,  welcher  man 
noch  je  nach  der  gewünschten  Farhung  der 
daraus  hergestellten  Seide  einen  Farbstoff 
zusetzt,  erhält  man,  wenn  in  dem  grösseren 
Theile  eines  Gemisches  Yon  '2  bis  5  1  aus 
40proc.  Aether  mit  60proc.  Alkohol  in  der 
Wärme  etwa  100  gPyroxylin,  in  dem  kleineren 
Theile  der  Mischung  10  bis  20  g  Eisen-, 
Chrom-,  Mangan-  oder  Zinnchlorür  mit  0,2  g 
Chinin,  Anilin,  Rosanilin  oder  dergleichen 
und  dem  Farbstoffe  gelöst  und  beide  Misch- 
ungen dann  yereinigt  werden. 

Wenn  man  eine  solche  heisse  Flüssigkeit 
durch  ein  enges  Mundstück  austreten  lässt 
und  den  austretenden  Strahl  durch  Wasser 
oder  dergleichen  sofort  kühlt,  so  erstarrt  der 
Strahl  und  bildet  einen  Faden. 

Bepert»  d.  Änälyt.  Chem,  1867,  Nr.  22. 


BraunfEürbendes  Walnoss-HaaröL 

60  g  frische  grüne  Walnuss- Schalen  werden 
in  einem  steinernen  Mörser  mit  TV'Bg  Alaun- 
puWer  zu  einem  gleichmässigen  Teige  ge- 
stossen,  auf  dem  Wasserbade  mit  300  g  ben- 
zoYnirtem  Olivenöl  digerirt,  bis  alle  Feuchtig- 
keit ausgetrieben  ist,  dann  colirt,  filtrirt  und 


mit  zwei  Tropfen  Rosenöl  und  zehn  Tropfen 
Neroliöl  parfümirt.  Am  besten  siqd  hierzn 
die  Walnuss- Schalen  Ende  August  oder  An- 
fang September  zu  sammeln.    Pharm,  Zeit 


Mannor  -ImitatioiL 

Dieselbe  kann  man  Figuren  ans  Oyps  oder 
Papiermach6e  dadurch  geben ,  daas  man  sie 
mit  weissem  Damarfimiss  überzieht  und  dann 
mit  gepulyertem  Glas  bestäubt  Wenn  man 
die  Gegenstände  zum  zweiten  Male  fimisst 
und  sie  hierauf  mit  gröber  gepulvertem  Glas 
oder  Glimmer  bestäubt,  so  erhalten  sie 
Aehnlicbkeit  mit  karrarischem  Marmor. 
Durch  einen  zarten  blauen  Anstrich  zwischen 
den  beiden  Firnissanstrichen  kann  man  eine 
hübsche  Aderung  herstellen. 

Dwrck  Chemiker 'Zeug. 


Bflger's  ConsenreiiBalz» 

welches  in  der  Elberfelder  Gegend  als  nnfiber- 
treff  liches  Antisepticum  ansg^priesen  and  vom 
„Erfinder*'  als  chlorhorsaures  Natron  1>e8eich- 
net  wird,  ist  nichts  weiter  als  grob  gepnlTerter 
unreiner  Borax  mit  einem  höchst  geringen 
Zusatz  Ton  Kochsalz.  Pharm.  Zeit 


Offene  Correspondenz« 


Chemische  Fabrik  in  E«  „Bezugsquellen  ffir 
Pflaster -Maschinen  zum  Ausrollen  in  Stangen* 
sind  uns  nicht  bekannt  —  Sehr  cnite  Tinten- 
recepte  enthält  das  DieUrich'sche  ManuaL 

Apath.  W«  in  St.  G.  Die  auf  Seite  257  des 
Jahrgangs  28  der  Phann.  Centralh.  befindliche 
Yorschrirb  lu  llenaeVs  Tonicam  wurde  uns 
seiner  Zeit  yon  sehr  suyerlässiger  Seite  mit- 
getheilt 

S«  tu  D»  üeber  dts  in  voriger  Nummer  er- 
wähnte Ingluvin  ist  bereits  der  Stab  ge- 
brochen. J.  MÜßer  (Fharmac.  Zeitung)  erklärt 
das  Mittel  als  den  neuesten  Schwindel  von 
Warner  ^  Co.  in  Philadelphia;  nach  seiner 
Untersuchunff  ist  es  ein  sehr  ungeschickt  zu- 
samraengesetztes  pulveriges  Gemisch  von  Koeh- 
salz,  Bonrzucker  und  irgend  einer  thierischen 
Membran  und  besitzt  von  der  Eiweiss  lösenden 
Wirkung,  wie  sie  dem  wirklichen  Ingluvin  in 
hohem  Grade  eigen  ist,  kaum  eine  Spur. 

Apoth.  Dr.  S«  in  F.  Ihre  Zuschrift  ver- 
öffentlichen wir  hierdurch  mit  bestem  Danke: 
„In  Nr.  12  Ihrer  Centralhalle  finde  ich  S.  155 
ein  erprobtes  Mittel  zur  Erhaltung  glatter 
H&nde.  Ein  gewiss  ebenso  gutes^  aber  fftr 
das    Publikum    einfacheres    Mittel    habe    ich 


Leuten  mit  rauhen  Hftnden  etc.  empfohlen. 
Dasselbe  besteht  in  Einreibung  der  Bftnde  mit 
gutem  SalatOl ;  nach  einiger  Zeit  •  wird  das 
tiberschüssige  Gel  durch  Mehl  entfernt.  Durch 
Zusatz  von  memf  Wasser  erhftlt  man  einen 
Teig,  der  vorzüglich  reinig  und  den  Gebrauch 
von  Seife  vielfach  unnötmg  macht  Gel  und 
Mehl  allein  ist  besonders  Abends  vor  dem 
Schlafengehen  zu  empfehlen.  Bd  diesem  Yer- 
fahren  werden  die  hauptsftohlichsten  Bestand- 
theile  der  Mandelkleie  einzeln  angewendet  und 
kommt  das  Gel  zur  besseren  Wirkung.** 

Apoth.  B«  in  W«  „üeber  die  grossen 
Differenzen,  die  in  den  Pharmakopoen  ver- 
schiedener Lftnder  bestehen,  ^ebt  Ewald  in 
der  8.  Auflage  seiner  ArzneuiitieUeiire  ein 
eclatantes  Beispiel,  Sjrr.  ferri  jodati: 

Pharm.  pCl.        „uprechcn:      Jodeiaen: 

Hollftnd.  20  35  6 

Osterreich.  12  40  5 

amerik.  10  50  5 

englische  5,7  87  5 

deutsche  5  100  5 

itaUen.  5  100  5 

Schweiz.  1  500  -5 

franz.  0,5  1000  5." 


Verleger  nad  Tenuitwortllober  Redaetenr  Dr.  S.  Oelsiler  In  Dresden. 

Im  Bttchhendel  dnroh  Jnllns  Springer,  Berlin  N.,  MonbUonpUts  S. 

Dmek  der  Königl.  Hoft»nehdniekerel  Ton  0.  CLMelnLoldaSOhaein  Dresden. 


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und  seine  Producte. 

FnUnngdM 
Brunnaiu  nnd 
B«nt«Uim£  der 
Fr&parate  nnter 
untlioher  Con- 
trols der  Stadt 
WlMbKd«a  imd 
der  CoTdlxMtlon. 


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HalhiM  dareh  dl*  WIeMMdener  Qocllen  «nlalt  wird. 
HunadHch  wlrkca  da  b(I>>i''B  M  KMarrhcn  der 
A*hmMmw*'*>tM"t*,  Indam  li«  den  HDalenrelm 
■iladera  wat  dea  BclilcIniBnnrarr  crlelcliiera. 
Bei  Unsven  ä«briiMtM  b«wlTk«n  lic  aosh  eiiie  ver- 
nthiteUbModemis  d«a  MuenMftei  nnd  In  FtAgt 
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Heraasgegeben  von 

Dr.  HermAnii  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Encheint  leden  Donnertiaff.  —  Abonii6oieiit8preiB  darch  die  Post  oder  den  Buchbandd 

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Anfragen,  Anftrlge,  Maonseripie  etc.  wolle  man  an  den  Bedactenr  Prof.  Dr.  £.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitser  Strasse  5<>  adressiren. 


M2S. 


Berlin,  den  14.  JuH  1887. 


Neu«  Folge 
YIIL  Jahrgang. 


Der  ganzeai  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  Oaavle  ma«  PhAnuel«:  Dr.  Oidtmann*!  Pnrgattf.  —  Ueber  du  BMentoff- M olekfl).  —  BelladoBiia- 
Präpaimt«  Ton  bMtlmmtem  Gehalte.  —  Di«  Ltfcllehkeit  mit  Gelatine  fibersogener  Pillen.  —  Beimischnng  von 
ConiaBfrüehten  n  iUlienisehem  Anis.  —  Mleeellen  t  Bvrnpai  Balaiuni  Tolnumi.  —  Medioiniicbe  and  Limonaden- 
boBboiu.  —  BentellwBt  einer  haltbaren  Jodkalivmiarkel5«an(.  —  Die  Herstellnng  der  Lenehtkörper  cum  Aner- 
sehen  Oaeglflhlieht.  —  Zfindsitae  für  eleetrieehe  Zttnder.  —  Ein  photographisehei  Verfahren  mit  Anilinichwarz. 
—  ITeber  die  Wirksamkeit  des  Mikromembranflltert.  —  Fett -Stifte  inm  Sehreiben  anf  Glaa.  —  Parafflnfarbe.  — 
MetAllkitt.  —  Ein  kleiner  Biakeller.  —  Oohaenwein.  —  Geaeti,  betreffend  den  Verkehr  mit  bloi-  und  slnkbalUgen 

Gegenstinden.  —  OflSne  GeRMfead«»«  —  Aasefaea« 

Chemie  unil  Pharmacie. 


Dr.  Oidtmaim's  Pnrgatif 

Von  C.  GtOdeniteeden-Effding  in  Zeist,  Holland. 

In  der  Jani-Nnmmer  von  „het  Maand- 
b]ad  voor  Apothekers  *'  habe  ieh  die 
Resnltate  meiner  Untersuchung  obigen 
Geheimmittels  mitgeüieilt  und  glaube 
ieh,  dass  es  mir  gelungen  ist,  die  ab- 
weichenden Besultate  der  verschiedenen 
Untersucher  aufzuklären,  aber  auch  die 
Znsammensetzung  des  Purgatifis  dar- 
gethan  zu  haben. 

Da  ich  nun  ans  Nr.  22  und  23  der 
Pharm.  Centralhalle  ersehe,  dass  meine 
Untersuchung  der  Bedaction  noch  nicht 
bekannt  ist,  bin  ich  so  frei,  dieselbe 
hier  mitzutheilen. 

Ausser  dem  Ortsgesundheitsrath  zu 
Karlsruhe  und  Dr.  Mylius  hat  auch 
P.  G.  Steensma^  Apotheker  in  Breda, 
sich  mit  der  Untersuchung  von  Oidtmann'B 
Purgatif  beschäftigt  (April-Nummer  von 
,,het  Maandblad  voor  Apothekers").  Das 
Besnltat  seiner  Untersuchung  ist,  dass  die 
hauptsächlichsten  Bestandtheile  von  Dr. 
OiäVmaim's  Purgatif :  Glvcerin,  EQchen- 
aalz  (4  bis  5  pOt)  und   eine  geringe 


Menge  einer  Natron  haltenden  Harzseife 
sjnd;  ausserdem  darin  noch  vorhanden 
ist  ein  in  Aether  löslicher  und  flüchtiger 
Stoff,  welcher  das  Aroma  giebt  und 
vielleicht  nicht  zu  den  wirkenden  Be- 
standtheilen  gehört,  doch  kann  davon 
die  Identität  nicht  nachgewiesen  werden. 

Die  Eigenschaften  des  Purgatifs,  von 
mir  untersucht,  sind  wieder  ganz  ver- 
schieden von  denen,  welche  durch  den 
Ortsgesundheitsrath  zu  Karlsruhe,  Dr. 
MffUus  und  Steensma  observirt  wurden. 

Es  ist  eine  rothbraune  undurchsicht- 
ige schwach  fiuorescirende  FlOssigkeit 
von  1,18  spec.  Gew.  Sie  riecht  aroma- 
tisch und  ausserdem  schwach  nach  Butter- 
oder Gapronsäure.  Der  letzte  Geruch 
tritt  bei  Yermengung  mit  Schwefelsäure 
stärker  hervor.  Der  Aschengehalt  der 
Flüssigkeit  beträgt  1,6  pOt.,  welcher 
stark  auf  Kalk  reagirt  Bei  Erwärmung 
der  Flüssigkeit  entweichen  erst  schwach 
sauer  reagirende  Dämpfe,  ^äter  reagiren 
sie  alkaliseh. 

25  ccm  wurden  mit  40  ccm  Wasser 
vermengt  und  destillirt.  Das  Destillat 
hat    den    Geruch    der    ursprünglichen 


342 


Flflssigkeit  und  sehr  schwach  den  von 
NHs  ( Dissociation  von  Ammonimn- 
butyrat).  Das  Destillat  wurde  mit 
frisch  destillirtem  Petrdenm&iher  aus- 
geschQttelt,  der  Aether  abgeschieden  und 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  verdampft 
Der  Geruch  der  Flüssigkeit  trat  jetzt 
stärker  hervor  und  erinnerte  an  Ingber 
und  Orangenschalen.  Konnte  jedoch  kein 
sicheres  Kesultat  bekommen.  Ein  wenig 
Pnrgatif  mit  NaHO  erwärmt,  entwickelte 
viel  NHg. 

25  ecm  des  Purgatifs  wurden  ge* 
mischt  mit  10  ecm  H2SO4  (1,116  ^ec. 
Gew.)  und  stehen  gelassen.  Lange  2eit 
blieb  die  Flflssigkeit  klar,  aber  nach 
24  Stunden  hatte  sich  auf  dem  Boden 
und  an  den  Wänden  des  Olases  ein 
graues  Erystallpulver  abgesetzt,  welches 
aus  GbSOi  bestand. 

Von  Ausscheidung  einer 
dunkelgefärbten  zähen  flflssigen 
Masse  war  nichts  wahrzu- 
nehmen. Ein  Theil  Pnrgatif  wurde 
nun  mit  H^SOa  sauer  gemacnt  und  mit 
Aether  ausgeschflttelt.  Imh  Verdampfung 
des  Aethers  war  ein  starker  Geruch  nach 
Buttersäure  zu  bemerken;  nach  Erwärm- 
ung im  Wasserbade  wurde  das  Zurflck-^ 
bleibende  mit  Wasser  behandelt.  Hier- 
durch entstand  eine  hellgelbe  trflbe  Flüs- 
sigkeit, die  durch  NaHO  vollkommen  klar 
wurde  und  sich  schwach  roth  f&rbte. 
Weiter  fand  ich  in  dem  Purgatif  Glyce- 
rin,  Chlor  und  ein  wenig  Schwefeteäure. 
Hieraus  ersieht  man  also,  dass  die  von 
mir  untersuchte  Flüssigkeit  ^anz  andere 
Eigenschaften  zeigt,  als  die  von  Dr. 
Mylius  und  Herrn  Steensma  untersuchte. 

Die  Asche,  von  Dr.  Mylius  untersucht, 
besteht  hauptsächlich  ans  Natrium- 
carbonat  Steensma  fand  Chlor  und  Na- 
trium und  ich  Kalk.  Genannte  Herren 
erwähnen  nichts  von  Ammoniak  und  da 
sie  dies  kaum  unbemerkt  belassen  haben 
können,  war  es  jedenfalb  auch  nicht 
vorhanden,  während  sich  bei  meiner 
Untersuchung  eine  starke  Beaction  auf 
Ammoniak  zeigte.  Dr.  Mylius  und 
Steensma  bekamen  durch  Behandlung 
mit  verdünnter  U^SOä  ein  braunes  Oel 

2)r.  M.)  oder  eine  dunkelgefärbte  flüssige 
asse.    Das  von  mir  untersuchte  Pur- 


giüf  setzte  mit  £^864  b^aaddt  nur 
eine  Erystalle  von  Gyps  ab. 

Aus  Steensma's  Artikel  kann  man 
liicht  ersehen,  dass  die  dunkelgefikrbte 
zähflüssige  Masse  und  das  braune  Oel, 
durch  Dr.  Mylius  ausgeschieden,  ab 
identisch  anzusehen  sind. 

Der  Stoff  nach  Steensma  ist  löslieh 
in  Alkohol.  Diese  Auflösung  mit  NaHO 
auf  einem  Wasserbade  erhitzt  und  bei- 
nahe trocken  verdan^ft  giebt  einen 
Bflckstand,  welcher  in  Wasser  löslich  ist. 

Das  braune  Oel  nach  Mylius  ist 
schwer  in  Aether,  leicht  in  Wasser  lös- 
lich, von  einem  sauren,  zusammenziehen- 
den und  koloquintbitteren  Geschmack, 
wl^end  die  Auflösung  in  Wasser  vor 
und  nach  dem  Sauermachen  einen 
Niederschlag  mit  Eisenoxydsalzen  giebt. 

Man  sieht  also:  hieraus  ist  die  Iden- 
tität nicht  abzuleiten.  Im  Gegentheil 
glaube  ich,  dass  es  verschiedene  Stoffe 
sind,  denn  wenn  die  durch  Steensma 
ausgeschiedene  zähe  Masse  Eigenschaften 
von  einer  Harzsäure  zeigt,  würde  diese 
wohl  nicht  in  Wasser  löslich  sein. 
Wenn  Dr.  Mylius  die  Untersuchung  des 
Karlsruher  Gesundheitarathes  als  Beispiel 
einer  ^  unrichtigen  Geheimmittelan^se 
anftlhrt  und  demselb^-rdies  zum  Vor- 
wurf, macht,  indem  er  sagt:  „Es  hat 
seiner  Neuheit  wegen  den  Vorzug,  dass 
der  AnaljTtiker  nicht  einwenden  kann: 
Der  Fabrikant  hat.  inzwischen,  die  Zu- 
sammensetzung ffQändert,,"  dann  geht  er 
meiner  Idee  nacn  zu  weit  und  der  Vor- 
wurf ist  nicht  verdient;  denn  die  ver- 
schiedenen Resultate,  welche  man  be- 
kommt, liegen  nicht  in  der  grösseren 
oder  geringeren  Fähigkeit  der  ünter- 
sucher,  sondern  in  den  abweichenden 
Eigenschaften,  welche  das  Purgatif  von 
Dr.  (Hdimofm  jedesmal  zeigt.  Muss 
man  denn  annehmen,  dass  der  Fabrikant 
jedesmal  sein  Purgatif  verändert?  Dass 
er  erst  NagCOs  zagethan,  dann  wieder 
NaGl  oder  eine  iCalkverbindong  und 
Ammoniaksalz,  dann  wieder  einen  Körper 
beigefügt,  welcher  durch  H2SO4  als 
brauner  Stoff  ausgeschieden  wird,  dann 
wieder  diesen  Bestandtheil  heraoslässt? 
Ich  bezweifle  es. 

Durch    den   Qehalt    an   Butteraftore, 
durch  das  Fluoresciren  der  FlQssigkeit 


848 


und  auch  durch  die  Versebi^en  erzielten 
Besnltate  der  Untereneher  kam  ich  zu 
dem  Yermuthen,  dass  das  Porgatif  nichts 
anderes  sei,  als  narfttmirtes  rohes  Glycerin. 

Vor  Allem  konnte  ich  das  wohl  an- 
nehmen, dass  die  Eigenschaften  dieser 
FlQssigkeit  abhängig  sein  würden  von 
dem  noeess,  welcher  angewandt  wurd, 
nm  das  rohe  Glycerin  za  gewinnen. 

Bekanntlich  wird  dieser  Körper  als 
Nebenprodnct  bei  Seife-  nnd  Stearin* 
iabrikation  gewonnen.  Bei  letzterer  Be* 
reitong  befolgt  man,  vor  dem  Verseifen 
der  Fette,  verschiedene  Methoden,  and 
gebraucht  hierzu  Kalk,  oder  Schwefel- 
säure oder  überhitzten  Wasserdampf.  — 
Ist  meine  Yoraossetzong  richtig,  dann 
moss  die  Verschiedenheit,  welche  sich 
bei  Dr.  Oidtmann's  Purgatif  zeigt,  sich 
aneh  bei  yerschiedenen  Sorten  rohen 
Gljeerins  heransstellen. 

Mir  wm*de  die  Gelegenheit  geboten, 
drei  Sorten  rohen  Glycerins  zn  unter- 
suchen, woTon  die  Herbmft  bd:annt 
war. 

A.  Glycerin,  ans  Seifenmutterlange  he* 

reitet^  ^ 

B.  Glycerin,  gewonnen  bei  der  Stearin- 

s&orefabrikation    ( Sohwefelsänre- 
VerseiM^). 

C.  Glycerin,  gewonnen  bei  der  Stearin- 

s&nrefabrikation   (Kalkverseifimg). 

Die  Farbe  der  drei  Sorten  war  gleich 
und  hatte  sehr  yiel  gemein  mit  Oicttmann's 
Porgatif,  ausser  dass  letzteres  etwas 
mehr  röthlich  von  Farbe  war,  wahr- 
scheinlich dnrch  den  Stoff  erzei^^t,  wel- 
cher dem  Mittel  den  bekannten  Gemch 
giebt 

Von  jeder  dieser  drei  Sorten  Glycerin 
wurden  85  ccm  in  einer  Epronvette  mit 
10  eem  verd.  Schwefels&nre  gemengt 

Bei  A  setzte  sich  aUmälig  an  der 
Oberfläche  ein  zähflüssiger  donkelgef&rbter 
Stoff  ab. 

Nach  24  Standen  hatte  B  aaf  dem 
Boden  nnd  den  Wänden  einen  krystalU- 
nischen  Ansatz,  gleich  wie  das  von  mir 
Qutersachte  Porgatif. 

C  war  klar  geblieben. 

Nach  Znsatz  von  Schwefelsäure  konnte 
man  bei  allen  Sorten  einen  Geruch  nach 
Battersäure  wahrnehmen.  Die  zäh- 
flOsiige  Masse»  die  sich  bei  A  ausge* 


schieden  hatte,  wurde  in  einem  Trichter 
gesammelt,  welcher  mit  entfetteter  Baum- 
wolle abgeschlossen  war,  und  ausge- 
waschen. Behandelte  einen  Theil  mit  Al- 
kohol, worin  dieselbe  sich  Yollständig  auf- 
Itete,  dampfte  dann  mit  NaHO  ein  und 
nahm  mit  Wasser  auf,  wodurch  eine 
klare  Flüssigkeit  entstand.  Einen  anderen 
Theil  schüttelte  ich  in  einem  Scheide- 
trichter mit  einer  ziemlichen  Menge 
Aether,  in  welchen  nur  ein  kleiner  Theil 
übergiiiff. 

Der  Aether  liess  nach  Verdampfung 
einen  braunen  Bückstand «  welcher  in 
Wasser  unlöslich,  aber  in  Alkohol  und 
in  NaHO  lOslich  war. 

Es  beweist  genügend,  dass  der  Stoff, 
aus  Glycerin  A  abgeschieden,  in  seinen 
Eigenschaften  vollkommen  übereinkommt 
mit  der  zähflüssigen  Masse,  welche 
Steensma  aus  OiSmann's  Purgatif  ge- 
wonnen hat 

Von  allen  drei  Sorten  Glycerin  wurde 
ein  Theil,  nachdem  mit  H2SO4  sauer 
ffemacht  war,  mit  Aether  ausgeschüttelt. 
Nach  Verdampfung  des  Aethers  war 
folgendes  wahrzunehmen:  ^ 

Ä.  Der  Sückstand  war  braun,  roch  nach 
^,       Buttersäure,  nach  Erwärmung  auf 
einem  Wasserbad,  bis  der  Getuch 
verschwunden  war»   löste  er  sich 
im  Wasser  nicht  auf,  wurde  aber 
zäh,  harzartig.   Durch  NaHO  wird 
er  aufgelöst. 
B;  Der  Büclstand  war  braun,  roch  nach 
Buttersäure,    wurde    mit  Wasser 
vermengt,    nicht    harzartig,    gab 
aber  eine  hellgelbe  trübe  Flüssig- 
keit, welche  durch  NaHO  klar  und 
zu  gleicher  Zeit  dunkler  gef&rbt 
wurde. 
0.  Der  Bückstand  war  braun,  roch  nach 
Bnttersäure,    setzte    mit    Wasser 
einen   harzartigen   Stoff    ab    und 
wurde  mit  NaHO  klar  und  dunkler 
geftrbt 
Glycerin  B  hat  also  viel  gleiches  mit 
dem    von    mir    untelisuchten    Purgatif. 
Doch  muss  ich  auf  einen  kleinen  Unter- 
schied aufmerksam  machen.  Das  Zurück- 
bleibende nach  Verdampfung  des  Aethers 
wird    bei    OtcUtnanns   Purgatif    durch 
NaHO  schwach  roth  gefärbt,  während 
dies  bei  Glycerin  B  nicht  der  Fall  war. 


344 


Nan  kann  das  Bothwerden  durch  den 
Stoff  yenirsacht  sein,  welcher  das  Aroma 
erzeugt.  Als  ich  nun  auch  zu  dem 
Glycerin  B  ein  wenig  aromatische  Tinc- 
tur  (sogen.  Magenbitter)  ftigte,  bekam 
ich  eine  Flüssigkeit,  die  die  grösste 
Aehnlichkeit  mit  dem  von  mir  unter- 
suchten Purgatif  zeigte,  sowohl  in  Farbe, 
als  auch  im  Geruch,  wie  im  Geschmack, 
während  der  Etickstand  von  der  Aether- 
ausschüttelung  durch  NaHO  schwach 
roth  gefärbt  wurde. 

In  Keiner  der  drei  Sorten  Glycerin  war 
ein  Ammoniaksalz  vorhanden.  Freilich 
nur  in  dem  von  mir  untersuchten  Pur- 
gatif kommt  diese  Verbindung  vor, 
während  Hager  in  der  „Pharm.  Praxis" 
angiebt,  dass  Ammoniak  in  rohem  Glycerin 
verbunden  mit  Buttersäure  vorkommen 
kann. 

Diesem  schrieb  ich  auch  den  unan- 
genehmen Beigeruch  des  von  mir  unter- 
suchten Purgatifs  zu,  welchen  die  anderen 
Analytiker  nicht  erwähnen.  Wie  be- 
kannt, tritt  der  Geruch  nach  Buttersäure 
stärker  auf,  wenn  dieselbe  an  Ammoniak 
als  an  eine  andere  Base  gebunden  ist. 

Dieselbe  Verschiedenheit  im  Asche- 
gehalt, die  man  bei  dem  Purgatif  wahr- 
nimmt, findet  man  auch  bei  dem  rohen 
Glycerin,  z.  B.  Glycerin  A  mit  ein  wenig 
Wasser  verdünnt  zu  einem  spec.  Gew. 
1,18,  enthält  reichlich  6  pCt.  Asche. 
Glycerin  B  nur  1,7  pOt. 

Nach  Dr.  Mylius  hat  der  Stoff,  den 
man  aus  dem  sauer  gemachten  Purgatif 
mit  Aether  absondern  kann,  mit  Glyzerin 
vermengt,  bei  Einspritzung  dieselbe  Wirk- 
ung auf  den  Darmkanal  als  die,  welche 
auch  durch  Oidtmann's  Purgatif  hervor- 
gerufen wird.  Hätte  er  nur  Glycerin 
genonmien,  würde  er  wahrscheinlicn  das- 
selbe Besultat  bekommen  haben.  Wenig- 
stens bei  den  vergleichenden  Proben, 
welche  ich  in  dieser  Bichtung  machte, 
konnte  ich  keinen  unterschied  zwischen 
Glycerin  A  und  Otdtmann's  Purgatif 
wahrnehmen.  Ob  es  nun  wflnschens- 
werth  ist,  unseren  Darmkanal  mit  rohem 
Glycerin  zu  füllen,  ist  eine  Frage,  welche 
durch  uns  nicht  beantwortet  zu  werden 
braucht 

Es  ist  genügend ,  hiermit  die  grosse 
üebereinsbrnmung   bewiesen  zu  haben, 


welche  in  Eigenschaften  und  Wirkung 
zwischen  diesem  Stoff  und  Oidtmann'B 
Purgatif  besteht 

üeber  das  Sauerstoff- MolekflL 

Von  Dr.  Ä.  Gamtoindt 

Seit  der  Einführung  des  Begriffes  „Va- 
lenz", der  Trennung  vom  Atomgewicht, 
Verbindungsgewicht  und  Aequivalentge- 
wicht,  seit  Bestimmung  der  Dampfdichte, 
sowie  der  Ermittelung  der  Constitution 
der  Verbindungen  und  der  Ermittelung 
der  specifischen  Wärme,  sowie  endlich 
seit  Einführung  der  atomistisch  moleku- 
laren Theorie  hat  die  Schreibweise  der 
chemischen  Formeln  eine  durchgreifende 
Aenderung  erfahren.  Es  muss  zugegeben 
werden,  dass  die  neue  Schreibweise  man- 
ches klar  erscheinen  lässt,  was  sich  früher 
nur  mittels  sehr  geschraubter  Hypothesen 
erklären  liess.  Aber  Vieles  bleibt  noch 
immer  unaufgeklärt,  wir  kommen  auf 
augenscheinliche  Widersprüche,  die  wir 
nur  durch  noch  gewundenere,  den  ur- 
sprünglichen Grundprincipien  diametral 
entgegenstehende  Hypothesen  zu  erklären 
bestrebt  sind.  Unerklärt  z.  B.  bis  heute 
ist  das  abweichende  Verhalten  von  Phos- 
phor, Arsen,  Quecksilber  und  Gadmium. 

Es  möge  gleich  noch  an  dieser  Stelle 
erwähnt  werden,  dass  auch  der  Begriff 
der  Valenz,  der  Werthigkeit,  obgleich 
allgemein  eingeftihrt,  doch  noch  ein  sehr 
unsicherer  und  schwankender  ist  und 
dass  noch  keine  Begründung  dieses  Be- 
griffes existirt,  welche  gestattet,  denselben 
auf  das  gesammte  Gebiet  der  Ohemie 
gleichmässig  anzuwenden. 

Ist  schon  die  Lehre  von  der  Zn^am- 
mensetzung  des  Moleküls  eines  Elementes 
durch  chemische  Verbindung  zweier  Atome 
desselben  Elementes  zuwiderlaufend  dem 
bisher  allgemein  anerkannten  (besetze, 
dass  die  Affinität,  die  Attractions-Fähig- 
keit  um  so  grösser,  je  ungleichartiger 
die  Atome,  so  würden  vrir  bei  Phosphor 
und  Arsen  sogar  die  Existenz  freier 
Doppelmoleküle,  bei  Quecksilber  nnd 
Gadmium  die  Existenz  gesättigter  Haib- 
moleküle  oder  Atom-Moleküle  annehmen 
müssen.  Nach  der  Lehre  von  der  Affi- 
nität müssten  wir  aber  die  Existenz  von 
Molekülen,  oder  Doppelmolekülen,  fiber- 


345 


baupt  von  Atom  - Complexen  ein-  und 
desselben  Elementes  unbedingt  be- 
streiten, denn  wenn  gleichartige  Körper 
sich  nicht  mit  einander  verbinden,  ge*- 
wissermaasseo  nicht  sieh  zu  sättigen  ver- 
mögen, dann  wäre  eine  Bindung  zweier 
chemischen  Atome  desselben  Elementes 
za  einem  Molekül  entweder  unmöglich, 
oder  die  Bindung  müsste  eine  besonders 
geringe,  seh  wache  sein.  Nun  lehrt  aber 
die  Erfahrung,  dass,  z.  B.  bei  den  Gasen, 
dieselben  in  freiem  Zustande  —  wo  sie 
nach  jetziger  Anschauung  in  molekularer 
Form  vorhanden  sind  —  eine  weit  ge- 
ringere Affinität  zeigen,  als  im  Zustande 
des  Freiwerdens,  des  bekannten  Status 
naseendi.  Das  beweist,  dass  diese  Atom- 
bindungen,  diese  Moleküle,  nicht  lockere 
Verbindungen  sind,  sondern  im  Gegen- 
theil  gefestete  Verbindungen.  Daraus 
folgt,  dass  entweder  unsere  Affini- 
täts-Lehre falsch  ist,  oder  dass 
die  Annaikme  der  Bindung  gleich- 
artiger Atome  zu  einem  Molekül 
eine  irrige  ist. 

Auch  d^.  Lehre  von  den  gesättigten 
Verbindungeft  and  von  derNicht-Esistenz- 
fahigkeit  nicht  in  sich  gesättigter  Atom- 
Compleze,  <^er  von  Atom -Complexen 
mit  noch  freien  Attraetions-Centren  geht 
dabei  in  die  ßrtikche.  Die  graphische 
DarsteUungsmethode  der  Zusammensetii- 
UQg  chemiseher  Verbindungen  führt  uns 
^on  selbst  dahin,  unsere  Affinitätslehre 
von  Neueoi  in  Zweifel  zu  ziei^iu  Woll- 
ten wir  selbst  dem  Sanerstoff-Atotte  (dem 
ehemifleheB)  eine  theilweise  Bindung 
durch  Affiniläts-Mittelpunkte  eines  anderen 
Sauerstoff- Atoms  zugestehen,  wie  wir  es 
beim  Kohlenstoffe  in  der  orgamischen 
Chemie  tbun,  so  würden  wir  bei  den 
hohen  Oiydationsstufen,  z.  B.  den  Ueber- 
Säuren,  zu  graphischen  Ketten  gelanges, 
ähnlich  denen  der  aromatischen  Beihe. 
Solche  graphische  Bilder  würden  dann 
z.  B.  zukommen  der  Ueberchlorsäure 
H.CIO4,  der  VC»  Serthelot  1878  ent^ 
deckten  üeberschwefelsäure  S2O7 ,  der 
UeberchxoBisäare,  der  UebermAngansäure, 
der  Ueberosmiomsäure  etc.  Man  würde 
dann  aber  nach,  bekaanter  Analogie  den 
Sauerstoff  in  diesen  Verbindungen  als 
sehr  fest  gebunden  betrachten  müssen, 
was  den  Thatsaehen  aber  direct  zuwider 


läuft.  Gerade  diese  sauerstoffreichen 
Verbindungen  besitzen  grosses  Ozydations- 
Vermögen  und  geben  leicht  Sauerstoff 
ab,  was  beweist,  dass  die  Bindung  des 
Sauerstoffs  nur  eine  mehr  oberflächliche 
ist. 

Mit  den  Metallen  bildet  der  Sauerstoff 
bekanntlich  mehrere  Oiydationsstufen  : 
Oxydule.  Oxyde  und  Hyperoxyde.  Am 
bekanntesten  sind  von  den  letzteren  die 
Hyperoxyde  des  Mangans,  des  Bleies, 
des  Silbers,  Kobalts,  Nickels,  Wismuts, 
Thalliums.  Noch  sehr  wenig  bekannt 
sind  dagegen  die  Hyperoxyde  der  Alkali- 
und  Erdalkali-Metalle,  des  Kaliums,  Na- 
triums, Calciums,  Baryums»  Strontiums, 
am  meisten  noch  das  des  Baryums.  Erst 
im  Jahre  1887  hat  Haass  dieselben  be- 
schrieben (Ber.  d.  deutsch,  ehem.  Ge- 
sellseh. XVII,  2249),  und  kurz  danach 
Krüss  seine  Untersuchungen  über  die 
Hyperoxyde  des  Kupfers  und  Cadmiums 
veröffentüjcht  (Ber.  d.  d.  ehem.  Ges.  XVII, 
2593).  Diese  noch  wenig  erforschten 
Hyperoxyde  haben  nach  Traube  (Ber. 
d.  d.  ehem.  Ges.  XIX,  1115)  die  Zusam^ 
mensetzung  K^O«,  NagtO^,  Gas02  etc.  und 
unterscheiden  sich  in  ihren  Eigenschaften 
und  in  ihrem  Verhalten  ganz  wesentlich 
von  den  Hyperoxyden  des  Mangans,  Bleis 
u.  s.  w.    Diese  letzteren  sind  bekanntlich 

gute  Oxydationsmittel,  si^  geben 
mit  Leichtigkeit  einen  Theil  ihres  Sauer- 
stoffs ab;  die  Hyperoxyde  hingegen  der 
Alkalimetalle,  wie  auch  des  Zinks,  des 
Calciums,  Baryums,  Strontiums,  des  Cad- 
miums und  des  Didyms  zeigen  ein 
bedeutendes  Beducti onsvermögen. 
Diese  letztere  Classe  von  Hyperoxyden 
bUdet  sich  am  negativen  Pol  des  gal- 
vanischen Stroms,  während  im  Gegen- 
satze hierzu  die  Hyperoxyde  des  Silbers, 
Kobalts  u.  s.  w.  sämmtlich  am  posi- 
tiven Pol  entstehen.  Der  Sauerstoff 
bildet  somit  2  Kategorien  von  Hyper- 
oxyden von  vollständig  entgegengesetzten 
Eigenschaften  und  Reactionen.  Während 
die  Hyperoxyde  der  einen  wie  der  andern 
Kategorie  keinerlei  Wirkung  unter  sich 
ausüben^  tritt  bei  Aufeinanderwirken  eines 
Hyperoxydes  der  einen  auf  ein  solches 
der  anderen  Gruppe  eine  stürmische  Ee- 
action  ein,  und  es  wird  Sauerstoff  elimi- 
nirt,  der  nicht  die  Eigenschaften 


346 


des  Sauerstoffs  in  statu  nascendi, 
sondern  die  des  sogenannten  in- 
aetiven  Sauerstoffs  zeigt  (Traube,  Ber. 
d.  d.  ehem.  Ges.  XIX,  1115). 

Man  könnte  jene  am  negativen  Pol 
entstehenden  Hyperoxyde,  für  welche 
Traube  die  Bezeichnung  Holoxyde 
(Ganz-Oxyde)  vorschlägt,  als  Wasserstoff- 
superoxyd betrachten,  bei  dem  die  beiden 
Wasserstoff-Atome  durch  3  Atome  eines 
einwerthigen  Metalls  oder  1  Atom  eines 
zweiwerthigen  Metalls  ersetzt  sind.  In 
der  That  geben  die  Superoxyde  dieser 
Kategorie  mit  verdünnten  Säuren  Wasser- 
stoffsuperoxyd. 

Kann  ich  aber  jene  Holoxyde  als 
Wasserstoff -Hyperoxyd-Derivate  betrach- 
ten, so  liegt  es  nahe,  das  Ozon 
als  Wasserstoffhyperoxyd  zu  be- 
trachten, dessen  zwei  Wasser- 
stoff-Atome durch  ein  Atom  des 
zweiwerthigen  Sauerstoffs  sub- 
stituirt  sind,  was  der  Formel  0  .  O2 
entsprechen  würde.  Traube  kommt  auf 
anderem  Wege  zu  der  Formel  0(02)  und 
betrachtet  das  Ozon  als  eine  directe  Ver- 
bindung von  einem  Sauerstoff- Molekül 
mit  einem  Sauerstoff-Atom.  Sei  dem  nun 
so  oder  nicht,  so  spricht  für  die  Formel 
0  .  O2  oder  für  die  Traube  sähe  Formel 
0(02J  zunächst  auch  der  Umstand,  dass 
nach  den  Untersuchungen  von  Andrews 
und  Tait,  von  Babo,  Clausa  und  Soret 
völlig  trockener  Sauerstoff,  durch 
elektrische  Entladung  in  Ozon 
übergeführt,  eine  Volum-Vermin- 
derung erleidet,  und  zwar  ver- 
dichten sich  3  Volumen  Sauer- 
stoffgas zu  2  Volumen  Ozon  unter 
Bildung  des  bekannten  eigenartigen  Ge- 
ruches, während  durch  Erhitzen  wieder 
das  ursprüngliche  Volumen  hergestellt 
und  das  Ozon  unter  Verschwinden  des 
Geruches  in  gewöhnlichen,  inactiven,  nach 
Traube  molekularen  Sauerstoff zurtick- 
verwandelt  wird.  Denkt  man  sich  nach 
meiner  Anschauung  das  Ozon  als  ein 
Wasserstoffsuperoxyd,  dessen  2  Atome  H 
durch  ein  Atom  0  ersetzt  werden,  so  er- 
klärt sich  auch  leicht,  dass,  wie  beim 
H2O2  die  Wasserstoff- Atome  lose  gebun- 
den sind  und  daher  stark  reducirend 
wirken,  so  beim  Ozon  das  eine 
substituirende  Sauerstoff- Atom 


oxydirend  wirkt,  während  die  an- 
dern in  molekularer  Form  nicht  in  Action 
treten;  in  der  That  wird  bei  der 
Oxydation  durch  Ozon  nur  der 
dritte  Theil  des  Sauerstoffs  ver- 
braucht, während  der  Rest  als  in- 
activer  Sauerstoff  entweicht,  wie  das 
Schönbein  in  seinen  grundlegenden  Ar- 
beiten bereits  1858  nachgewiesen  hat. 
Erkennen  wir  diese  Thatsachen  an,  dann 
müssen  wir  nothwendigerweise  uns  auch 
von  der  Bezeichnung  Wasserstoff-Hyper- 
oxyd  fllr  den  Körper  H2O2  lossagen, 
denn  es  ist  kein  Hyperoxyd.  An- 
dere Oxyde  lassen  sich  mehr  oder  min- 
der leicht  in  höhere  Oxydationsstufen 
und  schliesslich  in  Hyperoxyde  über- 
führen; bei  Anwendung  des  galvanischen 
Stroms  bilden  sich  dieselben  am  posi- 
tiven Pol;  es  ist  bis  jetzt  aber  noch 
auf  keine  Weise  gelungen,  das  Wasser 
durch  Oxydation  in  Wasserstoffsuperoxyd 
überzuführen.  Vielmehr  bildet  sich  das 
Wasserstoff  hyperoxyd  bei  der  Elektrolyse 
einer  sehr  verdünnten  Schwefelsäure, 
während  man  inactiven  Sauerstoff  oder 
auch  Lufl.  durch  dieselbe  leitet,  am  ne- 
gativen Pol  {Traube,  Ber.  d.  d.  ehem. 
Ges.  XV,  2434)  und  wird  nach  den  Un- 
tersuchungen Schönes  zerstört  am 
positiven  Pol  (Ann.  d.  Chemie  und 
Pharm.  197, 163).  Hiermit  ist  schlagend 
bewiesen,  dass  die  Verbindung  H2O3 
kein  Hyperoxyd  ist,  und  dass  es 
nothwendig  ist,  uns  von  dieser  Bezeich- 
nung zu  emancipiren.  Traube  hat  des- 
halb den  Namen  Wasserstoff- Holoxyd 
vorgeschlagen,  und  ist  der  Ansicht,  dass 
auch  in  dieser  Verbindung,  analog  dem 
Ozon,  der  Sauerstoff  in  molekularer  Form, 
also  nicht  als  2  Atome,  sondern  als  ein 
Molekül  vorhanden  und  gebunden  sei. 
Diese  Anschauung  hat  etwas  Bestechen- 
des, und  mit  ihrer  allgemeinen  Annahme 
würde  eine  Reihe  von  Erscheinungen 
erklärt  sein,  die  bisher  sich  nicht  er- 
klären Hessen,  so  der  Wechsel  der 
Werthigkeit,  das  Auftreten  einzelner 
Elemente  bald  als  ein-  bald  als  zwei- 
werthig,  bald  mit  3,  bald  mit  5  Valenzen 
u.  s.  f.  Die  Annahme  der  Traube  soben 
Theorie  würde  aber  das  Verlassen  des 
Ze/r«/e'schen Satzes  bedeuten;  „dass  Atome 
sich  nur  mit  Atomen,  Moleküle  sich  nur 


347 


mit  Molekülen  verbinden  können."  Das 
neue  Axiom  müsste  aber  so  gestaltet 
werden:  Zwei  Atome  eines  Elemen- 
tes verbinden  sich  zu  einemMo- 
lekül  desselben  Elementes,  wel- 
chem die  Valenz  des  betreffen- 
denElements  originär  zukommt, 
undwelehes  die  Eigenschaft  be- 
sitzt, sich  sowohl  mit  Molekülen 
gleicher  Werthigkeit,  als  auch 
mit  Atomgruppen  derselben  Va- 
lenz zu  verbinden. 

Nun  lässt  sich  aber  das  Zusammen- 
treten zweier  SauerstoflF-Atome  zu  einem 
Molekül  verschiedenartig  denken.  Ist  das 
SauerstoflF-Atora  zweiwerthig,  so  Hessen 
sieh  für  die  Bindung  der  Atome  folgende 
Bilder  geben:  Ich  denke  mir,  dass  ein 
Attraetionseentrum  des  einen  Atoms  sich 
an  das  andere  Attraetionseentrum  des 
andern  Atoms  in  folgender  Weise  an- 
lagert: 


GJjD 


I  ort) 


Aus  dieser  Anschauung  ist  auch  die 
Zweiwerthigkeit  des  Sauerstoff- Moleküls 
klar  zu  sehen.  Das  graphische  Bild  des 
Traube'schen  Sauerstoff  -  Moleküls  sieht 
aber  folgendermaassen  aus: 

JT 


0 


0 


Nach  Tratihe  kommt  dem  Wasserstoff- 
hyperoxyd das  Bild  zu: 

JL 


H- 


-H 


ich  denke  ihn  mir  folgendermaassen: 


Diese  letztere  Art  der  Zeichnung  er- 
klärt sowohl  die  lose  Bindung  zweier 
Wasserstoff  -  Atome    an    das   Sauerstoff- 


Molekül  Og,  also  die  Traiift/^sehe  An- 
schauung, als  auch  die  bisherige  An- 
schauung, dass  das  W^asserstoff-Hvper- 
oxyd  eine  Verbindung  zweier  einwerthiger 
Hydroxylgruppen  sei,  sie  erklärt  so- 
wohl die  Formel  Hg-COg)  als  auch  die 
Formel  OH  .  OH.  Diese  Zeichnung  der 
Constitution  des  Wasserstoffhyperoxyds 
erklärt  aber  auch  ferner  noch  sein  Ver- 
halten bei  der  Zersetzung  durch  redu- 
cirende  Körper,  wie  Zinkstaub,  schwef- 
lige Säure  etc.;  wo  es  ganz  offenbar 
in  2  Hydroxylgruppen  gespalten  wird. 
Beide  Arten  der  Zerlegung  lassen  sich 
aus  dieser  Zeichnung  erklären  und  zwar 
bei  Gegenwart  von  Säuren: 


c^öp 


® 


rr-rn 


bei  Gegenwart  von  Alkalien: 


Hinsichtlich  seiner  reducirenden  Eigen- 
schaften verhält  sich  das  Wasserstoff- 
hyperoxyd analog  dem  Schwefelwasser- 
stoff und  dem  Palladiumwasserstoff;  es 
wäre  daher  nur  recht  und  billig,  die 
Bezeichnung  Wasserstoff-Hyperoxyd,  wel- 
che doch  nur  irrige  Anschauungen  er- 
weckt, zu  verlassen,  und  ihn  zu  ersetzen 
durch  Oiygen-Wasserstoff. 

Nimmt  man  nun  die  IVawftesche 
Theorie,  wie  ich  sie  oben  zu  präcisiren 
versucht  habe,  an,  dann  bekommen  wir 
beim  Ozon  den  curiosen  Fall,  dass  sich 
das  Sauerstoff  -Molekül  mit  der 
ihm  selbst  eigenen  zweifachen  Valenz 
mit  dem  gleichfalls  zweiwerthigen  Sauer- 
stoff-Atom  verbindet.  Was  ist  denn 
nun  eigentlich  das  Ozon?  Schönhein  fand 
es  1839  bei  Gelegenheit  der  Elektrolyse 
schwach  angesäuerten  Wassers,  nachdem 
bereits  90  Jahre  früher  Franklin  (1749) 
die  Vermuthung  ausgesprochen  hatte, 
dass  dieser  „Schwefelgeruch"  durch  die 


348 


Einwirkung   des    ^elektrischen   Feuers** 
auf  die  Luft  entstehe. 

(Schlnss  in  nächster  Nummer.) 


Belladonna  -  Präparate 
von  bestimmtem  Oehalte. 

Dun^an  und  Ransom^  deren  Arbeiten 
über  die  Belladonna  manche  Anregung  ge- 
geben haben,  schlagen  Belladonna <•  Präpar 
rate  von  beBtimmtem  Gehalt  vor.  Im  Gegen- 
satz zu  anderen  kürzlich  erfolgten  Veröffent- 
lichungen schlagen  sie  die  Wurzel  als  das  zu 
verwendende  Material  vor;  das  beste  EUtrac- 
tionsmittel  ist  verdünnter  Alkohol  (4  Vol. 
Spiritus  und  1  Vol.  Wasser).  In  dem  hiermit 
hergestellten  Eztract  wird  das  Alkaloid  be- 
stimmt, wozu  die  in  der  Pharm.  Centralh. 
schon  mehrfach  besprochene  AusscKüttelungs- 
methode  mit  Chloroform  empfohlen  wird. 
Das  Extract  wird  troeken  gemacht  und 
mit  Milchzucker  so  eingestellt ,  dass  es 
2  pCt.  Alkaloid  enthält. 

DieTinctur  wird  durch  Auflosen  des 
Eztracts  in  verdünntem  Alkohol  und  von  der 
Stärke  hergestellt,  dass  dieselbe  0,2  pCt. 
Alkaloid  enthält.  Ungelöster  Milchzucker 
wird  abfiltrirt. 

Für  das  in  der  englischen  Pharmacie  ge- 
bräuchliche Linimentum  Belladonnae 
geben  die  Autoren  folgende  Vorschrift: 

Exti>.  Belladonnae   .       a  Th. 
Campher  ....        1     „ 
SpiritoB    ....     24     ,, 
Destill.  Wasser  .     .       6    ;, 
Man  löst  den  Campher  in>  dem  Spuritns  und 
das  Extraotin  warm«m  Wasser,  mischt,  Ulset 
absetsen     und    dacantift.       Das    Liniment, 
besser  der  Spiritus,  mithält  ebenftiUs  0,2  pCt. 
Alkaloid.  —o^^ 

Pharm.  JourtL  Transact.  1887,  846. 


Die  Ldoliehkeit  mit  Gelatiner 
überaogener  Pillen. 

Von  Th.  Thompson. 

Von  manche«  Seite  wurde  gegen,  die  mit 
€velatin0  überzogenen  Pillen  der  Einwand  er- 
hoben ,  dass  die  Gelatine  bei  längerer  Auf- 
bewahrung der  Pillen  hx>cnartig  und  schinrer- 
lösiieh  werde.  Verf.  suchte  sich  von  der 
Richtiigkeit  dieser  Behauptungen  durch  einen 
Versuch  zu  überzeugen.  Er  brachte  in  ein 
Glas  mit  Wasser  von  95^  F.  eine  solche  Pille, 


welche  mindestens  zwei  Jahre  gelegen  hatte. 
In  wenigen  Secunden  begann  die  Gelatine 
sich  zu  lösen,  ohne  dass  das  Wasser  irgend 
wie  in  Bewegung  versetzt  worden  war«.  Beim 
Umrühren  verschwand  der  ganze  Ueberzug 
rasch  und  die  Pille  zerfiel  in  kleine  Tbeile. 

Um  die  Zweckmässigkeit  des  Gelatine- 
Überzuges  nocb  bestimmter  nachzuweisen, 
verglich  Verf.  die  Löslichkeit  solcher  Pillen 
mit  derjenigen  anderer,  welch»  unter  den 
Namen  perlartig-,  zacker-,  tolu-  und  keratin- 
überzogene  im  Handel  vorkommen.  Er 
wählte  ztt  diesen  Versuchen  die  Aloe  und 
Eisen  enthaltenden  Pillen  (enthaltend  ent- 
wässerten Eisenvitriol  und  AloÖ).  Das  Nadel- 
Loch  der  gelatineubeisogenen  wurde  ver- 
sehiossea.  Dann  lies»  er  jede  der  Pillen  in 
ein  besonderes  Glas  mit  verdünnter  Lösung 
von  Kaliumeiseneyanid  (voilheai»  Blntlangen- 
salz)  von  95  ^  F. ,  ak  der  Köcpectemperatttr 
fallen,  und  beobachtete,  bei  welcher  Pille 
sich  nach  einmaligem  Umrühren  die  Losang 
zuerst  bläuen  werde. 

Die  mit  Zucker  überzogene  Pille  zeigte 
nach  6  Minuten  einen  blauen  Niederschlag; 
die  mit  perlartigem  Ueberzug  nach  18  Mi- 
nuten langem  Digeriren  bei  lOO^  F.;  eine 
von  Verf/  daxgeeteHte  solche  Pilia  verlor 
ihren  Ueberzug  nnak  25i  MinuteBt  «>Zk  bkuxer 
Niederschlag  etitsta»4'  9kßi»  .eesli  Mieh  2^/4- 
stündigem  Digetijoen;  bei  einer  dritten  «nl* 
eben  Pille  erst  in  3  Stunden  50  Minuten. 
Die  mit  Tolu  überzogene  zeigte  nach  1^/4 
Stunden  stellenweise  Bildung  eines  blauen 
Niederschlags.  Bin  solcher  trat  bei  einer  mit 
Gelatine  überzogenen  in  l^/«  Minuten,  bei 
emAT  andeuen,  in  4  Mwuken  ein.  Ancb  die 
Zeit  bis  zu  gänzlichem  Zeufall  der  Pillen  war 
bei  den  Gelatinepillen  die  kürzeste.  (Es 
bleibt  zu  erwarten,  ab- von  anderer  Seite  diese 
Beobachtungen  bestätigt  werden.  Auch  muss 
beachtet  werden ,  dass  der  Verf.  nur  Wasser, 
nicht  künstlichen  oder  natürlichen  Magensaft 
zu  seinen  Versucliea  nahm.    Ref.) 


Beimischung  von  Goniumfirüchten 
zu  italieaiachem  Anis. 

Von  C.  L.  Lochmann  ist  die  Beimischung 
von  SchierlingsirÜchten  unter  italienischen 
Anis  mehrfach  beobachtet,  der  Autor  behaup- 
tet sogar ,  dass  es  keinen  italienischeu  Anis 
im  Handel  gäbe,  der  von  ScJiierJÜo^  hei  saL 

Wenn  man  die  Samen,  nicht  auslasen  und 


349 


dieselben  mit '  der  Lonpe  nntennclien  will, 
so  kfton  rnsn  eine  Probe  des  betreffenden 
Anis  mit  etwas  Kalilange  anreiben ;  bei  Gegen- 
wart yon  Scbierling  tritt  der  widerlicbe, 
maaseartige  Qemcb  desselben  anf.  Oder 
man  soll  die  Frfiehte  aussäen  nnd  beob- 
acbten ,  was  wäcbst.    (Diese  Operation  dürfte 


for  gewöbnlieb  docb  wobi  etwas  nrnständlich 
sein.  Ref.)  Lochmann  scbStzt  die  Mengen 
▼on  Coninm  -  Samen,  die  er  regelmässig  in 
italieniscbem  Anis  gefunden  bat,  auf  2  bis 
5  pCt.  In  deutscbem  Anis  soll  dieße  Bei- 
mischung nicht  vorkommen.  — os— 

Amer,  Drugg.  J887,  V. 


Hi  8  Celle  n. 


SyrapoB  Balsam!  ToIntanL 

Der  nach  der  gewöhnlichen  Methode  mit 
Balsam  nnd  heissem  Wasser  hergestellte 
Syrap  riecht  nur  schwach  und  hat  auch  nicht 
den  specifischen  Balsamgeschmack.  E.  Kraß 
empfiehlt  zur  Bereitang  des  Syraps  die  Vor- 
schrift der  schwedischen  Pharmakopoe:  30g 
Tolnbalsam  werden  in  100  g  Alkohol  gelöst, 
filtrirt  und  das  Filtrat  in  2000  g  kochendes 
Wasser  gegeben;  man  rührt  gut  um,  Usst 
dann  2  bis  3  Tage  ruhig  stehen,  filtrirt  und 
bereitet  mit  dem  Filtrat  nnd  1900  g  Zucker 
ohne  Anwendung  von  Wärme  einen  Syrup, 
der  YoUstfindig  klar  ist ,  krftftig  riecht  nnd 
angenehm  schmeckt.  (Vorausgesetzt,  dass 
Verf.  die  Verschiift  richtig  wiedergegeben 
hat,  wird  nach  derselben  ein  yiel  zu  dünn- 
flüssiger Symp  resnltiren.     D.  Ref.) 

F.  Slephensan  empfiehlt  folgende,  von  ihm 
praktisch  erprobte,  Bereitnngsweise :  30  g 
Tolnbalsam  werden  mit  200  g  Zucker  in 
Stücken  zu  Pulver  verrieben  und  dieses 
mit  350  g  Wasser  während  zwei  Tagen 
in  einer  verschlossenen  Flasche  unter  bis- 
weiligem  Umschütteln  macerirt.  Dann 
filtrirt  man  nnd  löst  im  Filtrat  ohne  Anwend- 
ung von  Wärme  noch  500  g  Zucker  auf.  — 
So  bereiteter  Syrup  ist  klar,  riecht  und 
schmeckt  angenehm  und  enthält  alle  dem 
Tolnbalsam  eigenthümlichen  flüchtigen  Sub- 
stanzen, g, 

Pharmac.  Zeitung.' 


Medicinische  und  Liinonaden- 

bonbons.  ^ 

Der  gepulverte  Zucker  wird  mit  der  ge- 
wählten Essenz,  dem  Ejctract  etc.  gemischt, 
alsdann  mit  wenig  verdfinntem  Alkohol 
schwach  befeuchtet,  in  stark  erhitzte  metallene 
Formen  gefallt  und  mit  gleichfalls  stark  er- 
hitaten  metallenett  Stempeln  sehwach  ge- 
prestt.    Formen*  nnd  Stempel  mfissen  dabei 


so  heiss  sein ,  däss  der  Zucker  zu  schmelzen 
anfängt.  Es  entsteht  hierbei  eine  dtinne,  den 
Bonbon  von  allen  Seiten  umgebende  Zncker- 
glasur,  welche  ihn  nicht  allein  zusammen- 
hält, ohne  dass  sein  Inneres  stark  comprimirt 
ist,  sondern  ihn  auch  gegen  äussere  Einflüsse 
(Verderben  durch  Feuchtwerden  etc.)  schützt. 
Da  der  Bonbon  nur  eine  ganz  kur^  Zeit  in 
der  Form  verbleibt,  so  hat  die  Wärme  der 
Wandungen  keine  Zeit,  in  das  Innere  zq 
dringen  und  den  Beimengungen  zu  schaden. 
Die  leicht  löslichen  Limonadenbonbons  lassen 
sich  anf  diese  Weise  auch  gleich  in  Schntz- 
hülsen  von  Pergamentpapier,  welche  in  die 
heissen  Formen  hineingestossen  werden,  ein- 
pressen ,  auch  kann  man  zur  Fabrikation 
Maschinen  mit  erhitzten,  schwach  pressenden 
Stempeln  verwenden. 

Chem.  Centr.'Bl.  18S7,  25. 


Herstellung  einer  haltbaren 
JodkaliumstärkelöBong. 

Von  0.  Beinhardt* 

Nach  dem  Verf.  erh&lt  man  eine  Jodkalium- 
st&rkelösung  von  beliebiger  Haltbarkeit  und 
Lichtbeständigkeit,  wenn  man  5  g  Stärke- 
mehl mit  50ccm  Wasser  und  25ccm  Kalium- 
hydrozyd  (1  auf  2  H^O)  siAiüttelt,  dann 
500  ccm  Wasser  und  2  g  KJ  hinzufugt  und 
kocht.  Man  füllt  dann  zum  Liter  auf  und 
filtrirt.        2^t8chr.  f.  anälyt.  Chemie  25,  37, 


Die  HerBtellong  der  Leuohtkörper 
zum  Auer'schen  Gkisgltthlicht 

Unseren  Mittheilungen  über  das  ^iuer'sche 
Gasglühlicht*)  fugen  wir  heute  noch  hinzu 
die  Zusammensetzung  der  Leuchtkörper, 
welche  zur  Herstellung  des  Incandescenz- 
brenners  benützt  werden.  Äuer  v,  Welsbach 
in  Wien  hat  diese  Körper  mit  Bücksicht  anf 


•)  Ph.  C.  1886,  222.  867.  1887,  89. 


360 


die  Thatsaolie  lasammengesetzti  dass  Lanthan- 
oxyd  and  Tttrinmozyd  aich  in  yerschiedenen 
YerhültniBsen  mit  Magneaia  oder  Zirkonoxjd 
Terbinden,  sobald  sie  im  Zustande  molekularer 
Misohung  heftig  geglüht  werden.  Äuer  von 
WeUbach  benfitzt  folgende  Mifchungen : 

I.    IL  m. 

Magnesia  MgO      .     .     .     .60 

Zirkonoxyd  ZrOj  .  .  .  •  —  60  50 
Lanthanoxyd  LajO}  .  .  •  20  30  60 
TttriumoxydTjO^    .     .     .  20  10  — 

Auch  Cerozyd  kann  in  diesen  Mischungen 
Ycrwend^t  werden.  Je  mehr  Yttriumoxyd  die 
Mischung  enthält^  desto  mehr  gelblich  weiss 
wird  die  Flamme;  Neodym  -  Zirkon  giebt  ein 
intensiT  orangefarbiges,  Erbinzirkon  ein  in* 
tensiv  grünes  Licht.  Ein  kleiner  Zusatz  Ton 
Erbin  zu  den  obigen  Mischungen  genfigt,  um 
das  weisse  Licht  in  granliches  zu  yerwandeln. 

Die  oben  angegebenen  Mischungen  werden 
in  Form  löslicher  Salze  auf  das  mit  Salzsäure 
ausgewaschene  Gewebe  imprfignirt  und  dieses 
getrocknet.  Die  Vorbereitung  dieser  Gewebe 
für  den  Gebrauch  bei  den  Brennern  ist  schon 
frfiher  beschrieben.  — os— 

Dwreh  Zeüsehr.  f.  d,  diem.  Ind,  1887^  301. 


Zflindsätze  far  eleotrische  Zander. 

Von  K.  Harlander. 

1.  Der  eine  Zfindstoff  besteht  aus  einer 
Mischung  Ton  foin  pulverisirtem  chlorsaurem 
Kali  mit  Bleieisenoyanat.  Dieses  Gkmiscb, 
zwischen  zwei  sich  &st  berührende  Drahtspit- 
zen gebracht,  detonirt  sofort,  wenn  der  kleinste 
electrische  Funke  überspringt.  Gegen  Stoss 
und  Schlag  Tcrhäit  sich  der  Satz  ebenso  wie 
das  Gemisch  Yon  chlorsaurem  Kali  und 
Schwefelantimon.  Die  Darstellung  gestaltet 
sich  sehr  einfach.  Das  Bleieisencyanat  wird 
erhalten  durch  Fallen  eines  löslichen  Blei- 
Salzes  (salpetersaures,  essigsaures  Blei)  mittels 
gelben  Blutlaugensalzes  (Ferroeyankalium), 
gründliches  Auswaschen  des  Niederschlages 
und  Trocknen  desselben.  Durch  Mischen 
gleieher  Theile  feingepulTcrten  ehloteauien 
Kalis  und  des  Niederschlages  mittels  einer 
Federfohne  erhält  man  den  Zündsatz. 

2.  Einen  noch  empfindlicheren  und  höchst 
energisch  explodirenden  Satz  erhält  man  durch 
Vermischen  gleicher  Theile  chlorsauren  Kalis 
mit  Bleisulfocyanat.  Es  gelingt,  diesen  Satz 
mit  Hülfe  eines  einfachen,  zu  ärztlichen 
Zwecken  angewendeten  Inductionsapparates 


zur  Eatafindung  au  bringen.  Er  veipuft  mit 
solcher  Kraft  und  Schnelligkeit,  dasa  es  des 
Versuches  werth  wäre,  ob  bei  Anwendung 
dieses  Zündsatzes  Ton  einer  Beigabe  Ton 
Knallqaecksilber  zum  Zweck  der  Dynamit- 
oder Schiesswollzündang  abgesehen  werden 
könnte.  Seine  Darstellung  erfolgt  auf  nach- 
stehende Weise :  man  fällt  ein  lösliches  Blei- 
salz, z.  B.  essigsaures  Blei  mit  einer  Lösung 
von  Kaliumsulfocyanat  (Rhodankalium).  Der 
Niederschlag  wird  auf  einem  Filter  gesammelt, 
gewaschen  und  wohl  getrocknet.  Nachdem 
man  ihn  zu  feinem  PuItct  zerrieben ,  mischt 
man  ihn  mit  chlorsaurem  Kali  zu  gleichen 
Theilen  mittels  einer  Federfahne.  Bei  län- 
gerer Aufbewahrung  Terändert  sich  der  Satz 
nicht;  er  ist  nicht  hygroskopisch  und  eine 
spontane  Entzündung  nicht  n  befnrehten. 

Chm.  Cmtr.'Bl  1887,  Nr.  JS0. 


Ein  photographisehes  Verfidireii 
mit  Anilinsohwara. 

Zur  Herstellung  des  lichtempfindlieben 
Papieres  bedient  sich  Endemann  (Jonm. 
Americ  Chem«  Soc.  8,  189)  einer  Lösung 
Ton  Kaliumdichromat,  Kochsalz,  Schwefel- 
säure und  einer  kleinen  Menge  yanadinsaaren 
Natrons.  Wird  das  damit  getränkte  Papier 
in  eben  noch  feuchtem  Zustande,  mit  der  zu 
copirenden  Zeichnung  bedeckt,  dem  Lichte 
ausgesetzt,  so  behalten  die  nicht  belichteten 
Stellen  die  saure  Beaction ,  während  die  be- 
lichteten neutrale  Beaction  annehmen',  unter 
Bildung  Ton  basischem  Chromisulfat,  Wird 
nun  das  Papier  in  eine  feuchte,  mit  Anilin- 
dämpfen beladene  Atmosphäre  gebracht,  so 
wird  das  Anilin  Yon  den  sauer  gebliebenen 
Stellen  aufgenommen,  in  Mengen,  welche  der 
noch  frei  gebliebenen  Säure  entsprechen,  und 
das  Bild  entwickelt.  Zuletzt  werden  die  Co- 
pien  in  eine  verdünnte  Ammoniaklösung  ge- 
bracht, um  das  Chromsalz  zu  entfernen. 


lieber  die  Wirkaamkeit  dee 
Mikromembranfiltera. 

^  Von  Breyer  und  Steblnns, 

Nach  Verfiuser  werden  yon  dem  ans  be- 
sonders präparirtem  Asbest  hergestellten  Mi- 
kromembranfilter  Mikroorganismen ,  wie  sel- 
che im  Trinkwasser  Torkommen,  so  gut  wie 
vollständig  zurückgehalten;  eine  Wasser- 
probe,  welche  etwa  4000  solche  Organismen 


•*wn»  ••iiW  *"■  "•"■WH  tw  «•»  "  «n  »W»^  " 


352 


Rindfleischsaft  und  andern  Ingredienzien  zn- 
sammensetzt,  und  dessen  Namen  man  in  eben- 
so gelungener  wie  geschmackvoller  Weise  aus 
seinen  beiden  bekannten  Bestandtbeilen  ge- 
bildet hat. 

Bepert.  d,  AncH.  Chemie  1897,  26. 


Gesetz,   betreffend   den  Verkehr 

mit  blei-  und  zinkhaltigen 

Oegenständen. 

Der  in  Nr.  12  dieses  Jahrganges,  Seite  149, 
erwähnte  Entwurf  hat  nnter'm  25.  Jnni  Gesetzes* 
kraft  erlangt.  Bei  der  Wichtigkeit  dieses  Ge- 
setzes lassen  wir  den  Wortlaut  der  drei  ersten 
Paragraphen  folgen: 

§  1.  Ess-,  Trink-  und  Kochgeschirre  sowie 
Flfissigkeitsmaasse  dflrfen  nicht 

1.  ganz  oder  theilweise  aus  Blei,  oder  einer 
in  100  Gewichtstheilen  mehr  als  10  Gewichts- 
tlieile  Blei  enthaltenden  Metalllegirung  her- 
gestellt, 

2.  an  der  Innenseite  mit  einer  in  100  Gewichts- 
theilen mehr  als  einen  Gewichtstheil  Blei  ent- 
haltenden Metalllegirung  verzinnt  oder  mit  einer 
in  100  Gewichtstheilen  mehr  als  10  Gewichts* 
theileBlei  enthaltenden  Metalllegirung  gelöthet, 

3.  mit  Email  oder  Glasur  versehen  sein,  welche 
hei  halbstfindigem  Kochen  mit  einem  in  100 
Gewichtstheilen  iOewichtstliefleBssi^ure  ent- 
haltenden Essig  an  den  letzteren  Blei  abgehen. 

Auf  Geschirre  und  Flfissigkeitsmaasse  ans 
blcifrcicm  Britanniametall  findet  die  Vorschrift 
in  Ziffer  2  betreffs  des  Lothes  nicht  Anwendung. 

Zur  Herstellung  von  Druckvorrichtungen  zum 
Ausschank  von  mer,  sowie  von  Siphons  ffir 
kohlensäurehaltige  Getränke  und  von  Metall- 
theilen  fflr  Kindersau^aschen  dürfen  nur  Metall- 
legirungen  verwendet  werden,  welche  in  100 
Gewichtstheilen  nicht  mehr  als  einen  Gewichts- 
theil Blei  enthalten. 

g  2.  Zur  Herstellung  von  Mundstücken  für 
Saugflaschen,  Saugringen  und  Warzenhütchen 
darf  blei-  oder  zinkhaltiger  Kautschuk  nicht 
verwendet  sein. 

Zur  Herstellung  von  Trinkbechern  und  von 
Spielwaaren,  mit  Ausnahme  der  massiven  Bälle, 
darf  bleihaltiger  Kautschuk  nicht  verwendet 
sein. 


Zu  Leitungen  für  Bier,  Wein  oder  Essig  dürfrn 
bleihaltige  Kautschuksehläucbe  nkbi  verWettdet 
werden. 

g  8*  Geschirre  und  Gef&sse  zur  Verfertigung 
von  Getränken  und  Fruchtsäften  dürfen  in  den- 
jenigen Theilen,  welche  bei  dem  bestimmungs- 
gemässen  oder  vorauszusehenden  Gebrauche  mit 
dem  Inhalt  in  unmittelbare  Berührung  kommen, 
nicht  den  Vorschriften  des  §  1  zuiriaer  herge- 
stellt sein. 

Conservenbfiehsen  müssen  auf  der  Innenseite 
den  Bedingungen  des  §  1  entsprechend  herge- 
stellt sein. 

Zur  Aufbewahrung  von  Getränken  dürfen 
GeftsBe  nicht  verwendet  sein,  in  welchen  sich 
Bückstände  von  bleihaltigem  Schrote  befinden. 
Zur  Packung  von  Schnupf-  und  Kautabak,  so- 
wie Käse  dürfen  Metalliolien  nicht  verwendet 
sein,  weldie  in  100  Gewichtstheilen  mehr  als 
einen  Gewichtstheil  Blei  enthalten. 

§§  4  bis  7  haben  den  gleichen  Wortlaut  wie 
im  Entwürfe;  dann  folgt: 

§  8.  Dieses  Gesetz  tritt  am  1.  October  1888 
in  Kraft. 

Das  nunmehrige  Gesetz  weicht  also  von  dem 
ursprünglichen  Entwürfe  in  folgenden  Punkten 
ab: 

1.  Ess-,  Trink-  und  Kochgeschirre,  sowie  Flfis- 

sigkeitsmaasse brauchen  nur  an  der 
Innenseite  vorschriftsmässig  verzinnt 
zu  sein.  , 

2.  Die  Vorschrift  der  Iprocentifi^en  liOgirung 

wird  auch  auf  die  Me t all th eile  für 
Kindersau^flaschen  ausgedehnt. 

3.  Das  Verbot  bleihaltigen  Kaut«;huks   wird 

auch,  auf  Tr.inJ[^eq^^  aus  Kaut- 
schuk ausgedennt» 

Von  Spielwaaren  'unterliegen  massive 
Gummibälle  dem  Gesetze  nicht 

WesenÜich  verschärft  ist  der  §  3;  derselbe 
dfirfte  viele  Vergiftungsf&lle  durch  conservirtes 
Fleisch  in  Folee  bleihaltiger  Lüthmasse  in  Zu- 
kunft unmöglich  machen.  Auch  sollen  nGeschirre 
und  Gefässe  zur  Verfertigung  von  Getränken  und 
Fruchtsäften''  den  Forderungen  von  §  1  genfi^en 
(diese  Bezeichnung  ist  ziemlich  unklar  und  trifft 
wohl  in  der  Hauptsache  Schalen  und  Kessel  von 
emaillirtem  Eisen).  Endlich  Vrird  auch  zur  Ver- 
packung von  Kau-  und  Schnupftabak, 
sowie  von  Käse  eine  Metallfolie  voigeschrie- 
ben,  welche  den  gesetzmässigen  Anforoernngen 
entspricht 


Offene  CorresiftOBdeBE. 


(für 


Apoth.   B«.  in,  W»     Messing-Lack 
Waagen  etc.)  besteht  aus: 

2  Th.  DäuTarharz, 
4    „    Terpentinöl, 

1  „    braunem  Siccativ, 

2  „    Leinülfimiss. 

.  Der  so  erzielte  Lade  besitzt  nur  geringe  gelb- 
liche Färbung;  durch  Zujsatz  Von  kleinenMengen 


Drachenblnt  ertheilt  man  demselben  eiaen  heller 
oder  dunkler  goldigen  Ton. 

Apoth.  H*  in  T.  Hömoeopathischer 
Gesundheitskaffee  besteht  aus  einem  Ge- 
menge verschiedener  Getreidearten,  in  der 
Hauptsache  Boggen  und  Cacaoschalen ,  die 
vorsichtig  gebrannt  werden.  Zusatt  von  Cicho- 
rien ist  vollständig  ausgeschlossen. 


Y^Blogn  «Bd  TMiatworilielier  Bedaetesr  Dr.  B*  Oeliiler  in  Dratdan. 

Im  Bttebbtiidel  darah  Jullui  6printer,  Beiita  N..  MonbQoupUti  t.- 

Draek  der  KBolgl.  Hofbnchdmekerei  tob  0.  OL  MelBbola  k  SShBC  Ib  Drstdca. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschailliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermami  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Enoheint  jaden  Donnarttag.  —  Abonnementspreis  dnroh  die  Foat  oder  den  Bnchbandel 

Tierteljänrlieh  8  Mark.    Bei  Zusendung  nnter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nummern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Babatt. 
Anfragen,  Anftrftge,  Mannscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteor  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

Nene  Folge 
TIIL  Jahrgang. 


M29. 


BerHn,  den  21.  Juli  1887. 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  OieMle  ■■<  PhArmaele:  EmpUstrum  UydnTgjTl  oleinicum.  —  Ueber  die  Zusamtnensetzang  und 
Prfiflmg  det  Bittermandelwassera.  —  Ueber  da«  Sauerstoff- Molekül.  —  Schmeckt  Saccharin  den  Thleren  tlist?  — 
Bequeme  Methode  zur  Entwlckelung  reinen  SchwefelwasserstoffB.  —  Dihjdrocamphin.  —  Mlflcelleii:  Qesets,  be- 
treffend  die  Verwendang  geiandheitstcbadlicher  Farben  bei  der  Herstellung  von  Nahrungsmitteln,  Oennssmltteln 
und  GebrauchsgegensUinden.  •>-  Verkehr  mit  frischer  Kuhmilch.  —  Weltansstellung  in  Brüssel  1888.  — 

iBielgen. 


Chemie  und  Pbarmaclee 


Emplastmm  Hydrargyri 
oleinioam. 

Wie  Herr  Apotheker  F.  Tohisch  in 
Innsbruck  berichtet  (Pharm.  Post  Nr.  27), 
zieht  Prof.  Lang  ein  terpentinfreies 
Qaecksilberpäaster  dem  officinellen  als 
reizend  wirkenden  Präparat  vor.  Tohisch 
löst  die  Aufgabe,  ein  solches  Pflaster 
herzustellen,  dadurch,  dass  er  ein  Empl. 
diachylon  simplex  direct  aus  Oelsäure 
bereitet  und  dieses  in  der  gesammten 
nothwendigen  Menge  zum  Verreiben  des 
Quecksilbers  unter  Anwendung  eines 
Wasserbades  benützt. 

Die  Vorschrift  lautet: 

Acidi  oleinici  crudi     .    .  18pCt. 

Lithargyri  alcohol.  sicc.  .  10  „ 
Hydrargyri  vi  vi.  ...  6  „ 
F.  1.  a.  empl. 

Darstellunff:  In  18  Th.  kalter  roher 
Oelsäure,  welche  sich  in  einem  porzella- 
nenen oder  verzinnten  kupfernen  Kessel 
(nicht  in  einem  nur  kupfernen  Kessel) 
befinden,  werden  10  Th.  durch  ein  Sieb 
geschlagener  präparirter  Bleiglätte  löfifel- 
weise  unter  bestandigem  (!)  Umrühren 


eingetragen.  Nach  vollständiger  Misch- 
ung  wird  der  Kessel  in  ein  wasserbad 
gesetzt  und  mit  dem  Umrühren  (!)  fort- 
gefahren, bis  die  Bleiglätte  gelöst  und 
ihre  Farbe  geschwunden  ist,  was  nach 
IV2  bis  2  Stunden  geschehen  sein  kann. 
Das  Pflaster  ist  fertig,  wenn  sich  einige 
Tropfen  unter  kaltem  Wasser  mit  den 
Fingern  kneten  lassen,  ohne  sich  schmierig 
oder  klebrig  zu  erweisen.  Dann  lässt 
man  den  Kessel  ohne  Umrühren  der 
Masse  noch  eine  Stunde  im  Wasserbade 
stehen,  und  setzt  ihn  nun  an  einen  kalten 
Ort  bei  Seite.  Am  anderen  Tage  nimmt 
man  die  Pflastermasse  unter  schnellem 
Erwärmen  der  Wandung  aus  dem  Kessel 
und  beseitigt  mittelst  eines  heissen 
Messers  am  Grunde  der  Pflastermasse 
angesammelte  Verunreinigungen  der  Blei- 
glätte (z.  B.  metallisches  Blei).  Hager, 
Hndbch.  d.  ph.  Pr.  L,  S.  92. 

Ich  bezweifle  gar  nicht,  dass  das  so 
gewonnene  Pflaster  seinem  Zwecke  ent- 
spricht, aber  ich  möchte  darauf  aufmerk- 
sam machen,  dass 

1.  durch  das  trockene  Eintragen  der 
Glätte    in    die   Oelsäure   letztere 


354 


sich  iheilweise  und  trotz  des 
fleissigsten  ßührens  zusammen- 
ballt  und  deshalb  niemals  voll- 
ständig löst; 

2.  das  in  jedem  Oelsäurepflaster  ent- 

haltene freie  Elain  mit  dem 
Quecksilber  mehr  oder  weniger 
Oleat  bildet; 

3.  eine    Extinction    mit    der    ganzen 

Pflastermasse  mindestens  nicht 
rationell  genannt  werden  und 
kaum  geringe  Anforderangen  be- 
friedigen kann. 

Ad  1  möchte  ich  anführen,  dass  man 
die  Schwierigkeit  der  gleichmässigen 
Vertheilung  der  Glätte  in  der  Oelsäure 
am  besten  dadurch  überwindet,  dass  man 
die  Glätte  mit  dem  fünften  Theil  ihres 
Gewichtes  Weingeist  anrührt,  die  Oel- 
säure mit  einem  Male  untermischt,  das 
Bühren  bis  zum  Dickwerden  der  Misch- 
ung fortsetzt  und  nun  die  Masse  unter 
fortgesetztem  Bühren  allmälig  erwärmt. 
Man  erhitzt  schliesslich  im  Dampfbad 
bis  zur  Erreichung  der  bekannten  Con- 
sistenz. 

Wie  ich  sub  2  und  3  mir  zu  sagen 
bereits  erlaubte,  habe  ich  Bedenken 
gegen  die  Verwendung  eines  Oelsäure- 
pflasters  und  gegen  die  von  Tobtsch 
vorgeschriebene  Extinction.  Herr  Tobtsch 
nahm  hierzu  seine  Zuflucht,  weil  er  mit 
gewöhnlichem  Bleipflaster  nicht  die 
wünschenswerthen  Besultate  erzielte. 
Ich  gestatte  mir  daher  auf  Grund 
früherer  Versuche,  deren  Eesultat  die 
in  meinem  Manual  S.  39  enthaltene  Vor- 
schrift zu  Empl.  Hydrarg.  ist,  folgende 
leicht  durchführbare  Methode  zu  geben: 

187,0  Hydrargyri, 
allmälig  zugesetzt,  verreibt  man  mit 

40,0  Unguenti  Hydrargyri  cinerei. 

Andererseits  schmilzt  man 
675,0  Emplastri  Lithargyri, 
100,0  Gerae  flavae  filtratae 
zusammen,  colirt,  rührt  bis  zum  Dick- 
werden    der    Masse    und    mischt    die 
Quecksilberverreibung  unter. 

Man  bringt  nun  das  Pflaster  auf  nasses 
Pergamentpapier  und  rollt  aus,  sobald 
die  nöthige  Abkühlung  eingetreten  ist. 

Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dass 
die  Haltbarkeit  des  Quecksilberpflasters 
unter  dem  Terpentinzusatz  leidet,  und 


es  erscheint  auch  glaubhaft,  dass  die 
zugleich  hierdurch  hervorgerufene  reizende 
Nebenwirkung  besser  nicht  vorhanden 
wäre.  Das  Bedürfniss,  hier  eine  Aender- 
ung  zu  machen,  moss  also  anerkannt 
werden,  nur  möchte  ich  vermieden 
wissen,  dass  die  Befriedigung  desselben 
mit  Umständlichkeiten  verknüpft  würde. 
Die  oben  von  mir  gegebene  Vorschrift 
giebt  ein  tadelloses  Pflaster,  sobald  ein 
glycerin-  und  wasserfreies  Bleipfiaster 
verwendet  wird;  ich  vermuthe,  dass  die 
in  dieser  Bichtung  von  Herrn  Tobisch 
angestellten  Versuche  nur  deshalb  schei- 
terten, weil  er  kein  wasserfreies  Blei- 
pflaster besass;  denn  auf  dem  gewöhn- 
lichen Dampfapparat  lässt  sich  ein 
solches  mit  dem  besten  Willen  nicht 
erzielen  und  sein  Artikel  besagt  nicht, 
dass  er  sein  Pflaster  4  bis  5  Mal  mit 
Wasser,  wie  es  nothwendig,  ausgewaschen 
und  schliesslich  bei  einer  Temperatur, 
wie  sie  eine  Dampfspannung  von  2  bis 
3  Atmosphären  liefert,  eingedampft  habe. 
Bleipflaster,  die  Basis  der  meisten 
Pflaster,  kann,  wenn  es  den  heutigen 
Anforderungen  entsprechen  und 
z.  B.  ein  gutes,  nicht  austrock- 
nendes Heftpflaster  liefern  soll, 
auf  dem  gewöhnlichen  Dampfapparsi 
gar  nicht  nergestellt  werden  und  ist 
der  berufene  Fabrikationsartikel,  nachdem 
gespannte  Dämpfe  und  noch  dazu  von 
2  bis  3  Atmosphären  in  den  wenigsten 
Apotheken  vorhanden  sind.  Der  Schwer- 
punkt liegt  beim  Bleipflaster  nicht  in 
der  weissen  Farbe,  die  man  durch  Mala- 
xiren  und  in  Folge  dessen  durch  In- 
corporiren  von  Wasser  und  Luft  leicht 
erzielen  kann ,  sondern  in  dem  Frei- 
sein von  Wasser  und  Olycerin; 
hierbei  muss  allerdings  das  vorgetäuschte 
Weiss     unserer     Pharmakopoe     einem 

Grauweiss  Platz  machen. 

Eugen  Dteterüh. 

üeber  die  Zusammensetsung  nnd 
Prüfung  des  Bittermandelwassers. 

Von  Dr.  0.  Linde, 

Dass  das  Bittermandelwasser  eines 
unserer  wichtigsten  und  am  meisten  ver- 
ordneten Arzneimittel  ist,  kann  wohl 
kaum  bezweifelt  werden. 


•  355 


Fast  alle  Autoren,  welche  bisher  über 
das  Bittermandelwasser  geschrieben, 
klagen  über  die  Unbeständigkeit 
dieses  Präparates.  Ihre  Klagen  lassen 
sich  anf  zwei  Punkte  zurückführen,  näm- 
lich: 1.  darauf,  dass  das  Bittermandel- 
wasser verschieden  stark  ausfällt,  selbst 
bei  Verwendung  derselben  Mandelsorte, 
und  2.  dass  der  Oehalt  an  Cyanwasser- 
stoff sich  mit  der  Zeit  verringert  Auch 
die  Darstellungsmethode  der  Pharm. 
Germ.  ü.  liefert,  wie  später  gezeigt  wer- 
den wird,  kein  gleichmässiges  und 
haltbares  Präparat. 

Sehen  wir  vorerst  einmal  zu,  welche 
Körper  in  dem  Bittermandelwasser  über- 
haupt enthalten  sind. 

Es  enthält  in  frischem  Zustande 
neben  Wasser  und  Spiritus  die  flüchtigen 
Producte,  welche  bei  Zersetzung  des 
Amjgdalins  durch  Emulsin  in  Gegen- 
wart von  Wasser  entstehen.  Nach  den 
neueren  Lehrbüchern  der  Chemie  zer- 
fällt das  Amjffdalin  hierbei  in  Trauben- 
zucker, Benzaldehyd  und  Cyanwasser- 
stoffsäure: 

CgoHa^NOn  +  2  HaO  =  2  G^E.^O^  + 

CeHsCOH  -I-  HCN. 

Einige  bemerken  hierbei,  dass  Benz- 
aldehyd und  Cyanwasserstoffsäure  che- 
misch an  einander  gebunden  entstehen, 
andere  erwähnen  von  diesem  Umstände 
niehU.    Wie  verhält  es  sich  damit? 

Im  Bittermandelwasser  ist  ein 
Theil  der  Cyanwasserstoffsäure 
an  Benzaldehyd  chemisch  ge- 
bonden;  ein  anderer  Theil  ist 
es  nicht. 

Für  den  ersten  Theil  dieser  Behaupt- 
ung lassen  sich  zwei  Beweise  anführen. 
Versetzt  man  Bittermandelwasser  mit 
überschüssiger  Silbernitratlösung ,  so 
wird  nicht  die  ganze  Menge  der  darin 
enthaltenen  Cvanwasserstoffsäure  als 
Cyansilber  gefällt;  dieses  geschieht  erst, 
wenn  man  das  Filtrat  mit  etwas  Ammo- 
niak, dann  mit  Salpetersäure  im  Ueber^ 
schuss  versetzt.  Hierbei  bildet  sich 
nämlich  in  erster  Linie  Cyanammonium 
neben  freiem  Benzaldehyd: 

(OßHft .  COH  +  HCN)  +  NHa  «  NH4CN  + 

G0H5  •  COH. 

Cyanammonium  und  Silbernitrat  setzen 


sich  um  zu  Cyansilber  und  Ammonium- 
nitrat: 

NH4CN-|-AgN0s=AgCN+NH4N03. 

Das  Cyansilber,  welches  durch  das  über- 
schüssige Ammoniak  in  Lösung  gehalten 
wird,  fällt  bei  Uebersättigung  der 
Flüssigkeit  mit  Salpetersäure  aus. 

Die  Beobachtung,  dass  nur  ein  Theil 
der  Cyanwasserstoffsäure  durch  Silber- 
nitrat direct  gefällt  wird,  hat  man  schon 
im  ersten  Dritttheil  unseres  Jahrhunderts 
gemacht,  man  war  aber  der  Meinung, 
dass  der  Benzaldehvd  allein  durch  seine 
Gegenwart  (also  physikalisch)  die  Fäll- 
ung verhindere.  Dass  dies  nicht  der 
Fall  ist,  hat  seiner  2^it  Feldhaus  nach- 
gewiesen (Archiv  d.  Pharm.  1863  Bd. 
164  S.  41). 

Der  zweite  Beweis  ist  folgender :  Lässt 
man  Zink  und  Salzsäure  auf  starkes 
Bittermandelwasser  einwirken,  so  wird 
das  Chlorhydrat  des  Phenyläthylamins 
gebildet,  CeHg .  C2H4 .  NHg .  BfCl ;  dasselbe 
krystallisirt  aus  Alkohol  in  glänzenden, 
bei  217^  schmelzenden  Blättern.  Aus 
einem  blossen  Gemenge  von  Cyan- 
wasserstoffsäure und  Benzaldehyd  erhält 
man  bei  gleicher  Behandlung  nur 
Methylamin,  aber  kein  Phenyläthylamin 
(Schmidt,  Organ.  Chem.  S.  1113). 

Freie  Cyanwasserstoffsäure 
bildet  sich  bei  der  Zersetzung 
des  Amygdalins  durch  Emulsin 
schon  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur, wenn  auch  nur  in  geringer 
Menge.  Ich  überzeugte  mich  davon 
durcn  folgenden  Versuch:  Zwei  Deci- 
gramm  Amygdalin  wurden  in  ein  wenig 
Wasser  gelöst,  die  Lösung  mit  einer 
Emulsion  aus  einigen  süssen  Mandeln 
versetzt  und  12  Stunden  bei  Seite  ge- 
stellt. Alsdann  gab  ich,  um  das  Filtriren 
zu  erleichtem,  das  doppelte  Volumen 
Spiritus  hinzu,  filtrirte  und  versetzte  das 
Filtrat  mit  Silbernitratlösung;  es  ent- 
stand ein  weisser,  flockiger  Niederschlag. 
Dieser  Niederschlag  besteht  aber  nicht 
aus  reinem  Cyansilber,  denn  Emulsion 
aus  süssen  Mandeln,  mit  Spiritus  ver- 
setzt und  filtrirt ,  giebt  ebenfalls  mit 
Silbernitrat  eine  weisse  flockige  Fällung. 
Es  wurde  deshalb  der  erhaltene  Nieder- 
schlag   auf    einem    Filter    gesammelt, 


356  . 


gnt  ausgewaschen,  in  einem  Beagens- 
glase  mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  und 
ein  wenig  Wasser  schwach  erwärmt. 
Die  von  dem  gebildeten  Chlorsilber  ab- 
filtrirte  Flüssigkeit  gab  mit  Natronlauge, 
Perr.  sulfuric,  Liquor  Ferri  sesquichlor. 
und  überschüssiger  Salzsäure  einen  blauen 
Niederschlag.  £s  hatte  sich  demnach 
durch  Silbemitrat  direct  fällbare  Cyan- 
wasserstoffsäure  gebildet,  wenn  auch  nur 
in  geringer  Menge. 

Nun  aber  finden  wir  in  dem  destillirten 
Bittermandelwasser  zuweilen  bedeutende 
Mengen  durch  Silbernitrat  direct  fäll- 
barer Blausäure.     Woher  stammt  diese? 

Beim  Erhitzen  auf  85  bis  lOO^C 
zerfällt  die  Verbindung  Benz- 
aldehyd Cyanwasserstoff  in 
Benzaldehyd  und  freie  Cyan- 
wasser  st  offsäure.  Feldhaus  bewies 
dies  durch  folgenden  Versuch.  Er  gab 
zu  Bittermandelwasser  Silbernitrat  im 
üeberschuss.  filtrirte  und  setzte  das 
Filtrat  in  einem  verschlossenen  Gläs- 
chen der  Temperatur  des  siedenden 
Wassers  aus,  es  ergab  grosse  Mengen 
Silbercyanid.  Dass  allein  die 
höhere  Temperatur  die  Bildung 
des  Cyansilbers  veranlasst,  zeigte  er  da- 
durch, dass  er  Bitter mandelwasser  durch 
Schütteln  mit  Silberoxyd  von  freier 
Blausäure  befreite,  so  dass  im  Filtrat 
durch  Silbernitrat  keine  Spur  einer  Trüb- 
ung entst^md,  und  das  Filtrat  erhitzte; 
es  gab  nach  dem  Erkalten  mit  Silber- 
nitrat eine  deutliche  Ausscheidung  von 
Cyansilber. 

Wird  nun  aber  die  Verbindung  Benz- 
aldehydcyan Wasserstoff"  in  der  Wärme 
so  zersetzt,  dass  Cyanwasserstoffsäure 
abgeschieden  wird,  so  lässt  sich  an- 
nehmen, dass  auch  eine  entsprechende 
Menge  Benzaldehyd  frei  wird.  Hierfür 
spricht  ausserdem  der  Umstand,  dass 
das  Bittermandelwasser,  nachdem  man 
es  durch  überschüssiges  Silbemitrat  von 
freier  Blausäure  befreit  hat,  nach  Benz- 
aldehyd riecht;  die  Verbindung  Benz- 
aldehydcyanwasserstofT  besitzt  diesen 
Gemch  nicht. 

Sättigt  man  Bittcrmandelwasser  mit 
Glaubersalz, 'schüttelt  es  mit  Aether  aus, 
lässt  denselben  verdunsten  und  wäscht 
den  Bückstand  mit  Wasser,   so   erhält 


man  eine  ölige  Flüssigkeit,  welche  im 
Wesentlichen  aus  Benzaldehy  dcyanwasser- 
stoff  besteht  Eine  Lösung  dieses  Oeles 
in  Spiritus  glebt  direct  mit  Silbemitrat 
keine  Trübung  oder  Fällung,  sondern 
erst  nach  Zusatz  von  Ammoniak  und 
Uebersättigung  mit  Salpetersäure.  Ist 
dieses  Oel  reiner  Benzaldehydcyanwasser- 
stoff,  so  muss  es  20,3  pCt.  Cyanwasser- 
stoff enthalten;  ich  fand  darin  aber  nur 
10  bis  18  pCt. ,  es  besteht  hiemach  aus 
einer  Mischung  von  Benzaldehydcyan- 
wasserstoff  mit  freiem  Benzaldehyd. 

Wir  fanden  bis  jetzt  also  im  Bitter- 
mandelwasser ausser  Wasser  und  Spiritus 
Benzaldehydcyanwasserstoff- 
säure,  freie  Cyanwasserstoff- 
säure und  freien  Benzaldehyd. 
Ausser  diesen  kommen  aber  noch  andere 
Körper  im  Bittermandelwasser  vor. 

Zuerst  Cyanammonium.  Dasselbe 
bildet  sich  aus  dem  Cyanwasserstoff  beim 
Erhitzen,  wie  Feldhaus  nachwies  (Arch. 
1863,  Bd.  164,  S.  48).  Nach  diesem 
Autor  finden  durch  die  zur  Destillation 
des  Bittermandelwassers  erforderliche 
Temperaturerhöhung  folgende  Beactionen 
statt: 

1.  Der  aus  dem  Amygdalin  entstandene 
Ben  zaldehydcyan Wasserstoff  zerlegt  sich 
in  seine  beiden  Bestandtheile; 

2.  Ein  Theil  des  Cyanwasserstoffs 
geht  in  Ammoniak  über; 

3.  Das  Ammoniak  verbindet  sich  mit 
freiem  Cyanwasserstoff  zu  Cyanammo- 
nium. 

Für  die  Anwesenheit  von  Cyanammo- 
nium im  Bittermandelwasser  spricht 
auch  folgender  Umstand:  Giebt  man  zu 
einem  Bittermandelwasser,  welches  eine 
nicht  zu  geringe  Menge  durch  Silber- 
nitrat direct  fällbarer  Blausäure  enthält, 
verdünnte  Silbernitratlösung  (Vjo  Normal- 
lösung), so  verschwindet  die  durch  den 
oder  die  ersten  Tropfen  vemrsachte 
Trlibung  beim  Umschütteln  wieder,  erst 
bei  weiterem  Zusatz  erhält  man  eine 
Abscheidung  von  Cyansilber.  Es  lässt 
sich  dies  so  erklären,  dass  das  zuerst 
entstehende  Cyansilber  sich  mit  dem 
Cyanammonium  zu  einem  leicht  löslichen 
Doppelsatz  verbindet. 

Cyanwasserstoff  ist  in  wässriger  Lös- 
ung bekanntlich  leicht  zersetzlicn;  unter 


357 


Wasseraufnahme  entstehen  daraus 
Ameisensäure  und  Ammoniak.  Es  wird 
deshalb  in  älterem  Bittermandelwasser 
auch  Ammonformiat  zugegen  sein, 
wenn  schon  sich  dasselbe  schwerlich 
nachweisen  lassen  dürfte. 

Auch  der  freie  Benzaldehyd  wird  bei 
längerer  Aufbewahrung  nicht  unver- 
ändert bleiben,  wie  wir  annehmen  dürfen. 
Es  ist  bekannt,  dass  der  Benzaldehyd 
sich  durch  seine  leichte  Oxydirbarkeit 
auszeichnet;  er  geht  durch  Aufnahme 
von  Sauerstoff  in  Benzoesäure  über. 
Demnach  dürfte  auch  diese  in  älterem 
Bittermandelwasser  nicht  fehlen. 

Mehrfach  hat  man  im  Bittermandel- 
wasser Benzoin  gefunden,  einen 
glänzenden,  in  Wasser,  Alkohol  und 
Aether  schwer  löslichen,  in  Prismen 
krystalllsirenden,  bei  133  bis  134  o  G. 
schmelzenden  Körper  von  der  Formel 
("uHisOj.  Es  entsteht  durch  die  Ein- 
wirkung des  Gyanammoniums  auf  den 
Benzaldehyd. 

Aus  Cyanammonium ,  Benzaldehyd, 
Benzaldehydcy  an  Wasserstoff  bilden  sich 
bei  längerer  gegenseitiger  Einwirkung 
eine  ganze  Anzahl  von  Stoffen,  welche 
zumeist  in  Wasser  und  in  verdünntem 
Weingeist  schwer  löslich  sind  und  sich 
höchst  wahrscheinlich  auch  im  Bitter- 
mandel Wasser  nach  längerer  Aufbewahr- 
ung bilden,  wenn  auch  nur  in  unbedeuten- 
der Menge.  Hierher  gehören  B  e  n  z  - 
amid,  CgHj.CO.NH^,  Hydrobenz- 
a  m  1  d  und  andere  mehr.  Benzamid  fand 
z.  B.  Rolffs  im  Bittermandelwasser 
(Archiv  1861,  Bd.  157,  8.  124), 

Vergegenwärtigen   wir  uns  noch  ein- 
nial,  welche  Körper  ausser  Wasser  und 
Alkohol  im  Bittermandelwasser  enthalten 
sind.    Wir  fanden 
1.  Benzaldehydcyan-   . 
Wasserstoff,  j 


entstehen 

bei  der 

Destillation. 


2.  Benzaldehyd, 

3.  Cyanwasserstoff, 

4.  Cyanammonium, 

5.  Ammonformiat, 

6.  Benzoösäure, 

7.  Benzoin, 

8.  Benzamid, 

9.  Hydrobenzamid  (?) 
Hier   stösst   uns   nun   die  Frage   auf, 

welcher  oder  welche  von  diesen  Körpern 


j  bilden  sieh  bei 
längerer 
Aufbewahrung. 


als  der  wirksame  Bestandtheil  unseres 
Präparates  zu  betrachten  ist.  Es  kann 
sich  hierbei  nur  um  folgende  handeln: 
Benzaldehydcyanwasserstoff,  Benzaldehyd, 
freier  Cyanwasserstoff. 

Der  Benzaldehyd  wirkt  nicht  anders, 
als  andere  ätherische  Oele,  z.  B.  OL 
Bosmarini  (Archiv  1842,  Bd.  80,  S.  249); 
dieser  ist  es  also  nicht.  Es  bleibt  dem- 
nach nur  noch  der  Cyanwasserstoff  und 
die  Verbindung  Benzaldehydeyanwasser- 
stoff.  Wäre  es  der  Cyanwasserstoff,  so 
brauchten  wir  das  Bittermandelwasser 
nicht,  sondern  könnten  eine  verdtinnte 
Gyanwasserstoffsäure  verwenden.  Dieser 
Vorschlag  ist  in  der  That  auch  gemacht 
worden,  und  zwar  u.  A.  von  Schweig 
und  von  Riegel  (Archiv  1849,  Bd.  108, 
S.  18  etc.).  Nach  letzterem  Autor  ist 
das  Bittermandelwasser  ein  ununter- 
brochen sich  veränderndes  Product,  dessen 
leichte  Zersetzbarkeit  von  dem  darin  ent- 
haltenen ätherischen  Gel  herrührt.  Man 
hat  diesen  Vorschlag  jedoch  nicht  accep- 
tirt,  und  mit  Recht;  denn  es  existiren 
thatsäehlich  zwischen  der  Wirkung  des 
Bittermandelwassers  und  der  der  Blau- 
säure wesentliche  Unterschiede.  „Die 
Erscheinungen  des  mit  Blausäure  ver- 
bundenen Oeles  werden  heftiger  gehalten, 
als  wie  dieselben  Dosen  reiner  Blau- 
säure,'^ schreibt  Gottwald  (Archiv  1842, 
Bd.  80,  S.  235).  Das  Bittermandelwasser 
wirkt  besänftigend,  die  Blausäure  —  auch 
noch  in  der  Verdünnung  1 :  1000)  — 
in  erster  Linie  reizend.  Der  eigent- 
lich wirksame  Bestandtheil  des 
Bittermandelwassers  ist  die 
Verbindung  Benzaldehydcyan- 
wasserstoff. 

(ScfalnsB  in  nächster  Nummer.) 


üeber  das  Sauerstoff- Molekül. 

Von  Dr.  A.  Ganswindt 
(SchlusB  aus  voriger  Nummer.) 

Schönhein  fand,  dass  der  dem  Ozon 
eigene  Geruch  sich  nur  in  dem  einen 
der  bei  der  Elektrolyse  entwickelten  Gase 
vorfand:  dem  Sauerstoff,  wogegen  der 
Wasserstoff  diesen  Geruch  nicht  zeigte; 
er  schrieb  das  Auftreten  dieses  Geruches 
einem  Gase  zu,  welches  durch  Einwirk- 
ung    des    galvanischen     Stromes     auf 


358 


Sauerstoff  entstehe.  1844  folgte  dann 
Schönbetn's  Arbeit:  nUeber  die  Erzeug- 
ung des  Ozons  auf  chemischem  Wege/ 
der  dann  bald  die  experimentellen  Unter- 
suchungen von  Beraelius,  de  la  Rive, 
Becquerel,  Maiteuciy  Marignac,  William^ 
son,  Marchand,  Fremy,  Andrews^  Hou- 
sfeoM,  Soret  und  von  Babo  folgten.  Alle 
diese  Arbeiten  haben  dazu  beigetragen, 
die  Ursachen  der  Bildung  des  Ozons, 
seiner  Hauptbildnngsquellen,  seiner  An- 
wesenheit in  der  atmosphärischen  Luft, 
seiner  chemischen  Darstellungs-Metboden 
näher  kennen  zu  lernen;  aber  über  seine 
Natur,  seine  Constitution  haben  wir  trotz 
der  Untersuchungen  von  Hunt,  de  la  Rive, 
Claustus,  Weitsten  und  Meissner  doch 
nur  Vermuthungen,  Heute  wird  das  Ozon 
als  verdichteter  Sauerstoff  betrachtet,  als 
„riechender,**  als  „erregter"  Sauerstoff,  als 
activer  oder  negativ  activer  Sauerstoff 
bezeichnet.  Wollen  wir  die  Wahrheit 
gestehen,  so  wissen  wir  noch  verhältniss- 
mässig  wenig  vom  Ozon,  da  es  bis  vor 
Kurzem  noch  nicht  gelungen  war,  den- 
selben rein  zu  gewinnen;  selbst  durch 
Zersetzung  von  Baryumsuperoxyd  mit 
Schwefelsäure  erhielt  man  einen  Sauer- 
stoff, der  im  höchsten  Falle  bis  zu  5  pGt. 
Ozon  enthielt.  Die  Schwierigkeit  der 
Beindarstellung  des  Ozons  bestand  in  der 
Fortschaffung  oder  Anhäufung  des  fertig 
gebildeten  Ozons  ohne  gleichzeitige  Zer- 
setzung desselben. 

Beim  Einleiten  von  ozonisirtem  Sauer- 
stoff in  ein  bis  —  150  ^  gekühltes  Glas- 
rOhrchen  Hess  sich  dieser  unter  Atmo- 
sphärendruck noch  nicht  verdichten,  ob- 
gleich nach  den  Angaben  von  Chapput's 
und  Hautefeuille  angenommen  werden 
durfte,  dass  der  Siedepunkt  des  Ozons 
nicht  viel  tiefer  liegen  werde,  als  der  des 
Aethjlens.  Die  Ursache  des  negativen 
Erfolges  ist  wohl  darin  zu  suchen,  dass 
der  nicht  ozonisirte  Sauerstoff,  welcher 
doch  95  bis  98  pCt.  der  Gesamratgas- 
menge  ausmacht,  die  wenigen  Procente 
Ozon  in  dieser  Verdünnung  an  der  Ver- 
flüssigung hindert,  zumal  jener  erst  bei 
weit  niedrigerer  Temperatur  sich  ver- 
flüssigt (—  181,4  ö).  Erst  ganz  neuer- 
dings ist  es  Olszewsky  gelungen  (Wiener 
Monatshefte  f.  Chemie  8,  69),  Ozon  bei 
der  Temperatur  des  unter  Atmosphären- 


druck siedenden  Sauerstoffs,  —  181,4^, 
in  der  von  ihm  construirten  Sauerstoff- 
verflüssigongsröhre  zu  einer  dunkelblauen 
Flüssigkeit  zu  condensiren,  während  der 
nicht  ozonisirte  Sauerstoff  unverflüssigt 
entwich.  Das  in  dieser  Weise  verflüssigte 
Ozon  ist  in  ganz  dünner  Schicht  durch- 
sichtig ,  in  Schichten  über  2  mm  Dicke 
dagegen  fast  schwarzblau  und  undurch- 
sichtig. Diese  Flüssigkeit,  in  auf  —  140^ 
gekühltes  Aethylen  getaucht,  blieb  eon- 
stant;  erst  bei  allmäligem  Erhöhen  der 
Temperatur  begann  sie  bei  etwa  —  106® 
zu  sieden.  Der  Siedepunkt  des  reinen 
Ozons  liegt  daher  annähernd  bei  — 106®. 
In  ein  Glasröhrchen  eingeschmolzen,  ver- 
wandelt sieh  das  flüssige  Ozon  in  ein 
blaues  Gas,  welches  durch  Eintauchen  in 
siedendes  Aethylen  wieder  als  dunkel- 
blaue Flüssigkeit  erhalten  werden  kann. 

In  diesen  Tagen  endlich  ist  es  Shen- 
stone  und  Ikidor  Cundall  gelungen, 
Sauerstoffgas  bis  zu  11,7  pGt.  zu  ozoni- 
siren.  Sie  beschreiben  im  Ohemist  55, 
244  einen  Apparat,  in  welchem  sie 
Sauerstoff  ohne  die  Möglichkeit  des  Luft- 
zutrittes darstellen,  dessen  Stickstofl^ehalt 
höchstens  V5000  ^^^  kann.  Dieser  Sauer- 
stoff wurde  in  Bohren  mit  Phosphors&ure- 
anhydrid  einige  Wochen  hindurch  ein- 
geschlossen und  dann  der  Wirkung  des 
elektrischen  Stromes  unterworfen,  mit 
dem  bereits  genannten  ungewöhnlichen 
Erfolg,  welchen  sie  der  Abwesenheit  von 
Stickstoff  und  Wasser  zuschreiben. 

Höchst  charakteristisch  für  das  Ozon 
ist  die  selbst  in  der  Verdünnung  mächtig 
oxydirende  Kraft,  aus  der  man  sich  einen 
Begriff  machen  kann,  wie  dieser  Körper 
im  reinen  Zustande  wirken  mus&  Von 
der  Wirkung  des  flüssigen  Ozons  ist  bis 
jetzt  nur  bekannt,  dass  es  bei  Berührung 
mit  Aethylen,  jedenfalls  in  Folge  äusserst 
heftiger  Oxydation,  explodirt. 

Dagegen  berichten  Shenstone  und  Cun- 
dall  im  „Ohemist"  über  die  Wirkung 
von  trockenem  gasförmigem  Ozon  aiff 
trockenes  Quecksilber.  Es  soll  bei  mehr- 
stündiger Einwirkung  keine  Oxydation 
stattfinden,  sondern  nur  eine  Umwand- 
lung des  Ozons  in  inactiven  Sauerstoff. 
Das  erscheint  sehr  befremdlich  und  wird 
wohl  noch  weiterer  Bestätigung  be- 
dürfen. 


359 


£s  bleibt  nun  die  Frage  zu  erörtern, 
ob  das  Ozon  aus  dem  Saoerstoffgase  mit 
Hilfe  des  phänischen  Stromes  entsteht 
lediglieh  als  mecbanisehes  Product 
durch  Verdichtung  (vielleicht  durch  üm- 
lagerung  als  blosse  Structur-Veränderung), 
oder  ob  wir  ihn  zu  betrachten  haben 
als  ein  Zersetzungs-Product  in 
Folge  der  Elektrolyse  des  Sauerstoffs. 
IM  an  darf  nicht  vei^essen,  dass  aus  den 
Untersuchungen  Schönbeifi's  anch  die 
Existenz  von  Antozon  nachgewiesen 
ist.  1858  veröffentlichte  derselbe  seine 
»Theorie  der  chemischen  Polarisation'' 
und  sprach  in  derselben  bereits  seine 
Vermuthung  aus  über  die  Existenz  eines 
•positiv  activen  Sauerstoffs**  oder  Ant- 
ozon, dessen  Darstellung  ihm  3  Jahre 
später  in  der  That  gelang.  Ueber  das 
Antozon  im  freien  Zustande,  etwa  im 
luftverdünnten  Zustande,  ist  wenig  be- 
kannt; es  soll  einen  unerträglichen  Ge- 
ruch besitzen,  und  beim  Einathroen 
Brechen  erzeugen.  An  eine  Bein -Dar- 
stellung des  Antozons  dürfte  in  abseh- 
barer Zeit  nicht  zu  denken  sein  aus  fol- 
genden Gründen :  bei  der  Elektrolyse  des 
Wassers  entwickelt  sich  am  positiven 
Pol  der  Sauerstoff,  am  negativen  der 
Wasserstoff. 

Wird  nun,  nach  Schönbein,  ein  Theil 
des  entwickelten  Sauerstoffes  polarisirt, 
d.  b.  also  in  einen  negativ  activen  Sauer- 
stoff (Ozon)  und  in  einen  positiv  activen 
Sauerstoff  (Antozon)  zerlegt,  so  wird  das 
Ozon  am  positiven  Pol  abgeschieden  und 
somit  dem  Sauerstoffgas  beigefügt,  wäh- 
rend das  Antozon  am  negativen  Pole 
auftritt,  dort  mit  dem  frei  werdenden 
Wasserstoff  Wasserstoffsuperoxyd  bildend. 
Im  Oxygen-Wasserstoff  haben 
wir  mithin  den  Sauerstoff  als 
Antozon.  Diejenigen  Körper,  welche 
wir  durch  Elektrolyse  als  höchste  Oxy- 
dationsstufen am  positiven  Pole  erhal- 
ten, wie  z.  B.  üeberschwefelsäure,  Blei- 
8uperoxyd,  Mangansuperoxyd,  Silbersuper- 
oxyd, sind  mit  Ozonide  bezeichnet 
worden,  die  am  negativen  Pole  auf- 
tretenden, wie  Oxy  gen  Wasserstoff,  Baryum- 
soperoxyd,  Kaliumdioiyd  dagegen  Ant- 
ozonide.  Man  erkennt  auf  den  ersten 
Blick,  dass  diese  letzteren  sich  mit  den 
Tmttfcc'schen    Holoxyden    decken,    man 


könnte  daher  die  Antozonide  auch  als 
elektrolytische  Producte  mit  molekularem 
Sauerstoff  bezeichnen,  während  die  Ozo- 
nide als  elektrolytische  Producte  mit 
atomistischem  Sauerstoff  zu  betrachten 
wären.  Wir  kämen  dann  logischerweiae 
zu  dem  Schlüsse,  dass  der  bei  der  Elektro- 
lyse frei  werdende  Sauerstoff  sich  in  2 
Modificationen,  in  eine  atomistische  und 
in  eine  molekulare,  zerlege. 

Hier  kommen  wir  aber  auf  einen 
Widerspruch  Schon  1855  hat  Houzeau 
und  1861  Schönhein  die  ausserordentlich 
oxydirenden  Wirkungen  des  Antozons 
nachgewiesen,  und  die  Bildung  von  Oxy- 
gen-Wasserstoff am  negativen  Pol  er- 
scheint mir  nur  ein  neuer  Beweis  dafür, 
denn  der  elektrolytisch  frei  werdende 
Wasserstoff  wird  von  dem  gleichfalls  am 
negativen  Pole  auftretenden  Antozon  oder 
positiv  erregten  polaren  Sauerstoff  zur 
höchsten  bekannten  Oxydationsstufe  des 
Wasserstoffs  verbunden.  Diese  Thatsache 
harmonirt  mit  der  Tratifteschen  Theorie 
des  molekularen  Sauerstoffs  allerdings 
nicht.  Auch  noch  auf  anderem  Wege 
können  wir  zu  demselben  Besultate  ge- 
langen. Es  muss  unbedingt  angenommen 
werden,  dass  durch  die  Wirkung  des 
galvanischen  Stromes  eine  Spaltung 
der  Moleküle  eintrete,  dass  sie  also 
in  ihre  Atome  sich  zerlegen.  So 
zerlegt  sich,  wie  wir  eben  sahen,  ein 
Molekül  Sauerstoff  in  1  Atom  Ozon  und 
1  Atom  Antozon.  Der  Sauerstoff  also, 
welcher  am  negativen  Pole  als  Antozon 
auftritt,  ist  jedenfalls  atomistischer,  nicht 
aber  molekularer. 

Es  bleibt  schliesslich  noch  zu  unter- 
suchen: ist  die  offenbare  Zersetz- 
ung des  Sauerstoffes  eine  rein 
physikalische,  oder  eine  chemi- 
sche? Bereits  Schönbein  suchte  hier- 
für eine  Definition,  und  gab  eine  solche 
in  seiner  Theorie  der  Polarisation  des 
Sauerstoffes;  er  bezeichnet  die  beiden 
Modificationen  mit 


e  0 


und  führte  sie  als  solche  in  die  Formeln 
ein.  Das  Ganze  wurde  in  die  sehr  dunkle 
Kategorie  der  Allotropie  verwiesen  unter 


360 


Bezugnahme  auf  die  bekannten  allotropi- 
schen Zustände  des  Kohlenstoffes,  Phos- 
phors, Siliciums.  Dieser  Vergleich  scheint 
mir  jedoch  nicht  gerechtfertigt;  über  den 
Allotropismus  wissen  wir  bisher  so  gut 
wie  gar  nichts;  nicht  einmal  eine  plau- 
sible Theorie  ist  mir  darüber  bekannt, 
und  die  Theorie  der  Polarisation  lässt 
sich  auf  die  eben  genannten  Elemente 
nicht  anwenden,  denn  es  ist  bei  keinem 
derselben  bekannt,  dass  der  von  uns  bis 
jetzt  als  normal  betrachtete  Zustand,  der 
normatropische,  mittels  des  galvani- 
schen Stromes  ganz  oder  selbst  nur  zum 
Theil  zerfalle  in  zwei  allotropische 
Modificationen.  Das  ist  aber  beim  Sauer- 
stoff der  Fall;  bei  ihm  tritt  entschieden 
eine  Dissociation  ein,  eine  Trennung 
des  gewöhnlichen  Sauerstoffs 
in  zwei  mit  verschiedener  Elek- 
tricität  behaftete  Gase,  welche 
unter  gegebenen  Bedingungen 
sich  wieder  zu  normatropischem 
Sauerstoff  verbinden.  Das  ist  kein 
Allotropismus  und  man  sollte  von  den 
allotropischen  Zuständen  des  Sauerstoffs 
abseben  und  nach  einer  anderen  Erklärung 
suchen.  Schönbein  erklärt  die  beiden 
bei  der  Dissociation  entstehenden  Modi- 
ficationen des  Sauerstoffs  als  positiv 
erregten  polaren  Sauerstoff  und  negativ 
erregten  polaren  Sauerstoff,  er  betrachtet 
damit  diesen  Vorgang  als  einen  rein 
phys  ikalischen. 

Nun  sind  wir  aber  gewohnt,  den  ana- 
logen Fall  beim  Wasser  als  einen  rein 
chemischen  zu  betrachten.  Wasser 
galt  vor  100  Jahren  noch  als  ein  Ele- 
ment. Wird  Wasser  elektrolytisch  zer- 
legt, so  gewinnen  wir  1  Volumen  Sauer- 
stoff und  2  Volumen  Wasserstoff.  Lassen 
wir  andererseits  durch  ein  Gemisch  von 
1  Vol.  Sauerstoffgas  und  2  Vol.  Wasser- 
stoffgas den  elektrischen  Funken  schlagen, 
so  erhalten  wir  wieder  Wasser.  Wir 
haben  aber,  als  im  Jahre  1800  Nicholson 
und  Carlisle  als  die  Ersten  das  Wasser 
galvanisch  zerlegten  und  Humphrey  Bavy 
seine  bahnbrechenden  Arbeiten  über 
Elektrochemie  veröffentlichte ,  niemals 
von  einem  „positiv  oder  negativ  erregten 
polaren  Wasser"  gelesen.  Erkennen  wir 
die  Polarisations-Theorie  an,  so  sollten 
wir  sie  auch   auf  alle  anderen  elektro- 


Ijtischen  Producte  anwenden;  es  wäre 
demnach  Wasserstoff  positiv  erregtes  po- 
lares Wasser ;  Kupfer  positiv  erregter  po- 
larer Kupfervitriol;  Mangansuperoxyd 
negativ  erregtes  polares  Manganchlorür 
u.  s.  w. 

Wir  sind  gewohnt,  diese  Vorgänge  als 
chemische  Trennungen  und  chemi- 
sche Verbindungen  zu  betrachten;  da- 
bei ist  keineswegs  ausgeschlossen,  dass 
nicht  auch  gleichzeitig  eine  electrosyn- 
thetische  Bindung  erfolge.  Warum  be- 
trachten wir  nun  bei  derElectro- 
Ijse  des  Sauerstoffs  die  End- 
producte  Ozon  und  Antozon  nicht 
auch  als  chemische?  Wir  sind  ge- 
wöhnt, den  Sauerstoff  als  ein  Element 
zu  betrachten;  sollten  die  offenbaren 
Zersetznngs  -  Producte  desselben ,  Ozon 
einerseits  und  Antozon  (im  Wasserstoffe 
gebunden  als  Ozygen- Wasserstoff)  anderer- 
seits nicht  darauf  hinweisen,  dass  der 
Sauerstoff  kein  Element,  sondern 
eine  chemische  Verbindung  zweier 
anderer  Körper  sei? 

Beim  Durchschlagen  des  Funkens  durch 
ein  Gemenge  von  1  Vol.  Sauerstoff  und 

2  Vol.  Wasserstoff  verbinden  sich  0  +  2  H 
zu  zwei  Volumen  Wasserdampf ;  es  tritt 
eine  Oontraction  von  3  auf  2  Volumen 
ein.  Die  gleiche  Oontraction  von 

3  auf  2  Volumen  tritt  aber  ein, 
wenn  der  elektrische  Funke  durch  Sauer- 
stoffgas geht.  Die  bisherige  Annahme, 
dass  hier  3  Vol.  Sauerstoff  zu  2  Vol.  Ozon 
sich  verdichten,  sollte  aber  doch  mit 
äusserster  Vorsicht  aufgenommen  werden; 
ja  es  lassen  sich  sogar  ganz  gewichtige 
Bedenken  gegen  die  Thatsache  selbst 
beibringen.  Wäre  nämlich  die  Bildung 
von  Ozon  durch  Verdichtung  von  3  Vol. 
0  auf  2  Vol.  über  allen  Zweifel  festge- 
stelh,  so  besässen  wir  ja  darin  ein  ein- 
faches Mittel,  uns  reines  Ozon  in  belie- 
bigen Mengen  herzustellen.  Es  ist  jedoch 
noch  nicht  gelungen,  Sauerstoff  durch 
seine  ganze  Masse  in  Ozon  umzuwandeln; 
der  höchst  erreichte  Gehalt  war  11  pCt. 
Diese  letztere  Thatsache  steht 
fest  und  ihr  gegenüber  dürfte  es  nicht 
leicht  sein,  die  Verdichtung  nachzuweisen. 
Ein  analoger  Fall  von  Verdichtung  eines 
Gases  durch  den  electrischen  Strom,  ohne 
dass   dabei   gleichzeitig  chemi- 


361 


sehe  synthetische  Processe  vor 
sich  ffehen,  ist  nicht  bekannt  Es  will 
mir  daher  nicht  einleuchten,  dass  die  Wirk- 
ung des  galvanischen  Stromes  im  Saoer- 
stoffgase  eine  rein  mechanische  sein 
soll,  ohne  gleichzeitige  chemische 
Zersetzung,  die  ja  doch  auch  durch 
die  veränderten  Eigenschaften  des  elektro- 
lytischen Sauerstoffes  deutlich  erkenn- 
bar ist. 

Der  Gedanke,  den  Sauerstoff  als  eine 
Verbindung  zweier  anderer  Körper  an- 
zusehen, und  ihn,  den  Ausgangspunkt 
unserer  chemischen  Kenntnisse,  als  Ele- 
ment fallen  zu  lassen,  hat  etwas  Unge- 
wohntes. Wir  werden  uns  jedoch  daran 
gewöhnen  mflssen,  ihn  als  eine  zwei- 
werthige  chemische  Verbindung,  als  einen 
Atom-Complex  mit  2  Valenzen  zu  be- 
trachten, als  eine  Element-Gruppe  analog 
dem  Cyan,  Bhodan,  Ammonium,  die  sich 
dann  selber  wie  ein  Element  verhält.  Ich 
bin  auch  überzeugt,  dass  es  noch  gelingen 
wird,  auch  den  anderen  Bestandtheil 
des  Sauerstoffs  auf  elektrolytischem  Wege 
rein  zu  gewinnen.  Es  mag  an  dieser 
Stelle  daran  erinnert  werden,  dass  che- 
misch reines  Wasser  gleichfalls  der 
Zersetzung  durch  den  galvanischen  Strom 
widersteht  und  erst  durch  Zusatz  kleiner 
Mengen  Schwefelsäure  zersetzbar  gemacht 
wird.  Es  wäre  möglich,  dass  die  un- 
genügenden Besultate,  welche  man  bis- 
her mit  dem  Leiten  des  galvanischen 
Stromes  durch  Sauerstoff  gemacht  hat,  auf 
ähnliche  Ursachen  zurückzuführen  sind. 

Jedenfalls  ist  die  Zersetzbarkeit  des 
Sauerstoffes  charakteristisch  genug  nach- 
gewiesen, und  wenn  wir  ihn  als  aus  2 
Elementen  gebildet  annehmen,  so  erklärt 
das  nicht  nur  das  vollstäodig  verschie- 
dene Verhalten  desselben  in  seinen  bis- 
herigen Verbindungen,  es  erklärt  auch 
die  verschiedenartige  Wirkung  der  zwei 
Glassen  von  Superoxyden  und  deren 
Einwirkung  auf  einander,  es  lässt  das 
vielmehr  die  Annahme  allotropiscber  Zu- 
stände aufgeben,  es  lässt  uns  die  Theorie 
der  Polarisation  des  Sauerstoffs  umgehen, 
und  erklärt  als  einfachen  chemi- 
schen Process,  was  wir  bisher  als 
elektrolytischen  Vorgang  zu  betrachten 
gewohnt  waren. 


Sohmedkt  Saccharin  den  Thieren 

SttBSf 

Ueber  die  Eigenschaften  des  Benzoe- 
säuresulfimid  wurde  in  den  letzten  Jahren 
so  gründlich  von  verschiedenen  Seiten 
berichtet,  dass  vielleicht  manchem  unserer 
Leser  nachstehende  Miftheilnng  einer 
unseres  Wissens  noch  nicht  berichteten 
Eigenthfimlichkeit  dieses  interessanten 
Stoffes  willkommen  ist.  Stellt  man  eine 
nur  lose  verdeckte  Schale  mit  zerflossener 
Arsensäure  ins  Freie,  so  findet  man 
meist  nach  wenig  Tagen  Leichen  zahl- 
reicher kleiner  Thiere,  selbst  einige 
Ameisen,  darin.  Trotz  des  brennenden 
Geschmacks  der  Flüssigkeit  hat  also  ihr 
Geruch  oder  sonst  eine  Eigenschaft 
diese  Thiere  angelockt  und  in  den  Tod 
gefElhrt.  Auffallender  Weise  fanden  sich 
aber  in  einer  in  gleicher  Art  zufällig 
ausgesetzten  concentrirten  wässerigen 
Saccharin-Lösung  nur  wenige,  sehr  kleine 
Käfer  ertranken  vor,  es  schien  demnach, 
als  ob  von  Insecten  (und  beziehentlich 
kleinen  Spinnen)  das  Saccharin  gemieden 
würde.  In  der  That  bestätigte  dies  ein 
directer  Versuch  mit  Pliesspapier ,  wel- 
ches an  einer  Stelle  mit  ^uckersyrup, 
an  einer  anderen  mit  Saccharinlösung 
bestrichen  war.  Zahlreiche  Ameisen 
suchten  alsbald  den  Syrup  auf,  während 
sie  das  benachbarte  Saccharin  anseheinend 
sorgsam  mieden. 

Sollte,  was  immerhin  möglich  ist, 
FaJUberg's  Fabrik  einmal  fertig  werden 
und  Saccharin  im  Handel  wieder  er- 
scheinen, so  berichtet  vielleicht  ein 
Bienenvater,  wie  sich  seine  Pfleglinge 
dem  neuen  Süssstoffe  gegenüber  ver- 
halten. H'-g. 


Bequeme  Methode  zur  Entwickel- 
ang reinen  Schwefelwasserstoffs. 

JB.  Fresenius  wendet  das  von  Cl.  Winlüer 
zur  Entwickelang  von  Cblorgas  ans  Chlor- 
kalk empfohlene  Princip  auf  Scbwefelcalcium 
an.  Man  reibt  4  Tb.  Schwefelcalcinm  mit 
1  Th.  gebranntem  Gyps  innig  zusammen, 
setzt  soviel  Wasser  zu ,  dass  man  einen  ganz 
dicken  Brei  erhält,  bringt  diesen  in  flache, 
viereckige  Papierkapseln,  ebnet  mit  einem 
Porzellanpistill  und  lässt  die  Masse  erbärten. 


362 


Die  aus  den  Kapseln  genommenen,  etwa 
15  mm  dicken,  noch  feuchten  Scheiben  zer- 
schneidet man  zu  Würfeln  und  trocknet  die- 
selben in  gelinder  Wärme. 

Zur  Zersetzung  des  Präparates  kann  man 
sehr  gut  einen  Kipp' achen  Gasen twickelungs- 
apparat  benutzen,  unter  Anwendung  ver- 
dünnter Salzsäure  (1+1).  Die  Entwickelung 
des  SchwefelwasserstoflPgases  erfolgt  dann 
leicht  und  gleich  massig.  Die  Würfel  zer- 
fallen längere  Zeit  nicht.  Nach  Auflösung 
des  Schwefelcalciums  sinkt  der  Gyps  in  der 
Salzsäure  nieder  und  setzt  sich  auf  dem 
Boden  des  Apparates  ab. 

Zeitschr.  f.  ancdyt.  Chem,  1887,  III. 

Zur  Darstellung  des  Schwefelcalciums  em- 
pfiehlt Bob,  Otto  folgende  Methode:  Man 
macht  aus  7  Th.  entwässertem  Gjps,  3  Th. 
Kohlenpulver  und  1  Th.  Roggeumehl  mit 
Wasser   einen    steifen    Brei,    formt   daraus 


Kugeln  oder  Cjlinder,  trocknet  dieselben 
völlig  aus  und  glüht  sie  in  einem  hessischen 
gut  bedeckten  Tiegel  bei  starker  Hellrothglutb. 

ÄusmtUelung  der  Crifttj  VI.  Aufl.,  von  Dr. 

Bob.  Otto,  8.  153.  —08— 


Dihydrocamphin. 

Tanret  hat  durch  Einwirkung  von  nasciren- 
dem  Wasserstoff  auf  Nitroproducte  des  Ter- 
pentinöls und  durch  Ausschütteln  mit  Chloro- 
form mehrere  Basen  dargestellt,  die  er  als 
a,  j^,  j^l-Dihydrocamphin  bezeichnet. 

Dieselben  sind  in  Wasser,  Alkohol,  Aetber, 
Chloroform  löslich ,  reagiren  nicht  auf  Lack- 
mus, verbinden  sich  mit  Säuren  zu  krystalii- 
sirenden  Salzen  und  werden  in  saurer  Losung 
durch  Gerbsäure,  Jodkaliumjodid,  Kalium- 
quecksilbeijodid  gefällt.  Tanret  giebt  ihnen 
die  Formel  C20H34N2O2.  g. 

Joum.  de  Fharm.  et  de  Chimie  1887,  517. 


Hiscellen. 


Oesetz,  betre£Fend  die  Verwendung 
gesundheitsschädlicher  Faxben  bei 
der  Herstellung  von  Nahrungs- 
mitteln»  Oenussmitteln  und  Ge- 
brauchsgegenständen, 

§  1.  Gesundheitsschädliche  Farben  dürfen 
zur  Herstellung  von  Nahrungs-  und  Genuss- 
mitteln, welche  zum  Verkauf  bestimmt  sind, 
nicht  verwendet  werden. 

Gesundheitsschädliche  Farben  im  Sinne  dieser 
Bestimmung  sind  diejenigen  Farbstoffe  und 
Farbsubereitungen ,  welche  Antimon,  Arsen, 
Baiynm,  Blei,  Cadmium,  Chrom,  Kupfer,  Queck- 
silber, Uran,  Zink,  Zinn,  Gummigutti,  Coralün, 
Pikrinsäure  enthalten. 

Der  Reichskanzler  ist  ermächtigt,  nähere  Vor- 
schriften über  das  bei  der  Feststellung  des 
Vorhandenseins  von  Arsen  und  Zinn  anzuwen- 
dende Verfahren  zu  erlassen. 

I  2*  Zur  Aufbewahrung  oder  Verpackung 
von  Nahrungs-  und  Oenussmitteln,  welche  zum 
Verkauf  bestimmt  sind,  dürfen  Gefässe,  Um- 
hüllungen oder  Schntzbedeckungen,  zu  deren 
Herstellung  Farben  der  im  §  1  Absatz  2  be- 
zeichneten Art  verwendet  sind,  nicht  benutzt 
werden. 
Auf  die  Verwendung  von 
schwefelsaurem   Barjum    (Schwerspath,  blanc 

fixe), 
Barytfarblacken,    welche    von    kohlensaurem 

Barjum  frei  sind, 
Ghromoxyd, 
Kupfer,  Zinn,  Zink  und  deren  Legirangen  als 

Metallfarben, 
Zinnober, 


Zinnoxyd, 

Schwefelzinn  als  Musivgold, 
sowie  auf  alle  in  Glasmassen,   Glasuren  oder 
Emails  eingebrannte  Farben  und  auf  den 
äusseren  Anstrich  Yon  Ge Assen  ans  wasser- 
dichten StoiTen 
findet  diese  Bestimmung  nicht  Anwendung. 

§  8«  Zur  Herstellung  von  kosmetischen  Mit- 
teln (Mitteln  zar  Heinigung,  Pflege  oder  Färb- 
ung aer  Haat,  des  Haares  oder  der  Mundhöhle), 
welche  zum  Verkauf  bestimmt  sind,  dürfen  die 
im  §  1  Absatz  2  bezeichneten  Stoffe  nicht  ver- 
wendet werden. 

Auf  schwefelsaures  Baryum  (Schwerspath, 
blanc  fixe),  Schwefelcadmium,  Chromoxvd,  Zinn- 
ober, Zinkoxyd,  Zinnoxyd,  Schwefelzink,  sowie 
auf  Kupfer,  Zinn,  Zink  und  deren  Legimngen 
in  Form  von  Puder  findet  diese  BesmnmuDg 
nicht  Anwendung. 

§  4«  Zur  Herstellung  von  zum  Verkauf  be- 
stimmten Spiel waaren  (einschliesslich  der  Bilder- 
bogen, Bilderbücher  und  Tuschfarben  für  Kinder), 
Blumentop&ittem  und  künstlichen  Christ- 
bäumen dürfen  d^e  im  §  1  Absatz  2  bezeiebneten 
Farben  nicht  verwendet  werden. 

Auf  die  im  §  2  Absatz  2  bezeiebneten  Stoffe, 
sowie  auf 
Schwefelantimon    und    Schwefelcadmium    als 

Färbemittel  der  Gummimasse, 
Bleiox^rd  in  Fimiss, 

Bleiweiss  als  Bestandtheil  des  sogenannten 
Wachsgiisses,  jedoch  nur,  sofern  dasselbe 
nicht  ein  Gewichtstheil  in  100  Oewiehts- 
theüen  der  Masse  übenteigt, 
chromsaures  Blei  (für  sich  oder  in  Verbindung 
mit  schwefelsaurem  Blei)  als  Gel-  oder 
Lackfarbe  oder  mit  Lack-  oder  Fimissttber- 
*ng, 


363 


die  in  Wasser  unlOBlichen  Zinkverbindangen,  | 
bei  GummispielwaaTen  jedoch  nur,  soweit 
sie  als  Färbemittel  der  Gnmraimasse ,  als 
Oel-  oder  Lackfarben  oder  mit  Lack-  oder 
Fimissflbenag  verwendet  werden, 
alle  in  Glasuren  oder  Emails  eingebrannten 

Farben 
findet  diese  Bestimmung  nicht  Anwendung. 

Soweit  zur  Herstellung  Ton  Spielwaaren  die 
in  den  §§  7  und  8  bezeichneten  Gegenstände 
verwendet  werden ,  finden  auf  letztere  lediglich 
die  Vorschriften  der  §§  7  und  B  Anwendung. 

I  5«  Zur  Herstellung  von  Buch-  und  Stein* 
druck  auf  den  in  den  §§  2,  3  und  4  bezeichneten 
Gegenständen  dflrfen  nur  solche  Farben  nicht 
verwendet  werden,  welche  Arsen  enthalten. 

I  tt«  Tuschfarben  jeder  Art  dQrfen  als  frei 
Ton  gesundheitsschädhchen  Stoffen  beziehungs- 
weise giftfrei  nicht  verkauft  oder  feilgehalten 
werden,  wenn  sie  den  Vorschriften  im  §  4  Ab- 
satz 1  und  2  nicht  entsprechen. 

g  7.  Zur  Herstellung  von  zum  Verkauf  be- 
stimmten Tapeten,  Möbelstoffen,  Teppichen, 
Stoffen  zu  Vorhängen  oder  Bekleidnngsgegen- 
ständen,  Masken^  Kerzen,  sowie  künstlichen 
Blättern,  Blumen  und  Früchten  dflrfen  Farben, 
welche  Arsen  enthalten,  nicht  verwendet  werden. 

Auf  die  Verwendung  arsenhaltiger  Beizen 
oder  Fixirangsmittel  zum  Zweck  des  Färbens 
oder  Bedrückens  von  Gespinnsten  oder  Geweben 
findet  diese  Bestimmung  nicht  Anwendung. 
Doch  dürfen  derartig  bearbeitete  GesninnsiB 
oder  Gewebe  zur  Herstellung  der  im  Ansatz  1 
bezeichneten  Gegenstände  nicht  verwendet 
werden,  wenn  sie  das  Arsen  in  wasserlöslicher 
Form  oder  in  solcher  Menge  enthalten,  dass 
sich  in  100  qcm  des  fertigen  Gegenstandes  mehr 
als  2  mg  Arsen  vorfinden.  Der  Reichskanzler 
ist  ermächtigt,  nähere  Vorschriften  über  das 
bei  der  Feststellung  des  Arsengehalts  anzu- 
wendende Verfahren  zu  erlassen. 

i  8«  Die  Vorschriften  des  §  7  finden  auch 
auf  die  Herstellung  von  zum  Verkauf  bestimmten 
Schreibmaterialien,  Lampen-  und  Lichtschirmen, 
sowie  Lichtmanschetten  Anwendung. 

Die  Herstellung  der  Oblaten  unterliegt  den 
Bestimmungen  im  §  1,  jedoch  sofern  sie  nicht 
zum  Genüsse  bestimmt  sind,  mit  der  Maass- 
Rabe,  dass  die  Verwendung  von  schwefelsaurem 
Banrum  (Schwerspath ,  blanc  fixe),  Chromoxyd 
und  Zinno'ber  gestattet  ist. 

I  9«  Arsenhaltige  Wasser-  oder  Leimfarben 
dürfen  zur  Herstellung  des  Anstrichs  von  Fnss- 
b^den,  Decken,  Wänden,  Thflren,  Fenstern  der 
Wohn-  oder  Geschäftsräume,  von  Roll-,  Zug- 
oder Kla^pläden  oder  Vorhängen,  von  Möbeln 
und  sonstigen  hliuslichen  Gebrauchsgegenständen 
nicht  verwendet  werden. 

JIO,  Auf  die  Verwendung  von  Farben, 
ehe  die  im  §  1  Absatz  3  bezeichneten  Stoffe 
nicht  als  conttitnirende  Bestandtheile ,  sondern 
nur  als  Verunreinigungen,  und  zwar  höchstens 
in  einer  Menge  enthalten,  welche  sich  bei  den 
in  der  Technik  gebräuchlichen  Darstellungs- 
verfahren nicht  vermelden  lässt,  finden  die  Be- 
stimmungeii  der  |§  2  bis  9  nicht  Anwendung. 


1 11«  Auf  die  Färbung  von  Pelzwaaren  finden 
die  Vorschriften  dieses  Gesetzes  nicht  An- 
wendung. 

§  12.  Mit  Geldstrafe  bis  zu  einhundertund- 
ffinfzig  Mark  oder  mit  Haft  wird  bestraft: 

1.  wer  den  Vorschriften  der  §§  1  bis  5,  7,  8 
und  10  zuwider  Nahrungsmittel,  Genussmittel 
oder  Gebrauchsgegenstände  herstellt,  aufbewahrt 
oder  verpackt,  oder  derartig  hergestellte,  auf- 
bewahrte oder  verpackte  Gegenstände  gewerbs- 
mässig verkauft  oder  feilhält; 

2.  wer  der  Vorschrift  des  §  6  zuwiderhandelt;^ 

3.  wer  der  Vorschrift  des  §  9  zuwiderhandelt, 
ingleichen  wer  Gegenstände,  welche  dem  §  9 
zuwider  hergestellt  sind,  gewerbsmässig  ver- 
kauft oder  feilhält. 

§  13.  Neben  der  im  §  12  vorgesehenen  Strafe 
kann  auf  Einziehung  aer  verbotswidrig  herge- 
stellten, aufbewahrten,  verpackten,  verkauften 
oder  feilgehaltenen  Gegenstände  erkannt  werden, 
ohne  Unterschied,  ob  sie  dem  Verurtheilten  ge- 
hören oder  nicht. 

Ist  die  Verfolgung  oder  Vernrtheilung  einer 
bestimmten  Person  nicht  ausfahrbar,  so  kann 
auf  die  Einziehung  selbstständig  erkannt  werden. 

§  14.  Die  Vorschriften  des  Gesetzes,  be- 
treffend den  Verkehr  mit  Nahrungsmitteln,  Ge- 
nussmitteln und  Gebrauchsgegenständen,  vom 
14.  Mai  1879  bleiben  unberührt.  Die  Vorschriften 
in  den  §§  16,  17  desselben  finden  auch  bei  Zu- 
widerhandlungen gegen  die  Vorschriften  des 
gegenwärtigen  Gesetzes  Anwendung. 

I  15.  Dieses  Gesetz  tritt  mit  dem  1.  Mai 
1888  in  Kraft;  mit  demselben  Tage  tritt  die 
Kaiserliche  Verordnung,  betreffend  die  Ver- 
wendung giftiger  Farben,  vom  1.  Mai  1882 
ausser  Kraft 

Bad  Ems,  den  5.  Juli  1887. 


WiUielm. 


von  Boetticher. 


Der  Wortlaut  dieses  Gesetzes  hält  sich  hin- 
sichtlich der  Auswahl  der  als  giftig  zu  bezeich- 
nenden Farben  an  den  ursprünglichen  Entwurf 
des  „Vereins  zur  Wahrung  der  Interessen  der 
chemischen  Industrie  Deutschlands"  (vergl. 
Pharm.  Centralhalle  1885,  S.  282),  nur  sind 
Uran  und  Corallin  neuerdings  noch  aufgenom- 
men. Im  Uebrigen  aber  weicht  der  Wortlaut 
sehr  wesentlich  von  jenem  Entwürfe  ab,  und 
bringt  insbesondere  eine  solche  Anzahl  von 
Ausnahmen,  dass  das  ganze  Gesetz  dadurch  an 
Einfachheit  und  Klarheit  einbüsst.  Mit  beson- 
derer Schärfe  wendet  sich  das  Gesetz  gegen 
arsenhaltige  Farben,  welche  selbst  im  Buch-  und 
Steindruck  nicht  verwendet  werden  dürfen.  Ins- 
besondere dflrfen  fflr  Tapeten,  Möbelstoffe, 
Kleiderstoffe,  Masken,  zu  künstlichen  Blättern, 
Blumen  und  Früchten,  Lampenschirmen,  Licht- 
schirmen etc.;  zum  Anstrich  von  Fussböden, 
Wänden,  Decken,  Thüren,  Fenster,  Fensterladen, 
Jalousien  arsenhaltige  Farben  nicht  verwendet 
werden.  Nur  für  Färbereizwecke  ist  die  Ver- 
wendung arsenhaltiger  Beizen  oder  Fizir-« 
ungsminel  ausdrücklich  gestattet.  Nähere  Vor- 
schriften, welche  die  Feststellung  des  Geh  altes 
an  Arsen  oder  Zinn  in  einheitlicner  Weise  be- 
zwecken, sollen  durch  den  Reichskanzler  erlassen 
werden. 


364 


Verkehr  mit  frischer  Kuhmilch. 

Wit  dem  1.  Attest  dieses  Jahres  tritt  fflr  den 
Stadtinreis  von  Berlin  eine  neue  Polizei -Ver- 
ordnnnff  Über  den  Verkehr  mit  frischer  Milch 
in  Kraft.  Wichtig  ist,  dass  Milch  dort  nur  als 
Vollmilch,  Halbmilch  oder  Magermilch  in  den 
Verkehr  gebracht  werden  darf. 

Vollmilch  ist  solche  Milch,  welche  nach 
der  Gewinnnng  durch  das  Melken  in  keiner  Weise 
entrahmt  ist. 

Halbmilch  solche,  welche  durch  Mischen 
von  voller  Milch  mit  entsahnter  Milch  oder  durch, 
anderweit  theilweises  Entrahmen  ohne  künst- 
liche Mittel  gewonnen  wird. 

Magermilch  endlich  solche,  welche  durch 
maschinelle  Kraft,  z.  B.  durch  Gentrifugen,  ent- 
fettet ist. 

Vollmilch  muss  einen  Fettgeb alt  von  min- 
destens 2,7  pCt  und  ein  spec.  Gew.  von  min- 
destens 1,028  =  14^  des  polizeilichen  Milch- 
probers  bei  16^  C.  haben. 

Halbmilch  muss  mindestens  1,5 pCt.  Fett 
enthalten  und  bei  15^  C.  Temperatur  ein  spec. 
Gew.  von  mindestens  1,030  =15°  des  polizei- 
lichen Milchprobers  haben. 

Magermilch  muss  mindestens 0,15 pCt.  Fett 
enthalten  und  bei  15°  C.  Temperatur  ein  spec. 
Gew.  von  mindestens  1,032  =  16°  des  polizei- 
lichen Milchmessers  zeigen. 

§  4«  Geßsse,  aus  welchen  die  Milch  fremd- 
artige Stoffe  au&ehmen  kann,  wie  Gefässe  aus 
Kupfer,  Messing,  Zink,  Thongefässe  mit  schlechter 
oder  schadhafter  Glasur,  eiserne  Gefässe  mit 
bleihaltigem  Email  sind  für  den  Transport  der- 
selben zur  Verkaufsstelle  und  zur  Aufbewahrung 
an  letzterer  ausgeschlossen.  Auch  müssen  die 
Gefässe  gehörig  rein  gehalten,  Standgef&sse 
mittelst  testschliessenden  Deckels  verschlossen, 
die  aus  geschlossenen  Milchwagen  leitenden 
kupfernen  oder  messingenen  Krftnne  g^t  ver- 
zinnt sein  und  im  Innern  stets  reingehalten 
werden. 

§  6«  S&mmtlidhe  Gefflsse,  in  welchen  die  im 
§  1  bezeichneten  Milch sorten  in  den  Verkehr 
gebracht  werden,  sind  in  deutlicher,  nicht  ab- 
nehmbarer Schrift  mit  der  Bezeichnung  der  in 
denselben  enthaltenen  Milchsorten  zu  versehen. 

§  6.  Die  für  den  Verkehr  bestimmte  Milch 
darf  nur  in  Bäumen  aufbewahrt  werden,  welche 
stets  sorgfältig  gelüftet  und  rein  gehalten  werden, 
auch  nicht  als  Schlaf-  oder  Krankenzimmer 
benatzt  werden,  oder  mit  solchen  in  unmittel- 
barer, nicht  mindestens  durch  eine  ver- 
schliessbare  Thür  getrennter  Verbindung  stehen. 
Auch  dürfen  Personen,  welche  an  ansteckenden 
Krankheiten  leiden,  oder  mit  derartig  Erkrankten 
in  Berührung  kommen ,  sich  in  keiner  Weise 
mit  dem  Vertriebe  etc.  der  Milch  beschäftigen. 

Die  neue  Verordnung  verbietet  n.  A.  auch 
den  Verkauf  angesäuerter,  sowie  mit  Conser- 
vimngsmitteln  irgend  welcher  Art  versetzter 
Miloh. 

Eine  Vergleichung  mit  den  Forderungen  an- 
derer Städte  ergiebt  einige  Unterschiede»  denen 


zu  entnehmen  ist,  dass  z.  B.  der  durchschnitt- 
liche Minimal-Fettgehalt  der  Vollmilch  (ganzen 
Milch)  in  Darmstadt  auf  2,8,  in  Lübeck  auf  2,5, 
Dresden  2,5,  Bremen  2,5,  dagegen  in  Berlin  anf 
2,7  pCt.  normirt  wird.  Das  specifische  Gewicht 
soll  sein  in: 

Berlin:  Lübeck:  Darmstadt; 
fürVoUmilch  1,028  1,029-1,033  1,029—1,032 
für  Halbmilch  1,030  1,032-1,037        1,033. 

Für  Magermilch  fcentrifugirte  Milch)  werden 
hier  zum  ersten  Mal  Normen  aufgestellt. 

Auffallend  erscheint  es,  dass  diese  Polizei- 
Verordnung  die  bewährte  StaUprobe,  welche 
doch  eigentlich  erst  den  Anhalt  für  eine  Ver- 
fälschung giebt,  dem  Anscheine  nach  weggelassen 
hat.  

Weltausstellong  in  Brüssel  1888. 

Das  Bulletin  de  la  Soci^t^  royale  de  Phar- 
macie  de  Bruzelles  weist  in  ihrem  Juliheft  auf 
die  im  nächsten  Jahre  1888  in  Brüssel  statt- 
findende internationale  Kunst-  und  Industrie- 
Ausstellung  hin,  und  betont  besonders,  dass 
dieses  Mal  auch  der  Pharm acie  als  solcher  eine 
besondere  Abtheilung  eingeräumt  wird,  und 
dass  es  das  erste  Mal  sei,  dass  sie  auf  einer 
internationalen  Ausstellung  eine  eigene  Section 
bildet.  Die  Section  „Pharmacie**  ist  die  35. 
der  Ausstellung;  Präsident  der  Section  ist  Herr 
Louis  Creteur,  Präsident  der  Sociöt^  royale  de 
Pharmacie  in  Brüssel,  Secretäre  die  Herren 
Apotheker  Victor  Beding  und  Alexandre  Bugon- 
Brüssel. 

Die  Ausstellungs-Objecte  zerfallen  in  8  Klassen : 

1.  Laboratoriums-Utensilien  aus  Glas, 
Porzellan-Gefässe,  MOrser,  Waagen,  Gewichte  etc. 

2.  Laboratoriums-Apparate  zur  Destil- 
lation, Extraction,  Heerde,  Oefen,  Dampfapparate, 
Dampfbäder,  Trocken- Apparate ^  Filtrir- Vor- 
richtungen, Zerklein  erungsmaschmen,  Pressen, 
Krystallisations  -  Apparate ,  Polarisation  s  -  Appa» 
rate,  analytische  Apparate. 

3.  Apotheken-Standgefässe:  Medicin- 
gläser,  Büchsen,  Schachteln,  Waagen,  MOrser, 
Pillenmaschinen,  Tropfenzähler,Büretten,  Kasten- 
Schilder,  Filtrirgestelle ,  Lampen,  Spatel  und 
alle  sonstigen  Anotheken  -  Utensilien  , 
Holz-Einrichtungen,  Möbel,  Giftschränke,  Modelle, 
Pläne. 

4.  Vegetabilische  Drogen:  Kräuter,  Blüthen, 
Rinden  etc. 

5.  Thierische  Drogen:  Oele,  Wachs,  Honig, 
Canthariden,  Blutegel,  Gastoreum,  Moschus. 

0.  Chemische  Producte  für  die  Phaimade. 
Alkaloide. 

7.  Einfache  officinelle  Präparate. 

8.  Zusammengesetzte  officineUe  Präparate. 
Dem   Tom  Bureau  versandten  Prospect  sind 

noch  eine  Anzahl  Wünsche  (Ouestiont  propoe^ea) 
für  schriftliche  Arbeiten,  weiche  an  dem  Wett- 
bewerb theilnehmen,  beiffefflgt.  Dafür  sich  In- 
teressirende  erfahren  Näheres  durch  einen  der 
oben  genannten  Secretäre. 


Terleger  nnd  TeraiitworÜlch«r  BedActaur  Dr.  S.  Qelfiler  in  Drefden. 

Im  Bnehhaadel  daroh  Jallni  Springer,  Berlin  N.,  Monb^onpUta  8. 

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Berlin,  den  28.  JuU  1887. 


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Till.  Jahrgang. 


Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 

Inhalt:  CkeMl«  «»4  PhnniMt«:  Ueber  die  Zua«mment«tsaiig  und  PrflAmg  dea  BitUnnandelwaaten.  —  Weiteres 
Aber  Obininprüftaiif.  —  Chrotograph,  der  Hantoehrelbttift  —  Hlttheilniigeii  ans  dem  Sffentliehen  ehemltchen  La- 
borstorlam  Ton  Dr.  Otto  Sehweissinirer  m  Dreiden.  —  Amylenhydrat  —  Tlienp««ib«lie  Hotlsen:  Fhyifologliche 
Wlrknnf  der  geehlorten  SehwefelMtbyle.  —  Ueber  den  Einflats  des  Alkobolt  auf  die  Verdaanng  det  menichTleben 
Magene.  —  Ernährende  Snppoeltorlen.  —  Kawa-Kawa.  —  Darreichung  det  Salolt.  —  El-Kellah  oder  Annai- 
VUnaga.  —  Oeaeta,  betreffend  den  Verkehr  mit  Ertatsmitteln  fQr  Batter.  —  AaielgeB. 


diemie  und  Pbarmacie. 


Ueber  die  Zasanunenaetzimg  und 
Prttfaiig  des  Bittermandelwaaaen. 

Von  Dr.  0.  Linde. 
(Scbluss  aus  voriger  Nummer.) 

Kehren  wir  wieder  zu  der  Zusammen- 
setzung unseres  Präparates  zurück  und 
untersuchen  wir,  wie  dasselbe  quantitativ 
zusammengesetzt  ist.  Von  denjenigen 
StoflFen,  welche  erst  bei  längerer  Auf- 
bewahrung und  auch  dann  nur  in  ge- 
ringer Menge  entstehen,  können  wir  hier- 
bei absehen. 

Zur  Untersuchung  kamen  vorerst 
folgende  Wässer: 

1.  Von  H,  Blechen  in  Frankfurt  a.  0. 
bezogen.  Geruch  unangenehm,  kratzend. 
Fast  klar.  Spec.  Gew.  0,995.  Alter  un- 
bestimmt. 

IL  Von  mir  selbst  nach  der  Pharm. 
Germ.  IL  destillirt.  Geruch  angenehm. 
Trübe.  Spec.  Gew.  0,98.  Alter  4 
Wochen. 

III.  Von  Herrn  Apotheker  Eensel  in 
Cottbus  nach  der  Pharmakopoe  hergestellt. 
Fast  klar.  Geruch  angenehm.  Spec.  Gew. 
0,985.     Zu  schwach.    Alter  unbestimmt. 


IV.  Von  Herrn  Apotheker  Meyer  in 
Gottbus  nach  der  Pharmakopoe  bereitet. 
Fast  klar.  Geruch  angenenm.  Spec. 
Gew.  0,98.    Alter  circa  5  Wochen,        I 

Das  specifische  Gewicht  wurde  bei 
17  bis  18  ^  C.  genommen.  Bestimmt 
wurde  in  diesen  verschiedenen  Präpa- 
raten der  Gesammtgehalt  an  Cyan- 
wasserstoff, sowie  der  Gehalt  an  durch 
Silbemitrat  direct  fällbarem  Cyanwasser- 
stoff.*) Erstere  Bestimmung  flihrte  ich 
nach  der  Pharmakopoe,  durch  Titration 
aus.  Die  Bichtigkeit  der  Resultate  wurde 
durch  Gewichtsanalyse  zweier  Wässer 
controlirt. 

Die  Bestimmung  der  durch  Silber- 
nitrat direct  fällbaren  Cyanwasserstoff- 
säure  nahm  ich  in  der  Weise  vor,  dass 
ich  30  Gramm  des  Wassers  mit  Spiritus 
bis  zur  völligen  Klarheit,  dann  mit  Silber- 
nitrat im  Ueberschuss  versetzte,  den 
Niederschlag  auf  einem  im  Wasserbade 
getrockneten  und  gewogenen  Filter  sam- 


"*)  Direct  föllbar  ist  neben  freiem  Cyanwasser- 
stoff auch  der  als  Cvanamroonium  Yorhandene; 
jersterer  pflegt  jedocn  bei  Weitem  vorzuwiegen. 


366 


melte,  mit  destillirtem  Wasser  auswusch, 
bis  das  Filtrat  keine  Silberreaction  mehr 
gab,  im  Wasserbade  trocknete  und  wog. 
Die  Menge  des  an  Benzaldehyd  ge- 
gebundenen Cyanwasserstoffs  ergiebt  sich 
aus  der  Differenz  dieser  beiden  Bestimm- 
ungen.   Die  Resultate  waren  folgende: 

Es  enthielten 


Marke 
I. 

IL 
IIL 
IV. 


Gesammt- 

gehalt 
an  HCN 

pCt 

0,115 

0,1 

0,035 

0,08 


Direct  fällbar: 


duroh 

AgNO. 

direet  fUIbv 

HCN 

pOt 

0,04 
0,0086 
0,01 
0,0106 

1. 

0,0061 


an 

Benzaldehyd 

gebonden 

HCN 

pCt 

0,075 
0,0914 
0,025 
0,0694 

2.     3. 

0,0075    0,0080 
0,1432    0,1209 


Von  der  Oesammtmenge '  an  Cyan- 
wasserstoff waren  demnach  bei 

an  Benzaldehyd 
gebunden 

34,78  pCt.  65,22  pCt 

8,6      „  91,4 

28,57    „  71,43 

13,25    „  86,75 

Das  YerbäUniss  zwischen  direct  fäll- 
barem und  nicht  direct  fällbarem  Cyan- 
wasserstoff schwankt  hier  zwischen  ca. 
1 :  10  bis  1 : 2. 

Ich  ftlge  hier  noch  einige  Besnltate  bei, 
welche  FeWuius  erhielt  (Archiv  1863, 
Bd.  164,  S.  55,  56). 


Marke       direct  fUlbar 

I. 

II. 

III. 

IV. 


»1 


11 


>» 


4.  6.  6.  7. 

0,0075  0,0106  0,0097  0,0108  pCt 
0,1222  0,0597  0,0814  0,0817  „ 


nicht  direct  fällbar:  0,1^628 

Gesammtmenge:      0,1689    0,1507    0,1289    0,1297    0,0703    0,0911    0,0925  ptt. 


Hiernach  waren  von 
Menge  Cyanwasserstoff 

Harke        direct  fiUlbar 


1 
2 
3 
4 
5 
6 
7 


3,61  pCt. 

4,98    „ 

6,21 

5,78 
15,08 
10,65 
11,67 


1» 
11 

11 


der  gesammten 

an  Benzaldehjd 
gebunden 

96,39  pCt. 

95,02 
93,79 
94,22 
84,92 
89,35 
88,33 


»1 


1» 


11 


« 


V 


Feldhaus  destillirte  seine  Aqua  Amyg- 
dalar.  amar.  nach  Pharm.  Bor.  VII,  d.  h. 
er  gab  den  ganzen  Spiritus  (den  6**"  Theil 
des  zu  erhaltenden  Destillats)  in  die  Blase 
und  liess  dann  Wasserdampf  hindurch- 
streichen.  Es  ist  femer  anzunehmen,  ob- 
gleich er  es  nicht  ausdrücklich  erwähnt, 
dass  er  das  frisch  destillirte  Wasser 
uniersuchte,  um  es  darnach  event.  zu  ver- 
dünnen. War  dies  der  Fall,  so  wird 
hierdurch  ein  Einwand  abgeschnitten,  den 
man  mir  machen  könnte,  dieser  nämlich: 
Die  von  mir  untersuchten  Wässer  waren 
von  verschiedenem  Alter ;  in  den  frischen 
Wässern  war  das  Yerhältniss  zwischen 
direct  fällbarer  und  an  Benzaldehyd  ge- 
bundener Gyanwasserstoffsäure  vielleicht 
ein  gleiches;  es  hat  sich  erst  im  Laufe 
der  Zeit  ein  verschiedenes  herausgebildet. 

Das  man  sogar  aus  denselben  Man- 
deln bei  verschiedenen  Destillationen  ganz 


verschiedene  Präparate  erhält,  davon  über- 
zeugte ich  mich  selbst. 

Aus  demselben,  durch  Auspressen  vom 
fetten  Oele  befreiten  Mandelpulver  wurden 
nach  Vorschrift  der  Pharm.  Germ.  II 
drei  verschiedene  Portionen  fiittermandel- 
wasser  destillirt,  und  zwar  mittelst  dreier 
verschiedener  Dampfapparate. 

Den  einen  Theil  destillirte  ich  selbst^ 
möglichst  langsam.  Die  Destillation 
dauerte  7  Stunden.  Das  Präparat  war 
von  angenehmem  Geruch,  enthielt  durch 
Silbernitrat  direct  fällbaren  Cyanwasser- 
stoflF  0,002  pCt.,  nicht  direct  ftUbaren 
0,0784  pCt.,  in  Summa  0,0804  pCt;  es 
waren  demnach  von  dem  gesammten  Cyan- 
wasserstoff durch  Silbernitrat  direct  fäll- 
bar 2,5  pCt.,  nicht  direct  fällbar  97,5  pOt 

Das  zweite  Präparat  aus  demselben 
Mandelpulver  hatte  Herr  Apotheker  Jlfeyer 
in  Gottbus  darzustellen  die  Güte.  Die 
Destillation  dauerte  IVi  Stunde.  Das  er- 
haltene Bittermandelwasser  enthielt  von 
direct  fällbarem  Cyanwasserstoff  0,021 
pCt.,  von  nicht  direct  fällbarem  0,145  pCt., 
zusammen  also  0,166  pCt.  Von  dieser 
Gesammtmenge  waren  demnach  direct 
fällbar  12,65  pCt.,  nicht  direct  fällbar 
87,35  pCt. 

Das  dritte  Präparat  war  von  Herrn 
Apotheker  Eensel  in  Cottbus  destillirt. 
Die  Destillation  nahm  noch  nicht  Vi  Stunde 


367 


in  Ansproch.  Diirect  fällbaren  Cyan- 
wasserstoff enthielt  das  Wasser  0,05  pGt, 
nicht  direet  fällbaren  0,135  pGt;  der 
Gesammtgehalt  war  demnach  0,185  pGt., 
und  von  dieser  Menge  waren  direet  fäll- 
bar 27  pCt,  nicht  direet  fällbar  73  pCt. 

Sämmtliehe  drei  Wässer  wurden  frisch 
nntersacht.  Stellen  wir  die  Sesultate 
in  einer  Tabelle  zusammen: 

nta«r  Geaainmt-  direet  nieht  direet 

der             gelMir  fUlbar  Allbar 

„    ,     DeetiUation.  an  HUN  HON  HON 

*a^«ö     Siundea           pCi               pCI.  pCt 

1  7        0,0804     0,002     0,0784 

2  IV4       0,166       0,021     0,145 

3  1/4        0,185       0,05       0,135 

Von  der  Gesammtmenge  Cyanwasser- 
stoff waren 

VI.  A-      i.  *.iiv  '^i^^t  direet 

Harke       direet  f&llbar  fällbar 

1  2,5  pCt.  97,5  pCt. 

2  12,65  „  87,35  „ 

3  27       ..  73       . 


»» 


Es  ist  hieraus  zu  ersehen,  dass  das 
Bittermandelwasser  desto  mehr  direet  fäll- 
baren Cyanwasserstoff  enthält  (also  desto 
mehr  zersetzt  ist),  je  schneller  die  Destil- 
lation vor  sieh  ging;  ferner,  dass  der 
Gesammtgehalt  an  Cyanwasserstoff  bei 
sehnellerer  Destillation  ein  grösserer  ist, 
als  bei  langsamerer;  und  drittens,  dass 
man  aus  demselben  IMandelpulver  ganz 
verschiedene  Präparate  erhält,  je  nachdem, 
ob  man  schneller  oder  langsamer  destillirt. 

Aehnliche  Erfahrungen  hat  schon  Feld- 
aus (1.  c.)  gemacht;  das  Destillat  wurde 
reicher  an  direet  fällbarem  Cyanwasser- 
stoff, je  schneller  er  destillirte. 

Aber  nicht  allein  von  der  Dauer  der 
Destillation  hängt  der  grössere  oder  klei- 
nere Gehalt  an  Blausäure  ab,  sondern 
auch  von  dem  Yerhältniss  der  Menge  des 
angewendeten  Materials  zu  der  Grösse 
der  Destillationsblase.  Nach  Feldhaus 
(I.  c.)  bleibt  bei  der  Destillation  von  klei- 
nen Mengen  in  verhältnissmässig  grossen 
Destillations -Apparaten  ein  erheblicher 
Theil  Cyanwasserstoff  in  dem  Bückstande. 

Damit  wir  uns  aber  ein  vollständiges 
Bild  von  der  yerschiedenen  Zusammen- 
setzung des  Bittermandelwassers  machen 
können,  müssen  wir  auch  das  ans  dem- 
selben mittelst  Aether  ausgeschüttelte  Gel 
untersuchen. 


Wie  vorher  gesagt,  ist  dieses  Gel  ein 
Gemisch  von  Benzaldehyd Cyanwasserstoff 
mit  freiem  Benzaldehyd.  Die  quantitative 
Untersuchung  wurde  in  der  Art  vor- 
genommen, dass  eine  gewogene  Menge 
des  über  Chlorcalcium  getrockneten  Gels 
in  einem  Gemisch  von  Spiritus  und  Wasser 
gelöst,  und  der  Gehalt  an  Cyanwasserstoff 
durch  Titriren  nach  der  Pharmakopöe- 
methode  festgestellt  wurde.  Freien  Cyan- 
wasserstoff enthielt  keines  der  Gele. 

Untersucht  wurden  sieben  solcher  Gele, 
nämlich  erstens  die  aus  den  Wässern 
Marke  I— IV  (S.  15)  gewonnenen,  femer 
drei,  welche  ich  aus  den  aus  demselben 
Mandelpulver  destillirten  Wässern  (ich 
will  dieselben  fernerhin  als  Marke  V, 
VI,  VII  bezeichnen),  erhalten  hatte.  Sie 
enthielten : 


Marke 

I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

VII 


Cyanwasserstoff 

19  pCt. 

12,3 

15 

15,3 

16,3 

18,7 

17 


)) 


»» 


»» 


»j 


»» 


Je  weniger  Cyanwasserstoff  diese  Gele 
enthielten,  desto  angenehmer  war  ihr 
Geruch.  Ihre  Zusammensetzung,  nach 
dem  Gehalte  an  Cyanwasserstoff  berech- 
net, war: 

Benzaldehyd- 
Cyanwasserstoff 

95   pCt. 
61,5 


Marke 


I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

VII 


Benzaldehyd 
5   pCt. 


75 

76,5 
81,5 
93,5 
85 


38,5 

25 

23,5 

18,5 
6,5 
15 


Nach  den  Daten,  welche  wir  bis  jetzt 
gefunden,  lässt  sich  nun  die  Znsammen- 
setzung der  untersuchten  Wässer  berech- 
nen (angesehen  von  denjenigen  Substan- 
zen, welche  in  nur  minimaler  Menge 
darin  enthalten  sind).  Folgende  TabeUe 
giebt  an,  wieviel  Gramm  Benzaldehyd, 
Benzaldehydcyanwasserstoff  und  durch 
Silbernitrat  direet  fällbare  Cyanwasser- 
stoffsäure  (frei  und  in  Form  von  Cyan- 
ammonium  vorhanden)  in  1000  Gramm 
obiger  sieben  Präparate  enthalten  waren. 


368 


^       ,,  ,    ,        Direct 
Benzaldehyd-     fällbarer 
Marke  Benzaldebyd  cjanwasser-   Cyanwasser- 


Stoff 

Stoff 

I 

0,197 

8,75 

0,4 

II 

2,86 

4,57 

0,086 

III 

0,416 

1,25 

0,1 

IV 

1,066 

3,47 

0,106 

V 

0,89 

3,92 

0,02 

VI 

0,504 

7,25 

0,21 

VII 

1,19 

6,75 

0,5 

Diese  Wässer  waren  verschieden  stark. 
Nehmen  wir  an,  sie  wären  aaf  den  vor- 
geschriebenen Gehalt  von  0,1  pGt.  Cyan- 
wasserstoff eingestellt,  so  berechnet  sieh 
ihre  Zusammensetzung: 

Auf  1000  Gramm  des  Präparates. 


Marke 

I 

II 

III 

IV 

V 

VI 

VII 


Benzal- 
dehyd 

0,171 

2,86 

1,19 

1,332 

1,107 

0,3 

0,643 


Benzaldehyd- 

cyanwaaser- 

sioff 

3,26 

4,57 

3;57 

4,337 

4,875 

4,367 

3,65 


l>ir«ct 
fUlbu 
ECK 

0,348 

0,086 

0,286 

0,1325 

0,025 

0,12 

0,27 


Wasser 

und 
SpirUvB 


09 


Aus  dieser  Zasammenstellnng  kann 
man  u.  A.  ersehen,  dass  das  Bittermandel- 
wasser um  so  weniger  freien  Benzaldebyd 
zu  enthalten  pflegt,  je  reicher  es  an 
direct  fällbarem  Cyanwasserstoff  ist.  Der 
Gebalt  an  letzterem  nimmt  aber  mit  der 
Beschleunigung  der  Destillation  zu,  wie 
vorher  nachgewiesen  wurde.  Es  wird 
deshalb  umgekehrt  das  Bittermandelwas- 
ser in  der  Regel  um  so  reicher  an  freiem 
Benzaldehyd  werden,  je  langsamer  man 
die  Destillation  vor  sich  gehen  lässt. 

Was  nun  die  Güte  unseres  Präparates 
anbelangt,  so  müssen  wir  ein  solches 
für  das  bessere  und  haltbarere  erachten, 
bei  welchem  der  Gehalt  an  direct  fall- 
barem Cyanwasserstoff  einen  möMichst 
geringen  Theil  des  Gesammtgehalt-s  an 
diesem  Körper  ausmacht.  Das  Ideal  von 
einem  Bittermandelwasser  aber  wird  ein 
solches  sein,  welches  immer  die  gleiche 
Zusammensetzung  zeigt  und  überhaupt 
keinen  direct  fällbaren  Cyanwasserstoff 
enthält.  Auf  dem  Wege  der  Destillation 
ist  ein  so  beschaffenes  Bittermandelwasser 
jedoch  nicht  zu  erhalten;   wie  man  es 


herstellen  kann,  wird  in  einem  weiteren 
Artikel  gezeigt  werden. 

An  dieser  Stelle  noch  einige  Bemerk- 
ungen über  den  Geruch  des  Bittermandel- 
wassers. Der  Geruch  des  BenzaJdehyds 
ist  angenehm  weichlich-bittermandelartig, 
der  des  Cyanwasserstoffs  dagegen  kaum 
bittermandelähnlich ,  sondern  vielmehr 
rauh,  kratzend  zu  nennen;  der  Körper 
Benzaldehydcyanwasserstoff  riecht  nur 
ganz  schwach,  eigenartig.  Seinen  spe- 
cifischen  Geruch  verdankt  das 
Bittermandelwasser  hauptsächlich 
dem  freien  Benzaldehyd,  durch 
den  Cyanwasserstoff  wieder,  wenn 
derselbe  in  geringer  Menge  vor- 
handen ist,  nur  etwas  modificirt, 
kräftiger.  Es  pflegt  das  Bittermandel- 
wasser um  so  angenehmer  zu  riechen« 
je  ärmer  es  an  freiem  Cyanwasserstoff, 
je  reicher  es  an  freiem  Benzaldehyd  ist 
Man  kann  die  Güte  des  Präparates  schon 
einigermaassen  nach  dem  Geruch  beur- 
theilen. 

Kommen  wir  jetzt  zur  Prüfung  des 
ßittermandel Wassers.  Die  Prüfungsme- 
thode, welche  die  Pharm.  Germ.  II  an- 
wenden lässt,  ist  an  und  für  sieh  ganz 
vorzüglich;  jedoch  leidet  sie  an  dem 
grossen  Fehler,  dass  sie  nicht  aus- 
reicht. Sie  lässt  nämlich  zweierlei 
ausser  Acht,  1.  einen  Gehalt  an  Chlor- 
verbindungen, und  2.  den  Gehalt  an 
freier  sowie  als  Cyanammonium  vorhan- 
dener Cyanwasserstoffsäure. 

Was  zunächst  einen  Gehalt  an  Chlor- 
verbindungen anbetrifft,  so  wurde  ein 
solcher  von  C.  S.  in  Bonn  (Pharm.  Cen- 
tralhalle  1885,  Seite  377)  eonstatirt.  Dieser 
Autor  wünscht  folgenden  Zusatz  in  die 
Pharmakopoe  aufgenommen: 

„Der  bei  der  Cyanbestimmung  ver- 
mittelst Silberlösung  und  Magnesifüiydrat 
erhaltene  Niederschlag  muss  sich  beim 
Erhitzen  mit  concentrirter  Schwefelsäure 
klar  lösen." 

Diese  Forderung  ist  vollkommen  be- 
rechtigt; ich  kann  ihre  Berücksichtigung 
bei  Bearbeitung  einer  neuen  Auflage  der 
Pharmakopoe  nur  befürworten.  Der  beim 
Titriren  erhaltene  Niederschlag  besteht 
aus  Magnesiumhydrat,  Silbercyanid  und 
Silberchromat;  alle  drei  sind  in  concen- 
trirter Schwefelsäure  klar  löslich.     Bei 


369 


einem  Chlorgehalt  des  Bittermandel- 
wassers  wird  sieh  in  dem  Niederschlag 
auch  Ghlorsilber  vorfinden,  welches  in 
eoneentrirter  Schwefelsäure  nicht  löslich 
ist.  Bei  Ausführung  dieser  Prüfungs- 
methode verfahrt  man  am  besten  so,  dass 
man  den  beim  Titriren  erhaltenen  Nieder- 
schlag auf  einem  glatten  Filter  sammelt, 
abtropfen  lässt,  ein  wenig  davon  mit 
Hilfe  eines  Spatels  in  einen  Beagircylinder 
bringt  und  mit  eoneentrirter  Schwefel- 
säure erhitzt;  er  muss  sich  zu  einer  gelb- 
lichen Flüssigkeit  klar  lösen. 

Im    Handel    kommt    bekanntlich    ein 
Eunstgemisch  als  Aqua  Amjgdalar.  vor. 


höchstens  20  pGt.  des  gesammten  Cyan- 
wasserstoffs im  Bittermandelwasser  sollen 
durch  Silbernitrat  direct  föUbar  sein.  Bei 
dem  vorgeschriebenen  Gehalte  von  0,1  pCt. 
wären  dies  0,02  pCt.  Bei  27  Gramm 
Bittermandel  Wasser  würden  2  ccm  Zehntel- 
normalsilberlösung genügen,  diese  Menge 
zu  föllen,  und  so  ergiebt  sich  eine  ein- 
fache Prüfungsmethode,  welche  etwa 
lauten  würde: 

„27  Gramm  des  Bittermandel- 
wassers (von  0,1  pCt.  Gesammt- 
gehalt  an  Cyanwasserstoff)  mit 
2  ccm  Zehntelnormalsilberlösung 
und  einigen  Tropfen  Salpetersäure 


welches  aus  Wasser,  Spiritus,  Blausäure 'versetzt,  müssen  ein  Filtrat  geben, 
und   freiem   Benzaldehyd   gemischt   ist;, welches   durch   Silbernitrat  nicht 
ein  solches  Gemisch  ist  aber  selbstver-  getrübt  wird.'* 
stundlich  kein  Bittermandelwasser,  weill     Da    sich    2  ccm    schlecht    abmessen 
Blausäure  und  Benzaldehyd  darin  nichts  lassen,  würde  man  besser  10  ccm  einer 
chemisch  gebunden  sind.    Trotzdem  hält  Mischung  von  1  Th.  Zehntelnormalsilber- 
so  ein  Gemisch   die  Pharmakopöeprobe  lösung  mit  4  Th.  destillirtem  Wasser  ver- 
aus,  wenn  nur  die  richtige  Menge  Cyan-  wenden.    Der  Zusatz  von  Salpetersäure 
Wasserstoff  darin   enthalten   ist.     Denn  hat   den  Zweck,   die  Ausscheidung   des 
freie     Cyanwasserstoffsäure     giebt     mit '  Cyansilbers    in    flockigem    Zustande    zu 
Silbernitrat  eben  so  gut  einen  Nieder-  beschleunigen, 
schlag  von   Cyansilber,   wie  Cyansalze;       Peitz,  im  Juli  l«87. 
dieses    künstliche   Wasser    riecht    nach 

Bittermandelöl  und  Blausäure,   wie  die      Weiteres  über  Chininprttfunff. 
Pharmakopoe  vorschreibt,  und  der  Bitter- 1  v     n  - 

mandelgeruch  bleibt  auch  nach  dem  Aus-  \  ^^^  ^'  Vulptus. 

fällen  des  Cyanwasserstoffs  durch  Silber-  W^enn  ein  in  Nr.  4  des  laufenden  Jahr- 
uitrat.  Es  lässt  sich  auf  diese  Weise '  ganges  dieser  Blätter  erschienener  Artikel 
von  dem  destillirten  Bittermandelwasser  den  Titel  trug,  „die  Lösung  der  Chinin- 
nicht  unterscheiden.  Hierin  liegt  der  prüfungsfrage,"  so  war  ganz  selbstver- 
zweite  Mangel  der  Pharmakopöeprüfangs- 1  ständlich  damit  nicht  die  Meinung  aus- 
methode.  £s  fehlt  eine  Bestimmung  gesprochen,  dass  die  wissenschaftliche 
ober  den  höchsten  zulässigen  Ge-  Erörterung  dieses  interessanten  Gegen- 
halt an  durch  Silbernitrat  direct  .Standes  nun  ihr  Ende  erreicht  habe,  es 
fällbarer  Cyanwasserstoffsäure  ;  sollte  vielmehr  nur  angedeutet  werden, 
und  eine  Methode  zur  Prüfung^  auf  dass  in  der  damals  beschriebenen  so- 
diesen  Gehalt.  .genannten  Oxalatprobe  von  Schäfer  eine 

Ein  regebrecht  destillirtes  Bittermandel- '  Prüfungsweise  für  Chininsulfat  gefunden 
Wasser  pflegt  höchstens  30  pCt.  des  ge- 1  sei,  welche  den  Anforderungen  des  Apo- 
sammten  Cyanwasserstoffs  in  durch  Silber-  thekers  genüge.  Eine  Veranlassung  zur 
nitrat  direct  fällbarem  Zustande  zu  ent- !  Aenderung  dieser  Anschauung  liegt  auch 
halten.  Ein  solches  Präparat  ist  aber  I  heute  noch  nicht  vor,  dagegen  ist  die 
nicht  gut  zu  nennen ;  es  dürfen  darin  •  wissenschaftliche  Erörterung  über  den 
meiner  Meinung  nach  allerhöchstens  |  Werth  oder  Unwerth  der  verschiedenen 
20  pCt.  des  gesammten  Cyanwasserstoffs  Prüfungsmethoden,  man  kann  im  Hinblick 


direct  fällbar  sein.    Erreichen  lässt  sich 


auf   die    dabei    mitunter    angeschlagene 


das  sehr  leicht  dadurch ,  dass  man  die  i  Tonart  nicht  sagen  ruhig ,  aber  emsig 
Destillation  nicht  zu  schnell  vor  sich  j  weitergesponnen  worden,  und  zwar,  was 
gehen  lässt.    Setzen   wir  nun  den  Fall.  I  mit    besonderer    Freude    zu    begrüssen, 


370 


hauptsächlich  seitens  der  angesehensten 
Ghininfabrikeheiniker. 

Es  liegt  in  der  Natur  der  Dinge,  dass 
diese  Männer  der  Praxis,  welche  viele 
Tausende  von  Kilogrammen  an  Chinin- 
salzen alljährlich  produciren,  über  ganz 
andere  Kenntnisse  und  Erfahrungen  in 
dieser  Materie  verfügen,  als  der  reine 
Chemiker  oder  der  Apotheker.  Wenn 
der  Alarmruf  von  de  Vrij  über  die  Be- 
schafifenheit  des  Handelschinins  keinen 
anderen  Erfolg  gehabt  hätte,  als  die 
ersten  Autoritäten  in  diesem  Wissens- 
zweige zur  Veröffentlichung  ihrer  An- 
schauungen und  ihrer  Beobachtungen  in 
so  umfassender  Weise  zu  veranlassen, 
wie  es  thatsächiich  seit  einem  halben 
Jahre  geschehen  ist,  so  müsste  man  ihm 
schon  darum  dankbar  sein. 

Bevor  jedoch  zur  Skizzirung  dieser 
neueren  Publikationen  übergegangen  wird, 
möge  zuvor  eines  Berichtes  gedacht  sein, 
welchen  Jungfleisch  in  Paris  im  Namen 
einer  ad  hoc  eingesetzten  und  neben  ihm 
aus  Yvoitj  WurtZf  Guinochet  und  Mariy 
bestehenden  Commission  der  Sociale  de 
Pharmacie  de  Paris  im  Anfang  dieses 
Jahres  erstattet  hat.  Zum  besseren  Ver- 
ständniss  dieses  Berichtes  sei  voraus- 
geschickt, dass  die  Prüfung  des  Chinin- 
sulfates nach  Vorschrift  des  französischen 
Codex  in  der  Art  ausgeführt  werden  soll, 
dass  man  2  g  des  zu  prüfenden  Salzes 
mit  20  g  warmem  Wasser  anrührt, 
nach  halbstündigem  Stehen  bei  15^ 
filtrirt,  5  ccm  des  Filtrats  mit  7  ccm 
Salmiakgeist  von  0,960  spec.  Gew.  über- 
schichtet und  durch  sanftes  Umschwenken 
die  beiden  Flüssigkeiten  mischt,  wo  dann 
während  24  Stunden  keinerlei  Aus- 
scheidung stattfinden  soll.  Ferner  sollen 
5  ccm  des  obigen  Filtrates  bei  100^  ein- 
gedampft nicht  über  15  mg  Bückstand 
hinterlassen. 

Die  erwähnte  Commission  giebt  nun 
zu,  dass  diese  -ffi^m^rsche  Ammoniak- 
probe bei  gewöhnlicher  Temperatur  aus- 
geführt zwar  wenig  empfindlich  sei,  es 
aber  werde,  wenn  man  das  Sulfat  bei 
60  ^  mit  Wasser  ausziehe.  Freilich  werde 
auch  hierbei  nicht  der  gesammte  Cin- 
chonidingehalt  ausgezogen ,  allein  um 
dieses  zu  erreichen,  müsste  man  eine 
dreifache   Wassermenge   bei    100  ^   ein- 


wirken lassen  und  hierdurch  würde  in 
Folge  der  grösseren  Verdünnung  wieder 
eine  Verringerung  der  Empfindlichkeit 
der  Probe  eintreten.  Es  hat  sich  ausser- 
dem gezeigt,  dass  vorgeschriebene  Tem- 
peraturen und  Zeiten  um  so  genauer  be- 
obachtet werden  müssen,  je  stärker  der 
Cinchonidingehalt  ist,  wogegen  es  hierauf 
bei  sehr  reinem  Sulfat  weit  weniger  an- 
kommt, doch  erhält  man  in  letzterem 
Falle  einen  zu  grossen  Verdunstungs- 
rückstand, wenn  bei  zu  hoher  Temperatur, 
also  beispielsweise  bei  80  ^,  die  Eitraction 
des  Chininsulfates  erfolgte.  Reinstes  Salz 
verbrauchte  nach  Angabe  des  Codex  be- 
handelt nur  5  ccm  Ammoniaklösung  zur 
Wiederaufhellung,  während  die  zuge- 
lassenen 7  ccm  einer  Toleranz  von  2  bis 
3  pCt.  Nebenalkaloiden  entsprechen, 
welche  weitgehend  genug  erachtet  wurde. 
Der  Verdunstungsrückstand  des  Filtrates 
wächst  in  viel  stärkerem  Verhältniss.  als 
der  Ammoniakverbrauch,  ist  aber  daftir 
auch  in  sehr  weiten  Grenzen  bemessen, 
da  er  bei  reinem  Sulfat  nur  7  mg  beträft. 

Sehr  wesentlich  erscheint  die  ausdrück- 
liche Erklärung  der  Commission,  dass 
die  nahezu  völlige  Reinheit  des  Chinin- 
sulfats nicht  nur  erstrebenswerth,  sondern 
auch  ohne  erhebliche  Vertheuerung  des 
Productes  erreichbar  sei,  wenngleich 
vorläufig  kein  Grund  vorliege,  über  die 
Forderung  des  Codex  hinauszugehen, 
doch  solle  man  das  „warme  Wasser**  in 
Gestalt  eines  Wasserbades  von  60^  in 
die  Praxis  übersetzen.  Wie  man  sieht, 
so  läuft  dieses  Schlussergebniss  so  ziem- 
lich auf  die  jScAa/er'sche  Modification  der 
JSTerner'schen  Probe  hinaus. 

Schäfer  selbst,  welcher  sich  in  einer 
besonderen  Veröffentlichung  über  den 
Werth  der  verschiedenen  Prüfungs- 
methoden für  die  Bestimmung  kleiner 
Cinchonidinmengen  ausgesprochen  hat, 
hob  schon  hervor,  dass  die  Wassermenge 
von  20  g  zur  völligen  Aufschliessung  dfö 
Sulfates  ungenügend  sei  und  andererseits 
in  Folge  Uebersättigung  der  filtrirten 
Lösung  im  Ammoniakverbrauch  Unter- 
schiede im  Betrag  bis  zu  0,76  ccm  vor- 
kommen, was  einer  Differenz  von  einem 
vollen  Procent  Cinchonidingehalt  ent- 
spricht. 

Aber   auch   das  Ausziehen    eines  bei 


371 


100  ^  getrockneten,  also  zerfallenen  Sulfates 
mit  Waaeer  von  18^  bekämpft  Schäfer 
jeut  als  uDzweekmässig,  da  er  bei  diesem 
Verfahren  total  verschiedene  Besultate 
erhielt,  also  ganz  wechselnde  Ammoniak- 
mengen verbrauchtere  nachdem  die  beiden 
in  Betracht  kommenden  Sulfate  von  Chinin 
und  Cinchonidin  vor  der  Ausziehung 
mehr  oder  minder  innig  mit  einander 
gemischt  waren.  Bei  gleichem  Cinchonidin- 

f ehalt  geht  hiervon  um  so  weniger  in 
rösung,  je  inniger  die  ursprüngliche 
Mischung  mit  dem  Chininsulfat  war. 
Deshalb  scheinen  bei  dieser  Behandlungs- 
weise  die  zusammen  krystallisir- 
ten  Gemenge  cinchonidinärmer  als  sie 
in  der  That  sind,  denn  bei  ihnen  über- 
wiegt die  Neigung  des  Cinchonidinsulfats 
zur  Doppelsalzbildung  mit  Chininsulfat, 
seine  grössere  Löslichkeit  in  Wasser. 

Aus  den  hier  entwickelten  Gründen 
verwirft  Schäfer  jede  Chininprobe,  bei 
welcher  keine  vollständige  Auflösung  des 
Sulfats  eintritt,  denn  andernfalls  kann 
eine  Probe  entweder  nur  für  mecha- 
nische Gemenge,  oder  nur  für  zu- 
sammen kryst^llisirte  Sulfate  ausgerechnet 
oder  besser  ausprobirt  sein,  niemals  aber 
für  beide  Fälle  gleiche  Geltung  bean- 
spruchen. 

Sein  Urtheil  über  die  durch  Extraction 
bei  Siedhitze  modificirte  Hessesche  Probe 
geht  dahin,  dass  mit  ihr  auch  in  dieser 
Form  nicht  weniger  als  2  pCt.  Cinchonidin 
nachgewiesen  werden  können.  Aehn- 
liehes  gelte  von  der  früher  eingehend 
beschriebenen  de  Fri;' sehen  B  i  s  u  1  f  a  t  - 
probe,  wo  bei  einem  unter  2pCt.  lie- 
genden Gehalte  an  Cinchonidin  die  Aus- 
scheidung des  letzteren  durch  das  in  den 
Aether  mit  übergegangene  Chinin  ver- 
hindert werde.  Dagegen  sei  dessen 
Chromatprobe  verhältnissmässig noch 
die  beste  und  mit  gewissen  Einschränk- 
ungen auch  quantitativ  brauchbar.  Allein 
sie  versage  bei  einem  Cinchonidingehalt 
von  nur  1  pCt.  und  liefere  ein  von  Chinin 
nicht  freies  Cinchonidin. 

Seine  in  Nr.  4  der  „Pharmaceutischen 
Centralhalle"  beschriebene  Oxalatprobe 
erklärt  Schäfer  als  qualitatives  und  für 
die  Zwecke  des  Apothekers  völlig  aus- 
reichendes Verfahren,  da  es  letzterem 
nicht  darauf  ankomme,  die  absolute  Menge 


des  vorhandenen  Cinehonidins  oder  an- 
derer Nebenalkaloide  zu  bestimmen,  son- 
dern nur  darum  zu  thun  sei,  sich  Gewiss- 
heit darüber  zu  verschaffen,  dass  der 
Procentgehalt  an  Nebenalkaloiden  eine 
bestimmte  obere  Grenze  nicht  überschreite, 
eine  Auffassung,  welche  vollkommen  zu- 
treffend ist. 

Wollte  man  sich  der  Oxalatprobe  zu 
quantitativer  Bestimmung  des  Cinehoni- 
dins bedienen,  so  müsste  man  mindestens 
5  g  des  zu  untersuchenden  Chininsulfats 
nenmen,  zu  dessen  Lösung  eine  relativ 
doppelt  so  grosse  Wassermenge  als  sonst 
vorgeschrieben  in  dem  Falle  benutzen, 
dass  der  Cinchonidingehalt  4pCt.  über- 
steigt, und  endlich  auf  je  lOOccm  ur- 
sprünglicher Lösung  dem  aus  dem  Filtrat 
vom  Chininoialat  durch  Natronhydrat 
abgeschiedenen  reinen  Cinchonidin  noch 
0,04g  als  Correctur  hinzurechnen,  weil 
eben  eine  kleine  Menge  Cinchonidin  mit 
dem  Chininoxalat  zusammen  ansiUllt  und 
eine  andere  bei  der  Fällung  des  Rein- 
alkaloids  in  Lösung  bleibt.  Wird  die 
nach  Hinzurechnung  der  genannten  Cor- 
rectur ermittelte  Cinchonidinmenge  mit 
der  Zahl  35  multiplicirt.  so  erföhrt  man 
direct  den  Procentgehalt  an  wasserfreiem 
Cinchonidinsulfat.  Uebersteigt  derselbe 
übrigens  6pCt.  erheblich,  so  fallen  die 
nach  dieser  Methode  erhaltenen  Zahlen 
zu  niedrig  aus,  sind  also  unbrauchbar, 
ein  Nachtheil,  welcher  keineswegs  durch 
den  Umstand  aufgewogen  wird,  dass  sich 
die  ganze  Bestimmung  vom  Morgen  bis 
zum  Abend  ausführen  lässt. 

Das  zur  Anstellung  der  Oxalatprobe 
benöthigte  neutrale,  mit  1  Aeq.  Wasser 
krystallisirende  Kaliumoxalat  wird 
erhalten,  indem  man  eine  wässerige  Lös- 
ung von  Oxalsäure  mit  Kaliumcarbonat 
nahezu  neutralisirt,  die  nur  sehr  wenig 
sauer  reagirende  Lösung  zur  Krystallhaut 
eindampft,  die  kalte  Lauge  nach  Aus- 
scheidung der  Krystalle  absaugt,  und 
letztere  in  der  Wärme  trocknet.  Von 
diesem  Oxalat  genügen  0,5  g  in  5  ccm 
Wasser  gelöst,  zur  Fällung  einer  kochen- 
den Lösung  von  2  g  Chininsulfat  in  60  ccm 
Wasser  vollständig. 

Nach  dieser  kleinen  Abschweifung 
wieder  zur  quantitativen  Bestimmung 
des  Cinehonidins  mittelst  der  Oxalatprobe 


372 


zurückkehrend,  so  hat  Schäfer  versucht, 
den  von  ihm  selbst  empfundenen  oben 
erwähnten  Missständen  der  Oxalatprobe 
bei  quantitativem  Arbeiten  durch  eine 
weitere  von  ihm  als  Cinchonidin- 
tetrasulfat probe  bezeichnete  Oom- 
bination  zu  begegnen,  welche  sich  darauf 
gründet,  dass  während  Chininbisulfat  in 
verdünntem  Weingeist  schwer,  Cinchoni- 
dinsulfat  darin  leicht  löslich  ist,  die  Te- 
trasulfate der  beiden  Alkaloido  sich  gerade 
umgekehrt  verhalten.  Man  iUllt  zunächst 
die  heiss  bereitete  wässerige  Lösung  des 
zu  untersuchenden  Chininsulfales  mit 
Ealiumoxalat  aus,  krystallisirt  das  bei 
20^  ausgeschiedene  Chininoxalat  aus  heis- 
sem  Wasser  unter  erneutem  Zusatz  von 
Kaliumoxalat  um,  scheidet  aus  den  ver- 
einigten Filtraten  das  Ginchonidin  nebst 
dem  darin  noch  vorhandenen  Chininrest 
durch  Kaliumcarbonat  aus  und  entfernt 
aus  dem  entstandenen  Niederschlag  von 
Beinalkaloiden  durch  Schütteln  mit  Aether 
das  Chinin  so  weit  als  möglich.  Das 
verbleibende,  nur  noch  wenig  Chinin  ent- 
haltende Cinchonidin  wird  dann  der 
eigentlichen  Tetrasulfatprobe  unterworfen, 
indem  man  1  g  derselben  in  9  g  abso- 
lutem Weingeist  und  3  g  fünfzigprocen- 
tiger  Schwefelsäure  löst.  Die  Krystalli- 
sation  des  Cinchonidintetrasulfats  beginnt 
bald  und  wird  durch  Umschütteln  des 
die  Mischung  enthaltenden  weithalsigen 
Stöpselglases  noch  unterstützt,  worauf 
man  nach  eintägigem  Stehenlassen  die 
auf  einem  Filter  gesammelten,  durch  Ab- 
saugen von  der  Lauge  befreiten  Krystalle 
mit  wenig  absolutem  Alkohol  tropfen- 
weise wäscht,  an  der  Luft  trocknet,  wägt, 
und  aus  ihrer  Formel  C19H22  N2O.  2  H2SO4. 
2  H2  0  unter  Hinzurechnung  von  0,05  g 
das  reine  Cinchonidin  berechnet.  Zur 
weiteren  Gegenprobe  soll  dann  noch  das 
Cinchonidintetrasulfat  in  wässeriger  Lös- 
ung durch  Natronlauge  in  Reinalkaloid 
übergefünrt,  dieses  gewogen,  und  sein 
Schmelzpunkt,  welcher  für  Cinchonidin 
bei  199^  liegt,  bestimmt  werden. 

Zum  Glück  ist  diese  ganze  Tetrasulfat- 
probe nur  für  quantitative  Bestimmungen 
gemünzt  und  daher  für  pharraaceutische 
Zwecke  entbehrlich,  denn  ihre  Umstand- 1 
lichkeit  ist  derart,  dass  sie  sieh  zu  allem  I 
anderen  eher,  als  zu  einer  Ersetzung  der 


seither  gebräuchlichen  qualitativen  Ghi- 
ninproben  eignet.  Ihre  Genauigkeit  da- 
gegen scheint  durch  den  Umstand  er- 
wiesen, dass  die  Gegner  Schäfer'Sy  welche 
sonst  vor  schwachen  Punkten  in  den 
Ausführungen  dieses  enfant  terrible  der 
Chininchemiker  die  Augen  nicht  zu  ver- 
schliessen  pflegen,  sich  mit  dieser  Tetra- 
sulfatprobe noch  nicht  polemisch  befasst 
haben. 

Bevor  wir  uns  zu  den  Publikationen 
dieser  Gegner  wenden,  möge  noch  er- 
wähnt sein,  dass  Schäfer  zusammen- 
kr^stallisirte  Gemische  von  Chininsulfat 
und  Cinchonidinsulfat  in  allen  möglichen 
Verhältnissen,  sowohl  in  der  lockeren, 
als  in  der  schweren  Form  hergestellt  hat, 
und  dass  sieh  die  letzteren  unter  einander 
für  das  Auge  durch  nichts  unterscheiden. 
Uebrigens  ist  Schäfer  für  die  Beibehalt- 
ung der  einmal  eingebürgerten  lockeren 
Form  auch  für  das  reine  Chininsulfat 
auch  aus  dem  Grunde,  weil  die  bittersalz- 
artige Form  so  sehr  vielen  anderen  Ver- 
bindungen zukommt,  während  die  lockere 
für  Chinaalkaloidsalze  und  in  gewissem 
Sinne  auch  für  das  Chininsulfat  charak- 
teristisch ist. 

(Schluss  in  nächster  Knnnmer.) 


Chrotograph,  der  Hautschreibstift. 

Wenn  bisher  der  Arzt  in  der  Leibes- 
höhle, am  häufigsten  wohl  in  der  Brust, 
das  Vorhandensein  von  Exsudaten  durch 
Percutiren  festgestellt  hatte,  war  es  für 
den  weniger  Geübten  oder  Vielbeschäf- 
tigten mitunter  schwierig,  den  Umfang 
der  Ausscheidung  im  Gedächtniss  zu  be- 
halten und  hiernach  das  Fortschreiten 
oder  Bückgehen  der  Krankheit  durch 
wiederholte  Explorationen  zu  controliren. 
Die  bekannte  Bleistiilfabrik  von  Joh. 
Fröscheis  in  Nürnberg  stellt  neuerdings 
einen  Stift  in  drei  Farben,  schwarz,  blau 
und  braun  her,  mit  dem  sich,  ohne  dass 
er  vorher  genässt  werden  müsste,  leicht 
auf  der  menschlichen  Haut  schreiben  lässts 
so  zwar,  dass  die  Schriftzüge  haften  und 
doch  durch  Seifenwasser  rasch  wieder 
entfernt  werden  können.  Die  Bestimmung 
dieser  Stifte  ist,  das  Exsudatgebiet  bei 
den  wiederholten  Untersuchungen  mit 
den  verschiedenen  Farben  auf  der  Haut 


373 


zu  markiren  und  so  einen  sicheren  Anhalt 
für  den  Erankheitsstand  zu  schaBfen.  Be- 
sonders empfehlenswerth  ist  die  Anwend- 
ung der  Stifte  bei  Demonstrationen  stu- 
direnden  Medieinem  gegenüber  oder  für 
Stndirende  selbst,  femer  in  Eranken- 
bänsern,  wo  durch  die  grosse  Anzahl 
von  Fällen  das  Gedächtniss  dos  Arztes 
besonders  stark  in  Anspruch  genommen  ist 
Da  der  einzelne  Arzt  seinen  Bedarf  an 
solchen  Stiften  nicht  wohl  direet  aus 
der  Fabrik  kommen  lassen  kann,  dürfte 
der  Apotheker  der  berufene  Wieder- 
yerkäufer  ftlr  die  praktische  Neuerung 
sein.  Ich  wollte  daher  nicht  verfehlen, 
rechtzeitig  darauf  aufmerksam  zu 
machen.  Eugen  DieUrieh. 


Mittheilungen  ans  dem  öffentlichen 

chemischen  Laboratorium  von 
Dr.  Otto  Schweissinger  zu  Dresden. 

13.  Dresdener  prftparirte  Waschseife. 

In  der  Anpreisung  der  Dresdner  prä- 
parirten  Waschseife  von  W.  Frese  in 
Dresden  ist  gesagt,  dass  ein  halbes  Pfund 
der  präparirten  Seife  ein  Pfund  andere 
Seife  ersetze.  Inwieweit  diese  Versicher- 
ung auf  Wahrheit  beruht,  möge  die 
nachstehende  Analyse  der  Seife  beweisen. 

Die  „präparirte  Seife"  ist  ein  trockenes 
pulverförmiges  Gemisch  von  grauweissem 
Ansehen ;  beim  Auflösen  in  Wasser  schei- 
det sich  ein  starker  aus  ungelöster  Seife 
bestehender  Niederschlag  ab;  Ueber- 
giessen  mit  Säuren  hat  starkes  Aufbrausen 
zur  Folge.  Die  quantitative  Untersuchung 
ergab  folgendes  Resultat: 

Wasser 16,08  pCt. 

Fettsäuren 15,85  „ 

Gebundenes  Alkali  (Natron)  2,25  „ 

Kohlensaures  Natron  .    .    .  33,88  „ 

Chlornatrium 25,06  „ 

Schwefelsaures  Natron     .    .  4,51  „ 

Sand 0,26  „ 

97,89  pCt. 
Geringe  Mengen  Kali,  Thon- 

erde,  Eisen,  sowie  Verlust  _  2,11    y^ 

toö,oö: 

Es  wird  hieraus  zunächst  klar,  dass 
der  beim  Auflösen  in  Wasser  stets  ein- 
tretende Seifenniederschlag  durch  den 
Kochsalzgehalt  bedingt  ist;  dieser  muss 


wiederum  als  eine  Verunreinigung  der 
zu  dem  Gemische  verwendeten  Soda  an- 
gesehen werden;  auch  das  schwefelsaure 
Natron  stammt  wohl  aus  der  Soda. 

Auffallen  muss  dann  noch  der  höchst 
niedrige  wirkliche  Seifeng$halt,  der  sich 
kaum  auf  20  pCt.  des  Gemisches  stellt 

Im  Wesentlichen  ist  also  diese  prä- 
parirte Waschseife  ein  Gemisch  von  sehr 
wenig  Seife  mit  sehr  viel  sdhlechter  Soda. 

Der  Preis  (V4kg=20Pf.)  steht  nicht  im 
Einklänge  zu  dem  Wertbe  des  Gemisches; 
man  würde  bedeutend  billiger  fahren, 
wenn  man  in  gleichem  Verhältnisse  gute 
Seife  und  gute  Soda  einkauft,  als  bei  dem 
Gebrauch  dieses  sogenannten  präparirten 
Gemisches. 

Es  möge  hier  noch  das  Resultat  der 
Untersuchung  einer  als  echte  Talg- 
kernseife mit  grosser  Beklame  aus- 
gebotenen Seife  folgen: 

Fettsäuren  .  81,0 
Wasser  .  .  50,5 
Kieselsäure .  8,0 
Natron    .  __. 10,5 

ioö;ö 

Erstarrungspunkt  der  Fettsäuren  24,5 
Schmelzpunkt  „  „  26,0 
Jodzahl  „         „         17,5 

Die  Seife  erweist  sich  hiernach  nicht 
als  Talgkernseife,  sondern  als  eine  ganz 
minderwerthige,  sogenannte  gefüllte  und 
obendrein  mit  Wasserglas  versetzte  Seife. 
Das  Publikum  kann  nicht  oft  genug 
darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  dass 
mit  dem  Einkauf  sehr  billiger  Seife  in 
den  meisten  Fällen  gar  kein  Vortheil 
verknüpft  ist,  sondern  dass  nur  das 
Wasser  und  andere  Beimengungen  in 
derselben  hoch  bezahlt  werden. 


Amylenhydrat. 

Das  Amylenhydrat  ist  einer  der  Formel 

^6^12^   entsprechenden   Alkohole,    welche 

man  als  Amylalkohole  zusammen  zu  fassen 

pflegt.    Seine  nähere  Zusammensetzung  wird 

darch  die  Formel 

CHoV 
CH3/C .  OH 

C2H5/ 
ausgedrückt,  nach  welcher  es  als  tertiärer 

Amylalkohol  erscheint  und  den  wissenschaft- 
lichen Namen  Dimethyl- äthylcarbi- 


•  •  • 


•.• : 


374 


nol  führt.  Es  wurde  zuerst  von  WufiJB 
dargestellt,  als  tertiärer  Alkohol  aber  erst 
iBpäter  von  Flavüzky  und  Osipoff  erkannt. 

Darstellung.  300  ccm  Amylen  [Tri- 
methyläthylen  (0113)2  =  C  =  CH  (CHg)  ent- 
haltend] aus  Fuselöl  dargestellt,  werden  bei 
0^  mit  600 ccm  einer  Schwefelsäure,  die  aus 
gleichen  Volumen  H2S0^  und  H2O  besteht, 
geschüttelt.  Das  Amylen  addirt  sich  zur 
Schwefelsäure  und  bildet,  indem  es  sich  auf- 
löst, Amylschwefelsäure 

OH 


(CH3)2  =  C  =  CH  .  CH 


SO 


3  OH 


/O  —  C^(^^3)2 
=  ^^2\.  OH  \^^2  —  ^^3 

welche  bei  der  Destillation  mit  Wasser  oder 
verdünnten  Alkalien  in  tertiären  Amylalkohol 
und  Schwefelsäure  zerfällt. 

4.  HÖH 

=  SO,H2  +  HO--C^if„^3)2^^j,^ 

Amylenhydrat. 

Das  Destillat  wird  mit  geglühter  Potasche 
entwässert  und  aus  ihm  hierauf  durch  fractio* 
nirte  Destillation  das  reine  Amylenhydrat  ge- 
wonnen. 

Eigenschaften.  Das  Amylenhydrat 
bildet  eine  wasserklare  ölige  Flüssigkeit  von 
durchdringendem  Geruch,  der  an  Campher, 
Pfefferminzöl  und  Paraldehyd  erinnert.  Es 
löst  sich  in  etwa  12  Th.  Wasser  leicht  auf 
und  ist  mit  Alkohol  in  je,dem  Verhältniss 
mischbar.  Es  siedet  in  reinem  Zustande  bei 
102,5^  (das  uns  vorliegende  Präparat  siedet 
von  98  bis  105  ^)  und  erstarrt  beim  Abkühlen 
auf  — 12,5^  zu  nadeiförmigen  Rrystallen, 
welche  bei  — 12,0^  schmelzen.  Das  spec. 
Gewicht  des  Amylenhydrates  ist  bei  0^  = 
0,828,  bei  +  12  <>  ==  0,812.  Seinem  che- 
mischen Charakter  nach  ist  die  Verbindung 
ein  tertiärer  Alkohol,  d.  h.  bei  massiger  Oxy- 


dation giebt  sie  weder  einen  Aldehyd  oder 
eine  Säure,  noch  ein  Keton.  Bei  energischer 
Oxydation  aber  entsteht  Essigsäure  and 
Aceton. 

Prüfung.  Die  Identität  ergiebt  sich  aus 
den  physikalischen  Eigenschaften:  Geruch, 
spec.  Gew.,  Schmelz-  und  Siedepunkt.  — 
Ausserdem  giebt  das  Amylenhydrat  mit  con- 
centrirter  Schwefelsäure  eine  gelbe  bis  braune 
Färbung.  Zur  Constatirung  der  Reinheit  ist 
gleichfalls  wesentlich  die  Bestimmung  des 
Schmelz-  und  Siedepunktes.  Da  aber  bei 
diesem  Präparat  ganz  besonders  auf  eine  Ver- 
einigung mit  dem  giftigen  Gähmngs- Amyl- 
alkohol Rücksicht  zu  nehmen  ist ,  so  werden 
zweckmässig  nachfolgende  Reactionen  an- 
zustellen sein. 

1)  1  g  Amylenhydrat  wird  in  15  ccm  Wasser 

gelöst  und  mit  Chamäleon  schwach  roth 
tingirt;  es  darf  innerhalb  15  Minuten 
keine  Verfärbung  eintreten  (Aethyl-  und 
Amylalkohol) ; 

2)  1  g  Amylenhydrat  wird  in  15cem  Wasser 

gelöst  und  mit  Kaliumbichromat  und 
verdünnter  Schwefelsäure  versetzt  und 
schwach  erwärmt;  es  darf  nach  1/2  Stunde 
keine  Grünfärbnng  eintreten  (wie 
vorher) ; 

3)  1  g  Amylenhydrat  wird  in  15  ccm  Wasser 

gelöst,  mit  einigen  Tropfen  Silbemitrat- 
lösung und  einer  Spur  Ammoniak  ver- 
setzt und  erwärmt.  Die  klare  Flüssig- 
keit darf  beim  Erwärmen  keinen  Silber- 
Spiegel  geben  oder  Silber  abscheiden 
(Aldehyde,  die  meist  die  primären  Alko- 
hole verunreinigen).  — -  Der  exacteste 
Nachweis  des  Gähmngs  -  Amylalkohols 
bestände  in  der  Oxydation  mit  Kalium- 
bichromat und  Schwefelsäure  und  Nach- 
weis der  entstandenen  Valerian säure. 
Ueher  die  therapeutische  Verwendung  des 
Amylenhydrates  soll  berichtet  werden,  sobald 

ausführlichere  Angaben  vorliegen. 

JB.  FisuAcT, 
Pharm.  Zeit.  XXXII,  55. 


Tberapeatische  MotiEen. 


Physiologische  Wirkung 
der  gechlorten  Schwefelflthyle. 

Das  Schwefeläthyl,  S  /^^^^iBtntLGhYei- 
suchen  von  Manni  ganz  indifferent,  während 


das  zweifach  gechlorte  Schwefeläthyl  (Thiodi- 
glycolchlorid),  welches  Victor  M^^dAn^Ute, 
als  heftig  wirkendes  Gift  sich  erwies;  das 
einfach  gechlorte  Schwefeläthyl  ist  nach  Ver- 
suchen Biiter'B  von  ähnlicher,  aber  schwächer 
giftiger  Wirkung  als  das  Bichlorid. 


375 


'  Das      symmetriBche      zweifach 
gechlorte    S c h we f e 1 ät h y 1 

S  (    ^„^       ^   ^«, ,  welches  ein  mit  Wasser 
XCHg  — CHjCr 

nicht  mischbares  Gel  von  starkem,  süsslichen 
Geraeh  darstellt,  bringt  auf  der  menschlichen 
Haat  sehr  bedeutende  und  langwierige  Ent- 
sündungen  hervor.  Kaninchen  gingen  nach 
kurzem  Einathmen  der  D&mpfe  regelmässig 
an  Pneumonie  zu  Grunde  und  durch  Auf- 
pinseln einer  Spur  des  Oeles  auf  das  Ohr 
traten  heftige  Entsiindungen  der  Ohren  und 
Augen  ein.  Unter  fortwährender  profuser 
£itemng  fielen  die  Ohren  nach  einigen 
Wochen  nekrotisch  ab.  s. 


Ueber  den  Einfluss  des  Alkohols 
auf  die  Verdauung  des  mensch- 
lichen Magens. 

Von  G,  A.  Oluzinski. 

Zu  den  Versuchen  diente  ein  Hanu,  dessen 
Magen  in  nflchteraem  Zustand  das  geronnene 
Eiweiss  Yon  einem  Hühnerei  mit  der  ent- 
sprechenden Menge  destillirten  Wassers  er- 
hielt. In  bestimmten  Zeiträumen  wurde  dann 
der  Mageninhalt  mittels  des  Jaioarskfschen 
Aspirators  entleert  und  dieses  Verfahren  täg- 
lich wiederholt,  mit  dem  Unterschied,  dass 
die  Zeiträume  des  Aspirirens  allmälig  ver- 
längert wurden,  bis  der  entleerte  Magen- 
inhalt Tollständig  frei  von  Eiweiss  war.  Bei 
der  ersten  Versuchsreihe  warde  das  Eiweiss 
ohne  Zusatz  und  bei  der  zweiten  mit  gleichen 
Mengen  einer  25-,  50-,  75proc.  Lösung  von 
Alkohol  oder  Gognac  gegeben. 

Die  Einwirkung  des  Alkohols  zeigte  zwei 
deutlteh  von  einander  unterschiedene  Phasen. 
So  lange  noch  Alkohol  im  Magen  vorhanden 
war,  zeigte  sich  die  Verdauung  stark  ge- 
hemmt Der  Alkohol  verschwindet  indess 
bald  (nach  V>  bis  1  Stunde)  aus  dem  Magen, 
und  sobald  dies  geschehen  ist,  steigt  plötzlich 
der  Säuregrad  auf  das  Zwei-  bis  Dreifache 
des  Säuregrades  bei  der  Verdauung  ohne  Alko- 
hol. Demnach  schreitet  auch  die  Verdauung 
schneller  vorwärts  und  ist  trotz  der  anfänglich 
ungünstigen  Wirkung  in  kürzerer  Zeit  be- 
endigt. Aber  auch  nach  dem  Verschwinden 
des  Eiweisses  aus  dem  Magen  wird  öfter 
durch  >/«  bis  V«  Stunden  ein  wirksamer, 
Pepsin  und  Salzsäure  haltiger  Magensaft 
secemirt.    Hieraus  ergiebt  sich,  dass  ein 


massiger  Alkobolgenuss  einige  Zeit  vor  dem 
Essen  günstig  auf  die  Verdauung  einwirken 
muss.  Grössere  Quantitäten  verhindern  die 
mechanische  Funktion  des  Magens  und  beein- 
trächtigen unbedingt  die  Schnelligkeit  der 
Magenverdauung. 

Chem.  Centr.-Bl  IdST,  Nr,  M. 


Ern&hrende  Sappositorien. 

Als  Gegenstück  zu  den  ernährenden  Kly- 
stieren  empfiehlt  Dr.  S.  TT.  Qadd  (Ther. 
Gaz.  1887,  313)  Sappositorien  aus  Fleisch- 
extraet  oder  noch  besser  aus  peptonisirtem 
Fleischextract,  zu  welchem  er  eine  eigene 
Vorschrift  giebt.  Er  verfährt  in  folgender 
Weise.  Die  Pancreasflüssigkeit  stellt  man 
durch  Digeriren  des  frischen  Pancreas  mit 
4  Th.  verdünnten  Alkohols  her.  Auch  kann 
das  Pancreatin  des  Handels  benatzt  werden. 
360  g  feingehacktes  Rindfleisch  werden  nun 
mit  600g  Wasser  angerieben,  darauf  mit 
60  g  Liquor  pancreaticus  und  3,5  g  Natrium- 
carboaat  versetzt.  Die  Mischung  wird 
6  Stunden  bei  einer  Temperatur  von  etwa 
70  0  gehalten,  dann  abgepresst.  Das  Filtrat 
wird  mit  Salasäure  neutralisirt  und  bei  ge- 
linder Wärme,  am  besten  im  Vacuum  ab- 
gedampft. Als  Bindemittel  für  die  Suppo- 
sitorien  soll  Glycogelatina  oder  Oleum  cacao 
genommen  werden.  Glycogelatina  wird  be- 
reitet, indem  man  1  g  bester  Gelatine  in  etwa 
10g  Glycerin  auflöst  und  erkalten  lässt.  Bei 
Cacaobutter  ist  ein  kleiner  Zusatz  von  Wachs 
sehr  empfehlenswerth,  weil  dann  bedeutend 
grössere  Mengen  von  Fleischextract  gebunden 
werden  können.  —  os— 


Eawa  •  Eawa. 

Ueber  die  Anwendung  dieses  neuen  Mittels, 
welches  wir  schon  im  Jahrgang  1886,  S.  72 
beschrieben  haben,  berichtet  Weinstein  in 
den  „Wiener  Med.  Blättern,^  dass  dasExtract. 
Kawae  bei  Gelenkrheumatismus,  Lungen- 
Emphysem  und  -Tuberkulose,  Gonorrhoe  und 
Hydrops  mit  günstigem  Erfolge  angewendet 
worden  ist.  Die  Einzeldosis  beträgt  nach 
ihm  0,02  g,  die  Tagesdosis  0,06  bis  0,16. 
Die  Art  der  Verschreibung  war  folgende : 

JRp,   Extr.  Kawae  dep.  0,20, 
Sacchar.  alb.  3,0. 

M.  f.  pulv.  Divid.  in  part.  aeq.  X, 

D.  S.  38tündlich  1  Pulver. 


r 


376 


Darreichung  des  Salols. 

Sdkli    empfiehlt    die   Verabreichung   des 
Salols  in  Form  comprimirter  Tabletten,  denen 
ein   indifferentes   lösliches   oder    quellendes 
Pulver,    am   besten  Amybim  zugesetzt  ist. 
Salol  lässt  sich  auch  ohne  Bindemittel  com- 
primiren ,     eine    derartige   Tablette    wurde 
jedoch     unverdaut     im    Stuhlgang    wieder- 
gefunden, während  die  Tabletten  mit  Amylum- 
Zusatz  bald  zerfallen,  nachdem  sie  befeuchtet 
worden  sind.   Als  Formel  giebt  Sähli  an : 
Rp,     Saloli  purissimi  0,6. 
Amyli  0,1. 
M.  f.  pulv.  d.  talesdos.  No.  X;  comprimantur. 

Als  Geschmackscorrigens  für  in  Form  ab- 
getheilter  Pulver  verordnetes  Salol  giebt  er 
Oleum  Menthao  piperitae  an.  «. 

Durch  Medic.  Chirurg.  Bundschau,  1887,  ilü. 

Oesetz,   betreffend   den  Verkehr 
mit  Ersatzmitteln  f&r  Butter. 

Vom  12.  Juli  1887. 

§  1.  Die  Gesehfiftsrftume  und  sonstigen  Ver- 
kaufsstellen einschliesslich  der  Marktstfinde,  in 
welchen  Margarine  gewerbsmässig  verkauft  oder 
feilgehalten  wird,  mfissen  an  m  die  Augen 
fallender  Stelle  die  deutliche  nicht  verwischbare 
Inschrift :  „Verkauf  von  Margarine'  trafen. 

Margarine  im  Sinne  dieses  Gesetzes  sind  die- 
jenigen, der  MUchbutter  ähnlichen  Zubereitungen, 
deren  Fettgehalt  nicht  ausschliesslich  der  lulch 
entstammt. 

§  S«  Die  Vermischung  von  Butter  mit  Mar- 
garine oder  anderen  Speisefetten  zum  Zweck 
des  Handels  mit  diesen  Mischungen,  sowie  das 
gewerbsmässige  Verkaufen  und  Feilhalten  der- 
selben ist  verboten. 

Unter  diese  Bestimmung  £l11t  nicht  der  Zusatz 
von  Butterfett,  welcher  aus  der  Verwendung 
von  Milch  oder  Rahm  bei  der  Herstellung  von 
Margarine  herrflhrt,  sofern  nicht  mehr  als  100 
Ge wich tstb  eile  Müch  oder  10  Gewichtstheile 
Rahm  auf  100  Gewichtstheile  der  nicht  der 
Milch  entstammenden  Fette  in  Anwendung 
kommen. 

§  8»  Die  Gef&Bse  und  äusseren  Umhüllungen, 
in  welchen  Margarine  gewerbsmässig  verkauft 
oder  feilgehalten  wird,  müssen  an  in  die  Augen 
fallenden  Stellen  eine  deutliche  nicht  verwisch - 
bare  Inschrift  tragen,  welche  die  Bezeichnung 
„Margarine"  enthält. 

Wird  Margarine  in  ganzen  Gebinden  oder 
Kisten  gewerbsmässig  verkauft  oder  feilgehalten, 
so  hat  die  Inschrift  ausserdem  den  Namen  oder 
die  Firma  des  Fabrikanten  zu  enthalten. 

Im  gewerbsmässifi^en  Einzelverkauf  muss  Mar- 
garine an  den  Käufer  in  einer  Umhüll nng  ab- 
gegeben werden,  welche  eine  die  Bezeichnung 


El-Eellah  oder  Annui-Visnaga. 

Diese  in  Egypten  heimische  Umbellifere 
liefert  in  ihren  Samen  ein  geschätztes  Medi- 
kament gegen  Hamgries  und  Rheumatismus 
und  werden  au  diesem  Zwecke  16  bis  20,0  g 
der  Samen  zu  150,0  g  Decoct  verwendet. 
Ibrähim-Effendi-Moustapha  in  Cairo  hat  ans 
den  Samen  von  El-Kellah  durch  Eztraction 
mit  Alkohol  und  Kalk,  Behandlung  des 
Destillationsräckstandes  mit  Aether  und  Rei- 
nigung des  Aetherverdnastungsrüekstaadee 
mit  Wasser,  beziehentlich  essigsaurem  Wataer 
ein  Glykosid,  Kellin,  dargestellt.  Ausser- 
dem enthalten  die  Samen  noch  Hans  und  Fett 

Die  Wirkung  des  Kellins  besteht  in  Er- 
brechen, Yerlangsamnng  der  Hersthätigkeit 
und  Athmung.  g. 

Joum.  de  Pharm,  et  de  Chimie  1887,  661. 

„Margarine"  und  den  Namen  oder  die  Firma 
des  Verkäufers  enthaltende  Inschrift  trägt.  Wird 
Margarine  in  regelmässig  geformten  Stücken 
gewerbsmässig  verkauft  oder  feilgehalten,  so 
müssen  dieselben  von  Würfelform  sein,  auch 
muss  denselben  die  vorbezeichnete  Inschrift  ein- 
gedrückt sein,  sofern  sie  nicht  mit  einer  diese 
Inschrift  tragenden  Umhüllung  versehen  sind. 
Der  Bnndesrath  ist  ermächtigti  zur  Ausführung 
der  im  Absatz  1  bis  3  enthaltenen  Vorschriften 
nähere,  im  Beichs - Gesetd)latt  lu  veröffent- 
lichende Bestimmungen  zu  erlassen. 

§  4«  Die  Vorschriften  dieses  Gesetzes  finden 
auf  solche  Erzeugnisse  der  im  §  1  bezeichneten 
Art,^  welche  zum  Genüsse  für  Menschen  nicht 
bestimmt  sind,  keine  Anwendung. 

§  5«  Zuwiderhandlungen  gegen  die  Vorschriften 
dieses  Gesetzes,  sowie  fliegen  die  in  Gemässfaeit 
des  §  3  zu  erlassenden  Bestimmungen  des 
Bundesraths  werden  mit  Geldstrafe  bis  zu  ein- 
hundertundfünfzig  Mark  oder  mit  Haft  bestraft. 

Im  Wiederholungsfalle  ist  auf  Geldstrafe  bis 
zu  sechshundert  Mark,  oder  auf  Haft,  oder  auf 
Gefängniss  bis  zu  drei  Monaten  zu  erkennen. 
Diese  Bestimmung  findet  keine  Anwendung, 
wenn  seit  dem  Zeitpunkte,  in  welchem  die  fllr 
die  frühere  Zuwiderhandlung  erkannte  Strafe 
verbttost  oder  erlassen  ist^  drei  Jahre  verflossen 
sind. 

Neben  der  Strafe  kann  auf  Einziehung  der 
diesen  Vorschriften  zuwider  verkauften  oder 
feilgehaltenen  Gegenstände  erkannt  werden, 
ohne  Unterschied,  ob  sie  dem  Vemrtheilten  ge- 
hören oder  nicht. 

Ist  iie  Verfolgung  oder  Verurtheüung  einer 
bestimmten  Person  nicht  ausführbar,  so  kann 
auf  die  Einziehung  selbstständig  erkannt  werden. 

§  7.  Das  gegenwärtige  Gesetz  tritt  am  1. 
October  1887  in  Kraft. 

Wilhelm.       ron  BoeUidur, 


Verlefer  und  Terantwortllcher  Redaetanr  Dr.  £•  Oelftler  ia  Draadea. 

Im  Bochhandel  daroh  Jaltna  Springer,  Berlin  M.,  Monb^oapUts  S. 

Druck  d«r  KSnlgl.  Hofbncbdrackerel  Ton.O.  CMeinlioldftSeiiiitla  Dretdam. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutsc];Lland. 

Zeitung  fiir  wissenschafUiche  nnd  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 


Herausgegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Erscheint  laden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Bacbhandel 

▼ierteljfthrlich   2  Hark.    Bei  Zasendnng  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nummern 

25  If.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
Anfragen,  Anitrige,  Maansdripte  «tf.  wolle  man  an  den  Redacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

DreBden,  Pillnitzer  Strasse  56  adrensir^^n 


MSt 


Berlin,  den  4  August  1887.    Tm'J.UUg'. 

Der  ganzen   Folge  XXVIII.  Jahrgang. 

lob  Alt:  <''fe«tail«  BB«  PliarauMi«:  Weiteret  Aber  ChlnioprOfanff.  —  LönlichketUtabelle  einiger  Anillnfarb«toffe. 
—  Ueber  JodoformemaUioiien  mit  Qlycerin.  —  Einfache  Methode,  kOnstliche  Farbstoffe  In  Bntter  und  Fetten  ^^ 
erkennen.  —  Oxydation  vertchledener  Kohlenarten.  —  Ein  Deiodoran«  f8r  Jodoform.  —  Die  Anrabl  der  Strahlen- 
bifltben  bei  Chrysantbernnm  Lenoanthemum  nnd  anderen  C!oinpo«iteu.  —  Zur  Frage  der  Vernnreinignng  des 
Wassers  dnroh  bleierne  Röhren.  —  NIgritine.  —  MUeelleB:  Fällung  nnd  Bestimmung  des  Mangans  mittelst 
Wasserstoffsuperoxyd.  —  Erkennung  nnd  Bestimmung  Ton  Thallium  In  Gegenwart  von  Blei.  —  Zur  Bestimmung 
d«r  Phesphorsaure.  —  Beitrag  zur  Titerstellnng  von  Jodlösungen.  —  Die  Unlösllchkelt  des  Baryumchlorlds  etc. 
—  60.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  nnd  Aente  in  Wiesbaden.  —  Offene  CoireapOBdens,  —  iBselceB* 


Chemie  nnd  Pharmaciee 


Weiteres  Aber  Chininprüfang. 

Ton  G.  ViUpiua. 
(Schlnss  ans  voriger  Nummer.) 

So  ziemlich  alles,  was  sich  von  irgend 
einem  Standpunkte  aus  gegen  die  Ar- 
beiten, Beobachtungen  und  Schlussfolger- 
uDffen  von  Schäfer,  sowie  von  de  rrij 
geltend  machen  lässt,  findet  sich  zu- 
sammengefasst  in  den  neueren  Publika- 
tionen von  Kemer,   Weiler  und  Hesse. 

Man  kann  es  dem  Erstgenannten  ge- 
wiss nieht  verargen,  wenn  er  darauf  hin- 
weist ,  dass  die  nach  ihm  benannte  und 
1863  bekannt  gewordene  Probe  die  beste 
Prüfungsweise  zu  jener  Zeit  war  und 
deshalb  auch  gerne  von  den  Pharma- 
kopoen anfgenonunen  wurde,  denn  er 
eonstatirt  damit  nur  eine  feststehende 
Thatsache.  Man  wird  ihm  ebenso  gern 
zugestehen,  dass  jede  Prflfungsmethode, 
welche  Anspruch  auf  ausgedehnte  An- 
wendung erneben  will,  den  Bedttr&issen 
der  Praxis  angepasst,  also  rasch  und 
leicht  ausfllhrbar  sein  und  unzweifelhafte 
Endresultate  geben  muss.  Ist  doch  ge- 
rade diese  letztere  Qualität  seiner  eigenen 


Probe  bestritten  worden.  Nicht  minder 
kann  man  ihm  beipflichten,  wenn  er  die 
Meinung  ausspricht,  dass  von  einem 
Arzneimittel  kein  zur  unnöthigen  Yer- 
theuerung  führender  Beinheitsgrad  ver- 
langt werden  solle. 

Dagegen  widerspricht  es  allen  Grund- 
sätzen unserer  heutigen  Pharmakopoen, 
wenn  Kemer  die  Beinheit  der  Arznei- 
mittel nur  auf  den  zur  Verbürgung  ihrer 
Wirkung  erforderlichen  Grad  beschränkt 
wissen  will,  denn  damit  würden  jene 
neun  Zehntel  aller  Forderungen  unserer 
Pharmakopoe  hinfällig,  welche  sich  um 
Nachweis  von  den  die  Hauptwirkung 
durchaus  nicht  beeinträchtigenden  kleinen 
Mengen  fremder  Metalle  oder  Säuren  in 
den  verschiedensten  chemischen  Präpa- 
raten drehen.  Auch  hier  handelt  es  sieh 
um  eine  grosse  Zahl  von  Yertheuerungen, 
welche  nach  Kemer^s  Auffassung  als 
unnöthig  bezeichnet  werden  müssten,  und 
theilweise  sehr  erheblich  sind,  wie  ein 
Blick  in  die  Preislisten  der  Ghemikalien- 
handlungen  lehrt,  wo  sich  nach  den 
meisten  Präparaten  noch  eine  weitere 
als  „purissim.  Ph.  Ö.  II"  bezeichnete  Qua- 


878 


lität  mit  einem  bia  zu  SOpCt  betragen- 
den Mehiwerthe  verEeichnet  findet. 

Auch  darin  kann  man  Kemer  zustim- 
men, dass  eine  eingebürgerte  Prüfungs- 
methode nicht  leichthin,  sondern  nur 
dann  zu  Gunsten  einer  neuen  aufgegeben 
werden  solle,  wenn  letztere  eine  wirkliehe 
Verbesserung  bedeutet;  allein  das  be- 
hauptet man  ja  eben  Von  den  neuen 
Methoden,  und  es  ist  noch  Niemand  ein- 
gefallen, ftir  dieselben  lediglich  aus  Neig- 
ung zur  Abwechselung  einzutreten.  Wenn 
aber  Kemer  die  Andeutung  hinzufugt, 
dass  die  Hauptinteressenten,  worunter  er 
die  Aerzte  und  das  arzneibedürftige  Pu- 
blikum verstanden  wissen  will,  durch  die 
Aufrollung  der  Ghininprüfungsfrage  ge- 
schädigt, weil  überflüssigerweise  beun- 
ruhigt worden  seien,  da  sie  zwischen 
dem  Vortheile  wirklicher  Fürsorge  und 
einem  Sturme  im  Glase  Wasser,  dessen 
Windrichtung  und  Moü?  ihnen  unbe- 
kannt, nicht  unterscheiden  können,  so 
ist  hiergegen  doch  gar  manches  einzu- 
wenden. Vor  Allem  erfährt  das  arznei- 
bedürftige Publikum  von  solchen  Er- 
örterungen in  der  wissenschaftlichen 
Fachpresse  überhaupt  nichts,  wird  also 
auch  nicht  beunruhigt,  und  auch  die 
Aerzte  sind  es  wenigstens  in  Deutschland 
gewohnt,  sich  auf  die  Gewissenhaftigkeit 
der  Apotheker  bezüglich  der  Beinheit 
cler  Arzneistoffe  zu  verlassen,  und  haben 
sich  erfahrungsgemäss  noch  niemals 
widersetzt,  wenn  die  letzteren  es  für  an- 
gezeigt hielten,  die  Forderungen  an  ein- 
zelne Chemikalien  betreffs  ihrer  Beinheit 
zu  erhöhen.  Sie  werden  also  wohl  nicht 
einmal  besonderen  Dank  empfinden,  wenn 
sich  der  Fabrikchemiker  über  den  Apo- 
theke weg  direct  an  sie  wendet,  um 
eine  chemische  Frage  in  eine  pharma- 
kodvnamische  umzuwandeln.  Die  Be- 
zeichnung derselben  als  Sturm  im  Glase 
Wasser  schafft  diese  ganz  bestimmt  nicht 
aus  der  Welt  und  wenn  mit  dem  Hin- 
weis auf  des  ersteren  unbekannte  Bicht- 
ung  und  Motiv  dem  Eindrucke  Abtrag 
geOian  werden  soll,  welchen  die  Bestreb- 
ungen von  de  Vrij  und  die  entgegen- 
kommenden Bemühungen  Schäfers  ge- 
macht haben,  so  ist  zu  bemerken,  dass 
gerade  die  Angriffe,  welche  die  Arbeiten 
dieser   Männer   bisher   erfahren,    ganz 


wesentlich  dazu  beigetragen  haben,  die 
Aufimerksamkeit  der  Faehkreise  anf  die- 
selben SU  lenken,  und  diese  erhöhte  Auf- 
merksamkeit vermochte  bis  jetzt  noch 
keine  Spur  eines  unedlen  Motives  oder 
einer  verdächtigen  Windrichtung  zu  ent- 
decken. Wer  den  zahlreichen  einzelnen 
Abhandlungen  über  diesen  Gegenstand 
genau  gefolgt  ist,  wird  sich  kaum  dem 
harten  UrÜieile  JKemcr's  anschliessen 
können,  dass  es  sich  bei  dieser  ganzen 
Ghininprüfungsfrage  nur  um  chemischen 
Sport  und  Vergrösserung  der  Papierhalde, 
aber  nicht  um  die  Förderung  Yon  Erz 
handle. 

Trotzdem  giebt  Kemer  zu,  dass  seine 
Probe,  deren  übrigens  von  Niemand  be- 
strittene richtige  Grundlage  er  betont, 
durch  den  von  ihm  früher  Hesse  gegen; 
über  geleugneten  latenten  Zustand  der 
Nebenalkaloide  in  einem  gewissen  Um- 
fang beeinträchtigt  werde.,  Der  Verun- 
reinigung mit  Hydrochinin  spricht  er 
jede  nacntheilige  Bedeutung  ab,  da  dieses 
Nebenalkaloid  nicht  nur  in  gleicher  Weise 
wirke,  wie  das  Chinin,  sondern  vor  letJK- 
terem  noch  den  Vorzug  grösserer  Besi- 
stenz  in  der  Blutbahn  voraus  habe.  Er- 
wähnen wir  noch,  dass  Kemer  die  Bein- 
heit des  GhininsulfiEits  als  pure  Münzfrage 
erklärt  und  für  die  Superiorität  der  durch 
den  pflanzlichen  Organismus  gebildeten 
Ghinaalkaloide  gegenüber  den  synthetisch 
gewonnenen  antipyretischen  Mitteln  eine 
Lanze  einlegt,  welche  natürlich  an  dem 
Ta^e  der  synthetischen  Darstellung  des 
Chinins  selbst  zersplittern  wird,  so  ist 
damit  der  polemiscne  Theil  seiner  Mit- 
theilungen erschöpft,  und  können  wir 
uns  mit  um  so  grösserem  Vergnügen  dem 
sachlichen  Theile  derselben  zuwenden. 

Auch  Kemer  hat  sich  schon  seit  Jahren 
eingehend  mit  dem  Verhalten  der  Ghina- 
alkaloide gegen  das  polarisirte  Licht  be- 
schäftigt, wobei  er  die  eiiaelnen  Tartrate 
aus  den  heissen  Lösungen  der  betreffen- 
den Sulfate  mit  Natriumtartrat  f&llte  und 
durch  Umkrystallisation  rein  erhielt,  ein 
Verfahren,  welches  in  seinem  letzteren 
Theil  für  gemischte  Tartrate  sich  natür- 
lich verbietet  Er  spricht  sich  für  den 
Werth  des  optischen  Verfahrens,  soweit 
es  sich  um  ein  Gemenge  von  nur  swei 
bekannten  Chinaalkaloiden  handelt,  durch- 


379 


ans  günstig  ans,  Weist  aber  anf  die  sehen 
frGher  erörterte  starke  Beeintr&chtignng 
der  Sesultate  schon  darch  optisch  in- 
differente gleichzeitig  anwesende  Körper 
hin,  eine  Äeinträchtignng,  welche  selbst- 
redend noch  weit  grössere  Verhältnisse 
annimmt,  wenn  ein  drittes  gleichfalls 
optisch  actires  Ohinaalkaloid  zageren 
ist,  wie  es  in  Gestalt  des  Hydrochinins 
sehr  b&nfig  zusammen  mit  öhinin  vor- 
kommt. Gleich  dem  letzteren  dreht  es 
das  polarisirte  Licht  nach  links,  allein 
in  anderem  Yerhftltniss,  so  dass  seine 
Geffenwarl  allein  sehen  genügt,  die  op- 
tische Methode  als  ofßcielle  Probe  nntaug- 
lich  erseheinen  zu  lassen,  ganz  abgesehen 
von  dem  Umstände,  dass  sie  nur  in 
durchaus  erfahrenen  Händen  gute  Resul- 
tate giebt,  da  schon  kleine  Ablesungs- 
fehler oder  kleine  Abweichungen  der  ein- 
zelnen Polarisationsinstrnmente  von  einan- 
der dieselben  unrichtig  erscheinen  lassen. 

Aus  dem  Ohininsulfat  des  Handels  ge- 
wannen Kemer  und  Wetter  wiederholt 
etwa  8  pOt.  Hvdrochinin  neben  Spuren 
von  Hydrocinchonin  und  Hydrocinchoni- 
din.  Wahrscheinlich  sind  diese  verschie- 
denen Hydrochinaalkaloide,  welche  sich 
von  den  entsprechenden  Alkaloiden  selbst 
in  der  Znsammensetzung  durch  ein  Mehr 
von  2  H  unterscheiden,  in  den  Bin- 
den schon  präformirt  enthalten  und  nicht 
erst  im  Gange  der  Fabrikation  entstanden. 
Sie  sind  in  saurer  Lösung  gegen  die  Ein- 
wirkung ron  Kaliumpermanganat  viel 
resistenter,  als  die  eigentlichen  China- 
alkaloide  im  engeren  Sinne.  Die  Sulfat- 
lösnngen  von  Hydrocinchonin  und  Hydro- 
einchonidin  fltioresciren  nicht  und  drehen 
die  Polarisationsebene  des  Lichtes  nach 
rechts,  so  dass  also  auch  die  vorhandenen 
kleinen  Mengen  dieser  beiden  Hydro- 
alkaloide  als  verwirrender  Factor  bei  der 
optischen  Prüfung  des  Gbininsulfats  in 
Betracht  kommen. 

Das  reine  Hydroehinin  ist  schwer  lös- 
lieh in  Wasser,  leicht  löslich  in  Wein- 
geist und  Aether,  und  bleibt  beim  Ver- 
dunsten dieser  Lösungen  als  amorphe 
Substanz  zurfidc.  Die  Lösungen  sein^ 
im  Yergleioh  mit  den  entsprechenden 
Gbininsalzen  etwas  Idchter  löslichen  Salze 
flaoresciren  slaric  und  geben  die  Thalleio- 
chinreaetion. 


Sehr  zu  Gunsten  der  von  de  Vrij  em- 
pfohlenen Bisulfatprobe  spricht  die  An- 
gabe Weller\  dass  das  Hydroehinin  aus 
dem  Ohininsulfat  eben  so  gut  wie  das 
Cinchonidin  bei  der  Umwandlung  in  Bir 
Sulfat  entfernt  werden  kann,  da  es  hier- 
bei in  der  Mutterlauge  bleibt,  aus  der 
man  dann  das  Hydroehinin  rein  erhält, 
wenn  man  durch  Ealiumpennangaliat 
das  noch  vorhandene  Chinin  oxydirt,  das 
Hydroehinin  durch  Natron  füllt  und  mit 
Aether  ausschüttelt,  bei  dessen  Verdunsten 
es  rein  hinterbleibt.  In  verdünnter  Schwe- 
felsäure aufgenommen  liefert  es  ein  Sul- 
fat, welches  im  Aussehen  dem  chemisch 
reinen  Ohininsulfat  in  allen  Stücken  ähn- 
lich ist,  so  wie  auch  die  beiden  Tartrate 
sich  sehr  gleichen.  Dagegen  fällt  der 
Herapathit  des  Hydrochinins  unter  sonst 
gleichen  Verhältnissen  mehr  rothbrauii 
geftrbt  und  voluminöser  als  der  violett- 
braune Ohininherapathit. 

Merkwürdig  muss  es  erscheinen,  dass 
Weller  so  lebhaft  für  die  Einführung  der 
schweren  Krystallform  für  reines  Ohinin- 
sulfat immer  wieder  eintritt,  unter  Auf- 
stellung der  Behauptung,  dass  ein  ge- 
übtes Auge  in  diesem  Falle  einen  Oin- 
chonidingehalt  sofort  an  dem  matten  und 
rauheren  Aussehen  dieser  schweren  Kry- 
stalle  erkennen  würde.  Die  Uebung  eines 
solchen  Auges  muss  eine  ganz  aussei^ 
ordentliche  und  so  bedeutende  sein,  wie 
sie  wahrscheinlich  nur  von  dem  Ohinin- 
chemiker  von  Fach  errungen  werden 
kann,  denn  Schäfer  bat  solche  Gemenge 
von  Chininsulfat  mit  Oinchonidinsülfat  in 
allen  möglichen  Procentverhältnissen  zu- 
sammen krystallisiren  lassen,  ohne  dass 
es  dem  Schreiber  dieses  möglich  gewesen 
wäre ,  dieselben  unter  einander  oder  von 
dem  reinen  Ohininsulfat  in  BittersaMorm 
zu  unterscheiden.  Weiler  ma^t  auch 
geltend,  dass  die  Aehnlichkeit  dieser 
schweren  Form  mit  so  vielen  anderen 
Körpern  kaum  Bedenken  erregen  könne, 
da  man  ja  doch  jeweils  untersuchen  müsse 
und  dabei  eine  Verweehselunff  mit  einem 
anderen  Körper  oder  die  Beimischung 
eines  solchen  sich  sofort  ergeben  werde. 
Dagegen  lässt  sich  aber  wohl  sagen,  dass 
Verwechselungen  eben  doch  weniger 
leicht  vorkommen,  wenn  eine  äussere 
Aehnlichkeit  der  in  Frage  kommenden 


380 


Körper  nicht  vorhanden  ist.  Um  so 
lieber  wird  man  die  Ansicht  Weller's 
unterschreiben,  dass  die  Dosirung  der 
schweren  Krystallform  eine  für  den  Apo- 
theker angenehmere  sei,  und  schliesslich 
die  Abnehmer  den  Ghininfabrikanten 
ihren  Willen  bezüglich  der  Form  auf- 
legen können. 

Der  Werth  der  Ausfuhrungen  Weller's 
würde  nicht  im  Geringsten  gelitten  haben, 
wenn  eine  Berufung  auf  eine  Bemerkung 
JungfleiscKs  denselben  fern  geblieben 
wäre,  worin  letzterer  die  Vermuthung 
ausspricht,  es  scheine  aus  dem  Vergnügen, 
welches  einzelne  Chininfabrikanten  dar- 
über empfinden,  dass  ihnen  auch  die 
Herstellung  eines  chemisch  reinen 
Ohininsulfats  in  der  lockeren  Form 
gelungen  sei,  hervorzugehen,  dass  damit 
greifbare  geschäftliche  Vortheile  ver- 
knüpft sein  müssen.  In  dem  Munde  eines 
so  competenten  Beurtheilers  der  Verhält- 
nisse, wie  Weller,  ist  diese  Wiederholung 
einer  fremden  Vermuthung  nur  zu  ge- 
eignet. Misstrauen  zu  säen,  welches  in 
vorliegendem  Falle  höchst  ungerecht- 
fertigt wäre.  Der  Genannte  weist  übri- 
gens darauf  hin,  dass  die  Leichtigkeit 
des  Böhringer' sehen  reinen  Ohininsul- 
fats doch  diejenige  des  cinchonidinhaltigen 
nicht  erreicht,  wie  sich  schon  aus  der 
kleineren  Form  der  Unzengläserpackung 
ergebe,  und  schliesst  seine  Besprechung 
mit  dem  Bekenntnisse,  dass  er  die  Am- 
moniakprobe trotz  der  ihr  anhaftenden 
Mängel  auch  jetzt  noch  für  die  einfachste, 
am  wenigsten  unvollkommene  und  am 
raschesten  ausführbare  der  bisher  be- 
kannten Proben  halte. 

In  diesem  Stadium  der  Polemik  nahm 
auch  der  wissenschaftliche  Bedacteur  der 
Pharmaceutischen  Zeitung  zu 
derselben  Stellung,  indem  er  constatirte, 
dass  die  mit  so  vieler  Begeisterung  auf- 
genommene Ghromatprobe  immer  mehr 
an  Credit  verliere,  hauptsächlich  auch 
deshalb,  weil  bei  derselben  die  Verun- 
reinigungen mit  Hvdrochinin  und  Cin- 
chonin  unberücksicntigt  bleiben.  Im 
Ganzen  acceptirt  das  Blatt  die  Ansehau- 
nngen  von  Kemer,  Weller  und  Hesse, 
gleich  ihnen  behauptend,  dass  de  Vrij 
den  Ginchonidingehait  des  Handelschinins 
bedeutend  überschätzt  haben  müsse,  und 


knüpfl  daran  die  Mahnung,  man  m^ge 
sich  in  Zukunft  neu  vorgeschlagenen  Me- 
thoden gegenüber  so  lange  abwartend 
verhalten,  bis  deren  Brauchbarkeit  durch 
längere  Versuchsreihen  festgestellt  sei. 
Dabei  sind  aber  leider  zwei  recht  wesent- 
liche Dinge  übersehen  worden.  Einmal 
hat  de  Vrij  den  von  ihm  signalisirten 
hohen  Ginchonidingehait  des  Handels- 
chininsulfats keineswegs  nur  mittelst  einer 
einzigen,  sondern  sowohl  mit  der  op- 
tischen, als  mit  der  Ghromat-  und  Bisul- 
fatprobe  ermittelt,  und  die  Brauchbarkeit 
der  letzteren  wird  ja  selbst  von  seinen 
Gegnern  anerkannt  Und  dann  hat  ja 
de  Vrij  sich  überhaupt  nicht  in  irgend 
eine  Methode  verrannt,  sondern  er  hat 
eben  starken  Ginchonidingehait  beobachtet 
und  dann  nicht  ohne  Erfolg  nach  ge- 
eigneteren Methoden  zu  dessen  möglichst 
einfachem  Nachweis  gesucht.  Dabei  hat 
er  später  mit  dem  Freimuth  eines  Mannes, 
dem  es  nur  um  die  Wissenschaft  zu  than 
ist,  der  Schäfer'Btheu  Oxalatprobe  den 
Vorzug  vor  seinen  eigenen  bereitwilligst 
eingeräumt,  soweit  es  sich  um  die  Bot 
dürfnisse  der  pharmaceutischen  Praxis 
bei  der  Untersuchung  des  Ghininsalfats 
handelt.  Es  scheint  also  von  manchem 
Fernerstehenden  die  ganze  Frage  nicht 
völlig  richtig  aufgefasst  worden  zu  sein. 

Schäfer  selbst  hat  sich  im  Verlauf  d^ 
Erörterungen  veranlasst  gesehen,  die 
Brauchbarkeit  seiner  Oxalatprobe  far 
andere  Ghininsalze  neben  dem  Sulfat  zu 
betonen.  Dieselbe  ist  eine  dir  acte  für 
alle  diejenigen  neutralen  Ghininsalze, 
welche  in  kochendem  Wasser  nicht 
schwerer  löslich  sind  als  das  Salfat 
So  nimmt  man  beispielsweise  anstatl  %  g 
Ghininsulfat  eine  gleiche  Menge  Hydro* 
bromat  oder  1,8  g  Hvdrochlorat  und  ver- 
fährt genau  in  der  früher  beschriebenen 
Weise.  Auch  hier  wird  1  pGt.  oder  mehr 
an  Nebenalkaloiden  sicher  erkannt 

Bei  anderen  Salzen  bedarf  es  eines 
indirecten  Verfahrens.  Man  löst  Sg 
des  betreffenden  Salzes  in  50  g  mit  Salz- 
säure angesäuertem  Wasser,  übersättigt 
mit  Soda,  schüttelt  mit  Aether  aus,  f&hrt 
aus  diesem  das  Ghinin  in  Sproc.  wäss- 
rige  Schwefelsäure  über,  neotralisirt  die 
heisse  Flüssigkeit  mit  Ammon,  ftigt  8  g 
Natriumsulfat  bei,  saugt  nach  12  Stunden 


381 


die  Laage  von  dem  inzwischen  ausge- 
schiedenen und  auf  einem  Filter  ge* 
sammelten  Niederschlag  von  Chininsulfat 
ab,  trocknet  das  letztere  bei  100^  und 
stellt  mit  1.7  g  dieses  wasserfreien  Sulfats 
die  Oxalatprobe  in  der  bekannten  Weise 
an,  wo  dann  bei  einem  Gehalt  von  1  V.2  pOt. 
Nebenalkaloid  in  dem  ursprünglichen 
Cbininsalz  die  bekannte  Trübung  ganz 
sieher  eintritt.  Man  stellt  also  mit  anderen 
Worten  zunächst  aus  dem  betreffenden 
Chininsalze  das  Sulfat  dar,  was  bekannt- 
lich die  von  unserer  Pharmakopoe  für 
Chininhydrochlorat  angegebene  Prüfungs- 
vorschrift auch  bezweckt,  aber  in  Folge 
eines  Irrthums  nicht  erreicht.  Enthält 
ein  Chininsalz  weniger  als  60  pCt.  Chinin, 
so  muss  selbstversiänBlich  eine  grössere 
Menge  davon  zur  Prüfung;  verwendet 
werden.  Chininum  purum  und  bisul- 
furicum  können  natürlich  etwas  weniger 
umständlich  behandelt,  nämlich  direct 
durch  Behandlung  mit  Schwefelsäure  und 
Ammon    in    das    neutrale    Sulfat    über- 

feführt  werden,  dessen  Gewinnung  in 
ry stallisirter  Form  übrigens  Be- 
dingung ist,  da  durch  die  geringsten 
Mengen  freier  Schwefelsäure  die  Empfind- 
lichkeit der  Oxalatprobe  sehr  beeinträch- 
tigt wird. 

Für  Beibehaltung  der  lockeren 
Form  des  Chininsulfat-s,  welche  jeden- 
falls für  den  Export  nach  überseeischen 
Ländern,  wo  man  eben  ein  Yorurtheil 
zu  ihren  Gunsten  hegt,  weiter  fabricirt 
werden  müsste,  führt  Schäfer  insbeson- 
dere auch  noch  den  Umstand  an,  dass 
nur  das  Sulfat  des  Chinins  und  Chinidins 
freiwillig  in  dieser  somit  für  sie 
charakteristischen  lockerenForm  krystalli- 
siren,  während  die  Sulfate  von  Cinchoni- 
din  und  Cinehonin  nur  durch  besondere 
Manipulationen  in  diese  Form  gebracht 
werden  können. 

Weiler  verficht  immer  wieder  aufs 
Neue  eine  gegentheilijre  ÄufTassung,  wobei 
er  für  die  grössere  Zweckmässigkeit  der 
schweren,  von  Kemer  bekanntlich  als 
,.Normalchinin''  bezeichneten  Erystallform 
auch  die  ürtheile  von  Jungfleisch  und 
des  sonst  so  heftig  bekämpften  de  Vrij 
beizieht.  Er  muss  jedoch  andererseits 
zugeben,  dass  allerdings  die  Sulfate  des 
Cinchonidin  und  Cinehonin  an  und  für 


sich  nicht  leichtflockig  krystallisiren, 
meint  jedoch,  dass  hierauf  kein  Werth 
zu  legen  sei,  da  sie  eben  herkömmlicher 
Weise  doch  auch  in  dieser  leichtfiockigen, 
wenngleich  bei  ihnen  künstlich  erzeugten 
Form  in  den  Handel  gebracht  werden. 

Eine  unverkennbare,  gegen  Schäfer  ge- 
richtete Spitze  liegt  leider  in  der  weiteren 
Ausführung,  dass  gerade,  weil  diese  üb- 
liche leichtfloekige  Form  auch  der  Sulfate 
der  Mebenalkaloide  diese  zur  Substitution 
und  zur  Mischung  mit  lockerem  Chinin- 
sulfat sehr  geeignet  mache,  die  schwere 
Form  für  letzteres  einzuführen  sei.  Da- 
durch werde  jenen  Gefahren  ein  Riegel  vor- 
geschoben, „falls  nicht  auch  die  schweren 
Nebenalkaloidsnlfate  oder  die  Schäfer- 
sehen  isomorphen  Mischungen  speciell 
zu  diesem  Zwecke  hergestellt  würden." 

Eine  unserer  ersten  Autoritäten  auf 
dem  Gebiete  der  Chinaalkaloide ,  Hesse, 
hat  sich  in  der  deutschen  Fachpresse 
über  diese  ganze  Streitfrage  der  Chinin- 
prüfung sehr  lange  nicht  vernehmen 
lassen,  sondern  nur  gelegentlich  in  einer 
englischen  Zeitschrift  seine  für  die  neu- 
eren Bestrebungen  in  dieser  Sichtung 
abfällige  Meinung  geäussert.  Erst  im 
Mai  d.  J.  ist  er  in  die  eigentliche  Ge- 
fechtslinie eingetreten,  dafür  aber  gleich 
mit  einer  umfassenden  und  gründlichen 
Abhandlung. 

Wie  längst  bekannt,  kein  Verehrer  der 
Kemer' Bchen  Probe,  hat  er  gefunden, 
dass  das  von  de  Vrij  erhobene  „Geschrei" 
wegen  des  längst  bekannten  und  nur 
von  ihm  mittelst  falscher  Methodjen  zu 
hoch  gefundenen  Cinchonidingehaltes  im 
Chininsulfat  wenigstens  das  eine  Gute 
gehabt  hat,  eine  strenge  Kritik  der  von 
ihm  längst  bekämpften  Aerwer'schen  Probe 
der  Pharmakopoe  hervorzurufen. 

Nach  den  Erfahrungen  von  Hesse 
wird,  was  zunächst  die  Formfrage  an- 
belangt, das  Maximum  der  Leicht- 
flockigkeit  des  Chininsulfats  nur  dann 
erreicht,  wenn  gewisse  Antheile  von 
Nebenalkaloiden  und  zwar  speciell  von 
Hydrochinin  vorhanden  sind,  während 
die  anderen  Nebenalkaloide  hierftlr  von 
geringerer  Bedeutung  seien. 

Hesse  betont  ausdrücklich,  dass  trotz 
des  allerdings  recht  störenden  grossen 
Cinchonidingehaltes     der    heute    verar- 


382 


beitetea  Ceylonrindea ,  in  den  älteren 
Fabriken  jetzt  ein  von  jenesi  Neben- 
alkaloide  fast  ganz  freies  Chininsulfat 
hergestellt  werde,  während  man  früher 
m&  besserem  Bohoiateriale  gleichwohl 
nur  ein  viel  weniger  reines  Chinin  za 
nuchen  verstand,  wie  denn  auch  durch 
die  alte  Ltßdty sehe  Ghininprobe  nur  Ver- 
unreinigungen mit  mehr  als  10  pGt.  Neben- 
alkaloiden  nachgewiesen  werden  konnten. 
Trotzdem  seien  mit  jenen  unreinen  Pro- 
ducten  die  Heilwirkungen  des  Chinins 
erprobt  worden,  besitze  doch  auch  das 
Cincbonidin  eine  mit  der  des  Chinin  über- 
einstimmende, wenngleich  nur  ein  viertel 
so  starke  Wirkung.  Solche  Erwägungen 
hätten  ja  auch  früher  de  Vrij  zur  Par 
tronisirung  des  „Quinetum''  genannten 
Mischmasch  bestimmt,  welcher  neben  nur 
ISpCt.  Chinin  äöpCt.  Cinchonidin.  21pCt. 
Cinchonin  und  31  pCt.  amorphe  Alkaloide 
enthalte. 

Da  ferner  auch  im  Auftrag  der  eng- 
lisch-indischen Begierung  ein  „Chinin- 
sulfat'' in  und  für  Indien  fabricirt  werde, 
welches  nur  60pCt.  Sulfat  von  wirklichem 
Chinin  enthalte,  so  hätte  de  Vrij  seine 
Bedenken  gegen  den  Cinchonidingehalt 
unserer  ja  viel  reineren  Fabrikate  nach 
Hessens  Ansicht  besser  unterdrückt. 

Man  wird  sich  mit  dieser  Meinung 
nicht  einverstanden  erklären  müssen,  denn 
daraus,  dass  man  Schmuckgegenstände 
aus  niederkarätigem  Gold  fabricirt  und 
zu  entsprechenden  Preisen  verkauft,  fol- 
gert ja  auch  Niemand,  dass  der  Feingehalt 
einer  Goldmünze  um  eine  Anzahl  von 
Proceriten  zu  gering  sein  dürfe. 

Um  so  erfreulicher  ist  die  Erklärung 
Hesse%  dass  auch  er  nicht  für  eine  der- 
artige Licenz  eingenommen  sei,  sondern 
nur  ganz  bescheidene  Mengen  von  Neben- 
alkaloiden  im  Chininsulfat  zulassen  wolle. 
Aus  diesem  Grunde  hatte  er  auch  schon 
der  Pharmakopoe -Commission  im  Jahre 
1882  zur  Prüfungsvorschrift  für  Chinin- 
sulfat ein  Verfahren  empfohlen,  nach 
welchem  1  g  bei  100  ^  getrocknetes  Chi- 
ninsulfat mit  Wasser  von  60^  geschüttelt 
wurde  und  5ccm  des  bei  15  ^  gewonnenen 
Filtrats  mit  2  ccm  Aether  und  5  Tropfen 
Salmiakgeist  gemischt  innerhalb  einer 
bestimmten,  je  nach  dem  von  der  Com- 
mission    festzustellenden    Beinhoitsgrad 


länger  oder  kürzer  zu  bemessenden  Zeit 
keinerlei  Ausscheidung  geben  durften. 

Dieser  Vorschlag  von  Hesse  sei  inner- 
halb der  damaligen  Beichspharmakopöe« 
Commission  nor  ron  FehUng  und  Otto 
befürwortet,  auf  Veranlassung  des  für  die 
Kemer'sehe  Ptobe  eintretenden  Flüekif/er 
von  allen  anderen  Mitgliedern,  worunter 
aoeh  sftmmtliehe  Apotheker,  abgelehnt 
worden  und  somit  durchgefallen,  obgleich 
Heffse  amnirücklich  auf  die  Nachtheile 
hingewiesen  habe,  welche  sich  fftr  die 
Anwendung  der  Kerrier'Qehen  Probe  in 
ihrer  jetzigen  Form  aus  dem  bei  krystalli- 
sirtem  und  im  nicht  verwitterten  Chinin- 
sulfat gewissermaassen  latent  vorhan- 
denen Cinchpnidinsulfat  ergeben.  Diesem 
Uebelstande  würde  allerdings  bei  dem 
oben  skizzirten  von  Hesse  empfohlenen 
Verfahren  begegnet  worden  sein,  da  durch 
das  vorherige  Trocknen  des  Sulfat«  bei 
100^  eine  Spaltung  der  Chinin-Cinchoni- 
din  -  Verbindung  herbeigeführt  und  das 
nun  nicht  mehr  latente  Cinchonidinsulfat 
bei  60^  ausgezogen  wird,  ohne  dass 
gleichzeitig  dabei  so  viel  Chinin  in  Lösung 
^eht,  wie  beim  Auskochen  oder  gar  Auf- 
lösen des  Chininsuliats  in  kochendem 
Wasser.  In  letzterem  Falle  wird  nach 
Hesse  beim  Wiedererkalten  von  dem  sich 
dann  ausscheidenden  Chininsulfat  wieder 
eine  verhältnissmässig  grosse  Menge  Cin- 
chonidinsulfat als  Doppelverbindnng 
fiiirt,  also  aufs  Neue  latent  gemacht. 

In  diesem  Punkte  stehen  sich  also  die 
Ansichten  schroff  gegenüber,  da  Schäfer 
die  möglichst  vollständige  Auflösung  des 
gesammten  Sulfats  für  unerlässlich,  Hesse 
dieselbe  geradezu  für  schädlich  erklärt. 

Der  letztere  lässt  sämmtliche  Prüfungs- 
methoden des  Chininsulfats  auf  Cincboni- 
din kritische  Bevue  passiren,  wobei  er 
zunächst  die  früher  von  uns  beschriebene 
KremerschQ  Saturationsprobe,  auf  der 
Titration  der  vorhandenen  Schwefelsäure- 
menge beruhend,  aus  dem  Grunde  zurück- 
weist, w^eil  die  heiss  bereitete  Lösung 
nach  dem  Erkalten  die  einzelnen  Sulfate 
durchaus  nicht  im  gleichen  Verhältnisse 
enthalte,  wie  eine  Lösung  derselben  für 
sich  allein  in  reinem  Wasser,  so  dass 
man  im  Grunde  genommen  gar  nicht 
wisse,  was  man  titrire. 


383 


Der  Bisulf atprobe  von  de  Vrtj 
stellt  Hesse  für  den  Fall,  da8fi  mit  reinem 
Aether  gearbeitet  wurde,  ein  günstiges 
Zeagniss  aus  und  hält  sie  vor  allen  Dingen 
für  besser,  als  ihre  yon  Schäfer  ersonnene 
Modification,  bei  welcher  das  Verdampfen 
der  Aetherlösung  eine  zu  starke,  die  Ery* 
stallisation  des  Ginchonidins  oft  hindernde 
Concentration  herbeiführe.  Dazu  komme, 
dass  die  Ausscheidung  nicht  aus  Gin- 
chonidin,  sondern  aus  einer  Doppel- 
Verbindung  von  1  Mol.  Ghinin  mit  2  Mol. 
Cinchonidin  bestehe. 

Die  sogenannt«  Paufsche  Krystalli- 
sationsprobe  hält  Hesse  für  gleich- 
werthig  mit  der  ursprünglichen  Bisulfat- 
probe.  Bei  ihr  werden  5  g  Ghininsulfat 
in  150  g  kochendem  Wasser  gelöst,  nach 
dem  Erkalten  das  Abgeschiedene  nach 
dem  Absaugen  der  Mutterlauge  wieder 
in  100  g  Wasser  heiss  gelöst  und  erkalten 
gelassen,  worauf  man  die  vereinigten  und 
eingeengten  Mutterlaugen  mit  etwas  über- 
schüssigem Ammon  und  Aether  schüttelt 
nnd  das  dabei  ausgeschieden  bleibende 
Gincbonidin  wägt. 

Die  Ghromatprobe  will  Hesse 
unter  keinen  Umständen  zur  quanti- 
tativen Bestimmung  von  Gincbonidin 
benützt  wissen,  giebt  aber  zu,  dass  schon 
von  einem  0,3  pGt.  betragenden'  Ginchoni- 
dingebalt  an  qualitative  Besultate  erhalten 
werden.  Doch  sei  sehr  zu  berücksichtigen. 
dass  bei  steigendem  Gehalte  an  Cinchonidin 
wechselnde  Mengen  desselben  als  Ghro- 
mat  zusammen  mit  dem  Ghininchromat 
sich  ausscheiden,  weshalb  er  speciell  mit 
der  Schlickum' ^hen  Modification  der 
Probe  bei  einem  Gehalte  von  2,7  pGt. 
Cinchonidin  eine  kaum  merkliche  Trübung- 
im  Filtrate  erhalten  bat.  Auch  hier 
komme  wieder  der  Umstand  in  Betracht, 
dass  das  durch  Natron  ausgeschiedene 
Alkaloid  kein  reines  Gincbonidin,  sondern 
eine  feste  Verbindung  desselben  mit  Chinin 
aei,  deren  Zusammensetzung  übrigens 
Hesse  beute  nicht  mehr  wie  früher  zu 
1  Mol.  Ghinin  mit  2  Mol.  Cinchonidin, 
sondern  zu  1  Mol.  Ghinin  mit  7  Mol. 
Cinchonidin  angiebt.  Damit  ist  auch 
die  früher  von  ihm  festgestellte  Um- 
reehnungszahl  für  reines  Cinchonidin 
geändert  worden,  indem  das  Gewicht 
des  ausgeschiedenen  Beinalkaloides  nicht 


mehr  mit  0,62,  sondern  mit  0,86  multi- 
plicirt  werden  soll. 

Auch  bei  der  Schäfer'sehen  Oxalat- 
probe  ist  nach  Hesse  wieder  eine  ähn- 
liche Umrechnung  nöthig,  da  auch  hier 
eine  solche  Ghinin-Gincbonidinverbindung 
ausfalle.  Er  schliesst  dieses  aus  dem 
Umstände,  dass  die  Lösung  des  durch 
Natron  erhaltenen  Niederschlags  in  ver- 
dünnter Schwefelsäure  fluorescire  und 
dieThalleiochinreaction  gebe.  £r  bestätigt 
ferner  meine  Beobachtung,  dass  die  Ab- 
kühlungszeit von  einer  halben  Stunde 
unter  Umständen  nicht  ausreichend  sei, 
um  die  Temperatur  auf  die  richtige  Norm 
zu  bringen  und  schlägt  dafür  vor,  eine 
ganze  Stunde  zu  warten,  ein  Vorschlag, 
welchem  wir  uns  nicht  anzuschliessen 
vermögen,  da  hierdurch  die  Probe  viel 
weniger  scharf  wird,  und  man  anderer- 
seits es  durch  geeignete  Handhabung  der 
Abkühlungsweise  vollkommen  in  der 
Hand  hat,  die  Temperatur  auf  dem 
richtigen  Punkt  zu  erhalten. 

Dagegen  lassen  sich  zwei  andere  Ein- 
wendungen gegen  die  Oxalatprobe  nicht 
leugnen,  sie  treffen  jedoch  nur  den  Fall 
eines  Versuchs  der  quantitativen  Bestimm- 
ung des  Gesammtcinchonidingehaltes, 
welche  eben  den  Apotheker  nicht  berührt. 
In  einem  solchen  Falle  allerdings  tritt 
die  Thatsache  störend  in  den  Weg,  dass 
nicht  sämmtliches  Ghininoxalat  aust&Ut, 
sondern  ein  kleiner  und  mit  der  Menge 
des  vorhandenen  Ginchonidinsalzes  stei- 
gender Theil  desselben  durch  letzteres 
in  Lösung  gehalten  wird,  weshalb  dann 
mit  dem  Cinchonidin  später  auch  Ghinin- 
spuren  durch  Natron  ausgeschieden 
werden,  so  wie  andererseits  auch  das 
niedergeschlagene  Ghininoxalat  kleine 
Mengen  Cinchonidin  führt.  Diesen  Ver- 
hältnissen giebt  Hesse  die  Schuld  dafür, 
dass  er  bei  einem  Cinchonidingehalt  von 
Va  bis  über  1  pGt.  mit  der  Oxalatprobe 
Trübungen  von  scheinbar  gleicher  Stärke 
erhielt  und  erst  bei  einem  Cinchonidin- 
gehalte  von  2  pCt  an  für  sein  Auge  ein 
Unterschied  bemerklich  wurde.  Er  be- 
hauptet aber  ferner,  dass  in  Folge  der 
geschilderten  Umstände  diese  Probe  oft 
genug  einen  viel  zu  hohen  Cinchonidin- 
gehalt finden  lasse,  was  auch  bei  der 
optischen  Tartratprobe  so  häufig  der  Fall 


384 


sei.  Sehr  interessant  und  ganz  neue 
Aufschlüsse  für  die  Zukunft  verheissend 
ist  seine  weitere  Angabe,  er  habe  mit- 
unter ohne  jede  Ahnung  des  wirklichen 
Grundes  bei  der  optischen  Tartratprobe 
so  unbegreiflich  hohe  Zahlenwerthe  für 
Cinchonidingehalt  erhalten,  dass  er  ge- 
zwungen sei,  an  die  Möglichkeit  des 
Vorhandenseins  eines  noch  nicht  bekannten 
weiteren  Körpers  zu  glauben,  welcher 
sich  optisch  anders  verhalte,  wie  Chinin, 
Cinchonidin  und  Hydrocinchonidin. 

Nach  allen  diesen  gründlichen  Er- 
örterungen sieht  sich  aber  auch  Hesse 
genöthigt,  zuzugestehen,  dass  nach  unserer 
heutigen  pharmakopöisehen  JEern^r'schen 
Probe  ein  Gehalt  von  5  bis  8pCt.  bei 
krjstallisirtem  Cinchonidin  im  Chinin- 
sulfat übersehen  werden  kann,  glaubt 
aber,  dass  man  diesem  Missstande  einfach 
in  der  von  ihm  angegebenen  Weise  durch 
Verwendung  bei  100^  getrockneten  Sul- 
fates abhelfen  solle. 

Etwas  wesentlich  Neues  bringt  Schäfer 
zur  Beurtheilung  der  Frage  herbei,  welche 
man  als  längst  erschöpft  anzusehen  ge- 
neigt war.  Er  hat  nämlich  durch  Ver- 
suche festgestellt,  dass  die  Art  des 
Materials,  durch  welches  die  Alkaloid- 
lösung  im  Verlauf  der  einzelnen  Prtifungs- 
gänge  filtrirt  wird,  vom  allergrössten 
Einflüsse  auf  das  Endresultat  ist,  in- 
sofern, als  dadurch  verschieden  grosse 
Alkaloidmengen  im  Filter  selbst  zurück- 
gehalten, durch  dessen  Fasern  fixirt 
werden.  Lässt  man  grössere  Mengen 
solcher  wässeriger  Ghininsulfatauszüge 
oder  Chinaalkaloidlösungen  durch  ein 
Filter  passiren,  so  tritt  bald  wieder  Aus- 
gleichung ein,  aber  die  ersten  5  ccm  des 
Filtrats  sind  stets  viel  alkaloidärmer,  als 
sie  eigentlich  sein  müssten  und  enthalten 
wechselnde  Alkaloidmengen.  je  nachdem 
durch  dünne  oder  dicke  Papierschichten, 
durch  Leinwand-,  Baumwolle-,  Cellulose-, 
Sehafwollebäuschchen  filtrirt  wurde.  Man 
wird  also  bei  Benutzung  verschiedener 
Filter  verschiedene  Resultate  erhalten  und 
eine  bestimmte  Probe  wird  nur  unter 
der  Voraussetzung  des  Gebrauches  eines 
und  desselben  Filtrirmaterials  richtig 
sein,  d.  h.  sie  ist  im  Grunde  genommen 
auf  ein  solches  angepasst,  unbewusst  be- 
rechnet worden.    So  werden  also  bei  der 


JEi?rner'schen  Probe  ganz  verschiedene 
Amraoniakmengen  verbraucht,  je  nach 
dem  Filtrirmaterial,  welches  man  benutzt 
hatte. 

Schäfer  empfiehlt  daher  zur  Vermeidung 
dieser  sehr  störenden  ühgleichheiten,  ein 
für  allemal  durch  Glaswolle  zu  fihriren, 
und  zwar  durch  solche,  welche  man  zur 
Beseitigung  der  stets  vorhandenen  Al- 
kalinität  dieses  Steifes  zuvor  mit  kaltem 
destillirtem  Wasser  gut  gewaschen  und 
getrocknet  hat.  Die  weitere  Bemerkung, 
dass  Auskochen  der  Glaswolle  mit 
Wasser  verfehlt  wäre  wegen  dabei  stets 
wieder  neu  auftretender  Alkalinität  der 
Glaswolle,  ist  vollkommen  zutreflFend.  Beim 
fortgesetzten  Kochen  von  10  g  Glaswolle 
mit  Wasser  in  einer  gegen  Phenoipbtalein 
völlig  indifi^erenten  Porzellanschale  ver- 
brauchte ich  allmälig  innerhalb  einer 
halben  Stunde  0,5  ccm  Normalsäure  bis 
zum  definitiven  Verschwinden  der  stets 
wieder  auftretenden  Böthung. 

Es  versteht  sich  ganz  von  selbst,  dass 
die  Verhältnisszahlen  der  einzelnen  Pro- 
ben für  diese  Normalfiltration  durch 
Glaswolle  neu  aufgestellt  werden  müssen, 
und  hat  Schäfer  diese  Abänderung  för 
die  Oxalatprobe  auch  sofort  angegeben. 
Hiernach  sollen  von  dem  bei  100^  ge- 
trockneten Chininsulfat  0,85  g  oder  von 
krystallisirtem  lg  in  33  g  kochendem 
Wasser  gelöst,  eine  Lösung  von  0,3  g 
neutralem  Kaliumoxalat  in  5  g  Wasser 
hinzugegeben,  das  Gesammtgewicht  der 
Mischung  auf  40  g  gebracht  und  nach 
halbstündigem  Stehen  bei  20  ^  durch  Glas- 
wolle filtrirt  werden ,  wo  dann  10  ccm 
des  Filtrats  durch  einen  Tropfen  Natron- 
lauge innerhalb  einiger  Minuten  nicht 
getrübt  werden,  wenn  weniger  als  1  Vj  pCt. 
Cinchonidin  vorhanden  war. 

Hydrochinin  wird  durch  diese  Probe 
erst  bei  einem  Gehalte  von  3  pGt.,  Oin- 
chonin  bei  einem  solchen  von  1  pGt, 
Chinidin  dagegen  schon  in  einer  Menge 
von  V2  P^^-  Angezeigt.  Hiernach  könnte 
es  scheinen,  als  ob  diese  Oxalatprobe 
durch  ihre  geringe  Empfindlichkeit  gegen 
Hydrochinin  sehr  an  Werth  verliere,  es 
kommt  ihr  aber  hierbei  der  Umstand  zo 
statten,  dass  sie  weit  empfindlicher  gegen 
Hydrochinin  wird,  sobald  gleichzeitig 
etwas  Cinchonidin  zugegen  ist,  ein  Fal^ 


385 


welcher  ja  praktisch  stets  zatrifft.  Ist 
nur  1  pGt.  Hydrochininsulfat  vorhanden, 
so  entsteht  bei  gleichzeitiger  Anwesen- 
heit von  ebensoviel  Cinchonidinsulfat  so- 
fort Ausscheidung  durch  Natron. 

So  wie  die  Dinge  bei  dem  Handels- 
chininsulfät  praktisch  liegen,  kann  man 
sagen,  dass  sowohl  die  Gegenwart  von 
IV2  pCt.  eines  einzelnen  der  Nebenalka- 
loide,  als  auch  einer  gleichen  Gesammt- 
menge  derselben  durch  die  Oxalatprobe 
angezeigt  wird,  und  das  §enügt  fUr  phar- 
makopöische  Zwecke  vollständig.  Zur 
genauen  quantitativen  Bestimmung  des 
uinchonidins  aber  eignet  sich  diese  Me- 
thode nicht  besser  wie  die  anderen,  denn 
sie  liefert  wie  jene  ein  chininhaltiges 
Cinchonidin,  welches  daher  fluorescirende 
Lösungen  und  die  Thalleiochinreaction 
giebt,  wozu  schon  ein  Gehalt  von  2  bis 
3  pGt.  Chinin  genügt,  die  Annahme  einer 
molekularen  Verbindung  von  Chinin  mit 
Cinchonidin  also  nicht  nöthig  föllt. 

Nachschrift.  Vorstehendes  Referat 
war  geschrieben  und  unter  der  Presse, 
als  in  Nr.  60  der  Pharm.  Zeitung  Hesse 
sich  abermals  über  diese  Sache  äussert 
und  neben  den  gegen  Schäfer  gerichteten 
polemischen  Erörterungen  wieder  manches 
Interessante  beibringt,  worüber  der 
Vollständigkeit  halber  noch  wenige 
Worte  nachfolgen  mögen. 

Zunächst  rathet  Hesse  davon  ab,  die 
Oxalatprobe  in  eine  Pharmakopoe  auf- 
zunehmen, da  mit  derselben  noch  zu 
wenig  Erfahrungen  gemacht  seien.  Nun, 
sofern  es  sich  um  die  deutsche  Phar- 
makopoe handelt,  dürften  bis  zu  dem 
Erscheinen  der  dritten  Ausgabe  noch 
verschiedene  Jahre  dahingehen,  während 
derer  die  nöthigen  Erfahrungen  gewiss 
gesammelt  werden  können. 

Ferner  hat  Hesse  geftinden,  dass  der 
bei  der  Oxalatprobe  im  Filtrat  durch 
Natron  erhaltene  Niederschlag  je  nach 
der  Qualität  des  verwendeten  Sulfats  ver- 
schieden zusammengesetzt,  nämlich  bei 
einehonidinreicherem  Sulfat  chininärmer, 
aber  immer  chininhaltig  ist.  Bekannt- 
lich bat  schon  Schäfer  die  Ansicht  aus- 
gesprochen, dass  die  Zusammensetzung 
dieses  Niederschlags  weniger  eine  mole- 


kulare, als  vielmehr  eine  durchaus 
schwankende  sein  werde. 

Das  Wichtigste  in  Hessens  neuesten 
Mittheilungen  dürfte  aber  die  Thatsache 
sein,  dass  dieser  selbst  heute  seine 
Aetherprobe  nicht  empfehlen  will  und 
zwar  aus  einem  bei  dieser  Veranlassung 
noch  nicht  berührten  Grunde. 

Im  vorigen  Jahrgange  der  Pharm. 
Centralhalle  hatte  ich  auf  Seite  267  dar- 
auf aufmerksam  gemacht,  dass  ein  Aether 
das  von  der  Pharmakopoe  verlangte 
spec.  Gew.  haben  und  doch  mit  schwerem 
Weinöl  verunreinigt  sein  kann.  Hesse 
beobachtete  nun  gleichfalls  solchen 
Aether,  constatirte  aber  zugleich,  dass 
derselbe  Cinchonidin  leicht  auflöst.  So 
lange  man  also  nicht  des  Besitzes  von 
absolut  reinem  Aether  in  den  Apo- 
theken sicher  ist,  bleibt  der  Werth  der 
Untersuchung  nach  Hessens  Methode 
problematisch. 

Endlich  kann  Hesse  zu  der  von  Schäfer 
bei  der  Oxalatprobe  gemachten  Erfahr- 
ung, dass  dieselbe  auch  Hydrochinin  an- 
zeigt, wenn  gleichzeitig  Cinchonidin  zu- 
gegen ist,  insofern  ein  Seitenstück  liefern, 
als  nach  seinen  Ermittelungen  bei  seiner 
Aetherprobe  das  sonst  in  Aether  leicht 
lösliche  Chinidin  sich  gleichwohl  ab- 
scheidet und  zwar  als  molekulare  Ver- 
bindung mit  1  Mol.  Chinin  und  2V2  Mol. 
Wasser. 

Den  Schluss  bildet  die  wenig  tröst- 
liche Erklärung,  dass  man  die  Chinin- 
prüfungsfrage so  lange  nicht  sicher  lösen 
könne,  als  man  die  Verbindungen  der 
Chinaalkaloide  unter  sich  noch  nicht 
nach  allen  Seiten  hin  genau  kenne  und 
berücksichtigen  könne. 

—  So  soll  denn  immer  das  Beste  der 
Feind  des  Guten  bleiben? 


LAslichkeitotabelle  einiger  Anilin- 
farbstoffe. 

Von  August  Brunner,  Heidelberg. 

Bei  der  immer  weiter  gehenden  Ver- 
breitung bakteriologischer  Untersuchungen 
tritt  auch  an  den  Apotheker  jetzt  häu- 
figer die  Anforderung,  die  flQr  diese 
Untersuchungen  benöthigten  Färbeflüssig- 
keiten, besonders  auch  Lösungen  von 
Anilinfarb8to£fen  herstellen  zu  müssen. 


386 


Meist  werden  hierm  coneentrirte  alko- 
holische oder  w&sserige  Lösungen  ver^ 
langt,  iexen  Darstellung  an  sich  ja  keine 
Schwierigkeiten  bietet,  bei  der  ungleich- 
massigen  Löslichkeit  dieser  Körper  aber 
immerhin  etwas  umständlich  ist  M&d  zu 
Yerlostea  iilhren  kann. 

Die  sonst  so  zahlreich  vorhandenen 
Löslicbkeitstabellen  lassen  eine  solche  der 
Theerfarbstoffe  vermissen,  es  möge  daher 
gestattet  sein,  eine  kleine  Reihe  von 
Zahlen,  wie  sie  die  tägliche  Praxis  er- 
gab, hier  folgen  zu  lassen.  Selbstver- 
ständlich kann  diese  Tabelle  bei  der 
nicht  immer  gleichmässigen  Zusammen^ 
Setzung  genannter  Körper  auf  eine  abso- 
lute Genauigkeit  keinen  Anspruch  machen, 
eine  solche  kommt  für  den  oben  ange- 
gebenen Zweck  aber  auch  gar  nicht  in 
Betracht. 

lieber  die  Löslichkeit  weiterer  zur 
Färbung  von  mikroskopischen  Präparaten 
benöihigter  Körper ,  wie  Hämatoxjlin, 
Pikrinsäure  etc.  sind  Angaben  in  der  ein- 
schlägigen Literatur  leicht  zu  finden. 

WassserlOshch    SpirituslOslicb 

pCt.  pCt 

Aetliylorauge  0,02  fast  unldslich 

Aurin     .     .     . 

Bismarckbraun 

Corallin      .     . 

Dahliablau 

Eosin      .    .     . 

Fuchsin      .    . 

Gen  tiana  violett 

Luteolin     .     . 

llaerentaroth  . 

Malachitgrün  . 

Manchestergelb 

Methylenblau 

Methylgrün 

Methylviolett . 

Saf runin     .    . 

Tropaeolin  00 

Vesuvin      .     . 

U^ber  Jodolörmemulsioneii  mit 

Glyc^ria. 

Von  August  Brunner,  Heidelberg. 

£ine  in  chirurgischen  Kliniken  iiir 
Jodoform  gebräuchliche  Verwendungs- 
weise ist  eine  zehnprocentige  Mischung 
von  genanntem  Körper  mit  Glycerin. 

Bei  der  Herstellung  eines  solchen  zu 
Einspritzungen  in  Wundkanäle,  A bseesse 
etc.  gebrauchten  Gemisches  machte  ich 


.    fast  unlöslich 

40 

3 

0,3f) 

2 

0,ft 

4 

1 

2 

1 

0,3 

10 

1.5 

3 

0,26 

0,6 

0,2 

2,5 

4 

5 

2 

0.15 

3 

1,5 

7 

0,25 

2 

1,5 

0.6 

0,4 

0,05 

0,1 

2 

0,2 

kürzlich  die  auffalien4e  Beobaebtang, 
dass  Jodoform  mit  etwa  gleichen  Theilen 
Wasser  geschüttelt  und  dann  mit  Gljeerin 
versetzt,  nicht  mehr  wie  im  reinen  Gly- 
cerin sich  als  specifisch  schwererer  Kör*- 
per  zu  Boden  setzte,  sondern  auf  der 
Flüssigkeit  längere  Zeit  schwimmend  er- 
halten blieb. 

Diese  Erscheinung  findet  wohl  darin 
ihre  Begründung,  dass  die  dem  Jodo* 
formpul ver  adhärirende  Luft  beim  Ver- 
miscnen  mit  W«sser  nur  zum  Theil  ent- 
fernt und  in  Folge  dessen  das  Pulver 
einige  Zeit  in  Suspension  erhalten  wird. 
Versuche  mit  einigen  anderen  Körpern, 
z.  B.  Calomel,  zeigten  dieses  Verhalten 
indessen  nicht. 

Da  bei  der  Anwendung  des  Jodoform- 
gljcerins  sich  immer  der  Missstand  gel- 
tend machte,  dass  das  Jodoform  nur  für 
kurze  Zeit  in  Schwebe  zu  erhalten  war. 
und  sich  rasch  am  Boden  des  Glases  fest 
zusammenballte,  so  kann  man  nach  obiger 
Erfahrung  diesem  Uebel  einigermaassen 
abhelfen.  Schüttelt  man  einen  Theil 
Jodoform  mit  einer  Mischung  von  je 
einem  Theil  Wasser  und  Glycerin  ein- 
mal durch  und  setzt  dann  die  restirende 
Menge  Glycerin  zu,  so  erhält  man  eine 
Emulsion,  in  der  sich  das  Jodoform  lange 
genug  in  Suspension  befindet,  um  eine 
gleichmässige  Dosirung  zu  ermöglichen, 
während  ein  festes  Zusammenballen  am 
Grunde  des  Gefösses  überhaupt  nicht 
stattfindet 


Finfaqhe  Methode,  künstliche 
Farbstoffe  lii  Butter  und  Fetten  zu 

erkennen. 

Die  folgende  Probe  wird  tod  Ed.  W, 
Märten   angegeben  and  ab  iehr  braookbar 

empfohlen. 

Man  löst  2  Th.  Schwefelkohlenitoff  in 
15  Th.  Methylalkohol,  indem  man  kleine 
Mengen  des  eisteren  zu  dem  Wtateren  hinzu* 
fügt  und  acbüttelt,  25  ccm  dieser  Miaekung 
werden  in  ei^en  Sckeidetriebter  od^i^  ein 
weite«  Reagensgla»  gegeben,  5  g  ButtWi  Fett 
oder  Gel  hinzugebraeht  i^nd  geecbüttelt.  Der 
Schwefelkohlenstoff  mit  dem  Fette  gesättigt, 
fällt  zu  Boden ,  während  di^  färbende  Sub- 
stanz in  den  MeihjUlkohol  übergeht.  Die 
Scheidung   geschieJb^t   in   wenigco   Minuten^ 


387 


Ist  die  Menge  d%r  färbenden  Svbetaos  Bthr 
gering,  m^  kann  m«n  mehr  Fett  Anwenden. 
Die  Dicht  kilnefliob  gefärbten  Fette  fftrben 
den  Methylalkohol  nieht.  ->-«8-^ 

Anaiygt.  1S87,  71. 

Oxydation  ▼•nchiedener  Kohlen- 
«rten  mitlekt  imtetcklorigiamre* 

KatriimiSt 

Von  A.  Bartoli  und  Papasogli. 
Alle  Kohlenarten ,  sobald  sie  1  oder  mehr 
Procent  Wasserstoff  enthalten ,  werden  durch 
Einwirkung  von  unterchlorigsaurem  Natrium 
▼ollkommen  zerstört  unter  Bildung  tod  CO2) 
Oxalsänre  und  Mellithsäure ,  bisweilen  auch 
kleiner  Mengen  von  Chloroform.  Kohlen,  bei 
denen  der  Proceee  der  Verkokung  völlig 
durchgeführt  ist,  z.  B.  Holzkohle  und  Russ, 
geben  vollkommen  geruchlose  Producte. 
Diese  Eigenschaften  ermöglich en  eine  Unter- 
scheidung dieser  Rohlenstoffarten  von  dem 
eigentlichen  amorphen  Kohlenstoff,  dem 
Graphit  und  Diamant,  welche  von  unterchlorig- 
sauren  Alkalien  nicht  angegriffen  werden. 

-ag- 

Ein  sehr  intensives  Desodorans 
ftar  Jodoform 

ist  Terpentinöl.  Dasselbe  eignet  sich  zum 
Entfernen  des  Jodoformgemches  von  den  da- 
nit  besefamntarteB  Händen.  Uienu  werden 
die  betreffenden  Stellen  mit  Terpentinöl  ein- 
gerieben und  in  einer  halben  Minnte  mit 
Seifenspiritos  oder  mit  gewöhnlicher  Seife 
»achgewaseben.  Auf  gleiche  Weise  lassen 
rieb  mit  Jodoform  beschmutzte  Löffel  und 
andere  Gerätbscbaften  reinigen. 

Chem.  Central-BlaU  1887,  Nr.  27. 


Asmahl   der   Strahlenblüthen 
bei  Chrytanthemam  Leucanthe- 
mtim  und  anderen  Compositen. 

F,  Ludwig  hat  durch  eine  Reihe  sehr  mühe- 
voller Zählungen  nachgewiesen,  dass  die  Zah- 
len der  Strahlblüthen  bei  den  Compositen  einer 
gewissen  Regelmässigkeit  unterworfen  sind. 

Chrysanthemum  Leucanthem  u  m, 
von  welcher  3000  Pflanveti  untersucht  wurden, 
schwankte  von  8  bis  35,  aber  die  bei  Weitem 
überwiegende  Zahl  ist  35. 

Acbillea  Ptarmica:  Hanptzablen  8 
und  13  (es  wurden  1048  Blüthenköpfe  unter- 
sucht). 


Centanrea  Cyanns:  Hanptiahl  8. 

Seaecio  Jacobaea:  Haifptzahl  13. 

Sen-eeio  paludosus:  Hauptaabl  13. 

Antbemis  tinctoria:  Sohwankungen 
von  17  bis  42;  Hauptzahlen  21  und  34. 

AFonieum  Clnsii:   Hanptsabl  34. 

Arnica  mentana:   Hanptsabl  13. 

Vergleicht  man  diese  Resttltate  mit  de» 
Angaben  floristieober  Sohriften ,  ss.  B.  bei 
Aebiitea  Ptarmiea:  ,,8trAhl  oteiet  lOblfithig'S 
Senecio  paludosus  „StrablMuthen  etwa  12'S 
Seneeio  doronicun  „gegen  ^  (13,  16,  20, 
21)'%  Amioa  montana  ,,gegcn  20  (15,  15,  16, 
19)*^  etc.  etc.,  so  sieht  nma,  dass  dieeen  sehr 
unscilftnglicbe  Beobaebtongen  zu  Orunde 
liegen.  Eingeheadei^  Untersuchungen  er- 
geben vielmehr,  daes  die  aungenförmigen 
Strahlenblüthen  der  Compositen 
in  derRegel  in  denZahien  der  be- 
kannten Reihe  von  Fibonaeci:  5,  8, 
13,  21,  34  etc.  auftreten,  dass  die  Zahl 
der  Strahlenblüthen  bei  den  einseinen  Blti* 
thenköpfen  derselben  Species  um  eine  oder 
wenige  dieser  Zahlen  herum  schwankt. 

Ludwig  erklärt  sich  diese  Thatsache  aus 
der  Ton  de^  xMechanik  des  Wachsthums  seit- 
licher Organe  resultirenden  Divergenz,  weiche 
bei  Chiysantbeitium  Leueantbemum  gewöhn- 
liab  21/55  (seltener  34/89)  beträgt  und  aoeb 
bei  den  übrigen  Compositen  ein  Bruch  der 
bekannten  und  verbreitetsten  Divergenzreihe 
ist;  dann  aber  steht  die  Thatsache  in  Be- 
ziehung zu  der  biologischen  Anpassung  der 
randständigen  zungenbildenden  Blüthen.  Um 
den  Blutbenstand  möglichst  augenfällig  zu 
machen,  müssen  die  Randfabnen  die  Blütben- 
Scheibe  ringsum  gerade  voll  und  gleichmässig 
besetzen.  Eine  Deckung  mehrerer  Blüthen 
würde  über  das  Nöthige  nutzlos  hinausgehen. 
Die  beiden  Forderungen,  die  biologische  und 
die,  dasB  dieRandblüthen  einer  der  genannten 
Divergenzen  angehören,  scheinen  hinzu- 
reichen, um  das  Vorkommen  der  genannten 
Zahlen  überhaupt  zu  erklären.  — os— 

Deutsch,  botan.  Monatsschr.  Kr.  4,  18S7. 

Zur  Frage  der  Verunreinigung  des 
Wassers  durch    bleierne  Bohren. 

Von  PoütncMn, 

Verfasser  theilt  einige  Beobachtungen  von 
Bleiintozicationen  mit,  welche  auf  den  Ge- 
nuss  bleihaltigen  Trinkwassers  zurückzu- 
führen waren.    Auf  Grund  seiner  Studien  über 


388 


die  Ursache  der  Bleianfnahme  seitens  des  Was- 
sers kommt  Verfasser  zu  folgenden  Thesen: 

1.  Bleiröhren  verhalten  sich  gegen  yer- 
schiedene  durch  sie  geleitete  Wässer  ver- 
schieden. 

2.  Geschwefelte  und  ungeschwefelte  Röhren 
di£feriren  nicht  wesentlich  in  ihrem  Verhalten 
gegen  das  eingeleitete  Wasser. 

.3.  Der  Druck ,  unter  dem  das  Wasser  in 
der  Leitung  steht,  beeinflnsst  nicht  dessen 
Verhalten  gegen  Blei. 

4.  Hohe  Härtegrade  des  Leitungswassers 
schützen  das  Bleirohr  vor  stärkeren  Insulten. 

5.  Ein  Gehalt  an  freier  Kohlensäure,  sowie 
niedriger  Härtegrad  des  Wassers  unterstützen 
dessen  aggressives  Verhalten  dem  bleiernen 
Leitungsmaterial  gegenüber. 

6.  £s  sollte  deshalb  in  allen  Fällen  von 
Installirung  einer  Leitung  von  Genusswasser 
dessen  Verhalten  zu  den  eventuell  beliebten 
Bleiröhren  geprüft  und  die  daraus  zu  folgern- 
den Schlüsse  dem  consumirenden  Publikum 
bekannt  gegeben  werden. 


7.  Längere  Benutzung  (6  Monate)  macht 
die  Bleiröhren  auch  gegen  weiches  und  kohlen- 
säurehaltiges Wasser  unempfindlich. 

8.  Durch  einfaches,  ununterbrochenes  Pas- 
siren einer  Bleiröhre  erwirbt  das  Wasser  keine 
toxischen  Eigenschaften. 

9.  Bei  den  meist  kumulativ  sich  äussern- 
den Folgen  von  Bieiintoxication  scheint  es 
unstatthaft,  für  ein  Trinkwasser  einen  unteren 
Greuzwertb  des  zulässigen  Bleigehaltes  fest- 
zusetzen, vielmehr  ist  alles  Wasser  vom  Ge- 
nüsse auszusch Hessen,  welches  so  viel  Blei 
enthält,  dase  solches  durch  Schwefelwasser- 
stoff nachweisbar  wird. 

Bep.  d.  Anal  Chemie  1887,  Nr.  38,  417. 


ine 


ist  ein  in  neuerer  Zeit  von  Leipzig  aus  in  den 
Handel  gebrachtes  Haarfärbemittel ,  welches 
nach  einer  Untersuchung  von  Dr. Schtoeissinger 
im  Wesentlichen  aus  einer  aromatisirten  am- 
moniakalischen  Silberlösung  besteht. 


■v*      -^    wv      ,' 


Miscelleii. 


Eine  neue  Methode  zur  Fällung 

und    Bestimmung    des    Hangans 

mittelst  Wasserstofbuperozyd. 

Von  J.  J.  Barlow. 

Wasserstoffsuperoxyd  bewirkt  in  ammoni- 
akalischen  Lösungen  des  Manganchlorids  einen 
Niederschlag  von  Mangansuperozydhjdrat 
2  (2  NH4  Cl,  MnClj)  -f  3  HgOg  =  Mn2Ha04+ 
NH4CI  +  4  HCl  -h  O2.  Auf  diese  Reaction 
hat  Barlow  seine  Methode  zur  Bestimmung 
des  Mangans,  sowie  indirect  des  Eisen  ge- 
gründet; Chrom  und  Thonerde  dürfen  nicht 
zugegen  sein.  Zur  Lösung,  welche  Mangan 
und  Eisen  als  Chloride  enthält,  fugt  man 
Salmiak  und  Ammoniak,  erhitzt  zum  Sieden, 
und  TiXlt  mit  Wasserstoffsuperoxyd,  der  Nie- 
derschlag wird  geglüht  und  besteht  jetzt  aus 
MugO^  und  Fe203.  Das  beim  Rochen  mit 
Salzsäure  entwickelte  Chlor  wird  maassana- 
lytisch bestimmt,  woraus  sich  das  Mangan- 
ozydozydul  berechnet,  das  Eisenozyd  ergiebt 
sich  ans  der  Differenz.  Die  Gegenwart  von 
Zink ,  Nickel  und  Kobalt  übt  hierbei  keinen 
störenden  Einfluss  aus.  dl. 

Chem.  News  53,  41-42. 


Erkennung  und  Bestimmung  von 
Thallium  in  Gegenwart  von  Blei 

Von  £.  Werner. 

Wird  eine  Bleilösnng  mit  Natriumthio- 
snlfat  versetzt ,  so  löst  sich  das  Anfangs  ge* 
fällte  Bleithiosulfat  im  UeberschuM  des 
Fällnngsmittels  auf,  PbS203  erfordert  cur 
Lösung  lONa^SjOs.  Das  Blei  wird  in 
dieser  Lösung  durch  die  meisten  Beagentien 
nicht  angezeigt;  auch  Jodkalium  erzeugt 
keine  Fällung.  Bei  Gegenwart  von  Thallium 
hingegen  entsteht  durch  Jodkalium  ein  gelber 
Niederschlag  von  Thallinmjodid,  welcher  In 
bleihaltigen  Flüssigkeiten  vollkommen  un- 
löslich ist;  auf  diese  Weise  kann  man  1  Theil 
Thallium  in  650000  Theilen  einer  Lrösung 
nachweisen,  welche  5000  Theile  Blei  enthält. 

dt.  Chem.  News  53,  51—52. 


Zur   Bestimmung    der  Phoaphor- 

8&ure. 

Von  J.  Laubenhemer. 

Die  Auflösung  der  eisenhaltigen  Phosphate 
wird  mit  10  bis  20ccm  50proc.  Citronenafture- 
lösung  und  einem  grossen  Ueberschnss  von 
concentrirtem  Ammoniak,  dann  mit  Magnesia- 


389 


Miztar  Tersetzt.     Die  Aasföllung  der  Phos- 
phonaure   ist  bereiU  in  einer  Stunde  voll- 
kommen,  wenn  Anfangs  mit  einem  Glasstab 
gerührt  wird,  bis  die  Färbung  erscheint. 
dt  Chem.'Zeitung  10,  1670. 


Beitrag  zur  Titerstellung  von 
Jodlösungen. 

Die  einzige  bisher  fibliche  Titerstellung 
znm  Anfldsen  yon  Jod  in  jodkalinmhaltigem 
Wasser  und  Benutzung  dieser  Lösung  zur 
Titerstellung  einer  Lösung  Yon  unterschweflig' 
saurem  Natron,  die  dann  wieder  zur  Fest- 
stellung des  Wirkungswerthes  der  zu  unter- 
suchenden Jodlösung  dient,  setze  ich  als 
bekannt  Toraus.  Diese  Methode  ist  umständ- 
lich und  hat  den  Nachtheil,  dass  man  mit 
Lösungen  arbeitet,  die  sich  nicht  lange 
halten. 

Kälfnann  (Berichte  d.  deutseh.  ehem.  Ge- 
sellsch.  1886,  728)  schlägt  ein  anderes  Ver- 
fahren vor.  Ein  gemessenes  Volumen  der  zu 
titrirenden  Jodlösung  wird  in  ein  Beeherglas 
gegeben,  etwas  mit  Wasser  verdünnt  und  so- 
dann Schwefelwasserstoffgas  bis  zur  Entfärb- 
ung durchgeleitet.  Es  präcipitirt  Schwefel 
und  die  milchige  Flüssigkeit  enthält  Jod- 
wasserstoffsänre.  Diese  versetzt  man  mit 
Methylorange  als  Indicator  (welches  be* 
kanntlich  auf  H2S  nicht  reagirt)  und  titrirt 
die  Jodwasserstoffsäure  mit  Zehntelnormal- 
lauge.  Aus  der  verbrauchten  Zehntel -Normal- 
lösung (1  ccm  entspricht  0,0127  g  J.)  be- 
rechnet man  den  Jodgehalt.  dt. 


und  titrirt  das  Silber  naeh  der  Methode  von 
Volharä.  dt. 

Chem.  News  53,  39—40. 


Eine  neue  Methode  zur  Trennimg 
des  Arsens  Ton  den  alkalischen 

Erden. 

Von  3f.  Cay. 

Die  siedend  heisse  Lösung,  in  welcher  das 
Arsen  ab  Arsensäure  vorhanden  sein  muss, 
wird  mit  Silbemitrat  versetzt  und  mit  soviel 
Ammoniaklösung,  dass  kein  Niederschlag  mehr 
hemerkbar  wird  und  dats  eben  eine  alkalische 
Reaction  eintritt.  Das  Silberarseniat  setzt 
sich  sofort  zu  Boden  und  wird  abfiltrirt;  die 
Bestimmung  ist  entweder  gewichtsanaljtisch 
oder  maassanalytiseh ;  in  ersterem  Falle  wird 
der  Niederschlag  in  Ammoniak  gelöst,  wenn 
nöthig  filtrirt  und  in  einer  Platinschale  ge- 
wogen; für  die  rolametrische  Bestimmung 
löst  man  den  Niederschlag  in  Salpetersäure 


ie  ünlöslichkeit  des  Barynm- 
chlorids. 

*  Von  O.  Draper, 

Chlorbaryum  ist  in  einer  Lösung  von  Ghlor- 
iithium  unlöslich ;  bekanntlich  verhält  es  sich 
den  Lösungen  anderer  Alkalichloride,  sowie 
concentrirten  Säuren  gegenüber  Ähnlich; 
Verfasser  erklärt  diese  Thatsache  durch  eine 
Dissociation  der  Chlorbaryumlösung ,  ver- 
anlasst durch  die  wasserbindende  Kraft  der 
Salzlösungen,  resp.  der  Säuren.  dt. 

Chem.  News  53,  52. 


Die  Asche  der  Chinarinden. 

Flüchiger  und  Hanhury  geben  in  ihrer 
„Pharmacographia*^  an,  dass  Chinarinden 
nicht  über  3  pCt.  Asche  haben.  2>.  Hooper, 
welcher  in  neuerer  Zeit  mehrere  hundert  Be- 
stimmungen aus  verschiedenen  Rinden  machte, 
fand  im  Durchschnitt  3,42  pCt.  Alte  Binden 
sind  im  Allgemeinen  ärmer  an  Asche,  die- 
selbe fallt  unter  2  pCt. ,  bei  jungen  dagegen 
steigt  dieselbe  über  4  pCt.  Die  quantitative 
Zusammensetzung  war  bei  zwei  Proben  von 
Cinchona  officinalis  und  C.  succirubra  fast 
gleich ;  Hauptbestandtheil  der  Asche  ist 
Kalk,  von  welchem  in  beiden  Fällen  etwa 
33  pCt.  gefunden  wurden.  —  os — 

Pharm.  Joum.  Transact.  1887,  Nr.  863. 


60.  Versammlung 

deutscher  Naturforscher  und 

Aerzte  in  Wiesbaden. 

Die  GeschäftsfOhrung  der  60.  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  zu  Wies- 
baden beginnt  soeben  mit  der  Versendung  der 
Programme.  An  sämmtliohe  Aerzte  Deutsch- 
lands gelangt  das  Programm  durch  Vermittel- 
ung  des  ärztlicben  Centralanzeigers.  An  die 
Vertreter  der  Naturwisseuschaften  an  Univer- 
sitäten, Polytechniken,  landwirthachaftlichen 
Hochschulen,  Versuchsstationen,  in  der  prak- 
tischen Pharmacie  und  in  der  Industrie  wird 
das  Programm  unter  Streifband  verschickt,  so- 
weit sich  die  Adressen  mit  Hilfe  der  Univer- 
sitätskalender etc.  ermitteln  lassen.  Nicht  in 
allen  Fällen  wird  dies  möglich  sein.  Diejenigen 
Interessenten,  welchen  etwa  das  Programm 
nicht  zugehen  sollte,  werden  deshalb  gebeten, 
sich  wegen  Zusendung  an  die  Geschäftsftlhrung 
in  Wiesbaden  (Eapelfenstrasse  11)  zu  wenden, 


390 


welche  jedem  Ai^ragMiden  das  Prognunia  gen 
unentgeltlich  zuschickt. 

Die  YereammliiRg  tagt,  Yom  18.  bis  24.  resp. 
25.  September,  mr  erw&hnen  noch  in  Eflrze 
die  Uebersicht  über  die  ans  intereesirenden 
Seetionen,  deren  Einffthrende  nnd  Schriftfflhrer, 
nebst  Angabe  der  Sitznngslokale,  sowie  der  bis 
jetzt  angemeldeten  Vortrag^. 

Chemie:  Einfahrender:  Geh.  Hofrath  Pro- 
fessor Dr.  Ä  tVesenias,  Schriftführer:  Dr.  E, 
HvrUg,  Realgymnasiam ,  Aula.  —  Herr  Berg- 
meister a.  D.  Privatdocent  Dr.  Bernhard  'Kos- 
mann, Breslau :  Ueber  die  wasserhaltigen  Yer- 
bindnngen  der  anorganischen  Salze.  —  Herr 
friedndi  Lux,  Lndwigshafen  a.  Rh.:  üeber  die 
Gaswage.  —  Herr  Prof.  Dr.  B.  Bathke,  Mar- 
burg i. fi.:  Ueber  organische  Di-  nnd  Tricyan- 
verbindangen.  —  Herr  Dr.  Ed,  Sedtg,  Dresden: 
Die  Terscniedenen  Aggregatznstfinde  nnd  ihr 
Einflass  anf  chemische  Ümsetznnfi^en.  —  Herr 
Bergrath  Prof.  Dr.  Clemens  Winkler,  Freiberg 
i.  Sachsen :  Mittheilangen  über  das  Germanium. 

—  Herr  Dr.  B,  WoUny,  Kiel:  Zur  Reform  des 
Nahrungsmittel^esetzes  und  seiner  Ausführung. 

Botanik:  EinfOhrender:  Apotheker  Vigener 
in  Biebrich,  Schriftführer:  Garteninspector,  Dr. 
iJavet,  Realgymnasium,  Quinta  I. 

Pharmakologie:  Einführender:  Dr.  Becker, 
Schriftführer:  Dr.  Heubach,  Realgymnasium, 
Tertia  I. 

Pharmacie:  Einführender :  Apotheker  Neuss, 
Schriftführer:  Apotheker  Dr.  Lade,  Realgymna- 
sium, Secunda  Ib.  —  Herr  Privatoocent  Dr.  A, 
Tschirdi,  Berlin:  (Thema  vorbehalten).  —  Herr 
Prof.  Dr.  E.  Schmidt^  Marburg:  Pharmaceutisch- 
chemische  Mittheilungen  Terschiedener  Art.  — 
Herr  Apotheker  C.  Stephan,  Treuen:  In  der  Praxis 
erprobte  Methode  des  Studiums  bez*  Unterrichts 
der  Pharmakognosie  wfthrend  der  Lehrzeit.  — 
Herr  Apotheker  Dr.  C  Sehacht,  Berlin:  Ueber 
die  quantitative  Bestimmung  des  Eisens  in  allen 
gebräuchlichen  Eisenpr&paraten  auf  jodometri- 
Fchem  Wege.  ^  Herr  Apotheker  2%.  SäUer, 
Worms:  (Thema  vorbehalten).  —  Herr  Apotheker 
Dr.  Vülptus,  Heidelberg:  Ueber  Aetherprüfnng. 

—  Herr  Apotheker  O,  Demner,  Marburg:  a) 
Ueber  die  ^antitative  Bestimmung  des  Vanil- 
lins in  der  vanille;  b)  Mittiieilungen  aus  der 


Sharmaeeutiseh-chemischen  Praxis. — Herr  Bugen 
Heterich,  Helfenberg:  (Thema  voibehalten.)  — 
Herr  Dr.  E,  OeissHer,  Dresden:  (Thema  vorbe- 
halten). —  Herr  M.  (?.  TratiÄ,  Bern:  Ueber 
Ferrum  oxydatum  saccharatnm  solubile.  — 
Herr  Staatsrath  Prof.  Dr.  Dragendorff,  Dorpat: 
(Thema  vorbehalten).  Herr  Prof.  Dr.  H. 
Beckurts,  Braunschweig:  Mittheilungen  ans  dem 
pharmacentischen  Ijaboratorium  der  technisdien 
Hochschule  zu  Braunschweig.  — 

Hygiene:  Einführender:  Dr.  A.  Ffeiffer, 
Schriftführer:  Dr.  Böse,  Realschule,  Nr.  20 
und  Turnhalle.  Herr  Geb.  Med.-Ratb  Dr.  0. 
Schtcartz,  Coln:  Hygienische  Aufgaben  des  be- 
handelnden Arztes  bei  Yolkskrankheitcn.  — 
Herr  Dr.  Meinertf  Dresden:  Untersnchang^ 
über  den  Eiufluas  der  Lufttemperatur  auf  die 
Kindersterblichkeit  an  Durchfallskrankheiten.  — 
Herr  Moritz  WdUmar,  Dresden:  Ueber  ratio- 
nelle Desinfection  von  Aborts -Anlagen.  —  Herr 
Dr.  BiKloheift,  Wiesbaden:  Ueber  eme  neue  Art 
der  Zubereitung  von  Fleisch  als  fester  Nfthr- 
boden  für  Mikroorganismen. 

Naturwissenschaftlicher  Unterricht: 
Einführender:  Oberlehrer  Laute,  Schriftführer: 
Dr.  A.  Kadesü^j  Realgymnasium,  Sexta  IT.  — 
Herr  Prof.  Dr.  B.  Schwalbe,  Beriin:  1)  Die  Ge- 
sundheitslehre als  Unterrichtsgegenstand:  2) 
Was  kann  und  konnte  der  naturwissenschaft- 
liche Unterricht  leisten?  —  Herr  Max  Fischer, 
Oberiehrer  am  Lyceum  in  Sti^^urg:  Bestim- 
mungfitabellen  im  Unterricht 

Angemeldete  Vorträge  für  die  allge- 
meinen Sitzungen.  Uerr  "Prot  I>r.  Benedikt, 
Wien:  Ueber  die  Bedeutung  der  Kraniometric 
für  die  theoretischen  und  praktiachen  Fftcher 
der  Biologie.  Prof.  Dr.  Detmer^  Jena:  Ueber 
Pflanzenleben  und  Pflanzenathmung.  Dr.  med. 
F,  Hueppe,  Wiesbaden:  Ueber  Beziehungen  der 
Fäulniss  zu  den  Infectionskrankheiten.  Prof.  Dr. 
Löwenthai,  Lausanne:  Die  Aufgabe  derMedicin 
in  der  Schule.  Hofrath  Prof.  Dr.  Meynert,  Wien: 
Meohanismos  der  Physiognomik.  Prof.  Dr. 
Preyer,  Jena:  Naturwissenschaft  und  Schule. 
Geh.  Rath  Prof.  Dr.  Virchow,  Berlin:  (Thema 
vorbehalten).  Prof.  Dr.  Widicenua,  Ldpn^: 
Die  Entwickelung  der  Lehre  von  der  Isomene 
chemiaoher  Yerbindimgen. 


Offene  Correspondens. 


Apath.  ]>•  in  FL  ad  1)  Ausser  den  von 
Ihnen  genannten  Mitteln  gegen  Bremsen  soll 
auch  eine  Salbe  mit  Nanhtaiin  sehr  ^te  Dienste 
thun;  d^e  Hauptsache  bleibt  wohl  immer,  dass 
das  Vieh  möglichst  reinlich  gehalten  wird, 
ad  2)   Es  kommt  doch  ganz  auf  die  bei  Dinen 

f eltenden  Gesetzlichen  Bestimmungen  an;  in 
achsen  haben  wir  eine  Einkommensteuer,  und 
da  ist  es  selbstverständlich,  dass  auch  das  aus 
dem  sogenannten  Handverkaufe  resultirende 
Einkommen  versteuert  werden  muss. 

J,  de  B.  in  Ligsabon.  Wir  senden  Ihnen 
unter  Kreuzband  zwei  Nummern  unserer  Zeit- 


ung, in  denen  Sie  über  Bereitung  des  Eefyr 
Ausführliches  finden. 

Apoth,  F.  in  B*  Rec talkapseln  sind  an 
dem  einen  Ende  konisch  zulaufende  Gelatine - 
Kapseln  gewöhnlicher  Art  «nd  dienen  avr  fiin- 
fflhrung  von  Medicamenten  vom  Bectymi  aas. 
Die  Application  soll  eine  sehr  leichte  und  die 
Resorption  des  in  der  Kapsel  enthaltenen  lös- 
lichen Mittels  von  der  Rectalscbleimhaut  aus 
eine  vollständige  sein.  Jede  Ci^sules- Fabrik 
ist  zweifellos  im  Stande,  Ihnen  Reetalkapsdn  zu 
liefern. 


▼erlater  «ad  TMmatW0rttl«ta«r  RcdMteiir  Dr.  K«  CMitler  tfl  Drttd«n. 

Im  BiiolihAii4«l  terah  JallntSprlBfvr,  B«lla  R,  MoamotipUiB  t. 

Dmek  der  KSnlgl.  Hofbudidiiiekerd  von  0.  OL  Mtlnhola  ft  SOlm«  In  Dread«». 


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Pharmaceutische  Ceniralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaflliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 


Herausgegeben  von 

Dr,  Hermann  Hager  und 


Dr,  Ewald  Oeissler« 


Erscheint  Jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

▼ierteljfthrlich  2  Mark.    Sei  Zusendung  unter  Streifband  3,50  Mark.    Einielne  Nummern 

25  PI    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit-Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Babatt. 
Anfragen,  Aufträge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

JK32.       Berlin,  den  11.  August  1887.  ^i?rj.hii5g. 

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Dar  ganzen  Folge  XXVIII.  Jalirgang. 


Inhalt:  VfeMÜ«  Bai  PkAtmAel«:  Ueber  die  Dantellang  des  BittarmandelwaMen.  —  Zam  MschweU  dat  Jodt 
In  Lamlnari«.  —  Zur  Prttfting  dat  Oocat'niim  hydroehlorieam.  —  Aüpanit  snr  ▼olnmatrlsehan  Bettimmaar  der 
Kohlentänre  In  Garbonaten.  --  Lnftprfifangt  Apparate.  —  TkerApevtlielie  HotlseB }  OhloralcyanhTdrat  alt  Brtats 
für  Aqua  Amygdalaram  amarnm.  —  SehlangenglfL  —  Einfluu  Ton  Olyoerin  eto.  auf  die  Antaehefdang  der  Ham- 
•änre  beim  Menaohen.  —  Tliymol  alt  Taeniafagnm.  —  Gegen  Wnndrelben  eto.  —  Gegen  Froitbenlen.  —  Gegen 
das  LoMwerden  der  Zähne.  —  M iseellen :  Die  Maeaenerseagnng  Ton  Barnen  In  der  Pflanxenwelt  —  Naohweltang 
dee  Qaeeksllbera  nnd  Snblimatt.  —  Conttitntion  der  blanen  Jodstftrke.  —  Dlaataee.  —  Beaetlonen  de«  Acetentlldi. 
X  Modlfleatlonen  des  Chronuetqnlehloridt,  etc.  etc.  —  Ofltee  CorreipOBdeas«  —  Anselgea. 


Chemie  nnd  Pharmacie. 


Ueber  die  Darstellnxig  dea 
Bittermandelwaaaera. 

Von  Dr.  0.  Linde. 

In  einer  vorhergehenden  Arbeit  (Pharm. 
Centralhalle  1887,  Nr.  29,  S.  30)  hatte 
ich  gezei^,  dass  man  durch  Destilla- 
tion aus  bitteren  Mandeln  kein 
gleichmässig  zusammengesetztes 
udd  haltbares  Bittermandelwasser  er- 
hält. Dasselbe  fUllt  verschieden  aus,  je 
nai'h  der  Grösse  der  Destillirblase,  der 
Menge  des  in  Arbeit  genommenen  Bitter- 
joaandelpulvers,  der  kürzeren  oder  längeren 
Destillationszeit;  und  vielleicht  spielen 
hier  noch  andere  Factoren  eine  Rolle, 
die  wir  nicht  kennen.  Die  neuere  Phar- 
macie ist  bestrebt,  und  mit  Becht,  der- 
artige unsichere  Präparate  durch  solche 
von  bestimmter  und  genau  bekannter 
Zusammensetzung  zu  ersetzen.  Wollen 
wir  dies  Ziel  beim  Bittermandelwasser 
erreichen,  so  bleibt  uns  nur  ein  Her- 
stellungsverfahren übrig,  nämlich  das 
durch  Mischung  aus  seinen  Bestand- 
theilen ;  hierbei  können  dann  zu  gleicher 
Zeit  diejenigen  Körper,  welche  erst  durch 


Zersetzung  des  Bittermandelwassers  ent- 
stehen und  betreffs  der  Wirkung  keine 
oder  nur  eine  ganz  nebensächliche  Bolle 
spielen,  fortgelassen  werden. 

Die  Körper,  welche  hierbei  in  Betracht 
kommen,  sind  (abgesehen  von  Wasser  und 
Alkohol)  Benzaldehyd ,  Cyanwasserstoff 
und  Benzaldehydcyanwasserstoff;  die 
ersteren  beiden  stehen  uns  jeder  Zeit 
zur  Verfügung,  aber  der  Benzaldehyd- 
cyanwasserstoff? Dieser  Körper  ist  den 
Chemikern  längst  bekannt  unter  dem 
Namen  „Benzaldehydcyanhydrin." 

Bekanntlich  bilden  die  Aldehyde  mit 
anderen  Körpern  Additionsproducte;  so 
auch  mit  Blausäure.  Die  Verbindungen 
der  aromatischen  Aldehyde  mit  Blau- 
säure nennt  man  Cyanhydrine. 

Was  speciell  das  Benzaldehydcyan- 
hydrin anbelangt,  so  gehört  dasselbe  zu 
den  ältest  bekannten  organischen  Ver- 
bindungen. Es  wurde  bereits  von  L. 
Brugnatelli  (1815)  im  8.  Band  seines 
Journals,  als  aus  rohem  Pfirsichblätteröl 
erhalten,  beschrieben  (vergl.  Ann.  de 
Chimie  Ser.  I.,  96,  pag.  76).  Gewöhn- 
lich,   aber   fälschlicherweise,    wird   die 


392 


Kenntniss  dieses  Körpers  auf  VoUcel 
znruekgefthrt  (Liebigfs  Ann.  1844,  Bd.  52, 
S.  36) ,  welcher  ihn  durch  Abdampfen 
von  Bittermandelöl  mit  SalzsSore  unter 
100^  erhielt  Dusari  stellte  das  blau- 
säurehaltigeBittermandelölfßrParfllmerie- 
zwecke  dar  durch  mehrstündige  Dige- 
stion von  Benz^dehyd  mit  Cyanwasser- 
stoff (Jahresbericht  Aber  Chemie  1867, 
S.  415).  Später  beschäftigten  sich  u.  A. 
Urechf  Spiegel,  Tiemann  und  Fried' 
länder  mit  dem  Benzaldehydcyanhydrin. 


ist.  Auf  diesem  Wege  habe  ieh  ein 
Benzaldehydeyanbydrin  erhaften,  welches 
18  pCt.  CyanwasserstofT  enthielt;  der 
ehemischen  Industrie  wird  es  aber 
meines  Erachtens  leicht  sein,  ein  absolutes, 
d.  h.  ein  solches  Ton  20,8  pCt  HCN 
darzustellen. 

Das  Benzaldehydcyanhydrin  ist  ein 
gelbes,  bei  niedriger  Temperatur  (— 10<>) 
erstarrendes  Gel  von  eigenttiümlichem 
Geruch,  in  Wasser  sehr  wenig,  in  Al- 
kohol und  Aether  leicht  löslieh. 


In  den  Lehrbüchern  der  Chemie  findet      Jetzt ,   da  wir  das  Benzaldehydt^an- 
man   zur  Darstellung  des  Benzaldehyd-  hydrin  uns  verschafft  haben,  ist  die  Dar- 


cyanhydrins  zwei  Methoden  angegeben. 
Nach  der  einen  wird  Benzaldehyd  mit 
20-  bis  SOproc.  Blausäure  digerirt;  na<Ai 
der  anderen  (welche  von  F.  ürecÄ  her- 
stammen soll)  bringt  man  eine  ätherische 
Lösung  des  Benzaldehyds  zu  der  be- 
rechneten Menge  gepulverten  Cyan- 
kaliums  und  lässt  alunälig  die  zur  !Zer- 
setzung  des  letzteren  erforderliehe  Menge 
Salzsäure  hinzutropfen.  Die  nach  ^ 
endigung  der  Operation  abgehobene 
ätherische  Lösung  ninterlässt  beim  Ver- 
dunsten das  gebildete  Gyanhydrin. 
Beide   Me^oden   sind   wenig  zweck- 


mässig.   Bei  der  ersteren  muss  man  erst  i  Vorschrift  lauten: 


Stellung  des  Bittermandelwassers  auf 
kahem  Wege  nicht  mehr  ntbnwrig.  Als 
Norm  Hesse  sich  dabei  etwa  fni&tdilen, 
dass  der  zehnte  Theil  des  gesammten 
Cyanwasserstoffs  in  freiem  Zustande  darin 
enthalten  sei,  neun  Zehntel  ab^  in  Form 
von  Benzaldehydcyanhydrin.  Auf  1000  g 
Bittermandelwasser  wollen  wir  8  g  freien 
Benzaldehyd  nehmen,  weil  gerade  dieser 
Körper  unserem  Präparate  den  ange- 
nehmen Geruch  verleiht.  Angenommen, 
wir  verwenden  eine  Iproc.  Lösung  von 
Blausäure  in  Spiritus  und  ein  20proe. 
Benzaldehydcyanhydrin,    so    wfirde   die 


eine  starke  Lösung   von  Blausäure  dar- 
stellen ;    eine    unangenehme    Operation,  j 
Bei   der  zweiten  bringt  man  Salzsäure: 
zu   gepulvertem,    in  Aether   vertheilten 
Cyankalium;    die   Einwirkung   des  nas- 
cirenden  Cyanwasserstoffs  auf  den  Benz- ' 
aldehyd  kann  nur  eine  mangelhafte  sein, 


Ep.  Acid.  hydrocyanie.  (IpOL)  10,0, 
Benzaldehydcyanhydrin  4,5, 

Benzaldehyd  3,0, 

Aqu.  dest.  827,0, 

Spirit.  rectfss.  165,5. 

Misce. 

Diese  Zahlen  stimmen  mit  denen  an- 


weil Salzsäure  und  Aether  nicht  misch-  nähernd  überein,  welche  ich  bei  einem 
bar  sind  und  das  Cyankalium  in  der  j  destillirten  Bittermandelwasser  bester 
Flüssigkeit  nicht  ffelöst  ist.  :  Qualität  fand  (ver^l.  S.  868). 

Ich    habe    micn    bemüht ,   zu   einer '     Ein  so  dargestelltes  Präparat  ist  et^as 


besseren  Methode  zu  gelangen  und  kann 
folgende  empfehlen:  3  Th.  Benzaldehyd 
werden  in  26  TL  Spiritus  gelöst;  hierzu 
mischt   man    eine   Lösung   von   2  Th. 


trüber,  als  das  durch  Destillation  er- 
haltene, entspricht  jedoch  sonst  den  An- 
forderungen der  Pharmakopoe  und  aadi 
den   schärferen  Anforderungen,  welehe 


reinen  Cyankaliüms  in  10  Th.  Wasser  auf  Seite  369  gestellt  sind, 
und  fQgt  nun  unter  ümschtttteln  ganz  Ich  gehe  aber  mit  meinen  Wttaischen 
allmälig  20  Th.  verdünnte  Schwefelsäure  weiter.  Ein  Bittermandel  Wasser, 
(1+5)  vorsichtig  hinzu,  so  dass  keine  welches  freie  Blausäure  enthält, 
bemerkenswerthe  Temperaturerhöhung  ist  nicht  haltbar;  es  wird  im  Laufe 
eintritt      Dieses    Gemisch     wird    mit  der   Zeit   schwächer.     Freie  Blausäure 


Aether  ausgeschüttelt  Nach  dem  Ver- 
dunsten des  Aethers  hinterbleibt  das 
Benzfddehydcyanhydrin,  welches  nun 
noch   mit   kaltem  Wasser  zu  waschen 


ist  ein  wenig  bestfindiger  Körper;  sie 

S^eht  unter  Wasseraufhahme  in  Amnion- 
ormiat  über.    Bei  jedesmaligem  Odben 
des  Standgeftsses  wird  sidi  ansscff^em 


i 


393 


ein  Theil  verflttchtigen.  Ein  Bitter- 
mandelwasser  darf,  wenn  es 
haltbar  sein  soll,  überhaupt 
keinen  freien  Cyanwasserstoff 
enthalten.  Deshalb  erlaube  ich 
mir  den  Vorschlag,  das  Bitter- 
manJelwasser  nur  aus  Wasser, 
Alkohol,  Benzaldehyd  und  Benz- 
aldehydeyanhydrin  zu  mischen, 
Wasser  und  Spiritus  dabei  aber 
im  Yerhftitniss  von  4:1  (anstatt 
wie  bisher  5:1)  zu  verwenden. 
Hierdni^  bequemen  wir  uns  nicht  nur 
dem  Dedmalsystem  an,  sondern  erhalten 
auch  ein  klareres  Präparat  Die  Yor- 
schrift  dazu  würde  mn:  8  g  Benz- 
aldehyd  und  5g  Benzaldehyd- 
cyanhydrin  werden  in  992  g 
eines  Gemisches  von  ITh. 
Spiritus  und  4  Th.  Wasser  ge- 
löst. 

Dieses  Pr&parat  ist  klar  und  riecht 
angenehm  nach  bitteren  Mandeln;  es 
giäit  mit  Silbemitrat  direct  keine  Trüb- 
ung, sondern  erst  nach  Zusatz  von  Am- 
moniak und  Uebers&ttigung  mit  Salpeter- 
säure. Da  es,  nach  obiger  Vorschrift 
dargeelellt,  immer  die  gleiche  Zusammen- 
setzung liat,  so  ist  niermit  der  einen 
AnfordeETung,  die  wir  an  das  Bitter- 
mandelwasser  gestellt  hatten,  genügt. 
Wie  aber  steht  es  mit  der  Haltbar- 
keit? Ich  habe  ein  so  bereitetes  Bitter- 
mandel waaser  8  Monate  lang  aufbewidirt; 
es  ist  in  dieser  Zeit  absolut  nicht 
schwächer  geworden  und  giebt  mit  Silber- 
nitrat  direct  kaum  eine  Spur  von  Trüb- 
ung. Mit  solch  einem  Präparate,  denke 
ich,  könnten  wir  zufrieden  sein. 

Zum  Schluss  noch  eine  Bemerkung. 
Wie  die  Blausäure  mit  gewöhnlichen 
Aldehyden  Additionsproduete  bildet,  so 
auch  mit  subatituirten  Aldehyden,  wie 
dem  Chloral.  Die  Blansäureverbindnng 
letzteren  Körpers  ist  äusserst  leicht  dar- 
stoUbar.  Wenn  das  Ghloraleyanhydrin 
die  Wirkungen  seiner  beiden  Bestand- 
theile  vereinigt,  was  durch  Versuche  zu 
ermitteln  wäre,  so  hätten  wir  vicUeioht 
einen  wichtigeren  Körper  f&r  unseren 
Arzneisehatz  gefunden,  als  Bittermandel- 
wasser nnd  Benzaldebydcyanbydrin  es 
sind, 

Peitz»  im  JuU  1887, 


Zum  Faohweit  des  Jods 
in  Laminaria 

verfährt  man  nach  F.  A.  Flüekiger  am 
besten  so,  dass  man  die  Laminariastiele 
pulverisirt  und  mit  dem  doppelten  Ge- 
wichte eines  geeigneten  Pulvers,  z.  B. 
Bimsstein  oder  Eieselguhr,  mischt  und 
röstet  Dieses  führt  man  mit  Hülfe 
einer  kleinen  Weingeistlampe  oder  ver- 
mittelst der  schwächsten  Gasflamme  aus; 
sobald  die  Mischung  aufhört.  Dämpfe 
auszustossen,  lässt  man  sie  erkalten.  Da 
es  nicht  leicht  ist,  die  Laminaria  fein  zu 
pulvern  oder  zu  raspeln,  so  kann  man 
sich  in  der  Art  helfen,  dass  man  die 
möglichst  zerkleinerten  Stückchen  sammt 
dem  (nicht  allzu  feinen)  Pulver,  welches 
zugemischt  werden  soll,  mit  Wasser 
kocht  und  unter  Umrühren  im  Wasser- 
bade gut  trocknet.  Diese  Masse  lässt 
sich  alsdann  leicht  rösten.  Bei  An- 
wendung eines  einzigen  Deci^amms  La- 
minaria mit  1  bis  2  dg  Bunstein  zog 
Flüddger  die  leicht  verkohlte  Masse  mit 
5  ccm  Wasser  aus  und  fand  im  Filtrate 
das  Jod  so  unzweifelhaft,  dass  es  wohl 
noch  aus  weniger  als  der  Hälfte  eines 
Decigramms  enenfalls  zu  erhalten  sein 
wird.  So  wie  aber  die  Laminaria  eigent- 
lich eingeäschert  wird,  misslingt  der  Ver- 
such; das  Jod  wird  ausgetrieben,  da 
ja  selbst  das  Jodkalium,  geschweige  denn 
das  Jodnatrium,  in  massiger  Glühhitze 
verdampft  und  dabei  Jod  abgiebt.  Die 
Beimischung  von  Bimsstein  oder  Eiesel- 
guhr m  angegebener  Weise  begünstigt  eine 
angemessene  Verkohlung  sosehr,  dass 
eben  nur  eine  sehr  leichte  Böstung 
erforderlich  ist,  um  den  lästigen  Schleim 
zu  zerstören. 

Das  einfachste  und  sicherste  Mittel, 
um  das  Jod  in  dem  Auszuge  nachzu- 
weisen, ist  das  Eiaenehlorid.  Man  setzt 
dem  von  der  Böstmasse  ablaufenden 
Filtrate  ein  Tröpfchen  Eisenchloridlösung 
(1,28  spec.  Gew.)  zu  und  schüttelt;  sollte 
die  Flüssigkeit  nicht  sauer  reagiren,  so 
giebt  man  noch  so  viel  Eisenchlorid  zu, 
dass  eben  saure  Beaction  eintritt  und 
schüttelt  nunmehr  mit  einem  halben  Vo- 
lum Schwefelkohlenstoff.  Nach  wieder- 
holtem Schütteln  ftrbt  sieh  dieser  schön 
violett,  bisweilen  erst  nach  einigen  Augen* 


394 


blicken.  Es  ist  zweckmässig,  vorher  das 
Filtrat  zu  theilen  und  die  zweite  Hälfte 
nicht  mit  Eisenchlorid,  'sondern  mit 
einem  Tropfen  Chlorwasser  zu  versetzen, 
welches  man  mit  gleich  viel  Wasser  ver- 
dünnt hatte.  Das  Chlor  wirkt  rascher 
und  vermag  noch  Jod  in  Freiheit  zu 
setzen,  wo  das  Eisenchlorid  versagt. 
Aber  der  allergeringste  üeberschuss  von 
Chlor  bemächtigt  sich  des  Jods,  so  dass 
die  violette  Farbe  seiner  Auflösung  im 
Schwefelkohlenstoff  verschwindet;  bei  un- 
vorsichtigem Zusätze  von  Chlorwasser 
erscheint,  wie  bekannt,  die  Farbe  gar 
nicht.  g. 

Archiv  der  Pharmacie. 


Zur  Prüfang 
des  Cocalnum  hy drochloricum. 

Flückiger  fand,  dass  manche  Cocalnsorten 
die  von  Criesd  (Pharm.  Centralh.  27, 142)  an- 
gegebene Reaetion  nicht  geben ,  dass  diese 
vielmehr  blos  amorphe  violette  Flocken  oder 
alsbald  nur  Mangansnperoxydhydrat  gaben. 
Da  es  ihm  nicht  gelang,  Bemerkungen  fest- 
zustellen ,  unter  denen  immer  krystallisirtes 
Cocafnpermanganat  erhalten  werden  könnte, 
80  ist  er  der  Ansicht,  dass  die  erwfihnte  Re- 
actioti  nicht  länger  als  bezeichnendes  Merk- 
mal für  diePrüfuDg  der  Cooala salze  gefordert 
werden  dürfe. 

Man  soll  die  Probe  des  eigentbümlicben 
Gefahls  von  Unempfindlichkeit  auf  der  Zunge, 
welches  jedes  sichtbare  EOrnchen  des  Salzes 
hervorzurufen  im  Stande  ist  (nach  Squibb 
genügt  Vioo  bis  1/200  mg),  unter  Umständen 
mit'  heranziehen  können.  (Wenn  auch  die 
Zulässigkeit  dieser  ZuDgenprobe,  wie  gesagt 
unter  Umständen,  aber  auch  nur 
dann,  zugegeben  werden  soll,  so  ist  vor 
einer  Verallgemeinerung  derartiger  Proben 
doch  ernstlich  zu  warnen  —  für  Aconitin^ 
das.heisst  Aconitoxin  ist  eine  ähnliche  Probe 
früher  auch:einmal  vorgeschlagen  worden — , 
denn  unser  Geschmacksorgan  ist  erstens 
weniger  empfindlich  oder  vielleicht  auch  nur 
weniger  geübt,  zum  Theil  aber  auch  mehr 
Fährlichkeiten  ausgesetzt  als  unser  Geruchs- 
organ. Dass  man  aber  den  Geruchsproben 
mit  Recht  den  Vorwurf  macht,  dass  sie,  als 
auf  individuellem  Eindruck  beruhend ,  nicht 
beweiskräftig  genug  seien,  ist  bekannt.  Ref.) 

Das  von  Squibb  ausgearbeitete  Prüiungs- 


verfahren  für  Gocainbydrocblorld  bestätigt 
Flüchiger  auf  Grund  seiner  Versuche. 

0,4  g  des  Salzes  werden  in  einem  ge- 
wogenen Eölbcben  mit  3  ccm  Chloroform  zu- 
sammengebracht  und  falls  Lösung  nicht  er- 
folgt, unter  Schütteln  mehr  Chloroform»  im 
Ganzen  höchstens  8  ccm ,  zugegeben.  Die 
verschiedene  Löslichkeit  beruht  auf  der  ver- 
schiedenen Kryst^form,  der  Erystallwasser- 
gehalt  scheint  nicht  darauf  einzuwirken.  Die 
Chloroformlösung  wird  nun  mit  dem  drei- 
fachen Volumen  Aether  geschüttelt;  je  reiner 
das  Cocalnsalz  war,  desto  vollständiger  wird 
es  durch  den  Aether  ausgeschieden.  Der 
Rückstand,  den  die  Chloroform  -  Aetber- 
mischung  beim  Verdunsten  hinterlässt,  sowie 
andererseits  das  durch  Aether  ausgeschiedene 
Cocain  werden  gewogen. 

Flüc^er  fand  den  durch  Aether  nicht 
fällbaren,  in  der  Chloroform -Aetherlösung 
bleibenden  Theil  bei  Verwendung  von  0,4  g 
Salz  zu  3  bis  15  mg,  und  constatirle  ferner- 
hin, dass  derselbe  auf  der  Zunge  vorwiegend 
Bitterkeit,  weniger  jene  eigenthflmlicbe 
Schärfe  des  Cocains  entwickelt.  DenEryatall- 
wassergehalt  bestimmte  Flückiger  in  einer 
Probe  zu  .9,45  pCt.,  in  verschiedenen  Fällen 
erheblich  weniger  —  die  Formel  verlangt 
9,59  pCt.  — ,  wenn  er  dasselbe  bis  zur  6e- 
wichtsconstanz  im  Wasserbade  trocknete. 

Entwässertes  Salz  ist  an  der  Luft  völlig 
constantund  zieht  kein  Wasser  an;  FlücMger 
verlangt  daher,  dass  das  Cocalnum  hydro- 
chloricum  in  wasserfreiem  Zustande  in- Ge- 
brauch gezogen  werde.  s. 
Joum.  de  Pharm.  d'Als.-Lorr,  1887,  B6. 


Apparat  zar  volumetrischen  iBe- 
stinunung    der    Eolilensäare    in 

Carl)onateii.  . 

.  Unter  dem  Namen  „  €  a  Lc  i  m  i&  t  r  e 
Siderskj,"  wird  von  der  Pinna  Paul 
Rousseau  dt  Co.  in  Paris  ein  Apparat  fäbri- 
cirt^  der  sich  durch  seine  Einfachheit  Tor 
den  bereits  bekannten  Apparaten  von  Si^eMer, 
Finkener  und  SaUeron  aaszeicbnet^ '  Wir 
geben  nachstehend  eine  Beschreibung,  wie 
sie  die  Zeitsohr.  f.  analyt.  Cbem.  1687,'  III 
bringt. 

Die  Handhabung  des  Apparates  ist  finsserst 
einfach.  Pie  s^u  uQtersucbende  Substans  wird 
in  die  Entwickelungsflasche  C  gebracht,- und 
darauf  das  mit  Salzsäure  gefüllte  kleine  Kaut- 


39ö 

icbukgents  r  ronichtig  id  C  geetellt.  Hau  Luft  in  die  Meiiröh«  B  gelangt  nnd  du 
■cblieMt  alidsQQ  die  Flasche  C  mit  dem  ein- 1  Wasier  verdrXngt.  Dnrch  Oeffben  des 
täcb  durchbohrlea  Kautschuk  pfropfen,  dnrch  |  Quetichhahnei  p  bringt  man  den  Waeterstand 
dessen  Bohrang  ein  Glasrohr  gebt,  weicbes  in  A  nnd  B  anf  genan  densetben  Punkt,  liwt 
die  Verbindung  mit  dem  Gaaiammler  D  Ter-  '  das  durch  das  eatirickelle  Gas  Terdrlngte 
■nittelt.  Voinmen  ab,  beobachtet  gleichzeitig  die  Tem> 

Der  Stäpset  de«  Oassammlers  D  ist  drei- 1  peratur    des  entwickelten    Gases  in   D   nnd 
fftch   dnrcbbohrt.      D  ist  mit  C  durch   ein  J  notirt  beide  Zahlen. 


langes  Glaarobr  mit  Kantaehnkichlauch  und!  t,,«.«_,i« .     *..« *-. 

ml.  u  d„reb  .la  l„^„  Bob,  .1.  l..e.m!  LtiftprOfangs- Apparat». 

Kautschuk  schlauch  verbunden.  Die  drittel  Ffir  die  Beitimmang  des  Eohlen- 
Bobning  des  Stopfens  trigt  ein  Thermo- 1  läDregeh altes  der  Luft  sind,  abgesehen 
inet«r  t.  '  Ton   der  Pettmiofer  eehea  Methode,   welthe 

Nachdem  die  zu  nntersnchende  Substanz  ;  genaue  Werthe  liefert,  Tenchiedene  Appamte 
in  die  Flasche  C  gebrncht  worden  ist,  öffnet '  coustrairt  worden,  mittelst  deren  eine  sn- 
man  den  im  Stöpsel  der  Hessröbre  B  befind- 1  nBbemde  Bestimmung  in  kürzerer  Zeit  er- 
licben  Quctscbhahu  G,  sowie  einen  in  der 'möglicht  ist.  Ueber  einige  derartige  App«- 
nnteren  Tnbalirung  des  Olascjündera  A  be- '  rate  berichteten  wir  früher,  Jahrgang  24, 
findlichen  Gnmmischlaach  mit  Qaetschhahn  Seite  492  nnd  493  und  26,  Seite  268.  In 
p,  welcher  mit  einem  WasserreserToir  £  Ter-  neuerer  Zeit  sind  zwei  weitere  Apparate  be- 
kunden ist,  nnd  drückt  den  BhIIod  F,  nm  das '  kanot  geworden,  die  beide  auf  dem  gleichen, 
Wasser  in  A  nnd  B  bis  zum  Nnllpnnkt  der  zum  Theil  anch  den  früheren  Apparaten  na 
Uessröhre  B  aufsteigen  so  laiien.  Man  '  Grunde  liegenden  Princip  bernben ,  nämlich 
■chliesat  alsdann  die  QuetachhEhne  O  und  p,  die  Kohlensäure  der  Luft  durch  Kalkwasser 
giebt  der  EntwickelnngHflascbe  C  eine  schiefe  '-  bei.  SodalBsung  abiorbiren  sn  lassen  nnd  als 
Stellung,  um  die  Substanz  mit  der  Salzsäure  ;  Tndicator  Phenolphtslein  zu  benütsen. 
in  Berührung  an  bringen,  und  schüttelt  die  '  Der  eine  Apparat  Ton  Schaffer  in  Bern  be- 
Fhwebe  C  einige  Zeit,  bis  alles  Gaa  nach  D  ■  steht  aus  einem  kleinen  Kästchen,  das  «lies 
flberg^angen    ist   und  die  dort  verdrängte  |  cur  Untersuchung   NSthige,   ein  PISsehchen 


396 

KalkwAsser  ia  einem  PftteattropfSäfchcben,  i  TheiloDg^  die  je  dem  Fieck  eiiMs  Tropfens 


ansreicbend  für  viele  Bestimmnngen  und  eine 
Anzfthl  Blätter  eine«  starken,  weissen  Lösch- 
cartons,  der  mit  Pbenolphtalein  impragnirt 
ist,  enthält. 

Behufs  Vornahme  der  Untersuchung  wird 
mitteist  -des  TropfBaschchens ,  ohne  dessen 
Stöpsel  zu  lüften,  ein  Tropfen  Kalkwasser  auf 
das  Phenol phtalei'npapier  gegeben  und  dieses 
in  einen  im  Kästchen  enthaltenen  Rahmen 


entspricht,  zu  geben. 

Der  Apparat'  von  Schaffer  ist  durch  die 
Schttibuchhandlung  Änten^  in  Bern  zu  be- 
ziehen und  kostet  3  fr. 

Der  andere  Apparat,  ein continuirlicb 
sei  bstthätiger  Luftprüfer,  von  Wol- 
pert  in  NürnJierg,  ist  zum  Aufhängen  an 
die  Wand  bestimmt  und  durch  elegante  Aus- 
führung ausgeschmückt.    Ein  oben  stehendes 


eingeschoben ,  dieser  senkrecht  gestellt  und  i  Gefass  enthält  schwache  Sodalösung  (deren 
gegen  das  Fenster  gewendet.  Der  durch  das  Concentration  dem  Referenten  nicht  bekannt 
Kalkwasser  auf  dem  Phenolphtaleinpapier  ist),  die  mit  Pbenolphtalein  roth  gef^bt  und 
entstandene  violettrothe  Fleck  verschwindet !  zum  Schutze  gegen  die  Einwirkung  der  Luft 
nach  einiger  Zeit,  rascher  in  an  Kohlensäure  \  mit  einer  Schicht  Mineralöl  bedeckt  ist.  In 
reicher  Luft,  langsamer  in  daran  armer.  Man  '  der  Flüssigkeit  liegt  ein  Schwimmer  mit 
muss  bei  der  Beobachtung  vermeiden  auf  den  :  einem  capillaren  Heberrohr,  durch  welches 
Fleck  auszuathmen.  ;  in  ungefähr  100  Sekunden  1   Tropfen  aus- 

Zur  Ermittelung  des  Kohlensäuregehaltes  fliesst.  Die  Tropfen  fallen  in  einen  kleinen 
ist  dann  eine  Tabelle  beigegeben ;  die  rothe  Trichter,  von  wo  sie  an  einer  weissen  Cordel 
Färbung  des  nassen  Fleckes  verschwindet  von  etwa  40  cm  Länge  herabrinnen  und 
in  normaler  Luft  in  2Ö  bis  25  Minuten,  bei  unten  in  einem  Auffangegefass  gesammelt 
0,7  pro  mille  Kohlen  Säuregehalt  in   12  Mi-    werden. 

nuten,  bei  1  pro  mille  in  8  Minuten,  bei  5  In  reiner  Luft  ist  die  Cordel  auf  ihrer 
pro  mille  in  3  Minuten.  ganzen  Länge  durch  die  Flüssigkeit  roth  ge- 

Diese  Zahlen  gelten  natürlich  nur  an-  färbt,  bei  schlechterer  Luft  ist  sie  je  nach 
nähernd  und  ausserdem  nur  für  Kalkwasser  dem  Grade  des  Kohlensäuregehaltes  bis  zu 
von  derselben  Stärke  und  Papier  von  der-  einer  gewissen  Tiefe  unterhalb  des  Trichters 
selben  Art,  wie  sie  Schaffer  bei  seinen  Ver-  roth,  von  unten  her  aber  weiss.  Die  Grenze 
suchen  verwendete.  Ausserdem  wird  auch  zwischen  Roth  und  Weiss  rückt  um  so  höher, 
die  grössere  oder  geringere  Bewegung  der  je  mehr  Kohlensäure  die  Luft  enthält. 
Luft  für  das  Resultat  von  Bedeutung  sein.  Auf  Grund  empirischer  Bestimmungen  ist 
Beiläufig  bemerkt,  ist  die  Stärke  des  Kalk-  eine  Skala  aufgestellt  und  hinter  jener  Cordel 
Wassers  dem  Referenten  nicht  bekannt.  befestigt,  welche  von  unten  beginnend  fol- 

Da  der  Fieck  nach  dem  Trocknen  nicht  gende  Angaben  enthält:  unter  0,7*7oo  rein, 
mehr  bemerkbar  ist  und  es  wohl  nicht  gleich-   von  0,7  bis  l"/oo  noch  zulässig,  von  l'^/mi  bis 


gültig  ist,  ob  frisches  Kalkwasser  auf  eine  in- 
tacte  Stelle  des  Phenolphtaleinp<4>ier8  aufge- 
tropft wird   oder  auf  eine  vielleicht  schon 


2<Y<»o  schlecht,  von  2^/oo  bis  4^/00  sehr  schlecht, 
über  4"/oo  äusserst  schlecht. 

Der  Apparat  von    Wolpert  wird  von  den 


mehrfach  mit  Calciumcarbonat  imprägnirte,  „vereinigten  physik.  -  mechan.  Werkstätten 
wäre  es  vielleicht  praktisch  gewesen,  den  bei-  von  Beiniger^  Gebheri  und  Schall  in  Erlangen 
gegebenen    Papierstücken    eine   gitterartige  |  angefertigt  und  kostet  12  »4^  50^.  «. 


.       /'s,    ~      ^  •.'     ^"«-i 


Therapeutische  HTotlzen. 

Chloralcyanhydrat   als  Ersatz       ;  Vieren.   Auch  die  bei  uns  gebräuchliche  Aqua 
fttr   Aqua    amygdalarum   amarum.    Amygdalarum    amarum,     wenngleich    «twas 

haltbarer  als  eine  rein  wässerige  Blaasäaie- 

Von  0.  Hermes.  lösung  und  constanter  in  der  ZusammenseU- 

Bekanntlich  leiden  alle  bisher  medicinisch 

gebrauchten   Blausäure  -  Präparate    an   dem 

Uebelstande,  dass  sie  sich  beim  Aufbewahren 


ung  als  Aqua  Laurocerasi,    macht  hiervon 
keine  Ausnahme. 

Hermes  hat  nun  auf  Veranlassung  von  iW^ 


durch  Einwirkung  von  Tageslicht  und  Luft-    reich  im  Berliner  PharmakologisQhen  Institut 
Sauerstoff  zersetzen  und  an  Wirksamkeit  ver- ,  das  von  Finner  und  Bischoff  zu.  Anfiuig  der 


397 


70er  Jahro  dargestellte  Chloralcyanhydrat 
«nf  seine  physiologische  Wirkung  geprüft 
uimI  gefnndf p  ,  dAss-.das.  Präpucat  die  relixe 
BlausiarewirkuBg  zeigt. 

Das  Chioralcyauhjdrat  voo  der  Formel 
OH 


CCI, 


3  —  CH  \  pj^  stellt ,  aas  Wasser  nmkry- 

st^Uisirt,  ein  theils  ans  farblosen  Prismen, 
theils  ans  rhombischen  Täfelchen  bestehen- 
des krystallinisches  Pulver  dar,  und  ist  leicht 
in  Wasser,  Alkohol  und  Aether  löslich.  Mit 
Wasserdftmpfen  verflüehtigt  sich  die  VerfoiDd- 
ung  in  geringer  Menge,  wobei  sie  sich  in  ihre 
Coroponenten  Blausäure  und  Chlorai  spaltet. 
Alkalien  xerlegen  das  Präparat  unter  Rück- 
bildung von  Blausäure.  In  Substanz  ist  das 
Chloralcyanbydrat  sehr  beständig  und  auch 
wässerige  Auflösungen  bleiben  selbst  bei 
längerem  Aufbewahren  unverändert. 

Das  Chloralcyanhydrat  bietet  daher  den 
übrigen  Blausäurepräparaten  gegenüber  nicht 
unwesentliche  Vortheile.  Es  ist  constant  in 
seiner  Zusammensetzung  und  gestattet  eine 
genaue  Dosirung.  Aus  diesen  Gründen  em- 
pfiehlt Verf.  dasselbe  an  Stelle  der  Aqua 
Amygdalarum  a  mar  um  für  die  innere  An- 
wendung. Für  die  Dosirung  ist  zu  bemerken, 
dass  6,46  g  Chloralcyanhydrat  1,0  g  wasser- 
freier Blausäure  entsprochen.  Um  also  eine 
der  officinellen  Aqua  Amygdalarum  amarum 
gleich  stark  wirkende  Lösung  zu  erhalten, 
würden  zu  verschreiben  sein  0,06 :  10,0  Aqua. 
Therap,  Monatshefte  1887,  379. 


Schlangengift. 

Interessante  Studien  über  die  Art  der 
Schlangengifte  sind  von  Mitchell  und  JReichert 
angestellt.  (Dublin  Journ.  of  Med.  8c.  1887 
S.  443).  Damach  finden  sich  die  giftigen 
Substanzen  stets  in  Lösung;  es  sind  keine 
Alkaloide  vorhanden  und  die  Reinkulturen 
der  stets  in  dem  Gifte  vorkommenden  Mikro- 
«occen  sind  ohne  giftige  Wirkung.  Dagegen 
finden  sich  gewisse  Proteinsubstanzen,  sowohl 
Globuline  als  Peptone,  auf  welche  die  gifitige 
Wirkung  zurückgeführt  werden  muss.  Das 
Yerhältniss,  in  welchem  diese  Körper  zu 
einander  stehen,  ist  bei  den  verschiedenen 
Schlangengiften  ein  sehr  rerschiedenes.  Die 
Verfasser  haben  drei  Arten  von  Globulin  aus- 
geschieden, eines  durch  Fällen  mit  Wasser, 
eines  durch  Dialyse,  eines  durch  Kupfersulfat. 
Nach  der  Ausf&Uung  enthielt  der  giftige  Saft 


noch  die  Peptone.  Durch  eine  vergleichende 
physiologische  Studie  wurde  festgestellt,  dass 
die  verschiedenen  Körper  verschiedene  Er- 
scheinungen hervorbrachten;  die  Globuline 
wirkten  unter  Schwellung  und  Schwärzung 
durch  Coagulation  des  Blutes,  sie  wirkten 
auch  stark  depressiv  auf  die  Herzthätigkeit 
und  die  Respirationscentren.  Die  Peptone 
brachten  mehr  Oedem  und  Eiterung  hervor. 
Als  bestes  lokales  Antidot  für  das  Schlangen- 
gift fanden  die  Verfasser  das  Kaliumperman- 
ganat, auch  Brom  und  starke  Alkalien  sind 
wirksam.  Eisenchlorid  ist  für  diejenigen 
Gifte  brauchbar,  welche  ihre  Wirksamkeit 
den  Globulinen  verdanken.  Es  ist  jedoch, 
wie  die  Autoren  sagen,  eitel,  nach  einem 
chemischen  Gegengift  zu  greifen,  wenn  das 
Gift  in  Circulatiou  getreten  ist,  denn  da  die 
wirksamen  Körper  Proteine  sind,  so  werden 
durch  Gegenmittel  auch  die  normalen  Protein - 
körper  des  Blutes  zerstört.  — os— 

Pharm.  Journ    Transaet.  1S87,  969, 


Der  EinflusB  von  Olycerin,  Zucker 
und  Fett  auf  die  Aussoheidung 
der    Harnsäure    beim    Menschen. 

Von  J.  Horbaczetcski  und  F,  Karera. 

Das  mit  der  Nahrung  eingenommene  freie 
Glycerin  steigert  die  Menge  der  im  Organis- 
mus des  Menschen  sich  bildenden  Harnsäure ; 
an  Fettsäuren  gebundenes  Glycerin  dagegen 
zeigt  eine  derartige  Wirkung  nicht.  Der  Rohr- 
zucker —  und  wahrscheinlich  auch  andere 
Kohlehydrate  —  übt  keinen  directen  Einfluss 
auf  die  Harnsäure-Entstehung  im  Körper  aus, 
bedingt  aber  merkliche  Veränderung  der  ge- 
bildeten Hamsäuremenge,  die  von  der  eiweiss- 
sparenden  Wirkung  der  Kohlehydrate  ab- 
hängig und  ihr  proportional  ist  und  der  so 
lange  dauert,  als  Rohrzucker  eingenommen 
wird;  mit  dem  Aussetzen  des  Rohrzuckers 
tritt  nicht  sofort  normale  Hamsäurebildung 
ein ,  sondern  zunächst  wird  die  ganze  Harn- 
Bäuremenge  abgeschieden,  die  durch  die 
Zuckerwirkung  nicht  zur  Abscheidung  ge- 
langte. —  Neutralfette  wirken  auf  die  Harn- 
säurebildung im  menschlichen  Organismus 
ähnlich  wie  die  Kohlehydrate ,  doch  ist  der 
Schlttsseffect  ein  anderer:  es  wird  nämlich 
auch  durch  das  Fett  weniger  Harnsäure  aus- 
geschieden ,  aber  nach  dem  Aussetzen  des 
Fettes  erscheint  sofort  normale  Harnsäure- 
Ausscheidung,  während  die  durch  die  Fett- 


398 


wirkang  weniger  ausgeschiedeoe  Harnsäure 
gar  nicht  zur  Abscheid ung  gelangt.  dt, 

Monatshefte  f.  Chem.  7,  106  bis  HO. 


Thymol  als  Taeniafugum 

wird  von  Dr.  N.  Campi  empfohlen.  Er  gab 
Abends  20  g  Ricinusöl ,  am  anderen  Morgen 
8g  Thymol,  getheilt  in  12  Dosen,  viertel- 
stündlich eine  Dosis,  nach  der  letzten  Dosis 
wieder  20  g  Ricinusöl  und  während  der 
ganzen  Kur  etwas  Cognac  oder  Rum.  Carnpi 
hat  ausgezeichnete  Erfolge  mit  diesem  Mittel 
gesehen ;  zugleich  behauptet  er,  dass  die  von 
Husemann  und  Lewin  angegebene  Dosis  für 
Thymol  2  bis  3  TheelofFel  voll  von  einer 
halbprocentigen  Lösung  täglich  viel  zu  niedrig 
sei.  — 08 — 

Theurap.  Ocus,  1886,  12.    Buff.  Med.  Journ 


Bei  Wondreiben  (Wundlaufen, 
Wolf)    und     bei    Wundsein    der 

Kinder 

leisten  nach  M.  Lorenz  sehr  verdünnte  Salben 
mit  Ichthyol,  z.  B. : 

Ammon.  sulfo-ichthyol.  0,5 
Unguenti  Paraffini  35,0 

ganz  unübertreffliche  Dienste;  man  reinigt 
die  wunden  Stellen  mit  lauem  Walser  und 
legt  dann  ein  mit  der  Salbe  dick  bestrichenes 
Leinwandläppchen  auf,  Bedecken  mit  Watte 
ist  nicht  unbedingt  nöthig.  Wie  die  Salbe 
jede  entzündliche  Reizung  sofort  beseitigt,  so 
verbindert  sie  auch  ,  rechtzeitig  angewendet, 
das  Wundwerden  an  Füssen,  Beinen  etc. 

Gegen  das  Wundsein  der  kleinen  Kinder 
verwendet  man  eine  noch  schwächere  Salbe 
(0,2 :  20,0).     Sofort   nach    dem    Baden    des 


Kindes  wird  die  Salbe  mit  dem  Finger  auf  die 
wunden  Stellen  leicht  aufget-trichen ;  zuerst 
schreit  das  Kind,  weil  die  Salbe  ein  brennen- 
des Gefühl  hervorruft,  welches  aber  sehr 
schnell  nachlässt  und  dann  ist  der  Friede  für 
immer  hergestellt ,  da  ganz  unglaublich 
schnell  Heilung  eintritt.  g, 

Deutsche  tnedic.  2^tg. 


Gegen  Frostbeulen 

empfiehlt  E.  Besnier  \  Man  badet  die  ge- 
schwel lenen  Hände  in  einer  Abkochung  von 
Walnussblättem  und  trocknet  sie  ab;  dann 
reibt  man  sie  mit  Kampferspiritas  ein  und 
bedeckt  sie  mit  einem  Puder  aus 

Bismuli  salicylici  10,0 

Amyli  90,0. 
Gegen  das  Jucken  reibt  man  die  Hände 
Abends  nach  dem  Bade  mit  einer  Mischung 
aus 

Glycertni  50,0 

Aqiiae  Kosae  50,0 

Tannini  0,1 
ein  und  pudert  sie  dann  ebenfalls  mit  dem 
oben  angegebenen  Pulver  g, 

Deutsche  Med.  Zeit. 


Oegen  das  Losewerden  der  Zähne 

empfiehlt  Quinceroi  folgende  Mischung: 
Tanoini  8,0 
Kalii  jodati  1,0 
Tinct.  Jodi  5,0 

—     Myrrhae  5,0 
Aquae  Rosae  200,0. 
M.  D  S.    Morgens  einen  Theelöffel  voll  zu 
einem   Glase   lauwarmen   Wassers   zum   Be- 
spülen des  Zahnfleisches  g, 

Deutsche  Med.'Zeit. 


Miscellen. 


Die  Massenerzeugung  von  Samen 
in  der  Pflanzenwelt 

In  dem  Kampfe  um  das  Dasein  ist  die 
Massenerzengong  von  Samen  für  die  Pflanzen 
ohne  Zweifel  von  nicht  zu  unterschätzender 
Bedeutung.  Denn  es  leuchtet  ein ,  dass,  je 
mehr  gute  nnd  kräftige  Samenkörner  eine 
Pflanze  hervorbringt,  nm  so  grösser  auch  die 
Wahrscheinlichkeit  wird,  dass  einige  oder 
mindestens  dass  eines  derselben  die  Beding- 


ungen findet,  welche  zur  vollen  Entwickelung 
nothwi>ndig  bind. 

Dr.  W,  Petzold  (Deutsch,  botan.  Monats- 
schrift 1887,  Seite  49)  hat  sich  der  mühe- 
vollen Arbeit  unterzogen,  einige  Pflansen  auf 
ihren  Samenreichthum  hin  zu  prfifen.  Es  ge- 
schah dies  in  der  Weise,  dass  in  jedem  Falle 
zunächst  die  Samenbehälter  (Schot«*n,  Kap- 
seln etc.)  sorgfältig  einzeln  gezählt  wurden. 
Von  den  Samenbehältem  wurden  dann  20 
von  mittlerer  Entwickelung  ausgesucht,  in 


399 


j^dem  derselben  die  Zahl  der  Samenkörner 
genau  festgestellt,  nnd  hieraus  der  mittlere 
Durchschnitt  berechnet. 


Die  anf  diesem  W«ge  gewonnenen  Zahlen 
waren  folgende : 


Zahl 

Ent- 

der 

wickelung. 

Samen- 

behSlter. 

mittel 

6 

sehr  flppig 

154 

üppig 

204 

n 

714 

sehr  üppig 
mittel 

2125 

1708 

sehr  üppig 

648 

if 

1594 

rt 

9421 

n 

3322 

n 

256 

» 

23  717 

Inhalt 
der  Samenbeh&lter. 


a)  Höchst- 
betrag. 


b)  Dnrch- 

schnittvon20 

mittlerer  E. 


Agrostemma  Githago  L.  .  . 
VeroDica  hederaefolia  L. .  . 
Teesdalea  nudicaolis  B.  Br. . 
Geraninm  pnsillam  L.  .  . 
Raphanus  raphanistrum  L.  . 
Plantago  major  L.  .  .  .  . 
Silene  anglica  L.  ..'.'. 
Erjsimnro  cheiranthoides  L. 
Berteroa  incana  D.  C. 
Capsella  bnrsa  pastoris 

MOnch 

MelandTjum  albnm  Gareke  . 
Sisjmbnam  sopbia  L.      .    . 


Bei  Sisymbrinm  sophia  wnrde  der  Yersnch 
gemacht,  die  Zah]  der  Samenkörner  noch  anf 
einem  anderen  Wege  festzustellen.  Der 
Samen  der  Pflanze  wnrde  mit  möglichster 
Sorgfalt  gesammelt,  dann  gewogen ;  er  hatte 
ein  Gesammtgewicht  von  78,6  Gramm.  Es 
Würden  hierauf  600  voll  entwickelte  Kömer 
davon  abgezählt  und  ihr  Gewicht  auf  einer 
cbemischen  Waage  festgestellt;  es  betrug 
0,0688  Gramm.  Hieraus  ergiebt  sich  far 
den  ganzen  Stock  eine  Eörnermenge  von 
571221.  Die  Abvreicbung  von  obigem  Er- 
gebniss  beträgt  159  263,  und  erscheint  nicht 
bedeutend,  wenn  man  bedenkt,  dass  ein  nicht 
unbeträchtlicher  Theil  der  reifsten  Samen- 
körner bereits  früher  zerstreut  war  oder  auf 
dem  Transport  verloren  ging. 

Bei  dieser  so  ungeheuer  starken  Samen- 
bildung  mnss  es  auffallen,  dass  diese  Art 
des  Eaukensenfs,  obwohl  nirgends  selten, 
doch  ni«  so  massenhaft  anzutreffen  ist,  wie 
löan  hiernach  erwarten  dürfte.  Dies  aber 
tm  so  mehr,  als  z.  B.  der  Hederich ,  Rapha- 
nns  raphanistrum  L. ,  das  lästigste  Unkraut 
auf'  unseren  Aeckern ,  niemals  auch  nur  an- 
nähernd eine  ähnliche  Massenbildung  von 
Samen  aufweist.  Vielleicht  liegt  der  Grund 
ffir  diese  Erscheinung  darin,  dass  die  Samen- 
körner des  Hederichs  ihre  Keimkraft  länger 
bewahren,  als  die  des  feinblätterigen  Rauken- 
senfs. 

Wenn  uns  nun  auch  diese  Zählen  ganz 
interessante  Thatsachen  enthüllen ,  so  genü- 


54 

4 

4 

5 

9 

11 

66 

37 

8 

29 

670 

45 


45,2 
2,5 
3,5 

5,6 

8,4 

54.4 

24,5 

5,5 

19,3 

294,4 

30,8 


Gesammt- 
menge. 


271 

385 

714 

3213 

11900 

14347 

85  251 

39053 

51816 

64115 

75  366 

730484 


gen  sie  doch  nicht  nach  allen  Richtungen 
bin.  Sie  beziehen  sich  meist  auf  üppige 
Stöcke  und  diese  sind  als  Ausnahmen  zu  be- 
trachten. Es  wurde  darum  noch  ein  anderer 
Weg  eingeschlagen,  um  ein  annähernd  rich- 
tiges Bild  von  der  Massenerzeugung  von 
Samen  zu  erhalten,  indem  nicht  einzelne 
Pflanzen  in  Rechnung  gezogen  wurden,  son- 
dern sämmtliche,  mochten  sie  gut  oder 
schwach  entwickelt  sein,  welche  ein  genau 
abgemessenes  Stück  Land  bedeckten.  Selbst- 
verständlich ist  diese  Art  der  Berechnung 
noch  mühsamer,  als  vorige;  es  liegen  darum 
nur  wenige  Untersuchungen  in  dieser  Richt- 
ung vor,  von  denen  zwei  hier  Platz  finden 
mögen. 

Auf  einem  sehr  sandigen  Acker  unweit 
Braunschweig,  der  mit  Roggen  bestellt  war, 
wurde  Teesdalea  nudicaulis,  die  hier  in 
Menge  unter  dem  Getreide  wuchs,  von  der 
Fläche  eines  Quadratmeters  aufgenommen. 
Es  waren  insgesammt  191  Pflanzen  mit 
5289  Kapseln.  Der  Durchschnitt  von  20  der- 
selben ergab  für  die  Kapsel  einen  Inhalt  von 
3.^5  KOrnern.  Hiernach  beträgt  die  Gesammt- 
menge  der  auf  1  Quadratmeter  Roggenfeld 
erzeugten  Samenkörner  von  Teesdalea  18  512. 
Ueberall  gleichen  Bestand  vorausgesetzt, 
ergiebt  dies  für  den  Morgen  Ackerland 
46  280  000. 

Anfeinem  anderen,  ebenfalls  sehr  sandigen 
Felde  stand  unter  Hafer  sehr  zahlreich  Sper- 
gula  arvensis  L. ,  hier  zu  Lande  Nägenknie 


400 


(Nennknie)  genannt.  Von  einer  Fl&cbe  mit 
einem  Bestand  mittlerer  Dichte  wurden  die 
Pflanzen  anf  0,2  Quadratmeter  ansgehoben 
und  untersucht.  Sie  hatten  insgesammt  963 
fruchttragende  Kapseln,  deren  jede  nach  dem 
ans  20  Kapseln  Yerschiedener  Grosse  fest* 
gestellten  Durchschnitt  22  (genauer  22,8) 
Samenkörner  trug;  dies  giebtf&r  sämmtliche 
963  Kapseln  einen  Inhalt  von  21 186.  Der 
Quadratmeter  trägt  demnach,  überall  gleichen 
Bestand  vorausgesetzt,  105  930,  der  Morgen 
Landes  über  260  Millionen  Samenkörner. 

Diese  Zahlen  erklären  leicht,  warum  der 
Landmann  so  schwer,  oft  genug  erfolglos, 
gegen  das  Unkraut  ankämpfen  muss,  dass 
sich  auf  seinem  Acker  breit  macht  und  die 
gute  Saat  zu  ersticken  droht. 


Nachweisnng     des    ftnecksilbers 

und  Sublimats  bei  tozicologischen 

Untersuchungen  organischer 

Substansen. 

Von  M,  T,  Leeco, 

Verfasser  erhielt  bei  der  Untersuchung 
einer  verdächtigen  Speise  (Fische  und  Sauer- 
kraut) auf  flüchtige  Gifte  bei  der  Destillation 
eine  dunkel  gefärbte  Substanz,  welche  als 
feinste  Blättchen  auf  der  Oberfläche  des  farb- 
losen und  klaren  Destillates  schwamm,  und 
nach  längerem  Verweilen  auf  dem  Filter  sieh 
in  kleine  metallisohe  Kügelchen  verwandelte. 
Diese  charakterisirten  sich  bald  als  metalli- 
sches Quecksilber,  welches  mithin  bei  der 
Destillation  mit  den  Wasserdämpfen  über- 
gegangen war  und  nach  dem  Lösen  in  Sal- 
petersäure durch  die  bekannten  Beaotionen 
identificirt  wurde. 

Die  Eigenschaft  des  Quecksilbers ,  mit 
Wasserdämpfen  in  unbedeutenden  Mengen 
fiberzugehen,  ist  zwar  bekannt,  im  Qange  der 
forensischen  Analyse  aber  noch  nicht  ge- 
nügend berücksichtigt. 

Verf.  hat  nun  weiter  wissen  wollen,  ob  das 
Quecksilber  als  Sublimat  vorhanden  gewesen, 
und  hat  die  Speise  mit  Aether  extrahirt;  in 
dem  erhaltenen  Extract  war  keine  Spur  von 
Hg  nachzuweisen.  Bekanntlich  verändern  sieh 
losliche  Queeksilbersalze  durch  den  Einfluss 
organischer  Substanzen ;  deshalb  ist  es  auch 
schwierig  y  das  Sublimat  in  organischen  Ge- 
mengen zu  constatiren.  Die  vollkommene  Zer- 
setzung geht  aber  erst  in  einiger  Zeit  vor  sich ; 


nach  den  Angaben  des  Verfassers  ist  die  Um- 
setzung nach  6  Wochen  völlig  beendigt.  In 
einzelnen  Fällen  erfolgt  die  Eeduction  auch 
wesentlich  schneller ;  es  ist  darum  von  Wich- 
tigkeit, bei  toxicologischen  Untersuchungen 
das  Sublimat  so  schnell  als  möglich  zu  ent- 
fernen, damit  es  sich  nicht  bei  längerem 
Stehen  oder  beim  Erhitzen  durch  die  Wirkung 
organischer  Stoffe  zerstört.  — ag — 

Berl  BerichU  XIX,  1175, 


Constitution  der  blauen  ^od- 

stärke* 

F.  Mylius  hat  die  Bedingungen  der  Jod- 
stärke-Bildung studirt  und  gefunden,  dass 
zu  deren  Bildung  die  Anwesenheit  von  Jod- 
wasserstoff nothwendig  sei ,  entweder  als  sol- 
cher, oder  in  Form  von  Salzen.  Lösungen  von 
reinem  Jod  färben  Stärke  lediglich  gelb,  geben 
aber  keine  blaue  Beaction ;  diese  tritt  aber 
sofort  ein,  sobald  die  kleinste  Spur  Jodkalium 
hinzugefügt  wird.  —  Die  Jodstärke  wurde 
bisher  kaum  als  eine  chemische  Verbindung 
betracktet,  sondern  als  ein  Gemisch  von  Jod 
mit  Stärke.  MylhiA  hat  auch  nach  dieser 
Richtung  hin  Versuche  angestellt  und  ge- 
funden ,  dass  die  Jodstärke,  welche  sich  mit 
der  bekannten  blauen  Farbe  in  neutraler 
Flüssigkeit  löst,  durch  H^SO^  aber  ab  un- 
lösliches schwarzblaues  Pulver  abgeschieden 
wird ,  eine  constante,  chemische  Verbindung 
bt,  welche  aus  Jodstärke  und  Jodwassttrstoff 
besteht,  und  zwar  nach  der  Formel 

[(CeHioOj).J]4.JH. 

Die  ZnsammensetBung  zeigt  aagleieh  «ine 
frappante  Analogie  mit  der  Formel  der 
Jodcholsäure,  und  giebt  damit  zugleieh  einen 
Anhaltspunkt,  um  aar  Constitution  dee  Stär- 
ke-lloleküb  zu  gelangen,  über  weWhes  bis 
jetst  völlige  Unklarheit  herrscht.  Die  Aaaljse 
der  Jodstärke  fuhrt  den  Veifasser  au  einem 
Jodgehalt  von  18,47  pCt.;  er  leitet  daimas 
die  Formel  der  Stärise  G^fijuifi^  «b;  die 
Formel  der  Jodstärke  würde  dementsprachend 
also  lauten :  (C24H4qO)0J)4.  JE.  <it. 

BeH.  Bericht  18S7,  689-605. 


DiaBtase. 

Von  L.  SchärtUr. 


Die  nach  H(iger'%  Vorschrift  beraitete 
Diastase  enthält  grosse  Mengen  Eiweisastoffe 
und  als  Zuthat  Milchzucker.  Vf.  stellt  reine 


401 


Diastaaa  in  folgender  Weise  dar.  10  kg 
lichtei,  gemahlenes  Malz,  50  g  NaHCG^  und 
12  bis  14  1  Wasser  werden  im  Kessel  auf  40^ 
erhitat,  2  Stunden  lang  destillirt|  die  Flüssig- 
keit abgesogen  und  neuerdings  6  bis  8  1  auf- 
gegossen. Auch  diese  Flüssigkeit  wird  nach 
einigem  Stehen  abgezogen,  mit  der  ersterhal- 
tenen zusammengegossen ,  auf  Sb^  erhitzt 
und  warm  durchgeseiht.  Aus  der  erhaltenen 
Lösung  wvrden  die  Stickitoffkörper  mittels 
der  doppelten  Menge  stärkeren  Alkohols 
gefällt,. absetzen  gelassen,  die  klare  Lösung 
abgezogen,  die  im  Bodensatae  enthaltene 
Diastase  in  wenig  warmem,  destillirtem  Wasser 
gelöst,  Ton  den  ungelöst  gebliebenen  Eiweiss- 
Btoffen  durch  Abseihen  getrennt  und  abermals 
mit  Alkohol  geföllt.  Die  gesammelte  Diastase 
wird  auf  einer  flachen  Schüssel  bei  50  ^  ge- 
trocknet und  gepulrert  aufbewahrt.  Ausbeute 
1  bis  1 1^  pCt.  Von  der  alkoholischen  Lös- 
ung wird  der  Alkohol  abdestillirt  und  die  zu- 
rückbleibende Malzzucker-  und  Deztrinlösung 
auf  Malzhdnig  oder  auf  „Maltose'^-Bier  ver- 
arbeitet. Zu  beachten  ist,  dass  man  für 
möglichst  rasehes  Absetzen  der  gefüllten 
Stickstoffkörper  zu  sorgen  hat,  was  sich  aus 

der  Uebung  erg^ebt. 

Chem,  Centr.-BL  tSSfT,  Nr.  2h 


Reactionen  des  Acetanilids  (Anti- 
febrin)   und  Nachweis  desselben 

im  Harn. 

Von  F.  Bella  OeUo. 

Vor  der  Publikation  der  Arbeit  von  Yvon 
hat  sich  der  Vf.  bereits  mit  diesem  Gegen- 
stande beschUtigt  und  theilt  nachträglich 
folgende  Besultate  mit.  Eine  warme  Lösung 
▼onAcetanilid  fftrbtsich  mit  Ferrichlorid  roth, 
ebenso,  nur  etwas  dunkler*,  mit  verdünnter 
Chromslure.  Viele  andere  organische  Sub- 
stanzen geben  die  gleichen  Firbungen.  Wird 
es  ohne  Wasserzusatz  mit  concentrirter  Schwe- 
felsäure und  Salpetersäure  behandelt,  so  löst 
es  sieh  unverändert  auf;  mit  arseniger  Säure, 
Salpetessänre  und  Sehwe&bäura  giebt  es 
beim  Imtonen  eine  rothe  Färbung.  Folgende 
Reaetion  erseheint  als  die  interessanteste: 
übeigiesei  man  einige  Centigramm  Aoetanilid 
mit  swei  oder  drei  Tropfen  Meieurinitrat 
ond  erhitzt  gelinde,  so  löst  sieh  Jenes;  setzt 
man  dann  zwei  bis  drei  Tropfen  Sofawefel- 
■lure  von  66<>  hinzu ,  so  tritt  eine  intensiv 
blatrothe  Färbung  ein.    Diese  Beaetion  tritt 


noch  mit  1  mg  Substanz  ein ;  auch  wird  sie 
durch  Beimischung  indifferenter  Stoffe,  wie 
z.  B.  Stärkemehl,  nicht  aufgehoben»  Gleich- 
wohl kommt  sie  nicht  dem  Aeetaniiid  allein 
zu,  sondern  tritt  auch  mit  Resordn,  Phenol, 
Salieylsäure,  Gerbsäure,  Gallussäure,  Thym^ 
und  Benzoesäure  ein. 

Um  das  Aoetanilid  aus  4em  Harn  zu 
extrahiren,  eignet  sich  die  von  Yvon  an- 
gegebene Methode:  Ausschütteln  des  Harns 
mit  Chloroform  und  Abdampfen.  Aeth^  giebt 
die  gleichen  Resultate,  wenn  man  Harn 
benutzt,  dem  Aoetanilid  zugesetzt  war.  Da- 
gegen ergaben  Versuche  mit  Harn  von 
Kranken,  welche  täglich  0,50  bis  1  und 
selbst  2  g  Aoetanilid  erhielten,  nur  negative 
Resultate.  Daraus  schliessen  die  VIP. ,  dass 
das  Acetanilid  nicht  unverändert  in  den 
Harn  übergeht.  Dies  steht  im  Widerspruche 
mit  Angaben  von  Cahn  und  Hepp, 

Chem.  Cenir.-m,  1867,  Nr.  ;M. 


IHe  ModifleatioBen  des  €hrom- 
sesqtiichloridft. 

Von  A,  Rtcoura. 

Das  grüne  und  das  violette  Sesquichlorid 
sind  bekannt«  Veif .  hat  noch  ein  g  r  a  n  e  s 
Sesquichlorid  hergestellt  von  der  Formel 
Cr^Cle  .  I3H2O.  Er  löst  1  Th.  grünes 
Chlorid  in  1  Th.  Wasser,  erhitzt  die  Lösung 
einige  Minuten  auf  80  0 ,  leitet  dann  bei  0  0 
Salzsänregas  hindurch  und  filtrirt  die  kry- 
stallinische  Fällung  sofort  ab.  Das  graue 
Chlorid  giebt  mit  Wasser  eine  blauviolette 
Lösung,  welche  mit  der  aus  grünem  Chlorid 
sich  spontan  entwickelnden  identisch  ist. 
Während  aber  das  grüne  Chlorid  beim  Um- 
wandeln in  das  blauviolette  9,4  Wärme  Ein- 
heiten entwickelt,  giebt  das  graue  beim 
Uebergange  in  die  blauviolette  Modification 
12,02  Calorien;  dagegen  werden  beim  Ueber* 
gange  des  grünen  in  das  graue  Chlorid  2,66 
Wärme-Einheiten  verbraucht.  Letzterer  Vor- 
gang ist  also  ein  endothermischer. 

C&mpt.  renä,  102. 

Ter&hren  Bur  Bestimmung 

der  Mexigen   der   ansgeathmeten 

Kohlensfture  und  des  bei  der  Ath- 

mimg  verbranohten  Sanerstoflh. 

Das  Verfahren  von  EcMuriot  und  Sichel  be* 
anspracht  drei  Gaszähler;  durch  den  ersten 


402 


gebt  die  eingeathmete  Luft,  durch  den  zwei- 
ten und  dritten  die  Atbmungsproducte. 
Zwiseben  den  letzteren  ist  ein  Apparat  zur  Ab- 
sorption der  COg  eingescbaltet;  dieser  bestebt 
aus  einem  1,5  m  beben,  mit  Glasscberben  ge- 
füllten Bobr ,  welcbe  von  concentrirter  Kali- 
lauge berieselt  werden.  'Die  Differenz  der 
von  dem  zweiten  und  dritten  Gkiszäbler  ab- 
gegebenen Volumina  giebt  die  Eoblensäure, 
die  Differenz  zwischen  dem  ersten  und  dritten 
den  Yerbrauchten  Sauerstoff  an.  Die  benutz- 
ten Gaszähler  ertauben,  mehrere  Kubikmeter 
mit  einem  Fehler  Yon  höchstens  50  ccm  zu 
messen*  Cotnpt.  renä,  104,  435. 


Bestinunung  des  Chroms, 

Yon  VignaL 

Salpetersaures  oder  schwefelsaures  Chrom- 
oxyd wird  in  concentrirter  heisser  Lösung 
durch  festes  oder  in  2proc.  Lösung  befind- 
lichös  Kaliumpermanganat  vollständig  in 
Chromsäure  übergeführt;  ein  Ueberschnss 
an  Permanganat  scheidet  sich  mit  dem  durch 
Reduction  entstandenen  Manganozjdul  als 
Hyperoxyd  aus.  Die  durch  Asbest  filtrirte 
Lösung  wird  mit  Eisenoxydulsalz  titrirt. 

dt.  Bull.  soc.  chim.  45,  J71  bis  177. 


Oewinnung    von   Sauerstoff   und 
Stickstoff  aus  atmosphärischer 

Luft 

L.  Q,  Brin  und  A.  Brin  in  Paris  haben 
sieh  ein  Verfahren  und  einen  Apparat  paten- 
tiren  lassen  (D.  P.  34  405  vom  14.  Februar 
1885  CI.  XII)  zur  Trennung  beziehentlich 
Gewinnung  von  O  und  N  aus  Luft.  Die  durch 
Aetzkalk  oder  Natriumhydroxyd  gereinigte 
und  getrocknete  Luft  wird  durch  ein  System 
von  Retorten  gesaugt,  in  welchem  chemisch 
reiner  schwammiger  Baryt  auf  500  bis  600  ^ 


erhitzt  wird.  Sobald  der  Baiyt  nicht  mehr 
Sauerstoff  absorbirt,  wird  die  Lufhsufuhr  ein- 
gestellt und  das  Retortensystem  auf  800  ^ 
erhitzt ;  der  sich  entwickelnde  Sauerstoff  wird 
abgesaugt;  wobei  man  den  Druck  bis  auf 
68  cm  herabgehen  lässt.  dt. 


Mittel  zur  Vertreibung  der  Hotten. 

National.  Drugg.  giebt  unter  anderen  fol- 
gende Formeln  für  Mottenmittel : 

1.  LupuUn  3,5  g 

Schnupftabak  60     „ 

Campher  30     „ 

Cedem-Sagespähne  120     „ 
M. 

2.  Carbolsänre  30  g 
Campher  30  „ 
Benzin  500  „ 

Man  sprengt  mit  diesem  Mittel  oder  man 
befeuchtet  Löschpapier  und  legt  dieses  zwi- 
schen das  Zeug. 

3.  Herba  patchouly    100  Tb. 

Bad.  valerian.  50   „ 

Camphora  40    „ 

Bhizom.  irid.  50    „ 

Rad.  sumbul.  50   „ 

Ol.  patchouly  1    „ 

Ol.  rosae  1    „ 

M. 

4.  Caryophylli  50  Tb, 
Piper  nigr.  100  i, 
Liqu.  Quassiae  100  ,, 
Ol.  cassiae  ^  ,, 
Ol.  bergamott.  2  i, 
Camphor  5  „ 
Aether  20  „ 
Ammon.  carbon.  20  ^^ 
Rhiz.  iridis  20  ,| 

.Man  löst  die  Oele  und  den  Campher  in 
dem  Aether,  besprengt  damit  die  gepulverten 
Gewürze  und  mischt.  — qs — 

Ckem.  Drugg.,  Juli  1887. 


Offene  CorrespondeiiiE. 


Apoih,  R«  in  A.  Apotheken -Manual  von  S. 
Mühsam;  Leipzig,  1886,  Dennicke'a  Verlag. 

M«  fft  Z«  Wir  haben  diese  eigenthfi milche 
Bezeichnung  auch  schon  in  einer  Zeitung  ge- 
sehen.   Das  Zeichen  Oc/m  bedeutet  ccm. 

A«  m  €•  Irisin  ist  ein  aus  dem  Rhizom 
von  Iris  Pseudacoxus  von  WaUach  isolirtes 
Kohlehydrat,  welches  mit  kaltem  Wasser  ver- 


kleistert, in  heissem  sich  vOllig  IM;,  welohe 
Losung  den  polarisirten  Lichts^ahl  nach  links 
ablenkt.  Mit  Jod  giebt  das  Irisin  keine  Reac- 
tion. 

M«  in  G«  Keuerdings  ist  auch*  Natrium- 
nitroprussid  bei  Gegenwart  von  £s8i«Biure 
als  Reagens  auf  Eiweiss  {im  Harn)  empfohlen 
worden.  Etwaige  durch  Ürate  bewirkte  TrQb- 
nngen  verschwinden  sofort  beim  Erwärmen. 


Verleger  und  verantwortlicher  Redactenr  Dr.  £•  detsilerin  Dread«n. 

Im  Bachhändel  durch  Julius  Springer.  Berlin  N.,  Monb^onpUtz  3: 

Druck  der  Königl.  Hofbnehdmckerei  Ton  0.  O.  Meinbold  Ik  SOhne  in  Dretdea. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  ftir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 


Dr.  Hermami  Hager 


H6nn8g6geb«n  tob 

and 


Dr.  Ewal4  Geissler. 


ErMheiat  jeden  Donneritaff.  —  Ab^nnenentipreie  dnreh  die  Poat  oder  den  Bnehbudel 

▼iertelj&iirUcli  2  Hark.    Bei  Ziuendonff  nnter  Streifband  2^  Mark.    Einielne  NnBuera 

25  rt    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholnngen  Babatt. 
Antogm,  Anftrigo,  Mannscripte  ete.  wolle  man  an  den  Bedaetenr  Prof.  Dr.  E.  Geisslor, 

Dresden,  Fillnitzer  Strasee  5(>  adressixen. 


■■■ 


Jß33.       Berlin,  den  18.  August  1887.  yiiLjÄSg. 

Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 

Inhalt:  €h«Hile  aa4  FkAnaaele:  Ueber  den  Macfaweli  von  Schwefel.  —  Ueber  Hyoacln.  ~  Eine  neue  Methode 
sar  BeetfmmiiBg  des  IViaelöla.  —  Anwendbarkeit  des  Wasserstoffs apenizyds  ia  der  Kaassanalyse.  —  y«rbeeseiter 
Trichter  für  ichnelle  Filtration.  —  Die  sogenannten  chemischen  Oärtea.  —  Literatur  und  Kritik.  ^  HiteelleB; 
Merkmale  aar  xoUteohnlseben  Unterseheidang  Ton  Leinöl  und  LeInölSmIsi.  —  Ueber  organliefae  Elementar- Ana- 
lyse. —  Ueber  die  Umwandlang  von  Chlorkalk  In  Chlorsäuren  Kalk.  —  Ueber  ein  neaei  Leaehtns-Saaerstoif- 
geblise  nnd  das  Sfrkonlfeht. -^  Beitrige  snr  Chemie  dos  Meerwassers.  —  Ueber  die  Wanderung  desKupferi  durch 
eiA«  OaeseMcht  ete.  •—  Bestimmnag  von  Eisenoxyd  «Ml  Thonerde  in  Phoe]»baten.  —  Ueber  die  Beelandthelle  and 

das  Banxigwerdea  der  Butter,  etc.  eto.  —  Offeae  Correipondeai.  —  AmelgeB. 


_    '  LJ  Li_ 


•9^r 


atmm 


mtmät 


Clieiiile  viid  Pbarmacles 


üeber  den  Nachweis  von 
Schwefel. 

Von  Dr.  O^ar  Bössler. 

Im  Laufe  der  aualitativen  Analyse 
erh&lt  man  oft  verscliieden  gefilrbte  Lös- 
ungsröckstftnde,  die  aus  Schwefel  be- 
stehen, deren  Identificirung  jedoch  stets 
Schwierigkeiten  verursacht.  Wenn  die 
Men^e  sehr  gering  ist,  so  gelingt  es 
wohl,  sie  mit  Königswasser  zu  oxydiren; 
der  Schwefel  schmilzt  hierbei  zu  Kugeln 
zusammen  und  löst  sich  dann  langsam 
auf. 

Hat  man  grössere  Bückstände,  so  muss 
man  sie  abfiltriren,  trocknen  und  auf 
einem  Porzellanscherben  verbrennen  und 
so  durch  den  Geruch  der  schwefligen 
SEure  oder  durch  die  blaue  Flamme 
des  Schwefels  die  Anwesenheit  von 
Schwefel  nachweisen. 

Diese  letztgenannte  Methode  ist  aber 
eine  ziemlich  umständliche  und  ist  ausser- 
dem noch  mit  Materialverlust  verbunden, 
da  ein  Theil  des  Schwefels  auf  dem 
Filter  stets  zurückbleibt.  Ferner  verbrennt 
hierbei    auch    noch    der   Schwefel   der 


Schwefelmetalle  zu  schwefliger  Säure, 
so  dass  dadurch  eine  Täuschung  wenig- 
stens gedacht  werden  kann. 

Will  man  den  Schwefel,  der  sich  auf 
dem  Filter  befindet,  in  Schwefelkohlen- 
stoff lösen,  so  muss  man  das  Filter  erst 
vollständig  trocknen,  was  auch  immer 
einige  Zeit  in  Anspruch  nimmt. 

Schneller  erreicht  man  sein  Ziel,  wenn 
man  die  Flüssigkeit,  die  den  Schwefel 
ausgeschieden  enthält,  so  lange  mit  Salz- 
säure kocht,  bis  sich  der  Schwefel  zu- 
sammengeballt hat  Man  flitrirt  dann 
soviel  als  möglich  ab,  ohne  den  Schwefel 
auf  das  Filter  zu  bringen.  Sodann  trennt 
man  noch  durch  Abgiessen  die  Flüssig- 
keit möglichst  vom  Niederschlag,  giebt 
concentrirte  Schwefelsäure  hinzu  und 
erwärmt.  Hat  man  es  mit  Schwefel  zu 
thun,  so  ballt  sich  dieser  zusammen, 
schmilzt  bei  111^  und  schwimmt  gleich 
Oeltropfen  in  der  Schwefelsäure.  Diese 
Tropfen  bleiben  nicht  an  den  Wandungen 
des  Cylinders  haften. 

Bei  länger  fortgesetztem  Kochen  bildet 
sich  hierbei  etwas  schweflige  Säire. 
Auf  diese  Weise  können  die  einzelnen 


404 


Schwefelpartikelchen  zn  festen  Tropfen 
Tereinigt,  erkannt  und  eventuell  noch  fCir 
eine  spätere  Untersuchung  gewonnen 
werden. 

Schwefelmetalle  verhalten  sich  nicht 
so;  sie  lösen  sich  entweder  schon  hei 
gewöhnlicher  Temperatur  in  Schwefel- 
säure auf,  oder  erst  beim  Erwärmen,  oft 
auch  erst  nach  langem  Kochen. 

Die  Metallsulfide  der  Schwefelammoni- 
umgruppe  lösen  sich  meist  schon  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  auf.  Schwer  lö- 
sen sich  die  Sulfide  der  Schwefelwasser- 
stoffgruppe auf,  z.  B.  Arsentrisulfid, 
Antimontrisulfid,  Zinnbisulfid,  Schwefel- 
kupfer und  Schwefelcadmium.  Schwefel- 
blei wird  in  unlösliches  schwefelsaures 
Blei  übergeführt  und  Schwefelquecksilber 
löst  sich  erst  nach  langem  Kochen  lang- 
sam unter  schwefliger  Säureentwickelung. 

Die  höheren  Sulfide  verhalten  sich 
hierbei  wie  die  Superoxyde.  Mit  Schwe- 
felsäure behandelt  entwickeln  die  Super- 
oxyde Sauerstoff  und  bilden  ein  Salz 
der  niederen  Seihe;  die  höheren  Sulfide 
wie  Arsenpentasulfid  und  Antimonpenta- 
sulfid  scheiden  Schwefel  aus  und  ver- 
halten sich  dann  wie  die  niederen  Sul- 
fide. 

Unter  allen  Umständen  hat  man  bei 
diesem  Nachweis  von  Schwefel  dafür 
zu  sorgen,  dass  man  die  Probe  stets  mit 
einer  Schwefelsäure  macht,  deren  Siede- 
punkt höher  liegt,  als  der  Schmelzpunkt 
des  Schwefels.  Die  unterste  Grenze  der 
hierzu  tauglichen  Schwefelsäure  bildet 
eine  Säure  von  40pCt  Schwefelsäurean- 
hydrid, deren  Siedepunkt  bei  127^  liegt. 


üeber  Hyoscin. 

Dass  in  dem  Hyoscyamus  und  seinen 
Präparaten  ausser  dem  Hyoscyamin  noch 
ein  zweites  Alkaloid  Hyoscin  existire, 
ist  bereits  vor  7  Jahren  von  Ladenburg 
festgestellt  worden,  ebenso  seine  Formel 
Ci7iS23N03.  Derselbe  Autor  giebt  an, 
dass  es  noch  nicht  gelungen  sei,  das 
Hyoscin  in  (Pharm.  Centralh.  21,  368) 
Krystallen  darzustellen,  dass  aber  die 
Wirkung  eine  mindestens  ebenso  starke 
sei,  wie  die  des  Atropins.  Diese  An- 
gaben, soweit  sie  die  therapeutische 
Wirksamkeit    betreffen,    scheinen   nach 


den  neuesten  Arbeiten  von  Kobert  und 
Sohrt,  sowie  von  Profi  JSrb  einer. Be- 
richtigung zu  bedürfen.  Wenn  es  auch 
als  mydriatisches  Alkaloid  seinen  Platz 
behält,  so  kann  es  doch  immerhin  nicht 
mehr  hinsichtlich  seiner  Wirkung  für 
gleich werthig  mit  A  tropin  hingestellt 
werden. 

Es  scheint,  dass  der  früher  als  Hyos- 
cin bezeichnete  Körper  noch  nicht  völlig 
frei  von  Hyoscyamin  gewesen  ist,  und 
dass  die  stark  mydriatische  Wirkung  auf 
Rechnung  dieses  Hyoscyamingehaltes  zu 
setzen  gewesen  ist  Damit  stimmt  über- 
ein, dass  Ladenburg  (Wiener  med.  Blät- 
ter 1881,  Nr.  23)  das  jodwasserstoff- 
saure Hyoscin  zur  Anwendung  empfiehlt, 
wogegen  er  das  chlorwasserstoffsaure 
Salz,  weil  amorph,  zur  Verwendung 
weniger  geeignet  hält.  Nach  Kobert 
dagegen  (Arch.  f.  exp.  Path.  u.  Pharm. 
1887,  396)  ist  gerade  die  Chlorwasser- 
stoffverbindung therapeutisch  am  wirk- 
samsten. Kobert  sagt  hierüber  wörtlich 
(Therap.  Monatshefte  1887,  267): 

„Nachdem  nunmehr  mehr  als  acht 
Monate  verflossen  sind,  seit  die  von  Sohrt 
und  mir  angestellten  Versuche  publicirt 
sind,  kann,  da  die  Untersuchungen  über 
den  pharmakotherapeutischen  Werth  die- 
ses Mittels  seitdem  ununterbrochen  fort- 
gesetzt wurden,  jetzt  wohl  ein  von  en- 
thusiastischer Voreingenommenheit  freies 
Urtheil  darüber  gefällt  werden. 

Jeder  Praktiker,  welcher  seine  Patien- 
ten aufmerksam  zu  beobachten  gelernt 
hat,  weiss,  dass  die  Wirkung  des  Bilsen- 
krautextractes  nicht  mit  der  des  Atropins 
identificirt  werden  kann.  Aus  diesem 
Grunde  war  es  wünschenswerth,  die 
beiden  im  Hyoscyamus  enthaltenen  Al- 
kaloide,  Hyoscyamin  und  Hyoscin  einzeln 
zu  prüfen.  Bei  der  Untersuchung  des 
krystallisirten  Hyoscyamins  habe  ich 
weder  am  Thier  noch  am  Mensehen  irgend 
einen  Unterschied  dem  Atropin  gegen- 
über finden  können  und  desshalb  glaube 
ich,  dass  das  reine  Hyoscyamin 
niemals  im  Arzneischatz  des 
Arztes  irgend  eineBolIe  spielen 
wird.  Was  man  im  Handel  unter  dem 
Namen  amorphes  Hyoscyamin  hie 
und  da  noch  jetzt  verkauft,  ist  dagegen 
ein  wechselndes  Gemisch  von  Hyoscin 


405 


und  Hyoscyamm;  und  so  können  wir  uns 
nicht  wundern,  dass  es  in  seinen  Wirk- 
ungen schwankt,  aber  niemals  mit  denen 
des  krystallisirten  Hyoseyamins  ganz 
fibereinstimmt.  Die  damit  gewonnenen 
Besultate  sind  werthlos,  seit  das  wirk- 
same Princip  desselben,  das  Hyoscin^  in 
Gestalt  seines  salzsauren  Salzes  von  E. 
Merck  in  praefaty  ollen  Ery  stallen  in  den 
Handel  gebracht  worden  ist.  Ueber  das 
flir  praktische  Anwendung  nicht  so  gut 
geeignete  bromwasserstoffsaure  und  das 
jodwasserstofifsaure  Hyoscin  sind  von 
Clanssen  und  von  Wood  Experimente 
angestellt  worden,  welche  sich  jedoch 
zum  Theil  widersprechen,  zum  Theil 
unvollkommen  waren." 

Die  nun  folgende  ausführliche  Schil- 
derung der  medicinischen  Wirkung 
würde  uns  hier  zu  weit  führen;  in 
Kürze  möge  nur  das  Wichtigste  hervor- 
gehoben werden.  Das  Hyoscin  hebt  die 
Hemmenden  Yagusfuuctionen  auf  und  em- 
pfiehlt sich  als  Medicament  da,  wo  re- 
liectorisch  durch  Vermittelung  des  Vagus 
die  Herzthätigkeit  verlangsamt  oder  in 
ihrer  Intensität  abgeschwächt  ist,  auf 
das  vasomotorische  Centrum  ist  das  Hyos- 
cin ohne  Einwirkung  (Unterschied  vom 
Atropin);  es  lähmt  diejenigen  motorischen 
Nervenapparate  des  Darms,  welche  durch 
Pilocarpin,  Nicotin  und  Muscarin  ge- 
reizt werden  (es  wäre  also  ein  Gegengift 
f&r  die  genannten  Gifte);  auf  das  Bücken- 
mark ist  Hyoscin  ohne  Einwirkung  (im 
Gegensatz  zum  Atropin),  ebensowenig 
wirkt  es  auf  das  Gehirn. 

Unabhängig  hiervon  veröflFentlicht  Prof 
Erb  (Heidelberg)  seine  Erfahrungen 
mit  Hyoscin  bei  Erampfkrankheiten 
(Ther.  Monatshefte  1887,  252)  und  em- 
pfiehlt es  in  Dosen  von  0,0002  bis  0,0004 
pro  dosi  gegen  das  Zittern  bei  Paraly- 
sis  agit^ns.  Erb  giebt  aber  dem  jod- 
wasserstoffsauren Salz  den  Vorzug  und 
sagt  darüber: 

»Es  sind  bis  jetzt  3  Hyoscinsalze  dar- 
gestellt, das  Hyoscinum  hydrojo- 
dicum,  hydrobromicumundhydro- 
chloricum  (muriat.)  — ;  nach  kobert 
soll  das  letztere  das  zweckmässigere  sein ; 
warum  —  habe  ich  aus  seiner  Arbeit 
nicht  entnehmen  können;  er  giebt  an, 
dass  es  etwas  milder  wirke,  als  die  bei- 


den andern  Salze.  Ich  habe  das  nicht 
bestätigen  können  bei  eigens  darauf  ge- 
richteten Versuchen,  indem  ich  einzel- 
nen Personen  abwechselnd  die  gleichen 
Dosen  Hyosc.  hydrojod.  und  hydrochlor, 
injiciren  liess;  es  war  absolut  keine 
nennenswerthe  Differenz  in  der  Wirkung 
zu  erkennen,  und  ich  habe  eher  noch 
den  Eindruck  bekommen,  dass  das  Hyosc. 
mur.  etwas  energischer  wirke,  was  ja 
auch  a  priori  am  wahrscheinlichsten  er- 
scheint, da  gerade  dieses  Salz  relativ  am 
meisten  reines  Hyoscin  enthält  und  die 
Jod-  oder  Chlorwirkung  bei  den  mini- 
malen Dosen  gewiss  nicht  in  Frage 
kommt.  "^ 

Andererseits  hebt  er  die  schlafmachen- 
de Wirkung  hervor: 

.Die  scnlafmachende  Wirkung 
trat  bei  vielen  Kranken  hervor;  nach 
der  Injection  fühlten  sie  eine  gewisse 
Müdigkeit  und  Schläfrigkeit;  nicht  selten 
kam  es  auch  zum  Einschlafen.  Als 
wirkliches  Schlafmittel  habe  ich  das 
Hyoscin  nur  bei  einem  Manne  mit  hypo- 
chondrisch -  neurasthenischen  Beschwer- 
den mit  Erfolg  angewandt;  alle  mög- 
lichen Mittel:  Morphium,  Bromkalium, 
Urethan,  Chloral,  Paraldehyd  etc.  waren 
gegen  seine  hartnäckige  Schlaflosigkeit 
ziemlich  erfolglos  gewesen;  Injectio- 
nen  von  0,5  bis  0,7  mg  Hyoscin. 
mur.  riefen  bei  ihm  einen  6  bis  8 
Stunden  dauern  den  ruhigen  Schlaf 
hervor,  ohne  alle  übeln  Neben- 
wirkungen. 

Kobert  aber  sagt: 

„Es  liegt  die  Gefahr  nahe,  dass  die 
Leser  dieser  Mittheilung  das  Hyoscin 
für  ein  Ersatzmittel  des  Morphins  an- 
sehen könnten.  Vor  dieser  falschen 
Auffassung  möchte  ich  ausdrücklich 
warnen.  Zu  wie  schlechten  Resultaten 
man  kommt,  wenn  man  das  Mittel  ohne 
richtige  Indication  einfach  als  Narcoti- 
cum  anwendet,  beweist  eine  Mittheilung 
von  Fraficis  L,  und  John  R  Haynes 
in  Philadelphia,  die  das  Mittel  wenig 
brauchbar  fanden." 

Nachdem  diese  Frage  nun  einmal  in 
Fluss  gekommen,  werden  wir  voraus- 
sichtlich bald  Weiteres  darüber  hören, 
und  die  pharmaceutische  Welt  wird 
wissen,  ob  sie  sich  für  Hyoscin.  hydro- 


406 


chlor,  oder  hydrojod.  zu  entscheiden  hat 
Wegen  der  Kleinheit  der  Dose  ist  seine 
Verwendung  eine  billige  und  selbst  in 
der  Armenpraxiä  mögliehe. 


iiifte  neue  Methode  zur  Bestiiiim- 
ung  des  Fuselöls. 

Traube  (Ber.  derdentsch.  ehem.  Gesellscb. 
Xf^;  892  bis  895)  bat  die  wesentlichsten  der 
▼orgescblagenen  und  zumeist  angewandten 
BiÄnntwein  -  Untersnchungsmethoden  einer 
genauen  Präfang  unterzogen  und  dabei  ge- 
fonden,  dassbei  derlJntersuchung  der  Brannt- 
weine'M'etbbden  eine  Rolle  spielen,  welche  als 
völlig  wcfrthlos  zu  bezeichnen  sind ,  und  zu 
den  grössten  Irrthümern  Veranlassung  geben 
können.  Verf.  verwirft  vor  Allem  die  colori- 
metrischen  Methoden  ,  deren  eine  auf  Roth- 
ung,  resp.  Bräunung  der  Branntweine  beim 
Erhitzen  mit  concentrirter  Schwefelsäure,  die 
andere  auf  der  Rothfarbung  durch  Anilin  und 
Salzsäure  beruht. 

Verf.  beschreibt  nun  eine  ungemein  scharf- 
sinnige capillari metrische  Methode,  welche 
gestattet,  bis  circa  i/öo  pCt.  Fuselöl  schnell 
und  sicher  zu  bestimmen.  Derselbe  gründet 
seine  Methode  auf  den  früher  von  ihm  er* 
brachten  Beweis,  dass  die  capillare  Steighöhe 
wässeriger  Lösungen  organischer  Sto£fe 
einer  Reihe  bei  gleichem  Procentgehalt 


umgekehrt  proportional  abnimmt  mit  dem 
wachsenden  Molekulargewicht  des  gelösten 
Körpers.  Hieraus  schliesst  I^aubey  dasa 
schon  ein  geringer  Gehalt  an  Fuselöl  in  den 
Branntweinen,  namentUeh  bei  einiger  Ver- 
dünnungy  sich  durch  Erniedrigung  der  Steig* 
höhe  bemerkbar  machen  müsse.  Verf.  hat 
ferner  nachgewiesen,  dass  die  in  den  Fusel- 
ölen in  namhafter  Menge  vorkommenden 
Stoffe,  wie  die  Propyl-  und  Butylalkohole, 
die  verschiedenen  Aldehyde,  einschliesslich 
des  Furfurols,  die  Steighöhe  stärker  erniedrig- 
ten, als  der  Aethylalkohol,  dagegen  weniger 
als  der  Amylalkohol;  auch  fand  er  durch 
Versuche  bestätigt,  dass  die  Verschiedenheiten 
in  der  Zusammensetzung  der  Fuselöl«  auf  die 
obige  Methode  keinen  in  Betracht  kommen- 
den Einflass  aoaüben.  Mit  einem  für  diese 
Zwecke  construirten  sehr  sinnreichen  Appa- 
rate hat  Traube,  eine  Anzahl  Lösungen  unter- 
sucht, welche  0,1  bis  1,0  Vol.  rohen  Fuselöls 
verschiedenen  Bezugs,  resp.  reinen  Isoamjl- 
alkohob  in  einem  Weingeist  gelöst  ent- 
hielten, dessen  spec.  Gew.  stets  demjenigen 
von  20  Volumprocent  entsprach.  In  folgen- 
der Tabelle  finden  sich  unter  h  die  beobachte- 
ten Steighöhen  in  Millimetern.  Jede  Beob- 
achtung wurde  wiederhoU  ausgeführt  und 
zwar  meist  nach  vorhergegangenem  Trocknen 
der  Röhren : 


Tohuipfoeent- 

gehalt  Ton 
20pCi.  Weingeist 

KartoffeV-FiiMl6I 

ICnis-Fnieldl 

MolAiiseFiiM»! 

Korn-FQMlöl 

1 

B«l«er  Isoftmyl- 
alkohol 

h             mm 

h             mm 

h            mm 

h        1    mm 

h              mm 

0 

50,0 

50,0 

50,0 

50,0 

50,0 

50,0 

50,0 

50,0 

50,0 

50,0 

0,1 

49,2 

49,25 

49,1 

49,1 

49,0 

49,0 

49,0 

49.0 

48,6 

48,65 

0.2 

48,25 

48,25 

48,05 

48,05 

48.0 

48,0 

48,0 

48,0 

47,5 

47,5 

0,3 

47,5 

47,55 

47,5 

47,5 

47,45 

47,5 

47,45 

47,4 

46,9 

46,95 

0,4 

47,1 

47,05 

46,95 

46,95 

46,9 

46,9 

46,85 

46,9 

46,3 

46,4 

0,5 

46,6 

46,6. 

46,45 

46,4 

46,3 

46,25 

46,35 

46,4 

45,3 

46,85 

0,6 

46,2 

46,2 

45,85 

45,85 

45,80 

45,85 

45,8 

45,7 

45,2 

4Ö,2 

0,7 

45,5 

45,5 

45,1 

45,1 

45,0 

45,0 

44,9 

44,9 

44,3 

44.35 

0,8 

44,9 

44,85 

44,15 

44,25 

44,2 

44.25 

44,0 

43,9 

43,45 

43,4 

0,9 

44,3 

44,3 

43,6 

43,50 

43,6 

43,6 

43,4 

43,4 

42,4 

42,4 

1,0 

43,95 

43,9 

43,0 

43,0 

43,05 

43,05 

42,6 

42,6 

41,7 

41,75 

Aus  der  Tabelle  ist  ersichtlich,  dass  unter- 
halb 0,5  pCt.  die  Steighöhenwerthe  für  die 
verschiedenen  Fuselöle  höchst  annähernd 
übereinstimmen.  Da  als  Mazimalgrenze  in 
Bezug  auf  die  Gesundheitaschädlichkeit  der 
Branntweine  0,3  pCt.  Fuselöl  angesehen  zu 
werden   pflegt,   so   haben   nur  die   Wertbe 


unterhalb  jener  Grenze  praktischen  Werth, 
und  hier  wird  es  möglich  sein,  Unterschiede 
im  Fttselgehalt,  welche  noch  weit  weniger 
als  0,1  pCt  betragen  I  mit  Sicherheit  bu  be- 
stimmen. 

Soll  ein  Branntwein  auf  seinen  Fnaelgehalt 
geprüft  werden ,  so  nimmt  man  mittelst  der 


407 


JtfoAr'schen  oder  WestphaVschen  Waage  Bein 
Bpecifisches  Gewicht.  Eine  vorherige  Destilla- 
tion 18t  nnr  dann  erforderlich ,  wenn ,  wie 
bei  den  Liqueuren  etc.,  das  specifische 
Gewicht  des  Destillats  wesentlich  ron  dem  des 
Getränkes  selbst  abweicht.  Mittelst  einer 
Yerdannungstabelle  wird  dann  der  Brannt- 
wein anf  20  Volumprocent  gebracht.  Die 
Steighöhe,  ▼erglichen  mit  der  des 
reinen  2 Ot o 1 n m p r o c e n t ig e n 
Weingeistes,  zeigt  ohne  Weiteres 
an  einer  empirisch  en  Scala  den  Ge- 
halt des  verdünnten  Branntweins 
an  FuselCl  an.  Auf  diesem  Wege  kann 
man  leicht  in  wenigen  Minuten  eine  Brannt- 
weinnntersnchnng  oder  Fnselölbestimmnng 
ansfShren.  Der  hierzu  nothwendige  Apparat, 
die  Traübe^Bche  Röhre,  ist  im  Journal 
f.  prakt.  Chemie,  S.  177  und  178  näher  be- 
Bchrieben.  dt 


Anwendbarkeit  des   Wasserstoff- 
superoxyds in  der  Ilaassanalyse. 

Bereits  früher  referirte  ich  über  die  Lunge- 
sehe  Methode  der  Bestimmung  des  Chlors 
mittelst  Wasserstoffsuperoxyd.  Eine  weitere 
Verwendung  hat  £Uasberg  mitgetheilt  (Ber. 
der  deutsch,  ehem.  Ges.  XIX,  3,  320).  Der* 
selbe  hat  die  Classen^sche  Methode  zur  Be- 
stimmung des  Schwefels  in  denjenigen  Schwe- 
felmetallen, welche  durch  Kochen  mit  Chlor- 
wasserstoffs&ure  unter  Entwickelung  von 
Schwefelwasserstoffgas  sich  auflösen,  ans  einer 
gewichtsanaljtischen  in  eine  maassanalytische 
umgewandelt.  Das  Wasserstoffsuperoxyd  wird 
mit  Natrinmhydroiyd  versetzt  und  dient  zur 
Absorption  und  Oxydation  des  Schwefelwasser- 
stoffs zu  Schwefelsfiure,  welche  sich  mit  dem 
anwesenden  Natron  zu  Natriumsulfat  rer- 
bindet.  Der  Eliasberg'sche  Vorschlag  beruht 
auf  der  Bestimmung  des  Schwefels  als 
Schwefelsäure,  indem  man  die  Oxydation  des 
Schwefelwasserstoffgases  mit  einem  genau 
neutralisirten ,  dann  mit  einer  gemessenen 
Menge  Alkali  versetzten  Wasserstoffsuperoxyd, 
und  nach  erfolgter  Oxydation  des  Schwefel- 
wasserstoffe den  Rest  des  nicht  neutralisirten 
Alkalis  mit  einer  titrirten  Saure  zurückbe- 
stimmt. Die  gesuchte  Schwefelmenge  ergiebt 
sieh  durch  Multiplication  der  gefundenen 
Schwefelsäure  mit  dem  Factor  0,3249. 

Man  verfährt  in  der  Art,  dass  man  die  ab- 
gewogene    Menge    Schwefelmetall     in     ein 


Kochkölbchen  bringt ;  zur  Aufnahme  des  al- 
kalischen Wasserstoffsuperoxyds  bedient  man' 
sich  am  besten  DreehseTtcheT  Absorptions«* 
Flaschen  und  verbindet  diese  mit  der  Gas- 
Entbindungs  -  Flasche.  Hierauf  lässt  man 
Salzsäure  von  circa  1,0  spec.  Gew.  mit  einem 
Gehalt  von  circa  20  pCt.  in  das  Kölbchen 
einfliessen,  verdrängt  die  Luft  ans  dem 
Apparate  durch  Kohlensäure  oder  Wasser- 
stoffgas ,  sperrt  alsdann  das  Gas  ab  und  er- 
hitzt so  lange,  bis  keine  unzersetzte  Sub- 
stanz mehr  wahrzunehmen  ist.  Um  das 
Schwefelwasserstoffgas  vollständig  in  die 
Absorptionsflasche  überzuführen,  leitet  man 
wiederum  Kohlensäure  oder  Wasserstoffgas 
ein  und  setzt  das  Kochen  noch  fort,  bis  das 
entweichende  Gas  auf  Bleipapier  keine  Reac- 
tion  ausübt.  Die  ganze  Operation  erfordert 
etwa  zwei  Stunden.  Den  Inhalt  der  Absorp- 
tionsgefässe  bringt  man  in  ein  Becherglas, 
erhitzt  einige  Zeit  gelinde  und  titrirt  nach 
dem  Erkalten  das  nicht  neutralisirte  Alkali 
zurück.  Als  Indicator  eignet  sich  am  besten 
das  von  Jjunge  empfohlene  Dimethylanilin- 
Orange,  welches  gegen  Kohlensäure  und 
Wasserstoffsuperoxyd  unempfindlich  ist. 

Diese  Methode  lässt  sich  sehr  gut  auch  zur 
Bestimmung  der  Salze  der  niedrigeren  Oxyda- 
tionsstufen des  Schwefels  anwenden ,  zur 
Analyse  des  unterschwefligsauren  und  sauren 
unterschwefligsauren  Natriums.  Der  Process 
verläuft  hier  folgen dermaassen  : 

NaaSgOg  +  4H2O2  +  HjO  =  Na2S0^  + 
H2SO4  -f  4H2O. 

NaaS^Og  +  TH^Oj  -f  SHjO  =  Na^SO^-f- 
3H280^  +  7H2O. 

Das  Verfahren  ist  hier  wesentlich  ein- 
facher. Man  versetzt  die  Lösung  des  Hypo- 
sulfits  in  einem  Kölbchen  mit  Wasserstoff- 
superoxyd von  bekannter  Alkalinität  und  er- 
hitzt gelinde  etwa  eine  halbe  Stunde  lang. 
Nach  dem  Erkalten  titrirt  man  den  Ueber- 
schuss  von  Alkali  zurück.  Die  gefundene 
Schwefelsäure  mit  dem  Factor  2,5316  multi- 
plicirt,  giebt  die  gesuchte  Menge  Hyposulfit. 

dt 

Verbeeserter  Trichter  für  schnelle 

Filtration. 

Der  nachstehend  abgebildete  Trichter  ist 
ein  englisches  Patent  (No  8375)  von  Wallace 
Christ,  Nickels.  Fig.  1  und  2  stellen  einen 
Doppeltrichter  dar;   der  innere  Trichter  ist 


aterk  durchlöchert  und  an  <]«n  äuBaer«D  durch 
entapreobende  Balken  befestigt.  Doa  Filtrir- 
papisr  wild  in  gewähnlicb«T  Weite  eingelegt. 
Hat  mAB  Subatanna,  die  üch  gehwer  au«- 
waachen  lauen,  ao  liut  man  zunücbit  die 
Untterlauge  abtropfen ,  iteckt  ein  StSck 
OammiBchlanch  mit  Quetschhahn  an  die  Aus- 
fluMöffnung  dea  Trichtern  nnd  gieast  die 
n,.  1  nd  i. 


Weitere  Informationen  aber  diese  Trichter 
kann  man  von  lir.B.Niekd».  P.C. 8.,  1041<ea- 
denhall  street,  London  erhalten,     —tu — 
Amer.  Dnigg,  V.  ISST. 


Flg.  3  na*  i. 

WaBchflüMigkeit  in  den  Baum  zwiachen 
den  beiden  Trichtern.  Dann  öfiiiet  man  wieder 
den  QnetBchhahn  und  lltaat  ablaafen.  Auf 
diese  Weiae   wird  ein  schnelleB  Au«was<.'beo 

Fig.  3  und  4  stellen  denselben  Trichter 
von  oben  gesehen  dar,  und  iwar  offen  und 
geschlossen.  Der  geschlossene  Trichter  ist 
f(ir  den  Gebranch  in  Verbindung  mit  eiuer 
Luftpumpe. 

Ausser  den  schon  erwfihnten  Vortheilen 
sind  EQ  erwähnen  das  erleichterte  Auswaschen 
mit  leichtflüchtigen  Körpern,  Aether,  Benzol 
n.  s-  w. ,  ferner  das  schnellere  Trocknen  der 
Niederschlage  ,  da  die  Luft  zwiacben  den 
beiden  Trichtern  circnliren  kann. 


Die  BOgeuaimten  ohemiBehen 
Garten. 

Die  unter  diesem  Namen  bekannte  hübsche 
chemische  Decoration  wird  nach  S. 
Snixer  am  besten  und  haltbarsten  «uf 
folgende  Weise  heif erteilt:  Auf  den 
Boden  der  betreffenden,   am  besten 
mit  Deckel  versehenen  Gliiser  ie.  B. 
growe  Fisch  hallo  na)  kommt  eine  circa 
1  Zoll  hohe  Schicht  grober,  aus  alten 
Gläsern     hergestellten     Glassplitter. 
Dieselben   erweisen  sich  sweckmKss- 
iger,  als  Sand,  da  die  Silicate  die- 
selben später  zn  einem  in  hSbsehen 
Farben  nnd  Zeichnungen  schimmern- 
den   aobatartigen    Untergrund    ver- 
Bchmelzen.        Auf    die    Olassplitter 
giesat   man   daa  im  VerhUtnlas  von 
circa  1  Wasserglas  zu  3  Wasser  ge- 
mischte Liquidum  bis  zur  Höhe  des 
Deckelrandes    und    bringt   dann  die 
Terachiedenen    Salzktyatalle    in    Ab- 
ständen von  cirea  1  bis  1  >//  Zoll  nnd 
richtig  gruppirt  zwischen  die  Splitter, 
am  beaten  mit  Hilfe  eines  Glasstabes. 
Uan  erhält  hübsche  chetuiache  Gär- 
ten,   indem    man    in    die    Mitte   de» 
Glases,    ziemlich    nahe    beisammen. 
Eisen  vitriolkrjstalle  ron   der  Grösse 
einer  Haselnuas,  und  im  Kreise  berom 
mitte IgroEse   EiyataUe    von   Kopfer- 
vitiiol      abwechselnd      mit      Alaun- 
kr^atUlen    placirt.      Das    Glas    stellt    man 
dann  mhig  bin.     Nach  Verlauf  einiger  Hi- 
nuten   keimt    der    Samen    schon    und    zwar 
wachsen  zuerst  ans  dem  Eisenvitriol ,  später 
aus  dem  Alaun  und  zuletzt  aus  dem  Kupfer* 
Vitriol  feine  weisse  Fäden  heraua,  ans  deren 
Spitzen  mau  fortwlUirend  feine  Strömungen 
ausgeben  sieht,  die  gleichaam  zn  den  wunder- 
lichen Gebilden  zu  erstarren  scheioeu.    Erst 
später  nehmen  die  moos-  und  siämmehen- 
artigen  Silicate    die  bleibenden  Farben  der 
betreffenden  Metalle  an,  d.  h.  die  EisenbXnme 
werden  olivengrün,  die  Kupfergebilde  blau* 
grün  ,  die  AUunailioate  bleiben  selbstredend 
weiss.     Ans  Chromalann  konnte  Verf.  keine 
besondere    Nuance    beransbringen.      Nimmt 


409 


loan  nnter  die  Krystalle  eioep  oder  zwei 
groMa  Knpfenritriolkrystalle,  so  wacliseo  aus 
ihBen  oft  woMierbarf  biaarre  uod  grotaske 
BildoDgen  heravs,  oder  weiden  beaeer  heraas- 
geblasen,  die  den  ehemischen  Gärten  viel 
Freqde  abgewinnen  lasten-  Pie  Silicate 
wachsen  bis  an  die  Decko  der  Fiiiasigbeit, 
viarbreiten  sieb  dort  so  grösseren  and  kleineren 
yy Plaques,''  aas  denen  oft  wieder  wanderliche 
trapfstelnartige  Bildongen  niederwärts 
wsebaeiit  Diese  Decken  llisst  ntan  mhig 
liagea,  so  laage  nicht  Gefahr  vorhaaden,  dass 
•ia  niedarsiokao  «nd  die  Gebilda  sant^ron 
könnten.  In  diesein  Falle  holt  man  sie  mit 
einem  Löflel  behutsam  heraos.  Nach  5  bis 
6  Tagen  ist  die  Vegetation  meist  üppig  ge- 
nug, um  sie  zu  unterbrechen  und  zu  con- 
•erriren.  Man  ersetzt  die  Wasserglaslösung 
durch  reines  Wasser  mittelst  gleichzeitigem 


Torsichtigem  Ein-  und  Abheben),  wobei 
selbstvarständlicb  der  Einlaufschenkel  bis 
zum  Grunde  des  Glases  geben  muss.  Das 
Auswachen  geschehe  nicht  au  kurze  Zeit,  am 
Ende  ersetist  man  das  kalte  durch  gekocbtes, 
noch  warmes  Wasser,  Wird  nicht  gehörig 
ausgewaschen!  so  bilden  sieb  mit  der  Zeit 
am  Grande  des  Glase«  unleidliche  Wolken« 
sehichten,  die  den  Effect  des  Gartens  sehr 
stören.  Man  kann  sie  allerdings  anch  bei  un- 
genügendem Auswaschen  Termeiden,  wenn 
man  die  Flüssigkeit  mit  einigen  Tropfen 
Salzsäure  sauer  macht;  mit  der  Zeit  zersetzen 
sieb  dann  aber  die  Silicate ,  die  Flüssigkeit 
färbt  sich  durch  Chlorknpfer  blaugrün  und 
die  Vegetation  erscheint  ganz  weiss  —  was 
sich  übrigens  unter  verschiedenen  Gläsern 
zur  Abwechselung  gar  nicht  übel  ausnimmt. 

g.  Durch  Industrie-Bl 


>'x^  ^    ^^    \-/* 


■  ^y\^^\y  # 


Eilterstnr  and  Mritik< 


P.  Bauingarteiiy  Jabresbericht  Aber 
die  Fort86britte  in  der  Lebre  tod 
den  patbogenen  Mikroorganismen. 
nmfas9end  Bacterien^  Filze  nna 
Protozoen.  2.  Jahrgang.  1886. 
Braunßchweig  1887,  Barala  Bruhn, 

Vorstehendes  Werk,  der  2.  Jahrgang  eines 
höchst  zeitgem&ssen  Unternehmens,  liefert 
einen  neuen  Beweis  von  der  enormen  Arbeits- 
kraft des  Verfassers,  Auf  441  Seiten  bat  der- 
selbe nicht  nur  die  im  Jahre  18&ä  auf  dem  Ge- 
sammtgebiet  der  Bacteriologie  erschienenen 
Liehrbächer  und  Compendien  (nicht  weniger 
wie  15),  sondern  auch  535  in  demselben  Zeit- 
raum Über  parasitische,  saproph/tische  und 
zjmog^ne  Mikroorganismen,  sowie  über  all- 
gemeine Mikrobien lebre,  allgemeine  Metho- 
dik, Desinfectionslehre  und  Technisches  in 
der  deutschen,  französischen,  englischen  und 
italienischen  Literatur  erschienene  Arbeiten 
in  knapper,  aber  dabei  klarer  und  durchaus 
sinngetreuer  Weise  referirt,  zum  Theil  auch 
noch  mit  kritischen  Fussnoten  yersehen.  Hier- 
mit wird  eine  Zusammenstellung  geboten,  wie 
sie  erschöpfender,  übersichtlicher  und  zur 
raschen  Orlentirung  in  der  kaum  mehr  zu  ver- 
folgenden Bacterien-Literatur  geeigneter  den 
Lesern  dieser  Blätter  nicht  empfohlen  werden 
kann.  Bef.  macht  mit  gftnz  besonderem  Ver- 
gnügen auf  diese  auch  buchhändlerisch  vor- 
aüglich  ausgestattete  Arbeit  aufmerksam. 

Jo/m€- Dresden.  . 


Gmndzttge  der  allgemeinen  organi- 
seben  Cbemie,  dargestellt  von  Edv. 
Hjelt,   Professor   an  der  Universität 
zu  Helsingfors.    Berlin  1887.    Verlag 
von  Robert  Oppenheim, 
Das  vorliegende  Werk  bat  sich  das  Ziel 
gesteckt,  die  Grundzüge  der  allgemeinen  und 
theoretischen   Chemie,    wie   solche   bei  der 
neueren  organischen  Chemie  so  vielfach  in 
Anwendung   kommen,    im   Zusammenhange, 
und  vom   technologischen   Tbeile   losgelöst, 
dem  Leser  vorzuführen.   Verfasser  geht  dabei 
von  der  Ansicht  aus ,   dass  bei  der  jetzigen 
UeberfüUe  des  Stoffes  auf  dem  Gebiete  der 
organischen  Chemie  dem  Anfänger  manches 
entgehen  werde,  mit  welcher  Behauptung  er 
nicht  Unrecht  haben  dürfte.  Das  Buch  zerfällt 
in  drei  üauptabtheilungen :  die  Zusammen- 
setzung,   die  physikalischen  Eigenschaften, 
das    allgemeine    chemische    Verhalten    und 
einen  Anhang :  die  synthetische  Bildung. 


Einleitnng  in  dasStudinm  derCbemie 

von  Dr.  Ira  Bemsen,  Professor  der 
Chemie  an  der  John  Hopkins-JJnneT" 
sität  in  BaJtimore.  Autorisirte  deutsche 
Ausgabe,  bearbeitet  von  Dr.  Karl 
Sewert,  a.  o.  Professor  der  Chemie 
an  der  Universität  Tübingen»  Tübin- 
gen 1887.  Verlag  der  H.  Laupp^ 
sehen  Buchhandlung. 
Jra  Bemsen  erfreut   sich  in  Deutschland 


410 


eines  gotisn  Namens  und  so  wird  gewiäs  seine 
„Einleitung  in  das  Stadium  der  Chemie*' 
Vielen  willkommen  sein,  und  das  um  so  mehr, 
als  der  Verfasser  von  dem  einzig  richtigen 
pMagogischen  Standpunkte  ausgeht^  den 
Atifanger  nicht  durch  eine  Fülle  von  Material 
zu  erdrücken,  dagegen  das,  was  er  behandelt, 
in  leicht  verständlicher  Weise  und  an  der 
Hand  gewählter  Beispieleyorzufuhren.  Durch 
die  Seuberfßche  Bearbeitung  ist  an  dem  Ori- 
ginal iü  der  Haupitsache  nichts  geändert,  nur 
bei  der  Theorie  der  festen  und  multiplen 
Proportioneiik,  bei  det  Gruppe  der  Alkali- 
metalle und  bei  dem  natürlichen  System  der 
Elemente  sind  Erweiterungen  resp.  Umarbeit- 
ungen Torgenommen  worden.  Wer  chemisch 
denken  lernen  will,  —  hier  kann  er  es  lernen. 


Chenüsch- technisches  Reperterluiii.  üehersicbt- 
lich  geordnete  Mittheilungen  der  neuesten 
Erfindungen,  Fortschritte  «nd  Verbesserungen 
auf  -  dem  Gebiete  der  technischen  und  in- 
dustriellen Chemie  mit  Hinweis  auf  Ma- 
schinen, Apparate  und  Literatur.  Heraus- 
fegeben  von  Dr.  Emil  Jacobsen.  1886. 
Irstes  Halbjahr.  —  Zweite  Hälfte.  Mit  in 
den  Text  gedruckten  Holsschnitten.  Viertel- 
.jährlich  erscheint  ein  Heft  Jedem  4.  Hefte 
(U.,  2.)  wird  ein  voUständij^es  Sachregister 
über  den  gan2ön  Jahrgang  beigegeben.  Berlin 
1887.  £.  GaertnerB  VerlagsbuchhandluBg 
(Hermann  HefffMer),  SchCnebeigerBtr.  26. 

Dr.  Hermui  Robrbeck,  Fabrik  chemischer,  phy- 
sikalischer, phfumaceutischer  und  techmscber 
Apparate  in  Berlin  IW.  Apparate  und  ütea- 
sulen  XQ  bakteriologischen  Untersacbiuigefl. 

1887. 


-^  ■^    «    ^■'_VN-'N^ 


Hiscellen. 


Merkmale  zur  zolltechnischen 
Unterscheidung   von  Leinöl   und 

Leinölfirniss. 

Von  Prot  Dr.  Finkener. 

In  einem  etwa  15  mm  weiten  Reagensglase 
sieht  bei  durchfallendem  Licht  Leinöl  gelb 
aus,  Leinölfirniss  braun.  Breitet  man  einen 
Tropfen  des  Oels  auf  einer  Glasplatte  mit 
dem  Finger  zu  einer  kreisförmigen  Schicht 
von  etwa  4  cm  Durchmesser  aus  und  lässt  die 
Platte  im  Zimmer  liegen,  so  fühlt  sich  nach 

24  Stunden  das  Leinöl  noch  schlüpfrig  an, 
wie  zu  Anfang,  während  der  Firniss  klebrig, 
wenn  nicht  gar  fest  geworden  ist.  Schüttelt 
man  1 2  ccm  des  Oels  mit  6  ccm  einer  Bleiozy d 
enthaltenden  Glycerinlösung  in  einem  Be- 
agensglase  kräftig  durch  und  stellt  darauf 
das  Glas  etwa  3  Minuten  in  kochendes  Wasser, 
so  bildet  der  Firniss  eine  salbenartige  Masse, 
das  Leinöl  zwei  flüssige  Schichten,  von  denen 
die  untere  wasserhell  ist.    Ein  auch   mit  nur 

25  pCt.  Leinölfirniss  yermischtes  Leinöl  lässt 
sich  auf  diese  Weise  von  reinem  Leinöl  unter- 
scheiden. Zur  Herstellung  der  zu  diesem  Ver- 
suche erforderlichen  Bleilösung  werden  100  g 
kry stall isirtes  essigsaures  Bleioxyd  in  150  ccm 
destillirtem  Wasser  und  32  g  wasserfreiem 
Glycerin  in  einer  ▼erschliessbaren  Flasche  ge- 
löst. Durch  Umschutteln  erhält  man  nach  kur- 
zer Zeit  eine  nur  etwas  trübe  Lösung,  die  sich 
beim  Stehen  nicht  verändert,  wenn  die  Flasche 
▼erschlossen  gehalten  wird.  Bei  Ausführung 
des  Versuchs  werden  5  ccm  dieser  Lösung  in 


einem  Reagensglase  mit  1  ccm  20p roc.  wäss- 
rigen  Ammoniaks  vom  spec.  Gew.  0,925  ver- 
mischt und  dann  mit  12  ccm  Gel  geschüttcilt. 
Der  sogenannte  gebleichte  Leinölfirniss  hat 
eine  viel  hellere  gelbe  Färbung  als  das  Leinöl, 
verhält  sich  aber  sonst  wie  Leinöl  und  nicht 
wie  Leinölfirniss. 

Alle  Versuche,  in  dem  Verhalten  des  Lein- 
öltf  und  des  Leinölfirnisses  gegen  Lösungs- 
mittel, Verseifungsmittel  und  Oxydatioos- 
mittel  einen  leicht  erkennbaren  unterschied 
festzustellen ,  sind  fehlgeschlagen.  Ebenso- 
wenig Hess  sich  der  Firniss  von  dem  Gel 
durch  Reiben  in  der  Handfläche  unterscheiden. 

P?iarm.  Zeitung. 

Zur  Vervollständigung  der  vorstehenden 
Mittheilung  bemerkt  Ed,  Hahfiy  dass  nach 
seinen  Erfahrungen  das  einfachste  Unter- 
scheidungsmittel zwischen  Leinöl  und  Lein- 
ölfirniss das  officinelle  Kalkwasser  sei. 
Gleiche  Theile  Kalkwasser  und  Leinöl  geben 
beim  Zusammenschütteln  das  bekannte  gelbe 
Liniment,  während  mit  Leinölfirniss  eine 
bleibende  Mischung  nicht  erhalten  werden 
kann.  Gebleichter  oder  weisser  Leinölfirniss 
verhält  sich  zwar  dem  Kalkwasscr  gegenüber 
wie  Leinöl ,  aber  das  erhaltene  Liniment  hat 
eine  rein  weisse,  nicht  gelbe  Farbe.  ^. 


üeber  organische  Elementar» 

Analyse. 

P.  Jannasch  und  Victor  Mtyer  (Berichte  d. 
deutsch,  ehem.  Gesellsch.  XIX^  949  und  950) 


411 


notificiren  ein  neiiea  Verffihren  zur  Bestimm- 
ung des  Kohlenstoff-,  Wasserstoff-  und  Stick- 
stoffgehalts organischer  Körper  in  ein  und 
derselben  Substanaprobe ,  indem  sie  die  be- 
treffenden Substanzen  in  einer  Atmosphäre 
von  reinem  im  Yersttchsrohr  selbst  ent- 
wickeltem Sanersteff»  welcher  die  Luft  aM 
dem  Apparat  zunächst  vollständig  yerdrängt, 
verbrennen,  nnd  den  Sauerstoff  durch  eine 
Lösung  von  ChromehlorQr  absorbiren.  Die 
neve  Methode ,  aof  welche  Befevest  später 
ausführlicher  zurückzukommen  gedenkt,  iat 
geeignet,  da  angewendet  zu  werden,  wa  Mangel 
an  Substanz  oder  andere  Ursachen  die  Aus- 
fahrung Ton  zwei  gesonderten  Verbienniingen 
behufs  Bestimmung  dee  Kohlentpaeaerstoff- 
gehalts  einerseits  nnd  des  Stiekstofb  anderer- 
seits uiBÖglich  machen.  dt. 


Ueber  die  ümwandliing  von  Chlor- 
kalk in  chlor sanren  Kalk. 

Von  H,  Limge. 

Die  Bildung  von  ehlonaiirem  Kalk  heim 
Erhitzen  einer  Chlorkalklösung  fingt  erst  an, 
merkUch  au  werden,  wenn  die  Temperatur 
60^  überschritten  hat;  aber  anch  nach  zwei- 
stündigem Kochen  war  nur  drea  ein  Viertel 
des  vorhandenen  Chlors  in  Ghlorat  ver- 
vandelt.  Oleichaeitig  mit  der  Bildnng  von 
Chloret  wird  ein  Theii  des  Bleichsalzes  in 
Chlorid  nnd  Sanerstoff  aerlegt  nnd  zaleist 
aberwiegt  diese  Beaetion  die  entere.  Wird 
die  Chierkalklösong  mit  Chlor  gesättigt ,  so 
tritt  heraits  bei  150  Chlonttbildung  ein  bis 
zu  70  pCt.,  der  theoretisch  megliehen  Menge; 
die  RcÄction  setit  sich  lehhaft  fort,  wenn  die 
Tsmpe^atnr  aber  40 ^  gestiegen  ist.  In  der 
mit  Chlor  ges&ttigten  Losung  erleidet  der 
Bleichkalk  keine  Zersetonng  nnter  Sauerstoff- 
verhut  Das  andaaemde  Dnrchleiten  eines 
Chlontromes  dusch  die  erhitate  Ldeung  ist 
der  ChloMtbildong  nicht  förderlich.  Längere 
Beruhrang  der  Blei^hkalkiösnng  mit  Chlor  in 
der  Räite  voilendet  den  Prooess  gleiehfiilb. 

<^.  JoMm.  soe.  of  Chem.  Und,  4^  7^. 


Uebw  ein  neues  Leuchtgas-Saaeiv 
Btoffgebläse  nnd  das  Zirkonlicht 

Von  E,  lAn/iMmann. 

Verf.  heschreibt  ein  Leuchtgas-Sauerstoff- 
gebUUe  zur  £raeng«ng  einer  guten  Stioh- 
^Amme ,  in  welcher  der  Sauerstoffstrom  erst 


ausserhalb  der  Brennerdüse  Feuer  fangt  und 
eine  Stelle  sehr  geringen  Querschnitts  vor- 
handen ist,  welche  die  höchste  Temperatur 
der  Flamme  anfireist.  Erhitzt  man  in  dieser 
FlammeProben  geschmolnener  Verbindungen, 
so  erhiUt  man  vollkommen  reine,  prächtige 
Spectren :  Lithium  zeigt  4,  Kalium  27  Linien, 
Natrium  4  Doppellinien;  der  mittlere,  bis 
jetzt  für  continoirlich  gehaltene  Theil  des 
Kalium  -  Spectrufns  setzt  sich  aus  unzähligen 
feinen  Linien  zusammen  und  das  Natrium- 
speotmm  weist  im  Blauviolett  eine  breite, 
seither  nicht  erwähnte  Linie  auf.  —  Die  Ge- 
bläselampe  l&sst  sich  femer  erfolgreich  zur 
Erzeugung  von  Kalklicht,  oder,  dn  Kalk 
schmilzt,  zur  Hervorbringung  von  Zirkon- 
licht verwenden.  Verl  benatzt  zu  diesem 
Zwecke  4  mm  dicke  und  16  mm  breite  in 
Platinteller  gefasste  Scheibchen  von  Zirkon*- 
erde,  welche  er  durch  Glühen  von  reinem 
Zirkonchlorid  and  wiederholtes  Pressen  und, 
Glühen  der  Erde  bereitet.  Das  Zirkonlicht 
ist  ruhig  und  rein  weiss,  giebt  ein  continnir- 
liebes  Spectrnm,  welches  die  Frauenhofer- 
sehen  Linien  A  bis  H  umfast,  keine  helle. 
Linie  zeigt  und  bei  einem  Gasdruck  von  6  cm 
(Wasser)  und  dem  16  fachen  Sauerstoffdruck 
Lichtstärken  von  60  bis  280  Kerzen  liefert. 
dt,        Monatskefte  f.  Chem.  6,  899  bis  908. 


Beiträge  zur  Chemie  de« 
Meerwassers. 

Von  Ä.  Hanibury. 

Verf.  bestimmte  in  den  Meerwasserproben, 
welche  1883  auf  Nordmskjöld*a  Grönlands- 
fahrt gesammelt  worden  sind,  das  Verhältoiss 
zwischen  den  Sulfaten  und  den  Chloriden. 
In  29  Proben,  welche  in  Tiefen  von  5  bis. 
1360m  gesohöpft  worden  waren,  wurde  der 
Quotient  11,485  gefanden,  womit  die  von 
SchmeUk  und  Bütinar  ausgesprochene  An-, 
sieht,  dass  das  Seesala  unter  allen  Längen 
und  Breiten  von  gleicher  Zusammensetzung 
sei,  bestätigt  wird.  Da  das  Eis  Sulfate  in 
sich  aufnimmt,  Chloride  dagegen  ausschliesst, 
so  muss  das  Oberflächenwasser,  von  ge-. 
schmolzenem  Eis  herrührend,  etwas  reicher 
an  Sulfaten  sein,  als  das  Tiefwasser.  Aus 
den  Versuchen  des  Verf.  berechnet  sich  auch 
das  Verhältniss  zwischen  Chloriden  und  Sul- 
faten an  der  Oberfläche  des  Meeres  in  nörd- 
lichen Breiten  «  11,499,  im  Tiefwasser  r= 
11,482.  dt. 


412 


üeber  die  Wanderung  des  Kupfers 

durch   eine  Oasschicht  und  eine 

directe   Verbindung  des  Kupfers 

mit  Stickstoff. 

Blondlot  (Compt.  rcnd.  102,  210  bis  212) 
berichtet  hierüber  Folgendes:  Eine  Platin- 
und  eine  Kapferscheibe  von  0,03  m  Dareb- 
messer  worden  senkrecht  und  3  bis  4  mm  von 
einander  entfernt  mittelst  zweier  Träger  aus 
Platin  gegenübergestellt  und  in  einer  unten 
offenen  glasirten  Porzellanglocke  circa  3  Stun- 
den auf  Rothgluth  erhitzt;  nach  Verlauf  dieser 
Zeit  hatte  sich  die  der  Kupferscheibe  zu- 
gewandte Seite  der  Platinplatte  mit  einer 
circa  i/in  mm  dicken ,  bleiglätteähnlichen 
Schicht  überzogen;  ein  Theii  der  letzteren 
wurde  abgekratzt  und  mit  Salpetersäure  be- 
handelt, wobei  Kupfer  in  Lösung  ging.  Das 
Kupfer  hatte  also  den  Zwischen- 
raum zwischen  beiden  Platten  über- 
schritten. Da  die  nämliche  Erscheinung 
auch  in  reinem  Stickstoff,  aber  niQht  in  einer 
Wasserstoff- Atmosphäre  auftritt,  so  entsteht 
wahrscheinlich  eine  Kupferstickstoffverbind- 
ung, welche  entweder  gänzlich  vom  Platin 
absorbirt  wird,  oder  an  letzteres  nur  ihr 
Kupfer  abgiebt.  dt. 


Wird  die  Summe  von  Kalk,  Phosphorsäure 
und  Eisen  von  dem  ursprünglichen  gewogenen 
Niederschlage  mittelst  Ammoniumacetats  ab- 
gezogen, so  ergiebt  sich  die  Menge  der  Thon- 
erde.  dt. 


Bestimmung  von  Eisenoxyd  und 
Thonerde  in  Phosphaten. 

B,  Dyer  giebt  in  den  Chem.  news.  53,  51 
folgende  zuverlässige  Methode.  2  g  des  ge- 
pulverten Phosphats  werden  mit  Salzsäure 
digerirt  und  zur  Trockne  verdampft;  der 
Rückstand  wird  in  Salzsäure  gelöst,  wobei 
Sand  etc.  zurückbleibt;  das  auf  100  bis  150 
ccm  verdünnte  Filtrat  wird  in  der  Kälte  mit 
essigsaurem  Ammon  im  Ueberschuss  gefällt; 
der  mit  kaltem,  dann  mit  heissem  Wasser  ge- 
waschene Niederschlag  wird  geglüht  und  ge- 
wogen. Der  Niederschlag  enthält  Phosphor- 
säure, Thonerde,  Eisenozyd  und  Kalk.  Er  wird 
in  concentrirter  Salzsäure  unter  Zusatz  von 
Citronensäure  gelöst,  die  Lösung  mit  Ammo- 
niak neutralisirt ,  mit  einem  leichten  Ueber- 
schuss von  Essigsäure  versetzt  und  durch 
Ammoniumacetat  vom  Kalk  befreit,  welcher 
in  bekannter  Weise  gewogen  wird.  Im  Filtrat 
wird  die  Phosphorsäure  als  Ammoniummag- 
nesiumphosphat gefällt  und  als  Pyrophosphat 
gewogen;  das  Eisen  wird  durch  Schwefel- 
ammoniam  gefällt  und  als  Oxyd  gewogen.  — 


üeher  die  Bestandtheile  und  das 
Sanzi^werden  der  Butter. 

Von  E,  JDudaux. 

Verf.  fand  in  8  verschiedenen  reioen  guten 
Buttersorten : 

Wasser     .     .     .     10,72  bia  14,00  pCt 
Fett    ....     85,31    ,88,30    „ 
Milchzucker  .     .       0,11    ;,     0,30    „ 
Casein  und  Salze       0,45   „     1 ,56    » 
Nach  den  Angaben  desselben  Autors  setzt 
sich    das    Butterfett    folgendermaaseen   zu- 
sammen: jnj  D^^j. 

schnitt 
Stearinsäure-Trigljcerid     .     .     93,0  pCt 
Buttersäure -Triglycerid     .     .        4,4    „ 
Capronsäure-Trigl/cerid     .     .        2,5    » 
Capryl-  (und  Caprin-)säure  Tri- 
glycerid      0,1    ,1 

Das  Banzigwerden  der  Butter  b  e  a  t  e  h  t 
in  einem  Zerfall  derOlyceride  und 
wird  nicht  durch  Mikrobe^  bewirkt;  es  wird 
durch  Wasser  begünstigt,  durch  Säuregehalt 
mehr  als  durch  Alkalinität  beschleunigt, 
durch  Salz  und  Borax  verzögert.  Die  Glyce- 
ride  zersetzen  sich  dabei  nicht  gleich  schnell, 
sondern  am  leichtesten  das  Buttersäure  -  Glj- 
cerid,  dann  das  der  Capronsäure,  zuletzt  die 
der  höheren  Säuren.  Das  Banzigwerden  tritt 
langsam  ein,  wird  aber  durch  Mikroben, 
Luft  und  Licht  beschleunigt.  Etwas  freie 
Buttersäure  ist  nach  Chevreul  auch  in  ganz 
frischer  Butter  enthalten;  bei  0,005  bis 
0,010  g  der  Säure  pro  1  kg  ist  sie  nicht  er- 
kennbar und  kann  auf  Geschmack  und  Ge- 
ruch Yortheilhaft  wirken ;  bei  0,02  bis  0,03  g 
macht  sie  sich  schon  unangenehm  bemerkbar; 
in  sehr  alter  Butter  sind  sogar  1  bis  1,5  g 
Butiersäure  pro  Kilo  gefunden  worden,  dt. 
Compt.  rend.  102.  1022  bis  102i  und  1079 

bi6  1077. 


üeber  die  Bildung  der  Oxalsäure 

in  Pflanzen. 

Studie  von  Berthdot  und  Andri. 

Verf.  haben  in  yerschiedenen  Pflanzen  die 
während  verschiedener  Wachsthums- Phasen 
in     den    einzelnen     Theilen     auftretenden 


413 


Mengen  löslicher  and  anloBlicIier  Oxalsftare 
bestimmt.  Wir  lassen  hier  der  Kurse  halber 
das  Besnltat  ihrer  Untersuchungen  für  Bumez 
acetosa  folgen  i 

Die  trockenen  Samen  enthielten  0,05  pCt., 
die  getrockneten  Pflanzen  am  8.  Juni  i/r, 
am  26.  Juni  i/io,  am  27.  September  0,0316 
des  Trockengewichts  Oxalsäure.  Dabei  hatte 
die  absolute  Menge  der  Säure  vom  8.  bis 
26.  Juni  um  V^  zugenommen  und  sich  auch 
noch  in  der  Zeit  Tom  26.  Juni  bis  27.  Sep- 
tember vermehrt.  Die  Oxalsäure  bildet  sich 
in  den  Blättern  viel  reichlicher  als  in  Stamm 
und  Wurzeln.  Die  Blätter  sind  femer  sehr 
reich  an  stickstoffhaltigen^  eiweissartigen 
Materien ,  aber  frei  von  Nitraten ,  da  letztere 
in  den  Blättern,  den  Organen  der  Reduction, 
stets  yersch winden.  Die  Oxalsäure  scheint 
daher  einer  unvollständigen  Reduction  der 
Kohlensäure  ihren  Ursprung  zu  verdanken. 
Nun  athmen  die  Blätter  für  1  Vol.  absorbir- 
ter  Kohlensäure  1  Vol.  Sauerstoff  aus,  die 
Grnndgleichung  ist  also 

CO,  +  HgO  =  CHgO  -f  20. 

Soll  aus  CHjO  Oxalsäure  entstehen,  so  wird 
nach  der  Gleichung 

2CHjO+  2H2O  =  C2H2O4 + ßH 
Wasserstoff  dispontbelj  d.  h.  es  werden  neben 
Oxalsäure  Stoffe  entstehen  müssen,  die  wasser- 
stoffreicher sind ,  als  die  Kohlehydrate ;  der- 
artige Stoffe  sind  die  Eiweisskörper ,  deren 
beobachtete  Menge  in  der  That  mit  der  Quan- 
tität der  Oxalsäure  harmonirt.  dt. 

Campt  rend,  102,  995  bis  1001  und  1043 

bis  1049, 


üeber  die  Zuckerarten  in 
keimenden  und  nicht  keimenden 

Cerealien 

hat  ffSullivan  (Chem.  Soc.  1886,  I,  58—70) 
Versuche  angestellt,  indem  er  durch  geeignete 
Behandlung  mit  Alkohol  bei  40  ^  aus  Gerste 
sowohl,  wie  aus  Malz,  allen  Zucker  extra- 
hirte.  Ueber  seine  Besultate  giebt  nach- 
stehende Tabelle  Aufschluss,  in  der  die 
Zahlen  Procente  der  trockenen  Substanz  be- 
deuten: 


G«nt«  I  Mals       Q«nte  II   Mab 

Rohnncker.    .    .       0,9  4,5  1,39     4.5 

Maltose     )  i  1.2     '«  (  1,98 

Dextrose 
LäTulose 

Mit  Weizen  wurden  ähnliche  Besultate  er 

halten«  dt 


I   1,2     1  (  1,98 

1,1  {   3,1     \    0,62 1  1,57 

I   0.2     )  (  0,71 


ünterBUchongen  über  den  H&mo- 

globingehalt  des  Blats  und  über 

die  Blntkörpercbenzahl 

hat  Otto  (Areh.  f.  d.  ges.  Phjsiol.  36,  21 
bis  72)  ansgefährt,  indem  er  das  zu  unter« 
suchende  Blut  mit  V.ioproc  Natriumcarbonat- 
lösuDg  verdünnte  und  den  Gehalt  an  Hämo- 
globin und  Ozyhämoglobin  mittelst  des  Eüf-^ 
n^r'schen  Spectrophotometers  (Journ.  f.  prakt 
Chem.  16,  290,  1877)  bestimmte.  Zur  Be- 
stimmung der  Blutkörperchen  wurde  das 
Blut  mit  einer  5proc.  Lösung  von  Natrium- 
sulfeit  verdünnt  und  dann  nach  Hayem  ver- 
fahren. Die  sehr  umfangreichen  Unter- 
suchungen  ergaben   folgende   mittlere  Nor- 

™*^®°'  HfcnnliehM    Weibliehet 

Qaachleoht     GetoMedit 


4,9988       4,5847 


Bothe  Blutkörperchen  nro 
Gabikmillimeter  in  Muli- 
onen  

Hämoglobin  pro  100  ccm 
in  Grammen 14.57        13,27 

Dass  diese  Werthe  beim  männlichen  Ge- 
schlechte grösser  sind ,  als  beim  weiblichen, 
ist  ein  für  die  Säugethiere  allgemein  giltiges 
Gesetz.  dt 

üeber  das  Chlorophyll 

hat  Jodin  (Compt.  rend.  102 ,  264  bis  267) 
Studien  gemacht,  aus  denen  er  folgert,  dass 
dasselbe  ausserhalb  der  Pflanzenzelle  die 
Kohlensäure  nicht  mehr  unter  Sauerstoffent- 
wickelung zu  zerlegen  vermag.  Er  weist  nach, 
dass  das  Chlorophyll  da ,  wo  die  Blätter  ihre 
Respiration  verloren  haben,  ebenso  wie  auch 
reine  Chlorophyll  -  Lösungen  durch  Wirkung 
des  Lichts  unter  Oxydation  zerstört  werden. 
Verf.  ist  jedoch  der  Ansicht,  dass  das  physio- 
logisch nicht  mehr  wirksame,  durch  photo- 
chemische Wirkung  ozydirbare  Chlorophyll 
unter  gewissen  bestimmten  Bedingungen 
wieder  zur  Aufnahme  seiner  reducirenden . 
Functionen  bewogen  werden  könne ,  wenig-  . 
stens  hat  er  zunächst  gefunden ,  dass  Leinöl 
durch  Znsatz  von  Chlorophyll  die  Fähigkeit 
verliert,  im  Dunkeln  Sauerstoff  zu  absorbiren, 
dagegen  im  Lichte  Sauerstoffe  stärker  an- 
zieht, als  wenn  es  kein  Chlorophyll  enthält. 

dt, 

üeher  die  näheren  Bestandtheile 
des  Hilchznckers  in  den  Pflanzen 

berichtet  MiMz  (Compt.    rend.  102,  680 
bis  684).  Von  den  beiden  durch  Spaltung  des 


414 


Mikhanek«»  erkältliehoa  Produeten ,  GalftC* 
to«e  und  Glukose  (ans  denen  sieb  der  Milch- 
zucker im  Thierkörper  vielleiclit  auf- 
baut), kommt  in  den  Pflanzen  Glukose  vor 
als  solche,  oder  als  Stärke,  Cellulose  etc. 
Galactose  hingegen  findet  sieb  in  der  Pflanze 
niebt  fertig  gebildet  vor ,  ist  aber  aus  vielen 
Pflanzen  und  Pflanzenstoffen  erhältlich.  Terf. 
hat  sie  durch  Behandlung  mit  verdünnter 
Scbirefelsätrre  ans  arabischem  Gummi  und 
anderen  Gummisorten ,  femer  aus  Pfianzen- 
schleimen  (z.  B.  isländischem  Moos)  und  Pek- 
tiiistaffen,  welche  im  Pflanzenreiche  weit 
verbreitet  sind  und  besonders  in  den  Nähr- 
pflanzen sich  vorfinden,  (so  z.  B.  in  Getreide- 
sorten ,  Hülsenfrüchten ,  Obst,  Gemüsen  und 
diversen  Knollengewächsen)  gewonnen.'     dt 


Mittel  gegen  Mücken  undMflcken- 


Nach  Versuchen,  die  E.  Mylms  an  sich 
selbst  anstellte,  giebt  es  kein  sicheres  Mittel, 
um  sich  die  Mücken  für  mehrere  Stunden 
vom  Körper  fernzuhalten;  am  besten  wirkt 
noch  ein  Bepinseln  der  unbedeckten  K5rper- 
theile  mit  Tinctura  Pyrethri  rosei  mit  einem 
Zusatz  von  ätherischen  Oelen  mit  hohem 
Siedepunkt  (aber  kein  Nelkenöl,  welches  die 
Haut  leicht  reizt).  C,  Haver  empfiehlt ,  der 
Tinctnr  circa  10  pCt.  Glycerin  zuzusetzen ; 


das  sei  deshalb  sehr  zweckmässig,  weil  üureh 
den  Glycerinzusata  das  allzm  rasche  Ver* 
dniiBten  der  ätherischen  Oirie  verhi^ert 
werde.  —  Tabakrauch  verscheucht  die  Mfleken 
bekanntlich  sekr  wirksam ;  als  gttter  Ersatz 
dient  ein  BäuoherpnlTar  aus  InteeteDpvlver 
mit  einem  Zasata  von  Banzoä,  ätheriadhen 
Oelen  und  etwas  Salpeter.  Angezflndet  ver- 
glimmt dasselbe  unter  starker  Rauebent- 
wickelang  «nd  tödtet  and  vertreibt  alle  In- 
secten  im  Umkreis. 

Als  Mittel  gegen  Insectenstiche  dicHt  ge- 
wohnlich  Salmiakgeist.  E,  MfUm  bat  Stifte 
geformt  aus  kohlensaurem  Ammonium,  Kam- 
pfer und  Menthol,  welche  «mf  die  nass- 
gemachte  Stiohstelle  gerieben  werden.  Solche 
Stifle  sollen  sich  sehr  gut  bewähren.  Da- 
gegen  empfiehlt  Sernbek  nadistehende  For- 
meln: 

CoUodii  elastici  10,0 
Acidi  salicylici  1,0 
oder: 

Collodii  elastici  10,0 
Hjdrargyri  bichlorati  0,01. 

Beide  Lösungen  sollen  gleich  gut  sein  und 
den  Salmiakgeist  vollkommen  iberflfissig 
machen;  fkUs  man  nach  erfolgtem  Stiebe  die 
betreffeude  Stelle  sofort  bestreicht ,  läast  der 
Sdbmerz  sogleich  nach,  auch  kommt  es  nur 
in  den  seltensten  Fällen  zu  Anschwellangea. 

g,  Fharm,  Zeug,  und  A^theker-l 


Offene  CorrespondeiiK. 


Apoth.  F.  «n  L«  Soll  der  Erdbeersaft  eine 
hübsche  Farbe  haben,  von  eutem  Aroma  und 
auch  haltbar  sein,  so  erfordert  die  Bereitung 
desselben  viel  Auftuerksamkeit  und  kann  ni<^t 
in  der  Weise,  wie  die  des  Himbeer-  oder 
Kirschsaftes  erfolgen.  Versuchen  Sie  es  einmal 
mit  folgender  Vorschrift,  die  wir  neulich  in 
den  ,JnauBtrie-Bl."  lasen: 

Man  nehme  Wald-,  Monats-  oder  kleinfrflch- 
tige  Ananas -Erdbeeren,  lese  sie  sauber  aus, 
entferne  alle  Stiele  etc.,  ebenso  etwa  anhaften- 
de Erde  durch  versiebtes  Rollen  auf  einem 
Tuche,  aber  wasche  sie  nicht;  anderseits 
erhitzt  man  in  kleine  Stücke  zerschlagenen 
Zucker  mit  Vio  Wasser  in  einem  blank  gescheu- 
erten kupfernen  Kessel,  bis  der  Zucker  in  Perlen 
kocht,  bringt  nun  eine  dem  angewandten  Zucker 
gleiche  Menge  Erdbeeren,  ohne  sie  zu  zer- 
drücken, mit  einem  silbernen  LOffel  hinein, 
rührt  veisichtig  um,  nimmt  nun  sofort  vom 
Feuer  und  lässt  10  Minuten  stehen.  Ueber 
ein  Forzellangefäss  q^annt  man  ein  Colirtu^ 


von  Barchent  (vorher  gut  ausgewaschen  und 
mit  der  rauhen  Seite  nach  oben),  schüttet  den 
Inhalt  des  Kessels  darauf  und  lässt  den 
Saft  ablaufen,  ohne  lu  rühren  oder  eu  pressen. 
Nach  dem  Erkalten  wird  der  Saft  in  kleine, 
trockne  Flaschen  gcfdUt  und  kühl  aufbewahrt; 
er  besitzt  ein  ausgezeichnetes  Aroma.  Die  anf 
dem  Tuche  zurückbleibenden  Früchte  geben  ein 
wohlschmeckendes  Compot. 

D.  in  (ü.  Das  von  einer  Petersburger  Pinna 
(ursprünglich  zu  photographischen  Zwecken)  in 
den  Handel  gebrachte  Photozylin  wird  als 
^utcs  EiubeEungsmittel  für  mikroskopische 
Präparate  und  vorwiegend  in  der  chirurgischen 
Praxis  zu  aasgedehntester  Verwendung  warm 
empfohlen.  Das  Photozylin  soll  fttr  diese  Zwecke 
sich  vortheilhaft  vom  officinellen  CoUodinoi 
unterscheiden. 

Welches  die  Subetanzen  sind,  die  das  ^h>- 
tozvlin  neben  den  Bestandtheilen  des  CoUcdinm 
entnfilt,  wissen  wir  nicht;  auch  haben  wir  das 
Photoxylin  noch  nicht  gesehen. 


Verlier  und  Terantwortllcher  Redactenr  Dr.  K.  Gel» ler  In  Dresden. 

Im  Bnclüiandel  dnrd»  Jnltasßpringer«  Berlin  N.,  Monb^oaplaU  3. 

Drflck  der  KSnIgl.  Bofbnchdmckerei  Ton  C.  (XMeinholdftB51iBeta  Dreeden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Heransgegeben  Ton 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Oeissler. 

Eraeheint  jeden  Donnerstaff.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

Tierteljftnrlich   2  Mark.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  2.50  Mark.    Einzelne  Nummein 

25  Pf.    Interate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
Anfragen»  Aufträge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geisel  er, 

DroHden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

MU.       Berlin,  den  25.  August  1887.  yViLjahrÄ. 

Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 

Inhalt!  likeaile  •«#  Pkaraiaele:  Untere  Nomenclator.  —  yerbensernliir  am  DesttlUtionsapparate  für  Jodometrl- 
sche  Arbeiten.  —  Zar  Herstellung  ron  Natrium  und  Kallntn.  —  Ueber  die  Verwendbarkelt  des  Paraffins  als 
Scbaambreeber  bei  Destillationen.  —  Die  Härte  der  Metalle.  —  Fabrikation  hydratlrter  Potaxcbe  au»  Scblempe- 
koblenlanffe.  —  Znr  Fabrikation  von  Potasefae.  -~  Znr  Kenntniss  des  Bmetins.  ~~  Nene  cunammenfresetste  Valf'rate. 

—  JUseellent  Zru  HamstolTbcBtimmnnff.  —  Die  Zosammensetsnog  des  Weiasprit«.  —  Alligator*  und  Krokodilöl. 

—  Farbenreaction  des  Strycbnlns.  —  Constitntlon  dos  Braclns.  —  Untersacbiingen  flbi'r  das  Carvol.  —  Ein  ncnes 
Hydrat  des  AeCanatrons.  —  Darstellung  sablinilrter  Oxalsäure.  —  Oxydation  der  Halssäure  unter  dem  Einflüsse 

des  Llebts.  —  Deslnfoctlonsmittel  nach  neuen  Metboden,  oto.  etc.  —  Offene  CorretpOBdent«  —  AaselMB. 


Cbemle  und  Pbarmacie. 


Unsere  Nomenclatur. 

Von  Ä,  Schneider. 

Unter  einem  ähnlichen  Titel  erschien 
kürzlich  (Pharm.  Centralh.  28,  287)  ein 
Aufsatz  von  Vulptus,  dem  man  voll  und 
ganz  beistimmen  muss.  Das  dort  be- 
bandelte Thema  Hesse  sich  mit  Leich- 
tigkeit noch  weiter  spinnen;  im  Nach- 
stehenden sollen  jedoch  nur  einige  Fälle 
Erwähnung  finden,  die  zum  grössten  Theil 
ihrer  Neuheit  wegen  diesen  Wunsch  er- 
wecken. 

Ein  dem  Salol  (Salicylsäure-Phenyl- 
äther)  homologer  Körper,  der  Salicyl- 
säure-/^-Napntylätner,  erhielt  ausser 
diesem  seinem  wissenschaftlichen  Namen 
noch  vier  weitere.  Die  Namen  Naphtol- 
salol  oder  Naphtalol  erscheinen  auf  den 
ersten  filick  als  diejenigen,  die  im  Zu- 
sammenhang mit  Salol  die  meiste  Be- 
rechtigung haben  würden.  In  Anbetracht 
des  Umstandes,  dass  es  nicht  unmöglich 
ist  dass  beide  isomere  Verbindungen  (dem 
a-Naphtol  und  j^^-Naphtol  entsprechend) 
medicinische  Verwendung  im  Laufe  der 
Zeit   finden   können,   fand   man   wahr- 


scheinlich Veranlassung,  diesen  Körper 
Betol  zu  nennen,  wiewohl  man  ebenso 
einfach  von  «-  beziehentlich  j^-Naphtol- 
salol  oder  a-  und  /?- Naphtalol  sprechen 
könnte. 

Ganz  überflüssig  aber  war  es,  für  den- 
selben Körper,  wie  es  in  neuester  Zeit 
geschehen  ist,  noch  einen  fünften  Kamen 
Salinaphtol  zu  erfinden. 

Eine  neuerdings  aufgefundene  Oxy- 
Fettsäure  ist  mit  dem  Namen  Sativin- 
säure  belegt  worden.  Es  ist  durchaus 
nicht  zu  leugnen,  dass  es  sehr  schwer 
ist,  für  neu  aufgefundene  Pflanzen-  und 
Thierstoffe«  besonders  wenn  eine  nähere 
Kenntniss  über  deren  Constitution  noch 
nicht  vorhanden  ist,  Namen  aufzufinden. 
Die  Namen  von  den  Beinamen  der  be- 
treffenden Pflanze  herzuleiten,  ist  jedoch 
in  den  Fällen  zweifellos  nicht  der  richtige 
Weg,  wenn  jener  Beiname  häufig  wieder- 
kehrt, wie  in  dem  hier  vorliegenden  Fall 
das  Adjectivum  sativus. 

Gegen  die  Benutzung  eines  charakte- 
ristischen Beinamens  ist  selbstverständlich 
nichts  einzuwenden,  besonders  wenn  der 


416 


Gattungsname  schon  Verwendung  ge- 
funden hat 

Eine  Gefahr  droht  uns  durch  die 
neuerdings  in  Deutschland  sich  Eingang 
verschaffenden  amerikanischen  Gon- 
c entr ati on en.  Es  existiren  eine  ganze 
Anzahl  von  ziemlich  unschuldigen  Gon- 
cenlrationen,  die  denselben  Namen  fah- 
ren, mit  dem  bei  uns  aus  denselben 
Pflanzen  hergestellte  starkwirkende  Gifte 
bezeichnet  werden. 

Die  Bezeichnung  Vaseline  ist  (ab- 
gesehen von  Unguentum  Paraf&ni)  noch 
eine  häufig  gehörte,  geschriebene,  sowie 
gedruckte.  Weshalb  h^t  man  nicht  schon 
längst  den  englischen  Endungsbuchstaben 
6,  der  im  Deutschen  gar  keinen  Zweck 
hat,  fallen  gelassen?  Indem  wir  (ohne 
die  Etymologie  des  Wortes  zu  kennen) 
Vaselin  schreiben,  lehnen  wir  uns 
sinngerecht  an  die  Namen  ähnlicher  und 
analoger  Stoffe  wie  Paraffin,  Benzin 
etc.  an. 

Wfirden  die  Beferenten  in  ähnlichen 
Fällen  bei  der  üebersetzung  fremd- 
sprachiger Arbeiten  nicht  nach  diesem 
Princip  verfahren ,  so  könnte  im  Laufe 
der  Zeit  viel  Unheil  ai^erichtet  werden. 
Dasselbe,  was  vom  Vaselin  gilt,  gilt 
auch  vom  Margarin;  die  eben  ge- 
brauchte Schreibweise  ist  unserer  Schreib- 
weise f&r  Stearin,.  Elaidin  u.  s.  w.  ent- 
sprechend. 

Allerdings  ist  durch  das  „Gesetz,  be- 
treffend den  Verkehr  mit  Ersatzmitteln 
für  Butter"  vom  12.  Juli  1887  die  fran- 
zösische Schreibweise  Margarine  ein- 
geftlhrt  worden,  da  vorgeschrieben  ist, 
dass  das  Margarin  in  jener  Weise  g^ 
kennzeichnet  sein  muss. 

Wollte  man  das  Margarin  und  dessen 
Verkaufsstätten  mit  Margarin  statt  Mar- 

farine  bezeichnen,  so  könnte  hierin  eine 
Ansehung  erblickt  werden. 
Das  bekannte  Ghininnm  ferro- 
ci  tri  cum  trägt  dies^  Namen  mit  Un- 
recht; es  gewinnt  den  Anschein,  als  sei 
dieses  Präparat  eine  chemische  Verbind- 
ung, etwa  wie  Kalium-ferrocyanatum.  Die 
richtige  Ausdrucksweise  fiir  erstgenann- 
tes Präparat  wäre,  wenn  man  den  von 
einigen  Pharmakopoen  firüher  gebrauch- 
ten Namen  Ghininum  citricum  et  Ferrum 
dtricum  seiner  Länge  wegen  mit  Secht 


meidet,  Ghinino-Ferrum  citricum, 
wie  man  das  Goffe'ino-Natrium  benzoicam 
und  die  ähnlichen  Doppelsalze  des  Cof- 
fe'ins  von  Anfang  an  gleich  richtig  be- 
nannt hat. 

Das  vom  Ghinino-Ferrum  citricum  Ge- 
sagte gilt  in  gleicher  Weise  von  den 
im  Handel  befindlichen,  nicht  officinellen 
Präparaten  Chininum  ferro-hydrojodicum, 
ferro  -  lacticum,  ferro  -  valerianicum . 


Verbesserung  am  DestillatioiiB- 

apparate  für  jodometrische 

Arbeiten. 

Die  Sieherheitsröhre  (d)  des  Seite  295 
der  Pharm.  Gentralh.  von  diesem  Jahre 
beschriebenen  Apparates  ist  nach  neuester 
Verbesserung  seitlich  in  den  Erlen- 
m^yer-Eolben  eingesetzt  und  legt  sieh, 
um  grössere  Stabilität  zu  erzielen,  an 
den  Kolben  an.  Der  zur  Flasche  ge- 
hörige Stopfen  kann  dadurch  verkleinert 
oder  durcn  ein  Stück  Gummischlauch 
ersetzt  werden.  Auch  kann  das  trichter- 
förmige Ende  des  Ansatzrohres  wegfallen 
und  der  Kolben  dann  auch  als  Saug- 
flasche benutzt  werden. 

Die  Anfertigung  des  Apparates  be- 
sorgt, wie  früher  schon  erwähnt,  Herr 
F.  A,  Evhnlene  in  Frauenwald. 

Dr.  K  Schütze,  Halle  a.  S. 


Zur  Herstellnng  von  Natrium 
und  Kalium 

empfiehlt  H.  T,  Castner  in  New- York  (D.R.P. 
Nr.  40,  415)  statt  Kohle  ein  Carbid  zu  ver- 
wenden. Man  erhält  dasselbe  z.  B.  durch  Er- 
hitzen von  Ferrocyankaliam : 

K4,Pe(CN)e  «=  4  KCN  +  PeC^  +  2  N, 
billiger  durch  Erhitzen  Ton  Eisenozjd  mit 
Theer  u.  dgl.,  so  dass  die  entstehende  Masse 
auf  70  Th.  Eisen  30  Th.  Kohlenstoff  enthält. 
Das  so  hergestellte  feingemahlene  Carbid  wird 
mit  Alkali  in  Verhältnissen  gemischt,  welche 
nach  den  in  Nachstehendem  ausfährlicher  be- 
schriebenen Beactionen  leicht  ermittelt  wer- 
den können,  und  das  Qemisch  einer  belleQ 
Rothglühhitze  in  Eisentiegeln  unterworfe&y 
welche  mit  dem  üblichen  Condensator  für 
Natrium  und  Kalium  in  Verbindung  gebracht 
sind.  Wenn  die  Mischung  in  dem  Tiegel  die 
gehörige  Temperatur  erreieht  hat,  schmilzt 


417 


sie  und  die  Redaction  beginnt  sofort ,  wobei 
Natrium  oder  Kalium  ans  dem  Tiegel  nach 
dem  Condensator  fiberdestiIHren.  Es  hat  sich 
die  Anwendung  der  Hjdroiyde  des  Natriums 
oder  Kaliums  zur  Gewinnung  des  Metalles 
ans  dem  Grunde  als  besonders  zweckmässig 
erwiesen ,  weil  diese  leichter  schmelzbar  sind 
als  die  Carbonate.  Die  Reactionen ,  welche 
Platz  greifen ,  wechseln  mit  den  Verhältniss- 
m engen  des  Alkalis  und  Carbids.  Es  mag 
darüber  Folgendes  aus  Ckistner*B  Angaben  an- 
gefirhrt  werden : 

4  NaHO  +  PeCg 
==  Na^COg  +  Fe  +  4  H  +  CO  +  2  Na. 

Diese  Reaction  tritt  ein,  wenn  10  kg 
trockenes  Aetznatron  und  5  kg  Carbid  (gleich 
1,5  kg  Kohlenstoff)  zur  Anwendung  kommen. 
Als  ErgebnisB  erhält  man  nach  der  Theorie 
die  Hälfte  der  in  Mischung  enthaltenen 
Menge  oder  2^/s  kg  Natrium. 

2  NaHO  +  FeCg 
=3  NaCO  +  Fe  4-  2  H  +  Na  +.  CO. 

Diese  Reaction  tritt  ein,  wenn  10  kg 
trockenes  Aetzaatron  und  10  kg  Carbid  (gleich 
3  kg  Kohlenstoff)  in  Anwendung  kommen. 
Als  Ergebniss  erhält  man  nach  der  Theorie 
.die.  Hälfte  der  in  der  Beschickung  enthalte- 
nen if  enge  oder  2^8  kg  Natrium.  Der  Ueber- 
Bchuss  an-  Kohlenstoff  bindet  sich  mit  dem 
Natrpn  und  einem  Theile  des  Natriums,  um 
„Carbozyd*^  zu  bilden.  Unter  dem  Ausdruck 
^Carbozydf  bei  dieser  Reaction  ist  ein  Ge- 
misch Yon  metallischem  Natrium,  Kohlenstoff, 
Natrium carhozyd,  Natriumdiozjd  und  Natron- 
carbonat  zu  verstehen,  welches  durch  Ana- 
lyse den  Kohlenstoff,  das  Natrium  und  den 
'Sauerstoff  in  der  Mischung  in  einem  Verhält- 
niss  erweisen  würde,  um  Natrium carboz74  zu 
bilden. 

Die  folgende  Reaction  ist  von  den  beiden 
Torhergegangenen  abgeleitet  und  kann  ein- 
treten, wenn  man  beide  Reactionen  verbunden 
oder  20  kg  trockenes  Aetznatron  und  15  kg 
Carbid  gleieb  4,5  kg  Kohlenstoff  anwendet. 
Geschieht  die»' und  erhitzt  man  die  Mischung, 
so  treten  die  beiden  früheren  Reactionen  ein, 
welche  dasselbe  Resultat  erzeugen  \  setzt  man 
jedoch  dielteaetion  fort,  so  reagirt  das  Na- 
triuHicarbozyd  mit  Katroncarboni^ ,  indem 
metallisches  Natrium  nnd  Kohlenstoffdiozyd 
wi«  folgt  erzeugt  wird: 

Na^COs  +  NaCO  »=  a  Na  +  2  CO,. 

t>ie  Reaetion^  welche  eintritt^  wenn  10  kg 


trockenes  Aetznatron  iiit  7,5  kg  Carbid  (gleich 

2,25  kg  Kohlenstoff)  geschmolzen  werden,  ist 

folgende : 

3  NaHO  -f  PeCj 

=  3  Na  +  Fe  +  3  H  +  CO  +  COg. 

Bei  der  Herstellung  Ton  Kalium  sind  die 
Reactionen  dieselben  wie  bei  der  Herstellung 
von  Natrium  bei  Anwendung  von  Natrium- 
hydrat  oder  Natriumcarbonat,  mit  dem  ein- 
zigen Unterschiede,  dass  die  Gewichtsmengen 
des  Alkalis  und  Carbids  andere  sind. 

Nachdem  die  Mischung  des  Alkalis  und 
Carbids  Erhitzt  und  das  Metall  redncirt  und 
äbdestillirt  ist,  verbleibt  in  dem  Tiegel  das 
ganze  Eisen  in  fein  zertheilter  metallischer 
Form  zusammen  mit  einer  geringen  Menge 
Kohlenstoff  und  Natriumcarbonat,  was  von 
dem  Verhältniss  des  zur  Anwendung  gekom- 
menen Alkalis  und  Carbids  abhängt.  Die  ge- 
ringste Menge  Natron  verbleibt,  wenn  das 
Verhältniss  des  Aetznatrons  zum  Carbid  wie 
10: 7,5  ist.  Die  die  Rückstände  enthaltenden 
Schmelztiegel  werden  nach  der  Behandlung 
in  warmes  Wasser  gesetzt.  Das  Natrium- 
carbonat löst  sich  auf  und  lässt  das  Erseii 
zurück ,  das  gesammelt  und  getrocknet  wer- 
den kann ,  um  von  Neuem  in  Mischung  mit 
dem  Kohlenwasserstoff  zur  Erzeugung  des 
Carbids  zu  dienen.  Die  Lösung  des  Natriiim- 
carbonats  wird ,  wie  üblich ,  zur  Herstellung 
von  Aetznatron  behandelt.  ' 

Dieses  Verfahren  zur  Herstellung 
von  Natrium  bespricht  James  Mactear 
(J.  Frankl.  1887,  463).  Nach'  dem  äl^ren 
Verfahren  werden  bekanntlich  30  Th.  Na- 
triumcarbonat, 13  Th.  Holzkohle  und  7  Thi 
Kalk  in  sehr  fein  vertheiltem  Küstaüde  'an- 
fangs bei  Rothglühhitze  gebrannt  unter  be- 
trächtlicher Kohlenozjdbildung ,  dann  iii 
engen,  schmiedeeisernen  Cylindem  bis  auf 
ungefähr  140<)<>' erhitzt,  bei  welcher  Tempej 
ratuT  das  reducirte  Metall  in  die  Vorlage 
überdertillirt.  /         ' 

Die  Ausbeute  beträgt  nur  40 -pCt;.  der 
theoretisch  berechneten  Menge  -und'did 
schnelle  Abnutzung  der  Metalley linder  ver^ 
theuerte  das  Verfahren  noch'  bedeutend.  Üni 
überhaupt  diese  Ausbeute  zu  b^ömmen, 
hatte  mau  schon  eine  ganze  Reihe  Voi^iohts- 
maasteegeln  zu  beobachten;  besoiiderB  di^ 
Bildung  einer  schwarzen  Masse  im  LeitHngs^ 
rokre,  durch  Einwirkung  ven  Kbhleno^d 
auf  die  Nal^umdämpfe  entständen,'  Verün« 
lasste  nicht  ntir  einen  bedeutenden  Verlust 


418 


an  Metall ,  sondern  auch  sehr  oft  die  Unter- 
brechung der  Destillation.  Bei  der  Darstell- 
ung von  Kalium  bildet  sich  diese  schwarze 
explosible  Verbindung  noch  leichter,  wodurch 
der  noch  höhere  Preis  desselben  veranlasst 
wird«  Bisher  betrugen  die  Kosten  für  die 
Herstellung  yon  1  kg  Natrium  ungefähr  llut^ 
nach  folgender  Berechnung: 

Abnutzung  der  Oefen,  Tiegel  etc.  5  30 

Verlust  an  Material       ....  2  70 

Arbeil 2  15 

Heizung 1  10 

Das  von  Castner  angegebene  Verfahren 
besteht  darin ,  dass  Natriumhydrat  mit  Koh- 
lenstoffeisen bei  einer  Temperatur  von  un- 
gefähr 823^  der  Destillation  unterworfen 
wird«  Das  Kohlenstoffeisen  wird  dadurch 
hergestellt,  dass  einer  gewogenen  Menge  ge- 
schmolzenen Pechs  die  entsprechende  Menge 
fein  gepulverten  Eisens  zugesetzt  wird.  Die 
abgekühlte  und  zerkleinerte  Masse  wird  in 
grossen  Tiegeln  erhitzt,  wobei  eine  Metall- 
asche entsteht,  deren  Zusammensetzung  von 
den  Mengenverhältnissen  der  Bestandtheile 
abhängig  ist.  Das  fein  vertheilte  Eisen  wird 
aus  Eisenoxyd  durch  Reduction  in  einem 
Strome  von  Kohlen oxyd  und  Wasserstoff  ge- 
wonnen. 

Zur  Ausführung  des  Verfahrens  wird  Na- 
triumhydrat vom  höchsten  Gehalt  an  NaHO 
mit  einer  abgewogenen ,  obiger  Formel  ent- 
sprechenden Menge  Kohlenstoffeisen,  „Car- 
bid''  genannt,  gemischt  und  in  Tiegel  ge- 
bracht, welche  aus  Qussstahl  hergestellt,  un- 
gefähr 5,6  kg  Natron  mit  der  entsprechen- 
den Menge  „Carbide"  fassen  können.  Die 
Tiegel  werden  nun  in  einen  Ofen  gebracht, 
der  ungefähr  30  Minuten  lang  bei  niedriger 
Temperatur  gehalten  wird,  während  welcher 
Zeit  die  Masse  schmilzt  und  unter  Auf- 
brausen eine  grosse  Menge  Wasserstoff  ent- 
weicht, während  „Carbid"  durch  seine  speci- 
fische  Schwere  in  dem  geschmolzenen  Natron 
sQspendirt  bleibt.  Nach  Ablauf  der  ange- 
gebenen Zeit  wird  der  Tiegel  mit  der  ruhigen 
Schmelze  emporgehoben  und  durch  einen 
Aufzug  in  die  Heizkammer  des  Hauptdestil- 
lirofens  gebracht.  Der  stets  in  dem  Ofen 
bleibende  Deckel  des  Tiegels  hat  einen  con- 
vezen  Rand,  weil  dieser  selbst  eine  Binne 
am  Bande  hat ,  in  welche  der  Band  hinein- 
passtj  etwas  Kalkpulver  in  der  Tiegelrinne 
soll  das  bessere  Schliessen  des  Deckels  ver- 


mitteln und  zugleich  nach  Beendigung   der 
Destillation  das  Abnehmen  erleichtem.  Vom 
Deckel   führt   ein   gebogenes  Bohr  in    den 
Condensationsapparat,  der  am  hinteren  £ixde 
eine  kleine  Oeffnung  für  den  gebildeten  Wsui- 
serstoff  hat  und  ausserdem  mit  einer  Stan^ 
versehen  ist,  durch  welche  eine  Verstopf ang^ 
im  Bohre  während  der  Destillation  verhindert 
werden  kann.    Nachdem  der  Tiegel  im  Ofen 
aufgestellt  ist,  zündet  man  den  vom  Conden- 
sationsapparate    entweichenden   Wasserstoff 
an  und  beobachtet  an  der  Flamme  selbst,  -wie 
weit  der  Process  im  Tiegel  vorgeschritten  ist. 
Das  zu  Anfang  der  Destillation,  die  bald  nach 
dem  Aufstellen  des  Tiegels  im  Ofen  beginnt, 
übergehende  Gas  ist,  wie  die  Analyse  ergeben 
hat ,  reiner  Wasserstoff.    Eine  Analyse  einer 
kurz  vor  der  Vollendung  der  Destillation  ent- 
nommenen Probe  ergab  95  pCt.  Wasserstoff 
und  5  pCt*  Kohlenozyd.     Die  Bildung  des 
letzteren  rührt  von  einem  kleinen,  empfeh- 
lenswerthen  Ueberschusse  an  Carbid  her,  der 
auch   die  Bildung  von  etwas  Natriumsuper- 
ozyd  im  Bückstande  veranlasst;  die  Menge 
des  gebildeten  Kohlenoxyds  ist  aber  so  ge- 
ring, dass  eine  Verbindung  desselben  mit  den 
Natriumdampfen  nicht  stattfindet,  die  Bild- 
ung der  schwarzen,   das  Leitungsrohr  ver- 
stopfenden Verbindung  also  vermieden  wird. 
Das  so  erhaltene  Natrium metall  ist  rein.  Bei 
der  Darstellung  von  Kalium   wird  etwas 
weniger  Carbid  genommen  zur  Vermeidung 
von  Kohlenozyd bildung  und  die  Destillatioa 
geht  glatt  vor  sich. 

Nach  Beendigung  der  Destillation  wird  der 
Inhalt  des  Tiegels  ausgegossen,  um  sofort 
einer  neuen  Beschickung  Platz  zu  machen. 
Die  durchschnittliche  Zusammensetzung  des 
Bückstandes  ist 

Natriumoarbonat  .  77  pCt. 
Natriumsuperozyd     2     „ 
Kohlenstoff     .     •     2     „ 
Eisen    ....  19     „ 

Das  durchschnittliehe  Gewicht  des  Bfiek- 
Standes  von  einer  Mischung  von  5|6  kg  Na- 
triumhydrat und  1,97  kg  Carbid  beträgt  un- 
gefähr 6  kg,  daraus  werden  nnn  4,85  kg 
wasserfreies  Natriumoarbonat  wiedergewon- 
nen, entspreehend  3,5  kg  Natrinmhydrai  von 
76pCt. 

Verfährt  man  bei  der  Darstellung  in  der 
angegebenen  Weise,  so  beträgt  die  Ausbeute 
von  5,6  kg  Natron  0,983  kg  Natrium ,  be- 


419 


rechnet :  0,963  kg,  Natriumcarbonatausbeate : 
4,851  kg,  berechnet :  4,944  kg. 

Im  Dnrehsehnitt  nimmt  eine  Destillation 
vngeAhr  1  */i  Stunden  in  Anspnich  und  so 
kann  man  im  Laufe  dieser  Zeit ,  da  der  Ofen 
f6r  drei  Tiegel  eingerichtet  ist,  3  X  5,6  kg, 
also  1 6,8  kg  Natriumhydrat  rerarbeiten  und 
2,79  kg  Natrium  und  14,5  kg  Natrinmcarbo- 
nat  gewinnen«  Der  Ofen  liefert  in  einem  Tage 
aus  268,7  kg  Natriamhjdrat  44,7  kg  Natrium 
und  232,8  kg  wasserfreie  Soda. 

Derselbe  wird  durch  Gas  von  einem  Wilson- 
eohen  Apparat  geheist. 

Der  Kostenanschlag  für  den  t&glichen  Be- 
trieb eines  Ofens  mit  der  oben  genannten 
Menge  Natriumhjdrat  und  „Carbid*'  ist: 

268,7  kg  Aetanatron  ...  71  — 

55,9  kg  Carbid      ....  6  40 

Arbeit 20  — 

Heizung 17  — 

Kosten  für  Umwandlung  von 
232,8  kg  Soda  in  Natrium- 
hydrat    20  — 

Summe  134     icT 
Für  177,2kg  wiedergewonne- 
nes Aetanatron  gehen  ab    •     46     40 

44,7  kg  Natrium  also  kosten     88     — 

1  kg  Natrium  kostet  also  nngefiUir  2  Ul^. 

Die  Abnutzung  der  Tiegel  und  des  Ofens 
ist  nach  den  bisher  gemachten  Erfahrungen 
unbedeutend;  man  kann  rechnen,  dass  200 
Operationen  mit  denselben  Geräthschaften 
ausgeführt  werden  können ;  dann  stellt  sich 
der  Verlust  für  beide  auf  ungefähr  45  ^.  für 
1  kg  Natrium,  das  ist  ungefthr  */i2  von  dem 
bei  dem  älteren  Verfahren  rerursachten. 

Die  Vortfaeile  des  Co^^ft^schen  Verftih- 
rens  bestehen  also  in  der  niedrigen  Tempera- 
tur bei  der  Destillation,  in  der  schnellen  Aus- 
ffifarung  der  Operation  und  in  dem  geringen 
Kosten  aufwände  für  G^räthschaften. 

In  Zukunft  wird  man  mit  noch  grösseren 
Tiegeln,  die  ungefähr  18,6  kg  Natriumhydrat 
fiwsen  können,  arbeiten. 

Kalium,  welches  bisher  nur  f8r  wissen- 
schaftliche Versuche  zu  dem  Preise  von  un- 
gefähr 160*4^  für  1  kg  gewonnen  wurde,  wird 
fast  eben  so  billig  als  das  Natrium  werden. 
Die  Anwendung  beider  Alkalimetalle  war  in 
Folge  des  hohen  Preises  bisher  beschränkt ; 
Natrium  wurde  zur  Herstellung  von  Alumi- 
nium, Magnesium,  Silicium  u.  s.w.,  wie  auch 


von  Amalgamen  benutzt.  Da  die  Verwendung 
des  so  ungemein  brauchbaren  Aluminiums 
noch  durch  die  kostspieligen  Darstellung^- 
y erfahren  beschränkt  wird  ,  so  wird  bekannt- 
lich schon  seit  Jahren  ron  einer  grossen  An- 
zahl Chemiker  ein  besseres  und  billigeres 
Verfahren  als  das  von  DeviUe  gesucht.  Auch 
diese  Aufgabe  wird  durch  das  Castner'ache 
Verfahren  gelöst,  indem  durch  die  billigere 
Gewinnung  von  Natrium  1  kg  Aluminium- 
metall jetzt  zu  einem  Preise  von  iifjf  ge- 
liefert werden  kann. 

Bekannt  ist,  dass  ein  geringer  Zusatz  ron 
Kaliumcarbonat  die  Destillation  von  Natrium- 
metall erleichtert  und  dass  hierbei  sieb  Legir- 
ungen  von  Kalium  und  Natrium  bilden,  von 
denen  einige  flüssig  waren  wie  Quecksilber; 
eine  derselben  blieb  bei  0  "  noch  flüssig, 
während  eine  andere  ein  niedrigeres  specifi- 
sches  Gewicht  als  Petroleum  hatte,  da  sie  auf 
demselben  schwamm. 

Gelegentlich  einer  weiteren  Besprechung 
des  Co^^ner'schen  Verfahrens  (J.  Ob.  J.  1887, 
247)  werden  ebenfalls  die  grossen  Vortheile 
desselben  für  dieAIum  iniumgewinnung 
hervorgehoben ,  besonders  weil  nach  der  An- 
sicht Weldon^B  die  Reduction  durch  Kohle 
bei  irgend  einer  Temperatur  unmöglich  er* 
scheint.  Von  dem  IT^ompson'schen  Verfahren, 
nach  welchem  die  Zersetzung  des  Natrium- 
salzes durch  geschmolzenes  Eisen  bewirkt 
wird,  hat  das  Castner^sche  bedeutende  Vor- 
züge; während  jenes  eine  sehr  hohe  Tem- 
peratur und  eine  besondere  Verkleidung  des 
Apparates  verlangt,  bleibt  bei  diesem  stets 
die  Temperatur  unter  1000  ^  und  der  Apparat 
ist  der  denkbar  einfachste. 

f  Zeitschrift  f.  d.  Chem.  Industrie, 


üeber  die  Verwendbarkeit  des 

Paraffins  als  Schaumbrecher 

bei  Destillationen. 

Von  Dr.  Hertnann  Kung. 

Die  Veranlassung  zu  den  Versueben,  über 
deren  Resultate  ich  im  Folgenden  referire, 
wurde  durch  eine  grössere  Reihe  von  Destil- 
lationen gegeben,  bei  welchen  es  sich  um  die 
Bestimmungen  des  als  Ammoniak  vorhande- 
nen Stickstoffs  neben  dem  Gesammtstickstoff 
handelte. 

Wie  bekannt,  darf  in  derartigen  Fällen  die 
Zersetzung  der  Ammoniaksalze  mit  Rücksicht 


42p 


^~»' 


4ef  jy4^li6qibil()mig  '»iMb/:4ie 
▼erhindert.     .,.    i  i ..,'  i^  :  -^  :o'' 

djbe  ,'Fgrfufap8<^icb«t>AH^.:|tfMzf9k.f^^ 
^Biegii(ib«df(QM.    -tot  v4«f  Aogirl  4B9D4«0n  f^ 

4:2.Qm.J8ftfl«94i|f<b«He/i^r.<iw48QaMi|t 

Paraffin  oder.«p]rM^:4«Ai^«i».4^ir  FJt|irfgk«it 


«^«««^l^WöJwH^^i.fii^ljtial^W  infit:S!ati:h»j»h. 
^^jSlah^r  ^i^  aii  /|^<i^,ein^u^ft^fj^i»tian  iRnr 
*itt»igi§e<i?i.Giaftgf^  d^iftfstUJ^tMwi  ^i^^ifm^ 

Ueberstetgen  disponiren.  rPieser  UeieUUivd 
macbt  sieb  darcb  die  in  agricultorcbemisoben  Kolbenwandung  anliegender  rFaiE^fifiiigäitel 
Laboratorien  fast  alltagUcbe  Wiederkehr  solr  von  1  bis-  2  om  Bvate  eiiteiebt,  in  desBen 
eher  Bestimmungen  noch  fühlbarer,  .    Centram  dai^n  die.Piüssigkei^  ruhig  und  ohne 

Die  Beobachtung  einer  siedenden  Flüssig- ,  jede«  <Schftamen  siedet, 
keit  von  bedeutender  Cohärenz ,  wie  sie  bei  Schliesslich  war  es  noch  nothwendig ,  die 
Destillationen  mit  Magnesia  etc.  enUteht,  er-  Gleichheit  der  Analysenresiiltate  bei  Gegen- 
giebt  zunächst,  dass  die  zur  Vermeidung  des,  ^art  und  Abwesenheit  von  Paraffin  durch 
Stossens  siedender  Flüssigkeiten  gewöhnlich  1  Zahlen  zu  belegen  5  dies  um  so  mehr,  aU  das 
in  Gebrauch  befindlichen  Hilfsmittel,  z.  B.  p^raffin  die  Eigenschaft  besitzt,  mit  den 
Platinspiralen ,  Glasstücke,  granulirtes  Zink  ,  Wasserdämpfbn  etwas  flüchtig  zu  sein.  Das- 
etc.,  keine  Abhilfe  erwarten  lassen,  weil  diese  ,  g^ibe  condensirt  sieb  dann  auf  der  vorgeleg- 
eben das  Schäumen  nicht  verhindern  kön-  ten  Säure  zu  einem  dünnen,  beim  Schütteln 
nen.  Hiemach  musste  das  Augenmerk  neben  i^icht  zertheilbaren  Häutchen. 
Beschränkung  des  Aufwallens  auf  thunlichste  ^^ehstehend  lasse  ich  daher  einige  der  in 
Unterdrückung  der  Blasenbildung  gerichtet   ^.^^^^  g,^^^   ^^^   ^^^  ^^^^  ^.^  gleichem 

^      •         ^  ,     ,   ,        .     T^.  ,    A I  Resultate  ausgeführten  Controlbestimmungen 

Ausgehend  van  der  bekannten  Eigenschaft   -  ,  i^v^     j      1  :  u*    xir      ^*   \. 

A       /.?.       ^t  3j       r»^i  folgen,  zu  welchen  das  leicht  volug  rein  er- 

der  fetten  Oele   und   des  Petroleums:    aus-   ,  ..fl|.  u  j        *   1       *  n-  •  ^  a^  *    1 

...      ^       .  .  ......  L  ..  ,         halthche   und    gut  krystallisirende    neutrale 

gleichend  auf  bewegte  Flussigkeitsspiegel  zu    .  .  1  t 

wirken ,  lag  es  nahe ,  nach  einem  diesen  ana- 

log  wirkenden  Körper  zu  suchen.    Da  der-  ,     v>uu«n^  ^  ^        __  ^^^^ 

selbe  jedoch  neben  Billigkeit  auch  die  Vor-  COONH^ 

theile  völliger  Indifferenz  gegen  chemische  »n  ausgesuchten  Krystallen  verwendet  wurde. 
Agentien  und  leichter  Keindarstellung  bezw.  Dasselbe  enthält  nach  vorstehender  Formel 
Obntrole  der  Reinheit  bieten,  und  ausserdem,  19,718  pCt.  N.  Das  aus  1,0g  des  Salzes  ent- 
wenn  mit  den  Wasserdämpfen  flöchtig,  ohne  bundene  Ammoniak  wurde  in  40  ccnk  einer 
Einfluss  auf  die  in  der  Vorlage  befindliche  titrirten  Schwefelsäure  aufgefangen,  welche 
eingestellte  Säure  (HCl  oder  H^SO^)  sein  19,70  g  SO3  im  Liter  enthielt  und  dann  der 
mu8«te,  so  war  von  den  beiden  letzterwähnten  Säurerest  mit  Barytwaaser  zurücktitrirt,  von 
Körpern  von  vornherein  Abstand  zu  nehmen,  welch  letzterem  68,90 ccm  zur  Neutralisation 
Dafür  wurde  in  dem  Paraffin  (Paraffinum  der  40  ccm  obiger  Säure  verbrancht  wurden, 
solid.)  ein  Mittel  gefunden ,  welches  um  so  Aus  diesen  Zahlen  berecbset  sich  der  in 
vollständiger  allen  den  aufgestellten  Beding-  Rechnung  zu  setzende  K-CoSfBcient  zu 
ungen  entspricht.    Ausser  seiuer  Indifferenz  0,004715. 

gegen  Alkalien  und  Säuren  sind  es  seine  I.  1,0  g  des  Salzes  in  200  ccm  WaM«r  ge- 
physikalischen Eigenschaften ,  die  es  für  den  ;  löst  und  mit  Natronlauge  ohne  Panifitt 
gedachten  Zweck  besonders  geeignet  machen.  |  destillirt,  gab  eine  Ammosiakmengo^  welche 
Bei  gewöhnlicher  Temperatur  fest  nnd  eine  41,90  ccm  BarTtwaseeir  entsprecAiende 
dooh  schon  unter  100^  schmelzend,  liefert  Menge  obiger  Schwefelsäure  neutraliiirte» 
es  ein  Liquidum,  welches  sich  ölartig  auf  woraus  sieh  der  StiekstoüQsebalt  des  Salzes 
wässerigen  Flüssigkeiten  ausbreitet  und  dann  zu  19,75ö  pCt.  berechnet.  Hteiiach  durfte 
in  vollkommener  Weise  durch  Verringerung  die  Zusammensetzung  des  Fonreiideteti  Salzet 


421 


wex4en<  .^■.,       .    '-     .  ..-^   •.  •  .    t:  -c    I-  vi>  ^ 
^  II.'  1$0«  d«849«lke«  Mit  Oalitalih^ol^ 

IH.  6^6^*15  des  'Srizie*^  lii  506  dctö  waiÄt 
gelöst  imtl  Von  dier  LÖ'Btrt^  l^ccm  ==ä'^l,ÜJ{ 
Bnbstmnft'nrrt  Cälcfinübydtoiytf'txn'd  Wta^ 
de«i»iirt,  Ägab:^' -       ^        ^*     "•'  - 

'41i85  ccm  BürytwÄBser  i  O;0Ö47i5.g  N  * 
*=*=  19,732  pCtN.  ■ 

IV.  lOO  ccm  derselben  Lösung  =  1,0  g 
Substanz  mit  aüfgeschlemmter Magnesia  und 
I^araffin  destillirt,  ergab : 

41,70  ccm  Barytwasser  k  0,004715  g  N 
=  19,661  pCt.  N. 

Wie  vorstehende  Zahlen  aeigen,  wird  daa 
Anaiysenresaltat  durch  die  Anwendung  von 
Paraffin  in  keiner  Weise  alterirt,  weshalb  ich 
auch  nicht  anstehe ,  letzteres  für  den  vorge- 
dachten Zweck  zu  empfehlen. 

Das  zu  den  Veraudien  angewendete  Paraf- 
fin ist  .das  gewöhnliche  Haadelsproduct,  wel- 
ches nach  meinen  bisherigen  Erfahrungen 
genügend  rein  ist ,  um  direet  ohne  vorherge- 
gangene Beinignng  verwendet  an  werden. 
Würde  dennoch  für  specielle  Zwecke  eine 
nochmalige  Reinigung  für  nöthig  erachtet, 
so  hat  dieselbe  in  der  Weise  zu  geschehen, 
daes  das  Handelsproduct  zunächst  mit  heisser 
verdünnter  Natronlauge  ausgcachöttelt  und 
nach  dem  völligen  Aussüsaen  mit  heiesem 
Wasser  in  analoger  Weise  mit  schwach  salz* 
sfiMrehaltigem  Wasser  behandelt  wird,  worauf 
alsdann  so  lange  mit  heissem  Wasser  auszu- 
waschen ist,  bis  das  Waschwasser  ohne  jede 
Einwirkung  auf  blaues  Lackmuspapier  oder 
SiLbemitrat  ist. 

Noch  sei  darauf  hingewiesen,  dass  man  so- 
wohl das  mit  den  Wasserd&mpfen  über- 
gehende, als  auch  das  im  Destillationskolben 
zurückbleibende  Paraffin  quantitativ  wieder 
gewinnen  kann.  Zu  dem  Zwecke  hat  man  nur 
sämmtliche  Destillationsrückstände  wie  De- 
stillate zu  sammeln  und  das  nach  dem  Er- 
kalten sieh  abscheidende  Paraffin  in  der  vor- 
stehend beeehriebenen  Art  für  weitere  Ver- 
wendung zu  reinigen.  Obwohl  die  Verwend- 
barkeit des  Paraffins  bisher  nur  für  den 
angeführten  Fall  näher  geprüft  wurde,  so 
glaubte  ich  doch  diese  kurze  Notiz  der  Ver- 


öfiaMtKohuBg  übevgelMD  2a.-diiifenY^*Qm  cW 
ViBBEahüen.  rauek  hki  -  iandeeen.;  '^aniüegev  ik^* 
betten^,  !w».8iidif^ckiietSchiismskeitBn:«d«i> 
bMeix^ aor . Fjräf ob|;  ksi« imiltfWyiLä i\  nasi  ni ii 


■i.il 


.•:  ri^T? 


.  Von  TÄ.  Turner.^        ... 

JipÄw^' sowie  t^J^o^^p^.di^'lllUte  f^fM^aUoi 
zu  bestimmen  gasnchii.  -Eine  Diskufsi^nidef 
verschiedenen  bisher  befolgten '  Methoden 
fuhrt  den  Ve^rf.  zu  folgenden  Sätzen : 

1.  Härte  und  Tenacität  sind  verschiedene 
physikalische  Eigenschaften. 

2.  Metboden  zur  quantitativen  Bestimm- 
ung der  Härte,  welche  auf  des  Erzeugung  an- 
sehnlicher Einschnitte  beruhen,  haben  fol- 
gende Naehtheile : 

a)  die  £esultate  werden  von  der  Tenacität 

des  Metalles  beeinflusst, 

b)  der  Plasticität  zufolge  ist  hierbei  aaeh 

die   Dauer   des  Versuchs  nicht  ohne 
Bedeutung, 

c)  spröde  Substanzen  werden  bei  starkem 

Drucke  zerbrochen. 

Sodann  werden  die  Skierometer  und  die 
Untersuchungen  von  FranB ,  Seebeck  und 
Pf  off  besprochen  und  besonders  des  letzteren 
Princip,  die  Härte  gleichzeitig  mit  auf  Grund 
der  Menge  des  innerhalb  gegebener  Zeit  ab- 
radirten  Materiales  zu  bestimmen,  anerkannt. 

Das  vom  Verf.  modificirte  Skierometer  hat 
folgende  Einrichtung:  Es  besteht  aus  einem 
durch  ein  starkes  Gegengewicht  balancirten, 
auf  Stahlschneiden  gehenden  Metallbalken, 
der  durch  eine  hinter  dem  Gegenwicht  an- 
gebrachte Schraube  aufs  genaueste  zu  equili- 
briren  und  dann  auf  eine  Belastung  von 
0,01  g  empfindlich  ist.  Eine  besondere  Vor- 
richtung ermöglicht  eine  Drehbarkeit  in  hori- 
zontalem Sinne.  Ein  am  Ende  des  Balkens 
vertikal  nach  abwärts  gerichteter  kömerähn- 
licher  Metallstab  führt  den  Diamant.  Der  Bal- 
ken ist  graduirt,  mit  einem  verschiebbaren  Ge- 
wichte versehen ;  die  Verschiebung  um  einen 
Theilstrich  entspricht  1  g  Belastung.  Es  sind 
noch  drei  weitere  mit  dem  Schieber  gleich- 
schwere Reservegewichte  vorhanden. 

Der  Versuch  wird  in  folgender  Weise  aus- 
geführt: Das  zu  untersuchende  Metall  wird 
mit  seiner  glatt  polirten  Oberfläche  in  eine 


422 


korizontale  Lage  dicht  anter  die  Diamant- 
spitze  gebracht,  sämmtliche  vier  Gewichte  in 
Fanetion  gesetzt,  die  Diatnantspitze  einmal 
hin  und  her  geführt  und  ein  sehr  deutlicher 
Ritz  bewirkt,  die  Gewichte  um  einen  Theil- 
strich  zurückgeschoben  und  parallel  zum 
ersten  ein  zweiter  kurzer  Ritz  auf  dem  Metall, 

T  

und  so  unter  gradweisem  Zurückschieben  Ritz 
neben  Ritz  erzeugt,  bis  die  Nadel  fast  kaum 
noch  einwirkt.  Betrachtet  man  nun  die  Me- 
tallfläche unter  gewisser  Beleuchtung,  so  dass 
sie  dunkel,  nicht  leuchtend  erscheint,  so 
stellen  sich  sämmtliche  Striche  als  feine, 
glänzende  Linien  dar;  blickt  man  aber  auf 
die  Metallfläche  bei  etwas  veränderter  Stell- 
ung, so  dass  sie  glänzt,  dann  stellen  sich  die 
Striche  als  dunkle  Linien  dar,  aber  es  sind 
nur  diejenigen  sichtbar,  mit  welchen  eine 
merkliehe  Abrasion  der  Metallmasse  durch 
die  Diamantspitze  beginnt;  zwischen  diesem 
Striche  nun  und  dem  nächstfolgenden,  jedoch 
bei  dieser  Beleuchtung  nicht  sichtbaren,  fand 
die  gesuchte  Einwirkung  statt.  Das  Experi- 
ment wird  wiederholt  mit  3,  2,  1  Gewicht 
Belastung,  wobei  naturlich  eine  entsprechende 
Verschiebang  der  Belastung  nach  dem  äusse- 
ren Ende  des  Balkens  stattfinden  muss.  In 
mehreren  Tabellen  theilt  der  Verf.  besonders 
an  Stahl-  und  Eisensorten  ausgeführte  Härte- 
bestimmungen mit  und  zeigt  an  verschiede- 
nen Beispielen,  dass  die  Dehnbarkeitsgrade 
mit  den  Härtegraden  durchaus  nicht  korre- 
spondirende  Zahlenreihen  liefern. 

Nach  Mohs'  Härteskala  ist  die  Härte  von 
Blei  =  IV2,  Zinn  ==  2,  Gold  =  2Vi  — 3, 
Silber  =  2  V2 — 3,  Kupfer  =  2»/«  —  3,  Platin 
SS  4 — 5,  Eisen  =  5. 

Chem.  CentK'Bl  18S7,  Nr.  33. 


hydratirter  Potasche 
ans  Schlempekohlenlaage. 

Von  Dr.  E,  Pfeiffer. 

Die  hjrdratirte  Potasche  unterscheidet  sich 
von  der  gewöhnlichen  calcinirten  durch  einen 
höheren  Procentgehalt  an  Kaliumcarbonat^ 
einen  wesentlich  geringeren  Gehalt  an 
Kaliumsnlfat ,  Chlorkalium  und  Natrium- 
carbonat  und  einen  Wassergehalt  von  15  bis 
17  pCt.  Man  gewinnt  (zusammen  circa 
4  pCt.)  die  hydratirte  Potasche  theils  aus 
amerikanischer  Perlasche,  theils  verarbeitet 
man  die  Sehlempekohlenlaugen  auf  raffinirte 
Potasche  und  erhält  bei  der  erstmaligen  Ab- 


dampfung circa  80  pCt.  Kalinmcarbonat: 
Die  Hydratirung  geschieht  am  besten-,  wenri 
man  in  einer  eisernen  P&nne  oirca  1  cbm 
Wasser  zum  Sieden .  erhitzt  und  darin  1000 
bis  1200  kg  obiger  80  proc.  Potasche  löat, 
diese  Lösung  sofort  auf  64  ^  B^.  eindampft 
und  dann  in.  Kxystallisationskisten  abtässt. 
Es  scheiden  sich  dabei  Kaliumsulfat,  Chlor- 
kalium und  Natriumcarbonat  fast  ganz  ans ; 
das  Kaliumcarbonat  bleibt  in.  Lösung  und 
giebt  beim  Calciniren  eine  Potasche  von 
93  bis  96pCt.  Gehalt.  —  Um  zu  hydratirter 
Potasche  zu  gelangen,  wird  die  obige  Lös- 
ung eingedampft,  bis  sie  eine  breiige  Be- 
schaffenheit annimmt  und  am  Boden  anzu- 
backen beginnt;  dann  wird  beständig  umge* 
krückt,  und  vornehmlich  der  Boden  mittelst 
eines  an  einem  Randeisen  befindlichen  Stahl- 
spatels rein  gehalten.  Sobald  die  Masse  die 
Neigung  zum  Zusammenfliessen  und  An- 
backen verliert,  werden  noch  175  bis  180  kg 
heisser,  frisch  calcinirter  Potasche  unter- 
gemischt, das  Ganze  mit  Schaufeln  thun- 
liehst  feingeklopft  und  dann  durch  eine 
mechanische  Vorrichtung  das  feine  von  dem 
gröberen  abgesiebt.  Ein  solches  Product  ent- 
hielt :  nach  dem  Verf.  79,06  pCt.  Kalium- 
carbonat, 1,03  pCt.  Natriumcarbonat,  2,ö3pCt. 
Chlorkalium,  0,23  pCt.  Kaliamsulfat,  17,15 
pCt.  Wasser.  Apotheker-Zeitung. 


Zur  Fabrikation  von  Potasche. 

Die  Chemiker -Zeitung  schreibt: 
„In  den  Tagesblättem  und  an  der  Magde- 
burger Börse  circulirten  vor  einigen  Tages 
Gerüchte  über  eine  von  den  Vereinigten 
chemischen  Fabriken  zu  Leopoldshall  er- 
fandene  wichtige  Neuerung  in  der  Potasche- 
feibrikation,  welche  eventuell  eine  weaentUche 
Umgestaltung  dieser  Industrie.zur  Folge  haben 
könnte.  Wie  uns  von  zuständiger  Seite  mit- 
getheilt  wird,  sind  die  Gerüchte  insofern 
nicht  unbegründet,  als  es  sich  um  ein  der 
genannten  Aotiengesellschaft  patentirtee  Ver- 
fahren bandelt,  das  im  Wesentlichen  eine 
Modification  des  B.  EngeTschwi  Ver&hrens 
ist.  Zu  einer  Lösung  von  Chlorkalium  wird 
Magnesia  gegeben  und  dann  Ammoniak  und 
Kohlensäure  eingeleitet,  wobei  sich  ein  Mag- 
nesiumkaliumcarbonat  bildet,  das  sich  aas- 
scheidet.  Durch  einfaches  Erhitsen  lerftllt 
dasselbe  in  Magnesia  und  Potasche. 

Das  EngeVsche  Verfahren ,  nach  welohem 


423 


die  nmunebr  eingegangene  Soci^t^  Anonyme 
du  earbonate  de  potaase  in  Stassfurt  Potaache 
fabriciren  wollte  und  welches  dem  Weldon' 
sehen  Sodaprocesse  analog  ist,  hat  sich  nach 
ausfShrlichen  Hittheilungen  Ton  Dr.  H,  Brecht 
nicht  bewährt,  da  die  Ansbente  an  Doppel- 
salz nur  gering  ist  und  die  Regenerirnng  der 
Magnesia  ans  dem  in  LÖsong  gehenden  Chlor 
magnesium  auf  Schwierigkeiten  stösst.  Es 
bleibt  abzuwarten,  ob  die  den  Vereinigten 
chemischen  Fabriken  zu  Leopoldshall  paten- 
tirte  Neuerung  des  Verfahrens  im  Grossbe- 
triebe befriedigende  Resultate  geben  wird.** 


Zur  KenntnisB  des  Emetineu 

Am  ScbluBs  einer  grösseren  Abhandlung 
über  Emetitt,  dessen  Reindarstellung  im 
Wesentliehen  nach  der  Ton  Podtoissodeky 
(siehe  Pharm.  Centralh.  21,8.  88)  angegebe- 
nen Methode  bewerkstelligt  wurde,  macht 
U.  Kimz  auf  die  sehr  interessante  Analogie 
im  Verhalten  Ton  Emetin  und  Chinin  (die 
Matterdrogen  entstammen  beide  der  Familie 
der  Rubiaceen)  aufmerksam,  indem  er  die  aus 
seinen  Untersuchungen  sich  ergebenden  Re- 
saltate  in  folgende  Sätze  zusammenfasst : 

a)  Das  Emetin  besitzt  die  Molekularformel 
C3Q  H^  Nj  O5  und  liefert  ein  Platindoppelsalz 
von  der  Zusammensetzung  C30H4QN2O5 . 2  H  Cl 
+  PtCl4. 

b)  Es  ist  demnach  eine  sweisänrige 
Base,  wie  das  Chinin,  und 

c)  ein  D  i  a  m  i  n  und  zwar  wie  das  Chinin 
ein  tertiäres  Di  am  in,  denn  es  liefert, 
nach  Addition  von  Methyl,  eine  Ammonium- 
base,    das    Methylemetoniumhydrat 

d)  Das  Emetin  ist  sehr  wahrscheinlich,  wie 
das  Chinin,  ein  Chinolinabkömmling. 

9*  ArMv  der  Pharmaeie. 


Neue  zusammengesetzte  Valerate. 

Die  Valeriansäure  hat  nach  B.  Rother 
(Amer.  Jonm.  of  Pharm.  IV.  1887)  die  Eigen- 
thümlichkeit,  sowohl  saure  als  basische  Salze 
sowie  auch  Doppelsalze  der  rerschiedensten 
Art  zu  bilden.  Das  krystallisirte  Ammonium- 
valerat  des  Handels  ist  ein  saures  Salz  der 
Valeriansäure.  Eother  behandelte  das  Salz, 
das  nach  seiner  Ansicht  die  Formel  (NH4) 
H2  (Vr^)  hat,  mit  Magnesium carbonat.  Er 
erhielt  hierbei  ein  Ammonium -Magnesium« 
▼alerat,  welchem  er  die  Formel  NH^Mg(Va3) 
beilegt.  (In  diesen  Formeln  bedeutet  Vag  das 
Aequivalent  der  Baldriansäure  C5Hj()02). 
Das  letztere  Salz  hat  einensfissen 
G-eschmack,  frei  Ton  Baldrian-Ge^ 
schmack  und  Ton  Bitterkeit.  Nur 
sein  Geruch  erinnert  noch  etwas  an  seine  Ab- 
stammung, es  kann  jedoch  damit  gearbeitet 
werden,  ohne  dass  Zimmer  und  Gerätbe  den 
unangenehmen  Geruch  der  Baldriansäure  an- 
nehmen. Das  Salz  ist  leicht  löslich  in  Wasser 
und  Alkohol  und  kann  durch  Abdampfen  der 
wässerigen  Lösung  als  krystallinische  Masse 
erhalten  werden. 

Wenn  Baldriansäure  mit  einem  lieber- 
schuss  von  Magnesiumcarbonat  behandelt 
wird,  so  erhält  man  Magnesiumvalerat,  ein 
Salz,  dass  sowohl  in  verdünnter,  als  auch  in 
concentrirter  Lösung  durch  die  Kohlensäure 
der  Luft  sich  zu  zersetzen  scheint,  denn  die 
Oberfläche  bedeckt  sich  mit  einerglänzenden 
Haut  von  Magnesiumcarbonat. 

Magnesiumvalerat  bildet  mit  Chininvalerat 
eine  DoppeWerbindung  von  grosser  Löslich- 
keit in  Wasser  und  in  Alkohol,  die  wässerige 
Lösung  ist  jedoch  nur  constant  bei  starker 
Concentration ,  bei  geringem  Alkoholzusatz 
wird  jedoch  durch  Wasser  kein  Cbininsalz 

ausgefl&llt.  _o« 

Pharm.  Joum,  Transact  1887,  669. 


Hlscellen. 


Zur  Harnstoffbestimmnxig. 

Mihu  empfiehlt  zur  Vermeidung  des  un- 
angenehmen Schäumens  des  Urins  während 
der  Zersetzung  des  HarnstoflPs  durch  Natrium- 
hypobromidi  so  dass  man  lange  Zeit  warten 
muss ,  ehe  man  das  Volumen  des  Stickstoffs 
ablesen  kann,  ein  kleines  Stuckchen  Talg  in 
die  Messröhre  zu  bringen,  wodurch  das  Schäu- 
men Töllig  vermieden  wird.  «. 

Jwm.  de  Pharm,  et  de  Chimie  1887,  I,  607. 


Die  Zusammensetzung  des 
Weinsprits. 

Von  Ch*  Ordonneau. 

Verf.  hat  3  Hectoliter  25jährigen  alten 
Cognacsprit  fractionirt  und  dabei  folgende 
Substanzen  pro  1  Hectoliter  gefunden : 

Aldehyd 3,0  gr. 

Essigäther 36,0  „ 

Acetal 35,0  „ 


424 


Normalpropylalkoliol      .     .       40,0  gr. 
Normalbutylalkohol  .     .     .     218,6  „ 

Aioylalkohol 83,8  „ 

Hexylalkohol 0,6  « 

Heptylalkohol 1|5  « 

'  Propion-,   Butter-,  Caproin- 

säureäther  etc.  ....         3,0  „ 

Oenanthäther 4,0  „ 

,  Basen)  Amine  .  .  .  .  .  4,0  „ 
Dagegen  enthalten  setfost  die  best  gereinig- 
ten, sogenannten  „neutralen' Alkohole  der 
Brennereien  keinen  normalen  Butylalkohol, 
sondern  Isobutylalkohol.  Verf.  hat  gefunden, 
dass  die  Entstehung  des  letzteren  auf  das 
Vergähren  mittels  Bierhefe  zurückzuführen 
ist  und  dass  dagegen,  wenn  die  Vergährung, 
z.  B.  der  Melasse,  mittelst  Weinhefe  vor- 
genommen wird,  ein  angenehm  riechender 
Branntwein  entsteht,  der  Normal- Butylalkohol 

cnthäh.  dt. 

Compt  rend,  102,  217. 


Alligator-  und  Erokodilöl. 

Es  wird  interessiren ,  dass  verschiedene 
Sorten  dieser  Oele.  jetzt  in  den  Handel  kom- 
men, hauptsächlich  für  die  Gerberei.  Das 
Alligator- Oel  ist  salbenförmig ,  halbflüssig, 
von  röthlicher  Farbe,  dem  specifischen  Ge- 
wicht 0,928  und  enthält  etwa  60  pCt.  Ölein, 
32  pCt.' Margarin  und  Stearin  1,50  freie  Oel- 
säure,  sowie  0)02  p.Ct.  Jod.  Krokodilöl  ist 
von  röthlicher  Farbe,  aber  flüssiger  als  das 
ersterQjauoh  ein  Gemisch  beider  Oele  soll  in 
den  Handel  kommen;  das  Kilo  dieser  Oele 
wird  zur  2eit  mit  1  Franc  bezahlt.  —  os— 
Pharm.  Jounu  Transacti  1887 i  S.  969. 


Farbenreaction  des  Stryohnins. 

Ch.'L.  Bloxatn  giebt  folgende  Farben - 
reactioh  für  Strychnin  an :  Das  Alkaloid  wird 
in  einem  Tropfen  verdünnter  Salpetersäure 
gelöst  und  schwach  erwärmt.'  In  die  warme 
Lösung' wird  eine  sehr  kleine  Meng»  Kalium- 
chlorat  gegeben ,  worauf  eine  scharlachrothe 
Farbe  eintritt.  'Ein  bis  zwei  Tropfen  Ammo- 
niak verändern  diese  in  eine  liraune  Farbe; 
verdunstet  man  zur  Trockne,  so  erhält  man 
einen  grünen  Bückstand,  der  sich  in  einem 
Tropfen  Wasser  mit  grüner  Farbe  löst;  durch 
Kalilauge  wird  die  Farbe  orange*braun,  dureh 
Salpetersäure  wieder  grün.  '  — os— 

Chem.  Drugg,  636, 1887. 


Constitution  des  Brucin«* 

Nach  Hansen  ist  ausser  dem  Chinolin  im 
Brucin  noch  ein  Diozymethylphenylpyridin 
enthalten;  sämmtliche  von  ihm  untersuchten 
Abbauproducte  des  Brucins  lieferten  bei  der 
Oxydation  eine  Verbindung  von  der.  Zu- 
sammensetzung C^g  Hjg  Ng  0^.  Demnach 
würde  also  im  Strychnin  ein  Phenylpyridin 
enthalten  sein.  ^^^j  ^^  ^Qg^^  ^^^ 


üntersachangen  über  das  CarvoL 

Goldschmidt  zieht  aus  den  von  ihm  dar- 
gestellten  Derivaten   des   Carvoxims  (einer 

Base  Carvylamin  Oxq^is  •  ^^2)  '^^^  ^^^ 
Carvolhydrochlorats  ( Hydrochlorcarvozim 
G10H15CINOH)  den  Schlnss,  dass  das  Carvol 
eine  ketonartige  Verbindung  und  als  Keto- 
dihydrocymol  Cg  H3  (CH3  .  H) O (Cg H^) 
aufettfassen  sei.  jj^j,  5^,  ^gg^^  ^^ß 


Ein  neues  Hydrat  des  Aetznatrons. 

Göttig  erhielt  ein  solches  von  der  Formel 
NaHO-|-2H20  aus  einer  Lösung  des  gewöhn- 
lichen Hydrats  in  hochprocentigem  Alkohol. 

Berl.  Ber,  1887,  533. 


Darstellmiff  snblimirter  Oxalafture. 

^^  •         •  -  »         • 

Von  H.  Hussenot. 

Eine  Qlimmerseheibe  mit  etwa  dO  Oeff- 
nungen  von  höchstens  1  mm  Weite  wird  in 
ein  Becherglai  ohne  Boden  von  Btw%  7  cm 
Durchmesser  und  gleicher  Höhe  eingekittet 
Aus  starkem  Papier  werden  nun  Scheiben 
geschnitten ,  welche  eine  Art  runden  Tisches 
mit  2  oder  3 .  Etagen  bilden ,  deseen  Beine 
in  das  cylinderförmige  Glas  eingezwängt  sind. 
Die  untere  Scheibe  hat  etwa  4  cm  Durch- 
messer und  befindet  sich  etwa  3  cm  über  der 
QBmmerscheibe ;  die  anderen  sind  von 
grösserem  Durehmessen  Der  Apparst*  wird 
in  eine  Platin-  oder  Kupferschale  gestellt 
und  über  massiger  Flamnfie  erwärmt.  Dann 
hebt  man  den  Qlascylinder,  der  mit  einem 
umgekehrten  Trichter  bedeckt  ist,  wirft  in 
die  Schale  etwas  umkiystallislrte  und  ge- 
trocknete Oxalsäure  und  lässt  dieselbe 
sublimiren.  ~^ag — 

MonH.  seientif.  1886,  584. 


425 


Oxydation    der    Salzsäure    unter 
dem  Einflüsse  des  Lichts. 

Von  X.  Bcuikelandt 

Chlorgas  nnd  Wasserttoffgas  vereinigen 
sieh  bekanntlich  im  direeten  Sonnenlicht 
unter  Detonation  zu  Chlorwasserstoff.  Um- 
gekehrt wird  ein  Qemisch  von  Chlorwasser- 
stoffgas  mit  Luft  im  Sonnenlicht  kräftig 
oxy dirt.  Auch  in  wässeriger  Lösung  wird 
Salzsäure  im  Sonnenlicht  zerlegt  und  Chlor 
abgeschieden.  Bedingung  ist  dabei,  dass 
Luft  im  Gefäss  vorhanden  sei;  das  Chlor  ist 
schon  durch  den  Qeruch,  überdies  aber  auch 
durch  das  aus  KJ  freiwerdende  J  erkennbar. 
Die  Zersetzung  findet  nicht  statt,  wenn  die 
Luft  im  Kolben  durch  Chlorwasserstoff  vorher 
verdrängt  worden  war.  — o^ — 

BuJL  acaä.  belg.  XI,  IH, 


Desinfectionsmittel    nach    neuen 

Methoden. 

Von  A,  W.  myih. 

Verf.  hat  die  Art  der  Wirkung  ver- 
schiedener desinficirender  Mittel  auf  Bacte- 
rium  termo ,  auf  die  Mikroorganismen  in  der 
Jauche  und  auf  Typhusexcrete  studirt ,  und 
kommt  dabei  zu  folgenden  Resultaten: 
1.  der  desinficirende  Werth  von  Phenol  und 
Kresol  ist  nahezu  gleich;  2.  Eisensulfat, 
selbst  in  starker  Lösung,  ist  als  Desinfections- 
mittel ffir  vorgedaehten  Zweck  unbrauchbar; 

3.  die  desinficirende  Wirkung  der  Amine  ist 
verschieden,  je  nachdem  der  Wasserstoff  im 
Ammoniak  durch  Methyl,  Aethyl,  Propyl 
oder  Hydrozyl  ersetzt  ist;  und  zwar  wirkt 
Methylamin  am  stärksten,  dann  folgen  Hy- 
drozylamin,  Aethylamin,  jE^ropylamin,  Ammo- 
niak. In  der  Pyridinreihe  wirken  Pyridin  und 
Parvolin   stärker   als  Picolin  und  Lutidin; 

4.  die  Desinfection  ist  um  so  vollständiger, 
je  länger  die  Einwirkung  eines  Giftes  dauert; 

5.  die  Desinfection  ist  vollständiger  bei  35 
bis  37  ^,  als  bei  gewöhnlicher  Temperatur. 

— ag--    Proceed.  22oy.  soc  XXXIX,  269. 


eine  Masse,  deren  wässerige  Lösung  mit 
Silbemitrat  deutliche  Chlorreaction  giebt. 
Die  Verunreinigung  betrug  in  2  Fällen 
0,00296  und  0,0674  pCt.  üeber  den  Ur- 
sprung dieser  Chlorate  ist  Verlässliches  noch 
nicht  bekannt.  —oQ— 

Archiv  Pharm.  XIII,  333.  ' 


Nachweis  von  Sulfiten    . 
neben  Thiosnl&t 

Täliers  giebt  unten  beschriebenes  Ver- 
fahren auf  Grund  nachstehender  Beobacfat- 
ungen  an.  Baryumchlorid  fallt  aus  Natrium- 
sulfit Baryumsulfit,  aus  Bisulfit  jedoch  eben- 
falls Baiyumsnlfit,  während  die  zweite  Hälfte 
Schwefligsäure  frei  wird.  Um  nun  in  einem 
Gemenge  von  Natriumthiosulfat  und  Sulfiten 
(Natriumsulfit  und  Natriumbisulfit)  die 
Schwefligsäure  nachzuweisen ,  wird  mit  Salz- 
säure genau  neutralisirt  (ein  Ueberschuss  an 
Salzsäure  ist  streng  zu  vermeiden)  und  mit 
Baryumchlorid  gefUlt.  Die  bei  Gegenwart  von 
Sulfiten  nunmehr  in  dem  Gemisch,  frei  vor- 
handene  Schwefligsäure  wird  nachgewiesen 
im  Filtrat  mittelst  Jodlösung  odei*  im  Destil- 
lat nach  beliebiger  Methode.  s. 
Jowm,  de  Pkarm,  ei  de  Chimte  1887,  I,  627. 


Gehalt   des   Salpeters   an   chlor- 

sanrem  Salz. 

Von  H,  Bech*rt8. 

Das  meiste  Kalium-  und  Natrinmnitrat 
des  Handels  enthält  Chlorat.  Nach  dem 
Schmelsen  und  Glfihen  erhält  man  nämlich 


Gtoheinunittel  und  Korpfoscherei. 

Von  der  Polizeibehörde  iuEerliaund  dem 
Ortsgesundheitsrathe  in  Karlsruhe  würden 
weitere  warnende  Bekanntmachungen  erlas- 
sen vor : 

1.  Karrer  -  Oallati  in  Glarus  beseitigt 
Trunksucht  „mit  und  ohne  Wissen''  durch 
übermässig  theuere  bezw.  gefährliche  Mittel. 
Für  12  «4^  erhält  man  eine  braune  und  eine 
weisse  Flüssigkeit;  die  erstere  ist  ein  wein- 
geistiger Enzianauszug,  die  zweite  eine  21/9- 
procentige  Lösung  von  Brechweinstein. 

2.  Die  Sanjcma-Compagny  in  Egham  in 
England  heilt  die  verschiedensten  Krank- 
heiten nach  einem  neu  erfundenen  „unfehl- 
baren'' Heilverfahren,  der  Sanj an a- Heil- 
methode. Die  Consaltationen  werden  ganz 
schablonenmässig  erledigt;  diese  sind  kosten- 
frei^ die  gelieferten  Mittel  aber  werden  enorm 
hoch  berechnet. 

8.  Die  FaJJeehber^Bohen  Trunksuchta- 
mi ttel  werden  zum  Preise  von  10 .4^  ver- 
kauft; man  erhält  eine  grössere  Blechbüchse 


426 


mit  etwa  300  g  Enzian wurzelpulver  und. eine 
kleinere  mit  75  g  Kalmuswurzelpulver. 

4.  0^0* scher  Lebens  Wecker;  das  daza 
gehörige  Oel  ist  ein  Gemisch  aus  einem  fetten 
Oele  nnd  Crotonöl. 

5.  Der  Wittwe  Dar,  Schmidt  in  Berlin 
),Heilmittel  gegen  A.u  gen  leiden**  ist 
eine  Abkochung  aromatisch- bitterer  Pflanzen- 
stoffe; Preis  V/^Jl,  Werth  25  4 

6.  Die  Wittwe  Sabine  FrUsche  in  Bossla 
a.  H.  vertreibt  ein  „Heilmittel  gegen 
Magenleiden,**  eine„Au  gen  salbe**  und 
zwei  verschiedene  „Blutreinigungsmit- 
tel;" alles  zusammen  für  2^I^Jl^  Werth 
kaum  35  ^  Die  Augensalbe  enthält  Queck- 
silberoxyd. 

7.  Des  Drogenhändlers  Äug,  Schöne  in 
Berlin  „Luft-Aether,  Heilmittel 
gegenKopfschmerzen**  ist  ein  Gemisch 
von  Essigäther,  spirituösem  Salmiakgeist  und 
Pfefferminzol.    Preis  50 /|. 


werden  geschmolzen  und  der  halb  erkalteten 
Masse 

Jodol  8  Theile 
gut  nntergerührt.  g. 


JodolwaohSy 

von  Williams  zum  Ausfüllen  carioser  Zähne 
empfohlen,  hat  folgende  Zusammensetzung : 

Paraffin      .     .  16  Theile, 
Walrat .     .     .15 
Wachs  (gelbes)  24 


» 


» 


XVI.  Generalversammlung 
des  Deutschen  Apothekervereins 

in  München 

am  ^0«  und  81.  Aagnst  1887. 

1.  Tag,  30.  August. 

Eröffnung  der  Generalversammlung  und  ge- 
scbäftliche  Verhandlungen. 

2.  Tag,  ai.  August. 
Wissenschaftliche  Vorträge: 

1.  Zum  104.  Geburtstage  von  Joharm  Andreas 

Buchner  —  Herr  Obermedicinalrath  Prüf. 
Dr.  L.  A.  BttcAn^r* München; 

2.  Die   Fortschritte    der   botanischen   WiRsen- 

schaften  and  ihr  Verhfiltniss  zur  Pharmacie 
—  Herr  Apotheker  0.  Schlickum-Winningen ; 

3.  Praktische  Mittheilungen   aus  dem  Labora- 

torium —  Herr  Apotheker  i2.  Herold-Bosen- 
heim; 

4.  üeber  die  im  Harn  yorkommenden  Eiweiss- 

arten,  deren  Nachweis  nebst  weiteren  Mit- 
theilungen zur  Analyse  des  Harns  —  Hen 
Dr.  L.  Friedländer 'BerUn; 

5.  lieber  die  neuesten  Erfolge  in  der  Morphin- 

bestimmung  —  Herr  Eugen  Dietrich' 
Helfenberg. 


•  X     ^\/  .  '-  /V/TV/ 


Offene  Correspondenz. 


H.  D.  m  M.  Wir  entsprechen  Ihrem  Wunsche 
und  yerOffentlichen  nachstehend  Ihre  Anfrage: 
„Vor  einiger  Zeit,  3  Monaten  ungeffibr,  bezog 
ich  von  der  Menescher  Import -Compagnie  in 
Frankfurt  a.  M.  eine  Sendung  von  30  Litern 
Menescher  Ausbruch,  in  Flaschen  abge- 
zogen, unter  der  Bedingung,  reinen,  unverfftlsch- 
ten  und  eo  ipso  auch  flaschenreifen  Wein  zu 
erhalten.  Jetzt  nun  stellt  sich  heraus,  dass  so- 
wohl die  in  der  Of&cin  aufgestellten  Flaschen, 
als  auch  die  im  Keller  —  einem  nebenbei  ge- 
sagt sehr  luftigen  und  ktlhlen  —  lagernden 
nochmals  gegohren,  sich  natQrlich  nolens  volens 
der  Stopfen  ientledi^t  und  das  „edle"  Nafis  ver- 
gossen haben,  wenigstens  der  im  Keller  lie- 
&ende  gr589te  Theil.  Hat  vielleicht  einer  der 
erren  (Tolleren  dieselbe  Erfahrung  mit  diesem 
Weine  eemadit?  Bin  ich  verpflichtet,  den  Wein 
zu  bezahlen?** 

Apoth,  Rm  in  L,  Die  Bestandtheile  der  Aoua 
Ferri  nervina  finden  Sie  in  der  Pharm.  Centralh., 
Jafafgang  1886  Seite  527,  angegeben,  die  Be- 
reitung derselben  ist  aber  wohl  nur  unter  6e« 
nutzung  eines  Mineralwasser-Apparates  mOglich. 


M«  &  G,  in  L«  Das  von  Duisburg  aus  unter 
dem  auffälligen  Namen  „Mercurius**  in  den 
Handel  gebrachte  Kesselstein  mittel  besteht  in 
der  Hauptsache  aus  kohlensaurem  Natron  und 
kieselsaurem  Natron  und  wird  zu  einem  den 
Werth  des  Mittels  weit  übersteigenden  Preise 
verkauft. 

Apoth.  0.  in  W,  Der  Preis  für  die  L($8ung 
der  von  den  „Leipziger  Blättern  fflr Nah- 
rungsmittel- H  j  g  ie  n  e"  ausgeschriebenen 
Preisfrage  beträgt  500  Jf,  Termin  fOr  die  Ein- 
sendung ist  1.  Juli  1889.  Es  soll  eine  Methode 
angegeben  werden,  mittelst  deren  man  bis' zu 
einem  halben  Procent  und  noch  weniger  (!) 
Kunstbutter  qualitativ  und  quantitativ  in 
Mischung  mit  Naturhutter  erkennen  und 
bestimmen  kann.  Die  LOsung  wird  nicht  leicht 
sein,  da  0,5 pCt.  und  noch  weniger  in  den  Ana- 
Ijrsenfehlern  liegen  dflrfte.  Vergessen  Sie,  wenn 
Sie  eine  Preisarbeit  einsenden  wollen,  nur  die 
Hauptsache  von  der  ganzen  Geechielite  ni^ht, 
nämlich  die  Abonnementsqnittungen  jener  Zeit- 
ung vom  1.  Januar  1887  bis  1.  Oktober  1889 
einzusenden. 


Verleger  und  verantwortlicher  Redacteur  Dr.  E«  CMssIer  in  Dresden. 

Im  Bnohhandel  dnreh  Jnllna  Sprinffer,  Berlin  N..  MonbUenpUls  8. 

Drttsk  d«r  KSalffl.  Heibaehdnieker«!  von  0.  OL  Meinhold  k  SOhae  In  ]h««d«a. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Heraasgegeben  von 

Dn  Hermann  Hager  und  Dn  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerttaff.  —  Abonnementspreis  durch  die  Post  oder  den  Buchhandel 

viertel  jährlich   2  Marl:.     Bei  Zusendung  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nummern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 

Anfragen,  Anftrftge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  6 eise  1er, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  5B  adressiren. 

M  35.      Berlin,  den  1.  September  1887.  ^Ai.  jaUaSg. 

Der  ganzen  Folge  ZXVIII.  Jahrgang. 

lobalti  caeMie  «14  PhArmAele:  Zar  Revision  der  Pharmacopoea  Germanica  edit.  II.  —  Ueber  Coniervlrung 
dnrch  Bortäare.  ~  Die  Haltbarkeii  der  Sablimatlöinngen.  —  Methyleocblorid  (OH2CI9)  all  Narkotikum.  ~  lieber 
den  Kelug*Jialt  von  Seifen  nnd  Verbaadesiaterialien.  —  Inhalt  der  Pnlveroblaten.  —  Literatur  und  Kritik.  — 
JliseelleBt  Milch -Conaervirnng.  —  X.  ordentliche  Gcneralyoraammlang  dea  Yerelna  analytlacher  Chemiker.  — - 

AHielg«B« 


Chemie  nnd  Ptaarmacle. 


Zur  Revision  der  Pharmacopoea 
Oermanica  edit  IL*) 

10.  Fortsetzung;  Tergl.  Jahrg.  28,  S.  212. 

Acidum  tartarioum.  Die  Prüfungsweise 
der  Weinsäure  ist  etwas  verftndert  bezw.  rer- 
schärft  worden :  ,,Die  wisserige  Lösung  der 
Säure  (1  sa  10)  werde  weder  durch  Calcinm- 
sulüat  noch  durch  Schwefelwasserstoffwasser 
verändert,  auch  nicht,  wenn  man  sie  nach 
Zusate  des  Schwefelwasserstafftoassers  mit 
Ammoniäküherschiehtet.  Durch  Barynmnitrat 
und  Ammoniumoxalat  darf  sie  nicJit  sofort 
verändert  werden." 

Adept  iuillui.  „Es  sei  weiss,  fast  geruch- 
los, von  gleichmässiger  weicher  Beschaffen- 
heit, bei  36  bis  42  0  (statt  38  bis  42  o)  zu 
einer  klaren,  farblosen  Flüssigkeit  schmelz- 
end.*'  —  Bei  der  Probe  auf  Säure  „darf  blaues 
Lackmuspapier  fast  nicht  verändert  wwden/' 
—  Die  Prüfung  auf  mineralisches  Fett  ist  in 
folgender  Weise  auszuführen:  Kocht  man 
2  Tfaeile  Schweineschmalz  mit  drei  Theilen 
Kalilauge  und  jfwei  Theilen  Weingeist,  bis 
sich  die  Mischung  klärt,  so  muss  dieselbe  hei 


*)  Nach  Archiv  der  Pharmacie. 


Zugabe  von  50  Theilen  Wasser. und  10  Theilen 
Weingeist  eine  Jdare  oder  nur  schwach  opcUi- 
sirende  Flüssigkeit  geben." 

Aether.  Das  zur  Schüttelprobe  zu  ver- 
wendende Wasser  soll  eine  Temperatur  von 
150  haben,  da  kälteres  Wasser  mehr,  wärmeres 
weniger  Aether  löst.  —  „Mit  dem  f^fzehn- 
fachen  Volumen  Wasser  gemischt  g^e  der 
Aether  eine  klare  Flüssigkeit";  diese  Probe 
ist  neu  hinzugefügt  und  zielt  auf  einen  Ge- 
halt an  Petroläther.  Schon  bei  einer  Ver- 
unreinigung mit  3  pCt.  Petroläther  verlangt 
der  Aether  das  30 fache  Volum  Wasser  zur 
klaren  Mischung.  —  „Vor  Licht  geschütet 
aufzubewahren.'*  (Vergl.  Pharm.  Centralh. 
26,  233.) 

Aether  aeeticui«  Die  Prüfung  des  Essig- 
äthers wird  dnrch  eine  Qeruchprobe  ergänzt: 
„Fliesspapier,  mä  dem  Essigäther  getränkt, 
darf  gegen  Ende  der  Verdunstung  keinen  Ge- 
ruch nach  fremden  Äetherarten  abgeben."  — 
Auch  beim  Essigäther  ist  die  Schüttelprobe 
mit  Wasser  von  15^  anzustellen. 

Codeinum.  Die  Angaben  über  das  Verhalten 
des  Codei'ns  in  der  Wärme  werden  vervollstän- 
digt: „Die  KrTvtalle  verwittern  in  der  Wärme. 
100  Theile  hinterlassen,  bei  100^  getrocknet, 


428 


94  Theüe;  dieses  wasserfreie  Codein  schmilzt 
bei  1550.  Höher  erhUet  verbrennt  das  Codetn 
ohne  Bückstand,*'  —  Zur  Sicherung  vor  einer 
groben  Verunreinigung  des  Codeins  mit  Mor- 
phin wird  folgende  Prüfung  Torgeschrieben : 
„Die  Lösung  eines  Körnchens  Kaliumferri' 
Cyanid  in  10  ccm  Wasser,  mit  1  Tropfen  Eisen- 
Chloridlösung  versetzt,  darf  durch  1  ccm  der 
müSäljssäureangesäuertenwässerigen  Codetn- 
lösung  (1  =  200)  nicht  sofort  blau  gefärbt 
werden/*  Die  vorstehende  Bestimmung  ge- 
stattet einen  Gehalt  an  Morphin  bis  zu  1  pCt. 

Coffeinum.    Nichts  verändert. 

CoUodiam.  An  der  Vorschrift  zur  Bereitung 
der  Collodiumwolle  ist  nichts  geändert,  da- 
gegen heisst  es  dann  weiter :  „Ein  Theil  dieser 
Collodiumwolle  wird  mit  sieben  TheilenW ein - 
f^eiBt  durcJrfeuchtet,  darauf  mit  zweiundvier eig 
Theilen  Aether  versetzt  und  wiederholt  ge- 
schüttelt ;  die  gewonnene  Lösung  wird  nach 
dem  Absetzen  Mar  abgegossen.**  Es  soll  so- 
nach ein  2procentigeB  (statt  4procentiges) 
Collodium,  wie  es  im  Handel  als  CoUodium 
duplex  vorkommt,  hergestellt  werden.  Die 
Durchfeuchtung  der  Collodiumwolle  mit  Wein- 
geist (vor  dem  Zusatz  von  Aether)  befördert 
die  Löslichkeit  derselben  in  Aether. 

CoUodinm  oantharidatnm.  „50  Theüe 
grobgepulverter  Canthariden  werden  im  Ver- 
drängungsapparate  oder  geeignetem  Extrac- 
tionsgefässe  mit  der  hinreichenden  Menge 
Aether  erschöpft ;  der  Klare  Auszug  wird  in 
gelinder  Wärme  zur  Syrupdiche  eingedampft 
und  mit  soviel  Collodium  vermischt,  dass  das 
Gesammtgewicht  50  Theile  beträgt.  Es  sei 
eine  olivengrüne,  sympdicke,  klare  Flüssig- 
keit von  schwach  saurer  Reaction,  in  dünnen 
u.  8.  w."  Die  Extraction  der  Canthariden 
durch  Maceration  ist  eine  sehr  unvollständige 
und  erfordert  unverhältnissmässig  viel  Aether, 
deshalb  wird  ein  abgeändertes  Eztractions- 
verfahren  vorgeschrieben.  Das  Canthariden- 
Collodinm  wird  in  Ph.  Qerm.  II.  irrthümlich 
als  eine  neutrale  Flüssigkeit  bezeichnet 

Collodium  elaationm.    Nichts  verändert. 

Eztraotnm  Fem  pomatnm.  Es  sollen 
Aepfel  verwendet  werden,  die  im  reifen  Zu- 
stande sauer  schmecken.  —  Der  aasgepresste 
Saft  soll,  mit  dem  Eisenpulver  gemischt, 
einen  bis  zwei  Tage  bei  Seite  gestellt  werden 
(wobei  sich  die  Hauptmasse  der  Säure  mit 
dem  Eisen  sättigt)  und  dann  erst  eine  kurze 
Erhitzung  im  Wasserbade  stattfinden.  —  Das 

Estract  aei  „f;on  8ü8Bem,  etsenarügem^  aber 


keineswegs  scharfem  Geschmacke";  die  Ge- 
schmacksprobe soll  das  Extract  ans  den  Vogel- 
beeren (Sorbus  Auenparia)  ausschliessen. 
dessen  Geschmack  ein  scharfer  ist. 

Ferriim  caxbonioum  laccharatam.  Die 
Eisenbestimmung  dieses  Präparats  soll  in 
folgender,  sehr  einfacher  und  sicherer  Weise 
ausgeführt  werden:  „0,56 g  werden  in  einer 
mit  Glasstopfen  verscMossenen  Flasche  in 
5  ccm  verdünnter  Schwefelsäure  in  der  Wärme 
klar  gelöst,  nach  völligem  Erkalten  mit  volu- 
metrischer  KalifMnpermangan€Ulösung  bis  zur 
vorübergehend  bleibenden  BöOiung  und  dann 
nacheingehretener  Entfärbung  mit  lg  Kalium- 
jodid versetzt.  Die  Mischung  wird  eine  Stunde 
in  gelinder  Wärme  hingestellt.  Es  müssen 
nach  Zusatz  von  Jodzinkstärkelösung  9,5  bis 
10  ccm  der  Zehntelnormal-Natriumthiosnlfst- 
losung  zur  Bindung  des  frei  gewordenen  Jods 
verbraucht  werden."  —  Im  Uebrigen  ist  an 
dem  Artikel  nichts  geändert  worden. 

Ferrum  jodatum.  Statt  das  Jod  nach  und 
nach  der  Mischung  aus  Eisen  und  Wasser  zu- 
zusetzen, soll  jetzt  umgekehrt  dctö  Eisen  nach 
und  nach  in  die  Mischung  aus  Jod  und  Wasser 
eingetragen  werden,  wodurch  ein  glatterer 
und  gleichmässigerer  Verlauf  der  Operation 
erzielt  wird. 

Ferrum  lactienm.  Die  Vorschrift  zur 
Prüfung  des  Salzes  auf  einen  Zuckergehalt 
hat  eine  etwas  veränderte  Fassung  erhalten, 
und  wird  dadurch  die  Probe  einfacher  und 
doch  sicherer.  „30  ccm  der  Lösung  (1  s  50), 
nach  Zusatz  von  3  ccm  verdünnter  Schwefel- 
säure einige  Minuten  gekocht  und  darauf  mit 
überschüssiger  Natronlauge  versetzt,  geben 
ein  Fütrat,  welches,  nach  Zusatz  von  0,1  g 
Käliumnatriumtartrat  mit  einigen  Dropfen 
Kupfersulfatlösung  (1 »  30)  erhitzt,  keinen 
rothen  Niederschlag  abscheiden  darf. 

Infaia.    Nichts  verändert. 

Inf otom  Sennae  compositim.  Die  Menge 
des  zur  Infusion  der  Sennesblätter  zu  ver- 
wendenden Wassers  ist  nm  10  Theile  ver- 
mehrt, so  dass  das  Gewicht  des  fertigen  Prä- 
parats fiJinfzig  Theile  beträgt.  —  „Nur  hei 
Bedarf  zu  bereiten.**  —  (Beiläufig  wird  be- 
merkt, dass  man  durch  einen  Zusats  ron  '/lo 
pCt.  Salicjlsäure,  zumal  im  Verein  mit  3  pCt. 
Weingeist  dem  Wiener  -  Trank  eine  wochen- 
lange  Haltbarkeit  sichern  kann ;  ein  solcher 
Zusatz  empfiehlt  sich  für  Geschälte,  in  denen 
der  Wiener -Trank  ein  oft  begehrter  Hand- 
▼erkaufsartikel  ist) 


429 


Jodoformioin.  „ mit  Wasser  ge- 
schüttelt liefere  es  ein  farbloses  Filtrat ,  wel- 
ches Q.  s.  m,"  Die  geforderte  Farblosigkeit 
des  mit  dem  Jodoform  geschüttelten  Wassers 
soll  einer  Verwechslang  resp.  VerfHIschnng 
mit  der  im  Aeosseren  sehr  ähnlichen  Pikrin- 
säare  Torbengen. 

Jodom.  Bei  der  Prüfung  des  Jods  auf  Cjan 
soll  die  Entfärbung  des  mit  dem  Jod  ge- 
schüttelten Wassers  mit  einigen  Tropfen 
Natriumthiosulfatlösung  (statt  Natriumsulfit- 
lösung) bewirkt  werden.  Bei  der  Prüfung  auf 
Chlor  bedarf  man  sur  Entfärbung  der  einen 
oder  anderen  Lösung  überhaupt  nicht,  da  die 
Entfärbung  schon  durch  das  überschüssige 
Ammoniak  bewirkt  wird.  —  „0,1J37  g  Jod 
mit  0^3  g  Kaliumjodid  in  30  com  Wasser  ge- 
löst und  mit  Stärkelösang  vermischt,  müssen 
9j85  bis  lOyO com  Zehntelnormal- Natrium- 
thiosulfatlösung 2sur  Entfärbung  gebrauchen." 
Die  Zahlenverhältnisse  sind  deshalb  abgeän- 
dert worden,  weil,  wenn  man  0,127  g  Jod  zur 
titrimetrischen  Bestimmung  verwendet,  die 
Zahl  der  verbrauchten  Cubikcentimeter  Na- 
triumthiosnlfats  den  Procentgehalt  an  reinem 
Jod  durch  Multiplication  mit  10  direct  anzeigt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


üeber 
Conservirung  durch  BorBäure. 

In  der  Berliner  medicinischen  Gesellschaft 
hielt  am  27.  Juli  1887  Prof.  Dr.  0.  Lieb- 
reich einen  Vortrag  über  das  obengenannte 
Thema,  dem  wir  Folgendes  entnehmen : 

Die  Frage,  ob  der  längere  Gebrauch  der 
Borsäure  dem  menschlichen  Organismus 
schädlich  sein  könne,  hat  eine  besondere  Be- 
deutung, weil  es  sich  darum  handelt,  eines 
unserer  wichtigsten  Nahrungsmittel ,  die  See- 
fische, für  einen  weiteren  Kreis  von  Consu- 
menten  zugänglich  zu  machen,  als  es  bisher 
leider  der  Fall  sein  konnte. 

Die  Durchführung  solcher  Metboden,  welche 
zur  Conservirung  von  Nahrungsmitteln  oder 
als  Ersatz  derselben  dienen,  ist  heut  zu  Tage 
um  Vieles  erscbwerter,  als  es  früher  der  Fall 
war.  —  Wer  hätte  die  Einführung  von  Pökel- 
fleisch, Raachfleisch  oder  dergleichen  Dingen 
von  einer  chemischen  oder  pharmakologischen 
Untersuchung  abhängig  gemacht!  Beim 
Pökeln  des  Fleisches  werden  beträchtliche 
Quantitäten  Salpeter  verbraneht,  von  welchem 


ein  nicht  unbeträchtlicher  Bruch theil  in  den 
Körper  des  Consumenten  gelangt.  —  Wir 
kennen  die  schädlichen  Wirkungen  dieser 
Substanz,  aber  die  Quantitäten,  welche  dem 
Organismus  einverleibt  werden,  liegen  so  weit 
unterhalb  der  toxikologischen  Grenzen ,  dass 
die  eventuelle  Giftigkeit  nicht  in  Betracht 
kommt.  —  Der  Gennss  von  Kohlenoxyd  fleisch 
sogar  ist  von  keiner  schädlichen  Wirkung 
begleitet,  wie  es  in  einer  aus  dem  hiesigen 
pharmakologischen  Institut  hervorgegangenen 
Dissertation  nachgewiesen  ist,  und  doch  wissen 
wir,  welchen  schrecklichen  Einfluss  dieses 
Gift  eingeathmet  auf  den  lebenden  Organis- 
mus ausüben  kann.  Die  Annahme  ist  wohl 
nicht  übertrieben,  dass,  wenn  heute  Pökel- 
fleisch und  Bauchfleisch  eingeführt  werden 
sollten,  sich  eine  nicht  geringe  wissenschaft- 
liche Agitation  gegen  die  Zulässigkeit  des- 
selben bemerkbar  machen  würde.  —  Das 
Uebergewicht  der  praktischen  Erfahrung  für 
die  Nützlichkeit  und  Gefahrlosigkeit  der 
Pökelconserven  würde  jetzt  jede  Discnssion 
überflüssig  machen. 

Wie  fast  bei  allen  in  der  Therapie  ge- 
brauchten Substanzen  ist  im  Laufe  der  Zeit 
auch  über  die  Boraxwirkung  ein  Wechsel  der 
Anschauungen  zu  erkennen.  Leider  und 
merkwürdiger  Weise  haben  sich  die  irrigsten 
Vorurtheile  bis  auf  den  heutigen  Tag  er- 
halten. —  Von  vornherein  möchte  ich  be- 
merken, dass,  wenn  man  von  der  Wirkung 
des  Borax  spricht,  dieselbe  natnrgemäss  iden- 
tisch sein  muss,  wenigstens  der  inneren  An- 
wendung nach ,  mit  der  Borsäure.  —  Diese 
ist  kaum  als  eine  Säure  zu  betrachten.  — 
Jedenfalls  aber  als  eine  der  schwächsten  in 
Bezug  auf'den  menschlichen  Organismus. 

Prof.  2/.  fährte  dann  die  verschiedenen 
Ansichten  über  die  Wirkung  de%  Borax  an, 
und  kam  zu  folgenden  Schlüssen : 

„Blicken  wir  auf  das,  was  wir  vom  Borax 
wissen,  zurück,  so  ergiebt  sich  dessen  Un- 
schädlichkeit in  kleinen  und  grossen  Dosen 
und  dessen  Nützlichkeit  als  verdünnend  harn- 
treibendes Mittel  in  relativ  grossen  Dosen. '^ 

Bei  dem  Verfahren  der  Conservirung  von 
Seefischen  mit  Borsäure  handelt  es  sich  um 
eine  Combination  einer  schwachen  Borsäure- 
lösung, welche  allein  nicht  im  Stande  ist,  zur 
Conservirung  zu  dienen,  mit  der  Wirkung 
eines  Druckes  von  circa  6  Atmosphären. 
Nach  diesem  Verfahren  präparirte  Fische, 
welche  mehrere  Wochen  im  Berliner  Aqua- 


430 


riam  gelegen  hatten,  bat  Prof.  L.  untersucht 
und  sie  in  Yortrefflichem  Zustande  gefunden. 
—  Die  Fische  werden  auf  dem  offenen  Meer 
sofort  nach  dem  Einfangen  in  eiserne  Tonnen 
Yerpackt,  welche  die  Conserveflussigkeit  ent- 
halten. Nachdem  die  Tonne  fest  yerschlossen 
ist,  wird  mittelst  einer  Handdruckpumpe 
durch  eine  kleine  Ventilöffhung  Flüssigkeit 
nachgepumpt  und  der  Inhalt  der  Tonne  zu* 
gleich  unter  den  nöthigen  Druck  gebracht. 
Sobald  das  Manometer  den  richtigen  Druck 
von  6  Atmosphären  anzeigt,  wird  auch  die 
Ventilöfinung  der  Tonne  geschlossen. 

Durch  diese  Methode  wird  es  möglich, 
einer  Bevölkerung,  die  ihr  ganzes  Leben 
hindurch  keine  Seefische  zu  sehen  bekommt, 
den  Genuss  derselben  zu  verschaffen.  Die 
Qualität  der  Fische  mag  etwas  härter  als  die 
der  Eisfische  sein,  aber  sie  ist  ausgezeichnet 
an  Frische.  Eisfische  lassen  sich  übrigens 
nicht  beliebig  conserviren  und  müssen  von 
den  Consumenten  schnell  verbraucht  werden. 
Die  conservirten  Fische  können  nach  Bedarf 
aus  kleinen  oder  grossen  eisernen  Qefässen 
entnommen  werden.  —  Sind  die  Fische  aus 
den  Fässern  entleert,  so  halten  sich  dieselben 
nur  noch  einige  Tage  in  unzersetztem  Zu- 
Stande,  ein  Beweis,  dass  die  Borsäure  allein 
zur  Conservirnng  nicht  ausreicht! 

Nach  einer  Analyse  von  Stein  bleiben  pro 
Kilo  circa  2  g  Borsäure  im  Fischfleisch,  welche 
aber  beim  Kochen  zn  V^  wieder  herausge- 
nommen werden.  Die  Menge  von  Borsäure, 
welche  selbst  mit  einer  sehr  reichlichen  Mahl- 
zeit von  diesen' Fischen  in  den  Körper  ge- 
langt, wird,  eine  Einfuhr  von  selbst  500  g 
Fischfleisch  angenommen ,  nur  1/4  bis  V^  g 
betragen ,  da  1/2  bis  '/4  g  in  das  Kochwasser 
übergehen  und  abgegossen  werden.  Selbst 
bei  täglichem  Genuss  wird  eine  so  kleine 
Dose  keine  schädliche  Einwirkung  ausüben 
können. 

In  Betreff  der  Conserven  theilt  Prof.  L, 
den  Standpunkt,  welchen  J,  Munk  vertritt: 
,idas8  nämlich  eine  chemische  Substanz  zur 
Conservirnng  nur  dann  zulässig  ist,  wenn 
sichere  Beweise  vorliegen,  dass  dieselbe  weder 
an  sich,  noch  in  den  Mengen,  in  welchen  sie 
mit  den  Conserven  aufgenommen  wird,  schäd- 
lich ist,  also  das  Allgemeinbefinden  nicht 
•tdrt,  dass  sie  die  Verdauung  und  Ausnützung 
der  Nährstoffe  nicht  beeinträchtigt,  und  dass 
sie  endlich  bei  länger  fortgesetztem  Genuss 
keine  gesundheitsschädliche  Wirkung  aus- 


übt. Es  war  diesem  Grundsätze  folgend 
nur  noch  zu  constatiren,  dass  die  Ausnutzung 
als  Nahrungsmittel  der  mit  Borsäure  conser- 
virten Fische  durch  die  beschriebene  Methode 
nicht  beeinträchtigt  würde. 

Die  nach  dieser  Richtung  angestellten  Ver- 
suche geben  einen  sicheren  Anhalt,  dass  dies 
nicht  der  Fall  ist. 

Bei  dem  Borax  hat  sich  bisher  nur  gezeigt 
durch  die  Angaben  von  Ornber,  dass  beim 
Hunde  durch  sehr  grosse  Gaben,  10  g  pro 
Tag,  eine  Verminderung  der  Ausnutzung  der 
Nährstoffe  im  Darm  und  eine  vermehrte  Diu- 
rese  eintritt,  bei  Menschen  wollen  Forster 
und  SchlenJcer  schon  nach  1  bis  3  g  Borsäure 
pro  Tag  eine  verringerte  Ausnutzung  der 
Nahrung  im  Darm  gesehen  haben,  allein  diese 
Verringerung  ist  relativ.  Der  absolute 
Nährverlust  von  Nährstoffen  durch  den  Darm 
ist  ganz  geringfügig  und  kommt  gegen- 
über dem  thatsächlich  zur  Besorption 
gelangten  Ei  weiss  kaum  in  Betracht. 

Es  handelt  sich  aber  nicht  um  grosse 
Dosen  Borsäure,  sondern  um  noch  viel 
kleinere  als  in  den  Versuchen  von  Forster 
und  Schlenker  und  dürfte  daher  hier  der  ge- 
ringe Eiweissverlust  vollkommen  in  Weg&II 
kommen. 

Prof.  L.  hofft,  dass  durch  die  Kenntniss 
von  der  Unschädlichkeit  der  Borsäure  die  An- 
wendung der  Methode  der  norwegischen  Fisch- 
conservirung  eine  weite  Verbreitung  finde 
und  durch  ungerechtfertigte  Vorurtheile  auch 
seitens  mancher  Aerzte  ein  so  nützliches  Ver- 
fahren  dem  Publikum  nicht  länger  vorent- 
halten werde. 

Berl,  Klin,  Wochenschr.  1887,  Nr.  B3. 


Die 

der  SublimatlösimgeiL 

Von  Victor  Meyer. 

Lösungen  von  Sublimat  in  deBtillirtem 
Wasser  erleiden  nach  36tägigem  Stehen,  ob- 
gleich sie  einen  geringen  weissen  Nieder- 
schlag absondern,  einen  nennenswertben 
Verlust  an  HgC]2  nicht,  gleichgültig  ob  sie 
in  offenen,  leicht  bedeckten  oder  gut  ver- 
schlossenen Gefässen  aufbewahrt  werden. 
Lösungen  von  HgCl^  in  Göttinger  Leitungs- 
wasser, noch  mehr  aber  in  schlechtem 
Brunnenwasser  oder  Teichwasser,  scheiden 
bei  längerem  Stehen  (38  Tage)  beträchtliche 
Mengen  des  Salzes  aus,  am  meisten  in  offenen, 


431 


weniger  in  leicht  mit  Filtrirpapier  ver> 
bundeiseii ,  am  wenigsten  ki  gnt  verkorkten 
Gefässen.  Durch  Zusatz  einer  4tm  HgO)^ 
gleichen  Menge  yon  Kochealzwird  im  letzten 
Falle,  also  bei  gnt  Terkorfetem  Geffiese  wenig 
geändert,  die  Ansscheidnngsmenge  bleibt 
nahezu  dieselbe.  Bei  ofifenen  und  lose  ver- 
schlossenen Gefässen  wirkt  der  Kochsalz- 
zDsatz  dagegen  entfehieden  conservirend 
Aach  durch  Vermehrung  des  Kochsalzzusatzes 
wurde  in  nur  mit  Filtrirpapier  verbundenen 
Gefässen  die  HgCl^- Ausscheidung  zwar  ver- 
ringert, aber  fand  doch  noch  in  merklichem 
Maasse  statt.  Versuche  mit  gr&sserem  ClNa- 
Zosatz  bei  gut  verkorkten  Gefässen  werden 
noch  angestellt  werden.  (Vergl.  auch  den 
Artikel:  Sublimat-Koch salzpastillen  in  Nr.  10 
dieses  Jahrganges  der  Pharm.  Centralhalle. 
D.  Bed.) 

Therap.  Monatek.  1687,  Heft  8,  S.  3t4, 


3.  Das  reine  Methylenehlerid  bewirkt  dt« 
Narkose' ebenso  sebn^li  und  ebenso  tief  als' 
beide  t)bengenannten  Präparate,  iat  aber  in 
seiner  Wirkung  nicht  ganz  so. nachhaltig. 

4.  Di*  Wirktang  des  röineo  Methylen- 
Chlorids  tfuf  Circülätlon  ifnd  Reöpiratibn  hi 
Wi  Weitem  nicht  so  gefährlich ,  wie  dfe  der 
änderen  beiden  Präparate. 


Methylenohlorid  (CE^Cl^y 
als  Narkotikum. 

lo  der  Deutsch.  Med.-Zeit.  1887,  S.  749 
zeigen  Dr.  Eichholz  und  Prof.  GetUher  auf 
Grand  von  Analysen,  dass  das  Methylen- 
chlorid des  Handels  auch  nicht  annähernd 
reines  Methylenchlorid  sei,  sondern  das  eng- 
lische Präparat  „Methylene^  ein  Gemisch 
?on  1  Th.  Methylalkohol  und  3,5  Th.  Chloro- 
form (dies  wurde  übrigens  schon  von  M.  C. 
Traub  Ph.  C.  23«  401  nachgewiesen)  sei, 
während  drei  deutsche  Präparate  aus  je  1  Th. 
Methylenchlorid  und  4  Th.  Chloroform  be- 
standen. 100  g  käufliches  Methylenchlorid 
kosten  auch  nur  SufT  50  ^m  während  100  g 
chemisch  reines  Methylencblorid  bis  vor 
Kurzem  25.4^  kosteten.  Die  Verf.  stellten 
Versuche  mit  chemisch  reinem  Methylen- 
Chlorid  an ,  welches  die  Farbfabriken  vorm. 
Fr,  Beyer  d;  Co,  in  Elberfeld  jetzt  zu  einem 
sehr  billigen  Preise  in  den  Handel  bringen 
und  fanden,  dass  dasselbe  sowohl  in  reinem 
Zustande  als  gemischt  mit  Chloroform  als 
Anästhetikum  viele  Vorzüge  besitzt.  Die 
Ergebnisse  der  Untersuchungen  werden  in 
folgenden  Sätzen  zusammengefasst : 

1.  Das  bisher  als  Mefthyleneblorid  ver- 
kaufte Präparat  ist  eine  Mischung  von  Chloro- 
form und  Methylalkohol. 

2.  Diese  Chloroformmethylalkoholmisch- 
ung ist  dem  reinen  Chloroform  zur  Erzeugung 
von  Narkosen  vorzuziehen. 


Ueber  den  Eeimgehalt  von  Seifen 
und  Verbandsmaterialien. 

Von  V.  "EiseUberg. 

Auf  Anregung  von  Bülroth  hat  E,  es  unter- 
nommen, die  Seifen  und  Verbandmaterialien, 
wie  sie  in  der  Klinik  benutzt  wurden,  auf 
ihre  Reinheit  an  ßacterien  zu  untersuchen. 
£r  verfuhr  dabei  in  der  gewohnten  Weise, 
dass  er  kleine  Theile  von  den  Untersuchung»- 
objecten  mit  den  nöthigen  Cauteleu  in  Nähr- 
gelatine- oder  Agar-Agar- Eprouvetten  brachte 
und  bei  geeigneter  Temperatur  im  Brutofen 
die  eventuelle  Entwickelung  der  Bakterien 
beobachtete.  Eine  genauere  Feststellung  der 
Art  der  Pilze  schien  E,  nicht  nöthig,  da  der 
Nachweis  von  Bacterien  allein  schon  genügt, 
um  zu  zeigen,  dass  eine  Infection  durch  die 
untersuchten  Materialien  möglich  ist.  Die 
erhaltenen,  sehr  bemerkenswerthen  Resultate 
sind  kurz  folgende : 

Unter  den  Seifen  erwiesen  sich  Glycerin-, 
Mandel-  und  JTtma'sche  Sublimatseife  (Ph, 
Centralh.  27,  58)  in  ihrem  Centrum  stets 
absolut  keimfrei,  dagegen  ergaben  Schmier* 
seifen  und  ganz  besonders  Kernseifen  zu 
wiederholten  Malen  Entwickelung  von  Pilz- 
colonien. 

Seifenproben  von  der  Oberfläche  der 
Stucke,  so  wie  sie  im  Operationssaal  im  Ge- 
brauch waren,  ergaben  meist  negative  Resul- 
tate; einige  Male  aber  zeigten  sich  doch 
Pilzcolonien ,  so  einmal  auch  Colonien  von 
Staphylococcus  pyogenes  aureus.  Es  Hess 
sich  constatiren ,  dass  das  betreffende  Seifen- 
stück vordem  zum  Abwaschen  eines  kurz  vor- 
her spontan  aufgebrochenen  Panaritiums  ge- 
dient hatte. 

Hatte  die  Kernseife  wShrend  i/a  Stunde  in 
einer  Iprom.  Sublimatlösung  gelegen,  so  er- 
wies sich  die  Oberflftche  als  vollständig  keim- 
frei. 

Die  in  der  Gkburtsbülfe  oft  benutzte  Man- 
delkleie  zeigte  sich  stets  als  sehr  unrein; 


432 


durch  Erhitzen  auf  100  <)  während  einer  halben 
Stunde  ward  sie  vollständig  sterilisirt. 

Sehr  wichtig  sind,  die  Ergebnisse  der  Unter- 
suchung der  gewöhnlichen  hydrophilen 
Gaze,  da  sie  einen  Uauptbestandtheil  des 
Verbandes  bildet  und  zur  Bereitung  der  Jo- 
doformgaze u.  s.  w.  dient.  Es  zeigte  sich, 
dass  sich  selbst  von  Stücken,  die  der  Mitte 
der  direct  vom  Lieferanten  gebrachten  Gaze- 
ballen entnommen  waren,  unter  40mal  30mal 
reichliche  Colonien  entwickelten ;  noch  be- 
deutend schlechtere  Resultate  aber  ergaben 
Untersuchungen  der  im  Operationssaal  und 
in  den  Krankenräumen  vorräthigen  Gaze,  in 
welcher  sich  wiederum  unter  zahlreichen  an- 
deren Pilzsorten  auch  verschiedene  Eiter- 
coccen  nachweisen  Hessen. 

Die  sterilisirte  Subiimatgaze,  wie  sie  in  der 
BiUroth' sehen  Klinik  anstatt  der  Schwämme 
bei  Laparotomien  benutzt  wird,  erwies  sich 
als  vollständig  keimfrei ,  dagegen  zeigte  sieh 
die  auf  gewöhnliche  Weise  durch  Verdunsten 
von  alkoholisch-ätherischer  Lösung  von  Jodo- 
form frisch  dargestellte  Jodoformgaze  unter 
47mal  17mal  verunreinigt,  die  aus  den  Be- 
hältern des  Operationssaales  entnommene 
ergab  unter  32mal  20mal  Culturentwickelung. 
Im  Gegensatz  hierzu  wurde  die  Carbolgaze, 
sowie,  was  besonders  wichtig  ist,  die  Jodo- 
formgaze, welche  durch  Einreiben  von  Jodo- 
formpulver in  Carbolgaze  dargestellt  war, 
desgleichen  die  so  bereitete  Jodoformtannin- 
gaze  stets  als  vollständig  steril  gefunden. 

Dea  Weiteren  wurden  in  derselben  Weise 
Jodoformdochte ,  JSnms'sche  Verbandwatte, 
Penghawar  Djambi,  gewöhnliche  Watte^  Ca- 
licot,  Pressschwamm,  Tupelo,  Laminaria 
untersucht.  Alle  erwiesen  sich  als  nicht  keim- 
frei ,  bei  allen  aber  gelang  es ,  sie  durch  Er- 
hitzen im  Koch'Bchen  Trockensterilisations- 
apparat  vollständig  pilzfrei  zu  machen.  Die 
drei  letzten  Stoffe  hatten  allerdings  dadurch 
etwas  von  ihrer  Quellungsfähigkeit  eingebüsst. 

Zum  Schluss  seiner  Arbeit  zieht  £.  aus 
seinen  Untersuchungen  die  praktischen,  sehr 
zu  beherzigenden  Folgerungen:  Mandel-, 
Glycerin-,  Sublimatseife  können  in  der  Regel 
als  keimfrei  ohne  Weiteres  benutzt  werden ; 
bei  Kernseife  wird  man  im  Ganzen  gut  thun, 
sie  vor  dem  Gebrauch  1/4  bis  Va  Stunde  in 
Iprom.  Sublimatlösung  zu  legen.  Die  hydro- 
phile Gaze  muss  vor  dem  Gebrauch,  des- 
gleichen stets  vor  der  Imprägnirung  mit  Jo- 
doform durch  Auskochen  sterilisirt  werden; 


das  Trocknen  darf  nicht  in  ELrankenräumen 
stattfinden,  die  Aufbewahrung  muss  in  luft- 
dicht schliessenden  Gläsern  geschehen.  Die 
übrigen  genannten  Verbandstoffe,  desgleichen 
Mandelkleie,  müssen  durch  Sterilisiren  keim- 
frei gemacht  werden. 

Schmidts  Jahrbücher  188/.  5.  48. 


Inhalt  der  Polveroblaten. 

Mareau  hat  an  einer  Reihe  verschiedener 
M edicamente  ausprobirt,  wieviel  die  verschie- 
denen Grössen  der  Pulveroblaten  davon 
zu  fassen  vermögen. 

Die  Tabelle  umfasst  viele  für  diese  An- 
wenduugsform  ungebräuchliche  Medicamente 
(so  z.  B.  die  Angabe,  dass  die  kleinsten  Oblateo 
0,25  g  Apomorphin  oder  0,25  g  Moschus 
fassen  u.  s.  w.).  Im  Nachfolgenden  ist  deshalb 
nur  eine  Auswahl  der  wirklieh  gangbaren 
Medicamente  wiedergegeben.  Die  nachstehen- 
den Mengen  werden  von  einer  Oblate  klein- 
ster Sprte  gefasst;  die  mittlere  Sorte  fasst  die 
doppelte,  die  grosse  Sorte  die  vierfache  Menge. 

g 

Acetanilid 0,15, 

Acidom  bensEoicum O.IO, 

,,       salicylicum 0,10, 

f,       tannicum O.IO, 

Aloö 0^20. 

Ammonium  bromatum  ....  0,50, 

Antipjrin 0,20, 

Bismuthnm  salic^licum.    .    .    .  0,25, 

„  subnitricum    .    .    .  0,30, 

„  tannicum    ....  0,25, 

Calcium  phosphoricum  ....  0,90, 

„        sulfurosum 0,35, 

Camphora  monobromata     .    .    .  0,35, 

Garbo  Ligni 0,10, 

Chininum  bisulfuricum  ....  0,30, 

hydrobromicum .    .    .  0,15, 

„         hydrochloricum .    .    .  0,15, 

,,         lacticum 0,15, 

salicylicum    ....  0,15, 

„         sulfuricum     .    .    .    .  0,15, 

„         tannicum 0,90, 

„         valerianicum ....  0,30, 

Coffeinum 0,15, 

Colocynth.  praep 0,20, 

Cubebae 0,20, 

Ferro -Kalium  tartarieum  .    .    .  0,90, 

Ferrum  hydricum 0,40, 

,1       (pyro-)  phosphoricum     .  0,30, 

Flores  Koso 0,30, 

Gutti 0,25, 

HydrargVTum  chloratum     .    .    .  1,10, 

Kalium  bromatum 0,65, 

„       chloricum 0^50, 

„      jodatum 0,65, 

Lithium  benzoicum 0,30, 

„       salicylioum 0,30, 

Magnesia  usta 0,SO, 


433 


Magnesiom  carbonicnm.    .    . 

„         lacticom     .    .    . 

Natrium  benzoicnm  .    .    .    . 

bicarbomcam  .    .    . 

ohloratam   .    .    .    . 

h}n[>opho8phoro8iim  . 

jodatam 

pboephorienm .    .    . 

salicjlicnin  .... 

Bolfiurosam  .... 

tbiosolfaricum     .    . 

Podophyllin 

Polfia  fpecaoaaohae  opiatns  . 


»* 


»» 


»» 


»» 


»♦ 


*i 


g 
0,10, 
0,15, 
0,26, 
0,45, 
0^75, 
0,35, 
0,86. 
0,40, 
0,20, 
0,40, 
0,50, 
0,20, 
0,36, 


8. 


g 

Radix  Ipecacaanhae 0,20, 

„      Kbei 0,20, 

Besina  Scammoniae 0,20, 

Salicin 0,15, 

Seeale  cornatam 0,25, 

Semen  Cinae 0,20, 

Stibium  snlfurat.  aar 0,80, 

Snlfur 0,86, 

Tnbera  Jalapae ,  0,20, 

Zincam  lactienm 0,40, 

„       valerianicnm     ....  0,10. 

Archivs»  de  FharvMtcie  18S7,  339. 


^,/-      --v  '■^r-v'^«i^^/-v 


Eilteratar  nsd  Kritik. 


Encyklopftdie  der  Natarwtosensehaf- 
ten.  Zweite  Abtheilung.  Hand- 
wörterbuch der  Chemie.  22. 
und  23.  Lieferung.  Subseriptionspreis 
pro  Lieferung  3  Mk.  Breslau  1887. 
Eduard  Trewendt. 
Die  swei  Lieferungen  enthalten  folgende 

zumeist  grössere  Auisfitze :  „Harze  (Schlass). 

—  Heptjlverbindangen  —  Hexylverbind- 
nngen  —  Homologie  —  Horngewebe  — 
Hydrazine  —  ImidoXther  —  Imine  —  In- 
digogruppe —  Indium  —  Jod  —  Iridium 

—  Isomerie.^*  Zwei  der  wichtigsten  Beiträ- 
ge „Hydrazine**  und  „Jod",  von  denen  der 
letztere  auch  illustrirt  ist,  sind  von  Dr. 
Stoehr  in  Kiel  bearbeitet 


Die  natfirliehen  Pflanzenfamilien  nebst 
ihren  Gattungen  und  wichtigeren  Arten, 
insbesondere  den  Nutzpflanzen.    Be- 
arbeitet unter  Mitwirkung  zahlreicher 
hervorragender    Fachgelehrten     von 
A.  Engler,  Professor  der  Botenik  in 
Breslau  und  K.  Prantl,  Professor  der 
Botanik  in  Aseha£fenburg.  7.  und  8. 
Lieferung.   Preis  pro  Lieferung  1  Mk. 
50  Pf.    (Einzelpreis  3  Mk.)    Leipzig 
1887.    Verlag  von   W.  Engeltnann. 
Die  Torliegenden  Lieferungen  enthalten 
Gramineae  (bis  zur  Unterabtheilung  Agrosti- 
deae),  Coniferae  (Schlnas)  und  Gnetaceae. 
Die  Bearbeitung  des  Textes  und  die  zahl- 
reichen ,    prächtigen    Abbildungen    lassen 
nichts  zu  wünschen  Übrig. 


Abries  der  ehern  iflchen  Technologie 

mit  besonderer  Bücksicht  auf  Statistik 
und  Preisverhältnisse.  Von  Dr.  Chr, 
HemserUng ,  Docent  am  Polvtechni- 
kum  in  Zürich.     Lieferung  3  bis  5. 


Preis  pro  Lieferung  2  Mk.  Gassei 
und  Berlin  1887.  Verlag  von  Theo- 
dar  Fischer, 
Die  Eigenthümlichkeit  und  der  Vorzug 
dieses  Werkes  besteht,  wie  schon  im  Titel 
ausgedrückt  ist,  in  der  eingehenden  Be- 
handlung der  Statistik,  wie  sie  noch  in  kei- 
nem ähnlichen  Werke  zuvor  dagewesen  ist. 
Die  Statistik  berücksichtigt  bei  den  einzel- 
nen Industriezweigen  die  Produktion  in 
den  einzelnen  Ländern  und  verschiedenen 
Jahrgängen,  den  Verbrauch  an  Rohstoffen, 
die  Ein-  und  Ausfuhr  in  einzelnen  Ländern 
und  Jahren,  das  betheiligte  Kapital,  die 
Anzahl  der  Arbeiter  und  Maschinen,  die 
Lohnverhältnisse  u.  s.  w.  In  Verbindung 
mit  diesen  statistischen  Daten  werden  die 
Preisverhältnisse  behandelt  und  die  Ur- 
sachen der  Preisschwankungen  dargelegt. 

Was  den  technologischen  Theil  betrifit, 
so  sind  die  bekannteren  Industrieen,  um 
das  Werk  nicht  zu  voluminös  zu  machen, 
möglichst  knapp  beschrieben  und  nur  die 
weniger  bekannten  Fabrikationsmethoden 
haben  eine  ausführlichere  Behandlung  er- 
fahren. 

Handwörterbnch  der  gesammten  Me- 
dicin.    Unter  Mitwirkung  von  zahl- 
reichen Fachgelehrten  herausgegeben 
von  Dr.  A.    Villard.     1.  Lieferung. 
Erscheint  in  18  bis  20  Lieferungen 
k  2  Mk.    Stuttgart  1887.    Verlag  von 
Ferd.  Enke. 
Wir  leben  in  der  Zeit  der  Handwörter- 
bücher und  Encyclopädien.     Das  neu  er- 
scheinende Handwörterbuch  der  gesammten 
Medictn,  wovon  die  1.  Lieferung  (5  Bogen 
grössten  Lexikon  -  Oktavs)  hier  vorliegt ,  hat 
sich  das  Ziel  gesteckt,  dem  Arzte,  insbeson- 


434 


dere  dem  praktischen  Arzte,  der  neben  der 
Erftillung  seiner  täglichen  Bertifspfl ich t  nicht 
im  Stande  ist,  der  eminenten  Entwickelang 
der  medicinischen  Wissenschaft  zu  folgen, 
über  die  nenen  ErscheiKongen  in  seiner 
Wissenschaft,  nnter  gleichmlCBsiger  BeHick- 
sichtigung  aller  ^N'ebenzweige ,  in  klarer, 
knapper  nnd  doch  erschöpfender-  Form 
Belehrung  zn  bieten. 

Das  Werk  ist  für  Aerzte  bestimmt ,  es 
wird  sich  aber  anch  dem  A^odieker  ntitzlich 
erweisen,  znmal  auch  die^  die  Chemie,  Phar- 
makognosie, Physik  u.  s.  w.  betreffeQde^ 
Artikel  sehr  gut  abgefaßt  sind.  Einen  be- 
sonderen Vorzug  hat  das  Werk  vor  allen 
anderen  Shnliohen  Werken,  das  ist  der, 
dass  anf  die  Etymologie  ansserord entliche 
Sorgfalt  verwendet  wird.  Die  HinzufÜgnng 
der  französischen ,  englischen  nnd  italieni- 
schen Ansdrücke  in  absolut  CO rrecter 
Form  verdient  ebenfalls  grosse  Anerkenn- 
nng. 

Drnck,  Papier  nnd  sonstige  Ausstattung 
des  Werks  sind  sehr  gut.  g. 


Beal-Encyclopädie  der  gesammteii 
Heilkunde.  Medicinisch  -  Chirurg. 
Handwörterbuch  für  praktische  Aerzte. 
Herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Albert 
Eulenburg  in  Berlin.  Zweite  umge- 
arbeitete und  vermehrte  Auflage. 
Zehnter  Band,  Heft  91  bis  100.  Mit 
zahlreichen  Illustrationen.  Wien  und 
Leipzig  1887.  Urban  &  Schwarssen- 
berg. 

Der  vorliegende  Band  umf«£at  die  Artikel 
Hydrotherapie  bis  Kindslage. 

Ausser  zahlreichen  kleineren  Artikeln 
und  Hinweisen  gestatten  wir  uns  auf  fol- 
gende grössere  Aufsätze  dieses  Bandes  be- 
sonders hinzuweisen :  Hydrotherapie  (Win' 
temüjg,  Wien),  Hyosoyamin,  Hyoseyamus 
{Sckuüf,  Greifswald),  Hypertrichosis  {JBeh* 
rendy  Berlin),  Hypnotismus  {Binswcmger, 
Jena),  HypodermatischeMethode  {Bernateik^ 
Wien),  Jeqnirity  {L.Jjewiny  Berlin),  Impfung 
FürbringeTy  Berlin),  Indol  {J.  MunJe^  Berlin), 
lofection,  Infectionskrankheiten  {Klebs,  Zü- 
rich), InhalationstherapieCiGwau^^e,  Dres- 
den), Jod,  Jodoform,  Irrenanstalten  (Pet- 
mannj  Grafenberg),  Kaliunipräparate,Kawa, 
(X.  Lewin). 


Zeitsehrift  fSr  die  Chemische  In- 
dilstrie  mit  besonderer  BerQckBichtig- 
ung  der  chemisch-technische.n  Unter- 
^udiungsverfahrenl  Herausgegeben 
von  Dr.  Ferdinand  Fischer  in  Han- 
nover. Jahrgang  1887.  Erster  Band 
(Januar  bis  Juui  1887).  Berlin  1887. 
Verlag  von  Julius  Springer. 

V6n  dieser  neuen  Zeitschrift  Hegt  der 
erste  Band  nunmehr  abgeschlossen  vor. 
Das  Programm,  welches  bei  dem:  ersten  Er- 
scheinen derselben  aufgestellt  wurde ,  war 
folgendes :        , 

„Die  Zeitschrift  für  die  Chemische  In- 
dustrie soll  ttber  alle,  das  Gesammtgebiet 
der  chemischen  Industrie  betreffenden  Vor- 
kommnisse und  Fragen  in  Originalarbeiten 
und  Auszügen  aus  allen  hier  in  Frage  kom- 
menden Zettschriften  und  Patenten  berich- 
ten; auch  die  neu  erschienene  sonstige  Li- 
teratur wird  berücksichtigt.  Die  Berichte 
werden  übersichtlich  geordnet  unter  die 
Abschnitte : 

1.  Wasser  und  Eis  (Patentkl.  13,  17,  85). 

2.  Brennstoflfe  und  Belenchtang  (Patentkl.  4, 

10,  26). 

3.  Feueningsanlagen  (Patentkl.  13,  24,  36, 82). 

4.  Hüttenwesen  (Patentkl.  18,  40,  48). 

6.  Glas,  Thon,  Cement  (Patentkl.  82,  80). 

6.  Apparate  (Patentkl.  12,  21,  58). 

7.  AlkaUen  und  Sfturen  (Patentkl.  12,  62,  75). 

8.  Sprengstoffe  und  Zündmittel  (Patentkl.  78). 

9.  Sonstige  unorganische  Stoffe  (Patentkl.  12, 

22,  7^). 

10.  Organische  Verbindungen. 

11.  Organische  Farbstoffe  (Patentkl.  22). 

12.  Bleichen,  Färben,  Papier  (Patentkl  8, 29, 55). 

13.  Zucker,  Stärke  (Patentkl.  89). 

14.  GährungBgewerbe  (Patentkl.  6). 

15.  Nahrungsmittel  (Patentkl.  2,  53). 

16.  Fettindustrie  (Patentkl.  23). 

17.  Leder,  Leim,  Kautschuk  (Patentkl.  22, 28, 39), 

18.  Dünger,  Abfall  (Patentkl.  16). 

19.  Technische  üntersuchungsverfehren  (Patent- 

kl. 42). 

20.  Neue  Bücher. 

21.  Verschiedenes    (Statistik,    Handelsberichte 

u.  dergl.). 

Alle  chemisch -technischen  Untersuch- 
ungsverfahren ,  welche  für  die  Betriebsauf- 
sicht in  chemischen  Fabriken,  einschliess- 
lich Hüttenlaboratorien,  fUr  Handelslabora- 
torien u.  s.  w.  in  Betracht  kommen,  werden 
besonders  barückaichtigt,  möglichst  unter 
Hinweis  auf  die  ältere  Literatur,  so  dass 
diese  Zeitschrift  gleichseitig  eine  Ergänz- 
ung aller  bisherigen  BUeher  über  technische 
Analyse  bilden  wird.** 


486 


Die  Zeitschrift  ftlr  die  Chemische  In- 
duBtrie  hat  in  dem  ersten  Band  das,  was 
ihr  Prospect  versprochen  hat,  voll  gehalten, 
es  war  dies  nicht  anders  zu  erwarten.  Sie 
besitzt  in  Dr.  Ferdinand  Fischer  einen  für 
die  Leitung  eines  chemisch  -  technischen 
Blattes  selten  geeigneten  nnd  erfahrenen 
Redactenr ,  der ,  wie  er  durch  die  Heraus- 
gabe von  Wagner^B  Jahresbericht  schon  do- 
camentirt,  die  gesammte  Literatur  voBstfin- 
dig  beherrscht  und  überblickt.  e. 

Etikett»  Ar  PflaAzeisamBüU|en.  Zusammen- 
gestellt  von  Emil  Fischer.  Zweite  Termehrte 
und  verbesserte  Auflage.  Preis  1  Mk.  50  Pf. 
Leipzig,  Oscar  Leiner. 

Diese  Etikettensammlunff  erschien  zum  ersten 
Male  im  Jahre  1885  (siehe  Pharm.  Centralh. 
26,  203)  und  ist  in  der  vorliegenden  Auflage 
vermehrt  und  verbessert  resp.  verschönert  wor- 
den, insofern  die  Etiketten  eine  Umrandung  in 
Farbendruck  erb  alten  haben.  Durch  die  Be- 
nutzung der  Etiketten  erspart  sich  der  Sammler 
viel  Zeit  und  kann  mit  wenig  Mühe  seiner 
Sammlung  ein  recht  freundliches  Ansehen  geben. 


Die  GesebicMe  der  Erde  von  E,  Ä,  BossmässUr. 
"Vierte  Auflaire.  VoUstftndig  umgearbeitet, 
mit  neuen  Illustrationen  versehen  und  auf 
den  Stand  des  heutigen  "Wissens  gebracht 
von  Dr.  J%  Engel,  Mit  einer  freologiscben 
Karte  von  Deutschland.  Vollständig  in  ca. 
6  bis  8  Lieferungen.  Preis  pro  Lieferung 
60  Pf.  Lieferang  2.  Stuttgart  1887,  Verlag 
von  Otto  Weisert. 

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Ueber  W&rme-  ud  Velum&Bderiiiig  bei  chemi- 
schen Vorgängen  von  Q.  A.  Hagemann,  Ko- 
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von  Dr.  P.  Knudsen.  Preis  60  Pf.  Berlin 
1887.    K  Friedländer  d  Sohn,  Karlstr.  11. 

Bintee   MtUche  Betttrinngen  sir  Afldit&ts- 

lormel  von  O.  A,  Hagemannf  Kopenhagen. 
Aus  dem  Dänischen  übersetzt  von  Dr.  P. 
Knudsen.  Preis  60  Pf.  Berlin  1887.  E. 
Friedländer  dt  Sohn,  Karlstr.  11. 


JHlscellen. 


Milch  -  Konaeryinmg. 

Von  A.  G.  D 

(Wir  reproduciren  in  Nachstehendem  einen 
,,Original- Artikel"  aus  einer  pharmaceuti- 
sehen  Zeitschrift  wörtlich,  einzig  aus  dem 
Grunde,  um  unseren  Lesern  zu  zeigen,  welcher 
Unsinn  in  der  Zeit  der  sauren  Gurken  seinen 
Weg  in  die  Fachbl&tter  findet.   Die  Red.) 

„Das  Sauerwerden  der  Milch  während  der 
Sommermonate  resnltirt  hauptsächlich  aus 
dem  geringen  Milchzucliergehalte  imVergleich 
zu  den  in  dieser  Periode  vorwaltenden  Mar- 
gariu-Elain  und  Kasein- Bestandtheilen  der 
Milch,  herrührend  von  der  kräftigen  Mast  des 
leichter  zu  verdauenden  Qrünfutters  für  die 
Milchkühe.  Es  ist  deshalb  nothwendig  und 
ratsam,  derartiger  Sommermilch  einen  grösse- 
ren Procentgehalt  von  Milchzucker  beizu- 
mischen, was  in  der  Weise  geschieht,  dass 
man  pro  Eimer,  mit  Bücksicht  auf  die  Grösse 
der  Meierei  -  Gefässe  ca.  50  bis  100  g  Milch- 
zncker  in  pulverformigem  reinem  Zustande 
beigibt,  und  damit  das  specifische  Gewicht 
derselben  erhöht.  Diese  Versüssungs -Vor- 
nahme mnss  sofort  naeh  dem  Milchen  der  be- 
treffenden Kühe  geschehen  und  löst  sich  der 
Milchzuckersusatz  bei  der  natürlichen  Wärme 


der  Milch  sehr  leicht;  um  so  besser  ist  es 
auch,  wenn  die  Lösung  sukcessive  erfolgt. 
Die  erst  im  warmen  Wasser  gelösten  Milch- 
zucker-Bestandteile der  zu  verbessernden 
Milch  zuzusetzen,  ist  dagegen  nicht  zu  em- 
pfehlen ,  weil  die  Milch  leicht  dann  in  ihren 
chemischen  konstanten  Verbindungen  ver- 
ändert wird,  und  dadurch  die  später  erfolgende 
Sahne^Aussoheidung  leidet*  Ein  weiterer  Zu- 
satz von  •  einigen  Gramm  phosphorsanrem 
Natrum  (Natrium  phosphorioum)  und  salz- 
saurem  Kalcium  (Calcium  mnriaticum),  etwa 
von  jedem  3  bis  4  Gramm  pro  Eimer  kann 
dazu  dienen,  die  Milch  vollends  für  einen  Zeit- 
raum von  einigen  Wochen  vor  dem  völligen 
Verderben  und  Sauerwerden  zu  schützen. 
Die  Versuche,  die  mit  derartig  behandelter 
Milch  gemacht  worden  sind,  erwiesen  sich  als 
sehr  lobend.  Solche  Milch  verblieb  mindestens 
14  Tage  säurefrei ,  und  lieferte  während  der 
Zeit  eine  bedeutende  Sahne -Ausbeute.  Ver- 
gegenwärtigen wir  uns  die  Lehren  für  die  orga- 
nische Chemie  der  täglichen  praktisch  -  Öko- 
nomischen Verhältnisse,  so  geht  daraus  her- 
vor, dass  die  Gewissheit  eines  gelungenen  Kon- 
servirungs -Verfahrens  vorhanden  ist.  Denn 
der  grössere  Milchzuckergehalt  muss  selbst- 
verständlich das  specifische  Gewicht  der  Milch 


436 


verbessern,  dessgleicben  die  LÖslichkeitsver- 
faältnisse  mit  den  sonstigen  schweren  Fett- 
und  Kaseinstoffen  der  Milch  konstanter  er- 
halten nnd  dadurch  jede  Milchsäuregährnng 
aasschliessen.  Ausserdem  wird  die  Beigabe 
von  phosphorsaurem  Natrium  und  salzsaurem 
Kalk  in  chemische  Wechselwirkung  treten, 
darnach  phosphorsaure  Kalkerdc  und  Chlor- 
natron zu  Wege  bringen,  Stoffe,  die  in  jeder 
Milch  schon  vorhanden  sind,  und  wird  auf 
diese  Weise  jede  Acidität  der  Milch  einerseits 
gebunden  an  die  Kalkerde,  andererseits  erhält 
die  Milch  durch  Chlornatriumgehalt  eine 
flüssigere  Form  und  bessere  Konservirung. 
Die  chemisehen  Salze  sind  nach  dem  Erkalten 
der  Milch  und  der  Durchseihung  zuzusetzen, 
und  zwar  im  ungelösten  Zustande.  Sonstige, 
anderweitige  Säureabstumpfungen  mit  Borax, 
doppeltsaurem  Natron  und  Kali  sind  in  che- 
mischer Beziehung  opposit,  natürlich  aus  dem 
Grunde,  weil  die  Fettteile  der  Milch,  wie  das 
Kasein,  eine  Verseifung  erleiden  und  Koagu- 
lationsprodukte erzeugen.  Um  Butter  von 
Rancidität  zu  schätzen,  braucht  man  dieselbe 
nur  mit  einigen  Procenten  milchsanrem 
Natrium  durchzuarbeiten.  Das  milchsaure 
Natrium  entzieht  der  Butter  jede  vorhandene 
Buttersänre  und  bildet  saure  Milch  und  Butter- 
säure-Natrum-Verbindungen,  die  in  der  Chlor- 
Natriumlauge  mit  in  Lösung  übergehen,  auch 
durch  Auskneten  und  Auswässern  beseitigt 
werden  können/' 


In  einem  anderen  Fachblatte  leistet  sich  der 
VerfSasser  des  vorstehenden  Artikels  bei  Be- 
sprechung der  Bereitungsweise  von*  K  a  f  f  e  e  - 
Extract  folgenden  Satz:  „Bemerkt  muss 
ausserdem  werden ,  dass  jeder  Zusatz  von 
Natrum  etc.  zur  Extraction  verderblich  ist, 
weil  dadurch  Coffein  in  Präexistenz  gebildet 
und  solches  an  die  Alcalinität  gebunden  bleibt, 
daher  dergleichen  Extracte  sehr  schädlich 
wirken." 


X.  ordentliche 

Oeneralversammluiig  des  Vereins 

analytischer  Chemiker 

abgehalten  in 
UaiiB»Ter  Ten  10.  bis  18.  September  1887. 

Sonntag,  den  11.  September. 
Erste  Sitzung:  Geschftftliches. 


Montag,  den  12.  September. 

Zweite  Sitzung:   Vorträge,  Referate  und 
allgemeine  Discnssionen: 

1.  Die  BegriffsbcCTenzangen  „Naturwein'', 
„Wein"  und  „Kunstwein"  unter  Berück- 
sichtigung der  Bestandtheile  und  Zusam- 
mensetzung ohne  Zucker-  und  Wasserzusatz 
vcrgohrenen  Tranbensaftes  ans  den  Kelle- 
reien des  Staates,  sowie  bekannter  Wein- 

futsbesitzer  des  Rheingaucs,  derl^falz  und 
er  Mosel  von   Director  Dr.    C.  Schmitt- 
Wiesbaden. 

2.  Ein  Vorschlag  Kur  Lösung  der  Etiketten- 
frage Ton  Karl  ä^eAnZtir- Hannover. 

3.  Mittheilungen  aus  dem  städtischen  ünter- 

snchnngsamt  Stuttgart  von  Dr.  A,  KUnger- 
Stuttgart. 

4.  Zur  Bestimmung  des  Glycerins  in  Seif(*n- 
laugen  und  Kohglycerinen  von  Dr.  F,  Fü- 
singer- Dresden, 

5.  Eisen  und  Stahl  als  Untersuchungs-Objecte 
des  Handels  von  Dr.  C.  Meineke-Y^ieshiAeii. 

6.  Uebcr  die  Wirkung  bis  jetzt  angewandter 
und  empfohlener  Chemikalien  zor  Klärung 
und  Unschädlichmachung  der  städtischen 
Abwässer  von  Dr.  Atig,  Pfei/fer-Wieshaden, 

7.  Die   Adains*sche    Milch fettb estimmun gsme- 

thode    mit   Demonstrationen    von   Dr.   J. 
Skalweit  -  Hannover. 

8.  Uebcr  Gcheimmittel  und  Geheimmittelunter- 

suchung im  Lichte  objectiver  Beurtheilung 
von  Dr.  C.  Sehmitt. 

9.  Ueber  Bombay -Macis  von  Dr.  R.  FrukUng- 
Braunschweig. 

10.  Die  Salpetersäurebcstimmung  im  Allge- 
meinen; eine  neue  Methode  dazu  von  Dr 
B,  Eöse -Wiesbaden. 

11.  Vorschläge  zur  Reform  der  Müdianaijse  von 
demselben. 

12.  Vorschlag  zu  einer  einlieitlichen  Zinkbe- 
stimmungsmethode von  Dr.  S.  J^etn-Berlin. 

13.  Einiges  zur  Untersuchung  bekannter  Arznei- 
mittel im  Sinne  der  deutschen  nnd  aus- 
ländischen Pharmakopoen,  erläutert  an 
einem  Streitfalle  von  Dr.  G,  A.  Raupen- 
Strauch  -Wiesbaden. 

14.  Ueber  die  Mängel  technischer  Bleiprobimng 
von  Dr.  C,  Meineke. 

15.  Agriculturchemische  Mittheilungen  von  Dr. 
H.  Oübert'EBmhwtg. 

16.  Kleine  Mittheilungen  aus  verschiedenen  Ab- 

tbeünngen  des  SSimit^schen  Laboratoriums, 
erstattet  von  den  Decementen. 

17.  Wünsche   nnd  Anträge   aus    und  von  der 

chemischen  Gross-,  HQtten-  und  Bergwerks- 
Industrie. 

Dienstag,  den  13.  September. 

Dritte  Sitzung:  Erledigung  der  am  12. 
September  znrflck^ebliebenen  Vorträge,  Re- 
ferate und  Discnssionen. 


VerUfer  und  veruitwortllcber  Redactenr  Dr.  K.  eeiisler  In  Dreeden. 

In  Baehhuidel  dvrbh  JaltuiBprlager.  Berlin  N.,  MonbUonplati  S. 

Draek  der  Kttnlfl.  Bofbnehdmokerei  von  0.01  Meinhold  ftSOnne  In  Dretdea. 


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und  seine  Producte. 

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IBnumenB  ond 
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für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heransgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  nnd  Dr.  Ewald  Oelssler. 

Erscheint  feden  Donnerstag.  —  Abonnements  preis  dnreb  die  Post  oder  den  Buchhandel 

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Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

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Der  'ganzen  Folge  XXVIIL  Jalirgang. 

Inhalt:  CheMle  «■«  PhfttViMle:  Zar  mikroskopischen  PrOfbng  der  KraflfattermiUel.  ^  Ueber  Strophantin.  — 
Terpinhydnit  nnd  Terpfnol.  —  Darstellung  der  Holxessigsänre.  —  Th«rap««Uaeli«  llotll«a:  Oatgnt  als  Naht- 
matcrial.  —  Hy^ne  des  Haares.  —  Asthmaolgarottea.  —  Bin  heilsamer,  natürlicher  BacAlvptoshonig.  —  Llierat«r 
■■d  Kritik.  -^MlteelleB:  Creolin.  ~  Amylaeetat.  —  Drnmin.  *-  Colx  Lachryma.  —  Farblose  Hydrastis.  —  Ana- 
lyse der  Blätter  Ton  Tussilago  Farfara.  —  Analyse  der  Caoaosebalen.  —  Emulsionen  mit  Ohloroform  nnd  Acther. 
—  Zusatnmensetsung  venchiedener  ExplosiTStoflls.  —  Offeae  CorrMpOBieai*  —  ABielgea« 


diemle  und  Pharmacie. 


Zur  mikroBkopiBchen  Prflfimg  der 
XraftfdttermitteL 

Von  Dr.  F.  Benecke. 

Allgemein  bekannt  ist,  in  welcher  Aus- 
dehnung heut  das  Geschäft  des  Fälschens 
betrieben  wird.  Derjenige,  welcher  am 
meisten  unter  der  Yerfalschungssncht  zu 
leiden  hat,  ist  nicht  der  Consument,  son- 
dern der  ehrliche  Producent.  Und  zu 
den  Producenten  gehört  in  erster  Linie 
der  Landwirth.  Sein  Gewerbe  ist  es, 
welches  auch  am  ersten  des  staatlichen 
Schutzes  bedarf,  denn  es  werden  nicht 
nor  die  menschlichen  Nahrungsmittel, 
die  der  Landwirth  producirt,  verfälscht, 
sondern  auch  thierische  Futtermittel 
welche  er  zur  Production  jener  bedarf, 
nnd  so  kommt  es,  dass  gerade  der  Land- 
wirth in  doppelter  Weise  durch  die  ehr- 
lose Kaste  der  Fälscher  geschädigt  wird. 

Bei  der  Wichtigkeit,  welche  der  Zu- 
stand der  Landwirthschaft  fQr  das  Wohl 
and  Wehe  eines  Landes  hat,  sollte  es 
das  Bestreben  eines  Jeden  sein,  soweit 
er  es  Termag,  sich  dem  Landwirthe 
nützlich  zu  machen. 


Mit  diesem  letzten  Satze  berühre  ich 
die  Ursache,  der  zufolge  ich  in  dieser 
Zeitschrift  zur  mikroskopischen  Prüfung 
der  sogenannten  „Kraftfuttermittel"  das 
Wort  ergreife. 

Ich  habe  nämlich  die  Ansicht,  dass 
auch  mancher  Apotheker  im  Stande  ist, 
den  Landwirthen  seines  Kreises  eine  sehr 
werthvolle  Unterstützung  angedeihen  zu 
lassen.  In  welcher  Weise  dies  geschehen 
kann,  werde  ich  in  Folgendem  darlegen. 

Die  „Kraftfuttermittel"  sind  fett- 
und  eiweissreiche  Producte,  welche  meist 
von  aussen  dem  landwirthschaftlichen 
Betriebe  zugeführt  werden.  Zu  ihnen 
gehören  in  erster  Linie  die  Sückstände 
der  Oelfabrikatiou  (Oelkachen),  ferner  das 
Fleischfuttermehl,  die  Bückstände  der 
Müllerei  (Kleien)  etc.  Alle  diese  Kraft- 
futtermittel, welche  ein  rationell  wirth- 
schaftender  Landwirth  nicht  entbehren 
kann,  gehören  zu  den  besonderen  Lieb- 
lingsobjecten  der  Fälscher. 

Die  Prüfung  derselben  kann  auf  che- 
mischem und  auf  mikroskopischem  Wege 
geschehen.  Ich  habe  in  meinem  kleinen 
Werk  „Anleitung   zur   mikroskopischen 


438 


Untersuchung  der  Eraftfüttermlttel  auf 
VerAlschungen  xmi  Verunreinlgongen"*) 
beide  Untersuchungsmethoden  in  der  Ein- 
leitung beleuchtet  und  gezeigt,  dass  oft 
die  mikroskopische  Prüfung  allein  aus- 
reicht und  dass  diese  in  jedem  Falle  der 
chemiechen  voranzugehen  hat,  weil  dar 
durch  Zeit  und  Geld  in  beträchtlichem 
Grade  gespart  werden  kann.**) 

Meine  „Anleitung''  ist  insbesondere  fQr 
den  praktischen  Landwirth  selbst  be- 
stimmt. Wir  haben  ja  jetzt  glücklicher- 
weise in  unseren  Staaten  Gontrolstationen, 
welche  die  Nahrungs-  und  Futtermittel 
überwachen.  Es  ist  aber  Thatsache  und 
ist  ganz  natürlich  begründet,  dass  zu  ge- 
wissen Zeiten  derartige  Anstalten  so  mit 
Aufträgen  überbürdet  sind,  dass  sie  nicht 
mit  der  erwünschten  und  auch  meist 
erforderlichen  Schnelligkeit  die  Unter- 
suchung der  eingesandten  Producte  aus- 
zuführen Termögen.  Man  wird  einge- 
stehen müssen,  dass  es  gewiss  fQr  den 
Landwirth  sehr  vortheilhaft  wäre,  wenn 
er  selbst  eine  Prüfung  seiner  Kraftfutter- 
mittel  vornehmen  könnte.  Die  Ausführ- 
ung einer  chemischen  Analyse  gehört 
fTir  ihn  in  das  Gebiet  der  Unmöglich- 
keit, was  dem  Leserkreise  dieser  Zeit- 
schrift ohne  Weiteres  klar  sein  wird. 
Aber  ich  glaube  in  meiner  „Anleitung" 
gezeigt  zu  haben,  dass  die  mikroskopische 
Untersuchung  in  den  meisten  Fällen  aus- 
reicht und  dass  sie  von  einem  intelli- 
genten Landwirth  selbst  ausgeAihrt  werden 
kann.  Ich  möchte  dies  hier  nicht  weiter 
begründen,  indem  ich  auf  die  „Anleitung" 
verweise. 

„So  einfach  aber  die  Methode  der 
Untersuchung  ist**,  sagte  ich  in  der  Ein- 
leitung des  citirten  Werkes,  „wird  doch 
gar  mancher  Landwirth  aus  diesem  oder 
jenem  ISrunde  sich  nicht  mit  mikrosko- 
pischen Prüfungen  befassen  wollen.  Aber 
es  existiren  landwirthschaftliche  Vereine, 
welche  in  einigen  Gegenden  für  die  Ge- 
sammtheit  ihrer  Mitglieder  Dünger,  Kraft- 
futter etc.    ankaufen.     Es   wird    einem 


•)  Erschienen  1886  im  VcrlBge  ton  P.  Parey 
in  Berlin.    Preis  8  Jf. 

**)  Eingehender  habe  ich  diesen  Gegenstand 
behfttadelt  in  einem  AnÜButec,  Welcher  in  der 
Zeitschrift  fär  Nahrungsmittel  -  Untersachong 
und  Hygiene,  Heft  4,  erschienen  ist. 


solchen  Vereine  dann  auch  nicht  «chwer 
fallen,  aus  seinetn  Kreise  oder  in  seiner 
Nähe  einen  Mann  zu  finden,  der  für  den 
Terein  die  mikroskopische  Untersuchung 
übernimmt.  So  mancher  Apotheker 
auf  dem  Lande  z.  B.  wäre  froh, 
seine  freie  Zeit  nützlich  auszu- 
füllen. Gerade  an  solche  möch- 
ten wir  den  ßuf  richten,  sich  der 
Sache  anzunehmen;  es  giebt  wohl 
kein  schöneres  Verdienst,  als  behilflich 
zu  sein,  das  in  der  Welt  herrsehende 
Maass  von  Lug  und  Trug  wenigstens  zu 
vermindern.  Den  staatlichen  Gontrol- 
stationen wird  dadurch  nicht  wesentlich 
Abbruch  gethan,  sondern  im  Gegentheil 
eine  solche  Hülfe  könnte  und  müaste 
ihnen  nur  willkommen  sein." 

Es  ist  wohl  keine  Illusion,  der  ich  mich 
hingab,  wenn  ich  von  der  freien  Zeit 
eines  Landapothekers  sprach.  In  vielen 
Fällen  steht  solche  gewiss  zu  Gebote. 
Wissen  wir  doch,  dass  gerade  unter  den 
Apothekern  viele  und  ausgezeichnete 
Floristen  existiren.  Wohl  nicht  zof&Uig 
ist  es,  wenn  gerade  Apotheker  die  freie 
Zeit  benutzen,  um  die  Kinder  der  ein- 
heimischen Flora  zu  studiren.  Mag  doch 
wohl  gerade  ihnen  die  frische  Lnfl  in 
freier  Natur  wohl  thun,  wenn  sie  aus 
ihren  Giftküchen  herauskommen.  Aber 
trotzdem  verbleiben  dem  Apotheker  wohl 
wöchentlich  ein  paar  Stunden,  die  er 
noch  einem  anderen  Zwecke  widmen  und 
opfern  kann.  Der  Zweck  ist  nicht  we- 
niger edel,  aber  ungleich  praktischer! 

Ich  habe  bereits  angeführt,  dass  der 
Landwirth  oft  nicht  auf  schnelle  Unter- 
suchung seiner  Producte  bei  den  Gon- 
trolstationen rechnen  kann.  Schon  des- 
halb Wäre  es  wünschenswerth,  dass  hier, 
wenn  der  Landwirth  nicht  selbst  die 
Prüfung  vornehmen  will  oder  kann,  der 
ApotheKer  helfend  eintritt.  Ab^r  es  trifft 
dies  noch  aus  einem  anderen  Grunde  zu. 
Der  Oonservativismus  unserer  Landwirthe 
ist  bekannt  und  sie  üben  ihn  nicht  nur 
in  politischen  Dingen.  Die  Gontrolsta- 
tionen gehören  zu  den  „neuen''  Einricht- 
ungen. Hierin  müssen  wir  wohl  theil- 
weise  die  Ursache  suchen,  dass  die  Land- 
wirthe vielfach  sich  geradezu  lässig 
zeigen,  selbst  wenn  es  sich  um  ihr  eigenes 
Wonl  handelt.     Trotzdem  an   manchen 


489 


Orten  die  üntersaehangeii  der  Fatter- 
inittel  von  den  Staatsinsti tuten  kostenfrei 
aosgef&hrt  werden,  trotzdem  ist  vielfach 
die  Benutzung  dieses  sebdnen  Secbtes 
eine  auffallend  geringe. 

Der  Apotheker  auf  dem  Lande  gehOrt 
zu  den  einflussreichen  Persönlichkeiten. 
Es  nützt  aber  wenig,  wenn  er  gelegent- 
lich Diesem  oder  Jenem  zusprient,  doch 
ja  seine  Producte  an  die  Station  zu 
schicken«  Da  verspricht  der  Landwirth 
allenfalls  es  zu  thun,  schliesslich  ist  es 
ihm  aber  doch  zu  umständlich.  Und  der 
Factor  der  Umständlichkeit  ist  ein  nicht 
zu  unterschätzender.  Tinte  und  Feder 
nehmen,   den  Brief  schreiben,  zur  Post 

tragen Herrgott  I  was  för  compli- 

cirte  Beschäftigung  ist  das  ftlr  «nanchen 
Landwirth! 

Kommt  nun  aber  der  Apotheker  her 
und  sagt:  „Ich  will  es  selbst  thunl", 
dann  ist  die  Sache  ganz  anders.  Es  ist 
dabei  auch  zu  berücksichtigen,  dass  der 
Apotheker  dem  Landwirth  bekannt  ist 
und  in  Ansehen  bei  ihm  steht.  Dahin- 
gegen habe  ich  schon  oft  selbst  Land- 
wirthe  ihren  Zweifel  äussern  hören,  ob 
nicht  der  Chemiker  in  dem  „Dingsda'' 
mit  dem  Producenten  oder  Händler  unter 
einer  Decke  stecke.  So  vollständig  un- 
begründet dieser  vielleicht  mehr  als  man 
glaubt  verbreitete  Verdacht  den  staatlichen 
Controlstationen  gegenüber  ist,  so  ist  es 
doch  andererseits  ganz  begreiflich,  dass 
in  unserer  schwindelreichen  Zeit  auch 
dieser  Verdacht  auftaucht;  gerade  der 
Bauer  ist  überdies  in  gewissen  Dingen 
ebenso  ungläubig,  wie  er  in  anderen 
gläubig  ist. 

Zum  Schlüsse  halte  ich  es  für  meine 
Pflicht  und  im  Interesse  der  von  mir 
verfochtenen  Sache  liegend,  wenn  ich  die 
Methode,  nach  der  die  mikroskopische 
Prüfung  ausgeführt  werden  soll,  in  Kürze 
angebe. 

So  Mancher  denkt  wohl  zunächst  an 
mikroskopische  Schnitte  und  ein  ge- 
heimes Grauen  überftLUt  ihn«  Ja,  wenn 
wir  diese  nöthig  hätten,  so  wäre  es  der 
reine  Unsinn,  daran  zu  denken,  dass  ein 
Landwirth  die  mikroskopische  Prüfung 
selbst  ausführen  kann,  und  mit  Becht 
würde  sieh  auch  naancher  Apotheker 
gegen  eine  so  zeitraubende  und  mög- 


licherweise, namentlich  bei  älteren  Herren 
längst  verlernte  Beschäftigung  sträuben. 
Es  ist  mir  überhaupt  nicht  fasslich,  was 
man  z.  B.  bei  einem  Oelkucben  mit  An- 
fertigung mikroskopischer  Schnitte  aus- 
richten will.  Bringt  man  nicht  äusserst 
lange  Zeit  mit  einer  einzigen  Untersuch- 
ung zu,  so  ist  es  meist  nur  Zufall,  wenn 
man  auf  diese  Weise  eine  richtige  An- 
schauung von  der  Zusammensetzung  eines 
Kraftfuttermittels  gewinnt  Wie  will  man 
z,  B.  in  einem  Leinkuchen,  der  mit  20  pGt. 
Mohnkuchen  verfälscht  ist,  die  Verfälsch- 
ung durch  Herstellung  mikroskopischer 
Schnitte  constatiren?  Man  bedenke,  wie 
schwierig  es  ist,  einen  ausreichend  feinen 
Querschnitt  durch  ein  Samenschalfrag- 
ment herzustellen.  Wie  leicht  kann  es 
dabei  passiren,  dass  man  zufällig  in  einem 
Dutzend  Bruchstücken  nur  Leinkuchen- 
fragmente erkennt  und  in  Folge  dessen 
das  Product  für  rein  erklärt.  Trifft  man 
andererseits  bei  Untersuchung  eines  zu- 
fällig mit  Spuren  von  Mohn  verun- 
reinigten, aber  sonst  reinen  Leinkuchens 
unter  zwölf  Schnitten  ein  oder  zwei,  die 
Mohn  anzeigen,  so  wäre  der  Schluss  auf 
eine  Verfälschung  ebenso  unberechtigt. 

Man  wendet  &  Oelkuchen  noch  ein 
anderes,  und  noch  mehr  verwerfliches 
Mittel  an,  das  höchstens  -  nur  eine  nütz- 
liche Vorprüfung  abgiebt.  Dasselbe  hat 
den  Vorzug  der  grössten  Einfachheit, 
aber  gleichzeitig  leider  den  Nachtheil 
einer  Möglichkeit  der  allergrössten Täusch- 
ung. Das  Mittel  besteht  darin,  dass  man 
den  Oelkuchen  auf  ganze  Samen  unter- 
sucht, diese  herausliest  und  nun  einfach 
daran  erkennt,  woraus  der  Kuchen  be- 
steht. Der  Fächer  ist  oft  weit  klüger 
als  der  Untersuchende.  Wie  bequem  wird 
es  da  dem  Fälscher  gemacht  I  Will  er 
einen  Kuchen  als  Leinkuchen  taxirt  haben, 
so  zermablt  er  sein  Sohwindelmaterial 
recht  fein,    fügt   eine  geringe  Portion 

ganzer  Leinsamen  hinzu  und der 

Leinkuchen  ist  fllr  iiin,  für  den  Unter- 
suchenden, ftir  den  Landwirth  und  für 
das  Vieh  fertig! 

Die  von  mir  in  meiner  „Anleitung^' 
empfohlene  Methode  ist  für  die  Oel- 
kuchen —  ohne  irg^dwie  näher  auf  die 
erforderlichen  Details  einzugehen  —  fol- 
gende: • 


440 


Um  sich  eine  wahre  Dorehschnitts- 
probe  vom  Oelkuchen  zu  versehafifen, 
nimmt  man  eine  gewöhnliche  Säge,  zer- 
sägt den  Enchen  einmal  kreuz,  einmal 
quer,  sammelt  das  dabei  erhaltene  Säge- 
mehl in  einem  gewöhnlichen  Kfichen- 
mörser  und  zerstampft  dasselbe,  so  lange 
bis  es  durch  ein  feines  Eüchensieb  geht. 

Das  so  gewonnene  Oelkuchenmehl  (oder 
das  als  solches  gekaufte,  oder  ein  anderes 
in  Mehlform  erworbenes  Eraftiuttermittel) 
wird  zunächst  durch  Jod  auf  Stärke  ge- 
prüft, die  nur  in  einem  Euchen  (Erdnuss- 
kuchen)  vorhanden  sein  darf,  andernfalls 
der  Euchen  ohne  Weiteres  schon  als 
verfälscht  erkannt  ist 

Alsdann  nimmt  man  einen  Eaffeelöffel 
voll  Mehl,  behandelt  es  schwach  mit 
Eönigswasser ,  filtrirt  schnell  durch  ein 
Zeugfilter,  kocht  den  Sückstand  mit  Na- 
tronlauge und  filtrirt  wieder.  Man  erhält 
so  ein  Präparat,  das  den  Vergleich  mit 
der  Beschreibung  und  der  Figur  im  be- 
treffenden Eapitel  der  „Anleitung"  aus- 
halten muss,  wenn  das  Prodnct  als  rein 
bezeichnet  werden  soll. 

Man  wird  nicht  leugnen  können,  dass 
diese  Methode,  die  in  den  meisten  Fällen 
zum  Ziele  führt,  eine  verhältnissmässig 
recht  einfache  ist.  — 

Hoffend,  dass  in  den  Apothekerkreisen 
Interesse  für  den  hier  behandelten  Gegen- 
stand vorhanden  ist,  werde  ich  im  An- 
schlüsse an  diesen  Aufsatz,  den  ich  auch 
schon  in  der  Pharm.  Zeit  1887  Nr.  57 
veröffentlichte,  in  einzelnen  mit  Abbild- 
ungen versehenen  Eapiteln  in  der  Pharm. 
Gentralhalle  die  Ergänzungen  zu  meiner 
„Anleitung"  geben ,  welche  ich  in  Folge 
fortgesetzter  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete 
als  erforderlich  erachte. 


üeber  Strophantiii. 

Unseren  auaf&hrlichen  Mittheilungen  über 
Strophantns  von  Q.  Vülpit$8  in  Nr.  27,  1887 
der  Pharm.  Centralh.  ftigen  wir  noch  die  nach- 
stehenden aus  englischen  Blättern  hinzu.  Das 
Strophantin  isolirte  zuerst  Prof.  Fräser;  es 
wurde  von  Elbome  und  Udbing,  sowie  von 
A,  TF.  Qerrard  näher  untersucht. 

Oerrard  (Pharm.  Joum.  Transact.  1887, 
924)  isolirt  das  Strophantin  anf  folgende 
Weise.    Das  Extraet  ans  den  Samen  wird  in 


Wasser  gelöst  nnd  von  dem  harzigen  Bück- 
stand  abfiltrirt.  Die  Lösung  wird  mit  Gerb- 
säure im  Ueberschuss  gefällt,  der  graue  Nie- 
derschlag gesammelt,  mit  Wasser  gewaschen, 
und  darauf  noch  feucht  mit  einem  Ueberschuss 
von  basischem  Bleiacetat  gemischt.  Die  Misch- 
ung wird  sorgfältig  getrocknet  und  mit  warmem 
Alkohol  ausgezogen.  Durch  die  filtrirte  Lös- 
ung lässt  mau  Schwefelwasserstoff  gehen. 
Nach  dem  Abfiltriren  und  Verdunsten  des 
Alkohols  erhält  man  das  Strophantin  als  blass- 
gelbe amorphe  Substanz.  Durch  Thierkohle 
kann  es  gereinigt  werden.  Das  Strophantin 
ist  löslich  in  Wasser  und  Alkohol ,  unlöslich 
in  reinem  Aether,  sowie  in  reinem  Chloroform. 
Die  von  Elbome  und  anderen  beobachtete 
Opalescenz  beim  Vermischen  der  Strophantus- 
tinctur  iflit  Aether  glaubt  Oerrard  auf  Ab« 
Scheidung  von  Strophantin  zurückfuhren  sa 
sollen. 

Das  Strophantin  hat  ausgesprochen  gljco- 
sidischen  Charakter  und  sehr  starke  thera- 
peutische Wirkung.  Salpetersäure  scheint 
ohne  Einwirkung  auf  den  Körper,  Schwefel- 
säure dagegen,  mit  einigen  Kömchen  der 
Substanz  zusammengerieben,  giebt  eine  grüne, 
in  schwarz  übergehende  Farbe.  Silberlösung 
wird  beim  Erwärmen  reducirt. 

Fräser  erhielt  das  Strophantin  in  Krystallen. 
Nach  Oerrard  erwies  sich  ein  Milligramm 
bei  einem  Hunde  bereits  als  tödtliche  Dosis. 
Die  auch  von  Helbing  angegebene  Probe 
mit  Schwefelsäure  wird  von  Hanausek  zur 
mikroskopischen  Entdeckung  des  Strophan- 
tins angewendet;  erfand  dasselbe  in  reich- 
licher Menge  im  Embryo.  (Pharm.  Post, 
8.  Mai  1887.) 

Helbing  (Pharm.  Joum.  Transact.)  giebt 
jetzt  folgende  Vorschrift  zur  Identitätsreaction 
auf  Strophantin.  Eine  Spur  des  Körpers 
wird  in  einem  Tropfen  Wasser  gelöst,  darauf 
eine  Spur  Eisenchlorid  hinzugefügt  und  da- 
rauf Schwefelsäure.  Em  rothbrannei^  Nieder- 
schlag wird  gebildet,  der  nach  einiger  Zeit, 
manchmal  nicht  vor  ein  bis  zwei  Stunden, 
in  eine  schön  dunkelgrüne  Farbe  übergeht. 
Sehr  kleine  Spuren  Strophantin  können  auf 
diese  Weise  entdeckt  werden. 

Diesen  Mittheilungen  fügt  neuerdings  T. 
JS.  Fräser  einige  weitere  hinzu.  Er  erhielt 
das  Strophantin  in  unvollkommenen  Kry- 
stallen und  stellt  für  dasselbe  die  Formel 
CjQ  Hgi^O^o  auf.  Durch  Säuren  wird  das  Stro. 
phantin  in  Glykose  und  Strophantidin 


441 


welehee  sehr  schön  krystalliairt ,  Benetzt. 
Anuer  den  genannten  Körpern  wurde  noch 
eine  eigenthümliche  Sftnre,  Kombinsftare, 
in  dem  Strophantae  aafgefnnden.       — o# — 


Terpinhydrat  und  Terpinol. 

Unter  den  in  der  Therapie  nenerdings  Ter- 
wendeten  Terpenen  und  Campherarten  scheint, 
nach  einer Mittbeilüngi?a&<Hr'«  in  den  Therap. 
Monateheften,  das  Terpinhydrat  und  das  Ter- 
pinol bemfen  zn  sein,  eine  nicht  nnbedentende 
Rolle  zn  spielen.  Ersteres  ist  das  dreifache 
Hydrat  des  Terpens  C^qH^^  nnd  hat  die  For- 
mel Cjo^ss^s  ^^^  ^0^16  '  (^2^)s*  I^iosor 
Körper  bildet  sich ,  wenn  man  Terpentinöl, 

Alkohol  nnd  Salpetersänre  in  derKfilte  einige 
Tage  hindurch  sich  selbst  überlässt;  dabei 
scheiden  sich  grosse  rhombische ,  färb-  nnd 
gemchlose  Krystalle  ab,  welche  leicht  löslich 
in  Wasser,  Alkohol  nnd  Aether  sind  nnd 
nentrale  Beaction  zeigen. 

Mit  diesem  interessanten  Körper  sind  sei- 
tens der  Aerzte  seit  2  Jahren  Yersnche  ge- 
macht worden  $  im  Oanzen  geht  darans  her- 
vor, dass  die  Wirknng  ähnlich  ist,  wie  die 
des  Terpentinöls,  nnd  sich  besonders  Äussert 
auf  die  Aihmnngsorgane,  Nieren  nnd  das 
Nervensystem.  Vornehmlich  wird  von  ver- 
schiedenen Antoren  die  secretionsbeschrftn- 
kende  Wirknng  (bei  Bronchitis  etc.)  gerfihmt. 
Ueberhanpt  ist  Terpinhydrat  in  allen  den 
Fällen  anwendbar,  in  welchen  Terpentinöl 
mit  Erfolg  verwendet  wird;  von  diesem  nnter- 
scheidet  es  sich  aber  vortheilhaft  nicht  allein 
dnrch  den  schwach  aromatischen  Geschmack, 
sondern  anch  dadurch,  dass  es  bei  längerem 
Gebranch  keine  Yerdanangsstörongen  herbei- 
führt. 

Minder  übereinstimmend  sind  die  An- 
schauungen über  das  Terpinol.  Während 
es  der  Eine  zn  den  inoffensiven  Substanzen 
rechnet,  behauptet  ein  Anderer,  dass  es  yiel 
mehr  leiste,  als  das  Terpinhydrat.  Das  Ter- 
pinol ist  eine  farblose,  ölige,  nach  Hyacinthen 
riechende  Flüssigkeit  ypn  0,852  spec.  Gew. 
und  1680  Siedepunkt  Es  bildet  sich  beim 
Behandeln  von  Terpinhydrat  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  und  hat  die  Formel 


C1OH10  ( 
^lo^ie) 


HgO. 


Für  die  Verwendung  des  Terpinhydrats 
wie  des  Terpinols,  welch  letzteres  fast  nur 
in  Pillen  Terwendet  wird,  giebt  jRa^oiff  einige 
Beispiele. 


Für  Terpinhydrat: 
Bp.  Terpin.  hydrat.  3,0. 
Sacchari. 

Mucil.  Gumm.  arab.  ää.  q.  s. 
et  f.  pilul.  No.  30. 
2>.  S.  3  mal  täglich  eine  Pille. 
Bp.  Terpin.  hydrat.  10,0. 
Spirit.  150,0. 
Aq.  desttll.  100,0. 
üf.  D.  6.  3  mal  täglich  einen  Esslöffel. 

Für  Terpinol: 
Bp.  Terpinoli 

Ammon.  benzoic. 
Gerae  flavae  ää  10,0. 
Gummi  arabic. 
Bad.  Althaeae  pulv. 
Sacchari  ää  3,5. 
Mucil.  Tragac.  q.  s. 
et  f.  pilul.  No.  100. 
Bp.  Terpinol. 

Natr.  benzoic.  ää  1,0. 
Sacchar.  q.  s. 
et  f.  pilul.  No.  10. 
D.  8.  1-  bis  2stündlich  eine  Pille. 

Therap.  Monatshefte  1887,  8. 


DanteUung  der  HolzeBBigsftore. 

Wenn  man  den  Holaessig  direct  mit  Kreide 
sättigt,  Bo  schäumt  die  FluBsigkeit  sehr  stark 
auf,  und  die  Sättigung  gebt  in  Folge  der 
Büdong  von  saurem,  kohlensaurem  Kalk  nicht 
bis  SU  Ende.  Ein  ganz  anderes  Ergebniss  er- 
reicht man,  wenn  man  die  Sättigung  mit 
Kreide  dadurch  bewirkt,  dass  man  den  Hola- 
essig  destillirt,  wobei  nnr  die  flüchtigen  Säuren 
in  Calcinmsalze  verwandelt  werden. 

S.  Wiemkowsky  empfiehlt  auf  Qmnd  seiner 
Unteisnehnngen  folgendes  Vexfishien  ab  das 
beste.  Man  destillirt  den  Holsessig  aus  einem 
kupfernen  Kessel  und  führt  die  Dämpfe  in 
einen  Kühler,  so  lange  der  Holzgeist  über- 
geht; nach  dem  Abdestilliren  des  letzteren 
leitet  man  die  Dämpfe,  ohne  sie  abkühlen  zu 
lassen,  in  Kreidemileh,  die  beständig  bei 
Siedetemperatur  gehalten  wird.  Die  Flüssig- 
keit muss  während  der  ganzen  Destillation 
umgerührt  werden  nnd  einen  Ueberschuss  an 
Kreide  enthalten.  Nach  Beendigung  der 
Destillation  läset  man  die  Flüssigkeit  ab- 
sitzen ;  dann  giesst  man  die  klare  Lösung  ab 
und  verdampft,  bis  die  Masse  sieh  in  einen 
kiystaliinisehen  Brei  verwandelt.  Dieser  wird 
von   der  Mutterlauge    in   einer  Sohlender- 


'442 


maschine  getrennt  und  mit  einer  Lösung  von 
reinem  essigsaurem  Kalk,  oder  mit  einer 
kleinen  Menge  Wasser  ausgewaschen.  Das 
Salz  zersetzt  man  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure ,  trennt  die  Flüssigkeit  von  ausgeschie- 
denem Gyps  Qnd  destillirt.  Die  so  erzielte 
verdünnte  Essigsäure  (:anii  durch  nochmalige 


Destillation  mit  einer  entsprechenden  Menge 
englischer  Sohwefelsänre  in  conoentrirte  ver- 
wandelt werden.  Die  nach  dieser  Destillation 
zurückgehliebene  verdünnte  Schwefelsäure 
benutzt  man  zur  Zersetzung  neuer  Mengen 
von  ecwigsäurem  Kalk.  ' 

Chem.  Centr-Bl.  1887,  Nr.  31  u.  32, 


I  ^>.,       '  vy-< 


Therapeutische  Wotizen. 

Catffut  als  Nahtmaterial.  jtiinein,  dem  auf  lOOOg  20gGlycerin  und 

.  1,0  g  Sublimat  hinzugesetzt  sind.    Wenn  es 

Verf.  bespricht  in  den  „Therapeutischen  .  24  Stunden  in  dieser  Lösung  gelegen  hat, 

Monatsheften"  die  Vorzüge  des Catgut  gegen- 1  jgt  das  Catgut  geeignet  zum  Gebrauch.   Ich 

über  der  Seide,  und  hebt  hervor,  dass  es,  |  ziehe  dieses  Juniperusölcatgnt  demjenigen, 

wenn   antiseptisch  präparirt,  die  Vortheile  welches   von  Schede   besonders   empfohlen, 


der  Seide  besitzt,  ohne  die  Unannehmlichkeit 
der  Entfernung  zu  haben.  Verf.  spricht  gleich- 
zeitig seine  Ueberzengung  ans,  dass  der  Arzt 
rohes  Catgut  beziehen  und  die  antisep- 
tischePräparationundAufbewahr- 
nng  selbst  in  die  Hand  nehmen 
müsse.    Er  sagt  darüber : 

Zum  Aufbewahren  empfehle  ich  in  erster 
Linie  schmale. Cylinder  aus  Glas,  welche  mit 
einem  Glasstöpsel  gut  verschlossen  sind.  In 
diesen  befindet  sich  eine  Glasplatte,  welche 
oben  eine  und  in  der  Mitte  neben  einander 
zwei  Oeffnungen  hat.  Derartige  Gefässe 
braucht  man  zwei.  Dieselben  dienen  zur 
Bereitung  des  Catgute  für  die  unter- 
brochene Naht ,  die  ja  diejenige  Methode 
ist,  welche  im  Allgemeinen  in  der  Praxis 
angewendet  wird.  Das  rohe  Oatgnt  wird  zer- 
schnitten in  Fäden,  welche  doppelt  so  lang 
sind,  wie  die  beschriebenen  Glasplatten  ;  das 
eine  Ende  des  Fadens  wird  durch  die  eine 
Oeffnung  in  der  Mitte  hin  durchgesteckt  j  der 
Faden  läuft  dann  zu  der  Oeifnnng  am  oberen 
Ende  und  kehrt  durch  die  zweite  Oeffnung 
in  der  Mitte  nach  unten  zurück.  Diese  Glas- 
platte kann  mit  20  bis  30  solcher  Fäden,  die 
etwa  einen  halben  Meter  lang  sind,  gefüllt 
werden.  Die  Bereitung,  welche  ich  am  meisten 
vorziehe,  ist  dieselbe,  wie  sie  von  E,  Küster 
angegeben  ist;  sie  besteht  darin,  dass  ich 
die  so  gefüllte  Glasplatte  in  das  eine  cylin- 
drische  Gefäss,  welches  mit  Oleum  baccarum 
Juniperi  gefüllt  ist,  eintauche  und  zweimal 
24  Stunden  darin  lasse.  Nach  dieser  Zeit 
—  es  schadet  keinen  Falls,  wenn  man  die 
Zeit  etwas  ausdehnt,  viel  geringrer  als  die 
oben  angegebene  darf  sie  nicht  sein— tauche 
ich  die  Glasplatte  mit  dem  Catgut  in  Alkohol 


zuerst  24  Stunden  lan^  in  wässrige  Lösung 
von  Sublimat  und  dann  in  Alkohol  gelegt 
wird,  bei  Weitem  vor.  Ich  habe  bei  der 
früheren  Anwendung  desselben  durch  die 
leichte  Quellbarkeit  mancherlei  Unbequem- 
lichkeiten gesehen.  Das  Chromsänrecatgut, 
das  Kocher  zuerst  angab  und  das  sich  weiter 
Verbreitung  in  den  Kliniken  erfreut,  wird 
bereitet  dadurch,  dass  es  zuerst  in  Carbol- 
glycerin  (10  acidi  carboliei  auf  100  Glycerin) 
für  24  Stunden  gelegt  wird  und  dann  für 
5  Stunden  in  eine  Chromsäurelösung  (V« :  100) 
kommt,  aus  der  es  dann  in  Alkohol,  dem 
gleichfalls  Glycerin  hinzugesetzt  wird,  auf- 
bewahrt wird.  Ueber  dieses  Catgut  stehen 
mir  keine  grossen  Erfahrungen  zur  Seite; 
ich  halte  die  Bereitung  mit  dem  Juniperusöl 
für  so  sicher,  dass  ich  nicht  Veranlassung 
hatte,  davon  abzugehen,  und  der  Vortheil 
der  besonderen  Haltbarkeit,  welcher  dem 
Chromsänrecatgut  nachgerühmt  wird,  trifft 
für  das  von  mir  empfohlene  gleichfalls  zu. 

Will  man  far  die  fortlaufende  Naht 
sich  das  Catgut  präpariren ,  so  empfiehlt  es 
sich,  kleine  Glasbehälter  mit  Bollen,  oder 
für  den  Transport  kleine  Glasflaschen  zu 
nehmen,  in  deren  Gummistöpsel  mit  einer 
Glasstange  eine  Rolle  befestigt  ist.  Die 
Technik  der  Präparation  ist  ganz  dieselbe. 
Thera/ps  Monaiia^.  1887,  Heß  8,  8,  299. 


Hygiene  des  Haares. 

Von  «7*.  Leslee  Forley  in  Boston. 

Von  Kindheit  auf  sollte  das  Haar  gepflegt 
werden.  Deif  Kopf  des  S&agUnga  «oll  von  Ge- 
burt an  mit  lauwarmem  V^aaaer  und  Castil- 
seife  swei-  oder  dreimal  wöchentlich  gewaschen 


443 


and  täglich  mit  möglichst  weicher  Bärate  ge- 
bürstet wefdeo.  Sp&ter  behandelt  mAn  üas 
Haar  der  Kinder  mit  einer  härteren  Bürstei 
um  Staub  und  Schuppeirsu  entfernen  und 
mit  einer  weichen,  um  das  Maar  zu  glätten. 
Es  darf  nicht  ein  feiner,  sondern  nur  ein 
grober  Kamm  beim  Kinde  sum  Scheiteln  des 
Haares  zur  Verwendung  gelangen.  Der  Jfing- 
ling  soll  seine  Kopfhaut  durchschnittlich  min- 
destens einmal  im  Monat  mit  einem  Oelbei 
oder  Weissei  waschen.  -  Dieses  wird  gut  in 
die  Haarwurzeln  eingerieben  und  dann  mit 
heissem  Wasser  und  Seife  abgewaschen,  end- 
lich mit  klarem  kaltem  Wasser  abgespült,  die 
Kopfhaut  wird  dann  sorgfältig  durch  tüchtiges 
Reiben  mit  einem  Handtuch  abgetrocknet, 
bis  ein  angenehmes  Wärmegefühl  entsteht. 
Dann  wird  als  Pomade  etwas  CocosnussÖl  an- 
gewendet, welches  nieht  so  schnell  ranzig 
wird  wie  thierische  Fette.  Besonders  wichtig 
ist  es,  dass  sprödes,  trockenes  Haar  eingefettet 
wird.  Zu  viel  Oel  schadet,  weil  das  Haar  zu 
leicht  sich  mit  Staub  bedeckt.  Es  ist  zu  em- 
pfehlen ,  dem  Oel  kein  Aroma  zu  geben ,  da 
dieses  ein  Ranzigwerden  desselben  verdecken 
könnte.  Das  beste  Aroma  giebt  Bau  de  Co- 
logne.  Man  fette  daa  Haar  unmittelbar  nach 
dem  Waschen,  weil  das  Oel  dann  schneller 
aufgesogen  wird.  Gtegen  eine  starke  Anhäuf- 
UDg  von  Finnen  wendet  man  tägliche  Wasch- 
ungen von  Alkohol  SOpCt.  und  aromatischem 
Salmiakspiritus  ana  mit  etwas  weichem  Wasser 
an.  Die  fixen  Alkalien,  wie  Borax,  weinsanre 
Salze,  Soda,  sind  schädlich,  weil  sie  die  natür- 
liche Elaeticität  des  Haares  veimindem.  Bei 
den  Waschungen  mit  Salmiakspiritus  muss 
man  die  Augen  schliessen,  damit  nichts  hinein* 
geräth.  Die  Kopfhaut  muss  ebenso  gut  täg- 
lich gewaschen  werden  wie  Hände  und  Ge- 
sicht. Täglich,  am  besten  Morgens  und  Abends, 
muss  das  Haar  gebürstet  werden,  und  zwar 
sanft  in  der  Richtung,  in  welcher  es  liegt. 
Die  Behandlung  mit  harter  und  weicher  Bürste, 
wie  oben  bereits  angegeben,  regt  die  Cironla- 
tioa  in  den  Haarpapillen  an  and  dadurch  wird 
das  Waehathum  befordert.  Denselben  Effect 
haben  die  Haartonica.  Ein  ausgezeichnetes 
Haartonicum  ist: 

Rp.  Aoid.  carbol.  2,0, 
Tinct.  nuc.  vom.  7,5, 
Tinct.  cinehon.  rubr.  30,0, 
Tinct.  eantharid.  2,0, 

Aq.  coloniens.)  j  *n/\n 

^/  ;  ana  qt.  ad  120,0. 

Ol.  eoeois.       ♦  ^  ' 


M.  D.  1-  bis  2  mal  täglich  mit  einem  wei- 
chen Schwamm  eiazuztiben. 
Das  wird  das  Ausfallen  der  Haare  verhin- 
dern und  einen  luxuriösen  Haarwuchs  hervor^ 
rufen.  Feinaähnige  Kämme  sollten  nur  nach 
Sportsmansausdruok  angewandt  werden,  „um 
Jagd  zu  machen.'*  Sie  machen  Hautabschürf- 
ungen und  können  dadurch  Eingangepforten 
für  Pilzkrankheiten  Behaffien.  Dr.  LeonJuurd 
urtheilt  über  die  Wahl  von  Barste  oder  Kamm 
wie  folgt:  Eine  Bürste  mit> silbernen  Borsten 
zerkratzt  die  Kopfhaut,  ein  Kamm  mit  zu 
scharfen  Zähnen  zerbricht  die  Haare.  Die 
Büschel  einer  guten  Haarbürste  müssen  gleieh- 
weit  von  einander  stehen,  die  einzelnen  Borsten 
aber  müssen  nicht  ganz  gleich  lang  sein ,  da- 
mit jeder  Theil  der  Kopfhaut  von  der  Bürste 
bedeckt  wird  und  jedes  Haar  in  ihr  Bereich 
kommt.  Die  Zähne  eines  guten  Kammes 
müssen  regelmässig  stehen  und  ihre  Spitzen 
müssen  abgerundet  sein.  Man  muss  ihn  gegen 
das  Lieht  halten ,  um  Splitter  oder  Rauhig- 
keiten an  den  Zähnen  zu  entdecken,  denn 
diese  zerbrechen  die  Haarschäfte.  Bekommt 
ein  Zahn  einen  Splitter,  so  wird  er  am  besten 
ganz  ausgebrochen.  Drahtbürsten  leisten  nicht 
mehr  als  Kämme  und  sind  nicht  so  gut  wie 
gute  Borstenbürsten.  Für  Sauerstoffzufnhr 
zum  Kopf  muss  durch  leichte,  luftige  Hüte 
gesorgt  werden.  Man  sollte  immer  oder  mög- 
lichst häufig  ohne  Kopfbedeckung  gehen. 
Leute,  die  fortwährend  eine  Kopfbedeckung 
tragen,  verlieren  leicht  ihre  Haare,  die  Frauen- 
hüte gestatten  eine  bessere  Ventilation,  daher 
haben  Frauen  auch  längere  Haare.  Das  Haar 
muss  regelmässig  einmal  im  Monat  geschnitten 
werden.  Häufiges  Haarschneiden  soll  den 
Haarwuchs  begünstigen,  doch  ist  Dr.  PinctM 
aus  Berlin  der  entgegengesetzten  Ansicht. 
Die  Enden  der  Haare  spalten  sich  und  müssen 
abgeschnitten  werden.  Scharfe  Scheeren 
müssen  gebraucht  werden.  Der  Bart  sollte 
während  seiner  Entwiokelung  nicht  abrasirt 
werden,  damit  sein  natürliches  Wachsthum 
nieht  gestört  werde.  Das  Rasiren  macht  die 
einzelnen  Haare  frühzeitig  steif  und  hart  und 
verändert  ihre  Farbe,  indem  es  sie  roth  oder 
braun  färbt.  Oel  und  Bürste  mag  nach  Be- 
lieben beim  Bart  benutzt  werden.  Das  Rasir- 
messer  sollte  vor  dem  Gebrauch  in  schwache 
Carbolsäurelösung  getaucht  werden,  um  die 
Uebertragung  von  Bartkrankheiten  zu  ver- 
hüten. Die  Frauen  sollten  ihr  Haar  lieber 
bürsten  als  kämmen ,  die  gespaltenen  Enden 


444 


abschneiden  und  es  lose  flechten ,  damit  die 
Kopfrentilation  freier  ist  und  damit  die  Haare 
nicht  durch  zu  starken  Zug  zerbrochen  oder 
ausgerissen  werden  und  die  Saftcirculation  im 
Haare  nicht  durch  mechanischen  Druck  ge- 
stört wird.  Vor  dem  Zubettgehen  sollen  die 
Frauen  ihre  Haare  lösen .  Die  Haare  in  Locken 
zu  brennen  oder  zu  bleichen,  ist  schädlich. 
Bei  bettlSgerigen  Kranken  soll  das  Haar  täg- 
lich gefettet  und  mit  einem  groben  Kamm 
gekämmt  werden.  Die  Haut  wird  zweimal 
wöchentlich  mit  Schwamm  und  etwas  Seifen- 
wasser gewaschen.  Das  Ausfallen  der  Haare 
kann  Folge  sein  von  permanenten  Beizen, 
wie  schweren  Coiffuren,  Scheitel  (letztere 
machen  KopfiBchmerzen),  täglichen  Douchen, 
Färben  (letztere  enthalten  Blei  oder  Silber- 
nitrat). Uebermässige  körperliche  und  geistige 
Anstrengungen,  Schlaflosigkeit  schädigen  das 
Wachsthum  des  Haares.  In  Fällen,  wo  es  an 
Fett  aus  den  Talgdrüsen  fehlt,  macht  Tinctura 
IJTae  ursi  dasselbe  weich,  glänzend  und  ge- 


schmeidig. 


Med, -Chirurg.  Bundschau, 


AsthmadigarretteiL 

Eirt0  giebt  in  der  Union  m6d.  (24.  Febr. 
1887)  folgende  Vorschrift  für  Asthma- 
cigaretten: 

Rp.  Eztr.  Stramon 5,0 

Alkohol 45,0 

FoliaTabac 90,0 

Kai.  jod. 

Kai.  nitr.  ana  ....  5,0 

Hundert  Cigarretten  sollen  hieraus  gemacht 
werden. 

Deutsche  Med.-Ztg,  1887,  Nr,  62. 


Einen  heÜBamen,  natürlichen 
EucalyptuBhonig 

Ton  wilden  Bienen  Australiens  auf  Eucalj'ptus* 
Bäumen  von  80  bis  120  m  Höhe  in  Stöcken 
hervorgebracht,  fand  ein  französischer  Bei- 
sender Guümeth  (ProgrÖ8m^d;No.Xyi.  1887) 
im  Innern  des  Landes.  Er  hatte  Bienenstöcke 
mit  Myriaden  von  schwarzen  Bienen  80  m 
hoch  wahrgenommen,  Hess  den  Baum  um- 
hauen, der  einen  Dorehmesservon  19bb20m 
hatte  und  mit  grosser  Vorsicht  den  Honig 
sammeln,  welcher  einen  starken  Greschmaok 
nach  Eucalyptusöl  hatte.  3,6  kg  wurden  zur 
Analyse  nach  Paris  geschickt,  und  man  fand 


in  1000  g  Honig  171  g  Eucalyptol,  Eucalyp- 
ten ,  Terpen ,  Cymol ,  harzige  und  riechende 
Substanzen.  Nach  Beobachtungen  in  Austra- 
lien, wo  die  Einwohner  den  Honig  bei  Krank- 
heiten vielfach  anwandten ,  und  nach  ange- 
stellten Thierexperimenten  gelangte  Dr.  Cara- 
mavm  zu  folgenden  der  Acad^mie  des  sciences 
mitgetheilten  Resultaten.  Der  sehr  zucker- 
reiche Honig,  611  g  in  1000  enthaltend, 
schmeckt  sehr  stark  nach  Eucalyptus  und 
riecht  intensiv  danach,  ist  tief  orangefarbig, 
löst  eich  leicht  in  Wasser,  Milch,  Wein,  we- 
niger in  Alkohol,  geht  sehr  schwer  in  Gähr- 
ung  über.  Die  Aschenbestandtheile  betragen 
1,8;  der  Inhalt  an  Wasser  215,6. 

Eine  künstliche  HonigÜAbrikation  durch 
Mischung  von  Eucalyptuspräparaten  mit  fran- 
zösischem Honig,  um  ein  dem  natürlichen 
Euoalyptttshonig  ähnliches  Fabrikat  hervor^ 
zubringen,  gelang  nicht,  da  die  Zusätze  sich 
vom  Honig  trennten,  der  Honig  seine  ge- 
wöhnliche Qualität  wieder  annahm,  die  flüch- 
tigen Substanzen  verdampften. 

Versuche  an  Thieren  mit  dem  Encalyptus- 
honig  ergaben,  dass  derselbe  eine  Verlang* 
samung  des  Herzschlage,  eine  Herabsetzung 
des  Pulses  und  Temperaturverminderong  be- 
wirkt, wie  dies  auch  Mosler  von  den  Euca- 
lyptuspräparaten nachgewiesen  hat.  Thera- 
peutisch lässt  sich  dieser  Honig  1.  bei 
scrophulösen  Krankheiten  sowie  Affectionen 
der  Bronchien  anstatt  des  Leberthrans  sowohl 
als  Nahrungs-  wie  ab  Heilmittel  verwerthen; 
2.  als  Herzsedativum  wie  die  Digitalis,  ohne 
dass  das  Mittel  die  cumulative  und  toxische 
Wirkung  des  Fingerhuts  besitzt;  3.  alssecret- 
befordemdes,  die  Bronchial-  und  Lungen- 
Schleimhaut  modificirendes  Mittel;  4.  als 
Mittel  gegen  Malaria  in  Fällen,  wo  Chinin 
sich  unwirksam  erwiesen ,  da  es  bekannt  ist, 
dass  die  Anwesenheit  von  Eucalyptusbftnmen 
die  Fiebermiasmen  zu  tilgen  im  Stande  ist; 
5.  als  Antiparasiticum  und  Antiputridum  bei 
Phthisis  und  TyphusfiUlen  durch  seinen 
grossen  Qehalt  an  Eucalyptnssabstanzen, 
welche  in  die  Blutmasse  eindringen  und  durch 
die  Schleimhäute  ausgeschieden  werden ;  6. 
als  Mittel  gegen  Blennorrhoe  der  Harnröhre 
wegen  seines  Gehalts  an  Eucalypten»  Ter- 
pen ,  und  übertrifft  der  Honig  hier  noch  den 
Balsam.  Copaivae,  sowie  das  Saatalöl. 

Dem  Berichte  wurde  eine  Beihe  von  Heil- 
ungsföUen  hinzugefügt  und  darauf  hinge- 
wiesen,   dass    der   Eucalyptushonig    in   der 


446 


Therapie  eine  grosse  Zukunft  besitzt,  viel- 
leicht dereinst  geeignet ,  nicht  nur  Mikroben 
im  Körper  zu  tödten,  ohne  selbst  toiische 
Eigenschaften  su  besitaien,  sondern  auch  als 
ein  angenehmes  Nahrungs-  sowie  Heilmittel 
den  Menschen  zu  dienen.  Dazu  dürfte  es 
nöthig  sein,  grössere  Quantitäten  aus  Austra- 
lien herbeizuschaffen  und  damit  Versuche  in 
yermehrter  Anzahl  anzustellen ,  oder  Bienen 
nach    Eucalyptusanpflanzungen    zu   bringen 


und  die  Resultate  abzuwarten ,  ob  daselbst 
Eucaljptushonig  durch  dieselben  bereitet 
werden  wird. 

Der  Reisende  OiUlmeth  bezweifelt  letzteres 
und  glaubt,  dass  nur  die  schwarze  Biene,  von 
ihm  Apis  nigra  mellifica  genannt,  die  sich 
von  allen  anderen  Bienen  Frankreichs  und 
Algeriens  unterscheidet,  diesen  Honig  zu  be- 
reiten im  Stande  ist. 

Deuta^e  Med.  Wochensd^r.  1887,  659. 


/^  t     r^r     ■■ 


JLlteratnr  uad  Kritik« 


Stöchiometrie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Deutschen  Pharma- 
kopoe, sowie  der  maassanalytisehen 
Untersuchung  der  Arzneistone.  Be- 
arbeitet von  Apotheker  Dr.  Max 
Bieehele.  Preis  5  Jf.  Eiehstätt  1887. 
Verlag  von  Anton  Stillkrauth. 

Herrn  Dr.  Biechele  verdankt  die  pharma- 
ceutische  Literatur  schon  manche  werthvolle 
Bereicherung;  auch  das  vorliegende  Werk 
ist  gewiss  geeignet,  Nutzen  zu  stiften;  es 
will  mir  aber  scheinen ,  als  ob  dasselbe  ein 
wenig  gar  zu  umfänglich  ausgefallen  sei.  Es 
soll  dasselbe  dazu  dienen,  die  Kenntniss 
Btöchiometrischer  Berechnungen  beizubrin- 
gen. Um  dies  zu  erreichen,  enthält  der  erste 
Theil  des  Buches  auf  10  Seiten  eine  Dar- 
legung der  Begriffe  von  einfachen  und  zu- 
sammengesetzten Körpern,  Atom  und  Mole- 
kül, Atom-,  Molekular-  und  Aequivalentge- 
wicht,  chemischen  Gleichungen,  Werthigkeit 
der  Elemente  und  eine  Anleitung  zur  Be- 
rechnung der  Molekular  -  Formeln,  sodann 
aber  auf  ca.  110  Seiten  gegen  800  stöchio- 
metrische  Aufgaben  und  als  zweiter  Theil 
auf  ca.  230  Seiten  die  Auflösungen  dieser 
stochiometrischen  Aufgaben,  wie  in  einem 
Rechenbuch  abgefasst.  Das  scheint  mir  nicht 
ganz  der  richtige  Weg  zur  Verbreitung  stöchio- 
metrischer  Kenntnisse.  Eine  stöchiometrische 
Aufgabe  ist  —  wenn  die  nöthige  Formel- 
gleichung aufgestellt  ist,  ein  einfaches  Regel- 
de-tri-Exempel;  auf  die  Formelgleichun- 
gen kommt  es  an.  Diese  letzteren  aber  kann 
man  aus  dem  Buche  nur  durch  die  Masse 
der  Beispiele  lernen ,  nach  der  Methode  wie 
wie  man  frfiher  Sprachen  lehrte,  indem  man 
den  Schfilem  Sätze  einprägte,  ohne  ihnen 
zuvor  etwas  über  Grammatik  gesagt  zu  haben. 


Wandtafeln  fftr  den   Unterricht  in 
der  Chemie  nnd  clieniisclien  Tecli- 
nologie,  mit  erläuterndem  Text,  her- 
ausgegeben von  Dr.  O.  von  Schroeder 
in  Basel  und  Prof.  Dr.  J.  von  Schroeder 
in   Tharandt.    3.  Lieferung.    Inhalt: 
Salzgarten ,  Gradirwerk ,  Salzsiederei, 
Sodafabrikation ,     Condensation    der 
Salzsäure.    Cassel  1887.    Verlag  von 
Theodor  Fischer, 
Diese  Wandtafeln  sind  ihrer  Grösse  nach 
für  solchen  Unterricht  bestimmt ,  der  mehre- 
ren Hörern  zugleich  ertheilt  wird,  bei  welchem 
also  die  gewöhnlichen  Abbildungen  der  Lehr- 
bächer  nicht  benützt  werden  können.    Schon 
Dem,  der  mehr  als  vier  oder  fünf  Zuhörer  hat, 
können  diese  Abbildungen  auf  das  Wärmste 
empfohlen  werden;  sie  sind  von  ausgezeich- 
neten Lehrern  verfasst  und  fördern  bei  Er- 
klärungen das  YerständnisB  ungemein,      e. 


Ostfrlesland  nnd  die  ostfriesisclien 
Inseln  in  ilirem  Yerhältnlss  znr 
netteren  Oesnndlieitslelire  nnd 
znr  Yerbessernng  der  Bodenfrage. 

Von  Apotheker  F.  Schreie  in  Pewsum. 

Norilen  1887.    Verlag  von  Hermann 

Braams. 
Eine  kleine,  kaum  bogenstarke  Broschüre, 
welche  ein  Thema  behandelt,  das  vielen  un- 
serer Leser  fem  liegen  dürfte  und  doch  der 
Beachtung  der  Fachgenossen  sehr  wohl  werth. 
Hygieine  und  analytische  Chemie  sind  Qe- 
biete ,  auf  denen  die  Apotheker ,  besonders 
solche,  welche  in  kleineren  Orten  thätig  sind, 
fleissig  thätig  sein  sollten,  sie  werden  dies 
sicher  auch  nieht  ohne  materiellen  Nutzen 
thun.  Ein  Beispiel,  wie  ein  wissenschaftlich 
tüchtiger  Apotheker  sich  durch  Eingehen 
auf  die  genanntaa  Gebiete  seiner  Landschaft 


446 


fiütilidi  machen  kann,  bietet  die  Torliigeade 
Broichfire. 

Beispiele  zur  Erlemniig  der  quanti- 
tativen ehemisehen  Analyse  von 

A.  Geuther,  Professor  der  Chemie  in 
Jena.  Jena  1887.  Verlag  von  Carl 
Loebereiner  Naehfolger. 

Die  Flechten  Dentschlands*  Anleitung 
znr  Kenntniss  und  Bestimmung  der 
deutsehen  Flechten.  Von  P.  Sydow. 
Mit  zahlreichen  in  den  Text  gedruck- 
ten Abbildungen.  Preis  7  Mk.  Berlin 
1887.    Verlag  von  JtUitM  Springer. 

Lehrbneh  der  Physiologie  für  akade- 
mische Vorlesungen  und  zum  Selbst- 
studium. Hamburg  und  Leipzig  1887. 
Verlag  von  Leopold  Voss. 

BegrÜDdet  Yon  Bud,  Wäffner,  fortgeführt  yod 
OUo  Funke  j  nen  heransgegeben  von  Dr.  Ä. 
Oruenhagen.  Professor  der  Medicin.  Phjsik  an 
der  Universität  ta  Königsberg  i.  Pr.  Siebente, 
neu  bearbeitete  Auflage.  Mit  285  in  den  Text 
eingedrnckten  Holzschnitten.  Dreizehnte  Lie- 
ferang.   (Schloss  des  Werkes.) 


Syllabns  der  Yorlesmigen  über  pflauUebe  Fhar- 
macognosie  von  Dr.  A,  F,  w.  Schimper,  a. 
0.  Professor  der  Botanik  und  Pharm acognosie 
an  der  üniversit&t  Bonn,    ßtrassburg  1887. 
J.  K  Ed.  Heitz  (EeiU  dt  Mündd). 
Der  „Syllabns  der  Vorlesungen  über  pflanz- 
liche Pharmacognosie"  soll  ähnlich  wie  EtMer's 
unübertrefflicher  „Sjrllabns  der  Vorlesungen  über 
specielle  und  medicinisch-pharmaceutische  Bo- 
tanik**  einerseits  dem  Lehrer  das  »lästige  und 
zeitraubende  Anschreiben  an  die  Tafel  sparen, 
einerseits   den  Studirenden  ein  präciseres  und 
richtigeres  Heft  liefern,  als  sie  bei  einem  durch 
Demonstrationea    und  Zeichnungen   beständig 
unterbrochenen  Vortrag  nachzuschreiben   ver- 
mOgen.' 

Venelehftif  <  iimBitlioher  Präparate  iftd  Drora 

Yon  E.  lerek.    Fünfte  Auflage.   Preis  1  Mk. 
Darmstadt  im  Juli  1887. 
Häufige  Anfragen  der  Herren  Apotheker  rer- 


anlasstea  die  Herausgabe  des  Torlieeenden  Ver- 
zeichnisses. Dasseloe  soll  kein  fireiscourant, 
sondern  ein  Nachschlagebuch  für  Diejenigen 
sein,  welche  sich  über  die  MOgUchkeit  eines 
Bezuges  einzelner,  zumal  seltener  und  neuer 
Präparate  zu  informiren  wünschen.  Ferner  soll 
das  Verzeicbniss  den  Herren  Coüegen  ein  Bath- 
geber  bei  der  Wahl  bestimmter  Qualitäteii  für 
den  jeweiligen  Zweck  sein.  Es  sind  deshalb  in 
ausgedehnter  Weise  Notizen  über  Abstammung, 
Anwendung  und  Synonyme  beigegeben. 

Wir  ^eben  ein  Beispiel  dieser  Bemerkungen: 
Anilin  und  Phenolfarben:  Notizen  über 
die  Verwendung  in  der  Mikroskopie.  Zur  Unter- 
suchung Ton  ^utum  und  gehärteten  Organen 
auf  Tuberkel -Bacillen  bedient  man  sich  nach 
Dr.  Oaffhy  einer  gesättigten  Losung  von  Me- 
thylTiolett  (nicht  zu  verwechseln  mit  Methylen- 
blau) in  Spiritus  (90  pC!t.  der  Ph.  G.  IL),  mit 
welcher  die  Tuberkel -BaeiUen  geftibt  werden; 
zur  Gontrastfärbung  des  Grandes  benütit  man 
eine  gesättigte  Losung  yon  Bismarckbraun  in 
destillirtem  Wasser,  welche  man  durch  Ein- 
lesen eines  Stückchens  Gampher  vor  Schimmel- 
bildung  schützt.  Die  Methyltiolettiüsung  be- 
reitet man  stets  frisch  nach  folgender  Yorsehiift: 
In  ein  etwa  zur  Hälfte  mit  destillirtem  Wasser 
gefülltes  Beagirglas  giebt  man  10—12  Tropfen 
Anilinül,  schüt&lt  wiederholt  und  gründlich 
und  flltnrt  durch  ein  angefeuchtetes  Füter  etwa 
30  —  40  Tropfen  in  ein  IJhrschälchen.  Zu  dem 
völlig  klaren  Filtrat  fügt  man  dann  3  —  4 
Tropfen  der  gesättigten  MethylviolettlOsung  zu. 
Man  kann  auch  statt  der  obigen  Doppel- 
färbung Fuchsin  und  Methylenblau  anwenaen, 
in  welchem  Falle  man  zu  30  Tropfen  des  fil- 
trirten  Anilinwassers  etwa  8  Tropen  einer  ge- 
sättigten alkoholischen  FuchsinlOsun^  (Rubin  S, 
weil  nur  wasserlöslich,  eignet  sich  nicht  hierzu) 
hinzusetzt  Die  Methylenolaulüsung  wird  zum 
Gebrauche  mit  so  yiel  destillirtem  Wasser  ge- 
mischt, dass  die  FlQssigkeit  kaum  noch  durch- 
sichtig ist.  —  Die  Losungen  der  Farbstofie 
müssen  soweit  concentrirt  oder  gesättigt  sein, 
dass  sich  stets  noch  ein  Ueberschuss  Ton  unge- 
löstem Farbstoffe  vorfindet 


Export  Prices  Cvreiit»  published  by  6.  Upsau 
ä  Cfeffcken,  Hamburg,  etablirt  1746. 
Dieser  Exportpreiscourant  verfolgt  das  Be- 
streben, deutschen  Erzeugnissen  direeten  Absatz 
nach  allen  Ländern  der  Welt  zu  versdiaffen. 
Derselbe  steht  Interessenten  auf  Anmeldung  bei 
der  Firma  zur  Verfügung. 


BIlscelleB. 


GreoliiL 

Greolin  ist  ein  nenes  Desinfectionsmittel, 
weichet  die  Firma  Pierson  dt  Co.  in  Hamburg 
in  den  Handel  bringt  Dasselbe  ist  in  Eng- 
land patentirt,  nähere  Angaben  Aber  seine 
cbemiBche  Snaammensetittng  werden  jedoch 
nicht  gemacht   Ee  soll  aas  den  Prodncten 


der  trockenen  Destillation  einer  bestimmten 
Sorte  englischer  Steinkohle  nach  Znsatz  Ton 
Aetzalkalien  zn  denselben  durch  wiederholtes 
Fraktioniren  gewonnen  werden  und  eine  con- 
stante  chemische  Verbindung  sein.  Creolio 
stellt  eine  schwarzbraune  sympOse  Flüssig- 
keit Ton  scharfem  an  Theer  erinnernden  6e- 


44? 


mcb  dar,  welche  mit  Waseer  eine  milehAhn- 
liche  Emulsion  bildet  und  sieb  in  Alkohol 
löst. 

FrotFröhmer  an  derKönigl.Thierarznei- 
schule  in  Berlin  hat  das  Creolin  und  Präpa- 
rate desselben,  Creolinseife  nnd  -Palver,  auf 
ibre  Verwendbarkeit  gegen  Bändemilben,  als 
antiseptiscbes  Verbandmittel  wie  als  Desin- 
fectionsmittel  geprüft.  Als  Oesammtresnltat 
seiner  Versuche  hat  sich  ergeben,  „dass  das 
Creolin  als  nngiftiges  sowohl  flficbtiges  als 
festes  nnd  als  sehr  billiges  Antiseptikum 
(1  kg  kostet  2  Mark)  zu  unseren  besten  Des- 
inficientien  gchOrt  und  der  Carbolsäure  im 
Allgemeinen  vorzuziehen  ist.^ 

Archiv  f.  ThierheOhmde  1887,  340. 

Amylacetat 

Dieser  Körper  hat  in  neuerer  Zeit  als  Los- 
ungemittel vielfach  Anwendung  in  der  Indu- 
strie gefunden.  Er  eignet  sich  nach  H.  Trimble 
aueh  für  pharmacentische  Zwecke,  besonders 
als  Iifistingamittel  des  Pyroxylins,  femer  fQr 
Tannin,  fette  und  flüchtige  Oele,  Harze  und 
Campher.  Der  K5rper  ist  eine  ätherartige 
Flüsaigkeit,  siedet  bei  137  o  C,  hat  ein  spe- 
cifisches  Gewicht  von  0,876  bei  15  o  C.  und 
ist  vollkommen  unlöslich  in  Wassen 

Zur  Darstellung  erhitzt  man  in  Qlasretorten 
ein  Gemisch  ron  Natrium-  oder  Calcium- 
acetat, Schwefels&ure  und  Fuselöl.     ~os— 

Ämer,  Journ.  Pharm,  6,  1867, 

Auf  diese  Weise  erhält  man  ein  Product, 
welches  min  d est ens  noch  50  pCt.  unrer- 
bundenen  Amylalkohol  enthält. 

Dmmin. 

Das  auch  Ton  uns  bereits  in  Pharm.  Cen- 
tralh.  Nr.  2, 1887  erwähnte  Alkaloid  Drumin, 
an  dessen  Reinheit  wir  uns  gestatteten  Zweifel 
zu  hegen,  wird  nunmehr  ron  Tanner  als  ein 
gans  unreines,  üsst  nur  aus  oxalsaurem  Kalk 
bestehendes  Piftparat  bezeichnet.  Da  ein  an« 
deres  Alkaloid  in  der  Pflanze  (Euphorbia 
Drummondli)  nicht  entdeckt  werden  konnte, 
sowie  auch  keine  anästhetische  Wirkung,  so 
dürfte  einstweilen  die  Existenz  des  Drumins 
überbaupt  noch  bezweifelt  werden,    ^os^ 

Ther.  Gcuf.  Jtüi  15.  1887. 


nisehes  Qärten  siebt,  werden  in  Amerika  als 
„Job*s  tears*  (Job's  Thränen)  in  den  Apo- 
theken gefordert.  Wie  bei  uns  früher  Semen 
Paeoniae,  so  geniessen  diese  Früchte  den 
Ruf,  dass  sie,  um  den  Hals  der  Rinder  ge- 
hängt, das  Zahnen  erleichtem.  —os— 


Coix  Laohryma. 

Die  Früchte  dieser  eigenthümlichen  Gra« 
minee,  die  man  auch  bei  uns  in  den  bota- 


FarbloBO  Hydrastis. 

Q,  Steinmann  untersuchte  mehrere  Proben 
der  in  Amerika  angepriesenen  sogenannten 
farblosen  Hjdrastis ;  es  ergab  sich,  dass  diese 
Präparate  nichts  weiter  als  schwache  sehwefbl- 
saure  oder  salzsaure  Auflösungen  des  Üy- 
drastins  waren,  theilweise  enthielten  die  Lös- 
ungen auch  Borsäure.  —ob-— 
Amer,  Pharm.  Joum.  VI,  1887. 

Analyse  der  Blätter  von  Tnssilago 

Farfara. 

Nach  einer  Untersuchung  von  Ch.  8»  Bon- 
durani  enthalten  die  Blätter  2,63  pCt.  einer 
Substanz  von  gljcosidischen  Eigenschaften. 
Die  Substanz  ist  ein  weisser  amorph  er  Körper, 
geruchlos,  aber  von  stark  bitterem  Geschmack ; 
nach  der  Zersetzung  mit  verdünnten  Säuren 
einen  starken  eigenthümlichen  Qeruch  ent- 
wickelnd. Alkaloide  wurden  nicht  aufgefun- 
den, dagegen  kautschukartige  Substanz, 
Dextrin,  Schleim,  Gallussäure,  sowie  6,21  pCt. 
eiweissartige  Materie.  Die  Asche  betrug 
17,10  pCt.  der  getrockneten  Blätter.  —  os— 
Amer.  Joum.  Pharm.  Juli  18&/. 


Analyse  der  Cacaoschalen. 

Clarkson  (Amer.  Joum.  Pharm.  VI,  1887) 
giebt  eine  Untersuchung  der  Oacaoschalen ; 
es  fand  sich  darin  unter  anderem : 

9,07  pCt. 


« 


Das  Alkaloid  gab  die  Reactionen  des  Theo- 
bromins;  die  Menge  scheint  jedoch  etwas 
hoch,  auch  die  Abscheidungsmethode  muss 
als  nicht  genügend  ezact  bezeichnet  werden. 

— OS— 

£malBionen  mit  CSiloroform 
und  Aether. 

Um  Verluste,  welche  beim  Arbeiten  im 
Mörser  entstehen,   au  vermeiden,   yerföhrt 


Fett   .     «     .     . 

5,32 

Harz .     .     .     . 

0,93 

Alkaloid  .     . 

0,90 

Cellulose      •     . 

20,92 

Cacaoroth    .     . 

4,70 

448 


Wiegand  in  folgender  Weise :  Man  schüttet 
das  GiiinmipnlTer  in  die  trockene  Flasche, 
daraaf  das  Chloroform  oder  den  Aether,  schüt- 
telt gut  durch  und  setzt  jetzt  unter  Schütteln 
allmälig  Wasser  hinzu.  —os— 

Amer.  Joum,  Pharm.   1887 ^  Nr.  5. 


Zusammensetzung  verschiedener 
Explosivstoffe. 

Durch  die  gerichtliche  Verfolgung  der 
Atlantic  Giant  Powder  Comp,  gegen  rer- 
schiedene  Fabrikanten  von  Sprengstoffen 
wurden  die  folgenden  Zusammensetzungen 
ermittelt.  Vu Ican -Pulver :  32,60  Nitrogly- 
cerin, 49,4  6  salpetersauresNatron,  9,63  Kohle, 


8,31  pCt.  Schwefel.  Neptun-Pulver :  32,66 
Nitroglycerin,  45,04  salpetersaures  Natron, 
17,44  Kohle,  4,86  Schwefel  und  0,94  pCt. 
Asche.  Dynamit  der  Miner*s  Powder  Co.  be- 
steht aus  32,91  Nitroglycerin,  49,88  pCt. 
salpetersaurem  Natron,  17,21  Kohle,  Höh 
und  th  eil  weise  verkohltem  Holz,  1,18  pCt. 
Asche.  Bradys  Dynamit  aus  33,00  Nitro- 
glycerin, 50,0  salpetersaurem  Natron ,  10,00 
Kohle  und  700  Schwefel. 

Somit  ergiebt  sich ,  dass  alle  diese  Stoffe 
in  Wirklichkeit  Dynamite  sind,  in  welchen 
Schiesspulver  die  Stelle  der  Infusorienerde 
vertritt. 

Eepert.  d.  ancU.  Chemit  1887,  Nr.  29. 


1 


'  \y  *y  «^Ny-v-»% 


/-v^>-/%*  -f 


Offene  CorrespoBdenst 


A^ih.  R.  in  G.  Die  in  dem  übersandten 
10  g-Fl&schcben  befindliche  Losung  besteht  aas 
Glycerin,  das  mit  etwas  Actherweingeist  ver- 
setzt ist.  Das  in  der  kleinen  Blechschachtel 
befindliche  graaweisse  Pulver  ist  Mehl  und 
Magnesia  mit  etwas  Anis-  und  Fenchel  öl.  Sie 
haben  leider  nicht  geschrieben,  zu  welchem 
Preise  und  fflr  welche  Zwecke  diese  beiden 
Mittel  bei  Ohrenleidcn  abgegeben  werden.  Die 
mitgesandte  kleine  Broschüre  über  Nichol- 
son's  patentirte  künstliche  Ohrtrom- 
meln —  schon  erwähnt  in  diesem  Jahrgange 
S.  217  —  ist  eine  der  unverschämtesten  I&- 
klamen,  welche  uns  noch  vorgekommen  sind, 
insbesondere  erscheint  das  letzte  Umschlagbild 
als  ein  kaum  noch  zu  übertreffender  Glanzpunkt 
derartiger  Leistungen.  Auf  diesem  befinden  sich 
die  Porträts  von  11  »hervorragenden  amerika- 
nischen Erfindern.**  In  der  Mitte  Herr  J.  //. 
Mc^?8on,  Erfinder  der  Ohrtrommeln,  um  ihn 
herum,  halb  so  gross  in  den  Abbildungen  ge- 
halten, Geister  geringerer  Güte,  wie  FramMin, 
Ftdtcn,  Morse  etc. 

Apoth.  8t.  tn  B.  Durch  Streifband  über- 
sandten wir  die  gewünschten  zwei  Nummern, 
müssen  aber,  wie  schon  so  oft,  ausdrücklich 
hervorheben,  dass  die  betreffende  Postanstalt 
zur  Nachlieferung  reklamirter  Nummern  unbe- 
dingt verpflichtet  ist. 

Apoth.  Dr.  P«  in  P«  Durch  Jodkalium-  oder 
Jodzinkstärkekleister  und  Schwefelsäure  weist 
man  im  Wasser  nicht  nur  salpetrige  Säure, 
sondern  alle  diejenigen  Stoffe  nach,  welche  ver- 
ändernd auf  Jodkaliamstärkekleister  einwirken 
können  und  deren  Zahl  ist  nicht  klein.  In 
einer  Aqua  bisdestillata  dürfen  freilich  derartige 
Stoffe  nicht  vorkommen.  Haben  Sie  mit  den- 
selben Beagentien  in  einem  Brunnenwasser 
keine  Beaction  auf  salpetrige  Säure  bekommen, 
ist  dagegen  eine  solche  in  Ihrer  Aqua  bisdestil- 


lata, so  ist  entweder  letztere  oder  die  benutzten 
Gcfasse  nicht  rein  gewesen.  Ein  drittes  giebt 
es  kaum.  Um  ein  Wasser  wegen  Gehalt^  an 
salpetriger  Säure  zu  vemrtheilen,  muss  deutliche 
Blaufärbung  eintreten,  ein  schwach  rOthlicher 
Schimmer  beweist  nichts. 

Apoth.  S*  in  W*  Als  bestes  Schmiermittel 
für  Yelocipede  gut  das  WallrathOl ,  ein  gutes 
säurefreies  Olivenöl  vrird  den  Zweck  auch  er- 
füllen, freilich  erstarrt  das  letztere  leicht,  b£i 
grimmiger  Kälte  werden  die  „Fahrräder"  aber 
doch  wohl  auch  nicht  benutzt  Für  Wagen- 
lampen soll  sich  ein  Gel  ans  Vi  Petroleum  und 
*/,  Büböl  mit  2  bis  3  pCt  Eampher  sehr  gut 
eignen. 

Apoth.  H«  tn  K*  Superphosphatic  nennen 
die  Amerikaner  solche  Präparate,  welche  saure 
phosphorsaure  Salze  enthalten;  die  Ph.  C.  !2&« 
352,  2.  Spalte  zuerst  angegebenen  2  Präparate 
sind  z.  B.  derartig  zusammengesetzt. 

Dr.  K«  tn  H.  Der  von  Ihnen  erwähnt« 
Muskelschläger,  ein  Instrument,  welches 
den  Kranken  die  Massage  selbst  ausführen  lässt 
ist  auch  in  Deutschiana  schon  hier  und  da  an- 
gewendet. Wir  haben  eine  kurze  Beschreibung 
m  Nr.  23  d.  J.  der  Pharm.  Centralh.  gebracht 
Die  Urtheile  der  Aerzte  Über  dieses  Instrument 
sind  getheilt;  für  einige  Zwecke  seh  eint  es  je- 
doch brauchbar  zu  sein.  Sie  werden  durch 
eine  Handlung  chirurgischer  Instrumente  das- 
selbe beziehen  können.  Verfertiger  der  Hluskel- 
Bchläger  in  verschiedener  Form  ist  auch  John 
JE.  Euebaam  in  Washington. 

Apeth.  H«  tn  H«  Eine  gesättigte,  mit  SOproc. 
Alkohol  im  Wasserbad  bereitete  Schellaeklösung. 
der  ein  Dreissigstel  bis  ein  Zwanzigstel  vene- 
tianischer  Terpentin  und  Copalfimiss  zugesetzt 
ist,  soll  nach  erfolgtem  Absetzen  einen  guten 
Fussbodenlack  geben.. 


Verleger  und  vtrftntwortlielier  Redaetavr  Dr.  S«  Qelssler  In  Dretdea. 

Im  Bnehhaadel  durch  Jnllni  8priBf«r,  Bwlia  R.  MoabyonpUti  t. 

Draek  d«r  Xdaigl.  HofbttcdidniekMet  tob  0.  OL  Ifeiahold  k  BOhae  la  DrMd«a. 


Pharmaceuiische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaflliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Gelssler, 

R recheint  jeden  Donnerttaff.  —  Abonnementspreis  durch  die  Pott  oder  den  Buchhandel 

7iertelj&hrlich   ä  Mark.     Bei  Zuieudung  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nummern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 

Anfragen,  Aufträge,  Manuscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M  37.     BerHn,  den  1 5.  September  1 887.  vVil  jaUlJ^ 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 

Inhalt:  C*eMle  •■<  FhsniMle:  EmpAndUcbkelt  der  BcMtlontn.  —  MiUhellniig«n  aas  dem  Öffentlichen  ehe- 
mischen  Laboratorinm  von  Dr.  Otto  Schwelsainger  sn  Dresden:  14.  Pepsfnnm  Ph.  G.  II  Byk  15.  Verfälsohnng' 
Ton  Damar  mit  Colophonlnm.  —  MliMllen:  Creolin.  -^  Seaftnehl  mit  Stärke  verfttachl  ~  Battar-Verpacknng. 

~>  Verpackung  von  Salpetersäure.  —  Offeae  CoireipOBdeai.  — 

▲■B«tt«a. 


Chemie  und  Ptaarmaclee 


it  der  Reactionen. 


Von  Corps -Stabsapoth.  Schneider. 

Für  die  Anwendbarkeit  einer  Beaction 
ist  die  Kenntniss  ihrer  Schärfe  oder 
Empfindlichkeit  von  Bedeutung.  Die 
für  den  qualitativen  Nachweis  eines  Kör- 
pers gebräuchlichen  verschiedenen  Reac- 
tionen sind  meistens  nicht  in  gleichem 
Grade  geeignet,  geringe  Mengen  nach- 
zuweisen. Während  die  eine  Beaction 
bei  einer  gewissen  Verdünnung  resultat- 
los verläuft,  kann  eine  andere  Beaction 
noch  im  Stande  sein,  eine  deutliche, 
Zweifel  ausschliessende  Beaction  zu  geben. 
Dieser  Umstand  ist  häufig  in  Erwägung 
zu  ziehen,  wenn  es  sich,  wie  z.  B.  bei 
ArzneimittelprüfuDgen,  darum  handelt, 
nur  grössere  Spuren  eines  als  Verun- 
reinigung vorhandenen  Stoffes  nachzu- 
weisen, minimale  Spuren  jedoch,  welche 
aus  praktisch-technischen  Gründen  nicht 
zu  beanstanden  sind,  zu  vernachlässigen. 
Durch  verschiedene  Modificationen  in 
der  Ausfiihrung  der  Beactionen  durch 
Auswahl  gewisser  Goneentration  und  An- 
wendung verschiedener  Handgriffe  lassen 


sich  grosse  Verschiedenheiten  erzielen. 
Es  sind  verschiedene  Verfahren  erdacht 
worden,  wodurch  die  Empfindlichkeit  und 
Deutlichkeit  einer  Beaction  vergrössert 
werden  kann.  Als  erstes  gilt  hier  die 
Erhöhung  der  Goneentration,  indem  sehr 
verdünnte  Lösungen  durch  Abdampfen 
des  Lösungsmittels  in  eine  concentrirtere 
Lösung  des  nachzuweisenden  Stoffes  ver- 
wandelt werden;  ferner  die  Beobachtung 
der  eingetretenen  Beaction  bei  verschie- 
dener Beleuchtung:  im  durchfallenden 
Lichte,  im  auffallenden  Lichte  oder 
gegen  entsprechend  gefärbten  Hinter- 
grund (weisse  Trübungen  gegen  eine 
schwarze  oder  blaue  Fläche,  geförbte 
Lösungen  gegen  eine  weisse  Fläche); 
VergrösseruDg  der  Flüssigkeitsschicnt 
(Beobachtung  der  im  Probirglas  befind- 
lichen Flüssigkeit  von  oben  her  gegen 
einen  entsprechend  gefärbten  Untergrund); 
Ausführung  der  Beaction  durch  Ueber- 
schichten  oder  Unterschichten  der  zu 
prüfenden  Flüssigkeit  mit  dem  Beagens, 
ohne  dass  dieselben  sich  mischen,  worauf 
an  der  Berührungsstelle  die  Beaction  als 
Trübung  oder  Färbung,  je  nachdem,  auf- 


450 


tritt  (Schiehtprobe^Zonenreaction); 
Anstellung  der  Keaetion  durch  Einwirken- 
lassen der  beiden  Flüssigkeiten  auf  einem 
Streifen  Filtrirpapier ,  der  von  beiden 
Seiten  in  die  betreffenden  Lösungen  ein- 
taucht, wodurch  in  der  Mitte  des  Papier- 
streifens die  Beaetion  eventuell  als  ge- 
färbter Fleck  oder  Linie  sichtbar  wird; 
Einwirkenlassen  des  nachzuweisenden 
Stoffes  in  Dampf  form  auf  einen  mit 
dem  Beagens  getränkten  Filtrirpapier- 
streifen  (Keagenspapiere)  oder  eine 
aus  Filtrirpapier  gefertigte,  an  der  Spitze 
mit  dem  Beagens  getränkte  Papierdüte 
(Dütenprobe). 

Die  Beactionen,  welche  bei  Gegenwart 
grösserer  Mengen  eines  Körpers  als  weis- 
ser Niederschlag  auftreten,  zeigen  sich 
bei  geringen  Mengen  als  weisse  Trübung, 
beziehentlich  Opaiescenz;  die  Beagentien, 
welche  mit  grösseren  Mengen  eines  Kör- 
pers einen  gefärbten  Niederschlag  geben, 
bewirken    mit    geringen   Mengen    ent- 


sprechende Färbungen  der  Lösung.  — 
Da  es  häufiff  von  Wichtigkeit  ist,  zu 
wissen,  welche  Beaetion  von  mehreren 
die  empfindlichere  ist,  folgt  im  Nach- 
stehenden eine  Zusammenstellung  der- 
selben nach  den  in  der  Literatur  ver- 
streuten Angaben.  Ueber  die  Ausführung 
der  Beactionen  selbst,  über  die  Farbe  der 
Niederschläge  und  die  eintretenden  Färb- 
ungen u.  s.  w.  ist  unter  den  betreffenden 
Artikeln  nachzulesen. 

Die  Zahlen  bedeuten  das  Yerhältniss, 
in  welchem  der  nachzuweisende  Körper 
in  Lösung  befindlich,  beziehungsweise 
verdünnt  sein  darf,  um  noch  zu  reagiren 
(die  bei  den  angegebenen  Yerdünnungs- 
graden  eintretenden  Beactionen  sind  die 
eben  noch  erkennbaren).  Bei  Beactionen, 
die  nicht  mit  Lösungen  angestellt  werden 
können,  bedeutet  die  angegebene  2iahl 
direct  die  Menge  der  Substanz  in  Gramm, 
die  zu  einer  schwachen  Beaetion  nöthig 
ist. 


Aceton 

durch  NatriamDÜaropmssid 

„      Qnecksilberozyd 

„     Ammoniak  nnd  JodÜnctnr 

Aconitin 

durch  Tannin 

„     Pikrinsäure 

„     Phosphormolybd&nsftnre 

H     Phosphorwoliramsftnre 

„     Ooldchlorid 

„      EaUomquecksilheijodid 

M      Bromwasser 

»     Jodkai  innrjodid 

„      Jodwasser 

„      Phosphorantimonsfiare 

AlbnminkOrper 

dnroh  die  Binretreaction 

n      Millon's  Beaffens 

„      concentiirte  Supetenftnre 

„     Essi^fture  nnd  concentrirte  LOsnng  eines 

Nentralsalzes 

M     Essigsäure  nnd  Ealiameisencyanllr    .    .    . 

„      Gkrbs&nre 

N     Phosphorwolframsftnre 

M     EalinmqnecksilbeQodid 

N     Ealinmwismnijodid 

M     Goldehlorid  nnd  Ameisensftnre 

Aldehyd 
doreh  Hetaphenjlendiamin  (Hjdrochlorid)  .    .    . 
Anilin 

durch  Chlorkalk 

n     Bromwasser 

M     elektrischen  Strom 

M     Schwefelwasserstoff 

Antimon 

dnreh  metanisches  Zink 

n     Kalkwasser  •...«.••#••• 


0.00025  ff 
0.00001  ff 
O.OOOOOfg 


1 
1 
1 
1 


2000 
4000 
5000 
5000 


1  :6000 


1 
1 
1 
1 
1 


20000 
20000 
20000 
20000 
2500 


1:2000 

1:20000 

1:20000 

1:20000 
1:50000 


1 
1 
1 
1 
1 


100000 
100000 
100000 
100000 
1000000 


1:200000 

1:26000 
1  :  69000 
0.00003  g 
1:2500«) 

1:90000 
1:1200 


Le  Nohel. 


n 
n 


Jürgens. 


tf 

>» 
>« 
» 


Hofmeister. 


>» 

t« 
ff 
>f 
ff 
II 
ff 


Windisch. 

Dragendorff. 
Landolt. 
Letheby. 
Jacqnemin. 

Fresenins. 


45t 


•« 


Antimon 

durch  Ealinmeurbooat 

Schwefelwasserstoff 

Antifebrin 

durch  Indopheuolreaction 

„      QuecksUberoxydnitrat  und  Schwefelsfture 
Antipjrin 
durch  Eisenchlorid 


»9 


«t 


Salpetrigsfiure 

Arbutin 
durch  concentnrte  Schwefelsfture  und  Eisenohlorid 

Silbemitrat 

Chlorwasser  und  Ammoniak ...... 

Arsenigs&ure 
durch  Kalkwasser 

KupfersulfatUlsung 

Schwefelwasserstoff  (als  Arsen  berechnet)  • 

SilbemitratlGsnng 

Marsh'  Probe 


9f 


9« 


19 


9» 
99 


99 


99 

99 


99 
99 


9» 


99  99  

Beinsch'  Probe      .... 
Fresenius-Babo's  Methode 
Zwenger's  Methode  .    .    . 
Bettendorf 's  Methode  .    . 

„      Elektrolyse 

Atropin 
durch  Phosphorantimons&ure .    .    . 
Kaliumquecksilbeijodid     .    . 


99 


99 


99 
99 


Kaliumwismutiodid 
Jodkaliun^'odia     . 


99 
99 


99  ... 

Phosphormolybdftnsäure 


Phosphorwolframsfture  .    . 

Goldcblorid 

Pikrinsäure 

Baryum 
durch  Kieselfluorwasserstoffsfture 

Natriumsulfat 

Schwefelsfture 

Berberin 

durch  Chlor 

Blausfiure 

durch  Silberlosung 

Jodstfirke 

Berlinerblaureaction      .    . 


99 


99 
99 


99 
99 


»» 


»» 


f» 


I» 


«I 


1> 


»» 


»9 


t« 


99 
99 


Guajac  •  Eupferreaction 
Guajac  -  Eupferpapier    . 
Rhodanreaction  (Alm^n) 

Pikrins&ure 

Nitroprussidprobe     .    . 


n 


1« 


Kupfersall  und  Kalilauge  (Lassaigne)    . 
Ammoniumeisenoxydulsulfat  und  Urannitrat 
Blei 

durch  Natriumsulfat 

Kaliumjodid 


1 

1 


2000 
100000 


0.0002  g 
0.001  g 


99 
99 


n 


99 


9t 


99 


Kaliumferrocyanid 
Kaliumcarbonat  . 
Schwefelwasserstoff 


1 
1 
1 


100000 
500000 
10000 


0.00002  g 

0.001g 

0.0001g 


1:4000 

1:8640 

1:3600000 

1:200000 

1:600000 

1:100000 

1:250000 

0.0002  g 

0.00002g 

1:1000000 

0.00076  g 


1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 


1 
1 
1 


5000 

5000 

4000 

15000 

4000 

8000 

80000 

4000 

20000 

1000 

100 

500 

3800 
:  71000 
;  833000 


1:250000 


Yulpius. 

Delia  Cella  und  Arieno. 

Kohn. 
Blumenbach. 


Laurents. 


99 
99 


Taylor. 

Cooper. 

Scherer. 

Mohr. 

Deyergie,  Otto. 

Beinsch  und  Scherer. 

Fresenius. 

Zwenger. 

Bettendorf. 


Dragendorff. 

Mayer. 

Dragendorff. 

Rhyme. 

Dragendorff. 

99 


Rhyme. 
Dragendorff. 
Rhyme. 
Dragendorff« 

99 

Rhyme. 


1:250000 

1:250000 

1:500000 

1:660000 

1:66000 

1:3000000 

1:120000000 

1:4000000 

1:3000 

1  :  812500 

1:660000 

1:16600 

1:660000 

1:5000 

1:10000 

1:40000 

1:18000 

1:20000 

1:100000 

1:100000000 


Kluge. 

Link  und  Möckel. 


99 
99 


99 
99 


99 
99 


Carey  Lea. 
Husemann. 
Link  und  MOckel. 
SchOnbein. 
Link  und  MCckeL 
Vogel. 
Yortmann. 
Carey  Lea. 

Carey  Lea. 


JeanneL 


Pappenheim. 
Cooper. 


452 


Blei 

durch  Kaliamchromat 

„  Elektrolyse,  Einwirkung  tot  Chlorgas; 
hierauf  Nachweis  durch  Ealiumjodid, 
Schwefelwasserstoff. 

Brom 

durch  Chlorwasser  und  Chloroform 

Chlorwasser  und  Schwefelkohlenstoff    .    . 

Brucin 
durch  Ealiumqnecksilheijodid 


•• 


n 


n 


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«* 

M 

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» 
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Jodkaliumjodid 

Pikrinsfture 

Phosphormolybd&nsäure 

KaUnmwismutjodid 

Gerbsfture 

Goldchlorid 

Salpetersäure  und   conoentrirte  Schwefel- 
säure   

Calcium 

durch  Ammoniumoxalat 

Cerium 
durch  ijnmonacetat  und  Wasserstoffsuperoxyd    . 

Chelidonin 

durch  Fluorescenz  in  Roth 

Chinidin 

durch  Ealiumquecksilbeijodid 

Chinin 

durch  Tballeiochinreaction 

Pbosphorantimonsäure 

Ealiumquecksilbeijodid 


N 
N 


>» 


EaUumwismutjodid '«  *    * 

Bromwasser,  Ealiumeisencyanflr  und  Borax 

(Vogel) •    • 

Bromwasser,  Quecksilbercyanid  und  Ealk . 

Bromwasser  (Bloxam) 

EiJk  und  Bromwasser 

Jodkaliunq'odid 

Pikrinsäure 

Phosphormolybdänsäure 

Fluorescenz  in  Blau 

Bitterkeit 

Cinchonin 

durch  Pbosphorantimonsäure 

EaliumquecksÜbeijodid 


M 

tt 
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tt 
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M 
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M 
tt 
tt 
tt 


tt 
tt 


Phosphormolybdänsäure 


>t 


Pikrinsäure 


tt 


Goldcblorid      • .  •  .  • 
Ealiumcadmiumjodid 

Gerbsäure    .... 
Jodkaliumjodid    .    . 


tt 


Cocain 

durch  Ealiumquecksilbeijodid 

Phospbormol^bdänsäure 

Jodkaliumjodid 

Pikrinsäure 

GefOhl  der  Unempfindlichkeit  auf  der  Zunge 

Codein 

durch  Phosphorantimotisäure 

M     PhosphormolybdäDfiäure 


tt 
tt 
tt 
tt 


1:4000000 


1:150000 

1:20000 
1:80000 


1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 


80000 

50000 

50000 

6000 

10000 

5000 

2000 

25000 


0.0001g 
1:400000 

1:100000 

In  saluanrar 
Löaang 

1:2000 

1:50000 

1:2500 
1:5000 
1 :  125000 
1:90000 
1:500000 

1:60000 

1:500000 

1:15000 

1:50000 

1:80000 

1:40000 

1:30000 

1:10000000 

1:100000 

1:5000 

1:75000 

1:600000 

1:100000 

1:500000 

1:50000 

1:200000 

1:60000 

1:200000 

1:100000 

1:40000 

1:500000 

1:100000 

1:140000 
1:50000 
1:50000 
1:1500 
0.000005  g 

1:1000 
1:50000 


Cooper. 

Mayen9on  und  Bergerei 

Fresenius. 
>t 

Rhyme. 

Mayer. 

Rhyme. 

» 

n 

Dragendorff. 

n 
n 

n 


Harley. 

Dragendorff. 
Mayer. 


Mayer. 

Rhyme. 

Dragendorfl 

Eiloart. 
«> 
tt 
t« 


I 


Rhyme. 


Flückiger. 


tt 


Mayer. 

Dragendorff. 

Rhyme. 

Dragendorff. 

Rhyme. 

Dragendorff. 

Rhyme. 


tt 
tt 
tt 
tt 


Squibb. 


Dragendorff,  Rhyme. 


453 


Codein 
dnrch  Ealmmwismutiodid  . 
Kaliainqaecksuberjodid 


» 


>* 


tt 


Kaliameisencyanür 
Jodkaliamjodid     . 


Pikrinsäure 

Coffein 

durch  Jodkalionijodid 

Pikrinsänre 

Phosphormolybdftnsänre    ...... 

Colchicin 

durch  Jodkaliumjodid 

Phosphormolybd&nsfture 

Kalium  wismutjodid 

GerbB&ure    

Goldchlorid 

concentrirte    Schwefelsäure   und  Salpeter- 
säure     .    . 


>« 


ii 


11 


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Coniin 
durch  Kalium  quecksilbeijodid 


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tt 


9t 
tt 


PhoBphorantimonsäure 

Jodkaliumjodid     ....... 

Kaliumwismutjodid 

Phosphormolybdänsäure 

Gerbsäure 

Curarin 
durch  concentrirte  Schwefelsäure 
„      Schwefelsäure  und  Kaliumbichrom at . 

„      Platin  Chlorid 

Di^italin 

durch  Phosphormolybdänsäure 

PhosphorantJmonsäure 

Schwefelsäure  und  Brom 

Eisen,  als  Oxydulsalz, 

durch  Gerbsäure 

Kalium  eisencyanid 

Eisen,  als  Oxydsali, 

durch  Gerbsäure 

Kalium  eisen  cy  an  ür 

Kalium  sulfocyanid 

Salicylsäure,  alkoholische  LOsung  .    . 
Emetin 

durch  Kaliamquecksilberjodid 

Jodkaliumjodid 

Pikrinsänre 

Gerbsäure 

Gold  Chlorid,  Kaliumrhodanid     . 

FrOhde's  Reagens 

Erdmann's  Reagens 

Ergotinin 
durch  Kaliumquecksilbeijodid      .    .    . 
Eserin 

durch  Jodkaliumjodid 

Bromwasser 

Phosphormolybdänsäure 

Kaliomwismutiodid 

Kaliumquecksilberjodid 

Goldchlorid 

Gerbsäure 

Furfurol 
durch  Anilin  und  Salzsäure 


1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 

1 
1 
1 

1 
1 
1 
1 
1 


50000 

60000 

15000 

1000 

50000 

60000 

600 

3000 

100 

25000 

3300 
3300 
3300 
2600 
1000 


0.0001g 

in  neutraler 
Löanng 

1  :  1000 
in  schwefeUanrer 
Lösung 
1:800 
1:250 
1:10000 
1:6000 
1:1000 
1:100 

0.00006  g 
0.00012  g 
1  :  10000 

1  :1600 
1:  1000 
0.0001g 

1:440000 
1:440000 

1:300000 
1:500000 
1:1600000 
1:82000 

1:200000 

1:25000 

1:36000 

1:5000 

1:2500 

0.00001  g 

0.00001g 


Dragendorff. 

tt 
Rhyme. 
Dragendorff. 

tt 
Rhyme. 

tt 

tt 
tt 
tt 

Dragendorff. 
tt 
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Zalewsky. 


tt 


Dragendorff. 
tt 
tt 

tt 

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tt 

Trapp. 


Wagner. 


tt 
ti 


Smith. 

Zinoffsky. 
Dragendorff. 


it 
it 
tt 
tt 
tt 


1:1240000      Tanret. 


tt 


It 


II 


tt 


tt 


tt 


1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 


25000 

5000 

25000 

25000 

10000 

2000 

1000 


Dragendorff. 


1  :3000000 


Traube. 


454 


Gallenfarbstoffe 
durch  Brom  und  Salzsäare '   .    .    . 

Harnstoff 
dnrch  Fermentpapier 

Indol 

durch  Fichtenholz 

Inosit 
durch  Erwärmen  mit  Salpetersäure  und  Befeuchten 
mit  Ammoniak  und  Calciumchlorid  .    . 
Jod 
durch    rauchende    Salpetersäure    und    Schwefel- 
kohlenstoff   

„      Salpetrigsäure  und  Stärke     ...... 

FreiesJod 

durch  Stärkelosung  bei  O^' 

Jodoform 

durch  Phenolkalium 

Kalium 

durch  Flatinchlorid 

Weinsäure 

Kalium,  als  Kaliumchlorid, 

durch  NatriumwismutthioBulfat 

Kaliumcarbonat 

durch  Jodgalläpfeltinctur 

Ealiumhydrozyd 

durch  rothes  Lackmuspapier 

„      Curcumapapier 

Kobalt 

durch  Ealiumeisen Cyanid 

Eohlenoxyd 
mittelst  verdünnten  Blutes  in  einem  Luftgemisch, 
welches  0,05  pGt.  Koblenoxyd  enthält  . 

durch  PalladiumchlorürlOsung 

Kupfer 

durch  Kaliumarsenit 

Kaliumcarbonat,  Aetzkali 

Schwefelwasserstoff 

Bromwasserstoffsäure 

Elektrolyse  (Abscheidung  auf  Eisen) .    .    . 
Ammoniak 


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Kalium  citfencyanür 
Kaliumzanth  ogenat 


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Guajactinctur  und  Alkalichlorid 

„  „    Blausäure 

AbFcheidung  dnrch  Platin* Zink 
Magnesium 

durch  Ammoniak 

„      Ammoniumphosphat     .... 
Morphin 
durch  Kaliumquecksilberjodid     .    .    . 


1» 


Kaliumwismuljodid •   .    .    . 

Eisenchlorid 

Jodsäure  und  Schwefelkohlenstoff.    .    .    . 

Silbemitrat 

Cblorwasser  und  Ammoniak 

Sulfomorphidreaction 

concentrirte  Schwefelsäure  und  Kalium- 
permanganat    

(mit  Zucker  gemischt)  durch  concentrirte 
Schwefelsäure 

Jodkaliumjodid 


in  ohlorofonniger 
Löanng 

1:2()0000 


1:10000 
1:142800 


0.0005  g 


1  idOOOOOO 
l  :  1000000 


1  -.528000 
0.0002  g 


1:205 
1:220 


0.00005  g 

1:1000000 

1:60000 
1:40000 

1:60000 


1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
l 
1 
1 
1 
1 


10000 

14000 

4150000 

10000 

15000 

25000 

100000 

1000000 

200000 

4000000 

900000 

1000000 

100000 

500000 


0.00024  g 


1:6000 
1:200000 


1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 


2500 

1200 

5000 

5000 

10000 

1000 

1000 


0.00025  g 


0.0001g 


0.00001g 
1:5000 


1 :  2000  Gew. 
1  :  200  Vol. 


Capranica. 

Musculus. 

Singer. 

Scherer. 

KOttstorfer. 

Fresenius. 
Lustgarten. 


Pauly. 

Seh  weissing  er. 

Dieterich. 
»» 

Skey. 


Hempel. 
Hfinefeldt 


Gooper. 

Husemann. 

Wagner. 

Will. 

Gooper. 

Wagner. 

Gooper. 

Wagner. 

Schwarz. 

Purgotti. 

Uusemann. 


Mayer. 

Rhyme. 

Dragendarff. 


Flfiekiger. 
Nadler. 

Siebold. 

W  e  p  p  e  n. 
Dragendorff,  Khyme. 


455 


Morphin 
dorch  Schwefelsäure  und  NatriuinmoW\idft|iat .    . 
„  „    AmmoDinoljbdänat  .    . 

FrOhde's  Reagens :•    •    • 

Schwefel-  und  Salpe tersänre  (H  u  s e  m  a n  n) 

Brom 

Phosphormolybd&ns&nre    .    .    ^    .   ;.    .    . 
Kaliomeisencyanid  and  Eisencblorid*.    .    . 
Schwefelsäure,  Eisenoxjdulsulfat  uiyi  Am- 
moniak . 
vüd  Am- 
moniak . 


>* 


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n 


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t> 


»> 


Naphtol 

durch  Kalilauge  und  Chloroform 

Narceln 

durch  concentrirte  Schwefelsäure 

Verdunsten  mit  yerdUnnter  Schwefelsäure 

Jodwasser 

Narcotin 

durch  Phosphorantimonsäure :•    •    • 

Kaliumquecksilbeijodid 

FrOhde^s  Reagens 

Phosphor  Wolfram  säure 

KaÜumcadmiumjodid 

Brom 

Natriumacetat 

Nickel 

durch  Ealinmxanthogenat 

Nicotin 
durch  Kaliumquecksilbeijodid 


n 


tt 
n 
n 
>f 
>• 
n 


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f« 


Phosphorantimon  säure  . 

Kaliumwigmutjodid  .    . 

Goldchlorid 

Platinchlorid    .... 

Gerbsäure 

Quecksilberchlorid    .    . 

Ph  osph  onnolybdänsäure 
Papayerin 
durch  ifatriumaoetat  .    .    .    . 

KaHumeisencyanfir    .    . 
Phenol 

Eisenchlorid     .... 


n 
n 
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II 


II 


ti 


Ammoniak  und  Natriumhypochlorit 
„  n     Chlorkalk     .    .    . 

Chlorkalk  und  Schwefelammonium 

Ammoniak  und  Brom 

Anilin  und  Natriumbypochlorit 


II  1»        I« 

Brom  Wasser 


It 


II 


I» 
II 
II 

M 


II 


tl 


«I 


Qaecksilberozydulnitrat  und  Salpetrigsäure 


It 


n 
II 


QueckRÜberoxydnitrat        „ 

Millon's  Reagens 

Chlor  und  Ammoniak  .    .    .    . 
Aethylnitrat  und  Schwefelsäure 
Phloroglucin 
darch  Vanillin  und  Salnäure     .    .    . 

Phosphor 
nach  Mitscherlich's  Methode    .    . 
durch  Üeberfabrung  in  Phosphorsäure 
Phosphorsäure 

durch  Bleiacetat 

n     Kalkwasser  . 


II. 


II 


0.00005  g 
0.000001g 
0.000005  g 
O.OOOOlg 
1:  1200 
1:20000 
1:  14000 

0.0006  g 

0000006g 

0.016  g 

0.000006  g 
0.000015  g 
0.000015  g 

1  :2500 

1:50000 

0.0001g 

1:8000 

1:8000 

1:6000 

1:40000 

O.OOOOlg 


15000 
25000 
250 
:40000 
10000 
5000 
500 
1000 
40000 

:  30000 
:4000 

1000 

3000 

50000 

20000 

250000 

10000 

50000 

66000 

60000 

430000 

100000 

15000 

100000 

200000 

2000000 

12000 

2000000 


0.000001g 

1:200000 
1 :  140000 

1:20000 
1:20000 


Dragendorff. 
Nagelwort 
Prägen  der  ff, 

•I» 
Eiloart. 
Rhvme. 
Kalkbrunner. 

J  0  r  i  8  s  e  n . 

Donny. 
Lustgarten. 

Plugge. 
i> 

It 


Mayer. 
Dragendorff. 

II 
11 


Eiloart. 
Plugge. 

Braun. 


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orfl 

M 

ayer. 

D 

ragen 

dorff. 

t» 

It 

>« 

11 

II 

Plugge. 


fi 


Cloetta  und  Schaer. 

Almön. 

II 
Lex. 

Ja c quem  in. 

CloQtta  und  Schaer. 

Alroän. 

Jaquemin. 

II 
Landolt. 

Cloetta  und  Schaer. 
Alm^n. 

Cloetta  und  Schaer. 
Alm^n. 

II 

Kice. 

Eykmann. 

Lindt. 

Fresenius  und  Neubauer. 
Mulder. 


456 


» 


11 


it 


*f 


Pikrinsäure 
durch  EaliuiD  Cyanid 

Ealiamsalfid 

Eupfersnlfat  und  Ammoniak 
Quecksilber,  als  Oxjdsalz, 
durch  Ealiumferrocyanid     .... 

Ealkwasser 

Aetzkali 

EaHumcarbonat 

Ammoniak 

Ealiumjodid 

Schwefelwasserstoff  .... 

Zinnchlorfir 


» 


*t 


tt 


Elektrolyse 

„         hierauf  Einwirkung  von  Chlor- 
gas und  Nachweis  durch  Kaliumjodid  . 


Quecksilber,  als  Oxydulsalz, 

durch  Natriumchlorid 

Salicylsäure 

durch  Eisenchlorid 

„      Millon's  Reagens  und  Salpetersäure 
Salnetersäure 
durch  Salzsäure  und  Blattgold    .    .    . 

Naphtol 

Eifenoxydulsulfat  (als  Stickstoff)   .    . 

Pyrogallussäure 

Diphenylamin  (als  Stickstoff)     ■    • 


M 


» 


Brucin  und  concentrirte  Schwefelsäure  . 

i>         ♦»  »>  »»  (*" 

Stickstoff) 

Paratoluidin 

Salpetrigsäure 

durch  Metaphenylendiamin  (als  Stickstoff)  .    .    . 


i> 


9» 


t> 


» 


n  .       .      .       . 

Jodstärkelosung  (als  Stickstoff) 


Naphthylamin  (als  Stickstoff) 

Brucin  und  concentrirte  Schwefelsäure  (als 

Stickstoff) 

Eisenozydnlsulfat  (als  Stickstoff)   .... 

Diphenylamin  (als  Stickstoff) 

Schwefelsäure 

durch  Calcium  Chlorid 

Bleiacetat 

Baryumchlorid :   .    .    . 

Freie  Schwefelsäure 

durch  blaues  Lackmuspapier 

Campecheholzpapier .    .    . 

Canipecheholztinctur  auf  Porzellan  platte   . 
Silber 

durch  Ealiumjodid 

Ealiumchromat 

Ealiumarseniat 

Schwefelwasserstoff 

Natriumchlorid *  .    .    . 

Ealiumxanthogenat 

Ealiumeisencyanflr 

Elektrolyse,  Einwirkung  von  Chlorgas  und 
Nachweis  durch  Pyrogallussäure  .    .    . 
Strychnin 
durch  Phosphormolybdänsänre    ....... 

Phosphorantimonsäure 

Metawolframsäure 

Ealiumqueeksilberjodid 


It 


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1* 


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19 


99 
99 


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99 


1:4000 
1:4000 
1:5000 


1:1500 

1:4000 

1:6000 

1:7000 

l:d600 

1:8000 

1:200000 

1:40000 

1:50000 

1:48000 


Carey  Lea. 


99 
•9 


1:100000  bis 
150000 

1:80000 


1: 
1: 


1 
1 
1 


1: 
1: 
1  : 

1: 


1: 
1  : 


1: 
1: 
1: 


1: 
1: 


1: 
1: 
1: 


1: 


1 
1 
1 


1 
1 
1 


100000 
1000000 

240 

8000 

800000 

500000 

10000000 

20000000 

lOOOOOOOO 

20000000 
32000 

10000000 

33000000 

200000000 

lOOOOOOOO 

1000000000 

1000000 

300000 

10000000 

250 

40000 

60000 

60000 
10000 
40000 

4000 

10000 

10000 

35000 

24000 

40000 

3300 


Schneider. 
Overbeck. 
Schneider. 
Overbeck. 

Mayen^on  und  Bergeret 


Almen. 

99 


Hager. 
Warington. 
Curtmann. 
Warington. 

NickolsoD. 

Warington. 
Longi. 

Warington. 

Warington. 

Ekin. 

Warington. 

99 
»9 
»9 


Dieterich. 
Ashby. 


99 


1:200000 


1 
1 
1 


20000 
25000 
330000 
150000 


Wagner. 
Quessand. 

Mayen^on   und  Bergeret. 

Bhyme. 

Scheibler. 
Mayer. 


457 


Stryohnin 
durch  Kalitunqneclisilbeijodid 
Kalinmwismatjodia  .    .    . 

Goldcblorid 

PikrinsAttre 

Gerbs&nre 

Oeroxyd  und  Schwefels&uie 
Ealiombichroinat      .    .    . 


i> 


ff 
» 


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>« 


JodkaliQnyodid 

NatriQmmtropraBsid 

Bitterkeit 

Ammoninmtanadat  und  8ehwefel8&iire  .    . 
Thallin 

dnicb  Eisenchlorid 

Goldchlorid 

Thebaln 

durch  Fhoephormoljbd&ns&nre 

„     EaUarnquecksilbeijodid 

„     Gerbe&nre 

Jodkalinnjjodid 

Goldchlorid 

Theobromin 

durch  Phosphorantiinonsftnre 

ThioBchwefelsftare,    als  Natrinm- 
thiosnlfat, 

durch  EaHampermangafiat 

Thymol 
durch  Essi^änre  und  concentrirte  Schwefelsftnre 

»     Aetskali  and  Chloroform 

Veratrin 

durch  PhospborantimonBäare 

EaÜomquecksilberjodid 


»« 
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ff 


ff 


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ff 
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Phoephonnolybdlnaäare 

«> 
Jodkaliunyodid     .    •    . 


n 


Gerbsftnre 
Pikrinaftore 


9f 


Goldcblorid 

Ealiamrhodanid    .    .    .    . 
concentrirte  Schwefelsftare 
M  SalzflAore  .    . 

Zink 

durch  Ammoniak 

}>  Ammoninmcarbonat  .  .  . 
ff  Kalinmcarbonat  .  .  .  . 
Ealituneisencyanflr 


ff 


If 
ff 


11 


tf 
11 


ff 


Schwefelammoninm 


Zucker  (Tranbenineker) 
durch  Trommer'B  Probe      . 


M 
II 

n 
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1« 
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n 
n 


n  »» 

Fehling's  Beaction 


» 


Molisch^  Reaetion  .  . 
Diazobensolsnlfoeänre  .  . 
Bleizacker  nnd  Ammoniak 
Wismntsabnitrat  .... 
Kochen  mit  Kalilauge  .  . 
G&hmngBprobe     .    .    .    . 


1 
1 


80000 
500000 


1:10000 

1:10000 

1:1250 

0.0000t  g 

O.OOOOOlg 

0.0000012  g 

1:80000 

1:5000 

1:420000 

O.OOOOOlg 

1:100000 
1:100000 


1 
1 
1 
1 


50000 
50000 
10000 
50000 


1:10000 
1:1000 


1:100000 

1:1000000 
0.01g 

1:5000 

1:5000 

1:20000 

1:5000 

1:10000 

1:5000 

1  :  15000 

1:5000 

1:1000 

1:15000 

1:1000 

1  :500 

0.00017  g 

0.00017  g 


1 
1 
1 
1 
1 
1 

1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 
1 


6000 

8000 

10000 

100000 

2860 

2500000 

40000 

200 

125000 

1000 

10000000 

1000 

1000 

1000 

200 

1000 


Bbyme. 
Dragendorff. 

Bhyme. 

De  Vrij  nnd  Barg. 

Sonnenschein. 

De  Vrij  and  Barg. 

Jordan  nnd  Herapath. 

Bhyme. 

Helwig. 

Mandelin. 

Blamenbach. 

n 

Dragendorff. 

ff 
If 

M 

n 


Haagk. 

Hammarsten  and  Boberi 
Stürmer. 


Dragendorff. 

Bhyme. 

DragendorfH 

Bhyme. 

Dragendorff. 

Bhyme. 

Dragendorff. 


Bbyme. 
Dragendorff. 

Maeing. 
>t 


E.  Myliae. 
Aarlandt. 
Cooper. 

Molisch. 

Pensoldt. 

Molisch. 

Worm-Mflller. 

Molisch. 

Penzoldt. 

Babner. 

Penioldt. 

n 
II 


Eine  groBee  Anzahl  giftiger  Körper 
sind,  da  es  an  charakteristischen  Merk- 


malen f&r  ihren  chemischen  Nachweis 
(bei  Vorhandensein  kleiner  Mengen)  fehlt, 


458 


sicherer  durdi  ihre  phyriologuehe  Wirk- 
img (subcutane  Application,  Einwirkung 
auf  das  Auge  etc.)  nachzuweisen.  Bereits 
0,00005  g  Antiar  in  bewirkt  bei 
Fröschen  systolischen  Herzstillstand 
(Schmiedeberg). 

0,0001  g  Atropin  bewirkt  bei  Warm- 
blütern Pupillenerweiterung  (Gräfe). 

0,0000005  g  A  t  r  0  p  i  n  desgl.  {Donders 
und  EiM/ter). 

0,0001  g  Ganthari  din  wirkt  blasen- 
ziehend (Bragendorff). 

0,000005  g  C  u  r  ar  i  n  bewirkt  b.  Fröschen 
Lähmung  der  motorischen  Nervenendig- 
ungen (Freyer). 

0,0012g  Digitalin  und  Digitalein 
bewirken  bei  Fröschen  Verlangsamung 
der  Herzbewegungen  und  Stillstand  in 
der  Systole  (Schmiedeherg). 

0,0001  g  Digitoxin  bewirkt  bei 
Fröschen  systolischen  Herzstillstand 
(Schmiedeherg), 

0,00001  g  E  s  e  r  i  n  bewirkt  bei  Hunden 
Oofttr^ction  der  Pupille  (Pander). 

0,0000005  g  Es  er  in  bewirkt  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen  Gontrac- 
tion  der  Pupille  (Fander). 

0,0001  g  Muscarin  bewirkt  bei 
Fröschen  diastolischen  Herzstillstand 
(Schmiedeherg). 

0,0005  g  N  e  p  al  i  n  bewirkt  bei  Fröschen 
Lähmung  (Adelheim). 

0,00005  g  Strychnin  tödtet  Frösche 
und  Mäuse  unter  Tetanus  (Falk  jun.) 

0,00006g  Strychnin  desgl.  (Pick- 
ford). 

0,00005  g  y  e  r  a  t  r  i  n  bewirkt  bei 
Fröschen  Verlängerung  der  Muskeleurven 
(v.  Bejsold). 

0,0004  g  Veratrin  bewirkt  bei 
Fröschen  Brechbewegungen  und  Verlang- 
samung der  Herzbewegungen  (Weigelin). 

Nach  Bosshach  zeigen  die  Infusorien 
bei  Einwirkung  von  Alkaloiden  charak- 
teristische Erscheinungen  (BosshacK^xAL^ 
Giftprobe):  Blitzschnelle  Aufhebung 
ihres  Molekularzusammenhan^es ,  sowie 
vollständiges  Zerfliessen  in  emen  form- 
losen Detritus ;  bei  kleinen  Dosen:  Dreh- 
bewegungen, starkes  Aufquellen  des  ganzen 
*  Körpers,  starke  Dilatation,  Lähmung  der 
contractilen  Blase,  schliesslich  Zerfliessen. 
Diese  Wirkungen  werden  von  Alkaloiden 
noch    hervorgebracht    bei    einem   Ver- 


dOnnungagrad  -der  Lösung  von  Strychnin 
1  :  15000;  Veratrin  1  :  8000;  Chinin 
1:5000;  Atropin  1:1000,  dagegen  von 
Aetzalkalien  und  Säuren  1 :  400  bis  600 
(Salze  wirken  bei  1 :  200  bis  300  nicht 
mehr  giftig). 

Nach  Bockey  haben  sich  vorstehende 
Angaben  indessen  nicht  bewährt. 

Literatur:  Dragendorff,  Geiichtlieh-chemi- 
Bcbe  Ansmittluiig  von  Giften.  Petersburg  1876. 
—  Dragendorff,  Chemische  Werthbestimmiing 
starkwirkeDder  Drogen.  Petersburg  1874.  — 
Dorvaült,  L'Officine.  Paris  1875/80.  ^Fresenius, 
Zeitschrift  für  analytische  Chemie.    Wiesbaden. 

Mit  besonderer  Genehmigung  der  Verleger, 
Herren  ürhan  i&  Schwarzenberg  in  Wien,  aus 
Becd  '  Eneyklopädie  der  gesammten  Pharmaeie. 

Mittheiltuigen  aus  dem  öjSentlichen 

chemischen  Laboratorium  von 
Dr.  Otto  Schweissinger  zu  Dresden. 

14.  Pepsinam  Ph.  G.  IL  Byk. 

In  letzter  Zeit  kommt  ein  neues  Pepsin- 
Präparat  Yon  Dr.  Heinr.  JByX;- Berlin  in 
den  Handel. 

Das  Präparat  stellt  ein  fast  rein  weisses, 
trockenes,  nicht  hygroskopisches  Paker 
von  sehr  schwachem  angenehmem  Gemch 
dar,  es  ist  von  völlig  reinem  Geschmack, 
verbrennt  fast  ohne  Rückstand,  und  löst 
sich  leicht  in  reinem,  wie  auch  in  salz- 
sanrem  Wasser. 

Die  Bestimmung  der  verdauenden  Kraft 
wurde  mit  Hühnereiweiss  nach  der  von 
Oeissler  gegebenen  verbesserten  Vorschrift 
(Ph.  Gentrsuh.  1885,  Nr.  2)  vorgenommen. 
Das  Eiweiss  wurde  durch  ein  Sieb«  wel- 
ches Oeffnungen  von  2  mm  hatte,  gerieben, 
und  je  10  g  desselben  in  der  vorgeschrie- 
benen Weise  behandelt  Der  Bückstand, 
welcher  nach  4  Stunden  geblieben  war, 
wurde  abfiltrirt,  ausgewaschen  und  ge- 
wogen. 

Versuch  L  Von  1 0 g  Eiweiss,  welche 
1,414  g  trockenem  Eiweiss  entsprachen, 
wurden  nach  4  Standen  9,745  g  verdaut. 

Versuch  II.  Von  10  g  Eiweiss,  welche 
1,388  g  trockenem  Eiweiss  entsprachen, 
wurden  nach  drei  Standen  verdaut  9,825. 

Versuch  III.  Wurden  einmal  10g, 
ein  anderes  Mal  20  g  Eiweiss  (10  g  » 
1,414  g  trocken)  in  der  Yorgesehnebenen 


459 


Weise  mit  0,1g  Pepsin  behandelt,  so 
waren  verdaut 

von  10  g  von  20  g 

9,944  g  16,60  g 

Es  ist  bekannt,  dass  die  Forderung  der 
Pharmakopoe,  10g  feuchtes  Eiweiss  in 
4  Stunden  völlig  zu  lösen,  nicht  ganz 
correct  ist,  da  eine  völlige  Lösung  einer- 
seits fast  nie  eintritt,  andererseits  bei 
Anwendung  von  grösseren  Mengen  Ei- 
weiss viel  mehr  gelöst  wird.  Legt  man 
dagegen  die  Forderung  zu  Grunde,  dass 
0,1g  Pepsin  in  150  com  0,2  procentiger 
Salzsäure  gelöst  in  4  Stunden  bei  40^  G. 
mindestens  lg  trockenes  Eiweiss  lösen 
soll,  so  erhält  man  bei  dem  Pepsin  Byk 
bei  Anwendung  von 

10g  20g 

feachtem  Eiweiss    feuchtem  Eiweiss 

1,406  g  2,347  g 

Das  Pepsin  Byk  übertrifft  demnach  die 
Anforderungen,  welche  die  Pharmakopoe 
an  das  Pepsin  stellt,  bedeutend,  und  kann 
das  Präparat  den  besten  Pepsinhandels- 
marken beigezählt  werden. 

16.  YerflUschang  von  Damar 
mit  Colophoniam. 

Eine  Dresdner  Firma  hatte  kürzlich 
einen  ziemlich  grossen  Posten  Damar 
von  einem  holländischen  Hause  bezogen. 
Bei  der  näheren  Untersuchung  der  Waare 
stellte  sich  heraus,  dass  dieselbe  in  ge- 
schickter Weise   mit   einem   in   kleine 


Stückehen    zerschlagenen    sehr    hellen 
Golophonium  verfälscht  war. 

Die  Golophoniumstücke  waren  mehr 
kantig,  während  die  Damarstücke  grössten- 
theils  abgerundet  w<u*en;  in  Spiritus  ge- 
worfen, löste  sich  Golophonium,  resp. 
wurde  durchsichtig,  während  sich  das 
Damarharz  mit  einer  weissen  trüben 
Schicht  bedeckte.  Es  kann  jedoch  durch 
Alkohol  eine  gute  Trennung  nicht  her- 
bei^efahrt  werden,  da  auch  Damar  sich 
nach  einiger  Zeit  zum  Theil  löst.  Eine 
gute  Durchschnittsprobe  mit  absolutem 
Alkohol  bei  30  ^^  behandelt  und  nach 
Auflösung  der  hellen  Stücke  sofort  ab* 
gegossen,  ergab  40pGL  in  Alkohol  lös- 
Uches  Harz. 

Von  sehr  grosser  Brauchbarkeit  erwies 
sich  dagegen  die  von  Kremel  zur  Identi- 
ficirung  von  Harzen  vorgeschlagene  Be- 
stimmung der  Säurezahl  (Ph.  Gentralh. 
1886,  390).  Die  Säurezahl  des  Damars 
ist  nach  Kremel  31,  diejenige  von  hellem 
Golophonium  ist  163,2.  In  dem  vor- 
liegenden Falle  wurde  gefunden 

Säurezahl  der  klaren  Stücke  165, 
„    trüben      ,        30,8. 

Femer  wurde  die  Säurezahl  aus  einem 
zerriebenen  Durchschnittsmuster  bestimmt, 
dieselbe  war  62,0. 

Legt  man  diese  Zahl  bei  der  Berech- 
nung zu  Grunde,  so  ergiebt  sieh,  dass 
dem  Damar  etwa  25pUt.  Golophonium 
beigemischt  waren. 


Mfgcellen. 


CreoUn. 


Wir  erhalten  folgende  Zuschrift: 

Wie  wir  in  Nr.  36  Ihres  geschätzten 
Blattes  vom  8.  September  sehen,  macht 
die  Empfehlung  des  Herrn  Prof.  Fröhner 
über  das  von  Pearsan  &  Co.  in  Hamburg; 
in  den  Handel  gebrachte  „Greolin"  als 
„neuestes''  und  „billiges'*  Desinfec tions- 
mittel  die  Bunde  durch  alle  Zeitungen. 

Wir  erlauben  uns  nun,  Sie  darauf  auf- 
merksam zu  machen,  dass  der  Artikel 
weder  neu,  noch  billig  ist. 

Derselbe  ist  vollständig  identisch  mit 
unserm  Sapocarbol  roh  Nr.  2,  welches 
wir  schon  im  Frühjahr  1884  itf  den 


Handel  brachten  und  das  damals  bereits 
durch  Herrn  Dr.  Herrn.  Hager  in  der 
Pharm.  Gentralh.  lobend  Erwähnung  fand. 

Wie  wenig  Berechtigung  die  Be- 
zeichnung „billig''  bei  dem  Greolin 
hat,  geht  wohl  genügend  daraus  hervor, 
dass  das  Greolin  bei  Engros- Bezug  mit 
165  ul^,  bei  kleineren  Fackungen  mit 
180  uT,  sogar  mit  200  uT  pro  100  kg 
notirt  wird,  während  wir  unser  rohes 
Sapocarbol  zu  dem,  den  Bestand- 
theilen  des  Artikels  angemesse- 
nen Preise  von  33  uf  pro  100  kg  bei 
Engros -Bezug  in  den  Handel  bringen. 

Ausser  dem  rohen  Sapocarbol  stellen 
wir  auch  noch  ein  raffinirtes  Sapo- 


460 


earbol,  von  weit  grösserer  Eeinheit  und 
doppelt  so  grosser  Wirksamkeit  wie  das 
rohe,  beziehungsweise  das  Greolin,  dar. 

Selbst  hierfür  stellt  sich  aber  der 
Engrospreis  erst  anf  66  Jl  pro  100  kg. 

Wir  empfehlen  Ihnen,  Ihren  Leser- 
kreis hierüber  aufzuklären. 

Chemische  Fabrik  Eisenbüttel. 

Dr.  Schackel    p.  p.  Albert  Sachse, 


Senfinehl  init  Stärke  verfälscht. 

Ueber  die  Untennchung  einer  Anzahl  von 
Senfproben  (Sinapis  alba)  berichtet  R,  G. 
Werner  (Amer.  Pharm.  Joum.  VI,  1887). 

Er  fand  folgendes : 


Asche: 
Nr.  1  6,00  pCt. 
•  2  6,00  „ 
»  3  4,50  „ 
n  4  4,25  . 
»    5    6,26    „ 


Stärke: 
nicht 
17  pCt. 
25     „ 
30     , 
12,5  „ 


Die  Probe  Nr.  1  war  rein,  die  übrigen 
Sorten  waren  mit  Stärke  yerfalscht ;  mit  der 
Zunahme  des  Stärkegehaltes  fällt  der  Aschen- 
gehalt. Nr.  2  nnd  8  wurden  aus  Material- 
geschäften, Nr.  4  und  5  aus  Apotheken  ent- 
nommen. — 08^ 


Butter  -Verpackung* 

Auf  einer  Versammlung  der  Butter-,  Cheese- 
andEgg-CouTention  — des  Vereins  der  Butter-, 
Käse-  und  Eierhändler  —  in  Chicago  wurde 
die  Frage  erörtert,  ob  sich  Holz  oder  Blech 
besser  zur  Verpackung  Ton  Butter  eignet. 
Einige  gaben  dem  einen,  andere  dem  anderen 
Material  den  Vorzug  je  nach  den  Gewohn- 
heiten und  der  Vorliebe  der  Kunden.  Gegen 
bölzerte  Gefässe  wurde  eingewendet,  dass 
nngeeigaetes  Holz  zur  Herstellung  der  Ton- 


nen und  Kisten  benutzt  werde,  sowie,  dass 
die  letzteren  nicht  gehörig  ausgelaugt  und 
mit  Salzlake  vor  dem  Gebrauche  gesättigt 
werden,  woraus  derHolzgesohmack  der  Butter 
entsteht.  Der  einzige  Grund  gegen  die  Ver> 
Wendung  von  Blech  war  theoretischer  Art, 
insofern  durch  die  Einwirkung  des  im  Salz 
enthaltenen  Chlors  auf  das  Zinn  vielleicht 
Zinn -Chlorid  entstehen  kann.  Dr.  T^  in 
Elgin  hat  Fälle  dieser  Art  mitgetheilt ;  aber 
eine  lange  Erfahrung  hat  gelehrt,  dass  Butter 
in  Blechdosen  nach  Südamerika  geschickt 
wird  und  in  gut  konservirtem  Zustande  da- 
selbst anlangt.  Auch  die  zur  Verproviantir- 
ung  der  amerikanischen  Marine  auf  drei  Jahre 
in  Dosen  verpackte  Butter  zeigt  keine  Spur 
von  Metallsalzen. 

B^ert.  d.  anal.  Chemie  IQ&T,  Nr,  29, 


Verpackung  von  Salpetersäure. 

Schützenberger  empfiehlt  zur  Vermeidung 
von  Brandunglück  durch  Bruch  von  Ge- 
fassen,  welche  gewöhnliche  oder  rauchende 
Salpetersäure  enthalten,  die  Ge&se  nicht 
ganz  zu  füllen  und  das  Holz  der  Kiste,  sowie 
das  Packmaterial  (Stroh,  Heu,  Seegras)  mit 
kalt  gesättigter  Lösung  von  Natriumsul&t 
oder  Zinksulfat  zu  tränken  und  an  der  Luft 
trocknen  zu  lassen.  Seegras  (varech)  soll 
auch  ohne  mit  jenen  Salzen  getränkt  worden 
zu  sein,  dem  Zweck  genfigen. 

Ärchives  de  pharmacie  16S7,  378. 

Bekanntlich  ist  in  Deutschland  vorge- 
schrieben, dass  die  für  Eisenbahntransport 
bestimmten,  rauchende  Salpetersäure  ent- 
haltenden Flaschen  und  Ballons  mit  einem, 
mindestens  ihrem  Inhalte  gleichen  Volumen 
getrockneter  Infusorienerde  oder  anderer  ge- 
eigneter trockenerdiger  Snbstansen  umgeben 
sein  müssen«  g. 


Offene  €orre§pon«lensE. 


ÄpoHh.  B.  ifi  P«    Um  HenseV^  Tonicum  zu 
einem  Mittel  von  dem  Eisen  fianivalentem  Ealk- 

S ehalt  XU  machen,  muss  die  Menffe  der  ersten 
er  beiden  Lösungen  geändert  werden  wie  folgt: 
60,0  Calcar.  carDonici  solve  in, 
80,0  Acid.  formicic.  (p.  spec.  1,12), 
S0,0  Add.  acetiei, 
300,0  Aq.  destilL 
Äwxth,  H«  ffi  D.    Das  Jc2ama*sche  Verfisthren 
der  Milchf et tbe Stimmung  beruht  im  We- 


sentlichen darauf,  dass  die  zu  untersuchende 
Milch  auf  Papierstreifen  eingetrocknet  wird  und 
diese  dann  mit  Aether  erschöpft  werden.  Da 
die  Papierstreifen  aus  einer  besonderen  Sorte 
Papier  hergestellt  und  dann  wieder  in  Ringe 
von  Platindraht  auf  eigentbflmliche  Weise  ein- 
geschoben werden  müssen,  so  ei^et  sieh  das 
Verfahren  nicht  gut  fOr  Laboratorien,  in  denen 
nur  ab  und  zu  eine  JMilchfettbestimmung  aus- 
geffihrt  wird. 


T«rl«««r  nttd  ▼«raatwofUieher  BadAotonr  Dr.  tu  CMssler  in  DrM4«ii. 

tA  Bnehhuidel  Aanh  Jnlltta  Sprinter,  Berlin  H.,  Monb(|onpUti  3. 

Druck  der  KO&Igl.  Hofbaclidraekerei  Ton  0.  €L  Mein  hold  4  SSh&e  In  Dreadea, 


Pharmaceuiische  Ceniralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wisdenschafUiche  und  geschäfUiche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heratttgegeben  Ton 

Dr.  Hermtmi  Hager  nad  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Entkaint  jo4«ii  DoBnerttmg.  —  Abottnementspreis  durch  die  Pott  oder  den  Bachhaodel 

rierteljäbrlich  2  Mark.    Bei  Zasenduiff  unter  Streifband  3,60  Mark.    Kiniebe  Nnrnmen 

25  P£    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.»  bei  grOiseran  Inseraten  oder 

wiederholnnl^en  Babatt. 
Anfragen,  Auftrage,  Mannscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedactenr  Prof. 'Dr.  E.  GeisBler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

Berlin,  den  22.  September  1887.  ^AVj^^ 


M^S, 


Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt:  VienU  «a4  PkAraMele:  Zar  nlkroakoplMhea  Prflftinf  der  Kraft/nttarralttel.  —  Uel»er  die  Bereitung 
Ton  BablimatvertMUidatoiren.  —  TJeber  den  Nachweis  de«  flaeohaTln«.  —  Merphlnm  phtalleirai.  ^  IMennnng  und 
Beetlnmanf  der  in  der  itekftmmten  oder  In  der  ▼eraponnienen  Wolle  Torkommenden  Babstancea.  —  2«r  Prttftoog 
biMifenMter  StodRab  ^  UienAar  «ad  Kritik.  ^  Mlieellea:  Oreolin.  —  Mangan«anrea  Blei.  —  2ar  Bereitung 
Ton  Soppoeltorlen.  —  Agar-Agar-Kfthniubstaas  fQr  Bakterieneulturen.  —  Verfahren  sar  Heratellusg  Ten  Terpentin 
aae  OonflBreoharaeii.  ~  Wie  vertralbt  der  Alkohol  die  Lnftblaaen.  —  Fttr  Stärkefabriken  brauchbares  Wasser.  — 

Geh«lnmilttel  und  SpeeialMUsn.  —  AaaelgeM. 


Chemie  und  Pbarmaclee 


Zur  inikroakopisehen  Frafang 
der  KraftfuttermitteL*) 

Von  F.  Benecke. 

1.  Kapitel. 

Prfifang  von  Raps-  und  BBbsenkaehen 

mit  besonderer  Berflckslehtignng 

des  schwarzen  Senfes.**) 

Der  Bapskuchen  wird  hergestellt  aus 
den  Samen  vom  Baps  =  Brassica  Napus, 
der  Bflbsenkuchen  aus  denen  Yom  Büb- 
sen  ~  Brassica  Rapa.  Für  die  Praxis  ist 
eine  Unterscheidung  der  beiden  Euchen- 
sorten  ohne  Bedeutang,  da  der  Futter- 
werth  beider  derselbe  iei,  vorausgesetzt, 
dass  die  verwendeten  Saatinaterialien 
gleich  gut  nnd  die  Art  dar  Pressung  die- 
selbe ist.  Die  Unterscheidung  der  beiden 
Kirchen  ist  anf  mikroskopischem  Wege 
wohl  möglich,  aber  schwierig,  wofttr  die 

*)  Vergl.  Fbarmac.  Centralballe  1S87,  Nr.  B6, 

^  Als  Ergannmg  mm  5.  Kapitel  meiner 
,,A]Kleitiaig,*'  welches  aber  „Baps-  und  Rfibsea- 
kedbflB"  beedelt,  and  zocfkich  als  Ergftaswig 
som  HL  Abschnitt,  der  besazicbjt:  y,F.intge  be* 
sonders  wichtige  Stoffd,  dirrcn  welche  die  Kraft- 
Mftonnilllel  teMMki  <rfer  vvmnreinigt  nnd.*' 


Ursache  darin  liegt,  dass  die  beiden 
Pflanzenarten,  von  welchen  die  Samen- 
materialien  stammen,  sehr  nahe  verwandt 
sind  und  dass  diese  Verwandtschaft  auch 
ihren  Ausdruck  findet  in  der  Aehnlichkeit 
des  Baues  der  Samenhüllen,  welchen  wir 
zur  Unterscheidung  allein  nur  benützen 
können. 

Baps-  und  Bflbsenkuchen  gehören  neben 
Leinkuchen  zu  deigenigen  Odkuchen, 
welche  am  meisten  der  Verflllschnng  aus- 
gesetzt und  auch  cun  häafigsten  durch 
Unkrantsamen  verunreinigt  sind.  Die 
Brassica -Arten  gehören  za  der  Familie 
der  Ereuzblathler  «  Omcifera^.  Sind 
Unkrautsamen  vorhanden,  welche  von 
Pflanzen  stammen«  die  einer  anderen  Fa- 
milie angehören,  so  ist  es  flir  gewöhnlieh 
leicht,  dieselben  von  den  Samenschalen 
des  Baps  und  Bflbsens  za  «nterseheiden, 
und  wir  brauchen  gar  nicht  die  einzelnen 
'  Bilder  m  kennen,  welche  solche  Unkrant- 
samen  geben;  es  genügt,  zu  sehen,  dass 
die  Schalenfragmente,  welche  wir  bei  der 
mikroskopischen  Untersuchung  finden, 
wadar  Bi^  soeh  Bübsan  aagehdren  kX)n- 
nen,  indem  wir  alsdann  wissen,  der  Kfh 


eben  ist;  verl&lseht  oder  Terimreinigt. 
Viel  schwieriger  liegt  die  Sache,  wenn 
die  beigemischten  Unkraatsamen  von 
Päanzea  herrühren,  die  mit  äujenigen 
Fdanze,  welche  die  Samen  znr  Herstell- 
nng  des  Oeiknchens  liefert,  verwandt 
sind.  Diesem  Fall  begegnen  wir  aber 
gerade  bei  Baps-  oder  Bflbsenkuehen, 
und  zwar  ist'  es  in  erster  Linie  der 
achwarze'Senf  =  Brossfctt  nigra,  welcher 
^erbei.in  Betracht  zu  ziehen  ist,  indem 
er  am  häufigsten  vorkommt  und  über- 
dies giftige  Wirkung  auf  den  thierischen 
Organismus  ausübt.  Ausserdem  aber  kön- 
nen wir  noch  eine  ganze  Beihe  anderer 
Unkrautsamen  aus  der  Familie  der  Crn- 
ciferae  im  Kaps-  oder  Bübsenkueben  als 
Verffilaehung  resp.  Verunreinigung  an- 
treffen. Da  —  wie  gesagt  —  der  schwarze 
Senf  am  meisten  zu  fürchten  ist,  so  wol- 
len wir  auch  bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  auf  ihn  besonders  Büek- 
sicht  nehmen. 

In  Folge  der  Aehnlicbkeit  der  mikro- 
skopischen Bilder,  welche  uns  die  Samen 
vom  Baps,  Bübsen  und  schwarzen  Senf 
liefern,  dürfen  wir  nicht  —  wie  es  ge- 
wöhnhch  anzurathen  —  das  Oelkuchen- 
mehl  mit  Salz-  und  Salpetersäure  und 
darauf  mit  Natronlauge  kochen,  sondern 
wir  müssen  ein  anderes  Verfahren  wäh- 
len. Ich  möchte  folgendes  empfehlen, 
das  ich  als  das  zwei^mässigste  erprobt 
habe.*) 

Mao  bringt  einen  Kaffeelöffel  toU  Oel- 
knchenmehl  in  eine  Porzellanschale,  fügt 
ca.  15  Kubikcentimeter  Wasser  hinzu,  rOl^t 
um,  giesst  ein  gleiches  Quantum  eoneen- 
trirte  Salzsäure  hinzu,  rührt  wieder  tun 
und  erhitzt  unter  stetem  Umrühren  bis 
zum  Eochen,  giesst  kaltes  Wasser  hinzu, 
filtrirt,  wäscht  mit  Wasser  gut  aus,  bringt 
den  durch  Ausdrücken  vom  Wasser  mög- 
lichst befreiten  Böekstand  in  eine  Por- 
zellanschale, fügt  ca.  15  Cubikcentimeter 
Gljcerin  hinza  und  erhitzt  unter  lang- 
samem Umrühren,  höre  aber  auf,  ehe  das 
Glvcerin  zu  sieden  beginnt.  Nach  dem 
Erkalten  bringen  wir  mit  Hülfe  eines 

.  ')  Der  Eflne  halber  mniB  ich  die  allgemeiiie 
Metbode  der  Behandlang  als  bebannt  voranB- 
«•taen ;  man  vei^l.  „Anleitnng,  Alteemeioer  Theil, 
IILÄbicluiitt:  .IHe  Uethode  dal  ÜnUnachniiff," 
StjitoSS  bli  47.    ., 


Qlasröhrchens  genügend  SehälentheilcheD 
mit  Glycerin  auf  einen  Objecttr&ger  ond 
betrachten  dieselben  bei  ca.  lOOfacher 
Vergrösserung,  am  besten  nach  Auflegung 
eines  Deckglases. 

An  der  ü»nd  der  Figuren  1,  2  und  3 
wollen  wir  nunmehr  die  Bilder  kennen 
lernen,  welche  uns  die  Samenhüllen  vom 
Baps,  Bübsen  und  schwarzen . Senf  nach 
einer  sojcbeu  Behandlungsweise  im  Ge- 
sichtsfelde des  Mikroskopes  darbieten. 


ncnt  I. 

Suoasligil«  TOD  Brtiataa  Mapni. 

(VargrÖHernaB  «ft.  100  heh) 

Figur  1  zeigt  uns  die  Samenhülle  vom 
Baps.  Wir  sehen  kleine,  meist  itinf-  oder 
sechseckige  Zellen,  welche  runde  oder 
ovale  Löcher  in  ihrer  Mitte  aufweisen. 
In  Natur  -erscheinen  die  Zellen  braun  ge- 
iaht. Mitunter  sind  nur  die  Locher  und 
nicht  auch  die  Begrenznngslinien  der 
Zellen  deutlich  zu  sehen. 


SamanliBna  Toa  Braolo  Bapa. 
(VergfS—nat  ei.  100  Auh.) 

Rübsen  liefert  ein  ganz  Bhnliches  Bild, 
jedoch  —  wie  Figur  3  erkennen  lässt  — 
ist  noch  eine  weitere  charakteristische 
Zeichnung  vorhanden.  In  der  Figur, 
welche  vne  jede  alndere  immer  mehr  oder 
weniger  schematisch  sein  muss,  ist  diese 
Zeichnung  eher  zu  deutlich  als  zd  schwach 
angegeben.  Es  erscheinen  knrze  Zell- 
reixien,  die  zu  einem  Netz  rerbmtden 
Bind,  dunkler  scbattirt. 

Figur  '8   st«U^   di^  SunanhoUa  Tom 


schwarzen  Senf  dar.  Die  (ebenfalls  bran- 
nen)  Zellen  sind  ungleicli  kleiner  als  bei 
Bapa  und  Bübsen ;  ilire  durchschnittliche 
Grüsse  beträgt  etwa  die  Hälfte. 


Oft  sind  auch  hier  die  Begrenzungs- 
linieB  der  eckigen  Zellen  nicht  wahr- 
nehmbar, oder  umgekehrt  sieht  ntan  die 
Löcher  nicht  deutlich.  Es  hängt  dies 
theils  von  der  Behandlungsweise,  theils 
von  der  Lage  des  Scbalenstückes  und 
theils  von  der  Einstellung  des  Mikro- 
skopes  ab.  Das  Netz  fehlt  nie  und  ist 
ungleich  deutlicher  als  beim  Babsen,  so 
dass  dadurch  ein  zweiter  Unterschied  ge- 
geben ist.  Da  die  Masehen  des  Netzes 
beim  Bübsen  und  schwarzen  Senf  nicht 
wesentlich  verschieden  gross  sind,  wob) 
aber  die  einzelnen  Zellen,  so  ist  in  Folge 
dessen  die  Zahl  der  Zellen,  welche  beim 
Rflbsen  anf  eine  Masehe  kommen,  viel 
kleiner  als  beim  schwarzen  Senf.  Einen 
weiteren  sehr  wesentlichen  Unterschied 
zwischen  schwarzem  Senf  einerseits  und 
Raps  und  Bübsen  sndererseits  nehmen 
wir  wahr,  wenn  vrir  den  Band  der  Samen- 
hüUstQckoben  beachten.  Suchen  vrir  nns 
beim  schwarzen  Senf  SchalenstOckchen, 
welche  ein  wenig  gerollt  sind,  so  dass 
wir  auf  den  Band  des  ursprünglichen 
Samens  schauen  kßnnen,  so  beobachten 
wir  fingerartige  Hervorragungen.  Diese 
sind  nicht  an  allen  Samenhüllstückchen 
vorhanden  oder  wenigstens  nicht  deutUch 
erkennbar;  dann  mfissen  die  zuerst  ge- 
nannten Unterschiede  ansreichen.  Sehen 
wir  aber  auch  die  in  Figur  3  bei  a  wie- 
dergegebenen Bandzeichnungen,  so  kön- 
nen wir  absolut  sicher  sein,  dass  schwarzer 
Senf  TorhÄnden  ist;  solche  oder  ähnliche 
HerTorragangen  am  Band  zeigen  bei  der 


empfohlenen  Behandlungsweise  Baps  lUi^ 
Bübsen  oiel 

Wollen  wir  die  Unterschiede,  welche 
sich  aus  Torstehendem  ergeben  haben, 
kurz  zusammenfassen,  so  erhalten  wir 
folgendes  Schema: 

I.  ZeOen  verhSltnissmSssig 

groaa ,    keine    Hervor-  '■'■ 

rftgnngen  am  Hände : 

A.  Kein  Neti:  Ritpe  =  Brasiica  Sapiiei 

B.  Undentliches  Netz:  ' 

RflbfleD  =  Branica  Eäpa^- 
IL  Zellen  TerhUtDiiamSBsig 

klein,    sehr  dentlicboa  .   ; 

Neti,  fingeriÖrmiüeHer-  ,  .    . 

vorragnngen  am  Bande:  '   ' 

'  Scnwaner  Senf ^ Brassica  itigra.' 

Man  ersieht,  der  Nachweis  von  sehwar-' 
zem  Senf  in  Baps-  und  Bübsenkucheu  hat 
keine  Schwierigkeiteo.  Um  uns  nun  zii. 
flberzeugen,  dass  auch  keine  anderen  Bei- 
mengungen vorhanden  sind,  ist  noch  Fol- 
gendes nöthig: 

1.  Prüfung  mit  Jod  auf  Stfeke.*)  '    ; 

2.  Prüfung  auf  mineralische,  anorga- 

nische Zusätze.*)  -  -{ 

3.  Prüfung   auf  Yernnreinigung   oder- 

Verfälschung  durch  andere  orga-, 
nische,  von  Samen,  Früchten,  Sage- 
mehl etc.  herrührende  Produete. 
Ihrer  Dicke  wegen  völlig  nndurchsich» 
tige  (holzige)  Schalenstückchen  dürfen, 
bei  der  in  Anwendung  gebrachten  Be- 
handlung nicht  vorhanden  sein,  ebenso, 
wenig  andersartige  charakteristische  Scha- 
lenstOckchen als  die,  welche  Figur  1  und  2. 
darstellt.  Hierbei  ist  nun  noch  auf  einen 
anfangs  berührten  Punkt  kurz  zurückzu-' 
kommen.  Im  Baps-  und  Bubsenkuehen 
können  sich  ausser  Brassica  nigra,  dem 
schwarzen  Senf,  noch  eine  Beihe  anderer 
Crtici'feren- Samen  finden,  deren  mikro- 
skopische Bilder,  ebenfalls  mit  denen  von 
Brassica  Napus,  Baps,  und  Brassica 
Bapa,  Bobseo,  Aehnlichkeit  haben.  8o; 
giebt  es  z.  B.  Hüllen  von  Owci/eren- 
Samen,  welche  in  der  ZellgröBBC  mit 
Baps  und  Bübsen  übereinstimmen,  aber- 
ein deutliches  Netz  zeigen,  oder  solche,' 
deren  Zellgrösse  dem  Bilde  von  Brassica- 
nigra  entspricht,  aber  ohne  oder  nur  mit' 
undeutlichem  Netzwerke;  weiterhin  giefot 
es  Hüllen  von  Ouc^eren- Samen,  deren 


•)  Vergl..  „Anldtang,"  Sdte  86  nnd  64. 


404 


tdteft  1b  OrOiM  tmd  Fotm  mit  dendn 
vom  Baps  und  Bübsen  Aehnlidhkeit  haben, 
di^  Jedoch  nicht — wie  beim  Bübsen  oder 
sohwafzw  Senf  —  mit  einem  Netze  be- 
^eekt  8in4|  sondern  mit  dunklen  Längs- 
streifen, indem  bestimmte,  der  ganzen 
Länge  nach  verlaufende  Zellreihen  dunk- 
lere Schattirung  besitzen. 

Beachtet  man  aber  stets  gewissenhaft 
die  erwähnten  Charakter istica  von  Baps 
und  BQbsen  und  wendet  man  zur  Con- 
trole  stets  Yergieichsmaterialien  an,  was 
besonders  fQr  die  sichere  Beurtheilung 
der  6rössenverhältnisse  von  höchster  Be- 
deutung ist,  so  wird  man  in  der  Lage 
sein,  ein  zutreffendes  Urtheil  über  die 
Beinheit  und  damit  auch  über  den  Werth 
von  Baps-  und  Bübsenkuchen  sieh  bilden 
zu  können. 

(Fortsetzung  folgt.) 


lieber  dieBereitang  von  Sublimat- 
verbandstoffen. 

Ueber  dieses  Thema  veröffentlicht  Prael 
in  der  Ptiimiiaceutischen  Zeitung  1887,  Nr. 
67  bis  69  die  Beobachtungen  und  Erfahr- 
ungen, welche  bei  Anfertigung  von  Sublimat- 
rerbandstoftfeii  nach  Anleitung  der  Kriegs- 
Sattitftts-Ordnung  votn  Jahre  18T7,  Beilage  5 
(k«u  1886)  gemacht  wurden. 

Die  2ur  Verwendung  gelangende  tmpräg- 
airflassigkeit  enthält  0,33  pCt.  Sublimat  und 
ist  nach  obengenannter  Beilage  5 ,  wie  auch 
bereite  Ph.  C.  1886,  S.  3^2  mitgetheilt  wurde, 
fblgendermaassen  zusammengesetzt : 

Hydrargyr.  bichlorat.     .     .         50,0 

Spiritus 6000,0 

Glycerin 2500,0 

Aquadestillat 7500,0 

fe^uchsin 0,5 

Die  Verbandstoffe,  welche  der  Sublimat- 
iHiprägaimDg  mnterworfeii  werden.  Bind  Watte, 
Mallf  Cambvic. 

Die  gelnaint^  Beilage  5  ttmcht  keineridi 
aiiitee  Aagabeii  fiber  die  Art  und  W«ite,  wie 
die  Imprfigniruag  auageMirt  werden  soll, 
iimIi  wifd  ein  hesütomter  StibMnialyehait  in 
dia  imprftgairten  Verbandstoffen  verlangt. 
Nor  die  Bvttieikuag,  dass  1,5  kg  dieser 
Fliwigkeit  g«A6ga,  am  1  Stück  Mull  &  40  m 
SU  imprftgniren,  ergiebt  in  Anbetracht  der 
Thatsacke»  dftsi  eia  Stack  MnU  usfeflbr  1 


bis  1,1  kg  Wiegt  uad  dass  dte  ia  1,5  kg  der 
Flässigkeit  tothalteae  Glycerin  (250,0)  naeh 
dem  Treekaen  ia  dem  Verbaadstoff  bleibt, 
dass  der  imprKgairte  Mull  ungefthr  die  0,5 
pCt.  Sublimat  entsprechende  Menge  Queck- 
silber enthalten  werde.  Erfahrungsgemäs« 
ist  das  Gewicht  eines  Stückes  MuU  je  nach 
der  Herkunft  etc.  schwankend. 

Die  Praxis  ergab ,  dass  Mull  ungefähr  das 
l,5fache  seines  Gewichts  an  Impragnirungs- 
üüssigkeit,  Watte  ebenfalls  das  l,5fache  und 
Cambric  das  Ifache  aufiiimmt.  Die  frisch 
impräguirten  Stoffe  sind  hierbei  so  gedacht, 
dass  sie  bei  heftigem  Drücken  keine  über- 
schüssige Flüssigkeit  abgeben,  jedoch  gleich- 
mSssig  durchfeuchtet  sind  und  dass  auch, 
während  die  Stoffe  zum  Trocknea  aaf  Leinen 
gehängt  sind,  ron  den  Stoffen  keine  Flüssig- 
keit abtropft. 

Aus  den  ebea  aagegebeaen  Verhältaisaen 
der  Aufsaugung  ergiebt  sich  also  |  dass  Mull 
ungefähr  die  0,5  pCt.  Sublimat,  Walte  die 
0,5  pCt.  Sublimat  und  Cambric  die  0,83  pCt. 
Sublimat  entsprechende  Menge  Queeksilber 
enthalten  müsse. 

Es  eigab  sich  bald,  dass  für  dieHerstaliung 
grösserer  Mengen  von  Sublimatrex^aadstoffen 
in  kürzester  Zeit  aidit  der  voa  Slmberget 
(Militär-ärziliehe  Zeitschrift  1886)  vertretene 
Modus  Anwendung  ünden  koaate.  Naeh 
diesem  sollte  der  betreffeade  Verbaadataff  in 
einem  entsprechenden  Geftles  befiadÜch  mit 
der  abgewogenea  Meage  Impri&gnirflasmgkeit 
begossen  und  diese  durch  Knetea  nsit  den 
Händen  gleichmässig  vertheilt  wardea.  Es 
fimd  deshalb  eiae  Wriagmaschiae  mit  Kaat- 
sohukwaliea  Verweadung,  die  ein  raaehes 
und  ezactes  Arbeitea  ermöglicht.  (An  aa- 
dereai  Orte  fimd  ia  g!ei<^er  Weiee  eine 
Wringmaseiitae  Verwendung,  deren  etellbare 
Holawalaen  mittelst  einer  Beazia-Paraffialos* 
uag  getränkt  wurden ,  was  sich  bAt  gut  be- 
währt hat.   Ref.) 

Die  Verbandstofife  werden  in  die  ia  geeig- 
neten Gefiiesea  befindliche  Imprägnirangs- 
flüseigkeit  untergetaucht,  aater  öfteram  Be- 
arbeitaa  mit  hölaeraen  Keulen  1/4  Staada  laag 
daselbst  belassen,  hiemaf  heraaegehobea  aad 
dureh  die  wriagmaschine  gerolh.  Hietbei 
ist  et  praktisch,  Arbeitrtheüuag  eintreten  sa 
laasen  und  Jedem  Arbeiter  eiaa  beetlauate 
Faaetiea  sa  ibertragaa,  eowfa  die  Bäade 
deijlettigea  Arbeiter ,  welche  aü  melatan  mit 
der  £l«ssigkelt  in  BetÜhiang  kaanaan,  tarek 


465 


KautscbnkhandBchahe    vor   der  schädlichen 
EinwiricQDg  jener  va  schätaen. 

Die  ans  den  Tollgesogenen  Verbandstoffen 
abgepresste  Flüssigkeit  läuft  in  dasselbe  Ge- 
lEss  zardck.  Diese  znrücklaafende  Flüssig- 
keit ist  durch  die  Berührung  mit  den  Ver- 
bandstoffen schwächer  an  Sublimat  geworden, 
demnach  müssen  auch  die  mit  der  schwächeren 
Flüssigkeit  weiterhin  bereiteten  Sublimat- 
▼erbandstoffe  immer  schwächer  in  Gehalt 
werden. 

Um  über  diese  Paukte  Aufklärung  zu  er- 
halten, wurden  von  Prael  quantitative  Be- 
stimmungen des  in  schon  gebrauchter  Im- 
prägnirflüssigkeit  enthaltenen  Sublimats ,  so- 
wie des  in  den  imprägnirten  Verbandstoffen 
als  Sublimat ,  beziehentlich  in  anderer  Form 
vorhandenen  Quecksilbers  ausgeführt. 

1.  So  enthielt  frisch  bereitete  Imprägnir- 
ungsflfissigk eit 0,3574  pCt.  Sublimat;  2.  nach 
Imprägnirung  von  10  bis  12  kg  Watte  (auf 
36  kg  Flüssigkeit)  enthielt  die  restirende 
Flüssigkeit  nur  noch  0,2920  pCt.  Sublimat, 
und  3.  nach  weiterem  Verbrauch  der  Flüssig- 
keit zum  Imprägniren,  so  dass  nur  ein  kleiner 
Best  der  letzteren  noch  übrig  war,  enthielt 
derselbe  0,2125  pCt.  Sublimat.  Die  Unter- 
suchung der  mit  jenen  Imprägnirflüssigkeiten 
verschiedenen  Gehalts  (1,  2,  3)  hergestellten 
Sublimatwatte  ergab  folgende  Resultate ,  wo- 
bei die  Bezeichnungen  der  Watte  (1,  2,  3) 
den  obigen  Flüssigkeitsproben  entsprechen. 


Watte 


1 

2 

3 


pCt. 
Sabliroat 


Qneeksilber 

In  anderer 

Form  als 

Sablimat 

bereefanet. 


0,4234 

0,3445 
0,2394 


0,1226 
0,0934 
0,0642 


Aae  der 
Imprägnir- 

rechneter*) 

Snblimat- 

gehalt. 


Gesammt 
qneck- 


aU  Snbll 
mat  be- 
rechnet. 


0,5460 
0,4379 
0,8036 


0,5361 
0,4380 
0,3187 


Während  der  Gehalt  der  Lösung  II  gegen 
I  um  18,29  pCt.  und  der  Lösung  111  gegen  I 
um  40,54  pCt.  des  ursprünglichen  Sublimat- 
gehalta  abgenommen  hat,  beträgt  die  Ab- 
nahme der  imprägnirten  Watte  II  gegen  I 
19,79  pCt.  und  III  gegen  I  44,39  pCt.,  von 
dem  als  Sublimat  berechneten  Quecksilber. 

Die  Untersuchung  der  Watte  wurde  so 
ausgeführt ,  dass ,  nachdem  durch  4  -  bis  5^ 


*)  Hierbei  ist  angenommen ,  dass  1  kg  Watte 
l^kglmpr&gnirungäfissiglceit  aufgenommen  hat 


maliges  Erschöpfen  das  in  Wasser  lösliche 
Sublimat  entfernt  war,  durch  Behandlang  der 
sublimatfreien  Watte  mit  Salzsäure  und  Ka- 
liumchlorat  das  als  Chlorür  oder  in  anderer, 
in  Wasser  unlöslicher  Form  vorhandene 
Queeksilber  in  Lösung  erhalten  wurde.  Die 
Fällung  des  Quecksilbers  mittelst  Schwefel- 
wasserstoff und  die  Reinigung  des  Nieder- 
schlags geschah  nach  bekannten  Methoden. 

Die  oben  erwähnte  Abnahme  des  Qneck* 
silbergehalts  der  mit  der  gleichen  Flüssigkeit 
nach  einander  imprägnirten  Verbandstoffe 
lässt  sich  vermeiden  durch  fortwährendes  Zu- 
fliessenlassen  frischer  Quantitäten  Imprägnir- 
ungsflüssigkeit,  was  am  besten  selbstthätig 
vermittelet  eines  Glashebers  aus  einem  Vor« 
rathsgefäss  ausgeführt  wird.  Ausserdem  ist 
eine  kürzere  Berührungsdaner  der  Verband- 
stoffe mit  der  Flüssigkeit  (als  1/4  Stande)  in 
demselben  Sinne  der  Gleichmässigkeit  forder- 
lich; die  entfetteten  Verbandstoffe,  welche 
die  Flüssigkeit  sofort  aufsaugen ,  können  bei 
>/48tündigem  Liegen  in  der  Flüssigkeit  sich 
auch  nicht  voller  saugen,  was  auch  belanglos 
wäre ,  da  der  Ueberschuss  wieder  abgepresst 
wird.  Im  Gegentheil  ist  die  längere  Berühr- 
ungsdauer schädlich,  da  hierdurch,  vermnth- 
lich  durch  Oberflächeu.anziehung ,  beziehent- 
lich Bildung  von  Cellulosequecksilberverbind- 
ungen  die  Flüssigkeit  unverhältnissmässig 
des  Sublimats  beraubt  wird. 

Auf  Grund  des  oben  angeführten  Auf- 
nahmevermögens der  verschiedenen  Verband- 
stoffe für  die  zu  verwendende  Flüssigkeit  und 
wegen  der  nicht  immer  ganz  gleich  ausfallen- 
den Beschaffenheit  (z.  B.  bezüglich  des  Ge- 
wichts eines  Stücks  Mull  etc.)  und,  da  auch 
die  Stellung  der  Walzen  der  Wringmaschine 
während  des  Gebrauchs  sich  ändern  kann,  ist 
es  nöthig ,  das  Gewicht  der  eben  der  Wring- 
maschine entnommenen  feuchten  Verband- 
sto£Pe  häuüg  mittelst  der  Waage  zu  control- 
liren. 

Das  vorstehend  für  Watte  Ausgeführte 
gilt  natürlich  auch  in  gleicher  Weise  für  Mull 
und  Cambric. 

Die  von  mebrerwähnter  Beilage  5  für  Her- 
stellung der  Imprägnirungsflüssigkeit  ge- 
stattete Ersetzung  des  Wassers  durch  Spiritus 
(bei  eiliger  Darstellung  der  Verbandstoffe) 
oder  des  Spiritus  durch  Wasser  —  Brunnen- 
wasser —  (bei  Mangel  an  Spiritus  und  destil- 
lirtem  Wasser)  erfordert  einige  Abweichungen 
von  den  vorhergehenden  Angaben. 


466 


Bei  Ersetzung  des  Wassen  durch  Spiritas 
ist  zu  berücksichtigen ,  dass  die  so  erhaltene 
Imprägnirungsflüssigkeit  ein  anderes  speci- 
fisches  Grewicht  besitzt  und  die  Verbandstoffe 
dem  entsprechend  ein  anderes  Aufhahmever- 
mögen  für  diese  modifioirte  Lösung  zeigen 
werden,  gegenüber  der  mit  Wasser  und  Spiri- 
tus bereiteten.  Das  Gleiche  gilt  in  ähnlichem 
Sinne  in  den  Fällen  der  theilweisen  oder 
völligen  Ersetzung  des  Spiritus  durch  Wasser. 

Für  den  Fall  der  Ersetzung  des  Spiritus 
durch  Brunnenwasser  ist  auf  den  Kalkgehalt 
und  dessen  Unschädlichmachung  Bedacht  zu 
nehmen,  wozu  sich  ein  Zusatz  von  Salicyl- 
säure  empfiehlt  (vergl.  Pharm.  Centralh.  27, 
402).  ^____  «. 

üeber 
den  Nachweis  des  Saccharins. 

Von  a  Sehmüt, 

Da  die  Ortho  -  Sulfaminbenzoesäure  (Fahl- 
berg's  Saccharin)  wegen  ihrer  intensiven 
Süssigkeit  trotz  der  unangenehmen  Eigen- 
schaft des  „Kratzens**  und  trotz  des  hohen 
Preises  von  100  Jt  per  Kilo  Beachtung  in 
immer  weiteren  Kreisen  findet,  so.  liegt  die 
Möglichkeit  nahe,  dasselbe  zum  Versüssen 
gewisser  Weinsorten,  sowie  zur  Schaumwein- 
bereitung verwendet  zu  sehen ,  und  dasselbe 
in  solchen  Fabrikaten  nachweisen  zu  müssen. 

Zu  diesem  Behufe  schlägt  Verf.  im  Verein 
mit  Pinette  und  Bösler  zunächst  vor,  die 
LÖBungsfähigkeit  des  Aethers  zu  benutzen, 
um  nach  Abscheidung  aller  ebenfalls  in  den 
Aether  übergehenden  Bestandtheile  des 
Weines  das  Saccharin  in  Substanz  zu  ge- 
winnen und  zu  identificiren.  Es  gelingt  das 
am  besten,  wenn  man  den  zur  Trockne  ein- 
gedampften ätherischen  Auszug  eines  Weines 
mit  heissem  Wasser  aufnimmt,  mit  Bleiessig 
behandelt,  das  überschüssige  Blei  durch 
Schwefelsäure  abscheidet,  und  die  Schwefel- 
säure nach  dem  Filtriren  unter  Erhitzen  mit 
Barjnoimcarbonat  neutralisirt.  Die  nach  dem 
Abfiltriren  des  Barjumsulfats  resultirende 
Flüssigkeit  liefert  bei  Anwesenheit  von 
Saccharin  den  rein  süssen  Geschmack  des 
Saccharin  -  Baryums.  Da  indessen  die  Zunge 
allein  als  Identitätsbeweis  nicht  genügt, 
müssen  noch  Controlreactionen  gemacht 
werden.  Man  kann  zu  dem  Behufe  entweder 
den  obigen  Aether-Bückstand  mit  conoen- 
trirter  HCl  erhitzen  (es  bildet  sich  bei  An- 


wesenheit von  Saccharin  NH3  resp.  NH4CI) 
oder  mit  Aetznatron  schmelzen  (es  bildet  sich 
dann  N%2S04).  Schmitt  räth  indessen  nicht 
zu  diesen  Methoden,  da  einerseits  die  Mög- 
lichkeit nicht  ausgeschlossen  ist,  dass  in  den 
Aether-Bückstand  anderweite  Stickstoffver- 
bindungen übergehen,  welche  dann  gleich- 
falls NH3  bilden  würden,  andererseits  aber 
der  Schwefelsäurenachweis  von  H2SO4  absolut 
freie  Reagentien  voraussetzt,  was  bekanntlich 
nicht  immer  der  Fall  ist. 

PineUe  hat  im  weiteren  Verlaufe  der  Unter- 
suchung constatirt,  dass  beim  Schmelzen  von 
Saccharin  mit  Natron  sich  nicht  allein  Sulfat, 
sondern  auch  salicylsaures  Salz  bildet.  Man 
könnte  also  auch  die  Anwesenheit  des 
Saccharins  durch  die  bekannte  scharfe  Be- 
action  mit  Eisenchlorid  nachweisen;  esmasste 
dann  jedoch  vor  dem  Schmelzen  in  jedem 
Falle  eine  Prüfung  auf  Salicjlsäure  voraus- 
gehen. 

Schmitt  hat  sodann  noch  die  Beobachtung 
gemacht,  dass  Tannin  und  ebenso  die  im 
Weine  enthaltenen  Gerbstoffe  beim  Schmelzen 
mit  Natron  Spuren  von  Salicjlsäure  liefern; 
endlich  hat  Böse  gefunden ,  dass  Tannin  in 
gleichen  Theilen  Aether  und  Petroleumäther 
fast  unlöslich  ist.  Durch  geschickte  Com- 
bination  der  vorstehenden  Beobachtungen 
hat  Schmitt  dann  nachfolgenden  Gang  zum 
Nachweis  des  Saccharins  aufgestellt :  100  ccm 
des  stark  angesäuerten  Weines  werden  drei- 
mal mit  je  50  ccm  einer  Mischung  aus  gleichen 
Theilen  Aether  und  Petroleumäther  aus- 
geschüttelt und  nach  der  Trennung  im 
Scheidetrichter  die  ätherische  Lösung  sofort 
filtrirt.  Die  so  gewonnenen  drei  Auszüge 
versetzt  man  mit  etwas  Natronlauge  und  Ter- 
dampft  fast  zur  Trockne.  Den  Rückstand 
erhitzt  man  in  einem  Silber-  oder  Porsellan- 
schälchen  1/2  Stunde  auf  260  0 ;  die  Schmelze 
löst  man  in  H2O,  bringt  die  Lösung  in- einen 
Scheidetrichter,  übersättigt  mit  112804  und 
zieht  die  gebildete  Salicylsäure  mit  60  ccm 
Aether  aus.  Den  filtrirten  Auszug  dampft 
mau  zur  Trockne,  nimmt  mit  wenig  H^O  auf 
und  versetzt  mit  einigen  Tropfen  Eisenchlorid. 
Enthielt  der  Wein  Saccharin ,  dann  tritt  die 
bekannte  rothviolette  Färbung  auf.  Es  gelang 
auf  diese  Weise  noch  0,006  pCt.,  ja  noch 
weniger,  mit  grosser  Sicherheit  nachzuweisen. 


467 


Morphium  phtaUcum. 

E,  Bombeion  bezeichnet  das  Morphium 
phtalicum  als  dasjenige  Morphinmsalz ,  wel- 
ches wegen  seiner  Haltbarkeit,  Beständigkeit, 
leichten  Löslichkeit,  Neutralität  etc.  die 
Wunsche  und  Anforderungen  des  praktischen 
Arztes  am  besten  erfüllen  dürfte. 

Zur  Darstellung  desselben  ist  ein  ganz 
reines  Morphin  und  eine  ganz  reine  Phtal- 
säure  erforderlich,  weil  die  Verbindung  nicht 
krjstallisirt ,  es  also  auch  keine  Mutterlauge 
giebt.  Man  fällt  Morphinhydrochlorid  mit 
Aetzammon  aus,  wäscht  gut  ans ,  presst  ab, 
löst  das  Morphin  wieder  in  Essigsäure,  um 
nochmals  mit  Aetzammon  auszufallen,  zu 
waschen,  abzupressen  etc.  Von  diesem  so 
gereinigten  Morphin  bringt  man  so  viel  in 
heisse  Phtalsäurelösung ,  bis  etwas  Morphin 
ungelöst  bleibt ,  lässt  dann  erkalten ,  filtrirt, 
dampft  die  Lösung  bei  gelinder  Wärme  bis 
zur  Dicke  eines  Syrups  ein  und  bringt  diesen 
auf  Glasplatten ,  um  in  der  bekannten  Weise 
das  Präparat  in  Lamellen  zu  erhalten. 

Das  Morphium  phtalicum  bildet  schöne 
glashelle  Blättchen  und  löst  sich  bereits  in 
5  Th.  Wasser;  die  Lösung  ist  völlig  neutral 
und  hält  sich  auch  in  sehr  Terdünntem  Zu- 
stande lange  unverändert.  Die  Einspritz- 
ungen unter  die  Haut  sind  schmerzlos,     g. 

Pharm,  Zeitung, 


Erkennung  und  Bestimmung  der 
in  der  gek&mmten  oder  in  der  ver- 
sponnenen Wolle  vorkommenden 

Substanzen. 

Von  A.  Retwfiard. 

Die  fremden  Stoffe  können  auf  drei  Arten 
in  die  Wolle  gelangen. 

1.  Die  bei  der  Bearbeitung  der  Wolle  zu- 
gesetzten Stoffe  wurden  nicht  vollständig  ent- 
fernt. 

2.  Während  der  Arbeit  haben  sich  auf  der 
Wolle  neue  Verbindungen  gebildet  und  sind 
in  die  Fäden  eingedrungen. 

3.  Beabsichtigte  Verfälschungen. 

Zu  der  ersten  Gruppe  gehören  alkalische 
Seifen,  Glycerin  und  Fettsubstanzen.  Die 
alkalischen  Seifen  bewirken  die  Fixirung  von 
Erden  und  der  Metalle  auf  der  Wolle,  indem 
sich  unlösliche  Seifen  bilden.  Diese  Stoffe 
beschweren  die  Wolle,  machen  sie  hart, 
brüchig,  schwierig  zum  Verspinnen  und  un- 


geeignet zum  Färben.  Die  Fette  bewirken 
nicht  diese  Uebelstände;  sie  verhindern  je- 
doch das  gleichförmige  Benetzen  der  Wolle, 
wodurch  beim  Färben  Flecke  entstehen.  Das 
Glycerin  giebt  keine  Niederschläge  mit  den 
Erden,  erleichtert  das  Benetzen  und  macht 
die  Wolle  zum  Verspinnen  sehr  geeignet.  Da 
es  jedoch  im  Wasser  ungemein  leicht  löslich 
ist,  so  wird  es  beim  Ausfärben  sowie  beim 
Waschen  vollständig  entfernt,  wodurch  Ver- 
luste für  den  Färber  am  Gewicht  der  Wolle 
entstehen. 

Die  Verunreinigungen  der  zweiten  Klasse 
bilden  Kalk-,  Magnesia-,  Eisen-  und  selbst 
Bleiseifen.  Dieselben  entstehen  durch  Ein- 
wirkung der  in  der  Wolle  enthaltenen  Al- 
kalienseifen ,  wenn  man  die  Wolle  in  nicht 
genügend  reinem  Wasser  spült.  Kalk  und 
Magnesia  sind  fast  in  jedem  Wasser  vor- 
handen. Eisen  und  Blei  kommen  aus  den 
Leitungen.  Femer  sind  die  unlöslichen  oder 
die  etwas  löslichen  Sulfate  zu  erwähnen. 

Uebersteigt  die  Menge  der  genannten  Ver- 
bindungen einen  gewissen  Grad,  so  kann  man 
annehmen,  dass  sie  zu  Verfälsch ungsz wecken 
hinzugesetzt  worden  sind.  Es  sind  z.  B.  Ba- 
ryumsulfat,  Kaolin  u.  a.  Stoffe  in  der  Wolle 
gefunden.  Alle  solche  Verfälschungen  sind 
in  der  Asche  zu  suchen.  Die  Asche  darf 
übrigens  nicht  mehr  als  1,25  pCt.  der  trocke- 
nen Wolle  betragen. 

Qualitative  Analyse.  Hierzu  ge- 
nügt ein  einziger,  etwa  100  g  schwerer  Wollen- 
strang. 

A.  Lösliche  Bestandtheile.  Die 
Wolle  wird  in  100  bis  150  g  kochenden 
Wassers  hineingelegt,  wobei  man  Sorge  trägt, 
dass  sie  sich  nicht  zusammenzieht.  Man 
lässt  auf  25  ^  erkalten ,  giesst  die  Flüssigkeit 
ab  und  spült  die  Wolle  in  lauwarmem  Wasser 
so  lange  aus,  als  noch  durch  Bleiacetatlösung 
ein  Niederschlag  erfolgt.  Das  Wasch wasser 
wird  dann  auf  500  ccm  eingedampft  und  mit 
Barytwasser  versetzt. 

a.  Der  erhaltene  Niederschlag  wird  durch 
Abgiessen  gewaschen,  alsdann  in  einen  Kolben 
gebracht  und  mit  etwas  Wasser  und  einigen 
Tropfen  blauer  Lackmustinctur  angerührt. 
Man  setzt  nun  allmälig  verdünnte  Salzsäure 
hinzu.  Findet  dabei  Aufbrausen  statt  und 
nimmt  die  Lackmustinctur  eine  weinrothe 
Färbung  an ,  bevor  sie  reinroth  wird ,  so  sind 
Alkalioarbonate  in  der  Wolle  zugegen.  Bleibt 
nach  dem  Aufkochen  mit  etwas  überschüssiger 


468 


Salzsäure  ein  unlöslicher  Rückstand,  so  waren 
in  der  Wolle  lösliche  Sulfate  vorhanden. 

Die  in  diesem  Falle  filtrirte  Lösung  wird 
mit  Kalihydrat  neutralisirt.  Erhält  man  dabei 
einen  Niederschlag,  so  besteht  er  aus  der 
Barytseife;  es  waren  also  in  diesem  Falle 
Alkaliseifen  in  der  Wolle  enthalten. 

Nach  Entfernung  dieses  Niederschlages  setzt 
man  Essigsäure  und  dann  Ammoniak  im 
Ueberschuss  hinzu,  um  auf  Thonerde  und 
Eisen  zu  prüfen. 

b.  Man  fallt  den  überschüssigen  Baryt 
durch  verdünnte  Schwefelsäure  aus  und  setzt, 
um  wieder  den  Ueberschuss  der  Schwefelsäure 
zu  entfernen,  so  lange  Baryumcarbonat  hinzu, 
als  noch  Aufschäumen  stattfindet.  Man  filtrirt 
nach  dem  Aufkochen  und  untersucht  eine 
Probe  der  erhaltenen  Flüssigkeit  mit  einer 
Lösung  von  salpetersaurem  Silber  auf 
Chloride.  Sind  dieselben  vorhanden  (nach 
den  Erfahrungen  des  Verfassers  kommen  sie 
nur  spurenweise  in  der  Wolle  vor),  so  be- 
handelt man  die  gesammte  Flüssigkeit  mit 
schwefelsaurem  Silber,  wodurch  die  Chloride 
der  Alkalien  einerseits  in  Chlorsilber,  anderer- 
seits in  Alkalisulfate  umgewandelt  werden. 
Nach  dem  Filtriren  entfernt  man  das  über- 
schüssige Silber  mittelst  Schwefelwasserstoff, 
filtrirt,  sättigt  die  freigewordene  Schwefelsäure 
mit  Baryumcarbonat  ab,  filtrirt  wieder  und 
dampft  das  Filtrat  bei  80^  ab.  Ist  Glycerin 
vorhanden,  so  bleibt  schliesslich  ein  Syrup, 
der  bei  80'*  nichts  mehr  an  Gewicht  verliert. 
Man  lässt  ihn  dann  erkalten,  setzt  das  gleiche 
Volumen  Alkohol  von  95  ^  pCt.  zu  und 
filtrirt  von  den  gefällten  Alkalisulfaten  ab. 
Das  Filtrat,  nun  eingedampft,  giebt  als  Rück- 
stand Glycerin. 

B.  In  Wasser  unlösliche  Sub- 
stanzen. Derselbe  Wollenstrang  wird  nun 
mit  warmer  Sodalösung  behandelt.  Die  ab- 
gegossene Flüssigkeit  wird  dann  mit  Essig- 
säure angesäuert  und  bis  zur  vollständigen 
Entfernung  der  Kohlensäure  gekocht.  Man 
setzt  alsdann  Bleiacetatlösung  zu;  entsteht 
ein  Niederschlag ,  so  waren  freie  Fettsäuren 
vorhanden. 

C.  Carbonate  und  Seifen  der  Erden. 
Die  Wolle  wird  mit  2  ^  B.  starker  Salzsäure 
behandelt.  Die  Flüssigkeit  wird  eingeengt 
und  auf  gewöhnliche  Weise  auf  Eisen,  Thon- 
erde, Kalk  und  Magnesia  untersucht. 

Die  mit  Salzsäure  behandelte  Wolle  wird 
nun  wieder  nach  B  mit  Sodalösung  digerirt. 


Waren  nämlich  Seifen  der  Erden  vorhanden, 
so  wurden  sie  durch  Salzsäure  zersetzt  und 
die  entstandenen  Fettsäuren  müssten  sich  nun 
in  Soda  lösen. 

D.  Substanzen,  die  in  den  ge- 
nannten Bädern  unlöslich  sind. 
Das  mit  Wasser,  Soda  und  Salzsäure  aus- 
gewaschene Stück  wird  nun  getrocknet,  ver- 
brannt ^  und  die  Asche,  falls  die  Menge  ab- 
norm sein  sollte,  auf  gewöhnliche  Weise  unter- 
sucht. 

Quantitative  Analyse.  £.  Be- 
stimmung des  hygroskopischen 
Wassers.  Eine  gewogene  Menge  (lOOgJ 
wird  bei  105  ^  getrocknet  und  wieder  ge- 
wogen. Der  Verlust  giebt  den  hygrosko- 
pischen Feuchtigkeitsgehalt  an.  Die  so  ge- 
trocknete Wolle  kann  nicht  mehr  zu  den 
übrigen  Gewichtsbestimmungen  dienen.  Die 
trockne  Hitze  verursacht  nämlich  das  Coa- 
guliren  gewisser  organischer  Stoffe,  was  die 
Einwirkung  der  Lösungsmittel  erschweren 
würde. 

F.  Gesammtbestimmung  der  in 
Wasser  löslichen  Stoffe.  100g  Wolle 
werden  nach  A  behandelt,  dann  getrocknet 
und  wieder  gewogen.  Indem  man  dieses  Ge- 
wicht von  demjenigen  des  nach  E  behandelten 
Musters  abzieht,  erhält  man  die  Menge  der 
in  Wasser  löslichen  Stoffe. 

G.  Bestimmung  des  Stau  bes.  Das 
vereinigte  Waschwasser  wird  von  dem  darin 
vertheilten  Staube  nicht  sofort  filtrirt,  da  es 
sehr  schwer  filtrirbar  ist.  Man  lässt  erst  ab- 
sitzen, giesst  ab  und  wäscht  zwei-  bis  dreimal 
den  Bodenabsatz  durch  Decantixen  aus. 
Schliesslich  bringt  man  alles  auf  ein  doppeltes 
Filter,  dessen  einzelne  Filter  genau  auf  einer 
Fräcisionswaage  gleich  tarirt  wurden,  wäscht 
aus  und  wägt.  Die  Gewichtsdifferenz  des 
inneren  und  des  äusseren  Filters  giebt  die 
Menge  des  Staubes  an.  Durch  Calciniren  der 
Filter  und  Wägen  der  Asche  kann  man  noch 
die  Menge  der  organischen  Substanzen  in 
dem  Staube  bestimmen. 

H.  Durch  Barytwasser  fällbare 
Stoffe.  Die  Flüssigkeit  wird  nach  Aa  be- 
handelt. Der  erhaltene  Barytniederschlag 
wird  gesammelt  und  gewogen. 

Zur  Bestimmung  der  löslichen 
Sulfate  behandelt  man  dann  einen  Theil 
des  Barytniederschlages  mit  SalasSare,  wie 
oben  (A)  angegeben  wurde.  Der  unlösliche 
Rückstand  wird  gewogen. 


469 


Znr  Bestimmung  der  löslichen 
Seifen  wird  die  dnrcfa  Kalibydrat  nieder- 
geschlagene Harytseife  auf  einem  doppelten 
Filter  gesammelt  and  gewogen. 

Znr  Bestimmung  der  löslichen 
Carbonate  wird  in  einem  Theile  des 
Barytniederschiages  die  Kohlensäure  be- 
stimmt, 

J.  Durch  Barytwasser  nicht  fäll- 
bare Stoffe.  Die  von  dem  Barjtnieder- 
schlag  abfiltrirte  Flfissigkeit  wird  nach  b  be- 
handelt. Sind  Chloride  vorhanden,  so  werden 
sie  als  Chlorsilber  gewogen.  Die  Alkalien 
wägt  man  als  Salfate.  Erhält  man  beim  Be- 
bandeln der  Alkalisalze  mit  Salzsäure  und 
Platinehlorid  einen  Niederschlag,  so  muss 
Kalium  als  Platindoppelsals  bestimmt  werden. 

Glycerin  dampft  man  am  besten  in  einem 
getheilten  Geftase  ab,  um  gleichceitig  sein 
Gewicht  und  sein  Volnmen  zu  wissen. 

K.  Bestimmung  der  freien  Fett- 
säuren. Ein  dritter  Wollenstrang  von  100  g 
wird  mit  Sodalösnng  behandelt,  gewaschen, 
getrocknet  und  gewogen.  Von  dem  erhaltenen 
Gewichtsverlust  muss  man  das  Gewicht  der 
in  Wasser  löslichen  Stoffe  (F)  abziehen,  um 
die  Menge  der  freien  Fettsäuren  zu  erhalten. 

L.  Bestimmung  der  in  Wasser 
und  Soda  unlöslichen  Stoffe.  Ein 
vierter  Wollenstrang  wird  mit  Wasser  ge- 
waschen und  dann,  ohne  getrocknet  zu  werden, 
mit  Salzsäure  nach  C  behandelt.  Sind  Seifen 
der  Erden  vorhanden,  so  wäscht  man  die 
Wolle  wieder  mit  Soda  und  bestimmt  die 
Menge  der  Fettsäuren  folgendermaassen:  Man 
säuert  die  Flüssigkeit  mit  Salzsäure  an ,  ver- 
treibt die  Kohlensäure  durch  Aufkochen  und 
setzt  Bleiacetatlösung  hinzu.  Die  erhaltene 
Bleiseife  wird  gewogen  und  daraus  die  Menge 
an  Oel  berechnet.  Die  Erden  und  Metalle 
werden  auf  gewöhnliche  Weise  in  der  salz- 
sauren FlÜBsigkeit  bestimmt. 

M.  Bestimmung  der  in  den  vor- 
genannten Bädern  unlöslichen 
Stoffe.  20g  Wolle  werden  geglüht  und 
die  Aschenbestandtheile  je  nach  ihrer  Zu- 
sammensetzung quantitativ  bestimmt. 
Zeitsehr,  f.  d.  ehem.  Indmtr.  18S7,  Heft  17. 


Zur  Prnfang  blaugeflrbter  Stoffe. 

W.  LenM  (Zeitschr.  f.  analyt.  Ohemie 
26,  535)  prüfte  die  versehiedenen  Metho- 


den, welche  seither  angewandt  wurden 
um  festzustellen,  ob  Stoffe  nur  mit  Indigo 
oder  mit  Indigo  und  anderen  blauen 
Farbstoffen  gefärbt  seien.  Er  fand,  dass 
es  nur  durch  verschiedene,  ziemliche  Ge- 
schicklichkeit und  Erfahrung  erfordernde 
Versuche  möglich  sei  festzustellen,  weiche 
Farbstoffe  angewandt  worden  sind.  Han- 
delt es  sich  nur  um  Prüfung  eines  an- 
geblich nur  mit  Indigo  in  der  Küpe  ffe- 
fUrbten  Garnes  u.  s.  w.,  so  muss  dasselbe 
den  folgenden  Anforderungen  genügen: 

Aus  den  zu  prüfenden  Fäden  soll  Wasser 
auch  beim  Sieden  keinen  Farbstoff  auf- 
nehmen. Weingeist  von  50  und  von  95 
Volumprocent  soll  selbst  bei  gelindem 
Erwärmen  (nicht  Kochen)  in  der  Regel 
keinen  Farbstoff  auflösen.  Kalt  gesättigte 
Oxalsäurelösung,  Boraxlösung,  lOprocen- 
tige  Alaunlösung,  SS^sprocentige  Lösung 
von  Ammoniummolvbdat  sollen  bei  Siede- 
hitze dem  Garn  keinen  Farbstoff  ent- 
ziehen. Der  Boraxauszug  darf  beim  Ver- 
setzen mit  Salzsäure  nicht  roth,  hiernach 
mit  Eisenchlorid  nicht  blau  werden.  Ent- 
sprechende Lösungen  von  Zinnchlorür 
und  von  Eisenchlorid  sollen  in  der  Wärme 
den  blauen  Farbstoff  völlig  zerstören, 
Eisessig  soll  bei  wiederholtem  Auskochen 
des  Stoffes  den  Farbstoff  völlig  lösen; 
werden  die  Auszüge  mit  etwa  dem  dop- 
pelten Volumen  Aether  gemischt  und 
Wasser  zugesetzt,  so  dass  der  Aether  sich 
wieder  abscheidet,  so  soll  derselbe  sich 
als  eine  wenig  intensiv  gefärbte,  blaue 
Lösung  abscheiden,  in  welcher  die  Haupt- 
menge des  Indigos  an  der  Trennungs- 
fläche der  ätherischen  und  wässerigen 
Schicht  suspendirt  bleibt;  die  wässerige 
saure  Schient  sei  farblos  und  färbe  sich 
auch  nicht,  wenn  man  in  dieselbe  durch 
den  Aether  etwas  concentrirte  Salzsäure 
einfallen  lässt.  Beim  Kochen  des  Garnes 
mit  concentrirter  Salzsäure  soll  sich  kein 
Schwefelwasserstoff  entwickeln;  nach  an- 
haltendem Kochen,  Uebersättigen  der 
Flüssigkeit  mit  einem  starken  Ueberschuss 
concentrirter  Aetzkalkkalilauge,  Erwärmen 
und  Zusatz  einiger  Tropfen  Chloroform 
soll  kein  Isonitril  entstehen. 


470 


Iiiteraknr  und  Kritik. 


Handbneh  der  praktischen  Pharm  aele 

für  Apotheker,  Drogisten,  Aerzte  und 
Medieinalbeamte,  bearbeitet  von  Dr. 
Heinrich  Beckurts,  Professor  an  der 
technischen  Hochschale  in  Braun- 
schweif  und  Dr.  Bruno  Hirsch, 
Apotheker  in  Frankfurt  am  Main,  3. 
und  4.  Lieferung.  Stuttgart  1887. 
Verlag  von  Ferdinand  Enke, 
In  der  yorliegenden  3.  Lieferung  wird  mit 
dem  Abschnitte  „ Polarisation'*  daa  Kapitel 
über  .Identitätsbestimmung ,  Prüfung  und 
Untersuchung  der  Arzneimittel  zu  Ende  ge- 
bracht. Es  folgt  nun  „die  ph arm aceu tische 
Buchführung. '*  Wenn  man  die  vielen  mehr 
oder  minder  weitschweifigen  Anleitungen  für 
Apotheker  zur  kaufmännischen  Buchführung 
und  besonders  die  in  jüngster  Zeit  erschienene 
Anleitung  zur  Doppelten  Buchführung  von 
H  Z. ,  zu  deren  Einrichtung  allein  die  An- 
schaffung von  Geschäftsbüchern  im  Werthe 
von  42  Ui^  65/^.  nöthig  ist,  vergleicht  mit 
dem,  was  im  vorliegenden  Handbuche  auf  15 
Seiten  über  die  pharmaceutische  Buchführung 
gesagt  wird,  so  wird  man  sich  bald  überzeugt 
haben ,  dass  Inhaber  von  kleinsten ,  kleinen 
und  selbst  mittleren  Geschäften  dem  Verf. 
dankbar  sein  werden  für  die  sachgeroässe  An- 
leitung, die  er  ihnen  an  die  Hand  giebt,  um 
mit  wenig  Mühe  und  mit  Aufwand  von  wenig 
Zeit  eine  trotzdem  durch  und  durch  klare, 
übersichtliche  und  beweiskräftige  Buchführ- 
ung einzurichten.  „Wozu,**  sagt  der  Verf., 
„sollte  ein  Mann,  der  sich  Tag  und  Nacht 
plagt,  des  Lebens  Nahrung  und  Nothdurft  zu 
erringen  und  dessen  Jahresabschluss  eine 
Gesammtbruttoeinnahme  von  5,  6^  vielleicht 
höchstens  10,000  jM  erweist  —  sich  in  die 
Fiction  versetzen ,  der  Verwalter  eines  Ver- 
mögens zu  sein,  aus  dem  er  zu  jeglicher  Aus- 
gabe erst  das  benöthigte  Geld  vereinnahmen 
und  dem  er  jede  Einnahme  an  G^ld  oder 
Geldeswerth  als  anderweitig  zu  buchende 
Ausgabe  wieder  zuzuführen  hat?** 

Es  folgt  nun  die  zweite  grosse  Abtheilung 
des  Werkes :  „Die  in  den  Apotheken  gebräuch- 
lichen Waaren  und  Arzneimittel  nach  Vor- 
kommen, Gewinnung,  Darstellung,  Erkenn- 
ung und  Prüfung  in  alphabetischer  Anord- 
nung.** Sie  beginnt  mit  Absinthiinum  und 
endet  in  der  4.  Lieferung  mit  Nr.  168:  Aqua 
Amygdalarum  amararum.     Die  Bearbeitung 


der  einzelnen  Artikel  ist  eine  vortreffliche 
und  umfasst  auch  eine  grössere  Anzahl  aus- 
ländischer Pharmakopoen.  g. 


Real  -  Eneyclopädie    der  gesammten 
Pharmaeie.       Handwörterbuch   für 
Apotheker,  Aerzte  und  Medicinalbe- 
amte.    Unter  Mitwirkung  zahlreicher 
Fachmänner  herausgegeben  von  Prof. 
Dr.  E,   Geissler    und    Prof.   Dr.  J. 
Moeller.  IIL  Band.  Wien  und  Leipzig 
1887.     ürban  dt  Schwär eenberg. 
Der  vorliegende  HI.  Band  dieses  Werkes 
reicht    von    Chinarinden     bis   Emetica   und 
bringt    unter    seinen    zahlreichen    Artikeln 
zweifellos  Jedem  etwas,  wenn  auch  dies  Etwas 
dem  Einen  zu   viel,  dem  Andern  zu  wenig 
scheinen    wird,  je   nach    dem    Standpunkt, 
welchen     er    einnimmt.      Wie    verschieden 
das  Urtheil  über  ein  solches  Werk  ausfilllt, 
je    nach    dem  Standpunkt   des  betreffenden 
Kritikers,   das  zeigen  zwei  der  letzten  Be- 
sprechungen desselben  in  zwei  hervorragenden 
pharmaceutischen  Fachblättem.    Was  in  der 
einen     dieser  Besprechungen  als  besonders 
lobenswerth    bezeichnet  wird,    wird   in   der 
andern  getadelt,  und  umgekehrt;  der  eine  der 
Kritiker  aber  ist  ein  praktischer  Apotheker, 
der  andere  ein  akademischer  Lehrer.   Da  nun 
der  Praktiker  die  Besprechungen  der  prak- 
tischen   Fragen,    der   Theoretiker   die    Be- 
sprechungen der  theoretischen  Fragen  lobt, 
so  ist  dies  ein  Beweis,  dass  die  Herausgeber 
des  Werkes  nicht  ohne  Erfolg  sich  bestreben, 
beiden  Richtungen    reichlich  Raum    au    ge- 
währen.   Die  Noth wendigkeit,  dies  zu  thun, 
vergrÖBsert  allerdings  den  Umfang  der  Real- 
I  Eneyclopädie  der  Pharmaeie,  vermehrt  aber 
auch  deren  Werth.  Denjenigen  Facbgenossen, 
welche  eine  etwas  grössere  Ausgabe  für  ihre 
Bibliothek  nicht  zu  scheuen  brauchen,  em- 
pfehlen wir  das  ebengenannte  Werk  deshalb 
lebhaft.      Es    wird    nicht    viele   Fragen   in 
Theorie  wie  Praxis  der  Pharmaeie  geben,  bei 
denen  dasselbe  im    Stich  läset. 


e. 


itrag  zur  Losnng  der  Frage  der 
Wasaerrersorgung  und  Entwisser- 
nng  der  Stadt  Bendsbarg  yon  H. 

E.  Schelene,  Bendsburg,  August  1887. 
Druck  von  H.  MöUer  (Ä  Gütiein 
Nachf.)  in  Rendsburg. 


471 


Wiederum  die  Arbeit  eines  Apothekers  auf 
dem  Gebiete  der  Hjgieine,  welche  wir  ent^ 
sprecbend  den  in  Nr.  35  d.  J.  ausgesproche- 
nen Ansichten  mit  grosser  Freude  begrüssen. 


üntar&ater  und  pflauUche  Schmarotxer.    Ein 

Beitrag  zur  Erkenntniss   und  Bekämpfong 
derselben  für  Landwirthe  und  Gartenfreunde 
Yon  L.  Dmtger,  erster  VorsitieDder  des  bnd- 
wirtbschaftlichen  Vereins  für  Beinfeld  und 
ümgeeend,  zweiter  Vorsitzender  des  Qarten- 
bau -Vereins  für  Oldesloe  und  Umgegend. 
Preis  2  Mk.  40  Pf.    Hannover  1887.    Verlag 
von  Carl  Meyer  (Guttat  Prior), 
Ein  Werk»  welches  in  populftr- wissenschaft- 
licher Form  die  zahlreichen  pflanzlichen  Feinde 
der  Cultarge wachse   eingehend   behandelt  und 
allen  Landwirthen  und  Gartenfreunden  warm 
empfohlen  werden  kann. 

Ue  kaafinliiiicbe  Bichtttliniig  In  dir  Apotheke,  | 

nach  bequemer  und  praktischer  Methode  an  i 
der  Hand  eines  Beispiels  in  instmctirer 
Weise  da^estellt  von  Dr.  W,  Mayer,  Apo- 
theker, ^eite  vermehrte  Auflage.  Preis 
1  Mk.  40  Pf.  Berlin  1887.  Verlag  von  Ju- 
lius Springer. 

Üeber  den  Werth  einer  geordneten  Buch- 
ffihrung  für  die  Apotheke  sind  die  Meinungen 
wohl  nicht  mehr  ^etheilt,  nur  Über  das  Wie 
derselben,  da  die  ei^enthümlichen  Verh&ltnisse 
der  Apotheken  Modificationen  nOthig  machen. 
Es  existiren  deshalb  schon  eine  Anzahl  An- 
leitungen zur  pharmaceutischen  Bucbftlhrung, 
auch  die  Beal-Encyklopftdie  der  Phannacie  hat 
eine  solche  von  Dr.  Hartmann,  die  viel  belobt 
worden  ist,  gebracht.  Der  vorliegende  Leitfaden, 
welcher  bereits  in  zweiter  Auflage  erschienen  ist, 
zeichnet  sich  durch  Kürze  und  Klarheit  aus. 


Pritog  des  kiof  liehen  sebwefeUtoren  Chloüia 

von  Dr.  G.  Kemer  und  Dr.  A.  WtUer.  11 
u.  III.  Separat -Abdruck  aus  dem  Archiv 
der  Pharmacie  1887  Bd.  26 ,  Heft  16  u.  17. 
Halle  a.  S.  1887.  Buchdruckerei  des  Waisen- 
hauses. 

Die  aualitatlfe  und  ouiutitatife  mechaaiich- 
misroskopiscbe  Analyse,  eine  neue  Unter- 
suchongsmetbode  der  Mahlproducte  auf  deren 


Futterwerth  und  eventuelle  Verf&lschungen. 
Von  Dr.  Th.  Ritter  v.  Weineierl,  Vorstand 
der  Samen -Control- Station  und  Docent  der 
Botanik  a.  d.  k.  k.  Hochschule  für  Boden- 
cultur  in  Wien.  Mit  5  Figuren  in  Holz- 
schnitt. Separat-Abdruck  aus  der  Zeitschrift 
für  Nahrangsmitteluntersuchung  und  Hy- 
giene, Juli  1887.  Wien  1887.  Verlag  der 
Zeitschrift  für  Nahrungsmitteluntersucnung 
und  Hygiene.  In  Commission  bei  W.  FYick, 
k.  k.  Hofbuchhandlung,  Wien,  Graben  27. 

Die  natürUehen  Pianxenfkmilien  nebst  ihren 
Gattungen  und  wichtigeren  Arten,  insbeson- 
dere den  Nutzpflanzen,  bearbeitet  unter  Mit- 
wirkung zahlreicher  hervorragender  Fach- 
gelehrten von  Professor  A,  Engler  und  Pro- 
fessor K,  Pra/ntl.  9.  Lieferung.  Palmen 
von  0.  Drude.  Mit  141  Einzelbildern  in 
25  Fig[uren.  Leipzig  1887.  Verlag  von  Wil- 
helm lEngelmann. 

Der  latnrwlstensGhafter.  Allgemein  verstand- 
liche Wochenschrift  für  sftmmtliche  Gebiete 
der  Naturwissenschaften.  Erster  Jahrgang. 
Bedaction:  Dr.  Carl  Riemann.  Abonne- 
mentspreis vierteljährlich  2  Mk.  Verlag  von 
Riemann  dt  Möller,  Berlin  S.W.  48. 

Die  Geschichte  der  Erde  von  E.  A,  Rossmässler, 
Vierte  Auflage.  Vollstfindig  umgearbeitet, 
mit  neuen  Hlustrationen  versehen  und  auf 
den  Stand  des  heutigen  Wissens  gebracht 
von  Dr.  Th,  Engel»  Mit  einer  geologischen 
Karte  von  Deutschland.  Lieferung  3  bis  6. 
Stattgart  1887.    Vertag  von  Otto  WeiseH. 

Phytiole^e  oder  die  Lehre  Ten  den  Lebens- 
vorgftngen  im  menscldichen  ind  thieriseben 

Körper,  popul&r  dargestellt  von  Dr.  S.  Rah- 
mer. Mit  zahlreichen  Farbendrucktafeln  und 
Holzschnitten.  Lieferung  3  und  4.  Stuttgart 
1887.    Vertag  von  Otto  Weieert, 

Sar  le  dosage  des  gax  dana  ies  eanx  naturelles; 

par  Alf.  JJdlieu.  Extrait  du  Journal  de  phar- 
macie d'Anvers.    Anvers  1887. 

EzpMences  cemparatifes  snr  di? ers  precM^s 
de  titrage  des  matidres  tannantes;  par  A. 

Lalieu.  Extrait  du  Journal  de  pharmacie 
d^Anvers.    Anvers  1886. 

Handels -Bericht  von  Gehe  ft  Co.  in  Dresden. 

September  1887. 
Plant  Chemistry  as  Illustrated  in  the  Production 
of  Sogar  flrom  Sorghum.    Abbott. 


Iscellen. 


Creolin. 

Die  Herren  Pearson  dt  Co.  (nicht  Pierson 
wie  Nr.  36  gedruckt)  verwahren  sich  in  einer 
längeren  Zuschrift  an  uns  gegen  die  in 
voriger  Nummer  unseres  Blattes  von  der 
chemischen  Fabrik  Eisenbüttel  (gezeichnet 
Dr.  Schenkel)  gebrachte  Behauptung,  dass 
das  Creolin  identisch  mit  dem  Sapocarbol  II 
der  gedachten  Fabrik  sei.  Creolin  sei  in 
England   seit  10  Jahren   patentirt  und   die 


damit  Seiten  hervorragender  Chemiker  und 
Aerzte  erzielten  Erfolge  seien  sehr  bedeuten- 
de. Für  diese  letzeren  können  sie  auch  die 
Zeugnisse  hochgeachteter  deutscher  Forscher 
aufweisen. 

Wir  veröffentlichen  diese  Verwahrung,  wie 
wir  den  Angriff  veröffentlicht  haben ,  und 
müssen  es  nun  den  Betheiligten  tiberlassen, 
durch  vergleichende  Versuche  zu  beweisen, 
wer  Recht  bat. 


472 


Mangansaures  Blei. 

Das  mangaDsaure  Blei,  ein  chocoladeo- 
l)raune8  Pulver  PbMnO^,  ist  ein  vorzüglicbes 
Bleichmittel  für  organische  Farbstoffe  in 
neutraler,  alkalischer  oder  schwach  saurer 
Lösung,  da  es  die  Eigenschaft  besitzt,  wie 
Wasserstoff- Superozyd,  Sauerstoff  abzugeben 
und  dadurch  bleichend  zu  wirken,  ohne  Zer- 
störungen auszuüben.  £s  verdankt  diese 
Wirkung  dem  Umstände,  dass  es  durch  die 
Abgabe  von  Sauerstoff  zu  PbMnOß  wird, 
welche  Verbindung  eine  braune  Farbe  besitzt 
und  ebenfalls  unlöslich  ist.  Ans  diesem 
Grunde  werden  die  gebleichten  Flüssigkeiten 
durch  das  Bleichmittel  nicht  verunreinigt, 
denn  die  sich  wegen  ihrer  Schwere  sehr  leicht 
zu  Boden  setzenden  Theile,  mögen  sie  einen 
Ueberschuss  des  Bleichmittels  enthalten  oder 
nur  aus  dem  braunen  Beductionsproduct 
bestehen,  können  leicht  durch  Absetzen  lassen 
oder  Filtration  durch  Filterpressen  wieder 
beseitigt  werden.  Der  Hauptschwerpunkt 
des  Verfahrens  beruht  nur*  darin ,  dass  das 
Reactionsproduct  PbMnO^  sich  in  der  be- 
handelten Flüssigkeit  rasch  zu  Boden  setzt 
und  wieder  regenerirt  werden  kann.  Im 
Gegensatz  zu  dem  gleichfalls  zu  Bleichzwecken 
s.  Z.  empfohlenen  mangansauren  Baryt,  welcher 
beim  Rochen  eine  fortwährende  Zersetzung 
erleidet,  giebt  das  mangansaure  Blei  auch 
keine  Spur  von  Blei  ab,  so  dass  nicht  die  ge- 
ringste Verunreinigung  der  bleichenden  Sub- 
stanz bewirkt  wird.  Die  Anwendung  des 
mangansauren  Blei's  geschieht  folgender- 
maassen : 

Mau  zerreibt  denselben  mit  Wasser  zu 
einem  dünnen  Brei  und  trägt  diesen  portions- 
weise in  die  heisse  oder  kochende  zu  bleichende 
Flüssigkeit  ein  und  zwar  so  lange,  bis  eine 
herausgenommene  und  filtrirte  Probe  den  ge- 
wünschten Effect  zeigt. 

Das  mangansaure  Blei  eignet  sich  als 
Bleichmittel  vorzugsweise  für  Leimlösungen, 
Lohbrühen,  Eztractlösungen,  ausserdem  auch 
als  Oxydationsmittel  zur  Darstellung  gewisser 
chemischer  Präparate,  wie  z.  B.  Ferricyan- 
kalium  etc. 

Die  Vorzüge  des  mangansauren  Blei's  als 
Bleichmittel  sollen  darin  bestehen,  dass  es 
billiger  als  Wasserstoff-Snperozyd  von  gleich 
kräftiger  Wirkung  ist,  haltbarer  ist,  wie  dieses, 
die  damit  behandelten  Flüssigkeiten  nicht 
verunreinigt,  sowohl  in  neutraler,  als  auch 


alkalischer  und  schwach  saurer  Lösung  wirkt, 
ohne  Schwierigkeit  in  der  Ausführung  anzu- 
wenden ist,  ein  milde  wirkendes  Bleichmittel 
ist,  welches  werthvolle  Theile  der  betreffenden 
Flüssigkeiten,  wie  z.  B.  Leimsubstanz,  Tannin 
u.  dergl.  nicht  verändert  oder  zerstört,  Rück- 
stände hinterlässt,  welche  noch  verwerthbar 
sind  und  eventuell  zur  Begenertmng  des 
mangansauren  Blei's  dienen  können. 


Znr  Bereitung  von  Suppositorien. 

Lehoutie  schlägt  folgendes  Verfahren  vor: 
Die  Cacaobutter  wird  in  einem  Mörser  ver- 
rieben ,  dann  die  vom  Arzte  verschriebenen 
Arzneien,  wie  Jodoform,  Cocain,  Eztr.  Bella- 
donn.  u.  s.  w.  beigemengt.  Giebt  man  nun 
eine  kleine  Menge  gepulverter  Medicinalseife 
und  einige  Tropfen  Wasser  hinzu,  so  lässt 
sich  die  Masse  wie  eine  Pillenmasse  verar- 
beiten ,  die  dann  leicht  in  Suppositorien 
getheilt  werden  kann. 

Nach  diesem  Verfahren  kann  man  in  fünf 
Minuten  zwölf  Suppositorien  bereiten ,  deren 
Consistenz  sowie  Anwendung  nichts  zu  wün- 
schen übrig  lässt.  g. 

Durch  Phartn.  Post, 


Agar-Agar*N&hrsubstanz  filr  Bak- 
terienculturen. 

Von  Bez.-Physikus  Dr.  Richter  in  Berlin. 

Bekanntlich  war  die  HerstelluDg  der  mit 
Agar-Agar  zusammeDgesetzten Nährsabatanz 
farBakteriencultnren  bisher  amständlicb  und 
zeitraubend,  da  Agar-Agar  so  sehr  schwer 
sich  im  Wasser  auflösen  lässt. 

Durch  ein  seit  einiger  Zeit  von  mir  ange- 
wandtes Verfahren  lässt  sich  die  fragliche 
Nährsubstanz  sehr  leicht  und  schnell  bereiten 
und  zwar  einfach  dadurch,  dass  die  klein- 
geschnittenen Agar -Agar -Fäden  vorher  in 
Wein  zur  Quellnng  und  Lösung  gebracht 
werden. 

Meine  gewöhnliche  Art  der  Darstellung 
der  Agar -Agar -Nährsubstanz  ist  folgende: 

An  demselben  Abend,  an  dem  ich,  behn£s 
Bereitung  des  bekannten  Fleischwassers,  das 
zerhackte  Fleisch  (250  g)  mit  Wasser  dber- 
giesse,  bringe  ich  in  ein  etwa  250  ccm  hal- 
tendes Kölbchen  10  g  klein  geschnittene 
Agar -Agar -Fäden  und  übergiesse  dieselben 
mit  150  ccm  Moselwein,  lasse  die  Fäden  den 
Wein  etwa  zwei  Stunden  lang  einsangen,  nnd 


«n 


«rbitie  iuin  4m  KölMheU  mit  e^inem  In- 
halt  im  Wasserbade  bis  snm  Siedepunkt. 
Nach  ganz  kurzer  Zeit  lesen  sich  die  Ffiden 
in  de»  heissen  Wein  anf.  Ist  dies  geschehen, 
80  stelle  ich  den  Agar -*  Agar  -  Wein  bei 
Seite,  nnd  lasse  ihn  sieh  abkfihlen  nnd 
erstarren.  Am  nitohstsn  Morgen  mache  ich 
ihn  im  Waeserbade  wieder  flflssig  ind  nen- 
tralisire  ihn  mit  der  bekannten  Lösnng 
Yon  kohlensanrem  Natron.  Dann  bereite  ich 
auf  die  gewehnliehe  Art  meine  Gelatine* 
Fleischbrfihe  mit  2  pCt.  Oelfttine.  Wenn  die- 
selbe fertig  ist,  giesse  ich  den  noch  iüseigen 
oder  wieder  flüssig  gemachten  Agar-Agar- 
Wein  zn  derselben  hinzn,  nnd  lasse  die  ganze 
Mischung  noch  kurze  Zeit  (V«  Stunde) 
kochen  nnd  filtrire  sie  in  einem  Heisswasser- 
Trichter  durch  ein  einfaches  Filter.  Die  zu- 
erst durchfliessende  Flüssigkeit  (etwa  20  bis 
30ocm)  ist  ein  wenig  Mbe,  die  fernerhin 
durchfiiessende  ganz  khr.  Es  wird  deshalb 
das  Filtrat,  so  lange  es  trübe  ist,  noch  ein- 
mal wieder  auf  dasselbe  Filter  gegossen  nnd 
fillrirt. 

Damit  meine  Nährsubstanz  die  richtige 
Concentration  erhält,  nehme  ich  zur  Herstell- 
ung des  ursprünglichen  Fleischwassers  statt 
der  Torgeschriebenen  Menge  ton  500  ccm 
auf  250  g  Fleisch)  nur  350  ccm  Wasser, 
also  150  ccm  Wasser  weniger  entsprechend 
der  zur  L&sung  der  Agar- Agar- Fftden  be- 
nutzten Menge  Wein.  Die  auf  die  vorstehend 
angegebene  Art  hergestellte  Näfarsubstanz 
hat  eine  schwadi  gelbliche  Farbe »  ist  aber 
Tollkommen  klar  tind  durdisichtig. 

Bed,  um.  Wö^henBOvr.  1887, 8. 600. 


Verfahren    zur  Herstelliuig    von 
Terpentin  aus  Coniferenliarzen. 

Ton  Eugen  Schaal 

Ein  dem  venetianiBchen  Terpentin  %hn* 
liebes  Product  whilt  man,  indem  man  Coni- 
ferenharae,  z.  B.  Fichtenharz  oder  Colopho- 
nium,  zunächst  bis  270^  im  Vacuum  abde- 
Btillirt  und  dann  die  zwischen  270 — 310 oC. 
in  luftverdünntem  Baum  siedenden  Bestand- 
tbeile  durch  Einleiten  von  Kohlensäure,  sauer- 
stofflßreien  Yerbrennnngsgasen ,  von  Methyl-, 
Aethyl-,  Butjl-,  Amylalkohol,  von  leichtem 
Harzöl,  Aceton,  Terpentinöl,  Kienöl,  Kampfer- 
öl und  von  Petroleum-,  Stein-  und  Braun- 
kohlenbenzin übertreibt;  inabesondere  wird 
für    diesen   Zweck   Terpentinöl   rerwendet 


Das  Produet  untereeheidet  sieh  Jedeeh  noch 
in  mancher  Binsicht  von  dem  Terpentin,  da- 
gegen erhält  man  einen  wirklichen  Ersatz  für 
venetianischen  Terpentin  sowohl  aus  den  wie 
oben  angegeben  erhaltenen  Prodtteten,  als 
auch  überhaupt  aus  den  hochsiedenden,  ter- 
pentinartigen Destillaten,  die  man  mit  Hülfe 
des  luftverdünnten  Baumes  oder  vermittelst 
eines  überhitzten  Stromes  von  Wasserdampf, 
von  Kohlensäure  oder  von  Verbrennungsgasen 
erhält,  ^dadurch,  dass  man  die  rohen  Terpen- 
tine  mit  ungefähr  2  Theilen  Weingeist  be- 
handelt, die  geklärte,  obenstehende  alkoholi- 
sche Terpentinlösnng  abtrennt  und  durch 
Destillation  von  Weingeist  befreit. 

Ber,  d.  deutsch,  ehem.  Ges.  XX,  Nr.  19. 


Wie    vertreibt  der   Alkohol 

Luftblasen* 

Von  Leo  Errera. 

Jeder  Mikroskopiker  weiss  aus  Erfahrung, 
mit  welcher  Hartnäckigkeit  kleine  Luftblasen 
an  den  zu  untersuchenden  Gewebeschnitten 
haften  und  wie  schwierig  es  ist,  sie  zu  ver- 
treiben. Man  erwärmt  entweder  das  Präparat 
oder  setzt  es  ins  Vacuum  der  Luftpumpe  oder 
taucht  es  in  ausgekochtes  Wasser,  in  welchen 
drei  Fällen  die  Art  des  Vorganges  ganz  durch- 
sichtig ist.  Weniger  verständlich  hingegen 
ist  eine  oft  benutzte  Methode ,  welche  darin 
besteht,  das  Präparat  in  absoluten  Alkohol 
zu  tauchen;  man  sieht  dann,  wie  die  Luft- 
blasen schnell  au&teigen  und  an  der  Ober- 
fläche des  Alkohols  platzen. 

Herr  Errera  erörtert  die  physikalischen 
Vorgänge,  welche  hierbei  in  tVage  kommen, 
und  zeig^,  dass  die  grosse  Beständigkeit  der 
kleinen  Luftblasen  darauf  bemht,  dass  sie 
in  Wasserhäntchen  eingeschlossen  sind,  die 
wegen  ihres  Gehaltes  an  au^löster,  organi- 
scher Substanz  und  wegen  ihrer  starken 
Krümmung  eine  grosse  Widerstandskraft  be- 
sitzen. Kommen  aber  diese  Wassercalotten 
mit  Alkohol  in  Berflhrung,  so  entsteht  wegen 
der  leichten  Mischbarkeit  dieser  beiden 
Flüssigkeiten  eine  Lösung,  welche,  wie  experi- 
mentelle Messungen  gelehrt  haben ,  eine  viel 
geringere  Oberflächenspannung  besitzt  als 
die  Wasserhäute ;  die  Calotten  der  Alkohol- 
lösung um  die  Lnftbläschen  zerplatzen  sehr 
leicht  und  lassen  die  Luft  cntweiehen. 

Andere  Flüssigkeiten,  welche  sich  leicht 
mit  Wasser    mischen    und    eine  geringere 


474 


Oberfl&ehen'Bpftnnung  besitzen,  müsaen  eben- 
so wirken  wie  der  Alkohol.  Der  Versuch 
zeigte,  dass  dies  in  der  That  für  Aether  der 

Fall  ist. 

NaUmmsemck.  Bwndschau  1887,  Nr,  37. 


Für 


brauchbares 


Wasser 


soll  nach  Saare  (Z.  Spirit.  1886,  511)  fol- 
genden Anforderungen  genügen.  1.  Das 
Wasser  muss  frei  sein  von  darin  schweben- 
den Stoffen,  wie  organischen  Ausscheidungen 
und  Pflanzenresten  (Schlammflocken),  Eisen- 
hydrat und  Algen  oder  höheren  Pilzen.  Alle 
diese  Stoffe  oder  Organismen  kOnnen  durch 
die  Siebe  mit  der  St&rke  gehen  und  auch  in 
den  Schleudern  zum  Theil  in  der  Stärke  ver- 
bleiben und  treten  dann  im  trockenen' Zu- 
stande in  der  fertigen  Waare  als  Stippen  auf, 
welche  je  nach  der  Menge,  in  der  sie  vor- 
handen sind,  die  Qualität  der  Stärke  herab- 
drücken können.  2.  Das  Wasser  muss  frei 
sein  von  Gährungserregern,  hefenartigen  oder 
Spaltpilzen.  Erstere  verhindern  das  Absitzen 
der  Stärke  nnd  tragen  zum  Entstehen  der 
sogenannten  fliessenden  Stärke  bei ,  die  an- 
deren bilden  in  der  Stärke  organische  Säuren 
(Milchsäure ,  Buttersäure),  welche  durch  das 
sorgfältigste  Waschen  nicht  wieder  ganz  zu 
entfernen  sind,  und  welche  in  Prima- Waare 
nicht  vorhanden  sein  dürfen;  oder  sie  geben 
ausserdem  der  Stärke  noch  einen  schlechten 
Geruch  nach  Buttersäure  oder  einen  dum- 
pfigen, fauligen  Geruch.  Je  tiefer  in  die 
warme  Jahreszeit  hinein  die  Fabrikation 
dauert,  um  so  gefährlicher  ist  das  Vorhanden- 


sein der  Pilz^.  3.  Das  Wasser  daJrf  weder 
Ammoniak  noch  Balpetrigsänre  enthalten,  da 
die  Anwesenheit  dieser  Stoffe,  ebenso  wie 
eine  zu  erhebliche  Menge  von  leicht  zersetz- 
licher  organischer  Substanz  (die  im  Liter 
mehr  als  10  mg  übermangansaures  Ealinm 
zur  Oxydation  verbraucht)  auf  Gegenwart 
faulender  organischer  Massen  und  Ffinl- 
niss  bewirkender  Bacterien  schliessen  \§ssL 
Besonders  wichtig  ist  es  aber  noch,  dass 
das  Wasser  frei  von  Eisenverbindungen  ist^ 
da  diese  die  Stärke  gelblich  färben. 

Zeitschr.  f.  d,  ehern,  Indusbr.  1887,  Heß  5. 


Geheimmittel  und  SpecialitäteiL 

Aguine  ist  der  Name  für  ein  von  einer 
Firma  in  Boston  hergestelltes  Wollfett 
ohne  Wasser. 

Digestylin  nennt  die  herstellende  Firma 
in  New-Tork  ein  Verdanungspulver, 
welches  nach  ihrer  Angabe  besteht  aas : 

Pepsin  10  Th. ,  Pancreatin  6  Th. ,  Ptyalin 
3  Th.,  cholsauree  Natriam  0,25  Th. 

Bovinine  heisst  ein ,  nach  Angabe  der 
Fabrikanten  in  New- York  34,7  pCt.  lösliehe 
Eiwei888to£fe  enthaltendes,  aus  Rind-  nnd 
Hammelfleisch  bereitetes  Fleischpriparat. 

Hemer'%  Wandsalbe  ist  naeh  Angabe 
von  Prospecten  ein  Bensoesfiure-Cho- 
lesterin-Ester.  —  Liquor  antihjd- 
rorrhoicns  ist  nach  Angabe  des  Fabri- 
kanten concentrirte  Salzs&are,  in  der  15  pCt. 
eines  gechlorten  Aethers  au%elöst  sind  nnd 
die  durch  Ijackmus  roth  gefärbt  ist.  g. 

Fhofm.  Emds^MU  1^81,  8. 152. 


.  JNe  Erneuerung  des  Abonnen^entM 

bringen  tcir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  die  Bestellungen  vor 
Ablauf  des  Monats  bewirken  eu  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter- 
brechung eintritt. 

Wir  bemerken  gleichseitig,  dass  im  nächsten  Vierteljahr  Herr  Eugen  Dieterich 
eine  Beihe  Artikel  veröffentlichen  wird,  welche  Verbesserutigen  und  Ztiaötze 
enthalten  sfu  seinem  mit  so  grossem  Beifall  aufgenommenen  f^pharmaceu^ 
tischen  Maaiual*^. 

Fehlende  Nummern  wötte  man  sofort  reclamiren  und  zwar  bei,  derjenigen 
Postanstalt  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestellung  besorgt.  Bei 
unserer  Expedition  kostet  jede  einzelne  Nummer  25  Pf. 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  dm  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämmtUche  Nummern  mu  habere 

YOTtofM'  vad  T«mitworfIieh«r  Bedaet«iur  Dr.  K.  HelMler  in  Dreidan. 

Im  Bvehhaad«!  dnr«h  Jnllni  Syriagcr,  Bwlia  N.,  MimbQovylati  %. 

DrMk  d«r  KO&lfl.  Bofbttohdnwlttfftl  Ton>a  OL  Kiiallold  li  SSaas  ia  DMidta. 


Alkaloide,  Olycoside, 

Natr,  carbonicimi, 

Hatr.  nnd  Kali  hydiiciim 

in  den  Tetach  iedenen  ßcinheitsgraden. 

Acid.  und  Ammnninm  mo- 
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gratis  n.  freneo.  Ifnster  geg.  Einaend.  von 
40  Pf.  in  Briefm,  Bei  anderen  Sacben  bitte 
um  genaue  Angabe  des  Textes,  der  QrOsse 
nnd  Form. 


und  seine  Producte. 


FüllnngdM 
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Hentslluag  der 
Präpante  nnter 
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Wlaabadm  and 
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Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Hennsgegeben  tob 

Dn  Hermaim  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 


ErecheiDt  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  dnreh  die  Poet  oder  den  Buchhandel 

yierteljäbrlich  2  Mark.     Bei  Zasendong  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nummern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grösseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
Anfragen,  Auftrlge,  Manuseripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 
^ Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M  39.     Berlin,  den  29.  September  1887.  ^Al  M^. 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jalirgang. 

Inhalt:  Vkraile  u«  PhArmMle:  Die  Section  Pbarmaci«  der  60.  Matnrforseher-Versammlnng  su  Wiesbaden.— 
Ueber  die  Be«tliiimiiD|ir  einiger  Stoffe  in  Seifen.  —  Zur  Unteneheidnng  der  ChrysopbanaKnre  von  dem  Santonin- 
farbatoff.  —  Eine  reroinfaehte  Methode  snm  Nachweis  von  Qaecktllber  in  Fltluigkeilen.  —  MlsMllen:  Zur  Frage 
der  Vemnreinignng  des  Wassers  dnreb  bleierne  Leitongsröhren.  —  Stenocarpia,  ein  looales  Anaesthotiknni.  — 
Oacnr.  Myriocarpio.  —  Liqnenr  dn  Dr.  Ijaville.  —  Gefaeimralttel  nnd  Speclall  täten.  —  Erkennung  von  geschwefel- 
tem Hopfen.  —  Der  Düngewerth  der  Ammoniaksalse.  —  Znr  Physiologie  des  Geraohs.  — 

iBielgea» 


Cbemie  und  Pbarmacie. 


Die    Section    Fharmaeie    der  60. 

Naturforscher  •Versammlung 

zu  Wiesbaden. 

Unsere  Section  war  auch  auf  der  dies- 
jährigen Naturforscherversammlunff  sehr 
gut  besucht,  die  Präsenzliste,  welche  in- 
dess  ein  ganz  vollständiges  Bild  nicht 
giebt,  da  sich  nicht  alle  Theilnehmer 
eingezeichnet  haben,  zeigte  folgende 
Namen: 

Neuss  -  Wiesbaden ,  Dr.  Lade  -  Wies- 
baden, JKatt^-Elberfeld ,  «Tac^W-Elber- 
feld,  Prof.  Ömrfer-Dresden,  Dr.  Tschirch- 
Berlin,  E.  Z)i«<mcÄ  -  Helfenberg ,  Dr. 
FwcÄcr-Berlin,  Engelhardt-YvKnkixixi  a.M., 
Prof.  ScÄiwtä^-Marburg,  Dr.  Beckmann- 
Leipzig,  Ibd^ - Oestrich ,  Prof.  Poleck- 
Breslau ,  Friedlander  -  St.  Petersburg, 
Grahe  -  Kasan ,  Schering  -  Berlin,  Med.- 
Rath  Oyerftcci- Halle  a.  S.,  Äschoff-Eer- 
ford,  Flügge-FrtaikfuTi  a.  M.,  Prof.  Dragen- 
döf/f-Dorpat,  Springer  -  St  Avold,  Ste- 
jpÄa«-Treuen,  Loo/f-Caasel,  Torwotr-Stolp, 
Stö'cfccr-Elberfeld,  Danninghoff- Schwelm, 
Oswald 'Msrbvrgj  Dr.  C%ßr- Würzburg, 
WestphaUGeWQj  Dr.  H.  Trommsdorff-Er- 


fürt,  Kiül -Wlnsehim,  Ä.  ScÄne«der-Dres- 
den,  Eberhardt-Plmen  i.V.,  Seyberth-Wies- 
baden,  S^mpe?  -  Wiesbaden,  Bodenstab- 
Calvörde,  Dr.  Weisstein-BreBlm,  Thomas- 
Wiesbaden,  jBfoc*- Heiligenstadt,  TratJib- 
Bern,  Siß6er/-Marburg,  Schmidt-Leipzig, 
Prof.  Seubert'lüühingen,  Dr.  v.  Schröder- 
Strassburg  i.  E.,  Prof.  -Sfeyer-Marburg,  Dr. 
Zimmermann -'R^meln,  JTrtf^-Eeval,  Dr. 
Scheel  -  Teterow ,  Prof.  Beckurts  -Braun- 
schweig, Dr.  Jiö/fAci(ji-Orefeld.  Denner- 
Marburg,  JaAn - Hadamar ,  Lt'Zf^- Wies- 
baden, Dr.  jRaupötw^raticA- Wiesbaden, 
Dr.  O^fermayer- Erfurt,  Prof.  Eykmann- 
Zaandam ,  Assmann  -  Wiesbaden,  JSur- 
cAard^-Mainz,  LommeJ-Oiessen,  Dr.  JRüdi- 
gr^- Hamburg,  Frederking 'B,ig2L ,  Pohl- 
Schönbaum,  Dr.  TFiWe-London,  Dr.  Christ- 
Berlin ,  Wissler  -  Priedrichsdorf ,  Robert 
Stock,  Dr.  Ähren,  Dr.  J?aa6 -Frankfurt 
a.  M.,  F,  Simon,  Preeiger -FfoTzheim, 
Dr.  JBam&CTflrcr- München,  Hilgendorf- 
Bensberg,  JViajrcK  -  Cassel,  ito^^ßZ- Lands- 
berg a.  W. 

Vorsitzende  waren  in  den  4  Sitzungen, 
welche  abgehalten  wurden:  Prof.  Dragen- 
dorff-  Dorpat .    Prof.    Schmidt  -  Marburg, 


476 


Hofapotheker  J/eti55  -  Wiesbaden ,  Prof. 
Pofec*- Breslau;  Schriftführer:  Professor 
ScAfWfd^- Marburg,  Apoth.  Dr.  Lade- 
Wiesbaden,  Prof.  Get^^Zer -Dresden. 

In  zwei  treffliehen  Ansprachen,  welche 
bei  Beginn  und  bei  Schluss  der  Sitz- 
ungen Seiten  der  Herren  Neuss  und  Geh. 
Eath  Poleck  gehalten  wurden,  wurde  auf 
die  Wichtigkeit  der  Section  ftlr  unser 
Fach  hingewiesen  und  zugleich  mit 
warmen  Worten  der  Herren  BleU  und 
Dr.  Hartmann  gedacht,  welche  die  Sektion 
in  Magdeburg  wieder  in's  Leben  riefen. 

Die  zahlreichen  Vorträge  betrafen  fast 
sämmtlich  sehr  interessante,  wissenschaft- 
lich wie  praktisch  wichtige  Gegenstände 
und  riefen  zum  Theil  lebhafte  Debatten 
hervor.  Wir  bringen  die  Vorträge  theils 
in  extenso,  theils  in  ausführlichen  Referaten 
zum  Abdruck,  ohne  uns  an  die  Reihenfolge, 
in  der  sie  gehalten  wurden,  zu  binden. 

Versehiedene  Mittheilnngen 

von  Dr.  T«c^«fcA- Berlin. 

1.  Weitere  Untersuchungen  über 

die  Secretbehälter  der  Pflanzen 

und  die  Entstehung  einiger 

Secrete. 

a)  Die  epidemialen  Drüsen  der 
Labiaten  und  Compositen,  welche 
das  in  diesen  beiden  Familien  so  häufige 
ätherische  Oel  enthalten,  sind  nach  zwei 
durchweg  verschiedenen  Typen  gebaut. 

Die  Drüsen  der  Labiaten  besitzen 
alle,  ob  sie  nun  an  den  Blättern,  Blüthen 
oder  Stengeln  voikommen,  einen  Kranz 
von  Secemirungszellen,  die  neben  ein- 
ander liegen  und  deren  Zahl  stets  durch 
vier  theilbar  ist  (meist  sind  es  8  oder 
16).  Die  Eöpfchenzelle  wird  hier  also 
durch  radiale,  senkrecht  zur  Organsober- 
fläche gerichtete  Wände  getheilt 

Die  Drüsen  der  Compositen  da- 
gegen besitzen  etagenartig  über  einander 
liegende  Secemirungszellen,  von  denen 
oft  nur  die  beiden  obersten  Secemirungs- 
zellen im  engeren  Sinne  sind,  d.  h.  durch 
Ausscheidung  eines  Secretes  die  Gnticula 
emporheben.  Sämmtliche  Secemirungs- 
zellen sind  durch  eine  in  der  Mitte 
liegende  Badialwand,  die  meist  recht- 
winkelig zur  Längsachse  des  Organs  ent- 
steht,  in  zwei  getheilt     Die  Sahl  der 


Secemirungszellen  beträgt  also  bei  2 
Etagen  4,  bei  3  Etagen  6.  Die  Theilung 
der  Köpfchenzelle  geht  in  der  Weise  vor 
sich,  dass  zunächst  die  tangentialen,  pa- 
rallel zur  Organoberfläche  gerichteten 
Wände  und  dann  erst  in  jeder  der  so 
gebildeten  über  einander  liegenden  Zellen 
je  eine  Badialwand  entsteht. 

Von  oben  (von  der  Fläche  betrachtet) 
zeigen  also  die  Oeldrüsen  der  Labiaten 
einen  um  eine  Gentralzelle  angeordneten 
Kränz  von  meistens  8  Zellen,  die  der 
Compositen  dagegen  bilden  ein  gestrecktes 
in  der  Mitte  getheiltes  Oval. 

Dieser  Unterschied  ist  diagnostisch 
verwerthbar. 

b)  Die  Entstehung  desGopaiva- 
balsams  in  der  Pflanze,  die  der 
Vortragende  an  reichlichem  Herbar- 
material wenigstens  in  den  Hauptzügen 
verfolgen  konnte,  steht  ohne  jedes  Ana- 
logen da.  Obwohl  auch  das  Mark  Oel- 
bez.  Balsambehälter  enthält,  liefert  doch 
ausschliesslich  das  Holz  und  zwar  die 
älteren  Partien  desselben  die  enormen 
Massen  Balsam,  die  selbst  aus  einem 
Baume  gewonnen  werden.  Trotzdem  ent- 
hält das  Holz  keine  Balsamgänge,  son- 
dern der  Balsam  entsteht  durch 
rückschreitende  Metamorphose 
zunächst  der  Gefässwandungen, 
in  welche  Metamorphose  alsdann  andi 
die  umliegenden  Holzzellen  mit  hinein 
gezogen  werden.  Durch  diese  eigen- 
thümliche  Entstehungsart  wird  es  ver- 
ständlich, dass  im  Innem  alter  Stämme 
zollweite  Kanäle  entstehen  können.  Die 
Metamorphose  beginnt  sehr  frühzeitig. 
Schon  in  eiiy'ähri^en  Zweigen  sind  im 
inneren  Holz  eimge  Oeftsse  in  Meta- 
morphose begriffen.  Ausser  den  (ent- 
wickelungsgeschichtlich  sich  ganz  anders 
verhaltenden)  sog.  Harzgallen  der  Goni-. 
feren  ist  dies  der  erste  sicher  festgestellte 
Beleg  ftir  die  Möglichkeit  der  Umwand- 
lung von  Gellulosemembranen  in  Harz 
bez.  harzartige  Körper  in  der  Pflanze. 

Der  Vortragende  kam  alsdann  andi 
auf  die  Entstehung  der  Myrrha,  des 
Gurjunbalsams  und  desOlibannm 
in  der  Pflanze  zu  sprechen  und  beschrieb 
den  Bau  der  Secretbehälter  der  betreffen- 
den Pflanzen. 


477 


2.  Eigenthümliche  in  einer  sonst 
vortrefflichen  GalisayaBenewed 
Bark  aufgefundene  Maserknollen 
(Holzkngeln),  die  zu  einer  Beanstandung 
der  betreffenden  Binde  gelegentlich  einer 
Bevision  geführt  hatten.  Dieselben  ent- 
sprechen in  ihrem  Bau  denen  anderer 
Laubhölzer  (Frank,  Pflanzenkrankheiten 
S.  131),  sind  aber  bisher  in  der  Binde 
der  Cinchonen  nicht  aufgefunden  wor- 
den. Sie  sind  rundlich  oder  traubig, 
werden  einige  Gentimeter  dick  und  zeigen 
eine  deutlich  maserige  Oberfläche.  Trotz- 
dem sie  mitten  in  der  sehr  alkaloid- 
reichen  Binde  liegen,  enthalten  sie  keine 
Chinaalkaloide.  Sie  scheinen  in  Folge 
des  Eingriffes  in  den  normalen  Lebens- 
process  beim  Schälen  (behufs  Erzeugung 
der  sog.  „erneuerten  Binde")  zu  ent- 
stehen, sind  hier  also  wohl  pathologischen 
Ursprungs.  In  normaler  Binde  fand  sie 
der  Vortragende  niemals. 

3.  Herr  Tschirch  hat  durch  zahl- 
reiche Versuche  festgestellt,  dass  der  Sitz 
der  Chinaalkaloide  fast  ausschliess- 
lich das  Bindenparenchym  ist 
(und  zwar  der  Inhalt  der  Zellen).  Da 
dieses  Bindenparenchym  bei  den  er- 
neuerten Binden  in  ganz  ausserordent- 
lichem Maasse  vermehrt  wird,  so  sehr, 
dass  alle  anderen  Bindenelemente  (Bast- 
zellen, Siebtheil,  Kork)  dagegen  ver- 
schwinden, so  ist  es  erklärlich,  warum  ge- 
rade diese  Binden  so  alkaloidreich  sind. 
Die  Vermehrung  des  Alkaloidgehaltes 
beruht  also  vorwiegend  in  einer  ver- 
stärkten Ausbildung  der  dünnwandigen 
alkaloidfQhrenden  Gewebselemente,  nicht 
in  einer  Vermehrung  des  absoluten  Ge- 
haltes der  einzelnen  Zelle  an  Alkaloid. 
Durch  verminderte  Ausbildung  der  dick- 
wandigen Elemente  wird  zudem  das  Ver- 
hältniss  des  Trockengewichtes  zu  dem 
Alkaloidgehalt  zu  Gunsten  des  letzteren 
beeinflusst 

Der  Umstand,  dass  in  den  trockenen 
Binden  die  Alkaloide  scheinbar  in  der 
Membran  vorkommen,  ist  dahin  zu  er- 
klären, dass  die  Alkaloidlösung  des  Zell- 
inhaltes beim  Absterben  der  Zelle  von 
der  Membran  aufgesogen  wird.  Die 
Alkaloide  gelangen  also  in  die  Membran 
durch  nachträgliche  Imbibition  derselben 
mit  der  Lösung. 


Dasselbe  scheint  auch  bei  den  Farb- 
hölzem  (Campeche,  Pemambuc)  der  Fall 
zu  sein. 

Debatte:  Herr  Prof.  Eyhnan-Am- 
sterdam  erbittet  einige  weitere  Auf- 
schlüsse von  Herrn  Dr.  Tschirch,  da  er 
in  seinen  Untersuchungen  zu  einigen  an- 
deren Besultaten  gelangte. 


In  der  Praxis  erprobte  Methode 

des  Studiums  bez.  Unterrichts 

der  Pharmakognosie  während 

der  Lehrzeit 

Von  (7.  Stephan  ^Treuen, 

Bei  dem  Geschäftsbetriebe  in  den  Apo- 
theken, wie  er  vor  einigen  Jahrzehnten 
üblich  war,  wurde  dem  sich  heranbilden- 
den Pharmaceuten  reichlich  Gelegenheit 
geboten,  mit  den  Drogen  im  unzerklei- 
nerten  Zustande  in  tägliche  Berührung 
zu  kommen,  so  dass  das  ,,Eennenlernen 
der  Drogen"  in  den  praktischen  Theil 
der  Lehre  fiel.  Heute  werden  die  Blätter, 
Kräuter  und  Wurzeln  meist  im  zerkleiner- 
ten Zustande  eingekauft,  die  Pflaster  und 
Eztracte  in  Fabriken  pharmaceutischer 
Präparate  oder  nur  in  einzelnen  grösse- 
ren pharmaceutischen  Laboratorien  dar- 
gestellt, so  dass  dem  Lehrlinge  die  Ge- 
legenheit, die  Bohdrogen  in  die  Hände 
zu  bekommen,  nicht  mehr  in  dem  Maasse 
geboten  wird,  um  alle  ofGicinellen  Drogen 
in  der  Praxis  kennen  zu  lernen.  Es  ist 
daher  Aufgabe  des  wissenschaftlichen 
Unterrichts  geworden,  dem  jungen  Pach- 
genossen  die  Kenntniss  der  officinellen 
Drogen  beizubringen,  da  die  Aneignung 
des  Elementaren  aus  der  Pharmakognosie, 
die  Grundsteinlegung  für  diese  Wissen- 
schaft von  der  Ausbildung  während  der 
Lehrzeit  verlangt  werden  muss. 

Unter  dem  Elementaren  verstehe  ich 
hier  die  Kenntniss  der  officinellen  und 
sonst  gebräuchlichen  Drogen,  ihrer  Ab- 
stammung und  der  Einreihung  der  Ab- 
stammungs-Pflanzen  resp.  -Thiere  in  die 
gebräuchlichen Eintheilungssysteme.  Fer- 
ner muss  der  Lehrling  über  die  Art  der 
Gewinnung  der  Droge  orientirt  sein  und 
angeben  können,  woher  die  Droge  stammt 
und  welcher  Theil  der  Pflanze  oder  des 
Thieres  der  bei  uns  gebräuchlichste  ist. 
Die   leicht   vorkommenden  Verwechsel- 


478 


Tingen  nnd  Verfälschungen,  die  wirksamen 
Bestandtheile  und  die  Verwendung  der 
Droge  zu  pharmaceutischen  Zwecken  zu 
kennen,  dürfte  ebenfalls  ein  gerecht- 
fertigtes Verlangen  sein. 

Die  Aneignung  dieser  Kenntnisse  zer- 
fällt in  zwei  Theile,  in  ein  mechanisches 
Auswendiglernen  der  eben  angeftihrten 
Daten  und  in  das  Kennenlernen  der  Dro- 
gen an  der  Hand  einer  Sammlung.  Für 
das  Auswendiglernen  des  hier  als  wis- 
senswerth  aufgeführten  Materials  ist  es 
unbedingt  nothwendig,  dasselbe  in  einer 
Tabelle  übersichtlich  geordnet  beisammen 
zu  haben.  Da  yielen  Lehrlingen  die 
nöthiffe  Zeit  fehlt,  sich  eine  derartige 
Tabelle  selbst  auszuarbeiten,  habe  ich  alles 
für  einen  Lehrling  Wissenswerthe  zusam- 
mengestellt und  diese  Tabelle  in  Druck 
gegeben. 

Ich  halte  die  erste  Hälfte  der  Lehre 
für  die  geeignetste  Zeit,  den  Inhalt  dieser 
Tabelle  dem  Gedächtnisse  einzuprägen. 
Dieselbe  enthält  circa  240  Nummern,  so 
dass,  wenn  jeden  Tag  nur  eine  Nummer 
neu  hinzugelernt  wird,  in  240  Arbeits- 
tagen oder  in  10  Monaten  die  anfangs 
Manchem  vielleicht  schwierig  erschei- 
nende Aufgabe  gelöst  ist,  wobei  ich 
natürlich  voraussetze,  dass  die  früheren 
Nummern  stets  fleissig  repetirt  werden. 

Für  die  zweite  Hälfte  der  Lehre  würde 
der  Unterricht  an  der  Hand  der  Drogen 
an  die  Reihe  kommen.  Hierzu  ist  eine 
pharmako^DOstische  Sammlung  ebenso 
erforderlich,  wie  far  das  Studium  der 
Botanik  das  Herbarium. 

Ich  habe  es  als  ein  Bedürfniss  erkannt, 
dass,  wie  die  Herbarien,  so  auch  phar- 
makognostische  Sammlungen  im  Handel 
zu  haben  sind,  und  war  bestrebt,  diesem 
Bedürfnisse  abzuhelfen,  indem  ich  solche 
zusammenstellte.  Sie  enthalten  die  offt- 
cinellen  Drogen  der  Ph.  Germ.  Ed.  II, 
Ph.  Helvetica  Ed.  II,  Ph.  Austriaca  Ed.  VI 
und  der  für  die  Ed.  VII  dieser  Pharma- 
kopoe vorgeschlagenen  Drogen,  so  dass 
in  derselben  alle  bei  uns  gebräuchlichen 
zu  finden  sind,  auch  die  neuesten,  wie 
Coca,  Eucalyptus,  Hydrastis  Canadensis, 
Kola,  Quebracho,  Strophantus  etc.,  wie 
auch  solche  Bobstoffe,  die  uns  officinelle 
Drogen  liefern,  als  Oliven,  Cacaobohnen, 
Croton-,  Ricinus-,  Sesarasamen  etc. 


Die  Beschaffung  sämmtlicher  Drogen 
in  ftlr  den  Unterricht  ausgesuchten  Exem- 
plaren haben  die  Herren  Theuerkauf  rf- 
Schetbner  in  Leipzig  besorgt,  welche  in 
anerkennenswerther  Weise  bemüht  waren, 
auch  die  selten  am  Markt  erscheinenden 
Drogen  zu  liefern. 

Wie  an  der  Hand  solch  einer  Samm- 
lung die  Drogen  kennen  zu  lernen  sind, 
bedarf  wohl  kaum  einer  näheren  Erörter- 
ung. Fleissiges  Durchgehen  der  Sammlung 
und  genaues  Betrachten  der  Querschnitte 
und  Vergleichen  derselben  mit  den  Ab- 
bildungen und  Beschreibungen  der  Lehr- 
bücher, verbunden  mit  stetem  Bepetiren 
der  wissenswerthen  Daten  aus  der  Tar 
belle ,  werden  den  jungen  Fachgenossen 
in  den  Stand  setzen,  sich  die  elemen- 
taren Kenntnisse  in  der  Pharmakognosie 
ohne  grossen  Zeitaufwand  anzueignen  und 
ein  dauerndes  Interesse  für  diese  Wissen- 
schaft als  ein  Fundament  der  Pharmacie 
in  ihm  hervorzurufen. 


Neueste  Erfolge 
In  der  Morphin  -  Bestimmong« 

Von  Eugen  Dieterich, 

Die  eingehenden  und  vielfachen  Ver- 
suche, welche  mit  dem  Opium-Prüfungs- 
verfahren  der  Pharmakopoe  im  Labora- 
torium der  Helfenberger  Fabrik  angestellt 
wurden,  und  die  hierbei  gesammelten 
Erfahrungen  führten  bekanntlich  zur  Auf- 
stellung einer  neuen  Methode,  die  ich 
als  „Helfenberger"  zu  bezeichnen  mir  er- 
laubte. 

Dieselbe  gipfelt  darin,  das  im  wässe- 
rigen Opiumauszug  neben  dem  Morphin 
ebenfalls  als  Salz  enthaltene  Narkotin  mit 
einer  bestimmten  Menge  AmmoniaJc  aas- 
zuftLllen  und  abzufiltriren,  und  dann  erst 
das  Morphin  aus  diesem  Filtrat  durch 
weiteren  Ammoniakzusatz  unter  Hinzu- 
ftigen  von  Aether  abzuscheiden. 

In  der  Abfiltration  des  Narkotins  und 
in  der  Weglassung  des  Weingeistes  unter- 
scheidet  sich  das  neue  Verfahren  von 
dem  der  Pharmakopoe. 

Ammoniak  Ifällt  aus  den  Narkotinsalz- 
lösungen  das  Narkotin  sofort  aus,  ans 
einer  concentrirten  Morphinlösnng  das 
Morphin  ebenfalls,  wogegen  in  einer 
schwachen  Morphinlösung,  als  die  aoch 


479 


der  Opjumauazug  gelten  darf,  durch  Am- 
moniak anfäDfflich  keine  Beaction  ein- 
tritt; erst  naen  längerer  Pause  scheidet 
sich  das  Moi^phin  in  grösseren  Erystal- 
len  ah. 

Diese  Spanne  Zeit  wird  bei  der  neuen 
Methode  dazu  benutzt,  das  Narkotin  durch 
Abfiltriren  zu  beseitigen  und  damit  die 
Bedingung  flEIr  Gewinnung  eines  reinen 
Morphins  zu  schaffen. 

Da  Narkotin  zu  den  sehwachen  Basen 
gehört,  so  reagiren  seine  Salze  und  so- 
mit auch  der  Opiumauszug,  der  ausser- 
dem noch  etwas  freie  Säure  enthalten 
dfirfte,  sauer.  Zur  Neutralisation  eines 
aus  6,0  Opium  gewonnenen  Auszuges 
braucht  man  1,8  bis  1,8  cem  Normal- 
Ammoniak  und  ftllt  damit  ungefähr  die 
grössere  Hälfte  des  Narkotins  aus.  Zur 
Äbscheidung  des  gesammten  Narkotins 
bedarf  man  bis  8  ccm  Normal-Ammoniak 
und  darttber. 

Das  gefällte  Narkotin  ist  ziemlich 
voluminös  und  hält  infolge  dessen  ?iel 
Filtrat  Eurück.  Um  yon  leteterem  nicht 
zu  viel  zu  verlieren,  begnügt  man  sieh 
damit,  nur  den  grösseren  Theil  des  Nar- 
kotins mit  Ammoniak  zu  präcipitiren  und 
sbzufiltriren,  dagegen  den  im  Opiumaus- 
zug verbleibenden  Kest,  nachdem  er  durch 
den  nothwendigen  weiteren  Ammoniak- 
zusatz frei  geworden  ist,  durch  Aether 
ia  Lösung  zu  halten. 

Auf  Grund  zahlreicher  Versuche  schrieb 
ich  bei  Aufstellung  der  neuen  Methode 
zum  Ausfallen  des  Narkotins  2  ccm  und 
als  weiteren  Zusatz,  welcher  der  Zerleg- 
ung des  Morphinsaizes  galt,  4  ccm  Nor- 
mal-Ammoniak vor. 

Wie  jedes  Naturproduct  Verschieden- 
heit in  seinen  Bestandtheilen  zeigt,  so 
musste  auch  beim  Opium  angenommen 
werden,  dass  die  Ammoniakmenge  nicht 
fQr  alle  Sorten  gleich  normirt  werden 
könne,  vielmehr  dem  Alkaloidgehalt  an- 
gepasst  werden  müsse. 

So  lauteten,  und  vom  theoretischen 
Standpunkte  aus  mit  Becht,  die  Bedenken, 
welche  bald  nach  Publication  meiner 
Methode  laut  wurden« 

Bezüglich  der  zur  Ausfüllung  des  Nar- 
kotins verwendeten  Ammoniakmenge 
konnte  durch  oine  Reihe  von  Analysen 
bewiesen  werden,  dass  dieselbe  die  Neu- 


tralität des  Opiumauszuges  weit  über« 
schreiten  und  bis  3  ccm  betragen  könne, 
ohne  dass  ein  Morphinverlust  zu  befürch- 
ten wäre.  Dieses  Mehr  wurde  regel- 
mässig von  der  zweiten  Portion  Normal* 
Ammoniak  abgebrochen,  so  dass  die  w 
Anwendung  gekommene  Qesammtmenge 
stets  6  com  betrug. 

Für  die  Bichtigkeit  der  zweiten  Por- 
tion, der  4  ccm,  gab  es  bis  jetzt  jedoch 
keine  Beweise,  da  man  kein  Mittel  be^ 
sass,  sämmtliches  im  Opium  enthaltene 
Morphin  zu  bestimmen,  somit  auch  nicht 
in  der  Lage  war,  die  Leistungsfähigkeit 
einer  Morphin -Bestimmungmethode  zu 
controliren. 

So  gut  die  neue  Methode  functionirte, 
so  konnte  es  doch  nicht  zweifelhaft  sein, 
dass  die  von  der  Gewinnung  des  Mor- 
phins verbleibenden  Filtrate  noch  kleine 
Mengen  Morphin  gelöst  enthielten.  Bei 
dem  Nichtbekanntsein  des  „Wieviel'' 
lastete  also  auf  der  neuen  Methode  der 
Verdacht,  mit  der  fest  normirten  Am- 
moniakmenge nicht  jedem  Alkaloidgehalt 
des  Opiums  zu  entsprechen,  res^'.  den 
Morphin^ehalt  eines  Opiums  nicht  immer 
vollständig  zur  Bestimmung  zu  bringen. 

Das  Bestreben  musste  also  dahin  gehen, 
die  gesammte  Menge  des  in  einem  Opium 
enthaltenen  Morphins  zu  erfahren. 

Herr  Schlichum  suchte  dieses  Ziel  auf 
indirectem  Wege  zu  erreichen  und  stellte 
das  Manco  bei  Versuchen  mit  reinem 
Morphin  fest.  Er  fand,  dass  in  jedem 
Oubikcentimeter  des  restirenden  Filtrates 
1  mg  Morphin  gelöst  zurückblieb.  Die 
gleichen  von  mir  angestellten  Proben  er- 

fiben  etwas  weniger,  nur  s/3  mg  für 
ccm. 

Alle  diese  Versuche  der  indirecten  Be- 
stimmung konnten  nicht  die  Kraft  des 
exacten  Beweises  haben,  weil  es  fraglich 
war,  welche  Stellung  die  in  den  Opium* 
auszügen  enthaltenen,  grossentheils  coUoi«* 
dalen  Extractivstoffe  zur  Morphinaus- 
scheidung  einnahmen. 

Sie  konnten  letztere  fc^rdem  dadurch, 
dass  sie  die  Flüssigkeit  sättigten,  ebenso 
gut  aber  konnten  sie  die  Auskrjstallisa- 
tion  hindernd  beeinflussen. 

Um  den  Gesammt-Morphingehalt  eines 
Opiums  festzustellen,  gmubte  ich  am 
besten  zu  fahren,  wenn  ich  den  von  den 


m 


Untersuchungen  übrig  bleibenden  Filtra- 
ten  das  Morphin,  und  zwar  dureh  Aus- 
söhtlttelung,  entzog.  Obgleich  ich  früher 
mit  Ausschüttelungen,  die  mit  reinem 
Äether  oder  Chloroform  ausgeführt  wor- 
den waren,  keine  Erfolge  erzielt  hatte, 
so  griff  ich  doch  darauf  zurück,  nach- 
dem Beckurts  die  Strychnos  -  Alkaloide 
durch  Ausschütteln  mit  Chloroform  unter 
Mitanwendung  von  Weingeist  einer  Lös- 
ung ToUständig  zu  entziehen  vermochte. 

Ich  suchte  jetzt  vor  allen  Dingen  zu 
erfahren,  welches  das  geeignetste  Aus- 
schüttelungsmittel  sei,  und  studirte  des- 
halb das  Verhalten  der  hauptsächlichsten 
Opium -Alkaloide  zu  den  verschiedenen 
Lösungsmitteln. 

Als  Lösungsmittel  wendete  ich  an: 
Wasser, 

Normal  -  Ammoniak, 
Vio  Normal  -  Ammoniak, 
Aethyl  -  Alkohol, 
Methyl -Alkohol, 
Amyl -Alkohol, 
Essigäther, 
Aether, 
Aceton, 

spiritusfreies  Chloroform, 
Schwefelkohlenstoff, 
Benzol, 
Xylol, 
Toluol, 
Petroleumaether. 

Als  hauptsächlichste  Alkaloide  dürften 
gelten:  Morphin,  Narkotin,  Co- 
dein, Papaverin,  Narcein  und 
Thebain.  Die  beiden  ersteren,  Mor- 
phin und  Narkotin,  waren  selbst  her- 
gestellt, während  ich  die  übrigen  der 
Güte  der  Herren  Gehe  &  Co.  in  Dresden 
verdankte. 

Die  LOslichkeit  wurde  bei  Morphin 
und  Narkotin  quantitativ,  bei  den  übrigen 
qualitativ  bestimmt. 

Das  eingehaltene  Verfahren  bestand 
darin,,  das  fein  verriebene  Alkaloid  in 
solcher  Quantität  mit  dem  Lösungsmittel 
zu  erhitzen,  dass  ein  ungelöster  Rest 
verblieb,  das  Ganze  24  Stunden  in 
Zimmertemperatur  bei  Seite  zu  stellen 
und  nun  durch  Verdunsten  einer  ge- 
wogenen Menge  der  klaren  Lösung  den 
Rückstand  quantitativ  ^u  bestimmen  oder  | 


im  qualitativen  Fall  die  restirende  Menge 
einfach  abzuschätzen. 

Zehntel-Normal-Ammoniak  wurde  in's 
Bereich  der  Versuche  gezogen,  weil  es 
im  Ammoniakgehalt  ungeiUhr  dem  ammo- 
niakalischen  Opiumauszug  entspricht. 

Die  Zusammenstellung  auf  Seite  481 
^nthält  die  Resultate  dieser  Arbeits 

Die  gewonnenen  Zahlen  weichen  theil- 
weise  recht  erheblich  von  denen  anderer 
Autoren  ab.  So  giebt  Hager  in  seinem 
Handbuch  an,  dass  sich  Narkotin  in 
85  Theilen  Aether  löse,  während  nach 
den  eigenen  Versuchen  die  Zahl  178 
eingestellt  werden  musste.  Nach  der- 
selben Quelle*)  fand  van  der  Burg, 
dass  sich  das  Morphin  in  14800  Theilen 
spiritusfreien  Chloroforms  löse.  Die  un- 
gewöhnlich hohe  Zahl  sank  bei  den 
ieigenen  Versuchen  auf  1660  herab.  Die 
grosse  Menge  solcher  Differenzen  dürfte 
die  Folge  der  verschiedenen  Bestimm- 
ungsmethoden sein.  Fein  verriebenes 
Morphin  mit  spiritusfreiem  Chloroform 
kalt  behandelt  ergab  z.  B.  nach  24  Stun- 
den die  Zahl  5000,  nach  48  Stunden 
3500  und  nach  72  Stunden  2800.  Wenn 
also  van  der  Burg  das  Chloroform  nur 
Vi  oder  Vs  Stunde  oder  sogar  etwas 
länger  hat  einwirken  lassen,  ist  es  wohl 
denkbar,  dass  das  von  ihm  angegebene 
Verhäliniss  richtig  ist.  Es  erscheint 
daher  nothwendig,  beim  Anführen  solcher 
Zahlen  stets  den  Weg  der  Bestimmung 
mit  anzugeben 

Ich  glaube,  dass  der  von  mir  ein- 
geschlagene Weg  die  gleichmässigsten 
Besultate  zu  liefern  im  Stande  ist 

;  Von  den  einzelnen  Lösungsmitteln 
keigt^  der  Essigäther  ein  bemerkens- 
werthes  Verhalten.  Seinen  übrigen 
Eigenschaften  entsprechend  konnte  man 
annehmen,  dass  er  zwischen  Aethyl- 
alkohol  und  Aether  rangire,  d.  h.  mehr 
Morphin  und  Narkotin  wie  der  Aether 
und  weniger  wie  der  Weingeist  lösen 
Würde.      Während     er    dem    Narkotin 

f gegenüber  das  erwartete  Verhalten  zeigt, 
öst  er  dagegen  noch  weniger  Morphin 
wie  der  Aether. 


*)  Hager's  Handbuch  der  Pharm.  Praxis  m, 
S.  Itb, 


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482 


Da  bei  der  Helfenberger  Morphin- 
Bestimmungsmethode  eine  gewisse  Menge 
Aether  auf  Grund  seiner  Eigenschaft, 
Narkotin  leicht  und  Morphin  nur  sehr 
wenig  zu  lösen,  Anwendung  findet,  so 
dürfte  der  Essigäther,  naohdem  er  diese 
Eigenschaften  in  noch  höherem  Maasse 
besitzt,  ein  passender  Ersatz  des  Aethers 
sein. 

Galten  iirsprflnglich  die  Löslichkeits- 
ver suche  der  Aufsochuns  eines  zum 
Ausschütteln  geeigneten  Mittels,  so  er- 
schien es  mir  geboten,  eine  Beihe  von 
Versuchen,  bei  welchen  der  Aether  durch 
Essigäther  ersetzt  wurde,  vorher  ein- 
zuschieben und  auch  die  hierbei  ge- 
wonnenen Filtrate  zu  den  beabsichtigten 
Ausschüttelungen  zu  benützen. 

Ich  erreichte  damit  einen  doppelten 
Zweck : 

1.  Eventuelle  Verbesserung  der  Methode 

durch  Anwendung  von  Essigäther; 

2.  Gontrole  der  Methode  überhaupt  und 

speciell  dieser  mit  Essigäther  an- 
gestrebten Verbesserung. 

So.  wurden  denn  2  Beihen  von  Unter- 
suchungen der  zu  Gebot  stehenden  Opium- 
sorten und  zwar  einerseits  mit  Aether 
und  andererseits  mit  Essigäther  gemacht. 

Wie  die  später  folgenden  Belege 
zeigen,  ist  ein  kleiner  Unterschied  in 
der  Morphinausfoeute  zu  Gunsten  der 
Essigätherreihe  bemerklicfa ;  in  der  Bein- 
heit  des  Morphins  zeigte  sich  kein  Unter- 
schied, wohl  aber  war  das  Morphin  der 
Essigätherreihe  von  hellerer  Farbe,  ent- 
hielt also  weniger  Farbstoff,  so  dass  man 
in  dieser  Hinsicht  von  dner  grösseren 
Beinheit  sprechen  darf 

Dieser  Vorzug  und  die  etwas  höhere 
Ausbeute  berechtigen  dazu,  bei  der 
Helfenberger  Morphin  -  Bestimmungs- 
methode für  die  Folge  den  Aether  durch 
Essigäther  zu  ersetzen  und  zwar  ohne 
eine  Aenderung  des  Gewichtes. 

Zur  Feststellung  eines  Verfahrens,  nach 
welchem  man  einem  ammoniakalischen 
Opiumauszug  das  Morphin  durch  Aus- 
scnütteln  entziehen  könne,  kamen  in  den 
Vorversnchen  Aether  und  Chloroform  zur 
Anwendung«  Ee  wurde  dabei  constatirt, 
dass  das  &rch  Ammoniak  freigemachte 
Morphin  Hur  se  lange  in  Aetner  oder 
Ghlorofoirm  überzqgehep  Terpaochte,  ^Is 


es  sich  in  Lösung  befand,  und  umgekehrt 
dass  die  Ausschüttelung  misslang,  sobald 
sich  das  Morphin  in  fester  Form  aus- 
geschieden hatte. 

Da  bei  grösseren  Mengen  Morphin  die 
Auskrvstallisation  rascher  ging,  wie  das 
Ausschütteln,  so  hatten  die  Versuche  in 
diesen  Fällen  keine  Erfolge ;  um  so  besser 
gelangen  sie  dagegen  bei  minimale  Men- 
gen, wie  ich  sie  in  den  von  den  Opiom- 
untersuchungen  übrig  bleibenden  Filüra* 
ten  vor  mir  hatte. 

Dem  Chloroform  wurde  wegen  seiner 
specifischen  Schwere  der  Vorzug  var  dem 
Aether  gegeben. 

Die  ersten  quantitativen  Bestimmungen 
wurden  mit  remem  Morphin  in  der  Weise 
gemacht,  dass  man 

55  mg  reines  Morphin, 
welches   bei   100  ^   getrocknet   worden 
war,  in 

Iccm  Normal- Schwefelsäure 
löste,  mit 

50  ccm  Wasser 
verdünnte  und  nach  Zusatz  von 

15  ccm  Weingeist 
und 

1,5  ccm  Normal 'Ammoniak 
3  mal  mit  je 

15  ccm  Chloroform 
ausschüttelte. 

D^  durch  Abdampfen  der  vereinigten 
Chloroformauszüge  gewonnene  Büekstand 
wog  bei  3  gleichzeitig  angestelU^a  Proben 
nach  dem  Trocknen  bei  100^ 

54  bis  56  mg. 

Wie  schon  der  nicht  mehr  bittere  Ge- 
schmack der  ausgeschüttelten  Hüssig- 
keiteh  annehmen  liess,  war  die  Ent- 
ziehung des  Morphins  durch  Ausschütteln 
eine  vollständige. 

um  die  Methode  auf  die  schom  öfter 
erwähnten  von  den  Opiumuntersuckungen 
übrig  bleibenden  Filtrate  anzuwenden, 
schlug  man  folgenden  Weg  ein. 

Man  vereinigte  die  Filtrate  von  2  Unter- 
suchungen, versetzte  sie  mit 

20,0  Spiritus 
und  schüttelte  2  mal  mit 

je  30,0  Chloroferm 
aus. 

Den  durch  Abdanq^fen  des  Chloroforms 
gewonnenen  BQcksttnd  Uste  man  in 

.    2  qcm  liiTormal  -Schwefelsäure, 


4S8 


verdünnte  mit 

3  cem  Wasser 
nnd  Itlgte 

2  ccm  Normal  -  Ammoniak 
hinzu.    Man   filtrirte  den   entstandenen 
Niederschlag  ab  und  wusch  mit  wenig 
Wasser  nach. 

Das  Filtrat  yennischte  man  mit 
2,0  Aether, 
f&gte 

0,5  ocm  Normal  -  Ammoniak 
hinzu  und  stellte  24  Stunden  bei  Seite. 

Das  auskrystallisirte  Morphin  wurde 
nun  wie  gewöhnlich  gessflinielt,  getroek- 
net  und  gewogen* 

Die  Zusammenstellung  auf  nächster 
Seite  bringt  die  Belege  Aeat  einerseits  mit 
Aether  und  andrerseits  mit  Essigäther 
gemachten  Untersuchungen,  femer  der 
bei  beiden  üntersuchungsreihen  durch 
Ausschfittelung  gewonnenen  Morphinaus- 
beuten, aus  denen  sich  durch  Addition 
beider  Ausbeuten  die  Gesammtmenge  des 
Morphinffehalts  des  Opiums  ergiebt 

Wie  schon  früher  hervorgehoben  wurde, 
sind  die  mit  Essigäther  gewonnenen 
Morphia-Ausbeuten  durchffehends  etwas 
höher,  wie  die  der  Aetherreihe,  und 
dementsprechend  fielen  die  Gorrectur- 
zahlen  der  Essigätherreihe  überall  nied- 
riger aus.  Die  Oesammtmenge  aber 
ist  die  gleiche. 

Nach  den  gewonnenen  Oorrecturzahlen 
entziehen  sieh  bei  Anwendung  der  Helfen- 
berger  Methode  Vö  bis  ^[s  pCt.  Morphin 
der  Bestimmung,  so  dass  in  jedem  Oubik- 
centimeter  der  restirenden  Flüssigkeit 
Vs  bis  2/3  mg  Morphin  gelöst  zurück- 
bleibt 

Vergleielit  man  hiermit  das  Löslich- 
keitsvermögen  des  Vio  Normal- Ammo- 
niaks, das  im  Ammoniakgehalt  ungefähr 
dem  ammoniakalischen  Opinmaaszug 
gleichkommt,  so  scheint  die  schon  früher 
betonte  Möglichkeit,  dass  die  im  Opium^ 
auszug  enthaltenen  Extractivstoffe  der 
Morphin  -  Ausscheidung  förderlich  sein 
konnten,  ahne  Bestätigung  zu  finden; 
denn  das  Vio  Normal- Ammoniak  hält  in 
jedem  .ddakoentimeter  1,6  mg  Morphin 
gelöst  zurüde,  also  ungefähr  dreimal  so 
viel  wie  -die  ausgebeuteten  Filtrate. 

in  dem  geringen  Itetersdiied  awisaben 
den  Ciorie^tmsMthlen    '4er  -ut   Morphin 


ärmeren  und  reicheren  Opiumfsorten,  der 
nur  0,4  pCt.  beträgt,  finden  die  Bedenken, 
welche  gegen  die  von  mir  fest  normirte 
Ammoniakmenge  erhoben  wurden ,  ihre 
Widerlegung.  Die  Helfenberger  Methode 
lässt  das  Morphin  in  reinem  Zustande 
bis  auf  durchschnittlich  0,5  pGt.  bestimmen 
und  zwar  bei  niederem  und  hohem  Mor- 
phingehalt gleich  gut.  Ich  glaube,  dasis 
dieses  Besultet  em  günstiges  genannt 
werden  darf. 

Die  sich  dar  Bestimmung  entziehende 
kleine  Menge  Morphin  schliesslich  durch 
das  beschriebene  Ausschüttelungsver- 
fafaren  festzustellen,  erscheint  mir  im 
Allgemeinen  flberflüssig.  Für  pharma- 
ceutische  Zwecke  ist  eine  Differenz  von 
0,5  pCt.  Morphin  im  Opium  nicht  von 
Bedeutung;  wenigstens  ist  mir  mit  Aus- 
nahme des  persischen  Opiums,  das  6  bis 
9  pGt  Morphin  enthält,  noch  keine 
Smyma  -  Waare  vorgekommen ,  welche, 
nach  der  Helfenberger  Methode  unter- 
sucht,  unter  11  pCt.  Morphin  enthalten 
hätte.  Die  Ausschüttelung  wird  gute 
Dienste  thun,  wenn  es  sich  darum 
handelt,  die  Leistungsfähigkeit  einer 
Methode  zu  controlliren ,  resp.  den  Oe- 
sammt- Morphingehalt  in  einem  Opium 
festzustellen.  Darin  ausschliesslich  scheint 
mir  der  Schwerpunkt  dieser  Ergänzungs- 
untersuchung zu  liegen. 

Theilweise  wurden  die  vorliegenden 
Analysen  bei  der  letzten  grossen  flitze 
ausgeführt.  Es  hatte  manchmal  den 
Anschein,  als  ob  die  hohe  Temperatur 
die  Morphin-Ausscheidungen  beeinträch- 
tige. Wenn  es  sich  auch  nur  um 
Differenzen  von  Vio  Prozenten  handelt, 
so  will  ich  dach  die  Sache  im  Auge  be- 
halten und  gelegentlich  darauf  zurück- 
kommen. 

Mit  dem  Mitgetheilten  haben  die  im 
Helfenberger  Laboratorium  gemachten 
Opiumarbeiten  vorläufig  ihren  Abschluss 
gefunden.  Es  erübrigt  nur  noch,  jene 
Versuche  gelegentlich  zu  besprechen, 
welche  zwar  iceine  positiven  Erfolge 
hatten,  wohl  aber  zur  Bereicherung  der 
Erfahrungen  beitrugen. 

Eine  vielfache  Anwendung  der  Metbede, 
die  ich  mir  in  erster  Linie  angelegen 
sein  keeen  werde,  wird  nun  ihren 
praklisdieft  W^  b^eisen  müssen. 


484 

*  \         Morphin  -  Bestimmiiiigeii  nach  der  Helfenberger  Methode 

,  oater  yergleichender  Anwenduug  von  Aether  und  Essigäther  nebst  Gorrecturzahlen. 


Opiamsorten. 


Morphin  ^Ausbeute 

mit 

Aether. 


Nachträglich  durch  Chloro- 

form-Ausschfittelnng  pro 

Versuch  im  DnrchBchnitt 

gewonnenes  Morphin. 


Morphin  -Ausbeute 

mit 

Essigäther. 


Smyrna  L 


13,87  pCt. 

13,62 

13,82 

14,00 

13,80 

14,00 

14,08 

13,95 


n 


»I 


ff 


ff 

ff 


13,62—14,08  pCt. 


•  0,44  pCt    0,31  pCt. 

Gesammtmenge: 

Aether  14,06—14,52 
Essigather  14,11—14,56 


13,82  pOt. 

14,07 

13,90 

13,80 

14,20 

13,80 

14,08 

14,25 


ff 


ff 


>t 


ff 


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n 


13,80—14,25  pa 


Smyrna  IL 


Ou6vä 


14,15  pCt. 

13,92 

13,82 

13,90 

14,19 


»1 
ff 
ff 


13,82—14,19  pCt. 


13,15  pCt 

13,25 

13,20 

13,39 

13,20 


ff 


ff 


ff 


13,15— 13,39  pCt 


'  0,45  pCt.     0,18  pCL  < 

GesalQmImeDge: 

Aether   14,27—14,64 
Essigftther  14,50—14,70 


14,50  pCt. 

14,52 

14,45 

14,40 

14,32 


ff 


ff 


ff 


14,82—14,52  pCt 


>  0,48  pCt     0,40  pCt.  ' 

Gesammtmenge  : 

Aether  13,63—13,87 
Essigäther  13,70— 13,97 


13,52  pCt 

13,30 

13,57 

13,45 

13,50 


ff 


ff 


ff 


13,80—13,57  pCt 


Salonique  I. 


18,00  pCt. 

17,95 

18,12 

17,98 

18,00 


ff 


ff 


ff 


17,95— 18,12  pCt. 


>  0,66  pCt     0,50  pCt  < 

Gesammtmenge : 

Aether   18,61—18,78 
Essigäther  18,42— 18,82 


18,15  pCt. 

18,00 

17,92 

17,96 

18,32 


ff 


ff 


n 


17,92—18,32  pCt 


Saloniqne  II. 


17,32  pCt 
17,20   „ 
17,15   „ 
17,18   „ 
16,95   „ 


16,96r-1732  pOt. 


{),62pOt.     0,57  pCt. 

■  Gesammtmenge: 

Aether  17.57—17,94 
E8jBig&therl7,67— 17,89 


17,10  pOt 

17,10 

17,82 

17,05 

17,00 


» 


n 


n 


17,00—17,82  pa 


485 


In'  der  D  e  b  a  1 1  e  sprachen  Saläer,  Dt, 
Fischer,  Prof.  Schmidt.  Letzterer  gab 
an,  dass  er  sowohl  nach  Dieterieh's  Me- 
thode als  nach  anderen  Methoden  eine 
grosse  Anzahl  Praktikanten  seines  Labo- 
ratoriums habe  arbeiten  lassen.  Na^h 
2). 's  Methode  seien  von  allen  Arbeitern 
immer  gleichmässige ,  gut  übereinstim- 
mende Besnltate  erlangt  worden,  nach 
der  Methode  von  Schlichum  dagegen 
nicht. 

Prof  Beckurts  hält  das  Verfahren  von 
D.  ebenfalls  f&r  sehr  genaa,  jedoch  wird 
dasselbe  bei  der  Untersachong  von  ge- 
ringwerthigem  Handelsopium  keine  guten 
Besultate  geben,  weil  dann  die  Ammo- 
niakmenge zu  gross  ist.  Hier  empfiehlt 
sich  die  Kalkmethode  mit  der  Modifica- 
tion,  welche  B,  in  der  Pharm.  Centralh. 
angegeben  hat. 


üeber  die  Bestiminuiig  einiger 
Stoffe  in  Seifen. 

Von  Frant  Maximilian  Hom, 

In  den  meuten  BOchem  über  Seifen analyse 
sind  tische  Vorschriften  znr  Bestimmung  des 
Na  Gl,  Naa  COs  und  Naa  SO4  (bei  K  CI,  Ks  COa 
und  KsSD«)  Yorhanden,  die,  wie  ich  mich  zu 
aberzeugen  Gelegenheit  hatte,  zu  anrichtigen 
Ergebnissen  und  demsufolge  ku  falscher  Be- 
gutachtung Ton  Seifen  Veranlassung  geben. 

Na  Gl,  Na^iCOa  und  NasS04  werden  nach 
solchen  Vorschriften  derart  bestimmt,  dass 
man  die  Seife,  wie  sie  ist,  in  sogenanntem 
absolutem  Alkohol  auflöst,  das  Unlösliche  ab- 
filtrirt,  mit  Alkohol  wftscht,  dann  den  Rflck- 
itaod  mit  heissem  Wasser  behandelt;  das  in 
Wasser  Unl6sliche  fSr  sich  bestimmt  und  das 
wasserige  Filtrat  in  drei  Theile  theilt. 

Ein  Theil  wird  zur  Titration  des  NatCOa, 
der  zweite  zur  Chlor-  und  der  dritte  zur 
Schweüels&ure  -  Bestimmung  TerwendeL    • 

Die  ganze  Vorschrift  ist  aufc  folgenden 
Grandea  falsch : 

Zanichst  ist  eine  beträchtliche  Menge  der 
oben  erwähnten  Salze  in  dem  sogenannten 
absolaten  Alkohol  des  Handels  löslich,  selbst- 
verstindlioh  ist  je  nach  der  Oradhaltigkett 
und  Menge  des  angewendeten  Alkohols  die 
Menge  der  in  Lösung  gehenden  Salze  yer- 
whieden,  doch  würde  der  Fehler,  welcher  da- 
durch entsteht,  nicht  so  gross  sein  ^  wenn  die 
Seifen  nicht  wasserhaltig  wären. . 


Dtid  Seüeii  wleisen  einen  Wassergehalt  Ton 
20  bis  60  ond  mehr,  im  Durchschnitt  35  pCt. 
auf;  dieses  Wasser  YOrdQnnt  den  angewen-. 
deten  Alkohol  sehr  stark  und  eine  Folge 
dessen  ist,  dass  noch  mehr  Salze  in  das  alko- 
holische Filtrat  gelangen.  Da  für  die  Finanz- 
behörden der  NaCl(KCl)-Qehalt  öfters  ge- 
nau erhoben  werden  muss,  so  ist  ein  solches 
Verführen  sei  bstrerständ  lieh  unbrauchbar. 
Tch  habe  in  dieser  Richtung  mehrere  Ana- 
lysen durchgeführt  und  fihre  die  Ergebnisse 
zweier  solchen,  bei  denen  die  oben  be- 
sprochene, als  auch  das  von  mir  später  ange- 
führte Verfahren  angewendet  wurde,  an. 
(Qew.-Proc.) 

I.  B2O  NaCl  Na2C03  Na2S04 

Gljcerin(Harz)- 

Seife 35,7  3,86      2,01       0,73 

Mandelseife  (Co- 

cosnussölseife)  55,4  4,58      1,60       0,61 

II. 
Gljcerinseife .  .  35,7  5,06      3,96       1,25 
Cocosnussölseife  55,4  9,5        3,35       1,28 

Beide  Seifen  gehören  zu  den  schlechtesten 
Toiletteseifen ,  die  hier  in  den  gewöhnlichen 
Bazars  Terkauft  werden. 

Die  oben  angefahrten  Zahlen  sind 
sprechend  genug,  da  sich  ein  Fehler  von 
50  pGt.  und  darüber  in  jeder  Bestimmung 
ergiebt. 

Man  muss  deshalb,  weil  in  manchen  Fällen 
der  Chlorgehalt  Ton  hoher  Wichtigkeit  ist, 
die  Seife  in  Wasser  losen,  die  Fette,  bez. 
Harzsäuren  mit  Salpetersäure  abscheiden  und 
im  Salpetersäuren  Filtrat  derselben  das  Chlor 
mit  Silbemitrat  in  bekannter  Weise  ftlllen 
und  bestimmen. 

Will  man  NasCOa  (Ka  COs)  bestimmen';  so 
muss  man  die  Seife  durch  längere  Zeit  erst 
bei  20  bis  400  and  dann  erst  bei  110  bis  120^ 
trocknen,   da  bei  yielen  Seifen  nur  durch 
diesen  Vorg^g  das  gesammte  Wasser  ent- 
feriibar  Ist,  ein  etwaiger  Verlust  an  flfichtigen 
Fettsäuren  odef  Glycerin  ist  hierbei  belapg-' 
los.    Die   nun  getrocknete   und  wasserfreie- 
Seife  wird  in  möglichst  hochgradigem  Alkohol 
(mindestens  97,5  bis  98  Gkw.-Proc.)  gelöst, 
das  Unlösliche    abfiltrirt,    mit  Alkohol   ge- 
waschen,   der   Rückstand    mit    kochendem 
Wasser  behandelt  und  im  Filtrat  das  NaaCOi . 
durch  Titration  bestimmt. 

Noch  besser  ist  es,  wenn  man  eine  directe 
COi-Bestimmung  In  der  Seife  vornimmt, 


486 


Da»  Nta  SO«  (Ka  SO4)  kaan  in  wamn  Ttieile 
d«i  iHUnerigea  Auszages  des  Alkohol- Bfick- 
staades  bestimmt  werden;  es  kaaa  jedoch 
aaeh  eiae  Sehwefelsfture  •  Bestianaung  im 
salflsaaren  Auszage  der  Asehe  Torgeaommea 
werdeu,  da  die  sehwefelsaurea' Alkaliea  aidit 
so  iöehtig  siad,  als  die  Chloralkaliea. 

ZeitBChr»  f.  d,  d^em,  Ind.,  lBS7y  II,  85. 


Zur  Uatenöheidung  der  Chryso- 
phant&uire  von  dem  Sa&tonin- 

fkrbstoff. 

Von  Georg  Hoppe -Seyler. 

Ans  alkalisch  gemachtem  Saatoninham 
geht  der  rothe  f^arbstoff  in  Amylalkohol  über, 
nicht  oder  kaum  aus  alkalisirtem  Rheumham. 
Dagegen  nimmt  aus  saurem  Rheumham  Amyl- 
alkohol die  Chrysophans&ure  auf;  die  gelbe 
Lösung  giebt  an  ammoniakalisches  Wasser 
den  Farbstpff  vollständig  ab.  Beim  Santonin- 
ham  wird  dutich  das  gleiche  Verfahren  der 
Farbstoff  nicht  extrahirt.  Wird  aber  frisdier 
Saatontnharn  zuerst  mit  Natronlauge  versetat, 
dann  mit  Essigs&ure  stark  angesäuert  aad 
stehen  gelassen ,  so  geht  nunmehr  der  gelbe 
Farbstoff,  der  wahrscheinlich  basischer  Natur 
ist,  in  den  Amylalkohol  aber.  Die  beim  Stehen 
nach  Munk  allmälig  yor  sich  gehende  Ent- 
färbung des  alkalisirten  Santoninhams  erfolgt 
in  der  amyl  -  alkoholischen  Lösung  noch 
rascher,  nicht  aber,  wenn  der  Harn  über 
Quecksilber  luftdicht  abgeschlossen  ist,  ver- 
dankt also  wohl  einer  Oxydation  durch  den 
Luftsauerstoff  seinen  Ursprung.  Der  rothe 
Farbstoff  des  alkalischen  Santoninhams  zeigt 
in  wässeriger  wie  in  amyl-alkoholischer  Lösung 
einen. breitea  Absorptionsstreifen  bei  £•  Der 
des  Bheumbams  zeigt  keine  charakteristische 
AibaorptioBi  ebensowenig  die  gelben  Farb- 


stoffe, die  mth  auft  dem  (sauren)  Saatoainkani 
gewinnen  lassen. 
Dun^  Öentram.  f.  4.  tmd.  Wim.  188^,  8.569. 


ISne  Tereiiilkohte  Methode 

ztun   Nachwefai   von  Qneckeilber 

in  Flüssigkeiten. 

An  Stelle  der  voa  FiirMmger  benataten 
Messingwolle  und  der  von  Friedrich MMer*) 
empfohlenen  Knpferfeile  bedient  K  AU  sich 
des  künstUcben  Rauschgoldes  (Legiruag  Ton 
Euipfer  und  Zink) ,  von  dem  ein  8  cm  langes, 
4cm  breites,  an   dea  Kerkstopfen  festge- 
klemmtes Blittchea  in  die  mit  etwas  HCl  an- 
gee&nerte  la  prüfeade  Flfissigkeit  eingesenkt 
wird  i  die  Flüssigkeit  wird  ^1%  Stande  auf 
600  erwftrmt  und  nachher  noch  15  Standen 
ruhig  stehen   gelassen,   so  dass  4u  frei- 
werdende Quecksilber  sich  auf  der  OberfiAche 
des  Blättchens  ausscheidet    Letzteres  wird 
alsdann  heri^usgehoben,  dufch  Wasser  hin- 
durchgezogen, mit  Alkaböl  und  Aether  ge- 
trocknet, sorgfthig  zusammengeftütet  in  ein 
Reagensglss  gebracht,  darin  etwa  >/t' Minute 
erhitzt  und  während  dessen  mittelst  eines 
kleineni  im  Original  beschriebenen  Apparates 
eine  Spur  Joddampf  zngeblasen;  sofort  ent- 
steht beim  Yorhandensein  von  Hg  dicht  über 
dem  Rauschgold ,  auf  der  inneren  Glasfläche 
desReagensglaseS)  die  charakteristische  rothe 
Jodyerbindong  des  Quecksilbers  (Jodid  und 
Jodür).    Im  Harn  konnte  sonach  0,016  mg 
Sublimat  auf  100  ccm  Harn  nachgewiesen 
werden,  während  die  Grenze  des  Nachweises 
beim  Verfahren  von  Fikrhringer  bei  0,2  mg, 
bei  dem  von  MMer  bei  0,06  mg  für  100  ccm 
gelegen  ist 
Bmdh  OeMTßlbL  f.  d.  med.  Wies.  ÜBST,  Nr.  29, 


*)  Ph.'Centr.  22,  46,  436;  26,  3S2;  27,  392. 


•  1 


Mlseellen. 


Z«]r  l^n^  der  Venrnreinignng  des 
Wassers  durch  Meieme  Leitungs- 
rohren. 

Vi»  Dv.  PiiOiiiaftfi  ia  Offenbach  a.  M. 

IMe  Ansichten  über  die  Zweckmässigkeit 
oder  Gesnndhettsgeffthrlichkeit  der  BleirOhren 
bei  Wasserleitungen  sind  noch  nicht  fest 
begründet  Die  Zahl  der  wirkliidien  Beob- 
achtungen von  Mei-Intoxicstionen,  welche 


lediglich  in  Folge  eines  fortgesetziett  Ge- 
nusses Ten  Röhrleitungswaaser,  de«  ans  den 
Bleirfthren  Blei  aufgenommen  hatte,  her?er- 
gsfufen  Wurden ,  ist  TerhAttnissm&ssig  Sehr 
gering.  Yeriasser  hat  Tsm  Standpunkte  des 
praktischen  Arztes  ans  diese  hygienisch 
wichtige  Frage  experimentell  yerfoigt  und 
ist  hierbei-  zn  folgenden  Ergebnissen  ge^ 
kommen.  Die  BleirOhrenTerhalten  sich  gegen 
yerschiedeney  durch  sie  geleitete  WSsser  nr- 


487 


schieden.  Freie  Kohlensäure,  sowie  ein 
niedriger  Härtegrad  des  Wassers  greifen  das 
bleierne  Leitnngsmaterial  an,  während  hohe 
Härtegrade  das  Bleirohr  Tor  stärkeren  In- 
solten  schützen.  Es  ist  dabei  anwesentlich, 
ob  es  sich  um  geschwefelte  (weiche),  im 
Innern  mit  einem  Ueberzng  Ton  Schwefelblei 
versehene  oder  harte  (angeschwefelte)  Bohren 
handelt,  aach  beeinflasst  der  Drack,  anter 
dem  das  Wasser  in  der  Leitang  steht,  nicht 
dessen  Verhalten  gegen  das  Blei.  Bei  längerer 
Benatzang  (6  Monate)  werden  die  Bleiröhren 
aber  aach  g^en  weiches  and  kohlensänre- 
haltiges  Wasser  anempfindlich,  da  sich  das 
Innere  der  Bohren  mit  der  Zeit  mit  einer 
Schicht  anlöslichen  Bleisalzes  überzieht 
Was  die  Frage  der  Oefahren  der  Blei-Intoxi- 
cation  darch  Röhren wasser  betrifft,  so  ist 
heryorzoheben,  dass  bei  dem  einfachen  an* 
nnterbrochenen  Passiren  des  Wassers  darch 
ein  Bleirohr  toxische  Eigenschaften  des 
Wassers  nicht  entstehen ;  es  erscheint  aber 
gleichwohl  erforderlich,  bei  jeder  za  installi- 
renden  Leitang  vor  deren  Inbetriebsetzang 
das  Wasser  zn  analysiren  and  (besonders 
wenn  es  weiches  ist)  sein  Verhalten  za  Blei- 
robr  experimentell  za  prüfen  and  dann  dem 
consamirenden  Pablikam  die  Ergebnisse  and 
die  daraas  za  folgernden  Maassnahmen,  be* 
ziehentlich  Vorsichtsmaassregeln ,  mitza- 
theilen.  Für  ein  Trinkwasser  einen  unteren 
Grenzwerth  zulässigen  Bleigehaltes  festza- 
setzen,  ist  anstatthaft,  vielmehr  mass  jedes 
Wasser,  welches  so  viel  Blei  enthält,  dass 
solches  darch  Schwefelwasserstoff  nachweis- 
bar wird,  TomGenasse  ansgeschlossen  werden. 
Durch  Schmidts  Jährbücher  215,  76. 


Stenocarpin,  ein  locales 
Anaesthetikum. 

Wiederam  kommt  von  Amerika  die 
Kunde  über  ein  neues  locales  Anaesthetikum. 
Dasselbe  ist  von  Dr.  Seward  in  einer  Pflanze, 
deren  Abstammung  nicht  genau  bekannt  ist, 
aufgefunden.  Die  Pflanze  wächst  sehr  reich- 
lich in  Luisiana  und  soll  zu  den  Acacien  ge- 
hören. (Acacia  stenocarpa?)  Einstweilen 
nennt  Seward  das  Alkaloid  Stenocarpin ;  die 
Isolirungsmethode  ist  jedoeh  bis  Jetzt  nicht 
angegeben.  Nach  den  Versuchen  von  Dr. 
Claibome  (Med.  Record.  VIII,  1887)  be- 
wirken zwei  Tropfen  der  wässerigen  Lösung 
in  wenigen  Minuten  vollständige  Empfindungs- 


losigkeit der  Cornea  und  Oonjuncüva  mit  Er- 
weiterung der  Pupillen.  Die  Anaesthesie 
dauert  etwa  eine  halbe  Stunde,  die  Pupillen- 
erweiterung 36  Stunden.  Dr.  Claibome 
wandte  eine  zweiprocentige  Lösung  an  und 
glaubt,  dass  der  Stoff  tou  stärkerer  Wirkung 
ist  als  Cocain.  Ther.  Gae.  Auffust  1887, 

Man  darf  sich  gegen  die  Torstehende  Mit- 
theilung mit  Recht  einstweilen  abwartend 
Terhalten.  Abgesehen  davon,  dass  in  letzter 
Zeit  eine  Anzahl  Anaesthetica  aufgetaucht 
und  wieder  verschwunden  sind,  ist  in  dem 
vorliegenden  Falle  die  Pflanze  nicht  genau 
bekannt,  die  Darstellnngsmethode  nicht  an- 
gegeben und  der  Stoff  selbst  nicht  genügend 
bestimmt.  Auch  die  wenigen  Versuche,  welche 
angestellt  worden  sind,  reichen  nicht  aus,  die 
Wirksamkeit  des  Mittels  zu  beweisen.  (Anm. 
d.  Ref.)  —  OS— 

Cacur.  Myriocarpin. 

Die  bei  den  Kaffem  Cacur  genannte  Frucht 
stammt  von  CucumisMyriocarpus  (Cu- 
curbitaceae).  Es  ist  ein  Emeticum  und  Pur- 
gativum  zugleich,  in  der  Stärke  etwa  der  Colo- 
quinte  gleich.  Die  Frucht  ist  nur  etwa  von 
der  Grösse  einer  grossen  Stachelbeere,  unreif 
ist  dieselbe  grün,  reif  dagegen  gelb.  Die  Pulpa 
ist  sehr  wässerig,  hat  einen  gurkenartigen 
Geruch  und  sehr  bitteren  Geschmack.  Beim 
Trocknen  der  Frucht  muss  vorsichtig  verfahren 
werden,  da  bei  stärkerer  Hitze  sich  das  wirk- 
same Princip  zersetzt.  Die  Eingeborenen  von 
Südafrika  nehmen  als  Abführmittel  eine 
Frucht,  als  Vomitiv  zwei  Früchte.  Armstrong 
AtJUnson  untersuchte  die  Früchte  und  isolirte 
daraus  auf  folgende  Weise  einen  wirksamen 
Körper.  Er  befreit  die  Frucht  von  den 
Samen,  trocknet  sie  bei  niederer  Temperatur, 
pulvert  und  zieht  mit  verdünntem  Alkohol 
ans.  Die  spirituöse  Lösung  wird  abgedampft, 
mit  Wasser  aufgenommen  und  mit  frisch  ge- 
fälltem Bleioxyd  entfärbt.  Das  Filtrat  wird 
mit  Aeiher  ausgeschüttelt.  Der  Aether  ent- 
hält den  wirksamen  Körper,  den  Armstrong 
Myriocarpin  nennt.  Der  Körper  red ucirt 
Fehling'Bcht  Lösung,  hat  aber  keine  glyco- 
sidische  Eigenschaften ,  kiystallisirt  nicht, 
sondern  ist  harzartig;  er  löst  sich  in  Aether, 
Wasser  und  verdünntem  Alkohol,  weniger 
leicht  in  starkem  Alkohol.  — 08— 

Pharm,  Journ.  Transact.   18&T,  1. 


488 


Liqueur  dn  Dr.  Laville. 

Der  yielbesprochene  Liqueur  de  Laville 
ist  auf  Veranlassung  des  Königl.  Sächsischen 
Landes -Medicinal-Colleginms  von  der  Che- 
mischen Centralstelle  in  Dresden  einer  Unter- 
suchung unterworfen  worden  und  es  hat  sich 
dabei  ergeben,  „dass  dieses  Mittel  aus  einem 
weingeistigen,  resp.  weinigen  Auszug  von 
Herbstzeitlosensamen  und  Chinarinde  besteht 
und  in  lOOTheilen  15,55  Th.  Alkohol,  80,85 
Th.  Wasser,  0,11  Th.  Colchicin  (das  Alkaloid 
der  Herbstzeitlose),  0,09  Th.  Chinin,  2,94  Th. 
Extract-  und  Farbstofife  (Weinfarbstoffe)  und 
0,46  Th.  Mineralstoffe  enthält.  Da  Colchicin 
zu  den  stärksten  Pflanzengiften  gehört,  so  hat 
das  Königl.  Ministerium  des  Innern  Veranlass- 
ung genommen,  darauf  hinzuweisen,  dass  der 
Liqueur  du  Dr.  LaviUe  nach  den  bestehenden 
Vorschriften  nur  auf  besondere  ärzt- 
liche Verordnung,  nicht  aber  im  Hand- 
verkäufe in  den  Apotheken  abgegeben  werden 
darf.  Hierdurch  hat  das  von  der  Dresdner 
Medicinalpolizeibehörde  auf  Grund  einer 
früher  bereits  veranlassten  chemischen  Ana- 
lyse dieses  Mittels  erfolgte  Einschreiten  gegen 
den  Handverkauf  desselben  die  volle  Bestätig- 
ung der  Oberbehörde  gefunden."  g. 


Geheimmittel  und  Specialitäten. 

Wither'B  antizymotie  Solution  ist 
nach  der  Analyse  von  Bierbach  eine  wäss- 
rige  Flüssigkeit,  welche  enthält  0,207  pCt. 
Quecksilberchlorid ,  0,084  pCt.  Aluminium- 
chlorid, 0,048  pCt.  Zinkchlorid,  0,087  pCt. 
Kaliumchlorid,  0,788  pCt.  Natriumchlorid, 
0,06  pCt.  fireie  Salzsäure. 

Urinal  Cakes  sollen  als  Desinfections- 
mittel  Verwendung  finden  und  bestehen  nach 
Bierbach  aus  Fichtenharz,  mittelst  dessen  die 
nachfolgenden  Bestandtheile :  Kupfervitriol, 
Eisenvitriol,  Zinkvitriol,  Alaun,  Glaubersalz 
zusammengeklebt  sind. 

Pharm.  Bundscha^  1887,  8.  152. 


Erkennniig  von  geschwefeltem 

Hopfen. 

Man  leitet  heisse  Wasserdämpfe  Ober  den 
Hopfen  und  destillirt  auf  diese  Weise  das 
Hopfenöl  ab.     Gel  aus  gutem  Hopfen  zeigt 


auf  Zusatz  von  Phosphorsäure  oder  einer 
anderen  starken  Säure  keine  Veränderung. 
Geschwefelter  Hopfen  giebt  ein  Oel ,  welches 
auf  Zusatz  einer  Säure  starken  Gkruch  nach 
Schwefelwasserstoff  verbreitet.  Die  Gegen- 
wart desselben  kann  man  auch  durch  Blei- 
essigpapier nachweisen.  — os — 

Durch  Analya.  August  18S7. 


Der  Düngewerth  der  Ammoniak- 

Balze 

ist  nach  Versuchen  von  C  0.  Har^  höher, 
als  meist  angenommen  wird.  Die  meisten 
Pflanzen:  Hirse,  Gerste,  Reis,  Buchweizen, 
Incamatklee,  Erbse  gedeihen  entschieden 
besser  bei  der  Ammoniakdüngung  als  bei  der 
mit  Salpeter.  Mais  und  Hafer  verhielten  sich 
umgekehrt.  Weizen  und  Gerste  stehen  in 
der  Mitte ,  der  Weizen  neigt  mehr  zum  Am- 
moniak, die  Gerste  mehr  zur  Salpeter- 
nahrung hin. 

Zeitschr,  f.  d.  ehem.  Industrie  1887,  Heft  14. 

Zur  Physiologie  des  Gemchs. 

Aronsohn  bestreitet  auf  Grund  seiner  Ver- 
suche die  Richtigkeit  des  TFis&tfr'schen  Satzes, 
dass  eine  G^ruchsempfindung  nur  dann  zu 
Stande  komme,  wenn  die  riechenden  Theil- 
chen  in  einem  Luftstrom  zugeführt  werden. 
Er  fand ,  dass  die  Geruchsfahi^eit  der  Nase 
intact  erhalten  wird  durch  Anwendung  einer 
0,73  proc.  Kochsalzlösung  als  Spnlmittel. 
Aehnlich  wirken  andere  Salzlösungen;  jede 
Salzlösung  hat  ihr  eigenes  Optimum  der 
Concentration.  Die  Verhältnisse  dieser  Werthe 
nennt  Aronsohn  „osmoteretische" 
(TrjQia  behüte)  oder  geruchserhaltende 
Aequivalente. 

Das  kleinste  osmoteretisehe  Aequivalent 
besitzt  das  Rochsalz ;  dieses  wird  &»  1  gasetzt 
(entsprechend  einer  0,73proc.  Ldsimg).  Die 
übrigen  wesentlichen  Salze  des  Blntserams 
haben  folgende  osmoteretisehe  Aequivalente: 
Natriumcarbonat  2,  Natriumsul&t  4,  Natrium- 
phosphat 6,  Magnesiumsnlfat  6.  Misehnngen 
dieser  Salzlösungen  ergänzen  einander,  naek 
Verhältniss  ihrer  osmoteretischen  Aequi- 
valente angewandt,  zu  indifferenten  Späl- 
flüssigkeiten,  $, 

MediC' Chirurg,  Sundsch.  1837,  S.  623. 


Verlttgor  und  Tenintwoitlielier  R«daet0ttr  Dr.  K.  Gelssler  in  DrMden. 

Tm  Bnehhand«!  dvreb  Jvllaa  Springer,  Berlin  N.,  Monb^onpUta  S. 

Dmek  der  KSnlgl.  Rofbnebdniekerei  tob  O.  0.  Kelnbold*  SShaelB  DrstdeA. 


JMe  Erneuerung  de»  Abonnement» 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  hüten  dringend,  die  Bestellungen  vor 
Ahlauf  des  Monats  bewirken  eu  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter" 
hrechung  eintritt. 

Wir  bemerken  gleichzeitig,  dass  im  nächsten  Vierteljahr  Herr  Eugen  Dieterich 
eine  Reihe  Artikel  veröffentlichen  wird,  welche  Verbesserungen  und  ZiisMze 
enthalten  eu  seinem  mit  so  grossem  Beifall  aufgenommenen  „pha/rmaceu^ 
tischen  Mantial^. 

Fehlende  Nummern  woüe  man  sofort  reelamiren  und  ewar  bei  derjenigen 
PostanstaÜ  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestellung  besorgt.  Bei 
unserer  Expedition  kostet  jede  eineeine  Nummer  25  Pf. 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämmfliche  Nummern  eu  haben. 


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maeentlschen  Institut  «n  Dorpat.  Znr  Darstellung  des  Ferrlsaecharats.  Ueber  die  Empflndliebkeit  der  Reagens- 
papiere und  fiber  Indikatoren.  —  Das  Stossen  bei  Destillationen.  —  Zur  Revision  der  Pharmaoopoea  Oermanica 
edit  II.  —   Ueber  den  SanerstoiFgehalt  der  atmosphärischen  Lnft.  —  HiseelleB!   Oarragheen  als  Substitut  fBr 

Gammi  arabicum.  —  Blsmutnm  ozyjodatnoi.  —  Offene  ConeifeBdeai«  — 

Ameifea. 


Chemie  und  Pharmacie. 


Die    Section    Pharmacie    der  60. 

Naturforscher  -  Versammlimg 

zu  Wiesbaden. 

Mitthellnngen  znr  Aetherprfifang. 

Von  G.  Vuipius. 

Im  Torigen  Jahre  bei  der  Prüfung 
eines  sehr  starken,  ein  specifisches  Ge- 
wicht von  0,722  besitzenden  Aethers  ge- 
machte ungünstige  Erfahrungen,  worüber 
ich  in  Nr.  22  der  Pharmac.  Centralhalle 
von  1886  berichtete,  wurden  die  Veran- 
lassung fortgesetzter  Beobachtungen  in 
dieser  Richtung.  Die  Gesammtergebnisse 
derselben  Ihnen  heute  zu  unterbreiten, 
war  die  Absicht,  als  am  20.  Juni  die  be- 
treffende Anmeldung  an  den  Herrn  Schrift- 
führer unserer  Section  gesandt  wurde. 
Inzwischen  sind  nicht  nur  seitens  der 
Pbarmiükopöe-Commission  des  deutschen 
Apotbekervereins  in  den  Motiven,  welche 
die  zur  Fassung  des  Artikels  „Aether** 
der  Pharmakopoe  beantragten  Aender- 
ungen  begleiteten,  ausführliche  kritische 
Bemerkungen  über  Beinheitsbedingungen 
und  Proben  des  Aethers  veröffentlicht 


worden,  welche  sich  mit  meinen  Erfahr- 
ungen vielfach  decken,  sondern  es  ist 
auch  erst  vor  sechs  Wochen  eine  hoch- 
interessante Arbeit  von  Herrn  Professor 
Schär  im  „Archiv"  erschienen,  welche 
in  ihrem  zweiten  Theile  eine  vorzügliche 
Zusammenstellung  eigener  und  fremder 
Beobachtungen  und  Anschauungen  über 
gewisse  Eigenthümlichkeiten  und  Ver- 
unreinigungen des  Aethers  enthält. 

Diese  Publicationen  neuesten  Datums 
entkleiden  meine  beabsichtigten  Mittheil- 
ungen so  gründlich  desBeizes  der  Neuheit, 
dass  ich  auf  dieselben  überhaupt  verzichtet 
haben  würde,  wenn  nicht  Herr  Professor 
Schär  am  Schlüsse  seiner  eben  erwähn- 
ten Arbeit  in  so  liebenswürdiger  Weise 
den  Wunsch  ausgesprochen  hätte,  dass 
auch  fernerhin  Wahrnehmungen  Anderer 
über  diesen  Gegenstand  nicht  unterdrückt, 
sondern  immerhin  bekannt  gegeben  wer- 
den möchten. 

Gleichwohl  wird  es  angezeigt  sein, 
unter  den  bezeichneten  Verhältnissen  die 
heutigen  Mittheilungen  nicht  zu  stark 
auszudehnen,  um  so  weniger,  als  über 
das  gleiche  Thema  schon  von  Warden, 


490 


Börrigter,  Daecomo,  Plagge,  Fischer  und 
Anderen  gearbeitet  und  gesehrieben  wor- 
den ist. 

Leitendes  Moment  für  den  Apotheker 
wird  in  dieser  Frage  der  Wunsch  sein 
mQssen,  feste  Gesichtspunkte  zu  gewin- 
nen bezüglich  der  Anforderungen,  welche 
an  die  Reinheit  des  officinellen  Aethers 
fortan  gemacht  werden  dürfen  und  müs- 
sen. Einen  ersten  Schritt  in  dieser  Sicht- 
ung hat  die  Pharmakopoe  -  Gommission 
des  deutschen  Apothekervereins  gethan, 
indem  sie  verlangt,  dass  der  Aether  vor 
Licht  geschützt  autbewahrt  werden  solle. 

Zu  einer  derartigen  Forderung  liegt 
eine  praktische  Berechtigung  allerdings 
vor,  denn  auch  meine  Versuche  bestätig- 
ten die  Beobachtung,  dass  ein  durch 
Waschen  mit  Kalilauge  gegen  eine  zehn- 
procentige  Jodkaliumlösung  indifferent 
gewordener  Aether  unter  Umständen  aus 
letzterer  Jod  abspaltet,  wenn  er  dem 
Lichte,  besonders  dem  directen  Sonnen- 
lichte, lange  genug  ausgesetzt  wird. 

Um  ein  Urtheil  zu  gewinnen  über  den 
etwaigen  Einfluss  sonstiger  äusserer  Be- 
dingungen, wurde  der  mittelst  der  be- 
zeichneten Behandlung  gegen  Jodkalium 
inoffensiv  gewordene,  aber  nicht  rectifi- 
cirte,  sondern  von  der  Kalilauge  nur  im 
Scheidetrichter  getrennte  Aether  mit  einem 
Zehntelvolumen  jener  Jodkaliumlösung  in 
ganz  und  halb  gefüllten,  mit  Kork-  und 
Glasstöpseln  verschlossenen,  sowie  endlich 
in  solchen  Gläsern  in  Berührung  gelassen, 
durch  deren  Korkstöpsel  eine  feine  Glas- 
röhre ging,  während  einzehie  der  Glas- 
stöpselgläser noch  durch  äussere  Yerkitt- 
ung  absolut  luftdicht  gemacht  waren. 

Unter  allen  diesen  Bedingungen  zeigte 
sich  bei  den  im  Dunkeln  gebliebenen 
Gläsern  der  Inhalt  nach  einer  Woche 
vollständig  farblos,  während  andererseits 
das  diffuse  Tageslicht  schon  nach  24  Stun- 
den in  sänuntlichen  Gläsern  eine  zwar 
sehr  leichte,  aber  doch  wahrnehmbare 
Färbung  hervorgerufen  hatte,  welche  nach 
zwei  weiteren  Tagen  etwas  deutlicher 
geworden  war. 

Dabei  war  jedoch  eine  auffallende  Aus- 
nahme zu  constatiren  insofern,  als  in 
demjenigen  Glase,  dessen  Inneres  sieh 
mittelst  einer  durch  den  Kork  gesteckten 
GlascapiUare  in  beschränkter  Gommnni- 


cation  mit  der  äusseren  Luft  befand,  die 
Färbung  erst  einen  Ta^  später  erkennbar 
wurde.  So  nahe  es  liegt,  den  Grand 
dieser  eigenthümlichen  Ausnahme  in  dem 
gewährten  schwachen  Luftzutritte  zu 
suchen,  welcher  ja  bekanntlich  auch  bei 
der  Aufbewahrung  von  krystallirtem 
Ferrosulfat  am  besten  vor  Oxydation 
schützt,  so  denke  ich  doch  eher  an  irgend 
eine  Zufälligkeit. 

Wurden  die  Versuche  im  offenen  Be- 
agircylinder  am  Tageslichte  ausgeführt 
unter  zeitweiligem  Umschütteln,  so  trat 
leichte  Gelbfärbung  um  so  früher  ein,  je 
mehr  die  rasche  Verdunstung  des  Aethers 
durch  einen  über  die  Oberfläche  dessel- 
ben geleiteten  Luftstrom  begünstigt  wurde. 
Unter  allen  Umständen  Shrte  ein  Ver- 
tauschen des  diffusen  gegen  directes 
Sonnenlicht  zu  schnellerer  und  tieferer 
Gelbfärbung,  und  auch  hier  stand  der 
fördernde  Einfluss  gleichzeitigen,  reich- 
hohen  Luftzutrittes  ausser  allem  Zweifel. 

Anders  gestaltete  sich  die  Sache,  wenn 
der  Aether  nach  Behandlung  mit  festem 
oder  gelöstem  Aetzkali  nicht  nur  von 
diesem  mechanisch  getrennt,  sondern 
rectificirt  wurde.  Dann  geschah  das  Ge- 
gentheil  von  dem,  was  man  hätte  er- 
warten sollen,  d.  h.  die  Wirkung  des 
diffusen  Lichtes  musste  jetzt  viel  länger, 
mehrere  Tage  hindurch  andauern,  bis  in 
einer  Mischung  von  Aether  mit  Jod- 
kaliumlösung die  ersten  Spuren  von 
Gelbfärbung  sich  zeigten.  Jene  kleinen 
Antheile  von  Alkali  in  dem  damit  be- 
handelten, aber  nicht  rectificirten  Aether, 
welche  sich  durch  die  Wirkung  des  letz- 
teren auf  Phenolphtalein  sehr  deutlich 
nachweisen  liessen,  hatten  also  nicht 
etwa  dauernd  schützend  auf  den  belich- 
teten Aether  und  das  damit  in  Berühr- 
ung gebrachte  Jodkalium  gewirkt,  son- 
dern es  widerstand  bei  ihrer  Anwesen- 
heit der  Aether  der  Lichtwirkung  nicht 

Dagegen  muss  constatirt  werden,  dass, 
bevor  es  zu  einer  Gelbfbbung  des  mit 
Ealilage  behandelten  und  dann  anfäng- 
lich Phenolphtalln  röthenden  Aethers 
kam,  diese  schwach  alkalische  Beaction 
unter  der  Wirkung  des  Lichtes  znnächst 
vollkommen  wieder  verschwanden  war. 
Daraus  scheint  hervorzugehen,  dass  in 
dem  nicht  rectificirten  Aether  nach  dem 


491 


Waschen  mit  Kalilauge  noch  eine  Sub- 
stanz vorhanden  war,  aus  weicher  sich 
jener  Körper  wieder  regeneriren  konnte, 
welcher  direct  oder  indirect  auf  Jod- 
kalium zersetzend  in  dem  nicht  mit  Al- 
kali gewaschenen  Handelsäther  gewirkt 
hatte.  Aber  auch  dem  über  Alkali  recti- 
fieirten  Aether,  welcher 'nur  nach  länge- 
rer und  stärkerer  Belichtung  Jodkalium 
zerlegt,  konnte  letztere  Eigenschaft  in 
ausgezeichneterweise  durch  Zusatz  einer 
Säure  ertheilt  werden,  wobei  es  gleich- 
giltig  blieb,  ob  hierzu  Schwefelsäure, 
Pbosphorsäure,  Salpetersäure,  Salzsäure, 
Essigsäure,  Gitronensäure  oder  Weinsäure 
verwendet  wurde,  ein  Umst^d,  welcher 
dafür  spricht,  dass  auch  jene  den  Aether 
zur  Zersetzung  des  Kaliumjodids  dispo- 
nirende  Verunreinigung  einen  sauren 
Charakter  haben  dürfte. 

Mit  dem  bisher  Berichteten  soll  übri- 
gens keineswegs  gesagt  sein,  dass  die 
Beobachtungen  Anderer,  wonach  ein  ab- 
solut reiner  Aether  weder  durch  die  Ein- 
wirkung von  Licht,  noch  durch  die  der 
Luft  die  Eigenschaft  annehme,  Jod  aus 
Jodkaliuin  abzuspalten,  unrichtig  seien, 
sondern  es  wird  eben  nur  das  Verhalten 
desjenigen  Aethers  damit  constatirt,  wel- 
chen man  durch  mehrmaliges  Waschen 
mit  Kalilauge  und  nachfolgende  Bectifi- 
cation  gereinigt  hat,  der  ja  aber  immer 
noch  minimale  Spuren  der  verhän^niss- 
vollen  Verunreinigung  enthalten  Kann. 
Auf  eine  noch  bessere,  eine  absolut  reine 
Handelswaare  wird  aber  der  Apotheker 
in  der  Begel  verzichten  müssen. 

Es  ist  femer  noch  hervorzuheben,  dass 
die  Menge  Jod,  welche  ein  bestimmtes 
Gewicht  Aether  unter  sonst  ganz  gleichen 
Verhältnissen  in  einer  bestimmten  Zeit 
aus  Jodkalium  abspaltet,  erheblich  grösser 
gefunden  wurde,  wenn  von  Zeit  zu  Zeit 
die  Flüssigkeit  mit  Thiosulfat  wieder  ent- 
färbt, also  das  abgeschiedene  Jod  öfters 
weggenommen  wird,  als  wenn  man  ohne 
dieses  am  Schlüsse  der  Einwirkungsdauer 
das  freie  Jod  in  einem  Zuge  austitrirt. 
Von  einem  solchen  käuflichen,  das  Jod- 
kalium zersetzenden  Aether  verbrauchten 
10  com  bei  dreistündiger  directer  Insola- 
tion im  ersteren  Falle  0,8,  im  zweiten 
nur  0,5  ccm  Zehntel-Normal-Natriumthio- 
sulfat  zur  EntjßUrbung.    Inwiefern  das  im 


ersten  Falle  nothwendige  öftere  Schütteln 
mit  neuen  Luftmengen  dabei  eine  Bolle 
spielt,  mag  dahingestellt  bleiben. 

Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  auch 
die  Gegenwart  von  Jodkaliumlösung  den 
belichteten  reinen  Aether  zum  Erleiden 
derjenigen  Veränderung  zu  disponiren 
scheint,  welche  eben  die  Vorbedingung 
der  Spaltung  von  Jodkalium  ist,  denn 
ein  gleichlang  für  sich  belichteter  reiner 
Aether  äusserte  bei  nachheriger  Berühr- 
ung mit  Jodkaliumlösung  in  gleichen 
Zeiten  auf  diese  eine  merklich  geringere 
Wirkung,  als  wenn  er  vorher  über  jener 
stehend  belichtet  wurde. 

Schien  es  nach  dem  früher  Gesagten 
erwiesen,  dass  auch  ein  durch  Behandeln 
mit  Kali  und  nachfolgende  Bectification 
gereinigter  Aether  unter  den  bezeich- 
neten, geflissentlich  möglichst  nachtheilig 
gestalteten  äusseren  Umständen  die  Eigen- 
schaft gewinnen  kann,  Jodkalium  zu  zer- 
setzen, so  geht  doch  auf  der  anderen 
Seite  aus  den  angestellten  Versuchen  auch 
hervor,  dass  er  unter  den  gewöhnlich  in 
Apotheken  vorhandenen  Aufbewahrungs- 
verhältnissen, wo  es  sich  für  diegrösse- 
ren  Vorräthe  höchstens  um  die  Wirkung 
von  gedämpftem  Kellerlicht,  für  die  klei- 
nen Verbrauchsmengen  um  diejenige  von 
massigem  zerstreutem  Tageslicht  handeln 
kann,  jene  Eigenschaft  nur  in  bescheide- 
nem Umfange  annehmen  wird  und  dass 
daher  sofortige  zersetzende  Wirkung 
von  Aether  auf  zehnprocentige  Jodkalium- 
lösung ihren  Grund  noch  in  anderen  Ver- 
unreinigungen haben  muss,  als  in  jener, 
welche  unter  längerem  und  starkem  Licht- 
einHuss  in  reinem  Aether  entstehen  kann. 
Jene  anderen  Verunreinigungen  auch  der 
besseren  Handelssorten  des  Aethers  sind 
es,  welchen  der  Hauptantheil  an  der  zer- 
setzenden'  Wirkung  auf  das  Jodkalium 
zukommt,  denn  sie  veranlassen  dieselbe 
sowohl  direct  als  auch  indirect,  indem 
bei  ihrer  Anwesenheit  der  Aether  selbst 
wieder  Stoffe  erzeugt,  welche  auf  s  Neue 
zersetzend  auf  das  Jodkalium  einwirken, 
mögen  dieselben  nun  Wasserstoffsuper- 
oxyd oder  activirter  Sauerstoff  oder  Aethyl- 
peröxyd  heissen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  bemerkt, 
dass  ich  die  bekannte  Blaufärbung  bei 
Behandlung   auch   eines  das  Jodkalium 


492 


sehr  stark  zersetzenden,  entschieden  un- 
reinen Aethers  mit  einer  Spur  Chrom- 
säure  nur  ein  einziges  Mal  und  zwar  nur 
in  sehr  geringem  Grade  erhalten  konnte, 
dass  also  gerade  diese  für  die  Anwesen- 
heit von  WasserstoflFsuperoxyd  entschei- 
dendste Beaetion  im  Allgemeinen  versagte, 
während  der  gleiche  Aether  5  pCt.  seines 
Volumens  einer  zehntelprocentigen  Lös- 
ung von  Kaliumpermanganat  beim  Schüt- 
teln innerhalb  einer  Minute  entfärbte  und 
ebenso  auch  Indiglösung,  diese  jedoch 
nur  unter  Zuhilfenahme  einer  Spur  Ferro- 
sulfat.  Dagegen  wurde  keine  von  allen 
diesen  Reactionen  mit  einem  selbstge- 
reinigten und  rectificirten  Aether  er- 
halten. 

Zur  Reinigung  des  Aethers  von  der 
auf  Jodkalium  wirkenden  Substanz  er- 
wiesen sichEaliumcarbonat  und  gebrannte 
Magnesia  wenig,  Mafnesiumcarbonat  gar 
nicht  geeignet,  während  dieselbe  mit 
Ealkhydrat  hinlänglich,  am  besten  aber 
mit  festem  Ealihydrat  oder  mit  Kalilauge 
gelang,  wobei  zuerst  die  Lauge  sich  gelb 
fkrbte,  dann  die  Färbung  in  den  Aether 
überging,  sich  letzterem  aber  wieder  durch 
neue  Waschungen  mit  verdünnter  Kali- 
lösung entziehen  Hess. 

Bei  dieser  Behandlung  und  ebenso  bei 
der  mit  Kalkhydrat  verliert  der  Aether 
nicht  nur  seine  etwa  vorhanden  gewesene 
Reaction  auf  Jodkalium,'  sondern  auch 
die  Eigenschaft,  Kalihydrat  gelb  zu  förben, 
ein  Verhalten,  welches  er  einer  anderen 
Verunreinigung  und  zwar  wahrscheinlich 
einer  solchen  mit  Aldehyd  verdankt.  Her- 
vorheben möchte  ich,  dass  es  mir  nicht 
gelang,  diese  durch.  Behandlung  mit  Al- 
Ealien  einmal  beseitigte  Reaction  des 
Aethers  durch  Belichtung  wieder  hervor- 
zurufen, ein  prägnanter  unterschied  von 
der  Wirkung  auf  Jodkalium  und  bewei- 
send, dass  zwei  verschiedene  Ursachen 
diesen  beiden  Reactionen  zu  Grunde  liegen 
müssen,  obgleich  dieselben  in  der  Regel 
gleichzeitig  einem  bestimmten  Aether 
zukommen  nnd  beide  durch  Behandlung 
mit  Alkali  beseitigt  werden  können. 

Die  Acidität  des  käuflichen  Aethers 
bleibt  unter  allen  Umst^den  ein  wesent- 
lich begünstigendes  Moment  fSr  dessen 
zersetzende  Wirkung  auf  Jodkalium.  Zur 
Beurtheilung  ihrer  Grösse  sei  mitgetheilt. 


dass  5  ccm  eines  käuflichen ,  den  heuti- 
gen Ansprüchen  der  Pharmakopoe  ge- 
nügenden Aethers  mit  5  ccm  Wasser, 
etwas  Phenolphtale'in  und  0,1  ccm  Zehntel- 
Normalkali  einen  Augenblick  geschüttelt 
eine  farblose  Flüssigkeit  lieferten.  Dass 
wenige  Tropfen  Terpentinöl  besonders 
beim  Schütteln  mit  Luft  im  directen  Son- 
nenlicht bei  dieser  Probe  denselben  Effect 
in  noch  höherem  Grade  zeigen,  wie 
Aether,  ist  vielleicht  ein  Fingerzeig  be- 
züglich des  Charakters  jenes  Vorganges. 
Scheint  doch  auch  hierbei  die  Menge  des 
Aethers  eine  weniger  wichtige  Rolle  zu 
spielen,  als  die  Grösse  des  mit  der  Misch- 
ung geschüttelten  Luftvoluroens  und  die 
Stärke  der  Insolation. 

Unter  Berücksichtigung  aller  bespro- 
chenen Verhältnisse  wird  man  nun  zwar 
von  einem  officinellen  Aether  nicht  ver- 
langen dürfen^  dass  derselbe  unter  allen 
Umständen,  bei  jedem  Belichtongsver- 
hältnisse  und  während  unbegrenzter  Ver- 
suchszeit gegen  JodkaliumTösüng  oder 
gar  gegen  die  noch  viel  empiindliehere 
Jodzinkstärkelösung  sich  vollkommen  in- 
different zeige,  allein  man  wird  anderer- 
seits doch  manche  Verschärfung  der  seit- 
herigen Anforderungen  eintreten  lassen 
können  und  hauptsächlich  in  Erwägung, 
dass  ein  Säuregehalt  des  Aethers  den- 
selben besonders  zu  jener  eigenthüm- 
lichen,  durch  die  Abspaltung  von  Jod 
aus  Jodkalium  eharakterisirten  Veränder- 
ung disponirt,  eine  weit  engere  Beschränk- 
ung seiner  Acidität  fordern  müssen,  als 
sie  durch  die  heutige  wenig  empfindliche 
Probe  der  Pharmakopoe  gegeben  ist. 

Nur  dann,  wenn  man  beim  Einkaufe 
des  Aethers  sich  überzeugt  hat,  dass  der- 
selbe die  zu  formulir^den  strengeren 
Bedingungen  erftUlt,  kann  dessen  Auf- 
bewahrung unter  Lichtabschluss  ihren 
vollen  Werth  haben,  denn  es  würde 
wenig  Zweck  haben,  diesen  Schatz  einem 
Präparate  angedeifaen  zu  lassen,  von  dem 
man  nicht  weiss,  ob  es  etwa  jene  Fehler 
schon  besitzt,  vor  deren  Erwerbong  der 
Lichtabschluss  es  bewahren  soll. 

Man  wird  verlangen  können 
1.  dass  der  etwa  noch  0,1  cem  betra- 

fende   Bückstand   der   freiwilligen 
erdunstung  von  5  ecm  Aether  blaues 
Lackmaspapier  nieht  rOthe; 


493 


2.  dass  10  ecm  Aether   mit   gleichviel 

Wasser,  einigen  Tropfen  .Phenol- 
phtaleinlösung  und  0,1  ccm  Zehntel- 
Normalkalilösong  im  gefüllten  61a»- 
eylinder  durchgeschüttelt,  nach  kur- 
zem Stehen  eine  röthlieh  gei&rbte 
wässerige  Schicht  geben; 

3.  dass  Eaühydrat,  mit  dem  Aether  Über- 

gossen, sich  innerhalb  einer  Stubde 
nicht  gelblrch  färbe,  and 

4.  dass  10  ccm  Aether  mit  1  ccm  einer 

zehnprocentigen  Jodkaliumlösang  im 
vollen  geschlossenen  Glasstöpsel- 
glase öf^rs  geschüttelt  im  zerstreu- 
ten Tageslicht  innerhalb  einer  Stande 
keinerlei  Färbung  erkennen  lassen. 

Hat  der  Aether  durch  Bectification  über 
Aetzalkalien  diesen  Reinheitsgrad  erwor- 
ben, so  bleibt  ihm  derselbe  bei  massiger 
Beleuchtung  oder  gar  unter Lichtabschluss 
erfahrungsgemäss  auf  länge  hinaus  ge- 
sichert. Man  darf  auch  annehmen,  dass 
es  der  chemischen  Grossindustrie,  welche 
heute  zttf  Aetherfabrikation  vielfach  äuis- 
serst  geringe  Spritsorten  benutzt,  keine 
Schwierigkeiten  bereiten  wird,  einen  den 
bezeichneten  Anforderungen  entsprechen- 
den 4^^^^^  zu  liefern,  während  dem 
heutigen  Aether  der  Apotheken  noch 
jüngst  Hesse  das  bedenkliche  Zeugniss 
ausgestellt  hat,  dass  dessen  Säuregehalt 
den  Werth  seiner  Prüfungsmethode  für 
Ghininsulfat  stark  beeinträchtige. 

Es  soll  übrigens  mit  diesen  Ausführ- 
ungen keineswegs  gemeint  sein,  dass  die 
Pharmakopoe- Commissi on  unseres  deut- 
schen Apothekervereins  die  vorbezeichne- 
ten oder  ähnliche  Forderungen  jetzt  schon 
hätte  erheben  sollen.  Dazu  befindet  sich 
die  ganze  Frage  noch  zu  sehr  im  Stadium 
des  läammelns  von  Erfahrungen  und  der 
Discttssion.  Wenn  di^se  Mittheilungen 
letztere  aufs  Neue  anregen  und  einem 
positiven  Abschlüsse  näher  bringen,  so 
ist  ihr  Zweck  erreicht. 

Debatte:  Dr.  Ostennayer-'ETfxat  be- 
merkt, dass  der  Gehalt  an  Aldehyd  im 
kiufliehen  Aether  wohl  von  wesentlichem 
Einfluss  auf  dessen  Eigenschaften  UQd 
Verhalten  gegen  Beagentien  ist  Er  hat 
den  Aldehydgehalt  schon  vor  2  Jahren 
quantitativ  bätimmt  und  gefunden,  dass 
derselbe  in  den  meisten  Fällen  zwischen 


0,18  bis  0,24  pGt.  schwankt.  Die  Be- 
stinunung  geschah  durch  Einleiten  von 
trockenem  Ammoniakgas  in  den  vorher 
entwässerten  Aether  und  Oewichtsbe- 
Stimmung  des  erhaltenen  Aldehyd-Am- 
moniaks, das  sieh  direct  in  KrystaUen 
abscheidet. 

B,  Fischer  giebt  an,  dass  nach  seinen 
Erfahrungen  blosses  Schütteln  mit  Kali- 
lauge zur  Reinigung  von  Aether  nicht 
genügt,  vielmehr  sei  dazu  eine  Mace* 
ration  über  festem  Ealihydrat  erforder- 
lich. Auch  erlange  reiner  Aether  seine 
zerseteenden  Eigenschaften  gegenüber 
Jodkalium  oder  Jodoform  nicht  lediglich 
unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes,  viel- 
mehr sei  hierzu  die  gleichzeitige  Gegen* 
wart  von  Luft  nöthig. 

Sdtneider-Dresden  erwähnt  eine  seines 
Wissens  bisher  noch  nicht  bekannt  ge- 
gebene Erscheinung.  Ein  Aether  (im 
Blechgefäss  aufbewahrt)  gab  die  Aetzkali- 
Beaction,  nicht  jedoch  die  Ealiumjodid- 
Beaction  (selbst  nicht  bei  Anwendung 
von  Lösung  1 : 1).  Wurde  dieser  Aether 
in  einer  ^ßhale  am  Licht  und  freiwillig 
verdunstet  und  der  -Bückstand  mit  Aether 
aufgenommen,  so  gab  diese  Lösung  nun- 
mehr beide  obengenannte  Beactionen. 

Prof.  Poleck  theilt  mit,  dass  Apotheker 
Thümmel  in  seinem  Laboratorium  damit 
beschäftigt  ist,  den  verunreinigenden 
Körper  des  Aethers  seiner  Natur  nach 
festzustellen.  Derselbe  scheine  Yinyläther 
zu  sein. 


Yersehiedene  Mitthellangeii  aas .  dem 

Laboratorlam. 

Von  Professor  Ernst  iS^^mtdt- Harburg. 

1.  Ueber  die  Bestandtheile  der 
Wurzel  von  Scopolia  janonica. 
Im  Anschluss  an  die  bezüglicne  Mit- 
theilung auf  der  vorjährigen  Versamm- 
lung berichtet  Vortragender,  dass  die 
Scopoliawurzel  Atropin,  Hyöscyamin  und 
Hyoscin  in  sehr  wechselnden  Mengen- 
verhältnissen enthält  Der  Schillerstoff 
der  Scopoliawurzel ,  das  Scopoletin,  ist 
idantiseh  mit  dem  Schillerstoff  der  Bella- 
donna (Ghrysatropasäure),  wie  durch 
vergleichende  Untersuchungen,  conslatirt 
vmrde. 

Das  als  Mydriatioum  empfohlene  Sco* 


494 


p  ö  1  e  1  n  besteht  aus  einem  Gemenge  von 
obigen  Basen  mit  deren  Zersetzungs- 
prodocten  und  harzartigen  Körpern.  Das 
käufliche  Botoln  erwies  sich  meist  als 
das  Alkalisalz  einer  kohlenstofifreichen 
Fettsäure,  also  als  eine  Seife;  ist  also 
nicht,  wie  behauptet  wurde,  ein  Alka- 
loid. 

2.  In  der  Wurzel  einer  im  botanischen 
Garten  zu  Marburg  cultivirten  Scopo- 
lia  Hlardnackiana  fand  Vortragen- 
der ebenfalls  Hyo&cyamin  vot.  Ob  die 
Scopolia  atropoides  gleichfalls  my- 
driatisch  wirkende  Basen  enthält  werden 
weitere  Versuche  lehren. 

3.  üeber  Berberin.  Vortragender 
bespricht  die  Versuche,  das  fr^ie  Ber- 
berin in  chemischer  Beinheit  und  in 
guter  krystallographischer  Ausbildung  zu 
erhalten,  Versuche,  die  dadurch  er- 
schwert werden,  dass  das  Berberin  mit 
den  als  Lösungsmittel  benutzten  Kör- 
pern, wie  Chloroform,  Aceton,  Alkohol, 
Aether,  zum  Theil  sehr  beständige  Ver- 
bindungen eingeht.  Vortragender  legt 
Chloroform  -  Berberin  in  Krystallen  von 
1  cm  Länge  vor.  Im  Anschluss  hieran 
erörtert  Vortragender  die  Resultate,  wel- 
che die.  weiteren  Oiydationsversuche 
des  Berberins,  sowie  die  Untersuchung 
der  Abkömmlinge  des  Hydroberberins 
ergeben  haben. 

4.  Ueber  das  Hydrastin.  Unter 
Vorlegung  der  bezüglichen  Präparate 
macht  Vortragender  Mittheilungen  über 
die  Darstellung,  Zusammensetzung  und 
Eigenschaften  des  durch  besondere  Kry- 
stallisations-  und  Beactionsföhigkeit  aus- 
gezeichneten Hydrastins.  Die  Zusammen- 
setzung dieses,  durch  das  Verhalten  gegen 
Jodalkyle  etc.  als  tertiäre  Base  charak- 
terisirten  Alkaloids  entspricht  der  von 
Eyhman  öufgesteUten  Formel  C2iH2iN0e. 
Die  Beductionsversuche  ergaben  in  saurer 
und  alkalischer  Lösung  ein  negatives  Re- 
sultat. Durch  Oxydationsmittel  wird  das 
Hydrastin  leicht  in  Opiansäure ,  bezüg- 
lich Hemipinsäure,  sowie  in  die  von  Will 
und  Freund  mit,  dem  Namen  Hydrastinin 
belegten  Base  (oder  deren  weitere  Zer- 
setzungsproduete)  zerlegt.  Braunstein  und 
Schwefelsäure,  Platinchlorid,  Ohromsäure 
spalteten  das  Hydrastin  ^latt  in  Hydra- 
stinin und  Opiansäure.   Die  gleichen  Pro- 


ducte  entstehen  auch,  neben  Kohlensäure 
und  Methylamin,  bei  der  Oxydation  mit 
Kaliumpermanganat  in  saurer  Lösung. 
In  alkalischer  Lösung  lieferten  Kalium- 
permanganat: Hemipinsäure,  Oxalsäure, 
Kohlensäure,  sowie  Nicotinsäure,  Methyl- 
amin und  geringe  Mengen  einer  stiek- 
8to£fhaltigen  Base  (Hydrastinin?) 

Die  Versuche  der  Ueberführung  von 
Hydrastin  in  Narkotin,  bezüglich  des 
Narkotins  in  Hydrastin  sind  noch  nicht 
vollständig  zum  Abschluss  gediehen. 

5.  Ueber  die  Bestandtheile  des 
Sternanis,  Ilicium  anisatum.  Das 
ätherische  Oel  des  Sternanis  jsetzt  sich 
im  Wesentlichen  aus  Anethol,  dem  ge- 
ringe Mengen  eines  Terpens,  eines  phenol- 
artigen Körpers  und  Safrot  beigemischt 
sind,  zusammen.  In  den  Extracten  der 
Samen  fand  sich  eine  noch  näher  zu 
charakterisirende  Zuckerart,  Protocatechu- 
säure,  eine  der  Chinasäure  in  dem  Ver- 
halten sehr  ähnliche  Säure,  sowie  die 
von  EyJcman  als  Shikiminsäure  bezeich- 
nete Verbindung. 

6.  üeber  Cholin  und  verwandte 
Körper.  Vortragender  bespricht  zu- 
nächst die  Versuche,  welche  angestellt 
wurden,  um  das  Cholin  durch  Wasser- 
abspaltung in  das  giftige  Neurin  (Vinyl- 
Trimethylaminhydroxyd)  überzufuhren. 
Salzsäure  bewirkt,  unter  Anwendung  des 
Platindoppelsalzes ,  diese  Umwandlung 
nicht  (in  Uebereinstimmung  mit  Brieger, 
im  Widerspruch  zu  Gram).  Salzsaures 
Cholin  liefert  dagegen  durch  Einwirkung 
von  faulendem  Blut  und  von  Heuinfnsom 
eine  Base,  die  in  ihrer  Wirkung  und  in 
ihren  Eigenschaften  dem  giftigen  Neurin 
entspricht.  Bei  Anwendung  von  milch- 
saurem Cholin  trat  auf  Zusatz  von  Hen- 
infusum  schon  nach  12  Stunden  starker 
Trimethylamingeruch  auf.  Aus  freiem 
Cholin  wird  in  wässeriger  Lösung  unter 
Umständen  leicht  Neurin  erzeugt.  Die 
Ueberführbarkeit  des  Cholins  in  eine 
^ftige  Base  (Neurin)  durch  den  Ein- 
fluss  von  Mikroorganismen  ist  in  man- 
chen Fällen  vielleicht  geeignet,  die  toxische 
Wirkung  zu  erklären,  welche  lecithin-. 
bezüglich  cholinhaltige  Futtermittel  plötz- 
lich unter  gewissen  Umständen  ausüben. 
Cholin  ist  eine  im  Pflanzen-  wie  Thier- 
reiche    sehr    verbreitete    Substanz,   die. 


49r> 


wahrscheinlich  ein  Zersetzungspi^odact  der 
Lecithine,  Yollständig  un giftig  ist.  Es 
ist  die  Ueberführong  desselben  in  das  gif- 
tige Neurin  nnter  den  dargelegten  Ver- 
hältnissen deshalb  eine  Entdeelung  von 
Wichtigkeit 

Das  mit  dem  Neurin  homologe  All v  1- 
Trimethylaminhydroxyd,  welches 
nach  den  verschiedensten  Bichtungen  hin 
untersucht  wurde,  zeigt,  wie  Prof.  Hans 
Meyer  constatirte,  eine  wesentlich  andere 
Wirkung  als  das  Neurin.  u-  und  ß- 
Homobetain  erwiesen  sich  als  nicht 
giftig. 

Trimethylenbromid  verbindet  sich  mit 
Trimethylamin  zu  zwei  Verbindungen: 

Letztere  Verbindung  ist  bereits  von 
Boih  dargestellt.  Zur  Scheidung  von 
Methylamin,  Dimethylamin  und  Trime- 
thylamin wurde  bisweilen  die  Fällbar- 
keit des  Trimethylaminhydrochlorats  in 
wässeriger,  salzsäurehaltiger  Lösung  durch 
Jod-Jodkalium :  N(CH3)3HJ  +  J4,  benutzt. 
Methylamin-  und  Dimethylaminhydro- 
ehlorat  werden  hierdurch  nicht  gefällt. 

Herr  Prof  Hans  Jüfeyer- Marburg  be- 
merkt, dass  nach  vorläufigen  Versuchen 
die  von  Herrn  E,  Schmidt  dargestellte 
Ällylbase  an  Thieren  eine  dem  Pilocar- 
pin ähnliche  Wirkung  hervorruft. 


Arbeiten  aus  dem  pharmaceutischen 
Institut  zu  Dorpat. 

Von  Professor  Dragendorff. 

Da  diese  Arbeiten  zum  Theil  augen- 
blicklich noch  fortgesetzt  werden,  so  be- 
richten wir  über  dieselben  nur  ganz  kurz. 
Das  ßeferat  berührte  vorzugsweise  fol- 
gende Gegenstände: 

1.  Fortsetzung  der  Untersuchungen  über 
die  Alkaloide  des  Aconitum  Lycoctonum 
von  Dohrmann  und  Einherg. 

2.  Fortsetzung  der  Arbeit  von  A, 
Jürgens  über  die  Alkaloide  des  Aconi- 
tum Napellus. 

3.  Bearbeitung  der  Alkaloide  der  Fu- 
maria  officinalis  und  Gorydalis  cava  von 
Reichioald. 

4.  Untersuchung  der  Samen  der  Sina- 
pis  juncea,  des  daraus  dargestellten  äther. 


Senföls,  resp.  eines  Gehaltes  desselben 
an  Schwefelkohlenstoflf  von  Birkenwald. 
Es  stellte  sich  bei  diesen  Untersuchungen 
heraus,  dass  alle  natürlichen  Senföle,  so- 
wohl die  aus  Sinapis  juncea,  als  die  aus 
S.  nigra,  Schwefelkohlenstoff  enthalten. 
Derselbe  wird  wahrscheinlich  gebildet 
durch  Einwirkung  von  KflS04  auf  Senföl. 
Der  Gehalt  des  Senföls  an  Schwefel- 
kohlenstoff beträgt  bis  zu  mehreren  Pro- 
centen ,  verschiedene  Umstände  tragen 
zur  Bildung  grösserer  oder  kleinerer 
Mengen  bei,  wie  Dr.  an  selbst  herge- 
stelltem Senföl  constatirte. 

5.  Vergleich  der  aus  Trehalose  ge- 
wonnenen Glycose  mit  dem  Traubenzucker 
von  Böhning. 

6.  Eine  in  Dorpat  beobachtete  Ver- 
giftung mit  Anilinöl  und  die  Schicksale 
des  Anilins  und  Toluidins  im  Körper. 

7.  Bestimmung  des  Kohlensäuregehaltes 
der  Luft  bei  Dorpat  durch  Feldt. 

Als  Mittelzahl  wurden  2,66  in  10000 
Theilen  gefunden,  also  eine  verhältniss- 
mässig  sehr  niedrige  Zahl.  Dr.  weist 
darauf  hin,  dass  in  jüngster  Zeit  der 
Koblensäuregehalt  der  Luft  wiederholt 
niedriger  gefunden  worden  sei,  als  man 
früher  für  die  Durchschnittszahl  ange- 
nommen. 

8.  Vergleichende  Untersuchungen  des 
Alkaloidgehaltes  narkotischer  Extracte 
verschiedener  Pharmakopoen  von  2?. 
Kordes. 

9.  Pharmakognostische  Bearbeitung  der 
gelben  Chinarinden  der  Dorpater  Samm- 
lung durch  Wilhiischewite  und  der  fal- 
schen Chinarinden  derselben  Sammlung 
durch  Grewe. 

Eine  zweifellos  ächte  Chinarinde  zeigt 
neben  den  soliden  Bastfasern  der  ächten 
Chinarinden  auch  Bastfasern  mit  grossen 
Lumina,  die  man  sonst  als  ein  Kenn- 
zeichen falscher  Chinarinden  auffasst. 
Eine  falsche  Binde  der  Sammlung  da- 
gegen, welche  kein  Chinin  enthält, 
stimmt  im  Bau  mit  den  ächten  Binden 
vollkommen  überein. 


Zur  Darstellong  des  Ferrisacoharats. 

Von  M.  C.  Traub. 

Bis  zu  dem  Zeitpunkt  des  Erscheinens 
der  zweiten  Auflage  der  deutschen  Phar- 


496 


inakopöe  sollte  das  Eisensaccharat  vom 
Pharmaceuten  in  der  Weise  dargestellt 
werden,  dass  er  zu  einer  Lösuno^  von 
Ei^enchlorid  und  Zucker  eine  bestimmte 
Menge  Natronlauge  zusetzte,  das  so 
gebildete  Eisennatriumsacebarat  durch 
heisses  Wasser  fällte  und  den  Nieder- 
schlag in  bekannter  Weise  weiter  ver- 
arbeiten sollte.  Diese  Methode,  welche  ein 
ganz  gut  lösliches  Präparat  lieferte,  krankte 
an  dem  Umstand,  dass  es  nicht  möglich 
war,  ohne  grossen  Verlust  an  Eisenna- 
triumsacebarat das  überschüssig  vorhan- 
dene Aetznatron  ganz  zu  beseitigen,  was 
nun  weiter  eine  lästige  Einwirkung  des- 
selben auf  den  Zucker  bei  Gelegenheit 
des  Eintrocknen  des  fertigen  Präparates 
zur  Folge  hatte.  Wohl  wurden  von 
Ficinus,  Hoffmann  y  Schneider  und  An- 
deren eine  Reihe  von  Modificationen  vor- 
geschlagen, dieselben  konnten  aber,  da 
sie  in  der  Hauptsache  sich  auf  Eeduc- 
tion  der  Natronlaugemenge  oder  auf  die 
Verwendung  von  Spiritus  als  Fällungs- 
mittel beschränkten,  nicht  zur  Geltung 
gelangen. 

Die  Vorschrift  der  neuen  deutschen 
Pharmakopoe  hat  in  erster  Linie  Ji  Förster 
in  Rostock  zum  Vater,  welcher  das  von 
der  ersten  Auflage  der  deutschen  Phar- 
makopoe gegebene  Verfahren  in  der  Weise 
zu  verbessern  suchte,  dass  er  Kohlen- 
säure in  die  alkalische  Eisenzuckerlösung 
so  lange  einleitete,  bis  ein  Niederschlag 
erfolgte.  Dieser  wurde  nun  ausgewaschen, 
mit  Äucker  vermischt  und  eingetrocknet. 

Im  Anschluss  an  diese  Arbeit  publi- 
cirte  Brunnengräber  die  in  die  zweite 
Auflage  der  deutschen  Pharmakopoe  auf- 
genommene Vorschrift,  welche  an  Stelle 
der  Kohlensäure  Natriumbicarbonat  ver- 
wendet und  so  die  überschüssige  Natron- 
lauge in  Natriumcarbonat  überführen  will. 

Beide  Methoden  unterscheiden  sich  nur 
in  diesem  Punkte  von  derjenigen  der 
früheren  Pharmakopoe,  abgesehen  davon, 
dass  Förster  nicht  mit  heissem  Wasser 
fällt  und  dass  an  Stelle  der  grossen  Menge 
Natronlauge  hauptsächlich  Natriumcar- 
bonat getreten  ist.  Beide  Methoden  sind 
aber  erfunden  unter  völligem  Ausser- 
achtlassen  der  Bedingungen,  unter  wel- 
chen ein  gut  lösliches  Eisensaccharat  ent- 
steht. 


Wie  schon  Hager  in  seinem  Oommen- 
tar  zur  ersten  Ausgabe  der  deutsehen 
Pharmakopoe  ausgesprochen  hat,  ist  im 
Perrisaccharat  die  Existenz  einer  Doppel- 
verbindung von  Natrium  und  Eisensaccha- 
rat anzunehmen.  Hager  hat  inzwischen 
seine  damalige  Hypothese  durch  den  Ver- 
such bestätigt.  Eine  Grundbedingung  für 
die  Bildung  eines  löslichen  Eisensaceba- 
rates  ist  also  die  Gegenwart  einer  be- 
stimmten Menge  Natriumsaceharates. 

Förster  leitet  nun  Kohlensäure  ein,  bis 
der  Niederschlag  erfolgt,  Brunnengräber 
setzt  eine  Menge  Natriumbicarbonat  zu. 
welche  hinreicht,  fast  die  doppelte  Menge 
der  vorgeschriebenen  Quantität  Natrium- 
hydroxyd in  Garbonat  zu  verwandeln;  in 
beiden  Fällen  wird  also  das  gebildete 
Natriümsaccharat  gleichzeitig  mit  der 
Natronlauge  in  Garbonat  verwandelt,  da 
ja  das  Natriümsaccharat  nicht  der  Ein- 
wirkung der  Kohlensäure  zu  widerstehen 
vermag.  Behandelt  man  eine  alkoholische 
Lösung  von  Natriümsaccharat  mit  Kohlen- 
säure, so  scheidet  sich  sofort  Nati'ium- 
carbonat  ab. 

Es  kann  also  in  beiden  Fällen  nach 
der  Behandlung  des  in  der  einen  oder 
anderen  Weise  erhaltenen  Niederschlages 
nur  mehr  so  viel  Natrium  und  Zueler 
vorhanden  sein,  als  in  Folge  des  unge- 
nügenden Auswaschens  vom  Eisenoxyd 
zurückgehalten  wird.  Die  Löslichkeit  des 
fertigen  Präparates  sowie  auch  seine  Zu- 
sammensetzung hängt  also  davon  ab.  wie 
weit  das  Auswaschen  getrieben  wurde. 

Ich  habe  in  einer  Reihe  von  Versuchen 
den  Natrium-  und  Zuckergehalt  des  Eisen- 
niederschlages bestimmt  und  finde  in 
Uebereinstimmung  mit  Hager,  dass  der- 
selbe für  Natrium  zwischen  0,35  bis 
0,4  g.  für  Zucker  zwischen  0,5  bis  0,7  g 
in  dem  aus  100  g  Liquor  ferri  sesquichlo- 
rati  erhaltenen  Niederschlage  schwankt. 

Ein  anderer  Missstand  der  Bicarbonat- 
methode  ist.  dass  der  Niederschlag  sich 
in  der  Regel  so  fein  ausscheidet,  dass  er 
durch  dichte  Golatorien  hindurchgeht, 
sich  ajso  schwierig  sammeln  lässt 

Als  Product  erhielt  ich  immer  ein  Prä- 
parat, welches,  wenn  es  gut  ausgetrocknet 
war,  nicht  rothbraun,  sondern  mxi  ge- 
färbt war.  Auch  Gdtes  HaBdelsbericht 
erwähnt  diesen  umstand,  und  FSrsierselhsi 


497 


empfiehlt,  das  Saccbarat  so  lange  an  der 
Luft  auszubreiten,  bis  es  die  gewünschte 
Farbe  erbalten  habe. 

Was  fernerhin  die  Löslichkeit  betrifil, 
so  finde  ich  in  Uebereinstimmung  mit 
Hager,  dass  dieselbe  eine  zu  geringe  ist. 
Zwar  fordert  die  Pharmakopoe  auch  nur, 
dass  sich  das  Präparat  in  20  Theiien 
heissen  Wassers  lösen  solle,  lässt  aber 
doch  zur  Bereitung  des  Syrupus  ferri 
oxydati  gleiche  Theile  Eisensaecharat  und 
Wasser  yerwenden. 

Arbeitet  man  dagegen  nach  der  Vor- 
schrift der  Pharmakopoe,  ohne  Natrium 
bicarbonicum  zuzusetzen,  so  wird,  hat 
man  das  Auswaschen  des  Niederschlages 
nicht  zu  weit  getrieben,  ein  ganz  gut 
lösliches  Präparat  resultiren,  ja  auch  der 
mit  Hülfe  von  Bicarbonat  erhaltene  Nie- 
derschlag liefert  oft  ein  solches,  wenn 
man  die  mit  Zucker  versetzte  Miscbung 
vor  dem  Eintrocknen  längere  Zeit  im 
Darapfbade  digerirt,  wie  dies  auch  Schli- 
4ikum  in  seinem  Gommentar  zur  Pharma- 
kopoe empfiehlt. 

Dieser  Umstand  fllhrte  mich  dahin,  zu 
versuchen,  ob  sich  nicht  der  aus  der  Eisen- 
chloridlösung mit  kohlensaurem  Natrium 
erzeugte  Niederschlag  beim  directen  Be- 
huideln  mit  Zucker  zu  lösen  vermag. 

Da  ich  nun  vorhergehend  gezeigt  habe, 
dass  der  nach  der  Bicarbonatmethode  er- 
haltene Niederschlag  nur  Spuren  von 
Zucker  und  Natrium  enthält«  so  war  die 
Aussicht  für  das  Gelingen  des  Versuches, 
die  Behandlung  mit  heissem  Wasser  ganz 
zu  umgehen,  eine  sehr  grosse. 

Zu  diesem  Zwecke  wurden  Versuche 
unternommen,  den  aus  Eisenchloridlös- 
ung durch  Natriurocarbonat  erhaltenen 
Niederschlag,  nachdem  derselbe  vom  Chlor 
gänzlich  befreit  war,  in  Zucker  aufzu- 
lösen, dem  Natriumcarbonat  zugezetzt 
war.  Der  Erfolg  des  Versuches  bestä- 
tigte ganz  die  Voraussetzung.  Ein  Zusatz 
von  0,5  pCt.  Soda  lieferte  ein  Präparat, 
welches  in  Bezug  auf  Löslichkeit  mit 
dem  Pharmakopöesaccharat  concurriren 
konnte,  ein  Zusatz  von  1  pGt  Soda  ver- 
mehrte die  Löslichkeit  bedeutend.  Es 
"war  nur  noch  nöthig,  die  Soda  durch 
Natriumhydroxyd  zu  ersetzen,  um  ein 
TöUig  blank  lösliches  Saccharat  zu  er- 
zeugen. 


Das  Eisenhydroxyd  löst  sich  demnach 
in  einer  Mischung  von  Zucker  und  Aetz- 
natron  nur  dann  gut  auf,  wenn  bei 
Gegenwart  geringer  Mengen  Zucker  ein 
Ueberschuss  von  Aetznatron  oder  im  an- 
deren Falle  bei  geringen  Mengen  Aetz- 
natron ein  Ueberschuss  von  Zucker  vor- 
handen ist. 

Hager  zieht  das  erstere  vor;  er  ar- 
beitet bei  seinem  Orthosaccharat  mit  einem 
Ueberschuss  von  Natron  und  entfernt  das 
nicht  verbrauchte  Alkali  durch  Alkohol; 
ich  ziehe  jetzt  das  letztere  vor,  da  ich 
so  ein  Präparat  erziele,  welches  den  laugen- 
haften Geschmack  nicht  besitzt,  und  da 
ich  überdies  bezweifle,  dass  die  Gegen- 
wart einer  grossen  Menge  Natron  iur  den 
therapeutischen  Werth  des  Saccharates 
ohne  Einfluss  ist. 

Ich  ermittelte  daher  die  kleinste  Menge 
Natron,  welche  nöthig  ist,  um  ein  blank 
lösliches  Saccharat  zu  erzeugen  und  konnte 
nun  meine  Methode  in  folgender  Vor- 
schrift zusammenfassen: 

100  g  Liquor  ferri  sesquichlor.  Pharm. 
Germ.  II  werden  mit  Wasser  auf  500  g 
verdünnt  und  dann  allmälig  mit  einer 
Lösung  von  85  g  krystallisirtem  Natrium- 
carbonat in  500  g  Wasser  versetzt.  Es 
empfiehlt  sich  hior,  nach  dem  Vorgange 
Hager's,  das  letzte  Viertel  der  Lösung 
in  kleinen  Portionen  von  5  zu  5  Minuten 
zuzugeben. 

Der  vom  Chlor  vollständig  befreite 
Niederschlag  wird  gepresst  und  dann  mit 
100g  Zucker,  dem  vorher  eine  Lösung 
von  1,5  g  Aetznatron  in  3  g  Wasser  zu- 
gesetzt wurde,  vermischt. 

Verdampft  man  nun  im  Wasserbade, 
so  tritt  in  kurzer  Zeit  völlige  Auflösung 
des  Eisenbydroxydes  ein,  der  dunkle 
Syrup  löst  sich  so  klar  im  Wasser,  wie 
äager'%  Orthosaccharat.  Man  trocknet 
dann  die  Zuckermasse  völlig  aus  und  be- 
stimmt ihren  Eisengehalt,  die  Menge  zu 
erfahren,  auf  welche  mit  Zucker  verdünnt 
werden  soll ,  um  ein  Sproc  Saccharat  zu 
erzeugen.  Dadurch  begegnet  man  am 
besten  dem  Uebelstande,  welcher  Mylius 
zu  seiner  Klage  über  zu  niederen  Eisen- 
gehalt der  meisten  Eisenpräparate  treibt, 
indem  man  vorher  die  Verluste  feststellt, 
welche  beim  Arbeiten  mit  diesen  Nieder« 
schlagen  sich  einstellen. 


498 


Interessant,  ist.  dass  das  durch  Ammo- 
niak erzeugte  Eisenhydroxyd  sich  nicht 
in  Zucker  löst:  es  unterscheidet  sich  der 
mit  Soda  bewirkte  Niederschlag  von  er- 
sterem  dadurch,  dass  er,  selbst  wenn  er 
gründlich  ausgewaschen  wird,  beim  üeber- 
giessen  mit  Salzsäure  reichliche  Mengen 
Kohlensäure  entwickelt.  Ich  habe  schon 
seit  längerer  Zeit  dieses  eigenthümliche 
Verhalten  beobachtet  und  finde,  dass 
durch  Fällen  von  Eisenchlorid  mit  kohlen- 
saurem Natron,  je  nach  der  Temperatur 
und  je  nachdem  man  eines  zum  anderen 
bringt,  mehr  oder  weniger  Kohlensäure 
haltende  Niederschläge  erzeugt  werden, 
welche  sich  auch  ihrer  Farbe  nach  sehr 
gut  unterscheiden.  Es  sei  dies  hier  nur  er- 
wähnt, um  den  Unterschied  im  Verhalten 
beider  Niederschläge  gegen  Zucker  zu 
erklären. 

Ich  föge  hier  noch  an,  dass  das  nach 
meiner  Methode  erhaltene  Eisensaccharat 
auch  vollständig  alle  von  der  Pharma- 
kopoe vorgeschriebenen  Prüfungen  aus- 
hält, es  wird  von  Tannin  und  Ferrocyan- 
kalium  nicht  verändert  und  weicht  nur 
in  der  Löslichkeit  vortheilhaft  von  dem 
Pharmakopöepräparate  ab. 

Interessiren  wird  Sie  schliesslich  noch 
die  Mittheilung,  welche  ich  dem  Director 
einer  unserer  grössten  chemischen  Fa- 
briken verdanke,,  dass  nämlich  wohl  kein 
Fabrikant  von  Eisensaccharat  mehr  mit 
Alkohol  oder  heissem  Wasser  etc.  ar- 
beitet.   

Heber  die  Empfindlichkeit  der 
Beagenspapiere  und  fiber  Indika- 
toren. 

Von  Eugen  Dieterich. 

Seit  Jahren  werden  unter  meiner  Leit- 
ung grosse  Partien  Beagenspapiere  her- 
gestellt. Während  ich  mich  früher  damit 
beruhigte,  le^e  artis  gearbeitet  zu  haben, 
und  darin  eme  genügende  Garantie  für 
Gewinnung  empfindlicher  Papiere  er- 
blicken zu  dürfen  glaubte,  lasse  ich  seit 
ca.  2  Jahren  die  höchste  EmpfindUchkeit 
beziffern. 

Die  grossen  Unterschiede,  welche  ich 
Anfangs  bei  gleich  guter  und  sorgsamer 
Arbeit  erhielt,  liessen  mich  nach  weiteren 
Bedingungen  fQr  eine  hohe  Empfindlich- 


keit forschen  und  zu  Resultaten  gelangen, 
welche  theilweise  recht  inteiessant  sind. 

Die  in  dieser  Richtung  angestellten 
Versuche  sind  zu  weitläufig,  um  hier 
mitgetheilt  werden  zu  können.  Ich  be- 
schränke mich  deshalb  darauf,  nur  die 
Resultate  zu  berichten. 

Es  wurde  festgestellt,   dass  z.  6.  Cur- 
cuma-  und  Lackmuspapiere  auf  die  dop- 
'  pelte  Empfindlichkeit   gebracht   werden 
konnten  einfach   durch  Verdünnung  der 
!  Pigmentlösungen.     Ebenso   konnte   eine 
^  Erhöhung    der    Empfindlichkeit    erzielt 
werden   durch    vorherige  Neutralisation 
der  mehr  oder  weniger  im  Papier  vor- 
handenen Säure. 

I  Bei  Bezifferung  der  äussersten  Em- 
,  pfindlichkeit  tritt  ferner  die  Erscheinung 
auf,  dass  dieselbe  stets  grösser  ist  gegen 
Ammoniak  wie  gegen  Aetzkali,  und 
grösser  gegen  Salzsäure  wie  gegen 
Schwefelsäure. 

Ich  erkläre  mir  das  daraus ,  dass  die 
Reagentien  mit  den  Pigmenten  bestimmte 
Verbindungen  eingehen  und  dass  die 
Farbenveränderung  erst  mit  dem  Ueber- 
schuss  der  Säuren  oder  Alkalien  eintritt. 
Wir  haben  es,  wenn  ich  mich  so  aus- 
I  drücken  soll,  mit  einem  Sättigungsprozess 
zu  thun  und  finden  hierfür  in  der  schon 
berichteten  Beobachtung,  dass  mit  der 
Verringerung  des  Farbstoffes  im  Papier 
die  Empfindlichkeit  steigt,  ihre  Bestätig- 
ung. Je  niedriger  das  Molekulargewicht 
einer  Säure  oder  einer  Base  ist,  um  so 
weniger  wird  davon  nothwendig  sein, 
um  das  Pigment  zu  sättigen  und  die 
Farbenveränderung   eintreten   zu  lassen. 

Ueber  die  Empfindlichkeit  der  Beagens- 
papiere sind  die  Meinungen  vielfach  ge- 
theilt  und  oft  recht  irrige.  So  findet 
man  überall  das  Georginenpapier  als  das 
Non  pkis  ultra  aller  Empfindlichkeit  ge- 
rühmt, ja  es  werden  zur  Erhöhung  d^ 
Empfindlichkeit  von  z.  B.  Lackmuspapier 
oft  recht  wunderliche  Vorschläge  ge- 
macht. 

Gerade  auf  Grund  der  zahlenmassigen 
Beurtheilung  bin  ich  dahin  gelangt,  das 
eben  erwähnte  Lackmuspapier  ohne  alle 
früher  üblichen  Cautelen  herzustellen  and 
mich  auf  die  Verwendung  neutraler  Boh^ 
papiere  und  nicht  zu  eoncentrirter  Pig- 
mentlösungen zu  beschränken.    Ich  er- 


499 


reiche  damit  dieselben  hohen  Ziffern  der 
Empfindliehkeit ,  wie  mit  dem  reinen 
Lackmusblau,  dem  Azolithmin. 

Wohin  die  qualitative  Beurtheilung 
führt,   erlebte  ich  am  Gongorothpapier. 

Veranlasst  durch  meine  Yeröffentlieh- 
ung  über  dieses  Thema  in  den  Industrie- 
blättern machte  mich*  Herr  Dr.  Jacobsen 
auf  das  Gongorothpapier  aufmerksam  und 
nannte  es  das  Reagens  der  Zukunft. 
Obgleich  ich  das  Gongoroth  auch  an 
anderen  Stellen  hatte  rühmen  hören,  so 
hatte  ich  doch  aus  Mangel  an  Zeit  unter- 
lassen, Versuche  damit  anzustellen.    Um 


so  schneller  leistete  ich  dagegen  der 
Aufforderung  Jacohseri%  Folge,  dehnte 
aber  meine  Versuche  auf  eine  ganze 
fieihe  von  Pigmenten,  die  mir  in  Form 
von  Beagenspapieren  geeignet  schienen, 
aus. 

Die  Bezifferung  der  Empfindlichkeit 
konnte  natürlich  nur  eine  bedingte  sein; 
wenigstens  spielen  bei  hohen  Ziffern  ein 
oder  selbst  mehrere  Tausend  gar  keine 
Bolle  mehr.  Es  handelt  sich  aber  theil- 
weise  um  so  hohe  und  andererseits  nie- 
dere Zahlen,  dass  die  Unterschiede 
trotzdem   ein   sicheres  Urtheil  zulassen. 


Aeasserste  Empfindlichkeit  Terschiedener  Beagenspapiere. 


Beagenspapiere. 

1 

x-lbohe  Verdünnung  von: 

SOs 

HCl 

KHO   1 

1 

NHs 

1 

Blaues  Lackmaspapier         

40000 

50000 

2 

Rothes  Lackmnspapier 

20000 

60000 

3 

Curcumapapier    . 

18  000 

35000 

4 

Rothes  AlkanDaDaDier 

25000 
35  000 

8000Ö 

60000 

! 

5 

Blaues  Alkannapapier 

80000  i 

i_                1 

6 

Blanholzpapier 

___       1 

— 

90000 

7 

Fernambukpapier 

1 

1 

30000 

1 

80000 

8 

Papier  aus  Flor.  Malvae  arbor 

10000  i!    13000 

ii 

8000 

20000 

9 

,.       aoB  Flor.  Malvae  vulgaris 

1 

8000 

15000 

10 

aus  Geurfirinen 

8000 

10000 

8000 

20000 

11 

,.       aus  Flor.  Rhoeados 

20000   ',    25  000 

1.                 1 

15  000 

40000 

12 

„       aus  Damascener  Rosen         

-    6000 

15000 

13 

„       aus  Flor.  Violae  odorat 

'1 
li 

7000 

20000 

14 

„       aus  dunkl.  Stiefinütterchen  (Viola  tricolor) 

1 
1 

10000 

30000 

15 

aus  Heidelbeeren      ......... 

■1 

6000 

15  000 

16 

„       aus  Hollanderbeeren 

1 

5000 

-10000 

17 

,,       aus  Kreuzbeeren 

— 

15  000 

35  000 

18 

aus  Cochenille 

8000        10000 



1 

19 

„       aus  Rhabarber 

1 

8000 

20000 

20 

„       aus  Zwiebelschalen 

— 

8000 

20000 

21 

„       aus  Phenolphtalel'n 

— 

20000 

• 

22 

aus  Tronaeolin 

10000 

15  000 

— 

23 

„       aus  Rosols&are 

t 

20000 

90000 

24 

aus  Confforoth               ........ 

2500    !      3000 

— 

wwa» 

1 

500 


Zu  welch  überraschenden  Resultaten 
meine  Versnehe  schliesslich  föbrlen,  zeigt 
Ihnen  die  zur  Vertheilung  gelangte  (vor- 
stehende) Empfindlichkeitstabelle. 

Sie  ersehen  aus  meiner  Znsammen- 
stellung die  überall  hervortretende  und 
schon  früher  betonte  höhere  Empfind- 
liebiceit  gegen  Salzsäure  einerseits  und 
Ammoniä  andererseits. 

Als  sehr  empfindlich  darf  das  Alkanna- 
papier genannt  werden;  leider  aber  ver- 
liert es  diese  schätzbare  Eigenschaft 
schon  nach  wenigen  Tagen. 

Als  beachtenswerth  ist  ferner  das 
Blauholzpapier  zu  erwähnen;  es  gäht  aber 
ebenfalls  bei  längerem  Liegen  etwas  zu- 
rück. 

Das  überall  so  gerühmte  Georginen- 
papier steht  weit  hinter  dem  Lackmus 
zurück  und  mit  dem  Malvenpapier,  mit 
dem  es  grosse  Aehnlichkeit  hat,  auf  einer 
Höhe.  Das  Malvenpapier  hat  den  grossen 
Vorzug,  dass  das  Bohmaterial  überall  er- 
hältlich ist  und  dass  ebensowohl  Säuren 
wie  Alkalien  die  Farbe  desselben  ver- 
ändern. 

Das  Gongorothpapier  nimmt  den  letzten 
Platz  ein  und  scheint  nicht  zu  Hoffnungen 
zu  berechtigen. 

Ziehe  ich  aus  all  diesen  Bestimmungen 
einen  Schluss,  so  geht  er  dahin,  dass 
die  Lackmus-  und  Gurcumapapiere  vor- 
läufig noch  unübertroffen  sind  sowohl 
in  Empfindlichkeit,  als  auch  in  Haltbar- 
keit. 

Zur  Herstellung  empfindlicher  Beagens- 
papiere  möchte  ich  Folgendes  zu  be- 
merken mir  erlauben: 

In  allen  Papieren  ist  Säure  vorhanden 
und  ungleich  vertheik,  so  dass  sehr  dünne 
und  empfindliche  Pigmentlösuogen  flock- 
ige Papiere^  liefern.  j(Bedner  zeigt  Blau- 
holzpapier vor,  welches  mit  nicht  neu- 
tralisirtem  Strohpapier  hergestellt  ist  und 
eine  Menge  von  Säureflecken  zeigt.)  Um 
vollständig  neutrale  Papiere  zu  ernalten, 
lege  ich  dieselben  in  zehnfach  verdünn- 
ten Salmiakgeist,  lasse  24  Stunden  liegen, 
presse  ans  und  trockne  durch  Aufhängen 
auf  Stäbe  in  ungeheizten  Bäumen.  Das 
Ammoniak  neutralisirt  die  Sftore,  entzieht 
aber  auch  dem  Papiere  organische  Sub- 
stanzen; der  Ammoniaküberschuss  geht 
beim  Trocknen  in  die  Luft.    Ein  so  prä- 


parirtes  Papier  ist  die  GnmdbediiiCTng 
eines  guten  Beagenspapieres  und  nlhrt 
sicher  zum  Ziel  wenn  auf  demselben  eine 
nicht  zu  reichliehe  Menge  Pigment  fixirt 
wird. 

Während  man  in  Laboratorien  zn  Be- 
agenspapieren  ausschliesslich  das  Filtrir- 

Sapier  benützt,  zieht  man  in  industriellen 
TeiMn  vielfach  das  Postpapier  vor. 

Bei  gleicher  Empfindlichkeit  hat  das- 
selbe manche  Vorzüge.  Die  Beaction 
tritt,  weil  die  Flüssigkeit  das  Papier  nicht 
sofort  zu  durchdringen  vermag,  etwas 
langsamer,  dabei  aber  schärfer  ein,  weil 
das  Postpapier  der  Farbenschieht  quasi 
als  weisse  Unterlage  dient.  Es  eignet 
sich  daher  gut  zum  Tüpfeln. 

In  der  Ihnen  überreichten  Gollection 
befinden  sich  auch  2  gefärbte  Postpapiere, 
die  ich  Ihnen  zu  Versuchen  zu  empfehlen 
mir  erlaube. 

Zur  Bestimmung  der  Empfindlichkeit 
ist  zu  bemerken,  dass  sieh  die  starken 
Verdünnungen  von  Schwefelsäure,  Salz- 
säure, Aetzkali,  Ammoniak  in  wenigen 
Tagen  verändern  und  deshalb  stets  frisch 
bereitet  werden  müssen. 

Die  Beschäftigung  mit  den  verschie- 
denen Pigmenten  bot  eine  passende  Ge- 
legenheit, sie  auch  als  Indikatoren  einer- 
seits? im  weiteren  Sinne  und  andererseits 
auf  ihre  Brauchbarkeit  bei  der  directen 
Titration  kohlensaurer  Alkalien  zu  ver- 
suchen. 

Als  sehr  beachtenswerth  als  Indika- 
toren im  weiteren  Sinne  darf  ich  her- 
vorheben die  spirituöse  Tinetur  von  Blatt- 
holz, Bothholz  und  den  Blüthen  von 
Malva  arborea.  Besonders  bei  den  beiden 
Hökern  ist  die  Endreaction  eine  so  scharfe, 
dass  sie  präciser  kaum  gedacht  werden 
kann. 

Es  ist  ja  möglich,  dass  diese  Farbstoffe 
hier  und  da  bereits  zum  Titriren  benützt 
werden,  in  der  Literatur  konnte  ich  da- 
gegen nichts  darüber  finden.  Ich  werde 
mir  nun  erlauben,  Ihnen  die  genannten 
Indikatoren  vorzuführen. 

(Bei  der  Demonstration  zeigt  beson- 
ders die  Blauholztinctur  scharfe  End- 
reactionen.) 

Bei  der  Titration  deir  kohlensaoren  Al- 
kalien überragte  das  Tropaeolin  alle  an- 
deren. 


501 


Die  Zasammenstellung  der  gewonnenen 
Besultate  befindet  sich  in  Ihren  Händen.  *) 
Es  ist  dabei  zu  bemerken,  das  nur  solche 
Farbstoffe  aufgeführt  wurden,  welche  als 
Indikatoren  überhaupt  Dienste  leisten 
können,  wenn  sie  auch  dem  Einfluss  der 
Kohlensäure  unterliegen. 

Im  Allgemeinen  iässt  sich  von  der 
Empfindlichkeit  eines  Beagenspapieres  auf 
die  Verwendbarkeit  des  Pigmentes  als 
Indikator  kein  Schluss  ziehen.  Ein  sehr 
brauchbarer  Indikator  kann  trotzdem  in 
der  Form  von  Beagenspapier  un verwend- 
bar sein.  Bei  den  Papieren  spielen  die 
Pflanzenfarbstoffe  die  grössere  Bolle, 
während  sich  die  Theerfarben  in  höherer 
Zahl  zu  Indikatoren  zu  eignen  scheinen. 

Bei  der  Verwendung  der  Pflanzenfarb- 
stoffe sowohl  zu  Indikatoren  als  auch  zu 
Beagenspapieren,  da  sie  von  Natur  aus 
etwas  freie  Säure  enthalten,  ist  eine 
genaue  Neutralisation  nothwendig. 

So  setzt  man  der  Blau-  und  Bothholz- 
Tinctur,  welche  man  durch  Maceration 
von 

1  Theil  Holz 
mit 

20  Theilen  Weingeist 
bereitet,  tropfenweise  so  viel  Normal- Am- 
moniak  zu,   bis  ein  Dunklerwerden  der 
.Tinetur  eintritt. 

Die  Malventinctur  bereitet  man  durch 
Maceration  von 

20    Theilen  MalvenblQtben, 
200        „       Weingeist, 
1,5  ccm  Normal -Ammoniak. 

Ein  so  scharfes  Einstellen  der  aus 
Pfianzenstoffen  gewonnenen  Indikatoren 
ist  besonders  geboten  bei  der  Titration 
von  Alkaloiden. 

Bei  der  Verwendung  von  Indikatoren 
spielt  die  Gewohnheit  eine  so  grosse  Bolle, 
dass  eine  grosse  Zahl  derselben  unbe- 
achtet bleibt.  Jeder  Indikator  hat  aber 
seine  für  bestimmte  Fälle  nutzbare  Eigen- 
tfaümliehkeiten;  es  wäre  nur  nothwendig, 
die  massenhaft  in  dieser  Bicfatung  vor- 
handenen Erfahrungen  zu  sammeln  und 
zu  publiciren.  Ich  möchte  wünschen, 
dass   mein   kleiner    Beitrag   zu    diesem 

*)  Ans  Mangel  an  Raum  unterlassen  wir  den 
Abdruck.    D.  Ked. 


Thema  die  Anregung  zu  einer  solchen 
Zusammenstellung  bildete. 


Das  StoBsen  bei  Destillationeu 


ist  eine  zur  Genüge  bekannte,  unange- 
nehme Erscheinung,  gegen  welche  die 
verschiedensten  Mittel  empfohlen  sind. 
Jedes  derselben  hat  noch  seine  Nachtheile. 
Eine  Platinspirale  veranlasst  zufolge  ihrer 
zu  geringen  Bauheit  oft  zu  wenig  I)aropf- 
bildung,  Birastein-  oder  Eohlestückchen« 
die  obenauf  schwimmen,  werden  durch 
die  Girculation  der  Flüssigkeit  beim  Sie- 
den nur  wenig  in  die  Nähe  des  Bodens 
von  Olasdestillationsgef&ssen  gebracht. 
Sand  lagert  zu  schwer  am  Boden  und 
schadet  oft  mehr,  als  er  verhindern  soll, 
und  das  Leiten  eines  Luftstroms  durch 
siedende  Flüssigkeiten  erfordert  erst  um- 
ständliche Einrichtung. 

Gelegentlich  einer  Destillation  brachte 
ich  in  die  Flüssigkeit  eine  Platinspirale 
und  ausserdem  noch  Bimsteinstückchen. 
In  der  Spirale  hatte  sich  ein  Stückchen 
Bimstein  gefangen,  und  konnte  ich  dabei 
sehen,  wie  von  dieser  Stelle  aus  das  Sie- 
den am  regelmässigsten  stattfand.  Seit 
jener  Zeit  combinire  ich  daher  diese  bei- 
den Mittel  gegen  den  Siedeverzug  stets 
in  der  Weise,  dass  ich  in  eine  ent- 
sprechend diehtgewundene  Platinspirale 
mehrere  längliche  Bimsteinstückchen 
schiebe  und  die  Spirale  an  beiden  Enden 
zubiege,  so  dass  die  Stückchen  nicht 
herauskönnen,  trotzdem  aber  darin  hin 
und  her  beweglich  sind.  Selbstverständ- 
lich muss  das  Gewicht  der  Spirale  hin- 
reichend gross  genug  sein,  um  die  leich- 
ten Bimsteinstückchen  in  der  zu  destil- 
lirenden  Flüssigkeit  untersinkend  zu 
machen,  wozu  durchaus  nicht  sehr  star- 
ker Draht  erforderlich  ist.  Hat  man 
grosse  Destillationsgefösse,  so  kann  man 
mehrere  derartige  Spiralen  einbringen. 

Bei  Anwendung  dieser  combinirten 
Methode  habe  ich  stets  ein  so  regel- 
mässiges Sieden  erhalten,  wie  es  auf 
andere  Weise  nicht  möglich  ist ,  und 
glaube  ich  sicher,  dass  erwähntes  Ver- 
fahren schon  nach  der  Besehreibung 
praktisch  einleuchtend  sein  wird.  Durch 
Zufall  finden  sich  oft  Dinge,  die  an  sich 


502 


doch  so  einfach,  aber  gerade  darum  meist 
recht  praktisch  sind. 

Bei  Bestimmung  der  flüchtigen  Fett- 
säuren der  Butter  nach  Beichert  -  Meissl 
sei  das  Verfahren  besonders  auch  em- 
pfohlen. 

Seh  m  Ol  In,  S.-A.  A.  Beissmann, 


Zur  ttevision  der  Fharmacopoea 
Germanica  edit.  II.*) 

11.  Fortsetzung;  vergl.  Jahrg.  28,  S.  427. 

Ifatrinm  bromatnm.  „Weisses  krystalli- 
nisches  Pulver,  in  lyj2  Theilen  Wasser  und 
10  theilen  Weingeist  löslich,  in  100  Theüen 
mindestens  95  Theüe  wässerfreies  Sah  ent- 
haltend." Das  Natriumbromid  ist  kein  „an 
trockner  Luft  unveränderliches  Pulver,*'  wie 
die  Pharmakopoe  sagt,  sondern  nimmt,  indem 
es  sich  in  NaBr  -[-  2  H2O  verwandelt  und  ohne 
dass  es  äusserlich  sehr  sichtbar  wird,  bis  zu 
einem  Drittel  seines  Gewichts  aus  sogenannter 
trockner  Luft  Wasserdampf  an ;  .es  erschien 
deshalb  unbedingt  nöthig,  einen  Mindest- 
gehalt an  Na  Br  zu  verlangen.  Die  Löslich - 
keitsverhältnisse  des  Natriumbromids  sind  in 
der  Pharmakopoe  ebenfalls  nicht  richtig  an- 
gegeben und  haben  die  entsprechende  Cor- 
rectur  erfahren.  An  Stelle  der  Titrirung  mit 
Silbernitrat  ist  folgende  Prüfungsmethode  auf 
Chlor  getreten,  die  sich  durch  das,  was  G. 
Vulpitts  in  der  Pharm.  Centralb.  Seite  133 
über  „die  Prüfung  der  officinellen  Bromsalze** 
mittheilt,  erklärt.  „Wird  0,1  g  Natrium- 
bromid in  10  ccm  Wasser  gelöst,  mit  4  com 
Ämmoniumcarbonatlösting  vermischt  und 
unter  Umschütteln  mit  11  ccm  Zehntelnor- 
mal-ßüherlösung  ausgefällt,  darauf  die  Misch- 
ung kurjse  Zeit  auf  50  bis  60  ^  erwärmt,  so 
darf  die  nach  dem  ErkaUen  äbfiltrirte  Flüs- 
sigkeit, mit  Salpetersäure  angesäuert,  nur 
schwach  opalisirehd  getrübt  werden.*^  Die 
Prüfung  ist  überdies  dadurch  noch  vervoll- 
ständigt worden,  da^s  „Schwefelwasserstoff  die 
wässrige  Lösimg  nicht  verändern  darf," 

Natriam  carbonicum.  Die  Löslichkeits- 
Verhältnisse  des  Salzes  haben  eine  Correctur 
erfahren,  insofern  es  als  „in  1,6  Theilen  kal- 
ten und  0,2  Theilen  siedenden  Wassers  lös- 
lich** bezeichnet  wird.  —  Die  bei  der  Prüf- 
ung auf  Chlor  gestattete  Opalescenz  darf  nur 
eine  „weissUche"  sein;  hiermit  sind  zugleich 


*)  Kach  Archiv  der  Pharmacia. 


Sulfite  und  Thiosulfate  ausgeschlossen.  — 
Neu  aufgenommen  wurde  eine  Prüfung  auf 
Ammoniak:  „Mit  Natronlauge  erwärmt  darf 
das  Salz  kein  Ammoniak  entwickeln," 

Katrium carbonicum crndam.  „In ^Thei- 
len (statt  3  Tb.)  Wasser  löslich.**  Zur  Prüf- 
ung auf  den  verlangten  Mindestgehalt  wird 
die  Titrirung  der  Soda  vorgeschrieben :  5,3  g 
des  Salees  bedürfen  zur  NeutrcdiscUion  min^ 
destens  32  ccm  Normalsalzsäure.** 

Natrium  carbonicum  sicciun.  Als  deut- 
scher Name  ist  an  Stelle  von  „entwässertes 
Natriumcarbonat**  —  „getrocknetes  Natrium- 
carbonat*^  gewählt  worden ,  da  das  Präparat 
thatsächlich  ein  vollständig  wasserfreies  Sals 
nicht  ist. 

Badiz  Ipecacuanhae, 

Radix  Levistici, 

Radix  Liqniritiae  (Spanisches  SüsshoU) 
und 

Radix  Liqoiritiae  mondata  (Russisches 
Süssholz)  sind  unverändert  geblieben,  es  wird 
jedoch  empfohlen ,  bei  Neuherausgabe  der 
Pharmakopoe  den  Artikel  „Spanisches  Süss- 
holz** ganz  zu  streichen,  weil  dasselbe  in  der 
Pharmakopoe  gar  keine  Vervfendung  findet, 
und  für  das  Russische  Süsshqlz  die  einfache 
^  Bezeichnung  Radix  Liquiritiae  zu  wählen. 

Syrupi.    Nichts  verändert. 

Syrnpus  Althaeae.  Um  einen  recht  klaren 
und  haltbaren  Eibischsyrup  zu  erhalten ,  soll 
die  Eibischwurzel  vor  der  Maceration  „mit 
Wasser  wohl  abgewaschen**  und  aus  der  er- 
haltenen Colatur  ohne  Verzug  mit  Zucker  der 
Syrup  bereitet  werden. 

Syrnpua  Amygdalämm.  In  der  Vor- 
schrift sind  die  Gewichtsverhältnisse  .  der 
Pharmakopoe  auf  100  Theile  (jetzt  340  Th.) 
Syrup  umgerechnet  worden. 

Syrnpus  Aurantii  corticis.  Der  Scblnss- 
passus  in  der  Vorschrift: „welcher  (der  Syrup) 
nach  dem  Erkalten  zu  filtriren  ist,**  ist  weg- 
geblieben, weil  im  allgemeinen  Abschnitte 
alle  Syrupe,  mit  Ausnahme  des  Mandelsyraps, 
klar  verlangt  werden  und  es  also  Saehe  des 
Apothekers  ist,  in  welcher  Weise  er  die  Klar- 
heit eines  Syrups  bewirken  will.  Im  vor- 
liegenden Falle  empfiehlt  sich  die  Filtration 
des  weinigen  Auszuges,  wodurch,  bei  Ver- 
wendung von  gutem  Zucker,  immer  ein  klarer 
Syrup'  gewonnen  wird. 

SsrrupuB  Änrantii  flonun.  Auch  hier  ist 
die  Schlussbemerkung:  „welcher  su  filtriren 
ist**  weggelassen  worden. 


503 


Tinctnra  Jodi.  Bei  der  PrafuDg  der  Tinc- 
tur  sind  die  Zahlen  yerändert  resp.  umge- 
recfaDet  worden:  ,^1,27  g  (1,4  ccm)  Jodtino- 
tuz  müssen  nach  Znsatz  von  J35  com  Wasser, 
0,3  g  Kaliumjodid  und  etwas  Stärkelösung 
8,8  bis  9,1  ccm  Zehntelnormal-  Natriumtbio- 
sulfatlösung  zur  Bindung  des  Jods  yerbrau- 
eben.''  Hierdurch  ist  es  möglich,  aus  der 
Zahl  der  Tcrbraucbten  Cubikcentimeter  Na- 
trium tbiosulfats  direct  den  Procentgehalt  der 
Tinctur  an  Jod  zu  ersehen. 

Tinctnra  Ipeoaonanbae, 

Tinctura  Lobeliae, 

Tinetura  Koacbi  und 

Tinctura  Myrrbae 
sind  unverändert  geblieben.  g. 


XTeber    den   Sauerstof^ehalt    der 
atmosphärischen  Luft. 

Die  Zusammensetzung  der  atmosphärischen 
Luft ,  speciell  ihr  Gehalt  an  Sauerstoff,  galt 
nach  den  exacten  Bestimmungen  von  Bansen, 
RegnaiUt,  Lewy  und  Anderen  allgemein  als 
constant,  bis  im  Jahre  1878  v,  Jolly  eine 
Versuchsreihe  publicirte,  durch  welche  er 
verhältnissmässig  bedeutende  Schwankungen 
des  Sauerstoffs  nachzuweisen  und  zu  erklären 
versuchte.  Diese  Arbeit  regte  eine  Reihe  von 
Nachuntersuchungen  an,  unter  denen  die  der 
Herren  Hempd  und  Morley  zuerst  die  Be- 
funde V,  JoUy'%  bestätigen,  während  Herr 
Ereusler  in  Poppeisdorf  bei  Bonn  in  einer 
systematischen  Untersuchungsreihe,  die  sich 
über  ^4  Jahre  erstreckte,  den  Sauerstoffgehalt 
constant  gefunden  und  ausserdem  im  Stande 
war,  den  Fehler  aufzufinden,  den  v.  Jolly  bei 
seinen  Analysen  gemacht,  da  er  sich  ganz 
derselben  Methoden,  wie  dieser,  bediente. 
Später  haben  auch  Herr  Hempel  f&r  Dresden 
und  'ELert  Morley  für  Cleveland  in  Nordameri- 
ka constatirt,  dass  die  Schwankungen  in  dem 
Sauerstoffgehalt  der  atmosphärischen  Luft 
lange  nicht  die  Grösse  erreichen,  welche  v, 
Jolly  gefunden  hatte;  gleichwohl  haben  sie 
Aenderungen  beobachtet,  die  nicht  innerhalb 
der  Grenzen  der  angewandten  Metboden  lagen. 

Es  erschien  daher  von  hervorragendem  In- 
teresse, einerseits  den  mittleren  Sauerstoff- 
gehalt der  Luft  möglichst  genau  zu  ermitteln, 
und  andererseits  zu  bestimmen,  ob  etwa 
grössere  Schwankungen  an  Orten  vorkämen, 
die  nahe  den  Polen  und  dem  Aequator,  also 
sehr  weit  von  einander  entfernt  liegen.   Herr 


Hempel  forderte  zu  diesem  Zwecke  die  Herzen 
Kreualer  und  Morley  auf,  mit  ihm  gemein- 
schaftlich an  einer  Beihe  : von  Tagen  ZU:  ge- 
nau derselben  Z  e  i  t  Luftproben  z  u  ent- 
nehmen und  zu  analysiren.  Nicht  ohne  In- 
teresse war  es,  dass  jeder  der  drei  Beobachter 
sich  einer  anderen  Methode  bediente;  Herr 
Kreusler  bestimmte  nämlich'  den  Sauerstoff 
durch  Verbrennen  mit  glühendem  Kupfer, 
Herr  Morley  durch  Verbrennen  mit  Wasser- 
stoff und  Herr  Hempel  durch  Absorption  mit 
pyrogallussaurem  Kali.  Alle  drei  Methoden 
sind  grosser  Exactheit  fähig,  und  verglei- 
chende Bestimmungen  haben  gezeigt,.  daSs 
ihre  Resultate  unter  einander  höchstens  um 
2  bis  3  Hundertstel  Procente  differirten. 

Die  Herren  KreiMler  und  Morley  haben 
die  Luftproben  in  der  Nähe  von  Bonn  und 
Cleveland  gesammelt,  Herr  Hempel  in  der 
Nähe  von  Dresden;  ausserdem  standen  Letz- 
terem die  zu  den  gleichen  Zeiten  entnomme- 
nen Luftproben  aus  Para  in  Brasilien  und 
aus  Tromsö  in  Norwegen  zur  Verfügung. 
Diese  Luftproben  waren .  in  sorgfaltig  ver- 
packten Röhren  gesammelt  und  kamen  zum 
grossen  Theil  in  gutem  Zustande  nach  Dres- 
den. Die  Entnahmen  erfolgten  vom  1.  April 
bis  15.  Mai  1886  täglich,  überall  um  2  h. 
38  Minuten  Dresdener  Zeit. 

Ohne  Weiteres  vergleichbar  sind  die 
Sauerstoffbestimmungen,  welche  in  Dresden 
gemacht  worden.  Es  ergab  sich  aus  ihnen 
als  Mittel  des  Sauerstoff-  -j-  Kohlensäurege- 
haltes: für  Tromsö  20,946  pCt.,  für  Dresden 
20,928pCt.,  für  Para  20,923  pCt.;  und  wenn, 
wie  es  nach  den  neuesten  Untersuchungen 
zulässig  ist ,  der  Kohlensäuregehalt  constant 
und  durchschnittlich  gleich  0,03  pCt.  ange- 
nommen wird,  so  stellen,  sich  die  mittleren 
Sauerstoffgehalte  für  Tromsö  =  20,92  pCt., 
für  Dresden  =  20,90  pCt.  und  für  Para  := 
20,89  pCt.  In  den  genannten  Monaten  wäre 
also  der  Sauerstoffgehalt  in  der  Nähe  des 
Poles  etwas  höher  gewesen ,  als  in  der  Nähe 
des  Aequators. 

Als  Mittel  für  den  Sauerstoff  ergab  sich 
aus  den  Beobachtungen  zu  Bonn  der  Wertb 
20,922 pCt.  und  aus  den  zu  Cleveland  20,933 
pCt.  Als  Gesammtmittel  der  Analysen  von 
203  verschiedenen  Luftproben,  welche  an 
fünf  verschiedenen  Orten  zur  selben  Zeit 
gesammelt  und  nach  drei  verschiedenen  Me- 
thoden untersucht  wurden,  «rgiebtsioh  20yäl 
pCt.  Sauerstoff.     Nimmt  man  die  Dresdener 


504 


Bestimmungen  als  etwas  zn  oiedrig  an,  so 
erbält  man  den  mittleren  Sanerst  offgeh  alt 
gleich  20,98  pGt.;  das  beobachtete  Maximum 


wäre  dann  21,90pCt.  am  22.  April  1886  in 
Tromsö  nnd  das  Minimum  20,86  pCt.  in  Pars 
am  26.  April. 

NattmoiasenBch.  Bunda^u  18Sff,  ür,  37. 


BIi§  Celle  n. 


Oarragheen  als  Substitut 
für  Oummi  arabicum. 

In  der  gegenwärtigen  Zeit,  deren  hohe 
Preise  f&r  arabisches  Gummi  schon  mehrfach 
den  Wunsch  nach  einem  Elrsatzmittel  für 
arabisches  Gammi  rege  gemacht  hat ,  dürfte 
ein  Vorschlag  von  P.  Boa  (Amer.  Journ.  of 
Pharm.  7,  1887)  Beachtung  yerdienen.  Der- 
selbe will  als  Mucilago  ffir  sich  und  auch  zu 
Oelemulsionen  einen  dicken  Schleim  yon 
Carragheen  yerwenden  und  hat  nach  seinen 
Versuchen  gute  Resultate  damit  erhalten. 
Nach  Church  enthält  das  Carragheen : 

Wasser  18,8, 

Albuminoide     9,4, 

Schleim  55,4, 

Cellttlose  2,2, 

Mineralstoffe  14,2. 
Ein .  dicker  Schleim  von  Ciarragheen,  wel- 
cher heiss  colirt  werden  soll ,  hält  sich  nach 
Boa  mehrere  Wochen  ohne  ein  Conserrir- 
ungsmittel,  auch  wird  der  Schleim  nicht  sauer 
wie  Mucilago  gummi  arabici.  Selbst  in  halb- 
gefüllter offener  Flasche  hielt  sich  der 
Schleim  zwei  Monate  lang. 

Es  wäre  noch  zu  überlegen,  ob  der  Schleim 
Ton  Carragheen  sich  nicht  in  ein  trockenes 
Pulver  verwandeln  lässt,  um  dadurch  als  Er- 


satz für  das  Gummipulrer  dienen  sa  können. 
(Anm.  d.  Bef.)  — o# — 


Bismutum  ozyjodatuiiL 

Zur  Darstellung  des  WismutoxTJodids 
(vergl.  S.  113  und  290}  giebt  B.  Fischer 
folgende  vereinfachte  Vorschrift :  95,4  g  krj- 
stallisirtes  Wismutnitrat  werden  unter  schwa- 
chem Erwärmen  in  120  bis  150  ccm  Eisessig 
(Acid.  aceticum  der  Pharmakopoe)  gelöst  und 
unter  Umrühren  allmälig  in  eine  Lösung  von 
32,2  g  Jodkalinm  und  54,4  g  krystallisirtes 
Natriumacetat  in  2  bis  3  Liter  Wasser  ein- 
getragen. Jede  eingegossene  Menge  der  W^is- 
mutlösung  erzeugt  einen  grünlich  -  braunen 
Niederschlag,  der  im  Anfang  der  Operation 
sofort  citronengelbe  Färbung  annimmt,  dessen 
Farbe  aber  mit  weiterem  Wismutzusatx  immer 
mehr  ins  Ziegelrothe  übergeht.  Man  wäscht 
den  Niederschlag  zuerst  durch  Decanthiren, 
dann  auf  dem  Filter  und  trocknet  ihn  bei 
100«. 

Das  so  dargestellte  Wismutoxjjodid  bildet 
ein  lebhaft  ziegelrothes  Pulver,  und  verdient 
das  Prädicat  „rein"  vollkommen;  im  Mittel 
enthält  es  67,21  pCt.  BigOj,    während  die 

Theorie  66,96  pCt  verlangt.  p. 

Fharm.  Zeittmg. 


Offene  Correspondens. 


Apoth.  Dr,  M«  in  B*  Nach  meiner  Ansicht 
ist  es  darchans  erlaubt,  bei  Bereitung  von  Jodo- 
formgaze  die  Gaze,  ehe  sie  mit  der  Jodoform- 
lösung durchtränkt  wird,  vorher  mit  Sublimat- 
lOsQD^  SU  steriUsiren.  Yon  mehreren  Seiten 
wird  jetzt  eine  Mischung  von  Sablimat  und  Jodo- 
form zur  Wundbehandlung  empfohlen,  nachdem 
nachgewiesen  worden  ist,  dass  die  bakterien- 
tOdtenden  Eigenschaften  des  Jodoforms  nidit  be- 
deotend  sind.  Diese  Beobachtung  hatte  übrigens 
schon  vor  Jahren  ein  Dresdner  Arzt  gemacht, 
er  theilte  sie  mir  gelegentlich  mit,  mit  der 
Frage,  ob  wohl  eine  neue  chemische  Verbindong 
hierbei  entstehe.  Ich  stellte  damals  fest,  dass 
sich  Jodoform  in  einer  Snblimatlösang  sehr  viel 
reichlicher  lOse  als  in  reinem  Wasser,  konnte 
aber  die  Versuche  leider  nicht  fortsetzen,  wahr- 


scheinlich bildet  Sablimat  mit  Jodoform  eine 
Dop|>elverbindung,  wie  es  solche  mit  vielen 
Haloidsalzen  der  Alkalien  bildet.  Die  eine  der- 
selben, mit  dem  Cblomatrium,  welche  jetrt  neu 
entdeckt  worden  ist,  trotzdem  Mylius  schon 
früher  auf  die  Verwendbarkeit  derselben  hin- 
gewiesen hatte,  wirkt  genau  so  antiseptisch  wie 
Sublimat  allein.  Es  ist  oeshalb  wohl  aniunehmeD, 
dass  auch  Jodoform  durch  Sublimat  nichts  an 
seiner  Wirksamkeit  einbüsst,  ausserdem  werden 
ja  nur  äusserst  geringe  Mengen  von  Sublimat 
zum  SteriUsiren  gebraucht  gegentlber  der  Menee 
Jodoform,  welche  eine  nur  6proc.  Gaze  enthält 
Ueber  die  Verwendung  nickelplattirten  Ge- 
schirrs vergL  Sie  ffef.  Ph.  C.  24,  505,  weitere 
Beobachtungen  sind  seitdem  nicht  bekannt  ge- 
worden. 


Vertofvr  and  v«rmiitwortlieher  Radaetaor  Dr.  E,  <l^elMler  In  Dresden. 

Im  Bneklmdel  dnreh  Jnllni  Sprint« r,  Berlin  N..  Monb^onplnlB  1» 

Dmok  dw  KOnlfl.  Holba«lidraok«r«l  tob  a  OL  Melahold  k  SOhae  In  Z>i«id«B, 


PharmaGeutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacia. 

HeranB^geben  von 

I>r.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Eracheint  ieden  Domitfrfltaff.  —  Abonnementspreis  darch  die  Post  oder  den  Bnchhandel 

viertel}  ftnrtick  9  Mark,    fiel  Zosendimg  nnter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Nummern 

26  ¥L    iBwrate:  dde  einmal  g^epaHene  Petit- Zeile  2&  Pf.,  bei  gfSsseren  Inseraten  oder 

Wiedflvliolnngen  Babatt. 
Anfragen,  Aoftrfige,.  Mannscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteor  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M^       Berlin,  den  la  October  1887.  ^ArjX^^lj, 

'  -  ■      — 1^»— 1^^^»»^    ■  I    ...     .  I    ■    I  —  I    Jll  I    ■     I H    .  .11  ■■  I  ■  ■  I  ^«     I     I  I     I  I  I         II  I  I — 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


lak*lt&  4!a«aite  «jM  VkAmatflet  im»  Saation  PbMaaci«  d«r  60.  Natarforieher-VerMmmlang  sn  Wieabsden: 
T?eb«r  die  WeiiAbeatimmang  narkotischer  Eztracte.  Zar  Deaarsenirung  dar  Salzsäure  fttr  gerichtlich  -  cheiuischo 
UateffBuehaBaBit.  fjebar  dia  Darstatlmifir  von  Mantbol  nad  Boraaal.  —  Bin  Wort  fttr  Hflbl^s  JodadditIoBsmetho.de. 
—  Von  dar  Ansstelliing  m  Wiesbaden«  gelegentlieh  der  60.  Varsammlnng  deotseher  Natarforsaher  und  Aerate. 

—  JodtrlcbK)rl^  als  desin Hellendes  und  antiseptisches  Mittel.  — 


diemte  und  Pliarmacfea 


Bie   9eeti<m   Pharmaeie    der  60. 

Naturforscher  -  Versanunlung 

zu  Wieabaden. 

Hefter  Me  Wertbbestrmmnvg 
nartetiscber  Extracte. 

Von  M  BeckurU. 

WiUiTead  zur  Zeit  das  deutsefae  Arznei- 
geseftabndü  der  BeschalBfenheit  der  ehemi^ 
sehen  Präpaiate  hinsiehtlicb  der  voli- 
ständigen  oder  möglichst  Tollkommenen 
Abwesenheit  aller,  aaeh  selbst  ganz  un* 
seh&dücher  Venmrei&sgangen  die  grdsste 
Sorgfalt  aagedeihen  lässt,  ist  den  Bob- 
waaren  des  Pianzenreichs  und  den  aus 
diesen  bereiteten  Präparaten  (Extracteo 
und  Tincturen),  welche  ihre  Wirksamkeit 
nmr  einem  oder  wenigen  in  geringer 
Menge  in  ersteren  vorhandenen  Körpern 
verd^keB,  dasselbe  Interesse  nicht  zu 
Theil  geworden,  nad  doch  sind  auch  diese 
aiffiser  der  mikroskopischen  Untersudiiing 
naeh  Bedarf  noch  chenüschen  Identitäts- 
reaetionen ,  Beinheitsprüfuugen  und 
WeitUbeetiuBfiliigen  zu  unterwerfen. 
Zar  Zeit  finden  wir  in  der  dleutoehen 


Pharmakopoe  Werthbestimmungen  nur 
bei  Opium  und  dessen  PrS^paraten  und 
Cori  Chinae,  die  neueste  britische  Phar- 
makopoe hat  auch  eine  solche  des  Extract. 
und  der  Tinct.  Strychni  aufgenommen. 

Aligemein  bekannt  dürfte  sein,  dass 
man  in  den  letzten  Jahren  bestrebt  ge- 
wesen ist,  diese  Lücke  auszufüllen,  und 
durch  Ausarbeitung  von  Methoden  ftir 
eine  zukünftige  deutsche  Pharmakopoe 
Materiid  zu  liefern.  Vielfache  Anregung 
auf  diesem  Gebiete  verdanken  wir 
O.  Sehweissinger  und  E,  Dieterich.  Ge- 
wiss ist,  dass  die  Ausarbeitung  prakti- 
scher Methoden  zur  Ausführung  der 
Werthbestimmung  von  Bohwaaren  und 
aus  diesen  bereiteten  galenischen  Präpa- 
raten unter  den  Aufgaben  der  pharma- 
centischen  Forschung  einen  hervorragen- 
den Platz  einnehmen.  Die  bei  solchen 
Untersuchungen  in  Anwendung  kommen- 
den Methoden  beruhen  auf  einer  richti- 
gen Auswahl  und  Anwendung  geeigneter 
Lösungs-  und  Trennungsmittel. 

Gestatten  Sie  mir,  dass  ich  ans  diesem 
umfengveiehen  Arbeitsgebiete  heute  einen 
,  Theil    zum   Vorwurfe   meines   Vortrags 


606 


mache;  und  zwar  sollen  es  die  narko- 
tischen Extracte  sein,  fUr  welche 
ich  Ihnen  eine  einfache  Methode  zur 
Werthbestimmung  vorschlagen  möchte. 

Den  Werth  eines  narkotischen  Extractes 
kann  man  wohl  mit  Becht  nach  dem 
Gehalte  an  dem  ihm  eigenen  Alkaloide 
bemessen,  da  andere  eventnell  auch  wirk- 
same Stoffe  in  den  meisten  Fällen  wohl 
in  normaler  Menge  anwesend  sein  wer- 
den, wenn  der  Alkaloidgehalt  ein  zu- 
treffender ist.  Alle  Arbeiten,  welche  seit- 
her zur  Werthbestimmung  der  narkoti- 
schen Extracte  bekannt  gegeben  sind, 
halten  die  Alkaloidbestimmung  für  die 
wichtigste;  auch  ich  habe  keine  Veran- 
lassung genommen,  hiervon  abzuweichen. 

Es  kann  natürlich  nicht  meine  Absicht 
sein,  Ihnen  hier  eine  historisch  kritische 
Uebersicht  über  die  Arbeiten  zu  geben, 
welche  zur  Lösung  der  hier  in  Betracht 
kommenden  Frage  angestellt  sind,  jedoch 
werde  ich  nicht  umhin  können,  einige 
der  neueren  Untersuchungen  hier  zu  be- 
sprechen. 

Nach  dem  ersten  von  Schweissinger 
angegebenen  Verfahren  wurde  das  frag- 
liche Extract  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure (1  -f  10)  digerirt,  das  Filtrat  mit 
Ammon  alkalisch  gemacht  und  mit  Chloro- 
form mehrmals  ausgeschüttelt.  DerVer- 
dunstungsrückstand  des  Chloroforms 
wurde  bei  105  ^  getrocknet  und  gewogen. 
Diesem  Verfahren  hafteten  die  grossen 
Schwierigkeiten  an,  dass  in  Folge  der  nie 
fehlenden  Schleimkörper  die  Filtration 
des  schwefelsauren  Auszuges  sehr  er- 
schwert wird,  und  dass  bei  der  Ausschüt- 
telnng  der  ammoniakalisch  gemachten 
schwefelsauren  Lösung  mit  Chloroform 
leicht  Emulsionsbildung  eintritt  Dem  Vor- 
gange von  Kunz  bei  Extract.  Belladonnae 
folgend,  schlug  darauf  Schweissinger  vor, 
das  fragliche  Extract  wiederholt  mit  Al- 
kohol auszuziehen,  bis  die  anfangs  schmie- 
rige Masse  in  eine  pulverige  verwandelt 
ist,  dann  die  filtrirten  Auszüge  einzu- 
dampfen, den  Bückstand  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  (1  +  20)  eine  halbe  Stunde 
auf  dem  Wasserbade  zu  erwärmen,  zu 
filtriren,  das  Filtrat  mit  Ammoniak  al- 
kalisch zn  machen  und  mit  Chloroform 
wiederholt  auszuschütteln.  Statt  nun  den 
Verdunstungsrückstand  des  Chloroforms 


zu  wägen,  löst  ihn  Schweissinger  in  Al- 
kohol und  titrirt  die  alkoholische  Losung 
mit  Vioo  Normal -Salzsäure.    Diese   Me- 
thode  wurde    uns   auf  der  voijährigen 
Versammlung    deutscher    Naturfors<£er 
und  Aerzte  mitgetheilt,   inzwischen   bat 
E,  Dieterich  die  Angaben  Schweissinger  s 
bestätigt,  nur  an  Stelle  des  Chloroforms 
Aether  zum  Ausschütteln  empfohlen^  ans 
Gründen,   welche   sich   aus   einer   beim 
Verdunsten  des  Chloroforms  auftretenden 
Zersetzung   unter  Abspaltung   von  Salz- 
säure herleiten.   Dieterich  fand  aber  bei 
Ausftlhrung  einer   grossen  Anzahl    von 
Versuchen,  dass  bei  mehreren  mit  dem- 
selben  Extracte   ausgeführten  Bestinam- 
ungen  kleine  Differenzen  auftraten,  welche 
ihren  Orund  nur  im  ungenügenden  Aus- 
schütteln haben  konnten.   Auf  Grund  der 
von  ihm  gesammelten  Erfahrungen  glaubt 
er  mit  Bestimmtheit  annehmen  zu  müs- 
sen, dass  weder  Ausschütteln  noch  Prä- 
cipitation  im  Stande  ist,  einer  Flüssig- 
keit  die  darin  gelöste  organische  Sub- 
stanz völlig  zu  entziehen.    Er  empfiehlt 
deshalb  Extraction  mit  Bückflusskühlong. 
Um  diese  zu  ermöglichen,  ist  das  Extract 
mit   einem  Alkali   aufzuschliessen,   ihm 
eine  poröse  Beschaffenheit  zu  geben  und 
nun   die   Extraction   mit  Aether   vorzu- 
nehmen. Als  Aufschliessungsmittel  wurde 
gebrannter  Kalk,  und  derselbe  auch  als 
poröse  Zwischenlagerung  gewählt    Das 
Verfahren    von    Dieterich    besteht    nun 
darin,  das  Extract  mit  Wasser  und  reinem 
Aetzkalk  zu  verreiben,  dann  eine  grössere 
Menge  Aetzkalk  hinzuzumischen  and  das 
fast   trockene  Gemisch   im  Extractioni»- 
apparate  wiederholt  mit  Aether  zu  ex- 
trahiren,  sodann  den  Aether  abzudestO- 
liren,  den  Verdunstiingsrüekstand  in  Spi* 
ritus  zu  lösen  und  die  spirituöse  Lösung 
mit  einer  verdünnten  Normal-Sänre  unter 
Benutzung  von  fiosolsäure  als  Indic&tor 
zu  titriren. 

Für  Extract.  Strychni,  Bella- 
donnae ,  Hyoscjami  ,  Aconiti. 
Conii  sind  von  Dieterich  genau  fonno- 
lirte  Vorschriften  gegeben  and  durch  eine 
grosse  Anzahl  von  Analys^i  ist  die 
Brauchbarkeit  der  Methode  bewiesen 
worden. 

Trotz  des  hervorragenden  pharmaceo- 
tischen  Interesses  dieser  Arbeit  ist  die- 


507 


selbe  Gegenstand  einer  eingehenden  Dis- 
cnssion  bislang  nicht  geworden.  Nur 
vereinzelt  hat  man  sich  scheinbar  mit 
dem  Gegenstände  beschäftigt,  so  A.  Kre- 
mel  (Pharmac.  Post,  1887,  Nr,  14),  wel- 
cher keine  besonders  günstigen  Besnl- 
tate  mit  derselben  erlangen  konnte,  und 
O.  Sehtoeissinger  und  C.  Schnabel,  deren 
Versuche  als  Tomehmlichstes  Besultat 
ergaben,  dass  man  die  Mischung  des  Ex- 
iraetes  mit  dem  Ealk  bald  nach  ihrer 
Anfertigung  mit  Aether  extrahiren  müsse, 
wenn  man  nicht  eine  Zersetzung  des  Al- 
kaloids  gewärtigen  wolle,  die  bei  längerer 
Berührung  des  Extractes  mit  dem  Kalk 
eintrete.  Andere  abfällige  oder  die  Be- 
deutung der  Methode  einschränkende 
Mittheilungen  sind  nicht  bekannt  worden, 
dagegen  sollen  privaten  Mittheiluogen 
zufolge  von  anderen  Seiten  gute  Besul- 
tate  mit  Dieterieh'a  Methode  erhalten  sein. 

Ich  bedaure,  solches  nicht  bestätigen 
zu  können,  schon  in  der  von  mir  in  Ge- 
meinschaft mit  Q-  Holst  publicirten  Ar- 
beit über  die  Werthbestimmung  der 
Strychnospräparate  gaben  wir,  allerdings 
sehr  reservirt,  einigen  Bedenken  Ausdruck, 
die  auch  nach  weiteren  mit  G.  Holst  aus- 
geführten Versuchen  nicht  geschwunden 
sind. 

Da  über  die  Ursache  der  verschiede- 
nen von  Dieterich  und  uns  erhaltenen 
Resultate  wir,  Dieterich  und  ich,  uns 
keine  Bechenschaft  geben  konnten,  die- 
selbe aber  in  der  Beschaffenheit  des  ver- 
wandten Kalkes  vermuthen,  worüber  jetzt 
Versuche  angestellt  werden,  so  habe  ich 
mich  entschlossen,  meine  Beobachtungen 
hier  kurz  mitzutheilen  in  der  Hoffnung, 
dass  der  eine  oder  andere  der  Anwesen- 
den Beiträge  zu  dieser  Frage  liefern  kann. 

Damach  ist  es  nicht  zu  vermeiden, 
dass  in  die  Aetherauszüge  Kalk  in  sehr 
feiner  Vertheilung  belangt.  Dieses  war 
meist  der  Fall,  auch  wenn  die  Abfluss- 
röhre des  Extractionsapparats  mit  einem 
Wattepfropf  verschlossen  und  in  den  un- 
teren Theil  desselben  eine  feste  Schicht 
Watte  eingelegt  war.  Diese  Spuren  Kalk, 
welche  später  bei  der  Titration  ziemlich 
gewichtig  in  Bechnung  gehen,  sind  an- 
fangs kaum  sichtbar,  sondern  scheiden 
sich  erst  nach  längerem  ruhigem  Stehen 
ab.    Filtration   des  Aetherauszuges ,   oft 


mehrfache,  ist  deshalb  dringend  noth- 
wendi^. 

Zweitens  wirkt  der  Kalk  auf  die  Al- 
kaloide  zersetzend  ein. 

So  wurden  z.  B.  in  einem  Extr. 
Strychni,  welches  18,1  p  Ct.  Alkaloide 
(Brucin  und  Strychnin)  enthielt,  nach 
dem  Verfahren  von  E.  Dieterich  gefunden: 

1.  12,012  pGt.,  als  das  Gemisch  des 
Extractes  mit  Kalk  sofort  der  Extraction 
unterworfen  wurde. 

2.  13,8  pGt.,  als  das  Gemisch  des  Ex- 
tractes mit  Kalk  sofort  der  Extraction 
unterworfen  wurde. 

3.  8,08  pGt.,  als  das  Gemisch  des  Ex- 
tractes mit  Kalk  nach  24  Stunden  der  Ex- 
traction unterworfen  wurde. 

4.  6,91  pGt,  als  das  Gemisch  des  Ex- 
tractes mit  Kalk  nach  48  Stunden  der 
Extraction  unterworfen  wurde. 

5.  4,26  pGt.,  als  das  Gemisch  des  Ex- 
tractes mit  Kalk  nach  5  Tagen  der  Ex- 
traction unterworfen  wurde. 

Der  Verlust  an  Alkaloiden  betrug  also 
bei  sofortiger  Extraction  der  frisch  be- 
reiteten Mischung  von  Kalk  und  Extract 
23,8  resp.  33,6  pGt.,  war  aber  erheblieh 
grösser,  als  die  Kalkmischung  einige  Zeit 
vor  der  Extraction  bereitet  war. 

Beines  Strychnin  unter  denselben 
Bedingungen  mit  Kalk  behandelt,  verlor 
nur  6,5  pUt,  während  reines  Brucin 
in  verschiedenen  Versuchen  58,5,  90,1, 
ja  100  pCt.  verlor.  Ein  Gemisch  gleicher 
Theile  Strychnin  und  Brucin  verlor 
38  pCt. ;  die  wiedergewonnenen  62  pCt. 
bestanden  zu  39  pGt.  aus  Strychnin  und 
zu  23  pCt.  aus  Brucin. 

Ein  i,7jpC%.  Atropin  enthaltendes  Extr. 
Belladonnae  enthielt  nach  dem  Die- 
terich' sehen  Verfahren  1,5  p  Ct.  Atropin; 
reines  Atropin  verlor  bei  der  Behand- 
lung mit  Kalk  nach  den  Angaben  von 
Dieterich  67  pCt. 

In  einem  Extr.  Hyoscy  ami,  welches 
0,7 pCt.  Hyoscyami  enthielt,  wurden  nach 
dem  Verfahren  von  E.  Dieterich  0,2312, 
resp.  0,4974  pCt.  Hyoscyamin  gefunden, 
während  reines  Hyoscyamin  unter  den- 
selben Bedingungen  45,3,  resp.  72,6  pCt. 
verlor. 

Ich  könnte  diese  Belege  noch  weiter 
ausdehnen,  verzichte  aber  darauf,  weil, 
wie  schon  erwähnt,  eine  gemeinschaft- 


508 


liehe  Arbeit  DiefertcKs  mit  mir  die  Ur- 
sachen der  Differenzen  unserer  Bestim- 
ni\ingen  aufklären  soll. 

Ich  will  Ihnen  aber  heute  nur  ei«  Ver- 
fahren mitt]aedlei^,  welches  in  einfacher 
^p^  sicherer  Weise  die  Bestimmung  des 
Ajkaloidgehaltes  in  den  narkotischen  Ex- 
tracten  gestattet.  Einfachheit  und  Sicher- 
heit in  der  Ausfuhrung  sind  aber  die 
yoruehn^sten  Bedingungen,  welche  man 
an  für  die  pharmaceutische  Prai^s  be- 
stimmte analytische  Methoden  stellen  muss. 
Pie  YOi^  Bolst  und  mir  ausges^rbeitete 
Methode  besteht  in  der  Ausschüttelung 
A^X  Alkaloid^  aus  der  ammoniakalisch 
gemachten  wässerig-weingeistigen 
Extractlösung  durch  Chloroform,  wobei 
das  bei  dem  Schtoeisstnger^hßSL  Ver- 
fahren nad^theilig  bemerkte  Emulgiren 
der  Flüssigkeiten  voUkonunen  vormieden 
wird.  Für  heute  sollen  für  folgende  Igx- 
tracte.  VoüTSQhriflen  zur  Alkaloidbestim- 
mung  gegeben,  werden: 

1.  Extractum  Strychni. 

2  g  fein  xerriebenes  Extract  werden  mit 
5  ccm  Salmiakgeist,  5  ccm  Wasser  und 
lOccm  Spiritus  bis  zur  Lösung  geschüttelt. 
Die  Lösung  wird  dreimal  hintereinander 
mit  je  30,  10  und  10  ccm  Chloroform 
ausgeschüttelt. 

Die  vereinigten  Chloroformauszüge 
werden  durch  Destillation  vom  Chloro- 
form befreit;  der  Rückstand  wird  mit 
15  ccm  Vio  Normal-Salzsäure  aufgenom.- 
men  und  einige  Minuten  auf  dem  Wasser- 
bade erhitzt,  worauf  filtrirt  und  mit  Was- 
ser das  Filter  nachgewaschen  wird.  Das 
Filtrat  wird  dann  unter  Zusatz  von  Coche- 
nille als  Indicator  mit  Vioo  Normal-Alkali 
titrirt.  Zieht  man  von  150  die  verbrauchte 
Anzahl  ccm  Vioo  Normal-Alkali  ab  und 
multiplicirt  die  Differenz  mit  0,00364,  so 
erhält  man  die  in  2  g  Extract  enthaltene 
Menge  Gesammtalkaloid ,  und  hieraus 
durch  Multiplication  mit  50  den  Procent- 
gehAlt  an  Alkaloiden  (angenon^men  ist 
bei  dem  Factor  0,00364  ftlr  1  ccm  Vioo 
Normal-Säure,  dass  Strychnin  und  Brucin 
zu  gleichen  Mengen  in  dem  Extract  vor- 
handen sind;  in  wie  weit  eine  solche 
Annahme  berechtigt  ist,  soll  demnächst 
gezeigt  werden). 


Nach  dieser  Methode  wurden  z.  B.  in 
einem  käuflichen  Extract  gefunden: 

12  3  4 

18,38        18,2        18,02        17,95 

5  6  7 

18,02        17,94        18,07 

Procente  Strychnin  und  Brucin. 

2.  Extractum  Belladonnae, 
Hjoscyami,  Aconiti. 

2,5  g  Extract  werden  in  einer  Miseh- 
ung  von  3  cem  Spiritus  und  6  eem  Wasser 
gelöst;  die  Lüsung  wird  mit  1  eem  Sal- 
miakgeist versetzt  und  dreimal  mit  je 
20 ,  10  und  10  cem  Chloroform  hinter- 
einander ausgeschüttelt.  Von  d^i  ver- 
einigten ChloroformaossehüttelimgeB  wird 
das  Chloroform  abdeatillirt,  der  Bftokstand 
mit  5  eem  Vio  Normal  -  Saks&nre  aafge- 
nommen,  worauf  emige  Minuten  auf  dem 
Wasserbad«  erwärmt,  fiHrirt,  und  das 
Filter  mit  Wasser  naokgewaseban  wird. 
Das  Filtrat  wird  unter  Zlnsats  von  Coche- 
nille als  Indicalor  mit  Vioo  Normal-Alkali 
titrirt  Die  zwischen  50  und  der  zur 
Sättigung  verbrauchten  ccm  ^Ik^  Normal- 
Alkali  bestehende  Differenz  giebt  die  zor 
Bindung  der  vorhandenen  Alkaloide  ver- 
brauchten ccm  Vioo  Normal-SalzstaFe  an. 

.  ..  ( 0,00289  Atropin, 

1  ccm  Vi(K)  =  0,00289  Hyoscyamin, 
Norm-Salzsäure     j  qqq^^^  Aconitin. 

Nach  dieser  Methode  wurden  z.  B.  ge- 
funden: 

1.  Atropin  im  Extr.  Belladonnae 
1,734;  1,722;  1,622;  1,66;  1,647  pCt. 

2.  Hyoscyamin  im  Extract  Hy- 
oscyami  0,7167;  0,6936;  0,682;  0,7 pGt 

3.  Aconitin  im  Extract.  Aconiti 
4,85;  4,7705;  4,71705  pCt. 

Für  Extr.  Conii  ist  die  Methode  in 
Folge  der  Flüchtigkeit  des  Ooniins  nicht 
anwendbar. 

Mit  den  titrirten  Lösungen  sind  noch 
Identitätsreactionen  anzustellen.  Msd 
macht  zu  dem  Zwecke  die  neutralen  Flüs- 
sigkeiten alkalisch,  schüttelt  mit  Chloro- 
form oder  Äether  aus  und  stellt  in  be- 
kannter Weise  mit  dem  Yerdunstungs- 
rückstande  dieser  Extractionsmittel  die 
für  Strychnin,  Brucin,  Atropin  etc. 
charakteristisohen  Beaction^  an. 

Weitere  yei:sucl^e  und  eine  ausnihr- 


509 


lichere  Mittheilung  derselben  stehen  noch 
aus. 

In  der  Debatte  weist  Dr.  Fischer- 
Berlin  darauf  hin,  dass  bei  der  Kalk- 
methode  der  sich  bildende  kohlensaure 
Kalk  das  Alkaloid  einhüllen  und  dieses 
hierdurch  der  Bestimmung  entziehen 
könne.  Er  meint  ferner,  dass  bei  ab- 
sichtlichem Zusätze  fremder  billiger  Al- 
kaloide  zu  Extracten  die  Methode  zu 
schweren  Täuschungen  Veranlassung  ge- 
ben könne.  —  Prof.  Eykmann  pflichtet 
dem  bei  und  möchte  der  Alkaloidbestimm- 
ung  in  Extracten  überhaupt  nicht  so 
grossen  Werth  beilegen,  da  ja  noch  sehr 
viele  andere  Substanzen  die  Wirkungs- 
weise der  Extracte  bestimmen.  —  Prof. 
Poleck  nennt  dagegen  die  Ermittelung 
des  Alkaloidgehaltes  den  Indikator  da- 
für, ob  die  Extracte  wahrscheinlich  nor- 
mal seien  oder  nicht.  —  Prof.  Geissler 
constatirt,  dass  die  Kalkmethode  bei  Be- 
stimmung des  Nicotins  in  Tabakextracton 
sehr  gute  Resultate  gebe,  wie  ihm  viel- 
nUtige  Analysen  bestätigt  haben.  Auch 
bei  Opium  werde  Kalkmilch  angewandt 
und  ohne  Weiteres  zu  verwerfen  sei  sie 
deshalb  nicht. 

Zur  Desaraenimng  der  Salzsäure 
fBr  gerichtlich  -  chemische  Unter- 
suchungen. 

Von  II.  Beckurts. 

Als  zweekmässigste  Methode  zur  Des- 
arsenirung  der  Salzsäure  für  gericht- 
lich-chemische Untersuchungen  habe 
ich  vor  einiger  Zeit  die  fractionirte  Des- 
tillation unter  Zusatz  von  Eisenchlorür 
empfohlen.  Von  Hager  ist  dieser  Methode 
der  Vorwurf  gemacht  worden,  dass  nach 
derselben  eine  eisenhaltige  Säure  entstehe. 
Abgesehen  davon,  dass  dieses  sich  durch 
vorsichtige  Destillation  vermeiden  lässt, 
ist  der  Einwurf  Hager's  auch  für  eine  zu 
gerichtlich  -  chemischen  Untersuchungen 
bestimmte  Salzsäure  irrelevant.  Neuere 
Versuche  haben  die  Brauchbarkeit  meiner 
Methode  wiederholt  dargethan;  es  wird 
zwar  eine  nur  ca.  20procentige  Salzsäure 
erhalten,  in  welcher  Arsen  aber  selbst  bei 
Prüfung  von  2  1  nicht  nachweisbar  ist. 
Gleicherzeit  ist  aber  ermittelt  worden,  dass 
die  von  anderer  Seite  warm  empfohlene 


Desarsenirung  der  Salzsäure  durch  Mace- 
ration  derselben  über  Kupferschnitzel 
und  darauf  folgender  Destillation  wohl 
eine  pharmaceutisch  verwendbare,  aber 
für  gerichtlich -chemische  Untersuchun- 
gen nicht  brauchbare  Säure  liefert 

Ueber  die  Darstellung  von  Menthol 

und  Borneol. 

Von  Priv.-Doc.  Ernst  Beckmann -Leiipng. 

Bei  der  Gewinnung  von  Menthol  durch 
Ausfrierenlassen  der  Pfefferminzole  fallen 
reichlich  flüssige  Producte  ab,  über  deren 
chemische  Natur  seither  nichU  Sicheres 
bekannt  war.  In  Fachkreisen  wurden 
dieselben  als  Menthen  oder  auch  als  flüs- 
sige Isomere  des  Menthols  angesehen. 
Eine  von  Athinson  ausgesprochene  Ver- 
muthung,  dass  in  den  Pfeffermünzölen 
das  flüssige  Menthon,  CioHigO,  vorkom- 
men dürfte  —  welches  zum  Menthol, 
C10H20O,  in  der  gleichen  Beziehung  steht, 
wie  Campher,  CjoHieO,  zum  Borneol, 
OioHißO  — ,  schien  durch  das  Experi- 
ment nicht  bestätigt  zu  werden  und  fand 
deshalb  wenig  Beachtung. 

Das  Menthon  macht  nun  aber  wirklich 
einen  wesentlichen  Bestandtheil  aller  Pfef- 
ferminzöle aus,  insbesondere  auch  des 
zur  Gewinnung  von  Menthol  vorzugsweise 
dienenden  Japan -Oels. 

Zur  Isolirung  eignet  sich  die  fractio- 
nirte Destillation  nicht;  die  Siedepunkte 
vom  Menthon,  206^,  und  Menthol,  212 », 
liegen  einander  zu  nahe. 

Durch  Behandlung  mit  freiem  Hydroxyl- 
amin  giebt  aber  das  Menthon  eine  Oxi- 
midoverbindung,  CjoHigNOH,  welche  in 
Folge  ihrer  Löslichkeit  in  verdünnten 
wässerigen  Säuren  leicht  von  Menthol 
und  Kohlenwasserstoffen  getrennt  werden 
kann.  Aus  der  gewonnenen  sauren  Men- 
thoninlösung  scheidet  sich  beim  blossen 
Stehen  alles  Menthon  als  farbloses, 
schwach  nach  Pfefferminze  riechendes 
Oel  wieder  ab. 

Aus  der  Hauptfraction  des  Abfallpro- 
ductes  von  der  Mentholgewinnung  resul- 
tirten  bei  solcher  Behandlung  nicht  weni- 
ger als  60  pCt.  Menthon.  Die  übrigen 
40  pCt.  bestanden  fast  vollkommen  aus 
krystallinischem  Menthol,  welches  durch 
Ausfrierenlassen  nicht   hatte   gewonnen 


610 


werden  können,  nnn  aber,  nach  Entfern- 
ung des  Lösungsmittels,  alsbald  erstarrte. 

Im  Interesse  der  Mentholgewinnung 
handelte  es  sich  nach  dieser  Erkenntniss 
um  eine  geeignete  Methode,  Menthon  in 
Menthol  überzuführen. 

Die  zur  analogen  Verwandlung  von 
Campher  in  Borneol  angewandten  Ver- 
fahren entsprechen  den  Anforderungen 
der  Praxis  nicht. 

Bei  der  neuerdings  sehr  empfohlenen 
Beduction  mit  Natrium  bei  Gegenwart 
von  Alkohol  geht  zu  viel  von  diesem 
Metall  zwecklos  verloren.  Versuche,  den 
nascirenden  Wasserstoff  durch  Einwirk- 
ung alkalischer  oder  saurer  Flüssigkeiten 
auf  andere  Metalle  zu  erzeugen,  gaben 
unbefriedigende  Resultate. 

Die  Menge  des  Natriums  lässt  sieh 
aber  auf  die  theoretische  beschränken, 
wenn  man,  wie  früher  schon  Baubigny, 
Lösungsmittel  anwendet,  welche  auf  Na- 
trium nicht  selbst  einwirken. 

Statt  des  von  Bauhigny  für  Gampher 
empfohlenen  hochsiedenden  Kohlenwas- 
serstoffs, Toluol,  empfiehlt  es  sich,  wegen 
der  leichter  mögliehen  Abtrennung,  ein 
nichtflüchtiges  oder  sehr  leicht 
flüchtiges  Lösungsmittel  zu  wählen. 

Wie  die  Erfahrung  gelehrt  hat,  wirkt 
Natrium  schon  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur in  ätherischer  Lösung  sehr  ener- 
gisch. 

Zunächst  entstehen  gleiche  Molecüle 
Menthonnatrium  und  Mentholnatrium 

2  CioHigO  +  2  Na  =  CioHnNaO  -f 
CioHjgNaO. 

Eine  Abtrennung  des  Reductionspro- 
ductes,  welche  JSawJf^y —  für  Borneol  — 
vermittelst  Kohlensäure  zu  bewerkstelli- 
gen sucht,  lässt  sich  umgehen. 

Schüttelt  man  die  ätherische  Lösung 
der  Natriumverbindungen  mit  Wasser,  so 
werden  dieselben  unter  starker  Wärme- 
entwickelung zersetzt.  Im  Aether  ver- 
bleiben gleiche  MoIecQle  Menthon  und 
Menthol. 

CioHxTNaO  +  CioHjgNaO  -J-  2  H^O  = 

CioHißO  -I-  OioHgoO  +  2  NaOH. 

Wird  zu  der  entwässerten  ätherischen 
Lösnng  nun  nochmals  dieselbe  Quantität 


Natrium  wie  zu  Anfang  gefügt,  so  ver- 
wandelt sich  zunächst  das  vorhandene 
Menthon  wieder  zur  Hälfte  in  Menthon- 
natrium, zur  Hälfte  in  Mentholnatriom. 
Die  noch  unangegriffene  halbe  Menge 
Natrium  entwickelt  aber,  wenn  man  die 
Beaction  durch  Wärme  unterstützt,  auch 
aus  dem  Menthol  Wasserstoff  und  dieser 
führt  das  vorhandene  Menthonnatrium 
ebenfalls  und  zwar  vollkommen  in  Men- 
tholnatrium über.  Beim  Zusatz  von  Was- 
ser wird  aus  diesem  sofort  Menthol  frei. 

Mischungen  von  Menthon  mit  minde- 
stens dem  gleichen  Gewicht  Menthol,  wie 
sie  in  den  Pfefferminzölen  vorliegen,  las- 
sen sich  also  durch  einmalige  Behand- 
lung mit  der  theoretischen  Menge  Na- 
trium vollständig  in  Menthol  verwandeln. 

Da  das  Menthon  die  Pfefferminzöle 
mehr  oder  weniger  unangenehm  bitter 
schmeckend  macht,  ist  mit  der  üeber- 
führbarkeit  desselben  in  Menthol  eine 
Handhabe  zur  Verbesserung  dieser  Oele 
gegeben. 


^ 


* 


In  ganz  analoger  Weise  wie  Menthon 
lässt  sich  der  Gampher  reduciren. 

Der  gewonnene  sogenannte  Bomeo- 
Campher  (Borneol)  zeichnet  sich  vor  dem 
gewöhnlichen  Japan-Gampher  in  mandier 
Weise  vortheilbaft  aus  und  findet  bereits 
zu  kosmetischen  Zwecken,  Zahnpulvern 
etc.  Anwendung. 


Ein  Wort  für  HübFa  Jod- 
additionsmethode. 

Mittheilang  ans  dem  Laboratoriom  der  Papier- 

und  chemischen  Fabrik  Eugen  DieteriA 

in  Helfenberg  bei  Dresden. 

Zu  Ende  des  Jahres  1884  veröffent- 
lichte Hübl  sein  neues  Oelprüfon^ver- 
fahren*)  und  durfte  ftlr  dasselbe  ein  ge- 
wisses Vertrauen  voraussetzen,  nachdem 
sich  seine  Wachsprobe  so  glänzend  be- 
währt hatte.  Im  Laufe  der  Jahre  1885 
und  1886  wendeten  vrir  die  Jodadditiou, 
wie  wir  den  Gang  kurz  nennen  wollen, 
bei  den  sehr  zahlreich  hier  vorkommen* 
den  Untersuchungen  von  Olivenülen  aa 
und  dehnten  unsere  Tersnehe  aach  auf 
andere  Oele  und  jene  Oelmischungen 

*)  Pharm.  Post  1884,  Nr.  45  bis  47. 


511 


aus,  welche  im  Handel  vielleicht  als  Oli- 
venölfälschungen  vorkommen  konnten. 
An  zwei  Stellen"^)  erlaubten  wir  uns  die 
gewonnene  Ueberzeugung,  dass  die  HübU 
sehe  Methode  sich  besser  wie  jede  andere 
zur  Prüfung  von  Oelen  eigne,  auszu- 
sprechen und  diese  unsere  Ansicht  durch 
Reihen  von  Zahlen  zu  belegen. 

Da  wir  uns  immer  in  der  grossen 
Mehrzahl  mit  den  Untersuchungen  von 
Olivenölen  zu  beschäftigen  hatten  und 
hier,  ob  wir  neue  oder  alte  Jodlösung 
anwendeten,  stets  dieselben  Zahlen  er- 
hielten, so  existirte  für  uns  kein  Zweifel 
mehr  über  den  Werth  der  Methode.  Wir 
erstaunten  daher  nicht  wenig  darüber, 
als  ein  sehr  entschiedener  Einspruch  von 
Seiten  des  Herrn  Dr.  0.  Schweissinger 
in  Dresden  erfolgte.***)  Derselbe  führt 
vor  Allem  die  schon  von  HÜbl  hervor- 
gehobene Veränderlichkeit  der  Jodlösung 
in  Ziffern  vor,  beweist  die  Veränder- 
lichkeit durch  Erhitzen  ebenfalls  ziffer- 
mässig  und  bringt  dann  7  Leinöl-Unter- 
suchungen, welche,  mit  verschieden 
starken  Jodlösungen  gemacht,  verschie- 
dene Jodzahlen  lieferten. 

Herr  Dr.  Schweissinger  knüpft  nun  an 
diese  mit  Leinöl  gemachten  Versuche 
folgende  Schlüsse  und  Speculationen : 

„Die  durchaus  verschiedenen  Besul- 
tate,  welche  mit  den  verschieden  star- 
ken Lösungen   erhalten  tvurden,   be- 
weisen, dass  es  nicht  gleichgültig  ist, 
von   welcher  Concentration  man   die 
Jodlösung  nimmt  etc*f 
ferner: 
^1.  Die  UubVsche  Jodlösung  ist  von  zu 
grosser  Veränderlichkeit,   um  als 
Titerflüssigkeit  benutet  werden  zu 
können. 

2.  Die  erhaltene  Jodzahl  giebt  nicht 

allein  die  Menge  des  an  das  Oel 
gebundenen  Jodes  an,  sondern  sie 
ist  die  Summ^  aus  diesem  und 
dem  bei  den  verschiedenen  oben 
beschriebenen  Processen  gebundenen 
Jod. 

3.  Die  erhaltenen  Jodzahlen  fallen  bei 

concentrirten  Lösungen  höher,  bei 


**)  Geschäftsbericht  April  1886  und  Helfen- 
berger  Annalen  1886. 

♦*♦)  Pharm.  Centralh.  1887,  Nr.  12. 


verdünnteren  niedriger  aus,  und 
auch  die  Zeit  der  Einwirkung  ist 
von  wesentlichem  Einfluss  auf  die 
Jodzahl. 
4.  Es  ist  nicht  möglich,  aus  der  Jod- 
zahl eines  Oeles,  welche  mit  der 
HübVschen  Lösung   bestimmt  ist, 
einen  Schluss  zu  ziehen  auf  die 
Menge  der  Beimischung  eines  Oeles 
zu  einem  anderen.*^ 
Nachdem  Herr  Dr.  Schweissinger  nur 
mit  Leinöl  gearbeitet  hatte  und  für  die 
hier  erhaltenen  Misserfolge  die  Methode 
auch  in  ihrer  Anwendung  auf  alle  ande- 
ren Oele  verantwortlich  machte,  so  konn- 
ten wir  uns  einiger  Zweifel  in  so  weit 
gehende  Speculationen  nicht  erwehren; 
wir  hielten  es  auch  für  unsere  Pflicht, 
der  Sache  näher  zu  treten,  nachdem  wir 
die  Jodaddition  früher  warm  empfohlen 
hatten. 

Um  unsererseits  die  von  Schweissinger 
aufgestellten  Thesen  zu  prüfen,  schien  es 
uns  nothwendig,  alle  gebräuchlichen  fetten 
Oele  in  s  Bereich  der  Untersuchungen  zu 
ziehen  und  besonders  folgende  Fragen 
ins  Auge  zu  fassen: 

a)  Wird  bei  Anwendung  gleichen  Oeles 

dieselbe  Jodzahl  erzielt  mit  alter 
=  schwächerer  oder  mit  neuer  = 
stärkerer  Jodlösung? 

b)  Ist  die  Jodzahl  unabhängig  von  dem 

kleineren  oder  grösseren  Jodüber- 
schuss,  nachdem  Hubl  ausdrücklich 
vorschreibt,   dass   die  genommene 
Menge    Jodlösung    so    gross   sein 
müsse,  um  die  Flüssigkeit  noch  nach 
2  Stunden  stark  braun  gefärbt  er- 
scheinen zu  lassen? 
Zur  Beantwortung   von  a  bestimmten 
wir  die  Jodzahlen  ein  und  desselben  Oeles 
mit  ein  und  derselben  Jodlösung,  nach- 
dem sie  3  Tage  und  wieder,  nachdem 
sie  8  Wochen  alt  war. 

Zu  b  machten  wir  die  Bestimmungen 
aller  verfügbaren  Oele  mit  drei  verschie- 
den grossen  Mengen  Jodlösung. 

Umstehende   Tabelle   enthält  die   ge- 
wonnenen Werthe. 
Erhebliche  Differenzen  bestehen  also  bei 
.  Oleum  Lini  b    .    .     .    .  mit  34,6, 
,,        „     a   .    .    .     .    „    l"jO, 
„     Jecoris  Aselli  alb.   „    10,5, 
„  .,  „     citr.   ,,       t,/Q, 


512 


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513 


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Oleum  Bapae    ....  mit    6,7, 
„      Uelianthi    .    .    .    „      5,5, 
während  bei 

Oleum  Amygdalarum, 
Arachis, 
Gossypii, 
Nucis  Juglandis, 
Olivarum, 
.,     Papaveris, 
.,     Bicini, 
„     Sesami 
die  Jodzahlen  Abweichungen  von  höch- 
stens 3,8  ergeben. 

Wenden   wir  uns  den  Schweissinger- 
sehen  Thesen  mit  Zugrundelegung  obiger 
Zahlen  wieder  zu,  so  kommen  wir  zu 
folgenden  Bichtigstellungen : 
ad  1.  Die  Veränderlichkeit,  der  Ilubl- 
sehen   Jodlösung    ist    so   leicht 
controlirbar ,    dass   daraus   kein 
Hindemiss  für  Anwendung  und 
Zuverlässigkeit  der  Methode  er- 
wächst, 
ad  2.  Die  erhaltene  Jodzahl  kann  nur 
die  Menge  des  an  das  Oel  ge- 
bundenen Jodes  ausdrücken;  es 
hätten  sonst  bei  Anwendung  der 
anderthalbfachen  und  doppelten 
Menge  Jodlösnng  höhere  Zahlen 
resultiren  müssen.  (Einenennens- 
werthe  Ausnahme  macht  nur  das 
Leinöl.) 
ad  3.  Die  erhaltenen  Jodzahlen  fallen 
bei  concentrirten  Lösungen  nur 
beim    Leinöl    höher    und    bei 
schwächeren     dementsprechend 
niederer  ans,  während  sie  sich 
bei  allen  anderen  Oelen  gleich 
beiben. 
ad  4.  Mit  Ausnahme  des  Leinöles  ist 
es  sehr  wohl  möglich,  die  Ver- 
mischung zweier  Oele,  deren  Jod- 
zahlen nicht  zu  nahe  beisammen 
liegen,  mit  der  jEfö6Z'schen  Me- 
thode zu  erkennen. 
Die  Schlüsse  des  Herrn  Dr.  Sehweis- 
Singer  sind  also  in  so  weit,  als  sie  sich 
nicht  auf  die  nur  mit  Leinöl  gemachten 
Versuche  stützen,  unzutreffend  und  lassen 
sich   selbst   bei   Oleum  Jecoris,   Bapae, 
Helianthi  nur  in  geringem  Maasse  auf- 
recht erhalten.    Für  Olivenöl  —  und  um 
d<'is  handelt  es  sich  vor  allen  Dingen  — 
wird  die  Iföftrsche  Jodadditionsmethode 


ein  Kriterium  bilden,  wie  wir  es  schärfer 
bis  heute  nicht  weiter  besitzen. 


Von  der  Ausstellung  zu  Wies- 
baden, gelegentlich  der  60.  Ver- 
sammlung deutscher  Naturforscher 

und  Aerzte. 

Bei  ähnlichen  Anlässen  verfolgte  die 
Centralhalle  bisher  das  Princip,  den  Lesern 
nicht  eine  Wiederholung  des  Ausstellungs- 
Eataloges  zu  bringen,  sondern  sie  griff 
die  nach  ihrer  Ansicht  für  das  Leserpubli- 
kum der  Pharm.  Centralh.  wissenswerthen 
und  wichtigen  Neuigkeiten  heraus.  Auch 
diesmal  soll  nicht  von  dieser  Gepflogen- 
heit abgewichen  werden.  Eine  Anzahl 
neuerer  Apparate  und  Präparate,  welche- 
erst  kürzlich  in  der  Centralhalle  besprochen 
wurden,  werden  deshalb  auch  hier  keine 
Erwähnung  finden. 

Die  bekannte  Firma  De^a^a-Heidel- 
berg  führte  die  von  Witt  empfohlenen 
Piltrirplättchen  vor,  welche  zum  Ein- 
legen in  einen  Trichter  bestimmt,  mit 
einer  wenig  grösseren  Schicht  Filtrir- 
papier  belegt,  dazu  dienen,  Krystalle  und 
ähnliche  Abscheidungen  unter  Absaugen 
rasch  von  der  Mutter  lange  zu  trennen. 
Zu  gleichem  Zwecke  benutzte  man  bisher 
ausser  dem  Platinconus  auch  Uhrgläser, 
welche  man  mit  der  Wölbung  nach  oben 
in  einen  Trichter  einlegte;  die  mit  vielen 
Löchern  versehenen,  sauber  gearbeiteten 
Filtrirplättchen  sind  ein  willkommener 
Fortschritt.  Zu  bemerken  wäre  noch, 
dass  die  Filtrirplättchen  nicht  für  quan- 
titatives, sondern  für  präparatives  Arbeiten 
bestimmt  sind. 

Ein  recht  hübscher  Apparat  ist  das 
Wasserbad  in  conischer  Form,  mit  Vor- 
richtimg für  constantes  Niveau.  In  Folge 
der  conischen  Form  hat  man  immer  nur 
eine  kleine  Menge  Wasser  zu  erhitzen 
und  spart  deshalb  an  Gas.  An  Stelle 
der  bekannten  Porzellanringe  kann  auch 
eine  Porzellanplatte  mit  4  Oeffnungen 
aufgelegt  werden.  Am  Bande  des  Wasser- 
bades befinden  sich  3  Lager  zum  Auf- 
setzen des  Victor  Meyer' ^ohen  Schutz- 
trichters; derselbe  schützt  vor  Staub, 
wirkt  die  Dämpfe  absaugend  und  ver- 
hindert  durch  seinen   nach  Innen  um- 


514 


gebogenen  mit  Tabus  versehenen  Band 
das  Henintertropfen  der  sich  im  Innern 
des  Trichters  condensirenden  Flüssig- 
keiten. Wird  der  Schutztrichter  mit 
einem  genügend  weiten  Gummischlauch 
verbunden  und  dieser  in  nicht  zu  grosser 
Länge  durch  ein  im  Fensterkreuz  befind- 
liches Loch  in's  Freie  geführt,  so  kann 
man  mittels  dieser  Vorrichtung,  an  deren 
Stelle  auch  eine  Wasserluftpumpe  treten 
kann,  unangenehme  Dämpfe  abftihren 
und  deren  Verdampfung  also  im  Zimmer 
vornehmen. 

Sehr  bequem  und  wenig  Platz  erfor- 
dernd ist  der  Eugelkühler  von  Soxhlet. 
Derselbe  dient  als  Bückfiuss-  und  De- 
stillir  -  Kühler  und  besteht  aus  zwei  con- 
centrisch  gelagerten  Messingblechkugeln ; 
durch  die  innere  Kugel  fliesst  kaltes 
Wasser;  das  Einströmungsrohr  für  das 
Kühlwasser  ist  durch  eine  Einkerbung 
gekennzeichnet.  In  dem  Zwischenraum 
zwischen  innerer  und  äusserer  Kugel 
findet  die  Oondensirung  der  Dämpfe  an 
der  verzinnten  Fläche  statt.  Der  Kugel- 
kühler wird  beim  Gebrauch  in  ein  Stativ 
eingehängt.  —  Die  ausgestellten  Fett- 
stifte in  Holzhülse  dienen  zum  Sehreiben 
auf  Glas  (gelb)  und  Porzellan  (blau). 

Die  Firma  Miüer,  Dr.  Geissler^8  Nach- 
folger-Bonn, stellte  Gasen  twickelungs- 
Apparate  nach  Norhlad  aus.  Der 
Apparat  hängt  in  einem  Stativ,  ist  U- 
förmig  und  trägt  an  dem  einen  Schenkel 
das  Entwickelungsgef&ss ,  am  anderen 
Schenkel  das  Beservoir  für  die  Zersetz- 
ungsflüssigkeit. Die  Entwickelung  von 
Wasserstoff,  Kohlensäure,  Schwefelwasser- 
stoff geschieht  aus  den  bekannten  Mate- 
rialien, für  trockenes  Salzsäuregas  war 
ein  Apparat  mit  Ammoniumchlorid  und 
concentrirter  Schwefelsäure  beschickt.  — 
Um  die  Gasentwickelung  zu  unterbrechen, 
wird  der  über  dem  Entwickelungsgeftsse 
befindliche  Kopftheil  in  derselben  Weise 
gedreht,  wie  es  von  den  Patenttropffiaschen 
bekannt  ist.  Die  Entfernung  der  gesättigten 
Salzlösung  erfolgt  sehr  bequem  und  rasch, 
im  Gegensatz  zu  dem  Kipp'sa\ien  Apparat. 
Doch  ist  daftlr  der  Apparat  von  Nord- 
blad  auch  sehr  viel  theurer,  wohl  auch 
zerbrechlicher. 

Die  Firma  H.  Trommsdorff  -  Erfnrt 
brachte  neben  sehr  schönen  anderen  Prä- 


paraten (s.  u.)  die  Ghlorkalkwtirfel  nach 
WincMer  zur  Chlorentwieklung ,  femer 
Schwefelcalcium  Würfel  nach  Fresenius  för 
Schwefelwasserstoff,  Calciumsulfidwürfel 
nach  Neumann  für  Schwefligsäure  und 
Braunsteinwürfel  nach  JVfewiwan»  ffir 
Sauerstofl*  mittelst  concentrirter  Schwefel- 
säure und  für  Chlor  mittelst  Salzsäure, 
zur  Ansicht. 

Minutenthermometer  stellte  Carl 
5ac^BerIin  aus,  dieselben  erreichen  inner- 
halb einer,  höchstens  zwei  Minuten  das 
Maximum  der  Temperatur  der  betreffen- 
den Körperhöhle,  worauf  nach  Entfern- 
ung von  der  Wärmequelle  in  Fol^e  einer 
Knickung  der  Thermometerröhre  der 
Quecksilfoerfaden  abreisst  und  noch  nach- 
träglich ablesbar  bleibt.  Die  Baschheit 
der  Erreichung  der  höchsten  Temperatur 
ist  durch  flache  Form  des  QuecKsilber- 
gefässes  und  durch  Anwendung  eines 
Silberamalgams,  welches  die  Wärme 
rascher  leiten  soll  als  Quecksilber,  er- 
reicht. 

Kahler  und  jlfar^mi  -  Berlin  stellten 
eine  „Flasche  für  filtrirte  sub- 
cutane Injection"  aus.  Betreffendes 
Fläschchen  ist  zweischenkelig ;  in  den 
weiteren  Schenkel  giesst  man  die,  in  den 
im  Etui  enthaltenen  Lösungsröhrehen 
vorbereitete  Lösung  und  nimmt  die  filtrirte 
Lösung  aus  dem  anderen  Schenkel  mittelst 
der  Injectionsspritze  auf.  Als  Filtrir- 
materisJ  dient  entfettete  Watte,  welche 
sich  an  der  Verbindungsstelle  der  beiden 
Schenkel  befindet. 

Heilung -B&t\m  stellte  Bismutoxy- 
jodidgaze  und  -Watte  aus;  beide 
sind  von  braunrother  Farbe  und  ohne 
Geruch.  Ausserdem  kam  mit  Sublimai 
sterilisirtes  (sublimatisirtes)  Jodo- 
form, sowie  desgleichen  Gaze  and  Watte 
zur  Ausstellung;  an  diesen  Präparaten 
ist  äusserlich  natürlich  nichts  Auflf&Uiges 
zu  bemerken;  über  diesen  Gegenstand 
wurden  Gentralhalle  28,  Seite  504,  Off 
Gorresp.,  einige  Bemerkungen  gemacht 

Paul  Hartmann  -  Heidenheim  hatte 
Oatgutfäden  mit  Gewichten  belastet, 
um  die  bedeutende  Zerreissungsfestigkeic 
des  Catgut  „Marke  Wiessner^  zu  zeigen. 
Nachstehende  Tabelle  nach  Hartmawis 
Angaben  giebt  am  besten  Aufschluss 
hierüber: 


515 


Nr. 

Dnreh- 
meteer 

in 
mm. 

Qoer- 
sehnitt 

in 
qmm. 

Maxittnm 
der  Tng- 
Icraft  Ton 
1  Faden. 

Haximum 
pro  1  qmm 
Qnenchnitt. 

0 

0,2 

0.0314 

1.2»  kg 
2,75  „ 
7.6     „ 

15.5  ., 

16.6  ., 

40    kjr 

1 

0,3 

0,070 

39.3    ,. 
38,7   .. 
40      ., 

2 

0,5 

0.196 

3 

0.7 

0,385 

4 

0,8 

0,50 

33      „ 

5 

0,9 

0.63 

1»       . 

28.5   ., 

6 

1,05 

0,86 

24.      „ 

28      „ 

Zum  Vergleiche  sei  bemerkt,  dass  beste  eng- 
lische N&hseide  durchschnittlich  20  kg,  Messing- 
und  Knpferdraht  50  kg  Maximal  -  Tragkraft  je 
pro  1  qmm  Qnerschnitt  ergeben. 

Dr.  Por^  -  München  stellte  als  neues, 
im  Nothfall  rasch  herstellbares  Verband- 
material Holzspäne  aus,  die  von  ge- 
wöhnlichem Holze  durch  Abschaben  mit- 
telst Glasscherben  in  der  Längsrichtung 
des  Holzes  leicht  zu  erhalten  sind.  Das 
feinen  Hobelspänen  zu  vergleichende  Ma- 
terial war  in  Folge  dicht  bei  einander 
liegender  Querwellungen  sehr  elastisch. 

^möW^-Elgersburg  in  Th.  stellte  Ge- 
fässe  aus  Emil i an  fiir  pharmaceuti- 
schen  und  chemischen  Gebrauch  aus. 
Das  Emilian  (eine  Masse  eigener  Com- 
position)  soll  weniger  spröde  als  Por- 
zellan sein  und  besonders  wechselnde 
Temperaturen  und  grosse  Hitze  gut  ver- 
tragen. Aus  gleichem  Material  waren 
Gefässe  für  die  antiseptische  Wundbe- 
handlung gefertigt,  bei  denen  behufs 
gründlicher  Beinigung  im  Inneren  alle 
Ecken,  Winkel  und  todten  Bäume  ver- 
mieden waren  und  die  mit  Deckeln  filr 
Wa^serverschluss  (Sublimatlösung)  ver- 
sehen waren. 

Crusiav  Christ-Berlm  hatte  einen  La- 
boratoriumsvaeuumapparat  aus- 
gestellt, dessen  verzinnte  Vacuumpfanne 
durch  eine  mittelst  Gummidichtung 
schliessende  Glasglocke  verschlossen 
wurde,  so  dass  der  Vorgang  im  Vacuum 
jederzeit  sichtbar  ist.  Es  war  femer  die 
Einrichtung  getroffen,  für  empfindliche 
Flüssigkeiten  in  die  Vacuumpfanne  eine 
Porzellanscbale  einzusetzen. 

PriUiۆ0'BeTliu  flibrte  Tapeten  vor, 
die  nach  einer,  dem  Referenten  nicht  be- 
kannten Methode  von  H.  Campe  so  im- 
prägnirt  sind,  dass  sie  mit  Wasser,  Gar- 
bols&urelöaung,  verdünnter  Schwefelsäure 


und  1  %o  Sublimatlösung  abgewaschen 
werden  können,  ohne  dass  hierbei  Farbe, 
Glanz  oder  Muster  der  Tapeten  leiden. 

H.  Trommsdorff'^Tfwct  brachte  unter 
anderen  drei  neuere  Präparate  zur  Ansicht. 

Sozojodol  =  Jodparaphenolsulfo- 

säure. 
Jodaseptöl«  Jodorthophenolsulfo- 

säure. 
Chinotoiin    =    Dichinolylin  -  Di- 

methylsulfat. 

Das  Sozoiodol  ist  nach  Versuchen 
von  Lassar  sehr  wohl  geeignet,  dermatolo- 
gischen Zwecken  zu  dienen;  es  ist  voll- 
kommen geruchlos  und  farblos,  löst  sich 
Idcht  in  Wasser  und  lässt  sich  mit  fast 
jedem  Vehikel,  mischen  ohne  sich  zu 
zersetzen. 

Das  Ghinotoxin,  vor  einigen  Jahren 
von  Ostermayer  dargestellt,  wirkt  nach 
Hoppe  -  Seyler  bei  Thierversuchen  wie 
Curare,  hat  aber  dabei  keine  wesentlichen 
Nebenwirkungen  gezeigt  und  eignet  sich, 
da  es  sich  rein  darstellen  und  gut  dosiren 
lässt,  wohl  als  Ersatzmittel  für  Curare. 

Professor  Dr.  TFiViifer-Freiberg  stellte 

Germanium  und  Präparate  desselben 

aus.   Wir  begnügen  uns,  die  Namen  der 

hergestellten  Verbindungen  aufzuzählen: 

Germanium, 

oiyd, 

hydroiyd, 

oxydul, 

hydroiydul, 

suifür,   gefällt   und 

sublimirt, 
Sulfid,  gefällt, 
tetrachlorid, 
Chloroform, 
oxychlorid, 
tetrajodid, 
fluorid, 
äthyl. 
Dem  Specialkatalog  der  Firma  Merck- 
Darmstadt  entnehmen  wir  nachstehende 
interessirende  Angaben: 

Digitalinum  purum  pulv.  germ. 
Merck.  Die  officinellen  Digitaline  sind 
keine  einheitlichen  Körper.  Das  soge- 
nannte „Deutsche  Digitalin"  besteht 
in  der  Hauptsache  aus  Digitale'in,  ausser- 
dem etwas  Digitonin  und  Digitalin 
Schmiedeberg' %. 


\i 


»1 


»^ 


Kalium- 


V 


71 


1» 


1> 


516 


Digitalinam  puram  amorphum 
Ph.  Gallic.  et  Belg.  Dieses  entspricht 
im  Ganzen  dem  „Digital ine  Ho- 
mo 1 1  e."  Hauptbestandtheil :  Digitalin 
Schmiedeberg' ^  neben  etwas  Digitoxin. 

Digitoxinum  purissimum.  Dieses 
Nichtglyeosid  ist  der  giftigste  Digitalis- 
bestandtheil.  Das  „Digitaline  cry- 
stallisöe  Nativelle''  bestellt  nahezu 
vollständig  daraus. 

Strophanthin.  purissimum  eryst. 
Merck.  Glycosid.  „In  der  fünften  Auf- 
lage (Juli  1887)  des  Verzeichnisses  mei- 
ner sämmtlichen  Präparate  etc.  ist  noch 
angegeben  „Nichtglyeosid,"  während  des 
Druckes  desselben  erschien  indess  die 
Arbeit  von  Prof.  Fräser,  welche  bewies, 
dass  Strophanthin  doch  ein  Glycosid  ist." 

Conessin.  purum  crystall.  Al- 
kaloid  aus  Halorrhena  antidysenterica 
R.  Br.,  einer  Apocynee  Ostindiens,  wo- 
selbst die  Samen  als  Febrifugum,  Anti- 
dysentericum  und  Anthelminthicam  im 
Gebrauche  sind.  Mit  Wrightin,  der 
Base  aus  Wrightia  antidysenterica,  ist 
Conessin  nicht  identisch,  wohl  aber  sind 
beide  homolog. 

Dem  Specialkatalog  der  Firma  Böh- 
ringer  &  SöÄne- Waldhof  bei  Mannheim 
entnehmen  wir  über  Eseridinum  pu- 
rum und  salicylicum  folgende  An- 
gaben : 

„Wir  bemerken  zu  dem  letztgenannten 
Oalabaralkaloid ,  welches  wir  kürzlich  in 
den  Galabarbohnen  entdeckten,  dass  sich 
dasselbe  in  bemerkenswerther  Weise  von 
dem  Physostigmin  unterscheidet.  Wäh- 
rend das  Physostigmin  eine  starke  Base 
ist,  hat  das  Eseridin  sehr  schwachbasi- 
sche Eigenschaften.  Physostigmin  ist  in 
Aether  sehr  leicht  löslich,  das  Eseridin 
löst  sich  ziemlich  schwer  in  Aether.  Der 
Schmelzpunkt  des  Eseridins  ist  132^0., 
die  Zusanmiensetzung  desselben 

C16H23N3O3, 
d.  h.  das  Molekül  enthält  H2O  mehr  als 
das  Molekül  des  Physostigmins.  Ueber 
die  physiologischen  Eigenschaften  des 
neuen  Alkaloides  sind  Untersuchungen 
soeben  im  Gange." 

Genannte  Firma  brachte  eine  Anzahl 
Spaltungsproducte  des  Cocains  und  ein 
aus  denselben  aufgebautes  Homologes  des 
Cocains,  welches  neben  gleicher  Wirk- 


samkeit mit  Bezug  auf  geringere  Giftig- 
keit dem  Cocain  überlegen  sein  soll,  zur 
Ansicht.  Ecgonin.  purum  und  hydro- 
chloricum,  Benzoesäure  aus  Cocain  ab- 
gespalten ,  Anhydroecgonin ,  Anhydro- 
ecgoninjodhydrat  und  -perjodid,  Benzoyl- 
ecgonin;  Homococain  (Syn.  Cocäthylin) 
=  Benzoylecgoninäthylester. 

Die  Firma  Zimmer  in  Frankfurt  a.  M. 
stellte  eine  Beihe  Salze  des  amorphen 
Chinins  aus:  Chininum  amorph,  puris- 
simum ;  —  muriaticum ;  —  sulfuricum ;  — 
boricum;  —  tannicum  neutrale  Zimmer. 
Dieselben  finden  zum  Theil  ihres  billigen 
Preises  wegen  in  der  Thierheilkunde  be- 
deutende Verwendung.  Ueber  diese  Prä- 
parate wurde  bereits  Centralh.  21,  464 
berichtet.  Neu  ist  das  gerbsaure  Salz, 
das  für  die  Kinderpraxis,  gleich  dem  rei- 
nen, empfohlen  wird;  Einzelgabe  0,5  bis 
1,0  bei  kleinen  Kindern;  bei  grösseren 
Kindern  und  Erwachsenen  entsprechend 
mehr.  Es  ist  ein  gelblich -graues  Pul- 
ver, das  sich  unter  Zusatz  von  einigen 
Tropfen  Salzsäure  in  kaltem  Wasser  mit 
dunkelgoldgelber  Farbe  leicht  löst 

Gleichzeitig  wurde  das  von  Hesse  ent- 
deckte Hydrochinin  als  schwefelsaures 
Salz  ausgestellt,  das  durch  seine  Gegen- 
wart im  käuflichen  Chinin,  sulfuric.  in 
letzter  Zeit  Interesse  erregte. 

Fahlberg,  List  d;  Co.  in  Salbke-West^r- 
hüsen  a.  Elbe  brachten  zum  ersten  Mal 
in  grösseren  Mengen  das  S  a  c  c  h  a  r  i  n(Ben- 
zoesäuresulfinid)  zur  Anschauung,  gleich- 
zeitig fllhrte  LuUze  (Dr.  Kades  0  r  a  n  i  e  n  - 
apotheke)  Berlin  Saccharinprä- 
parate vor. 

Unter  den  Bezeichnungen  Solutio 
Saccharini  und  Saccharinum  mix- 
tum versteht  Luise  eine  Saccharinlösung 
in  verdünntem  Alkohol,  beziehentlich  eine 
Mischung  von  Saccharin  mit  Mannit  in 
solchen  Verhältnissen,  dass  1,0  g  der 
Lösung  oder  des  Pultergemisches  dem 
Süsswerth  von  10,0  g  Zucker  oder  15,0  g 
Syrupus  simplex  entspricht. 

Ausserdem  gelangten  fertige  Mixtaren 
und  Pulvermischnngen,  z.B.  Mixtura  acidi 
hydrochlorici,  Mixtura  Chinini  sulfiiriei, 
Mixtura  Natrii  salicylici,  Pulvis  Liqui- 
ritiae  compos.,  Pulvis  aörophorus,  sowie 
Extractum  Filicis  aethereum,  Oleum  Jecoris 
Aselli,  Oleum  Bicini,  Balsamum  Copaivae. 


M7 


Tinctura  StFophanUii,  Ymum  Chinae  und 
andere  mit  Saeehariii  vereOisst  bot  Aus- 
stellung. 

Auch  weitere  Saecbarinpräparate,  wie 
Essigessenz,  Himbeersaft,  Punschessenz, 
selbst  Champagner  und  Gebäck  wurden 
gezeigt.  Dass  das  Saccharin  bei  der  Be- 
handlung Diabetischer  in  Auftiahme  kom- 
men werde,  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln, 
dass  aber  der  Zucker  in  der  Haoswirth- 
sehaft  Yor  dem  Saecharin  wird  weichen 
müssen,  ist  kaum  zu  erwarten.  Nach 
den  gelegentlich  der  Ausstellung  vor- 
genommenen Eoststudien  ist,  wie  allge- 
mein eonstatirl  wurde,  der  Oeschmack 
des  Saccharins  in  Folge  seiner  äusserst 
langdauernden  Besistenz  auf  der  Zunge 
nicht  Allen  angenehm.  Dass  Saeebarin 
ättsserst  süss  schmeckt,  unterliegt  durch- 
aus keinem  Zweifel,  dass  es  aber  wie 
Zucker  schmeckt,  möchte  Beferent  nicht 
beh&upten.  Wie  Saccharin  den  Thieren 
zu  schmeekea  seheint,  darüber  vergleiche 
man  Seite  861  dieses  Jahrg.  der  Pharm. 
Centralh. 

Letztgenannte  Firoia  (Dr.  Kaäe'%  Ora- 
Hienapotheke)  hatte  auch  Tropaeolin- 
p  ap  i e r  ausgestellt.  Durch  Versuche  mit- 
tels der  in  verschiedenen  Verdünnungen 
vorhandenen  Säuren  (Milchsäure,  Salz- 
säure etc.)  konnte  man  sich  sofort  von  den 
Beactionen  überzeugen.  Femer  wurde 
Tinctura  Strophanthi,  wie  auch  noch 
von  einigen  anderen  Firmen,  ausgestellt. 
Hierbei  fiel  eine  f»4i)lo8e  (durch  Kohle 
entf&rbte?  Bef.)  TJnctura  Strophanthi  auf, 
über  welche  nichts  Besonderes  gesagt 
und  auch  nichts  zu  erfahren  war. 

.£n^2Aard  -  Frankfurt  a.  Main  stellte 
Ghina-Beerwein  aus  Chinarinde  mit 
Fromme  Heidelbeerwein  bereitet  aus. 
Derselbe  soll  absohil  klar  haltbar  sein 
und  sämmtliche  fiealandtheiie  de?  China- 
rinde enthalten.  Der  QeaehnMck  des  Ghi- 
na-Beerweines  ist  angenehm.  Ferner  ge- 
langten sdiön  gearbeitete  6 ranul es  mit 
Arsenprftpantten,  z.  &  Liiqfnor  Kalii  arseni- 
cofiiy  Ferrum  arsenicnm  mit  Tinokura 
Strophanthi  etc.  %m  Anschkaonng.  Zur 
besseren  Unterseheidnag  sind  dieselben 
verschieiien  gedarbt.  E,  ist  nach  seiner 
Angabe  der  einzige  Apotheker  in  Deutseh- 
land, wekher  diese  Gcanules  selbst  dar- 
stelHi 


PoM-Sehönbanm-Danüg  fahrte  neue 
Suppositorienkapseln  vor;  dieselben 
sind  von  Gelatinemasse  gefertigt,  dünn  in 
der  Wandung,  mit  stumpfer  Spitze  und 
vertragen  Druck  sehr  gut.'  Zum  Verschluss 
dient  entweder  ein  gut  passender  Schiebe- 
deckel von  gleicher  Masse  oder  kleine 
Stapsei  von  Sebum.  Diese  Kapseln  in 
verschiedenen  Grössen  gefertigt  (die  grös- 
seren aneh  als  Vaginalkapseln)  werden 
vom  Apotheker  selbst  gefüllt  und  ver- 
schlossen. Ausserdem  wfuren  elastische 
Gelatinekapseln  ausgestellt,  welche  mit 
Unguentum  Hydrargyri  cinere- 
um  und  mit  Hydrargyrom  oleini- 
cum  gefüllt  sind;  ein  Beweis,  welcher 
Modifieationen  eine  Sache  fähig,  wenn 
sich  die  Industrie  mit  derselben  beschäf- 
tigt —  bekanntlich  existirte  Unguentum 
Hydrargyri  ausserdem  noch  in  Gelatine- 
d&rmen  mit  je  1,0  g  entsprechenden 
Skalenzeicben.  neben  den  Hat  Cacaeöl 
überzogenen  Kugeln  von  Quecksilbersalbe, 
der  ersten  und  wohl  auch  verbreitetsten 
Form  ft^r  bequeme  Dispensation  derselben. 

PoA2  stellte  unter  anderen  auch  noch 
Gelatinekapseln  mit  Kreosot  0,05  g  und 
Tolubalsam  0,2  g,  nach  Prof.  Dr.  S^m- 
metfkrodi  gefüllt,  aus,  ferner  Kapsek  mit 
Extractum  Filieis  aeth^r.  und  Kamala 
(beide  Bertandtheile  sind  nicht  gemischt, 
sondern  getrennt  zu  sehen),  sowie  Aether- 
kapseb,  wie  die  bekannten  Bicinusöl- 
kapseln  gearbeitet,  also  ohne  die  ringsum 
laufende  Naht,  die  man  an  den  franzö- 
sischen Perles  d'^ther  kennt. 

Jir<rtt0«- Wiesbaden  stellte  schön  aus- 
sehende Brausende  Bromsalze  aus, 
die  einen  bequemen  und  billigen  Ersatz 
für  Bromwasser  (Bromalkaliwasser)  dar- 
stellen. 

Dr.LaJFbfi<a«M6-Gondel8heim  bei  Karls- 
ruhe hatte  sog.  Arzneiröhren  ausge- 
stellt Diesell^n  sind  federspuldicke,  aus 
imprägnirlem  Filtrii^^^ier  gerollte  Boh- 
ren, welche  aus  mier  Bolzspitae  wie 
Cigarren  geraucht  werden  sollen.  Die 
zur  Imprägnirung  b^utzton  Medicamente 
sind)  Benzoesäure,  Salioylsäure,  Campher, 
Sublimat, Opium,  Stramonium,  Cannabis 
Belladonna,  Digitalis  etc.,  ausg-eschlossen 
sind  aus  technischen  Gründen  Pyridin 
luuk  AmmoniQjnchlosid.  Jede  Bohre 
(0,5  g  Fiiltariffpapier)  eathätt  ansäendem 


518 


0,02  g  Kaliumchlorat,  genügend,  am  das 
Olimmen  za  unterhalten. 

Stephan 'Trenen  brachte  eine  Phar- 
macognostische  Sammlung  zur 
Ausstellung,  wie  er  sie  als  Hilfsmittel 
bei  dem  pharmacognostischen  Unterricht 
der  Apothekerzöglinge  in  jeder  Apotheke 
gehalten  wissen  will,  analog  dem  be- 
kannten Herbarium  vivum. 

Auf  die  passende  Auswahl  der  Samm- 
lungsstücke muss  gebührend  hingewiesen 
werden,  wie  es  ebenfalls  lobend  hervor- 
zuheben Ist,  dass  die  Sammlung  die  Boh- 
Drogen  enthält,  die  eigentlich  nie  in  die 
Apotheke  gelangen  und  deren  Kenntniss 
doch  unbedingt  nOthig  und  wichtig  ist. 
Als  wohlgemeinten  Bath,  nur  die  Samm- 
lung noch  zweckentsprechender  zu  machen, 
mochten  wir  uns  den  Vorschlag  erlauben, 
neben  jenen  Boh-Drogen  dieselben  Drogen 
auch  im  halb-  oder  ganz  mundirten  Zu- 
stande, je  nachdem  diese  im  Handel  ge- 
f&hrt  werden,  beizulegen.  Dadurch  kann 
nach  unserer  Ansicht  die  Sammlung  nur 
an  Werth  für  den  Lernenden  gewinnen 
und  dessen  Interesse  in  noch  höherem 
Maasse  in  Anspruch  nehmen. 

Die  Firma  Bwroughs  Wellcome  &  Co,- 
London  brachte  comprimirte  Tablet- 
ten zur  Ansicht,  von  welchen  einige 
neuere  Sorten  Erwähnung  finden  sollen: 

Gascara-sagrada-Tabletten  als  gelindes 
Abführmittel,  Manganoxyd-Tabletten  und 
die  in  Deutschland  nicht  gekannten  Per- 
manganat-Tabletten,  ferner  Tabletten,  be- 
stehend aus  Ealiumchlorat  und  Borax, 
Chininbisulfat  etc.  Die  Tabletten  werden 
je  nach  der  Art  des  Medicamentes,  be- 
ziehentlich der  Anwendungsweise,  ver- 
schieden hart  comprimirt;  die  Tabletten 
von  Galomel  oder  Bismutsubnitrat  zer- 
fallen in  kürzester  Zeit  in  Wasser,  wäh- 
rend Tabletten  von  Kaliumchlorat  oder 
Ammoniumchlorid  hart  comprimirt  sind^ 
da  dieselben  bestimmt  sind,  längere  Zeit 
im  Munde  gehalten  zu  werden,  um  sich 
langsam  aufzulösen. 

Eine  neue  Sorte  derartiger  Tabletten, 
die  mit  Zucker  überzogen  sind,  hat  den 
Namen  »Tabloid*  erhalten.  Unter 
dem  Namen  „Zymine*'  oder  Extractum 
Pancreatis  (Pairchild)  wurde  ein  hellgelbes 
Pulver  in  Glasröhrchen  (0,8  g  Extractum 
Pancreatis  und  0,9  g  Natriumbicarbonat) 


abgeftllt  ausgestellt  Dasselbe  dient  dazu, 
Milch  zu  peptonisiren,  weshalb  es  auch 
den  Namen  Peptonisirpulver  erhalten  hat 
Die  Gebrauchsanweisung  lautet: 

In  eine  reine  Flasche  oder  Porzellansebale 
tbne  %  Liter  Iriscbe  Milch  und  1  Tasse  kaltes 
Wasser,  in  welches  1  Peptonisir-Polver  ein- 
gerührt ist,  mische,  setze  es  in  heisses,  aber 
nicht  kochendes  Wasser  und  rühre  oder  schüttle 
es  einige  Male  nm.  Nach  etwa  *20  Minuten  koche 
2  bis  3  Minuten  lang  nnd  stelle  dann  kalt 

Oft  genügt  es  warme  Milch  mit  dem  Peptonisi> 
Palver  einfach  anznscbütteln  nnd  dem  Kinde 
oder  Patienten  so  zu  geben. 

Der  Grad  der  Verdauung  (Peptonisirung)  wird 
geregelt  durch  den  Zeitraum,  w&hrend  welchen 
die  Milch  mit  dem  Peptonisir-Palver  zasammen 
warm  gehalten  wird. 

Peptonisirte  Milch  ist  süss  und  angenehm 
schmeckend  und  ähnelt  von  allen  anderen 
Präparaten  der  Muttermilch  am  meisten. 

Ist  die  Verdauung  (Peptonisirung)  weit  vor- 
schritten,  so  wird  <üe  Milch  bitter. 

Es  ist  für  die  meisten  F&Ue  nicht  nOthi^,  die 
künstliche  Verdauung  (Peptonisirung)  bis  zu 
diesem  Punkte  gehen  zu  lassen,  wenn  ea  nicht 
ausdrücklich  vom  Ante  vorgeschrieben  ist 

Milch,  als  Flaschennahrnng  für  kleine  Kinder, 
braucht '  gewöhnlich  nur  wenig  peptonisirt  zu 
werden, 

In  dem  warmen  Gemisch  von  Milch  und 
Peptonisir-Pulver  ist  die  Verdauung  (Peptonisir- 
ung) von  Minute  zu  Minute  fortschreitend ;  man 
kann  daher  leicht  den  Grad  der  künstiichen 
Verdauung  erreichen,  welcher  dem  Ernährungs- 
zustände des  Kindes  oder  des  Kranken  angemes- 
sen ist. 

Kochen  des  Gemisches  hebt  die  Wirkung  des 
Peptonisir-PuWer  Yollständig  auf;  auf  Eis  steUen 
verzögert  den  Process  der  künstlichen  Verdauung 
nur  um  so  lange,  als  das  Gemisch  kalt  bleibt. 

Nachdem  die  Milch  theil weise  oder  ganx  pep- 
tonisirt ist,  genügt  ein  Aufkochen  während  2  bis 
*6  Minuten,  um  die  Milch  für  längere  Zeit  halt- 
bar zu  machen. 

Peptonisirte  Milch  kann  mit  Cognac,  Arrac 
oder  Knm  gemischt  und  zur  Bereitung  ron  Mehl- 
speisen oder  Puddings  benutzt  werden. 

Die  Firma  Chrisiy  dt  (7o. -London  stellte 
eine  Beihe  neuer  und  zum  Theil  zum 
ersten  Male  gesehener  Drogen  aus.  Von 
einer  Beschreibung  der  Drogen  absehend, 
wollen  wir  uns  damit  begnügen,  die 
neuesten  derselben  zu  nennen  und  die 
ihnen  zugeschriebenen.  Wirkungen  und 
Eigenschaften  laut  des  Drogenberiehtes 
von  Chrisiy  &  Co.  aufzuführen: 

Simulo,  die  Früchte  von  Oapparis 
coriacea  gegen  Hysterie  und  Epilepsie 
empfohlen. 

Jambul,  die  Früchte  des  indischen 
Syzygium  Jambolanum   (Eugenia   Jam- 


519 


bolana),  als  Mittel  gegen  Diabetes  em- 
pfohlen und  in  Dosen  Ton  0,8  g  yiermal 
täglich  zu  geben. 

Evodia  pasinifolia,  deren  äthe- 
risches Oel  als  Geruchscorrigens  des 
Jodoforms  empfohlen  wurde. 

Atherosperma  moschata,  deren 
Rinde  einBeruhigungsmittel  gegen  Asthma 
und  Bronchitis  sein  soll. 

Salix  nigra,  deren  Binde  besonders 
als  Sedativum  auf  die  Oesehlechtsorgane 
eine  Wirkung  haben  soll. 

Solanum,  paniculatum,  unter  dem 
Namen  Jurnbeba  in  Brasilien  in  Ge- 
brauch, welches  als  vorzügliches  Ab- 
führmittel empfohlen  wird  und  in  grösseren 
Dosen  auch  harntreibende  Eigenschaften 
besitzen  soll. 

Hygrophyllaasiatica,  eine  Acan- 
thacee,  die  gegen  Wassersucht  als  Diu- 
reticum  mit  Erfolg  verwendet  werden  soll. 

Sigesbeckia  orientalis,  eine 
Composite,  die  als  Abkochung  bei  Herpes 
tonsurans,  als  Tinctur  mit  Oel  vermischt 
bei  Geschwüren  gute  Besultate  geben  soll. 

Lachuanthes  tinctoria,  die  von 
den  Homöopathen  als  Tinctur  gegen 
Pneumonie,  typhöses  Fieber  etc.  gebraucht 
wird. 

Eolapasta,  durch  Zusatz  von  Gacao- 
öl,  was  die  Consistenz  betrifft,  der  Oacao- 
masse  ähnlich  gemacht  und  als  Eola- 
Chocolade  bezeichnet.  Der  Geschmack 
ist  bei  Weitem  nicht  so  angenehm,  wie 
von  Gacao  und  im  Halse  etwas  kratzend. 

Ndilo-Oel  von  Oalophyllum 
inophyllum  als  Mittel  gegen  Rheu- 
matismus empfohlen. 

Habjelia  aethiopica,  deren 
Früchte  wie  Cubeben  Verwendung  finden. 

M  i  s  1 0 1  e  ist  eine  Mischung  aus  Chaul- 
moograöl,  Menthol  und  Ooca'in  und  als 
Mittel  gegen  Rheumatismus  und  Eeuch- 
hnsten  empfohlen. 

Änderson's  antiseptische  Va- 
ginalkapseln  sind  aus  carbolisirter 
Gelatine  gefertigte  dünnwandige  Kapseln 
mit  abnehmbarem  Deckel.  Die  eigent- 
liche Kapsel  enthält  einen  Bausch  Ver- 
bandwatte,  der  mit  einem  Faden  zu- 
sammengehalten ist  und  mit  verschie- 
denen Medicamenten  getränkt  werden 
kann.  Der  Faden  geht  unten  durch  ein 
kleines  Loch,  so  dass  äusserlich  die  Kapsel 


wie  an  einem  Faden  hängend  erscheint. 
Neben  Flüssigkeiten  können  auch  Pulver 
verwendet  werden,  wenn  man  die  Watte 
mit  Glycerin  und  Wasser  tränkt  und  die 
gewünschte  Quantität  des  Pulvers  nun 
in  die  Watte  stäubt. 

Nachdem  der  Tampon  genügend  lange 
in  der  Vagina  verweilt  (die  Gelatine  ist 
in  10  Minuten  resorbirt),  wird  er  an 
dem  Faden  wieder  herausgezogen. 

frtfnn -Wiesbaden  zeigte  Pepton- 
Präparate  nach  eigenem  patentirten 
Verfahren.  Der  Verfertiger  benutzt  die 
peptonisirende  Wirkung  des  Sauerteigs, 
beziehentlieh  der  Milch-  und  Buttersäure- 
Oäbrung.  Zu  dem  Zwecke  werden  ani- 
miJische  Eiweisskörper  (Milch,  Blut, 
Fleisch  etc.)  mit  den  Mehlen  der  Gere- 
alien,  Wasser  und  etwas  Sauerteig  ge- 
mischt, einer  Gährung  bei  40  bis  46^  G. 
ausgesetzt,  die  entstandene  Säure  abge- 
stumpft und  die  abgegossene  Flüssigkeit 
eingedampft 

Dr.  ffundAate^an-Hamm  stellte  Aleu- 
ronat  aus.  Das  Aleuronat  (Pflanzen- 
eiweiss)  ist  nach  patentirtem  Verfahren 
hergestellt;  rein  und  angeblich  so  leicht 
verdaulich,  dass  es  in  dieser  Beziehung 
dem  Thiereiweiss  nahe  kommen  soll. 
Wenn  man  bedenkt,  dass  selbst  heute 
noch  dieser  wichtige  Nährstoff*  aus  dem 
Pflanzenreiche  in  der  Stärkefabrikation 
häufig  ganz  verloren  geht,  so  dürfte  die 
Beindarstellung  dieses  Präparates  für 
billige  Volksernährung  sehr  erwünscht 
sein. 


Jodtrichlorid  als  desinflcirendes 
und  antiseptisches  MitteL 

Ueber  dieses  Thema  findet  sich  eine  Ab- 
handlang von  Stabsarzt  Dr.  Biedd  im  3.  bis 
5.  Heft  des  II.  Bandes  der  Arbeiten  aas  dem 
Kaiserlichen  Relehs-Qesandbeitsamte,  welche 
Hefte  wir  an  anderer  Stelle  noch  besprechen 
werden.  Dr.  JRiedel  weist  in  dieser  Abhand- 
lang darauf  hin,  dass  sa  den  wenigen  Mitteln, 
welche  den  hohen ,  aber  berechtigten  Anfor- 
derungen, die  in  neaerer  Zeit  an  ein  Des- 
infectionsmittel  gestellt  werden,  genügen, 
aach  das  Chlor  gehört,  dass  dasselbe  aber 
nar  in  wftssriger,  frisch  bereiteter 
Lösung  seine  volle  Wirksamkeit  ent&ltet. 
In  Gasform  wirkt  es  sohon  weniger  rasch. 


620 


Der  allgemeiaen  Verwenduag  des  Chiorwas- 
sers  stehen  seine  leichte  Zersetzbarkeit^  die 
Umstündlichkeit  jedesmaliger  frischer  Be- 
reitung desselben  und  sein  stechender  Ge- 
ruch entgegen. 

C.  Langenbuch  hat  nun  in  neuester  Zeit 
die  desinficirendc  Kraft  des  Chlors,  unter 
Vermeidung  der  Unauträglichkeiten ,  welche 
die  Benutzung  des  Chlorwassers  mit  sieh 
bringt,  den  Zwecken  der  Chirurgie  dienstbar 
au  machen  versacht ,  indem  er  das  Chlor  in 
Gestalt  einer  Chloijodverbindung ,  des  Jod- 
trichlorids,  yerwendet.  Zu  Gunsten  des  Jod- 
triehlorids  als  Desinfectionsmittel  spnieh  Ton 
vornherein  einerseits  die  Thatsache^  dass  die 
Wirkung  der  Chlorverbindungen  auf  orga- 
nische  Körper  in  Gegenwart  von  Jod  eise 
besonders  lebhafte  ist,  andererseits  der  Um- 
stand, dass  von  dem  in  Folge  Zersetaung  des 
Jodtrichlorids  entstehenden  Clor  in  statu 
nateendi  an  und  für  sieh  eine  kräftigere 
Wirkung  erwartet  werden  darf. 

Dr.  JRiedeVB  Untersuchungen  haben  sich 
9«nächst  nur  auf  eine  experimentelle  Prüfung 
der  desinficirenden  und  der  antiseptischen 
Eigenschalten  de»  genannten  Prftpatatea  be- 
schränkt. Die  Vortheile,  welche  daa  Jod^ 
trichlorid  vor  dem  Chlorwasser ,  wie  vor  an- 
deren gebränohlicheren  Antiseptieis  für  die 
Verwerthung  in  der  Praxis  besitsk ,  müssen 
von  chirargischer  Seite  gepriifit,  bei.  bestätigt 
werden. 

Das  zu  den  Versuchen  benfitsAe  Jodtri- 
ohlorid,  von  der  Firma  Schering  (Berlin, 
Grün»  Apotheke)  bezogen,  war  etn  gelb- 
rothes,  pomeranzenfarbenes  Pulver  von  einem 
äusserst  stechenden ,  zu  Thränen  und  Husten 
reizenden  G«ruch.*)  Durch  diese  Eigenschaft 
wird  das  Hantiren  mit  dem  pulveinförmigen 
Jodtrichlorid  sehr  erschwert.  Es  empfiehlt 
sich  daher,  das  Präparat  in  Gestalt  einer 
concentrirten  wässrigen  Ldsung  vorräthig  au 
hateen.  Die  letztere  besitzt  einen  weniger 
sellarfen  Gerueh  und  eine  bernsteingelbe 
Farbe,  welche  wochenlang  unvwändert  bleibt. 
Die  für  den  Gebraveh  täglieh  £risch  her- 
zneMlenden  'verdünnten  Lösungen    (l<yoo) 


*)  JCl,  bildet  sich,  wenn  eiti  üeberschuss  von 
Cl  über  schwach  erwärmtes  Jod  geleitet  wird, 
bis  dieses  sich  in  ein  kiystallinischeB  gelbes 
Pulver  verwandelt. 


nehmen  bald  eine  dunklere,  braune  Fäcb«ng 
an. 

Die  Ergebnisse  der  Unteraaekungen  waren 
im  Wesentlichen  folgende: 

1.  ,|Da8  Jodtrichlorid  ist  in  Wlssriger  Los- 
ung ein  wirksames  Desinfeetionsmittel,  da  es 
selbst  in  grosser  Verdünnung  (1 :  1000)  wider- 
standsföhige  Baeillensporen  in  verhähniss- 
massig  kurzer  Zeit  zu  tädten  im  Stande  ist. 
Lösungen  in  Alkohol  oder  0^  sind  unwirk- 
sam. 

Die  sporentödtende  Kraft  des  Jodtrichlorids 
übertrifi^  bei  Weitem  die  der  Carbolsäure; 
das  Jodtrichlorid  steht  in  dieser  Hinsicht 
unter  den  gebräuchlichen  Desinfbctionsmitteln 
dem  Sublimat  am  nächsten. 

2.  In  seinem  Verhalten  gegenüber  sporen- 
freien  Baeillen  i^nd  gegenüber  Kokken  zeigte 
das  Jodtrichlorid  in  einer  Lösung  von  1  <>/qo 
ungeföhr  dieselbe  Wirksamkeit  wie  eine 
Carbolsäurelösung  von  3  pCt.  Bei  weiteren 
Verdünnungen  der  genannten  beiden  Misch- 
ungsverhältnisse zeig;te  sieh  in  einigen  Ver- 
suchen das  Jodtrichlorid  der  Carbolsäure 
überlegen. 

S.  Die  antiseptischen ,  eoiwickelun^ 
hemmenden  Eigenschaften  des  Jodtricklorids 
kommen  gegenüber  den  Mikroorganismen 
der  Wmndinfectionskraakheiten  zur  Creltung, 
wenn  das  Jodtrichlorid  im  Verhäkniaa  von 
1 :  1200  zur  Nährgelatine  hinzugefügt  ist. 

4.  Die  an  Kaninchen  miitelat  intraveMeer, 
imtrapentomaler  und  suboataaer  fiinv«vleib- 
jung  angestellten  Versuehe  geben  im  €kgen- 
sat»  zu  den  bei  Venreodung  von  SulUimat 
oder  Carbelsävre  erhaltenem  Besuitaten  keiBcn 
Anhalt  dafür,  dass  bei  einer  Yeffwertkvoag  des 
Jodtrichlorids  in  der  ehiruigischen  Praxis 
Vevgiftnng^efahieB  zu  befiioebten  wSren.^ 

In  der  letzten  Nummer  der  Berliner  klin. 
; Wochenschrift  berichtet  im  Anscblms  an 
I  diesen  Auftatz  Dr.  Ikm^en&ud^  über  selhr 
günstige  Erfolge  mit  dem  Jodtrielhlorid  in 
der  chirurgischen  Praxis.  Er  erwähnt,  dass 
sich  Lösungen  von  1:1200,  esef^ehretse 
genommen,  bei  Dispepsien  wirksam  gezeigt 
und  dass  es  wahrscheitilieh  sei,  diam  Joätii- 
Chlorid  auch  bei  Hantkrtinklieilen  gute 
Dienste  leisten  würde. 


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der  60.  Natnrforseher-yersAininlang  sn  Wiesbaden:  Ueber  die  flttehtlgen  BetUndtbeile  der  Wursel  und  des  Wnr- 
seUtoeks  von  Aaamm  enropaenm  L.  Verscbiedene  Mlttbellnngen  von  Deaner.  Ueber  Vanillin  Im  Weingeist. 
Teraebledene  Mittheilnniien  von  Fiscber.  Ueber  die  Verdampfting,  speelell  des  Wiesbadener  Koabbrnnnens.  — 
Mikroelysma.  —  Ueber  Peptone  und  die  Peptone  des  Handels.  —  Tinctara  Stropbanti.  —  lilseeUeBS  Holxkoble- 
Bisqnlts.  —  Pnrgatif  OidtoianB.  —  Ooniferen  >  Cigaretten.  —  Saccharin.  —  AngenblickskUhlnng.  —  Phosphatireu 
des  Weines.  —  Reroy^s  antiseptlsehe  Lösnng.  —  OCeae  GomsvOBAeas«  —  ABielfM« 


Clieiiile  und  Pbarmacle. 


Zur  mikroskopiaohen  Prftfong 
der  Kraftfattermittel. 

Von  F.  Benecke. 

2.  EapiteL 
Erkemnng  TOn  Bicliia8kaeheii.i) 

Der  Bicinasknchen  wird  hergestellt  aus 
den  Samen  Tom  Btcinus  communis.  Seine 
Gharakterisirung  ist  deswegen  von  Be- 
deutung, weil  er  unzweifelhaft  schäd- 
lich auf  den  thierischen  Organismus  ein- 
wirkt. Welcher  Stoff  eigentlich  die  giftige 
Wirkung  ausQbt,  ist  hier  ebenso  wenig 
wie  f&r  manche  andere  im  Verdacht  gif- 
tiger Wirkung  stehende  Producte  mit 
Sicherheit  ermittelt  worden.  2)  Obwohl 
aus  Tetsehiedenen  Gründen^)  nicht  anzu- 
nehmen ist,  dass  der  Bicinuskuchen  oft 
als  Yerftlschungsmittel  Anwendung  findet, 

>)  Alfl  Erffftnnmg  des  IQ.  Abflchnittes  meiner 
,,Aiil«itiiiiff,'*  welcher  bandelt  über:  „Einige  be« 
sonders  wichti^^  Stoffe,  durch  welche  die  Kraft- 
fnttermittel  yerf&lscbt  oder  yernnreinigt  sind.'' 

*)  Man  yergL  bierfiber  des  Verf.  Abhandlung:: 
„Bicümskiicheik  ab  Yerfftlsehungsinitter'  in 
Nobb^ß ,  jMdwiithAchaftLYexitiohiatation'*  1887, 
Seite  146  bis  l&L 


so  ist  doch  die  Möglichkeit  eines  solchen 
Falles  nicht  vollends  ausgeschlossen,  und 
zwar  am  wenigsten,  wenn  es  sich  nicht 
um  einen  Oelkuchen,  sondern  mn  ein 
Oelkuchenmehl  handelt,  indem  alte  Oel- 
kuchenmehle,  wenn  sie  nicht  von  sehr 
respectablen  Firmen  bezogen  werden,  von 
vorn  herein  verdächtig  sind;  es  sei  nur 
der  Thatsache  Erw&hnung  gethan,  dass 
z.  B.  Holdefleis  vor  Jahren  von  23  unter- 
suchten Leinkuchenmehlen  kein  einziges 
als  ,jein''  bezeichnen  konnte. 

Wir  wollen  uns  in  Folge  dessen  mit 
den  mikroskopischen  Bildern,  welche  uns 
der  Bicinuskuchen  liefert,  bekannt  machen; 

Alle  Bicinuskuchen,  welche  ich  bis- 
her untersucht  habe,  enthalten  in  reich-* 
lieber  Menge  pilzliche  Organismen.  Ich 
habe  die  Muthmaassung  ausgesprochen,^) 
dass  diese  vielleicht  Ursache  der  giftigen 
Wirkung  seien.  Sie  würden  alsdann  die- 
selbe Bolle  spielen  wie  die  Pilze,  welche 
das  Maismehl  befallen,  wodurch  dasselbe 
die  berüchtigte  Erankheit ,  „Pellagra" 
(oder  „Mailändische  Böse,"  „Lombardi- 
scher Aussatz")  genannt,  erzeugt  Be- 
sonders eine  Pilzform,  wie  ich  sie  in 


Fiffur  4  abgebildet  tLabe,''isrBtet8  ansn- 
treffan,  so  dass  gewissermaassen  dieser 
Pilz  mit  zur  Charakteristik  des  Riciniis- 
kncbene  benutzt  werden  kann.  Wir  wei- 
sen diesen  Pilz  am  siebersten  dnreb  An- 
wendung folgender  Methode  nach: 

1  EaffeelßSel  toU  Oelkücheiimehl  wird 
in  einem  Mörser  mit  wenig  Wasser  zu 

^  %    $    '^ 


{Tarfra*HrB>i  «■.  MKIIiHk.) 

einem  dflnnen  Brei  tachtig  verrieben, 
diesen  Brei  giesst  man  dnrcb  ein  Mnll- 
filter  ■),  lässt  die  trübe  Flüssigkeit  in  ein 
kleines  Gefäss  laufen  und  drückt  über 
demselben  das  Filter  vollkommen  aus 
dann  fQgt  man  ca.  10  Tropfen  conceutrirte 
Natronlauge  hinzu,  xührt  nm,  erwfirmt 
ein  wenig,  ohne  zn  kochen,  lässt  absitzen 
und  bringt  mit  Hülfe  eines  Glasröhrebens 
Tom  Bodensatz  einen  Tropfen  auf  einen 
ObjeottrBger,  legt  ein  Deckglas  auf  nod 
betrachtet  bei  starker  (ca.  400-  bis  600- 
facher)  Vergrasaernng.  Neben  uns  jetzt 
nicht  interessirenden,  undeutlichen  Zell- 
resten und  neben  rundlichen  Pilzformen 
werden  wir  dann  stets  die  elliptischen 
Pilzzellen  der  Figur  4  bemerken,  welche 
meist  einzeln,  häufig  aber  auch  gruppen- 
weise noch  zusammenhängen. 

Die  angeffihrte  Methode  ist  notbwen- 
dig,  nm  uns  vor  Irrthamern  zn  hflten. 
Durch  das  Erwärmen  mit  'Natronlauge 
werden  etwa  Torhandene  Stärkekömer 
verkleistert,  die  Eiweissmassen  werden 
gelöst  und  Fetttröpfchen  verseift,  so  dass 
alle  diese  Gebilde,  welche  zn  Verwechsel- 
ungen Veranlassung  geben  können,  zer- 
stört werden. 

Die  zweite  Operation,  welche  wir  Tor- 

■}  Te^l.  .^Dldtnng,"  8«it«  39. 


nehmen,  ist  die  Prflfung  mit  Jodlösnng 
auf  Stärkemehl.*)  Da  die  Bicinnssamen 
—  wie  fast  alle  Oelsamen^)  —  keine 
Stärkekömer  enthalten,  so  werden  wir  in 
Folge  dessen  auch  keine  solchen  im  Bi- 
cinoskueben  antreffen. 


Die  dritte  Operation  besteht  in    Be- 
handlung eines  Eaf^elöffels  voll  Kuchen- 
mehl  mit  Salz-  und  SalpetersSure   und 
hierauf  mit  Natronlauge.^)    Die  Samen- 
hüllen von  lÜeinus  comtnunts  sind  ver- 
bältnissmässig  sehr  derb  und  resistent 
Daher  sehen  wir  nach  Behandlang  mit 
Säuren  und  l^auge  in 
der  Begel  unr  braun- 
schwarze ,  dicke  Scha- 
lentheilchen ,    an  wel- 
chen wenig  ZQ  erken- 
nen   isL        Hingegen 
können  wir  ausser  die- 
sen    nndnrchsichtigen 
Schalen  zarte  Lamellen 
wahrnehmen ,     welche 
entweder  farblos  oder 
gelb    gef&rbt    erschei- 
z...«  di  fll.rt««  iien.     Die  Figuren  5 
TOD  RiBiDo*        und  6  bi'ingan  diesel- 
fv^^nm^tm.      ^^    ^^    Darstellong. 
loofHk.)  Für  den  Bicinuskucben 

besonders     charakteri- 
stisch ist  die  Figur  6.    Durch  dieselbe 


•)  Vergl.  „Anleitung,"  Seite  36  bis  38. 
')  Nor  die  Erdnflase  m&chen  eine  Aamahiue. 
')  üeber    die  Einielheiten    dei   Vertalireii* 
retgl  „Anleitong/'  Seite  88  bi«  42. 


Bind  zarte  Hftatchen  dargestellt,  welche 
bald  yblWg  farblos,  bald  gelbbraun  ge- 
förbt  sind.  Sie  faJleii  auf  durch  ihre 
Sasserst  eckigen  Segrenzungea ,  welche 
daher  rühren,  dass  sich  die  einzelnen 
Zellen  dieser  Eftntchen  bei  der  Behand- 
lung mit  Königswasser  nnd  Natronlauge 
stets  ganz  ablösen.  Mitunter  sind  die 
Zellhftute,  welche  die  Zellen  nach  innen 
begrenzen,  gar  nicht  siebtbar,  mitunter 
dagegen  aoch  sämmtlich  sehr  klar.  Der 
häufigste  Fall  ist  der,  dass  Zickzack- 
linien, welche  durch  Äuseinanderweichen 
des  Häutchens  in  der  Mitte  oder  an  an- 
deren Stellen  entstehen,  mehr  oder  weni- 
ger deotlich ,  oft  sehr  scharf,  hervor- 
treten. Die  einzelnen  Zellen  dieser  Häut- 
chen haben  das  Ansehen,  als  ob  ein  Netz 
Ober  ihnen  aasgespannt  wäre  oder  als  ob 
sie  punktirt  sind.^)  Bei  genügender  Durch- 
sichtigkeit ist  das  Bild  sehr  charakteri- 
stisch. Um  solche  zu  erzielen,  htkte  man 
sich  sehr,  das  zur  mikroskopischen  Un- 
tersuchung Torzubereitende  Kuchenmehl 
irgendwie  stark  mit  dem  Säuregemisch 
in  behandeln,  sondern  ftlge  in  dem  Mo- 
ment, wo  die  Masse  zu  schäumen  be- 
ginnt, kaltes  Wasser  hinzu ;  ebenso  lasse 
man  die  Natronlauge  eher  noch  schwächer, 
als  in  meiner  „Anleitung"  im  Allgemeinen 
angegeben ,  einwirken.  Behandelt  man 
das  Kuchenmehl  zu  stark,  so  treten  die 
Häntchen  nicht  deutlich  hervor. 

Ganz  besonders  ist  auch  darauf  auf- 
merksam zu  machen,  dass  diese  Häut- 
ehen leicht  Obersehen  werden  können, 
wenn  man  ein  zu  helles  Gesichtsfeld  hat; 
man  stelle  deshalb  den  Beleuchtungs- 
spiegel des  Mikroskopes  in  der  Weise, 
dass  die  Helligkeit  des  Gesichtsfeldes  nur 
ausreicht,  die  Objeete  Überhaupt  noch 
dentitch  erkennen  zu  lassen. 

Die  Bilder  5  und  6  wären  besonders 
dann  von  Wichtigkeit,  wenn  einmal  der 
Fall  vorläge,  dass  ein  Material  als  Ver- 
fälschung diente,  welches  aus  Samen  her- 
gestellt wurde,  die  vorher  ihrer  Samenhülle 
beraubt  worden  sind,  übrigens  ein  Fall, 
der  kaum  vorkommen  wird.^] 


')  Eb  hingt  diet  von  der  EiiuteUatig  de« 
Uitroskopes  ab,  tbeilweise  anch  wobl  von  der 
BehandlaDgBweiie  des  Hateriala  mit  SSaren 
nad  Lange,  sowie  von  der  Mgevandten  Ver- 


Uro  das  GharakteristiBche  der  dicken 
Samenhtlllen  zu  erkeonen,  ist  eine  vierte 
und  letzte  Operation  nothwendig.  Den 
nach  Behandlung  mit  Säuren  und  Laage 


erhaltenen  Bückstand  erhitzen  wir  noch 
einmal  mit  Salz-  und  Salpetersäure,  hdren 
aber  nicht  auf,  wenn  die  Masse  zu  schän- 
men  beginnt,  sondern  lassen  mehrere 
Minuten  lang  tüchtig  schäumen,  indem 
wir  die  Flamme  verkleinem  oder  auch 
löschen.  Dann  f^gen  wir  kaltes  Wasser 
hinzu,  filtriren  und  waschen  aus.  Jetzt 
müssen  die  meisten  SchalenstUckchen 
wenigstens  am  Bande  eine  deutliehe 
Zeichnung  aufweisen,  andernfalls  wieder- 
holt man  dieselbe  Operation.  Zeigen  die 
meisten    Sehalenstflckcben    erkennbaren 


Band,  so  thuen  wir  gut,  noch  mit  GI7- 
cerin  zu  erhitzen,  wie  es  im  vorigen 
Kapitel  fttr  Baps,  Bübsen  und  Senf  an- 
gegeben ist.  m  werden  dadurch  die 
Bilder  noch  etwas  deutlicher. 

Die  Samenballen  bieten  uns  zwei  Arten 
von  Bildern,  welche  durch  Figur  1  und  8 
wiedergegeben  sind.  Am  häufigsten  ist 
das  Bild  der  Figur  7  anzutreffen.  Wir 
sehen  parallel  neben  und  oft  auch  über 
einander  Hegende,  sehr  lang  gestreckte 
Zellen;  bald  sieht  das  Bild  mehr  der 
rechten,  bald  mehr  der  linken  Seite  un- 
serer Figur  ähnUch.  Dos  durch  Figur  8 
zur  Darstellung  gebrachte  Bild  erweckt 
den  Schein,  als  ob  Kugeln  in  mehr  oder 
weniger   deutlichen  Längsreihen   neben 


524 


einander  liegen.  Oft  werden  wir  in  der 
Mitte  der  Kugelfl&chen  einen  Punkt  wahr- 
zunehmen vermögen. 

Nur  selten  sind  die  Bilder  so  klar  wie 
die  gezeichneten.  Es  genügt  aber  —  wie 
überhaupt  stets  — ,  wenn  wir  nur  am 
Bande  eines  Schalenstüekchens  die  eine 
oder  die  andere  Zeichnung  erkennen  kön- 
nen, um  Gewissheit  darüber  zu  erreichen, 
ob  das  Sehalenstück  von  Bicinussamen 
stammt  oder  nicht. 

Nicht  oft  wird  die  Aufgabe  gestellt 
werden,  einen  Bicinuskuohen  auf  Einheit 
zu  prüfen.  Derselbe  darf  ja  eben  seiner 
giftigen  Wirkung  wegen  nicht  als  Futter- 
mittel Verwendung  finden,  sondern  darf 
nur  als  Dungmittel  angewandt  werden.^) 
Pur  Denjenigen,  dem  die  Controle  ob- 
liegt, wird  es  sich  in  der  Begel  nur 
darum  handeln,  andere  Eraftfuttermittel 
auf  Anwesenheit  von  Bicinuskuchen  zu 
prüfen.  In  obiger  Darstellung  habe  ich 
die  Mittel  zur  Erkennung  desselben  ge- 
geben. Es  sei  aber  noch  etwas  näher 
auf  den  Nachweis  in  anderen  Oelkuchen 
eingegangen. 

Was  zunächst  das  Auffinden  der  be- 
schriebenen und  abgebildeten  Pilzformen 
anbelangt,  so  kann  daraus  natürlich  nicht 
mit  Bestimmtheit  der  Schluss  gezogen 
werden,  dass  Bicinusmaterial  vorliegt. 
Für  die  Praxis  aber  ist  es  ohne  Bedeut- 
ung, woher  derartige  pilzliche  Organis- 
men stammen,  denn  jeder  Oelkuchen, 
welcher  sie  enthält,  ist  verdächtig  und 
soll  nicht  ohne  Weiteres  verfQttert  wer- 
den. Ein  guter  Oelkuchen  soll  eben  pilz- 
frei sein. 

Am  einfachsten  gestaltet  sich  die  Frage, 
ob  Bicinusmaterial  in  einem  Oelkuchen 

")  Bei  dieser  Gelegenheit  mochte  ich  darauf 
aufmerksam  machen,  dass  es  sich  sehr  empfiehlt, 
Oelkuchen,  welche  als  Don^ittel  dienen,  mlkro« 
skoptoch  auf  ihre  Reinheit  zu  prüfen.  Die  ün- 
tersnchnns  ist  leicht  nnd  ohne  irgendwie  er- 
hehliche  Kosten  ansznfflhren.  Es  dürfte  hier 
auch  die  mikroskopische  Analyse  allein  vOUig 
genügen  nnd  die  chemische  Analyse  überftüssiff 
machen,  denn  es  kommt  bei  einem  Dnngmittel 
noch  weit  weniger  als  bei  einem  Kraftfiitter- 
mittel  darauf  an .  oh  ein  paar  Procent  Eiweiss 
mehr  enthalten  sind  oder  nicht,  nnd  der  Ge- 
halt an  Fett  und  Kohlehydraten  ist  ganz  nnd 
gar  bedentongsloB,  da  diese  Stoffe  ja  den  Boden 
an  Nfthrsnbstanzen  nicht  bereichem  können. 


vorhanden  ist  oder  nicht,  wenn  Kuchen 
aus  folgenden  Materialien  zur  Prüfung 
vorliegen :  aus  Sesam,  Mohn,  Lein,  Baps, 
Bübsen,  Leindotter  und  enthülsten  Erd- 
nüssen. Alle  diese  enthalten  keine  schwarz- 
braunen, ihrer  Dicke  wegen  völlig  oder 
last  völlig  undurchsichtigen  Schalen. 
Fehlen  also  solche  nach  einfacher  Be- 
handlung mit  S&uren  und  Natronlauge, 
so  darf  man  getrost  auf  Abwesenheit  von 
Bicinuskuchen  schliessen.  Anders  liegt 
schon  die  Sache,  wenn  Kuchen  geprüft 
werden  sollen,  die  hergestellt  wurden: 
aus  Palmnüssen,  Coeosnüssen,  Bucheekem, 
Niger-,  Madia-,  Sonnenblumen-  oder  Baum- 
wollsamen, weil  diese  Materialien  auch 
oft  zunächst  undurchsichtige  Präparate 
liefern.  Bei  weiterer,  nach  meiner  „An- 
leitung*' und  der  obigen  Darstellung  zu 
vollziehender  Behandlung  wird  aber  den- 
noch mit  Leichtigkeit  festzustellen  sein, 
ob  solch  ein  dieses  Schalenstück  jenen 
Materialien  entstammt  oder  voi^  Bicinus- 
samen herrührt 

Am  meisteq  Schwierigkeit  dürfte  — 
wenigstens  dem  weniger  Geübten  —  der 
Nachweis  von  Bicinuskuchen  in  sogenann- 
ten unenthülsten  Erdnusskuchen  I^reiten, 
weil  die  Fruchtscl^alen  (nicht  Samen- 
schalen!) der  £rdnuss  einige  Aehnlieh- 
keit  mit  den  Samenhüllen  von  Bicinus 
besitzen.  Dazu  kommt,  daßs  auch  der 
Erdnusskuchen  zarte  Häutchen  wie  die 
in  Fi^ur  5  dargestellten  aufweist ^  und 
fernerbin,  dass  auch  im  Bicinuskuchen 
oft  Fruchtschalen  des  Bicinussamens  ent- 
halten sind,  die  nun  noch  eine  grössere 
Aehnliebkeit  mit  den  Frucht9chalen  der 
Erdnüsse  besitzen,  als  di^e  Samenhüllen 
von  Bicinus.  Trotzdem  aber  gehört  bei 
nur  einigermaassen  sorgfttltiger  Arbeit 
und  sorgftiltigem  Beobachten  audi  der 
Nachweis  von  Bicinus  im  unenthfilsten 
Erdnusskuchen  keineswegs  zu  einer 
irgendwie  schwierigen  Aufgabe. 

^m  Schlüsse  sei  bemerkt,  dass,  wenn 
es  sich  darum  handelt ,  Bicinusfaiehen- 
mehl  in  irgend  .  einem  anderen  Kraft- 
futtermittel (wie  z.  B.  in  Kleien)  n&ebzu- 
weisen,  dieser  Nachweis  stets  ebenfalls 
mit  Leichtigkeit  gelingen  muss. 


525 


Die   Section    Pharmacie    der  60. 

Naturforscher  -Versammlung 

zu  Wiesbaden. 

Ueber  die  flüchtigen  Bestandtheile 

der  Wurzel  und  des  Worzelstocks 

Ton  Asaram  enropaeam  !• 

Von  Geh.  Rath  Poleck  in  Breplao. 

Nach  einigen  einleitenden  Worten  über 
die  Aufgaben  und  Ziele  der  pharmaceu- 
tisehen  Chemie  bemerkt  der  Vortragende, 
dass  das  pharmaceutische  Institut  der 
Universität  zu  Breslau  schon  seit  längerer 
Zeit  das  Studium  der  ätherischen  Oele  in 
den  Bereich  seiAer  Arbeites  gezogen  habe. 
So  sei  soeben  eine  Arbeit  über  das  äthe- 
rische Oel  von  Allium  ursinum  ver- 
öffentlicht worden ,  in  weichem  Herr 
Semmler  als  wesentliche  Bestandtheile 
Vinylsulfid  (C3H3)jjS  und  Polysul- 
furete  des  Vinyls  nachgewiesen  und 
im  Laufe  des  verflossenen  Sommers  habe 
Herr  Petersen  aus  Kopenhagen  eine  Un- 
tersuchung des  ätherischen  Oels  von  Asa- 
rum  europaeum  L.  beendigt  und  sei  zu 
nachstehenden  Resultaten  gelangt. 

Das  Material  zu  dieser  Untersuchung 
war  aus  der  rähmlichst  bekannten  Fabrik 
ätherischer  Oele  von  Schimmel  &  Co.  in 
Leipzig  bezogen.  Das  Bohproduct  war 
ein  dunkelbraunes,  trübes  und  dickflüs- 
siges Oel  von  eigenthümlich  aromatischem 
Geruch,  p.  sp.  1,046,  welches  nach  und 
nach  in  der  Kälte  grosse  Mengen  Asaron 
absetzte.  Nach  Beseitigung  desselben 
wurde  durch  Destillation  mit  Wasser- 
dämpfen und  wiederholtes  Fractioniren 
ein  leichteres,  auf  Wasser  schwimmendes 
und  ein  darin  untersinkendes  Oel  er- 
halten. 

Das  erstere  war  ein  links  polarisiren- 
des  Terpen,  CjoHie,  p.  sp.  0,860,  Sdp. 
162  bis  165^.  Nach  seiner  Bectiflcation 
über  metallischem  Natrium  besass  es  einen 
an  Lavendel  oder  Rosmarin  erinnernden 
Geruch.  Sein  Verhalten  gegen  Brom  be- 
wies seine  Identität  mit  dem  Pinen  von 
Wallach,  Es  wurde  ein  flüssiges  Sub- 
stitutionsproduct  G^oHisBr  und  nach  Er- 
hitzen des  Terpens  im  zugeschmolzenen 
Rohr  auf  250  ^  und  nachheriger  Bromir- 
ung  das  bei  125^  schmelzende  Dip en- 
tentetrab romid  erhalten.  Dieses  Ter- 


pen ist  nur  in  geringer  JSIenge  im  Roh- 
öl vorhanden. 

Die  Hauptfraction  des  Rohöls  war  ein, 
innerhalb  enger  Grenzen  bei  250  ^  sieden- 
des, schwach  gelbes,  optisch  inactives 
Oel,  p.  sp.  1,06,  welches  nur  sehr  schwer 
von  den  letzten  Resten  des  Asarons  be- 
freit werden  konnte.  Analyse  und  Dampf- 
dichte führten  zu  der  Formel  C11H14Ü2. 
Dieser  Körper  zeigte  keine  besondere 
Reactionsfthigkeit.  Brom  wurde  zwar 
zuerst  addirt,  dann  substituirt,  ohne  dass 
es  gelang,  eine  feste  oder  krystallinische 
Verbindung  zu  erhalten.  Ebenso  verhiel- 
ten sich  Chlor  und  Jod  und  deren  Was- 
serstoff'säuren.  Dagegen  entstand  bei  der 
Behandlung  der  Lösung  des  Oels  in  Eis- 
essig mit  Natriumnitrit  ein  in  gelben 
Nadeln  krystallisirendes  Additionsproduct, 
CHH14O2N2O3,  welches  bei  118^ schmolz. 

Von  besonderem  Interesse  waren  die 
Resultate  der  Oxydation  durch  Kalium- 
permanganat. Es  entstanden  Kohlensäure, 
Essigsäure,  Oxalsäure  und  eine  bei  180^ 
schmelzende  krystallinische  Säure,  deren 
Analyse  zu  der  Formel  C9H1QO4  führte, 
v^lche  dann  durch  die  Untersuchung 
ihres  Silbersalzes  bestätigt  wurde.  Bei 
Behandlung  mit  Jodwasserstoff'  wurde  sie 
quantitativ  in  zwei  Moleküle  Jodmethyl 
und  in  Prolocatechusäure  gespalten.  Diese 
durch  Oxydation  gebildete  feste  Säure 
war  daher  Dimethyl-Protocatechu- 
säure  oder  Veratrumsäure 

^6^3  I  COOK  • 

Diese  zwei  Oxymethylgruppen  müssen 
schon  in  dem  Molekül  des  schweren  Oels 
vorhanden  sein,  und  in  der  That  gelang 
es,  nahezu  zwei  Moleküle  Jodmethyl  ab- 
zuspalten. Neben  diesem  entstand  eine 
schwarze  harzige  Masse,  welche  jeder 
weiteren  Reinigung  widerstand. 

Nehmen  wir  im  Molekül  des  schwe- 
ren Oels  CiiHi402  zwei  Methoxylgruppen 
OCH3  und  einen  Benzolrest  G0H3  an,  so 
bleibt  die  Gruppe  C3H5  übrig,  welche 
wahrscheinlich  mit  der  Allylgruppe  iden- 
tisch ist.  Dafür  spricht  die  reichliche 
Bildung  von  Essigsäure  bei  der  Oxyda- 
tion, die  Entstehung  eines  Additionspro- 
ducts  mit  Brom  und  einer  Verbindung 
mit  salpetriger  Säure,  wie  solche  schon 


52G 


bei  mehreren  aromatischen  Allylverbind- 
ungen  erhalten  worden  ist.    Die  Stellung 

der  Seitenketten  CoHsj'^^^.^^s)^  jst  durch 

die  Entstehung  der  Veratrumsäure  ge- 
geben und  mit  der  Anordnung  derselben 
im  Methyläther  des  Eugen  ols 
identisch,  einer  Verbindung,  welche  bis 
jetzt  in  den  Pflanzen  noch  nicht  aufge- 
funden, dagegen  unter  anderen  auch  von 
Tiemann  und  Matsmoto  synthetisch  dar- 
gestellt  worden  war. 

Die  noch  höher  siedenden  Antheile  des 
Asarumöls  sind  Asaron  und  ein  bei 
800  ^  und  darüber  siedendes  Oel  von  in- 
tensiv grüner  Farbe.  Es  war  nicht  mög- 
lich, aus  letzterem  einen  Körper  darzu- 
stellen, welcher  Garantien  für  seine  Rein- 
heit bot. 

Von  hohem  Interesse  ist  die  Vergleich- 
ung  der  chemischen  Natur  der  flüchtigen 
Bestandtheile  der  beiden  einander  so  nahe 
stehenden  Arten  Asarum  europaeum  und 
canadense.  Von  letzlerem  besitzen  wir 
eine  Untersuchung  durch  Potver  aus  dem 
Jahre  1880.  Weder  Power,  noch  früher 
Procter  konnten  in  dem  Oele  Asaron 
auffinden,  eine  Thatsache,  welche  jetzt 
von  Petersen  bestätigt  wurde.  Dagegen 
fand  Power  ein  Terpen  OioHnj,  ferner 
einen  monovalenten  mit  Borneol  isomeren 
Alkohol  CioHjgO  in  Verbindung  mit  Es- 
sigsäure und  Baldriansäure,  endlich  ein 
neutrales  bei  250  ^  siedendes  Oel  und 
einen  über  300  ^  siedenden  tief  blauen 
Bestandtheil. 

Die  Formel  C12H16O2,  welche  Power 
dem  bei  250  ^  siedenden  Anlheil  des  Oels 
giebt,  unterscheidet  sich  durch  CH2  von 
dem  entsprechenden  Bestandtheile  des 
Oels  von  Asarum  europaeum.  Bei  der 
Oxydation  mit  Kaliumdichromat  erhielt 
Power  eine  bei  172^  schmelzende  Säure, 
deren  Analyse  zu  der  Formel  C9H10O4 
führte  und  deren  Identität  mit  Veratrura- 
säure  Petersen  nachwies,  als  er  das  Oel 
mit  Kaliumpermanganat  oxydirte.  Es 
würde  daher  das  von  Power  abgeschie- 
dene Oel  entw^eder  mit  dem  analogen  Be- 
standtheile von  Asarum  europaeum  iden- 
tisch sein   oder  seine  Zusammensetzung 

durch  die  Formel  CgHs  j  ^^Q^y  ihren 
Ausdruck   finden    müssen,    womit   seine 


Oxydationsproducte  vollständig  im   Ein- 
klang stehen. 

Nach  der  von  Staats  begonnenen  und 
vom  Vortragenden  fortgesetzten  Unter- 
suchung des  Asarons  kommt  diesem  die 
Formel  CjgHigOs  zu.  Sie  findet  ihre  Be- 
stätigung durch  zahlreiche  Analysen  und 
mehrere  Dampfdichtebestimmungen,  durch 
das  Bromadditionsproduct,  sowie  durch 
die  Producte  der  Oxydation  durch  Kalium- 
permanganat und  der  Erhitzung  mit  Zink- 
staub, wobei  nur  geringe  Mengen  flüssiger 
Kohlenw^asserstoffe,  dagegen  grosse  Quan- 
titäten Methan,  Wasserstoff  und  Kohlen- 
oxyd auftreten.  Boutlerow  und  Rizza 
nehmen  in  dem  Asaron  2  Atome  Wasser- 
stoff" und  1  Atom  Kohlenstoff"  weniger  an. 
obwohl  ihreDampfdiehtebestimmung  sich 
weit  mehr  obiger  Formel  nähert.  Da  das 
Asaron  drei  Methoxylgruppen  enthält  und 
bei  der  Oxydation  Kohlensäure.  Essig- 
säure, Oxalsäure,  einen  festen  Aldehyd 
und  eine  Säure  von  der  Zusammensetzung 

so  würde  seine  Molekularformel 


p   ri     I  (OCH^jg  . 
^6  "2  ,       C4H7 


sein ,  wodurch  eine  bemerkenswerthe 
Analogie  mit  dem  im  Oel  von  Asarum 
canadense  enthaltenen  Bestandtheil 

(.p,     |(0CH3)3 
^6"^«     C4H7 

hervortreten  würde.  —  Die  Untersuch- 
ung des  Asarons  ist  noch  nicht  zum  Ab- 
schlüsse gebracht  und  wird  fortgesetzt. 

Verschiedene  Mittheilangen. 

Von  Apotheker  C  Denner  in  Marburg. 

a)  Ueber  die  quantitative  Be- 
stimmung des  Vanillins  in  der 
Vanille.  Vortragender  modifiieirte  die 
Tiemann-  und  Haarmannsehe  Methode 
zu  diesem  Zwecke  in  der  Art,  dass  er 
nur  3  g  Vanille  verwenden  lässt,  welche 
zerschnitten  und  mit  Seesand  zerrieben, 
im  Soxhlet'schen  Apparat  mit  Aether  ex- 
trahirt  werden.  Der  Rest  des  Verfahrens 
entspricht  dem  Tiemann^  und  Haarmann' 
sehen,  nur  wird  die  Menge  der  Bisulfit- 
lösung  entsprechend  verringert  und  die 
Entfernung  der  schwefligen  Säure  nicht 


527 


^arch  Wasserdämpfe,  sondern  durch  einen 
Strom  Kohlensäure  bewirkt,  welcher  unter 
Erwärmen  im  Wasserbade  durch  die 
Flüssigkeit  hindurchgeleitet  wird.  Ver- 
suche, die  Methode  in  der  Art  zu  verein- 
fachen, dass  das  Vanillin  nicht  als  solches 
zur  Wägung  gebracht,  sondern,  nach 
einer  vom  Vortragenden  für  die  Bestim- 
mung des  Benzaldehyds  als  praktisch  be- 
fundenen Methode  mit  Phenylhydrazin 
indirect  bestimmt  wird,  führten  vorläufig 
zu  keinem  brauchbaren  Eesultate.  In 
einer  im  botanischen  Garten  zu  Marburg 
kultivirten  Vanille  fand  Vortragender 
4,3  pCt.  Vanillin.  In  verschiedenen  Proben 
-einer  auf  der  vorjährigen  brasilianischen 
Ausstellung  zu  Berlin  erschienenen  sog. 
brasilianischen  Vanille,  ebenso  in  den 
käuflichen  Vanillen  fand  Vortragender 
0.1  bis  0,2  pCt.  Aldehyde,  welche  nur 
zum  Theil  aus  Vanillin  bestanden.  Ob 
der  nur  in  sehr  geringer  Menge  vor- 
handene Begleiter  desselben  mit  Piper- 
onal identisch,  ist  noch  zweifelhaft;  im 
Gegensatz  zu  Tümann  und  Haarmann 
wird  indess  die  Identität  desselben  mit 
Benzaldehyd  bestritten. 

b)  LFeber  die  quantitative  Be- 
stimmung des  Benzaldehyds  im 
Bittermandelwasser.  Die  Bestim- 
mung beruht  auf  dem  bekannten  Ver- 
halten des  Benzaldehyds  gegen  Phenyl- 
hydrazin, sowie  auf  dem  durch  A,v.  Meyer 
bekannt  gewordenen  eigenthümlichen  Ver- 
halten des  Phenylhydrazins  gegen  ver- 
dünnte Jodlösung.  Das  Verfahren  ist  ent- 
weder ein  gewichts-  oder  ein  maass- 
analytisches.  Im  ersteren  Falle  wird  das 
durch  Erwärmen  von  10  g  Bittermandel- 
wasser mit  der  gleichen  Menge  einer, 
10  g  Phenylhydrazin  in  1  Liter  ganz  ver- 
dünnter Essigsäure  enthaltenden,  Lösung 
dieses  Körpers  gebildete  Benzylidan- 
phenylhydrazin  nach  12  stündigem  Stehen 
an  einem  kühlen  Orte  abfiltrirt,  getrocknet 
und  gewogen.  Das  Gewicht  des  erhal- 
tenen Niederschlages  mit  0,5408  multi- 
plicirt,  ergiebt  die  entsprechende  Menge 
Benzaldehyd.  Bei  dem  maassanalytischen 
Verfahren  wird  das  überschüssige  Phenyl- 
hydrazin der  Mischung  von  10  ccm  Mandel- 
wasser mitlOccm  obiger  Phenylhydrazin- 
lösung,  welche  Mischung  V2  Stunde  im 
Wasserbade  zu  erwärmen  ist,  nach  dem 


Erkalten  mit  Vio  Normaljodlösung  zurück- 
titrirt.  Die  Titerstellung  der  Phenyl- 
hydrazinlösung  muss  vor  jeder  Versuchs- 
reihe aufs  Neue  und  unter  denselben 
Versuchsbedingungen  (V2  stündiges  Er- 
wärmen) erfolgen.  Die  Anzahl  der  für 
1  Occm  der  Pheny I hy drazinlösung  nach  dem 
Erwärmen  mit  dem  Bittermandelwasser 
weniger  verbrauchten  ccm  Vio  Jodlösung 
mit  dem  Factor  0,00265  multiplicirt,  er- 
giebt die  vorhandene  Menge  Benzaldehyd, 
c)  Ueber  die  Prüfung  des  Peru- 
balsams auf  eine  Verfälschung 
mit  Benzoeharz  und  Storai.  Vor- 
tragender giebt  zunächst,  unter  Vorleg- 
ung einiger  bezüglicher  Präparate,  eine 
üebersicht  über  die  Bestandtheile  des 
Perubalsams,  des  Storaxes  und  des  Ben- 
zoeharzes.  In  der  Sumatrabenzoe  hat  der- 
selbe nachgewiesen  neben  freier  Zimmt- 
und  Benzoesäure:  Zimmtsäurebenzyläther, 
Styracin,  Styrol,  Vanillin  und  dieses  be- 
gleitende geringe  Mengen  Benzaldehyd; 
ferner  drei  den  Storesinen  des  Storaxes 
ähnliche,  Benzoresine  genannte  Körper. 
Die  hiernach  mitgetheilte  Methode  zur 
Erkennung  einer  Verfälschung  des  Peru- 
balsams mit  Storax  und  Benzoe  beruht 
auf  dem  Nachweise  der  Storesine  und 
Benzoresine,  welche  im  Perubalsam  nicht 
enthalten  sind.  Ihr  Nachweis  gelingt, 
indem  man  sich  gewisser  Eigenschaften 
derselben  bedient,  wie  der  Unlöslichkeit 
ihrer  Erdalkalisalze  in  Wasser,  Löslich- 
keit dagegen  in  Alkohol  und  eigenthüm- 
licher,  dem  Cholesterin  ähnlicher  Reac- 
tionen  derselben. 

An  der  Debatte  betheiligten  sieh  Dr. 
Beckmann,  Denner,  Neuss, 


Ueber  Tanillin  im  Weingeist. 

Th.  Salzer  spricht  über  das  von  ihm 
beobachtete  Vorkommen  von  Vanillin  im 
Weingeist,  über  dessen  Menge  und  über 
die  Frage,  ob  es  als  Gährungsproduct 
auf  natürlichem  Wege  in  den  Weingeist 
gelangt  oder  ob  es  absichtlich  zugesetzt 
wird,  um  den  Geruch  von  etwa  vorhan- 
denem Amylalkohol  zu  verdecken.  Salzer 
neigt  der  letzteren  Ansicht  zu;  die  quan- 
titative Bestimmung  führte  er  durch  ein- 
faches Verdampfen  des  Weingeistes  aus. 

An  der  Debatte  betheiligten  sich  die 


528 


Herren:  Beckurts,  Dieterich ^  Schmidt^ 
Trommsdorff,  welche  darauf  hinwiesen, 
dass  das  Vorkommen  von  Vanillin  so- 
wohl in  den  Kartoffeln  als  in  den  Gähr- 
ungsprodacten  nachgewiesen  und  seine 
Gegenwart  in  Alkohol  deshalb  erklär- 
lich sei.  

yerschledene  Mitthei langen. 

Von  Dr.  B,  Fischer  in  Berlin.*) 

1.  Ueber  die  Darstellung  von 
reinem  Wismuthoxy  Jodid  unter  Vor- 
zeigung einer  grösseren  Menge  des  von 
ihm  (s.  Vorschrift  Pharm.  Ztg.  Nr.  71) 
nach  seiner  Vorschrift  dargestellten,  rein 
ziegelrothen  und  salpetersäurefreien  Prä- 
parates. 

2.  üeber  Dars  t eilung  und  Eigen- 
schaften des  von  ihm  in  Gemeinschaft 
müLutee  dargestellten  tertiärenAmyl- 
phenols.  Das  letztere  wird  durch  Gon- 
densation  von  Phenol  und  Amjlenhydrat 
mittelst  Ghlorzink  dargestellt.  Zu  gleicher 
Zeit  bildet  sich  stets  etwas  tertiärer 
Amyl-Phenyläther,  der  durch  Behandlung 
mit  Alkali  beseitigt  wird.  Das  Amyl- 
phenol  siedet  bei  etwa  256  ^  schmilzt 
bei  92  0  und  bildet  eine  farblose,  dem 
Thymol  ähnlich  riechende  Erystallmasse, 
aus  Petroläther  krystallisirt  seidenglän- 
zende verfilzte  Erystallnadeln. 

Das  Präparat,  dessen  Derivate  dem- 
nächst an  anderer  Stelle  werden  be- 
schrieben werden,  unterliegt  gegenwärtig 
der  pharmakologischen  Prüfung.  Eine 
grössere  Menge  (250  g)  des  Präparates 
wurde  vorgezeigt. 

3.  Ueber  Ichthyolsalze.  Der 
Vortragende  hat  gelegentlich  der  Ab- 
fassung seiner  Arbeit  „die  neuen  Arznei- 
mittel'' gefunden,  dass  von  Ichtbyolsalzen 
nur  das  Natriumsalz  analysirt  worden 
ist  und  hat  im  verflossenen  Jahre  daher 
die  anderen  Salze  gleichfalls  gewichts- 
analy tisch  bestimmt.  Nach  seinen  Re- 
sultaten ist  die  Zusammensetzung  der 
Salze  keine  ganz  eonstante,  immerhin 
aber  kann  die  von  Baumann  und  Schotten 
angegebene  Formel  für  die  Ichthyol- 
sulfosäure  G2gH36S3H20e  als  die  den  tbat- 

*)  Die  Mittheikngen  des  Herrn  Dr.  FisiAer 
bringen  wir  nach  dessen  eigenem  Referat  in  der 
Pharm.  Zeitnng. 


'  sächlichen  Verhältnissen  am  besten  Rech- 
nung  tragende  angesehen  werden.  Die 
Säure  hat  sieh,  namentlich  bei  der  Ana- 
lyse des  Zinksalzes,  welches  augensehein* 
lieh  ein  primäres  ist,  als  eine  zweibasischa 
Säure  erwiesen.  Die  Zusammensetzung 
der  gebräuchlichen  Ichtbyolsalze  würde 
sich  demnach  durch  nachfolgende  For- 
meln ausdrücken  lassen: 
Natr.  sulfoichthyolic.  G2gH36S3Na2  0|; 
Lithinin         „  Ggg  H^g  83  L\^  Oq 

Ammon.        „  GggHgeSaCNHjgO^ 

Zinc.  „  [OsgHgYSgOßljZn. 


Ueber  die  Verdampfung,  speciell  des 
Wiesbadener  Kochbrnnnens. 

Von  Apotheker  C.  Neuss  in  Wiesbaden. 

Die  Verdampfung  des  Wiesbadener 
Eochbrunnens  muss  in  der,  in  der  inneren 
Stadt  gelegenen  Apotheke  des  Herrn 
Nfuss  geschehen,  ohne  dass  die  Nach- 
barschaft durch  Wasserdämpfe  belästigt 
wird. 

Die  Aufgabe  wurde  erschwert 

1.  durch  den  geringen  Salzgehalt  (nicht 

ganz  J  pCt.),  wodurch  grosse  Mengen 
Heizmaterial  erforderlieh  sind; 

2.  durch  die  Dampfentwickelung  in  ver- 

hältnissmässig  beschränktem  Räume. 

Diese  Aufgabe  wurde  zur  Zufriedenheit 
gelöst  dadurch,  dass  die  Dämpfe  zunächst 
bei  getrenntem  Systeme  vaeuumartig 
durch  einen  hinlänglich  weiten  Kamin 
angezogen  und  dann  in  zweitem  Kessel 
mit  der  zur  Verbrennung  nöthigen  Luft 
durchs  Feuer  zurückgeführt  wurden. 
Auf  diese  Weise  wurden  mit  1  kg  Stein- 
kohle 10 1  Wasser  zur  Verdampfung,  resp. 
das  entsprechende  sehr  hygroskopische 
Salz  zur  Trockne  gebracht. 

Anschliessend  beschreibt  Herr  Dr.  Wiite, 
London,  einen  neuen  amerikanischen  Ab- 
dampfapparat,  welchen  er  zur  Coneen- 
tration  von  Flüssigkeiten  sehr  empfiehlt 
Die  Flüssigkeit  strömt  in  demselben 
heisser  Luft  entgegen. 

An  der  weiteren  Debatte  betheiligen 
sich  die  Herren  Dieterich  nnd  Neuss 
Letzterer  hebt  den  grossen  Vorzog  der 
Billigkeit  und  einfachen  Handbabang 
hervor,  welchen  sein  Verfahren  hat,  bei 
welchem  deshalb  auch  Betriebsstörungen 
fast  nie  vorkommen. 


529 


Mit  vorstehenden  Mittheilungen  haben 
wir  das  Wesentlichste  aus  den  Verhand- 
lungen der  Seetion  Pharmacie  gebracht, 
nur  der  Vortrag  des  Herrn  Dr.  ünger 
steht  nooh  aus,  wir  werden  denselben 
separat  in  nächster  Nummer  bringen. 

Am  Schluss  der  Sitzungen  regte  Herr 
Prof.  Dr.  Beckurts,  Braonsehweig,  noch 
einige  geschäftliche  Fragen  an  und  wird: 
1.  eine  Gommission,  welche  die  Vorbe- 
reitungen itlr  die  Seetion  für  Phar- 
macie bei  der  nächstjährigen  Ver- 
sammlung treffen  soll,  gewählt,  und 
zwar  als  Mitglieder  derselben  die 
Herren:   Apotheker   von   Garteen, 
Köln,   Prof.  Dr.  E,  SchtnicU,  Mar- 
burg, Prof.  Dr.  E.  Beekurts,  Braun- 
schweig ; 
3.  beschlossen,  diese  Gommission  zu  er- 
suchen, Vorträge,  welche  die  Frage 
des  Unterrichts  und  der  Ausbildung 
des  Apothekers  betreffen,  nicht  auf 
die  Tagesordnung  der  Seetion  zu 
setzen. 

MikroolyiHia. 

Von  Dr.  H.  Unger  in  Würzburg. 

Wenn  es  überhaupt  richtig  ist,  dass 
die  sogenannten  milden  Drastica  nur 
durch  eine  leichte  Beizung  der  Nerven 
der  Darmwände  eine  einfache  Entleer- 
ung des  Darmkanales  bewirken,  und 
wenn  der  Arzt  in  bestimmten  Fällen  von 
einer  chemischen  (vielleicht  in  Schlund 
und  Speiseröhre  auch  mechanischen?) 
Einwirkung  in  Mag«n  und  Dünndarm 
absehen  kann,  so  müsste  man  von  allen 
hierher  gehörigen  Drogen,  Senna,  Bheum, 
Bhamnus  frangula  oder  purshiana  etc., 
Mikroclysmata  darstellen  können,  die  den 
Arzt  befriedigten.  Die  fragliche  Arznei- 
form ist  eine  zeitgemässe  und  werden 
derartige  Eljstiere  auch  nach  positiver 
Lösung  der  Fr^e,  wie  bei  Laxantien 
die  chemischen  Wirkungen  im  Darmrohr 
sich  abspielen,  ihre  Bolle  behaupten.  Ich 
habe  ein  derartiges  Medikament  darge- 
stellt und  haben  die  bis  dahin  damit 
angestellten  Versuche  vollkommen  be- 
friedigt 100  g  2  Jahre  aller  Gort.  Bham- 
ni  Frangul.  habe  ich  mit  heissem  Wasser 
vollkommen  erschöpft ,  auf  100  g  einge- 
dampft und  diesem  Fluid  -  Extract  ein^ 


Lösung  von  30  g  Sapo  medicat.  in  100  g 
Glycerin  zugeftigt.  Nach  mir  gütigst 
gewordenen  Mittheilungen  der  behan- 
delnden Aerzte  genügte  einem  erwachse- 
nen Menschen  zu  einer  vollkommen*  be- 
friedigenden Wirkung  jedesmal  einGlysma 
von  5  bis  10  g.  Das  Medikament  ge- 
latinirt,  nach  obiger  Vorschrift  bereitet, 
lässt  sich  aber  selbstverständlich,  in  war* 
mes  Wasser  gestellt,  leicht  wieder  ver- 
flüssigen. Ein  kleiner  Glycerinzusatz  von 
5  pGt.,  der  die  Wirkung  des  Medikamentes 
nicht  allzusehr  beeinträchtigt,  verhindert 
ebenso  das  Erstarren.  Bei  einem  Hunde 
von  38,5  kg  Körpergewicht  konnte  ich 
nach  eigenen  Versuchen  auch  nach  Appli- 
cation von  10  g,  nach  16  Minuten  wohl 
eine  lebhaftere  peristaltisehe  Bewegung 
wahrnehmen,  aber  keine  Entleerung  be- 
obachten, doch  kann  bei  der  mannig- 
fachen experimentellen  Verwendung  dieses 
Thieres  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit 
ein  mechanisches  Hinderniss  angenommen 
werden. 

Bei  einem  kleineren  8  kg  schweren 
Hunde  bewirkten  3,5  g  prompt  in  5  Mi- 
nuten eine  starke,  geformte  Entleerung. 
Die  Beizung  zu  lebhafterer  Darmbeweg- 
ung dauerte  5  Minuten.  Weitere  der- 
artige Fluid-Extracte  habe  ich  dargestellt 
und  werde  ich  unter  Beibehaltung  des 
Glycerin-  und  Seifenzusatzes  Versuche 
erbitten,  eventuell  an  Thieren  selbst  an- 
stellen. 

üeber  Peptone  und  die  Peptone 

des  Handels 

hielt  in  der  hygienischen  Seetion  der  Natur- 
forscherversammlnng  in  Wiesbaden  Herr  Dr. 
Oerlach  einen  Vortrag,  welcher  eine  lebhafte 
Debatte  hervorrief.  Von  dem  Grundsatz 
ausgehend,  dass  man  mit  dem  Namen  Pepton 
nicht  die  verschiedenen  Modificationen  der 
Eiweisskörper ,  in  welche  dieselben  bei  der 
Verdauung  übergeführt  werden,  bezeichnen 
solle ,  stellt  sich  Redner  auf  den  Standpunkt 
Kühnes,  indem  er  sagt,  dass  man  unter  Pep- 
ton Endproducte  der  Verdauung  zu  verstehen 
habe,  welche  sich  leicht  in  Wasser  und  ver- 
dünnten Säuren  lösen,  welche  die  Fähigkeit 
haben  ,  durch  Membran  zu  diffundiren  und 
welche  durch  schwefelsaures  Ammoniak  nicht 
gefällt  werden.  Sie  la«sen  sich  von  den  übri- 


530 


gen  naher  bekannten.  Verdanangsprcdncten, 
den  Albnmosen,  dadurch  unterscheiden,  dass 
diese ,  durch  schwefelsaures  Ammoniak  voll- 
ständig fällbar,  nicht  durch  Membran  diffbn- 
dii^n  und  die  sogenannte  Biuretreaction  nicht 
geben.  Die  scheinbare  Schmelzbarkeit  der 
Peptone,  wenn  man  dieselben  auf  das  Wasser- 
bad  bringt,  rühre  daher,  dass  dieselben  Was- 
ser sehr  fest  eingeschlossen  halten ,  wenn  sie 
nieht  bei  100  bis  110<>  C.  mehrere  Stunden 
lang  getrocknet  wurden.  Wenn  man  Anti- 
pepton  längere  Zeit  einer  Temperatur  von 
140  bis  160^  C.  aussetzt,  so  yerändert  sich 
dasselbe  in  der  Weise,  dass  es  zum  Theil  un- 
löslich wird.  Die  Biuretreaction  bleibe  er- 
halten. Man  habe  es  dann  mit  Spaltungs- 
producten,  nicht  aber  mit  Albuminkörpern 
zu  thun.  Die  Körper  lassen  sich  nicht  mehr 
als  Peptone  ansprechen,  weil  sie  zum  Theil 
unlöslich  geworden  seien,  während  der  ge- 
löste Theil  mit  schwefelsaurem  Ammoniak 
▼oUkommen  fällbar  ist.  Aber  auch  Album  osen 
seien  diese  Körper  nicht  mehr,  weil  sie  sich 
durch  Behandlung  mit  künstlichem  Magen- 
oder Pankreassäft  nicht  in  Pepton  überführen 
Hessen.  Die  in  dieser  Kiehtung  gemachten 
Untersnchungen  Ton  Hofmeister  und  ffen- 
wmger  seien  um  deswillen  nicht  einwandfrei, 
weil  bei  den  Versuchen  wesentlich  Albumo- 
sen,  nicht  aber  Peptone  verwandt  wurden. 

Wenn  man  Peptone  in  die  Blutbahn  leben- 
der Thiere  bringt,  so  bringen  dieselben 
Sinken  des  Blutdruckes  und  Narkose  hervor, 
während  das  Blut  für  einige  Zeit  seine  Ge- 
rinnbarkeit einbüsst.  Redner  glaubt  schon 
aus  diesem  Gmnde  nicht,  dass  die  Peptone 
als  solche  in  den  Blutkreislauf  eintreten,  hält 
es  vielmehr  für  wahrscheinlich,  dass. schon 
innerhalb  der  Darmschleimhant  die  Rück- 
bildung in  Albumin  vor  sich  geht. 

Bei  Besprechung  der  einzelnen  Peptone, 
welche  Redner  —  soweit  dieselben  durch 
Fermente  hergestellt  sind  —  in  Pepsinpytone, 
Trfptone  und  Pytone,  welche  durch  Behand- 
lung mit  Pflanzenfermenten  entstehen ,  ein- 
theilt,  schildert  derselbe  die  Vorzüge  der  Pep- 
sinpytone (guter  Geschmack,  Haltbarkeit)  ge- 
genüber den  in  ekelhaftem  Geruch  und  Ge- 
schmack bestehenden  Nachtheilen  der  Pan- 
kreaspjtone.  Die  Frage,  weshalb  wir  dann  im 
Organismus  zur  Verdauung  eines  und  dessel- 
ben Körpers,  des  Eiweiss,  zwei  verschiedene 
Fermente  haben,  sei  zu  beantworten  unter 
Zugrundelegung  der  IBSAne'schen  Entdeckung, 


dass  nur  bei  der  Pankreasverdanung  Amido- 
säuren  entstehen.  Diese  Amidosäuren  seien 
aber  nicht  als  Excretstoffe  zu  betrachten ;  ihnen 
komme  vielmehr  die  Fähigkeit  zu,  die  leim- 
artigen Körper  in  ächte  Albuminkörper  um- 
zuwandeln und  so  zum  Ersatz  des  Eiweiss 
geeignet  zu  machen. 

Redner  zählt  sodann  eine  Reihe  von  soge- 
nannten Peptonen  des  Handels  auf  (GriMer, 
Wük,  Kochs, Eemmerkh)  und  theilt  in  Bezug 
auf  dieselben  mit,  dass  sie  fast  kein  oder  gar 
kein  Pepton  enthalten ,  vielmehr  aus  Albn- 
mosen  bestehen.  Die  Präparate  von  Kodis 
und  Kemmerich  seien  in  Bezug  auf  ihre 
praktische  Verwendbarkeit  und  ihren  Nähr- 
werth  näher  untersucht;  ersteres  enthalte 
ca.  48  pCt.,  letzteres  ca.  58  pCt.  Eiweiss«  und 
verwandte  Körper.  Der  Nährwerth  der  Prä- 
parate sei  grösser  als  derjenige  der  entspre- 
chenden Menge  Fleisch ,  nicht  aber  gelinge 
es,  das  gesammte  Eiweiss  der  Kost  durch 
eines  dieser  Präparate  zu  ersetzen. 

Ein  vom  Redner  in  neuester  Zeit  unter- 
suchtes, von  Kemmerich  hergestelltes  trocke- 
nes Fleischpepton  sei  in  Bezug  auf  Eiweiss- 
gehalt  das  beste  der  jetzt  ezistirenden.  Das- 
selbe enthält  über  70  pOt.  Eiweiss-  und  ver- 
wandte Körper.  Redner  schliesst  mit  dem 
Hinweis,  dass  die  sogenannten  Peptone,  wenn 
sie  in  ihren  Eigenschaften  dem  ächten  Pep- 
ton auch  nicht  entsprechen,  doch  sehr  werth- 
volle  Nahrungsmittel  seien,  die  besonders 
bei  geschwächter  Verdauung  und  bei  Reeon- 
valescenten  gute  l^rfolge  erzielen  werden. 


Tinetnra  StrophantL 

Zu  der  Bemerkung  unseres  Referenten  über 
wasserhelle  Tinctura  Strophanti  in  dem  Be- 
richt über  die  Wiesbadner  Ausstellung  in 
voriger  Nummer  theilt  uns  Herr  IaUsc  (Dr. 
Kaders  Oranien-Apotheke)  mit,  dass  er  genau 
nach  der  von  Professor  Froher  veröffentlichten 
neuen  Vorschrift  ohne  jedes  weitere  Kunststück 
arbeitet.  Alle  Mänij^ulätionen,  wie  dieselben 
theilweise  hier  und  vor  Allem  in  England  ge- 
bräuchlich sind  (Entfärben  mit  Thierkohl«, 
um  Äether  zu  ersparen  u.  s.  w.),  wendet  er 
grundsätzlich  nicht  an.  Es  ist  dies  nicht 
noth wendig,  da  beim  Verarbeiten  grosser 
Mengen  Samen  auf  einmal  Und  genauer  und 
gewLssenhafterEinhaltung  der Fretser- 
sehen  Vorschrift  stets  eine  fastwasserhell^ 
aber  gleichmässig  und  zuverlässig  wirkende 


531 


Tinctur  resultirt.  Herr  Lütge  meiDt  ferner, 
dasB  in  Folge  der  Conenrrenz,  wie  so  yielffush, 
80  ancb  bei  der  Herstellung  der  Strophantas- 


solnt  ansgesohlosBen  sein  mnss,  und  dadurch 
die  Befürchtung,  dass  selbst  ein  so  Torsfig- 
liebes  Arsneimittel ,  wie  Strophantas ,  leicht 


Tinctur  kolossal  gesündigt,  und  die  Preise  in  |  in  Misscredit  kommen  kann ,  mehr  wie  ge- 
einer  Weise  gedrückt  werden,  dass  ein  reelles  j  rechtfertiget  sei.    Red. 
Arbeiten,  Tor  Allem  bei  geringem  Absatz,  ab- 


Hlscellen. 


Holzkohle  -  Bisqnits 

bilden  eine  Form  snr  innerlichen  Darreichung 
der  Holakohle,  welche  bis  jetzt  hauptsächlich 
in  Form  Ton  Pastillen ,  in  Oblaten  und  Ge- 
latinekapseln zum  innerlichen  Gebrauch  dis- 
pensirt  wurde.  Die  genannten  Bisquits,  welche 
Tom  Ho£apotheker  Dr.  Caro  in  Dresden  mit 
Hülfe  einer  grossen  Bisquitfabrik  hergestellt 
werden,  enthalten  10  pCt.  Garbo  Tiliae,  wie- 
gen pro  Stück  circa  3  g  und  sehen  trotz 
ihrer  schwarzen  Farbe  ganz  appetitlich  aus, 
schmecken  auch  ganz  gut. 

Ob  die  Holzkohle  in  dieser  Form,  in 
welcher  sie  durchfeuchtet  in  den  Magen  ge- 
langt, ihre  Eigenschaft,  Gase  zu  binden,  eben- 
10  gut  auszuüben  yermag,  als  wenn  sie  in 
Oblaten  gegeben  wird,  das  zu  entscheiden, 
ist  natürlich  Sache  der  Aerzte. 

In  Dresden  werden  die  Kohle  -  Bisquits 
jedenfalls  schon  yielfach  verordnet,  nachdem 
eine  sehr  hochgestellte  Patientin  dieselben 
mit  Erfolg  gebraucht  haben  soll. 


Porgatif  Oidtmann. 

In  Nr.  1.37  der  deutschen  med.  Wochen- 
schrift macht  Kreisarzt  Dr.  Anacker  darauf 
anfmerksum,  dass  man  mit  Klystieren  von 
reinem  Glycerin  dieselben  Wirkungen  er- 
zielen könne,  wie  mit  dem  Porgatif  Oidtmann. 
Dr.  A.  geht  hierbei  von  der  Ansicht  aus,  dass 
das  gedachte  Purgatif  medikamentöse  Zu- 
sätze enthalte,  nach  den  in  Nr.  28  unseres 
Blattes  mitgetheilten  Analysen  ist  dies  nicht 
der  Fall.  Die  Versuche  Dr.  jl.'s  beweisen 
bierdurch  die  Bichtigkeit  dieser  Analysen. 


Coniferep  -  Cigaretten. 

Unter  dem  Namen  Coniferen  -  Cigaretten 
werden  zur  Zeit  Cigaretten  in  den  Handel 
gebracht,  welche  in  dem  hinteren  Theile  des 
Mandstücks  einen  kleinen  Pfropfen  aus  grüner 
Pflanzenfaser  haben,  angeblich  aus  Fasern 
einer  Coniferenart   der  Hochalpen.     Dieses 


Pfröpfchen  soll  die  Eigenschaft  haben,  aus 
dem  Bauche  das  Nicotin  und  alle  anderen 
schädlichen  Stoffe  zu  beseitigen.  Dr.  Schwets- 
Singer  stellte  mit  diesen  Cigaretten  Versuche 
an.  Durch  einen  kleinen  Apparat,  in  Form 
einer  Waschflasche,  Hess  er  die  Cigaretten 
aufrauchen,  indem  durch  einen  schwach  gehen- 
den Aspirator  der  Bauch  aufgesogen  und  durch 
den  in  der  Flasche  befindlichen  Aether  absor- 
birt  wurde.  Auf  diese  Weise,  welche  die 
Thätigkeit  des  Bauchens  ziemlieh  gut  nach- 
ahmte, wurden  je  zwei  Cigaretten  mit  und 
ohne  den  Coniferenpfropfen  verraucht  und 
schliesslich  wurden  die  Pfropfen  für  sich, 
welche  aus  den  aufgerauchten  Cigaretten 
entfernt  waren  und  nun  die  giftigen  Stoffe 
enthalten  sollten,  ebenfalls  mit  Aether  aus- 
gezogen. Alle  drei  Aetherauszüge  wurden 
für  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  ver- 
dunstet, der  schwach  alkalisch  reagirende 
Rückstand,  welcher  in  den  Fällen  I  und  II 
Alkaloidreactionen  ergab,  mit  Schwefelsaure 
neutralisirt  auf  ein  geringes  Volumen  ge- 
bracht und  nun  weissen  Mäusen  unter  die 
Haut  eingespritzt.   Der  Erfolg  war  folgender: 

I.  Die  Maus,  welche  die  Einspritzung  aus 
den  gewöhnlichen  Cigaretten  (nach  Entfernung 
des  Coniferenpfropfens)  bekam,  starb  unter 
heftigen  Krämpfen  in  15  Sekunden. 

II.  Die  Maus,  welche  die  Einspritzung  aus 
den  Coniferen-Cigaretten  bekam,  starb  eben- 
falls unter  denselben  Erscheinungen  in  genau 
15  Sekunden. 

III.  Die  Maus,  welche  mit  dem  Eztraet  des 
Pfropfens  behandelt  wurde,  zeigte  zunächst 
keine  Erscheinungen,  starb  dagegen  nach 
vier  Stunden. 

Controlversuche  bestätigten  diese  That- 
sachen,  aus  denen  hervorgeht,  da96  durch 
diese  Pfröpfchen  aus  Coniferennadeln  nur  ein 
sehr  geringer  Theil  der  schädlichen  Sub- 
stanzen aufgenommen  wird,  dass  dieselben 
daher  ebenso  nutzlos  sind,  wie  die  früher  für 
denselben  Zweck  angepriesenen  Wattepfröpf- 
ehen.   Es  möge  bei  dieser  Gelegenheit  noch 


582 


bemerkt  sein ,  daes  ja  überhaupt  die  Gegen- 
wart von  Nicotin  im  Tabakraucbe  zweifel- 
haft ist.  Der  grösste  Tbeil  desselben  ist  jeden- 
falls zersetzt  und  es  könnte  sich  nur  noch  um 
Spuren  handeln.  Dagegen  finden  sich  pTridin, 
Lutidin  etc.,  sowie  auch  Blausäure  im  Rauche, 
und  auf  diese  Körper  muss  die  toxische 
Wirkung  des  Tabakrauches  wohl  hauptsäch- 
lich zurückgeführt  werden.  —09— 
Verhandle  d.  Ges.  f,  NcUur-  und  Heilkunde 
in  Dresden. 


Saccharin. 

In  einem  Circular  der  Saccharin  -  Fabrik 
S'a25Ä;e-Westerhüsen,  die  Verwendung  von 
Saccharin  betreffend ,  findet  sich  ausser  der 
vollständigen  Anleitung  zur  Herstellung  von 
Schnäpsen,  feinen  Liqueuren,  Punschessenzen 
u.  8.  w.  mit  einem  Gemisch  von  Saccharin 
und  Starkesyrnp,  folgende  Vorschrift  zur 
Bereitung  von  Himbeersyrup : 

„Nach  nacl^stehend  gegebener  Vo  r  s  c  h  r  i  f  t 
zu  Himbeersyrup  lassen  sich  alle  übrigen 
Fruchtsyrupe  bezüglich  der  Mengenverhält- 
nisse leicht  bereiten.  Steht  frischerr  Himbeer- 
saft zur  Verfügung,  so  gebe  man  32  Liter  in 
einen  Kupferkessel.  Mit  Sprit  conservirter 
Saft  muss  durch  vorsichtiges  langsames  Er- 
wärmen, event.  Abziehen  desselben  auf  der 
Destillirblase  davon  befreit  werden.  Zu  ge- 
nanntem Quantum  reinen,  event.  spritfreien 
Saftes  gebe  man  8  Liter  Kirschsaft,  erwärme 
sodann  bis  nahe  zum  Sieden  und  füge  60  Kilo 
Stärkesyrup  zu.  Nach  vollständigem  Auflösen 
des  letzteren  lasse  man  einmal  aufkochen  und 
schäume  sodann  recht  sauber  ab.  Nunmehr 
gebe  man  140  Gramm  Saecharin  dazu  und 
lasse  ganz  gelinde  sieden ,  bis  dasselbe  voll- 
ständig gelöst  und  setze  zum  Schluss  100 
Gramm  Citronensäure  zu.  Da  das  Aroma  des 
Himbeersaftes  flüchtiger  Natur  ist,  so  ver- 
meide man  allzu  langes  und  heftiges  Kochen 
und  fülle  den  heissen  Sjrup  sogleich  auf  ein 
geeignete«  Fass.** 


Eine  so  offenkundige  Empfehlung  des 
Stärkesyrnps  zum  Schmieren  von  Genuts- 
mittein,  wie  in  dem  erwähnten  Ciicalar,  ist 
wohl  etwas  ebenso  Neues,  wie  das  Saccharin 
selbst.  p. 

Aiigenblickskühlnng. 

Unter  diesem  Namen  hat  Bäschlin  io 
Montpellier  auf  der,  gelegentlich  des  6*  inter- 
nationalen Congresses  für  Hygiene  und  Der- 
mographie  zu  Wien  1887',  veranstalteten 
Ausstellung  einen  Ersatz  für  EisninBcfalag 
ausgestellt.  Derselbe  besteht  aus  einem  FiU 
von  Baumwolle,  Jute,  Werg,  Chinagras  etc. 
und  ist  mit  mehreren  Salzen  (AmmoniamBitrat| 
Ammoniumohlorid,  Kaliumnitrat ,  Natrinm- 
sulfat  etc.)  getränkt,  die  beim  Befeuchten  mit 
Wasser  eine  Kältemischnag  ergeben.         3. 

Wiener  Zeüachr.  f.  Nahrungsm.-  Untersudiung 
und  Hygiene.  1887,  197. 


Phosphatiren  des  Weines. 

Als  besseren  Ersats  für  das  Gypeen  (pla* 
trage)  der  Weine  empfiehlt  Hugaumencq  das 
Pbosphatiren  (phosphatage)  derselbeo. 
Das  Phosphatiren  des  Weines  besteht  in 
einem  Zusatz  von  geftUtem  CSaleiumpfaoaphat 
welches  eine  rasche  Klärung  bewirkt  nnd  den 
Geschmack  dabei  nicht  ungünstig  beeinfiasst. 
Für  den  Analytiker  bemerkenswertfa  sind  die 
Angaben,  dass  der  phosphatirte  Wem  einen 
höheren  Phosphorsäuregehalt  (bis  0,25  bis 
0,27  g  im  Liter)  aufweist,  sowie  dass  der  Ge- 
halt an  Kaliamsulfat  und  die  Asche  gegen- 
über normalem  Wein  sich  nicht  erhöhen,   s, 

Journ.  de  pharm,  et  de  chimie  188/.  S.  124. 

Bemy's  antiseptische  Lösim^. 

Dieselbe  besteht  aus : 
Quecksilberbijodid  .     .     .    0,05  g 

Alkohol 30,0  g 

Wasser 1000,0  g.  Lose. 

8. 

Journ.  de  pharm.  H  de  chimie  ls8/^  S.  1€9. 


Offeae  CorrespondeiiE. 


Dr.  U«  in  B«  Die  Zusammensetzung  einer 
Specialitftt  von  Eimer  &  Amend  in  New -York 
R.  A  2851  for  Bheumatism  ist  uns  nicht  be- 
kannt. 

J.  D.  in  New 'York.     Vom  Handbuch  der 


Pharmaceutischen  Praxis  ist  noch  ein  dritter 
Band,  ein  Supplement -Band,  erschienen.  Sie 
erhalten  denselben  sicher  durch  jede  gute  dortige 
Buchhandlung,  ebenso  ein  Register  n  aUen 
drei  Bänden. 


Yerlecer  und  venuitworaielker  B«dMtMir  Dr.  K»  CMssler  In  Dratdi 
Im  Bnehband«!  dnreli  J  vi  Ins  Springer,  B«rlln  N.,  HonbllonpUlSi  S. 
\  4«r  Xflniffl.  BQAn«hdnMk«ni  von  0.  a  ll«lnkold  *  8«ntt0  In  Dh 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Heraasgegeben  von 

Dr.  Hermanii  Hager  nnd  Dr.  Ewald  Gelssler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnements  preis  durch  die  Post  oder  den  Bachhandel 

TierteljftbTlich  2  Mark.     Bei  Zusendong  anter  Streifband  2,50  Mark.    Einielne  Nnmmem 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholangen  Rabatt. 
Anfragen,  Aoftrftge,  Manaseripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteor  Prof  Dr.  E.  Gelssler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  sdressiren. 

M  43.       Berlin,  den  27.  October  1887.  ^Al  M^ll 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 

labalt!  Oa«Hle  MBd  PhftrmMle:  Zur  Prüfung  von  chlorsanrem  Kallnm  auf  Salpeter.  —  Da«  StoMen  bei 
Destillationen.  —  Liquor  Ferri  albnminati.  —  Tabelle  über  den  Gehalt  an  ätherischem  Oele  in  einer  Ansahl 
Drogen  nnd  Pflanxenthellen.  —  Eisenmilch,  Lac  Ferri.  —  Deutsches  Rosen-Oel.  —  lieber  die  antiseptisohe  Wirk- 
nng  des  Hopfens.  ~  Teeluilseho  Hotlsea:  Studien  über  Oasbereltnng.  —  lieber  die  gegenwärtige  Lage  der  Leblanc- 
schen  Sodafabriken  im  Concnrrenzkampfe  mit  der  Ammoniaksoda.  —  Grubengas  zur  Kesselheiiung.  —  Literatur 
«nd  Kritik.  —  msMllea:  Jodoformdocot  —  Hamburger  Tbee.  —  Erwärmung  von  Medicamenten.  —  Sterilislmng 
subentener  IiOeetionen.  —  üeber  die  toxischen  Wirkungen  des  Zinns.  —  Catha  edulls.  ->  Danks.  —  Dambose  = 

Inosit.  —  Anselfea« 


Ctaemfe  und  Ptaarmacle. 


Zur  Prüfung  von   chlorsaurem 
Kalium  auf  Salpeter. 

Von  Dr.  L»  Sehohnen. 

Zum  Nachweis  von  Salpeter  in  chlor- 
saurem Kalium  lässt  die  Ph.  G.  II.  das 
Salz  im  bedeckten  Tiegel  glühen  und  den 
Bückstand  auf  seine  Beaction  gegen  Lack- 
mus prüfen.  Alkalische  Beaction  soll 
die  Anwesenheit  von  Salpeter  beweisen. 

Nun  beobachtete  schon  Marignac  vor 
sehr  langer  Zeit,  das^  beim  Glühen  von 
chlorsaurem  Kalium  dem  entweichenden 
Sauerstoff  eine  Spur  Ghlorgas  beigemengt 
ist,  und  dass  im  Chlorkalium  eine  Spur 
Kali  zurückbleibt.  Eine  diesbezügliche 
Mittheilung  findet  sich  schon  in  Omelind 
Handbuch  der  Ghemie  vom  Jahre  1844 
und,  wie  Vtdpius*)  mittheilt,  auch  von 
Wagner  in  der  Zeitschrift  für  analytische 
Chemie.  Hager  macht  ausserdem  im 
Conmientar  zur  Ph.  G.  IL  auf  diesen  Um- 
stand aufmerksam  und  empfiehlt,  die  Er- 
hitzung des  Salzes  nicht  zu  weit  zu 
steigern.    Jedem  Analytiker  ist  ja  auch 

*)  Pharm.  Centralhalle  1884,  pag.  566. 


bekannt,  wie  sorgftltig  der  aus  chlor- 
saurem Kalium  dargestellte  Sauerstoff  zur 
Entfernung  eines  Chlorgehaltes  gereinigt 
werden  muss,  um  ihn  für  Verbrennungen 
geeignet  zu  machen. 

Es  lag  nun  die  Frage  nahe,  ob  bei 
Abwesenheit  von  Salpeter  jedes  chlor- 
saure Kalium  beim  Glühen  einen  alka- 
lischen Bückstand  hinterlässt,  oder  ob, 
wie  vermuthet  wurde,  Verunreinigungen 
durch  organische  Substanz  oder  durch 
chlorsauren  Kalk  die  Schuld  daran  tragen, 
und  ob  femer  Chlorkalium  ebenfalls  beim 
Glühen  mit  Hinterlassung  eines  alka- 
lischen Bückstandes  zersetzt  wird. 

Vorausgeschickt  muss  werden,  dass 
zum  Glühen  stets  Platintiegel  und  zur 
Prüfung  auf  Alkalität  ein  sehr  empfind- 
liches Lackmuspapier  genommen  wurde 
und  dass  die  Einwirkung  der  Lösung  auf 
das  Papier  oft  auf  längere  Zeit,  bisweilen 
auf  mehrere  Stunden,  ausgedehnt  werden 
musste. 

Ein  chlorsaures  Kalium,  welches,  ab- 
gesehen von  dem  scheinbaren  Salpeter- 
gehalt, nach  Ph.  G.  IL  als  vorzüglich 
rein  bezeichnet  werden  konnte,  lieferte 


534 


IfeM  Ert\Uiöh  fcis  ftu*i  aberta^tligen  Fe*-, 
werden  der  Masse,  einen  stärker  allca- 
lischen  beim  Glühen  bis  zürn  vöTlstän- 
diffen  Schmelzen  des  verbleibenden  Ohlor- 
kaifiiras.  1000  g  dieses  Salzes  wurden 
umkrystallisirt.  Aus  der  Mutterlauge: 
wurden  nach  und  nach  noch  drei  Krystal-i 
lisationon  4frhM(!en.  Die  zirietzt  verbM- 
bende  Mutterlauge,  ungefähr  50  g,  ent^. 
Iifelt  nrcht  unbedeutende  Mengen  Kalk. 
IKe  etste  Krystallisation  wurde  in  der- 
seflben  Weise  behandelt,  wobei  mit  der' 
grössten  Sorgfalt  jede  Berührung  mit 
organischer  Substanz,   das  Hineinfallen' 

vöH  «tÄöb  ti.  'S.  w.  verhtfide'rt  wurde.  We 

schliesslich  'zurückbleibefnde  MatterlstugB' 
erwies  ^ich  frei  Von  Kalk. 

Sämmtliche,  auf  diese  Weise  er- 
HaTteüeii  Salze  ga'be'n  nach  dem  Glühen 
dleiselbe^eichmässig  starke  al- 
kalisclie  iteaction.  !^n  Gehalt  an 
iCalk  öder  ot^gatiischer  Substanz  konnte 
also  flicht  wohl  die  Ursache  der  Alkalität 
des  Glühfüidcstaa^s  sein. 

Nun  wurde  reines  Chlorkalium,  wel- 
ches zuvor  auf  Abwesenheit  von  Salpeter 
untersucht  war,  in  gleicher  Weise  be- 
landelt,  ^ur  wurde  die  Schmelze  einige 
ieit  im  PIuss  erhalten.  Auch  hier  er- 
hielt man  stets  einen  schwaqh  alkalischen 
Glührückstand,  so  da^  die  Annahme  ge- 
rechtfertigt erscheint,  dass  auch  das  Ohlor- 
kalium  beim  längeren  ^rhitfisen  geringe 
Zejrsetzung  erleidet. 

Die  Anwesenheit  von  Salpeter  in  den 
nach  obigem  Verfahren  erhaltenen  ersten 
Krystallisationen  des  chlorsauren  Kaliums 
musste  ^Is  ausgeschlossen  gelten,  um  so 
mehr,  als^  sich  die,  Glqhrüek§tände  der 
ersten  und  der  letzten  Krystallisatio^en 
als  eleich  stark  alkalisch  erwiesen.  Die 
P];ümngsmethode  der  Ph..  G.  IL,  nach 
welcher  auch  das  reinste  chlorsanre  Ka- 
liuni  für  salpeterhaltig  amesehen  werden 
müsste,  lässt  sich  demnach  nicht  aufrecht 
er^lten. 

Sine  Ton  I(epaire,  resp.  Rougues"^) 
veröffentlichte  Arbeit  sucht  die  Aufgabe 
in  der  Weise  zu  lösen,  dass  das'Kalium- 
chlorat  mit  Braunstein  geschmolzen,  die 
Schmelze  ausgelaugt  und   die  Salpeter- 

**)  j&rchives  cle  Pharm.  1887,  pag.  6. 


mh  i^  fe>6iM  NMA  I^MV^i«  HHS^ 
Üeseto  w^i^.  Al^^l^elb  vMi  kik  iJm- 
ständlichkeit  des  Verfanrens  wird  die 
EtoipfinKilichkeit  der  Probe  schwerlich  so 
gross  sein,  dass  sich  der  Nachweis  mini- 
maler Mengen  mit  genügendefr  Sicher- 
heit führen  lässt.  Ausserdem  müsste  der 
Prüfung  eine  noch  ebenso  umständliche 
Prüfung  des  irM*weiidetoii  Bra«t6teins  auf 
Nitrate  voraufgehen. 

Als  einfachster  Weg,  zürn  Ziele  zu  ge- 
langen, erschien  es  nun,  vom  Qlührück- 
stanä  des  chlorsauren  £aliums  auszu- 
gehen, in  welchem  ja  bei  etwaiger  An- 
vveSemjcSt  von  Salpeter  dieser  sich  als 
sälpetrigsäures  li^aTium  wiedei^nSlen 
mi^sste.  —  D^  GIfthrtckstand  I^Sfenrgei 
Kaliumehlorats ,  welches  als  «bsolut  frei 
von  Salpeter  angesehen  werden  musste, 
"würde  iii  der  Vierfaeheii  Mcaige  Wasser 
gelöst  und  vefflüiäite  Scftwefeflsftti'fe  Zu- 
gesetzt. Beim  biiteuA^^n  von  Jodzink- 
stärkelösung  trat  merkwürdiger  Weise 
sofortige  ©lairfSfbung  attf ,  wäclüB  afller- 
difigs  mdit  ¥OfL  tiNdso&d^fer  lirteBritöc 
war  und  nicht  über  ein  helles,  durch- 
si(9itfge8  felati  %ifö düsging.  Die  Lösung, 
mit  Diphenylaminlösun^  gemischt  und  mit 
ScliWefelsäure  untöifsc*hi(Sitct,  gib  sdfort 
den  tiefbl&tten  Siig,  -die  lös  Vor  Kurzem 
{Lunge  bewies  dse  Auftrete  derselben 
Färbung  durch  selenige  Säure*)  als 
charakteristisch  für  'StickstoffsSuren  an- 
gesehene Beactiön.  Versuche,  die  taiit 
Wiederholt  umkrystiritisirtem  chlorsaurem 
Kalium  gömacHt  vvurden,  lieferten  stets 
dieselbe  aufl(lLllijg[e  Erscheinynj?.  Da  dies 
eigenthüinliehe  y  erhalten  bei  Öeto  so 
häufigentJmkrystiallisiren  nicTit  wohl  lurch 
Anwesenheit  von  Salpeter  erklärt  tveräen 
konnte  und  da  ich  schon  früher  T)eoV 
achtet  hatte,  'dass  auch  Wasserstoffsuper- 
oxyd mit  Diphenylamin  3ieselbe  BeiaoäöD 
wie  Salpetersäure  giebt,  so  glaubte  ich, 
die  Färbung  der  Jodzmkstär^  and  des 
Diphenylaihins  auf  die  'Bildung  äciss'elbeii 
zurückmhren  zu  können.  *B^i  der  bis 
zum  Ende  des  Glühens  gleichmässigen 
Sauerstöffentwickelüng  wäre  eine  Bildung 
von  K^aliümsuperöxyd  niöht  Qntaelikb&r 
gewesen  und 'würde 'damit  ztigiddh  auch 


*)  Lu^e,  Ber.  der  denisch.'Cliem.  6es.l8S7. 
pag.  2081. 


595 


die  aUuiÜsobe  iteacüoii  ihce  SirklärfiDg 
gefunden  haben.  Kaliamsaperoxyd,  in 
Wasser  oxid  verdünnter  Sdiwefete&ure 
gelöst,  giebt  aber  Wasserstofboperoxyd. 
War  dieaes  wirklich  entstanden,  dann 
nusste  aooh  die  Einwirkung  desselben 
auf  Jodunkstörkelösung  bei  Anwendung 
der  2Vdiii&'Bchen  Beaetion'*')  (Zusatz  von 
'Kq[>fiBrsttlfat-  und  Sügenoxydulsalzlösung) 
eine  bedeutend  stärkace  werden,  also 
tiefere  £lftiiung  auftreten.  Der  Versuch 
lieferte  den  l^eweis,  dass  Wasserstoflf- 
8Qperoi;yd  nidit  zugegen  war. 

£8  4ifieb  nun  noeh  die  Annahme,  dass 
eratens  «entweder  beim  Glühen  das  ohlor- 
saure  Salz  niefat  Tollstäadig  zersetzt  war, 
•dass   die   »igeaetKle   Schwefelsäure   auf 
das  fpdbildete   Ghlofkalinn   wtar  Frei* 
werden   von  SaksAure   eingewixdst   und 
dass  diese  Bfdzeftiu»  aas  dem  unzeraetz- 
ten  iBcat  tjou  ehlersaurem  :Kalium  Chlor 
frei  f  emariit  htttte ,  oder  dass  zwettons 
eiae    niedsre   Ohlorsanerstoffverbindung, 
z.  B.   ■Btenehlorigaaiires  £ali    gebildet 
üorden  mm.  —  Sine  Misdhuig  «TonChlor- 
keinmoiävmg  mit  wenig  ehloiwaarem  Ka- 
liim  und  Sehwefelsäuce  blieb,  ao  lange 
keine  JinrArmang  stattfand,  ohne  £in- 
wiriruBg  auf  Jadsiiikslärkriöaimg.  Wurde 
•vor  dem  Zaaate  der  StivkelitaiBg  gekocht 
und  ^iedar   abgekühlt,  so   ze^te  sich, 
dass  2ersetBUDg  in  obigem  Sinne  eing^ 
tMton  wiar.    Ba  bei  allen  Veeaudien  die 
fimwiidcaBg  ««f  Jodzinkstäcke  stets  ohne 
TarberioeB  Erwärmen  erfolgte,  so  bleibt 
als  fir&ming   des  merkwürdigen  Ter- 
haiftMs,  weiahes  der  Glührfieksiand  des 
ehkn^samren  Kaliums  zeigt,  nur  noeh  die 
letelei«    AimabiBe,    die   Bildong    einer 
niederen   GhloBsanevstoffverbindung.     In 
d^  Tbat  aaigt  eine  Misebung  von  Chlor- 
kaUnm  mit  aur  Spur^  Ton  unterchlorig- 
saorem  Salz  aaefa  Zusatz  von  verdünnter 
Schwefelsäure  genau  dasselbe  Verhalten 
sowohl  gegm  Jodziakstärkeldsung ,  als 
aueh  gegen  Diphenylamin.    Brucinlösung 
nimmt  mit  i)eiden  Mischungen  eine  gelbe 
>Färb«ng  an,  ohne  dass  sieh  jedoch,  zum 
Untersäied  V'On  Salpetersäure,  ein  rother 
Bing  bemerkbar  macbte. 

IMe  Verau<Ae  wurden  unter  jeweiligem 
Zusatz   ¥an   SaJpeter    zimi   Chlorsäuren 

*)  M.  Tronib,  ebendas.  1884,  pag.  1894. 


Ealium  wiederholt  und  zeigte  sich,  dass 
sieh  die  Methode  trotz  der  Bildung  von 
unterchlorigsaurem  Salz  (oder  einer  ähn- 
lichen Verbindung)  sehr  wohl  zum  scluMr- 
fen  und  sicheren  Nachweis  des  Salpeters 
benutzen  läset. 

0,001  g  Salpeter  auf  10  g  chlorsaures 
Kali  (also  ein  Verhältniss  von  1 :  10,000) 
ergab  eine  Schmelze,  welche  nach  der 
Lösung  in  Wasser  und  Zusatz  von 
Schwefelsäure  mit  Jod/Jnkstärkelösung 
eine  bis  zur  völligen  Undurchsieh- 
tigkeit  gefärbte  blaue  Mischung  lieferte. 
Ausserdem  wurde  mit  Brucinlösung  so- 
fort der  bekannte  rothe  Bing  erhahen. 
Wurde  die  Verdünnung  verdoppelt,  also 
Salpeter  im  Verhfiltniss  von  1:20,000 
zugesetzt,  so  war  die  Färbung  immer 
nocb  so  scharf,  dass  sie  nicht  wohl  mit 
der  oben  beschriebenen  Färbung  durch 
den  Gltihrückstand  des  reinen  chlorsanren 
Kaliums  verwechselt  werden  kann. 

Nicht  unerwähnt  darf  jedoch  bleiben, 
dass,  wenn  die  Erhitzung  längere  Zeit 
(20  bis  30  Minuten)  vor  dem  Gebläse  er- 
folgte, der  Bückstand  des  reinen  oder 
des  mit  Salpeter  versetzten  Sal- 
zes eine  Reaction  auf  Jodzinkstärke 
nicht  mehr  giebt,  dass  also  sowohl 
das  etwaige  unterehlorigsaure ,  als  auch 
das  salpetrigsaure  Salz  vollständig  zer- 
setzt sind. 

Die  Resultate  aus  vorstehender  Arbeit, 
kurz  zusammengefasst,  sind  folgende: 

1.  Chlorsaures  Kalium,  auch  in  reinster 
Form,  zersetzt  sich  beim  Glühen  stets 
unter  Hinterlassung  eines  alkaliseh  rea- 

firenden  Rückstandes,  welcher  aus  Ohlor- 
alinm  mit  geringen  Mengen  von  Kalium- 
oxyd und  (wahrscheinlich)  niederen 
Chlorsauerstoffverbindungen  besteht.  Letz- 
tere werden,  ebenso  wie  salpetrigsaures 
Kalium,  durch  anhaltendes,  heftiges  Er- 
hitzen vollständig  zerstört. 

2.  Chlorkalium  erleidet  ähnliche  Zer- 
setzung, der  Glührückstand  reagirt  eben- 
falls alkalisch. 

3.  Die  Prüfung  nach  Ph.  G.  II.  auf 
Salpeter  muss  aus  diesem  Grunde  stets 
zu  unrichtigen  Schlüssen  führen. 

4.  Zur  Prüfung  auf  Salpeter  wird  das 
chlorsaure  Kalium  erhitzt,  bis  das  resti- 
rende  Chlorkalium  nochmals  geschmolzen 

[ist.    Die  Lösung  der  SdUmdze  in  Was- 


536 


ser  nach  Zusatz  von  verdOimter  Schwefel- 
säure darf  durch  Jodzinkstärkelösung 
nicht  bis  zur  ündnrchsichtigkeit  gef&*bt 
werden.  Eine  lichte  Blaufärbung  ist  zu- 
lässig. 

LaboratoT.  der  ehem.  Fabrik  J.  D.  Biedeü' 

Berlin. 


Das  StoBsen  bei 

Der  Aufiatz  des  Herrn  Ä.  Retssmann 
in  Nr.  40  d.  61.  veranlasst  mich,  auf  den 
Asbest  aufmerksam  zu  machen,  den  ich 
bei  gar  häufigen  Destillationen  als  sehr 
praktisch  und  den  Zweck  erfüllend  kennen 
gelernt  habe.  Er  ist  schwer  genug,  um 
in  allen  Flüssigkeiten  unterzusinken,  ist, 
wie  Sand  oder  Glaspulver,  indifferent 
gegen  alle,  legt  sich  nicht,  wie  diese, 
schwer  an  den  Boden  (wodurch  manchmal 
erst  recht  Blossen  entsteht),  sondern  bleibt 
locker,  befördert  durch  seine  unzähligen 
feinen  Spitzen  die  Dampfbildung  und  — 
ist  billiger  als  Platindraht.  In  einer 
meiner  früheren  Defecturstellen  (in  Han- 
nover) wurde,  um  ein  Beispiel  anzuführen, 
häufig  rohe  Salpetersäure  zu  einem 
technischen  Zwecke  durch  Bectification 
annähernd  gereihigt  Die  Destillation 
geschah  aus  einem  eigens  dazu  hergestellten 
Glaskolben  mit  eingeschliffenem  Uelmrohr, 
welcher  mit  40  Pfund  Säure  beschickt 
und  über  freies  Eohlenfeuer  gesetzt  wurde. 
Es  leuchtet  ein,  dass  da  schon  eiu 
schwaches  Stossen  verhängnissvoll  werden 
konnte.  Platindraht  verbot  sich  wegen 
des  Chlorgehaltes  der  Säure,  Sand,  grobes 
Glaspulver  wirkten  unvollkommen,  ja 
beförderten  gegen  Ende  der  Destillation 
das  Stossen.  Besser  schon  wirkten  Glas- 
splitter von  möglichst  dünnem  Glase 
(Boden  zerbrochener  Betorten).  Voll- 
kommen aber  wurde  der  Zweck  erreicht 
durch  Asbest,  filr  jene  Menge  etwa  ein 
haselnussgrosses  Bäuschchen,  womöglich 
etwas  langfaseriger.  Damit  ging  die 
Destillation  rasch  (Morgens  8  Uhr  ein- 
geleitet, Nachmittags  gegen  4  Uhr  fertig) 
und  glatt  von  statten. 

Fulda.  E.  Dannenberg. 

Liquor  Ferri  albnminati. 

Ei&e  anderweite  Vonchrift  zu  diesem  Prä- 
parate (vergl.  Pharm.  Centralli.  27,  641}  ver- 


offenüiebte  W.  Chünrng  in  der  ,,Pharm.  Ztg. 
fUr  Basal.'';  nie  lautet: 

45  g  trockeneB  Hfihnereiweiss  werden  mit 
270  g  Wasser  darchgemiscbt  and  nacb  toU- 
kommener   Losung   dieselbe   mit  89  g  too 
1,044  bis  1,046  spec.  Gew.  (Pharm.  Germ.  11) 
▼ersetzt,  einige  Male  durchgeschüttelt  und, 
falls  erforderlich,  durch  ein  leinenes  Colato- 
rium  gegossen.  Der  Rückstand  kann  noch  mit 
40  bis  50  g  Wasser  gewaschen  werden.    Als- 
dann bringt  man  die  Flüssigkeit  in  einen  mit 
Pergamentpapier  yersebenen  Dialjsator  und 
dialjsirt  so  lange ,  unter  häufiger  Ersetzung 
des  Wassers  im  Exalysator,   bis  das  Ganze 
eine  gallertartige  Masse  bildet.     Za  dieser 
setzt  man  10  g  Acidum  muriaticum  dilutnm, 
schwenkt  um,  bis  Alles  in  Lösung  gegangen 
ist  und  dialjsirt  weiter,  bis  die  Flüssigkeit 
nur  noch  ganz  schwach  sauer  gegen  Lackmus 
reagirt.    Die  Dialyse  ist  beendet  y  wenn  eine 
Probe  in  ein  flaches  Schälchen  gegossen,  mit 
einigen  Tropfen  Ammoniak  versetzt  und  mit 
einem   durch   Schwefelsäure   angefeachteten 
Papier  bedeckt,  nach  einigen  Stunden  noch 
flüssig  bleibt.    Hierauf  bringt  man  die  Flüs- 
sigkeit, welche  vielleicht  wieder  ganz  schwach 
gelatinirt  ist ,   aus  dem  Dialysator  and  fugt 
ganz  alimälig  yerdünnte  Natronlauge  za ,  bis 
der  anfängliche  Niederschlag  gerade  wieder 
in  Lösung  geht,  wobei  jedoch  ein  Ueberschuss 
durchaus  vermieden  werden  muss,  weil  sich 
sonst  gelatinirendes  Natriumalhuminat  bildet. 
Man  versetzt  daher  der  Vorsicht  halber  zuerst 
mit  so  viel  Lauge,  bis  sich  eine  Lösung  des 
Niederschlags  eben  stark  bemerkbar  macht, 
stellt  dann  etwa  12  Stunden  bei  Seite,  coUrt 
und  löst ,  falls  ein  Buckstand  geblieben  ist, 
denselben  noch  in  einigen  Tropfen  Lauge. 
Weiter  fiigt  man  dann  75  g  Aqua  Cinnamomi 
spirituosa  und  darauf  so  viel  Wasser  za,  dass 
das  Gewicht  der  ganzen  Flüssigkeit  750  g 
beträgt ,  schliesslich  setzt  man  unter  starkem 
Umschwenken   der  Flüssigkeit   noch   250  g 
Alkohol  von  90  o  T.  zu. 

Das  Präparat  muss  folgenden  Anforder- 
ungen entsprechen:  Spec.  Gew.  0,982  bis 
0,986;  Reaction  neutral  oder  kaum  merklich 
alkalisch ;  Eisengehalt  =0,5  pCt.  Eisenoxjd ; 
in  einen  mit  Pergamentpapier  bespannten 
Dialysator  gebracht  und  dialysirt,  gebe  es 
in  2  Stunden  so  viel  Eisenalbuminat  ab,  dass 
sich  Eiweiss  durch  die  gewöhnlichen  Reactio- 
neu  deutlich  nachweisen  lässt.  g. 


587 


Tabelle  über  den  Gehalt  an 

ätherischem  Oele  in  einer  Anxahl 

Drogen  nnd  Fflanzentheilen; 

nach  Ermittelangen   im   GroBsbetrieb  von 
Schimmel  <&  Co,  in  Ldpxig. 


litil.  lubeite 
▼oa  100  kg. 


Artikel. 


WML  liikeite 

Ton  100  kf. 


AioTan-Samen 
Alant-Wnnel 
AngelicA-SameD 
Angelica-Wnneli  thflr. 
„  Sachs. 

Anis-SameD,  russischer 
thflringer 
mfthrischer 
Chüi 

spanischer 
levantiuer 
Amica-Blüthen 
Arniea-Worzel 
Ana  foetida 
Bären  tranbe 
Baldrian -Wurzel,  dentsche 

.,  hollindische 

japanische 
Basilicnm-Krant,  msches 
Ba^-Blfttter 
Beifnss-Eraat 
Beifdsa-Wnrzel 
Betel-BlAtter 
Birken-Theer 
Buccn-Blfttter 
Calmns-Wnrzel 
Cardamomen,  Ceylon 
Madras 
Malabar 
,,  Siam 

Cascanll-Binde 
Cassia-BlQthen 
Cassia  lignea 
Cedemholx 
Cbamillen,  deutsche 
,,         römische 
Chekan-Blfttter 
CopaiTa-Balsam,  Para 

.,  ostind. 

Coriander-Samen,  thflringer 

rnssiscner 
holländischer 
ostindiacber 
italienischer 
Mogadore 
Cubebcn 
Cnlilaban-Rinde 
Cnmin-Samen,  Mogadore 

Malteser 
syrischer 
„  ostindischer 

Cnrcnma-Wnnel 
Dill-Samen,  deutscher 
,.  russischer 

ostindischer 


»» 


»? 


•» 


»' 


1» 


kg 

3,000 
0,600 
1.150 
0,750 
1,000 
2,800 
3,400 
2,600 
2,400 
3,000 
1,800 
0,040 
1,100 
3.250 
0,010 
0,950 
1,000 

0,040 
2,300-2,600 

0,040 

0,100 

0,550 
20,000 

2,600 

2,800 
4,000-6,000 

5,000 

4,250 

4,800 

1,750 

1,360 

1,500 

3,500 

0,285 
0,700-1,000 

1,000 
45,000 
66,000 

0,800 

0,900 

0,600 

0,160 

0,700 

0,600 
12,000--.16,000 

3,400 

8,000 

3,900 

4,200 

2,250 

5,200 

3,800 

4,000 

2,000 


Elemi-Han 

Encalvptns-Blätter,  getrocknet 

Feldthymian 

Fenchel-Samen,  sSchsischer 
„  galiziscber 

„  ostindischer 

Flieder-Blnmen 

Galbannm-Harz 

Galgant-Wurzel 

Hasel-Wurzel 

Heracleum-Samen 

Hopfen-Blflthe 

Hopfenmehl,  Lupulin 

Ingber-Wnrzel,  afrikanische 
,1  bengalische 


>r 


>f 


japanische 
Cochinchina 
Iris-Wurzel 
Isop-Kraut 
Iva-Eraut 
Kransemflnz-Krant 
Kflmmel-Samen,  cult.  deutscher 

holl&nd. 

ostprenss. 

manrisch. 

wilder  deutsch. 


it 


ff 


1» 


»> 


11 


M 


»I 


norweg. 
russisch. 
Layendel-Blflthen,  deutsche 
Liebstock-Wnrzel 
Linaloe-Holz 
Lorbeeren 
Lorbeer-Blfttter 
Lorbeer,  Galifornische 
Macis-Blflthen 
Majoran-Kraut,  frisch 

„  trocken 

Mandeln,  bittere 
Massoy-Rinde 
Matricaria- Kraut 
Matiko-BlAtter 
Meister-Wurzel 
Melissen-Kraut 
Michelia-Rinde 
Möhren- Samen 
Moschus-Samen 
Moschus-Wurzel 
Muscat-Nflsse 
Myrrhen 
Nelken,  Amboina 

„       Bourbon 

„       Zanzibar 
Nelken-Stiele 
Nelken-Wurzel 
OUbanum-Harz 
Opoponax-Harz 
Pap|>el-Sprossen 
Pastinak- Samen 
Patch  ouli-Kraut 
Peru-Balsam 
Peatwunel-Oel 
Petersilien-Kraut 
Petersilien-  Samen 


kg 

17,000 

3,000 

0,200 
5,000-5,600 

6,000 

2,200 

0.025 

6,500 

0,750 

1,100 

1,000 

0,700 

2,250 

2,600 

2,000 

1,800 

1,900 

0,100 

0,400 

0,400 

1,000 

4,000 

5,500 

5,000 

5,000 
6.000-7,000 
6,000-6,600 

3,000 

2,900 

0,600 

5,000 

1,000 

2,400 

7,600 
11,000-16,000 

0,350 

0,900 
0,400-0,700 

0,030 

2,400 

0,800 

0,100 

0,300 

1,650 

0,200 

0,300 

8,000—10,000 

2,500-6.500 

19,000 

18,000 

17,500 

6,000 

0,040 

6,800 

6,500 

0,500 

2400 
1,500—4,000 

0,400 

0,056 

0,300 

3,000 


538 


Artikel. 


litt!.  luiNüte 

von  100  kg. 


Pfeffer,  schwarzer 
Pfefferminze,  frische 

„  trockene 

Pfirsich-Kerne 
Piment 

Hmpinell-Wurzel 
Porsch-Oel 
BainCarm-Krant 
Raaten-Kraat 
Kosen-Holz 

Bosen-!31&then,  frische 
Sadebf^om-Erant 
Salbei-Kraat,  deutsches 

„  italienisches 

Sandelholz,  ostindisches 
„  Macassar 

„  westindisches 

Sassafias-Holz 
Schafgarben-Eraat 
Schlangen-Wnrzel,  canadische 
„  yirginische 

SchwATzkümmel-Samen 
Sellerie-Erant 
Sellerie-Samen 
Senf-Samen,  holländischer 

deutscher 

ostindischer 

pnglieser 

rassischer 
Spanisch-Hopfen-Kraat 
Speick-Wnrzel 
Sternanis,  chinesischer 

,.        Japan. 
Storax 

Vetiver-Wurzel 
Wachholder-Beeren,  deutsche 

,,  italienische 

.,  ungarische 

Wasserfen  chel-Samen 
Wermnth-Eraut 
Zinunt,  Ceylon 

Zimmt-Blflthen,  s.  Cassia-Blüthen. 
Zimmt,  weisser 
Zittwer-Samen 
Zittiwer-Wurzel 


ff 


t» 


kg 

2,200 
0,300 
1,000-1,250 
0,800-1.000 
3,500 
0,026 
0,350 
0,150 
0,180 
0,040 
0.050 
ajöO 
1,400 
1,700 
4,500 
2,500 
2,700 
2,600 
0,080 
2,800-3,250 
2,000 
0,300 
0,200 
3,000 
0,850 
0,760 
0,590 
0,750 
0,500 
3,500 
1,000 
5,000 
1,000 
1,000 
0,200-0,350 
0,500-0,700 
1,100-1,200 
1,000—1,100 

1,300 
0,300—0,400 
0,900-1.250 

1,000 
2,000 
1,800 


l^isenmilch»  Lac  Ferri. 

Bei  der  Darstellung  Ton  Eisenmilch,  die 
in  manchen  Gegenden  ein  sehr  beliebter 
HandverkaufBartikel  ist,  tritt  sehr  oft  der 
Uebjel^tand  ein,  dass  der  Niederschlag  von 
Eisenpjrophosphat,  welcher  aiugudwuschen 
werden  soll,  trotz  tagelangen  Stehens  sich 
nicht  absetzen  will.  Der  G-rand  liegt  naeh 
einer  Notiz  in  der  „Pharm.  Zeitung*'  darin, 
daif  bei  Benutzung  der  seitherigen  Vorschrif- 
ten einUeberschuss  TonNatriampTrophosphat 
▼orhanden  ist,  welcher  eine  theilweise  Lösung 
des  Eisenpyrophosphats  bewirkt  und  zugleich 


das  Absetzen  hartnäckig  yerl\jndert;  fugt  man 
dagegen  nachträglich  etwas  Eisenchlorid  in 
Wasser  gelöst  hinzu ,  so  setzt  sieh  der  Nie- 
derschlag vom.  EiseopTropliospkat  schneU  und 
gut  ab.    Das  Verfahren  ist  folgendes : 

Zur  Daratellung  Yon  1000  g  Eisenmilch 
löst  man  22  g  Natrium  pjrophosphoricum 
in  3000  g  heissen  destillirten  Wassers  auf  und 
setzt  der  erkalteten  Lösung  auf  einmal 
unter  beständigem  Umrühren  30  g  Liquor 
Ferri  sesquichlor.,  mit  der  zehnfiachen  Menge 
Wassers  Terdünnt,  hinzu;  dann  stellt  man 
2 — 3  Stunden  bei  Seite.  Fängt  die  Flüssigkeit 
nach  dieser  Zeit  nicht  an,  sich  klar  abzusetzen, 
so  fugt  man  noch  1  g  Liquor  Ferri  sesqaichl. 
in  der  zehnfachen  Menge  Wassers  gelöst  unter 
Umrühren  hinzu  und  stellt  wieder  zum  Ab- 
setzen, bei  Seite.  Meistens  wird  jetzt  ein  kla- 
res Absetzen  schnell  vor  sich  gehen;  sollte 
dies  jedoch  nicht  der  Fall  sein ,  so  ist  man 
gezwungen,  noch  weitere  0,5  g  Liquor  Ferri 
sesquichl.  mit  5  g  Wasser  verdünnt  hinzuzu- 
fügen; nach  Verlauf  von  24  bis  36  Stunden 
hat  sich  dann  die  Flüssigkeit  soweit  geklärt, 
dass  man  die  über  dem  Niederschlage  befind- 
liche Kochsalzlösung  bequem  abziehen  kann. 
Dann  wäscht  man  zweimal  mit  je  3000  g 
Wasser  aus,  indem  man  jedesmal  den  Nieder- 
schlag 24  bis  36  Stunden  absetzen  lässt.  Zn 
dem  so  gewonnenen  Niederschlag  von  Eisen- 
pjrophosphat  setzt  man  50  g  Glyoerin  und 
noch  so  viel  destillirtes  Wasser,  dass  das  Ganze 
1000  g  beträgt.  Eine  so  dargestellte  Eisen- 
milch ist  rein  weiss  und  hält  sich  Toratiglich. 
Sie  enthält  nngefilhr  1,25  pCt.  Eisen.      ^ 


Deutsches  Sosen-Oel. 

In  diesem  Jahre  sind  zum  ersten  Male  die 
Erträgnisse  der  Tor  4  resp.  3  Jahren  ange- 
legten Centifolien-Anpflanzungen  aar  Geltung 
gekommen  und  es  hat  die  Ausscheidung  aller 
anderen  Bosensorten  streng  durchgeführt 
werden  können.  Die  Witterung  war  dem 
Waohsthum  der  Pflanaen.  ungemein  günstig 
und  die  einen  Zeitraum  von  etwa  fünf  Wochen 
in  Ansprach  nehmende  Blüthezeit  war  eben- 
falls von  bestem  Wetter  begünstigt,  so  dass 
die  Pflücke  ohne  Unterbseohang  täglich  statt- 
finden konnte. 

Die  Gesammtproduction  belauft  sich  in 
diesem  Jahr  auf  nahe  an  2  kg  ceiaes  Rosen- 
Gel  und  etwa  3000  kg  Boaenwasser,  daige- 
stellt  in  dem  Verhältniss  Ton  1  kg  Rosen  auf 


539 


1  kg  Wasser.  Dieser  noch  geringe  Ertrag 
wird  sich  voraussichtiich  im  nächsten  Jahre 
verdreifachen,  da  dann  erst  die  vor  ein  und 
zwei  Jahren  angelegten  Anpflanzungen  er- 
tragsfähig werden.  Im  Ganzen  dürften  sich 
jetzt  in  nächster  Nähe  von  Leipzig  ungefähr 
25  prenss.  Morgen  oder  circa  6  Hectaren 
unter  Cultur  befinden  und  es  unterliegt 
keinem  Zweifel  mehr,  dass  mit  der  gewonne- 
nen Ueberzeugung  von  der  Rentabilität  die 
Rosencultor  grössere  Verbreitung  in  der  Um- 
gegend von  Leipzig  gewinnen  wird. 

Das  deutsche  Rosen- Oel  kann  ohne  Ueber- 
hebnng  als  das  beste  von  den  im  Handel  be- 
findlichen Sorten  bezeichnet  werden.  Es  ist 
von  ungemein  feinem  Parfüm  und  bei  einem 
Vergleich  mit  türkischer  Waare  drängt  sich 
gewiss  jedem  Kenner  ein  verschärftes  Miss- 
trauen gegen  letztere  auf.  Wie  durch  die 
Untersuchungen  Flückiger^s  erwiesen,  ent- 
hält es  mehr  feste  Bestandtheile  als  das 
türkische  Oel  und  erstarrt  in  Folge  dessen 
schon  bei  circa  -f*  20^.  Es  wird  sich  nun  im 
Laufe  der  Zeit  herausstellen,  ob  das  türkische 
in  reinem  Zustande  nicht  ebensoviel  Stearop- 
ten  enthält,  oder  ob  die  Ansicht,  dass  das  in 
den  höheren  Lagen  gewonnene  Oel  weniger, 
das  in  der  Ebene  erzeugte  mehr  Stearopten 
enthält,  zutreffend  ist.  Sollte  der  Mehrgehalt 
an  Stearopten  irgend  welche  Schwierigkeiten 
bereiten,  so  kann  man  dasselbe  ganz  oder 
th  eil  weise  mit  Leichtigkeit  entfernen.  Man 
löst  zu  dem  Zweck  das  Rosen -Oel  in  lau- 
warmem Alkohol  zuerst  vollständig  auf  und 
filtrirt  die  Losung,  sobald  sie  trüb  zu  werden 
beginnt.  Das  auf  dem  Filter  zurückbleibende, 
in  kaltem  Alkohol  unlösliche  Stearopten 
wäscht  man  nochmals  mit  Alkohol  aus  und 
erhält  es  dann  in  reinem,  geruchlosem  Zu- 
stande. Diese  Manipulation  ist  nur  da  nöthig, 
wo  das  deutsche  Rosen-Oel  entweder  zu  spiri- 
tnösen  Eztraits  oder  zu  Liqueuren  verwendet 
werden  soll.  In  allen  anderen  Fällen  ist  das 
Stearopten  nicht  störend,  sondern  eher  vor- 
theilhaft,  da  es  dem  Parfüm  einen  gewissen 
Halt  verleiht  g. 

Aus  d,  BeriM  von  Schimmel  dt  Co,  in  Leipzig. 


lieber  die  autieeptische  Wirkung 

des  Hopfens. 

Auf  der  5.  Generalversammlung  des  Ver- 
eins „Versuchs-  und  Lehranstalt  für  Brauerei 
in   Berlin"    hielt  Herr  Dr.  Tlaydack   einen 


Vortrag  über  den  Hopfen  und  seine  Be- 
standtheile. B  ereits  vor  zwei  Jahren  h  atte 
der  Autor  auf  Grund  seiner  Versuche  mitge- 
theilt,  dass  der  Hopfen  in  keiner  Weise  die 
alkoholische  GUhrung  nachtheilig  beeinflusst, 
dagegen  hemmend  auf  die  Milch sänregährung 
wirkt.  Weitere  Studien  hat  nun  Dr.  Hayduck 
über  die  Frage  gemacht,  welchen  Hopfen- 
bestandtheilen  die  an tiseptischc 
Wirkung  zuzuschreiben  ist. 

Das  Hopfenöl,  sowie  auch  der  Hopfengerb- 
Stoff  erwiesen  sich  als  unwirksam,  die  Milch- 
säuregährung  zu  unterdrücken.  Bessere  Er- 
folge wurden  mit  der  Hopfenbitter  säure  und 
den  harzartigen  Bestandtheilen  erhalten. 
Hayduck  isolirte  aus  dem  Hopfen  zwei  weiche 
Harze  und  ein  festes  Harz,  und  schlug  dazu 
folgendes  Verfahren  ein. 

Der  Hopfen  wurde  vollständig  mit  Aether 
'eztrahirt.  Nach  der  Gewinnung  des  Extracts, 
welches  nach  Entfernung  des  Aethers  zurück - 
blieb,  wurde  dasselbe  in  Alkohol  aufgelöst, 
und  hierbei  blieb  ein  weisses  Wachs  im  Rück- 
stande, welches  im  Hopfen  in  sehr  grosser 
Menge  vorhanden  und  für  die  Bierbrauerei 
von  keiner  Bedeutung  ist.  Die  alkoholische 
Lösung  wurde  dann  mit  einer  alkoholischen 
Lösung  von  essigsaurem  Blei  versetzt,  wobei 
ein  reichlicher  gelber  Niederschlag  entstand. 
Derselbe  wurde  von  der  Flüssigkeit  durch 
Filtration  getrennt ,  sorgfältig  ausgewaschen 
und  nachher  in  geeigneter  Weise  mit  Schwe- 
felwasserstoff versetzt,  und  hieraus  schliess* 
lieh  ein  weiches  Harz  gewonnen.  Das  Filtrat 
wurde  nach  Entfernung  des  Alkohols  mit 
Petroläther  behandelt,  dieser  zog  aus  dem 
Gemisch  ein  zweites  weiches  Harz  aus,  wel- 
ches nach  dem  Verdunsten  des  Petroläthers 
zurückblieb;  im  Rückstande  blieb  schliess- 
lich ein  festes  Harz,  welches  in  Petroläther 
unlöslich ,  wohl  aber  löslich  in  Aether  und 
Alkohol  war. 

Es  wurden  somit  drei  sehr  gut  charakteri- 
sirte  Harze  aus  dem  Hopfen  dargestellt, 
nämlich : 

1.  ein  weiches  Harz,  welches  durch  Blei 
fällbar  ist.  Dasselbe  giebt  eine  sehr 
wichtige  Reaction.  Wenn,  man  eine 
ätherische  Lösung  desselben  mit  Kupfer- 
vitriollösung versetzt,  so  färbt  sich  die 
ätherische  Kupferlösung  intensiv  grün. 
Das  Harz  geht  dann  mit  dem  Kupfer 
eine  grüne  Verbindung  ein ,  welche  in 


540 


Aether  löslich  ist.  Ansserdem  ist  dieses 
Harz  in  Petrolätfaer  löslich. 

2.  ein   weiches  Harz ,   welches  mit  dem 

obengenannten  insofern  übereinstimmt, 
als  es  sowohl  im  Petroläther  löslich  ist, 
als  auch  die  Kupferreaction  zeigt,  sich 
aber  dadurch  von  dem  ersteren  unter- 
scheidet ,  dass  es  durch  Blei  nicht 
fällbar  ist. 

3.  ein  festes  Harz,   welches   durch  Blei 

nicht  f&Ubar  ist,  die  Kupferreaction 
nicht  zeigt  und  in  Petroläther  unlös- 
lich ist. 

Diese  drei  Körper  konnten  durch  genaue 
Keactionen  scharf  von  einander  unterschieden 
werden. 

Die  Hopfenbittersäure  konnte  mit  diesem 
Verfahren  nicht  erhalten  werden. 

Alle  drei  genannten  Harze  zeigen  das 
Verhalten  von  schwachen  Säuren^  sie  sind  iir 
wässeriger  Auflösung  sehr  veränderlich  und 
zersetzbar.  Die  Löslichkeit  der  Harze  im 
Wasser  ist  nicht  constant,  sondern  wenn  mau 
dieselbe  Harzmenge  immer  mit  neuen  Was* 
scrmengen  kocht,  nimmt  die  Löslichkeit  all- 
mälig  ab. 

Mit  der  Hopfenbittersäure  steht  nun  das 
unter  2  genannte  Harz  in  Verbindung,  in- 
dem die  Säure  durch  Oxydation  in  dieses 
Harz  übergeht.  Durch  eine  sehr  grosse  An- 
zahl von  Versuchsreihen  wurde  nun  weiter 
gefunden,  dass  die  beiden  weichen  Harze, 
sowohl  das  Derivat  der  Hopfenbittersäure,  als 


auch  das  andere  weiche  Harz,  welches  mit 
der  Hopfen  bittersäure  in  keinem  Zusammen- 
hange zu  stehen  scheint,  im  höchsten  Grade 
gährungshemmend  auf  die  Milchsäurebacte- 
rien  wirken,  dass  dagegen  das  im  Hopfen  in 
grösserer  Menge  enthaltene  schwach  bittere 
feste  Harz  so  gut  wie  gar  keine  oder  nur  eine 
sehr  schwache  antiseptische  Wirkung  gegen- 
über den  Milch säurebacterien  zeigt.  Dieses 
feste  Harz  zeigt  in  so  fern  eine  etwas  hem- 
mende Wirkung ,  als  die  Entwickelung  der 
Milchsäurebacterien  langsamer  verläuft,  als 
bei  Abwesenheit  dieses  Harzes. 

Also  für  die  antiseptische  Wirkung  kom- 
men nur  die  beiden  im  Hopfen  enthaltenen 
weichen  Harze,  nicht  das  in  demselben  in 
grosser  Menge  enthaltene  feste  Harz  in  Be- 
tracht. Das  ist  in  anderer  Beziehung  dadurch 
für  die  Brauerei  wichtig,  dass  es  dem  Biere 
vielleicht  einen  besonderen  Geschmack  ver- 
leiht; das  ist  eine  interessante  Frage,  die 
noch  erst  gelöst  werden  muss. 

Das  Resultat  der  chemischen  Untersuch- 
ung wurde  durch  die  mikroskopisch-bacterio- 
logische  bestätigt.  Die  verschiedenen  Hopfen- 
bitterstoffe wurden  auch  in  ihrer  Wirkung 
auf  Essigsäurebacterien  geprüft;  es  ergab 
sich  jedoch,  dass  diese  durch  die  Harze  nicht 
in  ihrer  Entwickelung  gehemmt  wurden. 
Auch  der  in  der  Brauerei  so  unliebsame 
Kahmpilz  wird  durch  die  Hopfenharze  nicht 
zurückgehalten.  — os — 

Nordd,  Bramr-Ztg.  1887,  30. 


Technische  IVotizen. 


Studien  über  Oasbereitung. 

Von  W,  Hempel 

Während  in  Europa  Leuchtgas  in  der 
Hauptsache  durch  trockene  Destillation  ge- 
eigneter Kohlen  aus  Retorten,  welche  von 
aussen  geheizt  werden,  dargestellt  wird,  hat 
in  Nordamerika  die  Leuchtgasfabrikation  in- 
folge des  Vorkommens  des  Anthracits  und  des 
Petroleums  eine  nach  anderer  Richtung  hin- 
gehende grossartige  Entwickelung  genommen. 
Man  bedient  sich  dort  in  ausgedehntestem 
Maasse  einiger  neuer  Verfahren,  welche' ge- 
wissermaassen  auf  einer  Combination  des 
Wassergasprocesses  mit  dem  Oelgasprocess 
beruhen.  Durch  Ueberleiten  von  Wasser- 
dampf über  weissglühende  Kohle  (Anthracit) 
wird     „Wassergas''    —    ein    Gemenge    von 


Wasserstoff,  Kohlenoxyd  und  Kohlensäure  — 
erhalten;  dieses  Wassergas  wird  mit  den 
Dämpfen  von  flüssigen  Kohlenwasserstoffen 
(Petroleum -Naphta)  beladen  und  nun  weiter- 
hin der  Einwirkung  der  Glühhitze  überlassen, 
wodurch  jene  flüssigen  Kohlenwasserstoffe  in 
gasformige  Kohlenwasserstoffe  und  Kohle 
zerlegt  werden.  Zur  Ausführung  dieses  Prin- 
cips  sind  eine  ganze  Reihe  von  Processen 
ausgearbeitet  worden. 

Für  europäische  Verhältnisse  hält  Herr 
Hempel  eine  directe  Uebertragnng  der  ameri- 
kanischen Processe  nicht  für  aussichtsvoU,  ds 
die  zur  Verwendung  geeigneten  Oele  bei  uns 
einen  viel  höheren  Preis  haben  als  in  Amerika. 
Dagegen  weist  er  auf  die  Bedeutung  hin, 
welche  jene  Verfahren  für  die  Verwerthuog 
des  von  den  Gasfabriken  producirten  Theers 


541 


erlangen  ISnnten.  Die  Preise  des  GastheerB 
sind  nSmlich  seit  Jahren  derart  gesnnken, 
dass  es  far  die  Gasfabriken  fast  vortbeilhafter 
ist,  den  Theer  als  Heizmaterial  zu  benutzen, 
als  ihn  zu  den  vorhandenen  niedrigen  Preisen 
zu  Terkanfen.  Herr  Hempd  schlägt  nnn  vor, 
diesen  Theer  entweder  direct,  oder  nachdem 
ihm  durch  eine  Destillation  die  far  die  Farben- 
indnstrie  werthyollen  Bestandtheile  entzogen 
sind,  durch  einen  Wassergasprocess  in  Kohle 
nnd  Leuchtgas  überzuführen.  Es  würde  dem- 
nach in  Europa  nach  wie  rot  die  Hanptquan- 
tit&t  des  Gases  nach  dem  alten  Processe  direct 
aus  Kohlen  darzustellen  sein ;  daneben  aber 
sollte  auch  aus  dem  dabei  gewonnenen  Theer 
nach  Art  der  amerikanischen  Processe  Gus 
erzeugt  werden. 

Natuno.  Bundschau  18&r,  Nr.  42. 

üeber  die  gegenwärtige  Lage  der 

Leblano'schen  Sodafabriken 

im    Concurrenzkampfe    mit    der 

Ammoniaksoda. 

Von  Bcbert  Hasenclever. 

Von  der  gesammten  Sodaproduction  liefern 
die  Ammoniaksodafabriken  in  England  22, 
in  Oesterreich  47,  in  Frankreich  60,  in 
Deutschland  75pCt.;  Deutschland  hat  von 
1878  bis  1886  seine  Erzeugung  von  42,500 1 
auf  150,000t  gesteigert,  und  an  Stelle  eines 
Importes  Ton  27,000 1  ist  ein  Export  getreten, 
der  sich  jedoch  dauernd  nicht  leicht  gegen 
die  englische  Concurrenz  behaupten  könneu 
wird.  Infolge  der  Ueberproduction  ist  der 
Preis  pro  100  kg  calcinirter  Soda  von  98  pCt. 
Ton  20  Mk.  auf  8  Mk.  gesunken ,  und  die 
Rentabilität  der  Fabriken  ist  sehr  gering, 
ohne  dass  Aussicht  auf  Besserung  Yorhanden 
zu  sein  scheint.  Die  Ueberlegenheit  des 
AmmoniakTerfahrens  über  das  Leiblanc^Bche 
tritt  immer  mehr  hervor,  so  dass  z.  B.  die 
Gutschrift  Ton  1  Mk.  pro  100  kg  Salzsfiure, 
wie  sie  auf  manchen  Werken  üblich  ist,  nicht 
mehr  genügt,  um  das  Leblanc-Y erfahren  con- 
currenzföhig  zu  erhalten.  Die  Theuerung  der 
Salzsäure  hat  bewirkt,  dass  gewisse  Industrien 
unrentabel  wurden,  z.  B.  die  Verarbeitung 
der  Thomasschlacken  nach  Scheibler'B  Patent, 
und  dass  andere  die  Verwendung  billigerer 
Säuren  (SOg » H^SO^  vorzogen,  z.  B.  Farben- 
fabriken ,  Erzeztractionen ,  Rnochenextrac- 
tionen  zur  Gewinnung  von  Leimleder  etc.; 
ausserdem    hat    mit    der    Anwendung    der 


Knochenkohle  in  der  Zuckerfabrikation  auch 
der  sehr  bedeutende  Salzsäureverbranch  der- 
selben aufgehört.  Die  Schaffner'' sehe  und 
MonSsehe  Methoden  zur  Schwefelregeneration 
aus  Sodarückständen  sind  gleichfalls  un- 
rentabel geworden  und  sollen  durch  die  Ver- 
fahren von  Opl,  von  Müler  und  Opl,  und 
Biemann  ersetzt  werden,  die  sich  jedoch  noch 
im  Versuchsstadium  befinden.  Inzwischen 
hat  auch  Solvay's  Verfahren  der  Gewinnung 
von  Cl  oder  HCl  aus  CaCh  mittelst  SiOa  Ver- 
besserung und  praktische  Anwendung  ge- 
funden, auch  hat  derselbe  neue  Methoden 
mittelst  der  Oxyde  des  Nickels  und  anderer 
Metalle  beschrieben,  welche  gegenwärtig 
gleichfalls  praktisch  erprobt  werden  und  im 
Falle  des  Grelingens  die  Vortheile  des  Ammo- 
niakverfahrens noch  merklich  steigern  würden. 

Chem.  Centr.'Bl  1887,  Nr.  43. 


Ombengas  zur  Kesselheizimg. 

Seitdem  man  bei  der  Untersuchung  der 
Schlagwetterexplosionen  auf  die  Beschaffen- 
heit der  den  Steinkohlengruben  entströmen- 
den Gase  näher  eingegangen  ist,  hat  man  die 
Möglichkeit  ins  Auge  gefasst,  die  explosiblen 
und  daher  brennbaren  Gase,  anstatt  sie  durch 
den  zugefuhrten  Luftstrom  der  Gruben- 
ventilation zu  verdünnen  und  in  die  freie 
Luft  entweichen  zu  lassen,  aus  der  Grube  in 
verwendbarer  Zusammensetzung  abzusaugen 
und  nach  Art  des  Naturgases  in  Pennsylvanien 
der  Kesselheizung  zuzuführen.  (Stärkere  Gas- 
ausströmungen,  sogenannte  „Bläser,"  sind 
schon  in  früheren  Fällen  unter  Tage  ent- 
zündet und  brennend  erhalten  worden,  wie 
denn  z.  B.  auf  der  fiscalischen  Grube  Louisen - 
thal  bei  Saarbrücken  eine  solche ,  fast  1/2  m 
hoch  brennende  Flamme  eines  Bläsers  zur 
Beleuchtung  der  Förderstrecke  dient.)  Dieser 
Gedanke  und  die  dazu  erforderlichen  Appa- 
rate zum  Aufsaugen  der  Grubengase  und 
deren  Zuführung  unter  die  Kessel  sind  von 
dem  Director  Eilt  zu  Aachen  auf  der  Königs- 
grube im  Wurmreviere  ins  Werk  gesetzt 
worden.  Aus  den  frisch  angehauenen  Fiötz- 
theilen  wird  das  aufsteigende  Grubengas  in 
einem  Röhrensysteme  durch  eine  Luffcsauge- 
maschine  in  die  Höhe  geführt,  und  enthält 
die  angesaugte  Luft  6  bis  12pCt.  Grubengas, 
während  die  in  der  Grube  zurückbleibende 
Luft  davon  nur  3/4  bis  1/4  pCt.  zurückhält, 
womit  derselben  die  Gefährlichkeit  der  Ex- 


U2 


pIoBiTität  beDommen  ist.  Der  6€ha1t  der  ab^ 
geführten  Luft  an  Grubengas  fällt  so  gering 
ans,  weil  vor  die  Arbeitsörter  3  bis  4cbiii 
Luft  pro  Kopf  zur  Versorgung  mit  frischer 
Luft  zugeführt  werden  müssen.  Die  an- 
gesaugte Grnbenluft  wird  mittels  dieser  unter 
die  Kessel  geführt,  und  hat  sich  bei  der  täg- 
lichen Production  von  1000  cbm  Luft  schon 
ein  merklicher  Vortheil  erzielen  lassen,  welcher 
bqi  geeigneter  Ausdehnung  des  unterirdischen 
Röhrennetzes  zu  einer  Ersparniss  von  60,000 
bis  70,000  Mk.  jährlich  an  Heizmaterial  ge- 


bracht werden  kömite.  Die  centeibelflte  Ver- 
wendung aber  würde  dieses  QnibeoigM  als 
Ersatz  des  Leuchtgases  bei  Qaskrafimaschinen 
unter  geeigneter  Constmctionsändenui^  der- 
selben findea,  da  sich  leicht  der  Cabikmater 
zu  10  Pf.  anstatt  16  Pf.  fÜr^Leuchtigae  liefiam 
Hesse,  und  würde  der  Vereinigu^g^geaeUschaft 
im  Wurmreviere  aas  deren  gesanuntean  Gra- 
benbestande bei  LieferuQg  ^on  Grubengas 
ein  jährlicher  Gewinn  von  500,000  Mk.  er- 
wachsen. 

B^pert.  d,  anal.  Chem.  1887,  Nr.  39, 


JLfteralur  kmd  KrtCflL. 


Pharmaceatischer     Kalender    1888. 
Mit     Notizkahender     zum    täglichen 
Gebrauch  nebst  Hilfsmitteln  för  die 
pharmaceutische   Praxis.     Herausge- 
geben von  Dr.  K  Böttger  und  Dr. 
B.Fischer.    17. Jahrgang.    (XXVIII. 
Jahrgang  des  Pbarmacentischeti  Tfa- 
lenders  flir  Norddeatschland.)     Preis 
3  Mark.     Berlin,  Verlag  von  Jvliu$ 
Springer. 
Der  allbekannte  und  beliebte  „Pharmaoeu- 
tische  Kalender^  hat  in   seiner  Ausgabe  für 
1888  eine  Aenderungin  der  Eintheilnng  nieht 
erfahren ;  der  erste  Theil  enthält  Kalendarium, 
Schreib-  und  Notizkalender,  Hilfsmittel  für 
die  pharmaceutische  Praxis ;  den  zweiten  Theil 
bildet  das  „pharmaceutische  Jahrbuch.''    Die 
Anzahl  der  Tabellen  im  ersten  Theile  ist  von 
59  auf  63  gestiegen,  in  die  Maximaldosen- 
und  Löslichkeitstabe lle  sind  die  neuen  und 
neuesten  Arzneimittel  aufgenommen  worden. 
Der  zweite  Theil  enthält  als  OriginaUrtikel 
eine  Fortsetzung  der  im  Yorigen  Jahrgänge 
begonnenen  ^ Zusammenstellung  der   haupt- 
sächlichsten neueren  Heilmittel"  in  der  Weise, 
dass  in  alphabetischer  Reihenfolge  etwa  30 
der  neueren  Drogen  in  Bezug  auf  ihre  Ab- 
stammung, Eigenschaften,  Bestandtheile  etc. 
geschildert  und  die  aus  den  Rohstoffen  dar- 
gestellten   pharm  aceutischen    Präparationen 
vorgeführt  werden.  ^. 

Compendinm    der  Arznelverordnung 

von  Dr.  Oscar  Liebreich  und  Dr.  A. 
Langgaard.  „Medicinisches  Becept- 
Taschenbuch."  Zweite  Auflage.  Ab* 
theilung  HI  fSchluss).  Berlin  1887, 
Fischer' 8  medie.  Buchhandlung. 
Mit  der  vorliegenden  Abtheilung  HI  ist 


das  Weik  in  «BezkeBaesaweiilMr  «Qasdhkeit 
zum  Schluss  gekommen.  Es  «mfaMt  jelzt 
850  Seiten  ^OM  Oetev;  dseteiden  Register, 
das  Sachregister  und  das -Krankheitsregister, 
sind  «ekr  voHeläiiaig,  s«*  sM  am  tittke 
sämmtlieher  in  das  Werk  «offaaoamienen 
1598  Becepte,  von  Schering'B  4p^eke  in 
'Berlin  nach  der  preussi sehen  Taxe  "berechnet, 
in  einer  Tabd^He  'beigeAgtiMiyitlen.  Auf  den 
Werth  de90Mnpwidiufl9to*«nidllen  Nutzen,  den 
dieses  aUe^aea^agefebfftMi  Heilmittel  ^qrfick- 
sichtigende  Werk  «Meer  4em  ^AiMte^weifaUos 
auch  de«  Apotltf^er  gei^Mirt,  iat  «ehoa  beifli 
Erseheinea  der  «L  Abibeiknig  hingewiewn 
worden.  9. 

AvbeitM  «fts  id^m  MaheM^lkBm  «fie« 
fiasdbeitMiEito.  (BeahiUe  «an  -^en 
VeröffanÜichuftgen  4e8  KüaMriiohen 
'GesundheUaamtes).  Zweker  Bond. 
drittes  bis  f^üm  Heft  SeSbimm  des 
zweiten  Baades.  Pf  eis  HMk.  Ber- 
lin 1887.  Verlag  ven  Julim  }ßprim§er. 

Die  Arbeüeo  o«s  dem  iS^iuesUehen  Qe- 
sundbeitsanxt  sind  kn  AllgeiBea&en  ovar  der 
Zahl  naeh -nicht  sehr  gcosSjiJede^eiBBeLae  der- 
selben Aber  basirt  «uf  einer  «olelMn  Meage 
von  wohliibeiiegten  md  sevgfölttg  ansgr 
führten  UntersochuQgen,  ae  »m^MaeBden 
Literatarstudien,  dass  jede  ^ewoHien  ^««th 
einen  ^ewicfatjgen  Abaehaiit  in  dem  Gkbiete 
der  betreffenden  Ferackang  bedeatet.  Diese 
allgemeine  Bemerkung  gilt  «aeh>l3r4ea  Xn- 
halt ' der  verüi^eadea  -diei  -Beute.  >Pir  «nt 
iateresiant  sind  in  diesen  Heftaa:  Todbniscihf 
Erlästerangen  an  dem  Bvtwarf  dee  CUwtif» 
über  gesundheitsscbadliehe  «Salinen  «iiaPiif- 
Seil-,  Versacke  über  .JodtrieUodd  veiiJ>r. 
Biedel  (in  voriger  Nuauser  Anseses  JUalles 


543 


berichtet);    Wasserrersorgiing  und   Bleiver- 
giftung von  "Prot  Woißügel. 


Kurse  Jlnlettang  zur  quiditativen 
^emisAeii  Analyse,  namentlich 
^m  Gebrauche  für  Mediciner  und 
l^^harmacetiten  bearbeitet  von  Dr.  Carl 
Atnold,  Hannover.  Zweite  Auflage 
mit  12  Tabdlen.  Hannover  1887. 
Verlag  von  Carl  Meyer  (Gustav  Prior), 

Eine  sehr  häbtche  Anleitung  zur  quali- 
tativen Analyse 9  itberaicbtlich  und  klar,  die 
An&igem  besonders  gute  Dienste  leisten 
wird. 

Eighteenth  anntal  report  öf  de  State 
Board  of  Healtii  of  Masaachaaetts. 

Boston  18B7. 

Ein  stattlicher  Band,  welcher  alles,  was  auf 
äem  'Gebiete  äer  Gesundheitspflege  geschehen 
ist,  durch  ausführliche  Berichte  zusammen- 
stellt. Sowohl  die  Uebersicht  der  anstecken- 
den Krankheiten,  als  Berichte  über  Verfälsch- 
ungen cler  Kalirungsmittel,  sowie  schliesslich 


Gesetze  und  Verordnungen  finden  sich  vor, 
so  dass  dieser  ausführliche  Jahresbericht  auch 
für  weitere  Kreise  Beachtung  verdient.  — o8_ 


Chemisch -technisches  RepertoriimL  üebersicht- 
lich  ee(ftä.n^kt  Hfittbeilungen  der  neuesten 
Erfindungen,  Fortschritte  und  Verbesserungen 
auf  dem  Gebiete  der  technischen  und  in- 
dustriellen Chemie  mit  Hinweis  auf  Ma- 
schinen, Apparate  und  Literatur.  Heraus- 
gegeben von  Dr.  Emil  Jacobsen»  1886. 
zweites  Halbjahr.  —  Erste  Hftlfte.  Mit  in 
den  Text  gedruckten  Hohschnitten.  Viertel- 
j&hiüch  erscheint  ein  Heft.  Jedem  4.  Hefte 
(H.,  2.)  wird  ein  voUstftndiges  Sachregister 
Über  den  ganzen  Jahrgang  beigegeben,  rf erlin 
1887.  B,  Gaertnet^  Verlagsbuchhandlung 
(ßernmmn  HtffeJder),  8chOnehergerstr.  26. 

ttiln  der  ^eatocten  fMbaologfte  mit  beson*- 
derer  RQckaicht  auf  Statistik  und  Preisver- 
hftltnisse.  Von  Dr.  Chr.  Heimerh'ng,  Docent 
am  Polytechnikum  in  Zürich.  Lieferung  6/7. 
Pteh  4  Mark.  Cassel  und  Berlin  1887.  Ver- 
lag von  Theodor  Fisther. 

HtMA  tta  Bthliiaiel  ä  €o.  (Inhaber  Gebrüder 
FrÜBsche)  in  Lelpilg.  Fabrik  &ther.  Oele, 
Essenzen  und  chemischer  Präparate.  October 
1887.    Leipzig  1887. 


Mf  »«eilen. 


J^dofonodocht. 

'jR.  *€M^silliy  ter^mifliit  iltstt  der  Jodoform- 
gttftwtfetito  teil  Voftbeil  l>»cht,  der  «tfs 
Baonswollengaze  gefertigt  und  tthi  MoteHal 
für  Strickarbeiten  der  Frauen  im  Handel  ist. 
Der  Docht  wird  mrtfirlUh  vorher  desinficirt 
und  impriignirt.  Er  soll  den  Vortheil  haben, 
dass  er  nicht  so  leicht,  wie  die  Gaze,  kleine 
Fäden  in  der  tVunde  zurücklässt ,  mit  dieser 
auch  niclit  so  innig  verklebt  und  leichter  aus 
derselben  zu  entfernen  ist.  In  BiUroih'B  Kli- 
nik wird  der  Jodoform docht  noch  mit  Tannin- 
pulver bestreut,  damit  er  gleichzeitig  blut- 
stillend witkt.  Thermp.  MamMi.  I,  4€7. 


HambiugM  Thee. 

'Weim  We  fQr  diesen  in  Korddentschland 
^iel  giMnrsutl^ten  ^Thee  bestittnuten  Bestand- 
IfKf^iie  QittfMn  vusammengemischt  werden,  wie 
«8  YneiHtens^etrcbie^t,  so  bat  der  Thee  ein 
tmticMoes  tmd  wenig  appeütliehes  Aussehen. 
Ü.'S'.-gMt  In  der  „Pharm.  Zeitung«  einVer- 
falhren  an,  nach  welchem  ein  Prä]^rat  erzielt 
wIM ,  wifMkos  '^Meh  ^em  A'Vge  gef&llt.  Zur 
HewtMllüUg  iMeuBu :  IgOO-Ttrette-Pulla  flcnuae 
eonc«9  60  Tb.  Semen  Coriandri  cont.,  100 Th. 


Maäna  und  8  Th.  Acidum  tartarieum.  Die 
Manna  wird  im  Trockenschranke  während 
einiger  Tage  scharf  getrocknet,  zerkleinert, 
nochmals  .getrocknet  und  nun  durch  ein  mas- 
sig feines  Sieb  geschli^en.  Dem  Pulver  wird 
die  Weinsäure  beigemischt,  die  Mischung  mit 
verdünntem  Spiritus  schwach  angefeuchtet 
und  ilttn  durch  ein  feines  Speciessieb  gerie- 
ben, auf  dessen  -Boden  sieh  das  Gemisch  von 
Sennesbiattem  und  Coriander  befindet.  Die 
in  Uosengrossen ,  anfangs  wenig  zusammen- 
hängienden  Kömehen  durebfallende  Manna 
wird  nach  und  naofa  unter  die  Blätter  vertheilt 
und  es  resultirt  ein  schön  aussehendes  Thee- 
gentseh. 

Erwärmung  von  Hedicamenten. 

X.  Lowm  macht  in  der  „Berliner  klin. 
Woebensohr."  darauf  aufmerksam,  dass  es 
fSndie  meisten  Zwecke  vortheilbaft  sei,  fiüs- 
aige  Medioamente  erwärmt  zu  verabreichen. 
Schon  eine  Temperatur  von  '40  o  bewirkt  eine 
viel  eneagitchefe  «nd  schnellere  Beserption 
und  deriMiFb  bessere  Wirkung ,  als  dies  der 
x<  ml  IST,  wenn  uie  nrcnrcHuion vs  wni  gogcucu 

werden.    Von  erwärmten  Medicamenten  wer- 


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den  deshalb  auch  kleinere  Dosen  gebraucht. 
Für  subcutane  Injectionen  dürfte  sich  das 
Erwärmen  ebenfalls  empfehlen. 


Sterilisirung  subcutaner 
Injectionen. 

Pohl  empfiehlt  neuerdings  in  folgender 
Weise  zu  verfahren.  Das  benöthigte  Wasser 
wird  hergestellt  durch  zweimaliges  Destilliren 
mit  je  2  pCt.  Permanganat  und  Aetznatron 
unter  Verwerfung  der  zuerst  uberdestillirenden 
ammoniakhaltigen  Theile.  Das  so  hergestellte 
destillirte  Wasser  wird  mit  1  pCt.  Chloroform 
versetzt,  das  betreffende  Alkaloidsalz  zugefügt 
und  die  Mischung  mit  eingesenktem  Thermo- 
meter in  einem  Glasgefäss  so  lange  bei  60 
bis  62^^  erhitzt,  bis  das  Chloroform  völlig  ver- 
dunstet ist.  Die  Lösung  wird  hierauf  sofort 
durch  ein,  mindestens  eine  Stunde  lang,  auf 
125  bis  130<>  erhitztes  und  hierdurch  sterili- 
sirtes  Filter  gegeben,  hierauf  mit  genügender 
Menge  destillirtem  Wasser  zum  gewünschten 
Gewicht  gebracht.  Die  Stopfen  sind  mit  de- 
stillirten  Wassers  gewaschen  und  bei  125  bis 
130^  Bterilisirt,  die  Gefasse  in  gleicherweise 
vorbereitet.  Nach  PöhVe  Angabe  halten  sich 
derartig  hergestellte  Lösungen  Monate  lang 
ohne  Veränderung. 

Joum.  de  pfmrm.  et  de  ehimie  1887,  8.  85. 

Vergleiche  über  dasselbe  Thema :  Pharm. 
Centralh.  27,  330.  331.  651.  s. 

lieber  die  toxischen  Wirkungen 

des  Zinns. 

Dr.  Emü  Ungar  und  Dr.  Guido  Bodländer 
haben  in  einer  früheren  Arbeit  festgestellt, 
dass  in  verzinnten  Conservebüchsen  aufbe- 
wahrte, verschiedene  Nahrungs-  und  Gennss- 
mittel,  besonders  Spargel,  stark  zinnhaltig 
seien.  Obwohl  in  den  Conserven  nur  in  schwer 
löslicher  Verbindung  enthalten ,  gelangt  das 
Zinn,  in  den  Magen  aufgenommen,  zur  Re- 
sorption. Im  Interesse  der  Frage  nun,  ob  und 
inwieweit  aus  der  Aufnahme  des  Zinns  in  den 
S&ftekreislauf  eine  Schädigung  der  Gesund- 
heit erwachsen  könne ,  brachten  die  Verf.  in 
zahlreichen  Versuchen  Hunden,  Kaninchen 
und  Katzen  theils  mittelst  subcutaner  Injec- 
tion,  theils  per  os  verschiedene  Mengen  von 
Zinn  in  Form  von  weinsaurem  Zinnozydnl« 


natrium  und  essigsaurem  Zinntrimethyl 
längere  oder  kürzere  Zeit  bei.  Die  Resultate 
dieser  Untersuchungen  gehen  dahin,  dass  das 
Zinn  ein  dem  Organismus  durchaus  nicht  in- 
differentes Metall  bildet;  selbst  kleinste  Dosen 
Zinn,  wenn  sie  nur  häufiger  dem  Organismus 
zugeführt  werden,  vermögen  eine  Reihe  von 
krankhaften  Störungen  und  schliesslich  das 
letale  Ende  herbeizufuhren.  Da  eine  solche 
chronische  Zinnvergiftung  auch  durch  Auf- 
nahme des  Zinns  per  os  erfolgen  kann,  so  ist 
die  Frage,  ob  durch  den  Grenuss  zinnhaltiger 
Conserven,  abgesehen  von  einer  etwaigen 
Lokalwirkung,  eine  AUgemeinintozication  ent- 
stehen könne,  zu  bejahen. 


Catha '  edulis. 


Die  Blätter  dieser  Pflanze,  welche  von  den 
Arabern  gat  oder  kat  genannt  und  als  Reiz- 
mittel, ähnlich  dem  Thee,  genossen  wird, 
untersuchte  Dr.  B.  H.  Paul,  (Pharm.  Joum. 
Transact  1887,  1009.)  Es  konnte  in  diesen 
Blättern  jedoch  kein  Coffein,  auch  kein  an- 
deres Alkaloid,  aufgefunden  werden.  Da- 
gegen bemerkt  der  Autor,  dass  eine  Gerb- 
säure, ähnlich  derjenigen  des  Kaffee's  und 
Thee^s,  in  den  Blättern  zu  finden  sei  nnd 
dass  vielleicht  auf  die  Gregenwart  dieser  die 
eigenthümliche  Wirkung  der  Blätter  zmrfick- 
zufahren  sei. 


Danks. 

Unter  diesem  Namen  wird  in  Frankreich 
ein  Ersatzmittel  für  Butter  in  den  Handel 
gebracht,  welches  mit  Margarinbutter  iden- 
tisch sein  soll.  $. 

Joum.  de  pharm,  et  de  ehimie  1887,  S.  153, 


Dambose  =  Inosit. 

Ma^^ienne  erklärt  die  Dambose  (die  als 
Monomethyläther  im  Borneo-Kautschak  vor- 
kommende Zuckerart)  als  identisch  mit  Ino- 
sit und  den  Dambonit  (den  im  Kautschuk 
von  Gaben  vorkommenden  Dimethyläther  der 
Dambose)  für  Dimethjlinosit  und  wünscht 
im  Anklang  an  Namen  wie  Mannit,  Dulcit, 
Quercit  auf  für  die  Dambose  die  Beibehaltung 
des  (älteren)  Namens  Inosnit.  s. 

Joum.  de  pharm,  et  de  ehimie  1887.  8.  181. 


Verleger  und.  Terantworilicher  Redaeteur  Dr.  JB*  GelMler  In  Dreaden. 

MHe  heutige  Sfu^ntner  enthäii  ein  Meihiati. 


Beiblatt  zu  Nr.  43  der  „Pharmaoeutischen  Gentralhalle"  1887. 


<>•<>• 


Yorbildung  für  Apotheker. 

Vortrag,  gehalten  anf  der  60.  Natarforscher-Versammlnng  in  Wiesbaden  Ton 

Apotheker  Dr.  H.  ünger  in  Würzborg. 


Hochverehrte  Herren!  Hier  glaube  ich,  ist 
der  rieb  tage  Platz  diese  fflr  nns  und  das  Ge- 
meinwohl nngemein  wichtige  Frage  zu  erOrtem, 
um  so  mehr,  als  gerade  die  Unterrichtsfrage  auf 
der  dietnfihrigen  Yersammlnng  eine  so  grosse 
Rolle  spielt  Wenn  ich  mir  auch  bewnsst  bin, 
dass  icn  selbst  nichts  Vollkommenes  leiste,  so 
habe  ich  doch  den  guten  Willen,  und  jedenfalls 
ist  der  fragliche  Geffenstand  mein  steter  Lieb- 
lingsgedanke,  der  mich  immer  beschäftigte.  In 
der  That,  wenn  wir  dem  8tande  nfltcen  wollen 
—  und  das  ist  wohl  nnser  aller  Streben  — ,  so 
mflssen  wir  nnten  anfangen,  wir  mflssen  die 
junge  Generation  besser  erziehen,  als  wir  selbst 
sind,  wir  müssen  nnsere  Fehler  erkennen,  um 
sie  an  den  ans  zur  Bildung  AnTortranten  gründ- 
lich heilen  zu  können.  Wir  sind  ja  in  der 
glücklichen  Lage,  unsere  Nachfolger  heranbilden 
zu  können,  wir  sind  darin  glQcklicher,  als  manche 
andere  Stände,  lassen  Sie  uns  diese  Gelegenheit 
festhalten  und  den  gesunden  Unterbau,  auf  dem 
unsere  Ausbildung  staatlich  aufgebaut  ist.  nicht 
umstonen,  nur  corrigiren.  Die  geschicntUche 
EntwickeluBg  der  Ausbildung,  wie  sie  in  Nord- 
ond  Süddeutscbland  nebeneinander  herging  und 
wie  sie  endlich  zusammengeschmolzen  wurde 
zu  dem  jetzt  Bestehenden,  muss  ich  als  be- 
kannt Toraussetzen ,  ich  stelle  mich  auf  den 
Boden  der  Thatsachen  und  erlaube  mir,  Ihnen 
von  diesem  Standpunkte  meine  Ansichten  und 
Wünsche  vorzutragen. 

Der  augenblicklich  vom  Staate  verlangte 
Bildungsgang  hat  seine  Berechtigung.  Der  junge 
Mann  darf  mit  der  erlangten  Keife  fflr  Ober- 
secunda  abgehen  und  Apotheker  werden.  Die 
drei  Jahre,  welche  bis  zur  Absolvirung  der  Schule 
bleiben,  sind  für  den  Apotheker  die  Lehrzeit. 
Darauf  folgen  drei  Jahre  Conditionszeit,  welche 
fflr  uns  die  Erlangung  einer  allgemeineren  Bild- 
ung oder  Ausbildung  oedeuten  sollen,  und  dann 
das  Studium:  drei  Semester.  Der  Apotheker 
macht  sein  Examen  zu  einer  Zeit,  in  dem  auch 
jeder  andere  Bfldungsgang  gelehrter  Stände  ab- 
geschlossen sein  soll. 

Verlangen  Sie  das  Abiturientenexamen ,  so 
mfissen  Sie  die  flbrige  Zeit  der  Ausbildung  in 
irgend  einer  Weise  abkürzen,  denn  Sie  kflnnen 
unmöglich  verlangen,  dass  der  Apotheker  ganz 
allein  drei  Jahre  länger  auf  seine  Ausbildung 
verwenden  soU,  als  jeder  andere  studirende  Stand. 
Es  bleibt  jedoch  nicht  ausgeschlossen,  dass  ein 
besonders  befl&higter  Mensch  die  Schule  absol- 
virt  und  dann  noch  Apotheker  wird.  Wenn  er 
es  in  derselben  Zeit  leiitet,  dann  ist  er  ein  be- 


vorzugter Mensch,  der  auch  im  Fache  ein  be- 
sonderes Ansehen  geniessen  wird,  aber  Sie  kön- 
nen eine  solche  anssergewOhnliche  Leistung  nicht 
von  jedem  Menschen  verlangen.  Die  Lehre 
ist  wichtiger  als  das  Abiturienten- 
examen. 

Etwas  anderes  wäre  es  freilich,  wenn  —  und 
das  kann  ja  nur  eine  Frage  der  Zeit  sein  — 
der  naturwissenschaftliche  Unterricht  zum  Theil 
in  die  Gymnasien  verlegt  wfirde,  dann  wflrde 
man  auch  den  ersten  Abschnitt  der -Ausbildung 
um  ein  Jahr  kflrzen  können,  denn  man  bekäme 
Lehrlinge  mit  verwerthbaren  Vorkenntnissen,  die 
man  unter  Zurflckgreifen  auf  Bekanntes  anweisen 
konnte. 

Die  Frage:  ob  Abiturientenexamen  oder  nicht, 
hän^  also  wesentlich  davon  ab,  ob  irgend  ein 
Theil  der  Ausbildung  abgekürzt  oder  fallen  ge- 
lassen werden  darf.  Von  der  Lehre  darf  meiner 
Ansicht  nach  unbedingt  nichts  gestrichen  wer- 
den, ebensowenig  vom  Universitätsstudium,  und 
verweise  ich  auf  meine  gegentheUigen  Forder- 
ungen Ph.  Zeit.  1877. 

Es   bleiben   demnach    nur    die   drei   Jahre 
zwischen  Lehre  und  Universität.    Man  hat  an 
dieser  Forderung  so  mit  Ueberzeugung  festge- 
halten,   dass  man   dem  Abiturienten  (Reichs- 
kanzleramt, 25.  December  1879)  ein  Jahr  Lehre 
schenkte,  die  drei  Conditionsjahre  aber  aushalten 
Hess.    Diese  Conditionszeit  fUlt  in  die  Zeit,  in 
der  der  Abiturient  seine  ersten  Semester  Uni- 
versität absolvirt,  und  soll  in  ergänzender  und 
vorbildender  Weise   benutzt  werden.     Werden 
die  c[u.  drei  Jahre  richtig^  angewendet,  so  kann 
der  junge  Pharmaceut  viel  Nutzen  aus  dieser 
Zeit  ziehen.    Meiner  Ansicht  nach  sollte  er  zur 
fixen  Erlernung  einer  neuen  Sprache  mindestens 
ein  Jahr  in's  Ausland  gehen,  dann  anerkannt 
gute,  vor  Allem,  wenn  er  in  einem  kleinen  Ge- 
schäft lernte,  ein  grosses  aufsuchen  und  um- 
gekehrt,  sich  den   Verhältnissen  folgsam  an- 
passen, Land  und  Leute  kennen  lernen,  sich 
gute  Gebräuche   aneignen   und,  wie  ein  Herr 
College  neulich  in  einem  dem  Augenblicke  ent- 
sprungenen Stossseufzer  fordert«,  Provinzialis- 
men, im  Allgemeinen  Engherzigkeiten  sich  ab- 
gewöhnen. 

Die  Conditionszeit  ist  noch  ein  Best  der 
früher  rein  praktischen  Ausbildung  des  Apo- 
thekers. Chemie,  Botanik,  Pharmakognosie  gab 
es  ia  im  grossen  Ganzen  nur  in  der  Apotheke, 
und  der  Apotheker  lernte  Chemie  in  der  Art, 
dass  er  in  eine  Apotheke  eintrat  und  nun  die 
Präparate,  welche  in  Folge  des  Strebens  der 


latrochemie  zar  Heilnnff  meoBchlicher  und 
thierischer  Leiden  yerwendet  worden,  darstellte, 
und  in  zweiter  Linie  in  möglichst  zweckent- 
sprechender Form  dispensirte.  So  lernte  der 
Apotheker  die  Eigenscnafben  der  Pflanzensäfte, 
Oele,  Mineralien  etc.  kennen,  die  dem  Bedürf- 
niss  entsprechend  herangezogen  wnrden.  Das 
Lahoratonom  stand  in  semer  vollen  BlQthe;  es 
gah  kaum  Universitätslehrer,  die  dem  Apotheker 
das  lehren  konnten,  was  er  braachte,  er  konnte 
nnr  in  einer  Apotheke  die  nothwendi^en  Kennt- 
nisse sammeln;  in  einer  drei-  oder  vierjährigen 
Lehre  war  es  nicht  möglich,  Alles  in  dieser 
umständlichen,  praktischen  Weise  durchzuarbei- 
ten, und  es  hatte  seine  volle  Berechtigung,  wenn 
der  Staat  noch  in  diesem  Jahrhundert  eine 
weitere  Ausbildung  in  einer  längeren  Zeit  nach 
der  Lehre  verlangte.  Es  ist  ja  noch  nicht  so 
lange  her,  dass  man  sich  durch  längeres  Con- 
ditioniren  einen  Theil  des  im  Anfange  dieses 
Jahrhunderts  in  Berlin  1831  resp.  1854  in  Bres- 
lau etc.  eingeführten  pharmaceuüschen  Studiums 
ab  verdienen,  d.  h.  dass  man  auch  ohne  die  Uni- 
versität besucht  zu  haben,  ein  Staatsexamen 
machen  konnte.  Die  staatlichen  Anforderungen 
können  ja  nur  der  Entwickelung  des  Standes 
folgen,  und  der  Staat  konnte  den  wahrhaft 
verständigen  Bestrebungen  von  Trommsdorff^ 
Schweiager '  Seidel ,  Wackenrodefy  die  mit  der 
That  den  Wtlnschen  Anderer  vorauseilten,  sein 
Ohr  nicht  verschliessen. 

Heute  ist  das  anders.  Die  verschiedenen  Dis- 
ciplinen  haben  sich  grossartig  aus  dem  EOnnen 
der  Apotheker  herausentwickelt  und  stehen 
selbstbewusst  da,  zuerst  an  den  Universitäten 
vertreten  fast  ausschliesslich  durch  Apotheker, 
nun  aber  immer  mehr  durch  eigenst  ausgebil- 
dete Fachleute,  die  ihrer  Stammmutter  leider 
manchmal  gar  fremd  gegenüberstehen.  Und 
merkwürdig,  diese  Disciplinen  sind  durch  ihre 
Ofifentliche  Wirksamkeit,  sowie  so  mannichfache 
Vertretung  besonders  an  den  Universitäten  im 
Allgemeinen  selbstständiger  anerkannt  im  Staate, 
während  die  Pharmacie,  die  Trägerin  der  Na- 
turwissenschaften im  Volksleben,  als  ein  Anhang 
an  eine  andere  Facultät  erachtet  wird. 

Diese  Verhältnisse  müssen  von  entscheiden- 
der Bedeutung  sein  für  den  Lehrplan  des  jungen 
Apothekers. 

Es  wird  in  einer  Apotheke,  wie  sie  meiner 
Ansicht  nach  sein  soll,  von  dem  jungen,  selbst- 
ständig arbeitenden  Apotheker  nicht  nur  manu- 
elle Fertigkeit,  entsprechende  chemische  und 
pharmaceutische  Technik  und  pharmakognosti- 
sche  Erfahrung  verlangt,  sondern  er  soll  auch 
seine  Hülfs Wissenschaften  in  zeitentsprechender 
Weise  beherrschen ,  damit  er  die  jetzt  ungleich 
mannichfaltigeren  Präparate,  die  zu  Heilzwecken 
verwendet  werden,  in  sachverständiger  Weise 
bearbeiten  und  er  auch  seiner  idealen  Aufgabe, 
dem  Volke  als  Eathgeber  in  naturwissenschaft- 
lichen Fragen  hülfsbereit  zur  Seite  zu  stehen, 
gerecht  werden  kann.  Wenn  ich  nun  auch  nicht 
der  bin,  der  sich  selbst  schont  auf  Kosten  der 
Aasbildung  seiner  Lehrlinge,  und  wenn  ich  auch 
durchaus  nicht  die  Principale  schonen  will, 
wdchc  Lehrlinge  halten  wouen,  so  bin  ich  mir 
doch  klar,  dass  man  während  der  Lehre  nicht 


auch  noch  den  Lehi^lan  der  ünhrersität  mit 
erledigen  kann.  Das  ist  unmöglich,  würde  auch 
während  weiterer  drei  Jahre  nnmOglich  sein. 
Der  junge  Pharmacent  mnss  zu  Reinlichkeit, 
Ordnung  und  Wahrheitsliebe  erzogen  werden, 
er  soll  systematische  Botanik  wissen,  fertig  be- 
stimmen können,  er  soll  Vegetabilien  zu  sam- 
meln .  verstehen ,  trocknen  und  sachgemäss  ver- 
arbeiten können.  Er  soll  einen  Ueberblick  haben 
über  anorganische  und  organische  Chemie,  Tech- 
nologie (vorläufig  natürlich  an  der  Hand  der 
Theorie  nur  insoweit,  als  es  die  Pharmacie  an- 
geht) ,  einige  Anleitung  ia  der  Analyse ,  beson- 
ders schematische  Vorübungen  fleissig  geübt 
haben  und  bezüglich  der  wichtigsten  ThAtaftchen 
der  Physik  und  Pharmakognosie  Bescheid  wissen. 
Oder  wollen  Sie  den  augenblicklich 
sich  leider  so  breit  machenden  Zustand 
bestehen  lassen,  dass  oft  der  sachver- 
ständige Apotheker  nur  das  Dispen- 
satorium leitet  für  nicht  sachverstän- 
dige Drogisten? 

Ferner  soll  der  Lehrling  unsere  Literatur  zn 
benutzen  wissen,  Präparate  und  Drorai  unter- 
suchen und  bestimmen  können.  Da  Kann  man 
auch  mit  dem  besten  Willen  den  voUkonmen 
unvorbereiteten,  jungen  Mann  nur  sehnlan,  in 
die  einzelnen  Discipünen  nur  einführen,  dann 
mnss  die  Universität  ergänzend  und  stets  mit 
dem  Besten  versehen,  abschliessend,  ausfüllend 
und  ordnend  eingreifen.  Freilich  mnss  danti 
ganz  besonders  der  theoretische  Unterrieht  viel- 
mehr dem  jungen  Pharmaeeuten  angepasst  wer- 
den, der  nicht  ohne  Vorkenntnisse  mehr  die 
Universität  aufsucht,  wie  der  Mediciner  oder 
spec.  Chemiker  und  die  Forderung  Flückigefs 
verdient  die  vollste  Beachtung,  dass  nnr  einige 
Universitäten,  aber  diese  auch  wirklich  fUr  Phar- 
maeeuten eingerichtet  werden  sollten,  denn  so 
viele  Pharmaeeuten  giebt  es  allerdings  nicbt 
dass  man  von  jeder  Universität  verlangen 
konnte,  die  Einrichtungen  und  in  erster  Linie 
Lehrkräfte,  die  der  Pharmaceut  für  seine  Aus- 
bildung fordern  muss. 

Dieses  voransgegriffen ,  leuchtet  ein,  dass 
jetzt  in  die  Ausbildung  des  Apothekers  viel 
mehr  als  vor  20  Jahren  eine  Lücke  gerissen 
wird  durch  die  dreijährige  Conditionsieit,  die 
ganz  gewiss  für  seine  sachliche  Ausbildung  nicht 
besonders  nützlich  sein  kann.  Diese  Lücke,  in 
der  das  Denken  wieder  einrostet,  mnss  minde 
stens  sehr  stark  beschnitten  werden ;  ich  würde 
meiner  Erfahrung  und  Beobachtung  nach  di« 
Conditionszeit  ganz  fallen  lassen,  lesp.  hinter 
das  Staatsexamen  verlegen. 

Der  Einwand,  weicher  ffegen  meinen  Vor- 
schlag gemacht  werden  wird,  ist  mir  bekannt. 
Er  hat  von  vornherein  keine  Berechtignng  und 
steht  unversöhnlich  dem  Streben  gegenüber, 
unseren  altehrwürdigen  Stand  zu  heben  und 
selbstständig  zu  machen,  damit  seine  Mitffliedfr 
dem  Staate  und  dem  Publikum  so  ntttslii»  wer- 
den, wie  sie  es  vermOge  ihres  Bernfes  zn  werden 
vermögen. 

Ein  alter,  erfahrener  und  höchst  gewissen- 
hafter Arzt,  den  ich  so  hoch  schätze«  wie  di« 
Besten  seines  Standes,  sagte  einmal,  als  idi  an- 
fing, Apotheker  zu  werden:  „Es  ist  eine  f&r  den 


Apothekerstand  hiebst  rahmliolie  Enoheiiiaiig» 
dass  in  dieeem  Stande,  der  wie  kein  anderer 
die  6kleffenbeit  zum  Verbrechen  in  der  Hand 
bat,  gar  leine  aolchen  Verbrechen  Torkonunen!'* 
Die  wirklich  einsichtige  und  verst&ndi^e  Mein- 
ui^;  f&r  unsere  Ehrenhaftigkeit  und  die  Noth* 
wendigkeit,  nneeren  Stand  mit  gedieirener  Vor- 
nnd  ^nsbildong  zu  erbalten,  haMn  wir  fflr  uns, 
wer  sich  überhaupt  die  Mflhe  nimmt,  die  For- 
derungen durohsndenken,  die  das  Publikum  an 
den  Apotheker  zu  stellen  berechtigt  ist  und  ge- 
nügendes Verständnifls  dafür  hat,  der  kann  sich 
dieeer  Meinung  nicht  Terschliessen.  Jeder  weiss, 
wie  treue  und  tüchtige  Staatsbürger  unser  Stand 
einscbliesst,  wollen  wir  einen  solcnen  Stand,  der, 
wenn  auch  still,  aber  so  uneigennützig  wirkt 
und  wirken  kann,  wenn  seine  Ausbildunff  mit 
fortsehreitet,  Terküminem  lassen?  Die  Mediciner 
haben  meiner  Ansieht  nach  die  Praxis  in  der 
Ausbildung  zu  sehr  eingeschränkt.  Wir  wollen 
diesen  Fehler  nicht  machen,  aber  wir  wollen 
doch  deshalb  nicht  die  Theorie  Temachlüesigen. 
Nur  in  der  Hand  des  praktischen  Mannes  kann 
die  Theorie  unmittelbar  zum  Se^en  werden. 
Was  nützt  uns  und  der  Gesammtheit  im  grossen 
Ganzen  ein  Pharm aceut,  der  eben  die  Lehre 
verUsst?  Wenn  ich  auch  annehmen  will,  dass 
er  die  landlAnfigen  Becepturarbeiten  fehlerlos 
besorgt,  so  können  Sie  doch  weder  in  der  Apo- 
theke, noch  im  Laboratorium  selbstetündiges 
Arbeiten  Ton  ibm  verlangen,  dürfen  es  auch 
nicht,  denn  die  Verantwortung  unseres  Berufes 
können  Sie  einem  so  jungen  llanne  nicht  oder 
doch  nur  sehr  ausnahmsweise  anvertrauen.  Nur 
SU  oft  wandern  diese  Heiren  Ton  einer  möglichst 
bequemen  Rece^turstelle  in  eine  andere  noch 
bequemere.  Weil  er  im  Durchschnitt  die  Trag- 
weite seiner  Arbeit  nicht  beurtheilen  kann,  ohne 
ToUes  Verst&ndniss  arbeitet,  verflacht  er  immer 
mehr  —  in  drei  Jahren  kann  es  einer  darin 
uoter  Umständen,  wenn  er  z.  B.  Principale  findet, 
die  es  mit  ibm  und  unserem  Stande  nicht  gut 
meinen,  einen  solchen  Herren  sich  selbst  über- 
lassen und  mit  einem  möglichst  unwahren  Zeug- 
nisse weiter  com^^limentiren,  weit  bringen  — 
er  wird  ein  Arbeiter  im  schlimmen  Sinne  des 
Worte«,  der  viel  weniger  vorbereitet  auf  die 
Universität  geht,  als  er  es  nach  dem  Gehülfen- 
examen  gewesen  wäre.    Ich  glaube,  damit  ist 

fenng  angedeutet,  ich  will  mich  über  diese 
cbi^nseite  unseres  Berufes  nicht  weiter  ver- 
breiten, ich  stehe  auch  nicht  hier,  um  zu  lamen- 
tiren,  sondern  ich  wollte  feste,  greifbare  Vor- 
Fchläge  begründen  und  weiterer  sachgemässer 
Ueberiegung  übergeben,  vor  Allem  auch  den 
maasigenenden  Behörden,  denen  doch  die  auB 
dem  Stande  herausgegebenen  Vorschläge  be- 
achtenswertb  sein  müssen. 

Nehmen  wir  an,  dass  die  Verhältnisse  im 
Gymnasium  vorläufig  noch  dieselben  bleiben, 
d.  h.  den  spedfiech  philologischen  Charakter 
beibehalten,  und  meinem  Wunsche  und  meiner 
Ansiold}  nach  wird  man  wohl  nur  soweit  davon 
abzweigen,  dass  Gymnasium  und  Bealsohule 
gleiche  Berechtigungen  erhalten  oder  das 
Deutsehe  noch  viel  mehr  als  jetzt  in  den  Vor- 
dergnmd  des  Unterrichts  gedrängt  und  viel- 
leicht eine  Theihing  in  Seeunda  erreicht  würde. 


einmal  für  eine  reine  philologische  Schulung, 
andererseits  eine  naturwissenschaftlich  mathe- 
matische mit  neueren  Sprachen,  welche  letztere 
Abzweiffung  für  uns  die  obligatorische 
Einfünrrung  des  Maturiums  unbe- 
dingt bedeuten  würde.  Bis  dahin  halte 
ich  mit  Berücksichtigung  des  Erwähnten  das 
Reifezeugnlss  für  Obersecunda  im  Allgemeinen 
für  genügend.  Der  Grund,  dass  sich  Manche 
nur  bis  dahin  durch  würgen,  ist  nicht  zu- 
treffend, denn  das  konnte  beim  Abitarienten- 
examen  auch  vorkommen.  Wenn  ich  gefragt 
würde,  würde  ich  aus  bestimmten  Gründen, 
weil  nämlich  gewöhnlich  in  Secnnda  einer  idea- 
len und  weiäerzigeren  Anschauung  im  Un- 
terrichte durch  bessere  alte  Klassiker,  Erklären 
deutscher,  besonders  auch  altdeutscher  Dichter, 
dem  vollkommneren  deutschen  Aufsatz  etc.  Rech- 
nung getragen  wird,  das  Keifezeu^ss  für  Prima 
wünschen,  damit  dieser  entschiedene  Nutzen 
der  Klasse  dem  Apothdcer  noch  voll  und  ganz 
zu  Gute  kommt  Damit  tritt  der  junge  Mann 
in  die  Lehre.  Hier  bt  er  nun  freilich  mehr 
als  in  der  Schule  der  Gewissenhaftigkeit  seines 
Lehrers  anheimgegeben.  Es  muss  und  wird 
natürlich  Jedem  überlassen  bleiben  müssen,  sich 
eine  gute  Lehrstelle  auszusuchen,  der  Staat  kann 
auch  von  vornherein  nicht  diesem  oder  jenem 
Apotheker  die  Berechtigung  nehmen,  junge 
Fachgenossen  heranzubilaen ,  er  wird  sich  auch 
wohl  hüten,  ein  Zwischenexamen  einzuführen, 
nur  kann  er  bei  der  Ausnahmestellung,  die  der 
Apotheker  im  Interesse  des  Publikums  einnimmt, 
die  Anzahl  der  Anfänger  beschränken,  die  Aus- 
bildung seitens  des  Principals  während  der  Lehre 
controliren  und  selbstverständlich  die  Forder- 
ungen an  den  zu  Examinirenden  feststellen. 

Die  beiden  ersten  Forderungen  halte  ich  für 
ausserordentlich  klug  und  segensreich.  Sehen 
Sie  —  erlauben  Sie  mir  dieses  eine  Beispiel  — 
den  uns  nahe  verwandten  Drogisten -Stand  an. 
Ich  kenne  Geschäfte,  in  denen  10  und  mehr 
Lehrlinge  neben  einem  oder  zwei  Commis  ar- 
beiten. Wo  sollen,  abgesehen  von  anderen  Un- 
zuträglichkeiten, diese  Leute  alle  später  unter- 
gebracht werden?  Beispiele,  die  schrecken- 
erregend aus  anderen  ständen  uns  warnen, 
können  wir  in  unserem  verantwortungsvollem 
Berufe,  dem  das  Publikum  das  denkbar 
grOsste  Vertrauen  entgegenbringen 
muts,  nicht  herbeiwünschen,  ohne  dass  wir 
mit  Recht  der  Unüberlegtheit  angeklagt  werden 
müssten.  Die  Controle  der  Lehrthätigkeit  des 
Principals,  obgleich  sie  in  Bayern  nicht  zu  be- 
stehen seheint,  ist  vorzüglich,  sollte  gesetzlich 
bindend  sein  für  das  Deutsche  Reich  und  in 
folgender  Weise  festgesetzt  werden. 

Ln  Beisein  des  Besitzers  und  des  Medicinal- 
rathes  prüft  der  revidirende  Apotheker  die  Lehr- 
linge nach  seinem  Gutdflnken  und  der  Aus- 
bildungszeit des  Lehrlings  entsprechend  über 
in  das  Fach  eingreifende  Gegenstände  etwa  10 
bis  15  Minuten,  dann  fragt  ebenso  im  Beisein 
Aller  der  Medicinalrath  Über  gesetzliche  Be- 
stimmungen, die  in  Receptur  und  Defectur  zu 
beachten  sind  und  endlich  examinirt  der  Lehr- 
principal  selbst.  Die  Ausarbeitungsbücher  und 
Herbanen  müssen  von   sämmtlichen  Theilneh- 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Henasgegeben  yon 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dn  Ewald  Gelssler. 

Eneheint  Jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  dnreb  die  Post  oder  den  Bncbbandel 

Yiertelj&brlioh  2  Mark.    Bei  Znsendnng  nnter  Streifband  2,60  Mark.    Einzelne  Nnmmem 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

wiederbolnngen  Rabatt. 
Anfragen,  Anftrftge,  Mannscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedactenr  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pülnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M  44.      Berlin,  den  3.  November  1887.  ^Al  'jl^H 

Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 

Inhalt:  Chenle  «nd  PhAraiMle:  Zar  mikrotkopftchen  PrUfang  der  KraAfnttermittel.  —  Zar  Verbreitaug  and 
Wnndemng  der  Pflnnsen.  —  Zar  Bestimmang  der  Bchwefllgaänr«  und  Sehwefelsäare  im  Schnee.  —  Apparat  cur 
quantitativen  Zackerbestimmnng.  —  Ueber  die  HUfner*sehe  Reaetion  bei  amerikanischer  Ochsengalle.  —  Rechts- 
drehendes  Asparsgin.  ->  Berlchtlgangen.  —  Lllerat«T  «nd  Kritik.  —  MliMlleB!  Ueber  den  TTraprang  der  Färb- 
QDgBeneh«Innngen  des  Meerwassers  and  des  Wassers  der  Seen.  —  AnethoL  —  Absorption  der  Salicylsäare  dorch 
die  Haut  —  QaantltatlTe  Abscheidnng  nnd  Bestimmung  des  Zinks.  —  Offeae  GOrrMpOBdeni.  — 

ABMlgea« 


Chemie  und  Pharmacle. 


Znr  mikroskopischen  PrOfang 


der 


') 


Von  F»  Benecke, 
3.  Kapitel. 


Die  Tersehiedenen  Sesamarten  and 
Sesamkaehen  des  Handels.  2) 

Den  bisherigen  Angaben  gemäss  wer- 
den die  Sesarokaehen  hergestellt  aus  den 
Samen  von  Sesamum  indicum  X*  und 
8.  Orientale  i.  Diese  beiden  Iri«W6"sehen 
Arten  werden  heute  als  Varietäten  einer 
Art  betrachtet,  welche  den  Namen  Se- 
samum indicum  I>.  C.  fahrt  Die  Sa- 
men der  ersten  Varietät  werden  als  weiss 
oder  gelb,  die  der  letzteren  als  roth, 
braun  oder  schwarz  bezeichnet,  wonach 
denn  also  die  hellen  Sesamkuchen  von 
Ä  indicum  X.  und  die  dunklen  von  S. 
Orientale  X.  abstammen  würden. 

Ich  selbst  habe  in  meiner  „Anleitung"  ^) 

>)  Vergl.  nPharin.  Centraih."  1887,  Nr.  86, 
38  nnd  42. 

*)  Als  ErgSnzQXig  und  Berichtigiing  des  2.  Ka- 
pitels meiner  „Anleitung." 

>)  Seite  57.  —  Far  die  einzelnen  Theile  der 


die  Angabe  gemacht,  dass  die  Sesam- 
kuchen aus  den  Samen  von  S.  indicum 
D.  C.  hergestellt  werden,  aber  ich  unter- 
schied zwei  Arten:  1.  „Sesamkuchen  aus 
doppelthülsiger  Saat"  und  2.  „Gewöhn- 
licher Sesamkuchen."  Ich  stellte  fest, 
dass  die  mikroskopischen  Bilder,  welche 
diese  beiden  Kuchenarten  nach  Behand- 
lung mit  Säuren  und  Natronlauge  geben, 
sehr  verschiedene  sind,  und  schon  damals 
hegte  ich  Zweifel,  ob  der  „Sesamkuchen 
aus  doppelthülsiger  Saat"^)  aus  den  Samen 


Samenhfllle  habe  ich  daselbst  ganz  nnrichtige 
Bezeichnungen  gebraucht. 

*)  Die  Bezeichnung  ^aus  doppelthülsiger  Saat'^ 
rührt  übrigens  nicht  etwa  von  mir  her.  Ich 
erhielt  die  Kuchensorte  durch  die  Güte  der 
Firma  Dinner  &  Co.  in  Marseille,  welche  sie 
mir  unter  der  Bezeichnung  „Tourteau  de  S^same 
enveloppö"  sandte,  wonach  ich  den  deutschen 
Namen  gebildet  hatte,  ohne  mich  einstweilen 
darum  zu  kümmern,  wie  er  entstanden  und 
welche  Berechtigung  er  hat. 

Neuerdings  schreibt  mir  die  Firma  Dinner 
Si  Co,  darüber  Folgendes:  Tourteau  de  s^same 
double  envelopne  werden  aus  Sesam  hergestellt, 
der  4U8  den  aie  Stadt  Bombay  umgebenden 
Landestheilen  Indiens  kommt.  Die  hier  Übliche 
Bezeichnung  „double  envelopp^'*  ist  eigentlich 


546 


derselben  Art  hergestellt  werde,  wie  der 
„gewöhnliche  Sesamkuchen,"  jedoch  Hess 
ich  mich  verleiten,  die  ganz  falsche  und 
nach  meinem  jetzigen  Wissen  vollständig 
unberechtigte  Annahme  zu  machen,  dass 
die  Saraenmaterialien  von  einer  und  der- 
selben Art  stammen  und  dass  die  „ge- 
wöhnliche" Saat  aus  der  „doppelthülsigen" 
entstehe,  indem  die  äussere  Hülle  sich 
loslöse. 

Die  darüber  angestellten  Untersuch- 
ungen belehren  mich  nun,  dass  dieses 
durchaus  nicht  der  Fall  ist.  Wie  ich 
glaube  annehmen  zu  dürfen,  stammt  Se- 
samkuchen aus  sogenannter  „doppelthül- 
Biger"  Saat  von  den  Samen  des  Sesa- 
mtim  occidentale  Heer  et  Begeh  ^) 

Nach  den  Stammpflanzen  hätten  wir 
somit  drei  verschiedene  Kuchenarten  zu 
unterscheiden:  eine,  welche  von  8,  occi- 
dentale Heer  et  Rgl.  stammt,  und  zwei 
von    zwei    Varietäten    des    S,    indict*m 

D.  a 

Es  ist  aber  fraglich,  ob  nur  die  beiden 
genannten  Varietäten  der  letzteren  Art 
oder  ob  nicht  noch  eine  dritte  Varietät 
als  Stammpflanze  in  Betracht  kommt. 
De  Candoue^)  unterscheidet  von  8.  in" 
dicwn  D,  C: 

a)  grandidentaium  =  8.  indicum  L. 
ß)  sid>dewtatum  =  8.  indicum  8ifn8. 
y)  sübtndivisum  =  8,  Orientale  L. 

Es  ist  deshalb  sehr  wohl  möglich,  dass 
nicht  nur  die  Varietäten  a  und  y,  son* 
dem  auch  ß  der  Oelindustrie  das  Samen- 
material liefern. 

Um  nun  für  die  verschiedenen  Sesam- 
kuchen  des  Handels  eine  zutreffende  Be- 
zeichnung zu  gewinnen,  würde  ich  vor- 
schlagen, den  Namen  von  den  Arten, 
von  welchen  die  Samen  stammen,  abzu- 


uniichtiff;  dieselbe  rfihrt  daher,  dase  der  Samen 
erheblich  dickere  Häatchen  hat  als  die  tlbrigen 
Sorten.  Erst  vor  einigen  Jahren  erschienen  nn- 
versehends  grobbäutige  Samen  ans  Bombay. 

A)  Meine  Annahme  beruht  darauf,  dass  das 
Samenmaterial  dieses  Kuchens  gleichen  ana- 
tomischen Bau  mit  den  Samen  von  8.  oecidentaHe 
Heer  et  Bgl.  zeigt.  Die  von  mir  als  Yergleichs- 
material  benutzten  Samen  stammen  von  einer 
Pflanze,  welche  von  Sdumburqk  in  Guyana  ge- 
sammelt wurde;  ich.  erhielt  oie  Samen  durch 
die  Güte  des  Herrn  Dir.  ürban  aus  dem  Berliner 
Herbarium. 

*)  Ä,  de  CandoUe^  Prodromus  systematis  na* 
turalis  regni  vegetabilis,  pars  IX,  pag.  250. 


leiten,  wenn  nicht  zu  befurchten  wäre, 
dass  durch  eine  Unterscheidung  in  „in- 
dischen" und  „occidentalischen"  Sesam- 
kuchen von  den  Oelkuchenfabrikanten 
beständig  Irrthümer  begangen  werden, 
indem  diese  meinen,  die  iTamen  sind  von 
den  Gultnrländern  gewählt.  Eine  Unter- 
scheidung der  Hauptarten  nach  der  Farbe 
ist  gar  nicht  zulässig,  da  die  Samen  von 
Ä.  indicum  D.  C.  und  die  von  8.  occi- 
dentale Heer  et  Bgl.  sich  eben  auch 
nicht  nach  der  Farbe  unterscheiden  lassen. 
Wie  wir  im  Folgenden  sehen  werden, 
können  wir  nun  aber  leicht  die  beiden 
Arten  durch  den  mikroskopischen  Bau 
ihrer  Samenschalen  unterscheiden,  und 
es  liegt  in  Folge  dessen  nahe,  die  Be- 
nennung davon  herzuleiten.  Indem  ich 
schliesslich  noch  den  Umstand  berück- 
sichtige, dass  nach  dem  anatomischen 
Bau  gebildete,  streng  wissenschaftliche 
Samen  dem  Praktiker  nicht  willkommen 
wären,  mache  ich  den  Vorschlag  flir  fol- 
gende Unterscheidungen  : 

1.  Der  aus  den  Samen  der  verschiede- 
nen Varietäten  von  8esamum  indicum 
Z).  C.  hergestellte  Kuchen  heisse: 

9»DtiiischaUger  Sesaakichei.'* 

2.  Der  aus  den  Samen  von  Se$amum 
occidentale  Heer  et  Bgl.  hergestellte  Ku- 
chen heisse: 

,,DickschaIlger  SesaBkicheH.*^ 

Nach  der  Farbe  können  wir  dann  bei 
dem  „dünnschiüigen''  Sesamkuehen  noch 
helle  und  dunkle  oder  weisse,  gelbe,  rottie. 
braune  und  schwarze  Sorten  unte^hei- 
den,  während  der  „dickschalige'*  Sesam- 
kuchen —  so  weit  meine  Erfahrung  reichi 
—  stets  rothbraun  ist,  wozu  ich  bemerken 
muss,  dass  aber  doch  noch  hier  mög- 
licher Weise  die  Farbe  variirt.  £a  hängt 
ja  übrigens  der  Farbenton  bis  zn  einem 
gewissen  Grade  nicht  nur  von  der  Farbe 
der  verwendeten  Samen  ab,  sondern  auch 
von  der  Art  der  Pressung  und  dem  Alter 
der  Kuchen. 

Der  dickschalige  Sesamkuchen  "0  unter- 
scheidet sich  von  dem  dünnschaligen^ 
sehr  erheblich  in  den  mikroskopischen 

^)  In  meiner  „Anleitung"  ist  er  „SeaamkneheB 
aus  doppelthfllsiger  Saat"  geoannt. 

')  In  meiner  „Anleitung  ist  er  nOew^bn- 
lieber  Sesamkuchen"  genannt. 


547 


Bildern,  welche  wir  bei  der  üntersuehang 
erhalten,  während  die  verschiedenfarbigen 
Sorten  des  dünnschaligen  keine  verschie- 
denartigen Bilder  liefern.  Dieses  mass 
darin  seinen  Grund  haben,  dass  die  zur 
Herstellang  für  die  letzteren  verwandten 
Samen  gleichen  anatomischen  Bau  be- 
sitzen, m  ist  dies  um  so  weniger  auf- 
fallend, da  ja  die  Samenmaterialien  von 
Pflanzen  stammen,  die  systematisch  nur 
als  Varietäten  einer  und  derselben  Art 
aufgefasst  werden. 

Im  Folgenden  gebe  ich  nun  zunächst 
Mittheilungen  über  den  anatomischen  Bau 
des  Samens  von  Sesamum  indicum  D.  C. 

Der  erste,  welcher  in  eingehender 
Weise  die  Anatomie  dieses  Samens 
studirte,  war  der  rühmlich  bekannte 
Flückiger.^)  In  neuerer  Zeit  veröffent- 
lichte Untersuchungen  hierüber  Hare  ^% 
ohne  wesentlich  Neues  den  Mittheilungen 
Flückiger'a  hinzuzufügen.  Meine  eigenen 
Untersuchungen  belehrten  mich,  dass  die 
von  FUickiger  resp.  von  Har/s  gemachten 
Angaben  einiger,  wenn  auch  nicht  be- 
deutender Berichtigungen  bedürfen.  Wenn 
ich  hier  die  Ana^mie  der  Samenschale 
beschreibe,  so  geschieht  es  theils  dieser 
nothwendigen  Berichtigungen  wegen, 
theils  deshalb,  weil  es  iür  den  Vergleich 
zwischen  den  Samenschalen  von  S.  in- 
dicum D.  C.  und  von  S.  occidentale 
Heer  et  Rgl,  erforderlich  ist.  Auch  die 
von  Flüekiger  und  Hare  gegebenen  Fi- 
guren sind  nicht  ausreichend  und  ersetze 
ich  dieselben  durch  diejenigen,  welche 
meinen  Beobachtungen  entsprechen. 

Flüekiger  giebt  als  Unterschiede  zwi- 
schen den  Samen  von  8.  indicum  L. 
und  8.  Orientale  L.  nur  den  der  Farbe 
an,  während  B(Mr»  noch  weitere  Ver- 
schiedenheiten beobachtet  hat.  Es  sei 
gleich  hier  bemerkt,  dass  ich  in  diesem 
Punkte  HarM  nicht  beipflichten  kann. 
In  Folge  dessen  behandle  ich  auch  die 
beiden  Varietäten  im  Folgenden  gemein- 
sam. 

Was  das  Aeussere  der  Samen  von 
Sesamium  inäicum  D.  C.  anbelangt,  so 

*)  VergL  F,  A,  Flüekiger  „Zni  Eenntniss  des 
Setamtunens*'  in  »»Schweizerisehe  Wochenschrtft 
ffir  Phaiinaeie,*  Nr.  87  vom  14.  September  1806. 

i(»)  HoTM,  Landwirthschaftliche  Samenknnde, 
Seite  900. 


beschreibt  sie  Harjs  correct  folgender- 
maassen:  „Samen  weisslich,  hellgelb  bis 
schwach  bräunlich"  (S.  indicum  L.)  oder 
„schwarzbraun,schwarzviolettbis8chwarz" 
(S.  Orientale  L,),  „im  Umriss  eiförmig, 
seitlich  comprimirt  mit  dunklerer  vor- 
stehender Nabelgegend.  An  den  beiden 
Bändern  der  Schmalseiten  mit  je  zwei 
seitlichen  kurzen,  auf  der  einen  der  Breit- 
seiten mit  einem  medianen  Längsstreifen 
von  der  Länge  des  Samens.  Samen  3 
bis  3,3  mm  lang,  1,8  bis  2,1mm  breit, 
0,9  bis  1  mm  dick,  mit  glatter  oder  un- 
merklich feinst  punktirter  Oberfläche. 
Ihr  Gewicht  beträgt  nach  Flüekiger  im 
Durchschnitt  4mg.'^ 

Als  einzelne  Theile  des  Samens  von 
Sesamum  indicum  D.  C,  kann  man  drei 
unterscheiden,  und  zwar:  den  Embryo, 
welcher  rings  umgeben  ist  von  einem 
drei-  bis  vierschichtigen,  mit  Eiweiss  und 
Fett  erfüllten  Keimnährgewebe  ^^)  und 
femer  die  wiederum  dieses  umhüllende 
Samenschale. 

Betrachten  wir  einen  durch  den  Samen 
geführten  Querschnitt  in  Nelkenöl,  so 
stellt  sich  die  Samenschale  so  dar,  als 
ob  sie  aus  einer  Schicht  von  Zellen  be- 
steht, welche  gleich  abgeplatteten  Engeln 
neben  einander  liegen.  Nach  Behand- 
lung eines  Querschnittes  mit  NolTs  Be- 
agens^^)  erhalten  wir  ein  Bild,  wie  es 
in  Fig.  9  wiedergegeben  ist.  Wir  seh^n, 
dass  die  Hauptschicht  der  Samenschale 
(bei  A)  aus  langgestreckten  (auf  der 
Flächenansicht  fUnf-  bis  siebeneckigen) 
Zellen  besteht,  in  deren  nach  aussen 
liegendem  Ende  ein  dunkler  kugeliger 
Körper  erscheint.  Derselbe  enthäU  meist 
eine  sogenannte  Erjstalldruse,  angeblich 
bestehend   aus    ozalsaurem    Ealk.     Die 


11^  f.Keimnäfargewebe"  nenne  ich  denjenigen 
Theü  oefl  Samens,  welcher  gewohnlich  mit  „Al- 
bamen" oder  „Eiweissgewebe*'  (kurzweg  auch 
„Eiwein")  bezeichnet  wird,  eine  Bezeichnung,  die 
längst  ansfferottet  sein  sollte,  weil  ja  das  bo- 

f «nannte  jEiweisa*'  ein  Gewehe  ist,  das  neben 
em  Eiweias  des  Chemikers  stets  andere  Sub- 
stanzen wie  Oel  oder  Stärke  etc.  fflhrt,  welche 
fdr  den  Keimling  ebenso  wenig  entbehrlich  sind 
wie  die  Eiweissstoffe.  Durch  Einfflhrung  des 
Aasdruckes  „Keimnfihrgewehe"  würde  man  nicht 
mehr  ein  chemisches  und  ein  botanisches  „Ei- 
weiss *  unterscheiden  mflssen! 

^*)  NoU's  Reagens  ist  eine  Losung  von  Kalium- 
hypochlorit  (^au  de  Javelle")- 


Höhe  dieser  Zellen  beträgt  dorchsehnilt- 
lich  circa  60  ^,  doch  kommen  nicht 
unerhebliche  Schwankungen  vori^);  auch 
ist  an  einer  und  derselben  Samenschale 
die  Höhe  nicht  überftll  gleich. 

Eine  besondere  Entwickelung  erlUbrt 
diese  KrjstalldrDsen-Schichtan  denjenigen 
Stellen,  wo  schon  bei  makroskopischer 
Betrachtung  der  Same  Herrorragungen 
zeigt,  nämlich  an  den  Kanten.")  Hier 
(in  der  Figur  bei  a)  sind  die  .Zellen 
meist  von  Krystalldrusen  frei  und  stehen 
nicht  parallel  neben  einander,    sondern 


quellung  des  Schnittes  an  ihnen  nichts 
dentlieh  erkennbar  ist. 

Auf  die  Samenschale  folgt  das  drei- 
bis  vierschiehtige  Keimnäbrgewebe  ^^) 
(Fig.  9,  C).  Die  äusserste  Zelllage  des- 
selben zeigt  (in  Nelkenöl  betrachtet)  nach 
aussen  eine  verdickte  Membran,  welche 
durch  Behandlung  mit  „Eau  de  Javelle" 
äusserst  stark  aufquillt  und  alsdann  schon 
einen  geschichteten  Bau  zeigt  Die  Zellen 
des  Keimnährgewebes  sind  so  angeordnet. 
dass  drei  oder  vier  (mehr  oder  weniger 
deutlich)  hintereinanderliegend  eine  kurze 


{VBrgTa«ernng  m.  J-Vifuli.) 


sie  sind  angeordnet,  wie  bei  einer  Feder 
die  Fahne  an  dem  Kiel. 

Unter  der  Krystalldrnsen-Sehicht  liegen 
mehrere  Lagen  von  sehr  zarten  Zellen 
(Fig.  9  bei  B),  welche  meist  so  zusammen- 
gedrückt sind,  dasa  auch  na«h  der  Änf- 


'»)  Hör«  (a.  a.  0.)  giebt  als  Unterschiede 
zwischen  8.  indicum  L.  and  S.  Orientale  L.  an: 
„grossere  Oberhantzellen,  grossere  Kalkdrflsen 
nnd  Anhäufungen  von  Pigment."  Ich  traf  eine 
darchEcbnittlicne  Hohe  von  circa  60 /i  bei  beiden 
VarieUten;  auch  könnt«  ich  in  Benu;  auf  die 
GrOsae  der  KrretalldmBen  keine  dorcngreifen- 
den  Unterechiedc  anfänden.  Ea  zeigt  sich  hier 
wieder  einmal,  dass  auf  OtOb  Ben  Verhältnisse 
basiite  Unterschiede  meist  hinffillig  sind.  Eb 
bliebe  somit  höchstens  noch  der  FarbeDnnteT' 
schied  Qbri^. 

'•)  Die  Fignr  von  Bare  trttgt  dem  Ban  dieser 
Kanten  keine  BBcksicht,  die  von  Fl&dnger  giebt 
ein  nicht  zutreffendes  Bild  derselben. 


Zellenreibe  bilden.  Es  scheint  danach 
als  ob  die  3  bis  4  Schichten  ane  einer 
einzigen  Zelllage  durch  wiederholte  Theil- 
ung  derselben  hervorgegangen  sind. 

Der  einzige  Unterschied,  welchen  ich 
zwischen  den  Spielarten  von  S.  indieuu 
D.  C.  auffinden  konnte  '^),  besteht  in  der 
Farbe  der  Samensehale.  Flückiger  gab 
an,  dass  die  Färbung  den  Zellhtluten  der 
Krystalldrusen -Schicht   zukommt,    wäh- 


")  In  meiner  „Anleitung"  ist  dasselbe  mit 
dem  Anadmck  „innere  S&menhtllle"  bezeichnet 
Big  jetzt  sind  von  Niemandem  entwi ekeln ng»- 

Seschichtliche  Üntersachnngen  fSr  den  Samen 
er  desomwm- Arten  ansgenihrt;  durch  solche 
aber  wird  erst  mit  Sicherneit  festcnstdlen  win, 
welche  Beieiehnnng  diesem  Theile  des  Samens 
lokommt. 
"}  Vergl.  die  13.  Anmetkang. 


rend  Hotm  behanptel,  dass  der  Zell- 
jnbftlt  gefärbt  ist.  Diese  Angabe  von 
Harz  kann  ich  nur  bestätigen,  nonas 
aber  berichtigend  binzaftlgen,  dass  nicht 
nur  der  [nhalt  der  Krystalldrueen-Schicht 
(A),  sondern  anch  der  Inhalt  der  zu- 
saminengedröekien  PareDebymschicht  (B) 
geiärbt  ist. 

Vergleichen  wir  nun  den  soeben  be- 
schriebenen Samen  von  Seaamum  indi- 
atm  D.  C.  mit  dem  von  Sfsamwn  ocei- 
dentale  Heer  et  Rgl.,  so  flnden  wir  hier 
in  Bezog  auf  das  Aenssere  keine  wesent- 


Die  äusserste  Kelilage  (Fig.  10  bei  A> 
besteht  aus  einer  Schiebt  von  Scleren- 
ebj^mzelien,  welche  ungefähr  60^  hoch 
sind.  Dieselben  zeigen  starke  und  eigen- 
thümliche  Verdick  nngen.  Am  sUlrksten  ver- 
dickt sind  die  senkrecht  zur  Oberfläche 
des  Samens  gestellten  Wände,  und  zwar 
zuerst  zunehmend  von  aussen  nach  innen 
und  dann,  nach  dem  Grnnde  zu,  wieder 
ein  wenig  abnehmend.  Dabei  hat  sich 
die  Membran  der  senkrecht  stehenden 
Wände  so  modificirt.  dass  man  an  ihnen 
einen  üusseren  und  einen  inneren  Theil 


liehen  Unterschiede,  jedoch  sind  die  Kan- 
ten des  flach  gedrückten  Samens  ausge- 
prägter und  kann  man  hier  schon  eher 
von  Beginn  einer  Flügelung  des  Samens 
reden,  wie  wir  sie  bei  Spsamum-Arien, 
welche  der  Section  Sesamopteris  ange- 
hören, ausgeprägt  wieder  finden.  Sowohl 
bei  Sesamum  indicum  D.  C.  als  auch 
bei  S.  occidetitaJe  Heer  et  R<ß.  sind  übri- 
gens die  Kantenleisten  selten  gleichartig 
ausgebildet.  Die  Samen,  wcHic  mir  vor- 
lagen, haben  eine  rothbrauue  Farbe. 

Die  einzelnen  Theile  des  Samens  ^^ind 
dieselben  wie  bei  Sesanmm  indicum  D.  C. : 
Samenschale,  Keimnührgewebe  und  Em' 
bryo.  Betrachten  wir  den  anatomischen 
Bau  der  Samenschale  und  des  Keimuähr- 
gewebes  (vergl.  Fig.  10),  so  ergiebt  sich 
für  letzteres  durchaus  nicht  der  geringste 
unterschied,  während  nun  aV>er  die  Samen- 
schale ein  ganz  anderes  Kild  darbietet. 


laniiiin  occldinoiX   Hin- el  Hgl. 

unterscheiden  kann;  oft  erkennt  man  in 
letzterem  st^hwach  die  Grenzlinie  zwi- 
schen zwei  Itenachliarten  Zellen. 

Das  Lumen  der  Zellen  ist  mit  hraun- 
gefiirbtem  Inhalte  erfüllt.  Nach  aussen 
sind  sie  unregelmiissig  und  undeutlich 
begrenzt  und  es  scheint  fast,  als  ob  hier 
ursprünglich  noch  eine  Zellschicht  vor- 
handen gewesen  wäre. 

Auch  hier  zeigt  die  Samenschale  an 
den  Kanten  besonderen  Bau  (Fig.  10  bei  a) 
und  entspiicht  die  Anordnung  der  Zellen 
ganz  der  von  Sisamitm  indicum  D.  C. 
(Fig.  9  bei  a). 

Betrachten  wir  die  Sclerenchymsehicht 
von  oben,  -so  erhalten  wir  die  Fläehen- 
ansicht.  wie  ich  sie  durch  Fig.  8  in 
meiner  „Anleitung"  gegeben  habe.  Wir 
sehen  fünf-  bis  achteckige  Zellen  mit 
einer  weilen  Oeffnung,  welche  sich  bei 
tieferer  Einstellung  des  Mikroskops  ver- 


550 


kleinert*^).  weil  wir  bei  hoher  Einstell- 
ung den  Rand  des  Trichters  —  wenn 
ich  80  die  Form  des  Zelllamens  in  Fig.  10 
bei  A  bezeichnen  darf  —  betrachten, 
hingegen  bei  niedriger  die  Ausflussöff- 
nung. 

unter  dieser  Sclerenchymschicht  liegen 
(Fig.  10  bei  B)  mehrere  Lagen  von  ge- 
färbten, zarten  Zellen,  welche  denjenigen 
von  Sesamum  indicum  D,  C.  völlig 
gleichen.  Dasselbe  ^ilt  —  wie  schon 
gesagt  —  für  das  Keimnährgewebe  (Fig. 
10  bei  C). 

Vergleichen  wir  die  Fig.  9  und  10,  so 
sehen  wir,  dass  die  JMfferenzen  nur  die 
äussersle  Zellschicht  betreffen.  So  ver- 
schiedenartig die  Schicht  A  bei  den 
beiden  Sesamum-Arten  aber  auch  gebaut 
ist,  so  scheint  es  doch  unzweifelhaft,  dass 
diese  beiden  Schichten  sich  entsprechen. 

Dies  zeigt  die  Bildung  an  den  Kanten 
und  ganz  besonders  die  Lage  der  Zellen. 
Der  wesentliche  Unterschied  besteht  da- 
rin, dass  die  äussere  Samenschale  (A)  bei 
S.  occidentale  Heer  et  Bgt  sclerenchy- 
matisch  verdickt  ist,  während  sie  bei 
S,  indicum  D,  C.  unverdiekt  und  mit 
Krystalldrusen  versehen  ist.  ^*) 

Nachdem  wir  die  Samenschal-Anatomie 
von  Sesamvm  indicum  D.  C.  und  S. 
occidentale  Heer  et  Rgl.  kennen  gelernt 
haben,  kann  es  uns  nicht  schwer  fallen, 
die  Prüfung  der  aus  ihnen  hergestellten 
Oelkuchen  vorzunehmen. 

Für  die  mikroskopische  Untersuchung 
des  dickschaligen  Sesamkuchens  habe 
ich  meinen  obigen  Ausführungen  und  den 
in  meiner  „Anleitung"  gemachten  An- 
gaben wenig  hinzuzufügen.  Nach  Be- 
handlung mit  Königswasser  und  Natron- 
lauge erhalten  wir  das  charakteristische 
Bild  der  Flächenansicht,  wie  ich   es   in 


")  Vorausgoaetzt ,  dass  die  Samenschale  mit 
ihrer  Oberfläche  nach  oben  liegt. 

^*)  Es  sei  bemerkt,  dans  ich  bei  den  Samen 
von  S.  Orientale  L.,  die  ich  durch  die  Güte  des 
Herrn  Dr.  Urban  von  einer  Pflanze  erhielt, 
welche  in  P^rsien  dnrch  Hausknecht  gesammelt 
wnrde,  die  Zellschicht  A  frei  von  Krystalldrusen 
fand.  Bei  denselben  Samen  war  die  Zusammen- 
setinng  der  Zellschicht  B  auBnahmsweise  deut- 
lich erkennbar.  Beide  Umstftnde  werden  wohl 
darauf  zurückzuführen  sein,  dass  die  Samen  nicht 
ausgereift  waren;  wenigstens  Iftsst  GrOs^e  und 
Ansehen  der  Samen  diesen  Schluss  zu. 


dieser  Abhandlung  beschrieben  und  in 
meiner  ^.Anleitung"  gegeben  habe.  Mit- 
unter —  wenn  auch  nur  selten  —  wer- 
den wir  auch  Querschnitts-Ansichten  er- 
halten/ die  dann  unserer  Fig.  10  bei  A 
oder  bei  a  entsprechen  müssen. 

Eine  Unterscheidung  der  Varietäten 
des  dünnschaligen  Sesam kuchens  können 
wir  nur  nach  der  Färbung  vornehmen, 
auf  mikroskopischem  Wege  lässt  sieh 
kein  anderer  Unterschied  const-atiren. 
Wollen  wir  die  Krystalldrusen -Schiebt 
erhalten,  so  empfehle  ich  bei  Prüfung 
des  indischen  und  des  orientalischen  Se- 
samkuchens folgende  besondere  Operation 
auszuführen : 

Ein  Theelöffel  voll  Kuchenmehl  wird 
mit  circa  30  ccm  Wasser  angerührt,  mit 
circa  30  ccm  concentrirter  Natronlauge 
versetzt  und  tüchtig  ausgekocht,  darauf 
filtrirt,  ausgewaschen  und  mit  Glyeerin 
schwach  erhitzt.  Wir  erhalten  dann  von 
der  Krystalldrusen-Schicht  ein  klares  Bild. 
Wir  sehen  polyedrische,  lückenlos  an- 
einander schliessende,  in  mehr  oder  we- 
niger deutlichen  Reihen  liegende  Zellen, 
welche  meist  von  einem  unregelmässig 
kugeligen  Gebilde  (der  schlecht  ausge- 
bildeten Krystalldruse)  erfüllt  sind.  Mit- 
unter bemerken  wir  Stückchen,  deren 
Bild  unserer  Fig.  9  bei  A  oder  a  ent- 
spricht. Ausserdem  treffen  wir  die  gar 
nicht  charakteristischen,  farblosen  und 
dünnwandigen  Zellen  des  Keimnährge- 
webes und  des  Embryos  an. 

Bevor  ich  dieses  Kapitel  beende,  sei 
mir  noch  gestattet,  einige  Worte  über 
den  Werih  der  verschiedenen  Sesam- 
kuchen-Sorten zu  sagen.  So  viel  mir  be- 
kannt, liegen  für  dieselben  keine  beson- 
deren chemischen  Analysen  vor  ^^) ;  trou- 

*•)  Ich  finde  nur  in  „Schaedler,  Technologe 
der  Fette  und  Oele**  für  die  hraune  nnd  leibliche 
Varietät  der  Samen  von  S.  indicum  3,  C.  he- 
sondere  Analysen.  Dieselben  ergeben,  dass  die 
dunklen  Samen  circa  5  pGt.  mehr  Oel  (angeb- 
lich auch  besseres)  enthalten  und  dass  der  Ei- 
weissgehalt  fast  bei  beiden  der  gleiche  ist,  wo- 
raus sich  Allerdings  schliessen  lies-^^e,  roraasge- 
setzt.  die  Kuchen  enthalten  nach  der  Pres^^iuig 
gleich  viel  Oel  und  Walser,  dass  der  belle 
dflnnschalige  Sesamkuchen  reicher  an  Protein 
ist  als  der  dunkle  dünnschalige,  aber  es  finngt 
Pich,  aus  wieviel  Analysen  die  von  SchaedUr 
gegebenen  Zahlen  das  Mittel  ^anteUeo. 


5Ö1 


dem  aber  hat  der  Landwirth  wohl  den 
Glauben,  dass  die  weissen  Sorten  die 
besseren  sind.  Ohne  eine  gegentheilige 
Ansicht  aussprechen  zu  wollen,  möchte 
ich  (doch  darauf  hinweisen,  dass  diese 
Ansicht  möglicherweise  nur  auf  einem 
Vorurtheil  beruht,  denn  es  ist  von  vorn- 
herein gar  nicht  einzusehen,  weshalb  die 
dunkelfarbigen  Varietäten  an  Nährstoffen 
ärmer  sein  sollen  als  die  hellfarbigen. 
Hierüber  sind  noch  Aufschlüsse  von  den 
durch  chemische  Analyse  gefundenen 
Zahlen  zu  erwarten.  Wahrscheinlich  ist 
allerdings,  dass  der  dickschalige  Sesam- 
kuchen seiner  dickeren  Schale  wegen 
etwas  geringwerthiger  ist  als  der  dünn- 
schalige, aber  auch  dieser  Umstand 
könnte  durch  einen  möglicherweise  rei- 
cheren Gehalt  an  Eiweissstoffen  aufge- 
wogen werden. 


Zur  Verbreitung  und  Wanderung 
der  Pflanzen. 

VoD  6r.  de  Bossi,  Neviges. 

Der  Hauer  und  der  Gärtner  bringen  ihre 
Kulturpflanzen  und  Blumen  durch  sorgfältige 
Bearbeitung  und  Düngung  des  Bodens,  durch 
Freihsltung  desselben  von  Unkraut  zum  Gre- 
deiben.  Sich  selbst  überlassen,  gehen  diese 
Pflanzen  bald  zu  Grunde  und  werden  von  der 
einheimischen  Flora  verdrängt.  Einzelne 
Arten  siedeln  sich  jedoch  auch  im  Freien  an , 
meistens  nur  vorübergehend,  manchmal  auch 
dauernd.  Auf  Garten-  und  Ackerland  säen 
sich  Papaver  somniferum  L.  und  Calendula 
officinalis  L.  selbst  aus  und  machen  manch- 
mal schüchterne  Wanderungen  auf  benach- 
barte Parzellen.  Namentlich  auf  solchem 
Boden,  der  ähnlich  wie  das  Kulturland  einer 
fortwährenden  Umarbeitung  unterworfen  ist, 
an  den  Flussufern  und  auf  den  Flussinseln 
durch  die  Wellen,  an  den  Bahndämmen,  den 
Böschungen  der  Landstrassen,  auf  Schutt- 
platzen  durch  Menschenhand,  wachsen  manche 
Garten-  und  Ackerpflanzen. 

Aehn liehe  Beobachtungen  machen  wir  in 
weit  grösserem  Umfange  bei  unseren  wilden 
Pflanzen.  In  der  Ebene  giebt  es  manche 
Arten,  die  im  Gebirge  fehlen  und  umgekehrt; 
nicht  immer  ist  die  Höhenlage  über  dem 
Meeresspiegel  die  Ursache  dieser  Erschein- 
ung, sie  beruht  häufig  auch  auf  dem  Vor- 
handensein   oder  Fehlen   dieser  oder  jener 


Bodenart.  Von  solchen  Gewächsen,  die  im 
Rheinthal  bei  Düsseldorf  gemein,  hier  im 
Vorgebirge  mir  aber  noch  nicht  vorgekommen 
sind,  nenne  ich  nur:  Coronilla  varia  L., 
Saxifraga  granulata  L.,  Saponaria  officinalis 
L.,  Lychnis  vespertina  Sibth. ;  Viola  canina 
L.  (bei  Neviges  durch  silvestris  Lam.  ver- 
treten), Malachium  aquaticum  L.,  Cerastium 
arvense  L.,  Holosteum  umbellatum  L.,  Alys- 
sum  calycinum  L.,  Thlaspi  arvense  L  ,  Re- 
seda lutea  L.,  Ranunculus  bulbosus  L.,  ar- 
vensis  L.,  Deiphinium  Consolida  L.,  Solanum 
nigrum  L.,  Salvia  pratensis  L.,  Lamium  ma- 
culatum  L.,  Frimula  officinalis  L.  (hier  nur 
elatior  L.),  Urtica  urens  L.,  Uordeum  muri- 
num  L. 

Der  Bewohner  der  Ebene  findet  manchmal 
zu  seiner  Ueberrascbung  an  den  Flussufern 
Blumen,  die  von  Samen  herrühren,  welche 
der  Strom  aus  dem  Gebirge  herabgeführt  hat. 
Umgekehrt  wandern  Pflanzen  aus  den  Thä- 
lern,  den  Strassenböschungen  und  nament- 
lich den  Eisenbahndämmen  folgend,  weit  ins 
Gebirge  hinein.  In  der  Gegend  von  Neviges, 
wo  der  Boden  aus  den  verwitterten  Felsen  der 
Grauwackeformation  und  an  einigen  Stellen 
aus  denen  des  Kohlenkalks  besteht,  kommen 
kiesige  Stellen  von  Natur  fast  gar  nicht  vor 
—  was  davon  am  Bachufer  vorhanden  ist, 
sind  auch  nur  der  Grauwacke  entstammende 
Geschiebe  — ,  da  bieten  denn  die  Eisenbahn- 
dämme mit  ihren  Anschüttungen  von  frem- 
dem Kies  und  Saud  einen  trefflichen  Unter- 
grund für  viele  Pflanzen  der  Ebene.  Die 
Keime  dieser  Gewächse  werden  theils  mit 
dem  Kiese  selbst  schon  herbeigebracht,  theils 
durch  den  Verkehr  der  Züge,  beim  Aussteigen 
der  Personen,  beim  Ausladen  der  Thiere  und 
der  Waaren  eingeschleppt.  Manche  Arten 
werden  aber  auch  nur  durch  Ausstreuung 
ihrer  Samen  ganz  allmälig  an  den  Bahn- 
dämmen weiter  fortwandern.  Dabei  macht 
man  die  Beobachtung,  dass  an  solchen  Stellen, 
wo  fortwährende  Neuanschüttungen  etc.  den 
Boden  der  Dämme  in  Bewegung  halten,  jene 
Fremdlinge  vortrefflich  gedeihen,  während  an 
Strecken,  wo  die  Böschungen  jahrelang  un- 
gestört bleiben,  letztere  von  dem  einhei- 
mischen Pflanzenwuchs  immer  mehr  über- 
zogen, und  die  fremden  Eindringlinge  häufig 
vollständig  vertilgt  werden. 

Dass  Wassergewächse  von  Vögeln,  na- 
mentlich wilden  Enten,  welche  unverdaut  ge- 
bliebene Samenkörner  wieder  von  sich  geben, 


552 


ausgebreitet  werden,  i»t  eine  bekannte  That- 
sacbe;  Verfasser  selbst  hat  in  einem  isolirt 
liegenden  kleinen  Teiche,  in  dem  früher  nar 
Wasserlinsen  und  FroschlöfFel  vorkamen,  im 
vorigen  Sommer  plötzlich  Potamogeton  pu- 
sillas  L.  gefunden,  dessen  Samen  jedenfalls 
durch  einen  Vogel  dorthin  gelangt  sind. 

Obwohl  nun  viele  einheimische  Pflanzen 
aus  der  Ebene  ins  Gebirge  und  aus  letzterem 
ins  Thal  wandern^  so  will  ich  andererseits, 
um  den  Beweis  zu  liefern,  wie  schwer  es  ist, 
gewisse  Arten  an  Orten  anzusiedeln,  deren 
Höhenlage  oder  Bodenbeschaffenheit  ihnen 
nicht  zusagen,  hier  einige  Versuche  mitthei- 
len, die  in  dieser  Beziehnng  angestellt  worden 
sind.  Ein  Bekannter  von  mir  säete  vor 
einigen  Jahren  reife  aus  dem  Rheinthal 
stammende  Samen  der  Nymphaea  alba  L.  in 
den  hiesigen  Schlossteich,  in  welchem  Nuphar 
luteum  L.  schon  seit  langer  Zeit  wächst  — 
bisher  hat  sich  noch  kein  einziges  Exemplar 
der  weissen  Seerose  gezeigt.  Am  Ufer  der 
Ruhr  und  auf  den  Saodinseln  derselben 
kommt  in  grosser  Menge  Saponaria  officina- 
lis  L.  vor.  Ich  brachte  nun  im  Herbste  1884 
wenigstens  2  bis  300000  reife  Samen  mit 
nach  Neviges  und  säete  dieselben  an  geeig- 
neten Stellen  am  Ufer  des  Hardenberg  er 
Bachs  aus,  sie  theilweise  unter  den  Sand  und 
das  Geschiebe  verscharrend.  Von  allen  die- 
sen Samen  scheint  kein  einziger  zur  Ent- 
Wickelung  gelangt  zu  sein;  ich  habe  in  den 
Jahren  1885  und  1886  trotz  vielen  Suchens 
bis  zu  3/4  Stunden  Entfernung  unterhalb  der 
besäet en  Stellen  kein  Stück  der  Pflanze  auf- 
gefunden. Im  Sommer  1885  brachte  ich 
ein  Exemplar  des  Nasturtium  amphibium  L. 
aus  der  Ruhr  mit  und  pflanzte  dasselbe  auf 
einer  kleinen  Insel  im  Bache  an,  die  gewöhn- 
lich überflutet  ist,  und  auf  welcher  Nasturtium 
officinale  R.  Br.  und  palustre  DG.  in  grosser 
Anzahl  gedeihen.  Im  Spätherbst  fand  ich, 
dass  die  Pflanze,  der  ich  durch  Entfernung 
jedes  anderen  Krautes  einen  schönen  Platz 
geschaffen  und  letzteren  ausserdem  durch 
Steine  und  Kies  befestigt  hatte,  gut  ange- 
schlagen war  und  lustig  grünte.  Im  Früh- 
jahr 1886  war  sie  sehr  schön  entwickelt,  wenn 
auch  theilweise  von  Phaedon  armoraciae  L. 
angefressen,  welchen  Käfer  ich  in  Anzahl 
darauf  fand.  Im  Laufe  des  Sommers  haben 
aber  die  benachbarten  Pflanzen,  namentlich 
Polygonum  und  Glyceria,  den  compacten 
Strauch     durch     Dazwischen  dran  gen     ihrer 


Triebe  nach  und  nach  ganz  auseinander- 
gerissen  und,  da  ick  den  Vorgang  absiefatlieb 
nicht  weiter  hinderte,  so  vollständig  zerstört, 
dass  im  Spätherbst  die  Pflanze  zu  Grsnde 
gegangen  war. 

Wenn  ich  mir  nun  vorstelle,  wie  sehr  sich 
die  hiesige  Flora  namentfrch  durch  Ansrod- 
ung  der  Wälder  und  KuFtivirnng  des  so  ge- 
wonnenen Bodens  verändert  hat,  seit  auf 
einer  isolirten  Bergkuppc,  wo  die  Ruine 
eines  alten  Wartthurms  stand,  „Wittekind 
dat  Düwelskind*"*)  die  fränkische  Grenze 
beobachtet,  so  muss  ich  Bertbold  Sigismand 
Recht  geben,  der  in  seiner  Skizze  „Die  Um- 
wandlung der  Flora"  (Aus  der  Heimat,  1860, 
Seite  705)  sagt,  die  Worte  des  Dichters: 

.,Unter  demselben  Blau,  Ober  drm  nfimlichen 

Grtln 
Wandeln   die  nahen   und  wandeln    vereint 

die  fernen  Geschlechter* 

seien,  so  anmuthig  sie  uns  entgegentönen, 
nur  halb  wahr,  und  im  Grunde,  wie  manches 
Trostwort  eines  Freundes,  bloss  eine  schöne 
Täuschung.  —  Freilich,  in  dem  alten  Eichen- 
walde auf  der  Höhe,  zwischen  dessen  mäch- 
tigen Stämmen  im  Frühling  Sauerklee,  Wald- 
Veilchen  und  Anemonen  bliihen,  dort  aieht 
es  heute  wohl  noch  ebenso  aus  wie  in  jenen 
Tagen,  wo  die  alten  Germanen  hier  dem 
Waid  werk  auf  Bären  und  Hirsche  oblagen ! 
D.  botan.  Monatsschr.  ISST,  Nr.  7.  8. 

Zur  Bestimmung 
der  Schwefligsäure  und  Schwefel- 
säure im  Schnee 

wurden  von  2?.  Sendtner  (Bayer.  Ind.  G.  V. 
1887,  70)  1  bis  2  kg  Schnee  mit  Hülfe  einer 
kleinen  Porzellanschale,  um  auch  jede  Ver- 
unreinigung durch  die  Hände  auszuschliessen, 
in  ein  geräumiges  tarirtes  Glasgefösa  ge- 
schaufelt und  abgewogen.  Zu  dieser  Scfanee- 
masse  wurden  sofort  10  bis  12  ccm  einer 
ziemlich  concentrirten  Auflösung  von  Kalium- 
permanganat gegeben,  um  die  vorhandene 
Schwefligsäure  in  Schwefelsäure  überzufahren. 
Nachdem  die  Schneemasse  bei  Zimmertem- 
peratur im  bedeckten  Glase  allmälig  ge- 
schmolzen war,  wurde  das  Schneewasser  fil- 
trirt  und  über  freiem  Feuer  concentrirt,  dann 
bei  gelinderem  Hitzegrad  auf  etwa  50  ccm 


*)  Wie  eine  Inschrift  auf  einem  Steine  be- 
sagt, der  in  jener  Ruine  gefunden  wurde. 


553 


«iDgedampft.  Zu  dieser  heissen  Lösung  wurde 
nun  allm&lig  Oxalsäurelosung  (1  :  10) ,  die 
ebenfalls  vorher  auf  ihre  Beinheit  geprüft 
worden  war,  bis  zur  Entfärbung  des  Schpee- 
wassers  gegeben ;  in  der  Regel  genügten  bei 
Anwendung  von  25  com  der  Kaliumperman- 
ganatlösung  10  com  der  Oxalsäurelosung. 
Noch  warm  wurde  das  Schneewasser  durch 
ein  Saugfilter  filtrirt  und  gut  abgesaugt  unter 
mehrmals  wiederholtem  Nachwaschen  mit 
heissem  destillirtem  Wasser.  Das  Filtrat 
wurde  mit  einigen  Tropfen  reiner  concen- 
trirter  Salzsäure  versetzt,  zum  Kochen  er- 
hitzt und  die  vorhandene  Schwefelsäure  mit 
BarjTumchlorid  (1  :  10)  in  geringem  Ueber- 
scbuss  (3  bis  5  ccm)  heiss  gefallt,  filtrirt, 
getrocknet,  im  Platintiegel  geglüht  und  ge- 
wogen. 

Im  Hofe  des  hygienischen  Institutes  in 
Hünchen  frisch  gefallener  Schnee  enthielt 
in  1  kg  z.  B.  7  mg  Gesammtschwefelsäure, 
am  folgenden  Tage  17,6  mg,  nach  10  Tagen 
62,2  und  nach  16  Tagen  bereite  91,8  mg. 
Der  Schnee  nimmt  also  sehr  rasch  die  in 
der  Stadtluft  vorhandene  Schwefelsäure  bez. 
Schwefligsäure  auf;  letztere  geht  bald  in 
Schwefelsäure  über.  Frischer  Schnee  enthielt 
z.  B.  3,1  mg  SOs  und  3,4  mg  SO2,  zwei 
Tage  alter  Schnee  29,4  mg  SOs  und  1,6  mg 
SOs.  Dieser  stark  schwefelsäurehaltige  Schnee 
ist  für  im  Freien  stehende  Marmordenk- 
mäler u.  dgl.  sehr  verhängnissvoll.  Erwähnt 
wird  femer,  dass  in  München  die  Coniferen 
durch  die  Schwefligsäure  bez.  Schwefelsäure 
des  Steinkohlenrauches  getödtet  werden. 

Zeitschr.  f.  ehem.  Ind.  1887,  Heß  20, 


Apparat  zur  quantitativen 
Znckerbestimmung. 

Fleischer  construirte  einen  Apparat  zur 
Anstellung  der  Gab rung^sp rohe,  der  von 
dem  bisher  gebrauchten  und  bekannten  Appa- 
rat etwas  abweicht.  Er  besteht  aus  einem 
Olascylinder,  in  welchem  sich  unten  Queck- 
silber befindet.  Dieser  untere  Theil  ist  durch 
eine  eingeschmolzene  Glasplatte  von  dem 
oberen  Theil  abgeschlossen,  steht  jedoch 
durch  ein  Glasrohr,  welches  in  den  unteren 
mit  Quecksilber  zum  Theil  gefüllten  Raum 
ausmündet,  mit  dem  oberen  in  Verbindung. 
Der  untere  Theil  steht  weiterhin  in  Verbind- 
ung mit  einer  rechtwinkelig  gebogenen  gra- 
duirten  Glasröhre.     In  [den  Apparat  werden 


10  ccm  des  zu  prüfenden  Harns  mit  frischer 
Hefe  gebracht  und  dann   der  Apparat  oben 

durch    einen    Kautechuk- 
y-K  stopfen    geschlossen.      In 

'    I  einen    ebensolchen    zwei- 

ten Apparat  kommen  10,0 
g  Wasser  und  Hefe,  sowie 
0,1  g  Traubenzucker  (in 
Gelatinekapseln  vorräthig). 
Beide  Apparate  bleiben  1 2 
bis  14  Stunden  an  einem 
warmen  Orte  stehen^ 
Durch  die  entwickelte  Koh- 
lensäure wird  das  Queck- 
silber in  der  graduirten 
Röhre  in  die  Höhe  ge- 
drückt und  durch  eine 
Vergleichung  des  Quecksilberstandes  in  bei- 
den Apparaten  lässt  sich  die  Menge  des 
Zuckers  im  Harn  berechnen.  s. 

Durch  Medic.  chir.  Bundschau  1887,  743  und 
AufisdeUung  in  Wiesbaden,  18.  bis  24.  Sept.  1887. 

lieber   die  Hüfner'sche  Seaction 
bei    amerikanischer   Ochsengalle. 

Von  J.  MarshaU. 

Zur  Gewinnung  farbloser  krysfallisirter 
Glykochol8äure  filtrirt  Verfasser  mit  einigen 
Tropfen  Salzsäure  versetzte  fVische  Galle 
durch  Sand,  setzt  zum  Filtrat  auf  100  Th. 
5  Th.  Salzsäure  und  30  Th.  Aether  oder 
Petroläther;  die  ausgeschiedene  Masse  wird 
mit  HCl-  und  ätherhaltigem  Wasser  aus- 
gewaschen. Zur  quantitativen  Bestimmung 
der  Tauro-  und  GljkocholsSure  wurde  in  der 
einen  Hälfte  des  Alkoholauszuges  aus  100  ccm 
eingedampfter  Galle  der  Schwefelgehalt  durch 
Schmelzen  mit  Kali  und  Salpeter  bestimmt, 
in  der  anderen  Hälfte  mit  HCl  und  Aether 
die  Glykocholsäure  ausgefällt,  getrocknet  und 
gewogen.  Von  543  frischen  Gallen  gaben 
nur  121  (22pCt.)  die  HO/ner'sche  Keaction, 
und  zwar  die  gelbe  Galle  mehr,  denn  doppelt 
so  häufig  als  grüne;  der  Inhalt  der  Ochsen- 
gallenblase betrug  im  Mittel  320  g.  3  nicht 
reagirende  Gallenproben  enthielten  4,2,  4,8, 
2,1  pCt.  Taurocholsäuro ,  0,  0,09,  0,17  pCfc. 
Glykocholsäure.  Bei  reagirenden  Gallen  fand 
sich  2,2,  3,3,  3,0pCt.  Glykocholsäure,  die 
Menge  der  Taurocholsäure  war  im  Mittel  nur 

um  V3  höher. 

Durcfi  Centralbl.  f.  d.  med:  Wiss.  1887,  Nr.  29. 


554 


SechtsdrehendeB  Asparagin. 

Von  A.  Ptutti. 

Das  seit  langer  Zeit  wohlbekannte  Asparagin 
ist  linksdrehend.  Fassend  auf  die  Analogie 
der  dem  Asparagin  nahestehenden  rechts - 
und  linksdrehenden  Aepfelsänren  und  der 
beiden  Weinsäuren  muthmaasste  man  bereits 
vor  30  Jahren  die  Existenz  eines  rechts 
drehenden  Asparagins  und  Pasteur  hat  die- 
selbe zuerst  mit  Bestimmtheit  vorausgesagt. 
Verf.  hat  nun  neulich  das  rechtsdrehende 
Asparagin  aus  Wickenkeimlingen  er- 
halten, von  denen  6500  kg  eine  Ausbeute  von 
20  kg  Roh  -  Asparagin  geben.  Beim  Um- 
krystaliisiren  scheidet  sich  zunächst  links- 
drehendes Asparagin  aus ,  erst  aus  der  con- 
centrirten  Mutterlauge  scheidet  das  rechts- 
drehende Asparagin  in  rein  süss  schmeckenden 
Krjstallen  aus;  die  Ausbeute  betrug  etwa 
100  g.  Der  süsse  Geschmack  bleibt  den 
Krystallen    auch    nach    mehrmaligem    Um- 


krystallisiren  und  auch  nachdem  sie  in 
Kupferverbindung  übergeführt  und  ans  dieser 
wieder  abgeschieden  worden  waren.  Im 
Uebrigen  zeigen  sie  TÖilig  das  Verhalten  des 
Asparagins  und  auch  genau  dessen  Elementar- 
Zusammensetzung.  — ag— 

Bert  Ber.  XIX,  1692. 


Berichtigungen. 

In  dem  Artikel:  „Zur  Prüfung  von 
chlorsaurem  Kalium  auf  Salpeter'^ 
in  voriger  Nummer  muss  es  Seite  535. 
1.  Spalte  zweimal  heissen  Traub'sche 
Beaction,  nicht  Tromb'sche  Beaetion. 

In  dem  Artikel:  „Liquor  Perri  al- 
buminati"  in  voriger  ffummer  ist  die 
6.  Zeile  (2.  Spalte  von  oben)  ausgefallen, 
es  muss  dort  heissen:  80  g  Liquor 
Ferri  acetici  Pharmacopoeae  Ger- 
manicae  II.  Bed. 


f\^     _     vy^    %.  '      .  '  .^  \. 


'vyxy^y^  ^^    ^  ^  * 


ülteratar  und  Kritik. 


Eneyclopidie  der  Natarwlssenschaf- 
ten.  Zweite  Abtbeilung,  Handwörter- 
buch der  Chemie,  24.  und  25.  Liefer- 
ung. Subscriptionspreis  pro  Lieferung 
3  Mark.  Breslau,  Eduard  Trewendi, 
1887. 

Mit  den  zwei  neuen  Lieferungen  des 
„Handwörterbuchs  der  Chemie'*  wird  bereits 
der  V.  Band  dieses  trefflichen  Werkes  abge- 
schlossen. Sie  enthalten  die  Aufsätze  „Iso- 
morphie  —  Kalium  —  Kautschuk  —  Ke- 
tonalk'ohole  —  Ketone  —  Ketonsäuren  — 
Knochen,  Knorpel  und  Zähne  —  Kobalt^' 
und  ein  ausführliches  Register  des  betreffen- 
den Bandes.  Dass  das  genannte  Werk  dem 
Gebiete  der  angewandten  Chemie  stets  Rech- 
nung trägt,  beweisen  wiederum  die  für  die 
Technik  und  die  Physiologie  bedeutsamen 
Beiträge  der  Professoren  Engler  über  „Kaut- 
schuk" und  Brechsei  über  „Knochen'^  etc. 
Den  Aufsatz  „Kobalt'^  hat  der  neu  hinzu- 
getretene Mitarbeiter  Dr.  Stöhr  in  Kiel  ge- 
liefert. 

Chemiker -Kalender  fOr  1888.  Von 
Dr.  Rudolf  Biedermann.  9.  Jahr^an^. 
Mit  einer  Beilage.  Preis  3  Mark. 
Berlin  1887.  Verlag  von  Julius 
Springer. 


Die  Ausstattung  dieses  verbreiteten  Hvlfs- 
buches  ist  die  gewohnte.  Der  Inhalt  hat 
von  Neuem  Zusätze  und  Verbetaerangen 
erfahren. 

Dr.  L.  Babenhorsf  s  Kryptoganen- 
Flora  Yon  Deutsehland«  Oegter- 
reich  und  der  Schweiz«  Mit  vielen 
in  den  Text  gedruckten  Abbildungen. 
Preis :  2  Mark  40  Pfg.  pro  Lieferung. 
Erster  Band,  11.  Abiheilung:  Pilze. 
27.  Lieferung,  Schluss  der  zweiten  Ab- 
theilung, ryrenomycet^s  (Sphaeri- 
aceae,  Dothideaceae,  Laboulbeniae). 
Bearbeitet  von  Dr.  ö.  Winter.  Be- 
gister  der  11.  Abtheilung  (Lieferung 
14  bis  27).  —  Erster  Band,  HI.  Ab- 
theilung :  Pilze.  28.  Lieferung.  Hys- 
teriaceae,  Discomjcetes  (Pezizaceae). 
Bearbeitet  von  Dr.  Ä  Rehm.  —  Vierter 
Band :  Die  Laubmoose  von  K  Gustav 
Limpricht  7.  Lieferung.  Bnrineae. 
Siegocarpae  (Acrocarpae).  Leipzig 
1887.    Verlag  von  Eduard  Kummer. 

Real-Encfdopldie  der  getammtea  leOknde. 

Medicmisch  -  chirurgisches  Handwörterbuch 
für  praktische  Aerzte.  Herausgegeben  tod 
Frotlh.  Albert  JEuienimrajjiBttm.  Zweite 
umgearbeitete  und  Tenneiirta  Auflag«.   EU* 


555 


ter  Band  (Heft  101  bis  110).     Erseheint  in 
Bänden  von  je  45  bis  50  Druckbogen  Um- 
fang.   Mit  zahlreichen  Illustrationen.    IJrhan 
<&  Schvoarzenberg.    Wien  und  Leipzig  1887. 
Von  obigem  WeAe,  welches  auch  in  Liefer- 
ungen zum  Preise  Ton  Mark  1 .50  per  Lieferung 
in   rascher  Folge  erscheint,   wurde  soeben  der 
elfte  Band  der  zweiten  umgearbeiteten  und  yer- 
niehrten  Auflage  vollendet.  —  Dieser  Band  um- 
fasBt  die  Artikel  Kindspech  bis  Lenk. 


Abriss  der  ehemlschen  Technologie  mit  beson- 
derer Rücksicht  auf  Statistik  und  Preisver- 
hältnisse. Von  Dr.  Chr.  Heinzerlina,  Docent 
am  Polytechnikum  in  Zflncb.  8.  Lieferung. 
Preis  2  Mark.  Cassel  und  Berlin  1887.  Ver- 
lag von  Theodor  Fischer, 

PreisconraBt  der  chemischeB  Fabrik  H.  Tromins- 

dorfll  Vorzugspreise.  Erfurt.  Wintersemester 
1887/8«.    I. 


Hlscelleii. 


üeber  den  Ursprung  der  Färbungs- 

erscheinungen  des  Heerwassers 

und  des  Wassers  der  Seen. 

Nach  den  Versuchen  von  Fol  und  Sarasin, 
welche  photograpbische  Platten  bis  zu  ge- 
wissen Tiefen  einsenkten ,  dringt  das  Tages- 
licht nicht  weiter  als  200  m  (nach  neueren 
Versuchen  360  bis  400  m)  unter  die  Ober- 
fläche ein.  Demnach  müsste  das  Wasser  der 
Gewässer ,  weiche  tiefer  sind ,  schwarz  er- 
scheinen. Dass  dieses  nicht  der  Fall  ist, 
rührt  dayon  her ,  dass  das  scheinbar  klarste 
Wasser  feste  Theilchen  suspendirt  enthält, 
da  sich  ein  in  das  Wasser  fallender  Licht- 
strahl gerade  so  markirt ,  wie  in  der  gleich- 
falls klar  erscheinenden,  mit  Sonnenstänb- 
eben  erfüllten  Zimmerlaft.  In  beiden  Fällen 
ist  es  die  Reflexion  von  unendlich  kleinen 
Partikelchen,  durch  welche  der  Gang  des 
Lichtstrahls  sichtbar  erscheint.  Der  Gegen- 
wart dieser  PartikeFchen  ist  es  zuzuschreiben , 
dass  von  dem  Lichte,  das.  in  ein  tiefes  Ge- 
wässer eindringt,  ein  Bruchtheil  wieder 
reflecttrt  wird.  Wenn  jene  Theilchen  nicht 
zu  dick  gesäet  sind,  so  wird  das  heraus 
tretende  Licht  im  Wasser  einen  langen  Weg 
zurückgelegt  haben  und  uns  daher  ebenso, 
wie  wenn  wir  durch  eine  lange ,  mit  Wasser 
gefüllte  Röhre  blicken,  in  der  Eigenfarbe  des 
Wasser  d.  h.  blau  erscheinen. 

Anders  gestaltet  sich  die  Sachlage ,  wenn 
das  Wasser  stärker  getrübt  ist  und  zwar  ge- 
trübt durch  farblose  Theilchen  von  solcher 
Feinheit,  dass  sie  durch  ein  Filter  nicht  mehr 
zurückgehalten  werden  und  sich  gewisser- 
maassen  in  einem  der  Lösung  nahestehenden 
Zustande  befinden.  Einen  solchen  „pseudo- 
colloXdalen"  Zustand  können  z.  B.  Thon  und 
Kalkstein  annehmen.  In  einem  derartigen 
Medium  erleidet  das  weisse  Licht  eine  eigen- 
thümliche  Zerlegung,  wie  durch  Versuche 
fsstgeftellt  wurde.    Die  brechbaren  Strahlen 


.  I 


werden  unter  bedeutender  Schwächung  ihrer 
Intensität  seitlich  zurückgeworfen ,  während 
die  rothen  und  gelben  Strahlen  weit  weniger 
geschwächt  werden  und  ihre  Richtung  fast 
ungeändert  beibehalten.  Es  ist  hiemach 
sehr  leicht,  sich  über  die  verschiedenen  Nu- 
ancen der  Gewässer  —  vom  Grün  bis  zum 
Brilunlichgelb  —  Rechenschaft  zu  geben. 
Wenn  Wasser  Stoffe  im  pseudo  -  collöidalen 
Zustande  in  mehr  oder  weniger  reichlicher 
Menge  enthält,  so  wird  das  Licht,  welches 
es  durchstreicht,  eine  mehr  oder  weniger 
dunkle  gelbbraune  Färbung  zeigen ;  es  kann 
sogar  vorkommen,  dass  das  Wasser  —  selbst 
in  relativ  dünner  Schicht  —  kein  Licht  mehr 
durchlässt,  dass  es  undurchsichtig,  also 
schwarz  erscheint.  Jenes  gelbe  Licht  wird 
sich  für  unser  Auge  mit  dem  blauen  Li€ht 
combiniren ,  so  werden  je  nach  dem  Mengen- 
verhältniss  des  Gelb,  grfinlichblaue,  bläulich- 
grüne,  grüne  und  gelblichgrüne  Färbungen 
entstehen. 

Wenn  das  Gelb  gegen  das  Blau  bedeutend 
im  Uebergewicht  ist ,  so  wird  letzteres  sogar 
völlig  ausgelöscht  werden;  das  Wasser  wird 
dann  eine  gelbbraune  oder  noch  dunklere 
Farbe  zeigen. 

Diesen  Erwägungen  zufolge  muss  das  Licht, 
das  aus  einem  blauen  See  austritt,  einen 
grossen  Weg  innerhalb  des  Wassers  zurück- 
gelegt und  daher  eine  erheblichere  Schwäch- 
ung erlitten  haben,  als  das  Licht  eines  grünen 
Sees,  und  letzteres  wieder  hinter  dem  von 
einem  gelbliohgrünen  See  ausgesendeten 
Licht  an  Intensität  zurückbleiben.  Durch 
Versuche ,  welche  Spring  ausführte ,  wurden 
diese  seine  Folgerungen  bewiesen.  g, 

Naturto.  Emdachau  18S7,  Nr.  28,  S.  226, 


AnethoL 

Eberhardt  giebt  Mittheilungen  über  das 
ätherische  Gel ,  welches  sich  aus  der  Wurzel 


556 


von  Osmorrhiza  longistjlis  Hafi- 
m  e  s  q  n  e  destilliren  läast.  Die  Wurzel  dieser 
Umbellifere  besitzt  deutlich  den  Geruch  nach 
Anis  und  Fenchel  und  ist  schon  seit  längerer 
Zeit  als  Anethol  führend  unter  den  Namen 
Sweet  Sicily,  Sweet  Root,  Sweet  Anise  be> 
kannt.  Das  ätherische  Oel  enthält  neben 
Anethol  noch  einen  der  geringen  Menge 
wegen  nicht  weiter  untersuchten  Kohlen- 
wasserstoff. Das  aus  dem  Oel  isolirte  Anethol 
siedet  bei  226  bis  227  ^^  C,  erstarrt  bei 
16  0 ,'  besitzt  das  spec.  Gew.  =  1,072  bei 
7,5  ^  und  dreht  die  Ebene  des  polarisirten 
Lichtstrahles  nicht.  Durch  Oxydation  mit 
Chromsäaremischnng  wurde  wie  bei  den 
anderen  Anetholarten  ebenfalls  Anissäure 
erhalten,  welche  denselben  Schmelzpunkt 
wie  die  aus  Anis -Anethol  dargestellte  Anis* 
säure  zeigte.  g. 

Pharm.  Bmidsch,  1887,  S.  149, 


Absorption  der  Salicylsäure  durch 

die  Haut. 

Ingria   konnte  durch  die  Reaction  des 


Harns  mit  Eisenchlorid  nachweisen,  dass 
Salicylsäure  mit  Mandelöl  gemischt  auf  die 
Haut  eingerieben,  von  hier  aas  resorbiit 
wird.  Die  Resorption  erfolgt  langsam  und 
unvollständig,  so  dass  1  cg  per  es  gleich  ist 
25  cg  auf  die  Haut  eingerieben.  15  bis  20  g 
Salicylsäure  in  dieser  Weise  eingerieben,  be- 
wirken keine  unangenehmen  Symptome; 
werden  nicht  mehr  als  4  g  eingerieben ,  so 
werden  HautrÖthungen  nicht  beobachtet. 
B,      Mediein.'Chirurg.  Bundsch.  1887,  S.  628. 


Quantitative  Abscheidung  und 
Bestimmung  des  Zinks. 

Von  S.  Bein. 
Zur  Trennung  des  Zinks  von  Eisen oxyd- 
satz  empfiehlt  Verf. ,  letzteres  durch  Zusatz 
von  bernsteinsaurem  Natrium  abzuscheiden. 
Das  Zink  selbst  bringt  er  als  ZnO  seur  Wäg- 
ung, indem  er  die  concentrirte  Losung  in  der 
Siedehitze  mit  Natriumcarbonat  fällt,  den  er- 
haltenen Niederschlag    in  HNO3    lost  und 

glüht.  — o^^ 

Bep,  anal.  Chem.  275^383. 


V  >•        ^  ,  /         ^ 


Offene  CorrespoiiclenaE. 


Moff.  Pharm.  H.  »n  B.  Wir  veröffentlichen 
Ihre  Anfrage :  Kennt  Jemand  die  Pflanze,  welche 
zur  Herstellung  eines  Thees  (zerschnittene  grüne 
Blätter  mit  den  Stengeln)  benützt  wird,  der  mit 
folgender  Reclamc  vertrieben  wird: 

„Erstes  Pflanzenproduct  zur  Vertilgung  der 
Mäuse  und  Eatten.  Dieses  empfehlenswerthe 
Mittel,  durch  einige  Jahre  von  Oeconomen  und 
GctrcidchÄndlern  erprobt,  besitzt  die  Kraft 
Mfiuse  und  Ratten,  überhaupt  Nagethiere,  voll- 
kommen zu  vertilgen.  Menschen  und  allen 
nützlichen  Hausthieren  ganz  unschädlich,  daher 
bis  jetzt  allen  bekannten  Mitteln  vorzuziehen. 
Preis  per  Packet  sammt  Gebrauchs-Anweisung 
ÖO  Pf.  Dieses  Mittel  ist  echt  im  Haupt-Depöt 
hei  Herrn  F.  L.  Bütner,  Droguist  in  Brunn, 
zu  beziehen." 

Anfrage:  „Kennt  Jemand  die  Zusammen- 
setzung des  Jodotannins,  das  in  der  Julius- 
hospitals  -  Apotheke  in  Würzburg  angewandt 
wird?" 

Apoth,  W.  in  P.  Auch  in  der  Sftchsi- 
schen  Arzneitaxe  kommen  Ähnliche  Ver- 
hiiltnisse  vor,  wie  folgender  Fall  beweist.  Unter 
den  Arbeitspreisen  für  Auflösen  befinden  sich 
nachstehende  Bestimmungen: 

„Für  das  Auflösen  von  krvstallisirter  Carbol- 
saurc  sind  incl.  des  Schmelzen s  derselben  zu 
berechnen  10  Pf.  Bei  Verwendung  von  Acid. 
carbolic.  liquefactum  fällt  eine  Berechnung  für 
Schmelzung  und  Auflösung  weg." 

Bei  Berechnung  einer  Solutio  acidi  car- 


bolic i  3,0:100,0  ergeben  sich  nun,  je  nach- 
dem ob  Acidnm  carboUcum  liqnefaetmn  oder 
angeblich  crjstallisatum  Verwendung  fand, 
folgende  Preisansätze: 

1.  Acid.  carbolic.  liquefact  3,3  g  5  Pf , 

Wasser  96,7  g 5   » 

Wfigungen 6   , 

Glas 15   "  _ 

31  Pf. 
rund  =  85  Pfennige. 

2.  Acid.  carbolic.  crystallis,  3,0  g  5  Pf. 

Wasser  97,0  g 5   « 

Wägnngen 6   „ 

Lösung 10   » 

Glas 15   . 


41  Pf. 

rund  =  45  Pfennige. 

Verschreibt  jedoch  der  Arzt  dasselbe  Medica- 
ment  unter  dem  Namen  Aqua  carbolisats 
(3  pCt)  100,0,  so  kommt  der  speciell  hierför 
ausgeworfene  Preis  in  Betracht  und  die  Ge- 
sammtsumme  beträgt: 

Aqua  carbolisata  (bis  3  pCt) 

100,0  g 8  Pf. 

Wägung 3   , 

Glas 15   . 


rund  =  80  Pfennige. 


26  Pf. 


Also   für   dasselbe   Medicament   drei 
verschiedene  Preise. 


Verleger  und  ▼erantwortliehor  Redaetenr  Dr.  E»  Oelitler  in  Dresden. 


Pharmaceuiische  Centralhalie 

für  Deutschland. 

Zeitung  för  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Oelssler. 

Flrecheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementipreis  dnroh  die  Post  oder  den  Buchhandel 

vierteljährlich   3  Mark.    Bei  Zusendung  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einielne  Nummern 

35  Pf.    Inserate:  dio  einmal  gehaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 

Anfragen,  Aufträge,  Manuseripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Piünitzer  Strasse  56  adressiren. 

M  45.     Berlin,  den  10.  November  1 887.  ^^l  M^^rj. 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 

Inhalt;  Chemie  nail  PhtraiMiei  Ueber  die  Denatarirung  des  Spiritus.  —  Ueber  di«  Bereitung  des  Collodiams 
naeh  der  Torsehrilt  der  Ph.  G.  11  und  über  diejenige  mit  Kalisalpeter.  —  Nicht  officlnelle  Formeln  der  Pharm. 
Britt  —  Pharmacognostisches.  —  Die  Prilparatioa  der  Orebtdeen  fttr  Herbarien.  —  Antiseptika.  —  Qoantitative 
Bestimmnng  des  Chlorophylls.  —  MIteelleBS  Einflnss  der  Form  der  Yerordnang  auf  die  Wirkung  der  Arznci- 
initlel.  —  Dinitrokresol.  —  üeber  geflirbten  Kaffee.  —  Pollenkörner  nnd  Henfleber.  ^   Oeheimmlttelschwlndel 

auf  Aotien.  —  ABielgea. 


Ctaemie  und  Pharmacie. 


üeber  die  Denatnrinmg 
des  Spiritus. 

Durch  das  neue  Spiritusgesetz  i9t  als 
allgemeines  Denaturirungsmittel  ein  Ge- 
misch von  2  Th.  Holzgeist  und  1  Th. 
Pyridinbasen  vorgeschrieben. 

Es  ist  bekannt,  dass  vor  etwa  2  Jahren 
der  Verein  für  Spiritusindustrie  ein  Preis- 
ausschreiben ftlr  das  beste  Denaturirungs- 
mittel erliess  und  dass  von  demselben 
das  rohe  Eautschuköl  und  eine  Lösung 
von  Naphthalin  in  Petroleum  mit  einem 
Preise  ausgezeichnet  wurden.  Die  offi- 
cielle  Gommission  für  die  Spiritusdenatu- 
rirung  glaubte  sich  jedoch  ftir  keines 
der  beiden  Mittel  entscbliessen  zu  sollen, 
sondern  empfahl  zunächst  ein  Gemisch 
von  2  Th.  Holzgeist  und  0,4  Th.  Pyridin. 
Dieses  Gemisch  schien  der  obersten 
Steuerbehörde  jedoch  noch  nicht  genü- 
gende Gewähr  daftir  zu  bieten,  dass  der 
damit  denaturirte  Spiritus  für  den  Ge- 
nuss  unbrauchbar  wäre,  und  man  nahm 
schliesslich  ein  Gemisch  von  2  Th.  Holz- 
geist und  1  Th.  Pyridinbasen  auf  100  Th. 
Spiritus  an. 


Der  Holzgeist  oder  Methylalkohol 
ist  ein  Product  der  trockenen  Destillation 
des  Holzes  und  in  reiner  Form  eigent- 
lich gar  kein  Denaturirungsmittel,  da 
er  sehr  angenehm  riecht  und  schmeckt; 
das  Gesetz  schreibt  aber  ein  unreines, 
stark  Aceton  und  Allylalkohol  enthalten- 
des Präparat  vor.  Das  specifisehe  Ge- 
wicht soll  bei  15  o  0.  0,840  nicht  über- 
steigen. Für  die  genauere  Prüfung,  wie 
dieselbe  von  den  Steuerbehörden  verlangt 
wird,  folgen  untenstehend  Anweisungen. 

Die  Pyridinbasen  stellen  eine  mehr 
oder  weniger  gelblieh  gefärbte  Flüssig- 
keit von  starkem  unangenehmen  Gerüche 
und  bitterem  Geschmacke  dar ;  diese  Py- 
ridinbasen bestehen  aus  einem  Gemisch 
verschiedener  Körper,  dem  Pyridin,  Pi- 
colin,  Lutidin,  Collidin  und  Parvolin, 
welche  mit  dem  Anilin  und  seinen  Ho- 
mologen zwar  gleiche  Zusammensetzung 
haben  (Picolin  =  C6H7N  =  Methylpyridin 
=  isomer  mit  Anilin),  aber  in  ihrer  Con- 
stitution und  in  ihren  Eigenschaften 
völlig  verschieden  von  denselben  sind. 
Die  Pyridinbasen  vereinigen  sich  wie 
das  Ammoniak   direct   mit   Säuren   zu 


668 


Salzen.  Früher  war  das  Bobproduct  zur 
Gewinnung  des  Pyridins  das  Thieröl 
(Oleum  animale  Dippel),  welches  ausser- 
dem noch  verschiedene  Säuren  (Propion- 
säure etc.),  sowie  Benzolderiyate  enthielt. 
Man  schüttelte  die  Lösung  des  Thieröls 
mit  Schwefelsäure  und  schied  aus  der 
schwefelsauren  Lösung  durch  Natron- 
lauge das  Pyridin  ab. 

Weiter  entsteht  das  Pyridin  bei  der 
trockenen  Destillation  verschiedener  stick- 
stoffhaltiger Körper  und  besonders  bei 
der  Verarbeitung  des  Steinkohlentheers 
auf  Benzol. 

Es  ist  hier  in  den  sauren  Wasch- 
wässem  vorhanden,  aus  denen  es  eben- 
falls durch  Neutralisiren  mit  Alkalien 
abgeschieden  wird.  Die  Ausbeute  ist 
jedoch  nur  eine  ausserordentlich  geringe 
(0,5  p.  mille),  so  dass  einerseits  der  hohe 
Preis,  andererseits  der  Mangel,  welcher 
bei  dem  jetzt  starken  Gebrauche  über- 
haupt auf  dem  Markte  eingetreten  ist, 
sich  hierdurch  erklärt. 

Vor  einigen  Jahren  wurde  das  Pyridin 
einmal  von  Oermain  See  als  vorzüg- 
Uches  Mittel  bei  Asthma  empfohlen;  es 
konnte  sich  jedoch  im  Arzneischatze 
nicht  halten. 

Für  die  Prüfung  der  beiden,  jetzt  als 
Denaturirungsmittel  vorgeschriebenen 
Präparate  giebt  die  Steuerbehörde  eine 
Anweisung,  welche  wir  nachstehend 
folgen  lassen. 

Anweisung  zur  Prüftmg  des  Eolzgeistes 
und  der  Pyridinbasen. 

L  Holzgeist. 

1.  Farbe. 
Die  Farbe  des  Hohgeistes  soll  nicht  dookler 
sein,  als  die  heUen  Rheinweines. 

2.  Specifisches  Gewicht 

Die  Ermittelnng  des  specifischen  Gewichts 
hat  mit  einem  amtlich  beglaubigten  Thermo- 
Arfiometer  zn  geschehen. 

8.  Siedepunkt. 

100  ccm  Holzgeist  werden  in  einen  ICetall- 
kolben  gebracht;  auf  den  Kolben  ist  ein  mit 
Kugel  versehenes  Siederohr  aufgesetzt,  welches 
durch  einen  seitlichen  Stutzen  mit  einem  JJie- 
&i^schen  Kühler  verbunden  ist.  Durch  die 
obere  Oeffnnng  des  Siederohrs  wird  ein  amtlich 
beglaubigtes  Thermometer  mit  hnnderttheiliffer 
Scala  eingefQhrt,  dessen  Quec^ilbergelftss  ois 
unterhalb  des  Stutzens  hinabreicht  Per  Kolben 
irird  so  mftssig  erhitzt,  dass  das  Übergehende 


DestiUat  aus  dem  Kühler  tropfenweise  abl&uft 
Das  DestiUat  wird  in  einem  graduiiten  Glas- 
cylinder  aufgefangen  und  soll,  wenn  das  Ther- 
mometer 75<*  zeigt,  90  ccm  mindestens  betragen. 

4.  Mischbarkeit  mit  Wasser. 
Beim  Yermischen  yon  20  ecm  Holzgeist  mit 
40  ccm    Wasser    dürfen    anch    nach   Iftngerem 
Stehen  keine  OeltrOpfchen  ausgeBchioden  werden. 

5.  Gehalt  an  Aceton. 
Beim  Durchschütteln  Ton  20  ccm  HolzgeiBt 
mit  40  ccm  Natronlauge  von  13  spedfiBchem  Ge- 
wicht sollen  nach  einif^em  Stehen  noch  minde- 
stens 4,0  ccm  des  Holzgeistes  abgeschieden  werden. 

6.  Aufnahmefähigkeit  für  Brom. 

10,0  ccm  einer  Losung  Ton  Kaliumbromat  und 
Kaliumbromid,  welche  nach  der  unt^stehenden 
Weise  hergestellt  ist,  werden  mit  20  ccm  einer 
in  der  gleichfaUs  unten  angegebenen  Weise  Ter- 
düunten  Schwefelsäure  yersetzt  Zu  diesem  Ge- 
misch, das  eine  BromlOsung  Yon  0,703  g  Brom 
darsteUt,  wird  aus  einer  in  0,1  ccm  getneüten 
Bürette  tropfenweise  unter  fortwährendem  Um- 
rühren so  lange  Holzgeist  zugesetzt,  bis  Ent- 
färbung eintritt.  Zur  Entfärbung  sollen  nicht 
mehr  als  10  ccm  und  nicht  weniger  als  7,5  ccm 
genügen.  Sodann  wird  eine  Flasche  mit  Glas- 
stöpsel von  hinreichendem  Ranmgehalt  mit  frisch 
ausgeglühten,  erbsennossen  KohlenstUcken  an- 
gefQUt  und  auf  die  &ohle  eine  IGschung  von 
gleichen  Mengen  Holzgeist  und  Wasser  aufge- 
gossen. Nach  swOlfstündigem  Stehen  sollen  Ton 
dem  Filtrat  noch  mindestens  dO  ecm  zur  Entftr^ 
bun^  obiger  BromlOsung  genügen. 

Die  Prüfungen  der  Aufnanmefthigkeit  Ar 
Brom  sind  stets  bei  yoUem  Tageslichte 
auszuführen. 

Anweisung  zur  Herstellung  der  Bertand- 
theile  der  BromlSsung. 

a)  Bromsalze.  Nach  zweistündigem  Trocknen 
bei  lOO«'  und  Abkühlenlassen  im  Exsiccator 
werden  2,447  g  Kaliumbromat  und  8,719  ^  Ka- 
liumbromid, welche  rorher  auf  ihre  Reinbett  ge- 
prüft sind,  abgewogen  und  in  Wasser  gelOst  Die 
Losung  wird  zn  einem  liter  aufgeAlUt. 

b)  Verdünnte  Schwefelsäuije.  Ein  Vo- 
lumen concentrirte  Sdiwefelsäure  wird  mit  drei 
Volumen  Wasser  Tormischt,  das  Gemisch  lässt 
man  erkalten. 

n.  PjTldlBbMeii« 

1.  Farbe. 
Die  Farbe  der  Pyridinbasen  ist  die  des  Holz- 

feistes,  doch  soll  m  Bücksicht  auf  das  leichte 
fachdunkeln  des  Pyridinbasengemisohes  bei 
längerem  Stehen  nocn  eine  Färbung  bis  in  der 
des  Madeiraweines  zulässig  sein. 

2.  Verhalten  gegen  Cadmiumchlorid. 
20  ccm  einer  Losung  Ton  1  ocm  der  Pyridin- 
basen in  250  ccm  Wasser  werden  mit  einer  flnf* 
procentigen  wässerigen  Losung  von  Cadmium- 
chlorid versetzt;  es  soll  nach  wenigen  Augen- 
blicken eine  deutliche  Trübung  eintreten. 

8.  Siedepunkt 
Man  Teri&hrt  wie  bemi  Hoh^geist»  doch  soll 


■ 

I 


559 


das  Destillat,  erst   wenn  das  Thermometer  anf 
140<>  gestiegen  ist,  mindestens  90ccm  betragen. 

4.  Mischbarkeit  mit  Wasser. 
Wie  beim  Holzgeist. 

5.  Wassergehalt. 

Beim  Durchschütteln  Yon  SOccm  Basen  and 
20  ccm  Natronlauge  von  1,4  specfischem  Gewicht 
sollen  nach  einigem  Stehenlassen  mindestens 
18,0  ccm  der  Basen  abgeschieden  werden. 

6.  Flüchtigkeit. 

Vier  Tropfen  des  Basen  gemisches  auf  einem 
Platinblech  in  die  Flamme  eines  Bunsenbrenners 
gehalten,  sollen  mit  mssender  Fl&mme  ver- 
brennen nnd  keinen  Rückstand  hinterlassen. 


Die  Frage,  ob  noch  weitere  Denatu- 
rirangsmittel  zulässig  sind,  ist  zu  be- 
jahen, und  setzen  wir  hierher  den  §  10 
des  Gesetzes  vom  27.  September  1887, 
welcher  dieselben  aufführt. 

2.  Besondere  Denatarirnngsmittel. 

§  10.  Gewerbtreibenden  kann  es  gestattet 
werden,  die  Denatarimng  von  Branntwein  für 
den  eigenen  gewerblichen  Bedarf  statt  mit  dem 
allgemeinen  Denatnrimngsmittel  mit  Pyridin- 
basen  von  der  im  §  8  Abs.  2  vorgeschriebenen 
Beschaffenheit  in  dem  YerhSltniss  von  Va  Liter 
zn  je  100  Liter  reinen  Alkohols  vorzunehmen. 
Bezüglich  der  Voraussetzungen ,  unter  denen 
dieses  Denatnrirungsmittel  zugelassen  werden 
darf,  finden  die  Vorschriften  des  §  9  ent- 
sprechende Anwendung. 

Zur  Fabrikation  von  Essig  kann  Branntwein 
mit  dem  bezeichneten  Zusatz  von  Pyridinbasen 
oder  mit  ICO  pCt.  Wasser  und  100  pCt.  Essig 
von  6  pGt.  Gehalt  an  Essifrsfiure  (Essigsäure- 
hydrat) oder  mit  100  pCt  Wasser  nnd  öO  pCt. 
Essig  von  12  pCt  Gehalt  denaturirt  werden, 
wobei  auf  Verlangen  des  Antragstellers  auf  die 
beizumischende  Wassermenge  sowohl  die  das 
vorgeschriebene  Maass  übersteigende  Menge  zu- 

fesetzten  Essigs  als  die  in  dem  vorgeführten 
Iranntwein  enthaltene  Wassermenge  in  An- 
rechnnng  gebracht  werden  darf.  An  Stelle  des 
Wassers  kann  auch  Bier  oder  Hefenwasser  ver- 
wendet werden. 

Bis  auf  Weiteres  können  femer  als  Denatn- 
rirungsmittel fElr  den  zu  verwendenden  Brannt- 
wein gestattet  werden: 
Zur  Herstellung  Ton 

a)  Lacken  aller  Art  und  Polituren,  soweit  die* 
selben  zur  Verarbeitung  im  eigenen  Fabrikations- 
betriebe bestimmt  sind :  '/t  pCt  Terpentinöl, 

b)  Knallquecksilber:  V«  pCt.  Terpentinöl  oder 
0^  pCt.  Thieröl, 

c)  Anilinfarben :  0,025  pCt  Thieröl, 
a)  Chemikalien: 

1.  der  Alkaloide:  V,  pCt.  Terpentinöl  oder 
0,025  pCt.  Thieröl, 

2.  der  als  Arzneimittel  gebrauchten  Extrac- 
tivstoffe,  wie  Jalappenharz  und  Scammonium: 
i/t  pCt  Terpentinöl, 

8.  des  Chloroforms,  des  Jodoforms,  des  Schwe- 


felftthers,  des   Antipirins   aus  Essigäther,   des 
Chloralhydrats:  0,025  pCt.  Thieröl. 

4.  des  CoUodinms  des  Tannins,  der  Salicyl- 
sfture  und  der  salicylsaaren  Salze:  lOpCt  Schwe- 
felftther, 

5.  von  Blei  weiss  und  essigsauren  Salzen  (Blei- 
zucker): 0,025  pCt  Thieröl. 

Die  Denaturirung  von  Branntwein  in  jeder 
der  vorbezeichneten  Arten  darf  jedoch  nur  zu 
dem  angemeldeten  Zwecke  und  in  den  Gewerbs- 
räumen des  betreffenden  Gewerbtreibenden  ge- 
schehen. Das  Ablassen  dergestalt  denaturirten 
Branntweins  an  Andere  ist  unzulässig. 

Die  Frage  nach  einem  geeigneten  De- 
naturirungsmittel  f&r  den  medicinisch  zu 
verwendenden  Spiritus  ist  noch  offen  und 
dürfte  ein  solches  Mittel,  das  im  kleinen 
pharmaceutischen  Betriebe  allgemein  ver- 
wendbar wäre,  wohl  kaum  gefunden 
werden.  Dagegen  scheinen  sich  die 
meisten  Regierungen  der  Ansicht  zuzu- 
neigen, dass  der  pharmaceutisch  ver- 
wandte Spiritus  nicht  zn  versteuern  sei, 
und  ist  daher  in  einzelnen  Staaten  (Sach- 
sen) bereits  jetzt  steuerfreier  Spiritus 
durch  die  Apotheker  zu  beziehen,  in  an- 
deren die  Bückvergütung  wahrscheinlich. 

— OS— 


üeber  die  Bereitung  des  Collo- 
dioms  nach  der  Vorschrift  der 
Ph.  6.  II  und  über  diejenige  mit 

Kalisalpeter. 

Zur  Darstellung  von  Collodium  gab 
die  Ph.  B.  VII  zwei  Vorschriften,  welche 
unverändert  in  die  Ph.  G.  I  aufgenom- 
men wurden.  Die  letzte  der  beiden 
Vorschriften,  die  einzige  der  Ph.  G.  II, 
wurde  in  derselben  soweit  geändert,  dass 
in  dasselbe  Quantum  des  Säurege- 
misches Vio  Gossjrpium  mehr  eingetragen 
wurde;  femer  wurde  die  Zeitdauer  der 
Einwirkung  auf  24  Stunden  festgesetzt. 
Von  der  gewonnenen  GollodiumwoUe 
lässt  die  Ph.  G.  II  in  6  Th.  Weingeist 
und  42  Th.  Aether  2  Th.  auflösen,  wäh- 
rend die  Pharmakopoe  -  Gommission  nur 
1  Tb.  Wolle  auflöst,  so  dass  sie  nur 
ein  um  die  Hälfte  so  starkes  Präparat 
erhält. 

Bei  genauer  Befolgung  der  Vorschrift 
der  Ph.  G.  II  erhielt  ich  in  allen  Fällen 
eine  Wolle,  die  sich  in  dem  Aether- 
weingeist  ohne  den  geringsten  Sückstand 
löste.   —   Da  die   mir  zur  Verfügung 


560 


stehenden  Säuren  zu  leicht  waren,  so 
brachte  ich  sie  durch  Zusatz  von  rau- 
chender Schwefel-  und  Salpetersäure  auf 
das  vorgeschriebene  spec.  Gewicht.  In 
einem  Falle,  in  dem  ich  es  vernach- 
lässigte, die  zu  schwache  Säure  zu  cor- 
rigiren,  erhielt  ich  ein  kurzfaseriges 
Product,  das  sich  im  Aetherweingeist 
nicht  löste.  Dasselbe  betrug  auch  we- 
niger, als  die  in  Arbeit  genommene 
Baumwolle;  conc.  Salpeter-  und  Schwe- 
felsäure wirkt  nämlich  auf  Gellulose  we- 
niger auflösend. 

Einen  sehr  erfreulichen  Erfolg  erhielt 
ich  auch  nach  einer  Vorschrift,  die 
Schliehim  in  seinem  Oommentar  zur 
Ph.  0.  II  angiebt,  und  über  die  sich 
auch  Mohr  im  Oommentar  zur  Ph.  ß.  VII 
und  Muspratt  im  Handbuch  der  tech- 
nischen Chemie  lobend  äussert. 

In  einer  Porzellanschale  mischte  ich 
grobgepulverten  Kalisalpeter  450  Th.  und 
Schwefelsäure  vom  spec.  Gewicht  1,820 
1000  Th.  und  trug,  nachdem  sich  die 
Mischung  bis  auf  40^  G.  erwärmt  hatte, 
Baumwolle  50 Th.  ein,  arbeitete  gut  unter 
und  Hess  genau  eine  halbe  Stunde  stehen. 
Dann  goss  ich  Ober  das  Ganze  Brunnen- 
wasser, lockerte  den  OoUodiumwolle- 
Kuchen  auf  und  wusch  das  langfaserige 
Product,  zuletzt  mit  destillirtem  Wasser, 
so  lange  aus,  bis  blaues  Lackmuspapier 
vom  Waschwasser  nicht  mehr  geröthet 
wurde.  Nunmehr  drückte  ich  die  Wolle 
tüchtiff  aus,  um  sie  dann,  mit  Spiritus 
befeuchtet,  in  Fliesspapier  eingeschlagen, 
eine  halbe  Stunde  zwischen  Ziegelsteinen 
zu  pressen.  Wie  mir  zwei  Versuche 
bewiesen,  und  es  auch  von  Mohr  und 
Mitspraü  erwähnt  wird,  löste  sich  die 
noch  schwach  spiritusfeuchte  Wolle  leich- 
ter, als  die  durchaus  trockene  im  Aether- 
weingeist, 

Erwähnt  sei  noch  besonders,  dass  ich, 
mit  Ausnahme  des  Falles,  wo  ich  zu 
schwache  Säuren  nahm,  jedesmal  das 
doppelte  Gewicht  GollodiumwoUe  der  in 
Arbeit  genommenen  Baumwolle  erhielt, 
während  Schliehim,  Hager  u.  A.  150  pGt. 
erhielten. 

O,  Renner,  Pbannaceat. 


Nicht  offi<sinelle  Formeln  der 
PhamL  Britt 

Die  British  Pbannftceatical  Conference 
setzte  aaf  ihrer  V.enammlong  in  Birmingham 
1886  eine  Commisaion  Ton  10  Mitgliedern 
ein,  am  für  eine  Ansahl  ron  nicht  of&cinellen, 
aber  trotzdem  häofig  gebraachten  Mitteln 
allgemein  gültige  Formeln  festzusetzen.  Wir 
geben  in  Nachstehendem  einen  Theil  dieser 
Formeln,  soweit  sie  fSr  die  deutsche  Phar- 
macie  ebenfalls  von  Werth  sind.  Leider 
sind  in  der  Originalmittheilnng  (Ph.  Jonm. 
Transact  Sept.  1887)  anstatt  der  Verhfilt- 
nisszahien  noch  immer  die  alten  englischen 
Maasse  und  Gewichte  stehen  geblieben. 

Chloral  cum  Camphora. 

Chloral.  hydrat. 
Camphora  ää  part.  aequal. 

Blizir  Caseara  sagrada. 

Tinctura  Aurant.  cort.      .     .  2  Theile, 

Aqu.  Cinnamom 3 

Syrup.  simpl 6 

Spirit.  dilut 1 

Extr.  fluid.  Caseara  sagrad.    .  8 

Elixir  Gnaranae. 

Guarana  palrerat.  .     .     . 
Magnesia  usta.  .... 

Symp.  simpl 

Ol.  Cinnamomi        .     .     . 
Spiritus  q.  s. 

Die  PuItct  werden  gemischt,  mit  90  g 
Alkohol  einen  Tag  macerirt,  mit  250  g  gro- 
bem Sand  gemischt^  in  einen  Pereolator  ge- 
bracht, und  mit  soviel  Alkohol  pereolirt,  dass 
480  ccm  erhalten  werden ;  das  fertige  Elixir 
wird  mit  6  Tropfen  Zimmtol  und  60  g  Syrup 
versetzt. 

Elixir  Simplex. 

Ol.  Aurantii  (amar.)    •     .  2  Theile, 

Spirit.  dilut 200 

Aqu.  Cinnamom.     .     .     .  230 

Syrap 230 

Misce. 

Emulsio  Olei  Jecoris« 


»» 


»V 


19 


»» 


120  s, 
16  „ 
60  „ 
6  Tropf., 


»1 


»I 


91 


Ol.  Jecoris  Aselli  • 
Tragacanth.  pulr.  . 
Tinctura  Benzoes  . 
Spirit.  Chloroform  ii 
Glycerin  .  .  . 
Ol. 


1200  Theile, 
12 
15 
15 
30 
7.5    „ 


99 


99 


9» 


99 


Mf.  lege  artis  emulsio  ad  2400  Theile. 


561 


Extraetam  Orindeliae  liquidom. 
Eid  Eztract  aus  den  Bl&ttern  nnd  blüben- 
den    Aesten    von    Grindelia   squarrosa   und 
robnsta. 

600  g  der  grob  gepulverten  Droge  werden 
mit  yerdunntem  Spiritus  zuerst  macerirt, 
darauf  ausgezogen,  dass  das  Percolat  600  g 
beträgt. 

Extractum  Hamamelidis  liquidum. 
Folia  Hamamelidis  600  g  werden  mit 
einem  Gemisch  von  einem  Tbeil  verdünntem 
Spiritus  und  zwei  Tbeilen  Wasser  in  der 
oben  beschriebenen  Weise  behandelt  und 
ebenfalls  auf  600  g  gebracht. 

Extractum  Hydrastis  liquidum.; 

600  g  gepulverte  Rbizoma  Hydrastis  cana- 
densis  werden  mit  einem  Gemisch  von  glei- 
chen Theilen  verdünntem  Spiritus  und  Was- 
ser erschöpft  nnd  zwar  die  ersten  500  ccm 
aufgefangen,  der  Spiritus  von  dem  nachher 
abtropfenden  abdestillirt  und  mit  den  übri- 
gen 500  ccm  vereinigt,  so  dass  das  Ganze 
600  g  beträgt. 

Linimentum  Opii  ammoniatum. 

Liniment,  saponat.  (Ph.  Br.)  6  Theile, 
Liniment,     camphor.     comp. 

Ph.  Br 6 

Tinctura  Opii 6 

Liniment.  Belladonnae    .  1 

Liquor  Ammonii  caust.    .     .  1 

Misce,  filtra. 

Liquor  Ferri  hypophosphitis 

compositus. 
Calcium  bypopbosphoros.      .  20  Theile, 
Natrium  hjpophosphoros.      .  20 
Magnesium   hypophosphoros.   10 
Ferrum  sulphuricum    .  .15 

Natrium  carbonicum    ...  20 
Acidum     hypopbosphorosnm 
(spec.  Gew.  =  1,186)     .  30 
Aqu.  destill,  q.  s.  ad  600  Theilen. 

Die  Hypophosphite  werden  in  240  Theilen 
Wasser  gelöst. 

Eisensulfat  und  Natriumcarbonat  werden 
in  gesonderten  Portionen  Wasser  gelöst,  ge- 
mischt und  der  Niederschlag  von  Eisencarbo- 
nat  so  lange  mit  versüsstem  Wasser  aus- 
gewaschen, bis  das  Ablaufende  mit  Baryum- 
nitrat  keinen  Niederschlag  mehr  giebt.  Der 
feuchte  Niederschlag  wird  nun  in  die  Lösung 
der  Hypophosphite  gebracht  und  die  Säure 
in  kleinen  Portionen  hinzugefügt.  Das 
Ganze  wird  auf  600  Theile  gebracht. 


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Syrupus  Apomorphinae  hydro- 

chloratis. 

Apomorphin.  bydrochloric.  0,50 

Acid.  hydrochlor.  dilut.  15,00 

Spiritus  dilut 50,0 

Aqu.  destill 50,0 

Syrup  ad 1000,0 

Misce. 

Syrupus  Cascara  sagrada. 

Extract.  liquid.  Cascar.  sagrad.  120 

Extract.  liq.  Liquiritiae  90 

Tinctura  carminativa    .  7,5 

Syrup.  q.  s.  ad 600. 

Es  folgen  nun  noch 
Syrup.  Ferri  hypophosphitis, 
Syrup.  Ferri  phosphatis  compositus, 
Syrup.  Ferri,  Quiniae  et  Strychniae  phos- 

phatum, 
Syrup.  hypophosphitum  compositus, 
von  welchen  Präparaten  schon  mehrfach  Vor- 
schriften gegeben  sind,  sowie  femer  eine 
Beihe  von  Tincturen,  welche  theils  1  : 5, 
theils  1  : 8  dargestellt  werden.  Nur  für 
Tinct.  Stropbanti  ist  das  Verhältniss  1  :  20 
angenommen.  .^Qg^^ 


Lappa  officinalis.  Wechsler (Amer. 
Joum.  of  Pharm.)  fand  ein  Giycosid  in  der 
Wurzel  dieser  Pflanze,  sowie  auch  fettes  Gel 
und  ein  Harz. 

Cypripedium  parviflorum.  Be- 
shore  fand  in  dieser  Pflanze  einen  eigenthüm- 
lichen  Gerbstoff,  sowie  fettes  und  flüchtiges 
Gel  und  eine  kleine  Menge  eines  Harzes,  aber 
weder  ein  Alkaloid  noch  ein  Glykosid. 

Gleditsohia  triacanthos.  Paul 
und  Coumley  erhielten  eine  geringe  Menge 
der  Blätter  dieser  Pflanze  und  stellten  damit 
Versuche  an,  um  das  Stenocarpin,  wel- 
ches in  dieser  Pflanze  enthalten  sein  sollte, 
zu  isoliren.  Das  Stenocarpin  wurde  von 
Goodman  und  Claibome  in  dieser  Pflanze 
aufgefunden  und  als  ein  Seitenstück  des 
Cocains  erkannt.  Paid und  Cownley  (Pharm. 
Joum.  Transact.)  konnten  aber  nichts  erhal- 
ten, was  einem  Alkaloid,  und  am  wenigsten 
dem  Cocain  ähnlich  gewesen  wäre. 

Es  ist  nun  aus  der  Originaimittheilung 
nicht  genau  ersichtlich,  ob  das  Stenocarpin 
aus  der  oben  genannten  Pflanze  oder  aus 
Acacia  stenocarpa  erhalten  wurde.  Die  an- 
geführten    volksthüm liehen    Namen     passen 


562 


aber  auf  Gleditschia  triacanthoS)  und  es  ist 
also  nicht  unmöglicbf  dass  auch  die  Existenz 
dieses  Auaestheticums  sich  als  ein  Traum 
herausstellen  wird. 


— 08— 


Die  Präparation 
der  Orchideen  für  Herbarien. 

Von  Robert  Regler, 

Die  P^amilie  der  Orchideen  war  schon  lange 
das  Schmerzenskind  aller  Systematiker,  wel- 
che sich  mit  dem  Präpariren  derselben  be- 
hufs Einleguug  in  Herbarien  beschäftigten. 

Die  Orchideen  besitzen  grösstentheils  die 
Eigenschaft  bei  gewöhnlichem  Pressen  zwi- 
schen Fliesspapier  mehr  oder  weniger  die 
Farbe  zu  verlieren  resp.  zu  verändern. 

Um  diesem  Uebelstande  abzuhelfen,  wur- 
den schon  die  verschiedensten  Vorschläge 
gemacht,  welche  mehr  oder  weniger  ihrem 
Zwecke  entsprachen. 

Das  Eintauchen  der  Pflanzen  in  siedendes 
Wasser  ist  nur  für  Knollen  gut  brauchbar. 

Eine  zweite  Methode  ist  die  von  F.  Hen- 
nings im  Botaniker- l^lender  von  1886  an- 
gegebene spirituöse  Seh wcftigsäure- 
lösung,  welche  hergestellt  wird  durch 
Sättigen  einer  Mischung  von  4  Theilen 
Wasser  und  1  Theil  Spiritus  mit  Schweilig- 
säuregas.  Diese  Vorschrift  ist  zwar  ausge- 
zeichnet, allein  sie  führt  doch  nicht  in  allen 
Fällen  zu  wirklich  musterhaften  Resultaten 
und  dies  um  so  weniger,  als  es  ziemlich 
schwer  ist,  die  zum  Eintauchen  nöthige  Zeit 
für  jede  Pflanze  richtig  zu  bemessen. 

Mit  Borsäure,  welche  als  Pulver  auf  die 
Pflanze  aufgestreut  wurde,  erhielt  Verfasser 
in  manchen  Fällen  gute  Resultate.  Bei 
einigen  Pflanzen  erhielt  sich  namentlich  die 
Farbe  der  Blätter  ziemlich  gut,  wogegen, 
namentlich  wenn  der  Trockenprocess  nicht 
durch  häufiges  Wechseln  der  Zwischenlagen 
und  vorheriges  Erhitzen  der  neuen  auf 
60  bis  70^  im  Lufttrockenschrank  beschleu- 
nigt wurde,  die  Pflanze  sich  trotzdem  theil- 
weise  verfärbte. 

Nebenbei  stellte  er  Versuche  mit  Borsäure 
in  Lösung  an,  welche  zu  bedeutend  bessern 
Resultaten  führten.  Hegler  verwandte  hierzu 
eine  Flüssigkeit,  welche  durch  Auflösung  von 
60  g  Borsäure  in  500  g  heissem  Wasser  und 
Zusatz  von  500  g  90  procentigem  Alkohol 
und  10  g  Glycerin  hergestellt  wurde. 

Von  allen  untersuchten  Körpern  gab  allein 


Salicylsäure  überraschend  gute  Resultate. 
Dieselbe  wurde  zuerst  in  Pulverform  ange- 
wendet und  auf  die  im  Pressbogeu  befindliche 
Pflanze  wenig  aufgestreut.  Nach  dem  Pres- 
sen und  Trocknen  lässt  sich  die  Salicylsiiure 
mit  einem  Pinsel  von  der  Blüthe  abwischen 
und  kann  von  Neuem  benützt  werden. 

Die  Salicylsäure  besitzt  insbesondere  die 
Eigenschaft  den  rothen  Farbstoff  nicht  nur 
sehr  schön  zu  conserviren,  sondern  der  Blüthe 
sogar  noch  eine  feurigere,  intensivere  Farbe 
zu  verleihen. 

Gute  Resultate  wurden  mit  folgenden 
Pflanzen  erzielt: 

1.  Cypriped.  Calceolus  L. 

2.  Epipactis  latifolia  All. 

3.  „         atrorubens  Schult. 

4.  „         palustris  Crantz. 

5.  Orchis  globosa  L. 

6.  .,      maculata  L. 

7.  Piatanthera  bifolia  Rieh. 

Sehr  gute  Resultate  mit  folgenden: 

8.  Cephalanthera  rubra  Rieh. 

9.  ,.  grandiflor.  Babgrt. 

10.  Neottia  nidus  avis  Rieh. 

11.  Listera  ovata  R.  Br. 

12.  Spiranthes  aatuiiin.  Rieh. 

13.  „        aestival.  Rieh. 

14.  6ood3'era  repcns  R.  Br. 

15.  Epipogon  Gmelini  Rieh. 

16.  Ophrys  muscitVra  Huds. 

17.  ,.       apifora  Hud:«. 

18.  „       arachnites  Murr. 

19.  Orchis  foi'ca  Jacq. 


20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
2«. 


,,      militaris  L. 
ustulata  L. 
morio  L. 
mascnla  L. 
Spitzelii  Sauter. 
latifolia  L. 
angustifolia  Wimm. 


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V 


27.  Anacampt,  pyramidalis  Rieh. 

28.  Himantogloss.  hlrcinum  Spreng. 

29.  Gymnaden.  conopea  R   Br. 

30.  „  conopea  var.  alba. 

31.  .,  albiaa  Rieh. 

32.  Herminium  monorchis  R.  Br. 

Voxi  der  Serie  8  bis  32  zeichneten  sich 
besonders  die  Präparate  von  10,  15|  18,  21, 
22,  23,  24,  25,  29  und  30  aus. 

Ausser  Salicylsäure  in  Pulverform  wandte 
Verfasser  solche  auch  in  Lösung  an  oder 
tränkte  kleine  Löschpapierstücke  mit  einer 
Lösung  Yon  1  Theil  Salicylsäure  in  14  Thei- 
len Alkohol,  femer  Baumwolle  in  ebensolcher 
Lösung  und  bedeckte  die  Blüthe  der  Pflanxe 
unten  und  oben  mit  so  präparirtem  Papier 
oder  Baumwolle,  welche  jedoch  beim  Umlegen 
der  Pflanzen  nicht  erneuert  wurden.  Ent- 
fettete Baumwolle  eignet  sich  hiersn  bedeo- 


563 

tend  besser,  da  sie  mehr  Feuchtigkeit  aufzu-  dass  diese  Antiseptica  von  anerkannter  Wirk- 
nehmen vermag.  Besitzt  man  jedoch  keine  ung,  wie  Salicjlsäure,  Borsäure  und  schwef- 
solche,  so  kann  man  gewöhnliche  Baumwolle,  j  lige  Säure,  die  Veränderung  dieses  Farbstoffes 
welche    durch    mehrmaliges    Ausziehen    mit :  beim  Pressen  aufheben.  — os — 

Benzin  und  Trocknen  lassen  nahezu  vom  Fett-        Burgtorf  in  der  Schweiz  im  Juli  1887. 
gehalte    befreit   ist,    verwenden.      Diese  An- 1  D.  botan.  Manatsschr.  1887.  Nr,  7.  8. 

Wendung    der   Salicylsäure    besitzt    vor    der  .  —     —      — 

pul  verförmigen  den   Vortheil  grösserer  Ein-  -     ^-        x*|. 

fachheit,  da  nach  dem  Trocknen   die  Salicyl-  '  ÄIlUSepXlKa, 

säure  nicht  erst  abgewischt  werden  muss.         ,       Die  antiseptischen  Eigenschaften  des  Sil- 

Um  den  oben  erwähnten,  bei  Behandlung  ,  bers  hat  Behring  in  der  Deutschen  med. 
mit  schwefliger  Säure  auftretenden  üebel-  Wochenschr.  37/38  einer  eingehend  interes- 
ständen  abzuhelfen,  wendet  Hegler  jetzt  eine  i  santen  Prüfung  unterworfen;  es  hat  sich  hier- 
schwächere Lösung  derselben  an  und  versetzt  bei  herausgestellt ,  dass  die  Silberlösungen 
diese  ebenfalls  mit  Salicylsäure :  einen  hohen   antiseptischen  Werth   besitzen. 

400  g  Wasser  werden  vollständig  mit  Sie  werden  von  dem  Sublimat  an  Wirkung 
schwefliger  Säure  gesättigt,  hierauf  400  g  .  überall  d»  übertroffen,  wo  es  sich  um  reich- 
Wasser  zugegeben  and  eine  Lösung  von  !  liehen  Chlorgehalt  handelt;  ferner  verdient 
20  g  Salicylsäure  in  200  g  Alkohol  zuge-  ,  Sublimat  den  Vorzug,  wo  Oberflächen  zu  des- 
setzt.  j  inflciren  sind  und  in  allen  Flüssigkeiten  von 

Die  Zeitdauer  ist  für  diese  Lösung  und  |  geringerem  Eiweissgehalt.  ,,Aber  überall 
normal  entwickelte  Pflanzen  ungefähr:  da,  wo  wir  es  mit  dem  Blute  selbst,  oder  mit 

5 — 10  Min.:  Nr.  12.  13.  14.  32.  i  Flüssigkeiten  zu  thun  haben,  welche  in  ihrer 

20 — 30  ,,  :  Nr.  1.  11.  15.  16.  17.  18.  29.  Zusammensetzung  dem  Blute  mehr  ähnlich 
20  —  30     ,,    :   Nr.  30.  31.  sind,    als  jene  künstlichen  Nährlösungen,  ist 

30 — 60  „  :  Nr.  2.  3.  4.  6.  8.  9.  20  21.  das  Silber  in  seinen  Lösungen  unter  allen 
30 — 60     ,,    .   Nr.  22.  23.  24.  27.  28.  '  bisher  geprüften  antiseptischen  Mitteln  das 

2 — 4  Stund.:  Nr.  5.  7.  lO.  19.  25.  26.  leistungsfähigste,   und   leistet  etwa  fünf  Mal 

Unter  Beobachtung  dieser  Expositions-  mehr  als  Quecksilberchlorid.'^  B.  hat  auch 
Zeiten  erreichte  Uegler  mit  obiger  Lösung  die  die  Wirkung  des  Silbers  auf  inflcirte  Thiere 
besten  Resultate  und  glaubt,  dass  diese  Flüs-  geprüft.  Er  zieht  aus  den  Versuchen  den 
sigkeit  zum  Präpariren  der  Orchideen  am  Schluss,  dass  bei  Kaninchen,  Meerschweinchen 
geeignetsten  ist.  und  Mäusen  durch  genügend  grosse  Silber- 

Betrachtet  man  diese  drei  letzten  Methoden  mengen  die  Entwickelung  der  Milzbrand- 
näher, so  drängt  sich  unwillkürlich  die  That-  bacillen  im  lebenden  Thierkörper  gehemmt 
Sache  auf,  dass  sowohl  Borsäure  und  Salicyl-  wird.  Daraufhin  vertritt  er  entschied('u  die- 
säure  als  auch  schweflige  Säure  geschätzte  jenige  Anschauung  von  der  Wirkung  der 
gähruugs-  und  fäuluisswidrige,  also  den  Oxy-  inneren  Antisepsis,  wonach  dieselbe  durch 
dationsprozess  unterbrechende  und  verhin-  directe  Einwirkung  chemischer  Ageutien  auf 
dernde  Körper  sind.  den  Krankheitserreger  im  Körper  selbst   zu 

Beim  Pressen  der  Orchideen  tritt  demnach  i  Stande  kommen  kann, 
entweder  direct  eine  Oxydation  des  Orchideen-  Auch  zur  Behandlung  localer  Infections- 
farbstoffes  ein,  wobei  einer  der  sich  bildenden  krankheiten  hat  B.  die  antiseptische  Eigen- 
Körper  eine  braune  Farbe  zeigt;  oder  aber  .  schaft  des  Silbers  praktisch  verwerthet,  indem 
es  zerfällt  durch  das  Trocknen  zwar  nicht  der  er  mit  günstigem  Erfolge  die  Gonorrhoe 
Farbstoff  selbst,  jedoch  ein  anderer  in  den  durch  Injection  einer  Lösung  von  Silber- 
betreffenden Pflanzen  beflndlicher  Körper,  chlorid-Natrium  subsulfurosum  (1,0  g  frisch 
wobei  eines  der  entstehenden  Spaltproducte  gefälltes  Silberchlorid  in  destillirtem  Wasser 
die  ursprüngliche  Farbe  entweder  verdeckt  gelöst  durch  10  bis  15  g  Natrium  subsul- 
und  aufhebt  oder  zersetzt.  furosum)  in  einer  Verdünnung  von  1  :  7500 

Es   ist   hierüber   noch    nicht  eingehender   behandelt  hat. 
gearbeitet  worden   und    findet   sich    in    der        Auf  der  Versammlung  der  British  associa- 
Literatur   nur    Weniges   über   den  Farbstoff  tion  in  Manchester  wurde  auf  die  hohe  anti- 
der  Orchideen,  immerhin  ist  es  merkwürdig,  |  septische  Kraft  der  völlig  ungiftigen  Fluor- 


564 


Terbindungen  von  Thompson  aufmerksam  ge- 
macht. Speciell  das  Kieselfluornatrium, 
welches  leicht  herstellbar,  billig  und  völlig 
unschädlich  sein  soll,  soll  bei  Fehlen  jeglicher 
Irritation  sehr  stark  antiseptisch  wirken.  Wo 
ein  neues  Antisepticum  auftaucht,  findet  es 
natürlich  sofort  in  der  Phthisistherapie  An- 
wendung und  so  theilt  denn  Garcin  der  Aca- 
d^mie  de  mM.  mit  (Semaine  m^d.  38),  dass 
er  seit  dem  August  lOO  Phtbisiker  durch 
Inhalationen  mit  Fluorwasserstoff  behandelt 
hat,  die  er  täglich  eine  Stunde  in  einem 
Räume ,  dessen  Luft  hiermit  gesättigt  war, 
sich  aufhalten  Hess.  Von  diesen  100  Kranken 
hat  er  so  in  der  kurzen  Zeit  dl  gebessert, 
35  geheilt  und  nur  10  durch  den  Tod  ver- 
loren. Die  Bacillen  schwinden  bei  dieser 
Behandlung. 

Laplace  unterzog  (D.  med.  Woch.,  40) 
im  Berliner  hygienischen  Institute  die  ge- 
bräuchlichen Verbandstoffe  einer  Untersuch- 
ung und  fand,  dass  die  Sublimatverbandstoffe 
zwar  keimfrei,  also  aseptisch  sind,  nicht 
aber,  ebensowenig  wie  die  anderen  Stoffe, 
antiseptische,  entwickelungshemmende  Eigen- 
schaften besitzen.  Dies  beruhe  auf  der  Bild- 
ung von  Queoksilberalbuminat  in  Berührung 
mit  dem  Körper;  dieselbe  könne  aber  durch 
Hinzufügen  von  Säuren  verhindert  werden. 
In  den  Säuren  sei  demnach  ein  Mittel  gege- 
ben, dem  Sublimat  und  den  mit  ihm  impräg- 
nirten  Verbandstoffen  auch  bei  Berührung 
mit  den  Säften  des  Organismus  die  antisep- 
tischen Eigenschaften  zu  wahren.  Aus  prak- 
tischen Gründen  empfiehlt  L.  die  Weinsäure 
als  Zusatz  zu  Sublimatverbandstoffen.  Die 
von  L.  empfohlenen  und  auch  schon  klinisch 
mit  Erfolg  verwandten  Formeln  sind : 

1.  für  die  Lösungen  1,0,  Acid.  tartar.  5,0, 

Aqu.  deatill.  1000,0; 

2.  für  die  Verbandstoffe  Tränkung  in 
einer  Lösung  von  Acid.  tartar.  20,0, 
Sublimat  5,0,  Aqu.  destill.  1000,0. 


Quantitative  Bestimmung 
des  Chlorophylls. 

Gelegentlich  der  Fortsetzung  seiner  Unter- 
suchungen über  das  Chlorophyll  hat 
Tschirch  die  Menge  des  in  den  Blättern  ver- 
schiedener Pflanzen  enthaltenen  Chlorophylls 
unternommen.  Die  Bestimmungen  wurden 
nach  der  spectralanaly tischen  Methode  auf- 
geführt und   durch  eine  chemische  Methode: 


welche  gut  übereinstimmende  Zahlen  lieferte, 
controlirt. 

Als  NormflAlösung  wurde  eine  alkoholtscbe 
Auflösung  von  0,01  g  reiner  aschefreier  Phyl- 
locyaninsäure  (Tschirch)  im  Liter  bereitet 
Dann  wurde  eine,  sowohl  ihrer  Oberfläche 
nach  gemessene,  als  gewogene  Menge  eines 
Blattes ,  dessen  Trockensubstanz  und  Asche 
zuvor  in  einem  Parallelversuch  bestimmt  wor- 
den war,  mit  Alkohol  extrahirt,  die  grüne 
Farbe  der  Tinctur  durch  einen  Tropfen  ver- 
dünnter Salzsäure  in  Gelb  übergeführt  (das 
Chlorophyll  also  in  Chlorophyllan  beziehent- 
lich Phyllocyaninsäure  übergeführt)  und  der 
Auszug  auf  einen  Liter  verdünnt.  Dieses 
Blatteztract  besitzt  (abgesehen  von  den  hier- 
bei nicht  störenden  Xanthophyllbändem)  das 
Spectrum  der  Phyllocyaninsäure,  ist  also 
spectralanaly  tisch  mit  der  Normallösung  ver- 
gleichbar. Hierbei  ergab  sich ,  dass  (ver- 
schieden dunkel  gefärbte)  Blätter  von  Fuch- 
sia  ovata  2,55  bis  4,71  pCt.  der  aschefreien 
Trockensubstanz  und  auf  1  qm  Blattfläche 
berechnet  0,6081  bis  1,0  g  absorbirender 
Chlorophyllsubstanz  enthielten. 

Ein  sehr  matt  geförbtes  Blatt  von  Bego- 
nia  manicata  enthielt  nur  1,8  pCt.  der 
asc'hefreien  Trockensubstanz  und  0,3808  g 
auf  1  qm  der  Blattfläche. 

Ein  dunkelgrün  gefärbtes  Blatt  von  Plec- 
togyne  spec.  enthielt  dagegen  1,2328  g  in 
1  qm  Blattfläche,  da  die  Blätter  sehr  derb, 
also  cellulosereich  waren,  nur  1,92  pCt.  der 
ascheftreien  Trockensubstanz  an  absorbirender 
Chloropbyllsubstanz. 

Zur  Controle  dieser  Bestimmung  wurde 
eine  Methode  herbeigezogen ,  die  auf  der 
Bildung  einer  Verbindung  der  Phyllocyanin- 
säure mit  Zink  beruht. 

Eine  gewogene  Menge  von  Fuchsiablät- 
tern,  deren  Trockengewicht  und  Ascbegehalt 
in  einem  Parallelversuch  ebenfolls  bestimmt 
war,  wurde  mit  Alkohol  extrahirt,  die  Tinctur 
mit  Zinkstaub  erhitzt,  filtrirt,  eingedampft, 
mit  heissem  Wasser  gewaschen,  verascht  und 
in  der  Asche  das  Zink  bestimmt.  Bei  An- 
wendung dieser  Methode  wurde  2,71  und 
2,79  pCt.  der  aschej^eien  Trockensubstanz 
an  Chlorophyll  gefunden. 

Die  Zinkverbindung  der  Phyllocyaninsäure 
enthält  11,07  pCt.  Zink;  sie  stellt  kein  eigent- 
liches Salz  vor,  wenigstens  lässt  sich  die 
Phyllocyaninsäure  durch  stärkere  Säuren 
nicht  wieder  unverändert  daraus  abscheiden, 


565 


aucB  Sckwefelwassentoff  «eheidet  das  Metall 
daraus  nicht  ab.  Die  DantelloDg  der  Zink- 
yerbiadung  geschiebt  aaf  oben  geschilderte 
Weise,  sie  bildet  sich  jedoch  auch  bei  der 
Behandlung  von  Chlorophyllanlösungen  mit 
Zinkozyd.  Nach  dem  Eindampfen  ihrer  al- 
koholischen (aetherischen  u.  s.  w.)  Lösung, 
die  eine  schon  smaragdgrüne  Färbung  besitzt, 
wird  dieselbe  als  schwarzes  Pulver  ron  blauer 
Oberfläohenfarbung  erhalten. 

Die  PhjUocyaninsäure  selbst  enthält  nach 
den  Untersnchnngen  von  Tschirch  und  Woü" 


heim  keine  Spur  Eisen.  Die  Phyllocyanin- 
säure  geht  huqh  mit  Kupfer  eine  Verbindung 
ein;  dieselbe  bildet  sich  beim  Erhitzen  der 
Lösung  der  Phyllocyaninsäure  mit  Kupfer- 
oxyd oder  metallischem  Kupfer.  Die  Kupfcr- 
▼erbindungist  interessant  durch  den  Umstand, 
dass  ihre  Lösungen  nicht  fluoresciren ;  auch 
ist  dieselbe  gegen  die  Einwirkung  von  Licht 
und  von  Salzsäure  ausserordentlich  wider- 
standsfähig. 8. 

Sonderotbdfuck  aus  Ber.  der  Deutseh,  Botan, 
Geseüsch,  1887,  Seite  128  flg. 


Hiscellen. 


Einflnss  der  Fonn 

der  Verordnung  anf  die  Wirkung 

der  Arzneimittel. 

Kaliumjodid  in  0,3  g-Dosen  in  1  Esslöffel 
Wasser  halbstündlieh  vor  der  Mahlzeit  wird 
Bronchitis  in  4  Tagen  bessern,  während  die- 
selbe Dosis  in  einem  halben  Glas  Wasser 
nach  der  Mahlzeit  wochenlang  ohne  Erfolg 
genommen  wird.  Eisen  in  heisser  Lösung 
bringt  oft  bei  Anämie  einen  guten  Effect 
hervor;  in  anderer  Form  nützt  es  nichts  oder 
wird  sogar  schlecht  vertragen.  Morphinsalz 
bessert  in  wässeriger  Lösung  den  Husten 
nicht,  wohl  dagegen,  wenn  es  in  einer  kleinen 
Quantität  eines  schleimigen  Menstruums  ge- 
löst ist.  Magnesiumsulfat  zu  20,0  bis  30,0  g 
mit  soviel  heissem  Wasser  als  gerade  nöthig 
ist,  um  es  zu  lösen  und  fräh  morgens  ge- 
nommen, ohne  etwas  darauf  zu  trinken,  ist 
von  zweifellosem  Erfolg  bei  pleuritischen 
Ergüssen.  In  grosseren  Mengen  Wassers 
gelöst,  übt  es  diese  Wirkung  nicht  aus.  Naz 
vomica,  Digitalis,  Belladonna  (und  wahr- 
scheinlich auch  andere  Drogen)  sind  wirk- 
samer, wenn  ihre  Tincturen  vor  dem  Ein- 
nehmen mit  etwas  Wasser  gemischt  werden, 
als  wenn  sie  in  Mixturen  verordnet  werden, 
wo  sie  oft  Tage  lang  mit  alkalischen  Salzen 
in  Berührung  sind.  s. 

Durch  Medic,  chir,  Bundschau  1887,  750. 

Dinitrokresol. 

Dinitrokresol  ist  in  dem  Reichsgesetz  über 
die  verbotenen  Farben  nicht  aufgeführt.  Dr. 
We^l  (Sitznngsber.  der  Berl.  med.  Ges.)  ist 
der  Ansicht,  dass  diese  Farbe  giftig  sei,  da 
0,26  g  derselben  pro  Kilogramm  auf  Kanin- 
ehen todtlieh  wirken.     Martin sgelb  und 


Buttergelb  (ein   Azofarbstoff)  seien   da- 
gegen nicht  giftig. 

Wenn  man  bedenkt,  wie  wenig  Dinitro- 
kresol bez.  Safransurrogat  zum  Färben  von 
Genussmitteln  noth wendig  ist,  so  scheint 
durch  Obiges  die  Schädlichkeit  desselben 
noch  nicht  genügend  erwiesen,  besonders 
im  Hinblick  auf  unsere  eigenen  Versuche 
(Ph.  C.  21,  000),  die  Th,  Weyl  übrigens 
erwähnte.  Red. 

üeber  gef&rbten  Kaffee. 

Von  K.  Sykara. 

Verf.  gelang  es,  vier  Farbproben  zu  er- 
halten, wie  sie  zum  „Appretiren^  billiger 
Sorten  oder  auch  verdorbenen  Kaffees  ver- 
wendet werden.  Dieselben  zeigten  bei  der 
Untersuchung  folgende  Zusammensetzung : 

I.  Ein  Gremenge  von  Indigo,  Kohle,  chrom- 
saurem Blei  und  Porzellanerde;  IL  (approxi- 
mativ): 5pCt.  Indigo,  10  pCt.  Kohle,  4,5  pCt. 
PbCr04,  65,5  pCt.  Porzellanerde,  15  pCt. 
Ultramarin;  III.  (approximativ):  5  pCt.  In- 
digo mit  einem  organischen  gelben  Farbstoffe 
(Gummigutti?),  3  pCt.  Kohle,  8  pCt.  PbCrO^, 
82  pCt.  Porzellanerde ,  2  pOt.  Ultramarin ; 
IV.  (approximativ) :  1 2  pCt.  Indigo  und  or- 
ganischen gelben  Farbstoff,  5,5  pCt.  Kohle, 
4,5  pGt.  PbCr04,  6,6  pCt.  Porzellanerde  und 
12  pCt  Ultramarin. 

Beim  Untersuchen  von  Kaffeebohnen 
auf  künstliche  Färbung  wäscht  Verf.  die 
Bohnen  unter  Anwendung  eines  Pinsels  mit 
destillirtem  Wasser ,  wobei  die  Bohnen  ge- 
wöhnlich ein  fleckiges  Aussehen  annehmen. 
Ein  Theil  des  trüben  Wassers  wird  im  Uhr- 
glase verdunstet  und  mikroskopisch  unter- 
sucht,  wobei  Trümmer   der  Farbstoffe  und 


566 


Brucb stücke  von  Erystallen  ans  der  Porzellan- 
erde sieb  zu  erkennen  geben.  Der  Rest  der 
Flüssigkeit  wird  auf  einer  Platinscbale  ver- 
dunstet, geglübt  und  abermals  mikroskopiscb 
untersucht.  Eine  Kaffeeprobe  fand  Verf. 
mit  gelbbraunem  Ocker  geförbt. 

Chem,  Centr.'Bl  1887,  Nr.  4.7. 


Follenkömer  und  Heufieber. 

Von  Dr.  M.  MackenjBie  wurde  schon  vor 
einigen  Jahren  die  Vermutbung  aufgestellt, 
dass  das  Heufieber  hervorgerufen  werden  könne 
durch  Pollenkörner.  Durch  in  den  letzten 
Jahren  angestellte  Versuche  glA^hiMdckeneie 
in  dieser  Ansicht  bestätigt  zu  sein.  Es  konnte 
bei  geeigneten  Personen  durch  Aufathmen 
von  mit  PoUenkörnem  angefüllter  Luft  Heu- 
fieber erzeugt  werden.  Mackenzie  glaubt, 
dass  die  Pollenkömer  in  das  Blut  eindringen 
können  und  dass  ihre  Wirkung  mehr  eine 
vitale  als  eine  chemische  oder  physikalische 
sei.  Die  Gräser,  welche  beim  Heufieber  haupt- 
sächlich in  Betracht  kommen  (in  England) 
sind  Anthoxanthum  odoratum,  Holous  aven- 
aceus,  Alopecurus  pratensis,  Poa  fertilis, 
Poa  trivialis,  Poa  nemoralis  und  Lolium 
perenne.  Ausserdem  wirken  natürlich  die 
Pollenkömer  der  Coniferen  und  anderer 
Bäume  sehr  mit. 

Macketufie  stellte  auch  Versuche  über  die 
Zahl  der  Pollenkömer,  welche  die  Luft  er- 
füllen, an.  Auf  einer  zweistündigen  Eisen- 
bahn&hrt  von  London  nach  Bognor  waren 
auf  einem  Quadratcentimeter  einer  Glasplatte 
in  den  Morgenstunden  28  Körner,  in  den 
späteren  Stunden  37  Körner.  In  einer  Land- 
gegend  fanden  sich  an  einem  etwas  stürmischen 
Sommertage  auf  einem  Quadratcentimeter 
einer  Glasplatte  1250  Pollenkörner.   — os^ 

Durch  Fharm,  Joum.  Transact.  1887^  1017, 


Geheimiiiittelflchwindel  auf Actien. 

In  den  letzten  Tagen  hat  ein  Fabrikant 
pbarmacentifcher  Specialitäten  in  der  Schweiz 
ein  Circular  in  Umlauf  gesetzt  mit  der 
Einladtang  zur  Aotienzeichnung,  die  Aetie 
k  200  Fr.,  befaufe  Gründung  eines  Betriebs- 
oapitalf  von  200,000  Fr.  für  Verbreitung  von 
Speeialitäten ,  zu  deutsch  Gebeimmittel. 
Ab  solobe  werden  genannt:  „Einsiedler 
Magen-  und  Lebenttropfen"  und  „Dr.  med. 
Wüdenmatm'B  Flechtenheilmittel«'. 


Der  Geheimmittelfabrikant  ist  der  uaer- 
scbütterlich^en  Ueberzeugung,  eine  durchaus 
sichere  und  gewinnreiche  Capital  -  Anlage 
empfohlen  zu  haben,  und  lässt  sich  darüber 
folgendermaassen  vernehmen : 

„Nach  dem  heutigen  Betriebssysteme  dieser 
Geschäftsbranche  (Geheimmrttelfabiikation) 
ist  ein  Erfolg  mit  den  vorzüglichsten  Fabri- 
katen gegen  die  geldmächtige  Concurrenz  nur 
dann  möglich,  wenn  man  ihr  in  den  Betriebs- 
mitteln gewachsen  ist. 

Ist  dies  der  Fall,  so  ist  aber  auch  eine 
vorzügliche  Rendite  gesichert  und  zwar  be- 
deutend im  Erfolg  in  dieser  Gkscbältsbranche 
nicht  nur  10  oder  15  pCt.  Capitaldividende, 
wohl  aber  das  Doppelte  und  Dreilache. 

Es  dürfte  bekannt  sein,  .wie  Alle,  denen 
genügende  Mittel  zur  Ausdehnui^g  und  Pro- 
paganda ihres  Geschäftes  zu  Gebote  standen 
—  ich  nenne  davon  nur  «71  Hof,  Menier  und 
Eich.  Brandt  —  einen  riesigen  Erfolg  davon 
getragen  haben.'* 

Proponirt  werden  dann  Verzinsung  mit 
5  pCt.  per  Jahr  und  Gewinnbetheiligung 
mit  Maximum  20  pOt.  von  der  Einlage. 

Als  Absatzgebiete  für  diese  Specialitäten 
werden  angeführt  Deutschland  und  die 
Schweiz,  wo  sie  schon  etwelche  Verbreitung 
gefunden  haben  und  mit  mehr  Propaganda 
noch  hübsche  Resultate  erzielt  werden  könn- 
ten ;  dann  aber  und  hauptsächlich  Amerika, 
wo,  horribile  dictu,  25  pCt.  der  Bevölkerung 
mit  der  Flechtenkrankheit  behaftet  sein 
sollen. 

Patron  dieses  Geschäftes  ist  ein  Ausländer, 
der  die  schöne  Schweiz  zur  Stätte  seiner 
Thätigkeit  gewählt  zu  haben  scheint,  weil 
sein  Heimathland  für  solche  Hantiningen 
keinen  Boden  hat.  Der  Mann  besitzt  keiner- 
lei fachliche  Ausweisschriften,  war  früher  in 
verschiedenen  Apotheken  der  Schweiz,  nie 
in  seinem  Vaterlande,  angestellt  nnd  hat 
einige  Zeit  im  Geschäfte  des  Bich.  Brandt  in 
Schaffhausen  gearbeitet.  Vor  zwei  Jahren 
hatte  er  sich  in  Einsiedeln  als  angeblicher 
„resignirter  Apotheker*^  niedergelaaeen  behufs 
Fabrikation  von  Geheimmitteln  zum  Verkaufe 
nach  aussen.  In  Folge  Straftirtheils  des 
Bezirksgerichts  Einsiedeln  und  des  Cantons- 
gerichts  Scbwjz  war  sein  Geschäft  in  Ein- 
siedeln  unmöglich  geworden,  und  so  ist  «r  im 
Frühjahr  nach  Herisau  ausgewandert. 

Corresp.'^  f.  S<^w.  Aerzte  1887,  Nr.  SU. 


Verleger  und  Terantwortlielker  RedAOtear  Dr.  K»  tteUiler  in  Dreedea. 
Xa  Boehhandel  dueh  Jnllne  Sprinf  er,  Berlin  N.,  XonbfJonpUti  t. 


und  seine  Producte. 

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Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  nnd  Or.  Ewald  Oeissler. 

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Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M  46.     Berlin,  den  17.  November  1 887.  ^Ai.  j.UUg. 

Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 

Inhalt;  Chemie  «ad  Phunaelet  Oleum  AmjgdAlarnin  ain*r*rQin  aethcraam.  —  Ueber  41«  Anwendnof  von 
M^renroattratlStiiBf  mr  UntencbeidoDf  des  durch  Mischung  kttnsUlch  hergestellten  BiOermendelwassers  ¥001 
ofBoinellea.  >-  Satrtnin  Meerbonlenm.  —  Casein  »nr  Bereitung  von  Emulsionen.  —  Therapevtltehe  Ifotlxen: 
üeber  die  Temperatnr  nnserer  Speisen  nnd  Getränke.  —  Medicamentöae  Oxydation  dnreh  Platinsohwamm  als 
therapentisohes  Mittel.  —  Utvniha  mid  Kritik.  ~  Mlieellent  Antipyrin  und  Antifebrin  bei  nervösen  Erschoin- 
nngen.  —  Oxydation  der  Baissäure  nnter  dem  Einflüsse  des  Lichtes.  —  Uebor  das  Kupfer  der  Alten.  >- 

Offeae  CorreepoBdeBi.  —  ABselgeB* 


Cbemie  und  Pharmacie. 


Oleum  Amygdalarum  amararum 

aethereom. 

Von  Dr.  0.  Linde, 

Das  ätherische  Bittermandelöl  war  in 
Preassen  bis  1862  officinell;  man  gab 
es  als  Arzneimittel  auf,  weil  seine  Wirk- 
ung des  verschiedenen  Blausäuregehalts 
wegen  zu  unsicher,  ja  sogar  gefährlich 
war. 

Ueber  die  Zusammensetzung  des  Ol. 
Amjgd.  aether.  ist  in  den  Lehrbüchern 
nicht  viel  mehr  2u  finden,  als  dass  es 
aus  Benzaldehyd  besteht  und  wechselnde 
Mengen  Blausäure  chemisch  gebunden 
enthält  Hiermit  ist  aber  herzlich  wenig 
gesagt 

Man  gewinnt  das  ätherische  Bitter- 
mandelöl durch  Dampfdestillation  aus 
den  bitteren  Mandeln,  nachdem  man 
dieselben  gepulvert,  vom  fetten  Oele 
durch  Fressen  befreit  und  mit  Wasser 
eingeweicht  hat  Aus  dem  Destillate 
scheidet  sich  das  ätherische  Oel  am 
Boden  der  Vorlage  aus.  Das  über- 
stehende Wasser  wird  zum  Einweichen 
einer  weiteren  Portion  Mandelpulver  be- 


nutzt etc.  Aus  dem  letzten  Destillat- 
wasser wird  das  Oel  durch  Zusatz  von 
Glaubersalz  ausgeschieden.  Die  Ausbeute 
ist  nur  gering,  sie  beträgt  1  bis  1 V2  fOt. 
der  angewendeten  Mandeln. 

Wie  auf  Seite  355  dieses  Blattes  aus- 
einandergesetzt,  zerfallt  das  Amygdalin 
durch  Emulsin  bei  Gogenwart  von 
Wasser  in  Benzaldehydcyanwasserstoff- 
säure,  d.h.  Benzaldehydcyanhydrin,  und 
Zucker.  Durch  die  hohe  Temperatur 
bei  der  Destillation  aber  wird  das  Benz- 
aldehydcyanhydrin theilweise  zersetzt  in 
Benzaldehyd  und  freie  GyanwasserstofiT- 
säure,  von  welch  letzterer  ein  kleiner 
Theil  in  Gyanammonium  überseht  Benz- 
ald^d  und  Benzaldehydcyanhydrin  sind 
in  Wasser  sehr  schwer  löslich;  sie  wer- 
den sich  demnach  zum  grössten  Theile 
aus  dem  Destillate  ausscheiden,  während 
Cyanwasserstoff  und  Gyanammonium  ge- 
löst bleiben.  Das  ätherische  Bitter- 
mandelöl wird  somit  aus  Benzaldehydr 
cyanhydrin  und  Benzaldehyd  bestehen. 
Aber  in  welchem  Verhältniss? 

Dieses  Verhältniss  ist  kein  bestimmtes; 
es  hängt  von  der  Höhe  der  Temperatur 


-568 


bei  der  Destillation  und  der  kürzeren 
oder  längeren  Einwirkung  derselben  ab, 
wieviel  von  dem  Benzaldehydcyanbydrin 
in  seine  Bestandtheile  gespalten  wird. 
Der  Gehalt  an  Blausäure  schwankt  nach 
Bager  zwischen  2  und  5  pGt,  nach  An- 
deren steigt  er  sogar  bis  über  1 0  pGt. 
Da  die  Verbindung  Benzaldehydcyan- 
hydrin  20,3  pGt.  HGN  enthält,  so  lässt 
sich  die  Zusammensetzung  des  Bitter- 
mandelöls berechnen.  J-  0.  Braithtoaite 
untersuchte  z.  B.  4  Proben  (Pharm. 
Joum.  and  Transact.  1886,  814,  659); 
dieselben  enthielten  6,88,  5,3,  5,5  und 
4,15  pGt.  Blausäure.  Diese  Gele  bestan- 
den hiernach  aus  81,5,  26,0,  27,0  und 
20,5  pGt.  Benzaldehydcyanbydrin  und 
68,5,  74,0,  78,0  und  79,5  pGt.  Benzalde- 
hyd. Mit  dem  grösseren  Oehalte  an 
Blausäure,  also  an  Benzaldehydcyan- 
hydrin,  steigt  das  specifische  Gewicht. 
Anders  verhält  es  sicn  mit  dem  Geruch : 
dieser  wird  um  so  angenehmer  sein,  je 
weniger  Blausäure  das  Gel  enthält,  da 
das  Benzaldehydcyanbydrin  einen  eigen- 
artigen, schwachen,  aber  durchaus  nicht 
angenehmen  Geruch  besitzt. 

Die  Gehaltsbestimmung  nimmt  man 
am  besten  so  vor,  dass  man  eine  ge- 
wogene Menge  des  Gels  in  einem  Ge- 
mische von  Spiritus  und  Wasser  löst 
und  wie  Bittermandelwasser  nach  der 
Pharmakopoe -Vorschrift  titrirt. 

Viel  einfacher  und  billiger  können 
wir  das  ätherische  Bittermandelöl  anstatt 
durch  Destillation  durch  Mischen  von 
Benzaldehydcyanbydrin  (dessen  Bereitung 
auf  Seite  892  der  Pharm.  Gentralh.  an- 
gegeben ist)  mit  Benzaldehyd  darstellen ; 
und  mehr  noch,  wir  können  es  auf  diese 
Weise  von  einem  bestimmten  Procent- 
gehalte an  HGN  darstellen.  Ich  halte 
es  ftir  zweckmässig,  in  eine  neue  Auf- 
lage der  Pharmakopoe  das  künstliche 
blausäurehaltige  Bittermandelöl  aufzu- 
nehmen und  einen  bestinmiten  Procent- 
f  ehalt  an  Blausäure  vorzuschreiben.  Wir 
ätten  dadurch  ein  zuverlässiges  Präpa- 
rat gewonnen,  das  sich  zugleich  zur  Be- 
i'eitun^  des  Bittermandelwassers  eignete, 
wie  dieselbe  auf  Seite  393  dieses  Blattes 
angegeben  ist. 

PdtE,  hn  November  1887. 


üeber  die  Anwendung  von 
Merouronitratlösung    zar    Unter- 
scheidung   des    durch    Mischung 
künstlich     hergestellten    Bitter- 
mandelwassers  vom   offlcinellen. 

Von  Dr.  0.  Linde, 

Auf  Seite  316  der  Pharm.  Centralh. 
1885  findet  sich  eine  von  Ä  Hager 
herstammende  Notiz,  die  Unterscheidung 
des  durch  Mischen  von  ätherischem 
Bittermandelöl,  Blausäure,  Wasser  und 
Weingeist  künstlich  hergestellten  vom 
officinellen.  destillirten  Bittermandelwasser 
betreffend.  Hager  will  zu  diesem  Zwecke 
Mercuronitratlösung  benutzen ,  vvelche 
hierzu  schon  vorher,  1880,  von  Wood- 
land  im  Pharm.  Journal  empfohlen  war. 
Diese  So^er'sche  Noüz  bedarf  der  Be- 
richtigung. 

Wie  Hager  angiebt,  soll  das  officinelle 
destillirte  Bittermandelwasser  mit  einigen 
Tropfen  lOproc.  Mercuronitratlösung  so- 
fort eine  dunkelgraue  Fällung  oder 
Trübung,  das  künstliche,  durch  Mischung 
(aus  ätherischem  Bittermandelöl,  Blau- 
säure, Wasser  und  Weingeist)  bereitete 
eine  schwache,  weissliche  oder  weisslich- 
graue  Trübung*  geben.  Woher  rührt  nun 
überhaupt  diese  Trübung  oder  Fällung? 

Von  den  Bestandtheilen  des  destillirten 
Bittermandelwassers  ist  es  vorzugsweise 
die  freie  Blausäure,  welche  auf  Mercuro- 
nitrat  einwirkt  nach  der  Formel: 

2HCN  +  HgsCNOs)^ 

=  Hg  +  Hg(CN)2  +  2HNO3. 

Die  grauhe  Trübung  oder  Fällung, 
welche  hierbei  entsteht,  wird  durch  das 
ausgeschiedene  metallische  Quecksilber 
hervorgerufen.  Je  nachdem  man  nun 
eine  ganz  schwache  oder  stärkere  Blau- 
Säurelösung  anwendet,  erhält  man  einen 
feineren  oder  gröberen  Niederschlag, 
eine  weisslichgraue  oder  dunkelgraoe 
Trübung  oder  Fällung.  Das  destillirte 
Bittermandelwasser  enthält  wohl  immer 
soviel  freie  Blausäure,  dass  man  beim 
Versetzen  mit  lOproc.  Mercaronitrat- 
lösung  einen  dunkelgrauen  Niederschlag 
erhält;  dasselbe  ist  aber  erst  recht  der 
Fall  bei  dem  durch  Mischung  ans  äthe- 
rischem Bittermandelöl,  Blausäure,  Wasser 
und  Spiritus  dargestellten.    Deshalb  ist 


569 


die  Mercuronitratprobe  zu  dem  Zwecke, 
welchen  Hager  aogiebt,  nicht  zu  ge- 
brauchen. 

Wir  haben  aber  auch  die  Mercuro- 
nitratprobe gar  nicht  nöthig.  Bei  einem 
auf  oben  angegebene  Weise  durch  Misch- 
ung bereiteten  Bittermandelwasser  wird 
die  gesammte  Blausäure  durch  Siiber- 
nitrat  direct  als  Gjansilber  gefällt ;  nicht 
so  beim  officinellen.  Versetzt  man  ein 
solches  mit  überschüssiger  Silbernitrat- 
lösung und  filtrirt  vom  Gjansilber  ab, 
so  giebt  das  klare  Filtrat  nach  Zusatz 
von  Ammoniak  und  Uebersättigung  mit 
Salpetersäure  eine  weitere  Ausscheidung 
von  Gjansilber,  wie  schon  seit  langen 
Jahren  bekannt  ist  (vergl.  Pharmaceut. 
Centralhalle  1887,  S.  355  und  369). 

Peitz,  im  November  1887. 


* 

um  kleinste  Mengen  Kohlensäure  an  die 
umgebende  Luft  abzugeben,  und  wird 
ein  vorher  wirklich  probehaltiges  Prä- 
parat nun  schon  deutliche  Botbf&rbung 
zeigen. 

So  lange  nun  im  Handel  nicht  besisere 
Sorten  von  Natriumbicarbonat  zu  er- 
halten sind,  muss  ich  die  Phenolphtalein- 
probe  als  zu  weitgehend  erklären. 


Bonn. 


C.  S. 


Natriun  bioarbonionm. 

Obschon  eine  neue  Prüfungsmethode 
von  Natrium  bicarbonicum  auf  Mono- 
carbonat  seitens  der  Pharmakopöe- 
Commission  bereits  im  Aprilbefte  des 
Archivs  veröffentlicht  worden  ist,  sind 
doch  bis  heute  keine  Mittheilungen  über 
dieselbe  gemacht  wordem  In  letzterer 
Zeit  seitens  einer  chemischen  Fabrik 
mehrfach  mit  der  Prüfung  des  Natrium 
bicarbonicum  betraut,  hatte  ich  Gelegen- 
heit, zu  constatiren,  dass  kein  Präparat 
diese  Probe  aushielt.  Ich  wandte  mich 
daher  an  Fabriken  in  verschiedenen 
Gegenden,  desgleichen  an  Drogisten,  um 
Proben  von  Natrium  bicarbon.  puriss. 
crjstall.  und  pulv.  zu  erhalten.  Wohl 
mehr  als  fünfzehn  Sorten  untersuchte 
ich  darauf  nach  der  neuen  Methode, 
indess  auch  nicht  eine  war  probehaltig; 
dagegen  hielten  alle  die  sogenannte 
BtUasehe  Monocarbonatprobe  aus,  ein- 
zelne 8  und  10  Minuten. 

Ein  Fabrikant  schrieb  mir  noch  Fol- 
gendes: Was  die  Probe  mit  Phenol- 
phtale'in  anbelangt,  so  glauben  wir  kaum, 
dass  Sie  ein  im  Handel  befindliches 
Präparat  finden  werden,  welches  dieselbe 
—  auch  beim  Gebrauehe  —  stets 
aoshält,  da  unseren  Erfahrungen  nach 
schon  ein  mehrmaliges  Oefihen  des  be- 
trefi'enden  Gefässes  genügt  ~  zumal  bei 
etwas  feuchter,  warmer  Temperatur  — , 


Casein  zur  Bereitung  von  Emul- 
sionen. 

L6ger  empfiehlt  das  Casein  als  allge- 
meines Emulgens,  zu  welchem  Zwecke  er  aus 
Molken  einen  Caseinzucker  herstellt,  der 
trocken  aufbewahrt  wird  und  jeden  Augen- 
blick zur  Darstellung  einer  Emulsion  ge- 
eignet ist« 

Zur  Darstellung  des  Caseinzuckers 
(Saccharure  de  casein  e)  wird  in  folgen- 
der Weise  verfahren : 

4  Liter  Kuhmilch  werden  auf  40^  erwftrmt, 
60,0  Salmiakgeist  hinzugesetzt  und  das  Ganze 
im  Scheidetrichter  oder  einer  ähnlichen  entf 
sprechenden    Vorrichtung    24    Stunden    der 
Ruhe  überlassen.     Nach  dieser  Zeit  befindet 
sich   das  gesammte  Fett  der  Milöh  in  Form 
einer    Rahmschicht    an   der   Oberfläche  der 
Flüssigkeit;  die  darunter  befindliche  Flüssig- 
keit,    etwas    opalisirend    durch    Grehalt   an 
Phosphaten  und  eine  geringe  Menge  Butter- 
fett (0,06  pCt   nach  Quesnemlle)  wird  Yor^ 
sichtig  abgezogen  und  durch  Zusatz  von  Essig- 
säure das  Casein   bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur ausgefallt.    Das  ausgefällte  Casein  wird 
mit  Wasser  von  35  bis  40^  durch    Decan- 
tiren  gewaschen,   auf  einem  Leinentuch  ge- 
sammelt, und  mittelst  der  Presse  ausgepresst, 
Durch  einen  Versuch  mit  1  bis  2,0  g,  die  bei 
1100   getrocknet  werden,   wird  der  Glehalt 
des  Presskachens  an  trockenem  Casein  be- 
stimmt.   Hierauf  wird  der  feuchte  Casein: 
kuchen  mit  100  g  Zuckerpulver  und  soviel 
Natriumbicarbonat,  dass  8  g  auf  100  g  trocke- 
nes Casein  kommen,  innig  vermischt. 

Unter  dem  Einfluss  des  Bicarbonats  quillt 
das  Casein  und  wird  löslich  in  Wasser,  worauf 
unter  fortwährendem  Vermischen  noch  nach 
und  nach  so  viel  Zuckerpulver  zugesetzt 
wird,  dass  auf  1  Theil  des  trockenen  Casei'ns 
9  Tbeile  Zucker  kommen.  Die  so  erhaltene 
Masse  von  Pastillenconsistenz  wird  in  kleine 


&70 


Stückchen  zertheilt,  bei  25  bis  30<^getrockaet| 
gepuWert,  gesiebt.  Wird  das  feuchte  GaseiD 
suerst  nur  mit  Bicarbonat  yermischt,  so  ent- 
steht eine  zähe  Masse,  welche  sich  schwer  mit 
KuckerpaWer  vermischen  lässt,  weshalb  von 
dem  oben  angegebenen  Weg  nicht  abgewichen 
werden  darf. 

Der  trockene  Casei'nzucker  ist  von  grosser 
Haltbarkeit  (3  Jahre  alter  zeigt  keine  Ver- 
änderung) und  emulgirt  alle  Arten  von  Sub- 
stanzen (fette  und  ätberische  Oele,  Balsame, 
Harze  und  Gummiharze  und  deren  Tincturen) 
ihit  Leichtigkeit.  Die  Emulsionen  mit  fetten 
Oelen  sind  vollständig  weiss  und  die  Oel- 
tröpfchen  sind  feiner  als  in  der  Milch.  Als 
Yorsichtsmaassregel  ist  nar  eu  beachten,  dass 
die  untan  angegebenen  Verhältnisse  desOeles 
etc.,  des  Cate'iftsncken  und  des  Wassers  snr 
Her8tellii>'g  ^^^  eoncentrirten  Emulsion  nicht 
geändert  werden.  Der  Caseinzucker  wird 
mit  der  angegebenen  Menge  Wasser  im  Mör- 
ser Vermischt,  so  dass  ein  Schleim  entsteht, 
dem  das  fette  Oel  untergemischt  wird,  worauf 
sofort  der  andere  Theil  des  Wassers  hinzuge- 
geben wird.  Diesen  Emulsionen  braucht 
kein  Bjtnp  rageeetst  ssn  werden,  dm  genügend 
Zuckeir  durch  den  Caseinzucker  hinein* 
kommt. 

Emulsio  oleosa:  Oleum  Amygdalar. 
15,0,  Caseinzucker  15,0,  Wasser  5,0,  hierauf 
das  nöthige  Wasser  zu  150,0  Gesammt- 
gewicht. 

Emulsio  Ricini:  Oleum  Hicini  30,0, 
Caseinzucker  80,0,  Wasser  10,0 ;  Wasser  zu 
175,0  Gesammtgewicht. 

Für  die  Bereitung  von  Emulsionen  mit 
den  Harzen,  Balsamen  u.  s.  w.  gilt  im  All* 
gemeinen,  dass  10,0  g  Caseinzucker  auf  125 
bis  150,0  g  Emulsion  genügen,  dass  das  Ver- 
hältniss  von  Wasser  und  Caseinzucker  wie 
1  :  1  ist  und  dass  die  zu  emulgirenden  Sub- 
stanzen vorher  in  einer  kleinen  Menge  Al- 
kohol gelöst  werden  müssen ;  die  Menge  des 
Alkohols  ist  je  nach  der  Consistenz  der  Sub- 


stanzen schwankend.  Für  die  Harze  und 
Gummiharze,  Campher,  Tolubalsam  genfigt 
die  10  fache  Menge  des  Medicaments  an  Al- 
kohol; für  die  harzigen  Tincturen  —  Toln-, 
Benzoetinctur  — ,  auch  Copatvabalsara,  ist 
die  gleiche  Menge  Alkohol  zuzusetzen;  für 
Terpentin  genfigt  die  doppelte  Menge  Al- 
kohol ;  für  die  ätherischen  Gele  ist  die  vier- 
fache Menge  Alkohol  zu  nehmen. 

Die  Harze  zeigen  saure  Eigenschaften  und 
könnten  deshalb  das  Casein  ausfällen;  um 
diesen  Umstand  zu  vermeiden,  wird  in  diesen 
Fällen  eine  geringe  Menge  Natriumbiearbon&t 
zugesetzt  und  zwar  ist  diese  Menge,  da  ein 
Ueberschuss  nicht  schadet,  fest  bemessen 
worden  zu  0,2  g  Bicarbonat  auf  125  bis 
1 50,0  g  Emulsion. 

Als  Beispiel  hierfür  möge  noeh  Folgendes 
dienen. 

Emulsio  baisam.  Copaivae. 

Balsam.  Copaiv.  25,0  g,  Spiritus  90  proc. 
25,0  g  werden  in  dner  125,X)g^Fli»ehe  gelost, 
andererseits  10,0  g  Caseinzucker  ^  10,0  g 
Wasser  und  0,2  g  Natriumbicarbonat  im 
Wasserbad  gelöst.  Hierauf  wird  die  Casein- 
lösung  In  die  Copaivbalsamlösung  gegossen, 
verstöpselt  und  heftig  geschuttelti  die  Emul- 
girung  geschieht  sofort,  hierauf  wird  der  Best 
des  Wassers  ($0,0  g)  und  etwa  ein  Symp 
(25,0g)  zugegeben  und  einmal  geechuttelt. 
Die  in  Frankreich  viel  gebrauchte  £  a  u 
sedative  fertigt  lAper  ebenfalls  mit  Hilfe 
des  Casei'nzuckers  an,  mit  dem  der  zuge- 
hörige Campher  emulgirt  wird. 

Die  Caseinemulsionen  sind  nicht  lange 
haltbar,  da  sie  sich  unter  denselben  Erschein- 
ungen wie  Milch  zersetzen,  sie  dürfen  deshalb 
nur  zum  Gebrauch  angefertigt  werden. 

Zur  Verdeckung  eines  etwas  eigenthioa- 
lichen  Geruches,  der  allen  diesen  Caseinemul- 
sionen anhaftet,  empfiehlt  derselbe  einen 
Zusatz  von  Oleum  Aurantii  Flor  um,  4 
bis  5  Tropfen  auf  das  Kilo  Casein. 
Journ.  de  pharm,  et  de  Mai.  1887,  XVI,  49. 94. 


•\/  j  \^^y 


/v/-  i^u^^ 


Therapeutische  IVotlzen. 


tJeber  die  Temperatar  unserer 
Speisen  und  Getränke. 

Von  Prof.  dT.  üffehncmn  in  Eostock. 
Auf  Grund  seiner  recht  instructiven  Er- 
örterung obigen  Thema's  gelangt  Verf.  zu 
folgenden,  für  die  Diätetik  des  geann- 


den     Menschen     wichtigen     Schlnss* 
Sätzen: 

1.  Im  Allgemeinen  ist  fdr  den 
Gesunden  eine  Temperatur  der 
Nahrung,  welche  der  Bluttempe- 
ratur gleich  ist  oder  nahe  kommt, 
als  die  angemessennte  an  beseiefa- 


571 


Den.     Für  den  Säagling    ist   sie  die 
allein  zulässige. 

Bei  einer  solchen  Temperatur  tritt  die 
Pepsinwirkung  am  raschesten  ein,  wird  die 
Wärmeregulation  des  Körpers  am  wenigsten 
alterirt,  kein  abnormer  Reiz  auf  die  Magen- 
schleimhaut ausgeübt,  der  Schmelz  der  Zähne 
nicht  geschädigt. 

2.  Für  denGenuss  durstlöschen- 
der Getränke  gilt  die  Regel,  dass 
eine  Temperatur  von  \0^  bis  20"  C. 
die  angemessenste  ist. 

3..  Jede  extrem  hohe  und  extrem 
niedrige  Temperatur  der  Speisen 
und  Getränke  kann  nachtheilig 
wirken,  umsomehr,  je  hastiger  die 
betreffenden  Substanzen  genossen 
werden.  Unter  extrem  hoher  Temperatur 
ist  diejenige  zu  verstehen,  bei  welcher  Schmerz 
im  Munde  und  Schlünde,  unter  extrem  nied- 
riger diejenige  zu  verstehen ,  bei  welcher 
Schmerz  an  den  Zähnen  oder  das  Gefühl 
eisiger  Kälte  im  Epigastrium  sich  kundgiebt. 
Diese  Symptome  sind  ja  subjectiv  und  treten 
bei  verschiedenen  Individuen  nicht  immer  bei 
den  gleichen  Temperaturgraden  auf.  Es 
erzeugen  aber  auch  bei  den  nämlichen  Indi- 
viduen völlig  gleiche  Temperaturen  der  Spei- 
sen und  Getränke  nicht  immer  das  gleiche 
Gefühl  von  Kälte,  Wärme  oder  Hitze.  Von 
Einfluss  ist  die  Art  der  Nahrung  und  nament- 
lich die  Consistenz  derselben.  Wenn  sich 
somit  die  Begriffe  „Allzuheiss**  und 
„Allzukalt**  nicht  wohl  durch  ganz  be- 
stimmte Temperaturen  definiren  lassen,  so 
darf  man  doch  sagen,  dass  die  meisten  Men- 
schen das  Gefühl  brennender  Hitze  im  Munde 
verspüren ,  sobald  die  feste  Nahrung  mehr 
als  55  ^  C,  die  flüssige  mehr  als  58  ^  C. 
heiss  ist,  und  dass  das  Gefühl  schmerzender 
Kälte  an  den  Zähnen,  sowie  unangenehmer 
Kälte  im  Epigastrium  der  Kegel  nach  sich 
einstellt,  wenn  die  Nahrung,  beziehungsweise 
das  Getränk  weniger  als  6  bis  7,5*^  C.  hat.  — 
Hervorgehoben  wird  vom  Verf.,  dass  wahr- 
scheinlich auch  schon  Temperaturen  von 
mehr  als  54  bis  55 "  C.  auch  beim  Genuss 
flüssiger  Kost  nicht  mehr  zuträglich  sind. 
Mit  Späth  erklärt  Verf.  Temperaturen  von 
40  bis  bO^  als  im  Allgemeinen  die  ange- 
messensten, und  stimmt  er  ihm  bei,  dass  bei 
festen,  zu  zerkauenden  Speisen  die  zulässige 
Grenze  bei  55^,  bei  Flüssigkeiten  dagegen 


erst   bei    60   bis   65 o   Hege,    sobald   kleine 
Mengen  genossen  werden. 

Jedenfalls  sind  also  alle  extrem 
heissen  und  extrem  kalten  Sub- 
stanzen zu  meiden.  Der  Einwurf,  dass 
manche  Menschen  ihre  Suppen,  ihren  Kaffee 
und  ihren  Thee  Tag  für  Tag  zu  62  o  bis 
65^  oder  noch  heisser  zu  sieh  nehmen  und 
dabei  ganz  wohl  bleiben,  verliert  an  seiner 
Bedeutung  sehr  viel  gegenüber  der  anderen 
Thatsache,  dass  zahlreiche  Menschen,  welche 
eine  derartige  Gewohnheit  haben ,  an  der 
einen  oder  anderen  Affection  des  Magens 
leiden.  Ebenso  bedeutungslos  ist  der  etwa 
zu  machende  Einwurf,  dass  Manche  ungestraft 
eiskaltes  Wasser  und  eiskaltes  Bier  selbst  bei 
erhitztem  Körper  trinken ;  denn  es  bleibt  das 
Factum  bestehen,  dass  sehr  Viele  nach  dem 
Genüsse  so  kalter  Getränke,  zumal  wenn  er 
hastig  war,  erkranken. 

4.  Beabsichtigt  man,  durch  die  Nahrung 
oder  das  Getränk  dem  Körper  Wärme  zuzu- 
führen, wie  in  der  kalten  Jahreszeit,  so  lässt 
sich  dies  sehr  wohl  erreichen,  wenn  man  die 
betreffenden  Substanzen  nur  10"  bis  12  <* 
wärmer  zu  sich  nimmt,  als  die  Bluttemperatur 
ist.  Damit  übe^chreitet  man  also  nicht  die 
Grenze  des  Zuträglichen.  Will  man  dagegen, 
wie  in  der  warmen  Jahreszeit,  durch  die 
Nahrung  und  das  Getränk  kühlen,  dem  Kör- 
per Wärme  entziehen,  so  wird  man  —  selbst- 
verständlich unter  Festhaltung  des  Grund- 
satzes, die  vorhin  gezogene  Temperaturgrenze 
nicht  zu  überschreiten  —  gut  daran  thun, 
solche  Speisen  und  Getränke  auszuwählen, 
welche  auch  bei  geringerer,  als  der  Tempera- 
tur des  Blutes,  wohlschmeckend  und  bekömm- 
lich bleiben.  (Es  gehören  dahin  z.  B.  Milch, 
Buttermilch,  Obstsuppen,  Kaltschale,  Obst, 
kalter  Braten,  Gallerten,  Schinken,  Rauch- 
fleisch, Salate,  Brot.) 

5.  Rascher  Wechsel  von  heissen 
und  kalten  Substanzen  ist  schon 
aus  Rücksicht  auf  die  Zähne  zu 
vermeiden.  Uebrigens  mildert  der  Ge- 
nuss kalter  Substanzen,  namentlich  kalten 
Wassers,  die  schädliche  Wirkung  extrem 
heisser  Substanzen  auf  den  Magen,  wenn  er 
dem  Genüsse  der  letzteren  unmittelbar  nach- 
folgt. I 

Für  die  Diätetik  des  kranken  Men- 
schen lassen  sich  nun  nach  Verf.  aus  den 
obigen  Feststellungen  folgende  Sätze  ableiten : 

1 .  Kaltes  Getränk  und  kalte  Speisen  setzen 


572 


die  Körperwärme,  auch  die  krankhaft  erhöhte, 
herab.  Diese  Herabset zung  ist  dabei 
als  reiner  Wärmeverlast  aufzu- 
fassen (Fiebertherapie). 

2.  Die  Ingestion  kalter  Substanzen,  na- 
mentlich kalter  Flüssigkeiten,  vermag  eine 
krankhaft  gesteigerte  Reizbarkeit  der  Magen- 
schleimhaut heiubzu  setzen. 

3.  Kalte  Ingesta  erhöhen  den  Tonus  des 
Magens,  steigern  die  Peristaltik  desselben 
und  des  Darmes,  wirken  dadurch  den  Stuhl 
befördernd,  unter  Umständen  (z.  B.  bei  Dy- 
senterie^ aber  auch  schmerzenerregend. 

4.  Kalte  Speisen  und  kalte  Getränke 
steigern  einen  etwa  vorhandenen  Hustenreiz. 

5.  Heisse  Ingesta  können  unter  Umständen 
eine  geringe  Erhöhung  der  Körpertemperatur 
zu  Wege  bringen  und  können  Schweiss 
hervorrufen. 

6.  Heisse  Substanzen  stimuliren,  und  heisse 
Oenussmittel  stimuliren  in  stärkerem  Grade, 
als  kalte. 

7.  Heisse  Ingesta  vermindern  wahrschein- 
lich bei  öfter  wiederkehrendem  Genüsse  den 
Tonus  des  Verdauungstractus  und  der  Ge- 
fasse  des  Abdomen. 

Sowohl  warme  als  heisse  Jngesta  vermögen 
vorhandenen  Hustenreiz  zu  mildern. 

Zum  Schluss  erörtert  Verf.  noch  die  Ge- 
tränke mit  Bäcksicht  auf  die  Temperatur, 
in  der  sie  am  vorth eilhaftesten  genossen 
werden : 

1.  Trinkwasser.  Die  Temperatur  des 
Brunnen-  und  Quell wassers  liegt  in  der  Mehr- 
zahl der  Fälle  zwischen  8  o  und  16  <'  C.  Die- 
jenige von  12,5^  C.  wird  als  kühl  und  ange- 
nehm, diejenige  von  8^*  C.  als  recht  kühl, 
diejenige  von  6  bis  7,5  ^  (siehe  oben)  als 
unangenehm  kalt  empfunden.  Ein  Wasser 
mit  21  ^  C.  schmeckt  schon  nicht  mehr  frisch, 
erscheint  uns  bereits  etwas  fade,  erregt,  in 
grösserer  Menge  getrunken,  bei  den  Meisten 
Uebelkeit.  Die  angemessenste  Temperatur 
des  Trinkwassers  wird  hiemach  für  den  ge- 
sunden Menschen  diejenige  von  12,5"  sein. 
Ein  Wasser  von  solcher  Temperatur  löscht 
den  Durst  vortrefiflich  und  erzeugt  keinerlei 
nble  Nebenwirkungen. 

2.  Selters-  und  Sodawasser.  Das 
künstliche  kohlensäurehaltige  Mineralwasser 
•ncheint  bei  gleichem  Temperaturgrade  käl- 
ter, als  gewöhnliches  Trinkwasser.  Bei  einer 
Tenperatmr  von  +  8  *'  bis  9  <>  0.  ruft  es  da« 
Gefühl  eisiger  Kälte  hervor;  noch  bei  einer 


Temperatur  von  12,5"  C.  ist  es  ungemain 
kühl ,  bei  einer  solchen  von  6 "  C.  aber  so 
intensiv  kalt,  dass  man  es  nur  in  ganz  kleinen 
Portionen  hinabschlucken  kann  und  aaeh 
dann  noch  Schmerz  an  den  Zähnen,  wie  im 
Schlünde  verspürt.  Als  angemessene  Tem- 
peratur für  das  kohlen  säurehaltige  Mineral- 
wasser muss  diejenige  von  14  bis  16  "  C. 
bezeichnet  werden. 

3.  Bier.  Dasselbe  schmeckt,  wie  das 
Mineralwasser,  noch  bei  einer  Temperatur 
von  14  bis  15"  C.  angenehm  kalt,  bei  einer 
solchen  von  8  "  eisig  kalt.  Wiel  empfiehlt 
es  nicht  kälter,  als  zu  9"  K.,  d.  i.  11,2"  C. 
zu  trinken,  und  stimmt  ihm  Verf.  hierin 
rückhaltlos  bei.  Die  angemessenste  Tem- 
peratur dürfte,  wie  beim  Mineralwasser,  die- 
jenige von  14  bis  16"  C.  sein. 

4.  Wein.  Beim  Weine  muss  man  die 
verschiedenen  Arten  desselben  unterscheiden. 
Roth  wein  hat  erfahrungsgemäss  seinen 
angenehmsten  Geschmack  bei  17  bis  19"  C, 
Weisswein  dagegen  bei  10 "  C,  C h  a  m- 
paguer  bei  8  bis  10"  C.  Kühlt  man  letz- 
teren durch  Einstellen  in  einen  Eiskübel  bis 
auf  4-  2  oder  3  "  C.  ab,  so  ruft  er  zwar  Kälte 
im  Munde  und  Magen  hervor,  doch  ist  dieselbe 
kaum  unangenehm  zu  nennen.  Jedenfalls 
erzeugt  ein  so  stark  abgekühlter  Champagner 
bei  Weitem  nicht  ein  so  intensives  Gefühl 
von  Kälte  im  Epigastrium,  wie  Trinkwasser 
oder  Selterswasser  von  -f-  2  bis  3  '*  C,  ein 
Factum,  welches  wohl  aus  dem  Alkoholge- 
halte des  Weines  zu  erklären  ist. 

Nach  Wiel  liegt  die  angemessenste  Tem- 
peratur für  Roth  wein  bei  15"  B.  (19"  C.;, 
leichten  Weisswein  bei  12"  R.  (15"  C), 
schweren  Weisswein  bei  8^  R.  (10  "  C.  >,  wo- 
mit Verf.  sich  vollkommen  einverstanden  er- 
klärt. 

5.  Kaffee  und  Thee:  Beide  Gktränke 
werden  als  Genussmittel  allermeistens  in 
einer  Temperatur  von  40  bis  56"  C.  genos- 
sen; doch  trinken  einzelne  sie  viel  beisser, 
nämlich  zu  60  bis  65  "  C.  und  darüber.  Eine 
Temperatur  von  43  bis  52  "  findet  Veif.  an- 
genehm heiss,  und  sollte  dieser  Temperatar- 
grad nicht  überschritten  werden.  —  Die 
erregende  Wirkung  des  Kaffee  und  Thee 
steigert  sich  mit  der  Zunahme  der  Tempera- 
tur, was  wohl  zu  beachten  i»t.  Zweifellos 
beruht  die  stimulirende  Wirkung  beider  Ge- 
nttssmittel  zu  einem  grossen  Theile  auf  dem 
Umstände,  dass  sie  heies  genomman  ward«D. 


678 


Will  man  decbalb  in  einem  bestimmten  Falle 
•ine  itark  »timulirende  Wirkung  erzielen, 
wie  nacb  oder  unmittelbar  vor  groMen  körper- 
liehen Ansirengongen,  so  yerordne  man  jene 
Getränke  so  beiss,  wie  es  fiberhaapt  zuUUsig 
ist.  Dass  dagegen  die  durstlöschende 
Eigenschaft  des  Kaffee  und  Theo  am  besten 
bei  einer  Temperatur  von  10  bis  18'^  C. 
hervortritt,  ist  bekannt. 

6.  Fleischbrühe.  Die  Fleischbrühe 
hat  ihren  angenehmsten  Geschmack  bei  37 
bis  52^  C.  Lauwarm,  in  einer  Temperatur 
von  etwa  28  bis  30^  C.  genossen,  bflsst  sie 
nicht  unerheblich  an  Wohlgeschmack,  sehr 
erheblich  an  ihr^r  belebenden  Wirkung  ein. 
Kühl  verliert  sie  ihre  Appetitlichkeit  gans, 
weil  das  Fett  alsdann  gerinnt. 

7.  Milch.  Die  Milch  erscheint  uns 
innerhalb  der  Temperaturgrade  von  6  bis 
20^  kühler  als  Trinkwasser,  gleicht  in  dieser 
Besiehung  also  dem  kohlensauren  Wasser. 
Eine  auf  6,5  <^  abgekühlte  Milcb  ist  so  un- 
gemein eisigkalt,  dass  man  sie  allerhöcbstens 
in  ganz  kleinen  Portionen  hinabschlucken 
kann.  Mit  einer  Temperatur  von  10 '^  C. 
ist  sie  noch  sehr  kalt,  nach  Verf/s  Gefühle 
unangenehm  kalt,  mit  einer  solchen  von 
12,5**  C.  recht  kalt,  mit  einer  solchen  von 
16  bis  18  <*  C.  kühl  und  erfrischend.  Frisch 
von  der  Kuh  gemolken  und  im  Glase  unter 
dem  Euter  aufgefangen,  hat  sie  eine  Tem- 
peratur von  34  bis  35  *^  C.  In  dieser  letz- 
teren wird  sie  erfabrungsgemäss  von  Erwach- 
senen am  besten  vertragen ;  auch  besitzt  sie 
alsdann  noch  in  vollem  Umfange  ihr  schönes 
nussartiges  Aroma,  welches  beim  künstlichen 
Erwärmen  und  namentlich  beim  Aufkochen 
zum  grossen  Theile  verloren  geht.  Doch 
sagt  der  Geschmack  frisch  gemolkener,  kuh- 
warmer Milch  nicht  Allen  zu.  Diejenigen, 
welche  sie  nur  abgekühlt  lieben,  sollten  sie 
nach  dem  oben  Gesagten  nicht  kühler,  als 
zu  16  bis  18 <^  C.  trinken,  es  sei  denn,  dass 
irgend  welche  therapeutischen  Gründe  den 
Grenuss  eiskalter  Milch  rathsam  erscheinen 
lassen.  Milch  von  mehr  als  45  '*  C.  erzeugt, 
wenn  in  grösseren  Mengen  genossen ,  bei 
diaphoretischem  Verhalten  leicht  Schweiss, 
niemals  Uebelkeit. 

8.  Getreidemeb  Is  uppen  und  H  ü  1- 
senfruch  tsuppen.  Kühl  sind  diese 
Suppen  von  geringerem  Wohlgeschmacke, 
als  in  einer  Temperatur  von   37  bis  52<*; 


auch  werden  sie  doreh  die  Abkühlung  dick- 
licher. 

9.  Obstsuppen.  Das  Erfrischende, 
Kühlende  der  Obstsuppen,  welches  sie  für 
die  heisse  Jahreszeit  zu  einem  so  angenehmen 
Nahrungsmittel  macht,  tritt  erfabrungsgemäss 
am  meisten  hervor,  wenn  sie  in  einer  Tem- 
peratur von  20  bis  32  <*  genossen  werden. 

10.  Brot.  Es  ist  ein  alter  und  ganz 
richtiger  Erfahrungssata,  dass  die  Bekömm- 
licbkeit  des  Brotes  durch  die  Temperatur 
desselben  sehr  wesentlich  beeinflusst  wird. 
Heiss,  oder  auch  nur  warm  in  einer  Tempe- 
ratur von  etwa  37'*  genossen,  ruft  es  unge- 
mein leicht  Cardialgie,  Druck  und  Völle  im 
Epigastrium  hervor.  Ja,  es  kommt  vor,  dass 
diese  Symptome  nach  einem  blos  einmaligen 
Genüsse  solchen  Brotes  Tage  und  Wochen 
hindurch  anhalten.  Dafür  kann  man  nicht 
wohl  die  Temperatur  des  Gebäckes  direct 
anschuldigen,  vielmehr  mvss  jene  Schwer- 
bekömmlichkeit  auf  andere  Weise  erklärt 
werden.  Das  Brot  wird,  indem  es  erkaltet, 
zugleich  trockener;  so  verliert  das  aus  Wei- 
zenmehl gebackene  bereits  innerhalb  der 
ersten  24  Stunden  7,71  pCt.  seines  Gewichtes 
an  Wasser.  Aber  es  ist,  zumal  der  Verlust 
bei  dem  Roggenbrot  wesentlich  niedriger  sich 
stellt,  das  Austrocknen  schwerlich  als  Grund 
der  besseren  Bekömmlichkeit  des  altbackenen 
Brotes  anzusehen.  Wir  wissen  ja  (Bous- 
smgauU),  dass  letzteres,  wenigstens  in  den 
ersten  Tagen,  wieder  frischschmeckend  zu 
machen  ist,  wenn  man  es  eine  ganz  kurze 
Zeit  auf  70  <^  C.  erhitst,  wobei  es,  nebenbei 
gesagt,  noch  Wasser  verliert  (gegen  3  pCt.). 

Nach  der  Ansicht  von  B%bra^%  geht  nun  die 
Feuchtigkeit  des  Brotes  mit  dem  Kleber  oder 
der  Stärke  nach  dem  Erkalten  eine  chemische 
Verbindung  ein,  auf  deren  Zustandekommen 
das  beruht,  was  man  das  „Altbackene**  des 
Gkbäckes  nennt.  Beim  Wiedererwärmen 
des  letzteren  auf  70^  C.  wird  das  vorher 
chemisch  gebundene  Wasser  frei,  und  dadurch 
erhält  das  Brot  aufs  Neue  die  Geschmeidig- 
keit, wie  den  Geschmack  frischen  warmen 
Gebäckes,  aber  auch  dessen  Schwerbeköuim- 
licbkeit.  Die  letztere  hängt  nun  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  damit  zusammen,  dass 
das  heisse  oder  warme,  frische  Gebäck  elasti- 
scher, nachgiebiger  ist,  deshalb  weniger  gut 
zerkaut,  in  grösseren  Bissen  hinabgeschluc)(t, 
minder  vollständig  eingespeichelt  wird,  und 
dass   es  in  Folge  der  Beschaffenheit  seiner 


574 


Masse  die  Digestionssäfte  weniger  leicht  in 
sich  eindringen  lässt,  als  das  zerkaulichere, 
altbackene  Brot.  Das  warme,  frische 
Gebäck  wird  dementsprechend  im 
Magen  nicht  so  rasch  zerfallen  und 
verdaut  werden.  Es  folgt-  daraus  die 
Hegel,  dass  man  das  Brot  nicht  eher  essen 
darf,  als  es  auch  im  Innern  vollständig  ab- 
gekühlt ist.  Die  Zeit,  innerhalb  deren  dies 
erfolgt,  wechselt  selbstverständlich  nach  der 
Temperatur  des  Aufbewahrungsraumes  und 
der  Grösse  des  Gebäckes,  lässt  sich  aus  diesem 
Grunde  nicht  präcisiren. 

11.  Breiige  Speisen.  Breiige  Spei- 
sen, wie  Reis-  und  Kartoffelbrei,  Erbsen-  und 
Boggenbrei  kühlen  sich  im  Munde  und  im 
Magen  viel  weniger  leicht  ab,  als  flüssige 
Substanzen,  und  zwar  um  so  weniger,  je  con- 
sistenter  und  je  fetter  sie  sind.  Es  ist  des- 
halb für  die  meisten  Menschen  unmöglich, 
sie  heisser  als  54  bis  55^  C.  zu  essen, 
ohne  sich  den  Mund  zu  verbrennen.  —  Am 
zuträglichsten  scheint  für  Speisen  dieser  Art 
eine  Temperatur  von  37  bis  42"  C.  bis 
45*^  C,  vielleicht  auch  bis  48"  C.  zu  sein. 
Kühlt  man  sie  stark  ab,  so  verlieren  sie 
wesentlich  an  Wohlgeschmack;  auch  werden 
sie  dann  weniger  bekömmlich,  erzeugen 
leicht  Druck  und  Völle  im  Epigastrium. 

12.  Braten  fleisch.  Wie  für  die  brei- 
igen Speisen,  dürfte  auch  für  Bratenfleisch 
die  zuträglichste  Temperatur  diejenige  des 
Blutes  sein.  Bei  einer  wesentlich  niedrigeren 
erstarrt  das  Fett  und  wird  gleichzeitig  die 
Fleischmasse  selbst  derber,  also  den  Ver- 
dauungssäften weniger  leicht  zugänglich. 
Bei  einer  sehr  hohen  Temperatur  dagegen 
(55^  C.  und  darüber)  wird  der  Bissen  des 
eintretenden  Schmerzes  wegen  nicht  gehörig 
zerkaut,  gelangt  noch  sehr  heiss  in  den  Ma- 
gen und  bewirkt  hier  eine  Schädigung,  wäh- 
rend er  ausserdem  in  Folge  der  geringeren 
Zerkleinerung  langsamer  verdaut  wird. 

Kaltes  Bratenfleisch  hat,  wie  schon 
oben  angedeutet  wurde,  einen  von  dem  war- 
men verschiedenen  Geschmack.  Wenn  es 
aus  irgend  einem  Grunde,  z.  B.  in  der  heissen 
Jahreszeit,  oder  bei  Reizbarkeit  des  Magens, 
vorgezogen  wird,  so  soll  man  es  möglichst 
frei  von  dem  geronnenen  Fette  und  möglichst 
fein  zerkleinert  geniessen,  eben  weil  es  con- 
sistenter,  als  das  warme,  zu  sein  pflegt. 

13.  Gefrornes.  Der  Genuss  von  Ge- 
frornem an  sich  ist  diätetisch  nicht  gut  zu 


heissen,  da  die  Temperatur  desselben  ja  weit 
unter  die  vorhin  fix! rte  Grenze  hinabgeht, 
und  so  wird  es  nur  etwa  bei  ganz  langsamem 
Genüsse  ohne  Nachtheil  vertragen  werden, 
bei  rascherem  Genüsse  und  bei  Personen  mit 
etwas  empfindlichem  Magen  aber  wird  es  sehr 
leicht  Dyspepsien  zu  Wege  bringen,  anch 
wenn  es,  was  ja  selten  genug  der  Fall,  aus 
diätetisch  an  sich  unverfänglichen  Substanzen 
bereitet  wurde.  Besonders  nachtheilig  muss 
es  als  Schlussgericht  reichhaltiger  Mahlzeiten 
wirken,  weil  es  die  Temperatur  des  Magen- 
inhaltes herabsetzt,  dadurch  die  Pepsinwirk- 
nng  beeinträchtigt,  diese  aber  gerade  nach 
dem  Genüsse  grösserer  Menge  Nahrung  mög- 
lichst gefördert  werden  sollte.  Nicht  minder 
nachtheilig  wirkt  es,  wenn  es  bei  erhitztem 
Körper  genossen  wird. 
Aügem.  Medic,  Centr.Ztg.,  LVI,  77  u.  78, 


Medicamentöse   Oxydation   durch 

Flatinschwamm 

als  therapeutisches  Mittel. 

Herr  Onismus  empfiehlt  einen  Apparat, 
dessen  Hauptbestandtheil  Platinschwamm  ist, 
der  durch  das  Verdampfen  von  Alkohol, 
Aether  oder  ätherischen  Oelen  im  Glühen 
erhalten  wird  (ähnlich  der  bekannten  Glüh- 
lampe, Raucher-  oder  Luftreinigungslampe 
nach  Prof.  Japer-Stuttgart  Ref.).  Es  ent- 
steht eine  Oxydation  der  in  Berührung  mit 
dem  Herd  kommenden  Substanzen  und  es 
bilden  sich  Ozon  und  ätherische  Producte. 
Wendet  man  alkoholische  oder  ätherische 
Tincturen  an  oder  löst  man  Substanzen  in 
Mineralölen  auf,  so  erhält  man  sehr  schnell 
eine  Wirkung,  wenn  man  nur  einige  Zeit  den 
Apparat  in  einem  Zimmer  functioniren  lässt. 
Die  deutlichste  Wirkung  dieses  therapeu- 
tischen Mittels  besteht  darin,  dass  es  die 
Schleimhäute  austrocknet,  so  bei  Coryza,  bei 
Bronchitis  mit  Katarrh,  bei  gewissen  Reiz- 
zuständen der  Nasenhöhlen  oder  des  Schlun- 
des bei  dem  Heufieber.  Nach  wenigen  Stun- 
den bringt  man  durch  Mischungen  von  Al- 
kohol mit  Terpin,  Terpentin,  Eukaljptol, 
Tct.  Aconit!  die  Schleimhautsecretion  zum 
Stillstand,  während  die  allgemeinen  Symp- 
tome bestehen  bleiben.  Diese  meticamen- 
töse  Application  zeichnet  sich  auch  dadurch 
aus,  dass  sie  die  Respirationsbewegungen 
erleichtert. 

Be^Bthe  Med,'&g.,  I887y  Nr.  90. 


575 


Iilteratnr  and  Kritik. 


Jknleitniig  zur  Analyse  der  Aschen 
nnd  Mineralwasser  von  Robert 
Bunsen.  2.  Auflage.  Preis  2  Mark. 
Heidelberg  1887.  Carl  Winters  üni- 
versitätebuchhandlaiig. 

Durch  wie  viele  neoe  Unteranchungeo  nnd 
Entdeckungen  auch  Bunsen  die  Wissenschaft 
bereichert  hat,  an  selbstständigen  Schriften 
hat  er  doch  nur  wenige  verfasst.  Eine  dieser 
wenigen  nnd  den  übrigen  an  Klarheit  und 
Uebersichtlichkeit  ebenbürtig  ist  die  „Ana- 
lyse der  Aschen  nnd  Mineralwasser.''  Die 
Benutzung  der  Broschüre  seist  chemische 
Kenntnisse  voraus,  wie  der  Verfasser  der- 
selben voraussetzt,  dass  Jedermann  weiss,  wer 
der  auf  dem  Titelblatt  schlichtweg  Bohert 
Bimsen  Genannte  ist.  Wenn  ein  Werk  dieses 
Gelehrten  noch  irgend  welcher  Empfehlung 
bedarf,  so  soll  dieselbe  für  die  vorliegende 
Anleitung  von-  uns  im  reichlichsten  Maasse 
gegeben  sein.  g, 

Lekrtach  der  anorganisehen  Chemie 

mit  einem  kurzen  Grnndriss  der  Mi- 
neralogie.   Von  weiland  Professor  Dr. 
e7.  Larscheid.    Hit  230  in  den  Text 
gedruckten   Abbildungen   und   einer 
Spectraltafel  in  Farbendruck.     Elfte 
Auflage,  bearbeitet  von  Dr,  Ä  Hove- 
Stadt,     Preis  4  Mark.    Freiburg  im 
Breisgau  1887.    //erder'sche  Verlags- 
handlung. 
Die    Vorzügliehkeit    der  LorseheidBch^u 
Lehrbücher  haben  wir  an  dieser  Steile  wieder- 
holt rühmend  hervorgehoben.  Die  vorliegende 
Neubearbeitung  ist  nicht  minder  zu  loben, 
obscbon  es  uns  scheint,  dass  dieselbe  für  An- 
fänger etwas  zu  viel  Theorie  bringt.  «. 


Repetitoriam  der  Chemie.  Mit  be- 
sonderer Berfictasichtigung  der  ftlr  die 
Medicin  wichtigen  Verbindungen,  so- 
wie der  Pharmakopoea  Germanica, 
namentlich  zum  Gebrauche  ftlr  Me- 
dieiner und  Pharmaeeuten.  Bearbei- 
"  tek  Yon  Dr.  Carl  Arnold.  Zweite  Auf- 
lage. Hamburg  und  Leipzig  1887. 
Verlag  ?on  Leopold  Voss. 

Bei  den  verschiedenen  Anforderungen, 
welche  an  die  chemischen  Kenntnisse  der 
Mediciner  nnd  Pharmaeeuten  gestellt  werden, 
eracheint  auf  dea  ersten  Blick  die  Abfiwsung 


von  Repetitorien,  welche  beiden  Ständen 
gleichzeitig  dienen  sollen,  nicht  recht  zweck- 
mässig. Wenn  das  vorliegende  Buch  es  trotz- 
dem in  sehr  kurzer  Frist  zu  einer  2.  Auf- 
lage gebracht  bat,  so  muss  es  demnach  be- 
sondere Vorzüge  besitzen,  welche  wohl  vor- 
wiegend in  der  hübschen  Anordnung  des 
Ganzen  beruhen.  Durch  grösseren  und  klei- 
neren Druck  ist  Wichtiges  und  minder 
Wichtiges  auch  schon  äusserlich  geschieden; 
ein  sehr  ausführliches  und  sorgfaltig  ausge- 
arbeitetes Register  erleichtert  das  Na6h* 
schlagen.  Einzelne  Abschnitte  sind,  obscbon 
man  sagen  darf,  dass  das  Ganze  für  die  medi- 
cinische  naturwissenschaftliche  Prüfung  mehr 
als  genug  bringt,  doch  zu  knapp  wegge- 
kommen, so  der  über  Ptomai'ne,  welcher  kaum 
eine  halbe  Seite  umfasst.  «. 


Die  Analyse  des  Wassers.  Nach  eige- 
nen Erfahrungen  bearbeitet  von  Dr. 
G.  A.  Ziegeler,  Mit  32  in  den  Text 
gedruckten  Abbildungen.  Stuttgart 
1887.  Ferdinand  Enke.  Preia  3  Mark. 

Das  Torliegend«  kleine  Werkohen  wird 
besonders  von  Denjenigen  mit  Freuden  be- 
grüsst  werden,  welchen  eine  grössere  Bi- 
bliothek nicht  zur  Verfügung  steht.  Der  Ver- 
fasser hat  in  der  That  Reeht,  wenn  er  in  der 
Vorrede  sagt,  dass  es  an  einem  mögliehst 
Alles  berücksichtigenden  Leitfaden  der  Was- 
seranaljse  fehlt  und  dass  der  Anfänger  ge- 
nöthigt  ist,  eine  grosse  nnd  umfangreiche 
Literatur  zu  benutzen.  Das  Ztegder^Bche 
Buch  beansprucht  nun  wohl  keineswegs,  die 
Frage  nach  einem  grossen,  einheitlichen 
Werke,  das  nach  jeder  Riebtnng  die  ein- 
gehendste Antwort  giebt,  zu  erledigen,  son- 
dern es  will  nur  Anfängern  möglichst  sichere 
Fingerzeige  an  die  Hand  geben.  Das  Buch, 
welches  120  Seiten  einnimmt,  theilt  sich 
in  6  Abschnitte,  von  denen  der  erste 
die  zur  Wasseranalyse  zu  benützenden 
Reagentien  behandelt.  Der  Abschnitt  hätte 
vielleicht  kürzer  sein  könpen,  da  die 
Kenntniss  der  Prüfung  der  gewöhn- 
licheren Reagentien  bei  Denjenigen,  die  sich 
mit  Trinkwasseranalyse  besohäftigen  wollen, 
wohl  vorausgesetzt  werden  darf;  immerhin 
wird  man  auch  in  diesem  Abschnitte  Wertfa- 
volles  finden.  Der  zweite  (Haupt-)  Abschnitt 
bespricht  die  eigentlichen  ehemischen  Unter- 


576 


sacbaugsmethoden  des  Wassers  und  zwar  hat 
der  Verfasser  nur  diejenigen  und  zwar  mit 
Gründlichkeit  aufgeführt,  welche  er  selbst  bei 
seinen  Untersuchungen  benützte,  resp.  welche 
ihm  gute  Besultate  ergaben.  Die  sogenannte 
Härtebestimmung  ist  mit  Recht  fortgelassen. 
Die  Härtebestimmnng  mit  Seifenlösung  giebt 
gar  keinen  Aufschluss  über  die  wirkliche 
£escha£Fenheit  des  Wassers  und  kann  nur 
etwa  als  annähernde  Vorprüfung  (z.  B.  bei 
dem  Kesselspeisewasser  der  Locomotiven  etc.) 
dienen,  nicht  aber  als  eine  chemische  Me- 
thode, welche  stets  durch  die  Bestimmung 
von  Kalk,  Magnesia,  Kohlensäure  und  Schwe- 
felsäure auszuführen  ist.  Der  dritte  Ab- 
schnitt, bacteriologische  Untersuchung  des 
Wassers,  ist  kurz  gehalten  und  wird  auch 
nicht  als  Leitfaden  dienen  können;  gründ- 
liche praktische  Beschäftigung  mit  diesem 
Gegenstande  unter  erfahrener  Leitung  sind 
die  einzige  Möglichkeit,  sich  auf  diesem  schwie- 
rigen Gebiete  vor  groben  Irrthümem  zu  be- 
wahren. Wir  sind  übrigens  rollständig  der 
Ansicht  des  Verfassers,  dass  die  bacteriolo- 
gische Prüfung  viel  mehr  in  das  physiologi- 
sche oder  pathologische  Laboratorium  gehört, 
als  in  das  chemische,  denn  der  beschäftigte 
Chemiker  wird  den  Gegenstand  gern,  als 
ausserhalb  seines  eigentlichen  Wirkungskreises 
liegend ,  von  der  Hand  '  weisen.  Nur  in 
wenigeren  Fällen  werden  die  Verhältnisse  so 
liegen,  dass  chemische  und  bacteriologische 
Prüfung  von  derselben  Person  ausgeführt 
werden  können. 

Der  vierte  Abschnitt,  mikroskopische  Prüf- 
ung des  Bodensatzes,  ist  für  den  Rahmen  des 
Buches  mit  grosser  Gründlichkeit  behandelt, 
und  durch  zahlreiche,  deutliche  Figuren  er- 
läutert. Ebenso  bietet  der  fünfte  Abschnitt, 
Beurtheilung  des  Wassers,  besonders  was  das 
Trinkwasser  anbelangt,  vieles  Beachtens- 
werthe. 

Mit  vollster  Ueberzengung  kann  das  kleine. 


mit  Liebe  gearbeitete  Werk  Jedem,  besonders 
aber  Denjenigen,  welchen  eine  grössere  Li- 
teratur nicht  zu  Gebote  steht,  empfohlen 
werden. 


— 08— 


Compendium  der  praktischen  Toxi- 
kologie zum  Gebrauche  fQr  praktische 
Aerzte  und  Studirende  auf  Grundlage 
des  „Lehrbuchs  der  praktischen  Toxi- 
kologie" von  Ä.  Werber  als  zweite 
Auflage  zeitgemäss  umgearbeitet  von 
Dr.  Rudolf  Kohert,  ord.  Professor  der 
Pharmakologie  zu  Dorpat.  Stuttgart 
1887.  Verlag  von  Ferdinand  Enke. 
Preis  4  Mark. 

Das  vorliegende  Werk  ist  für  Mediciner 
geschrieben  und  es  ist  ihm  die  Form  eines 
Compendium  gegeben,  damit  es  insbesondere 
„von  solchen  Aerzten  und  Studirenden,  wel- 
che auf  die  Toxikologie  weder  viel  Zeit  noch 
viel  G^ld  zu  verwenden  im  Stande  sind,  mit 
Vortheil  benutzt  werden  könne.*'  g. 


Bericht  tiber  die  sechste  Versammlang  der  Freien 
Yereinlgung  Bayerischer  Vertreter  der  an- 
gewandten Chemie  zu  Manchen  am  20.  und 
21.  Mai  1887.  Herausgegeben  im  Auftrage 
des  geschftftsfElhrbnden  Ausschnsses  von  Pro- 
fessor Dr.  A.  Hilger  in  Erlangen,  Dr.  K. 
Kayser  in  Nürnberg  und  Dr.  E,  List  in 
Würzburg.  Preis  2  Mark  60  Pf.  Berlin  18Ö7. 
Verlag  von  JtUitis  Springer. 

Deutsche  Reichsgesetse,  betreffend  I.  den  Ver- 
kehr mit  Eunstbutter  (Margarine);  IL  die 
Verwendung  gesundheitsschädlicher  Farben; 
ni.  den  Verkehr  mit  blei-  und  zinkhaltigen 
Gegenständen;  IV.  den  Verkehr  mit  KiSir- 
ungsmitteln,  Genussmitteln  und  Gebrauchs- 
gegenständen; Ausführlich  erläutert  durch 
die  Regierungsmotive  und  Gommissionsbe- 
richte  des  Reichstages  von  Dr.  JP.  Schmidt. 
Bielefeld.    Verlag  von  August  Helmich. 

The  Hahnemannlan  Monthly.  Vol.  XXn.  Kr.  7 
bis  9.  Pablished  by  the  Hahnemannlan 
Company,  Limited,  Eighteenth  Street,  8.  £. 
Corner  of  Mount  Vernon,  Philadelphia,  Pa. 


Miscellen. 


Antipyrin  und  Antifebrin 
bei  nervösen  Erscheinungen. 

In  jüngster  Zeit  sind  die  beiden  genannten 
Antipjretica  von  verschiedenen  Seiten  gegen 
nervöse  Leiden  empfohlen ,  und  es  scheinen 
in  der  That  auch  in  der  Praxis  vielfach 
giinstige  Besnltate  erhalten  worden  zu  sein. 


Dr.  OgUvy  (Brit.  Med.  Joum.  123)  giebt 
0,5  g  bei  nervösem  Kopfischmerc  mit  Torzfig- 
liebem  Erfolge;  suweiien  ist  Wiederholung 
der  Dosis  nöthig.  Von  M,  See  (Compt.  Rend. 
—  Pharm.  Joum.  Trantact.  27.  Ang.)  ist  das 
Antipyrin  als  Ersati  des  Morphiums  in  sub- 
cutaner Ii^ection  empfohlen,  und  swar  bei 
Gelenkrheamatismos  Oi6g  in  gleiaher  Menge 


577 


Wasser  gelost.  Auch  bei  Neuralgie,  Lnmbago, 
Angina  sind  Torsügliche  Erfolge  eraielt.  Das 
Antipyrin  in  dieser  Form  gegeben  bringt 
keinen  Schlaf  herror,  bewirkt  auch  keinen 
Brechreiz ,  stillt  dagegen  in  kurzer  Zeit  die 
Schmerzen. 

In  der  ,6es.  f.  Natnr-  und  Heilkande  zu 
Dresden  **  wurden  die  mitgetfaeilten  Erfahr- 
ungen theilweise  bestätigt,  besonders  bei 
Tabetikem  wurden  rorzügliche  Erfolge  erzielt, 
dagegen  war  das  Antipyrin  belMorphlophagen 
wirkungslos.  -ros— 

Oxydation    der    Salzsäure    unter 
dem  Einflüsse  des  Lichtes. 

Sowohl  gasformiger,  als  auch  in  Wasser  ge- 
löster Chlorwasserstoff  wird  bei  Gegenwart 
von  Luft  oder  Sauerstoff  kräftig  ozydirt,  unter 
Abscheidung  von  Chlor.  Die  Zersetzung 
findet  nicht  statt,  wenn  die  Luft  vorher  durch 
Chlorwasserstoff  verdrängt  worden  war. 

Chem,  Central-BlatU  1887.  Nr.  44. 


Ueber  das  Kupfer  der  Alten. 

Von  M.  Berihelot 

Für  Kupfer  und  Bronze  finden  wir  bei  den\ 
Alten   eine  gemeinschaftliche  Bezeichnnug: 
aes  bei  den  Römern,  jifailxo;  bei  den  Griechen ; 
der  Name  cuprum  für  das  reine  Kupfer  er- 
scheint erst  im  3.  Jahrhundert  unserer  Zeit- 


rechnung.  Obiger  Bezeichnungen  bedienten 
sich  die  Alten  überhaupt  für  jedes  gelb  oder 
roth  gefärbte,  im  Feuer  Teränderlicbe  Metall 
und  Metallgemisch,  plumbum  dagegen  wurde 
jegliche  weisse,  im  Feuer  veränderliche  Me- 
tallmasse genannt.  Man  unterschied  indessen 
in  späterer  Zeit  noch  zwei  Arten  von  plum- 
bum, eine  schwarze,  unserem  heutigen  Blei, 
und  in  seltenen  Fällen  dem  Antimon  eut- 
sprechende,  und  eine  weisse  Art,  gleich 
unserem  Zinn  oder  gewissen  Legirungen 
desselben  mit  Blei  und  Silber.  Das  Aes 
charakterisirte  man  nur  nach  dem  Orte  seiner 
Herkunft  (Aes  von  Dolos,  Regina,  Cypem) 
oder  benannte  es  nach  dem  Namen  des 
Eigenthümers  der  Grube  (Livianisches,  Ma- 
rianisches  Erz).  Bestimmte  und  scharfe 
Unterscheidungsmerkmale  kommen  nach  den 
Autoren  der  Alten  nur  zur  Anwendung, 
erstens  bei  dem  Orichalkos,  wahrscheinlich 
einer  Art  Bronze,  woraus  die  härteren  und 
darum  werthTolleren  Münzen  gefertigt  wur- 
den, während  das  cyprische  Erz  die  geringeren 
Münzsorten  lieferte,  und  zweitens  bei  dem 
korinthischen  Erze,  einer  Mischung  des  /ailxo^ 
mit  Silber  und  Gold  in  drei  verschiedenen 
Verhältnissen,  mit  Vorherrschen  des  Silbers, 
Goldes  oder  gleicher  Betheiligung  der  drei 
Erze.  Die  beiden  ersteren  MischuDgen  be- 
zeichnete man  näher  als  weisses,  resp.  gelbes, 
korinthisches  Erz. 

CJhem.  Centr.'Bl.  1887,  Nr.  46. 


Offene  CorrespondenE. 


Ävoih,  W»  m  M«  Nach  einem  Berichte  in 
der  Berliner  med.  Ges.  sind  in  Wilhelmshaven 
wieder  giftige  Miesmuscheln  gefunden 
worden.  Im  Herbst  1885  waren  die  giftigen 
Miesmusehein  fast  flber  die  ganze  Hafenanlage 
verbreitet  Anfang  1886  trat  sowohl  eine  Be- 
sclnränkune  des  Ausdehnungsgebietes  der  gift- 
igen Muscheln,  als  eine  Abnahme  der  Giftigkeit 
der  Miesmoscheln  überhaupt  ein.  Die  Wirk- 
ungen selbst  solcher  giftiger  Muscheln,  welche 
an  Stellen  vorkamen,  die  früher  sehr  giftige 
Muscheln  geliefert  hatten,  waren  sehr  viel 
schwächere.  Die  Vermuthung,  dass  im  Laufe 
der  Sommermonate  (1886)  die  Muscheln  ihre 
Giftigkeit  wieder  erlangen  wflrden,  traf  nicht 
ein.  Im  December  1886  waren  giftige  Muscheln 
kaum  noch  zu  finden.  Seit  October  1887  aber 
finden  sich  wieder  stark  giftige  Miesmuscheln 
in  erschreckender  Menge.  Wodurch  das  Auf- 
treten und  Verschwinden  dieser  siftigen  Moschein 
bedingt  wird,  ist  hiernach  noch  unaufgeklärt 

J«  C*  tfi  Z«  Die  Beobachtung,  dass  ein 
kupferner  Kessel  bei  Bereitung  von  Unguentum 
Parafifinioi  Phum.  Germ.  11  geschwärzt  wird» 


soweit  die  Salbe  reicht,  ist  schon  oft  gemacht 
worden,  eine  genügende  Erklärung  für  diese 
Erscheinung  ist  uns  aber  niclit  bekannt.  Es 
liegt  nahe,  an  einen  Gebalt  von  Salfoverbind- 
nngen  zu  denken,  die  bei  Reinigung  der  Kohlen- 
wasserstoffe mit  Schwefelsäure  entstehen  und 
zurflckbleiben  können,  dem  widerspricht  aber, 
dass  der  schwarze  Ueberzug  sich  leicht  ab- 
waschen lässt  Man  hat  auch  die  ganz  feinen 
Kohletheilchen,  welche  im  Paraffin  oder  Paraffin- 
Ol  sich  häufig  noch  finden,  verantwortlich  ge- 
macht, wären  diese  Schuld,  so  mflsste  sich  aber 
der  Niederschlag  auch  in  Emailgefässen  bilden, 
was  nicht  der  Fall  ist. 

B.  m  M.  Die  in  England  und  Amerika  ge- 
bräuchliche Schreibweise  z.  B.  1— 2g,  1— Ig 
u.  B.  w.  bedeutet  •/■  gi  ^U  ^  ü»  s.  w. 

Zu  der  Anfrage  in  Nr.  44  wird  uns  ge- 
schrieben, dass  vor  einigen  Jahren  Herba  Cvno- 
glossi  off.  als  Mittel  gegen  Mäase  empfohlen 
worden  sei  Das  Kraut  sollte  in  die  Mause- 
löcher gestreut  werden.  Ob  damit  Erfolge  er* 
zielt  worden  sind,  ist  dem  Einsender  unbekannt 
geblieben. 


von  PONCET,  GlashQtten-Werke, 

Berlin  SO.,  P.  A,  16,  Eöpnicker- Strasse  64, 

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f4»a  fett  SabTtn  in  sidta  Vpvitctn  bnnmib  ttngtffl^it  —  xax  Offerte.  —  UafR  &a<|iiac  «kiHi 
eilbttat  Sntbaiatn  nnb  eftmiprrif  anf  8al|ltaitnati]  in  Stio^fl  1888,  enÜB  188Ö,  «BiUo  lüS«, 
^anthitt  o.  ER.  18Ö6,  etitijta  1887,  fl*Ib«it  •mt\ia\lt  Mnlgrieia  l.  «i.  1887,  tixAtl  (041.  etaaH' 
■ncbaiQt  Stetbta  1887. 


Heine  in  Sachsen  gut  eingefdbrten 

Spedallt&ten 

als  B»bBtr*pfen, 

HDBtctrvpfen, 
M»seHpnlTer 

?on  vonAgUcberWirk  nng  und  mit  UateTsIBtEong 
regelmSsdger  Annoncen  empfiehlt 

H.  L.  Bottger,  Plaaen  i,  V. 


Pariser 
Kloster  -  Frostsalbe« 

TorEBgliehbewAhrteSpecialitit.liiiihfr 
in  Frankreich  nnd  OeBterrefcb  einge^hrt,  offnirt 
unter  Ablieben  Bedingungen 

A.  Achleitaer, 

Hönehen. 


VcrtofiT  nad  nrutwutllili«'  B^duMar  Dr.  E.  SalMltr  in  DniJ«. 

Im  Bnchhud«!  dnrdi  JbUm  Sprlnftr.  Bailla  H.,  IfaiiUjoiiplUi  I. 

Dniik  dM  KOnifl.  HofbMhdnckaral  T«n  0.  a  M ainhald  ft  Sthaa  la  DiMln. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäfüiche  Interessen 

der  Pharmacie. 

Herausgegeben  yon 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Oeissler. 

£neheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  dnreh  die  Post  oder  den  Buchhandel 

Tierteljihrlich  3  Mark.    Bei  Znsendnng  nnter  Streifband  2,50  Mark.    Einselne  Nnmmem 

95  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
Anfragen,  Aufträge,  Manusoripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedaeteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M  47.     Berlin,  den  24.  November  1887.  ^Al  ^^X 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  Chemla  mnä  PhAraiftele:  Znsätse  und  VerbeMerangen  fttr  daa  Neue  pharmaoentlBobe  Bfannal.  —  Ueb«r 
den  NaebweU  freier  SSnren  im  Mageninhalte.  —  Pbenaoetln.  —  Vertnehe  über  die  pbytlolofiMhen  Wirkungen 
df»  Niekelaeetatfl  mit  Rfleksicht  auf  den  Oebraneb  dieeea  Metalles  fUr  Kaobengerlth«  —  ueber  die  Belehert- 
MelMrsehe  Botterprflfangtmethode.  —  Eine  nene  Klaaie  von  Eltenejanlden.  —  litantar  wmi.  Kritik.  —  Mli- 
eeUeat  WeltauMtellnng  In  BrOetel  188S.  —  Antlteptiiehe  Behwämme.  —  Zur  Herstellung  Ton  Bnntfeuer.  —  Ent- 
fernung Ton  Bisenrost.  —  Haltbarer  Kleister.  —  danadol.  -^  Gegen  Inseotenstiobe.  —  OiTeae  ConMpOBieBl«  — 

iBielffMU 


Chemie  nod  Pliarmaclee 


ZuB&tie  und  Verbesserangen 

f&r  das 
Nene  pharmacentische  Mannal. 

Von  Eugen  DieUrich, 

Nachdruck  yerboten. 

« 

Um  das  Manual  auf  der  Höhe  der  Zeit  zu 
erhalten,  habe  ich  die  zum  Erproben  und 
NeuaufsteUen  von  Vorschriften  nothwendigen 
Arbeiten  fortgesetzt,  und  es  hat  sich  hierbei 
soviel  Material  angesammelt,  dass  ich  mit  Ver- 
öffentlichung desselben  beginnen  kann. 

Die  Verbesserungen  werden  sich  auf 
die  im  Manual  befindlichen  Vorschriften,  bei 
welchen  durch  fortgesetzte  Versuche  günsti- 
gere Besultate  erzielt  wurden,  beziehen. 

Die  Zusätze  bringen  neue  Formeln  für 
pharmaceutische  und  technische  Präparate, 
letztere  mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
Handverkaufs ;  femer  gedenke  ich  diejenigen 
technischen  Vorgänge,  welche  im  pharmaceu- 
tischen  Laboratorium  vorkommen ,  einer  Be- 
sprechung zu  unterziehen  und  meine  Erfahr^ 
ungen,  soweit  sie  sich  an  gedachter  Stelle  ver- 
werthen  lassen,  niederzulegen. 

Die  allgemeinen  Cresichtspunkte ,  welche 
mich  bei  Abfassung  des  Manuals  leiteten  (Ph. 


C.  26,  99),  sind  natürlich  auch  für  die  Nach- 
träge maassgebend. 
Helfenberg  bei  Dresden,  November  1887. 

Abschäumen. 

Es  bildet  einen  Theil  des  Elärprocesses 
und  besteht  darin,  mit  einem  siebartig  durch- 
löcherten Löffel  den  durch  Kochen  auf  einer 
Flüssigkeit  hervorgebrachten  Schaum  abzu- 
nehmen und  nach  Abtropfenlassen  der  mit- 
geschöpften Flüssigkeit  zu  reserviren.  Ist  der 
Abschäumungsprocess  beendigt,  so  bringt 
man  den  Schaum  auf  ein  CoUrtuch  und  ge- 
winnt hier  noch  jenen  Theil  der  Flüssigkeit, 
der  zwischen  den  Schaumblasen  eingelagert 
und  zurückgehalten  worden  war. 

Die  Bedingungen,  unter  welchen  die 
Schaumentwickelung  stattfindet,  werden  im 
Capitel  „Klären"  besprochen  werden. 

Acetnm  Dracunculi. 

Estragon-  (Speise-)  Estig. 

100,0  Herbae    Dracnnculi    recentis 

concisae, 
1000,0  Aceti  Vini, 
1,0  Acidi  salicylici 
macerirt  man  8  Tage,  presst  aus,  flltrirt  nach 


580 


mehrtägigem  Stehen  die  Oolatur  und  fQllt  das 
Filtrat  auf  nicht  zu  grosse  Flaschen,  die  man 
fest  verschliesst  und  liegend  aufbewahrt. 

Die  Einwirkung  von  Tageslicht  ist  zu  ver- 
meiden. 

Acetnm  Sinapis. 

Senf-  (Speise-)  Essig. 

200,0  Seminis  Sinapis  pulv., 
200,0  frischer  Meerrettigwurzel, 
200,0       „        Selleriewurzel, 
200,0  frischen  Estragonkrautes, 
100,0  Zwiebeln, 
50,0  frischer  Citronenschalen, 
10,0  Knoblauch, 
sämmtlich  entsprechend  zerkleinert ,  macerirt 
man  8  Tage  mit 
1000,0  Spiritus, 
9000,0  Weinessig, 

presst  dann  aus,  setzt  der  Colatur 

500,0  Zucker 
zu  und  filtrirt  nach  mehrtägigem  Stehen. 

Adeps  suillns  flltratus. 

1000,0  Schmer,    von    Fleischtheilen 

befreit, 
werden  auf  der  Fleischhackmaschine  ge- 
mahlen und  im  Dampfbade  zerlassen.  Man 
colirt  nun,  presst  aus,  behandelt  die  Colatur 
^2  Stunde  lang  unter  Rühren  im  Dampfbade 
mit 

100,0  Natrii   sulfurici    dilapsi   subt. 

pulv. 
und   filtrirt  durch  Filtrirpapier  im  Dampf- 
trichter (s.  Filtriren). 

Das  so  erhaltene  Fett  ist  von  gleich- 
massiger  Conslstenz ,  sehr  weiss  und  frei  von 
jenem  Bratengeruche,  wie  er  jedem  auf  freiem 
Feuer  ausgelassenen  Fette  anhaftet.  Der  ver- 
wendete Schmer  muss  ganz  frisch  sein;  ein 
mehrtägiges  Lagern,  selbst  im  Eiskeller,  be- 
einträchtigt bereits  die  Consistenz.  Ein  Aus- 
waschen mit  Wasser,  wie  es  in  älteren  Wer- 
ken vielfach  empfohlen  wird,  kann  durch 
Beinigen  des  Schmers  von  blutigen  oder 
Fleischtheilen  umgangen  werden ;  eine  Haupt- 
sache ist  es  dagegen,  erstens  die  2^rkleinerung 
des  Schmers  auf  der  Fleischhackmaschine 
vorzunehmen ,  um  den  Erhitzungsprocess  ab- 
kürzen zu  können ,  zweitens  das  ausgelassene 
Fett  mit  Glaubersalz  zu  entwässern  und 
schliesslich  zu  filtriren.  Zur  Aufbewahrung 
sind  Holzgeiasse  nicht,  sondern  nur  Glas-, 
Steingut-  oder  Blechgefösse  zu  verwenden. 


Aqaae  aromaÜMe. 

Es  ist  eine  unbestrittene  Thatsache ,  dass 
die  durch  Destillation  gewonnenen  aromati- 
schen Wässer  die  aus  Oelen  bereiteten  bei 
Weitem  übertreffen,  während  andererseits 
nicht  übersehen  werden  darf,  dass  die  Halt- 
barkeit aller  solcher  Wässer,  gleichgültig  ob 
sie  durch  Destillation  oder  mit  Oel  bereitet 
sind,  eine  sehr  beschränkte  ist.  Während  man 
z.  B.  ein  mit  Oel  gemischtes  Aqua  Menthae 
piperitae  an  dem  bitteren  kratzenden  Nach- 
geschmäcke sofort  erkennt,  entspricht  auch 
der  Geschmack  der  destillirten  Wässer,  wenn 
sie  zu  alt  sind  und  sich  selbst  nur  im  An- 
fangsstadium des  Verderbens  befinden ,  nicht 
den  Vorstellungen,  welche  wir  von  ihnen 
haben  müssen. 

Der  Verbrauch  an  aromatischen  Wässern 
ist  ein  relativ  geringer  und  damit  die  Gefahr 
des  Verderbens  nahe  liegend.  Da  verdorbene 
Wässer  nicht  gegeben  werden  dürfen,  so  greift 
man  bei  den  gangbaren  Nummern  am  besten 
zu  den  auf  dem  Destillationswege  gewonnenen 
Essenzen  und  stellt  hieraus  die  Wässer  ei 
tempore  her,  bei  den  seltener  begehrten  da- 
gegen bedient  man  sich  der  ätherischen  Oele 
und  bereitet  dieselben  entweder  durch  Ldsen 
des  Oeles  in  heissem  Wasser  oder  aus  Essen- 
zen, welche  aus  Oel  und  Weingeist  bestehen 
und  vorräthig  gehalten  werden. 

Von  der  Aufführung  der  durch  Destillation 
gewonnenen  Wässer ,  welche  sich  in  der  Ph. 
G.  II  befinden,  kann  hier  abgesehen  werden. 
Ich  möchte  auf  eine  Erfahrung  hinweisen, 
welche  ich  wiederholt  in  der  Fabrikation 
machte  und  weldie  im  Gegensatze  steht  zn 
den  betreffenden  Angaben  der  meisten  unserer 
Lehrbücher. 

Allseitig  hält  man  es  für  geboten,  eine  mit 
dem  Dampfstrome  zu  destillirende  Droge 
mit  Wasser  vorher  anzufeuchten  und  so  filr 
das  Eindringen  des  Dampfes  in  die  ZeUen 
geeignet  zu  machen.  Jahre  lang  arbeitete 
auch  ich  nach  diesem  Gnmdsatze,  bis  einmal 
beim  Abtreiben  von  Oel  durch  ein  Versehen 
die  übliche  Anfeuchtung  unterblieb  und  nicht, 
wie  ich  erwartete,  weniger,  sondern  sogar 
ein  Plus  von  15  bis  25  pCt.  an  Oel  gewonnen 
wurde.  Eine  Beihe  von  in  dieser  Sichtung 
angestellten  Versuchen  ergab  dann  die  über- 
raschende Thafsache,  dass  man  eine  höhere 
Ausbeute  von  Oel  oder  ein  kräftigeres  Wasser 
gewinnt,  wenn  man  die  zerkleinerte  Droge 


581 


trocken  auf  das  Sieb  der  Blase  bringt  Eine 
weitere  Nothwendigkeit  bestebt,  wie  nnter 
,, Destillation"  noch  eingehender  besprochen 
werden  soll,  darin,  Anfangs  mit  möglichst 
wenig  Dampfentwickelang  zu  arbeiten.  Das 
meiste  Oel  kommt  Anfangs  znm  Uebergehen ; 
ist  die  Dampfentwickelung  zu  rapid,  so  reisst 
die  sich  in  der  Blase  befindliche  und  durcn 
die  Erhitzung  rasch  sich  ausdehnende  Luft 
die  Gase  des  Oeles  mit  fort,  und  zwar  so 
schneU,  dass  eine  Abkühlung  im  Eflhler  nicht 
stattfinden  kann.  Es  tritt  damit  ein  Verlust 
an  Aroma  ein ,  der  sich  beim  Destilliren  von 
ätherischen  Oelen  beziffern  und  bei  aromati- 
schen Wässern  am  Qeschmacke  erkennen 
lässt. 

Erwähnt  möge  noch  sein,  dass  manche 
frische  Vegetabilien,  z.  B.  Mores  Sambuci, 
Tiliae  kräftiger  und  besser  riechende  Wässer 
liefern,  wie  die  getrockneten,  femer,  dass  ein 
gleiches  Verhältniss  besteht  zwischen  frisch 
getrockneten  und  gelagerten  Kräutern.  Ich 
selbst  mache  mir  diese  Erfahrung  zu  Nutze, 
sofern  ich  die  hundertfachen  Essenzen  ent- 
weder aus  Mschen  oder  doch  frisch  getrock- 
neten Vegetabilien  bereite. 

Bei  der  Bereitung  aromatischer  Wässer 
aus  Oel  erhält  man  ein  gebundeneres  Präparat 
durch  Verwendung  von  heissem  Wasser; 
die  Oele  lösen  sich  leicht  darin ,  so  dass  der 
früher  von  mir  vorgeschriebene  Weingeist- 
zusatz entbehrlich  wird. 

Zur  Aufbewahrung  der  aromatischen  Wäs- 
ser ist  zu  bemerken,  dass  dieselben  weder 
Licht ,  noch  Luft  und  hohe  Temperatur  ver- 
tragen. 

Jkrnfca*  Gallerte. 

Amica- Jelly. 

10,0  Amyli  Tritici 
verrührt  man  mit 

20,0  Aquae  destillatae, 
in  welchem  man  vorher 

0,2  Kalii  caustici 
löst,  fügt 

100,0  Glycerini 

hinzu  und  erhitzt  bis  zur  Verkleisterung. 
Man  rührt  dann 

15,0  Tincturae  Amieae 

unter  und  füllt  noch  warm  in  Zinntuben. 

(FortsftziiDg  folgt.) 


üeber  den  Nachweie  freier  Säuren 
im  Mageninhalte. 

Von  Aug.  Brunner,  Heidelberg. 

Welche  Bedeutung  der  Salzsäuregehalt 
des  Magensaftes  für  die  Diagnostik  von 
Magenerkrankungen  besitzt ,  unterliegt 
noch  mannigfachen  Gontroversen.  Gewiss 
ist  derselbe  nicht  gleichgültig  und  eine 
Folge  davon  ist,  dass  im  pharm.  Labora- 
torium öfter  Veranlassung  eegeben  wird, 
S&nrebestimmnngen  des  Mageninhaltes 
vorzunehmen. 

Die  in  der  Magenflfissigkeit  neben 
Salzsfture  vorkommenden  S&uren  sind 
bekanntlich  Milchsäure,  Essig-  und  Butter- 
säure. Der  Nachweis  der  letzteren  bietet 
keine  Schwierigkeiten  und  soll  weiter 
unten  kurz  angegeben  werden. 

Zur  Prüfung  auf  Salzsäure  ist  eine 
ganze  Beihe  von  Reagentien  vorgesehlagen 
worden,  ohne  dass  eines  seinen  Zweck 
vollständig  erfüllte;  bald  störten  die  im 
Mageninhalte  vorhandenen  Peptone  und 
Albuminate,  bald  die  gleichzeitige  An- 
wesenheit mehrerer  Säuren  nebeneinan- 
der, oder  das  Vorhandensein  saurer  Salze 
die  Beaction.  Erst  durch  Vergleich  der 
mit  der  Methylviolett-,  Gongo-,  Brillant- 
grün- und  Eisenchloridprobe  erhaltenen 
Besultate  konnte  man  ein  einigermaassen 
sicheres  Urtheil  bekommen,  ob  die  ge- 
prüfl;e  Magenflüssigkeit  freie  Salzsäure 
enthielt  oder  nicht. 

In  jüngster  Zeit  ist  es  nun  J.  Boas*) 
durch  Modification  eines  älteren  üffel- 
mann'schen  Verfahrens  gelungen,  freie 
Salzsäure  im  Mageninhalte  auf  eine  ein- 
fache und  sichere  Weise  zu  bestimmen. 

Man  bringt  3  bis  4  Tropfen  einer  al- 
koholischen Tropaeolinlösung  (0,1 
Tropaeolin  00  in  100,0  Spiritus)  in  ein 
kleines  Porzellanschälchen,  vertheilt  die- 
selben durch  Schwenken  an  der  Wand- 
ung und  lässt  dann  3  bis  4  Tropfen  des 
fillrirten  Magensaftes  zufliessen.  Erwärmt 
man  nun  unter  Umschwenken  vorsichtig 
auf  der  Spiritusflamme,  so  entstehen  bei 
Anwesenheit  von  Salzsäure  violette  Spie- 
gel mit  lila  Bändern,  die  auf  Zusatz  von 
Aether  persistiren. 

Die  Methode  ist  elegant  und  einfach 

*)  Deutsche  med.  Wochenschrift  Nr.  89. 


582 


und  verdient  vor  der  gleichzeitig  von 
Boas  empfohlenen  mit  Tropaeolin- 
papier  entschieden  den  Vorzug-  Das 
Tropaeolinpapier,  welches  in  der  letzten 
Zeit  von  einigen  Berliner  Firmen  viel- 
fach angekündigt  wurde,  wird  auf  die 
einfachste  Weise  durch  Sättigen  eines 
säurefreien  Filtrirpapiers  mit  concentrir- 
ter  sJkoholischer  Tropaeolinlösung  und 
nachfolgendes  Trocknen  hergestellt. 

Qiebt  man  einen  Tropfen  Magenflüssig- 
keit auf  einen  Streifen  Tropaeolinpapier, 
so  soll  man  nach  Boas  bei  hoher  Acidi- 
tat  des  Magensaftes  eine  stark  rotb  braune 
Färbung  erhalten,  welche  sich  an  den 
Bändern  ins  Violette  abtönt.  Wird  der 
Papierstreifen  vorsichtig  über  der  Spiritus- 
flamme erhitzt,  so  soll  bei  Anwesenheit 
von  Salzsäure  die  früher  rothbraune 
Färbung  in  ein  mehr  oder  weniger  ge- 
sättigtes Lila  übergehen,  welches  bei 
Aetherzusatz  nicht  verschwindet 

Ich  habe  nun  mit  Magenflüssigkeit, 
die  im  Porzellanschälchen  die  Salzsäure- 
reaction  in  eclatanter  Weise  er^ab,  wie- 
derholt die  Probe  versucht  und  die  Er- 
fahrung gemacht,  dass  die  Beaction  auf 
dem  Papierstreifen  erst  gelang,  nachdem 
das  Papier  3  bis  4  Mal  mit  dem  Magen- 
saft gesättigt  und  wieder  getrocknet 
wurde,  aber  auch  dann  in  nicht  sehr  aus- 
gesprochener Weise. 

Die  Methode  ist  also  jedenfalls  un- 
sicherer und  auch  zeitraubender  ds  die 
zuerst  beschriebene. 

Die  Milchsäure  bestimmt  man  am 
besten  nach  der  ]7/fe/inann'schen  Me- 
thode mit  Eisenchlorid -OarboUösung. 

Zu  diesem  Zwecke  bereitet  man  sich 
eine  Lösung  von  0,4  Acid.  carbolic.  in 
80,0  Wasser  und  einem  Tropfen  Liq. 
ferri  sesquichlor. ,  giebt  von  dieser  etwa 
1  ccm  in  ein  Beagensglas  und  setzt  dann 
tropfenweise  von  der  Magenflüssigkeit  zu. 
Die  schöne  blaue  Farbe  der  Eisenchlorid- 
Garbollösang  geht  hierbei  ins  Gelbe  über, 
wenn  Milcliääure  zugegen  war. 

Wird  infolge  reichlichen  Peptongehalts 
die  Flüssigkeit  stark  getrübt  oder  durch 
einen  erheblicheren  Gehalt  an  Salzsäure 
ganz  entfärbt,  so  muss  man  den  Magen- 
saft zuvor  mit  Aether  ausschütteln,  den 
Aether  verdunsten  und  den  hierbei  er- 
haltenen Bückstand  zu  obiger  Prüfung 


verwenden.  Nach  Uffelmann  soll  selbst 
0,lo/oo  an  Milchsäure  auf  diese  Weise 
noch  erkannt  werden. 

Essig-,  besonders  aber  Buttersänre 
verrathen  sich  meist  schon  durch  ihren 
eigenthümlichen  Geruch.  Will  man  die- 
selben chemisch  bestimmen,  so  schüttele 
man  die  Magenflüssigkeit  mit  Aether  aus, 
lasse  denselben  verdunsten  und  mache 
mit  einem  Theile  des  Bückstandes  die 
bekannte  Beaction  mit  Eisenchloridlösung 
auf  Essigsäure,  zum  anderen  Theile  setze 
man  einige  Tropfen  Wasser,  dann  zur 
Entziehung  des  Lösungsmittels  ein  Stück- 
chen Ghlorealcium  hinzu,  worauf  sich  etwa 
vorhandene  Buttersäure  in  kleinen  Tröpf- 
chen abscheidet. 

Zur  qualitativen  Prüfung  des  Magen- 
inhalts auf  freie  Säuren  dürfte  sich  dem- 
nach folgende  Methode  empfehlen: 

Zunächst  wird  mit  Lackmus-  und  Oongo- 
papier  die  Beaction  festgestellt.  Ist  die- 
selbe sauer,  so  bestimme  man  nach  obigem 
Verfahren  die  Salzsäure*)  und  die  Milch- 
säure. Eine  weitere  kleine  Menge  titrire 
man  mit  ^m  Normallauge,  wodurch  dann 
ein  ungefähres  Bild  von  der  Beschaffen- 
heit des  Mageninhalts  gewonnen  wird. 
Zur  Gegenprobe  gebe  man  jeweils  einige 
Tropfen  von  den  entsprechenden  ver- 
dünnten Säurelösungen  zu  und  controlire 
so  jede  einzelne  Beaction.  Die  Anwesen- 
heit flüchtiger  organischer  Säuren  ergiebt 
sich,  wie  schon  gesagt,  meist  durch  den 
Geruch. 

Mit  wenigen  ccm  Mageninhalt  und  in 
kurzer  Zeit  lassen  sich  diese  Bestimm- 
ungen bewerkstelligen. 

Zur  genaueren  Analyse  sind  grössere 
Mengen  erforderlich  und  ist  dann  das 
Verfahren  von  Cahn  und  v,  Mering,  über 
welches  ich  in  No.lä  der  Pharm.  Central- 
halle  von  diesem  Jahre  berichtet  habe. 


*)  Wem  die  Tropaeolinreaction  allein  nicbt 
enü^  der  kann  anch  die  in  diesen  Tagen  Ton 
Mneburg  im  Centralblatt  f.  klin.  Med.  verOffent* 
lichte  Phloroglncin-Vanillinprobe  noch  Teraach«!. 
welche  in  der  AnsfOlhrang  mit  der  BMw'schen 
übereiD  stimmt.  2,0  Phlorofflacin  und  1,0  Vaninin 
werden  in  30,0  absol.  Alkohol  gelOtt  Erhitst 
man  nnn  yorsichtig  etwa  8  Tropfen  dieser  L6s* 
nng  mit  ebensoviel  der  MagenflCIssigkeit,  so  ent- 
stehen schon  rothe  KrTstUlchen,  welche  selbst 
einen  Salzsänregehalt  von  Vm  pro  mOle  noch 
anzeigen  sollen. 


583 


immer  noch  das  brauchbarste.  Doch 
möge  es  gestattet  sein,  aaf  einen  Um- 
stand aufmerksam  zu  machen,  welcher 
dabei  leicht  zu  Irrthümern  führen  könnte. 
Nach  jener  Methode  soll  zur  Bestimm- 
ung der  Milchsäure  der  Bückstand  des 
Destillats  6  Mal  mit  500  ccm  Aether  aus- 
geschüttelt und  nach  Verdunstung  des 
Aethers  im  Bückstand  der  Milchsäure 
titrirt  werden.  Da  nun  nach  Untersuch- 
ungen von  Vidpius  ein  den  Anforder- 
ungen der  Pharmakopoe  vollkommen 
entsprechender  Aether  ganz  erhebliche 
Mengen  von  Säure  enthalten  kann,  so 
liegt  es  nahe,  dass  bei  dem  grossen 
Quantum,  welches  zur  Ausschüttelung 
benöthigt  wird,  leicht  eine  Fehlerquelle 
entstehen  könnte.  Der  Aether  wäre  also 
för  obige  Zwecke  durch  Bebandeln  mit 
festem  Aetzkali  zuvor  von  seiner  Säure 
zu  befreien. 

Phenacetin. 

(Para-Acetphenetidin). 

Wir  haben  diese  Verbindung  bereits  unter 
„Neuere  Antifebrilia**  in  Nr.  IG  unseres  BI. 
besprochen  und  bringen  im  Nachstehenden 
einige  speciellere  Angaben  über  Eigenschaften 
und  Wirkung  derselben. 

Phenacetin  ist  zuerst  von  dem  Che- 
miker der  ^Farbenfabriken  vorm.  Friedr, 
Bayer  dt  Co.*"  in  Elberfeld,  Herrn  Dr.  0. 
Hinsherg,  dargestellt  worden. 

Es  ist  die  Acetylverbindung  des  Pheneti- 
dins,  d.  h.  des  Aethjläthers  des  Paramido- 
phenols  und  besitzt  die  Constitutionsformel : 


Veränderungen  im  Befinden  derselben  auf. 
Auch  auf  die  Körpertemperatur  der  Qesunden 
war  keine  Einwirkung  zu  constatiren,  während 
in  allen  Fällen  von  fieberhaften  Erkrankungen, 
selbst  nach  verhältnissmässig  kleinen  Dosen 
von  0,3  bis  0,4  g  niemals  ein  merklicher 
antipyretischer  Effect  vermisst  wurde. 

Die  Dosirnng  bewegte  sich  bei  den  ersten 
Versuchen  aus  der  durch  die  Neuheit  des 
Mittels  gebotenen  Vorsicht  in  Gaben  von  0,2 
bis  0,4  g.  Es  wurden  dabei  wohl  regelmässig 
Temperaturabfälle  erzielt,  doch  waren  die- 
selben von  geringer  Intensität  und  kurzer 
Dauer.  Erst  als  man  sich  von  der  vollkom- 
menen Unschädlichkeil  des  Mittels  überzeugt 
hatte,  wurde  zu  grösseren  Dosen  gegriffen 
und  gegenwärtig  wird  die  Anwendung  dieses 
Antipyreticums  an  der  Klinik  gewöhnlich  in 
der  Weise  geübt,  dass  das  betreffende  Indivi- 
duum bei  der  ersten  Verabreichung  nur  0,5  g 
erhält,  um  ein  immerhin  noch  mögliches 
individuell  abweichendes  Verhalten  des  Pa- 
tienten gegenüber  dem  Mittel  erkennen  zu 
können.  Bei  der  nächsten  eintretenden  Indi- 
cation  für  einen  antipyretischen  Eingriff  wird 
nun  zu  den  eigentlich  erst  energisch  wirken- 
den Dosen  von  0,6  bis  0,7  g  geschritten.  Un- 
angenehme oder  schädliche  Nebenwirkungen 
wurden  nicht  beobachtet. 
MiWi.  d.  Farhenfabr.  vorm,  Friedr,  Bayer  dt  Co. 


Cg  H4 


/  0  .  C2  H5 
\  NH  .  (CO  — 


CH3) 


Seine  Zusammensetzung  ist  also  analog 
der  des  Antifebrins  (des  Acetanilids). 

Es  ist  ein  nur  ganz  schwach  röthliches, 
geruch-  und  geschmackloses  Pulver,  das  sich 
in  Wasser  sehr  schwer,  etwas  besser  in  61y- 
cerin,  am  leichtesten  in  Alkohol,  namentlich 
heissem,  löst.  In  saurer  oder  alkalischer 
Flüssigkeit  ist  es  unlöslich,  ebenso  hatten 
Versuche  über  seine  Löslichkeit  in  saurem 
Magensafte  und  dem  Eztracte  des  Pankreas 
bei  Körpertemperatur  ein  negatives  Ergebniss. 
Das  Mittel  wurde  auf  der  Klinik  des  Prof. 
von  Bamherger  in  50  Fällen  erprobt.  Nach 
Verabreichung  des  Phenacetins  bei  Gesunden 
in  Dosen  von  0,5  bis  0,7  g  traten  gar  keine 


Versuche  über  die  physiologischen 

Wirkungen  des  Nickelacetats  mit 

Rücksicht  auf  den  Gebrauch  dieses 

Metalles  für  Eüchengeräthe. 

I  Von  Dr.  P.  F.  van  Hamel  B008  in  Amsterdam. 

Die  Frage  bezüglich  des  Qebrauchs  der 
Küchengeräthe  aus  Nickel  ist  heutzutage  eine 
sehr  brennende.  Während  die  oberste  Sani- 
täts- Behörde  in  Oesterreich  den  Gebrauch 
dieser  Gegenstände  verbietet,  ezistirt  in  den 
anderen  Staaten  kein  officielles  Verbot  in 
dieser  Hinsicht  und  es  ist  einleuchtend,  dass 
sich  aus  diesen  entgegengesetzten  Meinungen 
grosser  Nachtheil  für  Industrie  und  Handel 
ergeben  muss. 

Herr  Prof.  SchuU  hat  vor  einigen  Jahren  in 
der  Niederrheinischen  Gesellschaft  für  Natur- 
wissenschaften zu  Bonn  eine  Arbeit  veröffent- 
licht, in  welcher  er  die  physiologischen  Experi- 
mente mit  Nickelsalzen  beschreibt. 

Ein  kräftiger  Hund  empfing  täglich  500 


584 


mg  Nickelacetat ,  bis  eine  totale  Quantität 
von  10,3  g  verbraucht  war.  Das  Versuchs- 
thier  blieb  vollkommen  gesund  und  mehrte 
sein  Gewicht  von  6550  g  bis  auf  7500  g. 

Versuche  von  mir,  in  letzter  Zeit  ausge- 
führt, hatten  den  Zweck,  die  von  Prof.  Schule 
ausgeführten  Experimente  zu  wiederholen  und 
gaben  vollständig  analoge  Resultate. 

Ein  gesunder  Hund,  welcher  vor  dem  Ver- 
suche 4856  g  wog,  empfing  während  34  Tage 
eine  Menge  von  16,926  g  Nickelacetat 

(C2H3  02)2Ni, 

entsprechend  5,642  g  metallischem  Nickel. 

Die  Quantität  war  per  Tag  ungefähr  0,1 66  g 
metallischen  Nickels  (die  Lösung  enthielt 
0,0062  g  Ni  per  ccm)  und  diese  wurde  mit 
der  Nahrung  gemischt  (Fleisch,  Karto£Peln 
und  Brot).  Der  Hund  zeigte  keinen  Wider- 
willen gegen  die  Mischung,  im  Gegen theil 
nahm  er  Alles  mit  grosser  Begierde  zu  sich. 
Nicht  die  geringsten  Zeichen  einer  Vergiftung 
zeigten  sich,  —  das  Thier  war  munter  und 
gesund.  Den  34.  Tag  wurde  der  Versuch  be- 
endet, und  die  Menge  Nickel  überragte  die 
von  Prof.  Schulz  verabreichte  um  mehr  als 
50  pCt.  Das  Gewicht  des  Hundes  war  n  ach 
dem  Versuch  5216  g,  daher  eine  Vermehrung 
von  330  g  oder  ungefähr  T'/a  pCt.  des  ur- 
sprünglichen Gewichtes.  Die  Autopsie,  im 
Laboratorium  der  Thierarzneischuie  zu  Ut- 
recht von  Dr.  Zwaardemäker  ausgeführt, 
zeigte  die  vollständige  Abwesenheit  abnor- 
maler oder  pathologischer  Symptome.  Die 
von  mir  ausgeführte  chemische  Analyse  der 
Leber  und  Nieren  zeigte  die  Anwesenheit  von 
nicht  bestimmbaren  Mengen  Nickel. 

Ohne  aus  diesen  Versuchen  entscheidende 
Schlüsse  ziehen  zu  wollen,  erscheint  jeden- 
falls das  absolute  Verbot  von  Nickelgeräthen 
nicht  genügend  motivirt,  wenigstens  mit 
Rücksicht  auf  den  physiologischen  Effect  des 
Acetats ,  —  die  Form ,  in  welche  das  Nickel 
wohl  am  meisten  im  Haushalt  umgewandelt 
wird.  Itevue  international  Z,  pag.  31. 


üeber  die  Beichert  -  HeissFsche 
Batterprüfangsmethode. 

Von  Dr.  Rudolf  WoUny. 

Das  Gesammtergebniss  der  sehr  zahlreichen 
Untersuchungen  ist  in  Kurzem  folgendes: 

„Die  Beichert'MeissVBche  Butterprü- 
fungsmethode  ist  mit  folgenden 
Fehlerquellen  behaftet: 


1.  Fehler    durch     absorbirte    Kohlensäure 

während  der  Verseifnng  (kann  bis  -f- 
10  pCt.  betragen). 

2.  Fehler  durch  Aetherbildung  bei  der  Ver- 

seifung (kann  einen  Verlust  bis  zu 
8  pCt.  bewirken). 

3.  Fehler  durch  Aetherbildung  bei  der  De- 

stillation (kann  das  Resultat  bis  um 
5  pCt.  vermindern). 

4.  Fehler   durch    die   Cohärenz    der    Fett- 

säuren bei  der  Destillation  (kann  in 
extremen  Fällen  bis  —  30  pCt.  er- 
reichen). 

5.  Fehler  durch  Verschiedenheit  in  Form 

und    Grösse    der   Destillationsgefösse 
und    der   Zeitdauer   der   Destillatiott 
(kann  das  Resultat  bis  um  +  5  pCt. 
alteriren. 
Die  Methode  ist  daher  in  i  hrer  bis- 
herigen  Form   für  die  Fettanalyse 
gänzlich  unbrauchbar  und  muss  zu 
falschen    Resultaten    führen.    — 
Sämmtliche  Fehler  lassen  s  ich  jedoch 
durch  bestimmte  Modificationen  in 
der    Ausführung    vollkommen     be- 
seitigen,   und   das   Verfahren   kann 
dadurch   zu   einer  durchaus  zuver- 
lässigen analytischen  Methode  er- 
hoben  werden." 

Auf  Grund  der  obigen  Untersuchungen 
möchte  Wollnf^  für  die  Methode  folgende 
Norm  in  Vorschlag  bringen,  bei  deren  all- 
gemeiner Annahme  seiner  Ueberzeugung 
nach  ezacte  und  übereinstimmende  Resultate 
zu  erzielen  sein  werden^  und  womit  hoffent- 
lich der  bisherigen  Unsicherheit  der  Butter- 
prüfungsmethoden ein  Ziel  gesetzt  werden 
wird. 

„5  g  ausgeschmolzenes  vom  Bodensatze  ab- 
gegossenes und  klar  filtrirtes  Fett  werden  in 
einem  Kolben  von  300  ccm  Inhalt  (runde 
Form,  Ualslänge  7  bis  8  cm,  Halsweite  2  cm) 
genau  abgewogen,  2  ccm  50proc.  Natronlauge, 
welche  unter  Kohlensäureabschluss  bewahrt 
und  abgemessen  wird  und  10  ccm  Alkohol 
(96  Vol.-Proc.)  hinzugefügt  and  die  Mischung 
am  RückfluBskühler  unter  zeitweiliger  Bewe- 
gung des  Kolbens  im  siedenden  Wasserbade 
eine  Viertelstunde  lang  erwärmt.  Danach 
wird  der  Alkohol  aus  geschlossenem  Kolben 
abdestillirt ,  wobei  der  letztere  mindestens  V* 
Stunde  lang  im  kochenden  Wasserbade  liegen 
muss  und  darauf  mittelst  Pipette  100  ccm 
destillirtes  Wasser  in  den  Kolben   eingefüllt. 


welcher  danach  gegen  Kohlensäurezutritt  ge- '  Eisenchlorid  nicht  völlig  auBgefUllt  worden 
schützt  noch  eine  Viertelstunde  lang  im  waren,  nach  dem  Abfiltriren  durch  weiteren 
Wasserbade  liegen  bleibt,  so  dass  die  Seife  Zusatz  von  Eisenchlorid  ein  violetter 
vollständig  aufgelöst  ist.  Die  klare  Seifen-  Niederschlag  erzengt  wurde.  Weitere  Ver- 
losung wird  darauf  sofort  und  kochend  heiss  suche  und  Aufschlüsse  liefert  Müller.  Der 
mit  40  ccm  Schwefelsäure  (wovon  30  bis  35  violette  Niederschlag  wurde  heiss  mit  Pot- 
ccm  2  ccm  der  angewandten  Natronlauge  neu-  aschelösung  behandelt,  das  Filtrat  sehr  con- 
tralisiren ,  25  ccm  englische  Schwefelsäure '  centrirt  und  mit  Alkohol  ausgefallt.  Das 
auf  1  Liter  Wasser)  und  zwei  erbsengrossen  i  alkoholische  Filtrat  wurde  verdunstet  und  der 
Bimssteinstückchen  versetzt  und  der  Kolben  Verdunst ungsrückstand  aus  Wasser  umkrj- 
sofort  mit  dem  Kühler  verbunden.  Zur  Ver-  stallisirt.  Das  so  erhaltene  Salz,  dem  MiÜler 
bindung  des  Kolbens  mit  dem  Kühler  dient  die  empirische  Formel:  FeKsCeNftO-K  3,5 
ein  0,7  cm  weites  Glasrohr,  welches  1cm  H20giebt,  krystallisirt  entweder  in  sehr 
über  dem  Kork  zu  einer  Kugel  von  2  bis  2,5  feinen  Schüppchen  oder  in  mehr  oder  weniger 
cm  Durchmesser  aufgeblasen  und  unmittelbar  dicken  rechtwinkeligen  Tafeln  und  ist  sehr 
darauf  in  stumpfem  Winkel  nach  oben  um-  leicht  löslich  in  Wasser  (100  Tbeile  Wasser 
gebogen  ist,  dann  ca.  5  cm  in  dieser  Richtung  von  18^  lösen  148  Theile  des  Salzes).  Die 
yerläuft  and  nochmals  in  stumpfem  Winkel  i  Lösung  des  Salzes  ist  ohne  Einwirkung  auf 
sehräg  nach  unten  umgebogen  ist.  Mit  dem  !  Lackmus  oder  PhenolphtaleTu  und  giebt  mit 
Kühler  wird  es  mittelst  eines  nicht  zu  engen  Reagentien  folgende  Erscheinungen : 
Kautschukschlaucbes  verbunden.  Ist  dies  ge-  Kup  f  ers  ulfat :  apfelgrüner  Nieder- 
schehen,  so  wird  die  Mischung  im  Kolben  zu-    schlag,  unlöslich  in  Salzsäure. 

nächst   durch   eine   ganz   kleine  Flamme  so        c»  -  u  i      •  j       -  t  4,4.     j:»-  u  u 

,  ,        ^     ,  ..  . .      ,.  ....       Eisenchlorid :    violette   Färbung,  nach 

lange  ohne  Rochen  erwärmt,  bis  die  unlos-     .     u:  •  rp  u^  r--  u*      xt»  j 

,.  -^       _       „  .,,.,.        I  ein  bis  zwei  Tagen  ebenso  gefärbter  Nieder- 

Iichen   Fettsäuren    zu    einer    durchsichtigen'     ,1        .,    .,      .     ,..  ,.^,   .    1    i.         ^   ...     ^ 
, ,         _  _  ,       ,  .    ,     ,         -        ,        schlag,  theilweise  löslich  in  kalter,  verdünnter 

klaren  Masse  geschmolzen  Bind;  darauf  werden    ^  1    .. 

innerhalb  einer  halben  Stunde  genau  110  ccm 

in  einen  Messkolben  abdestiUirt,  das  Destillat ,      Ammoniummol  ybdäna  t(salpetersaure 

durch  Schütteln  gemischt  und  davon  100  ccm    Lösung) :  kanariengelber  Niederschlag. 

in  einen  Messkolben  abfiltrirt.   Aus  letzterem        Manganch  lorür:     weisser    voluminöser 

werden  sie  in  ein  Becherglas  gegossen,  1  ccm  ,  Niederschlag,  löslich  in  Salzsäure. 

Phenolphtaleinlösung  (0,5  g  auf  1  I  50proc.  i       Ammonium- Eise  nozydulsulfat: 

Alkohol)   zugefügt  und   mit   Zehntelnormal-    weisser  Niederschlag,  der  auf  Zusatz  von  Sal* 

barytlauge  titrirt.  Ist  Rothfarbung  eingetreten,    petersäure  sofort  gebläut  wird. 

so  wird  der  Inhalt   des  Becherglases  in  den        Robaltnitrat:    pfirsichrother     Nieder- 

Kolben  zurückgegossen,  die  wieder  entfärbte '  schlag,  der  beim   Erwärmen   blau   wird  und 

Flüssigkeit   ins    ßecherglas    zurückgebracht  >  beim    Erkalten    wieder    seine    ursprüngliche 

und  mit  einigen  Tropfen  bis  zur  eben  sieht-  ■  Farbe  annimmt;  unlöslich  in  Salzsäure. 

baren   Rothfarbung  versetzt.    (Durch    einen        C  a  d  m  i  u  m  c  h  1  o  r  i  d :  milchweisser  Nieder- 

Tropfen  ist  der  Versuch  zu  entscheiden.)  schlag,  beim  Erhitzen  sich  zusammenballend, 

Von   der  dabei  verbrauchten   und  mit  1,1  ,  löslich  in  Salzsäure, 
multiplicirten  Anzahl  ccm  ist  diejenige  Zahl:      Goldchlorid:  rothbraune  Färbung, 
abzuziehen,  welche  bei  einem  genau  ebenso        Urannitrat:  orangegelber  Niederschlag, 
ausgeführten    blinden    Versuch    (ohne   Fett)  •  unlöslich     in   Essigsäure,   jedoch   löslich    in 
sich  ergeben  hat  und  welche  nicht  mehr  als   Ammoniumacetatlösung. 
0,33  betragen  darf."       Separatahdruck  '       ^^®    wasserfreie  Kaliumverbindung   dieses 

a.  d.  Milchzettg.  1887,  Nr.  32  Ms  35,   neuen    Eisencyanids    bei    Luftabschluss    auf 

Man  vergl.  anch  Ph.  C.  Nr.  26  von  1887.  300  bis  400«   bis  zum  Aufhören  der  Gasent- 

_ Wickelung  erhitzt,  verliert  9,05 pCt.  ihres  Ge- 

Eine  neue  Klasse  von  Eisen-      ''^^*»*»  '^"^  "«^«'*  ^»^^  p^*-  Kohienoxydgas, 

.n  '  welches  von  einer  Kupferchlorürlösung  völlig 

Cyaniaen.  verschluckt  wird.     Die  Formel  FeCGCyöK-i 

(Kaliumcarbonylferrocyanid)  ergiebt  8,47  pCt. 


Orttieb  beobachtete,  dass  in  den  Mutter- 
laugen des  Blntlaugensalzes,  wenn  diese  mit 


Kohlenoxyd.     Wird    die   neue  Kaliumeisen- 


586 


Cyanid  Verbindung  mit  Chlor  so  lange  behan- 
delt, bis  Eisenchlorid  keine  violette  Färbung 
mehr  erzeugt,  so  wird  eine  gelbe  Lösung  er> 
halten,  die  sich  durch  folgende  Reactionen 
von  der  Lösung  des  rothen  Blutlaugensalzes 
unterscheidet. 

£  isenoxjdul Sulfat  giebt  einen  blau- 
violetten  Niederschlag. 


Quecksilbe  roxydulnitrat  giebt  einen 
Niederschlag,  der  im  Augenblick  der  Fällung 
weiss  ist. 

Silbernitrat  giebt  einen  kastanienbrau- 
nen Niederschlag,  der  nachher  weiss  wird. 

Dem  Kaliumcarbonjlferrocyanid  scheint 
auch  ein  Carbonylferricyanid  zu  entsprechen. 

Jaum.  de  pharm,  et  de  chitnie  18S7,,  XVI,  77, 


liiteratnr  und  Kritik. 


Ausführliches  Lehrbuch  der  Pharma- 
ceatischen  Chemie.  Bearbeitet  von 
Prof.  Dr.  Ernst  Schmidt,  Director  des 

£harm.-chem.  Instituts  der  Universität 
[arburg.  2.  vermehrte  Auflage.  I. 
Band,  IL  Abtheilung.  Braunschweig 
1887.  Verlag  von  Friedrich  Vietoeg 
&  Sohn,    Preis  13  Mark. 

Die  erste  Abtheilung  dieses  Werkes,  Metal- 
loide, besprachen  wir  in  Nr.  1 1  des  laufenden 
Jahrganges  unseres  £1.,  heute  liegt  bereits 
die  II.  Abtheilung,  Metalle,  vor.  Was  wir 
a.  o.  a.  0.  zur  Empfehlung  dieses  trefflichen 
Werkes  gesagt  haben,  können  wir  hier  nur 
wiederholen :  Die  Pharmacie  kann  auf  dieses 
Lehrbuch,  wie  darauf,  dass  sie  den  Verfasser  j 
desselben  zu   den  Ihrigen  zählt,    stolz   sein. : 

e.     i 

Die  Neueren  Arzneimittel.   Bearbeitet ; 
von   Dr.  Bernhard  Fischer.    Berlin,  j 
Mit   in   den  Text  gedruckten  Holz- 
schnitten.   Zweite  vermehrte  Auflage. 
Berlin  1888.    Julius  Springer,    Preis 
5  Mark. 

„Verf.  hat  sich  mit  seinem  neuen  Buche, 
dessen  Anschaffung  jedem  Apotheker  aufs 
Wärmste  zu  empfehlen  ist,  ein  grosses  Ver- 
dienst erworben".  Mit  vorstehendem  Satz 
sc  bloss  unsere  Kritik  der  ersten  Auflage  der 
„Neueren  Arzneimittel".  Das  Verdienst  des 
Verfassers  ist  nicht  unbelohnt  geblieben,  in 
10  Monaten  ist  eine  neue  Auflage  seines 
Werkes  noth wendig  geworden ,  gewiss  ein 
schöner  Erfolg.  Die  neue  Auflage  hat  wesent- 
liche Aenderungen  nicht  erfahren,  sondern 
ist  nur  den  Fortschritten  der  Wissenschaft 
entsprechend  ergänzt  worden.  Neu  aufge- 
nommen wurden :  Wismuthoxyjodid,  Queck- 
silberphenylate,  Amylenhydrat,  Metbyläthjl- 
äther,  Methylal,  Bromäthjl,  Aetphenetidin, 
Betal  und  Antithermin.  Zu  Liquor  Ferri 
albuminati  ist  eine  neue,   bisher  noch  nicht 


veröffentlichte  Vorschrift  von  Dieterieh  ge- 
geben. Es  darf  sonach  auch  diese  II.  Auflage 
als  wirklich  verbesserte  und  vermeh  rte 
der  allgemeinen  Beachtung  empfohlen  werden. 


Tabelle  der  in  der  Pharmaeopoea 
Germanica  Ed.  II.,  Pharmaeopoea 
Austriaca  and  Pharmaeopoea  Hel- 
Tetia   Ed.  II.  ofBcinellen  Drogen 

mit  Angabe  ihrer  Abstammung,  Her- 
kunft, Gewinnung,  der  Verwechslungen 
resp.  Verfälschungen,  der  pharmaceu- 
tischen  Verwendung  und  ihrer  wirk- 
samen Bestandtheile  von  Apotheker 
a  Stephan,  Treuen  1887. 

Diese  Tabelle  gehört  zu  der  Drogensamm- 
lung, welche  Apotheker  Stephan  ffir  den 
Unterricht  der  Lehrlinge  zusammengestellt 
hat.  Von  welchen  Grundsätzen  sich  derselbe 
bei  der  Znsammenstellung  leiten  liess,  haben 
wir  in  dem  Referate  über  seinen  Vortrag,  auf 
Seite  477  und  78  in  Nr.  .39  unseres  Bl.  dar- 
gelegt. Es  scheint  uns,  dass  besonders  das 
Bestreben  der  Beachtung  werth  ist,  den  phar- 
macognostischen  Unterricht  der  Lehrlinge 
einzuschränken  auf  die  Kenntniss  der  ausser* 
liehen  Merkmale  der  Drogen,  deren  Abstamm- 
ung, Vaterland,  Gewinnungsart,  hauptsäch- 
lichsten chemischen  Bestandtheile  und  der 
ans  denselben  hergestellten  Präparate.  Wenn 
die  Lehrlinge  nur  über  diese  Dinge  genau 
und  ganz  sicher  Bescheid  wissen,  so  wird  man 
die  Erwerbung  von  Kenntnissen  über  den 
anatomischen  Bau  getrost  auf  die  UniTersitäts- 
zeit  Terschieben  können. 

Die  Tabelle  sollte  immer  nur  neben  der 
Sammlung  benützt  werden;  indem  wir  jene 
empfehlen,  möchten  wir  zugleich  deshalb 
nochmals  auf  die  Nützlichkeit  und  Billigkeit 
dieser  Sammlung  hinweisen. 


Das    pflanzenphysiologische    Prakti* 
kam.    Anleitung  zu  pflanzenphysio- 


587 


logischen  Untersuchnngen  für  Stu- 
dirende  und  Lehrer  der  Naturwissen- 
schaften. Von  Prof.  Dr.  W.Detmer 
in  Jena.  Jena  1888.  Verlag  von 
Gust.  Fischer.    Preis  8  Mark. 

Wie  alle  einzelnen  Zweige  der  Natur- 
wissenschaften kann  anch  die  Pflanssenphy- 
Biologie  nicht  ausschliesslich  in  Vorlesungen 
und  durch  Lehrbücher  gelehrt  werden,  son- 
dern es  sind  hierzu  auch  eigene  Arbeiten  im 
Laboratorium  nöthig.  Zu  solchen  Arbeiten 
soll  das  Torliegende  Buch  eine  Anleitung 
geben.  Der  Verf.  hat  sich  bemüht,  nur  ver- 
h&ltnissmässig  einfache  Experimente,  jeden- 
falls aber  nur  solche  zu  empfehlen,  deren 
Ausführbarkeit  und  Werth  er  selbst  erprobt 
hat.  Viele  der  Untersnchungsmethoden  er- 
fordern trotzdem  noch  Apparate,  welche 
ziemlich  kostbar  sind,  viele  sind  aber  auch 
mit  ganz  bescheidenen  Mitteln  auszuführen 
und  eine  Anleitung  zu  denselben  wird  den 
zahlreichen  Freunden  der  Botanik  unter 
unsem  Fachgenossen  gewiss  erwünscht  sein. 

e. 


Mlttheflnngen  ans  dem  Laboratorium 
fQr  Waarenkande  an  der  Wiener 
Handels  -  Akademie*  Separat  -  Ab- 
druck aus  dem  Jahresberichte  der 
Wiener  Handels- Akademie  1887.  Wien 
1887.  Im  Selbstverlage  der  Wiener 
Handels-Akademie. 

Die  Broschüre  enthält  aus  der  Feder  von 
Prof.  Eduard  Hanausek  Mittheilungen  über 
das  bedeutende  Waaren-Museum  der  Wiener 
Handels-Akademie,  Über  eine  unechte  Macis 
(welche  die  Curcuma-Beaction  giebt)  und  über 
die  cultiyirten  Sorghum  -  Arten« 


Chemiscli-teclinfsehe  Untersnchnngs* 
methoden  der  Orossindustrie ,  der 
Versuchsstationen  und  Handelslabora- 
torien. Unter  Mitwirkung  von  C. 
Balling,  M.  Barth,  Th.  ßecJcert,  B. 
Benedikt,  C.  Bischofs  E.  Büchner, 
C,  Councler,  C,  v.  Eckenbrecher.  0. 
OfUtmann,  W*  Hereberg,  P.  Jeserich, 
C.  Kreteaehmar ,  0.  Hertens,  A. 
Margen^  K  Nieteki,  Ä.  Pfeiffer^  E. 
Scheele,  K.  Stammer,  A  Stutzer, 
Herausgegeben  von  Dr.  Fr.  Böckmann, 
Chemiker  der  Solvay'sehen  Sodafabrik 
zu  Wyhlen.  Mit  52  in  den  Text  ge- 
druckten  Abbildungen,   zweite   ver- 


mehrte   und   umgearbeitete   Auflage, 
Preis  22  Mk.    Berlin  1888.    Verlag 
von  Julius  Springer. 
Die  erste  Auflage  dieses  Werkes  hat  sich 
nicht  ungetheilten  Beifalles  zu  erfreuen  ge- 
habt.   So  werthvolle  Beiträge  das  Buch  ent- 
hielt, die  Anordnung  desselben  war  nicht  so 
getroffen,  wie  sie  nöthig  ist  für  ein  Werk,  das 
im  Laboratorium  sehr  oft  zu  rascher  Auskunft 
benützt  werden  soll;  auch  waren  die  einzel- 
nen Abschnitte  nicht  gleich  massig  bearbeitet. 
Diese  Mängel  der  ersten  Auflage  sind   in 
der  zweiten  zum  grössten  Theile  vermieden, 
auf  Uebersichtlichkeit    und    leichte   Hand- 
habung des  Werkes  ist  augenscheinlich  grosses 
Gewicht  gelegt  worden. 

Die  einzelnen  Abschnitte  sind  fast  sämmt- 
lich  von  hervorragenden  Fachmännern  bear- 
beitet worden.  Vollkommen  gleichmässig  sind 
die  Bearbeitungen  allerdings  nicht;  während 
einzelne  als  ganz  vorzüglich  bezeichnet  wer- 
den können,  sind  einige  wenige  recht  knapp 
und  mager.  Es  sind  aber  derartige  Lücken 
ja  immer  der  Fluch  der  Sammelwerke  und 
von  denselben,  wie  es  leider  scheint,  fast  un- 
zertrennlich. Sie  sind  hier  auch  nicht  derart, 
dass  sie  das  günstige  Urtheil  über  das  Ge- 
sammtwerk  erheblich  abschwächen  könnten, 
welches  letztere  insbesondere  für  analytische 
Chemiker  sich  als  ausserordentlich  brauchbar 
erweisen  wird. 


Bevne  internationale  scientiflque  et 
populaire  des  Falsiflcatlons  des 
Denr^es  Alimentalres.    1.  Ann^e. 
l.Livraison.  Amsterdam  1887.  Attert 
de  Lange,  Editeur. 
Das  erste  Heft  dieser  gross  angelegten  von 
Dr.  P.  F.  van  Hamd  Boos  redigirten  Zeit- 
schrift enthält  Artikel  in  französischer,  deut- 
scher und  englischer  Sprache;  die  in  fran- 
zösischer Sprache  überwiegend  an  Zahl,  wie 
leicht  erklärlich,  auch  befindet  sich  neben 
den  deutschen  und  englischen  Artikeln  eine 
französische  Uebersetzung.     Die  Autoren  der 
Artikel  gehören  den  verschiedensten  Ländern 
an,  80  dass  man  wirklich  von  einer  interna- 
tionalen Zeitschrift  sprechen  kann.     Gelingt 
es,  das  Blatt  stets  so  reichlich  und  interessant 
auszustatten,  wie  die  erste  Nummer,  so  wird 
es  demselben  an  Lesern  nicht  fehlen.    Einen 
der  Artikel  desselben  drucken  wir  Seite  583 
heutiger  Nummer  ab,  da  er  einen  Gegenstand 
betrifft,  über  den  wir  oft  Anfragen  erhalten. 


588 


Die  Batürlichen  Pflansenftmilien  nebst  ihren 
Gattungen  und  wichtigeren  Arten,  insbeson- 
dere den  Natzpflanzen,  bearbeitet  nnter  Mit- 
wirkung zahlreicher  hervorragender  Fach- 
ffelehrtln  von  A,  Engler,  ord.  Professor  der 
Botanik  und  Director  des  botan.  Gartens  in 
Breslau,  und  K.  Prantl,  Professor  der  Bo- 
tanik an  der  Forstlehranstalt  Aschaffenburg. 
10.  und  11.  Lieferung  enthalten  die  Fami- 
lien Amaryllidaceae,  Yelloziaceae,  Taccaceae, 
Dioscoreaceae,  Iridaceae,  Flagellariaceae,  Be- 
stionaceae ,  Centrolcpidaceae ,  Mayacaceae, 
Xjridaceae,  Eriocaulaceae,  Kapateaceae  und 
Bromeliaceae.  Mit  258  Einzelbildern  in  ö7 
Figuren.  Leipzig  1887.  Verlag  von  Wilhelm 
JSngdmann, 

Tabellen  um  Gebranoh  bei  mikroskopischeii 

Arbeiten.  Zusammengestellt  von  W.  Behrens, 
Preis  2  Mark  40  Pf.  Braunschweig  1887. 
Harald  Bruhn,  Verlagsbuchhandlung  für 
Naturwissenschflit  und  Medicin. 

Diese  Zusammenstellung  enthält  Tabellen  zur 
Vergleichung  von  Gewicht  und  Maass,  speci- 
fische  Gewiente  einer  Anzahl  Flüssigkeiten  etc. 
etc.,  femer  die  gebräuchlichsten  optischen  Con- 
stanten und  endlich  Zusammenstellung  der  ge- 
bräuchlichsten mikroskopischen  Heagentien,  Fär- 
bemittel und  Aehnliches.  Sie  wird  sich  für  den 
Gebrauch  im  mikroskopischen  Laboratorium  ge- 
wiss zweckmässig  erweisen. 

The  ethical  reUtions  ezlsting  between  Medidne 
and  PharmaGy.  With  illustrations  of  an  im- 
proved  method  for  the  collective  and  sci- 
entific investigation  of  new  drugs.  1887. 
Scientific  department  of  Parke,  Davis  dt 
Company.    Detroit  and  New  York. 

HandwOrterbnch  der  jesammten  Medicin.  Unter 

Mitwirkung  von  Docent  Dr.  A.  Baginsky  in 
Berlin,  Docent  Dr.  B.  Baginsky  in  Berlin, 
Dr.  Beets  in  München,  Docent  Dr.  Behrend 
in  Berlin,  Dr.  Benda  in  Berlin,  Docent  Dr. 
Bessel' Hagen  in  Heidelberg,  Dr,  Bidder  in 
Berlin ,  Dr.  Maximilian  Bresgen  in  Frank- 
furt a.  M.,  Dr.  Broese  in  Berlin,  Prof.  Dr. 
Cantani  in  Neapel,  Dr.  Czempin  in  Berlin, 
Stabsarzt  Dr.  Düms  in  Leipzig,  Geh.-Bath 
Dr.  Eulenberg  in  Bonn,  Dr.  L.  Ewer  in 
Berlin,  Docent  Dr.  Fehleisen  in  Berlin,  Prof. 
Dr.  A,  Fraenkel  in  Berlin,  Docent  Dr.  Freud 
in  Wien,  Docent  Dr.  Gad  in  Berlin,  Dr. 
Gast  in  Berlin,  Prof.  Dr.  Gluck  in  Berlin, 
Dr.  Goldscheider  in  Berlin,  Dr.  Grawitg  in 
Berlin,  Docent  Dr.  Grunmach  in  Berlin,  Di- 
rector Dr.  P.  Guttmann  in  Berlin,  Sanitäts- 
rath  Dr.  S.  GuUmann  in  Berlin ,  Prof.  Dr. 
Ghittstadt  in  Berlin,  Dr.  J.  Hettzmann  in 
Wien,  Stabsarzt  Dr.  Hiüer,  Docent  in  Bres- 
lau, Djf.  Holz  in  Berlin,  Docent  Dr.  Horst- 
mann  in  Berlin,  Dr.  Hueppe  in  Wiesbaden, 
Dt.  James  Israel  in  Berlin,  Dr.  Junker  von 
Langega  in  London,  Dr.  Keitel  in  Berlin, 
OberstaDsarzt  Dr.  Koerting  in  Hamburg,  Dr. 
Krön  in  Berlin,  Dr.  Langhoff  in  Potsdam, 
Docent  Dr.  Leo  in  Berlin,  Docent  Dr.  Lewin 
in  Berlin,  Docent  Dr.  Lewinski  in  Berlin, 
Dr.  Lublinski  in  Berlin,  Docent  Dr.  Jjutt- 


? arten  in  Wien,  Dr.  B.  Martiny  in  Berlin, 
*rof.  Dr.  MUler  in  Berlin,  Docent  Dr.  Pasch' 
kis  in  Wien,  Dr.  Posner  in  Berlin,  Dr.  Pus€h 
in  Berlin,  Stabsarzt  Dr.  Benvers  in  Berlin, 
Dr.  Schnirer  in  Wien,  Beg.-Bath  Prof.  Dr. 
Seil  in  Berlin,  Prof.  Dr.  SonnetUmrg  in  Ber- 
lin, Oberstabsarzt  Dr.  Stricker  in  Danzig, 
Dr.  Thomer  in  Berlin,  Dr.  Th,  Weyl  in 
Berlin  herausgegeben  von  Dr.  A,  Vwaret. 
Zwei  Bände.  2.  bis  4.  Lieferung.  Encheint 
in  18  bis  20  Lieferungen  a  2  Mark.  Stutt- 
gart 1887.  Verlag  von  Ferdinand  Enke, 
Wir  verweisen  auf  die  Empfehlung  des  Wer- 
kes Seite  433  und  434  unseres  Blattes. 

Mittel  nnd  Wege  phylogenetischer  Erkenntnin 
von  Arnold  Lang,  Dr.  phil.,  Inhaber  der 
Bitter*  Professur  für  Phylogenie  an  der  Uni- 
versität zu  Jena.  Erste  öffentliche  Bede,  ge- 
halten am  27.  Mai  1887  in  der  Aula  der 
Universität  zu  Jena  entsprechend  den  Be- 
stimmungen der  Paul  von  i^ter'schen  Stift- 
ung für  phylogenetische  Zoologie.  Preis 
1  Mark  50  Pf.  Jena  1887.  Verlag  von  Gugtav 
Fischer. 

Dr.  Otto  Roth.    Die  Anneimlttel  der  heitisen 

MediGln  mit  therapeutischen  Notizen  zusam- 
mengestellt für  praktische  Aerzte  und  Stn- 
dirende  der  Medicin.  Sechste  Auflage.  Neu 
bearbeitet  von  Dr.  Gregor  Schmitt,  KOnigl. 
Begier ungs-  und  Kreis  -  Medicinalrath  zu 
Würzburg.  Preis  4  Mark  60  Pf.  Wfirsboig 
1887.    A.  8tuber*s  Verlagshandlung. 

Die  Riechstoffe  und  ihre  Verwendung  zur  Her- 
stellung von  puftessenzen,  HaarOlen,  Po- 
maden, Biechkissen  etc.,  sowie  anderer  kos- 
metischer Mittel.  Sechste  neu  bearbeitete 
und  stark  vermehrte  Auflage  des  „Parfümeor" 
von  Dr.  St.  Mierzinski.  Mit  70  Abbildungen. 
Preis  6  Mark  76  Pfg.  Wehnar  1888.  Bern- 
hard Friedrich  Voigt, 

Brockhana'  Conversations- Lexikon.  Allgemeine 
deutsche  Beal-Encvclopädie.  13.  vollttändig 
umgearbeitete  Auflage.  Mit  Abbildungen 
und  Karten.  Supplementband  A  —  Z.  Re- 
gister.   Leipzig  1887.    F.  A.  BrodAaus. 

Dieser  Ereänzungsband  ist  dazu  bestimmt, 
das  in  den  Jahren  1882  —  87  in  16  Bänden  er- 
schienene und  im  März  d.  J.  abgeschlossene 
Hauptwerk  in  dessen  ganzem  Umfange  bis  znr 
Schwelle  der  Gegenwart,  fortzuführen.  Dem- 
entsprechend enthält  er,  abgesehen  von  «oaser- 
ordentlich  zahlreichen  kleineren  Ergänzungen, 
welche  viele  Artikel  des  Hauptwerks  erfuhren, 
auch  noch  eine  bedeutende  Anzahl  gröeserer 
Artikel,  die  theils  ebenfalls  eine  Ergänzung  von 
bereits  vorhandenen  bilden,  theils  aber  auch 
vollständig  neu  sind.  Unter  den  mediciniBehen 
Artikeln  ist  zu  nennen:  .»Bacterien'',  welchem 
eine  Chromotafel  in  theils  lOOOütcher,  theils 
&60facher  Vergr^sserunff  der  Objecto  beigegeb«« 
ist.  Der  Naturgeschichte  sind  sewidmet  die 
interessanten  Artikel  „Architectnr  des  thierischen 
Körpers",  »Pflanzengeographie''  (mit  zwei  mehr- 
farbigen Karten:  „Verbreitung  der  wichtigsten 
Colturgewächse'*),  ,/Fbiergeographie''  (mit  fiaite 
inBnntdmck:  ^/Yerbreitiug  wichtiger  undcha- 


589 


rakteristisclier  Wirbeltbiere*0»  »Tiefseeleben'* 
(mit  Tafel  In  Tortrefflieher  Aiufflhriing)  und 
„Wandemngen  der  Thiere''. 

AnnQffe  ans  mediciniscben  md  pharmacent- 
iscnen  Journalen:  IMsslge  Eztracte  Im  All- 
gemeinen  und  in  dieser  Form  dargestellte 
nevere  Annelmittel  betreffend.  Versendet 
dnrcb  Brückner,  Lampe  dt  Co.,  Berlin  C. 

Special -Katalog  für  Cbemlker  und  Pharmacei- 

tOB.    Zweite,  voUsUludig  umgearbeitete  nnd 


vermehrte  Aaflsge.     Ausgegeben   von   der 
kaiserl.  kOnigl.  Hofbuclihandlung  Karl  Pro- 
duuka,  Tescnen,  Schlesien. 
Wird  Interessenten  auf  Verlangen  kostenfrei 
sngesendet. 

Empfehlenswerth«  Werke  Aber  Landwlrtbtehaft, 
Garteoban  und  Forstwesen  aus  dem  Verlage 
von  Pail  Parey  in  Berlin  8W. 

Preisliste  von  Dr.  Theodor  Schnchardt,  chemische 
Fabrik  in  GOrlitx.    Winter-Semester  1^87/88. 


MlBcellen. 


WeltauBstelluiig  in  Brflssel  1888. 

Ausser  den  Phami.  Centralh.  28,  364  aufge- 
führten 8  Classen  der  Ausstellungsobjecte 
fttr  Pharm acie  sind  noch  weitere  4  Classen 
geplant: 

9.  Wissenschaftliche  Sammlungen  aus  dem 
Bereich  der  Pfaarmacie  fAntiseptica, 
Desinfectionsmittel,  Verbanastoffe). 

10.  Herbarien;  periodische  und  andere  Ver- 

öffentlichungen. 

11.  Taschen-,  Reise-,   Feldapotheken;  Rett- 
.  ungsk ästen. 

12.  Homöopathische  Pharmacie. 

Ausserdem  ist  eine  Ausstellung  alter- 
thflmlicherApothekenstand^ef&ssennd 
-Gerfithe  geplant  und  wir^  su  diesem  Zwecke 
um  üeberlassung  derartiger  Gegenstände  ge- 
beten. 

In  der  Section  85  (Pharmacie)  der  Brüsseler 
Ausstellung  sind  folgende  Aufgaben  fflr  den 
Wettbewerb  (Grand  Concours)  gestellt: 

1.  Geschichte  der  „schlagenden  Wettert 

2.  Angabe  der  Mittel  und  We^e,  dieselben 
unschädlich  su  machen  oder  wenigstens  deren 
Wirkung  abzuschwächen. 

3.  Forschungen  Über  das  beste  Eisenpräparat 
(haltbarste,  billigste)  als  Heilmittel  der  Anämie. 

4.  Studien  über  die  pharmaceutischen  Extracte 
hinsichtlich : 

a)  der  Auswahl  der  zu  verarbeitenden  Stoffe, 

b^  ihrer  Verarbeitung, 

c1  ihrer  Merkmale, 

d)  ihrer  Bestimmung  und  Aufbewahrung. 

5.  Darlegung  des  Einflusses,  den  die  Fort- 
schritte in  der  Pharmacie  und  Chemie  im  Ver- 
lauf des  letzten  Jahrhunderts  auf  die  Medicin 
ausgeübt  haben. 

6.  Forschungen  über  die  vortheilhaftesten 
Vehikel  für  pharmaceutische  Präparate  hinsicht- 
lich der  rationellsten  Darstellung  der  Medica- 
mente und  deren  guter  Haltbarkeit. 

7.  Verlieren  die  Pflanzen  beim  Trocknen  wirk- 
same Bestandtheile? 

8.  Studien  Über  pharmaceutische  Nahrungs* 
mittel  (Peptone^  Fleischextracte),  Angabe  ihrer 
Nährbestandtheile  und  der  besten  Art  ihrer 
Darstellang. 

9.  Studien  über  die  Darstellung  von  Frucht- 
säften (8}Tupen),  besonders  'deijenigen,  welche 
Handelsartikel  sind. 

10.  Angabe  der  Mittel  und  Wege  (leicht  aus- 


führbare), um  mit  Zucker  bereitete  Syrupe  von 
gefälschten  zu  unterscheiden. 

11.  Geschichte  des  Margarine  (Oläo-mar- 
garin  e). 

12.  Die  beste  und  vollständigste  Sammlung 
von  antiseptischen  Mitteln. 

18.  Die  Bedeutung  des  Mikroskops  fär  die 
Pharmacie. 

14.  Apparat  zur  Venuckerung  von  Pillen 
(Dragee);  derselbe  soll  klein,  einfach  und  an 
einem  Tisch  zu  befestigen  sein. 

15.  Pillenmaschine  zur  Fertigung  von  8  kg 
Pillen  in  der  Stunde ;  dieselbe  muss  auch  kleine 
Mengen  Pillen  (20  Stück)  anzufertigen  erlauben ; 
der  Preis  darf  40  JH  (50  Fr.)  nicht  überschreiten. 

16.  Billiger  Apparat,  om  in  der  Luftleere  zu 
verdampfen. 

17.  Spirituslampe  mit  doppeltem  Luftzug. 

18.  Leicht  zu  zerlegende  und  zu  reinigende 
kleine  Mühle,  für  die  grOsste  Anzahl  pharma- 
centischer  Präparate  geeignet 

19.  Kupferne  Destiflirblase  für  directc  Feuer- 
ung; Fassungsraum  des  Wasserbades  25  1,  Preis 
280  Ur  (350  Fr.)  nicht  übersteigend. 

20.  Vollstänai^  Pastillenmaschine«  welche 
mindestens  1  kg  Pastillen  mit  Aufschrift  liefert 
und  deren  Preis  80  JH  (100  Fr.)  nicht  übersteigt 

21.  Experimentelle  Nachweise  über  den  ver- 
schiedenen Gehalt  an  Alkaloiden  eines  aus  der 
frischen  Pflanze  bereiteten  Eztractes  und  eines 
aus  der  entsprechenden  Menge  derselben  ge- 
trockneten Pflanze  bereiteten  Extractes. 

22.  Studien  über  den  innern  Bau,  die  che- 
mische Zusammensetzunff  und  die  Vermisch- 
ungen   der  hauptsächlichsten  Nahrungsmittel. 

Als  Präsidenten  des  Comit^s  fflr  Section  35 
werden  jetzt  genannt  Charles  Büls,  Lion  Someie, 
als  Secretair  Victor  Beding.  s. 

BuUetin  de  la  societi  roycde  de  pharm,  de 
BruxeUes  1887,  161,  236. 


Antiseptische  Schwämme. 

Man  legt  die  Schwämme  24  Stunden  in 
folgende  Lösung: 

Bp.  Sublimat 1,0 

Ac.  carbol.  od.  thymic«  5,0 

Spirit.  vin.  rect.       .     .  50,0 

Aqu.  coctae  ....  444,0 
M.  D.  S. 


690 


Dann  drückt  man  sie  aus  und  trocknet  sie 
an  der  Luft.  Man  kann  sie  dann  imprägniren 
mit  Bor,  Jodoform  etc.,  indem  man  sie  in 
folgende  Lösungen  einweicht: 

1.  Ac.  boric 15,0 

Aqu.  coctae  ....  485,0 

2.  Ac.  tannic 25,0 

Aqu.  coctae  ....  475,0 

3.  Liq.  ferr.  sesquicblor.  .     40,0 
Aqu.  coctae   ....  460,0 

4.  Jodoform 6,0 

Aeth.,  Spir 60,0 

Deutsche  Med,'Ztg,,  1887.  Nr.  90. 


Zur  Herstellung  von  Buntfeuer 

nimmt  man   in   dem  Rönigl.   Laboratorium 

zu  Woolwich  (Chem.  N.  56,  139) 

Chlorsaures  Kalium  .  2,00  Tb. 
Salpetersanren  Baryt  5,00  „ 
Schwefel  ....  1,50  „ 
Calomel  ....  1,00  „ 
Holzkohle  .  .  .  0,20  „ 
Schellack  ....  0,12  „ 
Die  Verwendung  von    Calomel  erscheint 

unerklärlich. 

Zeitschr.  f.  d.  Chem.  Ind.  1887,  Heft  21. 


Entfernung  von  Etsenrost 

Hierzu  dient  eine  Lösung  von  Zinnchlorid, 
in  welcher  der  Gegenstand  längere  oder  kür- 
zere Zeit  eingetaucht  wird.  Die  Lösung  darf 
nur  schwach  sauer  sein,  weil  freie  Säure  das 
Eisen  selbst  angreift.  Nachdem  die  Gegen- 
stände aus  dem  Bade  genommen  sind,  werden 


sie  ibH  Wasser,  dann-  mit  -ammoniakalMehem 
Wasser  abgespült  und  hierauf  schnell  abge- 
trocknet.        Chem.  Centr.-Bl.  1887,  Nr:  49. 


Haltbarer  Eleister. 

Als  ConservirungsmittelfürStarke- 
k  l  e  i  8 1  e  r  und  Gummischleim  für  teehnische 
Zwecke  (vermnthlich  ebenfalls  für  Deztrin- 
kleister) wird  ein  Zusatz  von  Terpentinöl 
(125,0  g  auf  ungefähr  2  1  Kleister)  em- 
pfohlen. 

Ditrch  Archivee  de  Fharmaeie  1887,  411. 

Ein  Zusatz  einer  geringen  Menge  Carb Öl- 
säure zu  dem  zum  Kleben  bestimmten 
Gummischleim  etc.  bewirkt  gleichfalls  eine 
lange  Haltbarkeit.  «. 

CanadoL 

Als  Neuigkeit  wird  in  französisehen  Zeit- 
ungen berichtet,  dass  ein  russischer  Arzt 
Pliouchhine  das  Canadol  als  locales  An- 
aestheticum  bewährt  gefunden  habe. 

Es  sei  deshalb  darauf  hingewiesen,  dass 
Canadol  mit  dem  leiehtest  flüchtigen  Pe- 
troläther,  dessen  Verwendung  zu  dem 
oben  genannten  Zweck  längst  bekannt  ist, 
identisch  ist.  «. 


Gegen  Insectenstiche* 

O^rard  empfiehlt  das  Chloroform  gegen 
Insectenstiche.  Nach  Einreibung  mit 
demselben  verschwindet  der  Schmers  und  die 
rothen  Flecke.  g. 

Durch  Archives  de  Pharmade  1887,  406. 


Offene  CorrespondenE. 


Apoth.  U«  W.  in  B,     ,,Boman  Weissmann'n 

Schlagwasser''  ist  mit  Kino  rothgef&rhte  Ar- 
nikatinctur;  rergl.  Seite  48  dieses  Jahrganges 
der  Oentralhalle. 

Apoth.  F*  in  B*  Bezüglich  der  Dispensation 
des  Saccharins  in  der  Beceptur  macht  F. 
Lutze  in  der  Pharm.  Zeitung  Voisehläge,  welche 
sehr  zweckmässig  erscheinen.  Derselbe  empfiehlt 
nämlich,  für  Mixturen  eine  SaccharinlOsung  in 
▼erdünntem  Weingeist  und  fOr  Palver  eine 
Saccharinmischunff  mit  Mannit  hennateilen, 
beide  in  dem  Verhältniss,  dass  1  g  der  Losung 
der  des  Gemisches  dem  Sfisswerth  Yon  10  e 
Zucker  resp.  15  g  Syrupus  simplez  entspricht. 
Die  LOsnng  konnte  man  als  Sointio  Saccnarini, 
das  Palvergemisch  als  Saccharinum  mixtum  be- 
zeichnen. 


Apoth.  S,  in  D.  Zur  Verde ckunr  des 
J od oform gerne hs  empfiehlt  Oraiydan  (duich 
Med.-chir.  Rundschau  1887,  831)  Canadabal- 
sam  in  gleicher  Heng^  wie  Jodoform  oder  andi 
Terpentinöl,  welkes  letrtere  aich  besondeis 
zum  Reinigen  der  mit  Jodofonn  Teniiireinigten 
Hände  und  Gefässe  bewähren  soll.  Dao  bereits 
bekannte  GeruchsTerdeckungamittel  des  Jodo- 
forms Eaffeepulver  wuroe  kürzlich  in  einer 
amerikanischen  Zeitschrift  in  Form  einer  Salbe 
empfohlen.  Zur  Darstellung  derselben  wurden 
240,0  ff  frisch  gerosteter,  gepulverter  Kaffee  mit 
1  kg  fett  oder  Yaseline  m  der  Wärme  behan- 
delt und  dann  durchgegosBen.  s. 

Um  Angabe  einer  Bezugsquelle  ron  Pho- 
tozjlin  wird  gebeten. 


Verleger  und  T«xuitwortlloh«r  B«d«etevr  Dr.  !•  Oelisler  te  DrMd«a. 

Im  Buebluttdal  durah  JallmSpriBftr,  Berlin  N..  MoBbyovplati  t. 

Dratk  der  KSatffl.  BofbnAdraekertl  rw^  O.  C  Melahold  ft  Bibae  la  OfMdea. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der  Pharmacie. 

■ 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dn  Ewald  Oelssler. 


g.  —  Abonnementt preis  doroh  die  Post  oder  den  Buchbaiidel 
Bei  Zasefldnng  anter  Streifband  2,50  Mark.    Einzelne  Mumnem 


Ersebeint  jeden  Donnersta 
▼ierteljftbrlieb' 2  Mark. 

26  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene iPetit- Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederbolnngen  Rabatt. 

Anfragen,  AnftrAge,  Mannscripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedactenr  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 


M4S.      Berlin,  den  1.  December  1887.  tiil  aÄ! 

=-      '■         '*'  "  I  L        ■     ■     I.  .  .1  I  ,  .  I       - 

Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 


Inhalt)  Chemie  nad  FkAraiaelet  MltthelluDgen  aas  dem  Laboratorinm  der  Papier-  nnd  ebeoilfchen  Fabrik, 
Engen  DleterioL,  in  Helfenberg  bei  Dresden:  Ueber  Indifferente  Eisenverbindungen.  —  ZarPrfifang  von  Natrinm 
bicarbonlenm.  —  Morphinbydrochlorld  nnd  Amylnitrlt.  —  Ohlnaextraet  nnd  Borax.  —  Bestimmung  See  Carotins 
in  den  PliaaBenbltttern.  —  Nachwels  der  activen  ^-Oxybnttersänre.  —  Neues  Reagens  auf  Knpfer.  —  Melonen- 

wnnel.  —  Schnltrank  in  Paris.  —  Aaietgea. 


■Ja. 


Cbemie  und  PliariiiaGle, 


Mittheiliingen   aus   dem  Labora- 
toriam  der  Papier-  und  chemischen 
Fabrik,  Eugen  Dieterich,  in  Helfen- 
berg bei  Dresden. 

lieber 
Indifferente  EisenTerbindnngen. 

Von  Eugen  Dteterkh  und  Gustav  BartheL 

Die  Verbindungen  von  Eisen  mit  Säuren 
und  Halogenen  zeichnen  sich  alle  durch 
bestimmte  charakteristische  Beactionen 
und  ihre  mehr  oder  weniger  adstrin- 
girende  Wirkung  aus.  Die  letztere  äussert 
sich  besonders  stark  bei  Berührung  mit 
den  Schleimhäuten  und  macht  dadurch 
häufig  die  innerliche  Anwendung  der 
Eisensalze  unmöglich. 

Im  Liquor  Perri  oiychlorati  kennen 
wir  dangen  ein  wesentlich  milder  wir- 
kendes Fräparat  und  im  Ferri  -  Saccharat 
der  Deutscnen  und  Schweizer  Pharma- 
kopoe, femer  im  Albuminat  und  im  Pep- 
tonat  Verbindungen,  welche  des  Charak- 
ters von  Eisensalzen  theilweise  oder  völlig 
entbehren.  Gerade  weil  sie  die  bekaimten 
Beactionen  nicht  oder  nur  in  vermin- 


dertem Grad  ergeben  und  adstringirende 
Eigenschaften  nicht  besitzen,  glaubten 
wir  sie  als  „indifferente''  bezeichnen  zu 
sollen. 

Obwohl  therapeutisch  hochgeschätzt, 
ist  ihre  Herstellung  mit  Ausnahme  des 
Saccharates  bis  jetzt  nicht  Gemeingut 
und  die  Nachfrage  nach  „guten  Vor- 
schriften" eine  allseitige  und  immer 
wiederkehrende. 

Wir  stellten  uns  daher  die  Aufgabe, 
Herstellun^smethoden  fär  die  bereits  be- 
kannten „indifferenten*'  Formen  auszu- 
arbeiten;  wir  fanden  aber  bei  dieser  Ge- 
legenheit einen  Weg,  Eisenoxyd  auch  mit 
anderen  organischen  Stoffen,  z.  B.  Milch- 
zucker, Mannit,  Dextrin  und  Gelatine  zu 
verbinden.  Alle  die  neuen  Verbindungen 
sind  in  unserem  Sinn  als  „indifferent''  zu 
bezeichnen. 

Die  Umwege,  auf  welchen  wir  zum 
Ziel  gelangten,  zu  schildern,  würden,  ob- 
wohl sie  manches  Interessante  bieten,  zu 
weit  führen;  wir  werden  uns  daher  auf 
die  Beschreibung  der  Herstellungsmethö- 
den  und  der  danach  gewonnenen  Prä- 
parate beschränken. 


592 


Ferrum  oxydatnm  saecharatnm 

solnbile. 

86,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 
150,0  Syrupi  simplicis 
erhitzt  man  im  Dampfbad  in  einer  Ab- 
dampfsehale, setzt  unter  Bühren  allmälig 

7,5  Liqnoris  Natri  caostiei 
zu  nnd  dampft  zur  Trockne  ein. 

Man  reibt  zu  Pulver  und  bringt  mit 
q.  8.  Sacehari  albi  pulv. 
auf  ein  Oesammtgewicht  von 
100,0. 

Ein  hellbraunes  Pulver  ohne  Geruch 
und  von  süssem ,  wenig  an  Eisen  er- 
innernden Geschmack,  klar  und  leicht 
löslich  in  der  Hälfte  seines  Gewichtes 
Wasser.  Hundert  Theile  enthalten  3  Theile 
Eisen. 

Die  coneentrirte  wässerige  Lösung  re- 
agirt  sehr  schwach  alkaUsch,  die  ver- 
dünnte erscheint  neutral ;  Ammoniak  und 
Schwefelammonium  bringen  keinen  Nie- 
derschlag darin  hervor.  Bhodankalium 
giebt  keine  Beaction,  selbst  nicht  nach 
Zusatz  von  Säure.  Ealiumferrocyanat 
giebt  eine  blass-blaugrüne  Färbung,  die 
sich  nach  Zusatz  von  Säure  etwas  ver- 
mehrt. Infolge  des  Gehaltes  an  Ghlor- 
natrium  hält  es  die  Prüfung  auf  Chlor 
nicht  aus. 

Lässt  sich  in  Milch  und  eiweisshaltigen 
Flüssigkeiten  lösen,  ohne  dieselben  irgend- 
vvie  organisch  zu  verändern. 

Der  Unterschied  zwischen  diesem  und 
dem  Präparat  der  Pharmakopoe  besteht 
darin,  dass  sich  ersteres  in  der  Hälfte 
und  letzteres  in  20  Theilen  Wasser  löst. 

Ob  unserem  Präparat  ein  Vorwurf  da- 
raus zu  machen  ist,  dass  es  eine  sehr 
geringe  Menge  Ghlomatrium  enthält, 
möchten  wir  bezweifeln;  im  Gegentheil 
meinen  wir,  dass  die  übrigen  Eigen- 
schaften entscheidend  und  der  Ghlor- 
natrium-Gehalt  nebensächlich  sind.  Wir 
gestatten  uns  daher,  unser  Verfahren  zur 
Aufnahme  in  die  Pharmakopoe  zu  em- 
pfehlen. 

Nach  obiger  Vorschrift  lässt  sich  auch 
ein  Präparat  mit  6  pGt.  Eisen  herstellen, 
wenn  man  unter  Beibehaltung  der  übri- 
gen Verhältnisse  von 

75,0  Syrupi  simplicis 
ausgeht.    Obwohl  ftlr  8  Theile  Eisen  nur 


die  dreifache  Menge  Zucker  (auf  86,0  Liq. 
Ferri  oxychlorat.  nur  9,0  Sacehari)  noth- 
wendig  sind,  um  eine  klar  lösliehe  Ver- 
bindung zu  erhalten,  so  war  eine  solche 
Goncentration  doch  praktisch  nicht  aus- 
führbar, weil  nicht  eine  trockene,  sondern 
eine  extractartige  hygroskopische  Masse 
resultirte. 

Syinpas  Ferri  oxydatl  solubilis. 

,  29,0  Liquoris  Fern  oxychlorati, 
100,0  Syrupi  simplicis 

erhitzt  man  in  einer  tarirten  Abdampf- 
schale im  Dampfbad,  setzt  unter  Bühren 
nach  und  nach 

2,5  Liquoris  Natri  caustici 

zu  und  dampft  bis  zu  einem  Gewicht  von 

100,0 
ab. 

Ein  klarer  rothbrauner  Saft  von  den 
Eigenschaften  des  Ferrum  oxydatam  sac- 
charatum  solubile.  Er  enthält  1  pGt.  Eisen. 

Wir  stellen  dieses  Herstellungsverfahren 
dem  der  Pharmakopoe  gegenüber  und 
erlauben  uns,  es  für  die  Neubearbeitung 
derselben  zur  Berücksichtigung  za  em- 
pfehlen. 

Fermm   oxydatam   galaetosacehara- 

tam  solubile. 

90,0  Sacehari  Lactis  pulv. 
50,0  Aqnae  destillatae, 
86,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati 
erhitzt  man  im  Dampfbad  bis  zur  Lösung 
des  Milchzuckers,  filtrirt  nnd  wäscht  das 
Filter  mit  etwas  Wasser  nach. 

Das  Filtrat  bringt  man  in  einer  Ab- 
dampfschale im  Dampfbad  auf  eine  Tem- 
peratur von  70  bis  90  o  G.,  Ifbgt  nach  und 
nach  unter  Bühren 

7,5  Liquoris  Natri  caustici 
hinzu  und  dampft  zur  Trockne  ab. 

Man  reibt  die  trockne  Masse  za  feinem 
Pulver  und  bringt  mit 

q.  s.  Saccnari  Lactis  subt  pulv. 
auf  ein  Gewicht  von 
100,0. 
Ein  graubraunes  Pulver  ohne  Geraeh 
und  eisenartigschmeckend,  klar  löslieb 
in  8  Theilen  Wasser. 

Hundert  Theile    enthalten    3   Theile 
Eisen. 
Chemisch  und  gegen  Milch  und  eiweiss- 


593 


haltige  Fitiflsigkeiten  yerhält  sich  das 
Ferri  •  Oalaetosaccharat  wie  das  Sac- 
eharat 

um  die  in  86,0  Liqaoris  Ferri  ozy- 
ehlorati  enthaltenen  8,0  Eisen  zu  binden, 
sind  nnr  9,0  Milehzncker  nothwendig, 
Dieses  Yerhältniss  lässt  sich  aber  prak- 
tisch nicht  verwerthen,  weil  ein  mit  mehr 
als  8  pGt.  Eisen  hergestelltes  Präparat 
eine  schmierige,  höchstens  krümlich- 
fenchte  Masse  vorstellt. 

Fermin  oxydatnm  mannasaeeharatnm 

«oUbile. 

Fenimannitat.    Eisenmamit 

70,0  Hannitis 
löst  man  durch  ErhitzM  in 

430,0  Liqaoris  Ferri  oxychlorati, 
fiUrirt  die  Lösung  noch  heiss  und  wäscht 
das   Filter   mit  etwas   heissem  Wasser 
naeb. 

Das  Filtrat  «rhitzt  man  in  einer  Ab- 
dampfschale auf  70  bis  90  <>  C,  setzt  all- 
mälig  unter  Bühren 

37,5  LiqiMNris  Natri  cauatici 
zu  und  dampft  zur  Trockne  ein. 

Man  reibt  zu  Pulver,  bringt  mit 
q.  s.  Mannitis 
das  Gesammtgewicht  auf 

100,0 
und  bewahrt,  da  das  Präparat  Lichtschutz 
beansprucht,  in  braunen  Glasbüchsen  auf. 

Ein  hell -och  er  braunes  luftbeständiges 
Pulver  ohne  Geruch  und  schwach  eisen- 
artig schmeckend,  klar  löslich  in  3  Thei- 
len  Wasser.  Hundert  Theile  enthalten 
16  Theile  Eisen. 

Chemisch  und  gegen  Milch  und  eiweiss- 
haltige  Flüssigkeiten  verhält  sich  das 
Ferrimannitat  ebenso  wie  das  Saccharat. 

Man  ist  im  Stande ,  ein  Präparat  mit 
25  pGt.  Eisen  herstellen;  dasselbe  löst 
sich  aber  bei  längerem  Aufbewahren 
nicht  mehr  völlig  klar  in  Wasser,  wes- 
halb ein  Mannit-Üeberschuss  gerathen 
erscheint. 

Ferram  oxydatnm  dextrinatnm 

solobile. 

Ferrideztrinai 

80,0  Dextrini  puri 
löst  man  in 

80,0  Aqoae  destillatae, 


verdtant  die  Lösnz^  mit 

290,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 
filtrirt  und  wäscht  das  Filter  mit  etwas 
Wasser  nach. 

Das  Filtrat  erhitzt  man  in  einer  Ab- 
dampfschale auf  70  bis  90^  0.,  setzt  nach 
und  nach  unter  Bohren 

26,0  Liquoris  Natri  eaustici 
zu   und  dampft  zur  Trockne   oder  zur 
OonsJstenz  eines  dicken  Saftes  ein,  um 
die  Masse  auf  Glasplatten  zu  streichen 
und  Lamellen  zu  gewinnen. 

Die  trockene  dunkelbraune,  glasig 
durchsichtige,  im  durchfallenden  Licht 
rothbraune  Masse  zerreibt  man  zu  feinem 
Pulver  und  fügt 

q.  s.  Dextrini  puri  pulverati 
bis  zum  Gesammtgewicht  von 

100,0 
hinzu. 

Ein  dunkel  chokoladenbraunes,  luft- 
beständiges Pulver  oder  rothbraun  durch- 
scheinende Lamellen  ohne  Geruch  von 
kaum  eisenartigem,  an  Dextrin  erinnern- 
dem, etwas  salzigem  Geschmack,  klar 
löslich  in  IV2  Theil  Wasser.  Hundert 
Theile  enthalten  10  Theile  Eisen. 

Chemisch  und  gegen  Milch  und  eiweiss- 
haltige  Flüssigkeiten  verhält  sich  das 
Ferridextrinat  wie  das  Saccharat. 

Es  ist  möglich,  einDextrinat  mit  15pGt. 
Eisen  herzustellen;  dasselbe  verliert  aber 
mit  der  Zeit  die  Eigenschaften,  sich  völ- 
lig klar  in  Wasser  zu  lösen.  Durch  die 
Vermehrung  des  Dextrins  bleibt  die  Ver- 
bindung dauerhafler. 

Liquor  Ferri  albnminatl. 

(Nach  Drees,) 

Die  Untersuchung  des  Drees'schen 
Original  -  Präparates  ergab  folgende  Re- 
sultate : 

8,59  pOt.  Abdampfrückstand, 

0,57     „     Eisenoxyd, 

0,68    „     Asche,    welche  nicht 

alkalisch  reagirte, 
3,52     „     mit  Spiritus  fällbar, 
14,54     „     Alkohol. 
Subtrahirt  man  das  Eisenoxyd   vom 
Abdampfrückstand,  so  bleiben  ungei&hr 
3  pGt.  für  Albumin. 

Ammoniak  wurde  qualitativ  nachge- 
wiesen, während  eine  Zuckerbestimmung 
keine  Besultate  gab. 


5M 


Mit  Zagrundele^ng  dieser  Zahlen 
konnte  nach  einer  Reihe  von  Versuchen 
folgende  Vorschrift  festgestellt  werden: 

2,5  Albuminis  ex  ovis  sicci*) 
löst  man  in 

30,0  Aquae  destillatae, 
filtrirt  und  wäscht  das  Filter  mit  etwas 
Wasser  nach. 
Andererseits  verdünnt  man 

12,0  liquoris  Ferri  oiychlorati 
mit 

40,0  Aquae  destillatae 
und  setzt 

12,0  Spiritus 
zu. 

Man  mischt  nun  beide  Flüssigkeiten, 
fügt  sofort  hinzu 

0,5  Liquoris  Ammonii  caustici, 
0,5        „        Natri  caustici, 

schüttelt  die  Mischung  und  bringt  mit 

q.  s.  Aquae  destillatae 
auf  ein  Gesammtgewicht  von 
100,0. 

Trübe,  alkalisch  reagirende  Flüssigkeit 
von  brauner  Farbe  und  fadera,  weingeisti- 
gem, an  Eisen  erinnerndem  Geschmack. 
Hundert  Theile  enthalten  0,42  Eisen. 

unverdünnter  Liquor,  mit  Weingeist 
versetzt,  scheidet  alles  Eisenalbuminat  ab. 
In  dem  mit  2  Theilen  Wasser  verdünn- 
ten Liquor  bringt  dagegen  weder  Wein- 
geist noch  Erhitzen  eine  Trübung  her- 
vor; aus  derselben  Verdünnung  fällt  aber 
eine  genügende  Menge  Chlornatrium- 
lösung das  Eisenalbuminat  aus. 

Der  Liquor  verhält  sich  indifferent 
gegen  Ammoniak;  durch  Schwefelammon 
wird  er  dunkler  gefärbt,  bleibt  aber  klar. 
Durch  Säurezusatz  findet  eine  Ausscheid- 
ung 8tatt. 

Die  Eisenalbuminatlösung  lässt  sich  mit 
Milch  und  eiweisshaltigen  Flüssigkeiten 
mischen,  ohne  dieselben  organisch  zu 
verändern. 

Obige  Vorschrift  zeigt  gegen  die  Herrn 
Dr.  Bemh.  Fischer  in  Berlin  privatim 
mitgetheilte  **)  eine  kleine  Veränderung, 
ist  aber,  wie  wir  uns  im  Laufe  der  Ver- 
suche überzeugten,  die  richtigere. 

Wir  möchten  an  Stelle  des  Weingeistes 

*)  Von  E,  Merck  in  Darmstadt  in  vorzflg- 
licher  QnalitAt  bezogen. 

••)  Pbann.  Zeit  1887,  Nr.  92. 


dem  Cognac  den  Vorzog  geben;  da  der- 
selbe aber  in  der  Begel  nur  einige  30 
Gewichtsproeente  Alkohol  enthält,  so 
müsste  man  dreimal  so  viel  davon  neh- 
men, als  Spiritus  vorgeschrieben  ist,  and 
von  der  Wassermenge  entsprechend  ab- 
brechen. 

Mit  der  Zeit  gelatinirt  der  Liquor 
öfters;  man  erwärmt  ihn  dann  auf  35 
bis  40  0  G.  und  erreicht  damit  eine  we- 
nigstens theilweise  Verflüssigung. 

Liquor  Ferri  albaoiinatL 

1,0  Albaminis  ex  ovis  sicci  ^) 

löst  man  in 

35,0  Aquae  destillatae 

und  filtrirt  die  Lösang. 
Andererseits  mischt  man 

12,0  Liquoris  Fern  oxyehloraü, 
37,0  Aquae  destillatae 

mit  einander,  vereinigt  die  Eiweisslösnng 
mit   dieser  Mischung    and   erhitzt   das 
Ganze  im  Dampfbad  eine  halbe  Stunde 
lang  auf  90  bis  95  o  G. 
Man  lässt  erkalten,  ftgt 

15,0  Cognac 
und 

q.  s.  Aquae  destillatae 

hinzu,  dass  das  Gesammtgewicht 

J00,0 
beträgt. 

Eine  neutrale,  klare,  im  auffallen- 
den Licht  etwas  trübe  erscheinende  Flüs- 
sigkeit von  rothbrauner  Farbe.  Geruch 
und  Geschmack  erinnern  an  Cognac. 
Hundert  Theile  enthalten  0,42  Eisen. 

Der  Liquor  lässt  sich  mit  Spiritus  in 
allen  Verhältnissen  mischen,  onne  dass 
eine  Abscheidung  erfolgte,  ebenso  bleibt 
er  beim  Erhitzen  unverändert  und  onter- 
scheidet  sich  dadurch  vortheilhaft  vom 
Drees'sehen  Liquor.  Ammoniak  bringt 
einen  Niederschlag  hervor,  der  sich  im 
Ueberschuss  wieder  löst.  Schwefelaramo- 
nium  erzeugt  ebenfalls  einen  Nieder- 
schlag und  löst  denselben  bei  weiterem 
Zusatz  wieder  auf,  wobei  die  resaltirende 
klare  Flüssigkeit  eine  dunklere  Farbe  an- 
nimmt Kaliumferrocyanat  und  Bhodan- 
kalium  bringen  keine  Veränderuog  her- 
vor.   Säuren  geben  Ausscheidungen. 

*)  YoD  E.  Menk  in  Damstadt. 


595 


Der  Liquor  verändert  Milch  nicht,  wohl 
aber  eiweisshaltige  Flüssigkeiten. 

Da  ein  neutraler  Eisenalbuminatliquor 
noch  nicht  existirte,  schien  es  uns  nicht 
unwichtig,  einen  solchen  rait  aufzustellen. 

Liquor  Ferri  albnminati  saccharatas* 

Synipns  Fem  albnminati.  Efsenalbnminatsyrup. 

(Nach  BrauÜecht) 

Die  Analyse  des  Originalpräparates  er- 
gab: 

54,0  pGt.  Trockenrückstand, 
50,6     „    Zucker   (invertirt   und 

titrirt), 
0,084  „    Stickstoff, 
2,1     „    Asche   (reagirte  stark 

alkalisch), 
0,9     „    Eisenoxyd. 

Die  nach  diesen  Zahlen  angestellten 
Versuche  liessen  uns  bei  folgender  Vor- 
schrift stehen  bleiben: 

1,0  Albuminis  ex  ovis  sicci 
löst  man  in 

10,0  Aquae  destillatae, 
fiigt  zur  Lösung 

2,5  Liqnoris  Natri  caustici 

und   erhitzt  im   Dampfbad   auf  80  bis 

90  0  c. 
Andererseits  mischt  man 
16,0  Aquae  destillatae, 
18,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 

löst  durch  Erhitzen  auf  80  bis  90  o  C. 

50,0  Sacchari  albi  pul?, 
darin,  vereinigt  mit  der  heissen  Albumin- 
lösung,  f&gt 

2,0  Tincturae  aromaticae 
hinzu  und  bringt  mit 

q.  s.  Aquae  destillatae 
auf  ein  Gesammtgewicht  von 
100,0. 

Man  decantirt  8  Tage  und  giesst  klar 
von  dem  sehr  geringen  Bodensatz  ab. 

Eine  dicke,  klare,  dunkelrothbraune 
Flüssigkeit  von  aromatischem  Geruch. 
Der  Geschmack  ist  süss,  aromatisch  und 
lässt  den  Eisengehalt  wohl  erkennen. 
Hundert  Theile  enthalten  0,63  Eisen. 

Der  Saft  reagirt  schwach  alkalisch. 
Mit  Spiritus  gemischt  trübt  sich  derselbe. 
Ammoniak  bringt  keine  Veränderung  her- 
vor. Durch  Schwefelammonium  wird  der 
Liquor  dunkler,  ohne  dass  eine  Aus* 
Scheidung  st^ttfftnde.    Zusatz  von  Säure 


bewirkt  Trübung,  ebenso  scheidet  sich 
beim  Kochen  ein  flockiger  Niederschlag, 
wahrscheinlich  Eiweiss,  ab. 

Der  Eisenalbuminatsaft  lässt  sich  mit 
Milch  und  eiweisshaltigen  Flüssigkeiten 
vermischen,  ohne  dieselben  organisch  zu 
verändern. 

Liqnor  Ferri  peptonatl. 

(Kach  Pijszala.) 

Die  Analyse  des  Original  -  Präparates 
ergab : 

4,31  pCt.  Trockenrückstand, 

0,56     „    Eisenoxyd, 

0,62     „    Asche  (reagirte  nicht 

alkalisch), 
2,00     „    Zucker, 


3,41 


j» 


Alkohol. 


Die  Vorschrift,  zu  welcher  wir  nach 
obigen  Zahlen  schliesslich  gelangten, 
lautet : 

1,0  Albuminis  ex  ovis  sicci 
löst  man  in 

19,0  Aquiie  destillatae, 

ftigt  zur  Lösung 

0,05  Pepsini  Witte 

hinzu  und  digerirt  4  Stunden  bei  40  ^  0. 
Andererseits  mischt  man 

12,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 
55,0  Aquae  destillatae, 
3,0  Syrupi  simplicis, 

vereinigt  die  Mischung  mit  der  Lösung 
des  peptonisirten  Eiweiss  und  erhitzt  das 
Ganze  im  Dampfbad  auf  90  bis  95  ^  G. 

Man  lässt  erkalten,  fügt 
10,0  Spiritus  Cognac 
hinzu  und  bringt  mit 

q.  s.  Aquae  destillatae 
auf  ein  Gesammtgewicht  von 
100,0. 

Man  lässt  8  Tage  ruhig  stehen  und 
giesst  dann  klar  von  dem  sehr  geringen 
Bodensatz  ab. 

Die  Eisenpeptonatlösung  nach  Pisjsdla 
ist  eine  neutrale,  klare,  rothbraune  Flüs- 
sigkeit, welche  nach  Cognac  riecht,  ähn- 
lich und  ausserdem  nach  Eisen  schmeckt 
Hundert  Theile  derselben  enthalten  0,42 
Theile  Eisen. 

Der  Liquor  lässt  sich  mit  Spiritus  in 
beliebigen  Verhältnissen  mischen,  ohne 
dass  Ausscheidungen  entstehen;  ebenso 
verändert  er  sich  beim  Erhitzen  nicht. 


596 


Ainmoniak  bringt  einen  Niederschlag  her* 
vor,  der  sich  im  üeberschusa  von  Am- 
moniak wieder  löst.  Schwefelammonium 
giebt  ebenfalls  einen  Niederschlag  und 
löst  denselben  bei  weiterem  Zusatz  wieder 
auf;  die  hierbei  resultirende  klare  Flüs- 
sigkeit nimmt  dabei  eine  dunklere  Farbe 
an.  Kaliumferrocyanat  und  Bhodankalium 
bringen  keine  Veränderung  hervor.  Durch 
Zusatz  von  Säuren  entsteht  ein  flockiger 
Niederschlag. 

Gegen  Milch  verhält  sich  der  Liquor 
indifferent,  nicht  aber  gegen  eiweisshal- 
tige  Flüssigkeiten. 

Interessant  ist,  dass  man  ein  in  seinem 
physikalischen  und  chemischen  Verhalten 
dem  Pisfzala' sahen  Liquor  ganz  gleiches 
Präparat  erhält,  wenn  mandiePepto- 
nisirung  des  Eiweiss  nicht  vor- 
nimmt und  reines  Eiweiss  benützt. 

Gelatlna  Ferri  oxydatl. 

Eisen  -  G  elatine.    Eisen  -  Gel^e. 

3,0  Gelatinae  albissimae 
löst  man  unter  Anwendung  von  Wärme  in 
30,0  Aquae  destillatae. 

Andererseits  mischt  man 

12,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 
20,0  Syrupi  Aurantii  norum, 
20,0  Aquae  destillatae, 
15,0  Spiritus  Oognac 
mit    einander,    vereinigt    die    Mischung 
unter  Agitiren  in  einer  Abdampfschale 
mit  der  warmen  Gelatinelösung  und  setzt 
sofort 

0,5  Liquoris  Ammonii  caustici, 
0,5        „        Natri  caustici 
zu. 

Nach  dem  Erkalten  resultirt  eine  al- 
kalisch reagirende  durchsichtige  Gallerte 
von  rothbrauner  Farbe  und  angenehmem 
Geschmack.  Hundert  Theile  enthalten 
0,42  Eisen. 

In  der  Hauptsache  ist  die  Gallerte  dem 
Liquor  Ferri  albuminati  Drees  nachge- 
bildet, nur  dass  sie  nicht  ein  Albuminat, 
sondern  ein  Gelatinat  ist.  Ihr  chemisches 
Verhalten  weicht  in  einzelnen  Punkten 
von  dem  des  Drees'schen  Liquors  ab  und 
setzt  sich  aus  folgenden  Punkten  zu- 
sammen: 

Spirituszusatz  giebt  flockige  Ausscheid- 
ungen,   wogegen    die    Erhitzung 


solche  nicht  hervorbringt  Säuren 
geben  keinen  Niederschlag,  ebensowenig 
Ammonii  und  Schwefelammonium;  bei 
letzterem  tritt  jedoch  ein  Dunklerwerden 
der  erwärmten  flüssigen  Masse  ein. 

Gegen  Milch  und  eiweisshaltige  Flüs- 
sigkeiten verhält  sieh  die  Eisengallerte 
indifferent. 

Wenn  man  aus  dem  chemischen  Ver- 
halten einen  Schluss  ziehen  darf,  so 
feben  Eisenoxyd  und  Gelatine  eine  festere 
erbindung  wie  Eisenoxjd  und  Albumin. 


« 


Der  glückliche  Griff,  welcher  uns  so 
viele  „indifferente"  Eisenverbindungen 
nachahmen  und  neu  auffinden  liess,  be- 
stand offenbar  in  der  Verwendung  des 
Liquor  Ferri  oxychlorati.  Es  geht  dies 
daraus  hervor,  dass  alle  Versuche,  bei 
welchen  wir  unter  entsprechender  Erhöh- 
ung der  Alkali -Zusätze  den  Liquor  Ferri 
sesquiehlorati  zu  verwenden  suchten, 
scheiterten. 

In  welchem  Ziusammenhang  das  Eisen- 
oxyd zu  den  organischen  Stoffen,  mit 
welchen  wir  es  verbanden,  steht  und 
welche  Formeln  unseren  Verbindungen 
zukommen,  lassen  wir  unerörtert,  weil 
die  Zusammensetzung  der  verwendeten 
organischen  Stoffe  eine  stets  gleichmässige 
nicht  sein  kann. 

Bezüglich  der  Festigkeit  der  verschie- 
denen Verbindungen  dürften  nicht  un- 
wesentliche Unterschiede  bestehen.  So 
lassen  sich  das  Saccharat,  Galactosac- 
charat,  Mannitat  und  Dextrinat  wieder- 
holt auflösen  und  wieder  zur  Trockne 
eindampfen,  ohne  dass  deshalb  das  che- 
mische Verhalten  sich  änderte,  oder  die 
Löslichkeit  verloren  ginge,  wogegen  Al- 
buminat,  Peptonat  und  Gelatinat  sich 
beim  Eindampfen  zersetzen.  Interessant 
ist  ferner  der  Unterschied,  welcher  bei 
den  verschiedenen  Präparaten  im  Ge- 
schmack besteht.  Wir  stellten  uns,  so- 
weit die  Präparate  diesen  Gehalt  nicht 
ohnehin  hatten,  Lösungen  beziehentlich 
Verdünnungen  mit  einem  Eisengehalt  von 
0,42  pCt.  her  und  verglichen  nach  dem 
Geschmack.  Es  zeigte  sich  dabei,  dass 
Albuminat,  Peptonat  und  Gelatinat  ent- 
schieden eisenartig  schmeckten,  während 
dies  bei  Galactosaccharat  wenig»  bei  Sac- 


&91 


oharat  sehr  wenig,  bei  Mannitat  und 
Dextrinat  aber  gar  nicht  der  Fall  war. 
Nimmt  man  —  wofQr  allerdings  der  Be^ 
weis  fehlt  —  an,  dass  das  Eisen  um  so 
fester  gebunden  ist,  je  weniger  es  sich 
durch  den  6eschmack  bemerklich  macht, 
so  mitaste  dem  Mannitat  und  dem  Dex- 
trinat  der  Vorzug  gegeben  werden. 

Jedenfalls  sind  Albuminat,  Peptonat 
und  Qelatinai  sehr  lose  Verbindungen, 
die  eines  grossen  Anstoases  nicht  be- 
dürfen, um  sich  zu  zersetzen.  Wir  halten 
es  deshalb  auch  fdr  zweifelhafl,  ob  ihnen 
der  bisher  beigelegte,  tielleicht  zur  Mode 
gewordene  therapeutische  Werth  mehr 
zukommt,  wie  dem  Saccharat  unserer 
Pharmakopoe.*) 

Leider  konnten  wir  unsere  Arbeit  nicht 
ganz  vollenden  und  mussten  uns  mit  der 
Veröffentlichung  beeilen,  nachdem  die 
Vorschrift  zu  Liquor  Ferri  albuminati, 
die  wir  dem  Herrn  Herausgeber  der 
„neueren  Arzneimittel''  privatim  überlassen 
hatten,  durch  Erscheinen  dieses  Buches 
publik  wurde.  Wir  fürchteten,  dass  mit 
der  von  uns  anempfohlenen  Verwendung 
von  Liquor  Ferri  oxychlorati  ein  Finger- 
zeig gegeben  sei  und  dass  unsere  Arbeit 
überholt  werden  könnte.  Wir  hoffen  aber, 
unsere  Studien  fortzusetzen  und  gelegent- 
lich auf  die  „indifferenten"  Eisenverbind- 
ungen zurückzukommen. 

Zur  Früfimg  von  Natrium 
bicarbonienm. 

Zu  dem  Artikel  in  Nr.  46  erhielten 
wir  zwei  Zuschriften  von  den  Herren 
Dr.  Vulpifis  uhd  1%.  Salaer,  welche  vnr 
beide  nachstehend  zur  Eenntniss  unserer 
Leser  bringen. 

Herr  Dr.  Vfilpius  schreibt: 

„In  Nr.  46  der  Pharmaceutischen 
Gentralhalle  wird  von  einem  CoUegen 
Klage  geführt  über  die  angeblieh  zu 
grosse  Schärfe  der  Prüfungsmethode  auf 
Monocarbonat,  wie  sie  von  Kremel  an- 
gegeben und  von  dw  Pharmakopoe- 
Gommission    des   deutschen  Apotheker- 

*)  Man  kann  aach.  leicht  einen  Eisenhonig 
herstellen,  entweder  nach  dem  Verfahren  wie 
bei  Sympu  Fervi  o^Aati  oder  ^  hesser  — 
durch  Anfklten  des  Haonitats  eder  Dexfoiiats 
in  Honig. 


Vereins  in  der  betreffenden  Veröffentlich- 
ung im  Aprilhefie  I  des  Archivs  der 
Pharmacie,  Jahrgang  1887^  adoptirt 
worden  ist. 

Da  nun  nicht  anzunehmen  ist,  dass 
der  Herr  Einsender  jener  Ausstellung 
es  unterlassen  hat,  die  dieser  Publication 
der  Vereins  -  Pharmakopoe  -  Gommission 
beigegebenen  Motive  genau  zu  lesen 
und  besonders  auch  auf  die  Bedeutung 
der  Grösse  des  Phenolphtaleinzusatzes 
genau  zu  achten,  da  vielmehr  vorausge- 
setzt werden  muss,  dass  der  von  ihm 
beobachtete  Modus  faciendi  durchaus 
richtig  war  und  zu  einer  bei  Normal- 
temperatur durch  sanftes  Bewegen  be- 
reiteten Lösung  von  1  g  pulverförmigem 
Natriumbicarbonat  in  20  ccm  Wasser  so- 
fort 3  Tropfen  Phenolphtaleinlösung  ge- 
setzt wurden,  so  bleibt,  wenn,  wie  ange- 
geben, stets  Böthung  eintrat,  eben  nur 
die  eine  Annahme  übrig,  dass  auf  die 
Fabrikation  und  Gontrole  der  von  dem 
Herrn  Gollegen  untersuchten  Sorten 
nicht  alle  wünschenswerthe  Sorgfalt  ver- 
wendet worden  ist  Da  erfahrungsgemäss 
ein  in  Krusten  hergestelltes  Natrium- 
bicarbonat sich  nach  dem  Pulvern 
häufig  nicht  mehr  probehaltig  erweist, 
so  pflegen  die  Fabrikanten  das  fertige 
Pulver  oft  nochmals  in  eisernen  Kästen 
flach  in  Schichten  ausgebreitet  einen 
Tag  lang  mit  Kohlensäure  unter  erheb- 
lichem Ueberdruck  in  Berührung  zu 
lassen.  Ein  solches  Pulver  hält  bei 
rationeller  Aufbewahrung  die  Phenol- 
phtaleinprobe  noch  nach  einem  halben 
Jahre  und  mehr  ganz  vorzüglich  aus. 
Nach  Durchlesen  der  Beschwerde,  welche 
zu  diesen  Zeilen  Veranlassung  gegeben 
hat,  entnahm  ich  sofort  dem  nalbgefüU- 
ten  Standgef&sse  der  Apotheke,  bis  zu 
welchem  das  im  August,  also  in  heisser 
Jahreszeit  und  noch  dazu  in  Papier- 
packang  bezogene  Präparat  eine  Wander- 
ung durch  zwei  Vorrathsgeiässe  durch- 
gemacht hatte,  eine  Probe  und  führte 
damit  die  Prüfung  nach  Angabe  der 
Gommission  au&  Hierbei  trat  keine 
Spur  einer  Färbung  ein,  so  dass 
es  des  vorgesehenen  und  eine  Duldung 
von  2  pGt.  Monocarbonat  in  sich  schlies- 
senden  Zusatzes  von  4  Tropfen  Normal- 
saksäuie  gar  nicht  bedurfte. 


598 


Aehnliche  Besultate  müssen  wohl  im 
Allgememen  erhalten  worden  sein,  da, 
wie  der  Herr  Einsender  selbst  constatirt, 
bis  heute  von  keiner  anderen  Seite  mit 
seiner  Verlautbarung  tibereinstimmende 
Mittheilungen  in  der  wissenschaftlichen 
Fachpresse  gemacht  worden  sind.  Un- 
sere Heidelberger  Krankenhausapotheke 
bezieht  seit  6  Jahren  ihr  Natrium  bi- 
carbonicum  purissimum  pulveratum  aus 
ein  und  derselben  Quelle  und  hatte  nie- 
mals über  einen  zu  starken  Oehalt  an 
Monoearbonat  zu  klagen.  Da  es  nicht 
am  Platze  sein  würde,  hier  eine  Firma 
zu  nennen,  so  möge  dem  Herrn  Collegen 
das  Anerbieten  genügen,  ihm  unsere 
Bezugsquelle  auf  schriftliche  Anfrage  zu 
nennen,  und  sollte  es  mich  freuen,  später 
auch  von  ihm  eine  Bestätigung  der  Richtig- 
keit der  obigen  Angaben  und  damit  der 
vollen  Berechtigung  der  in  ihrer  Ausführ- 
ung so  ungemein  einfachen  vorgeschla- 
genen neuen  Prttfungsweise  zu  erhalten. 
Dass  übrigens  ein  diese  Probe  aushalten- 
des Präparat  nicht  nur  von  einzelnen,  son- 
dern von  der  Mehrzahl  der  Fabriken 
geliefert  werden  kann,  steht  wohl 
ausser  Zweifel." 

*        ^        * 

Herr  lÄ.  Baiser  schreibt: 

„Die  von  der  Pharmakopöe-Commission 
vorgeschlagene  Prüfungsweise  dieses  Sal- 
zes auf  einen  Gehalt  an  Soda  ist  in  Nr. 
46  als  zu  weit  gehend  bezeichnet  worden, 
indem  es  nicht  möglich  wäre,  ein  Salz 
im  Handel  zu  erlangen,  welches  solcher 
Anforderung  genüge.  Da  dies  meines 
Wissens  der  erste  Fall  ist,  in  welchem 
ein  Gommissionsvorschlag  in  der  Fach- 
presse beanstandet  wird,  sei  gestattet 
vorauszuschicken,  dass  der  Vorsitzende 
der  Gommission  unmöglich  die  Verant- 
wortung für  alle  Abänderungsvorschläge 
übernehmen  kann,  dass  aber  auch  der 
erste  Bearbeiter  eines  Artikels  nur  aus- 
nahmsweise die  Meinung  der  übrigen  Mit- 
glieder erf&hrtund  verwerthen  oder  wider- 
legen könnte.  Es  wird  also  Derjenige, 
welcher  einen  Abänderungsvorschlag  ein- 
gebracht hat  denselben  zu  vertheidigen 
haben.  In  dem  gegebenen  Falle  hatte 
ich  vorgeschlagen,  dass  eine  unter  den 
bekannten  Vorsichtsmaassregeln  bereitete 


Lösung  des  Bicarbonats  (1 :  20)  durch 
einen  Tropfen  Phenolphtaleln  nicht  ge- 
färbt werden  solle. 

Diese  Forderung  geht  also  noch  über 
den  ursprünglichen  Vorschlag  von  Sremel 
und  über  jenen  der  Gommission  hinaus ; 
da  aber  ein  Salz,  welches  dieser  Forder- 
ung genügt,  eben  fiir  75  Jt  zu  haben  isu 
und  die  Pharmakopoe  im  Allgemeinen 
nur  das  beste  Präparat  verlangt,  wird  es 
das  Salz  der  Ph.  Germ.  ITI  sein.  Dass 
nicht  allen  Fabrikanten  die  Darstellung 
eines  solchen  Salzes  gelingt,  mag  wahr 
sein,  aber  darauf  kann  doch  keine  Bück- 
sicht genommen  werden.  Ich  glaube 
auch  nicht  daran,  dass  das  Bicarbonat 
so  sehr  geneigt  ist,  Kohlensäure  »bei 
mehrmaligem  Oefinen  des  Deckels*  abzu- 
geben; krystallisirtes  Salz,  welches  ich 
vor  3  Monaten  bezogen  habe  und  stossen 
liess,  verhält  sich  trotz  Aufbewahrung 
in  einfacher  Holzschieblade  gegen  Phe- 
nolphtale'in  noch  ebenso  indifferent,  wie 
bei  Empfang. 

Will  man  die  Empfindlichkeit  der  Be- 
action  beurtheilen,  so  ist  zunächst  zu  be- 
rücksichtifiren,  dass,  wie  ich  bereits  in 
„Pharm.  Zeit."  von  1884  bemerkt,  das 
Bicarbonat  die  Färbung  des  Phenolphta- 
leins  durch  Monoearbonat  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  verhindert,  und  zwar 
bleibt  bei  den  hier  eingehaltenen  Ver- 
hältnissen mindestens  1  pGt  Na^COs 
-I-2H2O  unbeobachtet.  Es  ist  nur 
dann  zu  erkennen,  wenn  man  grössere 
Mengen  des  fein  zerriebenen  Salzes  auf 
einem  Filter  mit  Wasser  übergiesst  und  das 
Waschwasser  zu  Phenolphtaleln  fliessen 
lässt.  Salz,  welches  diese  Probe  aushäJt, 
ist  wohl  als  frei  von  Monoearbonat  zu 
betrachten.  Nimmt  man  bei  Beurtheil- 
ung  eines  Bicarbonats  Salzsäure  zu  Hilfe, 
so  kann  man  leicht  zu  etwas  unrichtigen 
Schlüssen  gelangen.  Tropft  man  nämlich 
die  Salzsäure  auf  die  im  Beagensglase 
befindliche  Salzlösung,  so  kommt  die  ent- 
wickelte Kohlensäure  nur  mit  den  oberen 
Flüssigkeitsschichten  in  Berührung  und 
entweicht,  ohne  dass  sie  vollständig  zur 
Umwandlung  von  Monoearbonat  in  Bicar- 
bonat ausgenützt  werden  könnte.  Ver- 
fährt man  jedoch  umgekehrte  tropft  man 
die  Salzsäure  vorher  in  das  Beagensglas 
und  giesst  rasch  die  Salzlösung  za,  so 


699 


wird  man  den  gleichen  Zweck  schon  fast 
mit  der  Hälfte  Sänre  erreichen  wie  im  er- 
sten Fall;  0,2  ccm  Normalsalzsäure  heben 
dann  die  Phenolphtalein  röthende  Kraft 
von  xy^TO  Mol.  =  0,0282  g  NagCOa  + 
SHgO  annähernd  auf  und  ein  ISalz  mit 
3  bis  4  pOt.  Monocarbonat  wird  noch 
den  Anforderungen  der  Pharmakopoe- 
Commission  genügen. 

Schliesslich  sei  bemerkt,  dass  ich  es 
für  nothwendig  erachte,  das  Bicarbonat 
in  ähnlicher  Weise  auf  etwaigen  Arsen- 
gehalt zu  prüfen  wie  das  Monocarbonat, 
weil  es  zu  jenen  Arzneimitteln  gehört, 
welche  von  einzelnen  Personen  in  grös- 
seren Mengen  eingenommen  werden/* 


Morphinhydrochlorid  und 
Amylnitrit 

Ein  Apotheker  hatte  beobachtet,  dass  eine 
Morphinhydrochlorid  und  Amylnitrit  ent- 
haltende Arzneimischang  nach  einem  halben 
Tage  eine  rothe  Färbung  zeigte,  während  die 
in  gleicher  Weite  jedoch  mit  Morphinacetat 
bereitete  Arznei  sich  unverändert  hielt.  Die 
Ton  der  Pharm.  Germ.  ed.  II.  eingeführte 
Ersetzung  des  Morphinacetats  durch  Hydro- 
chlorid  ist  demnach  in  gewissen  Fällen  be- 
denklich and  von  unangenehmen  Folgen  be- 
gleitet. 

FlüMger  erklärt  diese  eigenthümliche 
Erscheinung  durch  die  leichte  Zersetzlichkeit 
des  Morphinacetats^  welches  in  Folge  dessen 
stets  etwas  freies  Morphin  enthält  und  hier- 
durch im  Stande  ist,  die  durch  allmälige 
Zersetzung  des  Amylnitrits  frei  werdende 
Salpetrigsänre,  beziehentlich  (nachOiydation) 
Salpetersäure  zu  binden.  Das  Hydrochlorid 
des  Morphins  zeigt  diese  Zersetzlichkeit  nicht 
und  etwa  auftretende  Salpetersäure  ist  daher 
im  Stande,  mit  dem  Morphin  unter  Auftreten 
der  rothen  Färbung  zu  reagiren.  «. 

Pharm.  Zeitimg  1887,  579,  643, 


mandref  das  Chlnaeztract  im  gleichen  oder 
doppelten  Gewicht  Glycerin  zu  lösen  und 
hierauf  erst  den  Borax  zuzufügen.  a. 

Jowm,  de  Pharm,  et  de  Chim.  XVI,  1887,  210. 


Chinaeztraot  und  Borax. 

Auger  beobachtete,  dass  beim  Zusammen- 
kommen Ton  Chlnaeztract  (desgleichen 
Chinaalkaloiden)  und  Borax  sich  ein 
krümeliger  Bodensatz  bildet.  Derselbe  ist 
löslieh  in  Glycerin  und  tritt  bei  Gegenwart 
einer  genügenden  Menge  Ton  Glycerin  über- 
haupt nicht  ein.    Es  empfiehlt  deshalb  De- 


BeBtimmung  des  Carotins  in  den 
Fflanzenblättem. 

Nach  AsmcMd  ist  das  1832  von  Wackenroder 
in  der  Wurzel  von  Daucus  Carota  L. 
au%efundene  Carotin  ein  beständig  ror- 
kommendes  normales  Prodnct  der  Lebens- 
thätigkeit  der  Pflanzen.  £s  ist  ohne  Aus- 
nahme aus  den  Blättern  der  in  ToUer  Lebens« 
thätigkeit  begriffenen  Pflanzen  darstellbar. 
Die  Blätter  verdanken  ihm  einen  Theil  ihrer 
Färbung. 

Zur  Bestimmung  des  Carotins  giebt 
Amaud  folgende  Vorschriften: 

Die  Blätter  werden  im  luftleeren  Raum 
getrocknet  und  20,0  g  mit  1  1  Petroläther 
10  Tage  lang  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
macerirt  und  von  Zeit  zu  Zeit  geschüttelt. 
Hierauf  werden  100  ccm  der  filtrirten  Flüssig- 
keit freiwillig  verdunsten  gelassen  und  der 
Rückstand  mit  kleinen  Mengen  Schwefel- 
kohlenstoff aufgenommen  und  auf  100  ccm 
gebracht  (entsprechend  =  2,0  g  der  ge- 
trockneten Blätter). 

Die  Schwefelkohlenstofflösung  ist  mehr 
oder  weniger  intensiv  roth  gefärbt;  die  ande- 
ren mit  in  Lösung  gehenden  Substanzen 
wie  Wachs,  Fett,  sind  nicht  störend. 

Die  Schwefelkohlenstofflösung  wird  nun 
mit  einer  Lösung  von  bekanntem  Gehalt  an 
krystallisirtem  Carotin  in  Schwefelkohlenstoff 
colorimetrisch  verglichen. 

Auf  diese  'Weise  wurden  folgende  Zahlen 
gefunden :  Gehalt  an  Carotin  in  100,0  g  der 
getrockneten  Blätter  von 

Spinacia  oleracea  79,5  mg, 
Spinacia,  anderes  Muster  76,ö  mg, 
Urtica  dioica  95,0  mg, 
Gras  (versch.  Gramineen)  71,0  mg.    s. 
Joum.  de  Pharm,  et  de  Chim,  XVI,  1887,  129. 


Nachweis 
der  activen /9-0zybiittersftiire. 

EMß  hat  die  ß  -  Oxybuttersättre  bisher  nur 
in  solchen  diabetischen  Hamen  nachweisen 
können,  welche  die  Eisenchloridreaction 
gaben;  er  bestimmte  die  Drehung  derselben 


«00 


zQ  a  D  —  23|4y  die  des  Anunoniumsalzes  der 
Säare  zu  —  16,3. 

Die  NacbweisiiBg  fahrt  JETiÜer  darch  lieber- 
fiihniDg  der  ^'Ozjbattertiure  in  o-Ooten- 
säare  ans. 

Der  frische  Harn  wird  ein^  Vorprüfasg 
mit  Eisenchlorid  unterzogen  und  hierauf, 
falls  er  zuckerhaltig  ist,  der  G&hrung  unter- 
worfen. Nachdem  eine  mit  fileiacetat  ge- 
klavte  Prebe  auf  Linksdrelrang  (diese  bisneht 
nicht  Ton  Ozjbuttersäure  herzurühren)  unter- 
sucht ist,  wird  das  Filtrat  des  eingegohrenen 
Harns  zu  einem  Syrnp  yerdunstet,  mit  den 
gleichen  fiaumtheii  eonoentrirter  Schwefel- 
säure gemischt  und  vorsichtig  destilMrt,  so 
dass  das  Destillat  direct  in  einem  Proberöhr- 
chen, ohne  Anwendung  eines  Rühlevt,  anf- 
gef^gen  wird.  Je  nach  dem  Qehalt  des 
Harns  an  Ozybutterv&ure  scheiden  sich  «chon 
beim  Abkühlen  in  einer  Kältemischung  in 
dem  Destillat  Krystalle  der  « -  Crotonsäure 
aus,  die  nach  dem  Abpressen  auf  ihren 
Schmelzpunkt  (72^)  geprüft  werden.  Ist 
dieses  nicht  der  Fall,  so  wird  das  gesammte 
Destillat  mit  Aether  ausgeschüttelt  und  der 
Verdunstungsrückstand  des  Aethers  auf  seinen 
Schmelzpunkt  untersucht  (Phenol  wird  durch 
Bromwasser,  Salicylsäure  durch  Eisenchlorid,  | 
Benzoesäure  durch  den  Schmelzpunkt  [120<^] 
erkannt  und  durch  Wasser  von  der  a-Croton- 
säure  getrennt). 

Im  Allgemeinen  genügen  100  ccm  zum 
Nachweis,  wenn  nicht,  so  werden  1  bis  2  1 
Harn,  ohne  ihn  vergähren  zu  lassen,  einge- 
dampft, indem  durch  Zusatz  von  Soda  die 
Beaction  alkalisch  erhalten  wird.  Der  Syrup 
wird  nach  dem  Ansäuern  mit  Schwefelsäure 
mit  Aether  (unter  Zusatz  von  >/io  Eaumtheil 
Alkohol)  ausgeschüttelt  und  der  Verdunst- 
ungsrückstand der  alkoholisch -ätherischen 
Ausschüttelung  mit  concentrirter  Schwefel- 
säure der  Destillation  unterworfen  und  wie 
oben  beschrieben  weiter  verfahren. 

Die  /9  -  Ozybuttersäure  im  Harn  ist  keines- 
wegs auf  den  Diabetes  beschränkt,  sie  bean- 
sprucht ein  allgemeines  Interesse.  s. 
Durch  Med.'Chir.  Bundschau  1867,  8S7. 


gesättigten  Lösung  Ton  Nstriumsulfit  besteht, 
der  eine  geringe  Menge  PyrogallaesSure  zu- 
gesetzt ist.  Die  Lösung  ist  farblos  und  hält 
sieh  längere  Zeit;  mit  Kupfersalzlösangen 
von  mittlerer  Concentration  giebt  es  eine 
bkttrotfae  Färbung,  KhnHeh  derjenigen  des 
EiseBsalibc.yanid8.  Mit  einer  Kupfersnifat- 
lösung  1 :  2000  ist  die  Reaction  sehr  deut- 
lich ;  mit  einer  solchen  in  einer  Verdünnung 
1  :  8^000000  ist  noch  eine  orangerötfa liehe 
Färbung  bemerkbar. 

Pyrogallussäure  allein  giebt  mit  Rup&rsalz 
auch  eine  rothe  Färbung,  die  jedoch  weniger 
empfindlich  ist  als  bei  Gegenwart  vonNatrium- 
sulfit. 

Mit  Phenol  und  Hydrochinin  an  Stelle  der 
Pyrogallttssäure  angestellte  Versuche  sind 
resultados  veriamlen.  «. 

Durc^  Archwi»  de  neuimmcie  1887,  493, 


Neues  Reagens  auf  Suiifer. 

Aliamd  hat  ein  neues   Reagens  auf 
Kupfer  angegeben,  welches  aus  einer  kalt- 


Melonenwurzel. 

Nach  Hd>€rfftr  und  Jarceiewice  wiriict  die 
Melonenwursel  Brechen  erregend. 
Die  höchste  Dosis  der  Wnnei  ist  25,0  g ; 
von  dem  aus  der  Wurzel  daigestellten  soge- 
nannten Emetin  genügen  90  mg  um 
Brechen  zv  bewidLcn.  Die  vorstebendeB 
Angaben  beziehen  sich  auf  die  Wnraeln  enl- 
tivirter  Pflanzen,  die  der  wildwachsendeB 
Melonen  sind  nach  Langeudesf  viel  wirksamer. 

s. 
Durch  Archives  de  Pharmacie  188! ,  410 


Schaltrank  in  Fans. 

Dujardin  -  Beaumetg  hat  auf  Veranlassung 
des  Poiizeipräfects  von  Paris  folgende  Misch- 
ung empfohlen,  die  während  der  beissen 
Jahreszeit  den  Sefaulkindem  in  Paris  zum 
Getränk  gereicht  werden  soll  und  von 
Adrian  angegeben  worden  war: 

Olycerin  1,5  kg, 
Zucker  1,5  kg, 
Weinsäure  1^  kg, 
Amorphes  Quassln  8  mg, 
PfefferminzÖl  120  mg. 

Von  dieser  Mischung  kommen  3  g  auf  1  1 
Wasser. 

Durch  ArchivcB  de  Pharmacie  1887,  282. 


VerlMsr  and  verantworUleher  RedAOteur  Dr.  £•  Ctelsiler  in  Dratden. 

"      •  *'    -  1». 

l>rMd«B. 


Im  BfwhlMBdsl  doNh  Jvlisa  Spri^er,  BacUa  H.. ^QabU«apl«t«  S. 
Drnek  dtr  KSnlfl.  Bofbnohdniekcrel  V0il  OL  OL  Mclnhold  ft  SSbat  !■  1 


.  C.  Steinmuller 

DRESDEN-N., 

Fabrik  pharmacentischer  Oartonnagen^ 
Bveh-  8i4  Steindniekerei  mit  SebDellpresseDbetrieb, 

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was  die  hochelegante  Ausstattang  mit  flaperfeinen  goldincrostirten  und 
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killfliehe  Tlnetaren.  —  MittbelliiBgeii  ans  dem  pharmaeeiitifeheo  ZiAboratorivm  der  ieohnlsohen  Hochsohula  in 
Branneehweig:  37.  Die  Werlhbestimmung  der  Qneoksilberehlorld -Verbandstoffe.  —  Der  Splrltas  der  Apotheken. 
—  ei.OxynaphtoSeSare  elf  Deelnfeotlonimittel.  —  Liquor  Ferri  albnmlnatL  —  Llierat«r  mad  Kritik,  —  Mif- 

•eileat  Ditena  digitifeiia.  —  Bympae  Sennae  enm  Manna.  —  Anselfea« 


Chemie  und  Pharmaeiee 


Zns&tze  und  Verbeaserongen 

fbr  das 
Nene  pharmacentisehe  ICannal. 

Von  Eugen  Dieterich. 

Kachdrnck  verboten. 
(Fortsetzung.) 

Baeilll  gelatinosi. 

Gelatine  -  Bongies. 

Die  Bereitung  besteht  darin,  das  Medica- 
ment  mit  der  nöthigen  Menge  Wasser  anzu- 
reiben ,  beziehentlieh  zu  lösen  und  in  dieser 
Form  der  Gelatinemasse  (siehe  Oelatina 
glycerinata),  die  man  im  Dampfbad  schmolz 
und  mit  entsprechender  Yorsicht,  um  sie 
dünnflflssiger  zu  erhalten,  auf  freier  Flamme 
etwas  nacherhitzte,  zuzusetzen.  Beim  Schmel- 
zen und  Mischen  darf  man  nur  wenig  und 
langsam  rtthren,  damit  die  Masse  nicht 
schaumig  und  dadurch  dickflüssig  wird.  Zum 
Giessen  benutzt  man  Formen  aus  Zinn  oder 
vernickeltem  Eisen,  von  denen  ich  letzteren 
den  Yorzug  geben  möchte,  wftrmt  sie,  nach- 
dem man  sie  mit  Oel  ausgestrichen  hat,  an. 


giesst  die  Masse  ein  und  stellt  kalt.  Nachdem 
dispensirt  man  in  Schachteln  zwischen  Wachs- 
papier. 

Die  Bereitling  der  Bougies  ist  so  lange  eine 
einfache,  als  das  zuzusetzende  Medicament 
keine  Zersetzung  und  Yerflüssigung  der  Gela- 
tine bewirkt;  im  letzteren  Falle  muss  man 
eine  Masse  mit  mehr  Gelatine  benutzen,  die 
ich  unter  Gelatina  glycerinata  dura  aufführen 
werde;  oder  man  nimmt  auch  seine  Zuflucht 
zum  Tragant. 

Yon  den  schwierigeren  Formen  führe  ich 
hier  als  Beispiele  die  folgenden  an : 

Baeilli  gelatinosi  t.  Alnmlne. 

Alam- Bongies. 

5,0  Aluminis 
reibt  man  mit 

5,0  Aquae  destillatae 

an,  mischt  unter 

95,0  Gelatinae  glyeerinatae  dorae, 

die  man  vorher  schmolz,  und  erhitzt  so  lange, 
bis  die  anfangs  dick  gewordene  Masse  sieh 
wieder  verflüssigt  und  ausgiessen  lässt. 


602 


Ikielltt  «^Uttnasi  c»  Oilonlo  liyArato. 

Chloralhydnt  -  Bongies. 

70,0  Gelatinae  glycerinatae  darae 
schmilzt  man,  mischt 

26,0  Uiiguenti  Olycerini 

und,  wenn  die  Masse  gleichmässig  ist, 
5,0  Ghlorali  hydrati, 

welche  man  vorher  vecrieb,  unter. 

Man  giesst  aus  und  kühlt  die  Form  mit  Eis. 

BmIIU  gelatinös!  c  Kallo  jodato. 

< 

Jodkaliam  •  Bongies. 

1,0  Tragacanthae  subt.  pulv. 
reibt  man  mit 

5,0  Spiritas 
an  und  mischt  rasch 

95,0  Qelatinae  glycerinatae  dnrae, 

welche  man  vorher  schmolz,  unter. 

Wenn  die  Masse  gleichmässig  ist,  fügt  man 
5,0  Ealii  jodati  triti 
hinzu,  giesst  aus  und  befördert  das  Erstarren 
durch  Eiskühlung. 

In  derselben  oder  ähnlichen  Weise  sind  Zu- 
sammensetzungen mit  Tannin,  salicylsaurem 
Natron,  Ghlomatrium,  Eisenoblorid  etc.  zu 
behandeln. 

Oben  Gesagtes  gilt  auch  für  die  Herstellung 
von  Vaginalkugeln. 

Blutlaus -Mittel. 

100,0  Saponis  kalini  venalis 
löst  man  unter  Erhitzen  in 
800,0  Aquae. 
Andererseits  schmilzt  man  auf  freiem  Feuer 
50,0  Colofonii, 
setzt 

1 00,0  schweren  Steinkohlentheeröls 
(sog.  rohe  Carbolsäure) 
zu  und  vermischt  diese  Masse  mit  der  Seifen- 
lösung. 

Mit  dieser  Mischung  werden  die  Aepfel- 
bäume  im  Herbst  an  Stamm  und  Aesten  be- 
strichen ,  nachdem  man  dieselben  durch  Ab- 
bürsten vorbereitete.  Zeigt  sich  im  Sommer 
die  Blutlaus ,  so  bürstet  und  bestreicht  man 
nur  die  befallenen  Stellen. 

Cachoa  Prinz  Albert. 

2,5  Ma^dis, 

2,5  Bhizomatis  Iridis, 

2,5  Badicis  Liquiritiae, 

0,5  Gardamomi, 


»» 


I? 


»> 


»1 


0,25  Caryophylll, 
0,02  Vanillini, 
0,05  Gumarini, 
0,005  Moschi, 
gtt.  3  Olei  Menthae  pip., 
2     „    Bosae, 
2     „    Citri, 
2     „    Neroli, 
1     „    Ginnamom.  Zeylan. 
q.  s.  Mucilaginis. 
Man  stösst  zur  Pillenmasse  an,  fertigt  0,05 
schwere  Pillen  und  versilbert  dieselben. 

Centrifagiren. 

Die  Centrifugen  oder  Schlendermaschinen 
bilden  in  der  Grossindustrie  seit  lange  die 
unentbehrlichen  Hilfsmittel  zum  Trennen 
fester  Körper  von  Flüssigkeiten.  So  schleu- 
dert man  in  den  Zuckerfabriken  die  auskry- 
stalliflirten  Zuckersäfte  und  gewinnt  auf  diese 
Weise  Farinzuoker  und  Melasse ;  vom  Krystall- 
brei  schleudert  man  die  Mutterlauge  ab  und 
wäscht  während  des  Schleudems  die  letzten 
Beste  Mutterlauge  mit  Wasser  nach  und  nach 
ab.  Soweit  meine  Erfahrung  reicht,  ist  die 
Schleuder  da  am  Platze,  wo  man  die  ge- 
trennten Theile,  also  den  festen  Körper  und 
die  Flüssigkeit,  wieder  verwendet,  dagegen 
nicht  in  jenen  Fällen ,  in  welchen  einer  der 
beiden  Theile  durch  das  Oentrifiigiren  werth- 
los  wird.  So  habe  ich  gefanden,  dass  das 
Schleudern  von  extrahirten  Vegetabilien  ge- 
ringere Ausbeute  liefert,  wie  das  Auspressen. 
Ich  führe  dies  darauf  zurück ,  dass  mit  dem 
Auspressen  nach  dem  erstmaligen  Ausziehen 
die  Pflanzentheile  zerrissen  und  somit  für  die 
zweite  Extraction  aufgeschlossen  werden.  Es 
verdient  dagegen  hervorgehoben  zu  werden, 
dass  die  Arbeit  des  Schleudems  bequemer  ist 
und  rascher  vor  sich  geht,  wie  die  des  Fres- 
sens, und  darin  mag  der  Grund  liegen,  dass 
Centrifugen  für  Handbetrieb  jetzt  mehrfach 
in  pharmaceutischen  Laboratorien  zur  Ge- 
winnung von  Golaturen  benutzt  werden  und 
bis  auf  den  erwähnten  Mangel  gute  Dienste 
leisten.  Die  ersten  Schleuderbrühen  sind  zu- 
meist trübe,  wenn  man  auch  die  Siebtrommel 
mit  Tuch  ausgelegt  hat ;  giesst  man  dagegen 
die  trüben  Golaturen  in  die  Gentrifugen  wäh- 
rend des  Schleudems  in  dünnem  Strahl 
zurück,  so  kann  man,  natürlich  mit  Aus- 
nahmen, fast  immer  klare  Golaturen  erhalten, 
weil  die  in  der  Siebtrommel  verbleibende 
feste  Substanz,  die  sich  gleichmässig  an  der 


603 


Wandung  augelegt  hat,  als  Filter  wirkt  und 
ie  Colatur  klärt. 
Bei  NeaanschafTong  solcher  Maschinen  hat 
man  auf  solide  Construction  und  gute  Ver- 
zinnung der  Siebtrommel  zu  achten,  da  im 
anderen  Fall  die  Freude  eine  sehr  kurze  ist. 
Nach  meiner  Ansicht  l)ietet  die  Centrifuge 
dem  Kleinbetrieb  keine  besonderen  Vortheile. 

Cerata. 

Es  existiren  so  verschiedene  Methoden, 
Gerate  in  Tafeln  oder  Stangen  auszugiessen, 
dass  es  fast  überflüssig  erscheint,  hierfür 
Anleitung  zu  geben.  Immerhin  will  ich  ein 
Verfahren  anführen,  welches  einfach  ist  und 
dabei  hübsche  Besuttate  liefert. 

Zur  Herstellung  tabulirter  Gerate  nimmt 
man  Chocoladeformen ,  welche  durch  Rippen 
in  Quadrate  getheilt  sind.  In  diese  kann  man 
nach  Gewicht  Oleom  Cacao,  Ceratum  Cetaeei 
etc.  giessen,  nicht  aber  haräialtige  Stoffe, 
wie  Ceratum  Aeruginis,  Ceratum  Besinae 
Pini  u.  s.  w.  oder  gar  Emplastrum  fuscum. 

Um  letztere  in  derselben  hübschen  Fa^on 
zu  erhalten,  verfahrt  man  folgendermaassen: 

Man  bedeckt  die  Form  mit  einem  entspre- 
chend grossen  Stück  Stanniol  (die  glänzende 
Seite  nach  oben),  drückt  dasselbe  mit  einem 
weichen  Wischtuch  ein  und  formt,  indem  man 
mit  der  einen  Hand  in  der  Mitte  fest  hält,  mit 
der  anderen  die  Ecken  aus.  Auf  diese  Weise 
erhält  die  Blechform  einen  genau  anschliessen- 
den Stanniolüberzug.  Man  giesst  nun  eine 
bestimmte  Menge  geschmolzener  Masse  ein, 
stellt  dann  mindestens  24  Stunden  kalt  und 
zieht  schliesslich  das  Stanniol  von  der  Pflaster- 
tafel ab. 

Eine  Vereinfachung  dieses  Verfahrens  be- 
steht darin ,  dass  man  die  Blechformen  mit 
Seifenspiritus  ausstreicht  und  trocknen  lässt. 
Die  Seifienschicht  verhindert  das  Ankleben 
der  Pflastermasse  an  die  Blechform ,  so  dass 
die  Pflastertafeln  gut  aus  den  Formen  gehen, 
sie  vermindert  aber  auch  den  Glanz  auf  der 
Gussfläehe,  wie  man  ihn  bei  der  Benutzung 
von  Stanniol  erzielt. 

Zum  Giessen  von  dünneren  Stangen  be- 
nutzt man  Böhrenformen  aus  Weissblech  mit 
Korkverschluss  auf  einer  Seite  oder,  wenn 
man  mehr  Geld  anlegen  will,  die  sehr  prak- 
tischen Gussformen  aus  Eisen.  Die  vielfach 
üblichen  Holzformen  haben  den  Nachtheil, 
dass  daä  in  das  Holz  eingesogene  Fett  und 
Oel  mit  der. Zeit  ranzig  wird. 


Zum  Ausgiessen  dicker  'Stangen  Ibedient 
man  sich  kreisrunder  oder  oblonger  Bohren 
aus  Weissblech  und  verschliesst  erstere  mit 
Kork  und  letztere  durch  Einstechen  in  eine 
glattgeschnittene  Kartoffel. 

Wenn  man  derartige  Formen  wenigbraucht, 
so  kann  man  sich  dadurch  helfen ,  dass  man 
über  einen  recht  glatten  Holzstab  von  ent- 
sprechender Form  und  Dicke  Stanniol  wickelt 
und  über  diesen  festes  Papier,  das  zugeklebt 
und  am  unteren  Ende  umgebogen  wird. 

Nach  dem  Herausnehmen  des  Holzes  hat 
man  so  eine  Form,  aus  welcher  man  die 
(nicht  sehr  warm)  eingegossenen  Stangen 
gleich  mit  Stanniolüberzug  erhält. 

Die  in  Formen  zu  giessende  Masse  muss, 
wenn  man  tadellose  Tafeln  oder  Stangen  er- 
halten will,  gut  abgekühlt  sein ,  desgleichen 
muss  man  dem  Erstarrungsprocess  eine  Zeit 
von  24  Stunden  einräumen.  Ein  zu  frühes 
Ausformen  giebt  Bruch  und  matte  Guss- 
flächen. 

Die  Benutzung  der  Papierkapsel  ist,  für 
mich  wenigstens,  ein  überwundener  Stand- 
punkt. 

Charta  exploratoria. 

Beagenspapier. 

Die  Herstellung  der  Beagenspapiere  be- 
steht darin ,  dass  man  Papier  mit  Lösungen 
von  Pigmenten,  welche  durch  Säuren  oder 
Alkalien  verändert  werden,  tränkt.  * 

Man  benutzt  dazu  Filtrir-  und  Postpapier. 
Da  diese  Papiere  alle  mehr  oder  weniger  freie 
Säure,  und  diese  oft  ungleichmässig  vertheilt 
enthalten,  legt  man  dieselben  24  Stunden  hin- 
durch in  zehnfach  verdünnten  Salmiakgeist, 
presst  dann  die  übrige  Flüssigkeit  ab  und 
trocknet  in  ungeheiztem  Baum  an  der  Luft 
durch  Aufhängen  auf  Schnüre  oder  Holzstäbe. 

Das  so  neutralisirte  Papier  imprägnirt  man 
in  der  Weise,  dass  man 

a)  das  Filtrirpapier  durch  die  Pigment- 

lösung zieht,  an  einem  Glasstab  ab- 
streicht und  durch  Aufhängen  trocknet ; 

b)  das  Postpapier  durch  Auftragen  der 

Pigmentlösung  auf  einer  Seite  mit 
weichem  breitem  Pinsel  förbt  und  wie 
das  vorige  trocknet. 
Während  man  in  chemischen  Laboratorien 
nur  Filtrirpapier  zur  Herstellung  der  Beagens- 
papiere benutzt,  zieht  man  in  industriellen 
Kreisen    das  Postpapier   häufig  vor.     Bei 
gleicher  Empfindlichkeit  zeigt  das  Postpapier 


604 


den  Vorzug ,  die  allerdings  etwas  langsamer 
eintretende  Farbenveränderong  schärfer  er- 
kennen zu  lassen,  weil  die  Flüssigkeit  die 
Papierfaser  nicht  durchdringt  und  dadurch 
das  Papier  der  Farbschicht  als  weisse  Unter- 
lage dient.  Die  gefärbten  Postpapiere  eignen 
sich  deshalb  gut  zum  Tüpfeln. 

Um  empfindliche  Papiere  zu  erhalten,  sind 
die  Pigmentlösungen,  wo  nicht  wie  beim 
rothen  Lackmus  angesäuerte  Papiere  ver- 
langt werden,  scharf  zu  neutralisiren,  so  dass 
die  Neutralität  gleichzeitig  im  Papier 
und  im  Pigment  vorhanden  ist.  Femer 
ist  es  nothwendig,  nicht  zu  concentrirte  Pig- 
mentlösungen zu  verwenden,  da  mit  der  Ver- 
mehrung des  Farbstoffes  die  Empfindlichkeit 
nachlässt  und  umgekehrt  mit  der  Verringer- 
ung steigt. 

Die  höchste  Empfindlichkeit  bestimmt  man 
ziffernmässig  und  zwar  durch  die  wässerigen 
Verdünnungen  von  Schwefelsäure,  Salzsäure 
einerseits  und  Ealiumhydroxyd  und  Ammo- 
niak andererseits.  Spricht  man  z.  B.  von  einer 
Empfindlichkeit  von  1 :  30  000  SOa,  so  drückt 
die  hohe  Zahl  selbstverständlich  die  Wasser- 
menge aus.  Bemerkenswerth  ist,  dass  die 
Empfindlichkeit  der  Keagenspapiere  entspre- 
chend dem  Molekulargewicht  gegen  Salzsäure 
grösser  ist,  wie  gegen  Schwefelsäure,  und 
grösser  gegen  Ammoniak  wie  gegen  Aetzkali. 

Die  Aufbewahrung  der  Beagenspapiere  hat 
in  geschlossenen  Gläsern  oder  Blechbüchsen 
unter  Abhaltung  des  Tageslichtes  stattzu- 
finden. 

Charta  exploratorla  amylaeea. 

Starkepapier. 

10,0  Amyli  Tritiei 
werden  mit 

15,0  Aquae  dest 
angerührt  und  dann  durch  Zugiessen  von 

475,0  Aquae  dest  fervidae 
in  einen  dünnen  Kleister  verwandelt. 

Man  trägt  die  noch  heisse  Masse  mittelst 
weichen  Pinsels  auf  dünnes  Filtrirpapier  oder 
Postpapier  einseitig  auf  und  hat  hierbei  da- 
rauf zu  achten,  dass  man  jede  Stelle  nur  ein- 
mal mit  dem  Pinsel  berührt,  weil  sich  im 
anderen  Falle  Fasertheile  vom  Papier  ablösen. 
Man  trocknet  in  ungeheiztem  Baume. 

Charta  exploratorla  Azollthmlnl. 

Azolübmin  •  Papier. 

1,0  Azolithmini, 

0,5  Natrii  carbonici  crystallisati 


löst  man  in 

1000,0  Aquae  destillatae, 
neutralisirt  mit 

q.  s.  Acidl  phosphorici 

und  verfährt  wie  in  der  Einleitung  angegeben 
wurde. 

Die  höchste  Empfindlichkeit  des  blau  aus- 
sehenden und  durch  Säuren  roth  werdenden 
Papieres  beträgt 

gegen  SOs  1 :  40000, 

gegen  HCl  1  :  60000. 

Charta  exploratorla  Congo. 

CoDgopapier. 

0,1  Gongoroth 
löst  man  in 

750,0  Spiritus, 

250,0  Aquae  destillatae 

und  färbt  damit  Papier,  wie  in  der  Einleitung 
angegeben  wurde. 
Die  höchste  Empfindlichkeit  beträgt 
gegen  SOs        1 :  SOOO, 
gegen  HCl       1:8500. 
Durch  Versetzen  mit  Säuren  kann  man  ein 
blaues  Congopapier  von  ähnlichem  Werth  wie 
das  rothe  herstellen;  ich  verzichte  aber  auf 
die  Einreihung  einer  Yorschrift. 

Charta  exploratorla  Careuniae. 

Charta  exploratoria  lutea. 

15,0  Badicis  Gurcumae  grosse  pul?, 
werden  mit 

100,0  Spiritus 

durch  Maoeration  ausgezogen.     Man  filtrirt 
die  Tinctur,  verdünnt  sie  mit 

400,0  Spiritus, 

500,0  Aquae  destillatae 

und  ver^rt  in  der  in  der  Einleitung  ange- 
gebenen Weise. 
Die  höchste  Empfindlichkeit  betragt 
gegen  EHO    1:16000, 
gegen  NHs     1:40000. 
Durchschnittlich  darf  man  eine  Empfind- 
lichkeit von  10000  resp.  30000  verlangen. 
(Fortsetsang  folg!) 


üeber  käufliche  Tinctiireii. 

Von  G,  Ftaf»i«M. 

Wenngleich  der  Bezog  von  Spiritus 
zu  Heilzwecken  nach  und  naeh  in  fester 
und,  wie  es  scheint,  ftlr  den  Apotheker 


605 


wohlwollender  Weise  allenthalben  im 
Deutschen  Beiehe  geregelt  wird,  so 
bleibt  derselbe  fortan  doch  etwas  um- 
ständlicher als  bisher,  und  besonders  in 
der  Uebergangszeit  war  es  an  manchen 
kleineren  Orten  überhaupt  nicht  möglich, 
nicht  denaturirten  unversteuerten  Wein- 
geist zu  beschaffen.  Damit  wuchs  natür- 
lich auch  die  Lust  zum  Bezüge  fertiger 
Tincturen,  welche  nicht  nur  überhaupt 
schon  ziemlich  billig  im  Handel  zu  haben ! 
sind,  sondern  trotz  Einführung  der  Spiritus-  i 
Steuer  vielfach  billiger  angeboten  wurden, 
als  sie  selbst  hergestellt  werden  können, 
ja  sogar  theilweise  unter  dem  Ankaufs- 
preise des  zu  ihrer  Herstellung  dienenden 
Spiritus,  wenn  dieser  versteuert  werden 
müsste. 

unter    diesen    umständen    schien    es 
nicht  ganz  ungerechtfertigt,  einmal  eine 
beliebige    Anzahl    derartiger    Tincturen 
dem  Handel   zu  entnehmen  und   soweit 
thunlich  auf  Bichtigkeit  und  Gleichartig- ; 
keit    der    Zusammensetzung    zu    unter- ' 
suchen,  um  so  mehr,  als  die  ganz  ausser- 
ordentliche Verschiedenheit    der   Notir- 
ungen  in  den   einzelnen  Preislisten   die 
'Vermuthung  ja  nahe  genug  legt,    dassj 
solche  auffallend  billig  angebotene  Tinc- . 
turen  nicht  die  richtige  Menge  wirksamer 
Substanz  enthalten,  oder  vielleicht  rich- 
tiger ausgedrückt,  nicht  in  den  vorschrifls- ' 
massigen  Verhältnissen    angesetzt    sein 
könnten.  ^ 

Zu  diesem  Zwecke  wurde  von  den  in ' 
nachfolgender  Tabelle  aufgeführten  Tinc- 1 
turen,  welche  verschiedenen  Quellen  ent-  [ 
nommen  waren,  das  specifisehe  Gewicht, 
der  bei  100^  erhaltene  Trockenrückstand 
und  die  Aschenmenge,  bei  den  Opium- 
tincturen  ausserdem  der  Morphingehalt 
nach  der  neuesten  Helfenberger  Methode 
bestimmt.  Bei  den  einzelnen  Tincturen 
findet  sich  stets  der  Befund  derjenigen 
Probe  vorangestellt,  welche  mit  einer 
selbstbereiteten  entweder  ganz  oder  doch 
so  nahe  übereinstimmt,  dass  der  Unter- 
schied zwischen  der  einen  und  der  andern 
nicht  grösser  ist,  als  er  zwischen  zwei 
genau  nach  der  Pharmakopoe  und  unter 
Benutzung  der  besten  Handelssorten  der 
betreffenden  Bohstoffe  selbst  hergestellten 
Tincturen  auch  vorkommt. 


Speclf.     Trocken» 

Ge-  rtick-  Asche 

wioht  stand 

pCt.  pCt. 

Tinctura  Aconiti 0,908  2,*26  0,09 

0,910  3,11  0,10 

0,9f)7        2,20  0,09 

0,912        1,75  0,10 

Tinctura  amara 0,919        5,56  0,16 

0,918        5,11  0,16 

0,917        4,99  0,14 

0.935        5,00  0,14 

Tinctura  Arnicae 0,926        1,90  0,19 

0,902        1,10  0,14 

0,910        1,50  0,14 

Tinctura  aromatica  ....  0,904  2,10  0,12 

0,904        1,82  0,14 

0,901        1,90  0,09 

0,880        1,40  0,06 

Tinctura  Benaoös 0,886  16,93  0,01 

0,875  13,94  0,01 

0,881  12,22  0,02 

Tinctura  Cannabis  ....  0,840        4,45  0,04 

0,872        4,20  0,03 

Tinctura  Chinae 0,918        4,90  0,04 

0,911        4,13  0,04 

0,911        3,97  0,09 

0.919        4,30  0,03 

Tinctura  Chin.  compos.   .  0,920  5,85  0,12 

0,915  4,68  0,07 

0,914  5,22  0,09 

0,921  6,90  0,10 

Tinctura  Chinioidini  .  .  .  0,933  11,20  0,10 

0,925  12,01  0,09 

0,926  11,00  0,09 

0,863  11,70  0,05 

Tinctura  Digitalis   ....  0,910  3,15  0,26 

0,909        2,90  0.26 

0,909        3,05  0,28 

Tinctura  Gallarum  ....  0,952  14,38  0.11 

0,949  11,40  0,11 

0,937  11,50  0.10 

Tinctura  Myrrhae 0,849        6,05  0,005 

0,851         6,70  0,004 

0,843        5,20  0,005 

0,854        4.20  0,002 

Tinctura  Opii  crocata  .  .  0,986        6,53  0,28 

0,955        6,60  0,22 

Tinctura  Opii  simplex  .  .  0,978        5,78  0,19 

0,973  5,05  0,13 

Tinctura  Pimpinellae   .  .  0,903  3,59  0,09 

0,908  3,30  0,12 

0,913  4,13  0,12 

0  915  2  92  0  10 

Tinctura  Ratanbae  ....  0^906        4/20  o!03 

0,915        4,00  0,04 

0,918  5,20  0,05 

0,912        3,96  0,04 

Tinctura  Spilantbis  comp.  0,926        6,20  0,81 

0,916        4,35  0,87 

Tinctura  Valerianae  .  . ".  .  0,912        3,90  0,10 

0,910        4,32  0,14 

0,913  4,27  0,16 

0,918  4,69  0,10 

0,919  4,90  0,13 

0,886  2,30  0,17 

Aus  diesen  Zahlen  ergiebt  sich  nun  zu- 
nächst, dass  trotz  der  so  sehr  schwanken- 


606 


den  Preisnotirungen  die  auf  dem  ange- 
deuteten Wege  festzustellenden  Verschie- 
denheiten  bei  mehr  als  der  Hälfte  der 
untersuchten  Tincturen  nur  sehr  be- 
scheidene waren.  Vor  allen  Dingen  kann 
auf  das  specifische  Gewicht  ohne  gleich- 
zeitige Ermittelung  des  Alkoholgehaltes 
nur  ein  sehr  untergeordneter  Werth  ge- 
legt werden.  Es  ist  das  auch  ganz  natür- 
lich, denn  ein  in  Folge  zu  geringen  Ge- 
haltes an  Extractivst offen  zu  niederes 
specifisches  Gewicht  kann  ja  durch 
gleichzeitige  Verwendung  von  schwäche- 
rem Weingeist  leicht  wieder  auf  die  nor- 
male Höhe  gebracht  werden. 

Auch  im  Aschengehalte  zeigen  sich 
so  minimale  Schwankungen  der  ohnehin 
minimalen  procentualen  Mengen ,  dass 
sich  aus  ihnen  absolut  nichts  schliessen 
lässt.  Somit  bleibt  als  einzig  brauchbarer 
Maassstab  zur  Qualitätsbeurtheilung  sol- 
cher Tincturen  eigentlich  nur  dieVergleich- 
ung  der  Menge  des  bei  100^  erhaltenen 
Trockenrückstandes  übrig. 

Hier  zeigte  sich  denn  auch  bei  einer 
ganzen  Reihe  von  Tincturen  sehr  erheb- 
liche Verschiedenheit,  denn  es  schwankte 
das  Gewicht  des  Trockenrückstandes  in 
Procenten  ausgedrückt  bei 

Tinctura  Aconiti      zwischen  1.75  und  3,11 

Arnicae  „  1,10  „  1,90 

„        aromatira  „  1,40  „  2,10 

Benzoes  „  12,22  „  16,93 

Chinae  „  3,97  ,.  4,90 

Myrrhae  „  4,-20  „  6,70 

Pimpinellae  „  2,92  „  4,13 

Valerianae  „  2,30  „  4,90 

Zweimal ,  nämlich  bei  letztgenannter 
Tinctur  und  bei  Tinctura  aromatica,  ging 
Hand  in  Hand  damit  ein  auffallend  nie- 
deres specifisches  Gewicht  der  sich  durch 
einen  sehr  geringen  Trockenrückstand 
auszeichnenden  Proben. 

Bei  Tinctura  V^alerianae  konnte  die  Ver- 
schiedenheit der  im  Gewicht  des  Trocken- 
rückstandes weit  auseinander  liegenden 
Einzelproben  auch  noch  auf  einem  an- 
deren Wege  constatirt  werden,  nämlich 
durch  Bestimmung  des  relativen  Gehaltes 
an  Valeriansäure.  Es  verbrauchten  10  g 
der  an  Trockensubstanz  reichsten  Sorte 
nach  vorheriger  passender  Verdünnung 
mit  säurefreiem  verdünntem  Weingeist 
und  Zusatz  von  einigen  Tropfen  Phenol- 
phtale'inlösung  bis  zum  Farbenumschlag 


in  Both  3,5  ccm  Zehntel-Normalkali,  die 
gleiche  Menge  der  leichtesten  und  extract- 
ärmsten  Sorte  dagegen  nur  1,7  ccm.  also 
kaum  die  Hälfte. 

Hiernach  scheint  es,  dass  man  in  der 
so  einfachen  und  bequemen  Ermittelung 
des  Säuregehaltes  ein  brauchbares  Mittel 
zur  Beurtheilung  der  richtigen  Beschaffen- 
heit der  Tinctura  Valerianae  besitzt. 

Etwas  Aehnliches  gilt  auch  für  Tinc- 
tura Benzoös,  denn  es  verbrauchten  10  g 
der  in  passender  Weise  mit  Weingeist 
verdünnten  Proben  nach  Zusatz  von 
Phenolphtalein  zwischen  2  und  3  ccm 
sich  bewegende  Mengen  von  Normalalkali 
bis  zur  deutlichen  Rothf&rbung. 

Noch  eines  anderen  Punktes  ist  zu  ge- 
denken, nämlich  des  Morphiumgehaltes 
der  Opiumtincturen.  Dieser  Gehalt  wurde 
nach  der  sogenannten  verbesserten  Helfen- 
berger  Methode  bestimmt  und  ergaben 
sich  hiernach  für  Tinctura  Opii  simplex 
mit  dem  höheren  Trockenrückstand  und 
specifischen  Gewicht  1,37  pCt.,  für  die 
andere  Probe  dagegen  nur  0,937  pCt. 
Morphium.  Bei  Tinctura  Opii  orocatA 
wurden  von  letzterem  in  der  an  erster 
Stelle  in  der  Zusammenstellung  aufge- 
führten Probe  1,16  pCt.,  bei  der  zweiten 
dagegen  nur  0,56  pCt.  gefunden. 

Wie  man  siebt,  lassen  sich  in  manchen 
Fällen  doch  recht  erhebliche  unterschiede 
in  der  Beschaffenheit  der  käuflichen  Tinc- 
turen direct  nachweisen.  Wo  dieses  aber 
nicht  zutrifft,  da  wird  man  den  Grund 
wohl  in  der  Unzulänglichkeit  der  zur 
Verfügung  stehenden  üniersuchungs- 
methoden  zu  suchen  haben,  dagegen 
kaum  annehmen  dürfen,  dass  ein  Unter- 
schied in  der  Qualität  dort  nicht  vor- 
handen sei,  wo  die  Preisunterschiede  so 
scharf  in  die  Augen  fallen.  Es  mögen 
daher  hier  noch  zum  Schlüsse  einerseits 
die  Listenpreise  von  untersuchten  Tinc- 
turen, andererseits  diejenigen  der  ver- 
schiedenen im  Handel  vorkommenden 
Qualitäten  der  betreffenden  Rohstoffe, 
beide  pro  Kilo,  einander  gegenüber  ge- 
stellt sein. 

Tinctura  Aconiti  .    .    .    .   Mk.  1,10—1,50—2,00 

Tubera  Aconiti  I» 0,90 

„  „       sog.  Paserwnriel      .     .   0,90 

Tinctura  Arnicae     .    .    .  Mk.  1.40—1,60—1.80 

Flore s  Arnicae  sine  caljcib 0.82 

„  „        cum        „         ....   0,55 


607 


TlBctora  uromatica  .    .    .  Mk.  *2,00— 2,70— 3,00 

Cardaroomam  Ceylanic.  ezcortic. .    .    .  8^50 

„  Malabaric.      „      .    .    .12,00 

Tinctara  Beazoes     .    .    .   Mk.  2,60-4,00-4,00 

Benzoe  Sumatra  Sorte  0 6,70 

.      !• 4,00 

II*    ...         .   1  80 

Tinctiira  Cannabls   .    "   .   Mk!2,70-3,'00-4,'00 

Herba  Cannabis  Indir.  prima  ....   2,30 

„  „        pro  Eitracto     .    .    .   0,90 

Tinctara  Chinae .    .    .    .    Mk.  2,30-3.60-4,50 

Tmctnra  Ghlnae  eomposit.  Mk.  1,30-2,60-3,60 

Cort.  Chinae  succirubr.  prima  ....   3,86 

„         „  „         Appretarabfall  .    1,20 

Tinctara  Cbinioidinl    .    .   Mk.  1,80-2,60-2,75 

Chinioidintim  parissimnm 4,60 

n  depuratum 3,20 

Tinctara  GaUarom  .    .       Mk.  1,40-1,60-2,25 

Gallae  Halepensrs  electae 1,50 

„               „          naturales    ....   1,25 
„  „         parvae 0,90 

Tinctara  lyrrbae    .    .    .   Mk.  2,00-2,50—3,00 

Myrrha  electa 4,40 

„       nataralis  prima 3,20 

„  „        secunda 2,40 

„       in  granis 2,00 

Tinctara  Opii  crocata     Mk.  13,00-15,00—20,00 

Crocus  Gatinais  prima 110,00 

electus 126,00 

Tinctara  Pimpinellae  .    .    Mk.1,40— 2,20-2,50 

Ifadiz  Pimpinellae  electa 1,60 

„  „  naturalis    ....    1,10 

Tinctara  Ratanhae  .    .    .    Mk.  1,40-2,20—2,50 

Hadix  Ratanhae  electa  concisa     .    .     .   2/JO 

Abfall 1,10 

Tinctara  Snilantbis  comp.    Mk.  3,00- 5.00— 7,50 

Radix  Pyrethri  Gi-rmanica 5,50 

„  „         Komana 1,60 

Tinctara  Yalenanae .    .    .   Mk.  1,50— 1,^0-2  0'^ 
Radix  Yalerianae  deparat.  prima  .    .     .    1,25 
„  „  minntconcis.  deparat. 

aus  guten  Wurzelfasern     .     .   0.45 

Zu  diesen  Preisen  muss  bemerkt  werden, 
dass  sich  dieselben  auf  grössere  Posten 
der  betreffenden  Rohstoffe  und  theilweise 
auch  auf  sogenannte  Specialofferte  be- 
ziehen, wie  solche  von  manchen  Firmen 
an  Geschäfte  versandt  werden,  in  denen 
man  einen  besonders  grossen  Verbrauch 
an  bestimmten  Artikeln  vermuthet,  wie 
dieses  ja  dort,  wo  man  Tincturen  fabrik- 
mässig  herstellt,  stets  der  Fall  sein  wird. 

Nun  soll  ja  durchaus  nicht  behauptet 
werden,  dass  eine  billig  angebotene  Tinc- 
tur  jedesmal  auch  unbedingt  aus  dem 
geringsten  Rohmaterial  hergestellt  sein 
müsse,  allein  die  Thatsache,  dass  solche 
minderwerthigen  Qualitäten  der  Roh- 
drogen überhaupt  Handelsartikel  sind, 
mahnt  zur  Achtsamkeit  und  lässt  es  ge- 
rathen  erscheinen,  beim  Kauf  von  Tinc- 
turen,  wenn    man    sich    überhaupt   der 


doch  wahrlich  nicht  grossen  Mühe  der 
Selbstbereitung  durchaus  entziehen  will, 
sich  nicht  durch  den  Preis  allein  be- 
stimmen zu  lassen. 


Mittheilungen  aus   dem   pharma- 

ceutischen  Laboratorium  der 
technischen  Hochschule  in  Braun- 

schweig. 

Von  H.  Beckurts, 

37.  Die  WerthbestfmmDng  der  Queck- 
silberchlorid -TerbandstofTe. 

Bei  der  hervorragenden  Wichtigkeit, 
welche  heute  dem  Quecksilberchlorid  als 
souveränes  Antiseptieum  zukommt^),  hat 
die  Bestimmung  desselben  in  Verband- 
stoffen Interesse.  Die  Ausführung  der- 
selben kann  unter  Umständen  nicht  um- 
gangen werden,  da  die  Verbandstoffe, 
indem  sich  das  Quecksilberchlorid,  wo- 
rauf schon  E,  Getssler^)  aufmerksam 
machte,  bei  längerer  Aufbewahrung  unter 
Bildung  von  Quecksilberchlorür  zersetzt, 
mit  der  Zeit  an  Wirksamkeit  Einbusse 
erleiden.  Die  quantitative  Bestimmung 
des  Quecksilberchlorids  in  den  Verband- 
stoffen wird  durch  die  schwere  Löslich- 
keit desselben  in  Wasser,  durch  die 
unvollständige  Fällung  durch  Schwefel- 
wasserstoff aus  verdünnter  Lösung  und 
die  Flüchtigkeit  desselben  bei  dem  Con- 
centriren  seiner  wässerigen  Lösung^)  er- 
schwert. Auch  bei  Benutzung  von  Spiritus 
lässt  sich  nur  durch  wiederholtes  Aus- 
ziehen alles  Quecksilberchlorid  den  Ver- 
bandstoffen entziehen. 

Diese  umstände  legen  den  Wunsch 
nach  Ausmittelung  einer  einfachen  und 
sicheren  Methode  zur  Bestimmung  des 
Quecksilberchlorids  nahe.  Hatte  sich  diese 
auch  in  erster  Linie  auf  eine  leichte 
Isolirung  des  Quecksilberchlorids  zu  be- 
ziehen,   so   musste  doch  gleichzeitig  auf 

')  Vergl.  u.  a.  Beilage  5  zur  Kriegs-Sanitäts- 
Ordnung,  enthaltend  Anleitung  zur  Zubereitung 
und  Verwendung  des  antiseptisclien  Verband- 
materials (Sublimatverband),  abgedruckt  in  dieser 
Zeitschrift  1886  Nr.  iJ9,  S.  352  und  Nr.  30, 
S.  'S*i2M 

«)    Diese  Zeitschr.    1885    Nr.  51,  S.  603. 

»)  D.  B.  Dott  fand  die  Flüchtigkeit  einer 
wässerigen  LOsung  von  Quecksilberchlorid  zu 
0,5  pCt.  in  der  Stunde. 


608 


eine  Beseitigung  der  umständlichen  Fäll- 
ung des  Quecksilbers  als  Schwefelqueck- 
silber, Sammeln  und  Wägen  desselben 
Bücksicht  genommen  werden.  Beides 
scheint  mir  in  Wünschenswerther  Weise 
gelungen  zu  sein;  ich  will  deshalb  nicht 
unterlassen ,  meine  diesbezüglichen  mit 
Herrn  stud.  H.  Friehel  ausgeführten 
Untersuchungen  an  dieser  Stelle  mitzu- 
theilen. 

Die  Isolirung  des  Quecksilber- 
chlorids wurde  auf  die  Thatsache  ge- 
gründet, dass Quecksilberchlorid  mit  Chlor- 
metallen, z.  B.  mit  Chlornatrium,  Chlor- 
ammonium, Doppelverbindungen  liefert, 
welche  leichter  als  Quecksilberchlorid 
selbst  in  Wasser  löslich  sind.  Dement- 
sprechend wurden  die  Verbandstoffe  nicht 
mit  reinem,  sondern  mit  kochsalzhaltigem 
Wasser  ausgezogen. 

Die  quantitative  Bestimmung 
des  Quecksilberchlorids  geschiebt 
nacli  einer  von  Mohr  zuerst  angegebenen 
volumetrischen  Methode,  indem  man  zu 
dem  wässerigen  Auszuge  eine  gewogene 
Menge  schwefelsaures  Eisenoiydul- Am- 
mon  (JföÄr'sches  Salz,  (NH4)2S04FeS04 
4-  6H2O)  fügt,  und  die  Lösung  mit  Aetz- 
natron  alkalisch  macht.  Es  entstehen 
Quecksilberchlorür  und  Eisenoxydoxydul- 
hjdrat.  Auf  Zusatz  von  Salzsäure  löst 
sich  letzteres,  worauf  man  das  unver- 
ändert gebliebene  Eisenoxydul  durch 
Kaliumpermanganat  bestimmt.  Der  Titer 
der  Ealiumpermanganatlösung  wird  zu- 
vor durch  reines  Eisenoxydul- Ammon- 
sulfat  festgestellt. 

Da  sich  Quecksilberchlorid  und  Eisen- 
chlorür  gemäss  der  Gleichung: 
2HgCl2  +  2FeCl2  =  HggOlj  4-  FejCle 
umsetzen,  so  sind  gleiche  Molekülge- 
wichte von  Quecksilberchlorid  und  Eisen- 
oxydulsalz äquivalent  Es  vermögen  mit- 
hin 392  Theile  Eisenoxydul- Ammonsulfat 
(1  Mol.)  270,8  Theile  Quecksilberchlorid 
(1  Mol.)  in  Quecksilberchlorür  zu  ver- 
wandeln. Aus  der  Menge  des  unverändert 
gebhebenen  Eisenoxydulsalzes  erfährt  man 
die  zur  Beduction  des  Quecksilberchlorids 
erforderlich  gewesene  Menge  und  daraus 
nach  obiger  Gleichung  den  Gehalt  an 
Quecksilberchlorid. 

Um  zunächst  zu  erfahren,  ob  durch 
kochsalzhaltiges  Wasser  der  Sublimatgaze 


leicht  und  vollständig  das  Quecksilber- 
chlorid entzogen  würde,  wurde  durch 
Tränken  mit  alkoholischer  Quecksilber- 
chloridlösung eine  2proc.  Sublimatgaze 
hergestellt.  10  g  derselben  wurden  in 
fingerlange  Streifen  zerschnitten,  in  einem 
Kolben  von  500  ccm  Inhalt  mit  1  g  Chlor- 
natrium und  100  g  heissem  Wasser  ver- 
mischt und  darauf  nach  dem  Erkalten 
mit  Wasser  bis  zur  Marke  aufgefüllt. 
250  ccm  der  filtrirten  Lösung  wurden 
mit  Salzsäure  angesäuert  und  mit  Schwefel- 
wasserstoff gesättigt.  Das  ausgefällte 
Schwefelquecksilber  wurde  gesammelt  und 
gewogen. 

Es  wurde  Quecksilberchlorid  gefunden: 

I  II  m 

1,89  pCt.      1,90  pCt.       1,96  pCt. 

Dass  die  oben  beschriebene  volume- 
trische  Methode  der  Bestimmung  des 
Quecksilbers  auch  in  sehr  verdünnten 
wässerigen  Lösungen  des  Quecksilber- 
chlorids gut  stimmende  Besultate  lieferte, 
wurde  sodann  durch  die  folgenden  Ver- 
suche ermittelt. 

I.  Eine  Lösung  von  0,05  g  Quecksilberchlorid 
in  100  ccm  Wasser  wurde  mit  0,1588  g  schwefel- 
saurem Risenoxjdul-Ammon  yermischt,  mit  Na- 
tronlange alkalisch  gemacht,  mit  verdSnnter 
Schwefelsäure  übersättigt,  und  darauf  das  un- 
veränderte Eisenozydulsalz  durch  Titration  mit 
Kaliumpermanganat  bestimmt.  Die  Menge  des- 
selben betrug  0,08102;  mithin  waren  0,07478  g 
verbraucht,  welche  0,052  g  Quecksilberchlorid 
entsprechen. 

IL  Bei  einer  in  der  gleichen  Weise  mit  der- 
selben Menge  Quecksilberchlorid  ausgeführten 
Bestimmung  betrug  die  Menge  des  nnTerftnderten 
Eisenozydul-Ammonsulfats  0,0864  g,  mithin  waren 
0,0724  ,  entsprechend  0,05  Quecksilberchlorid, 
verbraucht. 

III.  Eine  in  gleicher  Weise  behandelte  wisse- 
nde Losung  von  0,025  g  Quecksilberchlorid  zu 

I  100  ccm  verbrauchte  zur  Beduction  des  Queck* 
Silberchlorids  0,042  g  Eisenoxydul-AmmonsolCai 
woraus  sich  0,028  g  Quecksilberchlorid  be- 
rechnen. 

IV.  Eine  wässerige  Lösung  von  0,015  Queck- 
'  Silber  Chlorid  in  100  ccm  Wasser  verbrauchte 
!  bei   gleicher  Behandlung  0,02275  Eisenozjdiü- 

Ammonsulfat  zur  Beduction,  entsprechend  0,0156 
Quecksilberchlorid. 

Auf  Grund  dieser  Versuche  empfehle 
ich  die  Werthbestimmung  der  Sublimat- 
verbandstofife  durch  Ausziehen  mit  Chlor- 
natrium enthaltendem  Wasser  and  dorcb 
Titration  des  Quecksilberchlorids  in  der 
wässerigen    Lösung     mit     Eisenoxydol* 


609 


Ammonsalfat    und    EaliompermaiigaDat 
auszuführen. 

„20  g  der  in  schmale  Streifen 
zerschnittenen  Sublimatgaze 
oder  eine  gleiche  Menge  Sabli- 
matwatte  werden  in  einem  300  ccm- 
Kölbchen  mit  1  g  Ghlornatrium 
und  100  ccm  heissem  Wasser  ge- 
mischt und  nach  dem  Erkalten 
mitWasseraufSOOccm  verdünnt. 
150  ccm  der  filtrirten  Flüssig- 
keit werden  sodann  mit  0,5  g 
schwefelsaurem  Eisenox  jdu  1- 
Ammon^),  darauf  mit  Natron- 
lauge undendlichmitverdünnter 
Schwefelsäure  bis  zur  sauren 
Keaction  zersetzt,  worauf  das 
unveränderte  Eisenoxydul salz 
mit  Ealiumpermanganatlösung 
(1  :  1000)  zurücktitrirt  wird.  Die 
nach  Abzug  desselben  von  0,5  g 
sich  ergebende  Menge  mit  10 
multiplicirt  giebt  die  zur  Be- 
dnction  des  in  lOOgdes  Verband- 
materials enthaltenden  Queck- 
silberchlorids erforderliche 
Quantität  Eisenoxydul-Ammon- 
sulfat,  aus  weicher  sich  das  vor- 
handene* Quecksilberchlorid 
leicht  berechnen  lässt,  da  100 
Theile  des  Eisenoxydul-Ammon- 
sulfats^)  69,08  Theile  Queck- 
silberchlorid entsprechen."  3) 

Die  Methode  gestattet  in  einfacher  und 
sicherer  Weise,  sowie  in  kürzester  Frist 
die  Werthbestimmung  der  Sublimat- Ver- 
bandstoffe. 

Wir  haben  ans  Apotheken  bezogene  und 
vor  längerer  Zeit  selbstbereitete  Queck- 
silberchlorid-Verbandstoffe untersucht  und 
gefunden,  dass  sämmtliche  Präparate  ent- 
weder neben  Quecksilberchlorid  oder  aus- 
schliesslich das  in  diesem  Falle  unwirk- 
same Quecksilberchlorür  enthielten. 

Die  Ermittelung  des  Gehaltes 

*)  An  SteUe  dieses  Salzes  kann  auch  schwe- 
felsaures Eisenoxydul  benatzt  werden. 

*)  Entsprechend  70,92  Th.  schwefelsaurem 
Eisenoxydul  (FeS04-*-7H,0) 

■)  Die  KaliumpermanganatlOsunff  ist  mit  Hilfe 
einer  gewogenen  Mentre  Eisenoxydulsalz  einzu- 
stellen. Man  lOst  0,5  Eisenoxydul- Ammonsulfat 
in  schwefelsäurehaltigem  Wasser  und  versetzt 
mit  KaliumpermaBganatlOsung  bis  zur  ROthung. 


> 


09 

"öS 

es 

n 


a 
e8 


Qieekiilber- 

Qoeekiilbef 

Chlorid 

ehiorlr 

0,35 

— 

0,232 

0,200 

0 

0,174 

0 

0,2706 

an  Quecksilberchlorür  geschieht 
durch  Behandlung  von  20  g  Verband- 
material mit  verdünnter  Salzsäure  und 
Kaliumchlorat,  Verjagen  des  überschüs- 
sigen Chlors  in  der  Wärme  und  Ver- 
dünnen mit  Wasser  auf  300  ccm.  In 
150  ccm  des  Filtrats  wird,  wie  oben  be- 
schrieben, der  Gehalt  an  Quecksilber- 
chlorid ermittelt,  von  demselben  die  durch 
Extraction  mit  kochsalzhaltigem  Wasser 
erhaltene  Menge  in  Abzug  gebracht 
und  die  Differenz  auf  Quecksilberchlorür 
berechnet.  100  Theile  Quecksilberchlorid 
entsprechen  86,92  Theile  Quecksilber- 
chlorür. 

In  100  g  VerbandstoflF 
wurden  gefunden : 

1.  Verbandgaze 

2.  Verbandgazo 

3.  Verbandgaze 

4.  Verbandgaze 

e      1  Jahr  alte       selbst        aija        n^a 
^-  Verbandwatte,  bereitet,      "'^*"        "'^^ 

g  6  Monate  alte     selbst        q  ^gg        ^^902 
Verbandgaze,    bereitet,        '  ' 

Die  Menge  des  gefundenen  Queck- 
silberchlorürs  ist  erheblich  grösser,  als 
die  von  Geissler  gefundene.  Dieser  fand 
in  zwei  Proben  0,5proc.  Sublimatholz- 
wolle neben  resp.  0,315  und  0,33  pOt. 
Sublimat  nur  0,06  pCt.  Quecksilberchlorür. 

Gelegentlich  sollen  weitere  Erfahrungen 
mitgetheilt  werden 

Braunschweig,  im  November  1887. 

Der  Spiritus  der  Apotheken. 

Die  Steuerbehörden  verlangen  als  Con- 
trole  über  die  ^esetzmässige  Verwendung 
des  den  Apotheken  steuerfrei  überlassenen 
Spiritus  nur  eine  genaue  Buchung  des 
Zuganges  und  Verbrauches  (sogenannte 
Buch-Oontrole). 

Das  Schema  zu  dieser  Buchführung 
wird  den  Apothekern  seitens  der  Steuer- 
behörden mitgetheilt,  weshalb  die  Wie- 
derholung desselben  hier  unterlassen 
werden  soll,  um  so  mehr,  als  die  in  den 
einzelnen  Bundesstaaten  gegebenen  Sche- 
mata in  Kleinigkeiten  von  einander  ab- 
weichen. 

Der  zu  Heilzwecken  verwendete  Spiri- 
tus wird  in  Zukunft  relativ  billiger  sein 


610 


als  früher,  da  (ebenfalls  nach  vorläufigen 
Ausführungsbestimmungen)  am  Jahres- 
schluss  die  auf  die  verbrauchte  Menge 
des  Spiritus  entfallende  Maischbottich- 
steuer auf  Antrag  zurückgezahlt  wer- 
den soll. 

Die  einzige  Schwierigkeit  erwächst  dem 
Apotheker  dadurch,  dass  er  den  Spiritus, 
wie  dieses  im  Princip  der  deutschen 
Pharmacie  liegt,  dem  Gewicht  nach  ver- 
wendet, während  die  Steuerbehörde  in 
der  Buchcontrole  den  Nachweis  in  Litern 
und  Literprocenten  und  zwar  für  jeden 
einzelnen  Betrag  verlangt. 

Zur  Umrechnung  der  Kilo  in  Liter  und 
Literprocente  diene  untenstehende  Tabelle, 
welche  die  beiden  Sorten  Spiritus  (Spi- 
ritus Ph.  G.  II  und  Spiritus  dilutus 
Ph.  G.  II)  umfasst,  mit  denen  der  Apo- 
ther  ausschliesslich  zu  thun  hat. 


Die  Buchung  des  Spiritus  nach  Liter- 
procenten'*'),  welche  bisher  schon  in 
der  Spiritusindustrie  üblich  war,  ermög- 
licht es,  Spiritus  verschiedener  Stück- 
grade zusammen  zu  berechnen.  Die  Liter- 
procente werden  auf  einfache  Weise  ge- 
funden, durch  Multipliciren  der  Quantität 
(in  Litern  ausgedrückt)  mit  der  Qualität 
(in  Volumprocenten  —  Graden  nach  TriU- 
les  —  ausgedrückt). 

z.  B.  1  Liter  lOOprocentiger  Spiritus  sind 
100  Literprocente, 
1  Liter  90  procentiger  Spiritus  sind 
90  Literprocente, 
1,25  Liter  60  procentiger  Spiritus  sind 
75  Literprocente  (1,25  x  60). 


'")  Literprocent  ist  eine  Qnantitäts-  (nicht 
Qaalitäts-)  Bezeichnang;  1  Literprocente  10  ccm 
wasserfreien  Spiritas. 


Spiritas  Ph.  G.  II. 

00  Tol.-pCt. 

Speclf.  Gewicht  =  0,8332  bei  15,56 oCeU. 

Spiritus  dilntss  Ph.  G.  IL 

68  ToU-»Ct. 

Speoif.  Gewicht  =  0,8941  bei  15,560  CeU. 

kg 

Liter 

Liter- 
procente 

kg 

Liter 

Liter- 
procente 

kg 

Liter 

Liter- 
procente 

kg 

Liter 

Liter- 
procente 

0,500 

0,60 

54 

25 

30,00 

2  700 

0,500 

0,56 

38 

25 

27,96 

1901 

0,833 

1,00 

90 

30 

36,01 

3241 

0,894 

1,00 

68 

30 

33,55 

2  281 

1 

1,20 

108 

40 

48,01 

4321 

1 

1,12 

76 

40 

44.74 

3042 

2 

2,40 

216 

50 

60.01 

5401 

2 

2,23 

152 

50 

55,92 

3808 

3 

3,60 

324 

60 

72,02 

6481 

3 

3,35 

228 

60 

67,11 

4563 

4 

4,80 

432 

70 

84.02 

7  562 

4 

4,47 

304 

70 

78,29 

5  324 

5 

6,00 

540 

80 

96,02 

8642 

5 

5,59 

380 

80 

89,48 

6064 

6 

7,20 

648 

90 

108,02 

9  722 

6 

6,71 

456 

90 

100,66 

6845 

7 

8,40 

756 

100 

120,02 

10802 

7 

7,83 

532 

100 

111,84 

7605 

8 

9,60 

864 

200 

240,05 

21605 

8 

8,95 

606 

200 

223,69 

15  211 

9 

10,80 

972 

300 

360,08 

32407 

9 

10,07 

684 

300 

335,53 

22  816 

10 

12,00 

1080 

400 

480.10 

43209 

10 

11,18 

^60 

400 

447,38 

30422 

15 

18,00 

1620 

500 

600,13 

54012 

15 

16,77 

1141. 

500 

559,22 

38027 

20 

24,00 

2160 

1000 

1200,26 

108024 

20 

22,37 

1521 

1000 

1118,45 

76054 

a  -  OzynaphtoöBäure 

alfi  DesixifectioxiBmitteL 

Diese  in  der  periodischen  Presse  kürz- 
lich vielfach  als  neu  bezeichnete  Säure 
wurde  bereits  vor  20  Jahren  von  Etter 
entdeckt  und  mit  GitHgO»  und  der  Gon- 

X  OH 
stitutions- Formel  GioHexcOOH  ^^^^^ 


bezeichnet.  EUer  schlug  als  Namen 
Carbonaphtolsäure  vor,  senied  aber  nicht 
die  aus  «-Naphtol  gewonnene  von  der 
aus  /J-Naphtol  hervorgehenden. 

Diese  Trennung  bewirkte  bald  darauf 
L.  Schäffer  (Annalen  der  Chemie  und 
Pharmacie,  .152.  Band,  1869,  Seite  291). 
Er  fand,  dass  die  a- Säure  durch  Eisen- 
Chlorid   blau,   die  /'-Säure:  „tintenartig 


611 


violett-schwarz"  wird.  Die  a-Sfime  schmilzt 
bei  185  <>  0.  —  Die  schwerer  herstellbare 
/9-Säüre,  welche  erst  bei  285^0.  schmilzt, 
lehrte  1873  Battershall  (a.a.O.  168. Band, 
Seite  121)  näher  kennen,  dessen  Angaben 
1877  Sfetiinp/' (ebenda  188.  Band,  Seite  4) 
bestätigte. 

Unter  den  seit  dieser  Zeit  hergestellten 
zahllosen  Naphtolderivaten  erregten  diese 
Säuren  durch  starke  iUulnisswidrige  Eigen- 
schaften praktisches  Interesse.  Unter 
dem  8.  Juli  1886  erhielt  die  ehem.  Fabrik 
von  Heyden  Nachf.  ein  Patent  (Nr.  38052), 
Garbonaphtoesänren  durch  Einwirkung 
von  Kohlensäure  unter  Druck  bei  120  bis 
140  ^  G.  auf  die  Alkalisalze  des  «-  und 
/9-Naphtols  herzustellen.  Der  Entdecker 
dieses  Verfahrens  war  jB.  Schmitt,  wel- 
cher mit  Burkard  (Ber.  d.  D.  Chem.  Qes. 
20.  Jahrgang,  8.  2699)  eine  ganze  Beihe 
neuer  Verbindungen  der  Garbonaphtoe- 
sänren kennen  lehrte. 

Wegen  der  grösseren  Beständigkeit  kam 
bisher  zunächst  die  o- Säure  in  Frage, 
welche  durch  das  neue  Verfahren  sehr 
billig  (das  Kilo  je  nach  der  Beinheit  en 
gros  für  etwa  6  bis  10  uT)  hergestellt 
werden  kann.  Es  sind  nadeiförmige,  farb- 
lose Krystalle,  die  sich  schwer  (angeb- 
lich 1:30000)  in  reinem  kaltem  Wasser 
lösen.  Der  Geruch  erinnert  an  Naphtol, 
er  erregt  Niesen.  Vorsichtig  erwärmt, 
sublimirt  die  Säure  unzersetzt.  Die  Lös- 
ung wird,  wie  erwähnt,  durch  Eisen- 
chlorid gebläut,  mit  einem  Stich  in's  Grüne. 
War  die  Säure  rein,  so  hält  sich  die 
Lösung  unverändert,  die  der  rohen  Han- 
delswaare  wird  im  Sonnenlicht  bald  gelb, 
dann  roth.  In  der  Siedehitze  entsteht  in 
der  Lösung  durch  Abspalten  von  Kohlen- 
säure Naphtol.  Die  ätherischen,  alko- 
holischen u.  s.  w.  Lösungen  kommen  fQr 
die  Praxis  zur  Zeit  nicht  in  Frage,  eben- 
sowenig die  bisher  schwer  darstellbaren, 
meist  wenig  characteristischen  Salze.  — 
Die  rohe  Säure  enthält  0,4  pGt.  Glührtick- 
stand,  aus  Kalk,  Eisen,  Thonerde,  Ghlor, 
Schwefelsäure  u.  s.  w.  bestehend.  Die 
antizymotische  Wirkung  der  «-Oxy- 
naphtoösäure  soll  nach  einer  Notiz  von 
Holmes  (nach  der  „Pharmaceutischen 
Zeitung'',  32.  Jahrgang,  Seite  662 ;  vom 
19.  November  1887)  fünf  Mal  stärker  als 
bei  Salicylsäure  sein.  Ist  es  auch  bedenk- 


lich, eine  derartige  Wirkungsstärke  in  einer 
Ziffer  anzugeben,  so  kann  man  sich  doch 
von  der  grösseren  Kraft  des  neuen  Des- 
infectionsmittels  leicht  durch  einen  Ver- 
such mit  Blut  überzeugen.  Rührt  man 
beispielsweise  in  50  ccm  frisches  Rinds- 
blut einige  Decigramm  Salicylsäure,  so 
wird  dadurch  die  faulige  Zersetzung  nicht 
wesentlich  aufj^ehalten ,  während  nach 
gleich  starkem  Zusatz  von  «-Qxynaphtoe- 
säure  wochenlang  der  Fäulnissgeruch  aus- 
bleibt. —  Noch  auffallender  ist  die  ftul- 
nisshemmende  Wirkung  auf  Harn. 

Die  erwähnte  Eigenthümlichkeit  der 
neuen  Säure  in  Verbindung  mit  dem  Um- 
stände, dass  sie  billig  im  Handel  zu  er- 
halten ist,  haben  ihr  die  Aufmerksamkeit 
der  Hygieniker  und  Veterinaristen  zuge- 
wandt. Es  sind  demnächst  Veröffent- 
lichungen von  Versuchsreihen  über  ihre 
physiologischen  und  Bakterien  tödtenden 
Eigenschaften  von  LÜbbert  und  Seitens 
einiger  thierärztlicher  Institute  in  der 
Fachpresse  zu  erwarten. 

Leider  erschwert  die  geringe  Wasser- 
löslichkeit der  Substanz  die  allgemeine 
Anwendung,  auch  wird  ihre  Giftigkeit 
voraussichtlich  eine  Verwendung  zur 
Gonservirung  von  Nahrungsmitteln  aus- 
schliessen.  Dagegen  wird  nach  den  beim 
Sublimat  gemachten  Erfahrungen  diese 
Giftigkeit  den  Gebrauch  als  Antisepticum 
in  der  Chirurgie  nicht  hindern. 

Zur  Geruchloshaltung  von  Kleister  und 
ähnlichen  Stoffen,  zur  Desinfection  von 
Nachteimern,  Pissoirs,  Latrinen,  überhaupt 
überall  da,  wo  man  mit  Vortheil  pulver- 
förmige  Desinficientien  verwendet  und 
endlich  dort,  wo  Sublimat  wegen  An- 
wesenheit bindender  Eiweiss  -  Stoffe  aus- 
geschlossen ist,  scheint  aber  die  «-Oxy- 
naphtoesäure  eine  Zukunft  zu  haben. 

— y. 


Liquor  Ferri  albuminati. 

lieber  dieses  Thema  hat  ans  Herr  Apotheker 
Reisimann  in  SchmOUn  nnterm  26.  November 
dieses  Jahres  eine  Arbeit  eingeschickt,  also 
vor  der  Veröffentlichung  der  Arbeiten  der 
Herren  Dietertch  nnd  Barthel  in  voriger  Nammer 
unseres  Blattes.  Wir  constatiren  dies  im  Inter- 
esse des  Herrn  Eetssmann,  da  wir  seinen  Artikel 
wegen  Eaummangel  nicht  in  heutiger  Nummer 
abdrucken  kennen,  sondern  dies  erst  in  n&chster 
Nummer  zu  thun  vermögen.  Red. 


612 


ülterator  und  Kritik. 


r 

Beal  -  Eneyklopädie   der   gesammten 
Pharmaele.  Herausgegeben  von  Prof. 
GeissleT' Dresden  und  Prof.  Möller- 
Innsbruck.  IV.  Band,  Lieferung  1  bis  8. 
Wien  und  Leipzig  1887.     Ürban  d 
Schwär zenlerg.   Preis  pro  Lfg.  l  Mk. 
Wir  machen  auf  dieses  umfangreiche  Nach- 
schlagewerk wiederholt  aufmerksam,  um  so 
lieber,  als  dasselbe  jetzt  rasch  vorschreitet, 
die  letzterschienenen  Lieferungen  reichen  bis 
mit  F.    Sind  von  den  zahlreichen  Artikeln 
auch  manche  für  die  Zwecke  des  praktischen 
Apothekers  etwas  lang,  so  geben  sie  doch  auch 
Auskunft  über  fast  alle  Zweige  der  Pharmacie. 
Wer  die  bereits  erschienenen  3  Bände  der 
Eeal- Eneyklopädie  besitzt  und  benutzt,  wird 
zugeben,  dass  dieselben  bei  nur  ganz  wenigen 
Fragen  'm  Stich  lassen  und  wird  das  Werk 
zur  ras  hen  Orientimng  und  Auskunftserhol- 
nng  mit  Vorliebe  verwenden. 


Jahresbericht  über  die  Fortschritte 
der  Pharmakognosie,  Pharmacie 
und  ToxilLOlogie.  Ueraosgegeben 
von  Prof.  Dr.  Beckurü.  21.  Jahrgang 
1886.  Göltingen  1887.  Vandenhoek  d; 
BuprecJWa  Verlag. 

Wir  haben  dieser  Berichte  wiederholt  mit 
Worten  höchster  Anerkennung  gedacht,  und 
können  dies  auch  nach  Durchsicht  des  heute 
vorliegenden  Jahrganges  thun.  Diese  Berichte 
bringen,  seit  Prof.  Beckurts  dieselben  redigirt, 
eine  geradezu  staunenswerthe  Menge  von 
Material,  und  zwar  auf  verhältnissmässig  ge- 
ringem Baum,  da  die  Artikel,  welche  gleiche 
oder  ähnliche  Themata  behandeln,  nicht  ein- 
zeln referirt,  sondern  sachlich  bearbeitet  und 
miteinander  verschmolzen  sind.  Es  sollten 
diese  Berichte  keiner  pharmaceutischen  Biblio- 
thek fehlen. 


Hlscel  1  e 

Ditana  digitifolia. 

Vor  läogerer  Zeit  ging  darch  die  medi- 
oiniBchen  und  pharmaceuti sehen  Blätter  die 
Nachriebt  von  einer  Pflanze  Ditana  digitifolia, 
welche  die  Milchsecretion  vermehren  sollte. 

SorgfältigeErhebangen,  welche  H,  H,  Bushy 
(Therap.  Qaz.  1887,  588)  angestellt  hat, 
haben  nunmehr  ergehen,  dass  Alles,  was  uns 
über  diese  Pflanze  erzählt  ist ,  in  das  Reich 
der  Fabel  gehört.  Ditana  digitifolia  ist  nie- 
mals beschriehen  worden ,  es  ist  kein  bota- 
nischer Name,  die  ganze  beschriebene  Figur 
ist  eine  Monstrosität.  In  gleicher  Weise 
werden  auch  die  mit  der  Pflanze  erhaltenen 
grossartigen  therapeutischen  Wirkungen  an- 
gezweifelt und  dieselben  ganz  allein  als  irrige 
Sensationsnachrichten  hingestellt.  Busby 
fordert  zum  Scbluss  Prof.  Giurleo  auf,  die 
Wahrheit  über  Ditana  digitifolia  zu  sagen, 
wenn  er  nicht  wünsche,  dass  er.  unter  die 
Charlatans  gezählt  würde.  —  Es  wäre  in  der 
That  Zeit,  dass  dieses  Treiben,  welches  in 
jüngerer  Zeit  mit  Leichtsinn,  theilweise  sogar 
mit  offenbarer  Frechheit  neue  Körper,  Alka* 
loide  von  sonderbarer  Wirkung  etc.,  gezeitigt 
hat,  aufhörte  und  wissenschaftliche  Blätter 
vor  der  Scham  des  Widerrufs  dieser  Schwindel- 
Untersuchungen  bewahrt  blieben.      —os— 


Sympus  Sennae  cmn  Manna. 

Es  ist  bekanntlich  mit  mancherlei  Schwierig- 
keiten verbunden,  einen  klaren  und,  was  die 
Hauptsache  ist,  haltbaren  Syropus  Sennae 
cum  Manna  herzustellen ;  aus  diesem  Grande 
lässt  wohl  auch  Pharm.  Qerm.  U.  den  Symp 
nicht  mehr  vorräthig  halten ,  sondern  durch 
Mischen  von  Mannasyrup  und  Sennesbl&tter- 
syrnp  bereiten. 

0.  Kasper  hat  gefunden,  dass  ein  Monate 
lang  haltbarer  Syrup  erhalten  wird ,  wenn 
man  bei  der  Bereitung  desselben  alle  Wärme 
vermeidet. 

Die  Sennesblätter  werden  mit  der  nöthigen 
Menge  kalten  Wassers  während  einer  Nacht 
stehen  gelassen ,  dann  wird  ausgepresst  und 
in  der  Colatur  die  Manna  ebenfalls  kalt 
gelöst;  nach  eintägigem  Absetzenlassen  wird 
filtrirt,  der  Zucker  kalt  im  Filtrate  gelöst 
und  schliesslich  der  fertige  Syrup  wenn 
nötbig  colirt  oder  nochmals  filtrirt.  Ein  so 
bereiteter  Syrup  ist  schön  klar  und  hält  sich, 
in  kleinen,  gut  ausgetrockneten  Flaschen 
aufbewahrt,  mehrere  Monate  lang  ohne  zu 
gähren  oder  sich  zu  trüben.  „ 

Schweiz.  W.  f.  Pharm. 


V«Tl«ter  und  Terantwortlioh«r  Red«ot«ar  Dr.  IL  Oelsaldr  in  DMtden. 

Im  Baohhandel  durah  Jullm  Springer,  Berlin  M.,  MonbyonpUto  S« 

Dmek  der  KSnifl.  Hofbaehdraekerei  von  0.  O.  11  einhold  4  SOhne  in  Dresden. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

•  -  •        * 

für  Deutschland. 

Zeitung  iiir  wissenschaftliche  und  geschäftliebe  Interessen 

der   Pharmacie. 

Heraasgegeben  yon 

Dr.  Hermanii  Hager  und  Dr.  Ewald  Oelssler. 


g.  —  AboiiD«nieiit«pr0i8  dureh  die  Post  oder  den  BachbaiideT 
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Anfragen,  Anfträge,  Manneeripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedactenr  Prof.  Dr.  E.  Gelssler, 

Dresden,  PiOmtzer  Strasse  56  adressiren. 


M  50.     Berlin,  den  15.  December  1887.  yhl  UricUg. 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 

• 

Inbalt:  CMenl«  VBd  PMftrBMlet  Zniatse  nnd  Terbeuerang«]i  fOr  das  Nene  pharmaceattsche  Manval.  —  Liqaor 
Ferrl  albuminatl.  —  Mitthellangen  aat  dem  Laboratorium  der  Papier-  and  ohemltehen  Fabrik,  Engen  Dieterieh 
In  Helfenberg  bei  Dresden:  Ueber  Indifferente  ElsenYerblndnngen.  —  Denatarlrnngsmlttel  fSr  Bplrltoe.  —  lUi- 
eelless  Paplernormallen.  —  Pharmakognovtliebes.  •»  Herriehtang  dickblättriger  Gewächse  fQr  das  Herbarium.  — 

Offeae  Comipondent.  —  ABtelsea. 


Cbemie  und  Pbarmacle. 


Zusätze  und  VerbeBaeruugeu 

f&r  das 
Neue  pharmaceutiaoke  Manual. 

Von  Eugen  Dieterieh. 

Nachdruck  Terboten. 
(Fortsetznng.) 

Charta  exploratorla  Haematoxyliai. 

BlanbolEpapier.    Campechepapier. 

20,0  Blaaholz 
macerirt  man  mit 

1,0  Liquoris  Ammonii  caustici, 
750,0  Spiritus, 
250,0  Aquae  destillatae 
24  Stunden  und  tränkt  oder  bestreicht  mit 
dem  Filtrat  Papier,   wie  in  der  Einleitimg 
angegeben  wurde.     Die  Lösung  muss  rasch 
verarbeitet  werden ,  da  sie  in  kurier  Zeit  die 
Empfindlichkeit  verliert;  desgleichen  ist  das 
Tageslicht  sorgsam  abzuhalten. 

Die  höchste  Empfindlichkeit  des  frisch  be- 
reiteten lichtgrau  aussehenden  und  durch  Al- 
kalien roth- violett  werdenden  Papieres  be- 
trägt 

gegen  Nfia    1:90000, 
gegen  KHO   1  :  35000. 


Man  könnte  also  eine  Mindest-Empfindlich- 
keit  von  65000  resp.  2i000  verlangen.  Die 
Empfindlichkeit  lässt  bei  längerem  Aufbe- 
wahren sehr  nach. 

Charta  exploratoria  Laccae  mdsieae 

caerulea. 

Blanes  Lackmuspapier. 

60,0  Laccai9  musieae  opL 

zieht  man  durch  Maceration  12  Stunden  lang 
mit 

q.  s.  Aquae  dest. 

aus,  dass  schliessliöh  das  Filtrat 

1000,0 
beträgt.   Man  setzt  nun  tropfenweise 
q.  8.  Aeidi  phosphorie. 

zu,  bis  das  Blau  einen  schwaeh  röthliohen 
Schein  anzunehmen  beginnt,  nnd  verfährt  in 
der  in  der  Einleitung  angegebenen  Weise. 
Die  höchste  Empfindlichkeit  beträgt 
gegen  Söa  1  :  40000, 
gegen  HCl  1  :  60000. 
Es  darf  daher  eine  minimale  Empfindlich- 
keit von  30000  resp.  45000  beansprucht 
werden. 


614 


Charta  exploratoria  Laecae  mnsicae 

rubra. 

Bothes  Lackmnspapier. 

50,0  Laccae  mnsicae  opt 

macerirt  man  24  Standen  mit 

1100,0  Aquae  destillatae 

und  filtrirt. 
Man  setzt  nnn 

q.  8.  Acidi  phosphorici. 

zu,  bis  volle  Böthnng  eingetreten  ist,  decan- 
tirt  24  Stunden  und  filtrirt  nochmals. 

Man  verfährt  nnn  so,  wie  in  der  Einleitung 
angegeben  wurde. 

Das  zweite  Filtriren  macht  sich  noth- 
wendig,  weil  durch  das  Ansäuern  ein  bräun- 
licher, flockiger  Niederschlag,  der  entfernt 
werden  muss,  entsteht. 

Die  höchste  Empfindlichkeit  beträgt 

gegen  KHO  1:20000, 
gegen  NHs    1:60000. 

Man  kann  daher  als  Minimum  16  000  resp. 
46000  verlangen. 

Charta  exploratoria  Halyae. 

Malvenpapier. 

20,0  Florum  Malvae  arbor., 
1,0  Liquoris  Ammonii  caustici, 
900,0  Spiritus, 
100,0  Aquae  destillatae 

macerirt  man  8  Tage,  presst  aus  und  filtrirt. 
Mit  dem  Filtrat  färbt  man  Post-  oder  Fil- 
trirpapier  in  der  in  der  Einleitung  ange- 
gebenen Weise. 
Die  äusserste  Empfindlichkeit  beträgt  gegen 
SO»     1 :  10000, 
HCl    1 :  13000, 
KHO  1:    8000, 
NHs     1 :  20000. 
Das  Malvenpapier  sieht  violett  aus,  und 
wird  durck  Säuren  roth,  durch  Alkalien  grün. 
Es  hat  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  so  viel  ge- 
rühmten Georginenpapier,  ist  aber  empfind- 
licher wie  dieses. 

Yen  der  Yorsohrift  zur  Herstellung  von 
Georginenpapier  sehe  ich  ab,  weil  dasselbe 
den  Erwartungen  durchaus  nicht  entspricht 
und  kaum  das  Malvenpapier  in  Empfindlich- 
keit erreicht. 

(Fortseta^nng  folgt) 


Liquor  Ferri  albnminatL*) 

Von  Ä.  £etS9manfi-8ehmGlln. 

In  Nr.  92  der  Pharmaceutischen  Zeitung 
d.  J.  ist  dieses  Schmerzenskind  unserer 
Literatur  der  letzten  Jahre  wiederum  in 
zwei  Artikeln  behandelt  Beide  Aufsätze 
enthalten  Analysenergebnisse,  welehe  be- 
zflfflich  des  gefundenen  Eisenoxyd--  und 
Albuminge^altes  gut  übereinstimmen. 
0,5  pGt.  FegO^  und  3,0  pGt  Albumin  darf 
man  wohl  als  die  richtigen  Yerhältniss- 
zahlen  im  Dre^^'sehen  Liquor  annehmen; 
auch  ich  fand  vor  zwei  Jahren  bei  einer 
gleichen  Untersuchung  dieselben  Gehalte. 
Die  Analysen  von  W,  Grüning  und  Eugen 
Dieterich  stimmen  indess  nidit  im  Al- 
koholgehalt« tiberein ,  erstere  giebt  24,8 
pGt,  letztere  14,54  pGt.,  während  bei 
meiner  Analyse  seiner  Zeit  19,2  pOt  er- 
mittelt wurden.  Ammoniak,  welches 
K  Dieterich  qualitativ  nachgewiesen 
hat,  habe  ich  nicht  constatiren  können, 
dagegen  in  der  Asche  kleine  Mengen 
Natron,  die  ich  jedoch  nicht  quantitativ 
bestimmte.  Die  so  verschieden  gefunde- 
nen Alkoholgehalte  berechtigen  vielleicht 
zu  dem  Schlüsse,  dass  nicht  in  all^i  drei 
Fällen  ein  Präparat  gleicher  Herkonft 
vorgelegen  hat  oder  von  Ofüning  Yola- 
menprocente  gemeint  sind.  Der  Chlor- 
gehalt, auf  den  ich  damals  geprüft  habe, 
war  ein  nur  geringer,  so  dass  ich  von 
einer  quantitativen  Bestimmung  absah. 
Ich  glaubte,  dieses  um  so  mehr  (hon  zu 
können,  weil  ich  schon  damals  annahm, 
dass  der  5procentige  Liquor  Ferri  oxy- 
chlorati  dyalisati  des  Handels  das  ricn- 
tigste  Ausgangsmaterial  zur  Herstellung 
des  Eisentdbuminats  sein  mflsste,  derselbe 
aber  selten  gleich  stark  im  Saks&orege- 
halte  ist  Dass  sich  dieser  5procentige 
dialysirte  Liquor  Ferri  oxychlorati  am 
Besten  zur  Bereitung  des  Eisenalbomi- 
nats  eignet,  haben  mir  viele  Versuche 
bewiesen.  Auch  habe  ich  es  nicht  fehlen 
lassen,  die  gut  erscheinenden  Yorschrif- 


*)  Wir  constatiren  hier  nochmals,  dass  der 
Aufsatz  von  Ä.  Seissmann  vor  YerOffentlichiuig 
der  DieUrich^scheji  Arbeit  in  Nr.  48  unseres 
Blattes  verfiisst  wurde,  wie  hinwieder  die  neue 
Arbeit  von  Dieterich  und  Barthd  (Seite  618  in 
heutiger  Nommer)  ^hne  Kenntnisa  der  Arbeit 
von  A,  SeiMmamn,. 


615 


ten,  weletie  in  Fachzeitschriften  veröffent- 
licht wurden,  zu  probiren ;  aber  ich  habe 
dabei  von  allen  solchen  Vorschriften  mit 
dem  Probiren  abgesehen,  welche  die  Eisen- 
albnminatlösung  durch  Dialyse  herstellen 
lassen.  Ich  konnte  nicht  die  Ueberzeng- 
ung  gewinnen,  dass  dieses  Verfahren 
nothwendig  sein  müsste,  um  ein  tadel- 
loses Präparat  zu  erhalten;  besonders 
darum,  weil  uns  in  dem  5procentigen 
Liquor  Ferri  oxychlorati  schon  ein  mög- 
lichst säurefreies  Präparat  zu  Gebote  steht, 
welches  sich  deshalb  schon  mehr  zur  Dar- 
stellung des  £isenalbuminats  eignen  dürfte, 
als  irgend  eine  andere  Eisenoxydlösung. 
Auch  glaube  ich  sicher  annehmen  zu 
dürfen,  dass  der  Drees'sGhe  Liquor  Ferri 
albuminati  nicht  durch  Dialyse  bereitet  ist. 
Von  diesen  Gesichtspunkten  ausgebend, 
habe  ich  alle  meine  Versuche  eingerichtet 
gehabt,  und  wenn  ich  heute  das  End- 
resultat derselben  veröffentliche,  so  ist 
es  zunächst  die  Vorschrift  des  Herrn 
E.  Dieterieh,  welche  in  Nr.  92  der  Pharm. 
Zeitung  wiedergegeben  ist,  die  mich  dazu 
veranlasst.  Diese  Vorschrift  mit  einem 
Zusätze  von  1,0  Liquor  Ammon.  eaustic. 
auf  100,0  Liquor  Fern  albuminati  er- 
scheint mir  geradezu  bedenklich,  denn  es 
kann,  je  nach  der  Menge  der  im  Liquor 
Ferri  oiychlorati  vorhandenen  Säure,  ein 
recht  deutlich  riech-  und  schmeckbarer 
Ammoniaküberschuss  eintreten ,  wovon 
mich  auch  ein  Versuch  überzeugt  hat. 
Auch  bildete  dieser  ammoniakalische  Li- 
quor eine  nicht  unbedeutende  Menge 
Bodensatz.  Das  Ammoniak  hat  sich  auch 
gerade  bei  meinen  früheren  Versuchen 
unt^r  den  Alkalien  als  dasjenige  gezeigt, 
welches  am  wenigsten  zur  Herstellung 
einer  Eisenalbuminatlösung  geeignet  ist. 
Ammoniak  scheint  auch  sehr  die  Halt- 
barkeit zu  beeinträchtigen.  So  mancher 
missglückte  Versuch,  den  Dree^^schen 
Liquor  nachzuahmen,  tritt  mir  überhaupt 
heute  zurück  in  die  Erinnerung,  und  leb- 
haft muss  ich  dabei  auch  an  jene  Zeit 
zurückdenken,  wo  Tinct.  Bhei  aquosa  in 
der  Fachliteratur  eine  Hauptrolle  spielte, 
bis  man  endlich  eine  gute  und  einfache 
Vorschrift  zu  ihrer  Herstellung  fand,  die 
wir  auch  heute  noch  benützen.  Aehnlich 
wird  es  mit  der  Vorschrift  zur  Anfertig- 
ung der  Eisenalbuminatlösung  ergehen, 


nur  liegt  hierbei  die  Sache  insofern  an- 
ders, als  es  sich  darum  handelt,  ein  tadel- 
loses Präparat  anzufertigen,  das  Allen 
bekannt  ist,  über  dessen  Bereitungsweise 
aber  nur  noch  ein  geheimnissvolles  Dunkel 
schwebt.  Vielleicht  gelingt  es,  dasselbe 
etwas  zu  lichten,  und  wenn  ich  mir  einige 
Notizen  zur  Lösung  der  Frage  erlaube, 
so  möchte  ich  nicht  blos  die  bereits  ver- 
öffentlichten Vorschriften  zur  Herstellung 
des  Liquor  Ferri  albuminati  um  eine 
vermehren,  sondern,  auf  Oontrolirung 
meiner  Angaben  durch  werthe  CoUegen 
rechnend,  vor  Allem  einige  Gesichtspunkte 
und  Thatsachen  hervorheben,  welcne  bei 
der  Bereitung  des  Liquor  Ferri  albumi- 
nati sehr  in  Betracht  gezogen  werden 
müssen  und  welche,  meines  Wissens  nach, 
zum  Theil  noch  gar  nicht  oder  nicht 
deutlich  genug  hervorgehoben  worden 
sind.  In  den  Hauptpunkten  sind  diese 
im  Folgenden  niedergelegt. 

Das  Eisenalbuminat  ist  löslich  in  klei- 
nen Mengen  freier  Salzsäure,  wie  auch 
in  geringem  üebersehusse  von  Alkalien. 

Es  lässt  sich  daher  ein  Liquor  Ferri 
albuminati  von  saurer  und  auch  ein  sol- 
cher von  alkalischer  Beaction  herstellen. 

Ein  völlig  neutraler  Liquor  kann  als 
Lösung  im  wahren  Sinne  des  Wortes 
nicht  bestehen.  Ist  der  Liquor  absolut 
neutral,  so  enthält  er  das  Eisenalbuminat 
immer  als  mehr  oder  weniger  fein  flocki- 
gen Niederschlag. 

Dieses  lässt  sich  beweisen,  wenn  man 
einerseits  eine  klare  alkalische  Eisen- 
albuminatlösung herstellt  und  andererseits 
eine  solche  anfertigt,  welche  ebenfalls 
klHr  ist  und  die  dem  Alkali  äquivalente 
Menge  freier  Säure  enthält.  Beim  Ver- 
misclien  gleicher  Gewichtstheile  beider 
Flüssigkeiten  fällt  das  Eisenalbuminat 
völlig  aus,  während  sich  die  nach  länge- 
rem Stehen  überstehende  wasserhelle 
Schicht  neutral  zeigt.  Diese  Versuche 
wurden  angestellt  mit  den  kleinsten  zur 
Lösung  des  Eisenalbuminats  erforder- 
lichen Säure-  und  Alkalimengen  (HCl  und 
NaOH). 

Der  alkalische  Liquor  lässt  sich  als 
eine  Lösung  von  Natrium  Ferri -albumi- 
nicum  betrachten,  und  wenn  diese  Ver- 
bindung existirt,  so  muss  auch  eine  im- 
mer sich  gleichbleibende  Natronhydrat- 


616 


menge  zur  Bildung  derselben  erforder- 
lich sein.  Diese  Menge  kann  nur  durch 
den  Versuch  ermittelt  werden,  mit  theo- 
retischen Betrachtungen  wird  man  nicht 
weit  kommen.  Es  befriedigt,  zunächst 
zu  wissen,  dass  das  Eisenalbuminat  sehr 
empfindlich  gegen  verschiedene  Ein- 
flüsse ist. 

Ebenso,  wie  eine  bestimmte  Menge 
Aetznatron  nöthig  ist,  um  das  Eisenalbu- 
minat in  eine  lösliche  Verbindung  über- 
zuführen, ebenso  ist  auch  eine  bestimmte 
Menge  Salzsäure  erforderlich,  um  Eisen- 
albuminat in  saurer  Lösung  zu  erhalten. 
Nach  meinen  Ermittelungen  ist  die 
kleinste  zur  Lösung  des  Albuminats  er- 
forderliche Menge  Aetznatron  aber  äqui- 
valent grösser  als  andererseits  zur  Dar- 
stellung einer  salzsauren  Eisenalbuminat- 
lösung. 

Da  nur  der  schwach  alkalische  Liquor 
die  mehrseitig  hervorgehobenen  Vorzüge 
der  Mischbarkeit  mit  Milch,  Blut  u.  s.  w. 
besitzt,  so  hat  der  saure  Liquor  wenig 
pharmaceutisches  Interesse,  weshalb  ich 
von  näheren  Mittheilungen  über  diesen 
jetzt  absehe  und  lieber  weitere  Erörter- 
ungen über  den  schwach  alkalischen  Li- 
quor anstelle. 

Wenn  zur  Löslichmachung  des  als 
Präcipitat  vorhandenen  Eisenalbuminats 
immer  die  gleiche  Menge  Aetznatron 
ausreichen  soll,  so  müssen  die  Quanti- 
täten von  Niederschlag,  Wasser  und  Al- 
kali ebenfalls  immer  in  gleichem  Ver- 
hältnisse zu  einander  stehen.  Zuviel  vor- 
handenes Wasser  wird  in  verdünnender 
Wirkung  mehr  Alkalizusatz  nöthig  machen. 
Ebenso  darf  aber  auch  nicht  zu  wenig 
Wasser  vorhanden  sein,  denn  es  muss 
zum  Lösen  des  sich  bildenden  Natron- 
eisenalbuminats  ausreichen. 

Zur  Fällung  des  Eisenalbuminats  ist 
der  Sprocentige  Liquor  Ferri  oxychlorati 
des  Handels  die  geeignetste  Eisenlösung, 
doch  muss  man  den  Gehalt  derselben  an 
freier  Säure  unbedingt  kennen.  Es  muss 
ermittelt  werden,  wieviel  Aetznatron  durch 
diese  gebunden  werden  kann. 

Zu  diesem  Zwecke  verdünnt  man  am 
besten  10,0  des  käuflichen  Liquors  mit 
20,0  destillirtem  Wasser  und  fügt  aus  einer 
Bürette  tropfenweise  unter  fortwähren- 
dem Schütteln  der  Flüssigkeit  ohne  Er- 


wärmen 80  lange  V^  normale  Natronlauge 
(20,0  NaOH  im  Liter)  hinzu,  bis  sich 
deutliche,  aber  schwache  Trübung  zeigt 
Durch  empfindliches  blaues  und  rothes 
Lackmuspapier  wird  man  vortheilhait  die 
Endreaction  noch  controliren. 

In  der  Begel  verbrauchen  10,0  des 
käuflichen  Liquors  gegen  2  com  V2  i^or- 
male  Natronlauge  =  0,0365  HCl  im  freien 
Zustande. 

Ferner  ist  zur  Herstellung  des  Liquor 
Ferri  albuminati  das  getrocknete  Hfihner- 
eiweiss  des  Handels  am  geeignetsten. 
Im  frischen  flüssigen  Hühnereiweiss  ist 
der  Gehalt  an  Trockensubstanz  zu 
schwankend ;  auch  kann  man  vom  trocke- 
nen Eiweiss  eine  noch  concentrirtere 
Lösung  herstellen,  als  wie  sie  das  flüs- 
sige frische  bietet. 

Wird  das  Eisenalbuminat  in  einer  mög- 
lichst concentrirten  Eiweisslösung  als 
Niederschlag  erzeugt,  so  wird  derselbe 
compacter,  oindet  weniger  Wasser,  und 
darum  wird  man  zur  Auflösung  des  Nie- 
derschlages in  Natronlauge  auch  eine 
verhältnissmässig  kleinere  Menge  der- 
selben gebrauchen,  als  wie  bei  volaoii- 
nöseren  Niederschlägen. 

Ein  frisch  gef&lltes  Eisenalbaminat 
löst  sich  rascher  und  in  verhältnissmässig 
weniger  Natronlauge,  als  ein  längere  Zeit 
gestandenes  Präcipitat  Es  muss  daher 
eine  praktische  Vorschrift  zur  Bereitung 
des  Liq.  Ferri  albuminati  derartig  einge- 
richtet sein,  dass  die  Auflösung  des  mög- 
lichst compact  zu  erzeugenden  Nieder- 
schlags in  NaO  H  auch  in  kürzester  Zeit 
nach  der  Fällung  geschehen  kann. 

Anwendung  von  Wärme,  selbst  wenn 
diese  nur  30  bis  40  ^  C.  beträgt,  darf 
bei  der  Auflösung  des  gefällten  Albu- 
minats nicht  stattfinden,  da  ja  nach  der 
Menge  freien  Alkalis  sich  mehr  oder 
weniger  leichte  Niederschläge  bilden  und 
im  günstigsten  Falle  nur  ein  geringer 
Theil  des  Eisenalbuminats  in  Lösung 
verbleibt.  Bei  Anwendung  einer  Wärme 
von  90  ^  G.  konnte  ich  wohl  einen  Liquor 
herstellen,  der  0,5  pGt.  Fe^O^,  aber  blos 
0,9  pOt.  Eiweiss  enthielt.  Alkalizusatz 
war  dabei  nicht  erforderlich,  es  war  eine 
schwach  saure  Eisenalbum inatlösung. 

Alle  Vorschriften,  welche  ein  quantnm 
satis  an  Alkali  zur  Auflösung  des  Eisen- 


617 


albuininats  yorschreibes,  können  aus  ge- 
nau denselben  Gründen  ein  mangelhaftes 
Präparat  geben,  wie  bei  Bereitung  des 
Ferrum  oxydatum  saccharatum,  von  dem 
zuweilen  recht  stark  alkalische  Präpa- 
rate im  Handel  vorkommen. 

Die  Verwendung  von  Glycerin,  wie  es 
einige  Vorschriften  angeben,  ist  bei  der 
Herstellung  des  Liq.  Ferri  albuminati 
durchaus  nicht  nothwendiff.  Der  Drees- 
sche  Liquor  enthält  auch  Kein  solches. 

Auch  Zucker  ist  nicht  erforderlich,  um 
die  Löslichkeit  des  Albuminats  zu  erhöhen. 

Die  kleinste  erforderliche  Menge  von 
Aetznatron,  welche  einen  Niederschlag 
von  Eisenalbuminat,  gebildet  aus  3,0 
trockenem  Ei  weiss  und  0,6  Fe2  03,  zur 
Lösung  bringt,  beträgt  4  bis  4,5  ccm 
Va  normale  Lauge  =  0,08—0,09  NaOH. 
Dabei  ist  die  Gegenwart  von  24,0  Wasser 
(incl.  der  Lauge)  und  neutrale  Flüssig- 
keit Bedingung. 

Nach  diesen  vorstehenden  Thatsachen, 
welche  eine  längere  Beihe  von  Versuchen 
ergaben,  habe  ich  nun  eine  Vorschrift 
zur  praktischen  und  auch  schnellen  Be- 
reitung eines  haltbaren  Liq.  Ferri  albu- 
minati aufgebaut,  welche  alle  geschilder- 
ten umstände  berücksichtigt.  Voraus- 
gesetzt ist  nur  das  Vorhandensein  der 
Vs  normalen  Natronlauge  (20,0  NaOH  im 
Liter),  die  ja  leicht  herzustellen  ist  und 
auch  unentbehrlich  erscheint,  wenn  man 
es  bei  der  Bereitung  der  Albuminat- 
lösung  so  genau  nimmt,  wie  es  die  Sache 
zweifellos  erfordert.  Uebrigens  wird 
sonst  jede  Natronlauge  von  genau  be- 
kanntem Gehalt  die  V2  normale  ersetzen 
können. 

Bei  der  nun  zu  gebenden  Vorschrift 
nehme  ich  einen  zur  Verftigung  stehenden 
Liquor  Ferri  oxjchlorati  mit  5  pCt. 
Fe^Os- Gehalt  ^^  ^^^  ^^^  ^^^  Ueber- 
schuss  von  soviel  Salzsäure,  dass  100,0 
Liquor  20  ccm  obiger  Natronlauge  ab- 
sorbiren. 

30,0  trocknes  Hühnereiweiss  werden 
in  einem  Ausgnssmörser,  welcher  1  1 
Flüssigkeit  zu  fassen  vermag,  zunächst 
zu  feinem  Pulver  zerrieben.  Alsdann 
setzt  man  auf  einmal  eine  vorher  berei- 
tete Mischung  von  100,0  Liq.  Ferri 
ozychlorati  mit  100,0  destillirtem  Wasser 
zu  und  reibt  das  Ganze  unter  öfterem 


Abkratzen  des  anfangs  sich  klumpenden 
Eiweisses  vom  Pistill,  so  lange,  bis  man 
einen  völlig  gleichmässigen  Brei  des 
gebildeten  Eisenalbuminats  vor  sich  hat. 
Dieser  Brei  enthält  nun  auch  neben  dem 
gebildeten  Niederschlag  die  freie  Salz- 
säure aus  den  angewendeten  100,0  Liq. 
Ferri  oxychlorali.  Da  nun  nach  obigen 
Angaben  für  je  0,5  FegOg  und  3,0  Ei- 
weiss  bei  Gegenwart  von  24,0  Wasser 
0,08  (bis  0,09)  NaOH  erforderlich  ist, 
so  wird  hier  10  mal  so  viel,  also  0,8 
NaOH  =  40  ccm  der  Lauge  zur  Lösung 
des  Albuminats  nöthig  sein,  ferner  aber 
noch  weitere  20  ccm  zur  Abstumpfung 
der  freien  Säure.  Man  lässt  demnach 
zu  dem  '  im  Mörser  befindlichen  Brei 
60  ccm  der  Lauge  auf  einmal  hinzu- 
laufen und  rührt  das  Ganze  um,  wobei 
sich  unter  Dünnflüssigwerden  die  Lösung 
rasch  vollzieht.  Hierauf  fügt  man  zur 
Ergänzung  auf  500,0  Flüssigkeit  das 
erforderliche  Quantum  destillirtes  Wasser 
allmälig  hinzu,  unter  angegebenen  Ver- 
hältnissen 210,0. 

Andererseits  hat  man  sich  330,0  Aq. 
Cinnamomi  Ph.  G.  II  mit  170,0  Spiritus 
(90  pGt.)  gemischt,  welche  Mischung  man 
nun  der  alkalischen  Eisenalbuminatlösung 
unter  Umrühren  nach  und  nach  zusetzt, 
so  dass  man  schliesslich  1000,0  des  fer- 
tigen Liquors  vor  sich  hat. 

Derselbe  scheidet  nach  mehrtägigem 
Stehen  nur  sehr  wenige  Flocken  ab,  von 
denen  er  durch  Abgiessen  bequem  zu 
trennen  ist.  Auch  die  Filtration  findet 
verhältnissmässig  leicht  statt. 

Die  Beaction  und  der  Geschmack 
dieses  Liquors  sind  kaum  merklich  alka- 
lisch, die  Färbung  braun  und  schwach 
durchscheinend,  aber  nicht  trübe.  Ammo- 
niak erzeugt,  dem  Liquor  zugesetzt,  keine 
Fällung.  Setzt  man  zu  10  ccm  des  Li- 
quors a  Tropfen  Acid.  hydrochloric.  dilut. 
und  schüttelt  um,  so  erhält  man  eine 
ebenfalls  schwach  durchscheinende  Flüs- 
sigkeit, die  saure  Lösung  des  Eisenalbu- 
minats. Ein  geringerer  Zusatz  verdünn- 
ter Salzsäure,  etwa  V2  Tropfen,  zu  10  ccm 
des  Liquors  bewirkt  Fällung  des  Eisen- 
albuminats, weil  dasselbe  in  neutralen 
oder  nahezu  neutralen  Flüssigkeiten  nicht 
gelöst  bestehen  kann.  Milch  mischt  sich 
mit  dem  Liquor  in  jedem  Yerhältniss, 


618 


ohne  dass  eine  Fällung  eintritt.  Ebenso 
wird  es  mit  frischem  Blute  der  Fall  sein, 
was  ich  jedoch  bis  jetzt  nicht  selbst 
probirt  habe.  Fügt  man  eine  10  proe, 
Kochsalzlösung  zu  einem  gleichen  Vo- 
lumen des  Liquors,  so  tritt  keine  Fällung 
ein.  Auch  beim  Zufügen  einiger  Tropfen 
des  Liquors  zu  einer  grösseren  Menge 
dieser  Kochsalzlösung  resultirt  eine 
Flüssigkeit,  die  nur  schwach  opalescirt, 
aber  keinen  Niederschlag  fallen  lösst. 
Mit  einer  colirten  Lösung  von  gleichen 
Theilen  Eiweiss  und  Wasser  mischt  sich 
der  Liquor  in  jedem  Verhältniss  ebenfalls 
zu  einer  opalescirenden  Flüssigkeit,  die 
sich  auch  beim  weiteren  Verdünnen  mit 
Wasser  so  erhält.  Erst  nach  mehrstün- 
digem Stehen   stellt  sich  Trübung  ein. 

Das  specifische  Gewicht  des  Liquors 
beträgt  0,984  bis  0,987,  der  Gehalt  an 
Fe203  0,5  pCt. ,  an  trockenem  Eiweiss 
3  pCt.  und  an  Alkohol  ca.  17,5  Gewichts- 
procent. Man  könnte  den  Alkoholgehalt, 
ohne  Fällung  zu  befürchten,  entsprechend 
erhöhen,  jedoch  sind  17,5  pCt.  zur  Halt- 
barmachung des  Liquors  ausreichend. 
Auch  dürfte  zu  viel  Weingeist  in  diesem 
Präparate  seitens  der  Aerzte  nicht  er- 
wünscht sein. 

Zu  der  im  Vorstehenden  gegebenen 
Vorschrift  möchte  ich  noch  bemerken, 
dass  es  gut  ist,  wenn  man  bei  jedes- 
maliger Herstellung  des  Liq.  Ferri  albu- 
minati  zuerst  nur  100,0  bis  200,0  anfer- 
tigt, um  die  kleinste  erforderliche  Natron- 
menge möglichst  genau  für  jede  Dar- 
stellung zu  ermitteln  und  jeden  unnöthi- 
gen  üeberschuss  zu  vermeiden. 

Schliesslich  bitte  ich  noch,  meine  An- 
gaben möglichst  genau  prüfen  zu  wollen 
und  besonders  die  Versuche  über  die- 
jenige kleinste  Menge  NaOH  zu  erweitern, 
welche  zur  Bildung  des  löslichen  Natrium 
Ferri -albuminicum  nöthig  ist,  wenn  man 
den  Liquor  mit  obigen  Eiweiss-  und 
Eisengebalten  herstellt.  Darnach  könnte 
meine  jetzt  gegebene  Bereitungsvorschrift 
eventuell  noch  entsprechende  Abänder- 
ungen erfahren,  obwohl  ich  es  selbst  an 
möglichst  vielen  Versuchen  nicht  fehlen 
liess.  Enthält  der  zur  Darstellung  des 
Albuminats  angewendete  Liq.  Ferri  oxy- 
ehlorati,  dessen  Eisengehalt  man  eben- 
falls   jedesmal    feststellen    soll,    etwas 


weniger  als  5  pGt  FeaOg,  so  werden  sieh 
selbstverständlich  aucn  in  dieser  Bezieh- 
ung kleine  Abänderungen  der  Vorschrift 
nöthig  machen,  gerade  so  wie  mit  Buck- 
sicht  auf  den  stets  zu  ermittelnden  Säure- 
gehalt. 

Mittheilungen   aus    dem  Labora* 

torinm  der  Papier-  und  chemischen 

Fabrik,  Engen  Dieterich  in  Helfen- 

berg  bei  Dresden. 

Ueber 
indifferente  Eisenverbindangen. 

(Nachtrag.) 

Von  Eugen  Bieterich  and  GnkStw  Barikd. 

Am  Schlüsse  unserer  in  Nr.  48  dieser  Zeit- 
schrift veröffentlichten  Arbeit  hatten  vrn 
weitere  Mittheilungen  bereits  in  Aussicht  ge- 
stellt;  heute  sind  wir  in  der  Lage,  unser  Ver- 
sprechen einzulösen  und  die  nachträglich 
erzielten  Resultate  vorzulegen. 

Nachdem  wir  gefunden  hatten,  dass  Zacker, 
Milchzucker,  Mannit  und  Dextrin  unter  Zu- 
hilfenahme von  Aetznatron  mit  Eisenoxyd 
lösliche  Verbindungen  gaben,  lag  die  Ver- 
muthung  nahe,  dass  auch  andere  Kohle- 
hydrate ein  ähnliches  Verhalten  zeigen 
würden.  Wir  zogen  daher  des  Weiteren  in 
unser  Versuchsbereich  Glucose,  Inulin  und 
Stärke,  erzielten  aber  nur  mit  beiden  ersteren 
einen  Erfolg,  während  Stärke  eine  losliche 
Verbindung  nicht  ergab. 

Das  Glucose -Präparat  bestand  in  einer 
klar  löslichen,  aber  klebrigen  Masse,  die  sich 
nicht  pulvern  liess,  während  das  Inulin  eine 
ähnliche  Verbindung  mit  10  pCt.  Eisen  wie 
das  Dextrin  lieferte,  jenem  aber  insofern 
nachstand,  als  es  sich  nur  in  heissem  Wasser 
löste. 

Vielleicht  mit  Ausnahme  des  Inulinates 
dürften  die  nachträglich  studirten  Verbind- 
ungen eine  praktische  Bedeutung  nicht  bean- 
spruchen ;  immerhin  hielten  wir  es  für  noth- 
wendig,  unsere  Arbeit  damit  zu  vervollstän- 
digen. 

Gleichzeitig  damit  suchten  wir  dorch  Ver- 
suche zu  ergründen,  ob  die  bereits  von  ans 
veröffentlichten  Methoden  in  der  einen  oder 
anderen  Weiße  verbesserungsfähig  wären. 
Wir  fanden  dabei,  dass  sich  das  Eisenoxyd 
in  concentrirten  Lösungen  leichter,  wie  in 
verdünnten  mit  Natron  und  den  froher  ge- 


619 


nannten  Kohlehydraten  verhihdet,  ja  dass 
diese  Verbindung  bei  höheren  Yerdünnnngen 
überhaupt  nicht  mehr  stattfindet,  femer  dass 
sich  dieses  letztere  Verhalten  auch  bei  zu 
starker  Concentration  bemerklich  macht. 

Auffällig  war ,  dass  die  aus  dünnen  Lös- 
ungen gewonnenen  Präparate  von  dunklerer 
Farbe  und  hygroskopischer  waren,  wie  solche 
aus  concentrirten,  und  dass  das  zu  lange  Ein- 
dampfen ebenfalls  von  ungünstigem  Einfiuss 
zu  sein  schien. 

Unser  Bestreben  musste  nach  diesen  Be- 
obachtungen dahin  gehen ,  jeden  unnöthigen 
Zusatz  von  Wasser  zu  vermeiden,  und  den 
Abdampfprocess  nachMöglichkeit  abzukürzen. 
Wir  erreichten  letzteres  dadurch,  dass  wir  bei 
dem  Saccharat  und  Galactosaccharat  zur 
Herbeiführung  der  löslichen  Eisenverbindung 
nur  die  dazu  unbedingt  nothwendige,  empi- 
risch festgestellte  Menge  von  Zucker  beziehent- 
lich Milchzucker  in  Anwendung  brachten,  die 
Lösung  bis  zu  einem  bestimmten  Gewicht  ab- 
dampften und  nun  den  Best  des  Zuckers,  be- 
ziehentlich Milchzuckers  hinzufügten. 

Auf  Grund  der  hierbei  gemachten  Erfahr- 
ungen erlauben  wir  uns,  mehrere  unserer 
früheren  Vorschriften  in  folgender  Weise  ab- 
zuändern : 

Fernun  oxydatum  saceharatnm 

solubile. 

20,0  Sacchari  albi  subtile  pulverati 
löst  man  durch  Erhitzen  im  Dampfbad  in 
einer  tarirten  Abdampfschale  in 

86,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 
mischt  von 

7,5  Liquoris  Natri  caustici 
ungefähr  den  dritten  Theil  hinzu,  rührt  immer, 
unter  Erhitzen ,  so  lange,  bis  die  eingetretene 
Verdickung  der  Flüssigkeit  verschwunden, 
und  verfahrt  mit  den  2  restirenden  Dritteln 
der  Lauge  in  derselben  Weise. 

Man  dampft  nun  ab  bis  zu  einem  Gewicht 
von 

60,0, 
fügt 

70,0  Sacchari  albi  subtile  pulverati 
hinzu  und  setzt  das  Abdampfen  so  lange  fort, 
bis  eine  feuchtkrümelige  Masse  resultirt. 

Man  bringt  dieselbe  auf  Pergamentpapier, 
trocknet  bei  25  bis  35^  C,  setzt  zur  trockenen 
Masse 

q.  8.  Sacchari  albi  gr.  m.  pulv. 
bis  zum  Gesanuntgewioht  von 


100,0 

zu,  und  verwandelt  durch  Stossen  und  Sieben 
in  feines  Pulver. 

Syrnpns  Ferri  oxydati  solubilis. 

29,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 
10,0  Sjrupi  simplicis 

erhitzt  man  im  Dampfbad  in  einer  tarirten 
Abdampfschale,  fügt  unter  Bühren 

2,5  Liquoris  Natrii  caustici 

in  drei  nach  dem  Augenmaass  bemessenen 
gleichen  Partien  und  in  Pausen  von  je  1  Mi- 
nute hinzu,  und  erhitzt  so  lange,  bis  ein 
herausgenommener  Tropfen  sich  in  Wasseir 
völlig  klar  löst. 
Man  setzt  nun 

90,0  Syrupi  simplicis 

zu  und  dampft  unter  Bühren  bis  zu  einem 
Gewicht  von 
100,0 
ab. 

Ferram  oxydatum  galacto- 
saceharatnm  solabile. 

30,0  Sacchari  Lactis  subtile  pulv., 
86,0  Liquoris  Ferri  oxychlorati, 
7,5        „        Natri  caustici. 
Man  verfährt  so ,  wie  unter  Ferrum  oxy- 
datum saccharatum  solubile  angegeben  wurde, 
dampft  bis  zu  einem  Gewicht  von 

70,0 
ab,  setzt 

60,0  Sacchari  Lactis  subtile  pulv. 

zu  und  fährt  mit  dem  Eindampfen  so  lange 
fort,  bis  eine  consistente  krümelige  Masse  zu- 
rückbleibt. 

Man  breitet  dieselbe  auf  Pergamentpapier 
aus,  trocknet  sie  bei  25  bis  35^  C.,  bringt  das 
Gewicht  der  trockenen  Masse  mit 

q.  s.  Sacchari  Lactis  gr.  m.  pulv. 
auf 

100,0 
und  verwandelt  sie  nun  durch  Stossen  und 
Sieben  in  ein  feines  Pulver. 

Ferrum  oxydatum  manna- 
saceharatum  solubile. 

Die  frühere  Vorschrift  bleibt,  nur  fällt  die 
Filtration  des  imEisenliquor  gelösten  Mannits 
weg. 

Ein  he  11 -graubraunes  Pulver,  das  sich 
mit  gelbbrauner  Farbe  in  Wasser  löst  ete. 
(Das  nach  der  früheren  Yorsehnft  gewonnene 


620 


Präparat  gab  mit  Wasser  eine  dtmkelbranne 
Lösung.) 

Ferrum  oxydatum  dextrlnatom 

solubile. 

Im  Gfegensatz  zur  früheren  Yorschrift  wird 
das  Dextrin  nicht  in  Wasser,  sondera  durch 
Erwärmen  direkt  im  EisenUquor  gelöst. 

Das  Filtriren  der  Lösung  unterbleibt;  mfm 
setzt  sofort  die  Natronlauge  in  5  bis  6  Partien 
zu  und  verfährt  im  Uebrigen ,  wie  früher  an- 
gegeben wurde, 

Das  resulürende  Präparat  stellt  ein  choco- 
ladebraunes,  nicht  dunkel  chocoladebraunes 
Pulver  vor. 

Liquor  Ferrl  albuminatl. 

(Nach  Drecs.) 

Die  von  uns  in  Nr.  48  dieser  Zeitsohnfk 
gegebene  Yorschrifk  weicht  von  der  früher  in 
der  Pharm.  Zeitung  Nr.  92  veröffentlichten 
durch  Yerringenmg  der  Ammoniakmenge  und 
die  Yerwendung  von  Natronlauge  ab.  Neuere 
Yersuche  haben  nun  ergeben,  dass  der  be- 
tretene Weg  weiter  zu  verfolgen  und  das  Am- 
moniak ganz  durch  Natron  zu  ersetzen  war; 
unsere  Studien  sind  aber  noch  nicht  so  weit 
gediehen,  um  eine  verbesserte  Yorschrift  vor- 
legen zu  können. 

Gleichzeitig  angestellte  Yeigleiche  zwischen 
Präparaten,  welche  mit  frischem  und 
trockenem  Eiweiss  bereitet  wurden,  Hessen, 
soweit  wir  heute  urtheilen  können,  dem 
ersteren  den  Yorzug  geben. 

Jedenfalls  werden  wir  uns  erlauben,  auf 
den  Liqu.  Ferri  albuminati  nach  Drees  später 
nochmds  zurückzukommen. 

Ferrum  oxydatum  Inullnatum 

solubile. 

Ferriinnlinat.    EiBeDionlin. 

Man  verfährt  wie  bei  Perrum  oxydatum 
dextrinatum  solubile  und  erhält  ein  chocolade- 
braunes Pulver,  welches  sich  analog  dem 
Inulin  wenig  in  kaltem,  leicht  in  heissem 
Wasser  löst.  Ohne  Geruch,  schmeckt  die 
concentrirte  Lösung  schwach  salzig,  kaum 
nach  Eisen.  Hundert  Theile  enthalten  10 
Theile  Eisen. 

Chemisch  und  gegen  Milch  und  eiweiss- 
haltige  Flüssigkeiten  verhält  sich  das  Innlinat 
wie  das  Saccharai 


Als '  Nachtheil  des  Inulinata  muss  sein 
hoher  Preis  bezeichnet  werden. 

*        *        * 

Wie  schon  in  der  Einleitung  erwähnt,  lässt 
sich  mit  Glucose  gleichfalls  eine  lösliche 
Ferrinatrium-Yerbindung  herstellen.  Dieselbe 
ist  aber  ausserordentlich  hygroskopisch  and 
bietet  ausserdem  nicht  mehr  Yortheile,  wie 
die  übrigen  Eohlehydratverbindungen. 

Wir  dürfen  deshalb  von  einer  eingehenden 
Beschreibung  absehen. 

Alle  trockenen  Präparate  erfordern  ein 
flottes  Arbeiten,  und  fallen  desto  schöner  aus, 
je  rascher  der  Herstellungsprozess,  den  man 
durch  stetes  Sühren  beim  Abdampfen  unter- 
stützt, verläuft.  Zu  Saccharat  und  Gralacto- 
saccharat  dürfen  nur  bester  Zucker,  beziehent- 
lich Milchzucker  benutzt  werden. 

Bezüglich  des  Alkoholgehaltes  des  Liquor 
Ferri  albuminati  Drees  bemerken  wir  zum 
Schluss,  dass  das  uns  zur  Untersuchung  vor- 
liegende Präparat  nicht  mehr  und  nicht 
weniger  als  14,54  Gewi  cht  sprocente  Al- 
kohol enthielt,  und  dass,  da  anderwärts^) 
andere  Zahlen  gewonnen  wurden,  Schwank- 
ungen im  Gehalt  des  Originalpräparates  an- 
genommen werden  müssen. 

Es  wird  nun  Sache  der  Herren  Therapeuten 
sein,  die  neuen  Eisenverbindungen  anzu- 
wenden und  zu  entscheiden,  welchen  darunter 
der  Yorzug  gebührt. 


i 


Denatariungamittel   fitkr   Spiritna. 

Auf  Grund  des  Branntweinsteoer- 
gesetzes  (vom  24.  Juni  1887)  wird 
Spiritus,  falls  derselbe  von  der  Ver- 
brauchssteuer befreit  bleiben  aoll, 
nur  im  denaturirten  Zustande  ab- 
egeben.  Eine  Ausnahme  wird  bekannt- 
en nur  hinsichtlich  des  fttr  Heilzwecke 
(und  wissenschaftliche  Zwecke)  verwende- 
ten Spiritus  gemacht.  An  Stelle  des  de- 
naturirten Spiritus  den  nicht  denaturirten 
zu  technischen  und  häuslichen  Zwecken  zn 
verwenden,  wird  durch  die  beträchtliche 
Preisdifferenz  unmöglich  gemacht,  da 
der  Liter  denaturirter  SpiritOB  (ein- 
schliesslich der  Kosten  fttr  das  Denatorir- 
ungsmittel  und  die  Vornahme  der  De- 
naturimng)  im  Orossbezug  nngeAhr  45 
bis  50  Pfennig  kostet,  der  Preis  ftr  nidit 

*)  Pharm.  Zettong  1B87,  Nr.  99  und  97. 


621 


denatnrirten  Spiritus  dagegen  ungefthr 
100  Pfennig  beträgt 

Es  ist  deshalb  nicht  anwichtig,  dass 
das  durch  diev&asführangsbestimm- 
nngen  des  neuen  Branntweinsteuer- 
gesetzes  als  allgemeines  Denaturirungs- 
mittel  angenommene  Gemisch  von  Holz- 
geist und  Pyridin  (Pharm.  Gentralh.  28, 
557)  keine  allgemeine  Befriedigung  er- 
weckt. Aus  diesem  Grunde  sei  es  auch 
gestattet,  im  Nachfolgenden  die  für  Spi- 
ritus etwa  geeigneten  anderweitigen  De- 
naturirungsmittel  näher  zu  beleuchten. 
Es  wird  hierbei  nur  die  Verwendung 
des  denatnrirten  Spiritus  zu  häuslichen 
Zwecken  und  im  Kleingewerbebetrieb  im 
Auge  behalten  werden,  da  für  die  Ver- 
wendung des  Spiritus  in  der  Grosstechnik, 
in  Fabriken,  wo  die  Gontrole  eine  leichtere 
ist,  seitens  der  Steuerbehörden  den  Wün- 
schen der  Fabrikanten  betre£fs  Anwend- 
ung anderer  geeigneter  Denaturirungs- 
mittel  im  weitesten  Maasse  nachgegeben 
wird.    (Pharm.  Centralh.  28,  557  flg.) 

Die  im  Jahre  1885  seitens  des  Ver- 
eins der  Spiritusfabrikanten  mit  Unter- 
stützung des  Ministers  für  Landwirth- 
schaft  etc.  ausgeschriebene  Preisfrage 
um  ein  Denaturirungsmittel  für 
Spiritus  hat  gewiss  schon  in  einem  ur- 
sächlichen Zusammenhange  mit  dem  jetzt 
gültigen  Branntweinsteuergesetz  gestan- 
den. Es  ist  deshalb  wohl  auch  erlaubt, 
die  bei  jener  Gelegenheit  als  Erforder- 
nisse eines  Denaturirungsmittels  aufge- 
gestellten  Bedingungen  (Pharm.  Gentralh. 
26,  214),  als  hinsichtlich  des  neuen 
Branntweinstenergesetzes  noch  gültige 
zu  betrachten. 

Die  Bedingungen,  denen  jenes  De- 
naturirungsmittel genügen  sollte,  sind 
sämmtlich,  obwohl  sie  viel  yerlangen, 
doch  als  selbstverständliche  zu  betrachten, 
wenn  eben  das  Denaturirungsmittel  seinen 
Zweck  erfüllen  soll. 

Von  den,  so  viel  bekannt,  in  grosser 
Anzahl  eingereichten  Versuchen  zur  Lös- 
ung der  Preisfrage  wurden  nur  zwei  als 
tauglich  anerkannt,  nämlich  prämiirt 
der  Vorschlag,  rohes  (pyrogenes) 
Eautschuköl  dem  Spiritus  zuzusetzen 
und  angekauft  der  Vorschlag,  den  Spi- 
ritus mit  einer  Auflösung  von  rohem 
Naphtalin    in  Petroleum    zu  ver- 


setzen. Gleichwohl  ist  schliesslich  in  den 
Ausfährungsbestimmnngen  des  mehr- 
erwähnten Branntweinsteuergesetzes  ein 
anderes  Denaturirungsmittel  vorgeschrie- 
ben worden  (eine  Mischung  des  schon 
früher  benutzten  rohen  Holzgeistes 
mit  einem  bisher  nicht  verwendeten  Py- 
ridin bas  enge  misch). 

I.  c  jener  Bedingungen  (Pharm.  Gen* 
tralh.  20, 214)  verlangt:  Der  denaturirte 
Spiritus  darf  keinen  üblen  Geruch  be- 
sitzen ,  vielmehr  nur  durch  seinen  Ge- 
schmack zum  Genüsse  untauglich  sein. 

L  g  verlangt :  Der  denatunrte  Spiritus 
muss  äusserlich  möglichst  kenntlich  sein; 
jedenfalls  muss  die  erfolgte  Denaturirung 
durch  eine  Untersuchung,  welche  schnell 
und  leicht  auch  durch  einen  Nicht- 
Ghemiker  ausführbar  ist,  festzustellen  sein. 

I.  h  verlangt :  Das  Denaturirungsmittel 
muss  schwer  aus  dem  denatnrirten  Spiritus 
abscheidbar  sein,  d.  h.  weder  durcn*  De- 
stillation, noch  durch  sonstige  einfache, 
resp.  billige  Manipulationen. 

Li  verlangt:  Der  Spiritus  darf  durch 
die  Denaturirung  möglichst  nicht  ver" 
theuert  werden. 

Es  zeigt  sich  nun,  dass  der  denaturirte 
Spiritus,  wie  er  sich  auf  Grund  des  neuen 
Branntweinsteuergesetzes  im  Kleinhandel 
befindet  und  für  häusliche,  sowie  tech- 
nische Zwecke  Verwendung  finden  soll, 
diesen  Bedingungen  meistens  nicht  ent- 
spricht 

Er  besitzt  (entgegen  der  Bedingung 
unter  I.  c)  einen  sehr  üblen  Geruch,  der 
schon  direct  bemerkbar  ist  und  bei  dem 
Hantiren  mit  demselben  (Putzen,  Ver- 
giessen)  sich  in  unangenehmer  Weise 
äussert.  Bei  der  Benutzung  desselben 
zum  Brennen  und  Heizen  wird  ein  Theil 
des  Denaturirungsmittels  allerdings  ver- 
brannt, ein  beträchtlicher  Theil  der  Py- 
ridinbasen  jedoch  hinterbleibt  nach  dem 
Verlöschen  oder  Ausblasen  der  Flamme 
in  dem  Brenngpfäss  oder  Docht  und 
kommt  (besonders  durch  das  heiss  ge- 
wordene Brenngeftss)  nachträglich  zum 
Verdunsten,  wodurch  sich  in  dem  Baume 
der  unangenehme  Geruch  zeigt. 

Ein  normaler  Mensch  wird  derartigen 
Spiritus  allerdings  nicht  geniessen;  den 
Genuss  verhindert  jedoch  auch  schon  ein 
weidg^r  unangenehmer  Geschmack  und 


622 


Oerneh.  Mit  derartigen  normalen  Men- 
schen ist  aber  in  dieser  Angelegenheit 
wohl  allein  zu  rechnen,  denn  auf  die- 
jenigen wenigen  Menschen,  denen  dies 
schmeckt,  was  Spiritus  enthält,  braucht 
nicht  vornehmlich  Bücksicht  genommen 
zu  werden;  dass  aber  die  unbegreiflich- 
sten Sachen  getrunken  werden,  beweisen 
die  Politursäufer  (s.  Pharm.  Gentralh.  22, 
36). 

Das  neue  Denatnrirungsmittel  ist,  ent- 
gegen der  Bedingung  unter  I.  h,  leicht 
abscheidbar;  bei  der  Destillation  der- 
artig denaturirten  Spiritus  mit  einem  ge- 
ringen Ueherschuss  an  Schwefelsäure 
enthält  der  erste  Theil  des  Destillats, 
den  Holzgeist,  hierauf  folgt  ein  gut  rie- 
chender Spiritus  und  erst  im  letzten  Theil 
des  Destillats  treten  die  unangenehm  rie- 
chenden Bestandtheile  des  Holzgeistes  und 
geringe  Mengen  von  Pyridinbasen  (durch 
Zersetzung  des  schwefelsauren  Salzes) 
wieder  auf. 

Dem  gegenüber  bieten  die  bekannt  ge- 
wordenen und  prämiirten  Lösungen  der 
Preisfrage  (siehe  oben)  und  das  zu  glei- 
chem Zwecke  vom  Verfasser  1885  einge- 
reichte Denaturirungsmittel  (siehe  unten  3) 
einige  Yortheile. 

1.  Bohes  pyrpgenesEautschuk- 
ö  1.  Dasselbe  ertheilt  dem  Spiritus  laut 
I.  c  keinen  üblen  Geruch,  wohl  aber  sehr 
unangenehmen  Geschmack;  der  damit 
yersetzte  Spiritus  ist  äusserlich  dadurch 
kenntlich,  dass  ein  nicht  zu  kleiner  Zu- 
satz Ton  Wasser  ihn  weisslich  trübt, 
welche  Trübung  tagelang  bestehen  bleibt. 
Durch  Destillation  ist  es  leicht,  das 
Eantschuköl  im  Bückstand  zu  belassen, 
beziehentlich  in  den  letzten  Theil  des 
Destillats  überzuführen. 

Beim  Verbrennen  des  derartig  denaturir- 
ten Spiritus  bleibt  der  grösste  Theil  des 
Eautschuköls  in  dem  kleinen  Bückstand, 
der  nach  dem  Ausblasen  bleibt  oder  auf 
dem  Docht  und  entwickelt  nachträglich 
durch  die  erhitzten  Wände  des  Brenn- 
gefässes  einen  unangenehmen  Gerudi 
oder  bewirkt  ein  Verschmieren  des 
Dochtes. 

2.  Bohesf  Naphtalin  und  Petro- 
leum. Dieses  .  Denaturirungsmittel  er- 
theilt dem  damit  versetzten  Spiritus  Ge- 
ruch und  Geschmack;  der  Geruch  des 


Naphtalins  ist  natürlich  auch  beim  Ar- 
beiten mit  dem  denaturirten  Spiritus  be- 
merkbar und  bekanntlich  s^r  yielen 
Personen  unangenehm  und  mitunter  schon 
schädlich  gewesen. 

Beim  Verbrennen  russt  der  denatarirte 
Spiritus  und  hinterlässt  nach  dem  Aus- 
löschen im  Bückstande  Petroleum  und 
Naphtalin,  welches  letztere  durch  die 
heisse  Wandung  des  Brenngeftsses  nach- 
träglich verdunstet  und  das  fflmmer  mit 
seinem  Geruch  erfüllt 

Da  das  Petroleum  nicht  völlig  in 
Spiritus  löslich  ist,  so  ist  der  denaturirte 
Spiritus,  wenn  frisch  denaturirt  oder  ge- 
schüttelt, trüblich  und  erst  nach  längerer 
Zeit,  wenn  die  unlöslichen  PetrolenmÜieile 
sieh  oben  abgesetzt  haben,  klar;  sein  Aus- 
sehen kann  demnach  ein  verschiedenes 
sein,  was  nicht  wünschenswerth  erscheint 

Der  denaturirte  Spiritus  ist  äusserlich 
durch  den  Geruch  und  auch  durch  die 
auf  Zusatz  von  Wasser  eintretende,  tage- 
lang bestehen  bleibende  Trübung  er- 
kennbar. 

Bäi  der  Destillation  eines  derartig  de- 
naturirten Spiritus  besitzen  die  einzelnen 
Fractionen  sämmtlich  die  Eigenschaft, 
sich  auf  Zusatz  von  Wasser  durch  Trüb- 
ung als  denaturirt  erkennen  zu  lassen. 

1.  Petroleumfraction  100-2000. 
Dieses  Denaturirungsmittel  wurde  von 
dem  Verfasser  im  Jahre  1886  als  Lösung 
der  oben  erwähnten  Preisfrage  vorge- 
schlagen, und  hält  Verfasser  dasselbe 
auch  heute  noch  für  empfehlenswerth. 
Es  zeigte  sich,  dass  gewöhnliches  Brenn- 
petroleum sich  nicht  völlig  im  Spiritus 
löst,  dass  sich  jedoch  der  zwischen 
100  —  2000  überdestillirende  Theil  darin 
auflöst.  Die  Löslichkeit  ist  nicht  gross, 
jedoch  dem  Zwecke  völlig  genügend. 

Verfasser  empfahl  deshalb  seiner  Zeit 
dem  zu  denaturirenden  Spiritus 
0,5  pGt  der  zwischen  100  und 
200O  0.  überdestillirten  Antheile 
gewöhnlichen  Brennpetroleums 
zuzusetzen.  Der  so  hergestellte  de- 
naturirte Spiritus  besitzt  einen  schwachen 
Geruch  nach  Petroleum  und  einen  unan- 
genehmen Petroleumgeschmack;  seine 
Verwendbarkeit  zum  Putzen,  Brennen  etc. 
ist  nicht  beeinträchtigt  Beim  Brennen 
russt  derselbe  nicht,  erzeugt  keinen  Geruch^ 


and  nach  dem  TerlOschen  hinterbleibt 
kein  riechender  BOcIistand,  da  die  schwer 
flfichti^en  Bestandtheile  des  Petroleums 
fehlen.'*{ÄenBserlich.  kenntlich  ist  der  de- 
naturirte  Spiritna  durch  die  aaf  Zusatz 
einer  geringen  Menge  Wasser  eintretende, 
tagelang  bestehen  bleibende  weisse  TrOb- 
ting.  (10  cem  eines  80  proc.  Spiritus, 
der  0,5  pCt.  Petroleumfraelion  100—200« 
enthiUt,  werden  durch  Zugabe  weniger 
Tropfen  Wasser  danemd  getrabt.) 

Das  Denatnrirnngsmittel  ist  sos 
dem  damit  versetzt«!!  Spiritus  schwer 
abscfaeidbar.  Wird  der  Spiritus  mit 
Wasser  versetzt  nnd  dadurch  ein  Theil 
der  Petrolenmfraction  als  dauernde  Trflb- 
ong  ans^escbiedea ,  so  ist  immer  noch 
ein  Theil  derselben,  der  nunmehrigen 
St&rke  des  Spiritus  entsprechend,  in  Lös- 
nug  nnd  die,  etwa  dnreh  Filtration  Aber 
S^esp&ne,  Thon  etc.  gekl&rte  Flflssig- 
keit  besitzt  noch  Petroleumgeschmack. 
Durch   Aasschfltteln   mit  fettem  Oel  ist 


dem  dnroh  Wasserzusfttz  getrtlbten  de- 
natnrirten  Spiritus  die  TrOboiig  (die  in 
feinen  Tröpfchen  ausgeschiedenen  Petro- 
leumantheile)  nicht  zu  entziehen.  Beim 
Destilliren  des  denatorirten  Spiritus  allein 
oder  nach  Zusatz  von  Wasser  sind  die 
Petroleumantheile  nicht  zu  entfernen, 
selbst  nicht  durch  Zugabe  von  fettem 
Oel;  alle  Fractionen  zeigen  die  Eigen- 
schaft, durch  Wasser  weiss  getrtlbt  zu 
werden  und  schmecken  nach  Petroleum. 
Das  Denaturimngamittel  ist  billig. 

Der  Hauptsehwerpnnkt  bei  Auswahl 
eines  Denaturirungsmittels  Ar  Spiritus 
ist  nach  Ansicht  des  Verfassers  darauf 
zu  legen,  dass  das  Denatnrirungsmittel 
nicht  durch  Destillation  (weder  allein, 
noch  nach  Zusatz  von  Chemikalien)  ent- 
fernbar sei.  Dieser  wichtigen  Anforder- 
ung entspricht  aber  das  jetzige  allgemeine 
Denaturirungsmittel  (rober  Holzgeist  und 
Pjridinbasen]  nur  sehr  wenig. 

A.S<AHeideT. 


BEIscellen. 


Papiemormalien. 

Urkunden-,  8clireib-  nnd  ConMpt- Papiere 
fflr  den  amtliehen  Oebranofa  der  K.  preuui- 
lehen  Behörden  werden  nach  folgenden 
FeBtigkeiteclaBten 


FestigkeiUclai 


= 

6 

5 

4 

8 

2 

ifi 

4 

» 

2,5 

ä 

6 

6 

6 

4 

8 

■.  Mittlere  Beiulänge 

miodest.  km.      .     . 
b.  Hittlera  Dehnimg  in 

Ptoc  der  nrsprttngl. 

Uinge,  mindect. 
c.WldenUmdgAgenZer- 

knittem      .     .     .     . 


und  8toffela«*en  beortketU: 

I.  Pkpiere  nnr  ans  Hftdem,  mit  nicht  mehr 
all  2  pCt  Asche. 

IL  Papiere  nnr  sub  Hadern  mit  Zasatc  von 
CellnlMe,  Strohttoff,  Esputo,  ftber  ftei  Ton  Holi- 
Bchliff*),  mit  nicht  mehr  tle  b  pCt.  Asche. 

in.  Papiere  von  beliebiger  StofFinaammen- 
MttQsg,  jedoch  ohne  Zusatz  von  Eoliachliff,  mit 
weniger  als  l&pCt.  Asche. 

17.  Papiere  von  beliebiger  Stafineammen- 
letiting  nnd  mit  beliebigem  Aschengehalt. 

Jedes  Papier  moss  lelmfeat  nnd  ohne 
freie  Sinre  sein. 

Ein  Papier,  welches  nicht  gleicbieitig  die  in 
dner  TerGcalntalte  unter  a  nnd  b  angefOhirtei) 
FestigkeitBiahun  besitit,  gebort  in  eine  tiefere 


Clasae.  Wenn  i.  B.  ein  Papier  bei  6000  m  Bein- 
Ifinge  nur  3  pCt.  Dehnnns  aufweist ,  so  gehOrt 
es  m  Cläsce  8,  nicht  in  Classe  S, 

Der  Kegel  nach  soll  allerding*  auch  die 
Nnmmei  des  „Widerstandes  gegen  Zerknittern" 
der   unter   der  entoprechenden  Glasse  angege- 


uigeseheu  weiden. 

Terwendnng  der  Papierclaisen.  Ale 
Anhalt  für  die  Beamten,  welche  Liefemngen 
von  Papier  in  bestimmten  Gebraachsi wecken 
anainscnreiben  haben,  dienen  die  folgenden 
Normen : 

Gassen  nnd  StoQiasammenaetBnDgen  bei  der 
Anawahl  von  Papier: 

1.  Pfir  besonders  wichtige  nnd  auf  eine  lange 
Anfbewahrnngsdaner  berechnete  Urkunden: 
Festdgkeilsclasse  1,  Stoffclasse  I. 

2.  Fflr  Urknoden,  Standesamtsregister,  Qe- 
achiftvbflcber  u.  s.  w. 

a)  erste  Sorte:  Gl.  S;  StolbsaamioenBetinng  I. 

b)  zweite    „       ,,  8;  nnd  „  IL 
8.  FOr  das  m  danemder  Aufbewahmng  he- 

atimmte  Actenpapier: 

a)  fflr  Canzlei-,  Hnndir-,  Brief-  n.  dgl.  Papier: 

Clatse  3,  Btoffiusammensetzong  11. 

b)  fflr  Conceptpapier :  Classe  4;  Stofbnsam- 

menietinng  II. 

4.  FOr  Papiere,  welche  flir  den  gewöhnlichen 

Oebraooh  besümmt  sind  nnd  nnr  einige  Jahre 

in  Acten  etc.  aufbewahrt  werden  iollen: 

a)  für  Canilei-,  Hnndir-,  Brief-  n.  dgL  Papier : 

Claase  3;  Stofiiniammensetziing  m. 


624 


i>)  für  Conceptpapiet:  Classe  4;  StofFznsam- 
mensetzung  III. 

5.  FQr  Briefnmscblftge,  Packpapier  n.  dgL  und 
zurar: 

a)  für. erste  Sorte:  Clasae  3;  Stofizusammen- 
,  Setzung  IL   . 

b)  fir  zweite  Sorte:  Classe  5;  Stoffznsanimen- 

setzQDg  III. 

6.  Für  Papiere,   welche   ze  uortergeordodteD 
Zwecken  im  täglichen  Verkehr  verwendet  wer- 

.  neu  solleD,  und  für  welche  Ansprüche  auf  Dauer- 
haftigkeit nicht  gemacht  werden,  kann  die  Stoff- 
zusammensetzung  IV  ohne  besoudete  Bfloksieht 
auf  eine  Classe  gewählt  werden. 


physiologischen  W^rth  beider  Korper  gedenkt 
Verfasser  in  Gemeinschaft  mit  Dr.  Wolfenden 
Näheres  zu  yerÖffentlichen,  einstweilen  theilt 
derselbe  mit,  dass  in  vieler  Beziehung  eine 
Uebereinstimmung  stattfände  zwischen  den 
Proteiden  des  I^apains  und  des  Abrins. 

Amer.  Journ,  of  Pharm.  X,  1887^ 


PharmakognostiBches. 

Aristolochia  reticulata.  FergiMon 
isolirte  aus  dieser  Pflanze  ein  Alkaloid,  wel- 
ches er  Aristolochin  nennt;  dasselbe  ist 
geruchlos  und  schmeckt  sehr  bitter;  es  ist 
Tielleicht  identisch  mit  dem  von  Chevallier 
aus  der  Serpentaria  dargestellten  Körper. 
Ausserdem  enthält  die  Pflanze  ein  eigen- 
thümliches  ätherisches  Oel  von  campher- 
artigem  Geschmack. 

Abrus  precatorius,  Jequirity. 
In  den  ^Pi'oceed.  of  the  Royal  Society*  be- 
richtet Sidney  Martm  über  den  giftigen  Kör- 
per der  «lequirity- Samen.  Derselbe,  zuerst 
A  b  r  i  n  genannt,  besteht  aus  einem  Gemisch 
von  Proteiden,  welche  Martin  in  Globulin 
und  Albumose  schied,  und  zwar  bestimmte 
er  die  Körper  als  vegetabilisches  Paraglobulin 
und  a  *  Phytalbuminose.  Letztere  ist  sowohl 
mit  der  Deutero-Albumose.  von  JOiAfie  und 
Chiäenden  als  such  mit  der  im  Papai'n  vor- 
kommenden a-Phytalbuminose.     lieber  den 


Herrichtung  diekblftttriger 
Oewächse  fitkr  das  Herbarium. 

Zwei  Methoden,  Crassulaceen  oder  über- 
haupt chlorophyllreiche  Pflanzen  zu  prSpa- 
riren,  bat  SchlcUterer  (Botan.  Verein  Prei- 
I  bürg)  erprobt  und  haben  beide  sowohl  in 
i  Bezug  auf  Schnelligkeit,,  als  auch  auf  £r- 
;  haltung  der  Farbe  die  besten  Besultate  er- 
I  geben :, 

1.  Man  übergiesse  die  ganze  Pflanze  mit 
siedendem  Wasser ,  nehme  sie  sofort  wieder 
heraus  und  nachdem  das  Wasser  abgelaufen, 
lege  man  sie  sofort  ein  und  trockne  sie  ent- 
weder an  der  Sonne  oder ,  was  besser  ist ,  in 
einem  massig  geheizten  Ofen  unter  mittel- 
starkemi  Di^ücke  (z.  B.  einer  Drahtpresse.) 

2.  Man  bringe  die  Pflanzen  in  einen 
einigermaassen  luftdicht  abschliessbaren 
Baum  (z.  B.  eine  alte  Botanisirbüchse)  und 
zünde  in  demselben  Schwefel  (am  beaten  sog. 
Schwefelblumen)  an.  Nach  etwa  einer  halben 
Stunde  sind  die  Pflanzen  zum  Trocknen  bereit 
und  können  nun  wie  bei  1.  behandelt  werden. 

Mit  Anwendung  der  Ofenwärme  sind  auf 
diese  Weise  viele.  Pflanzen  binnen  einer 
Stunde  herbarfUhig  gemacht. 


— 0«— 


r\y^^*-„J"\^'^^^f\^  v^    .'\.^'- 


Offene  Corregpondenz. 


Apoth,  B.  in  W.  Natrium  sulfoben- 
feoioum  soll  in  0,4  bis  O,öproc.  L<teung  ein  sehr 
gutes  Mittel  für  antiseptische  Verbinde  abgeben. 

H.  Z.  in  0.  Für  Ihre  Zwecke  wird  eine  Fil- 
tration des  Wassers  durch  Saud  und  Eies  wahr- 
scheinlich genügen,  verel.  Sie  über  Filtration 
auch  Pharm.  Centralh   27 ^  546. 

Apoth,  J«  T«  in  0«     Das  Übersandte  Plakat- 

Sapier  ist  mit  einem  Lack  gefirnisst,  welcher 
urch  das  betreffende  Papier  so  durchgeschlagen 
ist,  dass  dasselbe  durchscheinend  und  wie  ge- 
fettet aussieht.  Nach  Angabe  eines  Fabrikanten 
ist  der  hierbei  verwendete  Lack  Copallack,  wel- 
chem man  Harze  zugesetzt  hat.  die  ein  Weich- 
bleiben des  Bückstandes  veranlassen.  Welche 
Harze  und  in  welcher  Menge  man  dieselben 
verwendet,   wollte  der  Fabrikant  jedoch  nicht 


sagen,  wahrscheinlich  Weichhane  wie  Elend 
und  dergjL 

G«  inu*  V,  Bunaen  verwendete  ursprünglich 
als  Unterlage  für  die  Jodid-,  Oxyd-  und  SSfid- 
Beschl&ge  PorzeUansehälchen  oder  unglasirte 
Porzellanplatten.  Die  neuerdings  zu  gleichem 
Zwecke  verwendeten  ^.Piaster  of  Paris*'- 
Täfe leben  sind  Gypstfif eichen,  einfach 
herstellbar  durch  Ausgiessen  von  Gjpabrei  auf 
geölte  Glasplatten  und  Erh&rtenlasaen. 

Antwort  auf  die  in  Nr.  47  gesteQte  An- 
frage. Photoxylin  von  Mann  ist  zu  baben 
bei  der  „Russischen  Pharmaceutischen  Handels- 
gesellschaft' in  St.  Petersburg  und  bei  JStoU 
d;  Schmidt,  Droguenhandlung'*  in  St  Peters- 
burg; femer  liefert  Photoxylin  die  Firma  Karl 
Fr.  TÖUner  in  Oldenburg. 


Verleger  und  Terantwortlielier  Redaetenr  Dr.  S»  <}elsiler  ia  Dragdea. 

Im  Bnohbaadel  durch  Julius  Sprlufer,  Berlin  H.,  If oub^ ouplftta  t. 

Druck  der  KSalcl.  Hefbnohdruekerel  von  0«  OL  Kelnhold  k  SOline  In  Draidea, 


Pharmaceuiische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  für  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 


Dr.  Hermann  Hager 


der  Pharmacie. 

Herausgegeben  Yon 


and 


Dr.  Ewald  Gelssler. 


Eraeheiiit  Jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  doreb  die  Post  oder  den  Bncbbandel 

fierteljAnrlieh   3  Mark.    Bei  Znsendnng  unter  Streifband  3,60  Mark.    Einielne  Kammern 

35  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit- Zeile  35  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
Anfragen»  Auftrftge,  Manuseripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  PiUnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M  51.     Berlin,  den  22.  December  1887.  ^Al  M^ll 

Der  ganzen  Folge  XXVIII.  Jahrgang. 

I  Bbalt:  CkeMle  ma4  PhAnuMle:  MittheünnffeB  am  dem  Laboratorinm  d«r  Papier-  nnd  chemiMhen  Fabrik, 
Bnfen  Dieterich  ia  Helfenberg  bei  Dresdea:  üeber  iadifferente  Elsenverblndttsgen.  —  Aqua  phoaphoriea  Haster* 
llkii.  —  BottlmmiiBf  des  Gecammtetickitoflni.  —  BeiCrilge  xu  den  Unterenebangtmetboden  dee  Lebertbrana  und 
der  PflanxenSle.  —  Ueber  die  Methoden  snr  Entdeckung  des  BanmwoIlsamenSlee  In  Oemiachen  mit  anderen 
Oelen.  —  Ceneerrimng  ven  Fleisch  nnd  Fleiacbwaaren.  —  Wann  ist  ein  Bier  saner?  ~-  Entwurf  eines  Gesetses, 
betreffend  den  Verkehr  mit  Wein.  —  Lttontar  ud  Kritik.  ^  MlieeUeai  Oeheimmittel  nnd  Kurp^iMherei.  — 
Stenoearpla.  —  Aaylflrni  ss.  ~  Ueber  Keispapier.  —  Machweis  von  Balpeteralore  im  Brunnenwasser.  —  Bereitung 

aromatischer  Wttsser.  »  Aas^lgw. 


Cliemle  und  Pliarmacle. 


Mittheilnngen   aus   dem  Labora» 
torinm  der  Papier-  und  chemischen 
Fabrik^  Engen  Dieterich  in  Helfen- 
berg bei  Dresden. 

Ueber 
iHdlfferente  Elsen yerbindangen. 

Von  Etigen  Dieierich  and  Gustao  BartheH. 

(Schluss.) 

In  unseren  Mittheilmigen ,  welche  wir  als 
,,Nachtrag''  in  der  vorigen  Nummer  dieser 
Zeitschrift  veröffentlichten,  erwähnten  wir  be- 
reits, dass  wir  in  der  Vorschrift  zu  Liquor 
Ferri  albuminati  Drees  das  Ammoniak  voll- 
ständig durch  Natronlauge  zu  ersetzen  ge- 
dächten, während  dies  in  der  in  Nr.  48  dieser 
Zeitschrift  gegebenen  Bereitungsweise  erst 
theilweise  geschehen  war.  Heute  sind  unsere 
Untersuchungen  und  Versuche  zu  einem  be- 
friedigenden Abschluss  gelangt;  wir  sind 
daher  im  Stand,  die  geplante  Veränderung, 
welche  sich  nur  auf  den  einen  erwähnten 
Punkt  erstreckt,  und  die  übrigen  Verhältnisse 
des  Verfahrens  unberührt  läset,  zu  publiöireu 
und  unserer  Vorschrift  folgende  Fassung  zu 
geben : 


3,0  Albuminis  ex  ovis  sicei 
löst  man  in 

30,0  Aquae  Ginnamomi.''') 

Anderei'seits  verdünnt  man 

12,0  Liquoris  Ferri  oxychloraü 
Ph.  G.  II 
mit 

40,0  Aquae  destillatae 
und  setzt 

12,0  Spiritus 
zu. 

Man  mischt  nun  beide  Flüssigkeiten,  fügt 
sofort 

0,75  Liquoris  Natri  caustici  Ph. 
G.  II 
hinzu  und  stellt  zurück.  Nach  mehrstündigem 
Stehen  filtrirt  man  durch  etwas  Watte  und 
wäscht  diese  mit  so  viel  Wasser  nach,  dass 
das  Gesammtgewicht 

100,0 
beträgt. 

Um  den  so  gewonnenen  Liquor  mit  dem 
Drees'schen  auch  analytisch  zu  vergleichen, 
machten  wir  die  entsprechenden  Bestimm- 


*)  In  Nr.  48  der  Centralb.  heilst  es  irrthüm- 
lich  „Aqoae  destillatae*'. 


626 


ungen.  Wir  gestatten  uns,  die  gewonnenen 
Besnltate  gemeinsam  mit  denen ,  welche  wir 
bei  Untersuchung  des  Originalpräparates  er- 
hielten, hier  anzuführen : 

Original.  Nachahmung. 

3,59  pCt.  3,55  pCt  Trockenrüekstand, 

0,68   „  0,92    „    Asche, 

0,57   „  0,60    „    Eisenoxyd, 

3,52   „  3,51    „    m.  Spiritus  ftllbar. 

Es  stimmen  diese  Zahlenreihen  so  gut 
Uberein ,  dass  man  obiger  Vorschrift  die  Be- 
rechtigung nicht  wird  versagen  können.  Ein 
darnach  gewonnener  Liquor  kommt  auch  dem 
Drees*schen  vollkommen  gleich,  sowohl  phy- 
sikalisch wie  chemisch. 

Bei  weiteren  Versuchen  fanden  wir,  dass 
man  ein  noch  weit  schöneres  Präparat  erhält, 
wenn  man  unter  Belassung  der  übrigen  Ver- 
hältnisse statt  3,0  nur 

2,5  Albuminis  ex  ovis  sicci 
nimmt. 

Die  mit  dieser  Beduction  erhaltene  Ferri- 
albuminat-Lösung  zeichnet  sich  durch  grössere 
Durchsichtigkeit  aus  und  besitzt  sonst  die 
gleichen  guten  Eigenschaften. 

Verringerten  wir  bei  Beibehaltung  der 
Eisenmenge  das  Albumin unddementsprechend 
auch  die  Natronlauge  noch  weiter,  so  erzielten 
wir  gleichfalls  klare  Lösungen  und  gelangten 
schliesslich  mit  1  pOt.  Albumin  dahin,  die 
Natronlauge  ganz  missen  zu  können.  Nur 
mussten  wir  dann  ein  Erhitzen  im  Dampf- 
bad anwenden,  um  eine  klare  Lösung  zu  be- 
kommen. Wir  erhielten  damit  jenen  Liquoi 
Fern  albuminati,  zu  welchem  wir  in  Nr.  48 
dieser  Zeitschrift  bereits  eine  Vorschrift  auf- 
gestdlt  hatten. 

Eine  vortrefOiche  Arbeit  über  denselben 
Gegenstand  von  Herrn  Ä.  Beissmann  in 
Scbnölln  durften  wir  mit  Freuden  deshalb 
begrttssen,  weil  unsere  Beobachtungen  und 
Besultate  mit  jenen  fast  durchgehends  über- 
einstimmen. Wir  kamen  nur  etwas  später 
und  erst  auf  Umwegen  dahin,  wo  sich  Herr 
Beissmann  schon  früher  beflEUid. 

Zur  Anwendung  von  Ammoniak  wurden 
wir  durch  das  in  Nr.  48  d.  Bl.  mitgetheilte 
Untersuchungsergebniss  des  Originalpräpa- 
rates veranlasst.  Die  Differenzen  im  Alkohol- 
gehalt, die  durch  Herrn  Beissmann  ebenfalls 
constatirt  werden,  bestimmten  uns,  uns  Ori- 
glmdpräparate  von  verschiedenen  Depots  zu 
beschaffen.   Dieselben  waren  äusserlich  z.  Th. 


normal,  es  befanden  sich  aber  auch  solche 
darunter,  welche  theilweise  und  andere,  die 
vollständig  gelatinirt  waren.  Da  das  Gela- 
tiniren mit  der  Zeit  eintritt,  durfte  darnach 
das  Alter  des  Präparates  bemessen  werden. 
Die  Prüfung  auf  Ammoniak  ergab  nun,  dass 
es  in  älteren  Präparaten  reichlich,  und  desto 
weniger  darin  nachgewiesen  werden  konnte, 
je  flüssiger  der  Liquor  war;  dementsprechend 
nahm  mit  dem  öelatiniren  die  Ammoniak- 
menge  zu  und  war  offenbar  von  durch  das 
Alter  des  Präparates  bedingten  Veränderungen 
abhängig. 

Wir  erhielten  femer  mit  frischem  Hühner- 
eiweiss  sehr  gute  Resultate;  wir  nahmen  fünf- 
mal so  viel  wie  trockenes. 

Die  mit  frischem  Eiweiss  hergestellten 
Ferri  -  Albuminatlösungen  zeigten  stets 
grössere  Klarheit  und  Durchsichtigkeit.  Wir 
glauben  nicht,  dass  der  Trockengehalt  des 
frischen  Albumins  so  stark  wechselt,  um 
seine  Verwendung  schwierig  erseheinen  zu 
lassen.  Ebenso  sind  wir  im  Gegensatz  zu 
Herrn  Beissnumn  der  Ansicht,  dass  man 
bei  einer  fest  normirten  Natronmenge  stehen 
bleiben  kann,  sobald  man  einen  Liq.  Ferri 
oxychlorati  anwendet,  welcher  die  Prüfung 
der  Pharmakopoe  aushält. 

Alle  diese  Fragen  sind  nebensädilich, 
nachdem  die  ausgezeichneten  Arbeiten  des 
Herrn  Reissmann*')  durch  die  von  uns  er- 
zielten Besultate  im  Princip  ihre  volle  Be- 
stätigung finden ;  es  wird  sich  deshalb  auch 
gleich  bleiben,  ob  ein  Liquor  Ferri  albu- 
minati nach  der  JßeMmtofin'schen  oder  nach 
unserer  Vorschrift  gearbeitet  wird. 


*)  In  dessen  Artikel  mnss  et  Seite  616,  2 
Spalte  18.  bis  11.  Zeile  von  unten  heissen:  »,da 
je  nach  der  Menge  freien  Alkali's  sich  mehr 
oder  weniger  leicht  Niederschläge  bilden"» 
nicht ,  wie  dort  gedruckt  ist,  „da  j  a  nach  der 
Menge  etc.  leichte  Niederschläge  etc." 

Beriehtigang. 

In  Nr.  50,  Seite  619,  2.  Spalte  unten,  letaste 
3  Zeilen  muss  es  heissen : 

,,Ein  heU  ockerbraunes j  luftbesUMiges 

Fulver  ohne  Geruch  und  schwach  eisen- 

artig  schmeckend^  Mar  löslich  in  3  Theilen 

Wasser/* 

Der  irrthünilich  hier  stehende  Absatz  ge- 
hört an  den  Schluss  des  Artikels:  „Fermm 
oxydatum  galactosaccharatum  solubile." 


627 


Aqna  phosphorica  Hasterlikü 

Da  die  AnweDdang  Ton  Phosphorleber- 
thran  mitunter  wegen  Verdauungsstörangen 
nicht  angeseigt  ist,  empfiehlt  Eseherid  die 
Aqna  phosphorica,  zu  welcher  ^os/^ItX; 
die  folgende  Vorschrift  gab : 

Bp,  Phosphori  0,01  g  solve  in 

Carbonei  snlfureti  0,26  g  adde 
Aqnae  destillatae  100,0. 

M.  D.  S.  Zweimal  täglich  einen  Thee- 
löffel  ToUzu  nehmen. 

Die  Flasche  ist  gut  TerstÖpselt  sn  halten, 
nm  ein  Verdunsten  des  Schwefelkohlenstoffs 
und  dadurch  bedingte  Ausscheidung  des 
Phospors  zu  Termeiden.  Ein  Zusatz  von  Zucker 
oder  Sjrup  als  Geschmackscorrigens  ist  zu 
vermeiden  und  nöthigenfalls  erst  vor  dem 
Einnehmen  zu  machen.  Durch  Zuckerzusatz 
wird  der  brennende  Rettiggeschmack  fast 
völlig  verdeckt.  Die  Kinder  sollen  an  dem 
unangenehmen  Geruch  keinen  Anstoss  neh- 
men und  die  Arznei  um  so  besser  nehmen, 
je  jSnger  sie  sind.  (An  Stelle  der  Bezeichnung 
Aqna  phosphorica  wäre  Aqua  pbosphorata 
richtiger  gewesen,  da  erstere  nach  unserer 
Nomenolatur  ein  Phosphorsäurewasser  be- 
zeichnet. Ref.) 

Med.  Mr.  Bunägchau  t8S7,  768, 

Gegen  das  im  Vorstehenden  genannte  Prä- 
parat „Aqua  phosphorica  Haster- 
likü" wenden  sich  Selttnann  und  Müller 
(Breslauer  ärztl.  Zeitschrift  1887,6),  indem 
sie  die  Vorschrift  als  unrationell  bezeichnen 
und  die  Anwendung  des  Präparates  der  üblen 
Eigenschaften  des  Schwefelkohlenstoffs  wegen 
widerrathen. 

Zu  gleicher  Zeit  (an  demselben  Orte)  wer- 
den die  äbrigen  Zubereitungen  des  Phosphors 
einer  Kritik  unterzogen. 

Spiritus  phosphoratus  wird  als  ganz 
unzuveriässiges,  zu  Heilzwecken  durchaus  un- 
geeignetes Präparat  bezeichnet. 

Oleum  phosphoratum  der  Pharm. 
Germ.  I,  im  Verhältniss  1 :  80  bereitet,  schei- 
det, entgegen  der  Angabe  von  Kattowitz^  Phos- 
phor aus;  es  kann  sogar  vorkommen,  dass 
Phosphoröl  keine  Spur  Phosphor  mehr  ent- 
hält. 

Selimann  verlangt  die  Aufnahme  von 
Oleum  phosphoratum  in  die  Pharm. 
Germ.  III,  jedoch  Im  Verhältniss  1  :  600  (1  g 


Phosphor  wird  in  500,0  g  Gel  unter  Erwärmen 
im  Wasserbade  allmälig  gelost.  «. 

Tharmac.  Zeitung  1887.  637. 


Bestimmang   des    Oesammtstick- 

stoffo« 

Zur  raschen  Bestimmung  des  G e s a m  mt- 
s  tick  Stoffs  (des  in  omanischer  Form,  als 
Ammoniak  und  als  Salpetersäure  vorhandenen 
Stickstoffs)  giebt  Hotueau  ein  neues  Ver- 
fahren an.  Dasselbe  beruht  auf  dem  Um- 
stände, dass  alle  Stickstoff- haltigen  Körper 
beim  Glühen  mit  einem  Gemenge  von  Na- 
triumacetat,  Natriumthiosulfat  und  Natron- 
kalk in  Ammoniak  übergeführt  werden.  Das 
Gemisch  von  Acetat  und  Thiosulfat  wird 
hergestellt  durch  Schmelzen  von  gleichen 
Gewichtstheilen  Natriumacetat  und  Natrium- 
thiosulfat in  ihrem  Krystallwasser  im  Wasser- 
bad ;  nach  dem  Erkalten  wird  gepulvert  und 
das  Gemisch  für  einige  Tage  in  gut  ver- 
schlossenen Glasgefössen  aufbewahrt.  Wird 
die  Gegenwart  von  Ammoniak  in  den  be- 
treffenden Salzen  vermuthet,  so  wird  dem 
geschmolzenen  Salzgemisch  etwas  festes  Aetz- 
kali  zugesetzt.  Die  Bestimmung  des  Stick- 
stoffs geschieht  in  folgender  Weise :  In  das 
an  einem  Ende  zugeschmolzene  Verbrenn- 
ungsrohr (von  Glas  oder  Eisen)  werden  3,0  g 
des  mit  2,0  g  Natronkalk  (grob  gepulvert) 
gemischten  Salzgemisches  von  Acetat  und 
Thiosulfat  gefüllt,  darauf  eine  einige  Centi- 
meter  lange  Schicht  Natronkalk  gegeben. 
Hierauf  folgt  die  Substanz  (von  Stickstoff- 
reichen Stoffen  ungefähr  0,6  g,  von  Acker- 
erde 10,0  bis  26,0  g),  feinst  gepulvert  (und 
über  Schwefelsäure  getrocknet)  und  mit  10,0g 
des  obengenannten  Salzgemisches  und  10,0  g 
Natronkalk  innigst  vermengt.  Die  weitere 
Füllung  des  Rohres  geschieht  mit  Natronkalk, 
schliesslich  folgt  ein  Bäuschchen  Glaswolle 
oder  Asbest.  Die  Verbrennung  geschieht  in 
bekannter  Weise  von  vom  nach  hinten.  Die 
am  hinteren  Ende  befindliche  Menge  des 
Salzgemisches  entwickelt  ungefthr  200  ccm 
indifferentes  Gas. 

Das  entwickelte  Ammoniakgas  wird  in 
einem  mit  Wasser  beschickten  WilVBchen 
Absorptionsapparat  aufgefangen,  dessen  Was- 
ser durch  einige  Tropfen  Lackmus  gefärbt 
ist.  Das  Ammoniak  wird  während  der  Ver- 
brennung in  dem  Maasse,  wie  es  auftritt,  in 
dem    TTiZT sehen    Absorptionsapparat   selbat 


628 


titrirty  zu  welchem  Zwecke  das  gewöhnlich 
schräg  yerlaufende  offene  Ende  desselhen 
etwas  nach  oben  gebogen  worden  ist.'^) 

Die  Vermischung  des  ammoniakalischen 
Wassers  mit  der  zulaufenden  titrirten  Säure 
geschieht  von  selbst  durch  die  Schwankungen 
der  Torgeschlagenen  Flfissigkeit. 

Es  empfiehlt  sich  die  Säure  so  einzustellen, 
dass  1  ccm  0,01  g  Stickstoff  entspricht,  um 
weitere  Rechnung  zu  vermeideki.  Für  tech- 
nische Zwecke  soll  es  genügen,  den  Kugel- 
apparat durch  ein  einfaches  gebogenes  Rohr 
zu  ersetzen,  das  in  ein  offenes  Gefass  mit 
Wasser  eintaucht.  Der  Verlust  an  Ammo- 
niak soll  Temachlässigt  werden  können. 

Eine  Person  soll  Tier  derartige  Bestimm- 
ungen zu  gleicher  Zeit  beaufsichtigen  und 
ausführen  können. 

Folgende  Zahlenangaben  dienen  zur  Be- 
urtheilung  der  Genauigkeit  der  Methode : 

Stickstoff  in  Procenten 
gefunden:  berechnet: 
Reines  Natriumnitrat   .     16,4  16,47 

Gemisch    von   Eiweiss, 

Natriumnitrat      und 

Ammoniumchlorid    .     16,4  16,77 

Durch  Bulletin  de  la  soc.  royaU  de  ph. 
8.  d.  BruxeUes  1867,  308. 


Beiträge  zu  den  üntersachiings- 

methoden    des   Leberthrans   und 

der  Pflanzenöle. 

Die  Schwierigkeit,  einen  Leberthran  auf 
etwaige  Verfälschungen  mit  Pflanzenölen  zu 
prüfen,  Tcranlassten  Prof.  Salkoivski  dazu, 
aufs  Neue  eine  Anzahl  Ton  Methoden,  welche 
zum  Nachweis  von  Pflanzenölen  dienen 
können,  zu  prüfen. 

I.  Bestimmung  des  Erstarrungs- 
punktes und  Schmelzpunktes. 

Der  Erstarrungspunkt  des  Leberthrans  liegt 
ziemlich  tief,  aber  bei  den  yerschiedenen  un- 
zweifelhaft echten  Sorten  zeigten  sich  ausser- 
ordentliche Unterschiede.  Während  einzelne 
Thrane  erst  bei  — 15<*  C.  fest  wurden,  er- 
starrten andere  schon  bei  0^  und  eben  so 
grosse  Unterschiede  zeigten  sich  bei  der  Be- 
stimmung des  Schmelzpunktes,  welcher  bei  5 
bei  oder  über  0»,  bei  6  Sorten  unter  0»  lag. 


*)  Zn  diesem  Zwecke  wird  das  offene  Ende 
desselben  etwas  weiter  constrairt  werden  müs- 
sen, als  es  bisher  meistens  üblich  war.    Bef 


Ausserdem  erwies  sich ,  wie  dies  ja  bei  der 
Bestimmung  der  Schmelzpunkte,  besonders 
deijenigen  der  Fette,  häufig  beobachtet  wird, 
dass  die  Zeit  der  Einwirkung  von  ausser- 
ordentlichem Einflttss  auf  die  Erstarrnngs- 
temperatur  ist;  ein  Leberthran,  der  als 
flüssig  bei  — 15  ^  C.  angegeben  wurde  and  sich 
auch  in  der  That  bei  — 15^  C.  demonstriren 
Hess,  erstarrte  schon  bei  —  4^0.,  wenn  diese 
Temperatur  stundenlang  einwirkte.  Man 
muss  also  entweder  den  definitiTen 
Aggregatzustand  herbeiführen,  oder  ausser 
dem  Temperaturgrade  auch  die  Zeit  an- 
geben, während  welcher  die  betreffende  Tem- 
peratur einwirkte,  besser  noch  die  Zeit, 
während  welcher  das  Oel  selbst  die  betreffende 
Temperatur  zeigte.  Trotz  dieser  Hindemisse 
sind  einzelne  Oele,  wie  Palmöl,  Cocosnussöl, 
Palmkemöl,  wenn  dieselben  in  Mengen  von 
etwa  20pCt.  zugesetzt  sind,  an  der  schnellen 
Erstarrung  des  Leberthrans  bei  0^  zu  er- 
kennen. SaUcowski  glaubt  den  Unt-ersehied, 
welchen  die  Terschiedenen  Leberthrane  bei 
ihrer  Erstarrung  zeigen,  darauf  zurückführen 
zu  sollen,  dass  bei  einzelnen  Thranen  bereits 
die  schwerer  schmelzbaren  Antheile  durch 
Abkühlen  abgeschieden  sind,  bevor  sie  in 
den  Handel  gelangen. 

IL   Anwendung  der  Reichert- 
Meissl  -  Methode. 

Im  Durchschnitt  wurde  die  Beicheri'nche 
Zahl  bei  den  Leberthranen  nach  Abrechnung 
der  Correctur  von  0,2  (für  den  Indicator)  zu 
0,1  bis  0,2  (auf  5  g)  gefunden.  Für  die 
meisten  fetten  Oele  wurden  wenig  höhere 
Zahlen  gefunden,  nur  für  Cocosnussöl  und 
Palmkemöl  wurden  7,28  und  3,48  gefunden. 
Nur  die  beiden  letzteren  Oele  dürften  daher 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit,  und  zwar 
nur  in  grösseren  Mengen,  im  Thran  anf- 
zufinden  sein.  Wie  unsicher  übrigens  die 
Reichert -MeissVache  Methode  für  den  Nach- 
weis geringer  fremder  Fettmengen  ist,  hat 
auch  Schweissinger  (Pharm.  Centralh.  1887, 
Nr.  26)  nachgewiesen. 

UI.    Die  Reaction  mit  Schwefel- 
säure-Phytosteringehalt. 

Die  Probe  wird  zweckmässig  in  zwei  Formen 
angestellt ,  einerseits ,  indem  man  zu  Leber- 
thran im  Uhrglas  direct  Schwefelsänre  zu- 
fliessen  lässt,  andererseits,  indem  man  einige 
Tropfen    Leberthran    in    Chloroform    löst, 


fi29 


Sobwefelsiiure  xnfiieMen  llstt  and  tehütteh. 
Die  Frage ,  welcher  Körper  die  charakte- 
ristische B 1  a  Q  f^hnDg  Teranlassep  wird  dahin 
entschieden,  dass  dies  nicht  das  Cholesterin 
•ei  9  von  welchem  die  Thrane  etwa  0,3  pCt. 
enthalten,  anch  nicht  ein  Gallenfarbstoff, 
Tielmehr  ein  Körper,  der  su  den  Ton  W.  Kühne 
näher  stndirten  Lipochromen  gehört.  An 
der  bekannten  Reaetion  des  Leberthrans  mit 
Schwefeisänre  sind  daher  das  Cholesterin,  die 
Fettsinren  nnd  das  Lipochrom  betheiiigt. 

Von  thierischen  Fetten  zeigen  einen  Gehalt 
an  Lipochromen  namentlich  das  Eidotterfett 
and  in  geringerem  Grade  das  B otterfett ;  den 
anderen  Fetten  fehlt  dieser  Farbstoff  ganz 
oder  fast  ganz,  von  pflanzlichen  Fetten  ist 
nach    Kühne    das    orangegefSbrbte   Palmfett 
dnrch  hohen  Gehalt  an  Lipochromen  ans- 
gezeichnet,   welche  mit  den   ans  Eidottern 
identisch    sind.      Salkoivski    bestätigt    das 
Besaitet  Kühne**.     Cholesterin  konnte  Sal- 
howM   ans    allen   nntersuchten  Oelen  dar- 
stellen, und  zwar  ans  Leinöl,  Rüböl  nnd 
Banmwollensamenöl  rein  0,15  bis  20.    Die 
nähere  Untersnchnng  ergab  aber,   dass  das 
Cholesterin    ans   Leberthran    nnd    das   ans 
Pflanzenölen  nicht  identisch   sei,   dass   das 
letztere  vielmehr  mit  dem  von  Hesse  1878 
zuerst  beschriebenen  Fhjtosterin  fiber- 
einstimme.  Das  Cholesterin  erstarrt  zu  einem 
Brei  von  Krystallblättchen ,  das  Phytosterin 
zu  bnscheliormig  gmppirten  soliden  Nadeln. 
Bei  langsamer  Ausscheidung  erscheint  das 
PhTtosterin    in    Form    schön    ausgebildeter, 
laug  gezogener  sechsseitiger  Tafeln,  was  beim 
eigentlichen  Cholesterin  nie  vorkommt.    Der 
Schmelzpunkt  des  Phytosterins  liegt  bei  132 
bis  134^,  derjenige  des  Cholesterins  bei  146<>. 
Diese  Unterschiede  sind  charakteristisch  ge- 
nug, um  den  Nachweis  von  Pflanzenfetten  in 
liCbertbran  zu  ermöglichen.    Salkoioski  ver- 
seift 10  g  Leberthran  mit  10  g  Kalibjdrat 
und  etwas  Alkohol ,  löst  mit  Wasser  zu  600 
bis  700 ,  schüttelt  mit  Aether  (500  ccm)  aus, 
flltrirt  den  Aetherauszug,  verdunstet,  reinigt 
eventuell  durch  nochmaliges  Verseifen  mit 
wenig    alkoholischer   Kalilauge    und    erhält 
dann   die  Cholesterine  ziemlich  rein.     Aus 
reinem  Leberthran  wurde  der  Schmelzpunkt 
zu  146  <*,  aus  mit  20pCt.  Pflanzenölen  ver- 
mischtem zu  139  bis  140  <*  gefunden.   Auch 
die  mikroskopische  Untersuchung  ermöglichte 
in  fast  allen  Fällen  den  Nachweis  der  Ver- 
fälschung. 


IV.   Gehalt  des  Leberthrans  an 
freien  Fettsäuren. 

Im  Einklänge  mit  Bager  stellte  Salkowdd 
fest,  dass  die  guten  Handelssorten  von  Leber« 
thran  nur  ganz  unbedeutende  Mengen  von 
Fettsäuren  entbalten.  SaJhnoski  fhnd  0,25 
bis  0,69  pCt.  an  Oelsänre  und  nur  bei  einem 
Thran  6,5  pCt.  Die  meisten  käuflichen 
Pflanzenöle  haben  höheren  Gehalt  an  Oel- 
sänre. 

Zum  Schluss  whlägtSalkowskiBh  Erweiter* 
ung  der  Eeiehert^MeissV sehen  Methode  ^oeh 
die  Bestimmung  der  flfichtigen,  aber  nicht 
in  Wasser  löslichen  Fettsäuren  vor. 
Für  CocosnnssÖl  nnd  Palmöl  ergeben  sieh  da 
ziemlich  hohe  Zahlen.  Man  verfährt  in  der 
Weise,  dass  man  das  Destillat  auf  10  bis  12  ^ 
abkühlt,  die  nicht  gelösten  Fettsäuren  auf 
einem  Filter  sammelt,  mit  Wasser  nachwäscht, 
darauf  in  Alkohol  löst  und  titrirt.  Was  dieser 
Methode  entgegensteht,  ist  der  Umstand,  dasa 
bei  einmaligem  Ueberdestilliren  von  110  ccm 
nur  ein  Theil  der  flfichtigen,  unlöslichen 
Fettsäuren  übergeht,  dass  man  die  Destillation 
daher  mehrmals  wiederholen  muss,  um  ein 
genaues  Besultat  zu  erhalten.  ^os — 

Zeitschr.  f,  anal  Chem.  1687,  657. 


üeber  die  Methoden  zur  Ent- 
deckung des  Baumwollsamenöles 
in  Gemischen  mit  anderen  Oelen. 

Eine  Commission,  gebildet  aus  St.  Cannüf'^ 
earOy  F.  Sestini^  T,  Brugnatelli,  P.  Tassmari 
G.  Del  Torre  und  präsidirt  von  St.  Cannüf- 
jsaro,  prüfte  im  Auftrage  des  italienischen 
Finanzministeriums  die  Methode  von  E.  Bechi 
zur  Auffindung  des  Cottonöles  in  Oelgemi« 
sehen.  Die  Scblässe  jener  Commission  waren 
die  folgenden.  Die  beiden  Beagentien  sind 
zu  bereiten  einerseits  aus  1  g  salpetersaurem 
Silber,  200  ccm  Aethylalkohol  von  98  pCt.,. 
40  ccm.  Aethyläther  und  0,1  g  Salpetersäure 
(HNOs),  andererseits  aus  100  ccm  Amylal- 
kohol und  15  g  gereinigtem  Kohlsaat-(Colza-) 
Oele.  Die  zu  untersuchenden  Oele  mfissen 
klar  flltrirt  werden.  Zur  Anstellung  der 
Prüfung  versetzt  man  10  ccm  des  fraglichen 
Oeles  mit  1  ccm  der  Silberlösung  und  100- 
ccm  des  Colzaöl  •  Amjlalkoholgemisches , 
mischt  gut  und  theilt  in  zwei  etwa  gleiche 
Portionen.  Die  eine  erhitzt  man  eine^Yiertel- 
stnnde  lang  auf  100^  und  vergleicht  sie  als- 
dann mit  der  anderen  rücksichtlich  der  Färb- 


638 


ung.  Alle  in  dieser  Weise  von  der  Rommis- 
eion  geprüften  Olivenöle  ergaben  keine  Farben- 
Verilnderang«  alle  Cottonöle  worden  intensiv 
rothbrann.  Cottonöl,  anefa  solches,  welches 
«peciell  zar  Vermischnng  mit  Olivenöl  £abri- 
cirt  worden  war,  Hess  sich  mit  dieser  Methode 
in  Menge  von  nicht  unter  10  pCt.  xiemlich 
gat,  in  solchen  von  15  pCt.  sicher  entdecken. 
Eine  kleine  Abweichung  in  der  Darstellung 
des  Silberreagens,  namentlich  bez.  der  Menge 
der  Salpetersäure,  oder  die  Untersuchung 
nicht  völlig  klarer  Oele  führt  zu  Irrthfimem. 
Ein  zu  wenig  saures  Reagens  kann  auch  mit 
reinem  Olivenöle  die  rothbraune  Färbung 
liefern ;  zu  viel  Säure  schwächt  die  Reaction 
Cottonöl  enthaltender  Gemische  ab.  Glycerin 
oder  freie  Fettsäuren  enthaltendes  Olivenöl 
gestattet  keine  sichere  Prüfung. 

Ein  mit  Ameisensäure  versetztes  Olivenöl 
giebt  die  Cottonölreaction.  Die  Commission 
erachtet,  dass  bei  dem  gegenwärtigen  Stande 
der  Oelindustrie  die  besprochene  Reaction 
ihren  Zweck  erfülle ,  dass  sich  dies  aber  mit 
der  Zeit  ändern  könne,  und  daher  auch  die 
anderen  üblichen  Oeluntersuchungsmethoden 
zu  Rathe  zu  ziehen  seien,  welche  H.  Del 
Torre  in  einem  den  Commissionsbeschlüssen 
beigefügten  Berichte  über  die  von  ihm  aus- 
geführten Untersuchungen  bespricht.  In 
lezterem  ist  gleichzeitig  sehr  reichhaltiges 
Belegmaterial  für  obige  Beschlüsse  enthalten. 
Es  wurden  n.  A.  in  40  Olivenölen  verschie- 
dener Provenienz  und  Bereitung  (darunter 
auch  Oelo  erster  Pressung,  ferner  aus  mit 
Seewasser  conservirten,  aus  frischen  und  ge- 
gohrenen  Oliven,  aus  den  Kernen  mit  Aether 
ausgezogene  Oele  etc.)  die  Jodzahl  (HÜbl), 
die  Bromzahl  {Levallois),  die  Temperaturer- 
höhung beim  Mischen  mit  Schwefelsäure  von 
66o  B  (Maumene),  die  Dichte-  und  die  Arä- 
metergrade  nach  Pinchon  bei  10^,  15®,  20^ 
und  30^  sowie  die  Dichte  bei  100»,  der  Per- 
forationswiderstand bei  —  190  nach  Serra- 
Carpi  (C.-Bl.  87.  999)  etc.  bestimmt.  Das 
Gleiche  geschah  bei  Cottonöl  und  anderen 
Samenölen  verschiedener  Qualität,  sowie  bei 
Gemischen  von  Olivenöl  mit  Cottonöl. 

Chem.  Centr.-Bl,  1887,  Nr.  48, 


Gonserviruag  von  Fleisch   und 
Fleischwaaren. 

In    einem   vor  der   6.   Versammlung   des 
Vereins  bayr.  analyt.  Chemiker  gehaltenen 


Vortrage  gab  Prof.  Dr.  Herrn.  Kaemmerer 
zunächst  dem  Bedauern  Änsdmek,  dan, 
während  auf  allen  Zweigen  der  Nafarnngs* 
mittelchemie  die  regste  Arbeit  herrscht ,  das 
Fleisch  und  die  Fleisch waaren  völlig  ver- 
nachlässigt worden  sind.  Ansseir  dem  Nach* 
weis  des  Fuchsins  und  der  Bestimmung  des 
Stärkemehles  ist  kaum  etwas  zu  verzeichnen, 
was  zur  Beurtheilung  von  Fleisch  gethan 
wäre.  Besonders  die  Conservirungsmethoden, 
die  für  Fleisch  angewendet  werden,  ent- 
sprechen gar  nicht  den  Grundsätzen ,  welche 
die  Chemie  bisher  im  Verein  mit  der  Hygiene 
aufgestellt  hat. 

Kaemmerer  stellt  folgende  Grundsätze  auf 
für  die  an  jede  Conservirungsmethode  zu 
stellenden  Anforderungen: 

1.  Der  Nährwerth  des  Fleisches  oder  des 
FUischfabrikates  darf  durch  den  Einflnss  der 
Conservirungsmethode  nicht  oder  nicht  wesent- 
lich abgemindert  werden,  und  es  muss 

2.  die  leichte  Verdaulichkeit  derselben 
möglichst  erhalten  bleiben. 

3.  Sollte  kein  fremder,  jedenfalls  kein  der 
menschlichen  Gesundheit  schädlicherBestand- 
theil  oder  doch  ein  solcher  nur  in  unscfaSd* 
liehen  Quantitäten  durch  die  Conservirungs- 
methode in  das  Fleisch  gelangen,  und 

4.  während  eines  entsprechenden  Zeit- 
raumes der  Eintritt  der  Fäulniss  und  ihrer 
giftigen  Wirkung  auf  den  menschlichen  Or- 
ganismus sicher  verhütet  werden. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  geleitet,  glaubt 
Kaemmerer  die  verschiedenen,  bekannt  ge- 
wordenen Conservirungsmethoden  klassifi- 
ciren  zu  sollen  in 

I.  Methoden,  welche  die  Conservirung  des 
Fleisches  im  frischen  Zustande,  ohne  Zu- 
führung fremder  Ingredienzien  in  die  Fleiseh- 
masse,  erstreben  resp.  bewirken. 

II.  Methoden,  welche  die  Conservirung  des 
Fleisches  im  frischen  Zustande  mit  Hülfe 
eines  fremden  Körpers,  gewöhnlich  eines  in  das 
Fleisch  gelangenden  Antisepticums,  erzielen. 

III.  Methoden  der  Conservirung  des  Flei- 
sches durch  alleinige  Wasserentziehung  auf 
trockenem  Wege. 

IV.  Methoden  der  Conservirung  durch 
Wasserentziehung  auf  nassem  Wege  unter 
Anwendung  von  chemischen  Mitteln,  welche 
dabei  in  die  Fleischmasse  eingehen,  unier 
Verlust  werthvoller  Nährbestandtheile  des 
Fleisches,  auch  durch  ganzes  oder  theilweises 
Garkochen  desselben« 


631 


V.  CoDserrirung  durch  AoBtroekonng  und 
Imprägniren  mit  antiseptisch  wirkenden  Stof- 
fen ohne  Enteiehong  von  werthvoUen  Beetaad- 
Iheilen  des  Fleisches  (Räuchern). 
-  VI.  ConserviruDg  durch  Entziehen  von 
Wasser  auf  nassem  Wege,  verbunden  mit 
Terlust  von  werthy ollen  Nährbestandtheilen 
€lea  Fleisches,  und  nach  heriges  massiges 
Trocknen  und  Imprägnation  mit  antiseptisch 
wirkenden  Dämpfen  (Salzen  und  Räuchern). 

VIT.  Besondere  Methoden  und  Combina- 
tionen  mehrerer  der  Torhergeh enden. 

Eine  der  besten  Methoden  bleibt,  die  Con- 
eerrirung  durch  Kälte,  welche  besonders  dem 
Handel  von  Fleisch  aus  den  aussereuropä- 
ischen  Landern  grosse  Dienste  leistet. 

Vollständig  verwirft  Kaemmerer  diejenigen 
Methoden,  welche  auf  der  Anwendung  von 
Borsäure ,  Gljcerin  ,'  Salicylsäure ,  doppelt- 
sehwefligsaures  Calcium  und  Natrium,  schwef- 
lige Säure,  Holztheer  und  ähnlichen  Sub- 
stanzen beruhen,  die  wir  bei  andern  Nahrungs- 
mitteln verwerfen.  Kaemmerer  glaubt ,  dass 
ans  der  Bestimmung  der  freien  Säure  sowie 
auch  des  specifischen  Gewicht  des  Fleisches 
(der  Würste)  Schlüsse  auf  die  Güte  derWaare 
gezogen  werden  können ;  es  sind  jedoch  noch 
zu  wenig  Untersuchungen  gemacht,  um  ge- 
nugende Anhaltspunkte  zu  gewinnen.  Der 
Vortragende  fordert  die  Chemiker  und  Aerzte 
dringend  auf,  an  der  Ausarbeitung  der  Me- 
thoden zur  Prüfung  des  Fleisches  mitzuarbei- 
ten, ein  ebenso  grosses  chemisches,  wie  auch 
bacteriologisches  Gebiet  liegt  hier  noch  un- 
bebaut.   Q$ — 


Wann  ist  ein  Bier  saner? 

Ueber  diese  wichtige  Frage  hatten  auf  der 
^VI.  Versammlung  der  freien  Vereinigung 
bayerischer  Vertreter  der  angewandten  Che- 
mie'' X.  ^u&r^  -  München  und  H,  Vogel- 
Memmingen  das  Referat  übernommen.  Wir 
geben  aus  dem  nunmehr  erschienenen  Bericht 
folgendes. 

Ein  gewisser  Säuregehalt  des  Bieres  ausser 
der  vorhandenen  Kohlensäure  gehört  bekannt- 
lich zum  Wesen  desselben.  Als  Ausdruck 
für  die  Menge  der  freien  Säure  eines  Bieres 
überhaupt  wird  die  zur  Neutralisation  ge- 
brauchte Menge  Alkali  angenommen  und 
zwar  die  Anzahl  Cubikcentimeter  einer  Nor- 
mallösung des  Alkalis  für  100  g  Bier  und 
al8Acidität(Sänregrad)  des  Bieres  bezeichnet. 


Gewöhnlich  nimmt  man,  und  zwar  mÜ 
einiger  Begründung,  an,  dass  die  Milchsäortf 
unter  den  organischen  Säuren  vorherrschend 
im  Biete  vertreten  sei  und  man  pflegt  daher 
auch  den  Säuregrad  in  Procenten  Milchsäure 
auszudrücken.  Ausser  der  Milchsäure  sind 
auch  noch  andere  organische  Säuren  in  ge- 
ringer Menge  bei  der  Säurebildung  vertreten. 

Bier  ist  ein  Produet,  welches,  nachdem  es 
alle  Stadien  der  Fabrikation  durchgemacht 
hat,  sich  noch  immer  verändert,  indem  es 
stärker  vergährt,  an  Alkohol  und  Kohlensäure 
reicher  wird.  Ist  die  vergährbare  Substanz 
bis  auf  einen  kleinen  Rest  aufgebraucht,  als- 
dann ist  Gefahr  vorhanden,  dass  an  Stelle  der 
alkoholischen  Gährung  rasch  fortschreitende 
Säuerung  tritt.  Wenn  es  auch  schwer  er- 
scheint, für  die  Biere  eine  Grenze  als  Maass- 
stab  zur  Beurtheilung  des  Säuregrades  zu 
ziehen,  dürfte  dennoch  die  Thatsache,  dass 
mit  der  Säuerung  auch  das  Auftreten  von 
Säurebacterien  in  grösserer  Menge  und  nicht 
etwa  vereinzelt,  wie  sie  auch  in  Absätzen  ge- 
sunder Biere  gefunden  werden  können ,  ver- 
bunden ist ,  die  Feststellung  des  Verdorben- 
seins  durch  Säure  erleichtem.  Es  giebt  zwei 
Gruppen  saurer  Biere,  milchsaure  und  essig^ 
saure.  Die  Gesammtacidität  wird  immer  einen 
guten  Maassstab  für  Beurtheilung  der  Acidität 
eines  Bieres  abgeben.  Nach  den  bisherigen 
Erfahrungen  sind  Biere,  deren  Gesammt- 
Säuregrad  höher  als  entsprechend  3  ccm  Nor- 
malalkali zur  Neutralisation  von  100  ccm 
Bier,  äusserst  selten  und  zeichnen  sich  solche 
dann  schon  durch  einen  sehr  sauren  Ge- 
schmack aus. 

Schliesslich  wurden  von  der  Versammlung 
folgende  drei  Sätze  angenommen : 

1.  Im  Allgemeinen  ist  für  untergährige 
Braunbiere  die  in  den  Vereinbarungen  festge- 
setzte Grenze  für  die  Gesammtsäure  mit  3  ccm 
etc.  aufrecht  zu  erhalten. 

2.  Jedes  Bier,  welches  durch  einen  auf- 
fallend schlechten  und  sauren  Geschmack 
sich  auszeichnet,  dessen  Acidität  3  ccm  Nor- 
malalkali überschreitet  und  in  dessen  Absatz 
und  suspendirt  sich  gegenüber  der  Hefe  vor- 
tretend Säurebacterien  nachweisen  lassen,  ist 
als  sauer  zu  bezeichnen. 

3.  Jedes  Bier,  dessen  Gesammtacidität  die 
nach  den  Vereinbarungen  gesetzte  Grenze 
nicht  überschreitet,  das  aber  grössere  Mengen 
von  Essigsäure  enthält,  ist  als  sauer  zu  be- 
zeichnen ,  wenn  die  Menge  der  letzteren  aus 


632 


100  ccm  Bier  melir  als  1  ccm  i/io  Normal- 
natron  zor  Neatralisatioo  erfordert. 

Das  Referat  erstreckte  sich  auch  auf  die 
Frage,  ^ob  hefetrübes  Bier  im  Verkehr 
Bulässig  sei,"  und  es  wurden  schliesslich 
die  folgenden  Sätze  angenommen : 

I.  Biere,  welche  wenig  Tergohren  sind, 
müssen  für  den  G^enuss  vollkommen  klar  sein, 
d.  h.  es  darf  Hefe  nicht  in  staubiger  Suspension 
darin  vorhanden  sein. 

n.  Gut  vergeh rene  Biere  mit  mindestens 
48  pCt.  wirklicher  Vergährung  und  von  sonst 
normaler  Beschaffenheit  sind  mit  einem 
leichten  Hefeschleier  noch  für  den  Gennss  zu- 
lässig, doch  darf  letzterer  nicht  so  stark  sein, 
dass  sich  bei  24  stündigem  Stehen  bei  Zimmer- 
temperatur merklich  Hefe  absetzt. 

III.  Als  verdorben  sind  hefetrübe  Biere 
dann  zu  betrachten ,  wenn  neben  den  Hefe- 
arten noch  Bacterien  in  reichlicher  Menge 
sich  vorfinden  und  wenn  die  chemische  Unter- 
suchung Anhaltspunkte  für  fortgeschrittene 
Zersetzung  giebt,  wenn  zugleich  auch  der 
Geschmack  ein  schlechter  ist.  —  os— 


Entwurf  eines  Gesetzes, 
betreffend  den  Verkehr  mit  Wein. 

§1. 

Die  nachbezeicbneten  Stoffe,  nämlich: 

BarynxnverbinduDgen, 

metallisches  Blei  oder  BleiverbinduDgen, 

Glycerin, 

Kenn  es  beeren, 

Ma^o  esinm  Verbindungen, 

Salicylsäure, 

unreiner  (freien  Amylalkohol  enthalten- 
der) Sprit, 

unkrystalüsirter  Stärkezucker, 

Theerfarbstoffe 
oder  Geroische,  welche  einen  dieser  Stoffe  ent- 
halten, dfirfen  Wein,  weinhaltigen  und  wein- 
ähnlichen Getränken,  welche  bestimmt  sind, 
Anderen  als  Nahrun gs-  oder  Genussmittel  zu 
dienen,  bei  oder  nach  der  Herstellung  nicht  zu» 
gesetzt  werden. 

.Dasselbe  gilt  von  lOslicben  Aluminiumsalzen 
(Alaun  etc.)  und  solche  Stoffe  enthaltenden  Ge- 
mischen. Der  Zusatz  derselben  zu  Schaumweinen 
unterliegt  diesem  Verbote  jedoch  nur,  insoweit 
in  Folge  dessen  in  einem  Liter  des  fertigen  Ge- 
tränks mehr  als  0,01  g  Alaun  enthalten  ist. 

§2. 

Wein,  weinhaltige  und  wein  ähnliche  Getränke, 
welchen  den  Vorschriften  des  §  1  zuwider  einer 
der  dort  bezeichneten  Stoffe  zugesetzt  ist,  oder 
deren  Gehalt  an  Schwefelsäure  in  einem  Liter 
Flüssigkeit  mehr  beträgt,  als  sich  in  2  g  neu- 
tralen schwefelsauren  Kaliums  vorfindet,  dürfen 


gewerbsmässig  weder  feilgehalten,  noch  veikanft 
werden. 

Wer  den  Vorschriften  der  §§  1  oder  2  vor- 
sätzlich zuwiderhandelt,  wird  mit  Gcdftngniss 
bis  zu  sechs  Monaten  und  Geldstrafe  bis  tu 
eintausend  fünfhundert  Mark  oder  mit  einer 
dieser  Strafen  bestraft.  Ist  die  Handlung  aus 
Fahrlässigkeit  begangen  worden,  so  tritt  ^Id- 
strafe  bis  zu  einhundertundfünfzig  Marii  oder 
Haft  ein. 

§4. 

Neben  der  Strafe  kann  auf  Einziehung  der 
Getränke  erkannt  werden ,  welche  den  Vor- 
schriften der  §8  1  oder  2  zuwider  hergestellt, 
verkauft  oder  leilgeh alten  sind,  ohne  Unter- 
schied, ob  sie  dem  Verurtheüten  gehören  oder 
nicht. 

Ist  die  Verfolgung  oder  Verurtheilung  einer 
bestimmten  Person  nicht  ausführbar,  so  kann 
auf  die  Einziehung  selbständig  erkannt  werden. 

§5. 
Die  Vorschriften  des  Gesetzes,  betreffend  den 
Verkehr  mit  Nahrungsmitteln ,  Genussmitteln 
und  GebrauchsgegensUnden,  vom  14.  Mai  1879 
(Eeichs- Gesetzblatt  S.  145)  bleiben  unberührt; 
die  Vorschriften  in  den  §§  16,  17  desselben  fin- 
den anch  bei  Zuwiderhandlungen  gegen  die 
VorFchriften  des  gegenwärtigen  Gesetzes  An- 
wendung. 

§6. 
Dieses  Gesetz  tritt  am in  Kraft» 


Begründung. 

Die  Anwendung  des  Gesetzes,  betreffend  den 
Verkehr  mit  Nahrungsmitteln,  Genussmitteln 
und  Gebrauch sfi^egensänden,  vom  14.  Mai  1879 
(Beichs-Gesetzblatt  S.  145)  auf  den  Verkehr  mit 
Wein  begegnet  in  der  Praxis  mannigfachen 
Schwierigkeiten.  Die  Vorschriften  dieses  Ge- 
setzes bewegen  sich  zum  Theil  auf  wirtiischaft- 
lichem ,  zum  Theil  auf  gesundheitspolizeilichera 
Gebiete.  In  ersterer  Beziehung  ist  im  §  10  mit 
Strafe  bedroht: 

1.  wer  zum  Zweck  der  Täuschung  im  Handel 

und   Verkehr   Nahrungs-   oder  Gennss- 
mittel  nachmacht  oder  verfälscht; 

2.  wer  wissentlich  Nahrungs-  oder  Genuss- 

mittel,   welche    nachgemacht  oder  ver- 
fälscht sind,  unter  Verschweigung  dieses 
ürostandes  verkauft  oder  unter  einer  zur 
Täuschung  geeigneten  Bezeichnung  feil- 
hält. 
Die  Schwierigkeit  der  Feststellung  des   Be- 
griffs der  Verfälschung  mit  Bezug  auf  den 
Wein  hat  zu  Zweifeln  Veranlassung  gegeben, 
welche  auch  in  der  Hecht  sprechung  zu  Ta^e  ge- 
treten sind  und  welche  sich  hauptsächlich  diar- 
auf beziehen,   ob  diejenigen  Verfahrungsweben 
zur  Verbesserung  des  Weins,  welche  unter  dem 
Namen  des  Cha||talisiren8,  Gallisirens  und  Pe- 
tiotisirens  in  weitverbreitetem  Gebrauche  sind, 
sowie  die  unter  der  Bezeichnung  des  Mouüli- 
rens  geübte  Behandlung  des  Roth  wein  s  als  eine 
Verfälschung  im  Sinne  des  Nahrungsroittelge- 
setzes  zu  betrachten  sind.    Die  hierauf  bext^- 


633 


liehen  technischen  and  wirthschaftlichon  Fragen 
bilden  seit  Ifingerer  Zeit  den  Gegenstand  ein- 
gehender Erwägungen;  insbesondere  haben  be- 
reits im  Jahre  188d  nnter  Zuziehung  von  Sach- 
yerstfindigen  aus  den  Kreisen  der  Weinprodu- 
centen,  Weinhfindler  and  Weincheroiker  com- 
missariscbe  Verhandlungen  über  die  einschla- 
genden Fragen  stattgefunden.  Diese  Verhand- 
lungen haben  jedoch  ergeben,  dass  die  Ansichten 
und  Wünsche  der  betheiligten  Kreise  gerade  in 
den  wichtigsten  wirthschaftlichen  Fragen  weit 
auseinandergehen  und  sich  unvermittelt  geiaren- 
übersteben.  Eine  Regelung  d^r  Angcleerenheit 
auf  der  Grundlage  der  von  der  Commission  ge- 
machten Vorscliläge  wflrde  ohne  grosse  Ver- 
kehrsstörung nicht  zu  ermöglichen  Fein.  Auch 
in  den  Verhandlungen,  welche  seither  im  Beichs- 
tage  wiederholt  fiber  den  Gegenstand  «repflogen 
worden  sind,  sowie  in  den  in  grosser  Zaiil  ein- 
gegangenen Petitionen  ist  ein  gleicher  Wider- 
streit der  Meinungen  zu  Tage  getreten,  und  die 
Frage  kann  zur  Zeit  noch  nicht  als  hinreichend 
geklärt  betrachtet  werden,  um  bestimmte  ge- 
set^eberische  Vorschläge  darüber  zu  machen, 
ob  und  in  welchem  Sinne  etwa  zur  Behebung 
jener  Zweifel  eine  Abänderung  oder  Ergänzung 
des  Nahrungsmittelgesetzes  in  Aussicht  zu  neh- 
men sein  mochte. 

Was  die  gesundheitspolizeiliche  Seite 
der  Angelegenheit  anlangt,  so  ist  nach  dem 
Nahrungsmittelgesetze  §§  12  bis  U  strafbar, 

wer  Nahrungs-  oder  Genussmittel  derart 
herstellt,  dass  der  Genuss  derselben  die 
menschliche  Gesundheit  zu  beschädigen  oder 
zu  zerstören  geeignet  ist,  und  wer  derartig 
hergestellte  Gegenstände  wissentlich  yer- 
kauft,  feilhält  oder  sonst  in  den  Verkehr 
bringt. 
Auch  diese  Vorschriften  haben  in  der  prak- 
tischen Anwendung  zu  Schwierigkeiten  und 
Zweifeln  geführt.  Die  Entscheidung  der  Frage, 
ob  die  Beimischung  gewisser  Stoffe  geeignet  ist, 
die  Gefahr  einer  Gesnndheitsschädij^ung  zu  be- 
eründen,  ist  zur  Zeit  lediglich  der  Beurtheilnng 
durch  Sachverständige  überlassen,  und  die  Er- 
fahrung hat  gezeij^,  dass  die  einzelnen  chemi- 
schen und  medicinischen  SachverstAndigen  ge- 
rade bei  Beurtheilung  des  Weines  Ton  sehr 
verschiedenen  Gesichtspunkten  ausgehen  und  in 
den  Anforderungen,  welche  sie  in  hygienischer 
Hinsicht  an  den  Wein  stellen,  unter  einander 
erheblich  abweichen.  Es  ist  nicht  ausgeschlos- 
sen, dass  über  jene  Fra^e  im  einzelnen  Falle 
yerscbiedene  Sachverständige  unter  Umständen 
Terschieden  urtheilen.  Für  die  betheiligten  Ge- 
werbetreibenden ist  es  daher  nicht  immer  mög- 
lich, im  Voraus  mit  Sicherheit  zu  beurtheilen, 
ob  die  Verwendung  eines  bestimmten  Stoffes 
Ton  den  Sachverständigen  und  den  Gerichten 
als  ein  Verstoss  gegen  das  Nahrungsmittelgesetz 
betrachtet  und  demgemäss  geahndet  wird.  Um 
diese  Zweifel  nach  Möglichkeit  zu  beseitigen, 
erscheint  es  im  Interesse  der  betheiligten  Kreise 
des  Handels-  und  Gewerbestandes  erwünscht, 
dass  klare  und  bestimmte  Vorschriften  darüber 
ergehen,  welche  Stoffe  von  der  Weinbereitung 
unter  allen  Umständen  ausgeschlossen  sein  sollen. 


Der  vorliegende  Entwurf  macht  sich  die  Regel- 
eng  dieser  Frage  zur  Aufgabe. 

Im  6  1  sind  diejenigen  Stoffe  aufgefahrt, 
deren  Verwendung  bei  der  Herstellung  des 
Weines  ausgeschlossen  sein  soll.  —  §  22  ent- 
hält das  Verbot  des  Feilhaltens  und  des  Ver- 
kaufs von  Weinen,  denen  jene  Stoffe  zugesetzt 
sind,  sowie  femer  eine  Vorschrift  über  den  zu- 
lässigen Maximalgehalt  des  Weines  an  Schwefel- 
säure. Die  fQr  diese  Bestimmungen  maass- 
gebenden  technischen  Gesichtspunkte  sind  in 
>len  beifolgenden  technischen  Materialien  näher 
«largelegt. 

Bei  der  im  §  3  enthaltenen  Strafandrohung 
empfiehlt  es'  sich,  mit  Rücksicht  auf  die  Ge- 
meingefährlichkeit der  Verwendung  gesundheits- 
schädlicher Stoffe  bei  der  Bereitung  zum  mensch- 
lichen Genüsse  bestimmter  Getränke  für  den 
Fall  vorsätzlicher  Zuwiderhandlung  über 
das  im  §  8  des  Nahrungsmittelgesetzes  festge- 
setzte Strafmaass  {\bOJf  Geldstrafe  oder  Haft) 
hinauszugehen,  und  zwar  um  so  mehr,  als  eine 
so  geringe  Strafe  nicht  in  richtigem  Verhält- 
nisse zu  dem  materiellen  Gewinne  steht,  wel- 
chen der  Zuwiderhandelnde  fQr  sich  erwirkt. 
Es  ist  daher  im  Entwürfe  Gefänenissstrafe  bis 
zu  6  Monaten  und  Geldstrafe  bis  zu  1500  uff 
oder  eine  dieser  beiden  Strafen  vorgesehen.  Im 
Falle  der  Fahrlässigkeit  dagegen  erschien 
jene  niedrigere  Strafe  als  ausreichend,  zumal  da 
es  für  den  dritten  Erwerber  schwierig,  zum 
Oefteren  kaum  möglich  sein  wird,  sich  darüber 
Gewi.^sheit  zu  verschaffen,  ob  dem  Weine  einer 
der  in  Bede  stehenden  Stoffe  zugesetzt  wor- 
den ist. 

Im  Uebrigen  beschränkt  sich  der  Entwurf  dar- 
auf, bezüglich  der  Einziehungnäes  den  Bestimm- 
ungen zuwider  hergestellten  Weines ,  sowie  be- 
zuglich der  Veröffentlichung  der  ergehenden 
gerichtlichen  Straf urtheile  und  der  Verwendung 
der  erkannten  Geldstrafen  die  einschlagenden 
Vorschriften  des  Nahrungsmittelgesetzes  wieder- 
zugeben, beziehungsweise  für  anwendbar  zu  er- 
klären; ausserdem  ist  zur  Vermeidung  etwaiger 
Zweifol  ausdrücklich  hervorgehoben,  dass  die 
Vorschriften  des  Nahrungsmittelgesetzes  durch 
die  neuen  Bestimmungen  nicht  berührt  werden. 
Für  das  Inkrafttreten  des  Gesetzes  ist  im  Ent- 
würfe ein  bestimmter  Termin  nicht  angegeben, 
da  derselbe  von  dem  Zeitpunkte  der  Verabschied- 
ung des  Gesetzes  abhängig  zu  machen  sein  wird. 
Die  Festsetzung  einer  lungeren  Frist  wird  hier- 
bei nicht  angezeigt  sein;  denn  es  handelt  sich 
lediglich  um  die  Verwendung  gesundheits- 
schädlicher Stoffe,  und  es  scheint  erwünscht, 
den  mit  solchen  Stoffen  zubereiteten  Wein  mög- 
lichst bald  vom  Verkehre  auszuschliessen. 


Der  Entwurf  wurde  im  Reichstage  von  man- 
chen Seiten  deshalb  getadelt,  weil  er  sich  nur 
auf  den  gesundheitlichen  Standpunkt  stellt,  den 
Kunstwein  aber  nicht  erwähnt.  Der  Entwurf 
wurde  einer  Commission  überwiesen. 


634 


Iiiteratur  und  Kritik. 


Handbuch  der  praktischen  Pharma- 

cle  für  Apotheker,  Drogisten,  Aerzle 
und  Medicinalbeamte,  bearbeitet  von 
Dr.  Heinrich  Bechirts,  Professor  in 
Braunscbweig,  und  Dr.  Bruno  Hirsch, 
Apotheker  in  Berlin.  5.,  6.  und  7. 
Lieferung.  Stuttgart  1887.  Verlag 
von  F,  Unke. 

In  der  zweiten  Hauptabtheüang ,  welche 
„die  in  den  Apotheken  gebräuchlichen  Waaren 
und  Arzneimittel  nach  Vorkommen,  Ge- 
winnung, Darstellung,  Erkennung  und  Prüf- 
ung, in  alphabetischer,  der  Nomenclatur  der 
Pharm.  Gkrman.  analoger  Anordnung*^  be- 
handelt, gelangt  die  7.  Lieferung,  welche 
zugleich  den  ersten  Band  (732  Seiten)  ab- 
schliesst,  bis  zu  Eztractum  Valerianae.  Bei 
alier  Anerkennung  der  Reichhaltigkeit  des 
Inhalts  (das  genannte  Eztract  hat  die  Nummer 
680)  und  des  eminenten  Fleisses ,  womit  die 
einzelnen  Artikel  bearbeitet  sind ,  kann  Ref. 
nicht  verhehlen ,  dass  ihm  diese  zweite  Ab- 
theilung des  schönen  Werkes  nicht  in  gleichem 
Maasse  behagt,  wie  die  so  ansprechend,  klar, 
interessant  geschriebene  erste  Abtheilung. 
Die  zweite  Abtheilung  entfernt  aich  einiger- 
maassen  vom  Hauptzweck  des  Werkes ,  ein 
„Handbuch  der  praktischen  Pharmacie''  zu 
sein,  und  wird  —  zur  Universal-Pharmakopöe. 
Was  nützt  es  beispielsweise  dem  Defectar, 
der  Extractum  Graminis  bereiten  will,  zu 
erfahren ,  dass  die  Eztraction  der  Wurzel 
nach  der  Dänischen  Pharmakopoe  mit  Wasser, 
nach  der  Römischen  mit  warmem  Wasser, 
nach  der  Helvetischen  mit  heissem  Wasser, 
nach  der  Griechischen  und  Niederländischen 
mit  kochendem  Wasser  vorgenommen  wer- 
den soll  etc.  Dies  gilt  von  vielen  Artikeln. 
Eine  Ausnahme  machen  aber  diejenigen  über 
solche  „neuere  Arzneimittel'',  die  nicht  oder 
noch  nicht  Aufnahme  in  einer  der  vielen  im 
Werke  berücksichtigten  Pharmakopoen  ge- 
funden haben.  Diese,  z.  B.  Bismutum  salicy- 
licum,  Chinolin,  Coea'in,  Cotoin  erfahren  eine 
höchst  sachgemässe  und  nach  jeder  Richtung 
befriedigende  Behandlung. 

Auch  kann  sich  Ref.  nicht  enthalten, 
noeh  ein  paar  Worte  über  den  Titel  des 
Werkes  zu  sagen ;  wie  dieser  einem  bekannten 
älteren  Werke  ähnelt,  so  fehlt  in  demselben 
auch  wie  in  jenem  die  Bezeichnung  „für  .  .  . 


Drogisten  ..."  nicht.  Man  darf  annehmen, 
dass  dazu  weniger  die  Autoren  Veranlassnng 
gewesen  sind,  als  der  Verleger.  Was  die  Dro- 
gisten selbst  dazu  meinen,  geht  deutlich  ans 
einer  Recension  des  Werkes  in  einer  Dro- 
gisten-Zeitung hervor;  dort  heisst  es:  «Da 
unser  Stand  sich  nur  dadurch  von  der  Phar- 
macie  unterscheidet,  dass  derselbe  nicht 
receptiren  darf,  so  ist  der  Unterschied  ein  so 
geringer,  dass  alles  jene,  was  für  die  Phar- 
maceuten  geschrieben ,  auch  von  den  Dro- 
gisten benutzt  werden  kann.'  Das  durfte 
doch  kaum  den  Ansichten  der  Autoren  ent- 
sprechen. 

Die  vorstehenden  kleinen  Ausstellungen 
sind  dem  lebhaften  Interesse  entsprungen, 
welches  wir  an  dem  schönen  Werke,  einer 
wahren  Zierde  der  pharmaceutischen  Litera- 
tur, nehmen.  g. 


Handbuch  der  Drogidten-Praxis.   Ein 

Lehr-  nnd  Nachschlagebuch  fllr  Dro- 
gisten, Farbwaareiib&ndler  etc.  Im 
Entwurf  vom  Drogisten- Verband  preis- 
gekrönte Arbeit  von  G.A.  Buchheister, 
600  Seiten  in  gross  Octav.  Berlin. 
1888.  Preis  10  Mark.  Verlag  von 
J.  Springer. 

Das  vorliegende  Buch  macht  einen  recht 
günstigen  Eindruck  und  dürfte  den  prak- 
tischen Bedürfnissen  des  Drogisten  vollauf 
entsprechen.  Von  gelehrter  Wisaenschaft- 
liohkeit  hält  et  sich  fem.  In  einer  Einleitung 
wird  über  die  Einrichtung  des  Gesehaftes 
gesprochen,  über  Waagen  und  Gewichte, 
Maasse  und  Messen ,  verschiedene  technische 
Arbeiten  etc.  In  hierauf  folgenden  drei 
Hauptabtheilungen  werden  die  Handeltartikel 
selbst  behandelt,  zuerst  die  Drogen  aus  dem 
Pflanzen-  und  Thierreiche,  dann  die  che- 
mischen und  technischen  Pr&parate,  in  der 
dritten  endlich  die  Farben,  Firnisse,  Lacke  etc. 


A.cadeiiii8Cber   PbarmaeentM-Tereia   Üiclm. 

Zweiter  Jahresbericht. 

XII.  und  XITI.  Semester-  (Jahres-)  Bericht  des 
WlueaschaflUeh  pharmtMvtUehea  Tcreiu  » 
BresUn.  Wintersemesteic  188C/B7  und  Sommer- 
semester 1887. 


635 


Hlscelleii. 


Oeheimmittel  und  EorpfusohereL 

Von  dem  Ortsgesandheitsrathe  in  Karlsruhe 
und  anderen  Behörden  wnrden  weitere  warnende 
Bekanntmachungen  erlassen: 

1.  unter  dem  Namen  „Himroä^s  Cure*'  wird 
in  Form  eines PolTers  ein  Mittel  gegen  Asthma, 
Bronchitis,  Croup,  Diphtherie  etc.  yerlaiift,  wel- 
ches eine  Hischnng  ans  Fenchel  und  Stramoninm- 
hlättem  (nach  anderen  Angahen  Lobelia,  Stra- 
moninm  und  Theehlätter  oder  Stramoniam,  Bella- 
donna und  Opium),  mit  Salpeter  inspergirt,  dar- 
stellt Das  Pulver  soll  angezündet  und  der 
Rauch  eiugeathmet  werden.  Preis  einer  Dose 
4  Mk.,  Werth  etwa  70  Pfg. 

2.  A.  Eamer  in  Wamsdorf  erbietet  sich  lur 
Bekanntgabe  eines  billigen  Hausmittels  gegen 
Blasenkatarrh  »ohne  Bezahlung  eines  Hono- 
rars nur  gegen  Nachnahme  der  dseraten-  und 
Portospesen.'  Gegen  Nachnahme  ron  4  Mark 
erhält  man  einen  gedruckten  Zettel,  auf  welchem 
allerhand  Mittel,  wie  Krebsaugenpulver,  Bftren- 
traubethee,  Wachholderbeersaft  u.  s.  w.  verzeich^ 
net  sind. 

3.  £in  gewisser  Bremiekery  angeblich  pract. 
Arzt  in  Glarus,  preist  in  den  Zeitungen  Heil- 
mittel gegen  die  Terschiedenartigsten  Krank- 
heiten an.  Durch  den  Buchhändler  L.  Magg  in 
Constanz  erhält  man  in  allen  Fällen  Tropfen 
nnd  Pulver,  die  im  Wesentlichen  nichts  weiter 
als  Weingeist  und  Zucker  sind. 

4.  Karoline  Schmidt  geb.  Borsie  in  Berlin 
verkauft  in  Kmken  mit  12  g  Inhalt  eine 
Flechtensalbe,  welche  aus  weisser  Präcini- 
tatsalbe  mit  Opinmpulver  besteht.  Preis  2  Mk. 
60  Pf.,  Werth  etwa  70  Pf. 

5.  Baugk^M  Roth  lauf  schütz  ist  ein  spiri- 
tuGser  Auszue  von  Arnika  und  Angelikawurzel. 
Preis  eines  Glases  mit  15  g  Inhalt  f  Mk.,  Werth 
etwa  10  Pf. 

6.  Ueber  das  im  Canton  Schwyz  auf  Actien 
zu  grflndende  Schwindelgeschäft  mit  Einsiedler 
Magen-und  Lebenstropfen  und  Dr.  WHden- 
fnofin's  Flechtenheilmittel  siebe  Seite  666 
dieser  Zeitung. 

7.  Wiederholte  Warnungen  vor  »Warn  er 's 
Safe  Cure."!    Siehe  Seite  205  dieser  Zeitung. 

8.  B.  Boehaw  in  Berlin  verkauft  als  Heil- 
mittel gegen  Genickstarre  eine  weiche  Seife 
mit  Kampfer  und  Nelkenöl  versetzt.  Preis  8  Mk., 
Werth  IVi  Mk. 

9.  Das  in  Berlin  unter  dem  Namen  .H  fl  h  n  e  r- 
augen-Extract"  verkaufte  Geheimmittel  ist 
braun  gefärbte  unreine  Essigsäure.  Preis  eines 
Fläsehobens  50  Pf.,  Werth  etwa  10  Pf. 

10.  JC.  Jaeobi^s in  Berlin  „Deutscher  Kaiser- 
trank" oder  „Deutsche  Kaisertranklimonade'  ist 
ein  rothgeftrbter  Obstwein,  der  mit  Zimmt  aro- 
matisirt  nnd  dem  ausserdem  noch  Salic^lsäure, 
Glyeerin  und  Zucker  zugesetzt  ist.  Preis  einer 
Flasche  1  Mk.,  reeller  Werth  gleich  0. 

11.  R  BeUlaffs  in  Dresden  Mittel  gegen 
die  Trunksucht  besteht  in  drei  Pajtpschächtel- 


I  eben  mit  zusammen  85g  gepulverter  Enzian- 
wurzel.   Preis  12  Mk.,  Werth  höchstens  30  Pf. 

12.  Dr,  Aüiol's  in  Paris  Institut  m^dicsl  be- 
fasst  sich  angeblich  „mit  radicaler  Heilung  des. 
Krebses  und  aller  anderen  bösartigen  Ge- 
Bchwfllste,''  treibt  thatsächlich  aber  nur  eine 
gemeingefilhrliche  Kurpfuscherei,  vor  der  dringend 
zu  warnen  ist.  g. 


Das  y^neue"  Alkaloid  Stenocarpin, 
welches  von  uns  ron  yornherein  (vergl.  Seite 
487)  mit  Misstrauen  angesehen  wurde,  hat 
sich  als  ein  amerikanischer  Schwindel 
erwiesen ,  würdig  dem  ,  der  vor  nicht  langer 
Zeit  mit  Hopein  in  London  getrieben  worden 
ist.  Das  Stenocarpin  sollte  in  geringen  Meu 
gen  in  den  Blättern  der  in  Louisiana  wachsen- 
den Qleditschia  triacanthos  enthalten  sein; 
auf&illigerweise  behaupteten  die  Entdecker,  es 
nicht  in  fester  Form  liefern  zu  können  und 
brachten  das  neue  Anästhetikum  nur  in  sehr 
verdünnter  Lösung  in  den  Handel ;  es  gelang 
ihnen  auch  wirklich,  eine  Anaabl  Aerzte  zu 
tftnschen  und  von  diesen  Atteste  über  die 
ausgezeichnete  Wirkung  des  Mittels  zu  er- 
halten. In  New-York  angestellte  Untersuch- 
ungen haben  ergeben,  dass  die  angeblich 
2proeentige  Stenocarpinlösung  eine  Lösung 
ist  Ton  6  pCt.  Cocainhydrochlorat  undO,5pCt. 
Atropinsnlfat ,  welcher,  um  sie  haltbarer  zu 
machen,  etwas  Salicyls&nre  zugesetzt  worden 
ist.  g, 

Amylfimiss. 

Seit  lange  schon  wurde  das  Amylacetat  in 
der  Herstellung  künstlicher  Fruchtessenzen 
angewandt,  hielt  sich  aber  so  hoch  im  Preise, 
dass  seine  Anwendung  als  ein  Lösemittel 
sich  nicht  Bahn  brechen  konnte.  In  den 
letzten  Jahren  sind  in  England  zwei  Patente 
genommen,  das  eine  in  Hinsieht  auf  das 
Lösungsvermögen  für  Schiessbaumwolle,  das 
andere  für  gewerbliche  Zwecke.  Das  erstere 
Patent  hält  die  Flüssigkeit  für  sehr  wichtig 
bei  Herstellung  von  Firnissen  und  dass  damit 
eine  Masse  hergestellt  werden  kann,  nämlich 
durch  Mischung  von  200  Tb.  von  Nitrocellu- 
lose und  600  Th.  Amylacetat,  eine  Masse 
von  teigartiger  Consistenz,  die  für  alle  Zwecke, 
in  denen  Celloloid  gebraucht  wird,  verwendet 
werden  kann.   Mit  einem  Zusatz  von  Hicinus- 


636 


öl,  Porzellanerde  und  einer  kleinen  Menge 
gewisser  Oele  erhält  man  eine  Masse,  welche 
sich  zur  £rzeaguDg  künstlichen  Leders  be- 
nutzen lässt. 

Die  in  Amerika  gebräachlichste  Herstell- 
ungsmethode  besteht  in  Erhitzung  Ton  essig- 
saurem Natrium  oder  Calcium  mit  Schwefel- 
säure und  Fuselöl.  Der  Aether  destillirt  bei 
137  ^  C.  und  hat  bei  15  ^  ein  spee.  Gew.  von 
0,876  und  ist  fast  unlöslich  im  Wasser  nnd 
besitzt  ausser  den  angeführten  Eigenschaften 
noch  die  der  Lösung  von  Tannin ,  rerschie- 
dener  Oele,  Harz  und  Kampfer. 

Bepert.  d.  Anal.  Chem,  1887 ,  Nr.  47, 


Ueber  Reispapier. 

Von  Franz  Maximilian  Hörn. 

Bekanntlich  wird  dieser  papierähnliche 
Stoff,  welcher  im  Handel  den  Namen  chine- 
sisches Reispapier  führt,  aus  den  weissen 
Wurzeln  Ton  Aeschynomene  palndosa  oder 
ans  dem  Mark  von  Arali.a  papyrifera  gewonnen. 

Dieses  in  Blättern  und  Rollen  aus  China 
nach  Europa  eingeführte  Product  dient  zur 
Aquarellmalerei  und  findet  in  der  Kunst- 
blumenfabrikation Verwendung;  zu  diesen 
Zwecken  eignet  es  sich  vorzüglich ,  da  es 
ziemlich  grobporig  ist,  die  Farben  sehr  gut 
aufnimmt  und  eine  mattglänzende  Oberfläche 
aufweist. 

Leider  hat  das  Reispapier  den  Fehler, 
dass  es  sehr  leicht  bricht  und  für  zarte 
Blumen  etwas  zu  steif  ist.  Durch  Einlegen 
in  eine  schwache  alkoholische  Kalilauge  wäh- 
rend 2  bis  3  Stunden  bei  25  bis  300,  Ab- 
tropfenlassen  der  anhängenden  alkoholischen 
Kalilauge  und  Trocknen  auf  Glasplatten  er- 
hält das  Papier,  ohne  seine  Festigkeit  ein- 
zubüssen ,  die  gewünschte  Eigenschaflt  der 
Geschmeidigkeit  vollkommen. 


Will  man  dieses  Papier  blos  fest  machen, 
so  kann  man  es  für  einige  Augenblicke  in 
Salpetersäure  tauchen,  dann  gut'  mit  Wasser 
auswaschen  und  trocknen. 

Zeitschr.  f.  d.  ehem.  Induär.  1887,  Heft  2t. 


Nachweis  von  Salpeteraftore 
im  Bnmnenwasser. 

Die  Prüfung  auf  Salpetersäure  mit  Zink, 
Schwefelsäure  und  Jodkaliumstärkekleister 
wird  von  Otto  Binder  in  folgender  Weise 
abgeändert : 

Zu  30  ccm  Wasser  wird  eine  sehr  geringe 
Menge  Zinkstaub  gegeben  und  gut  uinge- 
schüttelt.  Hierdurch  bleibt  oft  ein  Theil  des 
Zinkstaubes  suspendirt.  Nun  fugt  man  einige 
Tropfen  verdünnter  Schwefelsäure  za  nnd 
schüttelt  wieder.  Setzt  man  nnn  Jod- 
kaliumstärkekleister zu,  so  tritt  die  Reaetion 
sofort ,  oder  bei  einem  sehr  geringen  Qehalt 
an  Nitraten ,  doch  nach  einiger  Zeit  ein. 
Bei  einem  Gehalt  von  2Q  mg  N2O5  im  Liter 
trat  die  Reaetion  sogleich  ein ,  bei  2  mg  im 
Liter  nach  8  Minuten  starke  Reaetion.  De- 
stillirtes  Wasser  zeigte  erst  nach  12  Minuten 
eine  Spur  von  Blaufärbung.  — os — 

Zeitschr.  f,  analyt,  Chemie  1887,  606. 


Bereitung  aromatischer  W&SBer. 

Zur  Bereitung  kleiner  Mengen  aromatiechet 
Wässer  schlägt  Igel  vor,  das  betreffende 
ätherisehe  Oel  auf  ein  Stück  reines  Fliess- 
papier tropfen  zu  lassen  und  dieses  nnn 
mit  destillirtem  Wasser  zu  einem  Brei  zu 
dnrehschütteln.  Darauf  wird  fittrirt  nnd 
durch  Nachwaschen  auf  ein  bestimmtes  \<h 

lumen  gebracht.  —  os — 

Amer.  Joum.  of  Pharm    VIII,  8T, 

Man  vergl.  auch  die  Angaben  von  F.  Die- 
terieh  in  Nr.  47. 


JMe  t£rnefierun§  des  Abonnewnents 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  bitten  dringend,  die  Bestellungen  vor 
Ablauf  des  Monats  bewirken  su  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter- 
breehung  eintritt. 

Fehlende  Nummern  wolle  man  sofort  redamiren  und  zwar  bei  derjenigen 
Postanstalt  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Bestellung  besorgt.  Bei 
unserer  Expedition  kostet  jede  einzelne  Nummer  25  Pf. 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämmtliche  Nummern  zu  haben, 

VerlAfW  and  Tenntworüicher  IUd«et«iir  Dr.  E.  Gelssler  in  Drwden. 

Im  Bnehhandel  dnroh  Jallns  Springe r,  Berlin  M.,  MonbQonplntt  t. 

DnieiK  der  KSniffl.  Hefbnelidniekerel  von  a  G  ICetnliold  h  88bae  ia  Dmdna. 


Pharmaceutische  Centralhalle 

für  Deutschland. 

Zeitung  fiir  wissenschaftliche  und  geschäftliche  Interessen 

der   Pharmacie. 

Herausgegeben  von 

Dr.  Hermann  Hager  und  Dr.  Ewald  Geissler. 

Erscheint  jeden  Donnerstag.  —  Abonnementspreis  dnrcb  die  Post  oder  den  Bnchbandel 

▼ierteljäbrlich   3  Marl.    Sei  Zusendung  unter  Streifband  2,50  Mark.    Einselne  Nummern 

25  Pf.    Inserate:  die  einmal  gespaltene  Petit -Zeile  25  Pf.,  bei  grosseren  Inseraten  oder 

Wiederholungen  Rabatt. 
Anfragen,  Aufträge,  Manusoripte  etc.  wolle  man  an  den  Bedacteur  Prof.  Dr.  E.  Geissler, 

Dresden,  Pillnitzer  Strasse  56  adressiren. 

M  52.     Berlin,  den  29.  December  1887.  ^t;  j^Jj, 

Der  ganzen  Folge  XXVIIL  Jahrgang. 


Inhalt:  Ckanüa  uid  PfearaiMle:  Ueber  den  spectroako piachen  Nachweia  minimaler  Blatmengen  im  Harn,  ao- 
wie  auch  in  anderen  FlUasigkeiten.  —  Znr  Werthbestimmang  der  Sublimatrerbandstoffe.  —  Apothekerdeutach.  — 
Mitthetlnngen  der  Pharmakopöe^Commtaalon. —  MlseeUeas  Ueber  ein  dem  Strychnin  fthnllohea  Leichen- Alkalold. 
—  Ueber  die  den  Gebraachawerth  bedingenden  Bestandtheile  dea  Pfeffers.  —  Eine  neue  Clasae  von  antlseptiachen 
Stoffen.  —   Absorption   des  Qnpcksilbera.   —    Heilung  der  Morphlnancht  —   Euphorbia -Gnmmi  als  Ersatz  für 

Kaataohuk.  ~  OlTeBa  Comflpoadaai.  —  Aaielfea. 


Chemie  und  Pharmacle. 


Ueber  den  spectroBkopischen  Nach- 
weis  minimaler   Blutmengen    im 
Harn,  sowie  auch  in  anderen 
Flüssigkeiten. 

Von  a  H.  TToZ/f -  Blankenese. 

Zum  Nachweis  von  Blutfarbstoff  im 
Harn  eignet  sich  nach  C,  Rosenthal  i)  von 
den  vorhandenen  Methoden  die  spectro- 
skopische  nur  in  geringerem  Maasse.  Zwar 
lassen  reine  Hämoglobinlösungen  die  Ab- 
sorptionsstreifen noch  in  einer  Verdünn- 
ung von  1 :  10  000  erkennen ,  im  Harn 
ist  jedoch  ein  viel  höherer  Gehalt  erfor- 
derlich, so  dass  Bosenthal  bezweifelt,  dass 
es  gelingt,  Blut  in  einem  Harn  spectro- 
skopisch  zu  erkennen,  der  nicht  schon 
makroskopisch  bluthaltig  erscheint.  L. 
Letotn  und  C.  Posner  ^)  machen  darauf  auf- 
merksam, dass  in  Blutharn  der  Nachweis 
von  Methämoglobin  und  Hämatin  neben 

J)  Zeitschrift  für  analytische  Chemie  2«,  p.  123 
ans  Archiv  f.  pathol.  Anatomie  yon  Virchow  108, 
516. 

<)  Zeitfichriftfflr  analytische  Chemie  26,  p.673 
ans  Centralblatt  für  die  medicin.  Wissenschaften 
1887,  854. 


Oxyhämoglobin  mittelst  des  Spectroskops 
oft  nur  bei  Verwendung  so  dicter  Schich- 
ten gelingt,  dass  das  ganze  Spectrum  mit 
Ausnahme  des  Roth  ausgelöscnt  ist.  Zum 
Nachweis  der  geringsten  Blutmengen  im 
Harn  empfehlen  dieselben  daher,  den 
Blutfarbstoflf  in  reducirtes  Hämatin  über- 
zuführen, dessen  charakteristischer  Ab- 
sorptionsstreif a=l  564—547  an  Intensität 
alle  übrigen  in  Blutspectren  auftretenden 
Absorptionsstreifen  übertrifft.  Dieses  zu- 
erst von  Stockes  entdeckte  so  überaus  em- 
pfindliche und  charakteristische  Absorp- 
tionsspectrum des  reducirten  Hämatins 
diente  auch  mir  in  dem  gleich  näher  zu 
beschreibenden  Verfahren  zum  sicheren 
Erkennen  sehr  kleiner  Mengen  von  Blufc 
im  Harn. 

In  dem  Archiv  für  Pharmacie  1876 
p.  302  u.  f.  findet  sich  in  den  dort  von 
Professor  Dragendorff  publicirten  Unter- 
suchungen aus  dem  pharmaceutischen  In- 
stitute in  Dorpat  eine  ausführliche  Arbeit 
von  Victor  Schwäre  über  forensisch  -  che- 
mische Nachweisung  von  Blut  in  wässe- 
rigen Flüssigkeiten  und  giebt  derselbe 
der  von  Ounntng  und  von  Geuns  em- 


638 


pfohlenen  Methode  der  Fällung  mit  essig- 
saurem Zinkoxyd  den  Yorzug.  Der,  bei 
den  zahlreichen  mit  den  versehiedensten 
Flüssigkeiten,  denen  minimale  Blutmengen 
zugefugt  waren,  erhaltene  Niederschlag 
Yon  Zinkozyd  -  Hämoglobin  resp.  Zink- 
oxyd-Hämatin  wurde  sowohl  zur  Dar- 
stellung der  Teichmann'sehen  Ery  stalle 
verwandt,  wie  zum  grösseren  Theil  in 
Eisessig  gelöst  und  spectroskopisch  auf 
Hämatin  untersucht.  In  der  Mehrzahl 
der  Fälle  gelang  ihm  sowohl  die  Dar- 
stellung der  Häminkrystalle,  wie  auch  der 
spectroskopische  Nachweis.  Wenn  der 
letztere  nun  zeitweilig  undeutlich  oder 
überhaupt  ausblieb,  so  liegt  wohl  der 
Grund  in  der  geringen  spectralen  Em- 
p^ndlichkeit  des  Hämatins  in  saurer  Lö- 
sung. Hiervon  kann  man  sich  sehr  leicht 
durch  nachstehenden  vergleichenden  Ver- 
such überzeugen.  Man  nehme  3  gleich 
weite  und  grosse  Seagensgläser,  etwa  von 
15  mm  Durchmesser  und  15  cm  Länge,  fülle 
das  eine  voll  Wasser  und  setze  vorsichtig  so 
viel  Blut  hinzu,  dass  vor  dem  Spectroskop 
in  der  15  nmi  dicken  Schicht  eben  die 
Oxy hämoglobinstreifen  siebtbar  wwden. 
Diese  verdünnte  BlutLösung  wird  nun 
gleiehmässig  auf  die  drei  Seagensgläser 
vertheilt,  zu  dem  einen  10  Tropfen  Essig- 
säure, zu  dem  zweiten  10  Tropfen  Sal- 
miakgeist gesetzt,  während  das  dritte  zum 
Yergleich  ohne  Zusatz  bleibt  Erwärmt 
man  die  beiden  ersten  Beagensgläser  jetzt 
vorsichtig,  bis  die  gelbrötbliche  Färbung 
der  Flüssigkeit  versehwunden  und  die- 
selbe eine  mehr  gelbe  oder  gelblichgrüne 
Färbung  angenommen»  so  hat  die  Um- 
wandlung in  Hämatin  stattgefunden.  Die 
beiden  Bea^ensgläser  enthalten  jetzt  eine 
sehr  verdünnte  Lösung  desselben,  aber 
weder  die  saure,  noch  die  alkalische 
Hämatinlösung  derselben  Verdünnung 
geben,  spectroskopisch  geprüft,  irgend 
welche  erkennbare  Absorption,  während 
der  bekannte  ebarakteristisehe  Absorp- 
tionsstr^f  des  reducirten  Hämatins  sofort 
mit  grosser  Deutlichkeit  ericennbar  wird, 
sowie  der  ammoniakaJischen  Hämatin- 
lösung ;!  bis  2  Tropfen  Schwefelamme- 
nium  zugesetzt  werden.  Ein  Yergleich 
des  Spectrums  derselben  mit  denjenigen 
der  in  dem  dritten  Beagensglase  enthal- 
tenen Oxyhämoglobinlösung  ergiebt  sofort 


die  grössere  Empfindlichkeit  der  erfttaren. 
Es  ist  demnach  immer  darnach  za  streben, 
eine  alkalische  Hämatinlösung  zu  erhalten, 
in  der  durch  Zusatz  geeigneter  reduci- 
render  Agentien  das  Spectrum  des  redu- 
cirten Hämatins  erhalten  wird. 

In  mancherlei  Weise  abgeänderte  Ver- 
suche haben  mich  schliesslich  zu  nach- 
folgendem günstigem  Ver&hreE  gefOhrt 

Ein  bestimmtes  Volumen  des  zn  prü- 
fenden Harns  (30  bis  60  ccm)  wird  in 
einem  genügend  weiten  und  grossen  Re- 
agensglase mit  Vio  Volumen  (3  bi$  6  eem) 
3  proc.  essigsaurer  Zinklösung  versetzt  und 
darauf  am  besten  im  Wasserbade  so  lange 
erwärmt,  bis  der  anfänglich  sehr  fein 
vertheilte  Niederschlag  zusanyosenballt 
und  in  Folge  dessen  sieh  schon  hmerfatdb 
10  bis  15  Minuten  so  rasch  absetzt,  dass 
der  grösste  Theil  der  überstehenden  Flüs- 
sigkeit klar  abgegossen  werden  kann.  Der 
auf  einem  kleinen  Filter  gesammelte  u&d 
ausgewaschene  Niederschlag  wird,  nach- 
dem der  Trichter  auf  ein  kleines  Beagens- 
glas  von  circa  13  mm  Weite  und  10  em 
Länge  gestellt  ist,  mit  einigen  Gubikcenti- 
metem  Salmiakgeist  übergössen,  in  wel- 
chem sich  der  Niederschlag,  indena  man 
ihn  mit  einer  kleinen  Federfahne  umrührt 
und  vom  Filter  loslöst,  alsbald  auflöst 
und  als  mehr  oder  weniger  gefärbte  klare 
Lösung  in  das  Beagensglas  filtrirt  Das 
Filter  wird  mit  einiges  Gubikcentimetem 
Wasser  nachgespült,  so  dass  das  Ge- 
sammtfiltrat  im  Beagensgläschen  4  bis 
5  ccm  beträgt  Auf  diese  werden  zunächst 
einige  Cubikcentimeter  Benzin  geschichtet 
zum  Schutz  vor  dem  oxydirenden  Ein- 
fluss  der  Luft  und  alsdann  2  Tropfen 
einer  weinsäurehaltigen,  schwefelsauren 
Eisenoxydullösung  zugesetzt  (Weinstein- 
säure und  schwefelsaures  Eisenoxydol  je 
1  g,  Wasser  10s)  welche  alsbald  durch  ihre 
reducirende  Wirkung  etwa  vorhandenes 
Hämatin  in  reducirtes  Hämatin  umwandeln 
und  so,  mit  einem  kleinen  Taschenspec- 
troskop  beobachtet,  die  kleinsten  vor- 
handen gewesenen  Blutmengen  dmnclt  das 
Absorptionsspectmm  des  redudrten  Hä- 
matins zu  erkennen  gestattet 

Um  die  EmpfindUehkeit  de»  Na^weisas 
noch  zu  steigern,  habe  ich  mir  von  den 
Optischen  Institut  voa  Ä.  Sriss  in  Ham- 
burg verschiedene  lange  Qlaäröbren,  unteii 


099 


mit  breiten  MefalMiiss  tind  Fftssuiig,  nach 
Art  der  Polarisationsröhren ,  machen 
laesen,  ^ie,  auf  den  Tisch  des  Mikroskops 
gestellt,  eine  Beobachtung  der  Flfkssigkeii 
in  4er  Lftoggrichtung  durch  das  Zeiss'sche 
Mikroepectroskop  gestatten. 

Bei  grösserem  Gehalt  an  Blutfarbstoff 
ist  auch  der  viel  schwächere  ß  Hämatin- 
streifen  X  5ä00  bis  5150  zu  erkennen. 

Die  zu  tiberwindenden  Schwierigkeiten 
lagen,  ohne  durch  verschiedene  weitere 
Manimilationen  das  ganze  Verfahren  zu 
cornfMiciren,  in  der  richtigen  Wahl  des 
Ldsungsmittels  fär  Zinkozyd  -  Hämatin, 
dem  riditigen  Seduetionsmittel  und,  nach- 
dem dies  in  dem  von  Stokes  empfohlenen 
Weinsäuren  Eisenozvdul  gefunden,  die  Be- 
duction  bei  Abschluss  von  Luft  vorzu- 
nehmen. Letzteres  gelingt  nun  vorzüglich 
durch  die  aufgegossene  Benzinschicht  und 
hält  sich  die  ernaltene  reducirte  Hämatin- 
lösung  darunter,  sowie  deren  Spectrum, 
tagelang  unverändert  und  ungefärbt,  wäh- 
rend sich  bekanntlich  eine  ammoniaka- 
lische,  weinsaure  Eisenoxydullösung  bei 
Luftzutritt  alsbald  grün  f^bt.  Die  Ver- 
wendung von  Schwefelammonium  als  Be- 
ductionsmittel  war  wegen  der  stattfin- 
denden Bildung  von  Schwefelzink  und 
dadurch  bedingten  Trübung  von  vorn- 
herein ausgeschlossen. 

Ehe  die  Lösung  des  Zinkoxyd -Hä- 
matins  auf  dem  Filter  durch  Ammoniak 
erfolgt,  kann  mit  kleinen  Mengen  des- 
selben in  bekannter  Weise  die  Darstellung 
der  Tetchmann' sehen  Häminkrystalle  ver- 
sucht werden.  Die  Versuche  sind  von 
mir  mit  normalem,  sauer  reagirendem 
Menschenharn  unter  Zusatz  von  minimalen 
Mengen  Blut  angestellt.  In  wie  weit  dies 
eben  so  günstige  Besultate  mit  patholo- 
gischem, namentlich  eiweisshaltigem  Harn 
ergiebt,  müssen  weitere  Versuche,  die  ich 
leider  nicht  in  der  Lage  bin  anzustellen, 
ergeben.  Nach  Rosenthal  (a.  a.  0. p.  123) 
wird  die  Darstellung  der  Häminkrystalle, 
in  eiweisshaltigem  Barn,  nach  dem  Ver- 
fahren von  Struve  sehr  erschwert  durch 
den  voluminösen  Eiweissniederschlag. 

Aber  auch  für  blutverdfichtige  Flüssig- 
keiten anderer  Art,  vrie  dies  schon  Schwarz 
in  seiner  oben  eitirten  Arbeit  durch  zahl- 
reiche Versuche  Baehgevnesen  hat,  eignet 
sieh  ot)iges  Verfahren  vorzüglich.     Als 


Beweis  hierfttr  möge  nachfolgender  von 
mir  in  praxi  ausgeführter  Versuch  dienen. 
I<äi  hatte  auf  der  Jagd,  beim  Aufnehmen 
von  erlegtem  Wild,  etwas  Schweiss  an 
die  Hand  bekommen.  Derselbe  trocknete 
bald  ein  und  da  die  Jagd  in  mit  dichtem 
Unterholz  bewachsenen  Föhren  und 
Tannenbeständen  stattfand,  durch  die  nur 
mühsam  Bahn  zu  brechen  war ,  so  war 
es  natürlich,  dass  man  am  Abend  mit 
nichts  weniger  wie  sauberen,  vom  Fichten- 
harz klebrigen  Händen  zu  Hause  ankam. 
Ich  wusch  meine  Hände  nun  tüchtig  in 
reinemWasser  ab  und  stellte  das  schmutzig- 
trübe Waschwasser ,  es  waren  720  ccm, 
in  einem  lose  bedeckten  Olashafen  im 
Laboratorium  bei  Seite.  Nach  Verlauf 
von  4  Tagen ,  während  sich  die  Flüssig- 
keit etwas  geklärt  und  Bodensatz  gebildet 
hatte,  wurde  das  Ganze  durch  Umschüt- 
teln wieder  gemischt,  mit  Zinkacetat- 
lösung  versetzt  und  bis  zur  Goagulation 
im  Wasserbade  erwärmt.  Der  schmutzig 
geftrbte,  auf  dem  Filter  bleibende  Nieder- 
schlag lieferte  sowohl  zahlreiche  Hämin- 
krystalle, wie  auch  die  ammoniakalische 
Lösung,  in  oben  angegebener  Weise  re- 
ducirt,  ein  ausgeprägtes,  beide  Hämatin- 
streifen  zeigendes,  Absorptionsspectrum 
ergab. 

Zur  Werthbestimmiing 
der  SubUmatverbandBtofBB. 

Von  Alfred  PaiHMü. 

In  Nr.  49  der  Pharm.  Centralhalle  ver- 
öflFentlicht  Herr  Prof.  Beckurts  unter  den 
Mittheilungen  aus  dem  pharmaceutischen 
Laboratorium  der  technischen  Hochschule 
in  Braunschweig  eine  Anleitung  zur  Werth- 
bestimmung  der  Quecksilberchlorid -Ver- 
bandstoffe. Ich  habe  im  Laufe  des  letz- 
ten Jahres  im  Königl.  Gamisonlazareth 
zu  Königsberg  i.  Pr.  eine  sehr  grosse  An- 
zahl von  Sublimatbestimmungen,  theils 
in  Lösungen,  welche  zum  Imprägniren 
von  Verbandstoffen  verwendet  werden 
sollten,  theils  auch  in  fertigen  Verband- 
stoffen auszuführen  gehabt.  Die  Umständ- 
lichkeit der  Fällungsanalyse  legte  mir 
ebenfalls  den  Gedanken  nahe,  den  Queck- 
silbergehalt zu  titriren,  doch  mussten  die 
dahin  zielenden  Versuche  bald  wieder 
aufgegeben  werden.    Der  von  BecJcurts 


640 


vorgeschlagene  Weg  ist  für  die  Analyse 
rein  wässeriger  Sublimatlösungen  selbst- 
verständlich gut;  für  die  nach  der  Kriegs- 
Sanitätsordnun^,  Beilage  Y  hergestellten 
Verbandstoffe  ist  er  leider  nicht  anwend- 
bar. Die  von  der  Eriegs-Sanitätsordnung 
vorgeschriebene  Imprägnirungsflüssigkeit 
ist  nämlich  folgendermaassen  zusammen- 
gesetzt : 

Sublimat       50  g, 

Spiritus     5000  „ 

Glycerin    2500  „ 

Aqu.  dest.  7500  „ 

Fuchsin  0,5  „ 
Dieses  Quantum  soll  für  etwa  10  Kilo 
Verbandstoff  ausreichen.  Es  erhellt,  dass 
die  mit  dieser  Lösung  hergestellten  Ver- 
bandstoffe einen  bedeutenden  Gehalt  an 
Glvcerin  besitzen  müssen.  Das  Glycerin 
geht  in  den  nach  BecJcurts  mit  Chlor- 
natrium und  warmem  Wasser  hergestell- 
ten Auszug  über,  und,  da  Glycerin  nicht 
indifferent  gegen  Kaliumpermanganat  ist, 
wird  beim  Titriren  mehr  Chamäleonlös- 
ung verbraucht,  als  wenn  eine  von  Gly- 
cerin freie  Lösung  mit  gleichem  Subli- 
matgehalt angewendet  wird.  Es  wird 
also  der  Sublimatgehalt  zu  niedrig  ge- 
funden. Ausserdem  giebt  der  Verband- 
stoff soviel  Fuchsin  an  warmes  Wasser 
ab,  dass  schon  allein  dadurch  das  Er- 
kennen der  Endreaction  sehr  erschwert, 
wenn  nicht  unmöglich  gemacht  wird. 
Für  die  stark  gef&rbten  Imprägnirungs- 
flüssi^keiten  wäre  aus  demselben  Grunde 
ein  Titriren  nach  Mohr's  Methode  un- 
möglich. 

Auch  die  Anwendung  der  Liebtg'schen 
Methode  (Fällen  mit  phosphorsaurem  Na- 
tron und  Titriren  mit  Kochsalzlösung) 
gab  in  den  stark  gefärbten  etc.  Lösungen 
keine  guten  Besultate,  so  dass  ich  schliess- 
lich zur  Fällung  mittels  Schwefelwasser- 
stoff, Behandehi  mit  Chlor  und  abermali- 
gem Fällen  mit  phosphoriger  Säure  zu- 
rückkehrte. Es  wurden  auf  diesem  Wege 
beispielsweise  aus  11,687  g  einer  Im- 
prägnirungsflüssigkeit welche  in  63,05  kg 
einen  Gehalt  von  287,65  g  Quecksilber- 
chlorid besass,  0,043  Quecksilberchlorür 
erhalten.  Die  Bechnung  liess  0,045  HggCIs 
erwarten.  Dies  Besultat  ist  so  gut,  dass 
man  die  Umständlichkeit  des  Verfahrens 
wohl  in  den  Kauf  nehmen  kann. 


Handelt  es  sich  nur  um  schnelle  Oon- 
statiruDg  der  Brauchbarkeit  eines  Subli- 
matverbandstoffes, so  möchte  es  wohl 
genügen ,  ein  circa  5  g  schweres  Stuck 
desselben  mit  circa  100  ccm  kochsalz- 
haltigen warmen  Wassers  zu  extrahiren, 
und  den  filtrirten  Auszug  mit  Schwefel- 
wasserstoffwasser zu  ver^zen.  Tritt  eine 
deutliche  Braunfärbung  ein,  so  kann  man 
wohl  annehmen,  dass  noch  soviel  Subli- 
mat vorhanden  ist,  um  die  antiseptische 
Wirksamkeit  des  Stoffes  zu  garantiren. 

Zur  quantitativen  Bestimmung  schlage 
ich  vor,  folgendermaassen  zu  verfahren: 

Eine  gewogene  Menge  des  Verband- 
stoffes extrahire  man  auf  dem  Verdräng- 
ungswege mit  warmem,  kochsalzhaltigem 
Wasser  Dis  zum  Verschwinden  der  Queck- 
silberreaction ,  f&lle  den  Auszug  mit 
Schwefelwasserstoff,  und  überlasse  bis 
zum  anderen  Tage  der  Buhe.  Den  Nie- 
derschlag bringe  man  sodann  auf  ein 
Filter,  wasche  aus,  gebe  Niederschlag 
sammt  Filter  nebst  circa  60  ccm  Wasser 
in  ein  Becherglas  und  leite  Chlor  ein, 
bis  alles  Schwefelquecksilber  gelöst  und 
das  Filter  grösstentheils  zerstört  ist. 
Dann  filtrire  man,  befreie  vom  überschüs- 
sigen Chlor  und  f&lle  das  Quecksilber 
mittels  phosphoriger  Säure  als  Queck- 
silberchlorür. Man  lasse  24  Stunden  ab- 
setzen ,  bringe  den  Niederschlag  auf  ein 
gewogenes  Filter,  wasche  aus,  trockne 
bei  100^,  lasse  im  Exsiccator  erkalten 
und  wäge. 


Apothekerdeutsoh. 

Nachdem  schon  früher  Stimmen  laut 
geworden  waren,  welche  die  Entfernung 
der  entbehrlichen  fremdsprachigen 
Ausdrücke  auch  in  der  Pharmaeie  forder- 
ten ,  hat  neuerdmgs  F.  Kunise  in  der 
Pharmac.  Zeitung  1887,  Nr.  71  diesen 
Gegenstand  wieder  in  Anregung  gebracht. 
In  die  Tagesblätter  sind  hierüber,  zum 
Theil  falsch  verstandene,  Berichte  über- 
egangen,  hervorgerufen  durch  die  von 
1  Kuntse  gewählte,  nicht  zutreffende 
Ueberschrift:  Apothekenlatein. 

In  den  Fachblättern  ist  nach  Veröffent- 
lichung einiger  Einsendungen,  die  so- 
gar zuletzt  bis  zum   nHötel''    und  cur 


f. 


641 


„Table  d'h6te*'  absehweiften,  eine  Buhe- ^  des.  Yerzeiehnisses  zasammengetr^n  wa- 
pau^e  eiBgetretan.  ren,  al&  dasselbe  abgeschlosseiL       ; 

Unsererseits  wurde  das  Verdeutschüngs-      Abstract  (Arzneiform),  Agitakel,  agi- 
bestreben  von  Anfang  an  mit  Aufmerk- 1         tiren,  Alembic,  ana,  Apotheke,  Aqna- 


samkeit  verfolgt  und  die  Ansieht  gehegt, 
dass  der  bis  jetzt  beschrittene  Weg  zur 
Lösung  dieser  Frage  lediglieh  eine  Ver- 
zettelung der  ganzen  Angelegenheit  zur 
Folge  haben  werde. 

Um  dfesem  vorzubeugen,  wurde  derj 
Entsehlnss  gefasst,  ein  Verzeiehniss  der' 
sämmtlichen  hier  in  Frage  kommenden  i 
Wörter  aufzustdien,  nach  und  nach  zu' 
veröffentlichen  und  die  seitens  der  Leser 
eingeschickten  Verdeutschungen  zu  sam- 
meln, zu  ordnen  und  zu  veröffentlichen. 
So  glaubten  wir,  gewissermaassen  durch 
Abstimmung,  die  von  der  Mehrzahl  der 
Apotheker  gebilligten  Verdeutschungen 
feststellen  zu  können.  Bei  dem  Versuche, 
diese  Wörter  zusammenzutragen,  wurde 
jedoch  sehr  bald  die  Ueberzeugung  ge- 
wonnen, dass  die  fremdsprachigen  Aus- 
drücke in  der  Pharmacie  sehr  dOnn  ge- 
säet sind  und  dass  ihrer  durchaus  nicht 
so  viele  sind,  als  man  ohne  näheres  Ein- 
gehen auf  die  Sache  vielleicht  glauben 
könnte. 

Wenn  es  sich  darum  handelt,  das 
Apothekerdeutsch  von  Fremdwörtern  zu 
reinigen,  so  können  selbstverständlich  nur 
diejenigen  in  Frage  kommen,  welche 
der  Apotheker  entweder  allein 
oder  doch  wenigstens  vorwie- 
gend gebraucht  Für  die  Fremd- 
wörter, die  andere  Stände  ebenfalls  und 
ebenso  häufig  wie  er  gebrauchen,  kann 
der  Apothekerstand  nicht  verantwortlich 
gemacht  werden;  diese  letzteren  Fremd- 
wörter sind,  so  weit  die  Bestrebung  unter 
der  Ueberschrift  « Apothekerdeutsch " 
geht,  deshalb  auszuschliessen. 

Im  Nachstehenden  sind  die  fremd- 
sprachigen Ausdrücke  aufgeführt, 
welche  der  Apotheker  häufiger 
als  andere  Stände  oder  allein  ge- 
brauchty  für  welche  er  demnach 
verantwortlich  zu  machen  ist. 
Unsere  Leser  werden  erstaunt  sein,  wie 
gering  an  Umfang  dieses  Verzeiehniss 
ist;  es  erging  der  kleinen  Gesellschaft 
v,bn  GoUegen  nicht  anders,  welche  auf 
unsere   Veranlassung    zyr    Aufarbeitung 


Vit,  Auxiliargiftschrank. 
Bacille  (Arzneiform),  Balsam. 

Cachet,  Cachou,  candired,  Gapsule, 
Gerat,  Cito-ßecept^  cohobiren,  Cola- 
torium,  Golatur,  coliren,  GoUege, 
eomprimirte  Tabletten,  Gompte-gout- 
tes,  Concentration,  concentriren,  cori- 
densiren ,  Gondition ,  eonditloniren, 
Gonsistenz,  Gonstituens,  Gonto-Becept, 
Gontrol- Marke,  contundiren,  Gonvo- 
lut,  Gorrigens. 

Decantiren,  Decoct,  Decoction,  Decoc- 
torium,  decrepitiren,  Defect,  Defectar, 
defectiren ,  deplaciren ,  deponiren, 
desodorisiren ,  digeriren ,  Digestor, 
Digestorium ,  Dispensation ,  Sspen- 
siren,  dividiren,  dosiren,  Doäis,  dra- 
giren. 

Edulcoriren,  effervesciren,  effloresdren, 
elastische  (Kapseln),  Elizir,  emaillirte 
(Geftsse) ,  Emulgens ,  emulgiren, 
Emulsion,  Empyreuma,  empyreuma- 
tisch,  Eprouvette,  Essenz,  Etikette, 
Eztract,  Extractivstoff,  extrahiren. 

Filtration,  filtriren. 

Infundiren,  Infusion,  Ingredienzien. 

Laborant,  Laboratorium,  laboriren,  lae- 
vigiren,  lutiren. 

Maceriren,  Maceration,  malaxiren,  Ma- 
nual ,  Maximaldosis ,  Medicament, 
Mensur ,  mensuriren ,  Menstruum, 
Mixtur. 

Obsolet,  Ofßcin,  oilScinell,  opalesciren, 
ordiniren. 

Pastillen,  Percolation,  Percolator,  per- 
coliren,  Perforat,  perforiren,  Pnar- 
macie,  Pharmakopoe,  Präcipitat« 
präcipitiren ,  Präparat ,  präpariren, 
pulverisiren. 

Bancid,  Bancidität,  Becept,  Beceptar, 
receptiren,  Beceptur,  Beiteratur,  re- 
iteriren,  Bemanens,  repetiren,  JBepe- 
tition,  revidiren,  Eevisiort,  Bevisor, 
roUiren. 

Saponjflciren,  Saturation,  saturiren,  Sedi- 
ment, sedimentiren,  Series,  Signatur, 
Signiren,  Solution,  Sparadrap,  Spe- 
cialität,  Speeies,  spirituös,  Substanz^ 
Syrup. 


e4a 


Xijgfi^ißii,  Twk»  teriren,  Taxe,  Taxprin- 
oipieii,   Teetiren,   Tector,  Tenakel, 
Tincbr,  Tisiuie. 
üs|:uioG8,  UriB. 
Ve^etiübil,  yegetabilisch ,  Yebikel^  Tis- 

eid,  Yoluxnen. 
YoB  vorstehenden  Wörtern  lassen  sich 
folffei^de  ohne  Zwang  durch  die  dabei- 
stehenden deutschen  Ausdrücke  wieder- 
gaben, was  meistens  sogar  bereits  viel- 
fach geschieht.   Für  die  übrigen  wenigen 
sind  gute,  leicht  verständliche  und  tref- 
fende Verdeutschungen  nicht  zu  finden 
gewesen  oder  die  Beibehaltung  des  Fremd- 
wortes ist  aus  irgend  anderen  Gründen 
wünschenswerth : 
Agitakel  ^  Bührscheit,  Bührstab;  agi- 
tiren  «>  rühren;   ana  »  von  jedem 

{gleichviel;  Aquavit=  Schnaps;  Auxi- 
iargiftschrank  =  Hilfs-  oder  Hand- 
giftschrank. 

Bacille  «  Stäbchen. 

Cachet  =  Oblate;  candiren  =  über- 
zuckern; Capsule  =  Kapsel ;  Gerat  — 
Wachssalbe ;  Colatorium = Seihetuch ; 
Oölatur  =  Seihung,  Durchguss;  coli- 
ren»  seihen,  durchgiessen ;  compri- 
mirte  Tabletten  =»  gepresste  Täfel- 
cheh;  Compte-gouttes  «  Tropfen- 
zähler, Tropfglas ;  Concentration  = 
Sättigungsgrad,  Sättigung,  Eineng- 
ung; concentriren  =  sättigen,  ein- 
engen; condensiren  »  verdichten; 
Gondition= Stellung;  conditioniren» 
in  Stellung  sein,  —  sich  befinden; 
Oonsistenz  »  Dicke;  coptundiren  ^ 
zerstossen,  quetschen;  Gonvolut  = 
Schiebekfistchen ,  Umhüllung;  Gor- 
rigens  ^Yerdeckungsmittel,  Yerbes- 
serungsmittel. 

Deeantiren  *»  abgiessen;  Decoct,  De- 
eootion  ^  Abkochong ;  Deeoctorium 
«;»  Eochvorrichtun^ ;  decrepitiren  ^ 
verknistem;  deplaciren»  verdrängen; 
deponiren= absetzen;  desodorisiren» 
gerucblosmachen;  digeriren »  warm 
ausziehen ;  Dispensation  »  Abgabe ; 
dif pensiren  »  abgeben;  dividiren  <= 
abtneilen;  dosiren  »  abwägen »  ab- 
th^len ;  Dosis  •«  Qabe ;  dra^iren «« 
überzuckern, 

Edulcoriren  i*>»  auswaschen;  efferves- 
ciren  -•  aufbrausen;  effloresciren  «* 
ausblühen;    elastische  (Kapseln)  ^ 


federnde;  SoraisioB  «  Mileh;  Em- 
pjreuma  »  Brenzgemch;  empyreii- 
matisch  «  brenzUeb;  Eprouvette  » 
Probeglas,  Proberöhrellen ;  Eiäette 
»Aufschrift;  exirahiren  «=  apanehcp. 

Filtration  »Filterung;  filtriren»filtaii. 

Infundiren  »  aufgiessen;  Infusion  » 
Aufj^uss;  Ingredienzien  «  Bestand- 
theile. 

Lävigiren  »  schlämmen. 

Maceriren  »  kalt  ausziehen;  malaxiren 
=  kneten;  Manual  »  Handbueh: 
Maximaldosis  =  grösste  Gabe ;  Uedi- 
cament  »  Arzneistofi*;  Mensur  » 
Maass,  Mess^ei^s;  mensuriren  »- 
abmessen;  Mixtur  =  Mischung,  Ge- 
misch. 

Obsolet  ==  veraltet ;  opalesciren  =  schil- 
lern; ordiniren  —  verordnen. 

Pastillen  =  Plätzchen;  Percolation  =» 
Yerdrängung ;  percoliren  =  verdrän- 
gen; Perforat  =  Durchschlag;  per- 
foriren  =  durchschlagen ;  Präcipitat 
«=  Niederschlag;  präcipitiren  =  nie- 
derschlagen; präpariren  ~  fein  pul- 
vern; pulverisiren  =  pulvern. 

Bancid  =»  ranzig ;  Bancidität  <=  Banzig- 
keit;  Beiteratur  =  Wiederholung; 
reiteriren  »  wiederholen ;  Bemanens 
=  Bückstand;  repetiren  »  wieder- 
holen; Bepetition  =^  Wiederholung; 
rolliren  -»  rollen. 

Saponifi^ation  »  Yerseiiung;  Satura- 
tion »  Sättigung;  saturiren]  «  sät- 
tigen; Sediment  »  Bodensi^;  sedi- 
mentiren  »  absitzen;  Signatur  »  An- 
weisung; Signiren  »  anweisen;  So- 
lution B  Lösung,  Auflösung;  Spara- 
drap«  gestrichenes  Pflaster^  Speeies 
B  Theegemiseh;  spirituös  «=  wein- 
geistig, alkoholisch ;  Substanz»Stoff ; 
Syrup  «  Zuckersaft,  Saft. 

Tabletten  •»  Täfelchen;  Tara  »  Qeftss- 
gevncht;  Taxe  >»  Preisveraeiehniss ; 
tectiren  »  zubinden,  vidbindes;  Te- 
nakel  «=  Seihrahmen ;  Tisaite  «>  Thee- 
anfguss. 

Unguinös  «>  salbenartig  j  Urin  >»  Harn. 

Ye^etabil  •«  Pflanzentheil;  ?egeldi>i- 
luch  «  pflanslidi;  viscid  «■  acklei« 
mig;  Yolumen  «  Baum, 

Etwaige  AuslassimgeB ,  welche  aieber 
nur  vereinzelt  sein  können,  sind  wir  gon 
bereit,  berichtigend  naehzutragen  und  er- 


648 


BQcben  wir  die  geehrten  Leser  deshalb 
am  Mittheilong  (unter  BerOcksiehtieuog 
unserer  Eingangs  angebraditen  Auslass- 
nngen  bezQgiicn  des  Terhftltnisses  der 
Fremdwörter  znr  Pbarmacie).        Bed. 

Mittheilnngen  der  Pharmakopoe* 

ComnuBsioii. 

<V6ifL  Pbam.  OfDiraDi.  87,  115.) 

Folgeode  aetien  Anoei  mittel  werden  zuf 
Anfttabme  in  Phamacopoea  Germanica  ed. 
III  TergetehlageB : 

Antlfebrinnm.    Aeetanilid. 

Farblose,  glänzende  KrjstalibllUtcfaen  ohne 
Gerneh,  Ton  ichwach  brennendemGetohmacke, 
bei  122  bi«  123<>  scbmebBend,  bei  296  <*  tie- 
dend,  angaiSndet  ohne  Hückstand  Torbren- 
nend«  Sie  lösen  sich  in  194  Theilen  kalten 
und  18  Theilen  siedenden  Wassers,  in  3,5 
Theilen  Weingeist,  leicht  in  Aether  und 
Chloroform.  Die  wässerige  Lösung  reagirt 
nentral. 

Die  beissbereitete  wässerige  Lösnng  wird 
durch  Eisenchlorid  geröthet.  Mit  Kalilange 
erbitst,  entwickelt  Aeetanilid  aromatisch  rie- 
chende Dämpfe. 

0,1  g  Aeetanilid,  mit  1  ccm  Salzsäure  eine 
Minute  gekocht,  giebt  eine  klare  Lösung, 
welche  nach  Zusatz  von  3  ccm  Wasser  und 
1  Tropfen  verflüssigter  Carbolsäure  durch 
Cblorkalkl5sung(l  »^10)  zwiebebroth  getrübt 
und  nach  darauffolgender  Uebersättigung  mit 
Ammoniak  indlgblau  gefUrbt  wird. 

Die  kaltgesättigte  wässerige  Lösung,  mit 
Eisenchlorid  rersetzt,  darf  dessen  Färbung 
nicht  Terändem, 

Adeps  Lanae.    Wollfett 

Das  gereinigte,  mit  Wasser  irersetzte  Fett 
der  Schafwolle.  Eine  gelblichweisse  Masse 
▼Ott  dieker  Salbeneonsistens,  schwachem  eigen- 
thflmliehem  Qer«ehe,  gegen  40^  schmelzend, 
ualMich  In  Wasser,  aber  das  mehrfache  Ge* 
wicht  desselben  aufnehmend,  ohne  die  salben* 
artige  Beschaffenheit  zu  veriieren.  Mit  Ae- 
ther oder  Chloroform  giebt  ee  trübe  Lösungen 
▼OB  neutraler  Reaellon.  Auf  demWaseerbade 
erhitzt,  kinterlliet  es  ehie  hn  g^sohzftolsenen 
Zustande  klare,  erkaltet  honiggelbe,  zähe 
salbemurtige  Maese,  welche  Yon  Aether  und 
Chloroform  leicht  gelöst  wird,  in  Weingeist, 
selbst  ia  heiasem  absolutem,  jedoch  nur  theil- 


wei^  löslich  ist.  Die  Chloroformlösüng  dieses 
wasserfreien  Wollfettes  (1  =  50),  dbcr  Schwe- 
felsäure geschichtet,  bildet  allmäblich  eine 
tiefbraunrothe  Zwischenschicht. 

Angezündet  ▼erbrennt  das  Wollfett  mit 
leuchtender,  stark  russender  Flamme  und 
hinterlässt  beim  Glühen  eine  kaum  walir- 
nehmbare  Asche  (0,1  bis  0,3  Procent),  welche, 
mit  etwas  Wasser  befeuchtet,  rothesLaclcuius- 
papier  nicht  ▼erändert. 

Das  Wollfett  darf,  im  Wasserbade  erhitzt, 
nicht  mehr  als  30  Procent  seines  Gewichtes 
▼erlieren.  Mit  Natronlauge  erwärmt,  darf  es 
kein  Ammoniak  entwickeln.  2  g  Wollfett,  in 
10  ccm  Aether  gelöst,  dürfen  durch  einen 
Tropfen  Phenplphtaleinlösung  nicht  ▼erändert 
werden,  sollen  jedoch  auf  Zusatz  von  1  Trop- 
fen Nonnalkalilösung  sich  stark  roth  färben. 

Saeeharinam.    Saceharin. 

Weisses,  theilweise  mikrokrystallinisches 
PuWer  ohne  Geruch,  von  ungemein  süssem, 
auch  in  Lösungen  von  1  :  50000  wahrnehm- 
barem Geschmacke,  beim  Erhitzen  im  Glas- 
rohre unter  Braunf&rbung  und  Ausstossung 
bittermandelartig  riechender  Dämpfe  schmel- 
zend, angei^undet  bis  auf  einen  unmerklichen 
Rückstand  verbrennend.  Es  giebt  mit  400 
Theilen  kalten,  mit  28  Theilen  siedenden 
Wassers  eine  sauer  reagirende  Lösung;  auch 
ist  es  in  30  Theilen  Weingeist,  schwierig  in 
Aether  löslich.  Aetzalkalien  nehmen  es  leicht 
auf,  sich  damit  sättigend. 

Die  mit  Alkalien  neutralizirte,  nicht  aber 
die  rein  wässerige  Lösung  des  Sacebarins 
wird  durch  Eisenchlorid  bräunlichgelb  gefällt ; 
der  Niederschlag  zerlegt  sich  auf  Zusatz  ▼on 
Salzsäure,  unter  Abscheidnng  ▼on  Saccharin. 
Mit  der  mehrfachen  Menge  Natrium carbonat 
erhitzt,  ▼erkohlt  das  Saccharin  unter  Ver- 
breitung von  Benzoldämpfeo;  der  Glührück- 
stand, in  Wasser  gelöst  und  nach  dem  Filtri- 
ren  mit  Salpetersäure  fibersättigt,  scheidet 
auf  Zusatz  ▼on  Barjnmnitrat  isinen  weissen 
Niederschlag  ab. 

0,18"  g  Saccharin,  in  6  eem  Wasser '▼er- 
theilt,  müssen  sich  bei  Znsatz  ▼on'l  eem 
Normalkalilösung  tn  einer  neutralen  Flüssig- 
keit auflösen;  die  gewonnene  Flüssigkeit, 
naeli  Zusaitz  mehrerer  Cubikcentimeter  Nor* 
malkalllösttBg  zum  Sieden  erhitzt,  darf  sidi 
nicht  färben. 

Mit  Schwefelsäure  übergössen  darf  das 
Saceharin   sieb  nicht  schwärzen;   wird  die 


644 


Mischung  10  Minuten  in  siedendes  Wasser 
gestellt,  80  trete  zwar  eine  schwache  Braun- 
fKrbuug,  aber  keine  Schwärzung  ein. 

Wird  das  Saccharin  auf  einem  Filter  mit 
der  mehrfachen  Menge  Aether  Übergossen 
und  das  Filtrat  mit  seiner  zehnfachen  Menge 
Wasser  gemischt ,  so  darf  Eisenchlorid  darin 
weder  eine  Fällung,  noch  eine  violette  Färb- 
ung hervorrufen. 

Salolnni.    Salol. 

Weisses,  krystallinisches  Pulver  von  sehr 
schwachem,  aromatischem  Gerüche  und  Ge- 
schmacke,  bei  42  ^  schmelzend  und  angezün- 
det mit  russender  Flamme  ohne  Rückstand 
verbrennend.  Das  Salol  löst  sich  nicht  in 
kaltem,  kaum  in  heissem  Wasser,  in  10  Th ei- 
len Weingeist,  ^3  Theile  Aether,  auch  reich- 
lich in  Chloroform  und  leicht  in  verflüssigter 
Carbolsäure. 


Die  -weingeistige  Lösung  des  Sslols  wird 
durch  Eisenchlorid  violett  gefärbt.  Wird  das 
Salol  mit  der  mehrfachen  Menge  Natronlauge 
gekocht,  so  löst  es  sich  zu  einer  Flüssigkeit, 
die  nach  dem  Erkalten  mit  Salzsäure  ange- 
säuert, den  Geruch  des  Phenols  verbreitet  und 
eine  weisse  Ausscheidung  giebt,  die  nach 
dem  Abfiltriren  und  Auswaschen  mit  heissem 
Wasser  geschüttelt,  sich  darin  löst  and  bei 
Zusatz  von  Eisenchlorid  eine  bUn  -  violette 
Färbung  annimmt. 

Das  Salol  darf  befeuohietes  Lackmnspapier 
nicht  röthen.  Mit  der  50  fachen  Menge 
Wasser  geschüttelt,  gebe  es  ein  Filtrat,  wel- 
ches auf  Zusatz  von  1  Tropfen  Eisenchlorid 
nicht  violett  gefärbt  und  weder  durch  Silber- 
nitrat noch  durch  Baiyumnitrat  sofort  ver- 
ändert wird. 


Hiseellen. 


üeber   ein    dem    Strychnin    ähn- 
liches Leichen -AlkaloicL 

Anlässlich    eines   in  Verona  1880   statt- 
gehabten Giftmord -Processes  fand  Professor' 
Francesco  Ciotto  in  Padua  in  Leichentheilen 
ein  Alkaloid,  welches  er  nach  den  Reactionen  ^ 
als  Strychnin  ansprach. 

Professor  Selmt-Bolognti  sprach  die  Ueber- ' 
Zeugung  aus,  dass  es  nicht  ausgeschlossen  sei,  > 
dass  im  vorliegenden  Falle  eine  Verwechsel- 
ung mit  einem  Ptomain  vorliege. 

Auch  Dr.  C,  Amthor  (Her.  der  VI.  Ver- 
sammlung bayr.  analyt.  Chem.  1887)  fand 
bereits  zweimal  bei  Untersuchung  von  Leichen- 
theilen ,  die  etwa  acht  Tage  alt  waren ,  ein 
solches  Ptomain,  das  dem  Strychnin  ahnliche 
Reactionen  gab.  Das  Ptomain  war  im  Gegen- 
satz zum  Strychnin  nur  schwach  bitter.  Wei- 
tere Unterscheidungsmerkmale  sind  die,  dass 
die  Niederschläge  des  Ptomains  mit  Rhodan- 
kalium,  Ferridoyankaliuip,  chromsaurem  Kali 
und  Pikrinsäure  braun,  gelb  und  amorph, 
die  des  Strychnins  hellgelb ,  resp.  weiss  und 
kiystallinisch  sind. 

Während  die  geringste  Dose  Strychnin  bei 
einem  Frosch  Tetanus  erzeugt,  hatte  eine 
saboutane  Injeetion  einer  aiemlich  beiräoht- 
liehen  Menge  desPtomaVns  keine  nachtheilige 
Wirkung  auf  den  Frosch.  — os— 


Ueher    die    den    Oebranchswerth 
bedingenden     Bestandtheile    dcB 

Pfeffers. 

Man  führte  bisher  den  charakteristischen 
scharfen  Geschmack  auf  das  Vorhandensein 
scharf  schmeckender  harzartiger  Körper  zu- 
rück. R,  Kayser  stellte  bei  einer  (eingehen- 
den Untersuchung  fest,  dass  ein  derartiger 
Körper  nicht  im  Pfeffer  vorhanden  ist.  Auch 
ein  Glycerid  konnte  im  Pfeffer  nicht  auf- 
gefunden werden.  Alle  wirksamen  Bestand- 
theile  waren  in  dem  Aetherauszuge  vorhanden 
und  bestanden  in  dem  Piperin,  ätherischem 
Pfefferöl  und  Pfefferdicköl.  Am  Scblusse 
seiner  Arbeit  sagt  Kayser: 

1.  Das  Piperin  ist  der  alleinige  Träger  des 
scharfen  Pfeffergesohmackes ; 

2.  die  Lösung  des  Piperins  in  ätherischem 
Pfefferöl  oder  Dicköl  bildet,  auf  die  Zunge 
gebracht,  mit  der  Mandfenchtigkeit  eine 
Emulsion,  in  welcher  der  scharfe  Oeschmack 
des  Piperins,  seiner  ausseriMrdentlich  feinen 
Vertheilung  wegen,  zur  Geltung  kommt. 

Mit  der  hieraus  folgenden  Annahme,  dass 
das  Piperin  im  Pfe£f^korne  sich  in  Losung 
befinde,  steht  auch  die  mikroskopiaehe  Be- 
obachtung in  UebereinatimmQ.ng,  da  nur 
selten  Piperinkrystalle  im  Pfeffer  beobachtet 

werden.  — iw— 

VI.  Versa^nml.  hayr,  Vertreter  d.  angeic,  Chemie^ 

J8B7, 


645 


Eine  neue  Classe 
von  antiseptischen  Stoflfen. 

Auf  eiae  neue  Classe  von  antiseptiscben 
Stoffen  hat  jüngst  der  berühmte  englische 
Chemiker  WiUiain  Thompson  aufmerksam 
gemacht,  die  von  allen  bekannten  Nachtheilen 
der  bisher  gebräuchlichen  Antiseptica  (Car- 
hol,  Jodoform,  Sublimat)  frei  sein  sollen ;  es 
sind  die  durchaus  nicht  giftigen  und  dabei 
sehr  stark  antiseptisch  wirkenden  Fluorsili- 
cate,  besonders  das  Kieaelfluornatrium.  Das- 
selbe ist  geschmack-  und  geruchlos,  nur 
langsam  löslich  in  Wasser,  lässt  sich  aus 
Flussspath  oder  Kiyolith  in  beliebiger  Menge 
und  überaus  billig  herstellen.  Das  neue 
Mittel  ist  bereits  patentirt  und  hat  den  Namen 
„Salufer*'  erhalten. 

ZeÜBchr,  f.  Therap.  1887,  Nr.  22, 


Absorption  des  Ctuecksilbers. 

Nach  den  Versuchen  Ton  Ferrari  und 
Asmondo  wird  metallisches  Queck- 
silber Yon  der  Haut  nicht  ab sorbirt, 


wenigstens  wenn  die  Quecksilbersalbe  keine 
Quecksilbersalze   enthält.      Bei   der  Queck- 
silberschmiercur  verflüchtigt  sich  das  Queck- 
silber und  wird  eingeathmet.  s. 
Durch  Archives  de  Pharmacie  1887,  510, 


Heilung  der  Morphinsucht. 

Cramer  erkannte  durch  Zufall  in  derTinc- 
tura    Castorei    (Canadensis    spiri- 
tuosa)  Pharm.  He Iv.  (Castor.  1,  Spirit.  5) 
ein  Abgewöhnungsmittel  des  Morphins.     $. 
Durch  Med.  chir.  Rundschau  1887,  812. 


Euphorbia  -  Gummi  als  Ersatz 
für  Kautschuk. 

Frühere  Versuche,  welche  mit  diesem 
Material  angestellt  wurden,  hatten  keine 
guten  Resultate  ergeben ;  in  neuerer  Zeit  hat 
man  jedoch  die  Mischung  mit  vulkanisirtem 
Kautschuk  versucht  und  es  bewährte  sich 
eine  Zumischung  von  50  pCt.  des  Eupborbia- 
Gummi  sehr  gut. 


Offene  Correspondens. 


Apoih.  D«  m  P.  Die  Mittel,  welche  jetzt  zur 
Verdeckuog  des  Geruchs  des  denaturirten  Spiritus 
empfohlen  werden,  enthalten  wohl  sämmtlich 
Säuren,  mit  oder  ohne  Zusatz  von  parffimiren- 
den  Stoffen.  Die  Säuren  bilden  mit  den  PjridiD- 
basen  Salze  und  diese  letzteren  sind  weder  so 
stark  riechend  noch  so  flüchtig  als  freie  Py- 
ridinbasen.  Weinsäure  und  Schwefelsäure  wer- 
den für  die  gedachten  Zwecke  am  meisten  em- 
pfohlen. 

^potA. M.tnM.  Zu  Saccharin-Tabletten, 
bei  denen  selbstverständlich  irgend  welches 
Kohlehydrat  als  Vehikel  nicht  verwendet  werden 
darf,  giebt  B.  Fischer  (Pharm.  Zeit.)  folgende 
Vorschrift: 

Saccharini  3,0  g 
Natrii  carbon.  sicci  2,0  g 
Manniti  50,0  g 
fiant  pastilli  Nr.  100. 
Eine  Pastille   genügt   zum   Versüssen   einer 
Tafse  Kaffee,  Thee  oder  Cacao.   Die  Soda  wird 
zugesetzt,  um  die  L<Jslichkeit  des  Saccharins  zu 
befördern;  vergl.  S.  203  und  253. 

Apoth.  L.  in  W*  Die  Sulfolelnate,  gewonnen 
durcn  Einwirkung  von  Schwefelsäure  auf  Oele, 
werden  von  den  Herren,  welche  sich  bemühen, 
dieselben  in  die  Therapie  einzuführen,  bald  mit 
dem  Namen  Polysolve,  bald  mit  dem  Namen 
Soloin  bezeichnet.  In  dem  Artikel  Ph.C.  27,  410 
ist  allerdings  nur  der  erstere  Name  genannt. 

Apoih,  IL  in  M,  Zur  Bereitung  von  Pillen 
mit  Phosphor  wurde  Torgeschlagen,  denPhos- 


8 bor  in  einem  Reagensgläschen  in  einer  geringen 
[enge  Chloroform  unter  vorsichtigem  Erwärmen 
zu  iGsen,  die  Losuncr  einer  geschmolzenen  Masse 
ans  gleichen  Theilen  Cacaobutter  und  Wachs 
beizumischen  und  bis  zur  Verflüchtigung  des 
Chloroforms  zu  erwärmen.  Nach  dem  Erkalten 
fi^iebt  man  die  nOthige  Menge  Magnesiumcarbonat 
hinzu  und  formt  zu  Pillen,  die  man  noch  mit 
Gelatine  überziehen  kann. 

M.  in  8«  Die  Nachweisune  der  Salzsäure  im 
Magensaft  vermittels  Phloroglucin  und  Vanillin 
geschieht  auf  folgende  Weise: 

Einige  Tropfen  des  filtrirten  Magensaftes 
und  einige  Tropfen  einer  Losung  von  Phloro- 
glucin und  Vanillin  in  Alkohol  werden  in  einem 
Porzellanschälchen  vorsichtig  verdampft,  wobei 
auf  das  Entstehen  eines  rothen  Ueberzuges  zu 
achten  ist.  Auf  diese  Weise  werden  ausnahms- 
los noch  rothe  Kry ställchen  bei  Vio°/oo  üreier 
Salzsäure  erhalten.  Bei  '/so  ^/oo  (also  Verdünnung 
==  1:20,000)  werden  nur  noch  feine  rothe  Striche 
erhalten,  unterhalb  dieser  Concentration  tritt 
keine  Reaction  mehr  auf;  es  werden  dann  gelbe 
Krystalle  wie  bei  Abwesenheit  von  Mineralsäure 
ausgeschieden.  Ein  nachträgliches  Auftreten 
braunrother  Zersetzungsproducte  kann  Täusch- 
ung veranlassen ;  die  Farbe  der  charakteristischen 
Krystalle  ist  hoohroth.  Bei  Gegenw^  von  viel 
organischer  Substanz,  besonders  Peptonen,  än- 
dert sich  das  Verhalten  etwas,  indem  einzelne 
Krvstalle  nicht  mehr  zu  sehen  sind,  sondern  die 
Scnale  gleichmässig  mit  einer  rothen  Paste, 
in  welcher  AlbuminkOrper  und  die  Krystallchen 


e4ß 


TQrtbeilt  siod,  ttberzogen  ist;  dio  Farbenkrftftig- 
leit  leidet  hingegen  nicht. 

Verdünnte  organische  Säuren  geben  gar  keine 
Beaction ;  concentrirte  organische  Sftnren  üben 
keinen  Einfluss  -auf  dio  Färbung  ans.  Anch 
Chloride  mit  concentrirten  organischen  Säuren 
geben  keine  Bothfärbnng. 

Bei  einiger  Uebung  soll  diese  Probe  bei  Ver- 
wendung von  Terdünnter  Salzsäure  bekannter 
Stärke  auch  colorimetrisch  Terwerthbar  sein. 

Äpoth.  Lm  in  W.  (BusdoMd).  Die  Menge 
Ton  Wasserdampf,  welche  die  Luft  zu  einer 
bestimmten  Zeit  besitzt,  nennt  man  ihre  ab- 
solute Feuchtigkeit;  man  bezeichnet 
und  misst  dieselbe  durch  den  Druck,  den 
der  Wasserdruck  ausübt  und  zwar  ausgedrückt 
durch  die  Hohe  der  Quecksilbersäule;  oder  man 
drückt  die  absolute  Feuchtigkeit  durch  das  Ge- 
wicht des  Wassers  in  einem  kg  Luft  aus. 

Ausserdem  kann  man  noch  die  Feuchtigkeit 
der  Luft  durch-  das  Verhältniss  angeben ,  wel- 
ches zwischen  der  thatsächlich  in  der  Luft  yor- 
haodenen  Feuchtigkeit  und  derjenigen  Feuchtig- 
keitsmenge besteht»  welche  die  Luft  überhaupt 
bis  zu  ihrer  Sättigung  aufnehmen  kann;  dieses 
Verhältniss  l)ezeichnet  man  mit  relative 
Feuchtigkeit.  Nachstehende  Tabelle  ent- 
hält das  Verhältniss  von  Temperatur  und  abso- 
luter Feuchtigkeit  (letztere  nach  Spannkraft  des 
Wassers  und  Gewicht  des  Wasserdampfes)  für 
Temperaturen  von  —  10»  C.  bis  -f  35«  C. 


Temperatur 
C. 


10 
9 
8 
7 
6 


Grösste 
Spannkraft  des 
Wasserdampfes 

Millimeter 


2,1 
2,3 
2,5 
2.7 
2,9 


Gewicht 
des  Dampfes  in 
1  Cubikmet  Luft 

Gramm 


2,3 
2,5 
2,7 
2,9 
3.2 


5 

8,1 

3,4 

4 

3,4 

3,7 

3 

3,7 

4,0 

2 

4,0 

4,8 

1 

4,3 

4.6 

0 


4,« 


4,9 


Temperatur 
C. 


+  1 

3 
4 
5 


Grosste 
Spannkraft  des 
Wasserdampfes 

Millimeter 


5,0 

5,7 

6,1 
6.5 


Gewicht 

des  Dampfes  in 

1  Cubikmet  Luft 

Gramm 


5,3 

5,6 

e,o 

6.4 
6,8 


+  ö 

7,0 

7^ 

7 

7,6 

7,8 

8 

8,0 

8^ 

9 

8,6 

8,9 

10 

9,2 

9,4 

11 

9,8 

10.1 

12 

10,5 

10.7 

13 

11,2 

11,4 

14 

11,9 

124 

15 

12,7 

12,9 

16 

13,5 

ia,6 

17 

14,4 

14,5 

18 

15,4 

15,4 

19 

16,3 

16,3 

20 

17,4 

17,3 

n 

18,5 

18,4 

22 

19,7 

19,4 

23 

20,9 

20,6 

24 

22,2 

21,8 

25 

23,6 

23.1 

26 

25,0 

24,4 

27 

26,5 

25,8 

28 

28,1 

27,2 

29 

29,8 

28,8 

SO 

81,6 

30,4 

31 
32 
88 
34 
35 


33,4 
35,4 
87,7 
39.5 
41,6 


32,1 
38,8 
35,7 
37,9 
39,3 


Aus  dieser  Tabelle  kann  man  durch  Reolisuilg 
leicht  die  relative  Feuchtigkeit  finden;  bmt  z.S. 
Luft  Ton  26»  C.  nur  20  mm  Spannkraft,  so  ist, 
da  sie  bei  ihrer  S&ttigune  Wasserdampf  von 
25  mm  Spannkraft  besitzen  Könnte,  Ihre  Telatire 
Feuchtigkeit  nur  «»/«  =  0,8  =  80  pCt 


Hie  JErnef§erun§  des  Abonnement* 

bringen  wir  in  geneigte  Erinnerung  und  litten  dringend,  die  BestelUmgen  vor 
Ablauf  des  Monats  beunrken  gu  wollen,  damit  in  der  Zusendung  keine  Unter- 
brechung eintritt. 

Fehlende  Nummern  woUe  man  sofort  reclamiren  und  ewar  bm  detjemgen 
PostanstaU  oder  Buchhandlung,  welche  die  regelmässige  Besteüung  besorgt.  Bei 
unserer  Ea^edäion  kostet  jede  eineeine  Nummer  35  Pf . 

Vom  laufenden  Jahrgang  sowohl,  wie  von  den  Jahrgängen  1881  bis  1886 
sind  noch  sämmüiehe  Nummern  eu  haben. 

Die  Zfisätze  und  Verbesserungen  für  das  Neue  phartnaeeu^ 
tische  Manual  werden  im  neuen  Jahrgang  in  rascher  Beihenfolffe  ersdteinm 
und  jedenfalls  im  ersten  Halbjahr  au  Ende  gefuhrt  werden. 

Verleger  und  ▼«rmntworüioher  RedAOtaiir  Dr.  E.  Gelssler  ia  Dretdea. 


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fftudlnt  e.  ».  1886,  Sri»)(0  1881,  6t(liln  1837,  fl*(ttM  BRtbitiat  «Bnlitfttfl  i.  9r.  1887,  9lid' 
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,  Bnitie.  Mwl«  alle  «brigan  Mr  beite  ^oaUttt  anerkannt«  TartMfcMIl  Wt 


ICHTHYOL 

Wir  brinpen  liierdnrch  zur  KenntnisB  der  Benm  Hediänei  nud 
Apotheker,  dass  wir  folgende  Präparate  unter  ärrllicher  CoDtrolle 
anfertigen : 
T^V|-|'V|-w-A|^AMuaeniim  (mlgo  „ICHTHYOL») 

Hallnm 
»  Z  lue  am 

lilUiiam 
lO  o/o  Alkohol  -  Aether  ■  Icbthrol  -  lifiaan^ 
SO  o/o        do.  do.  do.  do. 

IClltliyOl^Satrlum-PUlea,  abersncker«    .    .    ä  0,10  ffr. 

■■^^^■^■'■■J^''"     »»trlum-Kapieln «,«5  gr. 

„  IiUfalam-Iiapieln 9,>tt  gw. 

lOHTHTOL-Pflaster 

200/0  und  50»/o  ICHTHTOL-Watte 

10  »/o  ICHTHYOL -Seife 

nnd  sind  diese  Prfiparate  durch  die  bekanntea  grosseren  Drognen  -  Handlungen  zd  Otigioal- 
Preben  und  in  Original -Eafknngen  zu  beziehen. 

Ichthyol  ■  Gesellschaft 

Cordes,  Hermanni  &  Co.  in  Hamburg. 


Phenacetin. 
Para- Acetphenetidin. 

Nach  den  ansBerordentlich  gflnstiyen  Eesul taten,  welche  die  Herren  Professoren  Käst,  von 
Bamberger  und  Ändere  mit  diesem,  aneschlieaalich  von  tins  hergestellten  Denen  AnlfpjreUkim 
bnieltcn,  haben  wir  ans  der  Herstellmig  desselben  im  Grossen  nnterzogen  und  bringen  dasselbe 
durch  die  Beiren  Gehe  &  Co.  in  Dresden,  welche  deren  Alleinverkauf  fflr  die  mittelcuropä' 
iscBeii  Linder  abernommen  haben,  in  den  Handel. 

Farbenfabriken  vorm.  Ffiedr,  Bayer  d;  Co.  in  Elberfeld. 


C^Ä.  Jimgclaiissen's  Eindernahning 

aus  Weizenkleie  bereitet. 

Keich  an  .Blat  und  Kuoclien  bildenden  Sabatauen.  £in  geringer  Zosatz  von  otneer 
vollBtSndig.lflalicher  Nahrung  zu  verdflnnter  Kuhmilch  verleiht  letiterer  den  Mlhrwerth  3er 
Hnttermilch  und  macht  dieseibe  eelbst  fSr  sehr  schwache  Kinder  verdanlich.  Seit  Jahren  mit 
eclatatitem  Erfolg  hei  chronischem  Magen-  und  Darmkatarrh,  Brechdurchfall,  wie  allen  Störungen 
im  Vetdaiiwesa|9ara(  iec  Kloder'ia  Anwendnbg, ' 

'  Zwei  Ehrädlplftme.    2ahlrei<A«  Atteste  and  AnerVenwnBgBSChrelbeo, 

Öenerftl'Sepöt  haben  für  Provinz  Bannover,  üroBshenoKtb.  Oldenburg,  FtlTstetitii.  Lipfe: 
Keaierdt  &  Smidt,  HannoTer;  für  Altena:  Alberg  &  Hlernftc,  Alton»;  fflr  Kiel:  Apotfaebei 


Apotheker  C,  A.  JunsrdausBen,  Hambni^. 


Cotillon 


Max  Kormes,  Hainichen  i/s. 

^  Woll-  nnd  BanmwoU-Welierei  » 

'  Spec  VeriiaiHlstoffe  u.-Blndei  ' 

U.A.  Moll- D. Ca» l»rle- Binden  mit  ^webterEant 

MuBtor"  und  Preislisten  grklis  und  frtnoo.  ^^ 

und  CArneT^-QegeiiBtaiide,  komiache  Ufltien,  Orden,  Cotillon toaren, 

Ättrapen,    EraHboDboDS,    HaskcQ,   PerrQcken,    Stoff-    und    P&jiier- 

l^'ostUme,  PapicrUt einen.  Bi^o^hones,  Spie!(^,  ChriEttianmscbinacb  etc., 

Bowiekflnsillclie  Fflanien 

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Berlin  ST.  FennstratMe  11 /IS. 

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Bestandtheile  (kat  Analyse  des  Uom  Prof.  Dr.  H.  Becbirts  in  Brannsckweig)  „neben  ge^ 
ringen  Mengen  (0,007%)  Kocbsali  1,83%  CaldamphoBphat  nnd  0,97  %  Eitenpboaphat  in  ftiui- 
Heiwt  feiner  Vertheihing  imd  sekr  lelebt  löslicher  Form."  Eid  von  ftrstüeken  Antoritäten 
anerkannt  wirksames,  leicht  verdaaliches  Eisenprftparat  fflr  Kinder  nnd  Erwachsene.  Dargestellt 
nach  eigener  Methode  in  dem  Chem.  -  Pharm.  Laboratorinm  ton  Koall  Peltaer  K  €)o*9 
Henel  bei  Bonn  a.  Bh,  —  Zn  haben  in  den  Apotheken.  Preis  pro  Originalflasche  Jf  1,20. 
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Apothekern:  B.  Hrienaits,  Hambvg^  O.  MieleBtat  Lttbtek,  nnd  WL.  i«itx»  Lefl^ig. 


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anhydrleam  empfehlen  Benno  Jaff6  &  Darmstftdter, 


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Jrip«  HafemeM  M  das  MeIrkMNit  beste  ITatettfanittel  für  Kliiier.    Seit 
ahren  glftntend  bewftbrt,  findet .os  ftntlioberseits  immer  mehr  Anerkennung.    Wohl- 
sebawdieBd,  sehr  nabvbalt  aad  oabei  4m  billigste  aUer  iMdemeMeris^  &aea 

präparirte  Hafermehl 

ans^erdem  ein  Tonügliches  KahrnngBinitAel  fDr  Knmke,  Oeneeende,  Weebnerfmieii, 
alte  nnd  schwache  Personen,  sowie  eine  beliebte  Speise  fQr  den  FamBientiSch.  Ver- 
packung in  Vt-Kilo-Packeten,  Detailpreis  50.Ft«  ancn  in  kleinen  Packeten.  Wieder- 
yerkftufem  Babatt.  Ferner  empfehlen  Welbesahns  Hafer -Oaiket,  Weiben^ns 
Baikrgrata%  l«in>  rnKtelipii  tad  g»»b,  lose  nnd  in  Packeten. 

Gebr.  Weibezahn,  FiSQkbsek,  Kreis  Rintein. 


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